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Main mehr englischen Gesandten war, der andere die Absicht verriet, die Fabriken in das Berner Gebiet zu verlegen. Einwohnerzahl: 1406-1468 rund 2200 Personen; 1611 starben während 5 Monaten 1145 Personen; 1675: 2776 Einwohner, darunter 2595 Bürger; 1766: 421 Häuser, 605 Haushaltungen, 2985 Personen, nämlich 2528 Bürger und 457 Nichtbürger; 1798: rund 3000 Ew.; 1836: 4612 Ew. Die französische Revolution brachte eine vollständige Umwälzung der Dinge. Am 21. März 1798 wurden Schultheiss, Kleiner und Grosser Rat und Stadtgericht abgeschafft und eine provisorische Regierung eingeführt. Am 5. Mai 1798 erschienen die ersten Franzosen in der Stadt. 16. August: Nationalfest, Tanz um den Freiheitsbaum. 13. November: Einführung von Munizipalität und Gemeindekammer. 27. Mai 1799: Erscheinen der österreichischen Armee. 1. Juli: Einführung einer österreichisch-provisorischen Regierung. 17. Juni 1803: Abdankung von Munizipalität und Gemeinderat, Einführung eines Gemeinderates von 16 Mitgliedern 2. Dezember 1805: Einfacher und doppelter Gemeinderat (Gemeindskommissarien). 24. Juni 1816: Ein Wahlkollegium aus 39 Mitgliedern wählt den Stadtrat von 13 Mitgliedern. Winterthur, ein Knotenpunkt mancher Heerstrassen, hatte vom Durchzug der fremden Armeen schrecklich zu leiden. Vom 5. Mai 1798 bis Ende 1803 wurden 304000 Franzosen mit 43000 Offizieren bei den Bürgern einquartiert oder fanden in Kasernen und andern Unterkunftslokalen Obdach und Nahrung. Vom 27. Mai bis 25. September 1799 erhielt der Ort Besuch von 43000 Oesterreichern mit 5000 Offizieren, ebenso mussten 7800 Mann helvetische Milizen beherbergt werden. In den Lazareten kamen 13000 Verwundete zur Verpflegung; der Durchzug von Kriegsgefangenen betrug 18000 Mann. Grosse Summen verschlangen die Heulieferungen und Requisitionsfuhren. Am 8. Oktober 1800 berichtete Winterthur nach Zürich: Die Totalsumme unsres Kriegsschadens beträgt 440496 Fr. 9 Batzen und 8 Rappen. Nach einem Verzeichnis der Munizipalität vom 9. April 1803 betrug die Gesamtsumme der Militärlieferungen 217000 Gulden, wobei die Ausgaben für die Einquartierung von Truppen bei den Bürgern nicht inbegriffen waren. Besonders lästig war die Requisition von 12000 Paar Schuhen durch General Masséna (11. Oktober 1799). Da war kein Ueberfluss an Geld mehr im «Ratstrog»; die Kassen waren leer, besonders weil die Stadt durch die Umwälzung die meisten Einkünfte (Grundzinse, Zehnten, Bussen, Weinungeld, Bürgersteuer, Abzugsgebühren, Schirmgeld für die Ansässen) verloren hatte. Es nützte nicht viel, dass die Handels- und Fabrikationsprivilegien der Hauptstadt aufgehoben worden waren; denn Handwerk, Gewerbe, und Verkehr stockten oder lagen darnieder; zudem erlitten die Winterthurer Kaufleute durch die Napoleonsche Kontinentalsperre schwere Verluste. Zur Aufstellung der Mediationsakte wurde von Winterthur an die Konsulta nach Paris Johann Rudolf Sulzer abgeordnet. Die Stadt bekundete ihre Zufriedenheit mit einer Belobigungsurkunde und einem Ehrengeschenk. Bis 1815 verschlangen die Grenzbesetzungen und Truppendurchmärsche neue grosse Summen. Die Restauration brachte Ruhe, aber auch Rückschritte. Doch dämmerte ein neuer Völkerfrühling. An den Vorbereitungen zum Tag von Uster nahm Winterthur lebhaften Anteil, und die neue Zürcher Staatsverfassung kam hier mit grossem Mehr zur Annahme (20. März 1831). Das Schulwesen wurde verbessert. 1823: Bau des Mädchenschulhauses, 1825: Errichtung eines Schulfonds, 1835: Errichtung der Gewerbeschule, 1838: Bau des Knabenschulhauses. An der Niederwerfung des Sonderbundes beteiligte sich Winterthur mit Auszeichnung. Es gab dem neuen Bund seinen ersten Bundespräsidenten: Dr. Jonas Furrer (16. November 1848). Die Zürcher demokratische Bewegung von 1867 hatte ihren Hauptsitz in Winterthur. In dem Bau der Nationalbahn (ursprünglich war eine Schienenverbindung des Bodensees mit dem Genfersee geplant) und der Tössthalbahn lag das Bestreben, nicht nur neue Gegenden mit dem neuen Verkehrsmittel zu versehen, sondern auch die Allmacht der grossen Privateisenbahngesellschaften zu brechen. Abfall, Zahlungsweigerungen, politische Verfolgung brachten Winterthur in äusserst peinliche finanzielle Schwierigkeiten, aus welchen sich der Ort aber ehrenvoll erhob. Aber nicht nur auf dem Gebiete des Verkehrs entwickelte die Stadt eine grosse Tätigkeit; in der Neuzeit wurden auch das Technikum und eine vortreffliche Wasserversorgung errichtet. Aus dem kleinen Landstädtchen ist ein wichtiger Ort des Handels und der Industrie geworden. [Dr Hauser.] Bibliographie. Heimatkunde von Winterthur; hrsg. vom Lehrerverein. Winterthur 1887. - Isler, A. Winterthur in Wort und Bild. Winterthur 1895. - Führer durch Winterthur und Umgebung; red. von J. Herter, hrsg. vom Verkehrs- und Verschönerungsverein. - Keller, Rob. Flora von Winterthur. 1891-1896. - Mitteilungen der Naturwiss. Gesellsch. Bis jetzt 7 Bände; im 6. Bd: Neue Beiträge zur

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Kenntnis der klimatischen Verhältnisse von Fr. Krebs, im 6. und 7. Geologische Untersuchungen der Umgebung von Winterthur von Jul. Weber. - Weber, Ju. Ueber die Gebilde des Eiszeitalters in den Umgebungen von Winterthur. (Verhandl. der schweizer. Naturforsch. Gesellsch. 1904). - Exkursionskarte von Winterthur; hrsg. vom Verkehrsverein. - Adressbuch der Stadt Winterthur und der umliegenden Gemeinden. - Ein umfangreiches Material enthalten die gedruckten Rechnungen und Geschäftsberichte der Verwaltungsbehörden. - Für die Geschichte der Stadt Winterthur und deren Umgebung sind von Bedeutung die zahlreichen, bis ins 17. Jahrhundert zurückgehenden Neujahrsblätter der Stadtbibliothek, sowie diejenigen der Hülfsgesellschaft. - Troll. Joh. Konr. Geschichte der Stadt Winterthur. 8 Bände. Winterthur 1840-1850. - Wyss, Georg von. Johannis Vitodurani Chronicon. (Archiv für Schweizer Gesch. 11). - Schneller, J. Jahrzeitbuch der Laurenzenkirche in Winterthur. (Geschichtsfreund. 14). - Geilfus, Georg. Der Winterthurer Stadtrechtsbrief des Grafen Rudolf von Habsburg von 1264. Festschrift 1864. - Hotz, J. H. Historisch-jurist. Beiträge zur Geschichte der Stadt Winterthur, des Gemeindegutes und der Nutzungen. 1868. - Angst, H. Zur Geschichte der Winterthurer Kunsttöpferei. (Anzeiger für schweizer. Altertumskunde. 6). - Hauser, K. Winterthur zur Zeit des Appenzellerkrieges; hrsg. vom histor. -antiquar. Verein in Winterthur. 1899. Ziegler, A. Die kirchlichen Zustände in Winterthur am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh. (Progr. des Gymnas. 1900-1901). - Hauser, K. Winterthurs Strassburger Schuld 1314-1479. (Jahrbuch für Schweizer Geschichte. 28, 1903). - Geilinger, R. Geschichte des Musikkollegiums Winterthur 1629-1904. - Hauser, K. Die Chronik des Laurentius Bosshardt von Winterthur. (Quellen zur schweizer. Reformationsgesch. 3, 1905). - Isler, A. Bundesrat Dr. Jonas Furrer von Winterthur. 1907. - Herter, J. Der Grütliverein Winterthur 1848 bis 1898. - Die Stadt Winterthur in ihrer Stellung zu den Aargauer Mitgarantiestädten betr. das Neunmillionenanleihen der schweizer. Nationalbahn; Sammlung von Akten. 2 Teile. 1883. - Bärlocher, A. Schlussbericht des Bundesgerichtes über die Zwangsliquidation der schweiz. Nationalbahn. Winterthur (Ober) (Kt. Zürich, Bez. Winterthur). 475 m. Gemeinde und Pfarrdorf 3 km nö. der Stadt Winterthur. Station der Linien Winterthur-Romanshorn und Winterthur-Etzwilen. Postbureau, Telegraph, Telephon. Zusammen mit Grundhof, Mörsburg, , Aussicht, Reismühle, Grüze, Thalacker, , , Moos, , : 477 Häuser, 3206 Ew., von welchen 2842 Reform. und 362 Kathol.; Dorf: 201 Häuser, 1530 Ew. Weinbau und Viehzucht bilden die Hauptbeschäftigung der Bewohner; die Industrie ist ebenfalls sehr wichtig. Die Gemeinde besitzt mehrere Fabriken, unter welchen eine Gelatine- und eine Kunstdüngerfabrik. Zahlreiche Einwohner sind auch in den Fabriken von Winterthur beschäftigt. Die Kirche ist mit Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert geschmückt. Ueber die Geschichte siehe den Art. Winterthur. Wintertobel (Kt. St. Gallen, Bez. Tablat, Gem. Wittenbach). 645 m. Gruppe von drei Häusern in einer bewaldeten Schlucht, welche ein Seitenbach der Steinach durchfliesst; 3,8 km nö. der Station St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach, 2 km sw. der Station Wittenbach der

Quelle: Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902; Autorenkollektiv, Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg, 1902-1910;6. Band, Seite 685 [Suche = 46.695] im Internet seit 2005; Text geprüft am 29.3.2017; publiziert von Peter Hug; Abruf am 1.10.2021 mit URL: Weiter: https://peter-hug.ch/46_0696?Typ=PDF Ende eLexikon.

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