28514 Deutscher – 19. Wahlperiode – 224. Sitzung. , Donnerstag, den 22. April 2021

Dirk Wiese (A) sitzender Sie hier vorschickt, um das zu kritisieren, weil – Bericht des Haushaltsausschusses (C) das System Lindner dadurch etwas infrage gestellt wird. (8. Ausschuss) gemäß § 96 der Ge- Aber ich muss schon sagen: Das war relativ dürftig, wie schäftsordnung Sie versucht haben, sich so ein bisschen aus der Debatte Drucksache 19/28869 herauszuziehen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Marco b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Buschmann [FDP]: Wir sehen uns in der Anhö- Berichts des Finanzausschusses (7. Aus- rung wieder!) schuss) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. , , , Ich kann Sie nur einladen: Überlegen Sie sich das noch weiterer Abgeordneter und der Fraktion mal. Die Abgeordnetendiät ist ausreichend. Da wird auch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ihr Fraktionsvorsitzender noch eine warme Mahlzeit am Tag kriegen. Von daher: Denken Sie über den Punkt noch Mitarbeiterbeteiligung erleichtern – In mal nach. Start-ups und etablierten Unternehmen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Drucksachen 19/15118, 19/26294 Buch- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des stabe b Abg. [DIE LINKE]) Außerdem liegt zu diesem Gesetzentwurf der Bundes- Ich glaube, wir haben einen Dreiklang von Maßnah- regierung ein Entschließungsantrag der FDP-Fraktion men. Wir haben auf der einen Seite das Lobbyregister vor. verabschiedet, was ein richtiger Schritt in die richtige Für die Aussprache ist eine Dauer von 30 Minuten Richtung gewesen ist. Wir haben jetzt die Transparenz- beschlossen. – Bitte nehmen Sie Platz. verschärfungen gemeinsam heute hier auf den Weg gebracht. Ich glaube, ein weiterer Punkt, der noch dazu- Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat das kommt, ist, dass wir uns gemeinsam, jedenfalls diejeni- Wort die Kollegin Dr. . gen, die ein Interesse daran haben, das Parteiengesetz (Beifall bei der SPD) noch mal anschauen. Dabei wird es gerade um die Frage der jährlichen Höchstgrenze für Einzelspender gehen, aber auch um die Frage, ab wann Spenden veröffentlicht Dr. Wiebke Esdar (SPD): werden sollten, sicherlich nicht erst ab 9 999 Euro; das Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine Damen und sollte nicht geheim bleiben. Ich wünsche mir da mehr Herren! Als Regierungskoalition wollen wir das moderne Transparenz. Darum können wir als SPD uns vorstellen, Start-up-Märchen, wie es kürzlich das „t3n“-Magazin (B) auch hier weiter voranzugehen. bezeichnete, durch eine bessere steuerliche Förderung (D) Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. von Mitarbeiterkapitalbeteiligungen wahr werden lassen. Zum einen wollen wir damit Start-ups und junge KMUs (Beifall bei der SPD) für den internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe und um hochqualifiziertes Fachpersonal stärken. Wir Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: wollen aber vor allem auch den Beschäftigten die Mög- Vielen Dank, Herr Kollege. – Ich schließe die Aus- lichkeit geben, am wirtschaftlichen Erfolg des Unterneh- sprache. mens teilzuhaben. Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwur- (Beifall bei der SPD) fes auf Drucksache 19/28784 an den Ausschuss für Wahl- Wir sind überzeugt, dass wir mit dem jetzt vorliegen- prüfung, Immunität und Geschäftsordnung vorgeschla- den Fondsstandortgesetz wichtige Schritte zur Errei- gen. Gibt es weitere Überweisungsvorschläge? – Das ist chung dieser Ziele gehen. Wir haben zwei Wochen sehr nicht der Fall. Dann verfahren wir so. konstruktive Diskussionen im parlamentarischen Verfah- Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf: ren und eine sehr gute Anhörung hinter uns. Wir haben da a) – Zweite und dritte Beratung des von der Wege aufgezeigt bekommen, wie wir den Gesetzentwurf Bundesregierung eingebrachten Entwurfs noch praxisrelevanter machen können. Darum freue ich eines Gesetzes zur Stärkung des mich, dass wir für die Praxis an fünf entscheidenden Fondsstandorts Deutschland und zur Stellen nachschärfen konnten. Umsetzung der Richtlinie (EU) Erstens wollen wir die Höchstgrenze von 360 Euro für 2019/1160 zur Änderung der Richtli- die steuerfreie Mitarbeiterkapitalbeteiligung nicht nur nien 2009/65/EG und 2011/61/EU im verdoppeln, sondern noch einmal verdoppeln. Das heißt, Hinblick auf den grenzüberschreiten- wir vervierfachen auf 1 440 Euro. den Vertrieb von Organismen für ge- meinsame Anlagen (Fondsstandortge- Zweitens. Durch die rechtssichere Ausgestaltung des setz – FoStoG) § 19a (neu) des Einkommensteuergesetzes stellen wir jetzt sicher, dass Vermögensbeteiligungen, die mittelbar Drucksache 19/27631 über Personengesellschaften gehalten werden, auch Beschlussempfehlung und Bericht des rechtssicher vom Gesetz erfasst werden. Finanzausschusses (7. Ausschuss) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Drucksache 19/28868 der CDU/CSU) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. April 2021 28515

Dr. Wiebke Esdar (A) Drittens lösen wir das Problem der in der Praxis Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: (C) befürchteten Unsicherheiten bei der Bewertung der Ver- Vielen Dank, Frau Kollegin. – Ich erteile das Wort dem mögensbeteiligung zum Zeitpunkt der Überlassung. Wir Abgeordneten von der AfD-Fraktion. werden eine gebührenfreie Anrufungsauskunft beim Betriebsstättenfinanzamt vorsehen. Das bedeutet, dass Beschäftigte und Arbeitgebende Rechtssicherheit erhal- Albrecht Glaser (AfD): ten, wie hoch der Wertansatz zum Zeitpunkt der Über- Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her- tragung ist. ren! Wir beraten heute erneut das Fondsstandortgesetz und neue Rechtsregeln für Mitarbeiterbeteiligungen. Viertens. Nach dem ursprünglichen Gesetzentwurf Der Entwurf versucht zum einen, die Wettbewerbsnach- sollten eigentlich nur KMUs gefördert werden, deren teile, die sich für den Fondsstandort Deutschland auf- Gründung mehr als zehn Jahre zurückliegt. Wir haben grund der jahrelangen gesetzgeberischen Untätigkeit da noch mal verlängert, auf die Stimmen gehört, die ge- herausgebildet haben, zu beseitigen – eine Materie vor- sagt haben: „Die Wachstumsphase muss länger sein“, und wiegend des Kapitalanlagegesetzbuches, des Wertpapier- werden den Förderzeitraum jetzt auf zwölf Jahre verlän- handelsgesetzes und anderer Gesetze über Kapitalvermö- gern. gen. Zum anderen steht eine Verbesserung bei der (Beifall bei der SPD – Fritz Güntzler [CDU/ Mitarbeiterbeteiligung im Vordergrund – eine Materie CSU]: Auf die Union gehört!) des Einkommensteuerrechtes. Eine gewisse Verschlan- kung organisatorischer Abläufe, die Erweiterung zulässi- Schließlich, fünftens, haben wir uns die Interessen der ger Fonds und die Digitalisierung von Verwaltungsproz- Arbeitgebenden, aber vor allem der Beschäftigten, bezo- essen werden gesetzgeberisch neu geordnet. Ob es sich gen auf die Problematik des Dry Income, also des trocke- um eine substanzielle Verbesserung handelt, wird sich nen Einkommens, noch mal angesehen. Wir wurden in erst noch zeigen müssen. der Anhörung insbesondere auch hier auf die zu kurze Zehnjahresfrist für die nachgelagerte Besteuerung sowie Beim großen Thema der Mitarbeiterbeteiligung am auf die Regelung bei einem Arbeitgeberwechsel kritisch Unternehmensvermögen – ein Thema, das der AfD sehr aufmerksam gemacht. am Herzen liegt –, hätte man mehr erwarten können, mehr erwarten müssen. Es geht um die steuerlich begüns- (Bettina Stark-Watzinger [FDP]: Ja, da ist aber tigte Überlassung von Unternehmensanteilen durch den nicht viel passiert!) Arbeitgeber an Mitarbeiter. Solche Unternehmensbeteili- In der Koalition sind wir uns zum Glück darüber einig, gungen sollen außerhalb der Regelvergütung den Arbeit- nehmern unentgeltlich überlassen werden. Der bisher (B) dass wir die Frist für die nachgeholte Besteuerung auch (D) von zehn auf zwölf Jahre verlängern und dass wir die steuerfreie Übertragungsvorgang ist bis zu einem Betrag Problematik beim Arbeitgeberwechsel so abmildern kön- in Höhe von 360 Euro pro Jahr möglich. Diese Grenze nen, dass der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin die Lohn- sollte im Gesetzentwurf auf 720 Euro verdoppelt werden; steuerzahlung auf den nachzuversteuernden Wert der dass dies weiter unter dem Niveau vergleichbarer Staaten Mitarbeiterkapitalbeteiligung übernehmen kann. Das liegt, hatten wir in der ersten Lesung bereits kritisiert. bedeutet: Wenn Beschäftigte das Unternehmen verlassen, Dem ist nun abgeholfen worden durch eine Betragser- fällt beim Ausscheiden für ihn oder für sie keine weitere höhung auf 1 440 Euro – immer noch weit unterhalb Steuerzahlung an. der Betragsgrenzen in Österreich, 4 500 Euro, UK, 4 000 Euro, Ungarn, 3 200 Euro, oder Spanien, (Beifall bei der SPD) 12 000 Euro. Meine Damen und Herren, mit diesen fünf Verbesse- Das Problem dabei ist, dass diese Form der Mitarbei- rungen haben wir ein sehr starkes Gesetzespaket zur terbeteiligung allen Arbeitnehmern gleichmäßig angebo- Erhöhung der Attraktivität von Mitarbeiterkapitalbeteili- ten werden muss. Im Falle von jungen Unternehmen, bei gungen und damit für den Start-up-Standort Deutschland denen sich die Frage der Mitarbeiterbeteiligung mit grö- geschnürt. ßerer Bedeutung stellt, um eine spezielle Unternehmens- (Bettina Stark-Watzinger [FDP]: Tja, das sehen bindung zu erreichen, taucht ein einkommensteuerliches die Start-ups aber anders!) Problem auf, sofern die Steuer bei höheren Anteilswerten nicht ohne Weiteres sofort aufgebracht werden kann. Hier In diesem Sinne steht der Verwirklichung des eingangs wird im neuen § 19a Einkommensteuergesetz eine Lö- erwähnten modernen Start-up-Märchens nichts mehr im sung versucht, die derzeit noch nicht praxistauglich ist. Wege. Das geben auch die Gesetzesentwerfer zu; es soll nicht weiter kritisiert werden, aber es besteht Nachbesserungs- Abschließend möchte ich mich bei den Sachverständi- bedarf. gen für den guten und den praxisnahen Austausch, aber auch beim Koalitionspartner für die konstruktiven Ge- Zudem stellt sich die Frage, wieso Erleichterung bei spräche bedanken und kann alle nur bitten: Stimmen Unternehmensbeteiligung von Mitarbeitern nicht auch Sie dem Gesetzentwurf zu. für etablierte Unternehmen in gleicher Weise möglich Herzlichen Dank. gemacht werden soll. Warum an dieser Stelle der Kult um die Unternehmensgründung? Wir wollen beim The- (Beifall bei der SPD sowie des Abg. ma Unternehmensbeteiligung die Förderung von Unter- Dr. Thomas de Maizière [CDU/CSU]) nehmen jeden Alters, jeder Größe und jeder Branche, um 28516 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. April 2021

Albrecht Glaser (A) die Verzahnung von Mitarbeitern mit ihren Unternehmen Von daher schaffen wir, so glaube ich, vieles für den (C) und die Einkunftsstreuung bei dieser breiten Masse der Fondsstandort Deutschland, und das ist gut für den Wirt- Bevölkerung zu erhöhen. schaftsstandort Deutschland. Zum gesetzgeberischen Handwerk bleibt festzuhalten: (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) im Ausschuss 15 Änderungsanträge der Koalition zum Der zweite Punkt ist die Mitarbeiterbeteiligung, die eigenen Gesetzentwurf und dabei Steueränderungen auf einen besonderen Rahmen eingenommen hat in der De- völlig anderen Themengebieten. Was hat beispielsweise batte, auch in der Anhörung. Das ist ein wichtiges Thema; die Änderung des Zerlegungsmaßstabs beim Gewerbe- denn es geht um die Förderung innovativer Beteiligungs- steuermessbetrag zugunsten der erneuerbaren Energien formen. Wir alle wollen eine stärkere Beteiligung von mit dem Fondsstandort Deutschland zu tun? Woher Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern am Produktivka- kommt plötzlich die Großzügigkeit bei den Ausnahmere- pital; und diese wollen wir steuerlich flankieren. gelungen zur gewerbesteuerlichen Freistellung von Gewinnen derjenigen Immobilienunternehmen, die auch Dabei stehen im Mittelpunkt die sogenannten Start-up- Erträge aus Stromerzeugung erzielen? Unternehmen, die sich auszeichnen durch große Risiko- bereitschaft, viel Engagement, Tätigkeiten in zukünftigen Der Gesetzentwurf der Koalition hätte handwerklich Geschäftsfeldern, die positive Impulse für die Gesamt- und inhaltlich besser sein können. Deshalb werden wir wirtschaft setzen und ein Motor für Innovationen sind. uns enthalten. Das Gesetzemachen war und ist nicht die Von daher wollen wir unser Augenmerk auf deren Förde- Stärke dieser Koalition; das beobachten wir jetzt schon rung legen; das war der Anspruch dieses Gesetzes. Der fast vier Jahre. Gesetzentwurf war schon gut, und wir haben ihn jetzt Herzlichen Dank. noch ein Stück besser gemacht, meine Damen und Her- ren. (Beifall bei der AfD) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten der SPD) Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Es geht um die Steuerfreiheit der Gewährung von Der nächste Redner für die CDU/CSU-Fraktion ist der Mitarbeiterbeteiligungen. Da ist eine Vervierfachung Kollege Fritz Güntzler. des Freibetrages von 360 Euro auf 1 440 Euro vorgese- (Beifall bei der CDU/CSU) hen. Da kann man sich mehr vorstellen; Vergleiche sind hier schon angestellt worden. Die Union hätte sich auch ein bisschen mehr vorstellen können. Wir haben jeden- Fritz Güntzler (CDU/CSU): (B) falls auf dem Weg dahin schon die richtige Richtung ein- (D) Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen geschlagen. Ich sage aber auch immer deutlich: Hier geht und Kollegen! Wir beraten heute das Fondsstandortge- es um eine Privilegierung von besonderen Einkommen- setz, das zwei wichtige Punkte regelt: Zum einen geht statbeständen, und es braucht immer eine besondere Be- es um die Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedin- gründung, dass wir es bei diesem Punkt machen. Von gungen für den Fondsstandort Deutschland und zum an- daher ist das, glaube ich, ein guter Kompromiss, den deren um die Verbesserung der steuerlichen Rahmenbe- wir hier gemeinsam mit der SPD erzielen konnten. dingungen bei der Mitarbeiterbeteiligung. Der wesentliche Punkt ist der § 19a EStG, der sehr Der Fondsstandort Deutschland hat sich in den letzten bürokratisch daherkommt. Da geht es um das sogenannte Jahren positiv entwickelt. Aber wir müssen feststellen, „dry income“, das trockene Einkommen. Das funktioniert dass wir im europäischen Vergleich noch Nachholbedarf so: Ich erhalte eine Mitarbeiterbeteiligung; ich habe da- haben. Wir haben Potenziale, die wir heben möchten. mit eine Beteiligung, einen Sachwert. Ich habe keinerlei Fonds bieten neben professionellen und semiprofessio- Liquiditätszufluss dadurch und muss unter Umständen nellen Anlegern gute Anlagemöglichkeiten gerade auch Steuern zahlen auf Geld, das ich ja noch gar nicht habe, für Privatanleger. Sie machen es möglich, dass privates sondern erst dann realisieren kann, wenn ich diese Betei- Kapital für Investitionen mobilisiert wird, ligung veräußere. Da haben wir jetzt eine Regelung (Beifall des Abg. [] gefunden, dass das gestundet wird. Das hat uns sehr be- [SPD]) schäftigt. Wir haben auch hier Verbesserungen erzielen können. Die Personengesellschaften, die die Mitarbeiter- und wir schaffen es, Wagniskapital in Deutschland wei- beteiligungen poolen, sind ausdrücklich in das Gesetz terzuentwickeln, weil wir auch da einen Nachholbedarf aufgenommen worden. Das war vorher unklar. haben. Von daher ist es gut, dass wir uns mit diesem Wir haben uns die sogenannten Realisationstatbestän- Gesetz an den Fondsstandort Deutschland heranmachen. de – also wenn von der Stundung in die Besteuerung Wir regeln, dass die Verwaltungsleistungen für ein gegangen wird – genauer angesehen. Dort waren als Frist Wagniskapital von der Umsatzsteuer befreit werden. zunächst 10 Jahre vorgesehen, bis die Besteuerung ein- Wir regeln, dass es neue Fondsklassen gibt, wie den Inf- setzt. Wir müssen irgendwann besteuern; wir können das rastrukturfonds oder den Entwicklungsförderungsfonds. nicht ewig stunden. Wir hätten uns als Union auch eine So machen wir es möglich, dass der private Sektor wich- Verlängerung auf 15 Jahre vorstellen können. Zwischen tige öffentliche Aufgaben mitfördern kann. Wir schaffen 15 Jahren und 10 Jahren haben wir uns dann mit der SPD mit dem Gesetz Entbürokratisierung für die Fondsver- in der Mitte bei 12 Jahren getroffen. Auch das geht mei- walter. Die Digitalisierung hält Einzug in die Aufsicht. nes Erachtens in die richtige Richtung. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. April 2021 28517

Fritz Güntzler (A) Dass der Realisationstatbestand der Veräußerung im- der Zugewinn realisiert wird und alle daran beteiligt wer- (C) mer zur Besteuerung führen muss, ist klar. Wir haben den, dann ist das nicht gefährlich, sondern dann ist das dann aber lange beim Thema Arbeitgeberwechsel gerun- sozial, meine Damen und Herren. gen. Das Gesetz sieht vor, dass es zur Besteuerung der Mitarbeiterbeteiligung führt, wenn der Mitarbeiter den (Beifall bei der FDP) Arbeitgeber wechselt. Das ist ein Problem, weil der Mit- Da wir mittlerweile eine selbstbewusste Gründerszene arbeiter natürlich dann in einer schlechteren Situation in unserem Land haben, ist dieses Thema auch bei der gegenüber seinem Arbeitgeber ist. Der kann jederzeit Bundesregierung angekommen; aber den großen Ankün- sagen: Wenn du jetzt gehen willst, dann tu dies, aber digungen folgte leider ein kleines Gesetz. dann musst du auch die Steuern zahlen. – Dieses Geld hat er vielleicht nicht, sodass er dann gezwungenermaßen (Beifall bei Abgeordneten der FDP) die Beteiligung veräußern muss, um an das Geld zu kom- Ja, im Hinblick auf den Fondsstandort ist einiges passiert, men. aber eben nicht im Hinblick auf die Mitarbeiterkapitalbe- Wir haben versucht, dafür Lösungen zu finden. Wir teiligung. Wovor haben Sie Angst? Dass Menschen in haben die Möglichkeit geschaffen, dass per Vereinbarung unserem Land etwas leisten? Dass Menschen in unserem die Lohnsteuer durch den Arbeitgeber übernommen wer- Land Vermögen aufbauen? Wir sollten doch jeden Ein- den kann. Das führt schon in die richtige Richtung, aber zelnen nicht bremsen, sondern wir sollten ihn fördern, ich sage offen und ehrlich: So richtig glücklich sind wir meine Damen und Herren. mit dieser Lösung noch nicht. Das ist aber dem Verfahren (Beifall bei der FDP) geschuldet, da wir alles im Lohnsteuerabzugsverfahren machen und nicht im Rahmen der Einkommensteuerver- Ihr Gesetz geht an der Realität vorbei. Es wird kaum anlagung. Ich sage ehrlich: Das müssen wir evaluieren Anwendung finden. Warum? und wahrscheinlich noch mal aufgreifen, wenn es wirk- Erstens. Die wichtigste Aufgabe wäre gewesen, das lich zu einem Dealbreaker wird. Dry-Income-Problem zu lösen. Arbeitnehmer sollten Ansonsten aber machen wir ein gutes Gesetz. Wenn in erst dann Steuern zahlen, wenn die Gewinne wirklich der Öffentlichkeit gesagt wird, das sei ein Placebo, finde auf dem Konto ankommen. Die eben schon erwähnten ich, dass das nicht zutrifft. Verbesserungen werden derart eingeschränkt, dass sie den meisten Unternehmen und deren Mitarbeitern nicht Herzlichen Dank. helfen bzw. gar nicht erst zum Tragen kommen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Zweitens. Für virtuelle Beteiligung, die häufigste ordneten der SPD) (B) Beteiligungsform, haben Sie gar keine Verbesserungsvor- (D) schläge gemacht. Im Gegensatz zum Unternehmer trifft Vizepräsidentin : nämlich den Mitarbeiter bei Veräußerung am Ende der Vielen Dank, Fritz Güntzler. – Schönen guten Abend, volle Einkommensteuersatz auf den Erlös. Das ist unso- liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich werde ziemlich zial, meine Damen und Herren. streng auf die Redezeiten achten. Sie wissen, wir sind (Beifall bei der FDP) im Moment bei 4.05 Uhr, morgen früh, was die Tages- ordnung angeht. Wir fordern eine eigene Klasse von Anlageformen, wie es in anderen Ländern auch üblich ist. Damit könnten wir Nächste Rednerin: für die FDP-Fraktion Bettina Stark- viele Probleme im Steuerrecht, die Sie angesprochen ha- Watzinger. ben, lösen. Dann hätten wir Rechtssicherheit, und das (Beifall bei der FDP) Gesetz würde auch wirken. Drittens. Lassen Sie mich noch ein Wort zur Umsatz- Bettina Stark-Watzinger (FDP): steuerbefreiung von Managementleistungen bei Invest- Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und mentfonds sagen. Die Anhörung hat gezeigt, dass die Kollegen! Wir sind sehr stolz auf unsere heute starke von Ihnen getroffene Regelung beihilferechtlich höchst Wirtschaft. Aber viel mehr als das Heute sollte uns die problematisch ist. Wir haben den Vorschlag gemacht, Zukunft interessieren. Wir haben kluge, mutige Köpfe, dass man, wie in anderen Ländern üblich, diese Befreiung und wir haben Kapital. Deswegen müssen wir das för- auf alle Investmentfonds ausweitet. Dem sind Sie nicht dern; denn heute schon kommen bis zu 80 Prozent der gefolgt. Damit werden die Fonds weiter in Luxemburg, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Tech-Start-ups aus Irland und anderswo aufgelegt. dem Ausland. Für das neue BioNTech, für das neue Goo- gle müssen wir also attraktiv werden für Toptalente aus (Beifall bei Abgeordneten der FDP) dem Ausland. Ich komme zum Schluss. Stimmen Sie unserem Ent- (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten schließungsantrag zu! Wir fördern damit, dass Menschen der CDU/CSU und des Abg. Lothar Binding Vermögen aufbauen, dass nachrückende Wachstumsster- [Heidelberg] [SPD]) ne sich bei uns etablieren. Und wenn Sie es nicht tun, dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als das The- – Danke, Herr Binding. – Die Idee der Mitarbeiterbetei- ma in der nächsten Legislaturperiode noch mal anzufas- ligung ist weltweit erprobt. Unternehmerinnen, Investo- sen. Denn die Zukunft gehört denen, die etwas tun, ren, Mitarbeiter – sie alle tragen zum Unternehmenser- folg bei; sie alle gehen Risiko ein. Wenn der Erlös, wenn (Zurufe von der SPD) 28518 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. April 2021

Bettina Stark-Watzinger (A) und um etwas für die Zukunft zu tun, müssen wir mehr (Friedrich Straetmanns [DIE LINKE]: Ganz (C) tun als dieses Gesetz. genau!) (Beifall bei der FDP) und für die Beschäftigten führen sie auch noch zu gerin- geren Ansprüchen an die Renten- und Arbeitslosenver- Vizepräsidentin Claudia Roth: sicherung: Vielen Dank, Bettina Stark-Watzinger. – Nächster (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Redner: für die Fraktion Die Linke Jörg Cezanne. Unglaublich!) (Beifall bei der LINKEN) Keine gute Idee! (Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Jörg Cezanne (DIE LINKE): Birkwald [DIE LINKE]: Ganz sicher nicht!) Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der im Gesetz gewählte Ansatz einer Standort- und Wettbe- Die Steuer- und Sozialabgabenfreiheit wird auch nicht werbsförderung für die Fondsindustrie, indem man ein- an die Voraussetzung gebunden, dass diese Mitarbeiter- seitig die Möglichkeiten für die Anbieter verbessert, zum kapitalbeteiligung zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Beispiel von Wagniskapitalfonds, ist aus unserer Sicht Arbeitslohn zu gewähren ist. Das wäre in Branchen, wo falsch. es keine Tarifverträge gibt, ohnehin auch schwer zu kon- trollieren. (Beifall bei der LINKEN) Insgesamt führen die Regelungen, so die Einschätzung Der Versuch, mit Steueroasen oder Luxemburg oder eines weiteren Sachverständigen, „zu einem Sonderrecht Irland in einen Wettbewerb zu treten, indem man „steu- für einen kleinen Kreis von Begünstigten“. Das ist nicht erliche Zuckerl“ verteilt, wie das einer der Sachverständi- sozial, wie Frau Stark-Watzinger meint, das ist einfach gen bezeichnete, verstärkt bestehende Risiken an den nicht zustimmungsfähig. Finanzmärkten. Deshalb lehnen wir den Gesetzentwurf ab. Vielen Dank. (Beifall bei der LINKEN) (Beifall bei der LINKEN) Unter Risikogesichtspunkten ist beispielsweise die Anhebung der zulässigen Kreditaufnahmegrenze für Vizepräsidentin Claudia Roth: Immobilien-Spezialfonds von 50 auf 60 Prozent proble- Vielen Dank, Jörg Cezanne. – Nächste Rednerin: für matisch. Der erhöhte Einsatz von geliehenem Kapital die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Lisa Paus. (B) (D) ermöglicht zwar eine bessere Rendite auf das eingesetzte (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Eigenkapital, kann aber auch zum Zocken verleiten, und das in einem ohnehin schon überhitzten Immobilienmarkt mit enormen Preissteigerungen: Keine gute Idee! Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In Berlin (Beifall bei der LINKEN) gründet sich alle 14 Stunden ein Start-up. Sie schaffen Auch die Einführung sogenannter geschlossener Mas- damit einen längst nicht mehr wegzudenkenden Anteil an ter-Feeder-Konstruktionen – allein zu erläutern, wie das Arbeitsplätzen – in der Hauptstadt, aber eben auch funktioniert, würde meine Redezeit aufbrauchen – lehnen deutschlandweit –, und das inzwischen zu einem großen wir ab: Eine weitere Produktebene, sehr komplex, meist Teil, nämlich zu 43 Prozent, in dem zukunftsträchtigen über mehrere Staaten verteilt, verkompliziert und ver- und nachhaltigen Bereich der Green Economy. Die größ- teuert die Produkte. Die Transparenz leidet massiv, und ten Einhörner sitzen aber trotzdem nach wie vor nicht bei das Neuverpacken von bereits verpackten Verpackungen uns, sondern vor allem in den USA und in Asien. in neue Angebote erinnert an die Finanzkrise 2008. Auch Talente sind es, die Start-ups zum Fliegen bringen, und hier geht es in die falsche Richtung. eine gute Mitarbeiterbeteiligung stärkt Demokratie, kann (Beifall bei der LINKEN) aber eben auch im weltweiten Wettbewerb um diese den Ausschlag geben. Diese grundsätzlichen Einwände werden auch nicht durch die im Gesetz vorgesehene Mitarbeiterbeteiligung (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) wettgemacht. In der vorliegenden Form entspricht sie in Wir wissen alle miteinander: Deutschland landet derzeit keinem Punkt den vom Sachverständigen des Deutschen bekanntermaßen im internationalen Vergleich auf den Gewerkschaftsbundes genannten Kriterien. hinteren Plätzen. Das vorliegende Gesetz, vor allem mit Erstens ist nicht sicher geregelt, dass die Beteiligungen den in letzter Minute beschlossenen Änderungen in für alle Beschäftigten im Unternehmen zugänglich sein Sachen Mitarbeiterbeteiligung, ändert das jetzt ein wenig. werden. Ja, Sie gehen kleine Schritte in die richtige Richtung, meine Damen und Herren. Die Vervierfachung des Betrages, der dafür von Steuern und Sozialversicherungsabgaben befreit wird, Positiv ist zum Beispiel die neu geschaffene Regelung geht deutlich über das hinaus, was der DGB als vertret- zum Arbeitgeberwechsel. Sie schafft Klarheit, wann und bare Obergrenze genannt hat. Die so nicht gezahlten wie besteuert werden soll. Die Verlängerung der Frist für Sozialversicherungsbeiträge gehen zulasten der Gesamt- die nachgeholte Besteuerung auf zwölf Jahre begrüßen heit der übrigen Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, wir ebenfalls, auch wenn wir uns eine Regelung erst Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. April 2021 28519

Lisa Paus (A) beim Zeitpunkt der Veräußerung der Anteile selber hätten Erlös treffen wir die Mitarbeiter mit der Steuer. – Ehrlich (C) vorstellen können, wie Sie es auch in unserem Antrag gesagt, das wollen wir auch. Wenn jemand einen Erlös finden. hat, soll er die Steuer bezahlen; das ist doch nicht mehr Aber an einer entscheidenden Stelle hapert es nach wie als fair. Das verlangen wir von allen anderen Bürgern vor: Die Erleichterungen gelten eben nur für echte Antei- auch, und das ist gerecht, le an Unternehmen. Aber drei von vier der vergebenen (Beifall bei der SPD) Mitarbeiterbeteiligungen sind laut Umfrage unter Start- und zuvor stellen wir sie zwölf Jahre steuerfrei. Eine sehr ups inzwischen sogenannte virtuelle Beteiligungen. Ihre gute Sache und eine schöne Belohnung für die, die sich Regelung geht damit eben an der großen Mehrheit der dort beteiligen. Start-ups vorbei. Jörg Cezanne hat gesagt, der Betrag von 1 440 Euro ist (Bettina Stark-Watzinger [FDP]: Genau!) relativ hoch. Das kann man sagen. Und ohne mit Malta zu Deswegen ist dies eben kein Grund zum Jubeln für die konkurrieren, kann man sagen: Es gibt in Europa Freibe- deutsche Start-up-Szene. Das liefert das Gesetz nicht. träge von über 10 000 Euro, und dann sind 1 440 Euro Und das ist schade, meine Damen und Herren. wieder relativ wenig. – Also, das ist Relativitätstheorie, und deshalb haben wir alle drei recht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Heiterkeit Mit diesen gesetzlichen Regelungen zur Mitarbeiter- bei Abgeordneten der CDU/CSU und der beteiligung werden wir europaweit bestenfalls ins Mittel- LINKEN) feld aufsteigen. Das allein wäre allerdings für uns schon noch ein Grund gewesen, dem Gesetz zuzustimmen. Lei- Ich will zwei Bemerkungen machen. Die eine zu den der finden sich aber in diesem Gesetz auch weitere, ande- Kommunen wird den sehr freuen, und re Aspekte zum Stichwort „Fondsstandort Deutschland“. die andere zum Stichwort „ökologische Energieversor- gung“ wird den sehr freuen; denn wir Ja, Sie wollen den Fondsstandort attraktiver machen. haben zwei gesetzliche Regelungen huckepack genom- Das wollen wir auch. Die große Frage ist aber, mit wel- men: chen Attributen man einen Fondsstandort attraktiver macht. Und Sie fallen zurück in die alte Logik: Mehr Erstens die Gewerbesteuerzerlegung im EEG zwecks Deregulierung, stärker rein in den Steuerwettbewerb mit Stärkung der Kommunen, die zum Beispiel ein Windrad kleinen Mitgliedstaaten – das müssen wir machen. Wir betreiben. sagen: Nein, damit kann man nur verlieren. Integrität, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Krisenfestigkeit und ein hohes Schutzniveau für Anleger, der CDU/CSU) (B) das sind aus unserer Sicht vielmehr die Markenzeichen, (D) Das ist eine sehr gute Sache, weil damit die Kommune ein die wir für den Fondsstandort Deutschland etablieren Interesse hat, Windräder aufzustellen, und die Bürger in müssen, um vorne mitzuspielen, meine Damen und Her- der Kommune davon etwas haben. Das ist sehr gut. Ge- ren. nauer will ich es jetzt nicht unbedingt machen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Die zweite ist, dass wir es geschafft haben, dass die sowie bei Abgeordneten der LINKEN) gewerbesteuerliche Privilegierung nicht gestört wird, Und da gehen Sie eben mit diesem Gesetz wieder in die wenn jetzt ein Unternehmen, das Wohnungen gibt, auch falsche Richtung, zum Beispiel, wenn Sie bestimmten ein bisschen Energie erzeugt. Wenn es weniger als 10 Pro- Immobilienfonds erlauben, sich noch mehr zu verschul- zent Energie erzeugt, dann bleibt die Gewerbesteuerpri- den, oder wenn Sie mit der Darlehensvergabe an 100- vilegierung erhalten. Und das wird die dezentrale Ener- prozentige Töchter im Ausland der steuerlich begrün- gieversorgung, den Mieterstrom sehr befördern. deten Gewinnverschiebung wieder neu Vorschub leisten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Deswegen müssen wir uns leider in der Summe bei der CDU/CSU) diesem Gesetz enthalten. Ich glaube, das verdient eine extra Erwähnung, auch Danke schön. wenn wir eigentlich beim Fondsstandortgesetz sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Da sind einerseits Start-ups ein großes Thema, wie wir Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist gehört haben, und andererseits ist der Finanzmarkt ein aber schade!) großes Thema. Es ist klar: Von Anfang an dabei sein, hohe Renditen erwarten, schnell reich werden, das ist auch Start-up; das gönnen wir allen, und das wollen wir Vizepräsidentin Claudia Roth: auch. Aber die Banken sind anfangs vorsichtig. Die Börse Vielen Dank, Lisa Paus. – Nächster Redner: für die ist weit weg und kompliziert. Also bleiben private Inves- SPD-Fraktion Lothar Binding. toren, auf deren Geld wir für die Start-ups hoffen. Fritz (Beifall bei der SPD) Güntzler hat sehr gut erklärt, wie wir das organisieren. Vielleicht eine interessante Nebenbemerkung: Wir ha- Lothar Binding (Heidelberg) (SPD): ben über Mitarbeiterbindung gesprochen. Da machen wir Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! sehr viele gute Sachen. In den Debatten ging es dann Sehr verehrte Damen und Herren! Ich möchte kurz etwas interessanterweise immer um Arbeitgeberwechsel. Wir zu Frau Stark-Watzinger sagen. Du hast gesagt: Beim reden sozusagen über die Bindung der Arbeitnehmer, 28520 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. April 2021

Lothar Binding (Heidelberg) (A) und die Leute selber sagen: Aber was ist denn, wenn ich – Ja, es geht weiter, keine Sorge. – Letzter Redner in (C) wechsle? – Also sozusagen das ganz tiefe Vertrauen in dieser Debatte: für die CDU/CSU-Frak- eine längere Bindung der Arbeitnehmer existiert noch tion. nicht. Aber es ist jedenfalls eine gute Sache, wenn wir privates Kapital dort aktivieren. (Beifall bei der CDU/CSU) Übrigens waren es im Jahr 2020 über 5 Milliarden Euro, in 2019 über 6 Milliarden Euro. Das ist also eine Marc Biadacz (CDU/CSU): nennenswerte Größe, und über 700 Start-ups wurden Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und durch diese ganzen Instrumente gefördert. Das ist natür- Kollegen! Ich versuche jetzt auch, liebe Frau Präsidentin, lich sehr gut. Und diese Milliarden haben die Start-ups es einfach zu erklären. Meine Vorredner, vor allem mein auf ziemlich direktem Wege erreicht. Der klassische Weg Kollege Fritz Güntzler, haben schon viel darüber gesagt, sind Venturecapital-Fonds; das ist klar: Über private Be- warum wir heute hier stehen. Wir stehen heute hier, weil teiligung reden wir. Der zweite Weg sind Business wir mit einem Gesetz im Bereich Fonds vieles neu regeln Angels, wobei immer eine kleine Bemerkung nötig ist: wollen. Business Angels sind nicht nur Angels. Und das Dritte Aber ich stehe heute hier als Arbeitsmarkt- und vor sind Crowdinvesting-Verfahren, bei denen auch Geld ein- allem als Digitalpolitiker; denn in diesem Gesetzentwurf gesammelt wird. Also, wir haben drei große Zugänge, um ist auch für mich was ganz Wichtiges drin, nämlich das Start-ups zu fördern. Das haben wir ja gemerkt: Geld ist Thema Mitarbeiterkapitalbeteiligung. Warum, liebe Kol- prima, aber Mitarbeiter sind mindestens genauso wichtig. leginnen und Kollegen, ist das so wichtig? Frau Stark- Geld ohne Mitarbeiter ist schlecht, Mitarbeiter ohne Geld Watzinger und Frau Paus haben es bereits gesagt: Es geht ist genauso schlecht. um die Zukunft. Es geht um die Zukunft der Arbeitsplätze (Beifall bei der SPD) bei Start-ups. Deshalb wird auch so viel über Geld geredet. (Bettina Stark-Watzinger [FDP]: Sehr richtig!) Die Umsatzsteuerbefreiung wurde schon angespro- chen: Für Verwaltungsleistungen von Wagniskapital- Sie treiben mit einer außergewöhnlichen Risikobereit- fonds ist Umsatzsteuerfreiheit vorgesehen. Offen gestan- schaft und Leidenschaft Innovation voran. Start-ups den: Wir hätten es auch gern einheitlich für alle Fonds sind die Innovationstreiber in diesem Land. Wo sehen gemacht; das muss man zugestehen. Aber wir wissen wir das gerade, liebe Kolleginnen und Kollegen? Wir auch, dass dann entsprechende Vertragsverletzungsver- sehen es bei BioNTech in Mainz, fahren in Europa sozusagen zu erwarten gewesen wären. (Bettina Stark-Watzinger [FDP]: Genau!) (B) Also ist es klug, weniger zu machen, dafür sicher, als (D) alles zu machen und dafür total unsicher. Das wäre aus und wir sehen es bei CureVac in Tübingen. Die haben den meiner Sicht in Europa explodiert. Deshalb ist der vor- neuen Impfstoff an den Start gebracht. Genau das waren sichtige Weg, den wir gehen, aus meiner Sicht der richti- die Firmen, die bei Corona den Ausstieg aus der Pande- ge und auch der sichere für die Start-ups. Eine sichere mie entwickelt haben. Unterstützung ist besser als eine große Unterstützung, die unsicher ist. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) In diesem Sinne: Ein prima Gesetz, es können alle Das zeigt, meine Damen und Herren: Die Innovations- zustimmen. kraft von Start-ups ist wichtig für unsere Wirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze, aber sie schaffen eben auch den Ich bedanke mich vielmals. Technologiestandort Deutschland. Das wichtigste Kapi- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten tal für solche Start-ups sind ihre Mitarbeiter. Doch es ist der CDU/CSU) eine große Herausforderung für Start-ups, motivierte und qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und vor allem an Vizepräsidentin Claudia Roth: sich zu binden. Ein Unternehmen wie Bosch oder wie Jetzt erlaube ich mir eine Bemerkung: Bei Ihnen ver- Daimler kann mit einem guten Gehalt versuchen, Mit- stehe ich immer komplizierte Sachen; das muss ich wirk- arbeiter in die Firma zu holen und an die Firma zu binden. lich sagen. Das können Start-ups aber eben nicht, gerade wenn sie in der Aufbauphase sind. Dort können sie noch nicht die (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Gehälter zahlen wie die traditionellen Firmen. Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]) Deswegen ist es wichtig, dass wir Beteiligungen an Start-ups möglich machen. Damit zeigen wir, dass das Ich muss die Meinung ja nicht immer teilen. Aber er hat ein Faktor ist, warum Menschen in ein Unternehmen eine Fähigkeit. gehen. In den USA, liebe Kolleginnen und Kollegen, (Zuruf: Auch ohne Zollstock!) wird, wenn ich bei einem Start-up neu anfange, nicht – Ohne Zollstock, genau. Aber die Rede mit dem Zoll- darüber verhandelt, wie hoch das Gehalt ist, sondern stock oder die mit den Smarties, die sind beide auch darüber, wie hoch meine Beteiligung am Start-up ist. unvergessen. Genau da müssen wir in Deutschland mit unseren Start- ups auch hinkommen; (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: So, weiter geht’s!) (Beifall des Abg. [CDU/CSU]) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 224. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. April 2021 28521

Marc Biadacz (A) denn immerhin 79 Prozent der Mitarbeiter in Start-ups Drucksache 19/28868, den Gesetzentwurf der Bundesre- (C) sagen, dass für sie die Annahme eines Jobangebots letzt- gierung auf Drucksache 19/27631 in der Ausschussfas- endlich von der Mitarbeiterkapitalbeteiligung abhängt. sung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz- Genau hier müssen wir jetzt rangehen. entwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieses Thema der das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält Mitarbeiterkapitalbeteiligung ist gerade für mich Digital- sich? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung ange- politiker nicht ein neues Thema; denn schon Ludwig nommen. Zugestimmt haben die Fraktionen der SPD und Erhard hat von einer „Gesellschaft von Teilhabern“ ge- der CDU/CSU. Dagegengestimmt hat die Fraktion der sprochen. Linken. Enthalten haben sich die Fraktionen der AfD, der FDP und der Bündnisgrünen. (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Er hat es Dritte Beratung aber anders gemeint!) und Schlussabstimmung. Ich bitte jetzt diejenigen, die – Ja, aber er hat es auch so gemeint; denn wir haben das dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – auch schon vor 200 Jahren in Schlesien, in Breslau gese- Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz- hen: Das Personal in landwirtschaftlichen Betrieben entwurf ist angenommen. Zugestimmt haben die Fraktio- erhielt dort Anteile am Gewinn des Landguts. – Genau nen von SPD und CDU/CSU. Dagegengestimmt hat Die das müssen wir jetzt auch versuchen, in den nächsten Linke. Enthalten haben sich die Fraktionen von Bünd- Jahren zu ermöglichen. Warum spreche ich von Jahren, nis 90/Die Grünen, der FDP und der AfD. liebe Kolleginnen und Kollegen? Fritz Güntzler hat es richtig gesagt: Wir haben einen richtig großen Schritt Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie- gemacht, aber der nächste Schritt muss kommen. Wir ßungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache brauchen eine Zukunft GmbH in diesem Land. Wir müs- 19/28878. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – sen versuchen, Start-ups die Möglichkeit zu geben, Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Ent- Mitarbeiterkapitalbeteiligung realistisch hinzubekom- schließungsantrag ist abgelehnt. Zugestimmt hat die men, das heißt so gründlich hinzubekommen, damit es FDP. Dagegengestimmt haben die Fraktionen der Linken, nachher auch wirkt. Von daher, glaube ich, ist dieses der SPD, von Bündnis 90/Die Grünen und der CDU/ Gesetz ein richtig guter Anfang. CSU. Enthalten hat sich die Fraktion der AfD. Ich hätte mir gerade von den Kolleginnen und Kolle- Tagesordnungspunkt 19 b. Beschlussempfehlung des gen der SPD gewünscht, dass wir noch einen Schritt Finanzausschusses zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/ weitergegangen wären. Es sind gute Dinge drin, aber Die Grünen mit dem Titel „Mitarbeiterbeteiligung das ist leider erst der Anfang. Ich hoffe, dass wir in der erleichtern – In Start-ups und etablierten Unternehmen“. (B) neuen Legislaturperiode, vielleicht auch mit einem neuen Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Be- (D) Partner, weitergehen. schlussempfehlung auf Drucksache 19/26294, den An- trag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache (Zurufe von der SPD) 19/15118 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschluss- Die Grünen und die FDP haben hier gute Vorschläge empfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält gemacht. Wir sind bereit, da auch mitzugehen; sich? – Die Beschlussempfehlung ist angenommen. (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ich Zugestimmt haben die Fraktionen der Linken, der SPD, hoffe, die gehen auch mit uns!) der CDU/CSU und der FDP, dagegengestimmt hat die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, und enthalten hat denn es geht um die Zukunft unserer Start-ups, es geht um sich die Fraktion der AfD. die Zukunft der Arbeitsplätze, und es geht um die Zu- kunft von Deutschland, meine Damen und Herren. Las- Ich rufe die Tagesordnungspunkte 20 a, 20 b und 8 sen Sie es uns anpacken, spätestens in der nächsten Legis- sowie Zusatzpunkt 5 auf: laturperiode! 20 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Herzlichen Dank und Dankeschön! , , Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und (Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Binding der Fraktion DIE LINKE [Heidelberg] [SPD]: Jetzt ist er zu weit gegan- gen!) Tarifbindung stärken – Allgemeinver- bindlicherklärung erleichtern

Vizepräsidentin Claudia Roth: Drucksache 19/28772 Vielen Dank, Marc Biadacz. – Damit schließe ich die Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales (f) lehrreiche Aussprache. Ausschuss für Wirtschaft und Energie Tagesordnungspunkt 19 a. Wir kommen zur Abstim- b) Beratung des Antrags der Abgeordneten mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Pascal Meiser, Susanne Ferschl, Matthias Gesetzentwurf zur Stärkung des Fondsstandorts Deutsch- W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und land und zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2019/1160 der Fraktion DIE LINKE zur Änderung der Richtlinien 2009/65/EG und 2011/61 /EU im Hinblick auf den grenzüberschreitenden Vertrieb Tarifbindung schützen – Tarifflucht er- von Organismen für gemeinsame Anlagen. Der Finanz- schweren ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 19/28775