Impressionismus & Klassische Moderne
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Impressionismus & Klassische Moderne Lot 3201 – 3278 Auktion: Freitag, 30. Juni 2017, 14.00 Uhr Vorbesichtigung: Sa. 17. bis Mo. 26. Juni 2017 Bearbeitung: Fabio Sidler Jara Koller Tel. +41 44 445 63 41 Tel. +41 44 445 63 45 [email protected] [email protected] Weitere Bearbeitung: Fiona Seidler Der Zustand der Werke ist im Katalog nur zum Teil und in Einzelfällen angegeben. Gerne senden wir Ihnen einen ausführlichen Zustandsbericht zu. Impressionismus & Klassische Moderne 3201 FRANZ VON STUCK (Tettenweis bei Passau 1863 - 1928 München) Sternschnuppen (Franz und Mary Stuck). 1912. Öl auf Holz. Unten rechts signiert: FRANZ VON STUCK. 65 x 58,5 cm. Provenienz: Privatsammlung Schweiz. des menschlichen Verhaltens aufzeigen, einem von Sternen bedeckten Himmel indem er Archetypen von überzeitiger und zwei Sternschnuppen, die über den Literatur: Gültigkeit und mythologische Szenen Himmel fliegen, vorne auf dem Hügel - Voss, Heinrich: Franz von Stuck. Werk- darstellt. ein sitzendes Paar. Die dargestellte Frau, katalog der Gemälde, München 1973, Nr. bei der es sich um von Stucks Ehefrau 397/234, S. 299 (mit Abb. S. 189). Das Mystische und Geheimnisvolle spielt Mary handelt, ist während des Gesche- - Bierbaum, Ostini: Stuck, Bielefeld 1924, in Stucks Werk eine übergeordnete Rolle, hens vollkommen auf das Highlight, auf S. 117 (Abb.). dem der Betrachter schonungslos ausge- die Sternschnuppen fixiert, während der setzt wird. Die Landschaftsmalerei, die er Mann, der Künstler selbst, nur Augen für Durch seine kreativen Ideen gilt Franz von hauptsächlich zu Beginn seiner Karriere die Frau hat. Das Gemälde zeugt von einer Stuck bereits in frühen Jahren als Ausnah- pflegt, legt er mit der Zeit gänzlich ab und übernatürlichen Magie und einer Roman- metalent. Schon während seiner Schulzeit greift sie erst 1917 wieder auf. Sie bleibt tik, die vor allem der leuchtende Himmel in und später auch in seinem Studium an der jedoch nur ein Element in seiner Kunst und Kombination mit dem verliebt scheinen- Akademie in München liefert er Illustrati- wirkt bloss selten als eigenständiges Motiv. den Paar erzeugt. Im selben Jahr entsteht onen für Zeitschriften und erlangt erste „Die Landschaften eines Franz Stuck von Stucks Gemälde „der Abendstern“. Bekanntheit ausserhalb von München über zeigen, abgesehen von seinen reinen Es zeigt ein sich küssendes Paar in der ein Mappenwerk, für welches er Allego- Landschaften deren er nur wenige gemalt Nacht, fast schon Morgendämmerung, rie- und Emblementwürfe anfertigt sowie hat, die Landschaft ... als Stimmungsmittel farblich, stimmig und auch auf das Paar über seine Karikaturen in der Zeitschrift für Ideen.“ (Alfred Koeppen, 1902) Franz bezogen dem unsrigen sehr ähnlich und „Fliegende Blätter“. Bisher auf Papier von Stuck macht also von der Landschaft die Möglichkeit, dass es sich dabei um eine beschränkt, versucht sich von Stuck 1887 Gebrauch, indem er sie als Mittel einsetzt, Fortsetzung von unserem Gemälde „die das erste Mal in der Ölmalerei. Zu Beginn eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. Sternschnuppen“ handeln könnte oder widmet er sich hauptsächlich dem Porträt einfach um dasselbe Paar, ist auf jeden Fall und der Landschaft, findet später aber den Der Künstler schafft im Laufe seiner denkbar. Gewiss ist jedoch, dass das vor- Weg zu seinen unverkennbaren, sym- Karriere verschiedene Stimmungsbilder liegende Gemälde thematisch sowie auch bolträchtigen Motiven, die ihn als einen bei Dämmerung, Sonnenuntergang, vom Sujet her ein spezielles und in Stucks der grössten Maler des Symbolismus und Gewitter- und Sturmlandschaften und, wie Oeuvre einzigartiges Werk darstellt: Es Jugendstils auszeichnen. Seine Gemälde es auch bei dem zur Auktion angebotenen geht um offene Wünsche, Träume und um sind Zeuge einer symbolischen Tiefe, wie Werk der Fall ist, Nachtlandschaften mit die wahre Liebe zwischen Mann und Frau. sie nur wenige Maler zu vermitteln vermö- Sternenhimmel. gen. Dazu tragen vor allem die Themen CHF 60 000 / 90 000 bei, die von Stuck als Sujets seiner Kunst „Sternschnuppen“ von 1912 zeigt eine (€ 55 560 / 83 330) wählt. Er möchte die Grundwahrheiten Landschaft mit Hügel und Wasser, mit | 2 | 3 Impressionismus & Klassische Moderne 3202* ÉDOUARD VUILLARD (Cuiseaux 1868 - 1940 La Baule-Escou- blac) Le Parc aux Clayes. 1932-38. Pastell auf Papier. Unten rechts signiert: E. Vuillard. 25,5 x 22,8 cm. Provenienz: - Galerie Jeanne Castel, Paris. - David B. Findlay, New York (verso mit Etikett). - Privatbesitz Niederlande. Literatur: Salomon, Antoine/Cogeval, Guy: Vuillard. Le Regard innombrable. Cata- logue critique des peintures et pastels, Bd. III, Paris 2003, Nr. XII-405, S. 1626 (mit Abb.). CHF 5 000 / 7 000 (€ 4 630 / 6 480) | 4 3203 JEAN-FRANÇOIS RAFFAËLLI (1850 Paris 1924) Le Pont des Arts depuis les quais, Paris. Öl auf Holz. Unten links signiert: J.F. RAFFAËLLI. 20 x 25 cm. Die Authentizität dieses Werkes wurde von Brame et Laurenceau bestätigt, Paris, 17. Mai 2017. Es wird in den sich in Vorbe- reitung befindenden digitalen Werkkatalog aufgenommen. Provenienz: Privatsammlung Schweiz. CHF 8 000 / 12 000 (€ 7 410 / 11 110) | 5 Impressionismus & Klassische Moderne 3204 3205 HENRI CHARLES MANGUIN ARMAND GUILLAUMIN (Paris 1874 - 1949 St. Tropez) (Paris 1841 - 1927 Orly) Colombier, bord de plage. 1918. La Seine à Samois. Um 1898. Aquarell auf Papier. Öl auf Leinwand. Unten links mit der Stempelsignatur: Unten links signiert: Guillaumin. manguin. 61 x 50 cm. 24,2 x 31,3 cm. Provenienz: Die Authentizität dieses Werkes wurde - Durand-Ruel, Paris. von Claude Holstein Manguin bestätigt, - Privatsammlung Schweiz. Mai 2017. Das Werk wird in den sich in Vor- bereitung befindenden Werkkatalog unter Literatur: Serret, Georges/Fabiani, Domi- der Nummer A97 aufgenommen. nique: Armand Guillaumin 1841 - 1927. Catalogue raisonné de l'oeuvre peint, Paris Provenienz: 1971, Nr. 423 (mit Abb.). - Galerie de Paris, Paris 1980. - Paul Vallotton, Lausanne (verso mit CHF 25 000 / 35 000 Etikett). (€ 23 150 / 32 410) - Privatsammlung Schweiz. CHF 4 000 / 6 000 (€ 3 700 / 5 560) | 6 | 7 Impressionismus & Klassische Moderne 3206 ARMAND GUILLAUMIN (Paris 1841 - 1927 Orly) La lecture. Um 1890-1900. Gouache auf Leinwand. Unten links signiert: Guillaumin. 60 x 73 cm. Provenienz: Bei diesen Szenen legt Guillaumin ein grossen Gewinn in der Lotterie 1891 und - Jack Aghion, Paris. grosses Gewicht auf Details, wie zum durch zunehmend gute Verkäufe seiner - Auktion Hotel Drouot Paris, 29. März Beispiel die Musterung des Teppichs. Werke immer mehr Erfolg, wird aber stetig 1918 (Verkauf der Samml. Aghion), Los Man kann auch schön sehen, wie sich die mehr Familienmensch: „Guillaumin est 34 (mit Abb.). Familie Guillaumin mit asiatischen Einrich- devenu un père tranquille; il répugne à tout - Privatbesitz Strassburg (bis 1924). tigungen und Darstellungen umgeben hat. ce qui constitute l’agitation. Sa vie se limite - Privatbesitz Zürich (durch Erbschaft Der sogenannte „Japonismus“ kommt in à deux unique préoccupations: la peinture erhalten). Frankreich Ende 19. Jh. stark auf, gerade et la famille.“ (Raymond Schmit in Serret/ auch bei den Impressionisten. Fabiani: Armand Guillaumin, Catalogue Ausstellung: (wohl) Paris, Galerie Bern- Raisonné de l’œuvre peint, Paris 1971, S. heim-Jeune (verso auf altem Abdeckkar- Dieses Gemälde ist ein sehr typisches 75) ton mit Etikett, Leihgeber Aghion). Werk für die Zeit des sogenannten „Fin de Siècle“ (1890-1914), einer entscheiden- Sehr interessant ist bei „La lecture“ auch Armand Guillaumin ist ein Impressionist den Zeit der Entwicklung der Modernen dessen Provenienz : Es gehörte einst Jack der ersten und der letzten Stunde. An der Kunst. John Rewald schreibt in seinem Aghion. Der gebürtige Ägypter war Schwa- Seite Cézannes und Pissarros studiert er wichtigen Text über diese Periode: „The ger sowohl der beiden Bernheim-Jeune 1866 an der Académie Suisse und arbeitet term ‚post impressionism‘ is not a very Brüder, sowie auch Félix Vallottons. Er war mit ihnen in Pointoise und Auvers-sur- precise one, though it is certainly a very Banquier und hatte gute Verbindungen Oise. Er stellt an der ersten (1874) und an convenient one. In a broad sense it covers im Kunstmarkt, so dass er eine bedeu- der letzten (1886) der Impressionisten the period from about 1886, when the im- tende Sammlung erwerben konnte, zu Ausstellungen aus. 1927 stirbt er 86 jährig pressionsts held their last and incomplete welcher unter anderem auch sehr wichtige als letzter Überlebender der Impressio- exhibition at which the neo-impressionists Werke von Van Gogh, Boudin, Pissarro und nisten. appeared for the first time, until some Vuillard gehörten. Die Sammlung wurde twenty years later, when cubism was born im Hotel Drouot 1918 versteigert, wo „La „La lecture“ ist eines der seltenen Porträts and with a completely new era which ushe- lecture“ die Nr. 34 war und wo es wohl von Guillaumins, die man zu dessen schöns- red in what we may call contemporary art.” der Familie der Grossmutter der jetzigen ten Werken zählt. Meist in Pastelltönen (John Rewald, Post-Impressionism, From Einlieferin gekauft wurde. Diese stamm- gehalten, zeigen sie Guillaumins Frau Van Gogh to Gauguin, 1978, S. 9.) Diese te aus Strassburg, heiratete 1924 nach oder eine seiner Töchter beim Lesen oder Zeit ist geprägt von dem Lebensgefühl, Zürich und das Werk blieb zusammen mit Klavierspielen. Offenbar nutzt der Maler dass sich eine Epoche dem Ende nähert. anderen bedeutenden Werken der Mo- die Gelegenheiten der innehaltenden Gesellschaftliche Veränderungen werden