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LOTHAR SCHRÖDER|ENNO STAHL EUTSCHSPRACHIGE ATURNOBELPR ELPREISTRÄGER R DIE DEUTSCH EUTSCHSPRACHIGEN L GEN LITERATUR RNOBELPREIS ISTRÄGERDIE DEUT VON THEODOR MOMMSEN CHIGENBIS HERTA MÜLLER ELPREISTRÄGER DROSTE Schröder | Stahl Die deutschsprachigen Literaturnobelpreisträger Lothar Schröder | Enno Stahl Die deutschsprachigen Literaturnobelpreisträger Von Theodor Mommsen bis Herta Müller Droste Verlag Bibliografische Informationen Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2016 Droste Verlag GmbH, Düsseldorf Umschlaggestaltung: Guido Klütsch, Köln Satz: Droste Verlag Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck ISBN 987-3-7700-1585-6 www.drosteverlag.de Inhalt Vorwort · 7 Theodor Mommsen | vorzüglich in idealistischer Richtung · 15 Rudolf Christoph Eucken | der Literaturnobelpreis als Kompromisslösung · 31 Paul Heyse | ein vergessenes Kind des Glücks · 41 Gerhart Hauptmann | der Einzug der Moderne · 51 Carl Spitteler | ein neuer Prometheus · 63 Thomas Mann | der „Universalschriftsteller“ · 75 Hermann Hesse | der Populäre · 87 Nelly Sachs | die deutschsprachige Dichterin des Judentums · 101 Heinrich Böll | der gute Mensch von Köln · 111 Elias Canetti | der vertriebene Einzelgänger · 123 Günter Grass | der deutsche Blechtrommler · 135 Elfriede Jelinek | Skandal in Permanenz · 147 Herta Müller | die Dichterin aus dem Banat · 159 Nachwort · 170 Vorwort von Enno Stahl Mit den Literaturnobelpreisträgern hat es eine ganz eigene Be- wandtnis. Denn während die Naturwissenschaftler oder Me- diziner, die diese Auszeichnung erhalten, der Öffentlichkeit zumeist unbekannt sind, nur unter ihresgleichen als Größen kursieren, sind die geehrten Autoren – wie sonst nur die Frie- densnobelpreisträger – oft weithin berühmt. Nicht nur das: Jedes Jahr wird mit besonderer Spannung auf die aktuelle Ver- lautbarung aus Stockholm gewartet, weil der oder die aktuelle Literaturnobelpreisträger/-in just während der größten Bü- cherschau der Welt in Frankfurt verkündet wird. Große Auf- regung auf den Gängen, wer ist es geworden, wieder einmal je- mand ganz anderes, als man gedacht hätte! Glücklich die Ver- lage, die ein oder mehrere Werke des oder der Gekürten in ihrem Programm haben – sogleich kurbeln die Vertriebsleiter die Druckerpresse an, um dem aufbrandenden Lesehunger des Literaturvolkes Genugtuung zu verschaffen! Oft ist es erstaunlich, auf welche Namen die Stockholmer Kommission verfällt, mancher reibt sich verwundert die Augen: Tranströmer? Le Clézio? Nie gehört! Mancher ärgert sich, dass Autor X und nicht Autor Y oder Z die begehrte Trophäe davon- trägt. Tatsächlich ist die Geschichte des Literaturnobelpreises nicht frei von, gelinde gesagt, überraschenden Entscheidungen. Zumindest zu Lebzeiten jedoch wird der oder die Gepriesene durch die Ehrung unbezweifelbar herausgehoben, ganz gewiss weist ihm oder ihr der begehrte Preis eine besondere Rolle in der jeweiligen Nationalliteratur zu. Eine Szenerie belegt das sehr schön, einige Jahre ist das schon her, aber vielleicht gibt es ihn noch, den prächtigen Saal des internationalen Café Europa Vorwort | 7 in downtown Kairo, dessen Wände von großen Foto-Konterfeis dreißig ägyptischer Schriftsteller geziert wurden. Neunund- zwanzig davon waren schwarz-weiß, nur eines war in Farbe an der Stirnwand, alles lief darauf zu, es zeigte Nagib Mahfuz (No- belpreis 1988), sozusagen als König Artus der literarischen Gralsrunde. Dennoch ist der Nobelpreis – Mahfuz sei hier ausdrücklich ausgenommen – kein Garant dafür, dass das Werk eines Autors, einer Autorin tatsächlich kanonisiert oder überhaupt nur gele- sen wird. Oft ist die Schar derer, die verschmäht wurden, illustrer als die jener, die des Preises teilhaftig wurden. James Joyce? Fehlan- zeige! Ezra Pound, Dylan Thomas, Thomas Bernhard, John Up- dike, Thomas Pynchon – ebenfalls nicht. Jorge Luis Borges, der das Nobelpreiskomitee warnte, nicht eher zu sterben, bis er end- lich diese Ehrung erhielte, konnte seine Drohung nicht wahr- machen – die Herren aus Stockholm bewiesen den längeren Atem. Wer dagegen kennt heute noch Sully Prudhomme (1901), Rudolf Eucken (1908), Verner von Heidenstam (1916), Jacinto Benavente (1922), Frans Eemil Sillanpää (1939), Gabriela Mis- tral (1945), Camilo José Cela (1989)? Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Manche Preisträger erscheinen aufgrund ihrer literarischen Qualität fragwürdig wie Henryk Sienkiewicz (1905), Pearl S. Buck (1938) oder Dario Fo (1997). Auch viele andere der Bepreisten fallen nicht unbedingt durch ästhetische Kühnheit und großen Neuerungsdrang auf. Arno Schmidt etwa spottete dazu: „Was sich gut übersetzen läßt, kriegt’n Preis!“ Daher hafte den Trägern dieser Auszeich- nung das „Stigma der Mittelmäßigkeit“ an.1) Die Kritik an der Auswahl ist so alt wie der Preis selbst. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass die Preisträger fast ausschließlich aus euro- 1) Arno Schmidt: Stigma der Mittelmäßigkeit. In: Der Rabe 9 (1985), S. 9–13, hier: S. 11. 8 | Vorwort päischen Ländern oder den USA stammten. Zu oft würden au- ßerliterarische Kriterien angelegt. Die Anzahl weiblicher No- belpreisträger sei infinitesimal klein. Oft entzünden diese Kritikpunkte sich an der Zusammen- stellung der Auswahlkommission und am Verfahren selbst. Den Stiftungsstatuten entsprechend, wird der Literaturnobelpreis alljährlich von der Svenska Akademien, der Schwedischen Aka- demie der Wissenschaften, vergeben. Dieses Institut besitzt achtzehn Stühle, ausschließlich skandinavische Mitglieder be- setzen diese von ihrer Benennung an bis zu ihrem Tod. Ein Aus- tritt ist nicht möglich. In dem Fall, dass ein Mitglied nicht mehr an den Sitzungen teilnehmen möchte – in der Geschichte hat es diesen Fall verschiedentlich gegeben –, bleibt der entsprechen- de Stuhl bis zum Versterben dieses Mitglieds unbesetzt. Das gilt momentan etwa für die Autorin Kerstin Ekman, die mit zwei anderen inzwischen verstorbenen Mitgliedern 1989 ihren Aus- tritt aus der Akademie erklärte, weil diese sich nicht bereit fand, die Fatwa gegen Salman Rushdie öffentlich zu verurteilen. Aktuell gehören – abzüglich Ekmans und des vakanten Stuhls Nummer 11 – also sechzehn Frauen und Männer der Svenska Akademien an, sämtlich Autoren, Sprach- oder Litera- turwissenschaftler. Bis in die 1990er-Jahre hinein allerdings wa- ren die Mitglieder in der überwiegenden Mehrzahl männlich – jahrzehntelang, nämlich bis zu Kerstin Ekmans Ernennung 1978, war Selma Lagerlöf (Nobelpreisträgerin 1909) die einzi- ge Frau in der Schwedischen Akademie überhaupt. Für die Vergabe des Nobelpreises wählen die Akademiemit- glieder aus ihren Reihen ein fünfköpfiges Nobelpreiskomitee aus, das unter den bisherigen Preisträgern, den Mitgliedern der Schwedischen Akademien und vergleichbaren Institutionen, Literatur- und Linguistikprofessoren sowie Präsidenten von Schriftstellerverbänden weltweit nach Vorschlägen für den No- belpreis fahndet. Empfohlen werden dürfen lebende Autorin- nen und Autoren, die Deadline ist der 31. Januar jedes Jahres. Vorwort | 9 Die Resultatsliste stellt das Komitee den Mitgliedern der Aka- demie zur Überprüfung vor und reduziert sie, nachdem die Akademie diese Longlist genehmigt hat, auf etwa fünfzehn bis zwanzig Namen, die erneut den Akademiemitgliedern vorge- legt werden müssen. Wird auch diese Auswahlliste akzeptiert, extrahiert das Komitee daraus eine Shortlist von fünf Namen, die der Akademie präsentiert werden. Sie legt diese, wenn sie einverstanden ist, als endgültige Kandidatenliste fest – über die Sommermonate haben die Akademiemitglieder nun Zeit, sich mit dem Werk der nominierten Autorinnen und Autoren zu befassen. Nach eingehenden Debatten im September wird schließlich im Oktober abgestimmt, der oder die Gekrönte muss mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinen. Mitte Oktober wird das Ergebnis veröffentlicht, wobei die Namen der unterlegenen Bewerber unter Verschluss gehalten werden. Neben der erwähnten, ziemlich ungleichen Geschlechter- aufteilung ist natürlich auch die Besetzung durch allein schwe- dische Mitglieder (noch dazu genuin „schwedischstämmig“) nicht unproblematisch, denn eine eingeschränkt „nördliche“ Perspektive – wie häufig kritisiert – wird so durchaus glaubhaft. Die Bedeutung des Preises lässt sich indes dadurch nicht wegdiskutieren. Durch die weltweite Wahrnehmung ist und bleibt der Literaturnobelpreis die höchste Auszeichnung, die es auf diesem Planeten für Schriftsteller gibt. Dass die Ausgewählten häufig nicht nur aufgrund ihrer lite- rarischen Qualitäten gekürt wurden, scheint indes kein Zufall zu sein. Auch wenn die Statuten ausdrücklich betonen, dass der- oder diejenige ausgezeichnet werden soll, der oder die „das Vor- züglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat“, fließen al- lem Anschein nach ebenso außerliterarische Kriterien in die Kandidatenfindung ein. Besonders in Zeiten der Minderheiten- politik scheint die Entscheidung oftmals von komplizierten Nebenerwägungen bestimmt: Mitunter können diese weltpo- litischer Natur sein, auch die Frauenquote, die inzwischen 10 | Vorwort durchaus eine Rolle spielt, kann den Ausschlag geben oder aber die Herkunft der Autoren, da sich das Komitee heute nicht ger- ne mehr des Eurozentrismus zeihen lassen mag und zuneh- mend Preisträger aus Übersee findet. Die Nobelpreisentschei- dungen sind somit ein Ausdruck des waltenden Zeitgeists. Letztlich waren sie das schon immer; wenngleich das in den frühen Jahren