Das Birstal von Aesch bis Münchenstein

Von Paul Menz,

Voraussetzungen

Das Birstal ist in der 5. Klasse im Heimatkundeunterricht behandelt worden. Im besonderen sind folgende Themen bearbeitet worden: Das Birstal als Teil der Ober- rheinischen Tiefebene, die Bildung von Terrassen, Terrassendörfer im Birstal, die verschiedenartigen Landschaftsformen innerhalb einer einzigen Gemeinde (Arles- heim), erdgeschichtliche Entwicklung und Arbeit des Wassers, das rasche Wachs- tum der Dörfer (Einfluss der Stadt ).

1

Methodische und organisatorische Vorbereitungen:

Lehrer: Route und Rastplatz erkunden, Kollektivbillett bestellen, Orientierung der Eltern (Abfahrts- und Ankunftszeit, Ausrüstung, Ziel).

Kinder: Exkursionsweg (Bahn und Wanderroute) auf der Karte verfolgen).

Ziel

1. Lage der Dörfer im Birseck. 2. Das geographische ‚Bild’ des Birstals. 3. Reinach; Siedlungs- und Bevölkerungsentwicklung. 4. Reinacherheide. 5. Arlesheim; Lage, Relief, Dom Ermitage.

2

Zeit: Frühling bis Herbst

Dauer: Ganzer Tag

Material und Ausrüstung:

a) Gute Schuhe, Regenschutz, Mittags- und Zwischenverpflegung, Apotheke. b) Schülerkarte Baselland, Landeskarte 1:25'000 (Blatt Arlesheim), Notizpa- pier, Schreibzeug, eventuell Fotoapparate, Feldstecher und Kompass.

Kosten und Fahrplan:

Je nach Anreiseweg (an den Bahnhöfen oder im Internet zu erfragen).

www.sbb.ch www.blt.ch www.postauto.ch www.tnw.ch

2008 Schloss Birseck, am Eingang zur Ermitage (Morgenstimmung)

3

4 Durchführung

Mit der SBB fahren wir nach Aesch BL.

08.00: Station Aesch. Unsere Wanderung beginnt auf der Talsohle der . Der Na- me des Flusses geht zurück auf das gallische birusja, was Mutter bedeutet. Im Sü- den erblicken wir die Talenge von Angenstein. Hier tritt die Birs nach ihrem Lauf durch das enge Tal zwischen Laufenbecken und ins Birseck hinaus. Sie hat an dieser Stelle eine Klus durch den harten Rauracienkalk (Korallenkalk; Malm) gebrochen. (Rauracien: abgeleitet vom Namen der ehemals keltischen Bewohner unserer Gegend.)

Fotos: 2008

Nachdem wir die Birs und den Ausläufer der Autobahn Basel-Aesch (H 18) über- quert haben, erwandern wir den Anstieg vom unteren Talboden (Talsohle) auf die Niederterrasse der linken Talseite des Birstales.

08.15: Aesch; das ehemalige Bauerndorf mit Reben und Kirschen hat sich in den letzten Jahren zu einem rasch wachsenden Wohn- und Industrieort entwickelt (Ein- wohner 1950: 3149; 1979: 7892; 2006: 10'015).

Aesch besitzt eine sehr schöne, sehr gut strukturierte Webseite und eine sehr schöne Heimatkunde (2005), wo Interessierte viele Angaben finden zu allen Themen, die uns ein Bild dieser fortschrittlichen Gemeinde vermitteln. Wie schon erwähnt, kann es nicht Aufgabe dieser Lehrausgänge sein, einzelne Dörfer bis in alle Details kennen zu lernen. Das geschieht in den vierten Klassen. www.aesch.bl.ch

Das Wappen des ausgestorbenen Basler Adelsgeschlechts Macerel: ein schwarzes Speereisen auf silbernem Grund („Saufeder“), begleitet von einem roten sechsstrah- ligen Stern. Seit 1937 Gemeindewappen von Aesch BL.

5

Das Blarer Schloss; erbaut 1607. 1851 wurde es von der Familie Blarer an die Ge- meinde verkauft. Nachdem es bis 1959 als Schulhaus gedient hatte, wurde es zum Sitz der Gemeindeverwaltung. (Literatur dazu: J. Baumann; Die Blarer von Warten- see und das Blarerschloss zu Aesch, Baselbieter Heimatbuch VIII, S. 72, 1959.

6 Bilder von der Hauptstrasse aus:

Heute ist die Hauptstrasse nicht mehr vom Durchgangsverkehr verstopft, zu ge- wissen Zeiten aber vom Einkaufsverkehr. Es gibt ja inzwischen viel mehr und grös- sere Autos, sogenannte Wüsten- und Geländefahrzeuge!

Wir wandern weiter durch die vor 1980 (Bau der H18) oft vom Durchgangsverkehr verstopfte Hauptstrasse (Basel-Laufental) bis zur Abzweigung , dann anfangs auf der neuen, später (nach den Sportanlagen) auf der „alten Landstrasse“ in Richtung Schlatthof.

7

Auf dem Weg nach Norden, in der noch unbebauten weiten Ebene zwischen Aesch und Reinach, am Ostabhang des östlichsten Sundgauer Hügels (Schlatthofhügel; südlicher Ausläufer des Bruderholzes), überblicken wir einen grossen Teil der rech- ten Talseite der Birs.

8

9

10 Naturlandschaft: Die aus den Kalken der Gempner Tafel entspringenden Bäche ha- ben die Niederterrassenschotter zu einem grossen Teil mit Schuttmassen zuge- deckt. Am Rande ihrer Schuttkegel entstanden die Dörfer und Arlesheim. In den Terrassenrand haben diese Bäche Schluchten ausgegraben (zum Beispiel Bachtelengraben bei Arlesheim).

Im Hintergrund sind die steilen und dichtbewaldeten Abhänge des Gempenplateaus zu erkennen, besonders auch die Schartenfluh, deren gut sichtbares Felsband aus Rauracienkalk seine geologische Fortsetzung in den Kalkrippen östlich von Dornach und Arlesheim findet.

Blick auf die Felsbänder der Schartenfluh (darunter das Schloss Dorneck) und der Ingelsteinfluh (Mitte rechts). Aufnahme: westlich des Schlatthofs.

Kulturlandschaft: Auf den oben erwähnten Kalkrippen stehen die Burgen Dorneck, Birseck und Reichenstein. Für Menschen, die sich zum Thema: Geschichtliche Be- deutung der Burgen, Besitzverhältnisse und Auswirkung auf den Verlauf der heu- tigen Kantonsgrenzen vertieft informieren möchten, folgender Literaturhinweis dazu: G. Burckhardt; Basler Heimatkunde, Band I, Seite 134ff, 1925. (Dieses Stan- dardwerk ist in den meisten Schulbibliotheken vorhanden (wenn nicht, sollte es das sein!).

Die Grenzen zwischen Dornach und Arlesheim scheinen durch die gewaltig wach- sende Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten verwischt worden zu sein. Von hier aus wirken die beiden Dörfer fast wie eine einzige, langgezogene Siedlung. Die Streubauweise in den 60er- und 70er-Jahren trägt nicht sonderlich zu einem harmo- nischen Siedlungsbild bei.

09.30: Reinach; das 1950 noch 3400 Einwohner zählende Bauerndorf hat in den Jahren zwischen 1959 bis 1965 eine Verdoppelung seiner Einwohnerzahl erlebt (1959: 4914; 1965: 9492 Einwohner). Im selben Jahr wurde die Zahl 10'000 über- schritten, so dass Reinach nach Einwohnerzahl zur Stadt geworden ist. Heute zählt Reinach 18'760 Einwohner (2006). Da relativ spät eine straffere Planung (vor allem für den Ortskern) an die Hand genommen wurde, hatte sich das einstige Haufendorf zu einer uneinheitlichen Streusiedlung, einer Stadt entwickelt, die lange ihr „Gesicht“ gesucht hat.

11

Auf dem heute gültigen Wappenschild sind der rote Bischofsstab und drei goldene Kugeln abgebildet. Der Stab erinnert daran, dass Reinach von 1239 bis 1792 Teil des Fürstbistums Basel war. Die Kugeln verweisen auf den Heiligen Nikolaus von Myra (Gebiet der heutigen Türkei), den Patron der Dorfkirche. Er soll einst einem ver- armten Edelmann nachts drei Goldklumpen zugeworfen haben, um ihn und dessen Töchter zu retten. (Text zitiert von der schönen und gut strukturierten Webseite, auf welcher man auch heimatkundliche Details findet.) www.reinach-bl.ch

pm: Skizze zum Thema Streusiedlung (siehe oben)

Gründe für das rasche Wachstum einer Gemeinde: Verkehrslage, Stadtnähe, Wirt- schaftswachstum, Arbeitsplätze, fehlende oder ungenügende Ortsplanung, Gewinn- sucht einzelner auf Kosten der Gesamtheit.

Wir haben auch auf positive Erscheinungen hingewiesen: Reinacher Markt, Bestre- bungen der Behörden und Vereine für eine positive Entwicklung auf vielen Gebieten im kulturellen, menschlichen und wirtschaftlichen Bereich!

12

2008: Gemeindezentrum

Heimatmuseum und kath. Kirche St.Niklaus

13 Wir wandern weiter auf der Austrasse in östlicher Richtung durch den „Ischlag“ an die Birs hinunter.

10.15: Znünirast an der Birs, südlich der Reinacher Heide.

Ab 1997 wurde die Birs mit verschiedenen Massnahmen renaturiert (siehe: René Salathe: Die Birs; Bilder einer Flussgeschichte, 2000, Seite 34ff) Aufnahme: Auf der Höhe des Heidenbrückleins (pm).

10.40: Reinacherheide; seit 1974 ist die zirka 20 Hektaren grosse Fläche zwischen Birs und der H18 Naturschutzgebiet. Das geschützte Reservat ist heute kaum mehr in Gefahr, zerstört zu werden, obwohl es in unmittelbarer Nähe dichter Siedlungs- räume (Basel, Reinach usw.) liegt. Die verschiedenen Interessengruppen (Pferdefreunde, Hundebesitzer und Ausflugstouristen) haben sich in den letzten Jahren über die Benützung der Birsuferwege in diesem Gebiet einigen können.

Die Reinacherheide birgt über 70 Arten von Trockenpflanzen, verschiedene Orchide- en und auch eine kostbare Buschvegetation.

Botanisch besonders Interessierte könnten mit ihrer Klasse allein hier mehrere Ex- kursionen durchführen (in bestimmten, durch den Vegetationswechsel bedingten Zeitabständen).

Literatur dazu: Max Moor; Einführung in die Vegetationskunde der Umgebung Ba- sels, 1962, Seiten 46-60, erschienen im Lehrmittelverlag des Kantons Basel-Stadt.

14

Baum- und Buschvegetation Reinacherheide (Ende Oktober).

11.00: Unsere Wanderung führt uns weiter, an der Abwasserreinigungsanlage ARA Birs I vorbei, wo wir die Birs zum zweiten Mal überqueren. Man kann auch den Weg über das Heidenbrücklein wählen (s. gestrichelte Linie auf dem Plan unten!)

Z = Znünirast

15 Nördlich der Sportanlagen Arlesheim sehen wir auf den heute noch landwirtschaft- lich genutzten Flächen (neben der Industrie) in der Talsohle die vielen Lesesteine in den Aeckern (Birsschotter). Wir gelangen unter der Bahn durch zum Bachtelengra- ben, an dessen Ausgang der Dorfbach aus Arlesheim einen gut sichtbaren Schwemmkegel aufgeschüttet hat.

Durch den Terrassenrandeinschnitt des Bachtelengrabens wandern wir steil hinauf auf die Niederterrasse der rechten Talseite. Das Dorf Arlesheim, entstanden am langgezogenen Bachschuttkegel am Ausgang des Gobenmatt-Tälchens (Ermitage), hat sich in den letzten Jahren bis an den Rand der Terrasse ausgedehnt.

Am Werkhof vorbei - links im Blick die Gerenmatt-Schulanlagen, in deren Hinter- grund das Schloss Reichenstein - wandern wir weiter auf dem Weidenhofweg (eine Strasse!), die Birseckstrasse überquerend, hinauf ins Dorf Arlesheim.

Gut strukturierte Webseite zur Vertiefung der Informationen: www.arlesheim.ch

Das Wappen geht zurück auf dasjenige der Herren von Uesenberg, die im Mittelalter die Vogtei Birseck innehatten: Ein blauer Adlerflügel auf silbernem Grund (seit 1945).

Ortsgeschichte siehe: http://www.baselland.ch/index.htm Links: Gemeinden – Ar- lesheim.

Trotte/Ortsmuseum Domplatzschulhaus

An der Hauptstrasse Winzerinbrunnen

16 Arlesheims geographische Lage

(Aus: Heimatkunde Arlesheim: Geographische Lage und Relief, S. 14-18, 1993, von Paul Menz)

Am Osthang des Birsecks, des untersten Teils des Birstales, etwa 50 Meter über der Talsohle, auf der sogenannten Niederterrasse, liegt das Wohn- und Villendorf Ar- lesheim, nur wenige Kilometer von Basel entfernt. Es ist der Hauptort des gleichna- migen Bezirks im Kanton Basel-Landschaft. Das solothurnische Dornach im Süden, Münchenstein im Norden und Reinach im Westen, auf der anderen Talseite, sind seine unmittelbaren Nachbarn. Es sind ebenfalls Terrassendörfer. Die östliche Be- grenzung bilden die steilen, dichtbewaldeten Abhänge der Gempner Tafel.

Dekan G. Sütterlin schreibt in seiner Heimatkunde des Dorfes Arlesheim (1910):

„Arlesheim liegt am Nordwestabhange des Juragebirges, mitten in einem stumpfwinkligen Dreieck, das einerseits von der Birs und auf beiden andern Seiten von Ausläufern des Juras gebildet wird und wohl zunächst den Namen Birseck erhielt, der sich dann später auf die ganze Landschaft ausdehnte, welche dem Landvogte auf dem Schlosse Birseck unterstand und die Herrschaft Birseck bildete, nämlich ausser Arlesheim, auch die Dörfer Reinach, Ettingen, , Oberwil und mit Schönenbuch und nach der Aufhebung des Fürstbistums auch Aesch und einschloss, jetzt aber daran ist, der gemeinsame Name für den ganzen untern Bezirk des Kantons Basel-Landschaft zu werden.“ Arlesheim liegt 328.75 Meter über Meer (Postplatz). Seine nördliche geographische Breite beträgt 47 Grad, 29 Minuten und 44 Sekunden, die östliche Länge 7 Grad, 37 Minuten und 12 Sekunden. Der Schnittpunkt der beiden Gradlinien liegt beim Post- platz.

Das Dorf liegt inmitten eines geographischen Gebiets, in welchem mehrere, ganz verschiedenartige Landschaften zusammenstossen:

1. Das Tal der Birs, von Angenstein bis Basel, ist der südliche Ausläufer der 300 km langen Oberrheinischen Tiefebene (Grabenbruch). 2. Im Westen erblicken wir den sanften Hügelzug des Bruderholzes. Er bildet die westliche Begrenzung des Birstales und ist der östlichste Teil des aus- gedehnten Sundgauer Hügellandes. 3. Steigen wir über die bewaldeten Hänge des östlichen Gemeindebannes hin- auf, gelangen wir auf die Hochfläche des Gempenplateaus, auf das westliche Ende des Tafeljuras. An seinem Rande fällt die helle Felswand der Scharten- fluh mit ihrem weithin sichtbaren Aussichtsturm steil zum Birstal ab. 4. Eine weitere Landschaft in unserer Umgebung finden wir im Süden. Der nörd- lichste Ausläufer des Kettenjuras, der Bergrücken des Blauen, schliesst das Birseck in dieser Richtung ab. Von der mittleren und höchsten Erhebung des Rückens, dem Hochblauen, senkt sich die Kette zum Plattenpass und setzt sich fort zum Eggberg, dessen äusserste Fluh jäh nach Osten abfällt.

Vier grundverschiedene Landschaften können wir also von Arlesheim aus beobach- ten und in kürzester Zeit erreichen. Arlesheim besitzt eine geographische Lage, und in seiner Umgebung Landschaften, um deren Vielfalt und Schönheit es mancher Ort beneiden könnte. 17

Skizze: pm (nach H. Annaheim, 1973)

18 Oberflächenformen im Gemeindebann (Relief)

19 1. Talsohle: Zwischen der westlichen Gemeindegrenze und dem Rand der Nie- derterrasse liegt der tiefste Teil des Gemeindebannes von Arlesheim, die rechte Talsohle der Birs, zwischen der ehemaligen Schappespinnerei im Süden und der ehem. Fabrik der BBC im Norden. Der Talboden zieht sich über eine Länge von 2 km und fällt von 280 m bei Dornachbrugg leicht ab auf rund 275 m an der nördlichen Begrenzung gegen Münchenstein. Bei Dor- nachbrugg, etwas unterhalb der Birsbrücke, beträgt die Breite der Sohle zirka 400 m. Auf der Höhe des Widenhofs weitet sie sich auf etwa 500 m aus. 2. Niederterrasse: Die im Süden ungefähr 800 m, im Norden 400 m breite, von 360 auf 300 m nach Westen sanft abfallende Niederterrasse, mit dem auf ihr lagernden Schutte, bildet das eigentliche Wohngebiet der Gemarkung. Am westlichen, 20 m hohen Rand des Terrassenstreifens, etwa in der Mitte der 2000 Meter langen Nord-Süd-Ausdehnung, finden wir die Schlucht des Bach- telengrabens. Sie verbindet die beiden Landschaftsteile durch eine schmale, aber gut befahrbare Strasse miteinander. 3. Kleine Abhänge (Geländeschutt): Den östlichen Abschluss der Terrasse bildet ein von Süden nach Norden verlaufender, 200-400 m breiter, ca. 40 m ansteigender Streifen. Es sind die Abhänge vorgelagerter Kämme des eigent- lichen Gempenplateaus (Holle, Schäferrain, Rebberg und das Gebiet beim Spitalholz). Dass die nach West bis Südwest gerichteten Hänge das bevor- zugteste Wohngebiet sind, beweisen die vielen Villen, die hier in den letzten Jahren entstanden sind. 4. Gobenmatt-Tälchen: Zwischen den beiden Kämmen, dem Hollenberg im Süden und dem Felsen, auf dem das Schloss Birseck steht, im Norden, treten wir in das Gebiet des Gobenmatt-Tales mit der Ermitage. Das 1500 m lange und 200 bis 250 m breite, von Ost nach West verlaufende Tal wird eingerahmt von Flühen und dichtbewaldeten Steilhalden. Es beginnt, 450 m ü. M., dicht unter dem Abhang des Hornichopfs und fällt, bis zu seinem Ausgang beim Schloss, auf 350 m ab. 5. Grosse Abhänge (Gempenplateau): Die fünfte Teil-Landschaft des Bannes bilden die waldbewachsenen, tief zerfurchten nordwestlichsten Abhänge des Baselbieter Tafeljuras. Ein Teil der Gemeindegrenze verläuft im Südosten ihren oberen Randzonen entlang. Durch die Arbeit des Wassers sind hier steile Flühe und tiefe Gräben entstanden. 6. Mulde, Pass: Als letzten, wenn auch sehr kleinen Landschaftsteil, können wir das Gebiet der Ränggersmatt erkennen. Es ist ein richtiger Passübergang in der Nordostecke der Gemeinde. Eine Strasse führt vom Dorf, links am Schloss Birseck vorbei auf die Höhe von 500 Metern. Die kleine Mulde öffnet sich nordwärts nach . Steigen wir in südlicher Richtung noch zirka 100 m höher, über die Gemeindegrenze hinaus, auf dem Weg, der über die Schönmatt und Bad Schauenburg nach Liestal führt, so gelangen wir auf die Ebene der Stollenhäuser. Hier erblicken wir den langgestreckten - stollen mit der Schartenfluh, der höchsten Erhebung des Gempenplateaus (759 m).

Es ist natürlich nicht die Meinung, dass man den Kindern auf einer solchen Exkur- sion all diese Details erzählt (es sei denn, man wohne in Arlesheim)! Vielleicht kann es aber Anregung sein, die Landschaftsform der eigenen Gemeinde einmal genauer zu erkunden.

20

21 12.00: Mittagsrast auf dem Domplatz

Dieser wunderschöne Platz hat mich vor über fünfzehn Jahren, als ich spielende Kinder am Achteckbrunnen von meinem Schulzimmerfenster aus beobachtete, in- spiriert, den auf der folgenden Seite stehenden Text zu schreiben:

22 DOMPLATZ IM MAERZ

Mittagsstille, verstummt ist die Flöte des Pan. Lichtvoll, menschenleer beinah' das riesige Haus; dreihundert Jahr' alt, und doch nicht gealtert.

Die Wände: längsseitig Domherrenhäuser, firstseitig Schulhausplatzmauer und Dom; der Himmel sein Dach.

Die weissen Schafe im Blau, von Vorfrühlingswinden verwandelt in fliehende Märchengesichter. Den spielenden Kindern am Achteckspiegel zeigen sie flüchtig ihre Gestalt.

Goldene Kugeln werfen die Kinder ins Wasser ... Der Froschkönig - ihnen bringt er sie immer wieder zurück.

Meine goldene Kugel bezeugt der mir folgende Schatten, wenn ich, das Haus verlassend, mich meiner Kindheit erinnre. pm

23 13.30: Der Dom

Wie kam das kleine Dorf Arlesheim zu einem Dom? - 1529 trat Basel zur Re- formation über. Das Domkapitel ging nach ins Exil. 150 Jahre später kehrte es ins katholische Birseck zurück. 1679 beauftragte der Fürstbischof Johann Konrad von Roggenbach den Eichstätter Architekten Jakob Engel mit dem Bau einer Domkirche in Arlesheim. Der Misoxer Baumeister entwarf auch die Dom- platzanlage und die ihn umschliessenden Domherrenhäuser, die heute als Pfarrhaus, Gemeindehaus und Gerichtsgebäude dienen. 1681 war die Bauzeit des Barockdo- mes vollendet.

Für die Erneuerung des Domes (1759-1761) wurden berühmte Künstler des Rokoko beauftragt: Baumeister Giovanni Bagnato, der Stukkateur Francesco Pozzi und der Maler Giuseppe Appiani. Der berühmte Johann Andreas Silbermann baute die Orgel, die heute als einzige Silbermannorgel in der Schweiz erhalten ist.

Wer alles über den Dom ganz genau wissen möchte, lese das 1981, anlässlich der Renovation und des 300-jährigen Jubiläums erschienene Buch: Der Dom zu Arles- heim, von Hans-Rudolf Heyer; herausgegeben vom Organisationskomitee 300 Jahre Dom zu Arlesheim.

Die Webseite: www.arlesheim.ch führt uns zur Seite: www.domfreunde.squarespace.com

Dort findest du alles über Dorf, Dom, Ermitage und Burgen Arlesheim

24

Dom Arlesheim: Reichstukkierter (Francesco Pozzi) Chorraum mit Hochaltar. 2008

Dom Arlesheim: Orgel von Johann Andreas Silbermann, 1761. 2008

25

Dom Arlesheim: Hauptdeckenfresco von G. Appiani, 1760 (Verherrlichung Mariens).

26

Chordeckenfresko von G. Appiani (Verkündigung Mariä).

Wandbild über dem Chorgestühl: Abendmahl (G. Appiani).

27

Fresko an der Emporenbrüstung: Die orgelspielende hl. Cäcilia.

Einer der sechs Seitenaltäre mit der Statue der hl. Odilia (Nordseite vorne).

28

Wandbild über dem Chorgestühl: Fusswaschung.

Chorgestühl (Nordseite) von Peter Schacherer aus Rheinfelden, 1761.

29 14.00: Wir wandern weiter zur Ermitage, dem 1785 von Domherr Heinrich von Li- gerz und Balbina von Andlau, der Gattin des letzten fürstbischöflichen Vogtes von Birseck, geschaffenen Englischen Garten. Mit seinen in der natürlichen Landschaft angelegten Wegen, den Weihern, Höhlen und Grotten und weiteren interessanten Einzelheiten wie Klause und Kapelle des Waldbruders, Apollogrotte, ländliche Hütte usw. bildet er, zusammen mit dem Schloss Birseck eine einmalige Anlage, ein Zeug- nis jener Zeit der Naturverbundenheit (J.-J. Rousseau).

Eine besondere Bedeutung hat die sogenannte Rittiplatz(place du carrousel)-Höhle, in welcher 1910-1914 zahlreiche alt-, mittel- und jungsteinzeitliche Funde gemacht worden sind.

Z = Zvierirast bei der Burg Reichenstein.

Wer die Ermitage in allen Details anschauen möchte (im Rahmen dieser Exkursion aus zeitlichen Gründen etwas schwierig), dem empfehle ich den auf der folgenden Seite stehenden Plan von H.-R. Heyer, die Literaturangaben am Schluss und die beiden Webseiten: http://domfreunde.squarespace.com und www.ermitage-arlesheim.ch

30

Situationsplan der Ermitage aus: Heimatkunde Arlesheim, 1993.

31

Am unteren Weiher

Am mittleren Weiher

32

Am mittleren Weiher

Wer Glück hat, kann ihm hier begegnen.

33

Am mittleren Weiher

Am oberen Weiher

34

Am mittleren Weiher

35

Schloss Birseck

15.00: Vom Schloss Birseck erreichen wir nach kurzer Wanderung in nördlicher Richtung den zur Zvierirast einladenden Platz hinter dem Schloss Reichenstein.

Burg Reichenstein (Ober-Birseck)

36

Als ob sie doch in den Himmel wüchsen....

37 15.30: Wir setzen unsere Wanderung in nordnordwestlicher Richtung fort (Fussweg links, am Sodbrunnen der Burg vorbei) und gelangen dann auf die Waldstrasse, am Spitalholz vorbei, auf den etwa 500 Meter oberhalb der Baselstrasse führenden Weg zum unteren Steinbruch von Münchenstein. Leider darf er nicht mehr betreten werden (Steinschlaggefahr). Man fand dort in den Mergelkalken kleine versteinerte Muscheln (Rhynchonella varians).

Wir stehen am Rand der Oberrheinischen Senke (Flexur; Abbiegung), die aber durch Brüche in den Rogensteinbänken hier nicht zu erkennen ist, im Gegensatz zum alten Steinbruch ob Arlesheim, wo das Schrägfallen der Schichten deutlich sichtbar ist.

Alter Steinbruch ob Arlesheim.

Den auf dem Profil (Seite 2) eingezeichneten „Abstecher zum oberen Steinbruch* lassen wir aus und wandern zwischen den neugebauten Häusern nördlich des Spi- talholzes auf der Fahrstrasse direkt hinunter ins alte Dorf Münchenstein. Wir sehen nach Westen und Nordwesten den Hügelzug des Bruderholzes (den östlichsten Teil des Sundgauer Hügellandes). Nach Norden reicht unser Blick bis Basel.

16.15: Münchenstein-Dorf; am Schlossfelsen vorbei (Ruine Münchenstein) wandern wir hinunter ins alte Dorf (schöne ehemalige Zehntenscheune und Gemeindetrotte) zur Haltestelle Münchenstein-Dorf der Linie BLT 10 oder hinunter zur Hofmatt, wo Strasse, Bahn und Fluss (Birs) zusammentreffen.

38 Lage der Gemeinde (aus der sehr schönen und interessanten Webseite von Mün- chenstein: www.muenchenstein.ch ): Münchenstein, 300 Meter über Meer im Be- zirk Arlesheim gelegen, ist mit seinen 719 Hektaren nicht nur die zweitgrösste Gemeinde des Birstals; auch durch seine Lage unterscheidet es sich von den übrigen Birsecker Gemeinden, die sich eindeutig rechts- oder linksufrig der Birs zu- ordnen lassen. Sein Gebiet erstreckt sich von den ins Birtstal abfallenden Hängen des Gempenplateaus bis ins westliche Bruderholz. Einwohner (2006): 11'706.

Seit den Dreissigerjahren führt Münchenstein den Münch (Mönch) im Wappen: Ein barhäuptiger, rot beschuhter Mönch in Schwarz auf silbernem Grund. Die Münch, Untervögte zu Basel, waren ein altes Basler Adelsgeschlecht.

Schlossruine Münchenstein; rechts: Trotte

39

Münchenstein Hauptstrasse: ehemaliges Pfarrhaus.

Blick vom Spitalholz: Birstal – Reinach – Bruderholz – Landskronkette.

40

Rechtsufrig BIrs: Altes Münchenstein; linksufrig: Industrie, neue Quartiere, Bru- derholz (mit Kantonsspital und Wasserturm).

Von hier aus (Ausgang Spitalholz) sieht man bis nach Basel.

41 Auswertung

1. Arbeitsblatt Landschaftsformen (S. 18) ergänzen. 2. Gruppenberichte über ein vorher besprochenes Teilthema.

Man kann aber auch mal auf eine spezielle Auswertung verzichten. Das soll jede Lehrkraft auf Grund der Kenntnisse und Möglichkeiten ihrer Klasse selber entschei- den.

Literatur:

H. Annaheim: Basel und seine Nachbarlandschaften, 1975. O. Bär: Geographie der Schweiz, 1976. Basler Zeitung: Baselbieter Gemeinden, Sonderdruck, 1977. J. Baumann: Die Blarer von Wartensee und das Blarer-Schloss zu Aesch, Baselbie- ter Heimatbuch, Band VIII, 1959. G. Burckhardt: Basler Heimatkunde, Band I, 1925. Eidgenössische Landestopographie: Landeskarte der Schweiz 1:25'000, Blatt 1067 (Arlesheim). Bildungsdirektion Baselland: Schülerkarte Baselland. H.-R. Heyer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band I, 1969. J.U. Hubschmied: Gallische Flussnamen und Götter in unserem Lande, Basler Nachrichten, 23. Juli 1928. F. Klaus: Chumm ins Baselbiet, 1973. E.A. Meier: Rund um den Baselstab, Band I, 1976. M. Moor: Einführung in die Vegetationskunde der Umgebung Basels, 1962. H.W. Muggli: Arlesheim und seine Landschaft, Verkehrsverein Arlesheim. C.A. Müller: Burgen des Kantons Basel-Landschaft, 1966. A. Sumpf: Die Eremitage in Arlesheim, 1963. G.Sütterlin: Heimatkunde des Dorfes und Pfarrei Arlesheim, 1910. P. Vosseler: Einführung in die Geologie der Umgebung von Basel, 1947. H. Windler: Reinach BL, Beiträge zur Heimatkunde einer jungen Stadt, 1975. P.Suter: Gemeindewappen von Baselland, 1984. Statistisches Jahrbuch des Kantons Basel-Landschaft, 2007. Heimatkunde Aesch, 2005. Heimatkunde Reinach, 1975. Heimatkunde Arlesheim, 1993. Heimatkunde Münchenstein, 1995.

Fotos und Skizzen: Paul Menz.

42

Wanderroute

Landeskarte 1:25'000, Blatt 1067, Arlesheim

43

Das Birstal; Aufnahme vom Schlosshof Pfeffingen aus, Blick nach Norden.

44

Blick vom Schäferrain nach Südwesten ins Birs- und Leimental. Im Mittel- grund erkennen wir Reinach und die Ausläufer des Bruderholzes mit dem Schlatthof. Hintergrund: Blauen- und Landskronkette.

45

Weil ich Schwarz-weiss-Fotos sehr gerne mag, und weil ich über dreissig Jahre lang diesen schönen Domplatz sah, wenn wir aus dem Schulzimmerfenster schauten, hier noch eine Aufnahme aus dem Jahre 1980.

46