Postsowjetische Geschichtspolitik Und Erinnerungskultur in Der Ukraine
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UNIVERSITY PRESS Nach Einführung in die Begriffswelt von „Geschichtspolitik“, „Erinnerungskultur“ und „Erinnerungsort“ sowie einem kurzen Überblick über den langen Weg bis zur Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine wird die aktuelle Geschichtspolitik des Landes zwischen 1991 und dem Ende der Präsident- schaft PETRO POROŠENKO’s im Frühjahr 2019 analysiert. Dazu werden zunächst drei die ukrainische Erinnerungskultur grundlegend prägende Narrative in ihrer Genese, Entwicklung und Wirkung vorgestellt: das „Postulat der Kontinuität ukrainischer Geschichte“, das „Opfernarrativ vom Holodomor als Genozid am ukrainischen Volk“ und das „National-ukrainische Narrativ“. Der Hauptteil der Arbeit ist der aktuellen Praxis der Geschichtspolitik nach dem Euromajdan 2013/14 gewidmet. Vorgestellt werden ihre Akteure auf ver- schiedenen gesellschaftlichen Ebenen und deren Wirken in der ukrainischen Gesellschaft über ausgewählte Aktionsfelder. Die radikalen Umwälzungen in der Denkmalslandschaft und Toponymie auf Landesebene werden umrissen. Eine detaillierte Analyse der Umbenennungen von Straßennamen und die Darstellung Ausgezeichnete Abschlussarbeiten der Erlanger Geschichtswissenschaft 9 ausgewählter Stadtbilder am Beispiel Kiews runden die Betrachtungen zu den Auswirkungen aktueller Geschichtspolitik auf den öffentlichen Raum ab. Abschließende Kapitel betrachten die Auswirkungen der Geschichtspolitik auf das kollektive Gedächtnis der ukrainischen Gesellschaft anhand zugänglicher Gibfried Schenk soziologischer Befragungen sowie die internationale Einordnung der ukraini- schen Erinnerungskultur und geben einen Ausblick auf ausgewählte Aspekte der ukrainischen Geschichts- und allgemeinen Politik. Zwischen Sowjetnostalgie und „Entkommunisierung“ Zwischen Sowjetnostalgie und „Entkommunisierung“ Postsowjetische Geschichtspolitik und Erinnerungskultur in der Ukraine ISBN 978-3-96147-338-0 FAU UNIVERSITY PRESS 2020 FAU Gibfried Schenk Zwischen Sowjetnostalgie und „Entkommunisierung“ Postsowjetische Geschichtspolitik und Erinnerungskultur in der Ukraine Ausgezeichnete Abschlussarbeiten der Erlanger Geschichtswissenschaft Band 9 Hrsg. vom Department Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Für Alma, Anastasija, Luis, Julija, Sofija und Volodymyr Mit Dank an Marion und Rolf Gibfried Schenk Zwischen Sowjetnostalgie und „Entkommunisierung“ Postsowjetische Geschichtspolitik und Erinnerungskultur in der Ukraine Erlangen FAU University Press 2020 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Bitte zitieren als Schenk, Gibfried. 2020. Zwischen Sowjetnostalgie und „Entkommunisierung“. Postsowjetische Geschichtspolitik und Erinne- rungskultur in der Ukraine. Ausgezeichnete Abschlussarbeiten der Er- langer Geschichtswissenschaft Band 9. Erlangen: FAU University Press. DOI: 10.25593/978-3-96147-339-7. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Rechte an allen Inhalten liegen bei ihren jeweiligen Autoren. Sie sind nutzbar unter der Creative-Commons-Lizenz BY. Der vollständige Inhalt des Buchs ist als PDF über den OPUS-Server der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg abrufbar: https://opus4.kobv.de/opus4-fau/home Verlag und Auslieferung: FAU University Press, Universitätsstraße 4, 91054 Erlangen Druck: docupoint GmbH ISBN: 978-3-96147-338-0 (Druckausgabe) eISBN: 978-3-96147-339-7 (Online-Ausgabe) ISSN: 2196-9671 DOI: 10.25593/978-3-96147-339-7 Vorwort Die vorliegende Arbeit betrachtet die Geschichtspolitik der Ukraine im Zeitraum zwischen der Erlangung ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1991 und dem Ende der Amtszeit des Präsidenten PETRO POROŠENKO im Frühjahr 2019. Es handelt sich um eine Abschlussarbeit zur Erlangung des „Master of Arts“, die dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte mit dem Schwerpunkt der Geschichte Osteuropas am Department Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg im Wintersemester 2018/19 vorgelegt wurde. Stichtag der Aktualisierung war bis auf wenige Ausnahmen der 28. Februar 2019. Viel Neues ist seitdem passiert: VOLODYMYR ZELENS’KYJ wurde mit überwältigender Mehrheit zum sechsten Präsidenten der unabhängigen Ukraine gewählt. Es gibt Stim- men, die die Abwahl des Vorgängers POROŠENKO unter anderem auch seiner verfehlten Geschichtspolitik anlasten.1 Die Partei ZELENS’KYJ’s – „Diener des Volkes“ – dominiert die Verchovna Rada. Der neue Präsi- dent und die Abgeordneten des Parlaments haben Mühe, ihre hohen Zustimmungswerte zu halten. Die jüngste Regierung in der Geschichte des Landes nahm die Arbeit auf und überraschte mit Personal-Rocha- den in Covid-19-Zeiten. Das Ukrainische Institut für Nationale Erinne- rung, der wohl wichtigste Akteur staatlicher Geschichtspolitik der Ukraine, hat mit ANTON DROBOVYČ einen neuen Direktor, der das Gespräch mit den Bürgern sucht. Unabhängig von Änderungen der politischen Konstellationen gehören starke Zivilgesellschaft, vielfältiges Engagement junger Menschen, 1 Ein Beispiel: Šurchalo, Dmytro: Jakich zmin zaznala polityka istoryčnoï pam’jati? in: Radio-svoboda.org 22.03.2020, URL: https://www.radiosvoboda.org/a/30502604.html (31.03.2020). i Vorwort unabhängige Medien und gesunder Patriotismus inzwischen zum Erscheinungsbild der ukrainischen Gesellschaft. Jedoch auch viel Altes ist geblieben: Starke oligarchische Strukturen und große soziale Ungleichheit beherrschen das Land seit Jahren. Die Menschen aber belastet vor al- lem der kriegerische Konflikt mit dem östlichen Nachbarn mit vielen Toten, dem Verlust der Krim und Teilen des Donbass, der sich trotz Wiederbelebung des Minsker Prozesses und mehrerer Gefangenenaus- tausche zu einem längerfristig eingefrorenen Konflikt entwickeln kann. Die Wahrnehmung der Sicht ukrainischer Bürger auf ihre Geschichte während Studium und Berufsleben löste den Wunsch aus, mich tiefer mit dieser Thematik zu beschäftigen und sie verursachte einen gewis- sen „self-ukrainization process“, wie es der kürzlich verstorbene US- amerikanische Historiker MARK VON HAGEN für sich formulierte2. Enge persönliche Bindungen an die Ukraine verlangten dabei eine beson- dere Interpretationsvorsicht. Für den Historiker gilt es, den Gegen- stand der Untersuchung als Fakt zu benennen und zu analysieren, dabei, in Anlehnung an den ukrainischen Historiker HEORHIJ KAS’JANOV auch dann, wenn er als betroffener Bürger bewertend erheb- liche Fehler ausmacht oder mangelnden gesellschaftlichen Konsens beobachtet.3 Ich danke dem Department Geschichte der FAU Erlangen-Nürnberg für die Auszeichnung der Arbeit, die ihre Aufnahme in die Reihe „Aus- gezeichnete Abschlussarbeiten der Erlanger Geschichtswissenschaft“ der FAU University Press ermöglichte. 2 Hagen, Mark von: Revisiting the Histories of Ukraine, in: [Kas’janov, Heorhij] Kasianov, Georgiy / Ther, Philipp (eds.): A Laboratory of Transnational History. Ukraine and Recent Ukrainian Historiography, Budapest, New York 2009, S. 25-50, hier: S. 42. 3 Vgl.: Kurina, Aksin’ja: Istorik Heorhij Kas’janov: Sposoby zdijsnennja dekomunizaciï nagadajut‘ komunistyčni praktyky, in: Ukraïns’ka Pravda 07.05.2016, URL: https://life.pravda.com.ua/society/2016/05/7/211912 (11.06.2018). ii Vorwort Besonderer Dank gilt Frau Prof. Dr. JULIA OBERTREIS für die Betreuung und Begutachtung der Arbeit. Ihr und dem Zweitgutachter, Herrn Prof. Dr. GEORG SEIDERER, danke ich für wertvolle Hinweise, die ich im Rahmen des Möglichen bei der Fertigstellung des Manuskriptes berücksichtigen konnte. Frau Dr. LILIA ANTIPOV, Herrn Dr. MORITZ FLORIN, Hern Dr. ANDREAS FRANGENBERG und Herrn ANDREAS POHLERS danke ich für inhaltliche und formale Kommentare, meiner Frau Dr. MARION SCHENK ganz besonders für viele Diskussionen, Anregungen und Unterstützung. Erlangen, im Juli 2020 Gibfried Schenk iii Inhalt Vorwort ___________________________________________________ i Inhalt _____________________________________________________ v Abbildungen _____________________________________________ vii Abkürzungen ____________________________________________ xix PROLOG ______________________________________________ xxiii 1 Einleitung _____________________________________________ 1 2 Der lange Weg zur Eigenstaatlichkeit ___________________ 21 3 Grundlegende Narrative _______________________________ 37 3.1 Das Postulat der Kontinuität ukrainischer Geschichte ___ 41 3.2 Das Opfernarrativ vom Holodomor als Genozid am ukrainischen Volk _________________________________ 45 3.3 Das national-ukrainische Narrativ ____________________ 53 4 Genese, Entwicklung und Wirkung der Narrative bis 2014 _ 65 4.1 Übergangsperiode __________________________________ 74 4.2 1991 bis 2005 _______________________________________ 81 4.3 2005 bis 2010 _____________________________________ 96 4.4 2010 bis 2014 ______________________________________ 109 5 Aktuelle Geschichtspolitik seit 2014 ____________________ 115 5.1 Akteure __________________________________________ 118 5.1.1 Präsident ____________________________________ 120 5.1.2 Parteien und Parlament ________________________ 123 5.1.3 Archive und Museen ___________________________ 129 5.1.4 Ukrainisches Institut für Nationale Erinnerung ( UINP) _______________________________________ 133 5.1.5 Historiker ____________________________________ 143 5.1.6 Medien ______________________________________ 146 v Inhalt 5.1.7 Kirche _______________________________________ 152 5.1.8