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Schicksal in Zahlen Informationen zur Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Herausgegeben vom: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Werner-Hilpert-Straße 2, 34112 Kassel Internet: www.volksbund.de E-Mail: [email protected] Redaktion und Gestaltung: AWK-Dialog Marketing 6. Auflage - (61) - April 2000 Druck: Graphischer Großbetrieb Pössneck Fotos: Nagel (1), Kammerer (3), Volksbund Archiv Titelbild: Mitarbeiter des Volksbundes suchen in der Steppe von Wolgograd - dem ehemaligen Schlachtfeld von Stalingrad - nach den Gräbern deutscher Soldaten. 2 Aus dem Inhalt Gedenken und Erinnern ..................................... 3 Seit 80 Jahren ein privater Verein ...................... 8-36 Gedenken an Kriegstote ..................................... 8 Sorge für Kriegsgräber ........................................ 11 Ein historisches Ereignis .................................... 37-38 Volkstrauertag ..................................................... 39-44 Totenehrung .......................................................... 40 Aus Gedenkreden ................................................ 41 Zentrales Mahnmal .............................................. 45 Rechtliche Grundlagen ...................................... 48-59 Umbettung von Gefallenen ............................... 60-63 Deutsche Dienststelle ......................................... 64 Gräbernachweis .................................................... 66-72 Grabschmuck ........................................................ 70 Gräbersuche im Internet ..................................... 71 Bau und Pflege ...................................................... 73-82 Versöhnung über den Gräbern ......................... 83-95 Jugendarbeitskreise ............................................. 87 Städtepartnerschaften ......................................... 89 Internationale Preise ........................................... 91 Jugendbegegnungsstätten .................................. 92 Schule und Volksbund ......................................... 93 Volksbund und Bundeswehr ............................. 95 „Mit uns“ - Reisen mit dem Volksbund .......... 96 Danke für Ihre Hilfe ............................................ 97-109 3 Aus dem Inhalt Mitglieder und Spender ..................................... 97 Spenden statt Blumen und Kränzen ................ 100 Wachsen für den Frieden: Friedensparks ....... 102 Was wird mit meinem Erbe? ............................. 104 Zitate zu Krieg und Frieden ............................... 110-121 Konflikte in der Welt ........................................... 122-127 Bilanz der Kriege .................................................. 128-129 Kriegsgräber aus zwei Weltkriegen ................. 130-233 Kriegsgräber im Ausland ................................... 130 Kriegsgräber in Deutschland ............................. 152 Informationsmaterial ........................................... 234 Anschriften Ihrer Volksbundpartner ................ 237 4 Gedenken und Erinnern Gedenken und Erinnern Was begleitet uns als Erbschaft unserer Zeit in das neue Jahrhundert - was werden wir in Erinnerung behalten, was dürfen wir nicht vergessen? Was werden wir in Erinnerung behalten? Da sind die militärischen Niederlagen in den beiden größten Kriegen unserer Geschichte, mit Millionen Gefallenen in allen Ländern Europas, das Leiden der Gefangenen und Spätheimkehrer, die Schrecken der Vertreibung und die Not der Flüchtlinge. Da sind die Bilder vom Bombenkrieg und seinen Opfern, von der Teilung unseres Landes und schliesslich das Unglaubliche - Bilder vom Holocaust am europäischem Judentum. Und diesen schrecklichen Bildern stehen andere glücklichere gegen- über. Bilder vom wirtschaftlichen Aufbau unseres Landes, von seinem Wachsen zu einer der großen Demokratien in Europa, von der Aussöhnung mit Frankreich und den westlichen Nachbarn, vom Ende des Kalten Krieges, von der Vereinigung unseres Landes und seiner neuen Aufgabe, als starke Kraft für Frieden, Entwicklung und Zusammenarbeit an einem größeren Europa zu wirken. Die Gründung des Volksbundes im Jahre 1919, unterstützt von den besten Kräften der jungen Republik, ihr gemeinsames Scheitern 1933, der Neubeginn 1948 im Westen und der lange ersehnte Anfang unserer Arbeit in den neuen Bundesländern im Jahre 1990 verdeutlichen, dass die Geschichte des Volksbundes und sein Wirken aufs Engste verbunden sind mit der republikanischen Verfassungsgeschichte unseres Landes und mit seiner freiheitlichen Ordnung. Seine Erinnerungs- und Gedenkkultur und vor allem seine Friedensarbeit - maßgeblich geprägt durch die Kriegs- und Nachkriegs- generation - gehören zu den Leitideen unseres Landes und zu seiner Identität. So trägt der Volksbund bis heute ganz maßgeblich zum Ausgleich und zur Versöhnung mit unseren Nachbarn und vor allem zum Gelingen unserer gewaltigen Aufgaben in Mittel- und Osteuropa bei. Inzwischen pflegt der Volksbund 667 Friedhöfe aus den beiden 5 Gedenken und Erinnern Weltkriegen in 43 Staaten mit 1,8 Millionen Gräbern unserer Gefallenen. Mit tiefer Dankbarkeit und mit großem Respekt erinnere ich daran, dass diese beispielhafte und in der Welt einzigartige Arbeit des Volksbundes nur durch Ihre Opferbereitschaft möglich geworden ist. Denn über 90 Prozent unserer Mittel stammen aus Beiträgen, aus kleinen und großen Spenden, aus den Ergebnissen der jährlichen Haus- und Straßensammlung in den Wochen vor dem Volkstrauertag sowie zuneh- mend aus Erbschaften und Vermächtnissen. Es kommt auf uns und unsere Entschlossenheit an, das vom ganzen deutschen Volk unseren Gefallenen gegebene Versprechen einzulösen: ihr Andenken zu bewahren, ihre Grabstätten und ihre Namen auf Dauer zu erhalten und im Gedenken und Erinnern an ihr Sterben für Frieden und Versöhnung zu wirken. Was dürfen wir nicht vergessen? Mich erreichen viele Briefe, Berichte, Erzählungen und Gedichte aus der Kriegszeit. Es sind lebendige und authentische Erinnerungen, die in ihrer Summe einen Eindruck vermitteln vom Schicksal, vom Erleben und Denken einer ganzen Generation. Jedes schriftliche Dokument ist für den Volksbund wichtig und wird aufbewahrt. So wird aus den Erinnerungen der Kriegsgeneration im Laufe der Jahre ein geschriebenes Gedächtnis entstehen, das wie ein Echolot weit zurückliegende Ereignisse und Erfahrungen aus der Tiefe der Geschichte in die Gegenwart zurückholen und längst verloren, verschüttet oder ver- gessen Geglaubtes wieder zum Hören und Klingen bringen kann. Ob sich die Kräfte unserer Gedenk, - Trauer- und Erinnerungskultur im neuen Jahrhundert als stark genug erweisen werden, und ob sie sich gegenüber anderen Zielen und Werten behaupten können - diese Frage ist im Hauptbuch des neuen Jahrhunderts, dessen erste Seite wir gerade auf- geschlagen haben, noch keineswegs beantwortet. Das kulturelle Gedächtnis eines Volkes weist weit über das Erleben und Erinnern der Zeitzeugen hinaus. Es gewinnt seine gemeinschaftsstif- tende, den zeitlichen Horizont des Einzelnen überschreitende, die Generationen überwölbende Kraft, wird zur Erbschaft unserer Zeit jedoch erst und auch allein dadurch, dass wir das Erinnern und Gedenken an die Opfer des Krieges über das Elternhaus, die Schulen und Medien erfolgreich an die nächste Generation wie den Stab im 6 Gedenken und Erinnern Stafettenlauf weitergeben. Dabei sehe ich den Volksbund auf einem guten Wege. Unsere internationalen Jugendcamps in Deutschland und den europä- ischen Nachbarländern und unsere Jugendbegegnungsstätten, die ihren pädagogischen, geschichtlichen und emotionalen Lernort stets auf den Soldatenfriedhöfen und an den Gräbern der Opfer finden, die Zusammenarbeit mit mehr als 10 000 Schulen und 8 500 Vertrauenslehrern in allen Bundesländern, die Unterstützung unserer Friedenserziehung durch die Kultusminister, wie auch der Dialog mit Elternräten auf Bundes- und Landesebene, unterstreichen unser Ansehen und den breiten bildungs- und jugendpolitischen Ansatz unserer Arbeit. Begrüßt durch ein gewaltiges Feuerwerk zum Milleniumswechsel begann das neue Jahrhundert mit dem „Tag des Weltfriedens” am 1. Januar 2000. Es war ein guter, ein symbolischer Auftakt. Möge es zum Friedensjahr für uns alle, möge es ein Jahrhundert des Volksbundes und seiner Friedensarbeit werden - bei uns zu Hause und in der Welt. Karl-Wilhelm Lange Präsident des Volksbundes 7 Seit 80 Jahren ein privater Verein Gedenken an Kriegstote Präambel der Satzung: Im Gedenken an die Millionen Toten der Kriege und der Gewaltherrschaft, in der Erkenntnis, dass das Vermächtnis dieser Toten alle Völker zu Verständigung und Frieden mahnt, in dem Bestreben, das Leid der Hinterbliebenen zu lindern, hat sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Sorge um die Gräber dieser Toten zur Aufgabe gesetzt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. wurde ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkrieges - im Dezember 1919 - gegründet. Wechselvoll, wie die Geschichte unseres Landes, ist auch die Geschichte dieser Organisation, die sich, ungeachtet aller äußeren Schwierigkeiten, dem deutschen Staat helfend bei der Sorge für die deutschen Kriegsgräber der Jahre 1914 - 1918 zur Seite stellte. Der Zweite Weltkrieg schien zunächst auch den Volksbund in den Strudel des Unterganges zu ziehen. Nach 1945 sah er sich jedoch inmitten der Trümmer des Zusammenbruchs vor neuen Aufgaben. Seither übt der Volksbund die deutsche Kriegsgräberfürsorge im Auftrag der Bundesregierung und mit deren Förderung verantwortlich in aller Welt aus. Er stützt sich dabei sowohl auf internationale Abkommen,