ada,vr12.EgnBl izn,3 vonrechts. Landtag, vor1928. Eugen Bolzsitzend,3. Die FraktiondesZentrumsimWürttembergischen Frage gestellt. tembergischen Zentrumswar, wurdeohnehinnichtin minister EugenGrafstarb,der„starkeMann“deswürt- Innen- spätestens nach1923,alsseinParteifreund stand.Dasser selbst abernieanderSpitzePartei überließ, verdientenParteifreunden in Württemberg rascht esnicht,dasserdieFührungderZentrumspartei Angesichts einersolchenFüllewichtigsterÄmterüber- neter, RegierungschefundStaatsministerwar. 1933)zugleichReichs-undLandtagsabgeord- – (1928 mentarische Laufbahn,inderenVerlauf erzeitweise gewählt. Damitbeganneinebeispiellosepolitisch-parla- Landtags Abgeordnetenkammer desWürttembergischen wurde erfürseinenHeimatwahlkreisRottenburgindie der jüngstenAbgeordneten.EndedesgleichenJahres gen. ImletztenReichstagdesKaiserreichswarereiner 1912 gelangesihmdasReichstagsmandatzuerrin- Rastlos warBolzimWahlkampf tätig,undAnfang Blatt“ war, einErfolg. die KandidaturdesMannes,derein„unbeschriebenes jungen AssessoralsBewerber. Undtatsächlichwurde Schwager vonBolz,RegierungsratDr. KarlHepp,den umfasste, nichtmehrkandidierenwürde,empfahlder 7 Landespolitik Landesgeschichte Landeskunde Baden-Württemberg | 2005

MENSCHEN AUS DEM LAND 1881-1945 1881 -194 5 EUGEN BOLZ DAS ANDENKEN AN EINEN HERKUNFT – BERUF – GROSSEN POLITIKER BEGINN DER POLITISCHEN KARRIERE

Das Andenken nur weniger Politikerpersönlichkeiten sei- Eugen Anton Bolz kam am 15. Dezember 1881 als ner Generation wird in Baden-Württemberg so in Ehren zwölftes von 13 Kindern, von denen sechs schon im gehalten wie jenes des Zentrumsabgeordneten, Minis- Kindesalter starben, in der Bischofsstadt Rottenburg am ters und Staatspräsidenten Eugen Bolz. Straßen, Plätze, Neckar zur Welt. Die Handwerkerfamilie Bolz war in Schulen und andere öffentliche Gebäude sind nach ihm dem einst vorderösterreichischen Städtchen, das zur Zeit benannt, ein Saal im Stuttgarter Landtagsgebäude trägt von Bolz’ Geburt etwa 6.800 Einwohner zählte, seit ebenso seinen Namen wie eine Stiftung und ein Preis, Jahrhunderten ansässig. Sein Vater Josef Bolz (1832– der für herausragende Verdienste um Freiheit und Demo- 1899) führte in Rottenburg ein Kolonialwarengeschäft, kratie vergeben wird. Im Herzen der Landeshauptstadt, seine Frau Maria Theresia Huber (1841–1918) war die im Landtag von Baden-Württemberg, in Rottenburg Tochter eines Kornhändlers aus Weingarten. und in gemahnen Bildplastiken, Büsten und Gedenktafeln an das Wirken und den gewaltsamen Nach dem Besuch der Volksschule und des Progymna- Tod des bedeutenden katholischen Politikers, der am siums in seiner Heimatstadt schloss der streng katholisch Ende des Zweiten Weltkriegs dem Wüten des national- erzogene Bolz seine Schulzeit am Karlsgymnasium in sozialistischen Unrechtsstaats zum Opfer fiel. ab. Das Studium der Rechtswissenschaften führ- te ihn an die Universitäten Tübingen, und . In der ersten Parlamentssitzung, die auf deutschem In Tübingen trat er der Akademischen Verbindung Boden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges statt- Guestfalia bei, auch an den beiden anderen Universi- fand, nannte am 16. Januar 1946 der sozialdemo- täten schloss er sich katholischen Verbindungen an. kratische Politiker Wilhelm Keil Eugen Bolz stellvertre- tend für die Millionen Menschen, die als Deutsche in Nachdem er die beiden höheren Justizdienstprüfungen Deutschland von Deutschen ermordet worden waren. erfolgreich absolviert hatte, begann er mit 27 Jahren Die politische Arbeit von Bolz, vor allem aber seine 1909 seine Tätigkeit im württembergischen Justizdienst. Ermordung infolge der Widerstandstätigkeit des eins- Vorangegangen war die Ableistung seines Militärdiens- tigen Regierungschefs, dienten dem sich nach 1945 tes als „Einjährig Freiwilliger“ beim Feldartillerie-Regi- formierenden politischen Neubeginn im deutschen ment 49 in . Bevor er die politische Laufbahn ein- Südwesten als wiederholt beschworener Bezugspunkt. schlug, war Bolz als Gerichtsassessor der Stuttgarter Eugen Bolz spielte als identitätsstiftende Persönlichkeit Staatsanwaltschaft zugeteilt und war zeitweise als stell- sowohl für die Legitimation der südwestdeutschen vertretender Amtsrichter zum Amtsgericht Stuttgart abge- Nachkriegsstaatlichkeit als auch für die neue ordnet. 1920 heiratete Eugen Bolz seine langjährige interkonfessionelle Volkspartei CDU eine Verlobte, die Studienrätin Maria Hoeneß (1882–1948). wesentliche Rolle. Einer der wichtigsten Aus der Ehe ging die Tochter Mechtild hervor. Mitgründer des Bundeslandes Baden- Württemberg, Dr. Gebhard Müller Schon als Mittzwanziger war Bolz in die Jugendorga- (CDU), betrachtete Bolz als sein Vorbild. nisation der Zentrumspartei, den Windthorstbund, ein- Müller formulierte auch einen viel zitier- getreten. Auch für den jungen Juristen war der Windt- ten Kernsatz zu Bolz: „Die eigentliche horstbund die „Schule der Politik“, in der er sich erst- Tragik dieses Mannes lag darin, dass er mals als Redner profilierte und den Parteioberen auffiel. vom ersten Tag an das Unheil kommen Als 1911 bekannt wurde, dass der Abgeordnete des sah und doch nicht helfen konnte.“ 13. württembergischen Reichstagswahlkreises, der die Oberämter Aalen, Ellwangen, Neresheim und Gaildorf

Eugen Bolz: Bronzebüste des Bildhauers Fritz von Graevenitz, 1951. MINISTER UND STAATSPRÄSIDENT IN DEN WEIMARER JAHREN

Im Ersten Weltkrieg stand Bolz als Leutnant an der Bolz gehörte den Parlamenten in Berlin und Stuttgart Westfront und wirkte in den Garnisonen Ulm und an und warb in zahlreichen Versammlungen für den Ludwigsburg sowie im Reichsentschädigungsamt in neuen Staat, der auf die Unterstützung aller aufbau- Brüssel. Die Novemberrevolution 1918 hat ihn erschüt- willigen Kräfte angewiesen war. Auch auf den seit tert, eine Abkehr von der politischen Arbeit kam für 1919 abgehaltenen württembergischen Katholiken- ihn aber nicht in Frage. Mit ganzem Herzen und voller tagen sprach sich Bolz für den neuen Staat und die Kraft wollte er den Grundsatz seiner Partei vertreten, demokratische Verfassung aus. Nur selten ließ er dass man sich gerade in politisch unruhigen Zeiten, dabei seine Sorge durchblicken, der schwache Parla- in denen das bürgerlich-konservative Lager gegenüber mentarismus könne eine konsequente Staatsführung der Linken kurzzeitig an Einfluss verlor, nicht abseits unmöglich machen. stellen dürfe. Im Gegenteil: Das Zentrum habe die Pflicht, seine christliche Politik beharrlich fortzuführen Nach dem Tod des Justizministers Dr. Johannes von und Staat und Volk in ruhigere Zeiten zu geleiten. Bolz Kiene (1852–1919) berief Staatspräsident Wilhelm hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er sich – Blos (SPD) den 38-jährigen Amtsrichter Bolz am 29. ob im Reich oder in Württemberg – eine Regierung Oktober 1919 zum württembergischen Justizminister. ohne Beteiligung des Zentrums nicht vorstellen konnte. Kaum ein Jahr später bestimmte ihn Staatspräsident Daher lehnte er die Rätebewegung vollkommen ab und Johannes von Hieber (DDP) zu seinem Stellvertreter, machte sich für die möglichst rasche Einberufung ver- 1923 wechselte Bolz vom Justiz- ins Innenressort. fassunggebender Versammlungen stark, die im Januar 1928 erfolgte seine Wahl zum Staatspräsidenten und 1919 mit ihrer Arbeit begannen. Regierungschef einer Mitte-Rechts-Koalition mit der deutschnationalen Bürgerpartei und dem Württem- bergischen Bauernbund, die Anfang 1930 durch die Beteiligung der liberalen Parteien DVP und DDP erwei- tert wurde.

Als Regierungsmitglied und zuletzt Regierungschef be- fand sich Bolz in einer geradezu erstaunlichen Weise auf der Höhe der Zeit. Er setzte vor allem im Bereich der Sozial-, Verkehrs- und Energiepolitik bleibende Akzente. Württemberg wurde in den 1920er-Jahren großflächig an das Stromnetz angeschlossen. Bolz zählte zu den Mitgründern der Württembergischen Landeskreditanstalt und der Schwabenwerke, der spä- teren Energieversorgung Schwaben (EVS). Bei allen Entscheidungen suchte er die finanziellen Folgen zu bedenken. Gegen die Wirtschaftskrise agierte er mit beispielloser Sparsamkeit. Bolz drang auf Staatsverein- fachung, um hier Kosten zu sparen. In diesem Zusam- menhang sah er auch einen möglichen Zusammen- Eugen Bolz (mittlere Reihe, 2. von links) im Stuttgarter Halbmondsaal als Justizminister schluss Württembergs mit dem benachbarten Baden, im Kabinett Johannes Hieber (1920 – 1924). wovon er sich auch eine Stärkung gegenüber den Interessantes zum Land von der LpB

Berliner Zentralisierungsbestrebungen versprach. Das Baden-Württemberg – Vielfalt und Stärke der Regionen Kabinett schreckte allerdings vor den hohen Schulden hrsg. v. Hans-Georg Wehling u.a., 400 S., 700 Abb., 2002, 15.- EUR Badens zurück, das seinerseits nicht von Württemberg Parteien in Baden-Württemberg Schriften zur politischen „geschluckt“ werden wollte. Landeskunde Bd. 31, Michael Eilfort (Hrsg.): 263 S., 2004, 5.- EUR Kulturelle Vielfalt, Baden-Württemberg als Einwande- Als Innenminister führte er die Verstaatlichung der bis- rungsland Schriften zur politischen Landeskunde Bd. 32, Karl-Heinz her kommunal organisierten Polizei durch und verstand Meier-Braun/Reinhold Weber (Hrsg.): 316 S., 2005, 5.- EUR es, in Württemberg in Zeiten Ruhe und Ordnung weit Taschenbuch Baden-Württemberg Gesetze – Daten – Analysen gehend aufrecht zu erhalten, in denen es in anderen Red.: Siegfried Frech, 520 S., Neuausgabe 2004, 2,50 EUR Ländern wie Bayern oder Thüringen zu bürgerkriegs- Baden-Württemberg enträtseln – denken, suchen, knobeln ähnlichen Zuständen kam. Auf der anderen Seite hatte Rätselheft, 2004, 80 S., kostenlos* die Opposition wiederholt und mit Recht zu klagen, Mini-Puzzle Baden-Württemberg 54 Puzzleteile, Bildformat dass Bolz und sein Parteifreund Justizminister Beyerle 175 x 125 mm, 2004, Lieferung ab 30 Ex.** schneller einen linken als einen rechten Ruhestörer ver- Gedenkstätten in Baden-Württemberg Informationen zu Gedenk- haften ließen. orten (Geschichte, Arbeit, Angebote), 72 S., 2005, kostenlos*

Grundgesetz und Landesverfassung Liliput, 2004, kostenlos**

Weg der Revolutionäre Deutsche Revolution in Baden 1848/49, Hefte „Wanderrouten“ und „Informationstafeln“, kostenlos* Der württembergische Innenminister Eugen Bolz. * in Einzelexemplaren, ** bei Mehrbedarf bitte Preise anfragen (siehe unter Bestellungen). Die aufgeführten Schutzgebühren verstehen sich zzgl. Versandkosten.

Die Landeszentrale Impressum für politische Bildung (LpB) Redaktionen Politik & Unterricht/ • ist eine überparteiliche Einrichtung des Landeskundliche Schriftenreihe, Landes Baden-Württemberg, Dr. Reinhold Weber, • will für die Demokratie begeistern, Stafflenbergstraße 38, 70184 Stuttgart, • hilft zur eigenen Meinung, [email protected] • veranstaltet Seminare, Tagungen, Vorträge, Studienreisen, Symposien, Gestaltung: Bertron.Schwarz.Frey Ausstellungen, Politische Tage, Gruppe für Gestaltung, Schwäbisch Gmünd • veröffentlicht Bücher, Broschüren und Zeitschriften und bietet didaktisch- Fotos: Archiv des Landtags von Baden- methodische Arbeitshilfen und Spiele an, Württemberg • betreibt als eigene Tagungsstätte das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg „Haus auf der Alb“ in Bad Urach Haus der Geschichte Baden-Württemberg mit Bibliothek/Mediothek (Sammlung Holder) • und LpB-Shops/Publikationsausgaben am Hauptsitz Stuttgart und in den Druck: e.kurz+co, Stuttgart Außenstellen Freiburg, Heidelberg und Tübingen. Bereits erschienen in dieser Reihe: 1/2000: Vor 150 Jahren – Bestellungen und Informationen Der Bau der Geislinger Steige zum Angebot der Landeszentrale 2/2000: Vor 50 Jahren – für politische Bildung über: Charta der deutschen Heimatvertriebenen LpB-Marketing, Stafflenbergstraße 38, 3/2002: Vor 50 Jahren – Die Entstehung 70184 Stuttgart, Fax (0711) 16 40 99 77, des Landes Baden-Württemberg [email protected], www.lpb-bw.de 4/2002: Vor 500 Jahren – Bauernkrieg im Südwesten 5/2002: Matthias Erzberger 6/2004: Kurt Georg Kiesinger ALS STAATSMANN AM ENDE DER WIDERSTAND GEGEN DEN WEIMARER REPUBLIK NATIONALSOZIALISMUS

1932 errang die NSDAP auch in Württemberg einen Bolz hatte der NSDAP im Reichstagswahlkampf im beachtlichen Erfolg bei der Landtagswahl. Die Zahl Februar 1933 die Nutzung des Schlossplatzes in ihrer Abgeordneten erhöhte sich von einem (!) auf Stuttgart versagt. Reichskanzler fühlte sich 23. Auf geradezu spektakuläre Weise stellten die persönlich düpiert. Als dann auch noch Kommunisten Nationalsozialisten fortan die stärkste Fraktion und die Lautsprecheranlage zerstörten, war die NSDAP damit auch den Parlamentspräsidenten. Doch damit bis aufs Blut gereizt. Bolz hatte den Hass des NS- nicht genug: Sie griffen auch gleich nach der Macht „Führers“ auf sich gezogen, der ihn bis in den Tod und schickten bei der Neuwahl des Staatspräsidenten verfolgen sollte. Die Nationalsozialisten organisierten einen eigenen Kandidaten, den späteren Innen- Massenaufläufe und Schmähungen gegen den ent- und Justizminister Dr. Jonathan Schmid, ins Rennen. machteten Staatspräsidenten, um dann öffentlich zu Dieser erhielt zwei Stimmen mehr als Bolz. Letzterer verkünden, er sei in „Schutzhaft“ genommen worden, blieb jedoch aufgrund einer kurz zuvor beschlosse- um ihn vor drohender Gefahr zu bewahren. nen Änderung der Geschäftsordnung des Landtags geschäftsführend im Amt.

Bolz regierte unter weit gehender Ausschaltung des Landtags, der unter der Obstruktion durch die NSDAP- Abgeordneten litt, mit Notverordnungen, was seiner von ihm wiederholt dargelegten Auffassung von auto- ritärer Staatsführung durchaus entgegenkam. In Krisen- zeiten konnte er sich sogar eine „Diktatur auf Zeit“ vorstellen, die sich freilich in den Bahnen von Verfas- sung und Moral zu bewegen hatte.

Die Gefahren des Nationalsozialismus hat Bolz nicht in vollem Umfang erkannt, er bekämpfte ihn aber von Anfang an, wenn auch vornehmlich aus allgemeinen politischen und moralischen Gründen. Nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 entsandte Reichs- innenminister Dr. Wilhelm Frick (NSDAP) einen Polizei- kommissar nach Württemberg, der ohne Widerstand die Staatsgewalt übernahm. Bolz und sein Kabinett wichen der legalistischen Drohkulisse, die nach dem „Reichstagsbrand“ errichtet worden war und wesentli- che Artikel der Weimarer Reichsverfassung liquidiert hatte.

Nur weil Bolz überzeugt davon war, dass sich die Nationalsozialisten trotz allem im verfassungsmäßi- gen Rahmen bewegten, ermöglichte auch er ihnen die Machtübernahme in Württemberg. Am 15. März 1933 verlor er sein Amt als Regierungschef. Im Zuge des NS-Gesetzes „zur Wiederherstellung des Berufs- beamtentums“ erhielt er nur die Pensionsbezüge eines Atiht Amtsrichters.

Dem „Ermächtigungsgesetz“ stand er im Gegensatz Die Heuchelei der neuen Machthaber war grenzen- zur Mehrheit seiner Fraktion ablehnend gegenüber. los. Sie schikanierten Bolz bei jeder Gelegenheit Er erkannte die Selbstentäußerung des Parlaments und überwachten jeden seiner Schritte. Im Stuttgarter und die sich daraus ergebenden Folgen für die innere Vinzentiushaus sammelten sich um ihn regelmäßig Verfassung Deutschlands. Nur unter dem Druck des ehemalige Parteifreunde, die nach Kriegsende beim Fraktionszwangs willigte er sehr schweren Herzens politischen Neubeginn wichtige Funktionen ausfüllten, ein, bei der Abstimmung im Reichstag geschlossen unter ihnen Josef Andre, Anton Huber, Gebhard mit der Fraktion für die Annahme des Gesetzes zu Müller und Felix Walter. Nur mit seinem tiefen Glau- stimmen. ben ertrug er das Gefühl, „arbeitslos, geächtet und unfrei“ zu sein.

Ab 1942 kam er in Kontakt mit dem Widerstands- kreis um Carl Goerdeler. Der einstige Oberbürger- meister von Leipzig bereitete sich auf die Zeit nach dem Ende des „Dritten Reiches“ vor und nahm Bolz als Kultminister auf seine Kabinettsliste. Aus seiner politischen und moralischen Grundanschauung heraus lehnte der tief gläubige Katholik Bolz den gewaltsa- men Umsturz ab. Er geriet in schwerste Gewissens- konflikte, als er vom Attentatsplan auf Hitler erfuhr. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er als Mitwisser ver- haftet und Ende August von Stuttgart nach Berlin ver- schleppt.

Am 27. Juli 1930 wurde in Urach das „Haus auf der Alb“ vom württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz eingeweiht. Heute ist das Bauhaus- Eugen Bolz am 21. Dezember 1944, dem Tag Denkmal Tagungsstätte der Landeszentrale für politi- seiner Verurteilung zum Tode durch den Volks- sche Bildung Baden-Württemberg. gerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler. Kurz nach seiner Verurteilung zum Tode schrieb Bolz an seine Frau und Töchter bewegende Sätze:

„Was ich gefühlt habe, kam. Erbarmungslos. Ich habe mich innerlich, religiös in Monaten darauf eingestellt. Am 19. Juni 1933 wird Eugen Bolz (markiert durch Kreis) von den NS-Machthabern vor dem Stuttgarter Polizeipräsidium Ich muss von Euch und vom in der Dorotheenstraße verhaftet. Leben Abschied nehmen. Euch zu verlassen ist mir schwer. Ich bitte Euch, nehmt es hin als das mir von Gott bestimmte Kreuz. Ich habe wenigstens die Gnade, vorbe- reitet zu sterben und viel- leicht einer bösen Zeit zu

entgehen.“ *

* Der letzte Satz wurde von der Zensur gestrichen.

In einem Nachsatz zu dem Brief schrieb Bolz:

„Ich trage mein Schicksal mit Gleichmut. Tuet desgleichen. Unser Herrgott wird Euch helfen. Macht Euch nicht zu viele Sorgen. (...) Wenn ich nur Eure Liebe vergelten könnte.“ Die zahlreichen Verhöre gingen mit brutalen Folte- Vier Monate nach seiner Ermordung endete der Zweite rungen einher, man ließ ihn hungern. Schon im Weltkrieg. Das Vermächtnis von Eugen Bolz wurde September 1944 zum Skelett abgemagert, konnte über alle Parteigrenzen hinweg anerkannt und gehörte er sich nur noch mit Hilfe von Stöcken bewegen. von Anfang an zum identitätsstiftenden Wertekanon Vor dem Volksgerichtshof wurde gegen Bolz Anklage des sich neu organisierenden Deutschland. Es waren wegen Landesverrats erhoben. In der Hauptverhand- Persönlichkeiten wie Eugen Bolz, die durch ihr Beispiel lung am 21. Dezember 1944 erfolgte die Verurtei- diesem Land ein Stück Hoffnung und Achtung gaben lung zum Tode. Trotz verzweifelter Versuche seiner und den in der späten Kaiserzeit beginnenden Fundus Frau und seiner Tochter, Gnade für den Ehemann und demokratischer Traditionen symbolisieren, auf den der Vater zu erwirken, wurde Eugen Bolz am 23. Januar politische Neubeginn nach 1945 nicht hätte verzichten 1945 durch das Fallbeil getötet. können. Frank Raberg