Clara Schumann
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Clara Schumann Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts Ulrike Kienzle Inhalt Grußwort von Evelyn Brockhoff 4 Grußwort von Hans-Jürgen Hellwig 6 Vorwort der Kuratorin / Dank 8 Leihgeber & Förderer 11 Frankfurt um 1880 12 Clara Schumanns Frankfurter Wirkungsstätten: Historischer Stadtplan 12 Eine Stadt wird besichtigt 14 Clara Schumann in Frankfurt: Ein biographischer Essay 18 Die Ausstellung 43 Clara Schumann: Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts 45 Metamorphosen einer Stadt: Frankfurt im 19. Jahrhundert 48 Kunst und Kultur: Eine Sache der Bürger 52 Eine „wunderhafte Erscheinung“: Die junge Pianistin Clara Wieck 57 Konflikte zwischen Kunst- und Familiensinn: Clara Wieck-Schumann als Musikerin, Ehefrau und Mutter 65 „Es geht doch nichts über das Vergnügen, etwas selbst komponiert zu haben“: Das Klaviertrio 73 „Aus der lieblichen Spielgenossin der Musen ist eine weihevolle, pflichtgetreue und strenge Priesterin geworden“ 76 Felix und Eugenie: Zwei Kinderschicksale 85 Der Saalbau: Ein Konzerthaus für Frankfurt 90 Dr. Hoch’s Konservatorium 98 Porträt einer vollendeten Künstlerin 107 Clara Schumanns Frankfurter Leben 108 „… das hätte ich mir in Berlin nicht erlauben können!“ Das Frankfurter Opernhaus 114 Clara Schumanns Frankfurter Wirkungskreis 121 Ein neues Bild der Stadt 127 Reiche Ernte eines Künstlerlebens 129 Ein sprechendes Porträt: Friedrich Christoph Hausmanns frühes Meisterwerk 137 Abschied 139 Von Frankfurt in die Welt: Clara Schumann und ihre Schüler 141 Nachruhm 146 Die Frau auf dem Hundertmarkschein 147 Am Ende des Jahrhunderts 150 Schätze aus dem Manskopfschen Musikhistorischen Museum 152 Anhang Chronologie 160 Clara Schumanns öffentliche Konzerte in Frankfurt 162 Literatur 168 Bildnachweis 172 Impressum 175 GRUSSWORT Der 1990 in den Umlauf gebrachte Hundertmark- das Reisen liebte, zog es sie 1878 nach Frankfurt, wo schein mit Clara Schumanns Porträt ist uns allen noch sie das kulturelle Musikleben der sich wandelnden als bis 2001 gültiges Zahlungsmittel in Erinnerung. Stadt bis zu ihrem Tod 1896 prägte. Dass die Rückseite neben dem 1828 für sie in Wien gebauten Konzertflügel das in Frankfurt am Main be- So ist es mir anlässlich ihres 200. Geburtstages eine heimatete Hoch’sche Konservatorium schmückt, ha- große Freude, die Schaffenszeit dieser einzigartigen ben viele heute vergessen. Hier wirkte Clara Schu- Künstlerin in Frankfurt in den Fokus rücken zu können. mann von 1878 bis 1892 als „Erste Klavierlehrerin“. Schumann war Wunderkind, Klaviervirtuosin, Heraus- Neben der Mainmetropole sind auf der Banknote Leip- geberin der Werke ihres 1856 verstorbenen Mannes zig als Geburtsort und Ausbildungsstätte sowie Wien Robert Schumann, Mutter, Hausherrin und Verwalte- als Musikmetropole und Ort ihrer größten Triumphe rin, Pädagogin und strenge Lehrerin. präsent. Die vorliegende Publikation samt Ausstellung geht auf Schon 1831 und 1832 hatten sich Schumanns und die Anregung des Vorsitzenden der Robert-Schu- Frankfurts Wege gekreuzt, als sie für zwei Konzerte an mann-Gesellschaft Frankfurt am Main e.V., Prof. Dr. den Main reiste, doch erst ein halbes Menschenleben Hans-Jürgen Hellwig, zurück, dem hierfür wie für seine später wurde sie hier sesshaft: „Ich hatte ja nie an Sponsorenakquise mein herzlicher Dank gebührt. Frankfurt gedacht, und doch manche Gründe dafür Ohne Zuschüsse aus der Frankfurter Bürgergesell- leuchteten mir wohl ein […]. Die Stadt künstlerisch schaft und von vielen Institutionen wären Publikation, manches bietend, das herrliche Museums-Orchester, Ausstellung und Begleitprogramm nicht zu realisieren das Theater einen ganz neuen Aufschwung […] in gewesen. Daher gilt der Dank allen ideellen und finanzi- Aussicht stellend, die Stadt nicht zu groß. Alles viel ellen Förderern, die zum Gelingen beigetragen haben, leichter zu erreichen als von Berlin, die nächste Umge- ebenso allen Leihgebern für die Ausstellung und Rechte- gend schön, der Wald eine halbe Stunde per Eisen- inhabern von Abbildungen für ihre Unterstützung. bahn, kurz viele Annehmlichkeiten“, beschrieb die au- ßergewöhnliche Komponistin und Pianistin in ihrem Ta- Die von Dr. Ulrike Kienzle kuratierte Schau „Clara gebuch die Vorzüge der Mainmetropole. Obwohl sie Schumann: Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts“ zeigt das Institut für Stadtgeschichte Ergänzt wird die Ausstellung durch ein abwechslungs- vom 16. April 2019 bis zum 26. Januar 2020. Wie in reiches Programm aus Vorträgen, Führungen und Kon- der gleichnamigen Publikation verbindet die Ausstel- zerten. Der Dank gilt allen Beteiligten und insbesonde- lung Schumanns Biographie mit der städtebaulichen re der Kuratorin für ihren großen Einsatz und Ideen- und kulturellen Entwicklung Frankfurts: Während die reichtum. Speziell für Kinder und Familien konzipierte Stadt zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch ein Befes- sie neue Formate und realisierte mit Unterstützung der tigungsgürtel umgab, zeigte sie sich zum Ende des Familie Weber-Rey ein Salonkonzert in deren Privat- Säkulums als aufstrebende Metropole, geprägt von räumen. Großbauten wie dem Hauptbahnhof, neuen Brücken wie dem Eisernen Steg oder grünen Oasen wie dem Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und freue Palmengarten. Die beiden letztgenannten Bauten gin- mich über Ihren Besuch in der Ausstellung und zu den gen wie so viele Errungenschaften auf bürgerschaft- Veranstaltungen im Begleitprogramm! liches Engagement und Mäzenatentum zurück. Die- ses setzte sich im kulturellen Bereich in bedeutenden und prachtvollen Bauten wie dem Saalbau, dem prunk vollen Opernhaus und Dr. Hoch‘s Konservatori- um fort. Nicht von ungefähr waren diese die Wir- kungsorte Clara Schumanns und deshalb sind sie in der Aus stellung allgegenwärtig. Ausgewählte Schät- ze aus der Sammlung Manskopf, darunter die lebens- große Porträtbüste Clara Schumanns, ergänzen die Textinformationen und die zahlreichen Abbildungen von Frank furt im 19. Jahrhundert. Die grafische Ge- staltung der Schau übernahm Claudia Leffringhau- sen, den Druck der Publikation der Societäts-Verlag. Ihnen allen möchte ich herzlich für Ihre Arbeit Ihre Dr. Evelyn Brockhoff danken. Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte GRUSSWORT Die Ausstellung der Robert-Schumann-Gesellschaft bei seinen Aufgaben. Nach seiner Einlieferung in die Frankfurt am Main von 2010 stellte aus Anlass seines Nervenheilanstalt zu Endenich bei Bonn musste Clara 200. Geburtstages Robert Schumann in den Vorder- die Kinder allein erziehen und für den Unterhalt der Fa- grund – sein musikschöpferisches und musikliterari- milie sorgen. Sie gab wieder viele Konzerte quer durch sches Wirken, das zum schönsten der deutschen Mu- Europa, darunter immer wieder auch in Frankfurt. sikgeschichte zählt; seine Persönlichkeit, die auf „inne- re Stimmen“ hörte, Traumvision und Wirklichkeit eins 1878 wurde sie als „Erste Klavierlehrerin“ an das neue werden ließ und in der zwei gegensätzliche Naturen im Hoch‘sche Konservatorium berufen und bezog ein Kampf miteinander lagen – ein Zwiespalt, der wesent- Haus im Frankfurter Westend. Sie zog Schülerinnen liche Quelle seines Schaffens war, an dem er aber in- und Schüler aus ganz Europa an und erhielt den Be- nerlich und äußerlich zerbrochen ist. such vieler bedeutender Musikerpersönlichkeiten, dar- unter Johannes Brahms und der berühmte Geiger Anlass für die jetzige Ausstellung ist der 200. Geburts- Joseph Joachim. Allerdings musste sie weiterhin Leid- tag von Roberts Frau Clara Schumann, geb. Wieck, volles erleben. 1879 starb der jüngste Sohn Felix im die am 13. September 1819 in Leipzig das Licht der Alter von 24 Jahren. Der älteste Sohn Ludwig lebte Welt erblickte. Seit ihrem 9. Lebensjahr konzertierte schon seit Jahren in einer „Irrenanstalt“, und weil ihr sie am Klavier, erst in Leipzig und Umgebung, dann in weiterer Sohn Ferdinand nicht imstande war, seine Fa- ganz Europa, 1832 zum ersten Mal in Frankfurt am milie zu ernähren, musste sie zwei seiner Kinder in ihr Main. Sie war die Interpretin der Klavierwerke ihres Haus aufnehmen und unterstützen. Mannes. Auch sie war kompositorisch tätig; beide tauschten untereinander Melodien und Kompositionen All das leistete Clara Schumann in einer Stadt, die in aus. Doch dieses erfolgreiche musikalische Wirken ist der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen beispiel- nur ein Teilaspekt ihrer außerordentlichen Persönlich- losen Aufschwung nahm. 1861 war der Saalbau als keit. Dass sie gegen den Willen des Vaters 1840 ihren Konzert- und Gesellschaftshaus eröffnet worden, Robert heiraten konnte, erzwang sie mit Hilfe der Ge- 1880 und 1888 folgten Opernhaus (die heutige Alte richte. Sie schenkte acht Kindern das Leben und un- Oper) und Hauptbahnhof. 1890 hatte Frankfurt terstützte ihren immer depressiver werdenden Mann 160.000 Einwohner, doppelt so viele wie 1864. In der bürgerlichen Gesellschaft dieser wirtschaftlich und möglich dank der Unterstützung vieler, durch Leihga- kulturell boomenden Stadt war Clara Schumann eine ben, Förderung jeder Art und Kooperation. Ein beson- allseits geachtete und bewunderte Persönlichkeit. derer Dank geht an Frau Dr. Evelyn Brockhoff, die Lei- Nach ihrem Tod am 20. Mai 1896 nahmen die Honora- terin des Instituts für Stadtgeschichte, für die Bereit- tioren der Stadt, darunter der legendäre Oberbürger- stellung ihrer Räume, und Herrn Dr. Markus Häfner, meister Franz Adickes, an der Trauerfeier in ihrem Hau- der das Projekt aktiv begleitet hat. se teil und begleiteten den Trauerzug mit ihrem Sarg zum Hauptbahnhof – Clara wollte in Bonn an der Sei- te ihres geliebten Robert