850 Jahre Kloster Tennenbach Festschrift Zum Gründungsjubiläum Von Stefan Schmidt, Wyhl Am Kaiserstuhl
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850 Jahre Kloster Tennenbach Festschrift zum Gründungsjubiläum von Stefan Schmidt, Wyhl am Kaiserstuhl Zum Geleit Im kommenden Jahr 2008 jährt sich zum 850. Mal die Gründung der altehrwürdigen Zisterzienserabtei Thennenbach im Breisgau, genannt : Sanctus monasterium Porta coeli ordinis cistercienses. In meiner vorliegenden Arbeit möchte ich an dieses Kloster, von dem auf den ersten Blick fast nichts geblieben ist und seine Mönche erinnern, aber auch an den heiligen Orden der Zisterzienser, die mit ihrer Schaffenskraft und ihrem Wissen unsere Landschaft und unsere Kultur so nachhaltig verändert haben. Ihr Wandeln auf Erden war für sie nur Übergang, ein Leben in Entbeerung und Askese, es diente letztendlich nur dem Ziel der Reinigung und war Weg zum Paradies. Ihre Klöster bauten sie in menschenfeindliche Sümpfe, wo Krankheiten, Kälte und Feuchtigkeit sie ihrem Wunsch näherbrachten. Als Reformbewegung sind sie im Jahr 1098 im Burgund aus dem Benediktinerorden hervor gegangen und getreu der Regel: “bete und arbeite” verbanden sie in ihrem sein, daß Lob Gottes mit der Hände Arbeit, beides brachten sie zur höchsten Vollendung. Sie rodeten Wälder, legten Weinberge an, veredelten Obstsorten, ja revolutionierten die ganze Landwirtschaft, auch die Wasserkraft nutzten sie auf die unterschiedlichste Weise, Schmiedehämmer, Sägen und Mühlen wurden geschickt eingesetzt und perfektioniert. In der Kunst, vor allem der Kalligraphie, dem anfertigen von wertvollen liturgischen Büchern blieben sie unerreicht, das Tennenbacher Güterbuch geschrieben 1317 bis 1341 kündet noch heute davon. Man spezialisierte sich auf das Herstellen von Bodenfließen, die Schmiedekunst war ebenso von hohem Stand, aber auch liturgische Geräte, wie das Thennenbacher Prachtkreuz aus dem 13. Jh., welches sich heute in Wettingen-Mehrerau befindet, und das herrliche gotische Ziborium im Germanischen Nationalmuseum zeugen vom hohen handwerklichen Können der Mönche. Der “Staufener Altar ” im Augustiner-Museum in Freiburg, mit weiteren Teilen davon in badischen Landesmuseum in Karlsruhe, geschaffen um 1425 spiegeln ebenso die Kunstsinnigkeit Thennenbachs, wie das wunderschöne Altartriptychon des Friedrich Herlin etwa um die gleiche Zeit entstanden, stand es einst in der Krankenkapelle des Klosters, so ist es heute in St. Bonifatius in Emmendingen zu bestaunen. Aber Thennenbach nur an den irdischen Überbleibseln zu messen wäre falsch. Vielmehr bleibt die Frage - was aber fasziniert uns Menschen heute 200 Jahre nach der Schließung dieses Klosters an diesem Ort so sehr ? Nun es ist der Geist dieses Ortes - die Spiritualität, ja die Mystik der Zisterziensermönche. Und es stellt sich uns die Frage: Wer waren die Menschen die dort hin gingen um solch ein Kreuz auf sich zu nehmen ? Ich möchte hier stellvertretend drei Personen nennen - die größten geistigen Köpfe von Thennenbach: die selige Adelheid (Aleidis) von Teningen, einer Klausnerin, welche auf dem nahegelegenen Wöplinsberg räumlich getrennt, aber geistig vereint mit dem Kloster nach der Zisterzienserregel lebte; zeitlich etwa gleich ist an zweiter Stelle der selige Hugo von Thennenbach zu nennen, welcher dem Adelsgeschlecht vom Wöplinsberg entspross und nach ausschweifend jungen Jahren im nahen Freiburg die Reue suchte und diese im Kloster fand. Dreimal ist er von dort wieder weggegangen bis er endlich für immer blieb und zu einem leuchtenden Vorbild für seine Mitbrüder wurde. Nun bleibt noch einer übrig, von dem fast nur der Name geblieben wäre, hätte uns der Fürstabt von St. Blasien in seiner Geschichte des Schwarzwaldes nicht verraten wer er wirklich war. Das Abtsverzeichnis des Klosters weißt ihn auf den ersten Blick als einen adligen Prälaten dieser heiligen Stätte aus - und nicht mehr. Doch Martin Gerbert nennt ihn: den in Christus verehrungswürdigen, heiligen Rudolf I. von Zähringen Abt von Thennenbach. Es ist fast nichts über ihn bekannt, weder der Grund für seine Erhebung zur Ehre der Altäre - vermutlich ist er für seinen Glauben gestorben, noch weiß man genaueres über seine Herkunft. Die Äbtechronik des P. Gallo Metzler weißt ihn als fünften Abt von Thennenbach aus, und er soll von 1226 - 1256 regiert haben, hingegen weiß Gerbert sicher, daß er nur einem Ministerialengeschlecht der Zähringer und nicht 1 dem Herzogshause selbst entstammte. Ich werde versuchen in der Zukunft mehr über die Vita dieses größten Thennenbacher’s herauszufinden. Wer heute durch das stille Thennenbacher Tal zwischen Freiamt und der Hochburg geht, kann kaum glauben dass hier rund 650 Jahre lang ein Kloster gestanden hat. Das Gebet und das wunderbare Salve Regina der Zisterzienser ist verstummt, von den Gebäuden steht nur noch der Chor der Krankenkapelle, deren ältester Teil noch romanisch ist und der ehemalige Gesinde-Gasthof “zum Engel”. Doch in den zahlreichen Urkunden, alten Handschriften und ihrer Kunst sind die Thennenbacher Zisterzienser lebendig geblieben, diese Dinge der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Heimatforschung voranzubringen ist mein Ziel. Dabei ist vorliegendes mehr als eine Quellensammlung zu betrachten, da viele Dinge meiner Unkenntins halber in Latein stehen bleiben müssen und der Auswertung durch die Akademiker harren. Leider ist mein Werk nicht rechtzeitig fertig geworden, gibt es doch so viel was noch ausgewertet werden muß, darum habe ich auch keine Fußnoten gesetzt, wie es sich gehört, denn der Text befindet sich noch im Umbruch und wird ständig ergänzt - der Leser, welchem ich dadurch besondere Aufmerksamkeit abverlange verzeihe es mir. Doch möchte ich zum Jubiläum nicht hinterm Berg halten und habe daraus ein Buch gedruckt und gebunden. Am 12. September 2006 verstarb mein lieber und alter Freund Ludwig Köllhofer, Heraldiker und Heimatforscher von Emmendingen. Thennenbach und seine Zisterzienser lagen ihm zeitlebens am Herzen, ebenso wie Kiechlinsbergen und der Kaiserstuhl seine alte Heimat, ihm sei diese Arbeit gewidmet - requiscat in pace ! Wyhl am Kaiserstuhl, den 30. Januar 2008 Stefan Schmidt Kapitelübersicht - Einführung Seite 3 - Gründungsberichte Seite 4 - Das Kloster Thennenbach im Schwarzwald - ein geschichtlicher Bericht von Fürstabt Martin Gerbert OSB. von St. Blasien Seite 4 - Äbteverzeichnis - Succincta enumeratio abbatum, qui Portae Coeli vulgo Thennebach Sanctus Ordinis Cisterciensis praefuerunt. Seite 10 - 79 - Der Streit der Klöster Thennenbach und St. Georgen um das Erbe des Wernher von Roggenbach (1179 - 1187) Seite 79 - Konventualen des Klosters Thennenbach Seite 86 - Stifter und Verwandte Seite 90 - Prioren und Großkeller des Klosters Seite 90 - Thennenbach - Quellensammlung Seite 91 - Der letzte Thennenbacher Klosterhof in Endingen am Kaiserstuhl Seite 92 - Forschungen zur Geschichte der Abtei Thennenbach nach Aufzeichnungen Seite 94 der Reichs- und Konsistorialabtei Salem - Filationstafel der Zisterzienserabtei Thennenbach Seite 95 - Gründung der oberdeutschen Zisterzienserkongregation Seite 96 - Pater Bernhard Boll O.Cist. primus archiepiscopus Friburgensis Seite 97 - Notizen zu Tennenbach nach Pater Conrad Burger, Tennenbach: nach Seite 98 seinem Reisebericht, im Freiburger Diözesan Archiv veröffentlicht - Notizen zur Geschichte der Abtei Tennenbach, aus den Archiven Seite 98 der Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal - Die Thennenbacher Grangie - der Harderer Hof zu Weisweil Seite 99 - Thennenbacher Zeittafel Seite 102 - 111 - Liste zur geplanten Ausstellung anlässlich der 850. Gründungs- Seite 111 feierlichkeiten von Thennenbach anno 2008 - Schlußwort Seite 113 - Literatur Seite 113 - 119 - Karte über den Klosterbann von Thennenbach von Alexander Harscher aus dem Jahre 1778 kam mit dem Klosterarchiv ins GLA Karlsruhe am Schluß 2 Einführung Das Zisterzienserkloster St. Maria Tennenbach - oder wie es auch hieß: Porta Coeli („Himmelspforte“) wurde im Jahre 1158 gegründet, die Fundation gilt mit dem Jahr 1163 als abgeschlossen, 1161 wurde der erste Stein vom Abt Hesso von Frienisberg (oder wie wir heute wissen - von Üsenberg) gelegt. Zwölf Mönche unter ihrem Abt Hesso von Üsenberg übersiedelten damals vom schweizerischen Kloster Frienisberg, auf Veranlassung Herzogs Berthold IV. von Zähringen (1152-1186) in den Breisgau (siehe dazu: Martin GERBERT, Fürstabt von St. Blasien, in: Historia Nigrae Silvae siebentes Buch S. 755). Die in den folgenden Jahren entstandene Klosteranlage orientierte sich streng an den Richtlinien der Zisterzienserbaukunst, das von 1180 bis 1230 erbaute Münster “Unsrer lieben Frau zu Tennibach” entsprach in ihrem Stil dem Bautypus der Primarabtei Fontenay in Burgund. Diese wurde nach der Säkularisierung des Klosters (1806), im Jahre 1829 abgetragen und in Freiburg i. Br. als erste evangelische Kirche der Stadt, als “Ludwigskirche” wieder errichtet um dann im II. Weltkrieg den Bomben zum Opfer zu fallen. Schreibweisen: Tannebach zwischen 1180 bis 1190 (Codex Salemitanis I. S. 470); Thennibach zwischen 1180 bis 1190 (Copialbuch 13. Jh). Eine in der Mitte des 13. Jahrhunderts gefälschte Gründungsnotiz, die angeblich 1161 auf der Hochburg geschrieben wurde, nennt den Besitz bestimmter Güter und Rechte in der Nachbarschaft Tennenbachs und führt eine Zeugenliste an, zu der auch Herzog Berthold IV. und Markgraf Hermann I. von Hachberg gehören. Rechte und Güter der Zisterzienserabtei am Westabhang des Schwarzwaldes wurden schon in dem Privileg Papst Alexander III. vom 5. August 1178 aufgeführt. Innozenz III. erteilte dem Kloster im Jahr 1215 die Befreiung von aller weltlicher Gerichtsbarkeit u. bestätigt es in all seinen Besitzungen. Von weltlicher Seite her soll