Strategie Spielen. Medialität, Geschichte Und Politik Des Strategiespiels 2008
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Repositorium für die Medienwissenschaft Rolf F. Nohr, Serjoscha Wiemer u.a. (Hg.) Strategie Spielen. Medialität, Geschichte und Politik des Strategiespiels 2008 https://doi.org/10.25969/mediarep/1040 Veröffentlichungsversion / published version Buch / book Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Nohr, Rolf F.; Wiemer, Serjoscha (Hg.): Strategie Spielen. Medialität, Geschichte und Politik des Strategiespiels. Münster: LIT 2008 (Medien'welten. Braunschweiger Schriften zur Medienkultur 9). DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/1040. Erstmalig hier erschienen / Initial publication here: http://nuetzliche-bilder.de/bilder/wp-content/uploads/2014/11/Nohr-Wiemer_Strategie-Spielen_Onlineversion.pdf Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Creative Commons - This document is made available under a creative commons - Namensnennung - Nicht kommerziell - Weitergabe unter Attribution - Non Commercial - Share Alike 3.0 License. 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Damit ist das Strategiespiel mehr als nur ein Spiel, es ist längst ein Bestandteil gesellschaftlicher Steuerungstechniken. Es dient der Ent- scheidungsfindung in kritischen Situationen, es soll das Denken schulen und fordert uns zur Selbstoptimierung auf und zur Adjustierung an gesell- schaftliche Handlungsschemata, Normen und Ideologien. Strategiespiele suggerieren Kontrolle, Regierbarkeit und den Erfolg (in der Politik, im Strategie Spielen Strategie Beruf, im Sport) durch richtiges Denken. Die Aufsätze in diesem Band schließen an aktuelle Forschungspositionen insbesondere der Medien- theorie, der Diskursanalyse und der Gouvernementalitätsforschung an Rolf F. Nohr / Serjoscha Wiemer (Hg.) und lenken den Blick auf die Entwicklung von historischen strategischen Spielformen wie dem Hellwig'schen Kriegsspiel bis hin zu populären Com- Strategie spielen puterspielen wie SimCity, Command&Conquer oder Civilization. Mit Bei- trägen von Markus Stauff, Ramón Reichert, Rolf F. Nohr, Sebastian Deterding, Medialität, Geschichte und Politik Stefan Werning, Serjoscha Wiemer, Gunnar Sandkühler und Leander Scholz. des Strategiespiels Nohr / Wiemer (Hg.) Wiemer Nohr / Medien' Welten LIT Probedruck Rolf F. Nohr / Serjoscha Wiemer Strategie Spielen Medien ’ Welten Braunschweiger Schriften zur Medienkultur, herausgegeben von Rolf F. Nohr Band 9 Lit Verlag Münster/Hamburg/Berlin/London Lit Rolf F. Nohr / Serjoscha Wiemer (Hg.) Strategie Spielen Medialität, Geschichte und Politik des Strategiespiels Lit Bucheinbandgestaltung: Tonia Wiatrowski / Rolf F. Nohr unter Verwendung eines Screenshots aus Future Force Company Commander © Zombi Studios (2006) Buchgestaltung: © Roberta Bergmann, Anne-Luise Janßen, Tonia Wiatrowski http://www.tatendrang-design.de Satz: Rolf F. Nohr Lektorat: Katrin Meissner © Lit Verlag Münster 2008 Grevener Straße / Fresnostraße 2 D-48159 Münster Tel. 0251-23 50 91 Fax 0251-23 19 72 e-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de Chausseestr. 128 / 129 D-10115 Berlin Tel. 030-280 40 880 Fax o30-280 40 882 e-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de/berlin/ Die Onlineausgabe dieses Buches ist deckungsgleich mit der Originalausgabe. Die Onlineausgabe ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kom- merziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz (http://creativecom- mons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/deed.de) Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-8258-1451-9 Printed in Germany Gefördert von Inhaltsverzeichnis Rolf F. Nohr / Serjoscha Wiemer 8 Strategie Spielen Zur Kontur eines Forschungsprojekts Rolf F. Nohr 29 Krieg auf dem Fußboden, am grünen Tisch und in den Städten Vom Diskurs des Strategischen im Spiel Gunnar Sandkühler 69 Die philanthropische Versinnlichung Hellwigs Kriegsspiel als pädagogisches und immersives Erziehungsmodell Sebastian Deterding 87 Wohnzimmerkriege Vom Brettspiel zum Computerspiel Stefan Werning 114 The Convergent Use of Programmable Media for Terrorism Modeling and Social Simulations in Civilian vs. Military Contexts Serjoscha Wiemer 136 Ein ideales Modell der Vernunft? Überlegungen zur Regelhaftigkeit und strategischen Rationalität des Schachspiels Markus Stauff 162 Zur Sichtbarmachung von Strategie und Taktik Die mediale Organisation des Kollektivs in Sportwissenschaft und Fernsehen Inhaltsverzeichnis 5 189 Ramón Reichert Government-Games und Gouverntainment Das Globalstrategiespiel Civilization von Sid Meier 213 Serjoscha Wiemer Strategie in Echtzeit. Ergodik zwischen Kriegsspiel und Wirtschaftssimulation 249 Leander Scholz Die Spiele der Massen: Johan Huizinga und das Collège de Sociologie 262 Abbildungsverzeichnis 264 Autorenverzeichnis 6 Inhaltsverzeichnis Rolf F. Nohr / Serjoscha Wiemer Strategie Spielen Zur Kontur eines Forschungsprojekts Die Begriffe Spiel und Strategie könnten auf den »Der Mensch trifft, solange er lebt, im Denken wie ersten Blick als strenge Gegensätze erscheinen. im Handeln, ständig Entscheidungen. Diese Ent- Strategisch zu handeln bedeutet umgangssprach- scheidungen stützt er nie auf vollständige Erkennt- lich ein systematisch-planerisches Vorgehen zu nis des zu Entscheidenden. Wer aufgrund unvoll- verfolgen, welches auf das Erreichen eines be- ständiger Informationen entscheiden muß, riskiert stimmten Ziels zugeschnitten ist. Das Spiel hin- etwas. Das ist die typische Situation des Spiels. Der gegen, so die berühmte Definition des Kulturwis- Mensch wird, wenn er auf die Welt kommt, in ein senschaftlers Johan Huizinga, ist eine »freiwillige Spiel hineingeworfen, dessen Regeln er nicht kennt. Handlung oder Beschäftigung, die [...] ihr Ziel in Aber selbst auf den niedrigsten Entwicklungsstufen sich selber hat und begleitet wird von einem Ge- bedeutet das Leben die Verwicklung in eine Kon- fühl der Spannung und Freude und einem Be- fliktsituation und damit in ein Spiel, dessen Gewinn wusstsein des ›Andersseins‹ als das ›gewöhnliche im Hinausschieben des Todes besteht« (Stanislaw Leben‹« (Huizinga 1994, 37, Herv. d. Verf.). Lem, 1981, 79). Die innere Affinität zwischen Strategie und Spiel Strategien zu spielen meint also nicht nur, in Com- erschließt sich erst angesichts einer Betrach- puterspielen wie Counterstrike abzuschätzen, ob tung von Strategie als einer spezifischen Denk- der Gang um eine Ecke zum Tod durch feindliches form. Das strategische Denken, so könnte man Feuer führt, oder abzuschätzen, ob die eigenen in diesen Aspekt schärfer fassen, geht dem strate- Age of Empires ausgebildeten Truppen stark ge- gischen Handeln stets notwendig voraus. Strate- nug sind, das gegnerische Lager zu überrennen. Eine gisches Handeln zeichnet sich dadurch aus, dass Strategie zu spielen meint im Sinne Lems immer es als ein Ergebnis der Abwägung verschiedener auch im Leben selbst zu bestehen und dabei auf Handlungsmöglichkeiten und der Festlegung eine substantielle Weise auch die eigene Subjektivi- eines Ziels auftritt. Die Konstitution des Strate- tät (und die Möglichkeit ihrer Auflösung) zu thema- gischen ist somit gebunden an einen Denkraum tisieren. Strategien zu spielen vereint also das Leich- von Operabilität und Optionalität. Die Entwick- teste, das Spiel, mit dem Schwersten – dem Tod. lung einer Strategie setzt das Abwägen zwischen unterschiedlichen Entscheidungen voraus. Impli- zit wird die Strategie zudem auf vorentworfenen Zieldefinitionen aufbau- en, aus denen ihre ›Gewinnbedingungen‹ abgeleitet werden können. Der Stratege¯1 benötigt nicht nur ein Wissen über möglichst alle relevanten Ele- mente der Situation, sondern auch ein Modell¯2 darüber, nach welchen Re- Strategie Spielen 7 geln diese Elemente funktionieren, welchen Kräften sie ausgesetzt sind und welche Wirkungen mit welchen Elementen zu erreichen sind. Und da sich jede Strategie auf Ereignisse in der Zukunft richtet, die nicht vollständig determi- niert sind, wird solch ein Modell auch Annahmen über Wahrscheinlichkeiten und Regelhaftigkeiten enthalten. Strategisches Denken fußt also fast immer auf komplexen Modellen und die tatsächliche strategische Entscheidung entsteht aus einem Prozess des Abwä- gens und Aushandelns möglicher Handlungen und Situationen. Dieser Prozess vollzieht sich jedoch nicht allein im ›Kopf‹ des Strategen, sondern typischer- weise wird mit einer Vielzahl von Materialien gearbeitet, mit Plänen, Karten, Skizzen oder Spielfiguren, mit deren Hilfe Probehandlungen an Modellen in der Wirklichkeit exekutiert werden. Strategie und Spiel Die Affinität zwischen