Musikfest Berlin 2021 Programm
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#MusikfestBerlin 28.8.– 20.9. 2021 2., aktualisierte Auflage In Zusammenarbeit mit 28.8.– 20.9. 2021 MUSIKFEST BERLIN 2021 Von der Freude an der musikalischen Kreation Das Spätwerk Igor Strawinskys beim Musikfest Berlin 2021 mit Musik von Carlo Gesualdo bis zu Heiner Goebbels und Olga Neuwirth Vom 28. August bis 20. September 2021 startet das Berliner Konzertleben mit dem Musikfest Berlin in die neue Spiel zeit, veranstaltet von den Berliner Festspielen, in Kooperation mit der Stiftung Berliner Philharmoniker. In 34 Veranstaltun gen wird im Großen Saal der Philharmonie und deren Kam mermusiksaal, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt und im Großen Sendesaal des rbb Musik aus fünf Jahrhunderten präsentiert: über 100 Werke von 52 Komponist*innen, aufge führt von 29 Instrumental und Vokalensembles und 35 Solist*innen des internationalen und Berliner Musiklebens. Man hat ihn den Picasso unter den Komponist*in- nen genannt. Als Igor Strawinsky vor 50 Jahren 88-jährig verstarb, war ein Lebenswerk entstanden, das dem des Malers zu gleichen scheint: voll der überraschenden Wandlungen, Aneignungen und Umformungen, souverän der Zeit eine unver- kennbare Gestalt gebend, die Provokation und Extravaganz nicht scheuend, bewundert und gefeiert, getragen von der unverbrüchlichen Freude an der musikalischen Kreation (plaisir de la création), wie er in seiner „Musikalischen Poetik“ schrieb. „Strawinsky bleibt“ (Stravinsky demeure) prognostizierte der junge Pierre Boulez 1951. Da war Strawinsky gerade im Begriff, sich künstlerisch nochmals neu zu erfinden. Sein entdeckerischer Sinn wandte sich der historisch fernen Musik der Renaissance, des Frühbarocks und Mittelalters zu. Insbesondere fesselten ihn die Madrigale des 2 ital ienischen Fürsten Don Carlo Gesualdo da Venosa. Das war die eine Blickrichtung. Die andere galt der Musik des am Kriegsende umgekomme- nen Anton Webern und den jungen, gerade durch- startenden Zeitgenossen: Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen hatten es ihm angetan. Aus den Sphären des die Epochen überbrückenden Dialogs kreierte Strawinsky seinen Altersstil und das Spätwerk, das in Kalifornien entstand, wo er seit 1939 lebte. Zentrum aber seines künstlerischen und spirituellen Imaginationsraumes wird ihm auf seine späten Lebensjahre die Inselstadt Venedig. Für deren San Marco komponiert er die Kantate „Canticum Sacrum“ und für den von Tintorettos Deckengemälden geprägten Festsaal der Scuola Grande di San Rocco seine größte Sakralkom- position „Threni“. Seine „Requiem Canticles“ schließ lich werden bei seiner Beisetzung auf der Toten insel San Michele gespielt. Igor Strawinsky wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zur Ikone eines europäischen Lebens, das vom vorrevolutionären Russland über die beiden Welt- kriege bis in die Zeit des Kalten Krieges reichte. Bei den Berliner Festwochen war er in den sech- ziger Jahren regelmäßiger und gefeierter Gast. Strawinskys 50. Todestag und das 70-jährige Beste- hen der Berliner Festspiele in diesem Jahr werden so für das Musikfest Berlin 2021 zum Anlass, das nur selten aufgeführte Spätwerk zu präsentieren. Das Festivalprogramm hält sich dabei an das durch Geschichte und Gegenwart umher- schweifende Ohr dieses großen Komponisten: Es geht zurück in die Zeit der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, zu Bach, Händel, Gesualdo, Gabrieli und Palestrina, aufgeführt von den Kennern der Aufführungspraxis dieser entlegenen Zeiten. Und das Festivalprogramm öffnet sich, Strawinskys Interesse fortsetzend, der Musik der Komponist*in- nen unserer Zeit: den neuen Werken von George Benjamin, Rebecca Saunders und Wolfgang Rihm bis hin zu Clara Iannotta, Ondřej Adámek und Ann Cleare, darunter auch die Uraufführung von 3 MUSIKFEST BERLIN 2021 Olga Neuwirths musikalischen K alligrammen „Keyframes for a Hippogriff“ durch die Berliner Philharmoniker. Neben den in Berlin ansässigen Orchestern, Vokal- und Instrumentalensembles gastieren beim dies- jährigen Musikfest Berlin das Concertgebouworkest Amsterdam mit Daniel Harding, die English Baroque Soloists und der Monteverdi Choir mit John Eliot Gardiner, das Orchestre des Champs- Élysées und Collegium Vocale Gent mit Philippe Herreweghe, das London Symphony Orchestra mit Sir Simon Rattle, das Orchestre Les Siècles mit François-Xavier Roth und viele andere mehr. Eine Reihe von Veranstaltungen entgrenzt das Kon- zertformat: In dem Partizipationsprojekt „Night Shift – The Rehearsal“ hebt Cathy Milliken auf Shakespearesche Weise die Trennung zwischen Bühne und Publikum auf. Johannes Kalitzke bringt – anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Konzert- haus Berlin“ und im Nachklang des Beethoven- Jahres 2020 – mit seinen „Beethoven-Variationen“ für Orchester Max Neufelds berühmten Stumm- film „Hoffmanns Erzählungen“ von 1923 zu neuer Wirkung. Und das Théâtre National du Luxem- bourg gastiert im Großen Sendesaal des rbb mit dem Szenischen Konzert „Liberté d’action“ von Heiner Goebbels, das während der Lockdowns der Corona-Zeit entstand. Eröffnet wird das Musikfest Berlin 2021 am 30. Au gust im Großen Saal der Philharmonie mit der Uraufführung eines weiteren und neuen abend- füllenden Werkes von Heiner Goebbels: „A House of Call. My Imaginary Notebook“. Ein außergewöhn- licher ‚Liederabend‘ mit akusmatischen Stimmen und großem Orchester, mit Dialogen, Beschwö- rungen, Gebeten, Anrufungen, Aufrufen, Sprech akten und Liedern, die der Komponist über viele Jahre auf seinen Reisen und in Archiven gesammelt hat und die nun in einem Werk für die große Orchesterformation des Ensemble Modern verei- 4 nigt erscheinen. Im Anschluss an die Uraufführung in Berlin geht das Ensemble Modern Orchestra mit „A House of Call“ auf Tournee. Wir danken allen beteiligten Künstler*innen und Institutionen, der gastgebenden und kooperie- renden Stiftung Berliner Philharmoniker und ihrer Intendantin Frau Andrea Zietzschmann, den in Berlin ansässigen Partnerorchestern für die aus- gezeichnete Zusammenarbeit, dem Hauptstadt- kulturfonds und der Aventis Foundation für die Unterstützung der Strawinsky gewidmeten Konzerte, der BTHVN2020 Jubiläums GmbH für die Über- nahme des Heiner Goebbels / Ensemble Modern Orchestra-Projektes in das Jubiläumsprogramm und weiteren Stiftungen für die Förderung von Einzelprojekten, schließlich der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Frau Staatsministerin Monika Grütters, für die Förde- rung der Berliner Festspiele. Viel Freude beim Besuch der Veranstaltungen des Musikfest Berlin 2021 wünschen Ihnen Thomas Oberender Winrich Hopp Intendant der Künstlerischer Leiter Berliner Festspiele Musikfest Berlin 5 MUSIKFEST BERLIN 2021 Plaisir de la création The late works of Igor Stravinsky at the Musikfest Berlin 2021 with music from Carlo Gesualdo to Heiner Goebbels and Olga Neuwirth Between 28th August and 20th September 2021, concert life in Berlin will begin a new season with the Musikfest Berlin, organised by the Berliner Festspiele, in cooperation with the Berliner Philharmoniker Foundation. 34 events in the Philharmonie’s Main Concert Hall and its Chamber Music Hall, in the Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt and the rbb Broadcasting Great Hall, showcase music from five centuries, with more than 100 works by 52 composers, performed by 29 instrumental and vocal ensembles and 35 soloists from the international and Berlin music scene. He has been called the Picasso of composers. When Igor Stravinsky died 50 years ago at age 88, his life’s work was similar to that of the painter: filled with surprising changes, appropriations and trans- formations, masterfully giving time an unmista- kable shape, not shying away from provocation and extravagance, admired and celebrated, buoyed by the unshakeable joy of musical creation (plaisir de la création) as he commented in the “Poetics of Music”. “Stravinsky remains” (Stravinsky demeure) the young Pierre Boulez prognosticated in 1951. At that time, Stravinsky was in the process of rein- venting himself artistically once again. His sense of discovery led him to historically more removed music of the Renaissance, the Early Baroque and the Middle Ages. He was particularly fascina- t ed by the madrigals of the Italian count Don Carlo Gesualdo da Venosa. This was one area of focus. Another, the music of Anton Webern, who had died at the end of the war and his young, up and 6 coming contemporaries: Pierre Boulez and Karlheinz Stockhausen interested him greatly. From the spheres of this dialogue spanning the ages, Stravinsky developed his late music style and the late works, composed in California where he had made his home since 1939. In his later years, the insular city of Venice was to become the centre of his creative and spiritual space of the imagina- tion. He composed the cantata “Canticum Sacrum” for the city’s Basilica San Marco and his greatest sacred work “Threni” for the Scuola Grande di San Rocco, decorated with Tintoretto’s ceiling fres- coes. His “R equiem Canticles” were performed during his funeral on Venice’s island of the dead, San Michele. After World War II, Igor Stravinsky became the icon of a European life that extended from pre-revolu- tionary Russia through the two World Wars to the Cold War era. He was a regular and celebrated guest at the Berliner Festwochen in the 1960s. The 50th anniversary of Stravinsky’s death and the 70th anniversary of the Berliner Festspiele this year will thus become an occasion for Musikfest Berlin 2021 to present his rarely performed late work. The festival’s programme follows the great composer’s roving ear through history and the present: it goes back in time to the