LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Antwort
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LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucksache 12/1 076 12. Wahlperiode zu Drucksache 12/465 11.03.1992 Antwort des Ministeriums des lnnern und für Sport auf die Große Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN -Drucksache 12/465 - Rüstungsaltlasten in Rheinland-Pfalz Die Große Anfrage vom 11. Oktober 1991 hat folgenden Wortlaut: Die Versehrnutzung von Rüstungsstandorten ist keine abgeschlossene Reminiszenz der Ge schichte. Seit Anfaog 1989läßt die US-Army in Europa ihre Liegeruchalten auf Bodenverseuchungen untersuchen. Die Fachzeitschrift .SIEG TECH• vom 22 Juli 1991 rechnet mit insgesamt I 0 000 militärischen Aldastsundortcn in der Buodcarcpublik. In Rhcinland-Pfalz wurden allein auf dem Flugplatz Zweibrücken über 400 Verdachtsstellen innerhalb des Absperrzaunes fcstgestcllL Zahlreiche dieser Standorte beftndcn sich zum Teil auf Geländen, die bereitsseit Beginn dieses JahrhWlderts als militärisch genutzte Areale bdwmt sind. Viele dieser Flächen 1ind jedoch im Laufe der Jahre in der Öffcndichkeit und bei Behörden in Vcrgessenheit geraten. Bei Folgenutzung durch alliierte Strcitkrifte oder durch die Bundeswehr hat in aller Regel keine Bestandsaufnahme der Vorbelastung durch die Z1Utindigen Behörden stattgefunden. Hieraus ergeben sich erhebliche rechtliche Probleme, du Verunachcrprinzip, wie es heute gilt, anzuwenden. Die Rechufigur des .Zustandsstören• ist quantitativ und qualitativ außer• ordentlich schwierig herzustellen. Mit dieser Anfrage soll ein Versuch unternommen werden, Informationen und Daten dieser .vergcascnen militärischen Vorbelastung• für Rheinland-Pialz auf dem gegenwärtigen Sund zu dokumentieren. Für eine Reihe von Standorten liegen aus der II. Wahlperiode bereits broduaickhaftc Infor mationen vor. Nachfolgend wird eine kurze Awwahl hicraw angclührt, insbe.lndere An fragen, die die damalige Landesrcgicrwtg im Einzelfall sehr zuriickhaltcnd bzw. ausweichend beantwortet hatte. A. Bei der 1987/1988 von GRÜNEN entdeckten RWmngsaltlast I. Weltkriegsmunitionsfabrik Hallschlag/Kehr hat das Land nunmehr vor Einleitung einer cigendichcn Entmunitionierung und Bodensanierung bereits über drei Millionen außerplanmäßig in den Haushalt einstellen müssen. Das Gelände war aus nicht nachvoUziehbaren Gründen cnt 1979 von gewerblicher in land und forstwirtschaftliche Fläche umgewidmct worden, weil die Eigentiim.erin des größten Teiles des Geländes, die Kölr1er Rüstungsftnna McissßCI', auf eine geplante Nutzung .wegen der Aversion der dortigen Bevölkerung gegen unsere Branche• verzichtete. 8. 1n Neuwicd verwi.,en DIE GRÜNEN 1989 auf Rüatungsaldastcn auf einem gerade in Er schließung befindlichen Industriegebiet, uod es wurden Ü~ cinca ,.Nahltampfmittci" Dcpots aus dem I. Weltkrieg gcfundCJL Obwohl das fragliche Gebiet bis heute nicht als voU ständig aaniat beteachtet werden kann, wurden weit über 2S Tonnen teils bezündcrtcr und damit detonationsfähiger Munition gefunden. Ein Fund einet Granate mit flüssigem Inhalt (möglicherweise Giftgas) wurde örtlichen Behörden und der Öffendichkcit ein dreiviertel Jahr lang verschwiegen. Die Funde lagen tiefer als beabsichtigte Fundamentgründungen, nämlich in fünf bis sechs Metern (Drucksache I 1/3032). Druck: Landtag Rheinland-Pialz, 20. März 1992 Drucksache 12/1 Q7 6 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode c. In Mülhcim-Depot, auf einer 1919 explodierten Produktionsstätte für Munition im I. Wdt krieg, steht seit Jahren ein Gewerbegebiet. Es ist wahrscheinlich. daß es in einigen Metern Tiefe, nach Aw&age von Expenen, mutmaßlich nicht anden aussiebt als in Ncuwied. Alleine aus Gründen der präventiven Gefahrenabwehrt Sicherheitsgründen erscheinen ein gehende Unt=uehungen notwendig (Drucksachen 11/3242 und 11/4302). D. Die GRÜNEN in Sobemheim konnten 1990 auf eine .Kampfstoffdelaborienmgsanlage in Monzingen (1. Weltkrieg) aufmerluam machen. Halbheraig und unvollständig durchgeführte Räumungen 1962 und 1982 haben ein weitgehend ununtersuchtes und nicht saniertes Gelände hinterlassen. Es besteht weiterhin erheblicher Untenuchungsbedarf, und es können Verun reinigungen des Erdreiches wtd weitc:re Funde von Kampfstoffen z. B. in Glasflaschen und arsenhaltigcs Erdreich nicht ausgeschlossen werden {Drucksache 1 1/4879). E. Im geplanten Baugebiet Unkcl-Süd wurden zwar Altlasten erlaßt, nicht aber ein ehemaliger Brand- und Ddaborierungsplatz. Über 400 000 DM wurden bisher an notwendigen Unter suchungen/An.a.lysen verausgabL F. Das Kampfmittelräumdiensdager Helmenberg (Kreis Trier-Saarburg) ist nicht nw wegen unsachgemäßer Lagerung und Behandlung von Munitions- und Kampfstoffunden in Verruf gekommen. Dieses Lager entspricht nicht einmal den Unfallverhütungsvorschriften im ge werblichen Bereich Den ördichen Gemeinderäten war seit Jahren verheimlicht worden, daß dort noch immer ca. 100 Kilogramm Kampfstoffe (Ciark) aus dem I. Weltkrieg aus Monzin gen lagerten. Lediglich zwei Dutzend Kampfstoffgranaten waren nach jahrelangem Hick Hack .öffendich verkündet• nach Munster abtransportiert worden. Das Lager Heleoenberg hätte sehon aufgrund seiner Nutzung als Spreng· und Brandplatz in Nachkriegszeiten auf Rückstände von boden- und wassergefährdenden Giftstoffen unter sucht werden müssen (Drucksachen 1 t/1316, 1 l/3973 und 11/4327). G. Der im Guubezirk Baumholder liegende, seit Jahrzehnten genutzte gleichnamige Truppen übungsplatz, auf dem überdies seit einigen Jahren auch der Kampfmittelräumdienst seine Fundmunition sprengen .darf•, weist in großen Bereichen erheblich gesundheiubeeinträchti• gende Stäube auf. Außerdem unterliegt dieses Territorium nicht der Kontrolle der für Munitionsräumung zuständigen und verantwortlichen Landesregierung. H. Bei Hillesheim (Kreis Daun) wurde festgestellt, daß ein Trinkwuserbrunnen nicht rru.r auf einem von zwei ehemaligen und ezplodierten Munitionsdepots des 11. Weltkriegs liegt, sondern auch noch auf einer dörflichen Müllkippe. Der Brunnen wurde zwischenzeidich ge schlossen. Weitere Untersuchungen erscheinen notwendig (Drucksachen 11/1303 und 11/5203). I. Die .Miedziankit• bei Nassau, ein gesichertes Gelände bei Neuhäusel und ein Stollensyncm bei Bruttig an der Mosd waren Anlässe grüner Landtagsanfragen (Drucksachen 1 tl.f503, 11/3757, 11/3758), wobei Auskünfte durch die Landesregierung teilweise verweigert oder umgangen wurden. V nuntersucht findet man überall im Land aufgegebene Standorte. Teilweise wurden und werden sie militärisch weiter genutzt und vennudich auch kontaminierL Es ist Zeit, daß eine schonungslose Übersicht über potcntidle verseuchte Rüstungsstandorte in Rheinlaod-Pfalz lückenlos erstellt und der Öffentlichkeit vorgelegt wird. Besonders für eventuell bisher arglose Eigentümer ist es wichtig. nicht nw den Ort, sondern auch die Ge markung, die Flur und die Panellenbezeichnung einer mutmaßlichen und potientiellen Alt last zu erfahren. Wie dies zu bewerbteiligen ist, zeigen die Ende September 1991 durch die nordrhein-west fälische Landesregierung vorgestellten .Materialien zur Ermittlung und Sanierung von Alt lasten" (Band l, Verdaehts!lä<hen rüstunl!'- und kriegsbedingter Altlaatcn in NRW). Wir fragen die Landesregierung: LAllgemeine Recherche und Untersuchungen 1. Hat die Landesregiccung eine Bestandsaufnahme aller potentidlen Rüstungsstandorte vor dem II. Weltkrieg durchgeführt? Wenn ja, mit welchem Ergebnis, und wann wurden diese Untenu.c:hungen dwchgeführt? 2. Wie wurde diese Erhebung dun:hgeführt? Wurde neben aus Findbüchern herawgesuchten Akten auch weitergehende Literatue aus gewertet (z. B. französisches Militärarchiv in Colmar, Regionale Zeitungen) und örtliche Befragungen z. B. von Zeitzeugen dorchgeführt? 2 Landtag Rheinland-Pfalz-12. Wahlperiode Drucksache 12/1 07 6 3. Wurden die Tagesberichte der Munitionsräumer, die ab 1949 in Regie des Landes arbeite ten, auf Fundorte und Fundmengen aufgeschlüsselt und überprüft, ob an gleichen Orten seither Häufungen von Funden festzustellen waren? 4. An welchen Standorten wurden gezidte UntenUchungen von Boden und Wasser einge leitet? Mit wdchem Ergebnis? li. Sprengstoffherstellung 1. Wo in Rheinland-Pfalzwaren/sind Betriebe, die Kampf- oder Sprengstoffe verarbeiteten/ herstellten oder noch verarbeiten! herstellen? (K;.wwbcz.;chnung: Ort, Gemarkung, Flur, Parzcllein) a) Um wdchc K;.mpf· oder Sprengstoffe handdt es sichl b) Angabe der Produktionszeiträume und Mengen. 2. Wo wurde mit Plkrimäure gearbeitet? (Pikratbildung!) 3. An welchen o. g. Ortm wurden Zünder und Zünderteile hergestellt? 4. An welchen o. g. Orten lagen aktenmäßig erlaß.. kriegswichtige chemische Induatriehe triehe uod sonstige kriegswichtige Anlagen l S. Welche Orte, in welchen Landkreisen, tauchen in Zusammenhang mit Verlagerungen und Decknamen von kriegswichtigen Industrien auf? (Kaw,.rbcz.;chnung: Ort, Gemarkung, Flur, Parzcllein) 6. An wdchen Orten lagen unterirdische Produktionsaniagent Lagerriume, und in wdchem Zustand befinden sie sich heute? (K;.w,.rbcz.;chnung: Ort, Gemarkung, Flur, Parzellein) 7. Wie ist die jetzige Nuu:ung dieser Gelände und Gebäude (z. B. die über 100 Gebäude der .Pu.Iverfabrik• in Hamm/Sic&)? 111. MunitK>nsdepou/-lager 1. An welchen Orten waren im I. W cltkricg Munitionsdcpots, Mwtitionslagcr und Muni tionsverladebahnhöfc? (Kawterhezeichnung: Ort, Gemarkung. Flur, Parzellein) 2. An welchen Orten waren im Zweiten Weltkrieg Mwtitionsdcpots, Munitionslager und Munitionsverladcbahnhöfe? (Katasterhezeichnung: Ort, Gemarkung, Flur, Parzellein) 3. Welche dieser Depots, Lager und Bahnhöfe wurden in der Nachkriegszeit (wie?), bis wann, bzw. bis heute genutzt? 4. Bei welchen Onschaften wurden anläßlich von Transporten