(Squamata: Serpentes: Viperidae), in Niederösterreich

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(Squamata: Serpentes: Viperidae), in Niederösterreich ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Herpetozoa Jahr/Year: 1992 Band/Volume: 5_1_2 Autor(en)/Author(s): Kammel Werner Artikel/Article: Zur Situation der Wiesenotter, Vispera ursinii rakosiensis (Mehely, 1894) (Squamata: Serpentes: Viperidae), in Niederösterreich. 3-11 ©Österreichische Gesellschaft für Herpetologie e.V., Wien, Austria, download unter www.biologiezentrum.at HERPETOZOA 5 (1/2): 3-11 Wien, 30. August 1992 Zur Situation der Wiesenotter, Vipera ursinii rakosiensis (MEHELY, 1894) (Squamata: Serpentes: Viperidae), in Niederösterreich On the status of the Meadow Viper, Vipera ursinii rakosiensis (MEHELY, 1894) (Squamata: Serpentes: Viperidae), in Lower Austria WERNER KAMMEL KURZFASSUNG Im Zeitraum von Mai bis September 1991 wurde im Gebiet zwischen den Gemeinden Himberg, Mitterndorf, Götzendorf an der Leitha und Enzersdorf an der Fischa (alle im südöstlichen Niederösterreich) nach restlichen Vorkommen der Wiesenotter, Vipera ursinii rakosiensis, gesucht. Aufgrund der Untersuchung sind als potentielle Lebensräume nur noch zwei Areale in Betracht zu ziehen: 1. Das Gelände der ORF-Kurzwellensendeanlage bei Moosbrunn; dieses ist jedoch bestenfalls als suboptimaler Biotop für Vipera ursinii rakosiensis zu bezeichnen. 2. Als Lebensraum wesentlich besser geeignet erscheinen die "Pischelsdorfer Wiesen (Fischawiesen)"; der größte Teil dieser etwa 12 Hektar großen Wiesen steht unter Naturschutz. Für eine nachhaltige Bestandssicherung einer Wiesenotternpopulation werden diese Wiesen jedoch für nicht genügend groß erachtet. Ein Nachweis der Wiesenotter konnte nicht erbracht werden. ABSTRACT From May until September 1991 areas in the vicinity of the villages Himberg, Mitterndorf, Götzendorf an der Leitha, Enzersdorf an der Fischa (all SE Lower Austria) were inspected concerning possible relic populations of the Meadow Viper (Vipera ursinii rakosiensis). As a result of the investigations we can conclude that there are no more than two potential biotopes left in the area investigated: 1. The area of the ORF short-wave transmitter station at Moosbrunn which at the best may be classified suboptimal for V. ursinii rakosiensis. 2. Much more suited biotopes are provided by meadows near Pischelsdorf ("Pischelsdorfer Wiesen, Fischawiesen"). Most parts of this area (12 hectare) are preserved. Nevertheless, these meadows are considered to be of insufficient size to guarantee persistent stocks of Meadow Vipers. No evidence on the presence of Meadow Vipers was obtained. KEYWORDS Vipera ursinii rakosiensis, Lower Austria, distribution EINLEITUNG Die Wiesenotter, Vipera ursinii rako- reichische Gesellschaft fur Herpetologie siensis (MEHELY, 1894), eine im ersten ein von der Naturschutzabteilung der Drittel des 20. Jahrhunderts noch regel- Niederösterreichischen Landesregierung fi- mäßig im Gebiet der Ungarischen Tief- nanziell unterstütztes Projekt zur Erfassung ebene und ihrer Ausläufer angetroffene geeigneter Lebensräume und eventueller Giftschlange, ist nach den Beobachtungen Restbestände von Wiesenottern im Bereich der letzten Jahre in großen Teilen ihrer ihrer ehemaligen niederösterreichischen ehemaligen Heimat ausgerottet oder sehr Vorkommen (CABELA & TIEDEMANN selten geworden (CORBETT & al. 1985) 1985) im Raum Wiener Becken / Feuchte und nur noch an wenigen geschützten Plät- Ebene. zen in Ungarn (Kiskunsag und ehemalige Der letzte Nachweis dieser Schlange militärische Übungsgebiete) mit einiger in Österreich datiert aus dem Jahre 1973 Häufigkeit zu finden. und wurde durch den Fund eines überfah- Den internationalen und nationalen renen Jungtieres im Bereich Zitzmannsdor- Bestrebungen zum Schutz dieser ptter fer Wiesen (Seewinkel / Burgenland) er- Rechnung tragend, beantragte die Öster- bracht. Spätere Meldungen aus verschie- ©Österreichische Gesellschaft für Herpetologie e.V., Wien, Austria, download unter www.biologiezentrum.at WERNER KAMMEL denen Teilen des ehemaligen öster- Als ausgesprochen stenökes Tier des reichischen Verbreitungsgebietes, die in pannonischen Flachlandes (120 - 200 m Form von Beobachtungen dem Natur- Seehöhe) benötigt die Wiesenotter ein Zu- historischen Museum in Wien zugingen sammentreffen von (Halb)trockenrasen und und denen seit Jahren nachgegangen wird, wechselfeuchten Wiesen. Erstere müssen erwiesen sich bisher als nicht verifizierbar gut strukturiert sein, um dieser Schlange bzw. beruhten auf Verwechslung mit der Hibernationsquartiere und Sonnplätze zu Schlingnatter (Coronella a. austriaca). bieten. Die Feuchtwiesen stellen das Nah- Der vorliegende Bericht umfaßt die rungsreservoir für die Sommermonate dar Ergebnisse des o. a. Projektes. Die Be- (WERNER 1930; SOCHUREK 1940; gehung derjenigen Restflächen, die auf- CORBETT & al. 1985). Durch die unter- grund ihres gegenwärtigen Zustandes und schiedliche Bodenfeuchtigkeit, bzw. zeit- der Biotopansprüche der Wiesenotter weilige Überflutung und durch geringfü- Hoffnungsgebiete darstellen, erfolgte gige Bodenerhebungen ergibt sich in einem durch den Verfasser im Zeitraum von Mai für die Wiesenotter optimalen Biotop ein bis September 1991. Der Untersuchungs- kleinräumiges Mosaik von Pflanzen un- raum umfaßt Gebiete zwischen den Ge- terschiedlicher Wuchshöhe. meinden Himberg, Mitterndorf, Götzen- Als potentielle Lebensräume wurden dorf an der Leitha und Enzersdorf an der nur Wiesenflächen in Betracht gezogen, Fischa, sofern sie nachfolgende Bedingun- die zumindest einige Hektar groß sind. gen einigermaßen erfüllen: UNTERSUCHUNGSGEBIET UND METHODE Das Hauptuntersuchungsgebiet wurde des Neubaches und des Kalten Ganges auf Basis der Daten der "Kartierung der (regulierte Zuflüsse der Schwechat) nach Herpetofauna Österreichs" (C ABEL A & nicht, bzw. extensiv genutzten Wiesen ge- TIEDEMANN 1985) festgelegt. Es liegt sucht. im Bereich der Gemeinden Himberg, Zur Bestimmung der Flora wurden Velm, Moosbrunn, Mitterndorf, Schra- die Arbeiten von JANCHEN (1975), nawand, Gramatneusiedl, Ebergassing, ROTHMALER & al. (1982, 1987) und Wienerherberg, Schwadorf, Enzersdorf, STEINBACH (1986), zur Vegetations- Margarethen am Moos und Götzendorf kunde die von HOLZNER (1986), WAL- (16°25'-16°37f ö. L. / 47°581-48°061 n. TER & BRECKLE (1986), STÜBER Br.; siehe Abb. 1). Hier wurde im Ein- (1989) und SCHUBERT (1991) verwen- flußbereich der Fischa und ihrer Zuflüsse det. Orthopteren wurden unter Verwen- (Reisenbach, Kiebitzbach, Jesuitenbach, dung des Buches von BELLMANN (1985) Neubach, Piesting und Fürbach), sowie bestimmt. ERGEBNISSE Raum Himberg / Velm (Fraxinus excelsior) und Traubenkirschen (Padus avium) bestehend, erhalten geblie- Ein Großteil des Gebietes zwischen ben. In diesem Bereich konnten an Repti- Himberg und Velm (16°25'-16°27I ö. L. / lien Natrix natrix (n = 2) und Lacerta 48°02-48°04' n. Br.) wird intensiv land- agilis (n = 3), an Amphibien Rana dalma- wirtschaftlich genutzt. Auf den restlichen tina (n = 2) und Rana lessonaelesculenta Wiesen längs des Neubaches ist ein Golf- (n > 100; vorwiegend am Ufer eines platz angelegt worden. Direkt am Neubach Drai-nagegerinnes und eines künstlich an- sind Auwaldreste, überwiegend aus Eschen gelegten Teiches) beobachtet werden. Für ©Österreichische Gesellschaft für Herpetologie e.V., Wien, Austria, download unter www.biologiezentrum.at Zur Situation der Wiesenotter, V. ursinii rakosiensis, in Niederösterreich V. ursinii fehlt ein geeigneter Lebensraum. Lacerta agilis. Die Wiesen zwischen den Die Begehung erfolgte am 04.07.1991, beiden westlichen Quellbächen sind sehr nachmittags. unterschiedlich ausgeprägt. Die nörd- licheren, offensichtlich intensiver be- Raum Moosbrunn / Mitterndorf / wirtschafteten Wiesen sind artenarm, Schranawand kaum strukturiert und einheitlich hoch- wüchsig. Ein teilweise verschilfter Naturschutzgebiet "Brunnlust11 Randbereich wurde im September ab- gebrannt. Im Quellgebiet der Piesting, süd- Der südliche Bereich ist, abgesehen westlich von Moosbrunn, befindet sich ein von den Wiesen direkt an der ORF-Zu- mehrere Hektar großer, unter Naturschutz fahrtsstraße, wesentlich besser strukturiert. gestellter Niedermoorkomplex (16°26' ö. Sie werden jedoch zum Großteil bereits L. / 48°00' n. Br.). Da dieser eine Ende Juni/Anfang Juli gemäht. überwiegend dichte, hochwüchsige Die Grundwasserquellbereiche längs Vegetation aufweist und ein für V. ursinii des östlicheren der beiden westlichen nötiger Trockenbiotop fehlt, wird er als Quellbäche, der zwischen Moosbrunn und potentieller Habitat für diese Schlange Mitterndorf entspringt, sowie längs der nicht in Betracht gezogen. An Reptilien dortigen Drainagegerinne besitzen Nie- konnte Natrix natrix (n = 2) gefunden dermoorcharakter. Auf diesen Flächen werden; weiters kommt hier Lacerta (nahe der ORF-Sendestation) kommen etli- vivipara pannonica vor, die allerdings che unter Schutz stehende Pflanzen in teil- diesmal nicht beobachtet wurde. Die weise großen Beständen vor: Gentiana Begehung erfolgte am 01. 06. 1991 pneumonanthe, Pinguicula vulgaris, Iris nachmittags. sibirica, Gladiolus palustris, Dacty- lorrhiza incarnata (auch var. ochroleuca), Das Gelände der ORF-Kurzwellensende- Dactylorrhiza majalis und Orchis anlage (Abb. 2) militaris. Auf Grund des spät aus- trocknenden Bodens wird hier erst im Das Gelände der ORF-Kurzwellen- September gemäht. Die Wiesen zwischen sendeanlage besteht zum Großteil aus un- den Drainagerinnen sind sehr heterogen terschiedlich intensiv bewirtschafteten und und werden, je nach Bodenfeuchtigkeit, zu bereits drainagierten Wiesen. Der
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