<<

EURÓP * HUROP. EUROPARAT

CONFERENCE CONFERENCE DES POUVOIRS LOCAUX • OF LOCAL AND REGIONAL ET RÉGIONAUX DE L'EUROPE AUTHORITIES OF EUROPE

EUROPAKONFERENZ DER GEMEINDEN UND REGIONEN

•Strassburg, den 28. Mai 1980 CPL (15) 5 (GB)

FÜNFZEHNTE TAGUNG

(Strassburg, 10» - 12* Juni 1980)

BERICHT CONGRESS006648 über

"REGIONALE INSTITUTIONEN IN EUROPA" (Berichterstatter: Dr. A. GALETTE)

ANHANG . ZUR BEGRÜNDUNG

Darstellung der regionalen Strukturen der einzelnen Länder

- GROSSBRITANNIEN -

64,773 09.2

LE DOCUMENT NE SERA PLUS DISTRIBUÉ EN RÉUNION PRIlRE DE VOUS MUWIR DE CET EXEMPLAIRE. Großbritannien

I. Vorbemerkungen

Träger der öffentlichen Verwaltung auf den der Zentra1 regierung nachgeordneten regionalen und lokalen Ebenen in Großbritannien sind neben den besonderen Regio- nalbehörden für Nordirland, Schottland und einmal die Verwaltungseinheiten des "" (local autho- rities), zum anderen die aus der Zentralregierung ausge- gliederten und ihr nachgeordneten regionalen und lokalen Behörden (regional Organisation of government Departments)» und sch1ießl ich die vor al1em in Zusammenhang mit der "Nationalisierung" (nationa1isation) wirtschaftlieher und administrativer Betriebe und Einrichtungen vermehrt gebil- deten "public corporations" (öffentliche Gesellschaften). Während das System des Local Government auf eine lange geschieht!iche Tradition zurückgeht, gehören die beiden anderen Formen öffentlicher Verwaltungsbetätigung auf re- gionaler und lokaler Ebene im wesentlichen der Geschichte des 20. Jahrhunderts an.

Der Begriff "local government" bezeichnet einmal eine Gegenüberstellung zum "central government". Es ist dagegen nicht im Sinne einer Gegenüberstellung zur "staat- lichen" Verwaltung zu verstehen, wie sie unter anderem im französischen, italienischen und im deutschen Verwaltungs- recht im Verhältnis der "administration locale", der italieni- schen "amministrazione autarchica territoriale" oder der deutschen "kommunalen Selbstverwaltung" zur "staatlichen" Verwaltung (administration de l'Etat, amministrazione governativa) in Erscheinung tritt. Insbesondere kennt das englische Verwaltungsrecht kei nen Dual i smus...." sta.a.t Lieh e r." und "kommunaler" Verwaltung, der die gleichen Verwaltungs- einhelten (Tie p arte nie nt~s communes, provincie, Kreise) in einen staatlichen und einen kommunalen Bereich teilt. Lo- cal government in den Grafschaften, Distrikten, parishes ist von Natur aus ebenso Verwaltung des Staates in dessen Teilgebieten, wie central government für dessen Gesamtheit. Es ist deshalb auch mißverständlich, den Begriff "local government" in Verbindung mit dem Begriff "seifgovernment" zu bringen, wie dies der deutsche Verwaltungshistoriker und Politiker Rudolf von Gneist in seinen berühmten Dar- stellungen der englischen Verwaltung Ende des 19. Jahr- hunderts getan hat, in der offenkundigen Absicht, seine eigenen persönlichen Vorstellungen von der Neuordnung der deutschen, insbesondere der preußischen kommunalen Selbst- verwaltung durch eine subjektive Interpretation des briti- schen Verwa1tungssystems zu untersützen. Da' local government von Natur aus Verwaltung des Staates in dessen Teilgebieten ist, ist der britischen Verwaltungswissenschaft auch die Verwendung des Begriffs Dezentralisation für die Verwaltung durch die Gebietsein- heiten des local governments fremd, wie er vor allem im Verwa1tungsrecht Frankreichs und Italiens für die Bezeich- nung der Verwaltung durch örtliche und regionale Gebiets- körperschaf ten üblich ist..Als "decentrali sation" gilt da- gegen die Auslagerung von Außenstellen der zentralen Ré- gi erungs-departments, die zum Beispiel in Frankreich als "déconcentration" scharf vom Vorgang der "décentralisation" getrennt wird.

Mit dem Begriff "local government" ist ferner eine bestimmte Form der Verwaltungsführung verbunden. Es ist die Verwaltung der durch Gesetz bezeichneten öffentlichenÄnge- legenheiten im jeweiligen Gebiet, , durch gewählte, mit Rechtsfähigkeit ausgestattete Räte (coun- cils) oder im Falle der englischen parishes und walisischen "communi ti es ohne council durch die Versammlung der wahlbe- rechtigten Einwohner. Auch hinsichtlich der Zuordnung der Rechtsfähigkeit, der Fähigkeit also, Eigentum zu erwerben, zu klagen und verklagt zu werden, Steuern zu erheben, besteht ein nicht unwesentlicher Unterschied des britischen Rechts- systems zu dem der Staaten des westlichen Kontinents. Die Eigenschaft einer rechtsfähigen Körperschaft (body corpo- rate) ist nicht der Gebietseinheit als solcher, der , dem , dem parish, zugeordnet, sondern der.gewählten Vertretungskörperschaft (council). dieser Gebietseinheit, in den englischen parishes ohne council einer aus dem Vorsitzen- den des parish meeting und einem Beamten des jeweiligen district council bestehenden "parish trustees". Soweit die Gesetze den Einheiten des local government Aufgaben, Rechte oder Pflichten zuweisen oder organisatorisehe Regelungen treffen, ist Adressat gleichfalls nicht die jeweilige Ge- bietseinheit, county, distriet, . parish usw.., sondern deren, personalisierte und inkorpörierte, Vertretungskörperschaft, , district council, parishcounci1 usw. Es ist deshalb nur bedingt zulässig, für. die Verwaltungseinheiten des local government die in der kontinentalen Verwaltungs- wissenschaft gebräuchlichen Bezeichnungen "Gèbiet'skôrper- schaft", "collectivité territoriale", "ente autarchico terri- toriale" anzuwenden. Die Charakterisierung der "local authori- ties" als gebietsgebundene Ratskörperschaften träfe den Sach- verhalt be"sser.

Von den Verwaltungssystemen des westlichen europäischen Festlandes unterscheidet sich das System des local government schließlich dadurch, daß es.einen zusammenfassenden und e i n- hei tli chen Begri ff für die untersten, nicht mehr unterteilten Gebietseinheiten ("Gemei nden", "communes", "comuni", "Gementen" "primaerkommuner") nicht kennt. In und Wales ebenso wie in Schottland sind, mit Ausnahme von Greater , zwar alle (in. Schottl and:.régions ), und zwar auch die metropolitan counties, in district gegliedert. Nur ein Teil der aber, in der Regel die mit mittleren und größe- ren Stadtbezirken identischen, sind selbst unterste, nicht mehr unterteilte Einheiten des local governments. Der größere Teil ist in parishes, in Wales und in Schottland in communities, untergliedert. Anders als die englischen parishes und die walisischen communities besitzen allerdings die schottischen communities keinen mit Rechtsfähigkeit aus- gestatteten council; ihm stehen nur beratende Funktionen zu. Die schottischen communities werden folglich auch nicht als "local authorities" bezeichnet. Es erscheint danach zumindest zweifelhaft, ob sie neben, den districts als unterste lokale Verwaltungseinheiten im eigentlichen Sinne gelten können.

"Lokale", den kontinentalen "Gemei nden" usw. ver- gleichbare Einheiten im Sinne der Terminologie dieses Be- richts sind demnach in England und Wales sowohl die parishes oder communities, als auch die districts, soweit sie in parishes oder communities nicht unterteilt sind, in Schottland allemal die districts. Zur "regional en" Verwaltung im Sinne des hier verwendeten Begriffs müssen die in parishes oder communities unterteilten districts und die counties in England und Wales, sowie die in Schottland gezählt werden.

11. Zur geschieht! ichen, Entwicklung 'der lokalen und regional en Verwaltung in Großbr i ta nn i en und NordirlancT : ~~~

1. Local Government in England und Wales

Die Entwicklung der lokalen und regionalen Ver- waltung in den zum Vereinigten Königreich gehörenden Gebietsteilen England, Wa!es, Schottland und Nordirland geht auf unterschiedliche historische Wurzeln zurück. So hat sich auch das System des local government in Wales, Schottland und Nordirland gegenüber dem in Eng- land mehr oder minder wesentliche Eigentümlichkeiten bewahrt. Dennoch hat der über lange Zeiträume währende Einfluß des englischen Rechts im Sinne einer Anpassung jedenfalls des Grundmusters dieses Systems gewirkt. Es ist daran zu erinnern, daß Wales bereits seit 1536 mit England vereinigt ist, daß Irland schon vor seiner Zu- gehörigkeit zum Vereinigten Königreich von 1800 bis 1920 seit dem frühen Mittelalter jahrhundertelang ent- weder ganz oder doch mit großen Gebietsteilen von der englischen Krone oder englischen Vasallen beherrscht war, und daß schließlich Schottland seit 1603 in Perso- nalunion mit der englischen Krone und seit 170.7 äuch durch gemeinsames Parlament und eine gemeinsame Regie- rung mit England verbunden ist. Das in England gewachse- ne local government ist daher in seinen Grundzüqen auch das der drei anderen Gebietsteile des . Zentrale Gebietseinheit des local gövernment der englischen Geschichte ist die Grafschaft (county), deren frühere Bezeichnung "" noch in den Namen zahlreicher counties unserer Zeit anklingt, , , . , Buckinghamshire, , , - shire, und andere. Die den Grafschaften (coun- ties) nachgeordneten Gebietseinheiten, die d i s t r i c t s sind weitgehend künstliche Schöpfungen der Gesetzgebung des aus- gehenden vorigen Jahrhunderts, wenn sie auch in ihrer all- gemeinen Funktion als Unterteilungen der Grafschaften an die alten Hundertschaften (hundreds, wapentakes, wards) des Mit- telalters erinnern mögen. Die Städte () haben auch dann, wenn sie durch königliche Verleihung (royal charter) die herausgehobene Rechtsstellung von , wenn es sich um Bischofssitze handelte, von erhalten hatten, bei weitem nicht die staatsbildende Rolle gespielt, wie dies unter anderem in Italien oder Spanien, zum Teil auch in den deutschen Territorien der.Fall war. Wie vor allem der deut- sche Verfassungshistoriker Otto Hintze in seinen rechtsver- gleichenden Untersuchungen nachgewiesen hat (unter.anderem in "Staatenbildung und Kommunalverwaltung", 1924), bedingen sich die Entwicklung der Autonomie städtischer Verwaltungen und derjenigen der größeren Kommunalverbände wechselseitig. Wo es zu besonders starker Ausbildung autonomer Stadtver- fassung gekommen ist, wie z.B. in Italien und Spanien, da tritt die Seibstverwaltung größerer, regionaler Verwaltungs- einheiten entweder gar nicht in Erscheinung, oder sie ver- kümmert. Wo sich dagegen die Selbstverwaltung in den größe- ren Einheiten kraftvoll entwickelt, wie im alten England, in den preußischen Gebieten östlich der Elbe, in Ungarn, dort tritt die Rolle der städtischen Autonomie zurück.

Die englische Grafschaft geht in ihren Ursprüngen auf die Stammes- und Volksverbände der vornormannischen Zeit zurück. Daß sie als Grundelement des local gövernment, der Verwaltung des Staates in seinen regionalen Teilgebieten, die Jahrhunderte überdauert hat, ist einmal darauf zurück- zuführen, daß das Lehnswesen, der Feuda1i smus in England zu keiner.Zeit zur Vermischung vererblicher persönlicher Grund-, herrschaft und terri tori al er. pol i ti scher Herrschaf t geführt hat, zu einem System also, das in den Ländern des karolingi- schen Herrschaftsbereichs auf dem west- und südeuropäischen Festland nicht nur zur Gefährdung, teilweise Verhinderung der staatlichen Einheit geführt hat, sondern auch zur Zer- störung der alten landschaftlichen Volks- und Stammes verbän- de. Auch in den nordischen Staaten, Schweden, Norwegen und Dänemark, haben sich unter Voraussetzungen, die den in Eng- land gegebenen vergleichbar sind, die alten Landschaftsverbände in den , den Fylke und den Ämtern erhalten. Eine vyei tere' Ursache'für die Lebenskraft der Graf- schaften 1 a g i n der erfol grei chen Pol i ti-k., den grundbe- sitzenden Adel, Graf sc h a f t s r i 11 e r s c h g f t (. g e ntry )•• g eme i;n - säm mit den' herausgehobenen 'Bürgern der Städte gleichzei- tig mit den -Justiz- und"Verwa I tungsämtern der. Grafschaften z'u betrauen und si e an der Regierung des' Uandes imrP-ar.la- ment teilnehmen zu "lassen. So- wurde die Ausbildung e^nes Gegensatzes, eines Dua 1 i s m us'. zwi'schen s:taatl Tcher>::u.nd,.re- gi'bnaler (lokaler) V'erwal tung, wi e sie in Frankreich., ;iin Italien und zum Teil in Deutschi and erfolgte, vermieden. Das local government war und; blieb stets Verwaltung des Staates in.'s.e'inen regionalen Teilgebieten. ¡ 5'.

Da"s: Graf schaf ts', das Uber' fünf Jahr hunderte hin- weg die ¿¡nd.i vi dual i tä.t. der Lokalverwaltung erhalten und dennoch die Klammer zwischen dieser Verwaltung und der Re- gierung des Gesamtstaates dargestellt hat, war das d;es Frie- densrichters (Justice of the Peace). Seit 1360 wurden' jewei1s mehrere Justice of the Peace aus dem Kreis der Grundbesitzen- den, in der Rege.l rechtskundigen Honoratioren der Grafschaft vom König ernannt. Sie hatten die Ruhe und. Ordnung in der Grafschaft aufrecht zu erhalten, gemeinsam (courtof quar- ter session). oder auch einzeln Recht zu sprechen und ge- wisse Aufgaben der örtlichen Verwaltung zu. erfül1en. Dem Parlament stand das Recht zu, Vorschläge für die Berufung zum.Justice of the Peace zu machen,, ohne, daß allerdings der König daran, gebunden war. Mit dem Machtzuwachs des Parlaments in. der " glorrei chen Revolution" von 1.688 und dem Sturz des nach ab.sol uter,.Herrschaf t strebend'en .1 etzten Stuart-Köni gs. Jacob II. .(James II.), kr.äfti g't'e sich .auch die Stellung des Justice of the Peace in den Grafschaften ebenso wie die der privilegierten Städte.

D!as Amt de s vom König 'ohne Zusammen häng zur : ei nge- s e s s e'n e n Ari stokrati'e der Grafschaft selbst eingesetzten S heri.f f, das gelegentlich'mit' dem des frärizös i sehen Inten- danten und des späteren Präfekteri.verglichen worden i s t (unter anderem Brian Chapmariy L 1 Admi ni s trati on-' locaT en France,! 1955), verlor mit der Festigung der' Fri'edensri ch- ter-Verwa1tung an effektiver Bedeutung und wurde -aus .einem früher zeitlich unbegrenzten Amt in ein jährliches umgewan- delt. Das Amt besteht noch heute; es ist auf Aufgaben des Vollzugs von Urtei 1 eri'! und der Beri chterstattung ; bei Parl.a- mentswahlen beschränkt. Die 'ursprüngl ichen repräsentativen Pfli'ch'ten des sind auf den Lord-Li eutenant über- gegangen, der zunächst auch der Erste unter GlevcTven unter, den Justices of the Peace war; Er ist heute der persönli- che Repräsentant der Königin in der Grafschaft.' I • Mit der frühzeitigen Durchsetzung der Macht des Pari a- ments gegenüber der Krone und der engen personellen Verbin- düng des Parlaments mit den die Grafschaften u n d die Städte verwartenden Kräften hing auch die Entwicklung einer anderen Eigentümlichkeit des englischen Rechts zusammen, nämlich die alleinige Kompetenz des Parlaments zum Erlaß von Gesetzen und die Bindung aller Eingriffe der königlichen Regierung in die Freiheitsrechte der Bürger wie in die Rechte und Pflichten der Organe des local government an das Gesetz (rule of law). Dieses Prinzip der. Suprematie des Gesetzes hatte d i e für das englische local government besondere Folge seiner Beschränkung auf diejenigen Aufgaben ,~~die den lokalen Verwal- tungseinheiten durch Gesetz ausdrückli ch zugewiesen waren . Die noch heute für die Tätigkeit der Organe des local govern- ment streng beachtete "ultra v i res"-Doktri n hat hier ihren Ursprung. Die sogenannte ""Universalität des Wirkungskreises" der kommunalen Gebietskörperschaften, also das Recht, in ei- gener Verantwortung jede Aufgabe zu übernehmen, soweit nicht ein Gesetz entgegensteht, besteht nur in solchen Staaten, in denen sich die kommunale Selbstverwaltung im politischen Kampf gegen die Staat! i che Zentral gewal t durchgesetzt hat, wie z.B.. in den deutschen Ländern. In Staaten dagegen, in denen das zentrale, gesetzgebende Parlament und die lokale Gebietsver- waltung der gleichen Wurzel entstammen, und sich in Über- einstimmung der politischen Kräfte entwickelt haben, wie dies in England der Fall war, konnte das Recht der Aufgabenbestim- mung im einzelnen entweder der allgemeinen Gesetzgebung (public generál Statutes) oder dem S.ondergesetz für eine be- stimmte lokale Einheit (local act, private bill legistation) überlassen werden.

Das 19. Jahrhundert stellte die lokale und regionale Verwaltung auch in England sowohl qualitativ wie quantitativ vor gewaltige neue Probleme. Die rasche Industrialisierung, die Ballung der Bevölkerung in den Räumen.mit intensiver Ge- werbeansi edl ung führten neben der Ansammlung von Reichtum auch zu ausgedehnter Armut breiter Bevölkerungsschichten und zu fortschreitender Gefährdung der Volksgesundheit. Die physische und moralische Verwa hrl osung der. Industriearbei ter- schaft und die rückständigen sanitären und Wohnungsverhält- nisse forderten energische Maßnahmen. Dem notwendigen Ausbau der Sozialverwaltung und der Gesundheitsfürsorge waren die be- stehenden Einrichtungen des local government weder in den STädten noch in den Grafschaften gewachsen. Der auf der Tätig- keit unbesoldeter Honoratioren ruhenden Grafschaftsverwaltung durch die Justices of the Peace fehlte die notwendige Breite demokrati scher Legitimation ebenso, wie die erforderli che Un- terstützung durch beruflich tätige, fachkundige Dienstkräfte. Auf der Gebietsstufe zwischen den Parishes und den Grafschaf- ten fehlte eine leistungskräftige Gebietseinheit, die einer- seits in genügender Nähe zur Bevölkerung und zu den zu be- wältigenden Aufgaben eingerichtet war, andererseits aber in ihrer Größe eine ausreichende Verwaltungskraft sicherstellte. Die Verwaltungen der Städte wiederum waren durch personelle Verfügungen der sie beherrschenden bürgerlichen Oligarchien in einen Zustand der Leistungsunfähigkeit und der verbrei- teten Korruption geraten. Die Reformen, mit denen das Parlament nach einer besseren Anpassung der Verwaltungsorganisation an das neue Zeitalter suchte, bewegten sich zunächst in zwei verschie- denen Richtungen. Unter dem Einfluß der Ideen Jeremias Benthams (geb. 1748) und vor allem seines Schül ers Edwi n "Chadwick" (geb. 1801) entstanden mit dem Poor Law Act von 1834 und dem Pub!i c Health Act von 1848 Sonderbehörden (special purpose authorities) in ad hoc neugeschaffenen Verwaltungsbezirken oberhalb der Parishes, die poor law unions und s a n i t a ry d i s t r i c t s mit gewählten boards of guarcTTans bzw^ I. o c a 1 boards of health und einer von der Zentralbehörde straff gelenkten beruflichen Bürokratie. Der politische Akzent dieser Neuschöpfungen lag nicht so sehr in der "Demokratisierung" der Verwaltung durch Teil- nahme der Bevölkerung oder der von ihr gewählten Vertreter an ihrer Führung, sondern in der "Demokrati sierung durch straffe zentral istisehe Lenkung beruflicher Büro k r a t i en zur gleichmäßigen und durchgreifenden Versorgung"der Be- völkerung mit speziellen Verwaltungsleistungen.

Eine andere Tendenz hatte das Municipal Corporations Act von 1835. Mit ihm wurde die Verwaltung in zunächst 178 Städten in die Hände der counci1s gelegt, die durch gleiche, direkte Wahl der Steuerzahler (ratepayers), die mindestens drei Jahre in der Stadt ansässig waren, gebildet. Zu einem Viertel bestand das council aus von ihr gewählten "al dermen". Den Vorsitz hatte der gleichfalls vom council gewählte mayor. Die borough councils waren er- mächtigt, besoldete Beamte zu beschäftigen, zumindest einen clerk und einen treasurer. Die zentralen Kontrollfunk- tionen traten in diesem Gesetz erheblich gegenüber denen des Poor Law Act und des späteren Public Health Act zurück.

Die Demokrati sierung der Grafschaftsverwaltunq ließ eine weiteres halbes Jahrhundert nach dem Erlaß der Städte- ordnung auf sich warten. Mehrere Gesetzentwürfe (bills) aus den Jahren 1836, 1851, 1852, 1860 bemühten sich vergeblich um die Ersetzung der von der Krone ernannten Friedensrich- ter, soweit es sich um deren Aufgaben außerhalb der richter- lichen handelte, durch gewählte councils. Inzwischen hatten die Zahl der durch Spezialgesetze gebildeten Sonderbehörden und die Überschneidung ihrer Verwaltungsbezirke zu chaoti- schen, kaum mehr überschaubaren Verhältnissen geführt. Für das Jahr 1883 wurden 52 counties, 239 municipal boroughs, 70 improvement act districts, 1.006 urban sanitary districts, 41 port sanitary districts, 577 rural sanitary districts, 2.051 school board districts, 424 highway districts, 853 burrial board districts, 649 poor law unions, 14.946 poor law parishes und 5.064 highway parishes gezählt (Marri ot, Engl i s h political i n s t i tu t i on s, 1925 ). Ein interessantes Beispiel für eine Verwaltungsentwicklung im engeren regio- nalen, oder weiteren lokalen Raum bei Abwesenheit . einer einheitlichen AI 1zweck-Körperschaft vor allem in schwächer besiedelten Flächenrräumen. Erst unter der konservativen Regierung Salisbury und unter dem starken Einfluß der 1 iberal-radikäl en Unionisten Joseph Chamberlains kam 1888 das Local Government Act zustan- de, mit dem die Verwal tu"rig""der Graf schaf teVgrund 1 egend refor- miert wurde. Di e 'vöT^Tridenen' 3'9" 'Graf s'cHa'f ten Englands ebenso wie die 13 Grafschaften in Wales blieben in ihren historischen . Grenzen als "administrative counties" weitgehend erhalten. Zwei Grafschaften allerdings, Yorkshire und Lincolshire wurden in drei, zwei andere, und ^in zwei administrave coun- ties aufgeteilt. Die Insel Wight sowie die Landschaften Isle of Ely und wurden von den Grafschaften Hampshir Cambridgeshire und Northhamptonshire abgetrennt. London wurde mit einem besonderen Status eine eigene . Insge- samt entstanden so 62 Flächengrafschaften.Die Zahl der administra tive counties hat sich in den 84 Jahren bis zur Reorganisation des local government im Jahre 1972 nicht verändert..

Die Verwendung der historisch gewachsenen Grafschaften als Grundlage der Verwaltungsgliederung des Local Government Act 1888 führte zu erheblichen Unterschieden der Flächengrößen und Einwohnerzahlen der administrative counties. Grafschaften mi t Ge- bietsflächen von 7.200 qkm (Yorkshire, West ), 6.765 qkm (Devonshire), 5.319 qkm () standen neben solchen mit Ge- bietsflächen von nur 381 qkm (Isle. of Wight), 394 qkm (Rutland- shire), 600 qkm ().

Das Problem der großen Städte wurde in der Weise gelöst,, daß sie als "county boroughs" aus dem Verband der alten Graf- schaften herausgelöst und administrativ verselbständigt wurden. Das Gesetz von 1888 setzte die für eine solche Verselbständigung gegenüber der administrative county notwendige Mindesteinwohner- zahl auf 50.000 fest, gab allerdings auch vier kleineren Städten, Burton-on-Trent, , ehester und Worcester, den Status von county boroughs. Die Gesamtzahl der Stadtgrafschaften (county boroughs) betrug bei Inkrafttreten des Gesetzes 61 (ohne London) In späteren Gesetzen von 1926 und 1958 wurde die für ein Aus- scheiden aus dem Grafschaftsverband nötige Mindesteinwohnerzahl auf 75.000 bzw. 100.000 heraufgesetzt. Dennoch hat. sich die Zahl der county boroughs bis zum Zeitpunkt der Reorganisation 1972 ständig vermehrt. 1912 waren es 73, im Zeitpunkt der Neuordnung 1972 83 Städte.

Das dritte bedeutende Reformgesetz des 19. Jahrhunderts, mit dem das Netz von Gebietseinheiten mit allgemeiner und demo- kratisch 1egitimierter Aufgabenzus.tändi gkei t geschlossen wurde, war das Local Government Act 1894. Aus den bisherigen Gesund- heit s b e zTrFen (sanitary districts) entstanden die städtischen und die ländlichen Distrikte (urban and rural districts) als allgemeine Unterteilungen der administrative counties neben den grafschaftsangehörigen Städten (non-county-boroughs ). Den rural districts eingegliedert waren die (politischen) Kirchspiele (civil parishes), deren Gebiete wohl zum größeren Teil, keineswegs aber immer mit denen der kirchlichen Kirchspiele (ecc 1 esiastica 1 parishes) identisch waren. Nach der Neuordnung des local government durch die Gesetze von 1888 und 1894 gab es sonach in England und Wales drei unter- schiedliche Systeme des Stufenaufbaus der Verwaltung. Im ländli- chen Raum verteilten sich die Gebietseinheiten des locän govern - ments auf drei Gebietsebenen, die der parishes, der rural districts und der administrative counties. Die kleineren und mittleren Städte (boroughs) und neben ihnen die neugeschaffenen städtischen Distrik- te (urban districts) bildeten mit den sie überdachenden administra- tive counties einen zweistufigen Aufbau, während die aus den Graf- schaften ausgegliederten Städte (county boroughs) den ei nstufi gen Typus der zwischen die Bürger und die Zentra 1 regi erung' gelagerten Verwaltung repräsentierten.

Bei Abschluß der Reformgesetzgebung am Ausgang des 19. Jahr- hunderts gab es in England und Wales 61 administrative counties, 61 county boroughs, 244 grafschaftsangehörige Städte (non-county- boroughs), 789 städtische Distrikte (urban districts) sowie etwa 580 ländliche Distrikte (rural districts). Die Gesamtzahl der Kirch- spiel sgemei nden (parishes) mochte bei etwa 14.000 gelegen haben. Im Zeitpunkt.der Reorganisation des local government 1972-74 war die Zahl der county boroughs auf 83 und die der non-county-boroughs auf 259 angestiegen. Die der urban districts und der rural districts hingegen war auf 522 bzw. 468 zurückgegangen. Auch die civil parishe hatten sich auf etwa 11.800 vermindert.

Die innere Verfassung der Verwaltungseinheiten (local govern- ment units") war in den wesentlichen Grundzügen übereinstimmend ge- regelt. Eigentlicher Träger der Verwaltung in den Grafschaften (administrative counties) und den grafschaftsängehörenden städti- schen und 1ändlichen Distrikten (urban und rural districts) war ebenso wie in den grafschaftsfreien und grafschaftsangehörigen Städten (county und non-county-boroughs) das von den Steuerzahlern gewähl te. council . Die Angelegenheiten der Kirchspielsgemeinden (parishes) wurden nur bei einer Einwohnerzahl von in der Regel mindestens 200 von einem gewählten council verwaltet, bei gerin- gerer Bevölkerung von der Gemeindeversammlung (pari sh meeti ng). Auch für diese kleineren parishes konnte der Grafschaftsrat (county council) auf Verlangen des parish meeting die Wahl eines council anordnen. Betrug die Einwohnerzahl mehr als 200, mußte der Grafschaftsrat dem Verlangen des parish meetingstattgeben. Vor der Reorganisation des local government im Jahre 1972 gab es etwa 7.500 parish councils und 3.300 parish meeting.

Mitglieder der council aller Verwaltungseinheiten des local government waren einmal die gewählten councillors. Die Wahlzeit betrug jeweils drei Jahre, doch wurden nur in den Grafschaften und in den Kirchspielsgemeinden alle councillors gleichzeitig ge- wählt. In den Städten (county und non-county-boroughs) und den Distrikten (urban und rural districts) trat jährlich ein Drittel der councillors zurück und wurde durch Ergänzungswahlen ersetzt. Weitere Mitglieder der Grafschaftsräte (county council) zu jeweils einem Viertel waren die "aldermen", die, wie in den Städten, von den councillors auf die Dauer von sechs Jahren bei dreijährigem Wechsel je zur Hälfte hinzugewählt wurden. Sie mußten entweder ge- wählte councillors sein oder die Qualifikation zu diesem Amt be- sitzen. Durch Wahl zum alderman frei gewordene Sitze der councillors waren durch Nachwahl zu ergänzen. In den district councils und den parish councils gab es die Einrichtung der aldermen nicht. Der chairman des Council , in den Städten der mayo.r oder . Lord mayor, der .nicht unbedingt der Mitte des council entnommen werden mußte, wurde, ebenso wie sein Stel1 Vertreter für die Dauer eines Jahres gewählt. Die Unmöglichkeit, die anwachsen- den Aufgaben vor allem der Grafschaften, der. Städte und der Distrikte bis in die Einzelheiten ihrer Vorbereitung und Aus- führung durch eine einzige verhältnismäßig große gewählte Kör- perschaft währnehmen zu lassen, die Abneigung;andererseits, sie weitgehend beruflich tätigen Beamten zu überlassen, führte zur Aufteilung des council in eine wachsende Vielzahl kleinerer aktionsfähiger Kol 1egialorgane, der commi ttees , die wiederum in sub-committees untergliedert sein können. Die Entwicklung zur Verwaltungsführung in einem breitgefächerten committee-system gehört zu den Eigentümlichkeiten des britischen local govern- ment, die in. keinem anderen europäischen Staat einen Vergleich ; findet. Die damit verbundene Gefahr ungenügender Koordinierung des Entscheidungsprozesses und mangelhafter Gesamtplanung der verschiedenartigen Aufgaben, die sich mittelbar im Sinne eines, ungewollten, Machtzuwachses des beruflichen Verwaltungspersonals auswirken kann, hat in vielen Fällen Anlaß zur Einrichtung zen- traler Ausschüsse gegeben, "coordination commi ttees","general purposes commi ttees", "plann'ing commi ttees" oder andere.

Trotz des die Geschichte des local government beherrschen- den Prinzips der Verwaltungsführung durch gewählte, ehrenamtlich tätige Bürger hat die Ausweitung der Aufgaben und deren zunehmen- de Spezialisierung zur fortschreitenden Vermehrung des hauptberuf liehen Elements i n den Grafschaften, Städten und Distrikten ge- führt. Während noch für 1936 die Zahl der im "1ocal government Service" in England und Wales beruflich Beschäftigten ohne Lehrer Polizeibeamte und Hilfsdienste mit 130.000 angegeben wurde (Hasluck, Local government in England, 1936), betrug sie 1965 be- reits 758.000 (Jackson, Local government, 1967). Das Local Govern ment Act 1933, das erstmals die Bestimmungen sowohl der Städte- ordnungen von 1835 und 1882, wie die des.Grafschaftsgesetzes von 1888 und des Gesetzes über die Distrikte und parishes von 1894 zusammenfaßte, traf in seinem vierten Teil nähere Bestimmungen über die von den Verwal tungsei nhe.i ten des local government in jedem Falle zu beschäftigenden leitenden Beamten. Hierzu gehör- ten der "clerk", der "treasurer", der "medical officer of health" der "surveyor" in den Grafschaften, Städten und Distrikten, der oder die "sanitary inspector" in den Städten und Distrikten, der "clerk" in den von einem council verwalteten parishes. Unabhängig h'iervon haben vor allem die Räte der Grafschaften und der Graf- schaf tsstädte weitere leitende Beamte des technischen Dienstes und der Unterrichtsverwal tung .ei.n-gestel lt. Zumindest formal sind diese leitenden Beamten mit ihren Stäben jeweils bestimmten committees zugeordnet und deren "Gehilfen" (advisors) geblieben, wenn auch de facto den Berufsbeamten immer mehr an tatsächlicher Einwirkung auf den Entscheidungsprozeß zugewachsen ist.

Es ist bereits an anderer Stelle auf die Eigentümlichkeiten des Systems des britischen local government hingewiesen worden, daß jede Verwaltungseinheit nur diejenigen Aufgaben (powers and duti es) erfüllen kann, die ihr ausdrücklich durch allgemeines oder besonderes Gesetz (public oder local act) zugewiesen oder durchzuführen erlaubt sind. Daß also keine der lokalen oder re- gionalen Behörden über eine universelle Aufgabenzuständigkeit verfügt, die es ihr erlaubt, aus eigener Verantwortung und 6'hne ausdrückliche gesetz'l i che Ermächti gung ihren. Wi rkungs- 'Rréis'zu erWei'tern. Es ist sei bstverst.ähdl i ch'ni cht mögl i'ch im Rahmen dieses Berichts die "Entwickl ung dieser gesetzlichen A'ufgabenzutei 1 ung zu verfolgen. Allgemein läßt sich feststel- len,' daß die bedeutende Vermehrung der öffentlichen Aufgaben, die" dem. local government insgesamt' in den Jahrzehnten zwischen den Reformen des ausgehenden 19. Jahrhunderts und der Reorgani- sation des Jahres 1972 übertragen worden sind, zu einem größeren ' Tei 1 _d,en county council s als :.d e n district und pari s h co un ci Is zu ge fa lien sincH und daß" manche Aufgaben, die ursprünglich Von den parish councils oder auch, den district und borough councils erledigt wurden, in die Zuständigkeit der nächsthöheren Gebiets- ebene gehoben worden sind .~"P o'l i z e i (police servi ce ), Brand- schutz (fire service), Schulwesen (éducation), Straßenbau und -Unterhaltung' (highways)-, Stadt- und Landschaftsplanung (town ahd planning) sind Beispiele hierfür. Die Übertragung der Kra nke'nhäuser und Pflegeheime in die Zuständigkeit der zentral geleiteten Regional Hospital Boards und Hospital Management Committe'es durch das National Health Service Act 194 6, der großen Autostraßen in die des Verkehrsministers (Mi ni ster of Transport) durch das Trunk-Roads-Act 1946, die Nationalisierung der Elektrizitäts- und der Gasversorgung. durch Gesetze von 1147 und 1948, sowie schTïëBTich die über- leitung der Aufgaben der Wasserversorgung, Entwässerung, Ge- wäs.serunterhal tung auf zentral geleitete Wasserbehörden im Jahre 1973 haben die Einheiten des local government. insbeson- dere die Grafschaften von.einer Reihe wichtiger Aufgaben ent-. . Jastet.

Dië"Bildung solcher regionalen Sonderbehörden der Zen-" tra 1 régierung außerhalb des Systems des 1 oca 1 government muß ihre Ursache in der Auffassung des Gesetzgebers gehabt haben, daß die bestehenden al 1gemeinen Verwaltungseinheiten, insbe- sondere die administrative counties und county boroughs nicht „oder doch nicht durchweg .die", notwendige geographische Größe hattën, urn den Anforderungen der betreffenden' speziellen Auf- gäbe gerecht zu Werden. Es vollzog sich daniit,: im größeren régiônal'en Bereich, eine ähnliche Entwicklung, wie wir sie, "' : im engeren lokalen Bereich, vor den Reformen des 19. Jahrhun- derts kennengelernt haben T nfo 1 ge der ungériügendén' Größe und'Leistungskraft der 'allgemeinen'Verwal tungsei nhei ten ,. boroughs, parishes, bilden sich ad-hoc-Behörden für Spezial- aufgaben, deren wachsende Vielfalt und Bezirksüberschneidun- gen darin wiederum zur "Schaffung neuer, größerer Gebietsein- heiten mit allgemeiner Zuständigkeit Anlaß geben, damals der städtischen und ländlichen Distrikte (urban und rural districts).

Die Problematik wird weiterhin durch das Nebenei nander der wachsenden großen Städte (county boroughs) und der sie um; gebenden Flächengrafschaften (administrative counties) ver- stärkt, die nicht durch eine sie gemeinsam umschließende re- gionale Gebietskörperschaft miteinander verbunden sind, wie sie etwa durch das Département in Frankreich, die Provinz und die in Italien, das Bundesland oder den nordrhein- westfäl i s.chen Landschaf ts verband in der Bundesrepublik Deutsch- land repräsentiert wird. Das Herauswachsen der Bevölkerung aus den county boroughs in die benachbarten Grafschaften forderte die Ausdehnung auch der Grenzen der städtischen Verwaltungsein- _ 13~- .. ' CPL! (15) Q-X'GBY

1 ;; i-obfi: 7 ] ,,A:j<> ux • L.:U{ e» r 0 . ««if ,'^? "•»', = .)r... q h^i-jtp p,^5>'urfo|p!i?eri' s ert-s^ian-d' ¡damj/V; aucihyde^''S^euir^i ' : n a hmce ^ %e r ?cl'm:i n i Viru ^Äl te-o utot i e;sn (hepß usr. n lö s un. gep 'desPro - : r : ; bl eiits|j!d'urchj!il 'i'fei iBi l dühg ns;ame:r ;Ver%aJ ,tup&§s,tej jl e^ w;i e' ¡f^'' ! ! ; ! si e "c^ajr p-n'gjJ s'cWe. R ec h't - 'rhi't'3 denri jo'ii,nt; comijvUtees] pQ.erfaych , ^ : L : r, ri : u d,e^ .durJah^ r10 h a 1 * a >c% F£i s'fch¥f>f em d'e;m<3,0,1 •nffipßar&c, zur'',Ve.rljf Ü g'u stjejfjl¡te,",z£,i„ge':n+ . 7'pcii n"W ssrrWiwfe'are:tc-h' WeW« ^ '„ n ide-5ci;damr-t; „:veriundenen ,,. ,- Ver'z. li . , , auK rl;adly:iujfevflsftöl irg.e:ni ¡ ö;0;.unc-i;^.a1^snis^h;w^lr' erreycWb'a . . J n u U 3 .3 D r ^ j 2 r b n 0 v f d s v n 4 t>,, ¿. .. ;' 1 • ' . v,; ; Ti9 v r. i -isu 5 rraitsv nobno ! nov non ' l n ':'mU0D ns.i 1 <: i v nsJSrefiti rAlis:g.ajnvgr fdfef ndr^vß.fg'eV'lÜuhre 'hat"| s'i t-h ! eiifrie toneii t.e. j , D^s^iisfeifeom' üsiowjo^^ j^ah'^ea er'dji ri-i••gru?rijjeWftfeltti.Lrök a 1 "Ver-:,Ht w2ni3ßunrt.'gfsr-s®1i nilitei'bt'6p3-',wpe3 "«yJ^ ^^¡i'^iiVFg"'^ e berief b^Y* kfcire;. im ö g H-3T;c:hte:n:: ? i : n r Lösungen der Prob! ema^iVk' re^wtl^k!e^Tt . :Es gä.¥ tyo-ifSriWKSig&&tdriie.-;0¡5 sich auf mehr oder wenfger "umfa'ss'en'd'e'1 :;G'e'bji-e:tjsä'nd'er.ung'e.niimiVm; B^e'- rei c^.i-derj Grafschaften und der G r a f s c h a f t s s t"adTt e "EFesc R"r ä n k e n Jil-^q f r©Uwe' 'jbwm ilt.u-^g-,es,, ."„o.^e - t,i-.er - sys tenj'''latjs!0^Her ^K0'ri%entini:erun'g Ja 1 < e,r riZ^Sjtän..^"1' g^.^t^'rbei nur p r n p p r w a 1' -R i'i n n^p'in h fi it'! 7 w i! <; r h p-n Bü'raenn r,un.d. ".7e n t'rff'l r'ea iWtiWo

g-rä| s-,e |i a-i-1 s a n 'g.'e.B Ör4ä.en <10.$ s t r % k t g ifi o ü n d" \ S. t ä d t e ri;• y e rwa 11 e't'(w.u r de n. Wi ed'ern^pder|' Moäel 1 e; sufchten"!di e r Lösung ^¡n der^Bi Idiing ;;(.gf pS^' 1 räumi .gp,^ Regiönen''t 'r e g;i o hj -) w o b e r h ä -1 b k d .e ;r;, G r- a f s c h a ¡f; t e n' u f] dG r ä" f • ! s.c!h,a-f^,s-5 t.ä dit'e,,:'e.ri 'tw'e'cFiWal s"i Ge bd et sie i^ he,i t e n ,f.ü rrj e(i n ed e z e n t i; ä - f l.ifs,i PjKt'e.^ f,( pa c h!'; f ra.n'z Ö s'i s c'hefti ¡' S.p ra c h geb ra.uc«hd e ko n z ent rfi e r te) ^ J Res's;0ng ^WM-i^in-s'-teirÜ e;hr,oio,der - afi S r neue 'giqßäunii ge';" ; ! : r ; J Gebi etseTh h%i t ¥h i'm '"R'ä'hm'e^ dfe^sp ilrocäUig-pyerpvme!n;t-$y!^i.ehi.| 1 , '

Nach Kriegsende, _1945, wurde eine Local Government B_oun d a r y~CöTm m i ssiön_"¥Tl: . um fassenden Voll machten gebildet, deren ¥eri'cht""zwei Jahre später feststellte, daß eine wirk- same Gebietsreform von eil-jreKIgJr.uh:d-.l egien:deji1 ,F-u}n:k-ft,io¡na 1 -Ref'orm„ : : : b;eg,lr)e,i t^et, s,ein. .müsse, hierzu aber d"i e"~d eY~'*Kömm i s s4b'h" er t.e i 1 ; ! ; ;; tesiji, 1,m'ar cWt e n' '¡'ri i. c h t ¿Pu'S^enröh ;]%,u ff cd eri;, G/r.Ujn dil-a^g e,,. e-,i n e s ... Lp | lijtfi i^ih t^rf ^W e'^b'cPch st 9(hW hitAe? ^afiier l^^^jg^i'je r.u n ^ gü.^er T^'^e 6e[t|)'te^e: GfiÜ S^itfusn-die-r, Lflk^l.ti-^^Ö'^d^n ! , i , i | ! w juncij ^a ].'es* ;wurde ' d tfr cl i 5;GöS'e't z' wom :,-l;9:5;8 :-:j;e ^e.i'jn.e.,aca,t'^ovW'rn- n 9 1 ment nCoipiiji's s i;'o'n fur Erigf an.'d juind- ifjur .,|;a%"L|eb,eV\ ;jgerüföh : ; 0depen ''Reförrfia'rbeM t s'i'ch ¡a'iiif Gb'es tümmtej U^t^e.riSfüch.aiiig.s.geb fe te,' J jJ spec i al, fir|.vi Iw'^reä's •)] e'rs!trec k?en sS/ote iple -ei!^ , 1 ^(ije^opiiiii si jö^viflFdS iI964Uvöni.li hneK pAufgaberne!n^.und6n hD;t'e ' , L o ,c. ä G o y e r n m e n t; a C 6 ni m -t i s >ii o' ri f ö r E n g 1. a n db e e n d e | e;,!', i H r!e' !,.'f ä;f j gl- il r ! 1 •l'.'ke Miiü.jij t " 1.1se \ ] I'.^Bsli ¡1 Knci/-¡t e!• ,' fi,, 196 5 . r.BötdenKom'miss|oneni-lhäiier , • . . .. ' » et iv. - J.üimf'äs'sen'di > || | i6'' r, •

1 l r "i 12iim: ¡Mä'iij- 1(966,: ,s.c;h.ljjeß,l i[c( li!,V/,ut^'de;' e i'nRoyal - Gömmi ss»ioniun- 1 r r , ; l eTü' aem i:V.bir:SriiJt;Z'-yio fref-gft b rächte 1 IU^et£sch^,idu'H'g fsi-cVeh'-l St^dteJ(rtoiw-n^?und-:u;mg!¡Landge- i ^X'^'o^u^-'t-Wy^sp^d^ "¥iiVzYird:hteni,-.;d .,'lj nitöVis^'h ^.^'ii'^g.''' zfci Schien ; n ! s 1 deni "cdu rii'y ' b ordii'gii ' und' rd öm- 2cx>:-uri^ty-'S-ystem].'du rc;K^ le(i n, le frihe i,t 1 i - ches System zu ersetzen, mit dem die Ei nhei t "Von1 S'tVdt üh;d' Land hervorgehoben werden sollte. Die neu zu schaffenden Gebiete sollten groß genug sein, um wirksam den Problemen auch der regionalen Verwaltung begegnen zu können. Ohne London sollten nur 58 Gebiete mit jeweils einer einheitlichen Verwaltungs- einheit (local authority) geschaffen werden, die sämtliche Aufgaben des local government in ihrem Gebiet zu erfüllen haben sollten. Für die größten Ballungsgebiete von , und ,sollten die Aufgaben zwischen einem metropolitan council und einer Anzahl von district cöuncils etwa nach dem Muster der Organisation von London verteilt wer- den. Als Gegengewicht zu diesen wenigen Allzweck-Einheiten sollten "local councils" für kleinere örtliche Gemeinschaften gebildet werden, die in erster Linie die örtlichen Meinungen zu sammeln und auszudrücken haben sollten.

Das derart empfohlene einheitliche "one-.tier"- System wurde in einem Weißbuch der 'Labour-ftegferüng vom Februar~"1970 weitgehend gutgeheißen, von der ihr 1971 nachfolgenden konser- vativen Regierung aber in einem neuen Weißbuch abgelehnt. Sie entschied sich für ein zweistufiges (two-tier).System für das gesamte Land. Das a 1 sbaTiT~fol gende Local Government Act 1972 , dessen Regelungen am 1. April 1974 in Kraft traten, folgte weitgehend dieser grundsätzlich zweistufigen Konzeption. Allerdings gingen darüber hinaus die 1ändlichen parishes weitgehend unversehrt aus der Reform hervor. Für die, Reorga- nisation des local government in Wales wurden die Empfehlun- gen der von 1959 bis 1964 tätigen Kommission weitgehend der neuen Gesetzgebung zugrunde gelegt.

2. Local government in Schottland Für Schottlandblieb die Ordnung der lokalen und regio- . nalen Verwaltung auch nach der vollen Vereinigung des Landes mit England und Wales im Jahre 1707 und der Bildung eines ge- meinsamen Parlaments besonderen Gesetzen überlassen, mit denen die historisch gewachsenen Eigentümlichkeiten des Landes weit- gehend gewahrt wurden. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um Unterschiede, die die wesentlichen Stru.kturel emente des local government-Systems in England und Wales einerseits, in Schott- land andererseits betreffen.. Die Abweichungen liegen ganz über- wiegend in den Bezeichnungen einzelner Einrichtungen und Organe, in der Gliederung der Verwaltungseinheiten und in der Zusammen- setzung der councils. Wie das englische aber ruht auch das schottische local government auf den Grundlagen der Identität seiner Verwaltungseinheiten mit dem Staat in seinen Teilgebieten, der ausschließlichen Unterordnung unter das Parlament und die von ihm erlassenen Gesetze, der ulträ-vires-Doktrin, der Führung der Verwaltungsgeschäfte durch gewählte, ehrenamtliche Bürger, denen die Berufsbeamten als Berater zur Seite stehen.

Trotz der teilweise heftigen Auseinandersetzungen und Verfremdungen in der Geschichte der beiden Länder hatten doch die englisehen Einflüsse schon der Periode des frühen Mittel- alters die Zeit überdauert. Ebenso wie in England bildeten die aus den alten Volks- und Stammesverbänden hervorgegangenen "" und die durch "royal charter" verselbständigten Städte () die geographische Grundlage der örtlichen Rechtspflege und Verwaltung. Das Amt des sheriff war ebenso aus England entlehnt.wie das der justices of the peace. Auch in Schottland hatte das Lehnswesen nicht wie in den Ländern der karolingisehen Herrschaft zur erblichen Teilung der Lan- desherrschaf t und der alten Grafschaften geführt. Das hier besonders kräfti ge ständi sehe Elerneut der von den barons ge- leiteten clans hatte zusätzlich die Bewahrung der historischen Grafschaften über die Jahrhunderte hinweg gefördert.

Die Reform der Verwaltung in den Städten, der Übergang von den selbstergänzten städtischen Oligarchien zu gewählten councils erfolgte bereits 1833, zwei Jahre vor dem vergleich- baren Vorgang in England. Zu den 66 royal burghs kamen 15 "parliamentary burghs", die ihre Rechte aus Verleihungen des Parlaments herleiteten, und, in der.Mitte des 19. Jahrhunderts, 117."police burghs". Etwa parallel zur englischen Reformgesetz- gebung der Jahre 1888 und 1894 wurden im Jahre 1889 in den schottischen Grafschaften und 1894 in den schottischen Kirch- spielsgemeinden (parishes) gewählte councils eingerichtet. Ge- gen Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Schottland 33 Grafschafts- räte (county counci1s), 198 städtische () councils, 869 parish councils. Das Local Government () Act 1929 schließ- li.ch beseitigte die Mehrzahl der kleinen parishes und setzte an ihre Stelle die Gliederung der counties, ohne die Grafschaften Kairn und Kinross, in insgesamt 196 districts. Die Städte wurden, mit unterschiedlicher Aufgabenzuweisung, in "large burghs" (24) und "small burghs" eingeteilt. Vier der großen Städte (large burghs),., , und , erhielten die Rechtsstellung von "counties of cities", vergleichbar mit eng- lischen county boroughs.

Die Mitglieder der county councils und der burgh councils wurden für drei Jahre gewählt, wobei die councillors der Städte, ebenso wie in England, zu jeweils einem Drittel jährlich ausge- wechselt wurden. Die county councillors wählten aus ihrer Mitte für die Dauer von drei Jahren ihren chairman, den "Convener of the County". Der von den burgh councillors gleichfal1s aus ihrer "Mitte gewählte chairman hatte sein Amt für drei volle Jahre inne. Er führte die Bezeichnung Provost oder, in den großen Städten, Lord Provost, überdies wurden von den councillors in den Städten eine Anzahl von "bailies" aus ihrer Mitte gewählt, die ihr Amt mit der Beendigung der Tätigkeit als counc i 11 or ve.rl oren. Pro- vost und bailies waren zugleich "magistrates" der Polizeigerichts- barkeit, wie der convener of the county auch das Amt eines justice of the peace zu versehen hatte. Mitglieder der district councils waren einmal kraft Amtes die im Distrikt gewählten county coun- cillors und zum anderen für die Dauer von drei Jahren gesondert gewählte district councillors.

Das meist breitgefächerte committee-System und die Be- setzung der leitenden beruflich geführten Ämter entsprach im wesentlichen den Verhältnissen in den Verwaltungseinheiten des englischen local government. Ähnliche Reformdi skussi.onen wie in England und Wales fanden in den Nachkriegsjahren auch in Schottland statt. Die Vorschläge eines Weißbuchs der Regierung aus dem Jahre 1963 über die Modernisierung des local government in Schottland leiteten zur Berufung einer Royal Commi ss i on unter dem Vor- sitz von: Lord Wheatley im Jahre 1966 über. Der 1969 veröffent- lichte. Ko¥mTsTTö1rs3¥rTcht bildete weitgehend die Grundlage neuer Regierungsvorschläge in einem Weißbuch vom Februar 1971. Mit einigen Abweichungen wurden diese Vorschläge in das neue Local Government (Scot.land) Act von 1974 übernommen, das im Mai 1975 in Kraft trat.

(Literatur: Josef Redlich, Englische Lokalverwaltung, 1901; J. Redl ich und F.W. Hurst, History of Local Government, 1958 ; F.W. Mai tland, The Constitutional History of England, 1963; Kei r, The Constitutional History of Modern Britain, 1961; J. Hatschek, Englisches Staatsrecht, 1906; 0. Hood Phi 11i ps, Constitu- tional and Administrative Law, 1973; Jacques Lagroye und Vincent Wright, Local Government in Britain and France, 1979; W.O. Hart und J.F. Garner, Introduction to the Law of Local Government and Administration, 1973 ; W.W. Jackson, Local Government, 1967 ; C.A. Cross, Principals of Local Government Law, 1974; J. Brand, Local Government Reform in England 1888~bis 1974 , 1974; J. A. Cross, British Public Administration, 1970 ; Otto H i n t z e, Staat und Verfassung, gesam- melte Abhandlungen zur allgemeinen Verfassungs- geschichte, 1970) III. Die gegenwärtige Organisation der regionalen und TcTkalen Verwaltung in Großbritannien und Irland

1.. Gliederung der Verwaltungseinheiten des local government

Seit dem Inkrafttreten des Local Government Act 1972 am 1. April 1974 gibt es in England 6 "metropoli- tan counties" (, , , , West , ), 39 "non-metropolitan counties" sowie das Gebiet von Grea- ter London. Wales ist in 8 no.n-metropol i tan counties ge- gliedert. Alle counties, also die metropolitan.counties ebenso wi e. di e non-metropol i tan counti es sind in districts unterteilt. In England beträgt die Zahl der metropolitan districts 36, die der non-metropolitan districts 296. In den 8 walisischen counties gibt es 37 (non-metropolitan) districts. ist in die " of London" sowie in 12 "Inner " und in 20 "Outer London Boroughs" gegliedert. Die Neugliederung von Grea- ter London und die Reorganisation der Verwaltung in die- sem Gebiet war bereits neun Jahre früher mit dem London Government Act 1963 im wesentlichen abgeschlossen. Die Regelungen dieses Gesetzes wurden weitgehend unverändert in das Local Government Act 1972 übernommen.

Die Gesamtfläche der, überwiegend in den großstädti- schen Ballungsgebieten () gebildeten metro- pol i tan counti es beträgt nur etwa 7.000 qkm, das sind 4,6% der Gebietsfläche von England und Wales. Ihre Gesamt- einwohner zahl ( 1 97 6 ) 1 i egt bei 11,6 Millionen, 24% der Einwohnerzahl von England und Wales. Die durchschnittli- che Flächengröße der metropolitan counties ist 1.163 qkm, ihre durchschnittliche Einwohnerzahl 1,9 Millionen. Nach der Einwohnerzahl kl einstemetropolitan county ist Tyne and Wear mit 1,18 Mi 11ionen, größte die mit 2,75 Mil 1 ionen. Mit 540 qkm.ist Tyne. and Wear auch die flächenkleinste , während West - shire mit 2.039 qkm über das größte Gebiet verfügt.

Die insgesamt 47 non-metropolitan counties in England und Wales bedecken eine Gebietsfläche von 142.631 qkm, das sind 94,3% der Gebietsfläche von England und Wales. Ihre Ei nwohnerzahl betrug im Jahre 1.976 30,6 Millionen, 62% der Gesamteinwohnerzahl von England und Wales. Im Durchschnitt fällt auf die non-metropolitan counties eine Fläche von 3.035 qkm und eine Einwohnerzahl von 650.000.

Die Unterschiede der Gebietsgröße der einzelnen non- metropolitan counties sind unbeschadet der vollzogenen. Gebietsreform erheblich. Trotz der nicht unwesentlichen Grenz Veränderungen ist, vor allem in England, der Gebiets- zusammenhang der 47 non-metropolitan counties mit den früheren 58 administrative counties noch erkennbar. Läßt man die besonders kleinen counties (381 qkm) (583 qkm), South and West (461 und 817 qkm) außer Betracht, so variieren die non-metropolitan counties zwischen 1.000 qkm () und 6.800 qkm ( ) . Die Einwohnerzahlen liegen zwischen 103.000 (Powys in Wales) und 1,45 Millionen ().

In Greater London schließlich lebenetwas mehr als 7 Millionen Einwohner, das sind Uber 14% der Gesamteinwoh- nerzahl auf einer Geb.ietsflache von 1.579 qkm.

Die besonders einwohnerdichten 36 metropolitan districts in den englischen metropolitan counties haben eine durch- schnittliche Einwohnerzahl von 323.000 auf einer durchschnitt- 1ichen Gebietsf1äche von 194 qkm. Beim Zuschnitt der Gebiete wurde eine, starke Annäherung der districts erreicht. 25 (70%) 1iegen zwisehen 200.000 und 400.000 Einwohnern, 6 unter und 5 über dieser Größengruppe. Nur zwei metropolitan districts über schrei ten eine Flächengröße von 500 qkm, neun liegen unter 100 qkm, die übrigen 25 districts zwischen 100 und 50Ö qkm.

Die Gebietsabgrenzung der non-metropolitan districts, die als Unterteilungen der non-metropoTitan counties an dTe Stelle der früheren 259 non-county' boroughs, 522 urban districts und 468 rural districts treten sol 1 ten,wurde einer besonders gebildeten Local Government Boundary Commission überlassen. Nach einer R i c h 11i n i ë de s Se cr e ta ry of State sollten sie in der Regel eine Einwohnerzahl zwischen 75.000 und 100.000 haben und eine solche.von 40.000 nur in besonderen Ausnahmefällen unterschreiten. Die von der Kommission, vorge- schlagenen und vom Parlament gutgeheißenen 333 non-metropoli- tan districts in England und Wales haben eine durchschnitt- liche Einwohnerzahl von etwa 92.000 und eine durchschnittli- che Flächengröße von 428 qkm. Bei 107 districts wurde die Einwohnerzahl von 100.000 überschritten, bei 115 liegt sie unter 75.000, davon haben 15 weniger als 40.000 Einwohner. 111 non-metropolitan districts, also genau ein Drittel lie- gen in der angeregten Regelgröße von 75.000 bis 100.000 Ein- wohner. In der Gebietsfläche unterscheiden sie sich weit stärker voneinander. 81 districts haben weniger als 100 qkm, 41 mehr als 1.000 qkm. 211 non-metropolitan districts liegen zwischen 100 und 1.000 qkm.

Distrikt, gleich ob metropolitan oder non-metropol i- tan, kann mit einer Zweidrittelmehrheit seines council die Verleihung des Status einer "borough" durch königliche Charter beantragen. Gedacht ist hierbei an diejenigen Distrikts, die zu einem wesentlichen Teil aus einer früheren oder einer größeren non-county borough hervorgegangen sind. Nach dem Municipal Yearbook 1975 hatten im Berichtszeitpunkt 150 der 333 Distrikte diesen Status erlangt.

Neben den metropolitan und. non-metropolitan counties sowie den metropolitan und non-metropolitan districts wurden in England der Typus der Ki rchspi elsgemeinden (parish), in Wales unter der neuen Bezeichnung als "communi t.y", als Ge- bietseinheit beibehalten und über die alten ländlichen Kirch- spielsgemeinden (rural parishes) hinaus ausgewertet. Parishes wurden nun auch die früheren non-county boroughs, die in rural districts eingegliedert waren. Ferner konnte der Secre-, tary of State auf Vorschlag der Boundary Commissions frühere urban districts und andere als rural boroughs zu (neuen) parishes bestimmen. Nach den der Kommission von der Re- gierung erteilten Richtlinien sollte eine solche Umwand- lung früherer boroughs und urban districts in parishes nur bei einer Einwohnerzahl von höchstens 20.000 oder von höchstens einem Fünftel der Bevölkerung der neuenDistrikts in Betracht kommen, dem die zu bildende parish angehörte. Die Gebiete früherer boroughs oder urban districts mit einer größeren Einwohnerzahl erschienen der Regierung aus- reichend im district council selbst repräsentiert, so daß sie einer besonderen eigenen Vertretung ihrer Belange nicht für ebenso bedürftig gehalten wurden, wie die kleineren Siedlungseinheiten . Das in Großbritannien geltende Wahl- system der uneingeschränkten direkten Persönlichkeitswahl hat so zu dem für den Beobachter aus einem anderen euro- päischen Land überraschenden Ergebnis geführt, daß größere städtische Siedlungskörper in geringerem Maße mit einer eigenverantwortlichen Verwaltungskompetenz ausgestattet sind, als kleinere Einheiten. In den westlichen Staaten des Festlandes ist eher eine entgegengesetzte Tendenz der Gesetz- gebung nachweisbar.

Das council einer Kirchspielsgemeinde (parish, ), gleich ob sie aus einer früheren borough hervorgegangen ist oder nicht, kann, von gewissen Ausnahmen abgesehen, beschließen, den Status ei ner "town" anzunehmen. Dies ist nach dem Municipal Year'book 1975 in 47 Fällen geschehen.

Ist nach diesem System eine frühere "city" oder "borough" nicht parish oder (in Wales) Community mit eigenem council ge- worden, etwa weil sie mehr als 20.000 Einwohner hat, so hängt ihre Rechtsstellung davon ab, ob der Distrikt, in den sie ein- gegliedert ist, selbst den Status einer borough erhalten hat oder nicht. Ist das erstere der Fall, so gehen die früheren Rechte und Privilegien der borough automatisch auf die neue, größere "borough" über. Besitzt der Distrikt dagegen nicht den Status einer borough, so wird für die in den Distrikt eingegliederte Stadt anstelle eines council eine "Charter Trustees of the City" oder "Charter Trustees of the borough" mit eigener Rechtspersönlichkeit gebildet, die aus den von der Stadt gewählten district councillors besteht. Die Zahl der Mitglieder der "trustees" muß mindestens drei betragen. Ist sie geringer, so ergänzt der d i stri et .counci 1 die Zahl aus weiteren Wahlberechtigten der Stadt. Das System des local government in England und Wales ist somit seit der Reform des Jahres 1972 grundsätzlich a1sdreistufiges System (three-tier- system) anzusehen. Gebietsei nhei.ten der obersten Stufe sind die me'tropol i tan und die non-metropolitan counties. Gebiets- einheiten der zweiten* mittleren Stufe sind die metropolitan und die non-metropolitan districts, die zum Teil den Status von "boroughs" besitzen. Gebietseinheiten der dritten Stufe sind einmal die früheren cities und boroughs mit charter. trustees, ferner die parishes (communities) mit dem Status der "town", schließlich die parishes (communities ) ohne die- sen Status. Eine zwei stufige Verwaltung besteht nur in den- jenigen Gebieten," in denen eine frühere non-county borough wegen ihrer Größe nicht den Status einer neuen parish, town oder borough erhalten, der sie einschließende Di stri kt. aber . selbst borough geworden ist. Diese Qua 1ifizierung des local government-Systerns als grundsätzlich dreistufig ist freilich unabhängig von der Zumessung der Aufgaben (duties and powers) an die Gebiets- einheiten der verschiedenen Verwaltungsebenen. Es wird an späterer Stelle deutlich werden, daß zumindest ein Teil der Gebietseinheiten, die der untersten, dritten Stufe zugehören, in so geringem Maße an der eigenverantwortlichen Erfüllung öffentlicher Aufgaben teilnehmen, daß sie mit den Gemeinden der meisten kontinentalen Staaten kaum verglichen werden kön- nen.

Das Ausmaß der GebietsVeränderungen, die das Local Government Act 1972 für England und Wales zur Folge gehabt hat, wird durch die Neuordnung des schottischen Verwaltüngs- aufbaus durch das am 16. Mai 1975 in Kraft getretene Local Government (Scotland) Act von 1973 noch übertroffen. An die Stelle der früheren 430 Verwaltungseinheiten (33 counties, 24 large burghs, 176 small burghs und 200 districts) traten 11 hier nur noch 9 "regions" und als deren Unterteilungen 53 districts. Hinzu kommen 3 selbständige und nicht unterglie- derte "Islands Areas" Orkney, Shetland, Western Isles. Auch die früheren 4 "counties of cities" Glasgow, Edinburgh, Dundee und Aberdeen sind als "districts" in je eine der 9 regions eingegliedert worden. Somit hat sich die gesamte Zahl der Verwaltungseinheiten auf ein Siebtel vermindert.

Die neun schottischen regions haben eine durchschnitt- liche Flächengröße von etwa 8.030 qkm bei einer durchschnitt- lichen Einwohnerzahl von 567.000. Die von den früheren counties um etwa das Dreieinhalbfache abweichende Gebietsgrößen haben sicherlich Anlaß gegeben, mit dem Verlust des Zusammenhangs zu den historischen Landschaften auch die Bezeichnung zu wechseln. Die an Gebi etsf 1 ä.che weitaus größte der neun, regions ist die Highland-region mit mehr als 25.000 qkm, einwohner- stärkste die Straithclyde-region mit fast 2,6 Millionen Ein- wohnern. Fife hat mit 1.300 qkm die kleinste Fläche, Borders mit 99.000 die geringste Einwohnerzahl. Die 53 districts be- wegen sich in der Einwohnerzahl, zwischen 9.100 (Badenoch) und 983.000 (Glasgow).

Die Zahl der Distrikte in den einzelnen regions liegt zwischen 3 (Centra1,Fife,Tayside) und 19 (Straithclyde ). Ihre durchschnittliche Gebietsfläche beträgt etwa 1.400 qkm, ihre durchschnittliche Einwohnerzahl 96.000. Im einzelnen unter- scheiden sich die schottischen Distrikte in Gebietsfläche und Einwohnerzahl erheblich voneinander. 11 sind kleiner als 200 qkm, 10 liegen zwischen 200 und 400 qkm. 5 Distrikte da- gegen haben eine größere Gebietsfläche als 4.000 qkm, davon einer (Argyll and Bute) mehr als 13.500 qkm. 1971 hatten 22 Distrikte weniger als 50.000 Einwohner, davon 7 weniger als 20.000. '15 lagen zwischen 50.000 und 100.000 Einwohner, 14 zwischen 100.000 und gut 200.000. Die einwohnergrößten Distrikte sind Glasgow mit 984.000 und Edinburgh mit 472.000. Das Local Government (Scotland) Act 1973 sieht die Bildung von ~""cömmum ty councils" innerhalb der districts und der islands areas vor. Doch besitzen sie weder un- mittelbare Verwaltungskompetenzen noch eine Rechtspersön- lichkeit. Sie gelten nicht als "local authorities". Es ist ihre Aufgabe, die Belange der örtlichen Gemeinschaft festzustellen, zu koordinieren und gegenüber den district und region councils sowie gegenüber anderen öffentlichen Behörden zum Ausdruck zu bringen. Als dritte Verwaltungs- stufe des schottischen local government können sie nicht gelten. Dieses ist somit zweistufig (two-tier),im Gebiet der islands areas einstufig.(one-tier). In Hord.irland' wurde mit dem 1 973 in Kraft getretenen 1.0c. Gov. (Northern ) Act 1 972 die frühere Gliederung des local government in sechs c.ounties, .zwei county boroughs, neun boroughs, 25 urban und 26 rural districts aufgegeben und durch eine einstufige Einteilung des Landesteils in 26 • districts ersetzt. Ihre durchschnittliche Einwohnerzahl liegt bei 48 ooo, Die districts mit über 4oo ooo Einwohnern und Londonderry haben formal ihren Status als boroughs, wenn ¿iuch mit einigen Abv/eichungen der Verfassung, bew.ahrt, andere districts können um einen solchen Status bei der Krone nachsuche . Innere Verfassung der Verwaltungseinheiten des local government

Es wurde schon an früherer Stelle darauf hingewiesen, daß nach dem Rechts.system des britischen local government grundsätzlich nicht wie in den kontinentalen Ländern die Ge- bietsei nhei ten sei bst, „Gemeinde';, Stadl;" ,Krei s',' ^commune','„de- partement?,,'^provinct'a'^regione usw. als rechtsfähige. K_ö_rperschaften gelten, sondern die sie verwaltende Behörde, cfi*e " Tbc a T author i ty, i n aller Regel.also das gewählte council. Nicht die Gesamtheit der im jeweiligen Gebiet lebenden Men- schen oder wahlberechtigten Bürger bildet in ihrer vom Wechsel unabhängigen Gestalt das Substrat der Körperschaft (Gebiets- körperschaft, col lecti vi te. terri tori al e), sondern die gleich- falls vom Wechsel unabhängige Versammlung der die Gebietsein- wohner repräsentierenden und für sie sowie das Gebiet handeln- den Personen. Da das council selbst zugleich "local authority" und rechtsfähige Körperschaft in der local area ist, wäre es auch verfehlt, es als "dessen Organ zu bezeichnen, yie dies bei den . konti nental en ^,Gemei nd ever tretungen", ^Krei s tagen , ;/consei 1 consigl V usw. zu Recht geschieht.

Einzige Ausnahme bildet die historische Verfassung der (32) London boroughs und der Ci.t.y of London, die in der Gesamtheit ihrer Bürger und ihres Gebiets rechtsfähige "corporations" bilden, für die das. gewählte'council,in der eine besondere, auf das Mittelalter zurück- gehende Institution die Verwal t.ungsgeschäfte führen.

"Body corporate", rechtsfähige Körperschaft und 1ocal authority sind in ETrTg'Tand: a) das metropolitan und non-metro- politan county council, b) das metropolitan und non-metropo- litan district counci1 , c) das borough council des durch königliche Charter mit dem Status der "borough" ausgestatte- ten district, d) das parish council, e) das "council of the town" in den. mit dem Status einer "town" ausgestatteten parishes, f) das "Charter Trustees of the City" oder "of the town" in den früheren größeren cities oder boroughs, die in einen district ohne eigenen borough-Status eingegliedert sind, g) das "parish trustees" in denjenigen parishes, die kein eigenes council neben dem parish meeting haben, h) das , i) die London boroughs, j) die City of London.

In allen Kirchspielsgemeinden (parishes) gibt es eine Kirchspielsversammlung (pari sh meeti ng) der wahlberech- tigten Einwohner. Daneben besteht ein parish counci1 in solchen parishes, die mehr als 200 wahlberechtigte Einwoh- ner haben. Verlangt das parish meeting einerparish mit mehr als 150, aber weniger als 200 wahlberechtigten Einwoh- nern die Einrichtung eines parish council, dann muß das council des distrcts, dem die parish angehört, die Bildung eines solchen parish council anordnen. Beträgt die Zahl der Wahlberechtigten weniger als 150, dann liegt es im Ermessen des district council, dem entsprechenden Verlangen des parish meeting stattzugeben. Ein parish council kann schließlich auch für eine Gruppe mehrerer parishes innerhalb des glei- chen districts gemeinsam gebildet werden. Body corporate und damit local authority in Wales. sind die gleichen wie in England, nur daß hier keine metro- politan county council und metropolitandistrict council be- stehen und die parish council die Bezeichnung community council führen.

In Schottland gibt es als local authorities mit der Rechtsstellung rechtsfähiger Körperschaften seit dem Local Government (Scotland) Act 1973 nur noch die regional council in den regions, die islands counci1 in den drei Islands areas, sowie die district council in den districts. Die an anderer Stelle bereits erwähnten community council sind weder local authorities, noch besitzen sie die Eigenschaft einer body corporate. Die local authorities mit der Rechtsstellung von J body corporate in Nordirland sind die district council.

In England und Wales werden die county council und die district council äTs ""principal councils" gegenüber denen der anderen Gebietseinheiten hervorgehoben. Die Unterschei- dung weist auf das größere Ausmaß der Aufgabenzuteilung hin, während sie für die innere Organisation der council nur ge- ringe Bedeutung hat. In Schottland bedarf es einer solchen betonten Heraushebung der regional, islands und district councils gegenüber den community councils nicht, da diese überhaupt nicht die Rechtsstellung der local authority und der body corporate besitzen.

Mitglieder der council aller Gebietseinheiten sind der chai rman und die councillors. Abweichend vom früheren Recht gehen jetzt alle Mitglieder der council aus unmittel- barer Wahl hervor. Die Möglichkeit, den Vorsitzenden außer- halb der gewählten councillors zu suchen, ist ebenso besei- tigt wie die Zuwahl von aldermen, die früher in den county councils, county borough councils und non-county borough councils ein Viertel der Sitze einnahmen. Für das Greater London council und die London borough councils war zwar die Zuwahl von" aldermen im London Government Act 1963 und im Local Government Act 1972 noch vorgesehen, ist aber von 1976 bzw. 1977 an gleichfalls besei-ti gt. worden .

Die Wahlzeit der councillors in allen Gebietseinhei- ten in England, Wales, Schottland und Nordirland beträgt jetzt, bis auf London, wo noch ein dreijähriger Rhythmus gilt, nach Ablauf einer Übergangszeit einheitlich vier Jähre. Aller- dings gibt es Unterschiede hinsichtlich des Wechsels der coun- cillors. Die councillors der metropolitan und non-metropolitan county councils sowie, der parish und community counci1s.in England und Wales, die aller schottischen councils und der nordirischen districts wechseln geschlossen nach Ablauf'der vierjährigen Amtszeit. In den englischen metropolitan districts werden in jedem Jahr, in dem keine Wahlen zum county council stattfinden, die councillors zu einem Drittel gewechselt. Die non-metropolitan districts können sich frei entscheiden, ob die Wahlen nach dem System der counties oder nach dem der metro- politan districts durchgeführt werden sollen.

Für die Wahlen zu den englisehen und walisisehen county councils sowie zu den. schottischen regional , islands und district councils sind die Gebiete in Wahlbezirke aufgeteilt, aus denen jeweils ein councillor in direkter Mehrheitswahl hervorgeht. In den Wahlbezirken der englischen metropolitan districts und der parishes (communities) werden in jedem Wahlbezirk mehrere counci11ors gewählt. Die non-metropolitan districts können wiederum zwischen den zwei System optieren.

Alle councils in England und Wales wählen ihren Vorsitzenden (chairman) aus ihrer Mitte für die Dauer eines Jahres. In den county und district councils muß, in den parish und community councils kann ein stel1 vertretender chairman gewählt werden. In den districts mit borough-charter führen der chairman und sein Stel1 Vertreter die Bezeichnungen mayor bzw. deputy mayor of the borough, in den parishes (communities) mit town-Status town mayor bzw. deputy town mayor. Die Bezeichnung city oder town mayor führen auch die Vorsitzenden der charter trustees in denjenigen früheren, größeren,cities und boroughs, die kein eigenes council haben. In Schott!and werden die Vorsitzenden der councils für volle vier Jahre gewählt. In den regional and islands councils führen, sie die Amtsbezeichnung convener, in den districts Glasgow, Edinburgh, Aberdeen und Dundee heißen sie Lord Provost.

Die councils bilden nach eigener Entscheidung commi tt.ees und sub-commi ttees zur Beratung der vom jewei- ligen council zu erfüllenden Aufgaben. Für bestimmte Ange- legenheiten, unter anderem Erziehung, Polizei, Sozialwesen, ist die Einrichtung von committees vorgeschrieben. Mit Aus- nahme des Finance-Committee können die councils den committees Mitglieder bis zur Höchstgrenze von einem Drittel hinzufügen, die nicht dem council angehören. Die councils können einem committee oder sub-committee, mehrere councils auch einem gemeinsamen (joint) committee die Befugnis zur Entscheidung in bestimmten Angelegenheiten anstelle der Ratskörperschaft übertragen. Dies ist nicht möglich, wenn ein Gesetz eine bestimmte Entscheidung ausdrücklich dem council als local authority zuweist oder soweit es sich um die Festsetzung von Steuern (rates) oder die Aufnahme von Darlehen handelt.

Während das Local Government Act 1933 noch verbind- liche Bestimmungen über die Ernennung der 1 ei tenden Berufs- beamten in den counties, boroughs, urban und rural d i stri cts getroffen hatte (clerk of the council, treasurer,medical officer of health, surveyor, public health inspector), über- läßt es das Local Government Act 1972 ebenso wie das Local Government (Scotland) Act 1973 weitgehend den councils, selbst über die ausreichende Besetzung des beruflichen Ver- waltungsstabes zu entscheiden. Insbesondere wird auch das Amt des clerk of the council nicht mehr ausdrücklich im Gesetz erwähnt. Auch die Vorschriften früherer Sondergesetze, mit denen die Ernennung bestimmter Beamten angeordnet war, wurden für nicht mehr anwendbar erklärt, bis auf die leiten- den Beamten im Schulwesen, im Brandschutz, im Sozialwesen, für Maße und Gewichte sowie den surveyor des G.reater London council. Der Gesetzgeber ist offenbar davon ausgegangen, daß die Erfahrungen der Gebietseinheiten des local govern- ment in den vergangenen Jahrzehnten einer qualitativ und quantitativ ständig wachsenden mordernen Verwaltung zu einer ausreichenden Bereitschaft geführt haben, aus eigener Initiative gut organisierte berufliche Verwaltungsstäbe zu beschäftigen.

Ein besonderes Problem stellt dabei die notwendige Koordinierung der Verwaltungszweige und die Erarbeitung von, die Fachgebiete übergreifenden Planungen dar. Formal ruht diese Aufgabe beim council, das hierbei häufig durch ein "policy and resources committee", "general purposes" oder "planning committee" unterstützt wird. Beide sind je- doch mit Rücksicht auf ihre Besetzung mit ehrenamtlich tä- tigen Mitgliedern schwerlich in der Lage, die Rolle zu er- setzen, die in den kontinenta1en Verwaltungssystemen z.B. der hauptberufliche oder auf längere Zeit gewählte"Bürger- mei sterr'oder"mai re1,' der"prefet" der "Landrat"ei nnehmen . Der clerk of the council galt in der Regel zwar als "primus inter par.es" unter den Leitern.der verschiedenen Fachabtei- lungen. Die Rolle eines wei sungsberechti gten Chef s aller beruflichen Verwaltungszweige stand ihm aber nicht zu. Ins- besondere angeregt durch die Empfehlungen des im Jahre 1972 veröffentlichten Berichts einer Studiengruppe über die Strukturen des "local government management" (Bains Report) sind die neu gebildeten local authorities dazu übergegangen, das Amt eines"chief executive" zu schaffen. Er hat die Ge- samtleitung des beruflichen Verwaltungsstabes, stellt die Ausführung der Verwaltungspolitik des council sicher, ar- beitet für ihn Pläne zur Verbesserung und Koordinierung des Management aus und koordiniert die Arbeit der einzelnen Fachabteilungen. Eine große Bedeutung wird der Wahrung parteipolitischer Neutrali tat des chief executive in der Zusammenarbeit mit dem council beigelegF! Er so I I weder an Versammlungen einzelner politischer Gruppen.tei1 nehmen, noch einzelne politische Grup- pen innerhalb des council in' deren Angelegenheiten beraten (vergl . zur Einrichtung des chief executive u.a. Alan G r i ff i t h s , Local Government Administration,. 1976 ; Hai sbury ' s Lawsof England, 4. Aufl., Bd. 28, Nr. 1154).'

Für Schott!and kam der Bericht einer von den Vereini- gungen der local authorities berufenen Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von J.F. Ni ven und I.V. Peterson aus dem Jahre 1973 zu ähnlichen Empfehlungen. Auch dieser Bericht schlägt Orga- nisationsmuster für die beruflichen Verwaltungsstäbe der regional, islands und district councils unter der koordinierenden Gesamt- leitung jeweils eineschief executive vor.

. Die Aufgaben der Verwaltungseinheiten des local government

Die Verwaltungseinheiten des local government (local authorities) nehmen diejenigen Aufgaben wahr, die ihnen im einzelnen entweder als Pflichtaufgaben (duties) oder als erlaubte Aufgaben (powers) zugewiesen sind. Weder aufgrund eines''überlieferten.Rechts .bestandes.noch aufgrund ausdrück- licher gesetzlicher Regelung besitzen sie die Befugnis selb- ständiger Aufgabenfindung, das heißt alles das zu tun, was ihnen zu tun nicht ausdrücklich untersagt, oder was ausdrück- lich anderen Stellen zugewiesen ist.

Das englisehe Recht leitet diese Beschränkung des Wirkungskreises der Lokalbehörden aus der Tatsache ab, daß diese ebenso wenig wie die von ihnen verwalteten Gebiets- einheiten eine tirsprüngl iche Existenz besi tzen, wie die natür- lichen Personen, sondern durch Parlamentsgesetz geschaffen und mit Rechtsfähigkeit ausgestattet worden sind (statu.tory cor- porati ons ). Die durch königliche charter ink orpori erten boroughs~galten, wie bereits erwähnt, zwar selbst, mit der fortexistierenden Gesamtheit ihrer Bürger als rechtsfähige Korporationen (common law corporations) und würden danach, zumindest in der Theorie, über die Rechte einer natürlichen Person verfügt haben können. Auch ihnen wurde aber die Frei- heit, zu tun, was ihnen nicht ausdrücklich durch Gesetz ver- wehrt ist, nur hinsichtlich der Verwaltung ihres vorhandenen Vermögens zuerkannt, nicht dagegen hinsichtlich der für die Übernahme neuer Aufgaben ja notwendigen Vermehrung dieses Vermögens durch Erhebung von Steuern. Diese Besonderheit der Rechtsstel lung der charter-boröughs ist s.chl ießl ich auch dadurch fortgefallen, daß sie mit der Reform des local govern- ment im Jahre 1972 als solche beseitigt und durch statutory authorities, die districts und cou.nties,. ersetzt wurden. Die im 19. Jahrhundert aus dem Rechtsprinzip des rule of law entwickelte ultra-vires-Doktrin untersagt den Verwal- tungseinheiten eine Tätigkeit außerhalb der gesetzlich im einzelnen zugestandenen oder zugeteilten Aufgaben (powers and duties) und begründet die Unwirksamkeit der außerhalb dieser Vol 1 machten, "ul tra vi res"vorgenommenen Hand- lungen und Akte der Verwaltung einschließlich der eventuell im Zusammenhang mit solchen überschreitungen geschlossenen Verträge. Es ist im Schrifttum wiederholt eine Auflockerung dieser strengen Regeln und eine Annäherung an das in den deutschen Gemeinden und Kreisen geltende Prinzip der "Uni- versal i tät des"~WTrkungskrei ses" im Sinne einer Erweiterung der kommunalen Gesta I tungstrei hei t. angeregt worden, unter anderem von H a s1u c k (Local Government in England, 1936, S. 357 ), Rob's o n (The Development of Local Government, 1931, S. 232 ff), Charles Robert, Mitglied der Royal Commission on Local Government in the Tyneside Area 1937 (Report die- ser Kommission S. 90). Das Local Government Act 1972 hat insoweit in drei- facher Hinsicht gewisse Erleichterungen gebracht. Einmal können die Lokalbehörden (local authorities) bei Notstän- den oder dringenden Gefahren für Leben oder Eigentum die notwendigen Ausgaben auch ohne besondere gesetzliche Er- mächtigung leisten (section 138 L.G.A.). Zum anderen ist ihnen die Leistung von Ausgaben bis zur grundsätzlichen Maximal höhe des Aufkommens aus zwei Penny im_P fund im Jahr für gesetzlich nicht ausdrücklich vorgeseTiene Tätigkeiten im Interesse aller oder eines Teils ihrer Einwohner und ihres Gebiets erlaubt (section 137 L.G.A.). Schließlich legt das Gesetz (section 111 L.G.A.) in Übereinstimmung mit der vorangegangenen Rechtsprechung den Begriff der Ausfüh- rung einer übertragenen Aufgabe dahin aus, daß auch die, in einem engen Sinne, der Ausführung förderlichen oder in- zidenten Maßnahmen einbegriffen sind.

Die Zuteilung der Aufgaben an die lokalen Verwaltungs- behörden (local authorities) findet sich zum Teil im L.G.A. 1972, zum größeren Teil in Spezialgesetzen. Die Aufteilung auf die Einheiten der verschiedenen Verwa1 tungsstufen ver- sucht, den für die einzelnen Aufgaben unterschiedlich zu be- urteilenden Gesichtspunkten mehr oder weniger großräumiger Aktion und ausreichender Leistungskraft einerseits, mög- lichster Ortsnähe andererseits zu folgen. Die Einheiten der untersten Stufe, p a r i s h e s, in Wales communities sind auf wenige lokale (im engen Sinne) Aufgaben wie Anlage von Fuß- gängerwegen, Friedhöfe, Straßenbeleuchtung, Bus-Hai te.pl ätze, Erholungsplätze, wohltätige Unterstützungsmaßnahmen beschränkt. Ihre wesentliche Funktion liegt in der Vertretung der örtli- chen Interessen gegenüber den Behörden der höheren Stufen und den sonstigen öffentlichen Stellen (public bodies). Bei der Stadt- und Landschaftsplanung (town- and countryplanning) sind die parish (community) councils und meetings zu hören. Zu den wesentlichen Aufgaben der d i s tricts gehören der Wohnungsbau (housing), Umweltschutz und öfTerTtl icher Gesundheitsdienst (außerhalb des national health. Service act) unter anderem auf den Gebieten der Hygiene und der Nahrungs- mittel kontrol 1 e , Überwachung von Betrieben, Küstenschutz, nicht klassifizierte Straßen, örtliche Kläranlagen und • • . Drainagen, Museen, Kunstgalerien, Schwimmbäder, Parks, Frem- denverkehr, Erstellung von örtlichen Plänen im Rahmen der Stadt- urid Landschaftsplanung u.a. Die metropol itan di stricts sind außerdem mit dem Schulwesen und mit den sozialen Diensten be- .faßt.

Die Aufgaben der metropolitan counties und der non-metro- poli tan counties entsprechen s i ch nur zum Tei 1 . Bei de, Gruppen sind unter anderem zuständig für Polizei (im Sinne von Polizei- exekutive) und Feuerschutz, für den Bau und die Unterhaltung der klassifizierten Straßen, das. Verkehrswesen einschl. der. Personenbeförderung, Maße und Gewichte, Verbraucherschutz, Flugplätze sowie für die. wesentlichen-Aufgaben auf dem Ge- biet der Stadt- und Landschaftsplanung. Die non-metropoli tan counties versorgen die sozialen Dienste und das Schulwesen, während diese beiden großen Aufgabengruppen in den metropolitan area den districts zufallen. Die Aufgaben der- non-metropolitan -• .counties'auf den Gebieten des Schulwesens und der Sozialdienste machen allein etwa 85% ihrer Gesamtausgaben aus, während die metropolitan counties hierfür nur etwa 20% ausgeben.

Eine Anzahl von Aufgaben sind zwischen den counties und den districts teils im Sinne einer genauen Abgrenzung der Auf- gabenteil e, teils im Sinne einer konkurri erende.n Zuständigkeit aufgeteilt. Dies gilt z.B. im Bereich der Planung und der Straßen- unterhal tung -sowie-der Abfal 1 besei tigung . Die. Beweg 1 ichkei t der Aufgabenverteilung zwischen county und district wird durch die Möglichkeit verstärkt, jeweils einer anderen local authority eine Aufgabe oder Teile von ihnen zur Erfüllung im Auftrag (agency ag.reement) zu übergeben. Hiervon ist im Verhältnis einzelner cöuntles "zu einzelnen der von ihnen umfaßten districts in einer Vielzahl von Fällen Gebrauch gemacht worden. Ferner können die Verwal tungsei nheiteii auf verschiedenen Stufen eine Aufgabe durch einen gemeinsamen Ausschuß (joint committee) oder, mit Hilfe eines local act durch ein se1bständiges"jointboard" ausführen lassen. Die komplizierten, vor allem finanziellen Folgen solcher Arrangements und der damit bewirkte Verlust an Übersichtlichkeit der Zuständigkeiten liegen auf der Hand.

Gegenüber den vor der Reform 1972 geltenden Regelungen ist eine weitere Verlagerung von Aufgaben von den unteren zu den höheren Stufen der Verwal tun.g fes.tzustellerT In Verbindung mit ~" der. erheb! ichen Verri ngerung der Zahl der Gebietseinheiten (ohne parishes) auf etwa 40% der vordem vorhandenen ist hierdurch sicherlich eine wesentlich verstärkte Zentralisierung des Ent- scheidungsprozesses bewirkt worden. ! 1 ~~ Dabei darf nicht übersehen werden, daß trotz der bereits vollzogenen Gebietsreform des Jahres 1972 noch durch das 1973 erlassene Water Act und das National Health Service Reorgani- sation Act von 1973 weitere wesentliche Aufgaben, die früher im BerefcTi des locä'l government wahrgenommen wurden, an zen- tral geleitete Sonderbehörden überführt worden sind. Mit dem Water Act gingen die Aufgaben der Wasserversorgung, der Kana- lisation, der Gewässerunterhaitung auf die dem Landwirtschafts- minister unterstehenden water authorities über. Mit dem die Gesundheitsverwaltung betreffenden Gesetz" von 1973 wechselten die den counties nach dem National -Health Service Act 1946 noch verbliebenen Aufgaben zu den regional health autori ties, nachdem das gesamte Krankenhauswesen bereits mit dem Gesetz von 1946 auf zentral geleitete regional hospital boards und hospital mänagement committees übergegangen war.

In Schottland entspricht die Aufteilung der Aufgaben zwischen den regi onal, i s1a n d s und districts counci1s weit- gehend derjenigen zwischen den county und district councils in England. Dabei verbinden sich bei den nicht mehr unterteil- ten islands areas die Aufgaben der regional und der district councils. Da die schottischen Community counci1s nicht über eigene Rechtspersönlichkeit und die Eigenschaft von local authorities verfügen, fallen auch die den vergleichbaren englischen parish councils zustehenden Aufgaben in Schott- land den districts zu. Das Schulwesen, die Sozialverwaltung, der Küstenschutz gehören zur Zuständigkeit der regional coun- cil, ebenso die Aufgaben der Wasserversorgung und der Kanali- sation, die, anders als in England, nicht an zentral geleitete Sonderbehörden abgegeben sind. Der von den district councils durchzuführende Wohnungsbau kann vo.n den county counc i 1s fi nan- ziell gefördert werden.

Die Beauftragung einer anderen Körperschaft, z.B. eines district council durch das county council, oder eines joint committee oder die Bi1dung eines joint board durch be- sonderes local act sind nach dem für Schottland geltenden Recht ebenso möglich wie in England und Wales.

In Nordirland sind mit der Ersetzung der früheren Ver- wal.tungsei'nhei ten durch 26 di stricts wesentl iche Aufgaben vor allem der counties auf die zentralen departments übergelei- tet worden. Sie werden jetzt zum Teil von örtlichen Dienst- stellen und Bezirksbehörden (area boards) wahrgenommen. Dies gilt für das Schulwesen, die Büchereien, die Jugendverwaltung, das Gesundheitswesen einschl ieß-1 ich'der Krankenhäuser, die so- zalen Dienste, den Brandschutz, das Straßenwesen sowie die Wasserversorgung und Kanalisation.

Die bei den nord i ri sehen d i s tri ct. council verbliebe- nen Aufgaben sind somit äußerst begrenzt. Umweltschutz, Sport, Schwimmbäder, Parks, Museen und Kunstgalerien, Abfal1beseiti- gung, Hygiene der Nahrungsmittel und der Geschäfte. Allerdings sind die district council in einigen der neugeschaffenen Sonder- behörden (area boards) durch councillors vertreten. Aufsicht über die Verwal.tungsei nhei ten des local government

Das englische Schrifttum gliedert die Aufsicht über die local authorities in der Regel in die vom Parlament ausgeübten Kontrollen, in die Verwaltungskontrolle der Re- gierungsstellen und schließlich die Kontrol1tätigkeit der Gerichte.

Als Parlamentskontrolle wird einmal die Bestimmung und nähere Regelung der Aufgaben und der Organisation der Lokalbehörden verstanden. Diese- Begriff sverwendung i st für den Beobachter aus einem der kontinentalen Länder nur ver- ständlich, weil das Parlament als Gesetzgeber nicht nur die Aufgaben aller lokalen Körperschaften oder gewisser Gruppen von ihnen insgesamt erweitern oder vermindern, son- dern auch einzelnen Verwaltungseinheiten auf deren Antrag mittels des allerdings sehr komplizierten "private bilT"- Gesetzgebungsverfahrens bestimmte Aufgaben, ("powers"), zuweisen kann. Mit einer Übergangsbestimmung des Loc.Gov.Act 1972 (section 262) wird die Absicht vor- bereitet, die in vielen Jahrzehnten angewachsene Vielzahl solcher örtlichen Sonderregelungen (local statutory. provi- sions) dadurch zu bereinigen, daß die einzelnen sonderge- setzlichen Funktionen (powers) auf die Notwendigkeit ihrer Fortdauer überprüft, und allgemein bedeutungsvolle hin- sichtlich ihres Geltungsbereichs ausgedehnt werden sollen. In den metropol i tan. counties sollten dann 1979 , in allen anderen Verwaltungseinheiten 1984 die örtlichen Sonderge- setze außer Kraft treten, deren Fortdauer für das engere oder- für ein erweitertes Geltungsgebiet nicht ausdrücklich angeordnet wird.

Einer parlamentarischen Prüfung unterTiegen ferner zahlreiche ministerielle Anordnungen (rules, Orders, ré- gulations) in allgemeinen und einzelnen Angelegenheiten der Lokal Verwaltung..

Eine Verwaltungskontrolle im engeren Sinne wird von den ministeriellen Departments ausgeübt, wobei die Intensi- tät "ûnïï—aTën5ITETë1 dieser Aufsicht für die einzelnen .Ver- waltungszweige unterschiedlich sind. Besonders strenge Kon- trollen sehen das Local Authority Social Services Act 1970 und das Education Act 1944 vor. Manche Formulierungen er- wecken den Eindruck einer weitgehenden Weisungsbindung der zuständigen Lokalbehörden gegenüber den verantwortlichen Mi nisterial ressorts und damit einer sehr eingeschränkten Eigenverantwortung der gesetzlich zuständigen Lokalbehör- den.

Es lassen sich folgende Aufsichtsmittel unterschei- den, die in den verschiedenen Aufgabenbereichen zu unter- schiedlicher Anwendung kommen können: mi ni steri ei 1e Ver- ordnungen (rulës, orders, régulations), zentrale Inspektion und Untersuchungen, local enquiries (vor allem im Bereich der Polizei, des Brandschutzes, des Schulwesens und der Jugendverwaltung), Genehmigungsvorbehalte für bestimmte Maßnahmen- (u . a . für Entwicklungspläne, Enteignung von Boden , Erlaß von örtlichen Verordnungen, bye-1aws), Zustimmungsvorbehalte zur Berufung bestimmter Amtsin- haber (vor allem im Bereich' der Polizei, des Brand- "scTTüTzes und des Schulwesens), die Ersatz vornähme bei ungenügender Aufgabenerfül 1 ung (a.ction in default), die zentrale Streitentscheidung (appellate Jurisdiction), die "Kontrolle der'An I ei hen, die Kontrolle der Verwendung z e n t r a T"e r" Fi narizz u weTs u~n ge n (grants), die Rechnungsprü- fung (a u d i t).

Die Bemühungen, das ausgedehnte und innerhalb der verschiedenen Verwaltungszweige wenig einheitliche System der Verwaltungskontrol1en zu verei nfachen , und damit zugleich die Eigenverantwortung der lokalen Ver- waltungseinheiten zu stärken, sind nicht zu verkennen. Ein 1949 gebildetes Local Government Manpower Committee hat allgemeine Empfehlungen solcher Art erarbeitet, die auch von der Regierung weitgehend akzeptiert und ver- wirklicht worden sind. Erl eichterungen mancher Kontrol- len brachte das Loc. Gov. Act 1972. Durch das Loc. Gov. Act 1974 (sch. 8) wurden zusätzlich zahlreiche Genehmi- gungsvorbehalte abgebaut und der Staatssekretär ermäch- tigt, weitere Vorschläge zu erarbeiten.

Die Verwa1tungskontrol1en werden grundsätzlich für alle Verwaltungseinheiten des local government, gleich welcher Ebene, von den Fachressorts der Regierung, in einigen Bereichen auch von zentral geleiteten regio- nalen Sonderbehörden durchgeführt. Eine allgemeine Auf- si chtskompetenz etwa der county councils über die district councils und dieser über die pärish (community) "councils besteht grundsätzlich nicht. Allerdings sind die district councils weitgehend an der organisatorisehen Ordnung der parishes (communities) in ihrem betei- ligt. Sie entscheiden über die Einrichtung von parish councils ebenso wie über die Zusammenlegung mehrerer parishes unter der Verwaltung eines gemeinsamen parish council. In den kleinen parishes, die kein gewähltes council haben, besteht eine besonders enge Verbindung zur Verwaltung des district council und damit sicher- lich eine de-facto-Aufsicht dadurch, daß die mit der Rechtsstellung einer rechtsfähigen Körperschaft (body corporate) versehene "parish trustees" aus dem Vor- sitzenden des parish meeting und einem Beamten (proper officer) des district council besteht.

Die gerichtliche Kontrolle der Verwaltungstätig- keit (judicial control ) wird grundsätzlich von den "ordentlichen" Gerichten ("ordinary" courts) ausgeübt, wobei nach unterschied1ieher Regelung der Spezialgesetze eine Anrufung der unteren und mittleren Gerichte - 31 - CPL (lb) b CÜ

(magistrates, county court) oder des höheren Gerichts (high court) in Betracht kommt. Eine allgemeine, von den ordentlichen Gerichten getrennte Verw.al tungsge- richtsbarkei t, wie sie etwa Frankreich, und die Bundes- repubIi k besi tzen, kennt das englische'Rechtssystem nicht. Doch sind durch eine Vielzahl von SpeziaIge- setzen besondere Gerichte (special oderadministrative t r i b u n a 1 s ) gebildet worden, die sich a u s's c h 1 i e ß I i c h mit dem Sachgegenstand beschäftigen, für den sie nach dem betreffenden Gesetz eingerichtet si'nd. 0. Hood Phillips (Constitutional and Administrative Law, 1973, S. 498) vermerkt etwa 2.000 solcher tribunals, die sich auf mehr als 50 Verwaltungszweige verteilen. Häufig kann gegen deren Entscheidungen der High Court angerufen werden. Eine gewisse allgemeine Ordnung haben die administrative tribunals in den beiden Tribunal and Inquiriès Acts 1958 und 1971 gefunden.

Die Einrichtung einer in sich geschlossenen Verwaltungsgerichtsbarkeit im Sinne des kontinentalen Rechtssystems ist zwar wiederholt diskutiert worden, hat aber im Hinblick auf die besondere britisch-ame- rikanische Tradition keine große Aussicht auf Verwirk- 1i chung.

Die gerichtliche Nachprüfung des Verwaltungs- handelns erstreckt sich auf Verletzungen von Grund- sätzen allgemeiner Gerechtigkeit (natural justice), auf die überschreitung gesetzlicher Befugnisse ("substantive" ultra vires),auf die Verletzung von Verfahrensregeln ("procedura!" ultra vires), auf fehlerhafte Rechtsa~nwendung, auf mangelhafte Erfüllung einer Pflichtaufgabe (duty), sowie auf Amtsmißbrauch (abuse of power). 5. Die Finanzwirtschaft der Verwaltungseinheiten des local government

D i e laufenden Ausgaben der Haushalte der zentralen Regierung und der Verwal tun g s e i n h e i t e n. des 1.ocäT government in England und Wales in einer Gesamthöhe von etwa 37.000 Millionen Pfund verteilten sich im Haushalts- jahr 1978/79 mit etwa 67% auf den zentralen Haushait und etwa 33% auf die Haush'al t'e der (principal) local authorities (county und district councils). An den Ausgaben der Kapi- tal rechnung waren hingegen die Lokal behörden mit. etwa 76% weit stTFKlfr beteiligt als der Haushall: der zentralen Re- gierung mit etwa 24%.

Unter den laufenden Ausgaben der local authorities nehmen die Ausgaben für das Sc hu 1wesen (education) mit etwa 55% den bei weitem größten Raum ein. In den Haushal- ten der metropolitan districts betragen die Ausgaben für , die Schul verwal tung etwa 6^8% ihrer Gesamtausgaben, in denen der non-metropolitancounties 64,5%. Die metropolitan countie und die nön-metropolitan districts sind, wie bereits erwähnt, an der Schul verwaltung nicht beteiligt. -

Für die persönlichen sozialen Dienste geben die local authorities insgesamt etwa 9% der laufenden Haushalte aus. Auch sie ruhen in den großstädtisehen Gebieten.auf den district councils (mit 12% ihrer Haushalte) und in den nicht-großstädtischen Gebieten auf den county councils (mit etwa 9% ihrer Haushalte).

Die Kosten der Straßenunterhaltung und des Verkehrs (highways and local transport) nehmen 71Taller Lokal-Haus- halte in Anspruch, in den Haushalten der non-metropolitan counties fast 8%, denen der metropolitan counties 29%. 9% der Ausgaben der non-metropolitan counties, 40% der Aus- gaben der metropolitan counties entfallen auf die Kosten der Polizeiexekutive.

Die stärkste Belastung der non-metropolitan districts stellen die Kosten der Abfal1besei ti gung dar. Sie folgen auch in den metropolitan districts an dritter Stelle hinter den Ausgaben für das Schulwesen und die sozialen Dienste.

Die Ausgaben der Verwaltungseinheiten des local government in England und Wales im Investitionshaushalt (capita! works) betrugen im Jahre 1974/75 4.076-Mi 11 ionen Pfund. Davon e'ntfielen auf den Wohnungsbau allein 66% (2.686 Mio Pfund). Die Kapital ausgaben für das Schulwesen (education) erforderten etwa 10% (415 Mio Pfund)., die Aus- gaben für Straßen, Parkplätze usw. etwa 9% (360 Mio Pfund), für Stadt- und Landschaftsplanung knapp 3% (105 Mio Pfund). Die Einnahmen, mit denen die local authorities ihre laufenden Ausgaben decken, sind mit 28,9% die lokalen Steuern (rates), mit 44,1% die allgemeinen Finanzzuweisungen der Zen- trälTg'q i e r u n q (rate support qrants)>mit 8 , 2 % d i e speziellen Finanzzuweisungen der Zentralregierung (specific and supple- mentary grants), mit 4,5% die Einnahmen aus Mieten und Ge- bühren, sowie sonstige Einnahmen mit 14,3%. Insgesamt also überwiegen die allgemeinen und speziellen Fi nanzzuwei sungen mit zusammen 52,3% die eigenen Einnahmen mit 47,7%.

Die von den Besitzern von Grundstücken gehobene rate ist die einzige, den Lokalbehörden zur Verfügung stehende Steuer. Sie sind nicht berechtigt, neue Steuern einzuführen. Alle anderen Steuerarten stehen ausschließlich dem Haushalt der Zentralregierung zu. Voraussetzung der Steuerpflicht ist die dauerhafte Nutzung des Grundstücks. In gewissen Fällen kann anstelle des Besitzers der Grundeigentümer herangezogen werden. Ausgenommen sind u.a. alle landwirtschaftlich genutzten Grundstücke und Gebäude (ohne Wohngebäude), Transport-, Strom- .und Gasunternehmen, gemeinnützige Organisationen, Schulen. Personen mit geringem Einkommen erhalten seit dem General Rate Act 1967 Steuererleichterungen nach einem bestimmten Nachlaß- system.

Die Feststellung des steuerbaren Wertes {rateable value) der Grundstücke erfolgt seit 1948 durch die Bewertungsbeamten der "Commissioners of Inland Revenue". STeuererhebungsbehör- den (ra ti ng -authorities) sind die councils der Distrikte und der London b"örbü"gh"s". "Si e erheben die Steuer vom rateable val ue ihres Gesamtbezirkes nach Maßgabe der zu deckenden allgemeinen Ausgaben, und von Teilbezirken nach Maßgabe der für sie zu leistenden besonderen Ausgaben. Die allgemeine rate wird mit einem einheitlichen Betrag je Pfund des Steuerwertes (ratable value) gehoben.

Die count.y councils und die parish (community) councils haben selbst kein Recht zur Erhebung von Steuern. Sie beauf- tragen die Steuererhebungsbehörden (districts, London boroughs), den von ihnen zur Deckung ihrer Ausgabe benötigten Anteil der rates mit einzuziehen (i ssue of a precept) . Ein metropolitan county council kann mit Zustimmung al1 er district councils in seinem Gebiet mit der Anforderung seiner Steueran.tei 1 e eine Art negativen Finanzausgleich verbinden (equalisation scheme), um Steuerdisparitäten in den verschiedenen rating areas zu mil- dern.

Das General Rate Act 196.7 regelt im einzelnen die Form der Erhebung der rate durch die rating authorities und der Anforderung von Steueranteilen durch die anderen Lokalbehör- den. Die den Steuerpflichtigen zugestellten Steuerbescheide ent- halten neben der Beschreibung des betreffenden Grundstücks und seines steuerbaren Wertes die Mitteilung über die Anteilsbeträge am Pfund, die auf die .wichtigsten Aufgaben der Steuerbehörde und der an der Steuer beteiligten anderen Lokalbehörden entfallen. In Nordirland wird das Aufkommen der rate in zwei Teile zerlegt, eine "regional rate", die für das Gesamtge- biet von Nordirland, durch das Fi nanz-department gehoben wird und eine district rate nach Maßgabe der' von den districts zu erfüllenden Aufgaben.

All gerne ine Fi nanzzuwei sungen, also solche Zuweisungen der Zentralregierung, die nicht der Deckung der Kosten bestimmter Aufgaben dienen, werden seit den beiden Loc. Gov. Acts 1966 und 1974 als "rate support grants" an die 1ocal. authorities verteilt. Sie haben die früheren "rate defi-ciency grants" und die "general grants" abgelöst. Die Zuweisungen enthalten drei Elemente. Das Bedarfselement (needs eiement) enthält einen nach der Einwohnerzahl und einem Kinderzuschlag ermittelten Grundbetrag sowie zusätzliche Beträge nach der besonderen Be- • darfssituation der einzelnen Tocal authorities. Diesen Teil der rate support grant erhalten in.der Regel die non-metropo- litan counties, die metropolitan districts und die City of Lon- don. Das "Haushaits"-Element (domesti c element) dient zum Aus- gleich des Verlustes an Steuereinnahmen der cTTstricts und der London boroughs, die sie durch eine durch Gesetze von 1967 und 1974 angeordnete Senkung der rate auf Wohnhäuser von Besitzern mit geringem Einkommen erlitten haben. Das dritte, Steuerkraft- Element (resources element) berücksichtigt die unterschiedliche Steuerkraft der district und London borough councils. Sie gleicht die Steuereinnahmen der Verwaltungseinheiten mit über- durchschnittlichem rateabie value an den nationalen Standard je Kopf der Bevö1kerung an.

Der gesamte für die rate support grant zur Verfügung stehende Betrag bemißt sich nach einem Prozentsatz, zur Zeit 61% der von der Regierung für zuwendungsbedürftig gehaltenen Nettoausgaben aller Lokalbehörden. Die speziellen und ergänzenden Finanzzuweisungen (specific and supplementary grants) schließlich werden in gewissen Prozentsätzen für die Erfüllung bestimmter Aufgaben gegeben.. Ihre Zahl ist fortschrei tend, zuletzt.mit dem Loc. Gov. Act 1974 zugunsten.der.allgemeinen Finanzzuweisungen zurückgegangen. Polizei und Straßenunterhaltung gehören noch zu den Bereichen, die mit speziellen -Zuweisungen gefördert werden. Einige ergänzende Finanzzuweisungen (supplementary grants) wurden dagegen für bestimmte Aufgaben, Personenbeför- derung, Nationalparks u.a. neu eingeführt.

Die Kosten der Investitionsausgaben (capital, works) werden ganz überwiegend durch ' Darlehen gedeckt. 1974/75 machten sie in England und Wales mit 3.408 Millionen Pfund etwa 84% der "capital receipts" aus. Die Kosten des Wohnungs- baus werden mit etwa 40% durch die Einnahmen aus Mieten und ähnlichem gedeckt. Finanzzuweisungen der Regierung deckten nur etwa 3,5% der Investitionsausgaben (140 Mio Pfund), während aus VerkaufserlÖsen und anderen Einnahmen 13% (532 Mio Pfund) finanziert werden könnten.

Im Jahre 1974 hat der Unterstaatssekretär für Umwelt- angelegenheiten (for the Environment) eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz von F. Layfield mit dem Auftrag berufen, das . gesamte Finanzsystem des local government in England, Schott- land und Wales zu untersuchen. Der Bericht des Komitees vom März 1976 beklagt den .-Mangel, an Kohärenz des bestehenden Systems im finanziellen, organisatorischen und funktionellen Sinne und empfiehlt unter anderem die Einführung einer loka- len Einkommensteuer neben dem geltenden rating-System, eine weitere Überleitung" spezieller Finanzzuweisungen in die all- gemeinen (block grants), sowie eine Stärkung der Aufgaben- und Ausgabenverantwortung der.lokalen Behörden.

Die regionale Sonderverwaltung für Nordirland, Schottland und W~a 1 e s

Das frühere Fürstentum Wales ist im Jahre 1536 von.Eng- land einverleibt worden. "Das frühere Königreich Schottland wurde 1603 zunächst in Personalunion der Krone mit England ver- bunden. Im Jahre 1707 wurde es unter einem gemeinsamen Parla- ment staatsrechtlich voll mit England zum Vereinigten König- reich Großbritannien vereinigt. Das gleichfalls bereits früher in Personalunion mit England verbundene Königreich Irland schloß sich 1801 mit dem Königreich Großbritannien zum "Ver- einigten Königreich von Großbritannien und Irland" zusammen. 1920 beschloß das Parlament mit dem Government of Ireland Act die Einrichtung zweier irischer Parlamente und zweier eigener Regierungen, einmal für den größeren südlichen, überwiegend katholischen Teil Irlands, zum anderen für die sechs überwie- gend protestantischen nordöstlichen Grafschaften der Provinz Ulster, sowie eines "Council of Ireland" mit gewissen Aufga- ' ben für Gesamtirland.- 1922 schied Südirland als "Frei staat Irl and" aus dem britischen Staatsverband aus.,, v.erb.l ieb aller- dings zunächst als- Dominion im. Verband des britischen Common- wealth, erklärte dann mit der Verfassung von 1937- seine weit- gehende Unabhängigkeit und verließ schließlich .1949 als Repu- blik Irland endgültig auch das Commonwealth. Nordi r.l and ver- blieb im britischen Staatsverband (United Kingdom Great Britain and..

Trotz der. gemeinsamen langen Geschi chte. der drei Landes- teile Wales, Schottland und Nordirland haben sich die Bestre- bungen großer Teile ihrer Bevölkerung nach weitgehender regio- naler Autonomie innerhalb des britischen Gesamtstaa.tes erhal- ten. Sie haben ihre Wurzeln in der Erinnerung an die frühere staatliche Unabhängigkeit und die häufig kriegerischen Aus- einandersetzungen mit England, sowie in den mehr oder minder ausgeprägten nationalen Eigenarten der Sprache, der Kultur, des. rel i g i Ösen Bekenntnisses, ökonomische Sonderentwicklungen teils negativer Art, Rückgang der Landwirtschaft gegenüber der industriellen Verdichtung, teils positiver Art, wie die Erdöl- produktion in Schottland verstärken .die Unabhängigkeitsbestre- bungen. Das•briti sehe Parlament hat den Forderungen nach weit- gehender Verselbständigung von Regierung und Verwaltung für die drei Landestei 1 e in unterschiedlichem Ausmaß und mit un- terschied! ichen Organisationsformen Rechnung getragen. Die weitestgehende regionale Autonomie ("devolution") wurde mit dem für Nordi rland zunächst fortgeltenden Government of Ireland Act 1920 dem Landesteil Nordirland eingeräumt. Es erhielt ein eigenes Pariament (Stormont-Par!iament) nach dem Organisationsmodell 'des gesamtbritischen Parlaments in West- minster mit einem Unterhaus (house of commons) und einem Ober- haus (senate). Das house of.commons bestand aus 52, alle fünf Jahre in unmittelbarer Wahl aus einer gleichen Zahl von Wahl- bezirken gewählten Mitgliedern. Dem Senat gehörten die Bürger- meister (Lord Mayor bzw. Mayor) von Belfast und Londonderry sowie 24 vom house of commons gewählte Senatoren an.

Das nordirische Parlament hätte Verhältnismäßigkeit- gehende Gesetzgebungskompetenzen. Ähnlich wie im Bundesland eines föderativ organ isierten Staates waren im Gesetz die dem Westminster-Parlament vorbehaltenen Gesetzesgegenstände (reserved matters) und die sonstigen Beschränkungen der Kom- petenzen des nordirischen Parlaments enumeriert, die Gesetzes- vermutung im Bereich "for the peace, order and good government" aber dem regionalen Parlament zugeordnet. Zu seinen wichtig- sten Gesetzgebungskompetenzen gehörten die Erziehung, Planung, Wohnungsbau, Gesundheitswesen, local government, soziale Sicher- heit. Durch Westminster-Gesetze von 1945 und 1947 wurde die Gesetzgebungskompetenz des nordirischen Parlaments weiterhin erweitert. Die nordirische Regierung bestand aus dem Governor, der zugleich die britische Krone in Nordirland vertrat, aus dem Premierminister (prime minister) und den Chefs von wei- teren sechs Fachressorts (departments). Die Chefs der depart- ments waren dem nordirischen Pariament verantwortli eh.

Die Fi.nanzwi rtschaf t Nordi rl ands ruhte nach dem Irel and Act 1920 im wesentlichen auf Steuereinnahmen aus Anteilen mehre- rer großer Staatssteuern, darunter Einkommensteuer (income tax), Kapitalertragsteuer (capital gains tax), Körperschaftssteuer (corporation tax) und andere, zum Teil (mit 10%) auch auf ei- genen Steuern und Gebühren.

Der nordirischen Regierung stand ein eigener, vom civil service des Vereinigten Königreichs unabhängiger personeller Verwaltungskörper (civil service) zur Verfügung.

Die Instabilität der inneren politischen Verhältnisse in Nordirland, die Zunahme der gewalttätigen Wirren gaben dem Westminster-Parlament Anlaß, mit dem Northern Ireland (Temporary Provisions) Act 1972 das nordirisehe Pariament zu Vertagen, dessen Gesetzgebungfbefugnisse von der Königin durch "Order in Council" wahrnehmen zu lassen, sowie die Befugnisse des nord- irischen Governor und der nordirischen Regierung auf den bri- tischen Staatssekretär für Nordirland zu übertragen. Dem Staatssekretär stand eine Nordirland-Kommission beratend zur Seite, deren Mitglieder von ihm selbst aus Einwohnern Nordir- lands benannt wurden. Ein Jahr darauf wurde ein Verfassungsgesetz für Nordirland (Northern Ireland Constitution Act 1973) er- lassen. Es bekräftigt, daß Nordirland leil der b r i t i- sehen Dominion und des Vereinigten Königreichs bleibt und sich aus dieser Zugehörigkeit nicht ohne die Zustim- mung einer Mehrheit der Bevölkerung des Landesteils lösen wird. Das Gesetz löst das bisherige Stormont-Parlament auf und bildet, i n Verbindung mit dem zwei Monate zuvor ergangenen Northern Ireland Assembly Act 1973, eine Lan- des versammlung (Northern Ireland Assembly) mit 78 Mitglie- dern, die in direkter Wahl aus den gleichen Wahlbezirken hervorgehen, die auch die nordi ri sehen Mi tgl i.eder des Westminster-Parlaments stellen. Das von der Versammlung gesetzte Recht soll nicht wie das des Parlaments i n .Westmi nster und des früheren nordirisehen Pariaments in der Form von "Acts", sondern in.der Form von "Measures" ergehen. Alle measures bedür- fen der Genehmigung der Königin, haben dann aber die gleiche Rechtswirkung wie ein Gesetz des Westminster-Par- laments. Die Gegenstände der Rechtssetzung der Versamm- lung soll der Staatssekretär für Nordirland mit Zustim- mung der beiden Häuser des Westminster-Parlaments durch Verordnung (Order) bestimmen, wobei eine im Anhang zum Verfassungsgesetz genannte Anzahl von Gegenständen aus- genommen (excepjted_majt t e rs) oder bis zum Tage der Been- digung der ÜbergangsregTerung reserviert bleiben soll (reserved matters). Auf Verlangen der Versammlung soll der Staatssekretär mit Zustimmung des Parlaments eine bereits übertragene Angelegenheit der Rechtssetzungskom- p.etenz der Versammlung wieder entziehen können.

Die nordirische Exekutive soll bei einem "chief executi ve member" und den Leitern der bestehenden nord- irisehen departments liegen. Alle Mitglieder der Exeku- tive werden vom Staatssekretär aus den Mitgliedern der Versammlung ernannt. Zur Zeit bestehen neun verschiedene nordirische departments. Das "chief executive member" soll, zugleich Vorsitzender der Versammlung sein.

Das Amt des Gouverneurs(Governor) von Nordirland wurde mit dem Verfassungsgesetz von 1973 aufgehoben.

Die aufgrund dieses Verfassungsgesetzes gewählte Versammlung wurde kurz darauf durch das Northern Ireland Act 1974 zunächst auf Vier Monate vertagt, dann, 1975 durch Verordnung aufgelöst. Das Gesetz Übertrug für eine Interimszeit von zunächst einem Jahr nach dem Vorbild des Übergangsgesetzes von 1972 die Rechtssetzungskompe- tenz der nordirischen Versammlung (assembly) an die Köni- gin (Orders in Council) mit Zustimmung des Westminster-• Parlaments, die Leitung und Kontrolle der nordirischen departments an den Staatssekretär für Nordirland. Gleichzeitig wurde die Wahl einer Verfassungs- Versammlung (Constitutional Convention) mit einem von der Königin ernannten Vorsitzenden und 78 Mitgliedern angeordnet, die Vorschläge für die zukünftige Regierung und VerwaItung Nordirlands ausarbeiten sollte. Diese Versammlung sollte nach Vorlage ihres Abschlußberichts, spätestens sechs Monate nach ihrer ersten Sitzung wieder aufgelöst werden. Die Auf! ösung erf ol gte _1_97_6 durch Ver- ordnung (Order in Council), nachdem eine Einigung auf einen neuen Verfassungsvorschlag nicht gelungen war.

Inzwischen wurde die ursprünglich einjährige Interimsperiode, in der Nordirland durch die Krone und den StaatsSekretär für Nordirland als "" regiert und verwaltet wird, jährlich um ein weiteres Jahr verlängert, zuletzt bis zum JU1i 1980. Die gegenüber dem Ireland Act 1920 erheblich reduzierte Autonomie Nordirlands aufgrund des Verfassungsgesetzes von 1973 ist somit bis jetzt nicht wirksam geworden.

Die besonderen Angelegenheiten Schottlands wurden nach der Vereinigung mit England durch eine'n eTgenen Staatssekretär im britischen Kabinett wahrgenommen. Nach einer durch den Jacobiten-Aufstand Mitte des 18. Jahr- hunderts eingeleiteten langen Unterbrechung wurde dieses Amt 1885 wiederbelebt, zunächst als "Secretary for Scotland", seit 1926 als Principal "Secretary of State" mit Kabinettsrang. In den folgenden Jahren wurden die dem Scott i s h Office von den einzelnen britischen Depart- ments eingeräumten Befugnisse ständig erweitert.

1939 erhielt das Scottish Office seinen Si_tz in Edinburghmit einer Verbindungsstelle in London. Dem Staatssekretär stehen ein ständiger Unterstaatssekretär zur Seite. Ihm. unterstehen fünf eigene departments für Landwirtschaft und Fischerei, Erziehung und soziale Dienste, Inneres und Gesundheit (home andhealth), Ent- wicklung , sowie für Wirtschaftsplanung. Unabhängig hier- von gibt es in den meisten gesamt-britischen departments, deren Aufgaben nicht von einem der fünf schottischen de-, partments. wahrgenommen werden, besondere Abteilungen für Schottland. Die Gesetzgebung für Schottland liegt beim britischen Parlament in London, in dessen house of commons Schottland mit 71 von 635 Abgeordneten vertreten ist. In drei besonderen committees des Unterhauses werden Gesetze vorberaten, die ausschließlich für Schottland gelten sol- len. Sie sind zwar nach dem Verhältnis der Parteien im Gesamt-Parlament besetzt, die schottischen Mitglieder sind aber in der überzahl. So setzt sich das 1907 gebil- dete "Scottish Grand Committee" aus allen 71 schottischen und nur .10 bis 15 anderen Mitgliedern, zusammen. Für die besonderen Angelegenheiten von Wal es gibt es gleichfalls ein eigenes "Welsh Office" unter einem Staatssekretär mit Kabinettsrang. Seine" Zuständigkeit er- streckt sich auf Jugendwohlfahrt, Gesundheitswesen, Woh- nungsbau, Lokalverwaltung, Schulwesen, Stadt- und Land- schaf tspl anung , Wasser und Abwasser, Straßen, Forsten, Fremdenverkehr, Nationalparks und Kulturdenkmale. Eine Entwicklungsbehörde mit umfassenden Funktionen auf dem Gebiet der Wirtschaft und des Umweltschutzes ist ihm un- terstellt. Entsprechend den acht Planungsregionen in Eng- land gibt es für Wales das Welsh Planning Council und Welsh PIanning Board. Zwei parlamentarische Unterstaats- sekretäre stehen dem Staatssekretär zur Seite. Sitz des Welsh Office ist in Wales.

Im Jahre 1969 wurde eine "Royal Commission.on the Consti tuti on" eingesetzt, die die'Beziehungen der zentra- len Gesetzgebung und Regierung zu den Landesteilen und Regionen des Vereinigten Königreichs überprüfen und Vor- schläge zu wünschenswerten Veränderungen machen sollte. Sie legte 1973 ihren Bericht vor, der allerdings eine Reihe abweichender Meinungen der Kommissionsmitglieder auch in Grundsatzfragen enthielt, übereinstimmend empfahl der Bericht, eine stärkere Dezentralisierung (devolution ) zentraler Regierungsfunkti.onen an Schottland, Wales und die englischen Regionen, unter anderem durch die Schaffung direkt gewählter Versammlungen (assemblies) für Schott- 1 and und Wal es (vgl. u.a. den Beitrag von Brian Smith, Confusions in Regionalism, in: The political Quarterly 1977 Nr. 1 S. 14 ff).

Mit einem zusammenfassenden Überblick über den Kommissionsbericht aus dem Jahre 1974 und' zwei Weißbüchern in den Jahren 1975 und 1976 bereitete die Regierung den Entwurf eines Schottl and- und Wal es-Gesetzes vor, der dann 1977 dem Parlament vorgelegt wurde.

Unter wesentlichen Veränderungen verabschiedete das Pariament im Juli 1978 das Scotland Act 1978 und das Wa 1 es Act 1978. Nach einer gleichlautenden Sehl ußbestimmung* der beiden Gesetze sollte ihr Inkrafttreten vom Ausgang zweier Volksabstimmungen (Referenden) in Schottland bzw. in Wales abhängig gemacht werden. Bei einer geringeren Zahl von Ja- Stimmen als 40% der. Stimmberechtigten oder bei einer Mehr- heit der abgegebenen Nein-Stimmen sollte der Staatssekre- tär im Parlament den Entwurf einer königlichen "Order in Council" zur Zustimmung vorlegen, mit der das jeweils be- troffene Gesetz wieder aufgehoben wird. Bei positivem Aus- gang der Abstimmung sollte ein Zeitpunkt für das Inkraft- treten vorgeschlagen werden. Beide Abstimmungsverfahren endeten am 1.3.1979 mit einem negativen Ergebnis. Das Schottland-Gesetz erhielt knapp 33% Ja-Stimmen bei knapp 31% Nein-Stimmen. Der ge- forderte Anteil von 40% Ja-Stimmen war somit nicht erreicht. Das Wales-Gesetz erreichte nur etwa 12% Ja-Stimmen und er- hielt etwa 47% Nein-Stimmen. Die beiden Gesetze konnten somit nicht in Kraft treten. Die Verwerfung der beiden Devölutionsgesetze löste neben anderen Gründen den Sturz der Labour-Regierung aus. Ihre Absicht, in einem Allparteiengespräch die Devo- lution vor allem für Schottland dennoch vorzubereiten, blieb damit unausgeführt. Ende Juni, Anfang Juli 1979 er- gingen sodann nach Beratung in den beiden Häusern des Par- laments die Scotland-Order und die Wales-Order (in Council), mit denen das Scotland Act und das Wales Act 1978 aufge- hoben wurden.

Für die vergleichenden Zwecke dieses Berichts ist es dennoch wichtig, in Kürze die wesentlichen Regelungen der bei den "Devolutions "-Gesetze darzustellen.

Sowohl für Schottland wie für Wales war die Wahl einer eigenen Landesversammlung (Scottish Assembly, Welsh As sembly) vorgesehen. Die Wahlzei t so!1te vier Jahre betra- gen. Beide Versammlungen sollten sich aber in ihrer Rechts- stellung wesentlich voneinander unterscheiden.

Der schottischen Versammlung sollten echte Gesetz - gebungskompetenzen zustehen, scottish assembly acts, nicht nur "measures" wie der nordirischen assembly. Die Gegen- stände der Gesetzgebung der schottischen Versammlung sind im Anhang zum Gesetz enumerativ aufgeführt (devolved mat- ters ). Sie gehören zu den Bereichen der Gesundheit, der Sozialverwaltung, der Erziehung, des Wohnungsbaues, der Lokalverwaltung einschließlich ihrer Finanzwirtschaft, der Landbeschaffung und -entwicklung, des Umweltschutzes, des Verkehrs, des Straßenwesens, des Wasserrechts, des Brand- schutzes, des Fremdenverkehrs, der Rechtspf1ege einschließ- lich Gerichtsorganisation, des Zivil- und Strafrechts und anderen. Einzelne Teile der genannten Gruppen sind durch eine weitere enumerative Liste ausgeschlossen. Die Vermu- tung der Gesetzeskompetenz verbleibt somit, anders als beim nordirischen Parlament nach dem Ireland Act 1920, beim zentralen Parlament i n L o n d o n .

Neben der gesetzgebenden schottischen assembly sollte eine schottische "Exekutive" eingerichtet sein, die aus dem Ersten Sekretär (First Secretary) und ande- ren Sekretären bestehen sollte. Der Erste und alle an- deren Sekretäre sollten vom Staatssekretär für Schott- land aus der Mitte der schottischen Landesversammlung (assembly) berufen werden. Für die Ernennung des Ersten Sekretärs hat die Versammlung ein bindendes Vorschlags- recht, die übrigen Sekretäre werden vom Ersten Sekretär vorgeschlagen.

Der schottischen Exekutive sollte einmal die Ausführung derjenigen Gesetze obliegen, die in die Ge- setzgebungskompetenz der schottischen assembly fallen, zum anderen die Ausführung einer Anzahl weiterer, gleich- falls enumerierter Gesetze, die in der Gesetzgebungs- kompetenz des britischen Parlaments verbleiben. Die der schottischen Exekutive übertragenen Angelegenheiten um- fassen also ein breiteres Spektrum als die der schotti- schen assembly als Gesetzgeber übertragenen "devolved matters". Ein universeller Wirkungskreis im Sinne des Rechts, neue Aufgaben, die noch nicht, durch Ei nzel gesetze geregelt sind, in eigener Veranwortung zu übernehmen, war weder der gesetzgebenden schottischen assembly noch der schottischen Exekutive zugebilligt.

Die walisische Landesversammlung ist, anders als die .schottisehe, nicht Gesetzgeber, sondern Verwaltungs- körperschaft mit der Rechtsstellung einer "body corporate", wie sie auch das council einer Verwaltungseinheit des local government, ein county council oder.ein district council, besitzt. Die Versammlung (assembly) hat eine im Anhang des Wales Act 1978 enumerierte Anzahl von Gesetzen oder einzelne ihrer Vorschriften auszuführen, soweit Wales betroffen ist. Ihre Funktion tritt insoweit an die Stelle derjenigen der eigentlich zuständigen Ressortminister in Whitehall.

Der Wirkungskreis der walisisehen assembly sollte durch "local acts" erweitert werden können, wie sie auch für die Ergänzung der Aufgaben einzelner Verwaltungseinhei - ten des local government zur Verfügung stehen.

Gleichfalls in Anlehnung an das System des local government sollte die walisische assembly committees zur Vorbereitunq und, nach Bestimmung der Landesversammlung (assembly) zur Übernahme von Entscheidungsrechten der assembly, gebildet wer- den. Ein "Executive Committee" sollte eine koordinierende, lenkende Rolle übernehmen. Tfim sollten unter anderem die Vorsitzenden der Fachausschüsse (committees) angehören. Die in den beiden Gesetzen des Jahres 1978 für die FinanzVerfassung der schottischen und walisischen Landes- versammlungen (Issemblies) eingefügten Bestimmungen sind äußerst knapp gehalten. Sie beschränken sich auf die Anord- nung eines "Consolidated Fund" (konsolidierter Staatsfonds) zur Deckung der laufenden Haushaltsausgaben für die übertra- genen Aufgaben (devolved matters) und eines "Loans Fund" (Anleihefonds) zur Deckung der Kapital- (Investitons-) Aus- gaben. Die beiden Consolidated Funds sol1ten durch jähr!iche, vom Parlament festzusetzende Finanzzuweisungen (block grants) gespeist werden. In die beiden Loan Funds sollten Darlehen der Treasury gegeben werden, die nach Rückzahlung an den nationalen Loan Fund zurückfließen sollen. Nähere Bestimmungen über die Ermittlung der Höhe der in den Consolidated Fund zu gebenden Finanzzuweisungen (grants) enthalten die Gesetze nicht. Aus Verlautbarungen der Regierung muß entnommen werden, daß sie sich zumindest vorwiegend ver- hältnismäßig nach den im gesamten Staatsgebiet entstehenden Ausgaben für diejenigen Aufgaben richten, deren Erfüllung den beiden Landesteilen als "devolved matters" übertragen sind. Das Schweigen der Gesetze selbst über diese Frage läßt aber auch eine Regelung offen, die, ähnlich der Ausgestaltung der den local authorities zufließenden "rate support grants" ein Element des Finanzausgleichs einfließen läßt. Das heißt, daß die unterschiedliche Steuerkraft der Landesteile bei der Be- messung der block grants Berücksichtigung finden und das Ele- ment des Ausgabenbedarfs ergänzen würde. ' Das Recht, eigene Steuern im jeweiligen Landes- teil festzusetzen, oder das Aufkommen bestimmter all- gemeiner Steuern aus dem jeweiligen Landesteil selbst zu behalten, war jedenfalls nicht vorgesehen, ebenso wenig eine Bemessung der zentralen Finanzzuweisungen (grants) nach den. aus dem betreffenden Landesteil auf- kommenden Steueranteilen. Das System wich entscheidend von demjenigen ab, das ursprünglich für die Finanzwirtschaft Nord- irlands galt. Es mag. die Gleichmäßigkeit der Leistun- gen verstärken. Das Maß. der Eigenverantwortung der Landesteile für die Aufgabenerfüllung jedoch.wird da- durch naturgemäß entscheidend eingeengt.

Insgesamt läßt sich feststellen, daß die auf eine regionale Dezentra1isierung der britischen Re- gierungsgeschäfte zielende Politik des Parlaments nicht d as Erg ebnis eines einheitlichen R e g i onal i_s i eru n g s - oder Foclera I isl erungsp I ans für das gesanfte Verel n'i'gte" Königreich ist, daß sie vielmehr von Fall zu Fall poli- tische Lösungen sehr unterschiedlicher Art und Wirkung sucht. Ursache hierfür ist sicherlich einmal die Tatsache, daß dem historisch gewachsenen Rechtsdenken des Landes die Vorstellung einer einheitlichen geschriebenen Verfas- sung bis heute fremd geblieben ist, und daß zum anderen die innere Einstellung der Bevölkerung zur Frage zentra- 1 istischer oder dezentralisierter Herrschaftsformen in- nerhalb der Landesteile außerordentlich unterschiedlich ist. Es ist in diesem Zusammenhang nicht ohne Interesse, daß sich an der Abstimmung über das Wales-Gesetz 1978 nur 69% der Stimmberechtigten beteiligt und davon über zwei Drittel gegen die "Devolution" gestimmt haben, wäh- rend in Schottland immerhin mehr als die Hälfte der ab- gegebenen Stimmen, wenn', auch weniger als 40% der Stimmbe- rechtigten, eine schottische Selbstregierung nach den Bestimmungen des Schottland-Gesetzes 1978 bejaht hat.

Wie weit die "Devolutions-"Maßnahmen von einer das ganze Königreich gleichmäßig umfassenden Regionali - sierungs- oder Föderalisierungspolitik entfernt sind, wird unter anderem aus der Herrschaftsvertei1ung der Lahdesteile deutlich, die sich ergeben würde, wenn sowohl .. das Northern Ireland Constitution Act 1973 wie das Scotland- und Wales-Act 1978 tatsächlich in Kraft sein würden. Während nordirische und schottisehe Abgeordnete a1s Mi tgli eder des britischen Parlaments in Westminster neben den gesamtstaat- lichen Gesetzen auch über die nur England und Wales betref- fenden Gesetze mit zu entscheiden haben würden, würden in nordirischen und schottischen Angelegenheiten die entsprechen den Landesversammlungen (assemblies) ihre Gesetzeskompetenz ausschließl ich mit Abgeordneten aus dem jeweiligen Landesteil ausüben. (Neuere Literatur zur Politik der "devolution": Brian Smith, Confusions in Regionalism, the political Quarterly, 1977, Nr. 1; Lewis Gunn, Devolution: A Scottish View, a.a.O. .1977 , Nr. 2; Goronwy Daniel, Devolution to Wales, a . a . OTT Vernon Bogdanor, Regionalism: The constitional Aspekts, a.a.O. ; W . D. B i rrel1, The Mechanics of Devolution: Northern IreTand Experience and the Scotland and Wales Bills, a.a.O. 1978, Nr. 3; Vernon Bogdanor, The Engl is-h .Constitution and Devolution, a.a.O. 1979, Nr. 1; Vernon Bogdanor, Devolution, 1979) V. Sonstige regionale Behörden und öffentliche Körperschaften

Einzelne Fachressorts der Zentralregi erung, wie das Arbeitsministerium (Ministry of Labour), das Gesund- heits- und Wohnungsministerium (Ministry of Health), das Renten- und das Postministerium haben bereits.vor dem 2. Weltkrieg die Bildung regionaler .Außenbehörden in die Wege'geleitet. Im letzten Kriege .dann bekam die Entwick- lung regionaler Verwaltungen einen kräftigen Anstoß mit den 1939 geschaffenen regionalen Kommissaren für Zivil- verteidigung ( regional c.ivil defence commi ssioners ), i n - dem sie zugleich eine koordinierende Funktion über die Interessen mehrerer zentraler Fachressorts innerhalb der ihnen zugewiesenen Region ausübten. 1945 wurden sie zwar beseitigt, aber die regionalen Organisationen der Fach- ressorts in neun Regionen Englands sowie in Schottland und Wales behielten Bestand. 1950 besaßen alle großen Fachressorts (departments) der Regierung mit Ausnahme der Treasury regionale Außenbehörden, die zumeist auf der geographischen Grundlage dieser "Standard regions" eingerichtet waren.

Die unterschiedlichen Aufgaben, vor allem das unterschiedliche Maß an gebundener Routinearbeit einer- seits, politischer Entscheidungsbreite andererseits wirkten sich in den Jahren danach hemmend auf eine Fort- entwicklung dieser dezentralisierten Verwaltung der Fachressorts und ihrer Koordinierung innerhalb der Re- gionen aus. Nach J. A. Cross (British public administa- tion, 1970, S. 94) wurde das Personal der Regionalbe- hörden zwischen 1949 und 1956 insgesamt um etwa die Hälfte verringert. Das Ministerium für Wohnungsbau und Lokalverwaltung (Housing and Local Government) vermin- derte zwi s.chen 1954 und 1956 sein regional tätiges Per- sonal gar auf weniger als ein Fünftel. Es zeigte sich, daß die Behörden des local government, mit denen das Ministry of Housing and Local Government vornehmlich zu korrespondieren hatte, eher zum Kontakt mit den höhe- ren Stellen in Whitehall neigten, teils auf dem Wege über ihre zentralen Organisationen, als mit den nachgeordneten regi onalenSteilen.

In den folgenden sechziger Jahren gab die verstärk- te Erkenntnis der wirtschaftlichen Strukturunterschiede der verschiedenen Landesteile und der. Notwendigkeit bes- serer Information der zentralen Fachressorts über die re- gionalen Bedürfnisse neue Impulse. 1964 sprach der kon- servative Minister für Wohnungsbau und Lokalverwaltung von der Notwendigkeit regionaler Entwicklungspläne, deren Erarbeitung ein starkes regionales Instrument der Zentral- regierung erforderlich mache. Unter der folgenden Labourregierung entstanden dann 1966 acht Wirtschaftsplanungs-Regionenin England (Northern,"'Yorkshi re und , East Midlands, East Anglia, South East mit Greater London, South West, West Midlands, North-West) unter der Federführung des Wirt- schaftsministers (Economic Affairs). Für jede dieser Regionen wurden zwei Verwal tungskörpe.r eingerichtet, ein beratendes "council" für Wirtschaftsplanung mit etwa je 30 von der Regierung ernannten, in der Region erfahrenen Mitgliedern, und ein Wirtschaftspl anungs- "board" mit leitenden Beamten der mit Planungsfragen befaßten zentralen Fachressorts unter der Leitung eines Beamten des Wirtschaftsministeriums.

Für Schottland und Wales entstanden entsprechende regionale Planungsbehörden unter der Federführung der beiden Staatssekretäre für diese Landesteile. . .

Die PIanungs-counci1s wirken an der Vorbereitung der Regi ona'l pl äne mit, beraten die Regierung in Fragen der Wirtschaftsentwicklung und vertreten deren Wirtschafts- politik innerhalb der Region. Die Berufung ihrer Mitglie- der durch zentrale Ernennung und ihre. Beschränkung auf eine beratende Funktion mindern allerdings die Wirksam- keit ihrer Tätigkeit.

Die mit regionalen Beamten besetzten "regional planning boards", jetzt "economic planning boards", haben neben der Beratung der Planungsräte (regional planning councils) die Aufgabe einer Koordinierung der Entwicklungspolitik der Regierung auf regionaler Ebene. Inwieweit dies wirksam geschehen kann, hängt weitgehend davon ab, ob es gelingt, vertikale Abhängigkeiten der Vertreter der einzelnen zentralen Fachressorts durch eine horizontale Gesamtverantwortung für die regionale Entwicklung über die Fachverantwortungen hinweg zu er- setzen oder doch nachhaltig zu ergänzen.

Der.Beri cht der Rede!Iffe-Maud-Kommission aus dem Jahre 1969 zur weiteren Entwicklung des local govern- ment hatte den überbau der dezentralisierten Regional'-, behörden innerhalb der acht Planungsregionen durch mittel- bar gewählte "provincial councils" und damit eine insti- tutionelle Verbindung der zentral geleiteten Verwaltung mit dem System des local government empfohlen, um das Element geschlossener Gebietsverantwortung innerhalb der Region zu stärken. Wie bereits an anderer Stelle vermerkt wurde, hat sich dieser Vorschlag bisher nicht durchsetzen 1assen.

Die zentrale Zuständigkeit für die regionale Planung und Entwicklung innerhalb der Londoner Regierung liegt seit 1970 beim "Department of the Environment", das auch für Organisation und Finanzwirtschaft des local government verantwortlich ist. Ähnlich wie sich in den letzten Jahrzehnten i n Frankrei ch die Rechtsfigur des "etabli ssement pub'l i c" zu ei nem organi satori sehen Mantel für eine Vielzähl sehr unterschiedlieher Betätigungen auf dem Grenzgebiet zwischen Wirtschaft und Verwaltung ent- wickelt hat, so ist in Großbritannien die "public corporation" im Zwi sche'nberei ch zwischen privater Wirtschaft, "nationali sierter" Industrie, zentral geleiteter Verwaltung und local government ausgebil- det worden. Die stärker zur "Verstaatlichung" vordem privat geleiteter Unternehmen von allgemein-öffent- licher Bedeutung neigende Auffassung, vor allem der Labour-Partei, sieht in deren Umgestaltung zu public corporations eher ein Mittel zur Eröffnung ministeriel- ler Kontrolle ihrer Tätigkeit. Die dem wachsenden staatlichen Einfluß eher skeptisch gegenüberstehende konservative Richtung sieht in der gleichen Rechtsfi- g.ur die Chance zur stärkeren Verselbständigung be- stimmter, auf wirtschaftliche Aktion angelegter Be- triebe von bürokratischer Bevormundung, sei es der zentralen departments, sei es auch der Verwaltungs- einheiten des local government.

Die. organisatorisehe Ausgestaltung der pub1ic corporati ons ist ebenso vielgestaltig wie der liegen - stand ihrer Betätigung. Gemeinsam ist ihnen, daß sie eigene Rechtspersönlichkeit besitzen, daß sie öffent- liche oder doch vom Parlament als öffentlich (govern- mental) angesehene Aufgaben für ein bestimmtes geo- graphisches Gebiet wahrnehmen, daß sie rechtlich unab- hängig von der Regierung sind und im eigenen Namen klagen und verklagt werden können. Alle public corpo- rations werden von einem aus mehreren Mitgliedern be- stehenden "managi ngbody" geleitet, dessen Vorsitzen- der in den mei sten FälTen vom zuständigen Ressort- minister oder auch von der Krone ernannt wird.

In der Regel werden die.public corporations in drei Gruppen eingeteilt, die gewerblichen Unter- nehmen (commercial undertakings, managerial-economic bodies), zu denen unter anderem auch die 1947 und 1948 geschaffenen Behörden der nationalisierten Elektrizi- täts- und Gasversorgung zählen, die Körperschaften mit öffentlichen Dienstleistungen (managerial-social bodies), deren Wichtigste die Gesundheitsbehörden,die Wasserbe- hörden und die Stadtentwieklungskörperschaften sind, und schließlich die, meist zentralen., Körperschäften- mit allgemeinen Lenkungsaufgaben (regulatory bodies), wie z.B. das 1965 gebildete "National Board for Prices and Incomes" oder die Landschaftsschutzbehörde (Nature Conservancy).

Für die Elektrizitätsversorgung bestehen seit den Electricity Acts 1947 und 1957 l~Z~"area electricity boards" in England und Wales, 2 für Schottland. Ein central electricity generating -board leitet die area boards, betreibt Stromerzeugungsaniagen und koordiniert die Stromvertei1ung. Die Gas Versorgung wird seit 1973 (Gas Act 1972) von einer einheitlichen British Gas Corpora- tion durchgeführt. Sie bedient sich der 12 regionalen Gas- Versorgungs-Dienststellen, die an die Stelle der früheren area gas boards getreten sind.

Für die Wasserversorgung (supply and distribution of water), die Landdra i nage, die Unterhaltung, zentraler Kläranlagen, die Gewässerunterhaltung sowie die Wasserer- holungsgebiete sind seit dem Water Act 1973 neun regionale water authorithies in England sowie das welsh national water development board in Wales zuständig. In Schottland sind mit Loc-.Gov. (Scotland) Act 1973 die Aufgaben der früheren be- sonderen Wasserbehörden (water boards) auf die regional und islands councils im Rahmen des local government übergegangen.

Die mit dem National Health Service Act 1946 nationa- lisierten Aufgaben des Gesundheitswesens liegen seit dem 1974 in Kraft getretenen neuen National Health Service Act 1972 in England und Wales in der Zuständigkeit von 14 regional health authorities und von 90 ihnen nachgeordneten area health authorities. Die Letzteren sind jeweils für das Ge- biet einer non-metropolitan county bzw. eines metropolitan district, sowie einer oder mehrerer London boroughs einge- richtet. Den health authorities obliegen die früher von den hospital boards wahrgenommenen Aufgaben der Krankenhausverwal- tung unddie von den früheren executive councils übernommene Verwaltungsbedienung der Ärztepraxen. Ihnen sind außerdem seit 1974 die Aufgaben des "person!ichen" Gesundheitsdienstes (personal health services) übertragen, die früher von den local authorities wahrgenommen worden waren, ambulante Dienste, Seuchenbekämpfung, Familienplanung, Gesundheitszentren, Hebam- menwesen, Mutter und Kind u.a., sowie die Aufgaben des Schul- gesundheitsdienstes.

Unter den Mitgliedern der area health authorities befinden sind, in geringerer Zahl, auch councillors der ge- bietsentsprechenden local authorities.

In Schott!and sind mit dem National Health (Scotland) Act 1972 15 health boards eingerichtet worden, die die Auf- gaben sowohl der englischen regional health authorities wie die der area health autorities vereinigen. Die Bezirke sind an die Grenzen der neuen regions und, zum Teil, districts des local government angelehnt.

Zur besseren Verbindung der public corporations mit den Interessen der jeweils von ihrer Tätigkeit berührten Be- völkerungskreise gibt es unterschiedlich organisierte "consumer counci1s". Ihre Mitglieder setzen sich aus Ver- tretern der interessierten Körperschaften, oftauch aus Ver- tretern der jeweiligen local authorities zusammen. Entschei- dungsfunktionen besitzen diese consumer councils nicht.