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Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin André Heller und Othmar Schmiderer. Österreich 2002

Film-Heft von Gerd Albrecht MEDIENMÜNDIGKEIT

Nichts prägt unsere Zeit mehr als die Revo- lution der modernen Medien. Im Zentrum der modernen Mediengesellschaft steht der Kinofilm. Wie Lesen und Schreiben zu den fundamentalen Kulturtechniken gehört, so gehört das Verstehen von Filmen und das Erkennen ihrer formalen Sprache zu den Kulturtechniken des neuen Jahrhunderts. Film bekommt mehr und mehr Bedeutung für die Einschätzung und Beurteilung der sozialen Realität, für die lebensweltliche Orientierung und die Identitätsbildung. Das Geschichts- bewusstsein, das nationale Selbstverständnis und das Verständnis fremder Kulturen werden in Zukunft mehr und mehr vom Medium Film mitbestimmt.

Es ist ein großes Defizit, dass junge Menschen heute viel zu wenig vom Medium Film wissen. Die Fähigkeit, auch im Medium der faszinierenden Unterhaltung den kritischen Blick nicht zu verlieren, die Fähigkeit, die Qualität eines Films beurteilen zu können, die Fähigkeit zur Differenzierung des Visuellen, des Imaginären und des Dokumentierten wird in Zukunft mit entscheidend sein für die Entwicklung unserer Medien-Gesellschaft.

Für den pädagogischen Bereich sind somit die Vermittlung von Medienkompetenz und Film- sprache von Bedeutung. Film ist Unterhaltung, Film ist aber auch Fenster zur Welt, Erzieher, Vorbildlieferant und Maßgeber. Medienkompetenz ist eine Notwendigkeit und gehört zu den modernen Kulturtechniken. Kino als Lesesaal der Moderne ist Ort der Unterhaltung und der Filmbildung. Kino ist Lernort.

Die Bundeszentrale für politische Bildung und das Institut für Kino und Filmkultur stellen sich die Aufgabe, diesen Lernort zu besetzen, die Medienmündigkeit zu fördern und die Bemühungen um einen bewussten und engagierten Umgang mit Film und Publikum zu unterstützen.

Thomas Krüger Horst Walther Präsident der bpb Leiter des IKF

Impressum Herausgeber: INSTITUT für KINO und FILMKULTUR (IKF) im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb (Berliner Freiheit 7. 53111 Bonn. Tel: 0 18 88 – 5 15 - 0 Fax: 0 18 88 – 5 15 - 11 3. E-Mail: [email protected] Homepage: www.bpb.de). Redaktion: Verena Sauvage, Horst Walther (IKF), Katrin Willmann (Bundeszentrale für politische Bildung). Redaktionelle Mitarbeit: Holger Twele (auch Satz und Layout). Titel, Umschlagseite und Grafikentwurf: Mark Schmid (des.infekt – bureau fuer gestaltung. Friedenstr. 6. 89073 Ulm). Druck: dino druck + medien GmbH (Schroeckstr. 8. 86152 Augsburg). Bildnachweis: Piffl-Medien (Verleih). ©Mai 2002

Anschrift der Redaktion Institut für Kino und Filmkultur. Mauritiussteinweg 86 - 88. 50676 Köln. Tel 02 21 – 397 48 - 50 Fax 02 21 – 397 48 - 65 E-Mail: [email protected] Homepage: www.film-kultur.de Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin Österreich 2002 Ein Dokumentarfilm von André Heller und Othmar Schmiderer Interview: André Heller Kamera und Ton: Othmar Schmiderer Schnitt: Daniel Pöhacker Länge: 90 Min. FSK: ab 12 J. FBW: wertvoll Preise: Panorama Publikumspreis, Internationale Filmfestspiele Berlin 2002

Film-Heft ... 3 IM TOTEN WINKEL – HITLERS SEKRETÄRIN Inhalt

Eine Frau spricht von einer „Ge- waltherrschaft, die so etabliert ist, dass sie die ganze Maschinerie (gemeint ist: eines Staates) beherrschen kann“. Auf eine Zwischenfrage nach dem Gewis- sen der Menschen spricht sie darüber, was Hitler den Deutschen eingeredet hat, und dass man „ein Gewissen auch schärfen oder einschläfern oder manipulieren“ kann.

Schrifttafeln informieren nun, dass unter dem Titel „Im toten Winkel“ ein Film zu erwarten ist, der von Hitlers Sekretärin handelt: Traudl Junge, Jahrgang 1920, die von 1942 bis Kriegsende Sekretärin bei war.

Traudl Junge, nun wieder im Bild, spricht te und wie sehr er an seinem Hund über ihre Schuldgefühle, dass sie für die- hing – private Dinge, denn Traudl Junge sen Mann gearbeitet hat, und erzählt dann war für Politisches oder Militärisches wie von ihrer Familie und davon, wie sie zu auch für die alltäglichen Arbeiten einer dieser Sekretärinnenstelle kam, wie sie im Vorzimmerdame nicht zuständig. Dezember 1942 zum ersten Mal Hitler be- Auf die Frage, ob das Thema „Jude“ ein gegnete, wie das Probediktat bei ihm Thema gewesen sei, erzählt sie, dass auf verlief und wie nach Stalingrad die Sekre- dem einmal Himmler an Hand ei- tärinnen beim Essen auch Hitlers Tischda- nes Beispiels von seinen Erziehungs-Me- men wurden. thoden im KZ gesprochen habe und ein anderes Mal Frau von Schirach den Füh- Dann berichtet sie, dass Hitler seine ver- rer auf die schreckliche Behandlung der brecherischen Ziele als Ideale verstand, Juden in Amsterdam angesprochen habe. dass er im privaten Bereich viel verbindli- Hitler, mit dem man nicht habe über Din- cher als in der Öffentlichkeit war, dass ge diskutieren können, „die irgendwo pre- seine Gesundheit trotz seiner Beschwer- kär oder schwierig waren“, habe darauf- den ein gewaltiges Arbeitspensum erlaub- hin die Gesellschaft verlassen.

4 ... Film-Heft Nicht der Einzelne, sondern das abstrakte ob das Stenogramm schon fertig abge- Gebilde der Nation und des Groß- tippt sei. Später diktiert Goebbels noch deutschen Reiches habe im Vordergrund einen Nachtrag: Er, der Gauleiter von Ber- von Hitlers Denken gestanden. Liebe und lin, wird erstmals einem Befehl Hitlers Erotik seien ihm nicht geheuer gewesen, nicht folgen, nämlich Berlin zu verlassen. obwohl zwischen ihm und eine Als die junge Frau schließlich erfährt, dass starke Anziehungskraft zu spüren war. Hitler tot und verbrannt ist, erscheinen ihr Eine Ehe habe Hitler für sich abgelehnt, „die anderen Menschen, die da noch rum- Kinder für sich ebenfalls, denn „Kinder hingen, plötzlich wie schlaffe Marionet- von Genies werden manchmal Kretins“. ten, die der Spieler losgelassen hat“.

Das Attentat vom 20. Juli 1944 habe bei Schrifttafeln informieren, dass Traudl Jun- ihr und anderen Panik bewirkt: „Was pas- ge in sowjetische Gefangenschaft kam, siert uns? Oder wer kann nach dem Füh- nach gelungener Flucht 1946 in ihre bay- rer den Krieg weiterführen?“ Hitler aber rische Heimat gelangte und dass sie, die habe sein Überleben gewertet als „ein Zei- zu keiner Zeit Mitglied der NSDAP war, chen, dass ich meine Mission zu Ende dort 1947 ohne Belastung entnazifiziert bringen muss“, denn „nur durch ihn kön- wurde bzw. als „jugendlicher Mitläufer“ ne Europa vor dem Bolschewismus geret- unter eine Jugendamnestie fiel. tet werden“. In Traudl Junge regten sich manche Zweifel, „aber eine Frage zu stel- Traudl Junge berichtet dann, dass „Ver- len oder eine Diskussion herauszufordern, gangenheitsbewältigung“ anfangs noch dazu fehlte dann doch der Mut“. nicht öffentlich diskutiert wurde, sondern erst mit dem Nürnberger Prozess und mit Ausführlich ist der Bericht von Traudl Jun- Büchern wie „Der SS-Staat“, dem Tage- ge über die letzten Tagen im Führerbun- buch der Anne Frank und Zeugnissen von ker der Reichskanzlei. Hitler hält bereits Widerständlern. Sie war beeindruckt, am 22. April alles für verloren, wird trotz „dass die Welt nach dem Kriege ganz an- gelegentlicher Hoffnungen stumpf und ders war, als Hitler sie geschildert oder apathisch und stellt den Getreuen frei, zu prophezeit hat“. Ihrer eigenen Vergangen- fliehen, sich umzubringen oder um ihr Le- heit habe sie sich erst gestellt, als sie auf ben zu kämpfen. Die Bunkeratmosphäre einer Gedenktafel für ent- bestimmen Gespräche über die sicherste deckte, dass sie im gleichen Jahr geboren Methode des Selbstmords und Galgenhu- und im gleichen Jahr hingerichtet worden mor nach Art von ‘Kopf hoch, solange er sei, in dem sie selbst zu Hitler kam. Der noch drauf ist!’, gelegentlich gehen die Film schließt mit den Worten: „Und in Frauen um Eva Braun noch in den früh- dem Moment habe ich eigentlich gespürt, lingshaften Garten der Reichskanzlei. Hit- dass das keine Entschuldigung ist, dass ler entmachtet als vermeintliche oder tat- man jung ist. Sondern dass man auch sächliche Verräter Himmler und Göring, hätte vielleicht Dinge erfahren können!“ die beide nicht im Bunker leben, und hei- ratet Eva Braun. Während dies im klein- sten Kreise gefeiert wird, diktiert er in ei- Eine letzte Schrifttafel informiert über Tä- nem Nebenraum Traudl Junge sein politi- tigkeiten, die Traudl Junge nach dem Krieg sches und sein privates Testament. Mehr- ausgeübt hat, ehe der Abspann die am fach fragt er in den folgenden Stunden, Film beteiligten Mitarbeiter aufführt.

Film-Heft ... 5 IM TOTEN WINKEL – HITLERS SEKRETÄRIN Problemstellung

IM TOTEN WINKEL lässt eine Frau Charakter grundlegend unterscheidet. Ob zu Wort kommen, die vom Dezem- und wie die verschiedenen „sozialen Rol- ber 1942 bis Ende April 1945 Adolf Hit- len“ verschiedenartige Verhaltensweisen lers private Sekretärin war, was allerdings zur Folge haben und verschieden wahrge- weder Vorzimmer-Tätigkeiten noch die nommen werden, gehört zu den Kernstük- Arbeit mit politischen oder militärischen ken der „politischen Psychologie“ und ist Texten umfasste. Traudl Junge, geb. am nicht nur für die Deutung von Hitlers Per- 16.03.1920, berichtet über den Umgang son und Wirkung erhellend. Über die Rol- mit Hitler im privaten Bereich aus der len-„Spiele“ des Menschen sagt schon Sha- Sicht eines Menschen, der erst später zu kespeare in „Wie es Euch gefällt“ (2. Akt, politischen Einsichten gelangte, der aller- 7. Szene): „Die ganze Welt ist Bühne und dings in politisch brisanten Situationen in alle Frau’n und Männer bloße Spieler. Sie Hitlers nächster Umgebung war (Fall von treten auf und gehen wieder ab. Sein Le- Stalingrad im Februar 1943, Attentat vom ben lang spielt einer manche Rollen ...“ 20. Juli 1944, die letzten Tage im April 1945 im Bunker der Reichskanzlei) und Hit- Ein von Traudl Junge selbst angesproche- lers „Charakter“ auch in den alltäglichen ner, durch die Gestaltung des Films (siehe Situationen des Führerhauptquartiers wie die Anmerkungen dazu!) stark betonter in den privaten Situationen des Berghofs Problemkomplex liegt in dem Bereich von miterlebt hat. Selbstfindung, Sozialisation, Selbstrefle- xion, Selbstkontrolle und Gewissensschär- Traudl Junge ist also das, was man heute fung, der aber auch den Komplex von Ver- eine Zeitzeugin nennt. Der Problemkom- führbarkeit und deren Rahmenbedingun- plex des „Zeitzeugen“ ist insofern einer gen umfasst. Dass Alter, Lebensziele, Um- der Gesichtspunkte, unter denen der Film welt und Zufall dabei wichtige Faktoren zu betrachten ist – verstärkt durch die sind, kommt in dem Film deutlich zur Spra- „Schlüsselloch-Perspektive“ der „Kam- che. Die „Zeitzeugin“ erweist sich hier als merdiener“-Funktion, die durch ihre Stel- „Zeitgenossin“ nicht nur ihrer Generation, lung als „Sekretärin“ bedingt ist. Beim sondern als „Schicksalsgenossin“ aller Zeitzeugen ist immer auch die Bedeutung Menschen. des von ihm miterlebend Beobachteten zu prüfen. Auch darf die Sicherheit, ob et- was so oder so geschehen und so oder Traudl Junge hat sich von der kurzen Epo- so zu deuten ist, nicht mit der Sicherheit che ihres damaligen Lebens „im Laufe der verwechselt werden, mit der er sich dazu Jahre emanzipiert“. Emanzipation, auch äußert. Gerade durch Zeitzeugen kann die wenn sie gebunden ist an das jeweilige Unterschiedlichkeit von „Alltagssituatio- geschichtliche Umfeld, kann man verste- nen“ und „Staatsaktionen“ zur Geltung hen als den Ausgang des Menschen aus kommen. seiner – individuell nicht verschuldeten, aber überwindbaren – Naivität (im An- klang an Kants berühmte Definition der Ein zweiter Problemkomplex ist durch den „Aufklärung“ formuliert). Selbstverwirkli- „privaten“ Charakter Hitlers vorgegeben, chung erweist sich als ein dafür nur dann der bei den Beobachtungen der jungen hinreichendes Wort, wenn in ihm auch die Frau im Vordergrund steht und nach ih- Selbstkorrektur, wie im Fall von Traudl rem Urteil sich von seinem „politischen“ Junge, mitenthalten ist.

6 ... Film-Heft Traudl Junge durchlebte die Jahre als An- des Films über die Wichtigkeit dieser Fra- gestellte in der „Kanzlei des Führers“ in ge hinaus sich in den Vordergrund schie- einem, wie sie sagt, „toten Winkel“, ab- ben kann. Über weite Strecken dieses In- geschottet von den politischen Vorgän- terviews erzählt die miterlebende Sekretä- gen und Ereignissen. Der Frage, wieweit rin, wie die Geschehnisse im Einzelnen sie dennoch „involviert“ war in das, was abgelaufen sind. Damit ist eine wichtige das Dritte Reich an Politik „produzierte“, Funktion und notwendiger Aspekt von hat sie sich dennoch, wie der Film zeigt, Geschichtsschreibung umschrieben, auf nicht entziehen wollen. Die Frage, wie- die historische Forschung und Darstellung weit Unkenntnis über politische Vorgän- jedoch nicht beschränkt bleiben dürfen. ge, (absichtlich von Menschen herbeige- Die Frage, ob es wirklich so war, wie Traudl führt, hingenommen, später behauptet Junge es beschreibt, markiert den ent- oder von anderen über sie „verhängt“) scheidenden Punkt. Denn letztlich ist dies von Verantwortungsgefühl, von tatsächli- gleichgültig. Entscheidend vielmehr ist das cher Verantwortung, von Schuld bzw. historische Urteil, ob die tatsächlichen von Mit-Schuldig-Werden und Mit-Schul- Abläufe im Führerbunker der Reichskanz- dig-Fühlen „befreit“, ist von ihr beantwor- lei oder das dort diktierte „Politische Te- tet worden, stellt sich aber jederzeit je- stament“ geschichtlich bedeutsamer sind. dem Menschen wieder neu. Traudl Junge hat ihr Mit-Beteiligt-Sein in der Maschine- Ein weiterer, im Film nicht angesproche- rie des Terrors jedenfalls nicht „entlastend“ ner, durch die junge Frau als Hauptperson verstanden. des Berichts aber vorgegebener Problem- bereich betrifft „Hitler und die Frauen“, Die „Krimi-Spannung“, wie alles denn nun also nicht nur „Hitlers Frauen“, wie man „wirklich“ gewesen ist, erweist sich als heute einige prominente seiner Verehre- ein vierter, von Traudl Junge wie vom Film rinnen nennt, sondern alle Frauen. Die allerdings nicht reflektierter Problemkom- Vorstellung, dass Frauen „begeisterungs- plex, der beim Ansehen und Besprechen fähiger“ sind – der Psychologie jener Zeit für die politische Sozialisation entliehen – hat zu tatsächlichen wie damals und spä- ter interpretatorisch erzeugten Anfälligkei- ten weiblicher Anhänger und Zuhörer des „Führers“ für seinen Nimbus und seine Ideologie geführt. Traudl Junge spricht sehr differenziert über ihre sich wandeln- de Einstellung zu diesem Mann, der ihr oberster Chef und gleichzeitig „Führer des Großdeutschen Reiches“ war. Die Rolle der Nähe bzw. Ferne zur „Bezugsperson“ ist bei der „Begeisterung für eine Persön- lichkeit“ nicht nur in diesem Falle von Be- deutung, bleibt aber zweitrangig gegen- über den Persönlichkeitsfaktoren des un- ter Beeinflussung geratenden oder sich be- gebenden Menschen, ob nun Mann oder Frau.

Film-Heft ... 7 IM TOTEN WINKEL – HITLERS SEKRETÄRIN Gestaltung

Nicht mit einem Vorspann be- den Aufnahmen in Beige eher stumm (vgl. ginnt der Film, sondern mit einer aber unter „Selbstzeugnisse“ das Zitat 2), in die Kamera blickenden, unbekannten später sind mit dieser Situation wichtige Frau, die ohne besondere Gestik und Mi- Äußerungen verbunden. Bei den meisten mik, aber durchaus lebendig in Gesicht Äußerungen trägt Traudl Junge jedenfalls und Sprachduktus ein, zwei Sätze sagt, den roten Pullover. Nur relativ selten trägt die wohl in den größeren Zusammenhang sie die Kleidung der späteren Aufnahmen. eines Gesprächs gehören. Auf die kurze Frage eines nicht sichtbaren Mannes nach Sehr bald zeigt sich, dass die Interview- dem Gewissen der Menschen antwortet Situation, in der sich Traudl Junge inten- sie mit Ausführungen darüber, dass Hitler siv der Kamera zuwendet, nicht durch das Gewissen der Deutschen zu manipu- Aufnahmen des oder der Interviewer ver- lieren versucht hat, und schließt (Anfang anschaulicht wird, sondern dass die Ka- der 2. Minute) wie als Motto (vgl. Zitat 1 mera sehr ruhig, ohne Schwenk (bis auf der „Selbstzeugnisse“) mit den Worten: einen einzigen) und ohne Annäherung oder Entfernung mit Hilfe des Zooms, ihr Und ich glaube, man kann ein Gewissen Gesicht aufnimmt – mal in Nah, mal in- auch schärfen oder einschläfern oder ma- tensiver in Groß, seltener aus der größe- nipulieren. ren Entfernung des Halbnah. Und es zeigt sich auch, dass der Film auf Veranschau- Dann erst machen Schrifttafeln deutlich, lichungen oder Kommentierungen durch dass der Film unter dem Titel IM TOTEN eingeschnittene Aufnahmen verzichtet. WINKEL über Hitlers Sekretärin Traudl Jun- Obwohl es heute „selbstverständlich“ und ge berichten wird: Jahrgang 1920 und von „unverzichtbar“ erscheint, dass zu ihren 1942 bis Kriegsende Sekretärin Hitlers, Sätzen über das „Vorzimmer“ Hitlers in zum Zeitpunkt der Dreharbeiten in Mün- der „Kanzlei des Führers“ Aufnahmen chen lebend (am 11. Februar 2002 ver- etwa der anderen Sekretärinnen oder der storben). Auch dass die Aufnahmen im Reichskanzlei von außen oder ihrer ent- April und Juni 2001 gemacht wurden und sprechenden Innenräume oder „wenigs- dass sie durch Vermittlung der Autorin tens“ von Hitler gezeigt werden, fehlt Melissa Müller zustande kamen, wird u. a. derartiges in diesem Film, der geradezu gesagt. „spartanisch“ auf zusätzliche Bilder und Dokumente verzichtet. Als wir Traudl Junge erneut im Bild se- hen, ist sie anders gekleidet als vorher • Beschränkung auf die (in Rot) erzäh- und betrachtet auf einem Bildschirm Auf- lende und auf die (in Beige) sich kom- nahmen von sich, die sie in der gleichen mentierende und ergänzende Traudl Kleidung wie zu Beginn des Films zeigen: Junge, die dabei lebhaft, aber ohne Nun ist sie Beige, in den ersten Aufnah- betontes Mienenspiel oder besondere men war sie Rot gewandet. Man muss Gestik spricht (vgl. Zitat 3 unter „Selbst- davon ausgehen, dass die Aufnahmen, zeugnisse“), die sie in Rot zeigen, früher entstanden • keine Aufnahmen des oder der Inter- sind (wohl im April 2001), während die viewer Aufnahmen in Beige als die späteren ver- • keine Aufnahmen von dokumentari- Ko-Regisseur und mutlich aus dem Juni 2001 stammen. schem „Fremd-Material“ zur Veran- Kameramann Hier am Anfang sind die kommentieren- schaulichung. Othmar Schmiderer

8 ... Film-Heft Auf diese Gestaltungsmittel hat man sich te); er gehört also wohl zu den Aufnah- nach zwölf oder fünfzehn Minuten einge- men vom April 2001, auf jeden Fall aber stellt. So lange dauert nämlich durchschnitt- zu der durch die Gestaltung des Films de- lich die Exposition eines langen Dokumen- finierten ersten Ebene ihres Berichts. tar- oder Spielfilms, die einem Thema, Problemstellung und Gestaltungsformen Am Schluss, nach Schrifttafeln, die über veranschaulicht. die Zeit von 1945 bis 1947 im Leben Traudl Junges informieren, kommen (Mitte der Abgesehen von der Anfangsfrage nach 83. bis Anfang der 86. Minute) noch ein- dem Gewissen stellt erst nach ungefähr mal Aufnahmen in Rot und in Beige un- einem Drittel des Films (in der 28. Minu- mittelbar hintereinander, also als Bericht te) der Interviewer (ohne dass man ihn und Kommentierung (siehe Zitat 7 der sieht) wieder eine Frage, und zwar nach „Selbstzeugnisse“). dem „Thema ‘Jude’“. Traudl Junge ant- wortet auf diese Frage in der ersten Si- Traudl Junge schließt hierauf (vgl. Zitat 8 tuation des Interviews, also in Rot (Zitat in „Selbstzeugnisse“), ehe der Abspann 4 unter „Selbstzeugnisse“), doch ist es folgt, mit den Worten: „Und in dem Mo- im Blick auf die Gestaltung des Films über- ment hab ich eigentlich gespürt, dass das raschend, dass diese Äußerungen zum keine Entschuldigung ist, dass man jung Thema „Jude“ nun fortgesetzt werden ist. Sondern dass man auch hätte viel- mit einer Aufnahme, in der Traudl Junge leicht Dinge erfahren können ...“ weder in Rot noch in Beige, sondern in Schwarz gekleidet ist. Denn dies bedeu- (Das bewegte Bild friert ein auf Standbild) tet: • Noch einmal führt der Film ein neues • eine „dritte Ebene“ ihrer Äußerungen, Stilmittel ein – das Standbild. Mit ihm auf jeden Fall ergänzend wie kommen- wird die Bedeutung der letzten Worte tierend, aber unklar, ob sie hinsichtlich von Traudl Junge besonders deutlich der Aufnahmen zeitlich vor oder nach unterstrichen. der „Beige-Ebene“ einzuordnen ist (sie- he Zitat 5 unter „Selbstzeugnisse“).

Im unmittelbaren Anschluss an diese Wor- te verschränken sich (Ende der 31. bis En- de der 35. Minute) die drei Berichts-Ebe- nen in der Reihenfolge „beige/schwarz/ rot“ sehr eng (siehe Zitat 6 der „Selbst- zeugnisse“): Die längste Passage, die sie in Schwarz (also auf einer zweiten Kommentar-Ebe- ne) bestreitet (von der Mitte der 35. bis zur Mitte der 43. Minute), betrifft dann das Attentat vom 20. Juli 1944. In Rot zeigt sie demgegenüber der mit fast einer halben Stunde längste Teil des Films (ge- gen Ende der 56. bis Mitte der 82. Minu-

Film-Heft ... 9 IM TOTEN WINKEL – HITLERS SEKRETÄRIN Selbstzeugnisse

Auf die kurze Frage eines nicht sichtbaren Interviewers (?) nach erleben. Aber ich scheue mich eigent- dem Gewissen der Menschen antwortet lich heute fast, die so deutlich darzu- Traudl Junge, dass Hitler das Gewissen stellen. (Zitat 3) der Deutschen zu manipulieren versucht (Kamera schwenkt beim letzten Satz hat. Sie schließt (Anfang der 2. Minute) auf ihre im Schoß ruhenden Hände.) wie als Motto mit den Worten: Nach der Anfangsfrage zum Gewissen Und ich glaube, man kann ein Gewis- der Menschen stellt nach ungefähr einem sen auch schärfen oder einschläfern Drittel des Films (in der 28. Minute) der oder manipulieren. (Zitat 1) Interviewer (ohne dass man ihn sieht) wie- der eine Frage, und zwar nach dem „The- ma ‘Jude’“. Traudl Junge antwortet auf Schon früh (Ende der 10. Minute) unter- diese Frage in der ersten Situation des In- bricht Traudl Junge, nun in Beige, die In- terviews, also in Rot, doch werden diese terview-Aufnahmen: Äußerungen zum Thema „Jude“ fortge- setzt mit einer Aufnahme, in der Traudl Und dann muss ich auch noch dazu sa- Junge weder in Rot noch in Beige, son- gen: Wie ich dann in Berlin in der Kanz- dern in Schwarz gekleidet ist (s. Zitat 5): lei des Führers war, da hab’ ich ja den Hitler nie zu Gesicht bekommen. Ich hab’ Gab es einen Augenblick, eine Stunde, zwar seine Privatpost gelesen und ich wo Sie das Gefühl gehabt haben, das hab’ die Liebesbriefe der Frauen an ihn Thema „Jude“ ist ein Thema? (Sie, in gelesen. Aber er selber hat überhaupt Rot, schüttelt den Kopf, sagt dann): keine Rolle gespielt. Den haben auch Ich werde Ihnen eine Situation nennen, die anderen (Sekretärinnen) nie gese- die am Berghof stattfand, und da war, hen. Der war in seinem Führerhaupt- ich glaube, nur ein einziges Mal auch quartier weit weg von seinem Vorzim- Himmler anwesend. Und da hat er von mer praktisch. (Zitat 2) KZs gesprochen. Und da hat er gesagt, er hätte eine Methode: Die werden sehr geschickt geleitet, nämlich zum Beispiel, Beim Anschauen früherer Aufnahmen wenn da ein Brandstifter ist, dann wird nimmt Traudl Junge (Ende der 27. Minu- der als Feuerwache eingesetzt – und te) in Beige zu diesen Äußerungen Stel- man kann sicher sein, dass da nie ein lung: Brand ausbrechen wird. Diese Bemer- kung ist das einzige Mal, dass das Wort Also, wenn ich das jetzt so anschaue „KZ“ in diesem Rahmen gefallen ist. Das und nachlausche, was ich da sagte: Wort „Jude“ ist praktisch in der Um- Das klingt alles so anekdotenhaft und gangssprache überhaupt nie vorgekom- so banal. Ich glaube, diese Eigenschaf- men. Dass Hitler mal irgendwas in sei- ten und diese persönlichen Facetten, nen Reden vom dem internationalen die er gehabt hat, sind gar nicht mehr Judentum oder den Juden gesagt hat, wichtig, weil die Gesamtwirkung so das ist untergegangen. Er hat ... zu dem fürchterlich war. Ich meine, es ist na- Thema hat sich nie jemand geäußert, türlich für mich damals ganz wichtig jedenfalls nicht in unserer Gegenwart. gewesen, diese menschlichen Züge zu (Zitat 4)

10 ... Film-Heft Auf der (zweiten) Reflexions-Ebene er- zählt (anfangs der 30. Minute) Traudl Jun- (beige): Aber manchmal denke ich, ge (im Anschluss an Zitat 4) zum Thema wenn ich Gelegenheit hätte, dem Hitler „Jude“: noch mal zu begegnen, sei es in dieser oder irgendeiner anderen Welt, ich wür- (schwarz): Eigentlich ist die einzige Er- de auf jeden Fall fragen, was er getan innerung, wo das Thema wirklich eine hätte, wenn er in seinem eigenen Stamm- Rolle gespielt hat, an einen Abend am baum jüdisches Blut entdeckt hätte, ob Berghof gewesen, als die Frau von Schi- er sich dann selbst vergast hätte. rach als Gast dabei war. Ich hab’ das aber nicht selber miterlebt, ich hab’s (schwarz): Der hat nicht in menschli- nur gehört, ich war grad’ nicht im Raum, chen Dimensionen gedacht. Die Mensch- als das passiert ist. Aber sie hat, die ja lichkeit hat bei ihm nie eine Rolle ge- eine relativ vertrauliche Position Hitler spielt. Es war immer der Übermensch, gegenüber hatte, plötzlich erwähnt und es war immer die Nation, es war immer hat den Führer darauf angesprochen, dieses abstrakte Gebilde von einem dass es also ganz schrecklich wäre, Großdeutschen Reich, das mächtig und wie die Juden in Amsterdam behandelt stolz und ... Aber der Einzelne hat bei werden: die werden da in die Züge ge- ihm nie eine Rolle gespielt, obwohl er pfercht und es wäre also eine so un- immer gesagt hat, er will die Menschen menschliche Behandlung ... glücklich machen. Er hat das KDF und Und er muss daraufhin sehr ärgerlich die Frauenwohlfahrt und die Kinderland- geworden sein: Sie soll sich nicht in Din- verschickung, diese Sachen gemacht. ge einmischen, die sie nicht versteht, Aber da war nie das persönliche Glück und es ist Gefühlsduselei und Sentimen- bei, das irgendeine Rolle gespielt hat. talität ... Er war eigentlich sehr aufge- (schwarz; Interviewer aus dem Off: bracht und ist auch gleich aufgestan- „Liebe war ihm unbekannt.“): den. hat den Saal verlassen und sich Er hat von Liebe eigentlich nie gespro- zurückgezogen. Und die Frau Schirach chen. Das Wort hab’ ich aus seinem ist nie wieder eingeladen worden auf Mund eigentlich nie gehört. Das fällt den Berghof. Ich glaube, mein Mann mir jetzt auf. hat mir das erzählt, der grad im Raum war. Und da war eine Gelegenheit, wo (rot): Er hat dann auch so ganz, man ich darüber nachgedacht hab’: Man kann muss fast sagen, primitive Vorstellun- eigentlich mit ihm nicht über Dinge dis- gen gehabt: dem größten Helden ge- kutieren, die irgendwo prekär oder bührt die schönste Frau. Er hat erzählt, schwierig waren. Das war die eine Sei- dass der Ley eine wunderschöne Frau te, die eigentlich eine Zicke (im Sinne gehabt hat. Und die muss auch sehr von „Auffälligkeit“?) war, wo eine Kon- schön gewesen sein. Aber das war so fliktsituation entstanden ist. (Zitat 5) eine Schönheit wie die Brigitte Helm, so eine marmorne, ungeheuer ebenmä- ßig blonde Schönheit. Ich glaub’, die Im unmittelbaren Anschluss an die vor- war wahnsinnig langweilig. Und er ausgehenden Worte (siehe Zitat 4 und 5) konnte zum Beispiel nicht verstehen, verschränken sich (Ende der 31. bis Ende dass ein Mann, der so eine schöne Frau der 35. Minute) die drei Berichts-Ebenen: hat, sie mit einer weniger schönen be-

Film-Heft ... 11 trügt. Er konnte also sich nicht vorstel- plötzlich ganz anders war, als Hitler sie len, dass eine Frau andere Qualitäten geschildert oder prophezeit hatte. Es war hat als nur die makellose Schönheit. ja plötzlich ein Geist der Freiheit da. Aber ich glaube nicht, dass er ein wirk- Und gerade die Amerikaner, ich bin ja licher Frauenkenner war. Ich habe auch erst ein Jahr nach (dem Beginn) der Be- nie das Gefühl gehabt, dass seine Be- satzung gekommen, aber gerade die ziehung zur Eva sehr stark erotisch be- Amerikaner haben sich als sehr gute tont war. Das war schon eine große Demokraten erwiesen und als hilfsbe- Anziehungskraft, aber – ich weiß nicht, reit ... ob ich das richtig beurteile – aber ich hab’ den Eindruck, Erotik war ihm nicht (beige): So habe ich gerade in der ers- so ganz geheuer. Ich kann’s nicht er- ten Zeit gar nicht daran gedacht, meine klären. Ich glaube, er war nicht zur Hin- Vergangenheit zu bewältigen. Natürlich gabe bereit. Und das ist ja doch bei Ero- habe ich diese Schrecknisse durch den tik etwas Entscheidendes. (Zitat 6) Nürnberger Prozess, durch die sechs Mil- lionen Juden und andersrassische Men- schen, die da umgekommen sind, als eine ganz erschütternde, fürchterliche Am Schluss, nach Schrifttafeln, die über Tatsache empfunden. Aber ich hab’ die Zeit von 1945 bis 1947 im Leben noch nicht den Zusammenhang herge- Traudl Junges informieren, kommen (Mit- stellt mit meiner eigenen Vergangen- te der 83. bis Anfang der 86. Minute) noch heit. Ich hab’ mich noch damit zufrie- einmal Aufnahmen in Rot und in Beige den gegeben, dass ich persönlich keine unmittelbar hintereinander: Schuld hatte und auch davon nichts ge- wusst hab. Von diesem Ausmaß hab’ (rot): Zur ersten Zeit, da war komi- ich nichts gewusst. Aber eines Tages scherweise die Vergangenheit gar kein bin ich an der Gedenktafel vorbeigegan- Thema, ist auch in der öffentlichen Dis- gen, die für die Sophie Scholl an der kussion keines gewesen. Es gab auch Franz-Josef-Straße befestigt war. Und noch nicht die Bücher. Es gab auch in da hab’ ich gesehen, dass sie mein Jahr- der politischen Diskussion noch nicht gang war und dass sie in dem Jahr, als die Vergangenheitsbewältigung. Selbst ich zu Hitler kam, hingerichtet worden der Nürnberger Prozess hat nicht diese ist. (Zitat 7) Wirkung ausgelöst wie dann später in den sechziger Jahren. Ich weiß nicht warum, aber da ist plötzlich die ganze Literatur und da sind auch die Stimmen laut geworden. Da ist „Der SS-Staat“, Traudl Junges Schlusswort (im Anschluss da kam auch „Das Tagebuch der Anne an Zitat 7) lautet vor dem Abspann: Frank“. Und es kamen auch noch Men- schen, die überlebt hatten und auch da- Und in dem Moment hab’ ich eigentlich gegen waren. Es kamen auch die Geg- gespürt, dass das keine Entschuldigung ner zu Wort. Und vor allem, was mich ist, dass man jung ist. Sondern dass also ganz entscheidend beeindruckt hat, man auch hätte vielleicht Dinge erfah- war ja, dass die Welt nach dem Krieg ren können ... (Zitat 8)

12 ... Film-Heft IM TOTEN WINKEL – HITLERS SEKRETÄRIN Fragen

? Welche Bedeutung hat, was Traudl Junge berichtet, für die Beurteilung des Nationalsozialismus und der genannten Personen? Welche promi- nenten Nationalsozialisten und damaligen Politiker werden von ihr er- wähnt? Was erfährt man über sie? ? Wie ist nachprüfbar, was Traudl Junge berichtet? Ist es wichtig, dass man es nachprüft? ? Welche Vorteile, welche Nachteile hat die Perspektive der untergeord- neten Bediensteten, die Weltgeschichte miterlebt haben? Wie steht es mit der Frage ihrer Verantwortung? Was kann man von ihnen an Stel- lungnahmen zu den Geschehnissen erwarten, an denen sie beteiligt waren?

? Ist die Diskrepanz von Hitlers öffentlichem Auftreten und seinem priva- ten Verhalten erklärbar? Ist sie bei ihm auch anderswo belegt oder be- legbar? Kann man sie auch bei anderen Menschen des öffentlichen Le- bens beobachten? Wie ist sie zu beurteilen? ? Gibt es eine vergleichbare Diskrepanz von öffentlichem Auftreten und privatem Verhalten auch bei Traudl Junge? ? Welche politischen Taten Hitlers kommen bei Traudl Junge zur Sprache? Gibt es andere, die nicht angesprochen werden? ? Traudl Junge berichtet, dass sie erst „spät“ zu politischer Einsicht ge- langt sei. Sind Wandlungen in der politischen Einstellung im Verlauf ei- nes Lebens eher selten oder eher die Norm. Wie stand es damit bei Hit- ler? Gibt es andere Beispiele der Zeitgeschichte für „späte“ Einsichten? Und wie haben die Betroffenen und ihre Umwelt den Wandel der An- sichten beurteilt? ? Wäre es erforderlich gewesen, dass Traudl Junge möglichst bald nach Kriegsende zu ihrer früheren Tätigkeit, zu Hitler und zu den Taten des Dritten Reiches Stellung bezog? Fielen „Schuldbekenntnisse“ nach dem Ende des Dritten Reiches prominenten wie „normalen“ Deutschen leicht? Woran lag es, dass es so wenige gab? ? Kann man im Falle von Traudl Junge von einer „tätigen Reue“ hinsicht- lich ihrer Haltung im Dritten Reich sprechen? ? Kann und darf der Begriff „tätige Reue“ überhaupt in politischen Din- gen verwendet werden? Hat die deutsche Vereinigung von 1990 in die- ser Beziehung Erfahrungen gebracht? ? Ist Naivität in politischen Dingen ein Übergangsstadium zwischen Kind- heit und Reife? Ist sie „behandelbar“? Ist „kritische Einstellung“ und Vergleichbares auch Normen verpflichtet und welche könnten dies sein? Gibt es „Grenzen der Kritik“ und wo könnten diese liegen? Ü

Film-Heft ... 13 ? Welche Vorgehensweisen hat ein Journalist zu beachten, der sich kri- tisch mit Menschen auseinander setzt, die einem autoritären Staat ge- dient haben? Welche Möglichkeiten hat er, mit den Äußerungen der Be- troffenen umzugehen, und wie verhalten sich diese Möglichkeiten zum „journalistischen Ethos“? ? Dass Frauen auf Hitler besonders stark und positiv reagierten, ist im- mer wieder zu hören und zu lesen. Wie ist das zu beurteilen? Wie steht es mit prominenten Beispielen dafür und wie mit gegenteiligen Beispie- len? ? Die Intention von Traudl Junge ist die Schärfung des Gewissens. Wie macht man das? Was meint überhaupt „Gewissensschärfung“? Und: Kann man Gewissen manipulieren? Hat Hitler dies mit den Deutschen versucht oder gar getan? Wie kann man belegen, dass es so war oder auch nicht so war? Und vor allem: Was ist mit dem Wort „Gewissen“ gemeint, welche Bedeutung hat das Gewissen? ? Ausführlich und mit vielen Einzelheiten berichtet Traudl Junge von eini- gen wichtigen Ereignissen, die sie in unmittelbarer Nähe Hitlers miter- lebt hat, z. B. vom 20. Juli 1944 und von den letzten Tagen im Bunker der Reichskanzlei. Wie wichtig sind bei solchen Ereignissen die Einzel- heiten, die genauen Abläufe und Daten, der tatsächliche Wortlaut von Äußerungen für die Nachgeborenen und für die historische Forschung? Kann es positive oder negative Folgen haben, wenn diese Fakten mehr Gewicht erhalten als die „großen“ Zusammenhänge?

Aufgaben zur Vertiefung des Themas Eine Gestaltungs-Aufgabe: ? Wie kann man mit dem Text von Traudl Junge einen Bildband oder ei- nen Film gestalten, in dem als Kommentar läuft, was sie gesagt hat? Wie würde eine Fernsehsendung gestaltet sein, die ihren Text als „Vor- lage“ verwendet? Und eine ergänzende Frage zu medialen Darstellungs- weisen: Was verändert sich mit diesen verschiedenen Gestaltungs- weisen gegenüber der Konzeption des Films? Eine Recherche-Aufgabe: ? Was antworten Menschen, die den Nationalsozialismus noch erlebt ha- ben, auf die Frage, ob man ihnen das Video mit dem Bericht von Traudl Junge vorführen darf? Was sagen sie dabei über den Nationalsozialis- mus? Was sagen sie über sich im Dritten Reich, was über Hitler, was über die Auseinandersetzung mit den Leistungen und Untaten des Drit- ten Reiches? Und eine ergänzende Frage zu Unterschieden der persönli- chen Vergangenheitsbewältigung: Worin unterscheiden sich die Stand- punkte von Traudl Junge und der befragten Mitbürger?

14 ... Film-Heft Film-Heft ... 15 IM TOTEN WINKEL – HITLERS SEKRETÄRIN Materialien

Das Politische Testament Adolf Hitlers (in Auszügen), das Traudl Junge in den ersten Stunden des 29. April 1945 diktiert hat.

Mein politisches Testament der deutschen Geschichte so oder so ein- Seit ich 1914 als Freiwilliger mei- mal wieder der Same aufgehen zur strah- ne bescheidenen Kräfte im ersten, dem lenden Wiedergeburt der nationalsoziali- Reich aufgezwungenen Weltkrieg einsetz- stischen Bewegung und damit Verwirkli- te, sind nunmehr über dreißig Jahre ver- chung einer wahren Volksgemeinschaft. gangen. Vor allem verpflichte ich die Führung der Nation und die Gefolgschaft zur peinli- In diesen drei Jahrzehnten haben mich bei chen Einhaltung der Rassegesetze und all meinem Denken, Handeln und Leben zum unbarmherzigen Widerstand gegen nur die Liebe und Treue zu meinem Volk den Weltvergifter aller Völker, das inter- bewegt. Sie gaben mir die Kraft, schwers- nationale Judentum. Zitiert nach: te Entschlüsse zu fassen, wie sie bisher Max Domarus: Hit- noch keinem (!) Sterblichen gestellt wor- Gegeben zu Berlin, den 29. April 1945, ler, Reden und den sind. Ich habe meine Zeit, meine Ar- 4.00 Uhr Adolf Hitler. Proklamationen beitskraft und meine Gesundheit in diesen 1932-1945. B.11/2; drei Jahrzehnten verbraucht. Als Zeuge: Süddeutscher Ver- Dr. lag, München 1965 Es ist unwahr, dass ich oder irgend je- Martin Borman Hans Krebs. (S. 2236-2239) mand anderer in Deutschland den Krieg im Jahr 1939 gewollt habe. Er wurde ge- wollt und angestiftet ausschließlich von Filme, abendfüllend jenen internationalen Staatsmännern, die AUS EINEM DEUTSCHEN LEBEN – entweder jüdischer Herkunft waren oder THEODOR KOTULLA, BR Deutschland für jüdische Interessen arbeiteten ... Ich 1967/77 sterbe mit freudigem Herzen angesichts DER GROSSE DIKTATOR – Charles der mir bewussten unermesslichen Taten Chaplin, USA 1940 und Leistungen unserer Soldaten an der Front, unserer Frauen zu Hause, den Leis- HITLER, EINE KARRIERE – Christian tungen unserer Bauern und Arbeiter und Herrendoerfer + Joachim C. Fest, dem in der Geschichte einmaligen Einsatz BR Deutschland 1976/77 unserer Jugend, die meinen Namen trägt. IN JENEN TAGEN – Helmut Käutner, Deutschland 1947 Dass ich ihnen allen meinen aus tiefstem DER LETZTE AKT (= Es geschah am Herzen kommenden Dank ausspreche, ist 20. Juli = Aufstand gegen Hitler) – ebenso selbstverständlich, wie mein Georg W. Pabst, BR Deutschland 1955 Wunsch, dass sie deshalb den Kampf un- MEIN KAMPF – ERWIN LEISER, ter keinen Umständen aufgeben mögen, Schweden 1959 sondern, ganz gleich wo immer, ihn ge- gen die Feinde des Vaterlandes weiterfüh- SEIN ODER NICHTSEIN – Ernst Lubitsch, ren, getreu den Bekenntnissen eines gro- USA 1942 ßen Clausewitz. Aus dem Opfer unserer DIE WEISSE ROSE – Michael Verhoe- Soldaten und aus meiner eigenen Verbun- ven, BR Deutschland 1982 denheit mit ihnen bis in den Tod wird in

16 ... Film-Heft Rundfunkansprache (in Auszügen), gehalten im März 1941, in dem Monat, in dem Traudl Junge nach damaligem Recht volljährig wurde.

Deutsche Hörer! aus den Erfolgen, die ihre Verbrechen ih- ... Diesmal hört ihr meine eigene nen noch einbringen und die nichts weiter Stimme ... Es ist die Stimme eines Freun- als neue hoffnungslose Verbrechen sind ... des, eine deutsche Stimme; die Stimme Den Widerstand Englands, den Beistand, eines Deutschland, das der Welt ein an- den Amerika ihm leiht, brandmarken eure deres Gesicht zeigte und wieder zeigen Führer als »Kriegsverlängerung«. Sie ver- wird als die scheußliche Medusenmaske, langen »Frieden«. Sie, die vom Blute des die der Hitlerismus ihm aufgeprägt hat. Es eigenen Volkes und anderer Völker trie- ist eine warnende Stimme, – euch zu war- fen, wagen es, dieses Wort in den Mund nen ist der einzige Dienst, den ein Deut- zu nehmen, Friede – damit meinen sie: scher wie ich euch heute erweisen kann; Unterwerfung, die Legalisierung ihrer Ver- und ich erfülle diese ernste und tiefge- brechen, die Hinnahme des menschlich fühlte Pflicht, obgleich ich weiß, dass kei- Unerträglichen. Aber das ist nicht mög- ne Warnung an euch ergehen kann, die lich. Mit einem Hitler gibt es keinen Frie- euch nicht längst vertraut, nicht längst in den, weil er des Friedens von Grund auf eurem eigenen, im Grunde nicht zu betrü- unfähig und weil dieses Wort in seinem genden Wissen und Gewissen lebendig Munde nur eine schmutzige, krankhafte wäre. Euch warnen heißt: euch in euren Lüge ist – wie noch jedes Wort es war, eigenen schlimmen Ahnungen bestärken; das er je gab und sprach. Solange Hitler es heißt: euch versichern, dass diese un- und sein Brandstifter-Regime bestehen, heilvollen Ahnungen wahr, dass sie nur werdet ihr Deutsche keinen Frieden ha- zu gerechtfertigt sind, – und diese Versi- ben, nie, unter keinen Umständen. Immer cherung muss man euch geben; denn an wird es weitergehen müssen, wie jetzt, die Erweckung allein eures Gefühles da- mit den trostlosen Gewalttaten, sei es für, dass ihr fürchterlich falsche Wege auch nur, um die Rachegeister zu bannen, geht, knüpft sich die Hoffnung, ihr könn- sei es nur, damit der riesengroß heran- tet diese Wege vielleicht doch noch ver- wachsende Hass euch nicht verschlinge. lassen. Euch warnen, Deutsche, heißt, euch in euren eigenen schlimmen Ahnungen be- Die im letzten und tiefsten Sinne des Wor- stärken, Ich kann nicht mehr tun. tes schlechten Menschen, die euch füh- ren, wissen wohl, dass euch übel zumute bleibt bei allen Siegen, das ihr dem Blend- werk dieser Siege misstraut und dass euch Zitiert nach: vor der unmöglichen, undurchführbaren Thomas Mann: Sklavenhalterrolle graut, die sie euch zu- Deutsche Hörer! muten. Sie wissen, dass ihr euch nach Radiosendungen Frieden, nach einem anständigen Zusam- nach Deutschland menleben mit den anderen Völkern der aus den Jahren Erde, nach dem Ende des schauerlich un- 1940 bis 1945; absehbaren Abenteuers des Hitler-Krieges Fischer, Frankfurt sehnt, und darum suchen sie mit allen 1987 (S. 22-24) Kräften Stimmungskapital zu schlagen

Film-Heft ... 17 IM TOTEN WINKEL – HITLERS SEKRETÄRIN Literaturhinweise

Unmittelbar zum Film nachlesbar bei Max Domarus: Hitler, Re- den und Proklamationen 1932-1945, Bd. Über die im Film dargestellten Jahre im II/2; Süddeutscher Verlag, München 1965 Leben von Traudl Junge berichtet das Buch von Traudl Junge: Bis zur letzten Stunde, Der Aufruf der „Weißen Rose“, mitverfasst Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben; Claa- von Sophie Scholl, auf die Traudl Junge sen, München 2002 sich am Ende des Films bezieht, ist zitiert bei Walther Hofer: Der Nationalsozialis- Menschen, die wie Traudl Junge 1920 mus, Dokumente 1933-1945, Fischer, geboren wurden, antworten auf die Frage Frankfurt/M 1982 „Haben Sie Hitler gesehen?“ in: Walter Kempowski: „Haben Sie Hitler gesehen? – Deutsche Antworten“, Hanser, Mün- chen 1973

Statements zum Nationalsozialismus und der nationalsozialistischen Zeit von Men- schen, die wie Traudl Junge 1920 gebo- ren wurden, findet man bei Guido Knopp: Einschlägige Literatur Hitlers Kinder, Bertelsmann, München 2000 Hannsmann, Margarete: Der helle Tag bricht an, Ein Kind wird Nazi. Goldmann, Eine Rundfunkansprache von Thomas München 1991 Mann über die Verantwortung und Schuld der Deutschen, gehalten in dem Monat, in Kershaw, Ian: Hitler 1889-1936 und Hit- dem Traudl Junge nach damaligem Recht ler 1936-1945. Deutsche Verlags-Anstalt, volljährig wurde, ist abgedruckt in: Tho- München/Stuttgart 1998 und 2000 (die mas Mann: Deutsche Hörer! Radiosendun- neueste große Biografie mit weiterführen- gen nach Deutschland aus den Jahren der Literatur) 1940 bis 1945; Fischer, Frankfurt 1987 Linge, Heinz: Bis zum Untergang, Als Chef Für den 29. April 1945, an dem Hitler des persönlichen Dienstes bei Hitler: Hg. Traudl Junge sein Politisches Testament v. W. Maser; München/Berlin 1980 diktiert hat, gibt es aus dem inzwischen von der britischen Armee besetzten Müns- Maschmann, Melitta: Fazit, Mein Weg in ter lesenswerte Tagebuch-Eintragungen die Hitlerjungend. dtv 1970 zu dem, was den Deutschen nun über das Regime bekannt und bewusst wird, bei Ruhl, Klaus-Jörg: Unsere verlorenen Jah- Paulheinz Wantzen: Das Leben im Krieg re, Frauenalltag in Kriegs- und Nachkriegs- 1939-1946, aufgezeichnet in der damali- zeit 1939-1949 in Berichten, Dokumen- gen Gegenwart; Verlag „Das Dokument“, ten und Bildern. Luchterhand, Darmstadt Bad Homburg 2000 1985

Das Politische Testament Adolf Hitlers, Schmidt, Maruta/Dietz, Gabi (Hg.): Frau- das er Traudl Junge in den ersten Stun- en unterm Hakenkreuz, Eine Dokumenta- den des 29. April 1945 diktiert hat, ist tion. dtv 1985

18 ... Film-Heft Was ist ein Kino-Seminar?

Ein Kino-Seminar kann Möglichkeiten er- Es besteht aber ein enormes Defizit hin- öffnen, Filme zu verstehen. sichtlich des Wissens, mit dem man Filme Es liefert außerdem die Chance zu fächer- beurteilen kann. übergreifendem Unterricht für Schüler Was unterscheidet einen guten von einem schon ab der Grundschule ebenso wie für schlechten Film? Gespräche und Auseinandersetzungen im Welche formale Sprache verwendet der außerschulischen Bereich. Das Medium Film? Film und die Fächer Deutsch, Gemein- Wie ist die Bildqualität zu beurteilen? schafts- und Sachkunde, Ethik und Religi- Welche Inhalte werden über die Bilder- on können je nach Thema und Film kom- sprache transportiert? biniert und verknüpft werden.

Umfassende Information und die Einbezie- hung der jungen Leute durch Diskussio- 2. Film als Fenster zur Welt nen machen das Kino zu einem lebendi- Über Filme werden viele Inhalte vermit- gen Lernort. Die begleitenden Film-Hefte telt: sind Grundlage für die Vor- und Nachbe- Soziale Probleme einer multikulturellen reitung. Gesellschaft, zwischenmenschliche Be- ziehungs- und Verhaltensmuster, Ge- Filme spiegeln die Gesellschaft und die schlechterrollen, der Stellenwert von Fa- Zeit wider, in der sie entstanden sind. Ba- milie und Peergroup, Identitätsmuster, sis und Ausgangspunkt für ein Kino-Semi- Liebe, Glück und Unglück, Lebensziele, nar sind aktuelle oder themenbezogene Traumklischees usw. Filme, z. B. zu den Themen: Natur, Ge- walt, Drogen oder Rechtsextremismus. Die in einem Kino-Seminar offerierte Dis- kussion bietet Kindern und Jugendlichen Das Kino eignet sich als positiv besetzter die Möglichkeit, gesellschaftliche Pro- Ort besonders zur medienpädagogischen blembereiche und die im Film angebote- Arbeit. Diese Arbeit hat innerhalb eines nen Lösungsmöglichkeiten zu erkennen Kino-Seminars zwei Schwerpunkte. und zu hinterfragen. Sie können sich also bewusst zu den Inhalten, die die Filme vermitteln, in Beziehung setzen und ihren 1. Filmsprache kritischen Verstand in Bezug auf Film- Es besteht ein großer Nachholbedarf für sprache und Filminhalt schärfen. junge Menschen im Bereich des Mediums Das ist eine wichtige Lernchance, wenn Film. Filme sind schon für Kinder ein fas- man bedenkt, dass Filme immer stärker zinierendes Mittel zur Unterhaltung und unsere soziale Realität beeinflussen und Lernorganisation. unsere Lebenswelt prägen. 50 Jahre Bundeszentrale für politische Bildung

Im Jahr 2002 feiert die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb ihr 50-jähriges Bestehen. Am 25. November 1952 wurde sie als Bundes- zentrale für Heimatdienst gegründet und erhielt 1963 ihren jetzigen Namen. 50 Jahre bpb stehen für 50 Jahre Bildungsarbeit zur Stärkung und Fortentwicklung der Zivilgesellschaft. Ziel der bpb ist es, mit ihrer Arbeit und ihren Bildungsangeboten Werte wie Demokratie, Pluralismus und Toleranz im Bewusstsein der Bevölkerung zu festigen. Ihre Bildungs- angebote greifen sowohl historische als auch aktuelle gesellschaftliche und politische Ereignisse oder Debatten auf. Ihre Aufgabe erfüllt die bpb in eigener gesellschaftspolitischer, pädagogischer und publizistischer Verantwortung. Zu den Grundsätzen ihrer Arbeit zählen Überparteilichkeit Artikel 1 [Menschenwürde; Grundrechtsbindun und wissenschaftliche Ausgewogenheit. chen ist unantastbar. Sie zu achten und zu s Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu un als Grundlage jeder menschlichen Gemeinsch Zu ihrem 50-jährigen Jubiläum bereitet die bpb eine Reihe öffentlicher Welt.(3) Die nachfolgenden Grundrechte binde Aktivitäten vor, darunter die „bpb: tour 2002“. Von Mai bis August 2002 prechung als unmittelbar geltendes Recht Arti wird ein bpb-Truck quer durch Deutschland fahren und an 27 Orten on; Recht auf Leben] (1) Jeder hat das Rech politische Bildung erlebbar und erfahrbar machen. Die „bpb: tour 2002“ r nicht die Rechte anderer verletzt und nicht ist konzipiert als Bildungs-, Informations- und interdisziplinäre Kommuni- Sittengesetz verstößt.(2) Jeder hat das Recht kationsplattform. Vor Ort werden die Angebote der bpb, aber auch die eit der Person ist unverletzlich. In diese Rech Arbeit lokaler gesellschaftlicher und politischer Initiativen präsentiert. werden. Artikel 3 [Gleichheit vor dem Gesetz; kriminierungsverbote] (1) Alle Menschen sind v leichberechtigt. Der Staat fördert die tatsäch Die bpb wird das Jahr 2002 nutzen, um neue Zielgruppen zu erschließen Frauen und Männern und wirkt auf die Beseiti und weiterhin für eine Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz von wegen seines Geschlechtes, seiner Abstamm politischer Bildung einzutreten. Im Zeitalter der elektronischen Medien nd Herkunft, seines Glaubens, seiner religiös stellt sie sich den erhöhten Anforderungen an schnelle und fundierte oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen Information durch einen Ausbau ihrer Online-Angebote und audiovisuellen Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreihe Produkte. die Freiheit des religiösen und weltanschaulich törte Religionsausübung wird gewährleistet. ( 50 Jahre bpb – 50 Jahre eine gute Adresse für politische Bildungsarbeit

Bundeszentrale für politische Bildung Berliner Freiheit 7 Tel 0 18 88 / 5 15 - 0 [email protected] 53111 Bonn Fax 0 18 88 / 5 15 - 1 13 www.bpb.de

Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt in einer immer komplexer werdenden Welt aktuelle Wissensinhalte zur politischen Orientierung zur Verfügung. Mit ihren Bildungsangeboten fördert sie das Verständnis politischer Sachverhalte, festigt das demokratische Bewusstsein und stärkt die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit. Aktuelle und historische Themen greift sie mit Veranstaltungen, Printprodukten, audiovisuellen und Online-Produkten auf. Veranstaltungsformate der bpb sind Kino- seminare, Studienreisen, Wettbewerbe, Kongresse, Messen, Ausstellungen, Tagungen, Festivals und Kulturveranstaltungen sowie Events und Journalistenweiterbildungen. Als eine Institution der staatlich verfassten politischen Bildung fördert die bpb außerdem mehr als 300 Träger der politischen Bildung.