Ausg. Nr. 170 • 21. Dezember 2017 Unparteiisches, unabhängiges Monats - magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at

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Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, in der letzten Ausgabe in diesem Jahr berichten wir Ihnen ausführlich über unsere neue Koalitionsregierung unter Bundeskanzler , die am 18. Dezember von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt wurde. Einen weiteren umfangreichen Beitrag widmen wir dem von Landeshauptfau Johanna Mikl-Leitner im Rahmen eines Festakts während des 22. Auslands- niederösterreicher-Treffens in St. Pölten und Wien heuer erstmals vergebenen „Lower Austrian Abroads Award. Lower Austrians Abroad Award 13 Nun wünschen wir Ihnen und den Ihren gerühsame, fröhliche Weihnachten und alles erdenklich Gute fürs Neue Jahr! Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer Der Inhalt der Ausgabe 170

Bundespräsident Van der Bellen Hans Peter Doskozil neuer bei Papst Franziskus 3 Landesrat im Burgenland 78 24. OSZE-Ministerrat in Wien 8 90 Jahre Landwirtschaftskammer 79 Erstmals verliehen – Lower Landwirtschaft hat Zukunft 80 Wir haben eine neue Regierung 59 Austrians Abroad Awards 13 Knotenpunkt der Artenvielfalt Brüssel: Kärnten im Gespräch 33 als Besuchermagnet 81 NÖ Delegation in München 34 Traditionelle Weinsegnung NÖ: Bestes Sommerergebnis im Landesweingut 82 OÖ Menschenrechtspreis 2017 36 Jahresrückblick 2017 der Europa läßt Salzburgs Stadtgemeinde Mattersburg 83 Jugendliche nicht kalt 37 Mit der Bevölkerung im Dialog 83 Größte Wirtschaftsdelegation an Persönlichkeiten geehrte 84 der US-Westküste »...jetzt geht was weiter!« 85 Von Rudolf Thaler. 38 Hohe konjunkturelle Dynamik EUSALP-Generalversammlung 40 setzt sich fort 86 H. Glettler ist neuer Innsbrucker Bischof 105 Mit Wahrheit gegen Fake News Österreichs Industriemotorläuft und Manipulation 41 auf vollen Touren 88 Brillieren gegen internationale ATX & ATX Prime 89 Eliteuniversität 42 Mittelstand: Aufschwung hält 90 Erasmus+: 15.800 Auslands- aufenthalte und 420 Projekte 43 Steirische Weihnachtsbäume für den Bundespräsidenten 93 Außenhandel mit starken Zu- wächsen von Jänner bis August 44 Bevölkerungsprognose 2017 94 Österreich, Europa und die Welt Klagenfurt vermittelt Geschichte 95 Kurzmeldungen 51 Neue Donaubrücke Mauthausen 96 Delegation des American Jewish Wien: Linienkreuz U2/U5 98 Nano-Uhr mit präzisen Zeigern 107 Committee in Wien 52 Das wünschen sich die Öster- Eröffnung des Louvre Abu Dhabi 53 reicherInnen zu Weihnachten 100 Nationalfeiertag in Berlin 2017 55 22 Kunst- und Kulturschaffende Vorweihnachtliches zum Advent 58 in 11 Kategorien ausgezeichnet 102 Personalia 103 Wir haben eine neue Regierung Hermann Glettler zum neuen Rund zwei Monate nach der National- Innsbrucker Bischof geweiht 105 ratswahl am 15. Oktober haben sich Nano-Uhr mit präzisen Zeigern 107 der Bundesparteiobmann der ÖVP, Neue Erscheinungsform magne-‘ Sebastian Kurz, und der Bundes- tischer Monopole entdeckt 108 parteiobmann der FPÖ, Heinz-Christian Strache auf die Bildung einer Bun- Neue Erkenntnisse aus der desregierung geeinigt. 59 frühen Erdgeschichte 109 Victor Hugo im Leopold Museum 117 Die Bundesministerin für Europa, Von der Angst zur Annäherung 111 Integration und Äußeres 74 Bundespräsident besuchte VWI 112 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Spatenstich für stärkste Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho - »Burgenland Journal« Großwärmepumpe Mitteleuropas 113 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her - Burgenland unter den besten ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek - Der Weinjahrgang 2017 115 Regionen Europas 75 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Ver öffentli - Victor Hugo im Leopold Museum 117 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Kommandoü bergabe in der S. 1: http://www.bilderbox.biz. S. 2: Österreich Jour- Martin-Kaserne 76 Raum & Fotografie in Salzburg 122 nal / Michael Mössmer; BKA / Andy Wenzel; Vanes- Rettungswesen im Mittelpunkt »Bewegte Welten« in Innsbruck 125 sa Rachlé / Diözese Innsbruck; Maisons de Victor des Sicherheitsgipfels 77 Viennale ’17, Von M, Glac 127 Hugo / Foto: Roger-Viollet

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 3 Österreich, Europa und die Welt Bundespräsident Van der Bellen bei Papst Franziskus

Im Vier-Augen-Gespräch ging es unter anderem über die Themen Migration, Flüchtlinge, Umwelt, Klimawandel und Europa – Bei Gemeinschaft »Sant’Egidio« in Rom: »Möchte in keiner homogenen Gesellschaft leben« Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF Vier-Augen-Gespräch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Papst Franziskus im Vatikan igentlich müßte man es herausnehmen Eund brechen.“ Ganz als Priester präsen- tierte sich Papst Franziskus, als ihm von Ale- xander Van der Bellen am 16. November im Vatikan drei Brotlaibe aus seiner Heimat, dem Kaunertal, übergeben wurden. Letztlich blie- ben diese unversehrt. Der Bundespräsident zeigte sich hernach aber äußerst angetan vom Meinungsaus- tausch mit dem katholischen Kirchenober- sten. „Die Mischung aus Intelligenz und Spi- ritualität hat mich beeindruckt.“ Vom Papst, den er als Nicht-Katholik als „Repräsentanten einer ethisch und humani- stisch orientierten Organisation“ schätze, könn ten auch PolitikerInnen viel lernen, meinte Alexander Van der Bellen. „Er ist einer, der mit seinen Formulierungen Bilder Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF schafft, die direkt ins Herz gehen. Das ver- Der Bundespräsident, im Bild mit seiner Gattin Doris Schmidauer, überreichte dem Papst drei mittelt eine Spiritualität, die man über die Brotlaibe aus dem Kaunertal als Gastgeschenk.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 4 Österreich, Europa und die Welt

Jahre vermißt hat.“ Möglicherweise nehme er das aber auch vor allem persönlich so auf, räumte der frühere Universitätsprofessor ein, weil er als Wirtschaftswissenschafter eher ge - lernt habe, nüchtern zu denken und analysie- ren. Alexander Van der Bellen erinnerte er - neut an ein von Franziskus verwendetes Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: „Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.“ Schöner und kürzer könne man „die Frage der Annahme von Menschen in Not und ihre spätere Integration nicht formulieren“. Das Thema Flüchtlinge habe er nach dem Treffen mit dem Papst auch mit dem Kardi- nalstaatssekretär Pietro Parolin diskutiert, er- zählte der Bundespräsident. Gegenüber Jour- nalisten zeigte sich der 73jährige auch ver- wundert, wie das Thema in Österreich be- Eintreffen des Bundespräsidenten beim Päpstlichen Institut Santa Maria dell´Anima handelt werde. „Ich verstehe die Situation nicht. Wir hatten 2015 echte Probleme bei der Aufnahme und Versorgung.“ Seither seien die Asylanträge aber sukzessive deut- lich zurückgegangen. Es sei daher merkwürdig, daß die Sorgen und Ängste heute „eine größere Rolle spie- len als bei der echten Krise 2015“. In dem Gespräch mit Franziskus sei in diesem Zu - sammenhang auch erwähnt worden, daß bei - de aus Migrantenfamilien stammten, erzähl- te Alexander Van der Bellen. Der Vater des Papstes sei aus Italien nach Argentinien aus- gewandert, seine Familie stammt aus dem Baltikum. Zudem seien beim Treffen mit dem Kar- dinalstaatssekretär auch Krisenherde wie die Ukraine, Afrika, die Subsahara-Region oder Bosnien-Herzegowina ein Thema gewesen. Dort werde ein „Vakuum“ durch arabisch- Gespräch des Bundespräsidenten mit Kardinalstaatssekretär Pietro Kardinal Parolin türkische Institutionen gefüllt. „Das kann uns auf Dauer nicht recht sein. Mit dem Papst habe er außerdem die Thematik des Klima- wandels besprochen, der diesem sehr am Herzen liege. „Die Katholiken sprechen da auch von der Bewahrung der Schöpfung. Das ist auch so ein Ausdruck, der ins Herz geht, nicht so kopflastig ist wie der Begriff Um - weltschutz.“ Bundespräsident Van der Bellen wurde gemeinsam mit seiner Frau Doris Schmidau- er, die auf den bei Papst-Audienzen früher üblichen Schleier verzichtete, in Begleitung von Noch-Wirtschaftsminister und designier - tem Wirtschaftskammerpräsidenten Harald Mahrer und dem Künstler André Heller emp- fangen. Er erhielt seinerseits eine Medaille

des Pontifikats von Franziskus, auf der als / Peter Lechner Fotos: HBF Friedenssymbol die Darstellung einer Taube Der Bundespräsident unterwegs mit dem aus Wels stammenden Rektor des Päpstlichen Insti- mit Olivenzweig im Schnabel zu sehen ist, tuts, Franz Xaver Brandmayr; links im Bild: Wirtschaftsminister Harald Mahrer. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 5 Österreich, Europa und die Welt

sowie eine deutschsprachige Ausgabe seiner apostolischen Schreiben „Amoris Laetitia“, „Evangelii Gaudium“ und „Laudato Si'“. Alexander Van der Bellen lud Franziskus auch nach Österreich ein. Eine Visite des 80jährigen Papstes sei in nächster Zeit aber wenig realistisch, räumte er hernach ein. „Er reist dort hin, wo es brennt.“ Das sei gewis- sermaßen ein Nachteil für Österreich. „Bei uns brennt nichts.“ Er verstehe, daß es für den Papst nicht dringend sei, ein EU-Land zu besuchen, wo es den Menschen verhält- nismäßig gut gehe. Der ehemalige Grünen-Politiker, der frü- her der evangelischen Kirche angehört hatte, aber seit Jahrzehnten konfessionslos ist, be- suchte anschließend den Souveränen Malte- ser-Ritter-Orden. Großkanzler H.E. Albrecht Freiherr von Boeselager empfängt die hohen Gäste aus Österreich »Malteser leisten unverzichtbare humanitäre Hilfe« Der Statthalter des Großmeisters des Sou - veränen Malteserordens (SMRO), Fra’ Gia- como Dalla Torre, empfing den Bundesprä- sidenten Alexander Van der Bellen im Magi- stralpalast in Rom. Im Mittelpunkt der Ge- spräche, an denen auch der Großkomtur Fra’ Ludwig Hoffmann und der Großkanzler Al - brecht Boeselager teilnahmen, standen die ex - zellenten Beziehungen zwischen der Öster- reichischen Republik und dem Souveränen Malteserorden. Sie basieren auf einer zwei - einhalb Jahrhunderte währenden Partner- schaft. In einer Atmosphäre großer Herzlich- keit erörterte man die vielen medizinischen und sozialen Projekte des Malteserordens in Österreich: die Bandbreite reicht hier von der Betreuung von Kinderpatienten – und de- Bei den Gesprächen über Hilfsprojekte des SMRO und deren Unterstützung in Österreich Fotos: Sovrano Ordine di Malta; Marco Merlini Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Statthalter Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto mit den Delegationen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 6 Österreich, Europa und die Welt ren Eltern – im Hospiz, über die Pflege von Behinderten und alten Menschen bis hin zur Flüchtlingshilfe und dem Rettungsdienst. Das Flüchtlings- und Migrationsproblem war ein besonderer Punkt der Agenda, da der Malteserorden sowohl in den Krisengebieten als auch in den Transit- und Gastländern zahl - reiche Projekte zur Rettung und zur Flücht- lingshilfe anbietet. Die Bestrebungen des Or dens, die Kooperation zwischen den reli- giösen Organisationen im Bereich der huma- nitären Hilfe zu stärken, wurde angespro- chen. „Ich bin sehr beeindruckt von der Präsen- tation der internationalen Aktivitäten des Or- dens, die in so vielen Ländern von der huma- nitären Hilfe bis zu sehr spezifischen Projek- ten im medizinischen und sozialen Bereich reichen“, äußerte sich Van der Bellen erfreut. Doris Schmiedbauer, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der Statthalter des „Der Orden ist immer bei jedem Einzelnen Großmeisters der Malteser, Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto und seinen Bedürfnissen. Wenn man die vie- len Konflikte und Krisenherde auf der Welt in Betracht zieht, dann teilt Österreich völlig die Einstellung des Malteserordens, daß ein neues und effizientes humanitäres Hilfsmo- del gefunden werden muß“, so der Bundes- präsident weiter. „Dank der kontinuierlichen Unterstützung, die uns Ihr Land bietet, konnte unser Groß- priorat und der Malteser Hospitaldienst über Jahre hinweg in Österreich sehr aktiv sein. Wir zeichnen uns insbesondere durch eine große Vielfalt von sozialen, medizinischen und humanitären Dienstleistungen aus, die auch Flüchtlingshilfe in vielen Städten ein- schließt“, betonte Fra’ Giacomo Dalla Torre. Die Kooperationsvereinbarung, welche im Jahr 2006 zwischen dem Malteserorden und dem österreichischen Außenministerium un - terzeichnet wurde und bis heute Gültigkeit Fotos: Sovrano Ordine di Malta; Marco Merlini besitzt, zeugt von den soliden Beziehungen. Der Regierungssitz des Souveränen Malteserordens in Rom mit der österreichischen Fahne Sie legte auch den Grundstein für einige in– ternationale Aktivitäten, insbesondere für das Napoleon 1798 ging diese Periode zu Ende, 11.000 Angestellte (vor allem medizinisches Krankenhaus der Heiligen Familie in Bethle- durch den Wiener Kongreß wurde aber der Personal). hem in Palästina, wo seit 1990 rund 80.000 Weiterbestand seiner Souveränität bzw. Völ- Kinder das Licht der Welt erblickten. Die Ein - kerrechtssubjektivität bestätigt. Seit 1834 »Möchte in keiner homogenen richtung wird vom Malteserorden verwaltet hat der SMRO seinen Sitz in Rom. Gesellschaft leben« und ist die Einzige in der Region, die über Der Orden unterhält heute diplomatische „Integration gelingt, wenn beide Seiten eine Neugeborenen-Intensivstation verfügt. Beziehungen zu über 100 Staaten und ist bei sich bemühen.“ So kommentierte der Bun - Der offizielle Besuch Van der Bellens war diversen internationalen Organisationen despräsident die Bemühungen der Gemein- der erste seit seinem Amtsantritt im Januar durch Beobachtermissionen vertreten. schaft Sant’Egidio im Viertel Trastevere, die 2017. Gleichwohl haben viele Besuche statt- Seine primäre Aufgabe sieht der Orden ihr Projekt zur Aufnahme und Integration von gefunden, zuletzt war eine Delegation des heute freilich im Dienst an Armen, Kranken, MigrantInnen vorstellte. Betroffene aus Sy - Souveränen Malteserordens 2016 in Wien. den Opfern von Naturkatastrophen und an- rien, Mali oder Afghanistan erzählten, wie Der SMRO ist ein Völkerrechtssubjekt deren Bedürftigen. Der SMRO unterhält in sie es schafften, in Italien Fuß zu fassen. „sui generis“. Über Jahrhunderte übte der 120 Ländern Hilfskorps sowie Kranken- und Der Afghane Davut etwa verließ bereits Orden staatliche Gewalt über seine Hauptsit- Altenpflegeinstitute. Er umfaßt weltweit et - vor Jahren seine Heimat als 17jähriger und ze Rhodos (1309-1522) und Malta (1530- wa 12.000 Mitglieder, zählt ca. 80.000 frei- kam nach einer gefährlichen Odyssee, bei der 1798) aus. Mit der Eroberung Maltas durch willige Helfer und beschäftigt ungefähr er mehrmals mit dem Tod von Freunden kon-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 7 Österreich, Europa und die Welt

frontiert wurde und 35 Stunden auf der Achse eines LKW zurücklegte, in Italien an. Dort nahm ihn die Gemeinschaft Sant’Egidio auf. Er wurde unterstützt, die Sprache zu lernen und in der Gesellschaft seinen Platz zu fin- den. „Heute bin ich 32 und versuche, ande- ren zu helfen“, erzählte Davut. Er arbeitet in einer Schule mit behinderten Kindern und unterrichtet sogar selbst Italienisch in Anfän- gerkursen. Davut war nur ein Beispiel unter mehre- ren, denen es gelang, dank Sant’Egidio in Italien ein neues Leben zu beginnen. „Wir glauben, daß es möglich ist, Mauern nieder- zureißen“, erklärte daher Cesare Zucchoni, Generalsekretär der Gemeinschaft, gegen - über Alexander Van der Bellen. „Wir haben versucht, gegen den Strom und gegen den Zeitgeist eine Kultur des Zusammenlebens aufzubauen.“ Sant’Egidio sei ein „Ort der Freiheit, für den, der fremd ist“. Als Beweis, daß die Initiative durchaus Er folge feiern kann, verwies Zucchoni auf eine Gruppe von Flüchtlingen und MigrantIn - nen, die sich rund um den Bundespräsiden- Der Bundespräsident im Gespräch mit Andrea Riccardi, dem Gründer der katholischen Ge - meinschaft Sant’Egidio ten an einem Tisch versammelt hatten. „Sie sehen hier 16 Personen aus 15 verschiedenen subsaharischen Ländern) oder Äthiopien wollen nicht, daß es zur sexuellen Ausbeu- Nationen, die ein bißchen die Welt der Mi- (Eritreer, Somali und Sudanesen) die Einrei- tung kommt.“ granten in Italien darstellen.“ Mit anderen se nach Italien mit humanitären Visa. „Ich gratuliere Ihnen zu ihrer Verfestigung Worten ausgedrückt handle es sich auch um Damit sollen Todesfahrten über das Mit - hier, zu ihrer Integration“, sagte Van der Bel- „neue Europäer aus vielen Ländern“. telmeer vermieden und die Ausbeutung durch len, der ja am Vormittag mit Papst Franzis- kus zusammengetroffen war und sich über die Migrationsthematik ausgetauscht hatte. Es handle sich eben um einen „beidseitigen Pro- zeß“. Es brauche „die Hilfe und die Unter- stützung des Gastgeberlandes, aber auch um - gekehrt das Bemühen zu sehen, wie das Gast - land tickt“. Dann aber sei die Basis für ein gegenseitig befruchtendes und interessantes Miteinander gegeben, meinte der Bundes- präsident sinngemäß. Nachsatz: „Ich möchte in keiner homogen Gesellschaft leben.“ „In Österreich haben wir ähnliche Fragen zu lösen“, erzählte Alexander Van der Bellen abschließend. In den vergangenen Jahren seien 150.000 Asylwerber aufgenommen wor- den. Für ein kleines Land wie Österreich sei das „ziemlich viel“. Er sei aber optimistisch, daß auch die österreichische Gesellschaft die - Fotos: Sovrano Ordine di Malta; Marco Merlini se Herausforderung bewältigen werde. „Um Präsentation der Aktivitäten der Gemeinschaft Sant´Edigio und Begegnung mit MigrantInnen und Flüchtlingen, die von der Gemeinschaft betreut werden. die Kinder mache ich mir dabei keine Sor- gen. Sie lernen sehr schnell. Es sind eher die Das ökumenische Gemeinschaftsprojekt Menschenhändler, die mit Kriegsflüchtlin- Eltern, bei denen es schwierig ist. Daß der katholischer und evangelischer Christen wird gen Geschäfte machen, verhindert werden, Prozeß lange dauert, darüber braucht man von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen getra- wie während des Besuchs von Van der Bel- sich auch keine Illusionen machen.“ n gen und finanziert sich großteils aus Spen- len konstatiert wurde. Andere Projekte die- http://www.bundespraesident.at den. Es ermöglichte zuletzt Flüchtlingen aus nen etwa dem Ziel, Frauen aus Nigeria aus http://w2.vatican.va/content/vatican/de.html dem Libanon (überwiegend Syrer), Marokko der Sklaverei der Prostitution zu befreien. http://www.malteserorden.at (Opfer des Bürgerkriegs und der Gewalt in „Das sind Opfer des Menschenhandels. Wir Quellen: APA/prk, Souveräner Malteser-Ritter-Orden, BMEIA

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 8 Österreich, Europa und die Welt 24. OSZE-Ministerrat in Wien

OSZE-Ratsvorsitzender Außenminister Sebastian Kurz: »OSZE ist unverzichtbar für die Sicherheit in Europa, heute mehr denn je.« Foto: BMEIA / Georges Schneider / CC BY 2.0 / Georges Schneider CC BY Foto: BMEIA Gruppenfoto vom 24. OSZE-Ministerrat in Wien, dem letzten unter Österreichs Vorsitz 2017 ie OSZE sei mehr denn je unverzicht- Kurz sagte, der 24. Ministerrat sei so kon - wältigung der aktuellen und künftigen Si- Dbar für die Sicherheit in Europa, sagte zipiert worden, „daß wir die OSZE als Platt- cher heitsherausforderungen hin. der OSZE-Vorsitzende und Österreichs Aus- form für den Dialog bestmöglich nutzen kön- Um der Bedrohung durch gewalttätigen sen minister Sebastian Kurz am 7. Dezember nen“. Die Vertrauenskrise zwischen den Teil- Extremismus und Radikalisierung entgegen- in der Hofburg bei der Eröffnung des 24. Mi- nehmerstaaten gehe weiter, und „wir müs sen zuwirken, die zum Terrorismus führen, wies nisterrats in Wien. Er erinnerte die Außenmi- diesem Trend entgegenwirken“. Mehr Si- er auf den Bericht seines Sonderbeauftragten nisterInnen, StaatssekretärInnen und hoch- cher heit werde nur mit mehr Vertrauen er - Professor Peter Neumann hin, in dem Emp- rangigen VertreterInnen der 57 Teilnehmer- reicht. fehlungen aufgeführt werden, wie Staaten die staaten und 11 Ko operationspartner der Kurz stellte fest, daß der österreichische Bedrohung effektiv bekämpfen und die OSZE OSZE daran, daß die Sicherheitsherausfor- OSZE-Vorsitz trotz der Herausforderungen besser als Netzwerkknoten nutzen können. derungen der Region nur durch Konsens ge - in diesem Jahr einige Erfolge erzielt habe. Kurz fügte hinzu, daß Österreich, zusätzli- löst werden können und die derzeitige Ver- Er sagte, daß rund um die Uhr Patrouillen che 250.000 Euro zur Organisation beitragen trauenskrise zwischen den Staaten überwun- der Sonderbeobachtermission der OSZE in würde, um die Rolle der OSZE in diesem den werden kann. der Ukraine mit den neuesten Technologien Bereich der Ar beit langfristig zu stärken. „In einer Organisation mit 57 Mitgliedern entlang der Kontaktlinie, konkrete Fortschrit- Kurz erwähnte auch den Erfolg des Vor- kann nicht jeder immer zufrieden sein. Aber te bei den 5 + 2-Verhandlungen über Trans- sitzes bei der Besetzung der vier vakanten ich möchte Sie daran erinnern, daß unsere nistrien und in Georgien, die sich mit Um- Führungsfunktionen der OSZE, „die für das Zusammenarbeit auf Regeln beruht, die wir weltproblemen beschäftigen und Dialogka- Funktionieren der Organisation sehr wichtig alle im Konsens angenommen haben“, sagte näle fördern – überwacht werden Kontaktli- waren“. Kurz. „Es ist daher wichtig, daß wir alle die - nien – hatte für die von langwierigen Kon- Im Anschluß an den Amtierenden Vorsit- se Regeln einhalten. Wir können Herausfor- flikten betroffenen Gemeinschaften spürbare zenden sagte der Präsident der Parlamentari- derungen nur im Konsens lösen. Und um die - Vorteile gebracht. schen Versammlung der OSZE, George Ze- sen Konsens zu finden, braucht es Ver trau en, Kurz wies auf Fortschritte im Strukturier- reteli: „In immer kritischeren Zeiten sollten Dialog und Kompromißbereitschaft.“ ten Dialog der Teilnehmerstaaten bei der Be - die Regierungen die OSZE bestmöglich nut-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 9 Österreich, Europa und die Welt zen. Nur durch Zusammenarbeit und Dialog können wir die gegenseitige Sicherheit ge- währleisten. Die Zusammenarbeit in einigen Fällen könnte einen Kompromiß erfordern, wir können keine Kompromisse in bezug auf unsere Werte oder die Gründungsprinzipien der OSZE eingehen.“ In seinem Bericht an den Ministerrat sagte OSZE-Generalsekretär Thomas Gre- minger: „Sicherheit beginnt mit Vertrauen – und Vertrauen beginnt mit Dialog. Dies ist der Impuls, der den Helsinki-Prozeß ange- trieben hat. Es ist höchste Zeit, daß wir es heute wiederbeleben. Wir müssen uns zu den Prinzipien und Verpflichtungen verpflichten, für die unsere Organisation steht. Gleichzei- tig müssen wir pragmatisch sein und Ge- meinsamkeiten zwischen den Interessen fin- den und eine gemeinsame Agenda für die OSZE aufbauen. Kleine, aber stetige Schritte Außenminister Sebastian Kurz, US-Außenminister Rex Tillerson und OSZE-Generalsekretär werden inkrementelle Fortschritte bringen. Thomas Greminger Aber das erfordert von Ihnen, den Teilneh - merstaaten, sich von ganzem Herzen auf echten Dialog und Zusammenarbeit zu eini- gen.“

Diskussionen im Rahmen des Strukturierten Dialogs Die OSZE-AußenministerInnen und ande- re hochrangige VertreterInnen erörterten in einer gezielten Diskussion über die Grenzen des OSZE-Ministerrats in Wien Wege, die strategische Stabilität in Zeiten zunehmen- der politischer und militärischer Unvorher- sehbarkeit zu verbessern. Der Austausch bau- te auf Diskussionen im Rahmen des Struktu- rierten Dialogs über die aktuellen und zu- künftigen sicherheitspolitischen Herausfor- derungen im OSZE-Raum auf, ein multilate-

raler Prozeß, der Anfang dieses Jahres vom 2.0 / Georges Schneider CC BY Fotos: BMEIA österreichischen OSZE-Vorsitz initiiert wur - Außenminister Sebastian Kurz, der russische Außenminister Sergej Lawrow und OSZE-Gene- de. ralsekretär Thomas Greminger In seiner Eröffnungsansprache erklärte Cortese, begrüßte den strukturierten Dialog den Strukturierten Dialog berichtete. Botschafter Clemens Koja, der den österrei- als eine einzigartige Gelegenheit, Vertrauen Der OSZE-Strukturierte Dialog über die chischen OSZE-Vorsitz vertrat, daß der und Vertrauen wiederherzustellen, indem das aktuellen und künftigen Herausforderungen strukturierte Dialog eines der Hauptinstru- gegenseitige Verständnis zwischen den Teil- und Sicherheitsrisiken wurde von den Aus- mente zur Überwindung des Konfrontations- nehmerstaaten gestärkt wird. Er betonte, wie senministerInnen in ihrer Erklärung anläß- klimas gewesen sei. „Die aktuelle Sicher- wichtig es ist, das offene, konstruktive und lich des 20. Jahrestages des OSZE-Rü stungs - heitslage erfordert dringend Maßnahmen. integrative Engagement in diesem Prozeß kontrollrahmens auf dem Ministerratstreffen Dieser Dialog ist eine echte Chance, Trans- fortzusetzen, insbesondere bei der Analyse 2016 in Hamburg im vergangenen Dezem- parenz und Vorhersehbarkeit zu stärken und von Bedrohungswahrnehmungen und Sicher- ber initiiert. neues Vertrauen zu schaffen“, sagte Koja. Er heitsbedenken, einschließlich militärischer Seitdem hielten die OSZE-Teilnehmer- hofft, daß die Teilnehmerstaaten dieses In- Krafthaltungen und Übungen. staaten eine Reihe von Treffen mit Botschaf- strument nutzen werden, um Wege zur Ver- Die Veranstaltung wurde von Botschafter tern und hochrangigen Vertretern aus den besserung der strategischen Stabilität und zur Christian Strohal, dem österreichischen Vor- Hauptstädten der OSZE-Region ab. Die Tref - Verbesserung der Sicherheitslandschaft in sitzkoordinator für den Strukturierten Dia- fen beinhalteten Diskussionen über Themen Eu ropa zu erkunden. log, und dem deutschen Botschafter Eber- wie Bedrohungswahrnehmung, Sicherheits- Der Vertreter des neuen italienischen hard Pohl, dem Vorsitzenden der Informellen bedenken, Herausforderungen für die euro- OSZE-Vorsitzes, Botschafter Alessandro Arbeitsgruppe, vorgestellt, der 2017 über päische regelbasierte Sicherheitsordnung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 10 Österreich, Europa und die Welt

sichten zu äußern“, sagte der Sonderbeauf- tragte des österreichischen OSZE-Vorsitzes, Botschafter Christian Strohal. Er betonte, wie der OSZE-Vorsitz 2017 die Bedeutung der Jugend und die Einbeziehung junger Stim- men sowohl in die Arbeit der OSZE als auch in die internationale Politik und auf nationa- ler Ebene unterstrich. Zum Beispiel hat der Vorsitz im Laufe dieses Jahres jungen Führungskräften die Möglichkeit gegeben, an einer Reihe regio- naler Workshops teilzunehmen, die sich mit der Bekämpfung von gewalttätigem Extremis - mus befassen, der zu Radikalisierung und Terrorismus führt. Ihre endgültigen Empfeh- lungen wurden den Teilnehmerstaaten und Kooperationspartnern auf der OSZE-weiten Konferenz zur Terrorismusbekämpfung im Mai 2017 in Wien vorgestellt. Foto: OSCE / VDjemelinskaia OSZE-Generalsekretär Thomas Gremin- Der OSZE-Amtierende Vorsitzende Sebastian Kurz (l.) und der Sonderbeauftragte für die Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus, Professor Peter Neumann ger lobte die Bemühungen der Sonderbeauf- tragten des Vorsitzes für Jugend und Sicher- und die Rolle der militärischen Kommunika- „Die Gefahr, die die terroristische Radi- heit. „Obwohl im Laufe des Jahres viele tion bei Deeskalation und Risikoreduzierung. kalisierung für unsere Region darstellt, wird Schritte in die richtige Richtung unternom- Der Strukturierte Dialog hat auch eine einge- fast täglich durch immer brutalere und will- men wurden, ist eine verstärkte politische hende Analyse von Machtpositionen und mi - kürlichere Angriffe auf unsere Gesellschaf- Unterstützung der Teilnehmerstaaten uner- litärischen Übungen eingeleitet. Der Prozeß ten gesehen“, sagte Kurz. „Kein Staat und läßlich, um Fortschritte in diesem Bereich soll das Verständnis fördern und eine ge– keine Gesellschaft ist immun gegen gewalt- der Arbeit zu gewährleisten“, sagte er. meinsame Grundlage finden, um die negati- tätige Radikalisierung und Terrorismus. Wir Die Sonderbeauftragte des OSZE-Vorsit- ven Trends in der Rüstungskontrollarchitek- können nicht allein gegen diese Bedrohung zes für Jugend und Sicherheit, Anna-Katha- tur umzukehren und die kooperative Sicher- stehen, sondern können nur gemeinsam in rina Deininger, sagte: „Indem wir junge heit in Europa zu beleben. enger Abstimmung erfolgreich sein. Deshalb Frauen und Männer aus der gesamten OSZE- hat der österreichische Vorsitz der OSZE in Region von Angesicht zu Angesicht mit Ent- Jugend-, Friedens- diesem Jahr bewußt auf die Prävention und scheidungsträgern, NRO und Medienvertre- und Sicherheitsagenda Bekämpfung von Radikalisierung gewalttä- tern zusammenbringen, werden wir sie her- Die Ausrichtung der Jugend-, Friedens- tiger Ausschreitungen gesetzt.“ vorbringen innovative Ansätze, wie die Ju- und Sicherheitsagenda auf die Politikent- „Wir wollen die Jugend stärken und ihnen gend-, Friedens- und Sicherheitsagenda ent- wicklung im OSZE-Raum und darüber hin- prominentere Plattformen bieten, um ihre An - lang der Grundpfeiler der Resolution 2250 aus stand im Mittelpunkt einer Nebenveran- staltung, die am Rande Ministerrats von den Sonderbeauftragten des österreichischen Am- tierenden Vorsitzes organisiert wurde. Die Veranstaltung brachte die Jugend- kontaktstellen der OSZE, Experten, Teilneh- mer aus der Jugend und hochrangige Diplo- maten zusammen, die in einer innovativen Übung von „Speed d (eb) ating“ in interakti- ven und Einzelgesprächen über die Resolu- tion 2250 (2015) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen zu Jugend, Frieden und Si- cherheit diskutierten „Es liegt im Interesse aller Teilnehmer- staaten, die OSZE als Sicherheitsforum zu nutzen, um gewalttätigem Extremismus und Radikalisierung, die zu Terrorismus führen, zu bekämpfen und die Zusammenarbeit zu stärken, damit wir zusammenarbeiten kön- Foto: BMEIA / Georges Schneider / CC BY 2.0 / Georges Schneider CC BY Foto: BMEIA nen“, sagte der amtierende OSZE-Vorsitzen- Nebenveranstaltung, die am Rande Ministerrats von den Sonderbeauftragten des österreichi- de Sebastian Kurz. schen Am tierenden Vorsitzes organisiert wurde.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 11 Österreich, Europa und die Welt

dung der Menschen von ihren eigenen Ge - sellschaften angehen.“ Armina Mujanović, eine in Bosnien und Herzegowina ansässige Politologin, sagte: „Ich freue mich auf neue Strategien, die sich auf den Schutz der Menschenrechte konzen- trieren.“

Schutz von Zivilisten in der Ostukraine Der österreichische OSZE-Vorsitz appel- lierte bei einer Nebenveranstaltung am 8. Dezember um mehr Aufmerksamkeit für die Notlage der Zivilbevölkerung in der Ost- ukraine. Die fokussierte Diskussion unter der Lei- tung von Österreichs stellvertretendem Aus senminister Michael Linhart unterstrich die schlimme Situation von Zivilisten in der Ost - Foto: BMEIA / Georges Schneider / CC BY 2.0 / Georges Schneider CC BY Foto: BMEIA ukraine. Besondere Aufmerksamkeit wurde Nebenveranstaltung, die am Rande Ministerrats von den Sonderbeauftragten des österreichi- dem Schaden an kritischer Infrastruktur, den schen Am tierenden Vorsitzes organisiert wurde. sich verschlechternden sozioökonomischen des UN-Sicherheitsrats am besten vorange- koordinieren und nachhaltiger zu bekämp- Bedingungen und den Gesundheitsvorsorge- bracht, gefördert und umgesetzt werden fen – die OSZE könnte dies unterstützen.“ maßnahmen in der Region und der Gefahr, kann.“ Zwei Teilnehmer der Jugendworkshops insbesondere für Kinder, von Minen und ex - In seiner Schlußbemerkung betonte der zur Prävention von gewaltbereitem Extre- plosiven Kriegsmunitionsrückständen gewid - spanische stellvertretende Minister für Aus- mismus, die Anfang dieses Jahres vom öster- met. wärtige Angelegenheiten und Zusammenar- reichischen Vorsitz organisiert wurden, spra- „Die Bilder sehen aus, als wären sie von beit, Ildefonso Castro, die Bedeutung der chen ebenfalls über die Veranstaltung. weit weg und längst her, aber das ist Europa Empfehlungen der Konferenz „Arbeit mit Ju- „Siehst du mich? Kümmerst du dich um 2017“, sagte Linhart bei der Eröffnung der gendlichen und Jugendlichen“, die gemein- mich? Das sind Fragen, die Menschen jeden Veranstaltung. sam von Spanien und dem OSZE-Sekretariat Tag bewußt oder unbewußt im Umgang mit Seit Beginn der Krise wurden mehr als in Mollina organisiert wurde. „Die Meinung dem Staat stellen“, sagte Dina Iglikova, Re - 10.000 Menschen getötet, darunter über und Beteiligung der Jugend in internationa- sident Coordinator des in Kasachstan ansäs- 2.800 Zivilisten. Gegenwärtig benötigen über len Angelegenheiten ist entscheidend. Junge sigen Mampassi Collective, die an Projekten 3,8 Millionen Menschen dringend humanitä- Menschen sind ein Schlüsselelement der glo - zur Verbesserung von Verbindungen und re Hilfe. Tausende von Menschen sind von balen Sicherheit. Es ist keine Option mehr, Netzwerken in der zentralasiatischen Region Strom, Gas und Wasser abgeschnitten, wäh- die Beteiligung von Jugendlichen zu unter- arbeitet. „Um eine gewalttätige Radikalisie- rend die Sonderbeobachtermission der OSZE stützen“, so Ildefonso Castro. rung zu verhindern, müssen wir die Entfrem- in der Ukraine (SMM) jeden Tag mehr Schä- „Meiner Meinung nach ist eine deutliche Stärkung des OSZE-Referats ,Maßnahmen gegen den Terrorismus‘ erforderlich – das ist auch eine der Empfehlungen des Berichts von Professor Peter Neumann“, sagte Kurz und bezog sich dabei auf den von seinem Sonderbeauftragten im September veröffent- lichten Bericht OSZE-Aktivitäten zur Ver- hinderung von gewalttätigem Extremismus und Radikalisierung, die zu Terrorismus füh- ren. Neumann, der auch bei der Side-Veran- staltung anwesend war, sagte: „Es braucht ein Netzwerk, um ein Netzwerk zu besiegen. Die OSZE könnte ein ausgeklügeltes Netz- werk sein, das die Terroristen besiegt. Die OSZE mit ihren Experten, spezialisierten In- stitutionen und Feldoperationen verfügt über

das Fachwissen und die lokalen Kontakte vor Foto: OSCE Ort. Es müssen Anstrengungen unternom- Der stellvertretende Außenminister Österreichs, Michael Linhart, sprach während der fokus- men werden, um den Terrorismus besser zu sierten Diskussion über den Schutz von Zivilisten in der Ostukraine.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 12 Österreich, Europa und die Welt

den an zivilen Immobilien meldet. Es gibt klungen im OSZE-Gebiet zum Ausdruck rung zu fördern und weitere Anstrengungen lange Verspätungen beim Passieren von Ein- gebracht, die das Mißtrauen, die Spannun- zur Förderung von Beschäftigungsmöglich- und Ausgangspunkten rund um die Kontakt- gen und Konflikte verschärft haben Instabi- keiten für Frauen und junge Menschen zu linie, wobei ältere Menschen und Familien lität innerhalb und zwischen den Staaten. unternehmen. mit Kindern oft stundenlang warten müssen. Die Erklärung fordert die Staaten auf, Unter Bezugnahme auf die positiven Ent- Kinder sind traumatisiert, vor allem durch gemeinsam daran zu arbeiten, das Vertrauen wicklungen in den letzten Wochen des Trans- Beschuß in der Nähe ihrer Schulen. wiederherzustellen und gutnachbarschaftli- nistrien-Beilegungsprozesses verabschiedete Ertugrul Apakan, Chief Monitor der che Beziehungen zu verbessern. der Ministerrat eine Erklärung, in der er die SMM, fügte hinzu: „Zivilpersonen, die in Die Außenminister Deutschlands, Öster- konkreten vertrauensbildenden Maßnahmen der Nähe der Kontaktlinie leben, befassen reichs und Italiens – die OSZE-Troika – ha- der Seiten begrüßte, und forderte sie auf, sich täglich mit Gewalt. Dies ist der vierte ben ebenfalls eine Erklärung zur Krise in und weiterhin auf weitere greifbare Fortschritte Winter, in dem die Zivilbevölkerung dies um die Ukraine abgegeben, in der sie die Um- hinzuarbeiten. ertragen muß und alle Seiten in der Krise setzung eines dauerhaften und überprüfbaren Die Teilnehmerstaaten einigten sich dar- sollten Maßnahmen ergreifen, um die Situa- Waffenstillstands und neuer Impulse zur In- auf, daß der 25. OSZE-Ministerrat am 6. und tion zu erleichtern. Es muss aufhören.“ tensivierung der Konfliktbeilegung for dern. 7. Dezember 2018 in Mailand (Italien) statt- Linhart warnte auch vor der möglichen In den zum Abschluß des Ministerrats ge- finden wird. ökologischen Katastrophe durch Beschuß faßten Beschlüssen kamen die Teilnehmer- Die Teilnahme von rund 40 Außenmini- kritischer Infrastrukturen. Mehrmals in die- staaten überein, die Bemühungen der OSZE sterInnen der 57. OSZE-Teilnehmerstaaten – sem Jahr sind Geschoße nur wenige Meter zur Verringerung der Konfliktrisiken durch darunter Rußlands Sergej Lawrow und US- von Gebäuden entfernt gelandet, in denen den Einsatz von Informations- und Kommu- Außenminister Rex Tillerson – unterstrich Hunderte von Kilogramm Chlor gespeichert nikationstechnologien zu verstärken und die die traditionelle Rolle Österreichs als Dreh- sind. „Die Folgen eines solchen Einschlags Bemühungen zur Verringerung der Bedro- und Angelpunkt für internationalen Dialog wären verheerend“, warnte Linhart. Der Auf - hung durch Kleinwaffen und leichte Waffen und Vermittlung. ruf, Sicherheitszonen rund um solche Anla- und Lagerbestände konventioneller Muni- Die OSZE ist mit ihren Teilnehmerstaa- gen zu schaffen, wurde von allen Rednern tion. ten von Vancouver im Westen bis Wladiwo- unterstützt. Es wurden auch Beschlüsse gefaßt, um die stok im Osten sowie elf Kooperationspart- Aktivitäten zur Verhütung des Menschenhan - nern aus dem Mittelmeerraum und Asien die Eine Reihe von Beschlüssen dels zu verstärken und alle Formen des Kin- größte regionale Sicherheitsorganisation der Die 57 Teilnehmerstaaten der OSZE derhandels, einschließlich der sexuellen Aus - Welt. Aufbauend auf einem umfassenden Si- haben am 8. Dezember zum Abschluß des beutung, sowie anderer Formen der sexuel- cherheitsbegriff, setzt sich die Organisation 24. Ministerrats eine Reihe von Entschei- len Ausbeutung von Kindern zu bekämpfen. für eine stärkere Zusammenarbeit im poli- dungen getroffen. Darüber hinaus haben die In einem weit reichenden Beschluß über tisch-militärischen Bereich, in Wirtschafts- Außenminister Deutschlands, Österreichs, die wirtschaftliche Beteiligung im OSZE- und Umweltfragen sowie bei den Menschen- Italiens und der Slowakei, die die früheren, Raum einigten sich die 57 darauf, die Zu - rechten und Grundfreiheiten ein. n derzeitigen und künftigen OSZE-Vorsitze sammenarbeit im Bereich der Wirtschaftstä- http://www.osce.org/de/ vertraten, ihre Besorgnis über die Entwik- tigkeit zu intensivieren, gute Regierungsfüh- http://www.bmeia.gv.at Foto: BMEIA / Georges Schneider / CC BY 2.0 / Georges Schneider CC BY Foto: BMEIA Ein Blick auf die VertreterInnen der 57 Teilnehmerstaaten und 11 Kooperationspartner der OSZE in der Wiener Hofburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 13 Österreich, Europa und die Welt Erstmals verliehen – die Lower Austrians Abroad Awards

Zum ersten Mal wurden am 24. November im Rahmen des 22. Auslands-Niederösterreicher-Treffens zwei verdiente Landsleute ausgezeichnet.

Nach der Verleihung im Palais Niederösterreich in Wien (v.l.): Der Geschäftsführer der IMC FH Krems, Karl Ennsfellner, Rektorin Eva Werner, Christian Maurer, der den Preis stellvertretend für die Preisträgerin Doris Carson entgegen nahm, Preisträger Martin A. Nowak, Landeshaupt- frau Johanna Mikl-Leitner und IST--Präsident Thomas Henzinger

ergeben wurde die Awards in zwei Ka- Johanna Mikl-Leitner im Zuge einer Gala- legenheiten bzw. Abteilung für Auslandsnie- Vtegorien: in der Kategorie „Life’s Work veranstaltung im Palais Niederösterreich in derösterreicher (ANÖ) ein neues Konzept für Award“ und in der Kategorie „Talent Award“. Wien überreicht. Der „Talent Award“ ging an die langjährigen Treffen erarbeitet. Der Die PreisträgerInnen werden aufgrund ihres Doris Carson, der „Life´s Work Award“ an 40jährige Simon Ortner wurde in der Sitzung beruflichen Erfolges und ihrer Verbunden- Martin Nowak. Doch dazu später. der NÖ Landesregierung vom 21. November heit mit Niederösterreich ausgezeichnet. zu deren Leiter bestellt. Als sich Peter de Heuer wurden Personen angesprochen, die n einer kreativen Pause 2016 hat die Nie- Martin in den Ruhestand zurückgezogen hat- im Bereich Wissenschaft tätig sind. Die Aus- Iderösterreichische Landesregierung – Stabs- te, war Ortner sozusagen der „oberste Aus- zeichnungen wurden durch Landeshauptfrau stelle Internationale & Europäische Ange - landsniederösterreicher“.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 14 Österreich, Europa und die Welt

Ortner absolvierte in den Jahren 1997 bis 2005 das Studium der Geographie (Studien- zweig Raumforschung und Raumordnung) an der Universität Wien. Im Jahr 2006 er - folgte sein Dienstantritt beim Amt der NÖ Landesregierung. Im Zuge seiner bisherigen Laufbahn war er in den Abteilungen RU 2 (Raumordnung und Regionalpolitik), LAD 1-IP (Protokoll) und LAD 1-IE (Interna - tionale und Europäische Angelegenheiten) tä tig. Auf Initiative von Landeshauptfrau Jo- han na Mikl-Leitner erfolgte nun die Bestel- lung zum Leiter der Abteilung Internationale und Europäische Angelegenheiten mit Wirk- samkeit vom 1. Dezember dieses Jahres. Simon Ortner, der Leiter der Stabsstelle Internationale & Europäische An ge legenheiten im In den vergangenen Jahren hatten die ANÖ Amt der Niederösterreichischen Landesregierung bei seiner Begrüßung während des Abend- empfangs mit seiner Mitarbeiterin Regina Stierschneider (Bildmitte, stehend) in verschiedenen Arbeitsgruppen gemein - sam mit ortsansässigen Niederösterreichern kundigkeit verfolgten sie am 24. November Ungarn und aus den Vereinigten Staaten von neben dem Austausch von Erfahrungen auch die Präsentation des Institute of Science and Amerika angereist, was das hohe Interesse mögliche Projekte von Land und ANÖ in de - Technology Austria (IST Austria) in Kloster- an dieser Veranstaltung des Landes deutlich ren Wohnsitzländern erörtert. Und viele da- neuburg, dem niederösterreichischen Spit- beweist. von sind im Laufe der Jahre erfolgreich um - zenforschungs institut. Doch lesen Sie dar- Bei einem gemeinsamen Abendempfang gesetzt worden. über spä ter noch ausführlich darüber. im Cityhotel D & C in der Landeshaupt- stadt – wo die Gäste auch untergebracht wa - Das neue Konzept Der Abend des ersten Tages ren – nahm Simon Ortner die Begrüßung im Das neue Konzept sieht eine spezialisie- Für den Nachmittag des 23. November Namen des Landes vor und dankte für die rung vor, die sich im ersten Jahr auf das war die Ankunft in St. Pölten vorgesehen. Die Mühen, die die Landsleute auf sich genom- weite Gebiet der Wissenschaft richtete. Das ANÖ waren diesmal aus Brasilien, China, men hatten, und für die Bereitschaft, ihre spiegelte sich in der Liste der TeilnehmerIn- Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Erfahrung und ihr Potential für Niederöster- nen wider: Mit großem Interesse und Fach- Italien, Niederlande, Rußland, Schweiz, reich zur Verfügung stellen zu wollen. Fotos: Louk van Kooten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 15 Österreich, Europa und die Welt

Besuch im Institute of Science and gy Austria (IST) auf dem Programm stand ner Kollegin Lisa Cichocki empfangen, die, Technology Austria in Klosterneuburg (unser Bild unten zeigt die Ankunft am späten so gut es in kurzer Zeit nur möglich ist, die Der zweite Tag des Teffens führte die Vormittag). wichtigsten Informationen über die Spitzen- ANÖ nach Klosterneuburg, wo eine Führung Dort wurden sie von Stefan Bernhardt, Forschungsinstitution präsentierten, die sich durch das Institute of Science and Technolo- Head of Communications & Events, und sei- mittlerweile Weltrang erarbeitet hat. Fotos: Louk van Kooten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 16 Österreich, Europa und die Welt Foto: IST Austria Foto: IST Ein Blick auf das Areal des Institute of Science and Technology Austria IST in Klosterneuburg Gugging

Das Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) ist ein junges interna- tionales Institut in Klosterneuburg bei Wien, das sich der naturwissenschaftlichen Grund- lagenforschung und Ausbildung von aufstre- benden WissenschaftlerInnen widmet. Nach Umsetzung des ambitionierten Ent- wicklungsplans werden 2026 rund 90 For- schungsgruppen in einem hochmodernen Um feld arbeiten, das sich an internationalen Vorbildern wie den Max-Planck-Instituten, der ETH Zürich und dem Weizmann- Institut orientiert.

Das Konzept Das IST Austria verfolgt die Überwin- dung aller Bar rieren innerhalb und zwischen Forschungsgruppen und Wissenschaftlern.

Durch aktive Förderung der Zusammenarbeit Österreich Journal Foto: zwischen seinen ForscherInnen über ver- Stefan Bernhardt, Head of Communications & Events, und seine Kollegin Lisa Cichocki schiedene Bereiche der Wissenschaft und un - ter schiedliche Erfahrungsstufen hinweg bie- der ganzen Welt ist einer der wichtigsten essen der Wissenschaftler orientiert. Grund- tet das In stitut eine Atmosphäre der Leiden- Vorteile von IST Austria. lagenforschung, das Wagnis, die Grenzen un- schaft für den Ausbau des Wissens. Es gibt Die Ausbildung als Brücke zwischen tra- seres Na turverständnisses zu erweitern, ist keine wissenschaftlichen Abteilungen und ditionellen Grenzen und verschiedenen Dis- die Basis allen wissenschaftlichen Wissens hierarchischen Strukturen und eine Vielzahl ziplinen macht das IST Austria zu einer ech- und der technologischen Entwicklung. Die an in terdisziplinären Kursen und Vorträgen. ten interdisziplinären Einrichtung. In Zu- Unabhängigkeit des IST Austria erlaubt es Die gemeinsame Nutzung von Raum und kunft werden auch andere Bereiche der Wis- dem Institut, sich ausschließlich auf wissen- Res sourcen aller Forschungsgruppen erlaubt senschaft eingeschlossen werden. schaftliche Qualität zu konzentrieren. dem Institut, auf neue Entwicklungen in der Die einzigen Kriterien für die Einstellung Wissenschaft zügig zu reagieren. Exzellenz in der Grundlagenforschung von Wissenschaftlern am IST Austria, vom Die interaktive und kollaborative For- Das IST Austria widmet sich einer For- jüngsten Studenten bis zum Senior Profes- schungskultur der WissenschaftlerInnen aus schung, die sich ausschließlich an den Inter- sor, sind deren wissenschaftliche Exzellenz.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 17 Österreich, Europa und die Welt

Im Wettbewerb mit den Besten der Welt steht die Grundlagenforschung in keinem Wider- spruch zum ökonomischen Wert – das Ge - genteil ist der Fall: Viele internationale Bei- spiele zeigen, daß Ergebnisse erreicht wer- den können, die der Gesellschaft und der Industrie zugute kommen – wenn Weltklas- se-WissenschaftlerInnen zusammengebracht werden und diese dann die Freiheit haben, ihre Vi sionen, ihre Forschungsziele zu ver- folgen. Thomas A. Henzinger, der Präsident des IST Austria, ist Wissenschaftler, arbeitet mit den beiden Leitungsgremien des Instituts zu- sammen, um dessen Unabhängigkeit zu si - chern. Der Stiftungsrat besteht aus Mitglie- dern der Wissenschaft und Wirtschaft; der wissenschaftliche Beirat besteht aus interna- tional renommierten Wissenschaftlern. Das In stitut und seine Wissenschaftler werden regelmäßig von unabhängigen Gutachtern evaluiert, um den Weltstandard von IST Austria zu gewährleisten.

Ausbildung von Graduierten Mehr als ein Drittel der Wissenschaftler am IST Austria sind Doktoratsstudenten, während das Institut kein Bachelor- oder Master-Studium anbietet. Die interdiszipli- näre IST Austria Graduiertenschule bietet Ku - rse über das gesamte Spektrum der wissen - schaftlichen Disziplinen. Vor der Auswahl eines Disserta tionsbetreuers nehmen alle Studierenden an Kursen außerhalb ihrer Fachgebiete teil und arbeiten an Projekten mit mindestens drei verschiedenen For- schungsgruppen, die ihren wissenschaft- lichen Hintergrund erweitern und Grundlage für eine disziplinübergreifende Kommunika- tion sind.

Wissenschaftliche Organisation Die wissenschaftliche Grundeinheit des IST Austria ist die unabhängige Forschungs- gruppe, die von einem Professor oder einem Assistenzprofessor geleitet wird. Eine For- schungsgruppe besteht im Durchschnitt aus etwa zehn Doktoranden und Postdocs und ist damit klein genug, um von aktiven Weltklas- se-Wissenschaftlern als Gruppenleiter be - treut zu werden. Das Institut rekrutiert junge Gruppenleiter als Assistenzprofessoren, gibt ihnen während der kreativsten Jahre in der Karriere eines Forschers komplette wissen- schaftliche Freiheit. Sie haben dann auch die Möglichkeit, zum Professor befördert zu werden, der ausschließlich unabhängig und nur auf Basis seiner wissenschaftlichen Lei-

stungen bewertet wird. Austria Fotos: IST

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 18 Österreich, Europa und die Welt

Die Grundlagen Die Grundfinanzierung erfolgt vonseiten der öffentlichen Hand. Von 2007–2026 stellt die Bundesregierung insgesamt bis zu 1.280 Mio. € zur Verfügung, zwei Drittel davon ga - rantiert. Das übrige Drittel ist von leistungs- bezogenen Kriterien wie der Einwerbung von Drittmitteln abhängig. Das Land Niederös- terreich steuert 510 Mio. € für Bau und Er- haltung bei. Bis Mitte 2015 haben die Forscherinnen und Forscher 50 Mio. € an kompetitiv verge- benen Fördermitteln eingeworben, davon drei Viertel aus EU-Mitteln. Damit trägt IST Austria wesentlich zum Status Österreichs als Nettoempfänger europäischer Forschungs- förderungsmittel bei. Über 100 Mio. € wurden seit Eröffnung des Instituts an Drittmitteln eingeworben, der Großteil davon aus der Europäischen Union sowie 17 Mio. € davon an Spen den von Firmen und Privatpersonen. Klares und konsequentes IP-Manage- ment, gezielte Förderung von unternehmeri- schem Denken bei WissenschaftlerInnen, sowie Gründung des Technologieparks: IST Austria orientiert sich dabei am Weizmann- Institut in Israel, das höchst erfolgreich Er - kenntnisse der Grundlagenforschung kom- merziell verwertet. http://ist.ac.at/

Auf die geplante Führung durch die Räumlichkeiten mußte dann aber verzichtet werden, denn während der Präsentation wur- den viele Fragen gestellt, die schließlich den

Fotos: IST Austria Fotos: IST ursprünglichen Zeitrahmen ausfüllten. Foto: Österreich Journal Foto:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 19 Österreich, Europa und die Welt

Von Klosterneuburg zurückgekehrt, wa ren die ANÖ eingeladen, an einer Führung durch die Altstadt der Landeshauptstadt St. Pölten teilzunehmen und – wegen der geringen Zeit – wenigstens ein paar der wichtigsten Sehenswürdigkeiten be sichtigen zu können. St. Pölten ist mit rund 54.000 EinwohnerInnen die größte Stadt Niederösterreichs und wurde – in der Ära von Landeshauptmann Sigfried Ludwig (1981 bis 1992) – im Jahr 1986 zur Landeshaupt- stadt ernannt. St. Pölten gilt als eine der ältesten Städte Österreichs und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer pulsierenden Me - tro pole entwickelt, die Historisches und Modernes perfekt vereint. http://www.st-poelten.gv.at Fotos: Louk van Kooten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 20 Österreich, Europa und die Welt Lower Austrians Abroad Award

ie eingangs bereits angekündigt, wurde heuer erstmals der Vertreter in der Nähe des Landesfürsten sein wollten. Und das Palais W„Lower Austrians Abroad Award“ an eine verdiente Auslands- blickt auf eine bewegte Geschichte zurück – nicht nur der es Landes, österreicherin und einen verdienten Auslandsösterreicher verliehen. sondern besonders auch auf die unseres Landes. So etwa fand am 21. Der Festakt wurde im Palais Niederösterreich in der Wiener Herren- Oktober 1918 hier die Konstituierung der Provisorischen National- gasse abgehalten, das bis zur Übersiedlung der Landesregierung nach versammlung statt. Ein würdiger Ort zur Award-Verleihung jeden- St. Pölten 1997 deren Sitz gewesen war. Das ehemalige „Liechten- falls für die Einladung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. steinsche Freihaus“ diente ab 1513 Landständen, die als politische https://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Nieder%C3%B6sterreich Fotos: Louk van Kooten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 21 Österreich, Europa und die Welt Foto: Österreich Journal / Michael Die ORF-Journalistin Barbara Stöckl begrüßte die Anwesenden im historischen Landtagssaal und moderierte auch den Abend. „Ladies and Gentlemen, heartly welcome to the Lower Austrians Abroad Award cere- mony“ – eigentlich müßte sie, leitete die ORF- Journalistin Barbara Stöckl, diesen Abend in Englisch moderieren, „wenn ich an all die Nationen denke, meine Damen und Herren, aus denen Sie oder viele von ihnen gestern angereist sind, um nach Hause zu kommen. Aus Brasilien, aus China, aus den USA, aus Rußland aus England – aus drei Kontinenten sind Sie nach Hause gekommen. Das Schöne am Zuhause ist ja, daß man Freunde, alte Be - kannte, Geschmäcker und Erinnerungen und auf die Muttersprache in all ihren Färbungen trifft. Deshalb heiße ich Sie – auf Deutsch – herzlich willkommen.“ Ein Ensemble des Jugendsinfonieorche- ster Niederösterreich begleitete als Cello-

quartett den Festakt musikalisch. Foto: Louk van Kooten Die ORF-Journalistin Barbara Stöckl Blau-gelb in der Welt Nach der Begrüßung von Gastgeberin und ,Blau-gelb in der Welt‘ – das ist das Motto, erstmals ausgezeichnet: der Lower Austrian Initiatorin des Abends, Landeshauptfrau Jo - wenn das Land Niederösterreich Niederös - Abroad Award wird verliehen. Es sollen ihn hanna Mikl-Leitner, Klubobmann Ernest terreicherinnen und Niederösterreicher zum Auslandsösterreicherinen und -Niederösterrei - Gabmann, VertreterInnen des diplomatischen Austausch einlädt. Diese Treffen haben be - cher bekommen, die aufgrund ihres beruf- Dienstes, der Wissenschaft, der Beamten- reits lange Tradition und finden regelmäßig lichen Erfolgs und ihrer Persönlichkeit so- schaft, Vertreter der Wirtschaft und der Me- statt. 1981 hat es das erste gegeben, aber wie durch ihre Verbundenheit zu Niederös - dien wies Stöckl auf das Enblem auf der heu te gibt es gewissermaßen auch ein erstes terreich zur positiven Imagebildung Nieder- Leinwand hinter sich hin: „Sie sehen hier Mal eine Premiere, denn heute werden Sie österreichs in der Welt beitragen.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 22 Österreich, Europa und die Welt

Die Trophäen Die beiden zu verleihenden Trophäen wurden vom Künstler Michael Kos gestaltet. Zu seinen wichtigsten und bekanntesten Werkstücken zählen die „Vernähten Steine“. Er sagt zu diesem Award: „Es wurden zwei vernähte Steine in Aluminium gegossen – es soll kein Pokal, sondern eine freie Skulptur bleiben. Im Kontext der Existenz und Wir- kung von niederösterreichischen Persönlich- keiten im Ausland steht ein vernähter Stein für den Versuch des Zusammenhalts und einer Zu sammenschau. Er ist Bild für das Zusam - men bringen des Heimischen und des Fernen, des Bekannten und des Fremden in einer uni - versellen Anschauung – das ganze erscheint uns immer ein wenig brüchig. Es ist weder Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer v.l.: Prof. Karl Ennsfellner von der IMC FH Krems, Simon Ortner, Leiter der Geschäftsstelle für hier noch dort“, zitierte Stöckl den Künstler. Auslandsniederösterreicher im Amt der NÖ Landesregierung, und Barbara Stöckl

sonders große Rolle. Wir werden auch im - cherinen und Niederösterreicher zu pflegen, mer als die internationalste Fachhochschule die ins Ausland gegangen sind und mit de- Österreichs bezeichnet. Wir leben Internatio- nen gemeinsam zu überlegen, welche ge- nalität in zwei Dimensionen, nämlich auf der meinsame Themen gibt es“, so Ortner. „Wir einen Seite Internationalität Zuhause – Inter- haben sehr viele erfolgreiche Menschen in nationalisation at Home – wir bieten ja etwa Niederösterreich, die ins Ausland gegangen 50 Prozent unserer Studienprogramme kom- sind, und ein großes Interesse, das Wissen plett in englischer Sprache an und sind so wieder zurückzuholen – und gleichzeitig auch natürlich auch attraktiv für internationale zurückzugeben. Und heuer wollen wir das Foto: Louk van Kooten De gree-seeking Students, die aus über 60 erste Mal diese Persönlichkeiten vor den Vor - Die beiden Trophäen von Michael Kos http://www.michaelkos.net Na tionen zu uns nach Krems kommen. Und hang holen, um mal zu zeigen, was Nieder- sehr gehrte Frau Landeshauptfrau, nach den österreicherinnen und Niederösterreicher im Zwei Auszeichnungen zu vergeben Niederösterreicherinnen und Niederösterrei- Ausland leisten können. Unsere Geschäfts- „An zwei Persönlichkeiten werden heute cher, die bei uns studieren, sind die interna- stelle soll auch Service bieten“, so Ortner. Abend diese Auszeichnungen verliehen. Das tionalen Studierenden bereits die zweitgröß- Wann immer auch Fragen im Zusammen- heurige Treffen soll den Wissenschaftsstand- te Gruppe“, so Ennsfellner. Unsere Studie- hang mit Verwaltung oder Wahlen und son- ort Niederösterreich ins Zentrum rücken“, so renden können an einer unserer 140 Part- stigen Themen auftauchen, sei man der An - die Moderatorin weiter. „D.h., auch die Prei- neruniversitäten weltweit studieren und da- sprechpartner für ANÖ. se werden in diesem Bereich verliehen. Sie mit Erfahrungen sammeln. Sie können diese hatten im Rahmen des Treffens ja schon wieder zurückbringen. Aber auch unsere Festrede der Landeshauptfrau Gelegenheit, das IST in Klosterneuburg zu Lehrenden können an den Partneruniversitä- „Der Schwerpunktwissenschaft wurde besuchen. Einen Ort, in Niederösterreich, wo ten lehren und vortragen. Wir sind, glaube dies mal deshalb ausgewählt, weil wir der Mei - internationale Spitzenforschung stattfindet und ich, ziemlich einzigartig in Österreich und nung sind, daß Wissenschaft gerade im Mo - ein weiterer Besuch ist im Haus der Ge - wir bieten auch unsere Studienprogramme in ment Niederösterreich ganz besonders wich- schichte im Kulturbezirk St. Pölten geplant. China, Vietnam, Aserbaidschan, in der Ukrai - tig ist“, leitete Gastgeberin Landeshauptfrau Ein weiteres Zentrum von Lehre und For- ne und einigen anderen Ländern an und sind Johanna Mikl-Leitner ihre Festrede ein. schung in Niederösterreich ist Krems mit dem immer dabei, auch neue Märkte zu erschlies- „Herr Professor Ennsfellner, es hat soeben er - Campus Krems, dort befindet sich die Do - sen – ganz einfach, um internationales Erfah- wähnt, wir haben sehr viele tolle Einrichtun- nau Universität Krems, die Karl Landsteiner rungspotential zu generieren und wieder zu– gen. Wissenschaft ist natürlich sehr interna- Medizin Universität und die IMC Fachhoch- rück nach Niederösterreich zu holen“, tional. Da geht es darum, daß die Menschen schule Krems. Das ist gewisser maßen ein schloß Ennsfellner die kurze Darstellung der rausgehen, aber auch zurückkommen. Wir Kooperationspartner für diesen Abend und IMC (lesen Sie mehr dazu auf der Seite 29). wollen den Menschen zeigen, daß es in Nie- für die Preisverleihung“, so Stöckl. derösterreich auch gute Angebote gibt zum Die Geschäftsstelle der ANÖ Zurückkommen. Wir planen diesen Event Die internationalste Dann erklärte Simon Ortner, Leiter der auch weiter fortzuführen und es gibt mehrere Fachhochschule Österreichs Geschäftsstelle der ANÖ in der Niederöster- Themenbereiche – ob dies Kultur, Digitali- Prof. Karl Ennsfellner vom IMC: „Die reichischen Landesregierung deren Aufga- sierung oder Wirtschaft sein werden. Es gibt University of Applied Sciences Krems ist ben: „Die Geschäftsstelle hat eine sehr lange sehr viele, sehr gute, interessante Menschen unsere internationale Bezeichnung. Und In- Tradition und es ist deren Aufgabe, zu ver- aus Niederösterreich, die im Ausland tätig ternationalität spielt bei uns eine ganz be- netzen, den Kontakt zu den Niederösterrei- sind.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 23 Österreich, Europa und die Welt

lich in Niederösterreich überhaupt kein The - ma, da war die Wissenschaftslandkarte – was Niederösterreich betrifft – ein weißer Fleck. In den letzten zehn Jahren hat sich da un - glaublich viel getan. Heute können wir sa- gen, wenn wir diese Landkarte sehen, daß wir in Niederösterreich eine starke Wissenschaft haben. Das geht von Krems über Kloster- neuburg, Tulln, St. Pölten bis hin zu Wiener Neustadt. Darauf sind wir natürlich stolz und natürlich müssen wir auch weiterhin in den wissenschaftlichen Bereich investieren. Müs - sen deshalb, weil das eine entscheidende Grundlage für neue zukunftsträchtige Ar - beitsplätze ist – ich denke hier an Wiener Neustadt, an das Krebsforschungs- und Be - handlungszentrum MedAustron, wo wir seit einigen Monaten gegen den Krebs kämpfen,

Foto: Louk van Kooten wo wir endlich Patientinnen und Patienten Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auch behandeln dürfen. Ich denke aber auch an das IMC, an das IST Austria – Herr Pro- Begegnungen mit ANÖ Ausland, braucht es ein internationales Netz- fessor Henzinger sitzt ja in der ersten Reihe „Gerade in den letzten Jahren war ich in werk. –, eine Institution, die einige, wenige Jahre meiner Funktion als Bundesministerin inter- Und da seien die ANÖ eine ganz alt ist, aber internationalem Ruf genießt und national sehr viel unterwegs und an vielen Or- besonders wichtige Säule – „wo ich an die- wo Forscherinnen und Forscher mit Welt- ten auf der ganzen Welt ha be ich immer wie- ser Stelle auch ein Danke sagen und mich rang forschen. Der Präsident sagt immer: der Begegnungen mit Auslandsösterreiche- auch beim IMC herzlich bedanken möchte“ Mittelmäßigkeit hat dort keinen Platz und rinnen und Auslandsösterreichern, speziell dafür und für die Kooperation, was die Initi- keinen Raum. Das heißt, es werden wirklich auch mit denen aus Niederösterreich. Und ative betrifft, ANÖ vor den Vorhang zu bit- nur die Besten der Besten genommen. Es ist das Besondere ist, daß sie zwar im Ausland ten. „Das heißt, wir wollen nicht nur mit uns natürlich ein ganz großes Anliegen, das arbeiten und leben, aber nach wie vor mit Worten danke sagen, sondern wir wollen auch auch zu unterstützen bzw. es ist auch ein dem Herzen mit dem Heimatland sind eng stellvertretend zwei Persönlichkeiten den er gemeinsames Anliegen von vielen For- verbunden sind. Mir ist es einfach wichtig, sten Award in zwei Kategorien überreichen. schungseinrichtungen, daß es auch in Zu - diese Verbundenheit zu pflegen und richti- Einmal in wissenschaftlichen Bereich für ein kunft gelingt, dieses Wissen, dieses Know- gerweise wurde schon gesagt, die Auslands- Lebenswerk und in einer zweiten Kategorie how, zu transferieren und der Wirtschaftzu niederösterreicherinnen und -niederöster rei - wissenschaftliche Talente. Und das unter- nutzbar zu machen, um dort Innovationen cher sind natürlich wirkliche Bot schafter, streicht, daß Wissenschaft bei uns ganz oben entwickeln zu können.“ wichtige Visitenkarten im Ausland für die auf der Agenda steht.“ Region. Ich glaube, das ist der Mehrwert für Jugendlichen die Forschung näherbringen beide Seiten. Zum einen haben wir die Chan- Bedeutung der Internationalität „Wir haben bei den Kindern begonnen, ce über Veränderungen, über Entwicklungen Dann ging die Landeshauptfrau auf die ich möchte auch bei den Kindern enden. in unserer Region zu informieren und zum große Bedeutung der Internationalität ein, Nachdem ich selbst zwei Kinder habe – eines anderen natürlich sind viele von Ihnen für die gerade für junge Leute Chancen und Mög- ist zwölf, eines 16 Jahre alt, ist es mir wich- uns auch wichtige An sprechpartner im Aus- lichkeiten im Rahmen von Erasmus-Pro- tig, unsere Kinder und Jugendlichen so schnell land. Natürlich auch auf Türöffner. Warum gram men bieten. Das sei in ihrer Generation als möglich mit Forschung bekanntzuma- sage ich das? Natürlich, weil Internationali - noch nicht der Fall gewesen. chen, ihnen Forschung näher zu bringen. Ich tät im wirtschaftlichen Kontext immer wich- „Meine kleine Tochter war jetzt für ein glaube, das ist uns in den letzten Jahren auch tiger wird für eine Region. Ich komme gera- Jahr in Kanada, hat ein Auslandsschuljahr in gemeinsamer Allianz von Forschung, Land de aus Estland, aus Tallinn, wo ich für Nie der - absolviert, sie spricht perfekt Englisch und und Politik mit unseren Forschungswochen österreich den Preis für unsere Internationa- hat so eine Lebenserfahrung machen dürfen. und Sommeruniversitäten oder auch mit lisierungsstrategie abholen durfte. Hier geht Das ist etwas ganz Wichtiges – und unsere „science cool“ sehr gut gelungen. Da gehen es vor allem darum, Startups und Klein- und Fachhochschulen und unsere Universitäten Forscherinnen und Forscher direkt in die Mittelbetriebe beim Aufbau und auch bei der sind eine tolle Unterstützung mit ihren Kon- Schulen und arbeiten gemeinsam an For- Exportorientierung zu un terstützen.Für die - takten. Somit ist es möglich, daß unsere Stu- schungsprojekten. Ich glaube, es ist schon se Konzeption wurden wir prä miert und haben dierenden immer wieder ein Auslandsseme- sehr gescheit, darauf zu setzen, weil Kinder also den ersten europäischen Unternehmer- ster machen können“, so die Landeshaupt- natürlich unglaublich mutig und neugierig preis bekommen“, so Mikl-Leitner. Um so frau, die dann noch einmal auf das Thema sind. Das ist unsere Zukunft. Vielen Dank etwas machen zu können, brauche es natür- Wissenschaft zurückkam: „Aus Erfahrungen, für Ihr Kommen!“, schloß die Landeshaupt- lich auch viele Ansprechstellen direkt im als wir jung waren, war Wissenschaft natür- frau.

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bis 2014 als Post-doctoral researcher am Centre for Regional Engagement, University of South Australia, tätig war, gleichzeitig aber auch noch ein Forschungs- Engagement mit Darwin aufrecht hielt – 2750 km. Australien war aber nicht nur für Doris Schmalleggers akademische Weiterentwick- lung und ihre Entwicklung als Forscherin ein fruchtbarer Boden, auch ihr privates Glück fand Doris in down-under – und hier muß ich eine anekdotische Fußnote einfügen: Wir sind ein Begegnungsort von international Studie- renden mit nationalen Studierenden. Sehr oft sind Begegnungen langanhaltend und nach- haltig. So kommt es, daß aus diesen Studie- rendenbegegnungen Verbindungen entstehen, und so ist IMC die interne Abkürzung für ,International Marriage Center‘. Auf die heu-

Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer tige Preisträgerin trifft das in gewisser Weise Prof. Eva Werner, Rektorin der IMC FH Krems zu, denn an der Charles Darwin University lehrte Dean Carson aufgrund unserer Ko- Laudatio von Prof. Eva Werner die Charles Darwin University in Australien operation mit dieser Universität als Visiting auf Doris Carson-Schmalleger als Research Assistant im Department for Professor an der IMC Fachhochschule Krems. Dann folgte die Laudatio auf die Preisträ- Rural Development. Aus dieser Erfahrung Doris kehrte zu ihm als Researcher zurück gerin des „Lower Austrians Abroad Talent- Down-under entstand auch ihre Diplomar- und 2014 wurde aus Doris Schmalegger Do - Award“ durch Prof. Eva Werner, der Rekto- beit mit dem Thema ,Product Development ris Carson. rin der IMC FH Krems. Sie studierte Angli- and Distribution for Aboriginal Tourism in stik und Romanistik. Als sie zur Rektorin der Central Australia: A Focus on the Four- Seit August 2014 in Australien FH Krems bestellt wurde, was sie die erste Wheel-Drive Market‘. Seit August 2014 forscht und lehrt Frau, die an einer Fachhochschule in dieser Im Juli 2007 graduierte Doris zur Magi- Doris – nun Doris Carson – gemeinsam mit Position. Sie weiß, was es heißt, Auslandser- stra (FH). Nur wenige Wochen nach ihrer ihrem Mann Dean an der Umea University fahrung zu machen – hatte sie doch eine Zeit Graduierung vom IMC kehrte Doris nach in Schweden im Department of Geography ihre Studien in Frankreich und auch in Kana- down-under zurück, um in Cairns an der Ja- and Economic History mit Fokus auf, wie sie da verbracht. mes Cook University ihr PhD-Studium auf- selbst gerne abgekürzt sagt: ,comparative re - „Wissenschaft schafft Erkenntnis, Kunst zunehmen, in dem sie sich wiederum vorran- search in remote Tourism‘. schafft Freude. Sehr geehrte Frau Landes- gig mit der Erforschung von touristischen Im Doris Carson’s Research Gate Profil hauptfrau, geschätzte Festgäste, ich freue Strömen abseits der sog. main streams wid- stehen unter Skills und Expertise Sustainable mich, Ihnen die erste Preisträgerin des heuti- mete: 2011 schloß sie ihr Ph.D.-Studium im Rural development, Rural Tourism und Ru - gen Abends vorstellen zu dürfen, und dies Bereich Tourism and Economic Geography ral Geography. Und die 58 Einträge in ihrer umso mehr, als es sich dabei um eine meiner nach Approbation ihrer Dissertation mit dem Publikationsliste – 27 davon publiziert in A ehemaligen Studierenden handelt“, leitete Titel: ,Understanding the Impact of the Journals – beziehen sich fast ausschließlich die Rektorin ihre Laudatio ein, um dann auf Inherited Institutional Environment on Tou- auf diese drei Forschungs-Kernbereiche. 17 die Biographie der Preisträgerin einzugehen. rism Innovation Systems in Resource De- Book Chapters und 4 Gesamtwerke finden „Doris Carson, geb. Schmallegger ist 35 pendent Peripheries‘ ab; nur ein Jahr später sich ebenfalls auf der Liste, sowie ebenso Jahre jung, gebürtige Steirerin, die es nach wurde sie mit dem JCU Dean’s Award for viele Konferenzeinträge wie sie Lebensjahre ihrer Matura nach Niederösterreich, genauer Research of Higher Degree Excellence aus- zählt – 35 Vorträge auf internationalen Kon- gesagt, an die IMC FH Krems verschlug, wo gezeichnet. ferenzen; aber auch die Liste der eingewor- sie im Diplomstudiengang ,Tourism and Lei- Bereits neben ihrer Dissertation arbeitete benen Projekte und Grants ist bereits sehens- sure Management‘ die ideale Verbindung für Doris ab 2010 als Junior researcher an der wert bzw. in ihrer Höhe beeindruckend: ihre Begeisterung für den Tourismus und School for Social Policy & Research, Char- Do ris ist Mitglied diverser Forschernetzwer- ihre Leidenschaft für andere Kulturen, vor les Darwin University, Darwin, vor allem im ke, sie lehrt in Schweden, Australien, Kana- al lem für indogene Kulturen, fand. Bereich des Remote Tourism Development. da und auch am IMC hält sie einigen Jahren Schon im Studium zeigte sich ihr Interes- Dieses Doppel-research Engagement ist in so - gemeinsam mit ihrem Mann Lehrveranstal- se am Tourismus abseits der großen Ströme: fern erwähnenswert, als es auch eine gewisse tungen im STG Tourism and Leisure Mana - und daher war es nur stimmig, daß Doris ihr logistische Herausforderung darstellte – gement und betreut und betreute natürlich erstes Berufspraktikum – das alte Diplom- Darwin und Cairns sind ca. 1700 km Luftli- zahlreiche Masterarbeiten. studium sah zwei Berufspraktikumssemester nie voneinander entfernt… Trotz ihrer Jugend zählt Doris Carson- vor – in Ecuador im Bereich des Sustainable Nach ihrer Graduierung wechselte Doris Schmallegger mittlerweile zu den Proponen- Tourism verbrachte. Das zweite führte sie an von Cairns nach Whyalla, wo sie von 2011 tinnen der Tourismusforschung. Ihre wissen-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 25 Österreich, Europa und die Welt schaftliche Karriere in einem Bereich, der in der allgemeinen Wahrnehmung nicht auto- matisch als forschungslastig gilt, ist zweifel- sohne beispielgebend; die Synergien zwi- schen Interesse und Leidenschaft, die Doris 2003 mit der Entscheidung für das Diplom- studium Tourism and Leisure Management gefunden hat, diese Synergien verschmelzen bei ihr heute in einer großen Leidenschaft: der Leidenschaft für die Erforschung von tou - ristischen Phänomenen, vor allem abseits der Hot spots, aber auch der Erforschung von Opportunities die sich aus dem Tourismus für entlegene, aber nicht minder interessante Gebiete ergeben. Doris Carson’s hat ihren Weg in die For- schung mit Begeisterung, aber auch mit Durchhaltevermögen zurückgelegt, heute ist

sie dort angekommen und wird nicht müde, Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer ihre Studierenden für den Weg in die For- Videobotschaft von Doris Carson-Schmallegger aus der Nähe von Adelaide in Australien schung zu ermutigen und durch ihr Beispiel zu begeistern. Ihre Botschaft an unsere jun- ich mich beim Land Niederösterreich, bei gen Studierenden lautete am HCD: ,do con- Ihnen Frau Landeshauptfrau, für diese Wert- sider research as an option to live your pas- schätzung und Auszeichnung sehr herzlich sion!‘ bedanken. Denn, wie erwähnt, diese Aus - zeichnung unserer Alumna macht auch uns Auch die Alma Mater ist ein wenig stolz. Schließen möchte ich mit stolz auf die Auszeichnung einem Zitat von Max Weber, das sowohl auf Am Beispiel der jungen Forscherin Doris unsere Preisträgerin aber auch für uns als Carson zeigt sich, daß auch 100 Jahre nach Hochschule zutrifft: ,Nichts ist für den Men- Max Weber und seinem leidenschaftlichen schen als Menschen etwas wert, was er nicht Appell für Wissenschaft als Beruf der Ruf mit Leidenschaft tun kann.‘ Ich glaube, die- der Wissenschaft resp. der Beruf des Wissen- ses Zitat trifft auf die Preisträger des heuti- schaftlers bzw. der Wissenschaftlerin nichts gen Abends, aber auch auf die Situationen, an seiner Attraktivität verloren hat. Daß das die dahinter stehen, vollinhaltlich zu“, Land Niederösterreich nun durch den Lower schloß die Rektorin ihre Laudatio. Austrians Research Award auch jene Perso- nen auszeichnet, deren Forschungswurzeln Videobotschaft von Doris Carson in Niederösterreich liegen, die aber nun im aus Australien Foto: Mattias Pettersson Ausland wirken, zeigt die hohe Wertschät- Die Preisträgerin wandte sich mit einer Doris Carson-Schmallegger zung des Landes für die Wissenschaft aber Videobotschaft an die Anwesenden: „Einen auch für die niederösterreichischen Bil- wunderschönen guten Abend nach Wien. spiel. Und genau in dieser Woche organisie- dungseinrichtungen. Die Auszeichnung der Mein Name ist Doris Carson und ich möchte ren wir eine Art Research-Symposium, und Forscherin Doris Carson durch das Land mich hier ein bißchen unkonventionell per da treffen sich Forscher Kollegen aus aller durch den Talent’s Award ist somit nicht nur Videobotschaft für diesen Talent Award Welt, die sich über dieses Thema austau- eine hohe Anerkennung der Jungen Forsche- bedanken. Leider kann ich nicht persönlich schen. Da besprechen wir gemeinsam mit rin Doris, sie macht auch uns, ihre Alma Ma - bei der Preisverleihung dabei sein, ich bin den Kommunen Lösungsansätze und ich hof- ter, die wir ein wenig die Wurzeln für diesen gerade auf Feldforschung im Outback von fe auf Ihr Verständnis, daß ich deshalb nicht Erfolg gelegt hat, sehr sehr stolz. South Australia unterwegs. Das ist ca. 300 nach Wien kommen konnte. Doris Carson kann heute aus beruflichen bis 400 km nördlich von Adelaide entfernt Jedenfalls möchte mich ganz, ganz herz- Gründen nicht an der Verleihung des Lo wer und ein Gebiet, das momentan sehr mit wirt- lich für diesen Award bedanken. In aller Austrian Researchers Award teilnehmen. An schaftlichen Problemen zu kämpfen hat: mit erster Linie natürlich beim Land Niederös- ihrer Stelle wird Prof. (FH) Mag. Christian Arbeitslosigkeit, mit Abwanderung und so - terreich, vielen Dank daß Sie diesen Award Mauer, ihr Diplomarbeitsbetreuer, den Award zialen Problemen usw. Ich bin der Teil einer ins Leben gerufen haben – es ist wirklich eine für sie in Empfang nehmen. Wir gratulieren internationalen Forschungsgruppe, die sich tolle Auszeichnung und eine große Ehre für ihr daher virtuell sehr herzlich und holen die mit der Zukunft von diesen kleinen Dörfern mich als Young Researcher, diesen Preis zu persönliche Gratulation bei ihrem nächsten und Kommunen beschäftigt. Also nicht nur erhalten. Besuch in Krems nach. hier in Australien, sondern auch im Norden Dann möchte ich mich auch noch ganz Im Namen der IMC FH Krems möchte von Europa, Kanada und in Alaska zum Bei- herzlich bei meiner Alma Mater, der IMC in

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Carsons Betreuer am IMC übernahm den Preis stellvertretend Dann nahm Prof. Christian Mauer den Award samt Urkunde aus den Händen von Landeshauptfrau Johanna Mill-Leitner ent- gegen: „Ich möchte mich zuerst sehr herz- lich im Namen von Doris Carson für diese Auszeichnung bedanken. Es freut mich, daß sie ihren Enthusiasmus nicht verloren hat. Das war, als wäre sie gestern bei mir in der Klas- se gestanden. Sie hat im Outback ihre Di- plomarbeit darüber geschrieben, wie sich Tou - risten dort verhalten, welchen Nutzen der Tou - rismus für die Aborigines hat. Sie hat immer Kontakt mit mir gehalten und mir ihre Erleb- nisse erzählt. Es ist wirklich toll, als Frau dort alleine unterwegs zu sein. Sie war eine der en gagiertesten Studentinnen, die ich Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer hatte, und ich freue mich, daß sie sich nach v.l.: Prof. Eva Werner, Rektorin der IMC FH Krems, Christian Maurer, der den Preis stellver- tretend für die Preisträgerin Doris Carson entgegennahm, Landeshauptfrau Johanna Mikl- zehn Jahren noch so gut an mich als Betreuer Leitner und Prof. Karl Ennsfellner von der IMC FH Krems erinnern kann – das zeigt, daß wir hier einen guten Job gemacht haben. Ich freue mich Krems, bedanken. Und zwar habe ich in Cre- als Einzelperson oder als Anerkennung für ganz besonders, wenn unsere Absolventen mes von 2003-2007 Tourismus studiert und Einzelleistungen entgegennehmen, sondern so eine tolle Leistung erbringen!“, so Prof. ob wohl ich eigentlich gebürtige Steirerin bin, eher als Auszeichnung für jahrelanges er- Mauer. muß ich sagen, daß die Studienzeit in Krems folgreiches internationales Teamwork. wirklich so schön, so spannend, so lehrreich Ich hoffe, daß wir dieses internationale Laudatio von Prof. Thomas Enzinger und so prägend war, daß ich mich schon ein Netzwerk weiter vergrößern können und ev- auf Prof. Martin A. Nowak bißchen als Wahl-Niederösterreicherin sehe. entuell auch in Zukunft mit der oder dem Daran anschließend hielt der renommier- Das Studium in Krems war letztendlich auch einen oder anderen Lower Austrian Abroads te und vielfach – unter anderem – mit den mit ausschlaggebend dafür, daß ich beruflich zusammen arbeiten können. Wittgenstein Preis ausgezeichnete Compu- in der Forschung und im Ausland gelandet In diesem Sinne nochmals vielen vielen terwissenschaftler und Präsident des IST Au- bin. Im Jahr 2006 war ich nämlich im Zuge Dank für diese Auszeichnung, ich schicke stria, Prof. Thomas Henzinger, die Laudatio. eines Praktikumssemesters in Australien und schöne sommerliche Grüße aus Australien Der gebürtige Linzer hat an der Wirtschafts- habe an einem Tourismusprojekt im Outback nach Österreich und wünsche Ihnen einen universität Wien studiert, an der Universität gearbeitet. Dieses Projekt hat dann direkt in schönen Abend!“, beendete die Ausgezeich- Wien seine Doktorarbeit in Bio-Informatik ein PHD-Stipendium in Australien gemün- nete ihre Dankesworte. abgeschlossen. Danach folgten zahlreiche det. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie mich meine Professoren an der FH da - mals ermutigt haben, ich soll mich doch in Australien bewerben. So gesehen ist der Start meiner wissenschaftlichen Laufbahn auch ein bißchen dem IMC geschuldet. Es freut mich heute ganz besonders, daß mein ehemaliger FH-Professor und mein Di- plom-Arbeitsbetreuer Christian Mauer die- sen Preis für mich entgegennehmen wird. Letztendlich möchte mich auch noch herzlich bei meinem Research Team, dem parthly populated area demographic network, bedanken, das über die ganze Welt verstreut ist in Australien, Österreich Schweden, Is - land, Kanada, Alaska usw. und ich möchte diesen Preis auch diesem Team widmen, weil als Researcher, besonders als Young Resear- cher, ist man selten allein erfolgreich unter- wegs, man ist zumeist auf die Ideen von und Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Ein Ensemble des Jugendsinfonieorchesters Niederösterreich begleitete als Celloquartett den auf die Kooperationen mit anderen Leuten Festakt musikalisch (v.l.) Simon Strobl, Matthias Fröschl, Carmen Kleinmeyer und Fiorentina angewiesen. Ich möchte diesen Preis nicht Harasco

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Aufenthalte im Ausland. So promovierte er 1991 auch an der Stanford University, es folgten Aufenthalte an der Universität Gre- noble, an der Cornell University, an der UC Berkley, er war Direktor am Max-Planck-In - stitut in Lausanne und dann wieder in den USA. Im Dezember 2008 wurde er zum er - sten Präsidenten des IST Austria berufen. „Sehr geehrte Frau Landeshauptfrau, sehr geehrte Festgäste, es ist mir eine große Ehre, heute den Preisträger für die Kategorie Le - benswerk bekanntzugeben: Das ist Martin A. Nowak. Mathematiker, Biologe, Chemiker – ein interdisziplinärer Wissenschaftler par ex- cellence, ein Wissenschaftler, der uns immer wieder auf die erstaunlichste Art und Weise aufzeigt, wie wichtig Kooperation ist.

Kooperation gewinnt immer die Oberhand Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Das ist die ultimative optimistische Bot- Prof. Thomas Henzinger, Präsident des IST Au stria, bei seiner Laudatio auf Prof. Martin Nowak schaft, daß Kooperation letztendlich in Aus- einandersetzungen immer die Oberhand ge- winnt. Und das mit mathematischer Vorher- sehbarkeit – ob es hier um einen Verbund von Genen in einer Zelle geht, einen Verbund von Zellen in einem Organismus oder einen Verbund von Organismen, seien es Bakte- rien: schwierige Aufgaben sind immer leich- ter durch Kooperation zu bewerkstelligen. Und daher, so hat Martin gezeigt, überleben auch langfristig gesehen mit hoher Wahr- scheinlichkeit immer die lukrativsten.

Das Gefangenendilemma Er ist aufgewachsen in Klosterneuburg, auf der anderen Seite des Kahlenbergs, er besuchte das Albertus Magnus Gymnasium im 18. Bezirk, die Universität Wien – vom Praktischen, entgegen dem Wunsch seiner Eltern, immer mehr zum Theoretischen drif- Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Verfolgen die Laudatio von Prof. Thomas Henzinger: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, tend, von der Medizin zur Biochemie im He - und links von ihr Rektorin Prof. Eva Werner und Prof. Karl Ennsfellner von der IMC FH Krems fe-Labor, zur theoretischen Chemie mit Pe- ter Schuster, zur mathematischen Spieltheo- dann kann jeder von ihnen ungefähr zwei Jahr, wenn sie den Nachbarn verraten, und rie mit Karl Siegmund. Der ist übrigens auch Jahre Haft erwarten. Wenn sie aber ihren Mit - zwei Jahre, wenn sie ihn nicht verraten. Wenn ein Niederösterreicher, der ihm auch ein täter belasten, dann stellt ihnen die Staatsan- der Nachbar singt, dann heißt das drei oder Langzeit-Lebensbegleiter wurde. 1989 dann waltschaft Strafmilderung in Aussicht. Die vier Jahre Gefängnis für Sie, nämlich drei das Doktorrat in der Mathematik sup auspi- halbe Haftstrafe für sie, die dop pelte für Jahre wenn sie den Nachbarn verraten und ciis, die Dissertation zu „Stochastischen Stra - ihren Kumpanen. Und wenn sie beide die Tat vier Jahre wenn sie ihn nicht verraten. In tegien für das Gefangenendilemma“. zugeben sollten und sich damit gegenseitig jedem der beiden Fälle ist es jedenfalls bes- Das Gefangenen Dilemma – ich bin Pro- belasten, dann bekommen Sie zwar strafmil- ser, den Nachbarn zu verraten. Das denkt fessor, ich kann jetzt nicht anders, ich muß dernd drei statt der verdoppelten vier Jahre, sich natürlich der auch. Und das ist das soge- Ihnen das erklären: Schauen Sie sich einmal aber beide kommen schlechter weg, als nannte Gefangenendilemma. Daß es letz- ihren Sitznachbarn genau an. Und stellen Sie wenn Sie still sein und zusammenhalten wür- tendlich eine do minante Strategie ist, nicht sich vor, daß sie mit dem oder der zusammen den, nämlich mit zwei Jahren jeweils. zu kooperieren, zu verraten, aber daß beide gerade eine Bank ausgeraubt haben. Sie wur- So, was tun? Mathematisch ist es ganz besser davon ge kommen wären, wenn sie den erwischt, und werden von der Polizei klar. Ma thematisch gibt es nur zwei Fälle: kooperieren würden. Und die große Einsicht, jetzt getrennt verhört. Wenn sie bei letzterer entweder Nachbar schweigt oder er singt. und wo ran Martin sehr viel gearbeitet hat, in dieser Situation zusammenhalten, keine Wenn er schweigt, dann heißt das, ein oder ist, es ist mathematisch ein Spiel. Wenn man belastenden Details über einander aussagen, zwei Jahre Gefängnis für Sie. Nämlich ein das wiederholt und viele Male durchführt,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 28 Österreich, Europa und die Welt dann kann man durch Kooperieren eine Ich werde jetzt nicht durch die lange Li - Reputation aufbauen, wo dann beide am ste von einschlägigen Ehrungen oder ihren meisten davon haben, wenn sie ständig ko- Doktoraten durchgehen, aber ich möchte viel - operieren. Und das mathematisch zu bele- leicht eines erwähnen: neben vielen For- gen, das ist eine der großen Leistungen von schungspreisen hat Martin A. Nowak auch in Martin A. Nowak. Harvard den ,Fannie Cox Prize for Excellen- Wenn Sie sich näher dafür interessieren, ce in Teaching‘ erhalten – also in der Lehre, kann ich Ihnen sehr empfehlen sein populär- nicht nur in der Forschung. wissenschaftliches Buch ,Super Coopera- tors‘, auf Deutsch ,Kooperative Intelligenz‘ Wissenschaftliche Kooperationen genannt, das er gemeinsam mit Roger High- Martin A. Nowak steht damit für globale field verfaßt hat. In diesem Buch verflechtet Ex zellenz und für Verbundenheit mit Nie - Martin A. Nowak sehr stark seine eigene derösterreich. Und daher ist es sehr passend, Biografie mit seiner Forschung. daß er seit Beginn, seit 2007, im wissen- Nach Wien ist Martin A. Nowak mit schaftlichen Beirat im IST Austria sitzt und einem Schrödinger Fellow Ship vom FWF hier immer mit Rat und Tat zur Seite gestan- nach Oxford gegangen zu Norbert May, hat den ist. Auch haben sich wissenschaftliche dort an der Evolution von Viren gearbeitet. Kooperationen ergeben, vor allem mit dem Er hat es dann zum jüngsten Professor in der Informatiker Krishnendu Chatterjee am IST mathematischen Biologie in Oxford ge - von der Spieltheorie zur Evolution bis hin bracht. Er hat 1998 dann den Sprung über zum Verstehen des Ausbreitens von Krebs- den großen Teich gewagt ans Institut of http://www.chbeck.de/suche/?query=Kooperative+Intelligenz zellen, auch mit einem weiteren Studenten advanced studies in Princeton – auch kein Kooperative Intelligenz aus Niederösterreich, Johannes Reiter. Die- Das Erfolgsgeheimnis der Evolution schlechter Platz, wo schon Einstein und ein Martin A. Nowak ser Kreis von Theorie zur Praxis, von reiner anderer großer Österreicher, Kurt Gödel, ISBN 978-3-406-65547-0 Mathematik bis zum Verstehen des Krebses, tätig waren. Dort war er der Leiter der theo- schließt sich, wie so oft in der Wissenschaft, retischen Biologie und 2003 wurde er der Kreis. Und das ist eine der Grundideen schließlich nach Harvard berufen, wo er des IST Austria. Weiter ist der Kreis von noch immer als Direktor eines Programms Klosterneuburg nach Wien, nach Oxford, nach für evolutionäre Dynamik tätig ist. Jetzt Princeton, nach Harvard, wieder nach Klo- salopp übersetzt, wie wir Leute sagen, wird sterneuburg – also besser geht’s kaum. das auch die ,Nowakei‘ genannt. Als wissenschaftliches Werk kann ich nur »Überaus scharfsinnig, sprüht vor Ideen…« das Buch mit dem Titel ,Evolutionary Dyna- Wenn man seine Wegbegleiter fragt, und mics‘ empfehlen, der Untertitel lautet „Ex - ich kann das durch meine eigenen Interaktio- ploring the Equations of Life“. Also das Le- nen mit Martin bestätigen, kommt man im - ben leben durch einfache mathematische Glei- mer wieder bei der Charakterisierung seines chungen zu beschreiben. Und das bringt Tons immer wieder sehr schnell auf die fol- wirklich seine Forschung und sein Lebens- genden Ausdrücke: überaus scharfsinnig, werk auf den Punkt. sprüht vor Ideen, hat Interesse an allem, bis hin zur indischen Mythologie. Ungeheuer Der göttlichen Organisation be geisterungsfähig und ansteckend damit. allen Lebens auf die Spur kommen Und das alles sind, so denke ich, wirkliche Für Martin A. Nowak, der übrigens auch Schlüs seleigenschaften eines guten Wissen- ein religiöser Mensch ist, ist es zugleich schaftlers. Aber ich habe auch in einigen auch die Aufgabe, die göttliche Organisation Medien Interviews mit Martin gelesen, hier allen Lebens auf die Spur zu kommen, quasi http://www.hup.harvard.edu/catalog.php?isbn=9780674023383 sind einige Zitate von ihm: Intelligenz kann Evolutionary Dynamics eine Kooperation zwischen Wissenschaft Exploring the Equations of Life Fleiß nicht ersetzen. Und das ist auch wich- und Re ligion. Nach Charles Darwin, nach Martin A. Nowak tig: Wirklicher Erfolg für den Wissenschaft- dem Re volution natürlich beides Mutation ISBN 978-0-674-02338-3 ler ist meistens sehr harte Arbeit. Ein weite- und Se lektion ist, kommt nach Nowak jetzt res Zitat: meine Karriere folgte keinem gera- der dritte im Bunde dazu: die Kooperation. ist er mit Si cherheit unter den drei meist ten Weg, sondern einem zufälligen Pfad – Das hat er in mehr als 350 wissenschaft- zitierten Österreichern und unter den 500 wie ein Blatt, das in der Strömung eines Flus - lichen Publikationen aufgezeigt – für die meist zitierten Wissenschaftlern weltweit, ses schwimmt immer kontinuierlich, nie dif- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über alle Wissenschaften hinweg. Noch bes- ferenzierbar. D.h., nie differenzierbar heißt unter ihnen: Martins Google Scholar h-index ser ist wahrscheinlich nur ein Toter, nämlich natürlich, daß es nie vorhersehbar ist, in wel- ist 133. D.h., 133 seiner Publikationen wur- Sigmund Freud, denn der steht an erster Stel- che Richtung es geht, daß es im Zick-zack- den mehr als 133 mal zitiert – insgesamt le. Also ist hier für Martin A. Nowak noch Kurs hier in eine zufällige Richtung wei - über 90.000 Zitierungen. Mit diesem h-index einiges zu tun. tergeht. Und das ist sehr typisch für die Wis-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 29 Österreich, Europa und die Welt senschaft im gesamten. Und vielleicht noch ein letztes Zitat: Kinder lieben Spiele; wis- senschaftliche Kreativität heißt, nie aufhören zu spielen. Und ich höre jetzt ge nau mit die- sem Wort dieses Hohepriesters des Spiels auf, der die Spielregeln für Eigennutz und für Selbstlosigkeit gefunden und in ma–the- matische Formeln gekleidet hat“, schloß der Präsident der IST Austria seine Laudatio auf Martin A. Nowak, der sich in kurzen Worten für die Auszeichnung bedankte.

Dankesworte von Prof. Martin A. Nowak „Ich hatte das große Glück, daß mein Doktorvater Karl Siegmund zeitlebens auch mein bester Freund war und ist. Jedes Mal, wenn ich nach Österreich komme, treffe ich

Karl Siegmund ganz am Anfang und wir Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer gehen dann spazieren. Dann kommt es zu Prof. Thomas Henzinger, IST Austria, der Ausgezeichnete Prof. Martin A. Nowak, Landes- neuen Ideen. Und irgendwann erwähnt er hauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Prof. Karl Ennsfellner von der IMC FH Krems dann neue Begriffe, und ich beginne sofort daran zu arbeiten. Und dann treffen wir uns wieder. Auf diese Art und Weise wurden einige Entdeckungen tatsächlich in Nieder- österreich durchgeführt. Vielen Dank Tom, für diese ganz fantasti- sche Rede, die mich besonders gefreut hat. Es ist eine ganz große Auszeichnung, diesen Preis von Ihnen, Frau Landeshauptfrau, zu be kommen. Ich bin in meinem Herzen im - mer zu Hause, ich bin zwar seit vielen Jahren schon im Ausland tätig, aber ich fühle im - mer, daß ich mich dort ganz besonders für Österreich einsetzen kann, helfen kann, den Sprung ins Ausland zu schaffen, dort zu sein und auch hier mit österreichischen Wissen- schaftlern zusammenzuarbeiten. Ich denke mir deshalb immer, in meinem Bewußtsein

ist Österreich – und an diesem Abend sage Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer ich vielleicht: in meinem Bewußtsein ist Prof. Martin A. Nowak bei seinen Dankesworten Nie derösterreich“, schloß Prof. Nowak. Palais Niederösterreich hat für jeden Anlaß Alle Veranstaltungsräume sind barriere- Gemütlicher Abschluß einen außergewöhnlichen Rahmen. frei zu erreichen, klimatisiert und verfügen Als gemütlichen Abschluß des des Fest- Vier Prunkräume und ein Seminarraum über natürliches Tageslicht. werden. Wire- abends hatte dann Landeshauptfrau Johanna sowie der herrschaftliche Innenhof und die less LAN steht den Gästen im gesamten Ver- Mikl-Leitner zu einem Buffet in den Räu- Prunkstiege geben Raum für Stilvolles: für anstaltungsbereich zur Verfügung. men des Palais Niederösterreich geladen, wo bis zu 670 Personen drinnen und 1500 Per- noch viele Kontakte geknüpft, erneuert oder sonen draußen. Die IMC Fachhochschule Krems gepflegt werden konnten. Der Landtagssaal, wo die Award-Verlei- Die IMC Fachhochschule Krems gilt als Historische Räumlichkeiten, feinste Ver- hung stattfand, ist der prunkvolle Mittel- eine der internationalsten Fachhochschulen anstaltungs- und Medientechnik sowie seine punkt des Palais Niederösterreich mit sei- Österreichs. Derzeit werden sowohl Vollzeit- Lage im Herzen von Wien machen das Pa - nem großartigen Stuckmarmor und dem be- als auch berufsbegleitend 29 innovative Stu- lais Niederösterreich zur prunkvollen Top- eindruckenden Deckenfresko von Antonio diengänge in den Bereichen Wirtschaftswis- Location für Ihre Veranstaltung. Von interna- Beduzzi aus dem 17. Jahrhundert. Aber auch senschaften, Gesundheitswissenschaften und tionalen Kongressen, Galadinner in komfor- der wunderschöne Innenhof sucht seines- Life Sciences angeboten. Wie zufrieden die tablem Ambiente, multimedialen Seminaren, gleichen, denn solch einen Ort der Ruhe und heimischen und internationalen Studieren- Produktpräsentationen, Pressekonferenzen bis Begegnung mitten in der Stadt macht Ihre den mit der IMC FH Krems sind, das wird zu ganz privaten Festen wie Hochzeiten – das Veranstaltung einzigartig. beim Universum-Ranking eindrucksvoll

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 30 Österreich, Europa und die Welt deutlich: Bei der Studierendenzufriedenheit sichert sich die Fachhochschule Jahr für Jahr den ersten Platz.

Wissensvermittlung aus erster Hand Neben einer extrem praxisorientierten Aus - bildung auf akademischem Niveau zeichnet sich die Ausbildung an der IMC FH Krems durch die Vermittlung von Führungsqualitä- ten und Soft Skills, ein umfassendes Fremd- sprachenangebot sowie ein projektbezogenes Arbeiten in überschaubaren Gruppen, meist in direktem Kontakt mit den Lehrenden aus. Die IMC FH Krems versteht sich nicht als „Bildungsfabrik“, sondern bietet Wissensver- mittlung aus erster Hand. Ein engagiertes internationales Team von ProfessorInnen mit hohem Qualitäts- und Bildungsanspruch motiviert Studierende zu Am IMC Campus Krems Bestleistungen und bereitet sie für eine inter- nationale Karriere vor. Durch interaktives Ler nen, direkten und persönlichen Erfah- rungsaustausch zwischen Studierenden und Lehrenden, internationale Partnerprogram- me mit Universitäten, Forschungseinrichtun- gen und Unternehmen, sowie ein umfassen- des Freizeitangebot in einer der idyllischsten Gegenden Österreichs wird an der IMC FH Krems Studieren zum Erlebnis.

Ausgezeichnete Internationalität An der IMC FH Krems wird Internatio- nalität täglich gelebt: das zeigt sich an den über 130 Partneruniversitäten, ebenso vielen aktiven Partnerprogrammen sowie den Stu- dierenden selbst, die aus 50 unterschiedli chen Nationen kommen. Interkultureller Erfah- Fotos: IMC Fachhochschule Krems rungsaustausch, Berufspraktika im Ausland, permanent die Zusammenarbeit mit For- Life Sciences und Gesundheitswissenschaf- Teilnahme an internationalen Forschungspro - schung und Wirtschaft. Damit trägt die IMC ten: jekten und Vorlesungen internationaler Lek- FH Krems maßgeblich dazu bei, dass die m zwei Organisationsformen: Vollzeit- oder torInnen und GastprofessorInnen gehören Studierenden fit für den Arbeitsmarkt sind: berufsbegleitende Variante, einfach dazu. 90 Prozent aller Studierenden haben bereits m Akademische Grade: BA und MA bzw. Darüber hinaus ist die Vorlesungssprache innerhalb von drei Monaten nach ihrer Gra- BSc. und MSc., bei rund der Hälfte aller Studiengänge Eng- duierung einen fixen Job in der Tasche. Dies m 29 Studiengänge, lisch was wiederum für ausländische Studie- wird durch das verpflichtende Praxisseme- m 2.700 Studierende, rende besonders attraktiv ist. ster sowie angewandte Forschungssemester m 270 MitarbeiterInnen und 560 Lehrende, Apropos: Für ihre ausgewiesene Interna- gefördert. m 150 Outgoing und 165 Incoming Studie- tionalität sowie für die hohe Mobilität ihrer Ein Wirtschaftsstudium zahlt sich aus. rende pro Studienjahr, Studierenden wurde der IMC FH Krems das Für das FH-Ranking des Industriemagazins m 1.000 Partnerunternehmen weltweit, Qualitätssiegel der Sokrates Nationalagentur wurden 641 Führungskräfte österreichischer m über 130 Partnerhochschulen, für „Innovation, Engagement und Qualität“ Industrieunternehmen zu ihrem Eindruck von m 8.301 Abschlüsse und verliehen. der Qualität der industrierelevanten FH-Stu- m acht Transnationale Programme mit ca. diengänge befragt. Die FH Krems erhielt da- 400 Studierenden Gelebte Praxis für die Karriere bei die Gesamtnote 2,29, ist damit Nieder- Es gehört zur Philosophie des Hauses, österreichs klare Nummer 1 und liegt auch im Die internationale Dimension des Studierens „Lehre, Forschung und Wirtschaft“ eng mit- österreichweiten Vergleich unter den Top 4. Die IMC FH Krems im Herzen Nieder- einander zu verschränken. Die IMC FH Eckdaten der IMC Fachhochschule Krems österreichs gilt mit über 130 Partneruniver- Krems versteht sich dabei nicht nur als aka- Bachelor- und Master Studiengänge in sitäten, weltweit über 1.000 Partnerunterneh - demische Ausbildungsstätte, sondern sucht den Bereichen Wirtschaftswissenschaften, men und rund 2.700 Studierenden aus über

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 31 Österreich, Europa und die Welt

50 Ländern als eine der internationalsten, praxisorientiertesten und bestvernetzten Fachhochschulen Österreichs. Derzeit wer- den 29 Vollzeit- bzw. berufsbegleitende Stu- diengänge (Bachelor & Master) in den Bereichen Gesundheitswissenschaften, Wirt- schaftswissenschaften und Life Sciences angeboten. Die IMC FH Krems arbeitet eng mit Forschung und Wirtschaft zusammen – aktuell laufen an der Fachhochschule 39 For - schungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von über 8,1 Millionen Euro. Mit den Vorle- sungssprachen Englisch und Deutsch, Be - rufspraktika im In- und Ausland, internatio- nalen Austauschprogrammen und Auslands- semestern werden Studierende bestens auf eine internationale Karriere vorbereitet. Für ihre ausgewiesene Internationalität sowie für die hohe Mobilität ihrer Studierenden wurde IMC Fachhochschule Krems: sie gilt mit rund 2.700 Studierenden aus über 50 Ländern als eine der IMC FH Krems das Qualitätssiegel der der internationalsten, praxisorientiertesten und bestvernetzten Fachhochschulen Österreichs. Sokrates Nationalagentur für „Innovation, Engagement und Qualität“ verliehen. Internationale Anerkennung genießt die IMC FH Krems auch durch die Auszeich- nung des International Centre of Excellence in Tourism and Hospitality Education, THE- ICE, sowie die Mitgliedschaft im weltweiten Netzwerk der European Foundation for Ma - nagement Development, EFMD. Im Ran- king des Employer Branding Spezialisten Universum wurde sie mit Bestnoten in den Kategorien Studierendenzufriedenheit, Em - ployability und Career Service bewertet. http://www.noel.gv.at http://www.blaugelbinderwelt.com http://www.ist.ac.at http://www.fh-krems.ac.at https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_A._Nowak http://www.event-residenzen.at Bild unten: Ein Blick über die Stadt Krems, im Vordergrund sieht man das Campusgelände Fotos: IMC Fachhochschule Krems

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 32 Österreich, Europa und die Welt

Als letzter Punkt des 22. Auslandsnieder österreicher-Treffens stand am 24. November ein gemeinsamer Besuch im Museum Nie der ös - terreich im Kulturbezirk in St. Pölten auf dem Programm. Wir haben in der Ausgabe 169 unseres „Österreich Journal“ pdf-Magazins über das Mu seum das Haus der Geschichte berichtet. https://www.museumnoe.at

23. Auslandsnieder österreicher-Treffen Für das kommende Jahr 2018 hat das Land Niederösterreich bereits eine Fortsetzung der Auslandsniederösterreicher-Treffen an- gekün digt – über ein Generalthema wird bereits nachgedacht. n

Die Füllfeder von Bundeskanzler (1902-1965) Faksimile des Staatsvertrags vom 15. Mai 1955 Fotos: Walter Jäger / Louk van Kooten Innenaufnahmen: © https://www.museumnoe.at Fotos: Walter

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 33 Österreich, Europa und die Welt Brüssel: Kärnten im Gespräch

LH Peter Kaiser bei Plenarsitzung des Ausschusses der Regionen und als Redner einer hochrangigen, internationalen Podiumsdiskussion beim Forum europäischer Minderheitenregionen

ärnten hat Ende November/Anfrag De- Kzember umfassend auf europäischer Ebene präsentiert und für Beachtung ge - sorgt. Landeshauptmann Peter Kaiser nahm in Brüssel als Mitglied im Ausschuß der Re - gionen (AdR) an dessen Plenarsitzung teil. Parallel dazu hielt die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) ein Fo - rum europäischer Minderheitenregionen ab. Dabei war Kaiser am 1. Dezember auf Einladung von FUEN-Präsident Loránt Vinc- ze Teilnehmer einer hochrangig besetzten, Po diumsdiskussion. Der Landeshauptmann nutzte diese Gelegenheit einmal mehr und stellte die Stärken und Chancen Kärntens – insbesondere auch jene durch die Zweispra- chigkeit und kulturelle Vielfalt – vor, verwies Büro LH Kaiser Foto: auf die grenzüberschreitende Zusammenar- v.r.: Landeshauptmann Peter Kaiser mit FUEN-Präsident Lorant Vincze und Thomas Kassl beit mit den Nachbarn und auf die 2020, im vom Kärntner Volksgruppenbüro Jubiläumsjahr der Volksabstimmung vom stikzentrum in Fürnitz mit der Bahnverbin- ten Teams aus 17 europäischen Ländern, es 10. Oktober 1920, in Kärnten ausgetragene dung nach Koper, die zweite Röhre des Ka - soll für die Volksgruppen ein Fest der Be - Fußballeuropameisterschaft der autochtho- rawankentunnels, die Adaptierungen zur Tun - geg nung und des gegenseitigen Austausches nen, nationalen Minderheiten. Außerdem de- nelsicherheit beim Karawanken-Eisenbahn- werden.“ Als Motto der „EUROPEADA finierte Kaiser die vielschich tigen Begriffe tunnel oder die Zusammenarbeit bei der Zug - 2020“ habe man „together unique. skupaj Heimat und regionale Identität aus seiner und verbindung Bleiburg-Prevalje. „Verkehrsin- enkratni.gemeinsam einzigartig“ ge wählt. der Sicht eines Bundeslandes am Schnitt- frastruktur mit Straßen und Schienen sind Zum Begriff Heimat meinte Kaiser, daß punkt dreier Kulturen. quasi Lebensadern, die unsere Regionen mit - Geschichte und Tradition unserem Land und Die Podiumsdiskussion stand unter dem einander verbinden und ganz wesentlich für seiner Bevölkerung viel von seiner Identität Thema „Verankert im Heimatland – Regio- wirtschaftliche Vernetzung und Weiterent- geben würden. Die Spuren der Heimat seien nale Identitäten stärken die territoriale Zu- wicklung sorgen. Deswegen ist es auch und in der Landesgeschichte unauslöschlich. Es sammenarbeit und die soziale Entwicklung“. speziell in diesem Bereich unser gemeinsa- gehe aber vor allem auch um den mutigen Kaiser dankte für die Möglichkeit, die politi- mes Anliegen, uns über Bundesländer- und Blick nach vorne, Zukunftsgestaltung und sche und gesellschaftliche Weiterentwick lung Staatsgrenzen hinweg zu koordinieren und Visionen. „Heimat ist Geborgenheit, Wohl- Kärntens in diesem internationalen Forum gemeinsam an einem Verkehrsstrang zu zie- fühlen, aber auch Offenheit, Toleranz, Re - zu präsentieren. „Kärnten ist allein durch hen“, machte Kaiser deutlich. spekt, Miteinander, Wertschätzung und Zu - seine Lage im Herzen der Alpen-Adria-Re- Zur von den Kärntner Slowenen ausgetra- sammenhalt“, so Kaiser. Die eigene Identität gion ein Kristallisationspunkt der europäi- genen Fußballeuropameisterschaft „EURO - zu bewahren, sei für eine Nation ebenso schen Integration“, betonte er. PEADA 2020“ sagte Kaiser, daß sie im Jubi- wichtig wie für eine Region oder ein Bun- Als konkrete und erfolgreiche Beispiele läumsjahr „100 Jahre Kärntner Volksabstim- desland. „Andere Kulturen, Bevölkerungs- der grenzüberschreitenden Kooperationen mung“ stattfinden werde. Den Zuschlag da- gruppen, Religionen zu akzeptieren und zu nannte er die Euregio „senza confini – ohne für erhielt Kärnten von der FUEN. „Der Zu- respektieren, heißt nicht, seine Identität auf- Grenzen“ zwischen Kärnten, Friaul-Julisch schlag ist auch ein Beleg für die politische zugeben. Mehrsprachigkeit, kulturelle Viel- Venetien und dem Veneto, die Alpen-Adria- und gesellschaftliche Weiterentwicklung, die falt sind Chancen, die nicht liegen gelassen Allianz und das Gemeinsame Komitee Slo- in unserem Bundesland gerade in den letzten werden dürfen“, betonte Kaiser. Für ihn sind wenien-Kärnten/Skupni odbor Slovenija- Jahren und speziell im Bereich der Volks- Regionen die DNA Europas und Garant für Koroška. Als ein Beispiel für den intensiven gruppenpolitik stattgefunden und offenbar Wettbewerbsfähigkeit. „Regionales Handeln Austausch mit Slowenien nannte Kaiser den europaweit Beachtung erfahren hat“, so Kai- ist die Antwort auf globalisiertes Denken“, Bereich Verkehr/Infrastruktur. Er verwies u.a. ser, der exemplarisch den Beschluß zur neuen so Kaiser, der auf die Wichtigkeit von Inno- auf den Statusbericht zur „Alpine-Westbal- Kärntner Landesverfassung mit der erst ma - vationen, Investitionen, Regionalismus und kanachse“, das Verkehrskonzept Lavamünd, ligen Verankerung der slowenischen Volks- Internationalität hinwies. n den Verladebahnhof Kühnsdorf, das Logi- gruppe hervorhob. Und weiter: „Wir er war - http://www.fuen.org/de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 34 Österreich, Europa und die Welt NÖ Delegation in München

Zusammenarbeit zwischen Niederösterreich und Bayern soll weiter forciert werden Fotos: ecoplus v.l.: ecoplus Geschäftsführung Helmut Miernicki und Jochen Danninger, Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav, Georg Bartmann, Gruppen- leiter Wirtschaft, Tourismus und Technologie im Amt der NÖ Landesregierung und LAbg. Lukas Mandl im UnternehmerTUM, dem führenden Gründerzentrum Deutschlands

ie Beziehungen zwischen Niederöster- Dreich und Bayern sind traditionell eng und gut, so ist Deutschland für die nieder- österreichische Wirtschaft nicht nur der wichtigste Exportmarkt, sondern deutsche Unternehmen sind auch die wichtigsten aus- ländischen Investoren. Das bestätigte sich auch Mitte November bei der zweitägigen Reise einer niederösterreichischen Experten- delegation unter der Leitung von Wirt- schaftslandesrätin Petra Bohuslav nach Mün - chen, die von ecoplus gemeinsam mit dem Außenwirtschaftscenter München organisiert wurde. Im Mittelpunkt stand ein Arbeitstref- fen mit Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer zu den Themen Digita- lisierung und Mobilität. „Zu diesen großen Zukunftsthemen wurde in beiden Regionen ein hohes Maß an Kompetenz aufgebaut – es ist daher nur naheliegend, dass wir hier die Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav und Staatssekretär Franz Josef Pschierer in München Zusammenarbeit weiter forcieren“, erläuter- te Bohuslav. „Das Zentrum Digitalisierung.Bayern Kooperation zwischen diesen beiden Einrich - Im Mai dieses Jahres stattete Pschierer (ZD.B) ist eine deutschlandweit einzigartige tungen zum beiderseitigen Nutzen an. Bay- Niederösterreich einen Besuch ab und schon Forschungs-, Kooperations- und Gründungs- ern und Niederösterreich sind in vielerlei damals standen in den Gesprächen mit Bo- plattform, die als Impulsgeber in Zusammen - Hinsicht Vorreiter in Europa und ich bin huslav die Aktivitäten der beiden Regionen arbeit mit Wirtschaft, Wissenschaft, Verbän- überzeugt, daß wir vom jeweils anderen viele im Bereich der Digitalisierung im Mittel- den und öffentlichen Maßnahmen wirkt. Anregungen und Impulse mitnehmen kön- punkt. Jetzt erfolgte der Gegenbesuch, der Eine ähnliche Einrichtung hat Niederöster- nen“, begrüßte der Staatssekretär die Zusam - dazu diente, die vereinbarte Zusammenar- reich mit der Geschäftsstelle für Digitalisie- menarbeit zwischen Bayern und Niederös- beit beider Regionen voranzutreiben. rung geschaffen. Hier bietet sich eine enge terreich.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 35 Österreich, Europa und die Welt

„Niederösterreich hat in den letzten Mo- naten in Sachen Digitalisierung – Stichwort Geschäftsstelle Digitalisierung – neue Maß- stäbe in Österreich gesetzt. Wir sind gut un - terwegs, doch in diesem Bereich lernt man nie aus. Daher haben wir uns auch schon An - regungen aus dem Silicon Valley bzw. Israel geholt. Dieses Mal interessieren wir uns für die Digitalisierungsaktivitäten von Bayern, denn München gilt einer Studie der Europä- ischen Kommission zufolge als der be ste IT- Standort Europas und im Bereich der Digita- lisierung wollen wir uns nur an den Besten orientieren“, erläuterte die Landesrätin. Im Bereich der E-Mobilität lud sie bayerische Betriebe ein, auch künftig das von ecoplus konzipierte Weiterbildungsange bot im Land Niederösterreich „e-mobtrain“ zu nutzen. Hier waren in den letzten Kursen bereits Fotos: ecoplus Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav und LAbg. Lukas Mandl im Gespräch mit Studierenden einige TeilnehmerInnen aus Bayern dabei. und Lehrenden des Living Lab Connected Mobility der TU München Ergänzt wurde das Arbeitsgespräch der beiden Politiker durch Besuche der Unter- Besonders namhafte deutsche Firmen, die den letzten Monaten auf sich aufmerksam nehmerTUM GmbH, des führenden Grün- sich in Niederösterreich angesiedelt haben, gemacht: Bene – Bürokonzept Flughafen derzentrums Deutschlands, des Living Lab sind die Voith Gruppe aus Bayern und die München, Doka – Schalungstechnik ESO Connected Mobility, in dem einschlägige For - Knorr-Bremse Systeme Schienenfahrzeuge Supernova Planetarium, Umdasch – Ausstat- schungs-, Entwicklungs- und Innovations- GmbH. tung Flughafen München und ZKW mit Kompetenzen der TU München zu den The- Laut Außenwirtschaftscenter München zahlreichen Innovationen für BMW und men Informatik und Verkehrsforschung ge- haben niederösterreichische Unternehmen in Audi. n bündelt werden sowie der Jambit GmbH, Bayern vor allem durch folgende Projekte in http://www.ecoplus.at einem Digitalisierungsdienstleister. Ein wei- terer Programmpunkt war das Zusammen- treffen mit VertreterInnen niederösterreichi- NÖ: Bestes Sommerergebnis für Tourismus scher Unternehmen in Bayern und erfolgrei- chen AuslandsniederösterreicherInnen. ie Hochrechnung der Statistik Austria ziel, sieben Millionen Nächtigungen zu er- „Als Wirtschaftsagentur Niederöster- Dfür den Monat Oktober sorgt mit reichen.“ reichs haben wir großes Interesse daran, daß 595.000 Übernachtungen für ein Plus von sich der positive Austausch zwischen Bayern einem Prozent und dafür, daß sich Nieder- Zuwächse aus dem Ausland und Niederösterreich weiter intensiviert. Die österreich über sein bestes Sommerergebnis Große Zuwächse brachten die Auslands- Bayern sind für Niederösterreichs Wirtschaft freuen darf. Mit 4,4 Millionen Übernachtun- gäste, die in den Sommermonaten (Mai bis nicht nur der wichtigste Exportpartner, son- gen (+ 4,1 %) und 1,8 Millionen Ankünften Oktober) in Niederösterreich genächtigt ha- dern auch ein wichtiger Impulsgeber in Sa - (+ 7,5 %) überragt die diesjährige Sommer- ben: Über 1,6 Millionen, ein Plus von 8,7 %. chen Digitalisierung. Hier ist eine enge Ko - saison (Mai bis Oktober) die Rekordsaison Besonders hohe Anstiege zeigt Deutschland, operation sehr befruchtend für beide Seiten. von 2015. wichtigster Auslandsmarkt Niederösterreichs. Darüber hinaus ist der Standort Niederöster- Auch Tourismus-Landesrätin Petra Bo- Aber auch der Inlandsmarkt liegt mit rund reich für zahlreiche bayerische Betriebe ein huslav läßt das neue Ergebnis strahlen: „Nie- 2,8 Millionen Nächtigungen bei einem Plus guter Boden für Investitionen. Bei dieser Rei - der österreich verbucht den höchsten prozen- von 1,6 %. se hat sich wiedermal gezeigt, der blau-gelbe tuellen Zuwachs bei Nächtigungen in Öster- Neben Zuwächsen in den Gemeinden, die Standort wird international geschätzt“, so reichs Sommerbilanz, darauf bin ich sehr vor allem vom Wirtschafts- und Gesundheits- ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki. stolz und möchte meine Freude mit unseren tourismus getragen werden, sind unter den In Niederösterreich gibt es 768 Firmen mit Gastgeberinnen und Gastgebern teilen, die Zugpferden Urlaubsregionen, die vor allem deutschen Gesellschaftern, von rund 2.000 dazu beigetragen haben. Diese positive Ent- Bergsommer- und Genussangebote anbieten, Firmen mit ausländischen Gesellschaftern in wicklung ist ein Zeichen dafür, daß der Wirt- bestätigt auch Christoph Madl, Geschäftsfüh - ganz Niederösterreich, also knapp 40 Pro- schafts- und Gesundheitstourismus auf ge- rer der Niederösterreich-Werbung: „Wander- zent aller ausländischen Firmen in Nieder- sunden Beinen steht, aber vor allem der Ur - angebote in den alpinen Regionen Wiener österreich kommen aus Deutschland. Dar- laubstourismus neue Gäste ins Land bringt. Alpen und Mostviertel waren genauso ge- über hinaus haben 88 deutsche Firmen Von Jänner bis Oktober liegen wir nun bei fragt wie Genuß- und Freizeitangebote im Zweigniederlassung in Niederösterreich; rund 6,3 Millionen Nächtigungen, ein Plus Wienerwald, Wein- und Waldviertel.“ n insgesamt gibt es 219 ausländischen Firmen von 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit http://www.niederoesterreich.at mit Zweigniederlassung in Niederösterreich. schreiten wir optimistisch Richtung Jahres- http://www.noel.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 36 Österreich, Europa und die Welt OÖ Menschenrechtspreis 2017

Land Oberösterreich ehrt Schwester Hildegard Enzenhofer und Autor Erich Hackl

andeshauptmann Thomas Stelzer über- Lreichte am 11. Dezember den Men- schenrechtspreis 2017 an Schwester Hilde- gard Enzenhofer, Leiterin der Hausgemein- schaft Beit Emmaus (Qubeibeh, Israel), sowie an den Autor Erich Hackl. „Die beiden diesjährigen Preisträger bilden sehr eindruk- ksvoll ab, wie vielgestaltig Menschenrechte zu verstehen sind: Schwester Hildegard Enzenhofer erhält den Menschenrechtspreis 2017 für ihr tatkräftiges soziales Engage- ment in Israel, das keinen Halt vor Hautfarbe oder Herkunft macht. Autor Erich Hackl hat sein Wirken in den Dienst der Erinnerung an eine Zeit gestellt, in der ein Regime die Men- schenrechte ausgehebelt und über Leben und Tod entschieden hat. Ich danke beiden für ihren Mut, ihre Kraft und Ausdauer und gra- tulieren ihnen sehr herzlich zu dieser Aus- zeichnung“, so Stelzer in seiner Laudatio. Seit 1996 verleiht das Land Oberöster- reich rund um den 10. Dezember, dem Jah- restag der Deklaration der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen, den mit 4.000 Foto: OÖ / Denise Stinglmayr Foto: Euro je PreisträgerIn dotierten Menschen- Landeshauptmann Thomas Stelzer mit Schwester Hildegard Enzenhofer rechtspreis.Mit ihm werden verdiente Per- sönlichkeiten, Vereine, Schulen und Organi- Seit 2002 leitet Sr. Hildegard dieses Pfle- Autor Erich Hackl sationen vor den Vorhang geholt, die sich für geheim für palästinensische Frauen christ- Der zweite Preisträger ist der 1954 in eine gerechtere Welt einsetzen. lichen und muslimischen Glaubens, die auf- Steyr geborene Schriftsteller Erich Hackl. Er „Das Bewußtsein für die Bedeutung der grund ihres Alters oder einer Behinderung ist nicht nur einer der bedeutendsten zeitge- Menschrechte ist in den vergangenen Jahren auf Hilfe angewiesen sind. Innerhalb von 15 nössischen Autoren, sondern auch ein „Auf- weltweit gewachsen – aber auch die Anzahl Jahren hat sie das kleine, einfache Altenheim klärer“ und „Auseinandersetzer“ der öster- von ‚brüchigen Demokratien‘ nimmt zu. Das ihrer Ordensgemeinschaft zu eine Hausge- reichischen Vergangenheit. Die Erzählung Einfordern von Menschenrechten ist eine meinschaft, bestehend aus sieben Ordens- „Abschied von Sidonie“, die von einem Ro- Daueraufgabe. Wo auch immer auf dieser frauen der Salvatorianerinnen und einer Grup - ma-Mädchen handelt, gehört inzwischen Welt eine Regierung glaubt, Grundrechte pe von VolontärInnen, ausgebaut. Derzeit wer- zum Standardwerk in der Aufarbeitung der aushöhlen zu können, muß das eine ent- den rund 30 alte und beeinträchtigte arabi- nationalsozialistischen Vergangenheit Öster- schiedene Antwort der Gemeinschaft Demo- sche Frauen in diesem Haus betreut und ge - reichs. An Schulen werden die Werke Hackls kratischer Staaten zur Folge haben“, so der pflegt. als Unterrichtsmaterial herangezogen. Er Landeshauptmann. Auf Initiative von Sr. Hildegard wurde selbst hält immer wieder Vorträge und Le- 2008 in Zusammenarbeit mit der Bethlehem- sun gen an Schulen. Schwester Hildegard Enzenhofer – Universität in Qubeibeh eine Krankenpfle- Keiner schafft es so wie er, die LeserIn- Hausgemeinschaft »Beit Emmaus« geschule errichtet (Fakultät für Pflege- und nen durch detailgetreue und akribisch ge - Schwester Hildegard Enzenhofer (gebo- Gesundheitswissenschaften), die Ausbil- naue Recherchen mit den dunklen Seiten der ren in der Gemeinde Schönegg, Pfarre Vor - dungsplätze für Männer und Frauen bietet. österreichischen Geschichte zu konfrontieren. derweißenbach) wurde stellvertretend für die Die Pflegefakultät leistet einen wichtigen Bei - Die Arbeit von Erich Hackl ist nicht bloß sieben Ordensfrauen der Salvatorinnen in trag zur gesundheitlichen, gesellschaftlichen eine Aufbereitung von historischen Fakten, der Hausgemeinschaft „Beit Emmaus“ in und wirtschaftlichen Entwicklung der Re - sondern vielmehr ein aktiver antifaschisti- Qubeibeh, nähe Jerusalem, und alle anderen gion. Sie bildet qualifizierte Pflegekräfte aus, scher Beitrag zur Aufrechterhaltung der Ordensschwestern ausgezeichnet. Die Haus- die Arbeit finden, ihr eigenes Geld verdienen Menschlichkeit und Gerechtigkeit einer gemeinschaft setzt sich für das Recht auf ein und ihrem Umfeld Vorbilder sind. Die Stati- humanistischen Gesellschaft. n menschenwürdiges Leben, auf Bildung und stik zeigt, daß 93 Prozent der AbsolventIn- https://www.salvatorianerinnen-weltweit.de auf Arbeit ein. nen arbeiten. Das ist einzigartig in Palästina. https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Hackl

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 37 Österreich, Europa und die Welt Europa läßt Salzburgs Jugendliche nicht kalt

Mehr als 600 SchülerInnen diskutierten mit Bundespräsident Van der Bellen heiße EU-Themen Foto: LMZ / Franz Neumayr SB v. li: Landesrätin Martina Berthold, Miriam Meißnitzer Sport NMS Bischofshofen, Maximilian Aichinger Landesschulsprecher BS, Sarah Kaffka Musik NMS Maxglan 2, Landesrat Heinrich Schellhorn, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Gritlind Kettl Leiterin der Stabstelle EU-Bürger- serice und Europe Direct Salzburg, Bundespräsident Van der Bellen, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, Maximilian Einzinger LBS Wals

is auf den letzten Platz gefüllt mit inter- stimmt Tag für Tag unser Leben. Deshalb de dadurch vieler ihrer Chancen beraubt“, so Bessierten und neugierigen Jugendlichen braucht es Diskussion und aktive Ausein- Van der Bellen. Es sei ein Privileg, ohne Ein- aus ganz Salzburg war die Große Aula in der andersetzung“, so Pallauf. schränkungen in einem anderen EU-Land Landeshauptstadt am 30. November. Bundes - Bundespräsident Van der Bellen war es arbeiten zu können. Er habe am eigenen Leib präsident Alexander Van der Bellen persön- ein besonderes Anliegen, daß die Berufs- erfahren, wie einschränkend Grenzen in Eu - lich hatte sich angesagt, um mit mehr als 600 schulen und Neuen Mittelschulen (NMS) ropa sein konnten. SchülerInnen zu den heißen EU-Themen beim EU-Dialog vertreten waren. SchülerIn- Eine Schülerfrage betraf den Verteilungs- BREXIT, Sicherheit und Flüchtlinge, die nen aller zwölf Landesberufsschulen aus al- schlüssel der Flüchtlinge auf die EU. Es müs- Rolle der Türkei oder die Zukunft der EU zu len Salzburger Bezirken diskutierten mit, die se zwischen berechtigten Schutzsuchenden diskutieren. Sportmittelschule Bischofshofen, die NMS und MigrantInnen aus wirtschaftlichen Grün- „Ihr alle habt vermutlich verschiedene Grödig und Werfen, die Technische Mittel- den unterschieden werden, sagte Van der Auffassungen von Europa, verschiedene Er- schule P40 in Salzburg, die neue Informatik- Bel len und verwies auf Österreichs traditio- wartungen an Europa. Aber ich hoffe doch, Mittelschule Bruck sowie die Polytechni- nelle Rolle als Einwanderungsland. Er selbst es gibt eine gemeinsame Grundeinstellung: sche Schule Zell am See folgten ebenfalls sei das beste Beispiel dafür. Wir alle sind Europa. Ihr seid diese, unsere, der Einladung in die Aula. Die Musikmittel- europäische Zukunft“, sagte Österreichs schule Maxglan 2 steuerte musikalische Ein- Eine Initiative des EU-Bürgerservice Staatsoberhaupt bei dem EU-Schülerdialog. lagen bei. „Erfunden“ wurde der EU-Schülerdialog „Daß ein Bundespräsident ohne einen „Das heutige vereinte Europa, die EU ist von Gritlind Kettl, der Leiterin der Stabsstel- Moment zu zögern für eine Schülerdiskus- aus meiner Sicht das Resultat einer einzigar- le EU-Bürgerservice bei der Salzburger Lan- sion zusagt und sich dafür Zeit nimmt, ist tigen Zivilisationsleistung. Dieser gemeinsa- desregierung. „Wir wollen damit die Jugend nicht nur eine große Ehre, sondern in Öster- me Weg hat in Europa zu einem Maß an nicht belehren, sondern sie in Dialog brin- reich auch einmalig“, betonte Landeshaupt- Wohlstand und Freiheit geführt, das seine gen. Denn wir brauchen keine EU-Ja-Sager, mann Wilfried Haslauer in seinen Einlei- einzelnen Länder isoliert nicht hätten errei- sondern informierte junge Menschen, die in tungsworten. chen können“, sagte der Bundespräsident bei der Lage sind, sich kritisch mit aktuellen Pro - Für Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf der Diskussion. In jüngster Vergangenheit blemen zu beschäftigen und sich eine eigene zeigte das volle Haus, daß Europa Salzburgs ha be das Projekt eines gemeinsamen Europa Meinung zu bilden“, so Kettl. n Jugendliche nicht kalt läßt. „Die EU ist kein aber Risse bekommen. „Ich halte den Brexit http://www.bundespraesident.at Kopfthema von Bürokraten, sondern be- für einen tragischen ,Fehler‘. Die Jugend wur - https://www.salzburg.gv.at/dienststellen/abteilungen/200/2001/eu_buergerservice

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 38 Österreich, Europa und die Welt Größte Wirtschaftsdelegation an der US-Westküste

Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und WKO-Vize Jürgen Roth netzwerkten mit einer Rekorddelegation aus der Steiermark in Seattle und im Silicon Valley.

Von Rudolf Thaler *)

in historischer Novembertag in Seattle. EIch warte mit Toni Emsenhuber und Mar cja Popaja vom AußenwirtschaftsCenter Los Angeles auf die Ankunft der größten ös - terreichischen Delegation, die je die US-West - küste besuchte. Landesrätin Barbara Eibin- ger-Miedl und Wirtschaftskammer Vizeprä- sident Jürgen Roth führen die über 50köpfi- ge steirische Wirtschafts- und Mediendelega - tion in die Innovationszentren Seattle und Silicon Valley. Filmreif steigt die ICS-Re - korddelegation bei heftigem Schneetreiben und dementsprechender Kälte in den Bus ein. In Hollywood-Filmen regnet es üblicher- weise in Strömen in Seattle. Bei strahlendem Sonnenschein besuchten wir am 13. Novem- ber die weltgrößte Halle in Everett, in der wir den Zusammenbau des Boeing 787 Dreamli- ner und der Boeing 777 hautnah miterleben. Seattle beherbergt den weltgrößten Aero- v.l.: WK-Steiermark-Direktor Dernoscheg, WKO-Vizepräsident Jürgen Roth, Landesrätin Bar- space-Cluster. Mit seinem attraktiven Eco- bara Eibinger-Miedl und Abhinav Privadarshi von IBM System sieht sich Seattle gerne als Alternati- ve zu Silicon Valley. Der Sicherheitsexperte bei Microsoft empfahl KMU ohne eigene IT- Abteilung die Cloud als besten Schutz gegen Cyberattacken. Die Innovationsstärke der Steiermark unterstreicht Branchengigant Ama zon, der bei seinem innovativen Paket- zustellsystem mittels Drohnen auf das Ama- zon-Entwicklungszentrum in der Steiermark vertraut.

Silicon Valley – Schneller Brüter für Innovationen Am 14. November früh fliegen wir nach San Jose, die geheime Hauptstadt des Sili- con Valley. Beim Landeanflug ist das neue, riesige „Spaceship“-Headquarter von Apple zu sehen. In San Francisco und Silicon Val-

ley netzwerkte die steirische Delegation mit Österreichisches AußenwirtschaftsCenter Los Angeles / Rudolf Thaler Fotos: den Technologiehorchposten von Volkswa- Typische Bürolandschaft im Silicon Valley gen und Audi. Das autonome Fahren ist im Kommen, auch wenn wir erst in Phase drei tionszentren von Western Union und SAP USD an Risikokapital ein. Besucht wurde von fünf angelangt sind. Neben den Innova- besuchen wir den größten Hardware Inkuba- weiter der Technologiepartner des Go Sili- tor Playground. Das 2015 gegründete Unter- con Valley – Programms und Business Acce- *) Rudolf Thaler ist der österreichische Wirtschaftsde- nehmen sammelte bisher von Partnern wie lerator Plug and Play Tech Center. Für diese legierte in Los Angeles Google, HP und VC-Firmen 800 Millionen Startup-Initiative von WKO und Wirtschafts -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 39 Österreich, Europa und die Welt

ministerium haben sich in den letzten acht Jahren über 115 Startups qualifiziert. IBM Watson veranschaulichte im Open Austria Büro in SFO das Vordringen von Artificial Intelligence in nahezu alle Branchenbereiche. Weitere Höhepunkte waren die Vorträge bei den führenden Forschungsuniversitäten Stan- ford und Berkeley im Faculty Club.

Go Stanford Mit der Stanford University unterzeichne- te WKO-Präsident Christoph Leitl im Sep- tember ein Kooperationsabkommen, das heuer von Vizepräsident Roth eingefädelt wurde. Die Go Stanford-Veranstaltung am 4. Dezember in der WKO mit Stanford-Spit- zenforscher Fritz Prinz gibt Unternehmen einen Überblick über diese einzigartige Ko- operation mit der Elite-Uni. Nach diesem Briefing können sich Unternehmen zur Teil- Die größte österreichische Wirtschaftsdelegation am Campus der Stanford University nahme am mehrwöchigen Forschungsaufent - halt bewerben. Das WKO-Kooperationsab- 20 steirische Unternehmen angesiedelt, so dert der Red Bull F1-Bolide auf der gesperr- kommen ermöglicht Unternehmen Mitarbei- beispielsweise Pankl Aerospace, Pankl Racing ten Gegenspur seine akustischen Schockwel- ter zu Forschungszwecken an die Elite- Uni Systems und AVL in Kalifornien. pe wag be - len über die größte Bucht der US-Westküste. zu entsenden. Beispielsweise um ge meinsam treibt eine Schneekettenproduktion in Colo- In jedem F1-Dienstfahrzeug fährt steirisches mit Stanford Forschern technologische Pro- rado. Dank Solarthermie-Experte SOLID – Know-How mit. blemlösungen anzugehen, neue Materialien übrigens ein WirtschaftsOskar-Preisträger zu entwickeln und um sich mit neuesten Fer- des AußenwirtschaftsCenter Los Angeles – Vizepräsident Roth »Wrap up« tigungsmethoden vertraut zu ma chen. Darü- wurde solares Kühlen in Kalifornien als för- „Für steirische Unternehmen eröffnen ber hinaus sind Workshops geplant. derungswürdig eingestuft. BIOEnergy Inter- sich mit ihren Stärkefeldern wie Umwelt, national wurde im November vom größten Aerospace und Automotive Chancen am Steirische InnovationspoweSr Biodiesel-Produzenten mit dem Bau der amerikanischen Markt“. Und: „Mit einer For - In den USA gibt es über 100 Niederlas- neuesten Anlagengeneration und der ersten schungs- und Entwicklungsquote von über sungen steirischer Unternehmen, die mit In- Anlage dieser Art in den USA beauftragt. fünf Prozent sind wir ein perfektes Match für novationen und exzellentem Service punk- Perfektes Timing zum Schluß: Bei der das Silicon Valley.“ n ten. Im amerikanischen Westen sind etwa Fahrt über die Golden Gate Bridge schleu- http://wko.at/aussenwirtschaft/us Fotos: Österreichisches AußenwirtschaftsCenter Los Angeles / Rudolf Thaler Fotos: Die weltgrößte Halle in Everett, in der Boeing 787 Dreamliner und Boeing 777 zusammengebau werden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 40 Österreich, Europa und die Welt EUSALP-Generalversammlung

Tirols Landeshauptmann Günther Platter in München: »Fordere Solidarität bei Transit ein!«

m 23. November fanden die Generalver - Asammlung und das Jahresforum der EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP) in der BMW-Welt in München statt. Tirols Landeshauptmann Günther Platter fand da- bei deutliche Worte beim Thema Transit: „Der Vorsitz Tirols wird 2018 das Thema Verkehr und Mobilität in den Mittelpunkt rücken. Die EUSALP wird für die Menschen dann greifbar, wenn sie sich mit aktuellen, lebensnahen Problemen beschäftigt. In Tirol beispielsweise ist die Verkehrs- und Versor- gungssicherheit durch die Transit-Belastung nicht mehr sichergestellt. An die 2,2 Millio- nen LKW werden dieses Jahr über den Bren-

ner fahren.“ Foto: Bayerische Staatskanzlei Platter fordert gegenseitige Solidarität der Landeshauptmann Günther Platter mit der Bayerischen Staatsministerin für Europaangele- EUSALP-Regionen ein: „Es ist erforderlich, genheiten und regionale Beziehungen Beate Merk und der EU-Kommisarin für Regionalpolitik daß Solidarität zwischen allen im Alpenbo- Corina Cretu. gen befindlichen EUSALP-Regionen bei der fahren und Energie. In der Aktionsgruppe ben hat“, gratulierte der Landeshauptmann Transit-Belastung herrscht. Der Verkehr muß zur Mobilität haben wir gemeinsam mit der den Bayerischen Staatsministerinnen Beate sich solidarisch über alle Alpenübergänge Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino sogar Merk und Ulrike Scharf. aufteilen und wir müssen die Verlagerung die Leitungsverantwortung übernommen“, des Verkehrs auf die Schiene voranbringen. betonte Platter. Über die EUSALP Dafür sind Maßnahmen wie die Ermögli- „Wir werden uns während unserer Präsi- Die EUSALP umfaßt neben den 48 Alpen - chung einer grenzüberschreitenden Korridor - dentschaft im kommenden Jahr um eine regionen auch die sieben Alpenstaaten Ös - maut von München nach Verona notwendig. Fort führung der bayerischen Agenden bemü- terreich, Deutschland, Frankreich, Liechten- Langfristig muss es unser Ziel sein, eine hen und gleichzeitig wichtige Themen im stein, Schweiz, Italien und Slowenien mit Belastbarkeitsgrenze für unsere Straßen zu Bereich Verkehr und Mobilität, Bekämpfung insgesamt 70 Millionen EinwohnerInnen. definieren. Bis solche Maßnahmen möglich der Jugendarbeitslosigkeit oder ein länder- Am 28. Juli 2015 hatte die Europäische sind, werden wir als Notmaßnahme weiter übergreifendes Risikomanagement im Be - Kommission die EUSALP als makroregio- LKW-Blockabfertigung in Tirol durchfüh- reich Naturgefahren forcieren, um Lösungs- nale Strategie angenommen, im Dezember ren,“ stellte der Landeshauptmann klar. ansätze über die Grenzen unserer Regionen des Vorjahres wurde sie durch den Europäi- hin aus über den gesamten Alpenbogen um - schen Rat beschlossen. Seither wird die Al- Gemeinsame Herausforderungen zusetzen.“ penstrategie mit konkreten Projekten wie im Mittelpunkt den Aktionsgruppen Mobilität oder Klima- „Europa steht vor großen Herausforderun - Rückblick auf die wandel mit Leben gefüllt. gen, deshalb ist die von den Regionen initi- Bayerische Präsidentschaft Neben dem Ostseeraum, der Donaure- ierte Idee einer gemeinsamen Alpenraum- Im Zuge der Bayerischen Präsidentschaft gion und dem adriatisch-ionischen Raum strategie besonders wichtig. Nur wenn wir legte eine Konferenz der UmweltministerIn- liegt nunmehr für den Alpenraum die vierte unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen nen der Alpenstaaten und -regionen grüne offiziell anerkannte makroregionale Strate- und gemeinsam nachhaltige Lösungen ent- Infrastruktur als Fundament einer nachhalti- gie der EU vor. Unter europäischem Dach wickeln, können wir die großen Herausfor- gen Entwicklung des Alpenraumes fest. Dar- und mit Unterstützung der EU werden grenz- derungen unserer Zeit wie Klimawandel, Mi - über hinaus hat im Sommer ein Forum der überschreitende Vorhaben in den Bereichen gration oder Globalisierung lösen“, zeigte Aktionsgruppen in Garmisch einen engen Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr, Ener- sich Platter nach der Veranstaltung über- Austausch der wichtigsten EUSALP-Akteu- gie sowie Umwelt-, Kultur- und Ressourcen- zeugt. re ermöglicht. Das Jahresforum und die Ge - schutz im Sinne der Alpenregionen forciert Hier biete die EUSALP mit neun Aktions - neralversammlung setzten einen erfolgrei- und gefördert. Bayern hat den Vorsitz 2017 gruppen die richtigen Rahmenbedingungen. chen Schlußpunkt der Bayerischen Präsi- von Slowenien übernommen, ab 2018 wird „Das Land Tirol beteiligt sich an fünf der dentschaft. „Mein Dank gilt dem diesjähri- Tirol den Vorsitz übernehmen. n neun Aktionsgruppen in den Bereichen Ar - gen Vorsitzland Bayern, das mit viel Enga- https://www.alpine-region.eu beitsmarkt, natürliche Ressourcen, Naturge- gement die Idee der EUSALP vorangetrie- http://www.tirol.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 41 Österreich, Europa und die Welt Mit Wahrheit gegen Fake News und Manipulation

Vorarlbergs Landtagspräsident Harald Sonderegger eröffnete den 11. Europäischen Mediengipfel in Lech.

ie neue Welt(un)ordnung – Auswege Daus der Überforderung der Eliten“ – zu diesem Thema tauschten sich ExpertInnen und EntscheidungsträgerInnen der Bereiche Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Me - dien im Zuge des 11. Europäischen Medien- gipfels in Lech von 30. November bis 2. De- zember aus. Bei der Eröffnung betonte Land- tagspräsident Harald Sonderegger die vitale Bedeutung der Vertrauensfrage – sowohl für die Politik als auch für die Medien. Manipulierte demokratische Wahlen, das Wiedererstarken von Nationalismen und Po- pulisten, das Schüren von Haß und Feindbil- dern, die Demontage etablierter Mediensy- steme in ihrer Rolle als vierte Macht im Staat: Wie wird die zunehmende Weltunordnung

un sere Lebensrealität verändern und welche ProMedia / FlorianLechner.com Foto: Auswirkungen wird sie für Politik, Medien v.l.: Stefan Kröll (ProMedia Kommunikation), Landtagspräsident Harald Sonderegger, Bürger- und Gesellschaft mit sich bringen? Darüber meister Ludwig Muxel (Lech) und Direktor Hermann Fercher (Lech-Zürs-Tourismus). referieren und diskutieren ChefredakteurInnen renommierter Medienhäuser, JournalistInnen, AuslandskorrespondentInnen, renommierte Wis senschaftlerInnen und Europa-Politi - kerInnen am Arlberg. Angesichts der wachsenden Verflechtung durch Globalisierung und Digitalisierung rückte der Landtagspräsident vor allem die Glaubwürdigkeit in den Mittelpunkt: „Das Vertrauen in die Problemlösungskompetenz der Politik hat in den letzten Jahren stark ge - litten, ebenso sehen sich klassische Medien - angebote einem Glaubwürdigkeitsdefizit ge - genüber. Das Internet, verstärkt durch die sozialen Medien, aber auch die Tendenz zur Beschleunigung der Berichterstattung haben Fake News, Miß- oder Desinformation, her- vorgebracht. In ihrer extremsten Form haben diese Unwahrheiten manipulatives und de- ProMedia / APA-Fotoservice Lechner Foto: mokratiegefährdendes Potential.“ Gerhard Zeiler, Präsident von Turner International (r.) und Hans-Peter Siebenhaar, Präsident der Auslandspresse in Wien und Korrespondent des Handelsblatts Zur Eröffnung des diesjährigen Medien- gipfels brachte Gerhard Zeiler (Präsident Vortrag über die mangelnde Idee Europa und Seit dem Gründungsjahr 2007 bildet der von Turner International) seine Gedanken die europäische Identität. Als Abschlußred- Europäische Mediengipfel in Lech am Arl- zur „neuen Weltunordnung“ und „Angriffen nerin des Abends fungierte Seyran Ates (Mit - berg einen Rahmen für Diskussionen betref- auf die Demokratie“ im Gespräch mit Hans- begründerin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee fend die Welt der Medien, die europäische Peter Siebenhaar (Präsident der Auslands- in Berlin) im Gespräch mit Susanne Glass Po litik und die wirtschaftlichen wie gesell- presse in Wien und Korrespondent des Han- (ARD-Korrespondentin in Israel) und Seba- schaftspolitischen Zusammenhänge der eu- delsblatts) zum Ausdruck. Im Anschluß hielt stian Reimer (Jurist, Mitinitiator von „Stop ro päischen Lebensrealität. n Carlo Strenger (Universität Tel Aviv) einen Extremism“). https://mediengipfel.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 42 Österreich, Europa und die Welt Brillieren gegen inter- nationale Eliteuniversität

Drei Studierende und eine Absolventin des Studiengangs Kommunikationswirt- schaft (FHWien der WKW) gewannen den international renommierten Wirtschafts- wettbewerb »Creative Shock« der ISM University of Management and Economics.

abei traten Philipp Gärtner, Adrian Kro- Dpidlowski, Nadine Nagl und Christoph Thim gegen 1200 TeilnehmerInnen aus über 100 Ländern an. Im Finale am 3. Dezember im litauischen Vilnius setzten sie sich gegen die zweitplatzierten Studierenden der re - nommierten University of Oxford durch. Sie überzeugten die Jury mit ihrem Business Case und setzten dabei vor allem auf kreative Ideen. Dazu entwickelten die Studierenden für den Auftraggeber TOMS die Geldbörse „Wallit“, die aus dem Materialüberschuß von bereits bestehenden Produktionen hergestellt wird und das Produktportfolio des Unterneh- mens erweitern soll. Nach dem „One for FHWien der WKW / Martynas Jaugelavičius Foto: v.l.: Philipp Gärtner, Adrian Kropidlowski, Nadine Nagl und Christoph Thim One“-Prinzip – jedes verkaufte Produkt hilft einem Menschen in Not – sollen mit den Ein - „Die Mischung aus Know-how, Kreati- Kommunikation. Eng vernetzt mit den hei- nahmen der Geldbörse zinsfreie Mikrokredi- vität, Engagement und guten Nerven ist mischen Unternehmen bietet die FHWien te in Entwicklungsländern finanziert werden. wirklich beeindruckend. Solche Erfolge zei- der WKW eine ganzheitliche und praxisbe- Neben der Bildungs- und Aufklärungsarbeit gen wieder einmal klar, daß unsere Studie- zogene akademische Aus- und Weiterbil- zu den Themen Finanzen und Unternehmer- renden auch international zur Spitze zählen. dung für derzeit über 2.700 Bachelor- und tum, können sich Menschen in Entwick - Wir freuen uns sehr und gratulieren ganz herz - Master-Studierende. Zwei Drittel der Leh- lungsländern mit diesen Kleinkrediten eine lich zu diesem tollen Erfolg“, so Peter Die- renden kommen direkt aus der Wirtschaft. wirtschaftliche Existenz aufbauen und einen trich, Head of Master’s Program Communi- Ein exakt auf die Bedürfnisse der Unterneh- Weg aus der Armut finden. Das Konzept cation Management an der FHWien der men zugeschnittenes Lehr- und Forschungs- überzeugte die Jury und lies die Studieren- WKW. angebot bereitet die AbsolventInnen – bislang den, vor allem aufgrund der idealen Integra- Das Finale des internationalen Wettbe- über 9.200 – optimal auf ihre Karriere vor. tion in das bestehende Produktportfolio von werbs fand von 30. November bis 3. Dezem- TOMS und der kreativen Ideenpräsentation, ber in Litauen statt. TeilnehmerInnen aus In- Über Creative Shock als Sieger hervorgehen. dien, England, USA, Deutschland, Thailand, Creative Shock ist ein globaler Social Juryvorsitzender Phil Tulba, Social Busi- Ukraine, den Niederlanden und Österreich Bu siness Wettbewerb für Studierende, der ness Berater lobte das Team: „Als wir in der waren vertreten. In der ersten Finalrunde tra- erstmals im Jahr 2011 stattfand. Die Teilneh- Jurysitzung über die Idee diskutiert haben, ten die zehn besten Teams gegeneinander an. mer werden jedes Jahr versammelt, um wirt- dachten wir, TOMS würde diese Geldbörsen Die Wiener Studierenden überzeugten bereits schaftliche Fragestellungen für Unterneh- bereits verkaufen. Wir konnten nicht glau- hier mit ihrem Konzept und schafften es in men und Organisationen zu lösen. Im Rah- ben, daß es das Produkt noch nicht im Unter- die zweite und letzte Finalrunde. Im großen men des Wettbewerbs werden globale, sozi- nehmensportfolio gibt. Es paßt perfekt zur Finale traten sie gegen die Teams der Oxford ale Geschäftsmodelle konzipiert, die tradi- Marke und stimmt mit dem Konzept des Un- University (Oxford, England), der Berlin tionelle Geschäftsstrategien auf soziale Un - ternehmens überein.“ In der Jury saßen unter School of Economics and Law (Berlin, ternehmen und Organisationen anwenden. anderem Mariano Andrade Gonzalez (COO Deutschland), der BBA Thammasat Univer- Studierende aus der ganzen Welt lösen dabei Barclays Litauen), Sigita Morkuniene (Sales sity (Bangkok, Thailand) und der LCC Inter- durch strategisches Denken Marketing- und Manager Turkish Airlines), Ignas Zurauskas national University (Klaipeda, Litauen) an. Managementprobleme von Social Busines- (Senior Analyst Civitta), Hector Alvarez ses. Ein Social Business ist ein profitorien- (Founder und CEO Beyond Beanie), Ruth FHWien der Wirtschaftskammer Wien tiertes Unternehmen, das es zum Ziel hat, Jenkins (Marketing Manager Belu Water) Die FHWien der WKW ist seit mittlerwei- soziale, ökologische und gesellschaftliche und Tomas Montvilas (Projekt Manager Exa - le über 20 Jahren am Markt und Österreichs Pro bleme zu lösen. n caster). führende Fachhochschule für Management & http://www.fh-wien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 43 Österreich, Europa und die Welt Erasmus+: 15.800 Auslands- aufenthalte und 420 Projekte

15.800 ÖsterreicherInnen absolvierten 2017 in der Schul-, Berufs-, Hochschul- und Erwachsenenbildung einen geförderten Auslandsaufenthalt über Erasmus+. Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Hörmandinger APA-Fotoservice Foto: OeAD / v.l.: Herbert Depner (Botschafter Erwachsenenbildung), SC Elmar Pichl (BMWFW), Gisela Gutjahr (Botschafterin Schulbildung), Jörg Wojahn (Vertretung der EK in Österreich), Elisabeth Schmid (Botschafterin Berufsbildung), Sonja Hammerschmid (BMB), Marlene Grabner (Botschafte- rin Hochschulbildung), Stefan Zotti (OeAD-GmbH) und Ernst Gesslbauer (OeAD-GmbH)

usätzlich wurden von der österreichi- auch im Rahmen der anstehenden Verhand- Jahren ist Erasmus zu einer breiten politi- Zschen Nationalagentur (OeAD-GmbH) lungen über den mehrjährigen EU-Finanz- schen Kraft geworden. Erasmus ist der Mo - 420 Erasmus+ Projekte genehmigt. Die be- rahmen einigen können“, sagt Wojahn. tor der europäischen Reformagenda für die sten Erfolgsgeschichten, Projekte und Part- Mit dem Erasmus+ Award wurden heuer nationalen Bildungssysteme! Ohne dieses nerschaften wurden am 30. November von ausgezeichnet: Das BG/BRG Leibnitz mit Bildungsprogramm gäbe es wohl weder Bildungsministerin Sonja Hammerschmid dem Schulbildungsprojekt „The future of ECTS-Punkte noch den Nationalen Qualifi- (BMB), SC Elmar Pichl (BMWFW) und Jörg education starts now!“, der IFA-Verein in der kationsrahmen und somit keine Vergleich- Wojahn (Vertreter der Europäischen Kom- Berufsbildung mit „IFA VET mobility+ barkeit der Qualifikationen, die junge Men- mission in Österreich) an der Universität Wien 2015“, die Fachhochschule Vorarlberg GmbH schen in einem anderen Land erwerben.“ ausgezeichnet. für die Mobilität von Studierenden und Mit- Allein seit 2000 haben über 25.000 Schü- arbeiterInnen in der Hochschulbildung. Gü- Große Abschlussfeier in Brüssel lerInnen in der beruflichen Erstausbildung te siegel gingen weiters an Atempo für ihr Am selben Tag schloß die Europäische im Ausland wertvolle Erfahrungen gesam- Erwachsenenbildungsprojekt „Innovative Bil - Kommission mit einer Feier in Brüssel das melt, mehr als 7.000 österreichische Lehrlin- dungsansätze für digitale und kulturelle In - Jubiläumsjahr. Maria Rigler vom Land Nie - ge haben ein gefördertes Auslandspraktikum klusion“ und das Berufsförderungsinstitut derösterreich war gemeinsam mit Martin in einem anderen EU-Land absolviert. Ham- Oberösterreich für die Strategische Partner- Prinz (Bereichsleiter für Erasmus+ Berufs- merschmid: „Mir liegt besonders am Her- schaft „MIGOBI – Entrepreneurial Spirit in bildung in der österreichischen Nationala- zen, daß die Möglichkeit, Auslandserfahrun- VET and Adult Education“. gentur) vor Ort, um ihr Projekt vorzustellen. gen zu sammeln, nicht vom sozialen Hinter- Ganz Europa feiert heuer 30 Jahre des Unter der Leitung des Landes Niederöster- grund abhängt. Es sollten sich möglichst Erfolgsprogramms der EU. Bisher haben reich wurde in den vergangenen Jahren ge- viele Personen internationale Mobilität auch 100.000 österreichische Studierende Aus- meinsam mit Gleichstellungs- und For- leisten können. Jeder Euro, den wir in Eras- landserfahrungen gesammelt. Allein 2016/17 schungseinrichtungen aus europäischen Län- mus+ investieren, ist eine Investition in die waren mehr als 7.000 Studierende an einer dern intensiv an der Entwicklung von ein- Zukunft unserer Jugend und in die Zukunft Partnerhochschule oder in einem Unterneh- heitlichen Kriterien für Gender Schulungen unserer europäischen Idee.“ men im Ausland. SC Elmar Pichl: „Ihr Er- gearbeitet. Das Erasmus+ Projekt wurde von Wojahn bestätigte den inklusiven Ansatz. fahrungsgewinn unterstützt Österreich, um der Europäischen Kommission als europäi- Er sei von den Regierungen beim europäi- in einer globalisierten Welt konkurrenzfähig sche Success Story in der Erwachsenenbil- schen Sozialgipfel begrüßt worden. „Wir hof - zu bleiben.“ Stefan Zotti, Geschäftsführer dung ausgewählt. n fen, daß sich die Mitgliedsstaaten darauf der OeAD-GmbH, ergänzt: „In diesen 30 https://oead.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 44 Österreich, Europa und die Welt Außenhandel mit starken Zu- wächsen von Jänner bis August

er Gesamtwert der Einfuhren von Wa - 28,54 Mrd. Euro und bei den Exporten Die Importe aus Drittstaaten beliefen sich Dren lag im Zeitraum Jänner bis August +7,4 % auf 28,05 Mrd. Euro. Das Handelsbi- auf 3,49 Mrd. Euro und zeigten gegenüber 2017 laut vorläufiger Ergebnisse von Stati- lanzdefizit mit Drittstaaten lag bei 0,49 Mrd. dem Vorjahresmonat einen Zuwachs von stik Austria nominell mit 96,72 Mrd. Euro Euro. 6,5 %; die Extra-EU-Exporte erhöhten sich um 8,8 % über dem Vorjahreswert, die Aus- ebenfalls (+11,6 % auf 3,44 Mrd. Euro). Das fuhren von Waren stiegen um 8,0 % auf Monatsergebnis August 2017 daraus resultierende Passivum der Handels- 93,13 Mrd. Euro. Das Defizit der Handelsbi- Gegenüber August 2016 lag der Wert der bilanz mit Drittstaaten lag bei 0,05 Mrd. lanz belief sich auf 3,58 Mrd. Euro nach 2,73 Einfuhren von Waren im August 2017 mit Euro. Mrd. Euro in der Vorjahresperiode. Arbeits- 11,45 Mrd. Euro um 6,4 % höher, die Aus- tägig bereinigt erhöhten sich die Einfuhren fuhren von Waren betrugen 10,73 Mrd. Euro Methodische Informationen, um 8,9 % und die Ausfuhren um 8,3 %. (+8,5 %). Die Handelsbilanz wies ein Defizit Definitionen Aus den Mitgliedsstaaten der Europäi- in Höhe von 0,72 Mrd. Euro auf. Arbeitstä- Das vorliegende Ergebnis der Außenhan- schen Union importierte Österreich im Be - gig bereinigt stiegen die Einfuhren um 7,7 % delsstatistik enthält Daten der mit der Zoll- richtszeitraum Waren im Wert von 68,18 Mrd. und die Ausfuhren um 9,3 %. anmeldung verbundenen Statistik des Wa- Euro (+7,6 %). Der Wert der in diese Län der Aus den Mitgliedsstaaten der Europäi- renverkehrs mit Drittstaaten (EXTRASTAT) exportierten Waren verzeichnete ebenfalls schen Union importierte Österreich im und der Primärstatistik der Warenverkehre einen markanten Anstieg gegenüber der Vor- August 2017 Waren im Wert von 7,96 Mrd. mit den EU-Mitgliedsstaaten (INTRASTAT) jahresperiode (+8,3%) und betrug 65,08 Euro, Waren im Wert von 7,29 Mrd. Euro sowie Zuschätzungen zu den erhobenen Mrd. Euro. Das Handelsbilanzdefizit mit der wurden in diese Länder exportiert. Gegen - INTRASTAT-Daten, die den Antwortausfall Europäischen Union belief sich auf 3,10 über August 2016 stiegen sowohl die Intra- der Erhebung sowie schwellenbedingt nicht Mrd. Euro nach 3,25 Mrd. Euro in der Vor- EU-Importe (+6,3 %) als auch die Intra-EU- erhobene Werte abdecken. Die Außenhan- jahresperiode. Exporte (+7,0 %). Dies führte mit den Mit- delsstatistik berücksichtigt in der Regel den Auch der Außenhandel mit Drittstaaten gliedstaaten der Europäischen Union zu physischen Warenverkehr, bei dem die öster- wies im Vergleich zur Vorjahresperiode einen einem Handelsbilanzdefizit in Höhe von reichische Grenze überschritten wird. n Zuwachs auf: bei den Importen +11,5 % auf 0,67 Mrd. Euro. http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 45 Österreich, Europa und die Welt Niederösterreichisches »Gold« nach Mecklenburg-Vorpommern ylvia Bretschneider, die Präsidentin des SLandtages von Mecklenburg-Vorpom- mern, erhielt am 5. Dezember aus den Hän- den von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leit - ner das „Goldene Komturkreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bun desland Niederösterreich“. Dabei handle es sich um „die höchste Auszeichnung, die wir in Niederösterreich zu vergeben haben“, betonte die Landeshaupt- frau in ihrer Laudatio: „Wir wollen damit ein großes und herzliches Danke für die Verbun- denheit mit unserem Land sagen.“ Bretschneider sei „eine Politikerin mit sehr viel Kompetenz und sehr viel Herz“, so Mikl-Leitner weiter. Die Landeshauptfrau erinnerte an die enge Verbindung des Bun - des landes Niederösterreich mit Mecklen- Foto: NLK / Pfeiffer burg-Vorpommern, so gebe es etwa im Tou- Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (l.) mit der Landtagspräsidentin von Mecklenburg-Vor- rismus eine sehr intensive Kooperation. pommern, Sylvia Bretschneider, und dem Präsidenten des niederösterreichischen Landtages, Hans Penz. Auch zwischen den beiden Landtagen gebe es eine lange und enge Verbindung. Bret- Sie freue sich sehr, in Niederösterreich zu habe sie etwa die „Garten Tulln“ mehrmals schneider sei „eine ganz große Europäerin“, sein, „das ich seit vielen, vielen Jahren ken - offiziell und auch privat besucht, und auch sagte die Landeshauptfrau: „Es braucht ein ne und schätze“, betonte die Geehrte in ihren auf Ebene der Landtage arbeite man im Rah- starkes, gemeinsames Europa, und das ist nur Dankesworten. Die Zusammenarbeit, die es men der gemeinsamen Präsidentenkonferenz dann möglich, wenn es auch starke Regionen mit Niederösterreich seit vielen Jahren gebe, eng mit den österreichischen Kollegen zu- gibt.“ sei „etwas ganz Besonderes“, sagte sie. So sammen, so Bretschneider. n Europäischer Unternehmensförderpreis 2017 geht nach NÖ eit 11 Jahren wird auf Initiative der Eu- Sropäischen Kommission der Europäische Unternehmensförderpreis EEPA (European Enterprise Promotion Award) vergeben. Heuer geht die renommierte Auszeichnung nach Niederösterreich: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Wirtschaftslandesrä- tin Petra Bohuslav, ecoplus Geschäftsführer Jochen Danninger und ecoplus International Geschäftsführerin Gabriele Forgues konnten am 23. November in Tallinn die Auszeich- nung in der Kategorie „Förderung der Inter- nationalisierung der Wirtschaftstätigkeit“ für die exzellente Exportunterstützung von eco- plus International in Empfang nehmen. „Die blau-gelbe Wirtschaft wurde von europäi- schen Institutionen immer wieder ausgezeich - net: Vor allem die Ernennung zur ‚Europäi-

sche Unternehmerregion 2017‘ bestätigt, daß Foto: NLK / Pfeiffer unsere Konzepte die richtigen sind. Nun v.l.: Thomas Wobben, Direktor Legislativtätigkeiten im Europäischen Ausschuß der Regionen, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, ecoplus International-Geschäftsführerin Gabriele For- wurden unsere Export-Dienstleistungen vor gues, Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav und ecoplus-Geschäftsführer Jochen Danninger den Vorhang geholt und auf europäischer Ebene ausgezeichnet“, so Landeshauptfrau ermitteln und zu würdigen, vorbildliche mehrstufigen Verfahren auf nationaler und Jo hanna Mikl-Leitner. Konzepte und Praktiken zur Förderung des internationaler Ebene, pro EU-Mitglieds- Ziel des Preises ist es, „herausragende Unternehmertums aufzuzeigen“. Der EEPA staat konnten nur zwei Projekte eingereicht Leistungen und Initiativen zur Förderung 2017 wird in fünf Kategorien vergeben. Die werden. n von Unternehmen und Unternehmertum zu Auswahl der Finalisten erfolgte in einem http://www.ecoplus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 46 Österreich, Europa und die Welt UNESCO zeichnet Oö. Goldhaubengemeinschaft aus esondere Ehre und Anerkennung für die BGoldhaubengemeinschaft: die „Herstel- lung und Verwendung der Linzer Goldhau- be“ wurde von der UNESCO in das österrei- chische Verzeichnis des immateriellen Kultu- rerbes aufgenommen. Die Goldhaube ist da- mit eines von insgesamt 25 Traditionen und Brauchtümern in Oberösterreich, die sich der- zeit auf dieser nationalen Liste befinden. Lan- deshauptmann Thomas Stelzer gratulierte der Landesobfrau der Goldhaubengemeinschaft, LAbg. Martina Pühringer: „Die Aufnahme der Goldhauben in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes ist eine Aner- kennung und Bestätigung der besonderen Rol le der Goldhaubenfrauen in der Volkskul- tur unseres Landes. Ich freue mich, daß mit Foto: Land OÖ / Stinglmayr Landeshauptmann Thomas Stelzer gratuliert der Golhaubengemeinschaft. dieser Liste auch sichtbar wird, wie gut die oberösterreichische Volkskultur im öster - haubengemeinschaften sind neben ihrer kul- Handwerkstechniken – im Umgang mit den reichweiten Vergleich aufgestellt ist. Immer - turellen und volkskulturellen Arbeit vor al - lokalen, natürlichen Gegebenheiten. Ein hin kommt rund ein Viertel aller in Österreich lem im caritativen Bereich tätig. wesentlicher Punkt für eine Aufnahme in die von der UNESCO ausgezeichneten Bräuche Die österreichweite Liste des immateriel- österreichische Liste des immateriellen Kul- und Traditionen aus Oberösterreich, oder hat len Kulturerbes umfaßt zurzeit 103 Bräuche turerbes ist der Nachweis, daß das jeweilige einen starken Bezug zu unserem Land.“ und Traditionen. Zum immateriellen Kultu- Brauchtum bis heute seit mindestens drei Derzeit gibt es derzeit rund 17.000 aktive rerbe gehören Wissen und Können rund um Generationen hinweg durchgängig gepflegt Goldhaubenfrauen in 433 Orts- und 17 Be - kulturelle Ausdrucksformen wie Tanz, Thea- wird. n zirksgruppen in Oberösterreich. Die Gold- ter, Musik, Bräuche und Feste, traditionelle https://www.ooe-goldhauben.at Wien: Das Vergolden wird UNESCO-Kulturerbe m 9. November erfolgte die offizielle AAufnahme des Handwerks „Vergolden und Staffieren“ in das österreichische Ver- zeichnis des immateriellen UNESCO-Kultu- rerbes. Vergolden wird damit als kulturelle Praxis mit lebendiger Tradition verstanden, wie es im UNESCO-Übereinkommen zur Er - haltung des immateriellen Kulturerbes in Ös- terreich steht. Über 100 Traditionen sind dort eingetragen – eine vielfältige Sammlung von Bräuchen, von überliefertem Wissen und Können. „Das UNESCO-Komitee würdigt damit die lange Vergangenheit einer alten Zunft, die ihre historischen Techniken pflegt und hegt und an zukünftige Generationen weitergibt. Für die Vergolder in ganz Österreich ist das ein großartiges Zeichen der Wertschätzung.

Unsere Handwerkskunst bekommt nun die Foto: www.fotoweinwurm.at Aufmerksamkeit, die sie verdient“, betont Waltraud Luegger, Branchensprecherin der Vergolder und Staffierer in der Wiener Wirt- schaftskammer (2.v.r.) freut sich über die offizielle UNESCO-Aufnahme des Handwerks. Waltraud Luegger, Branchensprecherin der Vergolder und Staffierer in der Wiener Wirt- verschiedene Techniken, wie die Poliment- Das umfassende Wissen über die komple- schaftskammer. Ihrem Engagement ist der oder Ölvergoldung, verwendet. Staffieren, xen Techniken wird meist mündlich weiter- UNESCO-Eintrag zu verdanken. früher als Fassmalerei bekannt, meint das gegeben und bis zur meisterlichen Beherr- Vergolden und Staffieren werden seit der Bemalen und Fassen von nicht vergoldeten schung der Handwerkskunst dauert es fünf Antike praktiziert. Um Objekten den An - Oberflächen, wie zum Beispiel die Bema- Jahre. n schein massiven Goldes zu geben, werden lung von Heiligenfiguren. https://www.wko.at/service/w/wirtschaftskammer.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 47 Österreich, Europa und die Welt Steirisch-hessische Zusammenarbeit wird weiter ausgebaut er steirische Landeshauptmann Her- Dmann Schützenhöfer besuchte Ende No- vember auf Einladung von Ministerpräsident Volker Bouffier das Bundesland Hessen. Die Ko operation der beiden Bundesländer ge wann in den vergangenen Jahren über den guten Kontakt zwischen den beiden Landesspitzen als auch über die Verbindungsbüros in Brüs- sel an Dynamik. Neben einer engen Zu sam - menarbeit der beiden Länder in der Umstel- lung des Landeshaushalts von der Kamerali- stik auf die Doppik ist die Kooperation auf universitärer Ebene seit geraumer Zeit eng und soll nun auch weiter ausgebaut werden. Seit einigen Jahren besteht eine enge Zu - sammenarbeit zwischen den Universitäten Graz und Frankfurt im Rahmen von „Eras- mus+“, des europäischen Austauschpro- gramms für Studierende. Seit 2017 besteht Foto: Hessische Staatskanzlei darüber hinaus auch eine Kooperation zwi- Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer mit Ministerpräsident Volker Bouffier bei der Ein- schen der Frankfurter Goethe-Universität und tragung in das Gästebuch der Hessichen Staatskanzlei. der Karl-Franzens-Universität Graz im Be - Forschungseuropameister Steiermark die ope ration im Bereich Forschung und Ent- reich Accounting/Rechnungswesen. Hier engere Vernetzung mit anderen Regionen wicklung. Das seit 2007 an der TU Graz be - wird man in Zukunft noch enger zusammen- Europas große Priorität habe. stehende Projektbüro des Fraunhofer In stitut arbeiten. Bei einem Besuch des Fraunhofer Instituts wurde 2008 in den Geschäftsbereich „Visual Bei einem Besuch der Goethe-Universität für graphische Datenverarbeitung in Darm- Computing“ der Fraunhofer Austria Rese- Frankfurt betonte Schützenhöfer, daß für den stadt betonte man die Wichtigkeit der Ko - arch GmbH überführt. n Unterzeichnung Start-up-Kooperation Wien Berlin m 22. November hat Bürgermeister AMichael Häupl seinen Berliner Amts- kollegen, Michael Müller, im Wiener Rat- haus empfangen. Zwischen den beiden Städ- ten wurde das Projekt „Start Alliance“, eine Kooperation im Bereich Start-ups, verein- bart. Unterzeichnet haben den Vertrag Stefan Franzke, Geschäftsführer von „Berlin Part- ner“, und Gerhard Hirzci, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. Bei der Unter- zeichnung war auch Wirtschaftsstadträtin Re- nate Brauner anwesend. Start Alliance wurde auf Initiative von „Berlin Partner für Wirtschaft und Technolo- gie“ im Jahr 2015 mit den sechs folgenden Städten gegründet: Berlin, London, New York, Paris, Shanghai und Tel Aviv. Ziel ist der Ausbau der Vernetzung von Start-ups. So sollen unter anderem die Weltmärkte für die

jungen Unternehmen leichter zugänglich sein. Foto: PID / C. Jobst Start Alliance ist eine Anlaufstelle für Unter- Bürgermeister Michael Häupl (r.) und Stadträtin Brauner empfingen den Berliner Bürgermei- nehmerInnen aus den jeweiligen teilnehmen- ster Michael Müller (Mitte) anläßlich der Unterzeichnung einer „Start-up-Kooperation“ den Städten. Diese stellen Start-ups indivi- ups gegründet. Derzeit gibt es in der Bundes- den Top 10 der „Best Start-up-Supportern“. duelle Angebote zur Verfügung. hauptstadt 32 Co-working-spaces, 20 Inku- Aktuell stehen Fördergelder in der Höhe von Zwei Drittel aller österreichischen Start- batoren und Acceleratoren. Über 60 Prozent 50 Millionen Euro Start-ups in Wien zur Ver- ups haben ihren Sitz in Wien. Jedes Jahr der Wiener Start-ups sind im Bereich Digital fügung. n wer den zwischen 400 und 500 neue Start- Industry tätig. Zudem rangiert Wien unter http://www.startalliance.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 48 Österreich, Europa und die Welt Chiara Thaler bei Botschaftertreffen in Aserbaidschan nfang November fand ein Treffen der Aaserbaidschanischen Vizeministerin für Kultur und Tourismus Sevda Mammadaliye- va und Axel Wech, Außerordentlicher und Be - vollmächtigter Botschafter der Republik Ös- terreich in der Republik Aserbaidschan, statt. Zu dem internationalen Termin wurde das österreichische Gesangstalent Chiara Thaler als musikalische Repräsentantin eingeladen. „Für mich war es eine spannende, aufregen- de Reise. Ich freue mich, daß ich bei einem so wichtigen Termin dabei sein durfte!“ Chiara traf unter anderem eine junge Mu - sikerin aus Aserbaidschan. Die beiden Mäd- chen stehen für den positiven kulturellen Dia - log zwischen den beiden Ländern. Bei dem wichtigen internationalen Termin wurden mögliche gemeinsame Projekte besprochen: Foto: Botschaft Aserbaidschan / Shahin Sarkarov Im Jänner 2018 wird in Wien ein gemeinsa- Vizeministerin für Kultur und Tourismus Sevda Mammadaliyeva und Axel Wech, Außerordent- mes Konzert der beiden Mädchen dargebo- licher und Bevollmächtigter Botschafter der Republik Österreich in der Republik Aserbaid- schan mit Chiara Thaler in Tracht (in der Mitte) und weiteren Repräsentanten. ten. Ein weiteres Highlight ist, daß der Euro- vision Song Contest Teilnehmer Elnur Hu- Afrika, um dort ihren Song „Alles ist per- Chiara arbeitet derzeit an einem jazzigen sey nov ein gemeinsames Lied für die beiden fekt“ mit lokalen Musikern zu performen. In Weihnachtssong in englischer Sprache mit Talente schreibt, das er auch gemeinsam mit dem Lied geht es um Chiaras Welt, die für belgischen Künstlern. Sie lebt mit ihrer Fa - ihnen singen wird. ein Mädchen in ihrem Alter nur aus Frieden milie in Brüssel und besucht dort eine euro- Chiara ist mit ihren 12 Jahren schon inter- und Integrität bestehen sollte – diese schöne päische Schule. n national unterwegs. Vor Kurzem war sie in Botschaft drückt sie in dem Lied aus. https://www.youtube.com/watch?v=RNmn5WO1GJs Jane Goodall besucht Tiergarten Schönbrunn nermüdlich reist Jane Goodall um die UWelt, um die Menschen davon zu über- zeugen, respektvoll allem Leben gegenüber zu sein. Im Rahmen des Symposiums „Glo- bal Work Meeting“ der Jane Goodall In stitute International, war die Forscherin in Wien und schaute am 4. Dezember auch im Tiergarten Schönbrunn vorbei. „Ich habe den Tiergarten schon sehr oft besucht und habe miterlebt, wie er sich verändert hat“, schwärmt Goo- dall. Jahrzehntelang erforschte sie Schim- pansen in Tansania und sie hat ihr ganzes Le- ben dem Schutz der Umwelt und besonders der Schimpansen verschrieben. Natürlich durfte da ein Besuch bei den Affen nicht feh- len. „Bei den Orang-Utans hatte ich sofort das Gefühl, die Tiere gut zu kennen. Ich ha- be sie die letzten Male stets besucht.“ Jeder Beobachter spürt sofort die Verbin- dung, die Goodall zu Tieren hat. Nicht nur zu Affen. „Ich liebe alle Tiere. Die Kattas zu Foto: Schönbrunner Tiergarten / Daniel Zupanc Jane Goodall (r.) beim Besuch der Kattas mit Tiergartendirektorin Dagmar Schratter füttern, war für mich natürlich ein besonde- res Erlebnis. Aber ich habe auch eine Autogramme für die Tierpfleger geschrieben kommt.“ Man habe sie mit ins Katta-Gehege Schlange am Arm gehabt, sie fühlte sich ein- und sich bei ihnen dafür bedankt, daß sie genommen und sie hatte es sich auch ge - fach toll an. Es war ein schöner Besuch“, so sich so gut um die Tiere kümmern. Dagmar wünscht, die Königspython zu sehen. n Goodall. Für jeden, der Tiere liebt und schützt, Schratter, Direktorin des Tiergartens: „Wir http://www.zoovienna.at ist Goodall ein Vorbild. So hat sie unzählige freuen uns immer, wenn Jane Goodall zu uns https://de.wikipedia.org/wiki/Jane_Goodall

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 49 Österreich, Europa und die Welt 1. Expertenforum Donauflußkreuzfahrten zu Gast in Linz um gemeinsamen Erfahrungsaustausch Zund im Sinne der Vernetzung lud die ARGE Wirtschaftsregion Donaustädte zum „1. Expertenforum Donauflußkreuzfahrten“ am 23. November ins Alte Rathaus nach Linz. Neben der Studienpräsentation zu den Wertschöpfungseffekten der Kabinenschiff- fahrt im Donauraum wurde mit zahlreichen Experten und Akteuren insbesondere über zukünftige Chancen und Herausforderungen an und auf der Donau diskutiert. „Der Auf- bau und die Pflege eines aktiven Netzwerks mit Akteuren der Flußkreuzfahrtbranche bie- tet ein großes Potential für den verträglichen Ausbau der Kabinenschifffahrt. Im Rahmen des Forums konnten wertvolle Ideen vertieft und neue Kooperationen angestoßen wer- den“, freut sich „Gastgeber“ Wirtschaftsre- Foto: ARGE Donau ferent Bernhard Baier. v.l.: Vizebürgermeister Bernhard Baier, Stefan Mang und Brigitte Franz (CenTouris), Klaus Erst im Oktober faßte der Linzer Ge - Grepmeier (ARGE Wirtschaftsregion Donaustädte) und Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer meinderat einen Grundsatzbeschluß zur „Ent - Bereichen Infrastruktur, regionalem Loading gional agierenden Akteuren der Flusskreuz- wicklung von Vorschlägen und Maßnahmen sowie der touristischen Angebotsgestaltung. fahrtbranche“, bilanziert ARGE-Ge schäfts - zur Sicherung und weiteren Steigerung der „Die ARGE Wirtschaftsregion Donaus- stellenleiter Klaus Grepmeier (Regens burg). Wertschöpfung durch die Kabinenschifffahrt tädte bietet mit diesem Format die Möglich- Die ARGE ist ein Zusammenschluss der auf der Donau für den Standort Linz“. Das keit für einen intensiven Erfahrungsaustausch Donaustädte Deggendorf, Linz, Passau, Re - Expertenforum ist damit ein gelungener Auf- zwischen den in dieser Branche aktiven Ex– gensburg und Straubing. n takt für die Weiterentwicklung etwa in den perten der Region sowie wichtigen überre- http://www.donaustaedte.com Zeitzeugenveranstaltung mit Aba Lewit m 9. November berichtete der Holo- Acaust- Überlebende Aba Lewit im Inter- view mit ORF-Redakteurin Renata Schmidt- kunz vor 200 aufmerksamen Schülern aus sei - nem Leben. Israels Botschafterin Talya La - dor-Fresher appellierte an die Zuhörer, ange- sichts des europaweiten Rechtsrucks hellhö- rig zu sein und Stellung zu beziehen. „Da bei unserer Generalversammlung im März ein Großteil der interessierten Schüler und Lehrer aus Platzgründen nicht teilneh- men konnte, wurde versprochen, eine beson- dere Zeitzeugenveranstaltung für Jugendli- che anzubieten. Diesem Versprechen kam der Österreichische Freundeskreis von Yad Vas- hem anläßlich des Gedenktages zur Pogrom- nacht am 9. November in Wien nach“, so Ge- neralsekretärin Ulrike Schuster. Dir. Erwin Greiner koordinierte die Teilnahme von neun interessierten Schulen und Dir. Mein- Foto: Österr. Freunde von Yad Vashem rad Trummer lud als Hausherr in das Akade- Aba Lewit im Gespräch mit ORF-Redakteurin Renata Schmidtkunz mische Gymnasium am Beethovenplatz ein. In ihren Grußworten ermutigte die Bot- Dann befragte Renata Schmidtkunz den Verhältnissen im jüdischen „Schtetl“. Bereits schafterin die Schüler, sich mit der Vergan- heute 94jährigen auf sehr einfühlsame Weise mit 17 Jahren kam er ins Lager Kostrze und genheit zu beschäftigen, gegenwärtige poli- zu den verschiedenen Situationen seines wurde später ins KZ Plaszow bei Krakau ein- tische Strömungen zu beobachten und ge - Lebens. Geboren in Dzialoszyse (Polen) ver- geliefert. Lesen Sie hier weiter: genüber Ungerechtigkeit nicht zu schweigen. brachte er seine Kindheit in gut situierten http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2017/1117/W3/42211Ayadvashem.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 50 Österreich, Europa und die Welt Hightech von FACC mit an Bord des Airbus A350-1000 ie A350-1000, die längste Version der DAirbus A350 XWB Familie, hat ihre Musterzulassung durch die Europäische Agen tur für Flugsicherheit (EASA) und die Federal Aviation Administration (FAA) er - halten. Mit an Bord verschiedene Kompo- nenten und Systeme der FACC AG. „Wir gratulieren Airbus zum Erhalt der Erstmusterzulassung für die A350-1000, die nur knapp ein Jahr nach dem Erstflug einen wichtigen Höhepunkt in dem Flugzeugpro- gramm markiert“, sagte Robert Machtlinger, FACC CEO. „Mein besonderer Dank gilt un- serem Kunden Airbus für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit.“

Gleichzeitig hob er die Leistungen der Foto: Aribus S.A.S. 2016 / S. Ramadier Mit arbeiter hervor: „Der Zulassung ging eine Die A350-1000 ist mit ihrer Musterzulassung bereit für den kommerziellen Liniendienst. 1600 Stunden umfassende Flugerprobungs- phase voraus. Wir sind stolz darauf, daß un - FACC Komponenten aus allen drei Divi- FACC bereits bei dem erfolgreichen kürze- sere innovativen Leichtbauteile, die auf der sionen sind an Bord des A350-1000. FACC ren Modell, der A350-900, beteiligt und A350-1000 zum Einsatz kommen, diese wich - Engines & Nacelles liefert gewichtsoptimier - konnte die daraus gewonnene Erfahrung op- tige Hürde mit Bravour genommen haben. te Schubumkehrgehäuse und Triebwerkskom - timal im jüngsten Modell des A350 XWB Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitar- ponenten, FACC Interiors Türverkleidungen, Programms einbringen und damit zur bei- beitern, die mit ihrer hervorragenden Arbeit Rauchmelder-Paneele sowie die Gepäckab- spiellose Effizienz und dem hohen Passagier - einen wichtigen Beitrag dazu geleistet ha- lagen. Und die Spoiler und Winglets kom- komfort des Großraumflugzeugs beitragen. n ben, diese auch für uns als Programmpartner men von FACC Aerostructures. Als langjäh- http://www.facc.com so wichtige Etappe zum Erfolg zu führen.“ riger Technologiepartner von Airbus war https://de.wikipedia.org/wiki/Airbus_A350 Neu am Flughafen Wien: mit THAI direkt nach Bangkok it THAI ist seit 16. November ein Mneuer Carrier in Wien vertreten. Der Star-Alliance Partner fliegt viermal pro Wo - che von Wien in die Hauptstadt Thailands. Anläßlich des Erstflugs wurde die neue Ver- bindung offiziell von Mrs. Usanee Sangsing- keo, Präsidentin der Thai Airways Interna- tional PCL und Mag. Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG eröffnet. „Mit THAI begrüßen wir einen neuen Carrier am Flughafen Wien, der über 50 Jah- re Branchenerfahrung verzeichnen kann. Die thailändische Fluglinie verbindet Wien mit dem wichtigsten Verkehrsknotenpunkt Thai- Foto: Flughafen Wien AG lands, Bangkok. Die moderne und gleichzei- Gruppenfoto beim Presseevent anläßlich des Erstflugs am 16. November am Flughafen Wien tig traditionelle Metropole gilt als politisches stolzen Beitrag zur Kooperation im Sinne amtierende Präsidentin von Thai Airways und wirtschaftliches Zentrum des Landes der Stärkung der Beziehungen zwischen un - International Public Company Limited. und bietet Besuchern mit zahlreichen budd- seren beiden Ländern. Als nationale Flugge- Die neue Verbindung wird viermal pro Wo - histischen Tempelanlagen und Museen ein sellschaft des Königreichs Thailand setzen wir che mit einer Boeing B777-300ER bedient. beeindruckendes kulturelles Angebot. Über den Ausbau unseres globalen Netzwerks – Jeweils Mittwoch, Donnerstag, Samstag und 80.000 Passagiere sind heuer bereits von ein Schlüsselfaktor zur Ankurbelung der Sonntag hebt eine Maschine um 01.30 Uhr Wien nach Bangkok gereist, mit der neuen Wirtschaft des Landes – als eine unserer aus Bangkok ab und landet um 07.00 Uhr in Verbindung bieten wir wöchentlich 15 Fre- obersten Prioritäten. Wien ist das Tor nach Wien. Der Rückflug erfolgt um 13.30 Uhr ab quenzen an.“, freut sich Julian Jäger, Vor- Mitteleuropa und unsere Passagiere werden Wien mit Ankunft in Bangkok um 05:20 Uhr stand der Flughafen Wien AG. die schnelle und komfortable Verbindung zu am Folgetag. n „Mit der neuen Direktverbindung zwi- anderen Destinationen in Europa sicherlich http://www.thaiairways.com schen Bangkok und Wien leistet THAI einen schätzen“, erklärte Usanee Sangsingkeo, http://www.viennaairport.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 51 Österreich, Europa und die Welt »Pacific Rim Uprising« mit Soundtrack aus Wien acific Rim“ hieß der Hollywood-Action- Pstreifen aus dem Jahr 2013, dessen Nachfolger „Pacific Rim Uprising“ Ende März 2018 in die heimischen Kinos kommt und dessen Filmmusik gerade in der Syn- chron Stage eingespielt wird. Die exzellente Akustik dieser erst im Som- mer 2016 neu eröffneten, 540 m² großen Aufnahmehalle am Gelände der ehemaligen Rosenhügel-Filmstudios hat sich mittlerwei- le auch in Hollywood herumgesprochen und lockt immer wieder Größen aus dem Film- und Musikbusiness nach Wien: So wurden hier bereits die Soundtracks für internationa- le Produktionen wie z. B. „Inferno“ (nach dem gleichnamigen Roman von Dan Brown), die mit einem Golden Globe ausgezeichnete Foto: VSL Netflix-Serie „The Crown“ oder die jüngste Das Synchron Stage Orchestra unter dem österreichischen Dirigenten Johannes Vogel BBC-Produktion „Blue Planet II“ aufgenom - men. Neben exzellenter Akustik und mod- mit einem siebenköpfigen Team aus den USA Musikuniversität die Wiener Musiktradition ernster Technik genießt auch das hauseigene, an, darunter auch Musikproduzenten-Legen- mit seiner langjährigen Erfahrung in Holly- auf Filmmusik spezialisierte Synchron Stage de und Grammy-Gewinner Peter Afterman. woods Studio-Orchestern, wo er bis dato bei Orchester einen hervorragenden Ruf in der Dirigent war der Johannes Vogel, der bei über 1.000 Filmmusikprojekten wie z. B. Branche. diesem Projekt auch für die Orhestrierungen Avatar, Titanic, Fluch der Karibik, Toy Sto- Für die aktuellen Aufnahmen waren ins- verantwortlich zeichnete. Kon zertmeister ry, Indiana Jones u.v.a. mitwirkte. n gesamt vier Tage anberaumt. Filmkomponist Dimitrie J. Leivici wiederum verband durch http://www.pacificrimmovie.com John Paesano reiste für die Aufnahmen eigens seine Studien am Konservatorium und an der http://www.synchronstage.com Österreich und Italien so nah wie noch nie ie ÖBB bauen ihr Angebot von Öster- Dreich nach Venedig deutlich aus. Seit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember ste- hen den Fahrgästen der ÖBB insgesamt drei Direktverbindungen täglich zwischen Wien und Venedig sowohl am Tage als auch nachts zur Verfügung. Das neue ÖBB Railjet Ange- bot fährt tagsüber zweimal die Strecke Wien – Villach – Udine Venedig. Die Ab - fahrtszeiten in Wien sind um 6.25 Uhr – Ankunft Venedig: 14.05 Uhr. Die zweite Verbindung verläßt Wien um 12.25 Uhr und kommt in Venedig um 20.05 Uhr an. Zusätz- lich fährt der bewährte Nightjet täglich um 21:27 Uhr ab Wien mit Ankunft um 8:24 Uhr in Venedig. Am 12. Dezember erfolgte in Venedig die feierliche Taufe eines ÖBB Railjet auf den

Namen „Spirit of Venezia“ durch Vertreter der Foto: ÖBB Stadt Venedig, der Region Veneto und der ita- v.l.: Elisa De Berti, Verkehrsreferentin Regione Veneto; Ermelinda Damiano, Vertreterin der Stadt Venedig; Kurt Bauer, Leiter Fernverkehr ÖBB; Barbara Degani, Vizeministerin des lienischen Staatsregierung. Pünktlich um Umweltministeriums in Italien; Giorgio Spadi, Leiter Strategische Planung Trenord 09:55 Uhr am Bahnsteig 4 fuhr der ÖBB- Railjet in Venezia Santa Lucia Richtung Wien wir unseren Kundinnen und Kunden ein Das Bahnreiseangebot der ÖBB in Italien mit geladenen Medienvertretern und Gästen. komfortables, modernes, vor allem auch ist vielfältig und läßt somit jedem die Wahl, Valerie Hackl, Vorstandsmitglied der schnelles und attraktives Zusatzangebot zu sich für das seinem Bedarf am besten ent- ÖBB-Personenverkehr AG: „Mit der neuen den bereits bestehenden Verbindungen, um sprechende Angebot zu entscheiden. n täglichen ÖBB Railjet-Verbindung bieten nach Italien zu reisen.“ http://www.oebb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 52 Österreich, Europa und die Welt Delegation des American Jewish Committee in Wien

Der Jewish Welcome Service war von 6. bis 12. November erneut Gastgeber einer Delegation des American Jewish Committee (AJC). Foto: ZPC Campus Wien Gruppenfoto während des Besuchs der Zwi Peres Chajes Schule der der Israelitischen Kultusgemeinde Wien er Jewish Welcome Service (JWS) or - Am Abend des 9. November nahm die meisters Leopold Gratz und Stadtrats Heinz Dganisierte in Kooperation mit dem Ös - Delegation an einer Veranstaltung des Parla- Nittel gemeinsam mit Leon Zelman gegrün- terreichischen Generalkonsulat New York ein ments im Gedenken an die Novemberpogro- det, der selbst Shoah-Überlebender war. Ziel vielfältiges Programm. Ziel des Besuches war me im Wiener Volkstheater teil. Davor führte war es, die Präsenz einer aktiven und selbst- es, ein Bild des heutigen Österreichs zu ge- sie die Kuratorin Heidemarie Uhl durch die bewußten jüdischen Gemeinde nach der ben – von der Politik über Wirtschaft und Ausstellung „Letzte Orte vor der Deporta- Shoah zu dokumentieren. Die Ausgangslage Kul tur bis zum vielfältigen jüdischen Leben tion“ am Heldenplatz. war denkbar schlecht: 130.000 Jüdinnen und in Wien. Im Zentrum des Programms standen Die Delegation des AJC New York und Juden waren vertrieben, mehr als 65.000 Tref fen und Hintergrundgespräche mit Re - Chicago besuchte auch die Gedenkstätten wurden in den Konzentrations- und Vernich- präsentantInnen der Stadt Wien und des Aus- Mauthausen und Schloß Hartheim und traf tungslagern ermordet. Nach dem Kriegsende senministeriums. Wiens Kultur- und Wissen- den Journalisten und Holocaust-Überleben- bestand die einst blühende Wiener Jüdische schaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny den Karl Pfeifer. Gemeinde nur mehr aus einigen hundert Mit- stellte sich aktuellen politischen Fragen und Für zwei der Teilnehmer war dieser Be - gliedern. berichtete über das Engagement der Stadt such auch eine familiäre Spurensuche: ihre Die heutige Gemeinde wurde vor allem Wien für eine umfassende Gedenk- und Er - Eltern bzw. Großeltern waren aus Wien und von „Displaced Persons“ gegründet, denn innerungskultur. konnten 1938 aus Wien flüchten. Am Ende sehr wenige der Wiener JüdInnen konnten Weitere Programmpunkte waren ein dieser ereignisreichen und emotionalen Wo- oder wollten sich zu einer Rückkehr ent- Roundtable mit DiplomatInnen des Außen- che war man sich sicher, daß dieser erstma- schließen, auch war das Interesse von offi- ministeriums, eine Führung im Jüdischen lige Wien-Besuch nicht der letzte gewesen zieller Seite an ihrer Rückkehr sehr gering. Mu seum der Stadt Wien sowie ein Besuch sein wird. So begann der Jewish Welcome Service am IKG-Campus. Dort diskutierten die Teil- Das American Jewish Committee ist die zunächst kleinere Gruppen von Vertriebenen nehmerInnen mit SchülerInnen über die Be - älteste jüdische Organisation in den USA und zu einem Wien-Besuch einzuladen. Seit 1989 deutung der Erinnerung im Judentum. wurde 1906 gegründet. Der Jewish Welcome finden diese Besuchsreisen regelmäßig statt. Weitere Termine waren Treffen mit Euge- Service war bereits in den Jahren 2012, 2013 Im Rahmen des Programms „Welcome to ne Young, dem US-Geschäftsträger, Talya und 2015 Gastgeber für Delegationen von Vienna“ gelang es bis jetzt, Tausende 1938 Lador-Fresher, der Botschafterin des Staates AJC sowie von AJC ACCESS (Programm für vertriebene Wienerinnen und Wiener einzu- Israel, Oskar Deutsch, dem Präsidenten der Young Professionals). laden. n Israelitischen Kultusgemeinde Wien und Ed Der Jewish Welcome Service wurde Ende https://jewish-welcome.at Serotta, Leiter von Centropa. 1980 auf Initiative des damaligen Bürger- https://www.ajc.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 53 Österreich, Europa und die Welt Eröffnung des Louvre Abu Dhabi

Spektakuläre Kuppelkonstruktion von Waagner-Biro Fotos: Waagner-Biro / Mohamed Somji Fotos: Waagner-Biro Mit 178 Metern Durchmesser entspricht die offene – aus Stahlprofilen gefertigte – Kuppelkonstruktion der Größe von fünf Fußballfeldern.

m 11. November wurde die Dependan- Ace des Louvre Museums in Paris auf der Museumsinsel in Abu Dhabi in den Verein- igten Arabischen Emiraten eröffnet. Mit der Realisierung gelang Waagner-Biro die Um - setzung eines weiteren prestigeträchtigen Projekts. Der Entwurf stammt vom französi- schen Stararchitekten Jean Nouvel. Der Auf- tragswert für das österreichische Unter neh - men Waagner-Biro umfaßte dabei knapp 80 Millionen Euro. Auf Saadyat Island, einer dem Zentrum Abu Dhabis unmittelbar vorgelagerten, künst - lich angelegten Insel, entsteht seit einigen Jahren eine Reihe namhafter kultureller In - stitutionen. Gemeinsam sollen sie einmal die weltweit größte Konzentration hochkaräti- ger Kulturgüter darstellen. Mit der Eröff- nung ist der Louvre Abu Dhabi das erste von insgesamt fünf Museen. Die Kuppel des Loure Abu Dhabi ist perforiert wie ein Korbgeflecht. Konstruktion in Größe von fünf Fußballfeldern Kuppelkonstruktion der Größe von fünf Fuß - profilen veredelt, wodurch eine besondere Mit 178 Metern Durchmesser entspricht ballfeldern. Ober- wie Unterseite sind dabei Lichtqualität erzeugt wird. Diese besondere die offene – aus Stahlprofilen gefertigte – mit ornamentalen Mustern aus Aluminium- Nutzung des natürlichen Lichteinfalls war

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 54 Österreich, Europa und die Welt

auch die Inspiration des französischen Star- ein Korbgeflecht. Ober- und Unterseite sind setzen: „Durch unsere Spezialisierung auf architekten Jean Nouvel. Gekonnt inszeniert mit je vier Ebenen aus kreuzförmigen, unter- Stahl-Glastechnik, Bühnentechnik und den er durch den Lichteinfall eine Stimmung, die schiedlich großen Aluminiumprofilen be - Bau von Spezialmaschinen ist es uns gelun- an einen orientalischen Basar erinnert. An deckt, die Gitterstrukturen mit orientalischen gen, eine Art Nischenposition einzunehmen. nur vier Punkten berührt die Kuppel das dar- Mustern bilden. Durch die Ver drehung und Darauf sind wir stolz und darauf wollen wir unter liegende Gebäude und erweckt da- Verschiebung der Muster löst sich die klare weiter aufbauen“, begründet Thomas Jost, durch den Anschein zu schweben. Zudem Geometrie auf und verwandelt die Konstruk- Vorstand und Miteigentümer von Waagner- stehen die Museumspavillons teils im Meer- tion in ein scheinbar chaotisches Gewirr, Biro den Erfolg des österreichischen Unter- wasser, wodurch ein anmutendes Wechsel- ähnlich einem Sternenhimmel. nehmens. spiel aus direktem und indirektem Lichtein- fall erzeugt wird. Schwerpunkt kulturelle Bauten Über Waagner-Biro Waagner-Biro wirkte bereits erfolgreich Engineering-Know-how auf höchstem Museum aus 55 weißen an zahlreichen Projekten im Kulturbereich Niveau und über 160 Jahre Erfahrung im kubischen Häusern mit. Darunter das British Museum in Lon- Stahl- und Maschinenbau sind die Basis für Der gesamte Museumskomplex setzt sich don, der Louvre Paris oder das jüngst preis- den Erfolg der Waagner-Biro Gruppe. aus 55 weißen kubischen Häusern zusam- gekrönte Etihad Museum in Dubai. Nach der Waagner-Biro ist eine österreichische men und erinnert an ein traditionelles arabi- Bereitstellung der gesamten Bühnentechnik Un ternehmensgruppe mit Sitz in Wien und sches Dorf, das von der großen schatten- für das weltberühmte Opernhaus in Sydney hält Beteiligungen an nationalen und interna- spendenden Kuppel überdacht wird. Im sowie der kürzlich eröffneten Staatsoper „Un- tionalen mittelständischen Unternehmen des Gegensatz zu den ausgeglichenen Lichtver- ter den Linden“ Berlin konnte mit der Eröff- Stahl- und Maschinenbaues. Im Jahr 2016 hältnissen in den Ausstellungsräumen wer- nung des Louvre Abu Dhabi ein weiteres Pre - erwirtschaftete Waagner-Biro einen Umsatz den die zentralen Plätze und Mauern des stigeprojekt von Waagner-Biro fertiggestellt von knapp 200 Mio. Euro mit einem Export- Geländes durch scharfe Lichtbündel („Rain werden. Für seine Leistung in Zusammenhang anteil von 96 Prozent. Die Geschäftsfelder of Light“) in eine gesprenkelte surreale Welt mit dem Louvre Abu Dhabi wurde Waagner- umfassen Stahl-Glas-Technik, Brückenbau, verwandelt. Ein Schutz vor Regen ist auf Biro erst im September mit dem European Bühnentechnik und Spezialmaschinenbau. Grund des heißtrockenen Klimas nicht erfor- Steel Building Award ausgezeichnet. Waagner-Biro beschäftigt über 1.400 Mitar- derlich, weshalb man auf eine Dachhaut im Tatsächlich scheinen kulturelle Institutio- beiterInnen an rund 15 Standorten in Europa, eigentlichen Sinne verzichtet hat. Die Kup- nen von Weltformat bevorzugt auf an - dem arabischen Raum und Südostasien. n pel des Loure Abu Dhabi ist perforiert wie spruchsvolle bzw. komplexe Architektur zu http://www.wagner-biro.com Foto: Waagner-Biro / Mohamed Somji Foto: Waagner-Biro Der Entwurf zum Louvre Abu Dhabi stammt vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 55 Österreich, Europa und die Welt Nationalfeiertag in Berlin 2017

Die Österreichisch-Deutsche Gesellschaft e.V. Berlin-Brandenburg beging den Nationalfeiertag am 26. Oktober mit einem traditionell umfangreichen Programm.

chon im Vorfeld hatten der Österrei- Schisch-Deutschen Gesellschaft e.V. Ber- lin-Brandenburg die Feierlichkeiten zum Na tionalfeiertag Kopfschmerzen bereitet. Nichts war so wie immer. Die Vereinbarung mit einer Blaskapelle aus dem Burgenland war geplatzt, kurzfristig mußte also ein an- deres Bundesland einspringen. Vorstandmit- glied Hans Wagner, dem „Österreicher“ unter den Elektrotechnikern, gelang es, die Blas- kapelle aus Neuhofen an der Ybbs für die Reise nach Berlin zu gewinnen. Eine 80 Per- sonen starke Gruppe, mit Bürgermeister Gott - fried Eidler als Vertreter des Landes Nieder- österreich und Vizebürgermeisterin Maria Kog ler reiste mit Obmann Hubert Streißel- berger sowie Kapellmeister Josef Kersch- baummayr an. Es war beeindruckend, diese Gruppe von v.l.: Generalkonsul Robert Eberwein, ein Mitarbeiter, Vizebürgermeisterin Maria Kogler, Bür- 12- bis 64jährigen in ihren fe schen Trachten germeister Gottfried Eidler und Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler beim Aufspie len an der Rathaustreppe des geschichtsträchtigen Rathauses Schöneberg Veranstaltungen erst ermöglicht werden. Sein waren es schwierige Zeiten für uns Österrei- zu sehen und zu hören. Hier wurden sie von Dank ging an den Präsidenten der Gesell- cher, die es nicht leichter machten, die Hei- Angelika Schöttler, der Bezirksbürgermei- schaft, Werner Götz, und seine MitstreiterIn- mat Österreich nach außen hin zu vertreten. sterin von Tempelhof-Schöneberg, auf das nen, UnterstützerInnen und dem Musikver- Deshalb ein gilt großer Dank Politikern wie Herzlichste begrüßt. ein. Götz wies in seiner Ansprache auf die Dieter Hapel, Ekkehard Band und weiteren Auch der neue Österreichische General- Heimatliebe sowie die Freundschaft und Ver - für die jahrzehntelange Freundschaft zu konsul Robert Eberwein, der damals erst bundenheit zu Berlin hin. Zum 48. Mal stehe uns“, so Götz. Großer Dank galt dem Musik- wenige Tage in Berlin im Amt war, war zu - er mit einem solchem Konzert auf diesen verein und allen Honoratioren. Nach einem gegen und begrüßte die Musiker, überbrach- Platz der Freiheit, was ihn mit Demut erfül- halbstündigen Konzert wurden die Musi- te die Grüße und guten Wünsche der Öster- le. Musik als Verbindungsglied zwischen den kerInnen von der Bezirksbürgermeisterin in reichischen Botschaft in Berlin. Er würdigte Völkern und Nationen und gleichzeitig Aus- die Bücherei des Rathauses zu einem kleinen die ehrenamtliche Arbeit, durch die solche druck der Verbundenheit zur Heimat. „Oft Imbiß eingeladen. Nach weiteren musikali- Fotos: Ö.D.G. / Hugo Röck Die Blaskapelle aus Neuhofen an der Ybbs in ihrer wunderschönen Tracht gab auch ein Konzert vor dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 56 Österreich, Europa und die Welt

Als Moderator und Entertainer stellte das Vorstandsmitglied des Fördervereins Hans- Rosenthal-Hauses e.V., Nero Brandenburg, sein Können unter Beweis. Die Blaskapelle mußte mehrere Zugaben spielen. Einige Tanz - freudige nutzten die Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Den fleißigen Helfe- rInnen, allen voran Gabriele Treder, noch ein herzliches „Vergelt’s Gott“. Ganz im Geiste von Hans Rosenthal konnte man sagen: „Es war Spitze“.

Der Festabend im Hotel Maritim Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltun- gen ist immer der Festabend im Hotel Mari- tim in der Stauffenbergstraße. Kleiner wie üblich, der geringeren Gästzahl geschuldet, wur de im Saal Berlin gefeiert. Unter der Schirmherrschaft des Geschäftsträgers der Re - Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, bei ihrer Festrede mit publik Österreich, Gesandtem Andreas So - Ö.D.G.-Präsident Werner Götz mogyi, und der Landeshauptfrau des Bun- schen Einlagen bei Wein, Fruchtsäften, Was- denburg (Ö.D.G.) als Dankeschön der Aus- deslandes Niederösterreich, Johanna Mikl- ser und Brezeln ging der Besuch im Rathaus landsösterreicherInnen für die Zehlendorfer Leitner, fand der Festakt zum österreichi- bald zu Ende. BürgerInnen und FreundInnen zum 50. Mal schen Nationalfeiertag statt. gefeiert werde. Feierlich und von der Musik begleitet, Im Hans-Rosenthal-Haus Die Tische waren mit Österreich-Fähn- wurde die Fahne der Ö.D.G. von Hans Wag- Erwartungsvolle Gäste sahen schon un - chen geschmückt, Kaffee und Kuchen wur- ner in den festlich geschmückten Saal getra- geduldig dem Eintreffen der Musik entge- den von den fleißigen HelferInnen und Mit- gen. Die Bühne war mit der Nationalfahne gen. Wie schon in den vergangenen Jahren arbeiterInnen der Begegnungsstätte – unter und denen der neun Bundesländern beflaggt. hatte sich eine Schar von älteren und auch jun - der Regie von Frau Starke – aufgetragen. Be- Bis zu diesem Zeitpunkt spielte Ö.D.G.-Mit- gen Gästen eingefunden, um dem schon tra- eindruckend war, wie die Gäste bei den Me - glied Fredi Trügler auf seiner Zither heimat- ditionellen Auftritt einer Blaskapelle zu lau- lodien aufblühten und begeistert mitsangen liche Melodien. schen. Die Begrüßung der Gäste nahm der Be- oder mitsummten. Kein Auge war trocken Präsident Götz begrüßte die Ehrengäste zirksstadtrat von Zehlendorf, Frank Mückisch geblieben, Rührung und Erinnern zeigte sich namentlich. Er bedankte sich bei den Musi- vor. Werner Götz bedankte sich herzlich bei in den Gesichtern. Minutenlanger Applaus kern aus Neuhofen a/d Ybbs für ihren selbst- allen für ihr zahlreiches Erscheinen. Er stell- animierte die Musiker, immer weitere Stücke losen Einsatz, für ihr Kommen, zu dem sie te in seiner Ansprache heraus, daß „Öster- zu spielen. Hier zeigte sich, daß nicht nur viel eigenes Geld beigesteuert hatten. Bus, reich grüßt Zehlendorf“ der Österreichisch- das Publikum, sondern auch die Blaskapelle Übernachtung und sonstigen Auslagen hät- Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin-Bran- mit Begeisterung dabei war. ten die Ö.D.G. als Verein nie zahlen können. Der Dank galt auch den Sponsoren, dem Land NÖ und seinen VertreterInnen, die zum Er - folg der Feier beigetragen hatten. Sein Dank galt auch dem Ehepaar Röck für die uner- müdliche Arbeit mit der Vorbereitung und dem Kartenverkauf. Dem Ehepaar Karin Klein und Viktor Kattinger dankte er nicht zuletzt für die jahrzehntelange Bereitstellung von heimatlichen Produkten für diese und weitere Veranstaltungen. Bürgermeister Gottfried Eidler über- brachte als Vertreter des Landes Niederöster- reich die besten Grüße und erwähnte in sei- ner Rede die historische Besonderheit, daß der Name „Ostarrichi“ (Österreich) gemein- sam mit der Gemeinde „Niuvanhova“ (Neu- hofen an der Ybbs) in einer Schenkungsur- kunde vom 1. November 996 erstmals er-

Fotos: Ö.D.G. / Hugo Röck wähnt wurde. „In unserem reizvollen Ort am Die Jüngsten der Kapelle geben ein Solo Rande des NÖ Alpenvorlandes gibt es viel zu

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erhielt eine „Silberne“ der Ö.D.G. für die hervorragende Zusammenarbeit und hilfrei- che Mitarbeit bei der nicht leichten Aufgabe, diese Reise zu organisieren. Mit der Hoff- nung, diese wunderbaren Musikgrup pen noch einmal in Berlin zu Gast haben, fiel der Ab- schied nicht ganz so schwer.

Kulturfrühstück Das traditionelle Kulturfrühstück stand im Zeichen der Vorstellung des neuen Gene- ralkonsuls Robert Eberwein. Er stammt aus Niederösterreich, seine Gattin aus Hamburg; Er ist ein aufgeschlossener, sympathischer junger Mann. Zur Begrüßung ging er durch die Reihen und stieß mit den etwa 40 Früh- stücksgästen persönlich an. Präsident Werner Götz erinnerte in seiner

Fotos Ö.D.G. / Hugo Röck Begrüßungsansprache an den 26. Oktober Die Blaskapelle aus Neuhofen an der Ybbs in In der Herz Jesu Kirche in Zehlendorf 1955, den Tag, an dem die österreichische Neutralität in Kraft getreten ist, und die letz- entdecken“, so Eidler. „Wir geben gerne An - Festgottesdienst in der Kirchen- ten Besatzungsmächte Österreich verlassen regungen und helfen Ihnen dabei. Man findet gemeinde Herz-Jesu-Zehlendorf haben. Dieser Gedenktag löste den vormali- bei uns unverfälschte Natur von 300 m bis Am darauffolgenden Vormittag traf man gen Tag der Fahne als Nationalfeiertag ab. 700 m Seehöhe und eine Landschaft, die zum sich zum Festgottesdienst in der Herz-Jesu- 1967 wurde er den übrigen gesetzlichen Feier - Staunen anregt. Die Mostbirnbäume strahlen Kirche in Zehlendorf. Kaplan Bernhard Holl tagen in Österreich gleichgestellt und ist seit- gleichsam Kraft und Ruhe aus. Unser qua - begrüßte die anwesenden Gläubigen, Vor- her arbeitsfrei. Dies ist der Grund, daß die lifiziertes Bürgerservice- und Kulturvermitt- standsmitglieder der Ö.D.G. und die Gäste Mitglieder der Ö.D.G. seit 1955 in ihrer Wahl- lungsteam versorgt Sie gerne mit Informatio - aus Österreich mit sehr herzlichen Worten. heimat Berlin rund um diesen Tag Festlich- nen für einen Rundgang im einzigen Öster- Die musikalische Gestaltung der Heiligen keiten veranstalten. reich-Museum, sie erhalten interessante Mes se wurde von der Blaskapelle aus Neu- Götz sprach auch den Mitgliederschwund Tipps für ihren Aufenthalt bei uns. Der Kul- hofen an der Ybbs übernommen. Die Deut- in der Ö.D.G. an, der seit Jahren festzustel- turverein und über 50 weitere Vereine halten sche Messe von Schubert, die so mancher len ist. Im Handy- und Smartphone-Zeitalter ein breit gefächertes Veranstaltungsangebot Gläubige auch ohne ein Textheft mitsingen gibt es für Vereinsgeselligkeit bei jüngeren in allen Jahreszeiten für sie bereit. Vom konnte, begleitete die liturgischen Handlun- Leuten scheinbar kein Interesse an den An - Mostheurigen über die Gasthöfe bis zum gen. Das Abschiedskonzert nach dem Got- geboten der Ö.D.G. wie dem Chor der Öster- ****Hotel – kulinarische Köstlichkeiten der tesdienst mußte in der Kirche gespielt wer- reicher, Kaffeenachmittage, Sonntagsfrüh- Region und modernste Übernachtungsmög- den, da der Regen nicht aufgehört hatte. stück mit interessanten Beiträgen (Redner, lichkeiten verschönern ihr Verweilen bei uns. Zum Ausklang der Feierlichkeiten hatte der Musikaufführungen, Medizinische Beiträge Ich lade sie herzlichst ein, unser schönes Katholische Arbeiterverein unter Leitung usw.), diverse Ausflüge, Botschaftsbesuche. Dorf mit all seinen Annehmlichkeiten zu von Ulrich Huhn (KAB Verein Herz Jesu Werner Götz verwies dann auf die Ta - genießen“, so Eidler. Zehlendorf) noch zu einem kleinen Imbiß gung des Auslandösterreicher-Weltbunds, er Als Vertreter Österreichs und der öster- eingeladen. Die Tische waren hübsch in den ist einer der beiden Vizepräsidenten, die von reichischen Botschaft Berlin überbrachte der Farben rot-weiß-rot geschmückt. Ein reich- 6. bis 9. September 2018 in Innsbruck statt- Geschäftsträger a.i., Gesandter Andreas So- haltiges Buffet wartete auf die Gäste aus Ös- finden wird. mogyi, die besten Grüße und wünschte gutes terreich. An dieser Stelle ein recht herzliches Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr ein Gelingen. Vergelt’s Gott an die fleißigen Hände und großes, internationales Treffen in Österreich Jetzt konnte die Blaskapelle in den dar- Spender. Ein besonderer Dank an Herrn und für Mitglieder und Freunde, anläßlich dessen auffolgenden 45 Minuten ihr ganzes Können Frau Huhn, die das ganze hervorragend or- auch die Generalversammlung abgehalten zeigen. Die Hände wurden vom vielen Ap - ganisiert hatten. Bescheiden wie immer hat- wird. Es ist Tradition, daß diese Weltbund- plaus heiß. Der gemütliche Teil wurde mit ten auch Frau Klein und Herr Kattinger für Tagung im Wechsel immer in ei-nem ande- den schon lange ersehnten Worten „Das Buf- das Gelingen gesorgt. Bevor es zum Ab - ren Bundesland abgehalten wird. Neben den fet ist eröffnet“ von Ö.D.G.-Vizepräsident Ek - schied kam, wurden von Werner Götz noch Arbeitssitzungen umfaßt das Programm ein kehard Mannigels frei gegeben. Unter der Lei- Gastgeschenke an die Verantwortlichen der reiches kulturelles Angebot und wird durch tung von Markus Streißelberger spielte eine Blaskapelle aus Neuhofen verteilt. Und er repräsentative Empfänge der of fiziellen Stel- Fünf-Personen Combo zum Tanz auf, weit verlieh darüber hinaus noch Silberne Ehren- len abgerundet. n nach 02:00 Uhr früh fand das Vergnügen ein zeichen an Obmann Hubert Streißelberger Hugo Röck Ende. Die letzten fanden um 3 Uhr früh den und Kapellmeister Josef Kerschbaummayr. http://www.oesterreichisch-deutsche-ges.de Weg nach Hause. Auch Markus Streißelberger von der Combo http://www.weltbund.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 58 Österreich, Europa und die Welt Vorweihnachtliches zum Advent

Altbayerisch-schwäbischer Verein der Österreicher e.V. München

eit vielen Jahren präsentiert das Wiener SKünstlerehepaar Monika Strauch und Peter Machac vornehmlich unter dem Titel „Literaturkonfetti“ gemeinsame Bühnenpro- gramme mit Lesungen aus der Wiener Kaf- feehausliteratur mit gespielten Einaktern und Szenen sowie mit Anekdoten und Sketches. Auf vielfachen Wunsch der Fans kam diese gemeinsame Veranstaltung von der Handels- abteilung des österreichischen Generalkonsu- lats München, dem „Rot-weiß-roten Stamm- tisch“ und dem „Altbayerisch-schwäbischen Verein der Österreicher“ hier in München wie - der zustande. Im vollbesetzten, festlich geschmückten Saal des Hofbräukellers von Margot und Gün - ter Steinberg konnten wir live die tolle Auf- führung unter dem Motto „Ja, des san halt Wiener Gschichten....“ Anekdoten – Sket- v.r.: Michael Scherz, Leiter der Abteilung Innovation, WKÖ Aussenwirtschaft Wien, ASVÖ-Prä- che – Szenen – Lozelachs – Schmäh, weih- sidentin Erika Ide, Konsul Günther Lazelsberger, Österreichisches Generalkonsulat München, nachtliche Geschichten und Musik gegen Johanna Jungmayr, Stellvertreterin der Konsulin für Handelsangelegenheiten München, Moni- ka Strauch und Peter Machac Vorweihnachtsstreß erleben, präsentiert von Monika Strauch und Peter Machac unter be - sonderer Mitwirkung von Joschi Lamm. Be - gleitet von den beiden exzellenten Musikern Rudi Schott (Akkordeon) und Stefan Krenn (Violine), ließ uns Joschi Lamm mit seinen Wiener Heurigenliedern vergessen, daß wir in München leben. Das perfekte, stimmungsvolle Zusam men - spiel von Monika Strauch, Peter Machac und Joschi Lamm brachte uns die schöne Stadt Wien an diesem Abend wieder einmal näher. Die WienerInnen unter uns bekamen feuchte Augen und sangen ihre Lieblingslieder mit. Bei österreichischen Schmankerln und öster- reichischem Wein wurde es ein langer Abend mit interessanten und unterhaltsamen Ge - sprächen und ganz ohne vorweihnachtlichen Streß. Fotos: Altbayerisch-schwäbischer Verein der Österreicher e.V. München / Egbert Ide v.l.: Johanna Jungmayr, Erika Ide, Joschi Lamm, Monika Strauch und Peter Machac Monika Strauch Zahlreiche Film- und Fernsehrollen u.a. bildung bei Burgschauspieler Prof. Helmuth In Wien in der Leopoldstadt (war im 19. in Serien wie „Hotel Sacher“, „Graf Yoster Krauss verschiedene Theaterengagements in Jahrhundert der Unterhaltungsbezirk schlecht - gibt sich die Ehre“, „Die Kleinen der Gros- Wien und München, zahlreiche Film- und hin mit zahlreichen Tanz-, Vergnügungs- und sen“, „Die Galerie der Straße“ ect., 98 Fol- Fernsehrollen. Elf Jahre „Kinderonkel“ im Kabarettetablissements u.a. mit der Strauß- gen „Erkennen Sie die Melodie“. ORF, Moderator von Ö 3, danach B1, B3 Familie) geboren, Ballettausbildung bei BM und diverse andere ARD-Sender, Redakteur Rudi Fränzel und Schauspielausbildung bei Peter Machac von BR-Jazzkonzerten. Burgschauspieler Helmuth Krauss. Der beliebte Moderator des Bayerischen Autor von Theaterstücken („Gauner, Theaterengagements in Wien, Frankfurt/ Rundfunks, u.a. die Gute-Nacht-Stimme der Clowns und bunte Scheine“ etc.) sowie von Main, Stuttgart, Hamburg und vor allem in „Traummelodien“, wurde in der Josefstadt, Sketch-Serien u.a. Verfaßte das Buch „Maß- München an den beiden Komödien, sowie dem kleinsten Wiener Bezirk, geboren. Nach voll“ über Margot & Günter Steinberg. n der „Kleinen Freiheit“. humanistischem Abitur und Schauspielaus- http://www.asvoe.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 59 Innenpolitik Wir haben eine neue Regierung

Rund zwei Monate nach der Nationalratswahl am 15. Oktober haben sich der Bundesparteiobmann der ÖVP, Sebastian Kurz, und der Bundesparteiobmann der FPÖ, Heinz-Christian Strache auf die Bildung einer Bundesregierung geeinigt. Diese wurde am 18. Dezember von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt. Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: v.l.: Bundesminister Herbert Kickl, Staatssekretär Hubert Fuchs, Bundesministerin Juliane Bogner-Strauß, Bundesminister Heinz Faßmann, Bundesministerin , Bundesministerin Beate Hartinger, Vizekanzler Heinz-Christian Strache, Bundesminister Hartwig Löger, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Bundesminister Mario Kunasek, Bundesministerin Elisabeth Köstinger, Bundesminister Josef Moser, Bundes- minister Gernot Blümel, Bundesministerin Margarete Schramböck, Staatssekretärin Karoline Edtstadler und Bundesminister Norbert Hofer

m Abend des 15. Dezember haben sich tigte auch ein nächtliches Telefonat zwischen genen Wochen mehrmals darauf hingewie- ASebastian Kurz von der ÖVP und Heinz- ihm und dem künftigen Regierungschef Kurz. sen habe, daß es im Interesse Österreichs sei, Christian Strache von der FPÖ zwei Monate Während sich die Obmänner von ÖVP im Zentrum einer starken Europäischen Union nach der Nationalratswahl auf eine gemein- und FPÖ anschließend in die Parteigremien zu sein und daß Grund- und Freiheitsrechte same Koalitionsregierung geeinigt. Am Vor- zurückzogen, hat das Staatsoberhaupt über „Kompass des Handels“ seien. mittag des 16. Dezember waren beide von das Wochenende Kontakt zu den Persönlich- Sebastian Kurz bedankte sich bei Van der Bundespräsident Alexander Van der Bellen in keiten aufgenommen, die für ein Ministeramt Bellen für den intensiven Austausch. „Wir die Hofburg eigeladen worden, um ihn über oder als Staatssekretäre vorgeschlagen wur- haben heute sowohl das Programm als auch die Verhandlungsergebnisse zu informieren. den, „um das eine oder andere Thema zu be - das Team vorstellen dürfen“, sagte er in einer Das Dreier-Gespräch hinter der Tapeten- sprechen“. Insbesondere zu jenen, die er noch kurzen Erklärung. Die ÖVP-Ministerriege türe in der Hofburg dauerte eine gute Drei- nicht so gut kenne. Dann stehe einer Angelo- werde zu 50 Prozent aus Frauen und zu zwei viertelstunde. Danach sagte Van der Bellen, bung der Regierung zu Beginn der folgenden Drittel aus Experten bestehen, so der ÖVP- er werde Kontakt zu den geplanten Mi ni - Woche „nichts im Wege“. Obmann. Heinz-Christian Strache bestätigte, sterInnen aufnehmen. Eine inhaltliche Bewertung der schwarz- daß er und Kurz am Nachmittag die öffentli- Ihm sei von Kurz und Strache die geplan- blauen Zusammenarbeit vermied der Bundes - che Präsentation vornehmen wollen. te Ministerliste sowie das Ergebnis der Ver- präsident in seinem Statement. Er erinnerte Nachdem die Parteigremien von ÖVP und handlungen mitgeteilt worden und er bestä- daran, daß er die Verhandler in den vergan- FPÖ dem Koalitionspakt zugestimmt hatten,

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Staatssekretäre vorgenommen. Lesen Sie hier die Rede des Bundespräsidenten im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundesminister Kurz! Sehr geehrter Herr Klubobmann Strache! Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich hat am 15. Oktober gewählt. Mit einer entsprechenden Veränderung der Mehrheitsverhältnisse im Nationalrat. Und heute ernenne ich eine neue Bundes- regierung. Wir haben in den vergangenen zwei Monaten intensiv daran gearbeitet,eine trag - fähige, gemeinsame Lösung zu finden. Dabei habe ich Sie als konstruktiv, kooperativ und lösungsorientiert kennengelernt. Das schätze ich sehr. So muß eine Regierung zum Wohle Öster- reichs auch arbeiten. Das schätze ich auch deswegen, weil wir Foto: HBF / Peter Lechner Foto: Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Rede anläßlich der Angelobung ja doch, und damit verrate ich kein Geheim- nis, eine unterschiedliche politische Her- gaben Sebastian Kurz und Heinz-Christian eingehalten werden – aber Grundwerte, die kunft haben. Strache eine Pressekonferenz am Kahlen- für alle gelten sollen. Ab dem Moment, ab dem ich gewählt berg über die Zusammensetzung der Regie- wurde, war es meine Pflicht und Aufgabe, rung und Teile aus dem 180sei tigen Regie- Die Angelobung der Regierung Vertreter aller Österreicherinnen und Öster- rungsprogramm. Beide Parteien sehen darin Am 18. Dezember hat Bundespräsident reicher zu sein. die Basis für eine echte Veränderung. Es soll Alexander Van der Bellen die Ernennung und Ich habe nun den Willen und das Wohl wenige Regeln geben, die jedoch von allen Angelobung der neuen Bundes re gierung und aller im Blick zu haben. Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: Bundeskanzler Sebastian Kurz setzt neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine Unterschrift auf das Ernennungsdekret.

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Das gleiche gilt übrigens auch für Sie, die kommende neue Bundesregierung. Auch Sie haben ab nun das Wohl aller Menschen in Österreich zu beachten. Mir ist bewußt, daß viele Menschen den Vorhaben der neuen Bundesregierung posi- tiv gegenüberstehen. Andere sind neutral oder abwartend. Viele stehen der neuen Regie- rung und ihren Vorhaben aber auch kritisch, ja ablehnend gegenüber. Dafür habe ich Ver- ständnis. Unterschiedliche Meinungen zeich - nen eine Demokratie aus.

Meine Damen und Herren, Es stimmt mich zuversichtlich, daß wir wichtige Punkte in unseren Gesprächen außer Streit stellen konnten. Wir haben Konsens darüber erzielt, daß ein klares Bekenntnis zu Europa und eine Kontinuität unserer Außenpolitik ebenso wie Der Bundespräsident mit Bundeskanzler Sebastian Kurz … die Einhaltung unserer Grund- und Frei- heitsrechte wichtige Grundprinzipien sind. Wir haben Konsens, daß eine klare Ge - waltenteilung zwischen den sensiblen Berei- chen Justiz und Polizei sowie eine Stärkung der Kontrolle der Nachrichtendienste we sent - lich ist. Wir haben Konsens, daß eine sorgsame Vorgangsweise beim Ausbau der direkten Demokratie ebenso zentral ist, wie eine klare Prioritätensetzung bei den Zukunftsthemen Digitalisierung und Klimaschutz. Der Start dieser Bundesregierung findet unter günstigen wirtschaftlichen Vorausset- zungen statt: Die Arbeitslosigkeit sinkt, alle wesent- lichen Wirtschaftsdaten in Österreich und in der Europäischen Union zeigen eine Verbes- serung.

Ihre Aufgabe ist es nun, diese guten Rah- BKA / Andy Wenzel Fotos: menbedingungen zu nützen und zum sozialen und Vizekanzler Heinz-Christian Strache Frieden beizutragen. Zum Wohl aller Menschen in Österreich. tig, wie wir mit Worten und Formulierungen stung der vorangegangenen Bundesregierun- umgehen. Sie formen unser Bewußtsein und gen. Bewahren wir das Gute. Und verbes- Meine Damen und Herren! später unsere Realität. sern wir, was zu verbessern ist. Die Verhandlungen sind in einem Klima Wir brauchen den Respekt vor Anders- des gegenseitigen Respektes erfolgt. Und so denkenden, Respekt von Minderheitenrech- Sehr geehrte Damen und Herren der wollen wir es auch in Zukunft halten. ten und Unterstützung für die Schwächeren zukünftigen Bundesregierung! Wir sind uns einig, dass die Verfassung zu in unserer Gesellschaft. Sie tragen nun eine wesentliche Verant- achten und zu respektieren ist. Darauf wer- Am Umgang mit den Schwächsten zeigt wortung dafür, daß unsere Heimat Öster- den Sie Ihr Gelöbnis ablegen sich, was unsere Werte wirklich wert sind. reich eine positive Entwicklung nimmt. Wir sind uns auch darüber einig, dass der Ich wünsche mir ganz besonders Respekt Ich wünsche uns allen gemeinsam für Respekt vor unserer gemeinsamen Geschich- vor den Kindern und Jugendlichen, vor ihren die se wichtige Aufgabe den notwendigen Op - te es gebietet, daß wir die Verantwortung für Fähigkeiten, die wir fördern sollen, mit al- timismus. diese Geschichte übernehmen, für ihre hel- lem, was wir haben. Die heute junge Gene- Alles Gute und viel Erfolg! len UND ihre dunkelsten Seiten. ration ist unsere Zukunft und unsere Verant- Es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, wortung. schloß der Bundespräsident. Daraufhin lei- daß es der Achtsamkeit beim Gebrauch un - Abschließend, anerkennen wir als Zei- steten die einzelnen Regierungsmitglieder serer Sprache bedarf. Es ist nicht gleichgül- chen des Respekts auch die Arbeit und Lei- ihre Unterschrift auf die Ernennungsdekrete.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 62 Innenpolitik Foto: BKA / Regina Aigner / Regina Foto: BKA Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Gernot Blümel Juliane Bogner-Strauß Bundesminister im Bundeskanzleramt Bundesministerin für Familien und Jugend Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Foto: BKA / Regina Aigner / Regina Foto: BKA Univ.-Prof. Heinz Faßmann Beate Hartinger, Bundesministerin für Gesundheit und Bundesminister für Bildung Frauen, Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Foto: BKA / Regina Aigner / Regina Foto: BKA Norbert Hofer Herbert Kickl Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie Bundesminister für Inneres Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Karin Kneissl Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Land- Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 63 Innenpolitik Foto: BKA / Regina Aigner / Regina Foto: BKA Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Mario Kunasek Hartwig Löger Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Bundesminister für Finanzen Foto: BKA / Regina Aigner / Regina Foto: BKA Foto: BKA / Regina Aigner / Regina Foto: BKA Josef Moser Margarete Schramböck Bundesminister für Justiz Bundesministerin für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Foto: BKA / Regina Aigner / Regina Foto: BKA Foto: BKA / Regina Aigner / Regina Foto: BKA Karoline Edtstadler Hubert Fuchs Staatssekretärin im Bundesministerium für Inneres Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen

Am darauffolgenden Nachmittag fanden dann in den Ministerien die Amts- bzw. Schlüsselübergaben statt. Im Bundeskanzleramt über- gab der scheidende Christian Kern an seinen Nachfolger Sebastian Kurz, wobei dieser mit einer Dauer von 50 Sekunden wohl der kür- zeste Akt von allen gewesen sein dürfte. Es war eigentlich vorgese- hen, sich auf einen Handschlag auf der Stiege im Bundeskanzleramt zu beschränken. Doch das große Interesse von viele Medien hatte es notwendig gemacht, die kurze Zeremonie dann doch im Steinsaal abzuhalten. Kern sagte, Österreich sei in sehr gutem Zustand, die neue Regie- rung müsse darauf aufbauen und das „Land in ruhige Gewässer“ füh- ren. „Für einen Oppositionspolitiker ist das wohl eine ungewöhnliche

Aussage: Ich fände es gut, wenn diese Regierung auch Erfolg hat“, Andy Wenzel / Foto: BKA schloß Kern. Amtsübergabe von Christian Kern (l.) an Bundeskanzler Sebastian Kurz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 64 Innenpolitik Der erste Ministerrat der neuen Bundesregierung Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: Am 19. Dezember fand die erste Sitzung des Ministerrates der neuen Bundesregierung statt. „Es ist uns ein zentrales Anliegen, die kleinen und mittleren Einkommen zu entla- sten. Wir haben uns daher heute darauf ver- ständigt, daß Beiträge zur Arbeitslosenversi- cherung für Einkommen unter 1.948 Euro brutto reduziert werden sollen“, sagte Bun- deskanzler Sebastian Kurz am 19. Dezember beim Pressefoyer nach der ersten gemeinsa- men Ministerratssitzung der neuen Regierung. Man habe die Sozialministerin und den Fi - nanzminister beauftragt, dazu ein Detailkon- zept zu erarbeiten. Dies werde auch ein The- ma der Regierungsklausur am 4. und 5. Jän- ner werden. „Über 600.000 Menschen in Ös - terreich sollen davon profitieren“, so Kurz. Weiters beschloß die Regierung Hilfslei- stungen für rund 4.000 Flüchtlingsfamilien in Jordanien. „Das entspricht unserem Leit- satz, Hilfe vor Ort für die betroffenen Men- schen zu leisten“, bekräftigte Vizekanzler Wenzel Andy / BKA Foto: Am 18. Dezember unterzeichnete Bundeskanzler Sebastian Kurz (l.) das Dekret mit dem Heinz Christian Strache. Peter Launsky-Tieffenthal zum Regierungssprecher ernannt wurde – im Bild mit Vizekanzler Bundeskanzler und Vizekanzler berichte- Heinz-Christian Strache (r.). ten ebenso über den Beitrag Österreichs zur Ge denkstätte beim ehemaligen Vernich- Im Pressefoyer wurde zudem Peter beit im BMeiA. „Peter Launsky-Tieffenthal tungslager Maly Trostinec in Weißrußland, Launsky-Tieffenthal als der neue Regie- wird künftig für uns mit einer Stimme spre- wo rund 13.000 österreichische Jüdinnen und rungssprecher vorgestellt. Der Diplomat wirk - chen und eine bestmögliche Kommunikation Juden ermordet worden waren. „Das ist ein te bereits als Sprecher des Außenministeri- mit den Medien sicherstellen“, so Kurz. Für klares Bekenntnis zur historischen Verant- ums und Kommunikationsleiter der Verein- einen einheitlichen Auftritt der Regierung wortung unseres Landes und zu unserer Mit- ten Nationen in New York. Zuletzt leitete er solle künftig auch eine gemeinsame Corpo- schuld“, betonte Bundeskanzler Kurz. die Sektion für Entwicklungszusammenar- rate Identity (CI) für alle Ministerien sorgen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 65 Innenpolitik Der erste Tag der neuen Bundesregierung im Parlament Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Blick Richtung Nationalratsabgeordnete während der Angelobung der neuen Nationalratsmitglieder.

ach der Angelobung der Abgeordneten zum Nationalratspräsidenten ernannt. Diese Nationalratspräsidenten Norbert Hofer ge - Nzum Nationalrat leitet die Zweite Na - Wahl war notwendig geworden, da seine Vor - stellt; die da für von der FPÖ nominierte Ab - tionalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) die gängerin Elisabeth Köstinger, die nur wenige geordnete Anneliese Kitzmüller erhielt 102 Wahl des Ersten und der Dritten National- Wochen dieses Amt inne hatte, zur Bundes- Stimmen. ratspräsidentin ein. Mit 106 von 173 gülti- ministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus Während die VertreterInnen der Regie- gen Stimmen wurde der ehemalige Innenmi- angelobt wurde. In der Sitzung wurden auch rungsparteien voll des Lobes für ihre Kandi- nister Wolfgang Sobotka am 20. Dezember die Weichen für die Nachfolge des Dritten datInnen waren und die Vorgangsweise vertei - digten, übten die Oppositionsparteien schar- fe Kritik. Dabei fielen Worte wie Rangier- bahnhof, Machtspiele, Postenschacherei oder Mißachtung des Parlaments. Zum Ausdruck gebracht wurde das Mißfallen u.a. dadurch, daß im ersten Wahlgang für den nicht nomi- nierten Karlheinz Kopf 65 Stimmen abgege- ben wurden. Bei der Bestellung von Annelie- se Kitzmüller wählten 34 Abgeordnete un- gül tig.

Sobotka bekennt sich zu Äquidistanz und lebendigem Parlamentarismus Mit einem Bekenntnis zu Äquidistanz zu allen Fraktionen und der Ankündigung, die Politik der Öffnung des Parlaments fortzu- setzen, eröffnete Wolfgang Sobotka dann seine Amtszeit als neuer Nationalratspräsi-

Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf dent. In seiner Antrittsrede vor dem Plenum Antrittsrede von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bekräftigte er sein Verständnis des Hohen

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Kurz: Veränderung läßt sich nicht aufhalten „Veränderung ist etwas, über das man unterschiedlicher Meinung sein kann, aber sie ist nichts, was sich aufhalten läßt“, beton- te Bundeskanzler Sebastian Kurz am Beginn seiner Regierungserklärung. Veränderung schaffe Hoffnung und Chancen, sie bringe manchmal aber auch Reibung und Unsicher- heit, räumte er ein. In diesem Zusammenhang bat er um das Vertrauen der Bevölkerung für den neuen Weg. Die Regierung verfolge das Ziel, Öster- reich wieder an die Spitze zu führen. Die neu gewählte Bundesregierung werde daher Richtungsentscheidungen zu treffen haben, denn einiges habe sich in den letzten Jahren Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: Bundespräsident Alexander Van der Bellen beobachtet den Verlauf der 5. Nationalratssitzung verschlechtert, wie etwa die Sicherheitslage und das Zusammenleben durch die Migra- Hauses als Ort des Dialogs mit der Bürger- gesellschaft und Stätte der Begegnung und sprach sich überdies für ein faires Miteinan- der von Parlament und Regierung aus. Er sei sich der hohen Verantwortung sei- nes Amtes bewußt, unterstrich Sobotka, und lud alle Parteien zu einem Miteinander und gemeinsamen Mitgestalten zum Wohle Ös - terreichs ein. Wichtig sind für den neuen Nationalratspräsidenten auch der Grundkon- sens in der Präsidialkonferenz über die Ge- staltung der Sitzungen, die Achtung der Wür - de des Hauses, die Sicherstellung optimaler Arbeitsbedingungen im Hohen Haus sowie die Verbesserung der Lesbarkeit der Gesetze. Besonders ansprechen will Sobotka zudem die Jugend, dies etwa durch den weiteren Ausbau der Demokratiewerkstatt. Sobotka erinnerte bei seinem ersten Auf- Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: tritt als Nationalratspräsident auch an das Antrittsrede von Bundeskanzler Sebastian Kurz kommende Gedenkjahr 2018. Der Holo- caust-Gedenktag werde im Parlament began- Bundesregierung ver- tionskrise. Man wolle weiter vorne sein, wenn gen werden, kündigte er an und betonte, es spricht neuen Stil und es um Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit sei notwendig, dieses Kapitel unserer Ge - Willen zur Veränderung geht, und näher dran sein, wenn es um das schichte auch gegenüber der Jugend in unse- Fortkommen des Einzelnen geht, so Kurz. rer Verantwortung voranzustellen. Der 5. Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vize- All diese Ideen und Ambitionen seien in dem März 1933 und die Ausschaltung des Parla- kanzler Heinz-Christian Strache stellten 180 Seiten starken Koalitionsprogramm zu- ments werden ebenfalls Gegenstand von Ver- dann den Abgeordneten ihr Regierungspro- sammengefaßt. (Siehe Seite 70) anstaltungen sein. Bei den 100-Jahr-Feiern gramm und das Regierungsteam vor. Beide In diesem Zusammenhang versprach er: der Republik geht es für Sobotka schließlich betonten, daß sich die WählerInnen am 15. „Unser Weg wird nicht beendet sein, bevor auch darum, aus der Arbeit der Vorgänger an Oktober für eine Veränderung entschieden ha - Österreich nicht besser dasteht, als es heute der Entwicklung einer modernen Demokra- ben, der sich das Regierungsprogramm ver- dasteht.“ Konkret sagte er zu, daß der Weg tie einen Auftrag für das 21. Jahrhundert ab- pflichtet fühle. Es gelte, Chancen zu nützen nicht beendet sein werde, bevor den arbei- zuleiten. Demokratie sei nicht geschenkt, son- und Fehlentwicklungen entgegenzusteuern. tenden Menschen nicht wieder mehr zum dern eines der höchsten Güter, die es zu Sie appellierten an einen respektvollen Um- Leben bleibt. Deshalb wolle man die Steuer- schützen gilt. „Wir müssen uns bewußt sein, gang miteinander und versprachen einen und Abgabenquote auf 40 Prozent senken daß es immer wieder notwendig ist, diese neuen Stil. Der Bundeskanzler unterstrich und mit der Verringerung der Steuerlast Demokratie durch Wahlbeteiligung und offe- insbesondere das Bekenntnis zu Europa und gleich bei den niedrigeren Einkommen an - nen Dialog zu beleben“, schloß der neue Na - erteilte dem Antisemitismus eine klare Absa- fangen. Man werde zudem dafür Sorge tra- tionalratspräsident. ge. gen, daß die Sozialsysteme wirklich treffsi-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 67 Innenpolitik cher sind. Dementsprechend beabsichtige die Regierung, die Mindestsicherung zu überar- beiten und Ungerechtigkeiten im System zu beenden. Weitere zentrale Vorhaben betreffen mehr Ordnung und Sicherheit und die Kon- trolle der Zuwanderung. Auf europäischer Ebe ne werde man daher weiter für einen bes - seren Schutz der EU-Außengrenzen eintre- ten und gegen die illegale Migration an - kämpfen. Der Bundeskanzler sprach auch die Vor- haben im Bildungsbereich an und stellte klar, kein Kind dürfe die Schule verlassen, ohne ordentlich rechnen, schreiben und le - sen zu können. Durch die geplante Bildungs- pflicht werde die Schulpflicht nicht nach 9 Jahren vorbei sein, sondern erst, wenn Min- Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: deststandards erfüllt sind. Zudem müsse Antrittsrede von Vizekanzler Heinz-Christian Strache; r.: BM Elisabeth Köstinger und Bundes- kanzler Sebastian Kurz; l.: BM Heinz Faßmann, BM Mario Kunasek und Margarete Schramböck man das Land auf die Chancen der Digitali- sierung vorbereiten, um sie voll nützen zu Werten wie Respekt, Anstand und Hausver- werden. „Wir wollen nicht alles anders, aber können. stand gegründet ist. Kurz wünscht sich eine vieles besser machen, um das Schiff Öster- beiderseitige respektvolle Zusammenarbeit reich wieder auf Kurs zu bringen“, sagte er, Bekenntnis zur Vergangenheit, mit den Abgeordneten, denn das sei „der und dafür seien viele kleine Schritte notwen- zur EU und zu einem neuen Stil größte Dienst, den man der Demokratie er- dig. Auch Strache lud die Opposition ein, In seiner Regierungserklärung gab der weisen“ könne. Er sei sich dessen bewußt, sich aktiv einzubringen und respektvoll mit- Bun deskanzler drei zentrale Bekenntnisse ab, daß es die Aufgabe der Opposition ist, die Re - einander umzugehen. die der Regierung, wie er sagte, auf dem Weg gierung zu kontrollieren, zu fordern und Der neue Vizekanzler räumte ein, daß Halt geben werden: Das seien die Bekennt- auch zu kritisieren, und er wisse, daß die Op- seine Partei nicht mit allen Vorhaben, die man nisse zu unserer Vergangenheit, zur Europä- position mit dem Regierungsprogramm nicht im Wahlkampf angekündigt hat, in den Koa- ischen Union und zu einem neuen Stil. einverstanden sei. Das respektiere er, er bitte litionsverhandlungen durchgekommen ist. Im Hinblick auf die Feiern zum hundert- aber die Opposition ihrerseits zu respektie- Es sei aber gelungen, daß jede Partei ihre jährigen Bestehen der Republik im kommen- ren, daß das Regierungsprogramm nichts an- Wahlversprechen zu 75 Prozent umsetzen den Jahr aber auch auf die "beschämenden deres ist, als die Umsetzung von Verspre- könne. So wäre etwa den Freiheitlichen eine und traurigen Ereignisse rund um den März chen, die man vor der Wahl gegeben habe. Volksabstimmung über CETA wichtig gewe- 1938“, unterstrich Kurz dezidiert, daß Anti- Die Bundesregierung stehe im Dienst der sen, diese sei aber innerhalb der ÖVP eine semitismus in Österreich keinen Platz hat. Es Menschen in diesem Land und unter An- rote Linie gewesen. Ähnlich stelle sich die liege in unserer Verantwortung, gegen noch stand verstehe er auch, mit der von den Bür- Situation bei der Frage der Abschaffung der bestehenden aber auch gegen neu importier- gerInnen geliehenen Macht sorgsam umzu- Pflichtmitgliedschaft. Dazu brauche es einen ten Antisemitismus anzukämpfen. gehen. Er wolle keine Politik von oben herab Partner, stellte Strache fest. Er werde jedoch Er habe auch immer klar gesagt, daß die - betreiben, keine Politik der Bevormundung, Gespräche mit den Sozialpartnern in Hin- se Regierung eine pro-europäische sein wer- sondern den gesunden Hausverstand stets als blick auf weitere Reformen führen, kündigte de und das Programm unterstreiche dies. Kompaß für die Politik nehmen. Wer an Ös- er an. Auch bei der direkten Demokratie ha- Den Ratsvorsitz in der zweiten Hälfte des terreich glaubt, könne auch an seine Men- be man sich eine niedrigere Hürde für Volks- Jah res 2018 bezeichnete Kurz als eine Chan- schen glauben, an ihre Eigenverantwortung, abstimmungen gewünscht, dennoch sei es ge - ce, aktiv mitgestalten zu können und einen an ihren Weitblick und an ihre Vernunft, be - lungen, erstmals Volksinitiativen möglich zu positiven Beitrag zur Zukunft der EU zu lei- teuerte er. machen, zeigte sich Strache erfreut. Wäre sten. „Wir werden uns dieser Verantwortung man in einigen Bereichen nicht kompromiß- als verläßlicher Partner stellen“, so der Bun - Strache: Antrieb, in die Regierung bereit gewesen, wäre die Alternative eine deskanzler. Man wolle in Brüssel mit einer zu gehen, war, die Zukunft besser Regierungskonstellation gewesen, die am Stimme sprechen und eine gesamtösterrei- zu gestalten 15. Oktober abgewählt wurde. chische einheitliche Haltung vertreten, un- Der Antrieb, in die Regierung zu gehen, Den Freiheitlichen sei es wichtig gewe- terstrich er und bekräftigte einmal mehr, daß sei es gewesen, die Zukunft besser zu gestal- sen, daß die zukünftige Politik entscheiden- sich die EU den großen Themen, wie dem ten, warb auch Vizekanzler Heinz-Christian de Richtungsänderungen vornimmt. Dabei Schutz der Außengrenzen oder der Terrorbe- Strache für den Weg der Veränderung. Die komme den Themen Ordnung und Sicher- kämpfung, stärker widmen müsse. Aus klei- Wahl habe den nachhaltigen Wunsch nach heit eine wesentliche Rolle zu. Man werde nen Fragen sollte sich die EU jedoch zurük- Veränderung sichtbar gemacht, sagte er. Es klar zwischen Zuwanderung und Asyl tren- knehmen. gehe darum, die Interessen, Sorgen und Nöte nen, Schutz auf Zeit werde jenen Menschen Mehrmals betonte der Bundeskanzler, der Menschen ernst zu nehmen. Das Vertrau- geboten, die wirklich vor Verfolgung flüch- einen neuen Stil pflegen zu wollen, der auf a en der WählerInnen dürfe nicht enttäuscht ten müssen. Die legale Migration sei auf das

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Kern: Viele verpasste Chancen Eingeleitet wurde die Debatte zur Regie- rungserklärung von SPÖ-Chef Christian Kern. Er wies darauf hin, daß die Ausgangsvoraus- setzungen für eine neue Regierung selten so gut gewesen seien. Das Wirtschaftswachstum habe absolute Rekordwerte erreicht. Öster- reich sei schon heute besser als Deutschland, spielte er auf das von Bundeskanzler Kurz ge - nannte Ziel an, Österreich wieder zurück an die Spitze zu bringen. Er hoffe, daß dieser Vorsprung, „den wir uns mühsam erarbeitet haben“, von der neuen Regierung nicht ver- spielt wird.

Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: Angesichts des vorgelegten Regierungs- SPÖ-Klubobmann Christian Kern am Rednerpult. Vorne links: Vizekanzler Heinz-Christian programms ist Kern allerdings skeptisch. Er Strache und Bundeskanzler Sebastian Kurz; links oben: Nationalratspräsident Wolfgang sprach von vielen verpassten Chancen und Sobotka; rechts auf der Regierungsbank die Bundesminister Norbert Hofer, Hartwig Löger, Gernot Blümel und Herbert Kickl. ortet Rückschritte in vielerlei Belangen. Die Ankündigungen der FPÖ im Wahlkampf wür - Bedürfnis Österreichs auszurichten, sagte er und unterstrich, daß die Neutralität wieder den sich nur in homöopathischen Dosen im Strache, keineswegs dürfe es eine Zuwande- mehr gelebt werden müsse. Der Vizekanzler Programm wiederfinden. Diese habe ihre Ver- rung in den österreichischen Sozialstaat ge - sah auch für die Türkei – wie auch Bundes- sprechen im Rekordtempo über Bord gewor- ben. Man wolle Menschen holen, die bereit kanzler Kurz zuvor – keine Zukunft als Mit- fen und die Wähler „ganz schön verraten“. sind, einen positiven Beitrag zu leisten. Der glied der EU und sprach sich für den Ab- Kern warf der FPÖ vor, sich zum Steigbü- Vizekanzler machte klar, daß die illegale bruch der Beitrittsverhandlungen aus. Viel- gelhalter einer Politik machen zu lassen, die Zuwanderung gestoppt werden müsse, und mehr brauche es ein europäisches Nachbar- vor allem den großen Wahlkampfspendern kritisierte das Versagen bei der Sicherung schaftskonzept, fügte er hinzu. der ÖVP helfe. der Außengrenzen. Die Regierung werde auch Strache verteidigte weiters das Ziel einer Was die Kürzung von Sozialleistungen eine europarechtskonforme Indexierung der doppelten Staatsbürgerschaft für SüdtirolerIn - betrifft, äußerte Kern die Befürchtung, daß Familienbeihilfen einführen, hielt er fest. nen und erklärte, daß dieser Wunsch von vie- „die ganze Wahrheit“ noch nicht am Tisch Was die Verwaltungsreform betrifft, so ist len Seiten an die Regierung herangetragen liegt. Die Regierung werde die Landtagswah - es dem Vizekanzler wichtig, die vielen Inef- worden sei. len im kommenden Jahr abwarten, glaubt er. fizienzen und Doppelgleisigkeiten abzustel- Einen Vorgeschmack auf das, was die Bevöl- len und eine Transparenzdatenbank einzu- kerung erwartet, sieht er in der massiven Zu- führen. Er bekräftigte zudem das Vorhaben, Opposition findet wenig sammenstreichung der Beschäftigungspro- die Anzahl der Sozialversicherungsträger auf Positives im Regierungs- gramme für über 50jährige Arbeitslose, der fünf zu reduzieren, die Steuer- und Abgaben- programm geplanten Streichung der Notstandshilfe bei quote auf 40 Prozent zu senken und das längerer Arbeitslosigkeit und im 12-Stunden- Steuersystem zu vereinfachen. In diesem Zu - Das Regierungsprogramm ist wenig am- Tag. Am Ende eines langen Arbeitslebens sammenhang kündigte er eine umfassende bitioniert, enthält jede Menge Giftzähne und würden Menschen „in die Mindestsicherung Reform des Einkommensteuergesetzes an. bringt Rückschritte in vielen Belangen. Das gestoßen“ und ihr ganzes Erspartes verlie- Auch soll die Schuldenquote verringert wer- ist kurz zusammengefaßt die Reaktion der ren, prophezeite er. Die Politik richte sich ge- den. Bei der Steuersenkung fange man Opposition auf die Regierungserklärung. gen die Armen und nicht gegen Armut. Auch gleich bei den kleinen Einkommen an, in- SPÖ-Chef Christian Kern, NEOS-Klubob- an den geplanten Änderungen im Mietrecht dem ein Familienbonus plus in Form eines mann Matthias Strolz und Peter Kolba, und an den Studiengebühren ließ Kern kein Abzugsbetrags von 1.500 € pro Kind und Klubchef der Liste Pilz, können der 180sei- gutes Haar. Mit dem Steuerbonus von 1.500 € Jahr den Familien zugutekommen soll. Das tigen Koalitionsvereinbarung zwischen ÖVP pro Kind werde mit dem Prinzip Schluß verstehe er unter sozialer Verantwortung und und FPÖ nur wenig abgewinnen, wie sich in gemacht, daß jedes Kind gleich viel wert ist. Gerechtigkeit. Strache ging auch auf den der Debatte im Nationalrat zeigte. Die FPÖ Als erfreulich wertete Kern das Bekennt- Nichtraucherschutz ein, der ihm wichtig sei, habe sich zum Steigbügelhalter einer Politik nis der Regierung zur EU. Er fürchtet aber, wobei es aber ihm zufolge auch um die machen lassen, die vor allem den großen daß die österreichische Europapolitik nicht Selbstbestimmung des einzelnen geht. Wahlkampfspendern der ÖVP helfe, so die ernst genommen wird, solange die FPÖ mit Strache bekannte sich in seiner Rede auch Einschätzung Kerns. Auch Kolba glaubt, daß rechten Parteien in Europa gemeinsame Sa- zu Europa als einem Projekt, das wesentlich die größten Profiteure der Regierungspolitik che mache. beigetragen habe, den Frieden zu erhalten. „Superreiche und Immobilienhaie“ sowie Er wolle jedoch keinen zentralistischen Su- große Konzerne sein werden. Strolz kann Strolz: Programm ist un- perstaat, stellte er klar, weshalb das Subsidi- zwar einige positive Punkte erkennen, er ver- verbindlich und nicht ambitioniert aritätsprinzip vorangetrieben werden müsse. mißt aber die versprochenen Leuchtturmpro- Einige positive Punkte im Programm er- Ziel sei „weniger, aber effizienter“, betonte jekte. kennt auch NEOS-Chef Matthias Strolz. So

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 69 Innenpolitik lobte er etwa die Verschiebung der Kompeten- ne“ im Programm würden sich noch zeigen. dal bei VW an und forderte effiziente zivil- zen für Elementarpädagogik in das Bildungs - Mit einer Reihe von Entschließungsanträ- verfahrensrechtliche Instrumente zur Gel- ministerium und das Vorhaben, die Transpa- gen will die Liste Pilz laut Kolba die Nagel- tendmachung von Schadenersatzansprüchen renzdatenbank „scharf zu schalten“. Auch probe machen, was aus den Wahlprogram- bei Massenschäden in Anlehnung an die der Schwerpunkt Digitalisierung ist für ihn men von ÖVP und FPÖ geworden ist. Zum rechtlichen Lösungen in den Niederlanden. erfreulich. All diese Punkte könnten aber Auftakt brachte er selbst einen Entschlies- Die Sitzung des Nationalrats vom 20. De - nicht wettmachen, daß das Regierungspro- sungsantrag zum Thema Muster- bzw. Sam- zember dauerte bis in die späten Abendstun- gramm insgesamt eine Enttäuschung sei, sag- melklagen ein. Es gehe nicht an, daß Kon- den an. n te er. Strolz vermißt die versprochenen zerne in Europa KonsumentInnen und Be- http://www.bka.gv.at Leucht türme und wertet das Programm als hörden ohne Konsequenzen arglistig betrü- http://www.parlament.gv.at „nicht ambitioniert und zutiefst unverbind- gen könnten, spielte er auf den Dieselskan- Quelle: Parlamentskorrespondenz lich“. Es fehlten auch Zeitleisten, wann wel- ches Vorhaben umgesetzt wird. Die NEOS werden als Reform-Turbo viel zu tun haben, glaubt er. Regierungsmehrheit beschloß Zu den „Best of der Enttäuschungen“ ge- eine neue Verteilung der Ressorts hört laut Strolz das „uninspirierte“ Bildungs- programm. Dieses sei von der Phantasie ge - tragen, daß mit mehr Zucht und Ordnung er Verfassungsausschuß des National- und viele weitere Untertatbestände zuständig alles gut werde, kritisierte er. Außerdem ver- Drats hat am Abend des 19. Dezember sein. Die neue Bezeichnung des Ressorts lau - misst er die Abschaffung der kalten Progres- grünes Licht für die neue Ressortverteilung tet Bundesministerium für Verfassung, Re for - sion, konkrete Steuersenkungspläne, Refor- in der Regierung gegeben. Damit ist sicher- men, Deregulierung und Justiz. Das Außen- men im Pensionsbereich, die Abschaffung des gestellt, daß die neuen Regierungsmitglieder ministerium übernimmt vom Bundeskanz- Kammerzwangs und ein Informationsfrei- ihre vorgesehenen Aufgabengebiete rasch in leramt die Zuständigkeit für OECD-Angele- heitsgesetz. Österreich sei das letzte Land in vollem Umfang übernehmen können. In Kraft genheiten. Europa, wo noch das Amtsgeheimnis gilt, kri- treten soll die Gesetzesnovelle am 8. Jänner Weitere Kompetenzverschiebungen betref - tisierte er. 2018. Formal wird die Zahl der Ministerien fen den Tourismus und den Energiebereich, Was die EU betrifft, warf Strolz der FPÖ von 13 auf 12 sinken, dafür wird es im Bun- die beide von Landwirtschafts- und Umwelt- Doppelzüngigkeit vor. Er hegt den Verdacht, deskanzleramt künftig zwei MinisterInnen – ministerin Elisabeth Köstinger übernommen daß die FPÖ an dem Tag, an dem der Wind auf der einen Seite für EU, Kultur und Me - werden, sowie die Verwaltung der Anteils- wieder günstig stehe, den „Öxit“ betreiben dien, auf der anderen Seite für Frauen, Fami- rechte des Bundes an der Bundesimmobi- wird. lien und Jugend – geben. liengesellschaft, die vom Wirtschaftsministe - Basis für diesen Beschluß bildete ein vor- rium ins Finanzministerium wandern. Der Kolba: Viele Giftzähne sorglich bereits im November gemeinsam Finanzminister darf künftig außerdem auch werden sich noch zeigen von ÖVP und FPÖ eingebrachter Antrag, der bei der Erstellung des Rahmenplans der Ös- Peter Kolba, Klubchef der Liste Pilz, ver- nun um umfangreiche Abänderungen er - terreichischen Bundesbahnen mitwirken. glich das Regierungsprogramm mit einem gänzt wurde. Mit diesen wird etwa die Ver- Dem Infrastrukturministerium werden die Gabentisch und meinte, wenn man die ein- schiebung zentraler EU-Agenden vom Aus- Angelegenheiten des Rates für Forschung zelnen Packerl öffne, sehe man, für wen es sen ministerium in das Bundeskanzleramt, und Technologieentwicklung übertragen. Geschenke gibt. Sicher freuen können sich die Zusammenlegung des Sozial- und des Keine Änderungen sind bei den Zuständig- seiner Ansicht nach die SpenderInnen der Gesundheitsministeriums sowie die Bünde- keiten des Innenressorts vorgesehen. Liste Kurz, Superreiche, Immobilienhaie und lung der Kompetenzen für Schulen, Univer- Die genaue Bezeichnung der neuen Mini- große Konzerne. Für die Ärmsten gebe es sitäten und Kindergärten in einem Ministe- sterien neben dem Bundeskanzleramt lautet: hingegen kein Paket. So werde etwa das un- rium besiegelt. Zusätzliche Aufgaben wer- Bundesministerium für öffentlichen Dienst terste Drittel der EinkommensbezieherInnen den auch das Justizministerium und das neue und Sport, Bundesministerium für Europa, nicht vom Steuerbonus für Familien profitie- Nachhaltigkeitsministerium (bisher Land- Integration und Äußeres, Bundesministe- ren. wirtschaft und Umwelt) erhalten. Für das rium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Kolba glaubt, daß die FPÖ „die Klientel- neue Ressort öffentlicher Dienst und Sport Konsumentenschutz, Bundesministerium für politik der ÖVP“ mitträgt, weil sie im Ge - wird Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu - Bildung, Wissenschaft und Forschung, genzug mit dem Innenministerium und dem ständig sein. Bundesministerium für Digitalisierung und Verteidigungsministerium belohnt worden sei. Abgeben wird das Bundeskanzleramt Wirtschaftsstandort, Bundesministerium für Diese Machtfülle der FPÖ, was die Geheim- neben den Beamten u.a. auch die Bereiche Finanzen, Bundesministerium für Inneres, dienste betrifft, erfülle ihn mit großer Sorge. Digitalisierung (an das Wirtschaftsministe- Bundesministerium für Landesverteidigung, Angesichts der geplanten Massenquartiere rium) und Verfassungsangelegenheiten (an Bundesministerium für Nachhaltigkeit und für AsylwerberInnen und der angekündigten das Justizministerium). Damit wird Justiz- Tourismus, Bundesministerium für Verfas- Bargeldabnahme wertete er es als wahre minister Josef Moser auch für den Verfas- sung, Reformen, Deregulierung und Justiz Schande, wie ein reiches Land wie Öster- sungsdienst, die Verfassungs- und Verwal- sowie Bundesministerium für Verkehr, Inno- reich mit Menschen auf der Flucht umgeht. tungsgerichtsbarkeit, die rechtliche Vertretung vation und Technologie. n Allgemein meinte er, die wahren „Giftzäh- Österreichs vor dem EuGH, den Datenschutz Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 70 Innenpolitik Das Regierungsprogramm 2017 bis 2022 im Überblick sterreich ist eines der schönsten und le - ren. Wir können uns auf ein starkes Sozialsy- Wir nehmen diese Herausforderungen an Öbenswertesten Länder der Welt. Der un- stem verlassen, das aber nicht mehr treffsi- und sehen sie als Chance. In den kommen- bändige Fleiß vieler Hände und das kreative cher und effizient ist. Wir haben einen guten den fünf Jahren wollen wir für Österreich und Potential der Menschen in unserem Land sind Wirtschaftsstandort, der aber im Vergleich seine Bürgerinnen und Bürger arbeiten, um das Kapital, das uns auch in Zukunft unseren mit unseren Nachbarn nicht mehr wettbe- gute Lösungen für die Gegenwart und Zu- Wohlstand sichern und weiter ausbauen läßt. werbsfähig genug ist. Und wir leben in einer kunft unseres Landes zu erreichen. Die Auch wenn Österreich grundsätzlich gut freien und solidarischen Gesellschaft, die Grundlage dafür ist ein neuer sachlicher Stil dasteht, haben wir in manchen Bereichen aber durch die steigende Migration immer in der Politik sowie eine klar pro-europäische den Anschluß an die Spitze in Europa verlo- mehr herausgefordert wird. Ausrichtung der Bundesregierung.

Unser Weg für Österreich Sanktionen bei Nichtbefüllung einführen Innere Sicherheit m Mehr Netto vom Brutto: Senkung der (Transparenzdatenbank) Österreich ist ein sicheres und lebenswertes Steuer- und Abgabenquote auf 40 Pro- m Entflechtung der Kompetenzverteilung Land. Damit das so bleibt, verfolgen wir eine zent zwischen Bund, Ländern und Gemeinden proaktive, umfassende Sicherheitspolitik. Wir m „Familienbonus Plus“: 1.500 Euro pro und Abschaffung gegenseitiger Blocka- werden die Grund- und Freiheitsrechte der Kind demöglichkeiten Menschen schützen und fördern. Das ist das m Arbeitszeitflexibilisierung im Interesse m Auflösung von Doppelstrukturen und beste Mittel, um staatsfeindlichem Ex tremis - von Arbeitnehmern und Arbeitgebern Bündelung von Verwaltungsaufgaben mus den Boden zu entziehen. Gleichzeitig m Abbau der Bürokratie für Bürger und m Aufwertung des Volksbegehrens, nach gilt es die illegale Migration in unser Land Unternehmen erfolgreicher Evaluierung weiterer Aus- zu stoppen und qualifizierte Zuwanderung m Einführung einer Bildungspflicht bau der direkten Demokratie an den Bedarf Österreichs auszurichten. m Deutsch vor Schuleintritt m Prüfung der bestehenden Rechtsnormen m Attraktivierung des Polizeiberufs: Schaf- m Einheitliche Mindestsicherung und gegen Dirty-Campaigning fung von bis zu 2.000 Ausbildungsplät- Reduktion der Geldleistung für Asylwer- zen ab 2019 und Schaffung von 2.100 zu- ber Europa und Außenpolitik sätzlichen Planstellen m Reduktion der Sozialversicherungsträger Als Europapartei ist für uns klar: Die Zu- m Einführung von zukunftsorientierten Er- m Einsatz für ein gentechnik- und atom- kunft Österreichs ist fest mit dem europäi- mittlungsmethoden unter Ausbau des freies Europa schen Friedens- und Einigungsprojekt ver- Rechtsschutzes m Versorgungssicherheit im ländlichen knüpft. Wir werden als aktiver und zuverläs- m Gesamtstaatliche Migrationsstrategie: Le - Raum siger Partner an der Weiterentwicklung der gale Migration nach den Bedürfnissen m Nationale Klima- und Energiestrategie EU mitwirken, wobei das Prinzip der Subsi- Österreichs, Bekämpfung von Fluchtur- m Mehr Sicherheit durch mehr Polizei diarität im Mittelpunkt stehen soll. Als neu- sachen und Forcierung einer effektiveren m Härtere Strafen bei Gewalt- und Sexual- traler Staat liegt eine engagierte internationa - Rückkehrpolitik delikten le Politik im nationalen Interesse. Österreich m Effizienz im Asylverfahren und Außer- m Illegale Migration stoppen soll als historische Drehscheibe zwischen Ost landesbringungen steigern m Ausbau der direkten Demokratie und West ein aktiver Ort des Dialogs sein. m Einsatz für ein „Gemeinsames Europäi- m Weiterentwicklung der Europäischen m Schaffung von „Österreich-Häusern“ im sches Asylsystem“: Entschlossene Be - Union im Sinne der Subsidiarität Ausland, damit Botschaften zu „One- kämpfung von Schlepperei und Men- m Schuldenbremse in die Verfassung stop-Shops“ für Visa, Wirtschaftsbera- schenhandel, maßvolles Resettlement so- tung, Spracherwerb und Kulturvermitt- wie Versorgung von auf See Geretteten in Verwaltungsreform und Verfassung lung werden „Rescue Centres“ außerhalb der EU Wir bekennen uns zu einer umfassenden m Bekenntnis zu einer Weiterentwicklung Verwaltungsreform. Wir wollen Maßnah- der Europäischen Union im Sinne der Integration men setzen, damit die öffentlichen Mittel Sub sidiarität Integration ist ein langfristiger Prozeß. Vor- bei den Bürgerinnen und Bürgern ankom- m Beitrag für einen effizienten EU-Außen- aussetzungen dafür sind der Erwerb der deu- men und nicht in veralteten Strukturen ver- grenzschutz und Gewährleistung der öf- tschen Sprache, die Akzeptanz unserer Werte sickern. Aber auch politische Entschei- fentlichen Ordnung und Sicherheit in Ös - und die Teilnahme am Arbeitsmarkt. Erfolg- dungsprozesse müssen näher an die Wähle- terreich durch Grenzraumkontrollen reiche Integration hängt zudem wesentlich rinnen und Wähler herangeführt werden. m Bekenntnis zu einer aktiven Handelspoli- von der Anzahl der zu integrierenden Perso- Der Ausbau direktdemokratischer Elemente tik unter Wahrung österreichischer Re - nen und deren Qualifikationen ab. Von jenen soll daher Schritt für Schritt mit den Bürge- geln und Standards Personen, die rechtmäßig und dauerhaft in rinnen und Bürgern erfolgen. m Bekenntnis zu einer stärkeren Hilfe vor unserem Land leben, wird eingefordert, daß m Schuldenbremse in die Verfassung Ort sowie verstärkte Koppelung an die Be- sie sich aktiv um ihre Integration bemühen m Gebietskörperschaften übergreifende reitschaft von Drittstaaten zur Rücknah- sowie unsere verfassungsmäßig verankerten Förderungsdatenbank umsetzen und me abgelehnter Asylwerber Werte hochhalten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 71 Innenpolitik m Deutsch vor Regelunterricht m Angemessene rechtliche, organisatori- m Einführung moderater Finanzierungsbei- m Zweites verpflichtendes Kindergartenjahr sche und budgetäre Ausstattung des träge von Studierenden, um die Verbind- für Kinder mit keinen oder mangelnden Bundesheeres lichkeit des Studierens zu erhöhen Deutschkenntnissen m Attraktivierung des Grundwehrdienstes m Steigerung der Ausbildungs- und Stu- m Stärkere Kontrolle und in letzter Konse- m Sicherstellung der Einsatzfähigkeit der dienplätze für digitale Berufe quenz Schließung von islamischen Kin- Milizbataillone auf nationaler Ebene m Abgestimmte Schwerpunktsetzungen der dergärten und islamischen Privatschulen m Verstärkte europäische und internationale Hochschulen weiter fördern und stärkere bei Nichterfüllung der gesetzlichen Vor- Kooperation bei Beschaffungen Ausrichtung des Studienangebots am aussetzungen m Bekenntnis zu Auslandseinsätzen und gesellschaftlichen und wirtschaftlichen m Ausbau von verpflichtenden staatlichen Aufstockung entsprechend den strategi- Bedarf Werte- und Orientierungskursen schen Interessen der Republik mit Fokus m Weiterentwicklung der Pädagogischen m Staatsbürgerschaft als möglicher Ab - auf EU-Außengrenzschutz, Westbalkan, Hochschulen und verstärkte Einbettung schluß einer erfolgreichen Integration: Nordafrika und Migrationsrouten in universitäre Rahmen- und Steuerungs- Neu gestaltung des feierlichen Rahmens bedingungen für die Verleihung Bildung Das österreichische Bildungssystem darf we - Innovation und Digitalisierung Justiz der auf das Bewahren des Überkommenen Österreich ist eine kleine, exportorientierte Eine funktionierende und unabhängige Ju - noch auf das Verändern um jeden Preis aus- Volkswirtschaft. Als solche ist es entschei- stiz ist Garant für die Wahrung von Rechts- gelegt sein. Jede Schülerin und jeder Schüler dend, hochinnovative Produkte und Dienst- frieden und Rechtssicherheit. Das hohe Ver- verfügt über unterschiedliche Talente und leistungen erfolgreich auf den Weltmärkten trauen der Bürgerinnen und Bürger in die ef- Begabungen und möglicherweise Förder- zu positionieren. Vor allem Innovationen fiziente und moderne Rechtsordnung und und Aufholbedarf. Ein modernes Bildungs- durch Digitalisierung bieten hierfür neue Gerichtsbarkeit ist gleichzeitig ein Auftrag system muß diesen differenzierten Anforde- Chancen. Ziel ist es daher, daß Österreich für die Zukunft. Daher wollen wir die Geset- rungen mit einem differenzierten Angebot an zur Gruppe der europäischen Innovation- ze den gesellschaftlichen Entwicklungen an - Schultypen Rechnung tragen. Lea der aufsteigt. passen, Abläufe optimieren und einen leist- m Einführung Bildungspflicht: Definition m Jährliche, kontinuierliche Erhöhung der baren Zugang zum Justizsystem sicherstel- be stimmter Grundfertigkeiten und Grund - Forschungsausgaben des Bundes, um len. kenntnisse (Lesen, Schreiben, Rechnen, eine Forschungsquote von 3,76 Prozent m Weitere Strafverschärfung bei Gewalt- soziale und kreative Kompetenzen), die zu erreichen und Sexualdelikten jede Schülerin und jeder Schüler am En- m Überarbeitung der Lehrpläne in Richtung m Beschleunigung von Verfahren u.a. durch de der Schullaufbahn beherrschen muss Digital- und Medienkompetenzen Einsatz des elektronischen Rechtsver- m Klare Definition der Zielsetzungen von m Exzellenzinitiative zur Steigerung der kehrs und Senkung sowie Deckelung der Bildung und Betreuung in den elementar- kompetitiven Grundlagenforschung Gerichtsgebühren pädagogischen Einrichtungen m Konsolidierung der fördernden Stellen m Forcierung des Konzepts „Haft in der m Chancen-Pass am Beginn der 7. Schulstu- als „One-Stop-Shops“ entlang der Inno- Heimat“ fe: Prüfung der Bildungsstandards, um vationskette m Wohnungseigentumsbildung erleichtern, die richtige Wahl des weiteren Bildungs- m Gründungen und Start-ups von technolo- Anreize für Wohnungsneubau und Schaf- weges zu unterstützen gieintensiven Unternehmen erleichtern fung eines neuen Mietrechts, um Wohnen m Überarbeitung und Präzisierung der m Zügiger Ausbau einer modernen, lei- wieder leistbarer zu machen Benotungssystematik für alle Schultypen stungsfähigen Telekommunikationsinfra- m Gebührenbremse bei Müll, Abwasser und und Schulstufen, aufbauend auf einer struktur. Ziel 2025: Landesweite Versor- Kanal fünfteiligen Notenskala gung mit leistungsstarkem Breitband m Mehr Gerechtigkeit im sozialen Wohn- m Verstärkte Vermittlung kreativer, hand- sowie mobile Versorgung mit 5G bau: regelmäßige Mietzinsanpassungen für werklicher, wirtschaftlicher und unter- Besserverdiener nehmerischer Kompetenzen bzw. von Medien Kenntnissen im MINT-Bereich Die Medienlandschaft ist im Umbruch, die Landesverteidigung Digitalisierung im Vormarsch. Die Politik Wir bekennen uns zur militärischen Landes- Wissenschaft muss dafür sorgen, auch in einem derart ver- verteidigung durch das Bundesheer nach den Die Innovationskraft eines Landes hängt von änderten Umfeld weiterhin ein Medienange- Grundsätzen eines Milizsystems, sowie zur der Qualität der Hochschulen und vom bot mit spezifisch österreichischen Inhalten allgemeinen Wehrpflicht. Die Auswirkungen Engagement aller ab, die an ihnen forschen, insbesondere durch öffentlich-rechtliche von Konflikten wurden nicht zuletzt durch lehren und studieren. Unter dem Dach von Medien sicherzustellen. die Migrationskrise sichtbar und erfordern, Hochschulen finden sich die Impulsgeber für m Den öffentlich-rechtlichen Auftrag ins daß das österreichische Staatsgebiet und sei - Wissenschaft und Forschung. Wer Wissens- 21. Jahrhundert bringen und insbesonde- ne Bürgerinnen und Bürger geschützt wer- durst klug fördert, gewinnt in der globalisier- re die Digitalisierung berücksichtigen den. Daher wollen wir die Fähigkeiten des ten und digitalisierten Welt. m Erarbeitung von Leitlinien für ein ORF- Bundesheeres erhalten und stärken, sowie m Verbesserung der Studienbedingungen Gesetz NEU aktiv zur internationalen Krisenbewältigung durch ein neues Zugangsregelungs-Ma - m Unterstützung junger österreichischer und Friedenserhaltung beitragen. na gement Talente in öffentlich-rechtlichen Medien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 72 Innenpolitik m Gründung einer gemeinsamen digitalen men setzen wir auf ein familiengerechtes Dafür wollen wir bestehende Pensionsprivi- Vermarktungsplattform der österreichi- Steuermodell. Das Wohl und der Schutz un - legien abschaffen, Altersarmut bekämpfen, schen Medienlandschaft serer Kinder und Jugendlichen hat für uns die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmerinnen m Journalistische Qualität über Aus- und oberste Priorität. Wir wollen ihnen die be - und Arbeitnehmer erhöhen und das faktische Weiterbildung im eigenen Betrieb för- sten Startvoraussetzungen mit auf den Weg Pensions- antrittsalter kontinuierlich an das dern geben. gesetzliche heranführen. m „Familienbonus Plus“: Ein Plus bis zu m Abschaffung aller noch verbliebenen Sport 1.500 Euro pro Kind und Jahr (Reduktion Pensionsprivilegien Sport ist ein wesentlicher Bestandteil im Le - der Lohnsteuerpflicht; nicht negativ wirk - m Heranführung des faktischen an das ben der Österreicherinnen und Österreicher. sam) gesetzliche Pensionsalter Um unser Land weiterhin als Sportnation m Weiterentwicklung der antragslosen Ver- m Änderung des Prozentsatzes bei der Kor- hochzuhalten, ist es wichtig, die erforderli- fahren zum Erhalt von Familienleistungen ridorpension bei längerem Arbeiten che finanzielle und organisatorische Unter- m Europarechtskonforme Indexierung der m Zuverdienst ab gesetzlichem Pensionsal- stützung zu garantieren. Wir wollen den Brei- Familienbeihilfe (Anpassung an die Le - ter bis zur Geringfügigkeitsgrenze zulassen tensport ausbauen und Spitzensport erfolg- benshaltungskosten im jeweiligen EU- m Entschiedene Bekämpfung der Altersar- reicher machen. Staat) mut m Langfristige Sportstrategie, die alle Be- m Reform der Schulferienregelungen und reiche der Sportförderung von der Schule Einführung von Herbstferien unter Ein- Gesundheit bis zum Spitzensport umfaßt bindung der Schulpartner Die Sicherung und der weitere Ausbau unse- m Bundesweite Umsetzung der täglichen m Bundesweite Vereinheitlichung des Ju - res hochwertigen Gesundheitssystems erfor- Bewegungseinheit für alle Kinder in öf - gendschutzes dern Initiativen, die die Bedürfnisse der Pa - fentlich finanzierten Betreuungseinrich- m Gesetzliche Verankerung von Schülerpar- tientinnen und Patienten, die Qualität der Ver - tungen lamenten sorgung sowie die Effizienz und Effektivität m Einführung von Laufbahnmodellen im der Verwaltung in den Mittelpunkt stellen. Spit zensport Frauen Wir wollen für alle Bürgerinnen und Bürger m Forcierung der Initiative „Fit Sport Frauen übernehmen Verantwortung in allen einen niederschwelligen Zugang zu best- Austria“ in der Gesundheitsprävention gesellschaftlichen Bereichen. Die Erfüllung möglicher medizinischer Versorgung sicher- m Bessere Bedingungen für Sportlerinnen dieser Aufgaben ist besser anzuerkennen. stellen und einen besonderen Fokus auf und Sportler mit Behinderung schaffen Zudem braucht es für unterschiedliche Le - Gesundheitsförderung und Prävention legen. bensphasen maßgeschneiderte Rahmenbe- m Stärkung des Hausarztes und der Gesund- Kunst und Kultur dingungen. Chancengleichheit darf dabei heitsversorgung vor Ort Österreich gilt international als Kulturna- kein leeres Schlagwort sein. m Einführung von Landarzt-Stipendien tion. Gerade im Ausland wird man häufig m Gemeinsam mit Sozialpartnern Diskrimi- m Verbesserung der Rahmenbedingungen, auf die großartigen Errungenschaften unse- nierungen in allen Kollektivverträgen prü - um Wartezeiten auf Operationen, Behand - rer Kunst- und Kulturschaffenden angespro- fen und beseitigen (Anrechnung von lungen und Untersuchungen transparent chen. Daher sind Kulturausgaben für uns Karenzzeiten und Vorrückungen) zu machen und zu reduzieren nicht zuletzt nachhaltige Investitionen in m Ziel Einkommenstransparenz: Zusam- m Vorsorgeuntersuchung in Verbindung mit Kreativität und Innovation der Gesellschaft. menführung der bestehenden Einkom- Anreizen (z.B. Erlassen der E-Card m Schaffung einer Kunst- und Kulturstrate- mensberichte auf einen bundesweit ein- Gebühr) gie, übergreifend über alle Gebietskör- heitlichen Standard m Nachhaltige Reduktion der Sozialversi- perschaften unter enger Einbindung aller m Rasche Weiterentwicklung und Evaluie- cherungsträger auf maximal 5 Träger Gruppen rung der Unterhaltshöchstgrenzen zur fi- m Mutter-Kind Paß: Weiterentwicklung des m Besondere Berücksichtigung der künstle- nanziellen Absicherung von Alleinerzie- Leistungsspektrums bis zum 18. Lebens- rischen Nachwuchsförderung herinnen und Alleinerziehern jahr m Kunst und Kultur verstärkt in den Kinder- m Wahlfreiheit bei Kinderbetreuung: Flexi- m Bekämpfung von Sozialmissbrauch garten und Schulalltag integrieren blere Öffnungszeiten, flächendeckender m Förderung von Exzellenz und klares Be - Ausbau schulischer Nachmittagsbetreu- Soziales und Konsumentenschutz kenntnis zur Qualität bei der Förderung ung, Ausweitung der Ferienbetreuung Wir bekennen uns zum Sozialstaat Öster- von Kultureinrichtungen m Forcierung von Gender Medizin reich und sehen es als Aufgabe des Staates, m Das Gedenkjahr 2018 als gemeinsames m Frauenbudget absichern und Ausbau der dort zu unterstützen, wo sich der Einzelne Projekt für das ganze Land etablieren notwendigen Einrichtungen (z.B. Ge- nicht selbst helfen kann. Damit das auch in waltschutzzentren, Notwohnungen sowie Zukunft so bleibt, müssen wir im System Familie und Jugend Frauen- und Mädchenberatungsstellen) effizienter und treffsicherer werden und die Familien sind das Fundament unserer Ge - Zuwanderung in unser Sozialsystem stoppen. sellschaft. Wir wollen daher dafür Sorge tra- Pensionen Gelebte Solidarität bedeutet, die Pflege und gen, daß ihre Leistungen finanziell und Wer sein Leben lang gearbeitet hat, soll sich Betreuung für alle in bestmöglicher Qualität ideell Anerkennung finden. Neben echter auch im Alter auf soziale Sicherheit verlassen sicherzustellen, das Ehrenamt wertzuschätzen Wahlfreiheit und einer zielgerichteten För- können. Wir bekennen uns daher zu einem und Menschen mit Behinderung eine barrie- derung von Familien mit niedrigem Einkom- stabilen und nachhaltigen Pensionssystem. refreie Teilhabe an unserer Gesellschaft und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 73 Innenpolitik

Wirtschaft zu ermöglichen. m Abschreibungen an tatsächliche wirt- klung der betrieblichen Lehrstellenförde- m Bundesweit einheitliche Regelung der schaftliche Nutzungsdauern angleichen rung, Modernisierung der Lehrberufe, Ver - Mindestsicherung und Deckelung der m Senkung der Körperschaftssteuer – insbe- besserung der Durchlässigkeit zwischen Leistungen für eine Bedarfsgemeinschaft sondere auf nicht entnommene Gewinne Lehre und Fachhochschulen auf maximal 1.500 Euro sowie hinsichtlich der Mindest-KöSt m Schulungen des AMS verstärkt in Koope- m Intensives Coaching und signifikante m Faire Besteuerung internationaler Inter- ration mit Unternehmen durchführen Kürzungen bei Arbeitsverweigerung oder net-Konzerne durch Einführung der m Beschäftigungsanreize durch eine Neu- Schwarzarbeit m „Digitalen Betriebsstätte“ auf OECD- ausrichtung von Arbeitslosengeld, Not- m Anspruch auf Mindestsicherung in Öster- oder europäischer Ebene standshilfe und Bedarfsorientierter Min- reich setzt voraus, in den vergangenen 6 destsicherung Jahren mindestens 5 Jahre legal in Öster- Wirtschaftsstandort, Entbürokratisierung m Zumutbarkeitsregeln schärfen mit dem reich gelebt zu haben Wir regulieren in Österreich viel zu viel. Die Ziel, die Arbeitsplatzvermittlung zu er- m Mindestsicherung NEU: Reduktion der Regulierungsdichte ist nicht nur ein tägli- leichtern Geldleistung für Asylberechtigte und ches Ärgernis, sondern schadet auch unse- m Qualifizierte Zuwanderung unter stärke- subsidiär Schutzberechtigte rem Standort und gefährdet Wachstum und rer Berücksichtigung des Bedarfs auf m Einheitliche finanzielle Rahmenbedin- Arbeitsplätze. Wir werden daher Verwaltung dem heimischen Arbeitsmarkt gungen für Pflege und Betreuung in den und Bürokratie deutlich reduzieren und m Umsetzung einer praxisgerechten Man- verschiedenen Abstufungsformen Regeln praxisgerechter gestalten – damit die gelberufsliste, die die regionalen Arbeits- m Vermehrte Unterstützung pflegender An- Menschen weniger Formulare und dafür marktgegebenheiten berücksichtigt, und gehöriger und „One-Stop-Shop“ für För- wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Ausbau überregionaler Vermittlung derungen und Unterstützung Dinge haben. m Schaffung eines modernen einheitlichen m Eigenes Sonderfach für Palliativpflege in m Arbeitszeitflexibilisierung im Interesse Arbeitnehmerbegriffs unter Einbeziehung der Facharztausbildung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, um der Vertreter von Arbeitgebern und Ar - m Ausbau des Konsumentenschutzes in Arbeitszeitvolumen besser an die Auf- beitnehmern, Angleichung der Beleg- Beratung und Rechtshilfe tragslage anpassen zu können und eine schaftsorgane (Betriebsräte) m „Ehrenamt-Gütesiegel“: Zertifizierung bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Dokumentation freiwilliger Arbeit und Freizeit zu ermöglichen Verkehr und Infrastruktur und dabei erworbener Qualifikationen m Verstärkte Einrichtung von „One-Stop- Ein innovatives Mobilitäts- und Transport- m Transparenz der Kriterien und Leistungen Shops“ für Bürger und Unternehmen system ist für unsere Lebensqualität und die im Bereich der persönlichen Assistenz und m Überarbeitung des Kumulationsprinzips Wett- bewerbsfähigkeit des Standorts ent- Angebote in Richtung „Best Practice“ aus - im Verwaltungsstrafrecht zur Vermeidung scheidend. Wir wollen daher den öffentli - bauen von Mehrfachbestrafung und Veranke- chen Verkehr und insbesondere die Schiene, m Abbau von Bürokratie für Menschen mit rung des Prinzips „Beraten statt Strafen“ aber auch unser Autobahn- und Straßennetz Behinderung m Rücknahme von „Gold-Plating“ – dem modernisieren. Zudem gilt es, Österreichs m Verstärkte Koordination und Forcierung Übererfüllung von EU-Vorgaben geographische Lage zur Stärkung unserer der Eingliederung von Menschen mit Be- m Wirtschaftsförderungsstrategie: Mehrfach - Stel lung als verkehrspolitische Drehscheibe hinderung in den Arbeitsmarkt förderungen vermeiden, Effektivität und zu nutzen. Effizienz von Förderungen steigern, För- m Schnellere Genehmigungsverfahren ins- Finanzen und Steuern derabwicklung vereinfachen und digitali- besondere für Infrastrukturprojekte, faire In kaum einem anderen Land ist die Steuer- sieren Interessenabwägungen und klare Vorga- last so hoch wie in Österreich. 2016 hatte m Reduktion der Melde- und Informations- ben beim UVP-Verfahren unser Land mit 42,9 Prozent die fünfthöch- pflichten für Unternehmen m Bekenntnis zur Drehkreuzfunktion des ste Steuer- und Abgabenquote der gesamten m Durchforstung der Arbeitnehmerschutz- Flughafens Wien-Schwechat und zur Er- EU. Wir werden die Steuer- und Abgaben- vorschriften, Arbeitsinspektorat als Ser- richtung der dritten Piste. quote in Richtung 40 Prozent senken. Das viceeinrichtung etablieren m Zukunftsfähigkeit und Produktivität der bedeutet: speziell die kleinen und mittleren ÖBB sichern Einkommen werden spürbar entlastet und Arbeit m Neues österreichweites Tarif- und Ver- unsere Unternehmen wettbewerbsfähiger. So Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen triebssystem für den öffentlichen Verkehr, wird es wieder leichter, sich durch eigene in Beschäftigung zu bringen. Neben der Ver- Harmonisierung der Tarif- und Automa- Arbeit etwas aufzubauen. besserung der Rahmenbedingungen, die es tensysteme m Mehr Netto vom Brutto: Senkung der Unternehmen ermöglichen, Arbeitsplätze zu m Bekenntnis zum regionalen, schienenge- Lohn- und Einkommensteuer sowie Ver- schaffen, werden wir gezielte Maßnahmen bundenen Verkehr einfachung des Einkommensteuerrechts einer aktiven Beschäftigungspolitik setzen. m Ausbau Österreichs zu einem Vorreiter- m Reduktion des Arbeitslosenversiche- So wollen wir wieder das Spitzenfeld der land für automatisiertes/autonomes Fahren rungsbeitrags für niedrige Einkommen Länder mit der geringsten Arbeitslosigkeit in m Senkung der Lohnnebenkosten ohne Lei- der EU erreichen und zugleich den Fachkräf- Landwirtschaft und ländlicher Raum stungsreduktionen tebedarf der Wirtschaft sichern. Die heimischen Landwirtinnen und Land- m Senkung des Umsatzsteuersatzes auf m Stärkung und Weiterentwicklung der dua- wirte sind ein starker Wirtschaftsfaktor und Übernachtungen von 13 auf 10 Prozent len Berufsausbildung, z.B. Weiterentwik- stehen für Produkte auf höchstem Niveau,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 74 Innenpolitik die Erhaltung der Kultur- und Erholungs- m Medizinische Versorgungssicherheit im Energie landschaft sowie die Sicherung unserer na- ländlichen Raum gewährleisten Die Weiterentwicklung des Energiesystems türlichen Ressourcen. Damit das auch in zu einer modernen, ressourcenschonenden Zukunft so bleibt, braucht es eine aktive Umwelt und klimaverträglichen Versorgung nimmt Agrarpolitik und ein klares Bekenntnis zur Umweltschutzmaßnahmen sind Vorausset- einen zentralen Stellenwert ein. Wir wollen Erhaltung einer kleinstrukturierten, vielfälti- zung für eine hohe Lebensqualität, ein ge - erneuerbare Energieträger aus eigener Pro- gen, bäuerlichen Landwirtschaft. Damit eng sundes Lebensumfeld und eine nachhaltige duktion stärken, um Österreich unabhängiger verbunden ist die Weiterentwicklung des wirtschaftliche Entwicklung. Die ökosoziale von Energieimporten zu machen und gleich- ländlichen Raums zu einem zukunftsorien- Marktwirtschaft ermöglicht, die Balance zeitig Impulse für neue Investitionen, zu- tierten Lebens-, Arbeits- und Erholungsort. zwischen leistungsfähiger Wirtschaft, gesell- sätzliches Wirtschaftswachstum und die m Reduktion der Bürokratie für landwirt- schaftlicher Solidarität und ökologischer Schaffung von Arbeitsplätzen zu setzen. schaftliche Klein- und Mittelbetriebe Nachhaltigkeit zu halten. m Ausstieg aus der fossilen Energiewirt- m Weiterentwicklung der Gemeinsamen m Erarbeitung und Umsetzung einer inte- schaft, 100 Prozent Strom aus erneuerba- Agrarpolitik nach 2020: Sicherstellung der grierten nationalen Klima- und Energie- ren Energiequellen bis 2030 Mittel auf europäischer und nationaler strategie m Ausbau bestehender und Errichtung neuer Ebene, ökosoziale Agrarpolitik stärken m Konsequente Fortsetzung des österreichi- Erzeugungsanlagen für erneuerbare Ener- m Anti-Gentechnik-Rabatt auf EU-Ebene schen Anti-Atom-Wegs sowie des Kohle- gien für gentechnikfreie Staaten im Anbau ausstiegs m Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie prak - m Stellung der Landwirtschaft im Wettbe- m Verbot von Fracking unter den derzeit ge- tische Erleichterungen für E-Mobilität werbsrecht verbessern gebenen technischen Voraussetzungen m Steigerung der Energieeffizienz speziell m Mehr Bewußtsein für Ernährung und Ver- m Erhalt und Förderung der Biodiversität im Wohnbau und Investitionsförderung für besserung der Kennzeichnung von Le- durch Erneuerung der nationalen Biodi- private Photovoltaik und Kleinspeicher bensmitteln versitätsstrategie m Langfristig sozial verträglicher Umstieg m Ausweitung des Versicherungsschutzes in m Entwicklung eines strategischen Maß- von Ölheizungen auf erneuerbare Ener- der Land- und Forstwirtschaft nahmenplans für Umwelttechnologien gie- und Heizungsträger sowie Erneuer- m Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur sowie die Kreislauf- und Recyclingwirt- ungsinitiative für überalterte Heizkessel. mit dem Ziel einer besseren Anbindung schaft Das komplette Regierungsprogramm finden Sie unter der Städte mit dem Umland (Schiene, m Höhere Strafen für illegalen Tierhandel diesem (wenn auch nichtlesbaren) Link als pdf-File: Straße, öffentlicher Verkehr) und Tierquälerei https://www.bundeskanzleramt.gv.at/at.gv.bka.liferay-app/documents/131008/0/Regierungsprogramm_2017%E2%80%932022.pdf/b2fe3f65-5a04-47b6-913d-2fe512ff4ce6 Die Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres m 18. Dezember wurde Karin Kneissl Als unabhängige Kommentatorin und Aals Bundesministerin für Europa, Inte- Korrespondentin wirkte Karin Kneissl seit gration und Äußeres angelobt. 1998 für zahlreiche deutsch- und englisch- Karin Kneissl wurde 1965 in Wien gebo- sprachige Printmedien, sowie für den Öster- ren. Sie studierte Rechtswissenschaften und reichischen Rundfunk ORF. Sie ist Autorin Arabistik an der Universität Wien. Weitere zahlreicher Bücher und Publikationen. Zu - Studienaufenthalte absolvierte sie an der He - letzt erschienen u.a.: Wachablöse: Auf dem bräischen Universität von Jerusalem, der Weg in eine chinesische Weltordnung 2017, Universität von Urbino sowie als Fulbright- Mein Naher Osten 2014, Prinz Eugen – vom Stipendiatin an der Georgetown Universität Außenseiter zum Genie Europas 2014, Die in Washington D.C. Karin Kneissl ist Absol- Zersplitterte Welt – was von der Globalisie- ventin der Ecole nationale d’administration rung bleibt 2013, sowie Testosteron Macht (ENA) in Paris. Politik 2012. Von 1990 bis 1998 war Karin Kneissl in Karin Kneissl ist Gründungsmitglied und verschiedenen Funktionen im diplomati- Vizepräsidentin von Whistleblowing Öster- schen Dienst der Republik Österreich tätig, reich und Vizepräsidentin der Gesellschaft für u.a. im Kabinett des damaligen Außenmini- strategische und politische Studien STRA- sters , im Völkerrechtsbüro, so - TEG. Sie war in der Kommunalpolitik ihrer wie an den Österreichischen Botschaften in Heimatgemeinde Seibersdorf aktiv und en-

Paris und Madrid. Foto: Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres gagiert sich in zahlreichen karitativen Ein- Seit 1998 war Karin Kneissl als freie Bundesministerin Karin Kneissl richtungen in Österreich und im Libanon. Lehrbeauftragte für Völkerrecht, Geschichte Karin Kneissl spricht zahlreiche Fremd- des Nahen Ostens und den Energiemarkt an Sciences de l’Homme Byblos/Libanon, der sprachen: Arabisch, Englisch, Französisch, zahlreichen Universitäten tätig, u.a. an der Université Saint Joseph Beirut, sowie an der Hebräisch (Grundkenntnisse), Italienisch, Universität Wien, der Diplomatischen Aka- Landesverteidigungsakademie und der Mili- Ungarisch (Grundkenntnisse), Spanisch. n demie Wien, der European Business School/ tärakademie Wiener Neustadt des österrei- http://www.bmeia.gv.at Rheingau, dem Centre International des chischen Bundesheeres. https://de.wikipedia.org/wiki/Karin_Kneissl

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 75 »Burgenland Journal« Burgenland unter den besten Regionen Europas

Hochkarätige Diskussion über den Status des Burgenlandes Foto: Bgld. Landesmedienservice V.l.: Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Ausschusses der Regionen (AdR), Marlies Stubits-Weidinger, Botschafterin Österreichs bei der OECD, LH Hans Niessl, Elisabeth Kornfeind, Botschafterin Österreichs in Brüssel, und Jörg Wojahn, Vertreter der EU-Kommission in Österreich urgenland und EU – eine Region im stellte Niessl eingangs fest. „Wir sind als rung pro Kopf von 2000 bis 2013 liege das BVergleich“ war das Thema des 2. „Bur- einzige Region Europas von drei neuen EU- Burgenland an der Spitze. Über das BIP hin- genlandgesprächs“ im TechLab in Eisen- Regionen umgeben. Wir müssen daher jetzt aus gelte es aber Wohlstandsindikatoren wie stadt, zu dem Landeshauptmann Hans Niessl gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Umwelt, Gemeinschaft, Sicherheit, Gesund- am 4. Dezember geladen hatte. Der Einla- die gute Entwicklung nicht zum Stillstand heit, Erziehung, Einkommen oder Zufrie- dung waren neben Landesrätin Astrid Eisen- kommt“. Künftiges Ziel sei es, so Niessl, denheit zu berücksichtigen. Dabei liege das kopf, Landesrat Helmut Bieler und Landtags- neue qualifizierte Arbeitsplätze im Zeitalter Burgenland verglichen mit anderen OECD- präsident Christian Illedits zahlreiche Vertre- der Digitalisierung zu schaffen. Um Struk- Regionen unter den besten 14 Prozent für terInnen aus Wirtschaft, Verwaltung, Kultur turfördermittel auch nach 2020 zu lukrieren, Bürgerengagement und unter den besten 40 und Bildung gefolgt. In ihren Statements hatten Landeshauptmann Hans Niessl und Prozent in der Kategorie Gemeinschaftssinn diskutierten Karl-Heinz Lambertz, Präsident Landtagspräsident Christian Illedits deshalb sowie bei Bildung. Einen absoluten Spitzen- des Ausschusses der Regionen (AdR), Jörg erst wenige Tage zuvor in Brüssel Gespräche wert erreiche das Burgenland beim Thema Wojahn, Vertreter der Europäischen Kommis- mit hochrangigen Vertretern verschiedener Sicherheit. Beim Wohlbefinden sei das Bur- sion in Österreich, Marlies Stubits-Weidin- EU-Institutionen geführt. Man sei dabei auf genland auf Augenhöhe mit Regionen wie ger, Botschafterin Österreichs bei der OECD, großes Verständnis für die Anliegen des Bur- Flandern, Hessen, Utrecht oder Kopenhagen. und Elisabeth Kornfeind, Botschafterin Ös - genlandes gestoßen. Im Hinblick auf die Auch weltweit sei das Burgenland unter den terreichs in Brüssel, den Status des Burgen- Stärkung der EU-Kohäsionspolitik nach Top 50 der Regionen. Hauptfaktoren für den landes im Vergleich mit anderen europäischen 2020 unterzeichneten Landeshauptmann Aufholprozeß sei die Nähe von Städten wie Volkswirtschaften und zeigten Chancen und Niessl, Präsident Lambertz und LT-Präsident Wien und Graz, in Zukunft auch Sopron, Györ Ziele für die künftige Entwicklung des Bur- Illedits die Erklärung zur „Kampagne oder Bratislava – dieses Potential gelte es in genlandes auf. #CohesionAlliance für eine starke EU- Zukunft stärker zu nutzen. Als Möglichkei- Kohäsionspolitik nach 2020“. ten, wettbewerbsfähig zu bleiben, nannte Niessl: Warnung vor Stubits-Weidinger die Integration in globale wirtschaftlichem Rückfall Burgenland »im OECD-Kontext Wertschöpfungsketten und die Mobilisie- Nach der erfolgreichen Entwicklung in eine rasch aufholende Region« rung lokaler Stärken, etwa durch Städtepart- den letzten Jahren stehe das Burgenland vor Das Burgenland sei „im OECD-Kontext nerschaften. großen neuen Herausforderungen. „Als Über - eine rasch aufholende Region“, erklärte Bot- gangsregion, als Grenzland zu weniger ent- schafterin Marlies Stubits-Weidinger, die Strategie für Burgenland wickelten Nachbarregionen mit deutlich nie- selbst aus dem Burgenland stammt. Ein Ver- nach 2030 entwickeln drigeren Löhnen bei gleichzeitig höherer För - gleich des BIP-Wachstums österreichischer Das regionale Entwicklungsmodell der derkulisse, aber auch angesichts des freien Regionen sehe das Burgenland „auf der OECD basiere auf guter struktureller Wirt- Dienstleistungsverkehrs steht das Burgen- Überholspur“, zitierte Stubits aus einer Stu- schaftspolitik mit Schwerpunkt auf einem land unter sehr hohem Konkurrenzdruck“, die der OECD. Bei der Produktionssteige- ortsabhängigen Ansatz, der Politikstrategien

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 76 »Burgenland Journal« an die Bedürfnisse von Orten anpaßt. „Es lie- reich auch weiterhin ins EU-Budget einzah- dem, was sie zuhause sagten. Es sei wichtig, gen dazu bereits viele Studien vor, die Re- len müssen; nur so könnten Regionen wie das daß jeder Regionspolitiker sich auch als Eu - gionen sollten die Expertise der OECD nut- Burgenland auf weitere Förderungen hoffen. ropapolitiker sehe, „erst dann können wir von zen“, rät Stubits. Sie nannte als künftige Hinsichtlich der Finanzierung neuer Schwer- Erfolg sprechen“. Die Arbeit der EU müsse Schlüsselthemen für das Burgenland die Ver- punkte sei indes das Jahr 2018 entscheidend, auch in den Dörfern, Städten und Regionen besserung der regionalen Wettbewerbsfähig- wenn unter der österreichischen EU-Präsi- ankommen. „Die Menschen müssen vor Ort keit und des Tourismuspotentials, den Aus- dentschaft der EU-Finanzrahmen ab 2021 die EU-Politik als Mehrwert für die Region bau der grenzüberschreitenden Koordination, auf den Weg gebracht werden müs se. und für das persönliche Wohl wahrnehmen“. das Errichten ländlich-städtischer Partner- Der Ausschuß der Regionen werde die Ko - schaften, die Koordination der Verwaltung Österreichs EU-Ratsvorsitz im Zeichen operation mit den rund dreihundert Regio- zwischen verschiedenen Regierungsebenen des Finanzrahmens und des Brexit nalbüros in Brüssel noch weiter verstärken. und die Entwicklung einer langfristigen Zu- Einen Überblick über den kommenden Subsidiarität und Kohäsionspolitik seien die kunftsstrategie über 2030 hinaus. Auch For- österreichischen EU-Ratsvorsitz im 2. Halb- großen Aufgaben, letztere das fundamentale schung und Entwicklung sollten stark geför- jahr 2018 gab Botschafterin Elisabeth Korn- Element der politischen Gestaltung. „Sie dert werden. „Es könnte ein burgenländisches feind. Als größte Herausforderungen für den trägt zum Zusammenhalt Europas bei“. Silicon Valley entstehen“. Ratsvorsitz nannte Kornfeind neben den Brexit-Verhandlungen den mehrjährigen Fi- Dialogplattform soll Impulse setzen Neue Aufgaben der EU nanzrahmen, die Zukunft der Kohäsions- und Die Burgenlandgespräche führen das 2001 erfordern neue Einnahmen Agrarpolitik und der EU insgesamt und die gestartete „Wirtschaftsforum Burgenland“ Großes Lob für das Burgenland für seine Subsidiarität. „Auch Sicherheitsthemen sol- mit erweitertem Themenspektrum fort. „Sie Leistungen sprach Jörg Wojahn aus. „Das len wieder stärker in den Fokus gerückt wer- sollen eine neue Dialogplattform sein, bei Burgenland hat seit dem EU-Beitritt aus sei- den“. der wichtige Zukunftsthemen erörtert wer- ner Lage und aus allen Voraussetzungen den, Impulse setzen und brisante Themen ganz offensichtlich das Beste gemacht“. An- Burgenland ist best practice-Modell für der Gegenwart sowie die wichtigsten The- gesichts künftiger neuer Aufgaben der EU Nutzung von EU-Ziel-1-Fördermitteln men der Zukunft in den Mittelpunkt rücken“, wie gemeinsamer Grenzschutz oder gemein- „Das Burgenland ist ein Best practice- so Niessl abschließend. n same Verteidigungspolitik müssten vor dem Modell für die Nutzung von EU-Ziel-1-För- http://www.burgenland.at Hintergrund des Brexit allerdings auch neue dermitteln“, stellte AdR-Präsident Lambertz http://www.oecd.org Einnahmen gesucht werden. Entgegen der fest. Er orte indes ein krasses Mißverhältnis https://www.bmeia.gv.at/oev-bruessel/ Forderung heimischer Politiker werde Öster- zwischen dem, was Politiker in Brüssel und http://cor.europa.eu/de/Pages/home.aspx Kommandoübergabe in der Martin-Kaserne m Rahmen eines militärischen Festaktes Iin der Martin-Kaserne in Eisenstadt er - folgte am 15. Novemer die Kommandoüber- gabe beim Militärkommando Burgenland. Brigadier Gernot Gasser wurde zum neuen Militärkommandanten bestellt. Landeshaupt - mann Hans Niessl und Verteidigungsmini- ster Hans Peter Doskozil gratulierten dem neuen Kommandanten zur Bestellung und bedankten sich beim scheidenden Militärkom- mandanten, Generalleutnant Johann Luif, für

die jahrelange gute Zu sammenarbeit. Foto: Landesmedienservice, Wolfgang Sziderics „Mit Brigadier Gasser tritt ein äußerst Landeshauptmann Hans Niessl, Militärkommandant Brigadier Gernot Gasser, Generalleutnant erfahrener Soldat die Nachfolge von Gene- Johann Luif, Kommandant der Generalstabsdirektion, und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil bei der Übergabe des Kommandos in der Martin-Kaserne in Eisenstadt ralleutnant Luif als burgenländischer Mili- tärkommandant an. Gerade die geopolitische sich beim scheidenden Militärkommandan- des Jägerbataillons 1 auch wieder Führungs- Lage des Burgenlandes mit dem Assistenz- ten Johann Luif für sein Engagement und verantwortung über seine eigenen Soldaten einsatz und das Militär als ein wichtiger Si - seine konstruktive Führungsrolle bedankte, übertragen. Die Militärkommanden sollen cherheitsgarant im Burgenland verlangen in überzeugt. Auch Verteidigungsminister Hans daher auch wieder selbst für die Ausbildung der Führung des Bundesheeres eine sichere Peter Doskozil gratulierte dem neuen Mili- der Grundwehrdiener und für die Miliz ver- Hand, die durch Gasser gewährleistet ist“, so tärkommandanten zu seiner Bestellung: „Ein antwortlich sein. Das sind umfassende Auf- Niessl in seiner Rede. Mit Mut habe Gasser wichtiger Bestandteil der Reform des Öster- gaben, für die Brigadier Gasser bestens ge - schon bisher viele Einsätze gemeistert. „Mit reichischen Bundesheeres ist die Stärkung eignet ist. Er hat bereits in seinen vorherigen Mut und dem Blick für die Zukunft, wird es der Militärkommanden. Neben seiner Füh- Positionen Führungsstärke bewiesen. Ich uns auch weiterhin gelingen, das Bundes- rungsrolle bei Einsätzen im Bundesland wur - wünsche ihm alles Gute sowie viel Soldaten- heer zukunftsfit zu machen“, ist Niessl, der de dem Burgenland mit der Neuaufstellung glück.“ n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 77 »Burgenland Journal« Rettungswesen im Mittelpunkt des Sicherheitsgipfels

LH Niessl: »Arbeiten gemeinsam für die Sicherheit

im Burgenland, für die Menschen im Land« Foto: Bgld. Landesmedienservice Foto: Bgld. Friederike Pirringer, Präsidentin Rotes Kreuz Landesverband Burgenland, Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil, die Generaldirektorin für die öffentliche Sicherheit im Innenministerium, Michaela Kardeis, Landeshauptmann Hans Niessl, Sicherheitsreferent Landeshauptmann-Stell- vertreter Johann Tschürtz und der Landessekretär des Arbeiter-Samariterbundes Burgenland, Wolfgang Dihanich

er zweite Sicherheitsgipfel 2017 fand desheeres und der Polizei, den Sicherheits- Burgenland auch künftig auf höchstem Ni - Dam 21. November in der Landeszentra- behörden und Einsatzorganisationen ein aus- veau zu halten und das Sicherheitsgefühl der le des Roten Kreuzes in Eisenstadt statt. Bei gezeichnetes Miteinander gibt. Wir arbeiten Bevölkerung weiter zu stärken, müsse man der Tagung mit Verteidigungsminister Hans gemeinsam für die Sicherheit im Burgen- sich den Herausforderungen stellen, sagte Peter Doskozil, Landeshauptmann Hans land, für die Menschen im Land. Wir werden Niessl und strich dabei den Bereich Ret- Niessl, Sicherheitsreferent Landeshaupt- auch mit der kommenden neuen Bundesre- tungswesen heraus: „Das Burgenland wird mannstellvertreter Johann Tschürtz, der Ge - gierung, wer immer dort die handelnden Per- in den nächsten Jahren um 30.000 Einwoh- neraldirektorin für die öffentliche Sicherheit sonen sein werden, die Zusammenarbeit su - ner wachsen, dazu kommen immer mehr Tou - im Innenministerium Michaela Kardeis, Ver- chen.“ risten. Eine große Herausforderung für das treterInnen der Sicherheitsorganisationen, Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Rettungswesen sind auch Strukturänderun- des Bundesheeres, der Bezirksverwaltungs - Tschürtz kündigte die Etablierung eines Lan- gen, bedingt durch den österreichischen und behör den und der Landessicherheitszentrale dessicherheitsbeirates an. In diesem werden burgenländischen Strukturplan Gesundheit stand, neben aktuellen Entwicklungen und Vertreter aller für die Sicherheit relevanten und die Tatsache, daß immer mehr Behand- künftigen Herausforderungen in den einzel- Einrichtungen und Institutionen vertreten lungen in den Spitälern tagesklinisch behan- nen Si cherheitsbereichen, das burgenländi- sein. delt werden.“ Das bedeutet, daß die Zahl der sche Ret tungswesen im Mittelpunkt. Die Sicherheit habe hierzulande einen Fahrten zunehmen wird. Der Si cherheitsgipfel habe im Burgen- hohen Stellenwert, gleichzeitig sei das Bur- land eine lange und gute Tradition, wo man genland top bei Sicherheit und Aufklärungs- Zusammenspiel zwischen aktuelle Fragen bespreche und gemeinsam quote, so die einhellige Meinung beim an - den Organisationen Konzepte rund um die Sicherheit entwickle, schließenden Pressegespräch. Dies sei auch Am hohen Niveau des burgenländischen so Niessl: „Auch der heutige Sicherheitsgip- das Resultat der guten Zusammenarbeit zwi- Rettungswesen sollen diese Herausforderun- fel hat ge zeigt, daß es zwischen der Landes- schen allen Sicherheitsorganisationen, dem gen nichts ändern, betont der Landeshaupt- regierung, den Ver antwortlichen des Bun - Land und dem Bund. Um die Sicherheit im mann: „95 Prozent der Einsätze sind die Ret-

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 78 »Burgenland Journal« tungsfahrzeuge innerhalb 15 Minuten vor Ort. eines der vor rangigsten Ziele der Landesre- sen eingeschlagenen Weg sollte man nicht Das ist auch das Ziel.“ Dazu müßten die gierung.“ Tschürtz kündigte die Einrichtung verlassen. Im Budgetzyklus bis 2020 ist das Schnittstellen zwischen den Einsatz- und Si - eines Landessicherheitsbeirates an: „In die- bereits berücksichtigt. Es wäre falsch, wenn cherheitsorganisation sowie Land und Bund sem wer den Vertreter aller für die Sicherheit man jetzt wieder eingreift und Strukturen reibungslos funktionierten. Auch aus diesem relevanten Blaulichtorganisationen vertreten verändert“,so Doskozil. Grund sei der Sicherheitsgipfel ebenso wich- sein.“ Auch den Bund werde man einbinden, Auf Bundesebene seien weiterhin Cyber- tig wie Übungen – das habe auch die zuletzt so Tschürtz. kriminalität und der Terror die zentralen Her - im Burgenland durchgeführte Anti-Terror- ausforderungen, betonte der Verteidigungs- übung gezeigt. Sicherheit ist nur vermittelbar, minister. Auf Landesebene sei es wichtig, wenn sie sichtbar ist Präsenz zu zeigen. Das heißt, man müsse Landessicherheitsbeirat „Sicherheit ist allgegenwertig, ohne Si - „durch eine hohe polizeiliche Präsenz die wird eingerichtet cherheit funktioniert wenig. Sie ist Basis für Sicherheit sichtbar machen“, so Doskozil: Bei der Sicherheit müsse die Zusammen- Wohlstand und gedeihliches Nebeneinan- „Si cherheit ist nur vermittelbar, wenn sie arbeit über Parteigrenzen hinweg oberste der“, betonte Verteidigungsminister Hans sichtbar ist. Das ist auch der Schlüssel für Pri orität haben, das Zusammenspiel aller Pe ter Doskozil. Aber: Sicherheit koste aber Prävention.“ Behörden und relevanter Organisationen etwas, im Rettungswesen ebenso wie bei der Auch die Weiterführung des Assistenz - stehe an erster Stelle, stellte Tschürtz fest. Polizei oder dem Bundesheer. „In den letz- einsatzes sei wichtig. „Es geht darum, das „Die Gewährleistung und Weiterentwik- ten Jahren haben wir wieder ins Bundesheer Pro dukt Sicherheit für die Bevölkerung im klung der Sicherheit des Landes ist daher und damit in die Sicherheit investiert. Die- umfassenden Sinn sicherzustellen.“ n

Hans Peter Doskozil neuer Landesrat im Burgenland m Rahmen einer Sondersitzung des Bur- Igenländischen Landtags erfolgten am 21. Dezember Wahl und Angelobung von Hans Peter Doskozil als Landesrat, der 23 der 35 abgegebenen Abgeordneten-Stimmen er - hielt. Er wurde mit den Worten „Ich gelobe“ von Landeshauptmann Hans Niessl auf die Verfassung des Burgenlandes angelobt und erhielt von Landtagspräsident Christian Ille- dits die Bestellungsurkunde überreicht. Dos- kozil tritt damit die Nachfolge von Helmut Bieler an, der auf fast 19 Jahre in der Lan- des regierung zurückblicken kann. Niessl: „Ich möchte Helmut Bieler für seine enormen Verdienste um das Burgen- land danken. Helmut Bieler steht für stabile Finanzen, für den Ausbau der Infrastruktur und für die positive kulturelle Entwicklung des Burgenlandes. Der erfolgreiche burgen- ländische Weg ist ganz eng mit dem Namen

Helmut Bieler verbunden.“ Niessl ist davon Foto: Bgld. Landesmedienservice / Wolfgang Sziderics überzeugt, daß Doskozil „entscheidend dazu Nach der feierlichen Angelobung (v.l.): Landtagspräsident Christian Illedits, Landesrat Hans Peter Doskozil und Landeshauptmann Hans Niesl beitragen wird, daß das Burgenland auf Erfolgskurs bleibt“. Aufgaben erfolgreich bewältigt. Und: „Mein Dem Koalitionspartner dankte er für die In seiner Antrittsrede fand auch der neue grundsätzlicher Zugang ist es, lösungsorien- gute Zusammenarbeit, die auch einen rei- Landesrat Worte des Dankes und der Aner- tiert Sachpolitik für die Menschen, für die bungslosen Übergang möglich gemacht ha- kennung für Helmut Bieler. Er finde eine Burgenländerinnen und Burgenländer zu be. Die Opposition lud Doskozil ein, „sich „stabile Basis in den Bereichen Finanzen, ma chen.“ sachlich einzubringen“. Für die Zukunft des Kultur und Straßenbau“ vor. Doskozil be- Doskozil betonte auch die Bedeutung der Burgenlandes sei es entscheidend, daß es dank te sich nach seiner Wahl für das Ver- Gemeinden und äußerte ein klares Bekennt- „or dentliche Finanzen“ hat. „Mein Ziel sind trauen und betonte: „Vertrauen ist ein ganz nis zur Sozialpartnerschaft: „Der Ausgleich stabile Finanzen und ein ordentlicher Haus- wichtiger Faktor in der Politik.“ Es gehe um in der Gesellschaft ist ein ganz wesentlicher halt als Basis für die Arbeit in vielen The- eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Aspekt.“ Der neue Landesrat dankte dem menfeldern.“ Doskozil übernimmt von sei- Regierung, vor allem aber müsse die Bevöl- Lan deshauptmann „für die immerwährende nem Vorgänger Helmut Bieler unter anderem kerung das Vertrauen haben, daß die Politik Freundschaft“ und die Möglichkeiten, die er die Zuständigkeiten für Landeshaushalt und ihrer Verantwortung gerecht wird und ihre ihm geboten habe. Finanzen, Kultur und Straßenbau. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 79 »Burgenland Journal« 90 Jahre Landwirtschaftskammer

LH Niessl: »Sozialpartner haben einen großen Anteil am Erfolg Österreichs und des Burgenlands.« Foto: Bgld. Landesmedienservice Feierten das Jubiläum: der Präsident der Burgenländischen Landwirtschaftskammer, Ök.-Rat Franz Stefan Hautzinger und Kammeramtsdirektor Ök.-Rat Otto Prieler mit Landeshauptmann Hans Niessl, Agrarlandesrätin Verena Dunst, Naturschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf, AK Burgen- land Präsident Gerhard Michalitsch, LR a. D. Josef Plank, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, und weiteren Ehrengästen

ie Burgenländische Landwirtschafts- tretung unseres Heimatlandes in den 90 Jah- tums einen hohen Stellenwert für die Land- Dkammer feiert heuer ihr 90jähriges Be - ren erbracht haben“. wirtschaftskammer. Ohne bäuerliche Arbeit stehen. Am Abend des 15. November wurde Kein Berufsstand sei mehr heimatverbun- gäbe es keine Landschaftspflege, was sich das Jubiläum gemeinsam mit zahlreichen den und hänge stärker an Grund und Boden auch auf den Tourismus und die Artenvielfalt Gästen aus Politik, Wirtschaft, der Sozial- als die Landwirte“, so Hautzinge. „Die land- von Flora und Fauna schlecht auswirken partnerschaft und Standesvertretern gefeiert. wirtschaftlichen Flächen sind ihr Kapital, auf würde.“ Die Burgenländische Landwirt- Unter den Gratulanten waren auch Landes- und mit dem sie für die Menschen hochqua- schaftskammer sei als moderne Service-, hauptmann Hans Niessl, Agrarlandesrätin Ve - litative Lebensmittel erzeugen. Die Bäuerin- Kompetenz- und Bildungseinrichtung ein rena Dunst und Naturschutzlandesrätin nen und Bauern denken langfristig und han- verläßlicher Partner für die bäuerlichen Voll- Astrid Eisenkopf. deln schon seit jeher nachhaltig. Sie achten und Nebenerwerbsbetriebe sowie für die Niessl hob in seiner Ansprache die große das, was sie von ihren Eltern bekommen Grundeigentümer des Burgenlandes. Sie Bedeutung der Sozialpartner für die positive haben und sind sich ihrer Verantwortung werde alles unternehmen, damit es auch in Entwicklung von Bund und Land, insbeson- bewußt, auch den kommenden Generationen Zukunft im Burgenland eine von Familien- dere der Landwirtschaftskammer als Vertre- bleibende Werte weiter zu geben. Deshalb betrieben geführte flächendeckende Land- terin der burgenländischen Bäuerinnen und hat damals wie heute der Schutz dieses für und Forstwirtschaft gibt, die multifunktio- Bauern, hervor. Der Landeshauptmann sprach die Bewirtschaftung not wendigen Eigen- nell für die Menschen tätig sein kann, so sich auch klar für die Beibehaltung der ge - Hautzinger. setzlichen Pflichtmitgliedschaft bei den So- Laut Bgld. Landwirtschaftskammer gab zialpartnern aus. es zur Zeit der Kammergründung im Bur- „Mit der fortschreitenden Digitalisierung genland rund 43.500 Bauernhöfe. Nach der und Globalisierung bringen die kommenden letzten Agrarstrukturerhebung verzeichnet Jahre auch für die bäuerliche Interessenver- das Burgenland ca. 9.000 land- und forst- tretung eine Menge von Aufgaben. Die Her- wirtschaftliche Betriebe. Aktuell vertritt die ausforderungen, denen wir uns stellen müs- Burgenländische Landwirtschaftskammer sen, werden nicht weniger, sondern mehr“, rund 60.000 Bäuerinnen, Bauern sowie land- so Niessl. und forstwirtschaftliche Grundeigentümer. Der Präsident der Burgenländischen Anläßlich des 90-jährigen Jubiläums hat Landwirtschaftskammer, Ök.-Rat Franz Ste- die Landwirtschaftskammer das Buch fan Hautzinger, betonte, daß es für ihn sehr „Agrar land Burgenland – 90 Jahre Burgen- wichtig sei, das Gründungsjubiläum zu fei- ländische Landwirtschaftskammer 1927 – ern, „weil in der Öffentlichkeit bewußt ge - 2017“ herausgegeben. Redaktioneller Leiter macht werden soll, welche vielfältigen und war der burgenländische Historiker Prof. Her - großartigen Leistungen die Bäuerinnen und bert Brettl. n Bauern sowie die bäuerliche Interessenver- https://bgld.lko.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 80 »Burgenland Journal« Landwirtschaft hat Zukunft

Agrarlandesrätin Verena Dunst setzt mit Unterstützung von ExpertInnen auf eine gemeinsame Produktions- bzw. Vermarktungsstrategien und will Vernetzung mit kulinarischen und touristischen Angeboten forcieren. Foto: Bgld. Landesmedienservice Michael Förschner vom Amt der Bgld. Landesregierung, Doris Damyanovic, Brigitte Allex und Florian Reinwald von der Universität für Bodenkul- tur Wien, Ruth Bartel-Kratochvil vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Barbara Weißeisen-Halwax und Landesrätin Verena Dunst ie kleinstrukturierte burgenländische dern ausschließlich in der Steigerung der ternationaler Präsenz, mit Ab Hof Vermark- DLandwirtschaft sieht sich seit Jahren Qualität und in der Entwicklung veredelter tung, mit Orts- und Gebietsvinotheken jeden mit enormen Herausforderungen konfron- neuer Produkte. Der aktuelle Trend zu ge - Tag vor Augen führt, daß eine Qualitätsstra- tiert. Gleichzeitig haben sich damit die Ein- sunder Ernährung bietet hier zahlreiche tegie trotz scheinbar überragender interna- kommens- und (Über-) Lebensbedingungen Mög lichkeiten. Die Kleinstrukturiertheit ist in tionaler Konkurrenz große Chancen bietet.“ für die meisten in der Landwirtschaft Täti- die sem Zusammenhang keine Schwäche, son - Um auch die burgenländischen Agrarpro- gen verschlechtert. Agrarlandesrätin Verena dern eröffnet – im Gegenteil – zahlreiche duzentInnen diesem Ziel näherzubringen, Dunst hat nun gemeinsam mit den burgen- Chancen. Dunst: „Einen Preiswettkampf sind weitere Schritte notwendig. „Es ist nun ländischen LandwirtInnen und ExpertInnen werden die burgenländischen Agrarprodu- wichtig die strategische Umsetzung der Er- unter wissenschaftlicher Begleitung der Uni- zentInnen - auch bei noch so hohen Förde- gebnisse aus dem Projekt „Landwirtschaft hat versität für Bodenkultur (BOKU) in Wien rungen – verlieren. Eine Qualitätsstrategie Zukunft“ voranzutreiben. Es gilt nun, ge- und dem Forschungsinstitut für biologischen aber ermöglicht reelle Chancen für kosten- meinsam mit der Landwirtschaftskammer Pa - Landbau (FIBL) neue, tragfähige Lösungen deckende Preise. Hierfür haben wir in den kete zu schnüren, um die burgenländischen entwickelt und damit den burgenländischen vergangenen Monaten den Hebel angesetzt, AgrarproduzentInnen auf ihren Weg in eine AgrarproduzentInnen neue Perspektiven auf - insgesamt 60 neue Projektideen entwickelt erfolgreiche Zukunft zu begleiten. Die Dach - gezeigt. Im Rahmen einer gemeinsamen Pres- und 35 davon einer intensiveren Diskussion marke Burgenland muß forciert werden und sekonferenz wurde am 22. November in unterzogen.“ strategisch in Kooperation mit der Landwirt- Eisenstadt das Strategiekonzept präsentiert. So konnten die Stärken der saisonalen schaftskammer Burgenland verstärkt auf Ver- „Im Zuge dieses neuen Projektes war es und regionalen Produktion, d.h. die Frische, marktung, statt vordergründiger Beratung, mein erklärtes Ziel, zukunftsträchtige Optio- die kurzen Transportwege, die Regionalität, gesetzt werden. Auch die Vernetzung mit dem nen für die burgenländische Landwirtschaft die durchgängige Kontrolle von Anbau und kulinarischen und touristischen Angebot zu entwickeln. Dies erfordert eine Landwirt- Produktion, stärker herausgearbeitet und auf muß ausgebaut werden. Gemeinsam werden schaft, die im Angesicht von Globalisierung dieser Basis gemeinsame Produktions- bzw. wir weiterhin neue Wege finden – im Inter- und starker internationaler Verflechtungen Vermarktungsschienen sowie die Vernetzung esse unserer AgrarproduzentInnen, der land- be stehen kann“, so Agrarlandesrätin Verena mit kulinarischen und touristischen Angebo- wirtschaftlichen Produktionsbetriebe und na- Dunst. Im Zuge des Projektes kristallisierten ten angedacht werden. Eine derartige Strate- türlich auch im Interesse der KonsumentIn- sich sechs strategische Entwicklungsfelder gie hat auch Anknüpfungspunkte bei urba- nen, die sich hochqualitative Produkte auf heraus. Das Hauptgewicht der burgenländi- nen KonsumentInnen in den Großräumen ihren Tellern verdient haben“, so Dunst. schen Agrarpolitik wurde dabei in die For- Wien und Graz - Stichwort gesunde Lebens- Der Endbericht umfaßt 192 Seiten, wor- cierung der Qualität der heimischen Produk- mittel von heimischen ProduzentInnen aus aus ein umfassendes Strategiekonzept er - te, in die gezielte Besetzung von Marktni- dem Bio-Bundesland Burgenland – zum In - stellt wurde. schen und in die Entwicklung neuer Ver- halt. Agrarlandesrätin Dunst dazu: „Wir ha - In den kommenden Monaten wird dieses triebswege gelegt, denn die burgenländische ben mit der Entwicklung des burgenländi- Strategiekonzept in komprimierter Form als Antwort auf Überproduktion kann nicht dau- schen Weins eine beispiellosen Erfolgsge- Broschüre für alle interessierten BürgerInnen erhaft in Stützungszahlungen liegen, son- schichte, die uns mit österreichweiter und in- zur Verfügung gestellt. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 81 »Burgenland Journal« Knotenpunkt der Artenvielfalt als Besuchermagnet

Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel: Faszinierende Naturkulisse feiert 2018 sein 25jähriges Bestandsjubiläum

er 1993 gegründete Nationalpark Neu- Dsiedler See - Seewinkel, Österreichs ein - ziger Steppen-Nationalpark, zählt mit seinen ausgedehnten Wiesen, Hutweiden und salz- haltigen, periodisch austrocknenden Lacken, sowie einer reichen Fülle an Tieren und Pflanzen, darunter rund 340 Vogelarten, zu den faszinierendsten Naturräumen Europas. Mittlerweile bietet der Nationalpark das gan- ze Jahr über ein vielfältiges Besucherpro- gramm mit zahlreichen Exkursionen an. „Mit diesem Angebot sorgt der National- park dafür, daß das Bewußtsein für einen nachhaltigen Natur- und Landschaftsschutz geschärft wird. Der Nationalpark hat sich in den letzten Jahren im Natur- und Umwelt- schutz aber auch zu einem wichtigen Partner für das Land etabliert. Hier wird wirklich großartige Arbeit geleistet, wobei es auf der Basis einer außerordentlich guten und ko - operativen Zusammenarbeit letztendlich al - len Beteiligten darum geht, diese vielfältige

Natur-, Arten- und Lebensvielfalt auch für Foto: Bgld. Landesmedienservice kommende Generationen aufrecht zu erhal- v.l.: Landesrat Helmut Bieler, Umweltschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf und Johannes Ehren- feldner zog Bilanz über das bisherige Jahr und gab einen Ausblick auf 2018. ten“, betonte Natur- und Umweltschutzlan- desrätin Eisenkopf, Vorstandsmitglied der die Statistik: So konnten im Nationalpark- Genehmigung werden deshalb im kommen- Nationalparkgesellschaft. Sie gab gemein- Infozentrum 2017 bis dato ca. 35.000 Besu- den Jahr zahlreiche Projektstarts erfolgen.“ sam mit Landesrat Helmut Bieler, Vorstands- cher, etwa 3.500 SchülerInnen bei schuli- So wird mit dem Ziel einer deutlichen vorsitzender der Nationalparkgesellschaft, schen Programmen bzw. ca. 1.200 Kinder bei und unverkennbaren Positionierung und Stär - und Johannes Ehrenfeldner, der seit April außerschulischen Programmen begrüßt so- kung der Marke an einer Verbesserung und dieses Jahres als Nationalparkdirektor fun- wie 1.500 Termine im Rahmen von Exkur- Neugestaltung des Außenauftritts gearbei- giert, zog am 22. November eine Bilanz über sionen, Vorträgen und Workshops verzeich- tet – Stichworte: Relaunch der Homepage, das heurige Jahr und gab einen Ausblick auf net werden. Social Media, Corporate Design, Neugestal- künftige Pro jekte für 2018, wenn der Natio- Eisenkopf: „Die MitarbeiterInnen des tung der Drucksorten. nalpark Neusiedler See - Seewinkel sein Na tionalparks verfolgen ihren Informations- „Wir wollen den Na tionalpark zeitgemäß 25jähriges Bestandsjubiläum feiern wird. und Bildungsauftrag mit größtmöglichem und den neuen Medien entsprechend ver- Seit 1996 gibt es das Informationszen- Einsatz und Engagement. Die Kinder und Ju - markten, denn auch hier gilt es, mit den trum des Nationalparks Neusiedler See - gendlichen bekommen hier einen wichtigen modernen Entwicklungen Schritt zu halten. Seewinkel in Illmitz. Mittlerweile hat sich Einblick in die Besonderheiten unseres Na- Deshalb soll das Jubiläumsjahr 2018 genutzt diese Einrichtung zu einer wichtigen Anlauf- turraumes. Die Angebotspalette reicht von werden, um die Weichen für weitere erfolg- und Auskunftsstelle für alle naturinteressier- einem Halbtages- über ein Ganztagespro- reiche 25 Jahre zu stellen. Da für braucht es ten Gäste entwickelt. Das umfangreiche Pro- gramm bis hin zu mehrtägigen Veranstaltun- innovative und zukunftsorientierte Ansätze“, gramm spricht eine breite Besucherschicht gen oder Projektwochen mit verschiedensten betonte Bieler. an. Außerdem ist das Informationszentrum Themenkomplexen. Aktives Lernen steht Außerdem wird es eine inhaltliche und zu einer wichtigen Bildungsstätte im Bur- da bei im Vordergrund, denn die Teilnehmer gestalterische Neuausrichtung ab Winter genland geworden. Dementsprechend kön- können hier selbst die Dinge erforschen und 2018/2019 geben. Das Infozentrum soll neu nen sich auch die Besucherzahlen sehen las- erkunden. Aber, uns Blick richtet sich nicht gestaltet, modern ausgerichtet und der sen, denn die Nachfrage nach einem authen- nur in die Vergangenheit, sondern viel mehr Nationalpark insgesamt als Naturerlebnis für tischen Naturerlebnis steigt. Das zeigt auch in die Zukunft. Vorbehaltlich einer positiven Jung und Alt breiter positioniert werden. Um

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 82 »Burgenland Journal« Foto: © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0 Valios1988 Foto: Der Nationalpark Neusiedlersee - Seewinkel südlich von Podersdorf allen Nationalparkzielen gerecht zu werden, ten Projekte, die ein geplantes Investitions- zum 25jährigen Bestandsjubiläum des Na- wird mit Jahresanfang 2018 auch eine eigene volumen von etwa zwei Millionen Euro dar- tionalparks Neusiedler See - Seewinkel fin- Abteilung für Forschung und Monitoring stellen, sind ausschließlich im Zusammen- det am 13. Juni 2018 in der Nationalparkge- ihre Arbeit aufnehmen. wirken und mittels der Bereitschaft der Kräf- meinde Andau im Weingut Scheiblhofer statt, Bieler dazu: „Unser Ziel ist es, die For- te von Bund, Land und Europäischer Union aber auch über das Jahr verteilt werden an- schungsagenden zu bündeln, zu koordinie- finanzierbar. Derzeit laufen bereits sechs EU- läßlich des Jubiläumsjahres diverse Events ren und Kooperationen mit ähnlich gearteten kofinanzierte Projekte mit einem Gesamt- zu verschiedenen Nationalparkthemen ange- Einrichtungen, wie Universitäten und ande- budget von mehr als sechs Millionen Euro boten. n ren Nationalparks, einzugehen. Die erwähn- für drei bis vier Jahre.“ Die offizielle Feier http://www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at Traditionelle Weinsegnung im Landesweingut ie traditionelle Weinsegnung rund um Dden Landesfeiertag fand am 14. No- vember im Landesweingut Burgenland in Eisenstadt statt. Im Beisein von Bundesmi- nister Hans Peter Doskozil, Landeshaupt- mann Hans Niessl, Landesrat Helmut Bieler, Agrarlandesrätin Verena Dunst, Landtagsprä - sident Christian Illedits, Landesamtsdirektor WHR Ronald Reiter, Landesweinguts-Di- rektor Markus Prenner, Bürgermeister Tho- mas Steiner und vieler weiterer hochrangiger Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft nahmen Generalvikar Martin Korpitsch und Pfarrer Thomas Schuhmann die Segnung des jungen Weins vor. Prominenter Weinpate war Kobersdorf-Intendant Wolfgang Böck. Niessl hob in seiner Ansprache die große

Bedeutung des Weins für die Wirtschaft, ins- Foto: Bgld. Landesmedienservice besondere für den Tourismus, aber auch für V.l.: Landtagspräsident Christian Illedits, LR Helmut Bieler, BM Hans Peter Doskozil, LH Hans Niessl, LRin Verena Dunst, LH-Stv. Johann Tschürtz und Intendant Wolfgang Böck das Image des Landes hervor. „Daß burgen- ländischer Wein heute in fast 90 Länder ex - sind nicht zuletzt auch das Ergebnis der her- einen wesentlichen Beitrag geleistet hat“, so portiert wird, zeugt von dessen Qualität und vorragenden Ausbildung unserer Winzer, zu der Landeshauptmann. n Wertschätzung in der Welt. Diese Erfolge der auch die Landwirtschaftliche Fachschule https://www.weinbauschule.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 83 »Burgenland Journal« Eisenstadt: Mit der Bevölkerung im Dialog 2018. „Die direkte Begegnung zwischen Poli- tik und Bevölkerung ist mir besonders wich- tig. Denn so hat jeder die Möglichkeit, seine Meinung zu sa gen, aber auch seine kriti- schen Anmerkungen zu machen.“ Im kommenden Jahr wird die Bevölke- rung noch weiter in den Entscheidungsfin- dungsprozeß der Stadt einbezogen. „Teil des Haushalts soll 2018 erstmals ein sogenann- tes Bürgerbudget sein, mit dem Projekte, die von den BürgerInnen in den Stadtbezirken erarbeitet werden, finanziert werden“, erläu- tert der Bürgermeister. Der gesamte Projekt- prozeß wird von MitarbeiterInnen der Stadt- verwaltung professionell begleitet. Auch außerhalb der Bürgergespräche ist Steiner für die Anliegen der Bevölkerung er- reichbar. Sprechstunden sind immer diens-

Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt tags, 13-17 Uhr, und donnerstags, 9-11 Uhr, Bürgermeister Thomas Steiner im Sitzungssaal der Rathauses der Freistadt Eisenstadt (tel. Terminvereinbarung: 02682 / 705 702). Weiters gibt es sowohl auf der Homepage isenstadts Bürgermeister Thomas Stei- spräche waren gut be sucht und zeichneten der Stadt sowie in der Bürgerservicestelle Ener nützt jährlich die Bürgergespräche sich durch eine ebenso positive, wie kon- die „Bürgermeisterbox“, um Thomas Steiner dazu, aktuelle Vorhaben der Stadt zu präsen- struktive Gesprächskultur aus. Steiner gab zu kontaktieren und ihm Nachrichten, Wün- tieren und mit der Bevölkerung zu diskutie- einen um fassenden Überblick für das ablau- sche, Beschwerden, Ideen und Anregungen ren sowie viele wichtige Anregungen für die fende Jahr und bot auch schon einen Aus- zukommen zu lassen. n tägliche Arbeit mitzunehmen. Die Bürgerge- blick auf Herausforderungen und Projekte http://www.eisenstadt.at Jahresrückblick 2017 der Stadtgemeinde Mattersburg as Jahr 2017 war für Mattersburg und DWalbersdorf in vielen Bereichen ein spannendes Jahr. Neben zahlreichen Veran- staltungen und Kulturevents wurden auch einige Projekte umgesetzt, welche die Stadt noch lebenswerter machen. So wurde mit dem Ausbau der Villa Martini das „Soziale Grätzel“ der Stadt erweitert. Eine angemes- sene Betreuung von pflegebedürftigen Men- schen ist damit in Mattersburg weiterhin ge - sichert. Auch in die Kinderbetreuung hat die Stadt investiert: Im September wurde der renovierte und ausgebaute Kindergarten in Walbersdorf eröffnet und im Sommer wurde die Spielburg im Europapark an die Kinder

über geben, die seit dem ausgesprochen gut Foto: Stadtgemeinde Mattersburg angenommen wird. In der Wienerstraße wur- Glücksbringer für 2018: Rauchfangkehrermeister Norbert Giefing überbrachte seine besten den günstige Start wohnungen für junge Men- Wünsche ins Rathaus. schen errichtet. Abgerundet wurde der Jahreszyklus durch dertengerechte Verkehrswege vorgesehen. Im November war ein ganz besonderer bewährte Feste wie Bella Italia, Musiksom- Ein besonderes Anliegen ist das Projekt City- Gast in Mattersburg: Bundespräsident Ale- mer, Weinlesefest, Mühlenkirtag oder Marti- Bus Mattersburg, das 2018 umgesetzt wer- xander Van der Bellen eröffnete gemeinsam ni, die allesamt gut besucht waren. den soll. mit Landeshauptmann Hans Niessl und an- Konkret sind Investitionen für die Errich- Weitere geplante Schwerpunkte sind die deren Ehrengästen die neue jüdische Gedenk- tung einer Hundefreilaufzone, für die Sanie- Erhöhung der Wirtschaftsförderung sowie stätte am Brunnenplatz, die an die Vertrei- rung des Schwimmbeckens im Freibad, für die Errichtung von weiteren Fotovoltaikan- bung der Mattersburger Juden durch den die Neugestaltung des Brunnenplatzes und lagen auf gemeindeeigenen Gebäuden. n Nationalsozialismus erinnern soll. des Dorfplatzes in Walbersdorf sowie behin- http://www.mattersburg.gv.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 84 »Burgenland Journal« Auszeichnungen für verdiente Persönlichkeiten

Das Land Burgenland ehrte Persönlichkeiten für besondere Verdienste. Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: HR Walter Flak, GF des Bundesamts für Weinbau in Eisenstadt, Prof. Robert Müntz, Alois Schnedl, ASFINAG-Vorstand, Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der REWE International AG, Gerhard Krammer, Intendant des Klangfrühlings Schlaining, des Musikfestivals »Himmel und Haydn« und künstlerischer Leiter der »Burg Forchtenstein Fantastisch«, Prof. Jutta Unkart-Seifert, Christine Haubenwallner, Christine Teuschler, GF VHS Burgenland u. BuKEB-Vorsitzende, DDr.in Gabriele Ambros, Vorsitzende des Aufsichtsrates der Forschung Burgenland GmbH und FH Burgenland, LH Hans Niessl, Peter Kleinmann, Präsident des Österreichischen Volleyballverbandes

m Rahmen eines Festaktes im Kultur- und Die heute ge ehrten Persönlichkeiten haben ten zahlreiche qualifizierte Arbeitsplätze im IKongreßzentrum Eisenstadt zeichnete mit ihren Leistungen Außergewöhnliches Burgenland geschaffen werden, alleine bei Lan deshauptmann Hans Niessl am 27. dazu beigetragen. Dafür gebührt ihnen gros- der BILLA-Gruppe sind rund 800 Burgen- November Persönlichkeiten für besondere ser Dank und Anerkennung, die wir durch länderInnen beschäftigt. Verdienste um das Land Burgenland aus. Un - die Ehrungen seitens des Landes nun auch Das Komturkreuz erhielt auch Alois ter den zahlreichen Gästen waren die Land- offiziell zum Ausdruck bringen möchten“, Schnedl. In seiner Funktion als ASFINAG- tagspräsidenten Christian Illedits und Rudolf sagte Niessl in seiner Festansprache. Vorstandsdirektor habe er das Burgenland bei Strommer, Landesrat Helmut Bieler, Lan- vielen Bauvorhaben und Erhaltungsmaßnah- desrätin Verena Dunst, VertreterInnen aus Komturkreuz des Landes Burgenland men unterstützt. Po litik, Verwaltung, Wirtschaft, Bildung und Mit der höchsten Auszeichnung des Lan- Dem Burgenland als „Pendlerland Nr. 1“ Kultur sowie Familien, Freunde und Kolle- des, dem Komturkreuz, wurde Frank Hen- sei es ein großes Anliegen, daß die Burgen- gen der Geehrten. „Der Weg des Burgenlan- sel, Vorstandsvorsitzender der REWE Inter- länderInnen rasch und sicher zum Arbeits- des ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte, national AG, geehrt. Rund 160 burgenländi- platz und zurück kommen. Schnedl sei dem die durch eine gemeinsame Anstrengung der sche Lieferanten beliefern REWE mit über Burgenland dabei stets ein wertvoller Für- Menschen in unserem Land möglich wurde. 2.300 heimischen Produkten, dadurch konn- sprecher und Partner.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 85 »Burgenland Journal«

Großes Ehrenzeichen Erfolge im Kulturbereich sind ein wichti- lehrendes Wirken wurde Mag. Müntz der Forschung, Innovation und Entwicklung ger Motor für die Wirtschaft und den Tou- Berufstitel „Professor“ verliehen. sind die Grundlage für die weitere erfolgrei- rismus. Als Intendant des Klangfrühlings che Entwicklung des Burgenlandes. Mit der Schlaining, des Musikfestivals „Himmel und Zwei PaN-Preise FTI-Strategie wurde ein Programm erarbeitet, Haydn“ und als künstlerischer Leiter der Im Rahmen der Festveranstaltung wur- um das Burgenland bis zum Jahr 2025 nach- „Burg Forchtenstein Fantastisch“ locke Ger- den auch PaN-(Partner aller Nationen)Preise haltig zukunftsfit zu machen. hard Krammer eine Vielzahl an BesucherIn- des Landes Burgenland vergeben. Damit Als Vorsitzende des Aufsichtsrates der nen ins Burgenland. Dafür wurde er mit dem wird Menschen gedankt, die sich für Völker- Forschung Burgenland GmbH und FH Bur- Großen Ehrenzeichen ausgezeichnet. freundschaft und den Weltfrieden einsetzen. genland leistet dabei Gabriele Ambros maß- Ehrenzeichen des Landes Einen PaN-Preis erhielt, neben dem Eh - gebliche Aufbauarbeit. Für dieses Engage- Lebenslanges Lernen und Erwachsenen- renzeichen des Landes, Prof. Jutta Unkart- ment wurde ihr das Große Ehrenzeichen des bildung werden immer wichtiger. Als Ge - Seifert, die seit Jahren ein Straßenkinderpro- Landes verliehen. schäftsführerin der Burgenländischen Volks- jekt in der rumänischen Grenzstadt Arad Das Große Ehrenzeichen erhielt auch hochschulen und BuKEB-Vorsitzende setze unterstützt. Mit großem persönlichen Enga- Hofrat Walter Flak für seine Verdienste um Christine Teuschler im Bereich Weiterbil- gement und Einsatz sei es ihr dort gelungen, die heimische Weinwirtschaft. Daß das Bur- dung wichtige Maßstäbe. Sie durfte dafür Waisenkindern ein Heim und Kindern aus genland heute ein Weinland von internatio- das Ehrenzeichen des Landes entgegenneh- desolaten Familienverhältnissen einen Ta- naler Bedeutung sei und seine Weine in mehr men. gesaufenthalt in geordneten Verhältnissen zu als 90 Länder exportiere, sei mit das Ver- Seit vielen Jahren sei Prof. Jutta Unkart- ermöglichen. Von vielen als „Engel von Arad“ dienst von Flak. Um das Vertrauen der Kon- Seifert eine wichtige Kontaktstelle zwischen bezeichnet, sei sie unermüdlich unterwegs, sumenten nach dem Weinskandal in den den nach Argentinien ausgewanderten bur- um dafür zu sorgen, daß den Straßenkindern 1980er Jahren wiederherzustellen, installier- genländischen Landsleuten und den Burgen- in Arad vor Ort geholfen werden kann. te er damals das System der Prüfnummern länderInnen und so eine „Botschafterin“ des PaN-Preisträger ist auch Josef Hauben- und legte so einen Grundstein für die so er - Burgenlandes. Sie wurde dafür mit dem wallner, über die Grenzen des Landes hinaus folgreiche Entwicklung der österreichischen Ehrenzeichen des Landes geehrt. für sein Dorfmuseum in Mönchhof bekannt. Weinwirtschaft. Er habe sich zum Lebensziel gemacht, Ent- Das Burgenland ist heute ein Land des Berufstitel »Professor« wicklungshilfe in Uganda zu betreiben. Wenn Sports. Maßgeblich dazu beigetragen habe Besondere Verdienste im Gesundheitsbe- das Museum in den „Winterschlaf“ geht, der Präsident des Österreichischen Volley- reich, insbesondere auf dem Gebiet der fährt Haubenwallner nach Uganda, um vor ballverbandes Peter Kleinmann. Ihm sei es Homöopathie, hat sich Robert Müntz erwor- Ort zu helfen – ob bei der Errichtung von zu verdanken, daß vor acht Jahren eine Ko - ben. Der Leiter der Salvator Apotheke führt Schulen, Häusern, öffentlichen Einrichtun- operation des Volleyball-Nationalteams mit in Eisenstadt auch einen Betrieb, der exakte gen oder der Sicherung von Lebensgrundla- dem Landessportzentrum VIVA zustande Analysen von Arzneimitteln und Qualitäts- gen. Für Beppo Haubenwallner, der derzeit kam. Heute sei er ein Botschafter des Sport- kontrollen durchführt. Zahlreiche Reisen in in Uganda weilt, nahm seine Gattin Christi- landes. Dafür wurde ihm das Große Ehren- den Regenwald dienten der Arzneifindung in ne den Preis entgegen. n zeichen des Landes verliehen. der Homöopathie. Für sein forschendes und http://www.dachverband-pan.org Oberwart: »...jetzt geht was weiter!« m Jahr 2015 wurde die Aktion „...jetzt Zwei Projekte davon: Morsche oder kranke Igeht was weiter!“ der Stadtgemeinde Bäume stellen vor allem auf Spazierwegen Oberwart gestartet. Im Stadtgebiet stehen eine große Gefahr für die BürgerInnen dar. Tafeln mit der Aufschrift „...jetzt geht was Durch Windböen könnten sie umfallen und weiter!“, die über aktuelle Projekte infor- jemanden verletzen. Betrifft es Gemeinde - mieren – und zwar genau an Ort und Stelle, grundstücke trägt die Stadtgemeinde bzw. wo gearbeitet wird bzw. wo ein Projekt um- der Bürgermeister die volle Verantwortung gesetzt wurde. Bürgermeister Georg Rosner: für solche Unfälle. Daher ist es unablässig, „Diese Aktion ist mir ein besonderes Anlie- die Bäume regelmäßig zu überprüfen und gen, denn in unserer Stadt passiert sehr viel, wenn notwendig durchzuforsten. es geht was weiter. Es sind nicht immer nur Weihnachten steht vor der Tür, an den die großen Projekte, sondern auch Kleinig- Häusern und in den Straßen werden wieder keiten wie zum Beispiel der Tausch von Stras- festliche Beleuchtungen angebracht. Nach- senlampen oder die Sanierung eines kleinen dem für das Stadtgebiet vor drei Jahren eine Straßenstücks. Die OberwarterInnen sollen neue Weihnachtsbeleuchtung angeschafft mit diesen Tafeln darüber informiert werden, wurde, hat nun auch der Ortsteil St. Mar- was hier passiert.“ „…jetzt geht was weiter!“ tin/Wart neue Leuchtkörper erhalten. Die

findet auch in den Stadtnachrichten Ober- Foto: Stadtgemeinde Oberwart LED-Beleuchtung sorgt für weihnachtliche wart Aktiv und auf der Homepage der Stadt- Bürgermeister Thomas Steiner: Stimmung und hilft beim Stromsparen. n gemeinde Platz. »…jetzt geht was weiter!« in Oberwart http://www.oberwart.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 86 Wirtschaft Hohe konjunkturelle Dynamik setzt sich fort

III. Quartal: Starkes Industriewachstum beflügelt weiterhin heimische Konjunktur – Kräftige Konjunktur im Winter 2017/18

emäß der aktuellen Quartalsrechnung ponente). Damit setzt die heimische Wirt- Wie bereits im gesamten Jahresverlauf Gdes Österreichischen Instituts für Wirt- schaft ihren Aufschwung fort (I. Quartal wird die starke wirtschaftliche Dynamik von schaftsforschung (WIFO) wuchs die heimi- +0,9 Prozent, II. Quartal +0,8 Prozent). Das allen Nachfragekomponenten getragen. Die sche Wirtschaft im III. Quartal 2017 gegen- unbereinigte BIP lag im III. Quartal um 3,2 gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt er - über dem Vorquartal um 0,9 Prozent. Damit Prozent über dem Niveau des Vorjahres. höht die Ausgabenbereitschaft der privaten setzt sich die hohe konjunkturelle Dynamik Gegenüber der Schnellschätzung von Ende Haushalte, diese expandieren mit 0,4 Pro- aus dem 1. Halbjahr fort. Das Wachstum steht Oktober gab es Revisionsbedarf nach oben zent etwas stärker als zuletzt. Die öffentli - auf breiter Basis, getragen sowohl von der (+0,6 Prozentpunkte im Vorjahresvergleich, chen Konsumausgaben wurden ebenfalls mit Binnennachfrage als auch durch die Außen- +0,1 Prozentpunkt im Vorquartalsvergleich). 0,4 Prozent ausgeweitet. wirtschaft. Der Aufschwung in der Industrie Ausschließlich saison- und arbeitstags- Die Investitionstätigkeit der heimischen verstärkt sich abermals, die Sachgütererzeu- bereinigt (Kennzahl laut Eurostat-Vorgabe) Unternehmen bleibt hoch, der Wachstumshö - gung expandiert kräftig. betrug das Wachstum in Österreich 0,8 Pro- hepunkt dürfte jedoch bereits im 1. Halbjahr Das österreichische Bruttoinlandsprodukt zent und lag damit leicht über jenem im überschritten worden sein. Die Ausrüstungs- wuchs im III. Quartal um 0,9 Prozent gegen- Euro-Raum und der EU 28 (beide +0,6 Pro- investitionen stiegen im III. Quartal um 1,2 über der Vorperiode (Trend-Konjunktur-Kom - zent). Prozent (II. Quartal +2,1 Prozent); während

Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2016 2017 II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal Veränderung gegen das Vorquartal in %, real Bruttoinlandsprodukt1) + 0,3 + 0,4 + 0,7 + 0,9 + 0,8 + 0,9 Bruttoinlandsprodukt, gemäß Eurostat-Vorgabe2) + 0,4 + 0,3 + 0,6 + 1,3 + 0,8 + 0,8

Verwendung des Bruttoinlandsprodukts1) Konsumausgaben Private Haushalte3) + 0,5 + 0,4 + 0,3 + 0,3 + 0,3 + 0,4 Staat + 0,6 + 0,5 + 0,3 + 0,2 + 0,2 + 0,4 Bruttoinvestitionen + 0,7 + 0,6 + 0,8 + 0,8 + 2,1 + 2,3 Bruttoanlageinvestitionen + 0,9 + 0,7 + 1,2 + 1,8 + 1,4 + 0,9 Exporte – 0,0 + 0,5 + 1,6 + 2,1 + 1,5 + 0,9 Importe + 0,4 + 0,6 + 1,1 + 1,7 + 1,4 + 0,8

Bruttoinlandsprodukt nach Wirtschaftsbereichen1) Herstellung von Waren + 0,1 + 0,5 + 1,2 + 1,9 + 2,1 + 2,9 Bauwesen + 0,0 + 0,2 + 0,7 + 1,1 + 0,8 + 0,6 Marktdienstleistungen4) in % + 0,3 + 0,3 + 0,6 + 0,8 + 0,7 + 0,6 Handel – 0,2 + 0,2 + 0,9 + 1,2 + 1,0 + 0,9 Beherbergung und Gastronomie + 0,5 + 0,5 + 0,5 + 0,5 + 0,5 + 0,5 Veränderung gegen das Vorjahr in %, real Bruttoinlandsprodukt + 1,9 + 1,0 + 1,1 + 3,2 + 2,7 + 3,2

Quelle: WIFO-Berechnungen. - 1) Trend-Konjunktur-Komponente. - 2) Saison- und arbeitstagsbereinigt. - 3) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. - 4) Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie, Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen, Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (ÖNACE G bis N).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 87 Wirtschaft die Nachfrage nach Maschinen- und IKT- Investitionen ausgeweitet wurde, wurden die Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes – Fahrzeuginvestitionen etwas eingeschränkt. Veränderung gegen das Vorquartal in % Die Bauinvestitionen nahmen mit 0,4 Pro- zent in leicht vermindertem Tempo zu (II. Quartal +0,9 Prozent). Auch der Außenhandel leistete im III. Quartal abermals einen positiven Wachs- tumsbeitrag, wenngleich im Bereich der Gü - ter das Wachstumstempo im Jahresverlauf an Schwung verlor (+0,7 Prozent nach +1,4 Pro- zent im II. Quartal). Auf Grund der kräftige- ren Dynamik der Dienstleistungsexporte stiegen die Exporte im III. Quartal jedoch um 0,9 Prozent und damit stärker als die Im - porte (+0,8 Prozent). In der Industriekonjunktur legte der Auf- schwung zuletzt erneut an Tempo zu. Die Wertschöpfung in der Sachgütererzeugung stieg im III. Quartal um 2,9 Prozent (II. Quartal +2,1 Prozent). In der Bauwirtschaft Quelle: WIFO-Berechnungen hält die positive Grunddynamik weiterhin an drige Erwerbsquote und das Fehlen von zeichneten Werte weisen einen ruhigeren (+0,6 Prozent nach +0,8 Prozent im II. Quar- Lohndruck deuten allerdings darauf hin, daß Verlauf auf und machen Veränderungen des tal). Ebenso unterstützen weiterhin die trotz niedriger Arbeitslosenquote auf dem Konjunkturverlaufes besser inter- pretierbar. Marktdienstleistungen den Konjunktur- auf- Arbeitsmarkt noch Reserven vorhanden Die Formulierung „veränderte sich ge- schwung. Die Wertschöpfung im Handel wur - sind. genüber dem Vorjahr…“ beschreibt hinge- de um 0,9 Prozent ausgeweitet, im Bereich Im Euro-Raum stieg das BIP im III. gen eine Veränderung gegenüber der glei- Beherbergung und Gastronomie stieg sie Quartal gegenüber dem Vorquartal saisonbe - chen Periode des Vorjahres und bezieht sich ebenfalls robust (+0,5 Prozent). reinigt um 0,6 Prozent. Das kräftige Wachs - auf unbereinigte Zeitreihen. tum betraf dabei fast alle Länder. Auch die Die Analyse der saison- und arbeitstägig Schwung hält weiter an Einschätzung der aktuellen Entwicklung und bereinigten Entwicklung liefert genauere In - Die Wirtschaft wächst derzeit weltweit die Aussichten für die kommenden Monate formationen über den aktuellen Konjunktur- und in Österreich kräftig. Stimmungsindika- verbesserten sich laut Konjunkturtest der Eu - verlauf und zeigt Wendepunkte früher an. toren deuten darauf hin, daß dieser Schwung ropäischen Kommission im November und Die Daten unterliegen allerdings zusätzli - auch in den ersten Monaten des kommenden sind äußerst positiv. Die kräftige Konjunktur chen Revisionen, da die Saisonbereinigung Jahres anhält. Davon profitiert der österrei- dürfte sich im Euro-Raum also fortsetzen. auf statistischen Methoden beruht. chische Arbeitsmarkt, auch wenn die Ar - Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verbes- beits losenquote weiterhin hoch ist. Die In - serte sich im Oktober weiter; die Arbeitslo- Inflation, VPI und HVPI flation ist in Österreich höher als im Durch- senquote ist mit 8,8 Prozent aber immer Die Inflationsrate mißt die Veränderung schnitt des Euro-Raumes. noch um 1½ Prozentpunkte höher als vor der der Verbraucherpreise gegenüber dem Vor- Die internationale Konjunktur ist weiter- Krise. Dies dämpft die Lohnentwicklung, so - jahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein hin kräftig und dürfte ihren Schwung in die daß sich die Inflation (+1,5 Prozent im No - Maßstab für die nationale Inflation. Der Har- ersten Monate des kommenden Jahres mit- vember laut erster Schätzung) bislang nicht monisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist nehmen. In den USA wuchs die Wirtschaft beschleunigte. die Grundlage für die vergleichbare Messung im III. Quartal mit +0,8 Prozent gegenüber der Inflation in der EU und für die Bewer- dem Vorquartal stark. Die Industrieproduk- Periodenvergleiche tung der Preisstabilität innerhalb der Euro- tion nahm im Oktober zu, und die weiterhin Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vor- Zone. äußerst positive Konsumentenstimmung läßt periode, z. B. dem Vorquartal, werden um Die Kerninflation als Indikator der Geld- in den nächsten Monaten eine anhaltend leb- jahreszeitlich bedingte Effekte berei- nigt. politik ist nicht eindeutig definiert. Das hafte Konsumnachfrage der privaten Haus- Dies schließt auch die Effekte ein, die durch WIFO folgt der gängigen Praxis, für die halte erwarten. eine unter- schiedliche Zahl von Arbeitsta- Kerninflation die Inflationsrate ohne die Dazu trägt auch die günstige Lage auf gen in der Periode ausgelöst werden (etwa Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmit- dem Arbeitsmarkt der USA bei. Die Arbeits- Ostern). Im Gegensatz zu den an Eurostat tel und Energie zu verwenden. So werden losenquote sank im Oktober auf 4,1 Prozent, gelieferten und auch von Statistik Austria über 87 Prozent der im österreichischen ihren niedrigsten Wert seit mehr als 15 Jah- veröffentlichten „saison- und arbeitstägig Warenkorb für den Verbraucherpreisindex ren. Vom Konjunkturaufschwung profitieren bereinigten Veränderungen“ der vierteljähr- (VPI 2015) enthaltenen Güter und Dienstlei- auch Langzeitarbeitslose, unfreiwillig Teil- lichen BIP-Daten bereinigt das WIFO diese stungen in die Berechnung der Kerninflation zeitbeschäftigte und andere Personen am zusätzlich um irreguläre Schwankungen. einbezogen. n Rand des Arbeitsmarktes. Die weiterhin nie- Diese als Trend-Konjunktur-Komponente be- http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 88 Wirtschaft Österreichs Industriemotor läuft auf vollen Touren

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreichte mit 61,9 Punkten im November erstmals wieder sein Allzeithoch vom Jänner 2011 – Deutliche Steigerung des Auftragsvolumens sorgt für kräftige Produktionsausweitung

ie heimische Industrie steigert zum Jah- 32 Monaten in Folge wird die Neutralitäts- Auslandsnachfrage sorgt für Impulse Dresausklang wieder ihr Wachstumstem- grenze von 50 Punkten überschritten. „Der Das Neugeschäft hat sich im November po. „Der UniCredit Bank Austria Einkaufs- Konjunkturaufschwung in der heimischen deutlich erhöht. „Das robuste Auftrags- ManagerIndex ist im November auf 61,9 Industrie ist auf breiter Front spürbar. Viel wachstum aus dem Inland wird derzeit wie- Punkte geklettert. Damit erreichte der Indi- Neugeschäft führte im November zu einer der von einer deutlichen Beschleunigung der kator erstmals wieder das Allzeithoch vom kräftigen Erhöhung der Produktion und Exportnachfrage begleitet. Mit der guten eu - Jän ner 2011 und weist auf das stärkste Wachs - machte die Neueinstellung von Personal not- ropäischen Konjunktur im Rücken und viel tum in der österreichischen Industrie seit Be - wendig. Auch in den Preis- und Lagertrends Unterstützung durch die Nachfrage aus den ginn der Berechnung des Indikators vor fast spiegelt sich die abermals verbesserte Nach- mittelosteuropäischen Wachstumsmärkten 20 Jahren hin“, meint UniCredit Bank Au - fragesituation für die heimischen Industrie- haben die heimischen Betriebe die Produk- stria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der betriebe wider“, erläutert Bruckbauer die tion kräftig ausgeweitet“, meint UniCredit aktuelle Aufschwung der österreichischen wichtigsten Detailergebnisse der monat- Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die In dustrie ist mittlerweile der längste seit lichen Umfrage unter österreichischen Ein- Erhöhung der Produktionskapazitäten reich- Beginn der Berechnung des Indikators. Seit kaufsmanagern. te allerdings offensichtlich nicht ganz aus, um die deutlich gestiegene Nachfrage aus- UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex reichend zu erfüllen. Die Auftragsrückstände sind im November deutlich gestiegen. saisonbereinigt unbereinigt 65 65 Bestände in Verkaufslagern deutlich gesunken 60 60 Die spürbare Zunahme der Nachfrage zeigt sich nicht nur durch die steigenden 55 55 Auftragspolster, sondern findet auch in den aktuellen Lagertrends deutlichen Nieder- schlag. Trotz der stärksten Erhöhung der 50 50 Einkaufsmenge seit siebeneinhalb Jahren sind die Bestände in den Vormateriallagern 45 45 nur geringfügig gewachsen. Dagegen haben sich die Bestände in den Verkaufslagern, die bereits seit drei Jahren ununterbrochen ab- 40 40 10 11 12 13 14 15 16 17 nehmen, wieder deutlich verringert. Im No-

Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research, eigene Berechnungen vember erfolgte sogar der stärkste Lagerab- bau seit über einem halben Jahr.

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex und Teilindizes

UniCredit Bank Austria Auftrags- Be- Liefer- Vormaterial- Einkaufs- Auftrags- Produktions EMI eingang Produktion schäftigung zeiten Lager preise1) bestand1) erwartung1)

Jul 17 60,0 60,4 60,6 58,4 32,7 49,5 60,7 60,9 66,2 Aug 17 61,1 59,8 61,7 60,6 29,4 50,6 62,2 61,9 68,1 Sep 17 59,4 59,4 59,7 58,3 34,4 50,9 65,2 59,4 66,7 Okt 17 59,4 58,2 58,8 59,1 32,1 52,0 68,5 58,0 65,2 Nov 17 61,9 62,0 61,3 62,9 32,6 52,6 67,4 61,4 68,8

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 89 Wirtschaft

Starker Anstieg der ven Niveau, daß die Stärke der Nachfrage Im derzeit sehr positiven Konjunkturum- Einkaufspreise setzt sich fort unter Berücksichtigung der vorhandenen feld sind die Produktionserwartungen der hei - Aufgrund der günstigen Nachfrageent- Lagerkapazitäten in den kommenden Mona- mischen Industrie weiterhin nach oben ge- wicklung in der Industrie weltweit hält der ten voraussichtlich zu weiteren starken Pro- richtet. „Der im Rahmen der Umfrage Aufwärtstrend der Preise einer Vielzahl von duktionsanstiegen im Vergleich zum jeweili- ermittelte Erwartungsindex stellt mit hohen Rohstoffen weiter an. Im November sind die gen Vormonat führen wird. Zum anderen 68,8 Punkten im November eine spürbare durchschnittlichen Einkaufspreise für die ös- zeigt das europäische Umfeld noch mehr Expansion der Industrie in den kommenden terreichischen Industriebetriebe wieder deut- Stärke als in den vergangenen Monaten. Der zwölf Monaten in Aussicht. Nach einem lich gestiegen, wenn auch etwas verhaltener vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Pro duktionswachstum in der heimischen In - als im Vormonat. Allerdings war die Nach- Eurozone hat mit 60 Punkten einen der dustrie von rund 4,5 Prozent im Jahr 2017 fragesituation günstig genug, um, wie schon höchsten Werte seiner Geschichte erreicht, wird sich der Aufschwung auch 2018 fortset- das ganze Jahr über, auch die Verkaufspreise unterstützt durch eine sowohl von den Kern- zen und nach einem dynamischen Start ins erhöhen zu können. Im November erfolgte ländern, wie Deutschland und Frankreich, Jahr ein Plus von bis zu 4 Prozent ermög- dies sogar mit der stärksten Rate seit dem als auch von der Peripherie getragene Ver- lichen“, so Bruckbauer abschließend. n Frühjahr 2011. „Die heimischen Industriebe- besserung der Industriekonjunktur. https://www.bankaustria.at triebe haben aufgrund der starken Nachfrage die abermals deutlich gestiegenen Kosten für Vormaterialien besser auf die Verkaufspreise ATX & ATX Prime umlegen können als in den Vormonaten. Die Kosten- bzw. Ertragslage hat sich damit im Neuer Streubesitzfaktor für CA Immo, November etwas entspannt“, meint Pud- ATX Top Dividend neu mit 15 Werten schedl. emäß Indexregelwerk überprüfte das Unternehmen Dividenden- Jobmaschine angeworfen ATX-Komitee am 5. Dezember die Be - G rendite Die hohen Auftragszuwächse sind nur rechnungsparameter der österreichischen in %* mit einer weiteren Ausweitung der Produk- Aktienindizes. Beim Immobilienunterneh- tionskapazitäten zu bewältigen. Die heimi- men CA Immobilien Anlagen AG sinkt der UNIQA Insurance Group AG 6,32 sche Industrie hat daher das Tempo des Streubesitzfaktor von 0,8 auf 0,7, aufgrund Oesterreichische Post AG 5,13 Beschäftigungsaufbaus gegenüber dem Vor- der Beteiligung der S Immo AG. Der Streu- UBM Development AG 4,33 monat wieder deutlich erhöht. Seit Umfrage- besitzfaktor drückt aus, wie viele Aktien beginn im Herbst 1998 haben die österrei- eines Unternehmens im Publikum gestreut EVN AG 3,60 chischen Betriebe ihren Beschäftigtenstand sind und beeinflußt, wie stark eine Aktie im Porr AG 3,52 lediglich im Februar 2011 stärker erhöht als Index gewichtet ist. Die Änderungen werden Agrana Beteiligungs-AG 3,45 in diesem November. Im Jahresdurchschnitt am 18. Dezember 2017 wirksam. Die näch- Kapsch Trafficcom AG 3,40 2017 werden in der heimischen Industrie vor - ste planmäßige Überprüfung der Zusammen- aussichtlich 600.000 Menschen beschäftigt setzung des ATX findet im März 2018 statt. S IMMO AG 3,17 sein. Das ist ein Anstieg um 3 Prozent ge - Vienna Insurance Group AG 3,16 genüber dem Vorjahr. Innerhalb eines Jahres Benchmark für Dividendenkaiser Andritz AG 3,04 sind in der Industrie rund 18.000 zusätzliche Die Wiener Börse gibt Änderungen in der Stellen entstanden. Die Industrie ist damit Zusammensetzung des Index ATX Top Divi- CA Immobilien Anlagen AG 2,99 eine ganz wesentliche Stütze der laufenden dend Index bekannt. Diese Benchmark wird Erste Group Bank AG 2,94 Verbesserung der Lage am österreichischen als Preis- und Performancevariante berech- Immofinanz AG 2,90 Arbeitsmarkt. „Die Arbeitslosenquote im Sek - net und enthält ab 18. Dezember 2017 fol- Telekom Austria AG 2,82 tor wird im Jahresdurchschnitt 2017 auf nur gende 15 Aktien des ATX Prime mit der noch 4,5 Prozent sinken und damit deutlich höchsten Dividendenrendite (siehe rechts). AMAG Austria Metall AG 2,76 unter der gesamtwirtschaftlichen Quote von Gemäß den „Richtlinien für die österrei- * berechnet auf Basis der letzten Dividendenzah- voraussichtlich 8,6 Prozent zu liegen kom- chischen Indizes der Wiener Börse“ kommt lungen und der Aktienkurse am Tag vor dem Ex-Tag men“, meint Pudschedl. es im Rahmen der halbjährlichen Überprü- fung und Anpassung (März und September) lich wird die„ATX-Beobachtungsliste“ ver- Der Aufschwung geht weiter zu einer planmäßigen Aufnahme oder Strei- öffentlicht. Im Indexkomitee, das die Regel- Der aktuelle UniCredit Bank Austria Ein- chung von Unternehmen in den bzw. aus dem werke zu den Indizes beschließt, bringen kaufsManagerIndex macht deutlich, dass der ATX. Als Entscheidungsgrundlage für eine Vertreter der institutionellen Investoren, der mittlerweile fast drei Jahre laufende Kon- Indexaufnahme dienen der tägliche Durch- Handelsmitglieder an der Wiener Börse, der junkturaufschwung mit hoher Dynamik ins schnittsumsatz sowie die Streubesitzkapitali- Finanzinstitutionen, die Finanzprodukte auf neue Jahr geht. Die Auftragsbücher sind prall sierung der Unternehmen. Die Überprüfung die Indizes begeben, der Wissenschaft sowie gefüllt. Das Verhältnis zwischen Auftrags- der Berechnungsparameter (Aktienanzahl, der Wiener Börse ihre Erfahrung ein. Hier eingängen und den Lagerbeständen hat sich Streubesitzfaktoren und Repräsentationsfak- finden Sie eine Auflistung der Komiteemit- deutlich gegenüber dem Vormonat verbessert toren) findet quartalsweise (März, Juni, Sep- glieder. n und befindet sich auf einem so hohen positi- tember und Dezember) statt. Einmal monat- http://www.wienerborse.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 90 Wirtschaft Aufschwung im Mittelstand hält an

Creditreform KMU-Umfrage: Geschäftslage und Umsätze so gut wie schon lange nicht

reditreform hat im Rahmen seiner Wirt- beim Verarbeitenden Gewerbe mit plus 27,9 weils Salden gebildet, die wiederum die Cschafts- und Konjunkturforschung im Punkten (Vorjahr: plus 8,7 Punkte) und beim Berechnungsgrundlage für den Gesamtindex Herbst 2017 wieder rund 1.700 österreichi- Baugewerbe mit plus 27,0 Punkten (Vorjahr: bilden. Das Klimabarometer zielt in erster sche Klein- und Mittelunternehmen nach der plus 2,4 Punkte). Auch bei den Wirtschafts- Linie auf die Stimmung im Mittelstand ab. aktuellen wie auch zukünftigen Wirtschafts- bereichen „Dienstleistung“ (plus 24,6 Punk- Die untenstehende Grafik zeigt eindrucks - lage befragt. te; Vorjahr: plus 8,5 Punkte) und „Handel“ voll den immensen Aufwärtstrend, der heuer Die Konjunkturkurve der heimischen (plus 19,4 Punkte; Vorjahr: plus 9,9 Punkte) die österreichische Mittelstandskonjunktur KMU zeigt weiter steil nach oben und er - ist der Aufschwung deutlich spürbar. prägt. Seit dem Frühjahr 2016 ziehen die reicht ein Fünfjahreshoch. In allen Wirt- Das Creditreform Klimabarometer ba- Kurven des Creditreform Klimabarometers schaftsbereichen liegen Lage- und Erwar- siert auf einer Umfrage unter mittelständi- sowie Lage- und Erwartungsindex an einem tungsindex deutlich über den Vorjahreser- schen Betrieben in Österreich. Der Index setzt Strang nach oben – Tendenz weiter steigend. gebnissen. Das Creditre- form Klimabaro- sich zusammen aus den Einschätzungen der meter konnte in den letzten Wochen noch Befragten zum eigenen Betrieb, zur eigenen Geschäftslage im Bau boomt einmal ordentlich zulegen und erreichte mit Branche sowie zur konjunkturellen Lage all- Die Stimmung in den Betrieben des Mit - plus 23,9 Punkten ein neues Allzeithoch. gemein. Dabei fließen in die Gesamtbewer- telstandes war im Herbst 2017 so gut wie Damit liegt es 7,3 Zähler über dem Ergebnis tung des Konjunkturklimas sowohl die Äus- schon lange nicht mehr. Der Geschäftslage - des Frühjahres (plus 16,6 Punkte) und 16,0 serungen zur aktuellen Lage als auch zur index hat sich mehr als verdoppelt und er- Zähler über dem Vorjahreswert (plus 7,9 zukünftigen Entwicklung ein. Aus den posi- zielte nach einer Zunahme um 15,3 Zähler Punkte). Am besten ist die Stimmung derzeit tiven und negativen Antworten werden je - mit plus 25,0 Punkten ein sehr gutes Ergeb-

Klimabarometer Gesamtwirtschaft

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 91 Wirtschaft nis (Vorjahr: plus 9,7 Punkte). Am besten gestimmt und damit wesentlich optimisti- Umsatzsteigerungen wie beurteilten im Herbst dieses Jahres die Bau- scher als noch im Herbst 2016. Der Erwar- seit Jahren nicht mehr betriebe ihre Geschäftslage (plus 30,1 Punk- tungsindex hat sich mehr als verdreifacht Die Umsatzentwicklung des Mittelstan- te; Vorjahr: plus 4,6 Punkte). Damit konnte und verbesserte sich im Jahresverlauf um des im Herbst dieses Jahres war ebenfalls die Baubranche mit einem Plus von 25,5 16,8 Zähler. Er erreichte somit aktuell einen sehr zufriedenstellend. Der Saldo aus gestie- Zählern den höchsten Zuwachs aller Wirt- Wert von plus 22,9 Punkten (Vorjahr: plus genen und gesunkenen Umsätzen konnte schaftsgruppen verbuchen. Deutlich nach 6,1 Punkte). Die meisten Optimisten gibt es sich mehr als verdoppeln: Aktuell beträgt er oben schraubte sich der Geschäftslageindex derzeit beim Verarbeitenden Gewerbe (plus plus 25,9 Pro- zentpunkte und markiert auch bei den Wirtschaftsbereichen „Verar- 26,6 Punkte; Vorjahr: plus 4,8 Punkte) – hier damit das beste Ergebnis der letzten zehn beitendes Gewerbe“ (plus 29,3 Punkte; Vor- bewegte sich der Erwartungsindex um 21,8 Jahre (Vorjahr: plus 11,1 Prozentpunkte). In jahr: plus 12,8 Punkte) und „Dienstleistun- Zähler in die Höhe. den letzten Monaten verbuchten 39,1 Pro- gen“ (plus 25,8 Punkte; Vorjahr: plus 10,1 Den größten Stimmungsaufschwung gab zent der befragten mittelständischen Unter- Punkte): um 16,5 Zähler beim Verarbeiten- es beim Baugewerbe, wo der Erwartungsin- nehmer ein Umsatzplus (Vorjahr: 31,3 Pro- den Gewerbe und um 15,7 Zähler bei der dex um 23,7 Zähler stieg (plus 24,0 Punkte; zent), während 13,2 Prozent ein Umsatzmi- Dienstleistungsbranche. Eine deutlich besse- Vorjahr: plus 0,3 Punkte). Zunah- men im nus (Vorjahr: 20,2 Prozent) beklagten. re Bewertung der aktuellen Geschäftslage zweistelligen Bereich gab es auch bei den Überdurchschnittliche Umsatzsteigerun- gab es auch beim Handel, wo der Geschäfts- Dienstleistungen (plus 23,4 Punkte; Vorjahr: gen gab es im Herbst 2017 beim Verarbei- lageindex aktuell plus 19,1 Punkte erreichte plus 7,0 Punkte) um 16,4 Zähler und beim tenden Gewerbe (44,7 Prozent; Vorjahr: 27,1 (Vorjahr: plus 10,7 Punkte). Im Gegensatz Handel (plus 19,7 Punkte; Vorjahr: plus 9,0 Prozent), beim Bau (43,8 Prozent; Vorjahr: zu den übrigen Hauptwirtschaftsbereichen Punkte) um 10,7 Zähler. 25,6 Prozent) und bei den Dienstleistungen fiel die Zunahme um 8,4 Zähler jedoch ver- An der untenstehenden Grafik läßt sich (41,7 Pro- zent; Vorjahr: 29,2 Prozent). Auf gleichsweise bescheiden aus. deutlich der zusätzliche Konjunkturschub der anderen Seite waren besonders die Han- aller vier Hauptwirtschaftsbereiche des ös - delsunternehmen mit einem Anteil von 19,9 Optimismus in der ter reichischen Mittelstandes ablesen. Wäh- Prozent (Vorjahr: 18,7 Prozent) von Umsatz- Industrie am stärksten rend die Kurven des Verarbeitende Gewer- rückgängen betroffen – bei der Dienstlei- Angesichts der derzeit guten konjunktu- bes, des Baus und des Dienstleistungsbe- stungsbranche waren es noch 12,2 Prozent rellen Rahmenbedingungen sind die kleinen reichs steil nach oben zeigen, flacht die Kon- (Vor jahr: 19,0 Prozent). Mit plus 37,3 Pro- und mittleren Unternehmen auch bei ihren junkturkurve des Handels im Herbst 2017 zentpunkten erzielte das Verarbeitende Ge - Geschäftserwartungen sehr zuversichtlich leicht ab. werbe den besten Umsatzsaldo (Vorjahr:

Klimabarometer Hauptwirtschaftsbereiche

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 92 Wirtschaft plus 4,7 Prozentpunkte), dicht gefolgt von der Bauwirtschaft (plus 35,0 Prozentpunkte; Vorjahr: plus 2,5 Prozentpunkte). Beim Han- del dagegen war die Umsatzentwicklung rückläufig. Hier sank der Saldo von plus 20,0 Prozentpunkte auf derzeit plus 11,2 Prozentpunkte.

Starker Optimismus für die künftige Umsatzentwicklung Hinsichtlich ihrer künftigen Umsatzlage sind die heimischen KMU heuer wesentlich zuversichtlicher als noch vor einem Jahr. Der Saldo aus steigenden und sinkenden Um sätzen beträgt im Herbst 2017 plus 16,1 Prozentpunkte (Vorjahr: plus 4,7 Prozent- punkte). Höher war die Umsatzerwartung zuletzt 2010. Die meisten Optimisten finden sich der- zeit in den Betrieben der Dienstleistungs- branche: Hier ist der Prozentsatz der Befrag- ten, die optimistisch in die Zukunft schauen, mit 33,9 Prozent (Vorjahr: 27,0 Prozent) am höchsten, während der Anteil der Pessimi- sten mit 11,3 Prozent (Vorjahr: 15,3 Prozent) am geringsten im Branchenvergleich ist. Bei der Bauwirtschaft schauen dagegen über- durchschnittlich viele Mittelständler (18,8 Prozent; Vorjahr: 32,1 Prozent) mit Sorge auf die kommenden Wochen, mit Abstand folgt hier der Handel mit einem Anteil von 12,6 Prozent (Vorjahr: 12,7 Prozent) auf Platz zwei. Den höchsten Erwartungssaldo erzielte im Herbst dieses Jahres die Dienst- leistungsbranche (plus 22,6 Prozentpunkte; Vorjahr: plus 11,7 Prozentpunkte). Den zweitbesten Saldo gab es beim Handel mit schäftigungszunahme weiterhin hoch ist. Al- jährlich an die 1.700 österreichische KMU plus 18,5 Prozentpunkten (Vorjahr: plus 18,0 lerdings könnten steigende Mieten und hö- zur aktuellen als auch zur zukünftigen Wirt- Prozentpunkte) – beim Verarbeitenden here Energiepreise die Konsumfreude der schaftslage. Gewerbe waren es plus 17,0 Prozentpunkte Verbraucher dämpfen. Auch die Gastrono- (Vorjahr: 0,0 Prozentpunkte). Die Baubran- mie erhöhte unlängst ihre Preise. Nicht zu Creditreform che liegt mit einem Erwartungssaldo von vernachlässigen sind die bürokratischen Creditreform wurde 1879 in Mainz, 1891 plus 1,2 Prozentpunkten zwar nur knapp im Aufwendungen und Kosten für die Erfüllung in Wien gegründet, um Unternehmen vor positiven Bereich, konnte sich jedoch we - der datenschutzrechtlichen Auflagen, welche Forderungsausfällen zu schützen. Das tut sentlich mehr als alle anderen Wirtschaftsbe- spätes- tens im Mai 2018 mit Inkrafttreten Creditreform auch heute noch. Das Dienst- reiche verbessern und zwar um 29,5 Zähler der DSGVO erfüllt sein müssen. leistungsangebot ist in der über 135jährigen (Vorjahr: minus 28,3 Prozentpunkte). Von den derzeit günstigen Entwicklungen Unternehmensgeschichte allerdings um eini- auf dem internationalen Markt – innerhalb ge Bereiche wie Risiko- und Forderungsma- Conclusio und außerhalb der Eurozone – profitiert die nagement (Inkasso), Marketingdatenbanken Nach dem guten Start ins Jahr konnte die österreichische Exportwirtschaft. Dies kann und Insolvenzvertretung stark erweitert wor- österreichische Konjunktur in der zweiten sich durch nicht vorhersehbare Entwicklun- den. Hälfte dieses Jahres noch einen Gang hoch- gen (Brexit, Nordkorea, Trump-Exekutive Als größte Wirtschaftsauskunftei und schalten. Diese positive Dynamik wird sich u.ä.) aber leider schnell ändern. Heimische Gläubigerschutzorganisation in Europa en - in den kommenden Monaten fortsetzen. Die Unternehmen sollten daher in diesen guten gagieren sich rund 4.500 Mitarbeiter in über Ökonomen prognostizieren ein Wirtschafts- Zeiten vorsorgen, in dem sie ihren Eigenka- 180 Büros in 23 Ländern Mittel- und Osteu- wachstum zwischen zwei und drei Prozent pitalpolster weiter aufbauen, sich diversifi- ropas sowie in der Türkei und in China um für dieses und nächstes Jahr. Gestützt wird zieren und neue Märkte erschließen. 165.000 Kunden. Österreichweit ist Credi- die Binnenkonjunktur auch durch den priva- Die Creditreform Wirtschafts- und Kon- treform mit acht Büros vertreten. n ten Konsum, der dank einer deutlichen Be - junkturforschung befragt seit 1996 zweimal http://www.creditreform.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 93 Chronik Steirische Weihnachtsbäume für den Bundespräsidenten

Zwei prächtige Tannen von den Bundesforsten, Kinderlachen Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF Christbaumübergabe durch den Vorstand der Österreichischen Bundesforst in Begleitung von SchülerIinnen der NMS Neuberg an der Mürz

wei stattliche Weißtannen aus der Hoch- Neuburg. Sie sangen Weihnachtslieder und lichen Gruße überreichen zu können“, so die Zsteiermark, einer der waldreichsten Re - durften den Baum nach Herzenslust schmük- beiden Bundesforste-Vorstände Rudolf Freid - gionen Österreichs, schmücken dieses Jahr ken. „Die Freude der Kinder ist so anstek- hager und Georg Schöppl anläßlich der feier- die Räumlichkeiten des Bundespräsidenten kend! Ich glaube, man kann gar nicht anders, lichen Übergabe der Weihnachtsbäume in der in der Weihnachtszeit. Die beiden Pracht- als sich selbst einfach mitzufreuen und das Wiener Hofburg. bäume mit der imposanten Höhe von jeweils vorweihnachtliche Zusammensein zu genies- Die beliebten Weißtannen zählen zu den 4,50 bzw. 5 Metern kommen aus dem Bun- sen“, so das Staatsoberhaupt. höchsten heimischen Baumarten. Sie können desforste-Revier Mürzsteg. Die Baum-Über- Die beiden präsidialen Bäume sind auf bis zu 50 Meter hoch und 600 Jahre alt wer- gabe an Bundespräsident Alexander Van der rund 1.300 Metern Seehöhe am sogenannten den. Besonders begehrt sind sie auch wegen Bellen und Doris Schmidauer erfolgte am 6. Herrenboden westlich von Mürzsteg ge - ihres typischen aromatischen Harz-Duftes, Dezember in der Präsidentschaftskanzlei wachsen. „Die Hochsteiermark zählt zu den den sie in warmen Räumen entfalten. durch die Vorstände der Österreichischen waldreichsten Gegenden Österreichs und Daß bei der weihnachtlichen Tannen-Ak- Bundesforste (ÖBf), Rudolf Freidhager und einer unserer Kernregionen. Einst galt sie als tion auch das alte Förster-Wissen in der Re - Georg Schöppl, sowie dem Bürgermeister des Kaisers liebstes Jagdrevier, von dem das gion immer noch hochgeschätzt wird, zeigt von Neuberg, Peter Tautscher, der ebenfalls ehemalige k. u. k. Jagdschloß Mürzsteg, heu - ein weiteres Detail: Die beiden Weißtannen samt Gemeinderatsmitglieder nach Wien ge - te Sommersitz des Bundespräsidenten, ein wurden drei Tage vor Vollmond, am 30. reist kam. stattliches Zeugnis ablegt. Umso mehr freut November, mit aller Vorsicht geerntet. Eine Für den Bundespräsidenten waren der es uns, unserem Bundespräsidenten heuer alte Regel besagt nämlich, dass die robusten Höhepunkt der feierlichen Aktion die glän- zwei prächtige Weißtannen aus dem Bundes- Nadeln dann besonders lange halten. n zenden Augen der Kinder der Volksschule forste-Revier Mürzsteg zum weihnacht- http://www.bundesforste.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 94 Chronik Bevölkerungsprognose 2017

Ostregion wächst stärker, Westen bleibt jünger als Gesamtbevölkerung Österreichs

ie Bevölkerung Österreichs wird insge- Dsamt weiter wachsen, für die einzelnen Bevölkerungsentwicklung Österreichs Bundesländer werden jedoch unterschiedli- che Entwicklungen prognostiziert. Entspre- chend der neuesten Bevölkerungsprognose von Statistik Austria werden die Bundeslän- der Wien, Niederösterreich und Burgenland ein überdurchschnittlich starkes Bevölke- rungswachstum erleben. Die Bevölkerungs- entwicklung Tirols verläuft im Bundestrend, Kärnten wird hingegen langfristig wieder mit Bevölkerungsverlusten zu rechnen ha - ben. Die Bevölkerungszahl der Steiermark nimmt vorerst noch geringfügig zu, stagniert später aber. Das Bevölkerungswachstum in Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg liegt bis 2080 unter dem Bundesschnitt von 14 %.

Stärkstes Bevölkerungs-

wachstum in Wien Austria ® Statistik Wien wird infolge der Zuwanderung das Die Bevölkerung der Steiermark nimmt 65jährigen. Hier sind die stärksten Zuwäch- mit Abstand stärkste Bevölkerungswachs- bis zum Jahr 2040 um 5 % zu, von 1,24 Mio. se im Westen und Osten Österreichs zu er- tum aller Bundesländer erleben. Rund 40 % auf 1,30 Mio.; danach stagniert sie auf die- warten. In Vorarlberg (+94 %) sowie in Tirol, der im Durchschnitt deutlich jüngeren sem Niveau. Die Bevölkerungsverluste Kärn - Niederösterreich und Burgenland (je +90 %) Zuwandernden finden ihren Wohnort in der tens der vergangenen Jahre werden sich nach wird sich die Zahl der über 65-Jährigen bis Bundeshauptstadt. Ab 2026 wird die Bun- dem Jahr 2030 wieder fortsetzen. Bis 2080 2080 nahezu verdoppeln. In Oberösterreich deshauptstadt – wie gegen Ende der Monar- verliert Kärnten nach der vorliegenden Pro- (+82 %) liegt die Zunahme bis zum Jahr 2080 chie – wieder eine 2-Millionen-Metropole gnose 4 % seiner derzeitigen Einwohnerzahl ebenfalls über dem Bundesdurchschnitt von sein. Somit wächst die Bevölkerung von (561.000) und wird dann 541.000 Einwoh- 79 %. In Kärnten (+53 %), Steiermark (+65 1,85 Mio. im Jahr 2016 über 2,11 Mio. nerinnen und Einwohner zählen. %), Salzburg (+72 %) und Wien (+77 %) (+14 %) im Jahr 2040 bis 2,27 Mio. (+23 %) sind die Zuwächse an über 65jährigen Perso- im Jahr 2080. Die Bevölkerungszahl Nieder- Der Süden sowie Niederösterreich nen bis zum Jahr 2080 am niedrigsten. österreichs wird bis 2080 um 21 % steigen, und Burgenland altern stark, Wien von gegenwärtig 1,66 Mio. auf 2,01 Mio. bleibt relativ jung Methodische Information Das langfristige Bevölkerungswachstum des Der Alterungsprozeß wird künftig in al - Zur Berechnung der Prognose wird der Burgenlandes (+18 % bis 2080, von 292.000 len Bundesländern anhalten, allerdings mit nach Alter, Geschlecht und Geburtsland dif- auf 345.000) liegt auch über dem Bundes- regionalen Unterschieden. So werden die An - ferenzierte Bevölkerungsstand zum 1.1.2017 schnitt von +14 %. teile der 65- und Mehrjährigen auch künftig in die Zukunft fortgeschrieben. Pro Kalen- Tirol wächst bis 2080 wie das gesamte im Osten und Süden Österreichs höher sein derjahr altern die Bevölkerungsbestände um Bun desgebiet um 14 %, von momentan als im Westen. Eine deutliche Ausnahme in ein Jahr. Die neuen Geburtsjahrgänge eines 743.000 auf 849.000 EinwohnerInnen. Die der Ostregion bildet die Bundeshauptstadt Prognosejahres werden mittels altersspezifi- Bevölkerungszahl von Vorarlberg steigt laut Wien, wo der Anteil der älteren Menschen scher Fertilitätsraten (Lebendgeburten nach Prognose bis zum Jahr 2080 um 12 %, von von derzeit 16,6 % (2016) auf nur 20,4 % Alter der Mutter) berechnet. Die Sterbefälle derzeit 387.000 auf 432.000. Salzburgs Ein- (2040) und bis 2080 auf lediglich 24,0 % ergeben sich aus alters- und geschlechtsspe- wohnerzahl wird bis 2080 von 548.000 auf steigen dürfte. Das wäre zu diesem Zeit- zifischen Sterbewahrscheinlichkeiten, die mit 595.000 zunehmen, dies ergibt ein Plus von punkt der niedrigste Anteil an über 65-Jähri- den Bevölkerungsständen multipliziert wer- 9 %. Ab dem Jahr 2020 wird das Land Salz- gen aller Bundesländer, deren Wert sonst den. Während sich die internationale Ab - burg mehr Einwohnerinnen und Einwohner überall zwischen 29 % und 34 % liegen wanderung analog zu den Sterbefällen aus als Kärnten haben und somit zum sechst- wird. Diese Entwicklung ist eine Folge der Raten errechnet, wird die Zuwanderung in größten Bundesland aufsteigen. Die Einwoh- starken Zuwanderung nach Wien. Absolutzahlen vorgegeben (ebenfalls jeweils nerzahl von Oberösterreich wächst bis 2080 Ein differenziertes Bild zeigt sich bei der nach Alter und Geschlecht). n um 12 %, von aktuell 1,46 Mio. auf 1,63 Mio. Veränderung der Absolutzahlen von über http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 95 Chronik Klagenfurt 500 vermittelt Geschichte

Im kommenden Jahr begeht die Landeshauptstadt das 500jährige Jubiläum der Schenkung der Stadt Klagenfurt von Kaiser Maximilian I. an die Landstände. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

it einer Vielzahl an Veranstaltungen, MAusstellungen und Aktivprogrammen wird 2018 dem in Europa einmaligen Akt der Schenkung einer Stadt an die Landstände gedacht. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser als Bildungsreferent und Klagenfurts Bür- germeisterin Maria Luise Mathiaschitz wol- len, daß in diesem Jahr die Geschichte der Landeshauptstadt vor allem den Kindern und Jugendlichen vermittelt wird, wie sie im Rah - men einer gemeinsamen Pressekonferenz bekanntgaben. Deshalb gibt es eine Reihe von Aktivitäten und vorbereitenden Maßnah- men, die in Abstimmung mit dem Land an den Pflichtschulen umgesetzt werden und die Kinder für die Geschichte ihrer Stadt interessieren sollen. ‐ „Mitmach Ausstellung, Comic, spezielle Stadtpresse/ F ritz Foto: Stadtführungen und vor allem die neu er - V.r.: Landeshauptmann Peter Kaiser, Bürgermeisterin Maria‐ Luise Mathiaschitz, Thomas stellten Lernbehelfe, die Kinder sollen Ge - Valent (Leiter Abteilung Schulen, Stadt Klagenfurt), Sandra Weratschnig (Team Kärnten‐ schichte spannend finden“, sagte die Bürger- Guide) und Martin Widrich (Jugend aktiv) präsentierten die Schwerpunkte für Kinder und Jugendliche im Jubiläumsjahr 2018. meisterin. Für den Landeshauptmann ist es wichtig, richtsmaterialien, Kopiervorlagen und Infor- Alltagsleben von Frauen und Familien in in einer „immer internationaleren Welt mög- mationstexte erstellt. Sie kommen im Sach- Klagenfurt lichst früh die eigene Landeshauptstadt ken- unterricht zur Vorbereitung des Jubiläums- m Eine eigene Ausstellung im Architektur- nenzulernen“. jahres zum Einsatz, stehen aber auch für al- haus widmet sich den historischen aber Im Zusammenhang mit dem 500‐Jahr‐ len interessierten Kindern, Eltern und Groß- auch modernen Gebäuden in Klagenfurt Jubiläum ist es für Kaiser klar, „daß alle Kin - eltern, etc. kostenlos im Download‐Bereich und erzählt die Geschichte der Stadtent- der an den Aktivitäten teilnehmen können, der Homepage der Stadt Klagenfurt zur Ver- wicklung aus städteplanerischer Sicht. unabhängig von der finanziellen Situation“, fügung. Eigene Stadtführungen und eine Fotosa- deshalb gibt es auch Unterstützung über das fari führen zu historischen und architek- Jugendreferat mit der Aktion „Jugendliche Die wichtigsten Veranstaltungen tonisch wichtigen Objekten lernen die Landeshauptstadt kennen“. und Ausstellungen m Münzausstellung in der Stadtgalerie „Jugend Aktiv“ bietet so eine Tagesreise m Historische Ausstellung zur geschicht- m Besuch des neu gestalteten Stadtreliefs in die Landeshauptstadt mit individueller lichen Entwicklung der Stadt in den letz- m Literarische Spaziergänge mit Vertretern Pro grammauswahl. Sozial bedürftigen Schü- ten 500 Jahren des Stadttheaters Klagenfurt lerInnen wird die Teilnahme eben kostenlos m Mitmach‐Ausstellung „Erlebnis‐Zeitreise m Lesungen und Veranstaltungen im ermöglicht. Klagenfurt“, speziell auf Kinder und Musil‐Haus zum Thema Literatur In den nächsten Wochen werden auch mit Jugendliche von 6‐19 Jahren abgestimmt m Aktionstage des naturwissenschaftlichen Unterstützung des Landes die neuen Unter- m Hands‐On‐Stationen machen in kindge- Vereins zur Erkundung der Fauna und richtsbehelfe an die 3. und 4. Klassen der rechter Form das Erleben der Geschichte Flora Klagenfurts Volksschulen in ganz Kärnten verteilt. der Landeshauptstadt mit allen Sinnen m Spezielle kindgerechte Stadtführungen Von einer Expertengruppe wurden auf Ini - möglich. Begleitet wird die Ausstellung für Schulklassen durch Kärnten Guides tiative der Klagenfurter Gemeinderätin und mit Spezial‐Workshops m Die Education‐Labs im Lake‐Side‐Park Pädagogin Ines Domenig und unter Feder- m Foto‐Ausstellung mit Rahmenprogramm widmen sich dem Thema Zukunft (Vor- führung von Barbara Grilz sowie der Kla- zu „Klagenfurter Frauen‐ und Familien- anmeldung) genfurter Schulabteilung kindgerechte Unter- geschichten“. Die Ausstellung zeigt das http://www.klagenfurt.at/500

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 96 Chronik Neue Donaubrücke Mauthausen

Die Donaubrücke verbindet die beiden Gemeinden Pyburg und Mauthausen und stellt somit eine infrastrukturelle Hauptschlagader der Region dar.

m kommenden Jahr steht die dringend Infrastrukturelle Hauptschlagader wachsenden Wirtschaftsraumes ist der Aus- Inotwendige und unumgängliche Sanie- Die Donaubrücke verbindet die beiden bau der Infrastruktur von großer Wichtig- rung der Donaubrücke Mauthausen an. Dar- Gemeinden Pyburg und Mauthausen und keit. Mit der politischen Einigung über den über hinaus einigten sich die Länder Nieder- stellt somit eine infrastrukturelle Haupt- Neubau einer zusätzlichen Donauquerung und Oberösterreich auf den Bau einer zu - schlagader der Region dar. Somit ist sie für wird ein wichtiger Schritt für eine leistungs- sätzlichen Donauquerung. Somit steht so- die Bereiche Wirtschaft und Industrie sowie fähige und verkehrssichere Infrastruktur wohl die anstehende Sanierung als auch die für zahlreiche PendlerInnen von besonderer gesetzt. Auch die BewohnerInnen der Re - Erstellung eines Vorprojektes im Zentrum Bedeutung. „Um dieses wichtige Nadelöhr gion beiderseits der Donau profitieren von der Arbeiten für das Jahr 2018“, so Ober- bis zur Errichtung der neuen Donaubrücke mehr Lebensqualität. österreichs Landesrat für Infrastruktur, Gün- am Leben erhalten zu können, ist eine ther Steinkellner, am 13. Dezember im Rah- zwischenzeitige Sanierung jedenfalls erfor- Warum ist der Ausbau notwendig? men einer Pressekonferenz im Landhaus in derlich. Der Befürchtung, daß eine Sanie- Die B 123 Mauthausener Straße ist die Linz. rung nur unter einer mehrmonatigen Total- zentrale Verkehrsader des östlichen Mühl- „Das Land Niederösterreich verfolgt für sperre der Brücke möglich ist, konnte ent- viertels und eine der wichtigsten Verbindun- die Region rund um Pyburg und Windpas- kräftet werden. Mit einem optimierten Sa - gen für tausende PendlerInnen. Darüber hin- sing zwei verkehrspolitische Ziele: Einerseits nie rungsverfahren werden die Arbeiten an aus stellt die Donauquerung eine vitale Ver- wollen wir die Bevölkerung vom Verkehr der Altbrücke zu Beginn der Schulferien im bindung für den pulsierenden Wirtschaf- entlasten, und andererseits die Rahmenbe- Sommer 2018 gestartet“, so die beiden Lan- traum im Machland und den Bezirk Amstet- dingungen für die Wirtschaft und die Pendle- desräte. ten dar. rinnen und Pendler spürbar und nachhaltig Die derzeitige Brücke stößt mit werktags Der Bezirk Perg zeigt eine sehr dynami- verbessern“, so Niederösterreichs Landesrat täglich über 21.000 Kraftfahrzeugen an die sche Raum- und Verkehrsentwicklung. Bei für Straßenbau, Ludwig Schleritzko. Grenzen der Kapazität. Aufgrund des rasant den Pendlerzahlen und Verkehrswegen der

Aktuelles Verkehrsaufkommen im März 2017 Kfz/Werktag – LKW Anteil Grafik / Quelle: Land OÖ

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 97 Chronik oö. Wohnbevölkerung über die Donaubrücke gab es in den vergangenen 10-12 Jahren Stei- gerungen von rund 30 bis zu 50 %. Aufgrund aktueller Entwicklungen ist anzunehmen, daß sich die Trends der Vergangenheit auch in der Zukunft fortsetzen werden. Die ver- kehrliche Entwicklung des Kfz-Verkehrs in diesem Raum wird mit ca. 1,5 % bis 2 % pro Jahr prognostiziert. Diese Zunahmen werden auch anhand der verfügbaren Dauerzählstel- le B3 Mauthausen-Ost in den letzten Jahren abgeleitet. Für die wirtschaftlichen Entwik- klungen im Bezirk Perg (Betriebsbaugebie- te, Betriebsansiedlungen) und die immer stärker wachsenden Verflechtungen zwi- schen dem Räumen Perg und St.Valentin- Ennsdorf-Enns ist ein leistungsfähiger Aus- bau der Donaubrücke in Mauthausen eine wesentliche Voraussetzung.

Pendlerbeziehungen Land OÖ / Ernst Grilnberger Foto: Die Landesräte Ludwig Schleritzko (NÖ, l.) und Günther Steinkellner (OÖ) Im Jahr 2013 gab es rund 1.200 Auspend- ler aus dem Bezirk Perg in den Bezirksteil nauquerung errichten. Für die weitere Um - Geh- und Radweg errichtet. Diese Straßen- Linz-Land (Ost) und rund 770 in den setzung des Projekts laufen bereits Abstim- verbindung quert auf niederösterreichischer Bezirksteil Amstetten (West). Zusätzlich mungsarbeiten zwischen den beiden Län- Seite den Ennskanal und wird mit der B123a pendeln rund 340 in den Raum Steyr (Stadt dern“, unterstrichen Steinkellner und Schle- zwischen Pyburg und Rems verknüpft. Auf Steyr und Bezirk Steyr-Land) aus. ritzko. der ebenfalls im Zuge des Projekts ab- Insgesamt benötigen also rund 2.300 Per- schnittsweise verkehrlich zu verbessernden sonen die Mauthausner Brücke für ihren Information zum aktuellen Stand B 123a wird der Verkehr zur B1 und damit Arbeitsweg in Richtung Süden. Demgegen- Beim Projekt der Donaubrücke Mauthau- zur Anschlussstelle St. Valentin der A1 West über lag die analoge Zahl der PendlerInnen sen steht die politische Einigung von Ober- Autobahn geführt. im Jahr 2001 bei rund 1.600 Personen. Da - österreich und Niederösterreich über die ge - Danach muß das Stahltragwerk der beste- mit nahm die Zahl der PendlerInnen um ca. meinsame Vorgangsweise fest: Östlich der henden Donaubrücke aus technischen Grün- 700 bzw. um 43,4 % von 2001 auf 2013 zu. bestehenden Donaubrücke wird von der B3 den durch ein neues Stahltragwerk mit zwei Während rund 2.300 Personen im Jahr 2013 ausgehend eine neue Donaubrücke mit ins- Fahrstreifen und einem Gehweg für die loka- die Brücke nach Süden für ihren Arbeitsweg gesamt zwei Fahrstreifen und kombiniertem len Fußgängerbeziehungen ersetzt werden. benötigten, pendelten 960 Personen in die Zukünftig werden also zwei Brücken für den umgekehrte Richtung zur Arbeit. Auch diese donauquerenden Verkehr zwischen Oberös- Zahl hat gegenüber dem Jahr 2001 stark terreich und Niederösterreich zur Verfügung zugenommen, nämlich von 683 um 277 bzw. stehen. um 40,6 % im Jahr 2013. Der Baubeginn der neuen Donaubrücke Aufgrund des dynamischen wirtschaft- wird für das Jahr 2024 angepeilt. Der Baube- lichen Aufschwungs gelangt die mehr als 50 ginn ist, wie bei Straßenprojekten inzwi- Jahre alte Donaubrücke mit täglich über schen üblich, auch von den beanspruchten 21.000 Autos an ihre Kapazitätsgrenzen. Instanzenzügen bei Beschwerdeverfahren zu Rund 13 % des Verkehrsaufkommens wer- behördlichen Bewilligungen und Auftrags- den durch den Schwerverkehr verursacht. vergaben abhängig. Derzeit erfolgen die Ab - Das sind rund 3.300 LKW pro 24 Stunden. stimmungen mit Niederösterreich über die Dadurch entstehen an Spitzentagen Warte- erforderlichen gemeinsamen Planungsschrit- zeiten und Rückstauungen. te und die gemeinsamen Planungsvergaben. Bis Ende Februar 2018 wird ein gemeinsa- Länderübergreifende Partnerschaft mes Planungsüberkommen ausgearbeitet, in ermöglicht Einigung und Umsetzung dem die länderübergreifenden Planungs-Sze- Um eine nachhaltige und zukunftsfähige narien und Verfahrensschritte abgestimmt Lösung der Verkehrssituation zu erzielen, werden. einigte sich das Land Oberösterreich mit Aus derzeitiger Sicht ist die Durchfüh- dem Land Niederösterreich auf den Neubau rung eines Umweltverträglichkeitsprüfungs- einer zusätzlichen Donauquerung. „Wir wer- / Cc-by-sa-3.0 Dralon © Wikipedia verfahrens der Weg mit dem geringsten ver- den eine leistungsfähige, verkehrssichere Do - Die Donaubrücke bei Mauthausen fahrenstechnischen Risiko. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 98 Chronik Wien: Linienkreuz U2/U5 Erste Bauarbeiten 2018 – U5 soll frühestens 2024 unterwegs sein Visualisierung Arch Mossburger OLN - office le nomade / Datenquelle: Stadt Wien-data.wien.gv.at Visualisierung 3D-Visualisierung der zukünftigen Knotenstation Rathaus von U2 und U5

it dem Linienkreuz U2/U5 startet 2018 auch bei allen meinen Mitarbeiterinnen und Mdas wichtigste Zukunftsprojekt für die Mitarbeitern bedanken möchte. Wir wissen al - Öffis in Wien: Ab der Station Rathaus be- le, daß unsere Stadt dieses U-Bahn-Projekt kommt die U2 in Richtung Süden eine kom- braucht. Je früher desto besser“, so Steinbauer. plett neue Linienführung. Die neue Strecke führt dann über die Stationen Neubaugasse, Spatenstich 2018 am Matzleinsdorfer Pilgramgasse und Reinprechtsdorfer Straße Platz und bei der Station Pilgramgasse bis zum Matzleinsdorfer Platz. Mit der U5 Die ersten U-Bahn-Bauarbeiten starten bekommt Wien außerdem seine erste vollau- südlich des Matzleinsdorfer Platzes und bei tomatische U-Bahn. Sie wird die bestehende der Pilgramgasse: Um den Startschacht für U2-Strecke zwischen Karlsplatz und Rat- die Tunnelbohrmaschine zeitgerecht herzu- haus übernehmen und in einem ersten Schritt stellen und Synergien mit der U4-Moderni- bis zum Frankhplatz verlängert. sierung zu nutzen, soll bei diesen beiden Sta- „Wieder im Zentrum zu bauen war eine tionen bereits im Herbst 2018 mit dem Bau mutige und vorausschauende Entscheidung begonnen werden. für die Zukunft der Stadt. Das Linienkreuz Bei allen anderen Stationen finden 2018 U2/U5 hebt das innerstädtische U-Bahn- weitere Vorarbeiten statt: Kanal-, Strom-, Gas, Netz auf eine neue Ebene: Stark frequentier- Wasser- und Telekommunikationsleitungen

te Linien werden entlastet, Kapazitäten für Wiener Linien müssen von den jeweiligen Betreibern neu die Zukunft der wachsenden Stadt geschaf- verlegt werden, um für den Bau der künfti- fen und neue Verbindungen und Verkehrs- Foto: gen U-Bahn-Station Platz zu machen. Mit Günter Steinbauer, knoten bringen kürzere Reisezeiten für alle Geschäftsführer der Wiener Linien dem U-Bahn-Bau wird dort frühestens 2019 Wienerinnen und Wiener“, so Wiener-Li- gestartet. nien-Geschäftsführer Günter Steinbauer am Stadtplanung und Stadtentwicklung abge- 30. November im Rahmen einer Pressekon- schlossen und an die Wiener Linien überge- U5 soll ab 2024 fahren – ferenz, bei der er einen Ausblick über den ben. In wenigen Monaten wurden seither die U2 folgt rund zwei Jahre später weiteren Projektverlauf gab. Unterlagen fertiggestellt und alle Teilprojek- Nach rund fünfjähriger Bauzeit soll die Im Sommer 2017 wurde das Planungs- te zur Bewilligung eingereicht. „Das war ein U5 als erste vollautomatische U-Bahn-Linie projekt für das Linienkreuz von der MA18 – Kraftakt, für den ich mich an dieser Stelle Wiens voraussichtlich 2024 den Betrieb auf-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 99 Chronik nehmen. Die Verlängerung der U2 bis Matz- leinsdorfer Platz wird rund zwei Jahre länger dauern: „Die Detailplanung hat gezeigt, daß wir bei den neuen U2-Stationen von einer rund siebenjährigen Bauzeit ausgehen müs- sen. Wir liegen hier nicht nur überall sehr tief, sondern schließen auch bei fast jeder Sta- tion an bestehende Verkehrsknoten an“, er - klärte Steinbauer. Mit 30 bis 35 Metern Tieflage werden die neuen U2-Stationen zu den tiefsten im Wie- ner-U-Bahn-Netz gehören. Die Stationen Rat- haus (U5/U2), Neubaugasse (U3/U2) und Pilgramgasse (U4/U2) werden zu wichtigen U-Bahn-Knoten und beim Matzleinsdorfer Platz entstehen die U2-Bahnsteige unter der heutigen S-Bahn und Straßenbahnstation. Öffi-Netz muß bereits während der Bauzeit neu gedacht werden Für den Bau bringen neue Stationen bei bestehenden Verkehrsknoten aber natürlich besondere Herausforderungen mit sich. „Daß unsere Fahrgäste auch während der Bauarbeiten gut unterwegs sind, hat für uns einen hohen Stellenwert. Wir können zwar nicht zaubern, aber wir können kreative Lö - sungen finden“, so Steinbauer. Die U3 wird den Fahrgästen die gesamte Bauzeit über zur Verfügung stehen, während darunter in einer Tiefe von rund 35 Metern die Bahnsteige für die U2-Station Neubau- gasse entstehen. Auch die Straßenbahnlinien 43 und 44 werden immer unterwegs sein, obwohl sie direkt über der künftigen U5-Sta- tion Frankhplatz verlaufen. Dasselbe gilt für die Straßenbahnlinie 2, die den Baustellen- bereich für die U2/U5-Knotenstation Rat- haus quert und für alle Linien, die am Matz- leinsdorfer Platz halten (1, 6, 18, 62, WLB,

S-Bahn). Grafik: Wiener Linien Anders gestaltet es sich beim bisherigen Linienkreuz U2/U5 steht in den Startlöchern U2-Abschnitt zwischen Schottentor und Karlsplatz, sowie bei der U4-Station Pil- vorzubereiten, sind ohne Betriebseinstellung Sommerferien 2019 zwischen Karlsplatz und gramgasse, wo längerfristige Einschränkun- in diesem Abschnitt nicht realisierbar. Längenfeldgasse modernisiert wird und da- gen unumgänglich sind. „Die Wienerinnen Wenige Monate nach Beginn der Arbei- her eingestellt ist, werden auch Arbeiten für und Wiener werden in dieser Zeit manche ten bei den Stationen Rathaus und Frankh- die künftige U2-Station erledigt. Davor und ihrer Wege neu denken müssen. Wir werden platz muss die U2 aus der Seestadt kom- danach wird die U4 aber die gesamte Bau- sie dennoch gut an ihre Ziele bringen“, so mend deshalb ab Sommer 2019 rund zwei zeit unterwegs sein. Steinbauer. Jahre beim Schottentor enden. In dieser Zeit Lediglich die Station Pilgramgasse muß werden bereits die Bahnsteigtüren bei den ab Februar 2019 ein Jahr lang ohne Halt U2 endet rund 2 Jahre künftigen U5-Stationen installiert. Ab Herbst durchfahren werden. In dieser Zeit wird die beim Schottentor 2021 soll die U2 wieder wie gewohnt bis gesamte Station Pilgramgasse abgetragen, Die U2 bekommt ab der Station Schot- Karlsplatz fahren. neu errichtet und das südliche Stationsge- tentor eine neue Strecke und die künftige U5 bäude so gestaltet, daß auch die künftigen muß an den bisherigen U2-Tunnel anschlie- U4-Station Pilgramgasse wird ein U2-Bahnsteige über diesen Zugang direkt er - ßen. Die erforderlichen Arbeiten, um diese Jahr lang ohne Halt durchfahren reicht werden können. Das Otto-Wagner- neuen Verknüpfungen herzustellen und die Für die Arbeiten bei der Station Pilgram- Gebäude auf der Pilgrambrücke bleibt erhal- bestehende Station Rathaus baulich auf die gasse werden Synergien mit der U4-Moder- ten. n Unterquerung durch die neue U2-Strecke nisierung genutzt: Während die U4 in den http://www.wienerlinien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 100 Chronik Das wünschen sich die Öster- reicherInnen zu Weihnachten

80 Prozent der ÖsterreicherInnen shoppen für Weihnachten online – Öster- reicherInnen kaufen heuer rund sechs Geschenke – Online-Shopper kaufen mehr

lle Jahre wieder stellt sich die Frage Anach den passenden Weihnachtsge- schenken. Die aktuelle Studie des Österrei- chischen E-Commerce-Gütezeichen enthüllt die Wünsche der ÖsterreicherInnen, zeigt wen sie beschenken und worauf beim Online- Shopping Wert gelegt wird. Dazu Thorsten Behrens, Geschäftsführer des Österreichi- schen E-Commerce-Gütezeichen: „Besonders erfreulich für den Online-Handel ist, daß auch zu Weihnachten der Einkauf im Inter- net weiter boomt. Fast 80 Prozent der Öster- reicherinnen und Österreicher wollen heuer online Geschenke kaufen.“ Dabei planen sie mehr als die Hälfte (52,6 Prozent) aller Ge - schenke im Internet zu kaufen. Hauptgründe sind der bequeme Einkauf von zu Hause oder von unterwegs, weniger Streß und keine War -

tezeiten an der Kassa, günstigere Preise und Foto: http://www.bilderbox.biz die größere Auswahl. „Großen Wert legen Mit 33 Prozent steht Bargeld bei Männern wie bei Frauen weit oben am Wunschzettel. die Österreicherinnen und Österreicher auch auf das Thema Sicherheit. 77 Prozent ist bei Sechs Geschenke werden gekauft planen Herr und Frau Österreicher heuer der Wahl des Online-Shops eine Zertifzie- Nur 5 Prozent der ÖsterreicherInnen kau- ,sind dabei deutlich einkaufsfreudiger“, so rung wichtig“, so Behrens. fen gar keine Geschenke. Im Durchschnitt Behrens. „Online-Konsumenten kaufen mit

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 101 Chronik durchschnittlich sieben Geschenken insge- ger etc. (24 Prozent). Männer können Kos- zent) werden gerne zu Hilfe genommen. Je - samt mehr Präsente als reine Offline-Käufer metik- und Pflegeartikeln (20 Prozent), der Fünfte läßt sich in sozialen Netzwerken mit fünf Geschenken.“ Das Online-Geschäft etwas Praktischem für den Haushalt (17 Pro- inspirieren. kurbelt also den Handel an. zent) und Fotobüchern/Fotocollagen (15 Pro - zent) wenig abgewinnen. Preis, Vertrauen und Sicherheit sind Geschenke gibt es für den entscheidend bei der Online-Shop- engsten Familienkreis Gutscheine, Bücher und Pflegeartikel Auswahl Beschenkt wird vor allem der engere Fa- Die Studie zeigt, daß die ÖsterreicherInnen Beim Online-Shopping gibt es, vor allem milienkreis: die Eltern (62 Prozent), Par- nicht nur am liebsten Gutscheine bekom- durch immer professioneller gestaltete Be- tnerIn (61 Prozent) und die eigenen Kinder men, sondern diese auch am liebsten ver- trugsshops, nach wie vor Unsicherheiten, wes- (45 Prozent). Auch Geschwister und Freun- schenken. Bei den anderen Präsenten gibt es halb KonsumentInnen nach sicheren und de sind unter den Top 5. Arbeitskollegen, eine Diskrepanz zwischen den eigenen Wün- vertrauenswürdigen Shops suchen. „Ein Gü- Tanten bzw. Onkel und Nachbarn gehen eher schen und den Geschenken, die man selbst tezeichen ist hier eine wichtige Orientie- leer aus. macht. Gerne verschenkt werden auch Bü- rungs- und Entscheidungshilfe, denn mit cher, sowie die eher ungeliebten Kosmetik- einem Gütezeichen zertifizierte Anbieter ÖsterreicherInnen sind keine Last und Pflegeartikel und Bekleidung, Schuhe erfüllen hohe Qualitätsstandards und Konsu- Minute-Shopper und Accessoires. Danach folgen etwas Hüb- menten können auf eine seriöse und profes- Weihnachtsgeschenke werden in Öster- sches für den Haushalt und Karten für Ver- sionelle Dienstleistung vertrauen“, erklärt reich laut Studie rechtzeitig geplant und vor- anstaltungen. Behrens. Dies zeigt auch die aktuelle Studie: bereitet: Ein Viertel (23 Prozent) beginnt mit Sicherheit spielt für Österreichs Online- den Einkäufen bereits Anfang November, 17 Shopper heuer eine noch wichtigere Rolle: Prozent ab Mitte November und 30 Prozent Haben Online-Einkäufer die Wahl zwischen Ende November/Anfang Dezember. Jeder zwei Anbietern, dann sind – abgesehen vom Fünfte kauft sogar das ganze Jahr über Ge - Preis (72 Prozent) – die Vertrauenswürdig- schenke, wenn sie oder er etwas Passendes keit und Sicherheit eines Online-Shops (48 sieht. Lediglich 1 Prozent kauft die Weihn- Prozent) die entscheidenden Kriterien. Drei achtsgeschenke erst in den letzten drei Tagen Viertel der Online-Shopper achten darauf, vor Weihnachten. ob der Anbieter mit einem Gütesiegel zertifi- ziert ist. Was das Christkind bringen soll: Gutscheine, Bargeld und Reisen Über die Studie Ganz oben am Wunschzettel stehen bei Die repräsentative Weihnachtsstudie des Männern wie bei Frauen die Klassiker Gut- Österreichischen E-Commerce-Gütezeichen scheine (34 Prozent), Bargeld (33 Prozent) wurde von meinungsraum.at im November und Reisen (22 Prozent). Während Frauen zu Foto: http://www.bilderbox.biz 2017 mittels Online-Befragung unter 1.000 Weihnachten am liebsten Gutscheine ge- Männer wollen funktionale Geschenke, Österreichern (zwischen 14 und 65 Jahren) schenkt bekommen wollen, ist das Lieblings - Frauen etwas, das zu ihnen paßt durchgeführt. geschenk der Männer Bargeld. Der Vorteil: Als das perfekte Geschenk bezeichnen Diese Geschenkeklassiker können auch noch die Männer Präsente, die praktisch sind (35 Über das Österreichische E-Commerce-Gütezeichen spontan besorgt werden. Mit Karten für Ver- Prozent), zu ihnen passen (28 Prozent), auf anstaltungen (17 Prozent), Erlebnissen/Aus- ihre Vorlieben eingehen (23 Prozent) und Das Österreichische E-Commerce-Güte- flügen (17 Prozent) und Büchern (15 Pro- sinnvoll/karitativ (23 Prozent) sind. Frauen zeichen ist das sichtbare Zeichen für seriö- zent) ist das Christkind ebenfalls noch auf bevorzugen Geschenke, die zu ihnen passen sen Online-Handel. Als einziges Gütesiegel der sicheren Seite. (35 Prozent), auf ihre Vorlieben (27 Prozent) im E-Commerce wird es von Wirtschaftskam - und ihre Persönlichkeit (24 Prozent) einge- mer, Arbeiterkammer und Wirtschaftsmini- Finger weg von Socken hen. Nicht so gut bei beiden Geschlechtern sterium unterstützt und genießt daher ein und Unterwäsche kommen hingegen romantische, teure, um- hohes Vertrauen bei KonsumentInnen. Die Die Liste der ungewollten Geschenke füh- weltfreundliche und selbst gemachte Ge - Spezialisierung auf die rechtlichen und kul- ren auch heuer wieder Socken und Unterwä- schenke an. turellen Herausforderungen im österreichi- sche (36 Prozent) sowie Werkzeug (23 Pro- schen Online-Business gibt Händlern recht- zent) und etwas Praktisches für den Haushalt Inspirationsquellen: Internet, liche Sicherheit im Verkauf in und nach (20 Prozent) an. Auch Sportartikel/Sportbe - Familie & Freunde, Auslagen Österreich. Gleichzeitig ist das Gütezeichen kleidung, Kosmetik- und Pflegartikel sowie Inspirationen für die Weihnachtseinkäufe als Mitglied des European Trustmark euro- Gesellschaftsspiele sind wenig beliebt. holen sich die ÖsterreicherInnen bevorzugt paweit bestens vernetzt. Durch die Zertifizie - Die unbeliebtesten Geschenke der Frauen in Online-Shops (45 Prozent), bei Freunden rung erhalten Händler ein sichtbares Zeichen sind Socken und Unterwäsche (34 Prozent), und Familie (45 Prozent), und in der Auslage für Seriosität und darüber hinaus kostengün- Elektrowerkzeuge/Heimwerker-Ausrüstung von Geschäften (37 Prozent). Auch Geschen - stige Unterstützung und Beratung für den (34 Prozent) und etwas Praktisches für den ketipps im Internet (27 Prozent) sowie Online-Shop. n Haushalt, wie z. B. Mixer, Toaster, Staubsau - gedruckte Magazine und Kataloge (24 Pro- http://www.guetezeichen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 102 Personalia 22 Kunst- und Kulturschaffende in 11 Kategorien ausgezeichnet Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Am 7. Dezember 2017 verlieh Kunst- und Kulturminister Thomas Drozda die Outstanding Artist Awards 2017 im Bundeskanzleramt.

it den outstanding artist awards rücken daß Ihr Oeuvre beachtlich und aufsehenerre- ben war, seinen Respekt: „Alle die heute no- Mwir besonders das Außergewöhnliche, gend ist.“ Gleichzeitig erwies Drozda auch miniert sind, haben gleichermaßen Anerken- das Progressive ins Rampenlicht. Die ausge- jenen, deren Werk ohne Prämierung geblie- nung verdient. Ihnen, werte Kunstschaffen- zeichneten Arbeiten zeigen heuer einmal de, gehört die Zukunft.“ mehr: Kunst strotzt vor Kreativität und Die outstanding artist awards werden sprengt gewohnte Denkrahmen. Ich bin der jährlich vom Bundeskanzleramt für heraus- festen Überzeugung, daß es diese angst- ragende Leistungen vergeben und sind mit je freien Grenzüberschreitungen der Kunst 10.000 Euro dotiert. Die Auszeichnungen sind, die unseren Gesellschaften Zukunft- 2017 ergingen an: simpulse versetzen“, so Kulturminister Tho- m Jakob Lena Knebl (Bildende Kunst) mas Drozda am 7. Dezember im Rahmen der m Simon Mayer (Darstellende Kunst) Preisverleihung im Bundeskanzleramt. m Sudabeh Mortezai (Dokumentarfilm) Der Minister zeigte sich davon überzeugt, m Mona Willi (Film) daß KünstlerInnen mit ihren Werken auch m Anja Manfredi (Künstlerische abseits der ökonomischen Aspekte ganz ent- Fotografie) scheidend zur Vitalität unseres Landes bei- m < rotor > zentrum für zeitgenössische tragen würden. „Die Welten der Kunst sind Kunst (Innovative Kulturarbeit) wahrhaft Orte der Herzensbildung. Kunst m Anna Weidenholzer (Literatur) leistet einen ganz entscheidenden Beitrag zu m LIA (Medienkunst) einer prosperierenden, lebenswerten und m Wendy Jim (Experimentelles sozialen Gesellschaft“, so Drozda. Modedesign) Der Minister gratulierte all jenen, die mit m Zahra Mani (Musik)

einem outstanding artist award ausgezeich- Andy Wenzel / Foto: BKA m Reinhold Schmölzer (Musik) n net wurden: „Die Verleihung spricht dafür, Kunst- und Kulturminister Thomas Drozda http://www.kunstkultur.bka.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 103 Personalia »Gold« des Landes NÖ für Michael Schade andeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner Lüberreichte am 14. November das „Gros- se Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“ an Kam- mersänger Michael Schade, den Künstleri- schen Leiter der Internationalen Barocktage Stift Melk. Mikl-Leitner betonte in ihrer Laudatio: „Michael Schade ist eine Koryphäe seines Fachs und einer der besten Tenöre unserer Zeit. Er ist ein gefeierter Opernsänger, die ganze Welt ist seine Bühne.“ Die Landes- hauptfrau weiters: „Er steht für Perfektion, Emotion, Professionalität und Virtuosität.“ Schade sei ein Weltstar mit einer großen Verbundenheit mit Niederösterreich, sagte sie mit Blick auf Schades Tätigkeit für die Barocktage Melk. Schade es habe es „ge - schafft, daß dieses Festival noch mehr an Foto: NLK / Reinberger Profil und Anerkennung gewonnen“ habe: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überreichte das »Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich« an Kammersänger Michael Schade. „Sie sind ein Botschafter für die Barocktage, für das Stift Melk und für das Bundesland lerischer Leiter habe er die Gelegenheit, „das reichischer Kammersänger“ verliehen. Seit Niederösterreich.“ zu tun, was ich am liebsten tue, und das 2014 ist Schade der Künstlerische Leiter der „Wir haben den Anspruch, eines der be - heißt, kulturell mitzudenken“, so Schade. Internationalen Barocktage Stift Melk, sein sten Festivals der Welt zu sein, weil dieser Der Deutsch-Kanadier Michael Schade ist Vertrag wurde erst 2022 verlängert. n Ort es verdient“, sagte der Geehrte in seiner einer der weltweit führenden Tenöre der Ge - http://www.barocktagemelk.at Dankesrede. Durch seine Tätigkeit als Künst - genwart. 2007 wurde ihm der Titel „Öster- https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Schade_(S%C3%A4nger) Landeshauptmann Stelzer überraschte Chansonnier Fuchs ach mehr als 2.000 Konzerten beendete Nder Linzer Chansonnier Fritz Fuchs am 4. Dezember im Brucknerhaus seine Büh- nenkarriere. Im Rahmen dieses letzten Kon- zertes der „Adieu“-Tour überraschte Landes- hauptmann Thomas Stelzer Fritz Fuchs mit der Verdienstmedaille des Landes Oberöster- reich. „Die vergangenen 40 Jahre hat er sich den französischen Chansons verschrieben – jetzt sagt ein großer oberösterreichischer Mu - siker der Bühne ‚Adieu‘: Fritz Fuchs hat es immer verstanden, mit dem Einsatz der gan- zen Person zu überzeugen. Gepaart mit viel Charme, Witz und Gefühl begeisterte er stets das Publikum. Daß Musik seine große Lei- denschaft ist, war bei jedem einzelnen seiner mehr als 2.000 Konzerte hörbar“, so der Lan deshauptmann in seiner Laudatio. Fritz Fuchs war viele Jahre als Chorsän-

ger im Linzer Domjugendchor tätig. Beruf- Foto: Land OÖ lich gab der Multiinstrumentalist seine Gi - Landeshauptmann Thomas Stelzer (l.) mit dem Linzer Chansonnier Fritz Fuchs tarrenfertigkeit an Studierende der Pädago- gischen Hochschule des Landes weiter, un - Schulzeit im Linzer Khevenhüller-Gymna- spielte er Schulen im deutschsprachigen terrichtete an der Sporthauptschule Klein- sium. Fuchs blieb beim Chanson, aus Liebe Raum und gab erste Konzerte. Seit 2004 trat münchen und Gesang an der VS Scharmühl- zur Sprachmelodie und seinen Helden Geor- Fuchs gemeinsam mit Bernhard Walchsho- winkel. Fritz Fuchs’ Liebe zum französi- ges Moustaki, Jacques Brel oder Edith Piaf. fer, Solocellist des Bruckner Orchesters, auf – schen Liedgut begann bereits in seiner Ausgerüstet mit Gitarre und Verstärker be - seit 2012 als „French Connection plus“. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 104 Personalia »Gold« für Wilhelm Krautwaschl und Hermann Miklas n der Grazer Burg verlieh Landeshaupt- Imann Hermann Schützenhöfer am 30. November dem römisch-katholischen Diö- zesanbischof Wilhelm Krautwaschl und dem evangelischen Superintendeten Hermann Miklas „Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern“. Am Fest- akt zu Ehren der beiden hochrangigen Glau- bensvertreter nahmen zahlreiche Ehrengäste teil, darunter unter anderem Landtagspräsi- dentin Bettina Vollath, Landeshauptmann- Stell vertreter Michael Schickhofer, Landes- hauptmann a.D. Waltraud Klasnic, Landes- rätin Doris Kampus und Landesrat Johann Seitinger sowie die beiden Altbischöfe Egon Kapellari und Johann Weber. Es sei ihm eine besondere Freude, so der steirische Landeshauptmann, mit die höchste Auszeichnung, die das Land zu vergeben ha -

be, diesen beiden Persönlichkeiten überrei- Foto: Land Steiermark / FotoFischer chen zu können, um „ihren außergewöhnli - LH Hermann Schützenhöfer (l.) und LH-Stellvertreter Michael Schickhofer (r.) überreichten chen Einsatz und ihre sichtbare Hingabe zu Superintendent Hermann Miklas (2.v.l.) und Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl (3.v.l.) einer Aufgabe auszuzeichnen sowie ihre »Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern«. fruchtbaren Bemühungen um eine gemeinsa- Superintendent Miklas betonte: „Kirche Auch Diözesanbischof Krautwaschl dank- me Basis zwischen den Kirchen zu würdi- bietet Raum für Gesprächsbrücken über die te herzlich. Diese große Wertschätzung stehe gen. Sie beide generieren verbindende und Milieugrenzen der Gesellschaft hinweg. Ich „symbolisch und stellvertretend für alle, die verbindliche Werte aus dem Glauben und freue mich, daß die evangelische Kirche in sich ehrenamtlich für die Gesellschaft ein- aus Ihren christlichen Kirchen und geben auf der Mitte der Gesellschaft angekommen ist – setzen und dazu beitragen, dass der humani- dieser Basis den Menschen Orientierung und auch dafür ist die Verleihung dieser Aus- stische Grundwasserspiegel in unserer Ge- Zuversicht.“ zeichnung ein Symbol. sellschaft nicht sinkt.“ n Goldener Rathausmann an Frankreichs berühmtesten Chansonier s gibt eine Sprache, die überall verstan- Eden wird. Das ist die Musik“, erklärte Andreas Mailath-Pokorny am 9. Dezember anläßlich der Verleihung des Goldenen Rath- ausmanns an Charles Aznavour. „Und die Sprache der Musik lehrt uns mit dem Herzen zu denken“, so der Wiener Kulturstadtrat bei der bei der Überreichung der Statuette am Vorabend zu Aznavours lange erwartetem Stadthallen-Konzert. „Charles Aznavour ist einer dieser raren Meister, die zu den Herzen aller sprechen können, weshalb es geradezu eine Pflicht, ihn im Namen unserer Stadt, der Stadt der Musik, zu ehren.“ Charles Aznavour bedankte sich mit Ver- weis auf die Symbolik des Goldenen Rat - hausmanns: „Ein kleiner Mann mit großer Aufgabe. Das gefällt mir.“ Der Goldene Rat- hausmann, der eine Miniatur des Wächters demokratischer Werte auf der Turmspitze Foto: PID / Christian Jobst Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (l.) und Chansonier Charles Aznavour des Wiener Rathauses darstellt, wird als be - sondere Anerkennung im Auftrag des Bür- ten folgende Nicht-Wiener diese Ehrung: John, Billy Joel, Naomi Campbell. n germeisters verliehen. Unter andrem erhiel- Sha kira, Bob Dylan, Helen Mirren, Elton https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Aznavour

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 105 Religion und Kirche Hermann Glettler zum neuen Innsbrucker Bischof geweiht

Weihespender Erzbischof Lackner, die Diözesanbischöfe Scheuer und Krautwaschl, weitere 20 Bischöfe sowie rund 8.000 Gläubige waren am 2. Dezember zu einem großem Fest in Innsbrucker Olympiahalle gekommen. Foto: Vanessa Rachlé / Diözese Innsbruck Foto: Vanessa Die Bischofsweihe von Hermann Glettler in der Olympiahalle Innsbruck

ermann Glettler ist am 2. Dezember Hzum neuen Bischof der Diözese Inns- bruck geweiht worden. Hauptkonsekrator bei der Feier in der Innsbrucker Olympiahalle war der Salzburger Erzbischof und Metropo- lit der westösterreichischen Kirchenprovinz, Franz Lackner. Ihm zur Seite standen Glett- lers Amtsvorgänger und jetziger Linzer Bi - schof Manfred Scheuer und der Grazer Bi- schof Wilhelm Krautwaschl. Diese drei leg- ten Glettler im stillen Gebet um den Heiligen Geist die Hände auf und vollzogen damit sei - ne Weihe und die Weitergabe des Bischofs- amtes. Weitere Konzelebranten waren Kardi - nal Christoph Schönborn, Erzbischof Simon Ntamwana (Gitega/Burundi) und Bischof Yves Le Saux (Le Mans/Frankreich). Am Beginn der Weiheliturgie wurde das päpstliche Ernennungsdekret des Erwählten Foto: Vanessa Rachlé / Diözese Innsbruck Foto: Vanessa durch die Ordinariatskanzlerin Gudrun Wal- Der soeben geweihte Bischof von Innsbruck Hermann Glettler nimmt die Glückwünsche vom ter verlesen. Darin schreibt Papst Franziskus Kardinal Kardinal Christoph Schönborn entgegen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 106 Religion und Kirche

über Hermann Glettler: „Ich weiß um deinen „Solidarität mit denen, die Verwundungen ha - Einsatz für die Armen und Notleidenden, für ben, bei denen so gar nichts glatt geht“. Mit die Seelsorge sowie für die Neuevangelisie- einem Zitat der Rockgruppe „Böhse Onkelz“ rung. Ich weiß um deine geistliche Lebens- verwies Scheuer zudem darauf, daß es auch führung wie auch um deine umfassende the- Anliegen Glettlers sei, die Sehnsucht jedes ologische wie auch allgemein menschliche Menschen nach Gott am Leben zu erhalten. Bildung. Auf dich fällt mein Blick und dich „Lieber Bischof Hermann, du wirst mit erachte ich als den Geeigneten für das Amt Freude aufgenommen und du wirst Freude des Vorstehers dieser Diözese. Auf Vorschlag bringen“, schloß Scheuer. der Kongregation für die Bischöfe ernenne Hermann Glettler ist der fünfte Diözesan- ich dich deshalb kraft meiner Apostolischen bischof der 1964 errichteten Diözese Inns- Vollmacht zum Bischof der Diözese Inns- bruck. Zu ihr gehört Nordtirol bis zur Ziller bruck. Zugleich übertrage ich dir alle Rechte sowie Osttirol, die bereits an der Wende vom und Pflichten, die mit diesem Amt verbun- 5. zum 6. Jahrhundert christianisiert wurden. den sind.“ Für die Bischofsweihe wurde mit der Inns- Bischof Manfred Scheuer, Glettlers Vor- brucker Olympiahalle ein ungewöhnlicher Foto: Vanessa Rachlé / Diözese Innsbruck Foto: Vanessa gänger in Innsbruck, hob in seiner Predigt Ort gewählt. Im Gegensatz zum Innbrucker Bischof Hermann Glettler Glettlers besondere Aufgabe hervor, ein Ver- Dom, der nur rund 750 Mensch Platz bietet, mittler „zwischen Religion und Aufklärung, ein „Diener der Freude und der Schönheit“ war es auf diese Weise den rund 8.000 Gläu- Spiritualität und Solidarität, Tradition und sein. bigen möglich, gemeinsam mit dem neuen Moderne, Heimat und Weltoffenheit, Frei- Starken Ausdruck finde diese Aufgabe Bischof dessen Weihe und damit das Ende heit und Selbstbestimmung“ zu sein. „Bi- laut Scheuer in der Herz-Jesu-Verehrung, mit der fast zweijährigen Sedisvakanz zu feiern. schof Hermann kann Brücken bauen über der Glettlers nun zweifach verbunden sei: Unter ihnen waren rund 600 Ministranten, existentielle Abgründe hinweg, Brücken Diese stark mit der Identität Tirols ver- 300 Priester und zahlreiche Bischöfe aus dem aber auch zu den ausdrücklich Nichtgläubi- bundenen Form der Religiösität werde als In- und Ausland. Die Ortswahl sei auch ein gen. Er hat sich schon bisher verstärkt jenen „entweder etwas ziemlich Liebliches oder et - „starkes Zeichen“, daß Glettler an „Anders- gewidmet, die kein Nahverhältnis zur Kirche was ganz Politisches“ verstanden; weit ver- orte“ gesandt sei, deutete dies Scheuer in sei- haben, die mit der Kirche nichts am Hut ha- breitet sei sie zudem auch in der missiona- ner Predigt. n ben“, so der nunmehrige Linzer Bischof. Als risch tätigen Gemeinschaft Emmanuel, der http://www.dibk.at Künstler und Bischof werde Glettler zudem Glettler angehört. Sie stehe zudem auch für http://www.kathpress.at Foto: Vanessa Rachlé / Diözese Innsbruck Foto: Vanessa Rund 8.000 Gläubigen war es möglich, gemeinsam mit dem neuen Bischof dessen Weihe zu feiern.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 107 Wissenschaft und Technik Nano-Uhr mit präzisen Zeigern

Einem internationalen Team von Forschern der Universitäten Wien, Duisburg-Essen und Tel Aviv ist es gelungen, ein Nano-Stäbchen kontrolliert in Rotation zu verset- zen und somit als hochpräzisen Zeiger einer elektronischen Uhr zu verwenden. Mit Hilfe fokussierter Laserstrahlen kann das Team um Stefan Kuhn, James Millen und Markus Arndt von der Universität Wien ein Stäbchen mit einer Länge von etwa einem Tausendstel Millimeter in Vakuum einfangen…

ick…Tack… Stabile Uhren spielen in Tun serem Alltag eine wesentliche Rolle. Von Schiffs-Chronometern bis zu GPS-Sy - stemen ermöglichen sie uns, verläßlich zu navigieren. Präzise Uhren sind der Taktgeber des Internets – sie bestimmen die Geschwin- digkeit, mit der Informationen ausgetauscht werden können. Zeit ist die am genauesten bestimmte phy sikalische Meßgröße und kleinste Unre- gelmäßigkeiten können sehr genau bestimmt werden. Durch die Beobachtung der Bewe- gung von zeitgebenden physikalischen Ob - jekten, wie zum Beispiel dem Pendel einer Standuhr, und dem Vergleich mit einer Refe- renz-Uhr kann man externe Einflüsse, wie in diesem Fall etwa Vibrationen, detektieren. In einer Forschungsarbeit, die im Fach- journal „Nature Communications“ publiziert wurde, haben Stefan Kuhn von der Univer- sität Wien und Kollegen einen erstaunlich © James Millen/Universität Wien stabilen Uhrzeiger erzeugt, der die Zeit einer Ein internationales Team aus Forschern der Universitäten Wien, Duisburg-Essen und Tel Aviv verwendet winzige Stäbchen als hochstabile Zeiger einer Uhr. elektronischen Uhr anzeigt. Realisiert wird dies durch ein rotierendes Silizium-Stäbchen, stet, die mit hoch entwickelten Ätzverfahren le Messungen verwendet werden um zum das kürzer als ein Mikrometer ist und mittels reinste Silizium-Stäbchen auf einer Oberflä- Bei spiel Druckänderungen über sehr kurze Laserlicht gegen die Schwerkraft levitiert che produzieren können. In Wien werden Distanzen mit hoher Genauigkeit zu messen. wird. Eine elektronische Uhr gibt den Takt diese Stäbchen dann mit einem „Laser-Ham- Das levitierte Stäbchen könnte durch einen an, mit dem es durch zirkular polarisierte mer“ von dieser Oberfläche losgelöst und in Gasstrom bewegt werden, um Turbulenzen Licht-Pulse angetrieben wird. Dabei dreht der optischen Falle eingefangen. im Gas zu messen oder durch einen Atom- sich das Stäbchen öfter als eine Million Mal Die komplexe Bewegung der angetriebe- bzw. Licht-Strahl um deren Eigenschaften zu pro Sekunde. „Es ist erstaunlich, daß wir ein nen Stäbchen theoretisch zu verstehen ist eine bestimmen. Eines Tages könnte es sogar elektronisches Signal nehmen und damit die Herausforderung, die von Benjamin Stickler mög lich sein, dieses System für die Suche Bewegung eines physikalischen Objekts per- und Klaus Hornberger an der Universität nach Grenzen der Quantentheorie zu ver- fekt kontrollieren können, ohne dabei an Duisburg-Essen gelöst wurde. Die Drehdy- wenden: „Bei hohen Rotationsraten ist dies Sta bilität zu verlieren. Unsere Uhr hat in vier namik des nanomechanischen Uhrzeigers ist ein Sensor mit erstaunlicher Präzision. Bei Tagen gerade einmal ein Millionstel einer Se- chaotisch – ein Verhalten das man sonst zum niedrigen Frequenzen könnte dieses System kunde verloren“, ist Co-Autor James Millen Beispiel auch in Wetterphänomenen und im jedoch eine Reihe ganz neuer Experimente vom Ausgang der Studie begeistert. Straßenverkehr wiederfindet. Im Falle des zur Quantenmechanik rotierender Objekte Vergleichbare Systeme sind in ihrer Nanostäbchens gibt es jedoch stabile Berei- ermöglichen“, so Markus Arndt. n Genauigkeit durch deren Kontakt mit der che in diesem Chaos, die vorhergesagt wer- Originalpublikation in Nature Communications Umgebung limitiert. Durch das optische Le - den können und genau in diesen Bereichen "Optically driven ultra-stable nanomechanical rotor", vitieren des Systems kann dies umgangen, bewegen sich die Nanostäbchen mit äußer- S. Kuhn, B. A. Stickler, A. Kosloff, F. Patolsky, K. Horn- und diese erstaunliche Stabilität ermöglicht ster Präzision. berger, M. Arndt and J. Millen, Nature Communications werden. Anders als die elektronische Uhr inter- DOI: 10.1038/s41467-017-01902-9. Einen entscheidenden Beitrag zu dieser agiert das Stäbchen mit seiner Umgebung. http://www.quantumnano.at Studie haben Alon Kosloff und Fernando Die Präzision des nanomechanischen Uhrzei- https://drjmillen.wordpress.com Patolsky von der Universität Tel Aviv gelei- gers kann daher für äußerst präzise und loka- https://thequantumworkshop.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 108 Wissenschaft und Technik Neue Erscheinungsform magnetischer Monopole entdeckt

In die experimentelle Realisierung von magnetischen Monopolen wurde viel Mühe investiert. Jetzt haben Wissenschaftler sie an einem unerwarteten Ort gefunden…

ereits im 19 Jahrhundert erkannte man, gesehen haben, daß diese Eigenschaft in den Bdaß die physikalischen Gesetze zur Be - Gleichungen zutage tritt“, sagt Andreas Deu- schreibung elektrischer Phänomene denen chert. zur Beschreibung magnetischer Phänomene „In den bisherigen Experimenten hat man erstaunlich ähneln. Um die Symmetrie per- Systeme eigens so konstruiert, daß sie zu fekt zu machen fehlte allerdings ein einziger Monopolen werden. Hier ist es umgekehrt“, Teil: magnetische Monopole. Während mag- erklärt Enderalp Yakaboylu. „Das System netische Monopole in Form von Elementar- war bekannt. Rotierende Moleküle wurden teilchen noch immer nicht entdeckt wurden, schon lange untersucht und erst danach stell- gab es in den letzten Jahren doch einige Er - te sich heraus, dass die magnetischen Mono- folge darin, Objekten herzustellen, die sich pole die ganze Zeit darin enthalten waren. effektiv wie magnetische Monopole verhal- Das ist eine völlig andere Sichtweise.“ ten. Den Forschern zufolge eröffnet die Ent- Jetzt haben Wissenschaftler am Institute deckung neue Möglichkeiten für die Unter- of Science and Technology Austria (IST Au - suchung magnetischer Monopole, da sich ihre stria) gezeigt, daß es viel einfacher ist, sol- magnetischen Monopole von anderen bisher Foto: IST Austria / Birgit Rieger Foto: IST che effektiven magnetischen Monopole zu bekannten Systemen unterscheiden. „Der Das suprafluide Heliumtröpfchen erhalten: Sie konnten zeigen, daß supraflui- wirkt wie ein magnetischer Monopol. Unterschied ist, daß wir es mit einem mole- de Heliumtröpfchen auf in sie eingetauchte kularen System zu tun haben. Unsere mag- Moleküle wie magnetische Monopole wir- dieses Phänomen auch in molekularen Sy- netischen Monopole bilden sich in einer Flüs - ken. Experimente mit solchen Systemen gibt stemen auftritt, die nicht speziell dafür ent- sigkeit und nicht in einem festen Kristall, es schon lange, diese interessante Eigen- wickelt werden müssen, sondern seit langem und das kann man nutzen, um die Untersu- schaft war bisher aber unbemerkt geblieben. bekannt sind. chung von magnetischen Monopolen zu ver- Hat man es mit elektrischer Ladung zu Nanometergroße Tropfen von supraflui- einfachen“, erklärt Professor Mikhail Le- tun, so ist es leicht, die positiven und negati- dem Helium mit darin eingetauchten Mole- meshko. ven Pole zu trennen: Ein Elektron mit seiner külen sind bereits seit mehreren Jahrzehnten negativen Ladung stellt einen negativen Pol Gegenstand von Untersuchungen und es ist IST Austria dar, ein Proton mit seiner positiven Ladung auch eines der Forschungsgebiete von Profes - Das Institute of Science and Technology bildet den anderen Pol, und jedes der beiden sor Mikhail Lemeshko und Postdoc Ender- (IST Austria) in Klosterneuburg ist ein For- ist ein einzelnes Teilchen, das vom anderen alp Yakaboylu. Um die mathematische Be- schungsinstitut mit eigenem Promotions- ge trennt werden kann. Bei Magneten er - schreibung solcher rotierenden Moleküle recht. Das 2009 eröffnete Institut widmet scheint dies zunächst unmöglich, denn sie drastisch zu vereinfachen, postulierte Pro- sich der Grundlagenforschung in den Natur- haben immer zwei Pole, den nord- und den fessor Lemeshko ein neues Quasiteilchen, wissenschaften, Mathematik und Computer- Südpol, die sich nicht voneinander trennen und konnte Anfang dieses Jahres auch zei- wissenschaften. Das Institut beschäftigt Pro- lassen. Schneidet man einen Dipolmagneten gen, daß dieses Quasiteilchen, das sogenann- fessorInnen nach einem Tenure-Track-Mo- in zwei Hälften erhält man zwei Dipolmagne - te Angulon, Beobachtungen der letzten 20 dell und Post-DoktorandInnen sowie PhD ten, schneidet man sie wieder durch, ergibt Jahre erklären kann. Enderalp Yakaboylu be- StudentInnen in einer internationalen Gradu- das noch kleinere Dipolmagnete, aber es nutzte das Angulon bereits, um zuvor unbe- ate School. Neben dem Bekenntnis zum Prin - wird auf diese Weise nicht möglich sein, den kannte Eigenschaften dieser Systeme vor- zip der Grundlagenforschung, die rein durch Nord- vom Südpol zu trennen. herzusagen. Das Merkmal, das sie nun ent- wissenschaftliche Neugier getrieben wird, Mit diesem Rätsel konfrontiert haben deckten, kam jedoch völlig unerwartet und hält das Institut die Rechte an allen resultie- Wissenschaftler große Anstrengungen unter- zeigte sich erst, nachdem sie mit dem Mathe- renden Entdeckungen und fördert deren Ver- nommen, um Systeme zu konstruieren, die matiker Andreas Deuchert in Austausch ge - wertung. Der erste Präsident ist Thomas Hen- effektiv als magnetische Monopole fungie- treten waren. Eine solche Zusammenarbeit zinger, ein renommierter Computerwissen- ren; mit Erfolg: bestimmte Kristallstrukturen ist für ein stark interdisziplinäres Institut wie schaftler und vormals Professor an der Uni- wurden dazu gebracht, sich wie solche Mo- IST Austria nicht ungewöhnlich, da dort die versity of California in Berkeley, USA, und nopole zu verhalten. Doch nun entdeckte ein Interaktion zwischen Forschungsgruppen der EPFL in Lausanne, Schweiz. n interdisziplinäres Team aus theoretischen verschiedener Bereiche gefördert wird. „Es http://www.ist.ac.at PhysikerInnen und einem Mathematiker, daß war für uns alle eine Überraschung als wir Siehe unseren Beitrag auf der Seite 15

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 109 Wissenschaft und Technik Neue Erkenntnisse aus der frühen Erdgeschichte

Durch neue Analysemethoden konnte ein internationales Forscherteam mit Inns- brucker Beteiligung neue Erkenntnisse über die Entstehung der Erde gewinnen. © NASA Goddard Space Flight Center https://www.flickr.com/photos/gsfc/15635699388/, CC BY 2.0 (image detail) CC BY Goddard Space Flight Center https://www.flickr.com/photos/gsfc/15635699388/, © NASA Künstlerische Darstellung der Erde in ihren jungen Jahren: Forscher haben dank sehr präziser Meßmethoden neue Einblicke in die ursprüngliche chemische Zusammensetzung unserer Erde erhalten.

ie Entstehung unseres Sonnensystems Forscherteam mithilfe neuartiger, äußerst Weise, wie ein Vulkan ausbricht. In noch Dund somit die ersten Momente in der präziser Meßmethoden die chemische Zu- viel größerem Maßstab beeinflussen Volatile Geschichte unserer Erde geben der For- sammensetzung bestimmter Meteoriten re- den Verlauf von Massenströmen im Erdman- schung bis heute immer noch viele Rätsel konstruiert. „Auf diesem Gebiet wurde be- tel, den man als Mantelkonvektion bezeich- auf. Besonders die Verteilung der chemi- reits sehr viel Forschungsarbeit geleistet, die net. Diese Massenströme prägen maßgeblich schen Elemente im solaren Urnebel, also aber aufgrund der Herausforderungen in den die Wanderung der Kontinente und das Ent- jenem Material, aus dem alle Planeten unse- Messmöglichkeiten an gewissen Punkten ihr stehen und Vergehen von Ozeanen, sowie res Sonnensystems entstanden sind, ist von Limit erreichte“, erklärt Joachim. die langfristige Abkühlung unseres Planeten. großem Interesse, da diese Verteilung bis Somit können Volatile dramatische Auswir- heute maßgeblich die Eigenschaften im In- Neue Meßmethoden kungen auf das Leben auf der Erde haben“, neren der Planeten und damit auch in der Eine an der University of Manchester ent - verdeutlicht Bastian Joachim. Die Methode Erde bestimmt. „Um die Vorgänge im Inne- wickelte neue Methode erlaubt hochemp- nennt sich „Neutron Irradiation Noble gass ren der Erde heute zu verstehen, müssen wir findliche Messungen mithilfe von Massen- mass spectrometry“ (NI-NGMS). Dabei wer - in die Vergangenheit blicken – im Optimal- spektrometern. Diese Messungen ermöglich- den die Proben zuerst in einem Forschungs- fall bis ganz an den Beginn vor ca. 4,5 Milli- ten den Forschern die Bestimmung von Ele- reaktor mit Neutronen bestrahlt. Dies führt arden Jahren“, sagt Bastian Joachim vom menten, die in nur sehr geringen Mengen in dazu, daß sich die Halogene in Edelgase um- Institut für Mineralogie und Petrographie der den jeweiligen Proben vorkommen. „Unser wandeln. Edelgaskonzentrationen können Uni Innsbruck. Gemeinsam mit KollegInnen Interesse galt in dieser Studie den so genann- wiederum mit Hilfe von Massenspektrome- von der University of Manchester, Universi- ten Halogenen. Das sind volatile, also leicht ter mit deutlich höherer Genauigkeit gemes- ty of Oxford und der ETH Zürich konnte der flüchtige Elemente, zu denen unter anderem sen werden als Halogenkonzentrationen. In Forscher in einer aktuellen Studie, die im Chlor, Iod und Brom zählen. Volatile beein- der aktuellen Studie ist es dem Forscherteam Magazin „Nature“ veröffentlicht wurde, flussen unter anderem den Grad der Zähflüs- dadurch gelungen, die Konzentrationen der neue Erkenntnisse aus diesem frühen Stadium sigkeit von Gesteinsschmelzen im Erdinne- Elemente Chlor, Brom und Iod in Meteoriten der Erdentstehung gewinnen. Dazu hat das ren und damit zum Beispiel die Art und mit bisher unerreichter Genauigkeit zu be-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 110 Wissenschaft und Technik stimmen. Die dabei erhaltenen Werte stim- men mit den bisherigen Annahmen über die ursprüngliche „Ausstattung“ des Sonnensy- stems mit diesen Elementen nicht überein – was wiederum neue Fragen aufwirft.

Meteoriten aus der Geburtsstunde Halogene gehören zu jener Klasse von Elementen, die sich bei hohen Temperaturen relativ rasch verflüchtigen. „Der Beginn un- seres Universums war extrem heiß, dann folg - te eine schrittweise, langsame Abkühlung des Systems. Wenn sich eine solch bunte Mi - schung abkühlt, wird aber natürlich nicht alles gleichzeitig fest: Während die zuerst verfestigten Verbindungen reich an Alumi- nium und Calcium sind, folgten die Volatile erst viel später: Daher sind Planeten nahe an

der Sonne fest, jene weiter weg – zum Bei- Foto: R.G. Joachim spiel der Saturn – gasförmig“, beschreibt Bastian Joachim vom Institut für Mineralogie und Petrographie blickte mit internationalen Kol- Joa chim. Dennoch: Halogene kommen auch legInnen in die Anfänge der Erdgeschichte. tief im Erdmantel vor und zeigten sich auch in den extrem heißen Ursprungsbedingungen aus, daß die Erde nach der Bildung ihres sen – auch wenn das aufgrund ihrer Eigen- unseres Sonnensystems „robuster“ als bisher Erdkerns nochmals so massiven Meteoriten- schaften eigentlich nicht der Fall sein dürfte. gedacht, zeigt das Forscherteam durch die Einschlägen ausgesetzt war, daß sie etwa die „Es muss also einen Mechanismus geben, neuen Meßmethoden. Als Untersuchungs- Hälfte ihrer Masse erst dadurch dazugewon- den wir noch nicht verstehen. Die Erde hat gegenstand dienten den Forschern soge - nen hat“, so Joachim. „Da die Erde in ihrer diese Elemente ‚festgehalten‘ und wir wis- nannte Chondrite – jene Art von Meteoriten, ursprünglichen Entstehung aber theoretisch sen nicht wie“, sagt Joachim. Die Wissen- die schon seit der Frühzeit des Sonnensy- viel zu heiß war, um Halogene halten zu schaftler haben zwar einige Theorien, wie stems vor ca. 4,5 Milliarden Jahren ihre ur- können, nahm man bisher an, dass diese Ele- etwa der Einbau in sehr robuste Minerale, sprüngliche Form weitgehend beibehalten mente erst über diese späteren Einschläge sehen darin aber weiteren Forschungsbedarf haben. „Sie sind das einzige Fenster in die auf die dann schon etwas ausgekühlte Erde zur Klärung eines neuen Rätsels in der Ent- Anfänge der Erdgeschichte, die wir haben: kamen.“ Diese Annahme konnte das For- stehung unserer Erde. sie beinhalten die Mischung des ursprüng- scherteam durch seine Ergebnisse allerdings Das Projekt wurde durch den European lichen Sonnensystems“, betont der Minera- nicht mehr bestätigen, ganz im Gegenteil. Research Council (ERC) FP7 ‘NOBLE’ grant loge die große Bedeutung der kleinen, kosmi - „Jene Mengen an Chlor, Iod und Brom, die No. 267692 gefördert. schen Steinchen. Das Problem bei der Mes- über die Meteoriteneinschläge zusätzlich in Publikation: Halogens in chondritic meteorites and ter- sung von Halogenen sind ihre extrem gerin- die Erde eingebracht wurden, sind geringer restrial accretion. Patricia L. Clay, Ray Burgess, Hen- gen Konzentrationen. „Wir reden hier von als jene Menge, die davon heute auf der Erde ner Busemann, Lorraine Ruzié-Hamilton, Bastian Joa- zwei bis vier Atomen pro einer Million Ato - vorhanden ist.“ Joachim und seine Kollegen chim, James M.D. Day, Christopher J. Ballentine. Nature me. Das ist unglaublich schwierig nachzu- schließen daraus, daß diese Halogene bereits 2017. DOI: 10.1038/nature24625 weisen. Mit der neuen Messmethode ist uns von Beginn an vorhanden gewesen sein müs- https://www.uibk.ac.at/mineralogie/ das nun aber gelungen.“

Rätselhafte Beständigkeit Das Jubiläum der Universität 2019 Mit überraschenden Ergebnissen: Die Konzentration der Halogene Chlor, Iod und m 15. Oktober 1669 genehmigte Kaiser erlebbar zu machen. Beim Rückblick auf die Brom ist in den Chondriten viel niedriger als ALeopold I. die Erhebung des „Haller Erfolge in der langen Geschichte sollen auch in bisherigen Modellen angenommen wurde. Salzaufschlags“, der Sondersteuer zur Fi- die dunklen Seiten nicht vergessen werden Deutlich wird die Besonderheit dieser Ent- nanzierung einer Tiroler Landesuniversität. und Visionen für eine erfolgreiche Zukunft deckung bei einem Blick in die Erdgeschich- Diese Maßnahme war ausschlaggebend für entwickelt werden. te: Die Erde bildete sich aus einem Urnebel die Entstehung der heutigen Universität Die Jubiläums-Projekte der Universität und begann sich langsam abzukühlen. „Die- Innsbruck. sollen möglichst nachhaltig wirken und die ser Zustand blieb aber nicht so, da die Erde Der 350. Geburtstag im Jahr 2019 ist für Qualität und Attraktivität des Studien- und im weiteren Verlauf massiv von Meteoriten die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Forschungsstandortes steigern. Auch die getroffen wurde. Ein großer Einschlag führte ein erfreulicher Anlaß zum Feiern. Er bietet Uni versität als Arbeitgeberin und ihre Sicht- beispielsweise zum Herausschleudern gewal - einmal mehr Gelegenheiten, die Türen weit barkeit regional und international sollen ge - tiger Massen, die dann den Mond formten. In zu öffnen und die Faszination von For- stärkt werden. n der ‚late veneer‘-Theorie geht man davon schung und Lehre mit ihren vielen Facetten https://www.uibk.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 111 Wissenschaft und Technik Von der Angst zur Annäherung

Eine Salzburger Forschergruppe um die Psychologin Eva Jonas untersucht die neuropsychologischen Mechanismen, die hinter existenziellen Ängsten stecken.

s ist ein interessantes Phänomen: Der gesetzt werden, wie Eva Jonas anhand eines EKlimawandel wird immer deutlicher, die Prozessmodells veranschaulicht, das ihr Bedrohung wächst und eigentlich wäre akti- Team im aktuellen FWF-Projekt entwickelt ves Handeln gefragt. Tatsächlich legen aber hat. Die ForscherInnen wollen herausfinden, die meisten Menschen Vermeidungsverhal- welche Voraussetzungen für einen konstruk- ten an den Tag, wenn es um große und exi- tiven Umgang mit Bedrohungen notwendig stenzielle Bedrohungen geht. „Man weicht sind, und wie sich etwa gezielt aktivierte dann eher aus und reagiert indirekt“, schil- Handlungsmotivation auswirkt. „Zunächst dert die Psychologin Eva Jonas. Statt den gilt es zu akzeptieren, daß Menschen das Le bensstil zu ändern und sich der Situation verteidigen, was ihre Kultur ausmacht, um Foto: Universität Salzburg / Kolarik zu stellen, reagieren viele Menschen mit Un- sich daran zu orientieren. Dann aber gibt es Univ.-Prof. Eva Jonas mut auf andere Gruppen. Doch was hilft die einen Spielraum, in dem deutlich gemacht Abwertung einer anderen Kultur beim Lösen nächst in einem Zustand der Irritation und werden kann, wodurch sich diese Kultur de- des Klimawandels? – Nichts, denn das Pro- Angst und braucht eine Neuorientierung. finiert: Will ich den Fokus eher auf das Aus- blem ist nicht gelöst, indem man es unter- „Die eigene Kultur gut zu finden und schließende oder auf das Integrierende rich- drückt oder „auslagert“, vielmehr wirkt es gleichzeitig fremde Kulturen abzuwerten, ten.“ Besonders wichtig sei dabei, so die sich später aus. „Dieser Ethnozentrismus pas - kann diese notwendige kognitive Klarheit Psychologin, die Menschen bei ihrer Angst siert nicht unmittelbar, wenn Menschen be - und Orientierung liefern“, erläutert Jonas. abzuholen beziehungsweise sensibel dafür droht werden, sondern zeitlich verzögert. Das Diese Re-Orientierung brauche es, um wie- zu sein, wenn sie in die Angst abfallen und kommt irgendwann wieder hoch und führt der in die Handlung zu kommen. Der Hem- im „Hemmungsmodus“ feststecken. dann zu diesen Verteidigungs- und Abwer - mungszustand erklärt also, warum Personen tungsreaktionen“, erklärt die Wissenschafte- nach Bedrohung sich durch Abwertung oder Sicherheit als Voraussetzung rin der Universität Salzburg. Abgrenzung verteidigen –, nämlich um sich für Handlungsfähigkeit wieder aus der Angststarre zu lösen und zu Angela Merkels „Wir-schaffen-das“-Kul- Wege aus der Angststarre handeln. Wie das Ergebnis der Handlung aus- tur beispielsweise habe hier zwar angesetzt, Eva Jonas beschäftigt sich seit vielen Jah- fällt, hängt in weiterer Folge stark vom Kon- indem eine Situation, die Angst macht (der ren mit Fragen zu kollektiver Identität, Kon- text ab, in dem sich Menschen befinden – Flüchtlingszuzug), von der deutschen Kanz- trollverlust und Ängsten und den psycholo- etwa von den Werten der Gruppe, der man lerin als Herausforderung proklamiert wur- gischen Prozessen, die dahinter liegen. Da - sich zugehörig fühlt, von der vorherrschen- de. Das alleine war jedoch zu wenig. „Einige bei verbindet sie sozialpsychologische Me - den Kultur insgesamt oder auch von einzel- haben ihre Zuversicht geteilt, andere sind in thoden mit neuropsychologischen Untersu- nen Vorbildern. die Angst abgerutscht und dann starr gewor- chungen, um die Reaktionen des Körpers den und haben schließlich mit Widerstand mit den Beobachtungen der Personen in Zu- Soziale Motivation als Prozeßmodell reagiert“, analysiert Jonas. „Daher muß man sammenhang zu bringen. Die aktuelle Stu- Dass Personen generell nach Bedrohung überlegen, was den Menschen zunächst Si - dienreihe zum Klimawandel ist dabei eine abwerten oder ein stärker konservatives Ver- cherheit gibt, um sie in die Zuversicht zu - von mehreren Untersuchungen, die dem halten zeigen, könne man daher so nicht rückzuholen und ihnen dann Gestaltungsräu- Team um Jonas weitere Bausteine liefern sagen, betont die Psychologin der Univer- me bieten. In diesem Prozeß braucht es Si– sollen zu dem, was die weltweite Forschung sität Salzburg. In ihren Untersuchungen ha- cherungsnetze“, betont die Wissenschafte- unter dem Begriff „Experimentelle Existen- ben die ForscherInnen etwa nach erlebtem rin. „Dann kann ich die Handlungsfähigkeit zielle Psychologie“ versteht, die sich aus der Kontrollverlust auch den Wunsch nach Ver- über einen konstruktiven Weg erreichen.“ „Terror-Management-Theorie“ entwickelt änderung beobachtet. „Es kommt immer dar- hat. Eine der bisher noch unbeantworteten auf an, was die Situation erfordert und was Zur Person Fragen dabei ist, wie der Prozeß zwischen zum Beispiel als gutes Verhalten gilt“, sagt Eva Jonas leitet die Abteilung Sozialpsy- Bedrohung und Verteidigung abläuft. Ant- Jonas und betont: „In Zeiten von Krisen und chologie an der Universität Salzburg. Die worten darauf soll nun das vom Wissen- Terrorbedrohungen orientieren sich die Men - Wissenschafterin hat den Bereich der Terror- schaftsfonds FWF unterstützte Projekt „Von schen stärker an den vorherrschenden Nor- Management-Forschung, die sich mit dem der Angst zur Annäherung“ liefern. men. Wir müssen daher als Gesellschaft auf- Bewußtsein der eigenen Sterblichkeit befaßt, Fühlen sich Menschen existenziell be - passen, welche Werte in der öffentlichen Dis - im deutschsprachigen Raum wesentlich mit- droht, antwortet der Körper mit einer Art kussion dominieren.“ geprägt. Ihre Schwerpunkte sind soziale Ko - „Hemmungsreaktion“, die sich unter ande- Um im Übergang von der Bedrohung zur gnition und Motivation unter dem Einfluß rem in dem genannten Vermeidungsverhal- Verteidigung nicht in der Angststarre zu ver- von Bedrohungen wie Kontrollverlust, Un- ten äußert. Der Körper verharrt dabei zu- harren, muß bei der Handlungsfähigkeit an- gerechtigkeit und existenziellen Ängsten. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 112 Wissenschaft und Technik Bundespräsident besuchte Wiener Wiesenthal Institut Erstmaliger Besuch eines österreichischen Präsidenten am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) as Wiener Wiesenthal Institut für Holo- Dcaust-Studien (VWI) wurde am 11. De- zember von Bundespräsident Alexander Van der Bellen besucht, der in seiner Antrittsrede am 26. Jänner 2017 an den Holocaust als „das größte Verbrechen der Menschheitsgeschich - te“ erinnerte und feststellte, daß in der Zeit des Nationalsozialismus Österreicher zu den Opfern, aber auch zu den Tätern gehörten. Viele verloren damals ihre Heimat, wenige der Geflüchteten wurden eingeladen wieder zurückzukommen. Und viele wurden, wenn sie doch zurückkamen, in Österreich nicht willkommen geheißen. Dies sei „die dunkel- ste Seite der Österreichischen Geschichte, Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit VWI-Stipendiatinnen mit VWI-Geschäftsfüher die man niemals vergessen“ werde. Bèla Rásky und Ariel Muzikant von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (r.) Béla Rásky, Geschäftsführer des VWI, führte den Gast durch das erst Anfang des Jah res 2017 bezogene Haus in der Wiener Innenstadt. In Anwesenheit von Ariel Muzi- kant, dem stellvertretenden Vorsitzenden des VWI und IKG-Ehrenpräsidenten, sowie Min.- Rätin Martina Maschke, Vorstandsmitglied des VWI und Leiterin der Abteilung „Proto- koll, Internationale bilaterale Angelegenhei- ten und Holocaust Education“ des Bundes- ministeriums für Bildung, zeigte er ihm zu- nächst das sich zu ebener Erde befindende kleine Museum „Die Zu - kunft des Erinnerns“, in dem an das Leben Foto: HBF / Peter Lechner Foto: Simon Wiesenthals, sein Vermächtnis, seine Bèla Rásky zeigt dem Bundespräsidenten das Simon Wiesenthal Museum Arbeitsweise – und damit an das Fundament der wissenschaftlichen, dokumentarischen Bestände der Israelitischen Kultusgemeinde auf frühe Monographien zum Judenmord in und vermittelnden Tätigkeit des VWI – er - (IKG). Weitere Recherchemöglichkeiten vor Europa auch thematisch und zeitlich zu einer innert wird. Ort bieten Zugänge zum Videoarchiv der exklusiven Wiener Forschungsbibliothek Weitere Stationen war das umfangreiche Association of Jewish Refugees sowie zum etablieren. Archiv Simon Wiesenthals, das sich aus meh - Fortunoff Video Archive for Holocaust Schließlich traf der Bundespräsident die reren, historisch entstandenen und gewach- Testimonies. MitarbeiterInnen und StipendiatInnen des senen Beständen unterschiedlicher Prove- Darauf folgte der Besuch der VWI-Bi - VWI, die ihm ihre Forschungsprojekte vor- nienz zusammensetzt und damit für unter- bliothek, die mittlerweile an die 13.000 Mo - stellten und VWI-Publikationen sowie Un - schiedliche Aspekte und Perspektiven der nographien, Schriftenreihen und Periodika terlagen über die Tätigkeit des VWI über- Holocaustforschung – wie zum Beispiel der beinhaltet, wobei die Holocaustliteratur mit reichten. Opfer- oder der Täterforschung – von heraus- einem Schwerpunkt im Bereich von Publika- Alexander Van der Bellen zeigte sich von ragender Bedeutung ist. Das Archiv umfaßt tionen aus dem deutsch- und englischspra- der Tätigkeit des VWI beeindruckt, und die Bestände des Archivs des Bundes Jüdi- chigen Raum schrittweise auch um einzigar- lobte – auch in seiner Eintragung in das scher Verfolgter des Naziregimes (= Simon tige, in Österreich nicht oder schwer erhältli- VWI-Gästebuch – die Verknüpfung von Bi - Wiesenthal Archiv) aus dem ehemaligen Büro che Werke aufgestockt wird. Die VWI-Bi - bliothek, Forschung und „Arbeit nach aus- Simon Wiesenthals in der Salztorgasse so - blio thek soll sich somit – vor allem mit einem sen“ als ausgezeichnetes Konzept. n wie die im Rahmen eines Leihvertrags im weiteren Schwerpunkt auf Ost- und Mittel- Jana Starek VWI untergebrachten, holocaustbezogenen europa – regional und mit der Ausrichtung http://www.vwi.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 113 Wissenschaft und Technik Spatenstich für stärkste Groß- wärmepumpe Mitteleuropas

Die Abwärme aus dem Kraftwerk Wien Simmering wärmt zukünftig 25.000 Haushalte mit Fernwärme.

ien Energie errichtet am Kraftwerks- te sicher und zuverlässig mit umweltfreund- gezielt und effizient zu nutzen“, erklärt Karl Wstandort Simmering die größte und licher Fernwärme versorgen können und da- Gruber, technischer Geschäftsführer von leistungsstärkste Großwärmepumpe Mittel- bei 40.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen“, Wien Energie. europas. Der Energiedienstleister setzt damit so Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und „Wie eine Herzschlagader sorgt die Anla- neue Maßstäbe für die Wärmeerzeugung in Wiener Stadtwerke, anläßlich des Spaten- ge für einen effizienten Kreislauf, der Wien: Die Hochtemperatur-Großwärmepum- stichs am 27. November. Wärme in die Wiener Haushalte pumpt – pe wird bislang nicht nutzbare Abwärme der „Dezentrale Wärmepumpen, die einzelne und das mit der sehr hohen thermischen Lei- Kraftwerksanlagen in Simmering direkt in Gebäude versorgen, sind bereits weit ver- stung von 27 Megawatt.“ Die offizielle Inbe- Fernwärme umwandeln. „Die neue Großwär- breitet, der Markt für Großwärmepumpen triebnahme der Anlage ist für En de 2018 mepumpe ist ein europäisches Vorzeigepro- steckt hierzulande jedoch noch in den An - geplant. jekt für hochmoderne, umweltfreundliche fängen. Wir als Wien Energie setzen schon Insgesamt investiert Wien Energie in den Wärmeversorgung. Diese leistungsstarke An- heute auf diese zukunftsweisende Technolo- nächsten Jahren 460 Millionen Euro in den lage wird zukünftig 25.000 Wiener Haushal- gie, um die Abwärme unserer Kraftwerke Ausbau erneuerbarer Energien. Quelle: Wien Energie 2017 / APA Auftragsgrafik APA Energie 2017 / Quelle: Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 114 Wissenschaft und Technik

Grad Celsius kann mit Hilfe der Wärme- pumpe Wärme von 95 Grad Celsius erzeugt werden. Weil auch das für die Wiener Fernwärme- Hauptleitungen (durchschnittlich 100 bis 150 °C) noch eine eher geringe Temperatur ist, sorgt ein intelligentes Verteilsystem dafür, daß das Wasser optimal im Fernwär- menetz genutzt werden kann und dort ein- gesetzt wird, wo die erforderlichen Tempera- turen niedriger sind.

Fernwärme: Nachhaltige Lösungen durch innovative Projekte Am Gelände des Kraftwerks Simmering, wo die Großwärmepumpe jetzt gebaut wird, steht auch der weltweit erste Hochdruck- Wär mespeicher. Er wurde 2013 in Betrieb ge - Foto: PID / M. Votava Foto: nommen und ermöglicht, Wärme genau dann Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima und , technischer Geschäftsführer der Wien zu verbrauchen, wenn sie benötigt wird – Energie, bei der Eröffnung der Großwärmepumpe in Simmering am 27. November zeitlich unabhängig zur Erzeugung. Wärme Umgekehrter Kühlschrank: einem in sich geschlossenen Kältemittel- in Form von 11.000 Kubikmetern Wasser wird So funktioniert die Wärmepumpe kreislauf. Dieses Kältemittel nimmt die Um - in zwei riesigen Tanks gespeichert und ver- Eine Wärmepumpe funktioniert nach gebungswärme über einen Wärmetauscher sorgt bei Bedarf bis zu 20.000 Haushalte mit demselben Prinzip wie ein Kühlschrank – auf und wird durch einen mit Strom betrie- Fernwärme. nur umgekehrt. Beim Kühlschrank entsteht benem Kompressor verdichtet und erwärmt. Erst vor kurzem hat Wien Energie außer- Abwärme durch den Kühlprozess, bei der Schließlich wird das Kältemittel wieder ver- dem eine der ersten Power-to-Heat-Anlagen Wärmepumpe ist diese Abwärme das ge- flüssigt und die dabei entstehende Abwärme Österreichs in Betrieb genommen. Der über- wünschte Endprodukt. Als Wärmequelle wird an das Fernwärmewasser abgegeben. dimensionale „Wasserkocher“ in der Leo- bei der Großwärmepumpe in Simmering das poldau arbeitet mit Überschuß-Strom und Kühlwasser der Kraftwerksanlagen genutzt, Intelligentes Verteilsystem für wandelt diesen in Wärme um, die direkt in in die die nicht mehr nutzbare Wärme aus optimalen Fernwärme-Einsatz das Wiener Fernwärmenetz eingespeist wer- den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen abge- Die in der hochkomplexen Anlage ver- den kann. Dadurch kann bisher ungenutzter leitet wird. baute Technik ermöglicht, daß Wärme be- Strom aus erneuerbaren Energiequellen effi- Die Großwärmepumpe besteht aus zwei reits aus sehr geringen Temperaturen gewon- zient ins Energiesystem integriert werden. n baugleichen Wärmepumpen mit jeweils nen werden kann. Ab Temperaturen von 6 http://www.wienenergie.at Auf dem Weg zum umweltfreundlichen Treibstoff ast ein Drittel des europäischen Energie- haben eine extrem hohe Energiedichte und nächsten Jahren ermöglichen, die Kosten für Fbedarfs wird im Transportbereich benö- sind daher ausgezeichnete Energieträger. die Biotreibstoff-Produktion um 20 Prozent tigt. Nach wie vor werden dafür große Men- Möglich könnte es allerdings sein, diese in zu senken und die Preise somit unter einen gen an Diesel und Kerosin eingesetzt. Um den Zukunft nicht mehr aus Erdöl, sondern aus Euro pro Liter zu drücken“, hofft Müller.

CO2-Ausstoß zu reduzieren, sollen in Zu kunft umweltfreundlicheren Quellen zu gewinnen. „Gleichzeitig soll die Qualität der Biotreib- in neuartigen Bio-Raffinerien Bio-Treibstof- „In Bio-Raffinerien könnte in Zukunft stoffe verbessert werden.“ Das führt nicht nur fe hergestellt werden. Daß das prinzipiell eine breite Palette an Produkten aus billigen zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes, es möglich ist, konnte bereits gezeigt werden. Bio-Materialien hergestellt werden, unter soll auch Europas Abhängigkeit von erdöl- Ein EU-Forschungsprojekt mit 14 Partnern anderem auch Bio-Treibstoffe“, sagen Anna exportierenden Ländern verringern, die Nut- aus ganz Europa – darunter auch die TU Mauerhofer und Stefan Müller vom Institute zung lokaler Ressourcen verbessern und neue Wien – soll diese Technologien nun effizien- of Chemical, Environmental and Biological Arbeitsplätze in modernen Bio-Raffinerien ter und kostengünstiger machen. Engineering. Besonders sinnvoll ist dieses schaffen. Konzept, wenn man verschiedene verfah- Koordiniert wird das Forschungsprojekt Lokales Biomaterial statt Erdöl renstechnische Schritte kombiniert, sodaß et - von Güssing Energy Technologies. Die Auch wenn der Anteil von Elektrofahrzeu- wa die nötige Wärme für den Prozeß nicht Technische Universität Wien betreibt für die gen rasch wächst – gerade im LKW-Schwer- eigens erzeugt werden muß, sondern beste- Verfahrensentwicklung erforderliche Ver- transport oder auch bei Flugzeugen werden hende Abwärme genutzt werden kann. suchsanlagen seit vielen Jahren mit großem sich Verbrennungsmotoren in absehbarer Zeit Erfolg. n nicht ersetzen lassen. Die Kohlenwasserstof- Billiger als ein Euro pro Liter https://www.vt.tuwien.ac.at//chemische_verfahrenstechnik_und_energietechnik/zukunftsfaehige_energietechnik/vergasung_und_gasreinigung/ fe, aus denen Diesel und Kerosin bestehen, „Das Projekt Heat-to-Fuel soll in den https://www.vt.tuwien.ac.at/chemische_verfahrenstechnik_und_energietechnik/zukunftsfaehige_energietechnik/vergasung_und_gasreinigung/projekte/heat_to_fuel/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 115 Gastronomie & Kulinarisches Der Weinjahrgang 2017

Während heuer weltweit die niedrigste Weinproduktion seit Jahren zu verzeichnen ist, konnte in Österreich eine sowohl mengenmäßig als auch qualitativ sehr gute Ernte gelesen werden. Foto: ÖWM / Komitee Kamptal Ein grandioser Blick auf herbstliche Weingärten im Weinbaugebiet Kamptal in Niederösterreich ie laut 3. Ernteschätzung im Oktober früher. Auch die Trockenheit seit Jahresbe- Weinviertel aber wieder sehr wenig. Sehr trok- Deingebrachten 2,6 Mio. hl bedeuten ein ginn setzte sich in den Weinbaugebieten fort, ken war auch leider der August. Im Wein- Viertel mehr als im fünfjährigen Durch- in der Südsteiermark gab es regionsweise nur viertel und im Nordburgenland gab es bis zu schnitt, sie werden die mancherorts leeren 1 mm Niederschlag. Temperaturmäßig bot 50 Prozent weniger Regen. Dementsprechend Keller endlich wieder füllen. Auch 2017 tra- der nachfolgende April wieder das Gegen- mußte vor allem das Weinviertel Ernteaus- ten wieder Spätfröste und der Hagel auf, teil: Der kühlste seit 9 Jahren brachte in der fälle hinnehmen (minus 7 Prozent gegenüber richteten jedoch weitaus weniger Schaden zweiten Monatshälfte einen massiven Kalt- dem Vorjahr), auch im Nordburgenland als im Vorjahr an. Lediglich das Weinviertel lufteinbruch, der Frostschäden nicht nur bei kämpf te man mit denselben Problemen. hatte heuer eine geringere Ernte als im Durch- der früh begonnenen Apfelblüte verursachte. Viele WinzerInnen versuchten in diesem Som- schnitt, verursacht durch extreme Trocken- Diese Aprilkälte verringerte auch wieder den mer mit teils immens hohem Arbeitsaufwand heit in einem der heißesten Sommer seit lan- bis dahin bereits vierzehntägigen Vegeta- ihre Weingärten zu bewässern, um die Ernte ger Zeit. tionsvorsprung. Als Kontrast war der Mai zu retten. Doch auch das Ausbringen von 1 wieder überdurchschnittlich warm, im Juni Million Liter Wasser war oft nur der sprich- Witterungsverlauf 2017 stiegen die Temperaturen weiter – es war der wörtliche Tropfen auf den heißen Stein! Generell zeichnete sich das heurige Jahr zweitwärmste in 251 Jahren Wetteraufzeich- Die Weinlese hatte entsprechend dem Rei - durch stetigen Temperaturwechsel aus, der nungen, nur 2003 war es noch um gut 1 °C fevorsprung von knapp zwei Wochen bereits für wettermäßige Rekorde sorgte. Es begann wärmer. Besonders schlimm war die starke früh begonnen, doch nach einem Drittel der mit dem kältesten Jänner der letzten 30 Jah- Hitzewelle mit der einhergehenden Trocken- Erntezeit machte der Folgemonat einen leich - re, der zudem sehr trocken war, der Februar heit in der zweiten Monatshälfte. ten Strich durch die Rechnung. Der kühle hingegen war außerordentlich warm. Darauf Der Juli setzte mit 2 Hitzewellen die Trok- und tendentiell feuchte September 2017 folgte der wärmste März, der in 251 Jahren kenheit in den Weinbaugebieten fort, erst ein führte zwar immer wieder zu unerwünschten jemals registriert wurde, in Folge begann die Kaltlufteinbruch nach 3 Wochen brachte et - Leseunterbrechungen, der Oktober zeigte Blüte der entsprechenden Pflanzen bereits was Milderung und Niederschlag – für das sich dafür hingegen freundlich, sodaß die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 116 Gastronomie & Kulinarisches

Weinlese heuer bereits Mitte Oktober zum Steiermark größten Teil abgeschlossen war. Die sehr Nach dem mageren Vorjahr füllen sich gute Traubenqualität erlaubte auch die landes - heuer endlich wieder die Keller, man rechnet weite Anhebung der Hektarhöchstertrags- mit einem Plus von 30 Prozent gemessen am menge um die zulässigen 20 Prozent, damit Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Frost die betroffenen Betriebe ihre letztjährigen und Hagel konnten nur punktuell geringen Ernteausfälle zumindest teilweise ausglei- Schaden anrichten – mit Ausnahme des Schil - chen konnten. cherlands, wo die Ernte Ende August durch Im Keller erlaubte die erfreuliche Quali- Hagel empfindlich geschädigt wurde. An- tät der Trauben heuer ein weitgehend gere- sonsten war die Witterung vergleichbar mit geltes, aber dennoch sehr konzentriertes Ar - den anderen Weinbaugebieten. Die frühere beiten. Denn manche Gärung hatte so ihre Lese wurde durch herbstliche Regenfälle Eigenheiten, die man genau im Auge behal- zwar etwas gestört, doch wo die sommerli- ten musste, um wenn nötig zeitgerecht ein- che Weingartenarbeit gut ausgeführt wurde, greifen zu können. Neben deutlicher Sorte- konnten die Trauben unbeschadet und mit naromatik und klarer Fruchtigkeit weisen die guter Qualität in den Keller gebracht werden. Weine eine schöne Dichte und Stoffigkeit am Mitte Oktober wurde mit Trockenbeerenaus- Gaumen auf, die einerseits bereits jetzt lesen die Lese abgeschlossen. Foto: http://www.bilderbox.biz Trinkfreude bereiten, andererseits auch auf 2017 wurde eine sehr gute Ernte eingebracht Für die steirischen Winzer ist 2017 ein eine gute weitere Entwicklung im Zuge des sehr eleganter Jahrgang mit guter physiolo- Weinausbaus hoffen lassen. Burgenland gischer Reife, ausgeprägter Aromatik und Sehr zufrieden ist man hier mit dem über- intensiver Fruchtigkeit. Auch gute Dichte und Niederösterreich durchschnittlichen Ernteergebnis von plus Fülle sind die Zeichen erfolgreicher Ertrags- Insgesamt erwartet man mit 1,6 Mio. hl 28 Prozent zum Fünfjahresschnitt, traten regelung. Ob Welschriesling, Muskateller um 19 Prozent mehr als im Fünfjahres- doch erfreulicherweise die negativen Wette- oder Sauvignon Blanc, heuer findet sich die schnitt, lediglich das Weinviertel hatte unter runbilden des letzten Jahres – wenn über- Sortentypizität in sehr deutlicher Ausprä- der langen Trockenheit zu leiden. So konn- haupt – nur sehr kleinräumig auf. Der sehr gung. In Summe wird der Jahrgang endlich ten dort pro Hektar nur 54 hl geerntet wer- frühe Lesebeginn hatte im Nordburgenland wieder die leeren Keller der Winzer und den, während beispielsweise im Kremstal zudem den Vorteil, daß die Regenfälle im dann die Regale der Weinfreunde füllen. Um trotz Frostschäden über 73 hl eingefahren September nur mehr einen geringen Teil der der Vorfreude der Jungweinfreunde auf den werden konnten. Erfreulicherweise konnten Trauben trafen. So war man Anfang Oktober heurigen Jahrgang gerecht zu werden, wurde die heurigen Spätfröste und Hagelschläge oft schon weitgehend mit der Lese fertig, der Verkauf des „Junker“ dieses Jahr um nur geringen Schaden anrichten. Durch mit auch wenn vor allem rund um den Neusied- zwei Wochen früher gestartet. großem Einsatz durchgeführtes Räuchern zur lersee noch einiges an Trauben in den Wein- Frostabwehr, ausreichenden Nachtrieb der gärten hängt – für die Prädikatsweine. Wien Reben und gutes Reagieren der Winzer auf Auch im Mittelburgenland waren die Dieses Jahr blieb das Weinbaugebiet Hagelfolgen konnten größere Einbußen ver- kleinbeerigen lockeren Blaufränkischtrauben Wien von Frost und Hagel weitgehend ver- mieden werden. Generell stellte die Trocken - nach entsprechender Pflege perfekt ausge- schont, der gute Sommer sorgte für eine um heit das größte Problem im Jahreslauf dar, reift und gesund. Eine Winzerin beschreibt 35 Prozent höhere Ernte als im langjährigen auch das Bewässern von besonders gestres- es so: „Dieser Jahrgang wird lange in Erin- Durchschnitt. Auch in Wien (heuer im Mo- sten Rebanlagen hatte seine Grenzen in der nerung bleiben – ein Jahr wie es im Bilder- natsmittel öfters der wärmste Ort Österreichs) betrieblichen Arbeitskapazität. buch steht.“ Die geernteten Trauben brach- begann die Lese zwei Wochen früher, ebenso Die Lese wurde heuer ca. zwei Wochen ten auch eine gute Säurestruktur mit in den sorgte auch hier das feuchte Septemberwet- früher begonnen und wurde nur durch die Keller. Somit war dort eine gute und saubere ter für eine kurze Atempause, bevor es mit Regentage im September unterbrochen. Nie- Vinifizierung möglich, schließlich sind bei der Ernte wieder weitergehen konnte. Wie in drige Temperaturen und vorheriger guter Ge - der Maischegärung der Rotweine die mikro- den anderen Weinbaugebieten konnte die sundheitszustand ließen die Trauben aber das biologischen Anforderungen diffizil. Das Er - Witterung den Trauben relativ wenig anha- Schlechtwetter relativ gut überstehen. Allge- gebnis der heurigen Bemühungen sind sehr ben, so wurden reichlich gute Trauben in die mein freut man sich über einen guten ausge- fruchtige und sortentypische Weine mit gu- Presshäuser gefahren. „Wir freuen uns auf reiften und aromatischen Jahrgang, bei dem tem, dichtem Körper, der sich am Gaumen einen wunderbaren Jahrgang, denn dieses Jahr die Sortentypizität besonders hervorsticht. sehr elegant präsentiert. Was beim Weißwein ist die Menge zufriedenstellend und die Qua- Besonders zufrieden mit der Mostqualität war jetzt schon Vergnügen macht, gilt auch be- lität außergewöhnlich hoch“, so der Vizeprä- man in der Thermenregion, im Traisental und reits für die jungen Rotweine: Die reife und sident der Landwirtschaftskammer Wien, Carnuntum. Somit werden nicht nur Grüner ausgewogene Säure unterstützt die Fruchtig- Her bert Schilling. Veltliner und Welschriesling, sondern auch keit, während der mittlere Alkoholgehalt für Man darf also einem vollmundigen Wie- Zweigelt und Pinot Noir mit ihrer Fruchtig- angenehmen Trinkspaß sorgt. Und was jetzt ner Gemischten Satz DAC entgegensehen – keit und Stoffigkeit die Weinfreunde zufrie- in den Kellern reift, darauf kann man sich und jetzt schon den fruchtig-intensiven Jun- denstellen und den Weg in deren Keller fin- schon freuen, wenn es als vollendetes Pro- gen Wiener 2017 genießen. n den. dukt im Glas funkelt. http://www.oesterreichwein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 117 Kultur Victor Hugo

»Der schwarze Romantiker« – von 17. November 2017 bis 15. Jänner 2018 im Grafischen Kabinett im Leopold Museum Wien © Maisons de Victor Hugo / Foto: Roger-Viollet © Maisons de Victor Victor Hugo, Burg und Schloß von Vianden im Mondschein, 1871, Bleistift, braune Tinte auf Papier, 25,7 x 35 cm

er französische Schriftsteller Victor Glöckner von Notre Dame (1831) und Les nen. Zur Präsentation im neuen grafischen DHugo (1802–1885), Galionsfigur der Misérables (1862) innewohnt, fesselt bis Kabinett des Leopold Museums gelangen französischen Romantik und herausragender heute eine weltweite Leserschaft. Verfilmun- versatile Menschendarstellungen, fantasti- Homo Politicus, wurde schon zu Lebzeiten gen und Musicals machten diese Werke sche Metamorphosen von Bauten, seltene zu einer eigenen Institution. Anfangs konser- einem breiten Publikum bekannt. Dass Vic- Spitzenabdrücke sowie eine ganze Bandbrei- vativer Royalist und in späterer Folge Repu- tor Hugo, der sich selbst ausschließlich als te an Abstraktionsgraden im Werk des Aus- blikaner, blieb er zeit seines Lebens ein glü- Schriftsteller verstand, auch ein leiden- nahmekünstlers“, so Wipplinger. hender Europäer und engagierter Gegner der schaftlicher Zeichner und Maler war, ist ein Victor Hugos Freizügigkeit im Umgang Todesstrafe. In Oppositi- on zu Napoleon III. durchaus überraschender Aspekt seines mit Malmitteln war dabei schier grenzen- verbrachte er mit seiner Familie und seiner Schaffens. Die von Direktor Hans-Peter los: In Sepia klecksend, fallweise unter Ver- Ge liebten und Muse Juliette Drouet ab Wipp linger initiierte Schau im Leopold Mu - wendung unkonventioneller Materialien wie 1851 – mit Unterbrechungen – beinahe 20 seum bietet die Gelegenheit, einem außerge- Kaffeesatz oder Staub, ließ er oft das Zufall- Jahre im Exil. Nach seiner Rückkehr im Jahr wöhnlichen Künstler zu begegnen, in dessen sprinzip walten, woraus Bilder des Erahnten, 1870 wurde er von der Pariser Bevölkerung Welt sich Nostalgie und Fortschritt die der vagen Möglichkeiten resultierten. feierlich empfangen. Ab 1881 wird Victor Waage halten. „In Sepia unter Anwendung unorthodo- Hugos Geburtstag als republikanisches Fest „Wir schätzen uns überaus glücklich, die xer Kratz- und Wischverfahren klecksend, staatlich begangen. erste monografische Ausstellung zu Victor ließ Hugo nicht selten das Zufallsprinzip Die emotionale Kraft, die seinen Versen Hugo in einem Wiener Museum mit etwa 60 walten. Dieses trug dazu bei, daß man mit sowie den Jahrhundertromanen wie Der herausragenden Exponaten ausstatten zu kön - Fug und Recht behaupten könnte, ihm sei

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zusätzlich zur Suggestivität und Präzision seiner Texte gelungen, das Unendliche auch bildlich zu definieren“, erklärt der Direktor. Obwohl sich im Nachlaß Victor Hugos mehr als 3500 Blätter befinden, trat er nicht als Künstler auf, nahm nicht an Ausstellun- gen teil und widmete sich nur am Rande der Kunstkritik. „Seine Bilder werden in Standardwerken zur Kunstgeschichte nicht erwähnt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Zeichnungen übersehen oder missachtet werden. Ganz im Gegenteil – die Zahl der positiven Würdi- gungen begann früh, mit Gautier (1838) und Baudelaire (1859) und setzt sich bis heute mit teils literarisch erlesenen […] Texten fort“, so der Wiener Kunsthistoriker Ra- phael Rosenberg.

»Ach, Sie kennen meine Sudeleien?« Manche Zeichnungen Hugos stehen den im 19. Jahrhundert hochgeschätzten Radie-

rechts: Anonym, Victor Hugo, an eine Wand leh- nend, um 1853, Musée d’Orsay (beschnitten) unten: Victor Hugo, Ruinen eines Aquäduktes,

um 1850, Maisons de Victor Hugo, Paris Hervé Lewandowski © RMN-Grand Palais (musée d'Orsay) / Foto: © Maisons de Victor Hugo / Foto: Roger-Viollet © Maisons de Victor

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rungen Rembrandts nahe. Auch die Blätter des von ihm geschätzten Paul Huet (1803– 1804) oder die Arbeiten des Landschaftsma- lers Adolphe Hervier (1818–1879), im spe- ziellen die 1843 betitelte Serie an kleinfor- matigen Landschaftsbildern mögen Hugos künstlerisches Wirken beeinflußt haben. Her- viers Reiseerinnerungen an die Normandie weisen den Zeichnungen Hugos ähnliche Mo- tive auf, so etwa eine mittelalterliche Kirche, die Küste, den hohen düsteren Himmel oder einen knorrigen Baum. Dabei empfand Hu - go die Zeichenkunst in erster Linie als Fort- setzung seiner schriftstellerischen Tätigkeit mit anderen Mitteln. „Ach, Sie kennen meine Sudeleien? Die sich übrigens nicht gerade anmaßlich aus meinem Hauptberuf ergeben, denn ich er- zeuge sie mit den beiden Enden ein und des- © Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, René Stey Victor Hugo, Blick auf Türme mit einem Stern im Himmel, Braune Tinte auf Papier, selben Werkzeugs, das heißt, zeichnender- 14,5 x 22,4 cm; Privatsammlung weise mit der Spitze einer Gänsefeder und malenderweise mit deren Barthaaren“, so Randexistenzen und Architektur durch Francisco de Goya und Jacques Callot Victor Hugo in einem Brief an den Maler Häufig sind Hugos Blätter von skurrilen Tribut, teils agierte er im Sinne des Vorwor- Jules Laurens, 1855. Randexistenzen bevölkert. Teils zollte er da- tes zu seinem Theaterstück Cromwell (1827), wo er für ein Nebeneinander des Grotesken und des Erhabenen plädierte. Die Muse der Moderne spüre, so der Autor in diesem ein- flußreichen Manifest der Romantik, daß nicht alles im menschlichen Sinne schön sei; auch werde sie sich die Frage stellen, ob es dem Menschen zustehe, Gott zu korrigieren. Auch der Architektur galt das Interesse des zeichnenden und malenden Dichters. Mit märchenhaft-düsteren Darstellungen von Ka - thedralen und Schlössern beschwor Hugo die Geister einer Vergangenheit herauf, deren kostbare Relikte er gefährdet glaubte. Viel- fach sind es mittelalterliche Gebäude, teils verfallend und oft in nächtliche Szenerien eingebettet, sowie Kirchen, Brücken und Fachwerkhäuser, die Hugo auf dem Papier festhielt und als Erinnerungen bezeichnete. Am öffentlichen Diskurs war Victor Hugo nicht zuletzt dadurch beteiligt, daß er sich in denkmalschützerischer Absicht für die Erhaltung der mittelalterlichen Architektur einsetzte. In seinem Roman Der Glöckner von Notre-Dame verweist Erzdechant Frollo auf die Gefahr, die der Bild gewordenen Ar- chitektur durch die Verbreitung des Buches droht. „Dieses wird jenes töten. Das Buch wird das Gebäude töten“. Die „allgemeine Schrift, die Weltschrift aus Stein“, werde von einer anderen, handlicheren und günstigeren verdrängt. „Ein Generationenkonflikt findet [...] nicht nur zwischen Menschen statt, sondern

© Maisons de Victor Hugo, Paris / Foto: Guernesey auch zwischen den von ihnen erschaffenen Victor Hugo, Spitzen und Gespenster, 1855/56, Sepia, Tusche, Kohle auf Papier, 7,2 x 6,1 cm Werkzeugen [...]. Jedenfalls nimmt es nicht

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liberaler europäischer Schriftsteller und Kos - mopolit für eine deutsch-französische Ver- ständigung ein, wobei er die im Zuge des Wiener Kongresses festgelegte Grenzziehung als willkürlich empfand. „Seine Lösungsvorschläge ignorieren jedoch das Säbelgerassel der Nationalisten und konzentrieren sich auf den Versuch einer Ordnung, die sensibler auf die Geschichte und Geografie Europas eingehen möchte als die für ihn nur zufälligen Grenzlinien des Wiener Kongresses. Es ging ihm also nicht um den Stolz einer einzelnen Nation, son- dern um die Gesamtarchitek- tur des Konti- nents,“ so Stefan Kutzenberger, Bibliothekar im Leopold Museum. Hugos Buch Le Rhin wurde bereits im Erscheinungsjahr 1842 auch in deutscher Sprache veröffentlicht. Im Vorwort zur zwei- ten Auflage manifestiert sich die Affinität des Schriftstellers zu Deutschland: „Wenn ich nicht Franzose wäre, so wollte ich Deutscher sein“, lautet seine Schlußfolgerung. Aus seinen demokratischen Überzeugun-

© Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien / Foto: René Stey gen zog der Schriftsteller dahingehend Kon- Victor Hugo, Spitzen und Gespenster, 1855/56, Sepia, Tusche, Kohle auf Papier, 5,8 x 6,7 cm sequenzen, daß er nach seinem Konflikt mit Napoleon III. insgesamt 18 Jahre als Exilant wunder, daß sich „Dieses wird jenes töten“ ten und die Wälder die größte Stille […]“. Es auf den Kanalinseln verbrachte. Beeindruk- heute als modischer Leitsatz diverser me - sind romantisch-düstere Bilder, zu denen kende Felsformationen, atemberaubende Wet- dientheoretischer Diskussionen einer breiten Hugo durch seine Reisen an den Rhein inspi- terstimmungen, die Tätigkeiten der Wind und Popularität erfreut. Daß dabei gerade ein riert wurde, Dämmerungsszenerien, nebel- Wetter ausgesetzten Fischer oder die die Kü- umgekehrter Prozeß im Gange ist, nämlich verhangene Flußlandschaften. Ein weiterer ste passierenden Boote inspirierten ihn zu jener, im Zuge dessen die Bilderflut das Text - Aspekt seines Interesses für den großen Strom düsteren See- und Flußlandschaften. Auch liche zu verdrängen droht, konnte der Autor war politischer Natur. Ebenso wie der deut- und vor allem waren die 1850er-Jahre jene des 19. Jahrhunderts freilich nicht ahnen“, so sche Dichter Heinrich Heine trat Hugo als Pe riode, in welcher Hugo manche seiner zu - Ausstellungskurator Ivan Ristić. Mit Der Glöckner von Notre-Dame habe Hugo, so Théophile Gautier, „die Kunst des Mittelalters in Frankreich gerettet und der Archäologie einen lyrischen Impuls ge- ge - ben“. Im allgemeinen dienten laut Ristić die Bauten und das Bauliche dem Dichter als Mahnmale der Vergänglichkeit.

Der Rhein ist von zentraler Bedeutung Eine zentrale Bedeutung kommt im Schaffen Victor Hugos dem Rhein zu. Der Dichter reiste erstmals 1840 an die Ufer des sagenumwobenen Flusses, zahlreiche weite- re Reisen folgten. Noch 1866 richtete er sei- nem Roman Die Arbeiter des Meeres einen bildhaften Appell an die Leserschaft: „Geht an die Gestade des Rheins; sucht die unbe- kanntesten Winkel dieser Naturlandschaft auf, die an manchen Stellen hohepriesterli- che Majestät zu haben scheint; man könnte sagen, daß dort Gott mehr anwesend ist als

anderswo; versenkt euch in jene Zufluchts- © Maisons de Victor Hugo / Foto: Roger-Viollet orte, wo die Berge die größte Einsamkeit bie - Victor Hugo, Champignon, 1850, Sepia, Kohle, Fettstift, Gouache auf Papier, 47,4 x 60,8 cm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 121 Kultur © Sammlung Klüser / Foto: Mario Gastinger, München © Sammlung Klüser / Foto: Mario Gastinger, William Turner, Studie eines Schlosses am See, um 1824, Aquarell, Bleistift auf Papier, 15,9 x 23,4 cm; Sammlung Klüser, München

kunftsweisenden Experimente auf Papier Werk Hugos erkennt man speziell in den Rund 60 Exponate durchführte. Schablonenbildern fotografische Einflüsse – In der Präsentation im Grafischen Kabi- Als Kind seiner Zeit und zugleich eine etwa in Form von Wechselspielen zwischen nett des Leopold Museum werden rund 60 Art Wegbereiter der surrealistischen écriture Positiv und Negativ, die unter Verwendung Exponate gezeigt. Zur thematischen Band- automatique, nahm Hugo an spiritistischen von Scherenschnitten (pochoirs) zustande ka- breite der Präsentation tragen überdies Refe- Séancen teil, mittels derer er etwa den Geist men, welche teils von fotografischen Moti- renzwerke der französischen Schriftstellerin seiner Tochter traf, die 1843 gemeinsam mit ven stammten. Während das indexikalische George Sand sowie des englischen Malers ihrem Mann in der Seine ums Leben gekom- Hinterlassen von Spuren – etwa in Form von William Turner bei. men war. Ende 1855 und 1856 entstanden Fingerabdrücken – sowie „fotogenische Ausstellungskurator Ivan Ristić: „Ließ auf Guernsey die dentelles, jene mit Hilfe Zeichnungen“ die Pioniere der Fotografie William Turner in seiner Malerei die mate- dekorativer Spitzenmuster gestalteten Druk- reizten, erfuhr die Monotypie nicht zuletzt in rielle Welt als Verdichtung der Lichtpartikel ke Victor Hugos. Es handelt sich um Ab- Hugos malerischem Werk eine Renaissance; erscheinen, so führte Hugo manche seiner drücke von fein geklöppelten, in Tinte ge- vielfach zeigen sich dabei in seinen Werken Malexperimente in fast völliger Dunkelheit tränkten Spitzen. Verbunden mit Klecksbil- Ansätze der abstrakten Malerei. durch.“ dern werden die Spitzenmuster zu Himmels- Bisweilen überrascht Victor Hugo durch In seinem Roman Die Arbeiter des Mee- partien, formen sich zu Buchstaben oder Ge- das Spiel mit Perspektiven, etwa wenn ein res schildert der Schriftsteller eindrücklich sichtern von Gespenstern (spectres). Fliegenpilz aus Untersicht sich in monumen- die Kraft der Dunkelheit: „Die nächtliche taler Größe präsentiert oder ein krähender Dunkelheit ist schwindelerregend. Wer sich Junges Medium Fotografie Hahnenkopf ins Bild drängt. Ob dieser An - in sie vertieft, versinkt darin, zappelt darin. Wechselwirkungen mit dem jungen Me- satz als humorvoll, banal oder als Würdi- Keine Strapaze gleicht dieser Erforschung dium Fotografie blieben dabei nicht aus. Be - gung der Natur verstanden wird, liegt im Auge der Finsternis. Es ist das Studium einer Aus- reits im Alter von 23 Jahren hatte Hugo in des Betrachters. Einen megalithischen Dol- löschung.“ einem Brief Schatten skizziert, die Efeublät- men, eine Grabstätte auf heiligem Boden, Zur Ausstellung erschient im Verlag der ter auf die Papierfläche warfen. 25 Jahre spä- zeichnete Hugo auf der Insel Jersey. Die Dar- Buchhandlung Walther König ein umfang- ter entstanden im eigens eingerichteten Ate- stellung verweist auf seine Verse aus Ce que reicher 160 Seiten und ca. 100 Abbildungen lier seines Hauses Marine Terrace auf Jersey, dit la bouche d’ombre (Wo zu mir der Schat- umfassender Katalog in deutscher und eng- wo er mit seinem Sohn Charles und dem tenmund sprach), die er unter dem Eindruck lischer Sprache. Erhältlich im Leopold Mu- Dichter und Fotografen Auguste Vacquerie des Besuchs der neolithischen Anlage bei seum Shop zum Preis von Euro 24,90. n arbeitete, rund 350 Abzüge. Im malerischen Saint Martin zu Allerseelen 1854 schrieb. http://www.leopoldmuseum.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 122 Kultur Raum & Fotografie

Von 25. November 2017 bis 22. April 2018 Mönchsberg [4]

sozialpolitischen Zusammenhängen zu be- leuchten.“ Die historische Tiefe und kultu- relle Breite von Raum & Fotografie unter- streicht Christiane Kuhlmann, Kuratorin für Fotografie und Medienkunst: „Wir zeigen ne - ben Arbeiten aus der Anfangszeit der Foto- grafie vor allem auch zeitgenössische Werke von KünstlerInnen, die von außerhalb Euro- pas stammen und aufgrund ihrer unter- schiedlichen sozialen Prägungen und Le - bens bedingungen Raum anders wahrnehmen und interpretieren, als es aus eurozentrischer Sicht lange Zeit üblich war.“ Die fotografi- schen Exponate reichen von einer begehba- ren Camera obscura, in der das Licht der Salzburger Altstadt zum projizierten Bild wird, bis hin zu der Installation How Not to Be Seen (2013) von Hito Steyerl, in der man – entgegen aktueller Überwachungssze- narien – unsichtbar werden kann. Thematisch gliedert sich die Ausstellung Raum & Fotografie in sechs Kapitel, begin- nend mit frühen Bildverfahren und experi- menteller Fotografie als Urform des Medi- ums. Mit den technischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts und damit einhergehen- den neuen Methoden und Möglichkeiten der Kamera, menschliche Sichtweisen und räum- liches Sehen zu imitieren, beginnt das näch- ste Ausstellungskapitel. Dem „Neuen Se- hen“, das im frühen 20. Jahrhundert durch die Entwicklung moderner Kameratechniken entstand und zusammen mit den Ideen des Foto: © Albertina, Dauerleihgabe der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, Wien Foto: Jindrich Eckert, Junge Frau am Fenster mit Buch, um 1870, Albuminabzug

äumliches Sehen und Vorstellungen von Wolfgang Tillmans, bis hin zu Fotografien zu Rräumlichen Dimensionen, ihrer Ausdeh- sozialen, ökonomischen und konzeptuellen nung und Veränderung entsprechen eigent- Themen etwa von Santu Mofokeng. lich nicht der Zweidimensionalität der tech- „Als Kompetenzzentrum für künstlerische nischen Aufnahme. Gerade aus diesem Grund Fotografie verknüpfen wir in dieser Ausstel- setzen sich FotografInnen seit den Anfängen lung das Medium der Fotografie mit gesell- der Fotografie mit der Darstellung von Raum schaftspolitischen Fragestellungen zum auseinander. Raum, insbesondere auch zu immer häufiger In Raum & Fotografie präsentiert das auftretenden Grenzen und Normierungen“, Museum der Moderne Salzburg zu dieser so Sabine Breitwieser, Direktorin am Mu - Thematik erstmals Werke von 35 KünstlerIn- seum der Moderne Salzburg. „Unser Anlie- nen aus 14 Ländern, mit Exponaten von gen ist es, Fotografie einerseits in formaler 1860 bis heute. Das inhaltliche Spektrum der und technischer Hinsicht sowie andererseits 2017 Museum der Moderne Salzburg / © Bildrecht, Wien László Moholy-Nagy, Ausstellung reicht von Arbeiten zu architek- in ihrer Entwicklung von Genres und The- Switzerland, 1925 (späterer Abzug) tonischen und virtuellen Räumen, u. a. von men in unterschiedlichen geografischen und Silbergelatineabzug auf Barytpapier

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Bauhauslehrer László Moholy-Nagy nahmen diese Neubetrachtung zum Anlaß für ihre experimentellen Bildkonzepte, die eine Er- weiterung der Seheindrücke ermöglichten. Die anschließenden Kapitel befassen sich mit der fotografischen Wiedergabe des gebauten Raums und dem Einfluß von Architektur auf die Gesellschaft. Die Expansion der Städte mit der Entstehung von Randbezirken und Wohntürmen ist ein Thema der Arbeiten des Konzeptkünstlers Stephen Willats und des Fotografen Wolfgang Tillmans, aber auch der Bildhauerin Isa Genzken. Die Videoin- stallation Book for Architects von Till- manns, die 2014 auf der Architekturbiennale in Venedig vorgestellt wurde, zeugt von der Faszination, die das Leben in der Stadt und die gegensätzlichen gestalterischen Einzel- entscheidungen für den Künstler haben. Mit dem Film The Forgotten Space (2010) von Allan Sekula und Noël Burch und Dayanita Singhs Museum of Chance von 2015 widmet sich der abschließende Teil der Ausstellung den Grenzen in politischen Systemen, Wirt- schaftsräumen und solchen, die vor allem virtuell bestehen.

Die Sammlung Fotografie Am Museum der Moderne Salzburg – vormals „Museum für moderne Kunst und Graphische Sammlung – Rupertinum“ – wird seit 1981 Fotografie gesammelt, zwei Jahre bevor das Museum offiziell in Salz- burg eröffnet wurde. Unter der Schirmherr- schaft des Museums und seines ersten Direk-

Courtesy: Kicken, Berlin / © Bildrecht, Wien 2017 tors Otto Breicha wurde Fotografie mit Mit- Umbo (Otto Umbehr), Nacht in der Kleinstadt, 1930, Silbergelatineabzug auf Barytpapier teln des Landes Salzburg und des Bundes angekauft und Konvolute einzelner Künstle- „Neuen Bauens“ eine Neubetrachtung des ist ein weiterer Themenschwerpunkt gewid- rInnen wurden zum Teil aus beiden Budgets architektonischen Raums mit sich brachte, met. Neusachliche FotografInnen wie der finanziert. Breicha, und später die langjähri- © Isa Genzken / Bildrecht, Wien 2017 © Isa Genzken / Bildrecht, Wien Isa Genzken, Berlin 1973, 2013, Künstlerbuch, Faksimile von 78 Schwarz-Weiß-Fotografien, montiert auf Karton, Leinenbindung

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ge Fotokuratorin Margit Zuckriegl, die beide Kompetenzzentrum für Fotografie vor, wel- Geschichte dieser Sammlung macht institu- viele Jahre im Fotobeirat des Bundes mit- ches mit den unten angeführten Maßnahmen tionelle Entwicklungen, Netzwerke der wirkten, prägten den Grundstock der beiden entwickelt wird. Dazu zählen auch eine Neu- ProtagonistInnen, politische Ziele, sowie Sammlungen. Diese wurden seit ihrem Ent- bewertung der Sammlungen und deren fach- die Förderung und öffentliche Wertschätzung stehen in Salzburg unter dem Begriff „Öster- gerechte Unterbringung in einem neuen von FotografInnen in Österreich und deren reichische Fotogalerie“ verwaltet. Die um - Kunstdepot, das dem neuesten technischen Selbstverständnis ablesbar. Die Sammlung fangreichen Bestände fotografischer Werke Standard und den Richtlinien zur Konservie- hat den Charakter eines gewachsenen Archi- im Besitz des Landes Salzburg und des ös- rung von Fotografie entspricht. Seit Juni 2016 ves, das von einer Vielzahl von Fachleuten terreichischen Bundesministeriums werden ist Christiane Kuhlmann, die zehn Jahre für zu sammengestellt wurde. Über den Zei- heute – dem internationalen Usus entspre- die fotografische Sammlung am Folkwang traum von inzwischen 36 Jahren sind Werke chend – als „Sammlung Fotografie“ am Museum in Essen gearbeitet hat, als Kurato- und ganze Konvolute erworben worden, die Museum der Moderne Salzburg publiziert. rin für die Sammlung Fotografie und Me - es vergleichbar nirgendwo in Österreich gibt, Seit der Gründung waren fünf DirektorIn - dienkunst am Museum der Moderne Salz- auch nicht bei den KünstlerInnen selbst. nen für die Sammlung verantwortlich: Otto burg tätig. Die Besonderheit der Sammlung Foto- Breicha (1980 bis 1997), der die Fotosamm- grafie am Museum der Moderne Salzburg lung initiierte, Peter Weiermair (1998 bis Umfang und Inhalt der Sammlung Fotografie liegt einerseits in ihrem Umfang und ande- 2001), Agnes Husslein-Arco (2001 bis 2005), In der Sammlung Fotografie am Museum rerseits in einer unvergleichbaren Vollstän- die den Neubau des Museums auf dem der Moderne Salzburg sind heute mehr als digkeit, mit der das zeitliche Spektrum von Mönchs berg umsetzte, und Toni Stooss 22.000 Arbeiten inventarisiert. Diese umfas- 1945 bis in die Gegenwart in der Verbindung (2005 bis 2013), der die Sammlung Fotogra- sen die Bestände des Landes Salzburg der beiden Sammlungen von Land Salzburg fis der Bank Austria als Dauerleihgabe holte. (10.000), die Dauerleihgaben der Sammlung und Bund abgedeckt wird. Fotokuratorin Margit Zuckriegl betreute die Fotografis der Bank Austria (640 Titel, die Ziele des Museums der Moderne Salz- Fotosammlung von 1988 bis Anfang 2016 bis Ende 2017 am Haus bleibt) und der Foto- burg für die Fotosammlung sind Lagerung am Museum. sammlung des Bundes (11 300 fotografische und Konservierung, Verwaltung und Zu - Seit 2013 leitet Sabine Breitwieser das Werke). gänglichkeit und Aktivitäten im In- und Aus- Museum der Moderne Salzburg. Ihr Konzept Die Fotosammlung am Museum der land – als „Kompetenzzentrum für Fotogra- zur Neuprofilierung und Aufwertung des Mu- Moderne Salzburg ist in ihrer Gesamtheit ein fie“. n seum der Moderne Salzburg sieht u. a. ein nationales Bild- und Mediengedächtnis. Die http://www.museumdermoderne.at Foto: © Hans-Peter Feldmann, Bildrecht, Wien, Courtesy Sammlung Goetz, München / Foto: Thomas Dashuber, München Courtesy Sammlung Goetz, München / Foto: Thomas Dashuber, Foto: © Hans-Peter Feldmann, Bildrecht, Wien, Hans-Peter Feldmann, Schatten, 2005, Mixedmedia Installation mit Kinderspielzeug, Licht

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 125 Kultur Bewegte Welten

42. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik von 17. Juli – 27. August 2018

m Jahr 2018 führt die Reise der 42. Inns- Ibrucker Festwochen der Alten Musik zu be deutenden Instrumentenbauern, außerge- wöhnlichen Künstlern, Göttern und Helden sowie legendären Komponisten. Musikali- sche Welten aus fünf Jahrhunderten werden aufeinander zubewegt, miteinander in Bezie- hung gesetzt und neu entdeckt.

Wo eine Opernwelt endet und eine neue beginnt Drei Opernwelten tun sich bei den Fest- wochen auf: die frühe venezianische Oper, die in voller Blüte stehende neapolitanische Oper und deren großes Finale in der Romantik. Mit „Didone abbandonata“ von Saverio

Mercadante bringt Intendant Alessandro De Innsbrucker Festwochen / Falch Foto: Marchi erstmals eine Oper aus dem frühen Präsentierten »Bewegte Welten« bei den 42. Innsbrucker Festwochen 2018: (v.l.) Betriebs- 19. Jahrhundert auf die Festwochen-Bühne. direktorin Eva-Maria Sens, Intendant Alessandro De Marchi, Innsbrucks Bürgermeisterin Wir befinden uns in der Zeit von Bellini, Christine Oppitz-Plörer und Geschäftsführer Markus Lutz Rossini und Donizetti, mitten im Belcanto. Invernizzi und Sonia Prina stehen zwei wei- Re zitativen und Arien, Realität und Illusion. „Erst im Originalklang kommen die musika- tere erstklassige Sängerinnen an ihrer Seite. Die barocke Welt der Schatten, Träume und lischen Ideen dieser italienischen Opernepo- Die Barockoper:Jung 2018 entführt uns Dunkelheit inspirierte die Regisseurin Ales- che zur Wirkung“, erklärt De Marchi. „Man in die Zeit der frühen venezianischen Oper: sandra Premoli dazu, ein Schattentheater im hört wo eine Opernwelt aufhört und eine „Gli amori d’Apollo e Dafne“ („Die Liebe Innenhof der Theologischen Fakultät zu in- neue beginnt.“ Mit Jürgen Flimm übernimmt von Apollo und Dafne“) von Francesco Ca - szenieren. Die Rollen sind durchwegs mit einer der renommiertesten Regisseure unse- valli gilt als Meisterwerk des Genres. Der verheißungsvollen Sängern des letztjährigen rer Zeit die Inszenierung. Von 2006 bis 2010 junge Cavalli fühlte sich damals noch nicht Cesti-Wettbewerbs besetzt. Als Dafne singt leitete Flimm die Salzburger Festspiele, den späteren Regeln und Stilzwängen der die Sopranistin Sara-Maria Saalmann, die 2010 übernahm er die Intendanz der Berliner Opernform verpflichtet – in schöpferischer bereits 2014 in der Festwochen-Oper „Almi- Staatsoper Unter den Linden. Als Dido konn - Freiheit komponierte er dramatische Episo- ra“ das Innsbrucker Publikum begeistern te die junge litauische Sopranistin Viktorija den mit fließenden Übergängen zwischen konnte. Miškūnaitė gewonnen werden, die schwieri- ge Partie des Aeneas übernimmt in einer Ho- senrolle die österreichische Mezzosoprani- stin Katrin Wundsam. Als „packendes Kammerspiel“ bezeich- net Dirigent und Musikforscher Claudio Ose - le die Serenata „La Semele o sia La richiesta fatale“ („Semele oder Der verhängnisvolle Wunsch“) von Johann Adolf Hasse. Urauf- geführt wurde Hasses „Semele“ 1726 in Nea - pel, angeblich unter Beteiligung des berühm- ten Kastraten Farinelli. Serenatas haben im Vergleich zum Operndrama meist kleinere Besetzungen und geringeren Bühnenauf- wand. In der Innsbrucker Inszenierung von Georg Quander agieren die Sänger in Kostü- men, aber ohne Bühnenbild. In der Titelrolle wird mit der italienischen Sopranistin Fran- cesca Aspromonte ein aufgehender Stern am Foto: Schrott Sängerhimmel zu erleben sein. Mit Roberta Perfekter Rahmen für Aufführungen Alter MusiK: der Spanische Saal auf Schloß Ambras

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Die Welt des Streicherklangs Die Konzerte im stimmungsvollen Am- biente von Schloß Ambras und der Kaiser- lichen Hofburg zählen zum Fixpunkt jeder Festwochen-Saison. Im Programm 2018 nimmt der Instrumentenbauer Jacobus Stai- ner, der vor ca. 400 Jahren geboren wurde, eine maßgebliche Rolle ein. Dessen Streich- instrumente waren lange Zeit begehrter als Stradivaris, und noch heute bewundert man den einzigartigen Klang. Immer wieder be - gegnen wir 2018 Musik aus der Epoche Stai- ners – entweder mit Komponisten, die selbst Stainer-Geigen besaßen (Bach, Corelli) oder mit ihm persönlich in Verbindung standen (Biber). Mit Anna Fusek, dem Ensemble Ar- moniosa, der Accademia Ottoboni, Leila Schayegh und dem Ensemble Daedalus kann man absolute Spezialisten auf ihren Streich- instrumenten erleben. Der Stainer- Schwer- punkt gipfelt im Konzert „Das goldene Zeit- alter“ mit dem Schweizer casalQuartett, das komplett auf einem Original-Instrumentk- rium von Stainer spielen wird. Einem Instru- mentenmeister der heutigen Zeit widmen die Festwochen den Auftakt der Ambraser Schloßkonzerte. In Erinnerung an den 2017 verstorbenen Innsbrucker Rudolf Tutz spie- len enge Vertraute wie der Flötist Barthold Kuijken und Linde Brunmayr-Tutz im Spa- nischen Saal – ausschließlich auf Blasinstru- menten von Rudolf Tutz.

Aufbruch einer neuen Generation 2018 wird der Sommer einer neuen „Alte Musik-Generation“: Junge, beherzte Musiker Foto: Sandra Hastenteufel Alessandro De Marchi sowie Preisträger des Cesti-Wettbewerbs, de - ren Karrieren unaufhaltsam fortschreiten, tus widmet er sich mit dem ausgezeichneten Aufführung. Diese gilt als eines der populär- erobern die Festwochen-Bühne. Emőke Ba- Coro della Radiotelevisione Svizzera und sten Werke christlicher Musik. In Innsbruck ráth singt im Spanischen Saal Arien aus dem seinem Ensemble I Barocchisti einer Messe verbinden Egüez und sein Ensemble La Chi- Traumland Arkadien, begleitet von der Tiro- von Palestrina. mera die „Misa Criolla“ mit Alter Musik aus ler Harfenistin Margret Köll. Suzanne Jeros- Nach der fulminanten Aufführung von der Jesuitenreduktion Südamerikas, bewegen - me und Eric Jurenas bringen die Nikolauska- „San Giovanni Battista“ bei den Festwochen den Rhythmen und eingängigen Melodien. pelle mit traurig- schönen Liedern zum Klin- 2017, wird Alessandro De Marchi 2018 das gen, und die französische Mezzosopranistin Duell zwischen David und Goliath im Dom Innsbrucker Festwochen Lea Desandre wird gemeinsam mit dem her- zu St. Jakob präsentieren: das Oratorium bleiben in Bewegung ausragenden Ensemble Jupiter im prachtvol- „Davidis pugna et victoria“ („Davids Kampf Die Festwochen der Alten Musik finden len Riesensaal der Hofburg zu erleben sein. und Sieg“) von Alessandro Scarlatti. De nicht nur in historischen Sälen und Kirchen, Noch jünger sind die talentierten Nach- Marchi zählt dabei auf eine große Chor- und sondern auch in den Parks, Straßen und öf - wuchsmusiker der Haller Streicherey. Im Orchesterbesetzung sowie auf bekannte So - fentlichen Plätzen Innsbrucks statt. Die ko - „Concerto grosso“ trifft das heimische Origi- listen-Stimmen, angeführt von Arianna Ven- stenlosen Lunchkonzerte im Hofgarten, kre- nalklang-Ensemble auf das international er- dittelli als David und Luigi De Donato als ative Workshops und Konzerte für Kinder folgreiche Ensemble Diderot unter der Lei- Goliath. erleichtern den Einstieg in die Welt der Alten tung des Südtirolers Johannes Pramsohler. Ein besonderes Erlebnis erwartet das ent- Musik. Eine innovative Neuerung bietet das deckungsfreudige Publikum im „Open Concerto Mobile der Festwochen: Einen Tag Die Welt der Sakralmusik Mind“-Konzert der Festwochen. Der argen- lang kann man in der Nostalgiebahn der IVB Den kirchenmusikalischen Festwochen- tinische Musiker Eduardo Egüez bringt die schwungvollen Volkstänzen aus der Barock- auftakt begeht der Barockspezialist Diego in den 1960er-Jahren komponierte zeit lauschen. n Fasolis in der Stiftskirche Stams. Im Introi- „Misa Criolla“ in der Jesuitenkirche zur http://www.altemusik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 127 Kultur Viennale ’17

Von 19. Oktober bis 2. November.

Von Margarethe Glac*) Foto: Viennale / Starpix / Alexander Tuma / Starpix Foto: Viennale Am Eröffnungsabend der Viennale 2017

it dem 2. November und der Galavor- siasmus positive Auswirkungen auf das Mführung des Films LA VILLA von Ro - kommende Kinojahr haben wird“, so Franz bert Guédiguian ging die diesjährige Vienna- Schwartz, der interimistische künstlerische le erfolgreich zu Ende. Bei insgesamt weni- Leiter der Viennale. ger Vorstellungen als im Vorjahr ist die Zahl Von den diesjährigen Sonderprogrammen der BesucherInnen mit 91.700 im Vergleich war die Hommage an Hans Hurch ein be - zu 2016 (92.300 BesucherInnen) nahezu sonders schöner Erfolg. Auch das Programm gleich geblieben. Die Auslastung ist auf 82,6 Napoli! Napoli!, das sich der Entstehung des Prozent leicht gestiegen. Etwas mehr als ein Neuen Neapolitanischen Kinos widmete, Drittel der Vorstellungen der Viennale 2017 konnte die Erwartungen deutlich übertref- waren ausverkauft. fen. „Ich freue mich natürlich über die absolu- Zu den Highlights des diesjährigen Festi- ten Zahlen und die gestiegene Auslastung, vals zählten auf alle Fälle die großen Garten- aber noch mehr zählt für mich die begeister- baukino-Premieren der neuen österreichi- te Aufnahme des Programms durch das Pu - schen Filme. Herausragend war außerdem blikum. Ich bin überzeugt, daß dieser Enthu- der Eröffnungsfilm „Lucky“ in Anwesenheit des Regisseurs John Carroll Lynch, der das

*) Mag. Dr. Margarethe Glac berichtet seit Jahren von Alexi Pelekanos / Foto: Viennale Publikum dann auch bei einem Talk im Fe- der Viennale für das „Österreich Journal“. Franz Schwartz stivalzentrum fesseln konnte. Wie zu erwar-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 128 Kultur ten war, stieß der Wien-Besuch von Öster- reichs Hollywoodstar Christoph Waltz an - läßlich des ihm gewidmeten Viennale-Tribu- tes auf gewaltiges Publikums- und Medien- interesse. Darüber hinaus erwiesen sich die Anwesenheit der britischen Schauspiel-Ikone Vanessa Redgrave und des großen französi- schen Schauspielers und Regisseurs Mathieu Amalric als echte Festival-Höhepunkte. Das neue Viennale Festivalzentrum in der Kunsthalle Wien im Museumsquartier wurde begeistert aufgenommen. Es konnte sowohl als Ort für intensive Gespräche und Diskus- sionen als auch als Location für Konzerte und Partys vollends überzeugen. Die große, gemeinsam mit dem Österrei- chischen Filmmuseum veranstaltete Retro- spektive „Utopie und Korrektur – Sowjeti- sches Kino 1926 bis 1940 und 1956 bis 1977“ John Carrol Lynch und Franz Schwartz bei der Viennale-Eröffnung kam, hochgerechnet auf die Gesamtlänge des Programms, auf etwa 3.600 BesucherInnen.

Filmprogramm Zu den wichtigsten Filmen der diesjähri- gen Viennale gehörte zweifelsohne „The Shape of Water“ (USA 2017) von Guillermo del Toro. Der Filmemacher stellt darin das Bild einer modernen Gesellschaft, die dem Fremden nur mit Gewalt begegnen kann und in der Einsamkeit und Ausgrenzung zum Alltag gehört. Anknüpfend an „Pan’s Laby- rinth“, verbindet del Toro in diesem Film die Phantastik und die Realität noch viel näher und ermöglicht eine Begegnung dieser zwei Welten. In „Teheran Tabu“ (D/A 2017) stellt Ali Soozandeh mit einem Mix aus Rotoskopie und Motion Capture den Tabubruch visuell Alexander Tuma / Starpix Foto: Viennale Alexander Tuma / Starpix Foto: Viennale verfremdet dar. Zwei Welten, die der allge- Christoph Waltz am Red Carpet vor dem Gartenbaukino genwärtigen Sittenwächter und das Rotlicht- milieu prallen darin aufeinander und erhal- ten fast schon schizophrene Züge. Richard Linklaters „Last Flag Flying“ (USA 2017) ist eigentlich ein Roadmovie, in dem Freundschaft und Beständigkeit auf die Probe gestellt werden. Die gefaltete US-ame- rikanische Flagge steht dabei symbolisch nicht nur für die Ereignisse nach 9/11, son- dern für den Einsatz im Krieg im Allgemei- nen. Denn immerhin ist es rund 30 Jahre her, als die drei Vietnam-Veteranen im Einsatz wa ren. Inzwischen hat die Geschichte je - doch einen Kreis gezogen und wir finden uns im Jahr 2003 wieder. Dagegen werden Krieg und Terror wäh- rend des Literaturworkshops in„L’Atelier“ (F 2017) von Laurent Cantet rausgehalten.

Zumindest auf den ersten Blick, denn im ’17 © Viennale Verlauf der Gemeinschaftsarbeit an einem Filmstill aus dem Eröffnungsfilm »Lucky« von Regisseur John Carroll Lynch

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Kriminalroman stellt sich heraus, daß auch Fiktionen stets Politisches enthalten. Mathieu Amalric gelang mit„Barbara“ (F 2017) eine außergewöhnliche Hommage an die verstorbene französische Chanson- Sängerin Barbara. Skizziert wird ihr Leben im Zuge der Dreharbeiten zu einem (fikti- ven) Biopic, in dem die Sängerin Brigitte die Hauptrolle übernehmen soll. Amalric über- nimmt in diesem Werk die doppelte Rolle des Regisseurs – in der Realität und im Film skizziert er das Leben Barbaras.

Die Preisträger Der Wiener Filmpreis in der Kategorie Spiel film ging an „Die Liebhaberin“ (A/Süd - korea/Argentinien 2016) von Lukas Valenta Rinner. Auszug aus der Jury-Begründung: ’17 © Viennale „In Lukas Valenta Rinners Spielfilm „Doe Filmstill aus »The Sha pe of Water« (USA 2017) von Guillermo del Toro Liebhabein“ finden wir in bildstarken, fast surrealen Kameraeinstellungen den Entwurf zweier konträrer Gesellschaftsmodelle. Die reiche und Gated Community von Buenos Aires lebt in unmittelbarer und unver - söhnlicher Nähe einer Gemeinschaft, die sich der freien Liebe und der Freikörperkul- tur verschrieben hat. Für die Hausangestellte Belén wird der Übertritt in diese scheinbar entgrenzte Gesellschaft zu einer raffiniert gezeigten fiktiven inneren Befreiung. Lako- nisch und mit filmisch drastischen Mitteln erzählt Lukas Valenta Rinner von der Un- möglichkeit, diese unterschiedlichen Ideolo- gien zu überwinden, geschweige denn mit- einander zu versöhnen. Die Liebhaberin be- eindruckt als Parabel unserer heutigen fun- damentalen kulturellen Differenzen genauso wie als mutiger cineastischer Schritt.“ © Filmgarten Unter den Dokumentarfilmen wurde „Un- Filmstill aus »Die Liebhaberin« (A/Süd korea/Argentinien 2016) von Lukas Valenta Rinner. titled“ (A/D 2017) von Michael Glawogger und Monika Willi gekürt. Die Jury begründe- te ihre Entscheidung folgendermaßen: „Vor drei Jahren ist der Filmemacher Michael Gla - wogger auf eine Reise aufgebrochen, von der er nicht zurückkam. Er wollte einen ,Film ohne Namen‘ drehen, es war sein Le - bensprojekt, ein lang gehegter Traum.“ Mona Willi ist es zu verdanken, daß das Material, das bis zu seinem Tod in Liberia entstanden ist, in seinem Sinn zu einer ein- dringlichen cineastischen Reise montiert wur - de. Es ist eine Fahrt, die wohl kaum einer von uns tatsächlich unternehmen würde, die uns jedoch packt und mitnimmt – durch den Balkan über Italien bis nach Afrika. Explizit ohne Ziel, ohne Plan, nur dem Zufall ver- pflichtet.

Entstanden ist ein flirrendes, bildgewalti- © Filmladen ges Porträt der Welt samt ihren mensch- Filmstill aus »Un titled« (A/D 2017) von Michael Glawogger und Monika Willi

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 170 / 21. 12. 2017 130 Kultur lichen Abgründen und Schönheiten – ohne Handlung, ohne Wertung, dafür stets in Be - wegung. „Nicht warten, sondern immer wei- terfahren“, lautete das Credo von Michael Glawogger. Mit „Untitled“ setzt Mona Willi die Reise fort, ohne ihn, und doch mit ihm, und mit einem Ende, das offen bleibt. Der Standard-Viennale-Publikumspreis wurde „L’insulte“ (F/Libanon 2017) von Ziad Doueiri verliehen. Die Jury gab bekannt: „Der Preis der diesjährigen Standard-Publi- kumsjury geht an einen vielschichtigen Film, der es schafft Komödie, Historiendrama und Politthriller in einzigartiger Weise zu ver- schmelzen, ohne dabei den Bezug zu einer emotional aufgeladenen globalen Gegenwart zu verlieren. Während sich die Fronten um ’17 © Viennale sie herum immer mehr verhärten, Emotionen Filmstill aus »L’insulte« (F/Libanon 2017) von Ziad Doueiri instrumentalisiert werden und nie verarbeite- te kollektive Traumata mit erneuter Gewalt ausbrechen, lernen die beiden Protagonisten langsam, daß es keine einfachen Antworten gibt und sie sich der eigenen Vergangenheit stellen müssen, um ihre Menschlichkeit wie- derzufinden, die es ihnen erlaubt, sich auf den Standpunkt des anderen einzulassen. In einer Zeit, in der sich politische Kon- flikte überall auf der Welt zuzuspitzen schei- nen, wird der Film somit zum Plädoyer für mehr Miteinander, mehr Empathie und mehr Verständnis und gegen das sture Beharren auf ideologischen Standpunkten.“ Den FIPRESCI-Preis erhielt der Doku- mentarfilm „Distant constellation“ (USA/ Türkei 2017) von Shevaun Mizrahi „für die Art und Weise, in der er den Begriff Zeit auf einer konkreten sowie einer metaphorischen ’17 © Viennale Ebene erkundet und ein Altersheim in Istan- Filmstill aus »Distant constellation« (USA/ Türkei 2017) von Shevaun Mizrahi bul als Mikrokosmos des 20. Jahrhunderts beleuchtet“, so die Jury. Der Erste Bank Mehr-Wert-Preis ging an „Gwendolyn“ (A 2017) von Ruth Kaaserer. Auszug aus der Jurybegründung: „Ein wun- dervoll aufmerksamer Film, der die Zu - schauer von Beginn an in seinen Bann zieht. Scheinbar beiläufig entfaltet er ein viel- schichtiges Panorama an menschlichen Be– ziehungen, die zwischen unterschiedlichsten Lebenswelten angesiedelt sind. In einem be- stechend klaren dramaturgischen Aufbau ent - wickelt sich die Geschichte einer außerge- wöhnlichen und starken Frau, die uns Schritt für Schritt näher gebracht wird. Es gelingt der Regisseurin die Grenzen zwischen Doku- mentation und Spielfilm verschwinden zu las - sen. Ein feinsinniger Film, der zum Leben verführt.“ n ’17 © Viennale http://www.viennale.at Filmstill aus »Gwendolyn« (A 2017) von Ruth Kaaserer

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