Jahresbrauchtum Im Japanischen Dorf
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Jahresbrauchtum im japanischen Dorf Von Takeda Hisayoshi Vorwort des Herausgebers Das japanische Original dteser Arbeit von Dr, Takeda Hisayoshi (武田 久吉)ist in Buchform unter dem Titel Noson no nenju gyoji (農村の年中行事) Shozca 18 (1943) im Verlage Ryuseikaku (龍星闇)erschienen. Die deutsche (Jbersetzung besorgte aufmeine Anregung Frau Dr. Nelly 'Wang-Josty Shanghai• Ich. habe Herrn D r. Takeda,s Buch iiber im Kreislauf des Jahres in den japani schen Bauernddrfern ausgeubte Brauchtiimer fiir eine Verdffentlichung in einer europdischen Sprache hauptsdchlich aus zwei Grunden fu r geeignet gefunden, zundchst wed sie uns zeigt, in welchem reichhaltigen Ausmafie das Idndliche Leben Japans noch mit Festen, Sitten und Brducheti, iiber die zcir in unserer ethnogra- phischen Literatur noch verhaltnismafii^ zoenig wissen, durchwoben ist; ferner zceil der Verfasser den Staff geniigend eingehend und umsichtig behandelt,sodafi er ah M aterial fiir vergietchende volkskundliche Studien verzcandt werden kann. Bei diesen denke ich in erster Linie an die interessante Frage, zvie weit und zvieviel chinesisches Brauchtum im Zuge der Ausbreitung der chinesischen Kultur in das japanische Volksleben eingedrungen ist, Der erste Eindruck beim Lesen des Buches ist、dafi das ausserordentlich weitgehend der F a ll war. Im Einzelnen konnen zceitere Studien noch zeigen, wann und in toelcher Form chmesische Brduche nach Japan gelangt sind,sich hier erhalten und wie sie sich mit ein~ heimischen Elementen vermischt haben. DariiOer hinaus kann die Arbeit Take- da’s auch fiir weiter ausholende Studien iiber Kulturzusammenhdn^e una fiir volkerpsvchologische Betrachtungen verwertet werden. Nur kurz set erwdknt, dafi Takeda sich von fachfretnden Einstellungen und Nebenabstchten zeitbedingter politischer Natur vollstdndig freigehalten hat. D a nur wenigen westlichen Lesern das reichliche Bildermaterial in der japanischen Ausgabe der Arbeit erreichbar sein zcird, zvurde es zur Gdnze in dieser Zeitschrift wiedergegeben. Die vom Heranspeber beigefiigten Fufinoten sollen dem japanologisch nicht vorgebildeten Leser die Lektiire erleichtem. 2 Takeda Hisayoshi VORWORT Will man den Urquell des reinen japanischen Geistes finden, so darf man nicht in den Stadten suchen, sondern muB seinen Schritt geradeswegs den Berg- und Fischerdorfem zuwenden und die dort iiberlieferte alte Kultur, oder mit anderen Worten, das innere Leben der Dorfbevolkerurig eingehend untersuchen. Das Innenleben aber verharrt nie in seinem in sich gekehrten Zustand, es tritt zwangslaufig nach auBen in Erscheinung und iibt seinen EinfluB aus auf Kunst und Religion, auf Sitte und Brauch, auf alle Lebensgebiete. Die Erforschung der Kultur und die Beobachtung von Sitte und Brauchtum stehen immer in engem Verhaltnis zueinander, beide zusammen machen erst ein umfassendes Studium eines Landes aus. Die wichtigste Arbeit im Dorf ist naturlich der Ackerbau, er bildete von altersher den Mittelpunkt des Glaubens- und Soziallebens Japans. Folglich stellt auch die Ackerbaukultur den Hauptkulturstrom unseres Landes dar und ihr Studium, ein Unternehmen von groBer Bedeutung, er- hellt das Geistesleben des japanischen Volkes. M it Riicksicht auf die durch Klima und Bodenbeschaffenheit be- schrankte Erde wird hauptsachlich NaBfeldbau des Reises betrieben. Daher beziehen sich viele Feste und religiose Zeremonien hierauf und die dorf- lichen Feiern, die im Laufe eines Jahres begangen werden, sind zutiefst mit dem Anbau des Reises verbunden. Von ihnen wiederum wird das Leben im Dorf beherrscht und geregelt. Der Anbau des Reises ist eine alljahrlich einmal wiederkehrende wich- tige Begebenheit und von den Vorbereitungen zur Aussaat bis zu den letzten Erntearbeiten erfordert es den langen Zeitraum von mehr denn einem halben Jahr. Dabei wechseln Perioden angespannter Arbeit mit Ruhepausen und es entsteht die Notwendigkeit, die verschiedenen Nebenbeschaftigungen einzuordnen. So erwachsen auch aus der Erfahrung des taglichen Lebens die alljahrlichen Feste und sie bilden ihrerseits wieder den Leitfaden fiir das Leben, gleichzeitig durch den von altersher iiberlieferten Glauben unterstutzt. Das Studium der Jahresfeste ist daher von groBer Bedeutung, nicht nur der Japan eigentiimliche Glaube ist in ihnen zu finden, es besteht auch die Moglichkeit, in ihnen das soziale Fundament der Religion nach- zuweisen. Fiir eine Untersuchung und Beschreibung der alljahrlichen Feste ware es zwar sehr bequem, eine ganze Provinz oder einen Distrikt als Einheit zu nehmen und in den wesentlichen Punkten zu behandeln. Das Ideale jedoch ist, jedes Dorf fur sich allein zu untersuchen. Trotzdem darf man nicht iibersehen, da6 in den ungewohnlich gro6en Dorfern, die seit der Jahresbrauchtum im japanischen Dorf 3 Meiji-Zeit aus mehreren Einzelortschaften vereinigt wurden,in den ein zelnen Flecken die Brauche oft sehr verschieden voneinander sind Je ge- nauer man sein will, desto enger muB man also das Gebiet umgrenzen. Gleichzeit ist es von nicht geringem Nutzen, gleichartiges oder ahnliches Brauchtum von verschiedenen Orten nah und fern zu sammeln und zu vergleichen, um dadurch die wahre Gestalt von Brauchen, deren Sinn im Zusammenhang mit dem Jahreslauf vergessen wurde oder sich in ver- anderter Form zeigt, zu erfaBen. Es gibt viele bemerkenswerte Jahresfeste in den Dorfern, die auch von den Fremden in ihren Reisebeschreibungen als solche erkannt werden, aber so manche sind auf eiliger Reise schwer zu fafien. Will man aber mit Hilfe von zuverlaBigem Quellenmaterial eine Ernte von wissenschaftlichem Wert einheimsen, so darf man erst keine Miihe und Zeit scheuen, sonst besteht wenig Hoffnung auf Erfolg. Auch iibt es auf Quantitat und Qualitat des Ergebnisses einen groBen EinfluB aus, ob man beim Sammeln auf einen geschickten Gewahrsmann trifft. Diesen wichtigen Faktor darf man eben- falls nicht iibersehen. Im Verlaufe einer Reise kann es manchmal vorkommen, dafi einem unerwartet eine ungewohnliche Geschichte zu Ohren kommt, oder man hort von einem seltsamen Brauch und zum Gluck stoBt man nicht selten zufallig auf ein sonst schwer zu sehendes Fest. Aufzeichnungen iiber solcherlei Dinge haben allein in meiner Hand im Laufe vieler Jahre ein betrachtliches MaB erreicht. Ich habe sie geordnet und mit Material aus geschichtlichen Quellen erganzt. So hatte ich bereits die Dorffeste wahrend eines ganzen Jahres gesammelt und vor zwei oder drei Jahren auf Verlangen der Buchhandlung Daihorinkaku schon ofter beschrieben. Das behandelte Gebiet erstreckte sich freilich nicht iiber das ganze Land, sondern den Hauptteil bildeten das Kanto-Gebiet und Mitteljapan, vom nordostlichen Japan wurde nur ein Teil erfafit. Nun habe ich auf Wunsch des Ryuseikaku-Verlages, aus all dem ein Buch zusammenzustellen, die Aufzeichnungen friiherer Tage wieder her- vorgeholt. Sie bilden den Kern, zu welchem ich eine grofie Menge neuen Materials und zahlreiche an Ort und Stelle gemachte Photographien hinzu- fiigte. Auch habe ich mich groBerer Genauigkeit halber bemiiht, ver- schiedene in naherer Beziehung dazu stehende Bucher anzufuhren. Ich habe jedoch viele Tatsachen, die in der Fachliteratur bisher nicht beschrie ben wurden, beigebracht. Das Ergebnis davon war ein Buch, das in vielen interessanten Dingen iiber die friiheren Aufzeichnungen hinausgeht. AnlaBlich der Fertigstellung des Manuskriptes mochte ich all denen, die mir das zahllose Material verschafften,von Herzen danken; besonders den Dorfbewohnern, die mir das Photographieren des Zimmerschmuckes und anderer Dinge gestatteten und die bereitwillig mir Erklarungen dazu 4 Takeda Hisayoshi gaben. Den Freunden, die mir verschiedene Photos fur das Buch iiber- sandten, mochte ich ebenfalls meinen Dank zum Ausdruck bringen, wie auch den Verfassern der von mir zum Nachschlagen beniitzten Literatur. Die wichtigsten Werke davon fuhre ich unten an. Fiir diejenigen, die ich haufig benutzt habe, wende ich im Text die in der Literaturliste in Klam- mern beigefiigte Abkiirzung an. Beniitzte Literatur: Kita-Azumi-gun Kyodo shi~ko (北安曇郡鄕土話稿) (Kita-Azumi-g•、 (Ent- wurf einer Beschreibung des Dorflebens im JN ord-Azumi-Distrikt). 乂 Band, Abschnitt Jahresfeste. — Zusammengestellt vom Shinano-Volks- bildungsverein, Zweigstelle Kita-Azumi, 1931. Minami-Azumi~gun Kyodo-chosa Sosho (南安曇郡鄕土調査叢書) (Minami- Azumi-g,). (Sammlung von Aurnahmeergebnissen iiber das Dorfleoen in Siid-Azumi). Zusammengestellt vom Shinano-Bildungsverein, Zweigstelle Minami-Azumi-gun, 1935. Sado Nenju-gyoji (佐渡年中行事)(Sado-gyojt) (Jahresbrauchtum auf Sado). 1 . Band der: Beitrdge iiber Folklore von ゴo (佐渡民間傳承叢書) . Von Nakayama Tokutaro (中山太郞)und Aoki Shigetaka (靑木重孝),1932. Saiji Shuzoku-goi (歲事習俗語彙)(Saiji-goi) (Vokabular des Jahresbrauch- tums). Von Yanagida Kunio (柳田國男),1939. Bunrui Noson-goi (分類農村語棄) (Klassifiziertes Vokabular des Bauern- lebens). Von Yanagida Kunio, 1937. Nippon Minzokugaku Jiten ( 曰本民俗學辭典)(Minzoku-jiten) (Worterbuch der japanischen Volkskunde). Von Nakayama la r o ,193*5. Hoi Nippon Minzokugaku Jiten (補遺日本民俗學辭典)(Hoi Minzoku-jiten) ^Erganzungsband zum Worterbuch der japanischen Volkskunde). Vom selben Verfasser wie oben, 1935. Tabi to Densetsu (旅と傳說)(Wanderfahrten und lokale mundliche tJber- lieferungen). Zeitschrift herausgegeben vom Verlage Sangensha (三元 社 ). Kyodo (鄕土)(Dorfleben). Zeitschrift, im eigenen Verlage. Kyodo-kenkyu (鄕土研究)(Dorfstudien). Zeitschrift herausgegeben vom Verlage Kyodo-kenkyusha (鄕土研究社 ). Minzoku (民族 )(Das Volk). Zeitschrift, im eigenen Verlage. Minzokugaku Kenkyu (民族學研究)(Ethnologische Studien). Herausge geben vom Ethnologischen Verein Japans