Offizielles Organ für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 2/2013 März/April

Oft hört die Hälfte der Schiedsrichter-Neulinge innerhalb der ersten Jahre wieder auf.

Titelthema Report Lehrwesen Porträt Schiedsrichter- Top-Schiedsrichter Was es rund um Oreste Steiner: Fluktuation: trafen sich zur ein Fußballspiel Was der Darsteller Das erste Jahr Halbzeit-Tagung zu planen und zu aus „Spielverderber“ ist das schwerste in Mainz organisieren gibt heute macht

Editorial Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser, Spielleitung nicht akzeptieren will, und ebenso zu einem Trainer, der die Entscheidungen eines kurz war die Pause für die Schiedsrichter der Schiedsrichters nicht versteht. Profiligen. Kurz war auch die Zeit der Spielruhe, um diese gewinnbringend zu nutzen und neue In der Winterpause haben wir den Dialog mit Kraft für die bevorstehenden Aufgaben zu tan- unseren Trainern gesucht. Wenn ein Trainer auf ken. Die Halbzeit-Tagung der Elite-Schiedsrich- den Vierten Offiziellen wild gestikulierend ter im Januar in Mainz war bereits der Start- zuläuft und diesen anschreit, dann muss er schuss für eine Rückrunde, in der die Unpartei - den Innenraum verlassen. Gerade im „Schau- ischen mit ihren Entscheidungen weiterhin im fenster“ müssen Verhaltensgrenzen Fokus der Medien stehen werden, ob sie dies gezogen werden. Grenzen auf beiden Seiten. wollen oder nicht.

Titelthema Respekt steht Die ersten Jahre sind die schwersten Warum viele Jung-Schiedsrichter nach im Mittelpunkt kurzer Zeit aufhören 4 Herbert Fandel, Panorama Vorsitzender 8 der DFB- Projekt Ziel der regelmäßigen Zusammenkünfte ist ein Schiedsrichter- immer wiederkehrendes Training an einer ein- Kommission. Regeln einfach formuliert heitlichen Regelauslegung. So wie ein Trainer Spezielle Broschüre für Menschen mit Lese-Schwäche 11 hunderte Flanken in den Strafraum schlagen Denn auch die Schiedsrichter sind im Umgang lässt mit dem Ziel, dass seine Angreifer mög- mit Spielern und Trainern dazu verpflichtet, Report lichst alle Bälle im Netz unterbringen, so arbei- sehr genau auf ihr Auftreten und ihre Außen- Eine gemeinsame Linie finden tet die DFB-Schiedsrichter-Führung ein ums wirkung zu achten. Im Mittelpunkt des Umgangs Lehrgang der Spitzen-Schiedsrichter in Mainz 12 andere Mal an diesem Ziel der Einheitlichkeit. mit allen am Spiel Beteiligten muss immer der Respekt stehen. Lehrwesen Auch wenn Spiel- und Zweikampf-Situationen Der Schiedsrichter als Organisator nie ganz identisch sind, muss eine Linie erkenn- Der Südwestdeutsche Fußballverband hat das Welche Aufgaben es rund um die Spielleitung gibt 14 bar sein. Wer den Gegenspieler mit dem Arm Jahr 2013 zum „Jahr des Schiedsrichters“ oder dem Ellenbogen schlägt, muss vom Platz. erklärt. Ein bemerkenswerter und positiver Ent- schluss, der das Ziel verfolgt, Schiedsrichter Regel-Test Aber sehr schnell beginnt in der Betrachtung Das Spiel mit der Hand von Einzel-Situationen ein Grau- und Ermes- mit Vereinsvertretern, Trainern und Spielern ins 17 Gespräch zu bringen. sens-Bereich, in dem längst nicht mehr sofort Porträt klar ist, ob es ein Schlag ist oder nicht. Dieses positive Signal soll dabei sicherlich auch Oreste Steiner bleibt am Ball einem bedauerlichen Trend entgegenwirken. Bereits der rücksichtslose Einsatz des Arms Was der Darsteller aus „Spielverderber“ heute macht 19 oder des Ellenbogens reicht für einen Platzver- 8.000 neue Schiedsrichter reichten 2012 nicht weis aus. Gerne und häufig zu Recht verweisen aus, um die Zahl der Unparteiischen zu kom- Blick in die Presse 21 Spieler und Trainer auf den notwendigen und pensieren, die ihre Tätigkeit in diesem Zeitraum natürlichen Einsatz der Arme beim Luftkampf. beendeten. Die Schiedsrichter-Zahlen sind rück - Analyse Hier eine klare und akzeptierte Linie zu finden, läufig. Die „Notbremse“ fotografieren gehört mit zu den schwierigsten Momenten für Die Gründe sind sicherlich vielschichtig. Die Lehrreiche Szenen aus der Bundesliga 22 einen Schiedsrichter. verbale und körperliche Gewalt gegen Schieds- Analyse – Der besondere Fall Dass es möglich ist, die Spielweise der Akteure richter ist dabei auch ein Zeichen unserer Zeit, zum Positiven zu verändern, ist längst klar. So ein Spiegel unserer Gesellschaft. Werte wie Es ging um Zentimeter 26 Respekt und Anstand werden allzu häufig mit verschwand die rücksichtslose Grätsche von Aktion hinten in den Gegenspieler fast völlig aus dem Füßen getreten. Fußball-Deutschland sagt Fußball, weil die Schiedsrichter konsequent zur Ich wünsche Ihnen allen die notwendige Ruhe Roten Karte griffen. Und auch die sogenannte und Übersicht bei Ihrer schwierigen Aufgabe in „Danke, Schiri“ Was Fußballer über Schiedsrichter denken „Offene Sohle“ dürfte bald der Vergangenheit der Rückrunde. 28 angehören, wenn unsere Elite-Schiedsrichter weiterhin so konsequent und unnachgiebig vor- Report gehen wie in der Vorrunde. Aus dem Senegal in den deutschen Winter Härte und Konsequenz machen einen guten Zwei Schiedsrichterinnen aus Afrika pfeifen in Mainz Schiedsrichter ebenso aus wie die Fähigkeit zur 30 Ihr Herbert Fandel Kommunikation. Sie ist es, die einen Lösungs- Aus den Verbänden 32 weg in festgefahrenen Situationen zeigen kann. Sie ist die Brücke zu einem Spieler, der eine Vorschau 3/2013 34

Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 3 Titelthema Die ersten Jahre sind Viele junge Schiedsrichter werfen nach kurzer Zeit wieder das Handtuch und beenden ihre Laufbahn begibt sich auf Spurensuche.

nde November vergangenen EJahres bietet Köln das typische Bild, das man von einer deutschen Großstadt an einem Sonntagmor- gen erwartet: Kalt und windig ist es, die Straßen menschenleer, und Pfützen an den Bordsteinkanten dienen als Zeugnis der verregne- ten vorigen Tage.

Doch auch die Fußballplätze sind leergefegt. Totensonntag, ein stil- ler Feiertag, kein Spielbetrieb heute. So liegt auch der Platz des Vereins SuS Nippes 12 im Kölner Norden ruhig, fast schon friedlich da. C wird hier sonst gespielt, und man kann sich gut vorstellen, dass es auf der roten Asche an anderen Sonntagen auch schon mal zur Sache geht. Heute aber sind keine Anfeuerungsrufe, keine Anweisungen des Trainers, keine Diskussionen und auch keine Pfiffe des Schiedsrichters zu ver- nehmen. Nur im Vereinsheim: Stim- mengewirr.

Marco Feith bittet um Ruhe. Der Miho Katic, der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses Köln, bei der „praktischen 31-Jährige ist der Jungschiedsrich- Schulung“ seiner Anwärter. ter-Beauftragte des Fußballkreises Köln. Eine imposante Gestalt, groß jung. Ein Problem? „Natürlich freuen nen zu können“, meint Feith. „Prob- noch und stehen deswegen selten und schwer. Ein Mann, dem man wir uns, so viele junge Leute für lematisch wird es nur bei der zur Verfügung. In den ersten Jah- zuhört, wenn er spricht. 46 Köpfe unser gemeinsames Hobby gewin- Ansetzung: Viele spielen selber ren können wir diesen sehr jungen drehen sich sofort in seine Rich- Kameraden daher auch nur Spiele tung. Kein Wunder, die Teilnehmer in der E-Jugend geben.“ des Anwärter-Lehrgangs sind ner- vös. Schließlich wird es nicht mehr Außerdem ist bei den jüngeren lange dauern, bis sie sich der Prü- Schiedsrichtern die Fluktuation fung stellen werden, die darüber sehr groß. Viele hören schnell wie- entscheidet, ob sie nach drei der auf. Feith zeigt sich realistisch: Tagen Ausbildung zum Schieds- „Obwohl wir in Köln pro Jahr ziem- richter werden. lich viele neue Schiedsrichter aus- bilden, können wir wegen der vie- Die Allermeisten im Raum werden len Aufhörer unsere Zahlen selten Marco Feith nach ihrer Prüfung als steigern. Das stellt uns natürlich Ansprechpartner haben. Denn: vor enorme Probleme.“ Konkret: Viele der Interessierten, die auch Es ist vor allem im Jugendbereich heute wieder nach Nippes gekom- zu wenig Personal vorhanden. men sind, um sich ausbilden zu Miho Katic, der Vorsitzende des lassen, sind jung, einige sogar sehr Franz-Willi Schmitz betreut die Prüflinge. Kölner Kreis-Schiedsrichter-Aus-

4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Befragung unter ehemaligen Schiedsrichtern

Gründe zum Aufhören die schwersten sind vielfältig Rund 7.000 Unparteiische beenden noch bevor sie richtig angefangen hat. Warum ist das so? Tobias Altehenger pro Jahr ihre aktive Tätigkeit. Im Jahr 2011 wurden die Aufhörer nach dem Grund gefragt, warum sie der Schiedsrichterei den Rücken kehren. Dabei gaben sie schusses, nennt die Zahlen: „Vor in seinem Alter, und viele haben Obmann Katic kann ihm da nur bei- folgende Antworten: zehn Jahren waren wir im Fußball- eine ähnliche Geschichte zu er- pflichten. „Vor allem in dieser kreis Köln 1.000 Schiedsrichter, zählen. Zehn Jahre hat er selber Altersklasse fehlt den Fußballkrei- Beruf 17,0% heute sind wir nur noch rund 600.“ Fußball gespielt, dann aufgehört sen der Nachwuchs, da viele, für und nach einer Möglichkeit die es zur großen Karriere nicht Aufgabe befriedigt nicht 12,7% Deshalb ist es für den Fußballkreis gesucht, die Verbindung zum Fuß- reicht, sich umorientieren und ein Köln überlebenswichtig, perma- ball aufrechtzuerhalten. Von neues Hobby suchen. Auch der Ein- Streichung/Ausschluss 11,2% nent neue Schiedsrichter auszubil- Schulfreunden, die ihren Anwär- stieg ins Berufsleben spielt da den. Der Lehrgang am Totensonn- ter-Lehrgang schon absolviert natürlich eine Rolle.“ So findet es Familiäre Situation 9,7 % tag ist bereits der dritte des Jah- hatten, bekam er den Tipp und Katic fast ein wenig schade, dass res, alle besetzt mit etwa 40 war sofort Feuer und Flamme. Artur Warketin später nicht im Alter 9,2 % Anwärtern. Eigentlich eine sehr „Irgendwer muss es schließlich Kreis Köln aktiv sein wird. Seine gute Zahl, findet Miho Katic. Als machen – warum nicht ich?“, sagte Ausbildung bekommt er hier aber Gesundheit 5,4 % langjähriger Schiedsrichter der sich der Schüler und meldete sich trotzdem. „Gerade bei einem heik - weiß Katic aber beim Schiedsrichter-Ausschuss in len Thema wie Schiedsrichter- Überforderung 4,1 % natürlich auch um die Anforderun- Köln. Dass viele junge Schiedsrich- Fluktuation müssen sich die Kreise gen, die der Fußball an seine Spiel- ter schnell wieder aufhören, kann untereinander helfen“, glaubt Fehlende Perspektive 3,3 % leiter stellt. „Man ist – gerade in er nachvollziehen. „Für viele ist Katic. „Das fängt schon bei der einem Gebiet wie Köln, und gerade der Druck vielleicht einfach zu Ausbildung an.“ Kursversäumnisse 3,2 % auch in den untersten Klassen – hoch, vor allem in kritischen Spie- extremen Herausforderungen aus- len.“ Julian will sich dieser Druck - Die einzige weibliche Teilnehmerin Vorfälle bei Spielleitungen 2,2 % gesetzt. Ich kann da jeden jungen situation aber stellen. An ein beim Kölner Anwärter-Lehrgang ist Kollegen verstehen, der nach einer schnelles Ende seiner Schiedsrich- Binnur Sönmez, gerade mal 13 Jahre, Andere Sportart gewählt 2,2 % gewissen Zeit merkt, dass das ein- ter-Tätigkeit glaubt er nicht. aber beileibe nicht schüchtern. fach nichts für ihn ist. Für uns als Schließlich hat sie ein großes Vor- Auslandsaufenthalt 1,8 % Ehrenamtler ist das aber natürlich Auch Artur Warketin freut sich bild: Der Vater, Metin, ist selbst immer sehr schade, diese jungen schon auf seine ersten Einsätze. seit mehr als 20 Jahren Schieds- Sonstiger oder 18 % Leute so schnell wieder zu verlie- Der 24-Jährige ist gleich in mehr- richter und sitzt zudem in der unbekannter Grund ren.“ facher Hinsicht ein Exot beim Kreisspruchkammer. In der Kölner Anwärter-Lehrgang in Nippes. Für die Schiedsrichter-Prüfung ist er extra aus dem oberbergi- schen Wiehl angereist. Aus die- sem Grund wird er später auch gar keine Spiele in Köln, sondern im Fußballkreis Berg leiten. Doch da wäre der nächste Lehrgang erst in ein paar Monaten gewesen – und so lange wollte Artur einfach nicht warten. Selber im Verein gespielt hat er nie, auch das ist ungewöhnlich für einen Anwärter. Die Anwärter-Prüfung ist Und schließlich ist da noch das inzwischen bundesweit ein- Alter: Mit 24 Jahren gehört Artur heitlich. zu den Ältesten bei dem Lehr- gang. Schlechte Voraussetzungen In Nippes ist davon natürlich noch also? „Ach was“, schmunzelt keine Rede. Die Teilnehmer sind Artur, „für die große Karriere wird motiviert und fiebern der Prüfung es vermutlich nicht mehr reichen, Die Schiedsrichter-Anwärter müssen bei der Theorieprüfung entgegen. So auch der 15-jährige aber ich hatte einfach Lust aufs sowohl Multiple-Choice- als auch „normale“ Regelfragen Julian Knobelspies. Viele sind hier Pfeifen.“ beantworten.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 5 Titelthema

ist zufrieden: „Natürlich bin ich stolz auf meine Tochter. Sie wird sich schon durchsetzen können – das liegt ja in der Familie.“

Während also auf dem Anwärter- Lehrgang in Nippes große Vorfreude und Optimismus die Oberhand haben, kennen die Funktionäre im Fußballkreis Köln auch die andere Seite: hoffnungsvolle Talente, die nach kurzer Zeit aufgehört haben. Nachdem die Zahl aktiver Schiedsrichter seit 1979 relativ stetig Pascal Kaspar ist so ein Fall. Eine anstieg, erreichte sie im Jahr 2006 ihren maximalen Wert: 79.341 ganze Weile ist es schon her, dass Schiedsrichter waren damals bundesweit verzeichnet. Seitdem fällt der heute 22-Jährige sein letztes der Graph wieder langsam. Im Jahr 2012 waren es 73.291 Schiedsrich- Spiel geleitet hat. Ende Januar ter – ein Minus von mehr als 9 Prozent innerhalb von sechs Jahren. 2012 war das, schon mehr als ein Klar, dass dies Ansetzer oftmals vor Probleme stellt. Jahr ist sein Schiedsrichter-Dasein damit wieder Geschichte. Auf die Frage, warum er nach so kurzer Zeit wieder aufgehört hat, muss der Student kurz überlegen: „Alles Tochter Binnur hat sich ent- in allem war es wohl die Tatsache, schlossen, den gleichen Weg dass man es nie allen recht wie ihr Vater Metin Sönmez machen konnte. Egal, wie man ent- zu gehen und Schiedsrichte- schieden hat – irgendwer hat rin zu werden. immer gemeckert, und sei es nur, um sein Kind nicht dumm daste- Kreisliga gehört er zu den bekann- hen zu lassen.“ testen Unparteiischen, wird geach- tet und respektiert. Mit dem Pfeifen angefangen hatte Die Zahl der Schiedsrichterinnen hat sich in den vergangenen 34 Pascal nach seinem Lehrgang im Jahren mehr als vervierfacht. Insbesondere seit Anfang der 90er- Seine Tochter hatte ihn oft zu November 2010: E-Jugend, D-Jugend, Jahre stieg die Zahl weiblicher Unparteiischer stark an und erreichte Spielen begleitet; als sie sich dann C-Jugend – was man eben als Neu- 2011 – im Jahr der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland – ihr bis- aber wünschte, selber die Prüfung ling so bekommt. Am Anfang war heriges Maximum von 2.790 Schiedsrichterinnen. Im vergangenen abzulegen, hatte der Vater Beden- die Euphorie noch groß. Pascal Jahr waren 2.728 Schiedsrichterinnen aktiv. ken. „Schiedsrichter zu sein ist erzählt: „Freunde, die auch nicht ohne, vor allem in Köln Schiedsrichter waren und es heute nicht“, weiß Metin Sönmez aus noch sind, haben meine Neugierde mit einem flauen Gefühl. Klar, man ernüchternd aus: „Ich bin jemand, eigener Erfahrung: „Ich habe nie auf dieses Hobby geweckt. Ich kann die Leute in den Spielbericht der bei Konflikten gerne einen darauf gedrängt, dass meine Toch- habe angefangen, mich intensiver eintragen, aber wieviel dann im Kompromiss finden will, mit dem ter ebenfalls dieses Hobby ausübt, für Fußball zu interessieren und Anschluss wirklich passiert, alle Beteiligten gut zurechtkom- und ich werde sie auch nach dem wollte außerdem meine Persön- bekommt man auch nicht unbe- men. Beim Schiedsrichtern hat das Lehrgang auf keinen Fall in irgend- lichkeit weiterentwi ckeln – da dingt mit.“ leider nicht so geklappt.“ einer Art und Weise unter Druck schien das Schiedsrichter-Dasein setzen.“ Seine Tochter findet das perfekt geeignet.“ Natürlich gab es auch Spiele, in Marco Feith und Miho Katic aus gut. Was die Erwartungen an das denen alles gut lief. Pascal erzählt dem Kölner Schiedsrichter-Aus- Schiedsrichter-Dasein angeht, ist Schon in den ersten Spielen aber von Situationen, in denen sich schuss kennen solche Fälle nur sie optimistisch: „Ich glaube zeigte sich, dass das nicht so ein- Eltern nach dem Spiel dafür allzu gut. Die Patentlösung haben schon, dass es mir gefallen wird. fach werden sollte: „Mit den Spie- bedankt haben, wenn man ihr Kind sie zwar auch nicht parat, trotz- Der Lehrgang hat richtig Spaß lern auf dem Platz gab es eigent- mit Fouls und Beleidigungen nicht dem versuchen sie natürlich alles, gemacht, und ich kann es gar nicht lich selten Probleme – aber was einfach davonkommen ließ. „Sol- um die neuen Schiedsrichter erwarten, die ersten Spiele zu lei- von draußen da reingetragen che Spiele verschwimmen aber intensiv zu betreuen. Marco Feith ten.“ wurde, war manchmal schon jen- etwas unter dem Eindruck, den die berichtet: „Gute Erfahrungen seits der Schmerzgrenze.“ Pascal überwiegende Aggressivität von haben wir mit unserem Paten- Dass ihr Vater zunächst Einwände erinnert sich an Trainer, die ihre Trainern und Eltern hinterlassen System gemacht, bei dem erfahrene hatte, kann sie verstehen. „Mein Spieler zur brutalen Spielweise hat.“ Nach etwas mehr als einem Schiedsrichter unsere neuen Vater wollte wissen, ob ich es wirk- angestachelt und ihn dann nach Jahr zog Pascal dann die Konse- Kameraden in ihren ersten Spie- lich ernst meine. Aber jetzt ver- dem Verweis aus dem Innenraum quenzen und hörte auf. Eine inter- len coachen und sie auch vor traut er mir und unterstützt mich, noch massiv bedroht haben. „Am essante Erfahrung war es auf Anfeindungen durch Vereinsoffi- wo er kann.“ Und auch Vater Metin Ende packt man die Tasche schon jeden Fall. Sein Fazit fällt dennoch zielle oder Zuschauer schützen.

6 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 abliefert.“ Einige Vereinsvertreter Auf dem roten Aschenplatz vor Artur und Binnur: Raus auf den schienen aber gerade das zu tun. dem Vereinsheim von Nippes 12 Platz, sich dem Druck stellen und Pascal Kaspar wurde das irgend- wird nächste Woche jedenfalls wie- Entscheidungen treffen. Schieds- wann zu viel. „Es ist und bleibt der Fußball gespielt, wie überall in richter sein, eben. ja ein Hobby, und eigentlich sollte Köln. Dann heißt es auch für Julian, ■ man sich auf seine Einsätze freuen. Das war am Ende dann aber nicht mehr der Fall.“ Untersuchungen in Bayern und am Mittelrhein Fest steht: Ein Schiedsrichter braucht ein dickes Fell, und ob er Schiedsrichter in den Verbänden befragt das wirklich besitzt, zeigt sich Pascal Kaspar hat ein Jahr meist erst nach dem Lehrgang. In Den Ursachen des Schiedsrichter-Rückgangs auf den Grund zu gehen – nach der Prüfung die Pfeife Köln-Nippes ist der Anwärter- das ist das Ziel einer Umfrage, die sich an alle Schiedsrichter im wieder beiseitegelegt – und Lehrgang inzwischen vorbei. Von Bayerischen Fußball-Verband (BFV) richtet. In einem von BFV-Präsident ist damit kein Einzelfall. den 46 Teilnehmern haben 43 die Dr. Rainer Koch und Schiedsrichter-Obmann Rudolf Stark verschick - Prüfung geschafft und gehen ten Schreiben zum Jahreswechsel werden die Unparteiischen unter Da haben sie dann das Gefühl: Ich glücklich und als frischgebackene anderem gefragt: „Habt ihr noch Spaß an der Schiedsrichter-Tätig- bin nicht allein!“ Schiedsrichter nach Hause. Wie keit? Worin liegen aktuell die größten Probleme für die Schiedsrich- viele davon auch in einem Jahr ter? Habt ihr Sorgen oder Ängste? Was sollte sich ändern?“ Zudem Feith weiß aber auch: „Bei im noch dabei sind – Marco Feith will werden die Schiedsrichter bei der Umfrage um Vorschläge gebeten, Schnitt 40 neuen Schiedsrichtern sich nicht festlegen, hat aber wie man das Amt des Schiedsrichters attraktiver machen könnte. pro Lehrgang werden wir nie alle immerhin ein gutes Gefühl: „In Neulinge mit Paten versorgen den vergangenen Jahren machen Im Fußball-Verband Mittelrhein ist man bereits einen Schritt weiter: können.“ Der Jungschiedsrichter- wir immer mehr die Erfahrung, Dort hat im Jahr 2012 eine Befragung stattgefunden, an der 1.059 Beauftragte sieht aus diesem dass sich die Schiedsrichter aktive Schiedsrichter teilnahmen. Ziel der Untersuchung war es her- Grund auch die Vereine in der untereinander helfen. Wer über auszufinden, wie man die Schiedsrichter langfristig an ihr Hobby bin- Pflicht. Von ihnen wünscht er sich einen Freund neu zu dem Hobby den kann. Der Ergebnisbericht zu dieser Befragung ist im November manchmal mehr Verständnis für dazugekommen ist, hat damit 2012 erschienen. Am Ende zeigt dieser vier Handlungsfelder auf. Es Anfänger: „Es kann doch keiner auch immer direkt einen werden Anregungen gegeben, die zur langfristigen Motivation von erwarten, dass ein Schiedsrichter, Ansprechpartner, wenn Probleme Schiedsrichtern hilfreich sein können: der gerade ein paar Wochen oder auftauchen. Das hilft natürlich auch ein paar Monate seinen schon gewaltig.“ Es gibt also ■ Positive Erfahrungen teilen: Den befragten Schiedsrichtern gefällt Schein hat, eine perfekte Partie einen Lichtblick. viel am Schiedsrichter-Wesen. Die vielen positiven Erfahrungen soll- ten in der Debatte noch stärker beleuchtet und konkret in die Lehrar- beit einbezogen werden.

■ Aufstiegschancen transparent gestalten: Die eigene Leistung unter Beweis zu stellen, ist für viele Schiedsrichter von Bedeutung. Diese wollen sie auch anerkannt bekommen. Daher sollten Aufstiegs - chancen realistisch dargelegt werden, Kriterien für Klasseneinteilun- gen vor allem offen kommuniziert werden. Auch älteren Schiedsrich- tern sollte die Chance gegeben werden, bei entsprechender Leistung weiterzukommen, und keine Gruppen sollten beim Aufstieg katego- risch ausgeschlossen werden.

■ Wertschätzung fördern: Die fehlende Wertschätzung wird von den meisten Befragten als Störfaktor wahrgenommen. Da sich das Ver- halten von Spielern und Zuschauern aber nur schwer ändern lässt, sollten Schiedsrichter zumindest aus den eigenen Reihen mehr Wert- schätzung erfahren. Als Maßnahme wird in dem Bericht zum Beispiel das Feedback für Schiedsrichter in unteren Klassen genannt (zum Beispiel durch Beobachtung), aber auch die Einführung von Vereins- Schiedsrichter-Betreuern in unteren Ligen wird angeregt.

■ Betreuung sicherstellen: Insbesondere neue Schiedsrichter müs- sen betreut und die dafür notwendigen finanziellen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Daneben könnten Formate wie zum Bei- spiel Reflexionsveranstaltungen, bei denen neue Schiedsrichter ihre Artur Warketin (links) und Julian Knobelspies arbeiten an Erfahrungen bewerten und mit anderen Schiedsrichtern besprechen, ihrer „Ermahnung“ - für ihre Einsätze kann das später nur im Rahmen von regulären Weiterbildungen integriert werden. nützlich sein.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 7 heutige Verhaltenskodex für Spie- ler und Offizielle muss strenger befolgt werden“, sagte Gijs de Jong, der als KNVB-Manager für die Profiligen zuständig ist.

30 Deutsche auf der FIFA-Liste

Viele junge Menschen kamen zu der Trauerfeier. Die Schiedsrichter-Kommission des Fußball-Weltverbandes (FIFA) hat In sämtlichen Amateurklassen Überraschung, wenn Jugendliche bei der Festlegung der internatio- ruhte der Ball. dieses Verhalten nachahmen“, nalen Schiedsrichter-Listen 2013 sagte Sportministerin Edith Schip- den 30 Vorschlägen des DFB für Unter der Fußball-Prominenz der pers. Dies war auch der Tenor nach die deutschen Unparteiischen Niederlande hatte die Attacke für einem Treffen der Vereinigungen zugestimmt. Bestürzung und viele Diskussionen von Spielern, Trainern, Schiedsrich- gesorgt – nachhaltiges und ent- tern und Vertretern der Profiligen. Neu zum Kreis der deutschen FIFA- schlossenes Handeln durch Politik Schiedsrichter gehören Christian und Verbände wurde gefordert. Der Niederländische Fußball-Ver- Dingert (Lebecksmühle) und Tobias Nach der tödlichen Attacke sollen band KNVB hat nach dem Tod des Welz (Wiesbaden), die für die frei- nun auch die Verhaltensregeln im Amateur-Linienrichters die Kam- willig zurückgetretenen Knut Kir- niederländischen Profifußball ver- pagne „Ohne Respekt kein Fußball“ cher und Michael Weiner nachrück - schärft werden. „Wenn dort gestartet. Bis März 2013 soll ein ten. Als weitere DFB-Unparteiische Schiedsrichter von den Stars Aktionsplan für Respekt und gegen gehören wie bisher folgende beschimpft werden, ist es keine Gewalt erarbeitet werden. „Der Schiedsrichter der internationalen

Ein Idealist

Panorama im Klappstuhl

Grundsätzlich gehört ja schon Niederlande gedachten eine Menge Begeisterung dazu, sich an einem kalten und regne- Richard Nieuwenhuizen rischen Tag auf einen ganz nor- malen Fußballplatz zu begeben. Entsetzen, Fassungslosigkeit und Kein brauchbarer Sitzplatz weit tiefe Trauer herrschten nach dem und breit, schon gar keine Tribüne, Tod des niederländischen Linien- die vor Wind, Regen und Kälte richters Richard Nieuwenhuizen in schützt. Von VIP-Logen und unserem Nachbarland. Der 41-Jährige „Business-Seats“ gar nicht zu wurde nach einem Jugendspiel auf reden. dem Fußballplatz Opfer einer töd- lichen Prügel-Attacke. Der nach hinten abgesackten Holzbank auf unserem Foto ist Eine knappe Woche nach dem wohl auch nicht zu trauen, und Tag auf den Sportplatz im nieder- mut Heinen von dieser Basis- gewaltsamen Tod des Linienrich- so hat Schiedsrichter-Beobach- sächsischen Hude – genauer arbeit nicht abhalten. ters nahmen in Almere mehr als ter Hartmut Heinen den eigens gesagt auf die Sportanlage der 12.000 Menschen am Schweige- mitgebrachten Klappstuhl am SF Wüsting-Altmoorhausen – Bei aller Aufmerksamkeit für die marsch zum Gedenken an Richard Spielfeldrand aufgestellt. Darin „verirrt“ haben. Wetter hin oder Profi-Ligen und unsere Top- Nieuwenhuizen teil. Viele Teilneh- sitzt der ehemalige Zweitliga- her – der 66-Jährige ist gekom- Schiedsrichter – ohne Idealisten mer des Marsches trugen weiß- Schiedsrichter dick eingepackt men, um einer jungen Unpartei - wie ihn und die Tausenden von blaue Trikots, die Farben seines und mit einem Regencape ischen zur Seite zu stehen und ihr anderen ehrenamtlichen Helfern, Heimatvereins SC Buitenboys, geschützt irgendwo im Nirgend- mit einem akribisch ausgefüllten die Wochenende für Wochenende sowie Fackeln, Lampen und Later- wo und verfolgt ein Spiel der Beobachtungsbogen zu helfen, im Einsatz sind, wäre der nen. 4.200 rote Rosen wurden am Frauen-Regionalliga. eine noch bessere Schiedsrichterin Zustand unseres Fußballs und Ort des Angriffs niedergelegt. In zu werden. Auch als Vorsitzender des Schiedsrichter-Wesens den niederländischen Spitzenligen Heinen ist einer der wenigen des Fußball-Kreises Oldenburg- sicher genauso trostlos wie das wurden Schweigeminuten einge- Menschen, die sich an diesem Land/Delmenhorst lässt sich Hart- Wetter an diesem Tag in Hude. legt, die Profis trugen Trauerflor.

8 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Manfred Amerell mit 65 Jahren verstorben

Zum Tod von Manfred Amerell veröffentlichte der Deutsche Fuß- ball-Bund in seinen Offiziellen Mitteilungen einen von DFB-Präsi- dent Wolfgang Niersbach und DFB-Generalsekretär Helmut Sand- rock unterzeichneten Nachruf:

„Der Deutsche Fußball-Bund trauert um Manfred Amerell (Mün- Bibiana Steinhaus und ihre Assistentinnen Katrin Rafalski chen), der im Alter von 65 Jahren verstorben ist. (links) und Marina Wozniak hoffen auf eine Nominierung für die Frauen-EM 2013. Seine Funktionärs-Karriere begann Manfred Amerell auf dem Geschäftsführer-Posten beim TSV 1860 München (1970 bis 1975). Liste an: Deniz Aytekin, Felix Brych, Marija Kurtes (Düsseldorf) neu Diese Position bekleidete er auch beim FC Augsburg (1975 bis 1979) Marco Fritz, Manuel Gräfe, Thorsten berufen. und beim Karlsruher SC (1979 bis 1984). Anschließend wechselte er Kinhöfer, Florian Meyer, Wolfgang ins Lager der deutschen Spitzen-Schiedsrichter, gab in der Saison Stark und Felix Zwayer. FIFA-Schiedsrichterinnen: 1984/85 sein Debüt in der 2. Liga und leitete 1986 erstmals eine Christine Baitinger, Riem Hussein, Begegnung in der Bundesliga. Abschluss seiner aktiven Schieds- FIFA-Schiedsrichter-Assistenten: Marija Kurtes und Bibiana Stein- richter-Laufbahn war 1994 nach 66 Erstliga-Spielen die Leitung des Christoph Bornhorst, Mark Borsch, haus. DFB-Pokal-Endspiels zwischen Werder Bremen und Rot-Weiss Markus Häcker, Holger Henschel, Essen. Guido Kleve, Stefan Lupp, Mike FIFA-Schiedsrichter-Assistentinnen: Pickel, Jan-Hendrik Salver, Detlef Christina Biehl, Inka Müller-Schmäh, Als Vorsitzender des süddeutschen Schiedsrichter-Ausschusses Scheppe und Thorsten Schiffner. Katrin Rafalski und Marina Wozniak. gehörte Manfred Amerell von 1995 bis 2010 dem Schiedsrichter- Ausschuss des Deutschen Fußball-Bundes an. In dieser Zeit war er Für die im vergangenen Jahr aus- FIFA-Futsal-Schiedsrichter: Swen auch als Schiedsrichter-Beobachter für den DFB und die UEFA geschiedene Anja Kunick wurde Eichler und Stephan Kammerer. tätig.

Die Nachricht vom Tod Manfred Amerells hinterlässt Betroffenheit 100 Spiele – Jubiläum Noch beeindruckender wird diese und Anteilnahme. Seine Leistungen als aktiver Schiedsrichter und Leistung, wenn man sich dann sein großes fachliches Engagement im Schiedsrichter-Ausschuss für Markus Schmidt über viele Jahre in diesem Elite- werden beim Deutschen Fußball-Bund in Erinnerung bleiben.“ Bereich behaupten kann. Markus Ob jeder Schiedsrichter-Neuling Schmidt hat auch das geschafft. davon träumt, einmal ein Bundes- Er stieg 2003 in die Bundesliga ligaspiel zu leiten? Mag sein, aber auf und leitete nun am ersten garts gelegen, pfiff am 16. August spricht für die Kontinuität in der jeder kann sich natürlich auch Spieltag der Rückrunde mit Bay- 2003 sein erstes Bundesligaspiel: Karriere von Markus Schmidt – ausrechnen, wie groß – oder eher ern München gegen die SpVgg Hertha BSC Berlin gegen den Frei- und dafür, dass man es mit ihm wie klein – die Chance ist, das zu Greuther Fürth (2:0) sein 100. burger SC (0:0). Dass damals aushalten kann. schaffen. Wer es packt, hat einen Spiel in der höchsten deutschen genau wie beim Jubiläumsspiel langen Weg hinter sich und wirk- Spielklasse. Der Schwabe vom am 19. Januar 2013 einer seiner Natürlich lud er – Schwabe hin oder lich Großes im Fußball erreicht. SV Sillenbuch, im Südosten Stutt- Assistenten Wolfgang Walz war, her – sein Team (neben Wolfgang

Die internationalen Spiele der Deutschen im November und Dezember 2012 FIFA-Schiedsrichter unterwegs Name Wettbewerb Heim Gast Assistenten/Vierter Offizieller/Torrichter Deniz AYTEKIN Champions League FC Malaga RSC Anderlecht Kleve, Häcker, Salver, Fritz, Hartmann Felix BRYCH Champions League SC Braga Manchester United Borsch, Lupp, Pickel, Zwayer, Winkmann Felix BRYCH A-Länderspiel Türkei Dänemark Borsch, Lupp, Fritz Felix BRYCH Champions League Celtic Glasgow Spartak Moskau Borsch, Lupp, Pickel, Zwayer, Welz Florian MEYER Champions League Benfica Lissabon Spartak Moskau Henschel, Bornhorst, Salver, Fritz, Dingert Florian MEYER Europa League Club Brügge Girondins Bordeaux Henschel, Bornhorst, Lupp, Dingert, Hartmann Wolfgang STARK Champions League Dynamo Kiew Paris Saint-Germain Salver, Pickel, Borsch, Zwayer, Welz Wolfgang STARK Qatar Stars League Lekhwiya Al Sadd Salver, Pickel Michael WEINER Saudi Professional League Al Hilal Club Al Ahli Club Häcker, Grudzinski Felix ZWAYER U 21-Länderspiel Italien Spanien Häcker, Henschel

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 9 Panorama

Walz noch Kai Voss und Tobias Christ als Vierter Offizieller) nach dem Spiel in München zum Essen ein. Dass es sich dabei um etwas ganz Besonderes handelte, zeigt schon das Foto des Desserts. Es war die Überraschung des Restau- rantchefs für Markus Schmidt, als er erfuhr, welch besonderes Spiel der Schiedsrichter an diesem Tag geleitet hatte. Vor dem Jubiläumsspiel: Markus Schmidt mit Kai Voss Am 31. August wird Markus (links) und Wolfgang Walz. Schmidt 40 Jahre alt. Ob er bis Hinterher gab’s für den zur Altersgrenze (47) noch mal Schiedsrichter ein spezielles 100 Spiele schafft? Es wäre ihm zu Dessert. gönnen. ■

Heinz Aldinger feierte seinen 80. Geburtstag Hohe Akzeptanz wurde er ein zweites Mal mit der rund 20 Länderspielen leitete er bei allen Spielern Leitung eines DFB-Pokalfinales auch das Endspiel im Europapokal betraut: 1980 besiegte Fortuna der Pokalsieger zwischen dem RSC Als Heinz Aldinger 1968 sein erstes Düsseldorf den 1. FC Köln im Gel- Anderlecht und Austria Wien (5:0) Bundesligaspiel zwischen Hanno- senkirchener Parkstadion mit 2:1. 1978 in Paris. Ein weiterer Höhe- ver 96 und dem MSV Duisburg (2:2) Die Ehre, zwei Mal das Pokalfinale punkt war die Teilnahme an der leitete, verloren sich im weiten leiten zu dürfen – und das ist im Europameisterschaft 1980 in Ita- Rund des Niedersachsen-Stadions deutschen Fußball wirklich eine lien, wo er mit den Linienrichtern gerade einmal 4.500 Zuschauer. Ehre –, ließ danach 26 Jahre auf Jan Redelfs und Volker Roth das Die Bundesliga war noch lange sich warten: Sie wurde dem heuti- Spiel England – Belgien leitete. nicht der große Magnet wie heute. gen DFB-Schiedsrichter-Chef Her- Weitere Einsätze bei dieser EM ver- Als er am 13. Juni 1981 sein 137. – bert Fandel zuteil (nach 2004 auch hinderten das kleine Teilnehmer- und damit letztes – Spiel in der 2006). feld (acht Teams), die große Zahl deutschen Eliteliga abpfiff, hatten der Schiedsrichter (12 für 14 Spiele) immerhin 54.000 Menschen das Heinz Aldinger war von 1972 bis und der Erfolg der deutschen 0:3 von Borussia Dortmund gegen 1980 als FIFA-Schiedsrichter auch Mannschaft, die den Titel gewann. Borussia Mönchengladbach gese- international im Einsatz. Bei der hen. WM in Deutschland 1974 war er als Die hohe Akzeptanz, die der Heinz Aldinger im August Linienrichter dabei – damals gab Schwabe bei den Spielern genoss, 1970 mit Günter Netzer Dazwischen lagen 13 Jahre einer es noch keine festen Teams mit drückte sich auch darin aus, dass (Borussia Mönchengladbach). großen Schiedsrichter-Karriere. spezialisierten Assistenten. Neben er in den zehn Spielen seiner letz- Bereits 1972 wurde Heinz Aldinger ten Bundesliga-Saison 1980/1981 für das DFB-Pokalfinale angesetzt: lediglich sechs Mal „Gelb“ zeigen Schalke 04 schlug den 1. FC Kaisers- musste, von Feldverweisen ganz zu lautern in Hannover mit 5:0. schweigen. Mit 48 Jahren hängte er die Pfeife an den Nagel. Als 1975 zum ersten Mal der „Schiedsrichter des Jahres“ vom Am 7. Januar feierte Heinz Aldin- DFB gekürt wurde, nahm Aldinger ger, der in Waiblingen geboren die „Goldene Pfeife“, die extra wurde und dort nach wie vor dafür geschaffen worden war, aus wohnt, seinen 80. Geburtstag. den Händen des damaligen Auch heute besucht er noch gern Schiedsrichter-Obmanns Werner seine Schiedsrichter-Gruppe in Treichel entgegen. Bundestrainer Waiblingen. Obmann Markus Seidl: Helmut Schön gratulierte ihm mit „Wir freuen uns sehr, wenn er bei dem ultimativen Lob: „Sie sind ein uns ist, denn er lässt uns immer Meister Ihres Fachs!“ spüren, dass er sich bei uns wohl- Glückwünsche für Heinz Aldinger gab es natürlich auch von fühlt.“ Der erste „DFB-Schiedsrich- Das bewies Heinz Aldinger auch in Obmann Markus Seidl (links) und FIFA-Schiedsrichter Marco ter des Jahres“ hat die Basis nie den folgenden Jahren. Und so Fritz, Aushängeschild der Schiedsrichter-Gruppe Waiblingen. aus den Augen verloren.

10 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Projekt Regeln einfach formuliert Wer die Fußball-Leitlinien nicht kennt, kann sie zwar nachlesen, doch Menschen mit Lese- schwierigkeiten stellen die Formulierungen des Regelwerks vor große Probleme. Für diese Gruppe ist jetzt eine spezielle Broschüre erschienen.

inen Ball spielen ist einfach. „Es gibt in Deutschland rund 7,5 EDoch was ist Abseits? Wann Millionen funktionale Analphabe- bekommt ein Spieler die Rote ten. Diese Menschen sind gehin- Karte? Das „Büro für Leichte Spra- dert, am Alltagsleben teilzuneh- che“ der Lebenshilfe Bremen und men“, macht Eugen Gehlenborg, die Initiative „Werder bewegt – Vertreter des DFB und der Sepp- lebenslang“ des Bremer Bundesli- Herberger-Stiftung, deutlich. „Uns gisten haben die Fußballregeln des ist es ein großes Anliegen, Fußball Deutschen Fußball-Bundes nun in als Volkssport Nummer 1 allen einfaches Deutsch übersetzt und Menschen zugänglich zu machen.“ mit verständlichen Grafiken illus - triert. Eine solche Übersetzung, Für die Mitarbeiter der Lebenshilfe unterstützt von der Sepp-Herber- war dies eine reizvolle Aufgabe. ger-Stiftung und der „Bundesar- „Sehr viele Menschen spielen Fuß- beitsgemeinschaft Werkstätten für ball. Aber kaum jemand kann kor- Die Fußballregeln behinderte Menschen“, ist bundes- rekt erklären, wie zum Beispiel sind mit kurzen weit bisher einmalig. Abseits definiert ist. Von den ver- Wörtern in einfa- chen Sätzen for- muliert und aufs Wesentliche redu- ziert.

einfachten Regeln profitieren nicht das Regelwerk näherbringen kön- nur Menschen mit Handicap“, gibt nen“, betont Karl Rothmund, der der Geschäftsführer der Lebens - als DFB-Vizepräsident die Bereiche hilfe Bremen, Andreas Hoops, zu Nachhaltigkeit sowie Schiedsrich- bedenken. Die größte Herausforde- ter verantwortet. Rothmund ist rung in der Umsetzung des Pro- auch Vorsitzender der Sepp-Her- jekts seien die fehlenden Grafiken berger-Stiftung. und Fotos gewesen. So wurden die wichtigsten Szenen auf dem Fuß- Auch von der Seite der Schieds- ballplatz nachgestellt, erläutert richter erntet das Regelheft in Hoops. leichter Sprache Lob. Bundesliga- Spielleiter Peter Gagelmann Getestet wurden die umformulier- bekräftigt: „Es ist gut gelungen, ten Fußballregeln erstmals vor ein- die wesentlichen Regeln aufzugrei- einhalb Jahren während des „Spe- fen. Der Text ist leicht lesbar und cial Youth Camps“, einem Fußball- die vielen Bilder besonders posi- Trainingslager für geistig und kör- tiv.“ perlich behinderte Kinder und Jugendliche. „Das Feedback der ■ Wer das Heft „Fußball. Die wich- Teilnehmer war durchweg positiv. tigsten Regeln in Leichter Sprache“ Daher haben wir beim DFB ange- bestellen möchte, kann eine E-Mail fragt, ob er das übersetzte Regel- an [email protected] werk anerkennt und unterstützt“, mit Angabe der Liefer adresse und erinnert sich Projektleiter Tim der gewünschten Stückzahl schi - Juraschek. cken. Mit dem Heft erhält man dann lediglich eine Rechnung für In einer ersten Auflage wurden 10.000 Exemplare der einfach „Schön, dass wir so Menschen mit Porto und Verpackung. formulierten Fußballregeln gedruckt. einer geistigen Beeinträchtigung ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 11 Report Eine gemeinsame Linie finden Bei der Halbzeit-Tagung in Mainz arbeitete die DFB-Schiedsrichter-Kommission zusammen mit den Unparteiischen der Bundesliga und 2. Bundesliga die Geschehnisse aus der Hinrunde auf. David Bittner berichtet über die Erkenntnisse.

Die Spitzen-Schiedsrichter analysierten und bewerteten auf einem eigens dafür entwickelten Formular Spielszenen aus der Hinrunde. Das Ziel: eine einheitliche Regelauslegung.

ls eine „heftige Angelegenheit“ stellte der Vorsitzende der DFB- scheidungen, auch in sehr schwie- Assistenten und den Vierten Offi- Abezeichnete Herbert Fandel die Schiedsrichter-Kommission fest. rigen Situationen, überwiegen bei ziellen eine Unterstützung in Vorrunde, die medial auch mal Weitem.“ Zudem hätten die Verant- Form einer eindeutigen Kommuni- Wellen geschlagen hatte. „Wenn Fandel betonte zugleich: „Auch wortlichen im deutschen Schieds- kation kommen“, sagte Hellmut wir aber fachlich ins Detail gehen, wenn einzelne Fehler passiert sind, richter-Wesen beobachten können, Krug, der Schiedsrichter-Experte waren die Leistungen der Schieds- gibt es keinen Grund, sich verrückt „wie die Unparteiischen sich der Deutschen Fußball Liga (DFL). richter insgesamt in Ordnung“, zu machen. Denn die richtigen Ent- weiterentwickeln und Dinge, die auf den Lehrgängen besprochen Viele der Video-Szenen hatten werden, auf den Plätzen in die Pra- zudem den Armeinsatz bei Lauf- xis umsetzen“. und Luftduellen zum Inhalt. DFB- Abteilungsleiter Lutz Michael So war das übergeordnete Ziel der Fröhlich machte klar, dass es für dreitägigen Zusammenkunft in absichtliche Schläge zukünftig Mainz die weitere Arbeit an einer konsequent Platzverweise geben „einheitlichen Regelauslegung“. Zu soll. „Welche Auswirkung hat eine diesem Zweck studierten die Aktion auf den Gegenspieler?“ Unparteiischen eine Vielzahl von müsse man sich als Schiedsrich- Video-Szenen, zum Beispiel aus ter fragen, sagte Fröhlich. den Bereichen Disziplinar-Kontrolle und Strafraum-Situationen. Bei der Video-Analyse zeigte sich aber auch, dass es bei jeder noch Gerade in solchen Situationen so klaren Vorgabe auch weiterhin stand auch die Teamarbeit im Aktionen geben wird, die in einem Fokus. „Es gibt klare Sachverhalte, Ermessens-Bereich liegen: So Hellmut Krug erwartet bei Strafraum-Szenen von den Assisten- die einen Strafstoß nach sich zie- waren in manchen Szenen – je ten und Vierten Offiziellen eine aktive Mitarbeit. hen – und bei diesen muss von den nach Sichtweise – sowohl „Gelb“

12 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 als auch „Rot“ als Persönliche emotionalisieren zu lassen“. Spie- Strafe zu vertreten. „Natürlich hat ler-Ansprachen müssten ruhig, ein Schiedsrichter bei der Diszipli- aber trotzdem mit entsprechen- nar-Kontrolle Freiräume – aber es der Körperspannung erfolgen. gibt auch Grenzen. Und genau Zudem müsse man seine Gesten diese Grenzen müssen wir bei einer Ermahnung variieren, da gemeinsam besprechen“, betonte diese sich „sonst abnutzen und Fröhlich. keine Wirkung mehr haben“.

Herbert Fandel verlangt von den *** Vierten Offiziellen in der Rückrunde einen „sachlichen, moderaten und Als Gastredner hatte die Schieds- professionellen Umgang“ mit den richter-Kommission Dr. Werner Trainern. Da „ganz Fußball-Deutsch- Krutsch eingeladen. Er arbeitet land“ die Bundesliga-Spiele verfol- am medizinischen Zentrum der ge, müssten dort klare Verhal- FIFA in Regensburg und sprach tens-Grenzen eingehalten werden: über die Verletzungs-Prävention „Ein Trainer hat nicht das Recht, bei Fußball-Schiedsrichtern. Ein Bei einer Abendveran- sich vor einen Unparteiischen zu Thema mit aktuellem Bezug: „Ob staltung in offiziellem stellen und diesen anzuschreien – an der Achillessehne oder den Rahmen überreichte nicht mal bei einer Fehlentschei- Kreuzbändern – so viele Verlet- Herbert Fandel die dung des Schiedsrichters.“ zungen wie im vergangenen Jahr Medaillen an die inter- gab es unter den Schiedsrichtern nationalen Schiedsrich- Ein Kriterium, um die Absicht selten“, sagte Fandel. ter für ihre geleiteten eines Handspiels zu erkennen, sei Länderspiele. Tobias die Bewertung, ob bei dem jeweili- „Grundlage für eine effektive Prä- Welz (links) und Chris- gen Spieler Spannung im Arm vention sind Kenntnisse über Ver- tian Dingert nahmen erkennbar sei. „Wenn die Handflä- letzungen und Risiken“, betonte erstmals das FIFA- che des Spielers nach oben geöff- Krutsch. Eine Studie mit 923 Emblem entgegen. net ist, kann dies ein Indiz dafür Schiedsrichtern, von der Spitze bis sein, dass bei dem Handspiel eine zur Basis, habe ergeben, dass rund Absicht vorliegt“, sagte Fandel. zwei Drittel aller Unparteiischen Krutsch ging auf die unterschied- im Laufe einer Saison körperliche lichen Verletzungs-Zeitpunkte bei Für den Umgang mit den Spielern Beschwerden hätten. Diese fokus- Spitzen-Schiedsrichtern (meist gab der Schiedsrichter-Chef sei- sieren sich vor allem auf Knie während der Vorbereitungsphase) nen Unparteiischen auf den Weg, (30 %), Rücken (20 %), Fuß (18 %) und Schiedsrichtern an der Basis sich während des Spiels „nicht und Kopf (15 %). (meist während der zweiten Sai- sonhälfte) ein und stellte das Auf- wärmprogramm „11+“ vor, das zur Verletzungsprävention eine Kombi- nation von Übungen bietet, mit denen man sich vor typischen Fuß- Dr. Werner Krutsch vom medi- ball-Verletzungen schützen kann. zinischen Zentrum der FIFA in „Es ist wissenschaftlich bewiesen, Regensburg. dass bei regelmäßiger Anwendung die Zahl der Verletzungen mehr als den für die Gelenkstellung – ver- halbiert werden kann“, sagte der bessert werden, sodass man selte- Experte. ner „umknicke“.

Bei Schiedsrichtern seien insbe- Die Studie habe aber auch gezeigt, sondere abrupte Richtungswech- dass für die allermeisten Schieds- sel, schnelles Umdrehen sowie richter ein gründliches Aufwärm- plötzliches Abbremsen Spiel- Programm für Spiel und Training Situati onen, die Verletzungen her- selbstverständlich sei. Darüber vorrufen könnten. „Da davon meist hinaus seien Wille und Offenheit Sprunggelenk und Knie betroffen für neue Präventions-Konzepte sind, sollten verstärkt Balancie- vorhanden. Gute Voraussetzungen rungs-Übungen ins Aufwärm-Pro- also, damit die Bundesliga- gramm eines Schiedsrichters ein- Schiedsrichter nicht nur regeltech- Mit einem ausgeklügelten Aufwärm-Programm lässt sich die gebaut werden“, rät Krutsch. nisch, sondern auch körperlich fit Zahl der Verletzungen reduzieren. Im Bild: Thorsten Kinhöfer Damit könne die Propriozeption im die zweite Hälfte dieser Saison (rechts) und Sascha Stegemann. Gelenk – das ist das eigene Empfin- bestreiten können. ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 13 Lehrwesen Der Schiedsrichter als Orga Schiedsrichter sein bedeutet mehr, als während der 90 Minuten ein Spiel zu leiten. Vor dem Anstoß und der Unparteiische viele organisatorische Aufgaben bewältigen. Diese sind Inhalt des aktuellen DFB-Leh Thielking stellt ihn vor.

ls Isabel De Marco die Mann- Aschaftskabine betritt, sind bis zum offiziellen Spielbeginn noch zehn Minuten Zeit. Die 19-jährige Schiedsrichterin leitet an diesem Tag das C-Junioren-Spiel zwischen dem SSV Reutlingen II und der TSG Balingen. Doch bevor das Spiel anfangen kann, steht erst einmal die Passkontrolle bevor.

„Den Moment in der Kabine nutze ich, um mich den Spielern vorzu- stellen. Ich weise sie darauf hin, dass sie Schmuck ablegen müssen, kontrolliere ihre Ausrüstung und vergleiche die Rückennummern mit denen im Spielbericht“, erzählt die Unparteiische. Das alles könne schon mal ein paar Minuten dau- ern. „Aber soviel Zeit muss sein. Im schlimmsten Fall beginnt das Spiel eben etwas später“, sagt Isabel De Marco, die schon seit einer Stunde am Spielort ist. Die Passkontrolle gehört zu den Pflichten jedes Schiedsrichters – das weiß auch die 19-jährige Isabel De Marco, die für den VfB Stuttgart Spiele leitet. In dieser Zeit hat die Schiedsrichte- rin bereits die Trikotfarben beider sen. Lüder Menke, Obmann im Kreis über die ‘Rahmenbedingungen zur Umgang mit Spielern und Vereins- Teams abgeglichen, den Platzaufbau Cuxhaven, berichtet: „Der eigentli- Leitung von Fußballspielen’ infor- funktionären.“ kontrolliert, ihre Spielnotizkarte che Anwärter-Lehrgang fokussiert miert wird.“ Darüber hinaus verteile beschriftet und sich warmgelaufen – sich fast ausschließlich auf das man eine spezielle Broschüre mit Auf die Bedeutung der Erstbetreu- eine Fülle von Aufgaben, für die vor Regelwerk. Deshalb bieten wir im allen für einen neuen Schiedsrich- ung junger Schiedsrichter weist allem junge Schiedsrichter erst ein- Rahmen der Ausbildung einen ter relevanten Informationen. auch Lutz Wagner hin. Der Verant- mal eine Routine entwickeln müs- besonderen Termin an, bei dem nur wortliche für die Schiedsrichter- Auch im Hessischen Fußball-Ver- Lehrarbeit im DFB stellt klar, dass band (HFV) finden im Anschluss an dabei unbedingt auf die organisa- die Prüfung zusätzliche Schulun- torischen Fragen eingegangen wer- gen für Jung-Schiedsrichter statt, den müsse. Dabei gehe es außer- bei denen administrative Aufgaben dem auch um Themen wie das Auf- besprochen werden. Schließlich treten eines Schiedsrichters, wissen auch die Schiedsrichter- Abläufe bei Pokal- und Entschei- Funktionäre um Lehrwart Andreas dungsspielen sowie das taktische Schröter, dass es neben der Regel- Verhalten bei der Spielleitung. kenntnis eine große Zahl weiterer Pflichten für jeden Unparteiischen Thomas Pust, der Lehrwart des gibt. Der erst seit kurzer Zeit tätige Berliner Fußball-Verbandes (BFV), Verbands-Lehrwart erklärt: „An weist darauf hin, dass es in Sachen solchen Informationsabenden geht „Formalitäten“ häufig zu Proble- es um die Themen rund um einen men komme, zum Beispiel beim Die Größe der Eckfahne und erkennbare Spielfeld-Markierungen Spielauftrag. Zugleich erhalten korrekten Ausfüllen der Spielbe- sind zwei Punkte, die zur Kontrolle des Platzaufbaus gehören. unsere Neuen einige Tipps zum richte: „Nicht nur bei den Anwär-

14 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 regelmäßig aufgefrischt und damit vertieft werden – kann dies doch ihre Arbeit als Schiedsrichter deut- nisator lich erleichtern. Dabei fehlt die Bestätigung eines nach dem Schlusspfiff muss Spielauftrags ebenso wenig wie rbriefs Nummer 47. Günther die Abfrage nach dem Spielort, das Klären der Trikotfrage, die recht- zeitige Anreise und die Platzab- nahme. Letztlich wird auch auf das tern, auch bei den älteren Schieds- richtige Verhalten in Gefahren- richtern steht dieses Thema des- Situationen hingewiesen, denn lei- halb bei uns immer mal wieder auf der zeigt das aktuelle Geschehen, der Agenda.“ dass jeder Schiedsrichter gegen Angriffe auf seine Person gewapp- Abwechslungsreiche Arbeitshilfen net sein sollte. So gehört es zur zu diesen „Rahmenbedingungen Fürsorgepflicht der Schiedsrichter- rund um ein Fußballspiel“ gibt der Ausschüsse, ihre Unparteiischen Lehrbrief 47. An konkreten Beispie- auf mögliche Maßnahmen vorzube- len, die zum Teil an die unter- reiten.

Die organisatorischen Aufgaben für den Unparteiischen sind vielfältig.

Bei der Vielzahl der aufgelisteten dieser Lehreinheit unterschiedli- Hinweise, die in diesem Lehrbrief che Schwerpunkte setzen sollten. zusammengestellt sind, wird Alternativ dazu können die nach- erkennbar, dass die Ausbilder bei stehend angeführten Themen mit

Auch während des Spiels achtet der Schiedsrichter darauf, was außerhalb passiert – zum Beispiel, dass die Auswechselspieler deutlich von den Feldspielern zu unterscheiden sind.

schiedlichen Bestimmungen in den Eine besondere Bedeutung wird einzelnen Verbänden angepasst dem Auftreten des Schiedsrich- werden müssen, wird den Lehrwar- ters und seiner Assistenten im ten eine Vielzahl von Ideen, Inhal- Umgang mit den Spielern und Ver- ten und Arbeitsblättern an die eins-Offiziellen beigemessen. Hand gegeben. Sieht die Spielordnung zum Bei- spiel nach dem Schlusspfiff die In ihren methodisch-didaktischen Verabschiedung der Mannschaf- Hinweisen stellen die Verfasser klar, ten auf dem Spielfeld vor, so gibt dass wohl die meisten neu ausgebil- der Unparteiische das Ergebnis deten Anwärter in ihren ersten Spie- bekannt und verlässt danach len erleben werden, wie die forma- zügig das Spielfeld. Auf keinen len Vorgaben den Schiedsrichtern Fall sollte er jetzt, und auch nicht das Leben oft schwer machen. später in der Kabine, seine Ent- Selbst für erfahrene Unparteiische scheidungen mit den Mannschaf- Stellen der Schiedsrichter oder sein Assistent ein Loch im Tor- ist es wichtig, dass ihre Kenntnisse ten diskutieren. netz fest, dann muss es umgehend repariert werden.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 15 Lehrwesen den Schiedsrichtern an verschie- ■ Die Zusammenarbeit mit den denen Lehrabenden ausführlich Assistenten als Basis für eine bearbeitet werden: gelungene Spielleitung

■ Der Schiedsrichter als Organi- Als Einstieg in den Lehrabend bie- sator einer guten Spielleitung ten die Verfasser eine Power- Point-Präsentation an, in der die ■ Hinweise zum Auftreten wichtigsten Eckpunkte aufgeführt (Kommunikationsformen) des sind. Anschließend kann auf die Schiedsrichters Rahmenbedingungen im zeitlichen Ein oder mehrere Ersatzbälle müssen während der gesamten Ablauf – also vor, während und Spieldauer bereitliegen. ■ Das taktische Verhalten im nach einem Fußballspiel – einge- Umgang mit den Offiziellen und gangen werden. Das heißt: Es wer- dass zu einer sehr guten Schieds- men müssen regelmäßig in die Spielern den die Bereiche vom Annehmen richter-Leistung mehr gehört als Lehrarbeit einfließen, damit die des Spielauftrags bis zur Abreise nur die Kenntnis der Spielregeln Unparteiischen verhaltenssicher ■ Sonstige Bestimmungen bezüg- und dem Abfassen des Spielbe- und deren Umsetzung. Organisato- vorgehen können. Nur dann blei- lich des Regelwerks (zum Bei- richts abgedeckt. rische Hinweise, administrative ben genügend Handlungsräume spiel Spielerwechsel in Jugend- Vorgaben und kommunikative, wie für eine sichere Spielleitung auf spielen, Elfmeterschießen) Deutlich wird bei dieser Arbeit, auch taktisch kluge Verhaltensfor- dem grünen Rasen. ■

Ein Bundesliga-Schiedsrichter packt aus

Was gehört alles in die Sport-Tasche? schwierigen Situatio- nen eine wertvolle Für einen Schiedsrichter beginnt liebsten die Kurzarm-Trikots trage, Hilfe.“ die Vorbereitung auf einen Einsatz nehme ich die Langarm-Trikots bereits zu Hause, wenn er seine erst mit, wenn es wirklich kalt ist. ■ Schriftliche Unterla- Tasche packt. Doch woran muss er Aber so lange das Thermometer gen: Für den Fall, dass denken? Welche Utensilien sind noch im Plusbereich ist, trage ich am Spielort mal wichtige sinnvoll und notwendig? Bundesli- kurz und am liebsten schwarz, da Informationen gesucht ga-Schiedsrichter Tobias Welz hat dies die traditionelle Farbe von werden, gehören für für die Schiedsrichter-Zeitung uns Schiedsrichtern ist“, findet er. Tobias Welz sowohl alle seine Sport-Tasche geöffnet und Unter dem Trikot trägt der Unpar- wichtigen Adresslisten erklärt, was aus seiner Sicht zum teiische zudem ein Funktions-Shirt. Bundesliga-Schiedsrichter Tobias Welz als auch das aktuelle Gepäck eines Unparteiischen dazu- gibt Tipps, was ein Unparteiischer bei Regelheft in die Sport- gehört. ■ Stutzenhalter: Sie gehören für seinem Einsatz dabei haben sollte. Tasche. Tobias Welz zur Grundausstattung: ■ Schuhe: Zwei Paar Schuhe hat „Wenn sich ein Schiedsrichter hat er Gelbe und Rote Ersatzkarten ■ Duschsachen: Für die Bade - Tobias Welz immer dabei: ein Paar ständig die Stutzen hochziehen in ausreichender Menge in seiner schlappen und das Duschzeug ist Adidas „Mundial Team“ (sogenannte muss, dann ist das zunächst stö- Tasche. Die verschenkt der jeder Schiedsrichter selbst verant- Tausendfüßler), die er im Normal- rend für einen selbst, es sieht aber Bundesliga-Schiedsrichter schon wortlich. Allerdings genießen die fall bei seinen Spielen trägt, und auch nach außen nicht gut aus.“ mal, wenn ihn im Stadion jemand Unparteiischen ab der 3. Liga ein Paar Stollenschuhe für den Fall, freundlich danach fragt. Für die einen kleinen Luxus: Dort werden dass der Platz einmal tief und rut- Spielleitung verwendet Tobias Welz die Handtücher in der Regel von schig ist. „Bei mir ist es Tradition, zwei Pfeifen, die mit einem Ring den Vereinen gestellt. dass ich meine Fußballschuhe verbunden sind – beide natürlich immer direkt nach dem Spiel in der auch in schwarz. ■ Pulsband und -uhr kommen bei Kabine putze“, erzählt der Bundes- Tobias Welz bis jetzt noch nicht liga-Schiedsrichter. Dass ein ■ Funkfahnen/Headset: Diese bei- zum Einsatz. „Ich werde aber dem- Schiedsrichter in jedem Spiel – den Dinge sind erst im Laufe der nächst mal testen, ob ich mich egal in welcher Liga – mit saube- Jahre zum Gepäck hinzugekom- damit auch im Spiel anfreunden ren Schuhen aufläuft, ist für ihn men. „Ich habe noch mit den guten kann.“ eine Selbstverständlichkeit: „Das alten Kork-Fahnen begonnen und gehört dazu, um einen guten ■ Schiedsrichter-Mappe: „Ich sie bis zur dabeigehabt“, Und wenn man einmal etwas zu ersten Eindruck zu hinterlassen.“ habe tatsächlich noch mein aller - erzählt Tobias Welz. „Auch wenn Hause vergisst? Dann heißt es erstes Schiri-Mäppchen dabei. Und der Blickkontakt zu den Assisten- eben improvisieren. So wie es ■ Trikots: Die jeweils aktuelle Tri- sollte es nicht irgendwann mal ten weiterhin sehr wichtig ist, hat Tobias Welz einmal tun musste, als kotserie hat Tobias Welz immer in verloren gehen, werde ich damit dieses moderne Zubehör die Kom- ihm die Stutzenhalter fehlten. „Da allen Farben dabei, also in schwarz, auch meine Laufbahn beenden“, munikation innerhalb des Teams konnte ich mir dann mit zwei Strei- gelb, blau und grau. „Da ich am sagt Tobias Welz. Darüber hinaus einfacher gemacht und ist bei fen Tapeband schnell helfen.“

16 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Regel-Test Fragen

gegnerischen Hälfte, aber nicht im Abseits steht. Dieser Angreifer Das Spiel mit der Hand fälscht den Ball nun minimal ab. So gelangt er letztendlich zu einem im Abseits stehenden Spie- Drei der Situationen, die Lutz Wagner in dieser Ausgabe zusammen- ler. Dieser nimmt den Ball an und gestellt hat, beschäftigen sich mit der Bewertung von Handspiel und erzielt ein Tor. der entsprechenden Persönlichen Strafe. Denn: Nicht jedes Handspiel Situation 11 ist strafbar. Und auch nicht jedes strafbare Handspiel zieht eine Persön- Nach einer Tätlichkeit wurde ein Spieler des Feldes verwiesen und liche Strafe nach sich. das Spiel fortgesetzt. Als sich der des Feldes verwiesene Spieler in Situation 1 hinterher und spielt ihn mit dem unterbricht er wegen eines Richtung Kabine begibt, läuft er an Ist es regeltechnisch möglich, dass Fuß ins Seitenaus, bevor der unsportlichen Handspiels des Ver- der Seitenlinie entlang. Ein Gegen- sich ein Spielführer bei der Platz - Angreifer den Ball erreichen kann. teidigers das Spiel. Wie hat der spieler im Spielfeld, der gerade an wahl statt für eine Spielhälfte für Wie reagiert der Schiedsrichter? Schiedsrichter zu entscheiden, ihm vorbeiläuft, wird jetzt von ihm den Ball entscheidet? wenn er das Fahnenzeichen nach von der Aschenbahn aus ange- Situation 4 dem geahndeten Handspiel sieht? spuckt. Der Schiedsrichter unter- Situation 2 Während des laufenden Spiels bricht das Spiel. In einem Spiel auf sehr rutschigem prallt der Ball gegen einen nicht Situation 7 Boden kann der aus seinem Tor neutralen Vereins-Linienrichter, Ein Abwehrspieler versucht, mit Situation 12 herausgelaufene Torwart den Ball der genau auf der Seitenlinie ausgestrecktem Arm einen hohen Ein Torwart führt einen Abstoß aus kurz vor der Strafraumgrenze steht. Von dort gelangt der Ball Flankenball wegzufausten, sodass und trifft dabei den außerhalb des unter Kontrolle bringen. Er rutscht zu einem Angreifer, der dadurch der hinter ihm postierte Angreifer Strafraums stehenden Schiedsrich- bei dieser Aktion aber mit dem Ball einen Angriff starten kann. Wie den Ball nicht aufs Tor köpfen ter. Der Ball prallt zurück, der Tor- über die Strafraumlinie, liegt nun muss der Schiedsrichter entschei- kann. Er berührt den Ball jedoch wart will ihn aufhalten und berührt etwa zwei Meter vor seinem Straf- den? nicht. Allerdings irritiert er durch ihn auch mit der Hand. Dennoch raum und hält dabei den Ball in seinen Versuch, den Ball mit der geht der Ball ins Tor. seinen Händen. Ein Gegenspieler Situation 5 Hand zu spielen, seinen Gegen- ist nicht in der Nähe. Entscheidung Nach einem Zusammenprall eines spieler so sehr, dass auch dieser Situation 13 des Schiedsrichters? Stürmers mit dem Torwart müssen den Ball verfehlt. Ein Abwehrspieler und ein Angrei- beide Spieler auf dem Spielfeld fer geraten nach einem regelge- Situation 3 behandelt werden. Der Schieds- Situation 8 rechten Zweikampf außerhalb des Der Torwart führt einen indirekten richter fordert den Stürmer auf, Während des laufenden Spiels Spielfelds aneinander und kom- Freistoß im eigenen Strafraum aus. das Spielfeld nach der Behandlung läuft ein Trainer auf das Spielfeld. men dort zu Fall. Der Verteidiger Er spielt den Ball seinem außer- zu verlassen. Handelt er richtig? Von einem Spieler der gegneri- läuft sofort wieder ins Spiel, der halb des Strafraums stehenden schen Mannschaft wird er dabei Angreifer bleibt zunächst noch Mitspieler zu. Dieser passt nicht Situation 6 auf dem Spielfeld heftig zu Boden draußen. Nun erfolgt ein Tor- auf, berührt den Ball nicht, und ein Der Assistent zeigt eine Tätlichkeit gestoßen. Nun unterbricht der schuss. Der Angreifer erkennt dies Gegenspieler läuft stattdessen eines Angreifers außerhalb des Schiedsrichter das Spiel. Wie muss und wartet außerhalb des Spiel- zum Ball. Um zu verhindern, dass Blickfelds des Schiedsrichters mit entschieden werden? felds. Der Ball wird vom Torwart in dieser Angreifer an den Ball der Fahne an. Bevor der Schieds- Richtung des Angreifers gespielt, kommt, läuft der Torwart dem Ball richter das Fahnenzeichen erkennt, Situation 9 der nun das Spielfeld betritt und Nachdem das Spiel durch den versucht, den Ball zu spielen. Schiedsrichter beendet wurde, werden beide Kapitäne gegenein- Situation 14 ander tätlich, indem sie sich mehr- Der Angreifer sieht, dass er einen fach heftig gegen die Brust stoßen. hohen Flankenball mit dem Kopf Der Schiedsrichter befindet sich nicht mehr erreichen kann. Er bereits außerhalb des Spielfelds nimmt deshalb die Hand zur Hilfe auf dem Weg in die Kabine. Er wird und boxt den Ball ins Tor. Der von umstehenden Personen darauf Schiedsrichter hat den Vorgang aufmerksam gemacht. Beide Kapi- genau gesehen. Entscheidungen? täne geben unumwunden zu, dass sie sich auf dem Spielfeld geschla- Situation 15 gen haben. Wie verhält sich der Beim Strafstoß läuft ein Mitspieler Schiedsrichter? des Schützen außerhalb des Straf- raums, noch bevor der Ball Situation 10 gespielt ist, näher als elf Meter an Berührt ein Spieler den Ball mit der Hand, bewertet der Von einem Abstoß gelangt der Ball die Torlinie heran. Der Ball wird Schiedsrichter zunächst, ob dabei eine Absicht vorliegt. zu einem Spieler, der weit in der vom Torwart zur Ecke abgewehrt.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 17 Regel-Test Antworten

zuerst der Einfluss von außen erfolgte, nämlich das Betreten des Das Spiel mit der Hand Spielfelds durch den Trainer. Danach kommt es zu dem Umsto- ßen des Trainers. Hierfür erhält So werden die auf Seite 17 beschriebenen Situationen richtig gelöst. der Spieler die Rote Karte. Der Trainer ist aus dem Innenraum zu verweisen. Situation 1 weder die Verhinderung einer kla- chance gesprochen, da es sich um Nein. Der Spielführer, der die Wahl ren Torchance noch eine unsport- eine technische Regelverletzung Situation 9 gewonnen hat, muss sich für eine liche Absicht beim Handspiel vor- handelt, wie zum Beispiel auch, Da der Schiedsrichter selbst nicht Spielfeldhälfte entscheiden. Den liegen. wenn der Ball bei einem absichtlich mehr auf dem Spielfeld war und Ball – also den Anstoß – zu neh- mit dem Fuß erfolgten Zuspiel vom das Verhalten beziehungsweise men, ist nicht möglich. Situation 3 Torwart aufgenommen wird. Auch die Vergehen auch nicht wahrge- Indirekter Freistoß gegen den Tor- hier wäre ja ansonsten die Verhin- nommen hat, kann über den ihm Situation 2 wart wegen zweimaligen Spielens derung einer glasklaren Torchance mitgeteilten Vorgang nur eine Direkter Freistoß. Es ist keine Per- des Balles. Hier wird nicht von gegeben. In solchen Fällen wird nur Meldung erfolgen. sönliche Strafe auszusprechen, da einer Vereitelung einer klaren Tor- der indirekte Freistoß wegen zwei- maligen Spielens des Balles verhängt. Situation 10 Indirekter Freistoß wegen Abseits. Situation 4 Zwar ist beim Abstoß das Abseits Der Vereins-Linienrichter hat eine aufgehoben, allerdings ist durch offizielle Funktion und ist deshalb die Berührung eines Angreifers – genauso zu behandeln wie der und sei es auch nur durch ein neutrale Schiedsrichter-Assistent. leichtes Abfälschen des Balles – Der Schiedsrichter und seine eine neue Abseitsbewertung Assistenten sind bekanntlich erforderlich. „Luft“. Weiterspielen ist deshalb die richtige Entscheidung. Situation 11 Schiedsrichter-Ball und Meldung Situation 5 des Vorfalls. Mehr kann der Nein. Wenn sich Spieler von bei- Schiedsrichter in diesem Fall nicht den Mannschaften in einem Zwei- unternehmen, da der Spieler ja kampf verletzen und darunter ein bereits die Rote Karte gesehen Torhüter ist, muss auch der andere hat. Spieler das Spielfeld nach der Behandlung nicht verlassen. Situation 12 Tor, Anstoß. Natürlich liegt ein Situation 6 zweimaliges Spielen des Balles vor, Direkter Freistoß. Das erste Verge- jedoch ist mit der Torerzielung der hen ist zu bestrafen. Der Spieler größtmögliche Vorteil für die geg- ist des Feldes zu verweisen. Für nerische Mannschaft eingetreten. das unsportliche Handspiel kann es zwar keine Spielstrafe, jedoch Situation 13 eine Persönliche Strafe, also eine Indirekter Freistoß und Verwar- Verwarnung, geben. nung. Hier wird keine Abseitsposi- tion, sondern das unerlaubte Situation 7 Spielfeldbetreten bestraft. Weiterspielen. Versuchtes Hand- spiel ist nicht strafbar. Dass durch Situation 14 den Versuch, den Ball mit der Direkter Freistoß, Verwarnung. Da Hand zu spielen, der Gegner irri- der Spieler den Schiedsrichter auf tiert oder getäuscht wird, ist nicht unsportliche Weise zu täuschen als Unsportlichkeit zu werten. versucht und die Hand zur Hilfe Somit gibt es auch keinen indirek- nimmt, um ein Tor zu erzielen, ten Freistoß und keine Verwar- muss er verwarnt werden. nung. Die einzig richtige Möglich- keit lautet Weiterspielen. Situation 15 Indirekter Freistoß wegen eines Geht der Spieler (wie hier) mit dem über Schulterhöhe ausge- Situation 8 Ausführungsfehlers. Alle Spieler streckten Arm an den Ball, dann liegt ein absichtliches Hand- Das Spiel ist mit einem Schieds- müssen sich hinter dem Ball befin- spiel vor. richter-Ball fortzusetzen, da den.

18 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Porträt Oreste Steiner bleibt am Ball Schiedsrichter und Personenkult – das schließt sich natürlich aus. Auch und gerade bei Oreste Steiner. Dennoch wollen wir noch einmal über den inzwischen 77-Jährigen aus Essen berichten – vier Jahre nach seinem beeindruckenden Auftritt in einem Dokumentarfilm, der in Deutschlands Kinos lief. SRZ-Mitarbeiter Bernd Peters traf ihn in seinem Alltag, bei einem Spiel der Kreisliga C.

nde vergangenen Jahres in Kopf ein kleines bisschen. Das Oreste Steiner gern selbst, wohl noch. „Seitdem begrüßt der Her- EEssen, Helmut-Rahn-Sportan - Leben lehrte den pensionierten wissend, dass er genau das eben bert mich immer mit ,Hallo, alter lage an der Raumerstraße. Es Grafik-Designer aus dem Ski- nicht ist. „Und wir hatten tolle Sack‘ und hat mir auch eines sei- gibt keinen passenderen Ort, um Gebiet St. Moritz (nicht zu überhö- Gäste. Herbert Fandel kam auch. ner Schiedsrichter-Trikots „den Schweizer“ zu treffen. Wen? ren am sympathischen Schweizer Er hatte sich diesen Termin extra geschenkt“, lacht Oreste. Jetzt Oreste Steiner heißt „der Schwei- Akzent), der Anfang der 60er-Jahre freigehalten.“ senkt er den Kopf nicht, er ist zer“ mit bürgerlichem Namen, und es gibt außerordentlich viele Schiedsrichter in Deutschland, die diesen Kollegen kennen: Oreste Steiner war einer der drei Prota- gonisten in dem Fußball-Doku- mentarfilm „Spielverderber“, der im Frühjahr 2009 in die Kinos kam.

Heute ist Kreisliga C, Gruppe 1, für den Schiedsrichter angesagt, Spielbeginn 12.45 Uhr. Auf einem abgespielten Kunstrasen trifft der SC Phönix Essen II auf die Ball- freunde Bergeborbeck II. In der 41. Minute spielen die müden Kicker auf beiden Seiten unglaub- liche neun Fehlpässe am Stück, ohne einmal die Kugel an den eigenen Mann zu bringen – den- noch setzt Oreste Steiner zum beherzten Sprint an. Er ist schnel- ler auf Ballhöhe als der Phönix- Angreifer, der auf Linksaußen steil geschickt wird.

Dabei sieht der Spieler aus wie Mitte 20. Und Oreste Steiner, der kompakte Mann im grauen Trikot, ist sagenhafte 77. Und weiter weg Immer noch auf Essens Fußballplätzen im Einsatz: Oreste vom Ball war er auch noch. Für Steiner heute und 2009 auf dem Titel der DFB-Schieds- jeden Unwissenden ein Phänomen – richter-Zeitung. für Fußball-Obmann Carsten Paw- lovski keine Überraschung mehr. ins Ruhrgebiet kam, Bescheiden- Der heutige Chef der DFB-Schieds- stolz. Und er ist der einzige aus „Der Schweizer ist hier oft der Fit- heit. Ihn freuen andere Dinge. richter-Kommission spielte gemein- dem Kino-Trio, der immer noch teste auf dem Platz“, lacht er. „Wir haben vor kurzem das 100- sam mit Steiner und dem Kölner aktiv ist. Kevin hängte die Pfeife „Und dazu ist seine Routine Gold jährige Bestehen der Essener Jung-Schiedsrichter Kevin Prös- inzwischen leider an den Nagel, wert. Wir freuen uns immer, wenn Schiedsrichter-Vereinigung dorf die Hauptrolle in besagtem Herbert Fandel wechselte vom er kommt. Weil wir dann wissen, gefeiert. Beim großen Fest in der Film, der sich mit den unter- Spielfeld auf den Chefsessel der dass in dem Spiel nichts schief- Grugahalle war ich auch invol- schiedlichen „Laufbahnen“ der deutschen Schiedsrichter. geht.“ viert. Ich war einer von vier ‚alten drei Unparteiischen befasste. Her- Säcken’, die von früher erzähl- bert Fandel war zu der Zeit noch Oreste Steiner steht weiter auf Wenn Oreste Steiner solche ten“, berichtet er. „Alter Sack“, FIFA-Referee. Der Kontakt zwi- dem Platz. Was heißt „steht“? Er Lobeshymnen hört, senkt er den mit diesem Ausdruck tituliert sich schen den beiden besteht immer läuft weiter über den Platz, muss

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 19 Porträt

1963, als er die Partie zwischen leiten würde – er hätte es sicher Preußen Münster und Borussia nicht geglaubt. Dortmund leitete. Damals ging es in der Oberliga West vor 42.000 Und nun? Denkt er schon ans Auf- Zuschauern um die Qualifikation hören? Keine Option. Oreste Stei- für die neu gegründete Bundes - ner lacht und verrät uns zum liga. Wenn ihm damals jemand Schluss ein Geheimnis: „Ich habe gesagt hätte, dass er rund 50 einen Vertrag beim DFB, bis ich Jahre später immer noch Spiele 104 bin...“ ■

Oreste Steiner, Kevin Prösdorf und Herbert Fandel (von links) – die Hauptdarsteller des Dokumentarfilms „Spielverderber“. Das 89 Minuten lange Werk der Regisseure Georg Nonnen- macher und Henning Drechsler ist als DVD erhältlich. es heißen. Auf dem Weg zu seiner sogar von Nicht-Fußballern darauf Kabine kommen wir an einem angesprochen. „In der Bahn, wenn Übungsgerät für die Bauchmusku- ich zu meinen Spielen überall in latur vorbei. Spontan zeigt er dar- Essen fahre, ist das heute noch ein auf, wie fit er noch ist. „Ich gehe Thema. Das freut mich.“ dreimal die Woche joggen, immer noch. Mein Orthopäde wollte mir Er pfeift Woche für Woche zwei bis schon vor 20 Jahren was ver- drei Spiele. „Am Samstag Alte Her- schreiben. Aber ich helfe mir ren, am Sonntag Herren. Und meis - selbst. Ich fühle mich jünger als tens in der Woche noch eins dazu ich bin. Das verdanke ich nur der oder auch gern ein Jugendspiel.“ Schiedsrichterei.“ Da ist sie wie- Auf 4.600 Einsätze hat es Oreste der, die Bescheidenheit. „Weil ich Steiner inzwischen gebracht – gut pfeife, lebe ich länger. Das sagt möglich, dass nicht viele Aktive in auch meine Frau immer.“ Weil er Deutschland so viele Spiele gepfif- pfeift, geht er auch mit der Zeit. fen haben wie er. Die Ansetzer sind „Das Internet habe ich mir selbst ihm dankbar: „Oft sind die ja froh, beigebracht.“ Spielberichte in Zei- dass diese kleinen Spiele über- ten des DFBnets – für diesen haupt einer pfeift.“ Senior eine leichte Übung. Noch dazu einer, der einst die Im Essener Fußball ist er seit Jahr- großen Spiele pfiff. Bis in die zehnten bekannt wie ein bunter Oberliga West schaffte es Oreste. Hund – seit dem Kinofilm wird er Seinen größten Auftritt hatte er

So einfach geht’s:

Abo-Bestellung an MEDIENHAUS KUPER GmbH, Nur 15 Euro im Jahr! Eduard-Mörike-Straße 36, So entgeht Ihnen keine Ausgabe! 52249 Eschweiler, telefonisch unter 02403/9499-0, per Fax unter 02403/949949

Hier schreiben die Fachleute – oder einfach bequem per E-Mail: Im Laufschritt über den Platz, fit am Bauchmuskel-Trainer und alle Informationen aus erster Hand! [email protected] kundig am Laptop – Oreste Steiners Jungbrunnen sind zwei bis drei Spielleitungen pro Woche.

20 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Blick in die Presse

Frage. Denn jeder halbwegs gut gen Klassen (Jugend, Frauen, Män- den Abendterminen. Für die lizen- geschulte Profi weiß ziemlich ner-Kreisklassen) müssen die Fuß- zierten Übungsleiter wird die Teil- Grenzen für genau - und das bestätigen viele baller deshalb bereits ohne Unpar- nahme an den Treffen sogar als auch im Hintergrundgespräch -, wo teiischen auskommen. Viele junge Fortbildungs-Veranstaltung ange- Chamäleons gerade der Kopf des Kollegen ist. und ältere Referees prägen die rechnet, um sie anzulocken. Der Fußball hat durch die Ächtung Vereinigungen. „Der Mittelbau Klaus Hoeltzenbein machte sich der Grätsche nichts an Rasanz ver- fehlt“, sagt Drewitz und will ver- Bei diesen Veranstaltungen soll nach dem TV-Urteil gegen Benja- loren, im Gegenteil. Und dass ein stärkt um die 30 bis 40 Jahre alten auch der Schulterschluss zwischen min Lauth (vier Spiele Sperre) solider Kopfball auch ohne ultima- Fußballer werben, die ihre Schuhe Spitzen- und Basis-Schiedsrichtern Gedanken über Bewegungsmuster. tives Einschüchterungsverhalten an den Nagel hängen. Die Bundes- geübt werden. Die Bundesliga- möglich ist, haben Experten wie liga dient da nicht mehr als Per- Referees werden zu Gast sein, Seit zwei, drei Jahren erfolgt zum Uwe Seeler, Horst Hrubesch, Dieter spektive, aber immerhin die wenn über die Probleme und Nöte Start der Bundesliga aus der Zunft Hoeneß oder Karlheinz Riedle einst . „Es ist doch etwas gesprochen wird. Als FIFA-Schieds- der Schiedsrichter stets eine ähnli- in hoher Luft bewiesen. Spannendes, ein Spiel in der richter ist Christian Dingert die che Ansage: Vorrangiges Ziel sei Bezirksliga zu leiten“, macht Dre- Nummer eins im Südwesten. Ihm es, die Ellenbogenschläge aus dem Trägt die Bundesliga plötzlich rosa witz Appetit. liegt aus eigener Erfahrung am Spiel zu pfeifen. Schließlich sei Schuhe, trägt auch die Kreisklasse Herzen, dass die meist jungen Neu- man immer noch beim Fußball, rosa Schuhe. Treten die da oben Zweiter Adressat der Aktionen sind linge in der Anfangszeit von nicht bei Ultimate Fighting, einer beim Jubeln die Eckfahnen um, die Vereine, und dort speziell die „erfahrenen Hasen“ begleitet wer- Kampfsportart, bei der nach unten treten auch die da unten Eckfah- Trainer und Spieler. „Viele Vereine den. Deshalb soll im „Jahr des gerichtete Schläge mit der Spitze nen um. Insofern ist da die Hoff- meinen ja, der Schiedsrichter ist Schiedsrichters“ das Paten-System des Ellenbogens allerdings auch nung, dass es hinab in die Kreis- ein Abgesandter des Verbandes intensiviert werden. Im Kreis Alzey als Foul gewertet werden. Dass klasse positiv abstrahlt, wenn die und damit zum Abschuss freigege- wurden damit gute Erfahrungen eine Ahndung durch die Schieds- da oben sich aus der Ellenbogen- ben. Dem ist nicht so. Da wünsche gemacht. Kreis-Obmann Karlfried richter pädagogische Effekte erzie- Gesellschaft lösen. ich mir ein Umdenken“, sagt Dre- Appelmann berichtete, dass in den len kann, hat sich gezeigt bei der witz. vergangenen vier Jahren 600 Ächtung der Grätsche von hinten, Begleitungen organisiert wurden volkstümlich als „Blutgrätsche“ Bei den Vereinen setzt der Süd- und die Absprungquote verhältnis- bekannt. Zumindest im professio- westdeutsche Fußballverband des- mäßig gering sei. „Das erste Jahr nellen Fernseh-Fußball ist sie zu halb konkrete Maßnahmen an, die ist das schwierigste“, weiß Dingert. einer Rarität geworden, die nie- Schiedsrichtern mit Beginn der Rückrunde greifen: mand vermisst. Neue Referees gewinnen, dem bis- den Rücken stärken 1. Die Spieler sollen sich und den herigen Schiedsrichter-Stamm den Was beweist, dass Profis sich wie Schiedsrichter vor dem Spiel Rücken stärken und das Verhältnis das Chamäleon anpassen können Olaf Paare berichtet über eine mit Handschlag begrüßen - ana- zwischen Unparteiischen und Ver- an die Regeln, die die Umwelt Aktion des Südwestdeutschen Fuß- log zum Vorgehen in der Cham- einen verbessern – der Südwest- setzt. Und so wundert es, dass ballverbandes. pions League. Drewitz: „Wer deutsche Fußballverband hat sich trotz all’ der guten Vorsätze der sich die Hand gegeben hat, dem zweifelsohne viel vorgenommen Schiedsrichter der spitze Ellenbo- Das Jahr 2013 erklärt der Südwest- fällt es schwerer, sich zehn für sein „Jahr des Schiedsrich- gen weiterhin in Mode zu sein deutsche Fußballverband (SWFV) Minuten später zu verhauen.“ ters“. scheint. Mit der Folge, dass Sebas - zum „Jahr des Schiedsrichters“. tian Kehl, der Dortmunder Kapi- Mit Veranstaltungen, Aktionen und 2. Die Vereine müssen bei jedem tän, jüngst mit Maske spielte, sein Maßnahmen möchten Präsident Spiel einen Schiedsrichter-Ver- Kollege Sven Bender, der im Jahr Dr. Hans-Dieter Drewitz (Haßloch), antwortlichen abstellen, der 2012 ohnehin fast nur aus Beulen Verbands-Schiedsrichter-Obmann den Unparteiischen von der bestand, trotz Nasenbeinbruchs Erhard Blaesy aus Niederhausen Ankunft am Sportplatz bis zur nicht pausierte, und Bastian und viele Mitstreiter die Unpartei - Abreise begleitet. Der Name der Schweinsteiger nach einem ischen in den Fokus rücken. Dre- Person soll in den Spielbericht Gesichtstreffer im Bayern-Derby witz betonte in Edenkoben bei der aufgenommen werden. Derjenige mit dem 1. FC Nürnberg meinte, der Vorstellung des Konzepts, „dass kann somit in die Verantwor- Gegner habe „nur auf den Körper wir nicht auf die aktuelle Gewalt- tung genommen werden. gespielt“. Diskussion reagiert haben“. Die Vorfälle der vergangenen Wochen Zudem möchte der SWFV den Dia- Insofern kommt dem Urteil gegen würden aber zeigen, wie wichtig es log zwischen den Vereinen und einen sonst eher besser beleu- sei, die Öffentlichkeit für die Auf- den Schiedsrichtern intensivieren mundeten Spieler wie Benjamin gabe der Schiedsrichter zu sensi- und mit zehn Veranstaltungen Lauth demonstrativer Charakter bilisieren. über das Jahr verteilt Impulse set- zu. Jeder Profi muss dazu angehal- zen. In jedem Kreis sollen Unpar- ten werden, sich Bewegungsmus - Über rund 1.600 Schiedsrichter teiische und Vereinsvertreter so ter anzutrainieren, die nicht akut verfügt der SWFV derzeit – viel zu ins Gespräch kommen. Drewitz gesundheitsgefährdend sind. Vor- wenige, um die 2.300 Spiele am wünscht sich möglichst viele Aktive, satz oder nicht, das ist nicht die Wochenende zu besetzen. In eini- vor allem Trainer und Spieler, bei

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 21 Analyse Die „Notbremse“ fotografieren Gleich bei der ersten von acht kniffligen Szenen aus dem Profifußball gehen Lutz Wagner und Lutz Lüttig noch einmal auf die Thematik ein, mit der sie ihre Betrachtungen in der vorherigen Ausgabe beendet haben: Wie findet man zur richtigen Persönlichen Strafe, wenn ein Angreifer in aussichts- reicher Position gefoult wird?

ine im Regelwerk oft benutzte Foto 1a EFormulierung lautet „nach Ansicht des Schiedsrichters“. Sie hat elemen- tare Bedeutung für unser Spiel, denn sie ist der Schlüssel, mit dem sich für den Unparteiischen der Ermes- sensspielraum öffnet. Ohne diese Möglichkeit, bei der Anwendung der Regeln zum Beispiel auf den Spiel- charakter (ruppig? fair?) einzuge- hen, kann man kein Spiel leiten.

Zudem ist diese Formulierung Aus- druck einer unumgänglichen Abma- chung, die alle am Spiel Beteiligten miteinander treffen: „Jedes Spiel wird von einem Schiedsrichter gelei- tet, der die unbeschränkte Befugnis hat, den Fußballregeln … Geltung zu Dies ist der Moment, an dem der Schiedsrichter die Persönliche Strafe ausrichten muss. verschaffen.“ So heißt es im ersten Satz der Regel 5. Es zählt also wäh- leicht der schwierigste Lernprozess, Recht ein deutsches Sprichwort. ter treffen muss, ist die Abwägung rend des Spiels nicht die Ansicht den er im Laufe der Jahre absolvie- Dass die vielen Tausend absolut rich- zwischen „Gelb“ und „Rot“ – eines Spielers oder Trainers von ren muss. tigen Entscheidungen, die unsere besonders in sogenannten „Not- einer Situation (zumal sie natürlich Top-Schiedsrichter auch in der Hin- bremsen-Situationen“. Ein Abschlag nicht neutral sind). Und schon gar Auch in dieser Ausgabe stellen wir runde der Saison 2012/2013 gefällt vom Frankfurter Tor wird kurz hinter nicht die des TV-Kommentators, die wieder einige Fälle vor, die zeigen haben, als selbstverständlich ange- dem Mittelkreis mit dem Kopf verlän- sich zudem – je nach Zeitlupen-Ein- sollen, wie schmal der Entschei- sehen werden und deshalb in der gert und fliegt so fast ideal in den stellung – öfter mal ändern kann. dungsgrat ist, auf dem sich der Öffentlichkeit kaum Erwähnung fin- Laufweg des Angreifers Matmour. Schiedsrichter bewegt. Dass man den, ist genauso ungerecht wie Sein Gegenspieler Klavan springt Auch die Assistenten des Schieds- dabei häufig mehr daraus lernen lebensnah. unter dem Ball hindurch und hält richters haben – so deutlich macht kann, wenn sich die Ansicht des dann den davon sprintenden Mat- es dieser Satz im Regelwerk – kei- Unparteiischen auf dem Platz in der 12. SPIELTAG mour mit einem Griff an die Schulter nerlei Befugnis, Entscheidungen zu nachträglichen Analyse als zweifel- ■ Eintracht Frankfurt – rund 25 Meter vor dem Tor in zen- treffen. Denn sie sind ja nicht gleich- haft oder gar falsch herausstellt, FC Augsburg traler Position fest (Foto 1a). berechtigte Schiedsrichter, sondern liegt auf der Hand. „Aus Fehlern wird Ganz sicher eine der schwierigsten Helfer bei der Entscheidungsfin- man klug“, lautet schließlich zu Entscheidungen, die ein Schiedsrich- Der Schiedsrichter entscheidet zu dung. Selbst das Heben der Fahne Recht auf direkten Freistoß und zeigt bei einer Abseitsstellung ist eben Foto 1b Klavan die Gelbe Karte. Dabei macht keine Entscheidung, sondern ein er mit einer Geste klar, dass nach Hinweis an den Schiedsrichter, den seiner Ansicht Matmour noch von er im Normalfall mit einem Pfiff erst anderen Gegenspielern hätte in eine Entscheidung verwandelt. gestört werden können und damit Aber er kann es auch lassen. keine eindeutige Torchance vorgele- gen hätte. Das kann man nachvoll- Natürlich hat auch diese Medaille ziehen, wenn man für seine Ent- eine andere Seite: Die gesamte Ver- scheidung die Situation zugrunde antwortung für die Entscheidungen, legt, wie sie sich in Foto 1b zeigt. die in einem Spiel gefällt werden, liegt beim Schiedsrichter. Damit Das aber ist der falsche Moment. Der allen Beteiligten gegenüber ange- Nach dieser Konstellation die Entscheidung zwischen „Rot“ Schiedsrichter hätte für seine messen umgehen zu können, ist viel- und „Gelb“ zu fällen, ist zu spät. Bewertung, ob hier eine klare Tor-

22 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Foto 2

chance zunichtegemacht wurde gewesen. Möglicherweise hat der oder nicht, die Anordnung der Spie- Schiedsrichter beim Verfolgen des ler bei Beginn der Regelwidrigkeit Balles die Szene nur noch aus dem (hier also des Festhaltens) „fotogra- Augenwinkel gesehen und war sich fieren“ müssen. Wenn er mit diesem zwar klar, dass hier ein Foul vorlag, „Foto“ im Kopf einen Moment abwar- konnte aber die Heftigkeit nicht rich- tet, ob sich der Angreifer durchset- tig einschätzen. zen kann oder nicht, kann er auch Der Ball ist schon weg, als Marko Arnautovic dem Düsseldor- die richtige Persönliche Strafe wäh- Offensichtlich hat sein Assistent, der fer Lambertz in die Beine tritt. len – nämlich „Rot“. eigentlich eine gute Sicht auf die Szene gehabt hätte, ihm auch nicht Foto 3 Denn zu dem Zeitpunkt, als das Foul helfen können, weil er ebenfalls den beginnt und den das Foto 1a festhält, Flug des Balles verfolgt hat. Das ist hat Matmour den Weg zum Tor frei allerdings verschenkte Zeit, denn ein vor sich, und keiner der beiden Ball in der Luft kann keinen Schaden rechts und links laufenden Verteidi- anrichten. Wichtiger ist es, im ger könnte noch eingreifen. Erst Anschluss an konfliktträchtige Zwei- dadurch, dass wegen des verbote- kämpfe mit den Augen noch einen nen Haltens sein Lauf verlangsamt Augenblick „draufzubleiben“. wird, der Spieler ins Straucheln gerät und letztendlich zu Boden In welchen Situationen und bei wel- geht, entsteht der Eindruck, als ob chen Spielern das besonders ange- zumindest der linke Abwehrspieler bracht ist, ist nicht nur eine Frage noch hätte eingreifen können. der Absprache zwischen dem Der Nürnberger Timo Gebhart trifft mit einem Schlag des Schiedsrichter und seinen Assisten- angewinkelten Arms Bastian Schweinsteiger. Zugegeben: Das ist eine komplexe ten vor dem Spiel und in der Halb- Anforderung an den Schiedsrichter, zeitpause. Es hat auch etwas damit Foto 4 aber sie entspricht dem Sinn und zu tun, ob man als Mitglied des Geist des Regelwerks, nämlich das Schiedsrichter-Teams ein Spiel Offensivspiel zu fördern und den „lesen“ kann. Wenn nichts läuft im „Sünder“ nicht mit einer zu geringen Heimspiel des klaren Favoriten Strafe davonkommen zu lassen. gegen den Aufsteiger, der dann auch noch dank eines leichtfertig ver- ■ Werder Bremen – schuldeten Strafstoßes 1:0 in Füh- Fortuna Düsseldorf rung geht; und wenn der eigentlich Beim Stand von 0:1 spielt der Bremer fußballerisch begnadete Stürmer Arnautovic in der Nähe des Düssel- schon wieder mal sauer ist, weil er dorfer Strafraums einen Kurzpass zu seiner Meinung nach zu spät ange- einem Mannschaftskollegen und bie- spielt wird und deshalb mehrfach im Mit dem ausgestreckten Arm verursacht der Freiburger tet sich sofort zum Doppelpass an. Abseits steht – dann muss man die- Abwehrspieler ein absichtliches Handspiel. Andreas Lambertz läuft dazwischen sen „Kandidaten“ besonders im Blick und schlägt den Ball mit links weg, haben. Auch wenn oder gerade weil Nach Ansicht des Schiedsrichters ist nau“ die rechte Wange des Bayern- der Bremer kommt mit seinem lin- erst eine Viertelstunde gespielt ist. die Tat Gebharts wohl mehr ein hef- Spielers. Da er dabei nicht hoch- ken Fuß zu spät. tiges Schieben als ein Schlagen, springt, dient das Anwinkeln des ■ 1. FC Nürnberg – zumal er auch frontal auf das Armes nicht zur Stabilisierung, son- Statt diesen verlorenen Zweikampf FC Bayern München Geschehen schaut und in diesem dern zur Attacke. zu akzeptieren, zieht Arnautovic mit 76. Minute: Einen hoch aus dem Moment nicht die Seiteneinsicht hat, dem rechten Bein durch und tritt Nürnberger Strafraum geschlagenen die unser Foto zeigt. Gebhart ist zwar aus diesem Spiel Lambertz von hinten wuchtig gegen Ball erwartet Bastian Schweinsteiger ausgeschlossen und wegen der die rechte Wade (Foto 2). Der Düs- in der Nähe des Mittelkreises. Er Zudem hat der Schiedsrichter ja Gelb/Roten Karte für das nächste seldorfer stürzt zu Boden. Obwohl schaut nach oben, während sich ihm auch nur eine einzige Chance, sich Punktspiel gesperrt worden, aber die der Ball schon fast an der Mittellinie von rechts der Nürnberger Gebhart ein Bild zu machen, während wir mit falsch gewählte Persönliche Strafe ist, registriert der Schiedsrichter nähert. Auch der blickt nach oben, mehreren Blicken auf die Szene fest- ersparte ihm eine längere Sperre. den Vorfall, unterbricht das Spiel schlägt dann aber mit dem leicht stellen können, dass glatt „Rot“ und verhängt einen direkten Frei- angewinkelten linken Arm dem Bay- angebracht war. Denn nachdem Geb- ■ Hannover 96 – SC Freiburg stoß für Düsseldorf. Die Persönliche ern-Spieler ins Gesicht (Foto 3). hart zunächst nach oben zum Ball Die Bewertung von Handspiel war Strafe aber unterbleibt, es gibt ledig- schaut, misst er mit einem kurzen nicht nur während der EM 2012, son- lich eine ernsthafte Ermahnung für Schiedsrichter Manuel Gräfe macht Blick auf Schweinsteiger sozusagen dern auch in der Hinrunde der Arnautovic. das einzig Richtige – er stellt Geb- den Abstand. Dann blickt er wieder aktuellen Saison ein immer wieder hart vom Platz. Allerdings tut er nach oben und trifft mit einer seit- heiß diskutiertes Thema. In erster Dabei wäre für dieses grobe Foul- das „nur“ mit „Gelb/Rot“, denn der lichen, auf den Gegner gerichteten Linie ging es dabei um die unnatürli- spiel „Rot“ die richtige Konsequenz Nürnberger war bereits verwarnt. Schlagbewegung dennoch „punktge- che Armhaltung zur Verbreiterung

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 23 Foto 5

der Körperfläche. Wird der Ball und köpft ihn kraftvoll dorthin, wo er dadurch aufgehalten, handelt es sich seinen Torwart Wetklo vermutet. Der um ein strafbares Handspiel. Die FIFA ist ihm allerdings weit entgegen- hat dies in einigen Videobeispielen geeilt und hat sogar den Strafraum zur Schulung ihrer internationalen schon verlassen. Der Ball wäre über Top-Schiedsrichter aufbereitet und den Torwart hinweg in den freien in Umlauf gebracht. Raum geflogen, wo es dem Hannove- raner Schlaudraff keine Mühe berei- Außerhalb des Strafraums schlägt Torwart Wetklo den Ball Entscheiden muss der Schiedsrich- tet hätte, ihn zur 2:1-Führung im Tor mit der Hand zur Seite. ter, ob die Arm- beziehungsweise unterzubringen. In seiner Not reißt Handhaltung zur Lauf- oder Sprung- Wetklo den Arm hoch und schlägt Foto 6a bewegung des Spielers („natürlicher den Ball mit der Hand zur Seite Bewegungsablauf“) gehört oder (Foto 5). dazu dient, den Ball aufzuhalten. Denn dann steckt dahinter eine Mit diesem Handspiel außerhalb des Absicht – und die ist eben strafbar. Strafraums nimmt der Torwart dem Inzwischen geht es bei 80 Prozent Angreifer die freie Einschussmöglich- aller Handspiele um diese Frage. Und keit und macht so eine klare Torchance noch eine Anmerkung, bevor wir zunichte. Die Rote Karte von Schieds- wieder ganz konkret werden: Nach richter Günter Perl ist nicht nur wie vor Gültigkeit hat, dass der Ball berechtigt, sondern auch zwingend. und der Arm sich auf jeden Fall berühren müssen. Denn ein versuch- Anzumerken bleibt, dass nicht jedes tes Handspiel ist in keinem Fall zu Handspiel des Torwarts außerhalb ahnden. des Strafraums „Rot“ zur Folge haben muss. Das kann man auch im Kommen wir also zu Foto 4 (vorige Regel-Test dieser Ausgabe („Situa- Seite): Bei einem Schuss von Lars tion 2“) nachlesen. Stindl im Strafraum des SC Freiburg springt ihm der Freiburger Caligiuri 16. SPIELTAG Kein Zweifel möglich: Der Augsburger Sankoh spielt den Ball entgegen. Dabei dreht er ihm – sich ■ FC Augsburg – mit dem Arm. selbst schützend – den Rücken zu. FC Bayern München Allerdings spreizt Caligiuri dabei In diesem Derby gab es eine Menge Foto 6b auch den linken Arm waagerecht ab. wichtiger Entscheidungen, die der Er sieht zwar den Ball nicht mehr, Schiedsrichter eigentlich richtig traf. hat aber seine Körperfläche absicht- In der Durchführung ließ er aller- lich so vergrößert, dass der Schuss dings Optimierungspotenzial erken- von Stindl nicht sein Ziel finden nen. Ein Beispiel: Lahm spielt den Ball kann. Natürlich wäre es dem Freibur- flach in den Augsburger Strafraum, ger lieber gewesen, der Ball hätte Mitspieler Kroos versucht, ihn an seinen Rücken getroffen, aber mit Sankoh vorbeizuschlenzen. Der hält seiner unnatürlichen Körperhaltung die Kugel mit dem linken Arm auf nimmt er in Kauf, dass er am Arm (Foto 6a). Kein Zweifel, ein klarer getroffen wird und riskiert damit Strafstoß, der vom gut postierten einen Strafstoß. Den hat Schiedsrich- Schiedsrichter auch erkannt wird. Er Nach dem Handspiel versucht Thomas Müller (Bildmitte), den ter Deniz Aytekin in diesem Fall dann führt die Pfeife zum Mund, zögert Vorteil mit einem Torschuss zu nutzen. auch zu Recht verhängt. dann aber doch mit dem Pfiff. Denn er rechnet mit einer Vorteil-Situation Foto 7 15. SPIELTAG für die Bayern. ■ FSV Mainz 05 – Hannover 96 Dass Fußball auch ein Spiel der Feh- Der Ball kommt zum Bayern-Stürmer ler ist, haben wir ja schon oft betont. Müller. Der nimmt ihn zunächst mit Und wenn man nicht gerade Fan der rechts an, kommt dabei zwar ein betroffenen Mannschaft ist, kann wenig aus dem Gleichgewicht, kann man sich manchmal ein Schmunzeln den Ball aber doch vor seinen linken nicht verkneifen, wenn man sieht, Fuß bugsieren. Als er schießt, tritt er was auch Bundesliga-Profis passie- allerdings in den Boden, sodass nur ren kann. ein Roller zustande kommt. In die- sem Moment befindet sich im Sicht- Der Mainzer Svensson ist rund 20 feld des Torhüters ein Angreifer im Spezielle Regelanwendung: Franck Ribéry führt den Schieds- Meter vor dem eigenen Tor deutlich Abseits (Foto 6b), der hochspringt, richter-Ball selbst aus. vor seinem Gegenspieler am Ball um nicht getroffen zu werden – eine

24 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Foto 8

eindeutig strafbare Abseitsstellung. spielentscheidende Szene entstan- Jetzt – annähernd fünf Sekunden den wäre, hätte wegen dieses Regel- nach dem Handspiel – kommt aller- verstoßes ein Protest gegen die Spiel- dings kein Abseits-, sondern der wertung erfolgreich sein können. Strafstoß-Pfiff. 17. SPIELTAG Zu diesem Zeitpunkt ist in dieser ■ VfL Wolfsburg – Szene – so wie sie abgelaufen ist – Eintracht Frankfurt aber die Möglichkeit des verzöger- In der 16. Minute tritt der Wolfsbur- ten Pfiffs mehr als ausgereizt. Der ger Josue beim Spielstand von 0:1 Keine Wahl: Schiedsrichter Gagelmann muss Josue für diesen soll ja nur eingesetzt werden, wenn seinem Gegenspieler Occean mit Tritt vom Platz stellen. zunächst unklar ist, ob die Mann- gestrecktem Bein in den Unterleib. schaft, gegen die ein Vergehen Schiedsrichter Peter Gagelmann hat Foto 9a begangen wurde, am Ball bleibt oder freie Sicht auf die Szene (Foto 8) nicht. In der vorliegenden Szene hat und stellt den Wolfsburger umge- der Schiedsrichter dem Angreifer hend und zu Recht vom Platz. Nie- den Vorteil bereits eingeräumt. Dass mand wird Josue unterstellen, dass Müller ihn nicht zu einem Treffer, ja er nicht den Ball spielen wollte, noch nicht mal zu einem gefähr- andererseits ist die Behauptung, er lichen Torschuss nutzen konnte, darf habe seinen Gegenspieler nicht der Schiedsrichter nicht dadurch gesehen, wenig stichhaltig, wenn wettmachen, dass er nun doch das man sich die TV-Bilder genau Vergehen pfeift. anschaut.

Grundsätzlich ist es immer äußerst Aber selbst wenn: Geht ein Spieler Die Situation, als de Bruyne (Zweiter Bremer von links) auf fraglich, im Strafraum auf Vorteil mit einem so hohen Risiko und einer das Nürnberger Tor schießt. statt auf Strafstoß zu entscheiden. derart gesundheitsgefährdenden Nur wenn praktisch zweifelsfrei zu Spielweise zu Werke, kann er nicht Foto 9b erkennen ist, dass im nächsten erwarten, dass der Schiedsrichter Moment ein Tor erzielt wird, kann sozusagen das Risiko für diese Spiel- der Pfiff unterbleiben. Ansonsten ist weise übernimmt und nach Ent- der Strafstoß immer der größere schuldigungen für den Spieler sucht. „Vorteil“. Hier kann es nur eine Persönliche Strafe geben – nämlich „Rot“. Und noch eine Randszene aus die- sem Spiel: Weil ein Ball Luft verloren ■ Werder Bremen – hat, gibt es als Spielfortsetzung 1. FC Nürnberg einen Schiedsrichter-Ball an der Sei- Es steht 1:0 für die Gäste, als in der tenlinie. Der Schiedsrichter spricht 88. Minute der Bremer de Bruyne noch mit einem Spieler der Bayern, aus rund 20 Metern und zentraler Wäre dies der Moment der Ballabgabe und nicht der Ballan- was Franck Ribéry wohl zu lange Position aufs Tor schießt. In Höhe nahme, läge wirklich eine deutliche Abseitsstellung vor. dauert. Er nimmt dem Unparteii- des Elfmeterpunkts steht sein Kollege schen den Ball aus der Hand und Nils Petersen, bedrängt von einem zugrunde, so lässt sich die Entschei- Assistent im Moment der Ballabgabe, macht sich selbst an die Ausführung Nürnberger Abwehrspieler dung von Markus Häcker durchaus sondern erst, wenn der Ball den des Schiedsrichter-Balls (Foto 7). (Foto 9a). nachvollziehen. (vermeintlich) im Abseits stehenden Wie es im Regelbuch steht, bringt Spieler erreicht, so wie es das Foto der Münchner den Ball ins Spiel, Der Ball prallt von Petersens Fuß Warum aber haben sich einige der zeigt. indem er ihn aus Brusthöhe fallen zum 1:1-Ausgleich ins Tor. Aber stand Beteiligten unmittelbar in der Situa- lässt und erst spielt, nachdem er den er bei de Bruynes Schuss nicht im tion und auch direkt danach, als das Ohne jemandem zu nahe treten zu Boden berührt hat – der Schiedsrich- Abseits? Die Fahne von Assistent Spiel zu Ende war, so vehement auf- wollen, darf man hier vielleicht von ter lässt ihn gewähren. Vielleicht, Markus Häcker bleibt jedenfalls geregt, wo die Situation doch so der „Schrecksekunde der Laien“ weil Ribéry unmittelbar den Ball zu unten. Wenn man von der virtuellen knapp war, wie gerade beschrieben? sprechen. Die Fachleute, nämlich die den Augsburgern spielt, die vorher Linie ausgeht, kann man meinen, Werfen wir dazu einen Blick auf das Schiedsrichter-Assistenten, haben im Ballbesitz gewesen sind. dass Petersen mit einem Fuß und Foto 9b. Die „Protestierer“ hatten eine entsprechende Ausbildung und einem Teil des Oberkörpers im noch keine Zeitlupe und kein Stand- schauen deshalb anders hin. Das Das hätte aber zurückgepfiffen wer- Abseits ist. Allerdings sieht man die bild gesehen, sondern in etwa dieses macht sie nicht völlig fehlerfrei. den müssen, auch wenn Ribérys Ein- Füße des Nürnberger Spielers nicht Bild im Kopf. Denn es ist nun einmal Aber sie haben – auch aufgrund griff sicher originell aussah. Ein genau, sodass schon Zweifel beste- so, dass man seine „persönliche“ ihrer insgesamt hervorragenden Schiedsrichter-Ball darf, wie die hen. Man hätte sich zwar über einen Abseits-Entscheidung – vor allem in Leistungen in der Hinrunde – das Bezeichnung es schon verrät, nur Abseitspfiff nicht beschweren kön- unübersichtlichen Situationen – Vertrauen und den Respekt von vom Schiedsrichter ausgeführt wer- nen, legt man aber die Maßgabe „im immer erst trifft, wenn es zu spät ist; Spielern, Trainern und Vereinsfunk- den. Wenn aus dieser Situation eine Zweifelsfall für den Angreifer“ also nicht wie ein Schiedsrichter- tionären verdient.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 25 Analyse – Der besondere Fall

die Anhänger der eigenen Mann- schaft zu unangemessenem Ver- Es ging um Zentimeter halten animieren. Aber kommen wir zurück zu der Die falsche Bewertung einer Szene am 16. Spieltag rief in der Öffentlich- angesprochenen Szene. Selbstver- keit heftige Kritik hervor. ständlich hat der Schiedsrichter sie im Nachhinein in Ruhe analy- siert um herauszubekommen, ob atürlich schauen sich auch die auf der Torlinie wahrgenommen Sperre) vom Tisch. Wobei der für er etwas hätte anders machen NBundesliga-Schiedsrichter lie- hatte, entschied er auf Strafstoß eine Sperre notwendige Feldver- können oder ob es ein unvermeid- ber Szenen an, in denen sie und und verwies den Spieler wegen weis auch nicht nötig gewesen licher Fehler war. Wir wollen es ihm ihre Assistenten richtig entschie- unsportlicher Verhinderung einer wäre, wenn der International Foot- nachtun, denn es ging hier nicht den haben. Aber zur Analyse eines klaren Torchance des Feldes. Nach- ball Association Board (IFAB), das nur um ein vermeintliches Hand- Spiels gehört es eben auch, die dem er in der Kabine die TV-Bilder höchste Regel-Gremium im Welt- spiel, sondern um eine komplexe Fehler zu untersuchen und daraus gesehen hatte, gab er kurz nach fußball, inzwischen dem Antrag Szene, die für den Schiedsrichter Strategien abzuleiten, sie zu ver- dem Spiel zu, dass er auf dem des DFB stattgegeben hätte, diese und seinen Assistenten mehrere meiden. Dazu ist selbstverständ- Platz einem Irrtum unterlegen Dreifachbestrafung abzuschaffen. unmittelbar aufeinanderfolgende lich als erster Schritt nötig, das und seine Entscheidung eindeutig Dann hätte sich wohl auch die Auf- Herausforderungen bereithielt. Fehlverhalten einzusehen und, falsch gewesen war. Schmelzer regung der Beteiligten in engeren wenn nötig, auch öffentlich einzu- wurde deshalb wegen dieses Grenzen gehalten. Foto 1: Wolfsburgs Regisseur Diego räumen. „offensichtlichen Irrtums“ des lupft den Ball über die Abwehr der Schiedsrichters nach § 13, Absatz 2 So aber musste Borussia Dortmund Dortmunder in Richtung Torausli- Das hat Wolfgang Stark, Schieds- der Rechts- und Verfahrensord- in der 36. Minute wegen der fal- nie. Sein Mitspieler Schäfer läuft in richter des Spiels Borussia Dort- nung des DFB nicht gesperrt. schen Wahrnehmung des Schieds- diesem Moment aus einer Abseits- mund gegen den VfL Wolfsburg richters nicht nur den Ausgleich stellung heraus Richtung Straf- (2:3), in vorbildlicher Weise getan. Damit war zumindest der dritte durch den Strafstoß hinnehmen, raumgrenze, ohne dabei ins Spiel Nachdem er ein Handspiel des Teil der sogenannten „Dreifachbe- sondern auch für die restliche einzugreifen (Herausforderung 1 Dortmunders Marcel Schmelzer strafung“ (Feldverweis, Strafstoß, Spielzeit von rund 55 Minuten mit für den Schiedsrichter-Assistenten: neun Feldspielern auskommen. richtig bewertet). Allerdings ver- Foto 1 deckt Schäfer dabei dem Assisten- Jeder Unparteiische muss sachli- ten die Sicht auf Vierinha, der che Kritik ertragen können – das dahinter aus einer knappen ist ja selbstverständlich. Aber ein Abseitsstellung zum Ball läuft Bundesliga-Schiedsrichter muss (Herausforderung 2 für den (leider) auch damit leben, dass in Schiedsrichter-Assistenten: falsch der Öffentlichkeit häufig so getan bewertet). Eine Sache von Zenti- wird, als ob der Fehler ganz leicht metern. zu vermeiden gewesen wäre, wenn er „nur richtig hingeschaut“ hätte. Der Schiedsrichter rückt nun aus Diesen Vorwurf hat er vor allem seiner Position außerhalb des dem Eindruck zu verdanken, den Strafraums in den Strafraum hin- Fernsehbilder beim Zuschauer aus- ein und orientiert sich zur Spielsi- Eine sehr knappe und schwierig zu erkennende Abseitsposi- lösen. Dort steht nicht die Erkennt- tuation (Herausforderung 1 für den tion des Spielers neben der Strafraumlinie. nis im Vordergrund, dass in Nor- Schiedsrichter: richtig verhalten). mal-Geschwindigkeit abgespielte Foto 2 Bilder sehr wohl den Eindruck Foto 2: Vierinha läuft mit dem Ball eines Handspiels vermitteln kön- am Fuß seitlich am Torraum dem nen, sondern nur das im Nachhin- Dortmunder Torwart entgegen. Ein ein gewonnene Urteil, das auf Zeit- Zweikampf bahnt sich an, dement- lupen, Superzeitlupen und Stand- sprechend muss der Schiedsrich- bildern beruht. ter auf eine Bewertung dieses Duells vorbereitet sein (Herausfor- Aber auch mit dieser Ungleichheit derung 2). Aber eine Zweikampf- der Bedingungen (zwei Augen im Einschätzung ist nicht nötig, denn Wettbewerb mit 20 Kameras) muss der Wolfsburger kann den Ball der Schiedsrichter leben, wenn er zurück in die Mitte spielen. Von im Profibereich amtiert. Unange- dort schießt ihn Angreifer Bas Dost nehm und auch nicht zu akzeptie- aus zehn Metern direkt auf das Tor. ren ist allerdings, wenn Vereinsver- Bevor es zum Zweikampf mit dem Torhüter kommt, spielt treter solche Situationen zu unsach- Foto 3: Am Torraum wirft sich Vierinha den Ball zur Mitte. lichen Attacken nutzen und damit Dortmunds Abwehrspieler Hum-

26 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 mels in den Schuss – mit dem darf natürlich kein Bewertungskri- Foto 3 rechten Fuß voran und erhobenem terium sein, denn der Versuch, sich rechten Arm (Herausforderung 3: irgendwie einen Vorteil zu ver- Der Schiedsrichter muss auf eine schaffen, ist heute ja nichts Unge- Handspielbewertung vorbereitet wöhnliches mehr. sein. Er hat freien Blick auf Hum- mels und kann dann erkennen, Liest man nun nur diese Beschrei- dass der Spieler den Ball nicht bung der Szene bis hierher einmal berührt). halblaut vor sich hin, braucht man dafür etwa 100 Sekunden. In der Foto 4: Hinter Hummels läuft Mar- Wirklichkeit des Spiels vergehen cel Schmelzer rund einen Meter von Diegos Lupfer bis zu Schmel- vor der Torlinie in die Schusslinie zers Ballberührung lediglich 3,1 des Balls und versucht diesen Sekunden. Eine minimale Zeitspan- abzuwehren. Dabei wird das rechte ne, in der sich der Schiedsrichter Als Dost schießt, hat der Schiedsrichter eine gute Sicht auf Bein etwas abgewinkelt hochgezo- mindestens vier Herausforderun- den springenden Hummels. gen und der rechte Arm parallel gen gegenübersieht, die alle zum Oberschenkel gehalten. Alles „bearbeitet“ werden müssen. Foto 4 deutet auf eine Bewegung zum Ball hin, mit dem Ziel diesen aufzuhal- Was kann man nun aus dieser ten (Herausforderung 4: Der Szene, die für so viel Furore sorg- Schiedsrichter muss Sekunden- te, für Erkenntnisse gewinnen? bruchteile nach der ersten auf eine zweite Handspielbewertung 1. Behutsam und höchst flexibel vorbereitet sein). mit der eigenen Positionierung zu den Spielvorgängen im Straf- Foto 5: Allerdings ist seine Posi- raum umgehen (immer die freie tion jetzt nicht mehr optimal, denn Sicht suchen). er bewegt sich so in die Situation hinein, dass ihm Dortmunds Nr. 26 2. Natürlich ist es wichtig, die Gut erkennbar ist hier, dass Marcel Schmelzer mit dem rech- (Lukas Piszczek) in dem Moment, Bewegungsabläufe genau zu ten Arm seinen Körper „verbreitert“. als der Kontakt von Schmelzer mit beobachten, denn sie helfen dem Ball erfolgt, die Sicht nimmt. auch, Situationen insgesamt Foto 5 Vom Schiedsrichter ist auf dem einzuschätzen. Aber am Ende Foto unten am Bildrand lediglich muss dann dazu auch eine klar der Kopf zu erkennen. Unmittelbar wahrgenommene „Tat“ (Hand- vor dieser Sichtstörung sieht er spiel oder Foulspiel) kommen. wohl noch für einen kurzen Erst das ist die zuverlässige Moment Schmelzers seitlich vom Grundlage für eine Entschei- Körper weggehaltenen Arm. dung.

Foto 6: Danach kann der Schieds- 3. Wenn aus Indizien in den Gedan- richter – wie beschrieben – nicht ken zu schnell eine Realität kons - mehr frei und ohne Störung die truiert wird, kann rasch ein Situation einsehen, als der Ball Wahrnehmungsfehler entstehen. gegen Schmelzers Oberschenkel Das ist zwar durchaus mensch- Im entscheidenden Moment hat Wolfgang Stark (Kopf unten prallt – lediglich einige Zentimeter lich, führt aber möglicherweise am Bildrand) keine störungsfreie Sicht auf den Ball. von der rechten Hand entfernt, zu gravierenden Eingriffen ins was die Beurteilung noch weiter Spiel, die dann auch falsch sein Foto 6 erschwert. (Nur mal angenommen, können. Das muss vermieden der Ball wäre wirklich gegen die werden. Hand geflogen: Mancher Kommen- tator hätte Lobeshymnen auf die 4. So wie dem Torwart eventuell „Adleraugen“ des Schiedsrichters der Ball durch die Beine rut- gesungen.) schen kann und dann zu seiner Erleichterung doch nur gegen Unmittelbar nach dem Kontakt rei- den Pfosten trudelt, braucht ßen drei Wolfsburger Spieler, die auch der Schiedsrichter mal das sich alle im Blickfeld des Schieds- Glück des Tüchtigen. An diesem richters befinden, gleichzeitig die Tag hatte Wolfgang Stark es lei- Arme hoch und reklamieren Hand- der nicht. Unmittelbar neben der rechten Hand prallt der Ball gegen den spiel. Dieser vehemente Protest ■ Oberschenkel.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 27 Aktion Fußball-Deutschland sa Im Rahmen einer „Themenwoche Schiedsrichter“ hat sich die Online-Redaktion des DFB mit dem 23. Fußball-Persönlichkeiten zusammengetragen. Ihre Dankesworte leiten wir gern über die Schiedsrichter

Ganz besonders bei den vielen Kol- ohne ihn kann kein Spiel stattfin- leginnen und Kollegen, die Wochen- den. Dem Schiedsrichter und sei- ende für Wochenende dafür sor- nem schweren Job muss einfach gen, dass auf den Amateurplätzen mit mehr Respekt begegnet wer- Fußball gespielt werden kann. den. Vor allem am Spielfeldrand Auch das Schiedsrichter-Wesen muss endlich Schluss sein mit dem lebt von der Qualität in der Breite. ständigen Reklamieren. Damit wird Ich weiß, mit welchem persön- auch das Publikum aufgewiegelt. lichen Einsatz die Schiedsrichter Und Attacken oder gar Gewalt an der Basis agieren. Ich selber gegen Schiedsrichter, das kann gar Wolfgang Niersbach, habe meine Anfänge nicht verges- Silvia Neid, Bundestrainerin nicht sein. So was darf es nicht DFB-Präsident sen und bin stolz auf die Leistun- geben.“ gen, die unsere 80.000 Schieds- „Ich habe großen Respekt vor richter Woche für Woche zeigen.“ der Leistung der Schiedsrich- „Die Schiedsrichter und terinnen und Schiedsrichter. Es ist Schiedsrichterinnen brau- nicht einfach, innerhalb von chen unsere besondere Unterstüt- Sekundenbruchteilen eine Ent- zung und unseren Schutz. Ohne sie scheidung zu treffen, die mögli- wären die rund 1,6 Millionen Fuß- cherweise einen großen Einfluss ballspiele im Jahr gar nicht erst auf das Spiel haben kann. Auch möglich. Ohne sie gäbe es den wenn es zwischen Trainern und flächen deckend geregelten Wett- Schiedsrichtern zuweilen unter- bewerb nicht. Das Engagement der schiedliche Meinungen gibt – es vielen Schiedsrichter und Schieds- ist wichtig, sich gegenseitig zu richterinnen in Deutschland ver- respektieren!“ Lothar Matthäus, dient höchste Anerkennung. Und Rekord-Nationalspieler wir sollten nicht nur Respekt vor Joachim Löw, Bundestrainer ihrer Leistung haben, sondern auch vor dem jeweiligen Menschen Es ist großartig, was die Wegen der permanenten Kon- dahinter.“ „ „ Schiedsrichter in Deutsch- trolle durch das Fernsehen land für den Fußball leisten. Nicht und die Journalisten sind die nur in den Profiligen, sondern vor Unparteiischen immer mehr unter allem auch im Amateurbereich auf Druck geraten. Mit ihren andauern- den Plätzen der Region, wo junge den Beschwerden und dem Gesti- Männer und Frauen, die wie wir kulieren während des Spiels den Fußball lieben, bei Wind und machen es die Spieler und Trainer Wetter ehrenamtlich Spiele leiten. den Schieds- und Linienrichtern Ich weiß aus eigener Erfahrung, Franz Beckenbauer, zudem nicht leichter. Das merken dass man aus der Emotion heraus als Spieler Weltmeister 1974, natürlich auch die Fans. Generell oder im ersten Moment nicht als Trainer Weltmeister 1990 sollten wir uns in Deutschland mit immer mit den Entscheidungen mehr Respekt und Wertschätzung der Schiedsrichter einverstanden „Allen, die den Fußball lieben, begegnen. Das gilt ganz besonders Herbert Fandel, Vorsitzender der ist. Aber: Ohne Schiedsrichter gäbe muss wieder stärker bewusst auch für den Schiedsrichter.“ DFB-Schiedsrichter-Kommission es keine Spiele. Wir alle könnten werden, dass der Schiedsrichter ohne sie den Fußball nicht genie- Teil unseres Spiels ist. Er ist der ßen. Jeder Einzelne hat unseren wichtigste Mann überhaupt, denn „Als Vorsitzender der DFB- Respekt verdient. Für ihren Einsatz Schiedsrichter-Kommission sollten wir alle danke sagen.“ bedanke ich mich sehr herzlich bei allen deutschen Schiedsrichtern.

28 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 gt „Danke, Schiri“ Mann auf dem Platz beschäftigt. Steffen Lüdeke hat die Meinungen bekannter -Zeitung an alle Unparteiischen in Deutschland weiter. Robert Wulnikowski, für schöne und ruhige Zeiten auf Kickers Offenbach, den Spielfeldern waren. Sie haben Rekordspieler der 3. Liga recht. Der Job ist wirklich unglaub- lich schwierig geworden wegen „Ganz klar, Spieler und der permanenten Kontrolle und Schiedsrichter sollten sich der totalen Fernseh- und Video- immer mit Respekt begegnen - Überwachung. Vor allem aber: Der auch wenn es mitten im Gesche- bisweilen fehlende Respekt an der hen mit Puls 180 manchmal schwer Spitze ist ein schlechtes Vorbild sein kann. Schiedsrichter müssen für die Basis. Ich merke das als in kürzester Zeit wichtige Ent- Berti Vogts, mit Deutschland Philipp Lahm, Jugendtrainer immer wieder. Doch scheidungen treffen. Ich schätze Europameister 1996, heute Kapitän der Nationalmannschaft wenn bei mir die Jungs den an Schiedsrichtern, wenn sie Ruhe Trainer von Aserbaidschan Schiedsrichter anmachen, dann ins Spiel bringen, sodass sich die muss der größte Meckerer das Gemüter nicht erhitzen. Als Spieler „Vor einem halben Jahr hat „Ich habe großen Respekt vor nächste Trainingsspiel leiten. Dann hilft man dem Schiedsrichter am ein Spieler unserer National- der Leistung der Schieds- ist der auf einmal ganz klein – und besten, indem man dessen Ent- mannschaft einen Schiedsrichter und Linienrichter – und zwar von wird sogar einsichtig.“ scheidungen akzeptiert.“ hier in Aserbaidschan bespuckt. der Bundesliga bis in die unterste Ich habe ihn seitdem nicht mehr Kreisklasse. Sie müssen immer nominiert und vorläufig aus dem blitzschnell entscheiden, ob Foul Nationalteam ausgeschlossen. Man oder nicht, ob Tor oder nicht. Das muss den Schiedsrichtern unbe- ist keine leichte Aufgabe. Die dingt Respekt entgegenbringen. Schiedsrichter stehen genauso wie Sie haben einen unheimlich schwe- wir Spieler für 90 Minuten immer ren Job und machen dabei in im Fokus. Und deshalb geht es nur einem Spiel weitaus weniger Feh- zusammen.“ ler als die Spieler und wir Trainer. Wenn dieser Respekt von uns auf dem Spielfeld rüberkommt auf die Tribünen, dann bringen auch die Willi Landgraf, Knut Reinhardt, Fans und die Öffentlichkeit den Rekordspieler der 2. Bundesliga Champions-League-Sieger mit Schiedsrichtern mehr Achtung ent- Dortmund, heute Jugend-Trainer gegen.“ beim Hombrucher SV „Als jemand, der als aktiver Spieler häufig auf dem Platz „Ohne Schiedsrichter kann angeeckt ist, möchte ich mich kein richtiges Fußballspiel besonders herzlich bei den stattfinden! Wer schon mal ein Karl-Heinz Körbel, Schiedsrichtern bedanken. Ohne Spiel geleitet hat, und sei es im Eintracht Frankfurt, Schiris würde es keinen fairen Jugendbereich, der weiß, wie Rekordspieler der Bundesliga Sport geben! Sie haben einen sehr schwierig dies sein kann. Schieds- schwierigen Job, stehen enorm richter müssen im Eifer des Spiels „Die meisten Schiedsrichter, unter Druck, und auf den Rängen ihre Emotionen im Griff behalten die ich während meiner 20 sitzen jedes Wochenende Tausende und dem vorgegebenen Regelwerk Bundesliga-Jahre erlebt habe, von Leuten, die glauben, alles bes- folgen, sich auf unterschiedlichste sagen mir heute, was das früher ser zu wissen. Doch eines darf man Charaktere von Fußballspielern nie vergessen: Entscheidend ist einlassen und einwirken, um somit das Zwischenmenschliche. Man einen reibungslosen Spielablauf zu sollte sich gegenseitig respektie- gewährleisten. Diese facettenrei- ren – auf und neben dem Platz.“ che Höchstleistung kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden!“ ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 29 Report Aus dem Senegal in d Schon öfter haben wir in der Schiedsrichter-Zeitung deutsche Unparteiische vorgestellt, die während Bianca Riedl erzählt die Geschichte von zwei Senegalesinnen, die 14 Monate lang in Deutschland sind –

Malaysia, Kambodscha und Argen- tinien gehören auch Burkina Faso, Tschad, Bangladesch und Gambia zu den Herkunftsländern.

Dass Adama neben dem Studium jetzt auch als Schiedsrichterin in Deutschland im Einsatz ist, ver- dankt sie einem Zufall: Bei einer Leistungsprüfung der Bundesliga- Schiedsrichter in der Mainzer Uni- Sporthalle im Herbst trainierten die Leichtathleten gleich nebenan. Adama und ihre Schwester spra- chen Eugen Strigel an, der ver- mittelte die beiden über den Main- zer Bundesliga-Schiedsrichter Jochen Drees gleich an die Schiedsrichter-Vereinigung Mainz- Bingen. Dort nimmt sich Kreis- Schiedsrichter-Obmann Gerhard Ott der Beiden an, regelt die for- malen Dinge und wird sie während ihres Deutschland-Aufenthalts ansetzen.

Premiere für Adama Djitte: Die Senegalesin leitete Ende November ihr erstes Spiel in Deutschland. An diesem Novemberabend ist es so weit, Adama pfeift ihr erstes chrill hallt der Pfiff über den gerichtet, Arme und Beine sind tonen könnten genauso gut Ziele Spiel in Deutschland. Während die SPlatz. Die Spieler der SG Drais- schutzlos der Kälte ausgeliefert. einer ausgefallenen Weltreise sein: Spieler um den Ball kämpfen, Lerchenberg und des VfR Unden- Neben Ägypten, Brasilien, Algerien, beginnt es zu schneien. Adama heim bringen sich in Position. Die Schiedsrichterin heißt Adama Ein weiterer Pfiff, und der Ball ist Djitte und kommt von weit her: zurück im Spiel. Es ist kalt. Die Ihre Heimat ist Dakar, die Haupt- D-Jugend-Spieler haben sich dick stadt Senegals. Das liegt am West- eingepackt, einige tragen Mützen zipfel Afrikas, direkt am Atlanti- und Handschuhe. Ihr Atem zeich- schen Ozean. Zusammen mit ihrer net sich als weißer Hauch in der Schwester besucht Adama derzeit kalten Luft ab. die Auslands-Trainerschule des Deutschen Leichtathletik-Verban- Auch die wenigen Zuschauer am des (DLV) in Mainz. 14 Monate lang Spielfeldrand wippen in ihren werden sie und andere Stipendia- dicken Winterjacken und Schals ten aus Entwicklungsländern für auf und ab, um sich warmzuhal- eine Lehr- und Trainerfunktion im ten. Umso mehr fällt da die Bereich der Leichtathletik ausge- Schiedsrichterin ins Auge: In ihrer bildet. Mit diesem Projekt will der kurzen Kleidung sticht sie deutlich DLV die Leichtathletik in Entwick - aus der jahreszeitlich vertrauten lungsländern fördern. Die beiden Szene heraus. Die Kälte scheint ihr Senegalesinnen gehören zum nichts auszumachen. Konzentriert 35. Studienkurs 2012/2013, und die ist ihr Blick auf das Geschehen Heimatländer ihrer zwölf Kommili- Die Passkontrolle vor dem Spiel gehört natürlich auch dazu.

30 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 en deutschen Winter eines Auslands-Aufenthalts Fußballspiele in anderen Ländern leiten. Es geht aber auch andersherum: und jetzt auch auf den hiesigen Fußballplätzen pfeifen.

bestätigt diese Selbsteinschät- Ortsteil habe seine eigene Mann- zung. Mit Kindern lerne sie die schaft, daher gäbe es viele Mann- deutsche Sprache leichter, erzählt schaften in ihrer Heimat. Genau Adama. Stolz nennt sie Begriffe, wie in Deutschland spielen die die sie auf dem Fußballplatz Teams um einen Platz in den Ligen. bereits verwendet: „So, weiter“, Um in der höchsten Liga pfeifen zu „zurück“, „komm bitte“, „lang- dürfen, fehle ihr nur noch eine ein- sam“. zige Prüfung, erzählt die 31-Jährige. Auf die Zulassung zu dieser Prü- Auf dem Platz spiele der Sprach- fung warte sie gerade. Ihr Traum unterschied keine Rolle, erklären sei es, später einmal wichtige die beiden. Schließlich sei es nicht internationale Spiele zu pfeifen. anders, in Deutschland zu pfeifen. Die Regeln seien international und Jetzt müsse sie aber los, den die Verständigung meist auch. Spielbericht verfassen, meint Vielleicht seien die Kinder in Adama. Das bereitet ihr noch die Deutschland etwas braver als im meisten Schwierigkeiten, denn Senegal, fügt Mariama augenzwin- dafür brauche sie die deutsche kernd hinzu. Zumindest habe es Sprache. Aber zum Glück gebe es Adama (links) verbringt die 14 Monate in Deutschland gemein- keine nennenswerten Vorkomm- ja die vorgefertigten Formulare. sam mit ihrer Schwester Mariama. nisse während des Spiels gegeben. Und dann wolle sie mit ihrer wird später erzählen, dass es das Letztere dauere nur um die drei Die beiden afrikanischen Schieds- Schwester auch noch ein Foto erste Mal in ihrem Leben ist, dass Monate. Und kalt werde es trotz richter-Schwestern sprechen aus machen, für das sie sich in den sie echten Schnee auf der Haut des Regens nicht. Im Sommer sei Erfahrung: In ihrer Heimat pfeifen Schnee legen. Wieder lachen beide: gespürt hat. Trotzdem lässt sie es in ihrer Heimat dann zwischen sie gewöhnlich drei Spiele pro Dass sie sich anschließend mit sich auf dem Platz nichts anmer- 30 und 40 Grad warm. Amüsiert Woche. Adama macht das seit sie- warmen Decken ins Bett begeben ken, sondern pfeift das Spiel pro- erzählen sie vom Skypen mit ihrer ben Jahren, Mariama erst seit drei. und die Heizung aufdrehen, müs- fessionell zu Ende. Familie, bei der der Klimaunter- „Der Spielbetrieb im Senegal ist sen die Freunde in der Heimat ja schied regelmäßig Thema sei. Ihre ähnlich aufgebaut wie in Deutsch- nicht unbedingt erfahren. Erst nach Abpfiff hält sie ihre Eltern könnten es dann kaum glau- land“, erklärt Adama. Jeder ■ Hände in die Luft und betrachtet ben, dass sie in warmer Kleidung die schmelzenden Schneeflocken. vor dem Computer sitzen. „Es ist so kalt!“, meint sie erstaunt und reibt ihre Hände aneinander. Adama und ihre Schwester spre- Lachend erzählt sie, dass sie ihre chen gebrochenes Deutsch, was kurzen Klamotten von nun an in sie aber nicht davon abhält, viel zu den Schrank verbannt. Ab sofort reden und noch mehr zu lachen. werde sie sich ebenfalls warm Ein viermonatiger Sprachkurs ist anziehen und Handschuhe tragen. Teil ihrer Ausbildung in Deutsch- Adama berichtet schmunzelnd, land, doch die beiden jungen dass einige der zuschauenden Frauen würden gern intensiver Mütter ihren Kindern gar heißen die deutsche Sprache lernen. Tee in Thermoskannen bereitge- „Die Deutschen reden so wenig“, stellt hätten. So etwas habe sie bedauert Adama. Im Senegal spre- noch nie gesehen. che jeder mit jedem, aber hier würden viele Menschen für sich Ihre ältere Schwester Mariama bleiben. Das sei vor allem für sie stößt zu uns und erklärt, im Sene- ungewohnt, da sie selbst gerne gal gebe es nur zwei Jahreszeiten: viel rede, lacht Adama. Ein vielsa- Bei den Spielleitungen wollen die Afrikanerinnen ihr Deutsch den Sommer und die Regenzeit. gender Blick der älteren Schwester verbessern.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 31 Aus den Verbänden

brachte es der Kreisvorsitzende Wiesel und dem früheren Bundes - heute wird der 72-Jährige in Sachsen auf den Punkt und versicherte, die liga-Linienrichter Paul Nolte, der Begegnungen der Jugend und in Kameradschaft der Unparteiischen trotz der winterlichen Straßenver- der Kreisklasse bei den Herren ein- Einblicke in eine auch weiterhin zu unterstützen. hältnisse aus Heilbronn angereist gesetzt. großartige Karriere war. Darüber freute sich besonders Mehr als 50 Schiedsrichter-Senioren Georg Gern aus Alfeld, der Nolte Frank Roß Mit Wolfgang Stark hatte die trafen sich kürzlich im Vereins- oft als Linienrichter assistiert Schiedsrichter-Gruppe des Stadt- heim der DJK Blau-Weiß Hildes- hatte. verbandes Fußball in Dresden heim. Ob aus der Hildesheimer einen der renommiertesten deut- Region oder aus dem Altkreis Nach der Kaffeetafel standen Nordost schen Spitzen-Schiedsrichter zu Alfeld – alle Teilnehmer hatten viel Ehrungen im Mittelpunkt des Nach- ihrer Jahreshauptversammlung im Spaß miteinander, und natürlich mittags. Für 50-jährige Mitglied- Praktische Abseits-Schulung Lichthof des Rathauses in Dresden wurde über das Hauptgesprächs- schaft in der Schiedsrichter-Verei- eingeladen. thema „König Fußball“ ausgiebig nigung wurde Edmund Grefe und „Wir haben ein anspruchsvolles diskutiert. für 60-jährige Zugehörigkeit Willi und umfangreiches Programm Im Vorfeld der Veranstaltung Witczak ausgezeichnet. Unter gro- absolviert, das allen Teilnehmern stand der langjährige FIFA- Die Hildesheimer Schiedsrichter- ßem Beifall wurde Horst Germer einiges abverlangt hat“, zog der Schiedsrichter den Kader-Schieds- Vereinigung mit Walter Klußmann zum neuen Ehrenmitglied der Vorsitzende des Schiedsrichter- richtern Rede und Antwort. Dabei an der Spitze hatte das Treffen Schiedsrichter-Vereinigung Ausschusses des Nordostdeut- ging er auf Themen wie seinen wieder reibungslos organisiert. Es ernannt. schen Fußballverbandes (NOFV), Fitnessplan, technische Hilfsmit- gab ein Wiedersehen mit dem frü- Siegfried Kirschen, ein Resümee tel, von ihm geleitete große und heren FIFA-Referee Wolf-Günter Burghard Neumann der Halbzeit-Tagung von rund 100 brisante Spiele und die Kommuni- Schiedsrichtern und Schiedsrich- kation mit ausländischen Spielern terinnen der Regional-, Ober- und ein. Frauen-Regionalliga im Sport- und Bildungszentrum Lindow. Zu Beginn der Versammlung nahm Heiko Petzold einige Ehrungen vor Im Mittelpunkt der dreitägigen und referierte über aktuelle The- Veranstaltung stand die prakti- men. sche Abseits-Schulung, über die Matthias Eiles von der Schieds- Wolfgang Stark gab anschließend richter-Abteilung in der DFB-Zen- einen Einblick in seine großartige tralverwaltung referierte. Kompe- Karriere mit Berichten über seine tente Unterstützung erhielt er Bundesligaspiele sowie die Teil- von Inka Müller-Schmäh, Jan nahme am olympischen Fußball- Seidel und Harald Sather. Unter- turnier 2008 in Peking, die Welt- mauert wurde das Thema meisterschaft 2010 in Südafrika „Abseits“ durch Vorträge von und die Europameisterschaft 2012 Markus Häcker. Etliche Video- in Polen und der Ukraine. Des Wei- Ehrungen bei der Hildesheimer Schiedsrichter-Vereinigung. Von links: Beispiele aus der Praxis wurden teren ging er auf aktuelle Entwick- Vorsitzender Walter Klußmann, Horst Germer, Willi Witczak und Edmund diskutiert und schärften den Blick lungen wie „Rudelbildungen“ und Grefe. für oft nicht einfach zu bewertende die Zusammenarbeit mit den Abseits-Situationen. Assis tenten ein. Armin Kummermehr, der in den Weitere Themen des Lehrgangs Jürg Ehrt Südwest 70er-Jahren langjähriger Spitzen- bildeten die Zusammenarbeit im Schiedsrichter in der Schiedsrichter-Team (Stefan Lupp, Auszeichnung für Südwest gewesen ist und als Markus Scheibel), die Regelausle- langjährige Schiedsrichter Schiedsrichter-Assistent in der gung bei der sogenannten „Not- Niedersachsen 2. Bundesliga eingesetzt wurde, ist bremse“ (Udo Penßler-Beyer), die Die Schiedsrichter-Vereinigung seit 49 Jahren Schiedsrichter. 43 Schulung mit Übungsbeispielen, Schiedsrichter-Senioren geehrt Rhein-Mittelhaardt im Südwest- Jahre lang war Kummermehr in die die Unparteiischen befähigen, deutschen Fußballverband (SWFV) verschiedenen Funktionen inner- zu Beginn der Saison eine Regel- Die Fußball-Schiedsrichter halten hat zwei langjährige, verdiente halb des Kreises, des Bezirks und schulung in den Vereinen durch- immer noch fest zusammen. Für Unparteiische zu Ehren-Schieds- im Verband tätig. Einige Zeit zuführen (Siegfried Kirschen) sie gehört das jährliche Senioren- richtern ernannt. Aus den Händen beklei dete er auch das Amt des sowie die Auswertung von Video- treffen der Hildesheimer Schieds- von Verbands-Schiedsrichter-Lehr- Schiedsrichter-Obmanns im Süd- Material von Spielen der Regional- richter-Vereinigung zum festen wart Thorsten Braun erhielten westdeutschen Fußballverband. und Oberliga (Bodo Brandt-Cholle, Ritual. Das brachte auch Detlef Armin Kummermehr (ASV Mörsch) Sebastian Schmickartz). Winter bei seinen Grußworten zum und Roland Möltner (TuRa Otter- Seit nunmehr 47 Jahren ist Roland Ausdruck: „Wenn wir nicht stadt) die entsprechenden Ernen- Möltner Schiedsrichter und leitete Vor einem ausgewählten Kreis zusammenhalten, wer sonst?“ nungsurkunden. bisher mehr als 3.000 Spiele. Noch von Schiedsrichtern (Förderkader

32 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 An einem Spieltag sollten mög- lichst alle Schiedsrichter auf ihre Württemberg Spesen oder zumindest einen Teil davon verzichten. 1.200 Euro 60 Jahre Schiedsrichter erbrachte die Aktion der Schieds- richter. Mit einem Spendenscheck Beim traditionellen Familienabend machten sich Kreis-Schiedsrich- der Schiedsrichter-Gruppe Schorn- ter-Obmann Detlef Schütz, sein dorf konnte Obmann Gerd Flaig, Ansetzer Gerd Müller sowie der seit 1999 im Amt ist, seinem Schiedsrichter-Lehrwart Matthias Vorgänger Heinz Strohbeck eine Eschenauer auf den Weg nach besondere Auszeichnung zukom- Seck, dem Heimatort von Heinz men lassen. Schlicht, um dort die Spende an das Initiativ-Team „Hilfe für Heinz Heinz Strohbeck ist seit 1952, also Aufmerksam verfolgten die rund 100 Teilnehmer die einzelnen Referate und andere“ zu überreichen. seit mehr als 60 Jahren, dem bei der Halbzeit-Tagung im Sport- und Bildungszentrum Lindow. Hocherfreut nahmen Iris Stried- Schiedsrichter-Wesen treu verbun- ter und David Wollweber die groß- den. Er war mehr als 35 Jahre und Jung-Schiedsrichter) referierte tion an Wissenszuwachs nach zügige Spende entgegen, um Obmann der SRG Schorndorf und abschließend Lutz Wagner von der Hause fahren konnte. diese an die Deutsche Knochen- somit einer der dienstältesten DFB-Schiedsrichter-Kommission mark-Spenderdatei gGmbH (DKMS) Obleute im Württembergischen und sorgte dafür, dass jeder Teil- Heinz Rothe weiterzuleiten. Striedter und Fußballverband (wfv). Seit 1999 ist nehmer mit einer gehörigen Por- Wollweber dankten der Schieds- Heinz Strohbeck, der heute noch richter-Vereinigung im Namen so gut wie keinen Lehrabend ver- der Initiativ-Gruppe und auch von säumt, Ehren-Obmann der Schorn- der Vereinigung, hatte viele Heinz Schlicht persönlich. dorfer Schiedsrichter. Rheinland gerührt. Er ist an Leukämie erkrankt und benötigt dringend Willi Simon Gerd Flaig eine lebensnotwendige Stamm- „Hilfe für Heinz und andere“ zellen-Spende. In einer groß angelegten Typisierungs-Aktion Im Allgemeinen heißt es „Freunde konnten mehr als 1.400 Personen in der Not gehen 100 auf ein Lot“ bewegt werden, sich zu einer und beschreibt die Tatsache, dass Typisierung zur Verfügung zu man sich in der Not nur auf Wenige stellen. Eine solche Typisierungs- verlassen kann. Dass dies nicht Aktion ist sehr kostenintensiv zwangsläufig sein muss, bewie- und muss über Spenden finan- sen die Schiedsrichter des Fuß- ziert werden. Die Schiedsrichter- ball-Kreises Westerwald/Sieg. Vereinigung Westerwald/Sieg ent- schloss sich bei einer Schieds- Das Schicksal von Heinz Schlicht, richter-Belehrung spontan mitzu- selbst aktiver Schiedsrichter in helfen.

Kreis-Schiedsrichter-Obmann Detlef Schütz (Zweiter von links) und Schiedsrichter-Ansetzer Gerd Müller überreichten den Scheck an Iris Striedter (links) und David Wollweber (rechts).

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 33 Impressum Spielplan

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund e.V. Frankfurt/Main Verantwortlich für den Inhalt: Vorschau 3/2013 Ralf Köttker Die Ausgabe erscheint am 15. April 2013. Koordination: David Bittner, Thomas Dohren Mitarbeiter dieser Ausgabe: Projekt Tobias Altehenger, David Hennig, Manfred Kobstaedt, Klaus Löw, Steffen Lüdeke, Bernd Vom Täter zum Peters, Bianca Riedl, Günther Thielking, Lutz Wagner (Schieds-)Richter Lektorat: In der Justizvollzugsanstalt Wittlich Klaus Koltzenburg haben 13 Häftlinge erfolgreich an Konzeptionelle Beratung: einer Schiedsrichter-Ausbildung teil- Lutz Lüttig genommen. Dadurch soll ihnen nach ihrer Haftentlassung die Integration in Bildnachweis: die Gesellschaft erleichtert werden. D. Bittner, U. Gottschalk, imago, B. Peters, Herbert Fandel ist Pate dieses Pro- T. Vu Minh jekts, über das David Bittner berichtet. Gestaltung, Satz und Druck: MEDIENHAUS KUPER GmbH, (PEFC/04-31-1514) Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, Lehrarbeit E-Mail: [email protected] Vorteil und Anzeigenleitung: MEDIENHAUS KUPER GmbH, Franz Schönen verzögerter Pfiff Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste vom 1. 1. 2002 gültig. Erscheinungsweise: Zweimonatlich. Jahresabonnementspreis 15,– Euro. Was man unter dem Begriff „Vorteil“ ver- Lieferung ins Ausland oder per Streifband auf steht, weiß wohl jeder Schiedsrichter. Wo - Anfrage. Abonnements-Kündigungen sind rauf es aber bei der Anwendung von „Vor- sechs Wochen vor Ablauf des berechneten teil“ konkret ankommt, das erklärt Günther Zeitraums dem Abonnements-Vertrieb bekannt zu geben. Thielking. Er stellt den Inhalt des aktuellen DFB-Lehrbriefs Nr. 48 vor. Darüber hinaus Zuschriften, soweit sie die Redaktion betref- gibt FIFA-Schiedsrichter Felix Zwayer zu fen, sind an den Deutschen Fußball-Bund e.V., dieser Thematik wertvolle Tipps für die Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main, Praxis. [email protected], zu richten. Vertrieb: MEDIENHAUS KUPER GmbH, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Analyse Fax 0 24 03 / 949 949, E-Mail: [email protected] Richtige oder falsche Nachdruck oder anderweitige Verwendung Entscheidung? der Texte und Bilder – auch auszugsweise und in elektronischen Systemen – nur mit schrift- licher Genehmigung und Urhebervermerk. Die DFB-Schiedsrichter- Zeitung wird auf PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt.

Wenn die vorliegende Ausgabe der Schiedsrichter-Zeitung erscheint, ist die Rückrunde der ABO Bundesliga bereits in vollem Gang. Lutz Wagner und Lutz Lüttig analysieren in bewährter Weise bequem per E-Mail: die ersten Spieltage im Jahr 2013 und erklären, was man aus den falschen aber auch richtigen [email protected] Entscheidungen im Profifußball für eigene Spielleitungen lernen kann.

34 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 2/2013 Schutzengel für Hexenkessel.

DEKRA bringt mit Stadionprüfungen Sicherheit ins Spiel. Und auch abseits des Rasens bringen wir alles in den grünen Bereich: Weltweit sorgen unsere 28.000 DEKRA Experten aus den Bereichen Automotive, Industrial und Personnel mit neutralem Sachverstand für Sicherheit. Ob Hauptuntersuchung bei Fahrzeugen, Prüfungen, Anlagen- und Gerätesicherheit, Aus- und Weiterbildung oder Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz – so wie die DFB-Schiedsrichter im Stadion, geben auch wir alles für Fairplay. www.dekra.de Automotive Industrial Personnel