BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 1 Fotos: Paul Feuersänger, Landesmedienservice über dasJubiläumsjahr. und LanderabbinerSchlomo HofmeisterimGespräch Bischof Ägidius Zsifkovics, SuperintendentManfredKoch und ihre Bedeutung Religionsgemeinschaften Manfred Koch Superintendent KOMPAKT Ausgabe |Österreichische 22021 K, Amt derBgld.Landesregierung, Stabsabteilung ÖA, Post Europaplatz1, 7000 AG RM 21A042254 und sein Team S. Landeshauptmann Doskozil Politik und Corona

13–17 S. 10–11, 20–25 10–11, S. Ägidius Zsifkovics Bischof alte Fotografien gezeigt S. Auf Schloss Güssingwerden Foto-Ausstellung

28

Kaiserschmarren S. Landeshauptmann-Vize serviert Kochen mitEisenkopf Schlomo Hofmeister Landesrabbiner Theodora Bauer Ihr Werk„Chikago“. Und Schriftsteller

30–31 Helmut Stefan 12.04.2021 13:00 Uhr Autorin Milletich. S. S. 29–30

inhalt | editorial Infografik

EDITORIAL INHALT Liebe Leserinnen, RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN IM liebe Leser! 3 Infografik

Ein Schwerpunkt dieser Ausgabe ist den Religions­ LANDESHAUPTMANN HANS PETER DOSKOZIL gemeinschaften gewidmet. Katholiken sind die große 5 Briefbotschaft an Burgenländerinnen/Burgenländer Mehrheit im Burgenland, gefolgt von Protestanten. Auch Muslime und Orthodoxe leben hier. Juden, die in JUBILÄUM „100 JAHRE BURGENLAND“ der Vergangenheit eine bedeutende religiöse und kultu­ 6 Projekte relle Rolle gespielt haben, sind durch das Nazi-Regime verfolgt, vertrieben und ermordet worden. Schätzungen GESCHICHTE UND GESCHICHTEN zufolge leben noch rund 100 Jüdinnen und Juden im 10 Erzählt von Historiker Gerald Schlag Burgenland. Landesrabbiner Schlomo Hofmeister gibt im Gespräch mit „Burgenland kompakt“ einen Abriss PRIVATMENSCH UND POLITIKER über die Geschichte und die Bedeutung des Judentums 13 Das Team von Landeshauptmann Doskozil in dieser Region. Ausführlich zu Wort kommen auch Bischof Ägidius „HEILIGER MARTIN IST EIN VORBILD“ Zsifkovics sowie Superintendent Manfred Koch. Bischof 18 Interview mit Bischof Ägidius Zsifkovics Zsifkovics betont, dass das Burgenland ein Role Model für die Zusammenarbeit der Konfessionen ist. Super­ „JÜDISCHES ZENTRUM LAG IM BURGENLAND“ intendent Koch lobt das „gute Miteinander“ im Land. 20 Gespräch mit Landesrabbiner Schlomo Hofmeister Der bekannte Landeshistoriker Gerald Schlag skiz­ ziert die Geschichte der Religionsgemeinschaften. „EIN GUTES MITEINANDER“ Ein anderer Schwerpunkt beschäftigt sich mit dem 22 Interview mit Superintendent Manfred Koch Thema „Politik und Corona“. Wir fragen bei Landes­ hauptmann Hans Peter Doskozil und seinem Team CORONA-PANDEMIE nach, wie sich politisches Handeln mit Lockdowns, 24 Impfungen im Seniorenheim ­Homeoffice und oftmals auch Homeschooling vereinba­ ren lässt. Die Regierungsmitglieder verraten aber auch, SOZIALES ENGAGEMENT wie sie während der Corona-Pandemie ihre Freizeit ver­ 26 So hilft Landtagspräsidentin Verena Dunst bringen: mit Lesen, Sport und Bewegung in der Natur. Wir stellen in dieser Ausgabe auch die burgenländi­ FOTO-AUSSTELLUNG sche Erfolgsautorin Theodora Bauer sowie den Schrift­ 28 Schau auf Burg Güssing steller Helmut Stefan Milletich vor, der zum 100-Jahr-­ Jubiläum einen Roman veröffentlicht hat. SCHRIFTSTELLER ZU 100 JAHRE BURGENLAND Last but not least – Landeshauptmann-Stellvertrete­ 29 Theodora Bauer/Helmut Stefan Milletich rin Astrid Eisenkopf hat uns in ihre Küche eingeladen. Sie serviert Kaiserschmarren mit Marillenkompott. KOCHEN MIT ASTRID EISENKOPF Möge die Lektüre dieser Ausgabe Ihnen Informatio­ 30 Kaiserschmarren und Marillenkompott nen und auch Freude bringen.

Ihr Redaktionsteam Chefredakteurin Margaretha Kopeinig, Christian Bleich, Doris Fischer Wolfgang Sziderics, Hans-Christian Siess, Nadja Tschank, Stefan Wiesinger

Impressum: Medieninhaber: Land Burgenland. Herausgeber und Redaktion: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landes- amtsdirektion/Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt, Tel.: 02682/600 20 93, E-Mail: [email protected], Produktion, Akquise und visuelle Gestaltung: CRM Medientrend GmbH, Neudorferstraße – Betriebsgebiet 3, 7111 Parndorf, Druck: ­Leykam Druck GmbH & Co KG, ­Zustellung: Österr. Post AG, Verlagsort: Eisenstadt, Herstellungsort: Neudörfl. OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIEN­GESETZ: Medieninhaber: Land Burgenland. Erklärung über die grund­legende Richtung:

­Information der Bürgerinnen und Bürger über die Arbeit der Landesregierung, der Landesverwaltung und des Landtags. Museum Eisenstadt / Landesmedienservice Burgenland Jüdisches Fotos:

2 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 2 12.04.2021 13:00 Uhr inhalt | editorial Infografik Religionsgemeinschaften im Burgenland EINWOHNER Seit der Volkszählung 2001 dürfen in Österreich bei der BURGENLAND Volkszählung keine Daten zur Religionszugehörigkeit 1923: 285.698 mehr erhoben werden. Die angegebenen Zahlen Jänner 2021: ­stammen von den Religionsgemeinschaften. 296.040

Katholisch 186.800 Orthodox *** 2020

Dom zu Eisenstadt Grundsteinlegung für orthodoxes Kloster bei St. Andrä/Zicksee im Herbst 2020 Jüdisch 100 Schätzung 2020

Evangelisch A.B. 31.259 2019 Evangelische Kirche in Pöttelsdorf

Synagoge im Jüdischen Muslime Museum in Eisenstadt. 2001 wurden 3993 Muslime im Burgenland gezählt. Die Synagoge ist die Aktuelle Zahlen liegen nicht vor. Anfragen bei der älteste in Österreich Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich blieben unbeantwortet.

*** Nach Informationen der Orthodoxen Kirche Österreich gibt es keine Aufzeichnungen über die Zahl orthodoxer Christen in den Bundesländern. Schätzungen zufolge leben Quelle: Statistik Land Burgenland, Statistik , Diözese Eisenstadt, in Österreich zwischen 500.000 und 600.000 orthodoxe

Fotos: Jüdisches Museum Eisenstadt / Landesmedienservice Burgenland Jüdisches Fotos: Jüdisches Museum Eisenstadt, Evangelische Kirche A.B. im Burgenland Christen.

Burgenland KOMPAKT | 3

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 3 12.04.2021 13:01 Uhr aus dem Landhaus

mehr horizont fürs leben

Mit rund 300 Sonnentagen im Jahr kann man das Bundesland getrost als Land der Sonne bezeichnen. Als neue Marke soll die Sonne daher künfig für die ganze Vielfalt an Angeboten aus dem Burgenland stehen. Sie zeichnet aus, was uns im Burgenland ausmacht: Qualität, Zusammenhalt, Nachhaltigkeit, Regionalität, Toleranz, Tatkraf und Gastfreundschaf. Und sie garantiert: Wo die rot-goldene Sonne drauf ist, steckt mit Sicherheit Burgenland drin. www.markeburgenland.at Foto: Foto: Manfred Weis

facebook.com/markeburgenland instagram.com/markeburgenland

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 4 12.04.2021 13:01 Uhr aus dem Landhaus

L and Burgenland Hans Peter Doskozil Landeshauptmann

Amt der Bgld. Landesregierung, Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt

Liebe Burgenländerinnen und Burgenländer, im Frühling vor einem Jahr befanden wir uns im ersten harten Lockdown der ­Geschichte unseres Landes. Was wir bis dahin für unmöglich gehalten haben, wurde bittere Realität. Damals konnten wir nur erahnen, dass sich Corona zur schwersten Zäsur in unserer Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg entwickeln würde. Auch ein Jahr nach dem ersten Lockdown kämpfen wir mit der Pandemie und ihren Folgen. Strenge Einschränkungen, allen voran das Herunterfahren des gesellschaftlichen Lebens, sollten die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung, die vom Virus ausgeht, abfedern. Wir müssen uns aber auch eingestehen, dass die strengen Beschränkungen mehr horizont selbst Opfer gefordert haben – wirtschaftliche und soziale. Hier gilt es nun, Sicher­ heitskonzepte zu forcieren, die endlich zu einem gesellschaftlichen Leben führen, das diese Bezeichnung auch verdient. Der Schutz und die Sicherheit der Burgenlän­ fürs leben derinnen und Burgenländer haben dabei weiterhin oberste Priorität. Seitens der Burgenländischen Landesregierung ist uns wichtig, auch in dieser schwie­ rigen Zeit für Stabilität zu sorgen und unser Bundesland weiter voranzubringen. So haben wir bereits zu Beginn der Krise ein COVID-Paket geschnürt, um den Wirtschaftsstandort Burgenland zu stärken und mit zielgerichteten Maßnahmen Arbeitsplätze zu sichern. Parallel zur Bekämpfung der Pandemie hielten wir an unserem „Zukunftsplan Burgenland“ fest. Ein Rechenschaftsbericht zeigt transparent, dass wir in unserem ersten Regierungsjahr fast 200 Maßnahmen aus den verschiedensten Bereichen umgesetzt haben. Die Pandemie verlangt uns nach wie vor einiges ab. Ich möchte mich daher Mit rund 300 Sonnentagen im Jahr kann man das ausdrücklich bei allen Menschen in unserem Land bedanken, die in diesen Bundesland getrost als Land der Sonne bezeichnen. herausfordernden Zeiten enorme Kraftanstrengungen erbringen und dazu beitragen, Als neue Marke soll die Sonne daher künfig dass die Krise bestmöglich bewältigt werden kann. Gemeinsam mit Ihnen möchte ich für die ganze Vielfalt an Angeboten aus dem in eine positivere Zukunft blicken. Durch regelmäßiges Testen und eine wirkungsvolle Burgenland stehen. Sie zeichnet aus, was uns im Impfstrategie sehe ich eine Möglichkeit, unser Leben zurückzubekommen. Normalität Burgenland ausmacht: Qualität, Zusammenhalt, muss unser aller Ziel lauten, und dafür arbeiten wir. Nachhaltigkeit, Regionalität, Toleranz, Tatkraf und Gastfreundschaf. Und sie garantiert: Bleiben Sie gesund! Wo die rot-goldene Sonne drauf ist, steckt mit Ihr Sicherheit Burgenland drin. www.markeburgenland.at

Hans Peter Doskozil Foto: Foto: Manfred Weis facebook.com/markeburgenland instagram.com/markeburgenland Burgenland KOMPAKT | 5

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 5 12.04.2021 13:01 Uhr 100 JAHRE BURGENLAND 100 JAHRE BURGENLAND Foto: Andrew Horwath, Landesmuseum Burgenland Andrew Horwath, Foto:

6 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 6 12.04.2021 13:01 Uhr 100 JAHRE BURGENLAND 100 JAHRE BURGENLAND

us beinahe jedem ropas und der Welt einen Neuanfang in bracht wird. Die teilweise romantisier­ Dorf im Burgenland Übersee wagten, wurde die Auswande­ ten Darstellungen von Planwägen, die sind Menschen nach rung nach Amerika ein einschneiden­ gegen Westen ziehen, waren für die Übersee ausgewan­ der Moment in der Geschichte Neusiedler, die Grund und Boden zu­ dert. Die Sonderaus­ ­Westungarns bzw. des heu­tigen Bur­ geteilt bekamen, oft ein großes Wagnis. stellung „Unsere Amerikaner“, die der­ genlands. Sie wurde zum Massenphä­ In dieser Zeit setzte, wenn auch noch zeitA im Landesmuseum Burgenland zu nomen – und kein anderes österreichi­ verhalten, eine erste zu beobachtende sehen ist, erzählt­ zum 100-Jahr-Jubi­ sches Bundesland hatte prozentuell­ so Auswanderung aus dem Gebiet des läum deren Geschichte: von den Be­ viele Auswanderinnen und Auswande­ heutigen Burgenlands ein. weggründen, ihre Heimat zu verlassen, rer zu verzeichnen wie das Burgenland. Zur Zeit der Industrialisierung er­ über die Hoffnungen und Träume, die Heute leben geschätzt 160.000 Burgen­ reichte die Auswanderungswelle in den sie hegten, bis hin zur Ankunft in der länderinnen und Burgenländer bezie­ Jahren nach 1900 einen Höhepunkt. neuen Heimat. hungsweise deren Nachkommen in Jetzt ging es nicht mehr um eine Be­ Die Gründe für die Auswanderung Nord- und Südamerika. Und Chicago siedlung unbewohnter Gebiete, wo der nach Amerika waren meist ähnlich. Es könnte man mit Augenzwinkern auch westungarische Bauer seinen Hof ge­ waren vor allem Armut, Arbeitslosig­ als „größte Stadt des Burgenlands“ be­ gen eine Farm für eine dauerhafte Sess­ keit und fehlende Perspektiven, die die zeichnen, denn rund 30.000 Menschen haftwerdung eintauschte. Vielmehr Auswanderinnen und Auswanderer zu mit Wurzeln im östlichsten­ Bundes­ führte der enorme Arbeitskräftebedarf diesem einschneidenden Schritt zwan­ land haben sich dort niedergelassen. in den neu entstandenen Industriezen­ gen. Allen gemeinsam war also die Begonnen hat alles im 19. Jahrhun­ tren dazu, die Zuwanderung zu einer Hoffnung auf eine bessere Zukunft. dert. Eine Zeit, die heute gerne mit Massenbewegung werden zu lassen.

Foto: Andrew Horwath, Landesmuseum Burgenland Andrew Horwath, Foto: Obwohl Menschen aus allen Teilen Eu­ dem Wilden Westen in Verbindung ge­ Arbeit boten Schlachthöfe, Brauereien,

Burgenland KOMPAKT | 7

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 7 12.04.2021 13:01 Uhr 100 JAHRE BURGENLAND 100 JAHRE BURGENLAND

Zementmühlen oder Tabakfabriken. erlebte das Burgenland in der Nach­ ländischen Community durch Pflege Der burgenländische Bauer wurde zum kriegswanderung der 1950er-Jahre. der mitgebrachten Kultur in Vereinen Industriearbeiter. Diese zielte vermehrt auf Kanada,­ Süd­ gelebt. Dies wird zum Teil bis in die Nach Ende des Esten Weltkriegs afrika, Neuseeland und Australien ab. Gegenwart in dritter und vierter Gene­ ­erreichte die Auswanderung kurz nach Sehr oft war sie eine Folge von Famili­ ration fortgeführt und gepflegt. Die Gründung des Burgenlands im Jahr enzusammenführungen. Identität als „Burgenländer“ lebt also 1921 noch einmal einen Höhepunkt: Was bedeutet die Amerikawande­ auf beiden Seiten des „großen Teichs“ Die offiziellen Zahlen der ausge­ rung für die Geschichte des burgenlän­ fort. wanderten Österreicherinnen und Ös­ dischen Raums? Hier setzt die Ausstellung im Lan­ terreicher in die USA für das Jahr 1923 Sie führte zu einem nachhaltigen desmuseum an: Neben der Darstellung zeigen den überproportionalen Anteil gesellschaftlichen Wandel in der Bevöl­ der Entwicklung sind es vor allem indi­ der Burgenländerinnen und Burgen­ kerung. Sie war ein Ventil, das den viduelle Geschichten von Auswande­ länder an dieser Entwicklung: Burgen­ durch Überbevölkerung, Arbeitsplatz­ rung und Auswanderern. Einzelne Bio­ land (6683 Personen), Wien (2546), mangel und unzureichende wirtschaft­ grafien erzählen dabei von persönlichen Niederösterreich (2086), Steiermark liche Lebensgrundlagen verursachten Schicksalen und Karrieren. Es wird ein (2121), Kärnten (783), Oberösterreich Druck auf die Gesellschaft minimierte. Bild der unterschiedlichen Sichtweisen (712), Tirol (240), Vorarlberg (188) und Andererseits half die vielfach geleistete auf alte und neue Heimaten gezeichnet, Salzburg (138). Berechnungen zufolge Unterstützung durch ausgewanderte jener der Auswanderer, der Rückwan­ waren bis zu diesem Zeitpunkt etwa Burgenländerinnen und Burgenländer, derer und der Daheimgebliebenen. 30.000 bis 40.000 Burgenländerinnen die Not in der alten­ Heimat zu lindern. und Burgenländer in die USA ausge­ Denn es gab kaum eine Familie im Bur­ „Unsere Amerikaner“ im wandert. genland, die keine Verwandten oder Landesmuseum Burgenland, Danach ebbte die Auswanderungs­ Bekannten dort hatte. 26. 3.–23. 12. 2021 welle langsam ab. Ein letztes Auffla­ Auf der anderen Seite des Atlantiks ckern der Auswanderungsbestrebungen wurden die Zugehörigkeit zur Burgen­

#wirsind100 Ist auch das Motto der Waldquelle

ie Waldquelle entspringt über 100 tolle burgenländische Preise am Pauliberg, dem jüngs­ von regionalen Partnern zu gewinnen ten erloschenen Vulkan – unter anderem von Burgenland ÖsterreichsD im mittleren Burgenland, Tourismus zur Verfügung gestellte und wird direkt neben der Quelle in ­Familien-Ferien, VIP-Tickets für das abgefüllt. Und sie ist im Liszt Festival und die Schloss-Spiele Jubiläumsjahr stolzer Partner von Kobersdorf oder auch eigens ge­ „100 Jahre Burgenland“. Das Geburts­ schnürte Jubiläumspakete. tagslogo ziert Millionen Waldquelle- Glasflaschen sowie die Tragegriffe der PET-Flaschen. Und für alle Freunde Mitmachen und gewinnen

der Waldquelle gibt es das ganze Jahr unter www.waldquelle.at KBB, Landesmedienservice Burgenland Fotos:

8 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 8 12.04.2021 13:01 Uhr 100 JAHRE BURGENLAND 100 JAHRE BURGENLAND So kam die Tulpe ins Burgenland

as 100-Jahr-Jubiläum strahlt in voller Blütenpracht, die burgenlän­ lichte dort die erste wissenschaftliche weit über die Grenzen des dische Fahne mit der Zahl 100 in der Pflanzenkunde des pannonischen Burgenlands hinaus – bis in Mitte zeigen und so das Jubiläum des Raums. Wir verdanken ihm auch die Ddie Niederlande. Die partnerschaft­ Landes auch optisch in den Blickpunkt Verbreitung exotischer Nutz- und Zier­ liche Verbindung der beiden Länder rücken. Die Tulpe und der berühmte pflanzen wie der Kartoffel, der Ross­ wird unter anderem über die Symbol­ Gelehrte, Arzt und Botaniker Carolus kastanie, der Tomate, der Kaiserkrone, blume der Niederlande ausgedrückt – Clusius (1526–1609) spielen in der län­ des Stiefmütterchens oder des Flieders. die Tulpe. derübergreifenden Kooperation zum Auch die ersten Tulpen soll Clusius ins In allen Bezirken des Burgenlands, vor 100-Jahr-Jubiläum eine zentrale Rolle. Burgenland gebracht haben. Aus der dem Landhaus in Eisenstadt und vor Der Niederländer Clusius hat 15 Jahre einst sehr teuren und seltenen Zier­ dem Wiener Rathaus wurden Beete mit teilweise im Burgenland am Hof der pflanze ist heute eine der beliebtesten roten und gelben Tulpen angelegt, die, Batthyány verbracht und veröffent­ Gartenblumen geworden.

Gastgeschenk: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Landeshaupt- mann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf übergaben dem niederländischen ­Botschafter Aldrik Gierveld eine Box mit einer ­speziell designten Tulpen-Vase aus der Werkstatt der Keramikkünstlerin Petra Lindenbauer Jubiläumsgenuss vom Koch des Jahres

ax Stiegl, preisgekrönter Koch des Jahres 2021 aus Purbach, packt zum 100er köstlicheM burgenländische Spezialitäten in seine 100-Jahre-Jubiläumsbox. Zum Genießen gibt’s das Beste, was seine ­pannonische Küche zu bieten hat: Dazu zählen Bohnensterz, Ruster Rahm­ suppe, Paprikahendl, geschmortes Schweineherz, Seewinkler Letscho, Mangalitza-Chips oder auch Kraut­ fleisch und Pusztasalat. Jetzt Fotos hochladen und die 100-Jahre-Burgenland-Box

Fotos: KBB, Landesmedienservice Burgenland Fotos: gewinnen!­ www.wirsind100.at

Burgenland KOMPAKT | 9

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 9 12.04.2021 13:01 Uhr 100 Jahre Burgenland 100 Jahre Burgenland Zur Geschichte der Konfessionen Das Burgenland verfügt über eine Vielfalt von Religionsgemeinschaften. Der bekannte Landeshistoriker Gerald Schlag skizziert die Entwicklung der bestimmenden Religio- nen – Katholiken, Protestanten und Juden – im Bereich des heutigen Burgenlands.

Reformation SERIE HISTORIKER GERALD SCHLAG Mitte des 16. Jahrhunderts verbreiteten ERZÄHLT GESCHICHTE sich Reformideen, die Martin Luther UND GESCHICHTEN 1517 in Wittenberg proklamiert hatte und durch Druckschriften in ganz Mit­ teleuropa bekannt wurden. Es war der ie Anfänge des Christen­ niedere Klerus, der die neuen Gedanken tums im Gebiet des heu­ aufnahm, weiterverkündigte und vieles tigen Burgenlands rei­ – wie die Auflösung des Zölibats – in chen bis in die Mitte des der Praxis umsetzte. Kirchliche Behör­ 4. Jahrhunderts zurück. den waren außerstande, Gegenmaßnah­ Es waren Soldaten der in Carnuntum men durchzuführen, da 1526 in der ver­ Dund Vindobona stationierten römischen länger beherrschten, ebenfalls Arianer nichtenden Schlacht von Mohács gegen Militäreinheiten, die in mehreren Feld­ geworden waren, wurde erst mit der die Türken zwei Erzbischöfe, fünf Bi­ zügen in Kleinasien eingesetzt wurden Eingliederung unseres Raums in das schöfe – darunter jener von Raab – und und ihre dort eintretenden Verluste Reich Karls des Großen und der Missio­ viele Prälaten gefallen waren. Die Bistü­ durch angeworbene Soldaten ersetzten. nierung durch die fränkisch-bayeri­ mer blieben jahrelang ohne Führung. In Davon stammte ein Großteil aus Gegen­ schen Bistümer Passau, Eichstätt und den österreichischen Erbländern gelang den, die damals weitgehend von Chris­ Salzburg die römisch-katholische Kon­ den Habsburgern, das Vordringen des ten bewohnt waren. Als die Legionen fession zum bestimmenden Glauben. Protestantismus rasch und entschieden wieder in ihre Garnisonen an der Do­ Gefestigt wurde dies, als sich der zu beenden. Als Könige von Ungarn wa­ naugrenze zurückkehrten, kam nun mit ­magyarische Großfürst Géza nach der ren sie mit einer starken nationalmagya­ diesen Soldaten das Christentum in un­ Schlacht auf dem Lechfeld 855 ent­ rischen Opposition konfrontiert, hinter sere Gegend. Dass Militärs nach Aus­ schloss, sein Land in die christliche der die ständige Bedrohung eines Kriegs scheiden aus dem aktiven Dienst mit ­Völkergemeinschaft einzugliedern und mit den Türken stand. Man war ge­ der Zuteilung von Landgütern „abgefer­ damit das „römische“ Christentum zu zwungen, Konzessionen zu machen, die tigt“ wurden, brachte mit sich, dass die übernehmen. Sein Sohn Stephan, der als 1606 in den Friedensbestimmungen von neuen Gutsbesitzer rasch ihre Überzeu­ „König Stephan der Heilige“ in die Ge­ Wien den ungarischen Ständen beacht­ gung auch bei keltisch-römischen Nach­ schichte einging, setzte dies fort. Er und liche Religionsfreiheiten zugestanden. barn weiterverbreiteten. Dies gelang seine Nachfolger riefen die Mönchsor­ Damit ging die Religionspolitik umso mehr, als Kaiser Konstantin die den der Benediktiner und Zisterzienser weitgehend in die Hände adeliger von seinem Vorgänger Diokletian brutal ins Land, ließen Klöster errichten und Grundherren: Im Norden breitete sich ausgeübte Christenverfolgung beendete schufen eine kirchliche Organisation. mithilfe österreichischer Pfandherren und das Christentum zur staatlich aner­ Das Gebiet des heutigen Burgenlands die evangelisch-lutherische Konfession kannten Religion erhob. wurde dem bereits im Jahre 1009 errich­ aus, während im Süden die mächtigen Viele in Pannonien dürften Anhän­ teten Bistum Raab (Győr) unterstellt. magyarischen Adelsfamilien der Batth­ ger der „arianischen Glaubensrichtung“ Die ungarischen Könige führten bis yány und Nádasdy – da man die deut­ gewesen sein, die beim Konzil von Ni­ zum Jahr 1918 den Ehrentitel „Aposto­ sche Kirchensprache der „Lutheraner“ cäa (313) als Irrlehre verurteilt wurde, lische Könige“ und ihr Vielvölkerstaat nicht übernehmen wollte – zu Hoch­ aber im Osten des Römischen Reichs wurde als „Reich der Heiligen Ste­ burgen der reformierten-calvinischen verbreitet war. Da die germanischen phanskrone“ bezeichnet, was bis in die Richtung wurden. Etliche Adelige be­ Völker – von den Goten bis zu den Van­ frühe Neuzeit die absolute Dominanz nutzten die Auflösung von Klöstern, dalen –, die in der Völkerwanderungs­ der römisch-katholischen Kirche unter­ um sich deren Territorialbesitz anzu­

zeit unser Gebiet jeweils kürzer oder strich. eignen, und lösten Benefizien und Sziderics Land Burgenland/Wolfgang Fotos:

10 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 10 12.04.2021 13:01 Uhr 100 Jahre Burgenland 100 Jahre Burgenland

Messstiftungen auf, deren Mittel man dazu, dass Königin Maria-Theresia in Festungsstädten verbot. Juden, die in vielfach für den Ausbau eines protes­ 1777 für den Bereich des Komitates Preßburg und Ödenburg wohnten, tantischen Schulwesens verwendete. ­Eisenburg in Steinamanger einen neuen wurden ausgesiedelt und bezogen in Lediglich die Kroaten, die bei ihrer Bischofssitz errichten ließ und somit umliegenden Orten neue Quartiere. Einwanderung ihre Seelsorger mitge­ die „Riesendiözese“ Raab zweiteilte. Als es im 16. und 17. Jahrhundert in nommen hatten, blieben der altherge­ Evangelisch blieben nur mehr die Wien, in niederösterreichischen Städ­ brachten römisch-katholischen Kirche Königlichen Freistädte und ihre Land­ ten und in Mähren zu gewaltsamen treu. Aus ihren Kreisen erwuchs später gemeinden sowie Territorien einzelner Ausschreitungen gegen Juden kam, die ein Großteil jener Priester, die wesentli­ – meist kleinadeliger – Grundherren, oft in Vertreibung ausarteten, flohen chen Anteil an der katholischen Restau­ die ihren Untertanen geschützt durch diese über die Grenze ins benachbarte ration in Westungarn hatten. die Religionsfreiheit diese absichern Ungarn, wo sie nicht nur Zuflucht bei Erst im 17. Jahrhundert konnte die konnten. Es gab aber an vielen Orten ihren Glaubensbrüdern fanden, son­ beginnende Gegenreformation erste einen „Geheimprotestantismus“, der dern auch Schutz durch adelige Grund­ Erfolge verzeichnen: Graf Nikolaus nur im privaten Kreis gelebt wurde, bis herren bekamen. Diese hatten erkannt, ­Esterházy, der aus einer protestanti­ schließlich das auch für Ungarn 1783 dass die Juden in vielerlei Hinsicht eine schen Familie stammte, aber in seiner erlassene Toleranzpatent Kaiser Josephs wertvolle Ergänzung ihrer wirtschaftli­ Jugend unter dem Einfluss der Jesuiten II. auch diese unter den Schutz der ver­ chen Bestrebungen bilden konnten und zum Katholizismus konvertiert war, fassungsrechtlich gesicherten Kultus­ durch den Export landwirtschaftlicher ­erlebte als treuer Parteigänger der aus freiheit und Autonomie stellte. Das To­ Produkte und umgekehrt durch den dem Hause Habsburg kommenden leranzpatent umfasste auch die Juden. Import fremder Güter bis hin zu exoti­ ­ungarischen Könige eine aufsteigende schen Gewürzen und Luxuswaren viele politische Karriere, bei der er zu einem Jüdische Gemeinden Bedürfnisse der Adelshöfe befriedigten. gewaltigen Herrschaftskomplex in den Schon aus der spätrömischen Zeit gibt Man gewährte den Judengemeinden Komitaten Ödenburg und Wieselburg es Hinweise auf die Anwesenheit dieser nicht nur Freiheiten im Bereich der kam und dort mit großem Geschick in Glaubensgemeinschaft im Bereich des ­Religion und Sitten, sondern auch eine wenigen Jahrzehnten den Großteil sei­ heutigen Burgenlands, wie das bei Gra­ autonome „innere Verwaltung“ nach ner Untertanen zur römisch-katholi­ bungen in Halbturn gefundene Silber­ Rabbinischem Recht und Gerichtswe­ schen Kirche führte. 1625 zum Palatin amulett beweist. Es trägt die Aufschrift: sen. Als Gegenleistung wurden diesen des Königreichs gewählt und damit mit „Höre Israel, Gott ist der Herr, und er besondere Steuerleistungen auferlegt. großem Einfluss ausgestattet, gelang es ist nur Einer“. Aus dem Mittelalter gibt Im 18. Jahrhundert waren es im ihm um die Mitte des Jahrhunderts, die es Hinweise aus Orten, wo Juden als ­Esterházyschen Herrschaftsbereich die Familienoberhäupter der Batthyány Händler, Handwerker und im Geld­ „Sieben-Gemeinden“, die Berühmtheit und Nádasdy auf die Seite der königs­ geschäft tätig waren und eine wichtige erlangten. Es waren dies die Gemein­ treuen Habsburgerpartei zu ziehen. wirtschaftliche Position einnahmen. So den Kittsee, , Eisenstadt, Um diesen „Frontwechsel“ glaubhaft erwähnt die Stadtrechtsurkunde von , , Lacken­ zu unterstreichen, wandten sie sich Eisenstadt aus dem Jahre 1373, die die bach und Kobersdorf. Im Batthyány­ nicht nur demonstrativ dem Katholizis­ Rechte und Pflichten der städtischen schen Herrschaftsbereich waren durch mus zu, sondern benutzten auch ihr Bürger auflistete, gleichermaßen Vertriebene aus der Steiermark und grundherrliches Patroziniumsrecht, um „Christen und Juden“, wohl angelehnt Kärnten fünf Judengemeinden ent­ den Evangelischen und Reformierten an eine Verfügung von König Karl I. standen, von denen jene von Rechnitz, die Kirchengebäude zu entziehen und von Ungarn aus dem Jahr 1324, wo Stadtschlaining und Güssing im heuti­ mit katholischen Pfarrern zu besetzen. ­dieser die Ansiedlung von Juden in der gen Burgenland lagen. Binnen weniger Jahrzehnte waren viele Stadt Ödenburg – zu gleichen Bedin­ Das josephinische Toleranzpatent westungarischen Gemeinden wieder in gungen, wie sie die Christen hatten – und später die politischen Veränderun­ der Hand der römisch-katholischen erlaubte. gen nach der Revolution von 1848 Kirche, wobei neue Ordensgründungen Die militärische Katastrophe von brachten auch für die mosaisch-jüdi­ und eine junge Generation von Theolo­ Mohács (1526) brachte auch für die sche Glaubensgemeinschaft neue Pers­ gen, die an den Universitäten von Wien ­Juden in Ungarn eine große Verände­ pektiven. Zahlreiche „Schutzjuden“ aus und Graz, dann auch in Tyrnau (Trnava rung. Der Verdacht, dass es jüdische den alten Gemeinden wanderten in die in der Slowakei) eine gediegene Aus­ Fernhändler waren, die durch Kolla­ großen Wirtschaftszentren Wien, Graz, bildung erfahren hatten, wirkten. Die boration und Verrat den Türken die Preßburg und Budapest ab. In der Verwaltung der zu neuer Größe heran­ ­Eroberung der Festung Belgrad ermög­ 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten – wachsenden Diözese Raab wurde fast licht hatten, bewirkte, dass die Königs­ geschätzt – etwa 7000 Juden im Bereich

Fotos: Land Burgenland/Wolfgang Sziderics Land Burgenland/Wolfgang Fotos: unübersichtlich und führte schließlich witwe Maria den Aufenthalt von Juden des heutigen Burgenlands. n

Burgenland KOMPAKT | 11

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 11 12.04.2021 13:01 Uhr aus dem Landhaus

2021: Das Burgenland feiert 100. Geburtstag Werden Sie Teil des Jubiläums!

Jetzt auf www.wirsind100.at alte Fotos, Postkarten oder Briefe mit Burgenland-Bezug hochladen und so die 100-jährige Geschichte miterzählen! Mit etwas Glück verwöhnt Sie der Koch des Jahres Max Stiegl mit burgenländischen Köstlichkeiten.

facebook.com/kultur.betriebe.burgenland instagram.com/wirsind100

Fotos hochladen &

100-Jahre-Burgenland-Box von

Starkoch Max Stiegl gewinnen! Landesmedienservice Foto:

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 12 12.04.2021 13:01 Uhr aus dem Landhaus Privatmensch und Politiker Politik legt in Zeiten der Pandemie keine Pause ein. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und sein Team mussten auch während der Lockdowns rasch handeln. Entschei- : Das Burgenland dungen werden in Video- 2021 konferenzen getroffen, der feiert 100. Geburtstag direkte Kontakt zu den Menschen wird vermisst. Werden Sie Teil des Jubiläums! Corona macht deutlich, www.wirsind100.at Jetzt auf dass Politikerinnen und alte Fotos, Postkarten oder Briefe Politiker auch Privatmen- mit Burgenland-Bezug hochladen schen sind, manche ha- und so die 100-jährige Geschichte ben Kinder. „Burgenland miterzählen! Mit etwas Glück verwöhnt Sie der kompakt“ geht der Frage Koch des Jahres Max Stiegl mit nach, wie es den Regie- burgenländischen Köstlichkeiten. rungsmitgliedern im Lock- down ergangen ist – und facebook.com/kultur.betriebe.burgenland was sie in ihrer Freizeit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mit Partnerin Julia Jurtschak instagram.com/wirsind100 unternehmen. Bewegung in der Natur ist gefragt. In Landeshauptmann Hans Peter Doskozil einem sind sich alle einig: (Finanzen, Kultur, Tourismus, Gesundheit,­ Europa) Corona bringt einen rasan- ten Digitalisierungsschub. as vergangene Jahr war so­ einem guten Jahr anhaltenden Corona- wohl in gesundheitlicher als Pandemie nicht anders. VON MARGARETHA KOPEINIG Dauch in beruflicher Hinsicht Angesprochen auf die bisherigen ein ganz spezielles Jahr für mich“, sagt Lockdowns, kommen Hans Peter Landeshauptmann Hans ­Doskozil sehr persönliche Gedanken: Peter Doskozil. Während dieser ohnehin sehr heraus­ Fotos hochladen & Wer den Regierungs­ fordernden Zeit musste er sich zwei „Wir müssen lernen, mit chef des Burgenlands Operationen am Kehlkopf unterziehen dem Virus umzugehen, um kennt, weiß, dass er un­ und ist trotz strikter Sicherheitsmaß­ Schritt für Schritt wieder gern stillhält, sondern nahmen auch selbst an COVID-19 er­ 100-Jahre-Burgenland-Box von zur Normalität lieber seine Ärmel hoch­ krankt. „Gesundheit ist das wichtigste zurückzufinden.“ krempelt und die Dinge Gut, das ist mir im vergangenen Jahr entschlossen anpackt. mehr denn je bewusst geworden. Ich

Starkoch Max Stiegl gewinnen! Landesmedienservice Foto: Landeshauptmann Doskozil Das ist auch in der seit Bitte lesen Sie weiter

Burgenland KOMPAKT | 13

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 13 12.04.2021 13:01 Uhr aus dem Landhaus aus dem Landhaus

habe mir die Infektion nicht so inten­ Landeshauptmann-Stellvertreterin siv vorgestellt und kann nur raten, das Astrid Eisenkopf mit ihrem Hund Virus nicht auf die leichte Schulter zu Frankie. Die Bulldogge ist zehn Jahre alt, aber noch sehr fit nehmen.“ Seine Partnerin Julia war ihm in dieser Zeit eine große Stütze, ebenso wie seine Familie. „Wichtig ist, wegen dieser Erkrankungen und Schwächen nicht zu resignieren. Wie es viele Menschen täglich beweisen, geht es darum, dass körperliche Beein­ trächtigungen kein Hindernis sind, Leistungen zu erbringen. Dasselbe gilt auch für Politikerinnen und Politiker“, betont Doskozil. Für die Burgenländerinnen und Burgenländer zu arbeiten und Verant­ wortung zu tragen, blieb also auch während der Lockdowns – trotz aller gesundheitlichen Herausforderungen – im Fokus seines Handelns. „Durch eine enge Abstimmung mit den Regie­ rungsmitgliedern und meinem Büro hat das Homeoffice ausgezeichnet funktioniert. Aber gerade als Politiker fehlt mir der persönliche Kontakt zu den Menschen“, stellte Hans Peter ­Doskozil fest. Landeshauptmann zu sein, heißt auch, Mensch zu bleiben: „Um Kraft Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf zu tanken, nehme ich mir mit Julia (Agrar, Gemeinden, Frauen, Umwelt, Klima) ­bewusst die Zeit für ausgedehnte Rad­ touren in unserer schönen Heimat. an braucht schon einige Zeit, deutlich, wozu die Bürger in der Lage Wie ungewöhnlich die Zeiten sind, um sich an Pandemie und sind. „Der Umstieg auf Digitalisierung zeigt auch, dass sich unsere Wahrneh­ MLockdowns zu gewöhnen. ist rasch gelungen“, stellt Eisenkopf mung in vielen Aspekten des Lebens Man kommt von 100 auf null.“ Astrid auch positive Entwicklungen fest. „Die geändert hat. Julia und ich nehmen Eisenkopf, der stellvertretenden Lan­ digitale Infrastruktur war ja schon vor­ selbst das Radfahren nun viel bewuss­ deshauptfrau, sind die Einschränkun­ handen, aber wir haben sie bis zum ter als Ausgleich wahr.“ gen der sozialen Kontakte im Beruf Ausbruch der Corona-Pandemie nicht nicht leicht gefallen: „Als Politikerin oder unzureichend genützt.“ Video- Zusammenhalt im Burgenland lebt man von Treffen, von Gesprächen Meetings bedeuten auch eine Zeiter­ Auch den Wir-Gedanken spricht der und von den sozialen Kontakten.“ sparnis und sind nachhaltig. „Ich Landeshauptmann in Zusammenhang Corona-bedingt führt Eisenkopf nehme aus der Krise mit, dass Fahrten mit den Lockdowns an: „Obwohl es zu jetzt „viel mehr Telefonate. Termine durch Österreich nicht immer notwen­ massiven Einschränkungen des gesell­ und Besprechungen werden jetzt in dig sind. Das sind positive Aspekte.“ schaftlichen Lebens gekommen ist, Form von Videokonferenzen abge­ Die Landeshauptmann-Stellver­ habe ich das Gefühl, dass wir Burgen­ halten und das funktioniert sehr gut. treterin bemerkt auch noch andere länderinnen und Burgenländer mehr Aber die Schaltungen ersetzen nicht ­beeindruckende Entwicklungen. „Die denn je zusammenhalten und ein ge­ das physische Zusammentreffen.“ Bereitschaft zur Solidarität ist größer meinsames Ziel haben. Die Corona- Noch etwas hat die für Landwirtschaft, geworden.“ Viele jüngere Personen Pandemie wird nicht von heute auf Gemeinden und Frauen zuständige seien bereit zu helfen, zum Beispiel morgen verschwinden. Daher müssen Landeshauptmann-Stellvertreterin Einkäufe für Ältere zu machen. „In wir lernen, mit dem Virus umzugehen, ­beobachtet: „Viele schreiben wieder Wahrheit geht es nur mit Solidarität. um Schritt für Schritt wieder zur Nor­ Briefe. Auch der E-Mail-Verkehr Als Politiker kann man Rahmenbedin­

malität zurückzufinden.“ n nimmt zu.“ Die Krise macht aber auch gungen schaffen, die Umsetzung liegt Landesmedienservice Foto:

14 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 14 12.04.2021 13:01 Uhr aus dem Landhaus aus dem Landhaus

bei den Menschen. Und das funktio­ sonders wichtig.“ Als Familienmensch zum Nachdenken. Ich lese auch mehr, niert im Burgenland sehr gut.“ mit enger Beziehung zu den Eltern ist weil es am Abend kaum öffentliche Eisenkopf weist auch darauf hin, die Pandemie – sozial gesehen – auch Termine gibt. Ich mache auch mehr dass sich gerade in der Corona-Krise eine Herausforderung. „Wie viele an­ Sport und gehe laufen.“ Das klingt die Richtigkeit der Maßnahmen der dere sehne auch ich mich nach einem nach gesundem Leben. Selbst das Ko­ Burgenländischen Landesregierung Treffen mit meinen Freundinnen, ei­ chen wird bewusster: „Der Verkauf von bestätigt. „Mindestlohn, Bio-Wende nem Kaffeehaus-Besuch oder einem Bio-Lebensmitteln ist in der Pandemie und Pflege. In der Krise hat sich für Abendessen in einem Restaurant.“ um 20 Prozent gestiegen. Das zeigt, viele die Situation verschärft. Faire Ge­ Ganz persönlich hat sich für Astrid Ei­ dass wir mit der Bio-Wende den richti­ hälter zu haben, ist jetzt für jeden Ein­ senkopf auch einiges verändert: „Ich gen Weg eingeschlagen haben. Und wir zelnen und auch für die Wirtschaft be­ lebe bewusster. Ich habe mehr Zeit müssen diesen Weg fortführen.“ n

Landesrat Leonhard Schneemann (Soziales, Pflege, ­Wirtschaft, Jagd, Forschung)­

andesrat Leonhard Schneemann gefragt seien und entsprechende Analy­ Terminen in Unternehmen oder bei denkt viel über die Post-Corona- sen vorlegen sollten. „Es wird notwen­ Besuchen in sozialen Einrichtungen. LZeit nach. Er geht davon aus, dass dig sein, die Lage gesellschaftspolitisch „Das geht mir sehr ab. Politik lebt davon, „die Pandemie und ihre Folgen unser aufzuarbeiten. Es bedarf einer Gegen­ dass man mit Menschen in direkten gesellschaftliches Leben nachhaltig be­ steuerung zum wahrnehmbaren Rück­ Kontakt tritt. Das war ich schon als einflussen werden, auch dann, wenn zug der Menschen.“ Dabei erinnert er Bürgermeister gewohnt.“ wir zu einem Normalalltag zurück­ daran, dass „wir alle soziale Wesen sind“ Die Arbeit mit dem Team im Büro kehren sollten“. Er geht davon aus, dass und „nicht Rückschritt, sondern Fort­ fand zum Teil physisch, zum Teil virtu­ unser Leben „in einer verschlossenen schritt brauchen“. ell statt. „Es ging gut“, resümiert er die Welt stattfinden wird“. Es dürfte wohl Die bisherigen Lockdowns hat er für vergangenen Monate. einen „Rückzug in die eigenen vier seine Tätigkeit als Politiker schon ein­ Trotz Pandemie versuchte Schnee­ Wände geben“. Die Veränderungen schränkend erlebt. Homeoffice ist für mann, öffentliche Termine in Unter­ seien jetzt schon „spürbar“. Der für ihn persönlich „unvorstellbar“. Er muss nehmen oder auch mit Bürgern auf­ Wirtschaft und Soziales zuständige am Ort des Geschehens sein, nämlich rechtzuerhalten. „Wegen der Corona- Landesrat betont, dass nun Soziologen in seinem Büro mit Mitarbeitern, bei Impfungen war ich in Vertretung des Landeshauptmanns viel im Land unter­ wegs. Wir haben die öffentlichen Auf­ tritte durchgeführt, auch wenn alles ein bisschen schwieriger war.“

Lebt im eigenen Haus am Land Als Privatperson hat er die Lockdowns weniger stark gespürt. „Meine Frau und Kann sich in ich sind in der glücklichen Lage, keine Bücher „total vertiefen“: kleinen Kinder mehr zu haben.“ Der Landesrat Sohn von Landesrat Schneemann stu­ Leonhard diert bereits in Wien und Frau Schnee­ Schneemann mann ist ebenfalls berufstätig. Positiv sei, dass die Familie im eigenen Haus am Land lebt und die Natur für Spa­ ziergänge und Sport vor der Haustüre hat. Den Corona-Regeln entsprechend gibt es auch Kontakte mit einzelnen Freunden, wenn auch „eingeschränkt“. Die Corona-Krise bietet Leonhard Schneemann auch die Chance, mehr zu lesen. „Ich lese sehr gerne und emp­

Foto: Landesmedienservice Foto: Bitte lesen Sie weiter

Burgenland KOMPAKT | 15

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 15 12.04.2021 13:01 Uhr aus dem Landhaus aus dem Landhaus

finde es als Luxus, ein Buch fertig zu Er liebt das Burgenland und ­lesen. Es ist eine totale Entspannung, den direkten Kontakt mit mich zurückzuziehen und zu lesen.“ der Bevölkerung: Landesrat Seine bevorzugte Lektüre sind Sach­ Heinrich Dorner bücher und Biografien über Persön­ lichkeiten des öffentlichen Lebens. „Romane lese ich nicht, sie sind mir zu langwierig.“ Besonders inspiriert hat ihn das Buch von Kardinal Franz König mit dem Titel: „Woher komme ich? Wohin gehe ich? – Anregungen für ein angstfreies Leben“. In solche Bücher kann sich Schneemann „total vertiefen“. Wirklich abschalten kann Leonhard Schneemann nicht. Die wirtschaftli­ chen Folgen der Pandemie machen ihm zu schaffen. „Die volkswirtschaft­ lichen Herausforderungen der nächs­ ten Jahre sind enorm.“ Nicht nur was die Kosten der Krise angeht, sondern auch was zunehmende Arbeitslosigkeit bedeutet. Im Burgenland sind derzeit rund 15.000 Menschen arbeitslos und 11.000 in Kurzarbeit bei einem Beschäf­ tigtenstand von 102.000 Personen. „Es wird vier bis fünf Jahre brauchen, bis wir auf dem Level von 2019 sind“, schätzt der Landesrat. n

Landesrat Heinrich Dorner „Der persönliche (Wohnen, Verkehr, Sport, Raumplanung, EU-Ausschuss der ­Regionen) Kontakt mit den Menschen ist das, was Landesrat Dorner hat während der kerung verstehen, auf Augenhöhe dis­ in der Politik im ­Corona-Krise am meisten den „per­ kutieren, Lösungen finden – das ist für sönlichen Kontakt mit den Menschen mich als Politiker das Entscheidende.“ Vordergrund stehen vermisst“. Den langen Lockdown für Als zuständiger Landesrat für den muss.“ sportbegeisterte Menschen hält er für Sport hat Dorner den Eindruck, dass Heinrich Dorner „fahrlässig“. „Ich wünsche mir bei den der Sport in der Bundesregierung nur Maßnahmen gegen die Corona-Pande­ einen „sehr geringen Stellenwert“ habe. mie mehr Verhältnismäßigkeit“, stellt Obwohl seit Monaten ausgefeilte Kon­ Heinrich Dorner resolut fest. zepte der Vereine und auch der Ver­ Jetzt sehen wir eine Entwicklung oder Wie seine Amtskollegen war der bände vorlägen, den Sport vorsichtig müssen diese bereits konstatieren, dass Landesrat auch in Zeiten des Lock­ und schrittweise „aufzumachen“, sei unsere Kinder die Lust auf Sport verlie­ downs regelmäßig im Büro oder bei das immer ignoriert worden. Mit der – ren, sei es als Hobby oder auch vereins­ Terminen vor Ort, „immer unter Ein­ gemeinsam mit den Kollegen aus ande­ mäßig. Das ist eine Politik, die viel zu haltung der Corona-Vorschriften“, fügt ren Bundesländern – vorgebrachten kurzsichtig ist und nicht begriffen hat, er hinzu. Was ihm vor allem abgeht, Forderung nach einem schrittweisen dass der Sport nicht das Problem, son­ sind die direkten Begegnungen mit der Hochfahren des Sports, insbesondere dern die Lösung ist.“ Bevölkerung. „Der persönliche Kon­ im Nachwuchsbereich, sei man beim Eines habe die Corona-Pandemie takt mit den Menschen ist auch das, Bund sehr lange auf taube Ohren ge­ allen Menschen drastisch vor Augen was in der Politik im Vordergrund ste­ stoßen, kritisiert Dorner. „Das halte geführt: „Dass die Gesundheit das hen muss und leider viel zu oft schon ich für fahrlässig. Gerade unsere Kin­ höchste Gut ist.“ Der Landesrat war im verloren gegangen ist. Zuhören kön­ der und Jugendlichen brauchen Bewe­ November selbst Corona-positiv, hatte

nen, die Sorgen und Ängste der Bevöl­ gung und sollen sich austoben können. aber glücklicherweise einen relativ Land Burgenland, Landesmedienservice Fotos:

16 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 16 12.04.2021 13:01 Uhr aus dem Landhaus aus dem Landhaus

leichten Symptomverlauf. „Ich konnte Landesrätin Daniela Winkler von zu Hause aus mittels Videokonfe­ (Bildung, Familie) renzen und vielen Telefonaten meine Amtsgeschäfte fortführen.“ ehr als ein Jahr Pandemie – Online-Meetings mit Schulqualitäts­ Der Landesrat kennt persönlich „die Auswirkungen auf den managern in den Bezirken haben sich aber auch Menschen, denen es mit der MBeruf als Politikerin sind sehr bewährt. „Mit dieser Methode er­ Erkrankung nicht so gut gegangen ist. vielfältig. Das trifft ganz besonders auf sparen wir uns lange Fahrten durch das Seine Lehre aus dieser Pandemie heißt den Bildungsbereich zu“, sagt Daniela Burgenland.“ Für Winkler hat die Digi­ ganz einfach: „Oberste Priorität ist, Winkler. Im Bildungsbereich – und da­ talisierung im Pandemie-Jahr große Ansteckungen so gut es geht zu verhin­ für ist Winkler zuständig – waren viele Fortschritte gemacht. „Wir haben in dern. Bei den Maßnahmen gilt aber Veranstaltungen in Schulen und auch dieser Zeit sehr viel gelernt, auch wenn auch immer, die Verhältnismäßigkeit in den Gemeinden nicht möglich. „Als das Burgenland bei der Digitalisierung im Auge zu behalten.“ Politiker sucht man den Kontakt zu den im Bildungsbereich schon vor der Pan­ Heinrich Dorner bemängelt, dass Menschen, man muss die Person spü­ demie sehr weit fortgeschritten war. die Bundesregierung im vergangenen ren. Ich möchte wissen, was brauchen Wir haben schon sehr früh viel in die Halbjahr „einige Male falsch abgebo­ die Menschen, was sind ihre Sorgen. Digitalisierung des Bildungsbereichs gen“ sei und darüber hinaus „viel zu Die mangelnden Kontakte machen es investiert. Das hat sich gelohnt und be­ wenig die Zusammenarbeit mit den schon sehr schwierig“, resümiert Lan­ währt.“ Das Lern- und Informations­ Bundesländern gesucht hat“. Der Lan­ desrätin Winkler die Situation. tool „Schooly“ wurde auf Kindergärten desrat zieht eine Konsequenz daraus: Sie findet auch, dass Homeoffice für ausgeweitet. Auch Schulen wurden mit „Man kann eine Pandemie nur dann Politiker „eine große Herausforderung“ Laptops ausgestattet. ­effizient bekämpfen, wenn partner­ ist. Wie ihre Regierungskollegen hat sie Als Mutter von zwei Kindern, einem schaftlich vorgegangen wird und vor im Büro die technischen Möglichkeiten Sohn im Alter von neun Jahren, der allem die gesamte Bevölkerung mitge­ geschaffen, Videokonferenzen abzuhal­ ­gerade die dritte Klasse Volksschule nommen wird. Das ist für mich eine ten, „die sehr gut funktioniert haben. ­besucht, und einer Tochter mit fünf wesentliche Schlussfolgerung“, stellt Das werden wir auch weiter behalten, Jahren im Kindergarten, war und ist Landesrat Heinrich Dorner fest. n auch im Bildungsbereich“. Landesrätin Winkler auch familiär sehr gefordert. „Ohne Netzwerk und Hilfe geht es nicht. Beim ersten Lockdown war es schwierig, weil die Kinder zu Hause waren. Bei einem politischen Job ist das nicht einfach.“ Hilfe gab es von­ seiten ihres Mannes, der viel Home­ office gemacht hat. Viel Unterstützung gab es auch von ihren Eltern. Winkler wünscht sich nichts sehnli­ cher als die alte Normalität zurück. „Ich will das alte Normal, und ich gehe da­ von aus, dass es das alte Normal wieder geben wird.“ Damit meint sie die unge­ zwungenen sozialen Kontakte, die auch die Kinder dringend brauchen. „Ich bin eine Verfechterin, dass die Schulen geöffnet sind.“ Es gebe natürlich die ­virologische Sichtweise, die pädagogi­ sche und die psychische. „Wenn die Schulen nicht geöffnet sind, belasten wir die Seelen der Kinder, was ja schon passiert“, ist Winkler besorgt. Im Lockdown hat die Landesrätin Homeschooling: mit ihrer Familie auch etwas Neues ent­ Landesrätin Daniela Winkler deckt: das Wandern. „Wir haben durch mit ihrem Sohn, der die das Wandern das Burgenland entdeckt 3. Klasse Volksschule besucht

Fotos: Land Burgenland, Landesmedienservice Fotos: – und wir machen das weiter.“ n

Burgenland KOMPAKT | 17

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 17 12.04.2021 13:01 Uhr Religionszugehörigkeit Religionszugehörigkeit

100 Jahre Burgen- land und 60 Jahre Diözese Eisenstadt werden gemeinsam gefeiert, sagt Bischof Zsifkovics

„Heiliger Martin ist ein Vorbild“ Bischof Ägidius Zsifkovics lobt das Miteinander der Religionen und den Zusammenhalt der Gesellschaft im Burgenland. Dabei helfen auch die Werte des Landespatrons, des heiligen Martin: Solidarität, Spiritualität und Barmherzigkeit.

VON MARGARETHA KOPEINIG / FOTO WOLFGANG SZIDERICS

Welche Rolle spielt das 100-Jahr-­ Ich denke, die Menschen geben dem Welche Ereignisse in den vergange- Jubiläum in der katholischen Kirche? Landesjubiläum, aber auch dem der nen 100 Jahren prägten die katholi- Eine ganz enorme! Land und Kirche ­Diözese verschiedene und individuelle sche Kirche im Land besonders? sind, bildlich gesprochen, die beiden Bedeutungen. Gewiss hat die Pandemie Ganz sicher die Erhebung des burgen­ „Häuser“, die das Burgenland zu dem vieles, was bisher in unserer event­ ländischen Kirchengebiets zur Aposto­ gemacht haben, was es heute ist. Die verwöhnten Gesellschaft als selbst­ lischen Administratur 1922. Damit war Gründung der Diözese Eisenstadt 1960 verständlich gesehen wurde, infrage zunächst einmal gesichert, dass dieses war wie ein „Schlussstein“ der Burgen­ ­gestellt. In einer Zeit, in der wir einan­ junge Bundesland auch kirchlich von landwerdung, so nannte es Karl Stix der lange nicht nahe kommen und mit­ Österreich aus und nicht mehr von einmal. Wenn unser Land seinen 100er einander feiern konnten, bekommt die ­Ungarn aus verwaltet wird – wenn dies feiert, dann feiert die Kirche mit – noch Jubiläumsfeier unserer Heimat wieder auch zunächst von Wien ausging, später­ dazu, wo wir 2020 das 60-Jahr-Jubi­ ganz neue Bedeutung. Die Menschen hatten die Administratoren ihren Sitz läum der Diözese Eisenstadt begangen lernen wieder stärker zu schätzen, was dann im Burgenland, was der Heraus­ haben. Wegen Corona mussten die sie an der Gemeinschaft haben, was es bildung der burgenländischen Identität kirchlichen Feiern weitgehend entfal­ bedeutet, in einem Raum des Friedens, sehr entgegenkam. Dann natürlich das len, wir feiern 2021 nun beide Jubiläen. der Freiheit und der Sicherheit zu leben, Jahr 1960, als Papst Johannes XXIII. die mit geordneten Strukturen, die ein wür­ Diözese Eisenstadt formal errichtete. Was bedeutet für die Katholiken des diges und weitgehend glückliches Leben Die Jahrzehnte des kirchlichen Proviso­

Burgenlands das Jubiläumsjahr? möglich machen. riums waren damit vorbei, das Burgen­ Sziderics Land Burgenland/Wolfgang Foto:

18 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 18 12.04.2021 13:01 Uhr Religionszugehörigkeit Religionszugehörigkeit

gelische Christen in Österreich und ­allen politischen Parteien – sofern sie Deutschland zum Schicksal der Juden demokratische Grundwerte vertreten – weithin geschwiegen, obwohl sie ge­ Äquidistanz zu wahren. In unserer plu­ ahnt, wenn nicht sogar gewusst haben, ralistischen und demokratischen Ge­ was mit ihren Mitmenschen geschieht. sellschaft entscheidet jede Partei selbst Das Burgenland hat sich selbst 100 ihre Nähe zur Kirche und ihren Wer­ Jahre nach seiner Entstehung noch ten. Ich bin froh, dass es im Burgenland viele Fragen zu stellen: Wo sind sie eine äußerst konstruktive Schnittmenge ­geblieben, die vielen Juden, die Roma gemeinsamer Themen gibt. und Sinti, die politisch Verfolgten, die Behinderten, die Regimekritiker, die Wie kooperieren Sie mit anderen Andersdenkenden und „Lebensunwür­ Religionsgemeinschaften? digen“? Und: Wie viel wurde damals Ich glaube, dass sowohl die Ökumene an uns selbst, an der Wurzel unserer innerhalb christlicher Konfessionen als Gesellschaft bis heute beschädigt, in­ auch der interreligiöse Dialog mit an­ dem dies überhaupt geschehen konnte? deren Weltreligionen im Burgenland ein Role Model für andere Weltgegen­ Wie gehen Sie damit um? den sind. Mit der Evangelischen Kirche Alles dazu tun, um eine nachhaltige hat sich vom ursprünglich so schreckli­ Gedenkkultur zu etablieren. Wieder­ chen historischen Gegeneinander ein holt haben die christlichen Kirchen im echtes Miteinander entwickelt. Zuletzt Burgenland alle Gemeinden dazu ein­ hat es hier wesentliche Impulse gege­ geladen, würdige Zeichen des Geden­ ben, etwa gemeinsame Pilgerreisen kens zu setzen. Interessanterweise gibt oder Hirtenbriefe des katholischen es dagegen Widerstand selbst in sol­ ­Bischofs und des evangelischen Super­ land bekam mit Stefan László seinen chen Gemeinden, in denen es nach­ intendenten A.B., wofür ich meinem ersten Diözesanbischof. Später war es weislich Widerstandskämpfer gegen lieben Freund, Superintendent Man­ der Besuch des mittlerweile heiligge­ das Unrechtsregime der Nazis gab. fred Koch, nicht genug danken kann. sprochen Papstes Johannes Paul II. 1988 Mit dem ersten orthodoxen Kloster in Trausdorf und Eisenstadt. Quasi am Wie war der Wiederaufbau nach ­Österreichs im Seewinkel bekommen Vorabend des Falls des Eisernen Vor­ 1945 für die katholische Kirche? auch orthodoxe Christen im Burgen­ hangs hat dieser Papst fast 100.000 Das war in erster Linie die Überwin­ land ein geistliches Zentrum und die Menschen – teils auch aus den angren­ dung vieler Traumata – und so wie uralte ostkirchliche Tradition des zenden östlichen Nachbarländern – nach dem Ersten Weltkrieg war es wie­ ­pannonischen Raums ein sichtbares ­zugerufen, keine Angst zu haben und der die Kirche, die mit ihren Gebräu­ Zeichen. Bedauerlich ist, dass von den Brückenbauer der Versöhnung zu sein. chen und Strukturen den Menschen jüdischen Gemeinden keine einzige Orientierung und Zusammenhalt bot. mehr vorhanden ist – wie wichtig und Gibt es auch dunkle Flecken in der Es war eine Zeit des praktischen Wie­ wie tröstlich wäre es, wieder jüdisches 100-jährigen Kirchengeschichte? deraufbaus, etwa im Bildungswesen. Leben im Burgenland zu haben. Vor etwas mehr als 80 Jahren fand die Die Nazis hatten das ausgeprägte kon­ sogenannte „Reichskristallnacht“ statt. fessionelle Schulwesen im Burgenland Was wünschen Sie für Ihre Kirche? Mit den Novemberpogromen der Nazis zerstört, nach dem Krieg gab es keine Dass wir nicht zu Gewohnheitschristen wurde auch im Burgenland das infer­ Rückkehr dorthin. Die Diözese Eisen­ werden, sondern Überzeugungschris­ nalische Tor aufgestoßen zur groß stadt hat es aber geschafft, im Bildungs­ ten bleiben. Dafür haben wir in unse­ ­angelegten systematischen Verfolgung system des heutigen Burgenlands ein rem Landes- und Diözesanpatron, dem der Juden, die knapp drei Jahre später wesentlicher Player zu bleiben. heiligen Martin, ein glaubhaftes und in den Holocaust mündete. So groß ewig modernes Vorbild. Seine drei zen­ wie die Betroffenheit über das unaus­ Wie ist die Zusammenarbeit katholi- tralen Werte der Solidarität, der Spiri­ sprechliche Leid so vieler Menschen sche Kirche und Landesregierung? tualität und der Barmherzigkeit – er hat wiegt für mich die Betroffenheit darü­ Sie ist von Vertrauen und Respekt ge­ sie in bewegten, äußerst unsicheren ber, dass so viele Menschen, darunter tragen – und das vor dem Hintergrund Zeiten vorgelebt – sind das Kraftfeld, auch die Kirche, so viel schuldig geblie­ eines an Verantwortung für das Ge­ aus dem sich auch unser gesellschaftli­ ben sind. Von wenigen Ausnahmen meinwohl orientierten Menschenbilds. cher und politischer Horizont nie ganz

Foto: Land Burgenland/Wolfgang Sziderics Land Burgenland/Wolfgang Foto: ­abgesehen, haben katholische wie evan­ Die Kirche hat ihrem Wesen nach zu verabschieden darf. n

Burgenland KOMPAKT | 19

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 19 12.04.2021 13:01 Uhr Religionszugehörigkeit Religionszugehörigkeit „Das jüdische Zentrum lag im Burgenland“ Landesrabbiner Schlomo Hofmeister skizziert die reiche jüdische Geschichte des Burgenlands. Mit dem Eisenstädter Juden Esriel Hildesheimer, der ein bekanntes Rabbiner-Seminar in Berlin gegründet hat, fühlt sich Hofmeister sehr verbunden.

VON MARGARETHA KOPEINIG / FOTOS STEFAN WIESINGER

ir treffen Landes­ rabbiner Schlomo Hofmeister im Jü­ dischen Museum in Eisenstadt, ge­ nauer in der Professor-Rudolf-Gelbard- WBibliothek. Der Raum mit mehreren Tausend politischen und philosophi­ schen Werken ist nach dem bekannten Zeitzeugen und KZ-Überlebenden be­ nannt, der 2018 in Wien verstorben ist. Wir reden mit Rabbiner Hofmeister über die Bedeutung des Judentums im Burgenland, aber auch über die dunkle Zeit der Verfolgung, Vertreibung und Ermordung von Juden durch die Nazi- Gewaltherrschaft. „Auch wenn zahlen­ mäßig bis in die 1930er-Jahre viel mehr Gespräch mit Landesrabbiner Hofmeister in der Gelbard-Bibliothek in Eisenstadt Juden in Wien lebten, lag das jüdische Zentrum hingegen im Burgenland, Das war ja auch eine Populismus-Ak­ Wann immer Schlomo Hofmeister wenn man das Judentum von der Reli­ tion, Juden zu vertreiben. Sie sind im durch das Burgenland fährt, denkt er gion her betrachtet. Die Talmud-Aka­ Umfeld von Wien geblieben und konn­ an diese Geschichte. „Heute sieht man demien im Burgenland haben Wien in ten auch schnell zurückkehren.“ Juden nichts mehr davon, nur mehr Fried­ den Schatten gestellt. Nicht auf die im Burgenland standen unter der höfe. Es gibt keine Region in Europa, Quantität, auf die Qualität kommt es Schirmherrschaft der Esterházys und die derart bedeutende jüdische Fried­ an“, erklärt Schlomo Hofmeister. jüdische Gemeinden konnten sich in höfe hat wie das Burgenland.“ Das Burgenland hatte seit dem Städten, aber auch am Land gut entwi­ Während einst bis zu 10.000 Juden 16. Jahrhundert aufstrebende jüdische ckeln, skizziert der Rabbiner die Ge­ im Burgenland lebten, gibt es heute nur Gemeinden. „Wann immer Juden von schichte. „Jüdische Gemeinden haben mehr einen Bruchteil davon. „Wir wis­ den Habsburgern aus Wien vertrieben bis heute eine Bedeutung. So gibt es sen es nicht genau, es sind unter 100. wurden, fanden sie hier eine Zuflucht. zum Beispiel in Jerusalem einen Stadt­ Der Großteil ist nicht registriert.“ teil, der Mattersdorf heißt. Die wenigs­ Wir sprechen auch über das Jubi­ ten wissen, wo Mattersdorf lag. Diese läum „100 Jahre Burgenland“. „Wenn Legacy ist unbeschreiblich.“ Hofmeis­ wir die Geschichte der vergangenen ter weist darauf hin, dass die jüdischen 100 Jahre Revue passieren lassen, dann Gemeinden im Burgenland vergleich­ empfinden und assoziieren Juden bei bar sind mit großen jüdischen Gemein­ vielen dieser Jubiläen etwas ganz Ande­ den in Litauen oder im Rheinland. res als Nicht-Juden. Das liegt daran, ­„Jüdische Gemeinden haben Eingang dass diese Geschichte für Juden eine gefunden in das Selbstverständnis des sehr unterschiedliche ist.“ Auch wenn

Landesrabbinat hat Sitz in Eisenstadt europäischen Judentums.“ das Erinnern an den Holocaust nie auf­ Wiesinger Land Burgenland/Stefan Fotos:

20 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 20 12.04.2021 13:01 Uhr Religionszugehörigkeit Religionszugehörigkeit

„Wenn wir die Das Jüdische Museum in Geschichte der vergan- Eisenstadt ist reich an genen 100 Jahre Revue wertvollen Gegenständen. Landesrabbiner Schlomo passieren lassen, dann Hofmeister entdeckt eine alte empfinden und Purim-Rolle assoziieren Juden bei vielen dieser Jubiläen etwas ganz Anderes als Nicht-Juden.“ Schlomo Hofmeister

hören darf, hat sich das Geschichtsbe­ wusstsein verändert.“ Die Generation der Großeltern und Urgroßeltern, die jüdisches Leben im Burgenland kann­ ten, aufgrund der eigenen Geschichte aber die Schuldfrage als Hemmschuh haben, stirbt aus. Die neue Generation kann unvoreingenommener auf die ­jüdische Geschichte zugehen, ohne sich zu sehr auf der persönlichen Ebene da­ mit zu identifizieren. Ich sehe es positiv, dass das Selbstverständnis, was Juden­ tum im Spiegel der Geschichte bedeu­ tet, ein besseres wird“, ist der Rabbiner optimistisch. Mit einem neuen Selbst­ verständnis kann es auch gelingen, haben, hat dieser besondere rabbini­ sprachlich und bildungsmäßig inte­ dass Politik und Bevölkerung „eine sche Ansatz Hildesheimers auch mich griert zu sein. Ein Arzt, ein Anwalt ­gewisse Unbeholfenheit im Umgang sehr geprägt. Das ist meine geistige Ver­ konnte orthodoxer Jude sein, das war mit der jüdischen Geschichte und auch bindung zum Burgenland.“ Ein Porträt kein Widerspruch. In Osteuropa gab es mit der jüdischen Gegenwart ablegen“. von Hildesheimer hängt im Jüdischen entweder Tradition oder säkulare Bil­ Museum in Eisenstadt, erinnert an die­ dung. Diese Diskrepanz zwischen West Koscherer Wein aus Gols sen großen Gelehrten. und Ost ist bis heute geblieben. Zum Burgenland hat er eine enge Be­ Doch was ist das Besondere an Hil­ „Hildesheimer hat diesen Konflikt ziehung. Nicht nur, dass es seit zehn desheimer? Innerhalb des Judentums in im Burgenland an der Grenze zwischen Jahren eine Freundschaft mit einem Europa gab es das west- und osteuro­ Ost und West erkannt. Er hat versucht Winzer in Gols gibt. „Dort habe ich päische Judentum. Das osteuropäische zu vereinen und die Philosophie ver­ ­einen kleinen Schuppen, meine eige­ Schtetljudentum des 17./18. Jahrhun­ treten, dass es einerseits keine Kom­ nen Geräte und Tanks, alles, was man derts war durch die Bewegung des promisse gegenüber Assimilation und braucht, um koscheren Wein zu pro­ Chassidismus sehr fromm, ökonomisch Säkularisation geben dürfe, anderer­ duzieren.“ Die emotionale Beziehung gesehen sehr arm und ständig verfolgt. seits braucht ein Rabbiner ein Seminar zum Burgenland ist historisch-religiös Aus diesem Judentum gab es eine große als Äquivalent zur Universität. Nach begründet. „Die beiden Rabbiner, die Ablehnung gegenüber säkularer Bil­ dieser Philosophie hat er das Rabbiner- mich am meisten geprägt haben, Rab­ dung und Wissenschaft, weil damit Seminar in Berlin aufgebaut. Er hat die biner Pinchas Biberfeld in München ­immer die Assimilation verbunden war. Bildungskultur der Mehrheitsgesell­ ­sowie Rabbiner Josef Zwi Dunner in Westeuropäische Juden waren – von schaft mit der jüdischen Gelehrsamkeit London, waren Absolventen des Rab­ Phasen der Verfolgung abgesehen – verbunden, ohne dabei Kompromisse biner-Seminars zu Berlin, genannt ­integriert, aber nicht assimiliert. Über einzugehen.“ – Heute sagt Landesrab­ ­Hildesheimer-Seminar.“ Esriel Hildes­ 1000 Jahre hinweg war es Teil ihres biner Schlomo Hofmeister: „Wenn ich heimer war Eisenstädter, ging nach Selbstverständnisses, die Balance zu nach Eisenstadt komme und das Bild Berlin, wo er das Seminar gegründet halten zwischen eigener Identität als Hildesheimers im Jüdischen Museum

Fotos: Land Burgenland/Stefan Wiesinger Land Burgenland/Stefan Fotos: hat. Und weil meine Lehrer dort gelernt traditionelle Juden, aber kulturell, sehe, fühle ich mich hier zu Hause.“ n

Burgenland KOMPAKT | 21

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 21 12.04.2021 13:01 Uhr Religionszugehörigkeit Religionszugehörigkeit „Ein gutes Miteinander“ Superintendent Manfred Koch wünscht sich weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit den politisch Verantwortlichen des Burgenlands und mit anderen Religionen. Die evangelische Kirche möge Brückenbauer zu den Nachbarländern werden. VON MARGARETHA KOPEINIG / FOTO STEFAN WIESINGER

Im Jahr 1924 wurde die evangelische Kirche des Burgenlands als eigene Diözese gegründet, erzählt Manfred Koch

Spielt das 100-jährige Bestehen des stützung für die konfessionellen Schu­ Die rechtlichen Schritte für die Grün­ Burgenlands auch in der evangeli- len und Gemeinden. Die Zugehörigkeit dung der evangelischen Diözese A.B. schen Kirche eine Rolle? zu Österreich brachte eine rechtliche Burgenland dauerten bis 1924. Dann Die evangelische Kirche im Burgenland Schlechterstellung, da erst mit dem konnte der erste Superintendent, Theo­ wurde im Zusammenhang mit der Ent­ Protestantengesetz 1961 die evangeli­ phil Beyer, in Oberschützen gewählt stehung des Burgenlands erst gegrün­ sche Kirche in Österreich die volle werden. Der Sitz der Superintendentur det. Ursprünglich waren die evan­ Gleichberechtigung erhalten hat. war zuerst die Pfarrgemeinde, in der gelischen Pfarrgemeinden in dieser der Superintendent Pfarrer war. Die westungarischen Region Teil von drei Was bedeutet für die evangelische evangelische Pfarrgemeinde Ober­ Senioraten. Die Abtrennung dieses Kirche das Jubiläumsjahr? schützen war erster Sitz des Superinten­ ­Gebiets von Ungarn hat für die evange­ Die evangelische Kirche blickt mit gro­ denten. Gustav Dörnhöfer, Nachfolger lischen Pfarrgemeinden bedeutet, dass ßer Dankbarkeit auf die vergangenen von Beyer, war Pfarrer in Nickelsdorf, sie ohne Verwaltungsstruktur waren. 100 Jahre zurück. Ein mühsamer Start deshalb war bis 1956 der Sitz der Super­ Die Verhandlungen mit dem Bund und hat sich nach den Unterdrückungen des intendentur Nickelsdorf. 1955/1956 der evangelischen Kirche in Österreich Ständestaats und den Wirren im Drit­ wurde in Eisenstadt ein Gebäude er­ haben ergeben, dass erst 1924 die evan­ ten Reich nach 1945 zu einem guten richtet. Seither ist hier der Sitz der Su­ gelische Kirche des Burgenlands als Miteinander in diesem Bundesland ent­ perintendentur, der Superintendent ist ­eigene Diözese gegründet wurde. Die wickelt. Besonders nach 1961 hat sich nicht mehr gleichzeitig Pfarrer einer langjährige Zugehörigkeit zu Ungarn die Zusammenarbeit mit der politi­ Gemeinde. Diese Regel gilt bis heute. bedeutete für die Evangelischen des schen Vertretung und mit der katholi­ Burgenlands zuerst einen Rückschritt, schen Kirche sehr positiv entwickelt. Gibt es auch dunkle Flecken in der denn in Ungarn waren sie seit 1867 Kirchengeschichte? weitgehend gleichberechtigt und erhiel­ Welche Ereignisse prägten die evan- Die evangelische Kirche empfand die ten vom Staat wirtschaftliche Unter­ gelische Kirche ganz besonders? Repressalien im Ständestaat besonders Fotos: epd, Marco Uschmann/Land Burgenland, Stefan Wiesinger Burgenland, Stefan epd, Marco Uschmann/Land Fotos:

22 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 22 12.04.2021 13:01 Uhr Religionszugehörigkeit Religionszugehörigkeit

hart, da vor 1921 die Evangelischen in den Gustav-Adolf-Fest – drückt Wert­ PERSONALIE Ungarn gleichberechtigt waren. Durch schätzung vonseiten der Politik aus. Jonischkeit wird diese Unterdrückung wuchs bei vielen Koch-Nachfolger die Sehnsucht, wieder zu einem Land Wie ist die Zusammenarbeit mit den zu gehören, wo sie nicht diskriminiert anderen Religionen? Durch den Pensionsantritt des Su­ wurden. Vor diesem Hintergrund ist zu Die Zusammenarbeit mit der römisch- perintendenten der Evangelischen verstehen, warum viele haupt- und eh­ katholischen Kirche ist sehr gut. Die Diözese Burgenland, Manfred renamtliche Mitarbeiter den Anschluss Ökumene ist von gegenseitiger Wert­ Koch, mit Ende August dieses an das Deutsche Reich begrüßten. schätzung geprägt. Eine Reihe von Ver­ Jahres, wählten Burgenlands Manche haben sehr schnell das men­ anstaltungen und Aktionen bringen das Evangelische A.B. am 6. März schenverachtende System erkannt und zum Ausdruck. So gab es in den letzten ­einen neuen Superintendenten. sich von der nationalsozialistischen Jahren zwei ökumenische Hirtenbriefe, Robert Jonischkeit setzte sich Strömung abgewandt. Andere sind in zwei ökumenische Pilgerreisen und eine durch. In seiner ersten Reaktion diesem Gedankengut des National­ Begegnung der Bischofskonferenz mit nach der Wahl zeigte er sich vom sozialismus bis zum Ende des Zweiten der Leitung der Evangelischen Kirchen Ergebnis überwältigt: „Das ist die Weltkriegs verhaftet geblieben. Österreichs in Eisenstadt. Besonders beste Grundlage für eine gute und hervorzuheben ist auch die Anwesen­ stabile Zusammenarbeit. Ich freue Wie gehen Sie damit um? heit des römisch-katholischen Bischofs mich, Burgenländer zu werden Die nationalsozialistische Vergangen­ beim Gustav-Adolf-Fest und des Super­ und sein zu dürfen.“ heit ist in vielen Bereichen angespro­ intendenten bei den Martinifeiern im Neben Jonischkeit hatten sich chen und großteils auch aufgearbeitet Dom. Im Burgenland gibt es keine jüdi­ auch Iris Haidvogel (Pfarrerin in worden. So manche Frage an die Ver­ sche Kultusgemeinde. Es gibt aber Gols) und Claudia Schörner gangenheit wird wohl nie beantwortet punktuelle Kontakte zum zuständigen (Pfarrerin in Rust) für die Nach­ werden, da die dafür Verantwortlichen Rabbiner, zum Beispiel am Tag des folge beworben. dieser Zeit nicht mehr leben. Die Auf­ ­Judentums oder bei Gedenken beim Jonischkeit ist derzeit noch gabe in der Gegenwart ist ein intensiver Kreuzstadel in Rechnitz. Die Zusam­ ­Pfarrer in Kufstein. Im Sommer Einsatz für die gleiche Würde und die menarbeit mit der muslimischen Glau­ erfolgt seine Übersiedlung ins gleichen Rechte aller Menschen. bensgemeinschaft erfolgt im Religions­ Burgenland. Der 47-Jährige unterricht und in der evangelischen hat familiäre Wurzeln in Ober­ Wie war der Wiederaufbau nach Erwachsenenbildung, die zu verschie­ schützen. 1945 für die evangelische Kirche? denen Dialogveranstaltungen eingela­ Nach dem Studium der Theologie Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es den hat. Die Begegnung mit orthodoxen absolvierte der gebürtige Inns­ eine enorme Leistung vieler haupt- und Christen ist gut, aber nur punktuell, da brucker ein Diakonie-Praktikum ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und es erst seit kurzer Zeit im Burgenland in Kolumbien. Er war Pfarrer in Mitarbeiter. Nicht nur die zerstörten orthodoxe Priester gibt. Die evangeli­ Wels, Fresach und Saalfelden. Gebäude mussten wieder errichtet schen Pfarrerinnen und Pfarrer waren 2010 schloss er sein Doktorats­ werden, auch die inhaltliche Aufarbei­ schon Gäste der orthodoxen Kirche in studium an der Katholisch-Theo­ tung der nationalsozialistischen Ver­ St. Andrä und der Superintendent war logischen Fakultät der Universität gangenheit und der geistliche Aufbau bei der Grundsteinlegung für die Syna­ Innsbruck mit einer Arbeit über der Gemeinden waren sehr mühsam. goge anwesend. „Friedensethik“ ab. Robert Jonischkeit ist verheiratet Wie ist die Zusammenarbeit der Was wünschen Sie für Ihre Kirche? und Vater von zwei Söhnen. n evangelischen Kirche mit dem Land? Erstens, dass die Kirche die Not und Doris Fischer Die Zusammenarbeit der Landesregie­ Anliegen der Menschen erkennt und rung mit der evangelischen Kirche ist hilft, ihnen Antworten auf ihre Lebens­ gut. Bei allen offiziellen Anlässen ist fragen aus der Bibel zu finden. Zweitens, die Kirche präsent. Es gibt finanzielle dass es weiterhin eine gute Zusammen­ Unterstützung bei der Erhaltung evan­ arbeit mit politisch Verantwortlichen gelischer Kulturdenkmäler (Kirchen, unseres Landes und anderen Konfessio­ Turmschulen) durch die Landesregie­ nen und Religionen gibt. Drittens, dass rung. Die Anwesenheit des Landes­ die Brückenfunktion der evangelischen hauptmanns und anderer Landespoliti­ Kirche zu den Nachbarländern Ungarn, ker bei evangelischen Veranstaltungen Slowenien und der Slowakei ausgebaut Neuer Superintendent ab – besonders beim jährlich stattfinden­ werden kann. n September 2021: Robert Jonischkeit Fotos: epd, Marco Uschmann/Land Burgenland, Stefan Wiesinger Burgenland, Stefan epd, Marco Uschmann/Land Fotos:

Burgenland KOMPAKT | 23

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 23 12.04.2021 13:01 Uhr Corona

Corona-Impfung in den Pflege- und Altenheimen verbessert das Wohlgefühl

INFORMATION

COVID-19: So wird ­geimpft und getestet PANDEMIE COVID-19-Schutzimpfung Vormerkungen unter www.burgenland.at/coronaimpfung Bei Fragen zur Organisation der Corona-Impfung sowie zum ­elektronischen Vormerksystems: E-Mail an [email protected] oder Hotline 057 600-1035 (Montag bis Freitag von 7.30–16 Uhr) Für medizinische Fragen: Info-­ Hotline der AGES 0800 555 621 Wie lange noch? COVID-19-Test Informationen zum Testangebot und Anmeldung zum Test unter Wir haben es selbst in der Hand! www.burgenland.at/coronatest Impfen macht vieles leichter Je mehr Menschen im Burgenland... Christine Ecker, Leiterin des Bereichs Pflege des Samariterbunds, beschreibt die „neue Lebensqualität“ ... Abstand halten, Masken tragen, Hände desinfzieren nach der Durchimpfung der Heimbewohner.

VON NADJA TSCHANK ... andere so wenig wie möglich trefen

ndlich trauen sich unsere Be­ rungen, die selbst für die erfahrene wohner wieder raus und wid­ ­Leiterin wie aus dem Nichts kamen. ... sich regelmäßig testen und auch impfen lassen E men sich gedanklich anderen „Die ganz große Mehrheit unserer Be­ Themen als nur der Corona-Pande­ wohner und deren Angehörige waren

mie“, sagt Christine Ecker, Leiterin im vergangenen Corona-Jahr sehr ver­ „Endlich raus“: Christine Ecker des Geschäftsbereichs Pflege des Sama­ nünftig. Die Bewohner fühlten sich bei desto früher... riterbunds Burgenland. Die Corona- uns beschützt und geschützt, sie woll­ weggefallen ist, spüre man an der Durchimpfung in den Altenwohn- und ten gar nicht raus. Trotzdem gab es ­Stimmung. Die Bewohnerinnen und ... sinkt die Zahl der Schwerkranken auf Intensivstationen Pflegeheimen trägt zu einem besseren ­immer wieder wegen der Besucher­ Bewohner gehen wieder ihren Hobbys Wohlgefühl bei. In den acht Heimen, regelungen kleine Familiendramen. nach, sind optimistischer, wenngleich ... können die Spitäler wieder den Normalbetrieb aufnehmen die vom Samariterbund betrieben wer­ Bis dato durfte ja immer nur dieselbe sie weiterhin sehr streng darauf behar­ den, haben der überwiegende Teil der Person zu Besuch kommen. Bei einer ren, dass alle die Hygienevorschriften ... können Sie Ihre Angehörigen im Spital wieder öfter besuchen rund 300 Bewohnerinnen und Bewoh­ Mutter mit fünf Kindern war das dann einhalten. ner sowie rund 180 Angestellte die erste innerhalb der Familie oft eine Streiterei. „Die Impfung ist eine neue Lebens­ ... nähern wir uns wieder der Normalität Corona-Teilimpfung erhalten, viele da­ Jetzt, mit der neuen Verordnung, dür­ qualität für die Bewohner – das gilt von auch schon die zweite Dosis. fen zwei Mal pro Woche zwei Angehö­ ­natürlich auch für das Personal. Diese Die Krankenhaus-Managerin aus rige zu jeweils einer Stunde kommen. neue Situation bringt wiederum den Danke, dass Sie sich an die Neckenmarkt kann heuer auf ihr 41. Das macht es um vieles leichter.“ lang ersehnten Optimismus in unseren COVID-Maßnahmen halten! Berufsjahr verweisen. Die Pandemie Dass bei den Geimpften die Angst Arbeitsalltag zurück“, freut sich Pflege­ stellte das Pflegepersonal vor Anforde­ vor dieser schweren Erkrankung nun leiterin Christine Ecker. n Ihre KRAGES. Die burgenländischen Spitäler in Ihrer Nähe.

24 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 24 12.04.2021 13:01 Uhr Corona PANDEMIE

Wie lange noch? Wir haben es selbst in der Hand!

Je mehr Menschen im Burgenland...

... Abstand halten, Masken tragen, Hände desinfzieren

... andere so wenig wie möglich trefen

... sich regelmäßig testen und auch impfen lassen

desto früher...

... sinkt die Zahl der Schwerkranken auf Intensivstationen

... können die Spitäler wieder den Normalbetrieb aufnehmen

... können Sie Ihre Angehörigen im Spital wieder öfter besuchen

... nähern wir uns wieder der Normalität

Danke, dass Sie sich an die COVID-Maßnahmen halten!

Ihre KRAGES. Die burgenländischen Spitäler in Ihrer Nähe.

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 25 12.04.2021 13:01 Uhr Landtagspräsidentin „Helfen ist selbstverständlich“ Bei Landtagspräsidentin

Verena Dunst häufen Verena Dunst ist sich – coronabedingt – ehrenamtlich Präsidentin der Anfragen um Unterstüt- Volkshilfe zung. Armut nimmt zu. Burgenland VON MARGARETHA KOPEINIG Wirtschaf sagentur

ls wir zum Gespräch mit Land­ tagspräsidentin Verena Dunst Burgenland – A kommen, erreicht sie gerade ein Notruf eines Bürgermeisters. Zwei junge Frauen, die eine 21 Jahre alt, die Die Antriebskraf andere 17, brauchen dringend Hilfe: Deren Vater ist plötzlich gestorben, Zahlungen sind ausständig, eine der Unsere Serviceleistungen für burgenländische Unternehmen: beiden Schwestern befindet sich noch in Ausbildung. Verena Dunst fährt noch am selben Tag in den Ort, um • Attraktive maßgeschneiderte Förderpakete sich ein Bild zu machen. „Ich kann ­sicher helfen“, ist sie überzeugt. • Bedarfsorientierte Finanzierungsunterstützung Ähnliche Anrufe bekommt sie mehrmals in der Woche, häufiger wird groß geworden“, erzählt Verena Dunst. Verena Dunst verfolgt: Kampf gegen • Hochwertig aufgeschlossene Businessparks & sie über soziale Medien um Hilfe gebe­ Während ihres Studiums ist sie mit der Armut, Kampf gegen Kinderarmut und Technologiezentren ten. Verena Dunst ist der Rettungs­ Volkshilfe Österreich in Kontakt ge­ der Einsatz für Kinderrechte. • Risikokapital für KMU-Beteiligung an anker, wenn Menschen in Not geraten, kommen – und war angetan von den Heute basiert die Arbeit der Volks­ und sehr oft sind es Frauen, die arbeits­ Leistungen der Hilfsorganisation. Für hilfe auf mehreren Pfeilern: Hauskran­ burgenländischen Unternehmen los sind und nicht mehr weiter wissen. Kinder aus sozial und ökonomisch kenpflege, „Mamas Küche“, ein sozial- • Südhub – StartUp- und Gründerzentrum in Güssing Was bewegt die Landtagspräsidentin schwachen Familien organisierte sie ökonomischer Betrieb in Oberwart, zu helfen? Woher kommt ihr soziales schon damals Gratis-Ferienaufenthalte. „Frühe Hilfen“ (zum Beispiel für Engagement? „Ich bin in einer Familie Seit fast 20 Jahren ist Verena Dunst schwangere Frauen), Jugendwohlfahrt Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme unter: groß geworden, in der es selbstver­ selbst Präsidentin der ­burgenländischen und ein ReUse-Shop in Großpeters­ www.wirtschaf sagentur-burgenland.at ständlich war zu helfen.“ Von ihrem Volkshilfe. „Ich habe nicht gezaudert, dorf. Außerdem ist die Volkshilfe Großvater im Südburgenland hat sie als als ich 2002 die Aufgabe übernommen ­Qualitätsmanager für die 24-Stunden- Kind viel gelernt: „Der Großvater war habe. Natürlich ehrenamtlich.“ Einfach Pflege. „Wir schauen uns an, wie die ein Vereinsmeier, er hat sich ehrenamt­ war es nicht. Die Organisation hatte Menschen versorgt werden“, erklärt lich um die Anliegen anderer geküm­ Schulden und 32 Mitarbeiter. Heute ­Verena Dunst. Ausgebaut wird derzeit mert, ich habe für ihn Einladungen und sind es 230 und viele Engagierte im auch die flexible Pflege, weil die über­ Informationen im Dorf ausgeteilt. Und ganzen Land. Drei Anliegen sind es, die wiegende Mehrheit älterer Menschen als ich 14 Jahre alt war, habe ich von zu Hause betreut werden will. ihm den Sparverein übernommen.“ Gefordert ist Verena Dunst auch Täglich kamen Leute aus dem Ort zum durch die Corona-Pandemie: „Es gibt Großvater und haben ihm kleine Er­ „Wir haben ein enges 60 Prozent mehr Ansuchen um Unter­ sparnisse gebracht. Die hat er dann in Netz von Helfern in stützung. Bis zu vier Schreiben kommen der braunen Aktentasche verstaut und allen Bezirken am Tag.“ Ist Hilfe ein Fulltime-Job? „Ja“, ist damit zur nächstgelegenen Bank des Burgenlands.“ sagt Dunst ohne zu zögern. „Ich mache ­geradelt, um die Beträge einzuzahlen. es gerne, und wir haben ein enges Netz

„Das war die Gemeinschaft. So bin ich Verena Dunst von Helfern in allen Bezirken.“ n Burgenland Sziderics/Samariterbund Wolfgang Burgenland, Kzenon/Land Fotos:

26 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 26 12.04.2021 13:01 Uhr Landtagspräsidentin

Wirtschaf sagentur Burgenland – Die Antriebskraf

Unsere Serviceleistungen für burgenländische Unternehmen:

• Attraktive maßgeschneiderte Förderpakete • Bedarfsorientierte Finanzierungsunterstützung • Hochwertig aufgeschlossene Businessparks & Technologiezentren • Risikokapital für KMU-Beteiligung an burgenländischen Unternehmen • Südhub – StartUp- und Gründerzentrum in Güssing

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme unter: www.wirtschaf sagentur-burgenland.at Fotos: Kzenon/Land Burgenland, Wolfgang Sziderics/Samariterbund Burgenland Sziderics/Samariterbund Wolfgang Burgenland, Kzenon/Land Fotos:

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 27 12.04.2021 13:01 Uhr Kultur Kultur Fotografische Zeitreise Im Jahr 2021 feiert das Burgenland sein 100-jähriges Bestehen. Dazu findet eine Sonderausstellung auf Burg Güssing statt. Gezeigt werden alte Fotos aus der Zeit vor der Gründung des Burgenlands. VON WOLFGANG SZIDERICS

Der Dorftrommler ruft 1921 das Burgenland als eigenständiges Bundesland aus

as 100-jährige Bestehen unse­ dieser Zeit machen können. Ein Groß­ haben sich an der Aktion beteiligt. Bis res Bundeslands begeht das teil der Fotos wurde von der burgenlän­ jetzt sind Hunderte Fotos und histori­ D Land Burgenland mit mehre­ dischen Bevölkerung im Rahmen einer sche Ausstellungsstücke zur Verfügung ren Ausstellungen, die sich mit der Ge­ landesweiten Suchaktion zur Verfü­ gestellt worden. Das Land Burgenland schichte und Identität unseres Landes gung gestellt. Viele Dutzende Personen bedankt sich ausdrücklich bei den vie­ auseinandersetzen. Die Sonderausstel­ len Leihgeberinnen und Leihgebern. lung auf Burg Schlaining widmet sich Die Ausstellung „Von Deutschwest­ der Zeit von 1921 bis zur Gegenwart. ungarn ins Burgenland“ ist ein gemein­ Die Sonderausstellung „Von Deutsch­ sames Projekt des Kulturreferats des westungarn ins Burgenland“, die auf Landes Burgenland, der Stiftung des Burg Güssing gezeigt wird, stellt die Weiland Fürst Philipp Batthyány zur Jahrzehnte von 1848 bis zur Land­ Erhaltung der alten Güssinger Burg und nahme durch die Republik Österreich des Savaria Múzeum Szombathely. n im Jahr 1921 in den Mittelpunkt. Vor 100 Jahren war das heutige Bur­ TIPP genland ein Teil Ungarns. Umgangs­ Informationen: sprachlich wurde die Region Deutsch­ www.burgenland.at/ westungarn bezeichnet und umfasste vondeutschwestungarn im Wesentlichen die größtenteils von „Von Deutschwestungarn ins Bur- Deutschen und Kroaten besiedelten genland“, Burg Güssing, Batthyány- Teile der Komitate Wieselburg, Öden­ Straße 10, 7540 Güssing burg und Eisenburg. Öffnungszeiten: In der privaten Lebenswelt der Dienstag bis Sonntag 9–17 Uhr ­Burgenländer gewann die Fotografie Dauer der Ausstellung: zunehmend an Bedeutung, sodass wir 29. April bis 30. Oktober 2021

uns heute noch ein anschauliches „Bild“ Kind mit Ball, 1921 Güssing Hajszányi, Paul Csarmann, Zillingtal/Sammlung Else und Paul Fotos: Feuersänger Paul Foto:

28 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 28 12.04.2021 13:01 Uhr Kultur Kultur

Theodora Bauer gehört zu den bekanntesten jungen burgenländischen Schriftstellerinnen

Die Suche nach Identität Die burgenländische Schriftstellerin Theodora Bauer beschäftigt sich in ihrem Roman „Chikago“ mit den Auswanderungswellen der Burgenländer in die USA. Sie geht der Frage nach, warum diese Menschen ihre Heimat verlassen haben. VON NADJA TSCHANK

hikago“ – mit „k“ –, so heißt Eine in den 1920er-Jahren, die andere „Für manche der ausgewanderten eine Siedlung in Kittsee, gleich um 1950. Theodora Bauer (1990) wollte Burgenländer zerbrach der amerika­ Chinter dem Friedhof. Durch sich diese Geschichte des Burgenlands nische Traum. Das mythenumrankte diese Siedlung fuhr die burgenländische­ daher näher anschauen. Wer waren jene Chicago erwies sich nicht als Paradies. Literatin Theodora Bauer mit ihrem Glücksritter, die „auf Amerika“ gingen? Für manche funktionierte es – und ihre Vater. Wie sich später bei ihren Recher­ Die ihre alte Welt unter oft abenteuerli­ Nachkommen sind Amerikaner, das chen herausstellte, nannte angeblich chen Umständen hinter sich ließen, um Burgenländische ist in der jungen ein Auswanderer, der noch vor dem „drüben“ ihr Leben neu zu beginnen. ­Chicago-Generation fast nicht mehr Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt war, „Bei meinem ersten Buch war das vorhanden.“ Die Suche nach der eige­ die Siedlung so: „Ihr baut ja da wie in Arbeiten ein ganz anderes. Da ging es nen Identität war bei den Auswande­ Chicago“, soll er gesagt haben. Damit um die Vergangenheitsbewältigung rungswellen ein sehr großes Thema. bekam der Ortsteil seinen Namen und ­Österreichs, wozu viel Material vorhan­ Theodora Bauers Roman seinen Titel. den war. Beim zweiten Buch war das „Ostfriesen-Österreicher“ „Da gibt’s ja sicher schon genug Litera­ Ganze dann schon eher disparat, da gab Rückt man die Frage nach der Identität tur rund um die burgenländischen Aus­ es wenig. Schifffahrtslisten nach Alice in den Fokus des 100-Jahre-Burgen­ wanderer, hab ich anfangs gedacht. Ich Island habe ich beispielsweise gefun­ land-Jubiläums, so fühlt es sich für hab aber sehr schnell bemerkt, dass den.“ In den Gesprächen mit den Aus­ Theodora Bauer an, als würden Bur­ dem nicht so ist, vor allem belletristisch landsburgenländern in Chicago stellte genländer immer noch Suchende sein. gab es eigentlich wenig.“ Zwei große sich heraus, dass der häufigste Grund „Nicht mehr so sehr wie früher, als wir Auswanderungswellen gab es in der in den 1950er-Jahren die Suche nach noch als die Ostfriesen-Österreicher,

Fotos: Else und Paul Csarmann, Zillingtal/Sammlung Paul Hajszányi, Güssing Hajszányi, Paul Csarmann, Zillingtal/Sammlung Else und Paul Fotos: Feuersänger Paul Foto: jüngeren Geschichte des Burgenlands: ­einem besseren Leben war. Bitte lesen Sie weiter

Burgenland KOMPAKT | 29

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 29 12.04.2021 13:01 Uhr Kultur Kultur

die mit den Hendln auf den Markt ge­ mache. Und wie hat sie sich in den ver­ fahren sind, belächelt wurden. Heute gangenen 130 Jahren verändert?“ werden wir auch beneidet – für unsere Theodora Bauer beobachtet mit Eisenkopf kocht Kaiserschmarren Nachhaltigkeit, unsere Bodenständig­ scharfem Blick die globalen Zusam­ keit. Dennoch sind die Traumata der menhänge. Ihre Augen sind aber auch Landeshauptmann-Stell- Vergangenheit wieder präsenter denn die einer Dichterin, die auf eine andere vertreterin Astrid Eisen- je. Gerade in den Grenzregionen ist die Geschichte blickt: auf die ewige Ge­ kopf bereitet die Speise Identitätsfrage ungebrochen. Vor allem schichte der Menschheit: „Träume sind hier sollten wir aus der Vergangenheit nach wie vor ein großer Motor für Be­ nach Omas Rezept zu. lernen, damit sich Dinge nicht wieder­ wegungen. Manche werden zwangs­ VON NADJA TSCHANK holen“, sagt Bauer. läufig zerstört, aber trotzdem sollten die FOTOS STEFAN WIESINGER Zum Jubiläum wünscht die junge Leute nicht aufhören zu träumen.“ Literatin dem Burgenland das Aller­ Das ist ein Denkanstoß, der in Zei­ andeshauptmann-Stellvertrete­ beste, auch wenn es in der momenta­ ten der Corona-Krise nicht treffender rin Astrid Eisenkopf schwört auf nen Situation sehr schwierig ist, in die sein könnte. n Lihr Steinbrunner Gemeinde­ Zukunft zu blicken. Das gilt auch für kochbuch, für das auch sie als Volks­ das Schreiben. „Eigentlich hätte man schülerin ein Rezept beisteuerte. Es jetzt mehr Zeit dazu, doch die unter­ ist das Kaiserschmarren-Rezept ihrer schiedlichen Lockdown-Situationen Großmutter. „Ich habe es geliebt, wenn haben irgendwie etwas Metallisches mir meine Oma nach der Schule einen an sich, es fehlen die Dinge, die Men­ Kaiserschmarren kredenzt hat. Dazu schen, die einen inspirieren.“ So würde Bauer, Theodora: gab es selbst gemachtes Marillen- es sehr vielen Schriftstellern ergehen. Chikago, kompott. Beides versuche ich in der „Derzeit arbeite ich an meinem dritten Wien 2017, Corona-Krise, wenn es meine Zeit zu­ Picus-Verlag, Buch, in dem ich mich auf die Suche 250 Seiten, lässt, nachzukochen. Das gelingt mir nach dem Wesen der Sozialdemokratie 21,59 Euro jetzt öfter als vor Corona.“ Das Besondere an ihrem Rezept ist ROMAN der Zimt, verrät Astrid Eisenkopf, während sie in der Küche ihres Hauses 1921 Familientreffen in Steinbrunn den Kaiserschmarren zubereitet. Frankie, die französische Anhand des Lebens der Protagonisten dieses Romans Bulldogge und ständiger Begleiter der (Deutsche, Kroaten, Ungarn, Roma) entwirft Helmut Stefan Milletich das ganze weite Panorama der Jahre nach ­Vollblutpolitikerin, wartet in der Zwi­ dem Ersten Weltkrieg im damaligen Westungarn, dem schenzeit gespannt auf das Kochergeb­ heutigen Burgenland. nis – in der Hoffnung auf eine kleine Die Menschen dieses Landstrichs wurden von ihren Kostprobe. „Frankie ist ja ein ganz ­Herren – wie es schien – vergessen. Sie sprachen Deutsch oder Kroatisch, in der Schule sprachen sie Ungarisch – ein ­Süßer, aber er darf das nicht essen“, ganz schlechtes, das sie Jahrzehnte nach ihrem Schul­ flüstert die Landeshauptmann-Stell­ besuch selber nicht mehr richtig verstanden, schreiben vertreterin, während sie den Kaiser­ konnten sie es auch während des Besuchs der Schule nicht. Zwischen schmarren mit Staubzucker bestreut. den Dörfern lagen kleine Städte, die noch nicht den Status Stadt hatten, aber man fühlte sich wie in einer Stadt, gab es da doch Ämter und Ge- Sowohl zu Hause als auch im Büro schäfte, die entfernt an die Ämter und Geschäfte in Pressburg (Pozsony) setzt Eisenkopf ausschließlich auf Bio- oder Ödenburg (Sopron) erinnerten. Produkte aus der Region. „Im Büroall­ tag ist es zwischen den vielen Terminen Helmut Stefan Milletich, geboren 1943 in Winden am See, seit 1975 oft schwierig, ein ordentliches Mittag­ Professor an der Stiftung Pädagogische Akademie Burgenland. 1974 essen einzuplanen. Deshalb mache ich Mitbegründer und bis 1991 Generalsekretär des burgenländischen P.E.N.-Clubs, danach dessen Präsident. Er ist als Herausgeber tätig und mir in unserer kleinen Büroküche oft war Mitarbeiter bei diversen Zeitungen, beim ORF, in verschiedenen nur einen Salat oder eine kalte Platte. kulturellen Institutionen (Volksbildungswerk), hat Studien zur Für mehr ist oft keine Zeit. Darum ist Literaturgeschichte und wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. die Qualität der Produkte umso wich­

Milletich, Helmut Stefan: 1921 Familientreffen, Löcker Verlag, tiger. Bio und heimisch muss es sein. Taschenbuch, 588 Seiten, 29,80 Euro So wie mein Kaiserschmarren.“ „Geheimrezepte“ gibt es im Burgen­ land viele. Noch immer pflegt eine Fotos: Fotos: Land Verlag/Picus-Verlag Wolfgang Sziderics/Löcker Burgenland/Stefan Wiesinger,

30 | Burgenland KOMPAKT

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 30 12.04.2021 13:01 Uhr Kultur Kultur Eisenkopf kocht Kaiserschmarren

REZEPT Kaiserschmarren

     Leicht, Dauer 30 Min.

Zutaten: 1/4 l Milch 15 dag Mehl 7 dag Zucker 5 dag flüssige Butter 3 Eier 4 dag Butter In ihrer Küche im britischen Vanillezucker Landhaus-Stil kocht Landes- hauptmann-Stellvertreterin Salz und Zimt Astrid Eisenkopf gerne Zubereitung: Mehl mit Salz, Zucker, Dotter und der Milch zu einem glatten, dicken ganze Reihe von Gemeinden ihr kuli­ Lehrer mit ihren Volksschülern, die Teig verrühren. Die flüssige Butter, narisches Erbe in Form eines Orts- sich engagiert der Rezepte-Sammlung Zimt und Vanillezucker dazugeben oder Bezirkskochbuchs, damit ihr annehmen. und zum Schluss den geschlagenen ­Gaumenschmaus auch von der nächs­ Aber eines steht fest: Egal, ob es die Schnee unterheben. Butter in einer ten Generation im Ort weiter gekocht Oggauer Fischsuppe ist oder der kroa­ Pfanne erhitzen, Teig hineingießen, wird. Verschieden aufwendig sind die tische Feuertopf aus Steinbrunn – sämt­ Unterseite goldgelb anbacken. In Kochbücher, die teilweise auch in den liche Speisen gelten als Klassiker der kleine Stücke reißen und einige Gemeindeämtern aufliegen, gestaltet. burgenländischen Küche und werden ­Minuten immer wieder wenden. Als Autoren sind oft die „Dorfältes­ von allen sehr gerne zubereitet, serviert Mit Staubzucker servieren. ten“ verantwortlich, manchmal auch und konsumiert. n Fotos: Fotos: Land Verlag/Picus-Verlag Wolfgang Sziderics/Löcker Burgenland/Stefan Wiesinger,

Burgenland KOMPAKT | 31

BK 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 31 12.04.2021 13:01 Uhr Mehr Sonne, mehr Morgen.

Mach’ mit und hol’ dir dein SonnenAbo! weiterdenker.at

BKweiterdenker_frau_2021_205x285_3.indd 01_32_2021_02_Layout_v07_k!.indd 32 1 12.04.202122.03.21 13:01 15:56 Uhr