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1 Britain's Glory Joseph Haydn (1732–1809) Original Canzonettas 6 Original Canzonettas (1794) Hob XXVIa: 25-30 Poems/Gedichte: Anne Hunter 1 The Mermaid’s Song in C major / C-Dur 3:47 2 Recollection in F major / F-Dur 6:20 3 A Pastoral Song in A major / A-Dur 3:44 4 Despair in E major / E-Dur 5:51 5 Pleasing Pain in G major / G-Dur 2:38 6 Fidelity in F minor / f-Moll 3:59 6 Original Canzonettas (1795) Hob XXVIa: 31-36 7 Sailor’s Song (Anne Hunter) in A major / A-Dur 2:40 8 The Wanderer (Anne Hunter) in G minor / g-Moll 4:41 9 Sympathy (after/nach Metastasio) in E major / E-Dur 3:31 bl She never Told Her Love (William Shakespeare) in A-fl at major / As-Dur 3:31 bm Piercing Eyes (anonymous/anonym) in G major / G-Dur 2:09 bn Content / Transport of Pleasure (anonymous/anonym) in A-fl at major / As-Dur 2:46 Lieder Hob XXVIa: 41, 42, 46 bo The Spirit’s Song (Anne Hunter) in F minor / f-Moll 6:22 bp O Tuneful Voice (Anne Hunter) in E-fl at major / Es-Dur 5:17 bq Antwort auf die Frage eines Mädchens (anonymous/anonym) in G major / G-Dur 4:02 Cornelia Horak soprano / Sopran Richard Fuller fortepiano / Hammerklavier 2 Joseph Haydns englische Kanzonetten Das Kunstlied, wie es bis heute als musikalische Gattung im Repertoire wesentlich seltener. Es ist sowohl musikalisch gültig ist und von Komponisten in aller Welt gepflogen als auch textlich interessant, sich mit einigen der selbst wird, entwickelte sich aus den verschiedensten Formen nach den intensiven Recherchen der letzten 200 Jahre nur des Volkslieds, der Arie und des Kirchenlieds etwa ab ungefähr mit etwa 70 zu beziffernden bekannten originalen der Mitte des 18. Jahrhunderts. Begünstigend dafür war Lieder (dazu kommt die enorme Zahl von vermutlich rund nicht zuletzt ein markanter sozialer Wandel durch das 400 Volksliedbearbeitungen) Haydns zu beschäftigen, zeigen Aufkommen einer bürgerlichen Kultur, die sich zwischen sie doch, wie der Komponist einigermaßen unbedarft an die ursprüngliche Volksmusik und Musik im sakralen Umfeld dieses Genre heranging. Immerhin gab es keine Tradition und an Adelshöfen schaltete. So entstand ein weites Feld, anderer bedeutender Meister, die er gewissermaßen als das nach entsprechenden Formen verlangte: Stücken, die „historische Last“ im Rücken verspürt hätte. Sein Œuvre nicht mehr primär zum Wohlgefallen eines Würdenträgers enthält sowohl eine größere Anzahl an englischsprachigen komponiert wurden, sondern einer breiten Gesellschafts- Gesängen als auch Vertonungen deutscher Texte. Erstere schicht in Konzertsälen, aber auch in den Salons der rühren aus den Jahren nach 1790, als der bereits knapp eigenen Wohnungen präsentiert werden konnten. Ganz sechzigjährige Haydn von der Esterházy’schen Hofkapelle besonders eignete sich dafür neben solistischen und pensioniert wurde und in der Folge seinen weiteren Le- kammermusikalischen Formen das Klavierlied – Gesänge bensunterhalt freischaffend verdienen musste, was ihm für eine oder mehrere Singstimmen mit Begleitung des offenbar glänzend gelang. Der aus Bonn gebürtige Geiger Klaviers; oder um genauer zu sein: Werke für Klavier mit Johann Peter Salomon hatte sich bereits seit den frühen Gesang. Ebenso wie beispielsweise die Geigen- oder 1780er-Jahren in der britischen Hauptstadt einen Namen Cellosonaten der Zeit wurden diese Duo- oder auch Trio- gemacht und betätigte sich dort auch als Impresario. kompositionen zunächst in der Regel als „Klavierwerke“ Durch sein Einwirken gelang es, Haydn 1791/92 und kategorisiert. Die Vokal- oder anderen Instrumentalstimmen 1794/95 zu zwei längeren Aufenthalten zu verpflichten, hatten in ihren Parts im Prinzip kaum etwas anderes als die für diesen sowohl als Interpret wie auch als Komponist die Linie der rechten oder allenfalls der linken Hand des künstlerisch wie finanziell höchst erfolgreich verliefen und Klaviers parallel zu verstärken. Einmal mehr sind hier für die einige seiner großartigen Spätwerke mit sich brachten: Es Anfänge vor allem die Beiträge Joseph Haydns (1732–1809) entstanden etwa die „Londoner Symphonien“ Nr. 93–98 zu nennen, der ja auch als „Erfinder“ der Symphonie und sowie 100–104, die Sinfonia Concertante Hob. I:105, des Streichquartetts gilt, wenngleich das meistgesungene das „Reiterquartett“ Hob. III:74 und das „Zigeunertrio“ frühe Kunstlied sicherlich Mozarts „Das Veilchen“ KV 476 Hob. XV/25. Eine unmittelbare Folge aus den englischen ist, das 1785 auf einen durchaus schon ins romantische Aufenthalten war auch die Arbeit an der „Schöpfung“ Zeitalter weisenden Goethe-Text komponiert wurde. Den fast (1796–98), die zwar bereits sein drittes Oratorium war, gleichzeitig entstandenen Liedern von Haydn begegnet man aber in ihrer Dimension und Wirkungskraft ihr Vorbild in 3 den groß besetzten Oratorien Georg Friedrich Händels die Singstimmen dem Text Ausdruck verleihen, das aber hat, die er in Großbritannien hören konnte. auch im Klavierpart eine Vielzahl eigener Ausdeutungen zu Trotz der Überlegung, sich in Hinblick auf die ihm entgegen- den Worten aufweist. Inhaltlich stehen bei Haydn zunächst gebrachte Begeisterung gänzlich in London niederzulassen, eher pastorale Bilder und Liebesmotive im Vordergrund, kehrte Haydn nach seiner zweiten Reise erneut nach Wien in den englischen Werken greift der Komponist zudem zurück, wo er in seinem bereits 1793 erworbenen Haus in damals auf der Insel besonders populäre Themen auf: Neu der Vorstadt Windmühle seinen Lebensabend verbrachte. sind nun bei ihm Meeres- und Jagdlieder. Und schließlich Nur bedingt Kenntnis haben wir von Haydns Privatleben steht man bis heute den Gedichten der deutschen Lieder während seiner Londoner Zeit, und doch scheint es der 1770er- und 1780er-Jahre mit einiger Skepsis ob ihrer vorsichtig erlaubt zu sein, in welcher Form auch immer Qualität gegenüber, während man geneigt ist, den englischen Zusammenhänge zwischen diesem und seiner kreativen Liedern auch textlich durchaus höheres bis hohes Niveau Arbeit anzunehmen. Wieweit der alternde Künstler, der zu attestieren. Es hat den Anschein, dass Haydn in Wien in seiner Ehe mit Maria Anna Aloysia Apollonia Keller dem Drang des Verlags Artaria nach damals gefragten (1729–1800) kein wirkliches Glück fand und in früheren und gut verkäuflichen Liedsammlungen nachkam und sich Jahren die Gesellschaft von Damen aus seiner Umgebung dazu auch beliebig Dichter vorschlagen ließ, ohne diese suchte, sich auch in Großbritannien nach neuer weiblicher allzu kritisch zu hinterleuchten. Dem entspräche auch das Bekanntschaft sehnte, bleibt spekulativ. Tatsache aber Faktum, dass diese Sammlungen in sich keinen wirklichen ist – und dies bezeugt einmal mehr die oft unterschätzte Faden, keine inhaltliche Linie aufweisen, wie sie etwa ab Modernität Haydns –, dass er Frauen auf künstlerischer den Zyklen Franz Schuberts zur großen Herausforderung Ebene durchaus schätzte und gleichwertig behandelte. Mit für die Komponisten wurden. In den späteren Liedern der Komponistin und Lyrikerin Anne Hunter (1742–1821) Haydns ist dieser Ansatz durchaus schon zu bemerken, fand er jedenfalls in England eine Freundin und Muse, deren insbesondere indem deutlicher Wert auf Kontrast hinsichtlich Dichtung ihn unmittelbar ansprach und auf die die meisten der Farben, Tempi und Tonarten gelegt wird. Dazu kommt, seiner insgesamt zwölf „Original Canzonettas“ zurückgehen. dass Haydn sich Anne Hunter wohl auch selbst als geeig- Es gibt einige auffällige Charakteristika, welche diese nete künstlerische Partnerin gewählt hat. Es mochte ein späteren Liedkompositionen im Vergleich zu den früheren Glücksfall sein, dass diese eine inspirierte Poetin war und deutschsprachigen Gesängen aufweisen. Zum einen ist Haydns nunmehr gestiegenem Qualitätsanspruch an die ganz entsprechend der permanenten Weiterentwicklung lyrischen Vorlagen entsprechen konnte. Die Bezeichnung Haydns während seiner langen Schaffenszeit in allen der Lieder als Kanzonetten war offenbar wiederum eine Gattungen eine deutlich kunstvollere Behandlung der Parts Anpassung an den Geschmack im Vereinigten Königreich, und insbesondere auch deren Gleichwertigkeit zu beach- in dem diese aus der italienischen Renaissance herrührende ten. Die Vokalstimme ist nun keineswegs nur mehr eine Bezeichnung für weltliche Vokalstücke noch bis in Haydns „Ergänzung“ zum Klavier, sondern tritt als Partner hervor. Zeit populär war und dem Publikum Gesänge „leichterer“ Deutlich erweitert ist das emotionale Spektrum, mit dem Art verhieß. Freilich sind die Haydn-Kanzonetten deutlich 4 anspruchsvoller aufgebaut, als die meisten bis dahin üb- ganz besonders gelten. Den Beschluss der ersten sechs lichen weniger namhafter Komponisten, und somit kaum Kanzonetten bildet – nach dem vorangegangenen Lied von Gewicht und Gehalt eines Liedes, wie wir es heute vermutlich kein Zufall – „Fidelity“, also die Treue. Es stellt verstehen, zu unterscheiden. Am Rande sei bemerkt, dass gleichzeitig den Höhepunkt der Sammlung dar, da es Haydn über eine immerhin so gute Tenorstimme verfügte, kompositorisch am ausgereiftesten erscheint. Leidenschaft, dass er einige seiner Kanzonetten bei vielen Gelegenheiten Aufwallung, Sehnen, Ergebenheit des Herzens werden in der selbst sang und dabei auch den Klavierpart spielte. Musik im Wechsel von dramatischem f-Moll und beseelten Die erste Sammlung, „VI Original Canzonettas“ Hob. XXVIa: Abweichungen in ein beschaulicheres As-Dur und nach F- 25–30, datiert von 1794 und wurde von Haydn im Eigenverlag Dur kontrastiert, wobei zudem wohl noch mehr als in den herausgebracht. Sie beginnt mit „The Mermaid’s Song“ (Lied vorherigen Liedern die Eigenständigkeit