Alexander Trefz
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Alexander Trefz Die USA als Modell einer demokratischen Sklavenrepublik. Exilkubaner und die Annexion Kubas an die Vereinigten Staaten, 1848 – 1856 Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine überarbeitete Version der im Fachbereich III der Universität Trier eingereichten Dissertation „Die USA als Modell einer demokratischen Sklavenrepublik. Exilkubaner und die Annexion Kubas an die Vereinigten Staaten, 1848 – 1856“. Gutachter waren Prof. Dr. Lutz Raphael (Universität Trier) und Prof. Dr. Michael Zeuske (Universität zu Köln). Das Rigorosum fand am 24.04.2012 statt. Inhaltsverzeichnis I. Einleitung .........................................................................................................................1 II. Die kreolische Elite bis 1848.........................................................................................18 1. auf Kuba - zwischen Anti-Abolitionismus und antikolonialem Widerstand .................18 2. im US-Exil - kreolischer Annexionismus und amerikanisches Manifest Destiny.........35 2.1 Militärische Zusammenarbeit ...............................................................................47 2.2 Aufbau eines Propagandanetzwerkes ...................................................................57 III. Argumente der Exilkubaner für die Annexion Kubas an die USA ..............................66 1. Vorteile für die kubanischen Kreolen ............................................................................66 1.1 Ausgang aus politischer Unfreiheit.......................................................................68 1.2 Befreiung von wirtschaftlichen Repressalien ......................................................71 1.3 Sicherung der kubanischen Sklavereiinteressen ..................................................75 1.4 Verhinderung einer „Afrikanisierung“ Kubas .....................................................83 1.4.1 Einstellung des afrikanischen Sklavenhandels ..........................................83 1.4.2 Reduzierung der Gefahr eines Sklavenaufstandes ....................................89 1.4.3 Förderung weißer Immigration .................................................................96 1.4.4 Schrittweise Reform der Sklaverei ..........................................................103 2. Vorteile einer Annexion für die Vereinigten Staaten...................................................110 2.1 Belebung der amerikanischen Wirtschaft ..........................................................114 2.2 Zurückweisung abolitionistischen Einflusses ....................................................118 2.3 Stärkung des amerikanischen Staatenbundes .....................................................129 IV. Annexionsgegner und die Debatte mit den Exilkubanern ......................................135 1. Gegner der Annexion ...................................................................................................135 1.1 Kubanischer Reformismus .................................................................................135 1.2 Pro-spanische Presse in den USA ......................................................................141 1.3 Abolitionistischer Widerstand aus Spanien .......................................................150 2. Argumente gegen die Annexion...................................................................................161 2.1 Nachteile für die Kreolen Kubas.........................................................................161 2.1.1 Verlust wirtschaftlicher Sicherheit...........................................................161 2.1.2 Gefahr einer sozialen Revolution.............................................................165 2.1.3 Gefährdung der kubanischen nacionalidad..............................................173 2.1.4 Illegitimer Repräsentationsanspruch der Exiljunta ..................................187 2.2 Nachteile einer Annexion für die USA...............................................................192 2.2.1 Zuspitzung des unionsinternen Konflikts um die Sklaverei.....................193 2.2.2 Unrechtmäßigkeit einer gewaltsamen Annexion .....................................198 2.2.3 Alterität der Bevölkerung Kubas..............................................................201 2.2.4 Preisverfall bei amerikanischem Zucker ..................................................206 3. El Mulato - Kreolische Abolitionisten im US-Exil .....................................................209 3.1 Unabhängigkeit und Sklavenemanzipation.........................................................213 3.2 Aufbau einer christlich-sozialistischen Gesellschaft ..........................................222 3.3 Einbeziehung schwarzer Kubaner in die kubanische Nation..............................227 3.4 Ablehnung ausländischer Akteure in der Revolution ........................................231 V. Zusammenbruch der annexionistischen Bewegung, 1854/1855 .................................241 1. Zerschlagung des militärischen Arms .........................................................................242 2. Zersplitterung der kubanischen Exilgemeinschaft ......................................................251 3. Ursachenanalyse der Exiljunta ....................................................................................258 4. Ausblick ......................................................................................................................268 VI. Ergebnisse ..................................................................................................................273 VII. Literaturverzeichnis ..................................................................................................284 1. Primäre Quellen ...........................................................................................................284 2. Forschungsliteratur ......................................................................................................293 I. Einleitung „Eine Sklaven haltende Republik auf dieser schönen Insel zu errichten bedeutet, ihren Untergang nur hinauszuzögern, nicht zu verhindern. Die ‚Redner der menschlichen Rasse‘ werden es als ihre berufliche Pflicht ansehen, dies zu leugnen. Sie werden uns erzählen, dass die Annexion Kubas Zeitungen, die Wahlurne und die Repräsentation der Weißen mit sich bringt und sie werden auf die Südstaaten zeigen, wo Freiheit und Sklaverei so lange unter friedlichen Bedingungen existiert haben und das Gebäude der Nationengemeinschaft unversehrt blieb, während ein Ideensturm nach dem anderen über die Welt gefegt ist.“1 William Henry Hurlbert sparte bei seinen Beschreibungen der Karibikinsel Kuba wahrlich nicht an schwärmenden Übertreibungen: in „glänzenden Erinnerungen an eine gütige Natur“ (bright memories of a genial nature)2, zeichnete der passionierte Reisende das Bild einer Landschaft gesäumt von „elysischen Hainen“ (groves Elysian), einer Luft erfüllt von „leuchtenden, breit-beflügelten Schmetterlingen“ (brilliant broad-winged butterflies)3 und einem Wetter von derartiger Beständigkeit, dass ein Mann „regelmäßige Picknicke für seine noch nicht geborenen Enkel“4 planen könne. Dabei stand der Amerikaner vor einem persönlichen Dilemma: einerseits war er vom Verlangen erfüllt, seine Eindrücke an ein „Schlaraffenland“ (Cockaigne)5 einer breiten Öffentlichkeit nicht vorzuenthalten, andererseits mahnte er vor der Begierde, den kubanischen Garten Eden vom spanischen Kolonialreich zu trennen, um ihn in die Vereinigen Staaten zu führen. 1854 erlag Hurlbert freilich seiner Faszination und veröffentlichte die lebhaften Erinnerungen in seinem Buch Gan-Eden: or, Pictures of Cuba. An all diejenigen allerdings, die voller Gier auf die geographisch nahe und wirtschaftlich bedeutsame Insel blickten und den Moment gekommen sahen, der schwindenden Kolonialmacht Spanien ihren wichtigsten Besitz zu entreißen, richtete der Autor eine nachdrückliche Mahnung: Kuba vom kolonialen Despot unter dem Deckmantel eines Humanismus zu befreien, der nur die Weißen beglücken sollte, gleichzeitig aber die Befreiung der zahlreichen 1 William Henry Hurlbert: Gan-Eden: or, Pictures of Cuba, Boston: John P. Jewett, 1854, S. 233. „To rear in that fair island a slave-holding republic, is only to postpone, not to avert her ruin. The 'Orators of the Human Race,' may consider their professional duty to deny this. They may tell us that the annexation of Cuba will bring with its newspapers, and the ballot-box, and representation for the whites, and they may point us to the States of the South, where freedom and slavery have so long lived on amicable terms, and the building of the commonwealth has been safe, while thunderstorm after thunderstorm of thought has overswept the world.“ Hervorhebungen aus dem Original. Hurlbert war u. a. Zeitungsherausgeber (New York World), Buchautor, Übersetzer und Reisender. Alle fremdsprachlichen Übersetzungen wurden vom Autor angefertigt. 2 Ebd., Vorwort, VII. 3 Ebd., S. 6. 4 Ebd., S. 8. „In Cuba, a man may arrange periodical picnics for his grandchildren yet unborn.“ 5 Ebd., S. 3. 1 kubanischen Sklaven zu verhindern, sei „nationales Unrecht“ (national wrong) und käme einer „nationalen Zersetzung“ (national degradation) gleich.6 Sein moralischer Appell richtete sich besonders an Stimmen in den USA, die Mitte des 19. Jahrhunderts in einem amerikanischen Sklavenkuba ein geeignetes Mittel ausmachten, die Sklaverei in den Südstaaten zu stärken, dadurch die entbrannte Debatte über die Institution weiter aufzuheizen und letzten Endes den Bruch der Union in Kauf nahmen.