Alpingeschichte kurz und bündig

Region Sellraintal Georg Jäger Alpingeschichte kurz und bündig Region Sellraintal

Georg Jäger

Die Erstellung dieses Buches konnte mit freundlicher Förderung des Landes Tirol sowie des Tourismusverbandes „Innsbruck und seine Feriendörfer“ bewerkstelligt werden.

Die Initiative „Bergsteigerdörfer” ist ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins und wird aus Mitteln des österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forst- wirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft (Ministerium für ein lebenswertes Öster- Österreichischer Alpenverein reich) und des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländli- Innsbruck, 2015 chen Raums gefördert. Inhalt

Vorwort 6 Daten und Fakten 9 Geologie, Klima, Gletscher 13 Entwicklung der Besiedlung und Verkehrsanbindung 19 Weißer Tod und reißende Fluten 29 Früh einsetzender Alpinismus 37 Autorisierte Bergführer für anspruchsvolle Touren 51 Bergsteigergasthäuser, Hütten- und Wegbauten 57 Das Westfalenhaus im Längental/Lüsens 67 Die Pforzheimer Hütte im Gleirschtal 79 Die Potsdamer Hütte im Fotscher Tal 87 Das Sellraintal im Spannungsfeld von Erschließungsprojekten 97 Perspektiven für das Sellraintal 105

Literatur 111 Adressen 113 Danksagung 114 Bergsteigerdörfer – Bestelladresse und weiterführende Literatur 115 Bildnachweis/Impressum 122

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Vorwort

Die Erfolgsgeschichte des Projektes österreichischer Bergsteigerdörfer im „Bevölkerung und Kultur“. Diese Dekla- beitung der Alpingeschichte dieser Orte „Bergsteigerdörfer“ des Österreichi- Rahmen des Programms „Ländliche ration ist eine Klammer der Konventi- ein Meilenstein im Gesamtmosaik des schen Alpenvereins als Umsetzungs- Entwicklung 2007−13” des Ministeriums on zu den in den Alpen lebenden und Projektes. Das Ergebnis trägt zur vertief- projekt der Alpenkonvention wäre für ein lebenswertes Österreich treffen. wirtschaftenden Menschen. Sie ist ein ten Einsicht in die alpinistische Entwick- ohne Peter Haßlacher, den Doyen Der naturnahe Alpintourismus ist ein tragfähiges Fundament für die Umset- lung der Gemeinden bei BesucherInnen der Alpinen Raumordnung, nicht ge- wichtiges Standbein für die wirtschaft- zung der Alpenkonvention und weist in bei und bietet auch der einheimischen schrieben worden. Für die bis Ende liche Existenz vieler Bergregionen, zwei Artikeln ausdrücklich auf die in der Bevölkerung bessere Einblicke in die Hi- 2013 erschienenen 13 Bände der vor allem in entwicklungsschwachen Grundkonzeption des Bergsteigerdorf- storie. Beides soll den Stellenwert des Al- Alpingeschichte unserer Bergsteiger- und entlegeneren Alpentälern. Meist projektes verankerten Ziele hin: pinismus in der Gemeinde erhöhen und dörfer hat der langjährige Leiter un- sind diese Gebiete von Bevölkerungs- - Anerkennung der Bedeutung der festigen. Denn Alpinismus und natur- serer Abteilung ein Vorwort verfasst. schwund sowie dem Verlust öffentlicher alpinen ländlichen Räume als vielfäl- naher Alpintourismus – wie ihn die Al- Wie keinem anderen gelingt es einem Dienstleistungen und Grunddaseins- tige, heterogene, eigenständige Wirt- penkonvention als Teil der Nachhaltig- der Geburtshelfer der Alpenkonventi- funktionen betroffen. Ohne Zweifel schafts-, Natur- und Kulturstandorte keitsstrategie versteht – brauchen eine on in wenigen Zeilen die tiefe Verbun- gehören diesen Regionen auch die Sym- und Förderung integrierter Strate- geistige Verankerung. Zugleich geht denheit des ÖAV mit dem Alpenraum pathien und die Wertschätzung zahl- gien, die an ihre jeweiligen Potenziale es darum, dem Alpinismus genügend zu beschreiben. Deshalb stellen wir reicher FreundInnen. Das macht stolz, angepasst sind; Raum zu geben, nachdem die verschie- diesen Text Peter Haßlachers in leicht trägt aber wenig zur Sicherung der wirt- - Erforschung, Erhaltung und Entwick- denen Interessen und Widmungen am gekürzter Form auch diesem 18. Al- schaftlichen Existenz bei. Es gilt also, die lung des vorhandenen materiellen Gebirgsraum stetig steigen. pingeschichtebuch voran. offensichtliche Wertschätzung in mehr und immateriellen Kulturerbes sowie Wertschöpfung münden zu lassen. der überlieferten Kenntnisse. Der ÖAV bedankt sich beim Autor Der ÖAV hat sich verpflichtet, das von Das Tourismusprotokoll der Alpenkon- Für den ÖAV sind der Alpinismus sowie dieses Bandes zur Alpingeschichte den acht Alpenstaaten und der Euro- vention enthält die Verpflichtung, die die Tätigkeit der alpinen Vereine von der Region Sellraintal sowie bei allen, päischen Gemeinschaft gemeinsam Wettbewerbsfähigkeit des naturnahen der Pionierzeit bis herauf zu den von der die mit ihrem Wissen und/oder ihrer entwickelte und getragene Vertrags- Alpentourismus zu stärken. Das Pro- einheimischen Bevölkerung mitgetra- Mitarbeit einen Beitrag dazu geleistet werk der Alpenkonvention zu fördern jekt „Bergsteigerdörfer“ des ÖAV weist genen Ausprägungen ein ganz wesent- haben. und umzusetzen. Die Alpenkonvention aber nicht nur eine Nähe zu den Durch- licher Bestandteil des dörflichen und re- ist d a s Instrument zur nachhaltigen führungsprotokollen „Tourismus“ und gionalen Kulturerbes und der Identität Liliana Dagostin Entwicklung des Alpenraumes. Daraus „Raumplanung und nachhaltige Ent- der Menschen. Leiterin der Abteilung leiten sich gemeinsame Interessen ab, wicklung“ auf, sondern insbesondere Neben der Darstellung des alpintouris- Raumplanung und Naturschutz des die sich im ÖAV-Projekt zur Stärkung zur 2006 beschlossenen Deklaration tischen Angebots ist deshalb die Aufar- Österreichischen Alpenvereins E ich- und V 2014 Vervielfältigung − B undesamt für 1:200.000 (© BEV des BEV mit Genehmigung Originalmaßstab ÖK, Kartenausschnitt 9

ermessungswesen in Wien, Daten und Fakten

Zwieselbacher Roßkogel (3.082 m) Das Sellraintal ist ein rechter Seiten- Ortskerne von , Gries und arm des Inntals in der näheren Um- St. Sigmund sind von Innsbruck 18, gebung von Innsbruck und besteht 24 bzw. 29 Kilometer entfernt. Da aus den drei zum Bezirk Innsbruck- die ins Tal führende Landesstraße Land gehörenden Gemeinden ständig von Steinschlägen bedroht T2014/110450) Sellrain, Gries und St. Sigmund. Es ist, wurden aufwändige Schutzbau-

Lüsener Fernerkogel (3.299 m) liegt südwestlich der Tiroler Lan- ten entlang der Schluchtstrecke er- deshauptstadt und gehört zum richtet.

Lampsenspitze (2.875 m) nördlichen Teil der Stubaier Alpen. Der Naturraum des Sellraintales

Freihut (2.614 m) Das Sellraintal hat eine Gesamtflä- erstreckt sich vom Mündungsge- che von 187 km² und zählte 2013 biet der Melach bei Kematen bis rund 2.100 EinwohnerInnen. Die zum Längentaler Joch und umfasst Hohe Villerspitze (3.092 m) Roter Kogel (2.834 m)

Das äußere und mittlere Sellraintal: im Vordergrund Sellrain, oben der Gipfel des Freihut, an dessen Fuß sich befindet; um 1920 10 11

die Einzugsgebiete des Zirmbachs auf 3.325 m im Bereich des Hinteren EinwohnerInnen der drei Gemeinden von 1869 bis 2013 * (Obertal) und der Melach (Untertal) Brunnenkogels. Charakteristisch für mit Kraspes-, Gleirschtal, Lüsener das Sellraintal sind die steilen Flan- Gemeinde Seehöhe km² 1869 1910 1939 1961 1981 1991 2001 2013 und Fotscher Tal. ken mit einer kaum vorhandenen Sellrain 909 m 62 779 744 870 1.069 1.189 1.268 1.362 1.347 Ein besonderes Kennzeichen der Talsohle, da diese meist durch star- Gries 1.238 m 22,6 433 367 324 403 505 560 570 596 Talschaft ist die gewaltige Höhener- ke Gehängeschuttbildung verhüllt St. Sigmund 1.516 m 102,3 163 158 163 146 162 160 204 167 streckung von 594 m Seehöhe bei wird. Nur im hintersten Fotscher Tal Sellraintal 186,9 1.375 1.269 1.366 1.618 1.856 1.988 2.136 2.110 der Melach-Mündung in den und in Lüsens lässt sich der Felstrog (gegenüber der Martinswand) bis noch gut erkennen. Gästebetten von 1960 bis 2013 *

Gemeinden 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2013 Sellrain 424 587 597 371 172 154 164 Gries 209 584 827 821 641 507 451 St. Sigmund 204 315 766 552 532 461 406 Sellraintal 837 1.486 2.190 1.744 1.345 1.122 1.021

Nächtigungsentwicklung von 1960 bis 2013 *

Gemeinden 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2013 Sellrain 18.270 35.803 28.335 20.321 9.650 10.315 14.455 Gries 26.613 57.169 59.647 58.754 46.770 42.866 43.697 St. Sigmund 13.688 20.237 45.082 51.486 37.192 31.605 34.566 Sellraintal 58.571 113.209 133.064 130.561 93.612 84.786 92.718

* Quelle: Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Statistik

Fernerkogel-Nordgrat und Hoher Seeblaskogel 12 13

Geologie, Klima, Gletscher

In geologisch-tektonischer Hinsicht derschlägt, sind die von den relativ gehören die Berge des Sellraintales leicht verwitterbaren Glimmerschie- zum Kristallin der Ötztaler Masse. Im fern gebildeten Berge sanft bis mä- Gesteinsaufbau dominieren Ortho- ßig steil und weit hinauf bewachsen. gneise (Biotitgranitgneis, Granodio- Mitte des 17. Jahrhunderts blühte rit) oder Paragneise (Schiefergneis, für kurze Zeit in Lüsens das Mon- Gneisglimmerschiefer). Während tanwesen auf. 1646 wird urkundlich die Granitgneise als besonders ein Bergwerk erwähnt, in dem Silber harte und verwitterungsresistente und Blei gewonnen wurden. Mine- Felsbildner auftreten, was sich im ralogisch bekannt geworden ist das Landschaftsbild in zackigen, wild Sellraintal 1807 durch die Funde von geformten Graten und Kämmen nie- sehr großen und schönen Andalu- „Alpe und Ferner zu Lisens“: das Alpengasthaus Lüsens mit dem Fernerkogel zur Biedermeierzeit; Lithographie, signiert von Johann Mader, 1838

Am Gallwieser Hochleger: Blick gegen Westen, rechts der dreieckige Felsgipfel Der imposante Talschluss von Lüsens mit dem 3.299 m hohen Fernerkogel des 3.005 m hohen Zischgeles 14 15

sitkristallen im Bereich des Lüsener- vorherrschende Baumart ist. Deren hundert kleine Kargletscher. Grüne-Tatzen-, Ochsenkar-, Winne- Ferner-Bodens. Anteil liegt in Sellrain bei über 90 Die vergletscherte Fläche im Sell- bach-, Weißkogel- und Zischgeles-/ Das in der Melachschlucht unterhalb Prozent und sinkt bis St. Sigmund raintal beträgt derzeit rund fünf Zischgen-Ferner), im Gleirschtal von Rothenbrunn noch vorherr- auf 70 Prozent. Der Rest sind Zirben km², wobei die von Lage und Ex- (Gleirsch-, Südlicher und Nördlicher schende nordalpin-subozeanische und Lärchen. position (Sonn- und Schattseite) Sonnenwandferner, Östlicher und Buchenklima geht im vorderen, Die Latsche fehlt heute im größten abhängige Schneegrenze zwischen Westlicher Grieskogelferner) und im mittleren und hinteren Talabschnitt Teil des Sellraintales, bedingt durch 2.700 und 2.900 m schwankt. Nur Kraspestal (Kraspesferner). in ein zentralalpin-subkontinentales Rodungen und Weidegang. Häufig über 3.000 m hohe Gipfel und Grate Die mit Abstand größten Gletscher Zirbenklima über. verbreitete Sträucher entlang der sind heute noch vergletschert. sind der Lüsener und der Längen- Entsprechend seiner absoluten Hö- Bäche sind neben der Hasel, den In der Region gibt es gegenwär- taler Ferner, die aber seit 1850/55 henlage gehört das Sellraintal der Grünerlen und Weiden die Hecken- tig noch 15 Gletscher oder Eis- etwa die Hälfte ihrer Eismasse verlo- montanen und subalpinen Nadel- kirschen, der Schwarze und Rote felder: im Fotscher Tal (Fotscher ren haben. Dabei konnten Ende der waldstufe an, wobei die Fichte die Holler. Ferner), in Lüsens und Umgebung 1970er- und zu Beginn der 1980er- (Lüsener, Rotgrat-, Längentaler, Jahre auch kleine Gletschervorstö- Gletscher auf dem Rückzug

Vor 15.000 Jahren in der frühen Ferner genannt wird“. Bei der Text- Späteiszeit haben sich bei St. Sig- stelle handelt es sich um die älteste mund Kraspes- und Gleirschferner nachweisbare Belegstelle für den vereinigt. In der ausgehenden Spät- Gebrauch des Wortes „Ferner“ an- eiszeit (12.000 Jahre vor heute) hing stelle von „Gletscher“ im gesamten der Längentaler noch mit dem Lü- Alpenraum. sener Ferner zusammen. Der Lüsener Ferner erreichte um In einer Schenkungsurkunde des Bi- 1850/55 seine größte neuzeitliche schofs Reginbert von Brixen an das Ausdehnung in Folge der nasskal- Stift Wilten wird um 1255/60 der Lü- ten Periode von 1842 bis 1845 mit sener Ferner mit dem Fernerkogel einem kräftigen Vorstoß. Die 2.650 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. bis 2.800 m hohen und heute eis- Übersetzt heißt diese lateinische freien Gipfel des Roßkogel-Peider- Textstelle „Spitze des Berges, der spitzen-Zuges trugen im 19. Jahr- Rinnennieder mit Lüsener Ferner und Fernerkogel; 1920er-Jahre 16 17

einen Notruf ab. Der nur leicht sechs Tage und Nächte überlebt, verletzte Mann konnte rund eine wohl insbesondere deswegen, weil Stunde später stark unterkühlt hochsommerliches Wetter die Tem- und erschöpft von der Bergret- peraturen in der Spalte auch nachts tung Gries im Sellrain mit einer nur knapp unter den Gefrierpunkt Seilrolle geborgen werden. Neben sinken ließ. Abschürfungen wurden Erfrie- In der jüngeren Alpingeschichte ist rungen an den Zehen festgestellt. weltweit kein vergleichbarer Fall Der verunglückte Bergsteiger hatte bekannt.

Die ehemaligen Ausdehnungen des Gleirschferners und des Südlichen Sonnenwandfer- ners sind gegenwärtig noch gut erkennbar.

ße verzeichnet werden. So hatte +13,8 Metern, im Jahr darauf sogar die Zunge des Längentaler Ferners von 18,1 Metern. 1978/79 einen Vorstoßbetrag von

Ein besonderer Weltrekord

Trotz des überall sichtbaren Rück- zur Amberger Hütte war, in eine zugs der Gletscher stellen Spalten- zehn bis 15 Meter tiefe Gletscher- stürze eine große Gefahr dar. So fiel spalte des Längentaler Ferners. am 8. August 2012 ein 70-jähriger Am 14. August nahmen vorbei ge- Bergsteiger aus Bayern, der alleine hende Alpinisten Hilfeschreie aus Ausschnitt aus der „Specialkarte der Ostalpen. Section Schrankogel“ auf dem Weg vom Westfalenhaus der Fernerkluft wahr und setzten im Maßstab 1:50.000; um 1870 18 19

Entwicklung der Besiedlung und Verkehrsanbindung

Bereits während der älteren Mittel- schichten nachweisen, das vorrömi- steinzeit durchstreiften Jäger den sche (breonische), romanische und Zentralalpenraum. Bei ihren aus- germanische Namensgut. Die Nord- gedehnten Streifzügen erreichten tiroler Hauptsiedlungsgebiete des sie vor fast 10.000 Jahren auch den von den Römern 25 bis 14 v. Chr. un- eisfreien „Ullafelsen“ (= Riegelschro- terworfenen rätischen Stammes der fen, 1.869 m) im hinteren Fotscher Breonen (Breuni) waren das mittlere Tal, wie die C14-Datierung eines Inntal bis zum Zillertal, das Wipptal Stückes Holzkohle ergeben hat. Der samt den Nebentälern, weiters die Fundort war ein Basislager für jäge- südlichen Mittelgebirgsterrassen rische Unternehmungen. und das Sellraintal. Das Sellrainer Oberdorf, talauswärts Richtung Inntal; 1930er-Jahre Im Sellraintal lassen sich drei Sprach- Die schriftlichen Belege des ältesten

Tourismus mit dem eigenen Pkw: St. Sigmund; späte1950er-Jahre Bergwanderer auf dem Weg zum Alpengasthof Lüsens in den 1930er-Jahren 20 21

Sellrainer Alm- und Bergnamens Romanisch *furca bedeutete 6. Jahrhundert zurück. Stellvertre- 1485 erstmals in einer Verleihur- „Lüsens“ zeigen, dass hier offen- nicht nur „Gabel“ oder „Weggabe- tend dafür stehen „Almind“ und kunde von Erzherzog Sig(is)mund sichtlich eine Übersetzung von lung“, sondern wie das lateinische „Seiges“. Bei der urkundlich 1465 als „Alben Seigis“ genannte Sei- *mons im Sinne von „Berg“ vorliegt. Grundwort „furca“ auch „Gelän- und 1472 erwähnten Almindalm gesalm kann mit *seige, also der „Malusinus“, das bergwärts gelege- deeinschnitt, Pass, Sattel“. Als Ein- („Almindt“ und „Allmynt“) denkt „Einsenkung des Bodens“ bzw. der ne Gebiet, zerfällt in das Grundwort senkung in einem Grat unterhalb man sofort an die „Allmende“ (mit- „Vertiefung im Gelände“, in Verbin- „mal“ (damit war die den Talschluss des Schaflegerkogels ist hier der telhochdeutsch „almeinde“), ein dung gebracht werden. Dazu passt bildende Bergkette mit dem Fer- Übergang vom Fotscher Tal ins im Besitz der Dorfgemeinschaft auch die Lage der Alm in einer un- nerkogel gemeint) und in die für Senderstal gemeint. Der Alm- und befindliches Grundeigentum. Die gewöhnlich breiten Mulde. das Breonische typische Nachsilbe Talname „Fotscher“ leitet sich vom -usinus. romanischen *fascia „Band, Binde“ Pollenanalytische Untersuchungen ab und bezieht sich auf das weit- Von der Schwaighofsiedlung zum Kleinhäuslertum und C14-Daten beweisen, dass ro- räumige Almgebiet, weshalb die manische DorfbewohnerInnen vom Übersetzung „Weide-Band“ oder Zu den urkundlich am frühesten er- Haggen (1153/54), Fotsch/Tann- Dauersiedlungsraum im Inntal über „lange Weidegründe“ zutreffend wähnten Siedlungskernen gehören eben (1254), Durregg (1254) und das Kreuzjoch und die Flaurlinger ist. Bei der schon 1305 im ältes- Scharte ins Sellrainer Obertal vor- ten Wiltener Urbar aufscheinen- gedrungen sind und auf dem Hag- den Schwaighofsiedlung Gleirsch gener bzw. Peider Sonnberg eine („Item in monte Gleirs Swaiga“) lebt Hochweidewirtschaft betrieben das romanische *glira (aus „glarea“ haben. Die ältesten Brandhorizon- = „Geröll“) als „Geröllhalde“ weiter. te auf einer moosreichen Alpenro- Die 1500 erstmals im berühmten senheide im Rauhen Tal datieren Jagdbuch von Kaiser Maximilian I. aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Die namentlich angeführte Juifenalm Brandhorizonte am Brandner Bach („Jueffen“) geht auf das romanische auf einer Heidekrautheide lassen *juvu (lat. iugum) in der Bedeutung sich bis ins 9. Jahrhundert zurück- von „Joch“ oder „Übergang“ zurück. verfolgen. Auch die Almnamen Zahlreiche Almnamen des Sellrain- „Furgges“, „Gleirsch“ und „Juifen“ tales haben eine leicht erkennbare stammen aus dieser Zeit der roma- germanische Wurzel und gehen auf nischen Almbewirtschaftung. die bayrische Besiedlung seit dem Ehemalige Schwaighofsiedlung Haggen mit Kapelle und Gasthaus; um 1910 22 23

Marendebach (1254). Nach einer erbuch, in dem rund 60 Haushalte 15. Jahrhunderts im schattseitig Gewerbetreibende, Handwerker in Innsbruck ausgestellten Urkun- bzw. Haushaltsvorstände aufge- gelegenen und hochwassergefähr- und Taglöhner. Die Zahl der durch de von 1271 verzichtete Heinrich zählt werden. Laut Zinsregister von deten Sellrainer Unterdorf entstan- Haus- und Hofteilungen kontinu- (Heinricus) Stöckl über Vermittlung 1305 ist das Stift Wilten die einzige den. Nach dem erstmals um 1460 ierlich anwachsenden bäuerlichen des Grafen Meinhard von Tirol auf Grundherrschaft in der Gemein- erwähnten Badhaus Rothenbrunn Anwesen umfasste 1615 exakt 79 diese Schwaige („de curia pastorali, de St. Sigmund. Über den meisten wurde 1463 die Säge am Fotscher behauste Bauerngüter, 1779 waren que swaighof dicitur in Selrain an Haus- und Grundbesitz verfügte im Bach errichtet. Mitte des 16. Jahr- es 143. Ende des 18. Jahrhunderts dem Tal sita“) zugunsten des Stiftes äußeren Sellraintal das bayrische hunderts bestanden in der ganzen gab es im Sellraintal 177 Häuser. Frauenchiemsee. Diese Aufzeich- Nonnenkloster Frauenchiemsee. Talschaft zehn Wohnstätten für nung enthält die früheste Nennung Die bevorzugten landwirtschaftli- des Orts- und Talnamens Sellrain in chen Betriebe waren in den Hoch- Form von „Selrain“. lagen der Bergbauerngebiete Blickachse nach Innsbruck Einen ersten annähernd vollständi- Schwaighöfe, welche auf Viehhal- gen Überblick über den Stand der tung und Milchwirtschaft ausge- Das heutige Siedlungsbild des Gemeinde Sellrain bildet das Dorf Dauersiedlung im Sellraintal gibt richtet waren und durchschnittlich Sellraintales umfasst Dörfer, Weiler Rothenbrunn an der Hauptstraße, das 1312 angelegte Inntaler Steu- 300 Stück Käse als jährliche Abgabe und Einzelhöfe. Den Hauptort der wobei sich dieser nach wie vor ge- zu leisten hatten. Die neuzeitlichen Quellen unterschei- den genau zwischen den alteingesesse- nen Lehen- oder Hof- besitzern und den zu den Nachsiedler- gruppen gehören- den Kleinhäuslern oder Söll-Leuten. Die ältesten Klein- häuslerstellen sind im Sellraintal in der Der Paarhof „Innerer Bremen“ in der Gemeinde Sellrain; 2004 zweiten Hälfte des Weg und Brücke über den Fotscher Bach mit Gasthof „Neuwirt“ in Sellrain;1920er-Jahre 24 25

Das in der Mitte Praxmar (romanisch „barica sagma- Grundstück wird aus *haga (= Um- der Talschaft ge- ria“ = Säumer-Heuhütte) liegt auf zäunung) hergeleitet. legene Dorf Gries 1.693 m und ist einer der wenigen im Sellrain befin- Weiler in Tirol, der ganz- det sich dort, wo jährig in dieser Höhe be- der Zirmbach in wohnt wird. Die aus einer die Melach fließt. Alm hervorgegangene Unter der erstmals Höhensiedlung Haggen 1410 vorkommen- wird unter den Besitzun- den Bezeichnung gen des Welfenklosters „auf dem Gries“ Ottobeuren als „Gihage“ St.-Quirins-Kirche – Blick ins äußere Fotscher Tal und auf das ist die aufgeschüt- (1153/54), „Hage“ (1235) Windegg, den Hausberg der Gemeinde Sellrain; um 1920 tete Sand- und oder „Gehage“ (1235/46) Schotterfläche angeführt. Der „Hag“ in bräuchliche Name für das Sellrainer der beiden Gebirgsbäche zu verste- der Bedeutung von Wei- Unterdorf von den rostroten Rück- hen. Zum Grieser Ortsgebiet gehört deplatz oder umzäuntes Gries im Sellrain zu Beginn der 1920er-Jahre ständen infolge des einst für ein eine Reihe kleiner Streusiedlungen Heilbad genutzten, eisenhaltigen auf den umliegenden Hang- und Wassers ableitet. Zugleich bedeu- Talleisten, wie Marendebach oder tet „Rottenprunnen“ auch so viel Juifenau. Der für einen Weiler ste- wie „schlechter Boden“, was durch hende romanische Name Narötz den relativ ungünstigen Standort („urezza“, „auridia“) meint den küh- in der Nähe der Melach bzw. die len, luftigen Platz für die Mittagsrast Lage auf der Neder- oder Schatt- des Viehs. Die räumlich zweigeteilte seite erklärbar ist. Über die Gasse Talschlussgemeinde St. Sigmund im gelangt man zur Streusiedlung Sellrain besteht aus dem von Kreuz- St. Quirin (1.243 m), im Volksmund lehn bis Haggen reichenden Ober- „Sankt Krein“ genannt, deren erst- tal mit den beiden Seitentälern mals 1391 genannter spätgotischer Gleirsch und Kraspes. Dazu kommt Kirchturm von der Innsbrucker Inn- das Untertal mit Kniepiß, Praxmar brücke aus sichtbar ist. und Lüsens. Die Hochtalsiedlung St. Sigmund mit den Brandhöfen in den 1920er-Jahren 26 27

Erschliessung durch die Schluchtstrasse hat diesen Ort (Anm.: Sellrain) zu Gesteinsabstürze werden fortdauern einem beliebten Sommerfrischorte und sich wiederholen von Jahr zu Die Unzulänglichkeiten der Zu- eine Spendensammlung der Sekti- gemacht, worüber sich der Bauer nur Jahr. Die mangelhafte Bauart des gangswege über die beiden Mit- on Innsbruck (200 Gulden) und eine freuen darf; denn die Vortheile, die Weges beginnt sich in erschreckender telgebirgsterrassen von Grinzens Subvention durch den Zentralaus- er aus der Vergebung von Wohnräu- Weise zu rächen. Und dies kann uns und Oberperfuss führten nach schuss des DuOeAV (250 Gulden) men, aus dem Verkaufe von Butter nicht wundernehmen; denn wie soll langen Diskussionen zum Bau der ebenfalls etwas bei. und Eiern zieht, sind nicht gering; eine ganz gewöhnliche schwächli- Schluchtstraße entlang der Melach, Ein langjähriger Besucher des Tales nebstbei erspart er sich Zeit und Geld, che Trockenmauer den gerade auf sie welche 1888 dem Verkehr über- beschrieb diese Sellrainer Mautstra- wenn er die neue Straße benützt, um mit mächtiger Gewalt anstürmenden geben werden konnte. Der Bau ße in den ‚Innsbrucker Nachrichten‘ nach Kematen oder Innsbruck zu ge- Wassern eines Wildbaches schlim- kostete 27.000 Gulden, wovon das vom 14. Mai 1892 so: „Die Erstellung langen, was auch thatsächlich aus- mer Sorte für die Länge der Zeit Wi- begüterte Stift Wilten 17.000 über- eines bequemen Verbindungsweges nahmslos geschieht.“ Der bekannte derstand leisten? Doch nicht nur in nahm. Der Alpenverein trug durch zwischen Kematen und Rothenbrunn Alpinist Ludwig Purtscheller zeigte der Tiefe lauert der tückische Feind, sich 1894 ebenfalls begeistert von er grinst auch von der Höhe herab der neuen Straße. in Gestalt verwitternder Felsen und Die schwierige Streckenführung Absturz drohenden Steingerölles. An- wurde ständig durch Hochwasser gesichts dieser Verhältnisse ist die fer- und Felsstürze beeinträchtigt. Im nere Benützung der Straße besonders Zeitungsartikel von 1892 heißt es für Fuhrwerke keineswegs gefahrlos.“ dazu: „Nach dem vierjährigen Bestande der Straße hat die Wucht des Elementes, die im Sommer wildbrausende Me- lach, derselben empfindlichen Schaden zugefügt und volle acht Tage deren Benützung to- tal unmöglich gemacht. Heuer wurde sie schon wieder gefähr- det. Wir erinnern nur an den Die Mautstelle Weichenofen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: An dieser Stelle beginnt die mächtigen Felsabsturz bei Wei- Heute ist die Schluchtstraße entlang der Melach Schluchtstrecke ins Sellraintal. Erst nach Bezahlung der Maut wurde das Gatter geöffnet. chenofen. Und diese Fels- und durch zahlreiche Galerien geschützt. 28 29

Weisser Tod und reissende Fluten

Das Sellraintal wurde immer wieder sowie dem großen Höhenunter- von Elementarereignissen heimge- schied zwischen Berg und Tal sind sucht. Schon dem Geistlichen Beda das Sellraintal und seine Seitenar- Weber fallen 1837 diese Naturka- me besonders stark der Lawinen- tastrophen auf: „Erdbrüche, aus- gefahr ausgesetzt. Seit jeher ist der tretende Wasser, Lavinen aller Art richten oft grosse Verheerungen an und beschweren die Wegverbin- dung ungemein.“ 1842 weist der bekannte Tiro- ler Topograph Johann Jakob Staffler ebenfalls darauf hin: „Diese Gemeinde (Anm.: St. Sigmund) ist Gries im Sellrain wird vom Freihut-Massiv überragt, dessen Berg- und Felsstürze in Ver- wie jene von Gries gangenheit und Gegenwart den Dauersiedlungsraum bedroht haben; 1930er-Jahre. und Selrain den Plagen der Erd- brüche, den Ver- heerungen durch die Wildbäche und Schneelavi- nen sehr ausge- setzt.“ Wegen seiner Die im Frühjahr 2009 mit großer Gewalt steilen Flanken abgegangene Narötzer Lawine 30 31

meldete am 1. Februar 1841 ein Heuzieher-Unglück: „Obschon das Thauwetter mit Lavinen drohte, gin- gen doch am 14. Jänner des Jahres Früh acht Männer von Gries im Sell- rainthale in das nahe Gebirge, um Heu aus einem Stadel herab zu ziehen. Allein drei von ihnen büßten das Wag- niß mit dem Leben.“ Am 15. Jänner 1884 ging in der Steinlahn bei Gries eine große Lawine nieder. Einer der zwei tot geborgenen Männer, die auf Gämsjagd waren, hinterließ eine Witwe mit „sechs unmündigen Kin- dern in tiefster Armuth“. Die größten Schäden des 20. Jahr- Beim tragischen Lawinenunglück 1970 wurde der Gasthof „Alpenrose“ in Peida Dieses Marterl erzählt in Wort und Bild hunderts verursachte der Winter weggerissen und zerstört. Das Foto stammt aus den 1950er-Jahren. vom großen Lawinenunglück im 1950/51 (18.–26. Jänner 1951), wo Gleirschtal anno 1817. Lawinen an Stellen ins Tal don- Der 2.614 m hohe Grieser Hausberg ler, vulgo Schmieds, die als kleine nerten, welche seit Menschenge- Freihut, welcher nach alten Ansich- Kinder auswandern mussten und als Obertal bezeichnete Abschnitt denken als völlig sicher gegolten ten und Bildern einen etwas über- deren Elternhaus unter den Steinen zwischen Gries und St. Sigmund hatten. So riss am 20. Jänner 1951 hängenden Vorgipfel am „Jöch- fast begraben worden war: „Endlich, außerordentlich waldarm und da- eine Staublawine vom Zischgeles legg“ hatte, versetzte die zu seinen am Pfingstfeste, erfolgte der gewal- her besonders lawinengefährdet. das Gasthaus in Praxmar zur Hälfte Füßen wohnenden Bauersleute tige Einsturz des Bergteiles – so laut Dies gilt vor allem für Gleirschtal, weg und tötete die alte Wirtin und beim „Fuchssteig“ in Angst und und beängstigend, daß die Grieser Kreuzlehner, Peider und Haggener ihre Enkelin. Ein weiterer schwarzer Schrecken. Die dramatischen Ereig- meinten, das Weltende sei nahe; in Sonnberg. Tag war der 23. Februar 1970, als nisse von 1852 hielt 1932 Pfarrer Innsbruck draußen hörte man na- Vom Gleirschtal ist die Lawinen- eine vom Peider Sonnberg abge- Blasius Marberger aus St. Sigmund türlich das furchtbare Lärmen und katastrophe vom 9. März 1817 mit gangene Lawine vier Personen im fest. Seine Schilderung stützt sich voll Mitleid und Neugierde kamen zehn tödlich verunglückten Perso- St. Sigmunder Ortsteil Peida (Gast- auf einen überlieferten Augenzeu- gar viele eilends über Axams herein, nen überliefert. Der ‚Bote von Tirol‘ haus Alpenrose) tötete. genbericht der Geschwister Vög- um die Unglücksstelle zu besichtigen. 32 33

Die herabkollernden Steine und Fels- Schwere Gewitter richteten am heimgesucht hatten: „Die Melach trümmer legten die stärksten Bäume 15. Oktober 1885 im ganzen Tal schwoll infolge des heftigen Regens wie Grashalme nieder und in wenigen große Flur- und Gebäudeschäden und Hagels stark an und verursachte Stunden waren Wald und Wiesen, Fel- an. Besonders betroffen war der großen Schaden, besonders auch an der und Heustädel auf Nimmerwie- Sellrainer Ortsteil Rothenbrunn. der Fahrstraße nach Kematen, die an dersehen unter den Steinen begraben Überall wurden Wege, Stege und mehreren Stellen auf längere Stre- – begraben waren so manche Hoff- Uferschutzbauten zerstört, und cken theils unterspült, theils mitge- nungen der ohnedies nicht reichen dringende Hilfe war noch vor dem rissen wurde. Ein reißender Bach, der Talbevölkerung.“ bald hereinbrechenden Winter not- aus dem Walde oberhalb der Kirche in Seit 2003 schützt ein riesiger Damm wendig. Rothenbrunn losbrach, riss furchtba- (400 Meter Länge, 15 Meter Höhe) Der ‚Tiroler Bote‘ informierte über re Runsen auf bis zu mehreren Metern Wohnhäuser vor Steinschlag vom die verheerenden Hagelschläge Tiefe und 6 bis 10 Meter Breite. Der Freihut, nachdem Ende Juni bis und Hochwasserschäden, welche Friedhof schwebte in großer Gefahr, Anfang Juli 2003 große Gesteins- am 10. Juli 1893 die ganze Talschaft theilweise zerstört zu werden.“ brocken ins Tal gestürzt waren. Die betroffenen 32 Personen mussten vorübergehend evakuiert werden und kamen bei Bekannten im na- hen Dorf außerhalb der Gefahren- Der Freihut-Bergsturz bedrohte 2003 zone unter. mehrere Wohnhäuser.

Hochwasser der Melach

Neben den Lawinen und Bergstür- Schon im darauf folgenden Jahr zen hat die immer wieder Hochwas- bedeckte der aus seinem Bachbett ser führende Melach das Sellraintal tretende „Melachbach in Selrain“ die arg in Mitleidenschaft gezogen. So angrenzenden Felder meterhoch wurden 1748 mehrere durch Wild- mit Sand und Steinen. Beim großen bäche hervorgerufene Schäden aus Melachausbruch von 1762 fanden der Gemeinde Sellrain gemeldet. in Gries sechs Menschen den Tod. Die gegenüber dem Grieser Ortskern vorbeirauschende Melach; 1920er-Jahre. 34 35

Am 13. Juni 1910 ging die Melach Die ‚Innsbrucker Nachrichten‘ vom thenbrunn.“ Es wurden noch weitere Zu Beginn der 1930er-Jahre gab es so hoch, dass ihre Wellen fast die Ei- 23. August 1910 berichteten, dass Geldmittel angefordert: „Die Alpen- aufgrund der Wirtschaftskrise so- senbahnbrücke zwischen Kematen man seitens der alpinen Vereine die vereinssektion Innsbruck ersuchte den gar eine eigene „Alpenvereinshilfe und erreichten. Der Betroffenen nicht vergessen hatte: Hauptausschuß des D. u. Oe. Alpenver- für notleidende Bergbauernkinder“ ‚Tiroler Bote‘ schrieb: „Im Sellraintale „Die Sektion Münster-Westfalen des eins anläßlich der diesjährigen Haupt- im Sellraintal. Der dafür zuständige gingen viele Muren nieder. Hiedurch D. u. Oe. Alpenvereins, Besitzerin des versammlung in Lindau um Widmung Verwaltungsausschuss des DuOeAV wurden Brücken hinweggefegt und Westfalenhauses im Sellrainer Län- einer angemessenen Spende aus dem beschloss 1934 aus dem „Franz- die Straßen an vielen Stellen so arg gentale, spendete für die durch Hoch- Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumsfonds Senn-Fonds“ an eine Reihe von Ti- zerstört, daß der Frachtenverkehr auf wasser und Muren geschädigten Be- des D. u. Oe. Alpenvereins zu Gunsten roler Berggemeinden für den Win- dieser Straße wohl auf Wochen hin- wohner des Sellraintales 150 Kronen, der Sellrainer. Dieses Gesuch wurde ter 1934/35 Unterstützungen für aus eingestellt sein wird. Gegenwär- und zwar 100 Kronen zu Handen des von den Sektionen Münster-Westfalen besonders bedürftige Schulkinder tig müssen selbst Fußgänger über Herrn Pfarrers von Gries, 50 Kronen (Liesnertal) und Cottbus (Gleirschtal zu gewähren. St. Sigmund erhielt Grinzens gehen.“ zu Handen des Herrn Pfarrers zu Ro- und Kraspestal) mitgefertigt.“ 100 Schilling.

Am 28. Juni 2003 hat der ausgebrochene Seigesbach die umliegenden Wiesen vermurt Außerhalb des Siedlungsraums gestalten Bäche ihren Lauf stetig um − im Bild der oder einfach weggerissen. Längentaler Bach unterhalb des Westfalenhauses. 36 37

Früh einsetzender Alpinismus

Neben dem seit dem Spätmittel- brenner in den gebirgigen Gegen- alter nachweisbaren Fremdenver- den tätig waren, interessierten sich kehr in Bad Rothenbrunn sind im nur dann für die unwegsame Berg- Sellraintal die Anfänge des Alpi- welt, wenn ergiebige Hochweiden nismus relativ früh anzusetzen. oder nutzbringende Wälder vor- Wie kamen damals die ersten Al- handen waren. Alles, was über die pinisten ins hintere Sellraintal? Der Alm- und Baumgrenze aufragte, Geistliche Magnus B. Beyrer gibt war das „Gamsgebirge“ mit den dazu in seinem 1826 erschienenen „schiachen Felswänden“. Außer den Reisebuch die Antwort: „Von Inns- Schafhirten hielten sich vor allem bruck führet eine bequeme, fahrbare Gämsjäger in der alpinen und niva- Strasse dicht an der Gallwiese vorbei len Höhenstufe auf. über das mit Reitzen reich übergos- Bei den ersten prominenten Gäs- sene Mittelgebirge durch Axams und ten, die sich nach Kaiser Maximilian Grinzens nach Rothenbrunn im Sel- I. in Lüsens aufhielten, stand das rainthale, einem ziemlich stark be- Naturerlebnis im Mittelpunkt. So suchten Badorte. Von hier aus leitet kam 1774 der damalige Statthalter ein wiewohl sehr hart zu befahren- von Tirol-Vorarlberg, Wenzel Graf der Weg nach Gries, wo aber weiter- Sauer von und zu Ankenstein, zum hin kein Wagen mehr gebraucht wer- „ansehnlichen Ferner bei Liesens“. den kann. Besser würde daher der Dem Reisebericht zufolge staun- Bergreisende thun, von Rothenbrunn te die einheimische Bevölkerung aus zu Fuss oder auf einem Pferde darüber, dass dieser hochgestellte reitend nach dem Lisner Ferner sich Herr Gegenden besuchte, welche zu begeben.“ bisher nur von Gämsjägern und Als der Oesterreichische Alpen- Enzianwurzelgräbern bestiegen verein 1862 in Wien gegründet wurden, und er ein großer Fan von wurde, war die Kenntnis über den „Eisbergen“ war, zu denen hinauf Alpenraum noch recht lückenhaft. nur die schmalsten Steige führten. Einheimische, die u. a. als Jäger, Das große Almgebiet von Lüsens „Lisner Ferner in Selrein“; Stahlstich um 1800 Hirten, Holzarbeiter oder Kohlen- war schon in der Biedermeierzeit 38

Erstbesteigungen von ausgewählten Gipfeln im Sellraintal zwischen 1836 und 1895

Gegenstand des Interesses der über Oberperfuss, Gries und Prax- Jahr Datum Gipfel Führer Teilnehmer Naturbegeisterten. Der Lüsener mar nach Lüsens und nächtigte 1836 24.8. Lüsener Fernerkogel (3.299 Philipp Schöpf, Jakob Kofler Peter Karl Thurwieser Ferner reichte damals noch weit – vom Regen vollkommen durch- m) (Praxmar) (Kramsach/Salzburg) ins Tal herab, sodass der Gletscher nässt – im Alpenhaus in Lüsens, 1868 15.8. Schwarzhorn (2.812 m) Karl Wechner (Innsbruck) 1878 20.7. Hohe Villerspitze (3.092 m) Alois Tanzer (Stubai) Carl Gsaller (Innsbruck) bequem und ohne alpinistische das bis heute dem Stift Wilten ge- 1879 13.7. Lüsener Villerspitze (3.026 m) Leopold Seidler, Josef Trag- Ausrüstung erreicht und besichtigt hört. Am nächsten Morgen war das seil, Bernhard Tützscher, werden konnte. Wetter etwas besser, aber auch auf Karl Wechner (Innsbruck) Am 7. August 1854 kam König dem Rückweg nach Gries blieb der 1879 16.8. Lampsenspitze (2.875 m) Bernhard Tützscher, Karl Wechner (Innsbruck) Friedrich August II. von Sachsen Fernerkogel in Wolken gehüllt. 1880 6.8. Hinterer Brunnenkogel Franz Schnaiter (Zirl) Ludwig Purtscheller (3.325 m) (Salzburg) 1881 20.8. Hoher Seeblaskogel (3.235 m) Franz Schnaiter (Zirl) Ludwig Purtscheller 1881 23.8. Kraspesspitze (2.953 m) Ludwig Purtscheller 1881 23.8. Zwieselbacher Roßkogel Ludwig Purtscheller (3.082 m) 1883 1.9. Gleirscher Fernerkogel Ludwig Purtscheller, (3.194 m) Hans Schöller 1888 7.6. Freihut (2.614 m) Julius Pock, August Endres (Innsbruck) 1888 15.7. Peiderspitze (2.808 m) Julius Pock 1888 24.7. Längentaler Weißenkogel Johann Kindl (Ranalt) Albin von Palloscay (Brünn) (3.218 m) 1890 16.7. Berglasspitze (3.125 m) Johann Unterwurzacher, Hermann Meynow, David Pfurtscheller Leon Treptow (Berlin) 1890 16.7. Rinnenspitze (3.003 m) Johann Unterwurzacher, Hermann Meynow, David Pfurtscheller Leon Treptow 1893 5.3. Weißstein (2.641 m) Max Peer (Innsbruck) 1894 29.7. Hintere/Hohe Grubenwand Hermann Delago (Innsbruck) (3.175 m) 1894 16.8. Vordere Sonnenwandspitze Hermann Delago (3.159 m) 1895 12.7. Zwieselbacher Grieskogel Adolf Hintner, (3.066 m) Franz Hörtnagl, Josef Pircher (Innsbruck) „Hohe Villerspitze von Südosten“ − nach der Natur gezeichnet von Ferdinand Gatt; 1895 6.9. Vorderer Brunnenkogel Heinrich Moser Oscar Schuster um 1879/80 (3.306 m) (Markneukirchen) 40 41

Gämsjäger als Führer Theologen Peter Karl Thurwieser das Eis hinaufsteigen könne, aber nichts einzuwenden gehabt. Durch weiter dürfe er es nicht wagen. Im Die ersten Bergführer waren wie 1930er-Jahren hatten die Praxmarer einen Wettersturz mit ergiebigen zeitgenössischen Bericht über die vielfach andernorts auch fast Gämsjäger (z.B. Hansjörg Schöpf) Schneefällen verzögerte sich das Ersteigung und Messung des Fer- durchwegs Gämsjäger, die als Ein- alte Bergstöcke, an denen unten waghalsige Unternehmen zunächst nerkogels im Jahr 1840 heißt es dies- heimische vor Ort mit den extre- neben der geraden Spitze ein kräf- um fünf Tage, ehe am 22. August bezüglich: „Noch habe kein Fremder men Bedingungen des Hochgebir- tiger, nach außen gebogener Haken 1836 Thurwieser über Axams, Grin- die Höhe des Ferners, geschweige des ges am besten vertraut waren. Die aus Eisen befestigt war. Dieser Me- zens und Sellrain nach Gries kam, Kogels, erstiegen.“ Unter Führung der „Bergreisenden“ waren von der tallhaken diente zum Festhalten auf wo er im Pfarrhaus übernachtete. beiden Praxmarer Gämsjäger Phi- Verlässlichkeit und Bedürfnislosig- steilem Gras und Fels, ja auch auf Das stattliche Klostergebäude in lipp Schöpf (vulgo „Lipp“, ein 76-jäh- keit ihrer Führer tief beeindruckt. Schnee und Eis. Lüsens wurde am nächsten Tag be- riger rüstiger Waidmann) und Jakob Den Gästen imponierte die Körper- Die wilde Bergwelt prägte über zogen. Kofler (vulgo „Jakl“, Schwiegersohn beherrschung, Gewandtheit und Jahrhunderte das Leben der an- Kritische Stimmen sagten vor Ort, von Philipp Schöpf) erreichte Thur- physische Stärke der Gämsjäger, sässigen Bevölkerung. Beda Weber dass Thurwieser nur ein Stück auf wieser am 24. August 1836 um worunter die Fertigkeit und Sicher- charakterisierte in seinem 1837 er- heit im Klettern fiel. Dazu kam noch schienenen Handbuch für Reisende die Leidenschaft, welche die Gäms- die BewohnerInnen des Sellrainta- jäger auf die Berge trieb und we- les so: „Der Menschenschlag, welcher gen ihrer Armut sogar nach „oben“ das Thal bewohnt, ist in Hinblick auf zwang, obwohl sie damit nur wenig Grösse, Kraft und Leibesbildung mehr Geld verdienten und ihnen neben kernhaft als schön, im Benehmen großen Entbehrungen auch Un- rauh und birgisch, heiter und aufge- glücksfälle mit Krüppeldasein und räumt an Geist und Sinn, in der Arbeit Absturztod drohten. Noch in den aushältig und vielwagend.“

Erstbesteigung des Fernerkogels 1836

Zu den Meilensteinen in der Ge- des 3.299 m hohen Fernerkogels. schichte des Alpinismus im Sellrain- Der Abt des Stiftes Wilten hatte ge- tal gehört 1836 die Erstbesteigung gen das Vorhaben des Salzburger Blick vom Fernerkogel auf die Stubaier Berge; um 1910 42 43

13.01 Uhr nach 8¾ Stunden den unrechten Zeit.“ Als Draufgabe war Gipfel. Eineinhalb Stunden blieben der 5¾ Stunden lange Abstieg noch die drei Männer am Gipfel, und in mit der Überschreitung des Brun- Thurwiesers Notizen steht: „Eben nenkogelkammes verbunden und schrieb ich meine letzten Bemerkun- führte schließlich über das Längen- gen, als vom Längenthale herauf ein taler Joch hinunter zur Längentaler Schuß knallte, nach Lipp’s Meinung, Alm und weiter nach Lüsens zurück. von seinem Sohne Alois, welcher sich Der in Kramsach geborene Thurwie- dort auf der Jagd befand. Ich steck- ser war als Tiroler Bauernsohn mit te, wie gewöhnlich, auch hier Steine den Bergen und ihren BewohnerIn- vom höchsten Punkte des Berges als nen vertraut. Er hatte in Salzburg Andenken ein, überblickte noch ein Theologie studiert und war 1812 paarmal die große Runde. Von den zum Priester geweiht worden. Trotz Lisensern beobachtete uns Niemand seines hageren und nicht sehr kräf- auf dem Gipfel des Fernerkogels; der tig scheinenden Körperbaus war er Eine glaubte nicht, daß wir die Höhe von seltener Ausdauer, Kraft und erklommen, der Andere schaute zur Zähigkeit.

Wilder Turm und Fernerkogel vom Schrankogel aus; Aquarell von Ferdinand Gatt; 1902 Im Schatten des Habichts folgenden Jahren einer ungleich den Lüsener Ferner und erreichten Der Fernerkogel, das „Matterhorn“ man auch den Großvenediger und größeren Beliebtheit erfreute als ohne überflüssiges Gepäck den der Sellrainer-Stubaier Gebirgs- die Dolomiten mit dem Langkofel der Lüsener Fernerkogel. Eine neue Gipfel. gruppe, gilt bis heute als einer der erkennen. In nächster Nähe richten Aufstiegsroute auf den Fernerkogel 1879 und 1888 gelangten nam- großartigsten Aussichtspunkte in sich die Augen auf Schrankogel, Ru- vom Alpeiner Tal im Stubai (Ober- hafte Innsbrucker Bergsteiger von den nördlichen Stubaier Alpen. derhofspitze und Zuckerhütl, bevor berg) wählte Dr. Hans Buchner aus der Längentaler Almhütte über Die prächtige Fernsicht reicht von Similaun, Wildspitze und Ortler ins München am 11. August 1876 mit den Nordgrat auf den Gipfel. Da- der Zugspitze bis zum Wilden Kai- Blickfeld rücken. dem Führer Friedrich Jenewein bei handelte es sich 1879 um Leo- ser und vom Steinernen Meer bis Thurwieser hatte 1836 auch den (vulgo „Fried“). Hinter der Alpeiner pold Seidler, Bernhard Tützscher zum Dachstein. Neben dem Tuxer Habicht (3.277 m) im Stubai be- Alm kamen beide durch das Rin- und Karl Wechner mit dem Führer Hauptkamm mit dem Olperer kann stiegen, ein Gipfel, der sich in den nenkar und die Rinnennieder auf Franz Rofner. Sie nahmen den Ab- 44 45

stieg durch die Rinnennieder nach kogel. Beim Rückweg gingen diese seln, zu Pferde und in leichten Wagen mationen der ‚Mitteilungen des Stubai. Am 12. August 1888 stan- sechs Mitglieder der „Wilden Ban- schlängelnd über Wildbäche, stei- DuOeAV‘: „Selrainer Fernerkogel, den Franz Kasperowski, Julius Pock, de“ über den Lüsener Ferner zum le Pässe, neben Wassersäulen und 3294 m. Derselbe wurde am 6. August Ludwig Schaufler, Wilhelm Seifert, Kleinen Horntal weiter und trafen Steingeröllen, begrüßt durch Pöller- (1887) zum ersten Male von einer Josef Steinbacher und Vinzenz Tol- nach sechs Stunden Gehzeit beim schüsse von den Höhen, und durch Dame, Frau Ida von Juraschek (aus linger ohne Führer auf dem Ferner- Alpengasthof Lüsens ein. den Jubelruf der Bewohner länger als Wien) – Mitglied der Alpenvereinssek- zwei Stunden nach der dem Stifte Wil- tion Innsbruck, in 5 Stunden 10 Mi- tau gehörigen Alpe Lisens, und nach nuten bestiegen.“ Als zweite Ehefrau Frauen und der Fernerkogel eingenommenem Mittagsmahle des erstklassigen Alpinisten Franz noch 1½ Stunden weiter auf den ho- Ritter von Juraschek (1849–1910) Am 25. Juni 1828 kam Erzherzo- (erste Tochter von Kaiser Franz II., hen Bergrücken, die Achsel genannt, hat sie mit ihrem Mann mehrere gin Marie-Louise von Österreich zweite Ehefrau Napoleons I.) nach gerade auf dem Fuße des Lisenser bedeutende Bergtouren, darun- Lüsens und ließ sich mit einer Sänf- Ferners gegenüber und 5905 Pariser- ter Erstbesteigungen (z.B. 1896 te auf den vorspringenden Platz fuß über die Meeresfläche erhoben. den Südwestgrat der Wilden Leck) „Oberachsel“ gegenüber dem Nachdem Ihre Majestät unter einem durchgeführt. Fernerkogel tragen, um in einem dort vorbereiteten Zelte ausgeruht Am 17. September 1898 wurde das eigens aufgeschlagenen Zelt den und einen stürmischen Regenfall ab- Wilde Hinterbergl (3.322 m) zum Gletscher- und Panoramablick ge- gewartet hatte, während das Knal- ersten Mal über den Nordwestgrat nießen zu können. Die herrliche len der ungeheuren Hirtenpeitschen von den Geschwistern Rosa und Aussichtsstelle heißt dort noch und das Getön der Heerdeglocken, Carl Kirschbaum, Sektion Prag, be- heute „Marie-Louisen-Rast“. Die be- die Pöllerschüsse und die Musik der stiegen. wegungslos in den Sänften einge- Thäler ersetzte, kehrte der Zug wieder Unter den einheimischen Frauen klemmten Frauen froren oft stark, in das Alpenhaus, und nach Besich- gab es auch sehr schneidige Berg- außerdem schaukelte es entsetz- tigung des Details der Alpenwirth- steigerinnen, wobei eine junge lich. So manche adlige Frau fürch- schaft, in das Pfarrhaus nach Gries Praxmarerin vor der Hochzeit in die tete zu Recht, aus dem schwanken- zurück, wo abermals ein Feuerwerk Tiefe stürzte: „Die Wirthstochter, die den Stuhl in die Tiefe zu fallen. den geliebten Namenszug in benga- schöne Philomena Schöpf von Prax- ‚Der Bote von Tirol‘ vom 3. Juli 1828 lischem Feuer darstellte.“ mar, hat im Jahre 1875 beim Edel- schrieb darüber: „Am 25. Morgens 1887 stand erstmals eine Frau auf weißpflücken zu ihrem Brautkranz Erzherzogin Marie-Louise von Österreich bewegte sich der Reisezug (Anm.: dem Gipfel des Fernerkogels, ver- durch einen Sturz über eine hohe (1791–1847) vom Pfarrhaus Gries) in Tragses- merkt in den touristischen Infor- Felsenwand in jungen Jahren den Tod 46 47

langen ihm die Erstbesteigungen von Freihut (2.614 m), Koflerspitze (2.641 m) und Peiderspitze (2.808 m). Die 1879 ebenfalls vom hinte- ren Abschnitt des Fotscher Tales aus erfolgte Erstbesteigung der Lüsener Villerspitze (3.026 m), de- ren Gipfel „grösstenteils begrünt und leicht ersteiglich“ war, ist untrennbar mit den Namen der vier Innsbrucker Bergsteiger Leopold Seidler, Josef Tragseil, Bernhard Tützscher und Karl Wechner verbunden. Einer der schroffsten Gipfel der nördlichen Stubaier Alpen ist die Carl Gsaller, der Erste auf der Hohe Villerspitze (3.092 m), welche Hohen Villerspitze (3.092 m) Eine Alpinistin und ihr Begleiter am Gipfel des Fernerkogels um 1925; in der Bildmitte der von Ludwig Purtscheller 1894 mit Vordere und der Hintere Brunnenkogel einer „die Luft durchschneidenden len ein, der, ausgehend von der Stilettklinge“ verglichen wurde. An- Stöcklenalm im Oberbergtal und gefunden.“ Diesen Hinweis verdan- chen gehaltenen Vortrag von Franz ton von Ruthner beschreibt 1869 dem Horntaler Joch, über das so ken wir einem am 30. Jänner 1889 Nibler, welchen die ‚Augsburger diesen damals noch unbestiegenen genannte „Zuspitzl“ und den „Schie- in der Alpenvereinssektion Mün- Abendzeitung‘ veröffentlichte. Berg mit dem Satz: „Im Hintergrunde fen Gang“ die Südwestflanke zum droht der Hohe Villerspitz 9769 Fuss, Nordgrat und dann den Gipfel er- ein wahrer Bergunhold, dessen breite reichte, nachdem er gemeinsam mit Die „unersteigliche“ Hohe Villerspitze Massen von zu unterst bis zu oberst seinem Stubaier Führer Alois Tanzer aus in wilder Zerrissenheit überein- beim ersten Versuch am 1. Oktober Die Erstbesteigung des wild auf- rühmten Innsbrucker Bergsteiger- ander gethürmten und verschobenen 1877 gescheitert war. ragenden Schwarzhorns (2.813 gesellschaft „Wilde Bande“. Julius Felsen bestehen.“ „Der Hager (Habicht) im Gschnitz m) im östlichen Fotscher Kamm Prock gehörte ebenfalls zu dieser Als Erstbesteiger der Hohen Viller- und der Villerspitz und die Martins- gelang Karl Wechner am 15. Au- Gruppe und war 1876 als Erster auf spitze ging am 20. Juli 1878 Carl wand sind die höchsten im Land.“ gust 1868, einem Mitglied der be- dem Gaiskogel (2.820 m), 1888 ge- Gsaller aus Innsbruck in die Anna- Dieser während des 19. Jahrhun- 48 49

derts verbreitete Spruch zeigt, dass der Gegend behaupten, dass er ganz aus Zirl durch. Im August 1881 be- der Berge im Sellraintal durch die der kühne Felsbau und die Steilheit unersteiglich sei.“ zwangen die beiden den Zwiesel- Mitglieder des „Akademischen Al- der Hohen Villerspitze schon früh Purtscheller war der erste Alpinist, bacher Roßkogel (3.082 m) und die penklub Innsbruck“, die den Gasthof die Aufmerksamkeit der Stubaier der 1881 über den Nordwestgrat Kraspesspitze (2.953 m). Der Weg, „Zum Akademischen Alpenklub“ in Gämsjäger auf sich gelenkt hatten. den Hohen Seeblaskogel (3.238 den die Erstbesteiger am 1. Septem- Praxmar als Ausgangspunkt ihrer Auch im alpinen Schrifttum gibt m) erreichte. Der Hintere Brunnen- ber 1883 zum Gipfel des Gleirscher Bergtouren wählten. Die Klubmit- es zahlreiche Hinweise, welche auf kogel (3.326 m), dessen Fernsicht Fernerkogels (3.194 m) nahmen, glieder bestiegen alle wichtigen die mächtige Gestalt dieses Gipfels genauso wie jene des Fernerkogels ist im Wesentlichen mit dem heute Gipfel der Region, einige auf neuen im hinteren Fotscher Tal hinweisen, großartig ist, wurde erstmals von noch gebräuchlichen identisch. Routen. Am 6. Jänner 1896 gelang wenn es 1865 bei Ludwig Barth und Purtscheller im Sommer 1881 in 5½ Während der 1890er-Jahre be- die erste Winterbesteigung der Leopold Pfaundler heißt: „Der inte- Stunden bestiegen. Laut dem Frem- gann die planmäßige Erschließung Zischgeles-Spitze (3.005 m). ressanteste und höchste Punkt des denbuch der Franz-Senn-Hütte ganzen Alpeiner Kamins dürfte wohl standen am 16. Juli 1890 Hermann die Hohe Villerspitze sein, ein mit Meynow und Leon Treptow aus furchtbaren Wänden und zerrisse- Berlin mit den Bergführern David nen Graten reich bedachter Berg, von Pfurtscheller aus Stubai und Johann dem die meisten Jäger und Älpler in Unterwurzacher aus Neukirchen am Großvenediger als Erste auf den Gip- feln der Rinnen- spitze (3.006 m) und der Berglas- spitze (3.133 m). Die erste Bestei- gung des Hohen Seeblaskogels führte Purtschel- ler am 20. August Abendstimmung mit Blick auf die Stubaier und Ötztaler Alpen: 1881 in Begleitung eine Tourengeherin am Winnebachjoch (2.782 m), dem relativ leicht begehbaren des Gämsjägers Übergang vom Sellraintal (Längental, Lüsens) ins Ötztal (Sulztal, Längenfeld) zur Hoher Seeblaskogel − Ferdinand Gatt; um 1880 Franz Schnaiter Winnebachseehütte;1920er-Jahre. 50 51

Autorisierte Bergführer für anspruchsvolle Touren

Das schon 1870 tirolweit geregel- net sein. Ein physisches Gebrechen te Bergführerwesen spielte in den als Handikap − wie „Schwerhörig- Stubaier Alpen eine wichtige Rolle. keit, Kurzsichtigkeit, Verkrüppelung Auch die für das Sellraintal zustän- eines Gliedes etc.“ − durfte nicht dige Alpenvereinssektion Inns- vorliegen. Die Sektionen des Alpen- bruck war stets bemüht, die dort vereins holten über den jeweiligen arbeitenden Führer möglichst gut Gesundheitszustand ein Attest vom mit Rucksäcken, Seilen, Steigeisen, zuständigen Arzt ein. Außerdem Eispickeln, Laternen, Kompassen und anderen Gegenständen aus- zurüsten. Von 1876 bis 1900 erhöh- te sich die Zahl der autorisierten Bergführer in der Sektion Innsbruck (Bezirk Innsbruck-Land mit Stubai-, Gschnitz-, Obernberg-, Schmirn- und Sellraintal sowie den Umge- bungen von Matrei am Brenner, Wattens, Leutasch, Scharnitz und Seefeld) von 29 auf 97. Bei der Bergführerausbildung wa- ren beim Alpenverein kompetente und motivierte Lehrkräfte gefragt, z. B. Militärärzte für den Unterricht in Erster Hilfe oder Offiziere für das Kartenlesen. Nach Anneliese Gidl (Tiroler Heimat, 2005) musste ein Der Bergführer Alois Schöpf mit seinem angehender Bergführer vor allem Sohn Siegfried und dem Ehepaar Die Bergführerfamilie Schöpf – Alois und Josefa mit ihrem Sohn Siegfried (links) – „körperlich rüstig und kräftig“ sowie Gramshammer aus München vor der auf dem Balkon ihres Hauses in Praxmar; 1937 geistig zum Bergführerberuf geeig- Grubenwand; Mitte der 1930er-Jahre 52 53

wurde darauf geachtet, dass der Be- Temperament wurden ebenfalls vom Au/Oberperfuss, der am 20. August als neuer Träger Franz Adler, vulgo werber ein „nüchterner, verlässlicher Bergsteigerberuf ausgeschlossen, da 1895 zusammen mit dem Führer „Sandgruber“ (geb. 1876), Jäger Mensch“ und kein „unverlässlicher man befürchtete, sie könnten auf ei- Alois Hochrainer aus Hötting den in Gries Haus-Nr. 3, diese Tätigkeit notorischer Säufer“ war. Auskunft ner Hütte oder während des Führens Touristen Paul Haas auf die Hohe übernommen habe. In der Folge- darüber gaben den Sektionen die eines Touristen in eine Schlägerei Villerspitze brachte. Schlögl nahm zeit wurde Adler zum gefragten Gendarmen des betreffenden Ortes. verwickelt werden.“ Um autorisier- dann im März 1897 erfolgreich am Bergführer im Gleirschtal, wo 1926 Auch ein einwandfreier Lebenswan- te Bergführer von „wilden“ Führern in Innsbruck abgehaltenen Bergfüh- die Neue Pforzheimer Hütte unter del war sehr wichtig: „Unbeschol- abzugrenzen, wurden 1882 vom rerkurs teil. dem Hüttenpächter-Ehepaar Mi- tenheit war ein weiteres Kriterium Alpenverein eigene Plaketten ein- 1909 teilt die AV-Sektion Innsbruck chael und Rosa Gschwandtner aus für einen Bergführer, ein gutes Leu- geführt − die deutlich sichtbar an mit, dass in Gries im Sellrain der Trä- Völs eröffnete. Als Führer für dieses mundszeugnis Voraussetzung. Amts- der Jacke getragenen „Führerabzei- ger Eduard Haider (geb. 1862) im Hochtal wurde 1928 Franz Winkler bekannte Raufbolde mit jähzornigem chen“. 47. Lebensjahr gestorben sei und aus Haggen bestellt.

Bergführer und Träger im Sellraintal

Adolph Schaubach stellt für Lüsens- hann Rofner in St. Sigmund ge- Praxmar in seinem 1847 erschiene- nannt. 1881 und 1884 scheinen in nen Buch „Die deutschen Alpen“ Sellrain/Rothenbrunn Johann Hep- fest: „In letzterer Zeit, seitdem der be- perger, vulgo „Rädermacher“, und rühmte Lippen Lois nicht mehr führen Alois Jordan, vulgo „Walker“, auf. will, wird der Fernerkogl wegen seiner Die meisten Bergführer jener Zeit Gefährlichkeit kaum mehr bestie- stammten aus dem handwerklich- gen.“ Über Gries im Sellrain steht bei kleinbäuerlichen Milieu, da sie zum Schaubach: „Führer sind in Gries beim Überleben einen Nebenerwerb Geistlichen zu erfragen.“ Der damali- oder Zusatzverdienst brauchten. ge Grieser Kurat Nikolaus Kern hat- Hepperger war von Beruf Wagner, te 1864 den Fernerkogel über die Jordan Wollwalker. Brunnenkogelwände bestiegen. Zu diesen einheimischen Führern Als erste offiziell geprüfte Führer kamen noch geübte Träger, so etwa werden 1870 Josef Pairst und Jo- Alois Schlögl, vulgo „Salcher“, aus Blick auf den Fernerkogel vom Gallwieser Hochleger 54 55

Verzeichnisse der Berg- und Skiführer Das 1962/63 erschienene Taschen- Wegkenntnisse gefragt waren, buch für AV-Mitglieder nennt sechs mussten sie nun vor allem techni- 1929 gab es vier Bergführer im Sell- schenkriegszeit war auf dem 1908 autorisierte Bergführer. In Gries wur- sche Fähigkeiten zur Durchführung raintal: Franz Adler (geb. 1876; auto- eröffneten Westfalenhaus der sehr den Willi Haider (geb. 1926; 1959 von alpinen Hoch-, Kletter- und Ski- risiert 1910 – Gries), Josef Haselwan- angesehene Hüttenpächter Alois autorisiert) und Karl Wegscheider touren haben. ter (1901/1929 – Gries), Alois Schöpf Schöpf aus Praxmar tätig, der aus- (1931/1959) angeführt, in Praxmar (1890/1911 – Praxmar) und Franz gebildeter Berg- und Skiführer war. waren es Alois Melmer Winkler (1895/1929 – Haggen). Am Beim AV-Führerkurs in Innsbruck im (1911/1938), Alois Schöpf Bergführerkurs 1933 nahm der Hüt- September 1937 waren zwei Teil- (1927/1959) und Siegfried tenwirt Johann Zöttl von der Pots- nehmer aus St. Sigmund vertreten: Schöpf (1915/1938) sowie damer Hütte erfolgreich teil. Schon Alois Melmer (Praxmar) und Franz in Haggen Alfred Hepper- seit 1916/17 und während der Zwi- Rofner (Haggen). ger (1925/1958). Im angrenzenden Neder- tal/Ochsengarten war der Berg- und Skiführer Alois Burkert (1928/1962) zu Hause, der 1962/63 auch als Hüttenpächter auf der Pforzheimer Hütte im Gleirschtal genannt wird. Schon damals war im Tou- rismus eine Fremdsprache gefragt. Über Englisch- kenntnisse verfügten außer Burkert noch Weg- scheider sowie Alois und Siegfried Schöpf. Während zur Frühzeit des Der Autor Georg Jäger im Alter von neun Jahren Alpinismus im Sellraintal mit seiner Schwester Manuela nach einer von den Führern genaue anstrengenden Bergtour auf den Blick vom Roßkogelgipfel auf den Lüsener Ferner in den 1920er-Jahren Gelände-, Steig- oder Lüsener Fernerkogel am 15. August 1972. 56 57

Bergsteigergasthäuser, Hütten- und Wegbauten

Immer wieder werden in alten ist durch Vermittlung der Section Schriften die drei Bergsteigergast- Innsbruck eine Wirthschaftsconces- höfe in Juifenau, Praxmar und Hag- sion (nur für den Sommer an Franz gen erwähnt und lobend hervorge- Kirchebner in der Juifenau, 1313 m) hoben. Über das im Grieser Ortsteil ertheilt worden. Letzterer hat sein Juifenau stehende Gasthaus „Zum Gasthaus ‚Zum Alpenverein’ benannt Alpenverein“ erfahren wir 1893 in und bietet ausser gutem Wein und den ‚Mitteilungen des DuOeAV‘ Bier sowie schmackhaften Speisen Folgendes: „Im Sellrainthale, auf auch Nachtlager, eventuell Pension dem Wege von Gries nach Praxmar, (Preise mässig). Von der hübschen

Frühlingsskifahren 1929 – mit den Holzbrettern ging es für die Innsbrucker Ski-Fans auf die Suche nach den letzten verschneiten Hängen hoch oben in den Sellrainer Bergen; aufgenommen in Rothenbrunn, im Hintergrund die St.-Anna-Pfarrkirche Das Gasthaus „Zum Alpenverein“ in Juifenau − ein Reiseführer von 1929 nennt einen und das Badgasthaus. Bettpreis von zwei Schilling ohne, drei Schilling mit Heizung. 58 59

neuerbauten Veranda hat man sehr nicht vergessen wird; ein solches, mitiven Verhältnissen im Wirtshaus“ Lüsens noch keine Nächtigungs- schönen Blick auf den Fernerkogel. wie es nur in Tirol getroffen und von von Praxmar: „Die Verpflegung ist möglichkeiten an. Als Raststation wie als Sommerauf- dessen Eigenschaften nach wenigen einfach, aber gut; bei unserem Hier- Bei einer 1892 durchgeführten Ski- enthalt ist das Haus zu empfehlen.“ Menschenaltern die Welt nichts mehr sein feierte gerade das Fleisch ei- tour im Sellraintal kehrte der Alpi- Eduard Amthor schreibt in seinem wissen wird. Der Handschlag, mit nes Hammels in ungeahnten und nist Richard Hueber auf dem Weg 1869 erschienenen Tirolerführer dem der Wirth jeden Ankömmling schmackhaften Variationen wahre nach Kühtai auch im Berggasthaus über Praxmar: „Sommerfrischort der empfängt, ist bezeichnend für den- Triumphe.“ Haggen ein, welches den ‚Mitteilun- Innsbrucker Bürger; bei Lippen Lois jenigen, welcher derlei versteht – den Am 14. Oktober 1894 erhielt das gen des DuOeAV’ zufolge sehr ange- recht gut und billig.“ Besonderes Lob Übrigen vermöchte ich auch durch Wirtshaus den Namen „Gasthaus sehen war: „Das Wirtshaus zu Hag- über einzelne Gaststätten im Sell- weitere Schilderung die Gemüthlich- zum Akademischen Alpen-Club“ gen wird allseits gelobt. Und erhielten raintal findet sich 1876 beim deut- keit und Herzenswärme der Insassen (benannt nach dem deutschnatio- auch wir zu unserer Ueberraschung schen Reiseschriftsteller Heinrich nicht zu schildern.“ Der deutsche nal ausgerichteten Akademischen Fleisch, obwohl Fremde seit Monaten Noë: „Das Praxmarer Wirthshaus ist Tourist Karl Fundlach bemerkt im Alpenklub Innsbruck). Zu dieser nicht mehr erschienen waren.“ Die ein solches, welches der Fremdling Jahr 1910 zu „den noch etwas pri- Zeit bot der Kloster-Alpen-Gasthof auch in der Folgezeit rundum be-

Der Alpengasthof Praxmar zu Beginn der 1920er-Jahre Alpengasthaus „Marsoner“ in Haggen; frühe 1920er-Jahre 60 61

kannte Gaststätte „Marsoner“ hatte US-Präsidenten Theodore Roose- betheiligten im vollen Schmucke des freundschaftlich verbunden, so mit 1929 dreißig Gästebetten. Bei den velt (1901−1909), zehn Tage lang Winters am 30. Jänner 1899 empfing dem Zweig Innsbruck des Alpenver- Gerichten und Getränken legte man in Marsoners Gasthof, worüber der und mit dampfenden Genüssen be- eins, der „Wilden Bande“, der „Berg- großen Wert auf eine schmackhafte ‚Tiroler Anzeiger‘ (21. Jg.) berichtete: lohnte. Obwohl sich der Weissenkogl steiger-Gesellschaft Edelweiß“, dem Küche und verfügte über mehrere „Sie huldigten dem Fischereisport mit (3162 m) am Winnebachjoch, das Ziel „Realalpenklub“ sowie dem „Ski- Qualitätsweine, die der Besitzer Se- künstlicher Fliege, womit sie sehr gu- der folgenden Hochtour, bis nahe an Klub Innsbruck“. bastian Marsoner aus der eigenen ten Erfolg hatten. Sie gingen auch zur Praxmar hin mit beschwerlichem, Zu Beginn der 1920er-Jahre heißt Weinkellerei Marsoner und Rainer Pforzheimer Hütte im Gleirschtal und auch für die Reifen wenig tragfähi- es über die nach dem Ersten Welt- in Innsbruck bezog. Vom 3.−12. Au- nach Kühtai und waren voll des Lobes gem Schnee sattsam vertheidigte, er krieg an frühere Traditionen an- gust 1928 weilte der Arzt Dr. Richard über die Schönheit der Gegend und konnte uns nicht abschrecken und knüpfenden Winterfeste: „Die alten Derby mit Gemahlin Ethel, geb. die gute Verpflegung. Ihr eigenes Auto wurde unser.“ Ueberlieferungen konnten wir wie- Roosevelt, Tochter des vormaligen brachte sie nach Gries im Sellrain.“ Der „Akademische Alpenklub“ der einhalten. Unser liebgewordenes war mit anderen alpinen Vereinen Praxmar vereinigte jedes Jahr im Jän- Der „Akademische Alpenklub Innsbruck“

Im Winterhalbjahr 1892/93 grün- rüber es im Jahresbericht 1898/99 deten zwölf bergbegeisterte Stu- heißt: „In Praxmar, unserer alm- denten einer deutsch-freiheitlichen duftigen, vielbeliebten Hochwarte, Studentenverbindung unter Lei- nahm das Vereins-Stiftungsfest sei- tung des Nordtirolers Max Peer und nen Anfang. Am 9. Juni 1898 zogen des Südtirolers Franz Forcher-Mayr 29 bergfrohe Clubbrüder und Gäste den „Akademischen Alpenklub“ in dahin, um den uns längst vertrauten Innsbruck. Am 6. Mai 1893 fand die Gipfeln des Sellrainer Stockes unseren offizielle Gründungsfeier statt. Der diesjährigen Frühjahrsbesuch abzu- Leitspruch des Vereins lautete: „Ex statten.“ alpibus robur ac virtus – Aus der Ende Jänner 1899 kamen wieder Stärke und Kraft der Berge.“ 30 Teilnehmer nach Praxmar zum Ein besonders beliebter Treffpunkt sogenannten Winterfest: „Wieder der Klubmitglieder war nach 1894 war es Praxmar, welches die kälte- das Alpengasthaus Praxmar, wo- trotzende Truppe der am Winterfeste Der zur Gemeinde St. Sigmund gehörige Weiler Praxmar in den 1890er-Jahren 62 63

ner eine stattliche Anzahl Klubbrüder und wünschten, eine bessere Zukunft kamen StadtbewohnerInnen, die folgte der Aufstieg zum Schafleger zum Winterfeste, mit dem wir auch möge unserem gebeugten Volke wie- „dem Trubel des Alltags entrinnen“ (2.405 m) und die Abfahrt ins Sen- gleichzeitig das Julfest verbanden. In der beschieden sein. Der Jugendfroh- wollten, im Winter war die Hütte derstal zur Kemater Alm (1.673 m). bedeutenden Worten beleuchteten sinn dämmte bald die ernsten Gedan- Standquartier für eine Reihe von Danach wurde zum Hoadlsattel die Redner unsere Zeit, gedachten der ken zurück, und im fröhlichen Treiben prächtigen Skitouren (z.B. Schaf- (2.340 m) aufgestiegen und in die gefallenen Klubbrüder, deren Opfer verrann Stunde um Stunde, bis der legerkogel, Windegg). Sie war der Axamer Lizum abgefahren, bevor nicht umsonst gewesen sein sollen, Tag anbrach.“ Ausgangspunkt für den berühmten es noch zum Birgitzköpfl (2.050 m) „Fotscher Ski-Express“, der zum letz- hinaufging und abschließend die ten Mal 1969 durchgeführt wurde. Abfahrt über die Mutterer Alm nach Bau von Schutz- und Skihütten Dabei mussten die Skitourengeher Mutters erfolgte. eine 16 Kilometer lange Strecke Neben der „Fotscher Skihütte“ und Knapp vor dem Ersten Weltkrieg ment gezeigt. Am 31. März 1912 zurücklegen und 2.100 Höhenme- der „Eustachius-Hütte“ gab es seit und in der Zwischenkriegszeit schuf wurde die ganzjährig bewirtschafte- ter Aufstieg und 2.700 Höhenme- dem Winter 1932/33 für das an der Alpenverein in der Region Sell- te Fotscher Skihütte oder „Skihütte ter Abfahrt bewältigen. Nach dem Skitouren interessierte junge Pub- raintal nicht nur neue Bergsteige im Fotschertal“ in 1.520 m Seehöhe Start bei der Fotscher Skihütte er- likum im Fotscher Tal ein schönes und Gipfelwege, sondern errichtete eröffnet. Der hinter diesem Hütten- auch die drei alpinen Schutzhütten: bau stehende „Ski-Klub Innsbruck“ Westfalenhaus, Neue Pforzheimer entstand am 27. November 1906 zur Hütte und Potsdamer Hütte (siehe „Pflege des Schneeschuhlaufes“. Zu anschließende Kapitel). Als weitere dieser Zeit gab es in Innsbruck nicht bedeutende Stützpunkte für den mehr als 40 Skiläufer. Vor dem Bau Alpinismus waren in unmittelba- der neuen Fotscher Skihütte war die rer Nachbarschaft bereits 1885 die gepachtete und einfach eingerich- Franz-Senn-Hütte im Alpeinertal tete „Eustachius-Hütte“ (auch „Fot- (Oberbergtal, Neustift im Stubaital) scherhütte“) mit sechs Heulagern und 1901 die Winnebachsee-Hütte von den Mitgliedern des Ski-Klubs im Sulztal (Gries, Längenfeld im Ötz- als Standquartier aufgesucht wor- tal) entstanden. den. Darüber hinaus haben Innsbrucker Die Fotscher Skihütte stand auf ei- alpine Vereine bei der Errichtung nem Steinsockel und hatte norwe- Die Hütte des Ski-Klub Innsbruck im Fotscher Tal 1935. von Berghütten großes Engage- gischen Blockhausstil. Im Sommer Damals verfügte sie über 35 Matratzenlager. 64 65

Jugendskiheim. 1943 stand diese schertal (Sellrainer Berge, am Weg zur nach dem Ersten Weltkrieg von Der Besitzer des Alpengasthofes Unterkunft in Flammen, wozu es in Potsdamer Hütte) ist am 22. Januar der Sektion Pforzheim) als alpines Haggen setzte im Jahr 1928 den der Meldung einer Zeitschrift heißt: 1943 während dieser Beanspruchung Arbeitsgebiet gewählt wurden. Be- Ausbau von Wegen in der näheren „Das für Zwecke der vormilitärischen einem Brand zum Opfer gefallen und reits im Sommer 1911 wurden die Umgebung fort. Über die Mähder Jugenderziehung vorübergehend be- restlos vernichtet worden. Es ist nicht Markierung bzw. der Ausbau des am Ostfuß des Gaiskogels entstand anspruchte AV-Jugendheim im Fot- mehr benutzbar.“ Weges von St. Sigmund durch das ein bequemer Serpentinensteig. Gleirschtal über das Gleirschjöchl Auch der Weg, welcher von Haggen zur Zwieselbachalm realisiert. Da- am rechten Bachufer talauswärts Frühe Wegbauten des Alpenvereins durch konnte eine bequeme Ver- Richtung St. Sigmund und weiter bindung vom Sellraintal zum Gu- ins Gleirschtal führt und einen güns- Bereits 1898 führte ein von der falls ein 1898 von der AV-Sektion bener Weg und weiter ins mittlere tigen Zugang von Haggen zur Neu- AV-Sektion Innsbruck angelegter Innsbruck erbauter und – wie es Ötztal (Umhausen, Längenfeld) ge- en Pforzheimer Hütte bildet, wurde markierter Steig von Lüsens über 1898/99 heißt – durch das „weithin schaffen werden. ausgebessert und neu markiert. das große Horntal hinauf zum sichtbare Steinmännchen“ bezeich- Schafgrübler, was die Ersteigung neter Steig, der bis heute die wich- dieses teilweise noch bewachse- tigste Verbindung zwischen der nen Gipfels sehr vereinfachte. Unter Franz-Senn-Hütte und dem Lüsener den weiteren praktischen Arbeiten Ferner darstellt. dieser Sektion im Sellraintal ragen Nicht nur in Lüsens und Umgebung, 1901 noch drei Wegbauten hervor: wo man über das Horntaler Joch auf • Lüsens – Kleines Horntal – Ost- einem im Jahr 1892 gewissenhaft zunge des Lüsener Ferners (zur markierten Steig ins angrenzende leichteren Ersteigung des Ferner- Stubai zur Franz-Senn-Hütte gelan- kogels) gen konnte, sondern auch im Ober- • Praxmar – Schöntalbach – Achsel tal gab es vor dem Ersten Weltkrieg • Lüsens – Längentaler Alm – Win- interessante Bauvorhaben. Die ‚Mit- nebachjoch (als Verbindung zwi- teilungen des DuOeAV‘ gaben 1910 schen dem Sellrain- und Ötztal) ein erstes Bild über die Wegbauten Der zwischen Berglas- und Rinnen- im Gleirsch- und Kraspestal, wobei spitze eingeschnittene Übergang diese beiden Seitenarme von der Inneres Rinnennieder war eben- Sektion Cottbus (gegründet 1901, Skizze des Wegebaus im Längental zum Westfalenhaus; 1914 66 67

Das Westfalenhaus im Längental/Lüsens

Bereits in den 1880er-Jahren hat- eins den bezeichneten Bauplatz zu te sich die Wiener Gesellschaft „D‘ überweisen. So fehlt also einstweilen Sellrainer“ vergeblich bemüht, im nur eine Sektion, die den Platz bebaut Lüsener Längental einen Hütten- und das in Frage stehende herrliche platz zu erwerben. Auch der Aka- Stück Hochalpenwelt dem Touristen- demische Alpenklub Innsbruck, verkehre erschließt.“ der 1904 im nahen Senderstal die Zur gleichen Zeit kam es zur Grün- Adolf-Pichler-Hütte eröffnete, hatte dung der AV-Sektion Münster, wo- 1899 einen ähnlichen Plan, der aber rüber Rolf Henrichsen-Schrembs in „trotz Aufgebot großen Eifers auf un- seiner 2010 erschienenen Hütten- überwindliche Hindernisse“ stieß. geschichte schreibt: „Auf Einladung 1904 beschrieb Dr. Emil Pott aus von Intendanturrat Dr. Siemon trafen München in den ‚Mitteilungen des sich am 5. Dezember 1903 in Münster DuOeAV‘ dieses so begehrte Gebiet: im Weinhaus Schmedding 24 Damen „Eine gute Stunde von der Längenta- und Herren mit dem Ziel, die Sekti- ler Alpe entfernt, in der sogenannten on Münster des DAV zu gründen; 36 Lacken, habe ich einen prächtigen, Personen erklärten schriftlich ihren lawinensicheren Bauplatz mit gu- Beitritt, so dass sich die Zahl der Mit- tem Trinkwasser ausfindig gemacht. glieder am Gründungstag auf 60 be- Eigentümer dieses Platzes ist das lief. Schon in der Gründerversamm- Prämonstratenserstift Wilten bei lung tauchte der Gedanke auf, eine Innsbruck. Eine von befreundeter Sei- eigene Hütte zu bauen. Allerdings te an den Herrn Prälaten gerichtete sprach man hier noch von einer Mit- Anfrage, ob der Platz zu Bauzwecken telgebirgshütte im Teutoburger Wald, überlassen werde, wurde in der ent- die besonders der bergsteigerischen gegenkommendsten Weise dahin Jugend zur Verfügung gestellt wer- beantwortet, daß das Stift bereit sei, den sollte. Aber schon am 3. Novem- Westfalenhaus mit dem Lüsener Fernerkogel; 1930er-Jahre einer Sektion des D. u. Oe. Alpenver- ber 1904 berichtete der Vorsitzende 68 69

Dr. Siemon in einer außerordentli- Besichtigung des neuen Hütten- Die ersten 25 Jahre chen Versammlung über seine Reise platzes folgte. „Schon am 30. Mai in die Dolomiten zur Standortsuche 1906 wurde mit dem Grundbesitzer, Während zuvor die Bergtouren von zum Hausbau wurden zum größten einer Hütte. Die Verpachtung eines dem Stift Wilten in Innsbruck, ein Ver- der tiefer gelegenen Längentaler Teil durch Darlehensgaben von Sek- Grundstückes im Talschluss von Inni- trag über die Nutzung des Geländes Alm aus unternommen werden tionsmitgliedern aufgebracht, zwei chen wurde dort aber abgelehnt.“ abgeschlossen. Die Kosten für den mussten, wo sowohl Lager als auch größere Beisteuern wurden vom Zen- Im Nachhinein konnte die Sektion Hüttenbau sollten 15.000 Mark nicht Kost recht dürftig waren, so fanden tral-Ausschuß des D. u. Oe. Alpenver- über diesen negativen Bescheid überschreiten, sechs Betten zur Über- nun im Westfalenhaus 19 TouristIn- eins bewilligt. Den Grund und Boden, froh sein, da sie diese Schutzhütte nachtung waren geplant sowie ein nen (13 Betten und 6 Matratzen) ein auf dem die Hütte steht, hat die Sek- nach dem Ersten Weltkrieg entschä- großzügiges Gastzimmer. Das war geeignetes Nachtquartier. tion von dem Prämonstratenserstift digungslos verloren hätte. Auf der der Beginn unseres Westfalenhauses. Die ‚Mitteilungen des DuOeAV‘ be- Wilten bei Innsbruck, welchem jene Suche nach einem neuen Baugelän- Der Deutsche und Oesterreichische richteten von der Eröffnung:„Der Talgründe gehören, auf 30 Jahre ge- de kam das Sellraintal ins Gespräch, Alpenverein unterstützte den Hütten- nordwestliche Ast der sonst an Hüt- pachtet.“ weil die ursprünglich ebenfalls bau mit 4.000 Mark und am 3. Sep- ten so reichen Stubaier Gruppe litt Über die Einweihungsfeier schrie- interessierte Sektion Reichenberg tember 1908 wurde das Westfalen- bisher an dem Mangel an geeigneter ben die ‚Mitteilungen‘ u.a.: „Der Vor- offensichtlich keine Bauabsichten haus der Sektion Münster-Westfalen Touristenunterkunft, soweit es sich sitzende dankte, versicherte, daß im in diesem Gebiet mehr hatte. Eine feierlich eingeweiht.“ um den direkten Zugang von Inns- Westfalenhause stets Zucht, Ordnung bruck bzw. von Norden handelte. und gute Sitte herrschen sollen, gab Das Westfalenhaus liegt 2300 Meter eine Geschichte des Baus und ließ sei- hoch auf der Längentaler Alpe an ne formvollendete Rede ausklingen dem Touristenwege – früher angelegt in ein jubelnd aufgenommenes Hoch von der Sektion Innsbruck –, welcher auf die treu verbündeten Herrscher von Praxmar, der letzten Talstation Kaiser Franz Josef und Kaiser Wil- des Sellraintals, über das Winnebach- helm.“ joch – bei dem ein sehr bequem zu Der erste Hüttenwirt Josef Hasel- begehender Gletscher in ¾ Stunden wanter übernahm das Westfalen- Gehzeit zu überschreiten ist – nach haus für 200 Kronen Jahrespacht. der Winnebachsee-Hütte der Sektion Aufgrund des schlechten Sommers Frankfurt an der Oder und von da 1910 gewährte ihm die Sektion ei- über Gries im Sulztale nach Längen- nen Pachtnachlass in der Höhe von Einweihungsfeier für das Westfalenhaus am 3. September 1908 feld im Ötztale führt. (...) Die Mittel 30 Kronen. 1912 kehrten rund 300 70 71

HüttenbesucherInnen im Westfa- aufgrund der „Tausend-Mark-Sper- unserem Westfalenhaus. War es der Brinckmann, hatten alles sorgsam lenhaus ein. Den Ersten Weltkrieg re“ keiner der eingeladenen Gäste Sektion zu verdenken, daß sie trotz vorbereitet. (…) Aber da kamen die überstand die Schutzhütte unbe- von Deutschland nach Österreich aller Schwere der Zeit das 25jährige bekannten politischen Ereignisse. Sie schadet. Das Westfalenhaus war einreisen konnte. In den ‚Mitteilun- Bestehen der Hütte an Ort und Stelle duldeten nicht, daß am 3. September aber vorübergehend geschlossen, gen des DuOeAV’ war zu lesen: feiern wollte? Der verdiente 1. Vorsit- 1933 Festjubel im Westfalenhaus er- weil der Hüttenpächter Alois Schöpf „St. Maria Magdalena ist (seit 1930) zende, Herr Geheimrat Leggemann, klang. Einsamkeit lag über unserer in den Krieg zog. zum schmucken ‚Alpengasthof Lü- und der stets eifrige Hüttenwart, Herr Hütte.“ 1921 suchten das Westfalenhaus sens’ ausgebaut, und die freundlichen bereits 685 BesucherInnen auf. Zur Patres gewähren gern ‚Unterkunft’, 1933 begangenen 25-Jahr-Feier aber ein berauschender Zauber voll Zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus kamen nur wenige Menschen, weil Schönheit liegt unverändert über Während des Zweiten Weltkriegs nisters Dr. Arthur Seyß-Inquart (Ver- dienten die Schutzhütten der einsführer des DAV) möglich. Den- kriegsbezogenen Ausbildung der noch war der Staat daran interessiert, Bergsteigerjugend und waren für die Hütten weiter zu bewirtschaften die Abhaltung von Gebirgsjäger- und zwar im Sinne einer vormilitä- kursen ideal geeignet. Franz Haar- rischen Erziehung der Jugend.“ Die hoff führt 1988 in der Festschrift zur völlige Integration des Alpenver- 80-Jahr-Feier des Westfalenhauses eins in das nationalsozialistische noch eine zusätzliche Funktion an: System illustriert folgendes Zitat, „Viele Verletzte und Fronturlauber aus einem 1940 in den ‚Mitteilun- fanden Ruhe und Erholung in unse- gen des Deutschen Alpenvereins. rem Haus.“ Die weitere Entwicklung Deutscher Bergsteigerverband im hat Rolf Henrichsen-Schrembs so NS-Reichsbund für Leibesübun- beschrieben: „Im Zweiten Weltkrieg gen, Jg. 1939–1940‘ abgedruckten gab es nur wenig Kontakt zwischen Artikel über Jugendskifahrten oder dem Hüttenwart in Münster und der „Junghochland“ im Sellraintal: Hüttenwirtin im Sellrain, die den Be- „Eine besondere Frucht dieser alpi- trieb so gut es eben ging aufrecht nen Erziehungsarbeit besteht darin, TouristInnengruppe vor dem Westfalenhaus − ganz rechts der Berg- und Skiführer hielt. Hüttenbesuche waren nur mit daß diese geschulte Jugend, schon Siegfried Schöpf; Ende der 1930er-Jahre einem Sonderausweis des Reichsmi- geländegängig gemacht, der Hoch- 72 73

gebirgstruppe als willkommen ge- grad durchgeführt. Da ein großer Teil schon seit 30 Jahren in den Sellrai- auch weiterhin tun. Mögen die vielen, heißener Nachwuchs dient. Die neue der Jugendwarte des DAV diesen ner Bergen Heimstätten nicht nur im welche nun aus allen deutschen Gau- Dienstanweisung für die HJ-Berg- Prinzipien schon seit Jahren huldigt, ideellen, sondern auch im wirklichen en unser Tal und seine Berge besu- fahrtengruppe des DAV, wie nun in ist vielfach eine Umstellung in der Sinne geschaffen. Die Wiederverei- chen und hier Freude, Kräftigung und Zukunft die Jugendgruppen genannt Betreuung der Bergfahrtengruppen nigung Tirols mit dem Deutschen Erholung finden werden, sich auch werden, sieht neben der Grundausbil- nicht nötig.“ Reiche im Jahre 1938 hat daher eine der tausendjährigen Arbeit erinnern, dung Leistungsgruppen vor. Mit die- Der Innsbrucker Landesarchivdirek- schon angeknüpfte Verbindung mit die hier deutsche Bauern geleistet sen Leistungsgruppen, in denen man tor und Landeshistoriker Otto Stolz neuem Leben erfüllt und wird dies haben und weiterhin leisten werden.“ zum Bergsteigen besonders geeig- äußerte sich 1939 über den Alpinis- nete Jungen zusammenfaßt, werden mus im Sellraintal mit großdeut- unter geeigneter Leitung Skifahrten scher und nationalsozialistischer Ein Gauhaus in Lüsens mit höher gesteckten Zielen und im Diktion: „So haben sich verschiedene Sommer auch Kletterfahrten bis zu Zweige des Alpenvereins und damit Tagebuchnotizen aus dem Jahr Innsbruck errichtete gleichnamige einem angemessenen Schwierigkeits- der deutschen Volksgemeinschaft 1941 geben Einblick in die dama- Verwaltungsgebäude, das heutige ligen Verhältnisse: „Herrlicher Tag. Landhaus. Franz Hofers geräumige Mache mich auf nach Klosterhof Lü- Jagdhütte steht heute noch am Wal- sens am Fuß des Ferner Kogel(s). Herr- desrand in der Nähe des Fernerbo- licher Weg. Gespräche mit den serbi- dens, wo ein viel begangener Steig schen Gefangenen. Der Landeshpt. zur Längentaler Alm und weiter (Anm.: Landeshauptmann) der Gau- zum Westfalenhaus führt. leitung bläht sich auf. Gespräch mit Die 1990 von Erna Ruetz verfasste dem Traktorenführer. Ferner klagt die Grieser Ortschronik enthält auch auf Pächtersfrau, daß sie die Wirtschaft die Kriegsjahre bezogene Hinweise: ohne ihren eingezogenen Mann nicht „Bald mussten die jungen Männer von bewältigen kann. Wie ihr helfen. (…) den Höfen einrücken. Und als die Lage Im oberen Lüsens Tal hat Gauleiter mit Fliegerangriffen in Tirol brenzli- Hofer sich ein Jagdhaus bauen las- cher wurde, füllten Flüchtlinge und sen.“ landwirtschaftliche Fremdarbeiter Dieses Gebäude wird im Volksmund die Lücken der eingerückten Männer bis heute „Gauhaus“ genannt, in aus. In den meisten Höfen waren Be- Das Westfalenhaus mit gehisster Hakenkreuzfahne; 1943 Anlehnung an das von den Nazis in kannte oder Verwandte beherbergt, 74 75

kamen ins Dorf. Flughel- die Bergmesse. Ein neuer Winterraum vor 1970 mit Kosten von 250.000 DM ferinnen und Flugpersonal wird für 30.000 Schilling gebaut; 1961 zeigte schon damals welche Summen waren in den Gasthäusern neue sanitäre Anlagen mit einem so eine Hütte benötigt. Als Hilfsaktion untergebracht. Sie muss- Zuschuss von 2000 DM vom Land- zur Finanzierung der Hütte wurde der ten das Herannahen der schaftsverband Westfalen-Lippe. ‚Zehnerklub’ gegründet: ein Jahr lang feindlichen Flieger nach 1964 wird die Materialseilbahn in Be- 10 DM zusätzlich zum Vereinsbeitrag. Innsbruck weiter melden. trieb genommen, finanziert zu einem Fast auf den Tag genau, am 10. Sep- Bei einem solchen Überflug kleinen Teil durch Beitragseinnahmen tember 1983, fand dann die 75-Jahr- fiel ein Blindgänger auf den und Spenden zum größten Teil natür- feier des Westfalenhauses statt“, fasst Juifen. Auch von einem De- lich durch Zuschüsse vom Hauptver- Henrichsen-Schrembs die Nach- serteur weiß man, der sich ein wie es ja auch früher und heute an- kriegsjahre zusammen. Allein zwi- Das 1941 als Jagdhütte errichtete „Gauhaus“ beim angeblich im Narötzerwald ders nicht möglich ist. Die notwendige schen 1970 und 1987 stieg die Zahl Fernerboden, danach als Jugendheim „St. Georg“ und in den Knappenlö- Erweiterung des Hauses in den Jahren der Tagesgäste von 900 auf 4.000. der Stiftspfarre Wilten genutzt; 1949. chern versteckt hielt und dem seine junge Frau heim- die in das fast sichere Gries geflüchtet lich Essen brachte. Wahrscheinlich waren. Auch Südtiroler Umsiedler und wussten auch die Gendarmen davon, Bombengeschädigte aus Innsbruck drückten aber beide Augen zu.“

Nachkriegszeit

Nach dem Ende des Krieges ent- Sektion Münster die Erlaubnis das eigneten die Alliierten deutsches Westfalenhaus zu besichtigen, am Eigentum. Treuhändisch wurde das 1. Juli 1956 bekam die Sektion ihre Westfalenhaus der Sektion Edelweiß Hütte wieder. in Wien übertragen, Verwalter war Am 31. August und 1. September wie bei vielen anderen deutschen 1957 wurde das 50-jährige Beste- Hütten der leitende OeAV-Funktio- hen des Westfalenhauses gefeiert – när Hofrat Martin Busch. Erst im Au- um ein Jahr zu früh: „Prof. Hermann gust 1951 erhielt der Vorstand der Volk, später Kardinal von Mainz, liest Westfalenhaus und Hoher Seeblaskogel; 1950er-Jahre 76 77

Sauberer Strom und eine Generalsanierung dacht wurde. Auch im Jahr 2009 blieb arbeiten. Das ‚alte’ Westfalenhaus ist das Westfalenhaus trotz der äußerst verschwunden, an seine Stelle ist das In den Jahren vor der Jahrtau- nanzielle Unterstützung. umfangreichen Bauarbeiten dank des ‚neue’ Westfalenhaus in einem zeit- sendwende wurde die Energie- Am Ende der zweijährigen Sanie- vorbildlichen Einsatzes unseres Wir- gemäßen Kleid getreten, gut gerüstet versorgung der Hütte durch eine rung wurde gefeiert, worüber Rolf tes für die Öffentlichkeit geöffnet. Am für die nächsten 100 Jahre.“ Eine mit Kombination von Photovoltaik Henrichsen-Schrembs schreibt: 10. September feierten wir mit einem dem Stift Wilten getroffene Verein- und Wasserturbine nachhaltig ver- „Diese drei Tage wird keiner der Müns- festlichen Wochenende bei herrlichs- barung sichert den Bestand des bessert, nur noch ausnahmsweise teraner oder Paderborner (unsere tem Wetter den Abschluss der Bau- Westfalenhauses bis in ferne Zeiten. muss seither das Dieselaggregat Partnersektion beteiligt sich mit ei- zur Stromerzeugung eingeschaltet ner äußerst großzügigen Spende an werden. 2007 begann eine Gene- den Umbaukosten) vergessen, allein Das Arbeitsgebiet der Sektion Münster ralsanierung, weil die Hütte nicht schon wegen des 40 cm Neuschnees mehr den behördlichen Auflagen in knapp zwei Tagen. Nach der Berg- Das Arbeitsgebiet der Sektion Schneeschmelze die Wege und entsprach. Dafür gab es sowohl vom messe im Schnee weihte der Erzbi- Münster umfasst den Zugang von Steige bei einem Kontrollgang aus- Hauptverein als auch vom österrei- schof von Paderborn das Haus, wobei Lüsens bzw. Praxmar zur Hütte zubessern. Weiters müssen die Mar- chischen Staat die notwendige fi- die Küche mit einem extra Segen be- (Sommerweg), weiters die drei kierungen aufgefrischt werden, was Übergänge vom Westfalenhaus das schwere Schleppen von Farb- zum Längentaler Joch, zum Win- kübeln bergwärts erfordert. Eine nebachjoch und zur Zischgen- weitere Arbeit ist das Abschneiden scharte sowie den Weg von Prax- von Stauden und Sträuchern, die mar zum Satteljoch. Dazu kommen sonst so manchen tiefer gelegenen die Steige zu den umliegenden Wegabschnitt überwuchern wür- Bergen (Längentaler Weißenkogel, den. Dass abgerutschte Wegstücke Hoher Seeblaskogel, Vorderer und und weggespülte Steige zu erneu- Hinterer Brunnenkogel, Lüsener ern sind, ist selbstverständlich. Ein Fernerkogel, Schöntalspitze, Gru- Wege-Gütesiegel des Landes Tirol benwand, Zischgeles und Lamp- zeigt, dass der Wegwart und seine senspitze). freiwiligen Helfer (darunter auch Zur ersten Aufgabe des ehrenamt- der Hüttenpächter) die Wege beim lich tätigen Wegwarts der Sekti- und zum Westfalenhaus gut in Das sanierte Westfalenhaus mit dem Lüsener Fernerkogel und dem Längentaler Ferner on gehört es, jedes Jahr nach der Stand halten. 78 79

Die Pforzheimer Hütte im Gleirschtal

Seit 1901 hatte die am 28. De- Standortsuche unter Beteiligung zember 1891 gegründete Sektion seines Onkels Adolf Witzenmann: Pforzheim ihre erste Schutzhütte „Nach dem Ersten Weltkrieg nahm in 2.250 m Seehöhe bei Schlinig in der Alpinismus, der gesamte Alpen- der Sesvennagruppe (Südtirol), die verein, wie auch unsere Sektion einen aber nach dem Ersten Weltkrieg großen Aufschwung. 1925 hatten vom italienischen Staat enteignet wir weit über 600 Mitglieder. Unsere wurde. Daraufhin folgte ein zweiter Sektion verstärkte unter der Leitung Anlauf der Sektion in den Sellrainer Adolf Witzenmanns ihr bisheriges Bergen. Wirken. Nachdem es anfangs der Dr. Walter Witzenmann (1908– zwanziger Jahre klar geworden war, 2004), der langjährige erste Vorsit- daß mit einer Rückgabe der verlore- Die Neue Pforzheimer Hütte in den 1930er-Jahren zende der Sektion (1944–2004), be- nen (Alten Pforzheimer) Hütte nicht richtet 1984 als Zeitzeuge über die mehr gerechnet werden konnte, rich-

Auf dem Gleirschjöchl, der kürzesten Verbindung zwischen St. Sigmund im Sellrain und Umhausen/Niederthai im Ötztal; 1929 Auf dem Gipfel der Samerschlagspitze oberhalb der Pforzheimer Hütte; um 1929/30 80 81

tete sich die Tätigkeit der Sektion auf ganz wenigen Gebiete in dem für 1898 anschaulich beschrieb, wan- Architekten Othmar Sehrig, einem be- den Bau einer neuen Hütte in einem den Alpenverein noch zugänglichen derten im Sommer 1924 zwei Mitglie- kannten Bergsteiger und alpinen Ski- neuen möglichst noch unerschlos- Teil der Ostalpen, das fast noch un- dergruppen unserer Sektion, um den läufer anvertraut. Am 17. Dezember senen Gebiet. Schon Ende 1922 in erschlossen war. Es waren die den Hüttenplatz auszusuchen. (...) In Küh- 1924 wurde in der Sektionshauptver- der Hauptversammlung vom 19. De- nördlichen Stubaier Alpen zugehö- tai trafen wir den bekannten Berg- sammlung der einstimmige Beschluß zember wurde der Entschluß dazu rigen Bergketten um das Sellrainer steiger Dr. Anton Tschon, der dort im gefaßt, die Neue Pforzheimer Hütte gefasst. Doch erst nach Stabilisierung Gleiersch- und Kraspestal, Gebiete, Wald eine Berg- und Jagdhütte besaß. zu bauen. Im Juli 1925 wurde der Bau der Währung konnte an die Verwirk- die seit der Erschließung am Ende des Er kannte jeden Weg und jeden Stein an die Firma Seraphin Pümpel verge- lichung des Baues herangegangen vorigen Jahrhunderts durch Mitglie- im ganzen Gebiet, und er wollte uns ben, die im Oktober des gleichen Jah- werden.“ der des Akademischen Alpenclubs auch am nächsten Tag, am 27. Au- res den Rohbau beenden konnte. Im Wie kam diese alpenferne Sektion Innsbruck, besonders durch Franz gust 1924 zum Platz führen, wo die Frühsommer und Sommer 1926 wur- auf das Arbeitsgebiet im Gleirsch- Hörtnagl, wieder recht einsam und Hütte erbaut werden sollte. (...) Grau- de die Hütte fertiggestellt und einge- tal? „Dem Rat von Innsbrucker Freun- verlassen waren. In diese Weltabge- es, nebliges Wetter war es. In St. Sig- richtet. Mit einer großen, durch Böller- den folgend, fanden wir eines der schlossenheit, die Franz Hörtnagl mund trafen sich beide Gruppen und schüsse und Musikkapellen akustisch stiegen zum Platz auf, wo die heutige untermalten, glanzvollen Feier, bei Hütte steht. Viel mehr als 20 Meter sah der über 250 Teilnehmer versammelt man damals nicht, und wir mußten waren, Sektionsmitglieder, andere Al- alle der berühmten Ortskenntnis von penvereinsmitglieder, Freunde, Ehren- Dr. Tschon vertrauen. Die Planung gäste und Einheimische, wurde sie am der Hütte wurde dem Innsbrucker 5. September 1926 eingeweiht.“

Das „Adolf-Witzenmann-Haus“

Die Neue Pforzheimer Hütte (2.308 zenmann (1872–1937) war ein ganz m) oder das „Adolf-Witzenmann- wichtiges Mitglied des Alpenver- Haus“ trägt den Namen eines Man- eins im Hauptausschuss von 1930 nes, der für die Erschließung der bis 1937, der beim Verwaltungsaus- Berge des Gleirschtales als Alpinist, schuss das oberste Amt im Wege- Skitourengruppe bei den Gleirschhöfen (um 1929/30): die Alpinistin im Vordergrund Lichtbildner und Schriftsteller her- und Hüttenbau zwischen 1934 und mit heutzutage undenkbarer Bekleidung vorragend gewirkt hat. Adolf Wit- 1937 bekleidete. Zugleich war er 82 83

In einem 1932 geschriebenen Bei- Hütte kam es zur Einquartierung Alpenvereins“ auf der Pforzheimer trag über die Pforzheimer Hütte derartiger Jungmannschaften, die Hütte: „Ausser wundervollen Blicken und ihr Gebiet begründet Adolf speziell für den Alpenverein ge- in die Welt der Stubaier Berge und der Witzenmann die Notwendigkeit gründeten Gebirgsformationen der Beobachtung von Murmeltieren und eines Hüttenbaus an diesem Platz: Hitlerjugend (HJ) waren. Aus einem einer Gemse aus nächster Nähe bot „Insbesondere entbehrte eines der Bericht von Th. Herzog lassen sich der Tag noch als Kuriosum zwei rie- schönsten Sellrainer Seitentäler, das unmittelbare Auswirkungen des sige Bombentrichter auf dem Zisch- zu stolzen, gletschergeschmückten Krieges auf das Sellrainer Bergge- kenferner, von Notwürfen am 19. Juli Gipfeln führende Gleirschtal, eines biet ablesen. Herzog war vom 19. 1944 herstammend, jenem Tag, an Stützpunktes für Bergsteiger. Die- bis 31. Juli 1944 als Leiter einer „Al- dem auch eine AV-Hütte in der Nähe se Lücke soll die Neue Pforzheimer penfahrt der Bergfahrtengruppe (Anm.: Westfalenhaus) mit Bordwaf- Hütte füllen. Neben dem Gleirschtal des Zweiges Jena des Deutschen fen angegriffen worden sein soll.“ und seinem Bergkranz umfaßt das Adolf Witzenmann (1872–1937) Arbeitsgebiet der Sektion Pforzheim noch ein weiteres Sellrainer Seitental, Ruhige und schöne Skitourenberge Vorstand der Sektion Pforzheim von das kurze Kraspestal und die es um- 1921 bis 1937. Während der 1930er- schließenden Gipfel.“ Adolf Witzen- Im Lawinenwinter 1950/51 wurde war eine gründlichere Erforschung Jahre geriet Adolf Witzenmann wie mann bestieg sämtliche 56 Gipfel die Neue Pforzheimer Hütte teilwei- der Gleirschtalberge möglich. Damit viele andere Männer im Alpenver- im Gleirsch- und Kraspestal. se zerstört. Die Hüttenwirte, wel- zog in diese ruhige Tiroler Region ein in das politische Fahrwasser des Während des Zweiten Weltkriegs che damals das Brennholz von den etwas Leben ein, und auch die Inns- Nationalsozialismus. Ein wesent- war auch diese AV-Hütte ein Stand- Gleirschhöfen holen mussten (weil brucker hatten nun im Sommer und licher Schritt zur Anpassung des ort beurlaubter Wehrmachtsange- in nächster Umgebung die Wälder Winter eine Anlaufstelle, von der aus reichsdeutschen Alpinismus war höriger und – aufgrund der Si- abgeholzt waren), waren auch maß- sie rasch mitten in den Bergen waren. die Einführung von Bergsteiger- cherheit vor dem Luftkrieg – eine geblich beim Aufstellen von Gipfel- Auf dem Weg zur Hütte, die in knapp Gauführern als einzige offizielle Ver- Unterkunft für Erholung suchende kreuzen beteiligt, die in ihrer unter- drei Stunden Gehzeit von St. Sigmund treter der deutschen Bergsteiger- GroßstädterInnen mit ihren Kin- schiedlichen Form ein altes sakrales aus bequem zu erreichen ist, trifft organisationen in ihrem Gau. Adolf dern. Knapp vor Kriegsausbruch Brauchtum verkörpern. man auf die Gleirschalm, die vor dem Witzenmann, welcher auch der Sek- wurden alle bisherigen AV-Jugend- Zur 75-Jahr-Feier der Neuen Pforz- eigentlichen Aufstieg noch zu einer tion Bayerland angehörte, vertrat gruppen offiziell zu „HJ-Bergfahr- heimer Hütte 2001 schrieb der Sek- kurzen Rast einlädt. Hier tummelt die Sektion Pforzheim für den „Gau tengruppen im DAV“ umbenannt. tionsvorsitzende Rolf Constantin: sich auf einem weiten Talboden ein XIV Baden“. Auch auf der Neuen Pforzheimer „Mit der Neuen Pforzheimer Hütte buntes Tierleben. Die Haflingerzucht 84 85

lässt jeden Bergwanderer einen Halt rer in der ruhigen Umgebung der Hüt- der Großvenedigergruppe über tig, um eine zeitgemäße Bergstei- einlegen und besonders Kinder sind te unschwer Erholung für Geist und die Stubaier und Ötztaler Alpen ger-Unterkunft zu schaffen. Dazu von der Anmut der verspielten Fohlen Seele, zumal das Haus nicht an einer bis hinunter zum Inntal reicht. Der zählen eine Quellfassung, die Was- begeistert. Im Winter führt von hier bekannten Wegstrecke liegt. Gerade schönste Skiberg im Bereich der ser auch im Winter und hohe Trink- eine rasante Rodelbahn zurück nach deshalb verbringen viele Bergwande- Pforzheimer Hütte ist die südlichste wasserqualität sicherstellt, die Er- St. Sigmund. Wandert man weiter, rer aus der Stadt Pforzheim und dem Sonnenwand (3.091 m). neuerung des Materialaufzugs, der kann man vom Materiallift gegen Enzkreis einige Tage hier oben und Aus den bescheidenen Anfängen Umbau des gesamten Küchentrakts eine geringe Gebühr sein Gepäck zur sind jedes Mal erneut von der Lage hat sich die Schutzhütte zu einer mit einer Wärmestube zum Trock- Hütte hinaufgondeln lassen und so des Hauses und dem Geist, der hier stattlichen Unterkunft entwickelt. nen der Kleider, die Verlängerung unbeschwert die letzten 200 Meter herrscht, begeistert.“ 1967 und 1968 kam es zu einem des Hauses, ein neuer Zugang zum Anstieg packen. Die Pforzheimer Hüt- Einer der besten Aussichtsgipfel im ersten größeren Hüttenumbau. In Haus sowie die Neugestaltung des te liegt auf einem Hochplateau, das Arbeitsgebiet der Sektion Pforz- den letzten Jahren investierte die Außenbereiches und der sanitären bis zum heutigen Tag von keiner Bahn heim ist der Zwieselbacher Roßko- Sektion Pforzheim nochmals kräf- Einrichtungen. erschlossen ist. So finden Bergwande- gel (3.082 m), wobei der Blick von

Gleirscher Fernerkogel vom Zischgeles; 1929 Die Pforzheimer Hütte heute 86 87

Die Potsdamer Hütte im Fotscher Tal

Die am 15. März 1907 gegründete Artikel anlässlich deren 75-Jahr-Ju- Sektion Potsdam im DuOeAV richte- biläums 2007. Die als Standquartier te einen eigenen Hüttenfonds ein, in einem erlesenen Skigebiet auf für den unter dem ersten Vorsitzen- der so genannten „Glöck“ (einem den Dr. med. Keßner fleißig gespen- kleinen Plateau oberhalb der See- det bzw. gespart wurde. Während alm) entstandene Hütte war mit des Ersten Weltkriegs zählte die einem guten Übungsgelände in Sektion 87 Mitglieder, 1923 waren Hüttennähe verbunden. Die neue es bereits 370. 1925 gab es die ers- Potsdamer Hütte war keine Konkur- ten Planungen und Vorbereitungen renz für die Fotscher Skihütte des für eine Schutzhütte in den Sellrai- Skiklubs Innsbruck, weil Letztere in Eine der ältesten Ansichten der Potsdamer Hütte (2.020 m) − die Karte wurde ner Bergen. erster Linie für die Besteigung des am 7. März 1932 vor der offiziellen Eröffnung geschrieben. „Es entsprach nicht nur dem Zeitgeist Schaflegerkogels und des Fotscher des frühen 20. Jahrhunderts, ein eige- Windeggs über die Almindalm in nes Unterkunftshaus in den Bergen Betracht kam. Dagegen bildete die zu haben, sondern vor allem auch Potsdamer Hütte für Skitouren im der ungeheueren Freude am Bergstei- hinteren und fast unterkunftslosen gen bei den Mitgliedern der Sektion Fotscher Tal (nur in der Kaseralm Potsdam und ihrer Begeisterung für konnte man schlecht und recht die damals aufstrebende Sportart übernachten) auf den Roten Kogel des Skifahrens, die das Projekt einer und den Wildkopf einen willkom- eigenen Schutzhütte in den Alpen menen Stützpunkt. beflügelten. Dazu kam eine gehörige „Die damalige Vorstandschaft der Portion Mut und großes ehrenamt- Sektion Potsdam, bestehend aus liches Engagement als Vorausset- Dr. Herberg, Carl Gottwald und zung, einen Hüttenbau in den Alpen Erich Fromm, beschloss 1925 bei der anzugehen.“ Mit diesen beiden Sät- Hauptversammlung des DuÖAV in zen beginnt Brigitte Schmidt die Innsbruck, sich für einen Hüttenbau Geschichte der Potsdamer Hütte einzusetzen. Die damals junge Sek- Die Potsdamer Hütte heute (2.020 m) im Fotscher Tal in einem tion Potsdam zählte gerade einmal 88 89

Hütte wuchs nun ten. Der Berg- und Skiführer, Gitarre-, sche Schulung wurde also – wie es im Eiltempo, da Harfen- und Zitherspieler, Jodler und in den damaligen AV-Mitteilungen der Materialtrans- Hüttenwirt Hanns Zöttl wurde dar- heißt – unverändert auch im Kriege port durch Mensch aufhin bis nach England geschickt, als „Teil der Wehrhaftmachung und (bis 60 kg) und Tier um für den danieder liegenden Touris- -erhaltung des Deutschen Volkes“ (120 kg) Tag und mus in Tirol zu werben! Er stellte sich gesehen und musste auch vom ver- Nacht erfolgte! So u.a. in London auf ein Hausdach und anstaltenden Zweigverein/Sektion konnten die ersten fing zu jodeln an. 1934 wurde Hans Potsdam erfüllt werden. Hüttenwirte, Kathi Zöttl jun. auf der Potsdamer Hütte 1940 hielten sich mehrere deut- und Hanns Zöttl geboren, wozu eine Hebamme aus sche Jugendgruppen („Junghoch- aus Kufstein, schon Sellrain per Pferd zur Potsdamer Hüt- land“) im Gebiet der Potsdamer im Dezember 1931 te gebracht worden war. 1936 wurde Hütte und Umgebung auf, denen Skitour auf den Roten Kogel in den 1920er-Jahren die Hütte beziehen, zwar die Einreisesperre aufgehoben, als Standquartier die Jugendher- die allerdings noch doch nach Ausbruch des Zweiten berge im Fotscher Tal diente. Über 512 Mitglieder. Durch den Beschluss fast im Rohbauzustand war. Die offi- Weltkriegs wurde Zöttl eingezogen diese Jugendskifahrten der HJ- der Hauptversammlung wurde dann zielle Eröffnung der Potsdamer Hüt- und fiel 1942 im Kaukasus. Seine Frau Bergfahrtengruppe des Deutschen im November 1927 unter dem Vorsit- te erfolgte schließlich im Juli 1932.“ Kathi bewirtschaftete trotzdem die Alpenvereins wird in den ‚Mitteilun- zenden Carl Gottwald der Hüttenbau Die Hütteneinweihung nahm am Potsdamer Hütte alleine mit ihren gen des Deutschen Alpenvereins. in die Wege geleitet. Der erste Spa- 24. Juli 1932 der Sellrainer Pfarrer kleinen Kindern in vorbildlicher Weise Deutscher Bergsteigerverband im tenstich erfolgte im Juni 1931. Die Anton Peer vor. bis 1946.“ NS-Reichsbund für Leibesübungen, In den Wintermonaten 1938/39 und Jg. 1939–1940‘ recht ausführlich 1939/40 fanden auf der Potsdamer berichtet: „Vier Tage hintereinander Unruhige Zeiten Hütte jeweils von Mitte Dezember stieg ‚Junghochland‘ froh beschwingt bis Ende April Lehrgänge für den den Gipfeln entgegen, die mit weiten Während der 1930er-Jahre bra- Österreich einreisen wollten, 1000 alpinen Skilauf und das Winterberg- Rundblicken reichlich die Mühen des chen turbulente Zeiten an, worüber Mark zu bezahlen hatten. Mit der steigen statt. Der Skibergführer Aufstieges aufwogen und mit pulver- Schmidt schreibt: „Ein schwerer Weltwirtschaftskrise im Hintergrund und Skilehrer Hanns Zöttl führte schneegesegneten Hängen überreich Schlag nicht nur für die Sektion Pots- war das unbezahlbar, wenn man be- einwöchige Tourenführungskurse belohnten. Windegg und Roter Kogel, dam war die Einführung der Tausend- denkt, dass Sektionsmitglieder aus- durch, die acht Reichsmark koste- früher der schönste Skiberg Tirols ge- Mark-Sperre durch Adolf Hitler. Sie traten, weil sie den Jahresbeitrag von ten − sowie vier Reichsmark für die nannt, sind mit ihren Abfahrten über bedeutete, dass Deutsche, die nach fünf Mark nicht mehr bezahlen konn- Tagesverpflegung. Die bergsteigeri- 1200 bis 1400 m höchster Genuß. Die 90 91

Abfahrt vom Kastengrat am nämli- und 1961 Hans Sillaber. Von 1961 bert Hundertpfund die Bewirtschaf- erfolgreich auf der Potsdamer Hütte, chen Tag war im oberen Teil eine steile bis 1982 waren Engelbert und Irm- tung übernahmen, ging es wieder die sich wieder zu einem begehrten Angelegenheit. Eine Fahrt mit etwas gard Hundertpfund aus Kematen aufwärts. 21 Jahre lang wirkten sie Wanderziel entwickelte.“ alpinem Einschlag war der Wildkopf.“ die Wirtsleute. Zwischen 1939 und 1945 findet sich Die Zeit nach dem Zweiten Welt- ständig der Hinweis, dass die Pots- krieg lässt sich rückblickend so Die Sektion Dinkelsbühl in Westdeutschland damer Hütte zu Weihnachten und zu charakterisieren: „In den Jahren bis Ostern bewirtschaftet gewesen ist. 1960 war ein stetiger Wechsel der Auch die Potsdamer Hütte wurde standsmitglied der Ursprungssektion 1955/56 war Luis Knapp aus Inns- Hüttenwirte auf der Potsdamer Hütte nach dem Zweiten Weltkrieg als Potsdam suchte Erich Fromm darauf- bruck neuer Hüttenwirt auf der zu verzeichnen, wodurch die Hütte Deutsches Eigentum von den Al- hin in der BRD lebende Altmitglieder Potsdamer Hütte. Das 25-jährige stark litt. Der oftmalige Wechsel der liierten beschlagnahmt und vom der Sektion Potsdam, um die Sektion Hüttenjubiläum wurde 1957 ge- Hüttenwirte ließ kein kontinuierliches neu gegründeten OeAV verwal- in Dinkelsbühl neu erstehen zu lassen. feiert. Dem damaligen Hüttenwirt Wachstum aufkommen. Erst 1961, tet. Potsdam lag in der Ostzone Fromm nahm Kontakt zum Haupt- Hans Luchner folgte zwischen 1958 als die Eheleute Irmgard und Engel- Deutschlands und in der Folge in verein auf, der auf die Vorgehens- der DDR, eine Neugründung der Al- weise und Vorbereitungen positiv penvereinssektion war nicht mög- reagierte. Im Mai 1954 erhielt Fromm lich. Schmidt über die weitere Ent- vom DAV eine Einladung zur außer- wicklung: „1953 las Dr. Menckhoff, ordentlichen Hauptversammlung für zweiter Vorsitzender der Sektion bis die Sektion, obwohl diese noch nicht 1945, in den Berliner AV-Mitteilungen, existierte. Auf dieser Hauptversamm- dass vorerst nur Hütten an Sektionen lung in Starnberg traf Fromm zufällig zurückgegeben werden sollten, de- Dr. Kennes (Potsdam-Mitglied seit ren Sektionssitze im Westen lagen. 1921), der mittlerweile in Farchant Inbrünstig schrieb Dr. Menckhoff aus wohnte. Dieser Umstand erwies sich Potsdam an Erich Fromm, den die als äußerst günstig, da es von Far- Kriegswirren nach Dinkelsbühl ver- chant aus nur ein ‚Katzensprung‘ zur schlagen hatten: ‚... mit der Bitte und Potsdamer Hütte war. Dr. Menckhoff, dem Auftrag, die Sektion Potsdam im Dr. Kennes und Fromm besuchten die Westen neu aufzutun, um die Mög- Hütte und stellten unmögliche Zu- lichkeit zu haben, die Hütte zurück stände fest. Kein Wunder, denn seit Die gemütliche Gaststube der Potsdamer Hütte zu bekommen ...‘ Als ehemaliges Vor- Baubeginn war nichts mehr investiert 92 93

worden. Dr. Kennes erklärte sich be- bühl zu verlegen.“ Dinkelsbühl ist Aufwändige Umbauarbeiten reit, den Posten des Hüttenwartes zu eine Kleinstadt in Mittelfranken in übernehmen. Zusammen mit dem je- Bayern nahe der Grenze zu Baden- Ab Mitte der 1950er-Jahre muss- Nebengebäudes, die Anschaffung ei- weiligen Hüttenwirt erledigte er viele Württemberg. Am 1. September ten der Instandsetzungsstau auf- nes Dieselaggregats, die Einrichtung Arbeiten ‚im Alleingang‘. Im Oktober 1955 erfolgte die Eintragung ins gearbeitet und umfangreiche eines Funktelefons, die Anlage eines 1954 fand schließlich im Gasthaus Vereinsregister beim Amtsgericht Umbaumaßnahmen angegangen Vorratskellers, die Kaminsanierung, zum Weißen Roß in Dinkelsbühl eine Dinkelsbühl als „Sektion Potsdam werden: „So standen die Küchener- die Installation einer Solar- und Blitz- Versammlung begeisterter Berg- des DAV – in Dinkelsbühl e.V.“, we- weiterung, eine Neugestaltung der schutzanlage, die Verbesserung der freunde statt, mit dem Ziel, den Sitz nig später die Rückgabe der Hütte sanitären Anlagen, die Verlegung Wasserversorgung, die Neueinde- der Sektion Potsdam nach Dinkels- an die Sektion. des Hütteneingangs, der Bau von ckung des Daches, die Sanierung von Klärgruben und Waschräumen, die Wegen und Brücken, die Verbesserung Dachstuhlanhebung, der Ausbau der der Bewirtschaftungseinrichtungen Zimmer und des Matratzenlagers, die und der Fluchtwegsituation auf dem Giebel-Verbretterung, der Bau eines Programm. Diese Investitionen koste-

Die Potsdamer Hütte mit der Hohen Villerspitze − diese Ansichtskarte wurde am 5. August 1948 versendet. Auf dem Weg zum Wildkopf im hinteren Fotscher Tal; 1950er-Jahre 94 95

ten die Sektion von 1954 bis zum Jahr Mitglieder der Sektion Potsdam-Din- ren lösten sie Alois und Doris Mun- Kühtai sind zwar nicht so bekannt wie 2000 etwa 1,5 Millionen Mark. Hinzu kelsbühl belohnt und darüber hinaus genast ab, seit 2005 ist Manfred ihre südlichen Nachbarn, genießen kamen 17.000 Stunden Eigenleistun- den in die Zukunft gerichteten Erhalt Schaffenrath der Pächter. aber vor allem unter Skitourengehern gen der Mitglieder bei den Arbeits- der Potsdamer Hütte erst auf eine si- Aus der 1981 gegründeten Bergstei- und Schneeschuhwanderern einen einsätzen, die 930 Personen an 619 chere Basis gestellt.“ Die Änderung gersektion innerhalb der Betriebs- sehr guten Ruf. So galt die Skitour Tagen leisteten. Der Grunderwerb, des Sektionsnamens in „Potsdam- sportgemeinschaft (BSG) Turbine zum Roten Kogel lange Zeit als eine ein Wunschgedanke seit Bestehen der Dinkelsbühl“ war 1971 vorgenom- Potsdam entstand nach der deut- der schönsten in Tirol. Dem Roten Hütte, gelang 1988 nach Jahrzehnte men worden. schen Wiedervereinigung wieder Kogel fehlen zwar 166 Meter zur be- langen Versuchen und Anläufen dem 1982 folgte den langjährigen Päch- eine Alpenvereinssektion Potsdam gehrten Dreitausender-Grenze, doch damaligen Vorsitzenden Jens Mayer- tern Irmgard und Engelbert Hun- innerhalb des DAV. Diese Neugrün- ist das seiner Beliebtheit sommers wie Eming. Der Eintrag ins Grundbuch dertpfund das Telfer Ehepaar Sigi dung war von Vertretern des DAV winters nicht abträglich. Er ist in drei hat letztlich die Anstrengungen der und Herta Gruber. Nach zehn Jah- und der Dinkelsbühler gemeinsam Stunden von der Hütte aus problem- mit den Potsdamer BergsteigerIn- los zu besteigen, ebenso wie Kasten- nen vorbereitet worden. Die beiden grat und Sömen (2798 m). Es lohnt Sektionen sind freundschaftlich sich, den Bergen rund um die Potsda- verbunden, ein erster offizieller Be- mer Hütte Aufmerksamkeit zu schen- such der Sektion Potsdam auf ihrer ken und sie zu besteigen – schon der ehemaligen Hütte fand allerdings überwältigenden Aussicht wegen: Im erst 1998 statt. Die jetzige Hütten- Norden blickt man auf die Karwen- eigentümerin heißt seit 2003 „Sek- delkette, während im Süden die zent- tion Dinkelsbühl des DAV e. V.“ Die ralen Stubaier Berge aufragen.“ 80-Jahr-Feier der Potsdamer Hütte Die Potsdamer Hütte trägt heute fand am 7. und 8. Juli 2012 statt. das DAV-Prädikat „kinderfreund- Auf die besondere Attraktivität liche Hütte“ und hat im Sommer dieser Schutzhütte im Fotscher Tal jungen BergsteigerInnen ab sechs für den Alpinismus weist Brigitte Jahren viel zu bieten. In der Nähe Schmidt am Ende ihres Beitrages der Hütte wurde ein Klettergarten hin: „Von der Hütte aus lassen sich angelegt. Es gibt mehrere abgesi- Touren von leicht über anspruchsvoll cherte Routen im dritten und vier- bis schwierig unternehmen. Die nörd- ten Schwierigkeitsgrad sowie eine Der Sommerweg auf die Potsdamer Hütte lichen Stubaier Berge des Sellrain und Abseilstrecke. 96 97

Das Sellraintal im Spannungsfeld von Erschliessungsprojekten

Nach der Errichtung der Staudäm- genen Wassers vom Sellraintal me für die Kraftwerksgruppe Sell- stammt, die beiden Kraftwerke rain-Silz 1977 wurde 1978 mit dem (Kühtai, Silz) und Speicher sich je- Bau der Bachfassungen begonnen, doch auf Silzer Gemeindegebiet die Wasser aus dem Sellraintal in befinden, kam der Doppelname den Speicher Längental leiten. En- „Sellrain-Silz“ zustande. de 1979 kam es zur Aufstauung der Zwischen 1975 und 1979 war die beiden Speicherseen Finstertal und Region Sellraintal vom Baustellen- Kühtaier Längental mit einem ein- und Zubringerverkehr erheblich jährigen Probebetrieb. Seit 1. Okto- betroffen. Als besonders störend ber 1981 läuft das Wasserkraftwerk machte sich für die AnrainerInnen im Vollbetrieb. Das Wasser kommt die starke Lärm- und Staubbelas- aus einem 139 km² großen Gebiet tung durch die Schwerlastkraftwa- in den nördlichen Stubaier Alpen. In gen bei den Ortsdurchfahrten be- rund 2.000 m Seehöhe wird Wasser merkbar. Gleichzeitig wirkten sich von 13 Bächen aus Sellrain-, Stu- die straßenbaulichen Maßnahmen bai- und Ötztal gefasst und über für das Tal positiv aus. So wurde Wasserableitung für das Kraftwerk Sellrain-Silz im Lüsener Längental − der Längen- zwei Überleitungsstollen und zwei die Sellrainer Landesstraße für den taler Bach verschwindet restlos. Rohrleitungen mit einer Gesamt- Kühtaier Kraftwerksbau großzügig länge von 26 km dem Zwischen- ausgebaut und teilweise neu tras- speicher Längental beim Kraftwerk siert. Erfreulich war neben der neu Kühtai zugeführt. Von dort wird das gebauten Praxmarer Straße auch Wasser entweder in den 400 m hö- der moderne Ausbau der Lüsener her gelegenen Speicher Finstertal Straße, wobei es zu einer Neutras- gepumpt oder direkt den Turbinen sierung und Verbreiterung des Ver- des 1.258 m tiefer gelegenen Kraft- bindungsstückes Juifenau-Kniepiß werks in Silz zugeführt. auf rund sechs Meter kam. Da der Hauptanteil des eingezo- Von den Wasserableitungen be- 98 99

Seehöhe) und der geeinigt, ein Großvorhaben, das produzierte Strom soll in das Netz Mündung sowie der vom Land Tirol unterstützt wird. der TIWAG eingespeist werden und Moarlerbach, der an Zudem gibt es aber das bereits könnte rund 3.900 Haushalte ver- Praxmar vorbeifließt, 2007 eingereichte Projekt „Klein- sorgen. bis zur Mündung. Wie kraftwerk Fotscherbach“, welches Allerdings versagte das Land Tirol das Foto auf Seite finanziell sogar mehr bringen soll die naturschutzrechtliche Geneh- 96 zeigt, werden die als das „Gemeinschaftskraftwerk“. migung und konnte auch kein erfassten Bäche zur Es wäre möglich, beide Projekte ge- öffentliches Interesse am Klein- Gänze, also ohne Rest- meinsam zu realisieren, wobei das kraftwerk erkennen. Das Hauptar- wasser abgeleitet – „Kraftwerk Melach“ mit dem eine heute nicht mehr abgearbeiteten Wasser vom genehmigungsfähige „Kleinkraftwerk Fotscher- Wasserfassung im Schöntal oberhalb von Lüsens Vorgangsweise. bach“ und dem der Melach Durch die Ableitun- gespeist bzw. mitbetrieben troffen sind das Obertal von der gen wurde das natürliche Einzugs- werden könnte. Klammbach- und Zirmbachfassung gebiet der Melach von 245 auf Projektwerber für ein Klein- bis Haggen, weiters das Kraspestal 185 km² und jenes des Zirmbachs kraftwerk am vorderen unter der Zwing bis zur Zirmbach- von 70 auf 39 km² reduziert. Das Fotscher Bach ist die „Ge- mündung, das Gleirschtal von der gemeinsame Einzugsgebiet der sellschaft Kleinkraftwerk Wasserfassung (1.980 m Seehöhe) beiden Bäche ist um 29 Prozent Fotscherbach“. Roland Zankl bis zur Mündung, das Lüsener Tal geschrumpft. In den betroffenen aus Grinzens hält an der Ge- zwischen Fernerboden und Haus- Talgemeinden gab es damals aber sellschaft 51, die Gemeinde anger, das Lüsener Längental zwi- keine Diskussionen um die Fremd- Sellrain 49 Prozent. Angeblich schen der Wasserfassung (1.950 m nutzung ihres Wassers. sollte sich das Kleinkraftwerk in rund 15 Jahren amorti- siert haben. Den Angaben Begehrtes „Fotscher“ Wasser des Projektwerbers zufolge könnte die Gemeinde Sellrain Am 22. März 2012 haben sich die Kematen, Grinzens, Sellrain, Gries dann aus dem Stromgeschäft sieben Anrainergemeinden der im Sellrain und St. Sigmund auf ein mit Jahreseinnahmen von Melach Unterperfuss, Oberperfuss, gemeinsames „Kraftwerk Melach“ 300.000 Euro rechnen. Der Fotscher Bach bei der „Eisbrücke“ 100 101

gument für die Ablehnung: Durch Finanzierung, weshalb im Frühjahr Keine Sessellifte und Seilbahnen die geplante Wasserentnahme im 2014 in Sellrain an eine Bürgerbe- Fotscher Bach käme es zu starken teiligung gedacht wurde. Privatper- Seit jeher wird der Pistenskilauf im Schlepplifte aus, wovon allein neun und nachhaltigen Beeinträchtigun- sonen sollen in das Kraftwerk inves- Sellraintal durch die Steilheit des (Ausnahme: Hausberglift in Prax- gen der Lebensgemeinschaften tieren und ihr Geld später verzinst Geländes eingeschränkt. Lediglich mar – Höhenunterschied: 363 Me- heimischer Tiere und Pflanzen so- zurückbekommen. Aber ohne Ban- oberhalb der Waldgrenze sowie auf ter) infolge ihrer geringen Länge für wie des Naturhaushaltes (Grund- kendarlehen wird es nicht gehen. den Verflachungszonen über der bessere SkifahrerInnen völlig unin- wasser und Quellen). Dagegen hat Die Gemeinde Kematen stieg 2013 Trogschulter im Fotscher Tal (Sei- teressant sind/waren: Sellrain (St. 2010 die Betreibergesellschaft be- aufgrund wirtschaftlicher Beden- gesalm–Windegg) und in Praxmar Quirin, Rothenbrunn und Plonerlift), rufen und bekam vor dem Verwal- ken sogar aus. Verwirklicht werden (Lampsenspitze) sind reliefbedingt Gries im Sellrain (Sonnberglift, Juife- tungsgerichtshof Recht, der den kann das „Gemeinschaftskraftwerk“ gute Möglichkeiten gegeben. Trotz- nau, Gritschfeld) und St. Sigmund Bescheid des Landes aufhob, weil nur mit einem starken Partner, dem wäre eine Erschließung aus (Praxmar – Hausberglift, Sonnenlift ihm die Begründungen für die Ab- wobei entweder die Innsbrucker zwei Gründen äußerst schwierig: Ei- und Gletscherblick, St. Sigmund/Hu- lehnung aufgrund zu allgemeiner Kommunalbetriebe (IKB) oder die nerseits liegen diese an und für sich bertus). In der Wintersaison 2013/14 Formulierungen fehlten. Die Pläne Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) in zum Skifahren geeigneten Skigebie- gab es nur mehr zwei Schlepplifte für das „Kleinkraftwerk Fotscher- Frage kommen. Ob die Wasserkraft te weit vom Dauersiedlungsraum im ganzen Tal: Gries/Sonnberglift bach“ liegen derzeit in der Umwelt- der Melach zwischen Kematen und entfernt in den Talschlüssen der und Praxmar/Sonnenlift. abteilung des Landes Tirol. Um die Gries im Sellrain zur Stromerzeu- Seitentäler. Andererseits ökologischen Auswirkungen dieses gung tatsächlich genutzt werden sind die angeführten Vorhabens möglichst gering zu kann, hängt allerdings noch immer Gebiete von den Dauer- halten, wurden bei der Umweltver- von der Wirtschaftlichkeit des Kraft- siedlungen durch Steil- träglichkeitsprüfung (UVP) zusätz- werkes ab. Ausschlaggebend wird stufen getrennt, welche liche Maßnahmen zur Vermeidung die von der zuständigen Behörde den Bau einer Skiabfahrt bzw. Verminderung von nachteili- vorgeschriebene Restwassermen- ins Tal fast unmöglich gen Umweltfolgen ausgearbeitet. ge in den Wintermonaten sein. machen. Das mit Kosten von 40 bis 50 Milli- Weiters müssen im Vorfeld noch die Es überrascht daher onen Euro veranschlagte „Gemein- nötigen Grundverhandlungen mit nicht, dass im Sellraintal schaftskraftwerk Melach“ unter- der Landesstraßenverwaltung, den keine Sessellifte oder liegt keiner UVP-Pflicht und könnte privaten GrundeigentümerInnen Seilbahnen errichtet Strom für rund 15.000 Haushalte er- und den Agrargemeinschaften ge- wurden. 1974 weist eine zeugen. Das Hauptproblem ist die führt werden. Statistik talweit zehn Das Seigesgebiet mit dem Fotscher Windegg; 2013 102 103

eines Übungsschlepplifts „Gamsko- fehlende Talabfahrt und die gerin- gel“ sowie zweier Babyschlepplifte gen weiteren Ausbaumöglichkei- vor. Die Einseil-Umlaufbahn „Sei- ten genannt. gesalm“ war als Zubringer vom Tal Nicht zuletzt blieb wie schon beim zum Skigebiet und zurück gedacht. Lampsen-Projekt die entscheiden- Die Sechser-Kabinen waren für eine de Frage der Finanzierung unge- maximale Förderleistung von 2.400 klärt. Gerüchteweise war im Herbst Personen pro Stunde ausgelegt. Die 1984 als Seiges-Hauptfinanzier so- kuppelbaren Vierer-Sesselbahnen gar ein Ölscheich von der ‚Kuwait hätten sowohl auf das Windegg Petroleum Corporation‘ in verschie- (2.577 m) als auch auf die Hohe Gru- denen Zeitungen im Gespräch. ben geführt. Mit dem von der Tiroler Landes- Das 1984 vorgelegte technische regierung veranlassten Erschlie- Gutachten gab als positive Aspekte ßungsstopp 1992 hatte das Seiges- die Schneesicherheit und Schnee- Projekt keine Chance mehr auf Praxmar-Umgebung mit der Lampsenspitze; 2013 qualität, die lawinensicheren Ab- Umsetzung. fahrten, die günstige Die Frage einer Skigebietserschlie- meter lange Zufahrtsstraße ins Fot- Geländeneigung auf ßung in der Gemeinde Sellrain war scher Tal. der Seigesalm, den erstmals 1962 aufgetaucht. Nicht Daraufhin galt 1979 dem Lamp- geringen Eingriff in zuletzt aufgrund des relativ gerin- sen-Projekt in Praxmar das Haupt- den Naturhaushalt gen Engagements des damaligen augenmerk. Gegen das von Lo- sowie die Möglich- Bürgermeisters blieb es bei Über- kalpolitikern bevorzugte Projekt keit einer Sommer- legungen. Ein weiterer Vorstoß zur protestierten erfolgreich Natur- nutzung der Bahn Erschließung des Seigesgebietes schützerInnen und TourengeherIn- für das schöne Wan- erfolgte erst wieder 1975, wobei nen aus dem süddeutschen Raum. dergebiet an. Als die Realisierung an den fehlen- Daher gab man 1983 wieder der negative Gesichts- den Geldmitteln und schwierigen Seiges-Erschließung den Vorzug. punkte wurden die Grundstücksverhandlungen schei- Das 300-Millionen-Schilling-Projekt Windanfälligkeit von terte. Maßgeblich dafür waren auch sah den Bau einer Einseil-Umlauf- mindestens zwei Der von Einheimischen und Gästen gerne benützte die hohen Kosten für eine 4,9 Kilo- bahn, zweier Vierer-Sesselbahnen, Bergstationen, die Hausberglift in Praxmar im April 1979 104 105

Perspektiven für das Sellraintal

Nach dem Scheitern der Liftprojek- keiner Tiroler Region ist auf so en- te waren Alternativen gefragt. Die gem Raum die Auswahl an lohnen- Gemeindeverantwortlichen setzten den Skitouren so groß wie im Sell- in der Folge auf die idealen Voraus- raintal. Im Unterschied dazu eignet setzungen für den Tourenskilauf, sich das Sellraintal kaum für den der bei Einheimischen und Gästen Skilanglauf. Nur der Talschluss von sich stetig steigender Beliebtheit Lüsens bietet schöne Loipen. erfreut. Vor allem die Berge im Fot- Im Sommer stehen das Bergsteigen scher Tal (Windegg, Sömen, Roter und Wandern hoch im Kurs. Es feh- Kogel, Kastengrat, Wildkopf und len aber attraktive Kletterberge, ab- Schafleger) sind ein ausgezeichne- gesehen von den Möglichkeiten an tes Tourengebiet für den Früh- und der Hohen Villerspitze, am Lüsener Hochwinter. Die Gegend von Lü- Fernerkogel sowie am Vorderen sens, das Gleirsch- und Kraspestal und Hinteren Brunnenkogel. Die bieten im Spätwinter und Frühjahr wichtigsten bergsteigerischen Zie- eine große Zahl an herrlichen Tou- le sind im Sellraintal neben dem be- renbergen (Lamp- senspitze, Zischge- les, Schöntalspitze, Die Berge im Fotscher Tal sind ein sehr attraktives Skitourengebiet. Lüsener Fernerkogel, Vorderer und Hinte- rer Brunnenkogel, Längentaler Weißen- kogel, Hoher Seeblas- kogel, Winnebacher Weißenkogel, Gleir- scher Fernerkogel, Grubenwand, Zwie- selbacher Roßkogel Langlaufen ist im Lüsener Talschluss und Kraspesspitze). In meist bis in den April hinein möglich. 106 107

weg (Gehzeit: sechs darunter die Hauptwe- bis sieben Stunden). ge in die Seitentäler Dieser Panorama- sowie die Steige zu den Bergsteig nimmt sei- Almen und Schutzhüt- nen Ausgang an der ten, sind in gutem Zu- Kühtaier Landesstra- stand und ausreichend ße, 300 Meter östlich markiert. Die Wander- der Zirmbachalm. Von wege haben verschie- dort führt der Weg dene Stellen errichtet. über den Haggener Einige sind landwirt- Aufstieg zum Zwieselbacher Roßkogel und Peider Sonnberg schaftliche Güterwege, Idyllische kleine Bergseen gibt es am Widdersberg. zu den Koflerspitzen Forst- und Almwege rühmten Lüsener Fernerkogel die und weiter zum Weißstein bis unter oder Gemeindestraßen. Über der lose, leicht begehbare Hüttenwege Berge des Fotscher Tales, Gleirsch- den Roßkogel. Vom Kögele erfolgt Baum- und Waldgrenze wurden die für Gäste, Lastenträger und Tragtie- und Kraspestales. Dazu kommt als der Abstieg über St. Quirin nach Wanderwege durchwegs von den re waren in ihrem ureigensten Inter- bekannter Aussichtsberg noch der Sellrain oder weiter über die Krim- Hütten besitzenden AV-Sektionen esse. Die einzelnen Sektionen inves- Roßkogel. penbachalm bis zur Roßkogelhütte angelegt. Im Arbeitsgebiet der Sek- tierten beträchtliche Geldmittel in Eine besondere Attraktion für den und dem Gasthof Stieglreith. Ent- tion Pforzheim kümmern bzw. küm- die Wegerhaltung. Ohne die unzäh- „sanften Tourismus“ bildet neben lang und unterhalb dieser Route merten sich immer wieder bergbe- ligen ehrenamtlichen Arbeitsstun- der Sellrainer Hüttenrunde (Pots- hat die traditionelle Berglandwirt- geisterte Jugendgruppen um die den der Sektionsmitglieder wäre damer Hütte, Westfalenhaus, Pforz- schaft noch immer eine sichtbare Erneuerung der Wegmarkierungen wohl kaum einer dieser Wege ent- heimer Hütte, Schweinfurter Hütte, Bedeutung, was sich u.a. in den für sichere Gipfelbegehungen. Auf standen und erhalten geblieben. Bielefelder Hütte und Dortmunder inzwischen schon selten geworde- die Tätigkeit der Sektion Münster Für das Sellraintal gibt es kein ge- Hütte) der insgesamt 15 Kilometer nen Bergheustadel zur Heuaufbe- wurde bereits am Ende des Kapitels meinsames Konzept zur Wegerhal- lange Sellraintaler Höhenwander- wahrung zeigt. über das Westfalenhaus eingegan- tung zwischen den Sektionen Pforz- gen. heim, Münster und Dinkelsbühl. Die Hüttenwirte spielten im Fot- Die Chronik der Sektion Dinkels- Wegerhaltung durch die Sektionen scher Tal, Gleirsch- und Längental bühl zählt die Wege erhaltenden schon in der Vergangenheit bei Maßnahmen zwischen 1995 und Das über 200 Kilometer lange Wan- tigste Einrichtung für jeden Som- der Instandhaltung der Wege eine 2010 auf: 1995 fiel die große Weg- derwegenetz ist die weitaus wich- mergast. Die meisten Wanderwege, Schlüsselrolle. Möglichst problem- sanierung an, die 2000 abgeschlos- 108 109

sen wurde. Danach begannen die Wanderwege zur Potsdamer Hütte getation und Naturhaushalt be- mit 22 Teichen, Tümpeln und Verhandlungen zur Neuaufteilung mit dem Bau einer neuen Brücke deutenden Straußenfederfarne im Feuchtbiotopen werden auf Schau- der Erhaltungskosten des Fotscher- und der Neueinfassung der Quelle Melach-Schlucht-Bereich und die tafeln die Fauna und Flora des Sell- Bach-Weges, was 2005 u.a. zu Strei- am Hüttenhang. Den vorläufigen Zirben oberhalb von Kniepiß/Prax- raintales beschrieben. Der zweite tigkeiten mit den Bundesforsten Abschluss bildete 2009 die einheitli- mar, wo ca. 43 ha seit 1981 zur Liste Abschnitt von Lüsens zum Ferner- führte, die gerichtlich zugunsten che Markierung und Beschilderung der 30 geschützten Landschaftstei- boden stellt die Entwicklung der der Sektion entschieden wurden. der Wanderwege im Arbeitsgebiet le zählen, welche das Tiroler Natur- Gletscher am Beispiel des Lüsener 2006 erfolgte die Sanierung der der Potsdamer Hütte. schutzrecht ausweist. Ferners von der Vergangenheit bis Auf St. Sigmunder Gemeindegebiet zur Gegenwart dar. befindet sich noch ein bemerkens- Der Amphibienlehrpfad zwischen Naturdenkmäler, Ruhegebiet und Lehrpfade werter Natur- und Gletscherlehr- Lüsens und Praxmar wurde im Sep- pfad. Den Ausgangspunkt dieses tember 1993 eröffnet. Entlang des Der in der Gemeinde Sellrain ge- dehnte Moore gebildet, die von se- 2,5 Kilometer langen Pfades bildet Richtung Praxmar ansteigenden legene Fotscher Bach vom Alpen- henswerten Mäandern durchzogen Praxmar. Am ersten Wegabschnitt Weges (rund 200 Meter Höhenun- gasthof „Bergheim“ südwärts bis werden. zum Fotscher Ferner ist seit 1983 Bereits 1981 hatte der Sellrainer Ge- als Naturdenkmal ausgewiesen, meinderat einen entsprechenden das zur Gänze im westlichen Teil Antrag an die Bezirkshauptmann- des Ruhegebiets Kalkkögel liegt. schaft Innsbruck gestellt. Ein im Zum Naturdenkmal – es darf we- Frühjahr 1983 durchgeführter Lo- der verändert, entfernt oder gar kalaugenschein bildete die Grund- zerstört werden – gehören auch lage für die Unterschutzstellung. Im sämtliche Seitenarme des Fotscher Bescheid der Bezirkshauptmann- Baches und ein fünf Meter breiter schaft wird der hintere Fotscher Uferstreifen. Das Fotscher Tal führt Bach als einer der wenigen noch durch verschiedene Vegetations- unberührten Bäche im Tiroler Raum stufen und reicht vom montanen bezeichnet. Solchen Gewässern Schluchtwald bis in die alpine Stufe. mit intakten Uferbereichen kommt Im flachen Talboden bei der See- höchste Schutzwürdigkeit zu. alm („Hintere Alm“) unterhalb der Weitere geschützte Landschafts- Potsdamer Hütte haben sich ausge- teile im Sellraintal sind die für Ve- Der mäandernde Fotscher Bach bei der „Hinteren Alm“ ist als Naturdenkmal geschützt. 110 111

Literatur

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Marberger, Blasius: Der Bergsturz bei Gries im Sellrain im Jahre 1852; in: Tiroler Hei- Witzenmann, Adolf: Der Bergkranz des Sellrainer Gleirschtales rund um die Neue Pforz- matblätter, 10. Jahrgang, Heft 3, Wagner’sche Universitäts-Buchdruckerei, Innsbruck heimer Hütte; in: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins 63 1932, S. 96–97 (Alpenvereinsjahrbuch), Innsbruck 1932, S. 148–193 Noë, Heinrich: Deutsches Alpenbuch. Die deutschen Hochlande in Wort und Bild. Band II: Naturansichten und Gestalten aus Tirol und Vorarlberg; Flemming-Verlag, Glogau 1876 Adressen Schmidt, Brigitte: 75 Jahre Potsdamer Hütte. Uriges Schmuckkästchen im Fotschertal; in: DAV-Panorama, Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, 59. Jg., Nr. 4/2007, Innsbruck Tourismus Sektion Münster S. 54–57 Tourismusbüro Sellrain des Deutschen Alpenvereins Schwaighofer-Hirschberger, Hermann: Führer durch das Sellraintal in Tirol; Verlag der Rothenbrunn 40, 6181 Sellrain Rektoratsweg 65 Kinderfreund-Anstalt, Innsbruck 1929 Tel.: +43/(0)5230/244 8159 Münster Staffler, Johann Jakob (1842): Tirol und Vorarlberg, statistisch und topographisch, mit [email protected] Tel.: +49/(0)251/73 030 geschichtlichen Bemerkungen in zwei Theilen; I. Theil, Heft 2: Kreis Unterinnthal und www.innsbruck.info/sellrain www.dav-muenster.de Wippthal; Rauch, Innsbruck, S. 397–974 Stolz, Otto: Anschauung und Kenntnis der Hochgebirge Tirols vor dem Erwachen des Tourismusbüro Gries im Sellrain Sektion Pforzheim Alpinismus (Teil 1); in: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins Gries 17, 6182 Gries im Sellrain des Deutschen Alpenvereins 58 (Alpenvereinsjahrbuch), Innsbruck 1927, S. 8–57 Tel.: +43/(0)5236/224 Geschäftsst. im Walter-Witzenmann-Haus Stolz, Otto: Anschauung und Kenntnis der Hochgebirge Tirols vor dem Erwachen des [email protected] Heidenheimer Str. 3 Alpinismus (Teil 2); in: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins www.innsbruck.info/gries 75179 Pforzheim 59 (Alpenvereinsjahrbuch), Innsbruck 1928, S. 14–68 Tel.: +49/(0)7231/14 09 00 Stolz, Otto: Sellrain, Landschaft und Geschichte; in: Zeitschrift des Deutschen und Oe- Tourismusbüro St. Sigmund-Praxmar www.alpenverein-pforzheim.de sterreichischen Alpenvereins 70 (Alpenvereinsjahrbuch), Innsbruck 1939, S. 199–210 St. Sigmund 25 Thurwieser, Peter Karl: Die Ersteigung und Messung des Fernerkogels und der Habicht- 6184 St. Sigmund im Sellrain Sektion Dinkelsbühl spitze im Jahre 1836; in: Neue Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg Tel.: +43/(0)5236/570 des Deutschen Alpenvereins 6, Innsbruck 1840, S. 46–73 [email protected] Harrscherweg 5 Vielhaber, Christian (Hrsg.): Projektwoche Sellrain. Territoriale Verfügbarkeit als raum- www.innsbruck.info/st.sigmund 91550 Dinkelsbühl strukturelles Gliederungsmerkmal. Bericht über ein Kooperationsprojekt zwischen Tel.: +49/(0)9851/70 87 Universität und Schule (Materialien zur Didaktik der Geographie und Wirtschaftskun- Alpenverein Innsbruck www.alpenverein-dinkelsbuehl.de de 5); Institut für Geographie der Universität Wien, Wien 1989 Sektion des Österr. Alpenvereins Weber, Beda: Das Land Tirol. Ein Handbuch für Reisende. Erster Band: Einleitung, Nord- Meinhardstr. 7−11, 6020 Innsbruck tirol; Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1837 Tel.: +43(0)512/58 78 28 Witzenmann, Adolf: Die Neue Pforzheimer Hütte und ihr Gebiet; in: Mitteilungen des [email protected] Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins 52, München 1926, S. 243–244 www.alpenverein-ibk.at 114 115

Hütten Bergsteigerdörfer – www.bergsteigerdoerfer.at

Pforzheimer Hütte (2.308 m) Jänner, Ende Jänner bis Ostermontag Das Projekt „Bergsteigerdörfer“ ist eine Initiative des Österreichischen Alpenvereins. DAV-Sektion Pforzheim Telefon Hütte: +43(0)/650/40 30 822 Es handelt sich dabei um kleine Gemeinden, die nach einem strengen Kriterienka- bewirtschaftet Mitte Juni bis Ende Sep- [email protected] talog ausgewählt werden und für ein reichhaltiges Alpinangebot in unverbrauchter tember und Mitte Feber bis Ende April Naturlandschaft stehen. „Bewegung aus eigener Kraft“ lautet das Motto der Bergstei- Telefon Hütte: +43(0)/5236/521 Westfalenhaus (2.273 m) gerdörfer. Damit sind Aktivitäten wie Wandern, Bergsteigen, Klettern, Schneeschuh- [email protected] DAV-Sektion Münster/Westfalen wandern, Skitourengehen und Langlaufen gemeint. Die Initiative steht unter der bewirtschaftet Mitte Juni bis Ende Schirmherrschaft der Alpenkonvention, und es ist Aufgabe der Bergsteigerdörfer, Potsdamer Hütte (2.020 m) September und Anfang Februar bis nicht nur selbst nachhaltig zu wirtschaften, sondern auch eine starke Vorbildfunkti- DAV-Sektion Dinkelsbühl Anfang Mai on für andere Gemeinden auszuüben. bewirtschaftet Anfang Juni bis Mitte Telefon Hütte: +43(0)/664/78 80 875 Folgende Gemeinden bzw. Talschaften zählen zu den Bergsteigerdörfern: Das Große Oktober, Ende Dezember bis Anfang www.westfalenhaus.at Walsertal, Ginzling im Zillertal, Vent im Ötztal, St. Jodok – Schmirn- und Valsertal, Region Sellraintal, das Villgratental, das Tiroler Gailtal, die Gemeinde Lesachtal, Mau- then, Mallnitz, Malta, Zell–Sele, Weißbach bei Lofer, Hüttschlag im Großarltal, Johns- Danksagung bach im Gesäuse, die Steirische Krakau, Steinbach am Attersee, Grünau im Almtal, Lunz am See und Reichenau an der Rax. Für das Zustandekommen dieser „Alpingeschichte kurz und bündig. Bergsteigerdör- fer Region Sellraintal“ möchte sich der Verfasser besonders bei seiner Frau Mag. Karin Projektteam: Jäger und seinem Sohn Bernhard bedanken, die sich vor allem beim Fotografieren Österreichischer Alpenverein von aktuellen Talmotiven und bei der Bearbeitung alter Ansichtskarten eingebracht Liliana Dagostin, Christina Schwann, Roland Kals haben. Olympiastraße 37 Ein herzliches „Vergelt‘s Gott“ gilt Sieglinde Schöpf, welche mir freundlicherweise 6020 Innsbruck aus ihrem Familienalbum Bilder für die Illustration des Kapitels „Autorisierte Berg- Tel.: +43/(0)512/59 547-31 führer für anspruchsvolle Touren“ zur Verfügung gestellt hat. Aus dem Bildarchiv der Fax: +43/(0)512/59 547-40 Familie Melmer bekam ich – dank Mithilfe von Elisabeth Schwarz (Tourismusbüro [email protected] St. Sigmund) – Fotos vom Hausberglift in Praxmar. www.bergsteigerdoerfer.at Neben dem vorbildlichen Einsatz und großen Interesse von Bürgermeister Karl Kap- ferer (St. Sigmund), der die notwendigen Geldmittel zur Realisierung des sehr ar- beits- und zeitaufwändigen Projekts auftreiben konnte, war nicht zuletzt auch bei der redaktionellen Zusammenarbeit auf Hannes Schlosser und Mag. Christina Schwann (Layout) stets großer Verlass. Georg Jäger 116 117

Serie Alpingeschichte kurz und bündig: Wallentin, Gudrun und Herta: Alpingeschichte kurz und bündig – Steinbach am Atter- Glantschnig, Erich: Alpingeschichte kurz und bündig – Mallnitz; Hrsg. Oesterreichischer see; Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 110 Seiten; Innsbruck 2010 Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2011 Wiedemayr, Ludwig: Alpingeschichte kurz und bündig – Das Tiroler Gailtal − Kartitsch, Hasitschka, Josef: Alpingeschichte kurz und bündig – Johnsbach im Gesäuse; Hrsg. Obertilliach, Untertilliach; Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 110 Seiten; 2. Auflage, Oesterreichischer Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2010 Innsbruck 2014 Heidinger, Hartmut: Alpingeschichte kurz und bündig – Die Steirische Krakau; Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2013 Broschüren (Hrsg. Österreichischer Alpenverein): Jäger, Georg: Alpingeschichte kurz und bündig – Region Sellraintal; Hrsg. Österreichi- Kleine und feine Bergsteigerdörfer zum Genießen und Verweilen; 158 Seiten; 6. Auflage, scher Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2014 Innsbruck 2013 Jury, Hans und Rüscher, Klaus: Alpingeschichte kurz und bündig – Malta; Hrsg. Bergsteigerdorf Johnsbach im Gesäuse – Ein alpines Arkadien; 38 Seiten; 2. Auflage, Oesterreichischer Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2014 Innsbruck 2011 Kendler, Sepp: Alpingeschichte kurz und bündig – Hüttschlag im Großarltal; Hrsg. Bergsteigerdorf Hüttschlag – Almen und Bergmähder im Großarltal; 46 Seiten; 2. Auf- Oesterreichischer Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2014 lage, Innsbruck 2012 Klenovec, Christine und Haitzmann, Christine: Alpingeschichte kurz und bündig − Weiß- Bergsteigerdorf Lunz am See – Wo die Ois zur Ybbs mutiert; 46 Seiten; 3. Auflage, bach bei Lofer; Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2014 Innsbruck 2013 Maca, Willi: Alpingeschichte kurz und bündig – Reichenau an der Rax; Hrsg. Oester- Bergsteigerdorf Steirische Krakau – Fernsehen mit Seeaugen; 46 Seiten; 3. Auflage, reichischer Alpenverein; 126 Seiten; Innsbruck 2013 Innsbruck 2014 Mair, Walter: Alpingeschichte kurz und bündig – Das Lesachtal; Hrsg. Oesterreichischer Bergsteigerdorf Vent im Ötztal – Ein Klassiker unter den Bergsteigerdörfern; 50 Seiten; Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2011 3. Auflage, Innsbruck 2014 Peters, Robert und Lederer, Sepp: Alpingeschichte kurz und bündig – Mauthen im Bergsteigerdorf Ginzling – Am Anfang war das Bergsteigen; 46 Seiten; 2. Auflage, Gailtal; Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 110 Seiten; Innsbruck 2013 Innsbruck 2012 Sauer, Benedikt: Alpingeschichte kurz und bündig – Das Villgratental; Hrsg. Oesterrei- Bergsteigerdorf Mallnitz – Perle im Nationalpark Hohe Tauern; 42 Seiten; 3. Auflage, chischer Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2011 Innsbruck 2013 Schlosser, Hannes: Alpingeschichte kurz und bündig – Vent im Ötztal; Hrsg. Oesterrei- Bergsteigerdörfer Kartitsch, Obertilliach, Untertilliach – Drei Gemeinden im Tiroler chischer Alpenverein; 122 Seiten; Innsbruck 2012 Gailtal; 42 Seiten; 2. Auflage, Innsbruck 2012 Schmid-Mummert, Ingeborg: Alpingeschichte kurz und bündig – Das Große Walsertal; Das Große Walsertal – Willkommen im UNESCO-Biosphärenpark; 46 Seiten; 3. Auflage, Hrsg. Oesterreichischer Alpenverein; 106 Seiten; 2. Auflage, Innsbruck 2012 Innsbruck 2013 Steger, Gudrun: Alpingeschichte kurz und bündig – Ginzling im Zillertal; Hrsg. Oester- Das Lesachtal – Ausgezeichnet naturbelassen; 58 Seiten; 2. Auflage, Innsbruck 2014 reichischer Alpenverein; 114 Seiten; Innsbruck 2010 Grünau im Almtal – Grüne Auen und grünes Wasser; 42 Seiten; Innsbruck 2010 Tippelt, Werner: Alpingeschichte kurz und bündig – Lunz am See; Hrsg. Oesterreichi- Das Villgratental – Herz-Ass in Inner- und Außervillgraten; 46 Seiten; 2. Auflage, scher Alpenverein; 118 Seiten; Innsbruck 2013 Innsbruck 2013 Trautwein, Ferdinand: Alpingeschichte kurz und bündig – Grünau im Almtal; Hrsg. Reichenau an der Rax – Wo Künstler und Therapeuten in die Berge gehen; 46 Seiten; Oesterreichischer Alpenverein; 110 Seiten; Innsbruck 2010 2. Auflage, Innsbruck 2013 118 119

Malta – Im Tal der stürzenden Wasser; 46 Seiten; 2. Auflage, Innsbruck 2012 Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 4/2011; Innsbruck 2011; Steinbach am Attersee – Kultur und Bergnatur am Alpenstrand; 42 Seiten; Innsbruck 2010 S. 82–84 Weißbach bei Lofer – Almen, Klammen, Klettergärten; 46 Seiten; Innsbruck 2011 Goller, Anton und Wiedemayr, Ludwig: Drei Bergsteigerdörfer im Tiroler Gailtal; in: Mauthen im Gailtal – Im Herzen der Karnischen Alpen; 50 Seiten; Innsbruck 2011 Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 5/2009; St. Jodok, Schmirn- und Valsertal – Stolze Berge – Sanfte Täler; 46 Seiten; 2. Auflage, Innsbruck 2009; S. 70–72 Innsbruck 2014 Guggenberger, Ingeborg: Das Lesachtal – Ein Märchenland; in: Oesterreichischer Alpen- Zell-Sele – Herz der Karawanken; 46 Seiten; Innsbruck 2013 verein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 1/2012; Innsbruck 2012; S. 70–72 Region Sellraintal – Hochalpin und stadtnah; 46 Seiten; 2. Auflage, Innsbruck 2014 Haßlacher, Peter: Entwicklung und Förderung von Bergsteigerdörfern – Zukunftsauf- gabe bei der Umsetzung der Alpenkonvention; in: Haßlacher, Peter (Red.): Die Alpen- Serie Ideen – Taten – Fakten (Hrsg. Österreichischer Alpenverein): konvention – Markierungen für ihre Umsetzung (Fachbeiträge des Oesterreichischen Startkonferenz Bergsteigerdörfer im Bergsteigerdorf Ginzling, 10.–11. Juli 2008, Alpenvereins – Serie: Alpine Raumordnung Nr. 24); Innsbruck 2004 Tagungsband; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr.1; 34 Seiten; Innsbruck 2008 Haßlacher, Peter: Wurzeln und Fundament – Die Alpingeschichte der Bergsteigerdörfer; Bergsteigerdörfer – Ein Modell für die Umsetzung der Alpenkonvention; Tagung in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 4/ Mallnitz/Kärnten, 26.–27. November 2008; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 2; 2009; Innsbruck 2009; S. 18–20 54 Seiten; Innsbruck 2009 Kals, Roland: bergsteigerdoerfer.at – Ein Tourismusprojekt des Alpenvereins zur Um- Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Öffentlicher Verkehr in peripheren Räumen; Grünau setzung der Alpenkonvention – Eckpunkte der Angebotsentwicklung; in: Haßlacher, im Almtal; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 3; 70 Seiten; Innsbruck 2010 Peter (Red.): Mosaiksteine der Alpenkonvention – Bergsteigerdörfer, Alpintourismus Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Berglandwirtschaft und zukunftsfähiger Bergtouris- in Österreichs Alpen (Fachbeiträge des Oesterreichischen Alpenvereins – Serie: Alpine mus – eine untrennbare Einheit; Sonntag im Gr. Walsertal; Serie Ideen – Taten – Fakten Raumordnung Nr. 28); Innsbruck 2006; S. 50–63 Nr. 4; 78 Seiten; Innsbruck 2011 Kals, Roland: Bergsteigerdörfer reloaded – Für einen naturverträglichen Bergtourismus; Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Nachhaltiger Bergtourismus – Kernkompetenz der in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 2/ Bergsteigerdörfer; Johnsbach im Gesäuse; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 5; 50 Seiten; 2009; Innsbruck 2009; S. 8–12 Innsbruck 2012 Kals, Roland: Die Farbe Grün – Bergsteigen in der Steirischen Krakau; in: Oesterreichi- Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Raumplanung und nachhaltige Entwicklung; Lesach- scher Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 4/2009; Innsbruck tal; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 6; 46 Seiten; Innsbruck 2013 2009; S. 74–76 Jahrestagung Bergsteigerdörfer – Protokoll „Energie“ der Alpenkonvention; Lunz am Kals, Roland: Lunz am See – Vom Reiz des Unspektakulären; in: Oesterreichischer See; Serie Ideen – Taten – Fakten Nr. 7; 46 Seiten; Innsbruck 2014 Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 1/2010; Innsbruck 2010; S. 50–53 Weiterführende Literatur Bergsteigerdörfer: Kals, Roland: Grünau im Almtal – Nordwände, Kolkraben und Seenidyll; in: Oesterreichi- Bischof, Monika und Schwann, Christina: Großes Walsertal – Ein von Tobeln durch- scher Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 3/2010; Innsbruck tobeltes Tal; in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft 2010; S. 94–97 des OeAV, Nr. 2/2010; Innsbruck 2010; S. 82–84 Kals, Roland: Dreitausenderjagd – Bergsteigerdorf Malta; in: Oesterreichischer Alpenver- Fürhapter, Martin: Villgratental – Geheimnisvolle Bergsteigerdörfer; in: Oesterreichischer ein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 4/2010; Innsbruck 2010; S. 62–64 120 121

Kals, Roland: So speziell – Reichenau an der Rax; in: Oesterreichischer Alpenverein Nr. 3/2009; Innsbruck 2009; S. 76–79 (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 1/2011; Innsbruck 2011; S. 46–49 Schwann, Christina: Die Seele baumeln lassen – Bergsteigerdörfer-Partnerbetriebe und Kals, Roland: Weißbach – Klettern, Bergradeln und Almenlust; in: Oesterreichischer Hütten; in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 2/2011; Innsbruck 2011; Nr. 4/2012; Innsbruck 2012; S. 88–91 S. 96–99 Schwann, Christina: Schneeschuhwandern – Ein Plädoyer für die Langsamkeit; in: Kals, Roland: Das Gespür für Schnee - Skitouren im Tiroler Gailtal; in: Österreichischer Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 5/2012; Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des ÖAV, Nr. 5/2014; Innsbruck 2014; S. Innsbruck 2012; S. 92–95 84–86 Schwann, Christina: Familien-Zuwachs – St. Jodok ist das neue Bergsteigerdorf; in: Kendler, Sepp: Rund um die Tauernkönigin – Traumroute im Bergsteigerdörfer-Dreieck; Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 1/2013; in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 3/ Innsbruck 2013; S. 66–69 2012; Innsbruck 2012; S. 70–73 Schwann, Christina: Herz-Ass-Runde – Wandereinladung ins Villgratental; in: Oester- Lederer, Sepp: Mauthen im Gailtal – Im Herzen der Karnischen Alpen; in: Oesterreichi- reichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 2/2013; scher Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 5/2011; Innsbruck Innsbruck 2013; S. 84–86 2011; S. 96–98 Schwann, Christina: Zwei Neue im Bunde – Zell-Sele und Region Sellraintal; in: Oester- Osebik, David und Blank, Markus: Nachhaltiger Spurwechsel; in: Oesterreichischer reichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 3/2013; Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 4/2014; Innsbruck 2014; Innsbruck 2013; S. 76–79 S. 100–103 Schwann, Christina: Vielfältig – unverfälscht – selbstbewusst: Bergsteigerdörfer eben; in: Schlosser, Hannes: Vent – Einzigartigkeit inmitten der Ötztaler Alpen; in: Oesterreichi- Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 4/2013; scher Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 5/2010; Innsbruck Innsbruck 2013; S. 70–72 2010; S. 62–63 Schwann, Christina: Bewegung aus eigener Kraft; in: Oesterreichischer Alpenverein Schlosser, Hannes: Alpingeschichte – Wurzeln im steinigen Boden; in: Oesterreichischer (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 1/2014; Innsbruck 2014; S. 62–65 Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 5/2013; Innsbruck 2013; Schwann, Christina: Bergsteigerdorf hautnah – 2. Auflage, Wandereinladung nach S. 94–96 St. Jodok – Schmirn- und Valsertal; in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Schwann, Christina: Die Bergsteigerdörfer – Ein Beitrag zur Umsetzung der Alpenkon- Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 2/2014; Innsbruck 2014; S. 86–88 vention in ausgewählten Gemeinden; in: Die Alpenkonvention: Nachhaltige Entwick- Schwann, Christina: Bewusst „denkfrei“; in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Berg- lung für die Alpen, Nr. 52; Innsbruck 2008; S. 2–3 auf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 3/2014; Innsbruck 2014; S. 91–94 Schwann, Christina: Bergsteigerdörfer – Ein Idealfall der Alpenkonvention; in: Die Alpen- Wallentin, Gudrun: Ginzling – Am Anfang war das Bergsteigen; in: Oesterreichischer konvention: Nachhaltige Entwicklung für die Alpen, Nr. 54; Innsbruck 2009; S. 11–12 Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 3/2011; Innsbruck 2011; Schwann, Christina und Stampfl, Regina: Johnsbach im Gesäuse – Ein Bergsteigerdorf S. 56–58 wie aus dem Bilderbuch; in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mittei- Wallentin, Gudrun: Steinbach am Attersee – Wo dem Gebirge ein See zu Füßen liegt; lungsheft des OeAV, Nr. 2/2009; Innsbruck 2009; S. 62–64 in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, Nr. 2/ Schwann, Christina: Verborgenes Paradies – Das Bergsteigerdorf Hüttschlag im Groß- 2012; Innsbruck 2012; S. 100–104 arltal; in: Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Bergauf – Mitteilungsheft des OeAV, 122

Bildnachweis Georg Jäger, geboren 1963 in Innsbruck, wuchs Archiv Alpenverein-Museum Innsbruck: S. 47 in der Gemeinde Sellrain auf, wo er auch die Volks- Archiv DAV München: S. 65, 78, 79, 80 schule besuchte, ehe vier Jahre an der Hauptschule Archiv Jäger, Aloisia: S. 55 Kematen folgten. Nach Ablegung der Reifeprüfung Archiv Jäger, Georg: S. 12 (o.), 15, 17, 18, 19, 21, 23, 24, 25, 26, 28, 31, 33, 36, 38, 41, (BORG Innsbruck) studierte er Geographie und 43, 44, 46, 48, 49, 53, 54, 56, 57, 58, 59, 61, 63, 66, 68, 72, 74, 75, 82, 86 (o.), 88, 90, Geschichte an der Leopold-Franzens-Universität 92, 93, Titelbild Innsbruck (Sponsion 1985), 1989 Promotion und Archiv Familie Melmer: S. 103 2004 Habilitation im Fach Geographie (Forschungs- Archiv Schöpf, Sieglinde: S. 50, 51, 70 schwerpunkt: Historische Geographie – Ländlicher Brenner, Tamara: S. 98 Raum von Tirol). Kennzeichnend für Jäger ist vor Essl, Josef: S. 16 allem auch seine große Verbundenheit mit den Al- Jäger, Karin: S. 29, 30, 32, 34, 99, 101,102 men und Bergen des Sellraintales. Schlosser, Hannes: S. 10, 12 (u.), 22, 27, 35, 76, 85, 86 (u.), 94, 96, 104, 105, 106, 107, Seit 1994 arbeitet Jäger hauptberuflich als Biblio- 109, 110, Foto Rückseite thekar an der Universität Innsbruck und übernahm Weishäupl, Burkhard: S. 13 2008 die Schriftleitung der neuen „Tiroler Heimatblätter“. Im Universitätsverlag Wagner (Innsbruck) sind von ihm vier Bücher/Tirolensien er- schienen: „Kleinhäusler und Schellenschmiede, Früchtehändler und Pfarrwirte. Zur Tradition ländlicher Gewerbe in Tirol“ (2005), „Fernerluft und Kaaswasser. Hartes Le- ben auf den Tiroler Almen“ (2008, 2011²), „Schwarzer Himmel – Kalte Erde – Weißer Titelbild: Besucher aus der Stadt auf dem Weg zum Alpengasthof Lüsens, dahinter Tod. Wanderheuschrecken, Hagelschläge, Kältewellen und Lawinenkatastrophen im der Fernerkogel und der Lüsener Ferner; um 1900 Land im Gebirge“ (2010, 2011²) und „Gletschermilch und Kirschsuppe. Karges Leben Foto Rückseite: Abstieg vom Westfalenhaus ins Längental zur Längentaler Alm an der Melach. Historische Streifzüge durch das Sellraintal“ (2012, 2013²).

Impressum

Herausgeber: Österreichischer Alpenverein, Olympiastr. 37, 6020 Innsbruck Redaktion: Hannes Schlosser und Christina Schwann Grafik: SuessDesign.de Layout: Christina Schwann Druck: Sterndruck, Fügen www.bergsteigerdoerfer.at