75. Jahrestag Der Konstituierenden Sitzungen Von Nationalrat Und Bundesrat Am 19
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75. JAHRESTAG DER KONSTITUIERENDEN SITZUNGEN VON NATIONALRAT UND BUNDESRAT AM 19. DEZEMBER 1945 REPUBLIK ÖSTERREICH Parlament 75. JAHRESTAG DER KONSTITUIERENDEN SITZUNGEN VON NATIONALRAT UND BUNDESRAT AM 19. DEZEMBER 1945 DIE WIEDERERRICHTUNG VON PARLAMENTARISCHER DEMOKRATIE UND BUNDESVERFASSUNG IN ÖSTERREICH Parlamentsdirektion (Hrsg.) INHALT VORWORT GEMEINSAMES VORWORT 8 Präsident des Nationalrats, Präsidentin des Bundesrats, Dritter Präsident des Nationalrats STATEMENTS DER KLUBOBLEUTE 75 JAHRE ZWEITE REPUBLIK – 12 75 JAHRE ÖVP-PARLAMENTSKLUB August Wöginger 75 JAHRE ZWEITE REPUBLIK 16 Pamela Rendi-Wagner FREUDENTAG 20 Herbert Kickl ZUR GEBURTSSTUNDE DER 24 ZWEITEN REPUBLIK Sigrid Maurer 75 JAHRE KONSTITUIERENDE 28 SITZUNG DES NATIONALRATS Beate Meinl-Reisinger HISTORISCHER ABRISS EINHEIT IN DER VIELFALT 34 DAS PARLAMENT IN DER ZWEITEN REPUBLIK In Grafiken 43 Konstituierende Sitzung des Nationalrats der Zweiten Republik am 19. Dezember 1945 STENOGRAFISCHE PROTOKOLLE ERSTE SITZUNG DES NATIONALRATS 53 ERSTE SITZUNG DES BUNDESRATS 71 FUNDAMENTE MEILENSTEINE DER REPUBLIK 81 Künstlerische Installation anlässlich 75 Jahre Zweite Republik 4 5 VORWORT PRÄSIDENT DES NATIONALRATS PRÄSIDENTIN DES BUNDESRATS DRITTER PRÄSIDENT DES NATIONALRATS 6 7 Nachdem am 25. November 1945 die ersten freien Wah- Österreich nicht, wie es mit seiner jüngsten Vergangen- len in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg statt- heit umgehen sollte. gefunden hatten, tagten am 19. Dezember 1945 der Nationalrat und der Bundesrat. Dieser Tag markiert die Heute – 75 Jahre später – ist sich Österreich seiner Wiedererrichtung eines demokratischen Rechtsstaats historischen Verantwortung bewusst und eines der er- nach sieben Jahren Schreckensherrschaft der National- folgreichsten Länder weltweit. Das hat vielfältigste Grün- sozialisten und vier Jahren Regierungsdiktatur. de, von A wie Anstrengungen über E wie Europa, F wie Freiheit, S wie sozialer Ausgleich und V wie Verantwor- Die Probleme damals erschienen fast unüberwind- tung bis Z wie Zusammenhalt. Die Republik Österreich bar. Österreich war besetzt. Fast 250.000 Männer waren ist ein funktionierender Rechtsstaat, die Menschenrechte im Krieg gefallen. Die heimkehrenden Soldaten waren sind Basis staatlichen Handelns geworden. traumatisiert, verletzt, verängstigt, enttäuscht. 24.000 Bombenopfer waren zu beklagen. Etwa ein Zehntel der Dass wir in diesem friedvollen Österreich zusammen- Wohnungen war zerstört oder beschädigt. Es mangelte leben können, ist auch in unserem stabilen politischen an nahezu allem, vor allem aber an Nahrung und Heiz- System begründet, dessen Herz im österreichischen Par- material. 110.000 Menschen, darunter über 60.000 Jü- lament, dem Nationalrat und dem Bundesrat, schlägt. dinnen und Juden, waren von den Nationalsozialisten Aus diesem Grund sollen anhand dieser Publikation die ermordet, eine viel größere Anzahl aus Österreich ver- Entwicklung des Parlamentarismus in Österreich und die Wolfgang Sobotka Andrea Eder-Gitschthaler Norbert Hofer trieben worden. Flüchtlinge aus den Nachbarländern Bedeutung der parlamentarischen Klubs in den Vorder- Präsident des Nationalrats Präsidentin des Bundesrats Dritter Präsident des Nationalrats strömten zu uns. Zu Beginn der Zweiten Republik wusste grund gerückt werden. 8 9 STATEMENTS DER KLUBOBLEUTE 2020 10 11 AUGUST WÖGINGER Klubobmann der ÖVP 2020 begeht die Zweite Republik ihr 75-jähriges Jubilä- Hurdes und Figl wurden neuerlich von der Gestapo ver- um. Die Anfänge der Zweiten Republik und die Grün- haftet, kamen ins KZ Mauthausen und saßen in den To- dung der Österreichischen Volkspartei sind eng mitei- deszellen des Wiener Landesgerichts, als Anfang April nander verbunden. Schon während der NS-Zeit gab es 1945 Wien von den Sowjets befreit wurde. Nun konnten im Untergrund Bestrebungen mit dem Ziel, für die Zeit sie wieder an ihre alten Pläne anknüpfen. Am 17. April nach dem Weltkrieg die Gründung einer großen bür- 1945 wurde in den Räumlichkeiten des Schottenstifts auf gerlichen Integrationspartei vorzubereiten. Es waren der Freyung in der Wiener Innenstadt die Österreichische zwei Männer aus der christlichen Arbeitnehmerbewe- Volkspartei gegründet. Man knüpfte nicht an die alte gung, Lois Weinberger und Felix Hurdes, die die ersten Christlichsoziale Partei an, sondern signalisierte einen illegalen Zirkel, bestehend aus Mitgliedern der frühe- inhaltlichen Neubeginn, der sich an den Grundsätzen ren christlichen Gewerkschaften und der christlichen von politischem Pluralismus, Mehrparteiendemokratie, Arbeiterbewegung, gegründet hatten. Im Frühjahr 1943 sozialem Ausgleich und der Absage an den politischen 75 JAHRE ZWEITE REPUBLIK – wurde der frühere Bauernbunddirektor Leopold Figl Klerikalismus orientierte. Die ÖVP basierte auf christli- nach fünfjähriger Haft aus dem KZ entlassen. Er begann chen Grundsätzen, war aber von Anfang an konfessionell 75 JAHRE ÖVP-PARLAMENTSKLUB sofort wieder, seine alten Kontakte zu den führenden nicht gebunden. Bauernfunktionären um den ehemaligen niederöster- reichischen Landeshauptmann und Obmann des Bau- Zehn Tage nach der Gründung der Volkspartei er- ernbunds Josef Reither zu aktivieren. Bald stieß er zur folgte am 27. April 1945 die von Leopold Kunschak als ers- Gruppe um Weinberger und stellte so die Verbindung tem Parteiobmann der ÖVP mitunterzeichnete Unabhän- zwischen Arbeitnehmern und Bauern her. Aber mehr gigkeitserklärung und unmittelbar danach die Bildung noch: Figl stand auch in enger Verbindung zu seinem der Provisorischen Staatsregierung unter Staatskanzler Freund aus Jugendtagen, Julius Raab, der bereits sei- Karl Renner. Ihr gehörten Vertreter aller drei zugelassenen nen aus dem Gewerbebund kommenden Vertrauten- Parteien, der SPÖ, der ÖVP und der KPÖ, an. Bereits in der kreis von Unternehmern und Selbstständigen in der Geburtsstunde der Zweiten Republik stellte sich die Frage Illegalität wieder aktiviert hatte. Bereits in dieser Zeit, nach der Abhaltung freier Wahlen. Es dauerte dann aller- um 1943/44, entstand das Konzept der Österreichischen dings bis zur ersten Länderkonferenz vom 24. bis 26. Sep- Volkspartei als politische Gruppierung, die basierend tember 1945. Erst bei dieser konnte mit den westlichen auf einem christlichen Welt- und Menschenbild alle ge- Bundesländern ein Einverständnis über die Abhaltung sellschaftlichen Gruppen umfassen und für alle geisti- freier Wahlen erzielt werden. Dieses war auch die Voraus- gen Strömungen offen sein sollte. setzung für die Zustimmung der Besatzungsmächte. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 fan- Seit September 1945 fungierte Leopold Figl als Par- den diese Vorbereitungen ein jähes Ende. Weinberger, teiobmann der ÖVP. Gemeinsam mit Julius Raab hatte er 12 13 sich innerhalb der Partei am vehementesten für die Ab- Raab damals gerade als Exponent der gegen den Natio- Mit der Bildung der ersten Alleinregierung unter kam es zum Beitrittsprozess Österreichs zur Europäi- haltung der Wahlen noch im Herbst 1945 ausgesprochen. nalsozialismus eingestellten Strömungen in die Regie- Josef Klaus im Jahr 1966 trat auch eine Zäsur in der par- schen Union, der nicht nur von einem intensiven par- Diese wurden für den 25. November fixiert und Figl führ- rung berufen worden war, half nichts. In den Augen der lamentarischen Arbeit ein. Erstmals stand die Regierung lamentarischen Willensbildungsprozess begleitet wur- te seine Partei als Spitzenkandidat in den Wahlkampf. sowjetischen Besatzer war er Teil einer autoritär geführ- einer großen Oppositionspartei gegenüber, die das Hohe de, sondern auch die Entwicklung eines effizienten Der Ausgang dieser ersten Wahlen brachte ein in den ten Regierung gewesen. Haus zur Bühne ihrer Kritik an den Maßnahmen der allein Verfahrens zur Sicherung der parlamentarischen Mit- Augen der meisten Beobachter überraschendes Ergeb- regierenden ÖVP machte. Daher musste auch die parla- wirkungsrechte am Rechtsetzungsprozess innerhalb nis. Die ÖVP hatte den Nerv der Bevölkerung am besten Am nächsten Tag, dem 19. Dezember 1945, be- mentarische Arbeit der Regierungsfraktion straff organi- der EU zur Folge hatte. getroffen, indem sie sich im Wahlkampf als eine neue, gann der erste Parlamentstag der Zweiten Republik für siert werden. Das Amt des Klubobmanns übernahm nun zukunftsorientierte catch-all party mit einem starken die ÖVP-Abgeordneten mit einem Gottesdienst in der der bisherige Generalsekretär der ÖVP, Hermann Wit- Mit dem neuen Jahrtausend wurde die ÖVP wiede- Österreichbekenntnis präsentiert hatte. Sie konnte die Schottenkirche, also dort, wo die Partei ziemlich genau halm. Der scharfzüngige Parlamentarier Withalm bot den rum Kanzlerpartei und Wolfgang Schüssel Bundeskanz- absolute Mandatsmehrheit erringen. Genauso überra- acht Monate zuvor gegründet worden war. Figl hatte bei rhetorischen Angriffen der Opposition gekonnt Paroli ler einer Koalition mit der FPÖ. 2002 übernahm Wilhelm schend war, dass die KPÖ unter allen hochgeschraubten seiner Einladung am Tag zuvor betont, dass dies ange- und ging in die Annalen des Parlaments als Eiserner Her- Molterer den Klubvorsitz, ihm folgten 2006, als es wieder Erwartungen blieb und gerade einmal etwas mehr als 5 sichts der konfessionell nicht gebundenen Ausrichtung mann ein. Damals erfolgte auch die Professionalisierung zu einer Koalition zwischen SPÖ und ÖVP kam, zuerst Prozent der Wählerstimmen schaffte. der ÖVP natürlich nicht bindend war, doch gab er seiner der parlamentarischen Sacharbeit. Zu den ersten Klubse- Wolfgang Schüssel und dann Reinhold Lopatka in dieser persönlichen Überzeugung