Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen (1970-2020)

Eine Ch(o)ronologie in 6 Teilen

Libretto mit (End-)Noten

Wohlen bei 2020

Fünf Jahrzehnte Singkreis 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie

Vorwort des Kirchgemeindepräsidenten

Die Kirche in Wohlen ist dank ihrer hervorragenden Lage über dem Wohlensee ein weithin sichtbares Wahrzeichen unserer Gemeinde. Nach Renovationsarbeiten erstrahlte sie 1970 wieder in ihrem ursprünglichen Zustand, d.h. so wie sie in den 1670-er Jahren ausgesehen hatte.

1970 wurde auch der Singkreis Wohlen gegründet. Schon bald erfreute unser Kirchenchor, mit seinen Konzerten und seinen Teilnahmen an Gottesdiensten in der renovierten Kirche, ein breites Publikum. Ein Höhepunkt unter vielen war beispielsweise 1995 die Uraufführung von Meister Eckhart mit der Musik von DANIEL GLAUS und der Textbearbeitung des damaligen Pfarrers, JÜRG WELTER. Unvergessen ist auch der Fernsehgottesdienst am Karfreitag 2015. «Ich will den Kreuzstab gerne tragen», eine der berühmtesten und innigsten Kantaten BACHS stand im Zentrum dieses Gottesdienstes. Gegenstand war ein intensiver von Musik begleiteter Dialog zwischen unserem damaligen Pfarrer DANIEL HUBACHER, einem Sänger, einem kleinen Orchester, den Gottesdienstbesuchern und dem Singkreis. Eine innige und ergreifende Stunde zum Thema Leid und Tod, an welcher, dank der Ausstrahlung des Schweizer Fernsehens, viele weitere Menschen teilhaben konnten. Neben diesen beiden Höhepunkten gab es viele weitere tolle Konzerte des Singkreises und Gottesdienste unter Beteiligung des Singkreises. Sie alle zeigen, wie stark der Singkreis Wohlen das Kulturleben in unserer Gemeinde in den letzten 50 Jahren mitgeprägt hat. Dafür gebührt dem Singkreis ein ganz grosses „Dankeschön“.

Nach 50 Jahren wird die Kirche Wohlen schrittweise erneuert, um noch stärker als Ort des Feierns, der Stille und der Besinnung wahrgenommen zu werden, aber auch, um noch besser als Raum für verschiedene Gottesdienste und Konzerte zu dienen.

In den letzten Jahren wurde auch das Kipferhaus in Hinterkappelen, in welchen die wöchentlichen Proben des Singreises stattfinden, schrittweise saniert, mit dem Ziel, auch in Zukunft den Anforderungen an ein Gemeinschafts- und Kulturzentrum zu genügen. Dieses ehemalige Bauernhaus hatte die Kirchgemeinde in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts erworben, saniert und daraus ein Gemeinschaftszentrum gemacht. Heute wird es von der Bevölkerung rege genutzt und auch von der Einwohnergemeinde finanziell mitgetragen.

Mit den soeben beschriebenen Massnahmen will die Kirchgemeinde in einer zunehmend hektischeren, individualisierteren und anonymeren Gesellschaft den Menschen einerseits die Möglichkeit der Regeneration und der Stille erhalten, anderseits aber auch Möglichkeiten zum gemeinsamen Gestalten bieten.

Der Singkreis wird dabei auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, den Musizier- und Hörgenuss zu stärken. In dem Sinn möchte ich den Mitgliedern des Singkreises, angefangen von Sängerinnen und Sängern über den Dirigenten bis zu den Mitgliedern des Vorstandes und den vielen Freiwilligen, nicht nur für ihre tolle Arbeit ganz herzlich danken und gratulieren, sondern sie auch ermuntern, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzufahren und die nächsten 50 Jahre mit Mut und Zuversicht in Angriff zu nehmen!

CHRISTIAN CAPPIS Präsident der Kirchgemeinde Wohlen

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie

Inhaltsverzeichnis

Teil Nr. Bst. Titel Seite Vorwort des Kirchgemeindepräsidenten 3 1 Ouvertüre/Sinfonia 7 I PERSONAGGI ED INTERPRETI 9 A Pfarrer*innen 9 B Singkreispräsidierende 9 C Dirigent*innen 9 D Solist*innen, die der Singkreis begleiten durfte 10 E Orchester, die den Singkreis begleiteten 10 F Soloinstrumentalist*innen, die den Singkreis begleiteten 11 G Partnerchöre 12 H Chormitglieder (Sopran, Alt, Tenor, Bass, Projektsänger*innen) 12 2 Eingangschor: Danklied an die Schwerarbeiter*innen – das Rückgrat des 14 Erfolgs A Eine Kirchgemeinde, die hinter dem Singkreis steht 14 B Pfarrer*innen und Kirchgemeinderats-Präsident*innen 1970-2020, 15 zusammengestellt aus den Archiven von THERES PEYER 3 Rezitativ und Arioso des Erzählers: Im Anfang war … Musik! 5 Jahrzehnte, 5 16 Präsident*innen, 4 Dirigenten A Erste Mitglieder des Singkreises 16 B Organisationsform 17 C Kontinuität und Riesenmengen stiller Arbeit als Markenzeichen 17 D Singkreisverantwortliche über 50 Jahre: 1970-2020, zusammengestellt aus den 18 Archiven von THERES PEYER E Die Präsidentin und die vier Präsidenten 19 F Die Vorstandsmitglieder des Singkreises. Singkreisverantwortliche 1970-2020, 20 aus den Archiven zusammengestellt von THERES PEYER G Fuga coronans: Jubiläum mit digitalen Proben 22 4 Scena e Quintetto dei Presidenti 23 A Alt-Solo: URSULA ZÜRCHERS Präsidialjahre 1975-1985 – Aufbau von Strukturen 23 und Verfahren B Solo Bass I: JÜRG GERMANNS Präsidialjahre – Jubiläen, Reisen, neue Partituren 24 C Solo Bass II: OTTO WENGERS Präsidialjahre – eingerahmt von Dirigentenwahlen 26 D Solo Bass III: HANS-BALZ PETERS Präsidialjahre – Wie nur wird man Singkreis- 27 Präsident und: warum? E Tenor-Solo: HANSPETER BURRIS Präsidialjahre – Die Zeit von 2011 bis heute 32 5 Quartetto perfetto: I Maestri 35 A Die vier Dirigenten 35 B URS MARTIN ZAHND – Aufbau des Singkreises mit gepflegter Barockmusik 36 C CHRISTOPH WYSSER – von der Renaissance bis zur Uraufführung 37 zeitgenössischer Tonschöpfungen D PATRICK RYF – vom Reformationsgesang bis ins 21. Jahrhundert 39 E DIETER WAGNER – Öffnung auch hin zur Folklore … und hinaus in die weite Welt! 41 II LE OPERE D’ARTE 43 Innere Gründe des Erfolgs: Ereignisse sowie Komponisten, deren Werke der 43 Singkreis aufführte (Tabelle 6) 6 Rezitativ des Erzählers: Komponistenfavoriten des Singkreises in den ersten 50 60 Jahren A Die Spitzenreiter unter den Tonsetzern, ihre Epoche und ihre Konfession 61 B Ein analytisches Fazit 62 III LUCAT. EAMUS QUO DUCIT MUSA! GLANZLICHTER AUS FÜNF 65 JAHRZEHNTEN SINGKREIS A Zehn Chorkonzertreisen ins Ausland 65 B Sechs Uraufführungen von Werken dreier verschiedener Komponisten 66 C CD mit Weltersteinspielung von ROBERT SCHUMANNS Neujahrslied op. posth. 144 67 D Auftritte des Singkreises in Fernsehen, Radio und Internet 68

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Teil Nr. Bst. Titel Seite E Der Singkreis Wohlen als Widmungsträger einer Komposition von DANIEL GLAUS 70 F 2004 Auszeichnung des Singkreises durch die Wohlener 70 Departementskommission für Bildung und Kultur G Einige Konzertplakate aus dem 21. Jahrhundert 71 7 Stretta: Der Singkreis an musikgeschichtsschwangerem Ort 74 IV CI FAVELLA DEL TEMPO CHE FU: LOCALITA 75 A Komponisten, deren Werke der Singkreis aufgeführt hat 75 B Überblick: Der Singkreis führte Werke sechs weltberühmter Komponisten auf, die 76 in Bern weilten 8 Ballade: BRAHMS spielt in Bern auf BEETHOVENS Flügel BACH – von 77 Vetternwirtschaft und ennüyanter Theeabfütterung. Berner Bezüge der Komponisten aufgeführter Werke A Zu WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756-1791, in Bern vom 19. bis 27. September 77 1766) a Zusammenhänge 77 b MOZART auf der Reise durch die Eidgenossenschaft (20. August bis 15. Oktober 79 1766) c MOZART in Bern (19. bis 27. September 1766) 79 i Informationslücken 79 ii Gründe für MOZARTS Aufenthalt in Bern 80 iii Konzertprogramm? 80 iv Logis- und Konzertort? 81 v Schlussfolgerung 82 B Zu FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809-1847, in Bern vom 31. August bis 4. 83 September 1822) C Zu ROBERT SCHUMANN (1810-1856, in Bern am 31. August 1829 und am 1./2. 85 August 1851) D Wo eigenhändig auf LUDWIG VAN BEETHOVENS eigenem Flügel 88 Fugen JOHANN SEBASTIAN BACHS spielt, ist man in … Bern! (1833-1897, in Bern im Mai/Juni 1866, Juli/August 1874, und in den Sommern 1886-1888, speziell am 20. Juni 1886 und am 29. September 1886) E CAMILLE SAINT-SAËNS (1835-1921, in Bern vom 3. bis 11. April 1878, am 29. März 90 1879 und Mitte Juli 1886) F Zu CARL ORFF (1892-1985, in Bern im September 1933) 90 G Zu KLAUS SONNENBURG (1927-2008, in Bern seit 1959) 91 H Zu TRAUGOTT FÜNFGELD (*1971, in Wohlen bei Bern am 19./20. Juni 2010, am 92 28./29. Juni 2014 und am 30. Juni/1. Juli 2018) I Zu ARTHUR HONEGGER (1892-1955, , in Bern im Dezember 1926) 92 J Zu WILLY BURKHARD (1900-1950), Bern/Zürich, in Bern 1900-1921 und 1924-1934 93 K Zu JUAN ARNEZ (*1950, in Bern seit 1983) 94 L Zu DANIEL GLAUS (*1957), Biel/Bern 95 V INTERMEZZO SCHERZANDO NONDIMENO REALISTICO 97 9 Polka, Pleiten, Plagiate – von Noten, Nöten und Nieten in der Musik. Trinklied 97 des Erzählers über Nebengeräusche sängerischen Engagements A Polka: Tratschgeschichten und Entdeckungen beim Singen rund um Wohlen und 97 Bern B Pleiten: Schräge Wirtschaft, himmlische Töne – oder: Merkwürdige Parallelen 97 zwischen Bern und GEORG FRIEDRICH HÄNDEL C Betrug in Bern – oder: LEOPOLD MOZART wird witzig 99 D Plagiate: Ein Requiem zur Abwendung eines Konkurses … 99 E Weibliche SPIESsgesellen bei der Johannes-Passion in Bern, dem Hauptort 101 BRAHMSscher VETTERnwirtschaft F Unsterbliche Blamagen, Komponisten, Kardinäle und Bierideen … 101 G … und HAYDNS besoffenste Fuge 102 H Cantabile sempre più dolce: Von Zitronensaftbefehl und Schokoladenverbot über 103 Apfelempfehlung zu Schokoladekuchendrohung und Ananastipp

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Teil Nr. Bst. Titel Seite VI VA PENSIERO: SELBSTKRITISCHER AUSBLICK AUF WEITERE 50 JAHRE 105 10 Rezitativ des Erzählers: Erreichtes 105 11 Anstelle eines Schlusschors: Potenzial für Neues? 105 A Musik bedeutender Schweizer Tonsetzer 105 B Musik grossartiger Komponistinnen 106 Dank 107 Literatur 108 Endnoten 111

Verzeichnis der Tabellen

Nr. Inhalt Seite 1 Pfarrer*innen und Kirchgemeinderats-Präsident*innen 1970-2020, aus den Archiven zusammengestellt von THERES PEYER 15 2 Erste Mitglieder des Singkreises 16 3 Organisationsform 17 4 Singkreisverantwortliche über 50 Jahre: 1970-2020, aus den Archiven zusammengestellt von THERES PEYER 18 5 Die Vorstandsmitglieder des Singkreises 1970-2020, aus den Archiven zusammengestellt von THERES PEYER 20-21 6 Innere Gründe des Erfolgs: Ereignisse, Probewochenenden, Chorreisen, Projekte mit anderen Chören und Konzertdaten einschliesslich der Komponisten, deren Werke der Singkreis aufführte 43-60 7 Die Spitzenreiter unter den Tonsetzern, ihre Epoche und ihre Konfession 61 8 Zehn Chorkonzertreisen ins Ausland 65 9 Sechs Uraufführungen von Werken dreier verschiedener Komponisten 66 10 Auftritte des Singkreises in Fernsehen, Radio und Internet 68 11 Einige Konzertplakate aus dem 21. Jahrhundert 71-74 12 Überblick: Der Singkreis führte Werke sechs weltberühmter Komponisten auf, die in Bern weilten (mit Karte 1) 76-77 13 Werke WOLFGANG AMADEUS MOZARTS, die der Singkreis aufführte 77 14 Eigene Frühwerke, die WOLFGANG AMADEUS MOZART in Bern aufgeführt haben mag 81 15 Werke FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDYS, die der Singkreis aufführte 83 16 Werke von JOHANNES BRAHMS, die der Singkreis aufführte 88

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1. Ouvertüre/Sinfonia

Was ein halbes Jahrhundert Bestand hat, feiert das goldene Jubiläum. Weshalb denn eigentlich? OVID versichert: Aurea nunc vere sunt saecula1 (Golden sind wahrhaftig nun die Zeiten). Aber wer auch nur zwei Zeilen weiterliest, erkennt den ironisch-sarkastischen Beigeschmack des Lobes. Und VERGIL urteilt unumwunden: Auri sacra fames! (Goldgier, verfluchte!)

Das Jubeljahr2 leitet sich aus drei Bibelstellen ab: 2 Mose 23,10-12, 3 Mose 25,8-55 und 5 Mose 15: Alle 50 Jahre war für sämtliche Israeliten ein Schuldenerlass geboten; so wurden zahlungsunfähige Schuldner, die demzufolge bei anderen Israeliten in sklavereiähnliche Schuldknechtschaft gefallen waren, im Erlassjahr frei. Im Neuen Testament knüpft die Apostelgeschichte 2,1-41 mit dem Pfingstfest3 an diesen Gedanken an.

Dabei waren Judentum und zunächst auch Christentum dem in den Kulturen der Ägypter, der Griechen und der Römer entwickelten Brauch ritualisierter Geburtstagsfeier mit ihren Geschenken zur Besänftigung missgünstiger Geister doch abhold! Erst mit der Sollemnitas in nativitate Domini (Weihnachten als Hochfest der Geburt des Herrn) änderte sich die christliche Einstellung.

So konnte Papst BONIFATIUS VIII. (1294-1303) das Jubeljahr in die Kirche einführen. Der Name (Jubiläum) wurde dann alsbald zum Begriff für verschiedenartigste Gedenkfeiern.

Diesem christlichen Sinneswandel verdanken wir beispielsweise JOHANN SEBASTIAN BACHS (1685-1750) Weihnachtsoratorium BWV 248 (1734) als Geburtstagsgesang: Die Parodie des Eingangschors aus der ersten Kantate zeigt dies überdeutlich.4

Auch rein säkulare Geburtstage wurden fortan von grossen Tonschöpfern musikalisch vergoldet:

• FRANZ JOSEPH HAYDN (1732-1809): Der Geburtstag. Divertimento a sei in C-Dur für Flöte, Oboe, zwei Violinen, Violoncello und Kontrabass Hob. II:11 (komponiert vor 1765);

• WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756-1791): Des kleinen FRIEDRICHS Geburtstag. Lied für eine Singstimme mit Klavier KV 529 (1787);

• FRANZ SCHUBERT (1797-1828): Cantate zum Geburtstag des Sängers JOHANN MICHAEL VOGL für Sopran, Tenor, Bass und Klavier D 666 (1819).

Anders als Gemälde oder Skulpturen bildender Kunst, die immer wieder betrachtet werden können, anders als die jederzeit wieder lesbare Dichtung in Prosa, Poesie oder Bühnendrama sind die «tönend bewegten Formen» (EDUARD HANSLICK) der Musik für die aufnehmende Hörerschaft Verdichtung von Zeitlosigkeit nur in anhaltend flüchtiger Gegenwart: Investition in beglückende Erinnerung. Diese Spezialität der Kunstform Musik erheischt grössere Anstrengung zur Verinnerlichung eines Werkes: Musik ist Panta rhei = πάντα χωρεῖ, καὶ οὐδὲν μένει = alles ist im Gang, und nichts verharrt. Erst das Fliessen der Musik beglückt: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!" 5

Der geniale FRANZ SCHUBERT hat das goldene Arbeitsjubiläum seines Lehrers am 16. Juni 1816 in Wien mit seinem Beitrag zur fünfzigjährigen Jubelfeier des Herrn von SALIERI D 407 für zwei Tenöre, zwei Bässe und Klavier gefeiert.

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Solches ist uns normal Unbegabten (glücklicher Weise!) nicht möglich. Wie also das goldene Jubiläum des Singkreises begehen; wie etwas «Bleibendes» schaffen? FANNY und FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY haben wenigstens einen Tipp gegeben: Sie führten Lieder ohne Worte in die Musik ein. Warum also sollten wir zur Vollendung unseres 5. Singkreisjahrzehnts nicht wenigstens eine Ch(o)ronologie kreieren?

Je ein Teil der Chronologie ist den Hauptakteuren (I), den aufgeführten Werken (II), den Glanzlichtern der ersten fünf Jahrzehnte der Chorgeschichte (III) und den Berner Wirkungsstätten berühmter Komponisten (IV) gewidmet, deren Werke der Singkreis aufführen durfte. Merkwürdige Begebenheiten und Zusammenhänge (Teil V) und ein selbstkritischer Ausblick (VI) schliessen die Chronologie ab.

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Teil I: Personaggi ed interpreti

A. Pfarrer*innen

Pfarrer, die in Wohlen den Chorgesang förderten, unterstützten und/oder im Singkreis mitsangen:

1. Pfr. BRANDOLF WASMER (1619-1686)6 2. Pfr. FRANZ ULRICH SCHNEEBERGER (1925-2013) 3. Pfr. HANS UELI SCHRANZ (*1943) 4. Pfr. JÜRG WELTER (*1950) 5. Pfr. TONI WYDER (1945) 6. Pfr. UELI HALLER (*1953) 7. Pfr. DANIEL HUBACHER (*1966)

A. Singkreispräsidierende

1. URSULA ZÜRCHER 2. JÜRG GERMANN 3. OTTO WENGER 4. HANS-BALZ PETER 5. HANSPETER BURRI

C. Dirigent*innen

1. URS MARTIN ZAHND 2. CHRISTOPH WYSSER 3. PATRICK RYF 4. DIETER WAGNER

Dirigent*innen, die einsprangen Pfr. BRANDOLF WASMERS Grabstein 1. THEO IFF neben dem Kircheneingang 2. EDI WÄLCHLI 3. LÉONIE RENAUD 4. MARIE-ODILE VIGREUX 5. MICHAEL KREIS 6. ARIANE PILLER

Mitdirigenten: 1. PAUL MOSER 2. THEO IFF 3. TRAUGOTT FÜNFGELD

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B. Solist*innen, die der Singkreis begleiten durfte

Sopran: DENISE BREGNARD, REGINE BÜRKI, ELEONORA CAMINADA, NICOLLE CASSEL, IRIS-ANNA DECKERT, VERA EHRENSPERGER, MARIANNE EICHENBERGER, CHRISTINE ESSER, ELSBETH FEHLMANN, JACQUELINE FORSTER, CHRISTA GOETZE, MICHÈLE GOETZE BAECHTOLD, JULIA GROSSSTEINER, CHRISTA GYGAX, LENA HAUSER, FRANZISKA HEGI, EVA HERZIG, KATHRIN HOTTIGER, CATHERINE JÜSTRICH, BEA VAN DER KAMP, NATASA KÁTAI, CHRISTINE KNORREN, ANNELISE KOHLER, BRIGITTE KUHN-INDERMÜHLE, ANNINA KÜNZI, BARBARA KÜNZLER, LENA LAUTERBURG, CORINNE LÜSCHER, ANNE-FLORENCE MARBOT, MANUELA MUMENTHALER, CHRISTINE PFÄUTI, LÉONIE RENAUD, BEATRICE RUCHTI, SUSANNE RYDÉN, MARIA C. SCHMID, GISELA STOLL, MARIAM TAMARI, BÉNÉDICTE TAURAN, HEIDI UHLMANN, BEATRIX WALTHER, IRÈNE WEBER, KATHARINA WEBER, ANDREA WEHRLIN, ANNA ZAHND-LÄSSER Mezzosopran: CHRISTA GYGAX, PATRIZIA HÄUSERMANN, BRIGITTE SCHOLL Alt: MIRJAM BLESSING, GABRIELLE FONTANA, CHRISTINE GUY, ANJA KÜHN, LOTTE KLÄY, ROSMARIE KLOPFENSTEIN, JUDITH LÜPOLD, CATHERINE MARTIN, JORDANKA MILKOVA, KATHARINA PFLUGSHAUPT, JEANNE ROTH, ANNE SCHMID, CLAUDIA SCHNEIDER, ALEXANDRA SECHSER, MECHTILD SEITZ, HEIDEMARIE TIEMANN, LILIANE ZÜRCHER Altus: BEAT MATTMÜLLER, ALEX POTTER Tenor: JOAQUIN ASIAIN, MARTIN BRUNS, TINO BRÜTSCH, DONAT BURGENER, JEAN-LUC DROMPT, DANILO FORMAGGIA, BERNHARD GÄRTNER, FRÉDÉRIC GINDRAUX, VALENTIN GLOOR, MARCEL GÖRG, HANS PETER GRAF, MARK GRUNDLER, MARKUS GUTTING, THOMAS HOFER, MARTIN HOSTETTLER, VIKTOR HUSI, THEO IFF, DANIEL ISSA, MICHAEL JAEGER, TONI KUNZ, HANS LEUENBERGER, FRANÇOIS LILIENFELD, JAN-MARTIN MÄCHLER, CHRISTOPH METZGER, SILVAN MÜLLER, DAVID MUNDERLOH, JOSÉ PAZOS, JAKOB PILGRAM, HANS-JÜRG RICKENBACHER, NICOLAS SAVOY, HEINZ SCHÜTZ, WALTER SIEGEL, PETER SIGRIST, PETTER UDLAND JOHANSEN, ERICH VACEK, DIETER WAGNER, RAINER WEISS, ANDREAS WELLER, MARKUS WERNLY Bariton: FRANZ ANDEREGG, THOMAS KÖCHLIN, FELIX MAHLER, ENRICO MARRUCCI, MARCUS NIEDERMEYR, PATRICK OETTERLI, VIKTOR PULVER, MICHAEL RASCHLE, RUDOLF SINZIG, ULRICH STUDER, MARTIN WEIDMANN Bass: MARTIN VON ALLMEN, HANS-RUDOLF BEGERT, MARTIN BENZ, HANSPETER BRAND, JORGEANDRÉS CAMARGO, MICHEL DUMONTHAY, RALF ERNST, JEAN-PIERRE GERBER, ULRICH GILGEN, SEBASTIAN GOLL, FRED GRABER, BEAT HADORN, JENS HAMANN, MICHEL JACCARD, THOMAS KÖCHLIN, MICHAEL KREIS, VALENTIN LANZREIN, MARKUS OBERHOLZER, WOLFGANG PAILER, GIOVANNI BATTISTA PARODI, RENÉ PERLER, FRANZ REINMANN, BERNHARD DE ROCHE RUDOLF SINZIG, MARTIN SNELL, URS STRAUB, HEINZ SUTER, GAMALIEL VON TAVEL, TAREQ WAHBA, MARTIN WEIDMANN

Sprecher*innen: INGEBORG ARNOLDI, MARIANNE ROHRER, MARTIN ETTER, DANIEL LUDWIG

C. Orchester, die den Singkreis begleiteten

1. Camerata da Vinci Basel 2. Orchestra Sinfonica Carlo Coccia Novara 3. Lviv Virtuozy Lemberg 4. Orchestre symphonique du Jura OSJ 5. Nationales Jugendorchester des Konservatoriums Edward Saïd, Palästina 6. Kammerorchester Offenburg 7. Concerto Wohlen 8. Los Kusis de Bolivia 9. Kuba Libre-Band 10. The little light consort 11. Cappella principale (Leitung: THORSTEN BLEICH)

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12. La Folia 13. Blechbläserquartett 4B 14. Orchestre de chambre romand de Berne 15. Oberländer Kirchenposuner 16. Verschiedene ad hoc-Orchester

D. Soloinstrumentalist*innen, die den Singkreis begleiteten7

Violine: MICHAEL BOLLIN, MARLYSE CAPT, URSULA DÄPPEN, VAROUJAN DONEYAN, KAROLINE ECHEVERRI, VERENA FLÜCKIGER, ELISABETH FORSTER, AMELIE GEHWEILER, CORINNE GÖRNER, PATRICK HÄFLIGER, URSINA HUMM, SIBILLA LEUENBERGER, CLAUDIA LÜTHI, PAUL MOSER, JOHANNA RICHARD, JANKA RYF, HERBERT SCHAAD, BARBARA SCHMID, REGULA SCHWAAR, MISA STEFANOVIC, SUSANNE VON GUNTEN, SYLVIA WENGER, BARBARA WYDER Viola: VERENA BÜHLER, CHRISTOPH RIEDO, RENÉE STRAUB Violoncello: RUEDI BERNET, VERENA FANKHAUSER, REGULA GERMANN, DAVID INNIGER, KATHARINA JORDI, BRUNO KERN, BERNADETTE KÖBELE, ANDREAS KÜHNRICH, MATTHIAS LANZ, JOSEP-ORIOL MIRÓ COGUL, ANDREAS MUMENTHALER, ERICH PLÜSS, JUKA SADI, CARLOS SÁNCHEZ MUÑOZ, WERNER SCHMITT, JÜRG TENGER Kontrabass: DANIELA GIACOBBO, MARK GILENSON, BRUNO KERN, EDGAR KREMSA, ELMAR KREMSA, KÄTHI STEURI, BÉLA SZEDLAK Barockvioline: CORNELIA ARN Barockvioloncello: KATRIN LUTERBACHER, JÜRG TENGER, BEATRICE WENGER Viola d’amore: DIETER PROFOS, BURKHARD STREIT Diskant-Gambe: BARBARA LOCHER, PETER SCHULER Viola da gamba: FELIX JENNY, SOMA SALAT-ZAKARIÁS, FERENC SZEDLAK, JÜRG TENGER, MARTIN VATTER Tenor-Gambe: BRIGITTA HUBACHER, PETER SCHULER Violone: KONRAD EUGSTER Laute: MATTHIAS AUFSCHLÄGER, THORSTEN BLEICH Gitarre: RES HAFNER Harfe: SIMON BILGER, NAOMI MIHARA, JADWIGA OKON-HALICKA, JONATHAN THOMM, JOANNA THALMANN Theorbe: MATTHIAS AUFSCHLÄGER Orgel: MARKUS AELLIG, BEATRICE ANDRES, HEINZ BALLI, MATTHIAS DREISSIG, ROSA EGGER, GREGOR EHRSAM, HANS GAFNER, RUDOLF HAASE, URSULA HEIM, ANNARÖS HULLIGER, CHARLOTTE KALBERER, PHILIPPE LAUBSCHER, SUSI MESSERLI, JÜRG NEUENSCHWANDER, ARIANE PILLER, HELENE RINGGENBERG, HEINZ-ROLAND SCHNEEBERGER, LOTTI SCHWAAR, MATTHIAS SUTER, MARIE-ODILE VIGREUX, MIRJAM WAGNER, RAINER WALKER, DORIS ZÜRCHER-FISCHER Harmonium: RAINER WALKER, DORIS ZÜRCHER-FISCHER Cembalo: URSULA DÜTSCHLER, GREGOR EHRSAM, ANDREAS MARTI, ELISABETH PROFOS, HELENE RINGGENBERG, URS ZAHND Klavier: TRAUGOTT FÜNFGELD, GUSTAV GERTSCH, HANSJÜRG KUHN, MARTIN PENSA, FRANZISKA RIEDER, BERND SCHÄFER, HEINZ-ROLAND SCHNEEBERGER, EVA SCHWAAR, DIETER WAGNER, MIRJAM WAGNER Akkordeon: RAINER WALKER Piccolo: URSULA SALZMANN Flöte: JAKOB CHRISTEN, LOUIS DUPRAZ, ELISABETH GARDI, ELISABETH KÄLIN, REGULA KÜFFER, URSULA SALZMANN, KARIN STAUFFER, ANITA WYSSER, REGULA ZUMBÜHL Oboe: EMANUEL ABBÜHL, ERICA BARRETO SMETAK, REGULA GILG, LORENZETTA HELFENBERGER, KONRAD HILDESHEIMER, MATTHIAS RUDOLF, MURIEL GADALETA SCHALLER, MATTHIAS SOMMER, EVELYNE VOUMARD Oboe d’amore: EMANUEL ABBÜHL Englischhorn: MURIEL GADALETA SCHALLER

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Klarinette: AMIRA ISAAC, THOMAS KOCHER, MARKUS NIEDERHAUSER, BIRGIT SCHLEGEL Bassklarinette: MARKUS NIEDERHAUSER Fagott: UELI BINGGELI, AFRA FRAEFEL BAKIR, ANDREAS GERBER, MARK KILCHENMANN, THOMAS WALTER Kontrafagott: MARK KILCHENMANN Blockflöte: MARIA BAUMANN, BERNARD FERRAZZINI, RENATE FREI, KONRAD HILDESHEIMER, HANNES JÄGGI, VRONI JÄGGI, HANSUELI SCHMID, VRONI SCHMID, BARBLINA WOLFENSBERGER, TONI WYDER Alt-Dulcian: TONI WYDER Tenor-Dulcian: HANSUELI SCHMID Bass-Dulcian: WALTER DÄPPEN Bombarde: HANSUELI SCHMID Zink: BERNARD FERRAZZINI, NÚRIA SANROMÁ GABÁS, CHRISTOPH SCHULER Trompete: SEBASTIAN BAUMANN, HANS-JAKOB BOLLINGER, TONI CIMAROSTI, MICHAEL ERB, CHRISTIAN MARTIN KIRSCH, STEPHAN KNECHT, ROLAND KOPP, CHRISTOPH MÄDER, THOMAS NEUBERTH, TOBIAS SALZGEBER, JOSEF SCHAGER, ADRIAN SCHNEIDER, ANDRÉ SCHÜPBACH, PIETRA-SEVERA VALSANGIACOMO Horn: FERENC BAL, ROLAND BOSNYAK, JENNIFER CLARK, VICTOR DUFOUR, MARKUS OESCH, HIBA TAHHAN Posaune: JANN BOURQUIN, CHRISTINE BRAND, JOËL KUNKLER, ANDREAS KUNZ, JOACHIM OSSWALD, HEIKO PETERSEN, ANNE STAUFFER, DANIEL WALTHER, ALEXANDER WOLF, RETO ZUMSTEIN Bass-Posaune: RETO ZUMSTEIN engmensurierte Posaune: FELIX HANDSCHIN, HANNES JÄGGI, VRONI JÄGGI, NIKLAUS NIDECKER Tuba: MAXIMILIAN WAGNER Schlagzeug: SEBASTIAN BERGER, FERDINAND HEINIGER, BÄNZ MARGOT, OLIVER SCHÄR, DANIEL SCHEIDEGGER, ULI STEURER, ADRIAN WEPFER

E. Partnerchöre

1. Projektchor SMW (Sing mal wieder) Frick 2. Joyfulvoices Frick 3. Nuevo Proyecto Binningen 4. Offenburger Kantorei (Leitung: TRAUGOTT FÜNFGELD) 5. Offenburger Jugendkantorei (Leitung: TRAUGOTT FÜNFGELD) 6. Chor Gloria Lviv der Philharmonie Lemberg 7. Mädchenkantorei Basel 8. Singschule Köniz 9. Kantorei Aarau 10. Jugendchor Wohlen 11. Jugendchor Virini, Frick 12. Kindergartenseminar Marzili, Klasse KG II 13. Peace Singers 14. Concentus vocalis/Projektchor11 (Leitung: THEO IFF)

F. Chormitglieder (286), (Doppelnennungen bei Stimmwechsel)

Sopran (105)

DORIS AEBLI, CHRISTINE AEBERHARD, MARGARETHA AELLEN, BARBARA AMSLER, HELEN BIGLER, BARBARA BIRCHER, IRENE BIRNSTIEL, PRISCILLE BÔLE, KATHARINA BRÖNNIMANN, GERTRUD BUCHER, CHRISTINE BURKHARD, REGINE BÜRKI, SABINE CHIADO’RANA, URSULA CHRIST, CHANTAL DUCOMMUN, HEIDI DUCOMMUN, PRISKA DÜTSCHLER, MARLÈNE FIECHTER, RUTH FLURI, RENATE

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie

FLURY, CHRISTINE FRIEDLI, ELISABETH GARDI, FRANZISKA GARDI, MANUELA GARDI, HEDWIG GERBER, MADELEINE GERBER, THERESE GERBER WEBER, KATHRIN GERMANN, ELISABETH GROSSENBACHER, PRISKA HADORN, MARGRIT HÄGGI, MARGRIT HANDLOSER, ANNE HAUSER, MAYA HEFTI, MARGARETA HEHL, RUTH HELLMANN, BRIGITTE HOFSTETTER, SILVIA HUBACHER, VRENI HUG, ANDREA HULFELD, BARBARA JOSS, CHRISTINE JOST, SILVIA KALBERER, BRIGITTE KAMMER, NIKOLA KARL, ERIKA KELLER, URSULA KISSING, VERENA KLAUSER, LINDA KNÖPFEL, KATHRIN KÖCHLI, ELISABETH KÜPFER, BARBARA LAUTERBURG, CORNELIA LEHMANN, MICHÈLE LEHMANN, FLORINE LEUTHARDT, ANNELIESE LIECHTI, KARIN LÜTHI, CHRISTINE MAGUN, ELISABETH MARTI, RENATE MEYER, VERONIKA MICHEL, DORA MORGENTHALER, LUISA MORRETA, ANNA MÜLLER, RUTH NEUHAUS, EVA NOSER, URSULA PETER, TATJANA PETKOVIC, THERES PEYER, ELISABETH PFANDER, CORINA REBER, CHRISTINE RHYNER, CHRISTINE RUCK, BARBARA RÜETSCHI, URSULA SAUTER, URSULA SCHMID, KATHRIN SCHMUTZ, KÄTHI SCHORNO, DORIS SCHWARZ, MARIANNE SCHWÄRZEL, LOTTI SIGNER, KATHARINA SOLLBERGER, BETTINA SPICCIA, THERES SPYCHER, MARIE-JANE STADELMANN, MARIE-LOUISE STADLER, THERESE STÄHLI, SUSANN STALDER VEGA, MARIA VALESKA STOLL, ELISABETH SUTTER, FRÄNZI UHLMANN, ROSMARIE VOGEL, EVA VON DACH, EVA WABER, JUTTA WAGNER, ELSA WALTHER, KÄTHI WALTHER, ANNE-MARIE WEBER, VERENA WENGER, URSULA WERNLI, BARBARA WYDER, ELLA WYSS, ANNA ZAHND-LÄSSER, ANNA BARBARA ZANGGER, URSULA ZÜRCHER

Alt (86)

ANNA AEBI, KATHRIN ARNOLD, ERIKA BALLI, BRIGITTE BECKER, FRANZISKA BÄRTSCHI, CHRISTINA BERTONI, IRENE BIRNSTIEL, GRETI BLASER, BARBARA BLASER, HEIDI BOSSHART, MADELEINE BRAND, NINA BÜRGI, JOKE BURKHALTER, ERIKA CHAMPEAUX, URSULA CHRIST, VERENA CHRIST, REGINA DÄNDLIKER, REGULA DANNECKER, MARGRIT DE BRUIN, ELISABETH DE PEYER, REGULA FRITZ, CAMILLE GASSER, DANIELA HABEGGER, MARGRIT HERREN, BARBARA HUBER, MIRJAM HÜGLE, ANITA HÜSLER, MARIANNA IFF-KÜNZI, REGINA IMHOF, SUSANNA JENNI, URSULA JORDI, MARGRIT JOSS, KÄTHI KRÜGER, RUTH LANZ, EVA LASH, MAGDALENA LASH, PATRICIA LEDERER, HEIDI LEDERMANN, MICHELLE LEHMANN, ROSMARIE LEUENBERGER, CLAUDINE MAGDELEINE, CHRISTINE MAGUN, ANNA MASTROCOLA, OLIVIA MEYER, BRIGITTE MÖSCHINGER, ANNA MÜLLER, ESTHER NEF, HANNI NEUENSCHWANDER, GUNDEGA OZOLITE, SIGRID PETER, CLAIRETTE PFENNINGER, KATHI REICHEN, LISBETH RIEGER, MURIELLE ROUILLER, CHRISTINE RUCK, NINA VON SALDERN, FRANZISKA SCHILLING, CHRISTIANE SCHITTNY, BRIGITTE SCHNEEBERGER, KATHARINA SCHNEEBERGER, SUSANNE SCHNEEBERGER, THERESE SCHWARZ, MARGRIT SINZIG, RITA STADELMANN, MARIE-LOUISE STADLER, MARIANNE STUCKI, MAJA STUDER, KRISTINA STUTZMANN, CLAIRE-LISE SUTER THALMANN, ANNA SUTTER, EVA SUTTER, HEIDI SUTTER, ROSMARIE THÜLER, ROSETTE TILLMANN, MARIE-LOUISE WAGNER, KÄTHI WALTHER, MAYA WANZENRIED, ELISABETH WEIBEL, MARIANNE WEISS, BRIGITTE WELTER, ERIKA WENGER, KÄTHI WIDMER, HEDI ZINGG, URSULA ZÜRCHER, NELLI ZWYGART-REBER, HANNY ZYSSET

Tenor (39)

HANS AEBERSOLD, DIETER AMMANN, HUBERT BÄR, HANSPETER BURRI, CHRISTIAN CAPPIS, UELI ENGLER, MARTIN FEUZ, PETER FIECHTER, ARNOLD FISCH, BENEDIKT FLÜCKIGER, JOHANN FLÜCKIGER, ANDREAS GARDI, ADRIAN GASSER, MANFRED GERSTMAYER, PETER HEFTI, ANTON HÜSLER, THEO IFF, THOMAS JASPER KASKEL, THOMAS KESTENHOLZ, BEAT KOHLER, MARTINA KORIES WILI, KÄTHI KRÜGER, ANDREAS LAUTERBURG, BERNHARD LINDER, JÜRG MEYER, RAINER NOVACKI, HERBERT SAHLI, DOMINIK SCHITTNY, JOHANNES SCHITTNY, HANNES SCHLAPBACH, BEAT SCHNEEBERGER, FRANZ ULRICH SCHNEEBERGER, ADRIAN STUCKI, MAREK SZER, EDUARD WÄLCHLI, JÜRG WELTER, TONI WYDER, URSULA ZÜRCHER, KLAUS ZÜRCHER

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Bass (56)

ROLAND ABEGGLEN, HANS AEBERSOLD, ROBERT AMSLER, MARTIN BAUMGARTNER, ROLF BODENMÜLLER, PETER BOSSERT, PAUL BREITSCHMID, URS BÜRGI, HANSUELI BÜRKI, FRITZ BURRI, HEINI BÜTIKOFER, UELI CORRODI, THOMAS DELL’ANNO, CHRISTOPH DÜTSCHLER, ERWIN FRITZ, THOMAS FRITZ, REMO FUCHS, BENJAMIN FUETER, JÜRG GERMANN, OTTO GIGON, KARL GROSSENBACHER, ULRICH HALLER, RICHARD HEHL, PETER HESS, DANIEL HUBACHER, ALFONS HUBMANN, WALO HUNZIKER, RUEDI KLAUSER, ERWIN KOBEL, ROLAND KOHLER, SIEGFRIED KRENGER, GOTTFRIED LERCH, PAUL-JÜRG LYK, ANDREAS MAGUN, FELIX MAHLER, MARTIN MEIER, ARWED MEISSNER, ARTHUR MOLLET, CHRISTIAN MÜNCH, JÖRG PAUL MÜLLER, PAUL MÜLLER- MÄDER, CLAUS NEUMANN, HANS-BALZ PETER, MARTIN RHYNER, ALBERT RIEGER, URS SAUTER, UELI SCHMID, BEAT SCHNEEBERGER, HANS UELI SCHRANZ, ULRICH SCHÜLE, STEPHAN STADLER, FRITZ VON DACH, OTTO WENGER, HANS-URS WILI, ROLAND ZWAHLEN, BEAT ZWYGART

Projektsänger*innen (24)

KATHRIN BARDET, REGULA BARTH-BRUNNER, NADJA GENERALE, AGNES JENNE, SUSANNE KIENER, REBECCA RAHE, RENATE SINZIG, REGULA STÖCKLI, BEATRICE WERMUTH (Sopran) (9) LENA REGULA GERBER, ANNA BARBARA GUTA, URSULA GYGER, RITA KURMANN, CAROLINE MERZ, VRONI MICHEL, LORE RAHE, DORIS WILI, EVA ZIMMERMANN (Alt) (9) PETER BIERI, KONRAD MATTER, THOMAS STAUBLI (Tenor) (3) SIMON BERGER, HARALD HOFMANN, PETER BARTH (Bass) (3)

2. Eingangschor: Danklied an die Schwerarbeiter*innen – das Rückgrat des Erfolgs

A. Eine Kirchgemeinde, die hinter dem Singkreis steht

Lange nicht jede Chorgemeinschaft für Kirchenmusik lebt ein halbes Jahrhundert. Dass das halbe Centenarium in Wohlen gefeiert werden kann, ist ganz stark der Solidarität der Kirchgemeinde mit ihrem Chor zu verdanken. Dass die Kirchgemeinde den Dirigenten des Singkreises anstellt und entschädigt, ist keine Selbstverständlichkeit. Sie hat damit vorweggenommen, was im Kanton Bern als wichtiger Pfeiler kirchlichen Lebens erkannt und anerkannt worden ist: Die Verknüpfung sozialen und kulturellen Engagements mit der biblischen Botschaft gibt einer zunehmend mobilen und damit auch individualisierten und anonymen Gesellschaft jenseits rechtlicher Verpflichtungen entscheidende Komponenten für den Zusammenhalt, Brücken der Menschlichkeit. Sie dient der Sinnstiftung in einer laufend rascher werdenden Welt, vermittelt Halt, Pause («ré-création») zur Regeneration, Freude im Musizier- und Hörgenuss und Erfahrung gemeinsamen Gestaltens. Dies lange vor der Politik erkannt zu haben, ist ein Verdienst weitblickender Pfarrer und Kirchgemeindepräsidenten.

Mittlerweile hat dies auch im bernischen Gesetz vom 21. März 2018 über die Landeskirchen (BSG 410.11) Eingang gefunden:

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Art. 3 Gesamtgesellschaftliche Bedeutung Die Landeskirchen tragen im gesamtgesellschaftlichen Interesse zur solidarischen Gemeinschaft, zur Vermittlung grundlegender Werte, zum Frieden unter den Religionen, zur religiösen Bildung und zur Kulturpflege bei.

B. Pfarrer*innen und Kirchgemeinderats-Präsident*innen 1970-2020, aus den Archiven zusammengestellt von THERES PEYER Tabelle 1

Pfarrer*innen Jahre Dauer Pfarrkreis Wohlen Bemerkungen 1955-1979 24 Jahre FRANZ ULRICH SCHNEEBERGER sang auch im Singkreis mit 1980-1995 15 Jahre JÜRG WELTER sang zeitweise auch im Singkreis mit 1996-2009 13 Jahre TONI WYDER sang zeitweise auch im Singkreis mit 2010-2014 4 Jahre REBEKKA GROGG 2015-202X 5 Jahre KAROLINA HUBER, HEINZ WULF Pfarrkreis Hinterkappelen 1972-1987 15 Jahre HANS UELI SCHRANZ sang zeitweise auch im Singkreis mit 1987-2017 30 Jahre UELI HALLER sang zeitweise auch im Singkreis mit Pfarrkreis Uettligen 1983-1990 7 Jahre FRITZ GRÄDEL sang zeitweise auch im Singkreis mit 1990-1998 8 Jahre VERENA SCHOLL 1999-2019 20 Jahre DANIEL HUBACHER sang zeitweise auch im Singkreis mit 2020-202X DANIEL LÜSCHER

Kirchgemeinderats-Präsident*innen 1970-1980 10 Jahre RUEDI SAHLI 1980-1984 4 Jahre OTTO WENGER sang auch im Singkreis mit 1984-1988 4 Jahre KURT FICKER 1988-1991 3 Jahre CHRISTINE HEIERLI 1991-1993 2 Jahre UELI ENGLER sang auch im Singkreis mit 1993-1997 4 Jahre HEINRICH SCHWAAR 1998-2003 5 Jahre HANS RENFER 2003-2013 10 Jahre JÜRG GERMANN sang auch im Singkreis mit 2014-202X 6 Jahre CHRISTIAN CAPPIS sang auch im Singkreis mit

Wohlen hatte seit der Berner Reformation 1528 bis 2019 insgesamt 39 Pfarrpersonen (36 Pfarrer und drei Pfarrerinnen). Acht Pfarrer und drei Pfarrerinnen begleiteten den Singkreis während seines 50jährigen Bestehens, und während dieser Zeit zeigten acht Kirchgemeinderatspräsidenten und eine Kirchgemeinderatspräsidentin viel Interesse und Verständnis für den Singkreis und die Pflege der Kirchenmusik. Auch allen diesen Persönlichkeiten sei an dieser Stelle herzlich dafür gedankt.

Eine der mit einem solchen Engagement verbundenen schwierigen Aufgaben besteht in der Wahl der besten Kräfte für die Chorleitung. Mit einem einzigen Missgriff kann die Balance zwischen Chor und Führung auf Jahre hinaus in Mitleidenschaft gezogen, ein Exodus aus dem Chor ausgelöst werden. Allein, dass dies in den fünf Jahrzehnten kein einziges Mal geschah, dass jede Besetzung der Chorleitung ein uneingeschränkter Vollerfolg war, spricht Bände für die Umsicht, mit der die Kirchgemeinde und ihre federführenden Kräfte ihre Aufgaben wahrgenommen haben. Ein erster, tief empfundener Dank gehört daher den Kirchgemeindepräsident*innen, den Kirchgemeinderäten und den Pfarrer*innen. Der Singkreis verdankt ihnen unendlich viel, und er ist sich dessen bewusst.

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3. Rezitativ und Arioso des Erzählers: Im Anfang war … Musik! 8 Fünf Jahrzehnte, fünf Präsident*innen, vier Dirigenten

Der Anstoss zur Gründung des Singkreises kam aus dem Pfarrhaus in Wohlen. KÄTHI KRÜGER hatte in Uettligen ihre Stelle als Lehrerin angetreten und es 1969 übernommen, die Trachtengruppe zu dirigieren. Als die Trachtengruppe in Murzelen 1970 an der Hochzeit des Ehepaars TSCHANNEN sang, fragte Pfarrer FRANZ SCHNEEBERGER nach seinem erfolgreichen Aufruf im Kirchenblatt an sangesfreudige Kirchgänger KÄTHI KRÜGER nach ihrer Bereitschaft, auch diesen Singkreis zu dirigieren. Dazu sah sich KÄTHI KRÜGER nicht in der Lage; aber nach einer weiteren erfolglosen Anfrage empfahl KÄTHI KRÜGER für diese Aufgabe den Bräutigam ihrer Freundin ANNA LÄSSER, den Historiker und hervorragenden Cembalisten URS MARTIN ZAHND. Er war bereit, die Leitung zu übernehmen. Aber er wollte seinen Chor nicht Kirchenchor, sondern kirchlichen Singkreis nennen, auch wenn sein Dirigentenhonorar von Anfang an von der Kirchgemeinde kam. Im Gegenzug übernahm der Singkreis die Verpflichtung, vier- bis fünfmal pro Jahr im Gottesdienst zu singen.

Im November 1970 wurde so der kirchliche Singkreis Wohlen gegründet. Bei der Gründungsversammlung fand HANS AEBERSOLD, man solle nicht nur planen und reden, sondern auch gleich singen. Also sangen die Gründungsmitglieder bereits am ersten Abend gemeinsam JOHANN WALTERS (1496-1570) Allein auf Gottes Wort will ich aus dem von GOTTFRIED GROTE herausgegebenen Ersten Band «Geistliches Chorlied» (Berlin 1949, Nr. 68).

Die Episode steht für den Geist des Singkreises: Weder Kirchenchor noch Vereinsmeierei waren gefragt, sondern aktives Singen. Auch wenn erst wenige dabei waren: es sollte ein tatkräftiger kirchlicher Singkreis werden! Mit welchem Engagement die Gründungsmitglieder im Gottesdienst mitwirken wollten, zeigt die Tatsache, dass sich Mitglieder nach Hospitalisierung und medizinischen Eingriffen vor der Entfernung der Operationsnähte zum Singen einer BUXTEHUDE- Kantate in der Kirche Wohlen auf der Empore einfanden.

A. Erste Mitglieder des Singkreises Tabelle 2

Sopran ELSBETH GROSSENBACHER, BARBARA JOSS, ANNA LÄSSER, ANNELIES LIECHTI, CHRISTINE RHYNER, KÄTHI SCHORNO, KÄTHI WALTHER Alt IRENE BIRNSTIEL, GRETI BLASER, KÄTHI KRÜGER, MARIANNA KÜNZI (später: IFF- KÜNZI), RUTH LANZ, HANNI NEUENSCHWANDER, SUSANNE SCHNEEBERGER-WERNLI (Pfarrersgattin), HEIDI SUTTER, NELLI ZWYGART-REBER Tenor HANS AEBERSOLD, THEO IFF, THOMAS KESTENHOLZ, BEAT KOHLER, KÄTHI KRÜGER, MARTIN RHYNER, Pfr. FRANZ ULRICH SCHNEEBERGER Bass HANS AEBERSOLD, KARI GROSSENBACHER, ERWIN KOBEL, ARWED MEISSNER, PAUL MÜLLER-MÄDER, ULRICH SCHÜLE, BEAT ZWYGART

Auch wenn der Singkreis also nie ein Kirchenchor sein wollte, so war doch die Kirche in Wohlen seit jeher sein «Mutterhaus», in welchem auch die weitaus meisten Konzerte stattfanden. Das erste auswärtige Konzert sang der Singkreis in der modernen Kirche in Urtenen-Schönbühl, später folgten Konzerte in der Thomaskirche Liebefeld, in Amsoldingen, , Rapperswil, Rüegsau, , Brienzwiler, St. Moritz, Zillis, in Bern (Konservatorium, Münster, Französische Kirche, Casino), in Aarau, Genf, Bechyne, Sobeslav und Tyn (alle Tschechien, letzteres Wohlens Partnergemeinde; Teilnahme am südböhmischen Musikfestival), Offenburg (Deutschland),

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Cochabamba, Sucre und La Paz (Bolivien), Bethlehem, Ramallah und Jerusalem (Palästina/Israel), New York (USA) und Vercelli (Italien).

Probewochenenden fanden statt: • je mehrmals im Kipferhaus in Hinterkappelen, im Kirchgemeindehaus in Wohlen, im Schulhaus Uettligen, in der reformierten Heimstätte Gwatt, im Kloster Reute und auf der Musikinsel Rheinau, • je einmal im Tagungszentrum Leuenberg bei Hölstein, im Schloss Beuggen und im Begegnungs- und Bildungszentrum Eckstein in Baar.

Aus ARWED MEISSNERS Archiv stammen Erinnerungen, ergänzt um Erkenntnisse eines nicht schwindelfreien Bolivienreisenden:

1. Ein Sänger namens AEBERSOLD: 2. Selbst wenn wir noch in Cochabamba Dem war das Glück nicht immer hold: gar tanzen sollten Ramba-Zamba Verhängnisvoll ein schwach’ Podest; auf superwackligen Gerüsten - drin sass er einmal richtig fest. wir widerstanden den «Gelüsten»! Der Chorkollegen Helferschar Drum fehlt gottlob solch Missgeschick zog ihn heraus, und wunderbar seither in unsrem Chorrückblick. ward er aus dieser Not geborgen und schnell ein stark’ Podest erworben.

B. Organisationsform Tabelle 3

Periode Bezeichnung Verantwortliche (Gliederung, Rechtsform) 1970-1976 Singkreisverantwortliche URS ZAHND, Musikkommission URSULA ZÜRCHER Kirchgemeinde Wohlen 1976-1984 Singkreisverantwortliche URS ZAHND, URSULA ZÜRCHER, SUE JENNI, RUTH Kreis LANZ, ANDREAS MAGUN, ERIKA KELLER 1984-2019 Singkreisvorstand 2019-2020 Singkreisvereinsvorstand

C. Kontinuität und Riesenmengen stiller Arbeit als Markenzeichen

Der Singkreis blickt auf eine ungewöhnliche Kontinuität seiner Leitung zurück: In fünf Jahrzehnten haben lediglich fünf Personen seine administrativen und organisatorischen Geschicke geleitet, und sie haben dies allesamt mit grösster Umsicht getan. Bescheiden und zurückhaltend im Auftritt, haben sie verschwiegen, was sie alles hinter den Kulissen an Knochenarbeit geleistet haben. Ein Singkreis könnte niemals erfolgreich werden, sein und bleiben, wenn sich nicht weitblickende Persönlichkeiten derart ins Zeug legen würden. Welch gerüttelt Mass an Arbeit vom Vorstand unter ihrer umsichtigen Leitung geleistet wurde, kann nur ermessen, wer sich vergegenwärtigt, was beispielsweise allein Gruppenreisen an logistischer Planung und Vorbereitung erheischen.

Welche Werke könnten aufgeführt werden? Welche Räumlichkeiten eignen sich dafür? Ist ein entsprechendes Konzert finanziell verkraftbar? Kollidieren Konzertpläne weder zeitlich noch hinsichtlich der aufzuführenden Werke mit Absichten anderer Chöre im Raum Bern? Wo finden sich Sponsor*innen? Wer spricht sie an? Wo finden sich geeignete Solist*innen, wo die nötigen Instrumentalist*innen von Rang, die dem Werk gerecht zu werden vermögen? An welchen

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Gottesdiensten wirkt der Singkreis mit? Welche Werke passen zum Thema des Gottesdienstes? Bis wann sind die Verträge mit allen Mitwirkenden abzuschliessen? Wer soll die Programme gestalten? Bei Gastchören oder -orchestern: Bei welchen Chormitgliedern können externe Musiker*innen und Sänger*innen logieren? Wie und wo werden sie verpflegt? Wie viele Programme sind zu drucken? Die Präsidierenden und die Vorstandsmitglieder lösen zusammen mit den Dirigenten alle diese und noch viele weitere Probleme. Sie verlieren kaum ein Wort darüber – in Wirklichkeit trägt der „Zufall“ hinter allem „zufällig“ wunderbaren Funktionieren ihren Namen. Und da wird deutlich: die Kontinuität als Rückgrat des Singkreises verdankt sich dem Umstand, dass die Präsidentin und die Präsidenten im Durchschnitt ihre Aufgabe jeweils über ein Jahrzehnt hinweg wahrgenommen haben.

D. Singkreisverantwortliche über 50 Jahre: 1970-2020, aus den Archiven zusammengestellt von THERES PEYER Tabelle 4

Jahre Präsident*in Dirigent Bemerkungen 1970-1975 URS MARTIN URS MARTIN ZAHND wurde als Dritter angefragt 1975-1985 URSULA ZÜRCHER ZAHND und übernahm die Leitung des Singkreises 1983-1985 CHRISTOPH 1985-1996 JÜRG GERMANN WYSSER 1996-2007 OTTO WENGER PATRICK RYF 2007-2011 HANS-BALZ PETER DIETER 2011-heute HANSPETER BURRI WAGNER

Die präsidierenden Personen waren auch entscheidend dafür verantwortlich, dass das Auswahlverfahren bei Dirigentenwechseln jedes Mal zur Wahl jenes Kandidaten führte, der den Singkreis nicht nur zu dirigieren, sondern eben auch regelmässig zu begeistern verstand, Zaudernde unter den Sängerinnen und Sängern für Neues zu gewinnen wusste und dabei doch die Grenzen des Laienchors beachtete. Diese Mischung aus Fordern und Fördern ermöglichte dem Chor, Projekte zu realisieren, die noch wenige Monate oder Jahre zuvor ausserhalb der eigenen Möglichkeiten zu liegen schienen.

Dasselbe gilt für die bloss vier Dirigenten, die im Durchschnitt gar mehr als ein Dutzend Jahre lang den Singkreis künstlerisch geleitet haben: Jeder zu seiner Zeit mit unverwechselbar eigenem Charakter, haben sie den Singkreis musikalisch wie geographisch immer wieder zu neuen Ufern geführt. Im ersten Jahrzehnt wurden Konzerte als Abendmusiken gestaltet, nicht selten mit Solist*innen und Instrumentalist*innen aus den eigenen Reihen. Erste Konzerte ausserhalb der Kirche Wohlen führten ausnahmslos in die nähere Umgebung. Nachdem URS MARTIN ZAHND während dieser Zeit den Chor mit barocker Polyphonie vertraut gemacht und damit auch in die spezifische Verkündigungsfunktion evangelischer Kirchenmusik eingeführt hatte, eröffnete CHRISTOPH WYSSER dem Singkreis musikalische Perspektiven durch die folgenden Jahrhunderte und bis in modernste Musik hinein und erschloss auch manche Werke katholischer Kirchenmusik. Er führte den Singkreis auch erstmals ins Ausland (1993 Tyn [Tschechien] und 1995 Erfurt [Deutschland]). PATRICK RYF erweiterte den musikalischen Rahmen bis in die Renaissance zurück und brachte den Wohlenern calvinistische Kirchenmusik näher, die vor BACHS Zeiten unter Pfarrer BRANDOLF WASMER9 (1668-1686) in der Kirche Wohlen regelmässig gesungen worden war, als die Stadt Bern dem Kirchengesang noch lange Zeit sehr reserviert gegenüberstand. Anderseits erschloss PATRICK RYF dem Singkreis auch manche Perlen der gemässigten Moderne. Konzertreisen mit ihm führten in die Berge (Brienzwiler, St. Moritz und Zillis). Mit dem Deutschen Requiem von BRAHMS in der Londoner Fassung sorgte er für einen Quantensprung, auf dem DIETER WAGNER weiterbaute, indem er gemeinsame Projekte mit andern Chören aus dem Inland (Frick, Aarau, Binningen) wie aus dem Ausland (Offenburg, Lviv) initiierte, mit denen zusammen nun erstmals sogar monumentale Werke aufgeführt werden konnten. Konzertreisen

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie nach Bolivien, Deutschland, Palästina/Israel, Italien und in die USA begeisterten reisefreudige Chormitglieder. Selbstverständlich finanzierten sie Reise, Unterkunft, Verpflegung und Begleitmusiker*innen dabei stets ausnahmslos selbst.

Eine ebenso wichtige wie schwierige Aufgabe der Präsident*innen war auch immer wieder die Beschaffung der nötigen – auch finanziellen – Ressourcen. Dabei liessen sie sich dankenswerter Weise manches einfallen. Eine Variante bestand im Mai 1998 im poetischen Bettelbrief eines Vorstandsmitglieds:

A üsi Gönnerinne u Gönner

1. I ha hüt Poscht!, heit dir nech gfreut, 2. Mir wüsse’s. Üs geit’s o e so. u ds Briefli schnäll i d Stube treit. Mir hei der Muet glych zäme gno Itz lueget dir gwüss e chly schief: U frage nech voll Fründlechkeit, Scho wieder so ne Bättelbrief! ob dir e Batze vürig heit

3. für üse Chor, wo so schön singt 4. Dir füehlet ech doch nid usgnützt? u luter Freud i ds Läbe bringt, Dir heit is früecher unterstützt wo öppis tuet für d Gmeinds-Kultur mit Gäld u Bsuech vo de Konzärt, wie’s öich ja g’fallt: in Moll u Dur. drum gloube mer, mir sy nech’s wärt,

5. dass dir e Griff i d Börse tüet. 6. Dir blybet doch em Singkreis tröi? Mir pflege derfür öies Gmüet Mir danken ech, so fescht mir chöi. mit Musig, wie der’s gwahnet syt. es zellt e jedi chlyni Spänd Drum hei mir itz o no e Bitt: (die grossen ou!) us öine Händ.

E. Die Präsidentin und die vier Präsidenten

URSULA ZÜRCHER JÜRG GERMANN OTTO WENGER

HANS BALZ PETER HANSPETER BURRI

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Auch bei umsichtigster Leitung ist ein Singkreis eine lebendige Gruppierung. Da können Freundschaften entstehen; aber da können zuweilen auch Konflikte aufbrechen. Nicht alle lassen sich einfach und gütlich beilegen. Aber nur dreimal führte ein Konflikt zum Austritt eines singenden Mitglieds aus dem Singkreis.

Dutzende Male musste der Singkreis auch von früheren oder gar von noch aktiven Mitgliedern Abschied nehmen und gestaltete die Trauerfeier in der Kirche gerne singend mit. Weil da externe Dirigenten nicht immer kurzfristig abkömmlich waren, sprang dankenswerter Weise immer wieder EDI WÄLCHLI, selbst erfahrener Chorleiter, ein. Den furchtbarsten Schock mussten die Mitsingenden in jenen beiden Fällen erleben, in denen sich ein verzweifeltes Mitglied selbst das Leben genommen hatte. Möge ihnen das Finale aus dem Deutschen Requiem von JOHANNES BRAHMS op. 45 gelten, das der Chor später in beiden Fassungen aufführen durfte: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach (Geheime Offenbarung 14,13).

F. Die Vorstandsmitglieder des Singkreises 1970-2020, aus den Archiven zusammengestellt von THERES PEYER Tabelle 5

Namen Bemerkungen Jahre Dauer URS MARTIN ZAHND 1. Singkreisleiter 1970-1984 15 Jahre 10 Jahre, URSULA ZÜRCHER 1. Präsidentin des Singkreises ab 1975 1975-1985 total 25 Jahre HANSUELI SCHRANZ Pfarrer, Vertreter des Kirchgemeinderates 1972-1985 14 Jahre RUTH LANZ 1976-1992 17 Jahre SUE JENNI 1976-2010 35 Jahre ANDREAS MAGUN 1976-1985 10 Jahre ERIKA KELLER 1976-1985 10 Jahre CHRISTOPH WYSSER 2. Singkreisleiter 1984-1995 12 Jahre JÜRG GERMANN 2. Präsident des Singkreises 1985-1995 11 Jahre HANSUELI BÜRKI 1986-1994 9 Jahre CHRISTOPH DÜTSCHLER 1986-1999 14 Jahre TRUDI BUCHER 1986-1992 7 Jahre JÜRG WELTER Pfarrer, Vertreter des Kirchgemeinderates 1986-1995 10 Jahre ERIKA BALLI 1988-1992 5 Jahre ELISABETH GARDI 1988-2009 22 Jahre PAUL BREITSCHMIED 1992-1997 6 Jahre ERWIN KOBEL 1992-1994 3 Jahre KÄTHI WALTHER 1992-1996 5 Jahre KÄTHI SCHNEEBERGER 1992-1995 4 Jahre VERENA HUG 1994-1996 3 Jahre HUBERT BÄR 1994-1996 3 Jahre ROLAND ZWAHLEN 1994-1996 3 Jahre PETER FIECHTER 1994-2000 7 Jahre MALOU WAGNER 1994-202X 27 Jahre + … UELI 2 Jahre, Pfarrer, Vertreter des Kirchgemeinderates 1995-1996 HALLER total 14 Jahre

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie

PATRICK RYF 3. Singkreisleiter 1996-2007 12 Jahre OTTO WENGER 3. Präsident des Singkreises 1996-2007 12 Jahre THERES PEYER 1996-2016 21 Jahre HEIDI SUTTER 1996-2010 15 Jahre ANTON WYDER Pfarrer, Vertreter des Kirchgemeinderates 1996-1999 4 Jahre HEDI ZINGG 1997-2001 5 Jahre URSULA JORDI 1997-2008 12 Jahre BARBARA WYDER 1997-2000 4 Jahre ARWED MEISSNER 1997-2008 12 Jahre DANIEL HUBACHER Pfarrer, Vertreter des Kirchgemeinderates 2000-2002 3 Jahre 15 Jahre, URSULA ZÜRCHER Wiederwahl 2001-2015 total 25 Jahre Pfarrer, erneut Vertreter des 12 Jahre, UELI HALLER 2002-2014 Kirchgemeinderates total 14 Jahre MAYA WANZENRIED 2003-2009 7 Jahre JOHANN FLÜCKIGER 2005-2008 4 Jahre HANS BALZ PETER 2005-2007 3 Jahre DIETER WAGNER 4. Singkreisleiter 2007-202X 14 Jahre + … MARLÈNE FIECHTER 2007-202X 14 Jahre + … 4 Jahre, HANSPETER BURRI 2007-2010 total 14 Jahre 4 Jahre, HANS BALZ PETER 4. Präsident des Singkreises 2007-2010 total 6 Jahre PETER HESS 2008-2010 3 Jahre CHRISTINE RUCK 2009-202X 12 Jahre + … REGULA DANNECKER 2009-202X 12 Jahre + … JOHANNES SCHITTNY 2010-202X 11 Jahre + … 10 Jahre, HANSPETER BURRI 5. Präsident des Singkreises 2011-2020 total 14 Jahre RES LAUTERBURG 2010-2016 7 Jahre JÜRG MEYER 2011-2014 4 Jahre ADRIAN GASSER 2011-202X 10 Jahre + … HEIDI DUCOMMUN 2011-202X 10 Jahre + … FRANZISKA BÄRTSCHI 2015-202X 6 Jahre + … URSULA SCHMID 2016-202X 5 Jahre + …

Darüber hinaus engagieren sich verschiedenste Singkreismitglieder bei speziellen Aufgaben immer wieder uneigennützig. Einige wenige Beispiele seien herausgegriffen:

CHRISTOPH DÜTSCHLER, selbst ehedem aktiver Sänger im Singkreis, gestaltet graphisch seit 2003 die Konzertflyer und die Programme für die Konzerte des Singkreises.

Ausserdem hat der Singkreis seit 2008 in CHRISTIANE SCHITTNY eine Sängerin, die eine interessierte Öffentlichkeit über die Aktivitäten des Singkreises mit regelmässigen Pressebeiträgen informiert. JOHANNES und DOMINIK SCHITTNY nahmen Konzerte auf, schnitten sie und brannten CDs.

KATHRIN GERMANN leitet, sekundiert von SUE JENNI, das Bistro-Team und sorgt bei Aperos nicht nur für das leibliche Wohl von Singkreismitgliedern und Konzertbesucher*innen, sondern auch für die Verpflegung gastierender Partnerchöre und Orchester.

THEO IFF verdankt der Singkreis neben anderem schöne gemeinsame Konzerte mit dem Projektchor11 und das Einspringen stante pede bei einem Probewochenende nach akuter Erkrankung des Dirigenten.

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie

Die einen dienten als Registerführer*innen, andere besorgten die Carfahrten zu den Chorkonzerten, dritte organisierten die Beherbergung von Gastchören und -orchestern und/oder nahmen deren Mitglieder während Konzertwochen bei sich auf, wieder andere betreuten jahrelang gewissenhaft die Verwaltung des Notenmaterials. Die meisten betätigten sich bereits einmal als Helfer*innen beim Aufbau des Chorpodiums, bei der Nummerierung der Konzertplätze, beim Ticketverkauf, bei Redaktion, Übersetzung, Gestaltung, Druck oder Verteilung der Konzertprogramme

Aufführung von CARL ORFFS Carmina Burana im Konzert vom 11. November 2011 im randvollen Casino Bern:

Der Erzähler dankt herzlich für das Vertrauen des Vorstandes, seit 1997 die Konzerteinführungen und die Konzertprogramme des Singkreises verfassen zu dürfen – eine begeisternde Zusatzbeschäftigung mit den Meisterwerken, die wir aufführen durften.

G. Fuga coronans: Jubiläum mit digitalen Proben

Zum Jubiläumsjahr erhielten wir dann sogar Besuch aus China. Allerdings weder einen Chor noch ein Coronation Anthem, sondern ein Corona Virus. Das Jubiläumskonzert am Schalttag 2020 und dessen Folgetag - HAYDNS und VIVALDIS Jahreszeiten – konnten mit strengen Sicherheitsvorkehrungen indessen gerade noch durchgeführt werden. Und was ein erfolgreicher Chor sein will, hat (einmal mehr) erfinderische Leiter. Das erzwungene Social Distancing vermag das Proben nicht zu hindern (vgl. Bild der digitalen Probe hiernach, S. 64). Die neuen digitalen Möglichkeiten machten es möglich. Auch für diese clevere Initiative gebührt DIETER WAGNER und HANSPETER BURRI eine (virenfreie) Krone!

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4. Scena e Quintetto dei Presidenti

A. Alt-Solo: URSULA ZÜRCHERS Präsidialjahre von 1975-1985 – Aufbau von Strukturen und Verfahren

Nach der Gründung des Chors 1970 hat der damalige Dirigent URS MARTIN ZAHND fast alles erledigt, was eigentlich die Aufgaben eines Vorstands wären: zum Beispiel Kontakt mit der Kirchgemeinde, Programme schreiben und kopieren, allfällige Korrespondenzen erledigen. Seine einzige Hilfe war eine Kassierin. Er hat dann um Unterstützung gebeten und wollte insbesondere eine Präsidentin oder einen Präsidenten sowie jemanden haben, der sich um Programm und Werbung kümmert. Man hat mich als Präsidentin vorgeschlagen, und ich wurde gewählt. Eine eigentliche Vorstandssitzung gab es jedoch nie. Wenn der Dirigent einen Wunsch hatte, erhielt ich einen Anruf oder er sprach mich in der Chorprobe an.

Sehr bald versuchte ich mich in Mitgliederwerbung – mit mässigem Erfolg, und mit der Suche von Sponsoren, was mir etwas besser gelang. Während ziemlich langer Zeit habe ich auch die Programme geschrieben.

Nach dem angekündigten Rücktritt von URS MARTIN ZAHND fiel in meine Amtszeit eine Dirigentenwahl. Ich habe eine kleine Wahlkommission ins Leben gerufen, Ausschreibung, Sichtung der Bewerbungen und Gespräche mit den Kandidaten allerdings weitgehend selbst erledigt. Dabei erfuhr ich, dass nicht nur Singen, sondern auch eine Dirigentenwahl (Neben)Geräusche erzeugen kann: Die knapp gewählte Frau war mehreren Chormitgliedern nicht genehm. Sie haben sich mit ihrer Beschwerde an den damaligen Präsidenten der Kirchgemeinde gewandt. Mit ihm habe ich vereinbart, die Wahl ohne Zeitverlust zu wiederholen. Das Ergebnis fiel sehr hoch zugunsten von CHRISTOPH WYSSER aus.

Nach der Wahl von CHRISTOPH WYSSER habe ich versucht, ordentliche Vorstandssitzungen einzuberufen und abzuhalten. Mittlerweile hatte es bereits einige Vorstandsmitglieder mehr. Meine Traktandenliste und mein Vorsitz erwiesen sich als überflüssig. Der Dirigent hat seine Wünsche vorgebracht und die Sitzung geleitet, und die Kassierin gab mir auf meine Frage, wie viel Geld wir eingenommen hätten, zur Antwort: "Das vernimmt nur der Dirigent"!

Anfangs 1983 erklärte ich dem Vorstand meinen Rücktritt auf Ende Jahr. Meine Mitteilung wurde nicht sehr gut aufgenommen; aber ich verliess mich darauf, dass eine neue Präsidentin oder ein neuer Präsident gesucht werde. Gegen Ende 1983 erkundigte ich mich nach dem Stand der Dinge. Grosse Augen allerseits! Der Vorstand war tatsächlich der Meinung, ich hätte vor einem Jahr nur Spass gemacht. Also nahm ich mich der Angelegenheit an, schlug allfällige Kandidaten vor und besuchte mit CHRISTOPH WYSSER zusammen JÜRG GERMANN, der sich bereit erklärte, das Präsidium zu übernehmen. Allerdings blieb ich bis zu seinem Amtsantritt 1985 nochmals fast ein Jahr im Amt.

Es ist Pionierarbeit zu leisten, wenn ein neues Gremium ins Leben gerufen wird, keine Vorgänger da sind, von deren Erfahrungen man profitieren und Rückschlüsse aus deren Arbeit ziehen kann. Und Leuten, für die ein Vorstand ebenfalls Neuland ist, geht es natürlich nicht besser. Fazit: Die Reibungsverluste erwiesen sich als eindrücklich! Die Beliebtheitswerte erreichten zuweilen „politische“ Standards. Aber wir haben die Traktanden abgearbeitet, und so durfte ich meinem Nachfolger einen funktionierenden Vorstand übergeben.

URSULA ZÜRCHER

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B. Solo Bass I: JÜRG GERMANNS Präsidialjahre – Jubiläen, Reisen, neue Partituren

Vor 35 Jahren wurde ich 1985 als Nachfolger von URSULA ZÜRCHER auf den Präsidentenstuhl des Singkreises Wohlen gehievt. In den zehn Jahren bis 1995 erlebten wir Sängerinnen und Sänger zahlreiche musikalische, sängerische und menschlich-kollegiale Höhepunkte. Davon werden mir beim Zurückblicken besonders folgende drei „highlights“ aus der Chortätigkeit wieder bewusst:

In der Mitte meiner Präsidialzeit feierte unser Wohlener Kirchenchor das Jubiläum seines 20- jährigen Bestehens. Dieser denkwürdigen Tatsache gerecht zu werden, bewog den Dirigenten CHRISTOPH WYSSER, die Johannes-Passion von JOHANN SEBASTIAN BACH einzustudieren. Uraufgeführt wurde diese Bachpassion am Karfreitagsgottesdienst des 7. April 1724 in der Leipziger Nikolaikirche. Die musikalische und theologische Auseinandersetzung mit diesem Werk belebte auch die Beziehung des Chors zu spirituellen Fragen und der Kirchgemeinde. Das auch in finanzieller Hinsicht „kostbare“ Werk zwang uns erstmals über ausgewählte Sponsoren – noch ohne „crowdfunding“ – die Aufführungsfinanzen ausgewogen zu halten, was nebst dem musikalischen Erfolg auch gelang.

Ein weiteres einmaliges Ereignis forderte erneut die musikalischen Kompetenzen des Chorleiters und seines Chors heraus:

Vom 3. bis 7. Juli 1993 unternahm der Chor eine Reise nach Tschechien. Zum Programm gehörten ein Singen im Gottesdienst und drei Konzerte – je eines in Bechyne, Sobeslav und Tyn. Dem tschechischen Publikum boten wir – unter weiteren Werken – die Motette „Aus der Tiefe ruf ich, Herr, zu dir“ von HEINRICH SCHÜTZ, FELIX MENDELSSOHNS „Warum toben die Heiden“, ARVO PÄRTS „Magnificat“ und die BACH-Motette „Jesu, meine Freude“ dar.

Ein drittes „special event“ bleibt mir unvergesslich: Nicht nur bei den Werken aus dem traditionsreichen Repertoire kirchlicher Musik war ein uneingeschränktes Engagement des Chors und seines Leiters erforderlich, sondern auch bei der Erarbeitung einer anspruchsvoll modernen Komposition von DANIEL GLAUS - nämlich des „Meister Eckhardt“ und deren Uraufführung in Erfurt im September 1995 im Rahmen einer weiteren Chorreise. Meister ECKHART (geb. um 1260 und gest. nachweislich vor dem 30. April 1328) war ein einflussreicher spätmittelalterlicher Theologe und Philosoph, dessen „Hauptanliegen die Verbreitung von Grundsätzen für eine konsequent spirituelle Lebenspraxis im Alltag war“ 10. Interessiert an den wegweisenden Schriften von ECKHART, wählte der Komponist GLAUS 12 Sätze aus, die er in seine Komposition wob. Die Partitur dieses Werks für Alt, Bariton und 8-stimmigen Doppelchor mit 16 Instrumenten zeigte sich schon optisch ungewohnt und leicht verwirrlich und war daher eine echte Herausforderung für alle Beteiligten:

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Es verlangte die strikte Beachtung der Hinweise des Komponisten, wie etwa: „Mitzählen, wo dies möglich ist; Faden (und Nerven) nie verlieren!“ So ist es möglich, „das Werk als einen grossen Bogen zu verstehen“ (GLAUS); d.h. auch mit Hilfe der Detailpflege den bereichernden grossen Bogen zu erfahren und mit Freude zu erleben. Ähnliches mochte auch für meine 10 Amtsjahre zutreffen! JÜRG GERMANN

Seine Amtsvorgängerin URSULA ZÜRCHER konnte JÜRG GERMANNS Wirken bei seinem Rücktritt am 5. Februar 1996 en pleine connaissance de cause würdigen:

1. I gschpüre’s fascht chly uf em Härz, 2. Zäh Jahr chöi stressig sy u läng, dass ds «Dossier» hesch useg’rückt. we me se nützt, wie Du’s hesch gmacht. Vor zäh Jahr, es chönnt sy, im März Sie bruuche Chraft, u sie sy sträng han i Der’s gärn i d Finger drückt! U löh Di schaffe bis i d Nacht.

3. Was Du hesch ta i däm Jahrzähnt, 4. Du hesch Di ygsetzt für e Chor, hei viel vo üs gar nid erchennt. bescheide, still, uf fyni Art. Du hesch es nie bsunders erwähnt, Gspürt het’s vor allem der Kantor bisch aber da gsy, we’s het brönnt. bim Abetüür «GLAUS und ECKHART».

5. Weisch, ohni Di wär d Jubelfyr 6. Dir ghört es härzlechs «Vergält’s Gott», vom Singkreis andersch use cho: vor allem o beträffend GLOUS. Mir hätte nid das Souvenir Dank Dir isch üses Gäld im Lot. A Erfurt mit uf Wohle gno. Drum los: Fortissimo Applous!

7. U hie no ds letschte Komplimänt: Du warscht ein guter Presidänt!

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C. Solo Bass II: OTTO WENGERS Präsidialjahre – eingerahmt von Dirigentenwahlen

Meine Frau und ich waren mit dem Singkreis durch schöne Erlebnisse schon gut vertraut, als mich JÜRG GERMANN im Herbst 1995 (kurz nach meiner Pensionierung) fragte, ob ich bereit wäre, seine Nachfolge als Präsident des Chors zu übernehmen. Da ich mich auf eine Zusammenarbeit mit CHRISTOPH WYSSER freute, sagte ich zu. Kurz danach reichte dieser leider seinen Rücktritt als Dirigent ein, so dass die Suche nach einem neuen Chorleiter zu meiner ersten grösseren Aufgabe wurde. Dass PATRICK RYF als Sieger aus dem Auswahlverfahren hervorging, hatte wohl auch damit zu tun, dass wir ihn schon ein wenig kannten, war er doch Mitglied des kleinen Favoritchors, der uns 1993 auf unserer Chorreise nach Südböhmen begleitet hatte. Ab Juli 1996 leitete PATRICK den Singkreis mit viel Engagement und war daneben immer daran, seine Ausbildungen zu erweitern und zu vertiefen.

Gerne greife ich einige Höhepunkte aus den mit ihm erarbeiteten Werken heraus:

• 2001 ARTHUR HONEGGERS Le Roi David in der französischen Originalversion. MARTIN ETTER, der als „Bund“-Journalist viele wohlwollende und lobende Konzertbesprechungen in der Zeitung hatte erscheinen lassen, wirkte als Sprecher im Konzert mit.

• 2002 GEORG FRIEDRICH HÄNDELS Esther. Für dieses Oratorium musste PATRICK RYF das Notenmaterial in mühsamer Arbeit zusammensuchen und für unsere Bedürfnisse aufbereiten.

• 2003 WOLFGANG AMADEUS MOZARTS Requiem. Die eindrückliche Aufführung wurde in der Zeitung mit einer schlechten Kritik eines uns unbekannten Rezensenten als zu laut und undifferenziert bezeichnet. Dies beschäftigte auch EWALD KÖRNER, den Ausbildner unseres Dirigenten. Er forderte uns auf, diese Kritik nicht unwidersprochen zu lassen und half uns bei einer angemessenen Antwort.

Ein wesentlicher Bereich für uns Sängerinnen und Sänger waren auch Probenwochenende, wie z.B. in Gwatt am Thunersee (1997) und Konzertreisen, weil dabei auch die Geselligkeit gepflegt werden konnte.

Im Jahr 2000 feierte der Singkreis den 30. Geburtstag. Wir reisten mit einem Zwischenhalt in Bergün nach St. Moritz. Dort sangen wir im Hotel Laudinella Werke von JOHANN SEBASTIAN BACH und WILLY BURKHARD, die wir zuvor schon in Wohlen aufgeführt hatten.

Die letzte Reise unter PATRICK RYFS Leitung führte uns 2006 nach Zillis, wo wir in der Kirche St. Martin mit der berühmten Decke ein Konzert veranstalteten.

2004 durfte der Singkreis vom Departementsvorsteher und von der Departementskommission Bildung und Kultur der Einwohnergemeinde Wohlen für ausserordentliche Dienste an der Allgemeinheit die heute Wohlener Hecht genannte Auszeichnung entgegennehmen.

Als ich auf Ende 2006 mein Amt weitergeben wollte, kündigte PATRICK RYF seinen Rücktritt per Mitte 2007 an. Ich entschied mich deswegen, noch ein halbes Jahr weiterzumachen. Und so endete meine Amtszeit, wie sie begonnen hatte: mit einer Dirigentenwahl. Aus einer grösseren Zahl von Bewerbern luden wir deren vier zu einem Probedirigat ein. Diese wohnten je in Bern, Biel, Basel und Lörrach. In der Diskussion kam die Frage auf, ob es klug sei, einen Dirigenten mit einem weiten Anfahrtsweg zu den wöchentlichen Proben zu wählen. DIETER WAGNER, jener mit dem weitesten Weg, obsiegte dank seiner Ausstrahlung und ist uns glücklicherweise treu geblieben.

Der Singkreis Wohlen ist erst seit kurzer Zeit als Verein konstituiert. Während meiner Amtszeit besorgte ich Musterstatuten des Schweizerischen Kirchengesangsbundes, dessen Mitglied wir

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie auch einige Zeit waren, und warf die Frage einer allfälligen Vereinsgründung auf. Sie wurde damals abgelehnt, wohl auch aus Angst, das führe zu mehr Bürokratie. Ich machte die Erfahrung, dass jedes Vorstandsmitglied seinen Teil der Arbeit sorgfältig und fristgerecht erfüllte, wenn vor einem Konzert die Aufgaben und Termine festgelegt worden waren. So befriedigte die Arbeit für den Singkreis wirklich.

Während bei anderen Chören und sonstigen Vereinen die Mitgliederzahlen abnehmen oder zu einem Ende des Bestehens führen, zählt der Singkreis Wohlen seit Jahren konstant sechzig und mehr Teilnehmende. Dies ist wohl auf das gute Klima im Chor, die vorzügliche Leitung durch die verschiedenen Dirigenten der vergangenen fünfzig Jahre und ihre fesselnden Musikprogramme zurückzuführen. OTTO WENGER

Der Singkreis 2008

D. Solo Bass III: HANS-BALZ PETERS Präsidialjahre - Wie nur wird man Singkreis- Präsident und: warum?

Ja wie und warum in aller Welt wird man Singkreis-Präsident. Da ist man endlich pensioniert, von der unerträglichen Anzahl Sitzungen entlastet, ja befreit für den Aufbruch in neue oder alt- vernachlässigte Welten wie Pflege der Zweierbeziehung, endlich mehr Zeit für Kinder und Enkel, und für Reisen, und für Lektüre, und für Musik. Aber um Gottes Willen keine neuen Sitzungsverpflichtungen.

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WILHELM BUSCH wusste schon (und viele MANI MATTER Mir hei e Verein gescheite, dennoch oder deswegen? in ihren Vorsätzen gescheiter-te Leute vor ihm), dass es Mir hei e Verein, i ghöre derzue erstens anders kommt und zweitens als man Und d'Lüt säge: Lue dä ghört o derzue denkt. So auch bei mir. Denn Und mängisch ghören i würklech derzue Und i sta derzue Erstens signalisierte OTTO WENGER im Frühjahr 2007, dass er als Präsident des damals noch Und de gsehn i de settig, die ghöre derzue „Kirchlicher Singkreis Wohlen“ genannten Und hei doch mit mir im Grund gno nüt z'tue Chores zurücktreten möchte. Im Vorstand Und anderi won i doch piess derzue zeigten wir einerseits Verständnis, anderseits Ghöre nid derzue waren wir in Verlegenheit und rätselten, wer nun diese Aufgabe übernehmen könne (oder Und ou was si mache, die wo derzue müsse). Der Andrang war nicht gross. Tüe ghöre, da standen i nid geng derzue Und mängisch frage mi d'Lüt: Du lue Zweitens war dabei zu bedenken, dass anders Ghörsch du da derzue? als bei MANI MATTER bei uns galt: wir sind zwar als Singkreis „fast wie ein Verein“, aber mir hei Und i wirde verläge, sta nümm rächt derzue ke Verein. Trotzdem gibt MANI MATTERS Lied Und dänken: O blaset mir doch i d'Schue ziemlich gut meine Stimmung als Präsident Und gibe nume ganz ungärn zue: wieder. Kein Verein, dennoch hatten wir einen Ja i ghöre derzue Vorstand. Dem gehörte ich schon einige Zeit an, weil mir ARWED MEISSNER seine Aufgabe als [Und de dänken i albe de doch wider: lue „Registerführer“ übertragen hatte mit der S'ghört dä und dise ja ou no derzue Bemerkung, ausser Absenzenkontrolle keine Und de ghören i doch wider gärn derzue Verpflichtung. Nur das Recht, bei der Und i sta derzue Vorstandssitzung dabei zu sein, aber ohne Stimmrecht. Irgendwann änderten wir das, und seither sind die Registerführenden vollwertige Vorstandsmitglieder. Für OTTO WENGERS Nachfolge spielte das fast keine Rolle: der Vorstand hatte einen Kandidaten, eine Kandidatin zu suchen und zu finden, und der Singkreis würde diesem Vorschlag bei einer Konsultation sicher zustimmen.

Drittens kam bei der allgemeinen Verlegenheit und dem mangelnden präsidialen Ehrgeiz der Vorstandsmitglieder dann eben doch auch die Frage an mich, ob ich nicht doch eventuell könnte … Was hat man doch bei solchen Fragen für dumme Gedanken: ja nur, wenn sich sonst niemand meldet, könnte ich mal überlegen; ich hätte jetzt ja etwas Zeit (s. Einleitung – Vorsätze einfach verdrängt), wenn doch Not am Mann oder der Frau ist; die Aufgabe kann ja nicht so riesig sein. Schliesslich bist du – sagte ich mir – ja schon oft in Präsidiums-Verantwortung gestanden. Zum ersten, aber nicht wichtigsten Mal mit vielleicht 9 Jahren, wie mir jetzt einfällt. Da gründeten meine 3 Jahre ältere Freundin MADELEINE und ich in Zürich-Friesenberg den Verein „Zügler“ (Abkürzung für „Zürihegler“). Wir verkauften aus Filz gebastelte kleine Pferde samt Futter (aus Birkensamen) und mit echten Hufeisen aus Kupfer, hatten einen Schaukasten und machten richtige Statuten – zum Glück ohne Aufsicht von HANS-URS WILI. Der hätte die Verletzung mindestens einer zwingenden Rechtsvorschrift bemängeln müssen: ein Verein kann doch nicht von 2 Leuten gegründet werden! Dazu noch von Kindern, womöglich vereinsgründungsunfähig oder noch gar keine rechtliche „Personen“! Später kamen richtigere Präsidien dazu, von der Kirchenpflege in Adliswil bis zuletzt dem Stiftungsrat der Friedensorganisation „swisspeace“. Der Singkreis konnte doch nicht so schwierig sein. Item: ich überlegte es mir; der Mensch in seinem Widerspruch.

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Viertens ist aber der Singkreis-Präsident kein „autonomer“ Präsident wie in anderen Organi- sationen, denn da ist ja noch der Primus: der Dirigent, später künstlerischer Leiter, der eigentlich programmatisch das Sagen hat, mit dem man zusammen arbeiten können muss. Die Aufgabe des Vorstandes und des Präsidiums ist in erster Linie – wie ich allmählich richtig merkte – dessen Ideen, Pläne, Absichten und Projekte organisatorisch und finanziell umzusetzen. Im Frühjahr 2007 war PATRICK RYF Dirigent und damit Chorleiter. Weil ich mit seiner Pädagogik oder Didaktik – wo genau der Unterschied liegt, will ich hier nicht verraten – nicht immer 100% einverstanden war, habe ich ihm das gelegentlich gesagt: wir Singkreis-Sänger seien selbständige Personen, machten freiwillig sowie zur Freude am Gesang mit – entsprechend möchten wir behandelt werden. Er hörte zu, und wir tauschten uns aus in gegenseitigem Respekt. Item, deshalb hielt ich es für angebracht, vor meinem Entscheid mit PATRICK zu besprechen, ob wir miteinander kutschieren könnten, ohne dass einer sich verleugnen müsse. Es war ein angenehmes Telefongespräch; ja er könnte es sich gut vorstellen, aber er müsse mir gleichzeitig sagen: er möchte sein Dirigat beim Singkreis auf Es si alli so nätt FRANZ HOHLER den Sommer hin aufgeben. Also eine … völlig neue Situation, auch für den Mängisch, do machi Züüg ab Vorstand, der damals noch nichts davon Wo d Familie lydet derby: wusste. Muesch jetz uf Brig go schpile i Singchreis ad Sitzig Seit d Frau und luegt truurig dry. Fünftens warum ich dann in Gottes Weisch, sägi nochhär und hüeschtle Namen (wie man so sagt, wobei ich nicht S isch eifach nid andersch gange weiss, ob das damals wirklich zutraf oder Die hei so lieb gfrogt u gschribe ob man jemals sicher sein kann) I ha se nid chönne lo hange schliesslich zusagte, ist nicht weiter zu … ergründen – es war eben so. Ja sagte Es si alli so nätt … ich, so glaube ich mich zu erinnern, auch - du kennsch jo d’Sänger us Wohlen u Uettlige, vu mit Zuspruch und jedenfalls Säriswil u Hinderchappele, Einverständnis meiner lieben Frau Es si alli so nätt .. SIGRID, Alt-Sängerin, seit wir 1983 nach Hinterkappelen zogen. Zum Glück Denn sitze mer zäme n a Tisch erfolgte die Suche nach einem Üsi Meinig isch komplett verschide Nachfolger von PATRICK noch unter der Aber was s verrücktischten isch Führung von OTTO WENGER – während … der Vietnam-Reise von SIGI und mir. Und Es si alli so nätt - würklech als ich das Amt als Singkreis-Präsident … Es si alli so nätt im August 2007 antrat, war das gleichzeitig auch der Beginn der Ära I ha mi dermit beschäftiget DIETER WAGNER. „Auf Anhieb“ schien es Wäm d Schwiz im Grund gnoh ghört zwischen uns auch gut „zu geigen“ – Und i bi uf paar Näme gschtosse aber wer würde es auch schaffen, mit Aber denn hani es paar dervo troffe DIETER nicht gut zurecht zu kommen? Vo der chlyne, mächtige Härde Bei seinem gewinnenden Lächeln, Wonis allne der Marsch blost, i säg ech seinen sprühenden Ideen, seiner Es isch würklech zum wahnsinnig wärde Fähigkeit, uns zu guten Leistungen zu ziehen (zu ermutigen, eben nicht zu stossen, drängen, murksen). Das war eine schöne Kooperation.

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Sechstens hatte ich diese Erfahrung oder S si alli so nätt dieses Gefühl nicht immer im Vorstand. Es si alli so nätt - grüezi, Herr Dokter, Gewohnt, meine Präsidialaufgabe als gueten Obe, Herr Diräkter „partizipative Führung“ zu verstehen, wo Es si alli so nätt - hei sogar Sache vo mir gläse alle wichtigen Entscheidungen diskutiert Es si alli so nätt - kenne einzelni Schtellen us werden und die guten Argumente zählen, empfand ich die Entscheidfindung im em Totemügerli uswändig Vorstand nicht stets in dieser Weise. Es si alli so nätt Eingekerbte Traditionen, mer heis gäng so gmacht (was ich ja wusste) und es isch guet Letschthin traum i tatsächlech gsi. Ich kam mir öfter „abgesägt“ vor, wenn I hoffen es wird nie wohr auf meine Neuerungsvorschläge kaum Me heig mi zum Tod verurteilt eingetreten wurde. Wenn eine kleine I sigi e z grossi Gfohr Gruppe von Frauen gelegentlich schon vor Aber s schlimmschte, churz vor em Chöpfe der Sitzung ihre Meinungen ‚koordinierten‘ Si all die fründleche Grind und die Vorschläge ohne grosses Vo Schtaatsaawalt, Richter und Hänker Federlesen bodigten. So jedenfalls mein S isch wyt und breit kei Find Gefühl. Oder wenn beispielweise kleinere finanzielle Entscheide zum Voraus S si alli so nätt - dörfe mir Ihne die Binde um d entschieden und in die Tat umgesetzt wurden; dem Vorstand nur noch das Auge legge? Registrieren von „faits accomplis“ blieb. Es si alli so nätt - hei Si no ne letschte Verdeckte Machtkämpfe können also auch Wunsch? im Kleinen stattfinden, wo es um so Es si alli so nätt - ah, Si sind Nichtraucher Schönes wie Musik geht (kennt man Es si alli so nätt - denn legge Si jetz bitte Ihre offenbar in manchen Orchestern). Vielleicht Chopf uf dä Pflock do waren meine Vorschläge ja tatsächlich nicht Es si alli so nätt, so nätt, so unheimlich, so immer tauglich – ich denke an mein grauehaft NÄÄÄÄÄTTTT! computerisiertes und standardisiertes Modell für die Detail-Planung von „Events“ wie Konzerten etc. (das tönt nicht nur komplex, sondern war es auch). Dennoch hätte ich das gern inhaltlich erörtert, denn es hätte zu voraussehbarer Planung führen und Zuständigkeiten klären können – und hat vermutlich tradierte „Gärtchen“ tangiert. Also liess ich es bleiben; aber wozu es mich dann brauchte? Ganz wohl war mir drum im Vorstand selten; dabei waren doch „alli so nätt“ und haben ihre praktischen Aufgaben immer zuverlässig und sorgfältig erfüllt – noch heute mein Dank!

Siebtens stiessen wir als „nicht-Verein“ an eine unerwartete Grenze: Die Unterschriftsberech- tigung fürs Postkonto konnte nicht von OTTO WENGER auf mich übertragen werden. „Das neue Geldwäscherei-Gesetz schreibt seit 2003/2004 vor, dass die Identität gerade bei Vereinen sehr sorgfältig abgeklärt wird und nur bei Vorhandensein von Statuten und eindeutiger Legitimation Konten eröffnet und Unterschriftenberechtigung übertragen werden dürfen“, musste ich dem Vorstand schreiben und dem Chor berichten. Wir hätten zwei Möglichkeiten: (a) einen ordentlichen Verein zu gründen; frühere Versuche waren offenbar mehrfach abgelehnt worden – die Mehrheit der Sängerinnen und Sänger wollten keine „Vereinsmeierei“. Oder (b) einen „Management-Verein“ zu gründen, dem nur der Vorstand angehört. Nach Konsultation des Chores haben wir 2008 diesen Weg als pragmatische Lösung beschritten. In der quasi auf den Kopf gestellten Struktur mit „Leitungsverein“ als Vorstand und Mitgliederversammlung und dem Chor als „Organ“ hat der Singkreis 10 Jahre funktioniert. Zum Glück war 2018 die Zeit reif für eine ordentliche Vereinsstruktur, wie sie vom Zivilgesetzbuch her gewollt ist. Die schwierigste Hürde auf dem Weg zum Leitungsverein hatten wir im Kirchgemeinderat zu überwinden, weil einige Mitglieder partout meinten, mit der Vereinsgründung möchten wir uns organisch von der Kirchgemeinde entfernen. Das ist ja bis heute nicht der Fall, und ich hoffe sehr, dass auch das Umgekehrte nicht passiert – führe Gott Mammon die Finanzleute im Kirchgemeinderat nicht mit Spar-Ideen betr. Kulturausgaben in Versuchung.

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Achtens zählen Statutenrevisionen, Budgets usw. nicht gerade zu den Highlights einer Vorstandsexistenz; aber es gab durchaus auch etliche echte Highlights. Ich möchte aus meiner Erinnerung nur drei hervorchramen. Ja es sind sogar vier, wenn ich die (fast) wöchentlichen Proben mit DIETER dazu zähle: den Momenten, wo man nichts anderes, jedenfalls nichts Beschwerliches denkt, konzentriert ist auf eine Aufgabe, die – auch wenn sie fordert – Freude macht und bei der man ab und zu das Gefühl hat, über sich selbst hinaus zu wachsen. Etwa mit dem Einstudieren des ganzen BACHschen Weihnachtsoratoriums. Highlights waren überhaupt die Konzerte. Herausragend für mich waren die gemeinsamen Aufführungen mit der Offenburger Kantorei, mit den Besuchen der Offenburger bei uns in Wohlen und unseres Singkreises in Offenburg. Wie rasch und unkompliziert doch Musik/Gesang kombiniert mit gegenseitiger privater Gastfreundschaft zu Freude, Freunden und Glückserlebnis führen kann! Am tiefsten in Erinnerung aus unseren Projekten bleibt mir BRAHMS’ Deutsches Requiem, vielleicht auch weil dies das letzte Projekt war, bei dessen Erarbeitung SIGI noch voll dabei sein konnte. In den schwierigen Herbstwochen 2010, im Schwanken zwischen Hoffnung, dass der Hirntumor überwunden werden könne, und der Furcht, dass dies vielleicht doch nicht möglich werde, fanden wir oft Trost in den lieblichen Melodien und den vertonten Psalm- und weiteren Bibeltexten, die wir manchmal gemeinsam summten. An der Aufführung im November 2010 konnten wir beide nicht mehr teilnehmen; aber SIGI wollte, dass ich bei der anschliessenden Zusammenkunft des Singkreises zum Anlass seines 40jährigen Bestehens jedenfalls kurz dabei sein könne, um dem Singkreis zu danken, zum Jubiläum zu gratulieren und den Interessierten die kleine Jubiläumsschrift zu überreichen, für die ich mir in der intensiven Betreuungsphase hatte Zeit abringen können. Zum Glück gelang es einem Sohn an diesem Abend noch, sich von anderen Pflichten zu befreien und seiner Mutter beizustehen – sie fühlte sich desorientiert und voller Angst, die Situation nicht allein meistern zu können –, so dass ich dem Singkreis noch meine Referenz erweisen und die Grüsse von SIGI übermitteln konnte.

Das letzte Highlight überfiel (vielleicht müsste ich sagen: übermannte) mich an der Abdankungsfeier im Dezember 2010 eine Woche nach SIGIS Tod. Die Mitglieder des Singkreises waren in grosser Zahl auf der Empore in der Kirche versammelt und haben für mich und die vielen Gottesdienstbesucher innig und in sphärischer Weise jene Lieder gesungen, bei denen SIGI lange Jahre mitsingen konnte, die ihr so wichtig waren und für mich unendlich tröstend klangen. Ich bin dem Singkreis – ein Stück musikalischer Heimat für SIGI und für mich, nachdem sie mich mit Beharrlichkeit zum Mitwirken ab ungefähr 2000 überzeugt hatte – bis heute unermesslich dankbar.

Neuntens hat auch ein Singkreis-Präsidium mal ein Ende. Nach dem Tod von SIGI war meine Energie für längere Zeit versiegt, und ich mochte nicht mehr dort Verantwortung tragen, wo wir gemeinsam so viele Stunden verbracht hatten. Weiter mitsingen, das war mir gut möglich und tat mir gut, half mir sogar eine Zeitstruktur beizubehalten: ich konnte gleichsam wie stellvertretend für beide mitwirken. Aber das Präsidium wollte ich aufgeben. Zu meinem grossen Glück erklärte sich HANSPETER BURRI bereit, kurzfristig dieses Amt zu übernehmen, obwohl er – noch nicht pensioniert – nicht über das Zeitbudget eines Seniors verfügte. Mit starkem Applaus wurde er zu meinem Nachfolger gewählt; Mitte Januar 2011 konnte ich ihm meine Akten übergeben. Ich bin HANSPETER bis heute zutiefst dankbar für seine Bereitschaft und für das, was er seither geleistet hat – und ich fühlte mich nach der „Stabsübergabe“ fast wie damals bei meiner Pensionierung: befreit. HANS-BALZ PETER

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Der Singkreis 2016

E. Tenor-Solo: HANSPETER BURRIS Präsidialjahre – die Zeit von 2011 bis heute

Die vergangenen zehn Jahre können unter dem Begriff «Aufbruch zu neuen Herausforderungen» zusammengefasst werden. Dieser Aufbruch zeigte sich auf sehr unterschiedlichen Ebenen, die ich einzeln detaillierter beleuchten möchte. Massgeblichen Anteil an den Veränderungen hatte unser künstlerischer Leiter DIETER WAGNER.

1. Konzerte mit grossen Orchestern Anlässlich seines 40jährigen Bestehens im Jahr 2010 entschied sich der Singkreis Wohlen, Ein deutsches Requiem von BRAHMS in der Orchesterfassung mit dem Orchestre Symphonique du Jura in der Französischen Kirche in Bern aufzuführen. Der Erfolg führte dazu, Konzerte fortan nicht allein in der Kirche Wohlen, sondern auch in Bern durchzuführen.

2012 wagte sich der Singkreis Wohlen an das bisher grösste Projekt seiner Geschichte: Carmina Burana von CARL ORFF mit Aufführungen im Stadt-Casino Basel und Konzert-Casino Bern. Die Grösse des Projektes manifestierte sich in vieler Hinsicht: Mehrere Chöre waren daran beteiligt (Singkreis Wohlen, Projektchor «SMW» Frick, Mädchenkantorei Basel und Singschule Köniz), als Orchester wurden die Lviv Virtuosy aus Lemberg aus der Ukraine engagiert, grosse Konzertsäle mit über 1000 Plätzen wurden gemietet. Enorme Auslagen waren zu erwarten und die Ungewissheit bestand, ob Ticketverkauf und Sponsorenbeiträge ein schmerzhaftes Defizit verhindern könnten. Das Projekt wurde ein grosser Erfolg, weil alle Beteiligten zu jeder Zeit daran glaubten. Ein ausverkauftes Kultur-Casino Bern und minutenlange Standing-Ovation krönten den Abschluss. Es folgten weitere grössere Konzerte: 2013 die c-moll-Messe von WOLFGANG AMADEUS MOZART in der Französischen Kirche, 2016 das Weihnachtsoratorium von JOHANN SEBASTIAN

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BACH (Kantaten 1, 4 und 6) mit Aufführungen in Aarau, Genf und Wohlen zusammen mit dem nationalen Orchester des Konservatoriums Edward Saïd Palästina, und ebenfalls im 2016 das Requiem von GIUSEPPE VERDI im Stadt-Casino Basel und im Kultur-Casino Bern.

2. Zusammenarbeit mit anderen Chören In den vergangenen zehn Jahren hat der Singkreis Wohlen mit drei befreundeten Chören mehrere Konzerte durchgeführt. Einstudierte Werke zusammen mit der Offenburger Kantorei und ihrem Kantor TRAUGOTT FÜNFGELD führten jeweils zu einem Konzertwochenende in Wohlen und einem in Offenburg, bei welchen neben den Aufführungen auch freundschaftliche Beziehungen gepflegt wurden.

Mit den von DIETER WAGNER geleiteten Chören Projektchor «SMW» Frick und «joyfulvoices» Frick hat der Singkreis Wohlen die meisten grösseren Konzerte in der Schweiz (Bern, Aarau, Basel und Frick) und im Ausland (Bolivien, Palästina, New York, Novara/Vercelli) aufgeführt.

3. Konzertreisen im Ausland A. 2013 Bolivien/Peru mit Misa Pacha Mama und Navidad Andina von JUAN ARNEZ Im Mai 2012 führte der Singkreis Wohlen das Werk Misa Pacha Mama von JUAN ARNEZ auf. Diese Aufführung löste beim Komponisten den Wunsch aus, seine beiden Werke Misa Pacha Mama und Navidad Andina durch Schweizer Chöre in seiner Heimat Bolivien aufzuführen. Die drei Konzerte in Bolivien (Cochabamba, Sucre und La Paz) und die beiden Wochen Reisen im Bus zu den verschiedenen Aufführungsorten zusammen mit dem Chor «Nuevo Projecto» aus Cochabamba und dem Ensemble Los Kusis mit JUAN ARNEZ wurden für alle Beteiligten zu einem unvergesslichen Erlebnis in einem wundervollen, für viele unbekannten Land. B. 2016 Palästina mit dem Weihnachtsoratorium von JOHANN SEBASTIAN BACH Vom 4. bis 17. Januar 2016 fand der interkulturelle Austausch zwischen dem «Edward Saïd National Conservatory of » und dem Singkreis Wohlen mit je vier Aufführungen des Weihnachtsoratoriums (Kantaten 1, 4 und 6) von JOHANN SEBASTIAN BACH in Palästina (in der Geburtskirche Bethlehems, Ramallah und Jerusalem/Nablus) und in der Schweiz (Aarau, Genf und Wohlen) statt. Diese Konzerte führten zu einer immer noch bestehenden Verbindung beider Seiten und zur Förderung von jungen palästinensischen Musikern. C. 2017 Carnegie Hall New York mit doppelchörigen a-cappella-Werken von FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Am 26. Mai 2017 hatte der Singkreis Wohlen zusammen mit seinen Partnerchören in der Schweiz die einmalige Gelegenheit, in der Carnegie Hall in New York aufzutreten. D. 2019 Novara/Vercelli: Oper Nabucco von GIUSEPPE VERDI (konzertant) Zusammen mit dem Projektchor «SMW» Frick weilte der Singkreis Wohlen vom 10. bis 13. Januar 2019 in Novara und führte mit italienischen Solisten und dem Orchestra Sinfonica Carlo Coccia di Novara GIUSEPPE VERDIS Oper Nabucco konzertant auf. Es folgten mit grossem Erfolg drei Konzerte in Zofingen, Bern und Aarau.

4. Konzert-Projekte Vermehrt wurde der Vorstand von Besuchern unserer Konzerte um die Möglichkeit gefragt, an interessanten Projekten teilnehmen zu dürfen ohne Verpflichtung, dem Singkreis Wohlen als Mitglied beizutreten. Aufgrund dieser Nachfrage wurde im Singkreis Wohlen die Möglichkeit eingeführt, nur für die Dauer eines Projektes vom Probenbeginn bis Abschluss der Konzerte teilzunehmen.

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5. Verein Singkreis Wohlen An der Gründungsversammlung vom 10. Dezember 2018 wurde der am 8. September 2008 gegründete «Leitungsverein Kirchlicher Singkreis Wohlen» gestützt auf Artikel 60-79 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches aufgelöst und in den «Verein Singkreis Wohlen» mit eigenen Statuten überführt.

6. Jubiläumsjahr 2020 2020, das Jahr – das weltweit nicht wegen des 50-jährigen Bestehens des Singkreis Wohlen in Erinnerung bleiben und in zukünftigen Geschichtsbüchern ausführlich beschrieben werden wird – wurde zum Jahr der weltweiten Pandemie, ausgelöst durch das bis anhin unbekannte Coronavirus COVID-19. Ausgebrochen in China, verbreitete sich dieses Virus in unserer globalisierten Welt in beängstigender Geschwindigkeit über den ganzen Planeten und traf in der Schweiz kurz vor dem geplanten Jubiläumskonzert mit HAYDNS und VIVALDIS Jahreszeiten ein.

7. Am Freitag, 28. Februar 2020 – Tag der Hauptprobe des Singkreises Wohlen zusammen mit den Solisten und dem Orchestra da Vinci aus Basel – beschloss der Bundesrat ein Verbot für Veranstaltungen mit über 1000 Personen. Wir hatten das Glück, unsere beiden Konzerte mit zwei Auflagen durchführen zu können: A. es musste sichergestellt sein, dass niemand der Anwesenden in der Kirche (Besucher, Chor, Solisten und Orchester) in den vorangegangenen beiden Wochen in einem risikobehafteten Land gewesen war. B. sämtliche Besucher mussten mit Namen, Adresse und Telefonnummer registriert werden.

Trotz der misslichen Umstände waren die beiden Konzerte vom 29. Februar und 1. März 2020 ausverkauft und begeisterten alle Besucher vollumfänglich. Eine Woche später wäre dies nicht mehr möglich gewesen. Die Hauptversammlung musste wegen des Versammlungsverbotes schliesslich auf den 22. Juni 2020 verschoben werden. Die Chorproben wurden ebenfalls abgesagt, da nur maximal fünf Personen in kleinen Gruppen unter Einhaltung eines Minimalabstandes von 2m erlaubt waren. Das Kipferhaus wurde geschlossen. Damit das geplante Matinéekonzert vom 13. September 2020 trotz der ausfallenden Chorproben vorbereitet werden könne, erhielten alle Sängerinnen und Sänger zwei Notenhefte mit dem kompletten Programm und dem Aufruf zum Selberlernen nach Hause geschickt. Auf der Suche nach Alternativen zu den ausfallenden Chorproben erlebte der Singkreis Wohlen dank DIETER WAGNER zum ersten Mal in seiner Geschichte geführte Proben zu Hause. Am 20. April 2020 fand die erste Probe über Internet statt. Anfängliche Schwierigkeiten konnten überwunden werden. Die digitalen Proben ersetzten die offiziellen Montagsproben im Kipferhaus. Bis zu den Herbstferien konnten keine realen Montagsproben durchgeführt werden. Die Mitgliederversammlung 2020 ohne anschliessendem Apéro fand schliesslich am Montag, 22. Juni 2020 über Zoom statt. Das Matinéekonzert musste auf den 23. Mai 2021 verschoben werden. Nach den Herbstferien konnten unter strengen Auflagen wieder Chorproben durchgeführt werden. Solange die Sicht- und Temperaturverhältnisse es zuliessen, probte der Chor draussen auf der Matte hinter dem Kipferhaus oder unter Einhaltung der Abstandsregeln im grossen Saal des Kipferhauses. Wegen der überaus starken zweiten Welle mussten sämtliche Veranstaltungen der Kirchgemeinde und des Singkreises Wohlen abgesagt werden. Trotzdem probte der Singkreis weiterhin am Montag über Zoom einerseits an den Werken für das Matinéekonzert und andererseits am neuen Projekt der beiden Requiemvertonungen von MOZART und SAINT-SAËNS. Wirklich ein Jahr für die Geschichtsbücher.

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8. Grosse Herausforderung für die Zukunft In den vergangenen zehn Jahren konnte der Mitgliederbestand des Singkreis Wohlen konstant zwischen 60 und 70 Sängerinnen und Sängern gehalten werden. Damit der Singkreis Wohlen in zehn Jahren sein 60jähriges Jubiläum feiern kann, müssen allerdings Anstrengungen unternommen werden, den Singkreis Wohlen auch für Jüngere Sängerinnen und Sänger interessant werden zu lassen – keine leichte Aufgabe in einer Zeit, in der das Freizeitangebot äusserst vielfältig ist und viele sich lieber für kurze, überschaubare Projekte entscheiden als für länger dauernde Vereinsmitgliedschaften.

HANSPETER BURRI

Konzerte mit JUAN ARNEZ 2013 in Bolivien und in der Schweiz

Flyer Konzerte in Bolivien 2013 Flyer Konzerte in der Kirche Wohlen

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5. Quartetto perfetto: I Maestri

Wir Laien machen uns keine Vorstellung über das gerüttelt Mass an Arbeit, das hinter der künstlerischen Verantwortung für ein gelingendes Konzertprogramm liegt: Die Führungsfunktion – Bündeln von Mitteln zum Erreichen von Zielen – ist allein schon ein hochkomplexer Prozess: Grösse des Chors, finanzieller Spielraum, erschwingliche Lizenzgebühren, greifbares Notenmaterial, geeignete Räumlichkeiten und ihre zeitliche Verfügbarkeit, geeignete Solist*innen mit dem entsprechenden Repertoire und ihre zeitliche und örtliche Disponibilität, adäquates Begleitensemble samt zeitlicher und örtlicher Verfügbarkeit sind allesamt aufeinander abzustimmen. Solche Planung muss lange vor Beginn der Probetätigkeit des Singkreises erfolgreich abgeschlossen sein. Zudem muss vermieden werden, dass sich das vorgesehene Konzertprogramm mit ähnlich gelagerten Absichten anderer Chorleiter hinsichtlich des Inhalts, des Zeitraums und der Aufführungsorte konkurrenziert. Weil die Konzerterwartungen des Publikums zugleich durch äussere Einflüsse wie Zentenarien grosser Komponisten geprägt werden, ist dies allein leichter gesagt als getan. Bei alledem muss auch stets der Vorstand des Singkreises überzeugt werden. Steht dieses Puzzle einmal, beginnt die Vorbereitungsarbeit des Chorleiters – Herausschälen der Charakteristika eines Werkes, pädagogisch-didaktische Überlegungen, die den Sänger*innen diese Sicht auf das Werk vermitteln. Mit welchen Werkteilen sollen die Proben beginnen, damit die Chormitglieder früh begeistert werden? Welche Werkteile eignen sich auch für die Mitgestaltung welcher Gottesdienste? Bedenkt man dies, so wird deutlich, welches Glück der Singkreis hat, ein halbes Jahrhundert von der Kontinuität profitiert zu haben, die sich daraus ergab, dass bloss vier Chorleiter diese immense Arbeit geleistet haben. Grazie, maestri!

A. Die vier Dirigenten

Die künstlerische Leitung des Singkreises lag bei lediglich vier Persönlichkeiten. In 50 Jahren wurden – Gottesdienste nicht eingerechnet – 81 Konzertprogramme erarbeitet, die im Durchschnitt jeweils zweimal dargeboten wurden. URS MARTIN ZAHND (1970-1983) baute den Singkreis auf und gestaltete 16 Programme, CHRISTOPH WYSSER (1983-1996) 23, PATRICK RYF (1996-2007) 20 und DIETER WAGNER (2007 bis ins Jubiläumsjahr) bisher deren 22.

URS MARTIN ZAHND (1945-2014) CHRISTOPH WYSSER

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PATRICK RYF DIETER WAGNER

B. URS MARTIN ZAHND – Aufbau des Singkreises mit gepflegter Barockmusik

Der leider bereits verstorbene URS MARTIN ZAHND entsann sich vor einem Vierteljahrhundert ebenso aufschlussreich wie vergnüglich:11

«… Da wollten vor 25 Jahren rund zwei Dutzend Frauen und Männer aus der Gemeinde Wohlen unbedingt so etwas wie einen Kirchenchor auf die Beine stellen, wollten im Gottesdienst singen, wollten Kirchenmusik erarbeiten – und fanden keine Dirigentin, keinen Dirigenten! Nach langem Suchen gelangten sie schliesslich an mich, ob ich wohl bereit wäre, die Schar musikalisch zu leiten. Noch heute bin ich stolz auf diese Anfrage: ich war (nach zwei vorangehenden Absagen) dritte Wahl – wie einst BACH in Leipzig …!»

Und anlässlich seines Rücktritts würdigte die Bardensängerin und damalige Präsidentin URS MARTIN ZAHND am 8. März 1983 nach ihren Erfahrungen in launischen Versen so:

1. Är kennt der BACH, är kennt der HÄNDEL, 2. Är het is dryzäh Jahr bezwunge beschwört der MOZART vehemänt! mit Strängi und mit viel Elan. Är het der Chor ganz schön am Bändel, Är het der Stäcke gäbig gschwunge der URS ZAHND, üse Dirigänt. U das «kühl bis ans Herz hinan …»

3. E suure Stei churz nach den Achte – 4. «Das Glafer im Sopran dert hinger ‘s isch allwä wieder einisch Föhn … isch überflüssig, heit der ghört?» E Haarschnitt, dass eim d Schwarte «chrachte»: Är zeigt chly wüetig mit em Finger Dies Bildnis ist bezaubernd schön! u füehlt sech wieder einisch gstört.

5. «Dir söttit itz das Chehrli chönne, 6. Das Grüppli Dame rächts vom Meischter mir hei’s ja würklich mängisch g’üebt! singt ärdeschön sy Altpartie. Süsch muess i wieder d Stimme trenne!» I rüehme se, die guete Geischter, (Der Bass isch fei e chly betrüebt). i bi ja schliesslech o derby …

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7. D Tenör sy rar, fasch zum Vergulde, 8. Är het itz ds Gfüehl, är wetti höre; drum chüderlet er ne o schier. är heig drum süsch no viel im Sinn. U was sie ihm a Tönli schulde, Da hälf keis Bitte u Beschwöre: zahlt är ne zrügg uf em Klavier! Es ligy eifach nümme drin.

9. Y däm Satz liegt e bittere Chärn: 10. Är isch begabt u isch beruefe Är isch entschlosse, zieht e Strich, zur Musig u zum Lehrer-sy. verzichtet. Villicht sogar gärn? Dank ihm sy mer die viele Stuefe ‘s git mängem Sängerhärz e Stich. z’düruf. ‘s isch schön, derby gsi z’sy.

11. Itz han e doch no müesse rüehme! Dir trinket uf sys Wohl e Schluck, i giben ihm die schöne Blueme, es Müntschi un e Händedruck!

C. CHRISTOPH WYSSER – von der Renaissance bis zur Uraufführung zeitgenössischer Tonschöpfungen

Auch CHRISTOPH WYSSERS nachhaltiges Wirken kommentierte die Bardensängerin in träfen Versen:

1. Am Mändig Abe muesch veruse, 2. Ja nu, de geisch, süsch wird er toube. ob’s heiss isch oder ob es schneit. Leg d’Schueh a, mach di uf e Wäg! Kei Red dervo, hüt früeh ga z pfuuse: Villicht söttsch d Note no abstoube Der CHRISTOPH warti, het er gseit. u ds Bleistift spitze, de bisch zwäg.

3. Itz hesch no d Täfeli vergässe! 4. Bevor d im Chipferhuus darfsch singe, Du weisch doch, dass ’s nid ohni geit! muesch zeige, dass d beweglich bisch. Du meinsch, hüt müessisch keini ässe? Muesch hüpfe u o d Arme schwinge, U we de plötzlich d Stimm verseit? ganz glych, wie schlimm dys Rheuma isch!

5. De darfsch e chly piano summe, 6. U itz fat’s a: Der Chor singt MOZART U mängisch o fortissimo. mit Inbrunscht u – ganz klar – viel z lut. Drufabe muesch sofort verstumme: Der Chef winkt ab: E so ne Fählstart Der Schnuuf isch der abhande cho … Isch für e MOZART kei Tribut.

7. No einisch, u de wiederhole! 8. Im Alt isch öppis no nid richtig: ‘s git jedesmal es bessers Gmisch. Takt vier isch Cis u ja nid C! Mir singe schön brav Hemiole. Dä Ton isch nämlich meh als wichtig (Der Duden seit nech, was das isch.) U muess präzis cho, s’il vous plait!

9. E grosse Meischter isch dr HAYDN: 10. Bi Forte-Ysätz dörfft me hoffe, Si Nelson-Mäss isch es Juwel. der Chor heig’s tschegget u chöm drus. Es isch für üs ein heftig Laydn Drum macht em Chef sys Wort betroffe: Sy Fuge z singe ohni Fähl. «Dir chömet wie zur Garage us!»

11. Es git kei Prob, wo mir nid lache 12. Singe isch schön, i cha’s bezüge, bim Kommentar vom Dirigänt. Es wärtet mängs im Läben uf. Är seit halt mängisch würklich Sache Es git es Gfüel vo ‘chönne flüge’ Wo töne wie nes ‘Komplimänt’ … Mit Liechtigkeit e Bärg z düruf.

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13. Drumm singe mir, so lang mer möge. Mir singe lut, mir singe lys i grosse u i chyne Böge. Weisch, singe isch e Seelespys!

Auch nach dem Konzert vom 18. Mai 1985 erklang ein Bardenlied:

1. Es wird ir Prob nach em Konzärt 2. E Houptprob wie am letschte Frytig em Dirigänt es Chränzli gwunde. stellt d Chormitglieder richtig uf! Drum han i hüt mis Hirni gläärt Mit Schimpfe isch är äbe gytig u hurti es paar Sprüch erfunde. u nimmt is nid grad alle Schnuuf.

3. Är laht is d Chraft für ds Konzärtiere, 4. Mir hei e grosse Boge gsunge, drum stöh mer ruehig vor de Lüt. vo «Fanget an» bis «Abschiedsweh». Är isch charmant bim Dirigiere Der Liebi hei mir Ständli bbrunge u lächlet – schöner nützti nüt … u réussiert bim DURUFLÉ.

5. Bim «Innsbruck» – ja, dir chöit scho lache! 6. So Musig z mache isch erfreulech – het mi der Tschuder übernoh. u d Sänger sy guet motiviert. Dir wüsst drum nid, was mir für Sache Si folge ihrem Chef getreulech, vor vielne Jahr dert sy ebcho … o wenn är BRITTEN programmiert!

Auf der Chorreise nach Tyn vollendete CHRISTOPH WYSSER sein 39. Lebensjahr, was die Bardensängerin am 4. Juli 1993 zu folgenden Versen inspirierte:

1. Grad chürzlech bisch Du gfyret worde 2. Mir wärden o hüt druf verzichte – mit Blueme, Wy u en ere Red. u gar nid, will’s is öppe reut! Was denn gfählt het, das isch en Orde Derfür tüe mir Di itz bedichte für Di als gschetzten Interpret. u freuen is, we’s Di o freut.

3. E Prob mit Dir – u mir sy gschaffet 4. Mir gän is Müeh, mir chöi’s beschwöre, no mindischtens am nächschte Tag! gä ds Letschte, wo mer in is hei. A Körper u a Geischt erschlaffet, U trotzdäm lahsch Di nid betöre isch jedi Pflicht e Hammerschlag. vo üser Tönli-Baschtlerei.

5. S’isch mängisch schwär. U ds Intoniere 6. Der Schnuuf längt nid. Mi g’hört entschiede isch o ne Kunscht y dere Luft! wie es paar Lüt der Ate zieh. Wär cha scho mit sym G’sang brilliere Das isch nid guet u isch z’vermyde! mit Suurstoff wie us ere Gruft? Es wäre no schön, me wüssti wie …

7. Am Zähni wosch no wiederhole! 8. itz hei z’gah, wo’s so schön chönnt wärde», Ganz Müedi luege scho zur Tür – seisch Du mit unschuldsvollem Blick. ds Bett isch ne necher als Triole … Es wagti niemer e Beschwärde. «Dir heit nech sicher nid derfür Du ärntisch Lache – zu Dym Glück!

9. Du hesch no gueti Sprüch uf Lager – 10. Präzis zäh Jahr hesch is begleitet, pro Abe eine isch der Schnitt. mit Liebi u Beharrlichkeit; Sie sy im Singkreis scho ne Schlager hesch is der Bode so bereitet, u gä de Probe Kolorit. dass jeden Uftritt sicher steit.

11. Für Dy Geduld u für Dys Chönne 12. Zum Schluss wär doch no z’avisiere: sy mir Dir dankbar, Herr Kantor. Der Meischter het Geburtstag hüt! Mir möge Dir vo Härze gönne, Dir chöit ihm itz ga gratuliere. dass Du Erfolg hesch mit Dym Chor. Viel Glück, CHRISTOPH, u gueti Zyt!

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Zum Abschied nach 13 Jahren erfolgreicher Chorleitung schliesslich widmete unsere Verseschmiedin CHRISTOPH WYSSER Ende Juni 1996 die folgenden Zeilen:

1. Es isch sowyt: Är nimmt der Huet, 2. u unrasiert der Abe frischte. seit Tschou u geit zu laht is hocke. Cha gihne un es Glesli trinke Är freut sech: eh, wie guet das tuet – u villicht einisch früeh i d Chischte. I darf am Mändig ohni Socke I gseh ganz dütlech d Freiheit winke!

3. Mi weiss no nid, was ds REGI dänkt 4. Ihm isch das glych. Är luegt i ds Glas vom nöie Ma, wo de am Mändig u dänkt derby: o, Singkreis Wohle, anstatt der Stab der Cognac schwänkt, Du weisch: In Cognac veritas – ganz ohni Note – voll uswändig … itz chan i mi vo Dir erhole.

5. ‘s isch fertig mit i Spiegel luege, 6. statt singe wieder einisch brichte, ob ds Dirigiere guet usgseht. we d CLAIRETTE, d SUE u d URSULA I gah o nümme us de Fuege, vor Lache es Chaos arichte. we ds KÄTHI u d ELISABETH i gseh das nümm – Halleluja!

7. Es stört mi nümm, we FIECHTER PETER 8. Verby isch itz o ds Dirigiere i nes Piano ine niest statt am ne Pult am Chindersitz. u de ds Ergäbnis nid viel speter Das muess der Nöi de akzeptiere, i ghüslet Naselumpe schiesst. u mi stört’s überhoupt ke Bitz.

9. I schänke no nes Schlückli nache. 10. Han i ächt würklech ds Rächte gmacht? Es düecht mi, i vertragi’s scho. I gspüren itz dä gross Verluscht Dasmal villicht grad e Zwöifache! u schlafe sicher nüt hüt z Nacht! I sy Stimm schlycht es Tremolo: I nime no ne Schluck zur Bruscht …

11. Mein Singkreis, Du bischt mir so lieb! 12. Ja weisch, CHRISTOPH, es tuet is leid, (chunnt ihm bim füfte Glas i Sinn). dass Du Dys Eländ muesch ertränke. E gwüsse Drang, e starche Trieb Vergiss nid: Es isch Dy Entscheid, zieht mich zum Chipferhause hin. u üs chasch da dran nid ufhänke.

13. Du hättsch no füfzg Jahr chönne blybe, 14. All Lüt, wo da sy, hei Dir z danke: mir hätte nüt dergäge g’ha. Dy Leischtig isch schlicht grandios! Es isch nid eifach, Dir z beschrybe, E Chratte voll gueti Gedanke wie ungärn mir Di löh la gah. geit mit dem Taktstock-Virtuos.

D. PATRICK RYF – vom Reformationsgesang bis ins 21. Jahrhundert

Der Singkreis durfte PATRICK RYF bei seiner Chordirigentenprüfung am 29. Juni 1998 im Konservatorium Bern singend assistieren, was die Bardensängerin gereimt protokollierte:

1. Me het mir g’seit, i müessi dichte. 2. He nu so de: Mir gratuliere! Es syg itz allerhöchschti Zyt, Ganz sicher hesch es beschtens gmacht. für Dir es fröhlechs Värsli z richte, Mir hei Dir dörffen assistiere, da druf heig jeden Appetit. drum steisch itz da i voller Pracht.

3. Du chasch Di nümme lenger wehre: 4. Sit zwöi Jahr tüe mer musiziere – Vo hüt a bisch Du fürschtlech g’schmückt (scho sy’s – mir stuune – vier Konzärt). mit Uswys, mit Diplom u Ehre. Mit Dir chöi mir ganz schön brilliere, Für das hei mir Dir d Düüme drückt. Di Leischtig isch beachtenswärt!

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5. Dir fahrt voll y, das wei mir hoffe, 6. Aimez-vous GOUDIMEL? Het’s gheisse. es guet’s Wort vo Dim Lieblings-Chor. Es geit, hei mir üs dänkt, ça va! Wenn nid, de wäre sehr betroffe: Aimez-vous BRAHMS? Mir chöi verheisse: Sopran u Alt, Bass u Tenor! Dä singe mir mit Gloria!

7. G’seh mir Dy lächle? Es schöns Luege! Das macht is Fröid, me gloubti’s nid. Es bringt is schiergar us de Fuege u macht is seelisch total fit …

2005 brachte der Singkreis unter PATRICK RYF BACHS Johannespassion zur Aufführung. Einige vorzeitig beendete Chorproben provozierten bei einem etwas weniger Fussballbegeisterten ein Nachdenken über den Ryfigsprozäss des Singkreises:

1. Ein Berner namens PATRICK RYF 2. Nur grad Motetten und Choräle? trimmt Chöre auf den letzten Schliff. Das füllt uns weder Kirch’ noch Säle …; Ein Berner Chor, genau: aus Wohlen, doch mit so alten Genfer Psalmen hat sich dem PATRICK anbefohlen. treibt PATRICK uns nur auf die Palmen.

3. Drum bringt dann manche „grosse Kiste“ 4. Für Mess’ und Oratorium PATRICK in Wohlen auf die Piste, macht PATRICK alle Finger krumm; schreibt Noten, ganze Partituren, vor Requiem und Passionen wo’s fehlt an Komponistenspuren. mag er die Wohlener nicht schonen:

5. „Vokaliisatz hie, Stäcketöörli, 6. In Harmonie und auch im Rhythmus mir si doch nid es Jodelchörli!“ kennt PATRICK sich als Chef perfekt us. „Es Atemzeiche hie heisst schnuufe; Articulatio und Dynamik süsch chöit Dir nie das Schtück la groove!“ nutzt er beim Meistern jeder Panik.

7. Doch ruh’n die heiligen Gebeine, 8. In BACHS Passion nach Sankt JOHANNES zieht PATRICK RYF ganz plötzlich Leine; schliesst so die Probe – ja, man kann es denn bei der WM gilt C. SFORZA kaum fassen! – schon nach Augenblicken, mehr als Sforzato - fertig gchnorzät! weil z’Portugal … Secondos kicken.

9. Wie sang der MANI MATTER bloss Zu grosser Kunst abgründ’gem Los? Schtatt d’Wält mit Hochkultur erchlüpft Wird gäng a ds falschen Ort hi gschtüpft!

Auch auf PATRICK RYFS Abschied nach elf für den Singkreis prägenden Jahren wusste sich die Bardensängerin am 1. Juli 2007 einen Reim zu machen:

1. I ha Dir es Gedicht versproche. 2. Am Mändig sy mir cho, i Schare, ‘s wärd tränerych, han i Dir gseit. o we mer chuum hei chönne stah, Tatsächlech han i eis verbroche. hei us de Häls viel Tön la fahre, Gränne wird niemer; tuet mir leid. fasch so, wie Du’s hesch wölle ha.

3. De göh mer hei, u mir sy gschaffet. 4. «Dir müesst viel meh piano singe», Vo Schlafe isch glych e kei Red. hesch gseit am Probewuchenänd. Der Körper isch volländs erschlaffet, Trotz sturme Chöpf u Händeringe der Geischt no gar nid ryf für ds Bett. isch’s Dir no lang nid gnue dezänt!

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5. U we mer de ds Orcheschter ghöre 6. Hüt isch Konzärt, u d Masse ströme, ir allererschte Tuttiprob, ‘s het z Wohle fei echly Verchehr. de löh mer is vo Dir nümm störe – ‘s isch wunderbar, dass so viel chöme. mir löh’s la schalle, trotz Dim «STOPP!» E Kritiker git is o d Ehr.

7. D Plätz sy all bsetzt, der Chor louft ine. 8. U souverän gryffsch Du zum Stäcke, Andächtig isch es itz u still. gisch d Ysätz u bisch konzäntriert. Es machen alli ärnschti Miene Hesch ds Publikum zimlech im Äcke, wie sech das ghört; das zügt vo Stil! was Di i d Höchschtform transportiert.

9. Die gueti Zyt i Dir Begleitig 10. Der Abschied isch no zimlech schwierig betrachte mir als Privileg. nach elf Jahr schönem Zämespiel. Hingäge macht sech üsi Scheidig – Du bisch üs nämlich gar nid fürig. gibs zue – doch ehnder e chly schreg. U trotzdäm steit itz d Wält nid still.

11. Der Nöi isch da, ‘s geit nahtlos wyter. 12. wo faltsch tönt, dass sech d Balke biege. Ou är isch voller Tatedrang. Es isch halt scho chly jammervoll, Ou är wird öppe mal es Gwitter der Chor z gseh mit de Note chriege. uf üs la chlepfe wäg em Gsang U mir hei gmeint, mir singe toll!

13. Mir gä Dir viel gueti Gedanke mit uf e Wäg. Blyb gsund u fit. Mir hei Dir so viel Schöns z verdanke! Vergässe wärde mir Di nid.

E. DIETER WAGNER – Öffnung auch hin zur Folklore ... und hinaus in die weite Welt!

Der Erzähler hatte 2007 die Bestimmung des Wahlvorschlags für die Nachfolge PATRICK RYFS zu überwachen. Er hatte nur die übrigen Kandidierenden erlebt. Am Prozedere durften sich alle Sänger*innen beteiligen. Mit seiner souverän gezeigten Doppelrolle Dirigieren und zugleich pianistisch Begleiten hatte DIETER WAGNER die Chormitglieder im Sturm erobert. Und alle schwärmten von seinem Charme und seinem Humor. Als einzige Bedenken wurden Befürchtungen laut, ein solcher Überflieger könnte alsbald wieder weiterziehen.

DIETER WAGNER hat diese Befürchtungen in den über 13 Jahren seines Wirkens längst widerlegt. Und er hat eine phänomenale Begabung als Motivator bewiesen. Es ist schon eine ausserordentliche Leistung, auch schwache Probeleistungen aus dem Chor weder je mit Zorn noch mit Schimpfen, sondern stets mit Humor und kabarettistischen Einlagen zu quittieren, etwa, wenn DIETER die Bässe für ihr wunderschönes Singen lobt – und nachschiebt, dass ihr Fortissimo an dieser Stelle weder dem Notentext (pp) noch dem der dabei gesungenen Worte entspricht … Und eine unersetzliche Weiterbildung sind seine spontanen homonymen «Übersetzungen» lateinischer und anderer fremdsprachlicher Texte …

DIETER WAGNER gelingt es namentlich auch, junge Menschen in KUW und Jugendgruppen zu begeistern. Und auch die Sänger*innen hat DIETER reihum zu WAGNERianer*innen gemacht (nicht unbedingt RICHARD WAGNER-, aber DIETER WAGNER-Anhängern).

Dass an dieser Stelle kein träferes Gedicht folgt, hat einzig damit zu tun, dass unsere unermüdliche Bardensängerin vom Dienst nach 47 Jahren aktiven Singens zu den Passivmitgliedern übergetreten ist.

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Ein Deutscher namens WAGNER

1. Ein Deutscher namens WAGNER (-? DIETER!) 2. Weshalb bald eineinhalb Jahrzehnt’ Ist Wohlens Singkreis Taktgebieter. er unsere Singbilanzen schönt: (Auch Rhythmus und Intonation Mit Schprutz, Elan und mit viel Verve sind inbegriffen in dem Lohn.) lockt er den Chor aus der Reserve,

3. bringt Sänger*innen so ins Schwitzen 4. Wenn im NABUCCO flieh’n Gedanken; und reisst die Hörer von den Sitzen; entschlüpft der Ständer seinen Pranken, doch nicht nur die: Denn auch die Noten wenn er gekonnt den Taktstock schwingt, entgleiten schon mal seinen Pfoten: grad wo der Chor entzückt verklingt.

5. Doch sowas nimmt Protagonisten 6. erweist sich sportlich durchtrainiert wie DIETER längst nicht von den Pisten: und lächelt weiter ungeniert. Er bleibt trotz diesem Drama heiter und dirigiert, sich bückend, weiter,

7. Was MENDELSSOHN12 und SPOHR13 besungen, 8. ist der Naturton Schweizer Art, ist kaum über den Rhein gedrungen: wie ihn das Jodeln aufbewahrt. wo deutsches Ohr wohltemperiert Drum, DIETER: Tönt es mal daneben, den Klang am liebsten registriert, musst Du nicht an der Decke kleben:

9. Des Schweizer Chors Intonation 10. Vielleicht nur müssten wir Konzerte Ist ein Spagat: hie Tradition auf freien Wiesen bei der Herde der Patrioten aus der Schweiz; zum Besten geben: MENDELSSOHN in Deutschland ist der Klang beheizt … empfand im Freien diesen Ton als schön, und höchstens in Gebäuden vermiest’ Naturton ihm die Freuden.

ERIKA KELLER aquarellierte ein Konzert des Singkreises

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Teil II: Le opere d’arte

HANS-BALZ PETER hat in seiner Jubiläumsschrift zum 40jährigen Bestehen des Singkreises aufgrund mündlicher Hinweise der ersten Präsidentin, URSULA ZÜRCHER, sowie der Aktensammlung seiner Gattin SIGRID PETER, die uns kurz nach dem Jubiläumsjahr viel zu früh verlassen musste, sehr verdienstvoll eine «kleine Chronik» zusammengetragen. Die schwere Krankheit seiner Gattin verunmöglichte HANS-BALZ PETER damals Recherchen im Archiv des Singkreises. Hätte er recherchieren können, so hätte er feststellen müssen, dass zum ersten Jahrzehnt des Singkreises kaum Akten bestehen. Die Fragezeichen anstelle genauer Daten in der folgenden Zusammenstellung zeugen davon. Was könnte die jahrzehntelang tiefsitzende Abneigung des Singkreises gegen Vereinsmeierei und Kirchenchorcharakter deutlicher wiederspiegeln?

Die verdienstvolle Chronik soll hier nochmals aufgeführt und um die letzten zehn Jahre ergänzt werden. Wo dabei Lücken geschlossen werden konnten, ist dies der persönlichen Aktensammlung unseres gewissenhaften Gründungsmitglieds ARWED MEISSNER zu verdanken.

Nicht systematisch aufgeführt sind Auftritte des Singkreises in Gottesdiensten, einerseits, weil oftmals Teile aus dem nachfolgenden Konzertprogramm aufgeführt wurden, anderseits aber auch, weil dafür oftmals weder Daten noch aufgeführte Werke dokumentiert sind.

Innere Gründe des Erfolgs: Ereignisse, Probewochenenden, Chorreisen, Projekte mit anderen Chören und Konzertdaten einschliesslich der Komponisten, deren Werke der Singkreis aufführte Tabelle 6

Jahr Datum Komponist Werk Werkver- kompo- zeichnis niert 1970 ??.11. Gründung des Singkreises mit rund 2 Dutzend Mitwirkenden URS MARTIN ZAHND erster Dirigent 13.12. Erster Auftritt des Singkreises im Gottesdienst 1971 14.11. Kirche Wohlen Erste Abendmusik DIETERICH BUXTE- Jesu meine Freude. Choralkantate in e-moll für Sopran, BuxWV 60 ~1685 HUDE (1637-1707) Bass, Chor, Streicher und Basso continuo HEINRICH SCHÜTZ Symphoniae sacrae: (1585-1672) • Prima pars: Ich werde nicht sterben SWV 346 1629 • Secunda pars: Ich danke Dir, Herr SWV 347 1629 JOHANN SEBASTIAN Actus tragicus. Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit. Kantate BWV 106 1707? BACH (1685-1750) 1972 11./12.11. Kirche Wohlen Abendmusik DIETERICH Membra Jesu nostri patientis sanctissima. Kantatenzyklus BuxWV 75 1680 BUXTEHUDE (1637- in sieben Teilen für zwei Soprane, Alt, Tenor, Bass, 1707) fünfstimmigen gemischten Chor, Streicher, Bläser und Basso continuo 24.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst ANDREAS Ihr lieben Hirten, fürchtet euch nicht. Kantate aus: 1655/ HAMMERSCHMIDT Musikalische Gespräche über die Evangelia 1656 (1611-1675) 1973 03./04.11. Kirche Wohlen Abendmusik

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WOLFGANG AMADEUS Sancta Maria, mater Dei. Graduale ad festum Beatae KV 273 1777 MOZART (1756-1791) Mariae Virginis für vierstimmigen gemischten Chor, Streicher und Orgel Sub tuum praesidium. Offertorium für Sopran, Tenor, KV 198 1774 Streicher und Orgel Missa brevis Nr. 7 in D-Dur für Soli, vierstimmigen KV 194 1774 gemischten Chor, Streicher und Orgel 24.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst SAMUEL SCHEIDT Nun komm der Heiden Heiland. Choralmotette aus: SSWV 12 1620 (1587-1654) Cantiones sacrae In dulci jubilo. Aus: Cantiones sacrae SSWV 15 1620 1974 ?? Kirche Wohlen Konzert HEINRICH SCHÜTZ Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz SWV 478 ~1645 (1585-1672) DIETERICH BUXTE- Magnificat in D-Dur BuxWV 1??? HUDE (1637-1707) 205 JOHANN SEBASTIAN Lutherische Messe in A-Dur BWV 234 1737 BACH (1685-1750) 24.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst JOHANN SEBASTIAN Nun komm, der Heiden Heiland. Kantate für Soli, Chor BWV 62 1724 BACH (1685-1750) und Orchester Magnificat in D-Dur für fünfstimmigen Chor und Orchester, BWV 243 1733 Schlusschor: Gloria Patri Nr. 12 1975 ?? Kirche Wohlen Konzert GEORG PHILIPP Auf, lobet den Herren, alle Heiden. Kantate zu Epiphanie TWV 17?? TELEMANN (1681- (Psalm 117) für vierstimmigen Chor, 2 Oboen, 2 Violinen, 01:1058 1767) Bratsche, Violoncello und Basso continuo DIETERICH BUXTE- Cantate Domino. Motette in G-Dur BuxWV 12 ~1680 HUDE (1637-1707) JOHANN SEBASTIAN Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir. Choralbearbeitung BWV 745 17?? BACH (1685-1750) 1976 URSULA ZÜRCHER erste Singkreispräsidentin 12.09. Kirche Wohlen liturgische Abendfeier HEINRICH SCHÜTZ Lobt Gott mit Schall. Kantionalsatz für Chor und SWV 215 1627 (1585-1672) Instrumente HANS LEO HASSLER Nun lob mein Seel den Herren (Psalm 103) für Chor a 16?? VON ROSENECK cappella (1564-1612) Cantate Domino für Chor a cappella. Aus: Cantiones 1591 sacrae Nr. 27 DIETERICH BUXTE- Jesu meine Freude. Choralkantate für Soli, Chor und BuxWV 60 HUDE (1637-1707) Instrumente HEINRICH SCHÜTZ Verleih uns Frieden gnädiglich. Motette. Aus: Symphoniae SWV 354 1647 (1585-1672) sacrae II Also hat Gott die Welt geliebt. Motette op. 11 Nr. 1648 12, SWV 380 13./14.11. Kirche Wohlen Abendmusik FRANZ JOSEPH HAYDN Missa in angustiis (Nelson-Messe) in d-moll Hob. 1798 (1732-1809) XXII:11 1977 ?? Kirche Wohlen Konzert JOHANN SEBASTIAN Lobet den Herren, alle Heiden. Motette in C-Dur für BWV 230 17?? BACH (1685-1750) vierstimmigen gemischten Chor und Orgel O Jesu Christ, mein’s Lebens Licht. Motette für Chor und BWV 118 ~1736 Orchester Wachet auf, ruft uns die Stimme. Kantate BWV 140 1731 24.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst MICHAEL PRAETORIUS Weihnachts-Chorsätze ? (1571-1621) und JOHANN SAMUEL

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SCHRÖTER (1753- 1788) 1978 ?? Kirche Wohlen Konzert GEORG FRIEDRICH Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende HWV 48 1715 HÄNDEL (1685-1759) Jesus. BROCKES Passion 10.09. Kirche Wohlen Kantatengottesdienst JOHANN SEBASTIAN Also hat Gott die Welt geliebt. Kantate für Soli, Chor und BWV 68 1725 BACH (1685-1750) Orchester 24.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst HEINRICH SCHÜTZ Machet die Tore weit. Geistliches Konzert SWV deest 16?? (1585-1672) Weihnachts-Historie: Historia der freuden- und SWV 435 1664 gnadenreichen Geburt Jesu Christi Meine Seele erhebet den Herrn. Magniificat. Aus: SWV 344 1647 Symphoniae sacrae II JOHANN SEBASTIAN Weihnachts-Chorsätze 17?? BACH (1685-1750) 1979 25.03. Kirche Wohlen Konzert JOHANN SEBASTIAN Passionsmusik nach dem Evangelisten Markus BWV 247 1702/ BACH (1685-1750) (Fragment, von BACH 1726 mit eigenen Chorälen 1726 /FRIEDRICH NICOLAUS versehen) BRUHNS (1637-1718) 24./25.11. Kirche Wohlen Abendmusik HEINRICH SCHÜTZ Also hat Gott die Welt geliebt. Motette für gemischten SWV 380 1648 (1585-1672) Chor a cappella So fahr ich hin zu Jesu Christ. Motette für gemischten SWV 379 1648 Chor a cappella Die Himmel erzählen die Ehre Gottes. Motette für SWV 386 1648 gemischten Chor a cappella HUGO DISTLER (1908- Lobe den Herren, den mächtigen König. Motette. Aus: 3 op. 6b Nr. 1933 1942) kleine Choralmotetten für gemischten Chor 3 Ich wollt‘, dass ich daheime wär. Motette. Aus: Geistliche op. 12 Nr. 1934- Chormusik 5 1941 Es ist das Heil uns kommen her. Motette. Aus: 3 kleine op. 6b Nr. 1933 Choralmotetten für gemischten Chor 2 JOHANN SEBASTIAN Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Motette BWV 226 1729 BACH (1685-1750) 1980 Jubiläum 10 Jahre Singkreis Wohlen 16.03. Kirche Wohlen Gottesdienst und Passionsmusikkonzert HEINRICH SCHÜTZ Ehre sei Dir, Christe. Schlusschor der Matthäuspassion SWV 479 1666 (1585-1672) für vierstimmigen gemischten Chor und Instrumente Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz für Soli, SWV 478 1645 fünfstimmigen gemischten Chor und Instrumente 01./02.11. Kirche Wohlen Jubiläumskonzert GEORG FRIEDRICH Dettinger Te Deum für Doppelchor und Orchester HWV 283 1743 HÄNDEL (1685-1759) 24.12. Kirche Wohlen Christnachtfeier JOHANN SEBASTIAN Also hat Gott die Welt geliebt. Kantate für Soli, Chor und BWV 68 1725 BACH (1685-1750) Orchester 1981 22.03. Kirche Wohlen Passions-Abendmusik MELCHIOR FRANCK Paradisus musicus. 7 Passionsmotetten für gemischten 1636 (~1580-1639) Chor a cappella: • Siehe, mein Knecht wird weislich tun • Aber wer glaubet unserer Predigt • Fürwahr, er trug unsere Krankheit • Wir gingen alle in der Irre wie Schafe • Er ist aber aus der Angst und Gericht genommen • Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat • Darum will ich ihm grosse Menge zur Beute geben Eile, mich, Gott, zu erretten. Geistliches Konzert SWV 282 1636

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HEINRICH SCHÜTZ Erhöre mich, wenn ich rufe. Geistliches Konzert SWV 100 1627 (1585-1672) O hilf, Christe, Gottes Sohn. Geistliches Konzert SWV 295 1636 Das Blut Jesu Christi. Geistliches Konzert SWV 298 1636 31.10./ Kirche Rapperswil Konzert 01.11. Kirche Wohlen Konzert WOLFGANG AMADEUS Missa (solemnis) Nr. 4 in c-moll für 4 Singstimmen, 2 KV 139 = 1768 MOZART (1756-1791) Violinen, 2 Violen, 2 Oboen, 3 Posaunen, 4 Trompeten, KV6 47 Pauken, Bass und Orgel (Waisenhausmesse) 24.12. Kirche Wohlen Christnachtfeier GEORG PHILIPP Machet die Tore weit. Kantate zum 1. Adventssonntag für TWV 17?? TELEMANN (1681- vierstimmigen Chor, 2 Oboen, 2 Violinen, Bratsche, 01:1074 1767) Violoncello und Basso continuo 1982 14.03. Kirche Wohlen Abendmusik DIETERICH BUXTE- Dein edles Herz, der Liebe Thron. Kantate für Soli, BuxWV 14 ~1684 HUDE (1637-1707) vierstimmigen Chor, Streicher und Basso continuo Fürwahr, er trug unsere Krankheit. Kantate in c-moll für BuxWV 31 16?? Soli, fünfstimmigen Chor, Streicher und Basso continuo Jesu, meines Lebens Leben. Kantate in d-moll für Soli, BuxWV 62 ~1673 vierstimmigen Chor, Streicher und Basso continuo 1983 07.05./ Kirche Amsoldingen Abendmusik 08.05. Kirche Wohlen Abendmusik JOHANN SEBASTIAN Lobet Gott in seinen Reichen. Kantate für Soli, Chor und BWV 11 1735? BACH (1685-1750) Orchester O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe. Kantate für Soli, BWV 34 1727? Chor und Orchester CHRISTOPH WYSSER folgt als zweiter Dirigent auf URS MARTIN ZAHND 02.12./ Thomaskirche Liebefeld Abendmusik 04.12. Kirche Wohlen Abendmusik MELCHIOR FRANCK Der Lobgesang der Maria. Motette für Tenor und Chor a 16?? (~1580-1639) cappella JAN DISMAS ZELENKA Magnificat in D-Dur für Sopran, Alt, vierstimmigen Chor, 2 ZWV 108 1725 (1679-1745) Trompeten, 2 Oboen, 2 Fagotte, Pauken, Streicher und Kontrabass MICHAEL PRAETORIUS Nun komm, der Heiden Heiland. Motette für zwei 1613 (1571-1621) vierstimmige Chöre. Aus: Urania Nr. 2 JOHANN SEBASTIAN Schwingt freudig Euch empor. Kantate BWV 36c ~1725 BACH (1685-1750) 18.12. Kirche Wohlen Gemeinde-Weihnachtsfeier (mit Fernsehübertragung im Bayrischen Rundfunk) MELCHIOR FRANCK Der Lobgesang der Maria. Motette für Tenor und Chor a 16?? (~1580-1639) cappella 1984 18.03. Kirche Wohlen Gottesdienst und Passions-Abendmusik ANTONIO CALDARA Stabat mater für Soli, gemischten Chor und Orchester in ~1725 (1670-1736) g-moll JOSEPH HAYDN (1732- Missa brevis St. Joannis de Deo (Kleine Orgelsolomesse) Hob. 1778 1809) in B-Dur XXII:7 03.11./ Reformierte Kirche Fribourg Abendmusik 04.11. Kirche Wohlen Gottesdienst und Abendmusik LEONHARD LECHNER Deutsche Sprüche von Leben und Tod vor 1607 (~1553-1606) HEINRICH SCHÜTZ Musikalische Exequien op. 7, SWV 1636 (1585-1672) 279-281 1985 16./17.03. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzerte HANS LEO HASSLER Madrigale 1596 VON ROSENECK • Nun fanget an (1564-1612) • Feinslieb, du hast mich gefangen • Tanzen und Springen

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• Herzlieb, zu dir allein LEONHARD LECHNER Gott bhüte dich. Motette vor 1607 (~1553-1606) TOINOT ARBEAU Belle qui tiens ma vie (1519-1595) JOHN MUNDAY Go from my window. Aus: Fitzwilliam Virginal Book Nr. Nr. XLII ~1610 (~1550-~1630) XLII PAUL PEUERL (~1570- O Musica, du edle Kunst. Aus: Weltspiegel, das ist Neue 1613 ~1625) teutsche Gesänge Nr. 1 JOHANNES JEEP O musica, die ganz lieblich Kunst 1614 (1582-1644) IGOR STRAWINSKY 3 liturgische Stücke für gemischten Chor a cappella (1882-1971) • Pater noster 1926 • Ave Maria 1934 • Credo 1932 MAURICE DURUFLÉ Ubi caritas. Aus: Quatre motets sur des thèmes op. 10 Nr. 1960 (1902-1986) grégoriens für Chor a cappella 1 02./03.11. Kirche Wohlen Abendmusik BENJAMIN BRITTEN Saint Nicolas. Kantate für Tenor, gemischten Chor, op. 42 1948 (1913-1976) Streichorchester, Klavier und Schlagzeug JÜRG GERMANN folgt als zweiter Singkreispräsident auf URSULA ZÜRCHER 1986 03.05./ Kirche Zollikofen Abendmusik 04.05. Kirche Wohlen Abendmusik JOHANN SEBASTIAN Lobet den Herren, alle Heiden. Motette in C-Dur für BWV 230 17?? BACH (1685-1750) vierstimmigen gemischten Chor und Orgel Jesu, meine Freude. Motette für fünfstimmigen BWV 227 vor 1723 gemischten Chor FELIX MENDELSSOHN Aus tiefer Not schrei‘ ich zu Dir op. 23 Nr. 1830 BARTHOLDY (1809- 1 + 3, 1847) MWV B 20 + B 21 Jauchzet dem Herrn alle Welt. Motette in C-Dur über MWV B 45 1844 Psalm 100 Höre mein Bitten, Herr. Hymne MWV A 49 1844 Warum toben die Heiden. Motette über Psalm 2 op. 78 Nr. 1843 1, MWV B 41 22.06. Kirche Wohlen Kantatengottesdienst 01./02.11. Kirche Wohlen Abendmusik JOHANN SEBASTIAN Jesu, der Du meine Seele. Kantate für Soli, Chor und BWV 78 1724 BACH (1685-1750) Orchester GABRIEL FAURÉ Requiem für Sopran, Bariton, Chor und Orchester op. 48 1888 (1845-1924) 1987 08.03. Kirche Wohlen Gottesdienst und Morgenmusik HEINRICH SCHÜTZ Musikalische Exequien op. 7, SWV 1636 (1585-1672) 279-281 Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz für fünfstimmigen SWV 478 1645 gemischten Chor und Instrumente 14.06. Kirche Wohlen Kantatengottesdienst und Morgenmusik DIETERICH BUXTE- Das jüngste Gericht für Soli, Chor und Orchester BuxWV 1682 (?) HUDE (1637-1707) Anh. 3 14./15.11. Kirche Wohlen Abendmusik FRANZ SCHUBERT Messe in G-Dur für Soli, Chor und Orchester D 167 1815 (1797-1828) 1988 12./13.03. Kirche Wohlen Abendmusik REINHARD KEISER Passio secundum Marcum für Soli, Chor und Orchester 1702 (1674-1739) bzw.

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FRIEDRICH NICOLAUS BRUHNS (1637-1718) 04.06./ Berner Münster Vesper 19.06. Kirche Wohlen Kantatengottesdienst JOHANN SEBASTIAN Choralbearbeitungen BACH (1685-1750) • Christ ist erstanden. Aus der Kantate: Erfreut euch, ihr BWV 66 1724 Herzen Nr. 6 • An Wasserflüssen Babylons BWV 267 1707 • Christ lag in Todesbanden. Aus der gleichnamigen BWV 4 Nr. 17?? Kantate 2 • Herr Jesu Christ, Dich zu uns wend 17?? • Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist BWV 332 BWV 667 05./06.11. Kirche Wohlen Abendmusik HUGO DISTLER (1908- Totentanz. Aus: Geistliche Chormusik Nr. 2 Motette für op. 12 Nr. 1934 1942) den Totensonntag für vierstimmigen Chor a cappella und 2 Sprecher ARVO PÄRT (*1935) Cantate Domino canticum novum. Psalm 96 für Chor und 1977/ vier Instrumente (Schweizer Erstaufführung) 1996 1989 ?? Kirche Wohlen Gottesdienst HEINRICH SCHÜTZ Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir. Motette zu Psalm 130 SWV 25 1619 (1585-1672) Zion spricht, der Herr hat mich verlassen. Motette SWV 46 1619 Es ist erschienen. Chormusik SWV 371 1648 PAUL HUBER (1918- Kleine deutsche Festmesse „Gib uns Frieden“ für WoO 1984 2001) gemischten Chor, Blechbläser und Orgel ANDREAS Jauchzet, ihr Himmel. Aus: Fest-, Buss- und Danklieder 1658/ HAMMERSCHMIDT 1659 (1611-1675) Wer wälzet uns den Stein von des Grabes Tür? ~1648 Osterdialog in C-Dur für sechsstimmigen Chor, Bläser und Basso continuo. Aus: Musikalische Andachten 04./05.11. Kirche Wohlen Konzert CHRISTOPH WILLIBALD Orfeo ed Euridice. Oper in 3 Akten (Wiener Urfassung) 1762 GLUCK (1714-1787) nach dem Libretto von RANIERI DE’CALZABIGI (konzertante Aufführung) 1990 Jubiläum 20 Jahre Singkreis Wohlen 24./25.03. Jubiläumskonzert Kirche Wohlen JOHANN SEBASTIAN Johannes-Passion für Soli, Chor und Orchester BWV 245 1724 BACH (1685-1750) 10.06. Kirche Wohlen Installationsgottesienst Pfarrerin VERENA SCHOLL mit Werken von FRANZ SCHUBERT 03./04.11. Kirche Wohlen Abendmusik WILLY BURKHARD Lobet im Himmel den Herrn. Der 148. Psalm für Unisono- op. 96 1954 (1900-1955) Chor, Instrumente und obligate Pauken HENRY PURCELL Funeral Music for Queen Mary Z 860 1695 (1659-1695) GIACOMO CARISSIMI Historia de Jephte. Oratorium für Soli, Chor und Orchester ~1648 (1605-1674) 24.11. Berner Münster Vespergottesdienst 24.12. Kirche Wohlen Christnachtfeier 1991 29.03. Kirche Wohlen Karfreitagsgottesdienst HEINRICH SCHÜTZ Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz für Soli, SWV 478 1645 (1585-1672) fünfstimmigen gemischten Chor und Instrumente 31.03. Kirche Wohlen Ostergottesdienst JOHANN SEBASTIAN Christ lag in Todes Banden. Choralkantate für Soli, BWV 4 ~1710 BACH (1685-1750) gemischten Chor und Orchester 22./23.06. Kirche Wohlen Konzert ARTHUR HONEGGER Le roi David. Symphonischer Psalm für Sprecher, Soli, 1921/ (1892-1955) Chor und Orchester 1923 31.08. Berner Münster Vespergottesdienst

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08.09. Kirche Wohlen Festgottesdienst mit Apero zur 800- Jahrfeier Wohlens 08.12. Kirche Wohlen Adventskantatengottesdienst und Morgenmusik MELCHIOR FRANCK Er hat alles wohl gemacht (Mk 7,37) in G-Dur für 16?? (~1580-1639) gemischten Chor Der Lobgesang der Maria 16?? MICHAEL PRAETORIUS Nun bitten wir den Heiligen Geist für achtstimmigen Chor. 1605 (1571-1621) Aus: Musae Sioniae, Teil I Nr. 1 Es ist ein Ros entsprungen. Kantionalsatz a quattro. Aus: 1609 Musae Sioniae, Teil VI JOHANN ECCARD Übers Gebirg Maria geht in Es-Dur für fünfstimmigen Chor 1575 (1553-1611) a cappella Ich lag in tiefster Todesnacht in G-Dur für fünfstimmigen 15?? Chor a cappella MELCHIOR VULPIUS Und er wandte sich zu seinen Jüngern (Lk 10,23f). Aus: 1614 (~1570-1615) Deutsche Sonntägliche Evangelische Sprüche, II. Buch: von Trinitatis bis auf Advent, Nr. 14 MAX REGER (1873- Dein, o Herr, ist die Kraft in D-Dur für vierstimmigen WoO VI/23 1911 1916) gemischten Chor. Aus: 20 Responsorien Nr. 12 Nr. 12 O Lamm Gottes. Motette Nr. 6. Aus: Acht geistliche op. 138 Nr. 1914 Gesänge 6 Unser lieben Frauen Traum. Motette Nr. 4. Aus: Acht op. 138 Nr. 1914 geistliche Gesänge 4 Es kommt ein Schiff geladen. Orgelchoralvorspiel WoO IV/1 1901 JOHANN PACHELBEL Magnificat Nr. 13 in D-Dur für vierstimmigen Chor und P. 246 1??? (1653-1706) Basso continuo 24.12. Kirche Wohlen Christnachtfeier 1992 16./17.05. Kirche Wohlen Konzert GIOACHINO ROSSINI Petite messe solenelle 1863/ (1792-1868) 1867 17./18.10. Probewochenende Gwatt Nov. Kirche Wohlen Orgeleinweihung 21./22.11. Kirche Wohlen Konzert JOHANN SEBASTIAN Herz und Mund und Tat und Leben. Kantate für Soli, BWV 147 1716/ BACH (1685-1750) gemischten Chor und Orchester 1723 MICHAEL HAYDN Requiem in c-moll «Schrattenbach»-Requiem für Soli, MH 155 1771 (1737-1806) Chor und Orchester 1993 26./27.06. Kirche Wohlen Konzert HEINRICH SCHÜTZ Meine Seele erhebet den Herrn. Magnificat-Motette SWV 426 1625 (1585-1672) Aus der Tiefe ruf ich, Herr, zu Dir. Motette SWV 25 1612 JOHANN SEBASTIAN Jesu, meine Freude. Motette für fünfstimmigen BWV 227 vor 1723 BACH (1685-1750) gemischten Chor FELIX MENDELSSOHN Warum toben die Heiden. Der zweite Psalm. Motette in g- op. 78 Nr. 1843/ BARTHOLDY (1809- moll 1; MWV B 1845

1847) 41 Jauchzet dem Herrn alle Welt. Motette in C-Dur über MWV B 45 1844 Psalm 100 ARVO PÄRT (*1935) Magnificat für fünfstimmigen Chor a cappella 1989 MAURICE DURUFLÉ Quatre motets sur des thèmes grégoriens für Chor a op. 10 1960 (1902-1986) cappella 03.- Chorreise nach Bechyne, Sobeslav und Tyn an der 07.07. Moldau (tschechisch-böhmische Partnergemeinde Wohlens) und Teilnahme am 16. Südböhmischen Musikfestival (Programm wie 26./27.06.1993; Bericht URSULA ZÜRCHERS im Saemann) 22.08. Gottesdienst und Matinée gemeinsam mit dem English of Berne 04./05.12. Kirche Wohlen Konzert

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BENJAMIN BRITTEN A Ceremony of Carols für Sopran, Alt, gemischten Chor op. 28 1942 (1913-1976) und Harfe CAMILLE SAINT-SAËNS Oratorio de Noël für Soli, Chor und Orchester op. 12 1858 (1835-1921) 1994 01.04. Kirche Wohlen Karfreitagsgottesdienst HEINRICH SCHÜTZ Musikalische Exequien op. 7, SWV 1636 (1585-1672) 279 03.04. Kirche Wohlen Ostergottesdienst ANDREAS Wer wälzet uns den Stein von des Grabes Tür? ~1648 HAMMERSCHMIDT Osterdialog in C-Dur für sechsstimmigen Chor, Bläser und (1611-1675) Basso continuo. Aus: Musikalische Andachten HEINRICH SCHÜTZ Musikalische Exequien op. 7, SWV 1636 (1585-1672) 280-281 11.09. Kirche Wohlen Kantatengottesdienst ANTONÍN DVOŘÁK Messe in D-Dur für Soli, gemischten Chor und Orgel op. 86, B 1887 (1841-1904) 153 29./30.10. Probewochenende Gwatt 03./04.12. Kirche Wohlen Konzert ANTONÍN DVOŘÁK Messe in D-Dur Soli, gemischten Chor und Orgel op. 86, B 1887 (1841-1904) 153 CHARLES GOUNOD Messe brève Nr.7 in C-Dur «aux chapelles» CG 72b ~1877 (1818-1893) 1995 Jubiläum 25 Jahre Singkreis Wohlen (Beiträge in der März-Ausgabe des Gemeindeblattes der Reformierten Kirchgemeinde Wohlen). Auftrag an DANIEL GLAUS, die Komposition zu Meister Eckhart (Textauswahl durch Pfarrer JÜRG WELTER) zu schaffen 25./26.03. Kirche Wohlen Konzert WOLFGANG AMADEUS Te Deum in C-Dur KV 141 = 1769 MOZART (1756-1791) KV6 66b FRANZ JOSEPH HAYDN Missa in angustiis (Nelson-Messe) in d-moll Hob. 1798 (1732-1809) XXII:11 13./14.05. Probewochenende 25.06. Festgottesdienst zum silbernen Jubiläum des Singkreises 26.08. Berner Münster Samstagabendfeier ADAM GUMPELZ- Lob Gott getrost mit Singen 1??? HAIMER (1559-1625) SIEGFRIED REDA Wenn wir in höchsten Nöten sein. Vierstimmiger 19?? (1916-1968) Choralsatz 22.-24.09. Jubiläums-Chor-Konzertreise nach Erfurt (BRD) DANIEL GLAUS Komposition zu Meister Eckhart für Alt, Bariton, 1994/ (*1957) achtstimmigen Doppelchor und 16 Instrumente 1995 (Uraufführung) 04./05.11. Kirche Wohlen Konzert (Programm wie Jubiläums-Chorreise nach Erfurt) 1996 OTTO WENGER folgt als dritter Singkreispräsident auf JÜRG GERMANN 30./31.03. Kirche Wohlen Kantatengottesdienst und Morgenmusik HEINRICH SCHÜTZ Matthäus-Passion für Favorit-Sänger und Chor a cappella SWV 479 1666 (1585-1672) 30.06. Kirche Wohlen Abschiedsgottesdienst für CHRISTOPH WYSSER JOHANNES BRAHMS Fest- und Gedenksprüche op. 109 1888/ (1833-1897) 1889 DANIEL GLAUS Hoch hebet den Herrn mein Herz und meine Seele. 1995/ (*1957) Magnificat-Motette für gemischten Chor a cappella (dem 1996 Singkreis Wohlen vom Komponisten gewidmet; Uraufführung)

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01.07. PATRICK RYF folgt als dritter Dirigent auf CHRISTOPH WYSSER 09.11. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert FELIX MENDELSSOHN Ehre sei dem Vater. Doxologie für gemischten Chor a op. 69 Nr. 1847 BARTHOLDY (1809- cappella 2, MWV B 1847) 48 ZOLTÁN KODÁLY Ich hebe meine Augen auf. A 121. genfi zsoltár Geneva 1943 (1882-1967) Ps cxxi (Psalm 121) für gemischten Chor a cappella CARL MARTIN REIN- Es ist in keinem andern Heil op. 50 Nr. 1896 THALER (1822-1896) 3 30.11./ Kirche Wohlen Konzert 01.12 MAX REGER (1873- Bitte um einen seligen Tod. Aus: 12 geistliche Lieder op. 137 Nr. 1914 1916) 1 Grablied. Aus: 12 geistliche Lieder op. 137 Nr. 1914 7 FRIEDRICH OSKAR Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen. op. 66 Nr. ~1885 WERMANN (1840- Motette in G-Dur 6 1906) FELIX MENDELSSOHN Drei geistliche Lieder op. 96 1840/ BARTHOLDY (1809- 1843 1847) Höre mein Bitten, Herr MWV A 49 1844 Es wird ein Stern aus Jakob aufgeh’n. Weihnachts- op. 97, 1847 Motette aus dem 1. Teil (Erde) des unvollendeten MWV A 26 Oratoriums Christus Alle weiteren Werke wie im Gottesdienst vom 09.11. 24.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst JOHN RUTTER (*1945) The peace of God (Phil 4,7). Aus: The Book of common 19?? prayer (1662) JOSEPH GABRIEL Qui sedes. Aus: 9 Advents-Motetten op. 176 Nr. 1893 RHEINBERGER (1839- 5 1901) JOHANNES BRAHMS Wenn ein starker Gewappneter für zwei vierstimmige op. 109 Nr. 1888/ (1833-1897) Chöre a cappella. Aus: Fest- und Gedenksprüche 2 1889 ANTON BRUCKNER Fest-Cantate in D-Dur zur Weihnacht für gemischten Chor WAB 16 1862 (1824-1896) 1997 27./28.03. Kirche Wohlen Passionskonzert JOSEPH GABRIEL Stabat mater in g-moll für gemischten Chor, Orgel und op. 138 1884 RHEINBERGER (1839- Orchester 1901) ANTONIO CALDARA Missa dolorosa in e-moll für Soli, Chor und Orchester ~1735 (1670-1736) 18./19.10. Probewochenende Gwatt 29./30.11. Kirche Wohlen Adventskonzert ANTONIO VIVALDI Magnificat in g-moll für Chor und Streicher RV 611 1717- (1678-1741) 1719 Gloria in D-Dur für Chor und Streicher RV 589 1716 1998 07.06. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert LOYS BOURGEOIS Genfer Psalmen aus dem Hugenottenpsalter: 1551- (~1510-1561), • Psaume 47, or sus tous humains 1565 CLAUDE GOUDIMEL • Les commandemens de Dieu, Exode XX (1514-1572) und CLAUDE LE JEUNE (~1530-1600) 29.06. Konservatorium Bern Chorleiterprüfung PATRICK RYF (Programm wie Konzert vom 07.06.1998) 22./23.08. Chorreise nach Meiringen mit Aufführung im Gottesdienst (Genfer Psalmen) 14./15.11. Kirche Wohlen Konzert

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JOHANNES BRAHMS Ein Deutsches Requiem in d-moll für Soli, Chor und 2 op. 45 1853- (1833-1897) Pianoforte (Londoner Fassung) 1868 1999 04.04. Kirche Wohlen Ostergottesdienst JOHANNES BRAHMS An diesem österlichen Tag. Motette op. 22 Nr. 1859 (1833-1897) 6 EDVARD GRIEG (1843- Wie bist Du doch schön. Aus: Fyre Salmer nach alten op. 74 Nr. 1906 1907) norwegischen religiösen Volksweisen 1 JOHANN SEBASTIAN Wir essen und wir leben. Schlusschoral aus: Christ lag in BWV 4 Nr. 1707/ BACH (1685-1750) Todesbanden. Kantate 8 1708 ?? Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert BENJAMIN BRITTEN Deus in adjutorium meum. Psalm 70 für Chor a cappella. WoO 1945 (1913-1976) Aus: Bühnenmusik zu This Way to the Tomb EDVARD GRIEG (1843- Fyre Salmer nach alten norwegischen religiösen op. 74 1906 1907) Volksweisen für Bariton und gemischten Chor a cappella OTTO OLSSON (1879- Rex gloriose Martyrum für sechsstimmigen Chor. Aus: op. 40 1919 1964) Sex latinska hymner für Chor a cappella JOHN HØYBYE (*1939) Tre Lyse Motteter (Psalmen 96, 118 und 100) für 19?? achtstimmigen Chor a cappella TROND HANS FARNER Ave Verum corpus für vierstimmigen gemischten Chor 19?? KVERNO (*1945) WILLIAM MATTHIAS The Doctrine of Wisdom für Chor und Orgel 1990 (1934-1992) 06./07.11. Probewochenende Gwatt 27./28.11. Kirche Wohlen Adventskonzert JAN DISMAS ZELENKA Magnificat in C-Dur für Sopran, vierstimmigen Chor, 2 ZWV 107 1727 (1679-1745) Oboen, Streicher und Kontrabass GEORG PHILIPP TELE- Machet die Tore weit. Kantate zum 1. Advent TWV 17?? MANN (1681-1767) 1:1074 Nun komm, der Heiden Heiland. Kantate zum 1. Advent TWV 1714 1:1178 DIETERICH BUXTE- Das neugeborene Kindelein. Kantate für vier BuxWV 13 16?? HUDE (1637-1707) Singstimmen, Streicher und Basso continuo HENRY PURCELL Behold, I bring you glad tidings = Ehre sei Gott in der Z 232 1694 (1659-1695) Höhe. Weihnachtskantate für Soli, vierstimmigen gemischten Chor, 2 Violinen, Viola und Basso continuo 2000 Jubiläum 30 Jahre Singkreis Wohlen 29./30.04. Probewochenende Wohlen 20./21.05. Kirche Wohlen Konzert JOHANN SEBASTIAN Jesu, meine Freude. Motette für fünfstimmigen BWV 227 vor 1723 BACH (1685-1750) gemischten Chor Jesu, nun sei gepreiset. Choral aus der Kantate Nr. 41 BWV 41 1725 WILLY BURKHARD Der Herr ist König. Psalm 93 op. 49 1937 (1900-1955) Ich singe Dir mit Herz und Mund WoO 1937 Lobet im Himmel den Herrn. Psalm 148 op. 96 1954 23./24.06. Jubiläums-Chorreise nach St. Moritz mit Konzert in der Laudinella (Programm wie Konzert vom 20./21.05.2000) 02.07. Festgottesdienst zum 30jährigen Jubiläum des Singkreises JOHANN SEBASTIAN Jesu, meine Freude. Motette für fünfstimmigen BWV 227 vor 1723 BACH (1685-1750) gemischten Chor 28./29.11. Probewochenende 16./17.12. Kirche Wohlen Konzert JOHANN SEBASTIAN Weihnachtsoratorium. 3. Kantate BWV 248 1734 BACH (1685-1750) Lutherische Messe in A-Dur für Soli, Chor und Orchester BWV 234 1737 2001 August Probedirigieren von Chorleiterstudenten ?? Kirche Wohlen Gottesdienst MELCHIOR VULPIUS Wer mich liebet, wird mein Wort halten (Johannes 14,23). 1612 (~1570-1615) Aus: Erster Theil Sontäglicher Evangeliensprüche

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JOHANNES BRAHMS Schaffe in mir, Gott, ein rein Herz (Psalm 51,12). Motette op. 29 Nr. 1860 (1833-1897) für fünfstimmigen Chor a cappella 2 ANTON BRUCKNER In jener letzten der Nächte/In monte Oliveti. Motette WAB 17 ~1848 (1824-1896) ANTONÍN DVOŘÁK Slyš, ó Bože, voláni mé/Herr, mein Gott, zu Dir will ich op. 99 Nr. 1895 (1841-1904) fleh’n. Aus: Biblische Gesänge 6, B 189 03./04.11. Kirche Wohlen Konzert ARTHUR HONEGGER Le roi David. Symphonischer Psalm für Sprecher, Soli, 1921 (1892-1955) Chor und 13 Instrumente (Originalfassung) 2002 01./02.06. Kirche Wohlen Konzert GEORG FRIEDRICH Esther. Oratorium (Masque) für Soli, Chor und Orchester HWV 50a 1718 HÄNDEL (1685-1759) (Urfassung) 09.11. Berner Münster Vespergottesdienst JOSQUIN DESPREZ In pace in idipsum. Motette 1??? (~1440-1521) JACOB OBRECHT Parce, Domine für vierstimmigen Chor 1??? (~1450-1505) ?? LIEBHOLD (??- Thüringer Motetten für vierstimmigen Chor a cappella, Nr. 17?? ~1740) 5: Kommt herzu und lasst uns dem Herrn frohlocken; Nr. 8: Befiehl dem Herren Deine Wege 16./17.11. Probewochenende Gwatt 14./15.12. Kirche Wohlen Weihnachtsmusik GOTTFRIED WOLTERS Ich brach drei dürre Reiselein 19?? (1910-1989) ANDREAS HAMMER- Machet die Tore weit. Motette für sechs Stimmen 16?? SCHMIDT (1611-1675) Meine Seele Gott erhebet den Herren. Magnificat 1656 WOLFGANG CARL Stimmet Hosianna an in D-Dur für gemischten Chor und 16?? BRIEGEL (1626-1712) Orgel KLAUS SONNENBURG Anbetung des Kindes (Text: JOSEPH WEINHEBER) 1953/ (1927-2008) (Uraufführung) 2002 JOSEPH GABRIEL Prope est dominus (Psalm 145,18.21). Aus: 9 Advents- op. 176 Nr. 1893 RHEINBERGER (1839- Motetten 8 1901) Ave Maria, gratia plena (Lukas 1,28b.42). Aus: 9 Advents- op. 176 Nr. 1893 Motetten 8 JOHN RUTTER (*1945) 5 Christmas Carols: The very best Time of Year, 1967- Shepherd’s pipe carol, Mary’s lullaby, star carol, 1990 Christmas lullaby HEINRICH VON Kommst Du, Licht der Heiden. Weihnachtslied (Text: op. 57 Nr. 1879 HERZOGENBERG ERNST CHRISTOPH HOMBURG) für vierstimmigen Chor 6 (1843-1900) GEORG FRIEDRICH Laudate pueri Dominum. Psalm 112 in D-Dur HWV 237 1707 HÄNDEL (1685-1759) 2003 17.05. Chorreise nach Muttenz (Wehrkirche und Beinhaus) und Seewen 14./15./ Kirche Wohlen Konzert 16.11. WOLFGANG AMADEUS Litaniae Lauretanae de Beata Maria Virgine in B-Dur für KV 109 = 1771 MOZART (1756-1791) vierstimmigen Chor, Streicher und 3 Posaunen KV6 74e Requiem in d-moll für Soli, Chor und Orchester KV 626 1791 2004 27./28.03. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert HEINRICH SCHÜTZ Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten op. 13 Nr. 1657 (1585-1672) ward. Aus: Zwölf geistliche Gesänge 4, SWV 423 Lukas-Passion für Favorit-Sänger und vierstimmigen Chor SWV 480 1664 a cappella JOHANN HERMANN Die mit Tränen säen (Psalm 126,5-6). Aus: 1623 SCHEIN (1586-1630) Israelsbrünnlein Nr. 3 Siehe, nach Trost war mir sehr bange (Jesaja 38,17-19a). 1623 Aus: Israelsbrünnlein Nr. 18

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07.12. Verleihung des Kulturpreises (heutiger Name: “Wohlener Hecht”) der Departementskommission Bildung und Kultur der Einwohnergemeinde Wohlen an den Singkreis für ausserordentliche Dienste an der Allgemeinheit 2005 ?? Probewochenende Uettligen 12./13.03. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert JOHANN SEBASTIAN Johannes-Passion für Soli, Chor und Orchester BWV 245 1724 BACH (1685-1750) 10./11.12. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert BENJAMIN BRITTEN A Ceremony of Carols für Chor und Harfe op. 28 1942 (1913-1976) CÉSAR FRANCK Messe à trois voix in A-Dur für Sopran-, Tenor- und Bass- op. 12, 1860 (1822-1890) Solo, dreistimmigen Chor, Harfe, Violoncello, Kontrabass FWV 61 und Orgel: Gloria, Panis Angelicus, Agnus Dei Nrn. 2, 5 und 6 HUGO DISTLER (1908- Singet frisch und wohlgemut. Motette auf die Weihnacht op. 12. Nr. 1934- 1942) für vierstimmigen Chor a cappella. Aus: Geistliche 4 1941 Chormusik Totentanz. Motette für den Totensonntag. Aus: Geistliche op. 12 Nr. 1934 Chormusik Nr. 2 2 ADOLPHE ADAM Cantique de Noël 1847 (1803-1856) PHILIPP FRIEDRICH O welche Freude im Himmel. Weihnachtskantate. Aus: 1642 BUCHNER (1614- Concerti ecclesiastici für gemischten Chor und Basso 1669) Continuo GEORG FORSTER Vom Himmel hoch, da komm ich her. Fünfstimmiger Satz 1544 (1510-1568) 2006 22./23.04. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert zur Orgeleinweihung (mit Festschrift) HANS LAVATER- Christus lag in Todesbanden. Osterlied für gemischten op. 5 1911 KELLER (1885-1969) Chor und Orgel FRANZ SCHUBERT Gott ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Psalm 23 in op. posth. 1820 (1797-1828) As-Dur für zwei hohe und zwei tiefe Stimmen (in der 132, D 706 deutschen Übersetzung von MOSES MENDELSSOHN) ZOLTÁN KODÁLY Laudes organi. Fantasie über eine Sequenz aus dem 12. 1966 (1882-1967) Jahrhundert für gemischten Chor und Orgel Organoedia ad missam lectam. Orgelmesse: Introitus, 19?? Kyrie, Gloria 11.06. Kirche Wohlen Gottesdienst ZOLTÁN KODÁLY Ich hebe meine Augen auf. A 121. genfi zsoltár Geneva 1943 (1882-1967) Ps cxxi (Psalm 121) für gemischten Chor a cappella ARVO PÄRT (*1935) Da pacem Domine für vierstimmigen Chor a cappella 2004/ 2006 Veni creator für vierstimmigen Chor und Orgel 2006 02./03.09. Kirche Wohlen Konzert CHARLES GOUNOD Pater noster für Soli, Chor und Orgel CG 156 1892 (1818-1893) op. posth. ZOLTÁN KODÁLY Ich hebe meine Augen auf. A 121. genfi zsoltár Geneva 1943 (1882-1967) Ps cxxi (Psalm 121) für gemischten Chor a cappella WOLFGANG AMADEUS Missa brevis Nr. 2 in d-moll KV 65 = 1769 MOZART (1756-1791) KV6 61a JOHANN CHRISTOPH Ich lieg und schlafe ganz mit Frieden (Psalm 4,7 und 1780 FRIEDRICH BACH 74,16). Motette für vierstimmigen Chor und Orgel ad (1732-1795) libitum GEORG FRIEDRICH Gütigkeit, Gerechtigkeit und Dir will ich singen ewiglich. HWV 252 1717/ HÄNDEL (1685-1759) Aus: Chandos Anthem Nr. 7 My song shall be alway Nr. 6 und 1718 Nr. 8

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08.- Chorreise nach Zillis/Andeer mit Konzert in der Kirche 10.09. Zillis (Programm wie 02./03.09.2006) 25.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst JOHANN SEBASTIAN Weihnachtsoratorium 1. Kantate BWV 248 1734 BACH (1685-1750) 2007 16./17.06. Kirche Wohlen Konzert FRANZ JOSEPH HAYDN Schöpfungsmesse in B-Dur für Soli, vierstimmigen Chor, Hob. 1801 (1732-1809) Orgel und Orchester XXII:13 FELIX MENDELSSOHN Lass, o Herr, mich Hilfe finden. Hymne, drei geistliche op. 96, 1840/ BARTHOLDY (1809- Lieder und Fuge für gemischten Chor, Soli und Orchester MWV B 33 1843 1847) JOSEPH GABRIEL Stabat mater in c-moll für Soli, vierstimmigen Chor und op. 16 1864/ RHEINBERGER (1839- Orchester 1868 1901) CÉSAR FRANCK Psalm 150 für vierstimmigen Chor, Orchester und Orgel FWV 69 1884 (1822-1890) 01.07. Rücktritt PATRICK RYFS als dritter Dirigent des Singkreises 01.08. DIETER WAGNER folgt als vierter Dirigent auf PATRICK RYF HANS-BALZ PETER folgt als vierter Singkreispräsident auf OTTO WENGER 02.12. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert-Matinée ARIEL RAMIREZ (1921- Navidad nuestra. Offenes Singen 1964 2010) 2008 06.04. Kirche Wohlen Gottesdienst JOHANNES BRAHMS Verschiedene Motetten (1833-1897) 11.05. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert-Matinée GEORG FRIEDRICH O come let us sing. Chandos-Anthem Nr. 8 HWV 253 1717/ HÄNDEL (1685-1759) 1718 08.09. Gründung Leitungsverein Kirchlicher Singkreis Wohlen und Verabschiedung der Statuten 14.12. Kirche Wohlen Adventsgottesdienst JOHANN SEBASTIAN Weihnachtsoratorium. Teile BWV 248 1734 BACH (1685-1750) 2009 10.01. Kirche Wohlen Konzert JOHANN SEBASTIAN Weihnachtsoratorium Kantaten 1-3 BWV 248 1734 BACH (1685-1750) 11.01. Kirche Wohlen Konzert JOHANN SEBASTIAN Weihnachtsoratorium Kantaten 4-6 BWV 248 1734 BACH (1685-1750) 15.02. Kirche Wohlen Gottesdienst in der Art von Taizé 28.- Probewochenende Leuenberg Hölstein BL 30.08. 21.- Geplante Rumänienreise mit Konzerten in 28.09. Sibiu/Hermannstadt abgesagt 24./25.10. Kirche Wohlen Konzert FELIX MENDELSSOHN Jauchzet dem Herrn alle Welt. Motette in C-Dur über MWV B 45 1844 BARTHOLDY (1809- Psalm 100 1847) Die Deutsche Liturgie MWV B 57 1846 Richte mich, Gott. Psalm 43 op. 78 Nr. 1844 2, MWV B 46 Denn er hat seinen Engeln befohlen (Psalm 91,11f) op. 70 Nr. 1844 7, MWV B 53 FRANZ JOSEPH HAYDN Stabat Mater für Soli, Chor, Orgel und Orchester Hob. XXbis 1767 (1732-1809)

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15.11. Kirche Wohlen Gottesdienst PABLO CASALS (1876- Chor aus El Pessebre. Oratorium 1950- 1973) 1960 2010 Jubiläum 40 Jahre Singkreis Wohlen mit „kleiner“ Jubiläumsschrift HANS-BALZ PETERS 17.01. Kirche Wohlen Gottesdienst mit Neujahrsempfang JOHANN STRAUSS jr. Tritsch-Tratsch-Polka op. 214 1858 (1825-1899) GIOACHINO ROSSINI Salve, o Vergine Maria. Motette WoO 1850 (1792-1868) GIACOMO PUCCINI Requiem. Motette WoO 1905 (1858-1924) FELIX MENDELSSOHN Mit der Freude zieht der Schmerz. Neujahrslied (Text: MWV F 28 1844 BARTHOLDY (1809- JOHANN PETER HEBEL 1808) 1847) 23.05. Kirche Wohlen Pfingstgottesdienst 20.06. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert-Matinée gemeinsam mit der Offenburger Kantorei TRAUGOTT FÜNFGELD Psalmenmesse für Tenorsolo, Chor, Blechbläsertentett, 2009/ (*1971) Piano und Pauke (Uraufführung) 2010 25.- Chorkonzertreise nach Offenburg und 27.06. Gemeinschaftskonzert mit der Offenburger Kantorei (26./27.06., Programm wie am 20.06.2010) 13./14.11. Französische Kirche Bern Jubiläumskonzert JOHANNES BRAHMS Ein Deutsches Requiem in d-moll für Soli, Chor und op. 45 1853- (1833-1897) Orchester 1868 2011 HANSPETER BURRI folgt als fünfter Singkreispräsident auf HANS-BALZ PETER 21./22.05. Kirche Wohlen Konzert GEORG FRIEDRICH Saul. Oratorium für Soli, Chor und Orchester HWV 53 1738 HÄNDEL (1685-1759) 20.11. Kirche Wohlen Gottesdienst und Konzert-Matinée gemeinsam mit Projektchor11 unter THEO IFF HEINRICH SCHÜTZ Musikalische Exequien op. 7, SWV 1636 (1585-1672) 279-281 Ach Herr, straf mich nicht in Deinem Zorn SWV 24 1619 Ich bin die Auferstehung und das Leben. Motette. Aus: op. 9, SWV 16?? Kleine geistliche Konzerte II 324 2012 27.05. Kirche Wohlen Pfingstgottesdienst und Konzert-Matinée gemeinsam mit Los Kusis JUAN ARNEZ (*1950) Misa Pacha mama 2003 30.08.- Probewochenende Reute (BRD) gemeinsam mit 01.09 Projektchor SMW Frick 10.11. Stadtcasino Basel Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick (Programm wie 11.11.) 11.11. Kulturcasino Bern Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick LEONHARD BERNSTEIN Symphonische Tänze aus dem Musical West Side story 1949/ (1918-1990) 1957 CARL ORFF (1895- Carmina Burana für Soli, Chor und Orchester 1934/ 1982) 1937 2013 18./19.05. Probewochenende Uettligen: THEO IFF vertritt stante pede den erkrankten DIETER WAGNER 15.06. Französische Kirche Bern Konzert WOLFGANG AMADEUS Veni Sancte Spiritus. Offertorium KV 47 1768 MOZART (1756-1791) Grosse Messe in c-moll für Soli, Chor und Orchester KV 427 1782 Ave verum corpus. Fronleichnamsmotette in D-Dur KV 618 1791 27.09.- Konzertreise gemeinsam mit Los Kusis, Joyfulvoices Frick 12.10. und Nuevo Projecto Binningen nach Bolivien mit

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Konzerten in Cochabamba (02./03.10.), Sucre (06.10.) und La Paz (09.10.) JUAN ARNEZ (*1950) Misa Pacha mama 2003 Navidad Andina 2003 25.10. Elisabethenkirche Basel Konzert gemeinsam mit Los Kusis, Joyfulvoices Frick und Nuevo Projecto Binningen (Programm wie 27.09.-12.10.2013) 26.10. Kirche Wohlen Konzert gemeinsam mit Los Kusis, Joyfulvoices Frick und Projektchor SMW Frick (Programm wie 27.09.-12.10.2013) 2014 20.04. Kirche Wohlen Ostergottesdienst und Konzert-Matinée HEINRICH SCHÜTZ Historia der fröhlichen und siegreichen Auferstehung op. 3, SWV 1623 (1585-1672) unseres einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi 50 Schwanengesang. Doppelchörige Geistliche Konzerte, SWV 484- 1669 Gimel und Daleth: Tue wohl Deinem Knechte, dass ich 485 lebe 28.06. Kirche Wohlen Konzert gemeinsam mit der Offenburger Kantorei ANTONIO VIVALDI Dixit dominus für Doppelchor RV 594 1720/ (1678-1741) 1735 TRAUGOTT FÜNFGELD Psalm 84 für Alt, Tenor, Chor, Blechbläser und Klavier 2014 (*1971) (Uraufführung) 05./06.07. Chorkonzertreise nach Offenburg und Gemeinschaftskonzert mit der Offenburger Kantorei (05./06.07., Programm wie am 28.06.2014) 21.09. Kirche Wohlen Gottesdienst gemeinsam mit weiteren Chören der Gemeinde PETER ROTH Juchzed und singed. Toggenburger Messe 2015 10.01. Französische Kirche Bern Konzert JOSEPH GABRIEL Der Stern von Bethlehem. Weihnachtskantate für Soli, op. 164 1891 RHEINBERGER (1839- Chor und Orchester 1901) ROBERT SCHUMANN Neujahrslied für Soli, Chor und Orchester op. posth. 1853 (1810-1856) mit CD (Weltersteinspielung des Werkes) 144 03.04. Kirche Wohlen Karfreitagsgottesdienst mit Live- Fernsehübertragung JOHANN SEBASTIAN Herz und Mund und Tat und Leben. Kantate 147 Nr. 10: BWV 147 1723 BACH (1685-1750) Jesus bleibet meine Freude Ich will den Kreuzstab gerne tragen. Kantate 56 mit BWV 56 1726 Schlusschor: Komm o Tod, Du Schlafes Bruder 14./15.11. Kirche Wohlen Konzert HEINRICH SCHÜTZ Schwanengesang (SWV 482-494). Doppelchörige SWV 482- 1669- (1585-1672) Geistliche Konzerte, mit Anhang 492 1671 des 100. Psalms und SWV 493 1662/ 1665 eines deutschen Magnificats SWV 494 nach 1670 2016 04.01.- Konzertreise nach Palästina/Israel mit Konzerten 12.01. gemeinsam mit dem Jugendorchester des Edward Saïd- Konservatoriums in Bethlehem (08.01.), Ramallah (09.01.) und Jerusalem (11.01., mit Übertragung des palästinensischen Fernsehens) JOHANN SEBASTIAN Weihnachtsoratorium (Text: CHRISTIAN FRIEDRICH BWV 248 1734 BACH (1685-1750) HENRICI), Kantaten 1, 4 und 6 26.01. Salle Frank Martin Genf Konzert gemeinsam mit dem Jugendorchester des Edward Saïd-Konservatoriums (Programm wie 04.-12.01.2016)

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27.01. Stadtkirche Aarau Konzert gemeinsam mit dem Jugendorchester des Edward Saïd-Konservatoriums (Programm wie 04.-12.01.2016) 29./30.01. Kirche Wohlen Konzert gemeinsam mit dem Jugendorchester des Edward Saïd-Konservatoriums (Programm wie 04.-12.01.2016) 07.- Probewochenende Reute (BRD) gemeinsam mit 10.04. Projektchor SMW Frick 28.05. Stadtcasino Basel Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick (Programm wie 29.05.) 29.05. Kulturcasino Bern Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick GIUSEPPE VERDI Messa da Requiem 1868- (1813-1901) 1874 2017 28./29.01. Kirche Wohlen Konzert KARL JENKINS (*1944) The Peacemakers für vierstimmigen Chor, Flöte, Gitarre, 2011 Streicher und Schlagzeug 05.02. Kirche Wohlen Gottesdienst (mit Live-Radioübertragung SRF, Programm wie 28./29.01.2017) 21.- Chorkonzertreise gemeinsam mit Projektchor SMW Frick 28.05. und Kantorei Aarau nach New York und Konzerte in der Saint-Patricks Cathedral (24.05.) und in der Carnegie Hall (26.05.) JOHANN SEBASTIAN Jesu, meine Freude. Motette für fünfstimmigen BWV 227 vor 1723 BACH (1685-1750) gemischten Chor FELIX MENDELSSOHN Zum Abendsegen/Responses to the Commandments MWV B 27 1833 BARTHOLDY (1809- Lord, have mercy upon us 1847) Jubilate Deo/O be joyful in the Lord/Jauchzet dem Herren, op. 69 Nr. 1847 alle Welt (Ps 100) in A-Dur 2, MWV B 58 Ehre sei dem Vater. Doxologie für gemischten Chor a op. 69 Nr. 1847 cappella 2, MWV B 48 Die deutsche Liturgie: Kyrie; Ehre sei Gott in der Höhe; MWV B 57 1846 Heilig, heilig, heilig Denn er hat seinen Engeln befohlen (Psalm 91,11f) op. 70 Nr. 1844 7, MWV B 53 Veni Domine in g-moll op. 39 Nr. 1831 1, MWV B 24 Aus tiefer Not schrei’ ich zu Dir (Choral; Fuge; Arie mit op. 23 Nr. 1830 Chor; Choral) 1 und Nr. 3, MWV B 20 und B 21 Anthem Why, O Lord, delay for ever. Aus: Hymne/Drei MWV A 19; 1840 geistliche Lieder und Fuge für Alt, Chor und Orgel: Herr, op. 96 Nr. 1843 wir trau‘n auf Deine Güte; Fuge: Lasst sein heilig Lob uns 3, MWV B singen 33; op. 96 Nr. 4 Hymn Hear my prayer/Hymne für Sopran, Chor und Orgel MWV B 49 1844/ Höre mein Bitten in G-Dur (Psalm 55,2-8) 1847 Tag des Zorns, Gericht der Sünden MWV B 43 1843 03.11. Stadtkirche Aarau Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick und Kantorei Aarau (Programm wie 21.- 28.05.2017) 11.11. Kirche Wohlen Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick und Kantorei Aarau (Programm wie 21.-28.05.2017)

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25.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst GAËTANO DONIZETTI Messa di gloria e credo: Gloria 1837 (1797-1848) DIETER WAGNER Maria durch ein Dornwald ging. Vierstimmiger Satz 2017 (*1972) 2018 30.06./ Kirche Wohlen Konzert gemeinsam mit der Offenburger 01.07. Kantorei LEONARD BERNSTEIN Chichester Psalms für Solo, gemischten Chor und 1965 (1918-1990) Orchester TRAUGOTT FÜNFGELD Psalm 90 für Solosopran, Chor und Instrumente (Text: 2017 (*1971) THOMAS WEISS) (Uraufführung) 07./08.07. Chorkonzertreise nach Offenburg und Gemeinschaftskonzert (07./08.07.) mit der Offenburger Kantorei (Programm wie am 30.06./01.07.2018) 15.- Probewochenende Baar/ZG gemeinsam mit Projektchor 18.11. SMW Frick 10.12. Vereinsgründung Singkreis Wohlen und Verabschiedung der Statuten 25.12. Kirche Wohlen Weihnachtsgottesdienst CAMILLE SAINT-SAËNS Tollite hostias. Schlusschor. Aus: Oratorio de Noël op. 12 1858 (1835-1921) CHARLES GOUNOD Béthléem. Pastorale sur un Noël du dix-huitième siècle CG 192/ 1859/ (1818-1893) CG 192b 1882 DIETER WAGNER Maria durch ein Dornwald ging. Vierstimmiger Satz 2017 (*1972) 2019 10.- Chorkonzertreise gemeinsam mit Projektchor SMW Frick 13.01. nach Novara mit Konzert im Teatro Vercelli (11.01.) GIUSEPPE VERDI Nabucco. Oper (konzertante Aufführung) 1841 (1813-1901) 18.01. Stadtkirche Zofingen Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick (Programm wie 10.-13.01.2019) 19.01. Französische Kirche Bern Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick (Programm wie 10.-13.01.2019) 20.01. Stadtkirche Aarau Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick (Programm wie 10.-13.01.2019) 01.02.- Sabbatical für Dirigent DIETER WAGNER; Vertretung durch 31.03. MICHAEL KREIS 18.02. Verein Singkreis Wohlen. Organisationsreglement des Vorstands verabschiedet 07.04. Kirche Wohlen Gottesdienst (Dirigent: MICHAEL KREIS) OTTO NICOLAI (1810- Herr, wie lange. Psalm 13 für vierstimmigen Chor und WoO 1846 1849) Klavier Herr, auf Dich traue ich. Psalm 31 für vierstimmigen Chor WoO 1849 a cappella 08.04. 1. Mitgliederversammlung des Vereins Singkreis Wohlen 19.05. Kirche Wohlen Abschiedsgottesdienst Pfarrer DANIEL HUBACHER (Chorstücke aus: GIUSEPPE VERDI Nabucco, KARL JENKINS The Peacemakers) 15.- Probewochenende Musikinsel Rheinau gemeinsam mit 17.11. Projektchor SMW Frick 2020 30.12. Chorkonzertreise gemeinsam mit Projektchor SMW Frick 2019- nach Palästina/Israel und Konzerte gemeinsam mit 09.01. Jugendorchester des Edward Saïd-Konservatoriums in 2020 Jerusalem (04.01.), Bethlehem (05.01.) und Ramallah (06.01., mit Live-Übertragung des palästinensischen Fernsehens) WOLFGANG AMADEUS Alma Dei creatoris. Offertorium KV 277 = 1777 MOZART (1756-1791) KV6 272a

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Ave verum corpus. Fronleichnamsmotette KV 618 1791 FRANZ JOSEPH HAYDN Salve regina in g-moll Hob. 1771 (1732-1809) XXIIIb:2 Responsoria de venerabili Sacramento Hob. 1768 XXIIIc:4 CAMILLE SAINT-SAËNS Oratorio de Noël für Soli, Chor und Orchester op. 12 1858 (1835-1921) 17.01. Kirche Wohlen Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick und Jugendorchester des Edward Saïd- Konservatoriums (Programm wie 30.12.2019-09.01.2020) 18.01. Salle Frank Martin Genf Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick und Jugendorchester des Edward Saïd-Konservatoriums (Programm wie 30.12.2019- 09.01.2020) 19.01. Katholische Kirche Frick Konzert gemeinsam mit Projektchor SMW Frick und Jugendorchester des Edward Saïd-Konservatoriums (Programm wie 30.12.2019- 09.01.2020) 13.- Probewochenende Musikinsel Rheinau 16.02. 29.02./ Kirche Wohlen Konzert 01.03. FRANZ JOSEPH HAYDN Die Jahreszeiten. Oratorium (Text: GOTTFRIED BERNHARD Hob. XXI:3 1798- (1732-1809) Baron VAN SWIETEN) für Soli (Sopran, Tenor, Bass), Chor 1801 und Orchester ANTONIO VIVALDI Le quattro stagioni. Aus: Il cimento dell’armonia e op. 8, RV 1721/ (1678-1741) dell’inventione 269, 293, 1725 297 und 315 13.09. Kirche Wohlen: Jubiläumsmatinée mit Apéro coronabedingt verschoben Höhepunkte aus 50 Jahren Singkreis mit Musik aus 500 Jahren (Werkausschnitte von LOYS BOUGEOIS, HEINRICH SCHÜTZ, JOHANN SEBASTIAN BACH, ANTONIO VIVALDI, GEORG FRIEDRICH HÄNDEL, WOLFGANG AMADEUS MOZART, FELIX MENDELSSOHN, GIUSEPPE VERDI, GIOACHINO ROSSINI, ROBERT SCHUMANN, JOHANNES BRAHMS, ARTHUR HONEGGER, CARL ORFF, LEONARD BERNSTEIN und FRANZ JOSEPH HAYDN

6. Rezitativ des Erzählers: Komponistenfavoriten des Singkreises in den ersten 50 Jahren

Nachstehend sind die Spitzenreiter unter den Komponisten aufgeführt, von denen der Singkreis mehr als ein Werk aufgeführt hat. In Klammern gibt die erste Zahl an, wie viele Werke von ihnen der Singkreis einstudiert hat, die zweite Zahl gewichtet ihr vom Singkreis Wohlen aufgeführtes Oeuvre; dabei wurden konzertfüllende Grosswerke wie Oratorien, Passionen, Totenmessen und dgl. mit 3 Punkten, Messen, mehrsätzige Motetten oder Kantaten mit 2 Punkten und einsätzige, kleine Motetten oder Choräle mit 1 Punkt gewichtet.

Von den 46 Komponisten, von denen der Singkreis sehr grosse oder mehrere Werke intoniert hat, waren die Hälfte evangelisch-reformiert, 39% römisch-katholisch und 11% anglikanisch. Hinsichtlich der 378 Werkaufführungen waren zwei Drittel evangelisch-reformiert, ein knappes Viertel römisch-katholisch und ein Zwölftel anglikanisch.

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A. Die Spitzenreiter unter den Tonsetzern, ihre Epoche und ihre Konfession

Tabelle 7

Jahrhundert 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. JOHANN SEBASTIAN BACH (44/71 P.) X HEINRICH SCHÜTZ (38/48 P.) X FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (21/23 P.) X FRANZ JOSEPH HAYDN (8/19 P.) X DIETERICH BUXTEHUDE (9/18 P.) X HUGO DISTLER (18/18 P.) X GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (11/17 P.) X WOLFGANG AMADEUS MOZART (12/17 P.) X JOHANNES BRAHMS (13/15 P.) X JOSEPH GABRIEL RHEINBERGER (6/10 P.) X ANDREAS HAMMERSCHMIDT (9/9 P.) X MELCHIOR FRANCK (7/7 P.) X MAX REGER (7/7 P.) X ANTONIO VIVALDI (3/6 P.) X GEORG PHILIPP TELEMANN (4/6 P.) X GIUSEPPE VERDI (2/6 P.) X MICHAEL PRAETORIUS (5/5 P.) X BENJAMIN BRITTEN (4/5 P.) X HANS LEO HASSLER VON ROSENECK (4/4 P.) X ANTONIO CALDARA (2/4 P.) X FRANZ SCHUBERT (3/4 P.) X ANTON BRUCKNER (4/4 P.) X ARVO PÄRT (4/4 P.) X JOHN RUTTER (4/4 P.) X DANIEL GLAUS (2/4 P.) X JUAN ARNEZ (2/4 P.) X TRAUGOTT FÜNFGELD (3/4 P.) X SAMUEL SCHEIDT (3/3 P.) X GIOACHINO ROSSINI (2/3 P.) X CHARLES GOUNOD (2/3 P.) X CARL ORFF (1/3 P.) X ZOLTÁN KODÁLY (2/3 P.), X WILLY BURKHARD (3/3 P.) X KARL JENKINS (1/3 P.) X JOSQUIN DESPREZ (2/2 P.) X CLAUDE GOUDIMEL (2/2 P.) X JOHANN CRÜGER (2/2 P.) X MELCHIOR VULPIUS (2/2 P.) X ADAM GUMPELZHAIMER (2/2 P.) X JOHANN ECCARD (2/2 P.) X JOHANN HERMANN SCHEIN (2/2 P.) X HENRY PURCELL (2/2 P.) X JAN DISMAS ZELENKA (2/2 P.) X MICHAEL HAYDN (1/2 P.) X CÉSAR FRANCK (2/2 P.) X PEPPING ERNST (2/2 P.) X Summen 1 6 9 8 9 10 3

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B. Ein analytisches Fazit

In 50 Jahren sang der Singkreis in 81 verschiedenen Konzertprogrammen (die Mitwirkung in den alljährlich 4-8 Gottesdiensten nicht eingerechnet) gut 270 verschiedene Werke von 93 verschiedenen Komponisten, pro Jahr durchschnittlich 5-6 Werke von 2 verschiedenen Komponisten. 22 Werke von 13 Komponisten wurden später erneut erarbeitet. Spitzenreiter waren JOHANN SEBASTIAN BACH, von dem wir 5 Werke je 2-4mal aufgeführt haben, HEINRICH SCHÜTZ, von dem wir 2 Werke je 3-4 mal einstudiert haben, und FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY, von dem wir 4 Werke je 2-3 mal erarbeitet haben.

Die Verteilung des gesungenen Oeuvres auf die Jahrhunderte der Entstehung ist im Rückblick geradezu frappant: Aus der Zeit vor der Reformation stammen ungefähr gleich viele aufgeführte Werke (1-3) wie aus dem 21. Jahrhundert. Und die fünf Jahrhunderte von der Reformation bis zur Jahrtausendwende sind ebenfalls allesamt mit jeweils etwa gleich vielen Werken (6-10) vertreten: Eine ausgesprochen ausgeglichene Berücksichtigung der Kirchenmusik aller vollen Jahrhunderte seit der Glaubensspaltung, und dies trotz des Umstands, dass vier verschiedene Dirigenten den Singkreis geleitet haben. Erst recht lässt einen auch die konfessionelle Herkunft der Kompositionen erstaunen: Rund zwei Drittel aller aufgeführten Komponisten stammten aus dem reformatorischen, ein gutes Viertel aus dem römisch-katholischen und ein Zehntel aus dem anglikanischen Umfeld; doch figurierten mit TROND HANS FARNER KVERNO und LEONARD BERNSTEIN auch je ein christkatholischer Weihbischof und ein jüdischer Weltklassedirigent und Pianist unter den Komponisten der Werke, die unseren Chor erfreut haben. Dabei ist der zum Protestantismus übergetretene Jude FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY nicht einmal eingerechnet. Nicht eingerechnet sind dabei kleine Kompositionen zumeist für Chor ohne Begleitung von 21 weiteren Komponisten, welche der Singkreis eigens und ausschliesslich in Gottesdiensten dargeboten hat. Bei der Auswahl des gesungenen Oeuvres lässt sich also auch eine ausgesprochen ökumenische Offenheit feststellen. Dies überzeugt auch. Mit FRANZ JOSEPH HAYDN gesagt: Musik ist die Sprache, die jeder versteht! Sie verschliesst sich rechthaberischer Kontroverstheologie und konfessionellen Grabenkämpfen.

Die über alle fünf Jahrzehnte gesehen erstaunliche Ausgeglichenheit der dargebotenen Werke nach Jahrhunderten war freilich nicht seit Anbeginn gegeben. Am Anfang sang der Singkreis unter URS MARTIN ZAHND schwergewichtig Werke aus Barock und – seltener – Klassik. Unter der Stabführung CHRISTOPH WYSSERS und PATRICK RYFS wurde das Repertoire bis in die jüngste Moderne erweitert und mancherlei geistliche Musik des 20. Jahrhunderts erschlossen. DIETER WAGNER öffnete die Türen auch zur folkloristischen Musik und zu Monumentalwerken des 19. Jahrhunderts. Dies war auch, aber keineswegs nur den Vorlieben der künstlerischen Leiter geschuldet.

Das 19. Jahrhundert war musikgeschichtlich gekennzeichnet durch tonale Erweiterungen, RICHARD WAGNERS Suche nach der ewigen Melodie, damit zusammenhängend die Frequentierung verminderter und übermässiger Akkorde, in Vokalwerken die Betonung des Wortes und damit einhergehend durchkomponierte Arien; rhythmische Erweiterungen beschränkten sich praktisch noch auf den 5/4-Takt (RICHARD WAGNER, PJOTR ILLITSCH TSCHAIKOWSKI). Begünstigt durch die Erforschung, die Erschliessung und die Integration der Volksmusik (BÉLA BARTÓK, ZOLTÁN KODÁLY) sowie des Jazz (GEORGE GERSHWIN, IGOR STRAWINSKY, LEONARD BERNSTEIN) und des Tanzes (CARL ORFF) in die E-Musik, wurde dann das 20. Jahrhundert zum Zeitalter weit ausgreifender Rhythmik.

Seit der Zeit des Frühbarocks kamen manche Musikinstrumente aus der Mode14, und anderseits sind viele Musikinstrumente erfunden oder weiterentwickelt und ins klassische Orchester eingeführt worden15: Orchester sind seit 1850 um ein Mehrfaches grösser als zur Zeit BACHS oder gar SCHÜTZENS; sie klingen bedeutend reicher und satter.

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Diese Entwicklungen machten das Repertoire zu einer Frage der Grösse des Chors und der Finanzen: Ein kleiner Chor vermag über den Orchesterschall hinweg das Publikum nicht zu erreichen. Das Zusammenwirken mehrerer Chöre desselben Dirigenten ermöglicht die Aufführung grossdimensionierter Werke. Auch finanziell ist diese Öffnung zur Moderne hin nur verkraftbar durch die Zusammenarbeit mehrerer Chöre von der Grösse des Singkreises.

So spiegelt sich in der Chorgeschichte des Singkreises soziologisch betrachtet auch die Musikgeschichte.

Überaus konstant blieb nach der Aufbauphase die Anzahl Konzertprogramme pro Dekade.

Der Singkreis sang bisher Werke in neun verschiedenen Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Quetschua, Latein, Griechisch und Hebräisch.

Covid macht’s möglich: Der Singkreis in der Freilichtprobe

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Die Viren nerven – die Karavane singt weiter ... Proben im digitalen Modus: Der Singkreis im Lockdown der Covidkrise 2020.

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Teil III: Lucat. Eamus quo ducit Musa! 16 Glanzlichter aus fünf Jahrzehnten Singkreis

Um das Privileg richtig einzuschätzen, heute als Singkreis grosse Werke bedeutendster Meister der Musikgeschichte aufführen zu können, mag man sich vergegenwärtigen, dass JOHANN SEBASTIAN BACHS Johannes-Passion in der Bundeshauptstadt erst 1887 erstmals aufgeführt werden konnte.17

A. Zehn Chorkonzertreisen ins Ausland Tabelle 8

Jahr Reiseziel Aufgeführte Werke Bemerkungen 1993 Bechyne/Sobeslav HEINRICH SCHÜTZ: Meine Seele erhebet den Herrn. /Tyn (Südböhmen/ (Magnificat). Motette SWV 426; Aus der Tiefe ruf ich, Tschechien) Herr, zu Dir. Motette SWV 25; JOHANN SEBASTIAN BACH: Jesu, meine Freude. Motette für fünfstimmigen gemischten Chor BWV 227; FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY: Warum toben die Heiden. Der zweite Psalm. Motette in g-moll op. 78 Nr. 1; Jauchzet dem Herrn alle Welt. Motette in C-Dur über Psalm 100 MWV B 45; ARVO PÄRT: Magnificat für fünfstimmigen Chor a cappella 1995 Erfurt DANIEL GLAUS: Komposition zu Meister Eckhart Uraufführung (Deutschland) 2010 Offenburg TRAUGOTT FÜNFGELD: Psalmenmesse für Chor, Uraufführung (Deutschland) Blechbläsertentett, Piano und Pauke in Wohlen 2013 Cochabamba/ JUAN ARNEZ: Misa Pacha Mama; Navidad Andina Sucré/La Paz (Bolivien) 2014 Offenburg ANTONIO VIVALDI: Dixit Dominus RV 594; (Deutschland) TRAUGOTT FÜNFGELD: Psalm 84 für Alt, Tenor, Chor, Uraufführung Blechbläser und Klavier in Wohlen 2016 Bethlehem/ JOHANN SEBASTIAN BACH: Weihnachtsoratorium BWV Ramallah/ 248 Kantaten 1, 4 und 6 Jerusalem (Palästina/Israel) 2017 New York (USA) FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY: Motetten; JOHANN SEBASTIAN BACH: Jesu, meine Freude. Motette für fünfstimmigen gemischten Chor BWV 227 2018 Offenburg TRAUGOTT FÜNFGELD: Psalm 90 für Solosopran, Chor Uraufführung (Deutschland) und Instrumente (Text: THOMAS WEISS) in Wohlen LEONARD BERNSTEIN: Chichester Psalms für Solo, gemischten Chor und Orchester 2019 Novara/Vercelli GIUSEPPE VERDI: Nabucco (Italien) 2020 Jerusalem, WOLFGANG AMADEUS MOZART: Exultate jubilate. Bethlehem, Motette KV 165; Ave Verum. Motette KV 618; Alma Ramallah Dei creatoris. Offertorium KV 277/KV6 272a; JOSEPH (Palästina/Israel) HAYDN: Responsoria de venerabili sacramento Hob. XXIIIc:4; Salve Regina in g-moll Hob. XXIIIb:2; CAMILLE SAINT SAËNS: Oratorio de Noël op. 12

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Selbstverständlich wurden alle diese zehn Chorreisen einschliesslich der Reise-, Unterkunfts- und Verpflegungskosten der begleitenden Instrumentalisten ausnahmslos und vollumfänglich von den mitreisenden Mitgliedern des Singkreises selbst berappt.

Der Chor mit seinem Dirigenten DIETER WAGNER in der Saint Patricks-Cathedral in New York, Mai 2017

B. Sechs Uraufführungen von Werken dreier verschiedener Komponisten

Tabelle 9

Datum Komponist Werk Bemerkungen 23.09.1995 DANIEL GLAUS Komposition zu Meister Auftragskomposition zum 25jäh- Eckhart (Textauswahl: JÜRG rigen Bestehen des Singkreises WELTER) 30.06.1996 DANIEL GLAUS Hoch hebet den Herrn mein Die Motette wurde dem Singkreis Herz und meine Seele. Wohlen vom Komponisten Magnificat-Motette für gewidmet gemischten Chor a cappella 14.12.2002 KLAUS Anbetung des Kindes (Text: SONNENBURG JOSEPH WEINHEBER) 20.06.2010 TRAUGOTT Psalmenmesse für Chor, Gemeinsam mit der Offenburger FÜNFGELD Blechbläsertentett, Piano und Kantorei Pauke 28.06.2014 TRAUGOTT Psalm 84 für Alt, Tenor, Chor, Gemeinsam mit der Offenburger FÜNFGELD Blechbläser und Klavier Kantorei 30.06.2018 TRAUGOTT Psalm 90 für Solosopran, Gemeinsam mit der Offenburger FÜNFGELD Chor und Instrumente (Text: Kantorei Psalm 90 und THOMAS WEISS)

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DANIEL GLAUS (*1957) KLAUS SONNENBURG (1927- TRAUGOTT FÜNFGELD 2008) (*1971)

C. CD mit Weltersteinspielung von ROBERT SCHUMANNs Neujahrslied op. posth. 144

Im Januar 2015 wurde im Kipferhaus in Hinterkappelen während dreier Tage mit einem Spitzentonstudio aus Hamburg eine im Handel erhältliche CD eingespielt: ROBERT SCHUMANN: • Symphonie Nr. 3 in Es-Dur op. 97 Rheinische (1. Satz: Lebhaft; 2. Satz: Scherzo; 3. Satz: Nicht schnell; 4. Satz: Feierlich; 5. Satz: Lebhaft) • Neujahrslied für Solo, Chor und Orchester in Es-Dur op. posth. 144 (Nr. 1 Feierlich; Nr. 2 Etwas lebhafter; Nr. 3 Chor; Nr. 4 Lebhaft, doch nicht zu rasch; Nr. 5 Etwas mässiger; Nr. 6 Chor; Nr. 7 Lebhaft) MARCUS NIEDERMEYR (Bariton), Singkreis Wohlen, Philharmonischer Chor Gloria, Lviv Virtuosos Academic Chamber Orchestra, Leitung: DIETER WAGNER Die CD ist beziehbar für € 14,99 (inklusive Porto) unter: http://www.diwalab.com/.

DIETER WAGNER bei der Schweizer Erstaufführung von SCHUMANNS Neujahrslied 2015

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D. Auftritte des Singkreises in Fernsehen, Radio und Internet Tabelle 10

18.12.1983 Die Gemeinde- Gemeinde- Weihnachtsfeier wurde Weihnachtsfeier vom Zweiten Deutschen Fernsehen aufgezeichnet. Der Singkreis interpretierte von MELCHIOR FRANCK Das Magnificat (Photo aus der Fernsehübertragung)

03.10.2013 in https://www.youtube.com/watch?v=bh8acN_WBdU; Cochabamba: Bericht und Bilder: JUAN ARNEZ: https://www.kgbb.ch/files/VTXTB8M/bolivien___teil_1.pdf (zuletzt besucht Misa Pacha am 01.06.2020) Mama, Niños olvidados 10.10.2013 in La https://www.youtube.com/watch?v=O5jD5ZM6rzw (zuletzt besucht am Paz: JUAN 01.06.2020) ARNEZ: Misa Pacha Mama Karfreitags- https://www.srf.ch/play/tv/gottesdienst/video/evangelisch-reformierter- gottesdienst gottesdienst-aus-wohlen?id=dafa9b14-b883-4af2-9a92-0a328424215b vom 03.04.2015 (zuletzt besucht am 01.06.2020) im Schweizer Fernsehen: JOHANN SEBASTIAN BACH: Ich will den Kreuzstab gerne tragen BWV 56; Jesu, meine Freude. Choral aus der Kantate Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147 10.01.2016: https://www.youtube.com/watch?v=CAN_y-d61xw (zuletzt besucht am ROBERT 01.06.2020) SCHUMANN: Neujahrslied op. posth. 144 28.05.2016 in https: //www.youtube.com/watch?v=CGMBjFvwy1Y (zuletzt besucht am Basel: GIUSEPPE 01.06.2020) VERDI: Requiem, Dies irae 29.05.2016 in https://www.youtube.com/watch?v=lQ2ovIvDO5c (zuletzt besucht am Bern: GIUSEPPE 01.06.2020) VERDI: Requiem, Libera me

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12.01.2016 in https://www.youtube.com/watch?v=eH3kWq6WxbU (zuletzt besucht am Jerusalem: 01.06.2020) JOHANN SEBASTIAN BACH: Weihnachts- oratorium BWV 248

05.02.2017 in https://www.srf.ch/play/radio/radiogottesdienst/audio/evangelisch- Wohlen: KARL reformierter-gottesdienst-aus-wohlen-bei-bern?id=1b9f298e-8a52-4488- JENKINS: The b41c-4d64402e7d94 (zuletzt besucht am 01.06.2020) Peacemakers 13.11.2017 in https://www.youtube.com/watch?v=9R0WS8CVQyk&t=5s (zuletzt besucht Wohlen: FELIX am 01.06.2020) MENDELSSOHN BARTHOLDY: Der 100. Psalm MWV B 45 Konzert vom https://www.youtube.com/watch?v=GKQCd5WmpNw (Oper Teil 1); 20.01.2019 in https://www.youtube.com/watch?v=0TVwDDS3boQ (Oper Teil 2); Aarau: GIUSEPPE https://www.youtube.com/watch?v=IYaNneCalds (nur Va pensiero) (alle VERDI: Nabucco zuletzt besucht am 01.06.2020)

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Konzerte vom 06.01.2020 in https://www.youtube.com/watch?v=gubPNCCXqnI (zuletzt besucht am der lutherischen 01.06.2020) Kirche von Ramallah und vom 18.01.2020 in Genf: WOLFGANG AMADEUS MOZART: Alma Dei creatoris KV 277, Exultate jubilate KV 165 und Ave verum KV 618, FRANZ

JOSEPH HAYDN: Responsoria de venerabili sacramento Hob. XXIIIc:4 und Salve Regina Hob. XXIIIb:2; CAMILLE SAINT- SAËNS: Oratorio de Noël op. 12

E. Singkreis Wohlen als Widmungsträger einer Komposition von DANIEL GLAUS

Zum Abschied von seinem zweiten Dirigenten, CHRISTOPH WYSSER, durfte der Singkreis am 30. Juni 1996 die Motette für gemischten Chor a cappella von DANIEL GLAUS Hoch hebet den Herrn mein Herz und meine Seele uraufführen, die der Komponist dem Singkreis gewidmet hat.

F. 2004 Auszeichnung des Singkreises durch die Wohlener Departements- kommission für Bildung und Kultur

Eine besondere Freude erlebte der Singkreis am 7. Dezember 2004, als er vom Departementsvorsteher und von der Departementskommission Bildung und Kultur der Einwohnergemeinde Wohlen für ausserordentliche Dienste an der Allgemeinheit die heute Wohlener Hecht genannte Auszeichnung entgegennehmen durfte. Der damalige Name der Auszeichnung lautete noch anders, bis aus Hollywood Reklamationen wegen Usurpation des Namens der Auszeichnung eintrafen. Und Hollywood das Wasser abzugraben, war denn doch nicht primäre Absicht – weder der Einwohnergemeinde Wohlens noch des Singkreises!

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G. Einige Konzertplakate aus dem 21. Jahrhundert Tabelle 11

2003 MOZART Requiem Kirche Wohlen 14./15./16. November 2003 Leitung: PATRICK RYF

2005 BACH Johannespassion Kirche Wohlen 12./13. März 2005 Leitung: PATRICK RYF

2007 HAYDN Schöpfungsmesse Kirche Wohlen 16./17. Juni 2007 Leitung: PATRICK RYF

2009 BACH Weihnachtsoratorium Kirche Wohlen 10./11. Januar 2009 Leitung: DIETER WAGNER

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2012 ARNEZ Misa Pacha Mama Kirche Wohlen 27. Mai 2012 Leitung: DIETER WAGNER

2012 ORFF Carmina Burana BERNSTEIN West Side Story Kulturcasino Bern 11. November 2012 Leitung: DIETER WAGNER

2014 VIVALDI Dixit Dominus FÜNFGELD Psalm 84 Kirche Wohlen 28./29. Juni 2014 Leitung: TRAUGOTT FÜNFGELD

2015 RHEINBERGER Stern von Bethlehem SCHUMANN Neujahrslied Französische Kirche Bern 10. Januar 2015 Leitung: DIETER WAGNER

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2015 SCHÜTZ Schwanengesang Kirche Wohlen 14./15. November 2015 Leitung: DIETER WAGNER

2016 VERDI Requiem Kulturcasino Bern 19. Mai 2016 Leitung: DIETER WAGNER

2017 JENKINS Peacemakers Kirche Wohlen 28./29. Januar 2017 Leitung: DIETER WAGNER

2018 BERNSTEIN Chichester Psalms FÜNFGELD Psalm 90 Kirche Wohlen 30. Juni /1. Juli 2018 Leitung: DIETER WAGNER und TRAUGOTT FÜNFGELD

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2019 VERDI Nabucco Französische Kirche Bern 19. Januar 2019 Leitung: DIETER WAGNER

2020 HAYDN Jahreszeiten VIVALDI Jahreszeiten Kirche Wohlen 29.Februar / 1. März 2020 Leitung: DIETER WAGNER

Details zu den Konzerten (Flyer, Programmhefte, Werkbeschreibungen) können unter dem Link zur Homepage - Konzerte direkt von der Webseite des Singkreis Wohlen heruntergeladen werden

7. Stretta: Der Singkreis an musikgeschichtsschwangerem Ort

In der Carnegie-Hall in New York singen zu dürfen, ist sicherlich ein Höhepunkt im Leben von Laiensängerinnen und -sängern. Allein in der klassischen Musik (vom Jazz ganz zu schweigen) hat dieser Musiktempel wie kaum eine zweite Stätte Sternstunden erlebt. Fast alle Weltklasseinterpreten haben dort musiziert. Hier muss es genügen, von diesen allein einige unter jenen auszuwählen, welche als Komponisten von Weltformat dort selbst eigene Werke aufgeführt oder gar uraufgeführt haben18:

ANTONÍN DVOŘÁK dirigierte in der Carnegie Hall am 21. Oktober 1892 seine 3 Konzertouvertüren op. 91, 92 und 93 und brachte sein Te Deum für Sopran, Bass, Chor und Orchester op. 103 zur Uraufführung; am 16. Dezember 1892 dirigierte er seine Symphonie Nr. 6 in D-Dur op. 60 und am 6. April 1893 die Ouvertüre Die Hussiten op. 67 und die Kantate Die Geisterbraut op. 69. Am 27. Februar 1904 folgte RICHARD STRAUSS mit seinen beiden symphonischen Dichtungen Also sprach Zarathustra op. 30 und Ein Heldenleben op. 40, derweil CAMILLE SAINT-SAËNS am 3. November 1906 seine drei Kompositionen für Klavier und Orchester Afrika op. 89, Allegro appassionato op. 70 sowie Wedding Cake op. 76 und SERGEJ RACHMANINOW am 13. November 1909 sein Klavierkonzert Nr. 2 in c-moll op. 18 vortrugen. Am 8. Dezember 1908 dirigierte GUSTAV MAHLER seine Auferstehungssymphonie (Nr. 2), am 16. Dezember 1909 seine Titansymphonie (Nr. 1), und am 21. April 1924 spielte GEORGE GERSHWIN seine Rhapsody in Blue. IGOR STRAWINSKY dirigierte hier am 8. Januar 1925 seine Suiten Der Feuervogel und Pulcinella, LEONARD BERNSTEIN am 1. April 1944 seine Symphonie Nr. 1 Jeremiah.

Zwar hatte FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY 1845 eine Einladung nach New York ausgeschlagen; aber JACQUES OFFENBACH 1874 und GIACOMO PUCCINI 1910 leisteten ihr gerne und ertragreich Folge.

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Teil IV: Ci favella del tempo che fu19 : Località

A. Komponisten, deren Werke der Singkreis Wohlen aufgeführt hat

• 15. Jahrhundert: JOSQUIN DESPREZ (1)

• 16. Jahrhundert: TOINOT ARBEAU, LOYS BOURGEOIS, JOHANN CRÜGER, JOHANN ECCARD, GEORG FORSTER, CLAUDE GOUDIMEL, ADAM GUMPELZHAIMER, CLAUDE LEJEUNE (8)

• 17. Jahrhundert: WOLFGANG CARL BRIEGEL, FRIEDRICH NICOLAUS BRUHNS, PHILIPP FRIEDRICH BUCHNER, DIETERICH BUXTEHUDE, GIACOMO CARISSIMI, MARTINO CESARE, MELCHIOR FRANCK, ANDREAS HAMMERSCHMIDT, HANS LEO HASSLER VON ROSENECK, JOHANNES JEEP, REINHARD KEISER, LEONHARD LECHNER, JOHN MUNDAY, MICHAEL PRAETORIUS, HENRY PURCELL, JOHANN HERMANN SCHEIN, SAMUEL SCHEIDT, HEINRICH SCHÜTZ, MELCHIOR VULPIUS (19)

• 18. Jahrhundert: CARL PHILIPP EMANUEL BACH, JOHANN CHRISTOPH FRIEDRICH BACH, JOHANN SEBASTIAN BACH, ANTONIO CALDARA, ANDRÉ CAMPRA, GEORG FRIEDRICH HÄNDEL, JOSEPH HAYDN, MICHAEL HAYDN, WOLFGANG AMADEUS MOZART, GEORG PHILIPP TELEMANN, ANTONIO VIVALDI, JAN DISMAS ZELENKA (12)

• 19. Jahrhundert: ADOLPHE ADAM, JOHANNES BRAHMS, ANTON BRUCKNER, GAËTANO DONIZETTI, ANTONÍN DVOŘÁK, CÉSAR FRANCK, CHARLES GOUNOD, HEINRICH VON HERZOGENBERG, FRANZ LISZT, FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY, OTTO NICOLAI, CARL MARTIN REINTHALER, JOSEPH GABRIEL RHEINBERGER, GIOACHINO ROSSINI, CAMILLE SAINT-SAËNS, FRANZ SCHUBERT, ROBERT SCHUMANN, LOUIS SPOHR, JOHANN STRAUSS jr., GIUSEPPE VERDI (20)

• 20. Jahrhundert: LEONARD BERNSTEIN, BENJAMIN BRITTEN, WILLY BURKHARD, PABLO CASALS, HUGO DISTLER, MAURICE DURUFLÉ, DANIEL GLAUS, EDVARD GRIEG, PAUL HINDEMITH, ARTHUR HONEGGER, JOHN HØYBYE, PAUL HUBER, KARL JENKINS, ZOLTÁN KODÁLY, TROND HANS FARNER KVERNO, HANS LAVATER-KELLER, BOHUSLAV MARTINŮ, OTTO OLSSON, CARL ORFF, ARVO PÄRT, ERNST PEPPING, GIACOMO PUCCINI, ARIEL RAMIREZ, SIEGFRIED REDA, MAX REGER, JOHN RUTTER, IGOR STRAWINSKY, WILLIAM LLOYD WEBBER, GOTTFRIED WOLTERS (29)

• 21. Jahrhundert: JUAN ARNEZ, TRAUGOTT FÜNFGELD, KLAUS SONNENBURG, DIETER WAGNER (4)

Der Singkreis hat Werke von 93 verschiedenen Komponisten gesungen; davon 25, die einmal in der Schweiz waren, und davon mindestens 19, die in Bern waren.

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B. Überblick: Der Singkreis führte Werke sechs weltberühmter Komponisten auf, die in Bern weilten Karte 1

Tabelle 12

Künstler Wann 1 WOLFGANG Freitag, 19. September bis Sonntag, 27. September 1766 in Bern AMADEUS MOZART (Konzert vielleicht an der Marktgasse 9/11/Amtshausgasse 6?) (1756-1791) 3 FELIX  Samstag, 31. August bis Mittwoch, 4. September 1822, Unterkunft im MENDELSSOHN Gasthof Krone, Gerechtigkeitsgasse 96 (heute: 66); Besuche BARTHOLDY (1809-1847)  am Sonntag, 1. September 1822 bei Prof. AUGUST ALBRECHT MECKEL (Junkerngasse 159 [heute: 50] mit gemeinsamem Musizieren), am Montag, 2. September 1822 (Musizieren bei und mit Prof. KARL FRIEDRICH AUGUST MEISNER-FUETER [Brunngasse 29 {heute: 52}]), am Sonntag, 1. und am Dienstag, 3. September 1822 bei Familie VON ZEERLEDER (Junkerngasse 151 [heute: 34]) 3 ROBERT  Montag/Dienstag, 31. August–1. September 1829 (Klavierspiel 31. SCHUMANN (1810- August im Rathauskeller) 1856)  Freitag/Samstag, 1./2. August 1851 (zusammen mit CLARA SCHUMANN- WIECK): Besuch auf der Münsterplattform 4 JOHANNES • Mai/Juni 1866, BRAHMS (1833- • Juli/August 1874 (Klavierspiel auf BEETHOVENS Flügel an der 1897)  Bundesgasse 185 (heute: 26) bei JOSEF VIKTOR WIDMANN, •  Juni-September 1886, speziell: o wohl Sonntag, 20. Juni 1886: Private Uraufführung von op. 99-101 durch JOHANNES BRAHMS, FRIEDRICH und JULIUS HEGAR bei JOSEF VIKTOR WIDMANN an der Bundesgasse 38 o Mittwoch, 29. September 1886: Privater Liederabend von JOHANNES BRAHMS mit HERMINE SPIES (op. 105 Nr. 1 Wie Melodien zieht es mir) bei JOSEF VIKTOR WIDMANN an der Bundesgasse 38 • Juni-September 1887 regelmässig Besuche BRAHMS‘ bei JOSEF VIKTOR WIDMANN an der Bundesgasse 38,

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•  Juni-September 1888 regelmässig Besuche BRAHMS‘ bei JOSEF VIKTOR WIDMANN in seinem neuen Haus am Kleinen Muristalden 28 5 ARTHUR Dezember 1926 (genaues Datum wegen verschollener Unterlagen bis heute HONEGGER (1892- nicht eruierbar, entweder im Foyer des Stadttheaters oder im Burgerratssaal 1955) des Casinos) 6 CARL ORFF (1892- Herbst 1933 (im Konservatorium an der Kirchgasse [heute: Münstergasse] 1974) 24)

8. Ballade: BRAHMS spielt in Bern auf BEETHOVENS Flügel BACH – von Vetternwirtschaft und ennüyanter Theeabfütterung. Berner Bezüge der Komponisten aufgeführter Werke

A. Zu WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756-1791, in Bern vom 19. bis 27. September 1766)

a. Zusammenhänge

Von WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756-1791) führte der Singkreis bisher zwölf seiner 66 geistlichen Werke auf:

Werke WOLFGANG AMADEUS MOZARTS, die der Singkreis aufführte Tabelle 13

Werk KV komponiert Jahr Veni Sancte Spiritus. Offertorium KV 47 1768 2013 Missa (solemnis) Nr. 4 in c-moll für 4 Singstimmen, 2 Violinen, 2 KV 139 1768 1981 Violen, 2 Oboen, 3 Posaunen, 4 Trompeten, Pauken, Bass und Orgel (Waisenhausmesse) Missa brevis Nr. 2 in d-moll KV 65 = 1769 2006 KV6 61a Te Deum in C-Dur KV 141 = 1769 1995 KV6 66b Litaniae Lauretanae de Beata Maria Virgine in B-Dur für KV 109 = 1771 2003 vierstimmigen Chor, Streicher und 3 Posaunen KV6 74e Missa brevis Nr. 7 in D-Dur für Soli, vierstimmigen gemischten KV 194 1774 1973 Chor, Streicher und Orgel Sub tuum praesidium. Offertorium für Sopran, Tenor, Streicher KV 198 1774 1973 und Orgel Sancta Maria, mater Dei. Graduale ad festum Beatae Mariae KV 273 1777 1973 Virginis für vierstimmigen gemischten Chor, Streicher und Orgel Alma Dei creatoris. Offertorium KV 277 = 1777 2020 KV6 272a Grosse Messe in c-moll für Soli, Chor und Orchester KV 427 1782 2013 Ave verum corpus. Fronleichnamsmotette in D-Dur KV 618 1791 2013 und 2020 Requiem in d-moll für Soli, Chor und Orchester KV 626 1791 2003

Die ersten beiden dieser zwölf Werke komponierte der Meister als Zwölfjähriger, die letzten beiden in seinem Todesjahr. Es fällt auf, dass MOZART nach 63 geistlichen Jugendwerken in seiner Wiener Zeit (1782-1791) nurmehr drei geistliche Kompositionen schuf: Seine unvollendete grosse c-moll-Messe KV 427 parodierte er 1785 zur Kantate Davidde penitente KV 469, bevor er im eigenen Todesjahr noch die Motette Ave Verum KV 618 und das Fragment seines Requiems

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KV 626 komponierte. Warum nach neunjähriger Pause plötzlich nochmals geistliche Werke? Wieso ein Requiem? Und was hatte dies damit zu tun, dass MOZART als Zehnjähriger acht Tage in Bern verbracht hatte?

MOZART war Mitte 1791 derart überschuldet, dass er die Zumutung eines adligen Hochangebers gar nicht mehr ausschlagen konnte, ein Requiem zu schreiben, das dann unter dem Namen des Plagierenden aufgeführt werden sollte.20 Und die Vermittlung des Kuraufenthalts seiner hochschwangeren Gattin entschädigte MOZART mit seiner Motette Ave verum. Aber wie hatte es überhaupt zu solcher Verschuldung kommen können?

Vizekapellmeister LEOPOLD MOZART wollte seinen musikalisch hochbegabten Kindern NANNERL und WOLFGANG AMADEUS 1763 Aussicht auf eine Karriere verschaffen, am besten mit einer Reise von Salzburg via grosse Fürstenhöfe und reiche Städte nach Paris und London. Er reiste mit seiner ganzen vierköpfigen Familie in der eigenen Kutsche mit eigenem Diener (SEBASTIAN WINTER und von Paris nach London gar mit zwei Dienern21) samt Cembalo, Geigen und 16 Koffern22 bis Paris. LEOPOLD MOZART pries seine Kinder vor dem Eintreffen in den Städten in Konzertannoncen der Ortszeitungen marktschreierisch als virtuose Wunderkinder an23 und finanzierte mit den Konzerterlösen und Fürstengeldern die gesamte dreieinhalbjährige Reise24, bei der er mit seiner Familie ausschliesslich in Fürstenhöfen und kostspieligen Spitzenhotels übernachtete25. Was JOSEPH HAYDN erst mit 58 Jahren als gestandener, europaweit berühmter und entsprechend wohlhabender Tonschöpfer erstmals unternahm – eine Reise nach London, die grösste Stadt der damaligen Welt – hatte der kleine WOLFGANG AMADEUS MOZART als beginnender Teenager bereits hinter sich! Mehrere seiner Kompositionen waren bereits gedruckt, bevor der kleine Knirps seinen ersten zweistelligen Geburtstag feierte26; Zugang zu Kaiserin und Königen verschiedenster Länder war ihm so bereits unter dem ancien régime mit seiner strikten Standestrennung zur Selbstverständlichkeit geworden. In London hatte WOLFERL beim jüngsten Sohn JOHANN SEBASTIAN BACHS, JOHANN CHRISTIAN BACH (1735-1782) prägende Impulse empfangen, die sein Schaffen nachhaltig beeinflussen sollten. Aber der kleine Götterliebling hatte auch gelernt, mehr als freigebig zu werden und anspruchsvoller zu leben, als seine durchaus ertragreichen Tonschöpfungen später erlauben sollten. Die Heimkehr durch die Schweiz zeigt beide Seiten.

Seit Juli 1765 wurde LEOPOLD MOZART wegen Ablaufs seiner Urlaubszeit (bereits über zwei Jahre!) seitens seines grosszügigen Dienstherrn, des Fürstbischofs SIGISMUND Graf VON SCHRATTENBACH (1698-1771) zur Rückreise nach Salzburg angemahnt.27 Dennoch liess sich Familie MOZART auf der Rückreise von London – teilweise krankheitsbedingt – Zeit: Vom September 1765 bis April 1766 hielt sie sich noch in Holland auf: Zeit genug zur Knüpfung lukrativer Geschäftskontakte. WOLFGANG AMADEUS MOZART hatte vor dem 7. März 1766 In Den Haag oder in Amsterdam als Zehnjähriger für die Amtseinführung Prinz WILHELMS V. VON NASSAU Acht Variationen in G-Dur über ein Lied (Laat ons juichen Batavieren = Lasst uns jauchzen, Belgier) geschrieben, die er bei den Feierlichkeiten zur Volljährigkeitserklärung des Prinzen am 11. März 1766 aufführte. Erst in Lyon beschloss LEOPOLD MOZART dann im Juli 1766, auf eine Rückkehr via Lombardei zu verzichten und stattdessen den direkteren Rückweg durch die Schweiz via Bern zu wählen.28 Dabei gedachte LEOPOLD MOZART zunächst einzig in Genf und Zürich noch mehrtägige Aufenthalte einzuschalten, in Genf (umsonst), um den aufklärerischen Philosophen, Komponisten und Musikwissenschafter JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712-1778)29 und dessen Kollegen FRANÇOIS-MARIE AROUET alias VOLTAIRE (1694-1778) zu treffen30, in Zürich, um seine Wunderkinder SALOMON GESSNER und anderen kunstinteressierten aristokratischen Kreisen vorzuführen.31

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b. MOZART auf der Reise durch die Eidgenossenschaft (20. August bis 15. Oktober 1766)

Von Lyon herkommend traf Familie MOZART am 20. August 1766 vor den Toren Genfs ein, wo sie – von MELCHIOR GRIMM32 aus Paris vermittelt – beim Calvinisten JEAN HUBER-VOLTAIRE33 eintraf und in dessen Schloss «Château de Vernaz»34 abstieg, welches HUBER im Acacias-Quartier am Südufer der Arve nahe dem heutigen Centre commercial de Carouge seit 20 Jahren mit seiner Gattin bewohnte. Obwohl in Genf seit der Veröffentlichung von JEAN-JACQUES ROUSSEAUS Emile und Du Contrat social bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten, gaben WOLFERL und NANNERL zwei Konzerte, mutmasslich im Hôtel de Ville. Die Konzerte der beiden Wunderkinder kamen den Genfern zupass, die eine Vermittlungsdelegation aus Bern und Zürich bei sich hatten, der sie kulturelle Zerstreuung bieten sollten, die ihnen selbst zuwider war. Die beiden Kinder waren einer Operntruppe denn doch vorzuziehen.35

Mutmasslich am 13. September verliess Familie MOZART Genf und zog nach Lausanne. Hier liess sich LEOPOLD MOZART dann doch zu einem mehrtägigen Zwischenhalt (14.-18. September 1766)36 umstimmen, als seinen Kindern Konzerte mit Aussicht auf Nachruhm ermöglicht wurden37: WOLFERL und NANNERL gaben am 15. und 18. September 1766 im Rathaus und in einem privaten Salon38 zwei weitere einträgliche39 Konzerte. WOLFERL komponierte für den Traversflöte spielenden Gastgeber Prinz LOUIS VON WÜRTTEMBERG das heute verschollene Stück KV 33a.

Danach durchquerte die Familie MOZART die Schweiz via Bern (19.-27. September), Zürich (28. September-10. Oktober), Winterthur (10./11. Oktober) und Schaffhausen (11.-15. Oktober 1766)40.

In Zürich logierten die MOZARTS im Hotel «Schwert» bei der Rathausbrücke41, besuchten am 3. Oktober wie geplant im «Schwanen» an der Münstergasse 942 SALOMON GESSNER und traten am 7. und 9. Oktober 176643 in Konzerten auf. WOLFERL komponierte das Klaviersätzlein in F-Dur KV 33b.44

In Winterthur stieg die Familie MOZART am 10./11. Oktober beim Stadtschreiber WOLFGANG DIETRICH SULZER an der Ecke Marktgasse/Unterer Graben45 ab. Nach vorangekündigten Konzerten in Schaffhausen46 verliessen die MOZARTS die Schweiz Mitte Oktober in Richtung Donaueschingen.

c. MOZART in Bern (19. bis 27. September 1766)

i. Informationslücken

Zuvor war die Familie MOZART aber auch eine gute Woche vom 19. bis zum 27. September 1766 in Bern geblieben. Ausgerechnet über den Berner Teil der grossen, beinahe dreieinhalbjährigen Reise hat Vater LEOPOLD MOZART mit seinem Salzburger Teilsponsor47 und Freund JOHANN LORENZ HAGENAUER keinerlei Korrespondenz geführt, und bisher sind auch keinerlei Hinweise dafür gefunden worden, wo genau der zehnjährige MOZART in Bern logierte und konzertierte. So können dazu höchstens Mutmassungen entwickelt und argumentativ erörtert werden. Das Berner Musikleben war zu dieser Zeit noch ständisch bestimmt und entsprechend zersplittert. Es gab ein bürgerliches und ein patrizisch-aristokratisches Collegium musicum. In Bern gaben die Patrizier den Ton an. Das Interesse galt dem Militär, weniger der Kunst. LEOPOLD MOZART hatte in Bern laut eigenem Reisebericht mit seiner Familie «Gelegenheit mit Gelehrten uns bekannt zu machen» (unbekannt ist freilich, mit welchen), und dies hatte er durch entsprechende Schreiben («recomendationen») gezielt vorbereitet.48 Der hoch angesehene Apotheker, spätere Botaniker

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie und Dichter ALBRECHT VON HALLER (1708-1777) aber scheint für die Familie MOZART in Bern keine Zeit gefunden zu haben.

ii. Gründe für MOZARTS Aufenthalt in Bern

LEOPOLD MOZART hegte Abneigung zwar gleichermassen gegen Reformierte, Calvinisten49, Anglikaner50 und religionskritische Aufklärer51, und den protzenden Adel inmitten von Heeren Notleidender nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1756-1763)52 durchschaute er mit Verachtung. Aber all dies hinderte LEOPOLD nie daran, mit reichen Fürsten und Eliten welcher Weltanschauung auch immer Geschäfte anzubahnen.53 Der Druck der ersten Sonaten WOLFGANG AMADEUS MOZARTS und ihre auch marketingmässig gezielte Widmung an adlige Kriegsgewinnlerinnen in Paris, Anglikanerinnen in London und Calvinistinnen in Den Haag54 zeigt LEOPOLD MOZARTS selektive Beurteilung der Menschen nach einträglichem Geschäft einerseits und Weltanschauung anderseits. Manche Konzerte brachten derart reichen finanziellen Gewinn55, dass nicht nur • andere, schwächer besuchte Aufführungen der Kinder oder lange einkommenslose Wartezeiten56, • je mehrwöchige Krankheiten LEOPOLDS in London, NANNERLS in Haag und WOLFGANGS in Paris, Lille und Haag, • das Essen und die kostspieligen Unterkünfte ausnahmslos an besten Adressen und die aufwändige Reise mit Mietpferden und Kutschern beglichen, sondern darüber hinaus noch ein satter Reingewinn erwirtschaftet wurde.57

Dass LEOPOLD nicht erst in Zürich (14 Tage, 28. September-10. Oktober 1766), Winterthur58 und Schaffhausen59, sondern bereits auch in Bern einen achttägigen Zwischenhalt (19.-27. September 1766) einlegte, erklärt sich deshalb wohl einzig damit, dass er eben auch in Bern noch Gelegenheit zu derlei gewinnträchtigen Konzerten gefunden haben muss.60

iii. Konzertprogramm?

Doch was sollten NANNERL und WOLFGANG in Bern spielen? Die Konzerte von Genf und Zürich belegen, dass LEOPOLD die Konzerte auf Publikumswirksamkeit anlegte: So wohnte einem Genfer Konzert auch der bereits bekannte Opernkomponist ANDRÉ-ERNEST MODESTE GRÉTRY (1741-1813) bei, schrieb für WOLFGANG auf LEOPOLDS Einladung hin eine schwierige Sonate in es-moll, die der kleine Knirps ab Blatt zu spielen hatte, und vermerkte dies später in seinen Memoiren.61 In Zürich hingegen liess Vater MOZART seinen WOLFGANG auch ein eigenes Orchesterwerk aufführen und dirigieren.

Auch in Bern war ein auf die Zuhörerschaft zugeschnittenes, attraktives Programm erforderlich, in welchem der Wunderknabe – nun als Pianist, Komponist und Dirigent angepriesen – zumindest auch eigene Kompositionen spielen sollte.

Vor seinem Besuch in Bern hatte WOLFGANG AMADEUS MOZART bereits nahezu elf Dutzend zumeist kleine Werke komponiert (KV 1 - KV 33b). Falls er in Bern ein Konzert gegeben hat, wird WOLFERL zumindest auch eigene Werke aufzuführen gehabt haben. Von diesen Eigenkompositionen des Wunderkindes fallen für ein solches Konzert freilich die 6 Symphonien, die 23 Divertimenti, der Galimathias musicum (KV 32), die Motette God is our Refuge (KV 20), die orchesterbegleiteten Gesänge Kyrie (KV 33), das Stabat mater (KV 33c), die beiden Konzertarien Va dal furor portata (KV 21) und Conservate fedele (KV 23) sowie die drei Solostücke für Flöte (KV 33a), für Violoncello (KV 33b) und für Waldhorn (KV 33h), ferner 20 sehr kurze Sonaten und 43 Londoner sowie 11 andere Fragmente, total also 112 Werke wohl ausser Betracht: • Für Orchesterwerke fehlten damals in Bern genügend versierte Musiker (Flöten, Oboen, Fagotte, Trompeten, Hörner, Pauken, Violinen, Bratschen, Violoncelli und Kontrabass);

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• Die Solowerke waren für Instrumente geschrieben, die der kleine WOLFERL selbst nicht spielte; • Zweistimmigen Klavierminiaturen fehlte noch die Virtuosität, die den nötigen unwiderstehlichen Eindruck hinterliess. So verbleiben folgende eigenen Werke, mit denen WOLFGANG AMADEUS jenen Eindruck machen konnte, den Vater LEOPOLD beabsichtigte und für rentable Konzerteinnahmen zur Finanzierung der Promotionsreise benötigte und der auch Chancen für die beabsichtigte Karriere eröffnete:

Eigene Frühwerke, die WOLFGANG AMADEUS MOZART in Bern aufgeführt haben mag

Tabelle 14

KV Werk Tonart komponiert Bemerkungen 21a Variationen für Klavier A-Dur 1765 = Anh. 206 24 Acht Variationen für Klavier über ein holländisches Lied von G-Dur 1766 CHRISTIAN ERNST GRAAF «Laat ons juichen, batavieren» 25 Sieben Variationen für Klavier über «Willem van Nassau» D-Dur 1766 32a Drittes Skizzenbuch («Capricci») 1765/1766

Von den übrigen Eigenkompositionen könnte WOLFGANG mit seinem Vater die eine oder andere seiner Sonaten für Violine und Klavier gespielt haben, mit seiner Schwester NANNERL zusammen die rund zehn Minuten dauernde Sonate für Klavier zu vier Händen KV 19d, ausserdem vielleicht allein noch eine seiner vier jüngsten Klaviersonaten KV 33d-33g. Nachdem aber LEOPOLD MOZART bei allen weltanschaulichen Vorbehalten gegen Kritiker des Katholizismus doch überall den Kontakt zu den andersgläubigen Fürsten oder in Genf zu VOLTAIRE gesucht hatte, liegt es nahe, dass er seinen Sohn in Bern wohl vor allem die beiden erst anfangs 1766 komponierten eigenen Variationenwerke (KV 24 und KV 25) spielen liess, zumal Variationen regelmässig durch die Steigerung der Virtuosität faszinieren. Im hollandfreundlichen Bern62 mussten Variationen zu Ehren eines reformierten holländischen Prinzen doch Furore machen! Die Holländische Sozietät der Musikliebhaber Berns dürfte davon wohl am stärksten zu entzücken gewesen sein: Die acht Variationen für Klavier über das holländische Lied «Laat ons juichen, batavieren» in G-Dur KV 24 waren in den von den Berner Aristokraten derart frequentierten Niederlanden überall gepfiffen, gesummt und gesungen worden, und auch die Melodie der sieben Variationen für Klavier über «Willem van Nassau» in D-Dur KV 25 dürfte im hollandfreundlichen Bern bereits Wiedererkennungswert genossen haben.

iv. Logis- und Konzertort?

Entgegen der Vermutung AMMANNS63 kann der 10jährige MOZART noch nicht in der Grande Société am Theaterplatz 7 in Bern64 aufgetreten sein oder logiert haben: Das Gebäude wurde erst 1767 geplant und 1770 eingeweiht (Bild hiernach, Ziff. IV 8 Bst. C am Ende).65 Zwar hatte an der heutigen Hotelgasse 1, damals noch Kramgasse 85, die um 1450 gegründete dritte Gerwerzunft zu Mittellöwen bis 1722 ihren Sitz gehabt, also auf der Rückseite des nachmaligen Hôtel de Musique; doch dann erwarb sie 1722 den Konzertierte der zehnjährige Mozart 1766 in Falken, das Haus an der heutigen Marktgasse 66 diesem Haus? 9/11/Amthausgasse 6.

Organisatorisch hatte Mittellöwen mit dem Gerberhandwerk so gut wie nichts zu tun. Das Banner der Gesellschaft zu Mittellöwen diente den Stubengesellen ursprünglich bei militärischen

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Auszügen.67 Mancher Sohn aus dem bernischen Patriziat begann seine militärische Karriere in Holland, und viele betuchte Berner reisten besonders gerne dorthin, weil sich die wegen ihres Meeranstosses wirtschaftlich führenden Niederlande wie Bern zur Reformation bekannten. Als See- und Kolonialmacht68 zeigten die Niederlande Interesse an Söldnern, was Berner Patriziersöhnen militärische Offizierskarrieren ermöglichte. Der holländische Lebensstil wurde von Berner Rückkehrern aus den Niederlanden bewundert. Er sollte daher mit dem 1759 gegründeten Cercle de la Grande Société de Musique mit einem Hôtel de Musique (heute: Du Théâtre) nachgeahmt werden. Von Anfang an war der Cercle in Bern als Holländische Sozietät bekannt, wurde er doch nach dem holländischen Vorbild der 1748 errichteten Grande Société in Den Haag errichtet.

LEOPOLD MOZART vermarktete Sohn und Tochter sehr gekonnt. Derweil die beiden Kinder während der ganzen über dreijährigen Reise in den Konzertankündigungen niemals alterten und sie vorwiegend in Fürstenhäusern, Schlössern oder Rathäusern auftraten, wuchsen doch immerhin WOLFERLS Fähigkeiten: AMADÉ war zunächst der kindliche Klaviervirtuose, der die Tasten blind traf, mitgebrachte schwierigste Stücke der Zuhörer direkt ab Blatt spielte oder improvisierte. Ab dem Aufenthalt in London kreierte der geschäftstüchtige LEOPOLD seinem Sohn ein neues Image: Der Klaviervirtuose blieb; aber an erste Stelle trat nun das Kind als „Compositeur“, und ab 1766 kam nach der Komposition der ersten sechs Symphonien noch der Dirigent eigener Werke hinzu.69 Für die Vermarktung scheute der Vater keine Auslagen: Um ernst genommen und in die höchsten adligen Kreise vorgelassen zu werden, stieg er in den teuersten Gaststätten ab. Davon wich er nur ab, wenn er mit seiner Familie bei Eliten (etwa in Winterthur beim Stadtschreiber) oder Fürsten zu Gast sein konnte.

Einiges spricht daher für eine Hypothese, dass die Familie MOZART im Haus des Goldenen Falken der Zunft zu Mittellöwen an der Marktgasse 9/11/Amthausgasse 6 gastiert haben mag. Der Goldene Falken galt im alten Bern nämlich als bedeutendster Gasthof. Immerhin logierten wenig später bei ihren Aufenthalten in Bern am 17. Juli 177770 auch Kaiser JOSEPH II. (1741-1790) und Anfangs und Mitte Oktober 1779 JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1832) in Rückseite des Goldenen Falken: Amthausgasse 6 diesem Hotel.71

v. Schlussfolgerung

Ein geschlossenes Konzert in aristokratischen Kreisen Berns dürfte am ehesten im holländischen Cercle de la Grande société de musique stattgefunden haben: Also im noblen Gasthof zum Goldenen Falken, dem ehemaligen Haus des Cercle, in welchem damals öfters grössere Konzerte und Bälle stattfanden. Absteige der Familie MOZART und Konzertort wären dann identisch gewesen.

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B. Zu FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809-1847, in Bern vom 31. August bis 4. September 1822)

Auf Konzertprogrammen des Singkreises standen 16 Werke FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDYS.

Werke FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDYS, die der Singkreis aufführte Tabelle 15

Werk op. bzw. MWV komponiert Jahr Aus tiefer Not schrei’ ich zu Dir (Choral; Fuge; Arie mit Chor; op. 23 Nr. 1 und Nr. 3, 1830 1986, Choral) MWV B 20 und B 21 2018 Veni Domine in g-moll op. 39 Nr. 1, MWV B 1831 2018 24 Zum Abendsegen/Responses to the Commandments Lord, MWV B 27 1833 2018 have mercy upon us Lass, o Herr, mich Hilfe finden. Hymne, drei geistliche Lieder op. 96, MWV B 33 1840/ 1996, und Fuge für gemischten Chor, Soli und Orchester 1843 2007, 2018 Tag des Zorns, Gericht der Sünden MWV B 43 1843 2018 Warum toben die Heiden. Der zweite Psalm. Motette in g- op. 78 Nr. 1; MWV B 1843/ 1986, moll 41 1845 1993 Denn er hat seinen Engeln befohlen (Psalm 91,11f) op. 70 Nr. 7, MWV B 1844 2009, 53 2018 Jauchzet dem Herrn alle Welt. Motette in C-Dur über Psalm MWV B 45 1844 1986, 100 1993, 2009 Richte mich, Gott (Psalm 43) op. 78 Nr. 2, MWV B 1844 2009 46 Höre mein Bitten, Herr. Hymne MWV A 49 1844 1986, 1996 Mit der Freude zieht der Schmerz. Neujahrslied (Text: MWV F 28 1844 2010 JOHANN PETER HEBEL 1808) Hymn Hear my prayer/Hymne für Sopran, Chor und Orgel MWV B 49 1844/ 2018 Höre mein Bitten in G-Dur (Psalm 55,2-8) 1847 Die deutsche Liturgie: Kyrie; Ehre sei Gott in der Höhe; MWV B 57 1846 2009, Heilig, heilig, heilig 2018 Es wird ein Stern aus Jakob aufgeh’n. Weihnachts-Motette op. 97, MWV A 26 1847 1996 aus dem 1. Teil (Erde) des unvollendeten Oratoriums Christus Ehre sei dem Vater. Doxologie für gemischten Chor a op. 69 Nr. 2, MWV B 1847 1996, cappella 48 2018 Jubilate Deo/O be joyful in the Lord/Jauchzet dem Herren, op. 69 Nr. 2, MWV B 1847 2018 alle Welt (Ps 100) in A-Dur 58

Eine einzige seiner vier Schweizer Reisen (1822, 1831, 1842 und 1847) führte 1822 den 13jährigen MENDELSSOHN auch in die Stadt Bern: 1822 besuchte die ganze Familie ABRAHAM und LEA MENDELSSOHNS während mehrerer Monate Süddeutschland und die Schweiz: Von Schaffhausen und Altstätten im Rheintal reiste die Familie via Stoss, Wattwil, Glarus, Zug und Schwyz in die Innerschweiz zu einer Besteigung der Rigi und zum Fuss des Gotthard, dann über Luzern, Huttwil, Sumiswald, , Grosshöchstetten, und nach Interlaken, Lauterbrunnen, Mürren, Wengernalp, Grindelwald, Giessbachfälle, Haslital, Interlaken, Spiez, Bern, Freiburg und Vevey via Schloss Chillon, Clarens, Aigle, Bex und das Rhonetal hinauf zum Simplon. Der geplante Besuch der Borromäischen Inseln musste jedoch gestrichen werden. Stattdessen gingen die MENDELSSOHNS zurück nach Saint-Maurice, anschliessend nach Chamonix und schliesslich via Lausanne nach Genf, bevor sie via Yverdon, Neuenburg, Val de Ruz, Saint-Imier, Sonceboz, Pierre Pertuis, Moutier, Laufen und Basel nach Deutschland zurückkehrten. In Lausanne traf FELIX MENDELSSOHN am 9. September 1822 völlig

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie zufällig auf den grossen Pariser Opernkomponisten JACQUES FRANÇOIS ÉLIE FROMENTAL HALÉVY (1799-1862)72, und in Yverdon musste FELIX am 23. September 1822 frühmorgens noch vor der Abreise dem hochbetagten Pädagogen JOHANN HEINRICH PESTALOZZI (1746-1827) vorspielen.

Im Rahmen dieser Reise also besuchte die Familie MENDELSSOHN vom Samstag, 31. August bis zum Mittwoch, 4. September 1822 bei garstigem Wetter auch die Stadt Bern und stieg im Hotel Krone an der Gerechtigkeitsgasse 66 ab.73 Kaum je gaben die tief hängenden Wolken der Familie bei ihren wiederholten Besuchen auf der Münsterplattform die Sicht auf die Alpen frei.74 Offenbar war in Bern aber nicht nur das Wetter tadelnswert: Die 17jährige FANNY schrieb Dutzende Briefe aus der Schweiz, berichtet vom Besuch schöner Strassen beim Stadtgraben75, dem prächtigen Spital76 und vom Mangel an vernünftigem Deutsch, weil in Bern französisch „überhaupt bon ton zu sein“ scheine; und unverblümt: „Übrigens ist der ganze Canton Bern, und namentlich die Hauptstadt, für Sittenverderbniss berüchtigt. Du glaubst nicht, was man davon für Geschichten erzählt. – Der gesellschaftliche Ton in Bern soll in den vornehmen Zirkeln77 unmässig steif sein. ... Kein einziger von allen denen die wir in Bern kennen lernten, war mit MENDELSSOHNS Unterkunft Gasthof der Stadt zufrieden. Alle tadelten die Lebensweise Krone, Gerechtigkeitsgasse 96 (heute 66) der Einwohner.“78

Und zur Illustration des erwähnten gesellschaftlichen Tons: „Nachmittags gingen wir wieder allein aus, besuchten die hochrathsherrliche, republicanisch-grosskleinstädtisch-steife Familie ZEERLEDER.“79 Am Vormittag des 3. September 1822 spielte FELIX MENDELSSOHN vor der ganzen Bekanntschaft der Familie80 in der Kirche die Orgel und erntete Lob und Bewunderung.81 Dies kann nur eine der Orgeln im Berner Münster, in der Französischen Kirche oder in der Heiliggeistkirche gewesen sein, die nach jahrzehntelangen Kämpfen zwischen 1726 und 1804 bis dahin als einzige endlich wieder errichtet worden waren.82

Hinsichtlich des Besuchs der Familie MENDELSSOHN lässt sich vermuten, dass die vier Bändchen Kleine Reisen in der Schweiz, für die Jugend beschrieben von Fr. Meisner, Prof. der Naturgeschichte in Bern, die seit 1801 erschienen waren und ab 1820 in neuer Auflage gedruckt wurden, das besondere Interesse der Familie MENDELSSOHN erregten, namentlich Bd. 4: Reise von Bern über die Gemmi und den Simplon nach den Borromäischen Inseln; denn just zu den Inseln im Lago Maggiore gedachte die Familie zu reisen, was sich in der Folge allerdings zerschlug.83

Die Kinder MENDELSSOHN besuchten den Hirschengraben und das Burgerspital, dann am 1. September 1822 die Familie ZEERLEDER84 an der Junkerngasse 15185 und Prof. MÄKEL aus Halle, wo sie musizierten: Gemeint ist damit AUGUST ALBRECHT MECKEL (1790-1829)86 an der Junkerngasse 159 (heute Nr. 50) in Bern.

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Am Abend des 2. September 1822 besuchten die MEN- DELSSOHNS Prof. MEISNER und „machten viel Musik“. Gemeint ist offensichtlich der Naturwissenschaftler und ausgezeichnete Violoncellist KARL FRIEDRICH AUGUST MEISNER-FUETER (1765- 1825), der damals an der Brunngasse 29 (heute Nr. 52) wohnte.87 Die MENDELS- SOHNS mussten daraufhin die erneute Einladung der Fami- lie MEISNER ausschlagen, An der Brunngasse 29 (heute weil sie laut FANNY „leider“ FANNYS Begeisterung über 52) musizierten am 2. bereits bei ZEERLEDERS ein- die Besuche bei Familie September 1822 FANNY und geladen waren. Dort erwar- ZEERLEDER an der FELIX MENDELSSOHN mit dem tete sie „eine ennüyante Junkerngasse 151 (heute: 34 Gastgeber Prof. MEISNER Theeabfütterung. Man = Haus ganz rechts) hielt sich sprach französisch aus Steif- in Grenzen heit, und langeweilte sich ex officio“.88

Musikalisch müssen die Schweizer Eindrücke der Familie MENDELSSOHN ebenfalls zwiespältig gewesen sein; FANNY resumierte gegen Ende der Schweizer Reise aus Genf: „Ein rein gestimmtes Instrum(ent haben) wir seit unserer Abreise noch nicht angetroffen“.89 Über die Schweizer Sängerinnen äusserte sich FELIX MENDELSSOHN humorvoll-kritisch. Natürlich begegnete FELIX MENDELSSOHN in der Schweiz auch dem Jodeln: In der freien Bergwelt empfand er es als „schön“; es „hängt genau mit dem Bilde zusammen, das ich mir von einer Gegend mache, und gehört gleichsam zu einer Schweizer Landschaft“.90 Die Anklänge in seinen beiden Streichersymphonien Nr. 9 und Nr. 1191 legen Zeugnis davon ab. Ganz besonders interessierte sich FELIX MENDELSSOHN für die Schweizer Orgeln, die er auch allenthalben spielte.92 Wie schon LOUIS SPOHR 181693 fiel auch FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY 1822 also die Schweizer Eigenart der Naturtöne anstelle wohltemperierter Intonation auf. Dies als Zwischenruf an unseren Dirigenten: Grund zur Klage besteht kaum - zuweilen scheint unser Singkreis auch einfach seine Volks- und Traditionsverbundenheit zu kultivieren ...

Trotz der scheinbar eher mageren Ausbeute sollte diese erste Schweizer Reise der Familie MENDELSSOHN musikgeschichtlich über FELIX und FANNY hinaus noch von grosser Bedeutung werden.94

C. Zu ROBERT SCHUMANN (1810-1856, in Bern am 31. August 1829 und am 1./2. August 1851)

2015 sang der Singkreis von ROBERT SCHUMANN ein weitgehend vergessenes Werk und bannte es anschliessend auch als Weltersteinspielung auf CD: Das 1853 komponierte Neujahrslied für Soli, Chor und Orchester op. posth. 144. Der Tonschöpfer hatte die Stadt Bern vor und nach dieser Komposition je einmal besucht:

ROBERT SCHUMANN war während seines Rechtsstudiums in Heidelberg primär als festfreudiger Pianist bekannt. In den Semesterferien 1829 wurden die Ausflüge und Feste dann abgelöst durch eine grössere Reise nach Basel, Baden, Zürich, Zug, Rigi, Luzern, Brünig, Brienz, Giessbachfälle,

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Interlaken, Thun und Bern und ins Berner Oberland95, danach Bellinzona, Mailand, Verona und Venedig.96 Geplant gewesen war sie seit der Leipziger Zeit als Gemeinschaftsreise zusammen mit zwei Freunden; unternehmen musste sie ROBERT SCHUMANN schliesslich allein. In Mailand hörte er auf der Rückreise erstmals Werke GIOACHINO ROSSINIS (1792-1868) und wurde mit musikalischer Italianità vertraut. Auf dieser Reise skizzierte SCHUMANN kleine Klavierstücke in Tanzform, die drei Jahre später in seine Papillons op. 2 Eingang fanden.

In Bern weilte ROBERT SCHUMANN auf seiner ersten Schweizer Reise am Montag, 31. August 1829, und er trug in sein Tagebuch stichwortartig ein, er sei in den Gassen herumgestreift, habe den noch spitzlosen Münsterturm bestiegen, habe in den „Hallen“ (dem Rathauskeller) Klavier gespielt, die „unbedeutenden“ Gotteshäuser Heiliggeistkirche und Französische Kirche sowie den grossen „Christophel vulgo Goliath“ gesehen, seiner Mutter geschrieben, zum Fenster hinaus geschaut, sei dann durch Winkelgassen auf die Münsterplattform gegangen, habe dort schöne Mädchen gesehen, eine Bierkneipe à la Kaltenborn besucht, sei daraufhin nach „Konig’s“ (Köniz) gegangen, habe das herrliche Panorama genossen und schliesslich ein „flottes Abendessen zu Haus“ eingenommen.97

Im Rathauskeller (in den Berner Münster, wie „Hallen“) improvisierte SCHUMANN es sah ROBERT SCHUMANNS SCHUMANN auf dem Klavier; dies floss später Tagebuch in sein op. 2 ein

SCHUMANNS am 31. August 1829 in Bern an seine Mutter geschriebener Brief ist erhalten. Er schreibt darin über seinen momentanen Aufenthaltsort: „Wie schön ist Bern! Die schönste Stadt der Schweiz, wenn nicht noch mehr.“98

Kurz nach der Komposition seines Neujahrsliedes op. posth. 144 (1849) reisten ROBERT und CLARA SCHUMANN-WIECK vom 19. Juli bis zum 5. August 1851 von Düsseldorf über Köln, Bonn, Koblenz, Assmanshausen, Rüdesheim, Schloss Johannisberg, Mainz, Frankfurt, Heidelberg und Baden-Baden nach Basel (24. Juli 1851), Biel und Neuenburg (25. Juli 1851), überquerten den Neuenburger See nach Yverdon (26. Juli 1851) mit dem Dampfboot und gelangten am 27. Juli 1851 mit dem Dampfschiff von Lausanne nach Genf, wo sie u.a. JEAN CALVINS Sterbe- und JEAN- JACQUES ROUSSEAUS Geburtshaus besichtigten. Vom 28. bis 30. Juli 1851 reisten sie von dort nach Chamonix und zurück.

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Am 31. Juli 1851 fuhr das Paar über den Genfer See nach Vevey und anschliessend nach Bulle, von wo es am 1. August 1851 in Bern ankam, hier übernachtete und am 2. August 1851 über Solothurn und den Weissenstein nach Basel und in den folgenden Tagen von dort via Haltingen, Freiburg, Offenburg, Rastatt, Heidelberg und Frankfurt nach Kassel gelangte, dann mit dem Düsseldorfer Dampfschiff den Rhein bis Köln hinabfuhr und von dort mit dem Dampfwagen wieder Düsseldorf erreichte.99 CLARA bezeichnete diese Reise als „die Der Unwetter wegen besuchten CLARA und ROBERT schönste …, die ROBERT mit mir SCHUMANN am 1. August 1851 bei ihrem gemeinsa- gemacht“100 – und die beiden hatten men Besuch in Bern einzig kurz die Münsterplattform doch viele Länder gemeinsam bereist!

Nach dem tragischen Hinschied ihres Gatten 1856 sah sich die Starpianistin CLARA SCHUMANN- WIECK genötigt, ihre sechs Kinder durch die Wiederaufnahme ihrer Virtuosenkarriere allein zu ernähren, derweil ihre Mutter die Kleinkinder betreute. So trat CLARA SCHUMANN-WIECK dann in zwei Orchesterkonzerten vom Dezember 1857 vor mehreren hundert Zuhörern im heutigen Du Théâtre am Theaterplatz 7 in Bern auf. Dabei spielte sie am 11. Dezember 1857, umrahmt von Orchesterstücken anderer Komponisten101, zunächst das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 in g-moll op. 25 MWV O 7, das FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY direkt im Anschluss an seine zweite Schweizer Reise im Oktober 1831 komponiert hatte, sodann LUDWIG VAN BEETHOVENS (1770-1827) Klaviersonate Nr. 21 in C-Dur op. 53 (Waldsteinsonate) von 1803/1804, danach von ihrem verstorbenen Ehegatten ROBERT SCHUMANN Traumes Wirren und Des Abends aus den Klavierstücken op. 12 Nr. 7 und Nr. 1 von 1837 und schliesslich von FELIX MENDELSSOHN eines der Lieder ohne Worte.

Im Abonnementskonzert vom 15. Dezember 1857 spielte CLARA SCHUMANN-WIECK, umrahmt wiederum von Orchesterstücken anderer Komponisten, ein völlig anderes, ebenso enormes Programm:

Sie eröffnete das Konzert mit CARL MARIA VON WEBERS Konzertstück für Klavier und Orchester in f-moll op. 79 WeV N. 17 (1821), liess dem von DOMENICO SCARLATTI (1685- 1757) zwei nicht näher umschriebene «Klavierstücke» (wohl Sonaten) folgen, dann die Polonaise in As-Dur op. 53 (1842) von FRÉDÉRIC CHOPIN (1810-1849), und LUDWIG VAN BEETHOVENS Klaviersonate Nr. 17 in d-moll op. 31 Nr. 2 (Sturm) von 1802, bevor sie auch dieses zweite Konzert mit einem Stück ihres verstorbenen Ehegatten ROBERT SCHUMANN (Schlummerlied aus Albumblätter op. 124 Nr. CLARA SCHUMANN begeisterte am 11. und 15. 16 [1841]) und einem Stück von FELIX Dezember 1857 ein je prallvolles Haus im MENDELSSOHN BARTHOLDY (Rondo capriccioso Hôtel de Musique wie gewohnt auswendig mit in E-Dur op. 14 MWV U 67 [1830]) zwei grundverschiedenen Mammutkonzerten, beschloss.102 in denen Werke MENDELSSOHNS und ROBERT SCHUMANNS den Schlusspunkt bildeten.

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D. Wo JOHANNES BRAHMS eigenhändig auf LUDWIG VAN BEETHOVENS eigenem Flügel Fugen JOHANN SEBASTIAN BACHS spielt, ist man in … Bern! (1833-1897, in Bern im Mai/Juni 1866, Juli/August 1874 und in den Sommern 1886-1888, speziell am 20. Juni 1886 und am 29. September 1886)

Öfters intonierte der Singkreis Werke von JOHANNES BRAHMS:

Werke von JOHANNES BRAHMS, die der Singkreis aufführte Tabelle 16

Werk op. Komponiert Jahr An diesem österlichen Tag. Motette 22 Nr. 6 1859 1999 Schaffe in mir, Gott, ein rein Herz [Psalm 51,12]. Motette für fünfstimmigen 29 Nr. 2 1860 2001, Chor a cappella 2008 Ein Deutsches Requiem in d-moll für Soli, Chor und Orchester 45 1853-1868 1998, 2010 Fest- und Gedenksprüche 109 1888/1889 1996

1866 bereits hatte JOHANNES BRAHMS das Berner Oberland durchstreift und war dabei erstmals auch in der Stadt Bern gewesen.103

Von seinem Urlaub in Rüschlikon aus traf BRAHMS als Ehrengast am Musikfest in Zürich104 vom 11. bis 14. Juli 1874 den Berner Theologen und Leiter der Mädchenschule, JOSEPH VICTOR WIDMANN wieder.105 Dies sollte für Bern bedeutsam werden: WIDMANN besass nach dem Tode seines Vaters jenen Flügel, der von CONRAD GRAF für den nahezu ertaubten LUDWIG VAN BEETHOVEN mit mehrfachen Saiten bespannt erbaut worden war. WIDMANN hatte das Instrument nach dem Tode seines verwitweten Vaters 1874 von Liestal nach Bern geholt, weil seine Schwester in Moskau weilte und den Flügel nicht wie vorgesehen übernehmen konnte, und er wünschte sich nun das Urteil des Komponisten über die Spielbarkeit des bereits alten Instruments. So reiste BRAHMS noch während seines Rüschlikoner Aufenthalts nur einige Wochen später im Sommer 1874 zusammen mit dem gemeinsamen Freund FRIEDRICH HEGAR zu einem zweitägigen Besuch zu JOSEPH VICTOR WIDMANN nach Bern und spielte in dessen Mietwohnung im Rothen Quartier in der Fröhlichschule an der Bundesgasse106 auf dem eben erst kurz zuvor in Bern eingetroffenen GRAF-Flügel BEETHOVENS mehrere Präludien und Fugen JOHANN SEBASTIAN BACHs.107 Weil das Instrument indessen kaum mehr klang, spielte BRAHMS alsbald auf dem anderen Instrument weiter. Und wegen Platzmangels in seiner doch recht engen Wohnung suchte WIDMANN bald danach einen Käufer und liess zu diesem Zweck BEETHOVENS Instrument ab 1877 beim Musikhaus Hug in Zürich zum Verkauf ausstellen; 1883 gelangte der Flügel als Exponat an die Landesausstellung nach Zürich, anschliessend an eine Ausstellung nach Manchester, bevor es 1889 nahezu unentgeltlich ans Beethovenhaus Bonn veräussert wurde, wo es renoviert und wieder spielbar gemacht wurde und heute noch steht. Aber Bern bleibt die einzige Im Vorgängerbau dieses modernen Stadt der Welt, die mit Fug und Recht von Sandsteinhauses spielte JOHANNES BRAHMS im sich behaupten kann, hier habe BRAHMS Sommer 1874 auf LUDWIG VAN BEETHOVENS Flügel auf BEETHOVENS eigenem Flügel BACH Fugen JOHANN SEBASTIAN BACHS gespielt.

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Bei diesem Besuch WIDMANNS fühlte sich BRAHMS in Bern wohl. Der Grund für spätere Besuche war gelegt: JOHANNES BRAHMS verbrachte 1886-1888 seine „Sommerfrische“ jeweils drei bis vier Monate lang in Thun. Dort komponierte er beinahe einen Zehntel seines gesamten Oeuvres (op. 99-109)108. Dabei pflegte BRAHMS über die Wochenenden regelmässig für jeweils drei bis vier Tage zu JOSEF VIKTOR WIDMANN nach Bern zu kommen.

Dieser langjährigen Freundschaft zwischen BRAHMS und WIDMANN verdankt Bern, dass BRAHMS seine in Thun komponierten drei Werke op. 99-101 vor ihrer öffentlichen Uraufführung109 spätestens anfangs August 1886110 an einem Sonntag mit den Brüdern FRIEDRICH und JULIUS HEGAR wohl im Beisein von CARL MUNZINGER111 privat in JOSEPH VICTOR WIDMANNS Haus an der Bundesgasse Nr. 185112 in Bern aufgeführt113 hat. Der radikal gesinnte WIDMANN war 1880 nach seiner religiös bedingten Abwahl von der Direktorenstelle der Mädchenschule Feuilletonredaktor des „Bund“ und Schriftsteller geworden und war daher aus der Fröhlichschule in die Wohnung einige Häuser weiter westwärts umgezogen.

1877-1888 wohnte WIDMANN stets als Mieter der Einwohnergemeinde Bern an der Bundesgasse In diesem Haus an der Bundesgasse führte 38 im „Rothen Quartier“. In seiner heutigen Form BRAHMS privat seine in Thun komponierten wurde das Gebäude 1877 errichtet.114 Werke op. 99-101 erstmals auf

Am Mittwochabend, 29. September 1886 muss BRAHMS zusammen mit HERMINE SPIES das Lied Wie Melodien zieht es mir op. 105 Nr. 1 in Bern bei JOSEPH VICTOR WIDMANN zuhause „zur Halbierung des Schmerzes“ im Beisein auch von Prof. FERDINAND VETTER, von dessen Ehefrau und WIDMANNS Stieftochter ELLEN VETTER-BRODBECK sowie von Prof. ALFRED STERN privat aufgeführt haben, wie sein Brief vom Donnerstag, 23. September 1886 an WIDMANN erschliessen lässt, wonach „die Strafe … dem Verbrechen auf dem Fusse“ folge. Der „schwerblütige Norddeutsche“ war von sprühendem Humor und kündigte WIDMANN die Aufführung des Liedes Wie Melodien zieht es mir op. 105 Nr. 1 mit seiner bevorzugten Altistin HERMINE SPIES brieflich als „scharfe Liederfolter … mit Spiessen und mit Stangen“ an. Zuvor hatte HERMINE SPIES das Lied mit BRAHMS zusammen allein vor ihrer Schwester MINNA SPIES bereits in Thun gesungen, wie diese selbst später in einem Gedenkbuch bezeugte: „HERMINE sang dazu. Zwei neue, noch ungedruckte Lieder lagen auf dem Notenpult des Flügels, ‚Immer leiser wird mein Schlummer’ und ‚Wie Melodien zieht es’. BRAHMS begleitete.“ Das Lied nimmt das Seitenthema aus dem Kopfsatz der Thuner Sonate für Violine und Klavier in A-Dur op. 100 wieder auf.

Von Thun aus hat BRAHMS Bern also zum Hauptort seiner VETTERnwirtschaft gemacht …

Unbedarfte Äusserungen des neuen deutschen Kaisers WILHELM II. 1888 belasteten dann nach WIDMANNS Umzug in sein neues Eigenheim am kleinen Muristalden 26 (heute: 28), wo ihn BRAHMS wiederum öfters besuchte, vorübergehend die Freundschaft zwischen BRAHMS und WIDMANN.115 WIDMANN suchte Vermittlung beim gemeinsamen Freund GOTTFRIED KELLER.

Rüschlikon erinnert an seinen grossartigen Gast mit einer Steinplatte; der Bundesstadt Bern scheint solches nicht einmal am gemeindeeigenen Gebäude eine Cartonplaquette wert.

E. CAMILLE SAINT-SAËNS (1835-1921, in Bern vom 3. bis 11. April 1878, am 29. März 1879 und Mitte Juli 1886)

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1993 sang der Singkreis das Oratorio de Noël op. 12 für Soli, Chor und Orchester des überaus belesenen und weit gereisten CAMILLE SAINT-SAËNS integral, 2018 dessen Schlusschor Tollite hostias, und im Januar 2020 brachten jene Mitglieder des Singkreises, die sich an der Palästina/Israel-Chorreise beteiligten, dasselbe Werk in Bethlehem, Ramallah und Jerusalem, in Genf, Wohlen und Aarau erneut integral zur Aufführung.

Der Komponist, Dirigent und Pianist CAMILLE SAINT- SAËNS gastierte am 29. März 1879 auch in Bern im damaligen Konzertsaal (der heutigen Eingangshalle der Berner Kantonalbank am Bundesplatz), dirigierte dabei das Orchester der Berner Musikgesellschaft in seiner eigenen Orchestersuite in D-Dur op. 49 von 1863 und spielte anschliessend LUDWIG VAN BEETHOVENS Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 in G-Dur op. 58 sowie seine eigenen Im Berner Konzertsaal am Bundesplatz 4 gastierte CAMILLE SAINT- 6 Klavierétuden op. 52 von SAËNS (heute Berner Kantonalbank) u.a. mit BEETHOVENS 4. 1877.116 Klavierkonzert

F. Zu CARL ORFF (1892-1985, in Bern im September 1933)

1934-1937 schuf CARL ORFF mit den Carmina Burana sein populärstes Werk. Der Singkreis führte es 2011 mit riesigem Erfolg im Kultur-Casino in Bern auf.

Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs am Ende des I. Weltkriegs 1918 kam auch das kulturelle Leben in Deutschland stark unter Druck. In dieser Zeit ehelichte der 1892 geborene CARL ORFF in erster Ehe (1920-1927) die Sängerin ALICE SOLSCHER (1891-1970), mit der er 1921 sein einziges Kind hatte, die nachmalige Schauspielerin GODELA BÜCHTEMANN-ORFF (1921- 2013). CARL ORFF begann, sich mit alter Musik auseinanderzusetzen. 1924 traf der politisch wenig interessierte ORFF mit BERTOLT BRECHT (1898-1956) zusammen und gründete mit der Schriftstellerin DOROTHEE GÜNTHER (1896-1975) die Günther-Schule: Beide waren an der therapeutischen Wirkung des Tanzes und natürlicher Bewegung interessiert. ORFF leitete die Musikabteilung der Günther-Schule und förderte dabei musikalisch-rhythmisches Gefühl aus der Bewegung heraus. Mit GUNILD KEETMAN (1904-1990) und HANS BERGESE (1910-2000) zusammen strebte ORFF nach eigenem Bekunden die „Regeneration der Musik vom Tanz her“ an und veröffentlichte dieses neue Modell der Musik- und Bewegungserziehung 1930-1935 als „ORFF-Schulwerk – elementare Musikübung“. Vom befreundeten Cembalobauer KARL MAENDLER (1872-1958) liess ORFF neben den bereits verwendeten Stabspielen, Glocken, klingenden Gläsern, Cymbeln, Trommeln, Triangeln, Pauken, Becken, Tamburinen, Rasseln und Kastagnetten weitere dafür geeignete Musikinstrumente wie Glockenspiel, Trommeln oder Xylophonarten entwickeln. Zur Zeit der Machtergreifung 1933 erschien die Günther-Schule den Nationalsozialisten als kommunistisch-subversiv.

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1931-1934 unterrichtete CARL ORFF u.a. zusammen mit seinem ehemaligen kurzzeitigen Lehrer HANS PFITZNER an der Staatlichen Akademie für Tonkunst in München neben anderen wie etwa WERNER EGK (1901-1983) auch den bedeutenden nachmaligen Schweizer Opernkomponisten HEINRICH SUTERMEISTER (1910-1995)117, der anschliessend 1934/35 am Stadttheater Bern als Solo-Korrepetitor wirkte.

1925 trennte sich seine Frau ALICE SOLSCHER von ORFF und wanderte nach Australien aus; GODELA ORFF war bereits halbjährig in Pflege gegeben worden. Bei der Scheidung verhinderte ORFF, der als freier Komponist in der Zwischenkriegszeit stets mit Geldsorgen kämpfte, den dauerhaften Verlust der Tochter GODELA, indem er sie 1932 mit der Verbringung in ein Schweizer Internat dem Zugriff seiner Ex-Gattin entzog.118 Da traf es sich für CARL ORFF gut, dass er als Leiter der Musikabteilung der Günther-Schule München eingeladen wurde, im Herbst 1933 im Konservatorium in Bern an der Kirchgasse 24 (heute: Münstergasse 24) einen ausserordentlichen Kurs über elementare Musikerziehung zu erteilen. Für die Berner Veranstalter freilich wurde der Kurs finanziell ein Flop, weil sich nach all den politischen Ereignissen in Deutschland (Machtergreifung HITLERS, Reichstagsbrand, Ermächtigungs- gesetz) weder Lehrerverein noch Im früheren Konservatoriumsgebäude an der Gesangsvereine Berns an den Kosten Münstergasse 24 gab CARL ORFF 1933 einen 119 beteiligen mochten. Weiterbildungskurs, der für die Veranstalter finanziell ein Desaster wurde.

G. Zu KLAUS SONNENBURG (1927-2008, in Bern seit 1959)

2002 durfte der Singkreis in der Kirche Wohlen von KLAUS SONNENBURG die im selben Jahr überarbeitete Motette Anbetung des Kindes zur Uraufführung bringen.

KLAUS SONNENBURG kam 32jährig in die Schweiz, wirkte 1959-1993 als Ballett- und Solokorrepetitor, Kapellmeister für Schauspiel- und Musicalaufführungen und Hauskomponist am Berner Stadttheater und unterrichtete Gesang am Konservatorium in Bern. Unter seinen Kompositionen finden sich Film-, Märchen- und Hörspielmusik, an die neunzig Schauspiel- und Ballettmusiken, darunter das Ballett Aucassin und Nicolette, Vokal- und Instrumentalmusik und als Oper der Helenaakt aus JOHANN WOLFGANG VON GOETHES Faust II, ein Auftragswerk des Stadttheaters Bern von 1997.120 KLAUS SONNENBURG nahm seinen Wohnsitz in Uettligen und wohnte am 14. Dezember 2002 in der Kirche Wohlen der Uraufführung seines Werkes Anbetung des Kindes auf ein Gedicht von JOSEPH WEINHEBER selbst bei.

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie

H. Zu TRAUGOTT FÜNFGELD (*1971, in Wohlen bei Bern am 19./20. Juni 2010, am 28./29. Juni 2014 und am 30. Juni/1. Juli 2018)

Von TRAUGOTT FÜNFGELD durfte der Singkreis gemeinsam mit der Offenburger Kantorei bereits drei geistliche Werke zur Uraufführung bringen: 2010 die Psalmenmesse für Chor, Blechbläsertentett, Piano und Pauke, 2014 Psalm 84 für Alt, Tenor, Chor, Blechbläser und Klavier und 2018 Psalm 90 für Solosopran, Chor und Instrumente (Text: Psalm 90 und THOMAS WEISS).

TRAUGOTT FÜNFGELD wirkte nach seinem Musikstudium zunächst in Lahr (2000-2003) und seither als Bezirkskantor in Offenburg. Er hat vor allem Kirchenmusik und Kompositionen für Posaunenchöre geschrieben, darunter neben vielen anderen Schöpfungen121 die erwähnten drei Werke, die vom Singkreis zusammen mit der Offenburger Kantorei 2010, 2014 bzw. 2018 uraufgeführt wurden. Aus diesem Anlass gastierte der Komponist jeweils auch persönlich in Wohlen.

Erst recht besuchten die Schweizer Komponisten Bern:

I. Zu ARTHUR HONEGGER (1892-1955, Paris, in Bern im Dezember 1926)

1991 und 2001 brachte der Singkreis zweimal von ARTHUR HONEGGER den Symphonischen Psalm Le roi David in der Originalfassung für Sprecher, Soli, Chor und 13 Instrumente (1921) zur Aufführung.

ARTHUR HONEGGER wuchs als erster Sohn eines selbstständigen Kaffeeimporteurs in seinem Geburtsort Le Havre bei seinen evangelischen Zürcher Eltern auf. 1909 begann HONEGGER ein Musikstudium am Zürcher Konservatorium (Violine, Musiktheorie) und wohnte bei der Familie seines Onkels, des Zürcher Oberrichters OSKAR HONEGGER. 1911 setzte HONEGGER sein Musikstudium am Pariser Konservatorium fort, u.a. bei CHARLES-MARIE WIDOR und VINCENT D’INDY. Obwohl HONEGGER praktisch zeitlebens – namentlich auch während des II. Weltkrieges, als er sich der Résistance anschloss – in Frankreich lebte, gab er sein Schweizer Bürgerrecht nie auf. Bekannt ist HONEGGER Schweizern v.a. dank dem Umstand, dass er 1996-2017 auf der 20- Frankennote abgebildet war. Das Oeuvre HONEGGERS umfasst über 200 Werke.

1918 schloss HONEGGER sein Studium ab und veröffentlichte sein erstes Werk, das Ballett Le Dit des Jeux du monde (H. 19). Dessen Uraufführung löste einen Skandal aus, brachte ihm als Komponisten aber öffentliche Aufmerksamkeit. 1919 brachte HONEGGER sein 1916/17 entstandenes erstes Streichquartett (H. 15) zur Uraufführung. 1920 schuf er das Ballett Vérité? Mensonge? (H. 34) und Pastorale d’été (H. 31), eine symphonische Dichtung für kleines Orchester. Fortan bildete HONEGGER mit GERMAINE TAILLEFERRE (1892-1983), GEORGES AURIC (1899-1983), LOUIS DUREY (1888-1979), DARIUS MILHAUD (1892-1974) und FRANCIS POULENC (1899-1963) den lockeren Groupe des six um den Dichter JEAN COCTEAU (1889-1963), der der Romantik abschwor und eine spezifisch französische Aesthetik pflegte. Einen ersten grossen Erfolg erlangte HONEGGER mit dem Oratorium Le Roi David (H. 37), dessen 23 Szenen er auf Empfehlung von ERNEST ANSERMET (1883-1969) und IGOR STRAWINSKY (1882-1971) schrieb und 1921 im Théâtre du Jorat in Mézières (VD) uraufführte. Weltbekannt wurde der Lokomotivennarr HONEGGER 1924 mit seinem ERNEST ANSERMET gewidmeten Werk Pacifique 231 (H. 53), dem musikalischen Porträt einer Dampflokomotive, das zugleich eine Studie zum Rhythmus in der Fugentechnik JOHANN SEBASTIAN BACHS ist. 1924 widmete HONEGGER sein jazzinspiriertes Concertino für Klavier und Orchester (H. 55) der französischen Pianistin ANDRÉE VAURABOURG, die er 1926 heiratete. Kein Grosserfolg wurde hingegen seine Oper Judith (H. 57, 1925).

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Dennoch hatte HONEGGER längst internationale Reputation und eine beachtliche Anzahl an Tonschöpfungen kammermusikalischer wie orchestraler Art, vier Ballette, ein Chorwerk Cantiques de Pâques (H. 18, 1918-1922), ein Oratorium, eine Oper und diverse Lieder geschaffen, als er im Dezember 1926 die Vertreter der neu gegründeten Bernischen Vereinigung für neue Musik traf, die sich soeben als Untergruppe der Internationalen Gesellschaft für neue Musik konstituiert hatte122.

Gemeinsam mit ALPHONSE BRUN (Violine), LINA FALK (Alt) und vierhändig mit FRANZ JOSEF HIRT (Klavier) spielte HONEGGER dabei seine Sonaten für Verschollener Unterlagen wegen Violine und ist bisher weder das genaue Klavier (wohl H. … oder aber im Foyer des Datum noch der Ort von ARTHUR 17 und H. 24), 3 Stadttheaters. Das genaue HONEGGERS Konzertauftritt in Klavierstücke (H. Konzertprogramm hingegen steht Bern eruierbar: entweder war dies 23), Quatre fest: HONEGGER brachte mit seinen im Burgerratssaal des Casinos in poèmes (H. 7), Berner Musikerkollegen eigene Bern … Chanson (H. 54), Werke zur Aufführung. Saltimbanques (H. 12 Nr. 4) sowie 2 Gesänge aus seinem Roi David (H. 37).123

1930 weilte HONEGGER bei der Komposition seines Cris du monde (H. 77) in Solothurn. Mehrere seiner Werke wurden später in Winterthur, Genf, Mézières, Solothurn, Zürich oder Basel uraufgeführt. Une Cantate de Noël (H. 212, 1953) für Bariton, gemischten Chor, Orgel und Orchester gehört zu HONEGGERS letzten Tonschöpfungen. Im Festkonzert vom 16. Dezember 1933 wurde zur 75-Jahr-Feier des Berner Konservatoriums von ARTHUR HONEGGER das Prélude arioso e fughetto sur le nom de Bach (H. 81) aufgeführt.

J. Zu WILLY BURKHARD (1900-1950), Bern/Zürich, in Bern 1900-1921 und 1924-1934

1990 führte der Singkreis von WILLY BURKHARD Lobet im Himmel den Herrn. Der 148. Psalm für Unisono-Chor, Instrumente und obligate Pauken op. 96 (1954) auf, und ihr dreissigjähriges Bestehen feierte die Chorgemeinschaft 2000 mit einer BACH-Motette und zwei weiteren Werken von WILLY BURKHARD: Der Herr ist König. Psalm 93 op. 49 (1937) und Ich singe Dir mit Herz und Mund WoO (1937).

WILLY BURKHARD wurde am 17. April 1900 in Leubringen bei Biel geboren, wuchs aber in Bern auf, absolvierte das evangelische Seminar Muristalden und widmete sich anschliessend in Bern bis 1921 musikalischen Studien, bevor er 1921/22 in Leipzig bei SIEGFRIED KARG-ELERT, 1922- 1924 in München und 1924 in Paris seine musikalische Ausbildung abschloss. Danach kehrte er nach Bern zurück, wo er 1924-1928 Privatmusiklehrer und ab 1928 Theorielehrer am Konservatorium wurde und an der Kirchgasse (heute Münstergasse) 24 unterrichtete. Seit 1926 leitete er mehrere Chöre und Orchester in der Stadt Bern und ihrer Umgebung. 1931 und 1932 organisierte BURKHARD zusammen mit FRITZ INDERMÜHLE „Singtreffen für zeitgenössische Musik“

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie in Thun und Bern, wo sie junge Lehrer an Werke von PAUL HINDEMITH (1895-1963) oder HEINRICH KAMINSKI (1886-1946) u.a. heranführten und wo auch mehrere Werke BURKHARDS uraufgeführt wurden. Schwere Tuberkuloseerkrankungen nötigten BURKHARD 1934/1935 und 1936/1937 zu Kuraufenthalten in Montana und 1937-1940 in Davos. 1942 wurde BURKHARD als Kompositionsdozent ans Konservatorium Zürich berufen, wo er bis zu seinem Tode am 18. Juni 1955 wirkte.

In seine Berner Zeit fallen verschiedene bedeutende Kompositionen WILLY BURKHARDS: • Dutzende Lieder (WoO, op. 4, 5, 6, 17 Nr. 1124, 20, 25), Duette (op. 11) und Terzette (op. 17); • Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 op. 7; • Motetten für Männer- und Knabenchor (op. 10) und für gemischten Chor (op. 17 Nr. 2124, 19); • Kantate nach biblischen Texten für Tenor, gemischten Chor und Orchester (op. 3); • Weitere verschiedenartigste Chorgesänge (op. 2, 34, 35); • Klavierwerke (op. 14a, 16, 31); • Orgelsonaten (op. 18); • Kammermusikalische Werke verschiedener Besetzung (op. 14b und 15); • Symphonie (op. 21); • Streichquartett Nr. 1 (op. 23); • Kantate Till Ulenspiegel für Tenor, Bass, Männerchor und Orchester (op. 24) sowie Orchestervariationen dazu (op. 37); • Kantate für gemischten Chor und Streichorchester (op. 27); • Orgelvariationen über HASSLERsche Choralsätze (op. 28 und 30); • Klaviervariationen über ein Menuett HAYDNS (op. 29).

Erst in Davos komponierte BURKHARD 1339 (op. 56a) für Tenor solo, Chor, Sprecher und Orchester für ein festliches Spiel von HANS RYCH zur 600-Jahr-Feier der Schlacht bei Laupen; indessen wurde das Werk 1939 von PAUL SACHER in Bern uraufgeführt.

Konnte WILLY BURKHARD bei der Bernischen Musikgesellschaft nur sehr wenige seiner Orchesterwerke aufführen lassen, so erklangen seine Werke in den Konzerten des Bernischen Orchestervereins doch deutlich häufiger.125

K. Zu JUAN ARNEZ (*1950, in Bern seit 1983)

JUAN ARNEZ stand zweimal im Zentrum von Konzertreihen des Singkreises: Einmal mit der Misa Pacha Mama und das zweite Mal mit Navidad andina.

Der 1950 in Colomi in den Anden Boliviens unweit von Cochabamba geborene Bauernsohn JUAN ARNEZ war erstmals 1975 in Bern und lebt seit 1983 in der Bundesstadt. Er spielt zahlreiche Instrumente (Gitarre, Charango, Quenas, Quena-quenas, Zampoñas, Tarkas, Pinkillos), konzertierte mit seiner Folklore-Musikgruppe Los Kusis und auch mit verschiedensten Chören aus der Schweiz, singt und komponierte Messen, ein Requiem und ein Oratorium, die von der überaus vielfältigen indigenen Volksmusik Lateinamerikas inspiriert sind. Sein Leben durchziehen mannigfache Konzerttourneen in drei Kontinenten, Festivalteilnahmen, Wettbewerbssiege, Radiosendungen und CD-Aufnahmen. ARNEZ ist in Bern verheiratet, «möchte nicht mehr weg. Bern hat etwas Spezielles. Ich weiss nicht genau, was es ist. Was ich aber sagen kann: Bern ist für mich die beste Stadt der Schweiz oder sogar Europas. Ich liebe Bern.»126 Seit zwei Jahrzehnten konzertiert JUAN ARNEZ auch alljährlich in Bern und Umgebung.

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JUAN ARNEZ gastierte mit Los Kusis bei der Aufführung seiner Werke Misa Pacha Mama und Navidad andina am 27. Mai 2012 und am 26. Oktober 2013 in der Kirche Die Reisewilligen aus dem Singkreis beim Singen auf dem Salar von Wohlen auch Uyuni 2013 selbst.

L. Zu DANIEL GLAUS (*1957), Biel/Bern

Als der Singkreis 25jährig wurde, bat er DANIEL GLAUS um Vertonung einer von Pfarrer JÜRG WELTER besorgten Textauswahl aus Meister ECKHART und durfte dieses Oratorium 1995 zur Uraufführung bringen.

Nach umfassenden Studien in Bern, Freiburg i. Br. und Paris in Musiktheorie, Komposition, Orgel und Dirigieren sieht sich der 1957 in Bern geborene DANIEL GLAUS in prägender Weiterbildung durch griechische Philosophen, die Bibel, Kirchenvater AUGUSTINUS VON HIPPO (354-430), die Gregorianik, verschiedene Dichter und Maler, die Komponisten GIROLAMO FRESCOBALDI (1583- 1643), JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750), LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770-1827), FRANZ SCHUBERT (1797-1828), JOHANNES BRAHMS (1833-1897), CLAUDE DEBUSSY (1862-1918), ARNOLD SCHÖNBERG (1874-1951), ANTON WEBERN (1883-1945), LUIGI NONO (1924-1990), YANNIS XENAKIS (1922-2001), GYÖRGY LIGETI (1923-2006), HEINZ HOLLIGER (*1939) und PIERRE BOULEZ (1925- 2016), aber auch durch die Schmetterlinge, die Bäume, die Berge und vor allem durch das Leben, die Familie, die Kinder, die Schüler, die Konzerte und die Umwelt (politisch-oekonomisch- oekologisch-ethisch). GLAUS wirkte bis zur Komposition zu Meister Eckhart als Komponist und Kirchenmusiker an der Stadtkirche Biel. Heute arbeitet er als Professor an den Musikhochschulen Zürich (Komposition und Theorie) und Bern (Orgel) und als Organist am Berner Münster. Er forscht und engagiert sich in Fragen des Orgelbaus, konzipierte die Bieler "Schwalbennestorgel", entwickelte als Leiter des Forschungsprojektes "Innov-Organ-um" eine sensibel-dynamische Orgel und initiierte den IV. Internationalen Kongress für Kirchenmusik (Neue Musik in der Kirche) in Ittingen/TG 1997 mit. GLAUS lebt mit seiner Familie in Bern. Bei seinen Kompositionen fällt eine intensive Beschäftigung auch mit der Sprache (deutsch, lateinisch, griechisch, hebräisch, französisch und italienisch) auf. 2007 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Bern die Ehrendoktorenwürde; 2009 erhielt GLAUS für sein Schaffen den Grossen Musikpreis des Kantons Bern. Bis zum Auftragswerk, das der Singkreis 1995 uraufführen durfte (Meister Eckhart), schuf GLAUS bereits Kammermusikwerke (u.a. drei Streichquartette, Klaviertrio In hora mortis, 1987-1993), Werke in verschiedenen Besetzungen, Orgelwerke, Vokalmusik (die beiden Oratorien: Hüllen des Abgrunds [1986/1987] zur Johannesapokalypse sowie Sunt lacrimae rerum [1988/1989]), mehrere Kantaten, Motetten, diverse Kompositionen für Stimme solo, den Zyklus De Angelis in memoriam LUIGI NONO (1990-1993), Orchesterwerke (u.a. Florestan und Eusebius 1981, Zieh einen Kreis aus Gedanken 1986, Meteorsteine 1987; Orgeldoppelkonzert mit improvisierendem Klarinettisten 1993) und zwei Kammeropern (Zerstreute Wege 1981-1983, Die hellen Nächte 1987-1997).127 DANIEL GLAUS sagt selber über seine Musik: «Meine Kompositionen sind zaghafte Versuche, mich musikalisch Idealvorstellungen oder vagen Ahnungen einer allumfassenden Idee anzunähern, Ahnungen eines grossen, steten, ewigen Klingens, das uns umgibt und durchdringt, tönender Kräfte ähnlich einer Atmosphäre, die unaufhörlich kreisen, schweben, sich durchkreuzen und verwehen zu einem transparenten, hauchfeinen,

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie schleierartigen Gefüge. Sie sind gezeichnet durch mein unheimliches Unbehagen vor der Weltlage in verschiedenster Hinsicht und entspringen der Spannung zwischen regem Familienleben, hektischem Berufsalltag und der tiefen Sehnsucht nach Stille. (…) Meine Kompositionsweise ist eine suchende, manchmal umherirrende, manchmal stockende, tastende, wartende, vielleicht irgendeinmal fündige...»128 Werke von GLAUS wurden weit über den Raum Bern hinaus u.a. am Lucerne Festival, an den Junifestwochen Zürich, den Dresdner Musikfestspielen und den Kasseler Musiktagen aufgeführt.

Unvergesslich bleibt den damals aktiven Mitgliedern des Singkreises DANIEL GLAUS‘ Besuch einer Singkreisprobe in der Kirche Wohlen während der Arbeit an seiner Komposition zu Meister Eckhart: Er wollte die Akustik der Kirche bei Flüstertönen des Chores an verschiedenen Standorten des Gotteshauses lauschen und studieren.

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Teil V: Intermezzo scherzando nondimeno realistico

9. Polka, Pleiten, Plagiate – von Noten, Nöten und Nieten in der Musik. Trinklied des Erzählers über Nebengeräusche sängerischen Engagements

A. Polka: Tratschgeschichten und Entdeckungen beim Singen rund um Wohlen und Bern

Richtig: Im kirchlichen Singkreis Wohlen kann man gelegentlich auch mal so richtig tratschen. So sang der Singkreis im Gottesdienst zum Jahreswechsel 2010 von JOHANN STRAUSS jr. (1825- 1899) die berühmte Tritsch-Tratsch-Polka op. 214, die der Walzerkönig 1858 zum ersten Erscheinen der neuen satirischen Zeitschrift Tritsch Tratsch komponiert hatte. Und in der Tat: Himmlische Musik verdankt sich zuweilen Umständen, die wir normal Unbegabte mit irdischem Klatsch würdigen. So sei nun also über einige jener Tonschöpfer auch etwas getratscht, von denen der Singkreis Werke sang.

B. Pleiten: Schräge Wirtschaft, himmlische Töne – oder: Merkwürdige Parallelen zwischen Bern und GEORG FRIEDRICH HÄNDEL

Der Singkreis führte 1978-2011 sieben Werke GEORG FRIEDRICH HÄNDELS auf, neben anderen Brockes Passion HWV 48, zwei Oratorien (Esther HWV 50a und Saul HWV 53), das Dettinger Te Deum HWV 283 und 2 Chandos-Anthems HWV 252 und 253. Das Oratorium Saul hatte HÄNDEL nach seinem zweiten Konkurs als Theaterunternehmer geschrieben. Aber er war nicht der einzige, der sich verspekuliert hatte. Wenigstens darin hatte ihn Bern noch übertroffen.

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL hatte bereits an diversen Stationen in Deutschland, Italien und dem britischen Königreich Furore gemacht, als er sich 1717 für gut zwei Jahre in die Dienste des Kriegsgewinnlers und Grossspekulanten HENRY JAMES BRYDGES, Earl von Carnarvon und Herzog von Chandos (1673-1744) begab. Der Reichtum, den HÄNDEL dort vorfand – der Earl baute sein Schloss, engagierte die besten Musiker aus ganz Europa für seine Kapelle und seinen Chor und gewann derweil mit seinen Spekulationen weitere Millionen Pfund129 – mag HÄNDEL Vorbild dafür gewesen sein, seine eigenen, beträchtlichen Einkünfte ebenfalls in Anteile an der South Sea Company mit Sitz in London zu investieren, als er 1719 die musikalische Leitung des Theaterunternehmens Royal Academy of Music antrat, eines Unternehmens mit dem König als Protektor. Nur war die Royal Academy of Music von Beginn weg unterfinanziert und nicht nur kulturell ausgerichtet, sondern zugleich ökonomisch sehr spekulativ (Südseepapiere und Mississippi-Anteile) angelegt130, was in der Öffentlichkeit angesichts des Engagements italienischer Kastraten sarkastisch kommentierende «Aktienkursangaben» hiervorrief.131 Als JOHANN CHRISTOPH PEPUSCH (1667-1752) und JOHN GAY (1685-1732) 1728 ihre Persiflage auf die Opera seria und auf den korrupten faktischen englischen Premierminister ROBERT WALPOLE (1676-1745) als Beggars Opera auf die Konkurrenzbühne brachten, brachen die Besucherzahlen der Royal Academy derart ein, dass sie am 1. Juni 1728 ihre Pforten schliessen musste.132 HÄNDEL wäre zu der Zeit froh gewesen, nicht wesentliche Teile seiner Ersparnisse in der Südseeblase verloren zu haben.

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„Die 1711 gegründete ‚South Sea Company’ übernahm von der englischen Regierung eine riesige Staatsschuld und bekam dafür vier Schiffe, Zinszahlungen von 6 Prozent und den begehrten ‚Asiento’, das exklusive Recht, die spanischen Kolonien mit Sklavinnen und Sklaven zu beliefern. Gemäss Vertrag waren das pro Jahr 4800 Sklavinnen und Sklaven oder, genauer gesagt, 4800 ‚Piezas de Indias’, womit eine Handelseinheit gemeint war, die einem hochwertigen erwachsenen versklavten Mann entsprach133.“

Auch der Staat Bern war indirekt in den Dreieckshandel verwickelt. «Zwischen 1719 und 1734 besitzt die Stadt und Republik Bern Anteile an der South Sea Company mit Sitz in London. Eines der von der Geschäftsleitung ausgedachten Finanzkonstrukte ist der Aufkauf des Monopols zum Import von Sklavinnen und Sklaven in die spanischen Kolonien Amerikas, das im Vertrag von Utrecht (1713-1715) von Spanien an Grossbritannien abgetreten wurde.»134 Zwischen 1719 und 1734 besass der Staat Bern Aktien der ‚South Sea Company’, ein Engagement, das durch die Berner Banken MALACRIDA & Cie. und SAMUEL MÜLLER & Cie. vermittelt worden war. In diesem Zeitraum verschiffte die ‚South Sea Company’ gemäss der Historikerin HELEN PAUL aus Afrika rund 20'000 Menschen in die Sklaverei, von denen etwa 18'000 in der neuen Welt ankamen und in Portobelo-Panama, Buenos Aires und Cartagena de Indias weiterverkauft wurden. Zehn Prozent der versklavten Opfer waren auf dem Weg über den ‚Black Atlantic’ gestorben. 135

Im Frühjahr 1710 hatte der Grosse Rat des Staates Bern den obrigkeitlichen Zahlungsverkehr mit dem Ausland dem eng mit dem Berner Patriziat verbundenen Bankhaus MALACRIDA & Cie übertragen. Über SAMUEL MÜLLER & Cie. wurden 1719 in London gerade noch rechtzeitig vor dem Platzen der Blase mit Berner Staatsgeldern für 150‘000 Pfund Sterling Aktien der South Sea Company gekauft. Diese verfügte über die Konzession zum südamerikanischen Sklavenhandel, wovon sie sich hohen Profit versprach. Zur selben Zeit bewirkte in England und Frankreich die Umsetzung von Finanzreformen nach dem System des Schotten JOHN LAW OF LAURISTON (1671- 1729), welches die Ersetzung von Gold- und Silbergeld durch Banknoten und Wertpapiere (Obligationen, Aktien) vorsah und insbesondere der Tilgung von Staatsschulden dienen sollte, eine enorme Belebung der Aktienbörsen. Hochfliegende Pläne zur Ausfinanzierung der riesigen Staatsschulden in Frankreich und Grossbritannien führten im Herbst 1720 zum Zusammenbruch der europäischen Effektenbörsen: Die South Sea Company hatte 1720 viermal Aktien emitiert, die auf grosse Nachfrage stiessen. Es kam zu einer zuvor noch nie erlebten Spekulationswelle. Die Berner Bank SAMUEL MÜLLER & Cie. in London erzielte bis am 12. Juni 1720 einen Bruttogewinn von knapp 152‘000 £. Im Herbst 1720 aber platzte die „South Sea Bubble“. Opfer der Krise wurden auch die beiden Berner Banken MALACRIDA & Cie. – gegründet 1702 zusammen mit mehreren Patriziern vom Pfarrerssohn, Uhrmacher und Mühlenbesitzer NIKOLAUS MALACRIDA (1658-1742) – und ihre Korrespondentin SAMUEL MÜLLER & Cie. in London. Sie hatten sich im Südamerika-Handel verspekuliert, auf diese Weise Hunderttausende von Talern aus dem Berner Staatsschatz vernichtet und standen vor dem Bankrott. Der unglaubliche Verlust stürzte auch Hunderte von Gläubigern aus dem Stadtberner Mittelstand in Not. In der Folge kam es in Bern um die Liquidation verbliebener Aktiven zu einem schier endlosen und komplexen „Geldstagsverfahren“. Die alte Gerichtsordnung von 1614 erwies sich für die Abwicklung dieses Riesenkonkurses als unzweckmässig: Weder die gesetzliche noch eine satzungsgemässe Liquidation des Bankhauses MALACRIDA waren gangbar.

Erst als der Bankier DAVID GRUNER 1722 die Aktiven und Passiven seines Schwiegervaters MALACRIDA durch Vergleich in einem „Ausskauf“ übernahm, begann sich die Situation langsam zu beruhigen. Jahrelange Rechtsstreite mit SAMUEL MÜLLER und seinen Londoner Partnern konnten sogar erst 1729 in einem Vergleich beigelegt werden.136 So wurde der Schaden auch damals schliesslich auf Kosten der privaten Anleger und Steuerzahler, ohne Haftung Verantwortlicher „behoben“. Ein Teil der Berner Staatsgelder ging damit wie die Privatvermögen zahlreicher wohlhabender Berner Privatleute verloren. Der Gesamtverlust betrug über 440‘000 Taler.

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„Bern war kein kleiner Fisch in diesem schwarzen Atlantik. 1723 war der mächtigste Staat der Alten Eidgenossenschaft mit 253'000 Pfund der mit Abstand grösste Aktionär der sklavenhandelnden Südsee-Gesellschaft, noch vor der Bank of England und noch vor König GEORG I.“137 Künstlerpech? Exakt in diese South Sea Company hatte jedenfalls auch GEORG FRIEDRICH HÄNDEL seine Ersparnisse (fehl)investiert!138

C. Betrug in Bern – oder: LEOPOLD MOZART wird witzig

Wenn FANNY MENDELSSOHN BARTHOLDY 1822 Bern in ihrer Korrespondenz ungeschminkt als sittlich verkommen brandmarkte, so hatte LEOPOLD MOZART im Herbst 1766 entsprechend handfeste Erfahrungen gemacht: Er hatte ähnlich wie bereits in Paris, London und Den Haag auch auf der Rückreise der Familie in Bern im September 1766 offenbar Kontakt zu einem Musiker namens ANDREAS SEUL und übergab diesem dummerweise Sonaten und Kupferstiche zum Weiterverkauf. LEOPOLD MOZART wurde laut eigener Briefaussage von seinem Geschäftspartner enttäuscht: „Obwohl ich mich gemeldet und geschrieben, so hab doch nicht einmal eine antwort bekommen. Durch schaden wird man witzig.“

Eine andere Form von Betrug sollte dann WOLFGANG AMADEUS MOZART gegen Ende seines Lebens erleiden.139

D. Plagiate: Ein Requiem zur Abwendung eines Konkurses …

Ein Requiem ist eine Totenmesse. Konkurs ist wirtschaftlicher Tod. Ehedem war dies mit Versklavung140, später mit Verhaftung und Ehrverlust verbunden. War es so abwegig, dass MOZART mit der Komposition eines Requiems seinen wirtschaftlichen Tod abzuwenden versuchte?

Die Londoner Reise141 ist wohl auch ein Schlüssel zu WOLFGANG AMADEUS MOZARTS späterem desaströsem Finanzgebaren. Eine derartige Reise mitsamt persönlichem Diener der ganzen Familie und Quartiernahme ausschliesslich in Fürstenhäusern oder aber in den vornehmsten Hotels während über drei Jahren war für angestellte Künstler weder billig noch vorbildlicher Ansporn für die mitreisenden Kinder zur Bescheidenheit.

WOLFGANG AMADEUS MOZART verdiente keineswegs schlecht142, jedenfalls bei weitem gut genug, um den Finanzbedarf eines angenehmen Lebens mit seiner Familie während seines Jahrzehnts in Wien zu decken.

Dennoch hatte MOZART aus den verschiedensten Gründen nie genug Geld. Statt Schulden zu begleichen, sandte er seinem Vater ein Geschenk, um dessen Zorn ob der vor dem Eintreffen der väterlichen Einwilligung eingegangenen Ehe zu besänftigen.143 Bereits 1783 stürzte sich MOZART in horrende Schulden, die in der Folge laufend wuchsen, ihn in den letzten beiden Lebensjahren in bittere Not trieben, zunehmend in billigere Wohnungen umziehen liessen und schliesslich zwangen, für das rasche Geld zu komponieren. Er entlieh und verlieh Geld am laufenden Band, hatte alsbald keinen Überblick mehr, vermochte weder einen bettelnden Freund abzuwimmeln noch die Wünsche seiner Frau oder seiner selbst nach modischer Kleidung zu zähmen: Er liess sich manche Eskapade viel kosten, sobald er Geld besass.

Freilich ist dabei auch von Bedeutung: Zwischen 1740 und 1792 führte Österreich 22 Jahre lang Krieg: Den österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748), den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) und den Balkan- und Krimkrieg (1787-1792). Diese drei Kriege verursachten in Österreich eine enorme Geldentwertung. So vermochten es nun auch aus der mittleren Oberschicht nurmehr

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie wenige, „Accademien“ und „Concerte“ zu besuchen oder sich in Musik unterrichten zu lassen.144 Damit brachen sämtliche primären Einkunftsquellen MOZARTS ein. Dass MOZART nach CHRISTOPH WILLIBALD GLUCKS Tod (1787) zu dessen Nachfolger als kaiserlicher Hofkomponist ernannt wurde, war ein Titel. Einträglich war er längst nicht mehr. Im vorrevolutionären Europa hatten nur die Adligen Geld, um Kunst zu kaufen.

Alsbald schrieb MOZART am laufenden Band verzweifelte Briefe an irgendwelche Freunde und Gönner und versuchte, sie um Geld anzupumpen.145 Dies hatte erhebliche Auswirkungen darauf, was MOZART hinfort noch komponieren konnte: Die Schuldenfalle zwang ihn, zu komponieren, was rasch Geld brachte.

WOLFGANG AMADEUS MOZART hatte bei seinem Vater wohl hervorragenden Musikunterricht genossen und ebenfalls allein beim Vater neben Lesen und Schreiben auch leidlich Fremdsprachen (Latein, Französisch und vor allem Italienisch) gelernt. Aber er hatte dabei weder eine adäquate Schulbildung noch auch nur Zeit dafür erhalten. So paarte sich bei MOZART musikalische Genialität mit geradezu sträflicher Naivität, Desinteresse und Unwissenheit in vielen andern Bereichen des Lebens. Im Umgang mit Finanzen war MOZART lebensuntüchtig. Seine politische Blauäugigkeit liess ihn konsequent auf die Gunst des Adels hoffen, nachdem er genau den korruptesten Kern dieses Adels und dessen Adlaten mit seinem Selbstbewusstsein, seinem Mangel an Nachsicht für weniger Geniale und seiner undiplomatisch-verletzenden Offenheit längst gegen sich aufgebracht hatte.146 Ohne es zu merken, setzte sich der Götterliebling zwischen alle menschlichen Stühle.

Dies war für die Ausgangslage in seinem Todesjahr von entscheidender Bedeutung. Als der musikbeflissene Kaiser JOSEPH II. - er hatte MOZART und DA PONTE 1789 den Auftrag zur Komposition erteilt - im Februar 1790 kurz nach der Uraufführung der Oper Così fan tutte KV 588 starb, hoffte MOZART umsonst auf Mandate des Nachfolgers, Kaiser LEOPOLDS II. (1747-1792). Der Bruder des kinderlos verstorbenen Kaisers JOSEPH II. war auf den eingespielten Wiener Beamtenstab angewiesen, als er die Regentschaft im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation zu übernehmen hatte. Damit war die Zeit der dank der Affäre ihrer Mutter mit Kaiser FRANZ I. von LOTHRINGEN emporgekommenen Brüder COLLOREDO gekommen: In ihnen hatte MOZART einen ebenso verfilzten wie rachsüchtigen Widerpart am Kaiserhof; denn mittlerweile war Fürsterzbischof COLLOREDOS älterer Bruder dem Vater als Reichsvizekanzler nachgefolgt, jener GUNDAKER COLLOREDO, der MOZARTS missgünstigen Brotherrn HIERONYMUS FRANZ DE PAULA COLLOREDO von langer Hand vorbereitet 1772 zum einträglichen Bischofssitz in Salzburg verholfen hatte.

Angesichts eines horrenden Darlehensvertrags mit Wucherzinsen wurde MOZARTS finanzielle Lage nichts weniger als verzweifelt. MOZARTS Gesundheitszustand – sehr schmerzhafte, ärztlich diagnostiziert fortschreitend eiternde Nierenentzündung mit voraussehbarer Niereninsuffizienz – war es nicht weniger.

Drei Aufträge vermochten den Genius ein Jahr lang äusserlich noch über Wasser zu halten: Zauberflöte (KV 620, Uraufführung in EMANUEL SCHIKANEDERS Theater am 30. September 1791), La Clemenza di Tito (KV 621, Uraufführung in Prag am 6. September 1791) und ein besonders merkwürdiger, anonymer Auftrag einer schwarz verhüllten Gestalt, für den das Honorar unüblicherweise bei der Auftragserteilung im Juli 1791 zur Hälfte bereits vorausbezahlt worden war.

Unter normalen Umständen hätte MOZART einen anonymen Auftrag mit derart obskuren Bedingungen wohl kaum angenommen. Unter den bestehenden Umständen indes hatten sich alle Massstäbe gewandelt. Stattdessen liess MOZART nun Grossaufträge aus Ungarn und den Niederlanden unbeantwortet, die viel Geld - aber erst für geleistete Arbeit - abzuwerfen versprachen.

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Die Komposition der beiden abendfüllenden Opern - auch wenn MOZARTS 23jähriger Schüler FRANZ XAVER SÜSSMAYR für den Titus unter MOZARTS Anleitung die Secco-Rezitative schrieb - liess dem Meister bis Ende September 1791 noch kaum Zeit, an den obskuren Auftrag der schwarzverhüllten Gestalt heranzutreten, die ihn Mitte Juli 1791 besucht hatte, das halbe Honorar direkt bar bezahlt und von ihm verlangt hatte, unter Geheimhaltung seiner Autorschaft ein Requiem zu schreiben. Mittlerweile hat die Forschung nachgewiesen, dass der geltungssüchtige FRANZ DE PAULA ANTON Reichsgraf VON WALLSEGG (1763-1827) seinen Verwalter FRANZ ANTON LEUTGEB (1747-1812) vermummt zu MOZART gesandt hatte, um das Requiem zu bestellen, das der eitle Adelige zum Gedenken an seine am 14. Februar 1791 erst 21jährig verstorbene Gattin MARIA ANNA THERESIA anlässlich der Jahrzeitmesse zum Todestag wie gewohnt unter seinem eigenen Namen aufzuführen gedachte ... So verdanken wir dem Plagiatsgrafen MOZARTS himmlische Eingangsteile zum Requiem: Introitus147 und die Kyrie-Doppelfuge148 über zwei melodische Themen GEORG FRIEDRICH HÄNDELS.

E. Weibliche SPIESsgesellen bei der Johannes-Passion in Bern, dem Hauptort BRAHMSscher VETTERnwirtschaft

In einem Brief vom Donnerstag, 23. September 1886 schrieb JOHANNES BRAHMS an JOSEF VIKTOR WIDMANN: „Lieber Freund! Die Strafe folgt dem Verbrechen auf dem Fusse. So habe ich also die ‚Sängerin’ (Fräulein SPIESS, HERMIONE ohne ‚o’) veranlasst, bei ihrer Rückkehr vom Genfersee, in acht Tagen, bei Ihnen einzubrechen und Ihnen mit meiner Hilfe eine scharfe Liederfolter zu versetzen. Sie können nun Ihre Tür verschlossen halten oder zur Halbierung des Schmerzes Professor V.149 und Professor ST.150 einladen. (…) Wenn nicht eher, so denke ich wahrscheinlich Mittwochnachmittag151 mit SPIESSen und Stangen zu kommen!“152 Zu der „scharfen Liederfolter“ muss auch BRAHMS’ Lied „Wie Melodien zieht es mir“ auf das Gedicht des mit JOHANNES BRAHMS befreundeten norddeutschen Dichters KLAUS GROTH (1819-1899) gehört haben153, welches BRAHMS in Erwartung der Wiesbadenerin HERMINE SPIES – sie befand sich im Tessin und im Berner Oberland in den Ferien und besuchte BRAHMS bereits auf ihrer Hinreise an den Genfersee in Thun – geschrieben hatte: BRAHMS und GROTH waren der wunderbaren Altistin, einer Schülerin des BRAHMS-Freundes JULIUS STOCKHAUSEN, der 1870 die auf Wunsch des Winterthurer Verlegers CARL JACOB MELCHIOR RIETER-BIEDERMANN geschriebene Londoner Fassung des Deutschen Requiems154 uraufgeführt hatte, beide in stiller Verehrung zugetan155. Dass BRAHMS mit „SPIESsen“ einkehren wollte, entsprach auch der wechselseitigen Ironie, die ihn mit HERMINE SPIES verband: Seine Lieblingsbesetzung (HERMINE SPIES) für die Aufführung der Alt-Rhapsodie op. 53 nannte JOHANNES BRAHMS ihrerseits „meine JOHANNESpassion“ …156

Auf einer Postkarte schlug BRAHMS am 11. September 1887 aber auch schon mal „biblische“ Töne an: „Und man trug ihnen Essen auf von seinem Tisch. Aber dem B. (= BRAHMS) ward fünfmal mehr denn den andren! Und sie tranken und wurden trunken mit ihm. – So wurde es und wird es in JOSEPHS Palast gehalten zur Freude des B.“157

F. Unsterbliche Blamagen, Komponisten, Kardinäle und Bierideen …

2016 führte der Singkreis das Requiem von GIUSEPPE VERDI (1813-1901) auf. HANS VON BÜLOW, einer der führenden Dirigenten Europas und zugleich einer der brillantesten Pianisten des 19. Jahrhunderts158, hatte VERDIS Requiem bereits vor der Uraufführung in einer Kritik zerrissen. Dies veranlasste JOHANNES BRAHMS während seiner «Sommerfrische» in Rüschlikon 1874, nach Zürich zu reisen und sich bei Musik Hug den Klavierauszug des Werkes geben zu lassen und durchzulesen. BRAHMS beurteilte die Kritik seines Freundes BÜLOW daraufhin umgehend messerscharf: «BÜLOW hat sich unsterblich blamiert; so etwas kann nur ein Genie schreiben.» 159 In der Tat entschuldigte sich BÜLOW dann bei VERDI. Zwei Jahrzehnte später hörte sich BÜLOW

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie eine Diskussion über PIETRO MASCAGNIS (1863-1945) erfolgreichen Opernerstling Cavalleria rusticana (1890) an und befand: «MASCAGNI hat einen glänzenden Vorfahren namens VERDI, der noch lange sein Nachfolger bleiben wird.»160

VERDI war für damalige Verhältnisse beinahe ein Weltenbummler. Von Andalusien bis Köln, von London bis Moskau durchmass er Europa und reiste dabei auch durch die Schweiz. Ende Mai 1847 (über den Gotthard, Luzern und Basel nach Strassburg via Karlsruhe, Mannheim, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln und Brüssel nach Paris) und anfangs Juni 1848161 war dies mit Sicherheit noch sehr beschwerlich, weil damals in der Schweiz mit Ausnahme der Spanischbrötlibahn von Baden nach Zürich noch kein Eisenbahnnetz bestand und das Mittelland dafür mit Gewässerkorrektionen überhaupt erst einmal entsumpft werden musste. 1859 streiften GIUSEPPE und GIUSEPPINA VERDI-STREPPONI die Schweiz bei ihrer Reise von Busseto nach Paris. Am 12. April 1886 reisten VERDI und seine Gattin dann auf der Rückreise von Paris mit der Eisenbahn durch den 1871-1882 neu erbauten Gotthardtunnel.162

Nach 11 Jahren wilder Ehe im erzkatholischen Italien nahe dem Kirchenstaat heiratete GIUSEPPE VERDI am 29. August 1859 GIUSEPPINA STREPPONI auf der Durchreise von Italien nach Paris im damals noch zu Savoyen gehörigen Collonges-sous-Sallève bei Genf vor dem katholischen Pfarrer GASPARD MERMILLOD. In Italien verschwieg VERDI seine Heirat noch längere Zeit ...163 MERMILLOD wurde dann 1864 von Papst PIUS IX. zum Titularbischof von Hebron geweiht und Weihbischof von Genf mit Jurisdiktion für die Calvinstadt. MERMILLOD war einer der eifrigsten Verfechter der päpstlichen Unfehlbarkeit, die dann 1870 auf Druck Papst PIUS‘ IX. vom I. Vatikanischen Konzil zum Dogma erhoben wurde. MERMILLOD fand, es gebe „eine dreifache Inkarnation des Sohnes Gottes“: „im Schoss der Jungfrau Maria“, „in der Eucharistie“ und „im Greis im Vatikan“164.

Zur Zeit des I. Vatikanischen Konzils komponierte GIUSEPPE VERDI sein Requiem, derweil GIUSEPPINA VERDI-STREPPONI, selbst praktizierende Katholikin, Freunden in mehreren Briefen anvertraute, VERDI glaube an gar nichts ...165.

Am 16. Januar 1873 wurde MERMILLOD zum Apostolischen Vikar in Genf ernannt, was die radikale Regierung des Kantons Genf und der (ebenfalls freisinnige) Bundesrat als Verstoss gegen die Bundesverfassung von 1848 (Art. 44 Abs. 2 betr. Einhaltung des religiösen Friedens166) nicht akzeptierten und ihn am 17. Februar 1873 aus der Schweiz auswiesen.167 Der Bundesrat brach ausserdem die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan ab und schloss am 12. Dezember 1873 die Nuntiatur (bis zum 8. November 1920)168.

1884-89 präsidierte MERMILLOD die von ihm mitgegründete Union catholique d'études sociales et économiques, besser bekannt unter dem Namen Union de Fribourg, welche die Sozialenzyklika Papst LEOS XIII. Rerum novarum vorbereiten half169.

1883 ernannte Papst LEO XIII. GASPARD MERMILLOD zum Diözesanbischof von Lausanne-Genf- Freiburg, und 1890 kreierte er ihn zum Kardinal. Dies brachte die lokale Freiburger Brauerei BLANCPAIN auf die Idee, ein Festbier namens Cardinal zu lancieren. Der Erfolg war so durchschlagend, dass PAUL-ALCIDE BLANCPAIN beschloss, seine ganze Brauerei in Cardinal umzutaufen.170

So steht VERDIS Requiem gewissermassen zwischen Unfehlbarkeitsdogma und Bieridee …

G. … und HAYDNS besoffenste Fuge

Die Komposition seines letzten Oratoriums Die Jahreszeiten (Hob XXI:3, 1798-1801) wurde für FRANZ JOSEPH HAYDN (1732-1809) zeitweise zur Qual, die Zusammenarbeit mit seinem

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Fünf Jahrzehnte Singkreis Wohlen bei Bern 1970-2020. Eine Ch(o)ronologie frustrierten Librettisten GOTTFRIED VAN SWIETEN eine Last. Ein Lichtblick war es für HAYDN, im Schlusschor des Teils Der Herbst (Nr. 31) für den Lobpreis auf den Wein eigener Einschätzung zufolge die „besoffenste Fuge“ seines Lebens zu schreiben – ob er wohl VERDIS zweite Hochzeit und die dann entstandene Bieridee vorausgeahnt hat? Der Singkreis feierte sein Jubiläumsjahr 2020 am 29. Februar jedenfalls mit ansprechend süffigem Schluss.

H. Cantabile sempre più dolce: Von Zitronensaftbefehl und Schokoladenverbot über Apfelempfehlung zu Schokoladekuchendrohung und Ananastipp

Seit WILHELM BUSCH (1832-1908) wissen wir: «Musik ist angenehm zu hören, doch ewig braucht sie nicht zu währen.»171 und «Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.»172 FRIEDRICH NIETZSCHE (1844-1900) hingegen befand: «Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.»173 Und zwischen den beiden fand schon WILLIAM SHAKESPEARE (1564-1616) den Kompromiss: «If music be the food of love, play on».174 Am höchsten schwang sich in dieser Diskussion VICTOR HUGO (1802-1885) auf: "Ce qu'on ne peut pas dire et ce qu'on ne peut pas taire, la musique l'exprime." («Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist, zu schweigen.»)175

Musik wird also auf verschiedenste Weise wahrgenommen. So auch vor 50 Jahren in Wohlen.

In den ersten Jahren verpönte die Chorleitung das Essen von Schokolade in den letzten Stunden vor einem Konzert. Die Altsolistin KATHARINA PFLUGSHAUPT empfahl dann, vor dem Konzert einen Apfel zu essen. Heute wird das Essen von Ananas kurz vor dem Konzert empfohlen. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis (Die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen): Jedenfalls ist die Singkultur (noch) süsser geworden!

Die Chormitglieder finden deshalb, Komponisten hätten nicht so viele Noten geschrieben, damit andere die dann nur streichen oder ihnen blasen sollen. Und weil nicht alle auf die Pauke hauen können, verbleibt dem Singkreis noch das Singen – und zu hoffen, dass sich die hörenden Gäste nicht versungen fühlen.

ARWED MEISSNER erinnerte sich als Chormitglied der ersten Stunde beim silbernen Jubiläum des Singkreises in Reimen, bei denen wenig mehr als die Anfangszahl angepasst werden muss:

1. 50 Jahre Chorgesang 2. Mit ‘nem Grüppchen fing es an: Blick zurück: s’ist gar nicht lang! im Tenor ein einz’ger Mann; Int’ressierte werden fragen: doch zum Glück diverse Damen Was hat sich da zugetragen? singend weit herunter kamen.

3. Bis URS ZAHND was beigebracht, 4. Von der Crew der ersten Stunde sang der Singkreis frei von Pracht; sind bloss zwei noch in der Runde. doch mit Drill und Sängereifer Viele haben aufgegeben - ward die Leistung reif und reifer. Wegzug, Hinschied, andres Leben.

5. Keiner weiss, wie lang’s beschieden, 6. Unseren vier Dirigenten mitzusing’n im Chor zufrieden, haben wir viel Dank zu spenden. allem Kummer zu entsagen, Ob URS ZAHND, ob CHRISTOPH WYSSER abzutun die Alltagsplagen. uns betreuten: wir Geniesser

7. kosteten es herzlich aus. 8. (nein, nicht RICHARD, sondern DIETER!) Und für weitern Ohrenschmaus Dirigent, Correpetiter sorgte alsdann PATRICK RYF, gleich in Personalunion der uns WAGNERN überliess spielt er auch schon mal den Clown!

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9. Hoffen wir, ‘s bleib Gott befohlen hundert Jahr der Singkreis Wohlen.

Was den Erzähler selbst betrifft, so ist er dankbar, vom Singkreis trotz seiner eklatanten Rhythmusschwäche nicht ausgeschlossen worden zu sein, nach WILLIAM SHAKESPEARES (1564- 1616) Motto: “Thou singst well enough for a shift.” (Much ado about nothing [1598/1599] II,3). Beruflich vertraut mit Politik, hat er auf die Musik übertragen, was der scharfsinnige Aphoristiker VIKTOR DE KOWA (1904-1973) zur Diplomatie vermerkt hat: «Takt ist die Kunst des richtigen Weghörens.»

JOHANNES BRAHMS (1833-1897) war nicht nur für feine Ironie, sondern auch für zuweilen derben Humor bekannt. Von BRAHMS führte der Singkreis neben kleineren Werken a cappella zweimal das Deutsche Requiem in d-moll op. 45 auf, das erste Mal 1998 unter PATRICK RYF in der Londoner Fassung für Soli, Chor und zwei Klaviere, das zweite Mal unter DIETER WAGNER 2010 in der Orchesterfassung. Da mag es interessieren, was BRAHMS einem Freund antwortete, der ihn vor dem Haus an der Karlsgasse 4 (mit der Wohnung des Komponisten) in Wien fragte, was denn wohl auf der Tafel stehen werde, die man ihm zu Ehren dereinst an dem Hause anbringen werde. BRAHMS darauf trocken: «Wohnung zu vermieten».176

In regelmässigen Abständen hat der Singkreis mehrere grosse Werke FRANZ JOSEPH HAYDNS zur Aufführung gebracht: Neben den Jahreszeiten (2020) und dem Stabat mater (2009) die Kleine Orgelsolo-Messe (1984), die NELSON-Messe (1976 und 1995) und die Schöpfungsmesse (2007). Einmal gefragt, warum seine Messen allesamt derart fröhlich, zuweilen geradezu lustig seien, meinte der Meister: «Weil ich so unbeschreiblich froh werde, wenn ich an den lieben Gott denke.»177

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Teil VI: Va pensiero178. Selbstkritischer Ausblick auf weitere 50 Jahre

10. Rezitativ des Erzählers: Erreichtes

Der Singkreis hat viel erreicht, moderne, auch zeitgenössische Musik erfolgreich aufgeführt, ein vergessenes Werk SCHUMANNS ins Bewusstsein zurückgeholt, Musik von der Renaissance (15. Jahrhundert) und den Genfer Psalmen Mitte des 16. Jahrhunderts bis ins 21. Jahrhundert hinein vermittelt, Vokalwerke a cappella, allein mit Orgel- oder Klavierbegleitung, mit Streichern, mit Bläsern, mit Orchesterbegleitung bis hin zum grossen symphonischen Klangkörper gleichermassen intoniert. Vom polyphonen Frühbarock bis zur polytonalen Postmoderne sind die aufgeführten Werke in bemerkenswert ausgeglichener Verteilung vertreten. Neben klangvollen Namen musikalischer Titanen finden sich auch viele Werke von Kleinmeistern.

11. Anstelle eines Schlusschors: Potenzial für Neues?

Zwei Ausnahmen verdienen eine selbstkritische Reflexion:

A. Musik bedeutender Schweizer Tonsetzer

Zwar führte der Singkreis zuweilen durchaus Werke auch von Schweizer Komponisten auf: Le roi David von ARTHUR HONEGGER, die Uraufführung von Eckhart von DANIEL GLAUS etwa, kleinere Werke von PAUL HUBER, HANS LAVATER-KELLER (Osterlied Christus lag in Todesbanden) und WILLI BURKHARD. Bündner Blut floss mütterlicherseits auch in den Adern des Liechtensteiners JOSEPH GABRIEL RHEINBERGER, von dem der Singkreis beide Stabat mater und die Weihnachtskantate aufführte.

Aber Qualität und Vielfalt schweizerischen Musikschaffens dem heimischen Publikum noch breiter vertraut zu machen und mehr gegen das hart eingewurzelte Vorurteil vom Propheten im eigenen Land zu unternehmen, wäre durchaus ein verdienstvolles Unterfangen. Auch hier fehlt es keineswegs an Werken, die bekannt gemacht zu werden verdienten; hier müssen einige wenige Hinweise auf Komponisten mit Schweizer Bürgerrecht (* oder mit langjährigem Wohnsitz in der Schweiz) genügen, die geistliche Texte vertont haben:

MELCHIOR GLETLE (1626-1683); JOHANN CASPAR BACHOFEN (1695-1755); HANS GEORG NÄGELI (1773-1836); FRIEDRICH THEODOR FRÖHLICH (1803-1836); JOACHIM RAFF (1822-1882)*; EDUARD MUNZINGER (1831-1899); JOHANN GUSTAV EDUARD STEHLE (1839-1915); EDUARD BRUNNER (1841-1903); HEINRICH VON HERZOGENBERG (1843-1900)*; HERMANN SUTER (1870-1927); PAUL FEDOROWITSCH JUON (1872-1940); FRITZ BRUN (1878-1957); ERNEST BLOCH (1880-1959); HANS LAVATER-KELLER (1885-1969); OTHMAR SCHOECK (1886-1957); BOHUSLAV MARTINŮ (1890-1959);

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FRANK MARTIN (1890-1974); WERNER WEHRLI (1892-1944); ARTHUR HONEGGER (1892-1955); ALBERT JENNY (1912-1992); RICHARD FLURI (1896-1967); WILLY BURKHARD (1900-1955); CONRAD BECK (1901-1989); PETER MIEG (1906-1990); JEAN DAETWYLWER (1907-1994); HEINRICH SUTERMEISTER (1910-1995); PAUL BURKHARD (1911-1977); PAUL HUBER (1918-2001); ARTHUR FURER (1924-2013); CASPAR DIETHELM (1926-1997); URS JOSEPH FLURI (*1941); DIETER PROFOS (*1946).

B. Musik grossartiger Komponistinnen

Deutlich gravierender scheint dem Erzähler das zweite Manko zu sein.

Dass der Singkreis fast viermal so viele Frauen wie Männer zählt, liegt zu allerletzt daran, dass zu viele Werke von Komponistinnen aufgeführt worden wären: Keine einzige Messe, kein einziges Oratorium, keine einzige Motette, kein einziges Lied einer Frau hat der Singkreis in seinen 50 Jahren gesungen. Fehlt der Markt dafür? Das könnte erst behaupten, wer es einmal versucht hat. Der Singkreis hat also auch im sechsten Jahrzehnt seiner Aktivitäten noch Neuland zu entdecken, auch wenn die Beschaffung des Notenmaterials gewiss schwieriger ist als beim Normbestand des Aufführungskanons. Niemand behaupte, es gebe keine derartigen Werke! Auch hier müssen einige wenige Namen bedeutender Tonschöpferinnen genügen, deren geistliche Werke aufgeführt wurden, aber nach dem Tod ihrer Schöpferinnen zu Unrecht vergessen gingen: 179

CHIARA MARGARITA COZZOLANI (1602-~1676); BARBARA STROZZI (1619-1677); CAMILLA DE ROSSI (1670-~1710); MARIANNA VON MARTINES (NANNETTE MARTINEZ) (1744-1812); MARIANNA BOTTINI geb. MOTRONI-ANDREOZZI (1802-1858); FANNY CÄCILIE HENSEL-MENDELSSOHN BARTHOLDY (1805-1847); JOHANNA KINKEL geb. MOCKEL gesch. MATHIEUX (1810-1858); LOUISE ADOLPHA LE BEAU (1850-1927); CÉCILE CHAMINADE (1857-1944); ETHEL SMYTH (1858-1944); AMY MARCY BEACH-CHENEY (1867-1944); FERNANDE PEYROT (1888-1978); LILI BOULANGER (1893-1918); RUTH DOROTHY LOUISA GIPPS (1921-1999); HEDY SALQUIN (1928-2012); THEA MUSGRAVE (*1928); SOFIA ASGATOWNA GUBAIDULINA (*1931); VICTORIA BOND (*1945); CECILIA MACDOWALL (*1951); MARGARETE SORG-ROSE (*1960); ANNA IGNATOWICZ (*1968); ALISSA FIRSOVA (*1986).

Unter diesen genannten Komponistinnen erfüllen FERNANDE PEYROT, RUTH GIPPS und HEDY SALQUIN zugleich das Kriterium einheimisch-schweizerischen Musikschaffens.

Hat der Singkreis neben der Aufführung grosser Werke weltbekannter Komponisten nicht auch Aufgaben der Erschliessung grossartiger Werke von Komponistinnen oder einheimischer Meister? Er hat dafür jedenfalls eine riesige Auswahl für künftige Aktivitäten, auch auf fünf weitere Jahrzehnte hinaus!

Generelle Informationen zum Singkreis Wohlen vgl. unter http://singkreis- wohlen.ch/downloads/skverdiprogrammheft.pdf (zuletzt besucht am 31.12.2020).

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Dank

Nachbemerkung: Auch diese kleine Jubiläums-Chronologie hätte nicht ohne die bereitwillige Mitarbeit vieler Sängerinnen und Sänger ausgearbeitet werden können, die still hinter den Kulissen Informationen zusammensuchten, ihr Wissen mündlich zugänglich machten oder Beiträge schrieben, ihre Dokumentation zur Verfügung stellten oder darin recherchierten, Hinweise gaben und für all dies wertvolle Zeit schenkten. Dies zeigte auch hier und einmal mehr, was dem Singkreis wunderschöne gemeinsame Erlebnisse ermöglicht und immer wieder Basis von Erfolgen geworden ist. Für wertvolle Hinweise und tatkräftige Unterstützung bei der Suche nach unseren Wurzeln sei ganz herzlich den nachfolgenden langjährigen Mitgliedern gedankt: 1. URSULA ZÜRCHER, erste Präsidentin, jahrzehntelang Vorstandsmitglied und begnadete Bardensängerin; 2. JÜRG GERMANN, zweiter Präsident und ehemaliger Kirchgemeindeversammlungspräsident; 3. OTTO WENGER, dritter Präsident und ehemaliger Kirchgemeindepräsident; 4. HANS-BALZ PETER, vierter Präsident; 5. HANSPETER BURRI, fünfter Präsident; 6. KÄTHI KRÜGER, Gründungsmitglied; 7. KÄTHI WALTHER, Gründungsmitglied; 8. ANNELIES LIECHTI, Gründungsmitglied; 9. IRENE BIRNSTIEL, Gründungsmitglied; 10. ARWED MEISSNER, Gründungsmitglied; 11. SUE JENNI, jahrzehntelang Vorstandsmitglied; 12. THERESE PEYER, jahrzehntelang Vorstandsmitglied; 13. ELISABETH GARDI, langjähriges Vorstandsmitglied; 14. VERENA KLAUSER, Archiv- und Notenverantwortliche; 15. KATHRIN GERMANN, Organisatorin des leiblichen Wohls; 16. CHRISTIAN CAPPIS, Kirchgemeindepräsident; 17. CHRISTIANE SCHITTNY, Informationsverantwortliche; 18. CHRISTOPH DÜTSCHLER, ehemaliges Vorstandsmitglied, Photograph und Hausgraphiker des Singkreises; 19. JÜRG MEYER für die Photographien der Bauten Berns, in denen Komponisten musizierten oder logierten, deren Werke der Singkreis sang; 20. FRANZISKA BÄRTSCHI, REGULA DANNECKER und JOHANNES SCHITTNY für wertvolle Hinweise auf Übersehenes und auf Fehler.

Für Fehlinterpretationen, Übersehenes, Vergessenes, Unterlassenes ist allein der Erzähler verantwortlich und bittet die Leserschaft um Nachsicht und um Nachricht, damit das Wissen gesammelt, aufbewahrt und – wer weiss – in der Schrift zu einem weiteren Jubiläum des Singkreises veröffentlicht werden kann.

HANS-URS WILI, Aarberg

Aurora musis amica – Morgenröte ist die Freundin der Musen.

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Literatur

1. ACHENBACH RÜDIGER/KRIEGE HARTMUT: Die Päpste und die Macht. Düsseldorf/Zürich 32004. 2. AMANN HANS: Die Schweizerreise der Familie Mozart. Bern/Stuttgart/Toronto 1991. 3. AMMANN HANS (sic!): Le voyage en Suisse de la Famille Mozart. In: Les échos de Saint- Maurice 54 (1956) 278-282. Edition numérique Abbaye de Saint-Maurice 2012 = http://www.aasm.ch/pages/echos/ESM054059.pdf (zuletzt besucht am 01.06.2020). 4. APGAR GARRY: Jean Huber. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. VI. Basel 2007, 506 = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022033/2006-11-21/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 5. BÄRTSCHI HANS-PETER: Gotthardbahn. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. V. Basel 2006, 558f = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/042006/2007-01-09/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 6. BIGLER-MARSCHALL INGRID: Klaus Sonnenburg. In: ANDREAS KOTTE (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz. Bd. III. Zürich 2005, 1700f = http://tls.theaterwissenschaft.ch/wiki/Klaus_Sonnenburg (zuletzt besucht am 01.06.2020). 7. BLOESCH HANS: Die bernische Musikgesellschaft 1815-1915. Bern 1915. 8. BORCHARD BEATRIX: Clara Schumann. Ihr Leben. Frankfurt am Main/Berlin 1991. 9. BRÖNNIMANN FRITZ: Der Zinkenist und Musikdirektor Johann Ulrich Sultzberger und die Pflege der Musik in Bern in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts. Zofingen 1920. 10. BURDET JACQUES: Mozart à Lausanne en 1766. In: Revue historique vaudoise 61 (1953) 105- 121 = http://doi.org/10.5169/seals-47119 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 11. CANISIUS CLAUS: Goethe und die Musik. München/Zürich 1998. 12. CONZEMIUS VICTOR: Mermillod. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. VIII. Basel 2009, 477 = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009956/2008-10-31/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 13. DAVID THOMAS/ETEMAD BOUDA/ SCHAUFELBUEHL JANICK MARINA: Schwarze Geschäfte. Die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert. Zürich 2005. 14. DE CAPITANI FRANÇOIS: Musik in Bern. (Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, 76.) Bern 1993 = In: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 76 (1993) 1-286. 15. DITTRICH MARIE-AGNES: Die Klaviermusik. In: SILKE LEOPOLD (Hg.): Mozart Handbuch. Kassel/Basel/London/New York/Prag 22016, 482-559. 16. DURANT WILL und ARIEL: Kulturgeschichte der Menschheit. Bd. XV: Europa und der Osten im Zeitalter der Aufklärung. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Leopold Voelker. (Ullstein Buch, 36115.) Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1982, 440-470. 17. FÄSSLER HANS: Reise in schwarz-weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Zürich 2005. 18. FELLER RICHARD: Geschichte Berns. Bd. III: Glaubenskämpfe und Aufklärung 1653-1790. In: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 43 (1955) 1-773 = https://www.e- periodica.ch/digbib/view?pid=ahv-002%3A1955%3A43%3A%3A807#4 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 19. FISCHER CHRISTINE: Zeittafel zu Leben und Werk. In: ANSELM GERHARD/UWE SCHWEIKER (Hgg.): Verdi Handbuch. Stuttgart/Weimar 2001, 593-629. 20. FISCHER HANS CONRAD/BESCH LUTZ: Das Leben Mozarts. Eine Dokumentation. Zürich 1968. 21. FLURI ADOLF: Die erste Nummerierung der Häuser der Stadt Bern. In: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 21 (1925) 1-24 = https://www.e- periodica.ch/digbib/view?pid=bbg-001:1925:21#7 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 22. FRIEDENTHAL RICHARD: Georg Friedrich Händel in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. (Rowohlts Monographien, hg. von KURT KUSENBERG, 30.) Hamburg 1959. 23. GEISER SAMUEL: Beethoven und die Schweiz. Zum 150. Todestag Beethovens. Mit 33 Bildtafeln. Vorwort von YEHUDI MENUHIN. Zürich/Stuttgart 1976. 24. GERHARD ANSELM: Verdi-Bilder. In: ANSELM GERHARD/UWE SCHWEIKER (Hgg.): Verdi Handbuch. Stuttgart/Weimar 2001, 2-24. 25. GERTEIS MARIO: Ein Wunderkind wird besichtigt. In: “Der kleine Bund“ vom 21. Januar 2006, 2f.

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26. GOSEWINKEL DIETER/MASING JOHANNES (Hgg.): Die Verfassungen Europas 1789-1949. Eine wissenschaftliche Textedition. München 2006. 27. GREMPLER MARTINA: Zwischen Kirche und Staat. In: ANSELM GERHARD/UWE SCHWEIKER (Hgg.): Verdi Handbuch. Stuttgart/Weimar 2001, 96-104. 28. KURT: Bernische Kirchengeschichte. Bern 1958. 29. GÜLKE PETER: Robert Schumanns jubelnd erlittene Romantik. In: ULRICH TADDAY (Hg.): Schumann Handbuch. Stuttgart/Weimar/Kassel 2006, 16-79. 30. HOCHSCHILD ADAM: Sprengt die Ketten. Der entscheidende Kampf um die Abschaffung der Sklaverei. Stuttgart 2007. 31. HOFFMEISTER HERIBERT (Hg.): Anekdotenschatz von der Antike bis auf unsere Tage. Berlin 1957. 32. HUGH THOMAS: The Slave Trade – The History of the Atlantic Slave Trade: 1440-1870. New York 1997. 33. HUTCHINGS ARTHUR: Mozart der Mensch. Braunschweig 1976. 34. JUKER WERNER: Musikschule und Konservatorium für Musik in Bern 1858-1958. Bern 1958. 35. JUNG HANS RUDOLF: Erläuterungen und Kommentar. In: LEOPOLD MOZART: Gründliche Violinschule. Faksimile-Nachdruck der 3. Auflage, Augsburg 1789. Mit einem Geleitwort von DAVID OISTRACH, erläutert und kommentiert von HANS RUDOLF JUNG. Wiesbaden 1983. 36. KALBECK MAX: Johannes Brahms. Bd. I Berlin 41921; Bd. II Berlin 31912; Bd. III Berlin 21913; Bd. IV Berlin 21915. Alle abrufbar unter: www.zeno.org (zuletzt besucht am 01.06.2020). 37. KEHRLI MANUEL: Geselligkeit in Bern, die Leiste und die Gründung der Grande Société. In: GEORG VON ERLACH e.a.: Hôtel de Musique und Grande Société de Berne 1759–2009. Bern 2009, 41–57. 38. KLEIN HANS-GÜNTER (Hg.): Felix Mendelssohn Bartholdys Reise in die Schweiz 1847 in seinen Aquarellen und in Bildern von heute. Leipzig 2009. 39. KLEIN HANS-GÜNTER (Hg.): „… über jeden Ausdruck erhaben und schön“. Die Schweizer Reise der Familie Mendelssohn 1822. Mit Briefen der Tochter Fanny, Tagebuchauszügen und Zeichnungen. Wiesbaden 2012. 40. KÜHNER HANS: Spies, Hermine. In: FRIEDRICH BLUME (Hg.): Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Kassel/Basel/Paris/London/New York 1949- 1982. Bd. XII Sp. 1042f. 41. LANZ DORIS: Neue Musik in alten Mauern: die «Gattiker-Hausabende für zeitgenössische Musik»: eine Berner Konzertgeschichte 1940-1967. (Berner Veröffentlichungen zur Musikforschung, 1.) Bern 2006. 42. LEUENBERGER-BINGGELI JOLANDA: Malacrida, Nikolaus. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. VIII. Basel 2009, 235 = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/042062/2008-08-14/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 43. LINDER NIKOLAUS: Die Berner Bankenkrise von 1720 und das Recht. Eine Studie zur Rechts-, Banken- und Finanzgeschichte der Alten Schweiz. (Zürcher Studien zur Rechtsgeschichte, 53.) Zürich 2004. 44. MARTI-WEISSENBACH KARIN: Meisner, Karl Friedrich August. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. VIII. Basel 2009, 439 = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012103/2009-11- 03/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 45. MEISNER FRITZ: Karl August Friedrich Meisner, Professor in Bern, 1765-1825. In: Berner Taschenbuch 14 (auf das Jahr 1865) 95-142 = https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=btb- 001:1865:14::356, 95-149 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 46. MESSERLI JOHANN CHRISTIAN: Adressbuch der Stadt Bern. Bern 1822 = https://www.e- rara.ch/doi/10.3931/e-rara-7082 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 47. MÜLLER ERNST: Robert Schumann. Eine Bildnisstudie. Olten 1950. 48. NICOLAI HEINZ: Zeittafel zu Goethes Leben und Werk. In: WOLFGANG VON GOETHE. Werke. Hamburger Ausgabe. Bd. 14. München 91994 = dtv-Nachdruck 1998, 382-548. 49. OREL ALFRED: Johannes Brahms. Ein Meister und sein Weg. (Musikerreihe, 3). Olten 1948. 50. PAUMGARTNER BERNHARD: Mozart. Zürich 31945.

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51. PUSKÁS REGULA: Munzinger, Karl. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. VIII. Basel 2009, 868f = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020717/2008-05-05/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 52. REICH WILLI (Hg.): Mozarts Briefe. (Manesse Bibliothek der Weltliteratur.) Zürich 1948. 53. REMUS MATTHIAS: Mozart. Mit einem Vorwort von GÖTZ FRIEDRICH. Stuttgart 1991. 54. ROLLAND ROMAIN: Händel. (Meisterbiographien). Zürich 1960. 55. SCHUMANN ROBERT: Tagebücher. Bd. I (1827-1838), hg. von GEORG EISMANN. Leipzig 21987 = https://archive.org/details/RobertSchumannTagebcherBd1/mode/2up (zuletzt besucht am 01.06.2020); Bd. II (1836-1854), hg. von GERD NAUHAUS. Leipzig 1987, 108, 173ff und 423- 427 = https://archive.org/details/RobertSchumannTagebcherBd2/mode/2up (zuletzt besucht am 01.06.2020); Bd. III (Haushaltbücher, 2 Teile), hg. von GERD NAUHAUS. Basel/Frankfurt am Main 21988 = https://archive.org/details/RobertSchumannTagebcherBd3/mode/2up (zuletzt besucht am 01.06.2020). 56. SCHWINDT NICOLE: Die Kammermusik. In: SILKE LEOPOLD (Hg.): Mozart Handbuch. Kassel/Basel/London/New York/Prag 22016, 384-480. 57. VON SOMMERLATT CHRISTIAN VOLLRATH (Hg.): Adressenbuch der Republik Bern: für Wissenschaft, Kunst, Handel und Gewerbe, sammt Beschreibung der Merkwürdigkeiten, öffentlichen Anstalten und sonstigen nützlichen Einrichtungen. Bearbeitet und herausgegeben von C.v.S. Bern 1836 = https://www.e-rara.ch/doi/10.3931/e-rara-4616 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 58. SPOHR LOUIS: Lebenserinnerungen. Tutzing 1968 = http://www.zeno.org/Kulturgeschichte/M/Spohr,+Ludwig+Louis/Lebenserinnerungen/Erster+ Band/In+der+Schweiz (zuletzt besucht am 01.06.2020). 59. SPOHR LUDWIG: Selbstbiographie, hg. von EUGEN SCHMITZ. 2 Bde. Kassel 1954. 60. STEINER MICHEL: Paul Cérésole 1832-1905. In: URS ALTERMATT (Hg.): Die Schweizer Bundesräte. Ein biographisches Lexikon. Zürich/München 1991, 190f. 61. SURCHAT PIERRE: Nuntiatur. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. IX. Basel 2010, 292-294 = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011742/2011-11-03/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 62. SUTERMEISTER PETER: Felix Mendelssohn Bartholdy: Briefe einer Reise durch Deutschland, Italien und die Schweiz und Lebensbild von PETER SUTERMEISTER. Zürich 1958. 63. DANIEL L. VISCHER: Das Gebiet der Juragewässer als Täuferkolonie? Pläne im Jahr 1710. In: Berner Zeitschrift für Geschichte 82 (2020) 43-53. 64. WEBER BERCHTOLD: Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern in ihren Grenzen vor der Eingemeindung von Bümpliz am 1. Januar 1919. Bern 1976 = http://biblio.unibe.ch/digibern/hist_topo_lexikon_stadt_bern.pdf (zuletzt besucht am 01.06.2020). 65. WEISSWEILER EVA: Komponistinnen aus 500 Jahren. Eine Kultur- und Wirkungsgeschichte in Biographien und Werkbeispielen. (Fischer-Taschenbuch, 3714.) Frankfurt am Main 1981. 66. WIDMANN JOSEF VIKTOR: Johannes Brahms in Erinnerungen. Berlin 1898 = Erinnerungen an Johannes Brahms. Hg. von SAMUEL GEISER. Zürich/Stuttgart 41980. 67. WOLFF CHRISTOPH: Mozarts Requiem. Geschichte – Musik – Dokumente. (Bärenreiter Werkeinführungen.) Kassel/Basel/London/New York 32001. 68. ZÜRCHER CHRISTOPH: Zeerleder, Karl. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. XIII. Basel 2014, 648 = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013325/2014-03-04/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 69. ZÜRCHER CHRISTOPH: Jahn, Carl Christian. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS. Bd. VI. Basel 2007, 744 = https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/042508/2008-01-28/ (zuletzt besucht am 01.06.2020). 70. ZWEIG STEFAN: Die Welt von gestern. (Fischer Taschenbuch, 1152.) Frankfurt am Main 322000.

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Endnoten

1 PUBLIUS OVIDIUS NASO (43 v. Chr.-17 n. Chr.): Ars amatoria II 277. jobel = Widderhorn und davon übertragen dann der durch das Widderhorn verkündete = יובל Hebräisch 2 Freudenschall. Spätere faktische Fortentwicklungen ergeben sich aus Nehemia 5. 3 Pfingsten von griechisch Πεντηκοστή = 50 (Apostelgeschichte 2,1; 20,16; 1 Korintherbrief 16,8) für die Schawu’ot) 50 Tage = שבועות Ausgiessung des Heiligen Geistes am jüdischen Wochenfest (hebräisch .(Pessach als Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten; christlich: Ostern = פסח nach Passah (hebräisch Diese 50 Tage sollen nach 3 Mose 23,15 einzeln gezählt werden, bevor zur Erinnerung der Thoraübergabe am Horeb das Wochenfest als zweites der drei jüdischen Wallfahrtsfeste gefeiert (5 Mose 16,11) wird. 4 Der Beginn des Weihnachtsoratoriums (1734) bleibt den Hörenden im inneren Ohr: Paukenschläge, Flöten, Oboen, Paukenschläge, Trompetenfanfaren, bevor der Chor einsetzt. Der Wortlaut des Eröffnungschors der Geburtstagskantate „Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten!“ BWV 214 für die polnische Königin und sächsische Kurfürstin MARIA JOSEPHA von Sachsen (1733) zeigt: BACH vertont lautmalerisch den Text: Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten! Im Weihnachtsoratorium unterlegt er der gleichen Musik den neuen Text: Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage! 5 JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1832): Faust I, Verse 1699-1702 (Faust). 6 Näheres zu BRANDOLF WASMER vgl. hiernach, Endnote 9 und Endnote 82. 7 Ohne Mitglieder institutioneller Orchester. 8 Vgl. Johannes-Evangelium 1,1: Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος = Im Anfang war das Wort. 9 Der Stein links neben der Eingangstüre der Kirche Wohlen erinnert an Pfarrer BRANDOLF WASMER. Zur Person dieses bedeutenden Pfarrers vgl. auch http://www.bernergeschlechter.ch/humo- gen/family.php?database=humo_&id=F16603&main_person=I51364 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 10 https://de.wikipedia.org/wiki/Meister_Eckhart (zuletzt besucht am 01.06.2020). 11 Kirchliches Gemeindeblatt Wohlen 72/Nr. 3 (März 1995), 4. 12 Vgl. hiernach, Nr. 8 Bst. B, S. 82ff und Endnote 90. 13 Vgl. hiernach, Endnote 87 und Endnote 93. 14 So beispielsweise etwa Zink, Dulcian, Schalmei/Chalumeau, Pommer/Bombarde, Leier, alle Gambenarten oder die Theorbe. 15 So beispielsweise das Kontrafagott (~1620, verbessert erst ~1880), die Klarinette (ab ~1690), die Doppelpedalharfe (erst ab 1720), das Bassetthorn [um 1790], das Saxophon (~1840), die Celesta (~1887), das Heckelphon (~1910), die Tuba, das Sousaphon oder die Erweiterung des gesamten Schlagwerks. 16 Es wird hell. Gehen wir, wohin uns die Muse führt! Im Original meint QUINTUS HORATIUS FLACCUS (65-27 v. Chr.): Epistula 1,6,56f die Sache ironisch: Statt Musa nennt er gula = die Kehle und zielt damit auf die Prasserei. 17 DE CAPITANI, 162. 18 Mancher nachstehend Genannte hat noch weitere eigene Werke in der Carnegie-Hall gespielt. 19 GIUSEPPE VERDI (1813-1901): Nabucco. Oper (1842), Parte 3 Scena 4: Gefangenenchor Va pensiero, 3. Strophe Schlusszeile. 20 Vgl. dazu hiernach, Ziff. V 9 Bst. D, S. 99ff. 21 Vgl. REMUS, 38. 22 Zum Gepäck gehörten nicht nur mindestens 16 private Koffer und Musikalien, sondern auch das „Geigentrückl“ (der Violinkasten) sowie ein „artiges Clavierl“, ein Clavichord, das Vater LEOPOLD MOZART anfangs der Reise in Augsburg beim renommierten Instrumentenbauer ANDREAS STEIN erworben hatte. 23 Nicht nur pries LEOPOLD MOZART seinen Sohn WOLFGANG MOZART während der gesamten dreieinhalbjährigen Reise als siebenjähriges Wunderkind an, auch als dieser bereits zehnjährig war. In Frankfurt liess LEOPOLD MOZART auf der Reise 1763 eine Zeitungsanzeige folgenden Wortlauts erscheinen: „Den Liebhabern der Musik wird hiermit bekannt gemacht, dass ein Konzert wird aufgeführt werden, wobei man zwei Kinder, nämlich ein Mädchen von zwölf und einen Knaben von sieben Jahren Konzerte, Trios und Sonaten, dann den Knaben das nämliche auch auf der Violine mit unglaublicher Fertigkeit wegspielen hören wird. (…)“. Und in London redigierte LEOPOLD MOZART für das von ihm selbst organisierte Konzert seiner Kinder vom 5. Juni 1764 folgende viermal im ‚Public Advertiser‘ veröffentlichte Anzeige: „Zum Benefiz von Fräulein MOZART, elf Jahre alt, und Herrn MOZART, sieben Jahre alt, Wundern der Natur! Das grösste Wunder, dessen Europa oder überhaupt die menschliche Natur sich rühmen kann. Es übertrifft alles Verstehen oder alle Vorstellung! Eintritt je Person eine halbe Guinee.“ Alles zit. nach FISCHER/BESCH, 46f, 48 und 56. 24 Als angestellter Musicus hätte LEOPOLD MOZART eine derart luxuriöse Reise niemals aus eigenen Mitteln berappen können. REMUS, 45; HUTCHINGS, 26.

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25 LEOPOLD MOZART selbst begründete diese konstante Praxis am 26. September 1763 eigenhändig damit, dies tue er „zur Erhaltung unserer gesundheit und meines Hofes reputation“ (vgl. REMUS, 30). Was hatte LEOPOLD MOZART zu solchem Verhalten geführt? LEOPOLD MOZART war nicht nur valabler Künstler und ein berühmter Musikpädagoge; er war auch äusserst geschäftssinnig und -tüchtig. Er trachtete konsequent danach, seinen hochbegabten Kindern eine musikalische Karriere an den besten Höfen Europas zu verschaffen, für seinen Sohn Kompositionsaufträge wohlbetuchter Gesellschaftslöwen zu ergattern und nebenbei seinen eigenen Ruf als Musikpädagoge und Verfasser grundlegender Violinschulen in ganz Europa zu verbreiten und zu festigen. Und dies war in einem Zeitalter mit zumeist höchstens rudimentär alphabetisierter Bevölkerung, ohne Internet, e-Mail, Lap-Top, SMS, Fernsehen, Radio, Telefax, Telephon, Schreibmaschine oder Litfasssäule und mit höchstens lokalen Kleinzeitungen nur möglich, wenn die Familie nach ihrer Ankunft sofort dort Aufsehen erregte, wo Geld, Zeit und Interesse waren: bei den Wohlbetuchten. Der Werbetrick bestand in der gediegenen Unterkunft, die zugleich das Zusammentreffen mit der gesellschaftlichen Crème de la Crème garantierte und deren Neugier wecken musste: Welcher musicus konnte sich schon derartige Quartiernahme leisten? Das konnte doch nur musikalische Sonderklasse sein! Für Frankfurt am Main vgl. FISCHER/BESCH, 46; für Zürich vgl. AMANN. Schweizerreise, 43. 26 WOLFGANG AMADEUS MOZARTS Sonaten KV 6 und 7 wurden als «opus I» publiziert und publikumswirksam Prinzessin VICTOIRE DE FRANCE, der ältesten Tochter des französischen Königs LUDWIG XV. gewidmet. Die ebenfalls gedruckten Sonaten für Violine und Klavier KV 8 und 9 wurden als «opus II» veröffentlicht und ADRIENNE CATHERINE DE NOAILLES Comtesse DE TESSÉ (1741-1814), Hofdame der Prinzessin und Geliebte von LOUIS-FRANÇOIS DE BOURBON, Prinz CONTI (1717-1776) zugeeignet. Ein solches Titelblatt im Druck bedurfte der Zustimmung des Hofes und war bestes Marketing bei musikliebendem Adel wie gehobenem Bürgertum: Innerhalb weniger Monate waren denn auch beide Notendrucke nahezu vergriffen. LEOPOLD MOZART hatte den Effekt in einem Brief vom 1. Februar 1764 (facsimile abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=638&cat=, zuletzt besucht am 01.06.2020) an MARIA THERESIA HAGENAUER (1717-1800), die Frau seines Teilsponsors (vgl. hiernach, Endnote 47) richtig eingeschätzt: «Stellen Sie sich den Lermen für, den diese Sonaten in der Welt machen werden, wann am Titelblatt stehet dass es ein Werk eines Kindes von 7 Jahren ist» (dazu SCHWINDT, 386f; PAUMGARTNER, 125; FISCHER/BESCH, 48; REICH, 16f). Der englischen Königin SOPHIE CHARLOTTE VON MECKLENBURG- STRELITZ (1744-1818) widmete WOLFGANG AMADEUS MOZART dann die als «opus III» veröffentlichten 6 Sonaten für Violine oder Flöte, Violoncello und Klavier KV 10-15 (vgl. REMUS, 42), was Königin CHARLOTTE mit 50 Guineen verdankte (HUTCHINGS, 28). Auf der Rückreise von London widmete WOLFGANG AMADEUS MOZART seine Sopranarie Conservati fedele KV 23, die als «opus IV» gedruckten 6 Sonaten für Violine und Klavier KV 26-31 sowie die beiden Variationenwerke KV 24 und 25 über holländische Lieder der Prinzessin CAROLINE VON NASSAU-WEILBURG (1743-1787), der Schwester des Prinzen WILHELM V. VON ORANIEN (1748- 1806; vgl. HUTCHINGS, 30; REMUS, 43f). 27 PAUMGARTNER, 127 und 129; HUTCHINGS, 28. 28 Vgl. REMUS, 44; BURDET, 106; PAUMGARTNER, 129; Brief LEOPOLD MOZARTS an JOHANN LORENZ HAGENAUER (1712-1792) vom 16. August 1766, facsimile abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=670&cat= (zuletzt besucht am 01.06.2020). 29 JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712-1778) freilich weilte – erst gerade aus bernischen Landen ausgewiesen – in … London. 30 LEOPOLD MOZART zeichnete VOLTAIRE seinen Kindern als Erzspitzbuben (vgl. HUTCHINGS, 30; vgl. auch hiernach, Endnote 51); aber eine Begegnung in Ferney oder Genf scheiterte allein an der Krankheit des Aufklärers: VOLTAIRE lag laut seinen eigenen brieflichen Äusserungen vom 26. September 1766 krank im Bett und konnte daher den «petit MAZAR» nicht erleben; vgl. AMANN, Schweizerreise, 23-27 und 41f; BURDET, 107; REMUS, 44f. 31 LEOPOLD MOZART stellte seinen Sohn hier als „Virtuos in der Composition und auf dem Clavier“ vor: Das Komponieren (ohne Hilfsinstrument, einzig nach dem Gehör) galt mehr als das interpretierende Spiel. In Zürich knüpfte LEOPOLD MOZART Kontakte mit führenden Köpfen der Stadt, etwa mit dem Naturwissenschaftler und Stadtarzt JOHANNES GESSNER (1709-1790) („Wir haben die Merckmahle ihrer Freundschaft mit uns genommen“) und mit dessen Vetter, dem Politiker, Mitglied des Zürcher Kleinen Rats (= der Stadtexekutive), Idyllendichter, Graphiker, Maler, Mitbegründer der Helvetischen Gesellschaft und des Orell-Füssli-Verlags und nachmaligen Gründer der Zürcher Zeitung (der heutigen Neuen Zürcher Zeitung) SALOMON GESSNER (1730-1788; vgl. AMANN, Schweizerreise, 47f). 32 Zu GRIMM vgl. hiernach, Endnote 53. 33 JEAN HUBER (1721-1786), eingebürgerter Sohn eines Schaffhauser Zuwanderers und mittlerweile Mitglied des Genfer Rates der 200, war Naturforscher ("observation sur le vol des oiseaux de proies"), überaus begabter Maler und Karikaturist, der wegen seiner vielen Scherenschnitte VOLTAIRES ab 1770 den Übernamen «HUBER-VOLTAIRE» erhielt. Sein schlossartiges Anwesen steht heute nicht mehr; aber die 112

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prächtige Anlage passte zu LEOPOLD MOZARTS Gewohnheit, nur an besten Adressen abzusteigen, ebenso wie zu seinem Hinweis an HAGENAUER, ihm die Post wie folgt zu adressieren: «Mr: Mozart chez Mr. Huber à Geneve» (Brief vom 16. August 1766; vgl. hiervor, Endnote 28; dazu BURDET 106 Fn. 2; vgl. AMMANN, voyage, 278f, und APGAR, 506. 34 Vgl. http://www.signegeneve.ch/geneve/centre/jean-huber-dit-huber-voltaire.html (zuletzt besucht am 01.06.2020). 35 AMANN, Schweizerreise, 25f. 36 BURDET, 107-121; AMANN, Schweizerreise, 27-41. 37 Brief LEOPOLD MOZARTS vom 10. November 1766 an JOHANN LORENZ HAGENAUER, facsimile abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=671&cat= (zuletzt besucht am 01.06.2020); dazu BURDET,108f Fn. 3. 38 AMANN, Schweizerreise, 28. 39 Belegt ist der happige Eintrittspreis von 40 Sous (= heute rund SFr. 80.--). Zum ersten Auftritt erschienen 70 Personen! Vgl. AMANN, Schweizerreise, 27-41, speziell 29; mit Quellenhinweisen BURDET, 107. 40 AMANN, Schweizerreise, 57f. 41 AMANN, Schweizerreise, 43. 42 AMANN, Schweizerreise, 44-47. 43 AMANN, Schweizerreise, 52f. 44 Das Manuscript wird heute in der Zentralbibliothek in Zürich (Ms. Z. XI.101) aufbewahrt. Facsimile bei AMANN, Schweizerreise, 50f. 45 AMANN, Schweizerreise, 55f. 46 Vermutlich hatte AMADÉ auf der neu erstellten Orgel der Genfer Kathedrale Saint-Pierre gespielt. Davon existiert ein anonymer erster schweizerischer Zeitungsbericht, der nach Schaffhausen gesandt wurde: „Diese sind zwey wahre Wunder in Absicht auf die Gaben der Tonkunst. Der Knab (...) ist in der Kunst vortrefflich, und darf mit den grössten Meistern anbinden, und sich mit ihnen messen.“ Und in der lokalen «Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags Zeitung» waren die MOZARTS durch einen Korrespondentenbericht aus Zürich euphorisch angekündigt worden. 47 JOHANN LORENZ HAGENAUER, Eigentümer des von LEOPOLD MOZART und seiner Familie bewohnten Hauses in Salzburg, finanzierte den MOZARTS einzig die „gecharterte“ Schiffsüberquerung des Ärmelkanals. Vgl. REMUS, 38. 48 Vgl. AMANN, Schweizerreise, 41f. 49 LEOPOLD MOZART im Brief aus Schwetzingen vom 19. Juli 1763 an JOHANN LORENZ HAGENAUER (facsimile abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=614&cat= [zuletzt besucht am 01.06.2020]): „Unser Gastgeber hier, ein Calvinist, gut dass es nicht lange dauert.“ Dazu AMANN, Schweizerreise, 24. 50 In seinem Brief vom 17. März 1765 aus London an JOHANN LORENZ HAGENAUER erklärt sich LEOPOLD MOZART zunehmendes Desinteresse an Konzerten seiner immer marktschreierischer angepriesenen Wunderkinder so: „Ich habe eine mir gemachte Proposition nicht angenommen. Allein was hilfts viel von einer Sache zu sprechen, die ich nach reifer Überlegung und nach etlichen schlaflosen Nächten mit Wohlbedacht getan habe, und die nun vorbei ist, da ich meine Kinder an keinem so gefährlichen Orte, wo der meiste Teil der Menschen gar keine Religion hat, und wo man nichts als böse Beispiele vor Augen hat, erziehen will. Sollten Sie die Kinderzucht hier sehen, Sie würden staunen. Von übrigen Religionssachen ist gar nicht zu sprechen.“ (facsimile abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=654&cat= [zuletzt besucht am 01.06.2020]). Dazu FISCHER/BESCH, 57. 51 Zu FRANÇOIS MARIE AROUET alias VOLTAIRE (1694-1778) vgl. hiervor, Endnote 30 und als Beispiel für die Folgen den Brief WOLFGANG AMADEUS MOZARTS vom 3. Juli 1778 an seinen Vater (facsimile abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1022&cat= [zuletzt besucht am 01.06.2020]): „… der gottlose und Erz=spizbub voltaire so zu sagen wie ein hund – wie ein vieh crepirt ist …“; dazu REICH, 93. 52 Diverse Briefzitate LEOPOLD MOZARTS hierzu bei PAUMGARTNER, 124f; vgl. auch REMUS, 34. 53 Ausgezeichnet verstand sich LEOPOLD MOZART etwa mit dem evangelischen Pastorensohn FRIEDRICH MELCHIOR Baron GRIMM (1723-1807), dem Sekretär des Herzogs von Orléans, selbst wenn der zusätzlich noch dem aufgeklärt-religionskritischen Kreis der Enzyklopädisten nahestand; denn GRIMM war nicht nur erfolgreicher Netzwerker, sondern auch marketingversierter Organisator MOZARTscher Auftritte (REMUS, 35; PAUMGARTNER, 123f). 54 Vgl. hiervor, Endnote 26. 55 JOHANN WOLFGANG GOETHES Vater hatte für den Besuch des Konzerts der beiden MOZART-Kinder „vier Gulden und sieben Kreuzer“ bezahlt (FISCHER/BESCH, 47); die ersten beiden Konzerte in Paris hatten über 100 Louisdor eingespielt (HUTCHINGS, 25), und allein das erste Konzert NANNERLS und WOLFERLS in London brachte nach LEOPOLD MOZARTS Zeitungswerbung (vgl. hiervor, Endnote 23 und Endnote 50) am 5. Juni 113

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1764 weitere satte 100 Guineen (Goldmünzen, entsprechend 2100 Schilling) ein, denn «die ersten Familien Engellandes» waren gekommen (vgl. REMUS, 42; PAUMGARTNER, 127). Der Zutritt zu einem der beiden Konzerte vom 15. und 18. September 1766 in Lausanne kostete pro Person 4 Pfund (BURDET, 107f): vgl. hiervor, Endnote 39. 56 Sprechend zwei Briefstellen LEOPOLD MOZARTS vom 17. Oktober 1763 (facsimile abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=625&cat= [zuletzt besucht am 01.06.2020]): „Wenn die Küsse, so sie meinen Kindern, sonderheitlich dem Meister Wolfgang, gegeben, lauter neue Louisdor wären, so wären wir glücklich genug. Allein weder der Wirt noch der Postmeister lassen sich mit Küssen abfertigen.“ … „Nun sind wir schon bald 3 Wochen in Brüssel aufgehalten, und der Prinz Karl hat mit mir selbst gesprochen, dass er meine Kinder hören will, und doch ist noch nichts geschehen. Denn der Herr Prinz tut nichts als jagen, fressen und saufen, und am Ende kommt heraus, dass er kein Geld hat.“ Dazu PAUMGARTNER, 123; HUTCHINGS, 30; REMUS, 33. 57 PAUMGARTNER, 133; FISCHER/BESCH, 65 mit dem Zitat des Tagebucheintrags von P. BEDA HÜBNERS, Stiftsbibliothekar von St. Peter in Salzburg vom 8. Dezember 1766 nach Sichtung der heimgebrachten Geschenke und Erträge der dreieinhalbjährigen MOZARTschen Familienreise, die er auf 12‘000 Gulden schätzt. 58 Der schlechte Zustand der Zürcher Landstrassen scheint eine Übernachtung in Winterthur nötig gemacht zu haben. LEOPOLD MOZART vertraute Stadtschreiber WOLFGANG DIETRICH SULZER sogleich ausgewählte Objekte aus seinem Musikalienhandel an. 59 „Auch hier war unser 4-Tägiger Aufenthalt sehr angenehm“, befand LEOPOLD MOZART später über Schaffhausen. Über Auftritte der Geschwister MOZART in Schaffhausen ist bisher indessen nichts Näheres bekannt. Am 16. Oktober 1766 verliess die Familie MOZART die Schweiz, am 29. November traf sie in Salzburg ein. 60 Diese Vermutung äussern auch HUTCHINGS, 30; REMUS, 44; FISCHER/BESCH, 65; zum Schweizer Teil von MOZARTS Reise GERTEIS, 2f, sowie AMANN, Schweizerreise, passim. 61 ANDRE-ERNEST-MODESTE GRETRY: Mémoires ou essai sur la musique. Paris/Liège 1789, 99f, abrufbar unter: https://www.archive.org/stream/mmoiresouessa00gr#page/99/mode/1up/search/Gen%C3%A8ve (zuletzt besucht am 01.06.2020); dazu BURDET, 106 mit Fn. 4. 62 Seit langem gab es einen niederländischen Gesandten bei den Reformierten Orten der Schweiz. Er hatte seinen Wohnsitz in Schaffhausen, pflegte sich aber bei Bedarf – etwa 1710 – monatelang in Bern aufzuhalten, um Todesurteile über Täufer abzuwenden und ihre Ausreise in die Niederlande einzufädeln. VISCHER, 45. 63 Vgl. AMMANN, voyage, 279f. 64 AMMANN, voyage, 279f vermutete in der Tat, der zehnjährige WOLFGANG AMADEUS MOZART sei in Bern im September 1766 im Hôtel de Musique (dem heutigen Du Théâtre) aufgetreten. 65 https://de.wikipedia.org/wiki/Grande_Soci%C3%A9t%C3%A9_(Bern) (zuletzt besucht am 01.06.2020): Der noch junge Cercle de la Grande société de Berne hatte seinen Sitz zuvor in zwei verschiedenen Häusern an der Kramgasse gehabt, den einen auf der Rückseite des Du Théâtre. 66 https://www.mittelloewen.ch/downloads/Geschichte_Mittelloewen.pdf, 9 (zuletzt besucht am 01.06.2020). - Obwohl Mittellöwen zu den Vennergesellschaften zählte, hat sich praktisch kein darauf bezügliches Archivgut erhalten. Die Protokolle und Akten beziehen sich fast ausschliesslich auf zunftinterne Vorgänge, und hier vor allem auf das Armen- und Vormundschaftswesen. Zum Handwerk finden sich ebenfalls keine direkten Quellen; allenfalls könnte man vereinzelte Ratsbeschlüsse über die Zugehörigkeit von einzelnen Handwerkern zu bestimmten Zünften dazu zählen. Die ältesten erhaltenen Rechnungen sind jene der Stubenmeister; sie heissen zu Beginn noch "Stubenrodel". Die Serie beginnt 1575 und bricht 1853 ab. In den Stubenmeister-Rechnungen sind noch die älteren Baurechnungen für die Zunfthäuser enthalten, so z. B. jene von 1597 oder die Rechnungen über die Erneuerung des Hausrats im Falken 1766-1767, der also um die Zeit von MOZARTS Besuch eingeleitet oder vollzogen wurde; vgl. http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=122145 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 67 https://www.mittelloewen.ch/downloads/Geschichte_Mittelloewen.pdf, 5f (zuletzt besucht am 01.06.2020). 68 Suriname, Aruba, Curaçaõ, Niederländisch-Guayana (Berbice und Essequibo) in Lateinamerika, Niederländisch-Indien (Indonesien) in Asien. 69 REMUS, 38 und 43. Der realiter nun zehnjährige WOLFGANG AMADEUS MOZART dirigierte seine Symphonie Nr. 6 in B-Dur KV 22 selbst. 70 FELLER, 404f. 71 https://www.mittelloewen.ch/downloads/Geschichte_Mittelloewen.pdf, 9 (zuletzt besucht am 01.06.2020); NICOLAI, 409. 72 Brief FANNY MENDELSSOHNS vom 11. September 1822 an MARIANNE MENDELSSOHN, in: KLEIN, Schweizer Reise, 108 mit Fn. 97. HALÉVY, eigentlich ELIAS LÉVY, Sohn eines jüdischen Kantors aus Paris, war 1819 114

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Gewinner des Prix de Rome, des bedeutendsten französischen kompositorischen Preisausschreibens. Er wurde v.a. mit der Oper La juive (1835) berühmt und später Schwiegervater von GEORGES BIZET (1838- 1875). 73 Brief FANNY MENDELSSOHNS aus Bern vom 31.August 1822 an MARIANNE MENDELSSOHN, in: KLEIN, Schweizer Reise, 93-99, hier: 98; zur Geschichte des Gasthofs Krone vgl. FLURI, 15. 74 Briefe FANNY MENDELSSOHNS aus Vevey vom 5./6. September 1822 an MARIANNE MENDELSSOHN und vom 7./8. September 1822 an Grossmutter BELLA SALOMON, sowie aus Bern vom 31. August 1822 an Prof. KARL FRIEDRICH ZELTER, in: KLEIN, Schweizer Reise, 99-101 und 136. 75 Der heutige Hirschengraben wurde erst 1871 aufgeschüttet. 76 Sc. l. das Burgerspital. 77 Gemeint sind die Patrizierfamilien, die sich zu jener Zeit scharf vom gehobenen Bürgertum abgrenzten. 78 Brief FANNY MENDELSSOHNS aus Vevey vom 5./6. September 1822 an MARIANNE MENDELSSOHN, in: KLEIN, Schweizer Reise, 100. 79 Brief FANNY MENDELSSOHNS aus Vevey vom 5./6. September 1822 an MARIANNE MENDELSSOHN, in: KLEIN, Schweizer Reise, 100f. 80 Also wohl den Familien der Professoren AUGUST ALBRECHT MECKEL (dazu vgl. hiernach, Endnote 86), KARL FRIEDRICH AUGUST MEISNER (dazu vgl. hiernach, Endnote 87 und Endnote 88) und CARL CHRISTIAN JAHN sowie des Begründers und Leiters der Real- und Landwirtschaftsschule Hofwil PHILIPP EMANUEL VON FELLENBERG, den Familie MENDELSSOHN am Vormittag des 2. September 1822 ebenfalls besuchte. 81 Brief FANNY MENDELSSOHNS aus Vevey vom 5./6. September 1822 an MARIANNE MENDELSSOHN, in: KLEIN, Schweizer Reise, 100. 82 DE CAPITANI, 97-102. - Bereits im Frühjahr 1528 wurden sämtliche Orgeln aller Berner Stadtkirchen herausgerissen und verkauft; der letzte Münsterorganist MORITZ KRÖUL wurde fortan als Sigrist beschäftigt. Es ist daher kein Zufall, dass Wohlen heute im Chor die älteste Orgel des Kantons Bern beherbergt. Bezeichnenderweise ist dies aber keine Kirchenorgel, sondern die von JAKOB MESSMER aus Rheineck SG ca. 1695 erbaute Festsaalorgel des Schlosses Reichenbach bei Zollikofen, die auch ZWINGLIS „musikalischem Bildersturm“ in der Berner Reformation nie ausgesetzt war. Vgl. http://www.caluori.ch/orgeln/org_wohlen.htm (zuletzt besucht am 01.06.2020); DE CAPITANI, 37f. - Erst die holprige, aber metrisch genaue Übertragung der französischen Verse ins Deutsche durch den lutheranischen Königsberger Rechtsgelehrten AMBROSIUS LOBWASSER (1515-1585) in Leipzig 1561-1564 ermöglichte es, den Psalter auch im ganzen deutschsprachigen Gebiet auf den eingängigen Melodien BOURGEOIS’ und in GOUDIMELS vierstimmigen Sätzen zu singen. Bern, das 1536 die Waadt erobert und so seine Grenzen bis an die Tore Genfs vorgeschoben hatte, erwarb den Hugenottenpsalter bereits 1581. 1669 verlangte Pfarrer BRANDOLF WASMER (1620-1686) in seinem Reglement über das Singen in der Kirche von Wohlen bei Bern, dass nicht nur 8-10, sondern alle lesekundigen Frauen und Männer zum Psalmenüben kommen müssten. Er beanstandete, dass Leute erst nach dem Singen in den Gottesdienst hineinschlichen oder ihre Psalmenbücher vergässen (GUGGISBERG, 321). Dabei handelte es sich um das 1603 in Bern erschienene Buch: Christenliche Kirchengesang, das ist: Die usserlässnesten und brüchlichestenn Psalmenn Davids, usse dem alten Psalmenbuoch, und D. Ambrosij Lobwassers Composition gezogenn. Sammt den Fästgesängenn unnd geistlichen Liederen, für die Kilchen Bern zuosamenn gesetzt, das 24 der 150 Psalmen des Psalters enthielt. Eine Zweitausgabe von 1620 enthielt dann 35 Genfer Psalmen, und der Neudruck von 1655 machte alle 150 Psalmen in den Genfer Vertonungen zugänglich. Er verdrängte dann zu einem guten Teil für lange Zeit in bernischen Landen deutsch- lutherisches Liedgut. Vgl. DE CAPITANI, 42 und 97; GUGGISBERG, 333; BRÖNNIMANN, passim: 1680 veröffentlichte JOHANN ULRICH SULTZBERGER in Bern das Transp. Psalmen-Buch, das ist, Dr. Ambr. Lobwassers Psalmen Davids, worinn die hoch-clavierten Psalmen transponiert, und samt den gewohnlichen Fest-Gesängen in ein gleichen Schlüssel gesetzt, also, dass sie jetzunder ohn einige Verenderung leichtlich zu singen und auf Instrumenten zu spielen. 83 Brief FANNY MENDELSSOHNS aus Vevey vom 5./6. September 1822 an MARIANNE MENDELSSOHN, in: KLEIN, Schweizer Reise, 101. 84 Gemeint ist der Berner Bankierssohn und Politiker (Grossrat, Oberamtmann, später Regierungsrat und Stadtpräsident) KARL VON ZEERLEDER (1780-1851, vgl. http://www.bernergeschlechter.ch/humo- gen/family.php?database=humo_&id=F25478&main_person=I74949 [zuletzt besucht am 01.06.2020] und ZÜRCHER, Zeerleder, 648), der an der Junkerngasse 151 in Bern wohnte (WEBER, 275). 85 WEBER, 27; heute: Junkerngasse 34. 86 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Meckel (zuletzt besucht am 01.06.2020). 87 Vgl. Marti-Weissenbach, 439: Es handelt sich um dieselbe Person, die bereits LOUIS SPOHR, Lebenserinnerungen, 225 lobend erwähnte (vgl. hiervor, Endnote 80 sowie hiernach, Endnote 88). 88 Briefe FANNY MENDELSSOHNS an MARIANNE MENDELSSOHN vom 5./6. September 1822 und an ihre Grossmutter BELLA SALOMON und an MARIANNE MENDELSSOHN vom 7./8. September 1822, zit. nach KLEIN, 115

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Schweizer Reise, 99-101. - Ganz so „ennüyant“ dürfte der liberal gesinnte Berner Patrizier KARL VON ZEERLEDER kaum gewesen sein: War Vater ABRAHAM MENDELSSOHN (1776-1835) Bankier und Bankteilhaber, so KARL VON ZEERLEDER Bankierssohn und als Oberamtmann von Aarwangen Mitgründer der dortigen Amtsersparniskasse; er hatte mit seinem Gast wohl doch gemeinsame Interessen, die freilich begreiflicher Weise noch nicht jene der beiden genialen, aber eher geographisch und kulturell begeisterten Teenager FANNY und FELIX waren. Autodidaktischer Historiker, präsidierte ZEERLEDER dann 1831-1840 die schweizerische Geschichtsforschende Gesellschaft. Posthum erschien 1853-1855 sein bemerkenswertes dreibändiges Werk "Urkunden für die Geschichte der Stadt Bern [...]". KARL VON ZEERLEDER absolvierte, administrativ wie sozial kompetent, eine ununterbrochene Karriere vom Ancien Régime bis zum Beginn der Regenerationszeit, war danach Stadtpräsident und förderte dabei den Bau der Nydeggbrücke 1843/1844 und der Stadtbibliothek. FANNYS grossbürgerliche Antipathie wird jedoch verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, wie das Berner Patriziat sich zu der Zeit noch scharf abwehrend gegen das Bürgertum abgrenzte. Dies erlebte der erwähnte bürgerliche Prof. MEISNER, als er sich in die Patriziertochter VON STEIGER verliebte, und erneut, als er sich drei Jahre nach deren frühem Tod mit einer Bürgerstochter verheiratete, was die Patrizier dann als Mésalliance einstuften; vgl. auch hiervor, Endnote 80 und Endnote 87). - Der Bankier LUDWIG ZEERLEDER wohnte an der damaligen Kramgasse 145 in Bern (vgl. MESSERLI = https://www.e-rara.ch/doi/10.3931/e-rara-7082 [zuletzt besucht am 01.06.2020]). 89 Brief FANNY MENDELSSOHNS an Prof. KARL FRIEDRICH ZELTER aus Genf vom 17. September 1822, in: KLEIN, Schweizer Reise, 137. 90 Brief FELIX MENDELSSOHNS an Prof. KARL FRIEDRICH ZELTER vom 13. September 1822; dazu KLEIN, Schweizer Reise, 21 und 139 Fn. 27. Aus dem Berner Oberland schickte MENDELSSOHN seinem Lehrer CARL FRIEDRICH ZELTER in Berlin einen Brief mit einem Bericht über das Jodeln der Schweizer: «Alle Schweizer Landleute können jodeln», meinte er, und dass diese Art des Singens «im Zimmer» rau und unangenehm, draussen jedoch, bei frühem Morgen und heiterem Wetter zum Geläute der Kühe im Tal, schön und enthusiastisch klinge. Die beiden musikalischen Zitate in den Streichersymphonien Nr. 9 und Nr. 11 sind also Veredelungen des Dreizehnjährigen für das Zimmer! FELIX MENDELSSOHN hat sich in der Schweiz auch das Volkslied Mein Vater ist en Appenzeller aufgezeichnet (vgl. MWV Anhang B Bst. e). 91 Im Trio des 3. Satzes Scherzo seiner Streichersymphonie Nr. 9 in C-Dur La Suisse MWV N 9 verarbeitete FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY ein Schweizer Jodellied, und im 2. Satz: Scherzo: Commodo (Schweizerlied) seiner Streichersymphonie Nr. 11 in f-moll MWV N 11 verwendete er den Emmentaler Hochzeitstanz Bin alben a wärti Tächter gsi. 92 KLEIN, Schweizer Reise, 21. 93 SPOHR, Lebenserinnerungen, 228 (Eintrag vom 16. Mai 1816). 94 Auf dieser Reise verliebte sich der mitreisende Privatlehrer FANNYS und FELIX‘, KARL HEYSE in die ebenfalls mitreisende JULIE SAALING, seine spätere Frau (vgl. KLEIN, Schweizer Reise, 14-16). Der 1827 geschlossenen Ehe entspross 1830 der Dichter PAUL JOHANN LUDWIG VON HEYSE (+1914), 1910 erster deutscher Literaturnobelpreisträger und danach im selben Jahr geadelt, von dem JOHANNES BRAHMS fünf Gedichte unsterblich vertonen sollte: im April 1852 In dem Schatten meiner Locken op. 6 Nr. 1, 1868 Am Sonntag Morgen op. 49 Nr. 1, 1874 Waldesnacht, du wunderkühle op. 62 Nr. 3, 1884 Mädchenlied op. 95 Nr. 6 und 1886/1887 Auf die Nacht in der Spinnstub'n op.107 Nr. 5. 95 Von den die Schweiz bereisenden Engländern wusste der junge SCHUMANN dabei zu berichten, dass sie „wie tolle Ameisen die Berge hinanliefen“. Hier zit. nach MÜLLER, 142. Auf dieser Reise phantasierte SCHUMANN eigenem Bekunden zufolge am Klavier "in der Schweiz oft bis in die Nacht hinein" (vgl. GÜLKE, 25, und ebd. XX; SCHUMANN: Tagebücher I, II, 108 und 173ff und III. 96 MÜLLER, 41. 97 Vgl. die transkribierten Tagebucheinträge SCHUMANNS vom 31. August 1829 unter: https://www.schumann-portal.de/schweizreise-1829.html (zuletzt besucht am 01.06.2020). 98 Vgl. den transkribierten Brief ROBERT SCHUMANNS vom 31. August 1829 an seine Mutter unter: https://www.schumann-portal.de/brief-an-seine-mutter.html (zuletzt besucht am 01.06.2020). 99 SCHUMANN: Tagebücher II, 423–427, hier: 425; ferner https://www.schumann-portal.de/itinerar.html (zuletzt besucht am 01.06.2020): Den Gasthof der Übernachtung in Bern erwähnt SCHUMANN nicht, wohl hingegen den Besuch auf der Münsterterasse und das schlechte Wetter. 100 MÜLLER, 142f. 101 ÉTIENNE NICOLAS MÉHUL (1763-1817), FERDINAND HILLER (1811-1885) und GIOACHINO ROSSINI (1792- 1868). 102 Vgl. BLOESCH, 539; DE CAPITANI, 82-84; BORCHARD, 280 zeigt, dass CLARA SCHUMANN-WIECK während dieses Jahres eigentlich mit einem grösstenteils andern Repertoire (JOSEPH HAYDN, GEORG FRIEDRICH HÄNDEL sowie von FRÉDÉRIC CHOPIN andere Werke) auf Konzertreise war. Bedenkt man noch, dass CLARA SCHUMANN als eine der ersten die aufgeführten Werke auswendig zu spielen pflegte, kann man sich den überwältigenden Eindruck vorstellen, den sie im Berner Konzertpublikum hinterlassen haben muss. 116

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103 KALBECK II, 224f. BRAHMS schrieb BILLROTH aus Winterthur, er habe die ‚herrliche Tour’ über Bern, Thun, Thuner See, Interlaken, Himmelflüe, Grindelwald, Lauterbrunnen, Mürren, Seelisberg, Flüelen, Luzern und Zug absolviert. 104 An diesem Musikfest in Zürich wurden von BRAHMS die Haydnvariationen op. 56, der Rinaldo op. 50, das Triumphlied op. 55 (durch HEGAR in Anwesenheit BRAHMS’, nach OREL, 238 durch BRAHMS selbst), die Alt-Rhapsodie op. 53 sowie Kammermusik aufgeführt; in Basel dirigierte BRAHMS selbst in jenem Sommer sein Triumphlied op. 55 (OREL, 170). 105 WIDMANN, 28 und 34. 106 Das damalige Haus der Fröhlichschule steht heute nicht mehr, sondern hat der Schwedischen Botschaft (heute: Bundesgasse 26) Platz gemacht. Zum Standort der Fröhlichschule 1873-1880 vgl. WEBER, 87 und 69; Adresskalender für die Stadt Bern und Umgebung 1873, Bern 1873, 233 = https://www.e- rara.ch/bes_1/content/structure/3010408 (zuletzt besucht am 01.06.2020), ferner: JUKER, Abbildung zwischen S. 44 und S. 45. 107 WIDMANN, 21 und 36f; GEISER, 178-213, speziell 198! 108 STEFAN ZWEIG schätzte sich glücklich, den Autograph eines dieser Werke, der Zigeunerlieder op. 103 erworben zu haben (vgl. ZWEIG, speziell 59f und 397-400)! 109 Die Sonate für Violoncello und Klavier F-Dur op. 99 in Wien am 24. November 1886 (HAUSMANN/ BRAHMS), die Sonate für Violine und Klavier A-Dur op. 100 in Wien am 2. Dezember 1886 (HELLMESBERGER/ BRAHMS) und das Klaviertrio c-moll op. 101 in Budapest am 20. Dezember 1886 (HUBAI/POPPER/BRAHMS). 110 Den Beleg vgl. bei WIDMANN, 50 (vgl. auch 56 und 74f): „Die Sonate für Cello und Klavier Opus 99, die Sonate für Violine und Klavier Opus 100, das Trio für Pianoforte, Violine und Cello Opus 101 sind die Hauptzeugen seines Schaffens im ersten Thuner Sommer, lauter Werke, die sich durch herrlichste Frische der Phantasie auszeichnen; sie wurden alle drei zuerst in meinem Hause gespielt.“ S. 74 zitiert WIDMANN dafür aus dem Gedächtnis freilich nachweisbar unzutreffend eine Karte von BRAHMS vom 26. Mai 1887: „Kalte und traurige Pfingsttage in fröhliche und helle Weihnacht zu verwandeln, wird Ihnen aufs schönste gelingen. Und da nebenbei ein kleines Musikfest statt hat, so füttern Sie die Musikanten Sonntags nicht zu üppig, damit geübt werden kann, und wir zur Belohnung ins Schänzli gehen dürfen!“ WIDMANN erläutert S. 75: „Das ‚kleine Musikfest’ bestand in einem Hauskonzert, bei dem ausser BRAHMS die von Zürich herbeigereisten Brüder HEGAR, Violine und Cello (sc. l. FRIEDRICH HEGAR [Violine] und JULIUS HEGAR [Violoncello]), mitwirkten, wobei neueste Kompositionen von BRAHMS nach dem Manuscript gespielt wurden.“ Dabei handelt es sich genau um op. 99-101, und mutmasslich muss dies bereits am Sonntag, den 20. Juni 1886 passiert sein. Die Violinsonate op. 100 inspirierte JOSEPH VICTOR WIDMANN denn auch zu seinem Gedicht „Thunersonate von JOHANNES BRAHMS“ (vgl. KALBECK IV, 4), welches auszugsweise die Gedenkinschrift an der Stelle von BRAHMS’ Wirken in Thun ziert: »Nun aber hat sich hier am See entschwungen Ein Saitenton, wie wir ihn nie gehört … Du hast das Land, sangfroh in alter Zeit, Mit Deinem Lied zu neuem Ruhm geweiht.« 111 Vgl. KALBECK IV, 8f. BRAHMS hatte sich 1869 überlegt, sich bei der Berner Liedertafel zu bewerben; statt dessen wurde dann CARL MUNZINGER, Grossneffe des 1. Solothurner Bundesrates JOSEPH MUNZINGER, erster Musikdirektor der Stadt Bern, Leiter der Liedertafel und ab 1884 auch des Cäcilienvereins. Vgl. PUSKÁS, 868f; OREL, 148. 112 Heute: Bundesgasse 38. 113 WIDMANN, 75. 114 Adressbuch für Stadt und Stadtbezirk Bern 1886/87. Bern 1886, 188 = https://www.e- rara.ch/bes_1/content/structure/3012704 (zuletzt besucht am 01.06.2020) sowie Die Häusernummerierung in Bern. Gegenüberstellung der alten und neuen Hausnummern zur Orientierung beim Gebrauch des Adressbuches pro 1881 nach offiziellen Angaben bearbeitet. Bern 1882, I. Theil: Die innere Stadt. Bern 1882, abrufbar unter https://www.e-rara.ch/bes_1/content/pageview/3012667 (zuletzt besucht am 01.06.2020), unpaginiert 3; vgl. die Inschrift Richtung Hirschengraben auf der Westseite des Gebäudes. 115 Vgl. die Fotografie des noch heute stehenden Hauses mit WIDMANN davor im „Bund“ 143. Jahrgang, Nr. 38 vom Samstag, 15. Februar 1992, „Der kleine Bund“, 3. 116 Vgl. BLOESCH, 340 und 614. 117 HEINRICH war der Bruder des nachmaligen Stadtberner Gemeinderats (1967-1971) Dr. HANS MARTIN SUTERMEISTER (1907-1977). 118 http://www.godela-orff.de/index.php/vita.html (zuletzt besucht am 01.06.2020). 119 JUKER, 160. 120 BIGLER-MARSCHALL, 1700f.

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121 https://www.strube.de/index.php?id=9&tx_komponisten_pi1%5Buid%5D=277 (zuletzt besucht am 01.06.2020). 122 DE CAPITANI, 214; LANZ, 26f und 204. 123 Vgl. LANZ, 204. 124 WILLY BURKHARDS Sprüche aus dem Cherubinischen Wandersmann von ANGELUS SILESIUS op. 17 wurden am 26. März 1936 im Schloss Bremgarten uraufgeführt: vgl, LANZ, 31 und 208. 125 Vgl. LANZ, 24. 126 https://www.bern.ch/themen/auslanderinnen-und-auslander/integration-und-migration/tag-der- migrantinnen-und-migranten/migrationsgeschichten/portraet/11-juan-arnez; http://famarnez.myhostpoint.ch/wp-content/uploads/2015/03/2015-Biografie-Arnez-Juan_D.pdf (zuletzt besucht am 01.06.2020). 127 https://www.musinfo.ch/de/personen/komponisten/?pers_id=17&abc=G (zuletzt besucht am 01.06.2020). 128 http://www.mueller-schade.com/downloads/Portrait/Daniel%20Glaus%20A4%20mit%20CDs.pdf (zuletzt besucht am 01.06.2020). 129 FRIEDENTHAL, 62f. 130 FRIEDENTHAL, 66; ROLLAND, 105f mit Fn. 1: Die Dividende wurde 1724 mit satten 7% angegeben. 131 FRIEDENTHAL, 68. 132 ROLLAND, 117f; vgl. ebd., 133: Auf den Tag genau neun Jahre später ging ein zweites Theaterunternehmen HÄNDELS bankrott. Dies veranlasste HÄNDEL dann, statt Opern nun Oratorien zu komponieren, als erstes Saul, den der Singkreis 2011 aufführte. 133 Nach andern Schätzungen müssten die obigen Zahlen sogar noch verdoppelt werden: FÄSSLER, 175f unter Hinweis auf HUGH, 238-242. - „Die zur Sklaverei gezwungenen schwarzen Gefangenen sehen ihr Herkunftsland nie wieder. Sie sind zu lebenslänglicher Abhängigkeit von den Plantagen und deren Besitzer verurteilt. Auf den französischen Antillen wird ihr Status durch den 1685 von LUDWIG XIV. verkündeten Code noir geregelt, der 1742 verschärft und 1848 abgeschafft wird. Dabei handelt es sich um ein Regelwerk mit 60 Paragraphen, die das Leben der Sklavengesellschaft regeln sollen. (…) Artikel 44 macht die Sklaven zu einer Sache, zu einem mobilen Gut: ‚Erklären wir die Sklaven zu Mobilien, als die sie in die Gemeinschaft eingehen.’ (…) Artikel 38 behandelt die Strafen für die ‚Marronnage’, das Ausreissen: ‚Flüchtet ein Sklave (…), werden ihm die Ohren abgeschnitten. (…) im Wiederholungsfall (…) wird ihm die Kniekehle amputiert (…); beim dritten Mal wird er zum Tode verurteilt.’“ DAVID/ETEMAD/SCHAUFELBUEHL, 49 und ebd. 56 zur Menge versklavter Menschen. 134 DAVID/ETEMAD/SCHAUFELBUEHL, 30f. – Das starke finanzielle Engagement Berns verdankt sich u.a. auch dem Umstand, dass der Vertrag von Utrecht 1714 im Tagsatzungsort Baden weiter verhandelt wurde. 135 sc. l. www.ehs.org.uk/society/annualconferences.asp (zuletzt besucht am 01.06.2020). 136 Vgl. LEUENBERGER-BINGGELI, 235 sowie einlässlich LINDER, passim. 137 FÄSSLER, 176. 138 Vgl. FRIEDENTHAL, 93. Zu dieser Zeit waren in Europa noch kaum irgendwo kritische Stimmen gegen die Versklavung schwarzer Menschen aus Afrika in Amerika festzustellen. Immerhin wurde eine Generation nach HÄNDEL eine englische Musikerfamilie zusammen mit den Quäkern zur Mitbegründerin der Abolitionsbewegung (der Bewegung gegen die Sklaverei), welche schliesslich nochmals 80 Jahre später zur internationalen Ächtung wenigstens vorerst des Sklavenhandels führte: GRANVILLE SHARP (1735-1813) und seine sieben Geschwister pflegten dann für den musikversessenen König GEORG III. (König 1760- 1820) und seine Familie jeweils zum Geleit aufs Schiff HÄNDELS Chor „See, the Conqu'ring hero comes“ (“Tochter Zion“) aus den Oratorien Judas Maccabäus HWV 63 (1746) und Joshua HWV 64 (1747) und danach auf der Themse HÄNDELS Wassermusik HWV 348-350 aufzuführen und ihre Einkünfte hieraus in die Abolitionsbewegung zu investieren; GRANVILLE SHARP wurde alsbald stadtberühmt für seine vielen engagierten Verteidigungsreden zugunsten angeklagter und freiheitswilliger Sklaven: vgl. HOCHSCHILD, 58- 69. 139 Vgl. hiernach, Nr. 9 Bst. D, S. 99ff. 140 Vgl. hiervor unter Nr. 1 Ouvertüre/Sinfonia, S. 7. 141 Vgl. hiervor, Nr. 8 Bst. A, S. 77ff. 142 In den ersten Jahren nach seiner Heirat mit CONSTANZE WEBER erwarb MOZART 1782-1784 mit jedem Konzert um die 500 Gulden. Aus einem für ihn organisierten Benefizkonzert hatte er 1783 weitere 1'600 Gulden erhalten. Für die sechs seinem Freund FRANZ JOSEPH HAYDN gewidmeten Streichquartette erhielt MOZART vom Verleger 100 Dukaten, für jede seiner Opern üblicherweise mindestens den gleichen Betrag, für den Don Giovanni 1787 gar 225, für La Clemenza di Tito 200 Dukaten. Kurfürst FRIEDRICH AUGUST III. VON SACHSEN (1750-1827) gab MOZART im April 1789 für sein Konzert in Dresden 100 Dukaten; im gleichen Monat erhielt MOZART vom Preussenkönig FRIEDRICH WILHELM II. (1744-1797) nach seinem Vorspiel in Potsdam und Berlin 700 Gulden. - Zum Vergleich für den damaligen Geldwert hinsichtlich der 118

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nachfolgenden Angaben siehe den Brief WOLFGANG AMADEUS MOZARTS an seinen Vater vom 29./30. September 1777 (vgl. REICH 34f): 5 Gulden entsprachen 1 Dukaten; LEOPOLD MOZART musste seine vierköpfige Familie nach Angaben seines Sohnes mit jährlich 504 Gulden (d.h. 101 Dukaten) durchbringen. Allein mit seinen Opern, den HAYDN-Quartetten, den im Brief angeführten 3 Konzerten und dem einzigen Benefizkonzert verdiente WOLFGANG AMADEUS MOZART für seine drei-, erst in seinen letzten Lebensmonaten vierköpfige Familie (vier Kinder verstarben jeweils in den ersten Lebenswochen) in den knapp 10 Jahren nach seiner Heirat mindestens 1580 Dukaten; noch nicht mitgezählt sind dabei andere Einkünfte wie Klavier- oder Kompositionsschüler oder aus den üblicherweise mehreren Dutzend Konzerten pro Jahr. Für weitere Einkünfte hingegen muss anderseits berücksichtigt werden, dass zu MOZARTs Lebzeiten nur etwa 10 Prozent seiner Werke im Druck erschienen. Vgl. aber zur kriegsbedingten Geldentwertung während MOZARTs Wiener Zeit hiernach! 143 DURANT, XV 463f. 144 In diesem Zusammenhang gewinnt die Emanzipation der Juden ihre Bedeutung: Münzjuden traten in Wien die Nachfolge der Fürstenmäzene an; vgl. nur ZWEIG, 36f. 145 Nur vom 20. Januar bis zum 14. August 1790 bettelte MOZART allein seinen Freimaurer-Freund JOHANN MICHAEL PUCHBERG (1741-1822) neunmal je mit Teilerfolg um Geld an: Er erhielt insgesamt 710 Gulden. Erbeten hatte er verzweifelt mehrere tausend Gulden, um Mietrückstände für das früher bewohnte überaus teure Haus zu bezahlen und die angedrohte Verhaftung abzuwenden. In seinem Brief vom 17. Mai 1790 musste MOZART seinem Gönner PUCHBERG (abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1695&cat=3 [zuletzt besucht am 01.06.2020]) gestehen, er sei "gezwungen, bey Wucherern Geld aufzunehmen". Am 1. Oktober 1790 schliesslich musste er für ein zweijähriges Darlehen von 1000 Gulden nebst 10 % halbjährlich zu bezahlendem Jahreszins sein gesamtes Mobiliar verpfänden (Urkunde facsimile abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1707&cat=3 [zuletzt besucht am 01.06.2020]). Während seines letzten Lebensjahres war MOZART also genötigt, neben allen andern fortbestehenden Verpflichtungen diesem Darlehensgeber alle 6 Monate 50 Gulden bezahlen zu können. 146 Als Beispiele vergleiche man dazu MOZARTS bitter-satirische Karikatur mediokrer Hofkompositionen im sogenannten Dorfmusikantensextett (Ein musikalischer Spass) KV 522, die voller Anspielungen auf musikalische Blössen zeitgenössischer Grössen ist. MOZARTS "Schmeichelei" konnte vernichtend sein, etwa im Brief vom 20. Februar 1784 an seinen Vater (abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1345&cat=3 [zuletzt besucht am 01.06.2020]): "gestern war ich so glücklich den Hr: freÿ=hold ein Concert von seiner eigenen scomposition spiellen zu hören. – in seinen spiell fand ich wenig, und vermisste viel". Oder in einem Brief an seinen Vater vom 7. Juni 1783 (abrufbar unter: http://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1319&cat=3 [zuletzt besucht am 01.06.2020]): "Clementi ist ein Ciarlatano wie alle Wälsche"; dies hinderte denselben WOLFGANG AMADEUS MOZART 1791 allerdings nicht, die Ouverture zu seiner Oper Die Zauberflöte KV 620 mit einem Zitat von … MUZIO CLEMENTI (1752-1832): Klaviersonate in B-Dur op. 24 Nr. 2 (1790), 1. Satz Allegro con brio (Hauptthema) zu beginnen. Bereits LEOPOLD MOZART hatte seinen Sohn gewarnt, seine ungezügelte Arroganz mache ihn unbeliebt. 147 Im Introitus zitiert MOZART aus dem 1. Satz (Larghetto e staccato, Takte 1-9) des 1737 komponierten Anthem for the Funeral of Queen Caroline HWV 264 seines Vorbildes GEORG FRIEDRICH HÄNDEL. In Tat und Wahrheit zitieren damit beide Meister den noch weit älteren evangelischen Choral "Wenn mein Stündlein vorhanden ist“ (WOLFF, 80f). Für HÄNDEL war dies bewusste Anspielung auf die – für England damals überaus bedeutsame – evangelisch-reformierte Konfession der verstorbenen Monarchin gewesen (vgl. die britische Act of Settlement [1701] Ziff. II und III Einleitung und 1). 148 Das Thema des Kyrie entnahm MOZART den ersten Takten des Schlusschores (We will rejoice in thy salvation) von HÄNDELS Oratorium Joseph and his brethren (HWV 59, 1743) mit dem kontrapunktierenden Alleluja im Bass. Aber HÄNDEL hatte das Thema bereits 1742 in seinem Dettinger Anthem HWV 265 zur Feier des englischen Sieges über Bayern und Franzosen im österreichischen Erbfolgekrieg verwendet; für die verzweifelte Kyrie-Bitte seiner Totenmesse wendet MOZART also einen Siegesgesang des verehrten HÄNDEL von Dur nach Moll. Freilich stimmt das Thema der tiefen Stimmen auch überein mit den ersten Tönen des Passionschores Nr. 23 (And with His stripes we are healed) aus dem zweiten Teil von HÄNDELS Messias (HWV 56, 1741). Bei MOZART erscheinen Kyrie eleison und Christe eleison nicht als aufeinanderfolgende Strophen, sondern gleichzeitig als Doppelfuge. HÄNDELS dreitaktiger, rondoartiger Refrain "Alleluja" wird bei MOZART als Bassthema dem Kyrie zugewiesen. 149 Gemeint ist Prof. FERDINAND VETTER (1847-1924), Gatte der Stieftochter JOSEPH VICTOR WIDMANNS. 150 Gemeint ist Prof. ALFRED STERN (1846-1936). 151 Dies war dann Mittwoch der 29. September 1886. 152 WIDMANN, 70f.

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153 Dies ergibt sich daraus, dass BRAHMS mit diesem frisch geschriebenen Lied HERMINE SPIES kurz zuvor in Thun empfangen hatte (OREL, 206). 154 In dieser Londoner Fassung für zwei Klaviere anstelle des Orchesters hat der Kirchliche Singkreis Wohlen im November 1998 das Deutsche Requiem auch gesungen. 155 BRAHMS selbst hat dies HERMINE SPIES in der für ihn typisch leisen Art eingestanden, als er ihr 1885 das auf den Text von KLAUS GROTH geschriebene Lied „Komm bald“ op. 97 Nr. 5 als Gruss zweier Verehrer sandte. Vgl. OREL, 192 und 194f; KALBECK IV, 15 und 19. Zu HERMINE SPIES vgl. auch KÜHNER, 1042f. 156 Die wunderbar humorvolle Ironie zwischen den beiden kommt auch zum Ausdruck in der Zusage von Frau SPIES auf einer Karte aus Montreux vom 27. September 1886, mit BRAHMS zusammen privat bei WIDMANN zu konzertieren: „Ein Mädchen – ein Wort!“ 157 WIDMANN, 75. 158 BÜLOW war u.a. Widmungsträger von PJOTR ILLITSCH TSCHAIKOWSKIS (1840-1893) berühmtem Klavierkonzert Nr. 1 in b-moll op. 23 (1874). 159 Vgl. WIDMANN, 164 Fn. 14. 160 HOFFMEISTER, 278. 161 FISCHER, Zeittafel 602f. 162 FISCHER, Zeittafel 622; dazu BÄRTSCHI, 558f. 163 Vgl. GERHARD, 6. 164 Vgl. ACHENBACH/KRIEGE, 219. 165 Vgl. GREMPLER, 100. 166 Vgl. GOSEWINKEL/MASING, 447. 167 Vgl. STEINER, 190f. 168 Vgl. SURCHAT, 292-294. 169 Vgl. CONZEMIUS, 477. 170 Vgl. Wikipedia: Art. Mermillod Gaspard = http://de.wikipedia.org/wiki/Gaspard_Mermillod (zuletzt besucht am 01.06.2020). 171 WILHELM BUSCH: Aphorismen, Reime und Sinnsprüche. 172 WILHELM BUSCH: Dideldum (1874): 7. Der Maulwurf. 173 FRIEDRICH NIETZSCHE: Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt (1888) Nr. 33. 174 WILLIAM SHAKESPEARE: Twelfth Night or What You Will [1601] I,1. 175 VICTOR HUGO: William Shakespeare. Paris 1864. Première Partie. Livre II Les Génies. IV, p. 120. 176 Vgl. HOFFMEISTER, 275. 177 Vgl. HOFFMEISTER, 286. 178 GIUSEPPE VERDI (1813-1901): Nabucco. Oper (1842), Parte 3 Scena 4: Gefangenenchor. 179 Zu alledem vgl. WEISSWEILER, 226f, 281, 284f und 303-307.

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