Volker Friebel

Spatzengeplauder Haiku

Edition Blaue Felder, Tübingen

Edition Blaue Felder, Volker Friebel, Denzenbergstraße 29, 72074 Tübingen www.Blaue-Felder.de

Text, Foto und Gestaltung: Volker Friebel Lektorat: Elisabeth Menrad Erstveröffentlichung: November 2018 Alle Rechte vorbehalten ISBN PapierBuch: 978-3-96039-018-3

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Vorwort

Was plaudern die Spatzen in der Hecke? Und was meint die Vogelscheuche dazu? Wenn wir Menschen uns eines Tages mit solchen Fragen beschäftigen, und zwar wir alle, nicht nur die Kinder, auch die Maschinenbau- Ingenieure, die Chemie-Laboranten, die um die Ecke Seher, sogar die Ökolandwirtschaftszu­ schussformularausfüllbeaufsichtigerarbeitgeber­ vertreter – dann beginnt der Himmel auf Erden! Dann wird das Leben ein Fest und wir hüpfen so hoch in den Himmel und jubeln so laut, dass sich noch das letzte verbliebene Wölkchen kleinlaut hinter den nächsten Hori­ zont verzieht. Blicke ich aber zu den dunklen Wolken auf, die gerade den ganzen Himmel überschwem­ men, erschrecke ich und diese Vision rückt so fern. „Das sind keine Wolken, das ist die beginnende Nacht“, summt eine sanfte Stimme hinter mir und fährt tröstend fort: „Und bald erscheinen die Sterne.“ Da seufze ich einmal tief und schaue weiter die Texte vor mir durch: Haiku um Haiku, vergangene Zeiten starren mich an. Wie suche ich unter tausenden von Dreizeilern aus? Was zum Henker ist „Qualität“? Gute Texte sollten nicht bloß persönlich sein, sollten es nicht nötig haben, dass ein Leser Orte und Verfasser kennt, sie sollten auf eigenen Füßen in der Welt stehen, sollten andere Menschen berühren, bei ihnen eigene Bilder erzeugen und Empfindun­ gen auslösen.

5 Ansonsten – wie heißt es zum Haiku? Weniger verstandes-, mehr wahrnehmungs­ orientiert sollte es sein. In der Gegenwart angesiedelt. Und kurz. Aber Dichter und Spatzen scheren sich kaum um Definitionen, sondern quatschen wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Diese Haiku waren einst Notizen, entstanden in Tübingen und Umgebung, andere Orte sind besonders aufgeführt. Mit den Jahren und unterm kritischen Blick ihres Schöpfers sind sie reif und erwachsen geworden – jedenfalls die meisten davon – und wollen nun alle hinaus in die weite Welt. Doch wozu das alles, wozu? Dichtung soll nichts wollen, dann vielleicht erreicht sie etwas. Aber was? Mir fällt durchaus einiges ein, aber ich presse die Lippen zusammen und verrate nichts. Außer, dass das Leben schöner und tiefer wird, wo Dichtung leuchtet, dass das Gras grüner wächst und selbst die Nacht zeigt, dass mehr in ihr steckt als nur Dunkelheit ...

An die Leser: Viel Freude mit den Haiku! Wer ab und an ein Auge zudrückt, vergrößert sein Vergnügen ...

An die Haiku: Lasst euch entziffern und missverstehen, aber verbiegt euch nicht und schillert nicht, nur um zu gefallen ...

Volker Friebel

6 Haiku

Aus Wipfeln fällt Schnee. Ich öffne eine Hand in den Wald.

Schneedrift. Hinter dem hinkenden Hund hinkt die Alte.

Blüten im Schaufenster, so still hinter gespiegelten Pelzen.

7 Vorfrühlingswind. Der Schwung des Brückleins über den Bach.

Die Bewegung einer Müllgreifzange. Schnee fällt.

Bienen, verendet im schmutzigen Schnee. Erste Blüten.

Genkingen

Narzissen. Im Fenster des Kosmetiksalons eine Buddhastatue.

8 Forsythienblüten, ausgeschlagen im Reisig. Der Alte summt.

Nachricht im Aprilwald: Die Bewegung eines Grashalms im Wind.

Wald bei Holzgerlingen

Altpapiersammlung. Ein Reisekatalog, bedeckt von Kirschblüten

Auferstehung. Zwischen geschlagenen Ästen Buschwindröschen.

Zugfahrt Tübingen – Radolfzell

9 Ausrangierte Waggons. Den Hang hinauf blühen Schlehen.

Zugfahrt Radolfzell – Tübingen, Halt in

Satte Wiesen. Ich zähle nur die schwarzen Lämmer.

Frühlingswind. Mein Gesicht bei jeder Brise voller Erwartung.

Frankfurter Dom. Mit den Betern sickert Welt ein.

Frankfurt am Main, im Dom

10 Frühlingsstrophen der Amsel. Ein Gerüst, in die Wolken gebaut.

Wanderrast. Der Maiwind pfeift im Flaschenhals.

Wanderung Würtingen – Urach

Zwischen Steinen des Alb-Ackers Krähen, frisch ausgesät.

Wanderung Würtingen – Urach

Zwischen Felsplatten quellendes Wasser. Heb ich den Blick, starrt mich die Wand an.

Am Quell des Uracher Wasserfalls

11 Aufgegebene Tankstelle. Die leere Preistafel, belagert von Löwenzahn.

Der alte Kater steigt durchs Fenster ins Haus. Mainacht.

Reutlingen

Sprießendes Korn. Vom Dorf klackt der Stock des Altbauern.

Schauer von Buchenblatthülsen. Der Wind ist Heimat.

12 Mein schäbiges Geburtshaus – im Staub schimmern Apfelblüten.

Holzgerlingen, Taubenstraße

Ein Urlaubsjet fliegt durch den Mond. Fliederduft.

Apfelblüten. Ein Federbett hängt aus dem Mond.

Frühlingsregen. Im Bus die goldenen Schuhe der jungen Frau.

13 Mittagläuten vom Kloster. Summen will ich und lausche doch.

Glucksender Waldbach – flügelschlagend ertrinkt ein Insekt.

Durch Klostermauern ein Orgelton. Das Paar sieht sich an.

Verlorenes Endspiel – ein Luftballon tanzt über die Straße.

14 Der Falter löst sich vom Waldbach, trägt einen Tropfen ins Licht.

Der Kartenabreißer, von der Kinotür geht er zwei Schritte ins Licht.

Vogelpfiff. – Von meiner Hand tropft Wasser in den Waldbach zurück.

Gedrängt an das Zugfenster – Kinder jubeln den Panzern zu.

Zugfahrt Tübingen –

15 „Der Feldweg“. Eine Lerche steigt auf, in rauen Wind.

bei Meßkirch, Feldweg

Königskerze am Feldweg. Ein Wanderer spricht mit ihr.

bei Meßkirch, Feldweg

Kühler Sommerwind. Am Feldweg der Weinbergschnecke tanzende Fühler.

bei Meßkirch, Feldweg

Grüne Hügel der Heimat. Diese wandernden Wolken.

Zugfahrt Sigmaringen – Tübingen

16 Sommermorgen. Eine Frau tritt aus dem Schatten ins Licht.

Blütenblätter im Wind – am Gleis entlang, vorbei am Signal.

Zugfahrt Tübingen – Meersburg

Wanderwolken. Unterm eingelagerten Segelboot blinzelt die Katze vor.

Bodenseerundweg Immenstaad – Meersburg

Einkaufszone – ein Straßenmaler zeichnet der Stille Gesicht.

Stuttgart, Bank Schlossgarten

17 Mit dem Wanderer teilen sie Schatten und summen – die Fliegen.

bei Gönningen, Bank Pfullinger Weide

Entblätterte Rosen. Eine Frau kehrt das Pflaster vor ihrem Geschäft.

Brunnen im Wald. Wildblumen, auf Stein gelegt, in das Plätschern.

Im Schatten des Münsters – ein alter Mann färbt Kieselsteine.

Freiburg im Breisgau

18 Warten in Freiburg. Um den Brunnen erscheinen Muster im Menschenschwarm.

Freiburg im Breisgau, am Bertoldsbrunnen

Schwankender Grashalm – auch das Licht folgt dem Wind.

Die Stille des Blautopfs – getaktet vom Schlag eines Mühlrads.

Blaubeuren, Bank am Blautopf

Ulmer Münster – die ausladenden Gesten des Fremdenführers.

Ulm, Bank im Münster

19 Ulmer Münster. Orgelpfeifen steigen zum Himmel auf.

Ulm, Bank im Münster

Abgeerntetes Land. Der Hohenstaufen hinter Lagerhallen verschwunden.

Zugfahrt Ulm – Tübingen

Im Schlossgarten ein weißer Schmetterling. Die Alte strickt.

Stuttgart, Bank Mittlerer Schlossgarten

Schachfiguren im Park – niemand spielt gegen die Sommersonne.

Stuttgart, Bank Mittlerer Schlossgarten

20 Herbstzeitlose. Weit geöffnet die Augen des alten Schimmels.

Busfahrt – Gönningen

Elfenhaar – das Licht gleitet ein Stück zur Sonne zurück.

bei Gönningen, Bank Buoberg

Blinder Drehorgelspieler. Durch eine alte Weise der Duft vom See.

Konstanz, Bahnunterführung zum See

„Keine Macht für Niemand“ – gesprüht an den Schlachthof. Efeubeeren.

21 Herbstanfang. Im Altern der Mutter altern.

Treibender Nebel. Ein Schemen im Fluss reißt an der Angel.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Herbstkälte. Kerzen tanzen im Münster vor der Madonna.

Freiburg im Breisgau, Bank im Münster

Septemberwald. Auf der Kiesbank am Bach Flecken von Licht.

22 Herbstanfang. Im Fenster des Schuhgeschäfts flattert ein Schmetterling.

Unermesslich fällt Laub. In den Bäumen geckern Dohlen.

Krähenschreie. Einen Apfel lesen von dort, wo Licht liegt.

Morgennebel. Nur dieser Schubkarren voll Kürbisse.

23 Mädchengeplauder – auf dürrem Herbstgras gleiten Schatten.

Waldrandweg. Laub tanzt vor den Besen der Kehrmaschine.

Novemberlicht. Im Kopftuch der jungen Frau blitzen Sterne.

Reutlingen, Bushaltestelle Unter den Linden

Weihnachtssterne ... Ein Mann schippt Schnee in den Fluss.

24 Schneeland. Ein Traktor pflügt Krähen.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Der Nonne Strahlen, als sie aus dem Zug tritt, in Schnee.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Eine Amsel fliegt aus dem Schnee in den Schnee.

Rangieren, dann stehen Kinderwagen und Rollstuhl beisammen im Bus.

25 Ein Blindenhund liegt zu Füßen des Herrn, starrt in den Winter.

Winterlicht. Still zwischen zwei Kiefern ein Bienenhaus.

Zischen von Neujahrsraketen. Die Teeschale – lange schon leer.

Waldmeditation. Schnee schmilzt in der Mulde der Hände.

26 Auf die verschneite Brücke zurück, vor den Vollmond.

Tropfenkrater im Schnee. Ein Vogel pfeift.

Auf dem Klinikdach landet ein Hubschrauber. Winterlicht.

Dichter-Urne aus Holz – vor der Leichenrede das Schweigen.

Freiburg im Breisgau, Saal Friedhof Littenweiler, Beerdigung von Mario Fitterer

27 Winterabend. Im strömenden Regen lösen sich Tränen.

Winterregen. Plötzlich überfällt mich die Nacht.

Frühlingsfarben. Eine Böe pfeift um die Stacheln des Weidezauns.

Narzissen. Der Straßenkehrer lässt eine Frau die Füße heben.

Reutlingen

28 Amselkadaver. Auf dem wühlenden Mistkäfer ein Glanz.

Karfreitag. Die Lerche singt überm Schneerest am Schädelberg.

Fußweg Willmandingen – Salmendinger Kapelle

Karfreitag. Ein leerer Gasthof, vom Licht überschwemmt.

Melchingen, Nebenzimmer Gasthof „Lauchertquelle“

Bienenflügel – eintauchen ins Licht einer Narzisse.

29 Aprilsonne. Überm Verkehrsstau ein Schmetterling.

Ostersonntag. Ein Schmetterling fliegt durch die Meditation einer Wiese.

Ostersonntag. Summend schau ich ins Blütensummen.

Schlehenblüten. Ein Mann hackt Holz ins Rauschen des Waldbachs

30 Blütenschauer ... Den Eierkarton drück fest an die Brust!

Abenddämmern. Hinter Kastanienblüten schaukelt ein Kahn.

Insektentanz – mehr und mehr zerstäubt er ins Abenddämmern.

Frühlingslieder ... Efeu grünt um das Wanderzeichen am toten Baum.

31 Himmelsleiter ... Auf dem Waldweg im Staub eine Fahrradkette.

Nach dem Sturmregen Blüten über Blüten – im Gulli.

Die Kinderschaukel hängt leer überm Staub. Kirschblüten!

Kastanienkerzen. Unser Maitanz, unter dem lodernden Himmel!

32 Die alte Frau wird zum Mädchen: „Maikäfer!“

Maiwald – an meinem Herzen endet der Wind.

Tulpenkelche – ein bisschen Himmel, vom Wind geschwenkt!

Gönningen

Offener Maihimmel. Die Bläue des Schrottcontainers noch tiefer.

33 Unter dem Bluthasel das rote Auto. Eine Frau steigt aus in den Mai.

Maimorgen. An der Wandzeitung steht niemand.

Überströmende Dachrinne. Das Blau im Kleid vor dem Fenster einer Boutique.

Ein Alter beobachtet das Schwenken des Krans. Fliederduft.

34 Zwischen zwei Strophen – die Amsel auf dem Dachfirst schnappt nach der Fliege.

Sterne funkeln um einen schaukelnden Kahn. Mainacht.

Katzenpfoten – Blütenstaub auf der Windschutzscheibe wird Dreck.

Wilder Flieder ... Der nächste Schritt ist ein Tanzschritt!

bei Urach, Maisental

35 Ein Surfbrett, überwuchert vom Gras. Der Wind schlägt Wellen.

Zugfahrt Tübingen – Horb

Segel einholen! Im Boot ein Mann steht auf, schwankt.

Radolfzell, Bank Landungszunge

Heckenrosen im Wind – das Mädchen streicht die Haare zurück.

Schrebergärten. Die Flagge sticht ein Stück Himmel aus.

Zugfahrt Tübingen – Bad Nauheim

36 Frühlingsböen – ein Fohlen stemmt sich gegen den Himmel.

Fußweg Bad Nauheim – Steinfurth

Holunderdolden ... Aus wogendem Weiß lösen sich Wolken.

Fußweg Bad Nauheim – Steinfurth

Wolkenschiffe – die jungen Kerle im Stadtpark grölen ein Shanty.

Meine Seele, aus Löchern tönt sie, im Knochen des Schwanenflügels.

Blaubeuren, Museum für Urgeschichte, im Flötenraum

37 Im Blau des Quelltopfs gespiegelte Wolken. Mücken tunken in mich.

Blaubeuren, am Blautopf

Himmelauf stürzende Orgelpfeifen – in die Höhe strömendes Licht ...

Ulm, Bank im Ulmer Münster

Zum Pfützenrand ziehen Wolken, verschwinden spurlos.

Wanderwolken. Die Stille blauer Regenfässer am leeren Haus.

Zugfahrt Tübingen – Nonnenhorn

38 Am Abstellgleis neu aufschießendes Grün. Ein Güterzug.

Zugfahrt Tübingen – Nonnenhorn

Leere Paletten. Über dem Flughafen Wolken.

Zugfahrt Tübingen – Nonnenhorn

Funkeln im grünen Stein ihres Nabels, überm Funkeln des Sees.

Lindau, im See badend

Vor der Musikschule – ein Mädchen probiert alle Radklingeln.

39 Kinder fangen Grashüpfer – ein Schmetterling entkommt in die Wolken.

Rosenblätter ... Eine Schwangere steigt mühsam die Stufen zum Haus.

Verblühter Flieder, den der Wind immer noch wippt.

Am reifen Korn dem Knistern lauschen. Ziehender Himmel.

40 Rast am Hang. Grashüpfer springen in meine Hände.

An der Leichenhalle – Brunnenwasser umspült meine Hände.

Beerdigung der Dichterin Maria Cornelissen

Lebensmomente – in der Pfütze ein vollkommener Kreis.

Weinbergstille. Ein Wanderer, umtänzelt von Schmetterlingen.

41 Über Feldern der Gutshof – wolkendurchzogenes Blau.

Das blonde Mädchen türmt Stroh, Ballen um Ballen.

Alte Dame im Zug – wie laut ihre Uhr tickt, am goldenen Armband.

Zugfahrt Tübingen –

Tief in der Klamm – Felsen sprechen sich aus, mit dem Wasser.

Schlichemklamm bei Epfendorf (oberes Neckartal)

42 Zugfahrt. Alle Stunden begleitet der Himmel mich.

Zugfahrt Tübingen – Bochum

Sommerabend. Die Linde beginnt den Gesang eines Vogels.

Nach dem Gewitter – der Weg liegt voll Haselnüsse. Alle sind taub.

Biene, Nektar saug aus blühendem Klee! Hohenstaufen.

Auf dem Hohenstaufen

43 „Deine Kleider passen nicht!“ Von der Frau schau zu den Farben der Erde.

Zugfahrt Tübingen – Friedrichshafen (Bodensee)

Rückenschmerzen ... Der Schwung des Brückleins über den Wiesenbach.

Zugfahrt Tübingen – Friedrichshafen (Bodensee)

Obere Donau – die Ufer berühren sich, als zwei Zweige.

Zugfahrt Tübingen – Friedrichshafen (Bodensee)

Eine Mückensäule an der Treppe zum See. Wir wollen tanzen ...

Friedrichshafen (Bodensee)

44 Bushaltestelle. Windböen. – Und plötzlich ist Herbst.

Lange Schatten. In Stoppeln der Dreifuß des Landvermessers.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Reif geworden das Licht – als Holunder.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Herbstmorgen. Am Wasserwagen schaut ein Schaf auf zum Mond.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

45 Septemberfarben. Keine Last hängt mehr am Haken des Krans.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Aus schwarzen Schollen löst sich ein Vogelschwarm. Septemberabend.

Zugfahrt Freiburg im Breisgau – Tübingen

Blätterfall. Am Zaun zu verschenken der Band „Mitbestimmung“.

Herbstnacht. Rings um den Park jagen Sirenen das Dämmern.

46 Am Stoppelfeld aufgegangen – Gesichter, Sonnenblumen.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Unter dem Wahlplakat: Ein Mann hält seine Bierflasche fest.

Freiburg im Breisgau

Zwischen fallenden Blättern ein Gesicht, erhoben zum Himmel.

Besprüht der Rost eines Güterwaggons. Herbstfarben.

Zugfahrt Freiburg im Breisgau – Tübingen

47 „Nächster Halt – Alpirsbach.“ Im Fichtendunkeln das Geheimnis der Tiefe.

Zugfahrt Freiburg im Breisgau – Tübingen

Herbstmorgen. Die Frau im T-Shirt durchwühlt einen Altkleidersack.

Menschengesichter. Hochschauen ins rieselnde Laub.

Neben dem Baukran taumelt ein Schmetterling. Oktobermorgen.

Hüttwilen (Schweiz), Baustelle Steinerweg

48 Auf der Brücke am Rheinfall ins Taumeln kommen, ins Strömen ...

Neuhausen / Rheinfall (Schweiz), Brücke am Rheinfall

Stiebende Funken – auf der Tipihaut trommelt Regen ein Lied von der Welt.

bei Immenhausen, im Tipi beim Mantra-Singen

Herbstblätter ... Das Piepen des Geldautomaten am Supermarkt.

Blätter, Vögel ... ihr Sturz im Herbststurm, über harmloses Gras.

49 Abenddämmern. Nur die Wärme im Mantel ist mein.

Novemberhimmel voll Sterne – das Elternhaus ist leergeräumt.

Holzgerlingen, Bahnhof Nord

Novemberabend. Ein Mann wäscht seine Schuhe im Dorfbrunnen.

Über Dielen des Tanzsaals hinaus – vor den Orion.

50 Flohmarkt. Für das Herbstlaub bietet niemand.

Herbstabend. Bei der Hausübergabe im Heizraum ein Schmetterling.

Kiefer-OP. Die Welt wird zum Singen des Diamants.

Danach zeigt mir der Arzt am Röntgenschirm meinen Schädel.

Marktgedränge. Die Ruhe des Glühweinbechers.

51 Lachseier im Fluss – Zwei Augen betrachten sich.

Zum Film 3.000 Meilen gegen den Strom

Im Zahnarztwartezimmer der Winter, als Orchidee.

Geburtstag! An der Bahnhofsuhr dieser ruckelnde Zeiger!

Weihnachtsspaziergang. Mein Schatten löscht glitzernden Reif.

52 Aufgerissener Himmel – in meinem Atem der Wintervollmond.

Neujahrsspaziergang. Alle Wegweiser zeigen in Nebel.

Fallender Schnee. Zwischen Kiefern die Höhe der Stille.

Verspeiste Orange – ihr Duft schwebt noch über dem Schnee.

53 Schwarzwaldfichten – das Licht spielt Stämme hinab in den Schnee.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Schneeschmelze. Ein Holzbrücklein biegt sich über das Tosen.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Am Supermarkteingang endet der Schnee. Kerzen, herabgesetzt.

Zugfahrt Hinterzarten (Südschwarzwald) – Tübingen

Zwei Tauben – ihr Sprung vom Scheunendach in den Nebel.

bei Hausen

54 Winterwald. Taumeln zwischen taumelnden Flocken.

Kahle Ranken aus dem Schnee. Mein Atem, mein Himmel Atem.

Zugfahrt Tübingen – Stuttgart

Schmelzender Schnee. Wolken nehmen mich mit.

Zugfahrt Tübingen – Stuttgart

So viele Namen der Stille! Schmelzender Schnee.

Stuttgart, Hauptbahnhof

55 Stille der Winternacht – mit den Glocken ins Schwingen kommen.

Zug durch den Winter. Durchs Fenster blickt die Nacht in mein Herz.

Zugfahrt Tübingen – Bochum

Schwarze Schollen. Im Märzwind funkeln Krähenaugen.

Ein Spielzeuglaster voll Schnee. Spatzengeplauder.

56 Märzmorgen an der Bushaltestelle. Ich spreche mit dem Himmel.

Maria Buch. Schnee liegt. Ein Schatten läutet die Glocke.

bei Kloster , in der Kapelle „Maria Buch“

Ins neue Haus – aus dem Märzregen zog die Fliege mit ein.

Hüttwilen, Steinerweg

Alles was bleibt – der Linoleumboden des Klinikflurs.

57 „Ich bin so allein!“ Sie verbirgt ihre Tränen im Radioplärren.

Zaubernussblüten. Eine Krähe springt vom Weg in den Himmel.

Osterglocken – auferstanden in diesen rauen Wind.

Radio hören, zwischen knospenden Bäumen. Frühstück der Waldarbeiter.

58 Kirschblüten! Der weiße Mundschutz des Kanalreinigers.

Forsythienfeuer. Ein Mann holt sein Motorrad aus der Garage.

Gesichter – Blüten, in der Bustür auftauchend.

„Folkt dem Weg“. Über die Straßenkreide wehen Blüten.

59 Tulpen, geöffnet ins Licht – ihr Schatten auf dem Altkleidersack.

Mittagsstille. Geöffnete Tulpen, randvoll mit Licht.

Nun starb ihr Mann. Die alte Dame erzählt von Kirschblüten.

Tulpen. Der Morgen beginnt an den Rändern des Rots.

60 „In Ewigkeit!“ Über der Wandzeitung öffnen sich Knospen.

In den Himmel sich öffnende Knospen. Das junge Paar hält sich fest.

Ein Eimer Putz, abgeschlagen, im Schatten. Aufblühender Flieder!

Abendlieder der Amseln – die Katze wälzt sich im Blütenstaub.

61 Im blühenden Raps die Spuren des Traktors – grün.

Zugfahrt Tübingen – Frankfurt am Main

Irland-Reise, nach Galway, einem Studenten­ städtchen an der wilden Westküste. Wir machen einige Ausflüge.

Frühlingsregen. Ein Saxofonist kauert im Kneipeneingang.

Wind in den Bäumen, ein Vogel pfeift. Das Nonnenkloster steht leer.

Glanz der Berge, Glanz des Sees, all dieser Glanz ...

Connemara, Kylemore Abbey

62 Irischer Pub. Das Funkeln im Weinglas der Geigerin.

Galway-Salthill, im Lohan's

Hinter dem Steinhaus Tulpen – im Klang der See.

Busfahrt Galway – Rossaveal

Aus dem Glitzern – ein weißes Boot läuft ein in den Hafen.

Inis Mór, im Ess-Lokal

Auf dem Feenwall ein Veilchen, zitternd im Wind.

Busrundfahrt Galway – Cliffs of Moher, Halt an Ballyalban Fairy Fort, einem Feenwall

63 Am Hünengrab. Ein Gänseblümchen streckt sich in den Wind.

Busrundfahrt Galway – Cliffs of Moher, Halt an einem Hünengrab auf dem Burren

Auf den Klippen ein Turm voll Touristen, von Dohlen umkreist.

Busrundfahrt Galway – Cliffs of Moher, auf den Klippen

Quay Street. Ein Mann rollt leere Bierfässer durchs Morgengrau.

Galway, Quay Street

Ihre Tränen zum Abschied ... Am Busfenster Wind.

Busfahrt zum Flughafen Dublin, noch in Galway

64 Landeanflug. Der Blick des Säuglings ruht auf milchigem Grau.

Flug Dublin – Frankfurt am Main, nachts

Kastanienblüte. Die großen leeren Fenster der Juristen.

Dichtertreffen in Tübingen. Die deutsche und die französische Haiku-Gesellschaft hatten geladen.

Der Kahn voll Dichter am Hölderlinturm. Eine Hand streicht durchs Wasser.

Gewitterhimmel. Durch das letzte Gedicht fliegen Schwalben.

65 Fliederduft. Eine Hummel fliegt aus meinem Traum in die Wirklichkeit.

Pfingstsamstag. Am Jakobsweg Nägel im Buchenstamm.

Fragen des Lebens. Löwenzahnblätter, durchschienen vom Licht.

Vergittertes Fenster. Jemand hat auf das Glas die Sonne gemalt.

66 Sommerwind ... Der Duft von Leere im Fohlenstall.

Wanderung Gestütshof St. Johann – Urach, am Fohlenhof

Am Quell liegt welk ein Blatt – mitten im Sommer.

Wanderung Gestütshof St. Johann – Urach, am Rutschenhofbrünnele

Sommerhitze. Eine Forelle springt in meinen Traum.

Gasthof Schattenmühle. Die Kellnerin lächelt unter dem Bollenhut.

Zugfahrt Rötenbach (bei Titisee) – Tübingen, Erinnerung an die Schattenmühle in der Wutachschlucht

67 Mohnblüten. Die Zeit schlägt mich auf, hier am Fluss.

Horb am Neckar, Bank am Fluss

Aus dem Fluss einen Tropfen heben – und fallen lassen.

bei Altoberndorf, am Neckar unterhalb der Kreuzkapelle

Jasminblüten! Beim Hochschauen starrt mich der Himmel an.

Jagdflieger. Das Ei auf dem Waldweg – heil.

68 Kirchenfenster. Eine Taube schlüpft durch das Gitter, Küken piepsen.

Gönningen, an der Dorfkirche

Mantra-Singen. Der Hund schnappt nach dem Schmetterling.

bei Immenhausen, vor dem Mantra-Singen

Unterbrechung im Mantra-Singen: der aufgehende Mond.

bei Immenhausen

Leere Heidelbeersträucher. Die Süße, gelöst im Vogellied.

69 Ein Schmetterling gestaltet den Wind – vorbei an Gräsern.

Die Zugtür schließt. Wolken ziehen, wo ihr Gesicht war.

Im Wald der Sturmbruch. Ein braunes Stückchen Erde wird zum Schmetterling.

Bahnsignale auf Rot. Sommerwolken.

70 Sommergewitter. Durch einen Spalt im Himmel starrt Blau.

Zugfahrt Tübingen – Horb

Morgengewitter. Ins Strömen aufgeschlagene Augen.

Zugfahrt Tübingen – Horb

Stundenglocken. Jeder Schlag erschüttert die Wolken.

Freiburg im Breisgau, Balkon Innsbruckerstraße

Kinderstimmen. Der Sonntagmorgen gerät ins Wanken.

Freiburg im Breisgau, Balkon Innsbruckerstraße

71 Ein Kreisel kippt um. Der Junge schaut mich ernst an.

Freiburg im Breisgau, Innsbruckerstraße

Himmel stürmende Bilder, vom Altar der Blick bis ins Weiß.

Donaueschingen, Kirche St. Johann

Wochenmarkt. Das Mädchen hält sich ein Ei dicht ans Ohr.

Reutlingen, Marktplatz

Wochenmarkt. Im Brunnen die Stille loser Blumen.

Reutlingen, Marktplatz, am Brunnen

72 Die Motorhaube zuschlagen – kopfschüttelnd setzt sich der Mann zwischen Blumen.

„Achtung fliegende Golfbälle!“ Auf dem Schild zwitschern Spatzen.

Fahrradfahrt Tübingen – Holzgerlingen

Brombeeren reifen ... Das Klacken des Krückstocks setzt nicht aus.

Toter Dorfbrunnen, er füllt sich wieder – mit Sommerregen.

73 Abseits fangen mich Fäden, ein Fliegenpilz äugt mich an.

Zwischen gefallenen Äpfeln eine Gans, den Schnabel zum Himmel gereckt.

Vom Waldspielplatz rufen Kinder. Der Hall vergeht im Dunkeln der Kiefern.

Mauersegler – von ihren Schatten gehoben ins letzte Licht.

74 Nachsommernacht. Schritte tönen durch das Nichtendende.

Holunderbeeren – schwarz geworden im Licht.

Zugfahrt Tübingen – Friedrichshafen

Seinen Koffer verschnürt – der Mann starrt auf den Boden des Zugabteils.

Zugfahrt Tübingen – Friedrichshafen

Geöffnete Kirchentür. Kindergeschrei. Hinter Lidern der See.

Langenargen, Kirche

75 Kätzchen fängt Fliegen. Eine Schaukel, vom Wind bewegt.

Ulm-Söflingen, Garten Kellerhalde

Durchs Spinnennetz Farben des Herbstes. Böiger Wind.

Septembermorgen. Eine Windenblüte schafft Raum für das Licht.

Alte Augen – ein langer Blick aus dem Quell in den Himmel.

Offenhausen, Lauterquelle

76 Vom Quell steig ich Stufen hoch, summe einen ganz langen Ton.

Offenhausen, Lauterquelle

Das Manesse-Zimmer geschlossen. Wir schauen uns an.

Heidelberg, Universitäts-Bibliothek

Der Alte schwingt seinen Besen. Immer mehr blauer Himmel.

Beuron, Gaststätte Hirsch

Fluss durch den Herbst. Ein Mann angelt im Strömen des Himmels.

Fußweg Beuron – Burg Wildenstein, Donautal

77 Fallendes Laub. Wie die Liebste Kehre um Kehre wieder neu auftaucht.

Fußweg Beuron – Burg Wildenstein, Donautal

In Rinderstapfen gärendes Schwarz. Herbstregen.

bei Schloss Bronnen, Nähe Beuron

Im Speisesaal Herbstabendlicht. Die Fliege will raus.

Burg Wildenstein

Im Herbstwald ein Blatt aufheben ... fallen lassen ...

Wald bei Holzgerlingen

78 Elfenfaden, kletterndes Licht, Tau tropft.

Elfenfäden – des Wanderers fliegende Stöcke.

Am Elfenfaden dreht sich ein Blatt. Waldstille.

Blätterwind. Ein Mann kniet vor seinem Koffer, öffnet ihn.

79 Rheinschiffer treiben durch Licht, zwischen Herbstfarben.

Zugfahrt über die Kölner Rheinbrücke

Wandzeitung. Wir stehen auf Herbstlaub, stille Menschen.

Fallendes Herbstlaub. Der Spatz fliegt in einen anderen Baum.

Radolfzell, Busbahnhof

In fahlen Wiesen steht Regen, spiegelt den Himmel.

Zugfahrt Tübingen – Rothenburg ob der Tauber

80 Fenster aus Licht. Die Worte werden nichtig, im Hall.

Rothenburg ob der Tauber, Jakobskirche

Glockenläuten. Der Schatten einer Taube stürzt in die Tiefe.

Rothenburg ob der Tauber, Jakobskirche

Den Lärm vom Dorf löschen Jagdhörner. Novemberwind.

Stöffelberg bei Gönningen

Trubel im Bahnhof. Um das Klacken des Blindenstocks Stille.

81 Erster Schnee. Katzenspuren auf dem Pfad zum Mond.

Erster Schnee. Der Hausmeister testet den neuen Pflug.

Im Kaffeehaus – die Kälte des Schnees ausatmen.

Hagebutten im Schnee. Eine Ahnung von Lippen.

82 Zeitungsbündel im Schnee. Ich lese den Himmel.

Asche, gestreut in den Schnee. Der Himmel zieht.

Schneeland. Eine Fernsehschüssel, offen dem Blau.

Zugfahrt Tübingen – Kloster Beuron

Ein Schwertransporter, liegen geblieben im funkelnden Schnee.

Zugfahrt Tübingen – Kloster Beuron

83 Landende Krähe – ihr Schatten löscht das Funkeln im Schnee.

Zugfahrt Tübingen – Kloster Beuron

„Das Himmelreich ist nahe.“ In meinem Atem Kristalle.

Beuron, Klosterkirche

Dohlen lärmen im Schlafbaum. Die Brunnenschale deckt Schnee.

Schwerer Atem. Durch die Türritze quillt Licht in den Schnee.

84 Glockenläuten über dem Schnee – unser Schlitten hebt ab.

Schlittenfahrt Österberg, Tübingen

Ein gebogenes Holz ist die Schwelle des Dojos. Schnee schmilzt.

Abendhimmel. Die Kleinheit der Menschen im Schnee.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Spuren im Schnee. Wie ich zwischen Menschen verschwinde.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

85 Hasenfährte im Schnee – dieser Schatten zwischen Juwelen.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Im Zugfenster, wo eben noch Schnee lag, mein Gesicht.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Sternensaat ... Im Münsterbrunnen häuft sich Schnee.

Freiburg im Breisgau, Münsterplatz

Schneeland – die Krähenschwingen schimmern beim Wenden.

86 Winterwald. Wanderer vor einem Wall erleuchteter Stämme.

bei Bad Wildbad, Sommerberg

Vom Schnee erweiterte Pupillen. Tannengrün.

bei Bad Wildbad, Sommerberg

Maurische Halle. Die Mitte zwischen den Menschen – ein Springbrunnen.

Bad Wildbad, Palais Thermal, Maurische Halle

St. Aurelius Kapelle. Aus Wänden tritt der Duft von Jahrtausenden.

Calw-Hirsau, St. Aurelius Kapelle

87 Kinderrufe. Der Schnee des Waldes wird heller.

Winterabend im Münster. Alles Flüstern – Gebet.

Freiburg im Breisgau, im Münster

Winterwald. Aus vorjährigem Laub heben sich Augen.

Die Augen einer Maus.

88 Ein Aufenthalt auf Gran Canaria. Maspalomas. Das Meer. Ausflüge ins Landesinnere, zur Feier der Mandelblüte, eine lange Wanderung zum Wolkenberg ...

Über den Wolken – eine Frau zieht ihren Lidschatten nach.

Flug Stuttgart – Gran Canaria

„Exit“ – über der Tragfläche ein Schild in den Himmel.

Flug Stuttgart – Gran Canaria

Strand-Restaurant. In den vielen Fenstern zerstückelt das Meer.

Restaurant in Maspalomas, mittags

89 Schwarzes Wasser der Nacht. Ich schwimme zwischen Sternen.

Maspalomas, Becken Club Vistaflor

Mandelblütenfest. Zum Glauben überredete Augen.

Kirche in Valsequillo

Die alte Frau – mit einem Mandelblütenzweig geht sie ins Kirchendunkel.

Kirche in Valsequillo

Mandelblütenfest – der Duft der Automobile.

Wir sitzen auf einem Mäuerchen am Dorfplatz, essen, beobachten das bunte Treiben.

Valsequillo

90 Bergbachmurmeln. Die vielen Sprachen der Wanderer.

Wanderung zum Wolkenberg

Gipfelplateau – zwei Tauben steigen auf, höher ...

auf dem Wolkenberg

Brandungsfunkeln. Einen Abend lang lausch ich der Predigt des Meeres.

Strand Maspalomas

Sonnenaufgang am Meer. Eine Taube pickt vor der Bar.

Maspalomas, Strandpromenade am Leuchtturm

91 Sonnenaufgang. Planierraupen schieben den Strand zurecht.

Maspalomas, Strandpromenade am Leuchtturm

Blick aus dem Wartesaal – vom Rollfeld hebt eine Möwe ab.

Flughafen Gran Canaria

Eine Herde Wolken, tief unten. Wir sehen uns an.

Flug Gran Canaria – Stuttgart

Auf der Treppe: Schnee liegt – und Licht. Ich fege, fege.

92 Morgendunst. Ein Zimmermann stemmt den Firstbalken ins Offene.

Im Raureif Schafe. Die Hand der Liebsten fasst fester.

Zugfahrt Tübingen – Rottweil

Schellentanz. Spalier, Spalier, für Sprünge des Narren!

Rottweil, Fasnets-Umzug

Zwischen Spiegeln aus Nacht – der Mann im Zug schließt die Augen.

93 Morgenjubel der Amseln. An der Rufzelle Splitter von Glas.

Waldveilchen! An der Börse heute war ich tief rot.

In Malaga, Spanien, landeten wir, ein Tag am Strand von Marbella, dann fahren wir über die Meerenge von Gibraltar, für eine Rundreise durch den Norden und die Mitte Marokkos ...

Hahnenschrei. Über der Autobahn dröhnt Brandung.

Marbella (Spanien)

94 Sie spricht mit der Sonne. Ein Wind über die Meerenge, aus Afrika.

Algeciras (Spanien), Hafen

Der Muezzin ruft. Grell die Pomeranzen im Baum.

Chefchaouen (Marokko)

Sonnenuntergang. Ein Berber kniet nieder im Feld.

Busfahrt Chefchaouen – Quezzane

Märzlicht. Schafe am Flusssaum, die Mäuler wasserumströmt.

Busfahrt Chefchaouen – Quezzane

95 Außer Saison. Das Hotel ist von Vögeln besetzt.

Quezzane, Hotel Rif

Marokkanischer Morgen. Durch den Schlitz in der Mauer ein Streifen Licht.

Quezzane, Hotel Rif

Römische Ruinen – im nie nachlassenden Wind wilde Blumen.

Volubilis

Marokkanischer Markt. Vom Glas Minztee nippt auch die Biene.

Meknès

96 Hoch über Fès. In der alten Festung weiden Schafe.

Fès, alte Festung

Fliegender Storch – mit einem Zweig über die Mauer zum Königspalast.

Fès, im Bus am Königspalast

Suqs von Fès. Ein Muli, überladen mit Colakisten.

Fès, Altstadt

Aus dem Suq rollen Handkarren. Ein Schmetterling.

Fès, Café in der Altstadt

97 Atlas-Zedern. Über zerfallenen Mauern der Himmel.

Busfahrt Fès – Erfoud

Steinebene. Ein Esel, zwischen Gebirgszügen allein.

Busfahrt Fès – Erfoud

Als Stein-Eichen hebt sich das Land in den Himmel – ein Stück.

Busfahrt Fès – Erfoud

Blitzspur – die Atlas-Zeder hinab, in den Schnee.

Mittlerer Atlas, Spaziergang bei Ifrane

98 Pass-Station. Berberkinder springen zum Bus – und ihr Esel.

Busfahrt Fès – Erfoud, Col du Zad (2.178 Meter)

Tamarisken. Eine Plastiktüte nimmt ihren Weg zu den Bergen.

Busfahrt Fès – Erfoud

Aus der Einöde Staub, ein Esel, ein Mann, der ihn reitet.

Busfahrt Fès – Erfoud, Hoher Atlas

Einer Dschinn-Geschichte lauschen, während Kamele die Steine abgrasen.

Busfahrt Fès – Erfoud, Hoher Atlas

99 Wüstenwind – ein Spatz klammert sich an die Zelt-Lampe.

bei Erfoud

Wüsten-Nachtfahrt. Im Scheinwerfer auffliegend ein Taubenpaar.

Jeepfahrt Erfoud – Erg Chebbi

Zwischen Saharadünen Sonnenaufgang – irgendwo kräht ein Hahn.

Erg Chebbi, Sanddünen

Wüstendünen. An der Stille zerrt ein Wind.

Erg Chebbi, Sanddünen

100 Rast im Ksar. Die singende Stimme des Teppichhändlers.

Rissani, Ksar Abouam

Teppichverkauf. Wände und Waren dämpfen den Ruf zum Freitagsgebet.

Rissani, Ksar Abouam

Am Wüstenlack vorbei, ein Klavierstück im Kopf.

Busfahrt Rissani – Todra-Schlucht

Todra-Schlucht. Der Spalt voll Sterne.

Todra-Schlucht, Weg vom Restaurant zum Bus

101 Marokkanisches Hotel. Aus Löchern in der Wand fliegen Spatzen.

Todra-Schlucht, am Hotel Yasmina

Pfad durch die Fluss-Oase. Die Wäscherin weicht scheu den Fremden aus.

Todra-Schlucht, Oasenspaziergang

Aprikosenblüten. Der braune Fluss ist ein tiefer Gesang.

Straßencafé, Halt auf Busfahrt

Durch die Wüste Strommasten. In mir kreist ein Lied.

Busfahrt Todra-Schlucht – Ait Benhaddou

102 Straße der Kasbahs. Myriaden Sonnen in Scherben aus Glas.

Busfahrt Todra-Schlucht – Ait Benhaddou

Marokkanisches Frühstück. Die Gitterstäbe der Fenster werden zu Bögen.

bei Ait Benhaddou

Hoher Atlas – das Glitzern im Kleid der Berberfrau.

Busfahrt Ait Benhaddou – Marrakesch

Am Straßenrand Brot und Orangen. Wäsche flattert im Wind.

Dorf im Hohen Atlas auf der Busfahrt vor Marrakesch

103 Marrakesch, Platz der Toten – Seifenblasen steigen ins Blau.

Marrakesch, 1. Stock des Argana

Frühling in Marrakesch. Vom Pfauenschrei geweckt, flüstern wir in das Dämmern.

Marrakesch

Der Pfau schaut uns an. Augen sind seine Federn.

Marrakesch

Der Schlitz ihres Kleids. Pfauenschreie um unser Lager bei Marrakesch.

Marrakesch

104 Palastruine. Ein Storch öffnet den Schnabel zum Himmel.

Marrakesch, Palais Badin

Brunnenkühle im Riad. Der Wände Schnitzarbeiten, ihr Hall.

Marrakesch, Palais Bahia

Schmiedgasse Marrakesch. Ein alter Mann späht in die Werkstatt.

Marrakesch, Suq

Pomeranzen. Die Frau auf dem Moped zieht ihr Tuch enger.

Marrakesch, Mäuerchen Nähe Djemaa el Fna

105 Trommeln in Marrakesch. Über mir tanzt ein Mückenschwarm.

Marrakesch, Nähe Djemaa el Fna

Eine Pfauenfeder schenk ich der Liebsten. Sonnenaufgang.

Marrakesch

Aus dem Eisenholzbaum – eine Ziege starrt in die Kamera.

Halt auf der Busfahrt Marrakesch – Essaouira

Café am Hafen. Ein leeres Boot, mitten im Gleißen.

Essaouira, Hafenrestaurant

106 Fußball am Strand. Einer kickt Richtung Meer.

Essaouira, Mäuerchen am Strand

Hinterm Ansturm des Meers auf Marokko: weißer Sand.

Busfahrt Essaouira – Safi

Ein Eselkarren voll Gras. Das Leuchten des Himmels.

Busfahrt Safi – Casablanca

Bröckelnde Mauer. Die Männer im Schatten schweigen.

Busfahrt Safi – Casablanca

107 Offene Moschee. Zwei Tauben wirbeln ins Blau.

Casablanca, Moschee Hassan II.

Casablanca. Am Strand eine Muschel, zwischen Plastikdeckeln.

Casablanca, Strand

Sinkende Sonne. Auf der Straße nach Casablanca ein Eselskarren.

Busfahrt bei Casablanca

Marokkanischer Nussverkäufer – in seiner Jacke der Wind des Atlantiks.

Asilah, auf einem Stein am Hafen rastend

108 Bahnhof Tanger. Durch den Wind vom Meer kommt die Liebste.

Tanger

Stechginsterblüte. Schafe weiden den Wind vom Meer ab.

Busfahrt Tanger – Cueta

Jbel Musa. Windmühlen nehmen den Himmel in Dienst.

Busfahrt Tanger – Cueta, am Jbel Musa

Fels von Gibraltar. Hinterm Stahl des Fährendecks muss der Himmel sein.

Fähre Ceuta – Algecirus

109 Pinienzapfen. Auf Nadeln gleitet Morgenlicht.

Marbella

Einen weißen Stein warf das Meer an den Strand – den heb ich auf.

Strand bei Marbella

Weiße Schleier – Berge müssen da unten sein, Flüsse ...

Flug Malaga – Frankfurt am Main

Magnolienblüten – aufgehoben die Schwere des Lichts.

110 Schwarzer Käfer – durch ein Vogellied fliegt er ins Licht.

Gesichter. Neue Blumen zwischen vorjährigem Laub.

Im Zug tanzt Weidenflaum, zwischen Mündern von Mädchen.

Fallende Blüten, liegen geblieben im Maul eines Betonmischers.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

111 Münsterhall – die Stille hat sich zurückgezogen in den Stein.

Freiburg im Breisgau, im Münster

Nobelviertel. Die Tiefgarage öffnet sich für ein Fahrrad.

Freiburg im Breisgau, Wiehre

Morgensonne im Fenster des Münsters. Handwerkerlärm.

Freiburg im Breisgau, im Münster

Farn entrollt sich. Die Lieder der Vogelzungen.

Wanderung Schlossberg Freiburg – St. Ottilien

112 Lichtkringel an einer Münsterwand. Die Augen des Kindes.

Basel, im Münster

Durchs Kornfeld – der Schatten des Zugs jagt einen Schmetterling.

Zugfahrt Freiburg im Breisgau – Tübingen

Morgenlicht. Die Scheiben der Villa, schmutzig von Blütenstaub.

Osternacht. Kirchenfenster, dem Licht sind sie Türen.

Johanneskirche Tübingen, nachts

113 Die Bergweide abwärts zum Hof, unsere Hosen färbt Blütenstaub.

Wanderung Wallfahrtskapelle Rechberg – Hummelshalde

Amselstrophen. Zwischen leeren Pusteblumen ein Ball.

Morgennebel. Nach und nach erscheinen Kirschblüten.

Fliederduft! Das Postauto kommt genau aus der Sonne.

114 Leichter Wind – der Tropfen am jungen Buchenblatt blinkt.

Pusteblume – nimm mich mit!

Strom aus Gesichtern. Blüten fallen.

Kastanienkerzen. Ein Stocherkahn legt am Biergarten an.

115 Waldvogellieder. Die Stille der Maiglöckchen atmen.

Bei der Weitenburg überm Neckartal

Atemzüge – Wellen im Raps.

Alte Augen. Lautlos das Zittern der Pusteblume.

Auf dem Briefkasten ein Name, unlesbar. Und Morgensonne.

116 Vorjähriges Laub, bewegt von den Flügeln einer Waldhummel.

Kloster Hegne. Über dem See Gebete der Blüten.

Hegne am Bodensee

Morgenlicht. Die Wellen des Sees branden ins Amsellied.

Nonnenhorn, Bank am Hafen

Morgenlicht. Die Steine am Strand erwachen.

Nonnenhorn, Bank am Hafen

117 Morgenlicht. Vom See der tiefe Ton eines Boots.

Nonnenhorn, Bank am Hafen

Morgenlicht. Am Hafen das Schweigen der Pfähle.

Nonnenhorn, Bank am Hafen

Wind vom See – die Tür zur Jakobskapelle weit offen.

Wanderung Nonnenhorn – , Jakobuskapelle Wasserburg-Reutenen

Schweigen im Anblick des Sees. Die Amsel singt ...

Wanderung Nonnenhorn – Lindau

118 Morgenglocken ... Am See die Steine verwandeln in Stille sie.

Nonnenhorn, Bank am Hafen

Auf der Gitarre altenglische Lieder – der See fällt ein.

Langenargen, Eiscafé

Pusteblumen. Mit dem Abendlicht macht sich die Schnecke auf.

Fußweg Leibertingen – Burg Wildenstein

Donnergrollen – zwei Wanderer, schnell zwischen Blumenmatten.

Rundwanderung Burg Wildenstein – Hohler Fels

119 Buchendom – Säulen enden im Licht.

Wald bei Burg Wildenstein

Maimorgen. Zwischen Pflastersteinen aufgeschossenes Licht.

Burg Wildenstein

Maimorgen. Eine Mücke steigt aus der Donau ins Unermessliche.

Wanderung Burg Wildenstein – Beuron, Donaubrücke

Donaufluten. Ein Fischmaul stupst den Himmel an.

Wanderung Burg Wildenstein – Beuron, Donaubrücke

120 Klosterkirche – die Wände werfen alle Gebete zurück.

Beuron, Klosterkirche

Die Raupe trudelt am Faden, durch Vogelpfeifen ...

Holunderblüten – die weiße Bewegung des Windes.

Durchgangsverkehr – der trockene Dorfbrunnen voll Hall.

121 Pflegeheimfenster. Die Falten der roten Rose.

Waldstille. Ein Pilz hebt altes Laub in mein Suchen.

Nach der Haiku-Tagung: Die Hotelschlüssel kehren ins Fach zurück.

Oldenburg, Hotel, nach Haiku-Veranstaltung

Heftiger Maiwind. Wo die Kinder saßen, ein toter Mistkäfer.

122 In den Fluss fallen Blüten. Meine Reise beginnt.

Rispengras. Ein Kind schließt die Augen, wiegt sich im selben Wind.

Holzweg – tiefer hinein ins Singen der Bäume.

Abstellplatz. Aus einer Fuge entsprungen – die Königskerze.

123 Vor dem Dojo Geplauder – die Schwelle liegt still.

Vor dem Tor eine Glockenblume: „Ausfahrt freihalten!“

Sommerregen – ein Reh springt, verschwindet im Rauschen.

Sommerregen. Zwischen Tropfen der Taumelflug einer Biene.

124 Sommerwindböen. Ein schwarzer Käfer fliegt in den Donner.

„Rentenauskunft“. Vor dem stillen Haus blühen Goldnesseln.

Pfingstferien! Die Bierbank ins Bachbett gestellt.

Abend im Wald. Ich wandere stumm, unterm Jubel der Vögel.

125 Versiegter Brunnen. Auf den Quadern des Mäuerchens Licht.

Lagerfeuer. Aus dem Knistern steigen Funken – Sterne!

bei Immenhausen, während dem Mantra-Singen

Waldfriedhof. Ein Schmetterling wirbelt im Klang des Totenglöckchens.

am Waldfriedhof Herrenberg

Gebeugte Halme. Vor der Gewitterfront jagen zwei Fahrräder.

126 Nach dem Sturm – Mirabellen lese ich auf.

Landregen. Durch alle Fenster dringt Stille.

Nieselregen. Auf der Werbung einer Bank steigen Luftballons.

Über der Mühlen-Tür die Jahreszahl – ohne Jahrhundert.

bei Rottenburg, Bronnmühle

127 Im Museumsdorf alte Dielen – überflutet vom Licht.

Schwäbisch-Hall-Wackershofen, Freilandmuseum

Auf dem Tisch ein Krug, zwei Becher, überbordendes Licht.

Schwäbisch-Hall-Wackershofen, Freilandmuseum

Gräser im Wind ... Die Fragen des Lebens verwehen.

bei Burg Wildenstein

Aus der Freiheit – ein Schmetterling taumelt in mein Reich.

128 Hainbuche – in ein Schild mit der Sonne sind Nägel getrieben.

Gepackter Rucksack. Hinterm Rauschen des Regens weiß ich Berge.

Mein Leben lang war eine Alpenüberquerung auf Schusters Rappen mein Traum. Inzwischen gibt es Schuster zwar kaum mehr, mein Traum aber wird wahr!

„Dort ist das Ziel!“ Einer zeigt vom Gebirgspfad hoch in den Dunst.

Aufstieg Spielmannsau – Kemptner Hütte

Memminger Hütte, schweißnass – die Wirtin hängt Wäsche auf.

Memminger Hütte

129 Grüner Gebirgssee. Eine Mücke landet auf gespiegeltem Fels.

See bei der Memminger Hütte

Alpengipfel ringsum. Die Katze springt von der Kinderwippe.

Memminger Hütte

Im Steilhang der Steinbock späht zu uns her. Abenddämmerung.

Memminger Hütte, Gastraum

Hüttenfrühstück. Die erleuchteten Gipfel verschwinden wieder.

Memminger Hütte, Gastraum

130 Grüner Bergsee. Im Steilhang die Kette der Wanderer.

Aufstieg Memminger Hütte – Seescharte

Wanderschritte. Die Arbeit des Gebirgsbachs am Stein.

Abstieg Seescharte – Zams (Inntal)

Geröllhang. Die kräftigen Farben der Blumen.

Abstieg Seescharte – Zams (Inntal)

Gattertor. Zwischen Brettern blicken sanft Kuhaugen.

Gang Venetbergstation – Wenns im Pitztal

131 Bergvögel. Wir steigen zu den Wolken hinab.

Gang Venetbergstation – Wenns im Pitztal

Den Felshang hinab zieht Grün, strömt in die Mäuler der Kühe.

Aufstieg Gletscherstüble – Braunschweiger Hütte

Hüttenfrühstück. Meine Andacht beim Schneiden des Brots.

Braunschweiger Hütte, Wirtsstube

Gebirgspfad – Windung um Windung hinab, in die Nichtigkeit.

Abstieg Rettenbach Joch – Schistation Sölden

132 Am Seil – unter mir rutscht der Gletscher weg!

Abstieg Rettenbach Joch – Schistation Sölden

Weiße Tupfen am Hang – ein Schäferhund treibt sie ins Tal.

Panoramaweg Abstieg Tiefenbachferner – Vent

Traumverloren – ein Wind bläst über die Kante des Gebirgspfads.

Aufstieg Vent – Martin-Busch-Hütte

Der Gipfel des Similaun: Eine Wolke.

Aufstieg Vent – Martin-Busch-Hütte

133 Gebirgspfad. Der Gletscher geht über in eine Wolke.

Aufstieg Vent – Martin-Busch-Hütte

Kaffeeduft. Am Haken der Berghütte mein Wanderhut.

Martin-Busch-Hütte, Flur

Knarrende Stiege. Zum Hütten-Frühstück kommt auch die Fliege.

Martin-Busch-Hütte, Flur

Alpenmorgen. Schwarz die Kette der Wanderer vor der erleuchteten Wand.

Aufstieg Martin-Busch-Hütte – Similaun-Hütte

134 An der Hütte vorbei: Der Gletscher strömt über die Grenze.

Bank an der Similaun-Hütte

Gebirgsbach. Das geöffnete Auge der Silberdistel.

Abstieg Similaun-Hütte – Schnalstal

Kuhglocken – der Klang des Gebirgsbachs wird süßer.

Abstieg Similaun-Hütte – Schnalstal

Ankommen, ins Läuten der Schafglocken. Die Liebste strahlt.

Abstieg Similaun-Hütte – Schnalstal, am Eisen-Hof

135 Geblähte Segel – durchs Glitzern der Sonne geht unsere Fahrt.

Lindau, Uferpromenade

Die ganze Welt – aus einer Regenpfütze starrt sie mich an.

Die Alte: Das wars schon! Fallobst lesen, in einen Korb.

Elfenfäden. Eine alte Frau und der Wind fegen Blätter.

136 Das Zirkuszelt wird eingepackt, es bleiben Herbstfarben.

Vor dem Spiegel der Nacht – die Frau im Zug schaut in ihr Buch.

Zugfahrt Tübingen – Horb am Neckar

Ein Aufenthalt auf Korfu. Von unserer Ferien­ wohnung sind es ein paar Schritte zum Strand von Acharavi.

Kommunion. Wie stolz die kleine Griechin die Kerze hält!

Acharavi, Kirche

137 Lauschen am Strand. Was das Meer mir erzählt, weiß ich schon.

Strand Roda – Acharavi

Brandung! Im Sand hinter dem Paar nur noch die Spur der Frau.

Strand Roda – Acharavi

Korfu. Von einer Stromleitung zerschnitten der Mond.

Acharavi, Bushaltestelle

Olivenhain. Durch schwarze Netze schlüpft Licht.

Busrundfahrt Nordhälfte der Insel; die Netze lagen auf dem Boden

138 Achilleion. Die Blicke der Musen über das Meer.

Achilleion, Terrasse

Surren des Bootsmotors. Das Meer – eine Wiege.

Paleokastritsa, Bootsfahrt

Grotte der Nausikaa. Von meinen Fingern schmeck ich das Meer.

Paleokastritsa, Bootsfahrt

Ionisches Meer. Unter Felsen das blaue Auge der Sonne.

Paleokastritsa, Bootsfahrt

139 Alter Olivenhain. Ein Junge wirft Steine nach den Hunden.

Saison-Ende. Der Wirt am Strand schraubt seine Karte ab.

Acharavi, am Strand

Zwischen zwei Wogen – der Flug einer Möwe.

Acharavi, im Meer badend

Begegnung im Meer – ein Mensch und ein Schmetterling.

Acharavi, im Meer badend

140 Surfkurs. Alle lernen – nur nicht das Meer.

Acharavi, am Strand

Sonnenfrühstück – die Milch im tiefen Teller der Liebsten.

Acharavi, Unterkunft, Balkon

Sonnenuntergang. Der Klang des Meeres wird dunkler.

Acharavi, am Strand

Abend am Meer. Ich niese in die sich ändernden Farben.

Acharavi, am Strand, abends

141 Bucht von Kerkyra. Ein Hund bewacht das Meer.

Kerkyra, Turm an der Garitse-Bucht

Zerfallener Hera-Tempel. Den Jogger begleitet ein schwarzer Hund.

Kerkyra, Park Mon Repos

Poseidon-Tempel, zerfallen – das Rauschen des Meeres.

Kerkyra, Park Mon Repos

Donner! Die Palmen im Garten werden fremd.

Acharavi, Unterkunft, Balkon

142 Verwilderter Olivenhain. Im Müll eine Strandliege.

bei Acharavi, Wanderung in den Hügeln

Olivenhain. Durch schwarze Netze sind Blumen geschlüpft.

bei Acharavi, Wanderung in den Hügeln

Noch einmal berühr ich das Meer – in blaue Weite tuckert ein Boot.

Acharavi, am Strand

Dieser alte Besen fegt das leuchtende Laub.

143 Herbstabend. In mein leeres Herz schaut der Wald.

Im Nebel verirrt. Blätter fallen und fallen.

bei Bad Urach, Albabstieg

Wohin? Das Ahornblatt auf dem Weg zeigt überallhin.

Blätterfall. In der vom Blitz gekappten Linde hockt eine Krähe.

Busfahrt Reutlingen – Gönningen

144 Die weiße Rose – geöffnet in diesen frühen Frost.

Gönningen

Um eine Schneebeere gerundet die Welt. Sirenen.

Schneebeeren. Der Glaser lehnt ein neues Fenster ans Haus.

Morgenrot. Ein Zug rast zwischen Lärmschutzwänden.

Zugfahrt Tübingen – Bochum

145 Zwischen leeren Äckern wartet ein Zug. Wolken.

Zugfahrt Tübingen – Bochum

Weihnachtstrubel. Überm erleuchteten Markt fahle Sterne.

Bochum

Börsenkrach. Das Gold des Birkenlaubs hebt keiner auf.

Herbstabend. Durch Drahtmaschen fällt Licht.

146 Aus dem Nebel tritt lautlos ein Mann, mit Mistelzweigen.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Morgendunst. Auf fahler Weide das Pferd beginnt zu traben.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Schafe im Winterpelz. Auf Schwarzwaldschindeln das Licht.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Kinderspielplatz. Das Ende der Rutsche – ein Laubhaufen.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

147 Kohlewaggons – bunt bemalt zwischen fallendem Laub.

Zugfahrt Tübingen – Freiburg im Breisgau

Laub liegt auf dem Besen, den die Kinder vergaßen.

Kaffeehauswärme. Der Klang eines Löffels im leeren Glas.

Salzburg, im Café Fürst (hier wurde angeblich die Mozartkugel erfunden)

Adventsingen – hinter uns der Dom, hell erleuchtet.

Salzburg, am Dom

148 Kerzen flackern im Dom. Die Wahrheit des Winterwinds und der Tür.

Salzburg, Dom

Die groben Dielen von Mozarts Geburtshaus. Geigenflirren.

Salzburg, Getreidegasse, Mozarts Geburtshaus

Den Zug verpasst. Wir tanzen Walzer im Schnee.

Zugfahrt Ulm-Blaustein – Blaubeuren, im nächsten Zug

Fallender Schnee. Über Industrieschluchten kräht ein Hahn.

bei Blaubeuren, Waldweg Geißenklösterle – Bahnhof

149 Museum für Völkerkunde. Zwei Indigene fotografieren sich.

Stuttgart, Lindenmuseum

Flughafen Wien. Ich wippe im Dreivierteltakt.

Wien, Flughafen

Belvedere: Der Maler viele Versuche um nichts.

Wien, Belvedere

Wiener Walzer. Die Schritte der Bedienung sind außer Takt.

Wien, Hotel Metternich, Frühstücksraum

150 Schloss Schönbrunn – lachend an der Toilette des Kaisers vorbei.

Wien, Schloss Schönbrunn

Schloss Schönbrunn. Ich bin ein schwarzes Holz im Strom der Besucher.

Wien, Schloss Schönbrunn

Café Hofburg. Das Klavier überschwemmt von Konservenmusik.

Wien, Café Hofburg

Zentralfriedhof Wien. Der Wind, dieser Winterwind.

Wien, Zentralfriedhof

151 Mondstein – in diese Blässe geb ich mein Herz.

Wien, Naturhistorisches Museum

Im Schaukasten ein Meteorit – meine Finger tasten Glas.

Wien, Naturhistorisches Museum

Morgendämmerung des Menschen – jemand weint zwischen Schaukästen.

Wien, Naturhistorisches Museum

Laternenlicht, gerundet am Zweig, in kalten Tropfen.

152 Januarwind. Laub wirbelt auf, hinterlässt eine Parklücke.

Klinik-Winter. Das leichte Beben im Lid von Mutter.

Sindelfingen, Krankenhauszimmer

Die alte Dichterin mampft Kuchen, schaut hinaus in den Schnee.

Winterwind. Von der Dichterstatue abblätterndes Weiß.

153 Antiquitäten-Geschäft – stehen geblieben bestaune ich Eisblumen.

Über allen Gräbern liegt Schnee. Vogelgezwitscher.

Dettenhausen

Sinkende Sonne. Im Schnee leuchten noch einmal die Spuren auf.

Vereister Wasserfall. Wir lauschen dem Klang fallenden Schnees.

am Uracher Wasserfall

154 Vereister Wasserfall. der Schrei eines Vogels.

am Uracher Wasserfall

Wasserplätschern. Im Dunst der Therme schweben Schneeflocken.

Bad Urach, Therme, Außenbecken

„Theoretisch Medizinische Institute“ – im Fenster das Bild eines Schneemanns.

Vor der Schoko-Werkstatt – wir warten im duftenden Schnee.

Waldenbuch, am Ritter-Museum

155 Der Wintersonne Gewicht – im Zug die Lider schließen.

Zugfahrt Tübingen – Sigmaringen

Wellen von Schatten und Licht durch den Zug, vorwärts stürzende Augen.

Zugfahrt Tübingen – Sigmaringen

Himmelsgrau. Schatten-Trichter um Strünke im Schnee.

bei Meßkirch, Feldweg

Um die Heidegger-Bank liegt Schnee. Vögel pfeifen.

bei Meßkirch, Feldweg, an der Heidegger-Bank

156 Möwen schreien. „Das gehört zur Stille“, sagt die Liebste.

Meersburg, Aussichtspunkt

Winters in kahlen Hängen ein Winzer, allein.

Wanderung Meersburg – Hagnau, Höhenweg

Schattenrisse der Berge. Eine Ente schreit zwischen Schneeufern.

Wanderung Hagnau – Meersburg, Seeweg

Wellenrauschen. Durch leere Weinhänge tuckert ein Traktor.

Wanderung Hagnau – Meersburg, Seeweg

157 Staumeldungen. Ein Blick aus dem Burgcafé übern See.

Meersburg, Burgcafé

Lebensbilanz – ein Blick übern See in das Dämmern.

Meersburg, Therme, Außenbecken

Hölderlins Grab. In gefrorener Erde ein Draht-Schmetterling.

Tübingen, Stadtfriedhof, am Hölderlingrab

158 Zu Buch und Autor

Das Buch enthält 601 Haiku, ausgewählt aus fast fünftausend Haiku-Notizen, die in vier Jahresläufen den Weg aus der weiten Welt in die Dateien fanden, geboten in der Reihen­ folge ihrer Entstehung. Die Texte schließen an das Buch „Gejagt von Wolkenschatten“ an. Die meisten entstanden in Tübingen und Umgebung – besonders aufgeführt sind nur andere Orte.

Zu einigen dieser anderen Orte gibt es eigene Bücher, mit Prosa und Fotos und ein paar weiteren Haiku obendrein. Welche Orte das sind, ist am besten auf www.Blaue-Felder.de zu erkunden.

Volker Friebel, der dies alles notierte, bearbei­ tete und zusammenstellte, wurde an einem Schneesonntag gegen Ende des Jahres 1956 in Holzgerlingen geboren. Im Anschluss an eine ruhmlose Schullaufbahn ging er als Elektriker in die Lehre, nach ein paar Wanderjahren studierte er Psychologie und promovierte. Tätig ist er in Tübingen als Ausbildungsleiter, Autor, Fotograf und Musiker.

159 Gedicht-Veröffentlichungen

Alle Bücher sind erschienen in der Edition Blaue Felder: www.Blaue-Felder.de.

* Brunnensteine. Gedichte und Haiku. 2. Ausgabe 2008. * Nachricht von den Wolken. Gedichte und Haiku. 2. Ausgabe 2009. * Zonen der Kampfjets. Gedichte und Haiku. 2010. * Die sieben Töne des Waldes. Gedichte, Haiku und ein Essay. 2011. * Gejagt von Wolkenschatten. Haiku. 2013. * Oberleitungsschaden. Gedichte. 2013. * Spatzengeplauder. Haiku. 2018. * Die Lieder der Gräser. Gedichte. 2018.

Im Netz www.Volker-Friebel.de.

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