Auslandsbrief 2017
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Der Oberbürgermeister Neckarsulm im Dezember 2017 Liebe Neckarsulmerinnen und Neckarsulmer im Ausland, als Oberbürgermeister wende ich mich zum zweiten Mal mit einem farbig illustrierten Brief an Sie, die ehemaligen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Neckarsulm in aller Welt, um Sie über die wichtigsten Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres 2017 zu informieren. Rechnet man die bis 2014 erschienene „Zeitung für Neckarsulmer im Ausand“ hinzu, handelt es sich um den 47. Weihnachtsgruß aus Ihrer früheren Heimatstadt. Wie Sie wissen, haben wir die Auslandszeitung aus Kostengründen durch diesen Auslandsbrief ersetzt, weil die finanzwirtschaftliche Entwicklung die Stadt zu Einsparungen in allen Bereichen, vor allem aber bei den Freiwilligkeitsleistungen zwang. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Situation nicht besser geworden ist – im Gegenteil: In diesem Jahr musste die Stadt gleich zweimal einen Gewerbesteuerausfall verkraften. Statt der ursprünglich im Haushaltsplan veranschlagten 61 Millionen Euro werden wir zum Jahresende nur noch 21 Millionen Euro an Gewerbesteuer einnehmen. Noch können wir die Mindereinnahmen über die Rücklage ausgleichen. Aber weniger Gewerbesteuereinnahmen und ein sinkender Rücklagenbestand bedeuten, dass sich unser Handlungsspielraum für künftige Investitionen deutlich verringert. Angesichts dieser Entwicklung hat die Stadt den eingeschlagenen Stabilitätskurs auch im Jahr 2017 fortgesetzt. Der Gemeinderat hat weitere Sparmaßnahmen beschlossen. Wir müssen mehr denn je alle Ausgaben überprüfen, Prioritäten setzen und uns auf das Notwendige konzentrieren. In den Folgejahren rechnen wir zwar damit, dass sich die Gewerbesteuereinnahmen wieder stabilisieren, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Hier spielt auch der Wegzug von Lidl Deutschland eine Rolle, von dem ich Ihnen bereits in meinem letzten Weihnachtsbrief berichtet habe. Die Verlagerung dieses Firmensitzes wird von 2019 an zu niedrigeren Gewerbesteuereinnahmen führen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit dieser Gewerbesteuerrückgang durch neue Entwicklungen am Standort Neckarsulm kompensiert werden kann. Denn die Schwarz- Gruppe baut ihren Unternehmensstandort im Gewerbegebiet Trendpark weiter aus. So plant das Unternehmen den Neubau eines Parkhauses mit etwa 1200 Stellplätzen und eines Bürogebäudes mit rund 400 Arbeitsplätzen. Um das neue Parkhaus anzubinden, soll die Robert-Mayer-Straße einen neuen Anschluss an die Südtangente erhalten und die Konrad-Zuse-Straße zu einem Ringschluss verlängert werden. Für das nächste Großprojekt haben bereits die Vorarbeiten begonnen. Im Gewerbegebiet Rötel plant Lidl den Bau von Bemusterungshallen mit aufgesetzten Bürogeschossen und einem Parkhaus. Insgesamt will die Unternehmensgruppe in den kommenden Jahren in der Region Heilbronn-Franken eine halbe Milliarde Euro in den Bau neuer Bürogebäude investieren. Auch international ist die Schwarz-Gruppe weiter auf Expansionskurs. Im Sommer hat Lidl die ersten neun Filialen an der Ostküste der USA eröffnet. Im Herbst waren es bereits 37 Standorte. Bis Mitte 2018 peilt der Einzelhandelskonzern die Zielmarke von 100 US-Filialen an. Dementsprechend soll der Umsatz weiter steigen. Nach 90,2 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2016/17 will die Schwarz-Gruppe den Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 auf 100 Milliarden Euro steigern. Der Expansionskurs schlägt sich auch in der Zahl der Beschäftigten nieder. In Deutschland beschäftigt die Schwarz- Gruppe mit Lidl und Kaufland mehr als 150.000 Mitarbeiter, davon 13.745 in der Region. Einen Beschäftigungsrekord meldete die AUDI AG im Februar. Mit 16.703 Beschäftigten im Werk Neckarsulm wurde ein neuer Höchststand erreicht. Die Zahl der produzierten Fahrzeuge ging jedoch zurück. Von Januar bis September wurden in Neckarsulm 150.768 Autos gebaut, 52.000 Einheiten weniger als im Vorjahreszeitraum. Hier machen sich die Auswirkungen des vor zwei Jahren bekanntgewordenen Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren immer noch bemerkbar. Die Krise ist noch nicht überwunden, aber der Volkswagen-Konzern kehrt allmählich in die Normalität zurück. Für dieses Jahr rechnet Volkswagen sogar mit einem neuen Rekordwert beim Autoabsatz. Auf der Automesse in Schanghai präsentierte Audi der Weltöffentlichkeit die seriennahe Studie des E-Tron Sportback. (Foto: AUDI AG) Gleichwohl ist das Audi Werk Neckarsulm nicht voll ausgelastet. Die technische Kapazität des Werks liegt bei rund 300.000 Fahrzeugen. Etwa 194.000 Fahrzeuge werden bis zum Jahresende in Neckarsulm vom Band laufen. Trotzdem konnte sich die Belegschaft über eine gute Nachricht freuen. Die Beschäftigungssicherheit wurde bis 2025 verlängert. Darüber hinaus hat die AUDI AG nach eigenen Angaben die größte Modelloffensive in ihrer Geschichte initiiert. Bis 2025 will Audi 20 elektrifizierte Modelle auf den Markt bringen, davon sollen zehn rein elektrisch angetrieben werden. Zwei sportliche Elektromodelle sollen von 2021 an in Neckarsulm produziert werden. Dazu passt die Nachricht, dass in den kommenden Jahren ein neues Gebäude der Technischen Entwicklung mit Büroarbeitsplätzen und Werkstattflächen am Audi- Standort Neckarsulm geplant ist. Mit der angekündigten Modelloffensive forciert Audi den strategischen Wandel hin zur Elektromobilität. Zu den alternativen Antriebsarten, die in Neckarsulm federführend für den gesamten VW-Konzern entwickelt werden, gehört die Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff Strom erzeugt. Der erste Brennstoffzellen-Audi soll 2020 oder 2021 in Serie gehen. Diese Entwicklung bestätigt das Urteil des BrandTrust Resilienz Index, der Audi zur zukunftsträchtigsten Automobilmarke in Deutschland gekürt hat. Insofern hat der Abgasskandal auch eine gute Seite. Er gibt den Impuls, um neuen alternativen Zukunftstechnologien zum Durchbruch zu verhelfen. Auch die Rheinmetall Automotive AG (vormals KSPG AG) bereitet sich auf den Technologiewandel vor. Die in Neckarsulm beheimatete Automobil-Zuliefersparte des Düsseldorfer Rheinmetall-Konzerns liefert schon heute komplexe Komponenten für Elektrofahrzeuge, zum Beispiel Bauteile für Batterieboxen aus Aluminium-Druckguss oder Aluminiumgehäuse für Elektroantriebe. Diese Stellung will das Unternehmen konsequent weiter ausbauen. In drei Jahren soll die Hälfte des Umsatzes mit Produkten aus dem Bereich der Elektrifizierung erzielt werden. Die Neckarsulmer Rheinmetall-Tochter hat sogar ein Elektro-Fahrrad mit Pedelec-Motor entwickelt und hierzu eigens eine neue Firma namens Amprio gegründet. Der Prototyp wurde im Sommer auf der Fachmesse Eurobike in Friedrichshafen präsentiert. Prototyp des E-Bikes der Rheinmetall-Tochter Amprio (Foto: Amprio) Der Verbrennungsmotor hat allerdings noch nicht ausgedient. Infolge der guten Auftragslage hat die Kolbenschmidt Shanghai Piston (KSSP) ein neues Werk für die Produktion von Motorkolben im chinesischen Chongqing in Betrieb genommen. Der chinesische Kolbenspezialist entstand 1997 als Joint Venture zwischen der SAIC Shanghai Automotive Industry Corporation und Kolbenschmidt und feierte in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Die neue KSSP-Produktionsstätte für Motorkolben in Chongqing (Foto: Rheinmetall Automotive AG) Auch in Neckarsulm hat die Rheinmetall Automotive Gruppe ihre Kapazitäten erweitert. Mit dem Neubau der Gießerei für die KS HUAYU AluTech GmbH ist der Marktführer bei Aluminiummotorblöcken für weitere Produktionsaufträge bestens gerüstet. Auf Rekordkurs befindet sich die Bechtle AG. Das größte IT-Systemhaus in Deutschland, das im Gewerbegebiet Trendpark Süd ansässig ist, hat im Jahr 2016 erstmals mehr als drei Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. In diesem Geschäftsjahr setzte das Unternehmen den Höhenflug fort. Im dritten Quartal konnte der Umsatz um 19,7 Prozent und das Betriebsergebnis um 20,9 Prozent gesteigert werden. Der Erfolg spiegelt sich im Investitionsprogramm wider. Mehr als 50 Millionen Euro hat Bechtle in strategische Projekte und den Bau eines Mitarbeiterparkhauses investiert. Das Parkhaus am Bechtle Platz 1 im Trendpark Süd gehört weltweit zu den modernsten. Die Kapazität mit 1574 Stellplätzen ist auf künftigen Mitarbeiterzuwachs ausgerichtet und setzt ein Zeichen für den weiteren Ausbau des Standorts. An den Standorten Neckarsulm und Gaildorf beschäftigt das Unternehmen derzeit 1709 Mitarbeiter. Konzernweit sind es rund 7700 Mitarbeiter. Das neue Mitarbeiterparkhaus der Bechtle AG gehört weltweit zu den modernsten. (Foto: Bechtle AG) Mit 50 Ladepunkten für Elektroautos ist das Parkhaus Deutschlands größte E- Tankstelle und damit ein Meilenstein in Sachen Elektromobilität. Im kommenden Frühjahr will das Unternehmen eine Photovoltaikanlage auf dem Parkhausdach in Betrieb nehmen, um den Ladestrom selbst zu produzieren. Als Dienstwagen stehen den Mitarbeitern unter anderem Elektroautos und Fahrzeuge mit Hybridantrieben zur freien Auswahl. Das neue Bechtle-Parkhaus ist Deutschlands größte E-Tankstelle. (Foto: Bechtle AG) Jetzt startet auch Kaufland eine Offensive für mehr Elektromobilität. Das Unternehmen hat den Aufbau eines E-Tankstellennetzes in Deutschland mit Schnelladestationen für Elektroautos an 100 Standorten angekündigt. Im eigenen Fahrzeugpool setzt das Unternehmen bereits 20 E-Fahrzeuge der Marke Tesla ein und bietet damit eine Alternative zu den bislang eingesetzten Dieselfahrzeugen. Ehrgeizige Pläne verfolgt auch die Franz Binder GmbH & Co. Elektrische Bauelemente KG. Im Gewerbegebiet Rötel will der Hersteller von Steckverbindern alle drei Teilstandorte in einem Neubau zusammenführen. Die Vorarbeiten für dieses Großprojekt haben bereits begonnen.