Ausg. Nr. 57 • 15. Februar 2007 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Heftige Turbulenzen Mit 4. Februar gab es einen Personalwechsel im Bereich des Innenministeriums. Einer, der davon besonders betroffen zu sein scheint, ist Herwig Haidinger, bis dahin Chef des Bundeskriminalamtes (BKA).

Von Michael Mössmer. Foto: ORF / Milenko Badzic

Der ORF widmete dem innenpolitischen Thema Nummer 1 eine Ausgabe der Diskussionssendung »Im Zentrum« aus dem Café im Haas-Haus am Stephansplatz. V.l.: Prof. , Bundessprecher der Grünen, Josef Cap, Klubob- mann der SPÖ, Moderator Peter Pelinka, Wolfgang Schüssel, Klubobmann der ÖVP, Peter Westenthaler, Klubobmann der BZÖ, und Franz Fiedler, ehemaliger Präsident des Rechnungshofes. FP-Chef Heinz-Christian Strache war live zugeschaltet.

as ist ja nun nichts Besonderes, sollte gesordnung der von mehreren Unterbrechun- leitung jene Unterlagen, die dem Banken- Dman glauben. Nur: Herwig Haidinger gen gekennzeichneten Sitzung stand eine Untersuchungsausschuß zu übermitteln wa- löste am 5. Februar mit detailreichen Aus- aktuelle Aussprache. Auf Antrag des Grün- ren, zuerst an den Klub der ÖVP übermitteln sagen vor dem Parlamentarischen Innenaus- Abgeordneten , dem sich die Op- müssen. SP-Sicherheitssprecher Rudolf Par- schuß heftige Debatten aus, die sicherlich positionsabgeordneten Barbara Rosenkranz nigoni sprach die Vermutung aus, daß „gefil- auch weitreichende Folgen für das Land ha- (FPÖ) und Peter Westenthaler (BZÖ) an- terte“ Unterlagen an den Untersuchungs- ben werden. Zumindest was die Weisungs- schlossen und mit Zustimmung der SPÖ- ausschuß weitergeleitet wurden. Zu so schwe- freiheit von ermittelnden Beamten und Staats- Fraktion wurde Haidinger als „Auskunfts- ren Anschuldigungen, wie von Pilz erhoben, anwaltschaft anbelangt – aber es wird auch person“ vor den parlamentarischen Innen- sei Haidinger zu hören. über einen möglichen Bruch der Koalition ausschuß geladen. Ausschlaggebend für die Pilz zitierte aus einem Mail vom 12. Juli spekuliert. Zustimmung der Sozialdemokraten war u.a. 2007 – Absender Haidinger – an das Büro Relativ turbulent verlief also die Sitzung die Behauptung des Abgeordneten Pilz, für Interne Angelegenheiten… des Innenausschusses. An der Spitze der Ta- Haidinger habe über Wunsch der Ressort- Lesen Sie weiter auf der Seite 3

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher Weltbund http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 2 Die Seite 2

Aus dem Inhalt

Der EU-Reformvertrag 5 Auslands-Wahlrecht zur nö. Landtagswahl am 9. März 2008 Positionen von sieben Parteien 9 Holocaust hat nicht in Auschwitz begonnen 17 EU entwickelt Bildungs- Der EU-Reformvertrag S 5 »50 Jahre Puch 500« S 42 und Kulturpolitik neu 18 Direkt vor der Haustür 19 Google surft mit 20 »Zwei Herzen im Dreivierteltakt« Wiener Flair in München 21 Österreich als Wirtschaftsstandort im Spitzenfeld 24 Kein Anzeichen für einen Konjunktureinbruch 25 1. Halbjahr rettet Einzelhandels- Holocaust begann nicht in Auschwitz S 17 Jahresbilanz 2007 26 Ingela Brunger ist erste Rektorin S 47 Herkunft und Qualität entscheiden 28 Staatspreis Innovation 2007 30 Touristisches Maßnahmenpaket zur Vermarktung von Linz 2009 31 Doka baut an WM-Stadion mit 32 Österreichische Skiwelten im Focus 33 Salzburg – Fußballfestspiele für Europa: UEFA EURO 2008™ 35 Die Eleganz des runden Leders 39

Wiener Flair in München S 21 Bio zum Frühstück im Große Malerei im Essl Museum S 56 Wiener Kaffeehaus 40 »50 Jahre Puch 500« 42 Stanglwirt-Weißwurstparty 45 Ingela Bruner ist erste Rektorin Österreichs 47 Achtet den Dienst eures Bischofs 49 Großes Ehrenzeichen für die STS-Musiker 50 Erfolgreiche Suche im »Quanten-Heuhaufen« 52 Wirtschaftsstandort im Spitzenfeld S 24 Bisher unbekannter Mikroorganis- »Kultur unserer Nachbarn«: Olmütz S 60 mus in heißer Quelle entdeckt 54 Ein Schlüssel zum Verständnis der Turbulenz? 55 Große Malerei im Essl Museum 56 Sammlung als Aleph 58 Reise/Wege. Beispiele aus der Österreichischen Fotogalerie 59 »Kultur unserer Nachbarn« Zu Ehren und Lob 60 Eröffnung der neuadaptierten EURO 2008: »Host-City« Salzburg S 35 Österreich-Bibliothek Tuzla 65 Swarovski Kristallwelten S 79 Serie »Österreicher in Hollywood«: Otto Lang 68 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Akkordeonfestival Wien 70 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Grafenegg: Musiksommer 2008 71 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Gräfin Mariza in Graz 72 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Wien, die Stadt des Akkordeons 73 S. 1 ORF Milenko Badzic; HOPI-Media; Nick Freund; Legendäre Dudlerin wurde 80 75 BMWA; Salzburg Tourismus; Steyr Puch-Club Salz- burg; BOKU; Sammlung Essl; Diözesanmuseum Ein funkelndes Märchen 79 Olmütz; Swarovski; Österreich Journal. Romantisches Wien 82 Romantisches Wien S 82

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 3 Innenpolitik

Dieses Mail besage, Herwig Haidinger be er die Weisung von der Ressortleitung er- ersucht, entsprechende Erhebungen durch- sei von der Ressortleitung angewiesen wor- halten, und zwar von Bernhard Treibenreif, zuführen. Die Staatsanwaltschaft habe zu- den, über Geldflüsse von der BAWAG oder das nicht zu tun. Die Ministerin wolle nicht, dem den Auftrag an die BIA erteilt, Direktor vom ÖGB an die SPÖ, welche aufgrund der daß diese Person jetzt vernommen werde, Haidinger einzuvernehmen. Ermittlungshandlungen durch das Bundes- weil „dann diese Sache bekannt werden wür- kriminalamt hervorkämen, sofort zu berich- de“ und „wir keinen Polizeiskandal vor der U-Ausschuß gefordert ten und Unterlagen dazu zu übermitteln. Wei- Nationalratswahl wollen“. ter hätte er über Wunsch der Ressortleitung Pilz sprach von einem „klassischen Fall jene Unterlagen, die aufgrund einer Anfor- von gesetzeswidriger Weisung“ und „Miß- derung durch den Banken-Untersuchungs- brauch“, um sich „Kritiker zu entledigen“. ausschuß dorthin zu übermitteln waren, vor- Diese Methoden hätten unter BM Ernst her an den Klub der ÖVP übermitteln sollen. Strasser (VP) begonnen und seien unter den Weder telefonische Wünsche hätten an sei- ÖVP-Innenministern Liese Prokop (sie ist zu ner ablehnenden Haltung etwas geändert, Silvester 2006 plötzlich verstorben) und noch hätte ein persönliches Gespräch ihn da- Günther Platter fortgesetzt worden. Pilz ver- zu bewegen können. Er habe dies für rechts- lange Aufklärung und forderte die SPÖ auf, widrig gehalten und habe seine Meinung gemeinsam mit der Opposition einen Un- wiederholt zum Ausdruck gebracht. Das ha- tersuchungsausschuß einzusetzen. Er lockte be in der Ressortleitung „höchste Erregung“ dafür die SPÖ mit „dem angenehmen Ge- verursacht. fühl, nicht die ÖVP-Suppe auslöffeln zu müssen“. Die Sozialdemokraten hätten das Massive Vorwürfe bisher abgelehnt, Koalitionspartner ÖVP habe auch schon vor einer Kriegserklärung Haidinger bestätigte, daß das von Pilz an- gewarnt. gesprochene Mail von ihm verfaßt worden Das Argument der ÖVP, wonach ein U- sei. Wie es in die Hände des Abgeordneten Ausschuß gegen eine verstorbene Innenmi- Pilz gekommen sei, wisse er jedoch nicht. nisterin pietätlos wäre, wies Pilz zurück. Es Diese Aufträge, über Ermittlungshandlungen Hält seit 5. Februar die heimische gehe hier um Fakten und Ministeriumsmit- zu berichten, seien von zwei Mitarbeitern im Innenpolitik auf Trab: der ehemalige arbeiter und nicht um Pietät. An Vizekanzler Kabinett der Bundesministerin Liese Prokop Chef des Bundeskriminalamtes, Wilhelm Molterer (VP) gerichtet, kritisierte Herwig Haidinger gekommen, und zwar von Bernhard Treiben- Foto: BMI / Pospischil Pilz: „Es ist keine gute Idee hier einen Pie- reif und Andreas Pilsl. Die Anweisung, die tätsfall zu konstruieren, es geht um Fakten Ermittlungshandlungen in diesen Angelegen- Justizministerin Maria Berger stellte zu- und hier muß aufgeklärt werden.“ Ein Un- heiten vor der Nationalratswahl zu beschleu- nächst fest, daß sie von den Vorfällen, um tersuchungs-Ausschuß sei nötig, um die poli- nigen, sei auch aus diesem Bereich gekom- die es geht, aus den Medien erfahren habe. tische Verantwortung zu klären, diese könne men. Was die Bekanntgabe von Namen und Im Juni 2007 habe der für das BAWAG- die Justiz nämlich nicht liefern. Das sei Auf- Ladungsterminen von bekannten Persönlich- Verfahren zuständige Staatsanwalt dieses gabe des Parlaments. Zur Behauptung der keiten betreffe, also wer wann einvernom- Mail und Unterlagen von der BIA erhalten. ÖVP, die Korruptionsvorwürfe des Ex-BKA- men werde, seien diese Informationen ent- Er habe keinen dringenden Handlungsbedarf Chefs Haidinger seien nicht neu, meinte weder von den Pressereferenten oder von gesehen und die Unterlagen in das BAWAG- Pilz, diese seien „der ÖVP nicht neu gewe- Treibenreif und Pilsl angefordert worden. Tagebuch eingelegt. Jetzt lägen neue Unter- sen“, dem Parlament aber schon. Auf die Frage der FP-Abgeordneten lagen bei der Staatsanwaltschaft Wien, es Barbara Rosenkranz, ob es noch weitere Fäl- werde ermittelt, informierte Berger, damit Justiz soll ermitteln le gegeben habe, berichtete Haidinger vom handle es sich um ein anhängiges Verfahren. Fall „Natascha Kampusch“ (sie war 1998 Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SP) entführt worden und konnte sich erst nach Innenminister bat erklärte damals, die von Haidinger erhobe- 10 Jahren selbst befreien, ihr Entführer nahm zunächst um Verständnis nen Vorwürfe seien „jetzt durch die zustän- sich das Leben). Er habe seit langer Zeit ver- digen Justizorgane voll aufzuklären“, erst sucht, eine Evaluierung dieses Falles durch- Innenminister Günther Platter bat zu- danach seien etwaige sich ergebende „politi- zuführen, um die schlimmen Ermittlungs- nächst um Verständnis dafür, daß er die Vor- sche Fragestellungen zu diskutieren“. Daß fehler, die dabei passiert seien, intern aufzu- würfe und Gerüchte nicht kommentieren die Justiz unbehelligt ermitteln könne, sei arbeiten, um sie in Zukunft zu vermeiden. könne, da sie nicht seine Amtszeit betreffen. umso zentraler, weil in diesem „Kernbereich Nach dem Auftauchen von Natascha Kam- Sehr wesentlich sei ihm aber die Feststel- des Rechtsstaates die Bevölkerung das pusch habe er erfahren, daß es zwei Hinwei- lung, daß sofort nach Auftauchen der Vor- Vertrauen hat, daß hier alles aufgedeckt se auf den Täter gegeben habe, wobei der würfe rund um die BAWAG die BIA eine wird.“ Es sei „völlig richtig, daß jetzt die Or- zweite nicht bearbeitet worden sei und von Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwalt- gane der Justiz für umfassende Aufklärung einem Wiener Polizeihundeführer gestammt schaft durchgeführt hat. Weiters habe der sorgen werden“, so Gusenbauer. habe. Nachdem er diese Person niederschrift- Generaldirektor aufgrund bestimmter Me- VP-Abg. Helmut Kukacka, Mitglied des lich zu seinen Angaben befragen wollte, ha- dienberichte in der letzten Woche die BIA Innenausschusses meinte, selbstverständlich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 4 Innenpolitik müßten von den zuständigen Dienststellen habe „mit Interesse“ die Stellungnahme von Korruptionsvorwürfen im Innenministerium des Justizministeriums und den unabhängi- ÖVP-Obmann Wilhelm Molterer gehört, daß am 29. Februar. „Nach dem Auftritt von gen Justizbehörden rasch alle Vorwürfe und die ÖVP interessiert sei, hier „Licht ins Innenminister Günther Platter im gestrigen Verdächtigungen von Herwig Haidinger und Dunkel zu bringen“. Die politische Verant- Bundesrat (14.02., Anm.) ist ganz klar, daß Peter Pilz – gerade weil sie sich als unhaltbar wortung könne vor allem die ÖVP klären die ÖVP ihre Verschleierungs- und Vertu- erweisen werden – aufgeklärt werden. Diese und dies sei die beste Voraussetzung für ein schungspolitik fortsetzen will. Damit ist für Forderung müsse aber für alle Betroffenen in gutes Koalitionsklima. die Grünen ebenso klar, daß eine Son- diesem Fall und nach allen Seiten gelten. Er dersitzung mit Einbringung des Antrags auf sehe nämlich auch dringenden Handlungs- Das Koalitionsklima Untersuchungsausschuß unvermeidlich ist.“ bedarf für die Staatsanwaltschaft. Es müsse Der U-Ausschuß müsse sich dann mit geklärt werden, wie Pilz überhaupt zu den Und das hat seither drastisch gelitten, „all diesen Affären im Innenressort“ ausein- Unterlagen kommen konnte, die doch der auch wenn die beiden Koalitions-Koordina- andersetzen. Dieser Ausschuß werde mit Si- Amtsverschwiegenheit unterlägen. Dabei sei toren Werner Faymann (SP-Verkehrsmini- cherheit die Zustimmung von Freiheitlichen auch besonders auffällig, daß Pilz insbeson- ster) und Josef Pröll (VP-Landwirtschafts- und BZÖ bekommen, „interessant wird das dere über Akten und Unterlagen verfüge, die minister) aufrufen, Ruhe zu bewahren und Verhalten der SPÖ werden“. Die Sozialde- im Zusammenhang mit dem ehemaligen Lei- zu freundlicher Koalitionsarbeit zurückzu- mokraten müßten sich dann grundsätzlich ter des Bundeskriminalamtes Haidinger stün- kehren. Nahezu zeitgleich erklärte SPÖ- entscheiden, ob der SPÖ-Klub „sich der den, und er damit versuche, Medieninqui- Bundesgeschäftsführer Josef Kalina in der Schüssel-ÖVP unterwirft und dadurch zum sition zu betreiben. „Zeit im Bild 2“, wenn „die ÖVP weiter auf Handlanger der Vertuschungspolitik wird, Innenminister Günther Platter hatte dann der Schüssel-Linie bleibt und nur blockiert, oder ob er die parlamentarischen Aufklärung Entführungsopfer Natascha Kampusch „lük- mauert und auf andere zeigt, dann drängt und Kontrolle ernst nimmt“. kenlose Aufklärung“ versprochen und eine sich ein Untersuchungsausschuß fast als Van der Bellen meinte, er sei „gemäßigt Evaluierungskommission eingesetzt. Sehr Notwendigkeit auf.“ Und spricht hier, z. B., optimistisch“. Vor allem wegen der Forde- hochkarätige und anerkannte Experten konn- dem steirischen SP-Landeshauptmann Franz rungen von SPÖ-Landeshauptleuten nach Ein- ten für diese Kommission gewonnen wer- Voves aus der Seele, der einen sofortigen setzung eines U-Ausschusses. „Der Druck den: der ehemalige Präsident des Verfas- Untersuchungsausschuß – also ohne „Schon- innerhalb der SPÖ für einen solchen Aus- sungsgerichtshofes Ludwig Adamovich (er frist“ für die ÖVP – forderte. schuß nimmt zu, nur Regierungskoordinator wurde von den Mitgliedern auch zum Vor- Kalina jedenfalls wunderte sich, daß die Werner Faymann hat sich ganz offensicht- sitzenden der Kommission gewählt), der ÖVP bisher selbst nichts zur Aufklärung bei- lich auf die Seite der ÖVP geschlagen“, kri- ehemalige Präsident des Obersten Gerichts- getragen habe. Wenn die ÖVP ein so reines tisiert der Grüne Bundessprecher. „Faymann hofes Johann Rzeszut, Univ.-Professor Su- Gewissen habe, solle sie bei der Einsetzung schafft es, einen ÖVP-Skandal und eine sanne Reindl-Krauskopf vom Institut für eines U-Ausschusses mitstimmen. ÖVP-Affäre zu einem Problem der SPÖ zu Strafrecht, der Leiter der Rechtssektion Mat- Während der stv. ÖVP-Klubobmann Gün- machen“. hias Vogl, der weltweit bekannte und aner- ther Stummvoll die konstruktiven Worte der VP-Klubobmann Wolfgang Schüssel kannte Kriminalpsychologe Thomas Müller beiden Regierungskoordinatoren Faymann stellte zum Thema „Untersuchungsausschuß“ und der höchst erfahrene Polizeijurist Rudolf und Pröll als „sehr positiv“ bezeichnet, steht fest, daß die Koalitionsvereinbarung mit der Keplinger. der Termin für den Sonder-Innenausschuß SPÖ auch beinhalte, sich nicht gegenseitig zur „Causa Innenministerium“ am 26. Fe- zu überstimmen. Wenn also die ÖVP gegen Heftige Debatte bruar bereits fest. Cap: „Das ist ein gut ge- die Einsetzung sei, die SPÖ aber – gemein- wählter Termin, den ich selbst vorgeschla- sam mit der Opposition – sich gegen die Über all diese Auseinandersetzungen in gen habe, damit der Leiter der Evaluierungs- ÖVP wende, würde dies die Koalitionsarbeit den verschiedenen Gremien und Themenbe- kommission Ludwig Adamovich eine Wo- wesentlich erschweren, wenn nicht verun- reichen ist, wie zu erwarten, eine heftige De- che mehr Zeit hat zu ermitteln.“ Bei dieser möglichen. Welche Konsequenzen dies ha- batte über die Einsetzung eines Parlamen- Ausschusssitzung ist neben Adamovich, der ben könne, hat allerdings noch kein Regie- tarischen U-Ausschusses entbrannt. Hatte Ex-BKA-Chef Haidinger und der Chef des rungsmitglied offen ausgesprochen. Denn sich die SPÖ mit Klubobmann Josef Cap Büros für innere Angelegenheiten, Kreutner, niemand ist daran interessiert, vom ohnehin anfangs eher zurückhaltend gezeigt, um den geladen. „Ein Untersuchungausschuß ist da- „genervten“ Wähler später für Neuwahlen Koalitionsparnter ÖVP nicht zu brüskieren, mit sicher nicht vom Tisch. Es geht in dieser verantwortlich gemacht zu werden. Und die hat sich die Gangart – vor allem aus den SP- Causa darum, neben der strafrechtlichen und möchten – außer der Opposition – zumindest geführten Bundesländern – massiv ver- der kriminalpolizeilichen auch die politische derzeit weder SPÖ noch ÖVP. Denn die schärft. Cap, wissend und bester Erinnerung Verantwortung zu klären.“ Wählergunst scheint am seidenen Faden zu der Auseinandersetzungen über die Un- hängen, es ist nicht abzusehen, wie eine vor- tersuchungsausschüsse zum „Bankenskandal“ Grüne fordern gezogene Nationalratswahl ausgehen könn- und zur Causa „Eurofighter“, die im Herbst Sondersitzung des te. Was aber nicht heißt, daß nicht vielleicht 2006 die Koalitionsverhandlungen mit der doch im Herbst dieses Jahres gewählt wer- ÖVP schwer beeinträchtigt hatten, meinte, Nationalrates den könnte. Denn früher geht es nicht – die Vorwürfe von Haidinger seien sehr gra- Das ist dem Bundessprecher der Grünen, wegen der Fußball-EM im Juni, die jeden- vierend. „Wir erwarten, daß die ÖVP das Alexander Van der Bellen, zu wenig. Er will falls alle Beteiligten aus einem möglichen rasch aufklärt, die Zeit drängt“, so Cap. Er eine Sondersitzung des Nationalrats zu den Wahlkampf heraushalten möchten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 5 Innenpolitik Der EU-Reformvertrag Abgeordnete debattierten im Verfassungsausschuss mit ExpertInnen die soziale Dimension – Bringt der EU-Reformvertrag im Grundrechtsbereich einen Mehrwert?

m Mittelpunkt einer Diskussion des Par- Ilamentarischen Verfassungsausschusses über den EU-Reformvertrag am 6. Februar stand die soziale Dimension des Vertrags. Zu dieser Debatte waren als Experten Wolfgang Mazal, Universitätsprofessor am Institut für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien, Evelyn Regner vom Europabüro des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) in Brüssel, Walter Obwexer, Ass.- Professor am Institut für Europarecht an der Uni Innsbruck, Bernd-Christian Funk, Pro- fessor am Institut für Staats- und Verwaltungs- recht der Universität Wien, und Adrian Hol- laender, Dozent für Europarecht und EMRK an der International University in Wien, ge- laden.

Die Stimmen der ExpertInnen Wolfgang Mazal wies darauf hin, daß in den Gründungsverträgen das soziale Thema versteckt vorkomme und als Ziel formuliert war, eine Ära des sozialen Wohlstands zu er- richten. In der Entwicklung des europäischen Rechts habe aber die soziale Dimension eine stärkere Bedeutung gewonnen. Der Verfas- sungsentwurf, der aber keine Geltung er- langt hat, habe das soziale Thema umfassend beschrieben und vorgesehen, daß die Organe Foto: Bernhard J. Holzner © BKA / HOPI-MEDIA der EU die soziale Dimension weltweit zu Am 13. Dezember 2007 fand im Hieronymus-Kloster in Lissaborn, Portugal, die propagieren haben. Aus sozialpolitischer feierliche Unterzeichnung des Vertrags von Lissabon (EU-Reformvertrag) durch Sicht hätte der Verfassungsentwurf Vorteile die EU-Staats- und Regierungschefs und Außenminister statt. Im Bild: Bundes- für die sozialen Beziehungen der Menschen kanzler Alfred Gusenbauer und Außenministerin Ursula Plassnik. gebracht. Der Lissaboner Vertrag habe das Thema der sozialen Dimension wieder auf- der Grundrechte vom Dezember 2000 und in nahmen, die die soziale Sicherheit betreffen, genommen, es jedoch technokratisiert, für der vom Dezember 2007 angepassten Fas- von den Mitgliedsstaaten beeinsprucht wer- den Bürger unverständlicher gemacht. sung niedergelegt sind. Die Charta der den können. Eine verstärkte Zusammen- Bei der Festlegung und der Durchführung Grundrechte und die Verträge sind rechtlich arbeit zwischen Staaten dürfe aber weder ihrer Politik und ihrer Maßnahmen trage die gleichrangig. den Binnenmarkt noch den wirtschaftlichen, Union den Erfordernissen der Förderung Hinsichtlich der internationalen Handels- sozialen und territorialen Zusammenhalt eines hohen Beschäftigungsniveaus, der Ge- politik meinte Mazal, bei internationalen Ab- beeinträchtigen. währleistung eines angemessenen sozialen kommen sei Einstimmigkeit notwendig. Die Union wolle eine wettbewerbsfähige Schutzes sowie der Bekämpfung der sozia- Dies gelte auch für den Handel mit Dienst- soziale Marktwirtschaft erreichen, die auf len Ausgrenzung und einem hohen Niveau leistungen des Sozial-, Bildungs- und Ge- Vollbeschäftigung und sozialen Fortschritt, der allgemeinen und beruflichen Bildung sundheitssektors, wenn diese Abkommen die die Bekämpfung von sozialer Ausgrenzung und des Gesundheitsschutzes Rechnung. einzelstaatliche Organisation dieser Dienst- sowie die Förderung sozialer Gerechtigkeit Im Zusammenhang mit der Grundrechte- leistungen ernsthaft stören und die Ver- und die Solidarität zwischen den Mitglieds- Charta verwies der Universitätsprofessor dar- antwortlichkeit der Mitgliedsstaaten für ihre staaten abzielt. Das heutige Sozialniveau auf, daß die Union die Rechte, Freiheiten Erbringung beeinträchtigen könnten. Außer- könne unter dem Gerechtigkeitsaspekt und und Grundsätze anerkenne, die in der Charta dem gab der Professor bekannt, daß Maß- dem Aspekt der Solidarität der Mitglieds-

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BürgerInnen dieser beiden Länder zu Bür- Bedeutung beimessen als die Bürger Euro- gerInnen zweiter Klasse. pas. Daher habe er, Buchinger, es als wichti- Im Zusammenhang mit der Frage, ob der ge Aufgabe angesehen, auf europäischer EU-Vertrag von Lissabon eine Chance für Ebene die soziale Dimension zu stärken; eine Sozialunion darstelle, sprach Regner gemeinsam mit dem Wirtschaftsminister und ihre Vision von einem Sozialprotokoll im der Staatssekretärin sei man in den Europäi- Sinne einer Selbstverpflichtung der Mit- schen Räten dafür eingetreten. Der Minister gliedsstaaten an, gemeinsam Mindeststan- bekannte sich auch zum Ziel der Vollbe- dards zu entwickeln. Möglicher Inhalt eines schäftigung und des sozialen Fortschritts, solchen Sozialprotokolls könnten die Anhe- Hand in Hand damit habe der wirtschaftliche bung bestehender und die Schaffung neuer Fortschritt zu gehen. Auch das Bekenntnis sozialer Mindeststandards sowie Maßnah- zur Bekämpfung der sozialen Ausgrenzung men, die Lohndumping im Binnenmarkt sei kein Lippenbekenntnis. Der Vertrag von wirksam unterbinden, und die Verabschie- Lissabon bringe, so Buchinger, klare sozial- dung einer Rahmenrichtlinie für öffentliche politische Verbesserungen gegenüber dem Dienstleistungen sein. Zudem sollte u.a. die Vertrag von Nizza. Der Sozialminister mach- Verpflichtung bestehen, die Rolle der Sozial- te auch darauf aufmerksam, daß die Sozial- partner auf EU-Ebene in allen relevanten politik im Vertrag stärker berücksichtigt wer- de und sich auf gleicher Ebene wie die Wirt- Sozialminister Erwin Buchinger schafts- und Beschäftigungspolitik befinde, Foto: SPÖ/Johannes Zinner und verwies darauf, daß eine Verschiebung der Kompetenzen zwischen nationaler und staaten nicht gehalten werden. Es wäre nicht europäischer Ebene in der Sozialpolitik nicht gerecht und solidarisch, so Mazal, würden stattgefunden habe. Seiner Meinung nach wir unser Niveau aufrechterhalten und bei stellt der Vertrag von Lissabon eine gutes den neuen Mitgliedsländern eine Weiterent- Instrument dar, um die Sozialpolitik weiter- wicklung hintanhalten. Es könne sein, daß zuentwickeln. Außerdem sei er ein Zwischen- wir von unseren sozialen Niveaus Abschied schritt auf dem Weg zur Sozialunion. zu nehmen haben. Das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft sei ausschlaggebend. Evelyn Regner vom Europa-Büro des ÖGB meinte, der EU-Vertrag von Lissabon sei eine notwendige Weiterentwicklung. Es gebe keinen Paradigmenwechsel, da sich an der wirtschafts- und währungspolitischen Ausrichtung der EU nichts ändere. Der EU- Vertrag von Lissabon sei nur ein Zwischen- schritt zur Sozialunion. Staatssekretärin Christine Marek Im EU-Vertrag gebe es bei der sozialen Foto: BMWA Dimension Änderungen, und zwar hinsicht- Politikbereichen zu fördern, den makroöko- lich der Werte und Ziele der EU; ferner gebe nomischen Dialog aufzuwerten und im es eine Grundrechte-Charta, einen eigenen Rahmen der WTO und der bilateralen Han- Artikel und ein Protokoll zu den Diensten delspolitik die Integration grundlegender von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse ArbeitnehmerInnenrechte und ökologische und die Verankerung der Sozialpartner. Reg- Mindeststandards durchzusetzen. ner verwies auf die Werte und Ziele der Europäischen Union, machte aber darauf Die Debatte aufmerksam, daß weitgehend die Instrumen- te fehlen, um die Ziele in den Bereichen Sozialminister Erwin Buchinger (SP) wies Wolfgang Mazal, Universitätsprofessor am Institut für Arbeits- und Sozialrecht Soziales und Beschäftigung auch durchset- in der darauffolgenden Debatte darauf hin, an der Universität Wien zen zu können. daß die Regierung in ihrem Programm für Foto: Universität Wien Hinsichtlich der Grundrechte-Charta hob ein starkes, modernes und soziales Europa die Expertin als positiv hervor, daß diese so- eintritt. Dies stehe im Einklang mit den Staatssekretärin Christine Marek (VP) er- wohl für die EU als auch für die Mitglieds- Wünschen der Bürger, habe doch eine klärte, die soziale Dimension werde als staaten rechtsverbindlich sei, daß EU-Bür- Europa-Umfrage im März 2007 gezeigt, daß wichtiger Eckpfeiler der EU gesehen und der gerInnen ihre Rechte beim EuGH einklagen 48 Prozent der ÖsterreicherInnen für eine Vertrag von Lissabon stelle die Basis für die können und daß es soziale Grundrechte gibt. stärkere Betonung der sozialen Dimension in Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten dar. Im Negativ bewertete sie das Opt-Out für Polen der EU sind. Fest stehe auch, daß die Öster- Zusammenhang mit der Grundrechte-Charta und Großbritannien, denn damit werden die reicher der sozialen Dimension eine höhere betonte sie, daß der Arbeitnehmerschutz ex-

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Sozialminister Erwin Buchinger stellte bewertete Obwexer auch den Umstand, daß fest, daß die Sozialcharta in den 90er-Jahren die Grundrechts-Charta nun direkte Verbind- zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert lichkeit für die EU-Organe und die Mit- worden sei. Buchinger trat für eine rasche gliedstaaten bei Anwendung von EU-Recht Ratifizierung ein, obgleich er meinte, diese entfaltet. Als verfahrensrechtliche Verbesse- Ratifizierung habe durch den Vertrag von rungen begrüßte er ausdrücklich die Eil-Vor- Lissabon an Bedeutung verloren. abentscheidung bei inhaftierten Personen so- wie die individuelle Anfechtbarkeit von Ver- Grundrechte im ordnungen und Richtlinien durch den direkt EU-Reformvertrag Betroffenen. Als Mehrwert des Vertrages interpretierte er schließlich auch die Einfüh- Auch behandelten die Abgeordneten das rung von Bürgerrechten und die Stärkung Thema „Stärkung der Grund- und Bürger- der demokratischen Mitwirkung. rechte“, wobei vor allem die Frage im Mit- Bernd-Christian Funk, Professor am In- telpunkt stand, ob und inwieweit der Vertrag stitut für Staats- und Verwaltungsrecht der in diesem Bereich einen Mehrwert gegenüber Universität Wien, qualifizierte den Vertrag dem aktuellen Zustand darstellt. ebenfalls als Fortschritt und sprach von Rechtssetzungsschritten mit sehr vielen Un- bekannten, die längerfristig zu Veränderun- Evelyn Regner, vom Europabüro des Österreichischen Gewerkschaftsbundes gen führen werden und der Rechtssprechung Foto: ÖGB / Christina Häusler und Praxis weiten Spielraum einräumen. Den Mehrwert des Vertrages sah er vor al- plizit hervorgehoben werde. Der soziale Dia- lem im Beitritt der EU zur Menschenrechts- log sei aus österreichischer Sicht positiv zu konvention (MRK) gelegen, da sich die sehen, da die Union die Autonomie der Or- Union dadurch dem individuellen Rechts- ganisationen respektiere. schutz unterstellt. Mit konkreten Auswirkun- Abgeordnete Beatrix Karl (V) sah im Ver- gen auf die österreichische Rechtsordnung trag einen Meilenstein auf dem Weg zur rechnete Funk vor allem im Bereich des europäischen Sozialunion und unterstrich Asyl- und Fremdenrechts als Folge des nun- die schrittweise Verbesserung in Richtung mehr auf EU-Ebene verankerten Rechts auf Sozialunion. Ihre Fragen bezogen sich auf die Grundrechte-Charta, die unterzeichnete Sozialcharta und die Zweiklassengesell- schaft durch das „Opt-Out“ für Polen und Großbritannien (Klausel, die es den Mit- gliedsstaaten ermöglicht, von den allgemei- nen Bestimmungen abzuweichen, Anm. d. Walter Obwexer, Ass.-Professor am Red). Institut für Europarecht an der Universität Innsbruck Evelyn Regner meinte, durch das „Opt- Foto: Universität Innsbruck Out“ seien die Bürger von Polen und Groß- britannien von der Einklagbarkeit ausgenom- Walter Obwexer, Ass.-Professor am In- men. Zum Thema Wettbewerb – Vollbeschäf- stitut für Europarecht an der Uni Innsbruck, tigung stellte die Expertin fest, der Wettbe- äußerte in der einleitenden Runde mit Sta- werb sei gleichrangig verankert worden und tements von Experten die Ansicht, der Grund- somit gebe es kein Primat für den Wettbe- rechtsschutz werde gegenüber dem Status werb. quo eindeutig verbessert, zumal die gelten- Wolfgang Mazal unterstrich, daß jedes den Rechte verbindlich festgeschrieben und Land für seine Sozialpolitik verantwortlich inhaltlich ausgedehnt werden, ohne daß sei. Die Letztverantwortung für das Sozial- dadurch die nationalen Verfassungsgerichte niveau trage das nationale Parlament. Mit ihre Grundrechtskompetenzen verlieren. Er Bernd-Christian Funk, Professor am dem Sozialmodell der FPÖ könne er, Mazal, hob insbesondere die nunmehrige Rechts- Institut für Staats- und Verwaltungs- recht der Universität Wien nichts anfangen, da dies aufgrund der Men- verbindlichkeit der Grundrechts-Charta her- Foto: privat schenrechtskonvention und der Ratifizierung vor, sah es aber als kleinen Schönheitsfehler, des Ersten Zusatzprotokolls verfassungs- dass sie nicht Teil der EU-Verträge werde. Asyl und internationalen Schutz. Dies werde widrig sei. Zudem wies er darauf hin, daß Von der Verankerung der Grundrechte als zu wesentlichen Veränderungen führen und Solidarität nicht an den Grenzen eines Staa- allgemeine Rechtsgrundsätze erwartete er neue Perspektiven des Rechtsschutzes öff- tes ende. Auch er verneinte das Primat des sich generell eine Dynamisierung der Grund- nen, meinte er. Konflikte mit der österreichi- Wettbewerbs und sprach von Gleichrangig- rechte durch die Rechtssprechung des schen Rechtsordnung wiederum könnten sich keit. Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Positiv seiner Meinung nach durch das Grundrecht

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die Gesinnung der Union verankern. Die des Zusammenspiels von EuGH, Menschen- Grundrechte geben nach Ansicht des Bun- rechtsgerichtshof und Verfassungsgerichts- deskanzlers Leitplanken für die zukünftigen hof. Ihr Fraktionskollege Abgeordneter Albert europäischen Politiken vor. Steinhauer zweifelte daran, daß die sozialen Gusenbauer rechnete damit, daß die Grundrechte zur Entwicklung von Mindest- Grundrechts-Charta vor allem im Bereich standards führen werden, zumal sie, wie er der sozialen Rechte höhere Standards als die zu bedenken gab, nicht unmittelbar zur An- MRK gewähren werde. Sämtliche Verände- wendung kommen, sondern erst durch die rungen des Vertrags haben das Potential, nationale Gesetzgebung ausgefüllt werden konkrete Verbesserungen zu erreichen. Zu müssen. deren Verwirklichung liege es aber an den Abgeordneter Peter Fichtenbauer (FPÖ) einzelnen Staaten und Bürgern, ihre Verant- lehnte weite Teile des Vertrags als „politische wortung wahrzunehmen. Die Aufnahme der Propaganda“ ab, da seiner Meinung nach Grundrechte in den Vertrag, die weit über die vieles bloß aus unverbindlichen Ankündi- wirtschaftlichen Zielsetzungen hinausgeht, gungen bestehe und keinerlei rechtlichen zeigt nach den Worten des Bundeskanzlers Mehrwert für die Bürger biete. Es sei eine den Reifungsgrad der politischen Union. Mit Irreführung der Bevölkerung, so zu tun, als ob hier neue Rechte erfunden würden, die bisher noch nicht Gegenstand des Rechts- Adrian Eugen Hollaender, Dozent für schutzes gewesen wären, sagte er. Die neuen Europarecht und EMRK an der International University in Wien Tatbestände bieten per se keinerlei indivi- Foto: privat duelle Beschwerdemöglichkeiten, sondern bedürfen allesamt erst einer konkreten Aus- auf gute Verwaltung ergeben, das im Gegen- formulierung, damit sie von den Bürgern satz zum österreichischen Amtshaftungsge- überhaupt in Anspruch genommen werden setz auf eine verschuldensunabhängige können, meinte er unter Hinweis auf die Staatshaftung abstellt. sozialen Grundrechte, aber auch auf die Adrian Eugen Hollaender, Dozent für Europäische Bürgerinitiative. Europarecht und EMRK an der International University in Wien, bezeichnete die Einfüh- rung neuer Grundrechte als prinzipiell wün- schenswert und erfreulich, nicht aber als un- bedingt notwendig, zumal es, wie er zu be- denken gab, Grundrechte und Individualbe- schwerde bereits auf Basis der Menschen- rechtskonvention gibt. Für Hollaender stellte sich die Frage, ob es sinnvoll sei, Rechte wie Bundeskanzler Alfred Gusenbauer die sozialen Grundrechte zu verbürgen, die Foto: SPÖ / Johannes Zinner dann in der Praxis nicht justiziabel seien. Bes- ser wäre es seiner Einschätzung nach gewe- der Implementierung des Vertrags erhalte die sen, den Kern der Europäischen Menschen- EU nun die Chance, die vorhandene Kluft rechtskonvention auszubauen, als allgemein zwischen Brüssel und den Bürgern wieder gefaßte Rechte zu verkünden, denen es dann zu schließen, stand für Gusenbauer fest. an der konkreten Verbindlichkeit mangelt. Abgeordnete Elisabeth Grossmann (SP) Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SP) interpretierte den Vertrag als Willenserklä- zeigte sich überzeugt, daß die Veränderun- rung der Mitgliedstaaten, die EU von einer gen zu einer Verbesserung der Beteiligungs- rein wirtschaftlichen Union zu einer Ge- möglichkeiten der Bürger und zu einer stär- meinschaft weiterzuentwickeln, die auf Ge- Eva Glawischnig keren demokratischen Legitimation der EU meinsamkeit gründet und sich gemeinsame Stv. Bundessprecherin der Grünen und 3. Nationalratspräsidentin beitragen werden. Die EU werde durch den Ziele setzt. Den Mehrwert ortete Grossmann Foto: Parlament / Udo Titz Lissabon-Vertrag stärker parlamentarisiert vor allem bei den sozialen Grundrechten, die und demokratisiert, stand für ihn außer ihrer Meinung nach eine Voraussetzung bie- Diese Ansicht konnte Abgeordnete Bea- Zweifel. Entscheidend war für Gusenbauer ten, die sozialen Mindeststandards nach trix Karl (ÖVP) nicht teilen. Sie sah den im Bereich der Grund- und Bürgerrechte die oben anzugleichen. Mehrwert des Vertrages insbesondere darin, Rechtsverbindlichkeit der Charta. Der Kata- Abgeordnete Eva Glawischnig-Piesczek daß es nun eine Grundrechts-Charta mit log werde Maßstab für den Europäischen (Grüne) kritisierte, einzelne Grundrechte wirtschaftlichen und sozialen Grundrechten Gerichtshof und die nationalen Verwaltun- würden unter der Maßgabe einzelstaatlicher gibt, die sehr wohl auch individuell durchge- gen und Gerichte bei der Anwendung des Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten ste- setzt werden können. gesamten EU-Rechts sein und den Geist und hen. Auch sah sie Unklarheiten bezüglich Quelle: http://www.parlinkom.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 56 / 18. 01. 2008 9 Landtagswahl in Niederösterreich am 9. März 2008 Auslands-Wahlrecht zur nö. Landtagswahl am 9. März 2008 Auslands- und Inlands-NIEDER-ÖsterreicherInnen können mitstimmen

m Sonntag, dem 9. März 2008, finden wird. Mehr dazu auf der Site der NÖ Lan- weitergeleitet. Aus weit entfernten Orten ist Ain Niederösterreich Landstagswahlen desregierung (Link siehe unten) einschließ- damit aber nicht unbedingt gesichert, daß die statt. An diesem Tag über 16jährige lich des Formulars und genauer Adressen. Wahlkarten selbst bei funktionierenden Post- ÖsterreicherInnen – d.h. österreichische Wer bereits bei Eintragung in die Landes- diensten die zuständige Gemeindewahlbe- StaatsbürgerInnen, die spätestens an diesem Wählerevidenz um die automatische Zu- hörde rechtzeitig zur Stimmauszählung er- Tag ihren 16. Geburtstag feiern – können sendung der Wahlkarte an die bekannt gege- reichen. dabei ihre Stimme im Ausland abgeben, bene – oder später bekannt gegebene geän- „Auslands-NiederösterreicherInnen“, die wenn sie in Niederösterreich wahlberechtigt derte – Auslandsadresse ersucht hat, be- im Besitz einer Wahlkarte sind, können ihr sind und eine Wahlkarte beantragt und erhal- kommt die Wahlkarte ohne weiteren Antrag Wahlrecht auch am Wahltag (Sonntag, 9. ten haben (es können keine Duplikate von an diese Auslandsadresse zugeschickt. Wer März 2008) oder am 8. oder 3. Tag davor Wahlkarten ausgestellt werden). bei Eintragung in die Landes-Wählerevidenz (Samstag, 1. März, oder Donnerstag, 6. März Diese Neuregelung besteht aufgrund der nicht um eine automatische Zusendung der 2008) in einem Wahlkarten-Lokal in Nieder- Änderung der österreichischen Bundesver- Wahlkarte ersucht hat, muß vor jeder Wahl österreich ausüben. Es besteht in jeder nö. fassung mit 1. Juli 2007 und der dement- bei der Wählerevidenzgemeinde die Zusen- Gemeinde zumindest ein Wahlkarten-Wahl- sprechenden Anpassung des niederösterrei- dung einer Wahlkarte beantragen. lokal. chischen Auslandswahlrechts im Rahmen Für die Stimmabgabe mittels Wahlkarte „Auslands-NiederösterreicherInnen“, die der NÖ Landtagswahlordnung 1992 und des sind keine „Zeugen“ mehr nötig. Dafür keine Wahlkarte beantragt haben, können ihr NÖ Landesbürgerevidenzgesetzes (beides haben WählerInnen auf der Wahlkarte eides- Wahlrecht am Wahltag in ihrer Wählerevi- zuletzt geändert mit 30. August 2007). Auf stattlich zu erklären, daß sie den Stimmzettel denzgemeinde ausüben. http://www.wahlinfo.aussenministerium.at persönlich, unbeobachtet und unbeeinflußt Fragen beantwortet die Wahlabteilung finden Sie mehr zum österreichischen Aus- ausgefüllt haben. des Amtes der nö. Landesregierung: Telefon landswahlrecht. Die Stimmabgabe im Ausland sollte ++43/ (0)2742 / 9005 12-612, Fax: DW 777, Beim Auslandswahlrecht zur niederöster- möglichst frühzeitig erfolgen – man muß E-Mail: [email protected]. reichischen Landtagswahl gibt es zwei un- damit nicht auf den Wahltag warten! –, Der Leiter der Auslandsösterreicher- terschiedliche Fälle: damit die ausgefüllte Wahlkarte mit dem Abteilung im Bundesminsterium für europä- ausgefüllten Stimmzettel die zuständige ische und internationale Angelegenheiten, Ge- "Inlands-NiederösterreicherInnen", Gemeindewahlbehörde rechtzeitig erreicht. sandter Thomas Buchsbaum, schließt an die- "Auslands-NiederösterreicherInnen" Die Wahlkarte muß dort spätestens am Mon- se erste Aussendung im Neuen Jahr „herzli- ÖsterreicherInnen mit ordentlichem Wohnsitz tag, dem 17. März 2008, um 14.00 Uhr MEZ che (Neujahrs-)Grüße aus Wien“ an. in einer niederösterreichischen Gemeinde einlangen. („Inlands-NiederösterreicherInnen“) bean- WählerInnen im Ausland wird daher Um Ihnen Ihre Wahlentschei- tragen die Ausstellung ihrer Wahlkarte dort. geraten, dung ein wenig zu erleichtern, ihre Stimme möglichst rasch nach Erhalt haben wir die folgenden Seiten ÖsterreicherInnen, die der Wahlkarte abzugeben und den vier im NÖ Landtag vertre- nach dem 1. Jänner 1998 einen Haupt- diese vollständig ausgefüllt wohnsitz ODER einen ordentlichen sofort und tenen und den fünf wahlerwer- Wohnsitz (sog. „Zweitwohnsitz“) in einer mittels rasch und sicher funktionierenden benden Parteien kostenlos zur niederösterreichischen Gemeinde hatten Postdiensten, z. B. (privaten) Schnellpost- Verfügung gestellt, um deren und diensten, Wahlziele vermitteln zu können. diesen nach dem 1. Jänner 1998 wegen direkt an die darauf aufgedruckte Adresse Die Texte stammen von den Begründung eines Hauptwohnsitzes im abzuschicken. Parteien selbst und spiegeln Ausland aufgaben und Die Wahlkarten mit den ausgefüllten nicht die Meinung der Redak- derzeit keinen Hauptwohnsitz in Öster- Stimmzetteln können auch im Wege österrei- tion wider. Die »Liste für unser reich haben („Auslands-Niederösterrei- chischer Berufs-Vertretungsbehörden im Niederösterreich« und die cherInnen“), Ausland – Botschaft, Berufs-Generalkonsu- Tierrechtspartei haben von haben sich VOR Beantragung einer Wahl- lat – nach Österreich weitergeleitet werden. unserem Angebot keinen karte in die Landes-Wählerevidenz ihrer frü- Die bis spätestens Sonntag, 9. März 2008, Gebrauch gemacht. heren niederösterreichischen Wohnsitzge- abends dort eingelangten Wahlkarten wer- Die Redaktion. meinde eintragen zu lassen. Dies ist aus dem den am Montag, 10. März nach Österreich Ausland jederzeit und bereits in jenem Jahr möglich, in dem der 15. Geburtstag gefeiert http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2008/0108/NOeLandtagswahl2008.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 56 / 18. 01. 2008 10 Landtagswahl in Niederösterreich am 9. März 2008 / ÖVP Erich Pröll, Landeshauptmann, ÖVP NÖ

Blicken wir einmal über den Tellerrand hin- aus? Was erwartet Niederösterreich in den nächsten Jahren? Pröll: Ehrlich gesagt erwarte ich, daß es Niederösterreich auch in den nächsten Jah- ren nicht leichter haben wird. Streitereien und Stillstand im Bund machen unsere Ar- beit nicht einfacher. Die Herausforderungen in Europa und die Unsicherheit in der Welt gehen auch an uns nicht spurlos vorüber: Teuerungen belasten viele Menschen, Tur- bulenzen beunruhigen die Wirtschaft, Krisen gefährden Sicherheit und Wohlstand. Und Niederösterreich ist gerüstet für diese harte Zeit? Pröll: Hier kann man eins klar sagen: Was in der Welt um uns geschieht, können wir nicht ändern. Aber wie stark sich unser Land darin behaupten kann und welchen Weg wir dabei gehen, das haben wir selbst in der Hand.

Foto: ÖVP Niederösterreich Sie sprechen von den viel zitierten klaren Erich Pröll, Landeshauptmann, ÖVP NÖ Verhältnissen? Pröll: Ja, denn die vergangenen fünf Jahre Gemeinsam neues Niederösterreich Dynamik. Und bei all dieser dynamischen haben gezeigt, wie gut und erfolgreich das geschaffen – Zügig wählen, klar ent- Entwicklung vergessen wir nicht auf jene, Land mit diesen klaren Verhältnissen gefah- scheiden und rasch weiterarbeiten denen es nicht so gut geht. ren ist. Diese fünf Jahre sind jetzt vorbei. Lange Zeit wurde der 20. April 2008 als Sie haben das Auslaufen der Pflegeamnestie Am 9. März entscheiden die Niederöster- Wahltermin gehandelt. Jetzt wird aber schon und SP-Sozialminister Buchinger heftig kri- reicherinnen und Niederösterreicher, ob wir früher, nämlich am 9. März gewählt. Warum tisiert, und versichern der Bevölkerung in auch danach wieder auf die Klarheit und die haben Sie sich für diesen frühen Termin ent- Niederösterreich nicht zu strafen. Stehen Sie Mehrheit bauen, die vieles für unser Land schieden? noch immer dazu? und seine Menschen möglich gemacht hat. Pröll: Darauf gibt es eine klare Antwort: Die Pröll: Jederzeit! Denn auch in sozialen Fra- Das wünsche ich mir. Denn was verwasche- aktuellen Verhältnisse im Bund zeigen deut- gen wie der Pflege gehen wir einen eigenen ne Verhältnisse bringen, sieht man ja täglich lich, wie notwendig rasche und klare Ent- Weg der Menschlichkeit und Hilfe, weil sich im Bund. scheidungen für unser Land sind. Der Wahl- gerade jene Generation, die unser Land auf- kampf in Niederösterreich soll deshalb mög- gebaut hat, auch entsprechend Unterstützung "Arbeiten bis zum Schluß" lichst kurz gehalten sein, damit schon vor verdient hat. Nicht umsonst nehmen sich an- lautet das Motto der Volkspartei Niederöster- Ostern wieder mit ganzer Kraft für das Land dere Länder an uns bereits ein Beispiel – und reich, betont deren Landesgeschäftsführer gearbeitet wird. Das erwartet sich die Be- manchen rate ich, sich ein Beispiel an uns zu LAbg. Gerhard Karner. Als „zentrale The- völkerung zu Recht. nehmen. men“ der Volkspartei nannte Karner Soziales Im Zusammenhang mit der Entwicklung un- (Stichwort Pflege und Betreuung), Sicher- seres Bundeslandes spricht man immer öfter heit (Stichwort Asyl) sowie nicht zuletzt von einem neuen Niederösterreich. Was steht Arbeit und Beschäftigung. Bei der Pflege hier dahinter? verwies er auf das NÖ-Modell und darauf, Pröll: Nun, es ist tatsächlich so, daß über dass die SPÖ „an Herzlosigkeit nicht zu Jahre und Jahrzehnte ein neues Niederöster- überbieten“ sei. Klar sei die Position in Asyl- reich entstanden ist, das wir über Generatio- fragen: „Hilfe für jene, die politisch und reli- nen gemeinsam aufgebaut haben. Ein Nie- giös verfolgt werden, aber kein Platz für derösterreich, das sich über die Grenzen hin- Wirtschaftsflüchtlinge sowie volle Konse- aus Respekt und Anerkennung verschafft quenz und Härte gegen kriminelle Asyl- hat. Ein Niederösterreich, das seine Ziele werber.“ Zur Stelle sei die Volkspartei Nie- und Interessen durchsetzen kann. Ein Nie- deröstereich auch, wenn es um die Interess- derösterreich, das auch politisch seinen eige- en der Arbeiter gehe, erinnerte Karner ak- nen Weg geht: Einen Weg der Zusammenar- tuell an die Causen Battenfeld in Kotting- beit. Einen Weg der raschen Entscheidungen brunn und Glanzstoff in St. Pölten (es geht

und auch einen Weg der wirtschaftlichen Foto: NÖ Werbung / Lois Lammerhuber dabei um zwei Insolvenzen, Anm. d. Red.).

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2008/0108/NOeLandtagswahl2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 56 / 18. 01. 2008 11 Landtagswahl in Niederösterreich am 9. März 2008 Heidemarie Onodi, LH-Stellvertreterin, SPÖ NÖ

SPÖ NÖ: Ganze Schritte, Die Forderungen der SPÖ NÖ Zudem fordern wir eine Fachkräfteoffen- keine halben Lösungen Optimale Kinderbetreuung: Mit dem sive mit Arbeitsstiftungen und die Ver- Wir politisieren weder arrogant noch neuen Kindergartengesetz wurden wich- hinderung von Lohn- und Sozialdumping ängstlich, sondern kämpferisch, den Blick tige Forderungen der SPÖ NÖ realisiert: durch scharfe Kontrollen. nach vorne gerichtet. Das vor allem deshalb, Etwa die soziale Staffelung der Kosten Leistbare und qualifizierte Pflege: Wenn weil wir nicht Zuschauer bei der Entwick- für die Nachmittagsbetreuung und die es um Pflege geht, dann gibt es leider lung unseres Bundeslandes sind. Das waren Reduzierung der betriebsfreien Zeit im kein Patentrezept, das alle Probleme löst. wir nie. Die SPÖ NÖ war immer entschei- Sommer auf drei Wochen. Die SPÖ NÖ setzt auf einen umfassenden dender Mitgestalter in der Politik dieses Lan- Dies ist aber nur ein erster Schritt in die Maßnahmen-Mix, damit Pflege leistbar, des. Wenn wir heute sehen, wie lebenswert richtige Richtung, dem schnell weitere qualifiziert und natürlich legal ist. Das NÖ ist, dann wissen wir: daran haben wir folgen müssen. Ein dichtes Netz an voll- Ziel ist klar: Bestmögliche Pflege für alle, mitgearbeitet. Das wäre ohne uns nicht ge- wertigen Kinderbetreuungseinrichtun- die sie brauchen – zuhause, solange das lungen! Und das wissen die Menschen auch. gen, vor allem für Kleinstkinder, ist leider möglich ist oder in geeigneten Einrich- Dennoch dürfen wir uns nicht zurückleh- noch immer Zukunftsmusik. Ich setze tungen, wenn es sein muß. Dazu gehören nen und die Augen vor den wichtigen An- aber auch eine geförderte Pflegeversiche- liegen der Menschen verschließen. Es ist un- rung und die Abschaffung des Regresses ser vorrangiges Ziel, dass alle Menschen im für alle. Ich arbeite mit ganzer Kraft und gleichen Ausmaß an der positiven Entwick- mit ganzem Herzen an neuen Lösungen, lung teilhaben können. um dieses Ziel zu erreichen. Darauf kön- Im Mittelpunkt steht der Mensch – und nen alle Betroffenen zählen. für die Bürgerinnen und Bürger in NÖ wol- Nahversorgung für alle: 312 Postämter, len wir keine halben Schritte, sondern ganze 36 Polizeiposten, 22 Schulen, 14 Bezirks- Lösungen. In vielen Bereichen müssen wir gerichte, 12 Nebenbahnen und 8 Kaser- noch optimieren oder gar völlig andere Rah- nen wurden von der schwarz-blau-oran- menbedingungen schaffen. Als besonders gen Regierung geschlossen. In Niederös- vorrangig haben sich in unserer Haushalts- terreich gibt es Orte und ganze Regionen, befragung, die im Juni 2007 durchgeführt in denen es fast nichts mehr gibt – keine wurde, folgende Themen herauskristallisiert: Infrastruktur, keine Schule, kein Postamt,

Wir müssen für eine optimale, leistbare Kin- Foto: SPÖ/Johannes Zinner keinen Polizeiposten – zudem wird beim derbetreuung sorgen – mit flexiblen Öff- Heidemarie Onodi Nahverkehr drastisch gekürzt. Menschen, nungszeiten sowie vermehrten Angeboten LH-Stellvertreterin, SPÖ NÖ die nicht mobil sind, haben mit massiven vor allem im Kleinkindbereich; vor allem für Belastungen und Einschränkungen zu Jugendliche und ältere ArbeitnehmerInnen mich weiterhin für eine flächendeckende, kämpfen. Von der hohen Lebensqualität muß es mehr Chancen am Arbeitsmarkt ge- bedarfsgerechte und leistbare Kinderbe- in ländlichen Regionen ist mancherorts ben – regionale Lehrwerkstätten, Lehre mit treuung ein. Und dafür, daß der Kinder- wenig übrig. Wir sagen: Schluß mit dem Matura und bessere Chancen auf Weiter- garten als Bildungseinrichtung auch am Aushungern des ländlichen Raumes! Die bildung sind nur einige Punkte in diesem Be- Nachmittag kostenfrei ist. SPÖ NÖ plädiert für eine attraktive Nah- reich; und natürlich müssen wir die Rah- Mehr Chancen am Arbeitsmarkt: Trotz versorgungsförderung für Kleinbetriebe menbedingungen für leistbare und qualifi- des Aufwärtstrends am Arbeitsmarkt sind und für einen verbindlichen Zeitplan für zierte Pflege zu Hause oder in einem Heim rund 50.000 auf Arbeitssuche. Unsere Verkehrsprojekte des Landes NÖ. sorgen. oberste Priorität heißt daher: Arbeitsplät- Unsere Umwelt zu schützen und für Wir sehen die Bedürfnisse der Nieder- ze schaffen bzw. sichern, vor allem für kommende Generationen zu erhalten ist österreicherinnen und Niederösterreicher als junge Menschen. Wir fordern die Garan- eine unserer bedeutendsten Aufgaben. unseren Arbeitsauftrag an und wollen dabei tie auf einen Ausbildungsplatz für jede/n Zum sorgsamen Umgang mit Rohstoff- aber keine halben Schritte setzen, sondern Jugendliche/n bis 18 Jahre. Dafür sollen und Energieressourcen und zur raschen ganze Lösungen präsentieren. Ich höre überbetriebliche Lehrwerkstätten in den Reduzierung der Schadstoffbelästigung manchmal den Satz, geht es der Wirtschaft Regionen eingerichtet werden, die u.a. gehören einerseits eine vernünftige Ab- gut, dann geht es den Menschen gut. Ich durch den Fonds „Arbeitsmarkt – Zu- fallwirtschaft sowie die Förderung von sage: Geht es den Menschen gut, geht es der kunft 2010“ solidarisch durch alle Be- erneuerbarer Energie. Zudem wollen wir Wirtschaft gut. Wir dürfen nicht zufrieden triebe finanziert werden sollen. erreichen, daß Niederösterreich sich als damit sein, daß die meisten Menschen in Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- Zentrum für Energietechnologie etabliert unserem Bundesland am Wohlstand teilha- mer sollen durch mehr Weiterbildung und und daß wir unsere Vision von energieau- ben können – wir werden erst zufrieden sein, attraktive Altersteilzeit ihre Jobs länger tarken Gemeinden und Regionen ver- wenn das für alle Niederösterreicherinnen behalten können. Jede/r Niederösterrei- wirklichen können. und Niederösterreicher gilt. Hier gibt es cher/in, die/der nicht auf der Straße steht, Kontakt-Informationen finden Sie über die untenstehen- noch viel zu tun. ist ein Erfolg für uns alle. de »ÖJ«-Linkseite

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2008/0108/NOeLandtagswahl2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 56 / 18. 01. 2008 12 Landtagswahl in Niederösterreich am 9. März 2008 / Die Grünen Madeleine Petrovic, Klubobfrau der Grünen NÖ

Die Grünen haben zwei Wahlziele: beispielsweise bereits jetzt schon mehr Investitionen in den Schienenausbau: 1. Wir streben einen Sitz in der Landesre- Autos pro Tag, als auf der vieldiskutierten Die derzeitigen Aktivitäten des Landes- gierung an. Madeleine Petrovic soll Um- Brennerautobahn in Tirol. hauptmannes gegenüber dem Bund zu- weltlandesrätin werden. Trotzdem setzt die Landesregierung wei- gunsten des Autobahnausbaus müssen 2. Wir wollen weiterhin die dritte Kraft im terhin auf den Bau neuer Transit-Autobah- gestoppt und durch intensive gemeinsa- Land – vor der FPÖ – bleiben. nen und zieht so systematisch den LKW- me Maßnahmen von Bund und Land für Transit ins Land. Das bringt weitere Abgas-, den Schienenausbau abgelöst werden. Klimaschutz – Energiewende 2020 Lärm- und Feinstaubbelastungen – und noch (z. B: Hochleistungsverbindung Wien- Die Landesregierung hat es bisher nicht mehr Staus. Davon sind zunehmend auch Bratislava, Pottendorfer Linie etc.). geschafft, auch nur die Zuwächse im Energie- Regionen abseits der Ballungsräume betrof- Mehr Komfort für Pendlerinnen und verbrauch und somit auch die Treibhausgas- fen, wie beispielsweise das Weinviertel Pendler: Chipkarte für alle Öffis, Takt- emissionen einzudämmen. Im Gegenteil – durch die geplante Nordautobahn und die fahrplan nach Schweizer Vorbild, Moder- Energiekosten steigen und belasten vor Marchfeldautobahn. Gleichzeitig bleiben der nisierung des Wagenmaterials (inklusive allem finanzschwächere Mitbürgerinnen und Ausbau der Bahn und somit die Verlagerung Barrierefreiheit), Möglichkeit, Tickets im Mitbürger. Zug lösen zu können, Mehr Pünktlichkeit In der kommenden Legislaturperiode des und Fahrpreisreduktion bei groben Ver- NÖ Landtages, 2008 – 2013, muß eine Trend- spätungen! wende in der Energie- und Klimapolitik her- Klimafreundliche Fahrzeuge im öffentli- beigeführt werden. Dies gelingt nur mit um- chen Dienst: Bis zum 1. 1. 2009 ist der ge- fassenden energiepolitischen Reformen, wie samte CO2-Ausstoß sämtlicher im Landes- z. B: dienst verwendeten Kraftfahrzeuge auf Reform der Wohnbauförderung: Die einen Durchschnittswert von 120 g/km zu Höchstförderung soll im Bereich Einfami- reduzieren. Damit erreicht Niederösterreich lienhaus und im großvolumigen Wohnbau den von der EU diesbezüglich für 2012 nur bei Passivhausstandard gewährt wer- vorgegebenen Wert um drei Jahre früher. den. Bei zu geringer Energieeffizient soll keine Förderung gewährt werden. Die Demokratie leben Sanierung der Wohnhäuser soll weiter Die Grünen Niederösterreich stehen für

verstärkt werden Foto: Die Grünen eine lebendige Demokratie. Grundvorausset- Reform der Bauordnung: Eine Mindest- Madeleine Petrovic zungen einer demokratischen Gesellschaft Energiekennzahl soll als Kriterium für Klubobfrau der NÖ Grünen sind Meinungsvielfalt und ein umfassendes die Baubewilligung gelten Mitspracherecht in öffentlichen Angelegen- Detaillierte CO2-Bilanzen für alle Ge- des Gütertransportes auf die Schiene konse- heiten. Dies ist derzeit in NÖ nicht gegeben. meinden sowie für das Land selbst in den quent unbeachtet. Von vielen behördlichen Entscheidungen Bereichen Verkehr, elektrische Energie- Viele Pendlerzüge sind überfüllt, die An- werden die Bürgerinnen und Bürger fernge- erzeugung und -nutzung sowie Raum- gebote sind oft unattraktiv, unzureichend halten. Wenn sie sich dann mühsam über den wärmeerzeugung alle fünf Jahre mit kla- und teuer. Mehrere Regionalbahnen in Nie- Verwaltungsgerichtshof die ihnen zustehen- ren Kriterien. Transparente Bilanzierung derösterreich stehen vor der Stillegung. Das de Parteienstellung erkämpfen, sind die Ver- der Einhaltung der Kyoto-Ziele bestehende öffentliche Verkehrsnetz muß fahren in der Sache längst entschieden. Mehr „Kälteschutzmaßnahmen“ zur Ver- weiter ausgebaut und neuen modernen Stan- Wir fordern die Einbeziehung der Bevöl- meidung des exorbitanten Stromverbrau- dards angepaßt werden! kerung in Groß-Projekte wie Einkaufszen- ches durch Klimaanlagen. Förderung von tren, Hochhäuser oder Massentierhaltungsan- Maßnahmen zur Beschattung von Häu- Einige konkrete Forderungen lagen, die keiner UVP unterliegen. Entspre- sern. Ausbaustop im Autobahnbau: Der chende Bestimmungen müssen in Bau- und Umfassende Reform der Raumplanung LKW-Transit ist ein Hauptfaktor bei den Raumordnung verankert werden. durch Verankerung des Klimaschutzes im Emissionen. Statt dessen massive Raumordnungsgesetz. Mobilitätssparende Investitionen in den Schienenverkehr und Macht braucht Kontrolle Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen müs- lokale Umfahrungsstraßen zur Schonung Der NÖ. Landtag ist Schlußlicht in Sa- sen angestrebt und umgesetzt werden. der Ortskerne chen Demokratie: Keine Fragestunde, keine Ein Ökostromgesetz, das diesen Namen Klimaschutz im Verkehrsbudget des Dringliche Anfrage, keine Untersuchungsaus- auch verdient! Landes: Ab dem Jahr 2008 sollen die Bud- schüsse, keine Akteneinsicht, keine Prüfauf- getansätze für den Straßenbau, (dzt. rd. träge durch die Opposition. Wir treten für Ökologische Mobilität statt Transithölle 366 Mio. Euro) und für den öffentlichen eine umfassende Reform der Landtagsarbeit Niederösterreich ist, infolge der EU-Er- Verkehr (dzt. rd. 54. Mio. Euro) in jähr- ein. weiterung, das LKW-Transitland schlechthin lichen Schritten von mindestens 30 Mio. Kontakt-Informationen finden Sie über die untenstehen- geworden. Auf der Ostautobahn (A 4) fahren Euro aneinander angeglichen werden. de »ÖJ«-Linkseite

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2008/0108/NOeLandtagswahl2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 56 / 18. 01. 2008 13 Landtagswahl in Niederösterreich am 9. März 2008 Barbara Rosenkranz, Klubobfrau der FPÖ NÖ

ie FPÖ Niederösterreich tritt mit der Einwanderung vielmehr massive Steigerungen bei den Ge- DNationalratsabgeordneten Barbara Ro- Auch in der Frage der Einwanderung ver- bühren und Abgaben zu verantworten. „Die- senkranz als Spitzenkandidatin zur Land- tritt die FPÖ-Spitzenkandidatin eine konse- se treffen vor allem unsere älteren Landsleu- tagswahl am 9. März an. Rosenkranz führt quent restriktive Haltung. Landeshauptmann te, die so zu Mietern im eigenen Haus degra- die Landespartei seit 2003 an, gerade wurde Pröll wirft sie vor, durch harte Töne gegen- diert werden“, betonte Barbara Rosenkranz sie mit dem Traumergebnis von 98,2 Prozent über Asylwerbern die Ergebnisse seiner in einer Landesaussendung der FPÖ mit dem in ihrem Amt bestätigt. Die Landespartei- Einwanderungspolitik verschleiern zu wol- Titel „Mut zur Heimat“. obfrau erlangte 2005 einen großen Bekannt- len. Einbürgerung ist Ländersache. Jeder Lan- heitsgrad durch ihre Stimme gegen die EU- deshauptmann hat es in der Hand, Staatsbür- Bewahren im Kulturbereich Verfassung. gerschaften zu verleihen oder nicht. In den Auch im Kulturbereich sieht die FPÖ Regierungsperioden des ÖVP-Landesfürsten viel, was zu bewahren ist. So zum Beispiel EU-Verfassung wurden rund 45.900 Ausländer eingebürgert. das niederösterreichische Ortsbild. Denn Als einzige der 183 Nationalratsabge- Besonders engagiert tritt die zehnfache während der Landeshauptmann Minarette ordneten verweigerte sie dem Vertrag, der Mutter und seit kurzem auch Großmutter als „artfremd“ bezeichnet, erteilt seine später an den Volksabstimmungen in Frank- Landesregierung in einem Ortsbildgutachten reich und den Niederlanden scheiterte, die die Genehmigung zum Bau einer Moschee Zustimmung. Die Neuauflage der EU-Ver- in Bad Vöslau. Auch die Förderungen des fassung, der Vertrag von Lissabon, wird im Landes an den für seine Schüttbilder bekann- Wahlkampf eine Rolle spielen, da er kurz ten Hermann Nitsch sind den Freiheitlichen nach der Wahl im Parlament zur Abstim- ein Dorn im Auge. Die vier Millionen, die mung kommen wird. Eine Mehrheit der Nie- allein für sein Museum in Mistelbach ausge- derösterreicher fordert eine Volksabstim- geben wurden, werden an anderer Stelle viel mung über den Vertrag. Als einzige der dringender gebraucht. Auf der Internetseite antretenden Parteien setzt sich die FPÖ seit http://www.fpoe-noe.at können Besucher an Langem dafür ein. Barbara Rosenkranz kann dem Gewinnspiel „Nitsch dir was“ teilneh- hier auf eine breite Unterstützung durch die men. Sie schütten selbst ein Bild und suchen Bürger bauen. damit beim Landeshauptmann um Förderun- gen an. Hunderte Niederösterreicher haben Sicherheit nach Schengen-Erweiterung

Foto: FPÖ bereits die Gelegenheit genützt, sich an die- Eng mit der EU-Problematik verknüpft Barbara Rosenkranz ser humorvollen Kunstaktion zu beteiligen. ist die Forderung der Freiheitlichen nach Klubobfrau der FPÖ NÖ Das Museum selbst zieht weit weniger Be- mehr Sicherheit. Mit der Schengen-Erwei- sucher an. Um den Mangel auszugleichen, terung sind nun alle Außengrenzen Nieder- Barbara Rosenkranz gegen jene auf, die dürfen nö. Schulklassen nun nach Mistelbach österreichs unkontrolliert passierbar. Wäh- behaupten, Zuwanderung sei notwendig um fahren, um die Statistik aufzubessern. rend Landes- und Bundesregierung die neue die geringe Geburtenrate auszugleichen. Sie Reisefreiheit bejubelten, wies Rosenkranz rechnet vor, daß 1,3 Millionen Menschen Entscheidendes Wendsignal erhofft darauf hin, daß auch Einbrecher und illegale nicht in Österreich geboren sind, die Sozial- Die Auswahl der Themen findet bei den Einwanderer nun freie Fahrt nach Österreich kassen aber größere Löcher aufweisen als Bürgern genauso Anklang wie in der eigenen haben. Speziell die Flucht wird Kriminellen jemals zuvor. Die überwiegend gering quali- Partei. Barbara Rosenkranz präsentiert die erleichtert. Die Polizei konnte bei zahlrei- fizierten Zuwanderer, die nach Österreich FPÖ in diesem Wahlkampf als geschlossene chen Grenzkontrollen Einbruchsbeute sicher- kommen, wandern direkt in den Sozialstaat und tatkräftige Gruppierung, die antritt, um stellen. Durch den Wegfall der Kontroll- ein. Statt Millionen für Zuwanderer auszuge- die Politik im Land in die richtige Richtung befugnis dürfte die Aufklärungsquote bei ben, möchte die Spitzenkandidatin einheimi- zu lenken. Sie betont, daß eine Veränderung Einbruchsdelikten weiter sinken, schon jetzt sche Familien entlasten. Daß sich die nieder- nicht nur längst überfällig, sondern durchaus liegt sie unter 10 Prozent! Zahlreiche Zei- österreichische Volkspartei jetzt auf einmal möglich ist. Eine starke FPÖ kann im Land tungsberichte thematisierten nach der Grenz- als Familienpartei präsentiert, ist für die viel erreichen und die Politik maßgeblich öffnung die daraus resultierenden Probleme. Freiheitliche unglaubwürdig. Die ÖVP hatte mitbestimmen. Ihren Wunsch nach besseren Die Kriminalstatistik weist zudem auf, daß es in der Hand, rechtzeitig gegenzusteuern, Bedingungen sollen die Niederösterreicher seit 21. Dezember deutlich weniger illegale hat aber das Vertrauen der Bürger enttäuscht. an der Wahlurne kundtun. Ein starkes Ab- Grenzgänger und Schlepper gefasst werden schneiden ihrer Partei sieht Rosenkranz als konnten. Die eklatant gestiegene Kriminali- Das Land unseren Kindern bewahren entscheidendes Wendesignal für die Landes- tät wird schöngeredet, statt konsequent Das ist ein besonders wichtiges Anliegen regierung. Und genau darum geht es den bekämpft. „Dazu müßte man sich nämlich von Rosenkranz. Niederösterreich ist beson- Freiheitlichen auch. Daß ganz einfach eine eingestehen, daß die Kriminalität vor allem ders lebenswert für Jung und Alt. Das ist das andere Politik gemacht wird! eine importierte ist“, betont Barbara Rosen- Verdienst seiner tüchtigen Bürger und nicht Kontakt-Informationen finden Sie über die untenstehen- kranz. das Verdienst der ÖVP. Die Volkspartei hat de »ÖJ«-Linkseite

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2008/0108/NOeLandtagswahl2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 56 / 18. 01. 2008 14 Landtagswahl in Niederösterreich am 9. März 2008 Hansjörg Schimanek, Spitzenkandidat BZÖ NÖ

Niederösterreich braucht BZÖ als Illegale Ausländer zu legalisieren ist kei- Theatergruppen in den Gemeinden, für ehrliche Kontroll- Sicherheits- und ne Lösung. Wir brauchen eine sozial gerech- Volkskultur und den ländlichen Raum. Jeder Entlastungspartei! te leistbare Pflege in Niederösterreich. Des- Niederösterreich soll einen leistbaren Zu- Niederösterreich erstickt in der absoluten halb fordert das BZÖ einen Lehrberuf Pfle- gang zu Kulturveranstaltungen haben und Macht der ÖVP. Das BZÖ steht für ein si- ge, um hier auch der österreichischen Jugend nicht nur einige wenige Privilegierte die sich cheres Niederösterreich, um der Kriminali- Zukunftschancen zu eröffnen. Die sofortige trotz Millionenförderungen die überteuerten tätswelle nach der übereilten Schengen- Erhöhung des Pflegegeldes in Niederöster- karten leisten können. Das BZÖ schlägt hier Grenzöffnung Herr zu werden. Wir fordern reich auf ein Niveau mit dem man sich Be- einen Kulturpaß für alle Niederösterreiche- einen sofortigen Zuwanderungsstopp und treuung leisten kann und darauf folgend eine rinnen und Niederösterreicher vor, der eine die Abschiebung krimineller Asylwerber, automatische echte Inflationsabgeltung um 50prozentige Ermäßigung bei vom Land ge- wie es der Kärntner BZÖ-Landeshauptmann förderten Veranstaltungen bedeutet. Jörg Haider vorexerziert. Niederösterreich Es gilt den Politklüngel der Viererbande braucht ein Mehr an Freiheit und ein mehr im niederösterreichischen Landtag endlich an wirksamer Kontrolle. Der ÖVP-Innen- aufzumischen. Wenn es in den letzten Jahren ministeriums-Skandal zeigt deutlich welche, darum gegangen ist, sich auf Kosten der schwarzen Sümpfe trockenzulegen sind. Bürger zu bereichern, sich dieses Land auf- Macht braucht Kontrolle – nirgendwo trifft zuteilen und sich in Privilegien zu suhlen, dieser Satz besser zu als in Niederösterreich. haben ÖVP, SPÖ, Grüne und FPÖ perfekt Die Familie steht beim BZÖ an erster miteinander harmoniert. Niederösterreich Stelle. Wir fordern einen Ausbau der Kinder- braucht endlich eine ehrliche, anständige betreuung, ohne Zwang, sondern mit Wahl- Kontrollpartei. Eine Bürgerbewegung die freiheit. Ohne sture Konzepte, aber mit fle- nicht vor der ÖVP kuscht, sondern Miß- xiblen Möglichkeiten, wie der Förderung von stände aufzeigt, brennende Themen wie die Tagesmüttern. Ein Familienland wie unserer explodierende Ausländergewalt aufgreift Heimat braucht auch eine familiengerechte und sich für die Sicherheit der Nieder- Politik, die das ja zum Kind fördert und un- österreicherinnen und Niederösterreicher terstützt, aber niemanden für Kinderlosigkeit einsetzt. bestraft. Die ÖVP deckt Mißstände mit ihrer All-

Jeder Mensch hat ein Anrecht auf Arbeit. Foto: BZÖ macht einfach zu. Was es für Erwin Pröll Hier hat der Staat die Rahmenbedingungen Hansjörg Schimanek nicht geben darf, das gibt es in Nieder- so zu gestalten, daß sich die Wirtschaft ent- Spitzenkandidat des BZÖ NÖ österreich einfach nicht. Die SPÖ kuschelt wickeln kann, aber auch die Menschen ihren und fungiert als rückgratloser Kammer- gerechten Anteil erhalten. Deshalb Steuern Verluste wie bei der jetzigen realen Pen- diener der ÖVP um auch ein paar Posten und und die Kommunalgebühren auf ein Min- sionskürzung zu vermeiden. Ämter abzubekommen. Die Grünen hätten destmaß senken, weg mit der absurden Seu- Das BZÖ Niederösterreich steht für eine statt einem Land der Dome am Liebsten ein chensteuer in Niederösterreich, die jeden pro intakte Umwelt, denn Umweltschutz ist auch Land der Minarette und setzen sich für aus- Jahr 12 Euro kostet, Überstunden steuerfrei Heimatschutz. Es darf aber keine Zwangs- ländische Straftäter und Scheinasylanten ein, stellen und Mitarbeiter an Gewinnen beteili- und Verbotspolitik ins Landhaus einziehen, statt sich um die Sorgen der Menschen zu gen. Jedoch keine staatliche Unterstützung sondern über positive Förderungen ein Um- kümmern und die FPÖ ist in Niederöster- für Sozialschmarotzer, die nicht arbeiten denken erzielt werden. Weder ein Wind- reich nur mehr ein Sammelbecken für wollen. raddiktat über die Köpfe der Menschen hin- Rechtsextremisten, die nichts bewegen, oder Niederösterreich braucht endlich ein ver- weg, noch sinnlose Tempolimits oder gar kann sich irgendjemand in Niederösterreich nünftig ausgebautes Straßennetz mit einer City-Mauten die die Pendler quälen und an eine sinnvolle Aktion der FPÖ im nieder- gleichzeitig deutlichen Stärkung des öffent- belasten, sondern eine Öffnung der Landes- österreichischen Landtag erinnern? Das BZÖ lichen Verkehrs. Derzeit fließen alle Gelder tankstellen für die Niederösterreicher, die wird die Kontrollpartei im niederösterreichi- in den Wasserkopf Wien und Niederösterreich Förderung von Energiesparmaßnahmen wie schen Landtag sein. Niederösterreich muß schaut durch die Finger. Gerade im Wald- der Solarenergie im Sonnenland Nieder- das sicherste Land Österreichs werden und viertel herrscht verkehrstechnische Steinzeit österreich und die Abschaffung staatlicher wir stellen unser Modell der sozialen Wär- und der Ausbau der S8 muß ohne Gegen- Energiemonopole für mehr Wettbewerb und me, gerade für die Familien, der sozialen fahrbahnen erfolgen, denn die vielen Toten billigere Energie für die Bürger. Tiefkühlpartei ÖVP gegenüber. Wer sich auf der Gegenverkehrsschnellstraße zwischen Nein zu Nitsch-Orgien auf Kosten der Kontrolle, Sicherheit und Soziales für Nie- Krems und Sankt Pölten klagen an. Ebenso Steuerzahler. Es muß Schluß sein mit der derösterreich wünscht, der hat im BZÖ- müssen umweltfreundliche Verkehrsmittel gewaltigen Verschwendung von Steuermit- Niederösterreich einen glaubwürdigen Kämp- und Maßnahmen wie Partikelfilter viel stär- teln für eine so genannte Hochkultur für eine fer für seine Anliegen gefunden. ker gefördert werden, ohne in grüne Verbots- selbsternannte Elite in diesem Land. Wir Kontakt-Informationen finden Sie über die untenstehen- und Zwangspolitik zu verfallen. verlangen mehr Unterstützung für kleine de »ÖJ«-Linkseite

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2008/0108/NOeLandtagswahl2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 56 / 18. 01. 2008 15 Landtagswahl in Niederösterreich am 9. März 2008 Franz Kral und Verena Pinta, KPÖ NÖ

Eine andere Politik ist möglich! Die KPÖ und ihre KandidatInnen stehen mit guter Grundausstattung. Konzentration m 9. März 2008 wird in Niederöster- für folgende Positionen ein: Vorrang für öf- spezieller und teurer Medizintechnik landes- Areich ein neuer Landtag gewählt. Geht fentliches Eigentum. Impulse für Beschäfti- weit in Schwerpunktkrankenhäusern. Ab- es nach der mit absoluter Mehrheit regieren- gung durch öffentliche Infrastrukturinve- schaffung der Selbstbehalte. Und weil das den ÖVP, ist die Entwicklung des Landes stitionen. Nachhaltige Wirtschaftspolitik Thema wieder billige Wahlkampfmunition eine einzige Erfolgsstory. Die Realität statt kurzfristigem Profit. Ausbau der regio- liefert: Ein Schwangerschaftsabbruch soll schaut freilich für sehr viele Menschen ganz nalen Wertschöpfung und Zukunftsperspek- kostenlos sein; die Fristenlösung, die in Ös- anders aus. tiven für ländliche Regionen. terreich seit 1975 gilt, muß endlich in allen Die kapitalistische Globalisierung ordnet öffentlichen Spitälern möglich sein. alle Lebensbereiche den Profitinteressen Arbeit und Wirtschaft Für die Erhaltung und Entwicklung der unter und demontiert soziale Errungenschaf- Wir legen umfassende Vorschläge für die lokalen und regionalen Strukturen liefern ten. Die EU ist nicht die Antwort auf diese Schaffung neuer, kommunal und gesell- Kunst und Kultur wichtige Beiträge. Keine Globalisierung, im Gegenteil: Das „Europa schaftlich sinnvoller Arbeitsplätze vor. Etwa Förderung von rein kommerziellen Kunst- der Konzerne“ ist ein treibender Teil dersel- und Kulturprojekten aus öffentlichen Budget- ben. töpfen. Dafür eine nachhaltige Förderung al- Die rasante Entwicklung der Produktivi- ternativer Kulturveranstalter und -projekte. tät ist mit einer immer größeren Kapital- Eine Volksabstimmung über den EU-Ver- konzentration bei den internationalen Kon- trag ist ein demokratiepolitisches Muß. Ein zernen verbunden. Dem wachsenden Vermö- anderes, nämlich soziales, demokratisches gen einer kleinen Minderheit steht eine und friedliches Europa ist notwendig. Verschlechterung der Lebenslage breiter Bevölkerungsschichten und zunehmende Unsere Liste ist vielfältig Armut gegenüber. Der Kremser Gemeinderat Franz Kral Seit Jahren dominiert die „soziale Kälte“. (1945) ist Spitzenkandidat der KPÖ bei die- Den Menschen wird von Politik, Medien ser Wahl. Seit 25 Jahren vertritt er konse- und Experten suggeriert, daß soziale Lei- quent die Interessen der Kremser Bevöl- stungen nicht mehr finanzierbar seien. kerung und hat sich als hartnäckiger Kämp- Eigenvorsorge und Verzicht wird gefordert. fer gegen Miß- und Freunderlwirtschaft

Mit Almosenverteilung soll verhindert wer- Foto: KPÖ einen viel beachteten Namen gemacht. den, über die Hintergründe nachzudenken. Verena Pinta und Franz Kral Verena Pinta (1978) steht für die jungen, Entgegen der wortgewaltigen Schaum- Spitzenkandidatin und Spitzen- kritischen Menschen in Niederösterreich zur kandidat der KPÖ NÖ schlägerei des schwarzen Landesfürsten Wahl. Die Tierpflegerin wählt Mahatma Pröll hat die Landespolitik heute immer we- in den Bereichen Bildung, Soziales und Ge- Ghandi als Denkmotto: „Man kann den Fort- niger zu entscheiden. Wesentliche Kompe- sundheit/Pflege. Gleiche Löhne für gleiche schritt und moralischen Wert einer Gesell- tenzen sind mit Zustimmung von Regierung Arbeit. Bei der Neubesetzung von Posten in schaft daran messen, wie sie mit ihren Tieren und Parlament an die EU abgegeben wor- der Verwaltung müssen Frauen bei gleicher umgeht“ Sie stellt fest, „von diesem Fort- den. Auch bei dieser Landtagswahl ist daher Qualifikation unbedingt bevorzugt werden. schritt sind wir noch weit entfernt, da im eine Beschränkung auf rein landespolitische Eine aktive Lohnpolitik mit Abgeltung von herrschenden Neoliberalismus ja nicht ein- Themen unmöglich, zumal es auch um die Teuerung und Produktivität ist notwendig. mal mit Menschen moralisch wertvoll umge- großen allgemeinen Fragen geht. Wer hier lebt, arbeitet und Steuern zahlt, gangen wird“. Sie fordert Lebensqualität muss auch die gleichen Rechte haben. statt Überlebenskampf. Die Politik der KPÖ Umverteilung durch höhere Besteuerung Die KPÖ macht Vorschläge für mehr so- Wir nennen den Kapitalismus beim Na- von Kapital und Vermögen. Ein bedingungs- ziale Gerechtigkeit und für die Umverteilung men. Alternativen denken bedeutet, nach den loses Grundeinkommen ist ein längerfristi- von oben nach unten. Wir wissen, daß es Lebensinteressen der Menschen zu fragen, ges Ziel. Für eine Energiegrundsicherung – nicht leicht ist, diese Vorschläge durchzuset- dort, wo andere von Sachzwängen reden und niemand soll in seiner Wohnung im viert- zen. Das geht nur, wenn viele Menschen ge- die Steigerung der Profite der Konzerne mei- reichsten Land der EU frieren oder im Dun- meinsam handeln. Gesellschaftliche Alterna- nen. Alternativen denken bedeutet, vom Ka- keln sitzen müssen. tiven sind kein Tabu, eine andere Politik ist pitalismus zu sprechen und diesen zu be- möglich und machbar. Wir wollen gemein- kämpfen. Alternativen denken bedeutet, eine Verkehr, Gesundheit und Kultur sam mit anderen eine soziale Alternative zur Politik zu entwerfen, die Existenzsicherheit Vorrang für den öffentlichen Verkehr, neoliberalen Einheitspolitik entwickeln. und Entscheidungsmöglichkeiten bietet. Erhaltung der Regionalbahnen, Verlagerung Eine Stärkung der KPÖ bei der Wahl stärkt Ein anderes Wirtschaften birgt die Chance, des Güterverkehrs auf Schiene und Wasser. auch die sozialen Kräfte außerhalb des Rahmenbedingungen, Wahlmöglichkeiten Freifahrt zur Arbeit, finanziert durch eine Landtages und der Parteien. und Wünsche zu verändern, auch im Hinblick Nahverkehrsabgabe der Unternehmen. Kontakt-Informationen finden Sie über die untenstehen- auf die eigene Stellung am Arbeitsmarkt. Erhaltung aller Spitäler Niederösterreichs de »ÖJ«-Linkseite

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2008/0108/NOeLandtagswahl2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 56 / 18. 01. 2008 16 Landtagswahl in Niederösterreich am 9. März 2008 Rudolf Gehring, Spitzenkandidat »Die Christen« NÖ

ie Christen“ treten zur Landtagswahl in Freiheit, sondern zusätzliche Gebundenhei- „Gendern“ und die daraus erfolgende Gleich- Dganz Niederösterreich, ausgenommen ten, die sich negativ auf die Ehen, auf die macherei entspringen dem überholten Stein- den Bezirk Bruck an der Leitha, an. Wir tun Kinder und auf die Familien und damit auf zeit-Feminismus des vorigen Jahrhunderts. dies die ganze Gesellschaft auswirken. Die vor- „Die Christen“ sehen in der Abtreibung in der festen Überzeugung, daß unser handenen finanziellen Mittel sollen nicht in die höchste Form der Gewalt gegen Frauen Land Niederösterreich eine stärkere mehr staatliche Kinderbetreuungseinrichtun- und Kinder, weshalb ein gesetzlicher Schutz Orientierung am christlichen Welt- und gen bzw. Kinderaufbewahrungsstätten ge- der ungeborenen Kinder vor der Tötung im Menschenbild benötigt, pumpt werden, sondern als Direktzahlung den Mutterleib auch einen wirksamen Schutz für unter dem Namen „Die Christen“, weil Müttern zugute kommen. Dadurch gewinnen Frauen vor Ausbeutung und Fremdbestim- wir damit Klarheit über unsere Inhalte diese die Freiheit und Kompetenz, darüber mung darstellt. Um dies zu erreichen, wollen und Vorstellungen geben wollen, zu entscheiden, ob sie ihre Kinder selbst be- wir vor allem das Bewußtsein stärken, daß unter Berufung auf das demokratische treuen wollen. Auch die Qualität der Kin- das ungeborene Kind ein Mensch ist. Grundrecht, unsere Wertvorstellungen in derbetreuungseinrichtungen steigt dadurch, Die Forderung nach einem Müttergehalt ist die Gestaltung von Staat und Gesellschaft weil diese plötzlich einem Wettbewerb um sowohl die wirkungsvollste flankierende einzubringen, um so den christlichen Maßnahme zur Vermeidung von Abtreibun- Charakter unseres Landes zu bewahren. gen. Mit ihrem Programm „leben.werte.zukunft“ Die Kultur der europäischen Völker ist stellen „Die Christen“ einen echten Kon- vom Christentum geprägt. Die auf diesem trapunkt in der österreichischen Parteien- Glauben beruhende sittliche Ordnung ist die landschaft dar. Viele der Inhalte sind für an- Basis der Menschenrechte und der Gesell- dere Partei Tabuthemen und werden aus schaft, wie wir sie kennen. Sich von den gro- Angst vor dem Zeitgeist verschwiegen. ßen religiösen und sittlichen Kräften der Auch bei den Kandidaten heben sich eigenen Geschichte abzuschneiden, bedeutet „Die Christen“ von den herkömmlichen Par- die Selbstaufgabe einer Nation. Getrennt teien ab – sie bieten ein neues Bild von von den religiösen wurzeln kann unsere Ge- Politik. „Die Christen“ verbindet der ge- sellschaft einer Islamisierung nichts ent- meinsame Glaube und das Bestreben, Ver- gegensetzen. Wir wollen daher unsere christ- antwortung für andere und die Gesellschaft liche Leitkultur schützen, um den Charakter

zu übernehmen. Daher gibt es keine „Partei- Foto: »Die Christen« Österreichs zu bewahren. apparatschiks“, die Kandidaten für den NÖ Rudolf Gehring Die Herabwürdigung und Verspottung Landtag kommen nicht aus einem Parteia- Spitzenkandidat von »Die Christen« christlicher Glaubensinhalte wird in Europa pparat, sondern direkt aus dem Volk und unter Hinweis auf die Freiheit der Mei- werden sich ausschließlich für die Menschen die Gunst der Eltern ausgesetzt sind. nungsäußerung hingenommen. Es darf aber in diesem Land einsetzen. Durch das Müttergehalt bekommen Frau- niemals Inhalt der Freiheit sein, anderer Die Kandidaten auf dem Landeswahl- en endlich jene Leistungen teilweise ent- ihrer Rechte zu berauben und das zu verhöh- vorschlag stellen einen guten Querschnitt lohnt, die sie bisher unentgeltlich und unter nen, was anderen heilig ist. aus der Bevölkerung dar, das Verhältnis zwi- erheblichen Opfern für den Erhalt der Ge- Wir treten gegen jede Behinderung der schen den Geschlechtern und Generationen sellschaft erbracht haben. Kunst ein. Sie braucht unseren Respekt, und ist ausgewogen. Die Familie ist kein überholtes Lebens- wir Menschen brauchen Kunst zum Mensch- Mit den Schwerpunktthemen Ehe und Fa- modell, sondern die Keimzelle jeder Ge- seien. Aber auch der Künstler muß den Men- milie, Erziehung und Bildung, Lebensschutz sellschaft und nach wie vor das einzige Part- schen respektieren, seine Würde und seine und Kultur wird klar zum Ausdruck ge- nerschaftsmodell, das die Zukunft Österreichs Gesinnung. In das Werk des Künstlers soll bracht, daß es für „Die Christen“ wichtig ist, und unserer Gesellschaft garantiert! „Die die Vielfalt und Schönheit aus Gottes bei den Grundpfeilern unserer Gesellschaft Christen“ sprechen sich daher klar gegen die Schöpfung einfließen und damit zur Ver- eine Änderung herbeizuführen und nicht nur Homo-Ehe und die Eingetragene Partner- herrlichung Gottes beitragen. die negativen Symptome zu behandeln. schaft aus, weil diese Form des Zusam- „Die Christen“ bieten sich als einzige Die Förderung der Familie, bestehend aus menlebens der Gemeinschaft schadet und echte Alternative für alle Menschen an, die Vater, Mutter und den gemeinsamen Kin- dem christlichen Menschenbild total wider- von der bisherigen Politik enttäuscht sind dern, ist uns ein zentrales Anliegen. Deshalb spricht. Ehe und Familie sind auf Weitergabe oder nur mehr „das kleinere Übel“ gewählt fordern wir auch die Einführung eines Müt- des Lebens und damit Erhaltung unserer haben. tergehalts. Damit wollen wir eine neue Frei- Gesellschaft gerichtet, homosexuelle Part- „Die Christen“ bieten wieder Orientie- heit für die Frauen ermöglichen, weil die nerschaften dagegen sind reiner Selbst- rung für die Zukunft, weil auch unsere Kin- wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für zweck. Stellt man sie der Ehe gleich, wertet der und Enkel eine lebenswerte Zukunft ha- ein gesundes Familienleben gesichert sind. man die Ehe ab. ben sollen. Die Mehrfachbelastungen der Frauen Die Leugnung der Gott-gewollten Unter- Kontakt-Informationen finden Sie über die untenstehen- (Beruf, Mutter und Ehefrau) bewirken keine schiedlichkeit von Frau und Mann zu bloßen de »ÖJ«-Linkseite

Alle Links auf http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2008/0108/NOeLandtagswahl2008.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 17 Österreich und Europa Holocaust hat nicht in Auschwitz begonnen Außenministerin Ursula Plassnik zum »Internationalen Tag des Gedenkens an Opfer des Holocausts« am 27. Jänner © Surviving Auschwitz: Children of the Shoah / http://www.wgvu.org eit 2005 wird der 27. Jänner entsprechend Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und in Ach- Ziel der 1998 gegründeten Holocaust Seiner einstimmig angenommenen Reso- tung der Menschenwürde zu leben. Dies sind Task Force ist die Entwicklung und Umset- lution der UNO-Vollversammlung als „Inter- aber keine Gewissheiten, sondern Ergebnis- zung von Programmen zur Erziehung, Er- nationaler Tag des Gedenkens an die Opfer se eines Engagements einer jeden und eines innerung und Forschung über den Holocaust des Holocausts begangen“, erinnerte Außen- jeden. Dies bleibt auch die historische Her- sowie zur Pflege der Holocaust-Gedenkstät- ministerin Ursula Plassnik. Am 27. Jänner ausforderung für das neue Europa: Dieses ten. Außenministerium, Unterrichtsministe- 1945 wurde das KZ Auschwitz-Birkenau be- neue Europa ist das positive Gegenbild zur rium und der Nationalfonds der Republik freit. Plassnik: „Der Tag ist Anlaß, der Opfer bittersten Erfahrung unserer Vergangenheit. Österreich leisten Beiträge zu dieser Ini- zu gedenken. Er ist aber auch ein Aufruf an Was als europäisches Friedensprojekt be- tiative. die Staatengemeinschaft zu entschlossenem gonnen hat, muß im 21. Jahrhundert zu Plassnik: „Besondere Bedeutung kommt Vorgehen gegen die Leugnung des Holo- einem weltweiten Eckpfeiler des Friedens dem beim Außenministerium angesiedelten caust.´“ werden.“ Zukunftsfonds zu. Dieser fördert Projekte Plassnik: „Der Holocaust hat nicht in Au- Plassnik weiter: „Mit der UNO-Resolu- und wissenschaftliche Arbeiten im Interesse schwitz begonnen. Ich sehe für mich als Bun- tion wurde ein wichtiges Signal gesetzt. Es und im Gedenken der Opfer des NS-Re- desministerin den klaren Auftrag, in unserem geht um Wissen und um Bewußtsein. Unser gimes und der Erinnerung an die Bedrohung Land und auf internationaler Ebene jene In- konsequenter Einsatz gegen Leugnen und durch totalitäre Systeme und Gewaltherr- stitutionen zu stärken, die sich für die Ach- Vergessen wird heuer besonders durch Ös- schaften.“ Die Außenministerin verwies tung der Menschenrechte und für die Würde terreichs Engagement in der „Task Force for auch auf die bewährte Zusammenarbeit zwi- des einzelnen einsetzen. Wir wollen in Öster- International Cooperation on Holocaust Edu- schen Österreich und der Jerusalemer Holo- reich, in Europa und in der Welt ein Zusam- cation, Remembrance and Research (ITF)“ caust-Gedenkstätte Yad Vashem zur Fort- menleben, das von gegenseitiger Anerken- unterstrichen. Österreich übernimmt im März bildung österreichischer Lehrer, auf innova- nung, von Toleranz und Respekt geprägt ist.“ für ein Jahr den Vorsitz dieser Initiative, der tive Maßnahmen zur historisch-politischen Die Außenministerin betonte eine weitere 24 Staaten angehören. Dies ist auch eine Bildung, wie etwa das LehrerInnen-Vermitt- Dimension: „Für Europäerinnen und Euro- Würdigung unserer Leistungen zugunsten lungsprojekt http://www.erinnern.at und die päer ist es selbstverständlich geworden, in der Opfer des Nationalsozialismus.“ „Aktionstage Politische Bildung“.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 18 Österreich und Europa EU entwickelt Bildungs- und Kulturpolitik neu Der Anstoß dazu kommt aus Österreich

ie Europäische Union (EU) als Staaten- Dverband mit 27 Ländern und 500 Mil- lionen Menschen entwickelt ihre Bildungs- und Kulturpolitik neu. Ein wichtiger Anstoß dazu kommt vom Institut zur Erforschung und Förderung regionaler und transnationa- ler Kulturprozesse (INST) mit Sitz in Wien. „Unser Ziel sollte darin bestehen, allen euro- päischen Bürgern den Zugang zum heutigen Wissensstand zu ermöglichen und sie in die Lage zu versetzen, zur Wissensentwicklung beizutragen“, erklärt Ján Figel, EU-Kom- missar für allgemeine und berufliche Bil- dung, Kultur und Jugend in der aktuellen Ausgabe der vom INST herausgegebenen Internetzeitschrift „Trans 17“. „In dieser Zeit, in der sich die Wissens- gesellschaft abzeichnet, findet ein grund- sätzlicher Wandel statt. Selbstverständlich EU-Kommissar Ján Figel, hier vor dem Amtssitz der slowakischen Regierung in der hat die Landwirtschaft immer noch große Hauptstadt Bratislava Foto: Europäische Gemeinschaft Bedeutung. Auch die Industrie ist sehr wich- tig. Aber die Wachstumsbereiche, in denen verstanden als eine spezifische Form eines tum einer Gesellschaft darstellt“ und, daß die Europäer Geld verdienen und Steuern Forschungsprojektes eine Reihe von neuen „eine Wissensgesellschaft nicht funktionie- zahlen, sind Bildung, die schönen Künste, Konzepten für die Entwicklung der EU so- ren kann, wenn sie breite Massen vom Wis- Forschung, Dienstleistungen, (Kultur)Touris- wie die Gestaltung einer Globalisierung mit sen ausschließt“. Gusenbauer betont in sei- mus. Dies führt auch dazu, daß sich das Ver- humanem Gesicht vorgestellt. nem Beitrag essenziell soziale Gerechtig- ständnis von Kreativität grundsätzlich wan- Figel, der zusammen mit einer Reihe wei- keit, für die der Zugang zu möglichst brei- delt“, erklärt der EU-Kommissar. Figel be- terer prominenter Promotoren des INST, wie tem Wissen Grundvoraussetzung sei. tont in seinem Beitrag die Notwendigkeit vor allem Alfred Gusenbauer, dem Bundes- Das INST vernetzt seit 1994 tausende eines „europäischen Kreativitäts- und Inno- kanzler der Republik Österreich, an der Ta- WissenschafterInnen von hunderten Universi- vationsraumes“, der „das Bild für ein neues gung persönlich teilnahm, bezeichnet diese täten, Forschungseinrichtungen und Wis- Kulturverständnis in der Europäischen Union“ Konferenz als „ein Ereignis, das Maßstäbe sensproduzentInnen weltweit sowie eine sein könnte. „Die Leitgedanken eines derar- setzt“. Diese sowie andere Beiträge sind eben- ganze Reihe von PolitikerInnen, Kulturschaf- tigen europäischen Kreativitäts- und Inno- so wie die Konferenzbeiträge für die Öffent- fenden und KünstlerInnen. Vom INST wer- vationsraumes sollten sein, daß die Kultur lichkeit hier online kostenfrei zugänglich zum den seit der ersten Großkonferenz 1999 an als Katalysator für Kreativität wirkt und daß Nachlesen: der UNESCO-Zentrale in Paris im Zwei- kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit die http://www.inst.at/trans/17Nr/inhalt17.htm jahrestakt internationale Kongresse veran- Grundlagen für Wohlstand sind“, so Figel. staltet. Quantitativ rangieren diese Tagungen Für die Entstehung eines solchen europä- Anstoß aus Österreich unter den größten solcher wissenschaftlicher ischen Kreativitäts- und Innovationsraumes Meetings weltweit. Qualitativ gelten die Er- leistet das INST seit 14 Jahren nachhaltige Daß Österreich von der Europäischen gebnisse dieser Konferenzen in ihrem prak- Forschungsarbeit. Derzeit sind in Zusam- Union als wichtiger Katalysator in der Neu- tischen Einfluß auf Politik und Gesell- menarbeit mit der EU drei große Forschungs- orientierung der europäischen Bildungs- und schaftsentwicklung als international renom- projekte in Vorbereitung. Zuletzt wurde von Kulturpolitik wahrgenommen wird, hat per miert. Prominente Partner des INST sind auch der internationalen Vordenkerwerkstatt in se mit dem neuen Verständnis von Bildung, mehrere Nobelpreisträger bzw. namhafte Per- der Bundeshauptstadt im Dezember 2007 der Kultur und Forschung zu tun, das mit Bun- sönlichkeiten wie Tschingis Aitmatow, Noam Großkongreß „Wissen, Kreativität und Trans- deskanzler Alfred Gusenbauer in Österreich Chomsky und Umberto Eco. Das vielfältige formationen von Gesellschaften“ (KCTOS) umgesetzt wird. Gusenbauer selbst stellt in Wissensangebot im Rahmen der siebenspra- mit 7000 TeilnehmerInnen aus rund 100 Län- seinem persönlich sehr engagiert gehaltenen chigen Homepage wird jeden Monat von dern veranstaltet. Bei dieser Konferenz wur- Beitrag für das INST fest, daß „eine mög- über 100.000 UserInnen genutzt. den im Dialog mit der Forschung und auch lichst breite Bildung die Basis für den Reich- http://www.inst.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 19 Europa Direkt vor der Haustür Unterstützung für europäische Unternehmen – Vizepräsident Günter Verheugen stellt das »Enterprise Europe Network« vor

ünter Verheugen, der Vizepräsident der zu bewältigen, neue Arbeitsplätze zu schaf- Europe Network“ wird dazu beitragen, GEuropäischen Union, hat am 7. Februar fen und innovativ zu sein. Daher ist die daß Austauschprogramme zwischen Un- ein neues leistungsfähiges Netzwerk für Un- Gründung des „Enterprise Europe Network“ ternehmen und neue Ideen entwickelt, ternehmen vorgestellt. Alle wichtigen Ak- ein wichtiger Schritt in die richtige Rich- potentielle Partnerschaften gefördert und teure im Bereich der Unternehmensförde- tung.“ Unternehmen zur Erweiterung ihres Ho- rung haben sich zusammen getan, um einen Das „Enterprise Europe Network“ vereint rizontes angeregt werden. Außerdem ver- One-Stop-Service einzurichten, der insbe- die Stärken seiner Vorgänger, der Euro- anstaltet das Netzwerk individuelle Ab- sondere die kleinen und mittleren Unter- Infozentren und der Verbindungsbüros für stimmungstreffen, bei denen Unterneh- nehmen (KMU) dabei unterstützen wird, ihr Forschung und Technologie. Dank des neuen men vertrauenswürdige Partner finden Geschäfts-und Innovationspotential voll und Netzwerkes erhalten Unternehmen, wie der können. ganz zu entfalten. Dem „Enterprise Europe Slogan „Business Support on Your Door- Unterstützung beim Aufbau technologi- Network“ gehören mehr als 500 europäische step“ bereits andeutet, die Förderung „direkt scher Partnerschaften zwischen KMU: Organisationen an, die innerhalb und außer- vor der Haustür“. Das „No-Wrong-Door- Dies ist dank des Transfers von Innova- halb der EU eine breite Palette KMU- Prinzip“ gilt für das gesamte Netzwerk tionen möglich und stellt nicht nur einen freundlicher Unterstützungsdienste anbieten. sowie für jeden Netzwerkpartner. Die KMU weiteren Schritt zur Internationalisierung

Der Startschuß erfolgte in Gegenwart des für erhalten Informationen und auf sie indivi- dar, sondern auch eine zusätzliche Mög- Wissenschaft und Forschung^ zuständigen duell zugeschnittene Dienstleistungen, wo- lichkeit, Gewinn aus den Investitionen in Kommissars Janez Potocnik, des sloweni- bei modernste Technologien und die jeweils die Forschung zu ziehen. Das Netzwerk schen Wirtschaftsministers Andrej Vizjak, zuständigen Organisationen des neuen Netz- ist KMU dabei behilflich, Geschäftspart- des Präsidenten des Ausschusses der Regio- werks bestmöglich eingesetzt werden. ner zu finden und vertragliche Verein- nen Luc Van den Brande, des Präsidenten Das „Enterprise Europe Network“ bietet barungen mit ihnen festzulegen. der Arbeitgebergruppe des Europäischen folgende Dienste an: Wirtschafts- und Sozialausschusses, Henri Hilfe beim Zugang zu EU-Projekten Malosse, sowie im Beisein von Verbands- Förderung von Innovationen, neuen und Finanzierungsmöglichkeiten vorsitzenden und KMU-Vertretern. Produkten und Geschäftsmöglichkeiten Mit dem Netzwerk soll der Mangel an Der für Unternehmens- und Industrie- im Binnenmarkt Informationen über Finanzierungsquellen politik zuständige Kommissionsvizepräsi- Das Netzwerk berät KMU in technischen beseitigt werden. Außerdem werden die dent Verheugen erklärte: „Das neue Netz- Fragen, etwa in Bezug auf Rechte an gei- Unternehmer auf die bestehenden Mög- werk ist ein Meilenstein des politischen stigem Eigentum, Normen und EU- lichkeiten aufmerksam gemacht. KMU wer- Gesamtkonzepts, mit dem die Kommission Rechtsvorschriften. Für Unternehmen den ermutigt, sich an Forschungspro- die unternehmerische Initiative und das kann es nämlich oft schwer sein, sich grammen zu beteiligen. Wachstum von Unternehmen in Europa för- über die von der EU gebotenen Möglich- dert. Ich rufe die Unternehmen innerhalb keiten auf dem laufenden zu halten. Sammlung von Feedback und außerhalb der EU dazu auf, dieses Förderung der Innovation: Das „Enter- für Entscheidungsträger Netzwerk optimal für sich zu nutzen.“ prise Europe Network“ verhilft KMU zu Das „Enterprise Europe Network“ wird Der Präsident des Ausschusses der Re- mehr Innovationen, denn der Austausch als in beide Richtungen offener Kommuni- gionen, Luc Van den Brande, nahm wie folgt von Forschungsergebnissen kann den kationskanal die Unternehmer und die Ent- Stellung: „Der Ausschuß der Regionen steht Anstoß zu neuen Ideen und Möglich- scheidungsträger der EU miteinander ver- voll und ganz hinter dieser Initiative, weil sie keiten geben. So wird beispielsweise die binden und einen Meinungsaustausch ermög- ein Beispiel für ein partnerschaftlich zusam- Zusammenarbeit mit Clustern verbessert, lichen. Das Netzwerk sorgt dafür, daß die menarbeitendes Europa ist. Die Regionen und indem ganz unterschiedliche innovations- politischen Maßnahmen und Initiativen der Städte sind Europas Motor für Wachstum bezogene Tätigkeiten besser gebündelt Kommission für die KMU nützlich sind und und Beschäftigung, und konkretes Engage- werden. Der Zugang zu innovativen keinen unnötigen bürokratischen Aufwand ment für KMU bringt nur dann etwas, wenn Technologien hilft KMU dabei, sich im verursachen. Unternehmer „direkt vor ihrer Haustür“ globalen Wettbewerb zu behaupten. Das neue Netzwerk ist Teil des politi- Unterstützung finden.“ schen Gesamtkonzepts der Kommission zur Der Präsident des Europäischen Wirt- Unterstützung beim Schritt Förderung der unternehmerischen Initiative schafts- und Sozialausschusses Dimitris Di- zur internationalen Tätigkeit und des Wachstums von Unternehmen in mitriadis ergänzte: „Die unternehmerische Schätzungsweise eine Million europäi- Europa. KMU aus allen Wirtschaftszweigen Initiative spielt in Europa eine zentrale Rol- sche KMU könnten auch außerhalb des werden dadurch stärker vom Potenzial des le, wenn es darum geht, die mit der Glo- eigenen Landes Handel betreiben und Binnenmarkts profitieren können. balisierung verbundenen Herausforderungen Investitionen tätigen. Das „Enterprise http://ec.europa.eu/enterprise-europe-network

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 20 Europa Google surft mit Anhörung im Europaparlament über Datenschutz und Werbung im Netz

er Internet-Werbemarkt ist ein Milliar- besonders schützenswerte „personenbezoge- quicken. Sophie in’t Veld erwiderte, daß Ddengeschäft. Am lukrativsten ist Wer- ne Daten“ gewertet sehen wollen, die nur mit Marktmacht und Datenfülle im Online- bung, die auf die Nutzer zugeschnitten ist – dem Einverständnis der Nutzer gespeichert Werbegeschäft eng zusammenhingen. auf ihre Anfragen in Suchmaschinen oder und verwertet werden dürfen. Da die einzel- Der portugiesische Europa-Abgeordnete Begriffe in ihren E-Mails. Die Branche nen Nutzer meist einer bestimmten IP- Carols Coelho (Europäische Volkspartei – spricht von „verhaltensgesteuertem Marke- Adresse zugerechnet werden könnten, for- Europäische Demokraten, EVP-ED) zeigte ting“. Wissen Google, MSN, DoubleClick & derte etwa der EU-Datenschutzbeauftragte sich dennoch „besorgt“ angesichts des Zu- Co. mehr über uns, als uns lieb sein kann? Peter Hustinx, sie als personenbezogene Da- sammenschlusses und der griechische SPE- Der Innenausschuß bat Experten aus Wirt- ten zu werten. Abgeordnete Stavros Lambrinidis gab seiner schaft und Verbänden, Daten- und Verbrau- Hoffnung Ausdruck, daß die EU-Kommis- cherschützer aus Europa und den USA zu Ein Fall für Datenschützer sion bei der Prüfung „weiter gehen könnte" einer Anhörung ins Europaparlament. oder Wettbewerbshüter? als die US-Behörde. Anlaß für die Anhörung im Innenaus- Ein Zusammenhang zwischen Fusion und schuß am 22. Jänner in Brüssel war unter Durch die Übernahme von DoubleClick Datenschutz könnte zumindest darin gese- anderem die geplante Übernahme des Un- (auf die sich Google und DoubleClick im hen werden, daß die EU-Datenschutzricht- ternehmens DoubleClick durch Google. Frühjahr letzten Jahres grundsätzlich ver- linie von 1995 vorschreibt, daß das Sam- DoubleClick gehört zu den führenden ständigt hatten) würde Google eine einzigar- meln von Daten einem spezifischen, explizi- Unternehmen für Banner-Werbung im In- tige Datenmenge über Internet-Nutzer be- ten Zweck dienen muß. Relevant könnte also ternet, während Google nicht nur die meist- kommen und womöglich in allen Bereichen sein, daß Google als Suchmaschine oder E- genutzte Suchmaschine betreibt, sondern in der Internet-Werbung verwerten können. Mail-Anbieter Nutzerdaten sammelt und den letzten Jahren auch einen wachsenden diese dann in einem anderen Geschäfts- Teil des 27 Milliarden Dollar schweren On- bereich verwendet – nämlich der Double- line-Werbemarktes erobert hat, indem es Click-Banner-Werbung, die auf ganz ande- kontextuelle Anzeigen schaltet, d.h. Anzei- ren Websites geschaltet wird. gen, die zur Suchanfrage passen. Auch E- Mail-Texte der Nutzer des Google E-Mail- »Macht als Ver- Dienstes Gmail werden automatisch durch- braucher nutzen« sucht und mit passenden Annoncen darge- stellt. Während der Anhörung meinte Cornelia Auch könnte der Wettbewerb auf dem Kutterer vom europäischen Verbraucher- Was Google sich merkt Werbemarkt untergraben und durch die schutzbüro BEUC, daß die Nutzer „oft nicht Zusammenführung von Nutzerdaten die wissen, daß Daten über sie gesammelt wer- Google sammelt nach eigenen Angaben Privatsphäre der Internetnutzer verletzt wer- den“ und einen größeren Schutz ihrer Privat- „personenbezogene Daten“ nur von Nutzern, den, meinten sowohl EU-Abgeordnete wie sphäre vermuteten, als tatsächlich gegeben. die sich anmelden „oder in sonstiger Weise die niederländische Liberale Sophie in’t Ein Vertreter der EU-Kommission stellte Daten freiwillig zur Verfügung stellen“. Sol- Veld als auch amerikanische Experten wie Pläne für eine Novellierung einer Richtlinie che personenbezogenen Daten wie etwa Na- Marc Rotherberg vom Electronic Privacy zum Verbraucherschutz im Telekommunika- men und E-Mail-Adressen können „mit Da- Information Centre bei der Anhörung. tionsbereich in Aussicht, die eine verbesser- ten von anderen Google-Diensten oder ande- Eine Meinung, die auch Pamela Harbour te Information der Nutzer vorsehe. ren Unternehmen kombiniert“ werden, heißt von der in USA für Verbraucherschutz und Die EU-Abgeordnete in’t Veld appellier- es im Datenschutz-FAQ von Google. Fusionskontrolle zuständigen Behörde Fed- te an Internet-Nutzer ihre Macht als Ver- Auch das Klicken auf Links registriert eral Trade Commission (FTD), teilte. Die braucher bewusst einzusetzen und erinnerte Google: „Auf diese Weise kann Google In- FTD hat allerdings am 21. Dezember 2007 an die Proteste, die die Website Facebook im formationen darüber aufzeichnen, wie Sie dem Zusammenschluß von Google und vergangen Jahr ausgelöst hatte, als ein neues unsere Website und unsere Dienste nutzen“, DoubleClick (gegen Harbours Stimme) grü- Werbe-System eingeführt wurde, welches heißt es auf den Seiten der Suchmaschine. nes Licht erteilt. Die Wettbewerbshüter der Online-Einkäufe im Profil von Facebook- Dazu benutzen Google und andere Websites EU-Kommission haben im November eine Nutzern anzeigen sollte. insbesondere sogenannten Cookies, die der Überprüfung der Übernahme eingeleitet, Facebook-Gründer Zuckerberg entschul- Wiedererkennung eines Nutzers im Internet deren Ergebnis bis April erwartet wird. digte sich nach den Protesten bei den Nut- dienen. Peter Fleischer, Datenschutzbeauftragter zern und machte einen Rückzieher. Nur wer Für Kritik sorgte in der Anhörung, daß von Google, warnte im Innenausschuß es ausdrücklich will, kann nunmehr seine die Vertreter der Internet-Firmen die soge- davor, Sorgen über den Datenschutz mit der Einkaufsgewohnheiten seinem Facebook- nannten IP-Adressen der Nutzer nicht als wettbewerbsrechtlichen Prüfung zu ver- Freundeskreis mitteilen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 21 Österreicher in aller Welt »Zwei Herzen im Dreivierteltakt« Wiener Flair verzaubert die Kaiserball-Gäste in München.

Von Evelyn Watzka *)

er Kaiserball 2008 war wieder glanz- Dvoller Höhepunkt der Münchner Ball- saison. Einen Tag nach dem Wiener Opern- ball kamen am 1. Februar 1600 Gäste in den ausverkauften Großen Ballsaal des Interna- tionalen Congress Centers in München, um eine Ballnacht lang im Dreivierteltakt übers Tanzparkett zu schweben. Der Kaiserball, der Ball der Österreicher, der größte und eleganteste Ball nach Wiener Art in Deutschland, hat eine lange Tradition und fand dieses Jahr bereits zum 51. Mal statt. Carl Paul Wieland, Veranstalter und Präsident der Österreichisch-Bayerischen Gesellschaft, und Gattin Mechthilde bringen es auf den Punkt, wenn sie sagen: „Wir wol- len unseren Gästen mit dem Kaiserball halt eine Freude bereiten.“ Das gelingt ihnen jedes Jahr unnachahmlich, denn mit Fiaker, Würstlstand und Maronibrater kommt be- Debütantenpaare bei der Eröffnungschoreographie »Ein Herz – ein Sinn«, eine Polka reits am Eingang vor dem roten Teppich ein Mazur von Josef Strauss Sohn Alle Fotos: Nick Freund, Jeannette Brunner starkes Österreich-Gefühl bei den Gästen auf. Schon bei der Ankunft ein heiß begehr- tes Wien-Fotomotiv: die Ankunft im Fiaker, denn so fährt man auch in der Donau- Me- tropole standesgemäß vor – und erst recht an der Isar, wenn die Österreicher zu ihrem Ball einladen! Dann im Ballsaal rot-weiß-rote Stoffde- korationen, üppige Blumenarrangements mit 10.000 Nelken aus Sanremo und Maria Theresia-Kristalllustern. Wiener Flair, wohin man schaut! Tradi- tion ist auch, daß das Wiener Hofburg- Ballstreichorchester unter dem „Kaiserball- Musikdirektor“ Professor Helmut Steubl für die Gäste die Wiener Walzer so spielt, wie es das Bayerische Publikum liebt, mit dem ge- wissen österreichischem „Schmelz“, der ein- fach ins Ohr und ins Herz geht. Walzermusik, edle Roben, Orden, Frack und Uniformen, Sektempfang mit Wiener Schlumberger brut – „Wir haben keine ,Schautänzerin‘, oder wie das heißt, da müs- sen sich die Fotografen andere Motive su- chen“, meinte, mit einer Anspielung nach Wien (Dita van Teese und Baumeister

*) Evelyn Watzka ist Vizepräsidentin der Öster- reichisch-Bayerischen Gesellschaft e.V. mit Sitz in Baldham bei München

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 22 Österreicher in aller Welt

Richard Lugner) ein gut gelaunter C.P. Wieland bei der Eröffnungsrede. Besonders schwungvoll und passend zum Motto des Kaiserballs 2008 „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ war die Eröffnungs- choreographie „Ein Herz – ein Sinn“, eine Polka Mazur von Josef Strauss Sohn, einstu- diert von Dominik Truschner von der Wiener Tanzschule Elmayer-Vestenbrugg. Die 120 Debütanten waren diesmal be- sonders talentiert, so konnte die schwierige Eröffnung mit nur drei Proben einstudiert werden. Die vielen, schnellen Drehungen und flotten Wechsel, eine davon nennt sich doch tatsächlich „die Damenschleuder“, ver- langten volle Konzentration von den jungen Leuten. Dafür gab es am Ende tosenden Applaus und von Stammgästen das Kom- pliment: Dies sei eine der schönsten Eröff- nungschoreografien des Kaiserballs gewe- sen. Mitorganisatorin und Vizepräsidentin Evelyn Watzka freut sich besonders, daß Der Bayerische Staatsminister für Europäische Angelegenheiten, Markus Söder, mit immer mehr junge Leute aus ganz Bayern Mathilde und Carl Paul Wieland nach alter Wiener Tradition debütieren und im nächsten Jahr als Ballbesucher wieder da- den Opernball-Krönchen als Erinnerungsge- funkelnden Krönchen beim Eröffnungstanz bei sind. schenk an den Kaiserball, die jungen Herren selbst überzeugen. Der Ballexperte war sehr Die jungen Damen bekamen die mit 210 bekamen elegante Manschettenknöpfe. Josef angetan, daß es auch außerhalb Wiens einen Swarovski Kristallen besetzten, aus der Eichbauer, zum ersten Mal Gast am Kaiser- „so durch und durch österreichischen Ball“ Manufaktur Eichbauer bei Steyr stammen- ball, konnte sich von der Wirkung seiner gibt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 23 Österreicher in aller Welt

Im Eröffnungskomitee in feschen Unifor- Marinoff, Pressesprecherin aus dem Wiener Franz Inzko und zahlreiche Ehrengäste die men eine Abordnung der Offiziersanwärter Rathaus; aus München kamen die österrei- rauschende Ballnacht. der Offiziersschule der Luftwaffe aus Für- chische Generalkonsulin für Bayern und Einladungen und Debütantenanmeldun- stenfeldbruck und sechs der zwölf Christ- Baden Württemberg, Senta Wessely-Steiner, gen, auch aus dem Ausland, für den Kaiser- kindfinalistinnen 2007 aus Nürnberg, die sich der österreichische Handelskonsul Michael ball 2009 werden ab sofort angenommen. so einen anderen Jungmädchentraum erfüll- Love, Auslandskärntner und BMW-Manager http://www.kaiserball-muenchen.de ten. „Alles Walzer“ – mit diesen berühmten Worten wurde das 400 m² große Tanzparkett für alle Ballgäste freigegeben. Liebhaber klassischer Tanzmusik jeden Alters ließen sich nicht zweimal bitten, es wurde durchge- tanzt bis 4 Uhr früh. Tradition ist auch das Galaprogramm mit Auszügen aus Wiener Operetten. Aus Wien kamen die beiden Stargäste: Sopranistin Brigitte Karwautz, die mit dem Schwipslied „Mir ist auf einmal so eigen zumute“ begei- sterte, und Tenor Michael Wagner. Die Ballett Wiesenthal-Projektgruppe in Bieder- meierkleidern tanzte die „Hofball-Tänze“ von Johann Strauß Vater. Walzerseligkeit pur. Bei Weinen von den Winzern Krems und österreichschen Schmankerln genossen ne- ben dem Bayerischen Landtagspräsidenten Alois Glück, dem Bayerischen Staatsmini- ster für Europäische Angelegenheiten Mar- kus Söder, Botschafter Wendelin Ettmayer Irmi Glück, Landtagspräsident Alois Glück, Stadtrat Alexander Reissl (Rathaus München), Margarethe Pöchmüller, Vorstand ÖBG, Uli Marinoff (Rathaus Wien), (Europarat) Brüssel, Susanne Brandsteidl, Botschafter Wendelin Ettmayer (Europarat), Susanne Brandsteidl (Präsidentin des Präsidentin des Wiener Stadtschulrats, Uli Stadtschulrates Wien), Staatsminister Markus Söder und Mechthilde Wieland (v.l.)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 24 Wirtschaft Österreich als Wirtschafts- standort im Spitzenfeld ABA-Bilanz 2007 und Standortmarketing-Maßnahmen zur Euro 2008

sterreichs Wirtschaft ist ausgezeichnet Öaufgestellt und Österreich als Standort allemal“, erklärte Wirtschaftminister Martin Bartenstein am 21. Jänner bei einer gemein- samen Pressekonferenz mit dem Geschäfts- führer der Betriebsansiedlungsagentur ABA- Invest in , René Siegl, anläßlich der Bilanz-Präsentation der ABA. „Die Interna- tionalisierung der heimischen Wirtschaft hat Österreich zum Exporteuropameister, einem wichtigen Investor im Ausland und den Standort Österreich zu einem Anziehungs- punkt für Investoren gemacht.“ Das belege auch die Bilanz der ABA für das Jahr 2007: „Die Zahl der realisierten Projekte ist um 32 Prozent auf 201 gestiegen, die Investitions- summe hat um 70 Prozent auf 394 Millionen Euro zugelegt. Die Anzahl der neu geschaf- fenen Jobs konnte um 45 Prozent auf 2087 verbessert werden.“

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen BM Bartenstein (re.) und René Siegl, Geschäftführer der Betriebsansiedlungsagentur ABA-Invest in Austria, präsentieren die Bilanz der ABA Foto: BMWA Die ökonomische Großwetterlage habe sich in den letzten Monaten zwar gedreht, es die Maßnahmen gegen den Fachkräfteman- Prozent und gehen von knapp 6000 zusätz- seien dunkle Wolken aufgezogen, so Bar- gel steigern die Standort-Attraktivität“, so lichen Arbeitsplätzen aus“, so der Minister. tenstein. „Diese globale Abschwächung der Bartenstein. In erster Linie gehe es dabei um Laut einer aktuellen GfK-Umfrage er- Wirtschaft hat mehrere Ursachen: zum einen umfassende Jugendausbildung, eine Qualifi- warten 70 Prozent der Unternehmer, daß von die US-Konjunkturdämpfung, vermehrte zierungsoffensive sowie die Fachkräfte- der Euro 2008 starke bis sehr starke wirt- Signale für anhaltende, massive Wachs- Verordnung 2008. Diese sieht – nach Vor- schaftliche Impulse ausgehen, mehr als 60 tumsschwäche, die anhaltende Liquiditäts- schlag der Sozialpartner – die Öffnung des Prozent glauben, daß sich das Image des und Kreditkrise auf den internationalen Fi- Arbeitsmarktes in 50 Berufen vor. Wirtschaftsstandortes verbessern wird. Ein nanzmärkten, den starken Euro, sowie hohe „Die Rekordbilanz 2007 der ABA zeigt Viertel der befragten Unternehmer wollen Öl- und hohe Rohstoffpreise.“ Die eindrucksvoll, daß der Wirtschaftsstandort die Euro 2008 auch für Marketingmaß- wirtschaftlichen Grunddaten in der Eurozone Österreich sehr attraktiv ist“, so Bartenstein. nahmen verwenden, 15 Prozent planen eine und der EU würden dennoch auf gesundem Ausweitung ihres Produktsortiments und Niveau bleiben, so der Minister. Euro 2008 – Wirtschaft- ihrer Dienstleistungen liche Auswirkungen „Das Kommunikationsziel ist klar“, so Wirtschaftsstandort der Minister. „Es gilt Aufmerksamkeit und Österreich „Die EURO 2008 ist nicht nur ein Er- Sympathie durch Gastfreundschaft, Organi- eignis, das Österreich etwas in sportlicher sationsstärke und Sicherheit zu nützen, um „Neben den allseits bekannten Standort- sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht Vorteile des Wirtschaftsstandortes mit zu vorteilen, wie sehr gute Arbeitsmoral, hohe bringt“, sagte Bartenstein. Die drittgrößte kommunizieren. Zu den Zielgruppen zählen Lebensqualität und sozialem Frieden gibt es Sportveranstaltung der Welt wird von 7 bis vor allem ausländische Investoren, Berater andere wichtige Faktoren, die Österreich als 10 Milliarden Zusehern weit über Europa bei Standortentscheidungen sowie ausländi- Wirtschaftsstandort auszeichnen. So etwa hinaus – vor allem auch in Asien – gesehen sche Wirtschaftsjournalisten.“ das attraktive Steuerumfeld, dank des ge- werden, etwa 6000 Medienvertreter werden Die ABA hat für ihre Kampagne „Öster- senkten Körperschaftssteuersatzes und der vor Ort darüber berichten. Wir erwarten ein reich – Spielfeld der Besten“ eine Million Gruppenbesteuerung. Aber auch das Ende Nächtigungsplus von einer Million und ein Euro zur Verfügung. der Erbschafts- und Schenkungssteuer sowie zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,15 http://www.aba.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 25 Wirtschaft Kein Anzeichen für einen Konjunktureinbruch Plus bei neuen Aufträgen, im Auftragsbestand und bei der Produktion

er BA-CA EinkaufsManagerIndex von 52,3 im Dezember auf 54,8 im Jänner. Erhöhung der Verkaufspreise überstieg die D(EMI) stieg im Jänner von 53,2 auf Damit liegt er genau im Jahresmittel 2007. Werte des Vormonats und war die zweit- 54,1. „Die österreichische Industrie zeigt zu Die österreichische Industrie kann sich stärkste seit Beginn der Erhebung vor mehr Jahresbeginn keine Anzeichen eines Kon- weiterhin als „Jobmaschine“ profilieren. Der als fünfeinhalb Jahren. Allerdings dürfte es junktureinbruchs und präsentiert sich wieder Index für die Beschäftigung legte im Jänner nach Einschätzung der BA-CA nicht gelun- etwas stärker“, meint Stefan Bruckbauer, auf 55,4 (Dezember: 54,1) zu. Dies ist die gen sein, die zusätzlichen Kosten in vollem stellvertretender Chefvolkswirt der Bank zweitstärkste Steigerungsrate seit Beginn Umfang in den Verkaufspreisen unterzubrin- Austria Creditanstalt (BA-CA). Nach der des Vorjahres. Obwohl der Motor der Indu- gen. Abschwächung im Dezember kündigt sich striekonjunktur mit geringerer Drehzahl als Die österreichischen Unternehmen spü- eine Stabilisierung des Wachstums an, wenn noch vor wenigen Monaten läuft, ist die Be- ren zum Jahresbeginn 2008 wieder etwas auch auf deutlich niedrigerem Niveau als schäftigungsdynamik ungebrochen hoch. Rückenwind, nachdem die Entwicklung der noch zu Beginn des Vorjahres. „Bereits seit mehr als zwei Jahren wird in letzten Monate eindeutig nach unten gegan- Der Aufwärtstrend zu Jahresbeginn zeigt der Industrie kontinuierlich Beschäftigung gen war. Die heimische Industrie hatte ge- sich auf breiter Basis. Das Wachstum der aufgebaut und dies setzt sich auch zu mäß saisonbereinigten Werten den Wachs- Auftragseingänge hat sowohl aus dem In- Jahresbeginn 2008 fort“, so BA-CA Öko- tumspfad zwischenzeitlich sogar verlassen. land, vor allem aber auch aus dem Ausland nom Walter Pudschedl. Der aktuelle Anstieg des EinkaufsManager- wieder zugelegt. „Die Geschäfte gehen gut, Der Wermutstropfen in der aktuellen In- Index stützt die Einschätzung der BA-CA die Nachfrage nach österreichischen In- dustrieentwicklung ist der starke Inflations- Ökonomen, daß die Industriekonjunktur der- dustrieprodukten ist insbesondere aus dem druck. Die durch die hohen Ölpreise verteu- zeit Boden gefunden hat. Nach dem Plus von Ausland robust“, meint Bruckbauer. Der In- erten Vormaterialien, die Transporte und die knapp 6 Prozent im vergangenen Jahr kann dex für die gesamten Auftragseingänge liegt Energie haben den Einkaufspreisindex auf auch 2008 mit einem respektablen, wenn mit 53 sowohl über dem Vergleichswert für den höchsten Wert seit mehr als einem hal- auch deutlich langsameren Industriewachs- Dezember als auch leicht über dem Durch- ben Jahr getrieben. Dabei war vor allem die tum von rund 3 Prozent gerechnet werden. schnittswert des für die Industrie sehr erfolg- Preisdynamik eine Belastung für die öster- „Auch wenn wir für die nächsten Monate reichen Jahres 2007. reichischen Industriebetriebe. „Der Anstieg nur bedingt optimistisch sind, zeigt der BA- Da die Auftragsbücher voller geworden der Einkaufspreise beschleunigte sich im CA EMI doch, daß sich Europas und damit sind, wurden neue Produktionskapazitäten in Jänner so stark wie noch nie seit Erhebung auch Österreichs Industrie, zumindest bis- Betrieb genommen. Die Industrie konnte da- des Indexwertes“, meint Pudschedl. Infolge her, besser gegen die negativen Einflüsse aus her bei der Produktion wieder stärker zulegen. des Preisanstiegs im Einkauf hob Österreichs den USA abschotten konnte, als viele be- Der Wert für die Produktionsleistung stieg Industrie die Verkaufspreise stärker an. Die fürchteten“, so Bruckbauer.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 26 Wirtschaft 1. Halbjahr rettet Einzel- handels-Jahresbilanz 2007 Nominell +2,4 %, real eine »schwarze Null«

as erste Halbjahr 2007 rettet die DGesamtjahresbilanz des heimischen Einzelhandels“, führte Erich Lemler, Ob- mann der Bundessparte Handel der Wirt- schaftskammer Österreich (WKÖ), am 5. Fe- bruar aus. Das geht aus der aktuellen Kon- junkturbeobachtung der KMU Forschung Austria hervor, die auf den Daten von mehr als 4500 Geschäften basiert und deren Er- gebnisse von Handelsobmann Lemler und Peter Voithofer, dem stellvertretenden Di- rektor der KMU Forschung Austria, präsen- tiert wurden. Demnach war die Umsatz- entwicklung im Einzelhandel im ersten Halbjahr 2007 dynamischer als in der zwei- ten Jahreshälfte. Die nominelle Umsatzent- wicklung im Einzelhandel hat sich seit dem Jahr 2005 kontinuierlich verbessert und im Jahr 2007 die höchste Wachstumsrate seit 2001 erreicht. Real fiel das Umsatzergebnis Fotos: http://www.bilderbox.biz im Einzelhandel auf Grund der im Vergleich Die nominelle Umsatzentwicklung im EH hat sich seit dem Jahr 2005 kontinuier- zu den Vorjahren deutlich höheren Preis- lich verbessert und im Jahr 2007 die höchste Wachstumsrate seit 2001 erreicht. steigerungen schlechter aus als 2006. sional und unrichtig. Ich lasse mir den Han- rasche, aber nichts desto trotz wohlüberlegte Starkes del nicht schlechtreden.“ Er bezog sich auf Entlastung unterer und mittlerer Einkom- Weihnachtsgeschäft Erkenntnisse, die auch führende Wirtschafts- men. Am Beispiel der Kollektivvertrags- forscher in den vergangenen Tagen heraus- löhne im Handel veranschaulichte Lemler: Handelsforscher Voithofer mit dem gearbeitet haben: „Die hohe Inflation in Ös- „Die Steigerungen liegen über der In- Zahlenmaterial: „Der Einzelhandel in Öster- terreich ist nicht hausgemacht. Der Einzel- flationsrate.“ Die Entlastung müsse so aus- reich konnte im abgelaufenen Jahr 2007 ein handel könne sich den Weltmarktpreisen fallen, „daß den Menschen wieder mehr Geld nominelles Umsatzplus von 2,4 Prozent ge- nicht entziehen. Massiv forderte er eine im eigenen Börsel bleibt.“ Als Devise für genüber 2006 erwirtschaften. Im Weihnachts- Versachlichung der Diskussion statt falscher 2008 gab er aus: „Es braucht wieder Kon- geschäft 2007 lag der Umsatz mit rund 1,43 Schuldzuweisungen und verwies auf die sumlust statt Preisfrust.“ Milliarden Euro auf dem hohen Niveau des hohe Qualität der Lebensmittel, die hohe Erfreulich sowohl für den Einzelhandel Vorjahres. Absolut betrug der Einzelhandels- Wettbewerbsintensität im Einzelhandel, wie auch die gesamte heimische Volkswirt- umsatz im Jahr 2007 damit rund 44,8 Mil- insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel schaft sind zwei Tatsachen: liarden Euro. Erstmals seit Jahren fielen die sowie auf das geänderte Ausgabenportfolio Verkaufspreiserhöhungen im Einzelhandel von Herrn und Frau Österreicher: So entfal- Wieder steigende im vergangenen Jahr mit durchschnittlich len anteilig immer weniger Ausgaben auf Kundenfrequenz 2,4 Prozent höher aus als die Inflationsrate; den Bereich Nahrungsmittel. Steigende Roh- damit kam es im Einzelhandel real zu einer stoff- und Energiepreise und unterschiedli- Daß erstens im vergangenen Jahr erst- Umsatzstagnation.“ che Produktionsmethoden in den einzelnen mals seit 2001 wieder eine steigende Kun- Erzeugerländern finden ihren Niederschlag denfrequenz zu beobachten war: Insgesamt Inflation ist nicht in der Kalkulation der Einzelhandelsunter- kamen 2007 um 0,7 Prozent mehr (zahlende) hausgemacht nehmen. Kunden in die Einzelhandelsgeschäfte als im Vorjahr. Während die Kundenfrequenz aller- Vehement hielt Handelsobmann Lemler Stärkung der Einkommen dings im ersten Halbjahr zugenommen hat in diesem Zusammenhang fest: „Die Preis- (+2,6 Prozent), war die Anzahl derer, die im steigerungen in unserem Land allein dem Seine Forderung an die Politik lautet: „Es Einzelhandel einkauften, in der zweiten Jah- Einzelhandel zuzuschreiben, ist eindimen- braucht zur Stärkung der Kaufkraft eine reshälfte wieder rückläufig (-1,1 Prozent).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 27 Wirtschaft Beitrag zu mehr satzentwicklung im Gesamtjahr 2007 im schenke für Kinder immer früher und nicht Beschäftigung Durchschnitt in allen Regionen positiv: In mehr ausschließlich im Fachhandel (z. B. allen Regionen war im Jahr 2007 das höch- elektronische Spiele) gekauft werden. Am „Und der Handel leistet seinen Beitrag ste Umsatzwachstum seit dem Jahr 2001 zu schlechtesten entwickelten sich, wie schon zur Schaffung von mehr Beschäftigung“, beobachten. In den westlichen Bundeslän- in der Zwischenbilanz, der Bekleidungs- und hielt Handelsobmann Lemler fest: „Im Jah- dern fiel das nominelle Plus mit 2,7 Prozent Schuheinzelhandel. resdurchschnitt waren 2007 im Einzelhandel höher aus als im Osten (+2,2 Prozent) und in Österreich rund 253.500 unselbstständig Süden (+1,8 Prozent). Die Kundenfrequenz Nahezu in allen Branchen Beschäftigte tätig, das sind um 3,8 Prozent lag in allen Regionen ebenfalls über dem nominelles Umsatzplus mehr als im Jahr davor.“ Dazu kommen die Niveau des Vorjahres, wenngleich in einem geringfügig Beschäftigten. Und sowohl bei deutlich geringeren Ausmaß als die Erlöse. Auf das Gesamtjahr 2007 gesehen konn- den unselbstständig als auch bei den gering- Im Weihnachtsgeschäft 2007 konnten die ten nahezu alle Branchen ein nominelles fügig Beschäftigten war in allen Monaten meisten Branchen ihre Bilanz in den letzten Umsatzplus erwirtschaften: Der Schuh- des Jahres 2007 ein deutlicher Zuwachs zu Dezembertagen noch verbessern. Deutlicher sowie der Uhren- und Schmuckeinzelhandel beobachten. Am höchsten fiel das Wachstum Branchensieger blieb – allerdings ausgehend entwickelten sich im Jahr 2007 mit einem zu Jahresende (September bis Dezember) aus, von einem durch das atypisch warme Wetter nominellen Umsatzplus von 5 Prozent und am niedrigsten zu Jahresbeginn (Jänner). im Dezember 2006 bedingten geringen mehr unter den betrachteten Branchen am Damit hat sich der positive Trend der Vor- Umsatzniveau – der Sportartikelhandel. Mit besten. Die überdurchschnittlich gute Bilanz jahre in verstärktem Ausmaß mit der höch- Ausnahme des Spielwaren-, Papier- und des Schuheinzelhandels ist vor allem auf das sten Wachstumsrate seit 2001 fortgesetzt. Buch-, Schuh- sowie des Bekleidungs- erste Quartal zurückzuführen, wo das sehr einzelhandels konnten alle Branchen das milde Wetter – nach dem kalten und langen Umsatzentwicklung Umsatzniveau des Weihnachtsgeschäfts 2006 Winter des Vorjahres – zu Umsatzzuwächsen verlief positiv zumindest erreichen. Im Spielwarenhandel von mehr als 10 Prozent führte. Der Le- ist das (geringe) Umsatzminus unter ande- bensmitteleinzelhandel, der Einzelhandel Regional betrachtet verlief die Um- rem darauf zurückzuführen, daß die Ge- mit Eisenwaren, Bau- und Heimwerkerbe- darf sowie der Möbel- und Bekleidungs- einzelhandel konnten Umsatzsteigerungen von mehr als 2,5 Prozent erzielen und lagen damit über dem Durchschnitt des Einzelhan- dels insgesamt. Lediglich der Lederwaren- einzelhandel konnte das Umsatzniveau des Vorjahres knapp nicht übertreffen. Real konnte ebenfalls der Schuheinzelhandel das beste Branchenergebnis verzeichnen, gefolgt vom Radio-, Elektro-, EDV- und Fotoeinzel- handel. Ein mengenmäßiges Umsatzplus von mehr als 1 Prozent konnten auch der Sportartikelhandel, die Drogerien und Parfü- merien sowie der Uhren- und Schmuckein- zelhandel erzielen. Den höchsten realen Rückgang mußten der Einzelhandel mit Eisenwaren, Bau- und Heimwerkerbedarf sowie der Spielwareneinzelhandel hinneh- men. „Hinsichtlich der Erwartungen der Un- ternehmer ist gegenüber dem Vorjahr keine signifikante Abschwächung spürbar“, zitier- te Handelsforscher Voithofer die Erhebungs- ergebnisse: Demnach erwarten 69 Prozent der Einzelhändler keine Änderung der wirt- schaftlichen Lage in den nächsten drei Mo- naten (Vorjahr: 70 Prozent). Sowohl der An- teil der Unternehmen, der eine Verbesserung erwartet (19 Prozent), als auch jener, der eine Verschlechterung befürchtet (12 Pro- zent), liegt in etwa auf dem Niveau des Vor- jahres (18 Prozent bzw. 12 Prozent). „Die Unternehmerinnen und Unternehmer sind Am schlechtesten entwickelten sich der Bekleidungs- und Schuheinzelhandel derzeit mehrheitlich noch optimistisch.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 28 Wirtschaft Herkunft und Qualität entscheiden Motiv für Lebensmittelkauf ist nicht vorrangig der Preis – Lebensmittelbericht 2008 zeigt Innovationskraft und Exportstärke des österreichischen Lebensmittelsektors

ar im Jahr 2005 noch der Preis wichti- lichen Produkten. Umso größer die Konkur- In den letzten drei Jahren gab es eine massi- Wger Entscheidungsfaktor beim Lebens- renz und der Wettbewerb sind, umso mehr ve Zunahme beim Bio-Konsum um 35 Pro- mittelkauf, ist 2007 die österreichische Her- besteht die Notwendigkeit, sich abzuheben zent, wobei 65 Prozent der Bio-Lebensmittel kunft wichtigstes Kriterium für den Kauf und auf sich ständig ändernde Konsumtrends über den Lebensmittel–Einzelhandel abge- eines Lebensmittels, gefolgt von Qualität, setzt werden. Eine besonders eindrucksvolle Regionalität und Frische. Der Preis ist nur Zahl ist, daß nur mehr 9 Prozent der Öster- mehr auf Rang 5. Das zeigt eine Motiv- reicherinnen und Österreicher nicht zumin- analyse im aktuell erschienenen Österreichi- dest ab und zu zu Bioprodukten greifen. schen Lebensmittelbericht 2008 zu Kaufent- Ein weitere wichtige Anpassung an das scheidungen der ÖsterreicherInnen. geänderte Konsumverhalten sind neue Ver- „Österreichische Konsumenten kaufen triebsquellen. So haben den größten Zuwachs also klima- und umweltbewußt und setzen in den vergangenen 5 Jahren die Bioläden auf Qualität. Ich sehe das auch als einen Er- mit plus 37,4 Prozent und die Zustelldienste folg unserer Maßnahmen zur Bewußtseins- mit plus 17,6 Prozent zu verzeichnen. Im bildung,“ so Landwirtschaftsminister Josef Convenience Markt (Tiefkühl- und Halbfer- Pröll am 7. Februar anläßlich der Präsenta- tigprodukte) sind die Tankstellenshops die tion des Lebensmittelberichts 2008. großen Gewinner. Diese immer wichtiger „Die aktuelle Preisdebatte wird nicht sau- werdende Einkaufsmöglichkeit trägt wesent- ber geführt. Richtig ist, daß im Dezember lich zum Umsatz auf Tankstellen bei. Tank- 2007 die Lebensmittelpreise angezogen und stellen generieren teilweise bereits mehr einen Beitrag zur Inflation geleistet haben. Ertrag über Shops als mit Treibstoff. Es ist allerdings notwendig, die Dinge in den Zusammenhang zu stellen. Fakt ist, daß es Herkunft und Regionalität im Jahr 2007 eine Preissteigerung von 4,6 Pro- wesentlichstes Argument zent bei den Ausgaben für Wohnen, Wasser und Energie gab, wobei der Bereich Energie Die österreichische Herkunft ist für 28 Pro- mit plus 9,3 bei Strom und plus 8,3 Prozent zent der Konsumenten wesentlichstes Kauf- bei Gas Spitzenreiter war. Nahrungsmittel argument bei Lebensmitteln. An dritter Stel- und alkoholfreie Getränke blieben mit einer le steht zusätzlich die Herkunft aus der Steigerung von 4,1 Prozent deutlich unter unmittelbaren Region. Besonders bei sensi- diesen Werten. Im langjährigen Vergleich seit blen Produkten, wo es auf die Frische an- BMLFUW/Kern 1986 gibt es ein Plus von 86 Prozent bei BM Josef Pröll präsentiert kommt und das Vertrauen der Konsumenten Wohnen, Wasser und Energie. Nahrungsmit- den Lebensmittelbericht 2008 in die Qualität besonders wichtig ist (Fleisch tel liegen mit plus 38 Prozent unter der durch- und Milchprodukte), zeigt sich dieser Kon- schnittlichen Steigerung des Gesamtindexes zu reagieren. Der österreichische Lebensmit- sumpatriotismus am deutlichsten, sagte von 57 Prozent. Ich weise daher die politisch telsektor kann in diesem Bereich durch stän- Pröll. motivierten Angriffe scharf zurück und stel- dige Innovation und laufende Anpassung Für Regionalprodukte werden dabei die le mich klar vor die Bauern, die hart arbeiten punkten. Großformen des Handels immer wichtiger. und Enormes leisten“, führte Pröll aus. Bestes Beispiel für Innovationen ist die Der Ab-Hof-Verkauf ist seit 2002 um 22 Pro- Der Lebensmittelbericht bietet eine inte- ESL (länger frisch) Milch. Extended Shelf zent zurückgegangen, Bauernmärkte um 21. grierte Sichtweise über alle Sektoren der ge- Life – Milch hat 2006 bereits über 20 Pro- Eine Konsequenz darauf ist, daß für die samten Wertschöpfungskette in Österreich zent Marktanteil erreicht und ist das am Konsumenten und Konsumentinnen die Her- vom Feld bis auf den Teller bzw. vom Bauern stärksten wachsende Absatzprodukt. In Ös- kunft eines Produktes eindeutig erkennbar bis zum Konsumenten. Er liefert harte Fak- terreich konnte Haltbarmilch nie wirklich sein soll: Für 71 Prozent der Konsumen- ten und Analysen und zeigt vor allem drei Fuß fassen, mit diesem innovativen Produkt tInnen ist eine klare Kennzeichnung beim Bereiche auf, mit denen die österreichische gelingt es, den Wünschen der Konsumen- Einkauf sehr wichtig. Aus diesem Grund Lebensmittelwirtschaft besonders erfolg- tInnen nach längerer Haltbarkeit optimal nehmen auch die Gütesiegel einen wichtige- reich ist: Innovation, Regionalität und Ex- nachzukommen, sagte Pröll. ren Platz ein als in der Vergangenheit. Sie port. Der Bio-Boom ist ein weiterer Erfolgs- haben an Bekanntheit zugelegt: Mittlerweile Der österreichische Lebensmittel- und faktor. Das zeigt der Anstieg des Gesamtum- kennen 95 Prozent das AMA Gütesiegel, Getränkemarkt ist an sich gesättigt. Es gibt satzes im Jahr 2006 im Vergleich zum Vor- ebenso viele kennen „Ja Natürlich!“ Und eine fast unüberschaubare Vielfalt an ähn- jahr um 18 Prozent auf 590 Millionen Euro. „Natur Pur“. Die Bauernhofgarantie ist bei

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zent (vor allem Milch, Käse, zubereitetes Obst) und Italien mit einem Anteil von 16,6 Prozent (vor allem Milch, Rind- und Schweinefleisch). 2006 hat man im Ausland offenbar den österreichischen Erdapfel ent- deckt: Die Exportsteigerung betrug 65 Pro- zent (114.500 Tonnen).

Trend zu gesünderer Ernährung Im Konsumverhalten gibt es neben dem Trend zu Bio den Trend zu gesünderer Er- nährung. Herr und Frau Österreicher aßen 2006 pro Kopf um 8 kg mehr Obst und 18 kg mehr Gemüse als 1995. Die Österreicherin- nen und Österreicher essen außerdem lieber roten als grünen Salat (Paradeiser plus 9 Pro- zent / Grüner Salat minus 8,7 Prozent). Die Tendenz zu abnehmendem Fleisch-Konsum setzt sich fort (minus 1 bis 3 Prozent/Jahr). Fotos: Lebensministerium / Rita Newman Stabil ist lediglich der Absatz von Schweine- Schweinskotelett vom »Ländle Alpschwein« mit Morcheln und Gemüse der Saison, zubereitet von Küchenchef Bernhard Meier im Restaurant Montfordhaus fleisch. Dieses ist mit 63 Prozent nach wie vor das beliebteste Fleisch der Österreicher. 67 Prozent, das Ab-Hof-Zeichen bei 60 Pro- zent. Mit 20,3 Prozent doppelt so hoch fiel Europameister sind Österreich und zent bekannt. die Exportsteigerung in den Ländern der Deutschland gemeinsam in einem Bereich: Das Lebensministerium setzt mit der „Exportinitiative 1-24“ aus. „Der Lebens- In beiden Ländern gehen die KonsumentIn- Initiative „Genuß Region Österreich“ seit mittelbericht dokumentiert, wie wichtig und nen mit 24 Mal pro Monat gleich oft in drei Jahren einen klaren Impuls für die Re- erfolgreich die Lebensmittelexport-Initiative Supermärkte und Diskonter. Dieser hohen gionalitätsauszeichnung. Ehrgeiziges Ziel für war“, betonte Pröll. Österreich als Fein- Frequenz kann kein anderes Land in Europa 2008 ist es, die Marke von 100 Genuß-Regi- kostladen Europas punktet hier mit Qualität. folgen, teilt das Lebensministerium ab- onen zu überspringen. Die „Genuß Region Top-Exportmärkte für Agrarprodukte waren schließend mit. Österreich“ gibt eine klare Orientierungs- Deutschland mit einem Anteil von 30,8 Pro- http://www.lebensministerium.at/ hilfe für KonsumentInnen und TouristInnen für regional geprägte Lebensmittel und Gastronomieangebote. Die Genuß-Regionen werden sich heuer bereits zum dritten Mal auf der weltgrößten Tourismus-Messe ITB in Berlin präsentieren, seit Beginn des Jahres besteht eine „Genuß Region Österreich“- Plattform auf dem Tourismus-Webportal Tis- cover. TouristInnen geben immerhin etwa ein Viertel ihres Urlaubsbudgets für Essen und Getränke aus. Das „Genießen landestypi- scher Speisen und Getränke“ ist mit 70 Pro- zent Top Aktivität der Urlaubsgäste. Die Nachfrage der TouristInnen nach österreichi- schen Spezialitäten in den Heimatländern machen sie zu einem wichtigen Schlüssel- faktor für erfolgreiches Exportmarketing, begründet Pröll die Aktivitäten.

Exportsteigerung nach »Exportinitiative 1-24« Die österreichischen Agrar-, Lebensmit- tel- und Getränkeexporte verzeichneten im Steirisches Kürbiskernöl – Ruccola mit gebratenem Schafskäse im Kürbiskernman- Jahr 2006 eine Exportsteigerung von 10,7 Pro- tel wird mit Kürbiskernöl mariniert in »Haberl's Gastwirtschaft« in Walkersdorf

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 30 Wirtschaft Staatspreis Innovation 2007 Über 500 Unternehmen haben sich 2007 beworben

v.l.: Christoph Leitl (WKO), Martha Mühlburger (Sprecherin der Jury), Heinz Niessl (Burgenlands Landeshauptmann), Univ.- Prof. Günther Leising (Lumitech), Christine Marek (Staatssekretärin im BMWA), Erwin Baumgartner (Lumitech), Josef Broukal (Moderation) und Peter Takacs (aws) Foto: Thule G. Jug / Mauerbach

ie zahlreichen qualitativ hochwertigen genland: die „Lumitech Produktion- und Der Sonderpreis „Econovius“, der von DEinreichungen zum ,Staatspreis Innova- Entwicklung GmbH“ wurde für das Projekt der Wirtschaftskammer und dem Wirt- tion 2007‘ haben gezeigt: Österreichs Unter- „LED-Modul“ ausgezeichnet. schaftsministerium (BMWA) für besondere nehmen sind mit ihren innovativen Projekten Das von Lumitech entwickelte „LED- innovative Leistungen von kleinen und mitt- und Produkten auch international auf Vor- Modul als Ersatz für Glühbirnen“ ermöglicht leren Unternehmen (KMU) vergeben wird, marsch“, zeigte sich Staatssekretärin Christi- eine Energieeinsparung von bis zu 85 Pro- wurde heuer ex aequo an zwei Unternehmen ne Marek anläßlich der Verleihung des zent gegenüber herkömmlichen Lösungen vergeben. Das Vorarlberger Unternehmen „Staatspreises Innovation“ im Wiener Mu- bei einer über 30 Mal längeren Lebensdauer. Tribovent erhielt den „Econovius“ für die seumsquartier am 6. Februar erfreut. Auch „Ein Paradebeispiel, wie Innovation nicht nur Entwicklung einer neuen elektroinduktiven 2007 haben sich wieder über 500 Unterneh- zum wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch Erhitzungsmethode zur Umwandlung von men für den Staatspreis beworben – ein kla- zum gesellschaftlichen Nutzen beitragen problematischen Reststoffen oder hochbelas- res Zeichen, daß die Betriebe dem Thema kann. Das Thema Energieeinsparung ist eine teten Abfallstoffen zu Wertstoffen mittels Innovation hohe Bedeutung beimessen. „Bis wichtige Komponente auf dem Weg zu einer Hochtemperatur-Reaktion. Ebenfalls ausge- 2010 soll die Forschungsquote drei Prozent nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung“, so zeichnet wurde die oberösterreichische Econ des Bruttoinlandsprodukts erreichen, zwei die Staatssekretärin. Maschinenbau für ihr System zur Unterwas- Drittel davon soll der Unternehmenssektor Das burgenländische High tech- Unter- sergranulierung, das sich durch geringeren beitragen – derzeit sind es 62,2 Prozent – nehmen Lumitech wurde im Jahr 1997 als Energieverbrauch und Wartungsaufwand und Österreich ist dabei gut unterwegs“, so „Spin Off“ der Technischen Universität Graz von etablierten Systemen unterscheidet. Marek. gegründet und ist seither mit der Entwick- Der Staatspreis Innovation wird heuer be- Heuer konnten erstmals statt bisher nur lung und Produktion in den Bereichen LED- reits zum 28. Mal vergeben. Die hohe An- ein Projekt pro Bundesland gleich drei Un- Technologie, elektrolumineszierende Pasten- zahl der Einreichungen (529) und die impo- ternehmen an der Endausscheidung teilneh- technologie und Optoelektronik tätig. Lumi- sante Zahl der Besucher bei der Staatspreis- men. Aus diesen max. 27 innovativen Pro- tech ist mit derzeit 16 MitarbeiterInnen und Gala zeigen die große Bedeutung dieses jekteinreichungen hatte die Expertenjury die mit Sitz in Jennersdorf Entwicklungspartner Wettbewerbs, der neben der Anreizwirkung Aufgabe, sechs Nominierungen und daraus für viele renommierte europäische Unter- für Unternehmen auch der Erhöhung des einen Staatspreissieger zu küren. Dieser nehmen der Industrie- und Medizintechnik Bewußtseins für das Thema Innovation in kommt heuer das erste Mal aus dem Bur- sowie Partner im Kompetenznetzwerk Licht. der Bevölkerung dient.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 31 Wirtschaft Touristisches Maßnahmenpaket zur Vermarktung von Linz 2009 Die Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas OrganisationsGmbH, der Tourismusver- band Linz, Oberösterreich Tourismus und Österreich Werbung bündeln ihre Kräfte

napp ein Jahr bevor die oberösterreichi- Ksche Landeshauptstadt Linz gemeinsam mit der litauischen Stadt Vilnius den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ von den Briten und Skandinaviern übernimmt, startet die Werbeoffensive für Kulturtouristen. Um Synergien optimal zu nutzen, bündeln die Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas Orga- nisationsGmbH, der Tourismusverband Linz, Oberösterreich Tourismus und die Österreich Werbung ihre Kräfte und ermöglichen mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket, daß Oberösterreichs Tourismusbetriebe ihre Gastgeberrolle bestmöglich wahrnehmen können. Im Rahmen der abgestimmten Mar- keting- und Kommunikationsplanung brin- gen die Partner jeweils spezifisches Know- How und auch unentgeltliche Dienstleistun- gen für „Linz09“ ein. Vizebürgermeister Erich Watzl (Tourismusreferent und Aufsichtsratsvorsitzender der Linz 2009 OrganisationsGmbH), Petra Stolba (Geschäftsführerin Österreich Werbung), Wirtschaftslandesrat KommR Viktor Sigl Karl Pramendorfer (Vorstand Marketing- und OÖ. Tourismus), präsentieren das gemeinsame touristische Maßnahmenpaket zur Kommunikationsplanung Vermarktung von Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas. Foto: OÖ. Tourismus Linz als Portal zu Oberösterreich steht be- verpacken und sie ihren Gästen schmackhaft tig positionieren", meinte Ulrich Fuchs, stell- reits 2008 im Mittelpunkt der Marketingak- zu machen. Neben der Entwicklung von buch- vertretender Intendant von „Linz09“ und tivitäten, die sich 2009 intensivieren werden. baren Produkten zum Kulturhauptstadtjahr Leiter der Projektentwicklung. Eine Vielzahl an internationalen Messeauf- und deren Bewerbung geht es vor allem um tritten, Workshops und anderen Präsenta- die Bewusstseinsbildung für die Bedeutung Linz verändert tionen des touristischen Angebotes von Linz des Kulturhauptstadtjahres innerhalb der und Oberösterreich, Presseeinladungen für Branche. Die äußerst positive Entwicklung von Journalisten, Studienreisen für Reiseveran- Mit dem Kulturhauptstadtjahr eröffnen Linz sowie das kulturelle Großereignis stalter, Insertionen, Printbeilagen, Broschü- sich für den Tourismus in Linz bzw. ganz „Linz 2009“ sind Anlaß für einen veränder- ren, Internetseiten, Emarketingkampagnen, Oberösterreich Chancen in mehrfacher ten Auftritt der Stadt. Mit neuem Logo und Direct Mailings, Beziehungs- und Szene- Hinsicht: Durch die Schaffung neuer Infra- neuem Slogan wird sich die Stadtverwaltung marketing und viele andere Maßnahmen fin- struktur wird nachhaltig Wertschöpfung für daher demnächst präsentieren. Der Slogan den sich im Marketing-Mix wieder. Auch die Tourismus- und Freizeitwirtschaft gene- „Linz verändert“ wird als verbindendes Ele- Kooperationen mit Low Cost Airlines – der riert. Gleichzeitig ist mit einer Steigerung ment voraussichtlich im Mai dieses Jahres OÖ. Tourismus leistet jährliche Marketing- der Nächtigungen und des tagestouristischen auch offiziell in das Logo der Kulturhaupt- beiträge an TUIfly (Köln-Linz) und Ryanair Umsatzes zu rechnen. Internationale Auftrit- stadt einfließen. Ab dann werden sowohl die (London-Linz, Barcelona-Linz) – werden te und Präsentationen bzw. die mediale Prä- Stadt Linz als auch die „Linz09 GmbH“ ge- bereits zur Vorbereitung auf das Kultur- senz sorgen für eine Steigerung des Be- meinsam mit diesem Slogan in Erscheinung hauptstadtjahr genutzt bzw. das heimische kanntheitsgrades und einen Imagegewinn für treten. Urlaubsangebot aktiv im Einzugsgebiet der Linz und Oberösterreich in den touristisch Der Slogan „Linz verändert“ steht für ein Flug-Destinationen umworben. relevanten Herkunftsmärkten. Verwandlungsversprechen, ein Versprechen, Touristische Organisationen, Betriebe, „Punktete Linz bisher bei Geschäfts-, daß Linz durch das Kulturhauptstadtprojekt Freizeit- und Infrastrukturanbieter sowie Kongreß-, Schiff- und Radtouristen, will ein anderes Linz wird und daß die Menschen Incomingagenturen sind gemeinsam gefor- sich Linz als Kulturhauptstadt Europas 2009 durch dieses rasch veränderte Linz inspiriert dert, die von „Linz09“ angebotenen kulturel- nun auch als attraktive Destination für klas- sein werden. len Projekte in kreative Urlaubsprodukte zu sische Städte- und Kulturtouristen nachhal- http://www.linz09.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 32 Wirtschaft Doka baut an WM-Stadion mit Foto: Doka 72 Kletterschalungen und 1300 m² Trägerschalung stehen für die Ausführung von insgesamt 72 Pfeilern im Einsatz. m Jahr 2010 wird die Fußball-Weltmei- ler um 17 Grad nach außen geneigt. Die fle- des Traggerüstes Staxo. Dadurch kann der Isterschaft in Südafrika ausgetragen. Be- xible Kletterschalung MF 240 kann ohne Zeitaufwand für die Montage auf ein Mi- reits jetzt laufen die Vorbereitungen für das aufwendige Umbauarbeiten problemlos an nimum reduziert werden“, meint André Sportgroßereignis auf Hochtouren. In Kap- die veränderte Bauwerksgeometrie angepaßt Montauban, Projekttechniker bei WBHO. stadt entsteht mit dem Green Point Stadium werden und stellt dadurch einen zügigen Die detaillierten Vorplanungsleistungen eine Fußballarena der Superlative. Das ar- Baufortschritt sicher. Ein Teil der Bühnen der Doka-Schalungstechniker stellen einen chitektonisch außergewöhnliche Stadion der Kletterschalung MF 240 und der Top 50- rationellen Schalungseinsatz mit einer ge- bietet Platz für 68.000 Personen und ist Großflächenschalungen wurden vom Doka ringst möglichen Vorhaltemenge sicher. durch eine lichtdurchlässige Gebäudehülle Fertigservice vormontiert und einsatzbereit Zusätzlich unterstützen Doka-Richtmeister gekennzeichnet. Für die Errichtung der Zu- auf die Baustelle geliefert. Den Großteil der die Baustellenmannschaft im fachgerechten schauerränge setzt die bauausführende Ar- Bühnen und Top 50-Großenflächenschalung Einsatz des Schalungsmaterials. „Die inten- beitsgemeinschaft Murray & Roberts und hat die Baustellenmannschaft nach einer sive Betreuung der Baustellenmannschaft WBHO auf effiziente Schalungslösungen intensiven Einschulung durch erfahrene durch die Doka-Schalungstechniker ist ein von Doka. Der knapp bemessene Zeitplan Doka-Richtmeister auf der Baustelle mon- wesentlicher Baustein für die erfolgreiche und die große Anzahl an Pfeilern und Zahn- tiert. Projektabwicklung. Dadurch ist die Einhal- trägern stellen dabei höchste Anforderungen Für die Ausführung der bis zu 25 Meter tung der hohen Qualitäts- und Sicherheits- an die Leistungsfähigkeit des Schalungsma- langen Zahnbalken haben die Doka-Scha- standards in jeder Phase der Schalungsar- terials. Doka Südafrika punktet mit einer de- lungstechniker eine Sonderlösung aus Staxo- beiten sichergestellt“, sagt Mark Brooks, taillierten Schalungsplanung, wirtschaft- Gerüsttürmen und der Trägerschalung Top WBHO-Projektleiter. Der termingerechten lichen Schalungslösungen und einer umfas- 50 entwickelt. Die Gerüsttürme können ge- Baufertigstellung mit Ende 2008 steht, Dank senden Baustellenbetreuung. meinsam mit der Trägerschalung und den vorausschauender Schalungsplanung und Das Stadionoval der neuen Fußballarena Arbeitsbühnen in großen Einheiten mittels hoher Leistungsfähigkeit der Doka-Scha- am Fuße des Tafelbergs umfaßt drei Zu- Kran umgesetzt werden. Dadurch ist ein lungslösungen, somit nichts mehr im Weg. schauerränge, die von 216 Zahnträgern und zügiger und wirtschaftlicher Bauablauf si- Für das „Skelett“ des Stadions in der Nä- 72 Pfeilern getragen werden. Für die Her- cher gestellt. Die breit dimensionierten Ar- he der kuwaitischen Hauptstadt lieferte stellung der Pfeiler stehen insgesamt 72 Klet- beitsbühnen und ein umlaufendes Schutzge- Doka eine unterstellungsfreie Schalungs- terkonsolen MF 240 und mehr als 1300 m² länder erleichtern darüber hinaus den Einbau lösung, eine speziell für die Zahnbalken ent- Großflächenschalung Top 50 im Dauerein- der umfangreichen Bewehrung und garantie- wickelte kletternde Freivorbauschalung. Sie satz. Um den knapp bemessenen Zeitplan ren hohe Arbeitssicherheit. „Die leichtge- bringt größte Einsparungen an Material und einzuhalten, werden bis zu 36 Pfeiler gleich- wichtigen Einzelteile ermöglichen in Kom- Arbeitszeit im Vergleich zu einer Unterstel- zeitig geklettert. Ab Höhe des zweiten Zu- bination mit den integrierten Verbindungsele- lung mit Traggerüsten. schauerrangs sind die 50 Meter hohen Pfei- menten einen raschen und sicheren Aufbau http://www.doka.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 33 Wirtschaft Österreichische Skiwelten im Focus Im Rahmen einer aktuellen Studie hat Österreichs führendes Online Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com den Skitourismus und ausgewählte Skigebiete in Österreich unter die Lupe genommen.

und 1500 Skifahrer aus Österreich, Wolfgang Ambros zu singen wußte: Ski- geben eine Zeit von drei bis vier Stunden an, RDeutschland und der Schweiz zwischen fahren, nicht umsonst Österreichs National- die sie aktiv Skifahren oder Snowboarden 14 und 59 Jahren wurden zu den bekannte- sport Nummer eins, macht einfach Spaß. So (43,6%). Dabei werden rote Pisten bevor- sten österreichischen Ski-Destinationen be- sehen das auch die Teilnehmer der Umfrage. zugt gefahren („sehr gerne“: 51,8%), 30 Pro- fragt. Ergebnis: Wintersportfans aus dem In- Denn 88,5 Prozent der Befragten nennen zent trauen sich die schwarzen Pisten zu. Und und Ausland stellen Österreich ein sehr gutes Spaß auf den „Brettln“ selbst als Hauptmo- wie wird das eigene skifahrerische Können Zeugnis aus. Im Großen und Ganzen schät- tiv, skifahren bzw. snowboarden zu gehen. eingeschätzt? Rund 60 Prozent der befragten zen Skifahrer gute Pistenqualität bzw. Pi- Das Naturerlebnis steht mit 61,3 Prozent Skifahrer aus Österreich, Deutschland und stenpräparierung sowie ein gutes Preis- gleich an zweiter Stelle. Körperliche Fitness der Schweiz würden Ihre Fähigkeiten auf Leistungsverhältnis. Vier von fünf Umfrage- (46,1%), Geselligkeit (43,4%), Streßabbau den Skiern als zumindest „eher gut“ beurtei- teilnehmern sind zumindest eher davon und Entspannung (43,2%) sowie Familiener- len, 16,6 Prozent trauen sich sogar die Best- überzeugt, daß sich Skifahren immer mehr lebnis (42,6%) stellen für knapp über 40 Pro- note „sehr gut“ zu. Besonders interessant: Die zu einer Luxussportart entwickelt. zent Beweggründe fürs „Skifoan“ dar. Party Deutschen zeigen sich in der Beurteilung der und Après Ski (20,2%) spielen dagegen eine eigenen Geschicklichkeit auf den „Brettln“ Spaß und Naturerlebnis vergleichsweise untergeordnete Rolle beim vergleichsweise zurückhaltend. Während die auf den »Brettln« Urlaub im Schnee. An einem durchschnitt- Österreicher und die Schweizer die eigenen lichen Skitag verbringt jeder zweite Ski- Fahrkünste (auf einer fünfstufigen Skala) im „Weil Skifoan is des leiwaundste, wos ma fahrer gute fünf bis sechs Stunden aktiv auf Schnitt mit 2,3 beurteilen, greifen die Deut- sich nur vurstelln kann!“ – wie auch schon der Piste (47,6%). Knapp über 40 Prozent schen zu einer bescheideneren 2,5.

Inwieweit sind die folgenden Kriterien für Sie persönlich wichtig, wenn Sie an Skigebiete denken?

Pistenqualität / Pistenpräparierung Gutes Preis-/ Leistungsverhältnis Schneesicherheit Saubere Pisten Pisten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden Günstige Preise Vielfältiges Angebot an Liftanlagen Landschaftliche Schönheit Großes Angebot an Pistenkilometern Gratis Parkmöglichkeit Viele Parkplätze, gute Parkmöglichkeiten Freundliches Liftpersonal Angenehmes Publikum Möglichkeit zum Ausleihen von Skiausrüstung gegeben Vergünstigungen für Stammkunden Gute öffentliche Verkehrsanbindung Gute medizinische Versorgung/ Abdeckung Vielfalt an Serviceangeboten Unterhaltungsangebot für die gesamte Familie Kein Straßenverkehr (autofreie Zone) Verfügt über ein gutes Kinderbetreuungsangebot Große Auswahl an gastronomischen Betrieben Ausflugsziele in der näheren Umgebung Großes Apres Ski-Angebot / Party-Angebot Großes Angebot an diversen Unterhaltungseinrichtungen Breites Spektrum an Hotels Spezielle wechselnde Aktivitäten, Events

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 34 Wirtschaft

Im Großen und Ganzen schätzen Skifah- rer in den Skigebieten gute Pistenqualität AWO: Mit Hightech Produkten bzw. Pistenpräparierung (bewertet mit „sehr wichtig“: 63,3%) sowie ein gutes Preis- erfolgreich im Westen der USA Leistungsverhältnis (62,0%). Jeweils zwei Alternativenergie, IT & Telekom, Logistik sowie der Drittel der Umfrage-Teilnehmer bewerten diese Kriterien als „sehr wichtig“. Auf Sicherheitsbereich sind Branchen, in denen auch Schneesicherheit (53,5%), saubere Pisten Austro-Unternehmen in den USA Erfolge feiern können (49,7%) sowie Pisten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden (46,0%) legt etwa jeder Zweite besonderen Wert im Skiurlaub. ls am 10. Februar im Staples Center in Umstellung der Energieproduktion auf alter- ALos Angeles die 50. Grammy Awards nativ bis 2020 ausgegeben.“ Damit entsteht Image-Check der verliehen wurden, stand ein Gewinner schon gewaltiges Investitionspotential in Berei- heimischen Skigebiete fest: Österreich hat zwar für seine Export- chen wie Windenergie – v. a. Texas will hier erfolge in den USA keinen Musik-Preis ver- Milliarden investieren – aber auch in der „Der Wintertourismus in den österreichi- liehen bekommen, hat aber in vielen High- Solarenergie, Geothermie und bei Gezeiten- schen Alpen genießt ein sehr gutes Image“, tech-Bereichen im letzten Jahr gewonnen – kraftwerken. Im Juli wird diesbezüglich auf faßt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von und wird auch in Zukunft erfolgreich sein. der Messe „Intersolar North America“ in San Marketagent.com, die aktuellen Studiener- Christian Kügerl, österreichischer Han- Francisco erstmals eine österreichische gebnisse rund um ausgewählte Skigebiete in delsdelegierter der Außenwirtschaft Öster- Gruppenausstellung von der Außenhandels- Österreich zusammen. „Wintersportfans aus reich (AWO) in Los Angeles, nennt einige stelle Los Angeles organisiert, zu der sich dem In- und Ausland stellen Österreich ein Highlights der jüngsten „Export-Erfolgsge- interessierte Firmen noch anmelden können. hervorragendes Zeugnis aus. Neun von zehn schichte“ Österreichs im Westen der USA: Weitere Zukunftsbranchen, in denen sich der befragten Skifahrer aus Österreich, „Die Ein-Schienen-Bahn für das größte österreichische Unternehmen etablieren Deutschland und der Schweiz wählen die Casino-Projekt in Las Vegas kommt aus Ös- können, sind neben dem Bereich Alterna- Alpenrepublik zur attraktivsten Wintersport- terreich, die fortschrittlichste Müllverwer- tivenergien (Sonnen- und Bioenergie) u.a. Destination.“ tungsanlage Kaliforniens arbeitet mit öster- Informatik und Telekom, Transport und Im Rahmen der Studie wurden die Um- reichischen Schlüsselkomponenten, in den Logistik, der Sicherheitsbereich sowie die frage-Teilnehmer auch zu ihren persönlichen Produktionsprozessen der größten Halblei- Elektrik- und Elektronikindustrie, die schon Einstellungen rund um die innerhalb der terhersteller sind österreichische Komponen- einige Zeit auf einen Technologieschub war- letzten fünf Jahre besuchten österreichischen ten fest integriert und eine österreichische ten. Die Außenhandelsstelle Los Angeles Skigebiete befragt. Insgesamt wurden 31 ös- Hightech-Leiterplattenfirma eröffnet dem- bietet für all diese Bereiche Schwerpunkt- terreichische Skigebiete anhand von über 30 nächst eine Niederlassung in Kalifornien.“ programme und Veranstaltungen an. Kriterien näher untersucht. Interessante De- Kügerl gibt österreichischen Unterneh- Die AHSt Los Angeles ist zuständig für tails blieben nicht aus: Zu den heimischen men, die in den USA Fuß fassen wollen, Alaska, Arizona, California, Colorado, Hawaii, Ski-Destinationen mit der angenehmsten auch Tipps, welche die erfolgversprechend- Idaho, Montana, Nevada, New Mexico, Okla- Atmosphäre zählen laut Umfrageergebnis sten Branchen im „Wilden Westen“ der Ver- homa, Oregon, Ozeanien (USA), Texas, Utah, die Skiwelten „Serfaus-Fiss-Ladis-Skidimen- einigten Staaten sind. „Die Energiewirt- Washington (Staat), Wyoming; in den USA sion“ (bewertet mit „sehr angenehm“: schaft ist das derzeit heißeste Thema“, so und Puerto Rico erreichen Sie die AHStn 72,3%), „Nassfeld Hermagor“ (67,7%), Kügerl, „denn Bundesstaaten wie Kalifor- unter 1-800 VIP AHST kostenlos. „Skiwelt Wilder Kaiser - Brixental“ (65,6%) nien oder Texas haben ihre Mandate für die http://advantageaustria.org/us und „Ski Arlberg - Lech, Zürs“ (64,3%). Ein besonderes landschaftliches Erlebnis erwartet Ski-Fans nach Meinung von rund 3,333.650 Beschäftigte im Jänner 2008 drei Viertel der Umfrage-Teilnehmer in den Skigebieten „Gasteiner Tal“ (bewertet mit m Stichtag 31. Jänner 2008 betrug die auf. Den absolut größten Zugang hat Wien „sehr ansprechend“: 76,4%) und „Kaprun AZahl der bei den österreichischen So- mit 16.251 Personen, den relativ größten hat Kitzsteinhorn“ (74,3%). Das beste Preis- zialversicherungsträgern und Krankenfürsor- Kärnten mit 3,23 %. Gegenüber dem Vor- Leistungsverhältnis bieten nach Auffassung geanstalten gemeldeten und ihnen gleichge- monat ist der Beschäftigtenstand um 2.434 der Befragten die Ski-Destinationen „Turra- stellten unselbständig Erwerbstätigen (Be- bzw. 0,07 % gestiegen. Die Zahl der männ- cher Höhe“ (bewertet mit „sehr gutes Preis- schäftigte) 3,333.650. Darunter waren lichen Arbeitnehmer verringerte sich um Leistungsverhältnis“: 27,4%), „Tauplitz“ 1,760.440 Männer, sowie 1,573.210 Frauen. 3.890 (- 0,22 %) und die der weiblichen (25,0%), „Serfaus-Fiss-Ladis-Skidimension“ Gegenüber dem Vorjahr ist die Gesamt- erhöhte sich um 6.324. Bis auf die Bundes- (24,6%) und „Silvretta Nova“ (23,6%). zahl der Beschäftigten um 88.219 bzw. länder Wien, Niederösterreich, Burgenland, 2,72 % gestiegen. Die Zahl der männlichen Oberösterreich und Kärnten weisen die Methode: Computer Assisted Web Interviews; Er- hebungszeitraum: 06.–18.12.2007; Sample-Größe: Arbeitskräfte erhöhte sich um 42.041 (+ Bundesländer eine Zunahme des Beschäf- n = 3459 Netto-Interviews, Random Selection 2,45 %), die der weiblichen erhöhte sich um tigtenstandes auf. Der absolut und relativ nach Quoten; Umfang: 60 offene/geschlossene 46.178 (+ 3,02 %). Alle Bundesländer wei- größte Zugang ist in Tirol mit 3.126 Perso- Fragen. Quelle: http://www.marketagent.com sen eine Zunahme des Beschäftigtenstandes nen, bzw. mit 1,04 % zu beobachten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 35 Zur UEFA EURO 2008™: Host City Salzburg Salzburg – Fußball- festspiele für Europa Von 7. bis 29. Juni 2008 wird in Österreich und der Schweiz die UEFA EURO 2008™ ausgetragen. Wir stellen Ihnen die heimischen »Host Cities« vor. Diesmal: Salzburg. Foto: Tourismus Salzburg GmbH Ein Blick auf die wunderschöne Altstadt Salzburgs mit der Hohenfeste Salzburg vom Mönchsberg aus gesehen

ie Stadt Salzburg am Rande der Nord- Unverkennbar präsentiert sich die Silhouette wurde die Stadt durch die Salzburger Fest- Dalpen und im Herzen Österreichs zählt und die von der UNESCO als Weltkulturerbe spiele, die zu den hochkarätigsten Musik- zu den schönsten Kulturstädten der Welt. Im erklärte Altstadt: die Festung Hohensalz- festivals Europas zählen und Salzburg Som- Rahmen der UEFA EURO 2008™ vom 7. bis burg, der barocke Dom, die Franziskaner- mer für Sommer in eine Bühne mit illustren 29. Juni 2008 beherbergt sie als Host City und Universitätskirche vor dem Mönchsberg Darstellern und Prominenten verwandelt. Zu drei der insgesamt 31 Begegnungen: die Na- und der mächtige und sagenumwobene Un- den meist fotografierten Gebäuden zählen tionalmannschaften Rußland, Griechenland, tersberg in der Ferne. Diese Bilder werden Mozarts Geburtshaus in der Shopping-Meile Spanien und Schweden werden in Salzburg Fußballfans aus aller Welt während UEFA der Stadt – der Getreidegasse – und Mozarts aufeinander treffen. Inmitten einer architek- EURO 2008™ begleiten und faszinieren. Wohnhaus am Markartplatz. Wolfgang Ama- tonisch bezaubernden Altstadt verspricht Denn in Salzburg wird die hohe Kunst des deus Mozart zieht als berühmtester Sohn der Salzburg – die Bühne der Welt – „wahre Fußballs vor beeindruckender Kulisse geadelt. Stadt Jahr für Jahr tausende von Besuchern Fußballfestspiele für Europa“. und Musikliebhabern in seinen Bann: die Mo- Das „weiße Gold“, das Salz, verlieh der Salzburg – die zartwoche im Januar läutet das kulturelle Stadt ihren Namen: Salzburg ist eine ruhm- Bühne der Welt Jahr ein und in den Schlosskonzerten und und traditionsreiche Stadt, die sich im Festungskonzerten sowie bei den Oster- und 21. Jahrhundert als modernes und kulturelles Jährlich finden mehr als 4000 Kulturver- Pfingstfestspielen ist seine Musik allgegen- Zentrum im Herzen Europas etabliert hat. anstaltungen in Salzburg statt. Weltbekannt wärtig.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 36 Zur UEFA EURO 2008™: Host City Salzburg Musik und Fußball in »spielerischer« Leichtigkeit vereint In Salzburg bilden Sport und Kultur eine harmonische Synergie: Das Host City Logo der UEFA für Salzburg verweist auf die All- gegenwärtigkeit von Musik, Kultur und Mo- zart. Doch die Stadt Salzburg fühlt sich seit Jahren in ihrer Gastgeberrolle für Sportgroß- veranstaltungen, die weltweites Interesse er- regen, überaus wohl. „Mit der UEFA EURO 2008™ wird Salzburg zum Schauplatz für das bislang größte Sportevent in der Ge- schichte der Stadt“, sagt Bert Brugger, Ge- schäftsführer der Tourismus Salzburg GmbH (TSG). „Wir haben bereits mehrfach unsere Erfahrung und Professionalität in der Orga- nisation und Abwicklung großer Veranstal- tungen unter Beweis gestellt, wie etwa zur UCI Straßen-Rad-WM 2006. Zur Fußball- EM 2008 werden wir all unsere Trümpfe als routinierter Gastgeber ausspielen.“

Die Infrastruktur zur UEFA EURO 2008™ Die Host City Salzburg wird drei Grup- penspiele im EM-Stadion Wals-Siezenheim Das Schloß Mirabell mit dem weltberühmten Mirabellgarten vor den Toren der Stadt, unweit von Schloß Klessheim, beherbergen: Am 10. Juni 2008 burger Altstadt ist von 7. bis 29. Juni 2008 sowie Pagoden für die Sponsoren eingerich- spielt Titelverteidiger Griechenland gegen täglich von 14 bis 23 Uhr bei freiem Eintritt tet sind. Schweden, am 14. Juni 2008 trifft Griechen- geöffnet. Auf dem Kapitelplatz widmet man sich land auf Rußland und am 18. Juni 2008 steht Die Zentren des Public Viewings sind der ganz den Bedürfnissen von großen und klei- die Begegnung Griechenland - Spanien auf Residenzplatz und der Kapitelplatz, auf de- nen Fußball-Fans: im „Family Park“ samt dem Programm. Pro Match und Nation wer- nen unter anderem drei über 40 Quadratmeter Video-Wall wird täglich ab 14 Uhr Unterhal- den rund 15.000 Fans in Salzburg erwartet. große Videowalls samt Bühne, eine Gastro- tung sowie ein Show- und Unterhaltungs- Das EM-Stadion verfügt über 30.000 Plätze, nomie-Insel rund um den Residenzbrunnen programm für die ganze Familie geboten. einige tausend Parkplätze, einen eigenen Autobahnanschluß und beste Anbindungen an öffentliche Verkehrsmittel. Der Salzbur- ger Airport W. A. Mozart ist via Stadtauto- bahn binnen wenigen Minuten erreichbar.

Fan-Zone vor architek- tonischer Prachtkulisse Auf den schönsten Plätzen der Stadt wer- den weitere 25.000 Fußballfans alle Spiele aus Österreich und der Schweiz in sensatio- neller Atmosphäre und unter den wachsamen Augen der Mozart-Statue mitverfolgen kön- nen. Rund um den Dom wird eine umfassen- de Fan-Zone auf dem Residenz-, Mozart- und Kapitelplatz eingerichtet. Die unmittel- bare Nähe zu zahlreichen Bars, Restaurants und Kaffeehäusern gewährleistet den „flie- genden Wechsel“ vor und nach den Übertra- gungen. Die Fan-Zone im Herzen der Salz- Auch das Salzburger Nachtleben hat einiges zu bieten Fotos: Tourismus Salzburg GmbH

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 37 Zur UEFA EURO 2008™: Host City Salzburg Salzburg - Stadt für Fuß- ball-Fans und Jedermann

Ganz oben auf der Liste eines Salzburg- Besuches stehen sowohl für Städteurlauber als auch für Fußballfans ein Besuch der Fe- stung Hohensalzburg, die Besichtigung von Mozarts Geburtshaus sowie ein Bummel durch die Getreidegasse und durch den Mi- rabellgarten. Zahlreiche Museen wie das Museum der Moderne am Mönchsberg oder das neue Salzburg Museum bieten kulturelle Abwechslung auf höchstem Niveau. Beim Bummel durch die Stadt liegen Besuchern die Sehenswürdigkeiten zu Füßen: das Schloß Mirabell mit seinem wunderschön angeleg- ten Garten, der Dom zu Salzburg, der Mo- zartplatz, der Friedhof St. Peter, die vielen »Salzburger Nockerl«: Wer wird da nicht schwach? Kirchen und die bezaubernden Plätze. Wer durch die engen Gassen, Arkaden Verkehr und Sicherheit wird auf mehreren Ebenen vorangetrieben. und Durchhäuser flaniert, erliegt schnell dem in Salzburg „Host City“-Koordinator Wolfgang Weiss unvergleichlichen Charme der barocken strebt eine enge Zusammenarbeit mit natio- Stadt. Zwischen den Stadtbergen Mönchs- Gemäß dem Leitspruch „Follow your nalen Fußballverbänden, Botschaften und berg und Kapuzinerberg werden Kulturlieb- team“ wird die Fan-Gemeinde in Salzburg Außenhandelsstellen an. In der touristischen haber, Fußballfans als auch Feinschmecker vor allem aus Schweden, Spaniern, Griechen Bewerbung werden die Aktivitäten den fündig. und Russen bestehen. Damit wird auch der Herkunftsnationen angepaßt. „Alle wichtigen „Der kulinarische Aspekt kommt in Salz- Salzburg Airport seine Rolle als zentrale Informationen und Unterlagen zur UEFA burg nicht zu kurz“, weiß Brugger. „Ob die Drehscheibe und wichtiger Verkehrspunkt EURO 2008™ werden in Spanisch, Russisch, traditionsreichen Kaffeehäuser in der Alt- im Herzen Europas unter Beweis stellen. Griechisch und Schwedisch erstellt“, erläu- stadt, die trendigen Bars oder die vier außer- „Der Ansturm am Flughafen wird sowohl tert Brugger. „Während Schweden, Griechen- gewöhnlichen Brauereien mit einladenden sicherheitstechnisch als auch logistisch be- land und Rußland bisher noch nicht zu den Gastgärten – Salzburg hat als heimliche Bier- stens bewältigt werden“, ist sich Bert Brug- großen Herkunftsmärkten zählen, verbringen hauptstadt Österreichs für jeden Geschmack ger sicher. „Zudem werden zahlreiche Passa- bereits sehr viele Spanier ihren Urlaub in viel zu bieten.“ giere auch in München, Innsbruck, Wien und Salzburg: Spanien lag 2006 mit über 28.000 Zur UEFA EURO 2008™ wird es weitere Linz landen.“ Viele der in Deutschland le- Ankünften an sechster Stelle der Herkunfts- zahlreiche Attraktionen geben: ein bunter benden griechischen Fans werden mit dem länder.“ Mix aus heimischen Pop-Größen, lokalen Auto nach Salzburg anreisen. In und um die Stadt Salzburg stehen rund 10.000 Parkplät- ze zur Verfügung. Für die Sicherheit der Fußballgemeinde wird eng mit dem Bun- desministerium für Inneres und der Polizei zusammen gearbeitet. „Wir legen allergröß- ten Wert auf einen reibungslosen und harmo- nischen Ablauf der Fußball-Europameister- schaft in Salzburg“, erklärt Brugger. „Wir werden alle Szenarien in Betracht ziehen, um uns so gut wie möglich auf das Sport- großereignis vorzubereiten. Salzburg soll nach der EM bei allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben: als eine Stadt, in der Sport, Kultur und Gastfreundschaft eine un- vergessliche Symbiose eingehen.“

Internationale Bewerbung Salzburgs Die internationale Vernetzung und Bewer- bung im Vorfeld der UEFA EURO 2008™ Das Große Festspielhaus mit Besuchern Foto: Tourismus Salzburg GmbH

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 38 Zur UEFA EURO 2008™: Host City Salzburg Foto: Franz Neumayr / LPB Das Europameisterschaftsstadion Salzburg Wals-Siezenheim in Kleßheim, im Bild beim Eröffnungsspiel am 8.März 2003

Bands und lebendigem alpinem Brauchtum dem Titel „Österreich am Ball“ entsteht an zahlreiche Events von Kulturinstitutionen wird für ein spektakuläres Eröffnungsfest als der Salzach eine dreiwöchige Kunstzone mit und Lokalen veranstaltet werden. auch ein abwechslungsreiches Rahmenpro- Wasser, Licht und Musik, an der heimische gramm rund um die Spiele sorgen. Unter Komponisten beteiligt sind. Zudem werden Die EM-Spiele in Salzburg 10.6., 20.45 Uhr Griechenland - Schweden 14.6., 20.45 Uhr Griechenland - Russland 18.6., 20.45 Uhr Griechenland - Spanien

Alle Freiheiten mit der Salzburg Card Die Salzburg Card ermöglicht den freien, einmaligen Eintritt in alle Sehenswürdig- keiten der Stadt Salzburg, die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel sowie attraktive Ermäßigungen beim Besuch von kulturellen Veranstaltungen und bei vie- len Ausflugszielen. Die Salzburg Card gibt es mit einer Gültigkeitsdauer von 24, 48 oder 72 Stunden ab 21 Euro.

Salzburg Fußball-Package 2 Übernachtungen mit Frühstücksbuffet im 3- oder 4-Stern-Hotel inkl. „48 Stunden Salz- Landeshauptfrau Gabi Burgstaller mit UEFA-Präsident Michel Platini im EM-Stadion burg Card“: Preis pro Person ab 159 Euro. in Kleßheim Foto: Andreas Hauch / LPB http://www.salzburg.info/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 39 Zur UEFA EURO 2008™: Ausstellung in Wien Wiener Fußball 1920-1965 Die Eleganz des runden Leders

Ausstellungsprojekt 2008 des Wiener Stadt- und Landesarchivs und der Wienbibliothek im Rathaus vom 6. Juni bis 26. September 2008

ien war anders. Hier wies das moderne WSpektakel Fußball über die im Regel- fall getroffene Gleichsetzung mit dem Frei- zeitverhalten der Arbeiterschaft weit hinaus. Fußball in Österreich war ein ausschließlich urbanes Phänomen, Ausdruck einer zutiefst städtischen Kultur, einzigartig auch in der selbstverständlichen Integration der jüdi- schen Sportvereine oder jüdischer Sportler, auch in der Verbindung von Gesellschafts- leben, Sportcafès, Kulturbetrieb und Fußball. Zehntausende Wiener zogen an den Wochen- enden zu den neu errichteten Plätzen und Stadien, wenn die Wiener Clubs ihre Gegner nicht nur in anderen Wiener Stadtbezirken, sondern auch in den großen Städten des be- nachbarten Auslandes, vornehmlich in Prag, Budapest, Bologna oder Mailand, fanden. Die großen Städte der alten Habsburger- monarchie bildeten die Hochburg des konti- nentaleuropäischen Fußballs. Fußball wurde von Hugo Meisl, dem Trainer des Wunder- teams, transnational in einer europäischen Dimension gedacht. Der Mitropacup war eine Vorform der heutigen Championsleague. Es ist das Ziel der geplanten Ausstellung, die konstitutiven Merkmale und Qualitäten des Wiener Fußballs nachzuzeichnen und ver- ständlich zu machen, und zwar in der Pe- riode seiner absoluten Weltklasse. Diese Ära setzt ein nach Ende des Ersten Weltkriegs, als der Fußball zum Massensport wurde. Fußballer wurden als Stars gehandelt, die Clubs bekamen Fangemeinden. Rund um den Fußball entwickelte sich ein geschäfti- ger Betrieb. Im Wien der 20er Jahre etablier- te sich der Profifußball. Akteure wie Mat- Fußballplatz, Mann bietet Zigaretten an; 6 : 0 für Abadie – Papier- und Blechdruck- thias Sindelar, Josef Uridil, Karl Sesta, Bim- Industrie, Wien, 1936. © Plakatsammlung Wienbibliothek im Rathaus bo Binder gehörten wie später Ernst Happel, Gerhard Hanappi oder Ernst Ocwirk zu den (der gleichwohl überwiegend antipreußische schiedlichen Orten statt. Der zentral gelege- Weltbesten ihres Faches. Motive unterlegt waren), entzündete sich am ne Raum der jetzigen Rathaus-Info wird den Der Einmarsch Hitlers brachte die Li- Fußball. Die große Zeit des Wiener Fußballs Hauptteil beherbergen, von dem aus auf die quidierung der „Hakoah“ und eine totale findet ihr Ende mit Abschluss des Wieder- Spezialausstellungen im Stadt- und Landes- Umkrempelung des Organisationsgefüges, aufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Der archiv (Biographien) und in der Wienbiblio- an der Oberfläche wurde aber anfangs weiter Sieg im Spiel gegen Deutschland in Cordoba thek (Fußball als Kultur- und Medienphäno- Kontinuität gezeigt. Die „Ostmark“-Vereine ist ein später Nachhall der großen Zeit des men) verwiesen wird. Begleitend zur Aus- feierten große Erfolge, was tiefe Irritation österreichischen Fußballs. stellung wird eine Publikation, herausgege- seitens der NS-Instanzen zur Folge hatte. Die Ausstellung folgt einem gemeinsam ben von Roman Horak und Wolfgang Mader- Die einzige antifaschistische Massendemon- von Archiv und Bibliothek entwickelten thaner, im Werkstatt-Verlag erscheinen. stration im Wien zur Zeit der NS-Herrschaft Konzept und findet zeitgleich an drei unter- http://www.wienbibliothek.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 40 Chronik Bio zum Frühstück im Wiener Kaffeehaus Biologisch, regional, fair – mit gutem Gewissen Frühstück genießen – und einen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten

in weiches Ei von einer glücklichen Bio- EFreilandhenne, regionaler Bio-Schin- ken, würziger Bio-Käse, knusprige Bio- Vollkornweckerl und dazu ein Bio-FAIR- TRADE-Kaffee – seit zwei Monaten bieten die Wiener Cafés Hummel, Landtmann, Mozart, Prückel, Sperl und Weimar ihren Gästen ein nachhaltiges Frühstück an, das aus biologischen, regionalen bzw. fair ge- handelten Lebensmitteln besteht. Das Pro- jekt entstand in Kooperation mit Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima, die in einem ge- meinsamen Pressegespräch im Café Landt- mann mit den beteiligten KaffeesiederInnen sowie den ProjektbetreuerInnen der Öster- reichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) und „Gutessen Consul- ting“ eine erste Zwischenbilanz der Aktion zog.

Sechs traditionelle Wiener Kaffeehäuser beteiligt Umweltstadträtin Ulli Sima (2. v.l.) und Berndt Querfeld im Cafè Landtmann mit Frühstücken im Kaffeehaus ist eine typi- den beteiligten ProjektbetreuerInnen der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt sche Wiener Tradition. Kaffeehäuser bieten und Technik (ÖGUT) und »Gutessen Consulting« Foto: Schaub-Walzer / RK mittlerweile ein umfangreiches Frühstücks- ein nachhaltiges Frühstück angeboten. „Da- terInnen wurde entwickelt und den Betrieben angebot an, das weit über das klassische bei werden erstmals Nachhaltigkeitskriterien geeignete Marketing- und Kommunikations- Wiener Frühstück hinausgeht. Der Bio-An- bei der Lebensmittelauswahl berücksichtigt. tools vorgestellt. Das neue Frühstücksange- teil ist jedoch verschwindend gering. Anders Biologische, regionale und fair gehandelte bot wird in den bislang sechs Kaffeehäusern beim täglichen Lebensmitteleinkauf: Hier Lebensmittel geben die nötige Energie für einheitlich unter dem Slogan „Bio zum greifen 85 Prozent der ÖsterreicherInnen im- den Start in den Tag. Der Genuß eines nach- Frühstück – Bio, Regional, Fair – so ,nach- mer wieder zu Bio-Lebensmitteln. Die heute haltigen Frühstücks ist auch ein aktiver haltig‘ Frühstücken Sie nur bei uns!“ bewor- schon sehr einfache Verfügbarkeit von Bio- Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz“, so ben. Lebensmitteln über Handelsketten und Dis- die Umweltstadträtin. Gemeinsam mit den Bei der Zusammenstellung des Früh- konter hat neue Käuferschichten für Bio- genannten Kaffeehäusern entwickelte die stücksangebots konnten die Kaffeehäuser Produkte erschlossen. Die Stadt Wien selbst ÖGUT und „Gutessen Consulting“ Kriterien auf eine große Auswahl an biologisch er- setzt seit langem auf Bio – sie ist eine der für ein nachhaltiges Frühstück. Im Sinne der zeugten und regionalen Spezialitäten sowie größten Bio-Bäuerinnen Österreichs. In den Nachhaltigkeit wurden als Produktanforde- fair gehandelten Lebensmittel zurückgrei- Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern rungen biologische Produktion, fairer Han- fen. Aus diesem Grund ist das Frühstücks- der Stadt Wien wird der Bio-Anteil perma- del, Regionalität und umweltschonende angebot in jedem der beteiligten Kaffeehäu- nent erhöht. In der traditionellen Gastrono- Verarbeitung/Verpackung (Mehrweggebin- ser anders zusammengesetzt. „Bei den Ver- mie hingegen sind biologische Lebensmittel de) festgelegt. Die Kriterien sind auch abge- kostungen haben wir den KaffeesiederInnen in breiterem Umfang bisher unterrepräsen- stimmt auf Produktionsschwerpunkte und Bio-Spezialitäten von regionalen Produzen- tiert. „Mit unserer Aktion in den Kaffeehäu- regionale Verfügbarkeit. tInnen vorgestellt und Kontakte zu den Er- sern wollen wir hier ebenfalls die Weichen in Die Betriebe wurden über den gesamten zeugerInnen und LieferantInnen vermittelt“, Richtung Bio und Regionalität stellen“, so Produkteinführungsprozeß von der Entwick- sagt die Bio- Expertin Karin Kaiblinger von Sima. lung, Beschaffung und Logistik bis hin zur „Gutessen Consulting“. Berndt Querfeld, Seit Anfang Dezember wird daher in sechs Bewerbung individuell und vor Ort beraten. Kaffeesieder des Café Landtmann, berichtet traditionellen Wiener Kaffeehäusern auch Ein Qualifizierungsprogramm für Mitarbei- stellvertretend für seine KollegInnen: „Bei

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 41 Chronik

Preise variieren von Kaffeehaus zu Kaffee- haus.

Kurze Transportwege - weniger CO2 & Feinstaub Regionale Produkte haben den Vorteil kurzer Transportwege. Weit gereiste Lebens- mittel belasten die Umwelt mit Lärm, Ab- gasen, Energieverbrauch und klimaschädli- chem CO2. Ein Frühstück mit saisonalen Produkten aus der Region hat nur einen Bruchteil der Transportkilometer eines „Langstrecken-Frühstücks“ mit importierten Lebensmitteln hinter sich. Mit einer Kiwi aus Neuseeland kommen neben 20.000 Ki- Foto: Österreich Journal lometer auf dem Schiff noch weitere 1250 Das Projekt wurde zur Hälfte von der Stadt Wien sowie von Bio Austria und den Straßenkilometer dazu. Ein Kilo Erdbeeren, teilnehmenden Kaffeehäusern finanziert – so auch vom Café Landtmann. eingeflogen aus Israel, verbraucht fast fünf diesem neuen Frühstücksangebot offerieren Aufwand bei Anbau und Tierhaltung zu ent- Liter Erdöl – ein Kilo Erdbeeren vom heimi- wir unseren Gästen regionale Bio- Lebens- schädigen – fairer Handel ist nicht nur für schen Feld nur 0,2 Liter. mittel in bester Qualität. Es ist uns ein zen- BäuerInnen des Südens ein Thema. Dadurch Klar ist, daß Kaffee oder Bananen nicht trales Anliegen, unseren Gästen nur das vor der Haustüre wachsen. Bei Lebensmit- Beste vom Besten anzubieten.“ teln aus dem Süden garantiert das FAIR- TRADE-Gütesiegel faire Preise für die Pro- Hohe Akzeptanz des duzentInnen, die ihnen eine Existenzgrund- neuen Angebots lage und den Aufbau von Schulen und medi- zinischer Versorgung ermöglichen. Durch In den sechs Kaffeehäusern wurde ak- naturnahen Anbau werden außerdem Ge- tionsbegleitend eine Evaluierung durchge- wässer und Regenwälder geschützt. führt, die insbesondere die Wahrnehmung und Akzeptanz des neuen Frühstücksan- Ausweitung auf gebots bei den KaffeehausbesucherInnen weitere Kaffeehäuser überprüfte. Insgesamt konnten rund 530 BesucherIn- Das Projekt wurde zur Hälfte von der nen der Kaffeehäuser befragt werden. „Die Stadt Wien sowie von Bio Austria und den Akzeptanz des neuen Frühstückangebots ist teilnehmenden Kaffeehäusern finanziert. In überwältigend: 90 Prozent aller Befragten weiterer Folge werden nun anhand der Er- begrüßen ein Frühstück mit regionalen Bio- gebnisse der Kundenbefragungen Adaptio- Lebensmitteln und FAIRTRADE-Produkten nen bzw. Erweiterungen des Frühstücksan- in ihrem Wiener Kaffeehaus, immerhin über gebots umgesetzt. Im nächsten Schritt ist 70 Prozent der Gäste möchten es auch gerne eine Ausweitung des Frühstücksangebots auf selbst ausprobieren“, berichtet Andrea Eb- kostet das nachhaltige Frühstück auch etwas weitere interessierte Kaffeehäuser in Wien ner, wissenschaftliche Projektmanagerin der mehr als das konventionelle Pendant. Die vorgesehen. ÖGUT, die die Akzeptanzanalyse leitete. Das Angebot an regionalen und fair gehan- delten Produkten in einem klassischen Wie- ner Kaffeehaus wurde von den Stammgästen durchwegs als eine sehr gute Idee, die im Trend der Zeit liegt, angesehen. Kaffeehaus- besucherInnen sahen weiters einen Zusam- menhang zwischen dem nachhaltigen Früh- stück und einer intakten Umwelt bzw. einem nachhaltigen Lebensstil. Der „gute Ge- schmack“ von Bio-Produkten wurde von den Frühstücksgästen ebenfalls als sehr positiv bewertet.

Für Bioprodukte erhalten die Produzen- Foto: http://www.bilderbox.biz tInnen höhere Preise, um den größeren Bio ist nicht nur nachhaltig, sondern auch lecker und bekömmlich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 42 Chronik »50 Jahre Puch 500« Das österreichische »Volksauto« hat einen ganz besonderen Status in der Oldtimer-Szene – als »Liebling der Nation« sozusagen… Aber warum ist das eigentlich so? Manche sprechen sogar von einem »Mythos Steyr-Puch«.

Von Bernhard Reichl *)

eine Frage – jeder Oldtimerfahrer kennt Kdas: Mit einem Oldtimer fällt man auf, Passanten winken spontan, man zieht die Blicke vieler Menschen auf sich. Doch das ist noch lange nicht alles! Jedem Puchfahrer ist es darüber hinaus in den letzten Jahren nämlich vielfach passiert, daß Passanten bei- nahe schon wehmütig geseufzt haben: „Mei – a Pucherl…!“ Dabei klingen immer Wehmut, Liebe, aber auch Trauer (das Pucherl nicht mehr zu besitzen) aus diesem Satz. Eine tiefe Bin- dung zu einem einst besessenen Auto wird spürbar. Zu einem Auto mit Mythos… Das altgriechische Wort „Mythos“ bedeu- tet „ehrfurchtsvolle Erzählung“, meist im Zusammenhang mit Göttern. Eine Vergötte- rung also… Unsere heutigen Alltagsfahrzeuge wer- den nach 50 Jahren weder auf den Straßen anzutreffen sein, noch werden sie einen sol- chen Mythos besitzen. Warum aber ist das beim Puch 500 anders? Blicken wir zurück: 1945 war Österreich von dem eben erst zu Ende gegangenen Krieg schwer gezeich- net. Bis 1955 schafften es die Österreicher mit unendlichem Fleiß, die Kriegsschäden zu beseitigen, ab 1950 begann ein ganz be- scheidener Wohlstand spürbar zu werden:

Motorräder, Motorroller, Mopeds und Fahr- Alle Fotos: Steyr Puch Club Salzburg räder beherrschten neben vereinzelten Autos So wurde der »Neue Puch 500« beworben, als er 1957 auf den Markt kam das Straßenbild. Erst mit der am 15. Mai 1955 durch den Staatsvertrag wiedererlang- noch angespart werden – dieses nach einigen sem Auto: Der erste Italien-Urlaub, weite ten Freiheit setzte schlagartig auch das Ver- Jahren endlich erreichte Sparziel erzeugte Auslands-Reisen quer durch Europa, der langen nach Bewegungs- und Reisefreiheit eine tiefe Bindung zu seinem erworbenen Puch „hat einen nie im Stich gelassen“! ein – das hat man in den Grazer Puch-Wer- Fahrzeug! Der Stolz, ein Auto kaufen zu Das geglückte Erscheinungsbild des Puch ken rechtzeitig erkannt, und mit der Ent- können, nachdem man jahrelang durch eiser- 500 (sein „ist-der-lieb-Image“, oftmals wird wicklung des Puch 500 begonnen. nes Sparen viele Mühen auf sich genommen er leistungsmäßig auch unterschätzt), dank 1957 wurde der Puch 500 vorgestellt, und hat, ist wohl unbeschreiblich! Dieses Gefühl der Fiat-Karosserie von Dante Ciacosa, trägt trotz eines durchschnittlichen Monatseinkom- ist heute – mit Leasing- oder Kreditvertrag natürlich ebenfalls wesentlich zu seiner Be- mens von 2000 Schilling sahen viele Öster- zur Finanzierung – abhanden gekommen… liebtheit bei – nicht umsonst hat Fiat 2007 reicher ihr Ziel darin, vom Zweirad auf die- Der Nationalstolz der Österreicher auf den Retro-500er auf den Markt gebracht! ses (wenn auch kleine) Auto umsteigen zu das heimische Produkt „Steyr-Puch 500“, Der leider schon verstorbene Prof. Hel- können, um geschützt zu sein vor Wind und welches ausgezeichnete Leistungen im All- mut Krackowizer, ein absoluter Fachmann Wetter. Der Anschaffungspreis von 23.800 tagsgebrauch wie auch im Sport lieferte (und der Automobil- und Motorradwelt, pflegte Schilling mußte (anders als heute) meist deshalb auch im Ausland ein heiß begehrtes gerne zu sagen: „…der Puch ist der Sym- Produkt war bzw. immer noch ist), spielt pathieträger der Oldtimerszene…“ Und er *) Dipl.-Ing. Gerhard Reichl ist stellvertetender ebenso eine Rolle, wie die vielen persön- hat gewußt, was er sagt, denn er hat ihn Obmann des „Steyr Puch Club Salzburg“ lichen Erlebnisse der Österreicher mit die- gekannt, den „Mythos Steyr-Puch 500“…

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1. September 2007: »Zuverlässigkeitsprüfung« am Großglockner: Es galt, so wie 1957 auch schon, die Herausforderung ohne Pannen oder technische Gebrechen zu bewältigen.

Geschichtlicher Abriß Modell „Steyr Puch 500D“ erhielt ein festes besserte Heizung. Eine neue Motorvariante Dach (das „D“ steht für „Dach“!) mit dem mit 19,8 statt bisher 16 PS begründete ein 1954 markierte den Beginn der Konstruk- markanten Heckbürzel wegen der besseren neues Modell: Den „500DL“. tionsarbeiten bei Steyr-Puch in Graz, aus Kopffreiheit für die Fondpassagiere, sowie 1961 führte man eine neue Karosserie- Kostengründen wurde allerdings bald die (endlich) auch die angesprochenen Kurbel- variante, nämlich den „700C“ (Combi) bzw. Übernahme einer fremden Karosserie be- fenster. Auf Wunsch war aber auch weiterhin „700E“ (Economy, mit einem schwächeren schlossen, um sich die Entwicklungs- und eine Cabrioversion lieferbar. Außerdem er- Motor) mit Heckklappe und Ladefläche ein. Produktionskosten einer eigenen Karosserie hielt das neue Modell ein neues Front- Der „700C“ leistete 25 PS, der „700E“ nur ersparen zu können: Aufgrund eines beste- emblem, ein Handschuhfach sowie eine ver- 19,8 PS mit je 650 cm³. henden Assembling-Vertrages mit Fiat konnte man die Rohkarosserie des damals ebenfalls neuen „Fiat 500“ adaptieren, und sich auf die technischen Entwicklungen konzentrieren. Im Gegensatz zum luftgekühlten Twin- Motor des Fiat wurde der Puch von einem luftgekühlten 2-Zylinder Boxermotor mit 493 cm³ angetrieben. Auch die Getriebe- Fahrgestelleinheit wurde komplett in Graz hergestellt, sie weist (im Vergleich zum ita- lienischen „Bruder“) zum Teil grundsätzlich andere Konstruktionsansätze auf. 1957 war es dann soweit: Ende September lief der erste „Puch 500“ in Graz Thondorf vom Band, offiziell hieß der Kleinwagen „Steyr-Puch 500, Mod. Fiat“. Ausgeliefert wurde er standardmäßig als Cabriolet mit langem Faltdach. Bemerkenswert ist, daß diese Modelle noch keine Kurbelfenster auf- wiesen! Auch die restliche Ausstattung war eher spartanisch. 1959 erfolgte die erste Überarbeitung, das »Puch 500«, Baujahr 1957, wie neu: liebevoll restauriert und bestens gepflegt

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1962 wurde eine neue Motorversion für die Limousine geschaffen, statt 493 hatte er nun ebenfalls 650 cm³ bei einer Motorleistung von 19,8 PS, die neue Modellbezeichnung lautete „650T“ (Thondorf). Bald wurde auch das noch stärkere Modell „650TR“ (das „R“ steht für „Rallye“) präsen- tiert, welches anfangs jedoch für Behörden wie Polizei und Gendarmerie bestimmt war. Erst 1964 lieferte man die „650TR“ serien- mäßig aus, die Nachfrage nach den 27 PS und 660 cm³ starken Fahrzeugen mit Doppel- vergaser war entsprechend groß. Karosserie und Ausstattung blieben allerdings bei bei- den Typen unverändert zum „500D/DL“, ob- wohl dennoch etliche Kleinteile ausge- tauscht werden mußten. 1965 erreichte man den Leistungsgipfel mit Clubausfahrt des Steyr Puch Club Salzburg zu den Marchfelderschlössern (2007) der Modellvariante „650TR II“: Dies ist eine spezielle Motorsportversion mit 42 PS bei 6000 U/min, einer „scharfen“ Nockenwelle und Auspuffanlage und etlichen Modifika- tionen. Dennoch blieb der Ur-Motor vom 500er des Jahres 1957 die Basis, was äußerst bemerkenswert ist. 1966 gelang dem Polen Sobieslaw Zasada auf einem „650TR“ der Europameistertitel für Tourenwagen der Gruppe II, aller Klassen! 1967 wurde die bei Fiat in Turin bereits 1965 modifizierte Karosserie des „Fiat 500“ auch in Graz übernommen, wesentlichstes Merk- mal dabei waren die vorne angeschlagenen Türen. Ab sofort wurde also auch das Dach vom Fiat übernommen, alle Modelle hatten nur mehr ein kurzes Faltdach. Die Produkt- bezeichnung erhielt den Zusatz „Europa“. 1969 entschloß man sich, wegen der sinken- den Nachfrage nicht nur die Karosserie, son- Fiat hat 2007 einen »Retro-500er« auf den Markt gebracht Foto: Fiat dern auch die komplette Antriebseinheit vom „Fiat 500“ zu übernehmen, lediglich der Mo- einer großen Sternfahrt im Großraum der gen und bei unterschiedlichen Anlässen zu tor wurde noch in Graz gefertigt und einge- Stadt Salzburg, deren Motto „auf den Spuren präsentieren, um diesen Meilenstein in der baut. In Kombination mit dem 19,8 PS-Mo- von Mozart“ lauten wird. österreichischen Automobilgeschichte leben- tor hieß das Modell nun „500S“ („Sport“). Der Club zählt derzeit rund 90 Mitglieder dig zu halten und damit unser technisches 1974 übernahm man in Graz schließlich die aus ganz Österreich, sowie auch aus Deutsch- Kulturgut zu wahren. Im Vordergrund der Karosserie vom Nachfolgermodell des „Fiat land, Italien, Frankreich und der Schweiz. Clubaktivitäten stehen daher sowohl infor- 500“, jene des „Fiat 126“. Auch hier be- Zudem gehört er dem Dachverband der ös- mativ-gesellige Clubstammtische (oft auch schränkte man sich im wesentlichen auf den terreichischen Oldtimerszene, dem Österrei- ohne unsere Fahrzeuge), wie auch touristi- Einbau des Puch-Motors in das fast fertige chischen Motor-Veteranen-Verband, an. Zwei sche Ausfahrten im kleinen bis mittelgroßen Fahrzeug, bereits 1974 stellte man allerdings Mitglieder des Clubs sind befugt, im Auftrag Kreis (bis zu 30 teilnehmende Fahrzeuge). die Produktion endgültig ein – die Ära der des ÖMVV Registrierungen für dessen „Ve- Bisheriger Höhepunkt im Veranstaltungs- Steyr-Puch Kleinwagen war aufgrund der teranen-Register“ vorzunehmen. kalender (sowohl die Teilnehmerzahl, als viel zu geringen Nachfrage endgültig vorbei. Der Club versteht sich als internationale auch den Veranstaltungsort betreffend) war Interessensgemeinschaft für Fahrer und Lieb- die vom Club organisierte „Zuverlässigkeits- Der Steyr Puch Club Salzburg haber von Automobilen der Marke Steyr- fahrt auf die Großglocknerstraße“ am 1. Sep- Der Steyr Puch Club Salzburg wurde Puch und ist, seinerzeit, von der Steyr-Daim- tember 2007 aus Anlaß „50 Jahre Puch 500“. 1983 gegründet und ist damit der älteste, ler-Puch AG in Graz ermächtigt worden, das Darüber hinaus erscheint vierteljährlich ohne Unterbrechung existierende, Steyr-Puch „Steyr-Puch“-Logo offiziell zu verwenden. eine Clubzeitung für die Mitglieder mit je- Club Österreichs. Im Herbst 2008 feiert man Anliegen ist es, die historischen Fahrzeuge weils ca. 30 Seiten. daher das 25jährige Bestandsjubiläum mit der Marke Steyr-Puch zu erhalten, zu pfle- http://www.steyrpuchclub.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 45 Gastronomie & Kulinarisches Stanglwirt-Weißwurstparty »What a party!«, schwärmte selbst US-Soul-Pop-Diva Gloria Gaynor, als sie erstmals die Stimmung bei der mit rund 2500 Besuchern restlos ausverkauften Stanglwirt-Weißwurstparty in Going spürte. Alle Fotos: Stanglwirt/pro.media st die Stanglwirt-Weißwurstparty noch der Ibedeutendste Side-Event des Hahnen- kammrennens oder ist es schon umge- kehrt?“, lautete die ketzerische Interview- Frage eines deutschen TV-Journalisten an Stanglwirt Balthasar Hauser, der da diplo- matisch meinte: „Wir wissen schon, wer Ober und wer Unter ist. Die Weißwurstparty beim Stanglwirt gäbe es nicht ohne das Hah- nenkammrennen. Umgekehrt würde aber einem Hahnenkammwochenende ohne diese Party etwas Entscheidendes fehlen!“ Wie eng sportliche Spitzenleistungen und gesell- schaftliche Großaufmärsche beieinander lie- gen, ist kaum irgendwo besser abprüfbar als bei diesem von mehr als 200 Medienvertre- tern und 25 TV-Teams belagerten Society- Event vor den Toren der Gamsstadt. Hoch- karätige VIPs aus Sport, Politik, TV, Film und Wirtschaft fühlen sich bei der bis in die frühen Morgenstunden reichenden Weiß- wurstparty ebenso wohl wie weniger promi- Ski-Legende Karl Schranz und »Stanglwirt« Balthasar Hauser mit Weißwürsten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 46 Gastronomie & Kulinarisches

der Partie: Tirol:08-Botschafter Hansi Mül- ler, Ballartist Mike Delaney, VIVA-Mode- ratorin Gülcan Kamps, Sängerin Giulia Siegel uvm. Sie alle feierten in der zur Tirol:08-Lounge umfunktionierten Stangl- Bibliothek den Erfolg bzw. die Niederlage des jeweils anderen. Nicht minder spektaku- lär die prominent besetzte Show in der Lounge von OQ, Fashion-TV und Kneissl. Starmodels aus mehren Nationen präsentier- ten in der puristisch designten Lounge aktuelle Mode namhafter Designer. Für die lukullischen Höhepunkte des Abends sorgten in bewährter Weise Starkoch Alfons Schuhbeck und „Weißwurst-Papst“ und Party-Mitbegründer Toni Holnburger. Mehr als 5000 Stück Weißwürste wurden zu- bereitet, darunter Feinschmecker-Kreationen wie Trüffel-, Champagner- und Edel-Curry- Weißwurst. Die Weißwurstparty bildete zudem auch LH Herwig van Staa, Stanglwirt GF Richard Hauser und Vizekanzler Wilhelm Molterer den Rahmen für hochkarätige Gipfeltreffen aus Politik, Wirtschaft und Medien. Tirols nente „Partytiger“, die für ihre Tickets zwi- Landeshauptmann Herwig van Staa begrüß- schen 99 und 350 Euros bezahlen. „Sehen te bei seinem „Stangl-Empfang“ Vizekanzler und gesehen werden“ ist an diesem Abend Wilhelm Molterer, BM Günther Platter, LH natürlich auch beim Stanglwirt ein wichtiges Erwin Pröll, Ex-EU-Kommissär Franz Motto. Gesehen wurden u.a. bekannte Ge- Fischler, LR Hannes Bodner uvm. sichter wie: Fürst Albert von Monaco, Star- Die gastgebende Familie Hauser freute koch Alfons Schuhbeck, Ex-Formel-I-Star sich riesig über den großen Erfolg der Ralph Schumacher mit Gattin Cora, Graf Stanglwirt-Weißwurst-Party 2008 und fühlt Patrik Faber Castell, Tirol Werber Josef Mar- sich angespornt, im kommenden Jahr noch greiter, Monaco-Konsul Alexander Liegl, ein „Schäufchen nachzulegen“. Ex-Formel-I-Ass Gerhard Berger, Charity- Königin Ute Ohoven mit Tochter Chiara, li.: Stanglwirt Balthasar Hauser, Soul Moderatorin Nadja Abd el Farrag, Gerry Diva Gloria Gaynor und Maria Hauser. Friedle, Modeschöpfer Werner Baldessarini, Schauspieler Hardy Krüger jr., Florian Haffa, ORF-Informationschef Elmar Ober- hauser, Baumeister Richard Lugner und vie- le mehr. Für das musikalische Highlight der von Wetterfee Isabella Krassnitzer moderierten Weißwurstparty 2008 sorgte US-Superstar Gloria Gaynor. Ihr mitternächtlicher Auftritt mit Allzeit-Hits wie „I Am What I Am“ oder „I Will Survive“ sorgte für tosenden Beifall aus der gut gelaunten Partymeute. Die Büh- nenshows der vom Münchener Oktoberfest „importierten“ Sumpfkröten, der bekannten Showband Gerry Vesterberg sowie eine im- posante Feuer- & Lasershow bildeten das spannende Kontrastprogramm zu Gloria Gaynor‘s Sensations-Gig. Der offizielle Anpfiff zur Weißwurstparty erfolgte im Rahmen eines prominent besetz- ten Fußball-Promi-Spiels: Kicker-Größe Hansi Müller führte beim Tirol:08-Winter- Cup zwei hochkarätige Teams an. Mit von Die Zeitungs-Herausgeber Eugen Russ, Hermann Petz, Horst Pirker (v.l.)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 47 Personalia Ingela Bruner ist erste Rektorin Österreichs BM Hahn: »Bruner ist vor allem eine hervorragende Wissenschaftsmanagerin«

s gibt genügend exzellente Frauen in EWissenschaft und Forschung. An ihnen soll es nicht scheitern“, so Bundesminister Johannes Hahn anläßlich der Inauguration von Ingela Bruner zur ersten Rektorin Öster- reichs. Daß 90 Jahre seit der Einführung des Wahlrechts für Frauen und über 100 Jahre seit der ersten Promotion einer Frau verge- hen mußten bis eine Frau einer Universität vorsteht, sei rational nicht zu begründen und nicht nachvollziehbar, so Hahn. Die Bundes- regierung werde in ihrer Bestellung der Uni- räte einmal mehr aufzeigen, daß es nicht an exzellenten Frauen mangle, sondern höch- stens an der Bereitschaft diese aufzustellen. „Daß wir über Gebühr betonen müssen, daß Ingela Bruner eine Frau ist, ist eine nicht gerade erfreuliche Tatsache. Für mich ist sie in erster Linie eine hervorragende Wissen- schaftsmanagerin“, sagt Hahn. Ein übervoller Festsaal sorgte für beste Stimmung bei der Amtseinführung von Rek- torin Ingela Bruner und ihren neuen Vize- rektoren Lothar Matzenauer (Personal und Recht), Erich Seyer (Finanzen), sowie von Vizerektor Martin Gerzabek (Forschung), der in die zweite Periode seines Amtes ein- trat. Zu ersten Mal waltete ein Bundespräsi- dent, der traditionellerweise bei einer Sub- auspiciis-Promotion anwesend ist, an der Universität für Bodenkultur (BOKU) seines Amtes: Heinz Fischer überreichte dem Forst- wissenschafter Rupert Seidl den Ehrenring und betonte auch die historische Dimension der Veranstaltung: immerhin habe es 600 Jahre gebraucht, bis eine Frau an die Spitze einer österreichischen Universität gewählt Fotos: Universität für Bodenkultur worden sei. Bundespräsident Heinz Fischer und Rektorin Ingela Bruner nach dem Festakt Nach berührenden Worten des Universi- tätsratsvorsitzenden Hans Tuppy und der Be- aufhorchen. Ein weiteres Mal bekräftigte sie jekte und ein dritter zur Förderung des Nach- grüßung durch den Vorsitzenden des Senats, ihre Ablehnung des Numerus Clausus und wuchses in der Forschung. Gerd Sammer, sowie dem Rückblick von kündigte ein „Interaktives Inskriptionsverfah- Der BOKU-Chor und die Skyline Altrektor Hubert Dürrstein erfolgte die sym- ren“ an, das es zukünftigen Studierenden er- Bigband sorgten für einen stimmige musika- bolische Handlung der Amtsübergabe an das möglichen soll, sich vorab mit der BOKU lische Umrahmung, der Ausklang mit einem neue Führungsteam: die Überreichung der auseinanderzusetzen. Ihr besonderes Augen- Sektempfang lud zu einem gemeinsamen goldenen Ketten, die sich auf den neuen Ta- merk richtet sie auf eine exzellente Lehre; Gedankenaustausch ein. laren besonders repräsentativ ausnehmen. ein neuer Fonds wurde zur Intensivierung der War der Vormittag den symbolischen Ak- Die programmatische Antrittsrede von Betreuung in der Lehre gegründet, ein weite- ten der Amtsübergabe gewidmet, bot das Rektorin Bruner ließ mit neuen Ansätzen rer zur Förderung studentischer Initiativpro- abendliche Fest im Palais Niederösterreich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 48 Personalia den prunkvollen Rahmen zum Feiern mit Freunden. Rund 400 Gäste waren der Ein- Dipl.-Ing. Dr. techn. Ingela Bruner ladung gefolgt und konnten in einem Film Ausschnitte aus dem vormittäglichen Fest- Rektorin der Universität für Bodenkultur Wien programm rekapitulieren. Prominente Redner wie der niederöster- Geboren am 12. August 1952 reichische Landesrat Josef Plank (in eige- 1969 – 1971 University of Toronto, Kana- nem Namen und in Vertretung des Landes- da, Faculty of Applied Sciene and hauptmannes von Niederösterreich), selbst Engineering BOKU-Absolvent – betonten die Bedeutung 1971 – 1976 Technische Universität Wien, dieser Universität. Die Vizerektoren präsen- Maschinenbau. tierten ihre Pläne, und als besondere Überra- 1976 Sponsion zum Diplom-Ingenieur schung hatte das ZID-Team um Andreas 1979 Promotion zum Doktor der Techni- schen Wissenschaften mit Aus- zeichnung, Promotion in Maschi- nenbau als erste Frau in Österreich 1976 –1980 Assistentin am Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrzeugbau, Univ. Prof. H.- P. Lenz, TU Wien 1979 –1987 Freiberufliche, selbständige Konsulententätigkeiten in Umwelt- und Energiefragen im Straßenver- Foto: BOKU / Matthias Cremer kehr für die Bundesministerien für Rektorin Ingela Bruner, Bundespräsi- Bauten und Technik sowie Verkehr dent Heinz Fischer und Sub Auspicis- und für das Österreichische Bun- deratorin im Bereich Wissenschaft Absolventen Rupert Seidl desinstitut für Gesundheitswesen. und Forschung. Schildberger noch einen besonderen Film 1980 – 1994 OMV. Referentin in der Un- seit 2007 Rektorin der Universität für Bo- vorbereitet: Im Zwiegespräch mit Rektorin ternehmensplanung, Energiepoli- denkultur Wien Bruner schilderten Vertreter und Vertrete- tik, anschließend Wechsel in die rinnen der verschiedenen Gruppen an der Strategische Planung. Nach der Weitere Tätigkeiten BOKU ihre sehr persönliche und spontane Karenz Assistentin des Vorstands- 1980 – 2002 Mitgliedschaften und leitende Sicht der Institution, an der sie tätig sind. mitglieds für den Bereich Mineral- Funktionen mit Vertretungsvollmach- Atmosphärisch dicht und überzeugend öl, Petrochemie und Kunststoffe ten gegenüber der IEA in Paris so- wurde so der „BOKU-Spirit“ dokumentiert, mit eigenen Zuständigkeiten für wie bei Industrieorganisationen in ein gutes Fundament für die Zukunft. Die EG-Fragen und Personalentwick- Brüssel DVD und die Rede von Rektorin Bruner gab lung. 1999 – 2003 Mitglied des Universitäten- es übrigens auch zum Mitnehmen, zusam- ab 1991 Übernahme der Verantwortung für kuratoriums men mit einem Päckchen getrockneter Ana- die Strategieerarbeitung für den ab 2002 Mitglied in der Christian Doppler nas aus Uganda, mit denen es eine besonde- Geschäftsbereich Vertrieb von Mi- Gesellschaft (Senat) re Bewandtnis hat. Die exotischen Früchte neralölprodukten in der Unterneh- 2003 – 2007 Universitätsrätin der Veteri- stammen nämlich aus einem BOKU-Projekt mensentwicklung. närmedizinischen Universität Wien des DEV-Forums (Research for Develop- 1995 – 1998 Vizepräsidentin und ab Okto- 2004 – 2007 Mitglied der Schiedskommis- ment). ber 1996 geschäftsführende Prä- sion der Universität für Boden- Da die BOKU in ihrer singulären Aus- sidentin der Donau-Universität kultur Wien richtung auch die Universität für alle Stu- Krems dierenden aus den Bundesländern ist, war es 1999 – 2002 Direktorin und Leiterin der Weiterbildung eine stimmige symbolische Geste, daß diese OMV Forschung, Entwicklung, Management Weiterbildung im Rahmen Bundesländer jede Menge durchaus nahrhaf- Anwendung, Executive Vertrag mit von Top Programmen der ÖIAG, OMV, ter Ergänzungen zum Buffet spendeten. Handlungsvollmacht Hochschule St.Gallen, Wirtschaftsuniver- Auch die Stadt Wien lieferte mit dem über- 2003 OMV, Direktorin und Senior Ad- sität Wien sowie Donau-Universität Krems. wältigend schönen Blumenschmuck einen viser to the CEO Beitrag, die schwungvoll-nostalgische Mu- 2003 – 2007 Selbständige Tätigkeiten: Auszeichnungen sik, das Giovanni-Quintett, kam vom Bundes- Vorsitzende des Wissenschafts- 1978 Ledwinka Preis der TU Wien land Salzburg. Sämtliche wichtigen Print- und Forschungsrates des Landes 1979 Staatspreis für Energieforschung medien, der ORF Hörfunk und TV brachten Salzburg; Strategische Beratung in 1996 Verleihung der Österr. Staatsbür- Berichte von der Pressekonferenz und den Forschungsförderung und Universi- gerschaft für besondere Verdienste Feiern. tätsmanagement; Coach und Mo- um die Republik Österreich http://www.boku.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 49 Religion und Kirche Achtet den Dienst eures Bischofs Amtseinführung des neuen evangelisch-lutherischen Bischofs Michael Bünker – »Evangelischer Glaube wird sich mit den bestehenden Verhältnissen nie abfinden«

chtet den Dienst eures Bischofs, steht Aihm bei, betet für ihn.“ Mit diesen Worten wandte sich Bischof i.R. Herwig Sturm an die mehr als 1700 Gäste, die aus der Evangelischen Kirche A.B. in Öster- reich, aber auch aus der reformierten und evangelisch-methodistischen Kirche sowie aus der Ökumene aus dem In- und Ausland zur Amtseinführung des neuen lutherischen Bischofs Hon.-Prof. Michael Bünker am 27. Jänner in das Austria Center Vienna ge- kommen waren.

Für eine missionarische und diakonische Kirche In seiner Predigt erklärte der neue Bi- schof, er wolle sich in den kommenden Jah- ren für eine missionarische und diakonische Foto: Evangelischer Pressedienst für Österreich Bischof Sturm überreicht seinem Nachfolger das bischöfliche Amtskreuz, das die Kirche einsetzen, und sagte: „Ich lade alle Schülerin Gerlinde Kramer des Evangelischen Gymnasiums Wien entworfen hatte. ein aufzubrechen, mich auf diesem Weg zu begleiten.“ Bünker unterstrich: „Evangeli- ner Antrittspredigt, im Zeichen des Kreuzes Leopoldine Baierl von der Gehörlosenge- scher Glaube, wie ihn der Apostel Paulus Jesu und im Licht seiner Auferstehung. „So meinde. versteht, wird sich mit den bestehenden Ver- nimmt unser Glaube diese Spannung mit Für die Bischöfe der Evangelisch-lutheri- hältnissen nie abfinden, wird nicht resignie- hinein in eine große Verheißung, die Gott schen Kirchen Deutschlands, Finnlands, ren und nicht zynisch werden. Wird auch uns zuspricht“, sagte der neue Bischof. Rußlands, Polens, Schlesiens, Italiens, Ru- nicht illusionär über die Realität hinwegge- Zuvor hatte Bischof Sturm seinem Nach- mäniens, Sloweniens und Ungarns sowie für hen, sondern sich voll Wachsamkeit und Lei- folger das bischöfliche Amtskreuz übereicht, die reformierten Kirchen der Slowakei und denschaft ausstrecken nach der neuen Welt das die Schülerin Gerlinde Kramer in der Ungarns sprachen Segensworte der finnische Gottes.“ Goldschmiedewerkstatt des Evangelischen Erzbischof Jukka Paarma und der sächsische Bünker, der auf ein im Saal aufgehängtes Gymnasiums Wien entworfen hatte. In sei- Bischof Jochen Bohl. Bild „Sehnsucht des Grases“ von Max Wei- ner Ansprache betonte Sturm, in der lutheri- ler Bezug nahm, verwies darauf, daß Gras schen Tradition nehme der Bischof sein Amt »Erlaube den Kindern ein ein Bild für paradiesische Zustände sei, zu- „personal, kollegial und gemeinschaftlich“ sorgloses Leben« gleich stehe es „für alles, was übergangen wahr. In diesem Amt werde „die Bewahrung und zertrampelt wird, abgemäht, verdorrt, und der apostolischen Tradition, die uns allen Auch der Schweizer Pfarrer Thomas zubetoniert“. In diesem Zusammenhang sagte aufgetragen ist“, sichtbar. Die Bestellungsur- Wipf, der Präsident der Gemeinschaft Evan- der Bischof: „Heute jährt sich zum 63. Mal kunde für Bischof Bünker hatte der Präsi- gelischer Kirchen in Europa (GEKE), deren der Tag, an dem Auschwitz befreit wurde“ dent der Synode A.B. und der Generalsyno- Generalsekretär Bünker ist, segnete den und erklärte: „Insbesondere gedenken wir der de, RA Peter Krömer, verlesen. neuen Bischof. Ein Segensgebet der Ökume- Millionen Jüdinnen und Juden und der Gesegnet wurde Bünker von den beiden ne sprachen der römisch-katholische Weih- Schuld, die die Kirchen gegenüber Israel, AssistentInnen der Amtseinführung, der lu- bischof Helmut Krätzl und der griechisch- dem Volk Gottes im ungekündigten Bund, therischen Oberkirchenrätin Hannelore Rei- orthodoxe Metropolit Michael Staikos. auf sich geladen haben.“ Auch die Evan- ner und dem Generalbischof der Evangeli- Kinder überbrachten Bünker einen Se- gelische Kirche A.B. in Österreich sei „mit- schen Kirche A.B. in der Slowakei, Milos genswunsch mit den Worten: „Erlaube den schuldig geworden durch Wegschauen und Klatik. Segensworte sprachen auch der Lan- Kindern ein sorgloses Leben. Erlaube es Zutun“. dessuperintendent der Evangelischen Kirche Gott, über dich stets zu wachen und schließe Beides, das Gras des Paradieses und das H.B. in Österreich, Thomas Hennefeld, die den Dank in dein Beten mit ein.“ Gras des Feuerofens, stehe, so Bünker in sei- Tiroler Superintendentin Luise Müller sowie http://www.evang.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 50 Personalia Großes Ehrenzeichen für die STS-Musiker »Steinbäcker, Timischl und Schiffkowitz« – drei herausragende steirische Künstler wurden im Weißen Saal der Grazer Burg ausgezeichnet.

reizehn Mal Gold, acht Mal Platin, zwei DMal Doppelplatin und ein Mal Vier- fachplatin gab es bereits für die drei Ausnah- memusiker „Steinbäcker, Timischl und Schiff- kowitz“, alias STS, im Laufe ihrer Karriere. Seit 30. Jänner sind die drei Musiker um eine Auszeichnung reicher: Als bekennender Fan überreichte ihnen der steirische Landeshaupt- mann Franz Voves im Weißen Saal der Gra- zer Burg das Große Ehrenzeichen des Lan- des Steiermark. „,In uns‘rer Hektomatik-Welt, Dreht si‘ alles nur um Macht und Geld …‘ gerade in unserer heutigen viel schnelllebi- geren Zeit, sind wir immer mehr gefordert, uns auf die wahren Werte in unserem Leben zu besinnen. Die Texte der STS-Songs kön- nen uns zum Nachdenken anregen und kön- nen uns vieles mitgeben“, betonte Voves in seinen Begrüßungsworten an die drei steiri- schen Liedsänger. Neben den Familien und den Freunden gratulierten zur Auszeichnung auch Zweiter Landeshauptmann-Stv. Kurt Flecker, der Prä- sident des Landtages Steiermark, Siegfried Helmut Schiffkowitz, LH Franz Voves, Günter Timischl und Gert Steinbäcker bei der Schrittwieser, Landesrätin Bettina Vollath Überreichung des Großen Ehrenzeichens (v.l.) Foto: Landespressedienst und Altlandeshauptmann Josef Krainer. „Nachdem wir ja noch jung sind, können wir „Da kummt die Sunn“, „Großvater“ und Günter Timischl wurde 1948 in Fürsten- versprechen, daß wir weitermachen“, be- die Aussteiger-Hymne „Irgendwann bleib I feld geboren. Ihm wurde gewissermaßen, wie dankte sich Schiffkowitz in seinen Dankes- dann dort“ sind nur ein paar der bekannte- ein Freund einmal sagte, die Gitarre in die worten. sten Werke der drei Steirer. Seit Gründung Wiege gelegt. Sein musikalisches Talent Die Gründung der Band STS erfolgte im der Band im Herbst 1978 produzierten sie elf stellte er schon mit der Gründung seiner er- Jahr 1975. Das erste gemeinsame Konzert Studioalben, zwei Live-Alben, und fünf Best- sten Band mit 14 Jahren unter Beweis. Bis er fand unter dem Programmtitel „Lieder“ bei Of-Alben. Von den 19 produzierten Singles seine Band-Kollegen traf, verdiente er sei- den Minoriten in Graz statt. Von 1976 bis gelang ihnen mit „Fürstenfeld“, die 140.000 nen Lebensunterhalt als Solist. Heute fördert 1978 gingen sie getrennte künstlerische We- Mal verkauft wurde, 1984 der große Durch- er junge Musik-Gruppen neben seiner Kar- ge. Deshalb gilt das Jahr 1978 als eigentliche bruch. Sie sind nach wie vor Songschreiber, riere als STS-Musiker. Geburtsstunde von STS. 1984 erscheint die Musiker und Sänger, die einen Standpunkt Helmut Röhrling, alias Schiffkowitz, LP „Überdosis G‘fühl“ mit dem großen Hit haben, Meinung vertreten und Botschaften wurde 1946 in Graz geboren. Er studierte „Fürstenfeld“ auf dem Markt. Diese Num- transportieren. Da sie nur mehr alle zwei Jah- Anglistik, Germanistik, Architektur, Psycho- mer wurde nur durch Zufall aufgenommen, re auf Tournee gehen, haben ihre Konzerte logie und Kunstgeschichte. Längere Zeit war nachdem die Produzenten den Musikern be- heute schon Seltenheitswert. er als Solist unterwegs und spezialisierte sich kanntgegeben hatten, es sei noch Platz für Gert Steinbäcker wurde 1952 in Graz auf Coverversionen mit zeitkritischen Tex- ein Musikstück. Schiffkowitz erinnerte sich geboren. Die Musik wurde bald Mittelpunkt ten. Weiters gestaltete er Sendungen für die an das ursprünglich unter dem Titel „With a seines Lebens. Während er sich mit diversen Ö3-Musicbox und wurde Buch-Autor. Heute little help“ komponierte Stück, das er 1982 Jobs über Wasser hielt, sang er 1969 in sei- fungiert er bei den Konzerten als Sprecher neu instrumentierte und mit einem deutschen ner ersten Band – „Mephisto“ – mit EAV- und aus seiner Feder stammt der große Hit Text versah. Im Juli 1984 erschien „Fürsten- Mann Thomas Spitzer. Dann folgte die „Fürstenfeld“. feld“ als Single. Damit begann der Welt- Rockband „Mashuun“ und ein Solo-Versuch Im April 2008 sind die drei Musiker wie- erfolg der drei steirischen Musiker. unter dem Namen „Stony Becker“. der auf Tour.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 51 Personalia Beständiges Heimweh Helga Doerk kam zum Hunderter in ihrer Lieblingsstadt

o was kommt selten vor. Daß jemand, Sder um fünfeinhalb Jahrzehnte älter ist als der Bürgermeister, anläßlich seines Ge- burtstags sich seine Glückwünsche selbst ins Rathaus abholen kommt. Für Helga Doerk ging jedenfalls ein Herzenswunsch in Erfül- lung, als ihr Siegfried Nagl, Stadtoberhaupt der Landeshauptstadt Graz, zum Hunderter die Hände schüttelte. Jahr für Jahr besucht die Pädagogin ihre Lieblingsstadt Graz, wo sie viele Jahre ihres

Lebens verbrachte, zur Schule ging und stu- Foto: Magistrat der Stadt Graz dierte. Heute lebt Helga Doerk in Deutsch- 19 Damen und Herren, Verwandte und Bekannte, begleiteten Helga Doerk bei land, führt selbständig ihren Haushalt in ihrem Besuch im Grazer Rathaus. Links neben ihr: Tochter »Gundi« Blackert. Aachen und wird von der großen Familie lie- bevoll umsorgt. Drei Enkerln mit Familien, Nichten und Häupl erhält Preis der Stadt Brünn Neffen, insgesamt 19 Damen und Herren be- gleiteten die Jubilarin ins Grazer Rathaus, m Rahmen einer Feier im Neuen Rathaus aus Brünn stammen oder dort leben, seit 2004 wo sie vom Bürgermeister empfangen wur- IBrünn erhielt Wiens Bürgermeister Mi- bedacht werden können. Die Aktivitäten den. „Ich gratuliere Ihnen nicht nur zum run- chael Häupl von seinem Brünner Amtskolle- Wiens im Rahmen von CENTROPE, wie den Geburtstag, sondern auch zu Ihrem gen, Roman Onderka, den Preis der Stadt auch bilateraler Projekte wie der 1998 unter- Heimweh, das besonders beständig ist“, Brünn für das Jahr 2007 überreicht. Dieser zeichnete Kooperationsvertrag zwischen freute sich Nagl über seinen regen Gast, der Preis wird seit 1993 für besondere Leistun- Wien und Brünn, wurden bei der Preisverlei- um keine Antwort verlegen schien. Mit Er- gen in verschiedenen Kunst- und Wissen- hung hervorgehoben. Insgesamt wurden für staunen vernahm Doerk, daß es in Graz eine schaftsbereichen an Brünner oder aus Brünn das Jahr 2007 elf Persönlichkeiten mit die- Dame gibt, die ihr hohes Alter um zehn Jahre stammende Persönlichkeiten vergeben. Bür- sem Preis ausgezeichnet. Das Preisgeld in überbietet: Hermine Dunz feiert am 24. Fe- germeister Michael Häupl erhielt den Preis der Höhe von 20.000 tschechischen Kronen bruar 2008 ihren 110. Geburtstag und ist in der Kategorie „Internationale Zusammen- (rund 650 Euro) wird für ein Schulprojekt damit die älteste Österreicherin. arbeit“, in der auch Persönlichkeiten, die nicht zur Verfügung gestellt. Auf den Tag genau vor 100 Jahren kam Helga Doerk in Villach zu Welt, die Volks- schule besuchte sie in Wien, und ab 1925 übersiedelte man nach Graz, wo Matura und Inskription folgten: Philosophie, Deutsch und Englisch. Ihre Dissertation schrieb die Jubilarin über die „Sage vom Fliegenden Holländer“. Dem Studium folgte eine An- stellung als Lehrerin. 1940 heiratete Helga Schluet, wie sie mit Mädchennamen hieß, Wilhelm Doert und acht Jahre später wurde Tochter Gundel geboren. Sie war es auch, die den Weg fürs heutige Treffen in Graz maßgeblich bereitet hatte: „Wir reisen jedes Jahr entweder per Flugzeug oder Auto an, ein Spaziergang auf den Schloßberg ist dabei Pflicht und gerne auch ein Theaterbesuch“, erzählte „Gundi“ Blackert, die selbst die ersten drei Kindheitsjahre in Graz verbrach- te. Als Mutter sei Helga Doert stets liebevoll und fürsorglich gewesen, ganz ihrem Le- bensmotto entsprechend: „Sich selbst nicht so wichtig nehmen, für andere da sein und Der Oberbürgermeister von Brünn, Roman Onderka, überreicht Bürgermeister dankbar für das, was man hat.“ Michael Häupl den Preis der Stadt Brünn Foto: Zdenek Kolarik

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 52 Wissenschaft & Technik Erfolgreiche Suche im »Quanten-Heuhaufen« Innsbrucker Physikern gelingt Durchbruch bei fermionischen Quantengasen

hysikalisches Neuland haben Forscher Pdes Instituts für Quantenoptik und Quan- teninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) jetzt betreten. Einem Team um Univ.-Prof. Ru- dolf Grimm und Florian Schreck gelang es, sogenannte Feshbach-Resonanzen für eine Quantengasmischung aus zwei fermioni- schen Elementen zu finden und sie gemein- sam mit amerikanischen und niederländi- schen Physikern zu charakterisieren. Damit eröffnen die Wissenschaftler ein neues Feld für die Erforschung fundamentaler Fragen der Quantenphysik. Fermionische Teilchen sind Einzelgänger und werden nur dann gesellig, wenn man sie zu Paaren zusammenschließt. Ein Beispiel aus der Natur sind die so genannten Cooper- Paare, zwei durch starke Wechselwirkung verbundene Elektronen (Fermionen), die für die Supraleitung in sehr stark abgekühlten Materialien verantwortlich sind. Dieses Phä- nomen des verlustfreien Flusses von elektri- schem Strom zu verstehen, ist eines der gros- Wie beim Sport der Ball, bestimmen in der Quantenphysik die Atome das sen Ziele der modernen Physik. Mit der Her- Spiel. Eric Wille (li.) und Florian Schreck (re.) haben mit ihrem Team erstmals die stellung der ersten Bose-Einstein-Kondensa- Spielregeln von Fermigasen mit zwei verschiedenen Atomen untersucht.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Rudolf Grimm (2.v.li.) und Florian Schreck (re.) in ihrem Labor. Fotos: IQOQI

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 53 Wissenschaft & Technik te aus Fermionen hat die Forschungsgruppe um Wittgenstein-Preisträger Rudolf Grimm bereits im Jahr 2003 einen international be- achteten Durchbruch erzielt. Nun ist es dem Team erstmals gelungen, eine ultrakalte fer- mionische Gasmischung aus zwei verschiede- nen Elementen, Lithium-6 und Kalium-40, herzustellen und jene Feshbach-Resonanzen zu charakterisieren, an denen die Teilchen besonders stark miteinander wechselwirken. Sie berichten darüber in der am 8. Februar erschienenen Ausgabe der Fachzeitschrift „Physical Review Letters“.

Auschnitt der experimentellen Daten der Feshbach Resonanzen. Nur für ganz be- Suche nach Nadeln stimmte Magnetfelder ist die Wechselwirkung der Atome so groß, daß hohe Verluste im Heuhaufen auftreten. Foto: IQOQI „Wir haben die Wechselwirkung von Internationale die weitere Erforschung fermionischer Quan- Lithium-6 und Kalium-40 Atomen bei ex- Zusammenarbeit tengase etabliert. „Als nächstes wollen wir trem tiefen Temperaturen aufgeklärt“, erläu- nun stabile ultrakalte Moleküle aus Lithium- tert Florian Schreck. „Das ist das fundamen- Bevor es aber so weit ist, mußten die For- und Kaliumatomen herstellen und diese tal Neue an unserem Experiment.“ Die quan- scher die gefundenen Resonanzen zunächst schließlich in ein Bose-Einstein-Kondensat tenmechanischen Wechselwirkungen zwi- richtig verstehen. „Das hat uns enormes umwandeln“, blickt Florian Schreck in die schen diesen Teilchen waren bisher unbe- Kopfzerbrechen bereitet, da anfangs keines Zukunft. kannt und konnten auch theoretisch nicht der vorhandenen theoretischen Modelle rich- vorhergesagt werden. In monatelangen Mes- tig passen wollte“, sagt Prof. Grimm. „Um Supraleitung im Visier sungen haben die Forscher sich auf die Suche das Problem zu knacken, bedurfte es einer nach so genannten Feshbach-Resonanzen be- engen Zusammenarbeit mit Forschern des Diese Experimente bilden die Grundlage geben. „Das ist mit der Suche nach vielen, NIST in Gaithersburg, USA, und niederlän- für die weitere Erforschung fundamentaler sehr kleinen Nadeln in einem Heuhaufen zu dischen Physikern an der Universität Am- Fragen der Physik. So könnten besondere vergleichen“, erklärt Rudolf Grimm. Am En- sterdam sowie der Technischen Universität Formen der Suprafluidität in Zukunft besser de waren es 13 solcher Resonanzen, die sie Eindhoven.“ Die Theoretiker entwickelten verstanden werden, wenn Experimente mit finden konnten. Sind die Feshbach-Resonan- ein neues Modell, mit dem die Meßergebnis- gemischten fermionischen Quantengasen zen eines Systems bekannt, können die Phy- se aus Innsbruck interpretiert werden konn- erfolgreich sind. Die Physik kann heute zum siker durch die Veränderung des angelegten ten. „Mit diesem Rechenmodell können wir Beispiel die Funktionsweise von Hochtem- Magnetfeldes die Wechselwirkung der Teil- nun alle möglichen Feshbach-Resonanzen peratursupraleitern noch nicht erklären. Sie chen beliebig verändern und so zum Beispiel für Lithium-Kalium-Mischungen ermitteln“, scheitert hier an den extrem komplexen Struk- gezielt Moleküle oder Cooper-Paare erzeu- betont Florian Schreck. Damit haben die Wis- turen der Festkörper. „Unser Experiment bil- gen. senschaftler ein fundamentales Werkzeug für det diese Systeme vereinfacht nach und läßt sich sehr genau kontrollieren. Im Wech- selspiel mit den Theoretikern erhoffen wir uns daraus neue Erkenntnisse über die Supra- leitung, und vielleicht führt das langfristig einmal zu besseren Supraleitern“, hofft Flo- rian Schreck. Schon heute werden Supra- leiter zum Beispiel in Kernspintomographen eingesetzt, um sehr starke Magnetfelder zu erzeugen. Für die Zukunft werden große Hoffnungen in die Beherrschung dieses phy- sikalischen Phänomens gesetzt, gehen heute im Alltag doch enorme Mengen der erzeug- ten elektrischen Energie beim Transport ver- loren. Diese Forschungsarbeit wurde am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der

Foto: C. Lackner Wissenschaften (ÖAW) durchgeführt und In der Arbeitsgruppe um Prof. Rudolf Grimm wird am Experiment für ultrakalte vom österreichischen Wissenschaftsfonds fermionische Lithium-Kalium Mischungen nach Feshbach Resonanzen gesucht. (FWF) unterstützt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 54 Wissenschaft & Technik Bisher unbekannter Mikroorganismus in heißer Quelle entdeckt

in Team um die Mikrobiologen Roland EHatzenpichler, Holger Daims und Mi- chael Wagner von der Universität Wien konnte erstmals die Existenz eines Ammo- niak oxidierenden Mikroorganismus in einer heißen Quelle beweisen und zeigen, daß es sich dabei um ein bisher unbekanntes so genanntes Archaeon handelt. Diese Entdek- kung hat wesentliche Konsequenzen für das Verständnis der Ökologie und Evolutions- geschichte Ammoniak oxidierender Mikro- organismen. Die Ergebnisse wurden am 5. Fe- bruar 2008 im US-Wissenschaftsmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) publiziert. Nur Mikroorganismen können aus der Umwandlung von Ammoniak zu Nitrit, der Das Team: Roland Hatzenpichler, Holger Daims und Michael Wagner (v.l.) so genannten Ammoniakoxidation, Energie gewinnen. Diese Reaktion ist für einen funk- geworfen: Wie unterscheiden sich die Stoff- Daims nun erstmals die Ammoniakoxidation tionierenden Stickstoffkreislauf auf der Erde wechselleistungen Ammoniak oxidierender in einer heißen Quelle in Russland unter- von elementarer Bedeutung. In Kläranlagen Bakterien und Archaeen? Unter welchen sucht. macht sich der Mensch Ammoniak oxidie- Umweltbedingungen setzt sich welche der rende Mikroorganismen zunutze, um den über beiden Mikroorganismengruppen durch? Ökologische Nische Harnstoff ins Abwasser gelangenden Ammo- Wann ist die Fähigkeit, durch die Oxidation niak, der toxisch für viele Wasserlebewesen von Ammoniak Energie zu gewinnen, erst- Die Mikrobiologen der Universität Wien ist, zu entgiften. In der Landwirtschaft ver- mals in der Evolutionsgeschichte entstan- identifizierten in einer Anreicherungskultur sucht man hingegen, die Aktivität dieser den? Roland Hatzenpichler, DOC-Stipendiat aus dieser Quelle, die von Kooperations- Mikroorganismen zu unterdrücken, da diese der Akademie der Wissenschaften am partnern aus Hamburg (Eva Spieck) und die Effizienz der Düngung verringert und zur Department für Mikrobielle Ökologie, hat Moskau (Elena Lebedeva) etabliert wurde, Verunreinigung des Grundwassers mit Stick- gemeinsam mit Michael Wagner und Holger mit Hilfe moderner molekularbiologischer stoffverbindungen wie Nitrit und Nitrat führt. Methoden ein neues Archaeon – Nitro- „Der Prozeß der Ammoniakoxidation und sosphaera gargensis – und zeigten, daß die- die dafür verantwortlichen Bakterien sind ses tatsächlich in der Lage ist, Ammoniak zu seit vielen Jahrzehnten bekannt und sehr gut oxidieren. Zudem wiesen die Forscher nach, erforscht“, erklärt Michael Wagner, der Lei- dass dieser Organismus niedrige Ammoniak- ter des Departments für Mikrobielle Ökolo- konzentrationen bevorzugt. gie: „Vor wenigen Jahren kam es allerdings Damit wurde nicht nur eine große Wis- zu einem überraschenden wissenschaftli- senslücke über den Stickstoffkreislauf in hei- chen Durchbruch: Verschiedene Forsche- ßen Quellen geschlossen, sondern das For- rInnengruppen – darunter auch jene von scherteam erhielt auch wertvolle Hinweise, Christa Schleper, Leiterin des Departments daß wärmeliebende Archaeen bereits sehr für Ökogenetik an der Universität Wien, – früh in der Evolutionsgeschichte die Fähig- fand heraus, dass es neben Bakterien auch keit zur Ammoniak-Oxidation entwickelten. Archaeen gibt, die Ammoniak oxidieren und Aus der ökophysiologischen Charakterisie- daß diese Archaeen in vielen Meerwasser- rung von N. gargensis läßt sich zudem die und Bodenproben häufiger vorkommen als Hypothese ableiten, daß Ammoniak oxidie- die Ammoniak oxidierenden Bakterien.“ rende Archaeen möglicherweise generell an niedrige Ammoniakkonzentrationen ange- passt sind und somit eine andere ökologische Heiße Bedingungen Nachweis von thermophilen Ammoniak oxidierenden Archaeen (grün) aus einer Nische besetzen als die an höhere Ammo- Diese wissenschaftliche Erkenntnis hat geothermalen Quelle mit Hilfe von Gen- niakkonzentrationen adaptierten Ammoniak für die Mikrobiologie viele neue Fragen auf- sonden. Fotos: Universität Wien oxidierenden Bakterien.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 55 Wissenschaft & Technik Ein Schlüssel zum Verständnis der Turbulenz?

ie für den Widerstand eines schlanken DFlugkörpers verantwortlichen Reibungs- effekte sind bei hohen Geschwindigkeiten auf eine dünne körpernahe Schicht begrenzt. Mit der Berechnung des Verhaltens dieser sogenannten Grenzschicht beschäftigen sich Professor Alfred Kluwick, Vorstand des In- stitutes für Strömungsmechanik und Wärme- übertragung der TU Wien, und Universitäts- dozent Stefan Braun. Durch Anstellen eines Tragflügels wird der für den Flug notwendi- ge Auftrieb erzeugt. Zu starkes Anstellen führt zum plötzlichen Verlust des Auftriebes und birgt die Gefahr eines Absturzes. Diese Strömung von links kommend: Cole and Mueller (Univ. Notre Dame IN. USA Flugmanöver führen daher nur Kunstflieger absichtlich herbei. Bei geringeren Anstell- heit zu verbinden“, erläutert Alfred Kluwick. blase eine charakteristische Schallabstrah- winkeln kann sich unter normalen Flugbedin- Mit Hilfe von asymptotischen, das heißt lung aufweist, wird derzeit im Rahmen eines gungen eine moderatere Form der Strö- weitgehend analytischen Methoden, die die FWF Postdoc Forschungsprojektes von Ste- mungsablösung in Form einer kleinen Ab- TU-ForscherInnen bei ihren Berechnungen fan Scheichl untersucht. Kluwick: „Wenn löseblase innerhalb der Grenzschicht ausbil- anwenden, können beispielsweise Diskreti- man in der Lage ist, die Schallabstrahlung den, die typischerweise den laminar-turbu- sierungs- und Rundungsfehler, die sich bei richtig zu interpretieren, weiß man, ab wann lenten Übergang der Grenzschichtströmung einem rein numerischen Zugang zwangswei- es gefährlich wird und kann noch etwas da- bewirkt. Die Untersuchung dieses Phäno- se ergeben, vermieden werden. Die kompli- gegen unternehmen. Ich bin überzeugt da- mens ist deshalb von großer Bedeutung, weil zierten Grundgleichungen der Strömungsme- von, daß man die in diesem Bereich sehr die stromab der Ablöseblase anschließende chanik (Navier-Stokes Gleichungen) werden sensiblen Strömungen mit relativ einfachen turbulente Strömungsform im Gegensatz zur mit Störungsmethoden entwickelt. Das dar- Mitteln und vor allem mit geringem Energie- laminaren mit einem höheren schädlichen aus erhaltene, wesentlich vereinfachte Glei- einsatz regeln kann. Bereits eine geringfügig Widerstand und damit auch mit einem höhe- chungssystem und dessen Lösungen führen deformierte Oberfläche, zum Beispiel mit ren Treibstoffverbrauch verbunden ist, den zu einem grundlegenden Verständnis des Hilfe einer elastischen Membran oder einem man vermeiden will. Außerdem verspricht Strömungsverhaltens. Schlitz, durch den das strömende Medium man sich von einem grundlegenden physika- Die Vermutung, daß der Transitionsvor- gezielt abgesaugt wird, beeinflußt das Ver- lischen Verständnis des Strömungsübergan- gang im Zusammenhang mit der Ablöse- halten der Ablöseblase entscheidend.“ ges (Transitionsvorganges) mehr Einsicht in die Dynamik der Turbulenz selbst. Mit Hilfe eines in die Grenzschicht eingebrachten Rauchfadens läßt sich die Ablöseblase und der dadurch bewirkte Transitionsvorgang sichtbar machen. Den höheren Widerstandsbeitrag der tur- bulenten Strömung möchten die TU-Wissen- schafterInnen durch spezielle Strömungs- kontrollmaßnahmen an der sensiblen Stelle der Ablöseblase vermeiden beziehungsweise hinauszögern und so verbesserte Strömungs- verhältnisse an Tragflügel-, Hubschrauber- und Windkraftrotorblättern sowie bei Turbo- und Wasserkraftmaschinen erreichen. „Ziel ist es, zur Strömungskontrolle sogenannte ,smart structures‘ – ein Zusammenspiel von Sensoren, Aktuatoren und Echtzeitdatenver- arbeitung – mit den Erkenntnissen der theo- Fotos: TU Wien retischen Strömungsmechanik zu einer Ein- Professor Alfred Kluwick (re.) und Universitätsdozent Stefan Braun

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 56 Kultur Große Malerei im Essl Museum >JÖRG IMMENDORFF – Was uns Malerei bedeuten kann< >BASELITZ BIS LASSNIG – Meisterhafte Bilder< >GÜNTHER FÖRG – Back and Forth<

Jörg Immendorff vor dem Bild »In meinem Salon ist Österreich« Alle Fotos: Archiv Sammlung Essl

it der Ausstellung >JÖRG IMMEN- 1945. Er integrierte von Anbeginn die The- der schwerkranke Künstler gezwungen, die MDORFF – Was uns Malerei bedeuten men Kunst, Künstlertum und Gesellschaft in Ausführung der von ihm konzipierten Werke kann< von über 70 Arbeiten ausschließlich sein Schaffen. Für ihn galt es immer eine immer mehr Assistenten zu überlassen. Sie aus dem Besitz der Sammlung Essl, der klare Haltung zu zeigen, sowohl als politisch kreisen verstärkt um Themen wie Krankheit, Ausstellung >GÜNTHER FÖRG . Back and und gesellschaftlich agierender Mensch, als Tod und Transzendenz. Forth< im Großen Saal und der Sammlungs- auch als Künstler. Dies führte seit den Die Werke aus der Sammlung Essl span- schau >VON BASELITZ BIS LASSNIG – 1960er Jahren zu eminent politisch-agitatori- nen einen großen Bogen vom Frühwerk der Meisterhafte Bilder< leitete das Museum schen Werken, zu den vieldiskutierten Café 1960er Jahre über die großen politischen einen großen Malerei-Schwerpunkt im Früh- Deutschland Bildern und den Arbeiten, die Tableaus bis zum Spätwerk. Im Zentrum die- jahr 2008 ein. sich ab den späten 70er Jahren, angeregt ser Ausstellung steht die Werkserie >In mei- Mit diesen bedeutenden und höchst facet- durch die Freundschaft mit dem verfemten nem Salon ist Österreich<. Sie zeigt die tenreichen Positionen des 20. und beginnen- „DDR Künstler“ A.R. Penk, mit der deut- Sammler Agnes und Karlheinz Essl inmitten den 21. Jahrhunderts erweist sich das Essl schen Teilung auseinandersetzten. Ab den bedeutender KünstlerInnen Österreichs, mit Museum wieder einmal als Kompetenzzen- 80er Jahren reflektieren die großformatigen vielen war Immendorff auch selbst befreun- trum für die Malerei der Gegenwart. Tableaus vermehrt kunstimmanente The- det. Ergänzend dazu wird erstmals auch die Der 2007 verstorbene Jörg Immendorff, men. Das Thema der Haltung und Positio- 32-teilige Entwurfsserie gezeigt. ein Schüler von Joseph Beuys, gehört zu den nierung des Künstlers bleibt aber für ihn von Mit dieser Ausstellung ehrt das Essl Mu- bedeutendsten deutschen Künstlern nach großer Bedeutung. In den letzten Jahren war seum den im Mai 2007 verstorbenen Jörg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 57 Kultur

Immendorff, mit dem das Sammlerpaar Agnes und Karlheinz Essl eine langjährige Freundschaft verband. Die Sammlungschau >BASELITZ BIS LASSNIG – Meisterhafte Bilder< mit Wer- ken von Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Maria Lassnig, Markus Lüpertz, Sigmar Polke, Arnulf Rainer und Gerhard Richter (in den Galerieräumen) und >GÜNTHER FÖRG.Back and Forth< folgen der soeben eröffneten Immendorff-Ausstellung. Im 20. Jahrhundert ist die Malerei oft tot gesagt worden und lebt doch mehr denn je. In den 1960er und 70er Jahren schien einzig die Konzeptkunst, das Happening, Fluxus, Video und der Einsatz von neuen Medien aktuell und zeitgemäß, auch in den 90er Jahren wurde dieser Trend wieder forciert. Aber deutsche Künstler wie Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Anselm Kiefer, Gerhard Richter und Sigmar Polke und in Österreich Maria Lassnig und Arnulf Rainer haben kon- sequent und mit großer künstlerischer Kraft gezeigt, daß die Malerei als Medium noch unendlich viele Möglichkeiten bietet. Sie ha- ben unverwechselbare, starke und sehr di- vergente Positionen entwickelt, sich mit dem Gegenstand auseinandergesetzt, ihn negiert, auf den Kopf gestellt und so Wirklichkeit in unterschiedlichsten Facetten und höchst sub- jektiv malerisch verarbeitet. Diese Genera- tion war prägend auch für die jungen Maler der frühen 80er und späten 90er Jahre. Der deutsche Maler, Bildhauer und Foto- graf Günther Förg präsentiert einen Quer- Georg Baselitz, Vier Streifen Jäger (Remix), 2007; Öl auf Leinwand; 300x250 cm schnitt seines aktuellen Schaffens im Großen Foto: Jochen Littkemann, Berlin © Georg Baselitz Sammlung Essl, Inv. Nr. 5735 Saal des Essl Museums. Eine starke Faszina- tion für Architektur und bauliche Strukturen kennzeichnet das gesamte Schaffen des deutschen Künstlers. Die italienische Archi- tektur des Rationalismus und Bauwerke der Moderne des 20. Jahrhunderts bilden die Themen seiner fotografischen Arbeiten. Ab den 1990ern entstehen großformatige Fenster- und Gitterbilder auf Leinwand oder Papier. Mit scheinbar hastig gesetzten Pin- selstrichen und Flächen in gebrochenen Farben lässt Günther Förg Flimmereffekte und Lichtstimmungen entstehen, die an geo- metrische Strukturen von Architektur den- ken lassen aber auch an Eigenschaften von Natur und Landschaft. Die Sammlung Essl besitzt von diesen KünstlerInnen repräsentative Werke aus allen Schaffensperioden. Günther Förg, Ohne Titel (1996); Acryl auf Leinwand; 250 x 420 cm http://sammlung-essl.at © Sammlung Essl Privatstiftung Fotonachweis: Archiv des Künstlers

>JÖRG IMMENDORFF – Was uns >BASELITZ BIS LASSNIG – >GÜNTHER FÖRG . Back and Forth< Malerei bedeuten kann< 25.01.– 20.04.08 Meisterhafte Bilder 22.02.– 25.05.08 22.02.– 01.06.08

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 58 Kultur Sammlung als Aleph Thyssen-Bornemisza Art Contemporary im Kunsthaus Graz von 6. März bis 26. Oktober 2008

it „Inventur. Werke aus der Sammlung MHerbert“ präsentierte das Kunsthaus Graz 2006 zum ersten herausragende Samm- lungen zeitgenössischer Kunst. Nun werden Aspekte der Sammlung Thyssen-Bornemi- sza Art Contemporary in einer umfassenden Ausstellung zugängig gemacht. „Thyssen-Bornemisza Art Contemporary. Sammlung als Aleph“ bezieht seinen Aus- gangspunkt aus der vergleichenden Lektüre des komplexen literarischen Œuvre des ar- gentinischen Schriftstellers Jorge Luis Bor- ges. Borges‘ konzeptionelle und narrative Landschaft dient dabei als Methodologie, um eine Sequenz potentieller Narrative (und Fiktionen) zu erstellen. Diese werden – basierend auf der Sammlung Thyssen- Bornemisza Art Contemporary – gleichsam en abîme in einem kollektiven Archiv des visuellen Imaginären fortgeschrieben. Inner- halb dieses (labyrinthischen) Kontexts nimmt die Sammlung die Form eines von Borges‘ enigmatischsten Symbolen auf: Aleph – der Punkt, der alle Zeiten und Orte des Univer- sums beinhaltet, eine abstrakte und gleich- zeitig konkrete Sphäre, die diese umfaßt. Da Aleph die Unendlichkeit figuriert, kann es mittels „normaler“ Wahrnehmung nicht er- faßt werden; jedoch kann jeder, der einen Blick in dieses Universum wirft, alles gleichzeitig aus jedem Blickwinkel wahr- nehmen, ganz ohne Verzerrung, Verwirrung oder Überlappung. So gesehen wird die Photo: Thyssen-Bornemisza Art Contemporary / Courtesy of Sadie Coles HQ, London Sammlung zum Modell, zu einer Primärstruk- Sarah Lucas, Bunny Gets Snookered #3, 1997 tur, die sich in einer zirkulären Choreo- dem sie den Raum barock organisiert, wird Träume oder den Träumenden beinhalten. Die graphie aus Fiktion und Realität in die eine Ordnung etabliert, die in sich selbst ein Ausstellung ist innerhalb der Sequenz poten- Unendlichkeit auffaltet. visuelles Paradox darstellt. Gemäß dem tieller Strukturen und möglicher Fiktionen Darüber hinaus wird eine von Borges‘ Prinzip der unendlichen Inklusion verändert organisiert: Von Fragen, die sich mit Identi- Lieblingstropen, structure en abîme, als nar- sie unseren Glauben an die Wahrheit unserer tätsprinzipien und der mäandernden Bewe- rative Metapher und rhizomatischer Apparat Wahrnehmungen und etabliert eine Spannung gung der Autorenschaft durch die Paradoxa verräumlicht: Die strukturelle (und symboli- zwischen dem, was logisch erfaßt und dem, der Sprache und Raum-Zeit-Konfluenzen aus- sche) Unendlichkeit der Architektur des was konkret, materiell und durch die Sinne einandersetzen, bis hin zu den Verbindungen Kunsthaus Graz verbindet sich mit dem Ver- empfunden werden kann. Sie ist endlos, wie zwischen Universum und Utopie, Realität such, (mental) durch die zeitlichen und räum- ein gut konstruiertes Labyrinth, und richtet und Fiktion, Spiegel und Enzyklopädie … lichen Ebenen der Sammlung Thyssen- sich – ebenfalls wie ein Labyrinth – gegen Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Haluk Bornemisza Art Contemporary zu navigieren. die unmöglich zu erkennende Ordnung der Akakçe, Darren Almond, Monica Bonvicini, Structure en abîme gehörte zu den von Welt, die konzeptuelle Ordnung der Trope, Janet Cardiff, Los Carpinteros, Olafur Elias- Borges bevorzugten visuellen Bildarrange- die die unvollständigen und „realistisches“ son, Douglas Gordon, Carsten Höller, Paul ments: Als narrative Struktur, als Trope und Denken fördernden Vorstellungen korrigiert. McCarthy, Ernesto Neto, Rivane Neuen- als räumliches Modell stellt sie die philoso- Die Vorstellung einer unendlichen Zirkulari- schwander, Hans Schabus, Catherine Sulli- phische Frage nach Unendlichkeit und un- tät findet man sowohl in Labyrinthen als van und anderen mehr. endlich periodischen Wiederholungen; in- auch in Spiegeln und in Träumen, die andere http://www.kunsthausgraz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 59 Kultur Reise/Wege. Beispiele aus der Österreichischen Fotogalerie – Ausstellung im Museum der Moderne Rupertinum / Salzburg vom 23. Februar bis 25. Mai 2008

ie Salzburger Fotokünstlerin Elisabeth (16.03. - 08.06.08) im MdM Rupertinum – Videos“, die parallel mit dem Lentos Kunst- DWörndl ist anwesend und wird ihre fo- eine zentrale Bedeutung zu. Die Videoinstal- museum Linz (15.03. - 01.06.08) organisiert tografische Videomontage „Periferico“ prä- lation „Hellas“ zeigt die erste gemeinsame wird. Gemeinsame Thematik all dieser Wer- sentieren. Das Reisen, das Unterwegs-Sein, Reise des Künstlerpaares und ist gleichzeitig ke ist die Selbstdarstellung der schillernden gehört zum Selbstverständnis der künstleri- das Herzstück der Ausstellung „EVA & Künstlerinnen aus Berlin. schen Tätigkeit ganz generell. Die Künstler, ADELE. ROSA – Frühe Fotografie und http://www.museumdermoderne.at deren Bildmedium die Fotografie ist, beglei- ten ihre Reisetätigkeit mit bildlichen Doku- menten oder reisen, um sich mit fremden Motiven auseinanderzusetzen. War es im 19. und beginnenden 20. Jhd. die sogenannte „Reisefotografie“, die Kunde über fremde Länder und exotische Ziele ins Auge faßte und von anderen Bräuchen, Bauwerken und Menschen berichtete, so verändert sich die Intention des temporären Ortswechsels zuse- hends hin zu einer „Reise zu sich selbst“ oder einer oszillierenden Schilderung der Reise als Bewegung an sich. Mit Beispielen von Lehnert & Landrock und ihrer Sicht auf die Mittelmeerländer von Italien bis Ägypten von 1910 über Elfriede Stegemeyers Ibiza-Reise zu und mit ihrem Gefährten Raoul Hausmann von 1935 bis hin zu den journalistischen Bestandsaufnah- men von Inge Morath im China der 1970er Jahre reicht der Bogen dieser Fotodoku- mente. Abschließend läßt sich der „Exkurs über das Reisen“ von Albert Paul Leitner als subjektives Reisetagebuch sehen, wie auch die zart-pastelligen Situationsbilder von Andrea Witzmann als subtile Bilder von ihrem Ostasienaufenthalt im Jahr 2003. Eine Reise ganz anderer Art hat Martin Bruch zu bewerkstelligen, der die Welt von seinem Rollstuhl aus sieht – er bewegt sich damit in einer gefährdeten Welt, die ins Wanken ge- rät. In der Ausstellung vertretene Künstler: Gottfried Bechtold/Heinz Schmidt, Joseph Beuys/Charles Wilp, Martin Bruch, Rudolf Lehnert & Ernst Landrock, Paul Albert Leit- ner, Inge Morath, Alfred Seiland, Elfriede Stegemeyer, Katharina Struber, Helmut Tezak, Andrea Witzmann, Elisabeth Wörndl/ Saul Villa. Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre mit explikativen Texten zu den Fotoarbeiten und 72 Abbildungen. Dem Thema der Künstlerreise kommt auch in der Ausstellung „EVA & ADELE. Paul Albert Leitner Aus der Serie: Exkurs über das Reisen, 1991/1995 Farbfoto- ROSA – Frühe Fotografie und Videos“ grafie, 18,5x19 cm Österreichische Fotogalerie, MdM Salzburg Repro: Hubert Auer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 60 »Kultur unserer Nachbarn« – Tschechien Zu Ehren und Lob Eine neue Dauerausstellung im einzigartigen Museum der Erzdiözese Olmütz zeigt Künstlerlische Schmuckstücke aus den eigenen Sammlungen, aber auch archäo- logische Funde, die die 6000jährige Geschichte der Region dokumentiern.

as Erzdiözesanmusem Olmütz wurde D1998 als Teil des Olmützer Kunstmu- seums gegründet. Die feierliche Eröffnung dieses Projektes europäischen Ranges, das in Zusammenarbeit von Staat und katholischer Kirche verwirklicht werden konnte, erfolgte am 1. Juni 2006. Zum Erzdiözesanmuseum gehört der romanische Palast der mährischen Bischöfe an der Wenzelsbasilika und der Nordteil der einstigen Premyslidenburg, also das Objekt der Domdechantei und ihr Wirt- schaftshof. Das hauptsächliche Ziel des Erzdiözesan- museums besteht darin, das Wesentliche des geistlich-kulturellen Erbes Mährens zu ver- einen und zu präsentieren. Eine wichtige Idee dabei war die Wiederherstellung des größten Teils der Olmützer Premyslidenburg. Dank dem Projekt des Erzdiözesanmuseums wurde die Burg einer gründlichen Rekon- struktion unterzogen. Sie sehen deshalb nicht nur archäologische Funde, die von 6000 Jahren Besiedlung dieser Stätte zeu- gen, sondern Sie werden vor allem an Stellen vorbeikommen, an denen die Geschichte dieses Landes geschrieben wurde. Neben der Prager Burg war die Olmützer Burg das zweite bedeutende Machtzentrum der böhmischen Kronländer. Vom Frühmit- telalter an war sie der Sitz der mährischen Premyslidenfürsten und Bischöfe. Hier auch kam es zu jenem Ereignis, das den weiteren Verlauf der tschechischen Geschichte änder- te. Am 4. August 1306 wurde im weltlichen Teil der Burg der letzte Premyslide auf dem böhmischen Thron ermordet: Wenzel III. Nicht zuletzt aber möchte das Erzdiö- zesanmusem zu einem besseren Verhältnis von Kirche und Staat beitragen. In seiner Dauerausstellung sind somit nicht nur Kunstwerke aus erzbischöflichen Sammlun- gen zu sehen, sondern auch Schätze aus zahlreichen Objekten der gesamten Olmüt- zer Erzdiözese. Es erwartet Sie also ein Rundgang durch zehn Jahrhunderte geist- Blick auf die St. Wenzelskathedrale Alle Fotos: Erzdiözesanmuseum Olmütz licher Kultur in Mähren. Die Ausstellung schöpft aus zwei Quel- gen Horizont der Olomoucer Erzdiözese ent- Böhmischen Krone darstellte. Das Museum len: aus der christlichen Tradition und aus standen oder gesammelt worden sind. Die widmet sich den grundlegenden Wurzeln der ihrem gewaltigen Reichtum aus Fonds ver- zweite Quelle stellt die Geschichte der europäischen Zivilisation, also den Wurzeln schiedener Bereiche der Bildenden Kunst und Przemyslidenburg dar, die, neben der Prager im Judaismus, in der Antike und im Christen- liturgischer Objekte, welche im 1000jähri- Burg, das zweitwichtigste Machtzentrum der tum.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 61 »Kultur unserer Nachbarn« – Tschechien »Die Goldene Sonne Mährens«

Die ausgestellten liturgischen Objekte stellen mehrere Stilepochen – von der Gotik bis zum Barock – dar. In der Mitte des Rau- mes befindet der größten Schatz: „Die Gol- dene Sonne Mährens“, eine mit mehr als 1400 Diamanten und Smaragden bestückte Monstranz. Sie war stets mit dem Namen des

Anhand der eindrucksvollen Größe der Bauwerksreste kann man sich eine Vorstel- lung davon machen, welche bedeutende Rolle Olmütz im Mittelalter gespielt hat

Bischofs Kardinal Wolfgang Hannibal Graf von Schrattenbach verknüpft, entstand aber erst zehn Jahre nach seinem Tod. Der wirkli- che Auftraggeber dieses Werkes aber, für das der Brünner Goldschmied Andreas Vogel- hundt in den Jahren 1748 – 1750 entlohnt wurde, war das Olmützer Domkapitel. Eine Reiches, zur Zeit Großmährens und nach größeren Schaden dessen Untergang, und Verbindung zwischen der Monstranz und seinem Untergang im 10. Jahrhundert. Ol- bereits seit 1034 war die Olmützer Burg Re- Schrattenbach existiert aber dennoch: der mütz als wahrscheinlicher Bischofssitz blieb sidenz der mährischen Premyslidenfürsten. überwiegende Teil der finanziellen Mittel auch weiterhin das geistliche, kulturelle und Nicht lange danach erneuerte der spätere stammte aus seinem Vermächtnis. religiöse Zentrum, das an die Tradition der böhmische König Wratislaw II. im Jahre 1063 Mission Kyrills und Methods anknüpfte. in Olmütz das Bistum, dessen Geltungsbe- Die neuen Kellergewölbe Direkt vor sich hat man nun die Funda- reich sich auf ganz Mähren erstreckte. mente der Stadt Olmütz. Es handelt sich Die Burg selbst bestand wohl bis zum Be- Wenn man über die neue Betonrampe hierbei um Fragmente des ältesten Mauer- ginn des 12. Jahrhunderts aus einer Gruppe geht, ist nichts mehr zu sehen von dem strah- werks der Olmützer Burg, des sogenannten von hölzernen Objekten. Eine Änderung trat lenden Glanz der goldenen Pokale. Gerade neuen Kastells, das erstmals 1213 erwähnt erst in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist man nicht nur drei Meter tiefer unter das wird. ein. Fürst Svatopluk begann neben dem älte- Fußbodenniveau gestiegen, sondern hat sich Anhand der eindrucksvollen Größe der ren Heiligtum in der Osthälfte des Vorhofes auch zeitlich ganze 6000 Jahre zurückbewegt. Bauwerksreste kann man sich eine Vor- mit dem Bau einer Kirche, die dem heiligen Die Funde, die im unteren Teil des Saales stellung davon machen, welche bedeutende Wenzel geweiht wurde. Den unfertigen Bau betrachtet werden können, dokumentieren Rolle Olmütz im Mittelalter gespielt hat. Die übergab sein Sohn Wenzel 1130 Bischof die Bedeutung der Stadt Olmütz in der Zeit Stadt gehörte zum Verwaltungszentrum des Heinrich Zdik. Dieser weihte die Kirche ein vor der Entstehung des Großmährischen Großmährischen Reiches, überstand ohne Jahr später nicht nur, sondern baute an ihr

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 62 »Kultur unserer Nachbarn« – Tschechien seine Privatresidenz an, deren Überreste wir Spätgotische Kunst noch aufsuchen werden. Etwa hundert Jahre später wuchs hier Die spätgotische Kunst ist in der Dauer- auch ein Rundturm empor, der die Basis für ausstellung des Erzdiözesanmuseums über- das markgräfliche Kastell werden sollte. An wiegend durch Werke der Bildhauerkunst die Westseite des Turmes wurde dann eine vertreten. Für eine ganze Reihe von Expo- gewaltige frühgotische Schanze angebaut. naten ist schon lange vor Mitte des 15. Jahr- hunderts der Einfluß des niederländischen Die Sternberger Madonna Realismus charakteristisch, weitere Expo- nate zeigen den Einfluß der fortgeschrittenen Die Zeit um die Mitte des 14. Jahr- Schnitzkunst von Veit Stoss, der unter ande- hunderts war in den böhmischen Kronlän- rem den Hochaltar in der Krakauer Kirche dern die Blütezeit der Gotik und die Zeit des Mariä Himmelfahrt schuf. Hierzu gehört allmählichen Übergangs zum sogenannten auch das Retabel des heiligen Jakobus des schönen Stil. Diese Stilrichtung beherrschte Älteren aus Rokytnice bei Prerov. die Kunst in den böhmischen Ländern zu Beginn der neunziger Jahre des 14. Jahr- Der Kreuzgang hunderts und verbreitete sich allmählich über ganz Mitteleuropa. Die Bildhauerkunst Der Weg durch die Ausstellung führt in schuf damals mehrere Darstellungstypen der die Neuzeit der ehemaligen Olmützer Burg, Jungfrau Maria mit dem Jesuskind oder mit die bereits den Namen Erzdiözesanmuseum dem toten Christus auf dem Schoß, also trägt, zu den Objekten der ehemaligen De- Pietàs. Ein Merkmal des schönen Stils ist die chantei des Domkapitels mit dem romani- s-förmige Biegung der Figuren und das reich schen Bischofspalast. Eine Besichtigung die- plissierte Gewand, dessen Falten bis ins ses Teils der Dauerausstellung bezieht auch Kleinste ausgearbeitet sind. Der Ausdruck den gotischen Kreuzgang mit ein, die goti- der lieblichen Gesichter ist in Übereinstim- sche Kapelle Johannes‘ des Täufers und die mung mit den zeitgenössischen geistlichen Überreste des romanischen Bischofspalastes Tendenzen sinnend und melancholisch. im ersten Obergeschoß. Eines der bedeutendsten Werke des schö- Der hochgotische Kreuzgang entstand nen Stils in den böhmischen Ländern und beim Umbau der St. Wenzelskathedrale im Unikat dieses Teils der Ausstellung ist die Eines der bedeutendsten Werke des zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts. Dem „Sternberger Madonna“. Die Darstellung der schönen Stils in den böhmischen Län- Bau mußte damals der ursprünglich romani- Maria mit dem Jesusknaben ist voller sym- dern und Unikat dieses Teils der Aus- sche Umgang weichen, der durch einen Brand stellung ist die »Sternberger Madonna«. bolischer Bedeutungen. Zum Beispiel: Die zerstört worden war. Vom Erdgeschoß des Madonna ist in einen unüblichen roten York die gotische Kunst Böhmens unter den romanischen Areals blieben allerdings zwei Mantel gehüllt, dessen Farbe das künftige letzten Luxemburgern repräsentierte. Umfassungsmauern erhalten. Leiden Christi symbolisieren soll. Auf ihrem Kopf, den ursprünglich eine hohe Krone zierte, liegt ein weißer Schleier, der auf die Identifizierung der Maria mit der Kirche, der Braut Christi verweist. Und weiter: Der Jesusknabe hält in seiner linken Hand einen Apfel, das Symbol der Erbsünde, womit Maria als zweite Eva charakterisiert wird, deren Sohn zum Erlöser wird. Während die Symbolik der Details enträt- selt werden kann, ist dies mit dem Urheber der Statue schon schwieriger. Der kleinen eingeritzten Signatur am Rücken der Plastik entnehmen die Fachleute aber, dass ihr Schöpfer Heinrich Parler gewesen sein könnte, der mehrere Statuen für den Prager St. Veitsdom geschaffen hat, oder aber sein Sohn Johann. Die Bedeutung der „Sternberger Madon- na“ kommt auch in der Tatsache zum Aus- druck, daß sie im Jahre 2005 auf einer Aus- Die spätgotische Kunst ist in der Dauerausstellung des Erzdiözesanmuseums stellung im Metropolitan Museum in New überwiegend durch Werke der Bildhauerkunst vertreten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 63 »Kultur unserer Nachbarn« – Tschechien

vorgestellt, die in über drei Jahrhunderten von den Olmützer Bischöfen und Erzbischö- fen zusammengtragen wurden. Die aus der Residenz in Olmütz und aus dem erzbischöf- lichen Schloss in Kremsier stammenden Kunstschätze werden vor allem von Bildern aus der Sammlung des Kunstmuseums Olmütz ergänzt. Die Anfänge der Sammeltätigkeit der Olmützer Bischöfe fällt in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Eine echte Sammel- tradition indes rief erst Bischof Karl von Liechtenstein-Kastelkorn ins Leben, ein be- deutender Mäzen und Kunstliebhaber. Mit Beginn seines Amtes 1664 widmete er der Olmützer Residenz und dem Schloß in Kremsier systematisch Aufmerksamkeit. Als er 1695 starb, enthielt die Gemäldegalerie 962 Bilder. In den folgenden 150 Jahren fand sich keiner seiner Nachfolger, die an seine Die spätgotische Kunst ist in der Dauerausstellung des Erzdiözesanmuseums Tradition angeknüpft hätten. Im Gegenteil: überwiegend durch Werke der Bildhauerkunst vertreten. die Sammlung war Zerstörungen ausgesetzt. Die Kapelle Johannes‘ des Täufers ist ein hauptsächlich aus bekannten Werkstätten im Es begann mit einem Brand des Schlosses in spätgotischer Bau, der um 1414 an den französischen Dieppe und aus dem deut- Kremsier im Jahre 1752, der entscheidende Kreuzgang angebaut wurde. Ursprünglich schen Erbach. Der Erzbischof wandte sich Schicksalsschlag aber erfolgte 1830. Der diente sie als Bibliothek des Domkapitels, als einer der ersten Sammler aber auch der damalige Erzbischof Kardinal Rudolf Jo- woran noch heute die Inschriften an den orientalischen Kunst zu und sammelte auch hann hatte nämlich kein allzu großes In- Wänden im Kapellenwestteil erinnern. eine große Zahl von kleineren japanischen teresse an bildender Kunst und veranstaltete Schnitzereien, sogenannte Netsuke, für die eine Auktion sogenannter „unnützer Gegen- Die romanischen Fenster sich Sammler damals erst langsam zu inter- stände“ aus beiden Residenzen. Im Verlaufe essieren begannen. von wenigen Tagen wurde Olmütz praktisch Für die Reife der romanischen Kunst und um seine gesamte graphische Sammlung und den guten Geschmack von Heinrich Zdik Die Gemäldegalerie um viele weitere qualitätsvolle Objekte zeugen die Fenster, die die bischöfliche Re- gebracht, beispielsweise um Bilder von sidenz erhellten. Es handelt sich hierbei um In der Gemäldegalerie wird eine reprä- Hans Holbein und Antonella da Messina. sogenannte Zwillingsfenster, die aus wei- sentative Auswahl aus einer der besten mit- Eine Wende zum Besseren trat erst Ende chem Kalkstein: aus Spongilit gehauen sind, teleuropäischen Sammlungen alter Gemälde des 19. Jahrhunderts unter Erzbischof Theo- welcher einen reichen ornamentalen Dekor ermöglichte. Der Stil dieser prächtigen Bild- hauerarbeit, die an Spitzenstickerei erinnert, deutet darauf hin, daß hier Steinmetzspe- zialisten aus dem Rheinland und Südfrank- reich am Werke waren. Das Fenster wurde ursprünglich mit Fensterläden geschlossen.

Das Elfenbeinkabinett Vor 1930 begann der Olmützer Erzbi- schof Leopold Precan, eine Sammlung von Kunstgegenständen aus Elfenbein anzule- gen. Seine Sammlung, die schnell anwuchs, hatte wahrscheinlich von Anfang an intimen Charakter und schmückte das Privathaus des Erzbischofs in Heiligenberg bei Olmütz. Die Objekte seiner Sammlung erwarb Precan aus vielen Quellen, meistens kaufte er sie Antiquitätenhändlern ab. Den größten Anteil an der Sammlung haben Werke des In der Gemäldegalerie wird eine repräsentative Auswahl aus einer der besten mit- Kunsthandwerks aus dem 19. Jahrhundert, teleuropäischen Sammlungen alter Gemälde vorgestellt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 64 »Kultur unserer Nachbarn« – Tschechien

scher der Meere. Und weil dieser auch Schutzherr der Fischer war, findet man an der Decke außer der Meeresfauna und Flora sowie Ungeheuern auch die traditionellen Seemanns- und Fischersymbole. Auf das Element des Wassers bezieht sich thematisch ein Exponat, auf das wir Sie im Neptun-Saal aufmerksam machen möchten. Es ist dies das Bild „Susanna im Bade“ des österreichischen Malers Franz Anton Maul- bertsch. Die volkstümliche Geschichte von einer schönen Frau, die nackt am Bassin von wollüstigen Greisen überfallen und zu Un- recht des Ehebruchs bezichtigt wird, ist von dem bedeutenden Vertreter des Spätbarocks und Hofmalers Maria Theresias mehrmals bearbeitet worden. Maulbertsch trat aber vor allem als Freskant hervor. Er arbeitete in Kir- chen, Klöstern und Schlössern in Österreich und in Böhmen, beispielsweise im Prämon- stratenserkloster Strahov auf dem Hradschin in Prag oder in Klosterbruck bei Znaim.

Der romanische Der heute »Wappensaal« genannte Repräsentationssaal entstand im letzten Drittel Bischofspalast des 17. Jahrhunderts. Der romanische Bischofspalast zählt zu dor Kohn ein. Die Einkäufe wurden dann in Der Mars-Saal den bedeutendsten hochromanischen Wohn- der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch bauten in Europa. Die verbreitete Bezeich- von Erzbischof Precan fortgesetzt. Der Stuckdekor des Mars-Saales setzt die nung Premyslidenpalast entstand, weil man Symbolik der vier Elemente aus dem Wap- annahm, dass es sich hierbei um den Sitz der Der Wappensaal pensaal fort. Wie schon die Bezeichnung Olmützer Teilfürsten aus der Dynastie der dieses Raumes sagt, befindet man sich im Premysliden handelte. Heute wissen wir frei- Der heute „Wappensaal“ genannte Reprä- Reich des Feuers. Die Lanze und Rüstung lich, daß der sogenannte Premyslidenpalast sentationssaal entstand im letzten Drittel des des Mars zeigen, daß er ein Kriegsgott war. in Wirklichkeit die Residenz des Olmützer 17. Jahrhunderts. Hundert Jahre später wur- Sein Gegenpol ist die nackte Göttin der Bischofs Heinrich Zdik war, der bedeutend- de er beim barocken Umbau mit Stuckfigu- Schönheit Venus, mit der auf den Sieg der sten Persönlichkeit der tschechischen Ge- ren an der Decke und Malereien an den Liebe über den Hader verwiesen wird. Über schichte des 12. Jahrhunderts. Die Entste- Wänden verziert. Während sich der Stuck- der Tür in den nächsten Saal sehen Sie einen hung der Residenz hängt mit dem Bau der dekor bis heute erhalten konnte, verschwan- Knaben, der auf einer Kriegspauke trom- St. Wenzelskathedrale zusammen, die zu Be- den die dekorativen Malereien im letzten melt. ginn des 12. Jahrhunderts von dem Olmützer Drittel des 19. Jahrhunderts unter Holzpa- Fürsten Svatopluk gestiftet wurde. Den Bau neelen mit Wappen der Olmützer Kanoniker. Der Jupiter-Saal ließ dann Bischof Zdik fertigstellen. Nahe An den Wänden des 15 Meter langen und der Kirche ließ er sich einen repräsentativen 8 Meter breiten Saales können insgesamt Ein weiteres Element des Deckendekors Palast errichten, an den ein kleinerer Kreuz- 261 Wappen gezählt werden. Sie sind in fünf ist die Luft. Sie wird von Jupiter verkörpert, gang von rechteckigem Grundriß und ein Reihen abgebildet und historisch angeord- dem höchsten Gott der römischen Mytholo- Kapitelhaus anschloß, das für das gemeinsa- net. Das älteste Wappen von Kardinal Diet- gie und Gott des Himmels und des Kosmos. me Leben der Priester bestimmt war. 1141 richstein, der 1591 Chorherr wurde, befindet Jupiters heiliger Vogel war der Adler, der übersiedelte der Bischof dann mit zwölf sich in der oberen Ecke der Südwand. Das seine Blitze trug. Weil Jupiter der Schutzpa- Kanonikern gänzlich hierher. Die Architek- jüngste Wappen ist das des Kanonikers Josef tron Roms war, fehlen über dem Hinterein- tur der Residenz hatte in den böhmischen Hanel, der seit 1881 Chorherr war, und fin- gang auch nicht die Gründergestalten der Ländern des 12. Jahrhunderts nicht ihresglei- det sich in der unteren rechten Ecke der Ost- „ewigen Stadt“ Romulus und Remus. chen. Der Bischofspalast war ein Etagenbau wand. Die leeren Schilder sollten mit weite- von rechteckigem Grundriss. Das Erdge- ren Wappen ausgefüllt werden. Dazu kam es Der Neptun-Saal schoß diente als Wirtschaftsgebäude. Das aber nur teilweise, denn das Privileg, dass erste Obergeschoß war der Privatresidenz nur ein Aristokrat Mitglied des Domkapitels Das letzte noch fehlende Element in der vorbehalten. werden kann, verlor nach langem Streit 1881 Aufzählung ist das Wasser. Wer anders http://www.olmuart.cz seine Gültigkeit. könnte es verkörpern als Neptun, der Herr- Deutsche Übersetzung Wolf B. Oerter

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 65 Kultur Eröffnung der neuadaptierten Österreich-Bibliothek Tuzla Weiterer Schritt zur Intensivierung der kulturellen Beziehungen mit Bosnien Herzegowina

m 13. Februar wurde in Tuzla an der AVolks- und Universitätsbibliothek „Der- viš Sušic“ die seit dem Jahr 1996 bestehende Österreich-Bibliothek nach einer umfassen- den Umgestaltung feierlich neueröffnet. Die Österreich-Bibliothek wird in der multieth- nischen Stadt Tuzla dem immer größer wer- denden Bedarf an umfassender und vernetz- ter Information gerecht. Der Buchbestand beträgt etwa 4600 Bände und wird laufend ergänzt. Neben Geschichte, Literatur, Kunst, Landeskunde, Recht, Wirtschaft und Politik umfasst die Büchersammlung auch Belletri- stik und Sachbücher. Abgesehen von Tuzla besteht in Bosnien-Herzegowina noch eine weitere Österreich-Bibliothek in der Haupt- stadt Sarajevo. Botschafter Emil Brix, Leiter der Kultur- politischen Sektion im Bundesministerium für europäische und internationale Angele- genheiten, betonte, angesprochen auf die Er- öffnung: „Es darf kein Ergebnis der Balkan- Foto: BmeiA kriege der Jahre 1991 bis 1999 sein, daß eth- StudentInnen sandten dieses Foto ans Außenministerium als Zeichen der Dankbar- keit für die Möglichkeit, die Österreich-Bibliothek kostenlos nutzen zu können nische Grenzen wieder zu Kulturgrenzen werden. Für die europäische Integration der fizielle Einrichtungen präsent ist, als Kultur- unsere kulturelle Präsenz in der Türkei. Mit Balkanstaaten ist die kulturelle Kooperation und Medienzentrum und erste Anlaufstelle Büchern kann eine kulturelle Brücke zu un- zwischen und mit den Regionen Europas für die an Österreich und seiner Kultur In- seren europäischen Nachbarn geschlagen wichtig. Zur Stärkung der Kulturkooperation teressierten. Sie bieten dazu mannigfaltige werden. Damit leistet das Netzwerk der Ös- hat das Außenministerium unter dem Titel Veranstaltungen, wie Lesungen, Vorträge, terreich-Bibliotheken einen wertvollen und ,CULTURE MATTERS – Austrian Cultural Diskussionsabende, Tagungen oder Ausstel- unverzichtbaren Beitrag zur Stärkung unse- Relations with the Western Balkans‘ ein Kon- lungen an. rer kulturellen Auslandsaktivitäten.“ zept zur schwerpunktmäßigen Intensivierung Die Österreich-Bibliotheken im Ausland der kulturellen Projektarbeit mit den Staaten Österreich-Bibliotheken – sind heute, nach einer rund 20jährigen Ent- des Balkanraumes erstellt. Kultur hat das Rückblick, Bilanz, Ausblick wicklung, etablierte Plattformen des inter- Potenzial, die Isolation zu überwinden, weil kulturellen Dialogs, die ein vielfältiges Pu- sie Grenzüberschreitungen anstrebt. Die Als 1986 ein österreichischer Leseraum blikum anziehen. Durch die institutionelle Österreich-Bibliotheken nehmen zusammen in Krakau eröffnet wurde, wollte die Kul- Anbindung an Universitäten und Nationalbi- mit den österreichischen Kulturforen beim turpolitische Sektion des Außenministeriums bliotheken begrüßen sie zwar primär Studie- Aufbau gerade von wissenschaftlichen und damals vor allem ein Zeichen der Verstän- rende und Lehrende aus dem wissenschaft- künstlerischen Kontakten einen bedeutenden digung setzen und eine Dialogplattform im lichen Bereich, locken aber auch erfolgreich Stellenwert ein. Durch die Neuadaptierung kommunistischen Teil Europas schaffen. die Zivilgesellschaft an, vom Schüler bis der Österreich-Bibliothek wird einerseits der Daß aus dieser Initiative ein Netzwerk von zum Pensionisten. Dies nicht zuletzt des- Bedeutung Tuzlas als Kultur- und Wissen- heute 52 Österreich-Bibliotheken in 24 Län- halb, weil viele von ihnen neben ihrer her- schaftszentrum der Region Rechnung getra- dern werden sollte, ahnte man zu diesem vorragenden Eigenschaft als Österreichs gen, andererseits können die Kulturbezie- Zeitpunkt nicht. Im Mai 2007 wurde erneut Wissenschaftssatelliten im Ausland auch hungen zu Bosnien-Herzegowina nachhaltig eine solche wichtige Stätte der Verständi- kleine, feine Kulturzentren sind, die in Ko- gestärkt werden.“ gung in Istanbul eröffnet, die Außenministe- operation mit den österreichischen Kultur- Die Österreich-Bibliotheken in Mittel- rin Ursula Plassnik wie folgt kommentierte: foren und Botschaften kulturelle und wissen- und Südosteuropa dienen gerade in Ländern „Mit der Öffnung einer Österreich-Biblio- schaftliche Veranstaltungen durchführen. und Städten, in denen Österreich weder thek am renommierten Österreichischen Daß so ein großes und stetig wachsendes durch eine Botschaft, noch durch andere of- St. Georgs-Kolleg in Istanbul verstärken wir Netzwerk einer umfassenden Administration

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 66 Kultur und Betreuung vor Ort wie auch zentral in bedeutet darüber hinaus die Anbindungs- weisen sie gerade dadurch eine sehr hohe Wien bedarf, ist selbstverständlich. Hier ist möglichkeit mit den Germanistik-Instituten Flexibiltität bei der Informationsvermittlung es Dank der Entwicklung und technischen und Universitäten an den Standorten der auf. Das macht sie zu interessanten An- Umsetzung eines großen Webportals samt Österreich-Bibliotheken. sprechpartnern für alle, die mehr über Öster- dahinter liegendem Administrationsbereich, reich wissen möchten. Daher gibt es viele der allen Bibliotheken, Kulturforen und Gesandte Claudia Rochel-Laurich Anfragen aus der ganzen Welt nach der Ein- Botschaften in allen 24 Ländern offen steht, Leiterin der Abteilung V.2, Durchführung kul- richtung einer deratigen Struktur, vor allem in den vergangenen sechs Jahren zu einem tureller und wissenschaftlicher Veranstaltun- dann, wenn sie schon ansatzweise entweder Quantensprung in Sachen Kommunikation gen im Ausland durch engagierte ProfessorInnen vor Ort und Verwaltung gekommen. Unter der Ob- Wie wichtig ist für die Kulturforen die Ko- oder dorthin entsandte österreichische Lek- hut des Referats V.2.d des Außenministe- operation mit den Österreich-Bibliotheken torInnen aufgebaut worden ist. riums werden heute alle, die Bibliotheken in den jeweiligen Gastländern? betreffenden Daten und Tätigkeiten auf die- Rochel-Laurich Die österreichischen Kul- Regierungsrätin Christine Dollinger sem Portal erfaßt und bewertet. turforen haben mit den Österreich-Bibliothe- Leiterin des Referats V.2.d: Österreich- ken besonders engagierte und verläßliche Bibliotheken Stimmen der Partner und können mit ihnen im Rahmen Welchen Herausforderungen begegnen Sie in Verantwortlichen ihrer kulturpolitischen Tätigkeit spezifische der täglichen Arbeit an diesem mit 51 Biblio- Programme entwickeln, die sich an ein sehr theken sehr großen Netzwerk, das von ver- Botschafter Emil Brix Österreich-interessiertes, meist junges Publi- schiedensten Sprach- und Kulturräumen Leiter der Kulturpolitischen Sektion kum sowie an wissenschaftliche Kreise wen- geprägt ist? det. Diese Möglichkeiten zu nutzen ist für Dollinger Die tägliche Herausforderung in Welchen Stellenwert haben die Österreich- die österreichischen Kulturforen von beson- meiner Arbeit mit den Österreich-Biblio- Bibliotheken im Rahmen der Auslandskul- derer Bedeutung. theken liegt für mich darin, unserer Aufgabe turpolitik? Worin besteht die Multiplikatorenwirkung als Informations- und Dienstleister für die Brix: Die Österreich-Bibliotheken sind un- der Österreich-Bibliotheken? Österreich-Bibliotheken im Ausland nachzu- ser Sonderinstrument für den mittelost- und Rochel-Laurich Durch die Besonderheit, kommen und die Freude, ja oft auch die Be- südosteuropäischen Raum, das den Mens- daß die Österreich-Bibliotheken von lokalen geisterung unserer Partner an der Begegnung chen speziell nach der Wende 1989 die BibliothekarInnen verwaltet und von Wis- mit Österreich in ihrem eigenen Umfeld, Möglichkeit zu kulturellen Kontakten mit senschaftlerInnen aus dem Gastland betreut aber auch mit den österreichischen Institu- Österreich und Europa ermöglichte. Der werden, ist ein einzigartiges Netzwerk vor- tionen und Personen zu fördern. Wenn ich Stellenwert, den sie heute haben, besteht handen, das sich durch den jeweiligen an den Anfang meiner Tätigkeit als Refe- darin, einen Beitrag im Integrationsprozess Standort einer Österreich-Bibliothek defi- ratsleiterin für Österreich-Bibliotheken im der Europäischen Union zu leisten bzw in niert und aus sich heraus weiter entwickelt. Ausland (Sept. 2001) zurückdenke, so habe Ländern, für die eine Beitrittsperspektive Je nach Projektvorhaben kann auf ein spezi- ich noch immer die Worte einer von mir nicht besteht, eine Plattform für den europä- fisches Zielpublikum eingegangen werden, hochgeschätzten Mitarbeiterin im Ohr: ischen Dialog darzustellen. das durch die lokale Einbettung der Betreuer „Wenn Sie die Adressenliste aller Öster- Welches primäre Ziel verfolgt die Kultur- angesprochen werden kann: Übersetzerwork- reich-Bibliotheken erstellen und aktuell hal- politische Sektion durch dieses Bibliotheken- shops für Germanisten, Lesungen für Stu- ten können, dann haben Sie sehr viel er- Netzwerk? dierende, Musikveranstaltungen für ein allg- reicht“. Dies ist längst geschehen und wäre Brix: Das primäre Ziel besteht darin, durch meineres Publikum, Fachtagungen für Ex- doch ohne IT- Behelfsmittel wahrlich eine die Österreich-Bibliotheken eine konstante perten, Ausstellungen für Kunstinteressierte. sehr zeitraubende Beschäftigung gewesen, Austauschmöglichkeit in kulturellen und Daraus entstehen Synergien nicht nur zwi- denn über das rein Administrative hinaus wissenschaftlichen Fragen aufzubauen und schen den österreichischen Kulturforen und sind neben Vereinbarungen für neue Stand- gleichzeitig über Österreich zu informieren. den Österreich-Bibliotheken, sondern auch orte, ad hoc-Problemlösungen an unter- Welche Rolle spielt die österreichische Li- unter den Österreich-Bibliotheken in einem schiedlichen Standorten und unterschied- teratur, die in Form von Bücherspenden Land und sogar über die Grenzen eines Lan- lichen Auffassungen im Umgang mit den Eingang in alle Bibliotheken findet, in die- des hinaus, wenn beispielsweise wissenschaft- Partnern noch viele andere Aufgaben täglich sem Netzwerk? liche Projekte von mehreren Professoren aus zu bewältigen. Brix: Die Literatur ist das zentrale Element dem Umfeld einer Österreich-Bibliothek Mit welchen Problemen haben die Öster- dieses Bibliotheken-Netzwerks, weil sich auch zusammen mit österreichischen Exper- reich-Bibliotheken zu kämpfen? durch sie das österreichische Selbstver- ten verfolgt werden. Dollinger Nun, ich hoffe und wünsche mir, ständnis darstellen läßt. Zusätzlich stellt die Welche Perspektiven bestehen für das der- daß die Bibliotheken nur mehr in Ausnah- Literatur ein Symbol für einen weiteren zeit 51 Bibliotheken umfassende Netzwerk? mefällen um die Anschaffung von techni- Österreich-Begriff im Sinne Mitteleuropas Rochel-Laurich Neben der klassischen schen Gerätschaften und Zubehör zu kämp- dar, wie er auch von Wissenschaftlern der Tätigkeit als Bibliothek etablieren sich die fen haben. Das Problem der Raumknappheit Nachbarländer wie auch von einer großen Österreich-Bibliotheken immer mehr zu beschäftigt einige Bibliotheken, denn hier ist Zahl österreichischer Autoren als im Rah- wichtigen Informationsplattformen und Ak- man oft auf die Möglichkeiten der Träger- men der kulturellen Pluralität Mitteleuropas teuren im kulturellen und wissenschaftlichen institution angewiesen, die häufig selbst um begriffen wird. Der literarische Kernbestand Diskurs. Wenngleich klein in ihrer Struktur, Raum und Geld kämpfen. Vielfach ist auch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 67 Kultur die elektronische Katalogisierung der Bücher ein Problem, weil es in manchen Ländern noch keine Bibliotheksverbünde gibt. In der kulturellen Zusammenarbeit mit den Kultur- foren/Botschaften besteht die Herausforde- rung darin, Veranstaltungsschwerpunkte zu finden, die beide Seiten inhaltlich zufrieden stellen und die sich finanziell umsetzen las- sen. Welche Rolle spielt Wien als das organisato- rische Zentrum des Bibliotheken-Netzwerks! Dollinger Wien ist der Standort, an dem alle organisatorischen Fäden zusammenlaufen und wo regelmäßig Treffen von Repräsen- tantInnen der Bibliotheken oder ihren Trä- gerinstitutionen organisiert werden, um die- ses große, komplexe Netzwerk in seiner

Struktur zu festigen. Dies kann nur durch per- Foto: BmeiA sönliche Treffen, wo alle Protagonisten zu- Tuzla-Bibliotheks-Leiterin Osmancevic Hodzic mit einem Bibliotheksbenutzer sammenkommen und einander kennen und schätzen lernen, passieren. Neben Vorträgen den Österreich-Bibliotheken in derzeit 24 neben allen administrativen Aufgaben (von zu literarischen und kulturhistorischen The- Ländern, sondern von allen österreichischen der reinen Datenaktualisierung bis zu Rech- men ist es uns auch ein besonderes Anliegen, Vertretungsbehörden im Ausland – weltweit! nungen) auch Veranstaltungsankündigungen die Aufgaben zu diskutieren, die mit der tag- Was hier als work in progress entsteht, ist machen, die schnell und direkt in das Portal täglichen Informationsarbeit verbunden sind. ein umfassendes Bild davon, wie Österreich verlinkt werden, die Büchertauschbörse nüt- Darüber hinaus können wir Jahresstatistiken als solches wie auch seine Literatur im Aus- zen und Projekte vorstellen. und Neuerungen am Webportal präsentieren. land rezipiert werden. 2006 haben mehr als Mit dem „Wiener Kaffeehaus Feuilleton“ Im Kern aber sind diese Treffen Ausdruck 177.000 Personen die Österreich-Bibliothe- und dem Kulturkaleidoskop Österreichs bie- der Wissenschaftskooperation, die sich nicht ken besucht, die ihren LeserInnen knapp tet das Portal der Österreich-Bibliotheken zuletzt darin manifestiert, daß wissenschaftli- 300.000 Bücher zur Verfügung stellen konn- abseits der reinen Informationsvermittlung che Projekte im Rahmen dieser Veranstaltun- ten. Die Datenbank der Auslands-Austriaca, thematische Einblicke der besonderen Art gen zustandekommen. die über über die Website zugänglich ist, für Kulturinteressierte. Es wird in Zeiten des umfaßt bisher knapp 6100 Einträge. Ge- Informationsüberschusses dem Bedürfnis Bücher – Herzstück und trennt erfaßt werden die Datenbanken Japans gerecht, sich rasch eine Übersicht über die literarische Brückenbauer (3733 Einträge) und Rußlands (3086 Ein- wesentlichen Kulturthemen und intellektuel- träge). Die Datenbank Italiens ist durch eine len Debatten in Österreich sowie in Mittel-, Jede Österreich-Bibliothek erhält zu- Verlinkung zu deren Online-Katalog erreich- Ost- und Südosteuropa zu verschaffen, das nächst eine Grundausstattung, die 3500 Bü- bar. Kulturkaleidoskop bietet ein Potpourri an cher sowie Zeitungen, Zeitschriften und Essays aus Kunst und Kultur in Österreich. audiovisuelles Material umfaßt. Die Liste Webportal: adminstratives Und wer Interesse an interaktiven Grafiken der Bücher, die zur Grundausstattung zäh- Zentrum und Fenster hat, die grafisch exzellent und besonders len, wird laufend überarbeitet und aktuali- ästhetisch sind, möge einfach einmal das siert. Zusätzlich können die Österreich-Bi- Ende 2002 wurden die Arbeiten an dem Virtuelle Café besuchen. bliotheken jedes Jahr Bücher im Rahmen Portal begonnen, ohne welches die Bewälti- Es ist der Kulturpolitischen Sektion des eines Fixbudgets ankaufen. Damit erhalten gung der administrativen und inhaltlichen Außenministeriums gelungen, ein interakti- die Bibliotheken die Möglichkeit, Bücher zu Aufgaben nicht mehr denkbar wäre. Neben ves Webportal aufzubauen, das sowohl der erwerben, die auf die Bedürfnisse ihres umfassenden Informationen zu den Öster- breiten Öffentlichkeit, wie auch den Öster- Besucherpublikums zugeschnitten sind. Auf reich-Bibliotheken, ihren Standorten und reich-Bibliotheken im Ausland als auch der dem Webportal werden zudem alle Aus- wichtigen Adressen in den Gastländern zentralen Trägerinstitution des österreichi- lands-Austriaca (= in Fremdsprachen über- sowie zur Datenbank der Auslands-Austri- schen Außenministeriums und seinen Ko- setzte, österreichische Literatur) erfaßt, die aca, vereint es im dahinter liegenden Ad- operationspartnern Informationen bereit- von den Österreich-Bibliotheken direkt in ministrationsbereich alle 24 beteiligten Län- stellt, die von allseitigem Nutzen sind. die Datenbank eingegeben werden können. der. Die Zugangsberechtigten können hier http://www.oesterreich-bibliotheken.at Neben den Übersetzungen werden aber auch Akademische Arbeiten sowie Beiträge in Zeitungen/Zeitschriften mit Österreich-Be- zug und auch Akademische Arbeiten über Österreich-Bibliotheken in die Datenbank eingegeben. Dies allerdings nicht nur von

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 68 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In dieser Folge portraitiert er Otto Lang Produzent/Regisseur

tto Lang kam am 21. Jänner 1908 als Ozweites von vier Kindern eines im Dienste der österreichischen Administration stehenden Offiziers in Tesanta (Tešanj), Bos- nien, zur Welt. Es war das Jahr der Annexion und Eingliederung Bosnien-Herzegowinas als Reichslande in den Verband der Monarchie. Nach dem Zerfall des Habsburger-Reiches übersiedelte die Familie nach Salzburg. Lang begann als Skilehrer am Semmering, arbei- tete einige Jahre in gleicher Funktion bei Hannes Schneider am Arlberg und ging 1935 auf dessen Empfehlung in die Vereinigten Staaten. Er gründete Skischulen im Mount Rainier Nationalpark, am Mount Baker so- wie Mount Hood im Nordwesten des Landes und half bei der Errichtung einer weiteren in Sun Valley in den zentralen Idaho-Rockies. Als Gegner Hitlers veranlaßte ihn der „An- schluß“ Österreichs an Nazi-Deutschland 1938 zum endgültigen Verbleib in den USA. Ein Team der 20th Century-Fox drehte 1937 am Mount Rainier die Komödie „Thin Ice“ nach dem Stück „Der Komet“ des unga- rischen Autors Attila Orbók. Es war Sonja Henies zweiter Hollywoodauftritt. Chief Executive und Tycoon Darryl F. Zanuck ver- pflichtete seinen privaten „ski instructor“ Otto Lang als Supervisor der „action shots“ und als ungewöhnliches Double für die Ski- Foto aus: »A Bird of Passage« Otto Lang und Philip Ahn 1966 bei den Dreharbeiten zur Episode »The Abominable Snowman Affiar« aus der TV-Serie »The Man from U.N.C.L.E.«

laufszenen der Eiskönigin. Der von Lang an Welt des Films veranlaßte ihn zur weiteren Aufnahmeorten in Kalifornien und nahe der Hinwendung an das zuvor schon geschätzte kanadischen Grenze mitgestaltete und vom Medium. Sein Wunsch, bei Zanuck das Film- Warner Brothers-Kameramann Roy H. Klaff- handwerk von Grund auf lernen zu können, ki fotografierte Dokumentarfilm „Ski Flight“ wurde erfüllt. Der Newcomer verschrieb lief im Februar 1938 im Vorprogramm beim sich dem Studio und begann im August 1942 Amerika-Start des spektakulären Disney-Car- als dritter Regieassistent William A. Well- toons „Snow White and the Seven Dwarfs“ mans bei der Verfilmung des Romans „The in der Radio City Music Hall in New York. Ox-Bow Incident“ von Walter Van Tilburg Als Centfox 1941 im inzwischen berühmte- Clark. Das Agreement für die nächste Zeit sten amerikanischen Ski Resort das romanti- beinhaltete noch, dass Lang weiterhin jeden sche Musical „Sun Valley Serenade“ („Adop- Winter in Sun Valley als Leiter der dortigen tiertes Glück“) filmisch aufbereitete, fungier- Ski-Schule tätig sein konnte. In der endgülti- te der Österreicher erneut als Technical gen Entscheidung zwischen den beiden Le-

Foto: privat Director der Ski-Szenen. Die insgesamt fas- bensinteressen obsiegte letztlich aber Holly- Der Produzent und Regisseur Otto Lang zinierende Begegnung mit der glamourösen wood.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 69 Serie »Österreicher in Hollywood«

1942 drehte Otto Lang auf Vorschlag Darryl F. Zanucks in Sun Valley den Trai- ningsfilm „The Basic Priciples of Skiing“, den das Office of Strategic Services (OSS) zu Lehrzwecken für eventuelle „Combat Units“ im alpinen Terrain verwendete. Nach- dem er alle Lernphasen vom „glorified offi- ce boy“ bis zum Second Unit Team absol- viert hatte, führte Langs Weg zur eigenver- antwortlichen Tätigkeit. Zu prestigeträchtigen Streifen des soliden Produzenten zählen „Call Northside 777“ (1948), das historisch belegte Spionagedra- ma „Five Fingers“ (aka „Operation Cicero“, 1952) 1), beide heute Klassiker, und „White Witch Doctor“ (1953), dessen Außenaufnah- men in Ostafrika, Kenia und Nord-Rhode-

sien entstanden. Alle drei waren Kassenhits. Foto aus: »A Bird of Passage« 1955 war die Zukunft von Fox nicht sehr Otto Lang und der japanische Mitregisseur Toshio Masuda am Set zu »Tora! Tora!« vielversprechend, in einem Arrangement mit General Electric wandte sich Zanuck, der als Der vielseitige Austro-Amerikaner berei- hof, John Wengraf und Otto Waldis in tragen- Innovator galt, trotz seiner Abneigung der ste als Spezialist für Foreign Locations im den Rollen mit. ) aufkommenden Television zu. Obwohl als Dienst der Filmindustrie alle Kontinente, er ² Für die Einspielung der Musik wurde der aus Regisseur nur für Feature-Filme verpflichtet, war als Inszenator ein stilistischer Meister Wien stammende Dirigent Erich Leinsdorf von der Acdemy of Television Arts and Sciences schuf Lang für die Serie „The Twentieth mit hoher sensitiver Qualität und erzielte mit einem Emmy Award ausgzeichnet. Century-Fox Hour“ 1955 fünf erfolgreiche 1954/55 im Produktiosbereich mit den Cine- Episoden, entschied sich aber nach deren maScope-, Two- und One-Reel Short Sub- it dem Buch „Österreicher in Holly- Beendigung für den Weg in den Bereich des jects „Vesuvius Express“, „Jet Carrier“ (2) Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Freelancing. Mit der in Nepal, Ceylon, im und „The First Piano Quartette“ vier Nomi- Ulrich die lang erwartete Neufassung seines ehemaligen Himalaya-Fürstentum Kaschmir nierungen zum Academy Award. 2002 lief 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- und in Florida gedrehten Dokumentation beim Seattle International Film Festival die kes vor. Nach über 12jährigen Recherchen „Search for Paradise“ entstand 1957 in Zu- filmhistorische Dokumentation „Cinerama konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer sammenarbeit mit seinem Freund Lowell Adventure“, die ihn als einen der Cinerama- revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- Thomas der vierte Großfilm der Stanley War- Pioniere herausstellte. Sein Lebenswerk gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist ner Cinerama Corporation. Das 1965 für wird von mehreren Publikationen ergänzt, nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern ABC innerhalb der Reihe „Saga of Western darunter die 1994 ohne Ghostwriter verfaß- auch an die in der Heimat vielfach Unbe- Man“ geschaffene Special „Beethoven: Or- te, hoch akklamierte Autobiografie „A Bird of kannten oder Vergessenen und den darüber- deal and Triumph“²), an dessen Ende Otto Passage – From the Alps of Austria to hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Lang das Statement des Komponisten „Nur Hollywood“, USA. chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- das Leben ist kurz, Kunst ist unsterblich“ Otto Lang wurde 1997 vom Austrian- kinematographie gewidmet: „Alles, was an setzte, zählt zu den großen Kreationen des American Council geehrt, in Österreich er- etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der Fernsehens. innerte erst 2003 ein Tele-Feature des ORF- Autor. Lang inszenierte für alle Major Studios Landesstudios Salzburg an den lange in der Rudolf Ulrich und der Verlag Filmarchiv mehrere Dutzend Episoden im Rahmen be- alten Heimat Vergessenen. Der charismati- Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserinnen kannter TV-Reihen, u.a. „World of Giants“, sche Skipionier, Film- und TV-Regisseur, und Leser, die Mög- „Bat Masterson“, „Tombstone Territory“, Produzent, Autor und im Ruhestand zeitwei- lichkeit, in den kom- „Men Into Space“, „Zane Grey Theatre“, lige Skisport-Journalist starb am 30. Jänner menden Monaten im „The Deputy“ und „Cheyenne“. 1970 war er 2006 in seinem Haus in West Seattle im „Österreich Journal“ nach der Erkrankung und damit Ausfall des Bundesstaat Washington. In einem Nachruf einige Persönlichkei- ursprünglich dafür vorgesehenen Regisseurs in „The Seattle Times“ schrieb der legendäre ten aus dem Buch Akira Kurosawa in seiner letzten Filmarbeit Skifilm-Produzent Warren Miller: „It‘s the „Österreicher in Hol- als „associate producer“ für die Erstellung absolute end of an era. He was the last of his lywood“ kennenzuler- der japanischen Sequenzen des Antikriegs- generation. No one else is left“. nen. films „Tora! Tora! Tora!“ (US/J) verantwort- lich, mit dem Fox erstmals die Vorgeschichte 1) In dem Film, der mit dem Spionagefall Cicero Rudolf Ulrich und den Ablauf des verheerenden Luftan- eine der größten Affären des Zweiten Welt- „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, griffs der Japaner vom 7. Dezember 1941 krieges abhandelte, wirkten die vier als Nazi- zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- auf den US-Marinestützpukt Pearl Harbor flüchtlinge nach Hollywood gekommenen terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; episch auf die Leinwand brachte. Österreicher Oskar Karlweis, Herbert Berg- http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 70 Musik Mit dem Akkordeon- festival um die Welt

ine musikalische Weltreise läßt sich mit Edem 9. Akkordeonfestival unternehmen, das vom 23. Februar bis 24. März in Wien stattfindet. 220 Künstler aus 30 Ländern sind im Verlauf von 31 Tagen in Wien zu Gast und präsentieren in 47 Konzerten, davon 15 Doppelkonzerten die ganze Bandbreite der Akkordeonmusik – von traditionellen Tonwelten bis hin zu avantgardistischen Klängen. Spezialschienen für Filmfreunde, für Kinder und für Literaturbeflissene kom- plettieren das Angebot. Wie immer steht die heimische Akkor- deonlegende Otto Lechner im Zentrum der Eröffnungsgala am 23. Februar im Jugend- stiltheater, im musikalischen Dialog mit dem Ensemble XX. Jahrhundert, Pamelia Kurstin und Annika Krump. Eröffnungsgala 2 be- streitet die Wiener Tschuschenkapelle mit Fotos: Akkordeonfestival Brasiliens Renato Borghetti & Band am Otto Lechner steht im Zentrum der Eröffnungsgala am 23. Februar Sonntag, 24. Februar im Haus der Begeg- nung im Floridsorf. Bis 24. März bevölkern der und Schrammelgrooves, Alpinjazz, kelti- len Zugang zu jüdischer Musik. Vom kam- in der Folge Akkordeon-Größen aus aller sche, lateinamerikanische und russische mermusikalischen Ernst der portugiesischen Welt Wiener Konzertpodien von Porgy & Klänge, Klezmer, Volxmusik, Musette und Dancas Ocultas bis zur Partylokomotive Bess und Reigen, WUK, Sargfabrik und Tango Nuevo stehen u. a. für den Klang- „Emigrantski Raggmuffin Kollektiv Rot- Szene Wien, Aera und Ost Klub, Akzent und kosmos des Festivals, das mit Legenden wie front“ aus Berlin spannt sich der Bogen der Metropol bis hin zu Baumgartner Casino Luis Di Matteo aus Uruguay, der mit einer Ereignisse, ein besonderer Schwerpunkt wird und Schutzhaus „Zukunft auf der Schmelz“ Weltpremiere kommt, Ricardo Tesi und der Schweiz eingeräumt, Österreich ist u. a. und geben dabei einen Eindruck, was das Bratsch ebenso aufwartet, wie mit Rising auch mit Hans Peter Falkner von Attwenger Instrument vermag. Heimischen Wienerlie- Stars wie Koby Israelite mit seinem radika- und Dobrek Bistro vertreten. Für Nachteulen ist mit der Quetschn-Nachtschicht jeden Freitag, ab 23 Uhr im Aera vorgesorgt. Mit speziellen Schienen ist für Film- und Literaturfreunde und für Kinder vorgesorgt. Im Filmcasino ist der Schweizer Film „Heimatklänge“ zu sehen, in weitere Folge an fünf Sonntagen eine Reihe von Stumm- filmmatineen, z. B „Stadt ohne Juden“ und ein Buster Keaton-Programm mit Akkordeon- begeleitung. Im Literatursalon im Stadt- Theater Walfischgasse gibt es an vier Mon- tagen Lesungen mit Akkordeonbegleitung: so liest Anne Bennent Literatur von Thomas Bernhard, begleitet von Otto Lechner, weite- re Paarungen bringen u. a. Antonio Fiam und Dimiter Dinev ans Lesepult und Walther Soyka und Martin Lubenov auf die Bühne. Im Dschungel Wien und in der Sargfabrik ist für Kinder an fünf Sonntagen „Magic after- noon“ mit Kindertheater, Geschichten und Eröffnungsgala 2 bestreitet die Wiener Tschuschenkapelle mit Brasiliens Renato natürlich Musik angesagt. Borghetti & Band am 24. Februar im Haus der Begegnung in Floridsdorf http://www.akkordeonfestival.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 71 Musik Grafenegg: Musiksommer 2008 Rudolf Buchbinder übernimmt für 2008 die künstlerische Leitung

er künstlerische Leiter des Musik-Festi- Dvals Grafenegg, Rudolf Buchbinder, zeichnet ab 2008 für die Programmierung des gesamten Musik-Sommers in Grafenegg verantwortlich. Der „Musik-Sommer Gra- fenegg“ (20. Juni bis 16. August) beinhaltet das Konzert zur Mittsommernacht sowie eine Konzertbespielung während der Som- mermonate. Rudolf Buchbinder hat ein ent- sprechendes Angebot der Grafenegg Kul- turbetriebsges.m.b.H akzeptiert und freut sich auf diese neue Aufgabe: „Grafenegg ist mehr als ein schönes Schloß und ein hoch- karätiges Festival – es ist ein Gesamtkunst- werk. Wenn ich dazu beitragen kann, diese außergewöhnliche Symbiose aus Kultur, Architektur und Natur zu unterstützen, ma- che ich dies aus voller Überzeugung und mit großer Begeisterung.“ Auch Geschäftsführer Johannes Neubert freut sich über die Zusage von Rudolf Buch- binder: „Dieser Schritt ist eine logische Kon- sequenz aus der bisherigen Entwicklung des Standortes. Wir verfügen in Grafenegg ab Fertigstellung des neuen Konzertsaals ,Au- ditorium‘ im Mai 2008 über zwei hervorra- gende Spielstätten. Und Rudolf Buchbinder ist unser Garant, daß diese Bühnen auch Rudolf Buchbinder im Park von Schloß Grafenegg Foto: Peter Rigaud außerhalb des Festivals auf höchstem musi- kalischem Niveau bespielt werden.“ Sa 26.7., 20 Uhr Wolkenturm Tonkünstler-Orchester NÖ Der Musik-Sommer startet mit dem Sturm und Drang Richard Strauss Ouvertüre zu „Die schweig- Konzert zur Mittsommernacht am 20. Juni Christian Zacharias Klavier & Dirigent same Frau“; Vier Orchesterlieder: Das Ro- 2008 und findet in der „Sommer-Residenz“ Tonkünstler-Orchester NÖ senband, Muttertändelei, Ruhe meine Seele, des Tonkünstler-Orchesters seine Fortset- Beethoven Ouvertüre zu Collins Trauerspiel Morgen; „Don Juan“ Tondichtung op. 20 zung. Ab Ende Juli werden die Tonkünstler «Coriolan» op. 62 Johann Strauss „Ich lade gern mir Gäste im Rahmen ihrer Residenz vier Konzerte Beethoven Konzert für Klavier und ein“ aus „Die Fledermaus“, „Draußen in geben und damit einen weiteren Schritt im Orchester Nr. 3 c-moll op. 37 Sievering blüht schon der Flieder“ aus stufenweisen Ausbau der Konzertbespielung Schumann Symphonie Nr. 2 C-Dur op. 61 „Fanny Elßler“; Korngold „Straussiana“; Grafeneggs setzen. Im Anschluß an den Lehár „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ Musik-Sommer findet von 21. August bis Sa 2.8., 20 Uhr Wolkenturm aus „Giuditta“ zum 7. September zum zweiten Mal das in- Wien-Prag-Wien ternationale Musik-Festival statt. Libor Pešek Dirigent, Till Fellner Klavier Sa, 16.8., 20 Uhr, Auditorium Tonkünstler-Orchester NÖ Liebesfeuer Programm MOZART Ouvertüre zur Oper Hans Graf Dirigent, Alexander Lonquich „Die Entführung aus dem Serail“ KV 384 Klavier; Tonkünstler-Orchester NÖ Fr 20.6., 21.15 Uhr Wolkenturm Beethoven Konzert für Klavier und Schumann Ouvertüre „Manfred“ op. 115 Sommernachtsgala Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 Schumann Konzert für Klavier und Michael Schade Tenor, Maxim Vengerov Dvorák Symphonie Nr. 6 D-Dur op. 60 Orchester a-moll op. 54 Violine, Katia & Marielle Labèque Klavier, Strawinski „Feuervogel“ (Fassung 1910) Tonkünstler-Orchester NÖ, Andrés Orozco- Sa 9.8., 20 Uhr Wolkenturm Estrada Dirigent (Übertragung auf ORF 2) Straussiana Details zum Musik-Sommer Grafenegg fin- Werke von Brahms, Gershwin, Lehár, Angelika Kirchschlager Sopran, den Sie unter Saint-Saëns und Ravel Alfred Eschwé Dirigent, http://www.grafenegg.at/aktuell/musik-sommer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 72 Musik Gräfin Mariza Emmerich Kálmáns Operette in drei Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald ist in einer Produktion des Staatstheaters am Gärtnerplatz, München, an der Grazer Oper zu sehen.

aß Gräfin Mariza die „schönste Fee von DDebrecen bis Platensee“ ist, hat sich in den ehemaligen Kronländern der Monarchie herumgesprochen – nicht zuletzt deswegen, weil sich ihre Schönheit mit unermeßlichem Reichtum paart. Vor allem letzterer zieht eine Vielzahl lästiger Bewerber, die Mariza dadurch loswerden möchte, indem sie eine Juxheirat mit einem fiktiven Bräutigam – Baron Koloman Zsupan – vortäuscht. Aller- dings rechnet Mariza nicht damit, daß Kolo- man Zsupan direkt aus dem „Zigeuner- baron“ auf ihr Gut im Banat springt und sie heiraten will. Turbulente Verwechslungen und Verwicklungen sind allerdings schon längst im Gange, denn Marizas Gutsverwal- ter Bela Török ist, was eigentlich niemand wissen darf, der verarmte Graf Tassilo, der sich unerkannt auf dem Gute Marizas sein Brot verdient, um seiner älteren Schwester Lisa – die noch dazu Marizas beste Freundin ist – die Mitgift zu sichern. In einem wahren Theatercoup lösen sich die Verwirrungen eben so wie die Begehrlichkeiten zu einem glücklichen Ende kommen, und maßgeblich Márta Kosztolányi in der Titelrolle der »Gräfin Mariza« Foto: Oper Graz / Dimo Dimov am Happy End beteiligt ist Tassilos Tante Bozena. Mit der 1924 uraufgeführten „Gräfin Ma- riza“ gelang es Emmerich Kalman, der „Csardasfürstin“, dem Erfolg von 1916, einen weiteren Sensationserfolg folgen zu lassen. Der Zusammenbruch der Monarchie, der zwischen diesen Daten liegt, prägt spür- bar die „Gräfin Mariza“, erzählt die Operette wie kaum ein anderes Stück der Musik- theaterliteratur von großen Sehnsüchten nach der Vergangenheit, beschreibt eindring- lich den ungeheuren Verlust, den das Ende der Monarchie in vielerlei Hinsicht bedeutet. Was dem Uraufführungspublikum vielleicht direkter verständlich gewesen sein mag, bedarf heute subtiler Unterstützung, und daher hat sich Erfolgsregisseur Josef Ernst Köpplinger, dem das Grazer Publikum ge- lungene Aufführungen wie „Sweeney Todd“, „Jesus Christ Superstar“, „Anything Goes“ und zuletzt die Wiederentdeckung des „Evangelimanns“ verdankt, zu behutsamen Ein Blick in den Zuseherraum der Grazer Oper Foto: Grazer Oper / Robert Illemann Textadaptionen entschlossen, die einer strin- der Bozena verständlicher machen. Das Er- blikum des Staatstheaters am Gärtnerplatz in genten Erzählweise dienen und die sowohl gebnis ist ein Theaterabend voll echter Emo- München begeistert und mitgerissen hat. die Figuren des Koloman Zsupan als auch tionen und Leidenschaft, der bereits das Pu- http://www.buehnen-graz.com/oper

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 73 Volksmusik Wien, die Stadt des Akkordeons Von Irene Riegler und Sophie Rastl *)

ie Erfindung des Akkordeons erfolgte DAnfang des 19. Jahrhunderts in mehre- ren Etappen: von den freischwebenden Zun- gen über die Blasbälge zur Knopftastatur, bis schließlich 1829 der Wiener Cyrill Demian sein „Akkordeon“ als Patent anmeldete. Durch das Prinzip der mehrstimmigen Ton- erzeugung wurde das Instrument Harmonika in kürzester Zeit populär, weil sie gleichsam als Ersatz für größere Besetzungen auch den ärmeren Schichten als vollkommenes Unter- haltungsinstrument diente. Durch fortschreitende Industrialisierung erfolgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die industrielle Herstellung und das Instrument war ab nun für jedermann erschwinglich. Es wird heute in seiner vielfältigen Bau- weise unter den Begriffen Ziehharmonika, Handorgel, Bandonion, Concertina oder auch Schifferklavier, Quetschn, Ziach, Örge- le gehandelt. Alles sind Handzuginstru- mente, welche durchschlagende Zungen zur Tonerzeugung verwenden. Diese werden mittels eines Blasebalgs durch Luft in Schwingung versetzt. Sie zählen daher zu Gattung der selbst klingenden Aerophone. Es besteht aus zwei Teilen: dem Diskant und dem Baß. Diese Teile sind mit einem Balg verbunden. Durch das Auseinanderziehen und Zusammendrücken dieses Balges, ent- steht ein Luftstrom. Dieser Luftstrom be- wirkt, daß die Durchschlagszungen in Schwingung geraten und durch das Drücken der Knöpfe einen Ton erzeugen. Die „Steirische Harmonika“ kommt vor allem in der Volksmusik in Österreich, Süd- tirol, Tschechien, Slowenien und Bayern zum

Einsatz. Sie ist diatonisch (Gegenteil von Alle Fotos: Österreichisches Volksliedwerk chromatisch). Es ist generell bemerkenswert, daß von Die Griffschrift Noch in den 50er Jahren des 20. Jahr- jungen Jahren bis ins hohe Alter Interesse hunderts war die Harmonika auch in der am Erlernen der Steirischen besteht, denn Es gibt viele Ansätze, wie man die Har- Volksmsuik nicht gerne gesehen. Volksmu- die Spieltechnik ist leicht. Weiters ist die monika erlernen kann. Einer davon ist das siker wie Franz Posch oder der Leiten Toni, Harmonika besonders gut für die Drei- Lernen mit der von Max Rosenzopf (Musik- aber auch die volkstümliche Schlagerszene klangsmelodik geeignet. Das ermöglicht lehrer aus Bärnbach, Steiermark) entwickel- verhalfen dem Instrument zu seiner heutigen rasch das Spielen einfacher Melodiemuster, ten Griffschrift. Diese 1975 entstandene Ta- Beliebtheit. Mittlerweile zählt es, wie auch die vor allem in der Volksmusik vorkom- bulatur ist das am meisten verwendete zahlreiche Harmonikawettbewerbe bewei- men. So steht auch der Name „Steirisch“ als System für die Notierung der Harmonika- sen, zu den beliebtesten Instrumenten in der Synonym für das Ländliche. stimme. Wie liest man diese? Im ersten Volksmusik. Es gibt auch eine Fülle an pädagogischen Augenblick scheint diese Notierung ein ein- Hilfsmitteln und Notenmaterialien zum Er- faches Notenblatt zu sein. Bei genauerer lernen des Instruments. Für die diatonische Betrachtung muß man allerdings feststellen, *) Mag. Irene Riegler ist Geschäftsführerin und Sophie Rastl Mitarbeiterin des Österreichischen Harmonika wurde eine eigene Griffschrift daß es keinen Notenschlüssel gibt. Warum? Volksliedwerkes in Wien erfunden. Weil man diese Notenzeilen als Tabulatur

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 74 Volksmusik verstehen muß. Dies bedeutet, daß die Noten nicht das zu Spielende darstellen, sondern die Knöpfe die verschiedenen Reihen (äuße- re, mittlere, innere Reihe) der Harmonika sind. So gibt es auch keine Vorzeichen (keine Tonartangabe). Der Grund dafür ist, daß man mit der Harmonika diatonisch, sprich nach verschiedenen Stimmungen spielt: C - F - B, A - D - G, B - Es - As, etc. Die Buchstaben unter der Tabulatur sind die Baßbezifferung, die für die linke Hand wichtig ist. Die Großbuchstaben stehen für die Grundbaßtasten, die Kleinbuchstaben beschreiben die Akkordbaßtasten. Die Linien unter den Buchstaben bedeu- ten, daß die unterstrichenen Buchstaben auf Druck und die nicht unterstrichenen auf Zug gespielt werden.

Unterrichtsmaterial Neben der Griffschrift und Schule gibt Max Rosenzopf eine Fülle von Notenmate- rialien aus Volksmusiksammelbeständen her- aus. Ein weiterer bedeutender Lehrer ist Flori Michelbauer. Schon in jungen Jahren ent- deckte er seine Liebe zur Harmonika. Er ver- legt Notenmaterial und seine Lernmethoden im „Echo Musik Verlag“. Max Rosenzopf und zwei weitere Vertreter aus dem Verlag werden am 27. Februar im Österreichischen Volksliedwerk im Rahmen des Akkordeon- festivals über verschiedenste Lernmethoden und Notenherausgaben sprechen. Ebenso geben sie eine Kostprobe ihres Könnens. Je nach Region und musikalischen Ein- zelpersönlichkeiten entstanden auch unter- schiedliche Spielweisen und Stilrichtungen.

Heute kommt das Instrument in den ver- schiedensten Musikrichtungen wie Klassik, Jazz, Pop und Folk zum Einsatz. Zu den be- kanntesten österreichischen Akkordeonisten zählt Otto Lechner. Nachdem es im Einstei- gerbereich eher egal ist, welches Instrument man spielt, sollte man beim Kauf einer vier- reihigen Harmonika jedoch beachten, wel- che Musikrichtung man spielen möchte. Siehe auch den Bericht über das Akkor- deonfestival auf der Seite 70.

Österreichisches VolksLiedWerk Operngasse 6, A-1010 Wien Telefon: ++43 / (0)1 / 512 63 35 Telefax: ++43 / (0)1 / 512 63 35-13 E-Mail: [email protected] http://www.volksliedwerk.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 75 Wienerlied Legendäre Dudlerin wurde 80 Mit einer Reihe von Veranstaltungen wurde ab Jahresbeginn der 80. Geburtstag der Wiener Dudlerin Trude Mally gefeiert. Das größte Fest richtete das Team des Wiener Volksliedwerks im »Bockkeller« in Ottakring aus. Alle Fotos: http://www.daswienerlied.at Stehender Beifall für eine Größe des Wienerlieds: Trude Mally im Spiegelsaal des Wiener Volksliedwerks

xakt am Geburtstag von Trude Mally, Edem 21. Jänner, fand sich – auf Einla- dung des Wiener Volksliedwerks – eine große Schar an MusikerInnen, SängerInnen und GratulantInnen im wunderschönen „Spiegel- saal“ ein, um der Jubilarin ein würdiges Ge- burtstagsfest auszurichten. Unter ihnen (in der Reihenfolge ihres Auftretens): Kontragi- tarrist Rudi Koschelu (er führte durch den Abend) und Roland Sulzer (er ist der „Lieb- lingsbegleiter“ von Trude Mally am Akkor- deon), die Natursänger Kurt Girk sen. und Willi Lehner, Agnes Palmisano (ihr ver- mittelt Altmeisterin Mally die hohe Kunst des Dudelns), Peter Havlicek (Gitarre) und Bühnenschauspieler und Sänger Robert Ko- lar. Dann erfreute Prof. Karl Hodina das Pu- blikum, als er Trude Mally auf die Bühne bat und mit ihr gemeinsam einfühlsame, alte Wienerlieder sang und am Akkordeon beglei- tete. Als sozusagen Kontrapunkt brachten Ro- Trude Mally im Duett mit Prof. Karl Hodina

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 76 Wienerlied land Neuwirth und Doris Windhager ein für Neuwirth so typisches Wienerlieder. Darauf folgten „Die Weaner Spatzn“, also Fredi Gra- dinger am Akkordeon und Rudi Koschelu, die die Mutter des letzteren, Natursängerin Edith Koschelu, begleiteten, Thomas Hojsa (Akkordeon) und Helmut Emersberger (Ge- sang), Herbert Bäuml (Akkordeon) im Duo mit dem „vielbeschäftigten“ Rudi Koschelu, Roland Smetana (Akkordeon) und Peter Nagl (Kontragitarre) und das Lichtentaler Quar- tett. Sichtlich gerührt von dem großen Aufge- bot saß das „Geburtstagskind“ Trude Mally, wie es so ihre Art ist, in der letzten Reihe, genoß dennoch die vielen Gratulationen, die mit unzähligen Blumensträußen und Billets verbunden waren. Bescheidenheit und Humor sind, neben der faszinierenden Stimme, die offensichtli- Roland Sulzer, Peter Havlicek, Agnes Palmisano und Rudi Koschelu (v.l.) chen Eigenschaften der schon zu Lebzeiten zur Legende gewordenen Künstlerin, die am 21. Jänner 1928 in Neukettenhof, einem klei- nen Ort nahe Schwechat, als Tochter eines Ei- sengießers geboren wurde. Das Elternhaus war der Gegend nach im ländlichen Stil mit Hühnern, Gänsen, Enten, Hasen und Tauben gehalten, wo auch Hund und Katze nicht feh- len durften. Trude Mally begann bereits im Kindes- alter Klavier zu spielen und so bahnte sich schon damals der musikalische Lebenslauf an. Trude spielte am Klavier, sang und jodel- te, was ihr besondere Freude bereitete. Das Lieblingsfach in der Schule war natürlich die Singstunde, nicht einmal die Turnstunde war so interessant. Es wurde Hausmusik gepflegt und die ganze Familie hat gesungen. Der Va- ter spielte Gitarre, so ist Trude Mally bereits Fredi Gradinger, Rudi Koschelu und seine Mutter, Edith Koschelu musikalisch aufgewachsen. Ihre Tante Ady Rothmayer war schon damals eine bekannte Sängerin und Jodlerin, lebte im 3. Wiener Gemeindebezirk und nahm ihre Nichte Trude öfter zu Veranstaltungen mit, wo auch sie sang und jodelte. Aus diesen „Abstechern“ wurden nach kurzer Zeit echte Auftritte und Trude Mally ist still und leise unter die Profis gegangen. Inzwischen wurde aus Österreich die Ost- mark und der Zweite Weltkrieg tobte in Euro- pa. Ady Rothmayer wurde für das Front- theater verpflichtet und nahm die bald 15jäh- rige Trude mit auf Fronttournee. Monatelang in Rußland und in Riga feierte Trude Mally dort ihren 15. Geburtstag. Von Riga ging es nach Norwegen, wo überall Lieder aus der Heimat gespielt und gesungen wurden. Auch auf das Jodeln freu- ten sich die Soldaten sehr, besonders in den Das Duo Roland Smetana und Peter Nagl

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 77 Wienerlied

Lazaretten, wo nur Leid und Elend auf der Tagesordnung standen. Diese Freude, die da- mals den Soldaten in den Augen stand, kann Trude Mally bis heute nicht vergessen. Auch in Wien war Trude bis 1944 bei der Lazarett- betreuung, dauernde Fliegeralarme und Bom- bardierungen zeichneten bereits das Kriegs- ende voraus und 1945 zu Ostern standen die russischen Truppen vor der Tür. Nach den Wirren der Befreiung durch die Rote Armee zog endlich Frieden ein und aus der Ostmark wurde wieder Österreich. Nun begann man mit dem Wiederaufbau und die Künstler hatten Hochsaison. Es gab wieder Truppenbetreuung, aber diesmal für die alli- ierten Besatzungsmächte und Trude Mally war mitten darunter. 1947, bei dem Ab- schiedsabend im Bundeskanzleramt für den amerikanischen Hochkommissär General Marc Clark, trat Trude Mally mit den Faltl- Natursänger Kurt Girk und Willi Lehner (v.l.) Kemeter-Schrammeln auf, wo auch Kam- mersängerin Maria Cebotare, die unvergeßli- che „Madam Butterfly“, sowie Emmy Loose und Irmgard Seefried dabei waren. Mit Professor Faltl, Franz Kemeter und Paul Holbig, die als Faltl-Kemeter-Schram- meln bekannt waren, hatte Trude viele Auftritte und in den damaligen Kabaretts, Matinees und Bühneneinlagen vor den Kino- vorstellungen war jeder Künstler total ausge- lastet. Auch gab es Tourneen mit Hans Mo- ser, Max Lustig, Paul Beck, Gretl Haslinger, Emmerich Arleth und dem Alpenklang-Trio mit Trude Mally, Karl Schwarz und Othmar Glatt. Auftritte in der „Schiefen Laterne“ (heute: „Moulin Rouge“) sowie in Filmen „Der Fünfminutenvater“, „Der verkaufte Großvater“. „Wiener Melodien“ und auch beim „Guldan im Colosseum“ auf der Duo Thomas Hojsa und Helmut Emersberger (v.l.) Schanzstraße, wo heute der ÖAMTC steht, in Breitensee. In dieser Gegend war auch die Familie Matauschek, eine bekannte musikali- sche Familie, die ein Weinhaus in der Brei- tenseer Straße 14 führte, wo Trude ihren spä- teren Schwager und langjährigen musikali- schen Begleiter Pepi Matauschek, einen her- vorragenden Akkordeonspieler, und ihren späteren Gatten Fritz Matauschek kennen- lernte. So kam Trude Mally in die Familie Matauschek und außer bei ihren Auftritten sag sie immer im überfüllten Saal des Wein- hauses mit der ganzen Familie. Die Matau- scheks waren berühmte Wienerlied-Interpre- ten und sind aus der Wienerlied-Szene nicht wegzudenken. Auch in Ottakring, im Liebhartstal, sang und jodelte Trude Mally zur Freude des Pu- blikums. Später, mit Karl Nagl als neuem Parnter, begann Trude im Cafe Rene Ecke Herbert Bäuml und Rudi Koschelu (v.l.)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 78 Wienerlied

Alser Straße – Hernalser Gürtel einen neuen Start als Alt-Wiener Duo, zehn Jahre pflegten sie das Wienerlied „aus der untersten Lad“ bis in die frühen Morgenstunden. Nach einer kurzen zweiten Ehe mit einem Gastwirt trat Trude wieder mit Karl Nagl auf und sie gingen dann ins Liebhartstal musizie- ren bis 1983, wo Trude in Pension ging. Natürlich nicht für ganz, denn jetzt konnte sich Trude ihre Auftritte einteilen und so sang sie mit der Granddame der Dudlerinnen, Luise Wagner zusammen. Bei vielen Veran-

Trude Mally mit einem Gratulanten der Stadt Wien: Franz Schuller, Leiter des Veranstaltungsreferates staltungen waren sie zu hören und wieder mit ben will, der hat bei ihren monatlichen von der Partie ist ihr damaliger Partner Pepi Abenden „Trude Mally und Freunde“ im Matauschek. Im Wiener Volksliedwerk, Gal- Heurigenrestaurant Prilisauer in Hütteldorf lizinstraße 1, in Ottakring, war ihr musikali- Gelegenheit dazu. Informationen über diese sches Zuhause und sie wird dort – nach wie und viele andere Wienerlied-Termine finden vor – als Juwel der Wiener Volksmusik sie im online-Kalender des Wienerliedportals geschätzt. http://www.daswienerlied.at „ Zahlreich sind auch heute ihre Auftritte. Unter Zuhilfenahme eines Beitrags von Joe Hans Roland Neuwirth Wer Trude Mally sozusagen „hautnah“ erle- Wirtl in der Wienerlied-Zeitung „Das Wienerlied“

Ein Blick auf den wunderschönen Spiegelsaal des Wiener Volksliedwerks in Ottakring

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 79 ÖJ-Reisetip Ein funkelndes Märchen Mit den Kristallwelten kreierte André Heller im Auftrag von Swarovski einen leben- digen Ort des Staunens – rund 10 Mio. Euro wurden nunmehr investiert, um die Wunderkammern im Bauch des »Riesen« noch attraktiver zu gestalten.

Der wasserspeiende Riese bewacht die winterlichen Swarovski Kristallwelten im Tiroler Wattens Foto: Lammerhuber

eit ihrer Eröffnung im Jahr 1995 faszi- wurde, bezaubert sowohl durch kristallene Enzensberger, die Kristallinszenierung „Re- Snierten die Swarovski Kristallwelten in Werke namhafter Künstler wie Jim Whiting, flexionen“ und Timeless Swarovski, ein fas- Wattens/Tirol mehr als sieben Millionen Be- Brian Eno und checkpointmedia als auch zinierender Auftakt zur „crystal stage“, einer sucher unterschiedlicher Nationen. Damit durch ein lebendiges Kulturprogramm, das Bühne des Kaufens und Staunens. zählt das einzigartige Labyrinth aus glitzern- Musik, Kunst, Tanz und kreative Kinder- den Wunderkammern zu den meist besuch- spiele vereint. Bewegung wie ten Sehenswürdigkeiten Österreichs. von Geisterhand Entdeckungsreise zu den Acht neue Wunder neuen Wunderwelten Die Lust zur Verwandlung, Leidenschaft und erotische Fantasien bewegen den Seit Ende 2007 offenbart die Entdek- Mit der Erweiterung bietet das unterirdi- Menschen – und die maschinengesteuerte kungsreise durch das funkelnde Märchen- sche Labyrinth der Kristallwelten noch mehr Welt Jim Whitings. Das menschliche Ver- reich acht neue, sehenswerte Wunder – Grund zum Staunen. Zu den neuen Erleb- langen und dessen Erfüllung, repräsentiert ergänzt durch den außergewöhnlichen und nisorten, die fernab des Alltags zum Träu- von Adonis und Whitings graziler Walking weltweit größten Swarovski Shop „crystal men bringen, gehören ein Maschinentheater, Woman, sind ein zentrales Motiv der stamp- stage“, der von dem bekannten Architektur- eine interaktive Eisgasse, ein neuer Raum fenden, hüpfenden Installation des britischen und Designbüro Conran & Partners kreiert für temporäre Ausstellungen, ein eigenes Künstlers, die auch als surreale Modenschau wurde. Der fantastische Ort des Staunens, Reich für Jessye Norman, Poseidons Puzzle, fremder Wesen begriffen werden kann. Star- der unter der Ägide des Multimediakünstlers 55 Million Crystals by Brian Eno, die In- re Gegenstände zeigen plötzlich ein Ei- André Heller entstand und weiterentwickelt stallation „Augentrost“ von Hans Magnus genleben. Mehr als nur textile Hülle entfaltet

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 80 ÖJ-Reisetip

Kleidung ihren Geist und verursacht als tan- zendes und fliegendes Objekt beim Besucher einen kleinen Schauer. Die Installation re- präsentiert beispielhaft die technologische Universalität von Swarovski: Jede einzelne Figur wurde in der Feinmechanikabteilung des Unternehmens mit höchster Präzision gefertigt.

Freies Spiel der Fantasie Mongolfieren, Blumenengel, kristallfres- sende Pflanzen und tanzende Sonnen: Mit jeder Figur im Kristalltheater schuf die ös- terreichische Bühnen- und Kostümbildnerin Susanne Schmögner einen Pförtner zum Reich der Fantasie. Das von Kristallen re- flektierte, vielfarbige Licht verleiht der unter- irdischen Szenerie, die sich in einer Was- Foto: Alexander Proefrock serfläche spiegelt, eine besondere Dramatik. Ein expressives Farbfeuerwerk erwartet hier den Besucher und lässt das Werk von Erich Heckel, August Macke und Lyonel Feininger lebendig werden, die sich vom Kristallglanz wird wie Stoff, Stein und irisierenden Licht und den Gesetzmäßigkeiten des Kristalls inspirieren ließen. Metall zum Gestaltungselement der geheim- nisvollen Bühnenlandschaft. So wie die La Primadonna Assoluta – und Klänge der Unterwasserfauna perfektio- schillernden Kristalle die Schaffenskraft der zwei Solitäre in Harmonie nieren die Illusion von geheimnisvollen Künstlerin anregten, löst nun die glitzernde Strömungen, die den Besucher in eine unbe- Welt, die durch neue Fantasiegestalten er- Im Kristalldom feierte die weltbekannte kannte Welt entführen. gänzt wurde, beim Besucher eine Flut von Sopranistin Jessye Norman einst einen Assoziationen aus. Beim Betrachten der glanzvollen Auftritt, den André Heller fil- Das Flüchtige der Kunst fremdartigen Wesen gehen seine Gedanken misch festhielt, um ihn nun im minimalisti- auf Reisen – untermalt von den Duftkrea- schen Rahmen auf das Publikum wirken zu „Ich möchte Orte schaffen, die sich wie tionen Jane Haidachers. Für kurze Zeit öff- lassen. In einem eigens für die Diva geschaf- Musik anfühlen“, so Brian Eno über „55 Mil- net Susanne Schmögner dem Betrachter fenen Raum lenkt nichts von deren Stimme lion Crystals“. Im Zeitalter hochauflösender ihrer Fabelwesen die Tür zu einem kristalle- und ihrem glamourösen Erscheinungsbild ab. Monitore und leistungsstarker Computer ist nen Wunderland, in dem Alice und die mär- Die Verewigung des Menschen in der Kunst für Brian Eno das künstlerische Original nicht chenhaften Gestalten des Dramatikers Fer- findet ihre natürliche Entsprechung in einem länger an ein starres, physisches Objekt ge- dinand Raimund den Besucher in eine Zau- Bergkristall aus Madagaskar, der zu Füßen bunden. Vielmehr sieht er in jedem verstrei- berwelt entführen. der Diva seine Kraft entfaltet. chenden Moment ein einzigartiges Kunst- werk. Seine Installation „55 Million Crystals Forscherdrang hinterläßt Das expressive by Brian Eno“ zeigt die Vielzahl der Mög- seine Spuren Farbenspiel der Tiefsee lichkeiten, die entstehen, wenn sich ehemals handgemalte Bilder zeitweise durch den Ein- Die geheimnisvolle Eisgasse entwickelt Aus der Opernwelt aufgetaucht, begibt satz von Computertechnik überlagern. Dazu nach dem Umbau durch den Designer Oliver sich der Besucher über einen schmalen Gang Eno: „55 Million Crystals ordne ich zwi- Irschitz eine neue Anziehungskraft. Die intu- in das Reich des Meeresgottes Poseidon. Ein schen einem Gemälde, das niemals seinen itive Navigation der Besucher durch einen expressives Farbfeuerwerk erwartet hier den Platz verändert und Musik ein, deren Cha- dunklen Raum wird dabei zum wesentlichen Besucher und läßt das Werk von Erich rakteristikum die stete Veränderung ist. Ich Gestaltungsmittel. Erst wenn sich der Be- Heckel, August Macke und Lyonel Feininger möchte meine Arbeit als Musik für die sucher entschließt, das unbekannte Terrain lebendig werden, die sich vom irisierenden Augen bezeichnen, als Gemälde auf Zeit, als zu betreten, verändert die eisig glitzernde Licht und den Gesetzmäßigkeiten des Kri- ein Erlebnis der vierten Dimension.“ Vor Welt ihr Gesicht und gibt ihre Geheimnisse stalls inspirieren ließen. Mit jedem Schritt dem Hintergrund eines altenglischen Salons preis. Der Weg durch die Eisgasse entwickelt verändern sich die Ausblicke und das Hör- erfahren Bildschirm und Computer eine sich zu einer interaktiven Schatzsuche, der erlebnis. Raumhohe Lamellen gewähren mal künstlerische Neuinterpretation und werden Besucher wird zum Forscher und Entdecker. die Sicht auf schillernde Meereskiesel, mit zur Triebfeder eines kreativen Prozesses. Bei jedem Schritt entstehen unter seinen der nächsten Bewegung ziehen kristalline Füßen kristalline, tragende Strukturen, die Meeresfiguren in allen Regenbogenfarben Ein Kaleidoskop ihn sicher auf die andere Seite bringen. Ein am Besucher vorüber. Wie im Expressionis- aus Bild und Klang Licht folgt jeder seiner Bewegungen und ge- mus vereint sich auch hier der Farbenrausch währt punktuelle Einblicke in eine glitzernde der Tiefsee mit den verschlüsselten Geome- 38 spiralig angeordnete Polygone leiten Welt. trien von Kristall. Pulsierende Lichteffekte den Besucher durch die zwölfte Wunder-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 81 ÖJ-Reisetip kammer. Auf den einzelnen Facetten der bizarren Elemente wird in Bildern, Grafiken, Illustrationen und Animationen die ganze Welt des Kristalls dokumentiert: seine Ent- stehung, Faszination und seine Bedeutung für die Wissenschaft. Klangbilder unterstrei- chen die visuellen Eindrücke. Höhepunkt ist ein spiritueller Ort intensiven Erlebens in der Mitte der Spirale, an dem die mystischen Seiten des schillernden Materials zum Vor- schein kommen. Ansichten der Welt in ihrer Gesamtheit bilden den Ausklang.

Tradition hat viele Gesichter Die Erfolgsgeschichte von Swarovski ist vor allem eine Geschichte über Menschen, die genügend Mut und Kreativität bewiesen, ihre visionären Ideen in die Tat umzusetzen. Der letzte Ausstellungsraum, der gleichzei- tig den Auftakt zur „crystal stage“ bildet, widmet sich deshalb den Mitgliedern der Fa- milie Swarovski und berühmten Persönlich- keiten, die eng mit dem Unternehmen verbun- den sind. Zwölf Filmsequenzen und Expona- te wie Schmuckstücke, Kunstobjekte und All- tagsgegenstände fügen sich zu einem umfas- senden, faszinierenden Bild der Marke Swa- rovski, das im nächsten Raum vollendet wird.

Krönender Abschluß einer Fantasiereise Der Gegensatz von Nacht und Tag, der Lebenszyklus von Kristall und die Schönheit der Bergwelt inspirierten das renommierte britische Architektur- und Designbüro Con- ran & Partners zu einem Raumkonzept, das der Natur Einlass in die schillernde Welt des Riesen gewährt. Eine Komposition aus zwei miteinander verbundenen Rotunden, die den Übergang von der Nacht in den Tag symbo- lisiert, bildet den Ausstellungsbereich des Shops. Mit der neu gestalteten Kaufland- schaft der Kristallwelten schafft das bekann- te Architektur- und Designbüro Conran & Partners einen sanften Übergang vom Dun- kel der Wunderkammern hinein in eine lich- te Welt, in der Kristall für jedermann zum Greifen nah ist. Ungewöhnlich inszeniert, offenbart die „crystal stage“ vor den Augen Bilder, Grafiken, Illustrationen und Animationen dokumentieren die ganze Welt des Kristalls. Foto: Alexander Proefrock des Besuchers die vielfältige Produktpalette von Swarovski. Darüber hinaus feiert in die- ZED™ – Swarovski Elements erleben kön- Granit dominieren hier die Einrichtung und sem Rahmen ein völlig neues Flagship-Store- nen. Die zarten, warmen Farben im Shopbe- schaffen eine zurückhaltende Kulisse für kri- Konzept Premiere: In den Kristallwelten reich erinnern an die österreichische Land- stallene Objekte, deren Opulenz durch die eröffnet der weltweit erste Swarovski CRY- schaft – ein Motiv, das auch das Design des Schlichtheit der Umgebung hervorgehoben STALLIZED™ Cosmos, wo Besucher vor angrenzenden Café-terra prägt. Natürliche wird. einer inspirierenden Kulisse CRYSTALLI- Materialien aus der Region wie Holz und http://www.swarovski.com/kristallwelten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 57 / 15. 02. 2007 82 ÖJ-Reisetip Romantisches Wien Die Straßen Wiens, heißt es, sind nicht mit Steinen gepflastert, sondern mit Geschichte.

Von Hanne Egghardt. Alle Fotos: Österreich Journal Blick vom Parlament über den Burggarten auf den Stephansdom, rechts im Bild der Heldenplatz mit der Nationalbibliothek

er Charme der Stadt besteht jedoch zu im Stadtpark und im Rathauspark verursa- taucht der Burggarten mit dem prachtvoll Deinem guten Teil darin, aus „Geschich- chen bei den Spaziergängern ein merkwür- renovierten Palmenhaus auf, dann kommen te“ die „gute, alte Kaiserzeit“ zu machen. dig sehnsuchtsvolles Ziehen in der Brust. links die wuchtigen, kuppelgekrönten Ge- Und so kommt es, daß die junge und dyna- Und der Duft von Jasmin und Flieder steigt bäude von Kunsthistorischem und Naturhi- mische Metropole im Herzen Europas zwar in den Kopf wie anderswo ein Glas Cham- storischem Museum. Dazwischen thront mit unglaublicher Schubkraft ins High-Tech- pagner… mächtig die absolutistische Urmutter des Zeitalter durchstartet, gleichzeitig aber in Barock, Kaiserin Maria Theresia: Ihr Denk- inniger Umarmung mit ihrer Vergangenheit Mit dem Fiaker mal schaut hinüber zu Hofburg und Helden- liegt: Das macht Wien zu einem Fest der zur alten Kaiserpracht platz. Phantasie. Besonders für Romantiker. Während die Hufe der Pferde klappern, „Im Prater blüh‘n wieder die Bäume“: Die Kutscher lassen ihre Schnalzer im streicht ein feines Mailüfterl über die Ring- Dieser Satz ist um die Welt gegangen. Als Frühling noch temperamentvoller erklingen straße. Es läßt die Gedanken im Dreiviertel- Anfang eines berühmten Liedes und als Aus- als sonst. Wer jetzt in einen Fiaker steigt, ist Takt tanzen, dreht das Rad der Zeit zurück, druck eines speziellen Wiener Lebensge- bestens bedient. „Verehrung, der Herr, küß‘ fegt ein ganzes Jahrhundert weg. Plötzlich fühls. Sobald die Kastanienbäume ihre wei- die Hand, schöne Frau!“, ein Peitschenknall, steht vor dem Parlament eine Gruppe hitz- ßen und rosa Blüten-Kerzen in den Himmel und los geht‘s zu den Prachtbauten der Kai- köpfiger Studenten. Junge Leutnants in recken, verändert sich die Stadt. Der Früh- serzeit. Von der Albertina zur Staatsoper, schneidiger Uniform reiten in Richtung Rat- ling ist gekommen, die romantischste Zeit in weiter unter dem zartgrünen Blätterdach der haus. Und da, beim Burgtheater, biegt eine Wien. Die langen Amselrufe im Volksgarten, Ringstraßen-Allee. Trab, trab, trab: Rechts Kutsche in Richtung Bankgasse ein. Darin

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eine andere Richtung weiter: durch die Pas- sage des Erzbischöflichen Palais zur Woll- zeile, anschließend durch jene mit dem Figl- müller (dem Beisl mit den größten Wiener- schnitzeln) zur Bäckerstraße. Man wirft einen Blick in den arkadengeschmückten Innenhof des Hauses Schwanenfeld auf Nr. 7 und einen in den kleinen Innenhof des Hauses Nr. 12 mit seinen mittelalterlichen Mauertei- len. Weiter geht‘s zur Akademie der Wissen- schaften und zur strengen, schönen Jesuiten- kirche, dann in die Sonnenfelsgasse mit der Alten Universität und in die Schönlatern- gasse: alles Gässchen, in denen die Zeit ste- hen geblieben zu sein scheint. Und in denen man sicher sein kann, auf den Spuren von Berühmtheiten wie Haydn, Beethoven und Clara and Robert Schumann zu wandeln. Der Innere Burghof mit dem Denkmal für Kaiser Franz I. (II.) sitzt eine schöne, verschleierte Dame – viel- gasse und in die Domgasse. Diese Gäßchen Stimmungsvolle Märkte & leicht auf dem Weg zu einem geheimen Ren- sind das romantische Herz der Stadt. Sie sind Viertel des Biedermeier dezvous? eng und dunkel und wie vor Jahrhunderten mit Kopfsteinpflaster belegt. Irgendwie er- Sie haben vielleicht auch die Ruhe und Verwinkelte Gäßchen, wartet man jeden Moment, Mozart auf dem Stille des Heiligenkreuzerhofs genossen, in Arkadenhöfe Heimweg ins Figarohaus um eine Ecke bie- den man von der Schönlaterngasse aus ge- gen zu sehen, der „Ein Mädchen oder Weib- langt, die Genies von damals. Das im 17. Jahr- Überquert man diesen Innenhof, gelangt chen, wünscht Papageno sich“ pfeift. hundert entstandene Ensemble um einen man in die Singerstraße, dann in die Blut- Vom Stephansplatz spaziert man dann in weiten Hof ist von zeitloser Schönheit. Hel-

Ein Blick über den Michaelerplatz auf die »Neue Hofburg« und dem Durchgang zum Heldenplatz

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weniger groß ist als der vor dem Rathaus, aber mit geschmackvollem Kunsthandwerk lockt.

Hinaus ins Grün der Stadt Daß Wien im Frühling am schönsten ist, stimmt natürlich. Aber nur, wenn man von Sommer, Herbst und Winter absieht. Denn so viel ist sicher: Wien ist eine Stadt für jede Jahreszeit. Das hängt damit zusammen, dass die Natur in vielen Bezirken weit in die Stadt hinein reicht. Etwa der Prater: Noch um die Jahrhundertwende, zur Zeit Schnitzlers, wa- ren Praterpartien ein gesellschaftliches Er- eignis. An Sonntagen fuhren viele Kutschen von der Altstadt durch die Praterstraße, die ehemalige Jägerstraße, in den Prater. Heute Heute gehört der Prater am Morgen den Joggern. Später kommen die Reiter… gehört der Prater am Morgen den Joggern. mut Qualtinger, Österreichs großer Satiriker, gangenheit? Dann rasch über die Ringstraße Später kommen die Reiter, dann die Spa- hat hier gewohnt. und zum Spittelberg. Dieses Viertel lag einst ziergänger, die Ausflügler und die Wiener, Vom Heiligenkreuzerhof sind es nur ein außerhalb der Stadt und war alles andere als die ein Picknick machen möchten. Und man- paar Schritte zum Fleischmarkt. Seine Um- vornehm. Eine Spelunke reihte sich an die che, die zu jeder Jahreszeit die immer wieder gebung war lange der bunteste und lauteste andere, der Wein floß in Strömen, die Sitten neuen Gesichter des Praters genießen wol- Teil Wiens. Hier boten türkische Händler in waren rauh und so manche Dame war gar len: den Morgennebel und das Maiengrün, Pluderhosen und Fes Seide aus dem Orient, keine Dame, sondern nahm Geld für be- das dichte Laub und die schweren Ge- Gewürze, Kaffee und Tabak feil. Später ka- stimmte Dienste. Dieses Viertel wurde in wittertropfen, die Farborgie des Herbstes und men die Griechen, die ihre Heimat unter der den späten 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts den Altweibersommer, schließlich den Rau- türkischen Besatzung verlassen hatten und mustergültig revitalisiert: Jetzt ist es auch reif und die pittoresk in die Luft gereckten trieben ebenfalls Handel. Das Griechenbeisl, moralisch einwandfrei, man kann zwischen kahlen Äste. die reich mit Gold verzierte griechische Kir- den Biedermeierhäusern flanieren und in che und die entzückende Griechengasse mit eines der vielen Lokale einkehren. Idyllische Spazierwege, ihren Schwippbögen und mittelalterlichen In den Wochen vor Weihnachten durch- Ausflugslokale mit Flair Fassaden erinnern an sie. zieht ein feiner Duft von Punsch und Leb- Noch nicht genug von engen Gäßchen, kuchen den Spittelberg. Dann gibt es hier Das Lusthaus im Prater ist ein Lokal mit altem Gemäuer und dem Hauch der Ver- einen beliebten Christkindlmarkt, der zwar altösterreichischem Charme. Ende des 18.

An der »Alten Donau« findet man ein Paradies: zum Schwimmen, Rudern, Segeln – und zum Seele-baumeln-lassen.

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wald als bukolisches Idyll – die in Rinden der Bäume und in Lehnen der Bankerln ein- geritzten Herzen und Pfeile gehen in die Tausende: „Ferdi liebt Mitzi.“

Nostalgische Heurigengemütlichkeit Die klassische Art, einen Ausflug in den Wienerwald zu beschließen, ist der Besuch eines Heurigen. Der Heurige ist der Wein der letzten Ernte und auch das Lokal, wo er aus- geschenkt wird. „Geh‘ ma zum Heurigen“ – in Grinzing, Neustift, Nußdorf oder Sal- mannsdorf – ist die Garantie für Gemüt- lichkeit. Zur Romantik trägt die Heurigen- musik bei und zu vorgerückter Stunde kann Gute Stimmmung beim Heurigen: guter Wein, gutes Essen und Wienerlieder es vorkommen, daß ein ganzes Lokal „Es wird a Wein sein, und mir wern nimmer Jahrhunderts als Jagdschlösschen erbaut, ist sein…“ singt. Ein bißchen Wehmut gehört es heute ein reizendes Café-Restaurant. Ei- zu einer gefühlsbetonten Stadt wie Wien halt nes mit Vergangenheit allerdings. Denn daß dazu. dies immer ein Ort für verbotene Stelldich- Und wenn schon nicht Wehmut, dann eins war oder für die Übergabe geheimer Nostalgie. Im Salettl, dem kleinen Café im Botschaften wie „Liebster, heute nicht … 19. Bezirk, kann man sie besonders gut spü- morgen, nach Einbruch der Dunkelheit…“ ren. Glasveranda, einfache Tische und Ses- sieht man dem Gebäude an der Nasenspitze sel, Flair der Jahrhundertwende: Das schät- an. Und schließlich: Nach einem geeigneten zen vor allem junge Wiener. Die Villa Au- Platz für ein Duell mußte man hier auch rora nahe dem Schloß Wilhelminenberg im nicht lange suchen. 16. Bezirk hat ebenfalls Fin-de-siècle-Fee- Der Wienerwald, der grüne Gürtel der ling bei Kerzenlicht zu bieten. Man bestellt Stadt, begrenzt Wien vom Norden über den ein Wiener Schnitzel mit Salat, bekommt Westen bis in den Süden. Dieses 1250 m² aber einen Mohren im Hemd, der am Neben- große Labsal für die Seele der Wiener ist tisch geordert wurde. Man tauscht, kommt durchzogen von kilometerlangen Wander- ins Gespräch, rückt zusammen, schaut sich und Spazierwegen und lädt ein zur Rast auf in die Augen, verliebt sich. So etwas kann Lagerwiesen und in Ausflugslokalen wie im schnell gehen in Wien – wo man auch an den Häuserl am Roa oder im Häuserl am Stoa. Das findet man nur in Wien: ein Klavier- verschiedensten Orten heiraten kann. Seit der Biedermeierzeit dient der Wiener- konzert auf der Kärntner Straße http://www.wien.info

Vom Kahlenberg aus hat man einen wunderschönen Blick über ganz Wien – links von der Donau sieht man die »Donau City«

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