<<

Immissionsschutzrechtliches Verfahren

Windpark

UVP-Bericht

Erstellt im Auftrag der Windpark Reinhardswald GmbH & Co. KG

Kassel, Juni 2019 geändert März 2020, Juli 2020

Hafenstraße 28, 34125 Tel: 0561 5798930, Fax: 0561 5798939 E-Mail: [email protected]

Auftraggeber: Windpark Reinhardswald GmbH & Co. KG Über dem Maibach 2 34393

Auftragnehmer: BÖF Büro für angewandte Ökologie und Forstplanung GmbH Hafenstraße 28 34125 Kassel www.boef-kassel.de

Projektleitung: Birte Schwoch

Bearbeiter: Stefan Brinkmann Julia Hartung Simone Leibmann Birte Schwoch

UVP-Bericht Windpark Reinhardswald Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG ...... 1

1.1 VERANLASSUNG ...... 1

1.2 RECHTLICHE GRUNDLAGEN ...... 2

1.3 DATENGRUNDLAGEN ...... 2

2 VORHABENSBESCHREIBUNG UND WESENTLICHE WIRKUNGEN ...... 3

2.1 WINDKRAFTANLAGEN ...... 3

2.2 ZUWEGUNG ...... 7

2.3 KABELTRASSE UND NETZANSCHLUSS ...... 8

2.4 ZISTERNEN ...... 10

2.5 EXTERNE MAßNAHMEN ...... 10

2.6 WIRKFAKTOREN DES VORHABENS ...... 12

2.7 WIRKZONEN DES VORHABENS ...... 13

3 ALTERNATIVENBETRACHTUNG ...... 16

4 LAGE UND ABGRENZUNG DES PLANUNGSGEBIETS ...... 21

5 METHODISCHES VORGEHEN ...... 22

6 RAUMANALYSE – ERFASSEN UND BEWERTEN DER SCHUTZGÜTER ...... 22

6.1 MENSCH, INSBESONDERE DIE MENSCHLICHE GESUNDHEIT ...... 23 6.1.1 Bestand ...... 25 6.1.2 Bewertung ...... 27 6.1.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen ...... 27 6.1.4 Fachplanerische Vorgaben ...... 28

6.2 VEGETATION, FAUNA UND BIOLOGISCHE VIELFALT ...... 28 6.2.1 Pflanzen und Biotope ...... 28

6.2.1.1 Potenziell natürliche Vegetation (pnV)...... 29

6.2.1.2 Bestand ...... 29

6.2.1.3 Bewertung ...... 33 6.2.2 Fauna...... 35

6.2.2.1 Bestand ...... 35

6.2.2.2 Bewertung ...... 42 6.2.3 Biologische Vielfalt ...... 43 6.2.4 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen ...... 43 6.2.5 Fachplanerische Festsetzungen...... 44

BÖF Stand: 24.07.2020 I Inhaltsverzeichnis UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

6.3 BODEN UND FLÄCHE ...... 45 6.3.1 Bestand ...... 45 6.3.2 Bewertung ...... 46 6.3.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen ...... 48 6.3.4 Fachplanerische Festsetzungen...... 48

6.4 WASSER ...... 49 6.4.1 Bestand ...... 49 6.4.2 Bewertung ...... 51 6.4.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen ...... 53 6.4.4 Fachplanerische Festsetzungen...... 54

6.5 KLIMA / LUFT ...... 54 6.5.1 Bestand ...... 54 6.5.2 Bewertung ...... 55 6.5.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen ...... 56 6.5.4 Fachplanerische Festsetzungen...... 56

6.6 LANDSCHAFT ...... 56 6.6.1 Bestand ...... 57 6.6.2 Bewertung ...... 57 6.6.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen ...... 59 6.6.4 Fachplanerische Festsetzungen...... 60

6.7 KULTURELLES ERBE UND SONSTIGE SACHGÜTER ...... 60 6.7.1 Bestand und Bewertung ...... 61 6.7.2 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen ...... 63 6.7.3 Fachplanerische Festsetzungen...... 63

6.8 WECHSELWIRKUNGEN ...... 63

7 KUMULATIVE VORHABEN ...... 65

8 AUSWIRKUNGSPROGNOSE ...... 65

8.1 METHODISCHE VORGEHENSWEISE ...... 65

8.2 SCHUTZ-, VERMEIDUNGS- UND MINDERUNGSMAßNAHMEN ...... 65

8.3 KOMPENSATIONSMAßNAHMEN ...... 68

8.4 ERMITTLUNG UND BEURTEILUNG DER PROJEKTAUSWIRKUNGEN AUF DIE SCHUTZGÜTER ...... 69 8.4.1 Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch, insbesondere die menschliche Gesundheit ...... 70 8.4.2 Auswirkungen auf das Schutzgut Vegetation, Fauna und biologische Vielfalt ...... 77

8.4.2.1 Pflanzen und Biotope ...... 77

8.4.2.2 Fauna...... 78

8.4.2.3 Biologische Vielfalt ...... 84

II Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald Inhaltsverzeichnis

8.4.3 Auswirkungen auf das Schutzgut Boden und Fläche ...... 84 8.4.4 Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser ...... 87 8.4.5 Auswirkungen auf das Schutzgut Klima / Luft...... 91 8.4.6 Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft ...... 92 8.4.7 Auswirkungen auf das Schutzgut kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter ...... 99 8.4.8 Wechselwirkungen ...... 102

8.5 AUSWIRKUNGEN AUF NATURA 2000-GEBIETE SOWIE BESONDERS GESCHÜTZTE ARTEN ...... 104 8.5.1 Natura 2000-Gebiete ...... 104 8.5.2 Besonders geschützte Arten ...... 104

9 ALLGEMEINVERSTÄNDLICHE ZUSAMMENFASSUNG ...... 105

10 FAZIT ...... 112

11 LITERATURVERZEICHNIS ...... 113

Tabellenverzeichnis Tab. 2-1: Übersicht über die anlagebedingte Flächeninanspruchnahme der einzelnen Standorte durch neue Versiegelung sowie sonstige Inanspruchnahme ...... 4 Tab. 2-2: Übersicht über die baubedingt in Anspruch genommene, bisher unverdichtete und unversiegelte Fläche je WEA ...... 5 Tab. 2-3: Übersicht über die in Anspruch genommenen Waldflächen zusammengefasst auf Basis der Forsteinrichtungsdaten...... 5 Tab. 2-4: Übersicht über die Menge an Abfällen für den Bau und Betrieb einer Anlage ...... 6 Tab. 2-5: Übersicht über die in Anspruch genommenen Waldflächen zusammengefasst auf Basis der Forsteinrichtungsdaten...... 8 Tab. 2-6: Übersicht möglicher Wirkungen...... 12 Tab. 3-1: Übersicht über die Flächeninanspruchnahme der Varianten A und B ...... 20 Tab. 6-1: Biotoptypenbestand und -bewertung nach erweiterter Biotoptypenliste der Kompensationsverordnung ...... 29 Tab. 6-2: Zusammenfassung der Biotoptypenbewertung ...... 34 Tab. 6-3: Übersicht über die Gesamtbewertung der Bodenfunktionen an den Standorten WEA3 – WEA20 gemäß BBU (2019a) ...... 47 Tab. 6-4: Übersicht über die Gewässer innerhalb des Untersuchungsgebiets (250 m um die WEA-Standorte) ...... 49 Tab. 6-5: Übersicht über die Gesamtschutzfunktion der Grundwasserüberdeckung an den Standorten WEA3 – WEA20 gemäß BBU (2019b) ...... 52 Tab. 6-6: Schutzgutbezogene Zusammenstellung von Wechselwirkungen ...... 64

BÖF Stand: 24.07.2020 III Inhaltsverzeichnis UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Tab. 8-1: Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen...... 66 Tab. 8-2: Maßnahmen zur Kompensation der Eingriffe ...... 69

Tab. 8-3: Beurteilungpegel (Lr) Zusatzbelastung (RAMBOLL 2020a)*** ...... 73 Tab. 8-4: Beschattungsdauer pro Jahr (astronomisch maximal möglich sowie meteorologisch wahrscheinlich) (RAMBOLL 2020b)* ...... 74 Tab. 8-5: Übersicht über die Flächeninanspruchnahme durch das Projekt Windpark Reinhardswald ...... 86

Abbildungsverzeichnis Abb. 2-1: Geplanter Standort des Umspannwerks am Farrenplatz südlich der WEA 3 ...... 9 Abb. 3-1: Auszug Teilregionalplan Nordhessen, Vorranggebiet für Windenergienutzung (KS4a und KS4b im Osten sowie KS03 im Nordwesten) Stand: 2017...... 17 Abb. 3-2: Geprüfte Zuwegungsalternativen zur südlichen Teilfläche des Windparks Reinhardswald ...... 18 Abb. 3-3: Geprüfte Zuwegungsvarianten zur Erschließung von WEA 20 ...... 20

Anhang

Anhang 1: Biotoptypenbewertung

Karten

Karte 1 - Übersicht (1:30:000)

Karte 2 – Schutzgüter gemäß UVPG (1:10.000)

Karte 3 - Übersicht Rodungsflächen (1:7.500)

Nachrichtlich beigefügte Karten / Unterlagen

19.3.1 - Maßnahmenübersichtsplan (1:10.000)

Visualisierungen

IV Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

1 EINLEITUNG

1.1 VERANLASSUNG

Die Windpark Reinhardswald GmbH & Co. KG plant im nördlichen Reinhardswald die Errich- tung von 18 Windenergieanlagen des Typs Vestas V-150 mit einer Nabenhöhe von 166 m (ab Oberkante (OK) Auflast) und einem Rotordurchmesser von 150 m. Die Gesamthöhe der An- lagen beläuft sich auf rd. 241 m. Der geplante Windpark liegt in den Vorrangflächen KS4a (Farrenplatz) im Norden und KS 4b (Langenberg) im Süden des am 15.05.2017 von der Lan- desregierung genehmigten und am 26.06.2017 im Staatsanzeiger Hessen veröffentlichten Teilregionalplan Energie Nordhessen (RP KASSEL 2017). Im Teilgebiet Farrenplatz sind dabei zwei, im Teilgebiet Langenberg 16 Anlagen geplant.

Der Antrag wurde im Juli 2019 beim RP Kassel eingereicht. Nach einem Ortstermin der zu- ständigen Naturschutz- und Forstbehörde wurde in einem Termin mit der Verfahrensleitung die Anpassung der Antragsunterlagen abgestimmt. Aufgrund der großflächigen Veränderun- gen der Bestands- und damit auch der Habitatstrukturen durch Sturmwurf und Käfer sowie Dürreschäden im Reinhardswald wird es erforderlich, die möglichen Auswirkungen des Vor- habens auf die Anpassungen in der Biozönose zu betrachten (vgl. Unterlage 19.3.3.6).

Aufgrund der Stellungnahme der Bundeswehr hat der Antragsteller zudem ein Signaturtechni- sches Gutachten bei Dr. Frye, airbus, beauftragt, um die Auswirkungen auf das Nato-Radar Auenhausen prüfen zu lassen. Die Anlagenstandorte WEA 3 bis WEA 20 werden das Nato- Radar nicht stören, wobei der Anlagenstandort WEA 18 um etwa 15 m verschoben werden musste. Die Anlagenstandorte WEA 1 und WEA 2 könnten zu Beeinträchtigungen des Radars führen. Sofern eine vorgelagerte Bestandsanlage zurückgebaut werden könnte, wäre auch der Standort der WEA 1 umsetzbar. Aus diesem Grund hat sich der Antragsteller dazu entschlos- sen, das Genehmigungsverfahren zunächst mit den Standorten WEA 3 bis WEA 20 fortzufüh- ren und die Standorte WEA 1 und WEA 2 zunächst zurück zu stellen.

Gemäß § 1 Abs. 1 Satz 1 UVPG fallen Windfarmen, Waldrodungen und Erstaufforstungen in den Anwendungsbereich dieses Gesetzes. Bei dem Windpark Reinhardswald handelt es sich um einen Windpark mit 18 Anlagen, was entsprechend Anlage 1 Nr. 1.6.2 UVPG zu einer Pflicht zur Durchführung einer allgemeinen Vorprüfung des Einzelfalls führt. Bei der Rodung von Wald in einem Umfang von mehr als 10 ha Wald ist ebenfalls die Durchführung einer UVP zwingend erforderlich. Ersatzaufforstungsflächen konnten in einem Umfang von rd. 2,56 ha ermittelt werden. Für das verbleibende Defizit wird die Walderhaltungsabgabe beantragt. Die Ersatzaufforstungen sind somit kein Vorhaben, das eine UVP auslöst. Für Ersatzaufforstungen in einem Umfang von 2 ha bis weniger als 20 ha ist jedoch mindestens eine standortbezogene Vorprüfung des Einzelfalls entsprechend Anlage 1 Nr.17.1.3 UVPG notwendig.

Der hier zu erstellende Bericht nach UVPG beinhaltet die Ermittlung, Beschreibung und Be- wertung der für die Prüfung der Umweltverträglichkeit bedeutsamen Auswirkungen des Wind- parks (Rodungen und Windenergieanlagen) auf den Menschen und insbesondere die mensch- liche Gesundheit, die Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt, den Boden bzw. Fläche, Was- ser, Luft, Klima und Landschaft, kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter sowie die Wechsel- wirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern (s. §1a 9. BImSchV). Zusammenfassend

BÖF Stand: 24.07.2020 1 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald werden die wesentlichen Inhalte gemäß § 16 Abs. 1 Nr. 7 UVPG in einer allgemein verständ- lichen, nichttechnischen Zusammenfassung wiedergegeben, diese ist als Anhang dem UVP- Bericht beigefügt. Die Auswirkungen durch den Bau der erforderlichen Erschließung (Zuwe- gung), der Kabeltrasse sowie der vorgesehenen Löschwasserzisternen werden im Zusam- menhang mit der erforderlichen Waldrodung und Flächeninanspruchnahme mit betrachtet. Diese sind nicht Teil des BImSch-Verfahrens, sondern werden über eigenständige Verfahren genehmigt.

1.2 RECHTLICHE GRUNDLAGEN

Der UVP-Bericht ist ein unselbständiger Teil des verwaltungsbehördlichen Verfahrens nach BImSchG. Der Planungsträger muss die entscheidungserheblichen Unterlagen über die Um- weltauswirkungen des Vorhabens in einem Bericht darstellen. Nach Vorgabe des §1a 9. BImSchV i.V.m. § 2 Abs. 2 UVPG werden unmittelbare und mittelbare raumbedeutsame Auswirkungen eines Vorhabens auf

• Menschen, insbesondere die menschliche Gesundheit, • Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, • Fläche, Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, • kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter sowie • die Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern frühzeitig und umfassend ermittelt, beschrieben und bewertet. Dabei sind Natur und Land- schaft so detailliert zu erfassen, wie es für die zu treffende Entscheidung über die Planung erforderlich ist. Die Anforderungen werden in § 16 UVPG i.V.m. Anlage 4 ausgeführt.

1.3 DATENGRUNDLAGEN

Für den UVP-Bericht werden hauptsächlich die vorliegenden Erhebungen zur Fauna (BÖF 2018a-c, ITN 2018) und zu den Biotoptypen, die bodenkundliche Standortuntersuchung (BBU 2019a) sowie das hydrogeologische Gutachten (BBU 2019b) herangezogen. Im Rahmen der Erstellung der Antragsunterlagen für die Genehmigung des Windparks haben außerdem um- fangreiche Abstimmungen zu den Antragsunterlagen mit den zuständigen Fachbehörden, ins- besondere Naturschutz und Forst, aber auch Denkmalpflege, stattgefunden, deren Ergebnisse ebenfalls berücksichtigt werden. Weitere Informationen sind übergeordneten Planungen sowie Karten, bspw. Regionalplan, Flächenschutzkarte Hessen, HessenViewer und Freizeitkarten entnommen. Die Bauleitplanung der Kommunen liegt nicht in digitaler Form vor, sodass eine Übernahme in die Karten nicht möglich war. Für die Darstellung in den Karten wurde daher auf die Siedlungsflächen frei zugänglicher Kartenwerke, des Regionalplans Nordhessen (RP KASSEL 2009) sowie eigene Digitalisierungen zurückgegriffen. Eine Berücksichtigung der Bau- leitplanung hat im Rahmen der notwendigen Schall- und Schattenwurfprognose jedoch statt- gefunden (vgl. RAMBOLL 2020a, RAMBOLL 2020b). Die Ergebnisse werden in dem UVP-Bericht berücksichtigt.

2 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

2 VORHABENSBESCHREIBUNG UND WESENTLICHE WIR- KUNGEN

Der Bedarf des Vorhabens ist durch die Energiewende begründet. Das Vorhaben befindet sich, bezogen auf die Windenergieanlagen, in zwei im Teilregionalplan Energie Nordhessen (2017) ausgewiesenen Windvorrangflächen. Der Betrieb der geplanten WEA trägt dazu bei, die bundesweit beschlossene Energiewende sowie das Ziel Hessens, bis 2050 den Endener- gieverbrauch bei Strom und Wärme möglichst zu 100 % durch Erneuerbare Energien zu de- cken, umzusetzen.

2.1 WINDKRAFTANLAGEN

Die Auswahl einer modernen Windkraftanlage für ein solches Projekt erfolgt im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung. Hierbei werden nur Anlagen zugelassen, die die Standards der Regeln der Technik erfüllen. Im Auswahlverfahren hat sich der gewählte Hersteller mit dem gewählten WEA-Typ aufgrund der modernen Technik in Verbindung mit optimalen Winderträ- gen durchgesetzt. Technisch und wirtschaftlich vergleichbare Anlagen dieser Größenordnung für den hier vorliegenden Standort weisen eine vergleichbare Technik auf.

In den zwei Vorranggebieten sollen insgesamt 18 Windkraftanlagen vom Typ Vestas V-150 aufgestellt werden. Zwei Anlagen sind im nördlichen Teilgebiet (KS 4a Farrenplatz) und 16 Anlagen im südlichen Teilgebiet (KS 4b Langenberg) geplant. Die Anlagen weisen eine Na- benhöhe von 166 m (OK Auflast) und eine Gesamthöhe von rd. 241 m auf.

Bei dem geplanten Anlagentyp handelt es sich um eine drehzahlvariable Aufwindanlage mit Pitchregulierung, aktiver Windnachführung und Dreiblattrotor mit einer Nennleistung von 5,6 MW.

Die Betriebstemperatur der Anlage liegt bei -20°C bis + 45°C. Bei Umgebungstemperaturen über 45°C stoppt die Energieerzeugung. (vgl. VESTAS 2019a)

Die Sicherheit wird u.a. durch ein aerodynamisches Bremssystem, Kurzschlussschutz, Über- drehzahlschutz, ein Rauchmeldesystem und eine automatische Löscheinrichtung, ein Blitz- schutzsystem und durch Rückhalte- und Auffangvorrichtungen gewährleistet.

Ausmaße der Anlagenteile

Nabenhöhe (OK Auflast) 166 m Rotordurchmesser 150 m Flügellänge 75 m

BÖF Stand: 24.07.2020 3 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Anlage- und baubedingte Flächeninanspruchnahme

Anlagebedingte Inanspruchnahme

Anlagebedingte Flächenbeanspruchungen entstehen in den Bereichen von Böschungen, Zu- wegung inkl. Bankett, Fundament, Kranausleger inkl. Hilfskranflächen, Kranballast und Kran- stellfläche. Bereiche entlang der Zuwegung, die den Anlagen zugeordnet sind, müssen für den Antransport erforderliche Lichträume aufweisen und während der gesamten Betriebszeit der Anlagen freigehalten werden, somit zählen diese zu den anlagebedingten Flächenbeanspru- chungen.

Die dauerhafte Flächeninanspruchnahme durch neue Teil- und Vollversiegelung (je Funda- ment 573 m² / WEA) für Zuwegung, Fundamente, Turm und Kranstellfläche sowie Hilfskran- stellflächen beträgt bei den einzelnen Anlagen zwischen rd. 2.493 m² und rd. 7.350 m².

Die Versiegelung an den einzelnen Anlagenstandorten stellt sich wie folgt dar:

Tab. 2-1: Übersicht über die anlagebedingte Flächeninanspruchnahme der einzelnen Stand- orte durch neue Versiegelung sowie sonstige Inanspruchnahme

WEA Vollver- Teilver- Sonstige In- WEA Vollver- Teilversiegelt Sonstige In- siegelt siegelt anspruch- siegelt [m²] anspruch- [m²] [m²] nahme bis- [m²] nahme bis- her nicht her nicht versiegelter versiegelter / verdichte- / verdichte- ter Flächen ter Flächen [m²] [m²] 3 573 2.975 2.109 12 573 2.866 3.261 4 573 3.337 2.480 13 573 6.777 3.902 5 573 3.230 3.145 14 573 2.145 1.927 6 573 4.645 4.017 15 573 3.821 2.148 7 573 3.819 4.028 16 573 1.921 1.827 8 573 2.804 2.773 17 573 4.072 3.319 9 573 3.428 3.666 18 573 2.118 2.664 10 573 2.759 2.666 19 573 3.520 3.809 11 573 3.122 3.166 20 573 4.805 3.955 Summe 10.310 62.163 54.862

Baubedingte Inanspruchnahme

Eine baubedingte Inanspruchnahme entsteht im Bereich des Baufeldes, teils der Böschungen sowie der Lager- und Montageflächen. Die Montageflächen werden für die Dauer der Bauar- beiten geschottert, nach Abschluss des Anlagenbaus jedoch zurückgebaut.

4 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Tab. 2-2: Übersicht über die baubedingt in Anspruch genommene, bisher unverdichtete und unversiegelte Fläche je WEA

WEA Baubedingte Inan- WEA Baubedingte Inan- spruchnahme spruchnahme [m²] [m²] 3 4.042 12 2.719 4 5.760 13 3.219 5 2.878 14 2.894 6 2.939 15 2.756 7 2.247 16 4.160 8 7.151 17 3.663 9 4.168 18 3.588 10 5.236 19 3.776 11 7.776 20 4.369 Summe 73.341

Für die 18 Windenergieanlagen kommt es zu einer dauerhaften Waldbeanspruchung von rd. 8,29 ha, die temporäre Waldinanspruchnahme liegt bei rd. 12,14 ha.

Tab. 2-3: Übersicht über die in Anspruch genommenen Waldflächen zusammengefasst auf Ba- sis der Forsteinrichtungsdaten

Bestände Dauerhafte Waldinanspruch- Temporäre Waldinanspruchnahme nahme gemäß Forstdaten gemäß Forstdaten [m²] [m²] Laubwald 24.522 38.206 Nadelwald 54.184 74.074 Sonst. Nutzung 4.172 9.161 82.878 121.441 Die Angaben stammen aus der Forsteinrichtung, in den Nadelwaldbeständen sind vorwiegend Fich- tenbestände berücksichtigt, die mittlerweile durch Sturmwurf und Käfer sowie Trocknisschäden sich großflächig als Frei- oder Sukzessionsflächen darstellen.

Baubedingte Arbeitszeiten / baubedingter Fahrbetrieb

Die Arbeitszeiten sind von den Witterungsverhältnissen abhängig und können dementspre- chend variieren. Bei zu starken Windgeschwindigkeiten am Tag können die Bauarbeiten für die Errichtung der Anlagen erst bei Änderung der Windverhältnisse erfolgen, ggf. auch in den Nachtstunden.

Für den Bau einer einzelnen Windenergieanlage des Anlagentyps Vestas V150 ist für vorbe- reitende Maßnahmen wie Bodenverbesserungsmaßnahmen und Fundamentbau mit rd. 330 LKW-Fahrten pro Anlage (rd. 130 Transporte für Beton und Stahl, rd. 200 Transporte für Schot- ter pro WEA und Zuwegung) zu rechnen. Für die Transporte der Kranteile für zwei Kräne wer- den weitere rd. 100 LKW-Transporte durchgeführt. Die Anlieferung der Anlagenkomponenten erfolgt durch etwa 18 Schwertransporte. Weitere 4-6 Schwertransporte fallen für Kranteile der beiden Großkräne an.

Die Schwertransporte finden in der Regel nachts statt. An- und Abfahrt erfolgen über die glei- chen Wege.

BÖF Stand: 24.07.2020 5 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Für den Bau der 18 Anlagen wird eine Bauzeit von bis zu 2 Jahren veranschlagt.

Energiebedarf und Energieverbrauch des Vorhabens in der Betriebsphase

Die geschätzte Energiebilanz ist der Unterlage „Allgemeine Informationen über die Umwelt- verträglichkeit von Vestas-Windenergieanlagen“ (VESTAS 2019b) zu entnehmen. Hiernach kann die für die Herstellung, den Transport, die Wartung und den Rückbau aufgewendete Energie, abhängig u.a. von der Windgeschwindigkeit, innerhalb von 6 Monaten kompensiert werden.

Die Einsparung an Kohlendioxid-Äquivalenten (CO2e) wird für den Anlagentyp im Vergleich zu dem in Europa bestehenden Stromproduktionsmix mit 9.110 t CO2/Jahr angegeben.

Abfälle

Die während der Bau- und Betriebsphase erzeugten Abfälle sind im Detail in Kap. 9 zum BImSch-Antrag durch den Anlagenhersteller aufgeführt, nachfolgend wird im UVP-Bericht zwi- schen sonstigen Abfällen sowie gefährlichen Abfällen gemäß AVV unterschieden.

Die beim Bau der WEA anfallenden Abfälle (Verpackungsmaterial, Eisenwaren, Restabfall etc.) werden nach Abschluss der Arbeiten eingesammelt und ordnungsgemäß entsorgt. Beim Betrieb der WEA fallen gefährliche Abfälle wie Getriebe- und Hydrauliköle durch Service-Ar- beiten an (vgl. BImSch-Antrag, Kap. 9). Abfälle und Reststoffe, die bei durchgeführten Monta- gen, Service- und Wartungsarbeiten anfallen, werden fachgerecht entsorgt.

In Tab. 2-4 ist die Menge der Abfälle, die während des Baus für eine Anlage anfallen, bzw. die während des Betriebs einer WEA anfallenden Stoffe aus Service- und Wartungsarbeiten, auf- summiert wiedergegeben. Unter sonstige Abfälle fallen Materialien wie u.a. Pappe, PE-Folie, Holz, Styropor und verschmutzte Papiertücher. Hierbei wurde bei den zur Auswahl stehenden Stoffen derjenige mit der größten Menge berücksichtigt. Zu den gefährlichen Abfällen zählen u.a. nichtchlorierte sowie synthetische Maschinen-, Getriebe- und Schmieröle, nichtchlorierte Hydrauliköle auf Mineralölbasis und Frostschutzmittel, die gefährliche Stoffe enthalten. (VESTAS 2019c)

Tab. 2-4: Übersicht über die Menge an Abfällen für den Bau und Betrieb einer Anlage

t m3 l Sonstige Abfälle 0,001 6,44 - Gefährliche Abfälle pro Anlage - - rd. 5.430

Bodenaushub, der bei der Errichtung des Fundaments oder in anderem Zusammenhang an- fällt, gilt i. d. R. als Abfall (§ 3 Abs. 1 bis 4 Kreislaufwirtschaftsgesetz – KrWG). Da unbelasteter Bodenaushub beim Bau wiederverwendet wird, ist dieser jedoch nicht als Abfall anzusehen (§ 2 Abs. 2 Nr. 11 KrWG).

6 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Art und Menge der verwendeten Rohstoffe

Für den Betrieb einer Anlage werden für die Hydraulik- und Getriebeeinheit sowie die Kühlein- heiten wassergefährdende Stoffe eingesetzt, hierunter fallen Getriebeöle, Fette/ Schmier- stoffe, Azimut, Hydrauliköle und Kühlflüssigkeiten (vgl. BImSch-Antrag, Kap. 7; VESTAS 2019d). Die Anlage wird mit ca. 900 l Öl im Hauptgetriebe betrieben, welches jährlich getestet und etwa nach 5 Jahren gewechselt wird. Weitere Öle finden sich gem. dem Datenblatt mit den Angaben zu den wassergefährdenden Stoffen im Azimutsystem und dem Hydrauliksys- tem. Die Menge der erforderlichen Kühlflüssigkeit im Getriebe/Generator beträgt 800 l und im Transformator befinden sich ca. 3.100 l Dielektrische Isolierflüssigkeit (MIDEL 7131).

In Flüssigkeit getauchte Transformatoren bieten eine weitestgehend von der Umgebung un- abhängige (bspw. gutes Kühlvermögen bei geringen Luftdichten in großen Höhen über N.N), lange technisch Nutzungsdauer. Zudem erlaubt diese Technologie im Vergleich zu Trocken- transformatoren ein kompakteres Maschinenhausdesign bei höheren Leistungen.

2.2 ZUWEGUNG

Die Zuwegung für den Windpark ist zum einen ausgerichtet auf die Großkomponenten, zum anderen auf die sonstigen Fahrzeuge (bspw. allgemeiner Baustellenverkehr, Massentrans- porte).

Die Anlieferung der Großkomponenten erfolgt über die A7 und anschließend die B80 über Hann. Münden in Richtung . Westlich von Wahmbeck verlassen die Transporte der Großkomponenten die B80 und fahren über die K76 Richtung Helmarshausen und an- schließend auf der K75 Richtung Süden. Die Zufahrt in das nördliche Gebiet (WEA 3 und 4) liegt südlich der Ortschaft Helmarshausen, die Zufahrt zu den Anlagen WEA 5 – WEA 20 liegt südlich von Gottsbüren. Die Herstellung der Zuwegung außerhalb der öffentlichen Straßen erfolgt weitestgehend über bestehende Forstwege, die in Teilen versiegelt, in weiten Strecken jedoch als unbefestigte Wege vorhanden sind. Insbesondere in Kurvenbereichen erfolgt ein Neubau auf bisher unbeeinträchtigten Flächen, um diese für die Anlieferung der Schwertrans- porter passierbar zu machen (vgl. SLT 2018).

Aufgrund der Größe der Anlagen und der für die Anlieferung benötigten Schwerlasttransporter sind besondere Anforderungen an die Zuwegung zu stellen. Damit die LKW mit einer Achslast von ≤12 t und einem maximalen Gesamtgewicht von ≤160 t die Wege befahren können, ist auf geraden Strecken eine Breite des Weges von 4,5 m vorgesehen. Bei den Durchfahrtsbreiten wird beidseits ein Lichtraum von mindestens 1 m angenommen. Im Bereich von Kurven sind die befestigten Wege auf einer Breite von bis zu 8 m auszubauen und mit bis zu 5 m Lichtraum am Außenradius geplant. Die Wege werden überwiegend geschottert und soweit erforderlich mit Bindemitteln stabilisiert, um den Materialeinsatz so gering wie notwendig zu halten.

Die Anforderungen an Überschwenkbereiche innerhalb von Kurven variieren in Abhängigkeit der jeweiligen Kurvenradien. Überschwenkbereiche werden nicht versiegelt und weitgehend nicht verdichtet. Innerhalb ihrer Abmessungen müssen sie von möglichen Hindernissen frei- gehalten werden, bzw. regemäßig freigestellt werden.

BÖF Stand: 24.07.2020 7 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Auf den baubedingt beanspruchten Flächen ist überwiegend Sukzession vorgesehen, auf vor- her niedrigwüchsigen Biotopen ist eine Einsaat geplant. Die Flächen, auf der im nördlichen Teilgebiet die Container vorgesehen werden, werden nach der Baumaßnahme aufgeforstet.

Insgesamt werden für die Zuwegung rd. 5,04 ha neu versiegelt und auf rd. 3,25 ha kommt es zu einem temporären Verlust bzw. Beanspruchung durch das Baufeld bzw. die Herstellung des Lichtraums und Überschwenkbereichen inkl. vorhandener Saumstrukturen sowie der Con- tainerflächen.

Der Umfang für die dauerhafte Waldinanspruchnahme beträgt für die Zuwegung 4,97 ha und für die temporäre Rodung 3,53 ha.

Tab. 2-5: Übersicht über die in Anspruch genommenen Waldflächen zusammengefasst auf Ba- sis der Forsteinrichtungsdaten

Bestände Dauerhafte Waldinanspruch- Temporäre Waldinanspruch- nahme gemäß Forstdaten nahme gemäß Forstdaten [m²] [m²] Laubwald 27.637 19.791 Nadelwald 15.787 11.433 Sonst. Nutzung 6.315 4.115 49.739 35.339 Die Angaben stammen aus der Forsteinrichtung, in den Nadelwaldbeständen sind vorwiegend Fich- tenbestände berücksichtigt, die mittlerweile durch Sturmwurf und Käfer sowie Trocknisschäden sich großflächig als Frei- oder Sukzessionsflächen darstellen.

2.3 KABELTRASSE UND NETZANSCHLUSS

Für die Anbindung der Windenergieanlagen an das öffentliche Stromversorgungsnetz wird ein Umspannwerk südlich von WEA 3 geplant, an dem alle WEA mit Mittelspannungskabeln an- geschlossen werden. Die Trasse des Südteils führt von der WEA 5 kommend nach Norden bis an das neu zu errichtende Umspannwerk.

Innerhalb des Windparks verläuft die Trasse weitgehend im Bereich der geplanten Zuwegung. Im Übergang zwischen den beiden nördlichen Anlagen und den südlichen verläuft die Trasse, auf bestehenden Wegen, außerhalb des Eingriffs- bzw. Rodungsbereichs der Windparkpla- nung. Zudem ist eine Verbindung zwischen WEA 17 und WEA 20 über eine Wildäsungsfläche sowie über eine Abteilungsgrenze geplant.

Die externe Kabeltrasse beginnt bei dem neu zu errichtenden Umspannwerk am Farrenplatz. Das Umspannwerk ist südlich der WEA 3 auf einer alten Sturmwurffläche vorgesehen, sodass keine zusätzliche Baumfällung erforderlich wird.

8 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Abb. 2-1: Geplanter Standort des Umspannwerks am Farrenplatz südlich der WEA 3

Vom Umspannwerk am Farrenplatz verläuft ein 110 kV-Kabelsystem in westliche Richtung entlang von Forstwegen durch den Reinhardswald.

Nachdem die Trasse den Wald verlassen hat, verläuft das Kabel über Offenlandflächen und kreuzt die nordwestlich von Wülmersen. Danach verläuft die Trasse entlang von Wirt- schaftswegen bis zu den Weserhängen westlich von Herstelle. Von dort an wird das Kabel entlang des Fahrradweges geführt und kreuzt anschließend die . Nördlich der Weser verläuft die Trasse bis zum nordwestlichen Bereich des Umspannwerkes Würgassen, wo eine Übergabestation auf einer Ackerfläche errichtet und die Kabeltrasse an die 110 kV-Leitung angeschlossen wird.

Die Verlegung des Kabels erfolgt in einer offenen Bauweise, in Abhängigkeit des Untergrunds kann es erforderlich werden zu fräsen. Die Kabel werden in einem offenen Graben (ca. 0,6 m Breite, 1,5 – 2 m Tiefe) verlegt und anschließend wieder mit Erde überdeckt. Bei der Verlegung in befestigten Wegen ist eine Überdeckung von 0,8 m, bei unbefestigten Wegen von 1,2 m geplant. Zum Schutz der Kabel sollen diese eingesandet werden. Für die Verlegung ist ein Baufeld von bis zu 6 m erforderlich, um den Grabenaushub zwischenzulagern. In Bereichen, in denen kein ausreichendes Baufeld zur Verfügung steht, kann die Kabelverlegung vor Kopf erfolgen, sodass keine zusätzliche Rodung erfolgt. Der Bagger steht dann über dem Kabel- graben und der Aushub wird unmittelbar aufgeladen. Neben dem Kabelgraben werden in ei- nem Abstand von 400-500 m entlang der Trasse Muffengruben erforderlich, um die Kabel von je einer Kabeltrommel miteinander zu verbinden. Diese Gruben müssen etwa 2 m breit und 5 m lang sein und werden in der Ausführungsplanung i.d.R. am Wegrand ohne weitere Baum- fällungen platziert.

BÖF Stand: 24.07.2020 9 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die Querung der öffentlichen Straßen sowie der Gewässer wie u.a. Weser und Diemel erfolgen mittels Spülbohrung. Je Spülbohrung wird eine Bohrung (DN600) geplant, durch die die Kabel gezogen werden.

Für die Muffengruben sowie die Kabelabschnitte, in denen das Kabel außerhalb der Windpark- planung (WEA-Standort und Zuwegung) verlegt wird, wird eine temporäre Rodung angenom- men. Die temporäre Rodungsfläche für die Kabeltrasse liegt bei rd. 0,29 ha. Für das Umspann- werk ergibt sich eine dauerhafte Rodung im Umfang von 0,16 ha.

2.4 ZISTERNEN

Der Vorhabenträger sieht für den Windpark, aufgrund der in den letzten Jahren vorherrschen- den Wetterbedingungen, zum Schutz vor möglichen Waldbränden Löschwasserzisternen vor.

Insgesamt sind neun Zisternen, verteilt im Windpark, vorgesehen. Die Lage wurde soweit mög- lich innerhalb der Rodungsbereiche der Zuwegung (Überschwenkbereiche) bzw. Anlagen- standorte geplant. Zusätzliche Flächeninanspruchnahmen sind aufgrund der Vorgaben der Brandschutzbehörde (Lage außerhalb des Trümmerschattens) oder technisch- bzw. topogra- phiebedingt möglich.

Die zusätzliche dauerhafte Rodungsfläche liegt bei rd. 230 m², die zusätzliche temporäre Ro- dungsfläche bei etwa 400 m².

2.5 EXTERNE MAßNAHMEN

Zu Kompensation der Eingriffe sind neben dem Rückgriff auf als Ökokonten genehmigte Kern- flächen sowie einer Waldumbaumaßnahme von Hessen Forst auch externe Maßnahmen vor- gesehen. Bei den externen Maßnahmen handelt es sich um Ersatzaufforstungen sowie den Waldumbau in natürliche Waldgesellschaften. Zudem wird auf ein Konzept für die Renaturie- rung von Moorflächen im Reinhardswald zurückgegriffen. Auf mehreren Teilflächen südlich des Vorhabens ist die Renaturierung von Moorflächen durch Waldumbau und Vernässung vorgesehen.

Ersatzaufforstungen

Bei den Flächen für die Ersatzaufforstungen (vgl. Unterlage 19.3.1, u.a. Maßnahmenübersicht) handelt es sich um vier Flächen mit einer Gesamtflächengröße von rd. 2,56 ha. Die Flächen liegen in der Gemarkung Gottstreu, Hombressen und Deisel (2 Flächen).

Alle Flächen liegen außerhalb von Natura 2000-, Naturschutz-, Landschafts- oder Wasser- schutzgebieten. Die Fläche südlich der Ortschaft Gottstreu ist an drei Seiten vom FFH-Gebiet Weserhänge mit Bachläufen umschlossen und schließt an das LSG „Auenverbund Weser“ an.

10 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die geplanten Aufforstungsflächen liegen nach Regionalplan (RP KASSEL 2009) in folgenden, ausgewiesenen Gebieten:

 Gemarkung Deisel (E1.1) . Vorranggebiet Forstwirtschaft . Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft . Vorbehaltsgebiet Grundwasserschutz  Gemarkung Gottstreu (E1.2) . Vorbehaltsgebiet für die Klimafunktion  Gemarkung Hombressen (E1.3) . Vorranggebiet für die Landwirtschaft . Vorbehaltsgebiet für die Klimafunktion

Für die Aufforstungsflächen ist ggf. ein Zielabweichungsverfahren von den Zielen des Regio- nalplans Nordhessen erforderlich.

Kompensationsmaßnahmen

Der Waldumbau in natürliche Waldgesellschaften ist auf zwei Flächen im Osten des Wind- parks, nördlich WEA 10, geplant (vgl. Unterlage 19.3.1; Maßnahmenübersicht).

Die Flächen liegen vollständig außerhalb von Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebieten, jedoch innerhalb Zone III der Wasserschutzgebiete 633-077 sowie teils innerhalb des Gebiets 633-076.

Im Regionalplan RP KASSEL (2009) sind die Flächen wie folgt ausgewiesen: - A5.1 . Vorranggebiet Forstwirtschaft . Vorranggebiet für Natur und Landschaft - A5.2 . Vorranggebiet Forstwirtschaft . Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft

Ebenfalls außerhalb des Windparks, südlich des Vorhabens ist die Renaturierung mehrerer Moorflächen im Reinhardswald für die Kompensation der Eingriffe im Zuwegungsverfahren vorgesehen.

Die Fläche liegt außerhalb von Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebieten und zudem au- ßerhalb von Wasserschutzgebieten.

Im Regionalplan RP Kassel (2009) ist die Fläche wie folgt ausgewiesen:

- Vorranggebiet Forstwirtschaft - Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft

BÖF Stand: 24.07.2020 11 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

2.6 WIRKFAKTOREN DES VORHABENS

Die Wirkfaktoren werden differenziert in die Bauphase, den Betrieb, Störungen des bestim- mungsgemäßen Betriebs und den Rückbau. Die wesentlichen Wirkfaktoren sind nachfolgend aufgeführt:

Tab. 2-6: Übersicht möglicher Wirkungen

Wirkfaktor Wirkung Auswirkung betroffene Schutzgüter Bauphase Rodung, Baustel- temporäre Flächenbean- Biotopverlust, Verlust von Tiere, Pflanzen, biolo- leneinrichtungen, spruchung Teillebensräumen, gische Vielfalt Materiallagerung, Waldverlust Zwischenlager Verdichtung (Veränderung Boden von Boden des Bodengefüges und Wasser des Bodenwasserhaus- halts) Bodenerosion Boden Erhöhte Mineralisierung Boden Nährstofffreisetzung durch Freistellen des Bo- Wasser dens Baubetrieb Lärm- und Lichtemission Immissionsbelastung, Be- Mensch sowie Erschütterungen lästigung und Schadstoffemissio- Störung, Beunruhigung Tiere nen Beeinträchtigung von Bio- Pflanzen topen durch Schadstoffein- trag Verunreinigung von Bo- Boden den, Wasser, Luft durch Wasser Schadstoffe Klima Fundament, Fahr- dauerhafte Flächenbean- Biotopverlust, Verlust von Tiere, Pflanzen, biolo- bahn inkl. Bankett, spruchung durch (Voll- o- Teillebensräumen, gische Vielfalt Böschung, Kran- der Teil-) Versiegelung Waldverlust stellfläche, Kran- sowie Überprägung von Verdichtung, Verlust von Boden ballast, Kranaus- Boden ohne Versiegelung natürlich gewachsenen Bö- Wasser leger inkl. Hilfs- den/Infiltrationsfläche kranflächen, Mon- tage- und Lager- flächen, Über- schwenkbereich Betriebsphase Windkraftanlage Drehung des Rotors Kollision Tiere (Vögel, Fleder- Barotrauma mäuse) Technische Prägung Visuelle Störung Mensch durch die Anlagen Verschattung Landschaftsbild Anlage/Mast Barrierewirkung Tiere Lärmemission Immissionsbelastung, Be- Mensch lästigung Störung, Beunruhigung Tiere Lichtemission durch Blink- Störungen, Beunruhigung Mensch licht der Nachtbefeuerung Tiere

12 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Wirkfaktor Wirkung Auswirkung betroffene Schutzgüter Schattenwurf, Diskoeffekt Immissionsbelastung, Be- Mensch lästigung Vereisung der Rotorblät- Eiswurf Mensch ter Störung des bestimmungsgemäßen Betriebs Windkraftanlage Lärmemission durch Immissionsbelastung, Be- Mensch Oberflächenbeschädi- lästigung gung der Rotorblätter Störung, Beunruhigung Tiere Schadstofffreisetzung Verunreinigung von Bo- Boden den, Wasser, Luft durch Wasser Schadstoffe Klima Brand Immissionsbelastung, Ver- Mensch unreinigung von Luft durch Pflanzen Schadstoffe Klima Rückbauphase Rückbaubetrieb Lärmemission und Schad- Immissionsbelastung, Be- Mensch stoffemissionen lästigung Störung, Beunruhigung Tiere Beeinträchtigung von Bio- Pflanzen topen durch Schadstoffein- trag Verunreinigung von Bo- Boden den, Wasser, Luft durch Wasser Schadstoffe Klima

Störung des bestimmungsgemäßen Betriebs der Windenergieanlagen aufgrund klimawandel- bedingter Extremwetterereignisse, wie Hitzeperioden, Starkregen und Hochwasserereignisse sowie Stürme, sind nicht vorhersehbar. Hochwasserereignisse im Vorhabensbereich können aufgrund der Entfernung zu Oberflächengewässern ausgeschlossen werden. Daher werden diese Extremwetterereignisse nachfolgend nicht weiter betrachtet.

2.7 WIRKZONEN DES VORHABENS

Mensch

Der Wirkraum des Windparks durch Schall auf das Schutzgut Mensch wird gemäß TA Lärm definiert als der Bereich, in dem der Beurteilungspegel der Zusatzbelastung weniger als 10 dB(A) unter dem für diese Fläche maßgebenden Immissionsrichtwert liegt (vgl. RAMBOLL 2020a).

Die Immissionsrichtwerte für den astronomisch maximal möglichen Schattenwurf liegen bei 30 Stunden im Jahr bzw. 30 Minuten am Tag („worst-case“-Annahme) (vgl. RAMBOLL 2020b).

Für die tatsächlichen optischen Wirkungen der Anlagen spielt eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle. Zu diesen Faktoren gehören unter anderem die Anlagenhöhe, der Standort, der Rotor- durchmesser, aber auch der jeweilige Blickwinkel und die Topografie vor Ort. Zum Vorliegen

BÖF Stand: 24.07.2020 13 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald einer optischen Bedrängung hat das OVG Münster Anhaltswerte aufgestellt, die später vom BayVGH übernommen wurden (BayVGH, Urt. V. 29.05.2009, BayVBl 2010, 114). Diese An- haltswerte besagen, dass eine optisch bedrängende Wirkung nicht mehr gegeben ist, wenn der Abstand zwischen Anlage und Wohnhaus mindestens das Dreifache der gesamten Anla- genhöhe beträgt. Bei den für diesen Standort geplanten Anlagen mit einer Gesamthöhe von rd. 241 m ist ein Abstand von rd. 723 m erforderlich, um eine optische Bedrängung auszu- schließen.

Vegetation, Fauna und biologische Vielfalt

Der Wirkbereich des Vorhabens auf Biotope wird durch den direkten Eingriffsbereich abgebil- det. Die Kartierung der Biotope erfolgte 2017 in einem weiteren Umkreis von 500 m um die Anlagensandorte. In einem engeren Umfeld um die WEA-Standorte (250 m) erfolgte eine de- taillierte Kartierung, die im Jahr 2020 aufgrund von Sturmschäden und Käferbefall nachkartiert wurde, bis 500 m wurden im Jahr 2017 die Nutzungstypen inkl. der Strukturparameter (u.a. Alter, Schichtigkeit) zur Beurteilung der Habitatbedeutung der Waldflächen aufgenommen. In dem UVP-Bericht sowie den Kartendarstellungen wird nur der im Jahr 2020 überprüfte Radius von 250 m um die WEA dargestellt. Randschäden durch Waldanschnitt, die über den eigentli- chen Flächenverlust hinaus auf die angrenzenden Bestände wirken, sind in einem Bereich von 50-100 m möglich.

Die Wirkräume auf die Avifauna entsprechen den festgelegten Untersuchungsgebieten. Diese werden im „Leitfaden zur Berücksichtigung der Naturschutzbelange bei der Planung und Ge- nehmigung von Windkraftanlagen (WKA) in Hessen“ (HMUELV & HMWVL 2012) in Anlehnung an das Arbeitspapier der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG-VSW 2015) definiert und betragen für Brutvögel 500 m um die WEA-Standorte. Für die besonders stö- rungsempfindlichen und weiträumig agierenden Großvögel werden die im vorab genannten Leitfaden (HMUELV & HMWVL 2012) genannten Radien um die Horststandorte als Wirkraum angekommen.

Für Fledermäuse, die nicht als besonders kollisionsgefährdet gelten, kann um die sensiblen Bereiche der Wochenstuben ein Wirkraum von bis zu 200 m angenommen werden (vgl. ITN 2015).

Boden und Fläche

Der Wirkbereich auf den Boden bzw. auf die Fläche wird durch den direkten Eingriffsbereich abgebildet. Die Empfindlichkeit leitet sich über den anlage- und baubedingten Verlust des na- türlich gewachsenen Bodens und damit seiner Bodenfunktionen ab.

Zu einem Flächenverbrauch kommt es auch außerhalb der direkten Eingriffsbereiche des Vor- habens dort, wo Kompensationsmaßnahmen umgesetzt werden.

14 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Wasser

Der Wirkbereich für die Oberflächengewässer wird über den 10 m-Streifen der Gewässerpar- zelle definiert. Dabei sind Gewässer mit guter und sehr guter Gewässerstrukturgüte als be- sonders empfindlich gegenüber den Wirkungen des Vorhabens einzustufen.

Der Einwirkbereich für die Beurteilung der durch das Vorhaben eintretenden Wirkungen auf das Grundwasser wird zum einen über die Eingriffsflächen, zum anderen aufgrund der Emp- findlichkeit über die Wasserschutzgebietsgrenzen (Zonen I, II und III) abgebildet.

Klima

Der Wirkbereich wird durch den direkten Flächenverlust durch Versiegelung (Teil- und Voll- versiegelung) abgebildet.

Landschaft

Dieses Schutzgut wird auf einer Fläche von 10 km um den geplanten Windpark in einer Sicht- barkeitsanalyse betrachtet. Zudem wurde im 15-fachen Radius der Anlagenhöhe (241 m x 15 = 3.615 m Radius) eine Landschaftsbildbewertung mit Beschreibung der Landschaftsbildein- heiten durchgeführt. Daraus ergeben sich die Wirkräume auf das Schutzgut Landschaft.

Kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter

Der Wirkbereich des Vorhabens auf Bodendenkmale wird in hier betrachteten Fall durch die 60 m-Schutzzone um Hügelgräber abgebildet. Die Wirkzonen für Denkmalbereiche (Baudenk- male) regionaler und überregionaler Bedeutung werden in Anlehnung an den Teilregionalplan Nordhessen (RP KASSEL 2017) durch Mindestabstände mit 1.000 m bzw. der 10-fachen Anla- genhöhe bei überregional bedeutsamen Denkmälern beschrieben. Einzelfallbezogen wird der Wirkbereich geprüft und der Radius erweitert, z.B. bei bedeutsamen Sichtachsen. Die Sicht- barkeitsanalyse zur Überprüfung der Sichtbarkeit der WEA mit Darstellung der Baudenkmale wurde für einen Radius von 10 km durchgeführt.

BÖF Stand: 24.07.2020 15 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

3 ALTERNATIVENBETRACHTUNG

Die Alternativenbetrachtung hinsichtlich der einzelnen Windvorrangebiete wurde auf Ebene der Regionalplanung durchgeführt. Im Ergebnis des Teilregionalplans Energie Nordhessen aus dem Jahr 2017 sind diejenigen Gebiete ausgewählt worden, die im Vergleich zu anderen Gebieten als die günstigsten eingestuft wurden. Diese auf Ebene der Regionalplanung durch- geführte Umweltprüfung ist abschließend, da es sich bei dem Teilregionalplan Energie um eine Ausschlussplanung handelt und somit andere als die ausgewählten Flächen nicht in Betracht kommen. Die Vorranggebiete untereinander als Alternativen zu sehen verbietet sich, da die Auswahl der Flächen dem entspricht, was zur Umsetzung der Klimaschutzziele erforderlich ist.

Die Alternativenbetrachtung beschränkt sich daher auf Standortalternativen für einzelne WEA innerhalb des Vorranggebietes.

Die Grenze des Vorranggebietes zur Nutzung der Windenergie gibt den Rahmen für die zu wählenden Standorte der Windenergieanlagen vor. In diesem Fall handelt es sich um die Ge- biete KS4a und KS4b, die sich im Norden des Reinhardswaldes befinden. (s. Abb. 3-1).

Die Nullvariante, d.h. der Nicht-Bau der Windenergieanlagen, wird aufgrund der Ausweisung des Vorhabengebiets im Teilregionalplan Energie Nordhessen (RP KASSEL 2017) als Wind- vorrangfläche und somit der Herausstellung der Fläche für die Windenergienutzung und somit den Bau von Windenergieanlagen, nicht als mögliche Variante angesehen. Die Null-Variante würde zudem den Zielen des LEP widersprechen.

16 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Abb. 3-1: Auszug Teilregionalplan Nordhessen, Vorranggebiet für Windenergienutzung (KS4a und KS4b im Osten sowie KS03 im Nordwesten) Stand: 2017

Im Zuge der Planungen änderte sich das Layout des Parks aufgrund erforderlicher Standort- verschiebungen zur Eingriffsvermeidung. Zunächst waren am nördlichen Standort Farrenplatz 9 WEA geplant. Eine der Anlagen wurde aufgrund der Nähe zu Wahmbeck nicht weiterverfolgt, weitere Anlagen sind aufgrund der zusammenhängenden, archäologisch bedeutsamen und gut ausgeprägten Wölbäcker im zentralen Bereich der Vorrangfläche nach Hinweisen von HessenArchäologie entfallen. Die Anlagen WEA 1 und WEA 2 mussten zunächst aufgrund einer Stellungnahme der Bundeswehr wegen des Nato-Radars entfallen.

Am südlichen Standort Langenberg waren zunächst zwei Anlagen südlich der jetzigen WEA 20 geplant. Aufgrund eines Wochenstubenbaumes der Bechsteinfledermaus in weniger als 200 m Entfernung wurde auf diese Anlagen verzichtet und die Standorte wurden nach Westen, an die Standorte der jetzigen WEA 13 und 14 verschoben.

BÖF Stand: 24.07.2020 17 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Zuwegungsalternativen

Für die Zuwegung zu dem Gebiet KS 4a Farrenplatz gibt es keine Alternativen der Erschlie- ßung ausgehend von der K75. Für das Gebiet KS 4b Langenberg wurden zu Beginn der Wind- parkplanung drei mögliche Erschließungen diskutiert und überschlägig verglichen. Alle drei Alternativen zweigen von der L763 ab (s. Abb. 3-2).

Abb. 3-2: Geprüfte Zuwegungsalternativen zur südlichen Teilfläche des Windparks Rein- hardswald

Die Alternative 1 verläuft ausgehend von der L763 südlich des Windparks auf vorhandenen LKW-fähigen Wegen bis ins Zentrum des Windparks. Auf dieser Strecke ist das Lichtraumprofil im Wesentlichen ausreichend, einzelne Aufastungen hätten stattfinden müssen. Auf einem

18 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Teilstück von rd. 210 m Länge wäre ein Wegeneubau durch einen Nadelholzbestand erforder- lich gewesen. Die Gesamtlänge dieser Alternative beträgt rd. 3,1 km.

Die Alternative 2 verläuft von der L763 ausgehend auf den ersten gut 200 m identisch mit der Alternative 1. Im Weiteren führt die Alternative 2 auf gerader Linie in südöstliche Richtung ins Zentrum des Windparks. Bei der ursprünglichen Planung des Windparks wäre auf rd. 500 m bis zum Abzweig der WEA 6 ein deutlicher, zusätzlicher Ausbau erforderlich gewesen. Die Gesamtlänge der zum damaligen Zeitpunkt geprüften Alternative 2 betrug etwa 1,1 km. Zu einem späteren Planungszeitpunkt wurde westlich des jetzigen Anlagenstandorts WEA 6 der Standort WEA 5 für den Wegfall eines anderen Anlagenstandortes aufgenommen. Damit ver- kürzt sich die reine Zuwegung, und somit auch die Alternative 2, von der L763 bis in den Wind- park auf rd. 500 m. Im Gegensatz zu den anderen beiden Alternativen ist für diese nachteilig zu bewerten, dass mit diesem Trassenverlauf ein großer, bisher unzerschnittener Waldbe- reich, mit einem geradlinigen und kurzen Weg von der L763 bis zur Waldstraße, im Zentrum des Windparks, erschlossen wird.

Die Alternative 3 ist über die asphaltierte Waldstraße bis ins Zentrum des Windparks geplant. Diese ist rd. 3,1 km lang und hätte im Bereich einer spitzen Kehre einen größeren Eingriff für die Herstellung der erforderlichen Kurvenradien in Misch- und Buchenwald bedeutet. Das Lichtraumprofil ist auf dieser Strecke ausreichend, vereinzelt hätten Aufastungen stattfinden müssen.

Die beiden Alternativen 1 und 3 sind somit vergleichbar. Aufgrund des geringeren Umfangs an Erdbewegungen und der geringeren Betroffenheit von Laubholzbestände weist die südliche Trasse geringe Vorteile auf.

Hinsichtlich des Ausbaus und der zurückzulegenden Fahrstrecken ist somit in der Gesamtab- wägung, insbesondere auch aufgrund des jetzigen Parklayouts, die Alternative 2 als die deut- lich günstigere anzusehen.

Zur Vermeidung einer über die Bauphase hinausgehenden, permanenten Nutzung als Durch- gangsweg bzw. Abkürzung können Maßnahmen u.a. Schranken vorgesehen werden. Unter Berücksichtigung dieser Vorkehrungen ist die Alternative 2 als die eindeutig günstigste Zuwe- gung zu den Anlagenstandorten auf der Vorrangfläche KS 4b anzusehen.

Weitere Zuwegungsvariante zwischen Parkplatz Forstscheid und WEA 19 / WEA 20

Im ersten Planungsschritt wurde der Ausbau des Bestandswegs vom Parkplatz Forstscheid zur Erschließung der WEA 20 (Variante A vgl. Abb. 3-3) gewählt. Ein Ausbau von WEA 19 direkt zu WEA 20 wurde aufgrund der weitgehend geschlossenen Bestandsstruktur und der im Umfeld des Kreuzungsbereichs vorkommenden Buchenbestände verworfen.

Um die Folgen des Sturmwurfs aus dem Jahr 2018 aufzuarbeiten, wurde die Rückegasse vom Bestandsweg Richtung Norden und somit Richtung WEA 19 intensiv genutzt, so dass die di- rekte Erschließung von WEA 19 zu WEA 20 als Zuwegungsvariante (Variante B) diskutiert wurde (vgl. Abb. 3-3).

BÖF Stand: 24.07.2020 19 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Abb. 3-3: Geprüfte Zuwegungsvarianten zur Erschließung von WEA 20

Nachfolgend werden die beiden Varianten mit Angaben zu wesentlichen Flächengrößen ge- genübergestellt:

Tab. 3-1: Übersicht über die Flächeninanspruchnahme der Varianten A und B

Flächeninanspruchnahme A B Gesamte Flächeninanspruchnahme 14.739 m² 10.166 m² Neuversiegelung 3.159 m² 1.592 m² Beanspruchung Biotope Bodensaurer Buchenwald 5.247 m² 2.642 m² Gewässer 9 m² 10 m²

20 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Variante A hätte einen Ausbau entsprechend der Spezifikation (4,5 m auf gerader Strecke) auf einer Strecke von rd. 1,2 km bedeutet. Hieraus ergibt sich ein deutlich höherer Anteil an Neu- versiegelung. Insbesondere in den Überschwenkbereichen der Kurven ergeben sich bei dieser Variante höhere Eingriffe in hochwertige Biotope (Bodensauren Buchenwald). Die Beanspru- chung der Bachläufe in diesem Bereich ist in beiden Varianten vergleichbar.

Variante B weist die geringere Gesamtflächengröße auf. In der Flächengröße ist dabei auch der Bestandsweg und dessen Nutzung vom Parkplatz Forstscheid bis zum Abzweig Richtung WEA 19 berücksichtigt. Diese Strecke soll weiterhin für die Massentransporte und den Bau- stellenverkehr genutzt werden, ein Ausbau ist hierfür allerdings nicht erforderlich.

Die Zuwegungsvariante B stellt sich in den Aspekten Flächeninanspruchnahme (gesamt) so- wie die Beanspruchung hochwertiger Biotope (Bodensaurer Buchenwald) und der Neuversie- gelung günstiger dar. In der Abwägung wurde dieser Variante somit der Vorzug geben.

4 LAGE UND ABGRENZUNG DES PLANUNGSGEBIETS

Das Planungsgebiet befindet sich im nördlichen Teil des Reinhardswaldes innerhalb eines großen geschlossenen Waldgebietes zwischen dem Diemeltal und dem Wesertal. Im Norden und Südosten markiert die Weser die Landesgrenze zu Niedersachsen.

Das Vorhaben liegt in den Vorranggebieten KS 4a und KS 4b, beide Gebiete liegen im Land- kreis Kassel im Gutsbezirk Reinhardswald.

Naturräumlich ist der Bereich dem Weser-Leine-Bergland und der Haupteinheit , Bram- wald und Reinhardswald zuzuordnen. Das Gebiet liegt im deutschen Mittelgebirge auf bis zu rd. 460 m ü NN. Die höchste Erhebung an den Anlagenstandorten ist im nördlichen Teilgebiet eine Erhebung südlich des Farrenplatzes mit rd. 324 m und im südlichen Teilgebiet der Hah- nenberg mit rd. 461 m.

Das konkrete Untersuchungsgebiet des Windparks (Anlagen und Zuwegung) liegt im Rein- hardswald. Es handelt sich um ein bewaldetes Gebiet in wenig besiedeltem Umfeld. Im Umfeld der Ortschaften ist die Landschaft kleinräumig auch durch landwirtschaftlich genutzte Bereiche geprägt. Die Kabeltrasse verläuft innerhalb des Windparks im Bereich der auszubauenden Wege. Die beiden Teilgebiete werden über Schneisen und Forstwege miteinander verbunden. Die externe Kabeltrasse führt vom neu geplanten Umspannwerk südlich von WEA 3 im nörd- lichen Teilgebiet nach Nordwesten in Richtung Würgassen und verläuft hierbei durch Wald- Offenland-Bereiche und quert u.a. die Gewässer Diemel und Weser. Am Umspannwerk west- lich von Würgassen wird die Kabeltrasse an die bestehende 110 kV Leitung angeschlossen.

Die Untersuchungsgebiete für die einzelnen Schutzgüter wurden wie folgt abgegrenzt. Das Untersuchungsgebiet für die Biotoptypen beträgt 250 m zu den Anlagenstandorten. Für die Fauna wurden zudem bei der Biotopkartierung in einem Radius bis 500 m um die Anlagen Parameter zur Habitatstruktur aufgenommen. Das Untersuchungsgebiet für die Brutvögel um- fasst ebenfalls rd. 500 m. Entlang der Zuwegung wurden die Biotope auf einer Breite von bei-

BÖF Stand: 24.07.2020 21 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald derseits je 50 m kartiert. Im Bereich der Kabeltrasse reicht ein Korridor von 20 m Breite weit- gehend aus, je nach Empfindlichkeit der Biotope erfolgt auch in einem weiteren Umfeld eine Kartierung. Fledermäuse wurden im Raum bis 1.000 m um die Anlagen untersucht. Das be- trachtete Gebiet wird im Rahmen der Erhebungen für die Avifauna auf 3.000 m und für das Landschaftsbild auf rd. 3.615 m um die WEA-Standorte ausgeweitet. Für das Schutzgut Mensch wird das Gebiet um den Bereich der umliegenden Ortschaften erweitert. Die Sichtbar- keitsanalyse wird für einen 10 km-Raum um den Windpark durchgeführt. Die angegebenen Puffer sind Durchschnittswerte, die je nach Ausprägung vor Ort angepasst worden sind.

Aufgrund der Standortveränderungen im Vorhabensgebiet während der Vegetationsperiode 2019 erfolgte im Herbst/Winter 2019 eine Überprüfung und Anpassung der Biotoptypen im Umkreis von 250 m um den Anlagenmittelpunkt. Im Radius von etwa 2 km um den Windpark wurden zudem großflächige Bestandsveränderungen, die sich vorwiegend auf die Avifauna auswirken können, aufgenommen.

5 METHODISCHES VORGEHEN

Der Bericht gliedert sich in eine Raumanalyse (Kap. 6) und eine schutzgutbezogene Auswir- kungsprognose (Kap.8). Auf Grundlage der in der Raumanalyse durchgeführten Bewertungen der Schutzgüter werden im Rahmen der schutzgutbezogenen Auswirkungsprognose die ent- scheidungserheblichen Umweltauswirkungen in den Wirkräumen, unter Berücksichtigung der Empfindlichkeit des Schutzguts sowie von Schutz-, Vermeidungs- und Minderungsmaßnah- men, ermittelt, beschrieben und beurteilt. Für jedes Schutzgut werden die Konfliktschwer- punkte, gegliedert nach Bauphase, Betriebsphase, mögliche Störungen des bestimmungsge- mäßen Betriebs und Rückbau, herausgestellt. Zudem erfolgt ein Hinweis auf die vorgesehe- nen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, die herangezogen werden, um nachteilige Umwelt- auswirkungen zu kompensieren. Anhand der Ergebnisse der schutzgutbezogenen Auswir- kungsprognose wird jeweils eine kurze zusammenfassende Beurteilung erstellt.

6 RAUMANALYSE – ERFASSEN UND BEWERTEN DER SCHUTZGÜTER

Die Erhebungsergebnisse zu Flora und Fauna werden ebenso wie die Untersuchungen zu Lärm, Schattenwurf, Baugrund, Hydrogeologie, Brandschutz, Eiswurf/Eisabfall usw. in eigen- ständigen Gutachten dargestellt und werden Bestandteil der Antragsunterlagen. In dem UVP- Bericht werden die wesentlichen Inhalte dieser Gutachten, soweit sie für die Beurteilung der Umweltauswirkungen bedeutsam sind, aufgeführt.

22 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

6.1 MENSCH, INSBESONDERE DIE MENSCHLICHE GESUNDHEIT

Das Schutzgut Mensch umfasst die Bereiche Leben, Gesundheit und Wohlbefinden des Men- schen, soweit diese von spezifischen Umweltbedingungen beeinflusst werden. Innerhalb des UVP-Berichts werden dabei ausschließlich diejenigen Daseinsgrundfunktionen betrachtet, die räumlich wirksam sind und gesundheitsrelevante Aspekte enthalten. Die rechtlichen Grundla- gen bilden das BImSchG, die TA-Lärm sowie die BauNVO.

Die zu betrachtenden Bereiche des Schutzguts Mensch (Leben, Gesundheit und Wohlbefin- den) werden durch die folgenden Teilfunktionen abgebildet:

• Wohn- und Wohnumfeldfunktion • Gesundheit und Wohlbefinden • Erholungs- und Freizeitfunktion

Die Wohn- und Wohnumfeldfunktion wird abgebildet durch die Wohnbebauung sowie das direkte Wohnumfeld (Wohnbebauung, Mischbebauung gemäß BauNVO), welches den stän- digen Aufenthaltsort von Menschen darstellt und gleichzeitig eine besondere Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden bedeutet.

Zur Erholungs- und Freizeitfunktion dienen erholungsrelevante Freiflächen im Siedlungs- bereich, siedlungsnahe und ausgewiesene Erholungsräume sowie Infrastruktur, die der Erho- lung dient, z.B. Wander- und Radwege.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Aspekten Schall und Schattenwurf. Dazu werden die Ergebnisse der jeweiligen Fachgutachten als Grundlage für die Auswirkungsprognose ge- nutzt.

Die Daten werden dem Regionalplan, Freizeitkarten, der Landschaftsbildanalyse, der Bio- toptypenkartierung sowie der Luftbildauswertung entnommen. Zudem ist in den Fachgutach- ten die Bauleitplanung der betroffenen Kommunen berücksichtigt.

Schall

Dem Antrag wird ein Prognosegutachten über die in der Nachbarschaft und Umgebung zu erwartenden Geräuschimmissionen beigefügt. Dieses Gutachten wird auf Grundlage der TA Lärm (Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm), modifiziert durch das Interimsverfah- ren gemäß den aktuellen Empfehlungen der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissi- onsschutz (LAI), und unter Berücksichtigung spezifischer Landesvorgaben für Hessen durch- geführt und gibt Informationen zur Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung der Geräuschimmissi- onen, soweit genehmigte Anlagen oder Schallquellen vorliegen, die einen gemeinsamen Wirk- bereich haben (vgl. RAMBOLL 2020a).

Für die Beurteilung, ob die zulässigen Immissionsrichtwerte von den Anlagen außerhalb von Gebäuden eingehalten werden, gelten die Regelungen der TA Lärm. Für die freie Landschaft gibt es keine diesbezüglichen Grenzwerte in der TA Lärm.

BÖF Stand: 24.07.2020 23 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Schattenwurf

Der Antragsunterlage wird eine standortbezogene Schattenwurfprognose unter Darstellung und Berücksichtigung der Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung mit zeichnerischer und farbli- cher Darstellung der ISO-Schattenlinie beigefügt (RAMBOLL 2020b).

Die Lage der Anlagen in Bezug auf die zu schützende Nachbarschaft (Richtung, Immissions- orte mit genauer Anschrift) wird dargestellt. Die Schattenwurfprognose und die Darstellung der Ergebnisse werden auf der Grundlage der „Hinweise zur Ermittlung und Beurteilung der opti- schen Immissionen von Windenergieanlagen“ des LAI vom 13.03.2002 (LAI 2002) erstellt.

Aus der Schattenwurfprognose gehen im Hauptergebnis die jährlichen Schattenwurfzeiten (worst case) in Stunden pro Jahr (h/a) und die max. täglichen Schattenwurfzeiten (worst case) in Minuten pro Tag (min/d) an den Immissionspunkten hervor.

Optisch bedrängende Wirkung

Unter dem Begriff optisch bedrängende Wirkung ist keine Immission im eigentlichen Sinn zu verstehen, sondern eine subjektiv empfundene Beeinträchtigung, die durch die Drehbewe- gung der Rotoren und die Größe der Anlagen hervorgerufen wird. Eine optisch bedrängende Wirkung ist auszuschließen, wenn der Abstand von Wohnbebauung mindestens das 3-fache der Gesamthöhe der nächstgelegenen Anlage beträgt (BayVGH, Urt. V. 29.05.2009, BayVBl 2010, 114). Im Teilregionalplan Energie Nordhessen (Stand 2017) wurde dementsprechend aus Gründen der Vorsorge ein Mindestabstand der WEA von 1.000 m zur nächsten Wohnbe- bauung als Planungsziel festgesetzt.

Umfassung/Umzingelung

Auch eine optische Umfassung/Umzingelung soll auf regionalplanerischer Ebene verhindert werden. Eine Umfassung/Umzingelung kann dann vorliegen, „(…) wenn eine Ortslage im 5 km-Radius um einen (fiktiven) Ortsmittelpunkt entweder von einer mehr als 120° einnehmen- den Windfläche betroffen ist (wobei mehrere Flächen mit weniger als 20° Abstand als eine Fläche gewertet werden) oder auch von mehreren Windflächen, die aufsummiert mehr als 120° einnehmen.“ (RP KASSEL - Teilregionalplan Energie Nordhessen - Umweltbericht, Stand 2017). Erhebliche Beeinträchtigungen bei Überschreitung der 120° sind im Einzelfall zu prüfen.

Erholungsnutzung

Die vorhandene Erholungsnutzung wird anhand von ausgewiesenen Flächen für die Erho- lungsnutzung und Wanderwegen in der Nähe zu Siedlungen beschrieben und bewertet.

24 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

6.1.1 Bestand

Flächen mit Wohnfunktion werden durch das Vorhabensgebiet nicht berührt. Im Umfeld des geplanten Windparks liegen im Norden die Orte Bad Karlshafen, Wahmbeck, Gewissenruh und Bodenfelde, im Osten Lippoldsberg, Gieselwerder, Oedelsheim, Gottstreu und Weißhütte- Süd sowie im Westen Gottsbüren und Helmarshausen. Nach Süden erstrecken sich die gro- ßen Waldflächen des Reinhardswaldes.

Der Reinhardswald stellt mit rd. 200 km² ein großes, in sich geschlossene Waldgebiet dar.

Der nächstgelegene Ort ist Gewissenruh im Norden des Vorhabensraum mit einem Abstand von rd. 1.150 m zu WEA 4. Im Westen liegt Gottsbüren in einer Entfernung von rd. 1.250 m zur nächstgelegenen Anlage WEA 5. Östlich des Höhenzugs liegen Gieselwerder (WEA 6) und Gottstreu (WEA 12) gut 1.500 m entfernt zur nächsten Anlage.

Einzelbebauung außerhalb der geschlossenen Orte befindet sich vereinzelt im Offenland ent- lang der Weser sowie im Offenland zwischen Gottsbüren und dem Tierpark . Der geringste Abstand der Einzelbebauung zu den geplanten WEA liegt mit dem Alten Forsthaus Gewissenruh nördlich des Windparks bei mindestens 1.200 m zu WEA 4.

Der Landschaftsrahmenplan Nordhessen (RP KASSEL 2000) weist das Vorhabensgebiet als Erholungsgebiet mit herausragender Bedeutung aus. Zudem ist der Reinhardswald in mehre- ren Teilgebieten als Wald mit Erholungsfunktion ausgewiesen (HMULF 2000 – Flächenschutz- karte Hessen). Diese Festlegung erfolgte insbesondere entlang der Gewässer wie etwa der Weser oder der Holzape, aber auch im Umfeld der Sababurg und großflächig im südlichen Bereich des gesamten Waldgebietes. Zudem sind die Bestände an den Weserhängen im Os- ten des Vorhabensraum als landschaftsprägende bzw. kulturhistorisch wertvolle Waldbe- stände verzeichnet (HMULF 2000). Auch im südlichen Reinhardswald kommen mehrere klein- flächige Bereiche landschaftsprägender Waldbestände vor, hierunter fallen u.a. die für den Reinhardswald typischen Eichenalleen. Neben den landschaftsprägenden und kulturhistorisch wertvollen Waldbeständen zeichnet sich der Reinhardswald durch seinen Wechsel von grö- ßeren Waldbeständen mit offenen Waldwiesen, Wiesentälern und Schlagfluren aus. Dieser Wechsel trägt u.a. dazu bei, dass dem Waldbereich eine besondere Bedeutung für die Erho- lungsnutzung zugeschrieben werden kann.

Das Erscheinungsbild der Waldflächen des Reinhardswalds hat sich im Jahr 2019 aufgrund von Sturmschäden und Käferbefall, der zum Absterben weiter Nadelholzbereiche führt und noch führen wird, z.T. deutlich verändert. Dies kann sich für einen mittelfristigen Zeitraum auf die Erholungseignung des Waldgebietes, insbesondere in den Bereichen, in denen großflächig Bäume abgestorben sind, auswirken. Dennoch bleibt der Reinhardswald weiterhin ein bedeu- tendes Waldgebiet für die naturgebundene Erholung.

Als Bestandteil des Erholungsgebiets Reinhardswald tragen die ausgewiesenen (Fern)wan- derwege, sowohl durch das Waldgebiet als auch in dessen Umfeld sowie die Radwege, ins- besondere entlang der Weser, zu dieser Funktion bei.

BÖF Stand: 24.07.2020 25 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die ausgewiesenen Wanderwege führen z.T. unmittelbar durch, bzw. entlang von Waldflä- chen, die durch Sturmwurf und / oder Käferbefall geschädigt sind. Dies betrifft im Bereich der Anlagenstandorte einen Teil der Ecopfade, den Weserbergland-Weg, den Hugenotten- und Waldenserpfad sowie den Märchenlandweg insbesondere im Umfeld der WEA 4, zwischen WEA 3 und WEA 5, südlich von WEA 8 sowie an WEA 20.

Wanderwege

- Hugenotten- und Waldenserpfad (Fernwanderweg) von Bad Karlshafen über Oberwe- ser und die Sababurg nach Südhessen, weiter an den Bodensee und schließlich bis Südfrankreich und Norditalien. - Weserbergland-Weg (Fernwanderweg) von Hann. Münden über und bis an die hessisch-niedersächsische Grenze bei Bad Karlshafen und von dort weiter bis Porta Westfalica. Innerhalb des Waldgebietes verläuft der Weg parallel mit der kurhessischen Durchgangswanderstrecke X14 (Reinhardswald Ostweg) - Hessenweg 3 durch den zentralen Reinhardswald von Bad Karlshafen über die Sabab- urg und Hann. Münden in Richtung Kassel und von dort weiter nach Süden bis Bad Brückenau. Im Waldgebiet ist der Weg weitestgehend parallel mit der kurhessischen Durchgangswanderstrecke X3. - Hessenweg 11 (Frau-Holle-Route) durch den östlichen Reinhardswald entlang der We- ser von Bad Karlshafen über Oberweser, Hann. Münden nach Süden bis Schenklengs- feld. - Reinhardswald-Westweg von Bad Karlshafen über und Beberbeck nach Süden bis Wilhelmshausen - Märchenlandweg (Fernwanderweg) von Bad Karlshafen über den östlichen Reinhards- wald bis Kassel, über den Kaufunger Wald und anschließend über Volkmarsen und entlang der Diemel zurück nach Bad Karlhafen - Mehrere Ecopfade des Landkreises Kassel sind im näheren und weiteren Umfeld des Reinhardswaldes ausgewiesen (Pilgerwege zum Wallfahrtsort Gottsbüren | Burgen Museen Wasser Gieselwerder | Archäologie Sieburg | Diemel | Archäologie Helmars- hausen) - Lokale Wanderwege sind vor allem im südlichen Teilbereich um den Langenberg aus- gewiesen.

Radwege

- -Radweg (R1) von Gersfeld bis Bad Karlshafen entlang der Fulda. - Hessischer Fernradweg R4 von Trendelburg nach Süden Richtung und weiter bis an die hessisch-baden-württembergische Grenze, z.T. parallel mit dem Die- melradweg. - Weser-Romantische Straße (D-Netz Route 9) von der Nordsee kommend entlang der Weser bis Hann. Münden und anschließend über den R1 bis zur bayrischen Lande- grenze und weiter über die romantische Straße bis nach Füssen. - Diemelradweg von Bad Karlshafen über Trendelburg bis zur Diemelquelle bei Usseln auf westlicher Seite des Reinhardswaldes. - Kloster-Garten-Route in einem Teilabschnitt von Bad Karlshafen entlang der Diemel nach Deisel und dann in großer Runde nach Westen bis zurück nach Bad Karlshafen.

26 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

- Märchenland Radrundweg entlang von Weser und z.T. Fulda und Diemel um den Rein- hardswald. - Lokale Radwege auch im Zentrum des Reinhardswaldes, insbesondere über die Wald- straße.

Neben den vorhandenen Rad- und Wanderwegen bildet auch der Tierpark Sababurg, einer der größten und ältesten Tierparke Europas, zusammen mit der Sababurg im Süden des Lan- genbergs einen Erholungsschwerpunkt.

6.1.2 Bewertung

Das Vorhabensgebiet grenzt nicht an größere Bereiche mit Wohn- und Wohnumfeldfunktion im Außenbereich. Die Ortschaften liegen ausnahmslos in einer Entfernung von > 1.000 m. Die nächstgelegenen Einzelgebäude liegen in einem Abstand von mindestens 1.200 m und damit in einer deutlichen größeren Entfernung als der 3-fachen Anlagenhöhe (rd. 723 m).

Dem Vorhabensgebiet ist aufgrund der Entfernung der Ortschaften zu den Windkraftanlagen keine Bedeutung für die Wohnbereichsnutzung zuzuschreiben.

Durch seine Ausstattung an Wander- und Radwegen sowie sonstigen Freizeitangeboten wie der Sababurg und dem Tierpark Sababurg weist der Reinhardswald eine besondere Bedeu- tung für die Erholungsfunktion auf. Hierzu trägt auch die Größe und Unzerschnittenheit des Waldgebietes bei. Auch der Landschaftsrahmenplan Nordhessen (RP KASSEL 2000) stuft den Reinhardswald als Erholungsgebiet mit herausragender Bedeutung ein. Mögliche Beeinträch- tigungen der Erholungsfunktion, insbesondere im Bereich der Anlagenstandorte, bestehen derzeit aufgrund von großflächigen Kahlflächen und Änderungen des Waldbildes aufgrund von Sturmwurf und Käferbefall.

An der großen Bedeutung des Waldgebietes für die Erholungsnutzung ändert auch der der- zeitige Waldzustand nichts grundlegendes, da der Wald weiterhin eine große Bedeutung für die Erholungsnutzung, insbesondere in den Bereichen, in denen Laubwald dominiert, aufweist.

6.1.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen

Vorbelastungen durch technische Prägungen innerhalb des Untersuchungsgebiets bestehen im Hinblick auf die Erholungsfunktion nicht.

Vorbelastungen durch bestehende Windkraftanlagen sind nicht gegeben.

Größere Industriegebiete sind ebenfalls im näheren Umfeld des Windparks nicht gegeben. Bei Oberweser und südlich von Bad Karlshafen sind kleinflächig Industrie- / Gewerbegebiete vor- handen.

BÖF Stand: 24.07.2020 27 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die nächstgelegenen Windenergieanlagen befinden sich bei Verliehausen, etwa 7,4 km ent- fernt von WEA 12.

6.1.4 Fachplanerische Vorgaben

Der Landschaftsrahmenplan Nordhessen (RP KASSEL 2000) weist das Vorhabensgebiet als großräumiges Erholungsgebiet mit herausragender Bedeutung aus. Zudem ist der Reinhards- wald in mehreren Teilgebieten als Wald mit Erholungsfunktion ausgewiesen (HMULF 2000). Diese Festlegung erfolgte insbesondere entlang der Gewässer wie etwa der Weser oder der Holzape, aber auch im Umfeld der Sababurg und großflächig im südlichen Bereich des ge- samten Waldgebietes. Zudem sind die Bestände an den Weserhängen im Osten des Vorha- bensraum als landschaftsprägende bzw. kulturhistorisch wertvolle Waldbestände verzeichnet (HMULF 2000).

Großflächige Landschaftsschutzgebiete (LSG) sind umliegend um den geplanten Windpark vorhanden. Das nächstgelegene LSG ist das LSG „Auenverbund Weser“ rd. 1,2 km östlich der geplanten WEA 4. Bei Gieselwerder grenzt das LSG „Weseraltarm bei Gieselwerder“ an die Weser. Westlich in 4,5 km Entfernung liegt das LSG „Holzapetal“, südlich das LSG „Weser- bergland - Kaufunger Wald“ rd. 2,9 km entfernt. Im Norden auf niedersächsischer Seite befin- det sich in etwa 1,3 km Entfernung das LSG „Solling“.

Der geplante Windpark liegt vollständig innerhalb des Naturparks „Reinhardswald“.

6.2 VEGETATION, FAUNA UND BIOLOGISCHE VIELFALT

6.2.1 Pflanzen und Biotope

Im Vorhabensgebiet erfolgte eine flächendeckende Kartierung der Biotoptypen/Nutzungstypen nach Kompensationsverordnung (KV) Hessen (Stand 2015). Dabei wurden bei der Bestand- serfassung über die KV hinausgehende Strukturparameter wie Alter und Schichtigkeit der Waldbestände erfasst, um somit eine Habitatbewertung zu ermöglichen.

Das detaillierte Untersuchungsgebiet umfasst einen Radius von 250 m um die einzelne WEA. Die Biotopkartierung zur Beurteilung der Habitatbedeutung der Waldflächen für Fledermäuse und Avifauna erfolgt im Jahr 2017 in einem Umkreis von 500 m um die Anlagenstandorte und für eine Untersuchungsgebietsgröße von rd. 1.620 ha. Im Jahr 2019 erfolgte eine detaillierte Nachkartierung aufgrund von Sturmwurfereignissen der vergangenen Jahre im Umkreis von 250 m um die Standorte sowie entlang der Zuwegung. Diese umfasst einen Untersuchungs- gebiet von rd. 573 ha und wird nachfolgend genauer beschrieben.

Bei den Kartierungen sind auf der Gesamtfläche die geschützten Biotope nach § 30 BNatSchG bzw. § 13 HAGBNatSchG sowie die LRT gem. FFH-RL erfasst worden. Im detailliert unter- suchten Bereich wurden zudem auch die geschützten/gefährdeten Pflanzenarten erhoben.

28 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

6.2.1.1 Potenziell natürliche Vegetation (pnV)

Die Aussagen zur potenziell natürlichen Vegetation sind der „Karte der Potentiellen Natürli- chen Vegetation Deutschlands“ (BFN 2010) entnommen. Demnach bildet innerhalb des Ein- griffsbereichs überwiegend typischer Hainsimsen-Buchenwald die pnV. Im zentralen Rein- hardswald besteht die pnV v. a. aus Pfeifengras-Buchen-Stieleichenwald, entlang der Gewäs- sertäler aus Waldziest-Eschen-Hainbuchenwald im Komplex mit Hainmieren-Schwarzerlen- und Bruchweiden-Auenwald.

6.2.1.2 Bestand

Die folgende Tabelle zeigt die festgestellten Biotoptypen in ihrer Flächenausdehnung und mit ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung im 250 m Radius um die Anlagenstandorte sowie ent- lang der Zuwegung. Kursiv gesetzte Nutzungstypen wurden der Biotoptypenliste der Kompen- sationsverordnung zur besseren Differenzierung hinzugefügt. Sie stammen aus der Biotopty- penliste des LBP-Leitfaden 2017 (BOSCH & PARTNER 2017). Im Anschluss erfolgt eine kurze Beschreibung der wesentlichen oder bedeutsamen Biotoptypen.

Tab. 6-1: Biotoptypenbestand und -bewertung nach erweiterter Biotoptypenliste der Kompen- sationsverordnung

KV-Code1 Nutzungstyp / Biotoptyp FFH-LRT § 30 Biotop Fläche (ha) 01.000 Wald

01.100 Laubwald 01.111 B Bodensaurer Buchenwald 9110 173,21 01.114 (B) Buchenmischwald (forstlich überformt) 9110 12,45 01.117 Buchenaufforstung vor Kronenschluss 9110 0,39 01.122 (B) Eichenmischwälder (forstlich überformt) 71,24 01.151 Waldlichtungen/-wiesen, soweit kein Grünland 13,50 Schlagfluren, Naturverjüngung, Sukzession im 169,48 01.152 und am Wald 01.180 Naturferne Laubholzforste nach Kronenschluss 0,28 01.181 Sonstige stark forstlich geprägte Laubwälder 0,64 01.200 Nadelwald 01.227 Fichtenaufforstung vor Kronenschluss 2,88 01.229 B Sonstige Fichtenbestände 36,62 01.237 Lärchenaufforstung vor Kronenschluss 1,33 01.239 B Sonstige Lärchenbestände 16,38 01.299 B Sonstige Nadelwälder 6,15 01.310 Mischwälder aus Laubbaum- und Nadelbaumarten 30,95 02.000 Gebüsche, Hecken, Säume 02.100 Trockene bis frischesaure, voll entwickelte Gebü- 0,37 sche, Hecken, Säume heimischer Arten 04.000 Einzelbäume oder Baumgruppen, Feldgehölze Allee/Baumreihe einheimisch, standortgerecht, 04.310 0,03 Obstbäume

1B Nutzungstypen sind regelmäßig für die Bewertung vorhandener Bestände heranzuziehen. (B) Nutzungstypen können nur unter bestimmten Voraussetzungen zur Bewertung von Ausgleichs- oder Er- satzmaßnahmen verwendet werden

BÖF Stand: 24.07.2020 29 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

KV-Code1 Nutzungstyp / Biotoptyp FFH-LRT § 30 Biotop Fläche (ha) 04.600 B Feldgehölz (Baumhecke), großflächig 0,48 05.000 Gewässer, Ufer, Sümpfe 05.110 Ungefasste Quellen § 0,05 Schnell fließende Bäche (Oberlauf), Gewässergü- 0,06 05.211 § teklasse besser als II Schnell fließende Bäche (Oberlauf), Gewässergü- 0,19 05.212 teklasse II und schlechter 05.241 An Böschungen verkrautete Gräben 0,02 05.242 Naturnah angelegte Gräben 0,08 06.000 Grasland im Außenbereich 06.110 (B) Nährstoffarme Feuchtwiesen § 0,07 06.120 (B) Nährstoffreiche Feuchtwiesen § 0,02 06.320 (B) Intensiv genutzte Frischwiesen 4,05 09.000 Ruderalfluren und Brachen Wiesenbrachen und ruderale Wiesen (mehrere 4,12 09.130 (B) Schritte müssen unterblieben sein) Straßenränder (mit Entwässerungsmulde, Mittel- 0,55 09.160 streifen) intensiv gepflegt, artenarm Ausdauernde Ruderalfluren meist frischer Stand- 0,34 09.210 B orte 10.000 Vegetationsarme und kahle Flächen 10.510 Sehr stark oder völlig versiegelte Flächen (Ortbe- 11,93 ton, Asphalt), Mülldeponie im Betrieb oder nicht abgedeckt, unbegrünte Keller, Fundamente etc. 10.520 Nahezu versiegelte Flächen, Pflaster 0,96 10.530 Schotter-, Kies- u. Sandflächen,-wege, -plätze o- 5,77 der andere wasserdurchlässige Flächenbefesti-

gung sowie versiegelte Flächen, deren Wasserab- fluss versickert wird 10.610 (B) Bewachsene Feldwege 0,06 10.620 (B) Bewachsene Waldwege 4,88 10.710 Dachfläche nicht begrünt 15 m² Dachfläche nicht begrünt mit Regenwasserversi- 0,16 10.715 ckerung 11.000 Äcker und Gärten 11.191 Acker, intensiv genutzt 2,02 Gärtnerisch gepflegte Anlagen im besiedelten Be- 11.221 47 m² reich 11.222 B Arten- und strukturreiche Hausgärten 0,77 Summe 572,48

Wald (01.000)

Wald nimmt mit insgesamt rund 536 ha etwa 94% der Fläche des Untersuchungsgebiets ein. Dabei stocken auf rd. 260 ha verschiedene Laubwald-Bestände, Nadelwälder nehmen rd. 63 ha ein und auf knapp 31 ha sind Mischwälder zu finden. Waldlichtungen und Schlagflu- ren nehmen etwa 183 ha ein.

Innerhalb der Laubwälder (01.100) dominiert mit 173 ha der Bodensaure Buchenwald (01.111), der dem LRT 9110 der FFH-Richtlinie entspricht. In allen Beständen dominiert die Rotbuche (Fagus sylvativa) die Baumschicht. Stellenweise sind Stiel-Eiche (Quercus robur),

30 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald in geringen Anteilen auch Europäische Lärche (Larix decidua) beigemischt. Bei den Hainsim- sen–Buchenwäldern (Luzulo-Fagetum) handelt es sich um artenarme Wälder auf sauren Bö- den mit der Weißen Hainsimse (Luzula luzuloides) als einziger Charakterart der Assoziation (DIERSCHKE 1985). Die Krautschicht erreicht meist nur geringe Deckungsgrade. In lichteren Beständen gehören zu den typischen Arten die Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides) und Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella). Auf wechsel- feuchten Standorten findet sich Pfeifengras (Molinia caerulea). Auf rd, 71 ha stocken forstlich überformte Eichenmischwälder (01.122), auf rd. 12,5 ha forstlich überformte Buchenwälder (01.114), die ebenfalls als LRT 9110 anzusprechen sind.

Innerhalb der Nadelwälder (01.200) nehmen sonstige Fichtenbestände (01.229) rd. 37 ha ein. Hinzu kommen knapp 3 ha Fichtenaufforstungen vor Kronenschluss (01.227). Lärchenbe- stände (01.237, 01.239) sind auf rd. 18 ha zu finden. Bei den Sonstigen Nadelwäldern im Umfang von rd. 6 ha (01.299) handelt es sich i.d.R. um Douglasien-Bestände.

In den Mischwäldern (01.310) setzt sich die Baumschicht meist aus Rot-Buche (Fagus syl- vatica), Europäischer Lärche (Larix decidua) und/oder Fichte (Picea abies) zusammen.

Die Kartiereinheit Waldlichtungen /-wiesen (01.151) wurde für offene Bereiche innerhalb des Waldes verwendet, bei denen es sich nicht um regelmäßig genutzte Grünlandflächen handelt. Häufig handelt es sich um Jagdschneisen oder Rückegassen, aber auch eingesäte Wildäsungsflächen fallen in diese Kategorie. Oft ist die Grünlandvegetation durch Pfeifengras (Molinia caerulea) geprägt, an feuchteren Stellen sind verschiedene Binsen wie z. B. Flatter- Binse (Juncus effusus) zu finden. In trockenen Bereichen können mit Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Harz-Labkraut (Galium saxatile), Pillen-Segge (Carex pilulifera), Be- sen-Heide (Calluna vulgaris) oder Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) Übergänge zu Heiden oder Borstgras-Gesellschaften auftreten. In stärker ruderalisierten Bereichen dominiert Adler- farn (Pteridium aquilinum) oder Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos).

Schlagfluren, Naturverjüngung sowie Sukzessionsstadien (01.152) nehmen mit knapp 170 ha, was fast 30% der Gesamtfläche entspricht, einen sehr hohen Anteil ein. Dies liegt v.a. an den ausgedehnten Windwurfflächen in ehemaligen Nadelholzbeständen, die auf die Stürme der vergangenen Jahre zurückzuführen sind. In diese Kategorie wurden auch Fichtenbestände aufgenommen, die bereits durch Trockenheit und / oder Borkenkäferbefall so stark geschädigt sind, dass sie zeitnah absterben werden. Als typische Pionierbaumart ist in der Regel die Hänge-Birke (Betula pendula) anzutreffen, die Naturverjüngung entspricht der ursprünglichen Bestockung. Da durch die Frühjahrsstürme v.a. Nadelholzbestände betroffen waren, wird die Verjüngung meist von Fichte (Picea abies) gebildet. Es kommen aber auch Buchen- und Lär- chenverjüngung zum Tragen.

Gebüsche, Hecken, Säume (02.000)

Gebüsche und Hecken (02.100) spielen im Untersuchungsgebiet mit 0,37 ha lediglich eine untergeordnete Rolle.

BÖF Stand: 24.07.2020 31 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Einzelbäume oder Baumgruppen, Feldgehölze (04.000)

Baumreihen (04.310) und Feldgehölze (04.600) sind im Untersuchungsgebiet ebenfalls nur vereinzelt zu finden. Feldgehölze besitzen eine hohe ökologische Bedeutung und wurden im Bereich der Zuwegung nördlich von Gottsbüren an der L763 erfasst.

Gewässer, Ufer, Sümpfe (05.000)

Bei den im Gebiet vorkommenden ungefassten Quellen (05.110) handelt es sich um nach § 30 BNatSchG geschützte Biotope. Sie sind natürlicherweise meist kleinflächig ausgebildeten und den Sickerquellen zuzuordnen. Die meist gut ausgebildete Moosschicht wird v.a. von verschie- denen Torfmoosen (Sphagnum spec.) gebildet. Des Weiteren finden sich hier als typische Vegetation u.a. Pfeifengras (Molinia caerulea), Wasserstern (Callitriche spec.), Flatter- und Wald-Binse (Juncus effusus, J. acutiflorus) oder auch die Winkel-Segge (Carex remota). In einem Quellbereich wurde das in Hessen auf der Vorwarnliste stehende Sumpf-Veilchen (Viola palustris) gefunden.

Auch die Oberläufe schnell fließender Bäche (Gewässergüteklasse besser als II oder Gewäs- sergüteklasse II und schlechter) (05.211, 05.212) zählen zu den geschützten Biotopen und besitzen eine sehr hohe oder hohe ökologische Bedeutung. Als solche wurden z. B. der Ober- lauf der Olbe angesprochen. Teilweise fallen die Oberläufe im Sommer trocken und sind damit nur temporär wasserführend.

Alle hier beschriebenen Biotoptypen finden sich im kartierten Bereich der WEA-Standorte.

Grasland im Außenbereich (06.000)

Lediglich rd. 4 ha des Untersuchungsgebiets werden von verschiedenen Grünlandtypen ein- genommen. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um intensiv genutzte Frischwiesen (06.320). Im Umfang von jeweils wenigen 100 m² wurden nährstoffarme Feuchtwiesen (06.110) und nährstoffreiche Feuchtwiesen (06.120) kartiert, die beide zu den gesetzlich ge- schützten Biotoptypen zählen. Bei allen handelt es sich um offene Waldlichtungsbereiche.

Ruderalfluren und Brachen (09.000)

Ruderalfluren und Brachen spielen in dem von Wald dominierten Raum nur eine untergeord- nete Rolle. Wiesenbrachen und ruderale Wiesen (09.130) finden sich in geringem Umfang entlang der Zuwegung, ausdauernde Ruderalfluren (09.210) wurden im Untersuchungsbe- reich am ehemaligen Standort der WEA 1 erfasst.

Als lineare Strukturen sind im Untersuchungsgebiet entlang der Straßen und Wege Feld- und Wiesenraine (09.150) bzw. Straßenränder (09.160) ausgebildet.

32 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Vegetationsarme und kahle Flächen (10.000)

Unter diese Einheit fallen alle Straßen und Wege, sowie die bebauten Siedlungsbereiche. Ins- gesamt nehmen sie rd. 24 ha des Untersuchungsgebiets ein.

Äcker und Gärten (11.000)

Innerhalb des Untersuchungsbereiches der Zuwegung finden sich in geringem Umfang (2 ha) intensiv genutzte Ackerflächen (11.191) sowie sehr kleinflächig gärtnerisch gepflegte Anlagen (11.221) und strukturreiche Gärten (11.122).

Geschützte Biotope und Arten

Im Bereich der Biotoptypenkartierung (2019) wurden folgende gesetzlich geschützten Biotope erhoben:

- Windpark o zwei ungefasste Sickerquellen („Quellbereiche“) o Mehrere schnell fließender Bäche (Oberläufe) mit Gewässergüteklasse besser als II und ein schnell fließender Bach mit Gewässergüteklasse II und schlechter („Natürliche oder naturnahe Bereiche fließender oder stehender Binnengewäs- ser“) o zwei Feuchtgrünländer („Seggen- und binsenreiche Nasswiesen“) - Zuwegung o schnell fließender Bäche (Oberlauf) mit Gewässergüteklasse besser als II („Na- türliche oder naturnahe Bereiche fließender oder stehender Binnengewässer“) - Kabel und Umspannwerk o Helokrene und Quellgerinne westlich Steinkopf („Quellbereiche“) o Großseggenriede zwischen B83 und K72 („Großseggenriede“) o Feuchtgehölze und Hochstaudenflur östlich Langenthal o Weidengehölze am Hasselhof o Ufergehölze am Hain-Bach südlich Hasselhof o Sümpfe (Grossseggenriede) südlich von Herstelle o artenreiche Magerwiesen und –weiden südwestlich von Herstelle o Quellbach südl. der K31

6.2.1.3 Bewertung

Die Bewertung des Schutzgutes Pflanzen und Biotope erfolgt nach einem Punktwertverfahren über eine 5-stufige Bewertungsskala (keine Bedeutung, geringe Bedeutung, mittlere Bedeu- tung, hohe Bedeutung, sehr hohe Bedeutung), um der Vielschichtigkeit des Naturguts Rech- nung zu tragen und berücksichtigt die Kriterien Naturnähe, Wiederherstellbarkeit (standörtlich und zeitlich), Gefährdung/Seltenheit und Intaktheit. Für eine Vergleichbarkeit bezüglich der unterschiedlichen Naturgüter und um eine einheitliche Bewertungsebene zu erhalten, erfolgte

BÖF Stand: 24.07.2020 33 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald eine Einstufung in Wert- und Funktionselemente „allgemeiner“ und „besonderer Bedeutung“ (s. Anhang 1).

Biotoptypen allgemeiner Bedeutung haben eine Gesamtbewertung von sehr gering bis mittel. Biotoptypen mit einer hohen und sehr hohen Gesamtbewertung stellen Wert- und Funktions- elemente besonderer Bedeutung dar.

Tab. 6-2: Zusammenfassung der Biotoptypenbewertung

Biotoptypen besonderer Bedeutung  Ungefasste Quellen  Schnellfließende Bäche (Oberlauf), Gewässergüteklasse besser als II  Bodensaurer Buchenwald  Feldgehölz  Schnellfließende Bäche (Oberlauf), Gewässergüteklasse II und schlechter  Nährstoffarme Feuchtwiesen Biotoptypen allgemeiner Bedeutung  Buchenwald (forstlich überformt)  Eichenmischwald (forstlich überformt)  Waldlichtungen/ - wiesen, soweit kein Grünland  Schlagfluren, Naturverjüngung, Sukzession im und am Wald  Naturferne Laubforste nach Kronenschluss  Sonstige stark forstlich geprägte Laubwälder  Sonstige Lärchenbestände  Sonstige Nadelwälder  Mischwälder aus Laubbaum- und Nadelbaumarten  Trockene bis frische, saure, voll entwickelte Gebüsche, hecken, Säume heimischer Ar- ten  Allee/Baumreihe – einheimisch, standortgerecht, Obstbäume  Naturnah angelegte Gräben  Nährstoffreiche Feuchtwiesen  Wiesenbrache und ruderale Wiesen (mehrere Schnitte müssen unterblieben sein)  Ausdauernde Ruderalfluren meist frischer Standorte  Arten- und strukturreiche Hausgärten  Buchenaufforstung vor Kronenschluss  Fichtenaufforstung vor Kronenschluss  Sonstige Fichtenbestände  Lärchenaufforstung vor Kronenschluss  An Böschungen verkrautete Gräben  Intensiv genutzte Frischwiesen  Bewachsene Feldwege  Bewachsene Waldwege  Acker, intensiv genutzt  Gärtnerisch gepflegte Anlagen im besiedelten Bereich (kleine öffentliche Grünanlagen, innerstädtisches Straßenbegleitgrün etc., strukturarme Grünanlagen, Baumbestand na- hezu fehlend), arten- und strukturarme Hausgärten  Sehr stark oder völlig versiegelte Flächen (Ortbeton, Asphalt), Müll-Deponie in Betrieb oder nicht abgedeckt, unbegrünte Keller, Fundamente etc.  Nahezu versiegelte Flächen, Pflaster  Schotter-, Kies- u. Sandflächen, -wege, -plätze oder andere wasserdurchlässige Flä- chenbefestigung sowie versiegelte Flächen, deren Wasserabfluss versickert wird  Dachfläche nicht begrünt, mit Regenwasserversickerung

34 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Buchenwälder sind flächenmäßig am häufigsten kartiert worden (rd. 173 ha), gefolgt von Schlagfluren / Sukzessionsflächen (rd. 170 ha). Mit deutlich geringerem Anteil (rd. 71 ha) wur- den Eichenmischwälder kartiert. Fichtenbestände machen, aufgrund des Sturmwurfes der ver- gangenen Jahre, nur noch rd. 37 ha aus (vgl. Unterlage 20, Übersichtsplan). Biotope mit sehr hoher bis hoher Bedeutung kommen großflächiger im nördlichen Teilgebiet, an den Osthängen des Reinhardswalds sowie im südlichen Untersuchungsgebiet vor. Im zentraleren Vorhabens- raum sind ebenfalls zusammenhängende, hochwertige Buchenbestände vorzufinden. Insge- samt machen die Biotope sehr hoher und hoher Bedeutung etwa 13 % des kartierten Unter- suchungsgebiets aus.

Im Wesentlichen weist das direkte Umfeld der Anlagenstandorte eine allgemeine Bedeutung auf, die sich vor allem durch die älteren und frischen Sturmwurf-, Kahl- und Kalamitätsflächen charakterisiert. Im Umfeld der Anlagenstandorte WEA 3, 5, 10-12, 15, 19 und 20 kommen hochwertige Buchenbestände vor. Im Bereich der WEA 13 und 14 verlaufen temporäre Ge- rinne, zudem wurden auch quellige Bereiche an WEA 13 kartiert, die jedoch zumindest teil- weise anthropogen bedingt sind. An der Zuwegung kommen ebenfalls Buchenbestände sowie Gewässerläufe als hochwertige Biotope vor. Die Kabeltrasse verläuft fast vollständig innerhalb von bestehenden Wegen (Erd- und Schotterwege) sowie Schneisen.

Aufgrund dieser Heterogenität und der Ausstattung ist das gesamte Vorhabensgebiet groß- räumig mit einer besonderen Bedeutung zu bewerten.

6.2.2 Fauna

6.2.2.1 Bestand

Erhebungen zur Avifauna fanden in den Jahren 2015 und 2017 statt (BÖF 2018a). Die Erhe- bung der Fledermäuse erfolgte 2015 durch ITN (2018) sowie 2017 durch BÖF (2018b). Erfasst wurden die beiden Artgruppen in Anlehnung an den hessischen Leitfaden zur Berücksichti- gung der Naturschutzbelange bei der Planung und Genehmigung von Windkraftanlagen (HMUELV & HMWVL 2012). Die Methodik und der Untersuchungsumfang zur jeweiligen Art- gruppe sind in den Gutachten zu den faunistischen Erfassungen (BÖF 2018a-c, ITN 2018) ausführlich beschrieben. Für die Fauna wurden zudem bei der Biotopkartierung im Jahr 2017 in einem Radius bis 500 m um die Anlagen Parameter zur Habitatstruktur aufgenommen.

Die vergangenen Jahre 2018 und 2019 hatten erhebliche Auswirkungen auf die Waldbestände im Planungsgebiet. Insbesondere die Fichtenbestände - kleinflächig aber auch andere Baum- arten wie Lärche und in ganz geringem Umfang auch Laubholz - sind großflächig vom Sturm geworfen oder durch Trockenheit und nachfolgendem Käferbefall abgestorben. Aufgrund die- ser Entwicklung wurde eine Anpassung der Biotoptypen vorgenommen sowie eine faunisti- sche Potenzialanalyse für die planungsrelevanten Artgruppen unter Berücksichtigung der Standortveränderungen und der jeweiligen Ökologie bzw. dem Verhalten erstellt (vgl. BÖF 2020a).

BÖF Stand: 24.07.2020 35 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Als Grundlage für die faunistische Potenzialanalyse wurden im Dezember 2019 größere Kala- mitätsflächen bis in einen Radius von 2 km um die WEA überschlägig kartiert. Die Kartierung dieser Kalamitätsflächen wurde in dem Umfang durchgeführt, der für die weitere Beurteilung der Habitatqualität und -ausstattung für verschiedenen Tierarten/-gruppen als relevant ange- sehen wurde (vgl. BÖF 2020a).

Ziel der ergänzenden Unterlage ist es, Aussagen zu prognostizierbaren Veränderungen in der Zusammensetzung und Raumnutzung der Fauna aufgrund der geänderten Lebensraumaus- stattung zu treffen. Dabei werden auch die weitere Entwicklung der jetzigen Kalamitätsflächen und der im Absterben begriffenen Bestände im Sinne eines Worst-Case mitberücksichtigt.

Nachfolgend werden das methodische Vorgehen und die Ergebnisse zusammenfassend wie- dergegeben.

Avifauna

Die Erfassung der Brutvögel wurde für das Untersuchungsgebiet im Jahr 2015 für den Südteil und im Jahr 2017 für den Nordteil durchgeführt (BÖF 2018a). Die Untersuchungen auf vor- kommende Brutvögel fand im Umkreis von 500 m um die WEA-Standorte statt.

Für Großvögel wurde ein Radius von bis zu 4 km nach Maßgabe der LAG-VSW (2015) bzw. HMUELV & HMWVL (2012) bearbeitet. Dazu wurden die Flugbewegungen von tagaktiven Großvögeln kontrolliert, wobei aufgrund des konkret vorhandenen Artinventars der Schwer- punkt auf der Betrachtung des Rotmilans (Milvus milvus) lag. Des Weiteren wurden der herbst- liche Vogelzug und gesondert der Kranichzug dokumentiert.

Insgesamt wurden 62 Arten festgestellt, von denen 24 als planungsrelevant gegenüber den Wirkungen des Vorhabens anzusehen sind.

Festgestellte relevante Brutvogelarten:  Baumpieper (Anthus trivialis)  Bluthänfling (Carduelis cannabina)  Grauspecht (Picus canus)  Baumfalke (Falco subbuteo)  Feldschwirl (Locustella naevia)  Goldammer (Emberiza citrinella)  Graureiher (Ardea cinerea)  Habicht (Accipiter gentilis)  Hohltaube (Columba oenas)  Mäusebussard (Buteo buteo)  Mittelspecht (Dendrocopos medius)  Neuntöter (Lanius collurio)  Raufußkauz (Aegolius funereus)  Rotmilan (Milvus milvus)

36 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

 Schwarzmilan (Milvus migrans)  Schwarzspecht (Dryocopus martius)  Sperlingskauz (Glaucidium passerinum)  Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes)  Uhu (Bubo bubo)  Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix)  Waldohreule (Asio otus)  Waldschnepfe (Scolopax rusticola)  Weidenmeise (Parus montanus)  Wespenbussard (Pernis apivorus)

Von den erfassten Arten gelten sechs Arten (Baumfalke, Rotmilan, Schwarzmilan, Uhu, Wald- schnepfe und Wespenbussard) als windkraftempfindlich gemäß LAG-VSW (2015). Des Wei- teren wurden Habicht (erweitertes Untersuchungsgebiet) und Mäusebussard (500 m-Radius) festgestellt, die zumindest bedingt als empfindlich gegenüber den Wirkungen von Windkraft- anlagen gelten (BÖF 2018a, BERNOTAT & DIERSCHKE 2016).

Im Rahmen der faunistischen Untersuchungen erfolgten zwei Reviernachweise des Baumfal- ken für das nördliche Teilgebiet. Das nächste Revier wurde nördlich der geplanten WEA 4 in rd. 2,2 km Entfernung festgestellt, das zweite Revier liegt südwestlich der geplanten WEA 3 rd. 2,5 km entfernt. Im Rahmen der Beobachtungen der Flugbewegungen wurde festgestellt, dass vorwiegend das erweiterte Revierumfeld genutzt wird und nur sehr vereinzelt Flüge in nähere Umgebung (bis auf 1.000 m) an die geplanten WEA-Standorte reichten.

Der Graureiher wurde mit einer kleinen Kolonie am Nordostrand (knapp 2,5 km zur nächsten WEA) zwischen den Ortschaften Gewissenruh und Bodenfelde in der Weseraue festgestellt.

Insgesamt wurden im erweiterten Untersuchungsgebiet 12 Reviere des Rotmilans festge- stellt. Das nächstgelegene Brutpaar befindet sich etwa 1,3 km nordöstlich der WEA 4 am Waldrand westlich von Lippoldsberg. Zwei weitere Brutpaare konnten am östlichen Waldrand nördlich und südlich der Ortschaft Gottstreu festgestellt werden, der Abstand zur nächsten WEA beträgt für das südliche Paar knapp 1,5 km, für das nördliche geringfügig mehr. Am Westrand des Reinhardswalds, südöstlich der Ortschaft Gottsbüren, wurde ein weiteres Brut- paar in einem Abstand von ca. 1,5 km zur nächsten WEA ermittelt. Die übrigen acht Reviere liegen in einer Entfernung von 2 – 4 km. Die nächstgelegenen Reviere wurden mittels Raum- nutzungsanalyse untersucht. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass bevorzugt die Offenlandbereiche um die Horststandorte zur Jagd genutzt wurden. Flüge über die wald- randnahen Bereiche in Horstnähe konnten im Rahmen von Thermik-, Balz- oder Revierab- grenzungsflügen noch relativ häufig festgestellt werden. Transferflüge über den Reinhards- wald, um auf der „anderen“ Seite zu jagen, fanden aufgrund der Breite des Waldgebiets nur ganz selten an der schmalsten Stelle (2,5 km Breite) statt.

Innerhalb des erweiterten Untersuchungsgebiets wurden vier Reviere des Schwarzmilans nachgewiesen. Die nächsten Nachweise gelangen in einer Entfernung von etwa 1,5 km (west- lich von Wahmbeck und südöstlich von Gewissenruh). Bei der Großvogelerfassung wurde

BÖF Stand: 24.07.2020 37 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald festgestellt, dass nur selten Flüge wenige hundert Meter in die Waldflächen des Reinhards- waldes hineinführten. Die geplanten WEA-Standorte wurden in keinem einzigen Fall überflo- gen.

Der Uhu kommt mit zwei Brutpaaren im erweiterten Untersuchungsgebiet, in Abständen von etwa 4,7 km und 3,8 km (Richtung Trendelburg und Wülmersen) vor.

Für die Waldschnepfe wurden innerhalb des Untersuchungsgebietes mehrere Männchen festgestellt. Zurzeit bieten insbesondere die großflächigen Sturmwurfflächen des Untersu- chungsgebietes (suboptimalen) Lebensraum für die Waldschnepfe.

Im Rahmen der faunistischen Untersuchungen wurden drei Reviere des Wespenbussards festgestellt. Davon liegen zwei Reviere in einer Entfernung von etwa 1 km zur nächsten WEA (WEA 4 und WEA 16) des geplanten Windparks. Die festgestellten Flugbewegungen erfolgten in erster Linie im Umfeld der vermuteten Bruthabitate sowie zu daran angrenzenden Offen- landbereichen. Direkt über den geplanten WEA-Standorten fanden dagegen nur vereinzelt Flugbewegungen statt.

Innerhalb des geplanten Windparks konnte der Mäusebussard als Brutvogel ermittelt werden, für den aufgrund der Nähe der festgestellten Horste zu den geplanten Standorten, der hohen Zahl bekannter Kollisionsopfer sowie des Flugverhaltens, insbesondere in unmittelbarer Horst- nähe, von einer hohen Empfindlichkeit gegenüber den Wirkungen des Vorhabens auszugehen ist. Die besetzten Horste wurden in einem Abstand von rd. 200-500 m kartiert. Im weiteren Umfeld wurden noch weitere Brutpaare festgestellt.

Im Rahmen der Zugvogelerfassung konnten für den Nordteil an acht Zähltagen 29.000 Durchzügler aus 54 Arten und einem Durchschnitt von 725 Individuen pro Stunde festgestellt werden. Dies entspricht einem leicht überdurchschnittlichen Zuggeschehen. Die bewaldeten Erhebungen nordöstlich von Gieselwerder und nördlich von Lippoldsberg haben eine gewisse Leitfunktion. Die Zugrouten mit überdurchschnittlichen Zuggeschehen sind deshalb dort zu finden. Für den Südteil konnten nur etwa rd. 12.500 Durchzügler von 55 Vogelarten festgestellt werden. Das durchschnittliche Zuggeschehen lag für dieses Teilgebiet bei rd. 390 Individuen pro Stunde und wird als deutlich unterdurchschnittlich bewertet. Eine auffällige Zugkonzentra- tion ist hier nicht gegeben.

Für den Kranichzug konnten im Frühjahr 2015 an vier Zähltagen rd. 20.650 Individuen erfasst werden, für den Herbst 2015 konnten an drei Zähltagen im erweiterten Untersuchungsgebiet gerade mal etwa 10.700 durchziehende Kraniche festgestellt werden.

Gegenüber den Erfassungen der Jahre 2015, 2017 und 2018 kann bei der Avifauna eine stär- kere Nutzung der Kalamitätsflächen als Nahrungshabitat für Greife wie bspw. Rot- und Schwarzmilan, Mäusebussard, Baumfalke und Wespenbussard eintreten. Auch Neuansied- lungen am Rand der Freiflächen sind u.a. für Arten wie Mäusebussard und Baumfalke anzu- nehmen. Zudem ist eine (vermehrte) Ansiedlung von Arten des Offen- und Halboffenlands wie Baumpieper, Goldammer, Feldschwirl, Turteltaube, Waldohreule und Neuntöter sowie ggf. von seltenen Arten wie Raubwürger und Heidelerche auf den geräumten Flächen anzunehmen (BÖF 2020a).

38 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Veränderungen gegenüber der Bedeutung als Rastgebiet sind nicht zu erwarten (BÖF 2020a). Auch wird sich das Zugverhalten im Gebiet aufgrund der Standortveränderungen nicht ändern, da dieses im Wesentlichen durch die Topografie bestimmt wird.

Fledermäuse

Im Untersuchungsgebiet wurden im Rahmen der Erhebungen 2015 und 2017 (BÖF 2018b, ITN 2018) 14 Fledermaus-Arten sicher nachgewiesen. Die Große Bartfledermaus sowie das Graue Langohr könnten sich akustisch hinter den Artpaar-Nachweisen verbergen, sodass man mit den beiden Artpaaren auf 16 Fledermaus-Arten kommt. Das Braune Langohr sowie die Kleine Bartfledermaus wurden über die Netzfänge sicher nachgewiesen. Die sichere Erfas- sung erfolgte durch automatische akustische Erfassung (12 Arten und zwei Artpaare), Detek- torbegehungen (9 Arten und zwei Artpaare) sowie Netzfänge und Telemetrie (8 Arten).

Von allen nachgewiesenen Arten sind Große und Kleine Bartfledermaus, Großer und Kleiner Abendsegler sowie Rauhautfledermaus, Zwergfledermaus und Mückenfledermaus im hessi- schen Leitfaden als besonders kollisionsgefährdet aufgeführt. Nachfolgend sind alle im Unter- suchungsgebiet erfassten Arten aufgelistet, hervorgehoben sind die nach dem hessischen Leitfaden (Stand 2012) als besonders windkraftempfindlich einzustufenden Arten.

 Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)  Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe)  Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)  Große / Kleine Bartfledermaus (Myotis brandtii/Myotis mystacinus)*  Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)  Wimperfledermaus (Myotis emarginatus)  Großes Mausohr (Myotis myotis)  Fransenfledermaus (Myotis nattereri)  Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri)  Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)  Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)  Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)  Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)  Braunes / Graues Langohr (Plecotus auritus/Plecotus austriacus)* * die Schwesterarten sind akustisch nicht zu unterscheiden

Im Zuge der Netzfänge wurden reproduzierende Weibchen der Fransen- und Bechsteinfleder- maus sowie des Braunen Langohrs gefangen und besendert. Außerdem wurde je ein Weib- chen der Zwergfledermaus und des Großen Mausohrs (beide Gebäude bewohnend) besen- dert und telemetriert.

Für die Bechsteinfledermaus konnten zwei Wochenstubenkolonien nachgewiesen werden, eine 600 m südlich der geplanten Anlagen und eine weitere 2,6 km westlich der geplanten

BÖF Stand: 24.07.2020 39 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

WEA 3. Ebenfalls zwei Wochenstubenkolonien konnten vom Braunen Langohr gefunden wer- den, eine 1,1 km südlich der geplanten WEA 20 und eine weitere 2,1 km nordwestlich der geplanten Anlagen. Die Wochenstubenkolonie der Fransenfledermaus liegt ca. 1,2 km östlich der geplanten WEA 3. Des Weiteren konnten Wochenstuben-Nachweise der Gebäudenutzen- den Arten Großes Mausohr in Gieselwerder und Zwergfledermaus in Gottsbüren erbracht wer- den.

Von der Kleinen Bartfledermaus, der Wasserfledermaus sowie der Breitflügelfledermaus konnte nur jeweils ein Männchen gefangen werden, welche demnach nicht besendert wurden.

Bedingt durch die Veränderungen im Reinhardswald aufgrund von Sturmwurf und Käfer sowie Trocknisschäden sind bei den Fledermäusen keine Änderungen im Artenspektrum zu erwar- ten, lediglich eine Verschiebung in der Häufigkeitsverteilung zwischen den Arten, die im freien Luftraum agieren und denen, die eher strukturgebunden fliegen. Auswirkungen auf die festge- stellten Quartiere sind nicht zu erwarten, da sich die Veränderungen vorwiegend auf Standorte mit Fichtenbestockung konzentrieren.

Sonstige Arten

Nachfolgend sind weitere zu erwartende planungsrelevante Arten aufgeführt. Hinweise auf zusätzliche planungsrelevante Arten liegen nicht vor bzw. es wurden keine geeigneten Habi- tate im Untersuchungsgebiet ermittelt.

Haselmaus

Die Haselmaus konnte über die Erhebungen mit Niströhren am Langenberg & Hahneberg im Jahr 2015 sicher nachgewiesen werden (BÖF 2018c). Über die Natis-Daten liegen Hasel- maus-Nachweise für den Reinhardswald in ca. 3 km Entfernung südlich zu den geplanten An- lagen aus mehreren Jahren (2008-2013) vor (FENA 2015), was das Vorkommen der Art be- stätigt. Damit ist von einem Vorkommen im gesamten Reinhardswald auszugehen.

Die Fichtenbestände, die im Wesentlichen durch Sturmwurf und Käferbefall betroffen sind, stellen für die Haselmaus einen eher ungünstigen Lebensraum dar. Die entstandenen Kahl- flächen werden mit zunehmender Sukzession für die Art attraktiver, insbesondere, wenn sich fruchtragende Sträucher wie Brom- und Himbeere etablieren.

Wildkatze

Erhebungen zum Vorkommen der Wildkatze wurden nicht durchgeführt. Die Daten eines Fo- tofallen-Monitorings der Universität Göttingen zum Luchsvorkommen in Nordhessen zeigen auf, dass eine stabile Population der Wildkatze im Untersuchungsgebiet vorzufinden ist (M. Port, Universität Göttingen, mündl. Mitteilung). Das Projekt lieferte ebenfalls einen Nachweis der Reproduktion der Wildkatze im Jahr 2017 im Gebiet zwischen Tierpark Sababurg und Ur- wald Sababurg (Fotoaufnahmen mehrerer Jungtiere). Dass eine Reproduktion der Wildkatze auch in den angrenzenden Waldgebieten stattfindet ist naheliegend.

40 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Das Biotopverbundkonzept zeigt die Verbindung zwischen Reinhardswald und Warburger Börde in westlicher Richtung sowie zwischen Reinhardswald und Kaufunger Wald in südlicher Richtung als prioritäre Hauptkorridore auf (ITN & GPM 2010).

Luchs

Für den Landkreis Kassel liegen mehrere Hinweise für die Art vor. Im Zeitraum von 2016 bis 2017 wurden hier 34 C1-Nachweise für Luchse erfasst, die als harte Fakten zu werten sind, sowie 11 weitere C3-Hinweise (Hinweise, die unbestätigt oder nicht überprüfbar sind; AK HES- SEN-LUCHS 2017). Aus dem Reinhardswald stammen fünf der genannten C3-Luchsnachweise. Insgesamt konnten in dem Betrachtungsjahr 2016/17 vier Luchse (drei Männchen und ein Weibchen) in Nordhessen nachgewiesen werden. Insgesamt wird der Bestand in Hessen auf maximal 10 Tiere geschätzt.

Das Fotofallen-Monitoring der Universität Göttingen weist auf, dass der Reinhardswald als Streifgebiet von mindestens einem Luchs genutzt wird (M. Port, schriftl. Mitteilung). Im Juli 2017 lieferte das Projekt einen weiteren C1-Nachweis, der das Vorkommen eines Luchses in etwa 1,5 km Entfernung südlich zu den geplanten WEA in östlicher Richtung zum Tierpark Sababurg aufweist. Im Januar und Februar 2019 gelang ein weiterer C1-Nachweis eines bis- lang unbekannten Luches im Reinhardswald (AK HESSEN-LUCHS 2019). Im Dezember 2019 konnte der Nachweis einer Lüchsin mit 4 Jungtieren im Reinhardswald erbracht werden (AK HESSEN-LUCHS – Internetseite). Dies ist der erste Beleg einer Reproduktion der Art in Hessen seit 2014.

Zwischen Reinhardswald und Kaufunger Wald sowie angrenzendem Söhrewald besteht ein Biotopverbund, der u.a. durch das Wildkatzenschutzkonzept gestützt wird (ITN & GPM 2010). Da die erfassten C1-Nachweise aus dem Erfassungsjahr 2016/17 mehrheitlich aus diesen Wäldern stammen, ist es möglich, dass sich der Reinhardswald zu einem permanenten Le- bensraum für den Luchs entwickelt.

Amphibien

Im nördlichen Teilgebiet zwischen Benzer Holz, Farrenplatz und Scheibeberg sowie entlang des Höhenzugs vom Langenberg über den Hahneberg des südlichen Teilgebiets konnten mehrere Gewässer und Gewässerkomplexe mit Amphibienvorkommen (u.a. Teich- und Fa- denmolch sowie Erdkröte und Grasfrosch) festgestellt werden. Im nördlichen Teilgebiet wurde zudem im Umfeld des WEA-Standortes WEA 4 ein Vorkommen des Feuersalamanders kartiert

Durch die Räumung der Kalamitätsflächen sind in den Jahren 2018 und 2019 in Teilbereichen deutliche Fahrspuren entstanden, die als Sekundärhabitate eine Funktion für die im Untersu- chungsgebiet vorkommenden Amphibien aufweisen können. Zudem wurden vom Forstamt Reinhardshagen am Farrenplatz im Jahr 2019 (zwischen WEA-Standort 3 und 4) mehrere Tümpel angelegt, die sich als Laichgewässer entwickeln können.

BÖF Stand: 24.07.2020 41 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

6.2.2.2 Bewertung

Avifauna

Das Untersuchungsgebiet spiegelt mit seiner Anzahl an Arten ein durchschnittliches, für Wald- flächen typisches Spektrum an Vogelarten wieder. Gemäß VSW & HGON (2014) sind von den festgestellten Arten zwei Arten (Baumpieper, Grauspecht) in Hessen stark gefährdet (Katego- rie 2), fünf weitere Arten (Bluthänfling, Habicht, Waldlaubsänger, Waldohreule und Wespen- bussard) gefährdet (Kategorie 3), sieben Arten werden auf der Vorwarnliste (Kategorie V) ge- führt. Von den oben aufgeführten Arten weisen 20 Arten einen ungünstigen, Baumpieper, Blut- hänfling und Grauspecht einen schlechten Erhaltungszustand auf.

Insgesamt sind somit die folgenden 24 Arten als planungsrelevant anzusehen:

- Besonders windkraftempfindliche Arten gemäß LAG-VSW (2015): Baumfalke, Grau- reiher, Rotmilan, Schwarzmilan, Uhu, Waldschnepfe und Wespenbussard

- ggf. erhöhtes Konfliktpotenzial: Mäusebussard (vgl. ILLNER 2012, BERNOTAT & DIERSCHKE 2016) - Sonstige relevante Arten, die vor allem in Hinblick auf mögliche baubedingte Beein- trächtigungen zu beachten sind: Baumpieper, Bluthänfling, Grauspecht, Feldschwirl, Goldammer, Habicht, Hohltaube, Mittelspecht, Neuntöter, Raufußkauz, Schwarz- specht, Sperlingskauz, Tannenhäher, Waldlaubsänger, Waldohreule, Weidenmeise

Das Zuggeschehen im Untersuchungsgebiet ist für den Südteil als unterdurchschnittlich, für den Nordteil als überdurchschnittlich bewertet worden. Eine bedeutsame Zugverdichtung konnte dabei nicht festgestellt werden, auch wenn es scheint, dass einzelnen Routen etwas stärker frequentiert werden (BÖF 2018a).

Der Vorhabensraum liegt innerhalb des Korridors in Hessen, von Kassel bis zum Main, der vom Kranich überflogen wird. Der konkrete Verlauf im näheren Umfeld des Untersuchungsge- biets kann jahrweise stark unterschiedlich ausgeprägt sein und nicht exakt prognostiziert wer- den.

Das Untersuchungsgebiet ist insgesamt im Hinblick auf die Avifauna mit einer besonderen Bedeutung zu bewerten.

Fledermäuse

Alle nachgewiesenen Fledermausarten sind im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführt, Wim- perfledermaus, Bechsteinfledermaus und Großes Mausohr zusätzlich auch in Anhang II. Die meisten Arten sind in der hessischen Roten Liste als stark gefährdet eingestuft, die Arten Was- serfledermaus, Großer Abendsegler und Zwergfledermaus sind gefährdet. Die nachgewiese- nen Arten Mückenfledermaus, Wimperfledermaus und Nymphenfledermaus sind in der Roten Liste Hessen nicht gelistet.

42 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Alle im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Fledermausarten sind als Bewohner von Baumhöhlen bekannt, wobei die Bedeutung und Stetigkeit artspezifisch variiert. Darüber hin- aus weist das Gebiet auch für alle nachgewiesenen Arten eine Bedeutung als Nahrungsraum auf.

Für die drei Arten Bechsteinfledermaus, Braunes Langohr und Fransenfledermaus hat das Waldgebiet aufgrund der nachgewiesenen Wochenstuben eine besondere Bedeutung als Quartierraum. Dabei sind insbesondere die alten Laubwaldbestände von besonderer Bedeu- tung, da sich in diesen die Quartierzentren mit vielen verschiedenen Höhlenbäumen finden. Diese alten höhlenreichen Laubwaldbestände sind essentiell, damit sich Wochenstuben lang- fristig etablieren können, sie nehmen aber aufgrund der steigenden forstwirtschaftlichen Nut- zung in den letzten Jahren ab.

Dem Untersuchungsgebiet ist insbesondere aufgrund der Wochenstubenkolonien für die oben genannten Arten sowie der hohen Artenvielfalt eine besondere Bedeutung zuzuschreiben.

Sonstige Arten

Vorkommen von Haselmaus und Wildkatze sind im Wesentlichen in sämtlichen nordhessi- schen Wälder anzunehmen. Für mindestens ein Luchs-Individuum gehört der Planungsraum zum Streifgebiet. Aus der Erfassung zum Amphibienvorkommen sind keine streng geschütz- ten Arten hervorgegangen. Zusammenfassend führen die Artvorkommen aufgrund der Ver- breitung jedoch zu einer allgemeinen Bedeutung.

6.2.3 Biologische Vielfalt

Die biologische Vielfalt gilt als eine der Grundvoraussetzungen für die Stabilität von Ökosys- temen. Deutschland hat sich als Mitunterzeichner der Biodiversitätskonvention verpflichtet, die Artenvielfalt im eigenen Land zu schützen und ist diesem Auftrag u. a. durch die Berücksichti- gung der biologischen Vielfalt im UVPG § 2 nachgekommen. Bezüglich der genetischen Viel- falt im Plangebiet sind nur allgemeine Rückschlüsse möglich. Die biologische Vielfalt (= Bio- diversität) umfasst neben der Vielfalt der Arten und der Lebensräume auch die genetische Vielfalt innerhalb der Tier- und Pflanzenarten.

6.2.4 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen

Im direkten Vorhabensbereich existieren keine technischen Vorbelastungen. Die forstwirt- schaftliche Nutzung des Waldes spiegelt sich in der Zusammensetzung der Waldbestände und –struktur wieder.

Die Offenlandbereiche sind durch kleinere Siedlungen geprägt, größere Industriegebiete sind im Umfeld des Windparks nicht vorhanden.

BÖF Stand: 24.07.2020 43 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Hinsichtlich Schallbelastung wurden durch RAMBOLL (2020a) keine Vorbelastungen festge- stellt.

Die nächstgelegenen Windenergieanlagen befinden sich bei Verliehausen, etwa 7,4 km ent- fernt von WEA 12.

6.2.5 Fachplanerische Festsetzungen

Die Schutzgebiete für das Umfeld des Windparks sind in der Übersichtskarte (Karte 1, Unter- lage 20) dargestellt.

Natura 2000-Gebiete

Im Umfeld des Vorhabensgebietes liegen die Natura 2000-Gebiete

 „Weserhänge mit Bachläufen“ (FFH) rd. 37 m Entfernung zu WEA 15  „Urwald Wichmanessen“ (FFH) rd. 2.220 m Entfernung zu WEA 3  „Holzapetal“ (FFH) rd. 3.000 m Entfernung zu WEA 5  „Urwald Sababurg“ (FFH) rd. 3.100 m Entfernung zu WEA 17  „Schwülme und Auschnippe“ (FFH) rd. 3.250 m Entfernung zu WEA 4  „Wälder im südlichen Solling“ (FFH) rd. 4.600 m Entfernung zu WEA 4  „Solling“ (VSG) rd. 4.600 m Entfernung zu WEA 4  „Wolkenbruch bei Trendelburg“ (FFH) rd. 5.430 m Entfernung zu WEA 5

Die WEA reichen z.T. bis fast an die Grenze des FFH-Gebietes „Weserhänge mit Bachläufen“ heran (WEA 12 und WEA 15). Aus diesem Grund wurde die Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des Schutzgebietes in einer FFH-VP geprüft (vgl. UL 19.3.4.2).

Mit einer FFH-VVP wurden mögliche Auswirkungen sowohl des Windparks als auch der Zu- wegung auf die Erhaltungsziele der FFH-Gebiete „Urwald Wichmanessen“ sowie „Holzapetal“ abgeprüft. Der Windpark liegt dabei entfernt von den Schutzgebieten, die Zuwegung verläuft unmittelbar entlang der Grenze des FFH-Gebietes „Urwald Wichmanessen“ über bestehende Wege (vgl. UL 19.3.4.1).

Naturschutzgebiete

Im Umfeld des Vorhabens befinden sich folgende Naturschutzgebiete:

 „Urwald Wichmanessen“ rd. 2.2 km nordwestlich WEA 3  „Holzapetal“ rd. 3,0 km südwestlich WEA 3  „Weserarm bei Gieselwerder“ rd. 2,4 km östliche WEA 10  „Thorengrund“ rd. 3 km südöstlich WEA 20  "Urwald Sababurg“ rd. 3,1 km südwestlich WEA 17  „Ochsenhof“ rd. 3,3 km südöstlich WEA 20  „Oberes Holzapetal“ rd. 4,1 km südwestlich WEA 17

44 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Innerhalb von Naturschutzgebieten kommt dem Naturschutz eine raumordnerische Vorrang- funktion zu (BFN 2017).

Vorrang- und Vorbehaltsgebiete

 für Forstwirtschaft Das Vorhabensgebiet sowie der gesamte Reinhardswald sind im Regionalplan Nord- hessen (RP KASSEL 2009) als Vorranggebiet für die Forstwirtschaft ausgewiesen.

 für Natur und Landschaft Als Vorranggebiete für Natur und Landschaft sind gemäß Regionalplan Nordhessen (RP KASSEL 2009) überwiegend FFH-Gebiete, LSGs und NSGs ausgewiesen. Ein großflächiges Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft sind die Waldflächen des Reinhardswaldes.

Naturparke

Der Windpark liegt vollständig innerhalb des 2017 neu ausgewiesenen Naturparks „Reinhards- wald“. Auf niedersächsischer Seite schließen sich die Naturparke „Solling Vogler im Weser- grund“ sowie „Münden) an.

Sonstige fachplanerische Festsetzungen

Innerhalb des Eingriffsbereichs befinden sich keine festgesetzten Kompensationsmaßnahmen anderer Planungen (vgl. NATUREG).

6.3 BODEN UND FLÄCHE

Die Beschreibung der Geologie erfolgt auf der Basis geologischer Karten. Die Bestandsbe- schreibung der vorkommenden Bodentypen wird auf Grundlage bodenkundlicher Karten, er- gänzt durch Geländebegehungen an den geplanten WEA-Standorten, die von BBU im Zusam- menhang mit der Baugrunduntersuchung und dem Bodenschutzkonzept vorgenommen wur- den (vgl. BBU 2019a), erstellt. Als Grundlage für die Bewertung des Schutzguts Boden wird das Bodenschutzkonzept (BBU 2019a) herangezogen.

6.3.1 Bestand

Der Standort des Windparks liegt im Weser-Leine-Bergland in der Haupteinheit Solling, Bram- wald und Reinhardswald und in der Teileinheit des Reinhardswalds.

Die Böden im Untersuchungsgebiet haben sich überwiegend aus mittlerem Buntsandstein ent- wickelt und liegen in der geologischen Einheit der Ober-Weser-Scholle (HLUG 2013).

Auf dem Plateau des Reinhardswalds sind gemäß Bodenkarte von Hessen (1:50.000) haupt- sächlich Pseudogleye mit Braunerde-Pseudogleyen sowie Braunerden aus lösslehmhaltigen

BÖF Stand: 24.07.2020 45 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Solifluktionsdecken mit basenarmen bis sauren Gesteinsanteilen vorzufinden. Am Standort der WEA 8 kommen Stagnogleye, ebenfalls aus lösslehmreichen Solifluktionsdecken mit ba- senarmen Gesteinsanteilen vor, im Bereich der WEA 14 sind gemäß Standortkarte Quel- lengleye mit Hanggleyen und –pseudogleyen vorzufinden (vgl. BBU 2019a).

Im Rahmen der Standortbegehung und bodenkundlichen Untersuchung durch BBU (2019a) konnten überwiegend pseudovergleyte Böden sowie Übergangsformen zu Braunerden und Parabraunerden festgestellt werden. Diese sind typische Bodenformen für die Standorte des Untersuchungsgebiets.

Natur- und/oder kulturgeschichtlich bedeutsame Böden wurden bei der bodenkundlichen Un- tersuchung vor Ort nicht festgestellt (BBU 2019a). Bodendenkmale konnten im Untersu- chungsgebiet festgestellt werden (vgl. Kap. 6.7.1).

6.3.2 Bewertung

Die Bewertung des Bodens erfolgt durch die Betrachtung der natürlichen und nutzungsbezo- genen Bodenfunktionen sowie der Archivfunktion. Für die natürlichen Bodenfunktionen erfolgt durch BBU (2019a) eine zusammenfassende Gesamtbewertung über die vorliegenden Bo- denflächendaten des Landes Hessens (HLNUG 2017; BFD50). Die Bewertung erfolgt in einer fünfstufigen Skala. Aus den Klassenstufen 1-5 (sehr gering bis sehr hoch) wird abschließend eine Gesamtbewertung für den Vorhabensraum vorgenommen.

Die natürlichen Bodenfunktionen Lebensraum, Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium sowie Wasserhaushalt werden dabei über die nachfolgenden Bewertungskriterien abgebildet:

 Standortverhältnisse  Ertragspotenzial  Nitratrückhaltevermögen  Feldkapazität

Als Bewertungsansatz zur Beurteilung der Umweltauswirkungen erfolgt eine Differenzierung in Böden allgemeiner und besonderer Bedeutung. Böden allgemeiner Bedeutung haben eine Gesamtbewertung von sehr gering bis mittel. Böden mit einer hohen und sehr hohen Gesamt- bewertung stellen Wert- und Funktionselemente besonderer Bedeutung dar.

Natürliche Bodenfunktionen (Lebensraum, Rückhaltevermögen)

Die Böden im Planungsraum zeichnen sich durch die nachfolgend aufgeführten Funktionen entsprechend BBU (2019a) aus.

Insgesamt konnten im Waldgebiet (Anlagenstandorte) Standorte mit einer mäßigen Bedeu- tung für die Biotopentwicklung festgestellt werden.

46 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Für 14 der 18 Anlagenstandorte zeichnet sich ein mittleres Ertragspotenzial, für die Standorte der WEA 3 und 4 sowie 19 und 20 konnte ein hohes Ertragspotenzial ermittelt werden.

Das Nitratrückhaltevermögen ist für den Vorhabensraum an 12 Standorten als gering-mittel eingestuft, an sechs Standorten (WEA 3, 4, 8, 14, 19 & 20) liegt eine etwas höheres Nitrat- rückhaltevermögen vor. Die Feldkapazität im Hauptwurzelraum gibt Hinweise auf den Was- serhaushalt der im Planungsraum vorherrschenden Böden. Für insgesamt 13 WEA-Standorte und somit für die überwiegenden Standorte des Vorhabens wird eine geringe Feldkapazität angegeben (>100-200 mm), im Bereich von WEA 3 und 4 sowie der WEA 14, 19 und 20 sind höhere Werte mit >200-300 mm genannt.

In der Gesamtbewertung kommt das Gutachten zum Bodenschutz (BBU 2019a) an 14 der 18 untersuchten Standorte zu einem geringen Erfüllungsgrad für die Bodenfunktionen, an vier Standorten wird eine mittlere Eignung festgestellt.

Tab. 6-3: Übersicht über die Gesamtbewertung der Bodenfunktionen an den Standorten WEA3 – WEA20 gemäß BBU (2019a)

Gesamtbewertung der Bodenfunktion WEA-Standorte Gering WEA 5 bis WEA 18 Mittel WEA 3 und WEA 4, WEA 19 und WEA 20

Die nachfolgenden Angaben zur Zuwegung und Kabeltrasse sind allesamt dem Onlinedienst des HLNUG (HLNUG 2017) bzw. dem Geoportal NRW/OpenGeodata.NRW entnommen.

Die Bodentypen der Zuwegung sind vergleichbar mit denen der Standorte, vorwiegend sind nach Bodenkarte Pseudogleye sowie Braunerden vorzufinden.

Die Ertragsfunktion im Bereich der Zuwegung ist überwiegend als mittel, auf Teilflächen ins- besondere im nördlichen Vorhabensgebiet als hoch eingestuft. Das Nitratrückhaltevermögen der Böden liegt in einer Spanne zwischen gering und mittel. Die Feldkapazität im Bereich der Zuwegung ist überwiegend als gering, im nördlichen Vorhabensraum etwas höher eingestuft.

Die geplante Zuwegung verläuft dabei weitgehend im Bereich von Bestandswegen (versie- gelte Wege sowie Erdwege).

Auf hessischer Seite sind im Bereich der Kabeltrasse überwiegend Braunerden und Pseu- dogley(-Parabraunerden) vorzufinden. Entlang der Diemel sind Böden als Vega mit Gley-Vega aus Auenschluff ausgewiesen, an den kleineren Gewässern wie dem Höllebach oder dem Hainbach als Auengleye mit Gleyen. Nördlich der Diemel überwiegen Pseudogley-Parabraun- erden mit Parabraunerden. In NRW dominieren südlich der Weser Braunerden und nördlich der Weser Vegen.

Die Ertragsfunktion auf hessischer Seite der Kabeltrasse ist überwiegend mittel bis hoch, im Offenland als sehr hoch eingestuft. Das Nitratrückhaltevermögen und die Feldkapazität ist im Wald als mittel und im Offenland bis zu sehr hoch eingestuft worden. In NRW ist die Feldka- pazität südlich der Weser als mittel und nördlich der Weser als hoch bewertet. Für eine erste grobe Einschätzung der Ertragsfunktion werden die Bodenwertzahlen herangezogen. Diese

BÖF Stand: 24.07.2020 47 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald sind für den Bereich nördlich der Weser überwiegend als hoch und südlich der Weser als mittel eingestuft. Als Kenngröße für die Funktion als Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium wird die Gesamtfilterfähigkeit genutzt. Diese ist für die nördlich der Weser liegenden Bereiche mit mittel, für die südlichen Flächen als gering bewertet worden.

Innerhalb des Planungsgebiets befinden sich bekannte denkmalgeschützte Objekte (vgl. Kap. 6.7.1). Seltene oder natur- und/oder kulturgeschichtlich bedeutsame Böden kommen im Pla- nungsraum nicht vor.

Den natürlichen und nutzungsbezogenen Bodenfunktionen des Schutzguts Boden kommt so- mit eine allgemeine Bedeutung zu.

6.3.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen

Hinweise auf Altlasten in Form von Altablagerungen, Altstandorten oder sonstigen schädlichen Bodenveränderungen (HLUG 2015) liegen für den Vorhabensraum (Windpark inkl. Zuwegung und Kabel) auf hessischer Seite nicht vor. Jenseits der Landesgrenze liegen zwei Stellen au- ßerhalb des derzeitigen Planungsraum der Kabeltrasse und des Umspannwerks, an denen schädliche Bodenveränderungen (Zink, Kupfer und Schwermetalle) festgestellt wurden (LA- NUV 2008). Diese befinden sich auf der Nordseite der Weser, südwestlich des Umspannwerks Würgassen und südöstlich des Geländes auf der Südseite der Weser zwischen B83 und K31.

In Teilbereichen sind die Böden aufgrund der forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes durch Verdichtungen gekennzeichnet.

6.3.4 Fachplanerische Festsetzungen

Im Regionalplan Nordhessen (RP KASSEL 2009) wird das Schutzgut Boden nicht in die Um- weltprüfung einbezogen. Hinweise auf eine Beeinträchtigung sämtlicher Bodenfunktionen i. S. ihres Verlusts werden über den Grad der Neuversiegelung berücksichtigt.

Im direkten Vorhabensgebiet sind für das Schutzgut Boden keine Flächen mit gesetzlicher Zweckbindung (Schon-, Schutz- oder Bannwald zum Schutz des Bodens) ausgewiesen (HMULF 2000). Die nach Osten abfallenden Weserhänge sind großflächig als Wald mit Bo- denschutzfunktion gekennzeichnet, ebenso die schmaleren Täler der Olbe südlich der WEA 20 sowie das Quellgerinne des Fuldebachs westlich der WEA-Standorte 10, 13 und 14. Ein Vorbehaltsgebiet oberflächennaher Lagerstätten ist im nördlichen Teilgebiet am Farrenplatz ausgewiesen. Vorranggebiete für den Abbau oberflächennaher Lagerstätten sind im direkten Vorhabensraum nicht vorhanden.

48 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

6.4 WASSER

Die Bestandserfassung und -bewertung erfolgt auf Grundlage vorhandener Informationen, dem hydrogeologischen Gutachten (BBU 2019b) und der Biotoptypenkartierung/Geländebe- gehungen.

Funktionselemente besonderer Bedeutung werden durch naturnahe, oligotrophe Gewässer, Quellen und Quellbereiche sowie Wasserschutzgebiete (Zone I und II) abgebildet. Ebenso stellen Gebiete mit einer besonderen Empfindlichkeit gegenüber möglichen Stoffeinträgen ins Grundwasser und einer besonderen Bedeutung für die Trinkwassergewinnung (Zonen I-III) Funktionselemente besonderer Bedeutung dar.

6.4.1 Bestand

Oberflächengewässer

Größere Gewässer befinden sich außerhalb des direkten Vorhabensgebietes im Norden, Os- ten sowie im Westen. Im Norden und Osten wird der Reinhardswald durch die Weser, im Wes- ten durch die Diemel eingerahmt. Zahlreiche Zuflüsse zu diesen Gewässern entspringen in- nerhalb des Reinhardswaldes und von dem Höhenrücken führen zahlreiche Gewässerläufe zu den o.g. größeren Gewässern. Innerhalb des Untersuchungsgebiets der Biotoptypenkartie- rung im Umkreis von 250 m um die WEA sowie entlang der Zuwegung kommen die in Tab. 6-4 genannten Gewässer vor. Im nördlichen Teilgebiet verläuft die Qualgrube nach Norden Richtung Weser. Das Quellgebiet liegt nördlich des geplanten WEA-Standorts WEA 3. Am Scheibeberg entspringt ein Nebengewässer der Landbeeke, das Gewässersystem entwässert ebenfalls nördlich des Vorhabengebiets in die Weser. Im südlichen Teilgebiet liegen nördlich der geplanten WEA 5 Quellgewässer des Trumbachs. Südlich der WEA 9 entspringen mehrere kleine Gewässerläufe, im Umfeld der WEA 13 und 14 kommen mehrere temporär wasserfüh- rende Gerinne sowie die Quellbereiche des Fuldebachs vor. Südwestlich des geplanten Stand- orts WEA 19 entspringt die Olbe, die südlich des Vorhabengebiets in die Weser mündet. Nörd- lich von Gottsbüren verläuft ein Nebengewässer des Fuldebachs, der östlich der K75 ent- springt und diese quert.

Tab. 6-4: Übersicht über die Gewässer innerhalb des Untersuchungsgebiets (250 m um die WEA-Standorte)

KV-Code Nutzungstyp / Biotoptyp FFH-LRT § 30 Biotop 05.110 Ungefasste Quellen § Schnell fließende Bäche (Oberlauf), Gewäs- 05.211 § sergüteklasse besser als II Schnell fließende Bäche (Oberlauf), Gewäs- 05.212 sergüteklasse II und schlechter 05.241 An Böschungen verkrautete Gräben

BÖF Stand: 24.07.2020 49 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die externe Kabeltrasse quert außerhalb des Windparks, aber innerhalb des Waldgebiets, die Landbeeke sowie einen ihrer Nebenarme. Außerhalb des Waldgebiets wird zwischen Helmar- shausen und Wülmersen die Diemel gequert. Auf einem Teilstück von etwa 250 m nördlich von Wülmersen verläuft die Trasse parallel zum Höllebach und quert im weiteren Verlauf den Hainbach auf der Höhe der K73. Auf der nordrheinwestfälischen Landesseite wird das Kabel zunächst auf rd. 200 m parallel zu einem kleinen Gewässer (ohne Namen) geführt. Westlich von Würgassen verläuft die Trasse auf rd. 700 m parallel zur Weser, bevor diese südwestlich des Umspannwerks gequert wird. Kurz vor der Querung der Weser wird noch ein kleiner Quell- bach auf Höhe der K31 gekreuzt.

Stillgewässer sind im Untersuchungsgebiet der Biotoptypenkartierung in Form von ausdauern- den Kleingewässern etwa 570 m südwestlich der geplanten WEA 4 vorhanden.

Grundwasser

Das Vorhabengebiet befindet sich im hydrogeologischen Raum Mitteldeutscher Buntsand- stein, dessen Schichten ein besonders hohes Grundwasserdargebot aufweisen. Der geplante Windpark liegt im hydrogeologischen Teilraum „Fulda-Werra-Bergland und Solling“. Der Vor- habensraum liegt innerhalb eines silikatischen Kluft- bzw. Kluft-/Porengrundwasserleiters mit überwiegend mäßigen Durchlässigkeiten. Die östlich vorkommenden tertiären Basaltgänge und Sedimente stellen zum einen hoch durchlässige Kluftgrundwasserleiter, die Sandschich- ten zum anderen hoch durchlässige Porengrundwasserleiter dar (BBU 2019b S. 14).

Die Zuwegung wurde nicht gesondert untersucht, sie verläuft jedoch ebenfalls durch silikati- sche Kluft-/Porengrundwasserleiter. Im Nordteil teils durch Porengrundwasserleiter, im Südteil teils durch Kluftgrundwasserleiter (HLUNG 2017).

Die externe Kabeltrasse verläuft überwiegend durch Gebiete, die als Kluft-/Porengrundwas- serleiter ausgewiesen sind. Im Niederungsbereich der Diemel stellen die Flusssedimente da- gegen einen klassischen Porengrundwasserleiter dar. Nach der Diemelquerung ist der Unter- grund flächig als Kluftgrundwasserleiter ausgebildet (HLUNG 2017). Diese Ausprägung setzt sich bis zur Weser auf nordrheinwestfälischer Seite fort. Im Bereich des letzten Abschnitts der Kabeltrasse und des geplanten Umspannwerks ist der Untergrund erneut als Porengrundwas- serleiter ausgebildet (Hydrogeologische Karte von NRW 1 : 100.000).

Die Anlagen im nördlichen Teilgebiet liegen außerhalb von Trinkwasserschutzgebieten. Die des südlichen Teilgebietes liegen teils vollständig (WEA 5-16) innerhalb der Zonen III der Was- serschutzgebiete Tiefbrunnen (TB) 3 Gottsbüren, TB Gottstreu und TB Gieselwerder (detail- lierte Auflistung s.u.), die beiden Anlagen WEA 17 und WEA18 liegen am Rand der Zonen III (TB Gottstreu und TB 3 Gottsbüren).

Die Zuwegung zu den Anlagenstandorten im Südteil verläuft ebenfalls großteils innerhalb der Wasserschutzgebiete TB 3 Gottsbüren, TB Gottstreu und TB Gieselwerder. Zudem liegt auch ein Kurvenausbau nördlich von Gottsbüren innerhalb der Schutzzone III des TB 3 Gottsbüren.

50 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die externe Kabeltrasse verläuft vom Umspannwerk im Reinhardswald südwestlich der WEA 3 kommend auf einem Teilstück am Rand der Schutzzone III des TB Hellebachtal und Qu. Moosberg, Helmarshausen. Die Trasse des Südteils führt von der WEA 5 kommend nach Nor- den zum geplanten Umspannwerk durch die Schutzzone III des TB 3 Gottsbüren. Weitere Trinkwasserschutzgebiete werden durch die externe Kabeltrasse nicht berührt. Innerhalb des Südteils des Windparks verläuft das Kabel zwischen den Anlagenstandorten durch die Zonen III der TB Gieselwerder und Gottstreu.

Durch das Vorhaben (WEA-Standorte inkl. Zuwegung und Kabeltrasse mit Umspannwerk) be- troffene bzw. berührte Trinkwasserschutzgebiete (Zone III):

- 633-077 (TB Gieselwerder) - WEA 10 - 633-078 (TB Gottstreu) - WEA 11, 12, 15, 16 und teils 18 - 633-101 (TB 3 Gottsbüren) - WEA 5, 6, 7, 8, 9, 13, 14 und teils 17

Die geplante Zuwegung und Kabeltrasse verlaufen neben den o.g. Trinkwasserschutzgebieten auch durch die Schutzzone III des WSG 633-007 (TB Hellebachtal und Qu. Moosberg, Hel- marshausen). In Nordrhein-Westfalen werden durch die Kabeltrasse keine WSG gequert.

Der Grundwasserstand der umliegenden Brunnen und Messstellen liegt zwischen rd. 107 m ü NN (TB Gottstreu) und 230 m ü NN (Grundwassermessstelle Gottsbüren).

Nach BBU (2019b, S. 53) ist für das Umfeld der geplanten Windkraftanlagen der vertikale Grundwasserflurabstand mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens 30 m. Die vertikale Durch- flusswirksamkeit des anstehenden Gebirges lediglich an hydraulisch offenen Störungen des Gebirgsverbandes erheblich, im Bereich der Verwitterungszone sind die vorhandenen Stau- horizonte und Klüfte in der Regel lehmverschmiert.

6.4.2 Bewertung

Oberflächengewässer

Die Bewertung der Oberflächengewässer erfolgt auf Grundlage der Gewässerstrukturgütekar- tierung, der biologischen Gewässergüte – jeweils, soweit diese für die Gewässer vorliegen - sowie dem möglichen Schutz nach § 30 BNatSchG.

Die Gewässer im Untersuchungsgebiet (WEA-Standorte und Zuwegung) weisen überwiegend eine stark bis sehr stark veränderte Struktur auf. Lediglich der Quellbereich des Qualgrabens an WEA 3 ist als deutlich bis mäßig verändert bewertet, das Quellgerinne des Fuldebachs, im Bereich der geplanten WEA 14, ist als naturnah/unverändert bis gering verändert eingestuft (vgl. WRRL-Viewer Hessen). Angaben zur biologischen Gewässergüte liegt für die o.g. Ge- wässer nicht vor.

Die Kabeltrasse quert in ihrem Verlauf in Hessen die Landbeeke, die Diemel sowie den Hain- bach. In NRW wird die Weser gequert. Die Landbeeke weist im Querungsbereich eine sehr

BÖF Stand: 24.07.2020 51 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald stark veränderte Gewässerstruktur auf. Gleiches gilt für den Hainbach, der in Teilen zudem vollständig verändert ist. Die Gewässerstrukturgüte der Diemel ist im Bereich der Querung als stark verändert dargestellt. Dies trifft auch auf den Abschnitt der Weser in NRW zu.

Die Diemel weist im Querungsbereich eine gute biologische Gewässergüte mit einem Sapro- bienindex von 1,74 auf. Die Weser weist im Querungsabschnitt einen schlechten biologischen Zustand auf (MULNV 2019)

Im gesamten Untersuchungsgebiet konnten vereinzelt Quellbereiche an den Ober- und Mittel- hängen kartiert werden, weitere sind aufgrund der Standortverhältnisse zu vermuten. Soweit diese eine natürliche Genese haben, erhalten sie den Schutzstatus nach § 30 BNatSchG und somit eine besondere Bedeutung. Der quellige Bereich am geplanten Standort der WEA 13 tritt aufgrund von Verdichtungen, die durch Befahrungen im Zusammenhang mit der forstlichen Nutzung stehen, hervor.

Insgesamt ist dem Vorhabensraum eine allgemeine Bedeutung in Bezug auf die Oberflächen- gewässer zuzuschreiben.

Grundwasser

Für das Grundwasser sind die Grundwasserneubildung / Ergiebigkeit (im wasserwirtschaftli- chen Sinn) und die Verschmutzungsempfindlichkeit gegenüber Schadstoffeinträgen bedeut- sam. Mit abnehmender Überdeckung der grundwasserleitenden Schichten steigt die Empfind- lichkeit des Grundwassers gegenüber Stoffeinträgen.

Das Schutzpotenzial ist abhängig vom Ausgangsgestein und kann zusammenfassend von mit- tel (Buntsandstein) bis gering (Basalt) eingestuft werden. Insgesamt erfolgte eine gesonderte Bewertung je Standort.

Tab. 6-5: Übersicht über die Gesamtschutzfunktion der Grundwasserüberdeckung an den Standorten WEA3 – WEA20 gemäß BBU (2019b)

Gesamtschutzfunktion der WEA-Standorte Grundwasserüberdeckung Mittel WEA 3 Hoch WEA 4 bis WEA 13, WEA 15 bis WEA 20 Sehr hoch WEA 14

Die Zuwegung und die interne Kabeltrasse verlaufen weitgehend durch Bereiche, deren Deck- schichten mit den Standorten der WEA vergleichbar sind. Im weiteren Verlauf der Kabeltrasse, im Waldgebiet östlich von Wülmersen, ist die Durchlässigkeit als mäßig bewertet, ausgenom- men der Diemelaue, die eine etwas schlechtere Einstufung (mittel) hat. Nach der Diemelque- rung verläuft das Kabel in Bereichen mit einer geringen bis äußerst geringen Durchlässigkeit. Änderungen in der Durchlässigkeit ergeben sich erst nördlich der Weser auf dem letzten Ab- schnitt der Kabeltrasse und im Bereich des geplanten Umspannwerks (Hydrogeologische Karte von NRW 1 : 100.000).

52 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Insgesamt weist das Gebiet somit eine besondere Bedeutung für den Aspekt Grundwasser auf, was sich auch durch die ausgewiesenen WSG zeigt.

6.4.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen

Die Funktionsfähigkeit der Oberflächengewässer wird beeinträchtigt durch bautechnische Ver- änderungen des natürlichen Gewässers/Gewässerverlaufs. Anhand der Gewässerstrukturgü- tebewertung zeigt sich, dass vor allem die größeren Gewässer vielfach strukturelle Verände- rungen erfahren haben. So ist die Diemel weitestgehend stark bis vollständig verändert. Die im Reinhardswald entspringenden Zuflüsse zu Diemel und Weser sind in den Oberläufen viel- fach noch naturnah bis mäßig verändert, in den Ortslagen jedoch z.T. stark bis vollständig verändert. Die Diemel ist sowohl flussaufwärts als auch -abwärts weitestgehend passierbar bzw. bedingt passierbar. Die Zuflüsse sind in Teilen unpassierbar bzw. weitgehend unpassier- bar. Gleiches gilt für die Zuflüsse zur Weser.

Für die Weser liegt keine aktuelle Gewässerstrukturgütekartierung vor. Da das Verfahren zur Gewässerstrukturgütekartierung großer Flüsse derzeit bundesweit überarbeitet wird, muss hier auf Ergebnisse aus den 1990er Jahren zurückgegriffen werden. Dort ist die Weser zwi- schen Gottstreu und Wahmbeck als überwiegend sehr stark verändert bewertet, im Verlauf nach Bad Karlshafen im Norden bzw. in Richtung Süden ist das Gewässer fast vollständig als stark verändert eingestuft.

Im Verlauf der Zuwegung werden kleinere Gewässer, u.a. an der Spitzkehre südwestlich der WEA 3 und südlich der WEA 19 (KV-Code 05.211), sowie an WEA 14 (KV-Code 05.212) ge- quert. Eine Gewässerstrukturgütekartierung lieg für die kleinen Gewässer nicht vor.

Das Kabel quert die Gewässer Landbeeke, Diemel, Hainbach und Weser, die in Ihrer Gewäs- serstruktur stark bis vollständig verändert sind.

Insgesamt sind die Gewässer als vorbelastet einzustufen.

Vorbelastungen des Grundwassers bestehen überall dort, wo Niederschlagswasser an der Versickerung gehindert und damit die Grundwasserneubildung beeinträchtigt wird. Dies trifft auf alle versiegelten Flächen (Straßen, Gebäude etc.) sowie größere, stärker verdichtete Be- reiche in der Nähe von Siedlungen zu. Durch Einträge von Stickstoff aus diffusen Quellen findet eine potenzielle Verschmutzung des Grundwassers statt, die Ursachen sind überwie- gend in der intensiven Landwirtschaft zu finden. Die Messdaten für den Vorhabensraum geben für die Waldflächen des Reinhardswalds keine erhöhten Nitratgehalte im Grund- und Rohwas- ser wieder. Im westlich angrenzenden Offenland kommen überwiegend Werte zwischen >7,5 – 25,0 mg/l vor, ausgenommen eines Brunnens südöstlich von Gottsbüren mit Werten bis 50 mg/l (HLNUG 2017a). Flächig interpoliert werden für das Waldgebiet des Planungsraums Nitratgehalte von > 12,5 – 15,0 mg/l, im südlichen Reinhardswald bis etwa 10 mg/l abgeleitet (HLNUG 2017b).

BÖF Stand: 24.07.2020 53 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

6.4.4 Fachplanerische Festsetzungen

Durch das Vorhaben (WEA-Standorte inkl. Zuwegung und Kabeltrasse und Umspannwerk) betroffene bzw. berührte Trinkwasserschutzgebiete:

- TB Hellebachtal und Qu. Moosberg, Helmarshausen (ID 633-007) - TB Gieselwerder (ID 633-077) - TB Gottstreu (ID 633-078) - TB 3 Gottsbüren (ID 633-101)

Festgesetzte Überschwemmungsgebiete kommen entlang der Diemel und der Weser vor. Das Gebiet entlang der Diemel liegt westlich des geplanten Vorhabens in rd. 3,9 km Entfernung zu WEA 4. Das Überschwemmungsgebiet der Weser liegt rd. 1,2 km nördlich bzw. östlich des WEA-Standorts WEA 4. Die Kabeltrasse quert das Überschwemmungsgebiet der Diemel zwi- schen Wülmersen und Helmarshausen, das Überschwemmungsgebiet der Weser wird im Be- reich des Umspannwerks Würgassen gequert. Das Umspannwerk selbst liegt außerhalb des Überschwemmungsgebietes. Vorranggebiete Hochwasserschutz sind gemäß Regionalplan Nordhessen (RP KASSEL 2009) entlang der Weser und Diemel ausgewiesen. Vorbehaltsge- biete Hochwasserschutz sind z.T. im Bereich der Ortsrandlangen verzeichnet.

6.5 KLIMA / LUFT

Für die Bestandserfassung zu Klima und Luft werden die verfügbaren Informationen zusam- mengetragen und hinsichtlich der lokalen Situation interpretiert.

Die Bewertung richtet sich hier vorrangig nach der Bedeutung der Flächen für die Siedlungs- bereiche und der lokalen Bedeutung des Untersuchungsgebietes.

6.5.1 Bestand

Folgende Klimadaten sind den Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD 2013) zu entnehmen und beziehen sich auf den langjährigen Durchschnitt der Jahre 1981 – 2010. Die Informationen zur Temperatur wurden der Station Wahlsburg-Lippoldsberg, die zum Nie- derschlag den Stationen Reinhardshagen-Vaake, Trendelburg und Uslar entnommen  Jahresmitteltemperatur: 9 °C  Monatsmitteltemperatur Juli: 17,6 °C  Monatsmitteltemperatur Januar: 1,0 °C  Jahresniederschlagsmengen: 769 -892 mm

Klimatische Ausgleichsfunktion

Klimatische Ausgleichsfunktion haben insbesondere die Freiland-Klimatope wie Wiesen, Wei- den und Ackerflächen. Auch größere Gehölzbestände wirken als Kaltluftproduzenten. In ihrem

54 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Bestand kühlt sich im Gegensatz zum Freiland ein größeres Luftvolumen ab, erreicht jedoch nicht die tiefen Temperaturen der Offenlandflächen. Die Baumkronenoberfläche des belaubten bzw. immergrünen Nadelwaldes schirmt den Boden zur Atmosphäre ab und reguliert so den Wärmeumsatz. Der Stammraum wird tagsüber nicht so stark aufgeheizt, nachts kühlt er sich nicht so extrem ab wie das Freiland. Daher sind die Wälder in der Lage auch tagsüber Kaltluft zu erzeugen.

Nach MOSIMANN et al. (1999) kann für die mittlere relative Kaltluftproduktivität eine vereinfachte Rangfolge gegeben werden:

 Wiesen und Weiden: hoch – sehr hoch  Acker- und Gartenbauflächen: mittel – sehr hoch  Wald: mittel – hoch  Wasserflächen: keine Kaltluftproduktion

Kaltluftentstehungsgebiete sind in der Regel besonders im Bereich von landwirtschaftlichen Nutzflächen, insbesondere auf Ackerflächen, vorhanden. Täler dienen als Kaltluft-Abflussbah- nen.

Lufthygienische Ausgleichsfunktion

Die lufthygienische Ausgleichsfunktion einer Fläche bezeichnet die Fähigkeit, Luftschadstoffe auszufiltern oder zu verdünnen (Luftregeneration).

Aufgrund ihrer hohen Filterwirkung sind Wälder, Feldgehölze und sonstige Gehölzstrukturen bedeutsam für die lufthygienische Ausgleichsfunktion. Die hohe Filterfunktion beruht in erster Linie auf der großen Oberfläche von Baumbeständen. Von hoher Bedeutung sind Waldbe- stände und Gehölze, die sich in unmittelbarer Nähe zur Emissionsquelle (Abstand < 10 m) befinden und eine Mindestgröße von rd. 0,25 ha aufweisen.

Aufgrund der oben beschriebenen Filterwirkung und der Größe des Bestandes kann dem Waldgebiet eine hohe Bedeutung für die lufthygienische Ausgleichfunktion beigemessen wer- den.

Die im weiträumigeren Planungsraum vorkommenden Waldbestände sind nicht als Wald mit Immissionsschutzfunktion oder Wald mit Klimaschutzfunktion belegt (HLNUG 2018).

6.5.2 Bewertung

Aufgrund der oben beschriebenen Filterwirkung und der Größe des Bestandes kann dem Waldgebiet eine hohe Bedeutung für die lufthygienische Ausgleichfunktion beigemessen wer- den. Im direkten Umfeld kommen keine Emissionsquellen vor, sodass die Bedeutungseinstu- fung sich etwas relativiert. Die in den Waldbeständen entspringenden Gewässer mit ihren be- gleitenden Tälern sowie die östlich und westlich des Reinhardswaldes fließenden Gewässer

BÖF Stand: 24.07.2020 55 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Diemel und Weser haben für die Frischluftversorgung der umliegenden Ortschaften eine hohe Bedeutung.

Der große Waldbestand sowie die Auenbereiche entlang der Diemel und Weser mit ihren Zu- flüssen aus dem Reinhardswald besitzen eine besondere Bedeutung für die lufthygienische Ausgleichsfunktion.

6.5.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen

Vorbelastungen des Schutzgutes Klima / Luft ergeben sich aufgrund klimatischer und lufthygi- enischer Beeinträchtigungen. Versiegelungen von Flächen durch Straßen und Bebauung so- wie die Behinderungen kleinräumiger Luftaustauschprozesse bedingen klimatische Beein- trächtigungen. Die zuvor genannten Kriterien treffen für die Waldflächen im Umfeld der ge- planten Anlagenstandorte nicht zu. Für die umliegenden Ortschaften ist zum einen durch den erhöhten Anteil an versiegelten Flächen sowie zum anderen durch die in den Talbereichen verlaufenden Verkehrswege von einer klimatischen Beeinträchtigung auszugehen.

6.5.4 Fachplanerische Festsetzungen

Im Regionalplan Nordhessen (RP KASSEL 2009) sind die Auenbereiche der Diemel und der Weser als Vorbehaltsgebiete für Klimafunktion ausgewiesen. Der geplante Windpark sowie die dazugehörige Zuwegung liegen außerhalb des Vorbehaltsgebietes.

6.6 LANDSCHAFT

Die Abgrenzung der Landschaftsbildräume erfolgt auf Grundlage der naturräumlichen Gege- benheiten und der Biotoptypenkartierung. Als Abgrenzungskriterien werden Wert- und Funkti- onselemente herangezogen bzw. für das Untersuchungsgebiet der 15-fachen Anlagenhöhe festgelegt (z. B. Geländeformen, Erholungswert, Fließgewässer, LSG). Die Bewertung des Landschaftsbildes erfolgt im Wirkraum der Anlagen entsprechend den Kriterien der der hessi- schen Kompensationsverordnung (KV) (vom 14. September 2005, zuletzt geändert am 22.09.2015) (Feststellung der Wertstufen). Die Ermittlung der Kompensationszahlung erfolgt nach den in Anlage 2 der KV festgesetzten Vorgaben für die Kompensation von Masten.

Bei diesem Vorgehen erfolgt die Einstufung der Landschaft in Wertstufen auf einer definierten Fläche. Die Kriterien zur Einstufung in die vier Wertstufen sind in Anlage 2 Nr. 4.4 KV aufge- führt. Die Bewertung des Eingriffs erfolgt schließlich durch Berechnung des Ersatzgeldes ge- mäß hessischen Vorgaben aus dem flächengewichteten Mittel der Einzelwerte der im Umkreis der Anlagen vorhandenen Wertstufen der Landschaft.

Die Sichtbarkeitsanalyse wird für einen 10 km-Radius durchgeführt. Über diesen Abstand hin- aus sind WEA in dieser Größe noch wahrnehmbar, in der Regel aber nicht mehr geeignet, störende Wirkungen zu erzeugen. Die Bewertung des Landschaftsbildes erfolgt für ein Gebiet,

56 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald das der 15-fachen Anlagenhöhe entspricht – hier also in einem Umfeld von rd. 3.615 m um die Anlagen des Windparks.

6.6.1 Bestand

Die Anlagen werden im nördlichen Reinhardswald errichtet. Das Landschaftsbild des Pla- nungsraums ist geprägt durch ein hügeliges Relief mit bewaldeten Kuppen und engen, offenen Talräumen mit kleineren Ortschaften, in deren Umfeld Landwirtschaft betrieben wird. Im direk- ten Umfeld des Windparks liegen die Gemeinden Bad Karlshafen, Bodenfelde, Wahlburg, Oberweser, Reinhardshagen und Trendelburg. Der Windpark selbst wird im Gutsbezirk Rein- hardswald geplant.

Die Gewässer Diemel und Weser mit ihren Auen prägen das Offenland westlich und östlich des Reinhardswaldes.

6.6.2 Bewertung

Das Untersuchungsgebiet für das Landschaftsbild liegt fast vollständig innerhalb des Natur- parks „Reinhardswald“ sowie in geringerem Umfang in den Naturparken „Solling Vogler im Wesergrund“ und „Münden“. Nur kleinflächig liegt Offenland um Wahmbeck und Bodenfelde außerhalb der Naturparke.

Naturnahe Waldfläche

Die weitestgehend naturnahen Laubwaldbestände innerhalb des Reinhardswaldes weisen eine besondere Bedeutung für die Landschaftspflege und naturbezogene Erholung auf. Dies trifft vor allem auf die Laubwaldbestände zu. Diese Teilflächen entsprechen der Naturraumty- pologie und sind entsprechend sensibel gegenüber Eingriffen, insbesondere wenn es sich um mittelalte oder alte Bestände handelt. Unter diese Landschaftsbildeinheit fallen auch die im Osten des Waldgebiets liegenden Flächen des FFH-Gebietes „Weserhänge mit Bachläufen“.

Überformte Waldfläche

Teilflächen des Reinhardswaldes sind durch den früheren Anbau von größeren zusammen- hängenden Nadelbeständen stark forstlich überformt. Diese Bestände und auch die großen Schlagflurflächen weisen eine deutlich geringere Bedeutung für die Landschaftspflege und na- turbezogene Erholung auf. Die dichten Nadelbestände entsprechen nicht der natürlichen Baumartenzusammensetzung und wirken auf den Betrachter meist weniger attraktiv. Zudem sind insbesondere die Fichtenbestände durch Käferbefall bereits abgestorben oder derzeit noch absterbend, was ebenfalls zu einer deutlichen Überformung des Waldbereiches führt.

Hierunter fallen auch die großen Windwurfflächen, die durch die Stürme der vergangenen Jahre (Kyrill 2007, Friederike 2018, Eberhard 2019) im Reinhardswald entstanden sind.

BÖF Stand: 24.07.2020 57 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Weseraue

Die Weser mit ihrer Aue prägt den Osten des Untersuchungsgebiets, das zu einem großen Teil in dem Auenbereich als LSG „Auenverbund Weser“ ausgewiesen ist.

Die unter die Landschaftsbildeinheit „Weseraue“ fallenden Bereiche sind Offenlandflächen im Umfeld der Ortslagen, die überwiegend ackerbaulich genutzt werden und verglichen mit den Waldflächen eine geringere Bedeutung für die Landschaftspflege und naturgebundene Erho- lung aufweisen. Vorbelastungen sind in geringem Umfang durch Siedlungen und Verkehrs- wege vorhanden. Die Weser ist in Teilabschnitten mit Ufergehölzen bewachsen, insbesondere nach Norden zwischen Lippoldsberg und Bad Karlshafen fehlen Ufergehölze jedoch auf weiten Streckenabschnitten. Uferbefestigungen durch Buhnen sind im gesamten Weserverlauf inner- halb des Untersuchungsgebietes mehr oder weniger häufig vorhanden.

Offenland

Um Gottsbüren sowie um u.a. Trendelburg, Helmarshausen, Lippoldsberg und Oedelsheim liegen Offenlandbereiche des Naturparks Reinhardswalds (außerhalb des LSG „Auenverbund Weser“) im Untersuchungsgebiet für das Landschaftsbild. Dieses Offenland wird innerhalb des Naturparks gesondert abgegrenzt, da sich der Landschaftseindruck im Vergleich zu den Wald- flächen deutlich unterscheidet. Strukturgebende Elemente innerhalb der landwirtschaftlich ge- nutzten Fläche sind in Form von Gehölzinseln und Gewässern mit Ufergehölzen vorhanden. Gleiches gilt für die Offenlandflächen in den niedersächsischen Naturparken „Münden“ sowie „Solling Vogler im Wesergrund“.

Das Offenland innerhalb des Naturparks weist eine hohe Bedeutung für die Landschaftspflege und naturbezogene Erholung auf. Die naturräumliche Eigenart und kulturhistorische Land- schaftselemente sind noch gut zu erkennen, durch die fortdauernde landwirtschaftliche Nut- zung jedoch stellenweise überprägt.

Das landwirtschaftlich genutzte Offenland außerhalb der Naturparke um Wahmbeck und Bo- denfelde wird durch Gehölze und Alleen bzw. Baumreihen gegliedert, was zu einer Strukturie- rung der Landschaft beiträgt. Die Gehölzreihen und Allen sind kulturhistorische Landschafts- elemente und die Lage, vollständig umschlossen durch Naturparke, trägt zu einer hohen Be- deutung für die Landschaftspflege und naturbezogene Erholung bei. Zudem fehlen Vorbelas- tungen wie etwa Industriegebiete, Hochspannungsleitungen oder stark befahrene Infrastruk- tur.

Sababurg mit Tierpark

Innerhalb des Naturparks Reinhardswald bildet die Sababurg mit dem Tierpark Sababurg eine eigene Landschaftsbildeinheit, da es sich bei dem Tierpark um eine besondere Landschafts- form handelt, die mit den übrigen Landschaftsbildeinheiten im Wald oder Offenland nicht ver- gleichbar ist. Der Tierpark mit seiner historischen Form und den noch erhaltenen Außenmau- ern aus dem 16. Jahrhundert gilt als einer der ältesten Tierparke Europas und ist somit als besonderes Kulturdenkmal zu bewerten. Die historischen Formen des Barock sind anhand der alten Eichenalleen, die den Tierpark durchziehen und auf das Rondell zulaufen, gut erkennbar.

58 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die Sababurg, bekannt als „Dornröschenschloss“, stammt aus dem 14. Jahrhundert und stellt als eine der bekanntesten Burgen des Reinhardswaldes ein überregionales Kulturdenkmal dar.

Insgesamt besitzt das Areal um die Sababurg eine sehr hohe Bedeutung für die Landschafts- pflege und naturbezogene Erholung und weist zudem einen hohen Anteil kulturhistorisch wert- voller Elemente bzw. kulturhistorisch bedeutsamer Landnutzungsformen auf.

Naturschutz- und Landschaftsgebiete

Innerhalb des Naturparks Reinhardswald sind sowohl Naturschutz- als auch Landschafts- schutzgebiete ausgewiesen. Aufgrund des zusätzlichen Schutzstatus als NSG oder LSG han- delt es sich bei den Flächen um besonders sensible Bereiche des Naturparks. Naturraumtypi- sche Landschaftselemente sind häufig noch vorhanden, z.B. als Gewässer im Holzapetal oder sehr alte Buchen in den Urwäldern. Insgesamt befinden sich sieben NSG bzw. LSG ganz oder zumindest Teilweise innerhalb des Untersuchungsgebietes. Dabei handelt es sich auf hessi- schem Gebiet um:

- NSG Urwald Wichmanessen - NSG Holzapetal - NSG Ochsenhof - NSG Thorengrund - NSG / LSG Werraaltam bei Gieselwerder - NSG Urwald Sababurg

Auf niedersächsischem Gebiet ist die Teilfläche des Naturparks „Münden“ deckungsgleich mit dem LSG „Weserbergland – Kaufunger Wald“ und der Naturpark „Solling Vogler im Weser- grund“ deckungsgleich mit dem LSG „Solling“.

Dadurch, dass fast das gesamte Untersuchungsgebiet Bestandteil von Naturparken ist, weist der gesamte Raum eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für die Landschaftspflege und natur- bezogene Erholung auf und es wird eine besondere Bedeutung für das Landschaftsbild abge- leitet.

Flächen mit hoher Bedeutung nehmen dabei 62 % und Flächen mit sehr hoher Bedeutung 38 % der Gesamtfläche ein.

6.6.3 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen

Insgesamt herrscht im Vorhabensbereich und seiner Umgebung eine relativ geringe techni- sche Überformung der Landschaft vor. Der Reinhardswald stellt mit rd. 200 km² ein großes, in sich geschlossenes Waldgebiet dar.

Die kleinen Ortschaften im Umfeld des Reinhardswalds mit landwirtschaftlicher Nutzung prä- gen das Umfeld. Technische Überformungen wie große Straßen, ICE-Trassen, Freileitungen

BÖF Stand: 24.07.2020 59 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald oder Windparke sind nicht vorhanden. Die nächstgelegenen Windenergieanlagen befinden sich bei Verliehausen, etwa 7,4 km entfernt von WEA 12.

6.6.4 Fachplanerische Festsetzungen

Im direkten Vorhabensbereich bestehen keine Landschaftsschutzgebiete. Das nächstgele- gene LSG ist der „Auenverbund Weser“, rd. 1,2 km entfernt von WEA 4. In einem Abstand von weniger als 3 km befinden sich zudem das LSG „Solling“ (rd. 1,3 km zu WEA 4), das LSG „Weseraltarm bei Gieselwerder“ (rd. 2,3 km zu WEA 10), das LSG „Weserbergland – Kaufun- ger Wald“ (rd. 3 km zu WEA 20) sowie das LSG „Auenverbund Diemel“ (rd. 3,9 km zu WEA 4),

Das nächstgelegene NSG ist der „Urwald Wichmanessen“, rd. 2,2 km entfernt von WEA 3. In einem Abstand von rd. 3 km befinden sich zudem das NSG „Holzapetal“ (rd. 3,0 km zu WEA 3), das NSG „Weseraltarm bei Gieselwerder“ (rd. 2,4 km zu WEA 10) sowie das NSG „Thor- negrund“ (rd. 3 km zu WEA 20).

Der geplante Windpark liegt vollständig im forstwirtschaftlich geprägten Naturpark „Reinhards- wald“.

Als Vorranggebiete für Natur und Landschaft sind gemäß Regionalplan Nordhessen (RP KAS- SEL 2009) überwiegend FFH-Gebiete, LSGs und NSGs ausgewiesen. Ein großflächiges Vor- behaltsgebiet für Natur und Landschaft sind die Waldflächen des Reinhardswaldes.

6.7 KULTURELLES ERBE UND SONSTIGE SACHGÜTER

Das kulturelle Erbe und sonstige Sachgüter sind in § 2 Abs. 1 Nr. 4 UVPG i.V.m. 9. BImSchV als eigenständiges Schutzgut zu verstehen. Hierbei sind alle Sachgüter generell zu erfassen, sofern sie vom Projekt betroffen sein können, nicht nur die Objekte besonderer kultureller Be- deutung wie Kultur- und Naturdenkmale, sondern auch Sachen allgemein als körperliche Ge- genstände.

Als Kulturgüter werden insbesondere denkmalgeschützte Bau- und Bodendenkmale erhoben. Als sonstige Sachgüter sind Flächen und Einrichtungen bzw. Flächenbelegungen der Ver- und Entsorgung, wie z.B. der Wasserwirtschaft oder der Energienutzung sowie Gebäude oder Inf- rastruktureinrichtungen zu berücksichtigen, soweit sie keine Berücksichtigung unter den zuvor genannten Schutzgütern gefunden haben.

60 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

6.7.1 Bestand und Bewertung

Mit der Denkmalschutzbehörde erfolgten frühzeitige Abstimmungen über die im Planungsraum bekannten Bodendenkmale. Für das Genehmigungsverfahren wurde eine umfangreiche Un- tersuchung durch den „Wissenschaftliche Baugrund-Archäologie e.V.“ durchgeführt (WARNEKE et al. 2018).

Hinsichtlich der Baudenkmale erfolgte eine Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmal- pflege im Rahmen des Scopingtermins. Für die Kategorie der Baudenkmale wurden die ge- mäß Regionalplan Nordhessen (RP KASSEL 2009) und Landschaftsrahmenplan (RP KASSEL 2000) festgelegten Kulturdenkmale berücksichtigt.

Bodendenkmale

Zur Berücksichtigung der Bodendenkmale im Vorhabensraum erfolgte die Auswertung der LI- DAR-Daten (vgl. WARNEKE et al. 2018). Zudem wurden die geographischen und archäologi- schen Daten berücksichtigt und eine anschließende Geländeprospektion vorgenommen.

Aus der Analyse der LIDAR-Daten wurden zahlreiche Anomalien festgehalten (~1.000) von denen etwa 220 als Bodendenkmale dokumentiert wurden. Bekannte Bodendenkmale im nördlichen und südlichen Teilgebiet des geplanten Windparks sind:

- Wölbäcker - Hügelgräber - Wüstungen - Altwege - Tongruben - Wallanlagen - Köhlerplatten - Glashütte - Eichelgärten - neuzeitliche Wasserleitung

Eine besondere Bedeutung, insbesondere für das nördliche Teilgebiet, kann aufgrund der großflächigen und zusammenhängenden Wölbäcker festgehalten werden. Im unmittelbaren Bereich des Vorhabens verläuft zudem eine frühneuzeitliche Wasserleitung, die in Teilen nicht mehr intakt zu seien scheint (Lesefunde). Als weitere bedeutsame Funde sind die Hügelgräber im Reinhardswald zu nennen, die Im Umfeld (250 m) von WEA 4, 5 und 12 vorkommen. Der 60 m-Wirkbereich überschneidet sich jedoch nur mit der Standortplanung der WEA 5. Auch die Anzahl der sonstigen festgestellten und dokumentierten Bodendenkmale ist hervorzuhe- ben, auch wenn es weitgehend keine besonders seltenen und somit bedeutsamen Denkmale sind.

BÖF Stand: 24.07.2020 61 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Baudenkmäler

Im 12-km Umfeld der ehemals 20 geplanten Anlagen gibt es regional bedeutsame Bau- und Kulturdenkmale. Den genannten Baudenkmalen ist aufgrund des Schutzes gemäß § 1 HDSchG eine hohe Bedeutung zuzuschreiben.

Kirchen, Klöster - Orts- und Wallfahrtskirche Gottsbüren - Klosterkirche Lippoldsberg - Klosteranlage Bursfelde - Katholische Pfarrkirchen Herstelle - Lauenförde - Katholische Pfarrkirchen Beverungen-Würgassen

Schlösser, Burgen - Sababurg (Burg mit Vorwerk) - Beberbeck (ehem. Kurfürst- und königliches Gestüt, Jagdschloss) - Schloss Würgassen - Burg Herstelle - Schloss Fürstenberg - Rittergut Meinbrexen - Krukenburg bei Helmarshausen - Trendelburg - Burgruine Bramburg Hann. Münden

Umliegend um den Vorhabensraum befinden sich im Offenland Siedlungen mit historischem Ortsbild und/oder regionstypscher Bauweise. Die Orte Gewissenruh, Gieselwerder, Oedels- heim, Gottstreu, Veckerhagen und Friedrichsfeld sowie insbesondere auch Bad Karlshafen weisen historische Ortskerne auf.

Mögliche Beeinträchtigungen von Baudenkmalen werden im Denkmalbeitrag sowie über die Sichtfeldanalyse und die Fotosimulationen (s. Unterlage 19.5) ermittelt. Über mögliche Sicht- beziehungen und Entfernungen konnten betrachtungsrelevante Denkmale identifiziert werden.

- Kath. Pfarrkirche Beverungen-Würgassen - Krukenburg bei Helmarshausen - Orts- und Wallfahrtskirche Gottsbüren - Beberbeck (ehem. Kurfürst- und königliches Gestüt, Jagdschloss) - Sababurg (Burg mit Vorwerk)

Die Auswirkungen auf diese Denkmale werden nachfolgend in Kap. 8.4.7 dargestellt.

62 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Sonstige Sachgüter

Infrastruktur und Versorgung

Der Windpark liegt abseits von jeglichen Versorgungseinrichtungen. Die Kabeltrasse quert an zwei Stellen die Bundesstraße B83. Westlich von Würgassen befindet sich das Umspannwerk, in dessen Umfeld das Kabel an die bestehende 220 kV Leitung angeschlossen wird.

6.7.2 Kumulierende Wirkungen und Vorbelastungen

Insgesamt herrscht im unmittelbaren Vorhabensbereich eine sehr geringe technische Überfor- mung.

Die nächstgelegenen Windenergieanlagen befinden sich bei Verliehausen, etwa 7,4 km ent- fernt von WEA 12.

6.7.3 Fachplanerische Festsetzungen

Aus dem Regionalplan Nordhessen (RP KASSEL 2009) gehen keine fachplanerischen Festset- zungen in Bezug auf Einrichtungen bzw. Flächenbelegungen der Ver- und Entsorgung, Ge- bäude oder Infrastruktureinrichtungen hervor.

6.8 WECHSELWIRKUNGEN

Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern werden tabellarisch gegenüberge- stellt und beschrieben. So hat beispielsweise eine Veränderung des Wasserhaushaltes Aus- wirkungen auf den Boden und beides auf Pflanzen und Tiere.

Sie sind festgelegt in § 2 Abs. 1 Nr. 5 UVPG als ökosystemare, d.h. funktionale und strukturelle Wechselwirkungen zwischen Schutzgütern im Ökosystem. So wird die Natur als funktionales Wirkungsgefüge beschrieben. Damit werden ökologische Zusammenhänge erfasst, die bei ei- ner isolierten Beschreibung und Bewertung der Schutzgüter nicht hervorgehoben werden. Zu- dem werden auch die Wechselwirkungen aufgeführt, die von den Kompartimenten des Natur- haushaltes auf den Menschen und auf das kulturelle Erbe und sonstige Sachgüter wirken.

Die planungsrelevanten Erfassungskriterien für die Schutzgüter werden bei der folgenden Be- schreibung der Wechselwirkungen berücksichtigt. Sie reichen in der Regel für eine Beschrei- bung und Ermittlung der Auswirkungen aus. Aus diesem Grund werden weitere Parameter weder erfasst noch berücksichtigt.

BÖF Stand: 24.07.2020 63 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Es werden nicht alle möglichen funktionalen und strukturellen Beziehungen aufgezeigt, son- dern es wird lediglich ein Teil des möglichen funktionalen Gefüges mit besonders starken Ab- hängigkeiten aufgezeigt. Aus den engen Verflechtungen ergibt sich ein erhöhtes Konfliktpo- tenzial.

Tab. 6-6: Schutzgutbezogene Zusammenstellung von Wechselwirkungen

Schutzgut Wechselwirkungen zu anderen Schutzgütern Mensch Das Schutzgut Mensch mit seinem Funktionselement Erholungs- und Freizeitfunk- tion wird durch das Landschaftsbild und die sichtbaren Kultur- und Sachgüter, in diesem Fall die Baudenkmäler, geprägt. Diese Funktionen werden z. B. durch Sichtbeziehungen beeinflusst. Tiere Die Fauna ist abhängig von biotischen und abiotischen Lebensraumfunktionen, z.B. Vegetation, Biotopstruktur, Biotopvernetzung, Boden, Geländeklima und Wasser (Oberflächen- und Grundwasser). Das Vorhandensein unterschiedlich strukturierter Lebensräume wirkt sich positiv auf die Artenzahl aus. Pflanzen Die Vegetation ist abhängig von abiotischen Bestandteilen der Landschaft, z.B. Bo- denform, Geländeklima, Oberflächengewässer und Grundwasser. Der Waldbestand hat eine Funktion für die Erholungsnutzung, die wirtschaftliche Nutzung und eine Schutzfunktion für das Klima, das Grundwasser und den Bo- den. Boden / Flä- Der Boden ist abhängig von geologischen, geomorphologischen, wasserhaushalt- che lichen und vegetationskundlichen Verhältnissen. Deutlich wird die Beeinflussung des Bodens durch den Wasserhaushalt, indem grundwasserbeeinflusste Böden niedrigere biologische Aktivitäten und einen reduzierten Stoffumsatz aufweisen. Dies beeinflusst die Vegetation auf dem Boden, da er weniger ertragsfähig ist. Bo- deneigenschaften wie die Regler- und Speicherfähigkeit von Nähr- und Schadstof- fen sowie die Mächtigkeit des Bodens können sich auf die Grundwasserneubil- dung und -beschaffenheit auswirken. Zudem können sich Rodungen auf die Mine- ralisierungsprozesse im Boden auswirken und zu erhöhten Nährstoffeinträgen ins Grundwasser führen. Wasser Fließgewässer dienen als Verbreitungswege für den Nährstofftransport und als - Oberflächen- Vernetzungselemente im Biotopverbund. gewässer Die Grundwasserergiebigkeit ist abhängig von hydrogeologischen Verhältnissen. - Grundwasser Bei dem Grundwasserleiter handelt es sich um einen silikatischen Kluft- bzw. Kluft/Porengrundwasserleiter. Die Grundwasserschutzfunktion ist abhängig von der Regler- und Speicherfunk- tion des Bodens. Böden mit hoher Regler- und Speicherfunktion haben eine be- sondere Funktion auf die Qualität des Grundwassers, da sie ein hohes Rückhalte- vermögen für Schadstoffe aufweisen. Dies ist besonders in Bereichen mit hohen Schadstoffbelastungen von Bedeutung und wirkt sich über das Trinkwasser auf das Schutzgut Mensch aus. Beeinträchtigungen auf das Schutzgut Wasser sind gleichbedeutend für den stofflichen Bodenschutz. Klima / Luft Die Waldflächen haben eine Funktion für den regionalen Frischluftaustausch. Für den Menschen hat das Klima Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit. Landschaft Das Landschaftsbild ist abhängig von Relief, Vegetation / Nutzung, Oberflächen- gewässern, vom Menschen und dessen kulturellem Erbe und sonstigen Sachgü- tern. Es handelt sich um eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft mit bewaldeten Höhen und wenig besiedelten, von Landwirtschaft geprägten Tälern. Geprägt wird das weitere Umfeld auch durch die Gewässer Weser und Diemel kulturelles Das Schutzgut kulturelle Erbe und sonstige Sachgüter kann eine Funktion für den Erbe und Menschen und die Landschaft erfüllen (Erholungsfunktion, kulturelles Land- sonstige Sach- schaftserleben). güter

64 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

7 KUMULATIVE VORHABEN

Kumulierende Wirkungen durch Projekte lassen sich ableiten, sofern sich die jeweiligen schutzgutbezogenen Wirkräume von Vorhaben überschneiden.

Weitere Windparke, die als kumulative Vorhaben zu berücksichtigen wären, existieren im nä- heren Umfeld derzeit nicht. Die nächstgelegenen Windenergieanlagen befinden sich nordöst- lich bei Verliehausen, etwa 7,4 km entfernt von WEA 12. Sich überscheidende Wirkungen sind aufgrund der Entfernung auszuschließen.

Die Zuwegung und Kabeltrasse des Windparks Reinhardswald werden als kumulative Projekte bei der schutzgutbezogenen Auswirkungsprognose berücksichtigt. Sonstige kumulative Pro- jekte sind nicht bekannt.

8 AUSWIRKUNGSPROGNOSE

8.1 METHODISCHE VORGEHENSWEISE

Auf Grundlage der in Kapitel 6 durchgeführten Bewertungen der Schutzgüter werden im Rah- men der Auswirkungsprognose die entscheidungserheblichen Umweltauswirkungen des Vor- habens ermittelt, beschrieben und beurteilt. Dies wird im Folgenden für die einzelnen Schutz- güter dargestellt.

In einem ersten Arbeitsschritt wurden bereits die mit dem Vorhaben verbundenen Wirkfaktoren nach Art, Intensität und räumlicher Reichweite erfasst (vgl. Kap. 2.6 & 2.7). Dabei werden die Wirkfaktoren nach dem Zeitpunkt des Auftretens differenziert. Im nächsten Schritt erfolgt die schutzgutbezogene Prognose der Beeinträchtigungen mit einer Abschätzung des Risikopo- tenzials.

Für jedes Schutzgut werden die Konfliktschwerpunkte herausgestellt. Anhand der Ergebnisse der schutzgutbezogenen Auswirkungsprognose und der aufgeführten Minderungsmaßnah- men wird jeweils eine kurze zusammenfassende Beurteilung vorgenommen.

8.2 SCHUTZ-, VERMEIDUNGS- UND MINDERUNGSMAßNAHMEN

Die im Folgenden zusammengestellten Schutz-, Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sind für das Vorhaben „Windpark Reinhardswald“ vorgesehen und bei der schutzgutbezoge- nen Auswirkungsprognose in Kapitel 8.4 berücksichtigt. Im Planungsverlauf wurden neben den unten aufgeführten Maßnahmen zudem durch Standortoptimierungen planerische Vorkehrun- gen ergriffen, die in die Entwurfsplanung eingeflossen sind, um Eingriffe in Natur und Land- schaft zu minimieren (vgl. Kap. 3).

BÖF Stand: 24.07.2020 65 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Tab. 8-1: Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen

Schutzgut Maßnahme Alle Schutzgüter Ökologische Baubegleitung - Zur Sicherstellung der fachgerechten Umset- zung der Vermeidungsmaßnahmen, weiterhin zur Begleitung der Arbeiten von der Bauvorbereitung bis zur Fertigstellung des Vorhabens wird eine Ökologi- sche Baubegleitung beauftragt. Alle Schutzgüter Einmessung des Baufeldes - differenziert nach dauerhafter Versiegelung, temporärer Teilversiegelung und Flächen ohne temporäre oder dauerhafte Teilversiegelung, um zu vermeiden, dass Stockrodungen oder Bodenarbeiten in den Bereichen durchgeführt werden, in denen lediglich die Fläche von Ge- hölzaufwuchs freizuhalten ist. Vor Beginn der Gehölzfällungen sind die Gren- zen der Flächen abzustecken und mit Farbe zu markieren. Vor der Gehölzfäl- lung werden die Grenzen von ÖBB und Bauleitung abgegangen. Alle Schutzgüter Abschaltung im Notfall Beim Ausfall oder einer Schädigung von sicherheitsrelevanten Komponenten einer WEA wird diese automatisch abgeschaltet. Wenn es z.B. durch Eis der Rotor zu einer Unwucht bekommt und die Sicherheit der WEA gefährdet ist, erfolgt eine Notabschaltung. Zudem ist eine ferngesteuerte Abschaltung bei der Feststellung möglicher Schäden (Getriebeschaden, technische Störungen) durch eine automatisierte Meldung an eine Leitstelle möglich. Mensch Eiswurf Die Windenergieanlage muss angehalten werden, wenn die Rotorblätter ver- eist sind. Hierfür sind die WEA mit einer Eiserkennung mittels BLADEcontrol (Eigenschwingungsanalyse) ausgestattet. Bei abweichenden Frequenzen wer- den die Anlagen gestoppt. Mensch Diskoeffekt Durch die Verwendung entsprechend matter Farbtöne nach DIN EN ISO 2813 für Rotorblätter, Gondel und Turm können Lichtreflexe (Discoeffekt) vermie- den werden. Mensch Blitzschutzsystem, das dafür sorgt, dass Blitzstrom von den Rotorblättern oder der Gondeloberseite ins Erdreich abgeleitet wird, ohne negative Auswir- kungen auf das öffentliche Stromnetz oder die Umgebung der Windenergiean- lagen zu haben. Mensch Schatten Zum Schutz der umliegenden Wohnbebauung sind bezüglich des Schatten- wurfs Grenzwerte einzuhalten. Bei langer Schattenwurfdauer besteht die Mög- lichkeit, ein Zusatzgerät zu installieren, das die betreffende Windenergiean- lage ein- und ausschalten kann. Das Gerät wird so programmiert, dass die be- troffenen Häuser in der Umgebung nicht unzulässig beeinträchtigt werden. An WEA 5 und 6 wird ein solches Gerät installiert. Mensch Besucherlenkungskonzept (s. LBP, Maßnahme V11) – zur Vermeidung bzw. Minimierung von Störwirkungen erholungssuchender Bürger wird in Ab- hängigkeit der Bauphase im Bereich der ausgewiesenen Wanderwege ein Konzept zur Besucherlenkung erstellt. Mensch, Fauna Zur Minimierung der Lärmemissionen werden die Anlagen des Windparks mit „Serrations“ an den Rotorblättern ausgestattet. Hierdurch wird eine Reduk- tion des Schallleistungspegels erzielt. Zur sicheren Einhaltung der nächtlichen Immissionsrichtwerte soll die WEA 6 nachts schallreduziert betrieben werden. Mensch, Land- Zur Minimierung der Lichtimmissionen verpflichten sich die Betreiber die schaftsbild Windkraftanlagen mit einer bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung auszustat- ten, so dass die roten Lampen der Nachtkennzeichnung nur leuchten, wenn sich nachts ein Luftfahrzeug dem Windpark nähert.

66 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Schutzgut Maßnahme Fauna Artenschutzrechtlich optimierter Bauablauf (s. LBP, Maßnahme V1) u.a. Fällung von Bäumen mit Quartierpotenzial in den Wintermonaten, Baum- höhlenkontrolle, Baubeginn Erdbau erst ab Mitte April, ausgenommen im Be- reich von Sekundärbiotopen für Amphibien. Fauna Betriebseinschränkungen (s. LBP, Maßnahme V2) Abschaltzeit für Fledermäuse nach artspezifischen Algorithmen (Gondelmoni- toring) Fauna Entnahme der Mäusebussard-Horste (s. LBP, Maßnahme V3) Durch die Entnahme der Horste im Umfeld der WEA 6 und WEA 15 kann das Tötungsrisiko minimiert werden, sodass die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Kollision nicht mehr signifikant erhöht ist. Fauna Amphibienschutzzaun – zur Vermeidung von Individuenverlusten durch den Baustellenverkehr (s. LBP, Maßnahme V8) Fauna Anlage von Amphibiengewässern (s. LBP, Maßnahme V9) – zur Minderung der Barrierewirkungen, die durch das Aufstellen der Amphibienschutzzäune eintreten. Fauna Abschaltzeit Kranich (s. LBP, Maßnahme V10) Abschaltung der Anlagen während des Hauptkranichzugs bei ungünstigen Witterungsverhältnissen Fauna Abschaltung von WEA und Monitoring Großvögel (s. LBP, Maßnahme V12 und V13) Abschaltung der Anlagen zwischen dem 01.03. und 31.08. von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang bei signifikant erhöhtem, betriebsbedingtem Kollisionsrisiko. Die Abschaltzeiten werden durch ein begleitendes Monitoring über 8-10 Jahre festgelegt. Fauna Durch Absperrungen der Wege mittels Wegschranken (V14; LBP Zuwegungs- antrag) kann ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Waldbesucher vorge- beugt werden. Wasser Minimierung der Gefahren von Austritten wassergefährdender Stoffe durch ausreichend dimensionierte Rückhalte- und Auffangvorrichtungen. Wasser, Boden Sachgerechter Umgang mit wassergefährdenden Betriebsstoffen wie Schmiermitteln und Ölen (s. LBP, Maßnahme V4) An den Anlagen können über Niveauschalter mögliche Leckagen festgestellt und gemeldet werden. Durch einen Not-Stopp werden Pumpen und Mag- netventile abgestellt bzw. spannungsfrei geschaltet, um ein Nachlaufen von austretenden Flüssigkeiten zu verhindern. Druck- und Temperaturstände wer- den zur Erkennung von Betriebsflüssigkeitsverlusten überwacht. Betriebsflüs- sigkeiten der Hydraulik- und Getriebeeinheit werden über Auffangsysteme (Aufkantung der Hydraulikstation, Maschinenhauswannen, Auffangwannen so- wie die auslaufsichere Ausgestaltung des Turms) zurückgehalten. Weitere Schutzmaßnahme: maximal austretende Menge der Kühlflüssigkeit im größten internen Kreislauf wird vollständig über Auffangwannen aufgenommen. Die isolierende Flüssigkeit des Drehstromtransformators (99,5% Ester) ist leicht biologisch abbaubar und wirkt sich im Falle einer Leckage minimal auf die Umwelt aus (VESTAS 2019d). Durch den Not-Stopp und die vorhandenen Rückhaltemöglichkeiten ist festzu- halten, dass keine Gefährdung für Oberflächen- oder Grundwasser besteht (s. BImSch-Antrag Kap. 6, Kap. 9 und Kap. 17 Gefährdungsbeurteilung zum Um- gang mit wassergefährdenden Stoffen beim Betrieb von Windenergieanlagen). Boden Bodenkundliche Baubegleitung – Zur Sicherstellung des fachgerechten Umgangs mit dem Schutzgut Boden ist eine Bodenbaubegleitung vorgesehen. Boden Bodenschutz - vor Beginn der Arbeiten Abschieben des Oberbodens im Be- reich zu beanspruchender Flächen und fachgerechte Zwischenlagerung. Nach Abschluss der Arbeiten Bodenlockerung auf den temporär beanspruchten Flä- chen sowie Aufbringen des zwischengelagerten Bodens (s. Kap. 19.7 BImSch-Antrag - Fachbeitrag Bodenschutz, Kap. 19 - LBP Maßnahme V5).

BÖF Stand: 24.07.2020 67 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Schutzgut Maßnahme Biotope, Boden Schutzzaun zur Einhaltung der Baugrenzen u.a. im Bereich hochwertige Bio- tope und Überhälter (s. LBP, Maßnahme V6) Biotope, Boden Voranbau - Unterpflanzung von Buchenbeständen in Abhängigkeit der Be- wertung zu möglichen Randschäden (s. LBP, Maßnahme V7) kulturelles Erbe Bauvorgreifende oder baubegleitende archäologische Untersuchung im und sonstige Bereich der WEA 5, WEA 10 und WEA 14. Sachgüter

8.3 KOMPENSATIONSMAßNAHMEN

Zur Kompensation der Konflikte der Schutzgüter Biotope, Fauna und Boden werden verschie- dene Maßnahmen geplant. Neben den Wiederherstellungsmaßnahmen sind zur Kompensa- tion der Eingriffe zudem Maßnahmen außerhalb des Windparks, wie der Nutzungsverzicht in Laubholzaltbeständen vorgesehen. Ziel auf diesen Flächen ist ein geschlossener Buchen-Alt- bestand mit Buche der Alters- und Zerfallsphase und langfristig hohem Anteil an Habitatbäu- men sowie stehendem und liegendem Totholz. Des Weiteren ist nordöstlich des geplanten Windparks auf zwei Teilflächen ein Waldumbau in natürliche Waldgesellschaften geplant. Die Maßnahme dient der Regeneration von Sickerquellen und Quellgerinnen sowie der Entwick- lung naturnaher Gehölzbestände entlang von Gewässern. Sie trägt dazu bei, natürliche Wald- gesellschaften zu entwickeln, die für Kleinsäuger, Avifauna und Fledermäuse eine hohe Habi- tatbedeutung besitzen. Eine vergleichbare Maßnahme wird zudem als Ökokontofläche ins Ver- fahren eingebracht.

Zudem werden für den Ausgleich der Beeinträchtigungen im Rahmen des Zuwegungsbaus die Umsetzung weiterer Moorrenaturierungen entsprechend eines vorliegenden Konzeptes im Reinhardswald angestrebt. Die Zielsetzungen des Konzepts beinhalten die Förderung wach- sender Moore mit quellmoortypischer Vegetation sowie den Erhalt und die Entwicklung von Anmoorbereichen mit Übergangsmoorarten als halboffene Kulturlandschaft.

Der forstrechtliche Ausgleich (Ersatzaufforstung und Walderhaltungsabgabe) der dauerhaften Waldumwandlung wird zudem bei der naturschutzfachlichen Kompensation angerechnet. Mit der Walderhaltungsabgabe werden bspw. Sturmwurfflächen wiederaufgeforstet.

Die Eingriffe in das Landschaftsbild werden über ein Ersatzgeld abgegolten (vgl. Unterlage 19.3.1). Eine Kompensation der Auswirkungen auf die landschaftsbezogene Erholungsfunk- tion kann durch Schaffung von Naherholungsschwerpunkten unter Verwendung des Ersatz- geldes in anderen Bereichen des Landschaftsraumes kompensiert werden.

Folgende Maßnahmen sind als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen.

68 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Tab. 8-2: Maßnahmen zur Kompensation der Eingriffe

Maßnahmen Umfang Kompensation für Nr. Bezeichnung A1 Wiederaufforstung 6,31 ha Verlust von hochwertigen Biotopen (Bu- chenwald) A2 Wiederbewaldung durch 0,75 ha Verlust von (Teil-)Lebensräumen Fauna Sukzession A3 Entwicklung von Waldin- 7,18 ha Verlust von (Teil-)Lebensräumen Fauna nensäumen, gelenkte Sukzession A5 Waldumbau in natürliche 1,22 ha Verlust von (Teil-)Lebensräumen Fauna Waldgesellschaften A6 Wiederherstellung Ge- 3,5 lfm Überbauung von Fließgewässern wässer nach Wegerück- bau E1 Ersatzaufforstung 2,56 ha Waldinanspruchnahme Verlust von hochwertigen Biotopen (Bu- chenwald) Verlust von (Teil-)Lebensräumen Fauna E2 Anbringen von Ersatzhöh- 2 Fledermauskäs- Verlust von (Teil-)Lebensräumen Fauna len ten und 2 Nistkäs- ten je verlorener Höhle / Spalte

Die Maßnahmen A4 (Grünlandeinsaat und Entwicklung Grünland) dienen der Wiederherstel- lung der Eingriffsbereiche bzw. sind Flächen die während der Laufzeit des Windparks für mög- liche Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten vorgehalten werden müssen.

8.4 ERMITTLUNG UND BEURTEILUNG DER PROJEKTAUSWIRKUNGEN AUF DIE SCHUTZGÜTER

Im Folgenden werden schutzgutbezogen die Auswirkungen auf die Schutzgüter beschrieben, mögliche Wechselwirkungen betrachtet und die schutzgutbezogenen Vermeidungs- und Min- derungsmaßnahmen sowie mögliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen aufgeführt. Bei der Betrachtung wird differenziert in die Wirkungen, die während der Bauphase, der Betriebs- phase, im Falle von Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs und der Rückbauphase eintreten. Des Weiteren wird unterschieden, ob die Wirkungen durch die Rodung oder durch den Windpark selbst ausgelöst werden. Wirkungen durch die Rodung können hierbei in der Regel nur während der Bauphase eintreten, während die Wirkungen des Windparks auch wäh- rend der Betriebs- und Rückbauphase bestehen und des Weiteren beim Eintreten von Störun- gen des bestimmungsgemäßen Betriebs wirksam sind.

BÖF Stand: 24.07.2020 69 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

8.4.1 Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch, insbesondere die menschliche Gesundheit

Die Bereiche im Umfeld des Windparks, die Wohn-/Wohnumfeldfunktionen übernehmen, sind aufgrund ihrer Relevanz für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden empfindlich gegenüber Wirkungen durch bau- und betriebsbedingten Lärm, Lichtemissionen und Erschüt- terungen.

Flächen mit Erholungs- und Freizeitfunktion sind empfindlich gegenüber Beeinträchtigungen durch bau- und betriebsbedingte Lärm- und Lichtemissionen. Zudem müssen Störwirkungen, beispielsweise Eiswurf, durch geeignete Schutzmaßnahmen vermieden werden.

Die Umfassung/Umzingelung von Ortschaften ist abschließend im genehmigten Teilregional- plan Energie Nordhessen (RP KASSEL 2017) geregelt. Mit der geänderten Flächenkulisse wurde die Umfassung/Umzingelung von Ortslagen durch Vorranggebiete abgewendet.

Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen für das Schutzgut Mensch sind:

- Eisansatzerkennung: mittels BLADEcontrol erfolgt eine Eigenschwingungsanalyse, bei abweichenden Frequenzen werden die Anlagen gestoppt, - ein äußeres Blitzschutzsystem sorgt dafür, dass Blitzstrom von den Rotorblättern oder der Gondeloberseite ins Erdreich abgeleitet wird, ohne negative Auswirkungen auf das öffentliche Stromnetz oder die Umgebung der Windenergieanlagen zu haben, - eine technische Minimierung von Lichtemissionen durch eine bedarfsgerechte Befeu- erung, - Schallreduzierter Betrieb der Anlage WEA 6 im Nachtzeitraum - Installation einer Schattenabschaltautomatik an WEA 5 und WEA 6 zur automatischen Abschaltung der Anlagen bei Überschreitung der maximal zulässigen täglichen bzw. jährlichen Schattenwurfdauer, - Besucherlenkungskonzept (V11).

Bauphase

Wohn-/Wohnumfeldfunktionen

Die Rodung hat keine Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch, da kein Wald mit Immissi- onsschutzfunktion verloren geht. Die bei der Rodung stark zeitlich begrenzt auftretenden Emis- sionen führen zu keinen erheblichen lärm- und lichtbedingten Auswirkungen.

Aufgrund der Lage des Windparks im Wald sind keine baubedingten Auswirkungen auf die umliegende Wohnbebauung zu erwarten. Denkbare Auswirkungen wären Lärmemissionen und Erschütterungen durch Materialtransporte. Da der Baustellenverkehr außerhalb der Orts- lagen und fern von Einzelgebäuden stattfindet, können Beeinträchtigungen weitgehend aus- geschlossen werden.

70 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Erholungs- und Freizeitfunktion

Auswirkungen der Rodung auf die Erholungs- und Freizeitfunktion treten nur geringfügig und zeitlich begrenzt ein, da diese in einem Zeitfenster erfolgen, in der die Erholungsnutzung des Gebiets gering ist und die Gehölze in weiten Bereichen durch die vergangenen Sturmereig- nisse und Käferbefall bereits entfernt werden mussten. Die dauerhafte und temporäre Wald- umwandlung durch Anlagen, Zuwegung und Umspannwerk liegen bei rd. 29,14 ha (WEA 20,43 ha, Zuwegung 8,51 ha, UW 0,2 ha). Für die Kabeltrasse wird höchstens eine sehr ge- ringe Waldumwandlung (<100 m²) notwendig. Auf rd. 15,73 ha (WEA 12,14 ha, Zuwegung 3,53 ha, UW 0,05 ha) erfolgt eine Wiederbewaldung durch Aufforstungen und Sukzession.

Baubedingte Auswirkungen auf die Erholungsfunktion entstehen durch den vorbereitenden Bau für die Anlagen (Zuwegung, Fundamente, Kranstellflächen, etc.) durch den erhöhten Ver- kehr sowie den Aufbau der Anlagen selbst. Das Waldgebiet weist eine besondere Bedeutung für die Erholungswirkung auf, sodass auch zeitlich beschränkte, baubedingte Wirkungen als Beeinträchtigung auf die Erholungsfunktion zu erwarten sind.

Einer der im und um den Reinhardswald verlaufende Eco-Pfade ist auf einem rd. 1 km langem Teilstück zwischen WEA 3 und WEA 4 identisch mit dem Zuwegungsbau (vgl. Karte Über- sichtsplan Erholungsnutzung). Zudem quert zwischen WEA 3 und WEA 4 der Weserbergland- Weg die geplante Zuwegung. An WEA 9 führt ein Eco-Pfad vorbei, der auf einem kurzen Stück im Bereich des Kranauslegers und des Zuwegungsausbaus verläuft. Während der Bauphase wird der Wegeabschnitt vom Parkplatz Forstscheid bis zur WEA 20 für einen Teil des Baustel- lenverkehrs mitgenutzt. Auf diesem Abschnitt verläuft ebenfalls der Weserbergland-Weg, der zeitgleich auch als Hugenotten- und Waldenserpfad ausgewiesen ist. Die Standorte der WEA 3 bis WEA 8 sowie WEA 10 bis WEA 19 liegen abseits von Wanderwegen.

Insgesamt ist von höheren Fahrzeugbewegungen auf der von Süden kommenden Waldstraße, an der die WEA 12, 15, 16 und 17 liegen, sowie innerhalb der ausgebauten Zuwegungsab- schnitte auszugehen. Der Antransport der Großkomponenten erfolgt im Wesentlichen direkt bis zu den WEA.

Während der Bauphase ist der Weg ab dem Parkplatz Forstscheid Richtung WEA 20 auf gut 1,5 km als Wanderwege nicht nutzbar. Eine alternative Wegeführung ist über den Hessenweg 3, die Waldstraße oder teils parallel verlaufende Forstwege möglich. Auch der Parkplatz Forst- scheid wird während der zweijährigen Bautätigkeit als Containerstellfläche genutzt. Die Ver- bindung von Westen nach Osten kann über parallel verlaufenden Forstwege ebenfalls erhalten werden. Die gegebenenfalls in Kauf zu nehmenden Umwege oder geänderten Wegeführun- gen stehen nicht im Widerspruch zu der Erholungsfunktion des Waldgebietes.

Bei querenden Wanderwegen können über verkehrsregelnde Maßnahmen Beeinträchtigun- gen minimiert werden. Auch ist eine weitere Steuerung der Wanderwegnutzung über ein auf den Bauablauf angepasstes Besucherlenkungskonzept (V11) möglich.

BÖF Stand: 24.07.2020 71 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Betriebsphase

Auswirkungen der Anlagen während der Betriebsphase entstehen u.a. durch visuelle Störun- gen des Landschaftsbildes und haben Relevanz für die landschaftsbezogene Erholung. Die visuellen Störungen der weiträumigen Landschaft werden beim Schutzgut Landschaft betrach- tet (vgl. Kap. 8.4.6).

Die Anlagen werden auch in weiterer Entfernung sichtbar sein und das Landschaftsbild verän- dern. Vor allem in den Offenlandbereichen entlang der Weser sowie im Westen im Diemeltal ist eine deutliche Sichtbarkeit der Anlagen gegeben. Eine verminderte Sichtbarkeit ergibt sich aufgrund der Topographie im Offenland östlich des Wesertals sowie im Südosten um Ellers- hausen und Glashütte.

Durch die entstandenen bzw. noch entstehenden Freiflächen aufgrund von Sturmwurf und Borkenkäferbefall ergeben sich Blickbeziehungen von den Wanderwegen auch innerhalb des Waldgebietes auf die geplanten WEA. Dies tritt insbesondere an WEA 4 ein, in deren Umfeld sehr großflächig Freiflächen entstanden sind bzw. noch entstehen werden, da die Gehölze im Umfeld der WEA bis an einen Ecopfad derzeit von Borkenkäfer befallen sind. Des Weiteren werden veränderte Blickbeziehungen bzw. eine weiträumigere Sichtbarkeit der WEA 7 und 8 von Richtung Süden entstehen. Dort verläuft ebenfalls ein Ecopfad. Auch im Umfeld von WEA 20 ergeben sich entlang des Hugenotten- und Waldenserpfad kleinflächig Blickbeziehungen in Richtung WEA.

Auswirkungen ergeben sich zusätzlich durch die Rotorbewegungen die sowohl visuell als auch auditiv sind. Visuelle Auswirkungen entstehen u.a. durch den Schattenwurf und die Befeue- rung. Auditive Auswirkungen bringt die Geräuschentwicklung beim Betrieb mit sich. Trotz der subjektiven Wahrnehmung von Schall und der optischen Wirkungen sind die betriebsbeding- ten Auswirkungen als hoch einzustufen, da sie in der Umgebung der Anlagen grundsätzlich deutlich wahrnehmbar sind.

Wohn-/Wohnumfeldfunktionen

Störwirkungen durch Eiswurf im Einwirkbereich (1,5 x (Nabenhöhe + Rotordurchmesser) = 474 m) werden durch die vorgesehene Schutzmaßnahme der automatischen Abschaltung über Eigenschwingungsanalyse vermieden. Wohngebäude befinden sich nicht innerhalb des möglichen Einwirkbereichs von Eiswurf.

Die von den Anlagen ausgehenden Lärmemissionen liegen an allen betrachteten Immission- sorten unterhalb des Richtwertes (vgl. Tab. 8-3).

72 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Tab. 8-3: Beurteilungpegel (Lr) Zusatzbelastung (RAMBOLL 2020a)***

IO Bezeichnung IRW nacht Lr [dB(A)] Lr gerun- [dB(A)] det [dB(A)]* Ba-WR5 Bad Karlshafen, Am Eisenbahnerheim 3 35 24,1 24 Bo-WR4 Bodenfelde, Stettinerstr. 8 35 26,7 27 Ge-A11 Gewissenruh, Dorfstr. 39 45 36,2 36 Ge-A9 Gewissenruh, Altes Forsthaus 45 36,1 36 Gi-M1 Gieselwerder, Am Rottland 10 45 39,2 39 Gi-W14 Gieselwerder, Langenhof 33 40 38,0 38 Gi-W8 Gieselwerder, Mühlenplatz 9 40 39,2 39 Gi-WR2 Gieselwerder, Bergstr. 2 35/40** 38,6 39 Gi-WR3 Gieselwerder, Bergstr. 3 35/38** 38,4 38 Go-A2 Gottsbüren, Lumbachsgrund 45 40,0 40 Go-SH3 Gottsbüren, Am Reinhardswald 2 40 39,2 39 Go-W2 Gottsbüren, Albrecht-Dürer-Str. 7 40 39,1 39 Go-W2a Gottsbüren, Randbereich WA/SO-Plan- 40 39,6 40 gebiet (FNP) Gt-W7 Gottstreu, Waldstr. 17 40 38,7 39 He-A1 Helmarshausen, Mückenhohlweg 2 45 29,7 30 He-W1 Helmarshausen, Kirchweg 24 40 29,3 29 Li-W5 Lippoldsberg, Tulpenweg 2 40 32,7 33 Ob-A7 Oberweser, Reichsmühle 1 45 39,4 39 Ob-A10 Oberweser, Waldesruh 45 33,1 33 Sa-A6 Hofgeismar, Sababurg 17 45 38,7 39 Tr-A4 Trendelburg, Sababurger Str. 1 45 38,8 39 Tr-A5 Trendelburg, Sababurger Str. 5 45 38,6 39 Wa-W6 Wahmbeck, Am Roten Ufer 10 40 33,4 33 Wb-SS1 Wahlsburg, Klinik Lippoldsberg 35 29,5 30

* Es wurden die Rundungsregeln gemäß Nr. 4.5.1 DIN 1333 angewendet

** Die Immissionsorte GI-WR2 und Gi-WR3 liegen laut Bebauungsplan „Am Hopfenberge“ in einem Reinen Wohn- gebiet. Die äußeren Baureihen des als Reinen Wohngebiets ausgewiesenen Areals grenzen nach Norden hin an ein Allgemeines Wohngebiet, nach Osten, Südosten und Süden an Misch- und Gewerbegebiete und nach Südwes- ten an den Außenbereich sowie nach Nordwesten an ein allgemeines Wohngebiet. Nach Ziffer 6.7 TA Lärm können bei einer vorliegenden Gemengelage die für die zum Wohnen dienenden Gebiete geltenden Immissionsrichtwerte auf einen geeigneten Zwischenwert angehoben werden. Die Immissionsrichtwerte für Kern-, Dorf- und Mischge- biete sollen hierbei nicht überschritten werden (vgl. RAMBOLL 2020a S. 11).

*** Nach dem Wegfall von WEA 1 und 2 wurden die Schallemissionen der geplanten WEA nicht neu gerechnet, sodass die Aufstellung den Worst-Case-Fall mit 20 WEA darstellt.

Zur Sicherstellung, dass der nächtliche Immissionsrichtwert eingehalten wird, ist für WEA 6 ein schallreduzierter Betrieb in den Nachtstunden vorgesehen.

Hinsichtlich der Schattenwurfdauer sind Abschaltzeiten für die Anlagen WEA 5 und WEA 6 entsprechend der durchgeführten Prognose (RAMBOLL 2020b) vorgesehen, sodass erhebliche Auswirkungen auf die umliegende Bebauung durch Schattenwurf ausgeschlossen werden können und der Immissionsrichtwert für den astronomisch maximal möglichen Schattenwurf (30 Stunden / Jahr bzw. 30 Min / Tag) eingehalten werden kann. Die Ergebnisse der Berech- nung sind in der nachfolgenden Tab. 8-4 dargestellt.

BÖF Stand: 24.07.2020 73 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Tab. 8-4: Beschattungsdauer pro Jahr (astronomisch maximal möglich sowie meteorologisch wahrscheinlich) (RAMBOLL 2020b)*

* Nach dem Wegfall von WEA 1 und 2 wurde keine neue Ermittlung des Schattenwurfs durch die geplanten WEA durchgeführt, sodass die Aufstellung den Worst-Case-Fall mit 20 WEA darstellt.

Aufgrund der Entfernung des Windparks zur umliegenden Bebauung ist eine optisch bedrän- gende Wirkung der Anlagen ebenfalls auszuschließen. Da der Windpark in einer Vorrangflä- che Windenergie errichtet wird, ist eine umfassende/umzingelnde Wirkung der umliegenden Orte auszuschließen.

74 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Erholungs- und Freizeitfunktion

Für die Standdauer des Windparks, inklusive der ausgebauten Zuwegung mit den von Wald freizuhaltenden Überschwenkbereichen, kommt es zu einer optischen Veränderung des Wal- des mit seiner Naherholungsfunktion. Die Veränderung durch Windkraftanlagen im Wald ist im Vergleich zu Veränderungen im Offenland geringer, da der Wald (unbelaubt oder belaubt) nur einen eingeschränkteren Blick erlaubt. In der belaubten Zeit nimmt der Mensch die Verände- rung durch die Windkraftanlagen geringer wahr als in der unbelaubten Zeit.

Durch technische Prägung verringert sich die Erholungsfunktion des Gebietes, insbesondere bei Anlagen in der Nähe der Wanderwege (WEA 9 und WEA 20). Weiterhin bleibt das in der näheren Umgebung der WEA wahrnehmbare Geräusch der sich drehenden Rotoren.

Aufgrund der entstandenen und aufgrund von Käferbefall noch entstehenden Freiflächen in- nerhalb des Reinhardswaldes wird es auch im Waldgebiet eine erhöhte Sichtbarkeit und ver- änderte Blickbeziehungen auf die WEA geben. Dies ist insbesondere dort der Fall, wo große, zusammenhängende Freiflächen entstanden sind, die einen weiten Blick erlauben. Solche Freiflächen in der Nähe von überregionalen oder regionalen Wanderwegen mit direktem Blick auf die WEA finden sich vor allem an den WEA 4, 7, 8 und 20.

Auch von Wanderwegen im Offenland, außerhalb des Windparks, ist die Veränderung des Waldes durch Sturmwurfflächen erkennbar. Eine erhöhte Sichtbarkeit der Anlagen von in der Regel nur wenigen zusätzliche Metern (maximal Baumhöhe) der WEA ist an einzelnen Stellen gegeben.

Das LSG „Auenverbund Weser“ ist das nächstgelegene Landschaftsschutzgebiet, rd. 1.2 km östlich von WEA 4. Das Landschaftsschutzgebiet liegt vollständig außerhalb des Bereichs ei- ner maximalen Geräuschbelastung von 40 dB(A). Dies entspricht dem Grenzwert für zulässige Geräuschemissionen in Allgemeinen Wohngebieten. Da es für die freie Landschaft keine Grenzwerte bezüglich der Geräuschbelastung gibt, könnte hilfsweise dieser Grenzwert für all- gemeine Wohngebiete herangezogen werden. Zumindest kann daraus abgeleitet werden, dass Lärmimmissionen < 40 dB(A) grundsätzlich nicht beeinträchtigend wirken.

Das Ausmaß des damit verbundenen Gefühls der Beeinträchtigung lässt sich schwer fassen – es ist aber von einer Beeinträchtigung der stillen Erholung im 500 m Umfeld der Anlagen auszugehen. Insgesamt führt eine Vielzahl von Wanderwegen im und um den Reinhardswald nicht durch das Vorhabengebiet und außerhalb der wahrnehmbaren Anlagenstandorten vor- bei, sodass alternative Routen, insbesondere für eine stille Erholung, zur Wahl stehen.

Auch können Auswirkungen auf die landschaftsbezogene Erholung durch die Schaffung von Naherholungsschwerpunkten in anderen Bereichen des Landschaftsraums kompensiert wer- den.

BÖF Stand: 24.07.2020 75 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs treten bei Schäden an der Anlage ein. So kön- nen durch einen Brand Schadstoffe austreten oder Lärm von beschädigten Rotorblättern aus- gehen. In diesen Fällen stoppt die Anlage automatisch und wird arretiert. Eine Erhöhung des Lärmpegels durch Schäden kann somit vermieden werden. Ein Schadstoffaustritt im Brandfall kann nicht verhindert werden. In dem Schaltschrank für die Netzanbindung, dem Filterschrank sowie den Umrichtermodulen ist ein Feuerlöschsystem integriert, das bei direkter Beflammung oder einer Umgebungstemperatur von mindestens 175 °C ein umweltfreundliches Brandbe- kämpfungsmittel freisetzen. Eine Brandbekämpfung im Bereich der Gondel ist aufgrund deren Höhe nicht möglich, die Anlagen werden daher mit einem automatischen Löschsystem in der Gondel ausgestattet.

Betriebsflüssigkeiten der Hydraulik- und Getriebeeinheit werden über Auffangsysteme (Auf- kantung der Hydraulikstation, Maschinenhauswannen, Auffangwannen sowie die auslaufsi- chere Ausgestaltung des Turms) zurückgehalten. Die maximal austretende Menge der Kühl- flüssigkeit im größten internen Kreislauf kann ebenfalls vollständig über Auffangwannen auf- genommen werden. Unter Berücksichtigung der vorgesehenen anlageninternen Retentions- vorrichtungen sind nachteilige Umweltauswirkungen bei Störungen des bestimmungsgemä- ßen Betriebs nicht anzunehmen.

Zudem sind keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen aufgrund des Abstands von mehr als 1 km Entfernung zur nächsten Wohnbebauung anzuneh- men.

Rückbau

Die baubedingten Wirkungen, die während des Abbaus der Anlagen entstehen, sind vergleich- bar mit den Wirkungen, die während des Aufbaus der Anlagen entstehen. Die durch den Rück- bau entstehenden Auswirkungen sind aufgrund der zeitlichen Beschränkung als gering einzu- stufen.

Fazit Schutzgut Mensch

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie der Kompensationsmaßnahmen entstehen für das Schutzgut Mensch keine erheblichen nach- teiligen Umweltauswirkungen.

76 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

8.4.2 Auswirkungen auf das Schutzgut Vegetation, Fauna und biologi- sche Vielfalt

8.4.2.1 Pflanzen und Biotope

Biotope mit einer Einstufung als Wert- und Funktionselement mit besonderer Bedeutung gelten als empfindlich gegenüber einem anlage- und baubedingten Flächenverlust, dazu werden Biotoptypen gezählt, die mit einer hohen oder sehr hohen Bedeutung bewertet wurden (vgl. Kap. 6.2.1.3).

Vermeidungsmaßnahmen für das Schutzgut Pflanzen und Biotope sind:

- Schutzzäune zur Einhaltung der Baugrenzen im Bereich hochwertiger Biotope (V6), - Voranbau in angeschnittenen Laubwaldbeständen (V7) - Ökologische Baubegleitung zur Sicherstellung der fachgerechten Umsetzung der Ver- meidungsmaßnahmen und Begleitung der Arbeiten von der Bauvorbereitung bis zur Fertigstellung des Vorhabens (ÖBB).

Bauphase

Im Zuge der Rodung kommt es zu einer Waldumwandlung für Anlagenstandorte, Zuwegung und Kabeltrasse im Umfang von 29,14 ha (WEA 20,43 ha, Zuwegung 8,51 ha, UW 0,2 ha). Die Fläche der temporären Waldumwandlung beläuft sich dabei insgesamt auf rd. 15,73 ha (WEA 12,14 ha, Zuwegung 3,54 ha, UW 0,05 ha). Von den betroffenen Biotopen (anlage- und baubedingt) sind entsprechend Eingriffsermittlung rd. 4,13 ha (WEA 2,06 ha, Zuwegung 2,07 ha) Biotope mit besonderer Bedeutung bewertet (Bodensaurer Buchenwald und Gewäs- ser). Zu einem LRT-Verlust kommt es im Umfang von 5,52 ha (WEA 3,25 ha, Zuwegung 2,27 ha). Der Verlust von älteren Laub- und Mischwaldbeständen ist kurz- bis mittelfristig als nicht wiederherstellbar einzustufen. Die hochwertigen Biotope, die an die Bauflächen angren- zen, werden mittels Schutzzaun vor Beeinträchtigungen geschützt.

Durch die Rodung und damit verbundene Anschnitte von bisher geschlossenen alten und mit- telalten Laubbeständen ohne zweite Baumschicht sind auf einer Tiefe von bis zu 50 m Beein- trächtigungen der Bestände durch Randschäden (Aushagerung, Sonnenbrand, Eutrophie- rung) abzuleiten. Unter Berücksichtigung der Unterpflanzungsmaßnahme (V7) können Beein- trächtigungen auf das Schutzgut Biotope durch Anschnitt ausgeschlossen werden.

Im Kabelverlauf kommt es zu keinen Konflikten mit Biotopen besonderer Bedeutung. Die Ge- wässer im Kabelverlauf werden mittels Spülbohrverfahren gequert, so dass Beeinträchtigun- gen vermieden werden. Die Spülgruben werden auf den Wegen bzw. in deren Nebenflächen platziert.

Betriebsphase

Sonstige Wirkungen auf Biotope treten während der Betriebsphase des Windparks nicht auf.

BÖF Stand: 24.07.2020 77 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs können z.B. bei einem Brand eintreten und zu Schadstoffaustritt führen. Dies ist nicht zu verhindern. In dem Schaltschrank für die Netzan- bindung, dem Filterschrank sowie den Umrichtermodulen ist ein Feuerlöschsystem integriert, das bei direkter Beflammung oder einer Umgebungstemperatur von mindestens 175 °C ein umweltfreundliches Brandbekämpfungsmittel freisetzen. Eine Brandbekämpfung im Bereich der Gondel ist aufgrund deren Höhe nicht möglich, die Anlagen werden daher mit einem auto- matischen Löschsystem in der Gondel ausgestattet.

Langfristige erhebliche negative Auswirkungen auf die Biotope sind auch im Falle eines Bran- des nicht abzuleiten, da der Brand lokal auftritt und herunterfallende Teile durch die Feuerwehr gelöscht werden.

Betriebsflüssigkeiten der Hydraulik- und Getriebeeinheit werden über Auffangsysteme (Auf- kantung der Hydraulikstation, Maschinenhauswannen, Auffangwannen sowie die auslaufsi- chere Ausgestaltung des Turms) zurückgehalten. Die maximal austretende Menge der Kühl- flüssigkeit im größten internen Kreislauf kann ebenfalls vollständig über Auffangwannen auf- genommen werden. Zudem werden allenfalls gering wassergefährdende Betriebsstoffe, bzw. leicht abbaubare Stoffe eingesetzt. Unter Berücksichtigung der vorgesehenen anlageinternen Retentionsvorrichtungen sind nachteilige Umweltauswirkungen bei Störungen des bestim- mungsgemäßen Betriebs nicht anzunehmen.

Rückbau

Die baubedingten Wirkungen, die während des Abbaus der Anlagen entstehen, sind vergleich- bar mit den Wirkungen, die während des Aufbaus der Anlagen entstehen. Erhebliche negative Auswirkungen sind nicht abzuleiten. Rodungen in größerem Umfang werden voraussichtlich nicht mehr nötig werden, sodass es nur auf den bereits beim Aufbau baubedingt beanspruch- ten Flächen zu einer erneuten Inanspruchnahme kommt.

Fazit Schutzgut Pflanzen und Biotope

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie der Kompensationsmaßnahmen verbleiben für das Schutzgut Pflanzen und Biotope keine er- heblichen nachteiligen Umweltauswirkungen.

8.4.2.2 Fauna

Die Beeinträchtigungen für das Schutzgut Tiere ergeben sich aus den bau- und anlagebeding- ten Verlusten von Habitaten oder Teilen von Habitaten. Aufgrund der Lage der WEA-Standorte innerhalb des Waldes resultiert der Verlust dabei im Wesentlichen bereits aus der Rodung der Flächen. Auch Lärm- und Lichtemissionen im Betrieb oder beim Bau können negative Auswir- kungen haben. Je nach Standort kann eine Barrierewirkung für Zugvögel resultieren, wenn

78 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Zugkorridore verstellt werden. Über diese Auswirkungen hinaus sind einige Arten der Fleder- mäuse und Vögel besonders empfindlich gegenüber dem Betrieb der Anlagen. Die hierdurch entstehenden Auswirkungen werden vorsorglich durch Vermeidungs- und Verminderungs- maßnahmen abgeschwächt.

Schutzgutbezogene Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen sind:

- eine technische Minimierung von Lichtemissionen durch eine bedarfsgerechte Befeu- erung, - ein artenschutzrechtlich optimierter Bauablauf – beispielsweise Vergrämen von Hasel- mäusen, Fällung von Bäumen mit Quartierpotenzial in den Wintermonaten, Baumhöh- lenkontrollen, Bauzeitenbeschränkung während der Hauptwanderzeit der Amphibien (V1) - Abschaltzeiten für Fledermäuse nach artspezifische Algorithmen (Gondelmonitoring) (V2), - Entnahme der Mäusebussard-Horste (V3), - Amphibienschutzzaun (V8), - Anlage von Amphibiengewässern (V9), - Abschaltzeitzeiten während des Hauptkranichzugs bei ungünstigen Witterungsverhält- nissen (V10), - Abschaltung von WEA (V12) - Monitoring Großvögel (V13) - Schranken zur Reduzierung des Durchgangverkehrs (V14).

Bauphase

Im Rahmen der Freistellung des Baufelds (Rodung) tritt ein Verlust von (Teil-) Lebensräumen u.a. für Avifauna, Fledermäuse und Haselmäuse in einem Umfang von rd. 11,55 ha (WEA 7,76 ha, Zuwegung 3,79 ha) unterschiedlicher Waldbiotope ein.

Der Habitatverlust betrifft neben den Vogelarten des Waldes auch die des Halboffenlandes. Bei dem Verlust der Habitate für Halboffenlandarten mit rd. 15,27 ha (WEA 11,84 ha, Zuwe- gung 3,23 ha, UW 0,2 ha) Sturmwurf- sowie Wiesen- und Brachflächen ist zu berücksichtigen, dass auf Teilflächen (12,28 ha Schlagflur) mit zunehmender Sukzession langfristig die Bedeu- tung der sich entwickelnden Waldflächen stetig abnimmt. Zudem sind die Flächenverluste im Hinblick auf die Häufigkeit und die Ausweichmöglichkeiten dieser Arten zu vernachlässigen.

Fledermäuse sind durch den Verlust von Waldbiotopen durch die Inanspruchnahme von Jagd- habitaten, insbesondere von alten und mittelalten Laub- und Mischwäldern, beeinträchtigt. Die- ser ist mit 4,83 ha (WEA 2,20 ha, Zuwegung 2,64 ha) im Vergleich zu der Gesamtfläche des Waldgebietes des Reinhardswalds mit rd. 180 km² als gering einzustufen. Zudem weisen die beanspruchten Sturmwurf- und Aufforstungsflächen eine eher untergeordnete Bedeutung als Nahrungshabitat auf, da vor allem für die strukturgebunden fliegenden Arten wie z.B. Bechst- einfledermaus, Bartfledermäuse und Zwergfledermaus Jagd- bzw. Flugstrukturen weitgehend fehlen. Insgesamt ist festzuhalten, dass im Verhältnis zu den vorhandenen Jagdhabitaten im Umfeld die Inanspruchnahme als gering zu bewerten ist.

BÖF Stand: 24.07.2020 79 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die Inanspruchnahme von alten und mittelalten Laub- und Mischwäldern ist auch als Verlust geeigneter Waldbeständen zur Anlage von Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Wildkatze zu sehen.

Insbesondere im nördlichen Teilgebiet ist an WEA 4 mit einem Teillebensraumverlust des Feu- ersalamanders durch Versiegelung auf 1,03 ha (WEA 0,39 ha, Zuwegung 0,64 ha) zu rechnen. Zudem sind im gesamten Gebiet Sekundärbiotope im Zuge der forstwirtschaftlichen Nutzung entstanden, die insbesondere durch den Zuwegungsbau verloren gehen. Diese dynamischen Gewässer können kurzfristig wiederhergestellt werden, sodass nachteilige Umweltauswirkun- gen nicht abzuleiten sind. Während der Bautätigkeit kann es im Bereich der festgestellten Ha- bitate zu Individuenverlusten sowie zu Unterbrechungen von Wanderbeziehungen kommen.

Von den beanspruchten Flächen werden nach dem Aufbau der Anlagen und der Zuwegung rd. 14,24 ha durch Aufforstungsmaßnahmen oder natürliche (gelenkte) Sukzession wiederbe- waldet. Für die Anlagenstandorte und Nebenflächen ist für den Zeitraum der Betriebsphase keine Entwicklung neuer Lebensräume auf rd. 7,25 ha möglich. Die Wegeverbreiterung ist als dauerhafter Verlust des Lebensraums auf 4,97 ha zu werten. Aufgrund der beeinträchtigten Bestände ist davon auszugehen, dass nur wenige potenzielle Höhlenbäume in Anspruch ge- nommen werden. Im Vorfeld der Fällung sind die Baumhöhlen zu kartieren und zu dokumen- tieren. Für jeden gefällten Höhlenbaum sind Ersatzhöhlen (vgl. Maßnahme E2) vorzusehen.

Nachteilige Auswirkungen auf die Wochenstubenquartiere der im Vorhabensraum nachgewie- senen Arten (Bechstein-, Fransenfledermaus und Braunes Langohr) können aufgrund der Ent- fernung der Quartierbäume zu den Eingriffsflächen ausgeschlossen werden

Durch den artenschutzrechtlichen Bauablauf (Maßnahme V1) können Tötungen im Zusam- menhang mit der Fällung weitgehend verhindert werden. Zudem werden Ersatzhöhlen je ge- fälltem Höhlenbaum ausgebracht (Maßnahme E2). Durch das Aufstellen von Amphibienzäu- nen (Maßnahme V8) in Bereichen mit Nachweisen können Individuenverluste minimiert wer- den. Um die entstehende Barrierewirkung zu reduzieren und den Verlust der Sekundärbiotope auszugleichen, werden im Umfeld der Eingriffsflächen Ersatzgewässer angelegt (Maßnahme V9).

Während der Bauphase (etwa zwei Jahre für den Windpark) tritt zudem eine Funktionsbeein- trächtigung von (Teil-)Lebensräumen durch Störungen (bspw. für Wildkatze, Avifauna) ein. Die im Eingriffsbereich vorkommenden Waldstrukturen haben für die Wildkatze im Wesentlichen nur eine untergeordnete Bedeutung, Gehecke sind an geschützten Plätzen wie z.B. Baum- höhlen, Reisighaufen, Holzstapel, Fuchs- oder Dachsbauten sowie unter Wurzeltellern zu fin- den. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung und der vorhandenen Ausweichräume sind diese Störungen nicht als erheblich einzustufen.

Für die Haselmaus ist mit fortschreitender Sukzession eine Besiedlung aller Sturmwurf- und Kalamitätsflächen anzunehmen. Mit der Vergrämungsmaßnahme (s. LBP V1) kann das Ein- treten der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände verhindert werden. Eine konkrete Beur- teilung der Einzelflächen ist bei Baubeginn sinnvoll.

80 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Betriebsphase

Betriebsbedingt ergeben sich mögliche Konflikte durch ein erhöhtes Risiko der Schlaggefähr- dung bzw. eines Barotraumas an den Rotoren bei manchen Vogel- und Fledermausarten.

Nachteilige Auswirkungen auf die nachgewiesenen Brutvorkommen des Baumfalken, des Graureihers, des Schwarzmilans, des Schwarzstorchs und des Uhus aus den Untersuchungen 2015 und 2017 treten aufgrund der Einhaltung der empfohlenen Mindestabstände zu bekann- ten Brutvorkommen nicht ein. Für Schwarzstorch, Graureiher und Uhu sind nachteilige Um- weltauswirkungen durch das Vorhaben nicht anzunehmen.

Baumfalke und Schwarzmilan wurden im Rahmen der Erfassungen in ausreichender Entfer- nung zum Vorhaben nachgewiesen, aufgrund der Standortveränderungen im Reinhardswald sind jedoch Neuansiedlungen und/oder die Nutzung der offenen Flächen als Nahrungshabitat anzunehmen.

Der Rotmilan wurde mit drei Brutpaaren (Nr. 2 südlich von Gottstreu, Nr. 5 westlich von Lip- poldsberg und Nr. 11 südlich von Gottsbüren) innerhalb bzw. am Rand des empfohlenen Min- destabstands festgestellt. Die Beobachtung der Flugbewegungen 2015 und 2017 zeigten, dass das Offenland, das den Brutplätzen vorgelagert ist, intensiv zur Jagd genutzt wird. Die Anlagenstandorte wurden nur vereinzelt überflogen. Insgesamt konnten nur wenige Transfer- flüge über die großen, geschlossenen Waldflächen des Vorhabengebiets festgestellt werden. Die frischen Sturmwurfflächen aus den Jahren 2018 und 2019 können bei diesen Flügen zur Nahrungssuche genutzt werden.

Die Standortveränderungen der Jahre 2018 und 2019 im Reinhardswald haben keine direkten Auswirkungen auf die bekannten Brutplätze, da diese in ausreichender Entfernung zu den Kalamitätsflächen liegen. Neuansiedlungen am Rand der entstandenen Freiflächen im unmit- telbaren Vorhabensraum sind unwahrscheinlich. Dagegen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit da- von auszugehen, dass die Freiflächen für einen gewissen Zeitraum, bis sich eine weitgehend geschlossene Vegetationsdecke entwickelt hat, eine Funktion als Nahrungshabitat aufweisen werden (BÖF 2020a).

Der Wespenbussard wurde mit zwei Revieren (Revier südl. Wahmbeck < 1.000m zu WEA 4; Revier südl. Gottstreu < 1.000 m zu WEA 16) innerhalb des empfohlenen Mindestabstands nachgewiesen, der konkrete Horststandort konnte dabei nicht festgestellt werden. Aufgrund der veränderten Strukturen durch die großflächigen Kalamitätsflächen ist mit hoher Wahr- scheinlichkeit in den nächsten 5 bis 10 Jahren von einer regelmäßigen Nutzung der Flächen als Nahrungshabitat auszugehen, solange die Flächen sich für die Ansiedlung von Hummeln oder Wespen eignen.

Für die o.g. Arten (Baumfalke, Schwarzmilan, Rotmilan und Wespenbussard wird für die nächsten Jahre von einer erhöhten Kollisionsgefährdung ausgegangen. Um das Kollisionsri- siko zu reduzieren werden daher die Vermeidungsmaßnahmen V12 und V13 vorgesehen. Diese regeln, dass die Anlagen zu bestimmten Zeiträumen, in denen von einem signifikant erhöhten Tötungsrisiko auszugehen ist, abgeschaltet werden. Die Anlagen und Zeiträume in

BÖF Stand: 24.07.2020 81 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald denen die Abschaltung greift, werden durch ein fortlaufendes Monitoring ermittelt (s. LBP V12 & V13).

Für den Mäusebussard wird für die zwei Nachweise innerhalb des 500 m-Radius aufgrund der Nähe des Horstes und des Flugverhaltens in diesem Bereich ein signifikant erhöhtes Tötungs- risiko durch Kollisionen angenommen. Neuansiedlungen innerhalb des 500 m-Radius auf- grund der Standortveränderungen sind anzunehmen. Zur Reduzierung des Kollisionsrisikos sind die Horste der zwei Brutpaare zu entfernen (V3). Als Ersatz werden im weiteren Umfeld (> 500 m) des Windparks Kunsthorste ausgebracht (E3) Die Ausnahmevoraussetzungen nach § 45 Abs. 7 BNatSchG (zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses, fehlen zumutbarer Alternativen, keine Verschlechterung des Erhaltungszustands der lokalen Popula- tion) sind für die Art erfüllt (vgl. Unterlage 19.3.2). Insbesondere eine Verschlechterung des derzeitigen Erhaltungszustands der lokalen Population des Mäusebussards durch den Wind- park Reinhardswald wird nicht prognostiziert. Es wird von einer stabilen Population ausgegan- gen.

Für die Waldschnepfe wird bei Windkraftanlagen das Kollisionsrisiko als sehr gering einge- schätzt. Für den Bereich um die Anlagen (< 300 m) ist ein Maskieren der Balzlaute durch den Rotorenlärm und damit ein Meideverhalten der Waldschnepfe nicht auszuschließen. Die Wald- schnepfe wurde mit insgesamt fünf balzenden Männchen festgestellt.

Die von DORKA et al. (2014) beschriebenen Beeinträchtigungen auf die lokale Population im Umfeld von Windkraftanalgen ist zu vernachlässigen, da mit den Sturmwurf- und Kalamitäts- flächen kurzfristig und für die nächsten 10 bis 15 Jahren günstige Balz- und Nahrungshabitate für die Art entstanden sind und somit eine positive Bestandsentwicklung zu erwarten ist (BÖF 2020a).

Im Beobachtungsjahr 2015 wurde im Rahmen der Zugvogelbeobachtungen eine größere An- zahl ziehender Kraniche im Untersuchungsgebiet festgestellt. Aufgrund der Lage des Unter- suchungsgebietes klar innerhalb des klassischen Durchzugskorridors ist im Regelfall von ei- nem sehr hohen Zugaufkommen auszugehen. Aufgrund der sehr geringen Kollisionsgefähr- dung (bislang nur 23 Totfunde in Deutschland, davon 4 in Hessen (DÜRR 2020) bei rd. 250.000 durchziehenden Kranichen in Hessen pro Jahr) und der möglichen Verschiebung der Haupt- zugachsen lässt sich nur ein sehr geringes Risiko gegenüber Kollisionen ableiten. Zudem ist anzunehmen, dass i. d. R. die Hauptzugtage bei günstigen Witterungsverhältnissen erfolgen und das Zuggeschehen somit überwiegend außerhalb des Gefahrenbereichs der Windkraft- anlagen erfolgt (vgl. Unterlage 19.3.2). Ein geringes Restrisiko bei weniger günstigen Witte- rungsbedingungen ist jedoch nicht vollständig auszuschließen.

Für die Fledermäuse ergibt sich ein betriebsbedingtes Konfliktpotenzial, dies gilt insbesondere für die hoch fliegenden Arten zu entsprechenden Zeiten (Herbst- und Frühjahrszug) oder auch für die Wochenstubenzeit. Für die Zwergfledermaus und den Kleinen und Großen Abendsegler ist vorerst während der gesamten Aktivitätszeit ein erhöhtes Kollisionsrisiko anzunehmen. Ein erhöhtes Risiko gegenüber Kollisionen ist für die Rauhautfledermaus während der Frühjahrs- und Herbstmigration sowie für die Breitflügelfledermaus für die Sommermonate gegeben. Die betriebsbedingten Konflikte können durch Abschaltzeiten für Fledermäuse nach artspezifi-

82 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald schen Algorithmen auf ein Minimum reduziert werden. Das in den ersten zwei Jahren parallel- laufende Gondelmonitoring gibt dann Auskunft über die realen Aktivitäten im Bereich der Gon- del und führt schließlich zu entsprechenden Anpassungen der Abschaltzeiten.

Für die Wildkatze sind bisher keine Empfindlichkeiten gegenüber den betriebsbedingten Wir- kungen der Anlagen bekannt, da es keine abgeschlossenen Langzeitstudien zu Störwirkungen seitens Windkraftanlagen auf Wildkatzenpopulationen gibt (laufende Studien werden zum ei- nen von der Deutschen Wildtierstiftung und zum anderen im Auftrag des Projektierers DunoAir durchgeführt). Störeffekte während des Betriebes können generell durch Lärmemission, Schlagschatten des Rotors und die Zunahme an Verkehr, sowie die steigende Nutzung durch Spaziergänger und Hunde entstehen, welcher durch ausgebaute Erschließungswege nach Baubeendigung möglich gemacht wird. Ausgebaute Erschließungswege zu den Anlagen kön- nen zusätzlich abgesperrt werden, um eine gesteigerte Nutzung durch Waldbesucher zu ver- meiden.

Ein ausgeprägtes Meideverhalten von Luchsen gegenüber WEA ist bisher nicht bekannt und belegt. Auch ist aufgrund der Größe der Reviere (mind. 10.000 ha) ein Ausweichen der Tiere in ruhigere Bereiche problemlos möglich.

Zur Vermeidung einer über die Bauphase hinausgehenden permanenten Nutzung als Durch- gangsweg und Abkürzung und der damit verbundenen Störungen innerhalb größerer, zuvor beruhigter Waldflächen, sind zu Beginn der über den Langeberg führenden Wegstrecke Schranken aufzustellen.

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs

In Fällen von mechanischen Störungen (z.B. Rotorabbruch), Bränden oder Ölaustritten besitzt der Anlagentyp (Vestas V-150) umfangreiche Einrichtungen zur Anlagenüberwachung und Notabschaltung (z.B. bei Druck- oder Tempertaurauffälligkeiten), so dass unter Berücksichti- gung dieser Maßnahmen keine nachteiligen Auswirkungen auf das Schutzgut Fauna anzu- nehmen sind.

Rückbau

Zusätzliche neue Flächen, neben der vorhandenen Kranstellfläche sowie den weiteren vorge- haltenen Flächen, werden für den Rückbau am Ende der Betriebszeit nicht benötigt. In der Rückbauphase können ebenfalls Störwirkungen durch Lärm, Licht und Erschütterung eintre- ten, diese sind vergleichbar mit den Wirkungen während der Aufbauphase. Da auch diese Wirkungen zeitlich stark begrenzt sind, sind keine nachteiligen Auswirkungen auf die vorkom- menden (Teil-)Populationen anzunehmen. Die Flächen werden nach dem Rückbau durch Suk- zession wiederbewaldet oder entsprechend des Ausgangszustandes wieder eingegrünt, so dass sie wieder als Lebensraum zur Verfügung stehen.

BÖF Stand: 24.07.2020 83 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Fazit Schutzgut Fauna

Für zwei Mäusebussard-Paare wird eine Ausnahme von den Verbotstatbeständen des § 44 BNatSchG beantragt. Auch trotz der Planung wird für die Art auch weiterhin von einer stabilen Population ausgegangen.

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen für alle betrachteten Artgruppen sowie der Kompensationsmaßnahmen verbleiben für das Schutzgut Fauna keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen.

8.4.2.3 Biologische Vielfalt

Auswirkungen auf die biologische Vielfalt werden durch die auf europäischem Recht und auf nationalen Bestimmungen basierenden Schutzgebietssysteme abgeprüft (vgl. Kap. 8.5.1). Hierzu zählen das kohärente Netz Natura 2000 inklusive der Vernetzungselemente sowie die nach deutschem Recht ausgewiesenen Schutzgebiete (Naturschutzgebiete, Naturpark, ge- schützter Landschaftsbestandteil und Naturdenkmale).

Außerhalb der Schutzgebietssysteme kann als Bewertungskriterium der biologischen Vielfalt der Artenschutz, die Bedeutung der Biotoptypen sowie auch der Rote Liste-Status der Arten herangezogen werden (vgl. Kap. 8.4.2.1, 8.5.2). Die Zerstörung oder Funktionsbeeinträchti- gung von Arten mit Gefährdungsgrad (Rote Liste Hessen 1-3) oder von Arten, für die eine besondere Verantwortung besteht, kann zu einer Verarmung der biologischen Vielfalt führen.

8.4.3 Auswirkungen auf das Schutzgut Boden und Fläche

Zur Beurteilung der Umweltauswirkungen des geplanten Windparks auf das Schutzgut Boden und seine Funktionen sind die spezifischen Empfindlichkeiten gegenüber dem anlagebeding- ten Verlust von Böden durch Teil- bzw. Vollversiegelung sowie der baubedingten Beeinträch- tigung von Böden durch Teilversiegelung und Bodenverdichtungen zu berücksichtigen.

Durch den vorgesehenen Rückbau von Teilflächen nach Fertigstellung der Anlagen und durch den Rückbau der gesamten Anlagen nach 30 Jahren gehen vergleichbare Wirkungen wie für den oben beschriebenen Bau hervor.

Schutzgutbezogene Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen für den Boden sind

- Bodenkundliche Baubegleitung zur Sicherstellung des fachgerechten Umgangs mit dem Schutzgut Boden (BBB), - ein sachgerechter Umgang mit wassergefährdenden Betriebsstoffen wie Schmiermitteln und Ölen (s. LBP, Maßnahme V4), - das Abschieben des Oberbodens im Bereich der beanspruchten Flächen vor Beginn der Arbeiten und die fachgerechte Zwischenlagerung mit Begrünung sowie nach Abschluss der Arbeiten eine Bodenlockerung auf den temporär beanspruchten Flächen und das Auf- bringen des zwischengelagerten Bodens (s. LBP, Maßnahme V5),

84 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

- Schutzzäune bzw. Markierung des Baufelds zur Einhaltung der Baugrenzen (s. LBP, Maß- nahme V6).

Bauphase

Durch die Rodungsarbeiten entstehen im Eingriffsbereich Bodenverdichtungen. Forstüblich erfolgt die Rodung von Rückegassen. Die Wirkungen, die für das Schutzgut Boden durch die Rodungen eintreten, sind im Wesentlichen gegenüber den Wirkungen der Bauphase der Wind- kraftanlagen zu vernachlässigen. Nach der Freistellung der Baufläche erfolgt das Abschieben des Oberbodens auf Mieten innerhalb des Baufelds. Die Mieten sind zu begrünen, um eine Bindung der Nährstoffe zu erzielen.

Mögliche Bodenerosionen sind auf die Bauphase beschränkt und werden im Bereich der Mie- ten durch eine zeitnahe Begrünung minimiert.

Unter Berücksichtigung der zum Bodenschutz vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, kann eine nachteilige Umweltauswirkung insbesondere im Zusammenwirken mit dem Schutzgut Wasser (vgl. Kap. 8.4.4) ausgeschlossen werden.

Wirkungen durch den Bau der Anlagen inkl. Zuwegung treten im Bereich von temporär ge- nutzten Flächen des Baufelds durch Verdichtungen ein und führen somit zu baubedingten Auswirkungen auf die Bodenfunktionen auf bisher nicht vorverdichteten Flächen in einem Um- fang von 7,59 ha (WEA 7,34 ha, Zuwegung 0,20 ha, UW 0,05 ha).

Für die Anlagenstandorte inkl. Zuwegung wird Boden auf einer Fläche von rd. 12,35 ha neu versiegelt (WEA 7,25 ha, Zuwegung 5,04 ha, UW etwa 0,06 ha), davon werden rd. 1,03 ha für die Fundamente der WEA vollversiegelt, der Rest wird teilversiegelt. Die Bodenfunktionen ge- hen auf diesen Flächen für die Dauer der Standzeit verloren. Da die betroffenen Böden keine besondere Ausprägung aufweisen und eine allgemeine Bedeutung im Naturraum besitzen, können nachteilige Umweltauswirkungen ausgeschlossen werden.

Neben den dauerhaft benötigten voll- und teilversiegelten Flächen (Fundament, Kranstellflä- che, Hilfskranstellflächen, Zuwegung) und dem Baufeld gibt es unversiegelte Flächen (z.B. Kranausleger, Kranballast und Überschwenkbereiche), die während der Standzeit der Anlagen vorgehalten werden müssen. Für diese Flächen werden weitere rd. 8,83 ha (WEA 5,58 ha, Zuwegung 3,25 ha) bisher unverdichteter Boden beansprucht. Durch die vorgesehenen Ver- meidungsmaßnahmen, wie u.a. Bodenlockerung, werden Beeinträchtigungen des Schutzgu- tes Bodens in der Bauphase minimiert. Zum flächenhaften Schutz von Böden vor Verlusten und starken Beeinträchtigungen während der Bauzeit tragen auch die Schutzzäune und die Markierung des Baufelds bei (V6). Zudem ist ein sorgsamer Umgang mit wassergefährdenden Stoffen zu gewährleisten (V4), um Schadstoffeinträge in den Boden zu vermeiden. Die Um- weltauswirkungen auf das Schutzgut Boden werden im Bereich der baubedingt beanspruchten Flächen durch Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen reduziert, Beeinträchtigungen durch Überformungen des natürlich gewachsenen Bodens finden im Bereich der Bauflächen statt.

BÖF Stand: 24.07.2020 85 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Neben den für den Windpark sowie die Zuwegung beanspruchten Flächen sind flächige Kom- pensationsmaßnahmen (Ersatzaufforstungen sowie Waldumbau in natürliche Waldgesell- schaften sowie Moorrenaturierungsmaßnahmen) vorgesehen.

Die nachfolgende Tabelle gibt die Flächeninanspruchnahme des Windparks inkl. Zuwegung und externer Maßnahmenflächen wider:

Tab. 8-5: Übersicht über die Flächeninanspruchnahme durch das Projekt Windpark Reinhards- wald

Flächengröße gesamt Davon neu vollversie- Davon neu Teilversie- [ha] gelt [ha] gelt [ha] Windpark 20,17 1,03 6,22 Zuwegung 8,50 - 5,04 Umspannwerk 0,2 0,06 - Ersatzaufforstung 2,56 - - Waldumbau in natürliche 1,22 - - Waldbestände Moorrenaturierung ~10 - -

Summe ~ 42,65 1,09 11,26

Die Verlegung des Kabels erfolgt weitestgehend in bestehenden Wegen oder liegt innerhalb des Eingriffssbereichs des Windparks (Zuwegungsausbau). Die Bodenfunktionen (wie Le- bensraum, Rückhaltevermögen oder als Standort für Biotopentwicklung) gehen nicht verloren, sondern können sich regenerieren.

Betriebsphase

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen auf das Schutzgut Boden sind nicht anzunehmen, Um- weltauswirkungen sind auszuschließen.

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs

In Fällen von mechanischen Störfällen (z.B. Rotorabbruch), Bränden oder Ölaustritten besitzt der Anlagentyp (Vestas V-150) umfangreiche Einrichtungen zur Anlagenüberwachung und Notabschaltung (z.B. bei Druck- oder Temperaturauffälligkeiten und Undichtigkeiten).

In dem Schaltschrank für die Netzanbindung, dem Filterschrank sowie den Umrichtermodulen ist ein Feuerlöschsystem integriert, das bei direkter Beflammung oder einer Umgebungstem- peratur von mindestens 175 °C ein umweltfreundliches Brandbekämpfungsmittel freisetzt. Eine Brandbekämpfung im Bereich der Gondel ist aufgrund deren Höhe nicht möglich, die Anlagen werden daher mit einem automatischen Löschsystem in der Gondel ausgestattet.

86 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Betriebsflüssigkeiten der Hydraulik- und Getriebeeinheit werden über Auffangsysteme (Auf- kantung der Hydraulikstation, Maschinenhauswannen, Auffangwannen sowie die auslaufsi- chere Ausgestaltung des Turms) zurückgehalten. Die maximal austretende Menge der Kühl- flüssigkeit im größten internen Kreislauf kann ebenfalls vollständig über Auffangwannen auf- genommen werden. Zudem werden allenfalls gering wassergefährdende Betriebsstoffe, bzw. leicht abbaubare Stoffe eingesetzt. Unter Berücksichtigung der vorgesehenen anlageinternen Retentionsvorrichtungen sind nachteilige Umweltauswirkungen bei Störungen des bestim- mungsgemäßen Betriebs nicht anzunehmen.

Rückbau

Für den Rückbau nach der Betriebszeit der Anlagen werden die Kranstellfläche sowie die wei- teren vorgehaltenen Flächen benötigt. Neue, d.h. zusätzliche Flächen werden nicht bean- sprucht, so dass es zu keiner zusätzlichen Beeinträchtigung des Schutzguts Bodens kommt. Nach der Demontage der Anlagen können die Stellflächen entsiegelt werden und die Funda- mente ausgebaut werden. Durch die Vermeidungsmaßnahmen, wie u.a. Bodenlockerung, können Auswirkungen auf das Schutzgut Boden beim Rückbau minimiert werden. Beim Rück- bau darf nur natürliches Gestein und/oder unbelastetes Material verwendet werden.

Fazit Schutzgut Boden

Unter Berücksichtigung der vorgesehen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie der Kompensationsmaßnahmen verbleiben für das Schutzgut Boden keine erheblichen nachteili- gen Umweltauswirkungen.

8.4.4 Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser

Oberflächengewässer sind empfindlich gegenüber Schadstoffeinträgen, Veränderung der Ge- wässermorphologie sowie gegenüber Flächeninanspruchnahmen. Die Einstufung der Emp- findlichkeit ist dabei abhängig von ihrer Bedeutungseinstufung.

Grundwasser kann durch Flächenversiegelung innerhalb von Trinkwasserschutzgebieten nachteilig beeinträchtigt werden. Auch die Öffnung des Bodens und die Verringerung der Deckschicht können sich nachteilig auswirken. Des Weiteren sind sowohl für Oberflächenge- wässer als auch für das Grundwasser bau- und betriebsbedingte Auswirkungen durch Schad- stoffeinträge zu berücksichtigen.

Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen für das Schutzgut Wasser sind:

- ein sachgerechter Umgang mit wassergefährdenden Betriebsstoffen, wie Schmiermit- teln und Ölen (V4), - Schutzzäune zur Einhaltung der Baugrenzen im Bereich hochwertiger Biotope (V6),

BÖF Stand: 24.07.2020 87 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

- Ökologische Baubegleitung zur Sicherstellung der fachgerechten Umsetzung der Ver- meidungsmaßnahmen und Begleitung der Arbeiten von der Bauvorbereitung bis zur Fertigstellung des Vorhabens (ÖBB). - ein sorgfältiger Umgang mit Baufahrzeugen, - Minimierung der Gefahren von Austritten wassergefährdender Stoffe durch ausrei- chend dimensionierte Rückhalte- und Auffangvorrichtungen, - Spülbohrverfahren.

Bauphase

Oberflächengewässer

Bäche und Gerinne kommen an WEA 13 und 14 sowie im Bereich der Zuwegung vor. Auswir- kungen der Rodung auf die Oberflächengewässer sind nicht abzuleiten.

Durch den Bau der Anlagen sowie der Zuwegung werden temporär wasserführende Gerinne an WEA 13 und 14 überbaut. An WEA 13 kommt es durch Kranstellfläche, Kranballast und Baufeld zur Überbauung eines quelligen Bereichs, der durch die Verdichtung des Untergrunds hervortritt. Ebenfalls überbaut werden kleinere temporäre Gerinne im Bereich der Zuwegung zur Anlage 13. Die Gerinne werden für die Zuwegung neu verrohrt. Auch an WEA 14 muss ein kleines Gerinne für den Zuwegungsbau sowie eine Hilfskranstellefläche neu verrohrt werden. Durch den Rückbau der vorhandenen Zuwegung wird das Gerinne dort jedoch zugleich auf rd. 3-4 m Länge wiederhergestellt (vgl. LBP Maßnahme A6).

Ebenfalls an WEA 13 und 14 werden kleinere Gerinne durch den Kranausleger temporär in Anspruch genommen. Die Gerinne werden nicht überbaut und während der Bauphase ggf. mit Platten o.ä. vor Beeinträchtigungen geschützt. Eine nach § 30 BNatSchG geschützte Quelle im Überschwenkbereich an WEA 13 kann mittels eines Schutzzauns vor Eingriffen gesichert werden.

Auch bei der Verlegung des Kabels können Beeinträchtigungen der Oberflächengewässer ausgeschlossen werden, da diese i.d.R. mittels Spülbohrverfahren oder in bereits vorbelaste- ten Bereichen von bestehenden Straßen gequert werden, sodass keine Veränderungen der Gewässermorphologie oder Auswirkungen auf den Wasserhaushalt eintreten.

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie dem Umstand, dass es sich um sehr kleine, nur temporär wasserführende Gerinne handelt, die nur auf kurzer Strecke für die Zuwegung verrohrt werden, sind keine nachteiligen Umwelt- auswirkungen auf die Oberflächengewässer abzuleiten.

Grundwasser

Auswirkungen auf das Grundwasser können durch Rodungs- und Bauarbeiten in den ausge- wiesenen Wasserschutzgebieten eintreten. Die Rodungen im Bereich der Zuwegung sind auf- grund des Ausbaus bestehender Wege auf ein Minimum begrenzt. Die erforderliche Rodung für die Anlagenstandorte, die Zuwegung und das Umspannwerkbeläuft sich auf rd. 29,1 ha (WEA 20,4 ha, Zuwegung 8,5 ha, UW 0,2 ha). Davon sind rd. 13,41 ha eine dauerhafte und

88 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

15,73 ha eine temporäre Waldumwandlung (dauerhaft: WEA 8,29 ha, Zuwegung 4,97 ha, UW 0,15 ha; temporäre: WEA 12,14 ha, Zuwegung 3,53 ha, UW 0,05 ha temporäre Waldumwand- lung). Durch die Rodung ist aufgrund einer erhöhten Stickstoffmineralisation und einer fehlen- den Stickstoffaufnahme mangels fehlender Vegetationsbestände ein erhöhter Eintrag von Nährstoffen in das Grundwasser möglich. Dies ist insbesondere bei oberflächennahen Quellen wie der nachfolgend betrachteten Quelle Kellergrund relevant, da Einträge aufgrund der ge- ringeren Überdeckung schneller ins Trinkwasser gelangen können. Für den geplanten Wind- park Reinhardswald wurde eine mögliche Erhöhung der Nitratkonzentration im Rohwasser der Quelle Kellergrund untersucht (BÖF 2020b). Hierzu wurden nördlich von WEA 10 sowie zwi- schen WEA 8 und 10 Bodenproben des Auflagehumus und des Oberbodens innerhalb der Schutzzone III des WSG entnommen und daraus die potenzielle N-Freisetzung sowohl für Laub- als auch für Nadelwaldstandorte untersucht. Als Gesamt-Nitratvorrat (Humus und Oberboden) wurde für beide Flächen 1,974 kg/ha ermittelt. Unter Berücksichtigung der stand- ortspezifischen Sickwasserrate kann somit die Erhöhung der Nitratkonzentration im Rohwas- ser überschlägig abgeleitet werden. Als potenzielle Nitrat-Konzentration im Rohwasser wurde für die beiden Standorte und für alle 3 Jahre nach Kahlschlag eine Erhöhung um 0,1 mg/l auf 4,1 mg/l Nitrat im Rohwasser ermittelt. Für das beprobte WSG Kellergrund ist somit keine nen- nenswerte Erhöhung der Nitrat-Konzentration im Rohwasser zu erwarten. Unter Berücksichti- gung der vorhandenen Nitratgehalte im Vorhabensraum, die weit unter dem Grenzwert für Trinkwasser von 50 mg/l liegen, können nachteilige Umweltauswirkungen auf das Grundwas- ser ausgeschlossen werden.

Die Bautätigkeiten im Bereich der Anlagen stellen einen Eingriff in die Grundwasserdeck- schichten dar und bringen somit ein erhöhtes Risiko für Verunreinigungen des Grundwassers mit sich. Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen sind durch den Anlagenbau und -betrieb aufgrund des Grundwasserflurabstands, der Durchflussgeschwindig- keit sowie der vorhandenen Stauhorizonte keine nachteiligen Auswirkungen auf das Grund- wasser oder die vorhandenen Wasserschutzgebiete zu erwarten (BBU 2019b).

Als Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen sind eine ökologische Baubegleitung (vgl. LBP Maßnahme V-ÖBB) sowie die Verwendung von allenfalls gering wassergefährdenden Betriebsstoffen, bzw. leicht abbaubare Stoffen (vgl. LBP Maßnahme V4) vorgesehen. Im Be- reich der ausgewiesenen Wasserschutzgebiete ist zudem bei bodenverbessernden Maßnah- men auf unbedenkliche Bindemittel zurückzugreifen. Als zusätzliche Maßnahme kann der Ein- bau von Geogittern / Geovliesen vorgesehen werden, um die benötigte Tragfestigkeit zu er- langen (BBU 2019b). Das sich in den Baugruben sammelnde Wasser wird, soweit möglich, diffus versickert. Die Neuversiegelung für Anlagenstandorte und Zuwegung summiert sich auf rd. 12,35 ha (WEA 7,25 ha, Zuwegung 5,04 ha, UW etwa 0,06 ha). Das Wasser wird nicht aus dem Gebiet abgeführt, sondern seitlich der voll- und teilversiegelten Flächen versickert.

Im Bereich des Windparks verläuft die geplante Kabeltrasse weitestgehend im Bereich beste- hender Wege und damit in bereits vorbelasteten Böden. Die Verlegung des Kabels erfolgt unterirdisch und in den Schutzzonen überwiegend innerhalb bestehender Wege bzw. im Be- reich des auszubauenden Weges.

Für den Bau der Kabeltrasse müssen die Bauabschnitte in offener Bauweise kurzgehalten werden und ein Einlaufen von Oberflächenwasser muss vermieden werden. In Abhängigkeit

BÖF Stand: 24.07.2020 89 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald der Gefällesituation sind ggf. hydraulische Sperren (Tonsperren) zur Verhinderung einer Längsdrainage vorzusehen. Unter Berücksichtigung der Vorgaben sind auch durch den Lei- tungsbau keine nachteiligen Wirkungen auf das Grundwasser abzuleiten.

Während der Arbeiten kann es zu einem unsachgemäßen Umgang mit Gefahrstoffen oder Havarien von Baufahrzeugen kommen, die zu Schadstoffeinträgen führen können. Diese Ge- fahren lassen sich durch die Sicherstellung eines ordnungsgemäßen Baubetriebes deutlich verringern. Insbesondere innerhalb der Trinkwasserschutzzone III ist ein hohes Maß an Vor- sorge geboten. Ein Betanken mobiler Fahrzeuge ist in diesem Bereich zu unterlassen, für alle anderen Vorgänge gilt, dass medienresistente Auffangwannen zu verwenden sind. Unter Be- rücksichtigung eines sachgerechten Umgangs mit wassergefährdenden Stoffen sind keine baubedingten Beeinträchtigungen des Grundwassers und der Oberflächengewässer zu erwar- ten (V4).

Unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen können nachteilige Auswirkungen wäh- rend der Bauzeit auf das Schutzgut Wasser verhindert werden.

Betriebsphase

Wirkungen auf Oberflächengewässer sowie auf das Grundwasser werden durch den Einsatz von Stoffen mit möglichst geringer Gewässergefährdungsklasse sowie ausreichend dimensi- onierten Rückhalte- und Auffangvorrichtungen soweit möglich vermieden und können bei ei- nem regulären Betrieb der Anlagen ausgeschlossen werden.

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs

In Fällen von mechanischen Störfällen (z.B. Rotorabbruch), Bränden oder Ölaustritten besitzt der Anlagentyp (Vestas V-150) umfangreiche Einrichtungen zur Anlagenüberwachung und Notabschaltung (z.B. bei Druck- oder Tempertaurauffälligkeiten und Undichtigkeiten).

Betriebsflüssigkeiten der Hydraulik- und Getriebeeinheit werden über Auffangsysteme (Auf- kantung der Hydraulikstation, Maschinenhauswannen, Auffangwannen sowie die auslaufsi- chere Ausgestaltung des Turms) zurückgehalten. Die maximal austretende Menge der Kühl- flüssigkeit im größten internen Kreislauf kann ebenfalls vollständig über Auffangwannen auf- genommen werden. Zudem werden allenfalls gering wassergefährdende Betriebsstoffe, bzw. leicht abbaubare Stoffe eingesetzt. Unter Berücksichtigung der vorgesehenen anlageinternen Retentionsvorrichtungen sind nachteilige Umweltauswirkungen bei Störungen des bestim- mungsgemäßen Betriebs nicht anzunehmen.

Rückbau

Für den Rückbau nach der Betriebszeit der Anlagen werden die Kranstellfläche sowie die wei- teren vorgehaltenen Flächen benötigt. Neue, d.h. zusätzliche Flächen werden nicht bean- sprucht, so dass es zu keiner zusätzlichen Beeinträchtigung kommt. Im Zuge des Rückbaus

90 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald werden die Neuversiegelungen an den Anlagenstandorten zurückgebaut und durch Bodenlo- ckerung die Infiltrationswirkung der während der Standzeit der Anlagen versiegelten Flächen, wieder verbessert. Beim Rückbau darf nur natürliches Gestein und/oder unbelastetes Material verwendet werden.

Fazit Schutzgut Wasser

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen ver- bleiben für das Schutzgut Wasser keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen.

8.4.5 Auswirkungen auf das Schutzgut Klima / Luft

Die Empfindlichkeit leitet sich über den anlage- und baubedingten Verlust von Flächen mit lufthygienischer Ausgleichsfunktion ab.

Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen für das Schutzgut Klima und Luft sind

- Schutzzäune bzw. Markierung des Baufelds zur Einhaltung der Baugrenzen (s. LBP, Maßnahme V6).

Bauphase

Durch die Rodung der Gehölze treten die wesentlichen Auswirkungen auf das Schutzgut Klima/Luft ein.

Die Freistellung des Baufelds führt zum Verlust von Flächen mit klimatischer Bedeutung. Der Verlust von mit Wald bestandenen Flächen (forstrechtlich) und damit von Flächen mit beson- derer Funktion für das Schutzgut Klima erfolgt auf insgesamt rd. 29,1 ha (WEA 20,4 ha, Zu- wegung 8,5 ha, UW 0,2 ha), von denen rd. 13,41 ha (WEA 8,29 ha, Zuwegung 4,97 ha, UW 0,15 ha) dauerhaft umgewandelt werden. Insgesamt werden für die Dauer der Standzeit der Anlagen und des Umspannwerks sowie durch die Zuwegung dauerhaft rd. 12,35 ha versiegelt.

Für die elektrische Erschließung wird ein Erdkabel von den Anlagen bis zum Einspeisepunkt am Umspannwerk Würgassen, nordwestlich des Windparks verlegt, zusätzliche Rodungen sind hier höchstens in sehr geringem Umfang (<100 m²) erforderlich. Die Kabeltrasse verläuft parkintern innerhalb der geplanten und auszubauenden Zuwegung sowie in Bestandswegen. Auch parkextern verläuft die Trasse überwiegend im Bereich bestehender befestigter und un- befestigter Wege.

Für den Bau der Anlagen tritt durch Baustellenverkehr eine stark zeitlich begrenzte erhöhte Luftschadstoffeimission ein.

BÖF Stand: 24.07.2020 91 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die im Vergleich zu der Gesamtwaldfläche des Reinhardswaldes (rd. 180 km², d.h. rd. 18.000 ha) geringfügigen Waldverluste von deutlich weniger als 1% sowie die temporären Be- einträchtigungen durch den erhöhten Verkehr haben keine Auswirkungen auf das Schutzgut Klima.

Betriebsphase

Negative Wirkungen, z.B. durch schädliche Emissionen während der Betriebsphase der Anla- gen, können ausgeschlossen werden.

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs können z.B. bei einem Brand eintreten und zu Schadstoffaustritt führen. Dies ist nicht zu verhindern. In dem Schaltschrank für die Netzan- bindung, dem Filterschrank sowie den Umrichtermodulen ist ein Feuerlöschsystem integriert, die bei direkter Beflammung oder einer Umgebungstemperatur von mindestens 175 °C ein umweltfreundliches Brandmittel freisetzen. Eine Brandbekämpfung im Bereich der Gondel ist aufgrund deren Höhe nicht möglich, die Anlagen werden daher mit einem automatischen Löschsystem in der Gondel ausgestattet.

Rückbau

Die baubedingten Wirkungen, die während des Abbaus der Anlagen entstehen, sind vergleich- bar mit den Wirkungen, die während des Aufbaus der Anlagen entstehen. Erhebliche negative Auswirkungen sind nicht abzuleiten.

Fazit Schutzgut Klima / Luft

Unter Berücksichtigung von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie der Kompen- sationsmaßnahmen verbleiben für das Schutzgut Klima und Luft keine erheblichen nachteili- gen Umweltauswirkungen.

8.4.6 Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft

Das Landschaftsbild ist empfindlich gegenüber Veränderungen. Die Auswirkungen auf die Er- holungseignung der Landschaft werden im Abschnitt zum Schutzgut Mensch (vgl. Kap. 8.4.1) betrachtet und hier nicht weiter vertieft.

Die weitreichendsten Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft entstehen durch visuelle und auditive Veränderungen. Dazu gehören zum einen die großräumige Sichtbarkeit der An-

92 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald lagen selbst und zum anderen die Bewegung der Rotorblätter und die damit verbundene opti- sche und akustische Veränderung der Landschaft. Des Weiteren trägt die Signalbefeuerung zu einer Veränderung der Landschaft bei.

Als Vermeidungsmaßnahme für das Schutzgut Landschaft eignet sich

- eine technische Minimierung von Lichtemissionen durch eine bedarfsgerechte Befeu- erung,

Bauphase

Die Veränderung der Landschaft durch Rodung ist kleinräumig auf die Anlagenstandorte so- wie die Zuwegung beschränkt und wirkt sich nicht nachteilig auf das großräumige Landschafts- bild aus. Zudem sind die beanspruchten Flächen aufgrund von Windwurf, Trockenheit und Käferbefall zu einem großen Teil bereits jetzt weitestgehend Baumfrei.

Die Wirkungen des Lärms während der Bauzeit des Windparks sind beim Schutzgut Mensch im Zuge der Erholungsnutzung (vgl. Kap. 8.4.1) näher erläutert.

Betriebsphase

Die Anlagen überragen das umliegende Waldgebiet durch ihre Höhe deutlich und sind daher weithin sichtbar. Dies führt zu einer technischen Überformung der Landschaft in allen umlie- genden Landschaftsbildeinheiten. Für den Nahbereich des Windparks, den Raum innerhalb der 15-fachen Anlagenhöhe von 3.615 m, sind sogar sehr hohe Wirkungen auf das Land- schaftsbild zu erwarten. Abhängig von der subjektiven Empfindung des Betrachters wird die Wirkung der Anlagen jedoch unterschiedlich wahrgenommen. Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind in einer Karte dargestellt (Originalgröße vgl. Unterlage 19.3.1, Anhang 1), die verdeutlicht, welche Landschaftsräume sich innerhalb des kritischen Radius befinden. Zudem zeigt sie für diese Landschaftsräume die jeweiligen Wertstufen. Unabhängig von der Bewertung der einzelnen Landschaftsräume wird aus der Sichtbarkeitsanalyse erkennbar (Ori- ginalgröße vgl. Unterlage 19.5), dass die Anlagen in weiten Teilen des Offenlands zu sehen sein werden. Besonders deutlich wird die Sichtbarkeit entlang der Weseraue. Dieser Bereich ist derzeit noch kaum von bestehenden Windenergieanlagen geprägt, sodass die WEA des Windparks Reinhardswald hier die ersten sichtbaren Windenergieanlagen sein werden. Grö- ßere Bereiche, in denen die WEA des Windparks nicht zu sehen sein werden, finden sich entlang der Diemel, südöstlich von Hümme, entlang der Weser nördlich von Veckernhagen, sowie im östlichen Bereich des 10-km Radius um u.a. Kammerborn, Fürstenhagen und Ellers- hausen.

Aufgrund der absterbenden Nadelholzbestände ergeben sich derzeit veränderte Blickbezie- hungen von den Offenlandflächen in den Reinhardswald. Das Waldbild verändert sich und von Südwesten aus kann es vereinzelt zu einer größeren Sichtbarkeit einzelner WEA gegenüber den Visualisierungen (vgl. Anhang) kommen. Mit Aufwuchs der nachkommenden Gehölze nimmt die Sichtbarkeit über die Standzeit der WEA dann wieder ab.

BÖF Stand: 24.07.2020 93 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die Intensität der Wirkung hängt von der Entfernung zum Windpark ab. In unmittelbarer Nähe kann eine stärkere Empfindung entstehen, die Anlagen wirken eventuell „erdrückend“. Bei grö- ßerer Entfernung nimmt diese Wirkung ab und die Anlagen wirken weniger dominant. Die Wir- kungen reichen über den beschriebenen Radius von rd. 3,6 km und auch über den Radius von 10 km, der Grundlage der Sichtbarkeitsanalyse ist, hinaus, haben allerdings mit zunehmender Entfernung eine immer geringere Wirkung und Wahrnehmbarkeit.

Die Veränderung des Landschaftsbildes kann nicht vermieden werden und ist als Auswirkung auf das Schutzgut Landschaft zu bewerten. Der geplante Windpark liegt jedoch innerhalb ei- nes nach Teilregionalplan Energie Nordhessen vorgesehenen Vorranggebiets für Windener- gie. Hinweise, dass die Fläche als kritisch hinsichtlich des Landschaftsbildes eingeschätzt wird, gehen aus dem Umweltbericht des Teilregionalplans nicht hervor (RP KASSEL 2017). Die Auswirkungen, die durch den Windpark entstehen, werden entsprechend KV mittels zweckge- bundenem Ersatzgeldes kompensiert.

Neben der Veränderung einer bisher von technischen Bauten weitgehend freien Landschaft durch die Anlagen selbst kommt es zu einer Wirkung durch die Bewegung der Rotorblätter und der Signalbefeuerung. Die Rotorblätter verursachen Geräusche und bringen Unruhe in das Landschaftsbild. Auch der Schattenwurf kann Auswirkungen auf das Landschaftsbild ha- ben (s. Schutzgut Mensch). Die Wirkung durch die Warnbeleuchtung wird mit der bedarfsge- rechten Befeuerung minimiert.

Die vom Windpark ausgehende Veränderung des bisher von technischen Bauwerken weitest- gehend freien Naturparks Reinhardswalds ist als Umweltauswirkung zu werten. Da die Anla- gen innerhalb des Vorranggebietes geplant sind, werden die ausgehenden Wirkungen nicht als erheblich nachteilige Umweltauswirkung gewertet.

94 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

BÖF Stand: 24.07.2020 95

UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

BÖF Stand: 24.07.2020 97

UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs

Bei Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs sind negative Auswirkungen auf das Land- schaftsbild nicht abzuleiten.

Rückbau

Die baubedingten Wirkungen, die während des Abbaus der Anlagen entstehen, sind vergleich- bar mit den Wirkungen, die während des Aufbaus der Anlagen entstehen. Erhebliche negative Auswirkungen sind nicht abzuleiten.

Durch den Rückbau der Anlagen wird die technische Prägung der Landschaft weitgehend zu- rückgenommen, was sich positiv auf die Blickbeziehungen und das Landschaftsbild auswirkt.

Fazit Schutzgut Landschaft

Insgesamt entstehen durch den geplanten Windpark unvermeidbare Beeinträchtigungen des Schutzgut Landschaft. Aufgrund der Lage innerhalb des Vorranggebietes Windenergie sind die Wirkungen trotz der Lage innerhalb des Naturparks Reinhardswald als nicht erhebliche Umweltauswirkungen zu bewerten. Beeinträchtigungen des Schutzguts Landschaft werden im Genehmigungsverfahren über die Kompensationszahlung abgegolten.

8.4.7 Auswirkungen auf das Schutzgut kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter

Das Schutzgut kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter ist empfindlich gegenüber Zerschnei- dung und Überbauung durch den Windpark sowie die Zuwegung. Zudem kann es zu optischen Beeinträchtigungen durch Unterbrechung von Sichtbeziehungen kommen.

Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen für das Schutzgut kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter sind

- bauvorgreifende oder baubegleitende archäologische Untersuchung im Bereich der WEA 5, WEA 10 und WEA 14

Bauphase

Bodendenkmale

Innerhalb des Untersuchungsgebietes wurden Bodendenkmale festgestellt und insbesondere das nördliche Teilgebiet um den Farrenplatz weist eine Vielzahl an Wölbäckern auf. Zur Ver-

BÖF Stand: 24.07.2020 99 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald meidung wurde auf vier der ursprünglich geplanten Anlagenstandorte verzichtet, die verblie- benen Standorte liegen weitgehend außerhalb gut ausgeprägter Wölbacker-Strukturen. An WEA 3 sind Strukturen auf der Hälfte des Kranausleger betroffen, an WEA 4 entsteht eine randliche Betroffenheit nördlich des Fundaments und der Kranstellfläche.

An WEA 6 und 7 kommt es zu einer Beeinträchtigung von Köhlerplatten, an WEA 15 steht im Kreuzungsbereich ein Forststein innerhalb der geplanten Zuwegung.

An WEA 10 und 14 kann es zu einer Überbauung der frühneuzeitlichen Tonrohrleitung kom- men. An WEA 10 verläuft diese vermutlich im letzten Drittel des Kranauslegers, an WEA 14 am Rand des Baufelds um das Fundament herum.

Die Standortplanung der WEA 5 ragt randlich mit dem Kranausleger in die 60 m Schutzzone eines Grabhügels.

An WEA 5, 10 und 14 sind bauvorgreifende oder baubegleitende archäologische Untersuchun- gen vorzusehen. Die Betroffenheit der Köhlerplatte wird aufgrund der Häufigkeit dieser anth- ropogenen Struktur nicht als erheblich bewertet. Auch die Betroffenheit der Wasserleitung, die teils bereits zerstört ist, stellt keine nachteilige Auswirkung dar. Das Hügelgrab an WEA 5 wird nur randlich berührt, im Rahmen der Baubegleitung ist der Umgang mit dem Denkmal zu prü- fen. Beeinträchtigungen sind für die o.g. Denkmale nicht vollständig auszuschließen, die Wir- kungen durch die Rodung und den Windpark sind unter Berücksichtigung der Vermeidungs- maßnahme als keine nachteiligen Umweltauswirkungen auf die gefundenen Bodendenkmale zu werten.

Baudenkmale

Auch auf die umliegenden Baudenkmale und historischen Ortskerne hat die Rodung im Be- reich des Windparks keine Auswirkungen.

Betriebsphase

Bodendenkmale

Der Betrieb der Anlagen wirkt sich auf die bekannten Bodendenkmale nicht aus.

Baudenkmale

Wirkungen auf die historischen Ortsbilder u.a. von Gewissenruh, Gieselwerder und Gottstreu sowie denkmalgeschützte Anlagen können nicht vollständig ausgeschlossen werden (vgl. Un- terlage 19.5 inkl. Sichtbarkeitsanalyse und Visualisierungen).

Für viele der im Umfeld vorkommenden Denkmale konnte in einem ersten Prüfschritt festge- stellt werden, dass Beeinträchtigungen im Vorfeld auszuschließen sind, keine bedeutsame Raumwirkung gegeben ist oder keine Sichtbeziehungen zwischen Denkmal und geplanten Windpark gegeben sind.

100 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Für fünf Baudenkmale (kath. Pfarrkirche Würgassen, Krukenburg, Orts- und Wallfahrtskirche Gottsbüren, Jagdschloss Beberbeck und die Sababurg) wurde die Betroffenheit vertieft ge- prüft. Für die kath. Pfarrkirche in Würgassen konnte keine Betroffenheit festgestellt werden, eine geringe Betroffenheit lässt sich für die Krukenburg und das Jagdschloss Beberbeck ab- leiten. Eine teils deutliche bis mittlere Beeinträchtigung ist für die Pfarrkirche in Gottsbüren sowie die Sababurg festzuhalten (RAMBOLL 2020c).

Für die Kirche in Gottsbüren ist festzuhalten, dass aufgrund der Lage des Denkmals kein weit- reichender Raumbezug hergestellt werden kann. Vielmehr nimmt die Wirkung des Denkmals mit der Annäherung an das Gebäude zu, führt aber gleichzeitig dazu, dass die Wirkungen der WEA abnehmen, da diese durch andere Gebäude verdeckt werden.

Die Wirkungen auf die Sababurg werden als deutlich eingestuft, so dass Beeinträchtigungen festzustellen sind. Aufgrund der Lage des Denkmals und der geplanten WEA wird keine nach- teilige Auswirkung abgeleitet, da der generelle historische Zeugniswert nicht beeinträchtigt wird und der Raumbezug im Nahbereich vornehmlich den Denkmalwert darstellt. Die Ansicht des Denkmals wird durch die geplanten WEA nicht verdrängt oder übertönt.

Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs

Bei Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs sind negative Auswirkungen auf die Denk- male nicht abzuleiten.

Rückbau

Die baubedingten Wirkungen, die während des Abbaus der Anlagen entstehen, sind vergleich- bar mit den Wirkungen, die während des Aufbaus der Anlagen entstehen. Erhebliche negative Auswirkungen sind nicht abzuleiten.

Durch den Rückbau der Anlagen wird die technische Prägung der Landschaft reduziert, was sich positiv auf die Baudenkmale und Blickbeziehungen auswirkt.

Fazit Schutzgut kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter

Insgesamt entstehen durch den geplanten Windpark Beeinträchtigungen des Schutzgut kultu- relles Erbe und sonstige Sachgüter. Durch die vorgesehene Vermeidungsmaßnahme werden die im näheren Umfeld vorkommenden und teils betroffenen Bodendenkmale dokumentiert, so dass die Auswirkungen des Vorhabens zu keinem vollständigen Kenntnisverlust über die Denkmale führen. Beeinträchtigungen der Baudenkmale treten für einzelne Objekte ein, wer- den jedoch nicht als erheblich nachteilig bewertet.

BÖF Stand: 24.07.2020 101 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

8.4.8 Wechselwirkungen

Die Windparkplanung liegt innerhalb eines großen zusammenhängenden Waldgebiets, das forstwirtschaftlich genutzt wird.

Den größten Anteil der betroffenen Waldbiotope machen Schlagfluren aus. In deutlich gerin- gerem Umfang werden mittelalte und alte Buchenwälder sowie junge Fichtenbestände bean- sprucht.

Der Verlust von Biotopen mit besonderer Bedeutung (Bodensaurer Buchenwald und Gewäs- ser) beläuft sich für den gesamten Windpark sowie die Zuwegung auf rd. 4,89 ha. Die Zuwe- gung wird weitgehend auf einem bestehenden Forstweg hergestellt und auch das Kabel ver- läuft weitgehend innerhalb von bestehenden Wegen. Der Verlust von Waldbeständen bedeu- tet auch gleichzeitig den Verlust von (Teil-)Lebensräumen für Avifauna, Fledermäuse, Amphi- bien und Haselmäusen sowie mögliche Verluste von Höhlenbäumen und damit von Zwischen- und Einzelquartiere für Fledermäuse. Klimatisch führt die Rodung gleichzeitig zu einem klein- flächigen Verlust von Frischluftentstehungsgebieten und Flächen für den lufthygienischen Austausch.

Auswirkungen auf die Schutzgüter Biotope und Fauna sind nicht auszuschließen, unter Be- rücksichtigung von Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen kann eine Verträglichkeit her- gestellt werden.

Durch die Rodung der Waldbestände zur Vorbereitung des Baufelds kann durch die stärkere Belichtung sowie aufgrund des fehlenden Bewuchses eine höhere Mineralisierung einsetzen und zu verstärkten Nährstoffausträgen in das Grundwasser führen. Dies ist insbesondere bei oberflächennahen Quellen wie der nachfolgend betrachteten Quelle Kellergrund relevant, da Einträge aufgrund der geringeren Überdeckung schneller ins Trinkwasser gelangen können. Für den geplanten Windpark Reinhardswald wurde eine mögliche Erhöhung der Nitratkonzent- ration im Rohwasser der Quelle Kellergrund untersucht (BÖF 2020b). Die mittlere Nitratkon- zentration im Rohwasser der letzten 5-10 Jahre entspricht 4,0 mg/l, als potenzielle Nitrat-Kon- zentration im Rohwasser nach der Rodung wurde für beide Standorte ein Wert von 4,1 mg/l ermittelt. Für das beprobte WSG Kellergrund ist somit keine nennenswerte Erhöhung der Nit- rat-Konzentration im Rohwasser zu erwarten.

Während der Bauphase entstehen weitere Beeinträchtigungen des Bodens, zudem erfolgt eine Versiegelung von Teilflächen, die während des Betriebs des Windparks aufrechterhalten werden. Nach Ende des Betriebszeitraums wird die Zuwegung nicht wieder zurückgebaut. Durch Vermeidungsmaßnahmen werden die baubedingten Wirkungen minimiert. Auf den Ver- siegelungsflächen gehen die Bodenfunktionen und damit deren Bedeutung als Lebensraum für Pflanzen und Tiere verloren. Zudem erfolgt auf den dauerhaft versiegelten Flächen keine Versickerung des Niederschlagswassers. Die Flächeninanspruchnahme durch neue Versie- gelung beläuft sich auf 12,35 ha für die 18 Anlagen mit dazugehöriger Zuwegung und Um- spannwerk. Da das anfallende Niederschlagswasser nicht abgeführt wird, sondern in den an- grenzenden Beständen versickert, können nachteilige Umweltauswirkungen auf das Schutz- gut Wasser unter dem Aspekt der Grundwasserneubildung ausgeschlossen werden. Die Ver-

102 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald siegelung des quelligen Bereiches an der WEA 13 führt nicht zu einer negativen Umweltaus- wirkung. Die Versiegelung des Windparks und der Zuwegung kann kleinklimatisch Auswirkun- gen haben. Aufgrund der geringen Größe der Flächeninanspruchnahme (Versiegelung) im Verhältnis zur Gesamtflächengröße des Reinhardswaldes, der umliegenden verbleibenden Waldbestände und der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen haben die Wirkungen des Vorhabens keine negativen Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter Boden, Wasser sowie Klima und Luft.

Durch den Betrieb der Anlagen entstehen Immissionen (Lärm/Licht), die sich neben der Wohn- auch auf die (Nah-)Erholungsfunktion des Waldes und das Landschaftsbild auswirken. Für die Ortslagen konnte an ausgewählten Immissionsorten prognostiziert werden, dass die zulässi- gen Richtwerte (unter Berücksichtigung eines schallreduzierten Betriebes an WEA 6 während der Nachtstunden) eingehalten werden. Der Betrieb des Windparks ist grundsätzlich mit Aus- wirkungen auf die Erholungsnutzung verbunden. Durch ein entsprechendes Besucherlen- kungskonzept mit veränderter Wegeführung während der Bauphase können erhebliche Be- einträchtigungen der stillen Erholung vermieden werden.

Aufgrund der Lage des Windparks innerhalb des Waldes führen die Rodungen zu Auswirkun- gen auf die Landschaft. Da die Standorte und die Rodungsflächen nicht in einem größeren Komplex zusammenhängen und die Zuwegung weitestgehend auf einem bereits bestehenden Forstweg verläuft, sind die Auswirkungen der Waldrodungen auf die Landschaft aufgrund der Größe und des punktuellen Charakters zu vernachlässigen. Zudem sind große, zusammen- hängende Flächen im Bereich der Anlagenstandorte und entlang der Zuwegung aufgrund der vergangenen Sturmereignisse sowie durch Käferbefall bereits jetzt weitestgehend baumfrei und müssen nicht mehr gerodet werden. Wesentlicher sind die Wirkungen auf die Landschaft und die Baudenkmale, die aufgrund der Größe der Anlagen entstehen. Der Windpark wird insbesondere in den Offenlandbereichen im Weser- und Diemeltal zu sehen sein (vgl. Sicht- barkeitsanalyse, Unterlage 19.5). Darüber hinaus sind die Anlagen auch in größerer Entfer- nung zu sehen. Die Auswirkungen auf die Landschaft sind nicht zu vermeiden und mittels Ersatzgeld zu kompensieren. Größere Bereiche, in denen die Anlagen nicht sichtbar sein wer- den, liegen im Offenland um Kammerborn, Arenborn und Hümme sowie bei Glashütte und Ellershausen. Die Sichtbarkeit der Anlagen ist, wenn auch teils eingeschränkt, für die Denk- male wie Beberbeck und Krukenburg gegeben. Eine deutliche Sichtbarkeit ergibt sich für die Sababurg und die Kirche in Gottsbüren. Aufgrund der Lage und des Denkmalwerts, der insbe- sondere im Nahbereich liegt, sind keine erheblichen Beeinträchtigungen festzustellen. Zudem ist die Wahrnehmung von Baudenkmalen und die Wahrnehmung der Windenergieanlagen subjektiv und lässt sich nicht zwangsläufig als erhebliche negative Beeinträchtigung ableiten.

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen für die einzelnen Schutz- güter können sich verstärkende Wirkungen, die als erheblich zu bewerten sind, nicht festge- stellt werden.

BÖF Stand: 24.07.2020 103 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

8.5 AUSWIRKUNGEN AUF NATURA 2000-GEBIETE SOWIE BESONDERS GESCHÜTZTE ARTEN

Gemäß Anlage 4 des UVPG sind die Auswirkungen auf Natura 2000-Gebiete sowie auf be- sonders geschützte Arten gesondert aufzuführen.

8.5.1 Natura 2000-Gebiete

Die möglichen Auswirkungen auf Natura 2000-Gebiete wurden in zwei separaten Unterlagen berücksichtigt (vgl. Unterlagen 19.3.4). Für die FFH-Gebiete „Urwald Wichmanessen“ sowie „Holzapetal“ wurden mögliche Beeinträchtigungen mittels FFH-VVP geprüft, für das FFH-Ge- biet „Weserhänge mit Bachläufen“ wurde aufgrund der direkten Nähe zu den geplanten Anla- gen eine FFH-VP durchgeführt.

Aufgrund der Erhaltungsziele bzw. des Schutzzwecks der Natura 2000-Gebiete und der teils deutlichen Entfernungen zum Windpark und der Zuwegung sowie der Merkmale des Vorha- bens sind keine Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete festzustellen. Die wesentlichen Anga- ben und Aussagen sind unter dem Teilschutzgut Biologische Vielfalt im Kap. 6.2.3 und Kap. 8.4.2.3 des UVP-Berichts aufgeführt.

8.5.2 Besonders geschützte Arten

Für das Untersuchungsgebiet konnten als planungsrelevante, besonders geschützte Arten insgesamt 14 Fledermausarten sicher festgestellt werden sowie acht Vogelarten. Zudem kom- men Luchs, Wildkatze und Haselmaus im Reinhardswald vor. Das Vorkommen und die Aus- wirkungen des Vorhabens auf besonders geschützte Arten sind in separaten Gutachten (vgl. Unterlage 19.3.2, 19.3.3 sowie Kap. 6.2.2 und Kap. 8.4.2.2) dargestellt. Das Eintreten der Ver- botstatbestände nach § 44 Abs.1 BNatSchG wurde für das im Untersuchungsgebiet vorkom- mende Artenspektrum der planungsrelevanten Arten geprüft. Für die Gruppe der Fledermäuse sowie für die Avifauna wird die Eintrittswahrscheinlichkeit von Kollisionen durch die geplanten Vermeidungsmaßnahmen so weit minimiert, dass das Tötungsrisiko gegenüber dem allgemei- nen Lebensrisiko der Arten nicht signifikant erhöht ist. Die Vermeidungsmaßnahme V3 - Ent- nahme der Mäusebussard-Horste führt zur Auslösung des Verbotstatbestands gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG, sodass für den Mäusebussard die Ausnahme beantragt wird. Des Weiteren wurden im Gebiet Amphibien festgestellt, die ebenfalls besonders geschützt sind (vgl. Kap. 6.2.2 und Kap. 8.4.2.2 des UVP-Berichts).

104 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

9 ALLGEMEINVERSTÄNDLICHE ZUSAMMENFASSUNG

Die Windpark Reinhardswald GmbH & Co. KG plant im nördlichen Reinhardswald die Errich- tung von 18 Windenergieanlagen des Typs Vestas V-150 mit einer Nabenhöhe von 166 m und einem Rotordurchmesser von 150 m. Die Gesamthöhe der Anlagen beläuft sich auf rd. 241 m. Der geplante Windpark liegt in den Vorrangflächen KS4a (Farrenplatz) im Norden und KS 4b (Langenberg) im Süden. Im Teilgebiet Farrenplatz sind dabei zwei, im Teilgebiet Langenberg 16 Anlagen geplant.

Durch die Errichtung am geplanten Standort werden vor allem Schlagfluren beansprucht. In deutlich geringerem Umfang werden mittelalte und alte Buchenbestände überbaut. Die wäh- rend der Standzeit der Anlagen benötigten Flächen müssen entsprechend vorgehalten wer- den. Dies sind neben der Anlage selbst und der Kranstellfläche u.a. auch Flächen für den Kranausleger oder Überschwenkbereiche.

Für den Umfang der Waldrodungen besteht die Pflicht zur Durchführung einer UVP. Die Er- richtung von 18 Windkraftanlagen sowie der Umfang der Ersatzaufforstungen führt nicht zu einer Auslösung der UVP-Pflicht.

Zu den Antragsunterlagen gehören als weitere umweltfachliche Beiträge ein Landschaftspfle- gerischer Begleitplan, ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag sowie faunistische Fachgutach- ten und eine Betrachtung zur Betroffenheit von Natura 2000-Gebieten. Zudem sind weitere Fachgutachten wie ein hydrogeologisches Gutachten und Unterlagen zum Boden- und Denk- malschutz Teil des Antrags. Der UVP-Bericht nimmt Bezug auf diese Unterlagen.

Das Eintreten der Verbotstatbestände nach § 44 Abs.1 BNatSchG wurde für das im Untersu- chungsgebiet vorkommende Artenspektrum der planungsrelevanten Arten geprüft. Für die Gruppe der Fledermäuse sowie für die Avifauna wird die Eintrittswahrscheinlichkeit von Kolli- sionen durch die geplanten Vermeidungsmaßnahmen so weit minimiert, dass das Tötungsri- siko gegenüber dem allgemeinen Lebensrisiko der Arten nicht signifikant erhöht ist. Die Ver- meidungsmaßnahme V3 - Entnahme der Mäusebussard-Horste führt zur Auslösung des Ver- botstatbestands gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG, sodass für den Mäusebussard die Aus- nahme beantragt wird. Die Ausnahmevoraussetzungen nach § 45 Abs. 7 BNatSchG (zwin- gende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses, fehlen zumutbarer Alternativen, keine Verschlechterung des Erhaltungszustands der lokalen Population) sind für die Art erfüllt (vgl. Unterlage 19.3.2).

Die Auswirkungen des Windparks sowie der Zuwegung und Kabeltrasse werden nachfolgend für die einzelnen Schutzgüter kurz zusammenfassend dargestellt.

Schutzgut Mensch

Aufgrund der Lage des Windparks im Wald sind für die Wohn- und Wohnumfeldfunktion keine direkten baubedingten Auswirkungen auf die umliegende Wohnbebauung zu erwarten. Glei- ches gilt für die Auswirkungen durch den Betrieb und Rückbau der Anlagen. Denkbare Aus- wirkungen wären Lärmemissionen und Erschütterungen durch Materialtransporte. Diese sind

BÖF Stand: 24.07.2020 105 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald jedoch zeitlich begrenzt und führen zu keiner erheblichen Umweltauswirkung. Erhebliche nachteilige Auswirkungen durch Schall der WEA sind aufgrund der Entfernung zu den nächs- ten Wohngebäuden und unter Berücksichtigung des nächtlichen schallreduzierten Betriebs an WEA 6 nicht abzuleiten. Das direkte Anlagenumfeld wird akustisch überprägt, was nicht zu vermeiden ist. Erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die der Ortslagen durch Schattenwurf treten aufgrund der vorgesehen Abschaltautomatik an WEA 5 und 6 nicht ein.

Wirkungen durch die Anlagen selbst entstehen durch die visuelle Störung des Landschaftsbil- des und haben Relevanz für die landschaftsbezogene Erholung. Die Berücksichtigung der vi- suellen Störung erfolgt beim Schutzgut Landschaft. Zu einer optischen Veränderung des Wal- des mit seiner Naherholungsfunktion kommt es durch die Anlagen sowie die aufgeweitete Zu- wegung mit den im Wald freizuhaltenden Überschwenkbereichen. In der belaubten Zeit wer- den die Veränderungen durch die Windkraftanlagen durch den Menschen geringer wahrge- nommen als in der unbelaubten Zeit. Die Wirkung beruht dabei vor allem auf der dauerhaften technischen Prägung des Waldes. Wirkungen auf eine direkte siedlungsnahe Erholung sind nicht festzustellen. Aufgrund der Größe des Waldgebietes und der Vielzahl vorhandener Wan- derwege bleiben trotz des Baus der WEA alternative Routen, an denen eine stille Erholung möglich ist, erhalten.

Insgesamt verbleiben für das Schutzgut Mensch keine erheblichen nachteiligen Umweltaus- wirkungen.

Schutzgut Vegetation, Fauna und biologische Vielfalt

Pflanzen und Biotope

Auswirkungen auf Pflanzen und Biotope ergeben sich vor allem durch die Rodung der bau- und anlagebedingt beanspruchten Flächen, insbesondere bei Biotopen mit besonderer Be- deutung. Der bau- und anlagebedingte Verlust von Biotopen mit besonderer Bedeutung für Anlagen und Zuwegung beläuft sich für Anlagen und Zuwegung auf insgesamt 5,52 ha LRT 9110 bei einer gesamten, temporären und dauerhaften, forstlichen Waldumwandlung von 29,1 ha (WEA 20,4 ha, Zuwegung 8,5 ha, UW 0,2 ha). Eine Beanspruchung von LRT tritt dabei an WEA 3, 5-7, 10-15, 17, 19, 20 und sehr gering an WEA 20 sowie in größerem Umfang entlang der Zuwegung auf. Betriebsbedingte Wirkungen auf das Schutzgut Biotope sind nicht abzuleiten.

Der Verlust von alten Laubwäldern als Biotope mit besonderer Bedeutung sowie des LRT 9110 und quelliger Bereiche an WEA 13 sowie die Überbauung von Gewässern an WEA 13 und der Zuwegung sowie einer Hilfskranstellfläche an WEA 14 ist als Umweltauswirkung einzustufen. Der Verlust ist im Verhältnis zu der Fläche hochwertiger Biotope, allein innerhalb des Unter- suchungsgebiets des Vorhabens von etwa 173 ha (Bodensaurer Buchenwald, Gewässer und Quellen), als nicht erhebliche nachteilige Auswirkung einzustufen, da dieser weniger als 1 % der kartierten hochwertigen Biotope ausmacht. Die beanspruchten Biotope werden gemäß Kompensationsverordnung über die vorgesehenen Maßnahmen ausgeglichen.

106 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Nachteilige Umweltauswirkungen auf nach § 30 geschützte Biotope sind nicht zu erwarten, da durch das Vorhaben unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen keine geschützten Biotope beeinträchtigt werden.

Insgesamt verbleiben für das Schutzgut Biotope unter Berücksichtigung von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie den Kompensationsmaßnahmen keine erheblichen nach- teiligen Umweltauswirkungen.

Fauna

Bau- und anlagebedingte Beeinträchtigungen für die Fauna ergeben sich durch den Verlust von (Teil-)Lebensräumen. Zudem kann es zu bau- und betriebsbedingten Störwirkungen durch Lärm- und Lichtemissionen kommen. Die baubedingten Störungen sind zeitlich stark begrenzt und somit nicht als erheblich einzustufen.

Anlage- und baubedingter Lebensraumverlust tritt für die Vogelarten des Waldes und des Halboffenlands ein. Fledermäuse werden vor allem durch die kleinflächige Inanspruchnahme von Jagdhabitaten (im Vergleich zur Größe des gesamten Jagdhabitats) und den Wegfall von Höhlenbäumen beeinträchtigt. Der anlage- und baubedingte Verlust von mittelaltem und altem Laub- und Mischwald von 4,83 ha ist im Vergleich zur Gesamtfläche des Waldgebietes des Reinhardswalds als gering einzustufen. Dies führt zu einer geringen Bewertung des Konflikt- potenzials des Vorhabens, eine Erheblichkeit ist nicht festzustellen.

Verluste von Höhlen sind möglich, je entnommenem Höhlenbaum wird ein Ersatz geschaffen. Beeinträchtigungen der Wochenstubenquartiere der Bechstein-, Fransenfledermaus und des Braunen Langohrs können ausgeschlossen werden.

Verluste von Amphibien, Haselmäusen, Vögeln und Fledermäusen können während der Bau- feldräumung bzw. bei den Bautätigkeiten im Bereich der Anlagenstandorte und der Zuwegung durch die Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen minimiert werden, nachteilige Um- weltauswirkungen entstehen nicht.

Der Betrieb der Anlagen stellt für einzelne Arten, insbesondere aus den Artgruppen der Fle- dermäuse und Vögel, ein hohes Konfliktpotenzial dar. Für die Zwergfledermaus, die Rauhaut- fledermaus, Kleiner und Großer Abendsegler sowie die Breitflügelfledermaus sind betriebsbe- dingte Beeinträchtigungen nicht auszuschließen, diese können mit den vorgesehenen Vermei- dungsmaßnahmen auf ein Minimum reduziert werden. Beeinträchtigungen des Lebensraum- und Jagdgebietsverlusts werden durch die vorgesehenen Kompensationsmaßnahmen ver- mindert.

Beeinträchtigungen für Graureiher, Schwarzstorch und Uhu können ausgeschlossen werden.

Aufgrund der Standortveränderungen wird für Rot- und Schwarzmilan, für Baumfalke und Wespenbussard sowie für Neuansiedlungen des Mäusebussards ein erhöhtes Konfliktpoten- zial angenommen.

BÖF Stand: 24.07.2020 107 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Zur Reduzierung eines möglichen signifikant erhöhten Tötungsrisikos durch Kollision wird für Rot- und Schwarzmilan, Wespenbussard und Baumfalke die Abschaltung der WEA vorgese- hen, an denen im Rahmen des Großvogelmonitorings ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko festgestellt wurde. Die Abschaltung erfolgt zu den Zeiten, in denen diese Arten die Flächen regelmäßig und intensiv zur Nahrungssuche oder als Balzhabitat nutzen. Mit zunehmender Sukzession der Kalamitätsflächen ist davon auszugehen, dass die Qualität der Flächen als Nahrungshabitat schon nach einigen Jahren abnehmen wird.

Bei nachgewiesenen Vorkommen bzw. Neuansiedlungen des Mäusebussards kann als wirk- same Vermeidungsmaßnahme die Entnahme der Horste (innerhalb der Wintermonate) im Umkreis von 500 m bis zur Inbetriebnahme der Anlage angedacht werden. Diese Zerstörung ist nur in Verbindung mit einer Ausnahme nach § 45 BNatSchG möglich. Die Ausnahmevo- raussetzungen (Zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art, keine zumutbare Alternativen, keine Verschlechte- rung des Erhaltungszustands) sind für die Art als erfüllt anzusehen.

Für die Waldschnepfe wird bei Windkraftanlagen das Kollisionsrisiko als sehr gering einge- schätzt. Bruthabitate kommen im Bereich der geplanten WEA-Standorte nur mit untergeord- neten Bedeutung vor (BÖF 2018c). Beeinträchtigungen, die über mögliche Maskierungsef- fekte eintreten, sind möglich, werden aber aufgrund der Verbreitung der Art nicht als erheblich eingestuft. Mit den entstandenen Sturmwurf- und Kalamitätsflächen sind kurzfristig und für die nächsten 10 bis 15 Jahre günstige Balz- und Nahrungshabitate für die Art entstanden und eine positive Bestandsentwicklung ist zu erwarten (BÖF 2020a).

Für den Mäusebussard wird für die zwei Brutpaare im engeren Untersuchungsgebiet eine Aus- nahme beantragt, da aufgrund der Nähe zu den geplanten Windkraftanlagen ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko nicht sicher ausgeschlossen werden kann und zur Reduzierung der Eintrittswahrscheinlichkeit von Kollisionen die festgestellten Horste im näheren Umfeld der WEA entfernt werden. Die Ausnahmevoraussetzungen nach § 45 Abs. 7 BNatSchG (zwin- gende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses, fehlen zumutbarer Alternativen, keine Verschlechterung des Erhaltungszustands der lokalen Population) sind für die Art erfüllt (vgl. Unterlage 19.3.2). Insbesondere eine Verschlechterung des derzeitigen Erhaltungszu- stands der lokalen Population des Mäusebussards durch den Windpark Reinhardswald wird nicht prognostiziert. Es wird von einer stabilen Population ausgegangen.

Beeinträchtigungen des Kranichs lassen sich aufgrund der geringen Kollisionsgefährdung nicht ableiten. Barrierewirkungen sind aufgrund des Breitfrontzugs nicht abzuleiten.

Die festgestellten Routen der Zugvögel verlaufen teils durch den geplanten Windpark. Bei den Zugrouten handelt es sich um keine überregional bedeutsame Konzentrationszone. Ein Aus- weichen während des Zugs zwischen den Anlagen sowie nach Norden ist ohne nachteilige Auswirkungen möglich.

Beeinträchtigungen für den Luchs können aufgrund der Ökologie der Art (im Besonderen auf- grund der Großflächigkeit der Bewegungsräume) ausgeschlossen werden. Beeinträchtigun- gen für die Wildkatze können aufgrund der im Eingriffsbereich vorkommenden Habitatstruktu- ren ausgeschlossen werden.

108 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Die Betroffenheit weiterer geschützter Arten durch das Vorhaben ist nicht abzuleiten.

Insgesamt verbleiben für das Schutzgut Fauna unter Berücksichtigung von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie den Kompensationsmaßnahmen keine erheblichen nachteili- gen Umweltauswirkungen.

Schutzgut Boden

Der Wirkbereich wird durch den direkten Eingriffsbereich abgebildet. Insgesamt kommt es durch die Anlagenstandorte und die Zuwegung zu einer Neuversiegelung von etwa 12,35 ha (davon vollversiegelt 1,15 ha, der Rest teilversiegelt). Auf einer bisher ungestörten Fläche von rd. 16,52 ha werden bau- und anlagebedingt u.a. Böschungen sowie Flächen für den Kranbal- last oder den Kranausleger eingeebnet, teils ist lediglich der Abtrag des Oberbodens erforder- lich (Überschwenkbereiche, Bodenlager). Auf den Eingriffsflächen wird der Oberboden abge- schoben und separat gelagert. Die baubedingt beanspruchten Flächen werden nach der Her- stellung des Windparks zurückgebaut (Entnahme der Schotterung, Einbau von Boden, Auftrag von Oberboden), Verdichtungen werden mittels Bodenlockerung verringert. Im gesamten Ein- griffsbereich für die Stellflächen der WEA findet eine Überformung und Beeinträchtigung des Schutzguts Bodens statt, die auch durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen nicht vollständig vermieden werden können.

Die Verlegung des Kabels erfolgt soweit möglich im Bereich bestehender Wege oder liegt in- nerhalb des Eingriffs des Windparks. Bodenfunktionen gehen durch die Verlegung des Kabels nicht verloren, sondern können sich teils regenerieren.

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen sind nicht anzunehmen, erhebliche Umweltauswirkun- gen sind auszuschließen. Bau- und anlagebedingt treten Auswirkungen auf das Schutzgut Boden ein. Aufgrund der geringen Flächengrößen, der vorgesehenen Vermeidungs- und Min- derungsmaßnahmen während und im Anschluss an den Bau der Anlagen und der Zuwegung sowie der Lage des Windparks außerhalb von Bodenschutzwald nach § 13 HWaldG, sind die Wirkungen nicht als erheblich zu werten.

Insgesamt verbleiben für das Schutzgut Boden unter Berücksichtigung von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie den Kompensationsmaßnahmen keine erheblichen nachteili- gen Umweltauswirkungen.

Schutzgut Wasser

Erhebliche Beeinträchtigungen der Oberflächengewässer durch Rodung, Anlagen inkl. Zuwe- gung, Rückbau oder bei Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs sind im Bereich des Windparks unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen auszuschlie- ßen. Hierzu trägt bei, dass es sich bei den Oberflächengewässern um sehr kleine Fließgewäs- ser handelt, die nur auf kurzer Strecke im Bereich der Wegequerungen und einer Hilfskran- stellfläche neu verrohrt werden. Auch durch den Kabelverlauf kommt es zu keinen erheblichen

BÖF Stand: 24.07.2020 109 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Umweltauswirkungen auf die Oberflächengewässer, da diese mittels Spülbohrverfahren oder im Bereich bestehender Wege gequert werden.

Insgesamt kommt es zu einer neuen Versiegelung für die Anlagenstandorte sowie die Zuwe- gung im Umfang von rd. 12,35 ha. Das anfallende Niederschlagswasser wird angrenzend ver- sickert, so dass Beeinträchtigungen des Schutzguts Wasser nicht zu erwarten sind. Unter Be- rücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen wie etwa einem sachgerechten Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (V4), insbesondere im Wasserschutzgebiet, wird eine Verunreinigung des Grundwassers während der Bau- und Betriebszeit vermieden. Aus- wirkungen auf die Grundwasserschutzfunktion sind nicht abzuleiten.

Insgesamt verbleiben für das Schutzgut Wasser unter Berücksichtigung von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen.

Schutzgut Klima und Luft

Der baubedingte Verlust von Waldbeständen und damit von Flächen mit besonderer Funktion für das Schutzgut Klima tritt für die Anlagenstandorte, die Zuwegung und das Umspannwerk auf 29,1 ha (WEA 20,4 ha, Zuwegung 8,5 ha, UW 0,2 ha) ein, hiervon werden rd. 13,41 ha (WEA 8,29 ha, Zuwegung 4,97 ha, UW 0,15 ha) dauerhaft umgewandelt. Die Verlegung des Kabels erfolgt innerhalb der auszubauenden Zuwegung sowie weitgehend im Bereich beste- hender Wege. Durch den Baustellenverkehr tritt für ein Jahr eine erhöhte Luftschadstoffemis- sion ein. Anlagebedingt gehen insgesamt Frischluftentstehungsgebiete und Flächen für den lufthygienischen Austausch verloren. Erhebliche Wirkungen auf das Schutzgut Klima sind durch die Rodung und die Anlagen sowie den Betrieb und Rückbau des Windparks, auch auf Grundlage der Größe des Reinhardswaldes im Vergleich mit der zu rodenden Fläche, nicht abzuleiten. Auch theoretisch mögliche Fälle wie Brände von Anlagen wirken sich nicht nach- teilig auf das Schutzgut aus. Der geplante Windpark inklusive der erforderlichen Zuwegung liegt außerhalb von Vorbehaltsgebieten für besondere Klimafunktionen.

Insgesamt verbleiben für das Schutzgut Klima und Luft unter Berücksichtigung von Vermei- dungs- und Minderungsmaßnahmen sowie den Kompensationsmaßnahmen keine erhebli- chen nachteiligen Umweltauswirkungen.

Schutzgut Landschaft

Auswirkungen auf das Landschaftsbild lassen sich bei mastartigen Eingriffen wie Windener- gieanlagen nicht vermeiden. Auswirkungen gehen von den Masten der Anlagen sowie den Bewegungen der Rotorblätter und der Signalbefeuerung der Anlagen aus. Auch der Schatten- wurf kann sich negativ auf das Landschaftsbild auswirken. Zur Prüfung der Erheblichkeit wur- den unter Berücksichtigung der bestehenden sowie geplanten Anlagen Sichtbarkeitsanalysen und Fotosimulationen des Windparks erstellt, anhand derer das Ausmaß der Beeinträchtigun- gen des Landschaftsbildes sichtbar wird (vgl. Unterlage 19.5). Grundsätzlich ist festzuhalten, dass es sich bei den Veränderungen des Landschaftsbilds durch das Vorhaben um temporäre und reversible Auswirkungen handelt, die subjektiv wahrgenommen werden.

110 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Das Windvorranggebiet befindet sich im Naturpark Reinhardswald. Das nächstgelegene LSG ist der „Auenverbund Weser“ rd. 1,2 km entfernt. Innerhalb des LSG sind die Anlagen weitest- gehend sichtbar.

Aufgrund seiner Lage und Unzerschnittenheit weist der Waldbestand eine Funktion zur Erho- lung auf. Seine besondere Bedeutung für die Erholungsnutzung drückt sich auch durch die Ausweisung als Naturpark aus. (vgl. Kap. Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch 8.4.1)

Die Kompensation der Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds erfolgt nach Kompensations- verordnung Hessen (KV). Zuwegung und Kabeltrasse wirken sich nicht besonders auf das weiträumige Landschaftsbild aus, da beides weitestgehend im Bereich bestehender Wege ver- läuft und das Kabel nach Abschluss der Verlegung nicht mehr optisch in Erscheinung tritt.

Insgesamt entstehen durch den geplanten Windpark Auswirkungen auf das Schutzgut Land- schaft. Die Lage im Naturpark Reinhardswald ist aufgrund des ausgewiesenen Vorranggebie- tes Windenergie bereits im Rahmen der Regionalplanung abgewogen, so dass abschließend keine erheblichen Umweltauswirkungen festgestellt werden können. Beeinträchtigungen des Schutzguts Landschaft werden im Genehmigungsverfahren über die Kompensationszahlung abgegolten.

Nach Ablauf des Genehmigungszeitraums von 30 Jahren werden die Anlagen zurückgebaut und die Landschaft wird in ihren derzeitigen Zustand zurückversetzt.

Schutzgut kulturelles Erbe und Sachgüter

Beeinträchtigungen des Schutzguts kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter können durch Zerschneidung, Überbauung und Unterbrechung von Sichtbeziehungen entstehen.

Wirkungen auf die Bodendenkmale treten an den WEA 5, 10 und 14 ein. Aufgrund der randli- chen Betroffenheit des Grabhügels an WEA 5 und der Betroffenheit der in Teilen bereits zer- störten historischen Wasserleitung sowie unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahme sind keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen festzustellen.

Für die Baudenkmale können Beeinträchtigungen teils aufgrund einer fehlenden Sichtbezie- hung oder der fehlenden Raumbedeutsamkeit ausgeschlossen werden. Für die Orts- und Wallfahrtskirche in Gottsbüren sowie die Sababurg ergeben sich Sichtbeziehungen zwischen den Denkmalen und den geplanten Anlagen. Eine erhebliche, nachteilige Beeinträchtigung der historischen Denkmalwerte und des Erscheinungsbildes der betrachteten Denkmale durch die WEA wird nicht abgeleitet.

Nach Ablauf des Genehmigungszeitraums von 30 Jahren werden die Anlagen und somit auch die von diesen ausgehenden Wirkungen auf das kulturelle Erbe und sonstige Sachgüter (Bau- denkmale) zurück gebaut.

Insgesamt verbleiben für das Schutzgut kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter unter Berück- sichtigung der Vermeidungsmaßnahmen keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkun- gen.

BÖF Stand: 24.07.2020 111 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

Ergebnis des UVP-Berichtes

Unter Berücksichtigung der vorgesehen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie der Kompensationsmaßnahmen verbleiben für die geprüften Schutzgüter nach UVPG keine er- heblichen nachteiligen Umweltauswirkungen.

10 FAZIT

Mit dem Vorhaben „Windpark Reinhardswald“ mit insgesamt 18 geplanten WEA sowie dazu- gehöriger Zuwegung und Kabeltrasse sind eine Reihe von Auswirkungen verbunden. Aufgrund der unvermeidbaren Flächeninanspruchnahmen und Biotoptypenverluste sind die Schutzgüter Boden und Fläche, Wasser, Tiere und Pflanzen betroffen. Auch das Landschaftsbild wird weit- räumig neu technisch überprägt. Die weiträumige Sichtbarkeit der Anlagen führt dazu, dass eine Betroffenheit der umliegenden historischen Ortsbilder und der Baudenkmale eintreten kann. Für die Bodendenkmale kann ebenfalls eine Beeinträchtigung auf Teilflächen festgestellt werden. In der Gesamtbetrachtung ist festzustellen, dass durch den geplanten Windpark „Reinhardswald“ unter Berücksichtigung vorgesehener Vermeidungs- und Minderungsmaß- nahmen sowie der vorgesehenen Kompensationsmaßnahmen erhebliche nachteilige Umwelt- auswirkungen auf die Schutzgüter nicht abzuleiten sind.

Der dauerhafte Verlust von Waldflächen wird für den Windpark zum Teil über Ersatzauffors- tungen und zu einem anderen Teil über die Walderhaltungsabgabe kompensiert.

Die Eingriffe in das Landschaftsbild werden über ein Ersatzgeld kompensiert. Eine Kompen- sation der Auswirkungen auf die Naherholungsfunktion kann durch Schaffung von Naherho- lungsschwerpunkten unter Verwendung des Ersatzgeldes in anderen Bereichen des Land- schaftsraumes kompensiert werden.

112 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

11 LITERATURVERZEICHNIS

ARBEITSKREIS HESSEN-LUCHS (2017): Luchshinweise in Hessen – Bericht 2017. ARBEITSKREIS HESSEN-LUCHS (2019): Luchshinweise in Hessen – Bericht 2019 BBU – BERATUNGSBÜRO FÜR BODEN UND UMWELT C. SCHUBERT GMBH (2019a): Fachbeitrag Bodenschutz BBU – BERATUNGSBÜRO FÜR BODEN UND UMWELT C. SCHUBERT GMBH (2019b): Hydrogeologi- sches Gutachten BERNOTAT, D. & DIERSCHKE, V. (2016): Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen – 3. Fassung. Stand 20.09.2016, 460 Seiten. BÖF – BÜRO FÜR ANGEWANDTE ÖKOLOGIE UND FORSTPLANUNG (2018a): Avifauna-Bericht für den geplanten Windpark Reinhardswald - Vorranggebiete KS 04a und 04b. Erhebungs- jahre 2015 und 2017. BÖF – BÜRO FÜR ANGEWANDTE ÖKOLOGIE UND FORSTPLANUNG (2018b): Erfassungsbericht Fle- dermäuse für den geplanten Windpark "Farrenplatz" (KS_4a). Erhebungsjahr 2017. BÖF – BÜRO FÜR ANGEWANDTE ÖKOLOGIE UND FORSTPLANUNG (2018c): Erfassungsbericht Ha- selmäuse für den geplanten Windpark "Reinhardswald“. Erhebungsjahr 2015. BÖF – BÜRO FÜR ANGEWANDTE ÖKOLOGIE UND FORSTPLANUNG (2020a): Windpark Reinhards- wald – Ergänzende Unterlage zu den Faunagutachhten – Faunistische Potenzialanalyse aufgrund flächig aufgetretener Kalamitätsflächen BÖF – BÜRO FÜR ANGEWANDTE ÖKOLOGIE UND FORSTPLANUNG (2020b): Windpark Reinhards- wald – Prognose zur möglichen Erhöhung der Nitratkonzentration im Rohwasser der Quelle Kellergrund BOSCH & PARTNER (2017): Leitfaden für die Erstellung landschaftspflegerischer Begleitpläne zu Straßenbauvorhaben in Hessen BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ – BfN (2010): Karte der Potentiellen Natürlichen Vegetation Deutschlands, Maßstab 1:500 000 BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ – BfN (2017): https://www.bfn.de/0308_nsg.html DEUTSCHER WETTERDIENST - DWD (2013): Mittelwerte 30-jähriger Perioden. http://www.dwd.de/mittelwerte. DIERSCHKE, H. (1985): Pflanzensoziologische und ökologische Untersuchungen in Wäldern Süd-Niedersachsens II. Tuexenia 5: 491 – 522. Göttingen DÜRR, T. (2019): Vogelverluste an Windenergieanlagen in Deutschland. Daten aus der zent- ralen Fundkartei der Staatl. Vogelschutzwarte Brandenburg. Stand: 07. Januar 2019 FENA (2015): Natis-Daten 2015 HLNUG – HESSISCHES LANDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, UMWELT UND GEOLOGIE (2018): Natur und Landschaft: Wald. Wald mit Schutzfunktionen. http://atlas.umwelt.hessen.de/atlas/. HLNUG – HESSISCHES LANDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, UMWELT UND GEOLOGIE (2017): Fachin- formationssystem Grundwasser- und Trinkwasserschutz Hessen (GruSchu). http://gru- schu.hessen.de/mapapps/resources/apps/gruschu/index.html?lang=de HLNUG – Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (2018): Umweltaltlas Hessen – Natur und Landschaft: Wald http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/at- las/naturschutz/wald/karten/m_5_2_1.htm

BÖF Stand: 24.07.2020 113 UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

HLNUG – HESSISCHES LANDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, UMWELT UND GEOLOGIE (2015): Um- welt-Atlas – Altlasten http://atlas.umwelt.hessen.de/atlas/ HLNUG – HESSISCHES LANDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, UMWELT UND GEOLOGIE (2017): Boden- Viewer Hessen. http://bodenviewer.hessen.de/mapapps/resources/apps/bodenvie- wer/index.html?lang=de HLNUG (2017a): Nitrat-gehalte in Hessischen Grund- und Rohwässern Mittelwerte 2015 HLNUG (2017b): Nitrat (regionalisiert) in Hessischen Grund- und Rohwässern (Maximumwert 2010 - 2015) HLUG - HESSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (2013): Geologische Struktur- räume von Hessen. http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/geologie/geo/ein- leitung.htm HMUELV & HMWVL (2012): Leitfaden Berücksichtigung der Naturschutzbelange bei der Pla- nung und Genehmigung von Windkraftanlagen (WKA) in Hessen. Gutachten im Auftrag von Hessen-Forst FENA Naturschutzdaten HMULF - HESSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN (2000): Flä- chenschutzkarte Hessen; L4522 Hann. Münden ILLNER, H. (2012): Kritik an den EU-Leitlinien „Windenergie und NATURA 2000“, Herleitung vogelartspezifischer Kollisionsrisiken an Windenergieanlagen und Besprechung neuer Forschungsarbeiten. – Eulen-Rundblick 62: 83-100. ITN - INSTITUT FÜR TIERÖKOLOGIE UND NATURBILDUNG (2015): Arbeitshilfe zur Berücksichtigung des Fledermausschutzes bei der Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA) in Thü- ringen. Hrsg. TLUG ITN – INSTITUT FÜR TIERÖKOLOGIE UND NATURBILDUNG (2018): Fledermauskundliches Gutach- ten zum geplanten Windpark Reinhardswald. Vorranggebiet KS 04b – Langenberg und Hahneberg, Erhebungsjahr 2015 ITN & GPM - INSTITUT FÜR TIERÖKOLOGIE UND NATURBILDUNG & BÜRO FÜR GEOINFORMATIK, UM- WELTPLANUNG, NEUE MEDIEN (2010): Biotopverbundkonzept für die Wildkatze in Hessen (Stand 15.12.2010) http://www.landesplanung-hessen.de/wp-contewrnt/uplo- ads/2012/07/Karte_Biotopverbund_Wildkatze_Gutachten_Dez_2010.pdf LAG-VSW - LÄNDER-ARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN (2015): Abstandsrege- lungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten. Ber. Vogelschutz 51 LAI - BUND/LÄNDER ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR IMMISSIONSSCHUTZ (2002): Hinweise zur Ermitt- lung und Beurteilung der optischen Immissionen von Windenergieanlagen (WEA-Schat- tenwurf-Hinweise), verabschiedet auf der 103. Sitzung, Mai 2002 LANUV NRW - LANDESAMT FÜR NATUR, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NORDRHEIN-WEST- FALEN (2008): WMS FIS StoBo NRW - Fachinformationssystem Stoffliche Bodenbelas- tung, [Zugriff 24.06.18]. MOSIMANN, T; FREY, T.; TRUTE, P. (1999): Schutzgut Klima/Luft in der Landschaftsplanung. Bearbeitung der klima- und immissionsökologischen Inhalte im Landschaftsrahmenplan und Landschaftsplan. In: Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen. Hrsg.: Nieder- sächsisches Landesamt für Ökologie. Heft 4/99. Hannover. MULNV - MINISTERIUM FÜR UMWELT, LANDSCHAFT, NATUR- UND VERBRAUCHERSCHUTZ DES LAN- DES NORDRHEIN-WESTFALEN (2019): ELWAS-WEB https://www.elwasweb.nrw.de/elwas- web/index.jsf#, [Zugriff 24.06.18]. NIBIS Kartenserver (2014a): Bodenkarte. - Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), Hannover.

114 Stand: 24.07.2020 BÖF UVP-Bericht Windpark Reinhardswald

RAMBOLL (2020a): Schallimmissionsprognose für 20 Windenergieanlagen am Standort Rein- hardswald (Langenberg/Farrenplatz) RAMBOLL (2020b): Schattenwurfprognose für 20 Windenergieanlagen am Standort Reinhards- wald (Langenberg/Farrenplatz) RAMBOLL (2020c): Denkmalpflegerischer Fachbeitrag für achtzehn Windenergieanlagen am Standort Reinhardswald (Hessen) REGIERUNGSPRÄSIDIUM (RP) KASSEL (2000): Landschaftsrahmenplan Nordhessen. Karte 23: Großräumige Erholungsgebiete. http://www.rpkshe.de/lrp2000/bestand/a_7/a7_63/k23 a7_63.htm. REGIERUNGSPRÄSIDIUM (RP) KASSEL (2000): Landschaftsrahmenplan Nordhessen. Karte 23: Großräumige Erholungsgebiete. http://www.rpkshe.de/lrp2000/bestand/a_7/a7_63/k23 a7_63.htm. REGIERUNGSPRÄSIDIUM (RP) KASSEL (2009): Regionalplan Nordhessen. REGIERUNGSPRÄSIDIUM (RP) KASSEL (2017): Teilregionalplan Energie Nordhessen SECHSTE ALLGEMEINE VERWALTUNGSVORSCHRIFT ZUM BUNDES-IMMISSIONSSCHUTZGESETZ. TECHNISCHE ANLEITUNG ZUM SCHUTZ GEGEN LÄRM (TA LÄRM) SLT – SCHWERLASTTRANSPORTSERVICE PUSCH (2018): Streckenprotokoll: Reinhardswald Far- renplatz- Langenberg über A7 – AS Hann.Münden-Hedemünden STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE FÜR HESSEN, RHEINLAND-PFALZ UND SAARLAND (VSW) & HGON (2014): Gesamtartenliste Brutvögel Hessens mit Angaben zu Schutzstatus, Be- stand, Gefährdungsstatus sowie Erhaltungszustand (Stand: März 2014). VESTAS (2019a): Leistungsspezifikation EnVentus™ 5 MW V150-5.6 MW 50/60 Hz VESTAS (2019b): Allgemeine Informationen über die Umweltverträglichkeit von Vestas-Wind- energieanlagen V150-5.6 MW VESTAS (2019C): Angaben zum Abfall VESTAS (2019d): Angaben zu wassergefährdenden Stoffen V150-5.6 MW WARNEKE, T. F., WANGEN, J. & FAUST C. (2018): Wissenschaftliche Baugrund-Archäologie. Gutsbezirk Reinhardswald- Oberförstereien Karlshafen, Gottsbüren und Sababurg, Landkreis Kassel. Abschlussbericht zur archäologischen Geländeprospektion des ge- planten Windparks Reinhardswald (KS 04a/Farrenplatz und KS 04b/Langenberg)

Karten (online) Bodenkarte von Nordrhein-Westfalen 1:50.000. https://www.opengeodata.nrw.de/pro- dukte/geologie/boden/BK/ISBK50/, [Zugriff 24.06.18]. Hydrogeologische Karte von NRW 1 : 100.000 https://www.opengeodata.nrw.de/produkte/ge- ologie/geologie/HK/ISHK100/, [Zugriff 24.06.18].

BÖF Stand: 24.07.2020 115