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Nr. 04 / Dezember 2017

Kompromiss und Konflikt Die schwierige Suche nach Mehrheiten Inhalt Liebe Leserinnen, liebe Leser, Kompromiss und Konflikt 5 – 12 die Suche nach parlamentarischen Mehrheiten ist mühsam. Das hat sich nach der ­Landtagswahl im Mai gezeigt, und mehr noch nach der Bundestagswahl im September. Faul oder fair: Zum Jahresende ist noch nicht abzusehen, wie ein neues Regierungsbündnis in Prof. Wilhelm Knelangen über aussehen­ wird. Kompromisse­ 5 Wir beleuchten in dieser Ausgabe das Spannungsfeld zwischen Kompromiss und Konflikt. Jamaika-Bilanz: Gegensätze und Wie weit darf, wie weit muss eine Partei gehen, um eine Einigung zu erreichen? Hierzu Gemeinsamkeiten­ 6 nimmt der Politikwissenschaftler Prof. Wilhelm Knelangen Stellung. Wie gut funktioniert Jamaika in ? Koalition und Opposition haben da unterschiedliche Auffassungen. Im Rückblick: 1950 boykottierten Außerdem: Auch die „Jugend im “ macht sich auf die Suche nach Argumenten CDU und SPD die Landtagssitzungen 8 und Mehrheiten. Und wir schauen zurück ins Jahr 1950, als sich CDU und SPD im Landtag „Jugend im Landtag“: so spinnefeind waren, dass sie wechselseitig die Sitzungen boykottierten. Kompromisse, Rauchverbot, Führerschein und gar eine „GroKo“, waren damals nicht in Sicht. ein turbulentes Planspiel 10 Viel Spaß beim Lesen, frohe Feiertage und ein schönes 2018 wünscht Der immer buntere Bundesrat 12

Ihre Redaktion Die Seite für das Ehrenamt 13

Personalien 14 ­ZÄHLBARES Im Zentrum: 16 – 17 Bundespräsidenten auf Besuch in Kiel 53

Tage dauerte nach der Landtagswahl Plenarberichte 18 –20 die Kompromissfindung der Jamaika- Nazi-Symbole auf Nummernschildern, Partner, bis der Ministerpräsident im Amt war. Verhütungsmittel, Artenvielfalt 18 Mehr zum Thema Gestresste Notaufnahmen, Kompromiss und Konflikt Schwimmunterricht­ 19 Verfassungsklage gegen ab Seite 5 Klimaschutz und Flüchtlinge 20 Fünf-Prozent-Hürde

Ausgabe 444: Fast ein Jubiläum 21 Das Landesverfassungsgericht wird prüfen, ob Teile des Landeswahlgesetzes ­mög­licherweise verfassungswidrig sind. Grundlage ist der Einspruch eines Bürgers Pizza, Matjes und Schweinebraten: gegen die Landtagswahl 2017 (Az. LVerfG 7/17). Zitate des Jahres 2017 22

Leichte Sprache auf der Wahl-­ Der Bürger bezieht sich auf ein Urteil des Einfluss auf die Erfolgsaussichten von Partei Benachrichtigung wurde wieder Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2012. „A“ – ohne dass der Wähler dies überblicken abgeschafft­ 24 Karlsruhe hatte den Effekt des sogenann­ könne. ten negativen Stimmgewichts im deutschen Der Kläger beanstandet zudem die so­ Nachgehakt: Paragraf 175, Majestäts­ Wahlrecht angeprangert. Dabei kann eine genannte Grundmandatsklausel. Sie garan- beleidigung, Brustkrebs-Vorsorge, Partei unter bestimmten Umständen Manda- tiert den Einzug ins Parlament für Parteien, neue Bahnlinie 25 te verlieren, wenn sie ihren Zweitstimmen- die die fünf Prozent verfehlen, aber einen anteil verbessert. Der hat darauf- Wahlkreis direkt gewinnen. Auch dies kön- Ausschüsse 26 – 28 hin die strittige Regel für Überhangmandate ne zu „erwartungswidrigen­ Ergebnissen“ neu gefasst und auch Ausgleichsmandate führen. Außerdem beklagt der Bürger, dass Bildung: Pro und kontra G9-Abitur 26 zugelassen. eine Partei einen Kandidaten von ihrer Liste Verkehr: Überholverbot auf der A7? 27 Der schleswig-holsteinische Einspruchs- streichen kann, wenn dieser nach der Listen- führer beklagt einen ähnlichen „erwartungs- aufstellung aus der Partei austritt. S-Bahnausbau, PUA, Termine 2018 28 widrigen“ Effekt durch die Fünf-Prozent- In seiner 36-seitigen Klageschrift fordert

Klausel. Sein Argument: Es hänge auch von der Einspruchsführer Änderungen am Lan- Bücherecke, Impressum 29 der Wahlbeteiligung ab, ob der Sprung über deswahlgesetz sowie eine Wiederholung Im Porträt: Annabell Krämer (FDP), die Sperrklausel gelingt oder nicht. Bei ­einer der Landtagswahl. Das Parlament und der Ole-Christopher Plambeck (CDU) 30 geringen Beteiligung reichen Partei „A“ Landeswahlleiter hatten die Beschwerde im ­weniger Wählerstimmen zum Einzug ins September abgewiesen, der Landtag erneuer- Ins Bild gerückt: Parlament, bei einer hohen Wahlbeteiligung te diese Auffassung im Dezember. Wann das Zu Besuch im Landeshaus 31 sind entsprechend mehr Stimmen ­nötig. Die Schleswiger Verfassungsgericht seine Ent- Termine, Termine, Termine 32 Wahlenthaltung oder das Votum für eine scheidung trifft, war bei Redaktionsschluss andere Partei hätten somit einen ­direkten offen.

2 DER LANDTAG 04 /2017 AKTUELL

Dank an die Polizei Drei Volksinitiativen auf dem Weg

Das Parlament dankt der Landespolizei. Das hat das Präsidium des Die Volksinitiative „Schleswig-Holstein stoppt CETA“ ist zulässig. Landtages Anfang Dezember­ in der Polizeischule Eutin ­betont. Land- Das hat der Landtag im Oktober entschieden. Im Mai hatten Vertreter tagspräsident Klaus Schlie und seine Vizes Kirsten Eickhoff-­Weber, der Kampagne dem Parlament 25.600 Unterschriften vorgelegt, von Rasmus Andresen und Oliver Kumbartzky reisten nach Ostholstein, denen rund 21.000 für gültig erklärt wurden. 20.000 wären nötig ge- um den Einsatz der Beamten beim ­Hamburger G20-Gipfel Anfang Juli wesen. Die Initiative wird zunächst im Innen- und Rechtsausschuss, zu würdigen. Sie versprachen der Einsatz­hundertschaft, den Polizei- im Wirtschaftsausschuss sowie im Petitionsausschuss beraten, wo anwärtern und deren Chefs, dass sich der Landtag fraktionsübergrei- die Initiatoren Anfang Dezember zu Gast waren. Zudem erreichte den fend seiner Verantwortung für die Polizei bewusst sei und künftig den Landtag eine Initiative für größere Abstände zwischen Windanlagen ­direkten Kontakt weiter stärken wolle. und Wohnhäusern, die nach eigenen Angaben mehr als 25.000 Unter- schriften zusammenbekommen hat. Eine weitere Initiative mit rund 23.000 Unterschriften will erreichen, dass keine Windparks in Orten Wortwörtlich ausgewiesen werden, wo der Gemeinderat oder ein Bürgerentscheid dagegen sind. Nun muss zunächst die Gültigkeit geprüft werden. Mehr zur Wind-Diskussion auf Seite 20.

Kubicki, 1992 Neue Abgeordnete, neue FDP-Führung

„Ihre Rede war hübsch vorgetragen, aber sie entsprach den Kassen In der November-Sitzung hat Land- Schleswig-Holsteins: völlig inhaltsleer.“ tagspräsident Klaus Schlie die CDU- (in seiner ersten Landtagsrede am 3. Juni 1992 an die Adresse Abgeordnete Andrea Tschacher des damaligen SPD-Ministerpräsidenten Björn Engholm) (Foto) verpflichtet. Die 44-Jährige aus Aumühle (Kreis Herzogtum Lauen- „Die Koalitionsvereinbarung sollte doch Drehbuch fürs Kabinett burg) übernahm das Mandat der aus- und nicht fürs Kabarett sein.“ geschiedenen , die im (am 23. Mai 1996 über das damalige rot-grüne Bündnis) September in den Bundestag gewählt wurde. Tschacher war die nächstfol- „Ich bin so toll, bin so charmant, bin Peter Harry von Nordstrand. gende Kandidatin der CDU-Landesliste. Es fehlen nur noch die La-Ola-Wellen in den Reihen der CDU.“ Sie ist Verwaltungsoberinspektorin und hat zuletzt im Jobcenter (am 25. Januar 2007 über den damaligen CDU-Ministerpräsidenten ­Herzogtum Lauenburg gearbeitet. )

„In meiner gesamten anwaltlichen Tätigkeit als Verteidiger trete ich regelmäßig gegen das Land Schleswig-Holstein auf. Die Staatsmacht ist mein Gegner.“ (am 18. März 2010)

„Wenn ich immer wieder das Eingeständnis Ihrer Fehler höre, kommen Sie mir vor wie ein Arzt, der gerade einen Patienten ­ ­hingerichtet hat und nun erklärt: Leute schickt mir einen neuen, damit ich weiter üben kann.“ (am 9. September 2010 an die Adresse der SPD) Seit Dezember gehören Jan-Marcus Rossa und Jörg Hansen (Foto, „Es gibt eine feine Linie zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz. v. li.) der FDP-Fraktion an. Sie ersetzen Ex-Fraktionschef Wolfgang Wer weiß das besser als ich?“ Kubicki, der ebenfalls in den Bundestag gewählt wurde, und Heiner (am 29. Juni 2017) Garg, der sich auf seinen Posten als Sozialminister konzentrieren will. Hansen ist Polizist und kommt aus Stockelsdorf (Kreis Ostholstein). Der Rechtsanwalt Rossa stammt aus Dassendorf (Kreis Herzogtum „Wenn die Massenmedien fragen, was die Demokratie kostet, Lauenburg). Beide sind Jahrgang 1964. kann ich nur feststellen, dass Nicht-Demokratie am teuersten ist. Kubickis Posten als Fraktionschef übernimmt der bisherige Parla- Sie kostet die Freiheit und unter Umständen das Leben.“ mentarische Geschäftsführer (PGF) Christopher Vogt. Er erhielt die (am 14. Dezember 2017 in seiner letzten Landtagsrede) Stimmen von sieben der neun FDP-Abgeordneten. Ein Fraktionsmit- glied enthielt sich, Vogt selbst nahm nicht an der Abstimmung teil. Debattenbeiträge des langjährigen Kubicki wurde zum Ehrenvorsitzenden der Fraktion auf Lebenszeit FDP-Fraktionsvorsitzenden , gekürt. Neuer PGF ist Oliver Kumbartzky, der sein Amt als - der am 14. Dezember sein Landtagsmandat vizepräsident aufgibt. Diese Position übernimmt Annabell Krämer, nach 25 Jahren ­niedergelegt hat, um sich auf die die der Landtag einstimmig gewählt hat. Mehr zu ihr auf Seite 30, Bundespolitik zu konzentrieren. weitere Personalien auf den Seiten 14 und 15.

DER LANDTAG 04 /2017 3 AKTUELL

Hilfe für Obdachlose Beauftragter fordert­ „Jugend im Landtag“ Ende November hat Landtagspräsident Gutachten zur will SH modernisieren Klaus Schlie in der Kieler St.-Heinrich-­ Barrierefreiheit Kirchengemeinde die frisch sanierte Not- Die „Jugend im Landtag“ fordert besse- unterkunft für Obdachlose mit einge- re Rahmenbedingungen für junge Leute in weiht. Schlie, der seit zwei Jahren Schirm- Mehr Engagement für die Barrierefreiheit Schleswig-Holstein. So regten die mehr als herr des Gemeinde-Fördervereins für die in Gebäuden fordert der Behindertenbeauf- 80 Nachwuchspolitiker bei ihrem dreitägigen Obdachlosen­betreuung ist, freute sich, tragte Ulrich Hase. Notwendig seien fach­ Treffen Ende November im Landeshaus ein dass die Wiedereröffnung der Unterkunft liche Gutachten für öffentliche und öffentlich günstiges landesweites Bus- und Bahnticket „angesichts des nahenden Winters gerade zugängliche Gebäude, sagte Hase Anfang an, für alle Schüler, Azubis und Studenten. zur richtigen Zeit“ erfolge. Im vergange- Dezember bei der Vorstellung seines Tätig- Die Fahrradwege im Lande sollen ausgebaut nen Jahr suchten dort 390 Menschen ein keitsberichts. „Denn in fast allen öffentlichen werden, und auf den Dörfern soll es besse- schützendes Dach über dem Kopf. Die Gebäuden, in die ich reingehe, fehlt etwas.“ re Busverbindungen geben – vor allem am Räumlichkeit mit vier Betten und einem Er begrüßte einen von der Landesregierung Wochen­ende. Auch an den Schulen ver­ Sanitärraum kann das ganze Jahr über geplanten Fonds für Barrierefreiheit. Der be- langen die 15- bis 21-Jährigen einen Moderni- für eine Nacht in Anspruch genommen. inhalte zwar nur zehn Millionen Euro. „Zum sierungsschub. Das Land soll marode Schul- ­Außerdem bietet der Förderverein täglich ersten Mal wird aber ein Zeichen gesetzt“, so gebäude und Sport­anlagen systematisch in mehrere Mahlzeiten, Kleidung und Be­ Hase. Nach seinen Angaben lebten in Schles- Stand setzen. Und: Die Computertechnik soll ratung an. wig-Holstein Ende 2015 mehr als 545.000 auf der Höhe der Zeit sein. So fordert „Jugend Menschen mit Behinderung. im Landtag“ flächendeckendes­ WLAN und zeitgemäße Lern-Software wie etwa digitale Wörterbücher. Mehr zu „Jugend im Landtag“ auf den Seiten 10 und 11. Das Presseteam hat ein ­Video über die Veranstaltung gedreht: www.sh-landtag.de/service/jugend/

Bürgerpreise für die „Zukunft vor Ort“ Der Bürgerpreis von Sozialausschuss und Sparkassen stand im Jahr 2017 unter dem Motto „Vorausschauend engagiert: real, digital, kommunal“. Ausgezeichnet wurden Anfang Novem- ber in Kiel ehrenamtlich Aktive, die sich für eine „Zukunft vor Ort“ einsetzen, wie die Jury ­heraus­strich. So konnte die 18-jährige Ann-Kathrein Gräning aus Stadum (Kreis Nordfries- Weihten die neuen Räume ein: land), die sich bereits seit ihrem zwölften Lebensjahr in verschiedenen Institutionen engagiert, Architektin ­Sigrid Müller, Propst Leo Sunder- den Hauptpreis in der Kategorie U 21 entgegennehmen. Sieger in der Kategorie Alltagshelden diek, Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, wurde der Verein „Herbstsonne“ aus Neumünster, der finanzschwache Senioren unterstützt. Speisesaal-Leiter Torsten Hensler, Landtags­ Den Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt Gerd Hausotto für sein mehr als 40-jähriges präsident Klaus Schlie ­Engage­ment, insbesondere im Stadtteil Kiel-Hassee. Die Sieger erhielten je 3.000 Euro. ­Weitere fünf ­Nominierte konnten sich über 500 Euro freuen. Insgesamt bewarben sich 46 Projekte. Großer Zulauf bei Antidiskriminierungsstelle Menschen, die wegen ihrer Herkunft, ­einer Behinderung oder ihres Geschlechts benachteiligt werden, wenden sich vermehrt an die Antidiskriminierungsstelle des Land- tages. Die Zahl der Beratungsgespräche stieg 2015/2016 auf 325, berichtete die Bürger­ beauftragte Samiah El Samadoni Anfang No- vember bei der Vorstellung ihres Tätigkeits- berichts. 2013/2014 waren es noch 139. Nach der Beratung erstritt beispielsweise ein Syrer, der mehrfach nicht in eine Disco durfte, vor Gericht eine Entschädigung von 1.000 Euro, die er spendete. Ein in Deutschland geborener Türke bekam 700 Euro, weil ein Fitnessclub Freude über den Bürgerpreis (v.li.): Christof Ipsen (Sparkassen- und Giroverband), für die Mitgliedschaft ohne Rechtsgrundlage Ann-Kathrein Gräning, Gerd Wollert (Verein „Herbstsonne“), Gerd Hausotto, Birgit Kafvelström einen deutschen Pass verlangte. (Verein „Herbstsonne“), Landtagsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber

4 DER LANDTAG 04 /2017 KOMPROMISS & KONFLIKT

Montage: Überschriften aus dem November 2017 „In Deutschland gibt es eine Skepsis gegenüber

Prof. Wilhelm Knelangen Kompromissen“

Dass konservative Christdemokraten, wirtschaftsnahe Liberale und ökologisch denkende Grüne gemeinsam Politik machen könnten, schien noch vor kurzem undenkbar. Nun drängen die Wahlergeb- nisse Schwarz, Grün und Gelb in Richtung Jamaika. In Kiel kam man gemeinsam an, in Berlin nicht. Dort kommt wieder Schwarz-Rot ins Spiel. Gesucht werden jeweils Kompromisse, ohne die eigenen Über zeugungen aufzugeben. Wir haben den Politik wissenschaftler Prof. Wilhelm Knelangen von der Uni Kiel zum Wesen des politischen Kompromisses befragt.

Der Begriff „Kompromiss“ hat im Deutschen oft einen negativen Klang, man spricht etwa von „faulen Kompromissen“ oder „Formel- kompromissen“ oder setzt den Begriff gleich mit „Opportunismus“. Woher stammt dieser schlechte Ruf des Kompromisses? „Den schlechten Ruf führe ich wesentlich auf die späte Demokratisierung der deutschen Politik zurück. Weil sie an der Macht nicht beteiligt waren, verstanden sich die Parlamentarier im Kaiserreich ausschließlich als Vertreter ihrer Wählerklientel. Als es in der Weimarer Republik darum ging, parlamen- tarische Regierungen zu bilden, fiel es den Parteien schwer, die Unterschiede zu überbrücken, weil das als Verrat an der reinen Lehre wahrgenommen wur- de. In der deutschen politischen Kultur hat sich diese Skepsis gegenüber dem Kompromiss erhalten. Das ging lange gut, weil in ‚Lagerwahlkämpfen‘ jeweils solche Bündnisse siegten, die ideologisch relativ nahe beieinander waren. Die Zersplitterung des Parteiensystems macht jetzt Koalitionen zwischen Parteien nötig, die in der Vergangenheit verschiedenen Lagern angehörten.“

Ist demgegenüber absolute Prinzipientreue in der Politik eine Tugend oder eine Dummheit? „Jede Partei wird für sich selbst Prinzipien benennen können, die sie nicht aufgeben kann. In der Tat geht es ja beim Kompromiss auch nicht darum, den eigenen Standpunkt völlig aufzugeben, denn dann wäre man ja nicht mehr erkennbar. Eine Dummheit ist es aber, das gesamte eigene Programm als nicht verhandelbar zu deklarieren – das kann dann nur in die Opposition führen. Dann hat man nach eigenem Gefühl vielleicht recht gehabt, kann aber auch nur wenig bewegen.“

Zurzeit sind oft drei Parteien beteiligt, um eine parlamentarische Mehrheit zusammenzubringen. Bei den gescheiterten Berliner Son- dierungen waren es sogar vier. Wie sollten die Partner ihren An- hängern schwierige Kompromisse schmackhaft machen? „Erstens muss sich die Wählerschaft an diese neue Lage gewöhnen. Es waren ja auch nicht die Parteien, die sich diese Mehrparteienkoalitionen gewünscht haben, sondern das Wahlergebnis lässt oft keine Alternativen zu. Zweitens werden die Parteien darauf achten, auch in einem schwierigen Kompromiss zentrale eigene Anliegen durchzusetzen – andernfalls werden sie die Koalition den Mitgliedern und den Wählern gegenüber nicht rechtfertigen können. Das verlangt drittens von allen Partnern die Bereitschaft, auch den anderen Beteiligten eigene Erfolge zuzugestehen. Das reicht vermutlich nicht für ein gemeinsames ‚Projekt‘ oder eine ‚Vision‘, sondern wird eher pragmatischen Gesichtspunkten folgen. In einigen Bereichen kann das auch Stillstand be- deuten, wenn eine Einigung der Koalition nicht möglich ist.“ KOMPROMISS & KONFLIKT

Jamaika-Zwischenbilanz: Gegensätze und Gemeinsamkeiten

Die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP ist ein Bündnis aus sehr ­unterschiedlichen Partnern. Das erfordert Kompromisse,­ im Koalitionsvertrag wie auch im Regierungsalltag. Kommen ­dabei bahnbrechende neue Ideen heraus­ oder doch nur der ­kleinste gemeinsame Nenner? Hierüber stritt der Landtag Mitte Oktober – wenige Wochen vor dem Jamaika-Aus in Berlin.

Tobias Koch, CDU-Fraktionsvorsitzender: „Mit den Anträgen der Regierungsfrakti- onen und den Haushaltseckwerten ­senden wir ein wichtiges Signal sowohl an alle Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig- Holsteiner als auch nach Berlin. Wir zeigen: Jamaika in Schleswig-Holstein funktioniert richtig gut. Wir zeigen, dass die Differen- zen zwischen drei verschiedenen Parteien für eine produktive Symbiose genutzt wer- den können und ein solches Bündnis tolle Chancen bietet, und wir zeigen, dass wir die Stärken der Partner miteinander vereinen. Die gemein­same Arbeit mit Grünen und FDP macht ­richtig Spaß. Als Koalitionspartner arbeiten wir wirklich gut und vertrauensvoll Ministerpräsident zusammen.“ Daniel Günther (CDU): „Unsere Koalition der Brückenbauer schafft eine breite gesellschaftliche Bandbreite. Wir Oppositionsführer sind ein Bündnis aus drei Parteien, aber wir (SPD): sind keine eineiigen Drillinge. Wir haben „Herr Ministerpräsident, Sie sind ein wah- eigenständige Positionen. Aber selbstver- rer Verpackungskünstler! Was von Ihnen ständlich laufen wir dann, wenn es um das seit Regierungsanfang alles verpackt, ver- Wohl der Menschen in Schleswig-Holstein schönert, versteckt worden ist, das ist schon geht, alle gemeinsam in die richtige Richtung. erstaunlich. Was Sie nicht so alles schaffen! Wir sind stolz darauf, dass wir diesen Weg Sie verbinden die Getrennten, Sie schlagen gehen. Diese Koalition löst tradierte Grenzen Bögen, Sie überwinden tradierte Grenzen, auf. Wir überwinden in Teilen das Lager­ das Lagerdenken, Sie bauen Brücken – wahr- denken, wir finden pragmatische Ant- haft ein Feuerwerk der Worthülsen. worten. Ich glaube, der Schlüssel ist, dass bei Sie sollen zeigen, dass Schwarz, Gelb und uns jeder Partner Lust auf das Regieren hat, Grün prima miteinander können, egal, was weil jeder Projekte hat, die er für Schleswig- in den Wahlprogrammen und in den Partei- Holstein umsetzen will.“ programmen steht. Mindestens bis zum Ende Eka von Kalben, der Koalitionsverhandlungen in Berlin muss Grünen-Fraktionsvorsitzende:­ der Honeymoon halten. Das Land blickt auf „Wir können aus den Erfahrungen, die wir Sie. Das erklärt, warum Sie Themen mit Kon- hier in Jamaika gemacht haben, sagen: Man fliktpotential wie der Teufel das Weihwasser kann es versuchen, man kann es zu etwas­ meiden.“ Gutem bringen, und es könnte auch mit der

6 DER LANDTAG 04 /2017 KOMPROMISS & KONFLIKT

CDU gehen, wenn die Bundes-CDU nur ein bisschen mehr so wäre wie die CDU im Land: offener, nicht so polterig, moderner und gesellschaftlichem Wandel gegenüber aufgeschlossen. Wir erleben es als Grüne jeden Tag, dass wir uns mit Themen neu und anders auseinandersetzen müssen. In diesem Sinne kann Jamaika in Schleswig-Holstein tatsächlich eine Vorbildfunktion haben und gesellschaftlich beispielgebend sein. Widerstreitende Meinungen nicht übergehen und eine gemeinsame Meinung formulieren; Rücksicht auf unterschiedliche Interessen und dennoch ein Gemeinwohl- interesse formulieren; Andersheit und An- erkennung – das ist es, was Politik im Herbst Jörg Nobis, Lars Harms, 2017 insgesamt braucht.“ AfD-Fraktionsvorsitzender: Vorsitzender der SSW-Gruppe: „Statt Aufbruchstimmung Sommerstille „Es wirkt schon ein bisschen wie verkehr- und Selbstbeschäftigung. Der Hauptgrund te Welt: Ständig ändern sich die Positionen liegt vermutlich darin, dass die vorherrschen- der Regierungsparteien. Erst ist die CDU für de Farbe des Koalitionsvertrags grün ist. Hier G8, dann wieder für G9. Grüne wollen erst muss man den Grünen tatsächlich nachträg- Umweltstandards bei Vergaben, dann kann lich gratulieren, dass sich die CDU und die das doch alles wieder weg. Nur die FDP bleibt FDP fast ohne Gegenwehr in ein so enges sich treu, das muss man wirklich sagen: Ver- grünes Korsett haben schnüren lassen. nünftige Löhne sind Käse, und dabei bleibt Die inneren Konflikte in der Karibikkoalition es. Das ist wirklich das einzig Verlässliche an sind jedenfalls nicht zu übersehen. Herr dieser Koalition. Wir haben aber trotz all der Ministerpräsident Günther, um im karibi- Gegensätze, die sich mit der Koalition schen Bild zu bleiben: Sie sind im Bermuda- er geben, gesagt, dass wir eine konstruktive dreieck der Koalitionsverhandlungen unter- Oppositionsarbeit leisten wollen. Wir be- gegangen. Selbst für einen trainierten Läufer treiben hier keine Kritik nur um der Kritik wie Sie ist es sicherlich schwierig, einen wegen.“ 100-Meter-Lauf mit einem grünen Klotz am Bein zu gewinnen. Sehr geehrte Jamaikaner, Sie sind eine Koalition des kleinsten gemein- Wolfgang Kubicki, samen grünen Nenners.“ FDP-Fraktionsvorsitzender: „Wenn es uns nicht gelingt, das hinzube- kommen, dann werden wir die Demokratie- verdrossenheit in Deutschland in einem Maß steigern, dass uns angst und bange werden muss. Wir sind zum Erfolg verdammt, und man schaut auf Schleswig-Holstein, weil wir es geschafft haben, aus völlig unterschied- Bilder und Kreuze lichen Positionen heraus zumindest eine Vertrauensbasis zu entwickeln, die Der CDU-Sitzungssaal ist für die Grünen noch Neuland, wie in der Debatte das Projekt Jamaika zum Erfolg führen kann. deutlich wurde. Das war von Anfang an nicht so ohne weite- Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben: „Klar ist es für Grüne ungewohnt, res zu sehen. Aber es ruckelt sich mittlerweile im CDU-Fraktionssaal unter Kreuz und Adenauer zu sitzen.“ zurecht. Ja, CDU, Grüne und FDP liegen in- haltlich nicht immer auf der gleichen Linie, Hans-Jörn Arp (CDU): „Das ist Stoltenberg!“ doch ich sage ausdrücklich: Das ist kein Nach- Von Kalben: „Dann habt ihr den umgehängt! Wenn man das Kreuz dann teil. Das ist eine gewaltige Chance, um neu zu vielleicht auch noch woanders hinhängen könnte …“ denken.“

DER LANDTAG 04 /2017 7 RÜCKBLICK VOR 67 JAHREN

Was hat die Landespolitik in früheren Zeiten bewegt? In dieser Serie blicken wir ins Archiv und spüren nach, was den Landtag in vergangenen Zeiten beschäftigt hat. Diesmal geht es ins Jahr 1950, als sich CDU und SPD so kompromisslos und unversöhnlich gegenüberstehen, dass die Christdemokraten den Landtag mehrere Monate lang boykottieren.

1950: Politik des leeren Stuhls

„Meine Damen und Herren! Ich persönlich und mit mir auch die Freunde meiner Fraktion sehen den heutigen Tag als einen ganz dunk- len Tag unserer politischen Zusammenarbeit an.“ So empörte sich der CDU-Abgeordnete Walther Böttcher in der Landtagssitzung vom 24. April 1950. Er warf der allein regierenden SPD vor, Beiträge der Christdemokraten ­pauschal vom Tisch zu wischen, „ohne dass man unseren wohlbegründeten Einwendun- gen auch nur irgendwie Rechnung getragen hätte“. Böttcher weiter: „Aus diesem Grunde müssen wir Ihnen erklären, dass die CDU- Fraktion jetzt den Landtag verlässt!“ Die 22 Christdemokraten erhoben sich laut Pro- tokoll um 18:50 Uhr von ihren Plätzen und zogen aus dem Sitzungssaal aus, der damals in der Pädagogischen Akademie Kiel-Hassee lag. Und sie sollten für den Rest der Wahlperiode nicht wieder zurückkehren.

„Wollen nicht am selben Tisch sitzen“ Streitgespräch unter Fraktionsvorsitzenden: Der CDU-Boykott bildete den Höhepunkt Carl Schröter (CDU, li.) und Andreas Gayk (SPD). In der Mitte: Heinrich Fischer (SPD). eines stetig wachsenden Konflikts zwischen Sozial- und Christdemokraten. Konkreter Anlass war der Abschlussbericht eines Parla- Franz Ryba hielt dagegen: „An den Beschul- Bodenreform mentarischen Untersuchungsausschusses zur digungen ist nichts wahr!“ sogenannten „Kieler-Nachrichten“-Affäre. Nach dem CDU-Auszug versuchte Land- und Schulpolitik Der Hintergrund: Drei CDU-Abgeordnete tagspräsident Karl Ratz (SPD) die Wogen zu als Streitpunkte sollen einen Miteigentümer der Tageszeitung glätten und den besonders scharf ­attackierten mit dessen angeblicher NS-Vergangenheit CDU-Fraktionschef Carl Schröter zu be­ Bereits seit Jahren hatten die beiden Par­ unter Druck gesetzt haben. Sie wollten damit sänftigen. Ratz lud Schröter persönlich zur teien parlamentarische Kämpfe ausgefochten.­ billig an dessen Anteile an dem Lokalblatt nächsten Sitzung des Ältestenrates ein, doch Es herrschten fundamentale politische kommen, lautete der Vorwurf. Die CDU- dieser antwortete mit einem schroffen Brief: Unterschiede­­­ zwischen überzeugten Sozialis- Parlamentarier hätten „zusammengewirkt, „Meine Privatsekretärin hat Ihnen bereits ten und strammen Konservativen. Eine ver­ um auf Grund ihrer politischen Stellung sich fernmündlich meine Absage übermittelt. Ich trauensvolle Zusammenarbeit, ­geschweige persönlich materielle Vermögensvorteile zu lege Wert darauf, Ihnen zu sagen, daß die denn eine Koalition aus CDU und SPD, verschaffen“, urteilte der SPD-Abgeordnete CDU nach den Vorgängen der letzten Tage war im Schleswig-Holstein des Jahres 1950 Heinz Adler im Landtag. Dies widerspreche­ und Wochen nicht in die Gefahr kommen undenkbar.­ „den Gesetzen des Anstandes und der will, mit gewissen Herren der SPD an ein und Ein Knackpunkt zwischen den beiden ­politischen Sauberkeit“. Der Christdemokrat demselben Tisch zu sitzen.“ ­Lagern war die geplante Enteignung von

8 DER LANDTAG 04 /2017 KOMPROMISS & KONFLIKT

Großbauern. Nach Willen der Sozialde- Der Abgeordnete Hermann von Mangoldt So wurde die Landessatzung am 13. De- mokraten sollte ein Landwirt maximal 100 warnte vor einer „Niveausenkung“ an den zember 1949 mit 45 Ja-Stimmen aus SPD und Hektar Nutzfläche besitzen dürfen. Alles, Schulen: „Begabte Kinder werden zwei Jah- SSW bei nur zwei Nein-Stimmen angenom- was darüber hinausging, sollte enteignet wer- re länger in der Grundschule gehalten, sie men. Die Union hatte zwei Abgeordnete als den. Dies sei „eine wichtige Maßnahme zur verlieren dadurch zwei Jahre an der höheren „Beobachter“ in die Sitzung geschickt. ­Pikant: ­Sicherung der Demokratie und des Friedens“, Schule.“ Die Landessatzung mit den SPD-Kern­ unterstrich SPD-Mann Erich Arp im Dezem- themen wurde vom Landtag mit einfacher ber 1947. Es müsse „endlich der Stab über die Landessatzung ohne Mehrheit beschlossen – konnte aber nur mit Grundherrenklasse gebrochen werden“.­ Arp CDU-Beteiligung Zweidrittel­mehrheit geändert werden. hatte sich auf mehreren Reisen nach Meck- Nachdem die Landessatzung verabschie- lenburg über die Kollektivierung der Land- Ende 1949 spitzten sich die Konflikte det war, kehrte die Union in den Saal zurück. wirtschaft in der sowjetischen Besatzungs- weiter zu. Denn im Sommer 1950 stand die Die Diskussion um die „Kieler Nachrichten“ zone informiert. In Ost-Berlin traf er sich nächste Landtagswahl an, und die SPD, die ­wenige Monate später brachte das Fass dann sogar mit den SED-Größen ­ den Urnengang im Mai 1947 noch mit abso- aber endgültig zum Überlaufen. Die CDU und , was ihm auch in den luter Mehrheit gewonnen hatte, fürchtete setzte erneut und diesmal für den gesamten eigenen Reihen Kritik einbrachte. Die Gegen- nun eine Bauchlandung. Sowohl bei der Rest der Legislaturperiode auf die Politik position vertrat im Landtag der spätere CDU- ­ersten Bundestagswahl im August 1949 als des leeren Stuhls. Auch für die allererste Sit- Ministerpräsident Friedrich-Wilhelm Lübke. auch bei der Kommunalwahl acht Wochen zung im frisch renovierten Landeshaus an Er beklagte einen „Ansturm der Linken ­gegen später war sie eingebrochen und hinter die der Kieler Förde am 3. Mai 1950 machte die die letzten Pfeiler des Privateigentums“ und Union zurückgefallen. Um ihre wichtigsten Union keine Ausnahme. Landtagspräsident warnte vor einer „Kolchosenwirtschaft“ Projekte gegen einen möglichen Machverlust Ratz sprach seine Eröffnungsrede („Ich hoffe, und dem „Zusammenbruch der gesamten abzu­sichern, verankerte die SPD-Regierung dass wir in diesem Saal eine fruchtbringende Er­ nährungswirtschaft“.­ unter Ministerpräsident­ die ­Arbeit für unser Land leisten können“) vor Ein weiteres Streitthema war die Schul- Boden­reform und die sechsjährige Grund- halbleeren Rängen. politik. Die Sozialdemokraten forderten die schule in ihrem Entwurf für eine Landes­ sechsjährige Grundschule, dazu gemein- satzung, den Vorläufer der heutigen Landes- Umgekehrte Vorzeichen same Unterrichtsstunden auch in höheren verfassung. Die CDU reagierte auch hier mit nach der Wahl ­Klassen sowie Schulgeld- und Lernmittel- einem Boykott. „Sollte dieses Gesetz verab- freiheit. Dies sei „nicht nur eine pädagogische schiedet werden, so werden wir es niemals Erst am 7. August 1950, vier Wochen nach ­Veränderung, sondern eine soziale Revolu- anerkennen“, kündigte CDU-Vertreter von der Landtagswahl, saß wieder ein komplet- tion“, unterstrich die Sozialdemokratin Elly Mangoldt an, der im Frühjahr 1949 Mitglied tes Parlament im Saal. Die SPD war immer Linden im März 1948. Es gehe darum, „die des Parlamentarischen Rates und damit einer noch stärkste Partei, hatte aber die absolute Bildung der breiten Volksschichten zu ver- der Väter des Grundgesetzes gewesen war: Mehrheit verloren. Die CDU hatte sich zwar bessern“. Die CDU pochte dagegen auf das „Wir werden weder in den Ausschüssen mit der neu eingezogenen FDP und der Deut- traditionelle dreigliedrige Bildungssystem. noch im Plenum an irgendeiner Beratung schen Partei zu einer Fraktionsgemeinschaft ­dieser Vorlage teilnehmen.“ zusammengeschlossen. Aber auch dieser sogenannte Wahlblock erreichte keine Mehr- heit. Zünglein an der Waage war die erst we- nige Monate zuvor gegründete Vertriebenen­ partei BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten), die sich zu einer Koali- tion mit dem Wahlblock zusammenfand, nachdem Gespräche mit der SPD gescheitert ­waren. Am 15. November 1950 strich die neue Koalition die SPD-Herzensthemen Boden­ reform und sechsjährige Grundschule aus der Landes­satzung. Wahlblock und BHE kamen zusammen genau auf die nötige Zweidrit- telmehrheit von 46 der 69 Abgeordneten. ­Gegenstimmen gab es nur wenige. Laut ­Protokoll hatte „der größte Teil“ der SPD- Fraktion aus Protest den Saal verlassen.

Karsten Blaas

Vater des Grundgesetzes aber Gegner Für eine „soziale Revolution“ in der Schule: der Landessatzung:­ Elly Linden (SPD) Hermann von Mangoldt (CDU)

DER LANDTAG 04 /2017 9 KOMPROMISSE >>> Jugend im Landtag

2017 <<<

„Lieber ein Verbot Daniel an die Raucher: als ein angefahrenes Ihr müsst Kind!“ drinnen bleiben!

Sollen Autofahrer zur Führerschein-Nachprüfung und zum Tabakqualm wabert über Straßen und Plätze. Medizin-Check ? Darüber diskutierte „Jugend im Landtag“ Unter dem blauen Dunst leiden vor allem kontrovers. Wir haben die Argumente protokolliert. Kinder und Jugendliche, meint Daniel Berghoff aus Süder- Tobias L.: Autofahrer müssen die neuesten Verkehrsregeln kennen. brarup. Der 19-jährige Berufsschüler fordert deswegen ein Dadurch wird es insgesamt sicherer auf den Straßen. komplettes Rauchverbot in der Öffentlichkeit. Nur in den Vivien: Muss denn jeder für seine Prüfung selber zahlen? eigenen vier Wänden soll man qualmen dürfen, findet er. Felix: Und was passiert, wenn man durchfällt? Ist dann der Führer- Die Reporterinnen Kora Fehlbier und Emmelie Weiß haben schein weg? nachgefragt. Alexa: Wenn jemand die Prüfung nicht besteht, dann sollte er ein Daniel, du forderst ein striktes Rauchverbot. Aufbauseminar absolvieren müssen! Hast du selbst schon einmal geraucht? Sarah: Aber viele Familien würden leiden, wenn ein Elternteil ohne Nein, ich habe noch nie aktiv geraucht. Ich war Führerschein dasteht. Und es könnte teuer werden, wenn die Eltern lange Zeit Buskind und musste jeden Morgen neben die Nachprüfung selbst bezahlen müssen. Rauchern an der Bushaltestelle warten. Ich reagiere Lasse: Es geht darum, die Straßen sicherer zu machen. Wir wollen empfindlich auf den Rauch, er löst bei mir Kopf- mit diesem Antrag einen Impuls setzen. Es ist besser, jemandem für schmerzen aus. Für mich als unfreiwilligen Passiv raucher belegt das, eine gewisse Zeit den Führerschein zu entziehen, als Leute auf die dass Rauchen komplett schädlich ist. Straße zu lassen, die sich fahrlässig und gefährlich verhalten. Was ist der Hintergrund deiner Forderung? Leonie: Ich habe gerade meinen Führerschein gemacht. Soll ich Ich finde es unzumutbar, dass Kinder Rauchern ausgesetzt sind. Ein denn etwa schon in fünf Jahren wieder zur Prüfung? Kind würde niemals sagen: „Hey, hör bitte auf zu rauchen!“ Zumal Brian: Natürlich, das soll für alle Altersgruppen gelten, finde ich. Kinder häufig noch nicht einmal wissen, was Rauchen eigentlich ist, Ich bin doch jetzt schon vergesslich. was dabei mit dem Körper passiert und wie langfristig die Schäden Tobias M.: Bei Taxifahrern gibt es so eine Regelung schon. Lieber sind. ein Test mehr, als dass ein Kind umgefahren wird! Wenn es zu einem Rauchverbot im öffentlichen Raum Celine: Aber für Berufstätige ist das ziemlich zeitaufwendig! Das kommt, schränkt es die Freiheit von anderen Menschen ein. geht doch gar nicht, neben der Arbeit! Siehst du das als Problem? Maximilian: Viele Ältere merken es nicht, dass sie nicht mehr fah- Für mich geht die Gesundheit von Kindern und Nichtrauchern vor. ren können. Das sieht man an der Unfallstatistik. Die Teilnahme am Durch meinen Antrag wird die Freiheit von Rauchern eingeschränkt, Straßenverkehr ist kein Recht sondern ein Privileg! das ist richtig. Ihr Nikotinkonsum würde dann aber nicht ihr Umfeld Sören: Laut Unfallstatistik bauen Senioren weniger Unfälle als gefährden, das ist in meinen Augen das bessere Argument. junge Leute! Wenn man regelmäßig Auto fährt, bleibt man ohnehin Wie realistisch siehst du deinen Antrag? automatisch auf dem Laufenden. Ich muss zugeben, meine Forderung ist sehr drastisch. Ich würde Mayra: In den Niederlanden gibt es solche Tests schon, und dort mir wünschen, dass das Rauchverbot so durchkommt, wie ich es ein- gibt es viel weniger Unfälle als bei uns. gereicht habe, aber das wird wohl nicht passieren. Ich werde garantiert Kompromisse eingehen müssen. >>> Beschluss: Jeder Autofahrer soll 20 Jahre nach seiner Führerscheinprüfung >>> Beschluss: zum Nachtest. Auch der Erste-Hilfe-Kurs muss dann erneuert „Jugend im Landtag“ schloss sich Daniels Vorschlag weitgehend werden. Danach sollen „in regelmäßigen Abständen“ weitere an: Rauchen soll im öffentlichen Raum verboten werden. Ledig- Nachprüfungen folgen. Die Kosten sollen „nicht erheblich“ sein. lich in speziellen Raucherkabinen soll es erlaubt sein.

10 DER LANDTAG 04 /2017 KOMPROMISS & KONFLIKT

„Wir sind erfolgreich Schlie durch Schreien und Nerven“ appelliert:

„Jugend im Landtag“ beginnt traditionell Findet mit einem politischen Planspiel. Die 21-jährige Annabell Pescher (Foto), Kompromisse! Lehramtsstudentin aus , berichtet von ihren Erlebnissen. In seinem Grußwort an die „Jugend im Landtag“ hat Parlamentspräsident Klaus „Um in das Wochenende im Landtag ein- Schlie dazu aufgerufen, im politischen Streit zusteigen, steht am Freitagabend ein Planspiel auf Lösungen hinzuarbeiten. Im Wettbewerb auf dem Programm. Als Ausgangssituation der Ideen gehe es darum, „durch Argumente sollen zehn Flüchtlinge in der fiktiven Stadt und Überzeugungskraft Mehrheiten zu fin- Bergstadt aufgenommen werden. Jedoch ist den – oder aber Kompromisse zu schießen“. noch nicht geklärt, wo sie untergebracht wer- Es sei besser, andere einzubinden, als strikt den. Ziel des Planspiels ist es, eine gemein- Das ist, schockierenderweise, für alle auf dem eigenen Standpunkt zu beharren und same Lösung auszudiskutieren. Seiten ein zufriedenstellender Kompromiss. dann an seiner Unbeweglichkeit zu scheitern. Die Teilnehmer finden sich in verschiede- Es irritiert mich, diese Rolle einzunehmen, Diesen Appell richtete Schlie auch nach nen Gruppen zusammen wie beispielsweise weil es meinem eigenen Denken überhaupt Berlin: „In einer demokratischen Willens- Sozialamt, Kirche, ‚Pro Asyl‘ oder eine Woh- nicht entspricht zu sagen: Flüchtlinge haben bildung muss man die Kraft haben, Kompro- nungsbaugesellschaft. Ich bin im Jugendver- kein Recht, hier zu sein, sie nehmen unse- misse zu schließen“, sagte er mit Blick auf band. Unser Jugendtreff liegt in einem der re Arbeitsplätze weg und zerstören unsere die langwierige Suche nach einer Mehrheit möglichen Unterbringungsorte, der alten Gesellschaft. Denn das ist einfach Unfug. im Bundestag: „Es ist bedenklich, dass dort Schule. In unserer Rollenbeschreibung steht, Be sonders erschreckend ist, dass wir es durch der Bundespräsident eingreifen muss, um dass wir uns radikalisiert haben und gegen ganz einfache Parolen und ohne jegliche die Parteien daran zu erinnern, warum sie ge- Flüchtlinge sind. Unser Gruppenziel ist, dass Grundlage geschafft haben, uns großenteils wählt wurden.“ gar keine Flüchtlinge nach Bergstadt kom- durchzusetzen. Obwohl wir eigentlich gar men, und falls doch, dass sie nicht unseren keine ernsthaften Argumente haben, meint Jugendraum nutzen. man: Macht doch, was ihr wollt, und lasst uns bloß in Ruhe“. „Irritierend, diese Rolle Aufgezeichnet von Kora Fehlbier zu spielen“ und Emmelie Weiß

Um uns in der Diskussion Gehör zu ver- schaffen, machen wir lautstark auf uns auf- Das Präsidium ist spendabel merksam. Mit Zwischenrufen wie ‚Flücht- linge raus‘ und primitiver Polemik argu- Angenommen, Ihr bekommt 1.000 Euro geschenkt – wie viel davon würdet Ihr mentieren wir, dass Ausländer uns unseren spenden? Das haben wir das frisch gewählte Präsidium von „Jugend im Landtag“ Treffpunkt wegnehmen und unsere Jugend gefragt. kaputt machen. Was, nebenbei bemerkt, nicht ansatzweise mit unserer persönlichen Meinung übereinstimmt. Wir haben keine schlüssigen Argumente und somit überhaupt keine Basis für eine Diskussion. Trotzdem schaffen wir es, einen großen, neuen Raum für uns herauszuholen, der nach unseren Wünschen eingerichtet werden soll. Wir setzen uns durch, indem wir reinschreien und nerven. Die Schule wird zwar renoviert , und alle Flüchtlinge werden dort untergebracht. Es steht auch theoretisch jedem frei, unseren neuen Gruppenraum zu nutzen. Da uns Jugendlichen aber überlassen ist, den Raum nach unseren eigenen Vorstel- lungen zu gestalten, ist es doch klar, dass wir den Raum so einrichten werden, dass wir Vorsitzende mit Spendierhosen: Vizepräsident Jan Philip Benckert (17) aus Büdelsdorf, garantiert unter uns bleiben. Präsidentin Mira Osthorst (18) aus Flensburg, Vizepräsident Konstantin von Gregory (20) aus Dassendorf, Vizepräsidentin Judith Borowski (16) aus Kiel.

DER LANDTAG 04 /2017 11 KOMPROMISS & KONFLIKT Bundesrat ohne klare Fronten

Um ein Bundesgesetz in Kraft zu ­setzen, Fünf verschiedene Parteien stellen Minis- Stimmen zusammenkommen. Die Stimmen ist eine Mehrheit im Bundestag nötig – terpräsidenten. Die über Jahrzehnte übliche eines ­Landes können nur geschlossen abge­ und oft auch die Zustimmung der Länder ­Unterteilung der Länderkammer in klare geben werden, Enthaltungen zählen als Nein-­ im Bundes­ ­rat. Die Kompromissfindung Blöcke mit A-Ländern (SPD-geführt) und Stimmen. Schwarz-Rot käme aus eigener ­zwischen den beiden Verfassungsorga- ­B-Ländern (unionsgeführt) besteht nicht Kraft nur auf 22 Stimmen. Allerdings wäre nen wird in den kommenden Jahren wohl mehr. eine mögliche „GroKo“ oder „KoKo“ an allen schwieriger als bisher. Denn die Länder- Die Folge: Die Bundesregierung muss sich 16 Landesregierungen beteiligt. kammer ist nach den vier Landtagswahlen ihre Mehrheiten mühsam zusammensuchen. Die Länder können über den Bundesrat des Jahres 2017 so vielfältig wie nie zuvor. 13 Denn um ein Gesetz durch den Bundesrat auch eigene Gesetzentwürfe auf den Weg unterschiedliche Regierungskonstellationen­ zu bringen, braucht sie die absolute Mehr- bringen, ebenso Entschließungen mit gibt es inzwischen in den 16 Bundesländern. heit. Es müssen also mindestens 35 der 69 Forde­rungen an die Bundesregierung. Ent­ sprechend blickt die Landespolitik stets auch darauf, was sich im Bund tut. „Sie werden sich daran gewöhnen müssen, dass diese Regierung den Anspruch hat, die Interessen Schleswig-Holsteins endlich auch in Berlin glaubhaft zu vertreten“, mahnte Minister- präsident Daniel Günther (CDU) die Oppo- sition während der Oktober-Sitzung. SPD- Fraktionschef Ralf Stegner meinte dagegen: „Seine Arbeit in Schleswig-Holstein muss Im Plenum des man schon tun.“ Er warnte die Regierungs- Bundesrates liegt koalition davor, sich so sehr in die Bundes- Schleswig-Holstein politik einzumischen, „dass das Regieren in zwischen Schleswig-Holstein zumindest von einigen Thüringen und nahezu eingestellt wird“. Sachsen-Anhalt. Schleswig-Holstein Bunte Republik Deutschland im Präsidium Die Zusammensetzung des Bundesrates, Stand: Dezember 2017 Seit dem 1. November 2017 und bis zum Stimmen im CDU CSU SPD Grüne FDP Linke 31. Oktober 2020 ist Schleswig-Holstein Bundesrat im Präsidium des Bundesrates vertreten. Baden-Württemberg 6 MP Ministerpräsident Daniel Günther hat Bayern 6 MP im Herbst den Posten des 2. Vizepräsi- denten übernommen. Am 1. November Berlin 4 MP 2018 hat Schleswig-Holstein für ein Jahr Brandenburg 4 MP die Präsidentschaft inne und anschlie- 3 MP ßend für ein weiteres Jahr das Amt des 1. Vizepräsidenten. Der Vorsitz fällt im Hamburg 3 MP jährlichen Wechsel einem anderen Bun- Hessen 5 MP desland nach einem festgelegten Turnus Mecklenburg-Vorpommern 3 MP zu. Der Norden hatte zuletzt 2005/06 die Präsidentschaft. Der Bundesratspräsident Niedersachsen 6 MP leitet die Plenarsitzungen der Länderkam- Nordrhein-Westfalen 6 MP mer. Und: Er übernimmt die Befugnisse Rheinland-Pfalz 4 MP des Bundespräsidenten im Fall von des- Saarland 3 MP sen Verhinderung oder „bei vorzeitiger Erledigung des Amtes“. Außerdem rich- Sachsen 4 MP tet das Land mit der Präsidentschaft die Sachsen-Anhalt 4 MP alljährliche Feier zum Tag der Deutschen Schleswig-Holstein 4 MP Einheit aus. Festakt und Bürgerfest sind für den 3. Oktober 2019 in Kiel geplant, Thüringen 4 MP wie die Staatskanzlei mitteilt. MP = Partei stellt den Ministerpräsidenten

12 DER LANDTAG 04 /2017 EHRENAMT

Meldungen für das Ehrenamt Viele Beschlüsse, die der Landtag fasst, haben direkte Auswirkungen auf Kommunalpolitik,­ Vereins­ arbeit und Bürger­initiativen.

Auf dieser Seite finden ehrenamtlich­ engagierte ­Bürger diese Themen im Überblick.

Straßenausbaubeiträge I: Seit 2012 Euro jährlich. Demnach sollen Pferde- sein müssen. Eine gut organisierte Minder- ­müssen Kommunen Haus- und Wohnungs­ halter 150 Euro jährlich pro Tier zahlen. heit dürfe nicht über eine desinteressierte besitzer zur Kasse bitten, wenn ihre Straßen­ Zwar habe die Gemeinde die Steuerhoheit, ­Mehrheit be­stimmen, so der Tenor bei den ausgebaut werden. Diese Pflicht hat die das Land könne aber den Kommunen die anderen Fraktionen. Im Innen- und Rechts- ­Jamaika-Koalition im Dezember abge- Steuer­hebungsrechte entziehen, wenn das ausschuss wird die Zweite Lesung vor-­­­ schafft. CDU, Grüne und FDP stellen es Allgemeinwohl stärker wiege – und das sei bereitet.­ den Städten und Gemeinden frei, ob sie hier der Fall, betonte Innenminister Hans- von Anwohnern Straßenausbaubeiträge Joachim Grote (CDU). Der Reitsport habe in Hospize: Für sterbenskranke Menschen ­erheben oder nicht. Das stärke die kommu- Schleswig-Holstein nicht nur im Spitzen- sollen mehr Betten in wohnortnahen Hos- nale Selbstverwaltung, so die Befürworter. bereich eine besondere Bedeutung, sondern pizen zur Verfügung stehen. Einvernehm- AfD und SSW unterstützten den Vorstoß, auch im Breitensport „mit seiner heraus­ lich begrüßte der Landtag im November die die SPD enthielt sich und zeigte sich erneut ragenden Jugendarbeit“. Ankündigung von Sozialminister Heiner skeptisch: Jamaika entlaste die Kommunen Garg (FDP), die bereits von der ehemaligen­ nicht, sondern schiebe ihnen nur die Ver- Bürgermeisterwahl/Vorschläge: Die rot-grün-blauen Regierung im Haushalt antwortung zu. AfD will das Vorschlagsrecht für Bürger- 2017 eingebrachten 500.000 Euro bis zum meisterkandidaten neu fassen. Der Entwurf Jahr 2022 zu verstetigen. Ziel ist es, die Straßenausbaubeiträge II: Die SPD zur Änderung des Gemeinde- und Kreis- Zahl der Plätze von derzeit 66 auf 135 in will Kommunen, die ihren Anwohnern wahlgesetzes stieß im Oktober jedoch auf ­Schleswig-Holstein zu erhöhen. ­keine Straßenausbaubeiträge mehr abver- breite Ablehnung. Das Ziel der AfD: Auch Derzeit gibt es sechs Hospize im Lande: langen wollen, aus der Landeskasse ent­ die Parteizugehörigkeit von Kandidaten, de- in Geesthacht (14 Betten), Niebüll (sieben), lasten. Umgesetzt werden soll dies mit ren Partei nicht in der Gemeindevertretung Kiel (16), Lübeck (sieben), Rendsburg (zehn) einer Änderung im Finanzausgleichsgesetz. sitzt, soll auf dem Wahlzettel erscheinen. und Elmshorn (zwölf). In den kommenden Dort wollen die Sozialdemokraten die Und auch Einzelbewerber sollen mitsamt Jahren sollen an sechs weiteren Standorten­ Ausgleichsmasse um 40 Millionen Euro ihrer Partei erwähnt werden, falls sie eine insgesamt 69 neue Plätze entstehen: in Bad aufstocken. Haushaltsüberschüsse würden haben. „Kleine Parteien werden nach dem Oldesloe (zwölf), Gettorf (zehn), Itzehoe dies nach Ansicht der SPD ermöglichen. Die jetzigen Stand systematisch benachteiligt“, (zwölf), Schleswig (acht), Norderstedt (14) meisten Kommunen seien gar nicht in der kritisierte Jörg Nobis (AfD). Innenminister und Rendsburg (zehn). In Niebüll sollen drei Lage, auf das Geld der Anlieger zu verzich- Hans-Joachim Grote (CDU) hielt es dagegen weitere Plätze im schon vorhandenen ten, findet die Oppositionsfraktion. Ihnen für richtig, dass nur im Wahlgebiet bereits ­Hospiz eingerichtet werden. Leitlinie ist drohe der finanzielle Kollaps. Nun beraten erfolgreiche Parteien ein Vorschlagsrecht die vom Deutschen Hospiz- und Palliativ­ der Innen- und Rechtsausschuss sowie der haben. Damit werde gewährleistet, dass verband vorgeschlagene Zahl von 50 Betten­ Finanzausschuss. lokale Fragen im Vordergrund einer Be­ in stationären Einrichtungen pro eine werbung stehen. Million­ Einwohner. Pferdesteuer: Die Pferdesteuer in ­Schleswig-Holstein steht vor dem Aus. Die Volksbegehren und Volksentscheide: Kita-Ausbau: Die Kreise und kreis­ Landesregierung will eine solche Steuer, „Zur Stärkung der direkten Demokratie“ freien Städte können auch über 2017 hinaus wie sie in Tangstedt (Kreis Stormarn) am will die AfD die Mindestanzahl an Stimmen mit Landesgeldern für den Kita-Ausbau 1. Juli 2017 eingeführt wurde, per Gesetz für Volksbegehren und Volksentscheide ­rechnen. Fraktionsübergreifend hat das Ple- ver­bieten – und stieß damit in der Oktober-­ senken. Der Entwurf für eine Änderung der num im November der dafür notwendigen Sitzung auf große Zustimmung. Nur die Verfassung fand im Oktober jedoch keine Änderung des Kita-Gesetzes zugestimmt. SPD sprach von einem unbegründeten Ein- Unterstützung. Die Landesregierung will den Kreisen und griff in die kommunale Selbstverwaltung. Um ein Volksbegehren anzustoßen, Städten für das Jahr 2018 – neben den vom Tangstedt hat als erste Gemeinde in sollen nach Vorstellung der AfD nur noch Bund zur Verfügung gestellten „Mitteln Schleswig-Holstein und als vierte in 50.000 statt 80.000 Unterschriften nötig im Rahmen der Investitionsprogamme Deutschland die Steuer erhoben. Die mit sein. Und bei einem Volksentscheid sollen ­„Kinderbetreuungsfinanzierung“ – 13,2 Mil- 3,1 Millionen Euro verschuldete Kommune statt der bisherigen 15 Prozent nur noch lionen Euro zur eigenen Bewirtschaftung hofft auf Mehreinnahmen von fast 100.000 fünf Prozent der Wahlberechtigten dafür überweisen.

DER LANDTAG 04 /2017 13 PERSONALIEN

Ralf Stegner, SPD-Fraktionsvorsitzen- Kirsten Eickhoff-Weber, Landtags­ Runde Geburtstage der, wurde auf einem Bundesparteitag in vizepräsidentin, ist Mitte Oktober im Landes- Berlin Anfang Dezember in seinem Amt als haus mit dem „Coin“ ausgezeichnet worden, Jürgen Westphal aus Hamburg, von stellvertretender Bundesvorsitzender der der Ehrenmedaille der Landesgruppe des 1975 bis 1985 für die CDU im Landtag, Sozialdemokraten bestätigt. Er erhielt 61,6 Reservistenverbands. Die SPD-Abgeordnete Wirtschaftsminister von 1973 bis 1985, Prozent Zustimmung. Bei seiner ersten Wahl aus Neumünster habe immer ein offenes Ohr hat am 1. Dezember seinen 90. Geburts- auf diesen­ Posten im Jahr 2015 hatte Stegner für die Belange der Soldaten und Reservisten, tag gefeiert. 77,3 Prozent erhalten. hieß es zur Begründung. Eickhoff-Weber ist Klaus Kribben aus Wentorf bei Ham- auch Schirmherrin des Tages der Reservisten. burg, von 1975 bis 1996 für die CDU im Sepil Midyatli, SPD-Abgeordnete aus Landtag, Oppositionsführer von 1991 bis Gettorf, wurde auf dem Bundesparteitag Wolfgang Kubicki, langjähriger FDP- 1992, hat am 21. Oktober seinen 80. Ge- ­Anfang Dezember in Berlin zur Beisitzerin Fraktionschef und seit der Wahl im Sep­ burtstag gefeiert. des Parteivorstands gewählt. Sie erhielt im tember Mitglied des Bundestages, ist seit zweiten Wahlgang 411 von rund 600 Dele- Ende Oktober Vizepräsident des Berliner Rolf Selzer aus Kiel, von 1983 bis 1992 giertenstimmen. Der SPD-Vorstand hat ins- Parlaments. In der konstituierenden Sitzung sowie von 1993 bis 1996 für die SPD im gesamt 35 Beisitzer. des neu gewählten Parlaments erhielt er die Landtag, hat am 5. Dezember seinen Stimmen von 489 der 709 Bundestagsabge- 75. Geburtstag gefeiert. Jette Waldinger-Thiering, SSW-­ ordneten. Der Rechtsanwalt aus Strande an Ab­geordnete aus Eckernförde, ist seit Mitte der Kieler Förde hat dem Bundestag bereits Helmut Mikelskis aus Freiburg im Oktober stellvertretende Vorsitzende des von 1990 bis 1992 sowie von Oktober bis Breisgau, von Mai bis Oktober 1992 für Kuratoriums für politische Bildung. Das ­Dezember 2002 angehört. die SPD im Landtag, hat am 1. November 14-köpfige Gremium begleitet die Arbeit seinen 70. Geburtstag gefeiert. des Landesbeauftragten für politische Bil- Heiner Garg, Sozialminister und lang- dung, etwa dessen Haushaltsplan und seine jähriger FDP-Landtagsabgeordneter, ist auf Rolf Schroedter aus Berlin, von 1996 Arbeitsschwerpunkte. Vorsitzender ist der einem Parteitag Anfang November in Kiel für bis 1997 für die SPD im Landtag, hat am Politikwissenschaftler Stefan Vöhringer, weitere zwei Jahre in seinem Amt als Landes- 20. November seinen 70. Geburtstag Studienleiter bei der CDU-nahen Hermann- vorsitzender der Liberalen bestätigt worden. gefeiert.­ Ehlers-Akademie in Kiel, der die politischen Der Diplom-Volkswirt aus Kiel erhielt 94,3 Herzlichen Glückwunsch! Stiftungen vertritt. Weitere Abgeordnete Prozent der Stimmen. Es gab 183 Ja-Stimmen, im Kuratorium sind Tobias Loose (CDU), sechs Delegierte stimmten gegen Garg, und ­Tobias von Pein (SPD), Lasse Peters­ fünf enthielten sich. Garg führt die Nord-FDP dotter (Grüne), Anita Klahn (FDP) und seit 2011. Als Stellvertreter wurden der neue Frank Brodehl (AfD). Fraktionschef Christopher Vogt sowie der Ex-Abgeordnete und Wirtschaftsminister Bernd Buchholz in ihren Ämtern bestätigt. Neu im Amt der stellvertretenden Landesvor- sitzenden ist die Abgeordnete Anita Klahn. Schatzmeister bleibt Oliver Kumbartzky.

Stefan Schmidt ist im Oktober für wei- tere sechs Jahre in seinem Amt als Landes- beauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen bestätigt worden. Der 76-Jährige ist ehemaliger Kapitän des Flücht- lingsrettungsschiffes „Cap Anamur“. CDU, SPD, Grüne, FDP und SSW stimmten für ihn. Die AfD war gegen Schmidt, der das beim Landtag angesiedelte Ehrenamt seit Oktober 2011 innehat. Als Grund für das Nein der AfD ver- wies Fraktionschef Jörg Nobis darauf, dass Schmidt ­keinen AfD-Vertreter zu einer Dis- kussionsveranstaltung vor der Bundestags- wahl ein­geladen hatte. Damit habe Schmidt „die politische Neutralität verletzt“, so Nobis. Landtagspräsident Klaus Schlie hatte spä- ter erfolgreich vermittelt, so dass ein AfD-­ Vertreter mitdiskutieren konnte.

14 DER LANDTAG 04 /2017 PERSONALIEN

Peter Lehnert, CDU-Abgeordneter aus Wahlkreisausschuss: Das Gremium, Bilsen (Kreis Pinneberg) vertritt den Land- das für die Zuschneidung der Wahlkreise tag künftig im Dialogforum Norden. Birte bei der Landtagswahl zuständig ist, wurde Pauls (SPD) ist seine Stellvertreterin. Beide im ­Oktober neu besetzt. Für die Dauer der wurden im Europaausschuss einstimmig ge- Wahlperiode gehören die Abgeordneten wählt. Dem Dialogforum gehören insgesamt Johannes Callsen, Peter Lehnert, Tim Brock- 16 Institutionen an, die sich um Minder­ mann, Katja Rathje-Hoffmann (alle CDU), heitenbelange in Schleswig-Holstein und Kai Dolgner, Birgit Herdejürgen, Thomas Süddänemark­ kümmern. Rother (alle SPD), Burkhard Peters (Grüne), Oliver Kumbartzky­ (FDP), Jörg Nobis (AfD) , Ministerpräsident und und Lars Harms (SSW) dem Wahlkreisaus- Landtagsabgeordneter von 2012 bis 2017, schuss an. Der Ausschuss besteht aus dem ­arbeitet ab dem 1. Januar als Repräsentant Landeswahlleiter als Vorsitzenden sowie den des Logistikunternehmens DHL in Brüssel. Abgeordneten als Beisitzern. Offizieller Titel des SPD-Politikers ist „Vice ­President Corporate Representation Brus- Ausschuss der Regionen: Das Plenum sels“. Vor seinem Wechsel in die Landes­ hat im Oktober Europaministerin Sabine politik war Albig unter anderem Sprecher Sütterlin-Waack (CDU) als stellvertreten- des Bundesfinanzministeriums, Konzern- des Mitglied in den Ausschuss der Regionen sprecher der Dresdner Bank und Kieler Ober­ Andreas Otto ist neuer Sprecher der Lan- (AdR) gewählt. Sie tritt die Nachfolge ihrer bürgermeister. despressekonferenz. Der Hörfunkjournalist Amtsvorgängerin Anke Spoorendonk (SSW) von Radio Schleswig-Holstein (R.SH) löst an. Ständiges Mitglied ist seit 2015 die SPD- Reinhard Meyer, bis Juni 2017 schleswig- Peter Höver ab, der bis zum Sommer für den Landtagsabgeordnete Regina Poersch. holsteinischer Wirtschaftsminister, soll in Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag Der AdR ist ein Gremium der Europäi- Mecklenburg-Vorpommern erneut Chef der („Flensburger Tageblatt“) gearbeitet hatte schen Union. Er besteht aus 344 Vertretern Staatskanzlei werden. Das gab die Landes- und mittlerweile Sprecher der Landesregie- der ­lokalen und regionalen Gebietskörper- regierung in Schwerin Ende November be- rung ist. Als stellvertretende Vorsitzende schaften, davon 24 aus Deutschland. Die kannt. Ein Zeitpunkt für den Wechsel steht der Landespressekonferenz bestätigte die ­Mitglieder treffen sich fünfmal jährlich in demnach noch nicht fest. Der SPD-Politiker Mitgliederversammlung Mitte Oktober Ulf Brüssel. Die EU-Kommission muss eine hatte diesen Posten bereits vor seinem Wech- B. Christen („Kieler Nachrichten“), Sylvia Stellungnahme des AdR einholen, wenn sel nach Kiel im Jahr 2012 inne. Aust vom NDR-Fernsehen sowie Wolfgang Initiativen Einfluss auf die kommunale und Schmidt und André Klohn (beide Deutsche regionale Ebene haben.­ Die derzeitigen AdR- Presse-Agentur dpa). Neu im Vorstand ist Vertreter sind bis 2020 gewählt. ­Julia Stein vom NDR-Fernsehen. Neuer Schatzmeister ist Dieter Schulz vom Schles- Anstalt Landesforsten: Hartmut wig-Holsteinischen Zeitungsverlag. Die Lan- ­Hamerich (CDU) und Sandra Redmann despressekonferenz vereint die Journalisten, (SPD) wurden im Dezember erneut in den die regelmäßig über die Landespolitik im Verwaltungsrat der Anstalt Schleswig-Hol- Norden berichten. steinische Landesforsten gewählt. Die beiden Abgeordneten sind bereits seit 2008 Mit­ Medienrat der MA HSH: Der Landtag glieder dieses Gremiums. Ihre Stellvertreter hat im Oktober die ehemalige Geschäfts- sind Oliver Kumbartzky (FDP) und Marlies stellenleiterin des Unternehmensverbandes Fritzen (Grüne). Neben den Abgeordneten Mittelholstein, die Juristin Martina Tambert- gehören dem Verwaltungsrat Vertreter der Thomas aus Tasdorf (Kreis Plön), in den Landesregierung, der Wirtschaft und des Medienrat der Medienanstalt Hamburg/ ­Personalrates an. Die Anstalt ist für 52.000 Schleswig-Holstein (MA HSH) gewählt. Zu Hektar Landeswald zuständig. Ersatzmitgliedern bestimmten die Abgeord- neten die Vorsitzende des Landesjugendrings Sigrid Moser, Gästen des Landeshauses Alexandra Ehlers aus Kiel und den in Berlin als langjährige Mitarbeiterin des Besucher- lebenden Netzpolitiker Thomas Künstler. dienstes bekannt, ist im November nach 20 Dem Medienrat gehören insgesamt 14 Mit- Jahren Arbeit für die Landtagsverwaltung in glieder an, je sieben aus Schleswig-Holstein den Ruhestand gegangen. Redakteure (und und Hamburg. Leser) der Landtagszeitschrift haben zudem von ihrem kompetenten Korrekturlesen pro- fitiert. Die ehemaligen Kollegen sagen danke für die tolle Zusammenarbeit und wünschen alles Gute!

DER LANDTAG 04 /2017 15 IM ZENTRUM

Anfang Oktober kam der im Februar neu Staats- gewählte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Antrittsbesuch nach Schleswig-Holstein und traf im Landeshaus mit dem Ältestenrat des Landtages zusammen. oberhäupter Eine Kabinettssitzung sowie Besuche in Flensburg, Husum, auf der Hamburger Hallig und beim Gemeindekongress in Kiel waren auf Stippvisite weitere Stationen der zweitägigen Reise in den Norden. Auch viele von Steinmeiers Amtsvorgängern schauten im Lande vorbei.

Während der Kieler Woche 1955 unternimmt Bundepräsident Theodor Heuß (li.) einen Segeltörn mit dem Kieler Stadtpräsidenten Wilhelm Sievers und Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel (re.). Im Juni 1985 unterhalten sich Bundespräsident Richard von Weizsäcker (li.) und Landtagspräsident Rudolf Titzck. Rechts: Präsidentengattin Marianne von Weizsäcker

Landtagspräsident Paul Rohloff (li.) empfängt Bundespräsident anlässlich der Kieler Woche 1970. Im März 1995 speist Bundespräsident im Kieler Schifffahrtsmuseum mit Landtagspräsidentin Ute Erdsiek-Rave.

16 DER LANDTAG 04 /2017 IM ZENTRUM

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werfen im Oktober 2017 einen Blick auf die Informationsangebote des Landtages in der Eingangshalle des Landeshauses. Links: Landtagspräsident Klaus Schlie, rechts: Verwaltungschef Utz Schliesky. Streinmeiers nächster Schleswig-Holstein- Besuch steht schon fest. Er wird im Juni 2018 zur Eröffnung der Kieler Woche erwartet.

Gemeinsam mit dem ehemaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher (li.) sind Bundespräsident Johannes Rau und seine Frau Christina im Juli 1999 zu Gast bei Ministerpräsidentin . Anlass ist die Eröffnung des Schleswig-Holstein- Musikfestivals. Das Gespräch mit jungen Marinesoldatinnen suchen Bundespräsident und seine Frau Bettina bei ihrem Kiel-Besuch im März 2011. Ort des Geschehens ist der Schleswig-Holstein-Saal des Landeshauses.

Für Bundespräsident Horst Köhler ist der Besuch im Landeshaus im Oktober 2004 eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte. Bundespräsident macht sich in seiner Ansprache 1981/82 war Köhler persönlicher Referent von Ministerpräsident vor dem Landtag im März 2013 für eine „aktive Bürgergesellschaft“ und hatte sein Büro im ersten Stock des stark und warnt vor dem „Standardreflex der Beschimpfung der Hauses. Begleitet von Landtagspräsident Heinz-Werner Arens trägt handelnden Akteure oder gleich des ganzen politischen Systems“. sich Köhler ins Gästebuch ein.

DER LANDTAG 04 /2017 17 PLENUM

Streit um NS-Botschaften auf Nummernschildern

Die SPD will Ziffer- und Buchstabenkombinationen mit Bezug zum Nationalsozialismus von Autokennzeichen verbannen – etwa die Zahlen 18 und 88, die als Anspielungen auf gelten. CDU, FDP und AfD hielten den Vorstoß im Oktober für „überflüssig“, „unsinnig“ und „irrwitzig“. Grüne und SSW sahen dagegen durchaus Regelungsbedarf.

Nach Vorstellung der Sozialdemokraten Statement zu setzen“. Derzeit gebe es eine soll die Landesregierung gemeinsam mit Lücke im ­Verwaltungshandeln. „Alte und Stichwort dem Verfassungsschutz eine Liste mit propa- neue Nazi-Propaganda“ werde nicht konse- gandistischen Kombinationen erstellen und quent unterbunden. Rechtsextreme die Kfz-Zulassungsstellen anweisen, solche „Extreme Ansichten Botschaften Nummernschilder nicht mehr zuzuteilen. und Hass lassen sich Bereits vergebene Kennzeichen mit Nazi- nicht einfach verbieten“, Auf Nummernschildern sind bundes- Anspielungen seien „von Amts wegen zu entgegnete Kay Richert weit die Buchstabenkombinationen KZ, ändern“. Über den Vorschlag berät nun der (FDP, Foto). Wenn be- HJ, NS, SA und SS wegen ihres Bezugs Innen- und Rechtsausschuss. stimmte Codes aus dem zum NS-Regime verboten. Darüber hin- Es gehe darum, „rechten Lifestyle aufzu­ Verkehr gezogen wür- aus sind in einigen Bundesländern auch decken und zu bekämpfen“, betonte Tobias den, dann werde sich die Zahlenkombinationen wie 18 oder 88 von Pein (SPD, ­Foto). rechte Szene eben neue suchen. Konsequen- auf dem Index. Sie stehen in der rechts­ Ebenso wie der Auf- terweise müssten dann auch Kombinationen extremen Szene für das A als ersten druck auf ­einem T-Shirt wie EB für „Eva Braun“ oder HG für „Her- Buchstaben des Alphabets und das H als sei „das Wunschkenn- mann Göring“ untersagt werden – und das achten Buchstaben. Entsprechend kann zeichen am Auto“ ein würde „bei der Mehrheit der Bevölkerung 18/AH „Adolf Hitler“ bedeuten und 88/ Ausdruck von Persön- nur Kopfschütteln auslösen“. HH „Heil Hitler“. Im Lande werden auch lichkeit und Identität die Kombinationen HEI-L und IZ-AN und diene dazu, „ein (rückwärts für Nazi) kritisch gesehen.

Gratis-Verhütung Plan für die bei Hartz IV Artenvielfalt

Mit Wohlwollen hat der Landtag im Oktober auf einen SPD- Schleswig-Holstein wird als vorletztes Bundesland eine Vorstoß reagiert, Hartz-IV- und ­Sozialhilfeempfängerinnen ­eine Landes­strategie zur Sicherung der biologischen Vielfalt ent- kostenlose Verhütung zu ermöglichen. Eine selbst­bestimmte wickeln. Einen entsprechenden Antrag von CDU, Grünen und Familienplanung dürfe nicht am Geldbeutel scheitern,­ hieß es. FDP unterstützten im Oktober auch AfD und SSW. Derzeit liegt der vom Gesetzgeber eingeplante Bedarf für die Seit 2007 gibt es eine „Nationale Strategie für biologische Vielfalt“. ­Gesundheitspflege, zu der Verhütungsmittel zählen, bei 15 Euro. Um 14 Bundesländer haben mittlerweile eigene Pläne entwickelt, wie sie das zu ändern, wollen die Sozialdemokraten, dass sich Schleswig-­ ihre heimische Artenvielfalt und Landschaftsqualität erhalten wollen. Holstein einer entsprechenden Bundesratsinitiative von Niedersach- Es gehe um nichts weniger als um „eine Überlebensstrategie des sen und Bremen anschließt. Die Krankenkassen lehnen die Kosten­ Menschen“, hob Marlies Fritzen (Grüne) hervor. „Es ist kurz vor zu übernahme bislang ab. Ein Anspruch auf empfängnisverhütende spät“, mahnte auch Sandra Redmann (SPD). Ein Alternativantrag der Mittel bestehe nur bis zum 20. Lebensjahr, argumentieren sie. Diese Sozialdemokraten, der die Einbindung von Kommunen, Vereinen und Auffassung wurde 2012 vom Bundessozialgericht bestätigt. Verbänden verlangte, wurde abgelehnt. Alle Frauen müssten frei überlegen können, welche Verhütungs­ Streit gab es um die Rolle der Landwirtschaft. Redmann machte sie mittel sie nehmen wollten, hielt Birte Pauls (SPD) dagegen. Die Pille als einen der Hauptverursacher aus: „Wir haben 80 Prozent Arten- koste 20 Euro im Monat, das Einsetzen einer Spirale bis zu 400 Euro. sterben auf unseren Äckern.“ Der CDU-Abgeordnete Heiner Rickers Diese Summe anzusparen, sei für eine Frau, die Hartz IV, Sozialhilfe verwahrte sich dagegen. Artenschutz sei „eine gesamtgesellschaftliche oder Wohngeld bezieht, nicht möglich. Sozialminister Heiner Garg Aufgabe“, die „nur ohne ideologische Schuldzuweisung“ zu lösen (FDP) betonte, eine verhütete Schwangerschaft sei stets einer abge- sei – „und nur mit der Landwirtschaft und nicht gegen sie“. brochenen vorzuziehen. Der Antrag wurde an den Sozialausschuss überwiesen.

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Weniger Stress in der Notaufnahme

Immer mehr Menschen wenden sich an die 34 Anlauf- und Portalpraxen gibt es im Birte Pauls, deren SPD-Fraktion sich der Notaufnahme eines Krankenhauses, wenn es ­Lande bereits. Nach derzeitigem Recht dür- Stimme enthielt, will zunächst ein Gutach- ihnen nicht gut geht – auch tagsüber, obwohl fen sie allerdings nur am Wochenende und ten des Sachverständigenrates Gesundheit Arztpraxen geöffnet haben. 25 Millionen nach Feierabend aktiv werden. Um längere abwarten, das im Frühjahr 2018 erwartet wird. Hilfe­suchende waren das deutschlandweit im Öffnungszeiten im Sozialgesetzbuch V zu Ein weiterer Ansatz zur Entlastung der vergangenen Jahr, doppelt so viele wie zehn verankern, ist der Bund gefordert. Koalition, Notaufnahmen: Mehr Hilfesuchende sollen Jahre zuvor. Die Folge: Die Ambulanzen sind AfD und SSW rufen deswegen die Landes- sich abends oder am Wochenende an die überlastet, und Patienten müssen lange auf regierung auf, sich in Berlin hierfür stark zu ihre Behandlung warten. machen. Sozialminister Telefonnummer Landtag und Landesregierung wollen Heiner Garg (FDP) sah in Notfallpatienten deswegen besser als bis- der November-Tagung 116 117 her steuern.­ Im Zentrum stehen sogenannte gute Chancen: „Der Hand- des ärztlichen Bereitschaftsdienstes Anlauf- und Portalpraxen. Sie sind an die lungsbedarf ist bundes- Kliniken angegliedert und sortieren die Hilfe- weit unstrittig.“ Etwa 30 wenden. Die habe derzeit einen zu „geringen suchenden: Wer muss ins Krankenhausbett, Prozent der Menschen, die Bekanntheitsgrad“, bedauerte Minister Garg. wer gehört in die Sprechstunde eines Arztes – in die Notfallambulanzen In der Regel wählen Kranke die Notrufnum- und wer kann wieder nach Hause, um am kämen, seien „keine akuten Notfälle“, unter­ mer 112. Die Landespolitik strebt deswegen nächsten Tag den Hausarzt aufzusuchen? strich Hans Hinrich Neve (CDU, Foto)­ . an, beide Rufnummern zu vernetzen.

Dringend nötig: mehr Schwimm- unterricht

Viele Kinder in Schleswig-Holstein erhalten nicht den gesetzlich vorge- sehenen Schwimmunterricht – etwa weil Lehrer fehlen oder weil marode Schwimmhallen geschlossen bleiben. Die AfD forderte deswegen im Novem- ber eine Bestandsaufnahme der Lage im Lande. Die anderen Fraktionen sahen ebenfalls Handlungsbedarf – allerdings Alle anderen Fraktionen stellten sich ihren Kindern selbst das Schwimmen bei- nicht nur seitens der Politik. im Grundsatz hinter die AfD-Forderung, zubringen. Und Jette Waldinger-Thiering „Es verstößt gegen die gesetzlichen Vorga- ­legten dazu aber einen eigenen Antrag vor. (SSW) kritisierte die Kommunen, die viel- ben“, dass viele Grundschulen nur manchmal Demnach soll die Regierung bis Herbst 2018 fach „Spaßbäder“ gefördert hätten, aber keine oder gar nicht Schwimmunterricht erteilten, konkrete „Umsetzungsschritte“ benennen. richtigen Schwimmhallen. so der AfD-Abgeordnete Frank Brodehl. Es Kathrin Wagner-Bockey (SPD) betonte: „Es Barbara Ostmeier (CDU) wies darauf hin, sei endlich Zeit für eine „Erhebung des Ist- ist nicht so, als hätte sich vorher niemand dass nur jeder zweite Viertklässler in Schles- Zustandes“, um dann ein Konzept gegen die um das Problem gekümmert“. Bereits vor der wig-Holstein schwimmen könne. Ertrinken Schwimm-Ausfälle zu erarbeiten. AfD-Initiative seien die Landesmittel für den sei eine der häufigsten Todesursachen bei „Wir wissen ganz genau, an welchen Schu- Schwimmsport „immer wieder aufgestockt“ Kindern. Nach Angaben der Landesregierung len kein Unterricht erteilt wird“, entgegnete worden – allein im Jahr 2017 um 750.000 Euro gibt es 293 Hallen-, Frei- und Naturbäder im Bildungsministerin Karin Prien (CDU). So auf 2,75 Millionen Euro. Das Jamaika-Sport- Lande. Allerdings müsse davon knapp die böten 108 der 474 schleswig-holsteinischen stättenkonzept sieht weitere 7,5 Millionen Hälfte saniert werden. Eine repräsentative Grundschulen derzeit keine oder zu wenige Euro für die laufende Wahlperiode vor. Umfrage im Auftrag der Deutschen Lebens- Schwimmstunden an – etwa, weil sie keine­ Außerdem sei das Problem viel komplexer, rettungsgesellschaft (DLRG) zeigt: Während Fachlehrer haben. Um gegenzusteuern, als die AfD es darstelle. Ines Strehlau (Grüne) in der Altersgruppe der Über-60-Jährigen ­müssen im Lande alle Lehramtsstudenten für mahnte „die Kooperation mit außerschuli- 56 Prozent in der Grundschulzeit schwim- Sport auch Schwimmlehrer werden. Pädago- schen Partnern wie dem Schwimmverband men lernten, sind es bei den 14- bis 29-Jähri- gen aus anderen Bundesländern müssen sich und der DLRG“ an. Anita Klahn (FDP) be- gen nur 36 Prozent. weiterbilden. klagte, dass viele Eltern keine Zeit hätten,

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Windkraft- Ausbau: Klima schützen, Anwohner schonen

Schleswig-Holstein hat sich zum Klima­ schutz verpflichtet. Ein Kernpunkt: umweltfreundliche Energieträger wie die Windkraft. Doch der Wind-Ausbau stößt vielerorts auf Proteste (siehe Seite 3). Wie kann die Politik Rücksicht aufs Klima nehmen, ohne die Bürger zu verschrecken? Darüber debattierte der Landtag im Dezember.

Thomas Hölck (SPD) erinnerte an das können, der belügt die Menschen“, schimpfte „weiterhin die ehrgeizigen Ziele der Energie- ­Energiewende- und Klimaschutzgesetz, das Hölck in Richtung der Jamaika-Parteien. Die wende- und Klimaschutzpolitik“, unterstrich die Nord-Ampel Anfang 2017 beschlossen haben im Koalitionsvertrag verabredet, den Andreas Hein (CDU). hat. Es sieht vor, die Treibhausgasemissionen Abstand von Windrädern zu Siedlungen von Von der anvisierten CO2-Reduzierung bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren und die 800 auf 1.000 Meter zu erhöhen. habe Schleswig-Holstein bereits 25 Pro- Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien „Die Energiewende und der Klimaschutz zent geschafft, berichtete Umweltminister bis 2025 auf mindestens 37 Terrawattstunden­ können nicht ohne die Bürger gelingen“, ­ (Grüne). Auch bei der Strom­ (TWh) auszubauen. Um diese Ziele zu er- betonte Oliver Kumbartzky (FDP). Eine erzeugung gehe es voran: Schleswig-Holstein reichen, müssen mehr Windflächen ausge- Möglichkeit, Klimaziele und Bürgerinter- produziere demnächst 24 Terrawattstunden wiesen werden. Angepeilt sind zwei Prozent essen unter einen Hut zu bringen, sei die Öko-Strom. Damit hätte das Land das Ziel der Landesfläche. Wer diese Marke ausgebe Offshore-Windkraft. Kumbartzky warb für von 37 TWh schon zu fast zwei Dritteln und „gleichzeitig behauptet, die Abstände eine „­wesentliche Ausweitung“ der Wind- erreicht.­ zur Wohnbebauung erheblich vergrößern zu flächen auf hoher See. Auch Jamaika verfolge

Kein pauschaler Abschiebestopp im Winter

Die Jamaika-Koalition hat im ­Dezember Einklang bringen.“ Die prüfung mehr statt“, sagte sie. „Fast täglich die SPD-Forderung nach einem ­Winter- Grüne Aminata Touré­ erreichen uns Hilferufe aus den Kreisen.“­ In Abschiebestopp für Flüchtlinge (Foto) verteidigte­ den Ausländerbehörden herrsche „buntes ­zurückgewiesen. CDU, Grüne und FDP ebenfalls diese Linie: ­Treiben“. Zum Beispiel würden nach Nor- setzen weiterhin darauf, die Schutz- „Ich weiß nicht, warum wegen abgeschobene Flüchtlinge von dort bedürftigkeit in jedem Fall einzeln zu die Regelung 2015 als in Herkunftsländer wie den Irak weiter­ prüfen. ­human gilt und 2017 als geschickt. Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) inhuman“, sagte ­ Touré­ Claus Schaffer (AfD) stellte sich hinter den zeigte sich verwundert über den SPD-Antrag, an die ­Adresse der SPD. Eine „erstaunliche Kurs der Landesregierung: Wer kein Aufent- weil die damals SPD-geführte Landesregie- 180-Grad-Wende“ bescheinigte ­Wolfgang haltsrecht habe, müsse abgeschoben werden, rung bereits 2015 einen Erlass an die Aus­ Kubicki (FDP) den Sozial­demokraten: wenn er das Land nicht freiwillig verlasse. Die länderbehörden herausgegeben hatte, wo- ­„Anders lässt sich doch nicht erklären, dass AfD habe großes Vertrauen in das rechtsstaat- nach auf eine pauschale Regelung verzichtet man eine Regelung, die man selbst eingeführt­ liche Handeln der Ausländerbehörden. Lars werden soll. „Das setzen wir fort, nicht mehr hat und als ein Mehr an Einzelfallgerechtig- Harms vom SSW plädierte unter Hinweis und nicht weniger“, sagte Grote: „Es ist die keit gepriesen hat, nun als inhumane Praktik auf die Lebensbedingungen zum Beispiel von Politik dieser Landesregierung, dass wir ein klassifiziert.“ Roma im Kosovo für einen Abschiebestopp. konsequentes Rückkehrmanagement mit un- Die SPD-Abgeordnete Serpil Midyatli hielt seren humanitären Grundüberzeugungen in dagegen: „Es findet praktisch keine Einzelfall­

20 DER LANDTAG 04 /2017

Fast ein Jubiläum: AUSGABE 444 4 4 4 Dies ist das 444. Heft der Landtagszeitschrift seit ihrer Gründung Anfang 1965. Es ist die erste „Schnapszahl“ seit der Nummer 333 im Dezember 2003. Die nächste, die Nummer 555, wird voraussichtlich erst Anfang 2046 erscheinen. Um den Anlass zu würdigen, zerlegen wir die 444 in ihre Einzelteile und schauen, was in den Ausgaben 4, 40 und 400 so los war.

AUSGABE 40 AUSGABE 400 AUSGABE 4 Erschienen im November 1970 Erschienen im Dezember 2010 Erschienen im Mai 1965

Die politische Großwetterlage: Die politische Großwetterlage: Die politische Großwetterlage: 20 Jahre nach Kriegsende überschattet das Auch wenn das Land schwarz-gelb regiert Atom, Kohle oder Wind – wie sieht die Gedenken die Debatten. Im Fokus steht der wird, dringt der sozialliberale Reformgeist Energieversorgung der Zukunft aus? Die irrtümliche Angriff britischer Bomber auf aus nach Kiel vor. Es geht im Landtag CDU verteidigt die kurz zuvor in Berlin be- das mit KZ-Überlebenden besetzte Passa- um eine Modernisierung der Schulen, des schlossenen längeren Laufzeiten für Kern- gierscheriff „Cap Arcona“ am 3. Mai 1945 Beamtenrechts und des Justizvollzugs. kraftwerke. SPD, Grüne, Linke, SSW und in der Lübecker Bucht. Dabei kamen 6.400 auch die FDP, die gemeinsam mit der Union Häftlinge ums Leben. Das Top-Thema: regiert, zeigen sich atomkritisch. Vier Mo- Die Politik ist sich einig: In Kaltenkirchen nate später explodiert in Japan der Meiler Das Top-Thema: soll ein Großflughafen entstehen. CDU- Fukushima. Danach will auch die CDU aus Bei der Landtagswahl 1962 umfasste der Wirtschaftsminister Karl-Heinz Narjes der Kernkraft aussteigen. Wahlkreis Pinneberg-Elbmarschen fast sieht dort den „optimalen Standort in Nord- 58.000 Menschen. In Südangeln-Schwan- deutschland“. Allerdings sind die Anwoh- Das Top-Thema: sen waren es nur 31.000. Die SPD will das ner skeptisch. Sie fürchten den Lärm und Die HSH Nordbank gerät in die finan- Ungleichgewicht im Wahlrecht beseitigen, den Wertverlust ihrer Häuser. Der Landtag zielle Schieflage, und Vorstandschef Dirk die regierende CDU hält das für „nicht not- will sie zu einem „Hearing“ einladen. Bis Jens Nonnenmacher soll eine Sicherheits- wendig“. heute landen in Kaltenkirchen keine Flieger. firma engagiert haben, um Mitarbeiter zu bespitzeln. Geschlossen fordert der Landtag Außerdem: Außerdem: Nonnenmachers Entlassung. 106 Gemeinden im Lande erheben noch Die NPD fordert eine Verfassungsklage eine Getränkesteuer. CDU und FDP wollen gegen den Moskauer Vertrag der Bundes- Außerdem: sie teilweise abschaffen, um den Fremden- regierung Brandt/Scheel. Und der Begriff Protestierende Gewerkschafter versperren verkehr anzukurbeln. Nur noch alkohol- „Infrastruktur“ wird erklärt – „eine der am den Eingang des Landeshauses mit Umzugs- haltige Getränke sollen besteuert werden häufigsten gebrauchten modernen Wort- kartons. Landtagspräsident Torsten Geerdts dürfen, „Limonaden“ nicht mehr. schöpfungen“. verklagt einige der Demo-Teilnehmer.

DER LANDTAG 04 /2017 21 zitate 2017 „Jetzt schaue ich einmal in die Runde …“ (Landtagspräsident Klaus Schlie am 21. Juli)

Zitate des Jahres 2017

„So dachten Sie sich wohl: ‚Drum prüfe, „Ich begrüße eine ganze Reihe von Punkten wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum „Ich bin nun wirklich der Letzte hier im im Antrag der Kollegin Eickhoff-Weber und Herzen findet!‘ Herr Ministerpräsident, Sie Saal, der Ihnen etwas Böses unterstellen schlage vor, sie zur weiteren Beratung in den wissen schon, wie es in Schillers ‚Glocke‘ ­würde. Na gut, der Vorletzte.“ (Christopher Umwelt- und Agrarausschuss zu überweisen. weitergeht: ‚Der Wahn ist kurz, die Reu‘ ist Vogt, FDP, am 16. November zur SPD) Nicht die Kollegin, sondern den Antrag.“ lang.‘ “ (Ralf Stegner, SPD, am 29. Juni) +++ (Bernd Voß, Grüne, am 16. November) +++ +++ „Wenn man von Start-ups hört, fallen oft „Offenbar gilt selbst das Thema Tourismus Bezeichnungen wie Keynotes, Warm-up, „In Kosmetika würden Sie es nicht mer- als zu heikel, als dass man es mit den Neuen Workshop, CXO-Talk, Lab und vieles mehr. ken, wenn diese Mikroplastikteile nicht drin im Landtag voranbringen möchte. Oder be- Nun kummt dat gor nich op de Beteknung an. ­wären. Meine Haut würde auch ohne Mikro- fürchten die anderen Fraktionen – Vorsicht, Man kann op Platt ok seggen: Wi hebbt uns plastik sauber.“ (Heiner Rickers, CDU) Satire! –, dass wir uns am Begriff Fremden- tosammensett, hebbt doröver schnackt und „Ich weiß nicht, ob Männer in der Lage sind, verkehr stören?“ (Volker Schnurrbusch, hebbt wat dorut maakt.“ (Andreas Hein, da mitzureden!“ (Beate Raudies, SPD, am AfD, am 17. November) CDU, am 16. November) 15. November) +++ +++ +++

22 DER LANDTAG 04 /2017 zitate 2017

„Ich bin mir sicher, Herr Minister, dass das „Ich bin einfach neugierig. Ich bin immer „Bei den Urlaubsaktivitäten lieben 78 Pro- Motto ‚Mach die Tür zu, ich komme durch gern bereit, etwas Neues zu lernen. Können zent den Einkaufsbummel, 78 Prozent Aus- die Wand‘ für Planungsprozesse nicht immer Sie mir sagen, welche Richtlinie die Dicke des flüge in die Umgebung, 78 Prozent lieben das zielführend ist.“ (Andreas Tietze, Grüne, Pizzabodens in Europa in den Ländern ver- Wasser und daran zu spazieren, 77 Prozent am 15. November zu Verkehrsminister bindlich regelt?“ (Kai Dolgner, SPD) möchten darin baden, 57 Prozent genießen Buchholz) „Ich beziehe mich auf die Verordnung landestypische Spezialitäten – es lebe der +++ 97/2010. Mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident, Matjes, das Krabbenbrötchen, der Grünkohl, zitiere ich: ‚Die Pizza Napoletana … ist eine Flens und Marzipan!“ (Andreas Tietze, „Sollte es Jamaika auch in den kommen- kreisförmige Backware mit variablem Durch- ­Grüne, am 17. November) den fünf Jahren nicht hinbekommen, dann messer von höchstens 35 cm mit erhabenem +++ werden wir in der nächsten Legislaturperiode Teigrand … Das Innere ist 0,4 cm dick, wo- vorschlagen, das Projekt A20 einem chine- bei eine Toleranz von +/- 10 Prozent zu­ „Nach einem guten halben Jahr der Ab­ sischen Konsortium zu übertragen. Dann lässig ist.‘ “ (Stephan Holowaty, FDP, am geordnetentätigkeit habe ich gelernt und ­haben sie nämlich in zwei Jahren die Auto­ 21. September) musste durchaus lernen, dass viele Themen­ bahn bis zur Elbe gebaut, und sämtliches +++ komplexer sind, als sie sich von außen Getier am Rande der Strecke landet auf dem darstellen.“ (Frank Brodehl, AfD, am ­ Grill der Bauarbeiter.“­ (Jörg Nobis, AfD, „Wir können gern eine Debatte über die 17. November) am 19. Juli) Demografie aufmachen, aber Fakt ist: Der +++ +++ demografische Effekt muss berücksichtigt werden; denn hier haben wir ein Problem.“ „Mit Ihrem ‚Konzept‘ – ich füge hinzu: das „Herr Ministerpräsident, das ist nicht die (Dennys Bornhöft, FDP) Wort ‚Konzept‘ setze ich in Anführungs­ Politik der ruhigen Hand, wie ein Bundes- „Dann fang doch mal an!“ (Serpil Midyat- zeichen; Sie können das nicht sehen, des­ kanzler einmal gesagt hat, das ist eine Politik li, SPD) wegen sage ich es – …“ (Christopher Vogt, der eingeschlafenen Füße.“ (Ralf Stegner, „Ja, da hast du Recht! Ich habe noch kein FDP, am 16. November) SPD, am 11. Oktober) Kind. Insofern habe ich noch ein bisschen was +++ +++ zu tun – nach der Rede!“ (Dennys Born- höft, am 21. September) „Der Vergabemindestlohn wird nicht ange- „Sie loben ja, die letzte Regierung hätte +++ fasst. Das war schon geklärt, bevor der Antrag keinen Urlaub gemacht. Ich sage Ihnen ganz zur Durchführung der Aktuellen Stunde kam. ehrlich: Was hat das Land dadurch besser ge- „Es ist so: Sie haben den Schweinebraten­ Deswegen kann ich Ihnen jetzt allgemei- macht, dass auf den Urlaub verzichtet wurde? gebraten. Die Grünen haben ein kleines ne Belehrungen erteilen.“ (Lukas Kilian, Ich bin stolz darauf, dass einige Urlaub ge- grünes Salatblättchen draufgelegt, und jetzt CDU, am 20. September) macht haben und dann mit neuer Kraft und nennen Sie das Essen vegetarisch.“ (Sandra +++ Dynamik an die Dinge herangegangen sind. Redmann, SPD, am 21. Juli) Ich würde umgekehrt einmal überlegen und +++ „Liebe Kollegin Aminata Touré, herzlichen sagen: Sie könnten ruhig auch einmal einen­ Glückwünsch zu Ihrer, wie ich finde, sehr Tag Pause machen!“ (Ministerpräsident gelungenen Rede. Nichtsdestoweniger tut ­Daniel Günther, CDU, am 11. Oktober) es mir leid, dass ich sie nun ein bisschen aus­ +++ einanderpflücken werde.“ (Serpil Midyatli, SPD, am 21. September) „Wir sind dem öffentlich-rechtlichen +++ Rund­funk sehr dankbar für investigative Recherchen, beispielsweise bei den Panama-­ „Wer zustimmen will, den bitte ich um Papers, bei den Cum-Ex-Geschäften und bei das Handzeichen. Das ist einstimmig so be- der Korruption in der FIFA, und natürlich schlossen. Vielen Dank.” (Landtagspräsi- dafür, dass durch ‚Bares für Rares‘ eine un- dent Klaus Schlie) scheinbare Münze 20.000 Euro wert ist.“ „Stopp! Ich würde gern dagegen stimmen!“ (Lasse Petersdotter, Grüne, am 20. Sep­ (Lars Harms, SSW, am 13. Oktober) tember) +++ +++ „In diesem 100-Tage-Programm erfreuen Sie den kulturinteressierten Menschen mit „Wir müssen Wohnungen mieten. Das „Die Zeremonie einer Eheschließung – das ­einigen Kleinoden der Sprachkultur. Da ist sind kleine Wohnungen, in denen die Schüler­ ist auch hier wiederholt besprochen worden – die Wortschöpfung vom ‚Lehrkräftebedarfs­ entweder alleine oder gemeinsam mit ein kostet in Deutschland nichts. Der eigent­­ analysekonzept‘. Ich hoffe, Sie haben dafür paar Freunden als WG wohnen. Wenn man liche Trauungsakt als solcher ist kosten­frei.“ auch eine Lehrkräftebedarfsanalysekonzept­ 15, 16 oder 17 Jahr alt ist, hat das auch Vorteile. (Innenminister­ Hans-Joachim Grote, erstellungsstrategie.“ (Martin Habersaat, Man geht einigem zu Hause aus dem Weg.“ CDU) SPD, am 19. Juli) (Klaus Jensen, CDU, am 15. November „Das denken die meisten bis zur Schei- +++ über Internatsschüler von den Inseln dung!“ (Wolfgang Kubicki, FDP, am und Halligen) 21. September) +++ +++

DER LANDTAG 04 /2017 23 LEICHTE SPRACHE

Der Land-Tag in Leichter Sprache

Alle Menschen sollen verstehen, was im Land-Tag ­gesagt wird. Hier stehen Texte in Leichter Sprache. Denn: Viele Menschen haben Probleme mit dem Lernen, dem Lesen und dem Verstehen. Viele Menschen können auch nicht so gut Deutsch. Die Macher dieser Seite versuchen, nach den Regeln für Leichte Sprache zu schreiben. In einem Wahl-Lokal Leichte Sprache bei Wahl-Benachrichtigung wird wieder abgeschafft

Im Mai 2017 haben die Menschen in Schleswig-Holstein Und viele Menschen haben sich über die besonderen den Land-Tag neu gewählt. Schreib-Regeln für Leichte Sprache geärgert. Die Wahl-Benachrichtigung war dabei zum ersten Mal in Viele Menschen finden: Das ist schlechtes Deutsch. Leichter Sprache geschrieben. Es gab viel Unverständnis und Unruhe, sagt Und auch der Wahl-Zettel für die Brief-Wahl war in Claus Christian Claussen. Er ist Abgeordneter von der Leichter Sprache. CDU. Er will jetzt einen besseren Weg ausprobieren. Das wird bei der Kommunal-Wahl im Mai 2018 anders. Das bedeutet: Die Leichte Sprache verschwindet nicht Die Wahl-Benachrichtigung und die Brief-Wahl-Zettel ganz. Es sollen nämlich noch mehr Informationen über sollen nicht mehr in Leichter Sprache sein. die Wahl im Internet stehen. In Leichter Sprache. Und auf der Wahl-Benachrichtigung steht ein Hinweis Das haben die Parteien CDU, Grüne, FDP, AfD und SSW auf diese Informationen. im Land-Tag beschlossen. Sie sagen: Viele Menschen waren überrascht von der Nach der Kommunal-Wahl will der Land-Tag dann Leichten Sprache. noch einmal über die Leichte Sprache nachdenken. Wolfgang Baasch von der Partei SPD ist dagegen, die Erklärung: Leichte Sprache wieder abzuschaffen. Er meint: Es gibt eine Pflicht, Menschen mit Behinderung Kommunal-Wahl: Das Land Schleswig-Holstein über die Wahl zu informieren. besteht aus mehr als tausend Dörfern und kleinen Eine Information im Internet reicht nicht aus. Städten.­ Denn viele Menschen mit Behinderung kommen nicht Die Dörfer und kleinen Städte bilden zusammen so leicht ins Internet. elf Land-Kreise. Dazu kommen noch die vier großen Städte Kiel, Lübeck, Ulrich Hase ist Landes-Beauftragter für Menschen mit Flensburg und Neumünster. Behinderung. Er sagt: Nicht alle Menschen fanden die Leichte Sprache In jedem Dorf, jeder Stadt und jedem Land-Kreis auf der Wahl-Benachrichtigung schlecht. wählen die Menschen alle fünf Jahre ihre Vertreter. Viele fanden sie gut. Die Vertreter beschließen zum Beispiel wofür das Dorf Ulrich Hase möchte nicht nur Texte in Leichter Sprache oder der Land-Kreis sein Geld ausgibt. im Internet. Am 6. Mai 2018 wählen die Menschen in Schleswig-­ Sondern auch eine Beratung am Telefon für Menschen Holstein diese Vertreter für ihre Dörfer, ihre Städte und mit Behinderung. ihre Land-Kreise. Das nennt man auch Kommunal-Wahl. Und mehr Hefte mit Erklär-Texten.

24 DER LANDTAG 04 /2017 NACHGEHAKT

Seit 2007 erhalten alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine Einladung ? ? zu einer Röntgenuntersuchung. Die Kosten Nachgehakt tragen die Krankenkassen. In den vergan- ! genen zehn Jahren wurden im Rahmen des Programms 325.000 Frauen untersucht, vie- Wie wirken sich die Beschlüsse des Landtages konkret aus ? le von ihnen mehrfach. Dabei wurden bei ? Unsere Serie zeigt Beispiele aus dem Jahr 2017. etwa 6.200 Frauen Karzinome festgestellt. Diese hätten sich in den meisten Fällen noch in einem frühen Stadium befunden, so dass Bestrahlungen und Chemotherapie oft ver- Urteile gegen mieden werden konnten, wie Ärzte betonten. Landesweit gibt es vier Screening-Einheiten Homosexuelle aufgehoben mit insgesamt sechs stationären Röntgen­ zentren und vier mobilen Röntgenstationen, um eine wohnortnahe Versorgung zu ermög- lichen. Majestätsbeleidigung: Das Netzwerk „Betrifft Brust“ will nach eige­nem Bekunden die Teilnahmerate im Paragraf abgeschafft Lande steigern. Der Wert von knapp 50 Prozent Beteiligung liege im bundesweiten Im April 2016 hatten Abgeordnete aller Schnitt und sei noch zu verbessern. Fraktionen gefordert, den Paragrafen 103 aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Der Geschlossen hatte der Landtag im Dezem- sogenannte­ Majestätsbeleidigungsparagraf ber 2014 den Bund aufgefordert, die Urteile sah bis zu fünf Jahre Gefängnis für die „Belei- gegen homosexuelle Männer aufzuheben, digung von Organen und Vertretern auslän- die aufgrund des inzwischen abgeschafften discher Staaten“ vor. Konkreter Anlass waren Paragrafen 175 des Strafgesetzbuches schuldig die Ermittlungen gegen den Fernseh-Satiriker gesprochen wurden. Die etwa 64.000 Urteile Jan Böhmermann, der den türkischen Staats- gegen Homosexuelle in der Bundesrepublik präsidenten Recep Tayyip Erdog˘an in einem und der DDR seien Menschenrechtsverstöße­ „Schmähgedicht“ scharf kritisiert hatte. gewesen, waren sich die Abgeordneten ­einig. Böhmermanns Verbalattacke falle unter die Der Staat müsse die Opfer ­rehabilitieren. Kunst- und Pressefreiheit des Grundgesetzes, ­Dieser Appell wurde von einer breiten lautete die überwiegende Meinung im Land- ­Öffentlichkeit getragen. tag. „Hein Schönberg“ Der Paragraf 175 stammt aus der Kaiserzeit, Schleswig-Holstein war eines von fünf wurde in der NS-Zeit verschärft und nach Bundesländern, die den Paragrafen 103 über rollt wieder dem Krieg von beiden deutschen Staaten den Bundesrat abschaffen wollten. Die übernommen. Er wurde zwar in den 1960er ­Initiative war im Sommer 2017 erfolgreich. Im April 2014 hat sich der Landtag mehr- und 70er Jahren entschärft und 1994 end­ Bundestag und Länderkammer winkten die heitlich hinter die Pläne der Landesregierung gültig aufgehoben. Dennoch leitete allein die entsprechende Reform des Strafrechts durch. gestellt, die Bahnlinie von Kiel ins Ostsee- bundesdeutsche Justiz etwa 100.000 Ermitt- Zuvor war das Strafverfahren gegen Böhmer- bad Schönberger Strand wieder in Betrieb zu lungsverfahren gegen Homosexuelle ein. mann eingestellt worden. nehmen – mehr als 30 Jahre nach deren Still­ Im Juni und Juli 2017 haben Bundes- legung. CDU und FDP waren dagegen und tag und Bundesrat einstimmig ein Gesetz Zehn Jahre befürchteten mangels Interesse leere Züge. ­beschlossen, mit dem ein Großteil der Urteile Die damalige SPD/Grünen/SSW-Koalition aufgehoben wurde. Ausgenommen von der Brustkrebs-Screening versprach sich dagegen eine bessere Anbin- Rehabilitierung blieben sexuelle Handlun- dung der Region im Kreis Plön an die Lan- gen mit Unter-16-Jährigen. Die Justizopfer Im Juni 2006 hat der Landtag die deshauptstadt sowie „hohes touristisches er­halten auf Antrag eine Entschädigung von kostenlose Brustkrebsfrüherkennung Potenzial“. 3.000 Euro sowie von weiteren 1.500 Euro für auf den Weg gebracht, im Herbst Seit Ende August 2017 ist ein Teil der im jedes angefangene Jahr im Gefängnis. 2007 ging das Programm an den Start. Zehn Volksmund „Hein Schönberg“ genannten Jahre danach haben Vertreter des Netz­werkes Bahnlinie wieder in Betrieb. Zwischen Kiel „Betrifft Brust“ Bilanz gezogen. In dieser und Oppendorf rollen im Stundentakt die Zeit wurden rund 1,7 Millionen Einladungen Züge der Linie AKN. Die gesamte 26 Kilo­ verschickt und etwa 850.000 Röntgenunter­ meter lange Strecke soll 2020 befahren wer- suchungen vorgenommen. Es habe knapp den. Die Kosten für das Projekt werden auf jede zweite berechtigte Frau das Angebot 30 Millionen Euro veranschlagt. angenommen.­

DER LANDTAG 04 /2017 25 AUSSCHÜSSE Lob und Tadel für die Schulreform

Schleswig-Holsteins Gymnasien keh- ren großflächig zum Langsam-Abi G9 zurück. Das haben Jamaika-Koalition und AfD im Dezember beschlossen, gegen Proteste von SPD und SSW. Das Haupt­argument für den Kursschwenk: Ein Jahr mehr Zeit zum Lernen entlaste die Schüler. G9-Gegner müssen bis En- de Februar eine Dreiviertelmehrheit in der Schulkonferenz zusammenbringen, Jette Waldinger-Thiering (SSW) unter- Das meinen wenn sie das Turbo-Abi G8 behalten stützte die Forderung: „Wer die Musik be- die Eltern: wollen. Der neunjährige Bildungsgang stellt, muss sie auch bezahlen.“ Die Grünen- soll zum Schuljahr 2019/20 mit den Abgeordnete Ines Strehlau kündigte an, dass Thomas Wulff vom Landeselternbeirat­ der Jahrgangsstufen fünf und sechs ­starten. Jamaika die Kommunen „nicht im Regen Gymnasien stellte eine verbreitete Pro-G9- Um den Übergang abzufedern, soll ­jedes stehen lassen“ werde. Kritischer gab sich Tim Stimmung fest: Er habe „keine Signale,­ dass Gymnasium eine halbe Lehrerstelle Brockmann (CDU). Er habe die „Befürch- auch nur ein Gymnasium bei G8 ­bleiben ­extra bekommen. Ganztagsangebote tung, dass das Land Dinge bezahlen soll, die will“. Er hielt aber die vom Bildungs­ in den Klassen 5 bis 7 sollen ausgebaut die Kommunen gerne hätten“. Klärung soll ministerium vorgesehene Dreiviertelmehr- werden, und Schulen an sozialen Brenn- ein „Spitzengespräch“ im Januar bringen. heit in der Schulkonferenz, die nötig ist, punkten erhalten zusätzliches Geld. um bei G8 zu bleiben, für zu hoch. Für die Zuvor hat der Bildungsausschuss die Das meinen Elternvertretung der Gemeinschaftsschulen Details der Schulreform intensiv be- die Lehrer: postierte sich Thorsten Muschinski „weiter­ leuchtet. Ende November präsentierten hin gegen den Gesetzentwurf“. Seine Be- die unmittelbar Betroffenen in einer Bei den Pädagogen war die Meinung geteilt. fürchtung: Den Gemeinschaftsschulen drohe mehrstündigen Anhörung ihre Sicht- Walter Tetzloff vom Philologenverband, der ­eine Abwanderungswelle.­ Auch Muschinski weise. Vertretung der Gymnasiallehrer, begrüßte ­attackierte die vorgesehene Dreiviertelmehr- den Schwenk zu G9 „ausdrücklich“. Er erhoff- heit bei geheimer­ Abstimmung als „Pseudo-­ te sich eine „qualifizierte Allgemeinbildung“ Demokratie“. Selbst für eine Verfassungs­ Das meinen und eine bessere „Studierfähigkeit“ durch die änderung reiche eine Zweidrittelmehrheit die Schulträger: längere Schulzeit und zog das Fazit: „G8 war aus. Der SPD-Abgeordnete Martin Habersaat kein Erfolg.“ Das sah Astrid Henke von der hielt es ebenfalls für „absolut unüblich“, eine Städte, Kreise und Gemeinden befürchten Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft geheime Abstimmung mit einer so hohen „erhebliche Mehrkosten“ durch die Rückkehr (GEW) anders. Es gebe „keine wissenschaft­ Zustimmungshürde zu verlangen. Tobias zu G9, wie Sönke Schulz vom Landkreistag lichen Erkenntnisse für ein Scheitern von Loose (CDU) verteidigte den Plan: Er trage anmerkte. So würden an den Gymnasien zu- G8“. Zudem sei es für die Lehrer „nicht gerade dazu bei, dass jeder einzelne seine Entschei- sätzliche Klassen- und Fachräume benötigt. motivationsfördernd, wenn nach jeder Land- dung frei treffen könne – ohne Druck oder Was das koste, sei unklar. Schulz forderte, tagswahl das Schulsystem geändert wird“. eventuelle Abhängigkeiten. dass das Land für die Mehrkosten geradesteht, Dem pflichtete der SPD-Abgeordnete so wie es bei der Einführung von G8 vor zehn ­Heiner Dunckel bei: Es gebe keinen feststell- Das meinen Jahren der Fall war. Damals überwies die Lan- baren Unterschied zwischen den schulischen die Schüler: desregierung insgesamt 52 Millionen Euro Leistungen von G8- und G9-Schülern. Bei an die Kommunen. Schulz pochte damit auf der anstehenden Reform gehe es ausschließ- Den Dreiviertel-Paragrafen hielt auch das sogenannte Konnexitätsprinzip in der lich darum, einen politischen Willen durch- Christin Godt, Landesschülervertreterin Landesverfassung. Demnach muss das Land zusetzen. Der Schwenk zu G9 ergebe sich der Gymnasien, für „undemokratisch“. Die für die Extra-Kosten aufkommen, wenn es aus der Landtagswahl vom Mai dieses Jahres, Schwelle sei so hoch, dass G8-Anhänger im die kommunale Ebene mit neuen Aufgaben ent­gegnete Anita Klahn (FDP). Die Koali- ganzen Land „bereits aufgehört haben zu belastet. tion setze das um, „was die Menschen sich kämpfen“. Grundsätzlich begrüßte sie aber wünschen“.­ die Rückkehr zum neunjährigen Abi. Ein Jahr mehr Zeit zum Lernen sei „entscheidend für die Ausbildung der Persönlichkeit“.

26 DER LANDTAG 04 /2017 AUSSCHÜSSE Überholverbot für Brummis auf der A 7 ?

Auf der Autobahn 7 staut sich oft der Verkehr, etwa wenn Urlauber durchs Land ziehen oder während der Rush- Hour morgens und nachmittags. Jedes sechste der rund 40.000 Fahrzeuge, die täglich über die A7 rollen, ist ein Lkw. Autofahrer sind oft genervt, wenn sie auf die Bremse treten müssen, weil Lastwagen sich gegenseitig überholen. Könnte ein Überholverbot für Brummis Spedition Frode Laursen, Flensburg: Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr: auf der zweispurigen Strecke zwischen „Im Hause Frode Laursen gibt es bereits „Nach Auskunft der zuständigen Polizei- dem Bordesholmer Dreieck und der eine interne Regelung, dass wir ‚Nein zu dienststelle, dem Landespolizeiamt, kam es dänischen Grenze den Verkehr flüssiger Elefanten rennen‘ sagen und deshalb nicht in den letzten Jahren auf dem in Rede stehen- machen? Der SSW will den Lkw tagsüber erlauben, dass unsere Fahrer auf der Auto- den Streckenabschnitt der A7 zu keinen auf- von 6 bis 20 Uhr das Ausschwenken auf bahn überholen.“ fälligen Behinderungen des Verkehrsflusses die linke Fahrbahn verbieten. Die Sozial- durch Überholvorgänge von Lkw. Auch gab demokraten werben für ein Leitsystem Spedition F.A. Kruse, Brunsbüttel: es keine Unfälle im Zusammenhang mit Lkw- mit örtlich und zeitlich begrenzten „Langsam fahrende Lkw sind sehr häufig aus- Überholvorgängen.“ Überholverboten. Verkehrsminister ländische Fahrzeuge (insbesondere Baltikum Bernd Buchholz (FDP) mahnt: Für einen und Südosteuropa), die durch schwächere Logistik-Initiative Schleswig-Holstein: solchen Schritt gibt es hohe rechtliche Motorisierung die zugelassenen Geschwin- „Staus auf der A7 entstehen aus unterschied- Hürden. Der Wirtschaftsausschuss holte digkeiten nicht erreichen können. Andere lichen Gründen. Dazu zählen langsam fah- weitere Experten-Meinungen ein. Lkw-Fahrer dürfen nicht gezwungen werden, rende Pkw, Wohnwagengespanne, Reise- sich diesen geringeren Geschwindigkeiten busse und – in der Regel ortsfremde – Lkw. ADAC Schleswig-Holstein: anzupassen.“ Eine Benachteiligung der Lkw durch eine „Der Verzicht auf Elefantenrennen führt zu Verbannung auf die rechte Fahrspur würde einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Trans- Deutsch-Dänische Handelskammer: dem Gleichheitsgrundsatz widersprechen.“ portunternehmer sind daher gut beraten, ihre „In Dänemark hat man sehr gute Erfahrun- Omnibus-Verband Nord: Fahrer aufzufordern, unnötige Elefanten- gen mit zeitbegrenzten und punktuellen „Ein generelles Überholverbot für Lkw auf rennen zu unterlassen.“ Überholverboten gemacht.“ zweispurigen Autobahnen würde zwangsläu- fig dazu führen, dass das langsamste Fahrzeug das Tempo der rechten Fahrspur vorgibt und Deutsch-dänischer Verkehrsgipfel Pkw zu permanentem Linksfahren veranlasst werden. In der Konsequenz fällt die Fahrge- Die geplante Fehmarnbeltquerung schwindigkeit auf beiden Spuren spürbar ab.“ stand im Mittelpunkt einer gemein- samen Sitzung der Verkehrsaus- Industrie- und Handelskammer schüsse von Landtag und dänischem Schleswig-Holstein: Folketing. Zusammen mit der De- „Nach unserem Empfinden sind die steigen- legation aus Kopenhagen war auch den Verkehrsmengen in Kombination mit der dänische Botschafter, Friis Arne der Vielzahl an Baustellen die eigentliche Petersen, Anfang November nach Ursache für die Bildung von Staus.“ Kiel gereist. Es war bereits das zwei- te Treffen der Fachpolitiker im Jahr 2017. Ergebnis „Die deutsch-dänische Zusammenarbeit lebt vom Austausch und vom regelmäßigen Der Ausschuss regt zunächst eine Kontakt“, unterstreicht Landtagspräsident Klaus Schlie, der ebenfalls an den Gesprächen weitere Verkehrszählung auf der A7 an, teilgenommen hat: „Dass der Verkehrsausschuss des Folketing in diesem Jahr schon zwei- um dann gemeinsam mit dem Bund mal in Kiel war, zeigt, wie eng unsere Parlamente mittlerweile zusammenarbeiten.“ Auf über einen besseren Verkehrsfluss zu dem Foto sitzt im Vordergrund die dänische Delegation, dahinter spricht der Dolmetscher. beraten.

DER LANDTAG 04 /2017 27 AUSSCHÜSSE

Rocker-PUA erst im Februar Der ursprünglich für Ende 2017 ange­ kündigte Parlamentarische Untersuchungs- ausschuss (PUA) zur sogenannten Rocker- Affäre wird voraussichtlich erst im Februar 2018 an den Start gehen. Die SPD, die den PUA einrichten will, möchte zunächst die laufenden Untersuchungen­ des Innen- und Rechtsausschusses zu dieser Frage abwarten. Dort werden zurzeit rund 80 Aktenordner aus dem Innenministerium ausgewertet. Bei den parlamentarischen­ Untersuchungen­ geht es um den Vorwurf von Mobbing, Akten­ manipulation und der Unterdrückung von Beweismitteln gegen hochrangige ­Beamte Gemeinsam für die S-Bahnlinie 4 der Landespolizei. So steht die Frage im Der schleswig-Holsteinische Landtag und die Hamburger Bürgerschaft rufen­ den Bund auf, Raum, ob das Landeskriminalamt im Jahr sich finanziell am Ausbau der S-Bahnstrecke 4 von Altona-Nord nach Bad Oldesloe zu betei- 2010 die Identität eines vermeintlichen ligen. Ende November tagten die Ausschüsse des Landtages und der Bürgerschaft­ für die Zu- V-Mannes aus Kreisen der Rockergruppe sammenarbeit der Nord-Länder gemeinsam im Landeshaus und drängten auf eine „baldige „Bandidos“ verschleiert haben könnte, um Finanzierungszusicherung“ aus Berlin. Für die Nahverkehrsstrecke, die in­zwischen komplett das parallel laufende Verbotsverfahren gegen im Planfeststellungsverfahren ist, werden neue Gleise verlegt. Dadurch, so die Abgeordneten, die „Bandidos“ zu schützen. Zudem besteht werde das Nadelöhr Hamburger Hauptbahnhof entlastet. Personen- und Güterzüge im Fern- der Vorwurf, dass Beamte, die auf korrekte verkehr bekämen mehr Freiräume. Deswegen müsse sich Berlin zu einem festen Finanzbeitrag Ermittlungen drängten, unter Druck gesetzt bekennen. Insgesamt sind 915 Millionen Euro für das Projekt veranschlagt. wurden. Den Ausschuss für die Zusammenarbeit mit Hamburg hat der Landtag Ende 2016 gebildet. Elf Abgeordnete gehören ihm an, Vorsitzender ist Kai Vogel (SPD). Parallel dazu gibt es einen Ausschuss der Bürgerschaft mit dem gleichen Aufgabenbereich. Die Ausschüsse tagen grund- sätzlich gemeinsam.

Haushalts­beratungen im Mittelpunkt

In den Ausschüssen des Landtages stehen zum Jahresbeginn die Beratungen über Umwelt- und Agrarausschuss: den Landeshaushalt im Zentrum, nachdem der Landtag den Etat im Dezember in 31. Januar, 7. Februar, 28. Februar, 7. März, Erster Lesung beraten hat. Insgesamt kommen die Expertengremien des Parlaments 18. April, 9. Mai, 23. Mai, 27. Juni – jeweils bis zur Sommerpause etwa 75 Mal zusammen. Viele Sitzungen sind öffentlich. mittwochs um 14:00 Uhr. Tagesordnungen sowie eventuelle Terminänderungen stehen im Internet: Wirtschaftsausschuss: www.sh-landtag.de, Rubrik „Dokumente“. 31. Januar (in Husum), 28. Februar, 28. März, 2. Mai, 30. Mai, 27. Juni – jeweils mittwochs Haushaltsberatungen Weitere Ausschusstermine um 10:00 Uhr. Europaausschuss: Montag, 15. Januar: Finanzausschuss mit Innen- und Rechtsausschuss: 7. Februar, 7. März, 18. April, 23. Mai – jeweils ­Innen- und Rechts- sowie Europaausschuss 10. Januar, 17. Januar, 31. Januar, 7. Februar, mittwochs um 10:00 Uhr. Mittwoch, 17. Januar: Finanzausschuss mit 14. Februar, 28. Februar, 7. März, 14. März, Petitionsausschuss: Wirtschafts- und Umweltausschuss 28. März, 18. April, 2. Mai, 9. Mai, 23. Mai, 16. Januar, 30. Januar, 13. Februar, 27. Februar, Donnerstag, 18. Januar: Finanzausschuss 30. Mai, 6. Juni, 27. Juni, – jeweils mittwochs 13. März, 27. März, 24. April, 8. Mai, 22. Mai, mit Bildungsausschuss um 14:00 Uhr. 5. Juni, 19. Juni, 3. Juli – jeweils dienstags Donnerstag, 1. Februar: Finanzausschuss Finanzausschuss: um 9:30 Uhr (die Sitzungen sind in der Donnerstag, 8. Februar: Finanzausschuss 1. März, 8. März, 15. März, 19. April, 3. Mai, ­Regel nicht öffentlich, da hier die persön­ - Vorlage der Fraktionsanträge 31. Mai, 7. Juni, 28. Juni – jeweils donnerstags lichen ­Anliegen von Bürgern beraten Donnerstag, 15. Februar: Finanzausschuss um 10:00 Uhr. werden). - Beschlussfassung über den Haushalt Bildungsausschuss: Ausschuss für die Zusammenarbeit Mittwoch, 21., bis Freitag, 23. Februar: 8. Februar, 8. März, 19. April, 7. Juni – jeweils der Länder Schleswig-Holstein und Zweite Lesung des Haushalts im Landtag donnerstags um 14:00 Uhr Hamburg:­ Sozialausschuss: Nächstes Treffen vermutlich im Februar in 15. Februar, 15. März, 3. Mai, 31. Mai, 28. Juni Hamburg. – jeweils donnerstags um 14:00 Uhr

28 DER LANDTAG 04 /2017 BÜCHER

SH erfolgreich beim BÜCHERECKE Geschichtswettbewerb Schüler einer 9. Klasse aus Rendsburg haben beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten einen von fünf ers- ten Preisen gewonnen. Till Fischer, Kyra Sepke, Jonna Silber und Lea Zech von der Die Landtagsbibliothek ist eine Service-Einrichtung für Abgeordnete und für Christian-Timm-Schule hatten sich mit Die Bibliothek Mitarbeiter aus Fraktionen und Verwaltung. Aber sie steht auch der Öffent- der Geschichte eines jüdischen Friedhofs lichkeit zur Verfügung. Interessierte Bürger sind im zweiten Stock des Landes- in Westerrönfeld befasst. Sie nahmen ih- des Landtages hauses herzlich willkommen. Dort stehen 25.000 Bände aus den Gebieten ren mit 2.000 Euro dotierten Preis in dem Recht, Politik, Verwaltung, Sozialwissen schaften, Geschichte und Landes kunde. lädt ein Als Appetithappen stellen die Mitarbeiterinnen der Bibliothek in dieser Serie Wettbewerb Ende November im Schloss Werke vor, die in den Räumen der Bibliothek eingesehen werden können. Bellevue in Berlin von Bundespräsident Interessiert? Die Bibliothek ist von Montag bis Freitag zwischen 8:30 Uhr und Frank-Walter Steinmeier entgegen. Un- 12:00 Uhr sowie zwischen 13:00 und 16:00 Uhr geöffnet. Bitte bringen Sie Ihren Personalausweis mit. Weitere Informationen gibt es unter den Telefonnum- ter den 15 Gewinnern des zweiten Preises mern 0431/988-1110 und 0431/988-1111. (1.000 Euro) ist mit dem Elftklässler Ma- Bei der Büchersuche hilft der Online-Katalog auf der Website des Landtages: ximilian Ferst von der Stormarnschule in www.sh-landtag.de, „Service“, Rubrik „Landtagsbibliothek“. Ahrensburg ebenfalls ein Schleswig-Hol- steiner. Er befasste sich mit dem deutsch- Dr. Jürgen Westphal: In drei Gewalten. Als Abgeordneter jüdischen Verhältnis in der Region. Für in der Hamburger Bürgerschaft, als Minister in Schleswig- ihre Arbeit zur Freimaurerei während Holstein, als Verfassungsrichter in Hamburg. der Nazizeit bekam die Achtklässlerin Hrsg.: Konrad-Adenauer-Stiftung und Hermann-Ehlers- Anna Medrow vom Werner-Heisenberg- Stiftung. Sankt Augustin/Berlin 2017. 257 S. Gymnasium Heide einen der 30 dritten Jürgen Westphal war in seinem Berufsleben in allen drei Staats- Preise (s. Landtagszeitschrift 3/2017). gewalten tätig: Als Wirtschafts- und Verkehrsminister in Schleswig- Holstein, als Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft und im Landtag von Schleswig-Holstein sowie als Richter des Hamburger Impressum Landesverfassungsgerichtes. Seine Erinnerungen bieten einen Herausgeber: spannenden Einblick in die Geschichte Hamburgs und Schleswig- Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages Redaktion: Holsteins von den 1960er bis in die 1980er Jahre. Viele Anekdoten Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungs- und Erlebnisse machen die damaligen Geschehnisse greifbar. management, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Tobias Rischer (V.i.S.d.P.) Tel. 0431/988-1120, [email protected] Das Kieler Schloss. Residenz im Herzen der Stadt. Karsten Blaas (Redakteur) Tel. 0431/988-1125, [email protected] Hrsg.: Rüdiger Andreßen. Janine Wergin (stellv. Redakteurin) Kiel/Hamburg: Wachholtz Verlag 2017. 382 S. Tel. 0431/988-1122, [email protected] Das Kieler Schloss blickt auf eine lange und ereignisreiche Fotos: Regina Baltschun, Thomas Eisenkrätzer, Michael Geschichte im Herzen der Stadt zurück. Es wurde als mittelalterliche August, Karsten Blaas, Janine Wergin, Detlef Ziep, Vivien Albers, Yvonne Windel, Holger Stöhrmann, Burg der Schauenburger Grafen erbaut, zum Witwensitz erkoren, als Archiv des Landtages, Landesarchiv 4852 24, Grafik- Haupt- und Nebenresidenz prächtig ausgestaltet und schließlich in foto/Michael Staudt, Rainer Sturm/pixelio.de, Stephanie Hofschläger/pixe lio.de, Thorben Wengert/ den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als „Kulturschloss“ pixelio.de, Bernd Sterzl/pixelio.de, wind luise/pixelio. für die Bürger Kiels umgebaut. Fünf Autoren spannen den Bogen de, Claudia Hau tumm/pixelio.de, Hermann-Ehlers- Stiftung, Edition Körber-Stiftung, Wachholtz-Verlag, vom Mittelalter bis zur Gegenwart und beschreiben, welch „Schatz“ Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein, Bundesrat/Frank Bräuer, Wilhelm Knelangen, Björn sich hinter den Mauern des Schlosses verbirgt, dem Wahrzeichen Wylezich (fotolia), bittedankeschön (fotolia), Thomas von „Kiels neuer Mitte“. Söllner (fotolia), Andrey Popov (fotolia), rcfotostock (fotolia), photoomas (fotolia) Konzept: Prof. Thomas Straubhaar: Radikal gerecht. Wie das bedingungs- Stamp Media im Medienhaus Kiel, Ringstraße 19, 24114 Kiel, www.medienhaus-kiel.de; lose Grundeinkommen den Sozialstaat revolutioniert. Titelseite: Amatik, Boninstraße 63, 24114 Kiel Hamburg: Edition Körber-Stiftung 2017. 247 S. Gestaltung, Layout: Agentur LOADSMAN / I. Schumacher, Arp-Schnitger- „Geld für alle. Vom Staat. Ohne Gegenleistung. Einfach so.“ Diese Weg 38, 24229 Strande, www.loadsman.de radikale Forderung vertritt der Hamburger Ökonomieprofessor Herstellung, Druck: Thomas Straubhaar. Alle Menschen, vom Säugling bis zum Greis, Druckgesellschaft Joost & Saxen, Eckernförder Str. 239, 24119 Kronshagen, www.druckgesellschaftmbh.de sollen gleichermaßen Monat für Monat einen exakt identischen Geld- Bezug der Landtagszeitschrift: betrag in Höhe des Existenzminimums erhalten. Das klingt zu gut, um (Abonnement und Versand kostenfrei) Landtag Schleswig-Holstein, Ref. f. Öffentlichkeits- finanzierbar zu sein? Im Gegenteil, es ist möglich, rechnet Straubhaar arbeit und Veranstaltungs management, L1410, Postfach 7121, 24171 Kiel, Telefon 0431/988-1163, vor. Das bedingungslose Grundeinkommen ist für ihn ein liberaler, Fax 0431/988-1119, [email protected] effektiver und sozialer Weg, Gerechtigkeit und Effizienz in ein nach Die Zeitung wird auf umweltschonend hergestelltem, seiner Auffassung aus dem Gleichgewicht geratenes Sozialsystem chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 15. Dezember 2017 zu bringen und so Wesentliches zum inneren Frieden beizutragen. Der Landtag im Internet: www.sh-landtag.de

DER LANDTAG 04 /2017 29 IM PORTRÄT

gearbeitet. Von 7:00 bis 15:00 Uhr durch- Was war in der Schule Ihr Abgeordnete gängig ­stehen – seitdem habe ich immensen Lieblingsfach? Respekt vor dem Beruf der Fachverkäufe- Ganz klar: Geschichte und Sport. persönlich rin.“ Was war Ihr allererster Job? Was macht Sie wütend? „Da ich auf einem Familienbetrieb in der „Unehrlichkeit oder Halbwissen ge- Landwirtschaft groß geworden bin, gab es paart mit Arroganz!“ dort immer jede Menge zu tun. Vom Aus- misten über Melken und Futtererwerb war Was muss besser werden alles dabei.“ in Schleswig-Holstein?­ „Unser Selbstbewusstsein – da können Was macht Sie wütend? Annabell Krämer, FDP, wir uns von einigen Bundesländern eine „Gleichgültigkeit und Fremdenhass geboren am 12. April 1971 Scheibe abschneiden. Schleswig-Holstein ­machen mich wütend. Es kann nicht sein, in Bad Bramstedt, muss sich hinter keinem Bundesland dass es einigen Menschen schlichtweg egal zwei Kinder, verstecken. Hier leben nicht umsonst die ist, was mit ihnen oder mit anderen Men- Diplom-Kauffrau glücklichsten Menschen. Wenn es jetzt schen passiert. Die Gestaltung unserer auch noch gelingt, Schleswig-Holstein ­Gesellschaft geht uns alle an.“ Welches Erlebnis hat Sie dazu zum mittelstandsfreundlichsten Bundes- ­gebracht, in die Politik zu gehen? land zu entwickeln, dann ist die Sache Was muss besser werden „Das war kein alleiniges Erlebnis. Ich rund!“ in Schleswig-Holstein? komme aus einem politisch sehr interes- „Wir brauchen endlich die A20 mit west- sierten Elternhaus. Mein Großvater war be- licher Elbquerung, um Schleswig-Holstein reits Stadtvertreter in meiner Heimatstadt als Dreh- und Angelpunkt in Nordeuropa­ und zudem ehrenamtlich sehr engagiert. attraktiv zu machen. Zudem brauchen Das hat mich geprägt und beeindruckt. wir endlich eine ordentliche Ost-West- ­Zudem hat mich vor 20 Jahren die Aussicht, Ole-Christopher ­ Verbindung. Nur so können wir Unter- meine Heimatstadt mitgestalten zu kön- Plambeck, CDU, nehmen und Arbeitsplätze halten. Um nen, dazu bewogen, kommunalpolitisch geboren am 20. Januar Schleswig-Holstein attraktiv zu machen, aktiv zu werden.“ 1986 in Bad Segeberg, brauchen wir ebenfalls eine flächendecken- evangelisch, ledig, de Breitband- und WLAN-Versorgung. Was wollten Sie als Kind werden? keine Kinder, Im ÖPNV-Bereich­ halte ich die Fertigstel- „Als kleines Kind habe ich immer gesagt: Steuerberater lung der S21 bis Kaltenkirchen und der S4 Wenn ich klug werde und ‚Affentur‘ ­mache, bis Bad Oldesloe für sehr wichtig, damit werde ich Lehrerin – ansonsten Schauspie- Welches Erlebnis hat Sie dazu ­Schleswig-Holstein und Hamburg noch lerin. Als Kind war ‚Affentur‘ mein Wort ­gebracht, in die Politik zu gehen? besser verbunden werden und der Süden für das Abitur, Kinder schnappen Begriffe „Ich bin auf dem elterlichen landwirt- des Landes verkehrlich entlastet wird. Da- ja nicht immer korrekt auf. Damit möchte schaftlichen Milchviehbetrieb aufgewach- bei ist es auch ­wichtig, das Dickicht in der ich den Beruf der Schauspielerin nicht dis- sen. Politik in der Gemeinde, aber auch ÖPNV-Tariflandschaft zu lichten und zu kreditieren, aber die Wortwahl meinerseits im Land, Bund und Europa wurde oft am vereinheitlichen. Die ärztliche und pflegeri- ­damals lässt auch erkennen, dass ein Durch- ­Küchentisch diskutiert. So wuchs mein sche Versorgung wird in allen Landesteilen blick über die Erfordernisse dieser Berufe Interesse an Politik. Ich bin ein begeister- diskutiert und muss angepackt werden. Das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich ter Anhänger der europäischen Idee. Im gilt auch für ausreichende­ Kinderbetreuung erkennbar war.“ ­Rahmen des Europawahlkampfes 2009 im U3- und Ü3- Bereich. bin ich dann in die Junge Union und in die Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Was war in der Schule Ihr CDU eingetreten.“ ist essentiell und muss unterstützt werden. Lieblingsfach? ­ Schleswig-Holstein ist das Land des Mittel- „Solange es ums bloße Rechnen ging und Was wollten Sie als Kind werden? standes. Gerade die berufliche Bildung ist ein gutes Zahlengefühl reichte – Mathe! „Da ich im wahrsten Sinne des Wortes wichtig und hat in der Jamaika-Koalition Ab der 8. Klasse mit den Schwerpunkten im Kuhstall aufgewachsen bin, wollte ich einen besonderen Stellenwert bekommen. ­Geometrie, Kurvendiskussionen etc. ver- immer Landwirt werden. Kurz vor dem Ebenso werden der Unterrichtsausfall und blasste diese Leidenschaft im Eiltempo! Realschulabschluss kam aber die Idee, zu- mehr Qualität durch mehr Lehrer endlich Den Logarithmus habe ich bis heute nicht nächst einen anderen Beruf zu lernen und angepackt. Dies sind nur einige Beispiele. begriffen. Später waren eindeutig Deutsch später in die Landwirtschaft zu gehen. So Es gibt viele Themen, die wir anpacken und Geschichte meine Lieblingsfächer.“ habe ich mit 16 Jahren eine Ausbildung werden.“­ zum Steuerfachangestellten begonnen. Da Was war Ihr allererster Job? mir die Ausbildung so gut gefallen hat, bin Mit 13 habe ich mir eine Englandsprach- ich dabeigeblieben und habe mich später reise durchs Zeitungaustragen verdient, zum Steuerfachwirt und schließlich zum später habe ich samstags in einer Bäckerei Steuerberater­ weitergebildet.“

30 DER LANDTAG 04 /2017 BESUCHER

Besatzungsmitglieder der „Gorch Fock“ haben Ende Oktober das an der Nordseite des Landes­hauses aufgestellte Unterwant des Segelschulschiffes überholt. Das Want vom Großmast wurde 2004 vor dem ­Parlament in einem 15 Meter hohen Stahlgerüst aufgeriggt­ und ist seitdem An­ ziehungspunkt­ für ­Besucher und Spazier- gänger. Die „Gorch Fock“ ist seit 1982 Patenschiff des Landtages.

Diese zwei Kostüme aus der Sammlung des Kieler Theater- Der Landtag sammelt seit museums standen bis Ende November im erste Stock des kurzem leere Kugelschreiber Landeshauses: ein Kettenhemd aus einer Inszenierung von und unterstützt damit den Shakespeares „König Lear“ aus der Spielzeit 1949/50 und Naturschutz. Angela Fuß von ein Mantel aus Vivaldis Oper „Ottone in Villa“, die 2003/04 der Stiftung Naturschutz auf die Bühne gebracht wurde. brachte Mitte November zwei Sammelboxen in den Landtag. In ihnen werden ­alte Stifte und andere Plastik-Büroartikel entsorgt. Für jeden gesammelten Kuli erhält die Stiftung einen Cent vom Recycling- Zu Besuch Unternehmen Terracycle, das den Müll einschmilzt und wiederverwertet. im Landes­ haus­

Die aus Theater und TV bekannten Schauspieler Oliver Mommsen, Tanja Wedhorn und Roman Knižka (v. li.) lasen Ende November im Plenarsaal aus Gedichten und Briefen von Theodor Storm und Theodor Mommsen. Für Tatort-Kommissar Oliver Mommsen ein Blick in die eigene Familiengeschichte: Er ist ein Ururenkel des Althistorikers und Literatur-Nobelpreisträgers Theodor Mommsen.

Ebenfalls mit Storm und Mommsen befassten sich die Schrift- steller ­Simon Strauß („Sieben Nächte“) und Andrea Paluch („Hauke Haiens Tod“) sowie NDR-Moderator Jan Ehlert. Die Würdigung der beiden großen Nordfriesen anlässlich ­ihres 200. Geburtstages lockte rund 350 Gäste ins Landeshaus.

DER LANDTAG 04 /2017 31

Nr. 4/2017 C 2086 Falls Empfänger-Anschrift nicht mehr zu­ treffend, bitte diesen Abschnitt abtrennen und korrigiert zurücksenden an: Schleswig-Holsteinischer Landtag, Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement, L1410, Postfach 7121, 24171 Kiel Termine, Termine, Termine . . .

Holocaust-Gedenktag Die Bürgerbeauftragte vor Ort am 26. Januar im Landeshaus Die Bürgerbeauftragte für sozi- Termine in Lübeck bei der Deut- ale Angelegenheiten, Samiah El schen Rentenversicherung Nord, Zum Gedenken an die Opfer des Samadoni, ist auch Anfang 2018 Ziegelstr. 150, 10:00 bis 17:00 Uhr. ­Nationalsozialismus lädt der Landtag wieder im Lande unterwegs, um Termine in Heide im Rathaus, am Freitag, den 26. Januar, in den Bürger vor Ort zu beraten. Postelweg 1, 11:00 bis 15:00 Uhr. ­Plenarsaal des Landtages. Termin in Schwarzenbek im Die Befreiung des Vernichtungslagers Donnerstag, 4. Januar: Rathaus, Ritter-Wulf-Platz 1, Auschwitz durch sowjetische Truppen Lübeck von 11:00 bis 15:00 Uhr. jährt sich am 27. Januar zum 73. Mal. Weil Dienstag, 16. Januar: Heide Termin in Flensburg im Rat- der Termin in diesem Jahr auf einen Sonn- Dienstag, 30. Januar: haus, Rathausplatz 1, von 11:00 abend fällt, den jüdischen Sabbat, wurde Schwarzenbek bis 15:00 Uhr. Rudolf Katz die Veranstaltung vorverlegt. Donnerstag, 1. Februar: Termin in Wentorf im Rathaus, Nach einem Grußwort von Landtagspräsident Klaus Schlie erinnert Lübeck Hauptstraße 16, von 9:00 bis der Publizist Klaus-Detlev Godau-Schüttke an den Juristen und Donnerstag, 15. Februar: 13:00 Uhr. Politiker Rudolf Katz (1895 bis 1961). Aus einer jüdischen ­Familie Flensburg Zu den Terminen ist ­eine stammend besuchte Katz Gymnasium und Universität in Kiel und Dienstag, 20. Februar: Heide Anmeldung­ erforderlich. wirkte anschließend als Rechtsanwalt und Stadtverordneter in Donnerstag, 1. März: ­Tel.: 0431/988-1240. Hinzu Altona. 1933 floh er nach Frankreich, 1935 in die USA. Nach seiner Lübeck kommen die regelmäßigen Rückkehr war er von 1947 bis 1950 schleswig-holsteinischer Justiz- Donnerstag, 15. März: „Dienstleistungsabende“­ in Kiel, minister, SPD-Landtagsabgeordneter sowie ab 1951 Vizepräsident Wentorf Karolinenweg 1: jeden Mitt- des Bundesverfassungsgerichts. Als Mitglied des Parlamentarischen Dienstag, 20. März: Heide woch von 15:00 bis 18:30 Uhr. Rates war Rudolf Katz einer der Väter des Grundgesetzes. Die Gedenkstunde endet mit Gebeten des evangelischen Bischofs Gothart Magaard und des Rabbiners Dov-Levy Barsilay. Den musi- kalischen Rahmen gestaltet die Klezmer-Gruppe „Mischpoke“­ aus Landtag und IB.SH ­fördern weiter die Kultur Hamburg. Auch in der neuen Die Veranstaltung beginnt um 13:00 Uhr. Um Anmeldung Wahlperiode engagie- wird gebeten beim Referat für Öffentlichkeitsarbeit. E-Mail: ren sich der Landtag und [email protected]. Gäste erhalten per Post eine Ein- die Investitionsbank lasskarte. Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Schleswig-Holstein (IB. SH) gemeinsam für die Kultur im Lande. Parla- Der Landtag lädt zum Offenen Besucherabend mentspräsident Klaus Das Referat für Öffentlichkeitsarbeit lädt auch im Jahr 2018 zum Schlie (li.) und Erk Wes- Offenen Besucherabend ins Landeshaus. An 14 Montagen stehen der termann-Lammers, Vorstandvorsitzender der IB.SH, unterzeich- Plenarsaal sowie weitere zentrale Bereiche des historischen Gebäu- neten Anfang November den neuen Kooperationsvertrag. Die des offen. Vier Führungen sind auf Plattdeutsch und werden vom ­Zusammenarbeit steht unter dem Motto „Kulturland Schleswig- Schleswig-Holsteinischen Heimatbund angeboten. Das Programm Holstein“. Die Idee: Regionale Institutionen erhalten die Mög- dauert gut eine Stunde und beginnt um 18:00 Uhr im Eingangsbereich. lichkeit, sich im Landtag einem breiten Publikum vorzustellen. Voranmeldungen sind nicht erforderlich. Nur ihren Personalausweis Die IB.SH unterstützt die Projekte finanziell. Nachdem Ende 2017 sollten Gäste dabei haben. ­bereits das Kieler Theatermuseum seine Sammlung präsentiert Die Termine: 29. Januar, 26. Februar, 5. März (op Platt), 26. März, hat, wird die Ausstellungsreihe vom 5. März bis zum 28. April 2018 30. April, 28. Mai, 4. Juni (op Platt), 25. Juni, 27. August, 3. September mit dem Ostholstein-Museum Eutin fortgesetzt. Die Ausstellung (op Platt), 24. September, 29. Oktober, 26. November, 3. Dezember (op ist täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung ist Platt). nicht erforderlich, bitte bringen Sie Ihren Personalausweis mit.

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