BUCHBESPRECHUNGEN Soziologie, Festzustellen, Warum Und Aus Wel- Chen Gruppen Entwicklungsforderung Und RICHARD F
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weiter zu den Aufgaben der Entwicklungs- BUCHBESPRECHUNGEN soziologie, festzustellen, warum und aus wel- chen Gruppen Entwicklungsforderung und RICHARD F. BEHRENDT Entwicklungsförderung entspringen, welches die sozialen Voraussetzungen und Folgen SOZIALE STRATEGIE eines Entwicklungsprozesses sind. Dies alles FÜR ENTWICKLUNGSLÄNDER sind Dinge, bei denen vor allem die deutsch- Entwurf einer Entwicklungssoziologie. Verlag S. Fischer, sprachige Soziologie noch ganz am Anfang Frankfurt am Main 1965. 640 S., Paperback 19,80 DM, steht. Behrendt stößt mit seinem Buch eine Tür Ln. 28 DM. auf, durch die hoffentlich in der nächsten Zeit Vor noch nicht langer Zeit sah man die Ent- zahlreiche deutsche Soziologen ihren Weg neh- wicklungspolitik vorwiegend unter technisch- men werden. finanziellem Aspekt, und Fragen nach tech- Es ist also gerade der Kulturwandel, vor nischer Realisierbarkeit sowie nach dem Um- allem durch die Übernahme von Elementen fang der Finanzierbarkeit standen im Vorder- fremder Kulturen (Akkulturation), der eine grund. Inzwischen hat man erfahren, daß dies zentrale Bedeutung in diesem Buch einnimmt, noch die einfachste Seite des Problems ist und der Wandel, der die in den Entwicklungslän- daß seine wahren Schwierigkeiten im mensch- dern typische „statische Gesellschaft" aufweicht lichen Bereich liegen. und erst die Voraussetzung für eine allseitige Entwicklung schafft. Der Prozeß der Akkul- Kurz bevor Professor Richard F. Behrendt turation „trifft ganz allgemein auf den in den einem Ruf von Bern an die Freie Universität heutigen Entwicklungsländern vor sich gehen- Berlin folgte, legte er dem Publikum einen den Kulturwandel zu. Es handelt sich hierbei umfangreichen Band vor, in dem er seine viel- um ein Zusammentreffen zwischen verschiede- jährigen Erfahrungen als Theoretiker und nen und verschiedenartigen Kulturen und ins- Praktiker der Entwicklungssöziologie zusam- besondere Gesellschaftssystemen .. wobei das menfaßt. Er setzt damit einen längst fälligen entwickeltere (und deshalb aktivere) System neuen Akzent, indem er die soziologische Seite das weniger entwickelte (und daher zunächst des Entwicklungsprozesses zum Forschungsge- passive und schwächere) System seinem Ein- genstand erhebt. fluß öffnet und es zu durchdringen und zu Man hat in Deutschland lange gebraucht, um verändern beginnt". Diese Öffnung kann ge- zu begreifen, daß Entwicklung zugleich Ände- waltsam erfolgen, wie im Falle imperialistisch- rung bedeutet, häufig einen radikalen Bruch kolonialer Aktionen, oder aber auch freiwillig, mit dem Alten, Übernahme neuer Wertskalen friedlich, ja unbewußt. „Diese freiwillige und Verhaltungsweisen, und daß wir mit noch Akkulturation ist — wenigstens in bezug auf so hochachtungsvollen Verbeugungen vor den technische Verfahrensweisen und zahlreiche „alten Kulturen" nicht an der Tatsache vorbei- wirtschaftliche und soziale Leitideen — im ge- kommen, daß wir in den Entwicklungsländern genwärtigen Stadium der Entwicklungsländer einen neuen Menschentyp schaffen helfen müs- die Regel". (S. 117.) sen, wenn der ganze inzwischen eingeleitete Hier setzen also die von außen kommenden Prozeß zu einem erfolgreichen Ende führen Entwicklungsbeiträge ein, hier müssen sie ein- soll. Hier gibt es in der Entwicklungshilfe der setzen und zu einem „gelenkten Kulturwan- alten Industrieländer manchen Mangel zu ent- del" führen. hüllen, denn kaum jemals wurden Einzelpro- Behrendts Arbeit ist außerordentlich viel- jekte in das Große und Ganze eingefügt, und schichtig und überrascht immer wieder durch wenn doch, dann höchstens technisch und kei- interessante Fakten und das reiche Quellen- nesfalls sozial. Hier ist ein Umdenken drin- material. Allein das Kapitel über die Träger gend erforderlich: „Wirksame Entwicklungs- des Entwicklungsprozesses in den überseeischen förderung muß als gelenkter Kulturwandel, Ländern — über jene Kräfte also, mit denen als umfassender Umbau vorgegebener, jedoch der Entwicklungshelfer es unmittelbar zu tun unzureichender sozialer und wirtschaftlicher hat — bringt eine Fülle interessanter Detail- Ordnungen verstanden und betrieben werden, fragen: die Ablösung alter durch neue Eliten, anstatt — wie bisher vorwiegend — als eine die neue Unternehmerschaft, Jugend und Anzahl von punktuellen, nicht aufeinander ab- Frauen, die Armee mit ihrer zwielichtigen gestimmten oder miteinander verbundenen Ein- Rolle und schließlich die junge Arbeiterschaft zelmaßnahmen, die ohne Berücksichtigung ihrer mit ihren gewerkschaftlichen Organisationen. ordnungspolitischen Funktionen getroffen wer- Der Verfasser setzt sich sehr kritisch mit den den" (S. 94), sagt Behrendt treffend. Gefahren einer zu zentralistisch gesteuerten Methodisch führt uns diese Erkenntnis dazu, Entwicklungspolitik, komme sie nun von außen anzuerkennen, daß uns nur interdisziplinäre oder von innen, auseinander und befürwortet Forschung und Zusammenarbeit weiterbringen Maßnahmen, die „von unten her" schrittweise können. Schließlich muß es Gründe geben, eine neue Gesellschaft mit einer neuen Wirt- warum große Teile der Welt zu den „Rand- schaft aufbauen, um in höchstmöglichem Maße ländern der Dynamik" gehören. So gehört die Dritte Welt zu demokratisieren. Es fehlt 310 BUCHBESPRECHUNGEN nicht an Beispielen, die die. Schwierigkeit dieses Das ist auch der Nachteil der sonst vorzüg- Prozesses illustrieren. lichen „Kulturgeschichte Chinas" von Werner Behrendt bietet ein Buch an, dessen sorg- Eichhorn. Das Werk soll dem interessierten fältiges Studium gerade dem politisch Interes- Nichtfachmann wie dem studierenden Anfän- sierten eine Fülle von Informationsmaterial an ger einen Überblick über die wichtigsten die Hand gibt. Noch wichtiger ist aber, daß Grundzüge und die Linienführung der chine- dieses Material in ein System eingefügt und zu sischen Kultur im historischen Ablauf geben. einem soziologischen Gedankengebäude ver- Das ist auch gelungen. Eichhorn beginnt seinen dichtet wird. So gestattet das Buch dem auf- Abriß bei den Vorstufen der chinesischen Kul- merksamen Leser, das bei uns, wenn über- tur und beendet ihn mit Ausführungen über haupt, dann mit halbem Herzen diskutierte die Antwort der chinesischen Intelligenz auf Entwicklungsproblem neu und fruchtbar zu den Einbruch Europas. Das Büchlein ist ver- durchdenken. Dr. Wolf Donner ständlich geschrieben und vermag Interesse für die überlieferungsreiche chinesische Kultur zu erwecken. Wichtig scheint mir Eichhorns Hin- WERNER EICHHORN weis auf das Fehlen einer umfassenden Arbeit KULTURGESCHICHTE CHINAS über den Zusammenstoß der chinesischen und europäischen Kultur. Schon eine annähernd Eine Einführung. Urban-Bücher Nr. 76. Verlag W. Kohl- vollständige Bibliographie der europäischen hammer, Stuttgart 1964. 2S8 S., kart. 4,80 DM. und amerikanischen Werke, die etwa seit dem siebzehnten Jahrhundert ins Chinesische über- G I L B E R T ETIENNE setzt wurden, könnte darüber Auskunft geben, CHINAS WEG ZUM KOMMUNISMUS „was man dem Chinesen als europäische Kul- Europa Yerlag, Wien - Köln - Stuttgart - Zürich 1963. tur vorgesetzt hat und was von ihnen als 285 S., kart. 15,80 DM. Quintessenz dieser betrachtet wurde". Eichhorn meint: „Wir würden dann vielleicht verstehen, OTTO JANECEK warum die Chinesen, weit davon entfernt, sich von der westlichen Kultur imponieren zu las- DIE MITTE IST LINKS sen, ganz im Gegenteil in ihrem alten Kultur- China und die kommunistische Weitbewegung. Europa stolz und traditionellem Kulturüberlegenheits- Verlag, Wien - Köln - Stuttgart - Zürich 1964. 147 S., gefühl eine neue Stärkung erfuhren" (S. 266). kart. 9,80 DM. In die Gegenwartsproblematik Chinas führt F R I T Z SCHATTEN das Buch „Chinas Weg zum Kommunismus". DER KONFLIKT MOSKAU — PEKING Nüchtern und vorurteilsfrei stellt Etienne vor allem die sozialökonomischen Strukturverän- Dokumente und Analyse des roten Schismas. Verlag R. Piper & Co., München 1963. 212 S. Paperback derungen in Ostasien dar. Folgende Grund- 7,80 DM. prinzipien des chinesischen Wirtschaftsaufbaus führt er an: „1. Mobilisierung der Massen, um HANS HENLE dem Kapitalmangel durch investiertes Men- schenmaterial abzuhelfen; 2. ,Gehen auf zwei CHINAS SCHATTEN Beinen', das heißt: harmonische Abstimmung ÜBER SÜDOST-ASIEN zwischen Landwirtschaft und Industrie; Verlag Holsten, Hamburg 1964. 300 S., Ln. 17,80 DM. 3. gleichzeitige Entwicklung von Groß- und Kleinindustrie, Anwendung moderner techni- China ist seit Ende des zweiten Weltkrieges scher und landesüblicher Methoden; 4. Dezen- mehr und mehr in den Horizont unseres In- tralisation der Industrie, Errichtung von Werk- teresses getreten. Die Selbstbefreiung der Chi- stätten und kleinen Fabriken in den länd- nesen von imperialistischer Bevormundung hat lichen Bezirken" (S. 213). einerseits alte Vorurteile über die „gelbe Ge- fahr" reaktiviert, andererseits bei aufgeschlos- Seiner Ansicht nach erweisen sich diese Prin- senen Menschen auch skeptische Sympathie zipien im kommunistischen China und zumin- hervorgerufen. Wer sachliche Orientierung über dest in einem Teil der Dritten Welt als taug- die Vorgänge in Ost- und Südostasien sucht, lich. „Die verantwortlichen chinesischen Führer hat es nicht leicht. Der interessierte Laie ist haben eine richtige wirtschaftliche Diagnose ge- vorwiegend auf Arbeiten publizistischen Cha- stellt. Am Ende ihres ersten Fünfjahresplans rakters angewiesen. Die wissenschaftliche Chi- haben sie begriffen, daß sich das sowjetische naforschung gehört noch zu den unterent- Muster, selbst wenn es auf chinesische Verhält- wickelten Gebieten der Sozialforschung. Dabei nisse zugeschnitten worden wäre,