Zur Flußgeschichte Und Morphologie Des Rednitzgebiets
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Sitzungsberichte der Physikalisch- Medizinischen Sozietät zu Erlangen Jahr/Year: 1931-1932 Band/Volume: 63-64 Autor(en)/Author(s): Rückert Leonhard Artikel/Article: Zur Flußgeschichte und Morphologie des Rednitzgebiets. 371-454 Zur Flußgeschichte und Morphologie des Rednitzgebiets. Von Leonhard Rückert. Inhaltsübersicht. Seite V o r w o r t ............................................. 371 E i n l e i t u n g .........................................................................................................373 I. Die Probleme im Lichte der Forschungsgeschichte .... 374 II. Gebietsgrenzen und Arbeitsgrundlagen.............................................378 i n . Die Flußterrassen des Rednitzgebiets ............................................ 379 1. Die Grobschotterterrassen der R e d n itz ...................................380 a) A n a ly s e ............................................................................... 380 b) Synthese................................................................................389 2. Die Sandterrassen der Rednitz ..................................................404 3. Die Terrassen der Nebenflüsse..................................................406 4. Ü berschau.................................................................................... 410 IV. Probleme im Talbild der G e g e n w a rt.............................................413 1. Mündungskniee an N ebenflüssen .................... 413 2. Talengen . ......................................................................416 3. Das Schachtelrelief . 421 4. Flußgefälle . ...........................................................................423 5. Einseitige Flußgebiete.................................................................426 V. Fluß und L andoberfläche.................................................................430 VI. Anhang: Fluß und Mensch.............................................................. 445 VII. Ergebnisse. ............. ..........................................................................448 Schriften nach w e i s ...........................................................................450 Vorwort. Im Gebiete der oberen Rednitz, einem Teilstück des frän kischen Rheinsystems, Problemen der Flußgeschichte und ihren Zusammenhängen mit der heutigen Formwelt nachzugehen, ist das Ziel dieser Arbeit. Gerade hier hat sich der vielgenannte Kampf um die Donau-Rhein-Wasserscheide in so einzigartiger Form und Größe abgespielt, daß seit Jahrzehnten immer wieder 24* neuer Reiz für die Forschung davon ausgeht. Doch nur schritt weise gelingt es das Dunkel zu lichten, das über den Vorgängen liegt. Auch die vorliegende Arbeit bedeutet keinen endgültigen Schritt, vielleicht aber doch, so hoffe ich, einen Schritt nach vorwärts. — Es ist mir-ein Bedürfnis auch an dieser Stelle für die Unterstützung zu danken, die ich in reichem Maße erfahren durfte. Besonderen Dank schulde ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Universitätsprofessor Dr. Robert Grad- mann- Erlangen, der die Anregung zu dieser Arbeit gab und immer Zeit und Interesse für ihr Wachsen fand. Dankbar gedenke ich ferner der Anteilnahme, die Herr Professor Dr. Georg Wagner- Stuttgart/Tübingen meinem Schaffen schenkte. Bei ihm lernte ich vor Jahren auf unvergeßlich schöner Wanderschaft durch unser Franken die Morphologie lieben und bekam wertvolle Fingerzeige für das spätere selb ständige Forschen. Herrn Dr. Paul Dorn, Privatdozent am Geologischen Institut der Universität Erlangen, bin ich zu Dank verbunden für mehrere Fossilien- und Gesteinsbestim mungen und für die gütige Überlassung eines Ausschnitts aus seiner neuen aufschlußreichen Schichtlagerungskarte des ost fränkisch-oberpfälzischen Deckgebirges; auch sonst durfte ich mich in geologischen Fragen seiner steten Hilfsbereitschaft mehrfach erfreuen. Den Herren Dr. F. B er ckheiner -Stutt gart, F. B e r t s c h - Ravensburg, Dr. E. N eu weil er-Zürich, stud. rer. nat. R a u s ch er - Erlangen, Dr. L. Reuter-Mün chen, Dr. A. Roll- Tübingen, Dr. L. W e g e 1 e - Augsburg und Dr. W. W e n z - Frankfurt a. M. danke ich für ihre Unter stützung in Sonderfragen. Im Gelände leisteten mir des öfteren Herr M.Beckenbaue r-Spalt, sowie meine Freunde F. G r a f - Ettenstatt und W. M e n h o r n - Kleinhaslach erwünschte Hilfe. Die schlechte Zeitlage verlangte für den Druck Knappheit in Wort und Bild, Beschränkung auf das Wesentliche. Wenn trotzdem das notwendigste Anschauungsmaterial beigegeben werden konnte, so verdanke ich das den Herren Universitäts professor Dr. A. Haßeiwander und Universitätsprofessor Dr. 0. Schulz, deren Entgegenkommen die Aufnahme der Arbeit in die Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät Erlangen ermöglichte. Einleitung. Der regelmäßige SW/NO-Verlauf der Donau-Rhein-Wasser scheide auf der Schwabenalb wird in Franken jäh unterbrochen. Als spitzwinkliges Dreieck schieben sich die Flußgebiete von Wörnitz und Altmühl nordwärts, und wie zum Ausgleich stößt zwischen ihnen einerseits und der Nab andererseits mit der Red nitz das Rheinsystem keilartig nach S vor, gleichsam eine Bresche schlagend in die Donaufront (Fig. 1). R. Gradmann (16, Bd. 1, S. 29) spricht geradezu von einer Verzahnung der W asser scheide. Damit sind aber im Rednitzgebiet die aus dem üblichen Rahmen fallenden Züge des Kartcnbildes noch nicht erschöpft. Die im Vergleich zum Hauptfluß widersinnige Richtung m eh rerer Nebenflüsse (im S besonders Felchbach, Brambach und Fränkische Rezat) und der merkwürdige Flußknoten von Bam b e r g (mit Main, Rednitz, Baimach, Leitenbach und Itz), dessen südorientierte Anlage bei der heutigen Entwässerung unver ständlich bleibt, waren zu auffallend, um übersehen werden zu können. Das gleiche gilt von der Talhäufung um Treucht l i n g e n , sowie von der Talw asserscheide , die S Weißenburg als breite Pforte von der Schwäbischen Rezat zur Altmühl führt. Dazu vermehrten alte, ortsfrem de Flußablagerungen durch manche Dissonanzen die Probleme. Es müssen im Rednitzgebiet Kräfte am Werk gewesen sein, die hier mehr als anderswo umstürzlerisch vorgingen. Daß es aber nicht geringe Schwierigkeiten bereitet diese W irr nis wieder auf den Status quo zu bringen, dafür bietet schon die Geschichte der Forschung genugsam Beweise. I. Die Probleme im Lichte der Forschungsgcschiclitc. Den Ausgangspunkt bildeten Talbild und Schotter von Weißenburg und Treuchtlingen. Die flache Wasserscheide und der Keupercharakter der Weißenburger Flußablagerungen ließen es T h ü r a c h (68 ) als zweifellos erscheinen, „daß die Alt mühl, bei Treuchtlingen aus ihrer SO-Richtung scharf gegen N umbiegend, einst ihren Lauf in das Tal der heutigen Schwä bischen Rezat und weiterhin zum Maine nahm“. Dem schloß sich auch G ü m b e 1 (17, S. 253 f.) an. Eine Zeitlang glaubte dieser und ihm folgend A. Penck (44, S. 168, vgl. jedoch 46, Bd. I, S. 49) sogar an die Möglichkeit eines zeitweisen Abfließens der Donau zum Main durch das untere Altmühl- und das Rednitztal, eine interessante Parallele zu Göhringers unhaltbarer Donau-Neckar-Verbindung. Aber schon Thür ach, der diese Ansicht durch das Vorkommen angeblich alpiner Radiolarite bei Treuchtlingen zu stützen versuchte, fühlte die schwache Beweiskraft dieser Hypothese. Hätte die Donau je mals ihren Weg zum Main genommen, so wäre es ihr infolge der tieferen Lage des Rheinsystems niemehr gelungen sich selbständig zu machen, sie wäre eben rheinisch geblieben. Aus eben diesem Grunde faßten die G ü m b e 1 - T h ü r a c h ■ sehen Gedanken auch nie recht Fuß, sie besitzen heute nur noch antiquarische Bedeutung. Für die Geschichte der For schung sind sie nichtsdestoweniger äußerst lehrreich. Denn über ein Jahrzehnt früher (1885) hatte sich M.Neu- mayr (43) in erheblich abweichendem Sinne über die Ge schichte der Rednitz geäußert. Ausgehend von der Annahme einer ehemaligen, einheitlichen, konsequenten Südentwässerung Frankens zur Tertiärmulde von Oberschwaben (ähnlich wie heute noch im Pariser Becken), sah er auch im Obermain das Lauf stück eines Flusses, der bei Bamberg südwärts zur Alt mühl geflossen sei. So kühn dieser Gedanke einer F l u ß u m k e h r war, so folgerichtig war er auch; daß er aber keineswegs in der Luft lag, beweisen die oben erwähnten gegenteiligen An sichten. Dazu lagen der Idee Neumayrs nur theoretische Erwägungen zugrunde, ausdrücklich betont er, daß ihm Lokal kenntnis mangele, während sich die andere Seite auf eingehende Beobachtungen stützen konnte. Trotzdem war Neumayrs Hypothese doch viel großzügiger gesehen, und sie sollte ihre Fruchtbarkeit auch noch glänzend bewähren. Es vergingen jedoch drei Jahrzehnte1), ehe seine Idee von H. Reck (49) und dann von N. Krebs und 0. Leh- m a n n (27) in etwas veränderter Form wieder aufgegriffen wurde. Mit Recht suchten sie, wie einst Thür ach, in der Weißenburger Gegend den Schlüssel für die Probleme. Sie schrieben aber die dortigen Keupersande (ihre untere Serie) nicht der Altmühl sondern einem von N kommenden Flusse zu, dessen Einzugsgebiet über Georgensgmünd hinausreichte. Dabei ließ sich die Annahme junger Tektonik (Senkung des Albvorlandes, Hebung der Alb) nicht umgehen, da auch das Gefälle der alten Terrassen nach N weist. Aus der Lagerung der Oberen Serie (= Grobschotter zwi schen Grönhart und Georgensgmünd) auf obermiozänem Süß wasserkalk ergab sich deren postobermiozänes Alter. Die Frän kische Rezat, so nahmen Krebs