Die Glöcklehof-Kapelle St.Ulrich in Bad Krozingen Bauarchäologische
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Die Glöcklehof-Kapelle St.Ulrich in Bad Krozingen Bauarchäologische und restauratorische Untersuchung Eva Vollmer / Eberhard Grether Die Glöcklehof-Kapelle, in der Ge- bei der die anläßlich von Sanierungs- (Abb. 2). Darüber hinaus nämlich bäudegruppe des Glöckle- und des arbeiten freigelegten Außenwände konnten wertvolle Hinweise zum Ulrichsnofes in Bad Krozingen-Ober- dokumentiert und untersucht wur- Bauprozeß und zur weiteren Ge- krozingen (Breisgau-Hocnschwarz- den, kamen Befunde zum Bau zutage, schichte des Baues ermittelt werden. wald-Kreis) gelegen, war in der For- die den Wert der Kapelle für die Bau- schung bisner aufgrund ihrer im forschung neu zu bestimmen ver- Historische Notizen Chorraum erhaltenen frühmittelalter- mochten. Das betrifft nicht nur die lichen Malereien bekannt. Die unge- durch die Bauuntersuchung ermög- Leider ist die Quellenlage zur Glöck- gliederte, unregelmäßig verzogene lichte Rekonstruktion des zwischen lehof-Kapelle denkbar schlecht, da Saalkirche mit Rechteckchor, 11,7 m x 950 und 1050 n.Chr. entstandenen die einzigen beiden erhaltenen Ur- 6 m, fand dagegen kaum Beachtung Ursprungsbaues als westlich und kunden zur Glöcklehof-Kapelle keine (Abb. 1). Erst durch die gründliche nördlich eingebundene Saalkirche Aussagen über ursprüngliche Besitz- bauarchäologische und restauratori- mit Westempore, die durch die bei- verhältnisse und damit auch ehemali- sche Untersuchung des Landesdenk- den anschließenden zweigeschos- gen Funktionen ermöglichen. Die maiamtes Baden-Württemberg 1993, sigen Gebäude direkt zu betreten war mittelalterliche Nennung der Kapelle 220 auf dem St. Ulrichshof vom 1. Sep- Bau verwendeten Steinen ist ledig- tember 1382 kennzeichnet den Hof lich der Rheinschotter vor Ort zu fin- mitsamt der Kapelle als Besitz der den, die übrigen Steinsorten sind im 1077 gegründeten Beuroner Augusti- Umkreis von weniger als 10 Kilome- nerchornerren. Wann die Anlage in tern anstehend. Die Bestimmung er- deren Besitz gelangte, kann nicht ge- gab in etwa folgendes Bild: Die eisen- nau ermittelt werden. Wie der Krozin- führenden Kalksandsteine stehen am ger Hof an Beuron kam, kann dage- südwestlichen Tuniberg und am gen mit hoher Wahrscheinlichkeit Schönberg an; die kieseligen Grob- nachvollzogen werden, da einer der sandsteine und Teile der eisenfüh- hochmittelalterlichen Grafen von Ky- renden Kalksandsteine sind Produkte burg zu unbekanntem Zeltpunkt den der Tertiärablagerungen und kom- Beuronern in Krozingen Güter stiftete. men hauptsächlich bei Britzingen, der Wann und wie nun wiederum der Ky- schmalen Zone zwischen Staufen burgerGraf an Besitz in Krozingen ge- und Badenweiler, dem Schönberg, langte, muß offen bleiben. Die zweite Batzenberg und Olberg, inbesonde- urkundliche Erwähnung der Glöckle- re jedoch bei Pfaffenweiler vor; Kalk- hof-Kapelle, am 4. August 1775, be- tuffe in schmalen Lagern zwischen trifft die Neuweihe der wohl zu die- Staufen und Badenweiler; Kalkooli- sem Zeitpunkt barockisierten Kapelle the in der Vorbergzone zwischen St. Ulrich durch den Konstanzer Ce- Staufen und Badenweiler, Schlatt, neralvikar von Hornstein. Tunsei, Bollschweil und Biengen; Pa- ragneise stammen aus dem Schwarz- wald und Granite alpinen Ursprungs Die Bauaufnahme, bau- wurden wohl mit Rheinkieseln aufge- archäologische und restau- sammelt. ratorische Untersuchung Beobachtungen zur Mauer- Durch das Abschlagen des bei der letzten Renovierung 1956 aufge- technik am Ursprungsbau brachten Außenputzes kamen Reste Am originalen Mauerwerk des Ur- mehrerer älterer Mörtel zum Vor- sprungsbaues fallen einige Eigenhei- schein, die es für das Landesdenkmal- ten in der Ausführung auf So sind die amt Baden-Württemberg, Freiburg, Eckverbände sowohl des Langhauses Referat Archäologie des Mittelalters, als auch des Chorbereiches aus größe- dringlich machten, eine genaue Bau- ren, plattenförmigen, länglichen Stei- und Befundaufnahme durchzuführen nen gefügt. Sie ragen tief in den daran und dauerhaft zu dokumentieren. anschließenden Mauerverband und sorgen somit für eine ausreichende Die restauratorische Untersuchung Verzahnung zur Wand und für eine verfolgte die Erfassung der Abfolge Stabilisierung der jeweiligen Eckzo- und Ausdehnung historischer Farb- nen. Auch die Mauerung der Wand- 1 und Putzschichten sowie die Aus- flächen weist markante Merkmale auf. J ^ dehnung verschiedener Mauermörtel. So ist neben der Häufung bestimmter Des weiteren wurden einzeln ent- Steinsorten in horizontalen Lagen nommene Putzproben technologisch die in begrenzten Bereichen durch- nl p durch die Forschungs- und Material- geführte, veränderte Mauertech- — prüfungsanstalt Baden-Württemberg, nik wie der kurzzeitige Einsatz einer Stuttgart, untersucht. Im Rahmen der Rollschicht festzustellen. Dieses ■ 2 Isometrische Rekonstruktionen des ur- Bauuntersuchung führte St. Kaltwasser Gharakteristikum der individuellen sprünglichen Zustandes mit den ehemaligen an der nördlichen Langhauswand eine Mauertechnik ist ebenfalls beispiel- Anbauten. Bausteinbestimmung durch. haft an der Mauerung der südlichen Langhausfenster nachzuvollziehen (Abb. 3). Hier entsprechen sich die Beobachtungen und Die Befunde an der Glöckle- beiden Krümmungen des Ostfensters hof-Kapelle nicht, woraus ein verzogener Bogen Untersuchung zu Mauer- Die Bausteinbestimmung resultiert. Dieser wird nun wiederum und Putzmörtel durch eine Abdeckreihe korrigiert. Die für den ursprünglichen Bau ver- Am westlichen Fenster fehlt diese auf- Der verwendete Mauermörtel ist wendeten Steine setzen sich aus neun wendige Abdeckreihe dagegen kom- durch seine braungraue Eigenfar- verschiedenen Gruppen zusammen, plett. Ebenfalls uneinheitlicn ist die bigkeit, einen Sand- und Kieszuschlag wobei sich die einzelnen Steinsorten Höhe der Gerüstlöcher und damit des sowie eine relativ geringe Bindung in bestimmten horizontalen Schich- Gerüstes selbst, das zur Fenstermaue- charakterisiert. Dieses Material läßt ten zu häufen scheinen. Die Masse rung notwendig war. Als Gesamtein- sich zwischen den Mauersteinen ab der Bausteine besteht aus eisenschüs- druck dieser Wandpartien entsteht ca. 3 und 6 cm von der Steinober- sigen Grobsandsteinen und eisen- das Bild eines Bauvorganges ohne fläche aus in die Mauertiefe reichend schüssigen Kalksteinen sowie kieseli- übergreifende Ordnung, in dem die am gesamten Kirchenbau nach- gen Grobsandsteinen und Rheinkie- in kleinen Abschnitten arbeitenden weisen. Vereinzelt sind größere Kie- seln. Seltener wurden Kalktuffe und Maurer wohl keine systematische An- selsteine bzw. kleinere Bruchsteine in Kalkoolithe verwendet, Paragneise, leitung erhielten. den Mörtel eingemischt worden, de- Granite und Eisensandsteine sind nur ren Zugabe mit dem Wunsch nach sehr gering vertreten. Von den zum Verfüllen der gerade bei Kieselsteinen 221 or ^OCCZQc ■ 3 Steingerechte Bauaufnahme der Lang- haussüdwand. ■ 4 Freigelegte Chorostwand, 1993. 222 ■ 5 Chorostwand, Pietra rasa-Befund, De- tail. ■ 6 Steingerechte Bauaufnahme der Chor- ostwand mit Baunähten des ehemaligen Chorgiebels und Eintrag der Pietra rasa- Zonen. recht großen Hohlräume zwischen den Steinen zu erklären ist. Vereinzelt sind kleine Ästchen, getrocknete GrashalmesowieFruchthullen (Spreu) im Mörtel feststellbar. Der Begriff des Mauermörtels bezieht sich auf den beim Errichten des Mau- erwerkes verwendeten Mörtel. Unter Fugenmörtel wird das Material aufge- führt, mit welchem die Zwischen- räume zwischen den Steinen gefüllt wurden. Im Falle der Clöcklehof-Ka- pelle weicht dieser von Mauermörtel ab. Mit dem Terminus Verputzmörtel werden flächige Mörtelaufträge be- zeichnet, die das Mauerwerk abdek- ken. Im weiteren Text werden diese Begriffe mit diesen Bedeutungen ver- wendet. Die vordere Fugenzone wird von ei- nem Fugenmörtel aufgefüllt, welcher sich durch Sandzuschlag sowie ver- einzelt kleinen, weißen Kalkklümp- chen auszeichnet. Dieses Material läßt sich in den Zonen, in denen sich des- sen Oberflächenausarbeitung noch erhalten hat, als annähernd niveau- gleich an die Mauersteine angearbei- tet nachweisen. Deutlich sind die Druck- und Verdichtspuren abzule- sen. Vereinzelte Grate und Abdrücke mit gerundeten Kanten sowie Beob- achtungen an geglätteten Partien las- sen das verwendete Kellenwerkzeug als dreieckig und in der Spitze gerun- det identifizieren. In diesen Mörtel er- folgte durch Einschneiden einer hori- zontal verlaufenden Ritzung im noch feuchten Zustand die plastische Aus- bildung einer idealisierten Lagerfuge, die sich grob am tatsächlichen Lager- fugenbild orientiert (Abb. 4-6). Die- ser freihändig in den feuchten Mörtel eingebrachte Fugenschnitt ist charak- terisiert durch eine schmale, zur Mör- teloberfläche fast senkrecht stehende Schnittspur - und nach unten - durch einen sehr flachen Verlauf der Kerbe. Mit dieser Gestaltung wurde vermut- lich eine besondere Schattenwirkung zu erreichen versucht. Durch das Ein- schneiden in den noch feuchten Mörtel haben sich an den Rändern der Kerbe kleine Mörtelgrate und Wulste gebildet, die zum Teil noch erhalten geblieben sind. Dieser Ver- putzmörtel hat sich am ganzen Bau auffallenderweise in einem horizon- talen Streifen erhalten, so daß an- zunehmen ist, daß keine gleichblei- 223 bende Arbeitsqualität erreicht wer- formal an dem Fugenstrichmörtel der den konnte. Langhauswand orientiert, sich durch die Verwendung eines sowohl in der Auf der Südseite der Kapelle haben Farbigkeit als auch Struktur abwei- sich im Bereich des Langhauses am chenden Mörtelmaterials jedoch ab- westlichen Rundbogenfenster auf hebt. dem oben erwähnten Fugenstrich- mörtel Reste eines ca. 3 bis 6