Konvolut von Unterlagen zur Internationalen Bauausstellung (IBA) und des Treuhandsanierungsträgers S.T.E.R.N.

Mappe Nr: '*■5$ M7- Dokument Nr: MENSCHENLANDSCHAFT BERLIN BILDHAUERSYMPOSION AM SCHLESISCHEN TOR Menschenlandschaft Berlin Bildhauersymposion am Schlesischen Tor MENSCHENLANDSCHAFT BERLIN BILDHAUERSYMPOSION AM SCHLESISCHEN TOR

Ein Projekt des Senators für Bau- und Wohnungswesen in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Kreuzberg (Kunstamt, Tiefbauamt, Gartenbauamt, Stadtplanungsamt), der Kunst-am-Bau-Kommission Kreuzberg, IBA/S.T.E.R.N. GmbH und Anwohnern

Künstler: Mehmet Aksoy Andreas Frömberg Azade Köker Louis Niebuhr Leslie Robbins Rudolf Valenta Andreas Wegner

Schang Hutter (Entwurfsphase)

Gesamtbetreuung (Entwurfs- und Realisierungsphase): Karin Nottmeyer (Senator für Bau- und Wohnungswesen) in Zusammenarbeit mit Stefanie Endlich als Koordinatorin der Entwurfsphase

Technische Bearbeitung: Büro Dr. Ing. Horst Franke

Dokumentation

Die Broschüre erscheint im Rahmen der 750-Jahr-Feier Berlins und wurde auch von der S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadt¬ erneuerung Berlin mbH unterstützt.

Herausgeber: Kunstamt Kreuzberg Mariannenplatz 2 1000 Berlin 36 Tel. 030-2588-2506

Redaktion und Texte: Stefanie Endlich

Die Texte stützen sich in Teilen auf die Wettbewerbsausschreibung und die Juryprotokolle (verfaßt von S. Endlich) sowie auf Berichte der Vor¬ prüfung (Florian von Buttlar/S. Endlich). Das historische Kapitel stützt sich in Teilen auf Untersuchungen von Dieter Hoffmann-Axthelm; die Zitate in diesem Abschnitt wurden seinem Gutachten für die Ausschrei¬ bung des IBA-Freiraum-Wettbewerbes Schlesisches Tor entnommen.

Fotos: S.T.E.R.N.-Archiv, Landesbildstelle Berlin, Ahmet Cetinkaya, Stefanie Endlich, Rainer Höynck, Wolf Kaufmann, Birgit Kleber, Michael Radier, Teilnehmer des Symposions

Umschlag-Foto: Michael Radler

Layout: Kunstamt Kreuzberg

Satz: Gegensatz

Druck: Agit-Druck

Die Broschüre erscheint im November 1987 S.T.E.R.N. zur Fertigstellung des Bildhauersymposions.

© 1987 Kunstamt Kreuzberg, Berlin VORBEMERKUNG

Die Idee, ein Bildhauersymposion zum Thema biet sind. Prozeßhafte Einbindung also und Offen¬ „Menschenlandschaft Berlin“ mit voller Absicht heit für Bürgermeinungen und Bürgerwünsche. gerade am Schlesischen Tor durchzuführen - und Keine Unterordnung, kein äußerer oder innerer nicht, um reale Gegenbeispiele zu nennen, auf ei¬ Zwang, die künstlerische Eigenständigkeit zurück¬ ner Tiergarten-Wiese oder auf dem Kurfürsten¬ zustecken! Im Gegenteil: gerade die sorgsam be¬ damm ergab sich aus der besonderen Rolle des dachten Wechselbezüge von Stadtraum, sozialem Schlesischen Tors in der Berliner Stadtentwick- Umfeld und bildnerischer Phantasie sind ein be¬ lungs- und Sozialgeschichte. Wie in einem Brenn¬ sonderes Charakteristikum der künstlerischen Qua¬ spiegel bündeln sich an diesem Ort Entwicklungs¬ lität dieser Projekte. linien, die für die Herausbildung der Industrieme¬ tropole Berlin wie auch für die konfliktreichen Passende Beispiele dafür: Der Cuvrybrunnen an Strukturveränderungen nach der Teilung der Stadt der Ecke Cuvry- und Wrangelstraße, Ergebnis ei¬ charakteristisch sind. Und es scheint, als ob die nes Bildhauersymposions von 1983/84. Ebenso Veränderungen zum Besseren, die sich im äußer¬ die Brandwandbemalung an 14 Wänden rund um sten Kreuzberger Osten nach jahrzehntelanger den Abenteuerspielplatz an der Spree, wenige Vernachlässigung und Verödung nun schrittweise Schritte vom U-Bahnhof Schlesisches Tor entfernt. bemerkbar machen, gewissermaßen ausstrahlen Und das zuvor genannte Bildhauersymposion auf vom Schlesischen Tor mit seinem restaurierten U- den Freiflächen zwischen Schlesischer Straße und Bahnhof als Stadtteil-Treff und als inzwischen gut Gröbenufer - und davon handelt diese Broschüre. eingeführter Ort kultureller Begegnung und stadt¬ Parallel entsteht eine zweite Broschüre zu den teilpolitischer Diskussion. Wandgestaltungen, deren Ausführung ebenso wie Hier sind auch einige bemerkenswerte Kunstpro¬ die des Projektes „Menschenlandschaft Berlin“ vor . , , , . , i, .. ... • Blick Uber die Hochbahn nach jekte konzentriert, die wichtiger Bestandteil der kurzem begonnen hat, sich allerdings über einen osten zur Spree, links der u- Stadterneuerung in diesem problembeladenen Ge¬ längeren Zeitraum erstrecken wird. Bahnhof Schlesisches Tor

3 ZUR GESCHICHTE DES ORTES Straße und bearbeiteten die nach Süden bis zum Landwehrgraben reichenden schmalen Landstrei¬ fen („Gärtnereihufen“), deren Struktur noch heute „Hier ist man weit weg, hier ist man angekom¬ im Grundstücksaufbau der Blöcke erkennbar ist. men“, schrieb der Historiker Dieter Hoffmann-Axt- Spree und Köpenicker Straße dienten als Entwick¬ helm über das Schlesische Tor, das - als Endsta¬ lungsachsen. „Auf beiden kam vom Stadtzentrum tion der U-Bahn-Linie 1 - in 20 Minuten vom her das staatliche wie bürgerliche Leben herauf. Zoo erreichbar ist. Seine Worte skizzieren, wie sich Von Staats wegen waren es im wesentlichen Mili¬ widerspruchsvolle Realität, widersprüchliche Emo¬ tär- und Lagerhäuser (Salzmagazin, Proviantmaga¬ tionen und verschiedene Zeitebenen Übereinander¬ zin, Train-Magazin). Auf der bürgerlichen Seite schieben an diesem Ort am Rande der Stadt, ge¬ hangelten sich an beiden Achsen die Holzplätze nauer: der westlichen Stadthälfte. Nur wer es weiß und -schwemmen entlang, die Färbereien, Kattun¬ oder wer sich Zeit nimmt, genauer hinzuschauen, fabriken und Lohgerber, auch das Lager- und kann sich die traditionsreiche Vergangenheit und Transportgeschäft.“ vor allem die Dynamik und Urbanität dieses Ortes Diese Entwicklung erfaßte im 19. Jahrhundert heute noch vorstellen. auch die Gegend rund ums Schlesische Tor, in der Die Gegend um das Schlesische Tor ist eine der äl¬ man zwar später als in der stadtnäheren Köpe¬ testen bebauten Orte Berlins. Entlang der heutigen nicker Vorstadt, aber früher als in den umliegenden Skalitzer Straße verlief früher die Akzisemauer, Bereichen von landwirtschaftlicher zu Gewerbe¬ das 1730 errichtete, bis 1868 intakte barocke nutzung überging. Die Südseite der Köpenicker Grenzbauwerk. An der Stelle des heutigen Hoch¬ Straße war schon ab 1800 von kleinteiliger Textilin¬ bahnhofs stand das Schlesische Stadttor mit zwei dustrie geprägt, die Flächen zwischen Straße und Wachhäuschen beiderseits der von Norden aus der Spree wurden zunächst als Bleich- und Trocken¬ Altes Wachhäuschen am Stadt herausführenden Köpenicker Straße. wiesen von den auf der anderen Straßenseite pro¬ Schlesischen Tor 1882, als Ar¬ beiterkneipe genutzt, fotogra¬ Das Schlesische Tor hatte per Dekret seinen Na¬ duzierenden Kattundruckern, Färbern, Gerbern fiert von Albert Schwartz men nach der Eroberung Schlesiens 1740 bekom¬ genutzt und dann ebenfalls mit Kattun- und Tuch¬ men. Durch dieses Tor kamen vor allem die Ein¬ fabriken bebaut. Zwischen heutiger Pfuelstraße wanderer aus Schlesien im 18. Jahrhundert, wäh¬ und Oberbaumbrücke lag die Kattundruckerei von rend andere Einwanderergruppen auch andere To¬ Dannenberger, dessen technische Neuerungen und re benutzten, zum Beispiel das Hallesche Tor. Im teilweise abenteuerliche wirtschaftliche Aktivitäten Siebenjährigen Krieg marschierten die Russen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die durch das Schlesische Tor in die Stadt ein. Wo Mechanisierung der Berliner Kattunindustrie vor¬ damals das Tor stand, überquert heute die Hoch¬ antrieb und sogar die englische Konkurrenz auf bahn die Straße; das nördliche .Torhäuschen, erst dem Weltmarkt bezwang. 1887 abgerissen, stand dort, wo heute die kleine Die Dannenberg’sche Fabrik bestand bis zur Verkehrsinsel liegt. Gründerkrise; mit dem schon früher einsetzenden Zwei große Meiereien erstreckten sich zu beiden Niedergang der Kattunindustrie kamen andere Seiten des Schlesischen Tors: östlich das Landgut Gewerbe in die Gegend: Metallwerkstätten, der Bartholdischen Meierei, schon Mitte des 17. Zuckersiedereien, chemische Industrie, Maschi¬ Jahrhunderts weit vor der Stadt angelegt, 1730 an nenbau. den Berliner Magistrat und 1771 an den reichen Nicht proletarisch und nicht großbürgerlich, son¬ Bankier Itzig, den einflußreichsten Mann im Stadt¬ dern kleinbürgerlich war die frühe industrielle teil, verkauft („Itzigsche Meierei“), 1827 vom Wohn- und Gewerbebebauung, von der heute fast Stadtrat de Cuvry erworben. Und westlich, inner¬ nichts mehr erhalten ist, zum Beispiel entlang der halb der Akzisemauer, ein kleineres Landgut, das Schlesischen bis zur Cuvrystraße: zweigeschossige 1773 ebenfalls von Daniel Itzig gekauft, vergrößert Handwerks- und Gärtnerhäuser, Reste von Land¬ Itzigsche Meierei an der alten und mit einem Schlößchen bebaut wurde. Itzig, wirtschaft, in den Höfen kleine Gewerbegebäude Köpenicker Landstraße, der Bankier Friedrichs des Großen, war mit Mendels¬ heutigen Schlesischen Straße mit Schuppen, Ställen, Remisen („eine Kleinwelt sohn und Lessing befreundet; Traditionen der Auf¬ armer Handwerker, in der jedes Mäuseloch be¬ klärung sind konkret mit diesen Standorten ver¬ nutzt und bewohnt ist“). Das letzte Gärtnerhaus bunden. Der damals berühmte, im französischen aus dem Jahre 1830 in der Schlesischen Straße 13 Rokoko gestaltete Schloßgarten mit seinen Skulp¬ steht seit nunmehr 10 Jahren mit zugemauerten turen und Brunnen ist nicht mehr erhalten, und Fenstern leer und war lange vom Abriß bedroht. auch das Schlößchen selbst, auf dem Grundstück Eines der wenigen großbürgerlichen Häuser nahe Köpenicker Straße 185 - 186, wurde im 2. Welt¬ dem Schlesischen Tor war die Villa des Färbereifa¬ krieg zerstört. Die IBA hat vorgeschlagen, durch brikanten Fiering, in romantisierendem Klassizis¬ teilweise Rekonstruktion des Gartens diese Ge¬ mus (Falckenstein-, zwischen Schlesischer und schichtsspur sichtbar zu machen. Ein Wandbild am Oberbaumstraße). Von der ehemaligen Villa des benachbarten Giebel erinnert daran, wie die Anla¬ Fabrikanten Heckmann in der Schlesischen Straße ge ursprünglich einmal ausgesehen hatte. 26 ist - versteckt hinter modernisierten Fassaden - Zwischen Schlesischem Tor und östlicher Meierei, eine alte Gartenloggia erhalten. Weitere Fabrikan¬ an der Südseite der Schlesischen Straße, siedelten tenvillen fanden sich vor allem jenseits der Cuvry¬ sich Gärtner an, bauten ihre Häuser entlang der straße.

4 Der spekulative Mietshausbau ab 1891 veränderte Um dem neu geschaffenen Platz ein repräsentatives das Gesicht der Gegend: Köpenicker und Schlesi¬ Umfeld zu geben, hatte sich die Stadt den Luxus sche Straße wurden als „gutbürgerliche“ Wohn¬ geleistet, die Platzanlage durch die Bevernstraße al¬ straßen ausgebaut, zahlreiche Grundstücke wurden leemäßig auf die Spree zuzuführen. 1894 - 96 wur¬ verkauft, abgeräumt, parzelliert und unter dichte¬ den die gesamten Flächen beidseitig der Bevern¬ ster Ausnutzung des Bodens neu bebaut. straße, zwischen Pfuel- und Oberbaumstraße, par¬ Schon in den Achtziger Jahren war die Skalitzer zelliert, verkauft und mit Mietshäusern bebaut. Straße, die zur verkehrsreichen Oberbaumbrücke „Alles mit gutbürgerlichen Wohnungen, fast in je¬ führte, zum repräsentativen Boulevard erweitert dem Haus ein Restaurant, eine Kneipe oder eine und auch die Oberbaumstraße verbreitert worden. Konditorei. Relativ witzlos war die Anlage trotz¬ Einige Jahre später wurde der Ort des ehemaligen dem, da sie dem Verkehrsstrom genau wider¬ Stadttors zur rechtwinkeligen Platzanlage umge¬ sprach; die repräsentative Stoßrichtung dagegen wandelt, die allerdings schon kurz danach - beim fiel bei der kurzen Distanz sofort in die Spree. Nur Bau des Hochbahnhofs 1899 bis 1901 - unter eine kleine Sprungschanze lag noch davor: die Hochbahntrasse und Bahnhofshaus verschwand, Bootsanlegestelle. Zur Wirkung kam dieses ganze zur Verärgerung der auf ihren neuen Boulevard Arrangement nur, wenn Kaiser Wilhelm auf der stolzen bürgerlichen Anwohner. Der Hochbahnhof Spree zur Grünauer Regatta fuhr und das Volk an mit Kuppeltürmchen, ein massiver Sandsteinbau dieser Stelle des Gröbenufers sich zum Jubeln auf¬ des Architekten Hans Grisebach (der auch die heu¬ stellen konnte.“ te nach ihm benannte Villa in der Fasanenstraße Zu Beginn unseres Jahrhunderts war das Schlesi¬ baute), war übrigens längst nicht so modern wie sche Tor mit den angrenzenden Blöcken das, was die Stahlskelettkonstruktion der anderen Hoch¬ man „gutbürgerliche Gegend“ nennt, inmitten ei¬ bahnhöfe, aber von qualitätvoller, nicht historisch ner belebten Zone, die vor allem von der Haupt¬ auftrumpfender Gestalt. verkehrsachse Skalitzer Straße-Oberbaumbrücke geprägt war. Aufwendige Bebauung, teure Fassa¬ Dampferanlegestelle Bevcrn- dengestaltung und Gesamtausstattung, Jugendstil¬ straße mit Oberbaumbrücke dekor, zahlreiche Läden, Restaurants, nach hinten 1938 Remisen, Wintergärten, Pferdeställe: die Baublöcke am Schlesischen Tor wirkten fast wie eine Insel der Bürgerlichkeit inmitten des vorwiegend proletari¬ schen Stadtviertels, das nach der alten Postzustell- zahl SO (Südost) 36 hieß. Pfuelstraße im Nordwe¬ sten und Cuvrystraße im Südosten markierten die Übergänge zu Gewerbe- und Arbeiterwohngebie¬ ten, zu den in Zeiten des enormen industriellen Aufschwungs und Bevölkerungswachstums speku¬ lativ und eilig erreichteten Mietskasernenvierteln an den Rändern des alten Stadtkerns. Das Gröbenufer selbst sollte wohl etwas Pariser Eleganz imitieren. An der Brücke lag die Weiße

Hochbahn-Bahnhof Schlesi¬ sches Tor

5 Flotte der Stern- und Kreisschiffahrt, daneben die kriegszerstörter oder abgerissener Häuser wurden Schiffe der Berliner Dampfschiffahrtsgesellschaft; einige Meter zurückgesetzt, um einer späteren Ver¬ hier war der klassische Einstiegsort für die Ausflü¬ breiterung der Köpenicker Straße nicht im Weg zu ge zu den Seen draußeaim Südwesten und Süden. stehen. Die Folgen: zwischen Neubauten und Stra¬ Unter den Bahngleisen des U-Bahnhofs wurde ein ße beziehungsweise Gehweg entstanden öde Zonen Hochbahn-Restaurant betrieben mit Terrasse, Ke¬ mit Verlegenheitsgrün; die Straße wirkte von nun gelbahn und Versammlungszimmern. Später dann an stadträumlich ausgefranst; die Altbauten mu߬ gehörten diese Räume dem Kaufhaus „Kalo“, das ten den Eindruck erwecken, als sei ihr Abriß be¬ schlossene Sache, waren sie doch nun offensicht- Alte Oberbaumbrücke, im erst im Jahre 1980 schloß. Hintergrund die Spitzen des Rechtzeitig zur Berliner Gewerbeausstellung von 'lich das Haupthindernis für die geplante Straßen¬ Schlesischen Tores 1896 im Treptower Park war der Neubau der verbreiterung. Vernachlässigung der Altbauten bis Oberbaumbrücke als wilhelminischer Prachtbau hin zur Verwahrlosung war die Folge - ein unna¬ fertiggestellt, mit mächtigen Türmen, ausgekragten türlicher, weil durch Planideologie erzwungener Wehrgängen und reichem Bauschmuck. Die neo¬ Verelendungsprozeß hatte die Köpenicker Straße gotischen Türme mit Schießscharten waren wie die erfaßt. IBA und Landeskonservator bemühten sich gesamte Ausstattung der Tribut einer höchst fortge¬ in den Achtziger Jahren - wie zuvor schon die schrittenen Verkehrstechnik an den historischen Anwohner -, diesem Prozeß entgegenzuwirken. Zeitgeschmack; die doppelte Zweckbestimmung als Dabei hatte diesem Prozeß von Anfang an die ma¬ terielle Grundlage gefehlt: für die Verbreiterung der Köpenicker Straße gab es keinen Bedarf. Durch Teilung der Stadt und Mauerbau war einer der be¬ lebtesten Stadtteile zur Randzone geworden, war von seinen wichtigsten Bezugsgebieten abgeschnit¬ ten, von der alten Innenstadt auf der anderen Spreeseite und vom nahen Treptow mit seinen Grünflächen. Die Köpenicker Straße selbst endet an der Mauer. Die Oberbaumstraße war vor dem Krieg „ die eigentliche Versorgungsachse, über die pausenlos der Berliner Versorgungs- und Personen¬ verkehr rollte (aber auch der Beerdigungszug für Wilhelm Liebknecht und für Paul Singer, mit je¬ weils rund 150 000 Menschen im Gefolge)“. Heute führt sie nur zur wenig frequentierten Oberbaum¬ brücke. Die Verödung des Bereichs ist auch am Schlesischen Tor zu spüren, wo die Hochbahn en¬ det und wo nur noch wenig Autoverkehr herrscht. oberbaumbrücke 1921 Straßen- und Hochbahnbrücke erforderte unge¬ Noch in den 50er Jahren war dieser Bereich voller wöhnliche konstruktive Lösungen. Leben: Geschäfte, Ladenbuden an der Stelle Die Vorgängerin gleichen Namens entstand 1724 kriegszerstörter Häuser, ein neues Kino, die Cuvry- als hölzerne Brücke über die Spree. Alle nach Ber¬ Lichtspiele von 1951, frühe Neubauten in den lin fahrenden Schiffe wurden hier kontrolliert und Kriegs-Lücken. Der Abriß der Häuser Schlesische mußten Zoll zahlen. Nach Einbruch der Dunkel¬ Straße 43 und 44 sowie Oberbaumstraße 8 und 9 heit wurde ein großer Baumstamm vor die Zug¬ - heute Grünfläche - und zahlreiche andere Abris¬ brückenöffnung gezogen - damit war die Grenze se erfolgten erst vor wenigen Jahren. geschlossen (daher der Name Oberbaumbrücke). Diese Abrisse sind allerdings nicht allein Resultat Im 20. Jahrhundert florierte das Gewerbe rund der Verödung durch die neue Randlage, sondern ums Schlesische Tor weiterhin; neue Fabriken sie¬ auch der Politik der autogerechten Stadt und der delten sich an wie Singer Nähmaschinen, DeTeWe, auch noch in den 60er Jahren demonstrativ auf Berliner Mörtelwerke, Victoria-Weizenmühle, spätere Wiedervereinigung hin ausgerichteten Ver¬ Lindström-Schallplattenfabrik und Reichelt-Zen¬ kehrsplanung: Eine Art riesiges Autobahnkreuz auf trale; der Osthafen und alle Verkehrswege nach dem Papier nämlich, festgeschrieben im bis heute Südosten wurden ausgebaut. Mit und nach dem 1. noch nicht offiziell revidierten Llächennutzungs- Weltkrieg begann jedoch der soziale Abstieg des plan von 1965, hätte mit seiner an den Rampen Quartiers. Beim Lesen der Bauakten wird anschau¬ viel Raum verschlingenden neuen Brücke hinüber lich, wie die großen Wohnungen aufgeteilt, wie zum anderen Teil der Stadt die Oberbaumbrücke neue Zugänge und Küchen eingebaut, wie große zum funktionslosen Relikt gemacht und den Abriß Räume unterteilt wurden. der gesamten Südseite von Köpenicker und Schle¬ Die Speerschen Pläne in der Hitler-Zeit zur Umor¬ sischer Straße mit sich gebracht. ganisation des Geländes (Verbreiterung der Köpe- Die durch Grenzziehung und Mauerbau entstan¬ nicker Straße, Anlage einer Uferstraße mit Grün¬ dene Randlage ist allerdings auch der Grund dafür, fläche) blieben Papier, hatten jedoch, was die Kö- daß der Bereich rund ums Schlesische Tor von der penicker Straße betrifft, einen gewissen Einfluß auf Kahlschlagsanierung der 70er Jahre verschont die Nachkriegsbebauung: Neubauten an Stelle blieb, im Gegensatz zum Gebiet rund ums Kottbu-

6 ser Tor zum Beispiel, wo ganze Blöcke entmietet zur Freiraumplanung rund ums Schlesische Tor und abgerissen wurden. Indes befand sich bis zum (Preisträger: Arbeitsgemeinschaft Kaufmann/Pau¬ Beginn der Modernisierungsförderung 1978 in li) steckte den Rahmen für die behutsame Verbes¬ SO 36 die Bausubstanz teilweise in sehr schlech¬ serung des Bereiches und lieferte mit seinen Ergeb¬ tem Zustand, zahlreiche Häuser waren verwahr¬ nissen und deren Weiterentwicklungen und öffent¬ lost. Auch hier entmieteten Eigentümer ihre Häu¬ lichen Diskussionen Vorgaben für das Symposion. ser in Erwartung öffentlich geförderten Abrisses Die Jury dieses Wettbewerbs empfahl vor allem, und Neubaus. Infrastruktureinrichtungen, Läden „die Kontinuität der bestehenden Räume - ables¬ und Grünflächen fehlten, auch die hier noch weit¬ bar am bestehenden Straßennetz - zu erhalten“. So gehend intakten Gewerbehöfe begannen mehr und viel war in den letzten Jahren zerstört, abgeräumt, mehr zu veröden. SO 36 war „Sanierungserwar¬ entstellt worden, daß alles, was an historischer Be¬ tungsgebiet“. Die Kreuzberger Mischung, die be¬ bauung und Straßenführung, an Relikten und währte, ebenso funktionierende wie kommunikati¬ Blickbezügen noch erhalten blieb, besondere Be¬ ve Verflechtung von Wohnen, Handel, Gewerbe deutung gewann bei den Versuchen, das Quartier und Kultur, war auch hier in Gefahr, verlorenzu¬ behutsam zu reparieren und zu erneuern. gehen. Gewachsene Sozialstrukturen lösten sich In der das Wettbewerbsverfahren begleitenden, auf. Wer es sich leisten konnte, zog weg; zurück umfassend organiserten Bürgerdiskussion gingen al¬ blieben einkommensschwache und alte Bewohner; lerdings die Meinungen über die wünschenswerte hinzu kamen Ausländer, vor allem kinderreiche Entwicklung des Quartiers in der Zukunft (stärker Ausländerfamilien; der türkische Bevölkerungsan¬ urban? oder mehr Grün und Erholung?) und über teil rund ums Schlesische Tor beträgt jetzt 25 bis die Art der notwendigen Maßnahmen stark aus¬ 30 Prozent. einander. Einige plädierten dafür, mit Hilfe um¬ Schon 1977 hatte der Senator für Bau- und Woh¬ fangreicher Baumaßnahmen zu versuchen, das hi¬ nungswesen' den Wettbewerb Strategien für storische Zentrum wiederzubeleben beziehungs¬ Kreuzberg speziell für SO 36 durchgeführt, um Al¬ weise städtisches Leben neu zu schaffen; andere, ternativen zur bisher geübten, Bevölkerungs- und die Mehrheit der Jury und die von ihr empfohle¬ Stadtstruktur zerstörenden Sanierung zu finden. nen Entwurfs-Verfasser Kaufmann/Pauli (deren Wichtigstes Ergebnis dieses Wettbewerbs waren Konzept Grundlage der gegenwärtigen Unterneh¬ eine Fülle von Konzepten zur Orientierung der mungen wurde), wollten eine schrittweise Verbes¬ Stadterneuerung an den Bedürfnissen und finan¬ serung vor allem durch Grün- und Freiraumgestal¬ ziellen Möglichkeiten der Bewohner, zur Förde¬ tungen, mit weitestgehender Erhaltung der vor¬ rung der Selbsthilfe und zur Stärkung oder Ein¬ handenen Straßen- und Uferausbildungen. richtung von Bürgerbeteiligung. Und so stellt sich der Bereich ums Schlesische Tor Der mit öffentlichen Mitteln geförderte Verein heute dar: SO 36 ist aus diesem Verfahren hervorgegangen Beherrschendes Element ist nach wie vor die und bildet die wichtigste Bürgervertretung im Hochbahn. Der U-Bahnhof, Mittelpunkt einer Kreuzberger Südosten. Zusammen mit selbständi¬ platzartigen Situation und Kreuzungspunkt von ger Mieterberatung, Stadtteilausschuß, Bürgerzei¬ sechs Straßen, wurde mit seinem historischen Ge¬ tung Süd-Ost-Express und anderen Aktivitäten hat bäude sorgsam rekonstruiert - von der BVG in sich hier ein Netz von Beteiligung entwickelt, ge¬ Zusammenarbeit mit IBA und Landeskonservator. eint nicht zuletzt durch die Angst vor einer entmu¬ Die IBA richtete im ehemaligen Kaufhaus KATO tigenden Entwicklung im benachbarten Sanie¬ unter der Hochbahn Ausstellungs- und Versamm¬ rungsgebiet Kottbusser Tor. Eine Reihe von Mo¬ lungsräume ein, die seit 1982 Ausstellungen, Bür¬ dellen zur sozialen Verbesserung und zur baulich¬ gerversammlungen, Festen und kulturellen Veran¬ räumlichen Erneuerung wurden mit öffentlicher staltungen dienen. Der Ort hat sich zum Stadtteil¬ Förderung in die Wege geleitet. treff des Quartiers entwickelt. Die entlang der Oberbaumstraße zur Brücke in 1979 wurde die IBA aufgefordert, an der Fortset¬ den Ostteil der Stadt führende Hochbahntrasse zung des Ansatzes der Strategien Kreuzberg mit¬ wird heute nur noch für Rangierarbeiten benutzt. zuwirken. Ihr Grundsatz der behutsamen Stadter¬ Die Oberbaumbrücke ist Grenzübergangsstelle für neuerung ohne Verdrängung konnte zur Stabilisie¬ Fußgänger. rung und Revitalisierung des Gebietes ganz ent¬ Die ehemals geschlossene Randbebauung der um¬ scheidend beitragen. Ihr Planungs- und Maßnah¬ liegenden Blöcke ist - als Folge der Kriegszerstö¬ menkatalog enthält preisgünstige Wöhnungsversor- rungen und der bis in die jüngste Vergangenheit gung (Neubau und vor allem Instandsetzung), reichenden Abrisse - von Baulücken und Freiflä¬ Infrastruktureinrichtungen (KiTas, Schulen, Senio¬ chen durchsetzt. Sie vermittelt einen gewisserma¬ reneinrichtungen, Versammlungsstätten, Spiel- und ßen ausgefransten Eindruck. Die so entstandenen Sportanlagen, Jugendfreizeit-und Kulturzentren), Grünflächen zwischen Schlesischer Straße und Straßen- und Platzerneuerungen, Unterstützung Gröbenufer dienen - wie auch die Uferpromenade von Selbsthilfegruppen, Bewahrung der Gewerbe¬ und der Grünzug Bevernstraße - den Anwohnern nutzung. Ihr Grundprinzip ist die Mitsprache der als Naherholungsbereich. Auf den Wiesen der bei¬ Betroffenen bei Planungsentscheidungen. den Gründreiecke lagern bei besserem Wetter gern Ein großes Wettbewerbsverfahren der IBA 1981 /82 türkische Familien, die Bänke werden eher von äl-

7 teren deutschen Anwohner benutzt. Das Gröbenu- des Bahnhofs, mit Wohnungsneubau, KiTa und fer dient vor allem als Ausflugs- und Spaziergangs¬ Seniorenfreizeitstätte; Architekten: Alvaro Siza, ziel, auch für Besucher aus anderen Quartieren, Portugal, mit Peter Brinkert, Berlin. Dazu kam der sowie als Angelgelände. Der südliche Bürgersteig Neubau eines Seniorenwohnhauses in der Köpe- der Schlesischen Straße gegenüber dem U-Bahn¬ nicker Straße 190 - 193, gegenüber dem Abenteu¬ hof, belebt vor allem in den späten Nachmittags¬ erspielplatz - Architekt: Otto Steidle. Seit 1986 stunden, ist Warte- und Treffpunkt für Bürger und wird die IBA-Arbeit im hinteren Kreuzberg von Gruppen unterschiedlicher Zusammensetzung, Al¬ der S.T.E.R.N.-Gesellschaft der behutsamen Stadt¬ tersstufen und Herkunft. erneuerung fortgeführt, geleitet von Prof. Hardt- Zu den Schwerpunktaktivitäten der IBA in diesem Waltherr Hämer, früher Planungsdirektor der Alt¬ Bereich gehörten - neben der beschriebenen Frei¬ bau-Abteilung der IBA. Sie arbeitet in einer ehe¬ Blick in die Oberbaumstraße früher und heute, rechts die raumgestaltung und der Anlage einer Uferprome¬ maligen Gewerbeetage in der Köpenicker Straße, Schlesische Straße nade - die Planung für den Block 121 südöstlich nur wenige Minuten vom Schlesischen Tor entfernt.

8 DIE VORGESCHICHTE DES SYMPOSIONS Großform (das „Schiff1) für den Brunnen ent¬ wickelt, in deren Segmenten jedem der teilneh¬ menden Künstler Raum für den eigenen Beitrag Die Idee, Kunst mit dem Thema des multikulturel¬ blieb. Eine so hautnahe Kooperation ist sicher ein len Zusammenlebens in Kreuzberg auf die Straße Ausnahmefall und nicht so leicht wiederholbar, zu bringen, entstand bereits Ende der 70er Jahre in vielleicht auch nicht immer wünschenswert. Kon¬ Gesprächen des türkischen Bildhauers Mehmet sens war jedoch, daß ein Nebeneinander auf der Aksoy mit der Leiterin des Kreuzberger Kunstam¬ grünen Wiese nicht die Leitidee sein konnte - wie tes Krista Tebbe. Auf ihre Initiative kamen in einer beim Bildhauersymposion am Reichstag in den Arbeitsgruppe Vertreter verschiedener Institutionen frühen Sechziger Jahren, bei dem jeder Teilnehmer (IBA, Bezirksamt, Kunst-am-Bau-Kommission, seine Steinskulptur für sich bearbeitete, ohne kon¬ Architekten des Gebietes, Berufsverband bildender krete Bezugnahme auf die Objekte der Kollegen in Künstler) sowie Einzelpersonen zusammen, um gebührender Entfernung ringsum und ohne Aus¬ das Konzept eines solchen Symposions zu präzisie¬ ren und über Standort, Thema und Verfahren zu sprechen. Im Vergleich mit anderen Standort-Alternativen erschien der Bereich am Schlesischen Tor beson¬ ders geeignet - als Schwerpunkt der behutsamen Stadterneuerung, als für das Quartier wichtiges, zugleich von anderen Teilen der Stadt gut erreich¬ bares Zentrum, als Ort, an dem lebhafte Kommu- nikations- und ruhige Verweilzonen dicht beiein¬ ander liegen, teilweise auch ineinander übergehen. Wichtige Anregungen in dieser frühen Phase ka¬ men von dem inzwischen verstorbenen Bildhauer Prof. Waldemar Grzimek, der an diesen frühen Gesprächeh teilnahm und sich sehr für ein Sympo¬ sion am Schlesischen Tor einsetzte. Er warnte je¬ doch davor, in einer stadträumlich schwierigen und konfliktreichen Situation der Kunst und den Künstlern kompensatorisch jene Aufgaben zuzu¬ weisen, die die Architekten nicht gelöst haben: „Bildhauer können den Stadtraum nur ergänzen, nicht heilen.“ Angesichts der Zerrissenheit der einandersetzung mit der stadträumlichen Umge¬ städtebaulichen Situation am Schlesischen Tor sah bung. er für die Kunst im Prinzip zwei Möglichkeiten. Angestrebt wurde am Schlesischen Tor vielmehr, Die eine: große, visuell hervorstechende, raumgrei¬ daß die Teilnehmer des Symposions in der ersten fende Objekte oder Strukturen zu schaffen, die Arbeitsphase mehrere alternative Gesamtkonzepte stark genug sind, um sich im Stadtraum durchset¬ zur räumlichen Verteilung und dreidimensionalen zen zu können. Die zweite: Ruhezonen für die Ausformung der künstlerischen Gestaltung ent¬ Kunst zu schaffen, in denen auch kleinere, zarte wickelten. Eines dieser Konzepte sollte von der Ju¬ Objekte nicht von der Umgebung erstickt werden. ry - im Anschluß an eine Ausstellung und Bürger¬ Von Anfang an war klar, daß dieses Projekt sich in diskussion und unter Berücksichtigung der dort ge¬ zweierlei Hinsicht von herkömmlichen Bildhauer¬ sammelten Argumente - zur Grundlage der Wei¬ symposien unterscheiden sollte. Da war zum einen terarbeit in der zweiten Phase gemacht werden, in die thematische Leitidee, auf die im nächsten Ab¬ der es vor allem um Einzelskulpturen gehen sollte. schnitt näher einzugehen ist: der ursprüngliche Ar¬ In beiden Phasen war es den Teilnehmern freige¬ beitstitel „Ausländer in Berlin“ weist darauf hin, stellt, ob sie einzeln, in Gruppen oder alle gemein¬ daß Kunst an diesem Ort vor allem einen interkul¬ sam entwerfen. turellen Impuls zum gegenseitigen Kennenlernen Waldemar Grzimek, und Miteinanderleben geben soll. Zum zweiten April 1984 sollten die Teilnehmer nicht einfach mehrere Ein¬ zelskulpturen isoliert nebeneinander stellen, son¬ dern gemeinsam ein künstlerisch-stadträumliches Konzept entwickeln und sich auch wechselseitig mit ihren individuellen Entwürfen auseinanderset¬ zen. Offen blieb zunächst die Frage, ob die Zusammen¬ arbeit der Teilnehmer so eng sein könnte oder soll¬ te wie beim Symposion für den Cuvrybrunnen. Da wurde im Kontakt mit den Anwohnern eine in schwieriger Abstimmung gefundene gemeinsame

9 Ein bundesoffen ausgeschriebens Bewerbungsver¬ fahren sollte zur Auswahl der Teilnehmer führen, wobei man sich auch gerade Bewerbungen von in Deutschland lebenden ausländischen Bildhauern Preisrichter erhoffte. Als Standorte für das Symposion wurden die beiden von der Hochbahntrasse geteilten Drei¬ Prof. Waldemar Otto ecks-Freiflächen zwischen Schlesischer Straße, (Bildhauer) Gröbenufer, Bevern- und Falckensteinstraße aus¬ Nikolaus Haviland Ritter gewählt; mögliche Standorte waren außerdem die (Bildhauer) Uferpromenade und der baumbestandene Mittel¬ streifen der Bevernstraße, sofern die Künstler sich Ursula Sax (Bildhauerin) hierauf konzentrieren wollten. Im Oktober 1984 bat die Kreuzberger Kunst-am- Prof. Joachim Schmettau (Bildhauer) Bau-Kommission - einzige Einrichtung dieser Art

Peter Brinkert (Architekt) Im Mai 1985 wählte eine 13-köpfige Jury, paritä¬ Wolf Kaufmann tisch zusammengesetzt aus Planungsbeteiligten, (Architekt) Kunstsachverständigen, Vertretern kultureller und

Ingeborg Drewitz t 1986 gesellschaftlicher Organisationen und Stadtteilver¬ (Schriftstellerin) tretern, unter Vorsitz von Prof. Waldemar Otto aus

Necati Gürbaca 82 Bewerbern acht Teilnehmer aus, fünf Berliner (Gewerkschaftsvertreter) und drei westdeutsche Bildhauer. Alle Berliner sind hier lebende Ausländer: Mehmet Aksoy und Krista Tebbe (Kunstamt Kreuzberg) Azade Köker aus der Türkei, Schang Hutter aus der Schweiz, Feslie Robbins aus den USA, Rudolf Bernhard Schneider Valenta aus der CSSR. Dazu kamen aus (Senator für Kulturelle Angelegenheiten) Andreas Frömberg und Andreas Wegner sowie Louis Niebuhr aus Niedersachsen. Joachim Darge (Senator für Bau- und Die Namen zeigen schon, daß die thematische Wohnungswesen) in den zwölf Westberliner Bezirken - den Bera¬ Ausrichtung des Projektes keine stilistische Einen¬ tungsausschuß für Kunst beim Senator für Bau-und gung bedeutete: vertreten sind sowohl (schwer¬ Prof. Hardt-Waltherr Hämer (IBA/S.T.E.R.N.) Wohnungswesen, die Finanzierung dieses Sympo¬ punktmäßig) figürlich-thematisch wie auch nicht¬ sions aus dem Fonds Kunst im Stadtraum im gegenständlich arbeitende Bildhauer mit räumli¬ Klaus Duntze Rahmen der 750-Jahr-Feier-Vorhaben zu befür¬ cher und großdimensionaler Orientierung. Vertre¬ (Verein SO 36) worten. Der Beratungsausschuß folgte dem Vor¬ ten sind die unterschiedlichsten Materialien: Ton schlag und gab für das Symposion grünes Ficht. und Beton, Stahl und Bronze, Stein und Holz. Stellvertreter

Volker Dierkes (Bildhauer)

Gerald Matzner (Bildhauer)

Alexander Eichenlaub (Architekt)

Regina Poly (Architektin)

Dieter Straub (Schriftsteller

Arif Caglar (Gewerkschaftsvertreter)

Niazi Turgay (Volkshochschule Kreuzberg)

Thomas Kempas (Senator für Kulturelle Ange¬ legenheiten) ■ :J Horst Ehmann jk j (Senator für Bau- und Woh¬ nungswesen) y^Hj. | 1 - Cornelius van Geisten 31 (IBA/S.T.E.R.N.)

Avni Ayyildiz (Verein SO 36)

10 ZUM THEMA MENSCHENLANDSCHAFT BERLIN

Von Anfang an war die Idee des Symposions an das Leitthema „Ausländer in Berlin“ geknüpft. Das Gebiet rund ums Schlesische Tor hat einen beson¬ ders hohen Ausländeranteil an der Bevölkerung und war zugleich historisch ein Ort, an dem sich Einwanderung vollzog, hier speziell der Schlesier nach Berlin. Mit der Wahl des Themas sollte auch daran erin¬ nert werden, daß Berlin die Einwanderer immer für seine Entwicklung gebraucht, sie oft selbst ge¬ Durchführung und Betreuung holt hat. Ökonomische Motive führten vor mehr als 300 Jahren zur Gewährung von Gastrecht an 1983, woraus auch das Zitat entnommen wurde.) Karin Noltmeyer (Senator für Bau- und jüdische Familien aus Wien und Niederösterreich. Der (von 1701 abgesehen) erste Besuch eines tür¬ Wohnungswesen) Kurze Zeit später folgte die Einladung des Großen kischen Gesandten an der Spree hatte zwar einen Kurfürsten im Edikt von Potsdam an alle heimat¬ militärischen Anlaß - Friedrich II. erstrebte ein in Zusammenarbeit mit Dr. Stefanie Endlich vertriebenen Refuges, sich hier anzusiedeln zu be¬ Militärbündnis, das dann nicht zustandekam -, als Koordinatorin in der sonders günstigen Bedingungen (sofortiges Bürger¬ ging jedoch mit einem Freundschafts- und Han¬ Entwurfsphase recht, zehnjährige Steuerbefreiung, Vorschüsse zur delsvertrag einher. Existenzgründung, Ackerland an Landwirte, „Ganz Berlin war damals auf den Beinen, denn Beratung für Grünplanung Staatsgehälter an Gelehrte und Geistliche!). jahrhundertelang waren die Türken als grausame Hannelore Kossel Hugenotten, Holländer, Wallonen, Wenden kamen Vernichter der abendländischen Kultur dargestellt und bereicherten das kulturelle und geistige Leben worden: Berlins immens. Auf die Vielzahl der Einwanderer Gäste verweist der name Böhmisch-Rixdorf, und speziell Vor Türken, Pestilenz und Noth Kurt Kliemann Böhmen wurden in der neu angelegten Südlichen bewahre uns der liebe Gott! (Gartenbauamt Kreuzberg)

Friedrichstadt angesiedelt. Vor allem dank der Bernd Misch Immigration nahm die industrielle Revolution ih¬ und jetzt sollte man einen von ihnen persönlich se¬ (Tielbauamt Kreuzberg) ren Aufschwung: Pommern, Ostpreußen, Schlesier hen können! In den fünfeinhalb Monaten, die Günter Kokott kamen und trugen entscheidend zur Entstehung Resmi Ahmet mit seinem Gefolge von 70 Personen (Planungsbeauftragter des Be¬ der Industriemonopole bei. in Berlin blieb, erlebte Berlin eine wahre ’Türken¬ zirkes Kreuzberg) zeit’: ’Datteln gehört jetzt zum guten Ton in Dabei vergißt man leicht, daß nicht nur infolge der Wulf Eichstädt Einwanderung, sondern schon von den Ursprün¬ Berlin, und die Gecken pflanzen sich einen Turban (IBA) gen her die Berliner immer ein Völker-und Stam¬ Heiner Rempe mesgemisch waren. Selbst die Gründung der Stadt (Senator für Bau- und Woh¬ war keine allein deutsche Angelegenheit: Für die nungswesen) schon so viel „kultivierteren“ Rheinländer zum Monica Schümer-Strucksberg Beispiel lag Berlin-Cölln im finstersten Osten; der (Senator für Bau- und Woh¬ Siedlungsbereich der kleinen Doppelstadt lag ge¬ nungswesen)

rade auf dem Schnittpunkt von deutscher und sla¬ Leonie Baumann wischer Bevölkerung und bot Raum für die ver¬ (Berufsverband bildender schiedensten ethnischen Gruppen. Der langjährige Künstler)

Historikerstreit, ob wir es mit einer deutschen oder Elfriede Steffan mit einer slawischen Stadtgründung zu tun haben, (Verein SO 36) belebte sich angesichts der Vorbereitungen zur 750- Jürgen Laschinski Jahr-Feier aufs Neue. (Beratungsausschuß Kunst Festzuhalten bleibt, daß Berlin selbst von Anfang beim Senator für Bau- und an in all den früheren Jahrhunderten nie Wert dar¬ aufs Haupt’, spottete der König. Alle Zeitungen Wohnungswesen) auf gelegt hat, eine „rein deutsche“ Stadt zu sein, waren von diesen Ereignissen voll, wobei Presse Rainer Höynck und daß Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur ohne und öffentliche Meinung stolz die Gedanken der (Kunst-am-Bau-Kommission Kreuzberg) die Beiträge von Einwanderern und deren Nach¬ Aufklärung vertraten: Die finstere Zeit der Tür¬ kommen einen ganz anderen, weitaus ärmeren Ver¬ kenkriege und des Türkenhasses ist vorbei, jetzt lauf genommen hätten. Das kosmopolitische Le¬ kann endlich die türkische Kultur gewürdigt wer¬ Vorprüfung ben machte von jeher die besondere Qualität der den und können Handel, Wandel und gegenseitiges Florian von Buttlar / Spreestadt aus. Verständnis an die Stelle der Kriege treten. Und Dr. Stefanie Endlich Auch die Geschichte deutsch-türkischer Beziehun¬ seitdem kennzeichnet diese Haltung für sehr lange gen reicht weiter zurück, als es sich die meisten Zeit das Verhältnis der Berliner zu den Türken. “ Mitarbeit Berliner heute vorstellen mögen. (Die folgenden Mehr als 100 Jahre später, nach dem „Berliner Gertrud Henkel Ausführungen stützen sich auf Gültekin Emres Kongreß zur Neuordnung der orientalischen Fra¬ Rayan Abdullah Buch „300 Jahre Türken an der Spree“, Berlin ge“ 1879, setzte intensive wirtschaftliche Zusam- Dagmar Weichhart

11 menarbeit ein zwischen dem Deutschen und dem Um dies zu unterstreichen, wurden interkultureller Osmanischen Reich, das die Drehscheibe für den Austausch, gegenseitiges Kennenlernen, gegenseiti¬ gesamten Orienthandel darstellte. In Berlin (Aus¬ ge Sensibilität zur Leitidee des Symposions ge¬ gangspunkt des Bagdad-Bahn-Projektes) kamen macht, bei der Durchführung, bei der ausländische diese Beziehungen besonders zum Tragen. Hierher und deutsche Künstler Zusammenarbeiten sollten, kamen viele Türken, die ein Studium absolvierten, und bei der späteren Rolle der Kunst im Stadt¬ eine Ausbildung erhielten (untergebracht meist in raum als Treffpunkt und Identifikationsangebot. deutschen Gastfamilien) oder die in einer Fabrik Neben dem Aspekt der Bereicherung des städti¬ arbeiteten - die ersten türkischen „Gastarbeiter“, schen Lebens durch die Einwanderung sollten in der Zigarettenindustrie und in anderen Produk¬ auch die negativen Aspekte - zum Beispiel Aus¬ tionsbereichen, mit guten Beziehungen zur deut¬ beutung und latente, teils auch offene Diskriminie¬ schen Arbeiterbewegung. rung - thematisiert werden. Die ausländischen Schon während des Kaiserreiches, vor allem aber Mitbürger, besonders die hier oder in anderen Tei¬ in den 20er Jahren, in denen Türkisches regelrecht len der Stadt lebenden Türken, sollen - so war der „in Mode“ war, gab es zahlreiche deutsch-türki¬ Wunsch aller am Symposion Beteiligten - ein An¬ sche Vereinigungen, Zeitschriften, wissenschaftliche gebot zur Identifikation finden können. Ihr Weg und kulturelle Kontakte. Die Räume des Berliner von ihrer eigenen in unsere Gesellschaft soll zu¬ Türkischen Clubs in der Kalckreuthstraße enthiel¬ gleich für die deutschen Nachbarn besser nachvoll¬ ten auch eine Biblothek mit türkischen Zeitungen ziehbar werden. und Zeitschriften. Der spätere Berliner Bürgermei¬ ster Ernst Reuter lebte und lehrte während seiner Emigrantenjahre der Nazizeit in der Türkei. Diese kurzen historischen Stichworte sollen nicht dazu dienen, Perioden der Vergangenheit zu ver¬ klären, in denen es bei der Berliner Bevölkerung ebenso Vorurteile, Ausländerfeindlichkeit und Überheblichkeit gegeben hat wie heute - obgleich in manchen früheren Perioden Staat und öffentli¬ che Meinung sich offener und toleranter verhielten als in allerjüngster Zeit. Die Stichworte sollen vielmehr darauf hinweisen, daß es eine gemeinsa¬ me Geschichte für Berliner und ausländische Mit¬ bürger gibt - und daß darüberhinaus Berlin immer ein großer Schmelztiegei war.

Ingeborg Drewitz (links) und Ursula Sax Jury und Teilnehmer führten gemeinsam eine gründliche und teilweise kontrovers verlaufende Diskussion um das Thema und um das konkrete Motto des Symposions. Den Arbeitstitel „Auslän¬ der in Berlin“ hatten einzelne, besonders einige ausländische Mitwirkende als diskriminierend empfunden, weil dieser Begriff immer häufiger von Teilen der deutschen Bevölkerung im abfälligen Sinne benutzt wird. Deutlich wurde, daß hinter den verschiedenen Vorschlägen für einen neuen Ti¬ tel - von „Fremdsein“ über „Mit unseren neuen Nachbarn“ bis „Schmelztiegel“ - unterschiedliche Auffassungen über die Interpretation der Leitidee von Einwanderung und Zusammenleben standen. Einige Künstler fürchteten, das Symposion könnte zu stark mit gesellschaftlicher Thematik belastet werden, andere erwarteten gerade von dem Span¬ nungsfeld zwischen kritischer Einstellung und konkreter Utopie wichtige Impulse für die künstle¬ rische Arbeit. Das schließlich gemeinsam gewählte und konkret auf Berlin bezogene Motto „Menschenlandschaft“ geht auf den türkischen Dichter Nazim Hikmeth zurück. Es steht im Zusammenhang mit seinem Spruch

„Einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald“

12 -hier verstanden als poetischer Ausdruck des am Ende, sondern am Anfang (Necati Gürbaca). Wunsches nach der Verbindung von künstlerischer Die Formulierung der Hoffnung müsse daher zen¬ Eigenständigkeit und Kooperation im Symposion. traler Bestandteil der Symposions-Aufgabe sein Vorgeschlagen wurde es von Ingeborg Drewitz, die (Avni Ayyildiz: „Neue Nachbarn“). sich trotz Krankheit und Überarbeitung intensiv an Erhofft wurde von allen Beteiligten, daß es gelin¬ den Diskussionen der verschiedenen Arbeitsetap¬ gen möge, die vielfältigen, teils auch widersprüch¬ pen ; sie verstarb im November 1986. lichen Aspekte des so intensiv diskutierten Themas Ein Auszug aus einem der Juryprotokolle gibt ei¬ in der Form der Zusammenarbeit der Teilnehmer nen Eindruck vom Verlauf der Themendiskussion: wie auch in den Ergebnissen zum Ausdruck zu Zur Ansiedlung des Themas am konkreten Ort bringen - auf der Ebene der Gesamtkonzeption, Schlesisches Tor wurde vermerkt, daß diese speziel¬ der räumlichen Verteilung und Wechselbezüge der le Situation als verschärftes Spiegelbild der Berli¬ Skulpturen untereinander und auf der Ebene der ner und darüberhinaus der bundesrepublikani¬ Einzelskulpturen selbst, ihrer bildnerischen Aussa¬ schen Situation erscheine. Das Schlesische Tor sei ge und Wirkungsweise. Daß dies im weiten stilisti¬ zugleich stadträumlicher wie auch sozialer End¬ schen Spektrum zwischen Abstraktion und natura¬ punkt, an dem sich Arbeitslose, Trinker, Alte, Tür¬ listischer Menschendarstellung auch auf sehr ver¬ ken und andere Randgruppen sammelten, die aus mittelte, indirekte Weise geschehen kann, war allen anderen Teilen Berlins vertrieben würden („Endsta¬ klar. Denn die Erfahrung zeigt, daß Inhaltlichkeit tion Orient-Express"). Hier vermittels einer 750- und Symbolkraft der Kunst nicht von abbildhafter Jahr-Feier-Aktion suggerieren zu wollen, es gäbe Wiederkennbarkeit abhängen, auch wenn Bürger ein funktionierendes multikulturelles Zusammenle¬ oft gerade dies von einem Angebot erhoffen, das ben, sei zumindest fragwürdig. dem Begriff und dem Anspruch von Kunst dann Andererseits dürfe die positive Seite dieser „desola¬ aber nicht mehr entsprechen kann. ten Situation“ (so Klaus Duntze) nicht übersehen werden: Hier treffe sich, wer an anderen Orten nicht geduldet werde, und gerade hier fände noch menschliche Nähe und Austausch statt, die woan¬ ZUM UMGANG MIT STADTRAUM ders längst abgebrochen seien (Hardt-Waltherr Hämer). Genau darin liege auch die Herausforde¬ rung für die Künstler, das Thema sowohl kritisch Ähnlich wie die Diskussion der Themenfindung als auch utopisch aufzugreifen (Krista Tebbe) und war auch die Einbeziehung der räumlichen und Verdecktes, Tabuisiertes zum Ausdruck zu bringen sozialen Bezüge von unterschiedlichen Vorstellun¬ (Hämer). Zudem habe der Platz überörtliche Be¬ gen und Erwartungen geprägt. Die hier angespro¬ deutung: Hier träfen sich beide Seiten Berlins und chenen Fragen tauchen in veränderter Form im¬ könnten doch nicht zueinander kommen - auch mer wieder auf, wenn Kunst in Prozesse der Stadt¬ dies zugleich ein Moment der Hoffnung und der erneuerung einbezogen wird. Ausschnitte aus ei¬ Begrenzung. nem der Protokolle skizzieren Spannungsfeld und Historisch gesehen sei die Ausländerfrage immer Anforderungsspektrum: vor allem eine Klassenfrage gewesen. Schlesier Unterstrichen wurde nochmals, daß die Kunst nicht und Polen seien aus feudalistisch strukturierten an die Stelle des Städtebaus treten solle, demnach Ländern in den Kapitalismus gekommen und seien auch nicht von ihr erwartet werden dürfe, alles das als Arbeiter der untersten sozialen Klasse diskri¬ zu leisten, was Stadtplanung und Architektur bis¬ miniert und ausgebeutet worden. Intellektuelle und her nicht erbracht hätten. Bourgeois hätten als Ausländer nie in gleichem Der Bereich um das Schlesische Tor weise in be¬ Das Preisgericht macht sich Maß Ablehnung erfahren wie Arbeiter und prole- sonderem Maße „stadträumliche Artikulations¬ mit dem Ort vertraut tarisierte Bauern und Kleinbürger, hätten frei rei¬ schwäche“ auf, die durch „Produktion von Schein- sen können und seien in ihrer Arbeit anerkannt Architektur durch Kunst“ nur verstärkt werde (so worden. Dementsprechend richteten sich auch heu¬ Bernhard Schneider). Vielmehr sollte künstlerische te die stärksten Aversionen gegen die Türken, die Gestaltung an noch existierenden beziehungsweise als Arbeiter aus einem noch weitgehend bäuerli¬ an nur schwach gestörten stadträumlichen Zu¬ chen Land gekommen seien. Die Ausländer der sammenhängen anknüpfen und diese einbeziehen. früheren Jahrhunderte seien längst zu Inländern Anhand der verschiedenen Standorte wurde erör¬ geworden, aber dieser Prozeß habe Generationen tert, welche von ihnen eher die „klassische Bild¬ gedauert und schmerzhafte Erfahrungen gebracht hauersituation“ provozierten und bei welchen eher (Tebbe). „Kunst als Stolperstein“ und „Fingerzeig“ denkbar Auch heute sei diese Entwicklung in vollem Gange: sei - letzteres gerade in stadträumlich schwierigen Viele Ausländer fühlten sich längst als Inländer, Situationen. nur die gesellschaftliche Akzeptanz fehle (Niazi Hardt-Waltherr Hämer wies darauf hin, daß das Turgay). Gebraucht werde eine organisch gewach¬ „ästhetische Chaos“ rund um das Schlesische Tor sene kulturelle Integration; gerade hierfür würden nicht ästhetisch zu „bewältigen“sei; an diesem Ver¬ die Bedingungen gegenwärtig jedoch zunehmend such sei die Stadtplanung gescheitert, zum Beispiel schlechter. Trotzdem gelte für die Türken das glei¬ die Flächennutzungsplanung, in der „das Chaos che wie für andere Minderheiten: sie stünden nicht mit Hilfe von Grün in Ordnung gebracht werden

13 sollte“. Hier sei jedoch nur ein sozial und inhalt¬ sie sich also primär mit den zwei Freiflächen-Drei- lich-thematisch orientiertes Vorgehen sinnvoll, das ecken der Blöcke 112 und 113 auseinandersetzen nur dann gelingen könne, wenn - so Klaus Duntze sollten - (Krista Tebbe), daß jedoch die Künstler - die „sozialräumlichen Bedingungen und Aneig¬ aufgefordert werden sollten, von der Stadt- und so¬ nungsformen des Ortes studiert“ würden. Der Be¬ zialräumlichen Gesamtsituation auszugehen (Dunt¬ reich um das Schlesische Tor lasse sich als ze) und „nicht zwei Wiesenstücke, sondern gro߬ „außerordentlich spannungsgeladene multikulturel¬ zügige Betrachtungsweise“ zum Ausgangspunkt ih¬ le Situation“ charakterisieren. Dazu beizutragen, rer Entwürfe zum machen (Ingeborg Drewitz). Der das harte Gegeneinander zu lockern, sei Erwar¬ Ort vor dem U-Bahnhof-Ausgang, wo früher das tung an die Teilnehmer des Symposions, obwohl alte Zollhäuschen gestanden habe, stelle das histo¬ „politische Utopie“, da die Bedingungen der Zu¬ rische und das gegenwärtige Zentrum des Berei¬ sammenlebens schließlich nicht an diesem Ort und ches dar und könne daher zum Ansatzpunkt des nicht durch Kunst definiert und entschieden wer¬ entwurflichen Denkens gemacht werden“ (Dre¬ den könnten. witz). Als „städtebaulich-strukturelle Leitlinie“ Als Fazit der Standortdiskussion wurde vermerkt, könnte es dabei hilfreich sein, die historisch ge¬ daß man zwar einerseits den Künstlern „gesicherte, wachsenen Strukturen als Ordnung und die zer¬ fest definierte Minimalflächen“ anbieten müsse, für störten Flächen als Chaos zu begreifen (Waldemar die sie Gestaltungsvorschläge erarbeiten sollten - Otto).

Jury und Teilnehmer im Hof der Remise in der Köpenicker Straße, im Vordergrund der Jury Vorsitzende Waldemar Otto

14 WIE DAS KONZEPT GEFUNDEN WURDE Pflasterung sichtbare, teils gedachte Rhombenstruk¬ tur, deren Maße sich aus dem geometrischen Mu¬ ster der markanten existierenden Räumlichkeiten Hauptproblem der Entwurfsarbeit in der ersten ableiten und deren Linien und Kreuzungspunkte Arbeitsphase von Mai bis Oktober 1985 war die sich dem Fußgänger beim Herumwandern er¬ Überlegung, wie mit den vorhandenen stadträum¬ schließen. Die Schnittpunkte der Rhombenstruktur lichen Elementen und Strukturen umzugehen sei: markieren die Standorte der Skulpturen; Hoch¬ Dies war auch die zentrale Frage des bereits er¬ bahn und Oberbaumstraße bilden gewissermaßen wähnten IBA-FreiraumWettbewerbs von 1981 ge¬ das Rückgrat der Anlage, muldenartige Platzbil¬ wesen, dessen Ergebnisse die Bildhauer als Pla¬ dungen ihre Spanne. Louis Niebuhr nungsvorgabe berücksichtigen sollten. Das damals von der Jury empfohlene Konzept vorsichtiger Er¬ gänzungen und Korrekturen statt großräumiger Bau- und Umgestaltungsmaßnahmen war in jahre¬ langen Bürgerdiskussionen und Gremienberatun¬ gen - trotz heftiger Kontroversen - im Prinzip be¬ stätigt und verstärkt worden. Die Teilnehmer am Symposion durchlebten diese Auseinandersetzung ganz von vorn. Ermutigt durch die Jury, entwickelten sie - mit Ausnahme von Schang Hutter, wie noch zu erläutern ist - zu¬ nächst Konzepte, die auf eine weitgehende Neuge¬ staltung der Freiflächen zielten. Das ging bis hin zur Aufhebung der Oberbaumstraße, womit mehr Das Konzept von Aksoy/Köker/Valenta, in Zu- Mehmet Aksoy/Azade Kö- Fläche für einen großen Platz mit Erholungsquali¬ sammenarbeit mit allen anderen (außer Hutter), her/Rudolf Vaienta tät gewonnen werden sollte. Die öffentliche Dis¬ verbindet die beiden Gebäudedreiecke durch kussion mit den zahlreich erschienenen Anwoh¬ Schaffung eines quadratischen, mittels Anböschung nern und Planungsbeteiligten am 22. Oktober und Ausgrabung sachte gekippten Rasen-Plateaus, 1985 verlief dementsprechend scharf und in den al¬ das die Fahrbahn der Oberbaumstraße teilweise ten Fronten: Es schien, als sei man im Streit um aufhebt und die Hochbahn als „Baudenkmal auf die Neugestaltung des Ortes wieder am Anfang einem Sockel“ und als „Kipp-Achse“ erscheinen angelangt. läßt. Entlang der Plateauränder und in neu ge¬ Die von den Künstlern vorgeschlagenen Konzepte schaffenen Ruhebereichen sind die Skulpturen an¬ wurden von den Bürgern unterschiedlich beurteilt. geordnet. Teils wurde die soziale und kulturelle Belebung des Quartiers durch das Symposion begrüßt, anderseits wurde die Befürchtung laut, daß Unruhe ins Quar¬ tier getragen werden könnte („Touristenrummel“); teils wurde die „Verschönerung“ des Ortes durch künstlerische Gestaltung bejaht, teils wurde Ab¬ wehr laut gegen eine „Häufung von Kunstobjek¬ ten“. Das Konzept von Louis Niebuhr, entwickelt in Zu¬ sammenarbeit mit allen anderen Teilnehmern (außer Schang Hutter), schafft eine Verbindung zwischen den beiden Freiflächen-Dreiecken, dem U-Bahnhof und der Spree durch eine teils in der

Schang Hutter Schang Hutter beläßt den vorhandenen Stadtraum in all seiner historisch entstandenen Widersprüch¬ lichkeit und verzichtet bewußt auf stadträumliche Veränderungen. Er schlägt für seine eigenen Objek¬ te einen „Figurenspazierweg“ entlang der Hoch¬ bahn zwischen U-Bahnhof und Spree vor, als Ver¬ bindung der beiden Dreiecksflächen. Zusätzlich zu den Gesamtkonzepten entwickelten die Künstler außerdem Ideen für thematisch bezo¬ gene Einzelskulpturen. Diese in Skizzen und Mo¬ dellen gezeigten Entwürfe - von denen einige hier abgebildet sind - wurden in den weiteren Phasen des Symposions teils präzisiert, teils verändert oder durch ganz neue Entwürfe ersetzt. Louis Niebuhr

15 Detailentwürfe:

links: Andreas Wegner rechts: Rudolf Valenta

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links: Mehmet Aksoy vtl-X n-*-' rechts: Andreas Frömberg

links: Louis Niebuhr rechts: Azade Köker

Nach dieser ersten Arbeitsphase entschied sich die sche Eingriffe (bei Hutter) - noch in Niebuhrs Ver¬ Jury weder für eines der beiden Umgestaltungs- such einer behutsamen Verbindung von Gegebe¬ Konzepte noch für den ganz zurückhaltenden Vor¬ nem und Neuem. schlag von Schang Hutter. Den Ausschlag dafür Zwar hatte sich die Jury in ihrer Beschäftigung mit gab wohl, daß keines der drei Konzepte sie unter den drei Konzepten und mit den Argumenten aus künstlerischen Gesichtspunkten voll überzeugen der Bürgerdiskussion die Meinung gebildet, daß konnte. Die Jury hatte zunächst gehofft, die Bild¬ Verzicht auf tiefgreifende stadträumliche Eingriffe hauer würden mit der ihnen eigenen Seh- und In¬ der bessere Ansatz für die Weiterarbeit sei. Sie ent¬ terpretationsweise, vielleicht auch mit einer spezi¬ schied sich auch nicht für Hutters Vorschlag, da fisch künstlerischen Radikalität eine neue, alle Be¬ dieser kein stadträumliches Konzept enthielt, das teiligten überzeugende Lösung für das Planungsdi¬ die Arbeiten der anderen Teilnehmer einbezogen lemma finden, das sich in den jahrelangen kontro¬ hätte - obwohl in der ersten Phase doch gerade versen Diskussionen um die Zukunft des Ortes Kooperation gefordert war. Die Gruppe der Teil¬ verfestigt hatte. Diese Hoffnung sah sie jedoch we¬ nehmer hatte sich über Arbeitsansatz und Themen¬ der in den beiden „Extremlösungen“ erfüllt - Auf¬ stellung nicht einigen können; zentraler Konflikt¬ hebung der Oberbaumstraße und Platzbildung (bei punkt war die Grundfrage der Kunst in der Stedt- Aksoy/Köker/Valenta), Verzicht auf architektoni¬ erneuerung, ob die Kunst versuchen solle, einen

16 „kaputten“ Ort zu heilen. In diesem Konflikt hatte Quadrat-Flächen, deren Achsen und Kanten Hutter sich nicht darum bemühen wollen, Standor¬ durch Skulpturen betont werden {Andreas te und Bezüge für die Arbeiten der anderen Teil¬ Frömberg)-, nehmer in seinem Konzept auszuweisen. Seine Iso¬ - Ein quadratischer Platz als Verbindung der bei¬ lation in der Gruppe und die Ablehnung seines den Freiflächen, mit unterschiedlich gestalteten Vorschlags durch die Jury brachten ihn nach der Sondersituationen im Freiraum für die ver¬ ersten Phase zu der Entscheidung, nicht weiter am schiedenen Skulpturen {Rudolf Valenta); Symposion teilzunehmen. Seine Skulpturen, die - Ein großer, quadratischer „Labyrinth-Platz“ zwischen den gegenständlichen und den abstrakten über die Freiflächen hinweg, als auf das Sym¬ Arbeiten eine Sonderposition einnehmen, fehlten posion-Thema Bezug nehmende, Deutschen seither in dem von der Jury bei der Teilnehmer¬ wie Türken verständliche Metapher von Irrweg auswahl sorgfältig zusammengestellten künstleri¬ und Verlorenheit, mit im Plateaubereich konzen¬ schen Spektrum. trierten Figuren {Mehmet Aksoy)\ In einer an die erste Phase angehängten Zwischen¬ — Eine die verschiedenen stadträumlichen Berei¬ etappe von Oktober bis Dezember 1985, nachdem che verklammernde Linie als Weg und Kunst¬ die Jury die Bildhauer aufgefordert hatte, noch werk zugleich von der Schlesischen Straße bis einmal ganz neu nachzudenken, entstanden sechs zur Spree, mit einer Sequenz von Einzelskulp¬ Gesamtkonzepte, entworfen jeweils von einem der turen entlang des Weges, die teilweise in ihn Bildhauer, aber von allen sieben gemeinsam disku¬ eingreifen {Azade Köker). tiert und präzisiert. Sie gingen nun behutsamer mit Im Dezember 1985 empfahl die Jury nach gründ¬ dem vorhandenen Stadtraum um als die beiden licher Diskussion, Azade Kökers „Skulpturenweg Neugestaltungskonzepte der ersten Phase. Vorge¬ zum Ufer" zur Grundlage der gemeinsamen Wei¬ schlagen wurden: terarbeit zu machen. Sie sah in diesem Konzept, — Ein kreisrunder, teils etwas angehobener Skulp¬ das als einziges auf eine räumliche Neuordnung der turenplatz auf der Spitze des Freiflächendrei¬ Flächen völlig verzichtet hatte, eine „konsequente“, ecks gegenüber dem U-Bahnhof {Louis Nie¬ „klare“ und „mutige“ Lösung, gewissermaßen „den buhr)-, Schwerthieb durch den gordischen Knoten, den — eine durch Hecken, Mauern und Skulpturen die Jury den Künstlern geknüpft“ habe. Ein Aus¬ gebildete Einfassung der Freiflächen, um so in¬ schnitt aus dem Juryprotokoll resümiert die Ar¬ time Verweilsituationen zu schaffen und zu¬ gumente: gleich an die ehemalige Blockrandbebauung zu In konzentriertem und minimalem Einsatz der Mit¬ erinnern, wobei die Skulpturen jeweils die tel werde eine einfache Verbindung realer Situatio¬ Blockkanten, Blockecken und Wegebezüge nen hergestellt. Das Band sei nicht nur Weg zum markieren {Andreas Wegner)-, Wasser, sondern auch Markierungspunkt bei quer¬ — Eine die beiden Freiflächen verbindende Se¬ läufigem Überschreiten, der an unterschiedlichen quenz von - teils in der Höhe gestaffelten - Stellen immer wieder auftauche.

Zur Ausrührung empfohlenes Gesamtkonzept: der Skulptu¬ renweg von Azade Köker (Modellansicht von der Schle¬ sischen Straße zum Gröben- ufer)

17 Inhaltlich gesehen sei das Thema „Menschenland¬ DIE AUSFÜHRUNG BEGINNT schaft“ in der Sequenz der Skulpturen besonders gut interpretiert. Räumlich gesehen sei das Konzept ein wichtiger Beitrag zur „ Wiedereroberung des Ein Jahr lang hatte die Konzeptphase des Bild¬ städtischen Fußbodens“. hauersymposions am Schlesischen Tor gedauert. Die Jury erwartete von diesem Konzept eine be¬ Im Herbst 1986 wurden die Verträge für die Aus¬ hutsame Verbindung der Freiflächen und der Ob¬ führung unterzeichnet; seither arbeiteten die Künst¬ jekte untereinander „ohne zwanghafte Verklamme¬ ler im Atelier, im Steinbruch oder in der Bildhau¬ rung durch Erfinden neuer, möglicherweise gequält erwerkstatt an den Objekten, und der Weg aus wirkender Strukturen“. Sie ging davon aus, daß Granitsteinen ist gelegt. Im Laufe des Sommers entlang der klaren Wegelinie die unterschiedlichen und Herbstes 1987, von Juni an, wurden die ein¬ Stilrichtungen, Materialien und Arbeitsweisen der zelnen Skulpturen fertig und aufgestellt, einige von Künstler von Anwohnern, Nutzern und Besuchern, ihnen auch vor Ort vollendet. von Kunstsachverständigen wie von Laien als sug¬ Im Vergleich zu anderen Projekten der Kunst im gestiv und spannungsvoll wirkende Sequenz erlebt öffentlichen Raum ist das Symposion auch für den werden. Auslober und Auftraggeber, den Senator für Bau-

Die Künstler mit dem Ausfüh¬ rungs-Modell in ihrem ArbeiLs- raum in der Köpenicker Stra¬ fe. Von links nach rechts: i.ouis Niebuhr, Rudolf Valenia, Andreas Frömberg, Azade Koker, Mehmet Aksov (nicht im Bild: Leslie Robbins und Andreas Wegneri

Nach einer Überarbeitimgs- und Vertiefungsphase, und Wohnungswesen, ein ungewöhnliches Projekt. die keine grundsätzlichen Änderungen am räumli¬ Nur durch besonderen Einsatz war es möglich, all chen Konzept erbrachte, gab die Jury im April die komplizierten Rahmenbedingungen zu klären, 1986 die Ausfuhrungsempfehlung. Sie bat die die die Arbeit der Künstler erst möglich machten. Künstler, sich nach der langen gemeinsamen Dis¬ Die Teilnehmer arbeiteten erst in einer Remise, kussion um das räumliche Gesamtkonzept nun bei dann in zwei unterschiedlichen alten Gewerbeeta¬ der Arbeit an den Einzelskulpturen intensiv dem gen, jeweils in der Köpenicker Straße, also vor Thema „Menschenlandschaft“ zuzuwenden. Die Ort. Skepsis eines Teils der Jurymitgieder - darunter Während die Künstler am Schlesischen Tor arbei¬ auch der Initiatorin Krista Tebbe - brachte Hardt- teten, war - allerdings zunächst nur in der Fachöf¬ Waltherr Hämer in der Abschlußdiskussion mit fentlichkeit - schon eine kontroverse Diskussion der Frage zum Ausdruck, ob die thematischen über den „Skulpturenboulevard Kurfürstendamm“ Aspekte des Symposions und seine Grundidee, in Gang gekommen, ebenfalls ein Projekt zur 750- „durch Stören aufmerksam zu machen und etwas Jahr-Feier. Dort erhielten die Teilnehmer nicht nur in Gang zu bringen“, bisher ausreichend ausgelotet ein Vielfaches an Honorar, sondern auch eine - im worden sind. Vergleich zu anderen Kunst-im-Stadtraum-Projek-

18 ten - unverhältnismäßig hohe organisatorische und renboulevard“ besser. finanzielle Förderung (bis hin zu Einzelausstellun¬ Gewiß bedeutet es eine besondere Belastung für gen und Sondermitteln für Pressearbeit) und wur¬ Künstler, wenn sie nicht wie am Kurfürstendamm den auf eine Weise verwöhnt, die augenfällig die schon mit der Nominierung zugleich gewisserma¬ Diskrepanzen in der senatsoffiziellen politischen ßen den Auftrag in der Tasche hatten, wenn sie Wertschätzung zeigen, zwischen der kummerzbe¬ sich über Ort und Thema ihrer Arbeit mit Kolle¬ Mitlrnalirn tonten City, am ausgeprägtesten am Kurfürsten¬ gen, Bürgern und Planungsbeteiligten auseinander¬ damm, und den vernachlässigten Arbeiterquartie¬ Rudolf Valcnta setzen mußten und in einem langwierigem, oft Siahl Rundmhren ren, vor allem in Kreuzberg, dazu noch ganz hin¬ schmerzhaften, oft auch frustrierenden Prozeß ten am Schlesischen Tor, Andrea» Fmmbcrg Schritt für Schritt vorwärts kommen oder unterlie¬ Bronze Wer sich vor Augen führt, mit welch hohem Ein¬ gen konnten. Dann aber - ganz im Gegensatz zur satz an Abwägung, Vorbereitung und Jurytermi- heftigen Reaktion in der City und aus dem Rat¬ Mehmet Aksoy; ncn, an Bürgerbeteiligung und nicht zuletzt an be¬ haus - können sie auf höhere Akzeptanz hoffen. Marmor sonderen Anstrengungen der Bildhauer selbst nach Insofern mag das Verfahren am Schlesischen Tor Leslie Robbins: der besten Lösung für die komplexe und schwieri¬ auch als Modell für verantwortungsbewußte Pro¬ Keramik und Beton ge Aufgabe „Menschenlandschaft Berlin“ gesucht jektbegleitung und für Kooperation zwischen Aus- Andreas Wegner: wurde (Kunst im öffentlichen Raum als Teil einer lober, Koordination, Jury, betroffenen Anwoh¬ Bronze stadträumlichen Auseinanderstzung), der versteht nern, IBA, Bezirksverwaltung und teilnehmenden Louis Niebuhr: im Vergleich die Bedenken gegen den „Skulptu¬ Künstlern dienen. Marmor

Die Künstler arbeiten an der Ausführung:

links: Rudolf Valenta rechts: Andreas Frömberg

links: Mehmet Aksoy rechts: Leslie Robbins

links: Andreas Wegner rechts: Louis Niebuhr

19 1*1' punkt, alsnochnichtalleSkulpturenamOrtzu sehen waren-fragteKristaTebbe,Leiterindes Kurz vorRedaktionsschluß-alsozueinemZeit¬ gemachten neuenErfahrungeninKreuzberg-die ten: Kreuzberger Kunstamtes,alleamProjektBeteilig¬ sehen SiediesenStandort(imVergleichzum Mit demAbdruckderwenigenAntworten,dieuns schaft Berlin“-dieFragenachdeminterkulturel¬ nungsort vonKunst,KommerzundSightseeing)? Skulpturenboulevard KurfürstendammalsBegeg- Wahl desOrtes,mittenim„Problemgebiet“?Wie EINDRÜCKE UNDERSTEEINSCHÄTZUNGEN diesem SymposionimGegensatzzudensonstüb¬ nen oderselbstmitgemachthaben,dieMöglichkei¬ ten SiedieUmsetzungfürgelungen? len Zusammenleben-überhauptzustellen?Hal¬ 2. Waressinnvoll,dasThema„Menschenland¬ eröffnen. lichen konkurrierendenVerfahrenverlangtwar? ten undSchwierigkeitenderKooperation,diebei 3. WiebeurteilenSie,soweitSieEinblickegewon¬ um ErgebnisseundErfahrungendesProjektes rechtzeitig erreichten,wollenwirdieDiskussion 1. WiebeurteilenSie-angesichtsderinzwischen 20 jetzt istoderwiehierist.Vielfältig,wider¬ gliedernde Dominanten.DiePluralitätderStile gängig ist. Jury Vorsitzender sich besseressagenüberdenOrtundIn¬ sprüchlich, vergangenheitssattodergegenwärtig. ges ganzselbstverständlich.EshatGegenwart. sprechende Aspekteabzudecken.Daßdiesschlie߬ che Lösungenzuerwartenwarenalsauchraum¬ zusammengesetzt, daßsowohlkompetenteinhaltli¬ schenlandschaft“ -auchdiesabseitsdessen,was sehr engenWohnbezirkeserreichbar?Dannder am äußerstenEndeKreuzbergs?Istaufwendige problematisch. WerverläuftsichindieseGegend konnte. DawarzunächstschonderStandortsehr spruchsvollen thematischenVorgabenentwickeln ter schwierigenräumlichenBedingungenundan¬ einer Jurynichtnurausgewählt,sondernderen leben, wieeinSymposion,dessenTeilnehmervon auch dieBildwerkespiegelndenOrtwieder.Läßt zeigt -undmanhatRuhe,zusehen-,wiehier endete WerkvormeinenAugenvorüberziehen, det unddieverschiedenenSkulpturenineinenih¬ unter derHochbahnhindurchmiteinanderverbin¬ verdankt dasSymposiondertragendenräumlichen lich zueinemgelungenenErgebnisführenkonnte, hatte alsoOrt-undThemenbegründungent¬ Nun hattedieJuryGruppederBildhauerjaso mühsam erarbeitetethematischeRahmen„Men¬ plaziert? SindsienichtnurfürdieAnwohnereines Kunst, sindgroßformatigeSkulpturenhiersinnvoll hindurch vondieserJurybegleitetwurde,sichun¬ Arbeit durchmehrereStadienderKonkretisierung Es warfürmicheineinteressanteErfahrung,zuer¬ Prof. WaldemarOtto ein deutlicheres.Dasistnicht dasProblemder Zu 1: halt undüberdasGelingen? bar. DaentrolltsichdasBanddesSkulpturenwe¬ man Gegenwart,dennZukunftisthiernichtdenk¬ mes Bild.HieristdieZeitangehaltenworden. en, nichtganzdeutbarenUferbebauung,bietetein zerfallende Brückezuführt,vonderspiegelnden von derkühnenKurveHochbahn,dieauf nen gemäßenZusammenhangbringt. Idee, demWeg,derdiebeidenzunutzendenPlätze noch jetzteinlassenwollen.Die Entscheidungfür Kreuzberger, sondernderer, die vonaußenkom¬ Mai keinneuesundanderesKreuzberg.Nur Die Fragefindeichdaneben;wirhabenseitdem1. Verein SO36 Klaus Duntze Werk derBildhauernochhinzugewonnen,aber Dieser OrthatFeststellungscharakterdurchdas Man schautunddenktzurück,dabeigewinnt merkwürdiges, außerordentlichesundeinprägsa¬ Wasserfläche desFlussesmitderjenseitigengrau¬ möchte ichfolgendessagen:DerOrt,bestimmt Lasse ichdasbishergesehene,nochnichtganzvoll¬ men undsichaufdieVerhältnisse wederfrüher den Ort ist nicht richtiger und nicht falscher ge¬ sein Alltag und die Wünsche, die er provoziert, worden. und zum Ku-Damm fallt mir nichts ein. seine Undefinierte Zukunft haben uns über alles so Zu 2: beschäftigt, daß für anderes kaum Zeit blieb. Ich bin Ingeborg Drewitz von Herzen dankbar, Zu 3: daß sie uns dazu verhelfen hat, eine Formulierung Anders als am Ku’damm waren wir avargandi- - eigentlich eine Form - für das Vorhaben zu fin¬ stisch im Vorgehen: Die vielfältigen Sichtweisen in den, indem sie diesen Namen „Menschenland¬ der Diskussion haben geholfen, den Ort gemein¬ schaften“ vorgeschlagen hat. Nazim Hikmet mit sam besser zu verstehen, als es ein Einzelner kann. seinem Kosmos des Lebens ist ein anspruchsvoller Konkurrierende Verfahren bieten viel weniger Pate - ob ich die Umsetzung gelungen finde, kann Chancen, Einzelideen weiterzuentwickeln, zu ver¬ ich erst sagen, wenn die „Kunst“-Landschaft um werfen, in neuen Zusammenhängen zu verwenden. das Schlesische Tor fertig ist. Dennoch gab es auch diesmal Termine, Verfah¬ Zu 3: rensrituale, Abgrenzung der Interessen. Ob die Ich habe zu wenig Vergleichsmöglichkeiten; reine Bildhauerarbeiten selbst ein Symposium waren, konkurrierende Verfahren kenne ich gar nicht. Der wissen nur die Künstler. Aufgabe angemessen fand ich das Prinzip der Kooperation, nicht nur der Künstler untereinander, sondern auch der Künstler mit der Jury. Da aller¬ dings habe ich mein schlechtes Gewissen; vor al¬ Kurt Kliemann lem im Blick auf den Übergang von der ersten - Leiter des Gartenbauamtes Kreuzberg konzeptionellen - zur zweiten Phase, als die Jury Zu 1: den Künstlern keine ordentlichen und präzisen Leider sind mit der Kunstlinie noch keine neuen Vorgaben machte und sie mit ihrer Konzeption ins Erfahrungen gemacht worden, da die Verwirkli¬ Leere laufen ließ. Auch das Ausscheiden von chung des Wettbewerbes erheblich mehr Zeit in Schang Hutter gehört mit in diesen Zusammen¬ Anspruch genommen hat, als anfänglich geplant. hang, wenn da auch noch Probleme der Künstler- Dies könnte aber auch positiv gesehen werden, da Persönlichkeiten untereinander dazu kamen. damit ein gewisser Gewöhnungseffekt erreicht wurde und es nicht zu einer Konfrontation mit den Anwohnern kam. Es ist für uns erfreulich, daß es Prof. Hardt-Waltherr Hämer weder Proteste noch Beschädigungen an den zuerst S.T.E.R.N. Gmbh aufgestellten Kunstwerken gab. Wir halten deshalb Zu 1: diesen Ort nach wie vor für gut geeignet für solch Hic Rhodos, Hic Salta ein Symposion. Es ist ja auch Aufgabe der öffentli¬ Kudamm oder Schlesisches Tor - beides zusam¬ chen Verwaltung, Problemgebiete sich nicht selbst men erst ein Bild, ein krasses Bild unserer Gesell¬ zu überlassen, sondern zu helfen, gewisse Knack¬ schaft. Überfülle dort, Armut hier. Kunst kann da¬ punkte zu überwinden. Im Gegensatz zum Skulp¬ zu klar Stellung beziehen. Inhalt zur Idee der Frei¬ turenboulevard hoffen wir, daß der Aneignungs¬ heit und von Überfülle wie von Armut, wenn prozeß der Anwohner hier größer ist als auf dem Künstler das wollen. Kurfürstendamm, und den - zum Glück noch - Zu 2: fehlenden Kommerz- und Sightseeingeffekt bewer¬ Es braucht definierte Orte, um plastische Kunst zu ten wir absolut positiv. Wir hoffen, daß im näch¬ plazieren. Am Schlesischen Tor ist die Stadt ka¬ sten Jahr die Kunstlinie noch stärker ein Begeg¬ putt. Reststück, so chaotisch, daß der Stadtraum, nungsort für den Kiez wird und ihrerseits zu weite¬ zuerst für das Verfahren gedacht, zu erfinden war. ren Aktivitäten anreizt. Mit künstlerischen Mitteln allein schier unmöglich Zu 2: zu realisieren. Es bleibt also der Anspruch auf Die Frage nach dem Sinn des Themas hat für uns menschliche Stadt, erträgliche Lebensbedingungen in keiner Weise an Aktualität verloren. Die Umset¬ - l(i)ebenswerter Stadtraum. Das wird mit dem zung hätte vielleicht besser sein können, weil für Querweg der Bildhauer ganz deutlich. viele Bürger schwer verständlich ist, daß alle Ar¬ beiten unter dem gleichen Motto stehen. Aber die Vielschichtigkeit der Bewohner spiegelt sich auch Krista Tebbe in der individuellen Ausdrucksweise der Künstler Leiterin des Kunstamtes Kreuzberg wieder. Das anfänglich nebensächliche Platten¬ Zu 1: band wurde damit zum wesentlichen, verbinden¬ Nicht zufällig entsteht Kunst meist gerade da, wo den Element. keine „Ruhe im Karton“ ist - da sollte sie auch Zu 3: stehen. Neben den Schwierigkeiten der Kooperation der Zu 2; Künstler untereinander bedauern wir, daß keine Gerade nicht in Berlin, habe ich bisher kaum et¬ Auseinandersetzung mit der vorhandenen Land¬ was vom Ergebnis sehen können. „Menschenland¬ schaft erfolgt ist. Zwar ist die Landschaft dort nicht schaften“ ist ein Künstler-Thema, keine Ein¬ dominierend, aber daß die Kunstwerke plaziert schränkung. werden und die Umgebung dem angepaßt werden Das Chaos dieses Stadtraumes, seine Geschichte, muß, halten wir nicht für ideal. Allerdings gibt dies

21 auch die Möglichkeit, vorhandene Mängel zu be¬ tes Projekt von Kunst im öffentlichen Raum über¬ seitigen. Das Zusammenwachsen dieses Menschen- haupt), so richtig war die Entscheidung fürs hinte¬ Landschaftsteils in den nächsten Jahren zu beob¬ re Kreuzberg. Berlin hätte sich damit wieder ehr¬ achten, wird für uns eine interessante Aufgabe sein. lich machen können. Dazu wäre es aber notwen¬ dig gewesen, daß sich unsere Stadtväter der „Menschenlandschaft“ überhaupt bewußt gewor¬ Leonie Baumann den wären und von Anfang an personell, finanziell Kunst-am-Bau-Beauftragte des Berufsverbandes und bei der Öffentlichkeitsarbeit dem kulturpoliti¬ bildender Künstler schen Wert dieses Projektes entsprochen hätten. Weil das Gebiet rund um das Schlesische Tor ein Zu 2: Problembereich war und ist, hatte die IBA dort Das Ergebnis bleibt in dieser Hinsicht weit hinter seit 1980 ihren Betreuungsschwerpunkt und wurde den Erwartungen zurück, jedenfalls wenn man Ab¬ ganz bewußt die Entscheidung für die Durchfüh¬ lesbarkeit des Ansatzes (Zusammenleben von rung des Symposions an diesem Ort getroffen. Menschen verschiedener Nationen und Kulturen) Die jüngsten Auseinandersetzungen in Kreuzberg für die Bevölkerung erwartet. Es war aber richtig, mögen manchen Außenstehenden die Probleme einmal zu erproben, wie sich ein solches Thema des Stadtteils wieder vor Augen geführt haben. Die mit Kunst vermitteln läßt. am Verfahren Beteiligten müssen darum gewußt Zu 3: haben. Erneut wurde aber die schmerzliche Erfah¬ Die Kooperation war schwierig, wie zu erwarten. rung gemacht, daß Kunst und behutsame Stadter¬ Etwas mehr von der Zuwendung, die dem Ku¬ neuerung alleine einen Stadtteil nicht heilen kön¬ damm zuteil wurde, hätte die Stimmung und die nen, der in jeder Hinsicht unterversorgt ist: sozial, Interaktion und die Ergebnisse sehr gefördert. wirtschaftlich, materiell, kulturell und künstlerisch. Trotzdem befürworte ich nach wie vor das Projekt und den Standort, weil es darum geht, in allen ge¬ Florian von Buttlar sellschaftlichen Bereichen Anfänge einer Verände¬ Mein Urteil ist „gefärbt“, da ich als Vorprüfer/Be¬ rung und Verbesserung voranzutreiben. Auf einer treuer an Auswahl, Konzeptentwicklung und Büigerversammlung während der Vorbereitungszeit Durchführung gemeinsam mit Dn Stefanie Endlich wurde von einem Bürger das Gebiet rund um das beteiligt war. Schlesische Tor als „vergessene Ecke“ bezeichnet. Zu 1: Das wird sich sicherlich ändern. Wo die U-Bahn Die Probleme in Kreuzberg waren bei Anfang des endet, fängt nun die Kunst an. Ob die Kunstwerke Symposions bekannt, haben sich zwar durch die es allerdings leisten können, „Impulse für ein Iden¬ Ereignisse um den 1. Mai graduell verschärft, nicht tifikationsangebot“ zu geben, wird erst die Zukunft aber wesentlich geändert. Die Entscheidung über zeigen. Begegnungsorte waren die Grünflächen Thema und Ort erscheint mir heute so notwendig zwischen Spree und Schlesischer Straße bisher und richtig wie damals. Das Symposion ist für schon und werden es auch weiterhin bleiben. Die mich ein positives Gegenmodell zum Skulpturen¬ Vorzeichen stehen gut. Allein, zur Förderung inter¬ boulevard, weil das Konzept thematisch und ört¬ kulturellen Zusamenlebens gehört eben mehr, als lich integriert ist, weil die Künstler teilweise am einen Erlebnisraum zu schaffen. Ort gearbeitet haben und und weil die touristisch¬ Mehr noch als das Thema sehe ich das Motto des spektakuläre Seite von Kunst im öffentlichen Symposions versinnbildlicht: „Leben - einzeln und Raum im Gegensatz zum Kudamm auf Sparflam¬ frei wie ein Baum - brüderlich wie ein Wald - das me gehalten ist. ist unsere Sehnsucht“, nach dem türkischen Dich¬ Zu 2: ter Nazim Hikmet. Die einzelnen Objekte und Die Frage zu stellen, halte ich für richtig und not¬ Skulpturengruppen antworten sehr unterschiedlich wendig. Und erst recht in Kreuzberg und im Rah¬ auf die gestellte Aufgabe, entwickeln ihre eigene men einer sonst zu kurz gekommenen Thematik Ausdruckskraft, zusammengehalten von einem innerhalb der 750-Jahr-Feier. gemeinsam konzipierten Weg. Es ist die Anwort Die Umsetzung ist gelungen, vielleicht zu wenig der beteiligten Künstler auf die geforderte Koope¬ zugespitzt, etwas zu harmlos, in ihrem wirklichen ration und die von ihnen gewünschte Eigenstän¬ Konflikt nicht ablesbar genug umgesetzt. Der wirk¬ digkeit. Es werden die Grenzen deutlich, an die liche Pfad schließt sich nicht so zusammen wie im kooperierende Projekte offensichtlich stoßen, wenn Konzeptmodell. Der Pfad selbst aus Platten ist über Auswahlverfahren die unterschiedlichsten nicht hart, nicht einschneidend genug, hat keine ei¬ Charaktere und künstlerischen Handschriften zu¬ gene skulpturale Plastizität wie geplant, ist leider sammengewürfelt werden. doch eher ein harmloser Gehweg. Es sieht nicht so aus, als ob die Künstler daran wirklich steuernd mitgearbeitet hätten. Rainer Höynck Zu 3: Kunst-am-Bau-Kommission Kreuzberg Habe keinen Insider-Einblick. Der Zündstoff einer Zu 1: solchen Kooperation ist klar, auch am Ausscheiden So falsch der Kurfürstendamm für den „Skulptu¬ von Schang Hutter bewiesen. Dennoch scheint renboulevard“ ist (nicht für ein sorgsam erarbeite¬ dieses Verfahren mir eher als konkurrierende Ver-

22 fahren geeignet, komplexere thematisch und örtlich Verständnissen, Mißverständnissen, 1. Phase, verzahnte Projekte und Konzepte zu verwirklichen. 2. Phase, 3. Phase, Diskussionen, Modelle bauen, Die Konkurrenz war bei der Konzeptfmdung, die Jurysitzungen, Verträgen, Nicht-Verträgen, Garten¬ Kooperation bei der Ausarbeitung. Das scheint mir bauamt, Tiefbauamt, Hochbauamt, IBA, Koordi¬ eine sinnvolle Verteilung. nationsbüro, neue Verträge mit Senat, neue Sitzun¬ gen, 1986 den Winter über mühsame Arbeit in Carrara, 1987 Arbeit in Berlin, neue Termine, neue Leslie Robbins Mißverständnisse. Bildhauerin Mit meinen Plastiken wollte ich einerseits den Ver¬ Endlich Transport zum Schlesischen Tor. Große lauf der Kunst-Linie durchkreuzen, quasi unterbre¬ Aufregung darüber, ob es alles klappt oder nicht. chen, andererseits sollte die Anlage des Gesamt¬ Doch es klappte. Sie stehen dort. Ich kann aufat- konzeptes dadurch verstärkt werden. men. Wir trinken darauf mit Kollegen, Bauarbei¬ Heute stehen meine Plastiken am Ende der Kunst- tern, Transportarbeitern, Kranführer. Ich kann Linie. Sie nehmen formell Bezug auf die sie umge¬ schlafen. benden Bauwerke, nehmen schon Vorhandenes auf. Erster Tag. Ich komme auf den Platz. Was sehe ich Sie beziehen ganz bewußt Menschen mit ein, la¬ dort? Eine Figur liegt auf dem Boden - wie ein to¬ den den Betrachter ein, in Ruhe die verschiedenen ter'Mann - mit Folie bedeckt. Abends umgekippt Stadtlandschaften zu überblicken. worden, der Beton war noch nass. Was nun! Hatte Ich möchte meine Plastiken als Bühne verstanden der Polizist recht? Oder die anderen? die davor wissen, auf denen Menschen ihre Schauspiele ins¬ Angst hatten und es schade fanden? Ich konnte zenieren können. nicht an diesem Tag auf dem Platz arbeiten. Zweiter Tag. Mein Magen schmerzt nicht mehr so I want to thank Albert Pieperiet for being my assi¬ heftig, ich arbeite wieder mit der Hoffnung, daß stant when I was or wasn’t there. ich ein paar Leuten begegne, die das getan haben. In Erinnerung an Frau Magdalena Heilmann Ich wollte wissen, warum und wozu. Doch eines Tages stand jemand murmelnd hinter mir, ich ma¬ che den Winkelschleifer aus. „Wie bitte?“, fragte Mehmet Aksoy ich ihn. Er: „Wieviel kriegst Du für den Blöd¬ Bildhauer sinn?“ fragte mich ein gutgebauter, kräftiger Jun¬ Ein Polizist kommt auf mich zu, als ich in der ge, die Hände in den Hosentaschen. „Warum Blöd¬ Bildhauer-Werkstatt, Wedding, draußen arbeitete. sinn? Gefällt es Dir nicht?“, frage ich ihn. „Nein, „Hoffentlich haben Sie keinen Haftbefehl“, fragte Ihr macht die Bäume weg und das Grün kaputt.“ ich ihn. „Nein, nein, es interessiert mich einfach“, „Du solltest dich informieren“, sage ich, „dann sagte er. Schaut zu, fragt, was für ein Material es würdest Du nicht solchen Blödsinn reden. Wir wa¬ sei, wieviel es kosten würde, wieviel Tonnen der ren diejenigen, die sich für die Erhaltung der Grün¬ Stein wiegt und anderes mehr. flächen eingesetzt haben. Wußtest Du, daß man Bewundernd äußert er sich auch über die halbfer¬ drumherum Häuser bauen wollte? Siehst Du die tige Skulptur, über den Stein: „Oh, Marmor, Bäume, die hier gepflanzt wurden? Wir haben viel¬ schön!“ Schließlich fragte er: „Wohin geht es?“ leicht 3-4 Bäume wegnehmen müssen, dafür „Nach Schlesisches Tor“, sagte ich. Er: „Kreuzberg, wurden mehr als 20 neue gepflanzt.“ also Spezial-Gebiet! Schade darum“, seinen Kopf Er will es nicht sehen, nicht überzeugt sein. Wirft schüttelnd. „Warum?“, frage ich. Er: „Wie lange einen kurzen Blick zu den Bäumen. Er will gehen, denken Sie, daß sie dort stehen bleibt? Sie wird hat zu tun. Beim Weggehen: „Wenn Ihr fertig seid beschmiert und demoliert werden. Passen Sie auf oder nach der Einweihung sollst Du Dich nicht sich auf, wenn Sie dort draußen auf dem Platz ar¬ wundern, wenn ein paar Skulpturen umgelegt beiten.“ „Keine Angst“, sage ich, „Kreuzberger werden!“ Er ging. Ich war von seiner Bosheit nicht sind anders sensibilisiert. Nämlich gegen Tränen¬ überzeugt, weil seine Augen nicht mitgespielt hat¬ gas, Knüppel, vollgepanzerte, auf sie zumarschie¬ ten. Sein Blick war nicht so böse wie seine Worte. rende Typen, gegen Blockade. Sie verstehen Eher sanft und freundlich. Er war einer von den mich?“ „Ja! Sie werden es selber sehen“, erwiderte jungen frustrierten Pessimisten, die keine Zukunft er ganz überzeugend und ging. für sich sehen. Mißerfolge erlebt haben. Nicht ge¬ nug Mittel gefunden, sich entfalten zu können. Die Er war nicht der einzige, der es schade findet, daß wie eine Protestfahne sind. Sie existieren, indem diese Skulptur ihren Standort in Kreuzberg haben sie laut schreien. Man kann sie leicht provozieren, soll. Es war auch die Meinung anderer, diese sie sind leicht provozierbar. Skulptur sollte besser auf dem Ku-Damm stehen. Damit kann man sich auseinandersetzen. Zitat aus dem Tagesspiegel/Berliner Teil vom 27. Oktober 1987 (ac) nach Aufstellung der ersten Kehren wir zurück nach Kreuzberg. Nach zweijäh¬ sechs Skulpturen: „Aus Kreuzberg wurden Proteste riger Aufregung, Nervensägerei, Wettbewerben, Ju¬ wie die aus der City nicht bekannt. Offenbar hat ryabstimmungen: Ausländer - Nicht-Ausländer, man dort andere Sorgen.“ (Ende des Zitats)

23 Man will sie auch erziehen, indem man sie mit ei¬ nem Bein in die Ecke stellt und mit dem Zeigefin¬ ger auf sie gerichtet sagt: „Das sind die bösen Kin¬ der. Sie machen Berlin unlebbar. Diese Krawall¬ macher.“ Da haben wir nun endlich die Feinde gefunden. Man soll sie isolieren, sperren. Berlin soll groß fei¬ ern. Geburtstagskinder befinden sich in den Rat¬ häusern, im Parlament, im Ku-Damm, aber nicht in Kreuzberg SO 36. Dies ist kein Berlin mehr. Wie sagte doch der Polizist? „Spezial-Gebiet“! Da sollte man nicht feiern. Kreuzberger sind bestraft. Soll auch keine Einweihung stattfinden. So wollen sie brave' Kinder schaffen. Oder aber vielleicht haben sie nach dem Ereignis kein Vertrauen mehr zu ihren Polizisten. Weiß man nicht. Geheimnisse gibt es immer.

Ich denke, daß dieser Standort im Sperrgebiet ge¬ rade deswegen sehr richtig ist. Ich habe noch einen Grund. Weil Kreuzberg der einzige Bezirk ist, wo Ausländerfeindlichkeit am wenigsten spürbar ist und wo Verständnis und Akzeptanz vorhanden ist. Zwei Punker, mit denen ich mich über den Inhalt des Projekts unterhalten habe, meinten anderes: Um Verständnis und Akzeptanz zu schaffen, wäre es angebrachter, den Standort der Skulpturen statt in Kreuzberg vor dem Rathaus Schöneberg zu wählen.

24 Mehmet Aksoy

1939 Geboren in Yayladagi Hatay 1961-67 Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Schönen Künste in Istanbul 1969 70 Assistent an der Staatlichen Akademie der Schönen Künste in Istanbul bei Professor S. Calik 1970-77 Auslandsstipendium des Türkischen Kultusministeriums in London (bis 1972) und in Berlin 1972 Mitbegründer und Vorsitzender des Türkischen Akademiker- und Künstlervercins Berlin 1976 Beteiligung am Antalya Film- und Kunstfestival: zweimonatige Arbeit an einer Plastik auf dem Rathauspiatz 1977 Meisterschüler an der Hochschule der Künste in Berlin 1977- 78 Arbeit als freier Künstler in Berlin 1978- 81 Lehrbeauftragter an der Staatlichen Akademie der Schönen Künste in Istanbul für Steinbildhauerei Seit 1981 lebt er als freier Künstler in Berlin (West) 1982-86 Bildhauersymposion Kranoldplatz, Berlin (mit Fromlowitz, Fu- jiwara, Fehrenbach, Herbrich, Szankowski und Chrukin) 1985 87 Teilnahme am Bildhauersymposion „Menschenlandschaft Ber¬ lin“

Einzelausstellungen: 1970 Darüsafaka-Galerie, Istanbul 1980 Staatliche Akademie der Schönen Künste, Istanbul 1982 Kunstamt Kreuzberg, Berlin 1984 Übersee-Museum, Bremen 1987 Galerie am Chamissoplatz, Berlin

A usstellungsbeteiligungen: 1975 „Mehmet Berlin de/Mehmet kam aus Anatolien“, Berliner Fest¬ wochen 1975, Kunstamt Kreuzberg, Berlin 1977 Leitung des Projekts „Hommage ä Nazim Hikmet“ im Kunstamt Kreuzberg, Berlin, und Beteiligung an der Ausstellung „Nazim Hikmet, Sie haben Angst vor unseren Liedern“ 1982 „Kunstquartier - Ausländische Künstler in Berlin“, ehemalige AEG-Fabrik, Berlin (Kunsttage Berlin 1982) „Menschenlandschaften“, Städtische Galerie Oberhausen (mit Behkalam und Yeter) 1983 „300 Jahre danach, Türken 1683 1983“, Museum Moderner Kunst, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien 1984 „Rationalisierung 1984“, Staatliche Kunsthalle Berlin und Neue Gesellschaft für bildende Kunst 1986-87 „Das andere Land, Ausländische Künstler in der Bundesrepu¬ blik“ (Wanderausstellung)

Preise: • 1966 2. Preis für Bildhauerei der Staatlichen Türkischen Kunstausstel¬ lung 1970 1. Preis für Bildhauerei der Staatlichen Türkischen Kunstausstel¬ lung 1980 1. Preis für Bildhauerei der Staatlichen Türkischen Kunstausstel¬ lung

25 Andreas Frömberg

1954 geboren in Syke 1977 Beginn des Studiums der Bildhauerei an der Hochschule für Kunst und Musik bei Prof. Waldemar Otto 1984 Stadtateliergründung in Bremen „Am Rosenberg 33 Au 1984 85 Künstlerischer Leiter einer Bildhauerwerkstatt an der Justiz¬ vollzugsanstalt Bremen 1985 87 Teilnahme am Bildhauersymposion „Menschenlandschaft Ber¬ lin“ 1987 Teilnahme am 1. Bildhauersymposion Coburg „Porzellan und Far¬ be“

Ausstellungen: 1980 Neue Darmstädter Sezession 1981 Osnabrück, Dominikanerkirche 1982 Neue Darmstädter Sezession Untere Rathaushalle, Bremen 1983 Schloßpark Oldenburg 1984 Neue Darmstädter Sezession Bonn, Wissenschaftszentrum Kassel, Orangerie 1985 Galerie L, Wallanlagen, Bremen Kreismuseum, Syke 1986 Neue Darmstädter Sezession 1987 Renzmeierhof

26 Azade Köker

1949 Geboren in Istanbul 1967-71 Studium der Keramik an der Staatlichen Akademie der Schö¬ nen Künste in Istanbul 1972- 78 Auslandsstipendium des Türkischen Kultusministeriums für Berlin 1973- 76 Studium der Keramik und des Industrie-Design an der Hoch¬ schule der Künste in Berlin 1976-79 Studium der Bildhauerei an der Hochschule der Künste bei Professor Lothar Fischer Seit 1978 eigenes Atelier in Berlin-Charlottenburg 1983/84 Teilnahme am Bildhauersymposion „Cuvrybrunnen“, Berlin (mit Ammann, Bannwart, Haug, Herbrich, Münster und R. Schmidt) 1985 Arbeitsstipendium des Senators für Kulturelle Angelegenheiten von Berlin 1985-87 Teilnahme am Bildhauersymposion „Menschenlandschaft Ber¬ lin“ lebt in Berlin (West)

Ausstellungen: 1984 Kunstamt Keuzberg (erste große Einzelausstellung), Berlin Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Berlin und der Bundesrepublik Deutschland

Preise: 1974 Goldmedaille der Internationalen Keramik-Ausstellung zum The¬ ma „Widerstand“, Perugia 1978 1. Preis der 1.Mai-Ausstellung, Galerie Taksim, Istanbul 1. Preis der Design-Ausstellung, Istanbul 1979 1. Preis der Ausstellung „Neuere Tendenzen“, Istanbul 1984 1. Preis im Kunstwettbewerb der Bundesgartenschau, Berlin 1985 Kunstpreis der Stadt Darmstadt 1986 Preis für Bildhauerei der Berliner Kunstkritik

27 Louis Niebuhr

1936 geboren in Syke/Bremen 1961 66 Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Kunstschule Bre¬ men bei Gerhart Schreiter 1969-72 Lehrtätigkeit an der Werkkunstschule Hannover 1969 Förderpreis des Landes Niedersachsen 1971 Mitglied im Deutschen Künstlerbund 1974-77 Lehrtätigkeit an einer Fachoberschule, Bremen 1976 Paris-Stipendium, Cite des Arts 1982 Arbeitsstipendium des Landes Niedersachsen für Carrara seit 1980 lebt in Carrara und Syke

Ausstellungen: 1965 Neues Forum, Kunsthalle Bremen 1966-69 Herbst- und Frühjahrsausstellungen, Kunstverein Hannover 1968 Künstler aus Bremen und Umgebung, Kunsthalle Bremerhaven 1969 Junge Kunst aus Hannover, Kunsthalle Oldenburg Neues Forum, Böttcherstraße, Bremen Deutscher Künstlerbund, Kubus Hannover 1970 Deutscher Künstlerbund, Rheinisches Landesmuseum, Bonn 1971 Deutscher Künstlerbund, Kunstgebäude am Schloßplatz, Stuttgart 1972 Gruppe Kilo, Kunsthalle Bremen Deutscher Künstlerbund, Rheinisches Landesmuseum, Bonn 1973 Deutscher Künstlerbund, Synthetische Figuration, Akademie der Künste, Berlin 1974 Acht Bremer Künstler, Kunsthalle Oldenburg Kunst im Parlament, Haus der Bürgerschaft, Bremen Deutscher Künstlerbund, Mittelrheinisches Landesmuseum, Mainz 1975 Deutscher Künstlerbund, Museum am Ostwall, Dortmund XXII. Biennale Internazionale, Forte di Belvedere, Florenz Neue Gruppe, Haus der Kunst, München 1976 Cite Internationale des Arts, Paris 1977 Niedersächsische Plastik, Kurpark Bad Pyrmont 1978 Die Bildende Kunst und das Tier, Orangerie Hannover 1980 Bremer Künstler, C.A.T.M.A. Bordeaux Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover 1981 Bremer Künstler, Stedelijk Schiedam/Holland 1983 Biennale per piccola scultura, Modena/Italien Macchine e Marmor, Carrara/Italien Künstler in Niedersachsen, Kunstverein Hannover Deutscher Künstlerbund, Gropius-Haus, Berlin 1984 Städtische Galerie, Nordhorn (Einzelausstellung) 1985 Große Kunstausstellung NRW, Kunstpalast, Düsseldorf 1985 „Die Gegenwart der Skulptur Skulptur der Gegenwart“, Frei¬ skulpturenausstellung, Bremen 1986 Scultura di Passagio, Villa Schiff, Montignoso/Italien 1987 Deutscher Künstlerbund, Kunsthalle, Bremen

Symposien: 1973 Bildhaueraktion Gruppe Kontakt-Kunst, Hannover, Lister Meile 1974 Bildhaueraktion Kunst im öffentlichen Raum, Bremen, Präsident- Kennedy-Platz 1979 Steinbildhauersymposion, Bremen, Am Deichschart 1. Internationales Bildhauersymposion Bentheimer Sandstein, Nordhorn (Kloster Frenswegen) 1980 Bildhauersymposion Deutscher Künstlerbund, Hannover, Masch- see 1984 Bildhauersymposion Bremen-Vegesack, Am Weserufer 1985 Steinbildhauersymposion Ndrg, Larvik/Norwegen 1985-87 Teilnahme am Bildhauersymposion „Menschenlandschaft Ber¬ lin“

28 Leslie Robbins

1957 geboren in Sayre, Pennsylvania (USA) 1975'76 Studium am Maryland Institute College of Art, Baltimore 1980 82 Studium an der University of California, Divine (Bachelor of Arts) 1983-87 Studium an der Hochschule der Künste, Berlin, bei Prof. Lot¬ har Fischer lebt in Berlin (West)

Ausstellungen: 1981 Inherentists: An Exhibition of Sculpture, mit Julia Klemek, Uni¬ versität von Kalifornien, Irvine, Fine Arts Gallery 1984 Amerikanische Künstler in Berlin, Amerikahaus Berlin 1985 Klasse Fischer: Plastiken - Zeichnungen, Hochschule der Künste, Berlin

Ausstellungen: 1984 Amerikanische Künstler in Berlin, Amerikahaus Berlin 1985 Klasse Fischer: Plastiken - Zeichnungen, Hochschule der Künste, Berlin

Kunst im öffentlichen Raum: 1982 drei Skulpturenbänke für die Universität von Kalifornien, Irvine (Zusammenarbeit mit Julia Klemek) 1984 A Rocky Ledge: William Shields Memorial Sculpture (Zusam¬ menarbeit mit Julia Klemek), ein Geschenk der Stadt Laguna Beach, im Auftrag von Doris Shields, Heister Park, Kalifornien 1985 Montana Ridge (Zusammenarbeit mit Julia Klemek), Percent for Art, Santa Monica, Kalifornien, Skulpturenbank im Auftrag von Palisades Park 1985-87 Teilnahme am Bildhauersymposion „Menschenlandschaft Ber¬ lin“; Realisierung des Skultpurenensembles gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Albert Pieperiet

29 Rudolf Valenta 1978 Gruppe Systema, Galerie Krüll, Krefeld Gruppe Systema, Galerie Loeb, Bern 1929 geboren in Prag Galerie Jesse, Bielefeld 1967 TRäume, Berlin eilnahme am Syposion „Räumliche Formen“ in Ostrava/CSSR 1970-74 Aufenthalt in London Künstlerhaus Bethanien, Berlin 1974 GDeutscher Künstlerbund,ast des BerlinerNationalgalerie Künstlerprogramms Berlin des DAAD; lebt seither in Berlin (West) 1979 Galerie Jesse, Bielefeld 1981 Teilnahme am Bildhauersymposion in Salzuflen Konstruktive Concepts, Galerie Christel, Stockholm 1984 Teilnahme am Bildhauersymposion in Gundelfingen Galerie Zellermayer, Berlin 1985-87 Teilnahme am Bildhauersymposion „Menschenlandschaft Ber¬ 12 Räume - 12 Künstler, Berlin lin“ Situation Nr. 10, Lützowstraße, Berlin 1980 Galerie im Zentrum, Berlin Ausstellungen: 1981 Galerie Jesse, Bielefeld 1962-68 Ostrava/Prag Galerie Ricard, Nürnberg 1964 Budapest 1982 Galerie im Zentrum, Zeichnungen, Berlin 1967 Ostrava in Coventry Quartier Berlin 1968 Tendenzen, Eisenstadt, Österreich Haus am Kleistpark, Berlin 1968-69 Klub der Konkretsten, CSSR, Bundesrepublik Deutschland 1983 Galerie Marina Dinkier, Berlin 1969 Tendenser, Landskrona, Schweden Akzente, Kunsthalle Berlin 1971 Space exhibition, Belfast, Dublin 1984 Neuer Berliner Kunstverein - Ankäufe 1972 Art in steel, London Accrochage Galerie Marina Dinkier, Berlin 1974 Projekt Teufelsberg, Berlin Konstruktive Tendenzen, Galerie Dialog, Berlin 1974-85 Freie Berliner Kunstausstellung (FBK) Kunst konzentriert - Galerie Marina Dinkier 1975 Projekt „Labyrinth“, Audiovisuelle Umgebung Kunstmeile Berlin - Glerie Marina Dinkier 1976 „Labyrinth“ Realisation und Vorstellungen, Berlin, Bonn Kunst und Aluminium, Schloß Wertingen 1977 Gruppe Systema, Helsinki 1984-85 Skulptur 4, Skulpturengarten München Gruppe Systema, Galerie Bossin, Berlin 1985 Bildhauerzeichnungen, Galerie Berger, Berlin Salut ä Helga Retzer, Galerie DAAD, Berlin 1986 Galerie Brigitta Jacob, Oldenburg Galerie Görtsch, Installation, Berlin Galerie Marina Dinkier, Berlin Galerie KÖ 24, hannover, Stahlskulptur im Stadtraum Kunstmarkt Köln - Galerie Marina Dinkier Die Ecke, Galerie Hofmann, Friedberg 1986-87 Das andere Land, Orangerie Schloß Charlottenburg, Berlin; Museum Bochum; , Stuttgart, München, Hannover, Lu¬ xemburg 1987 Galerie Muda 2, Hamburg 7 ehemalige Gäste des DAAD, Galerie Zellermayer, Berlin Galerie Rafay, Kronberg/Taunus, Klub Konkretistu 1967 - 87 VERTIKAL, DIAGONAL, HORIZONTAL - Kunststation Kleinsassen SCHWARZ WEISS, Galerie Muda 2, Hamburg Galerie Ferm, Malmö Galerie Maerz, Linz

30 Andreas Wegner

1958 geboren in Bremervörde 1979 Beginn des Studiums an der Hochschule für Kunst und Musik, Bremen 1984 eigenes Atelier 1984 Teilnahme am Bildhauersymposion Osnabrück Teilnahme am VI. Bildhauersymposion in Carrara, Italien 1985-87 Teilnahme am Bildhauersymposion „Menschenlandschaft Ber¬ lin“ writ 1986 Gründung der Trash Noise Band „Far Arden“ 1987 Teilnahme am 1. Bildhauersymposion Coburg „Porzellan und Far¬ be“

Einzelausstellungen: 1983 Galerie S. Beyer, Oldenburg 1984 Galerie Drobbner, Verden 1985 Worpswedener Kunsthalle, Fritz Netzei 1986 Studio Kunsthalle, Darmstadl 1987 Galerie in der Remise, Schloß Foldbrück, Freiburg

Ausslel/ungsbeteiligungen: 1981 Junge Bildhauer aus Bremen, Dominikanerkirche, Osnabrück 1982 Untere Rathaushalle, Bremen Plastiken auf der Ziegelhütte, Darmstädter Sezession 69. Herbstausstellung, Kunstverein Hannover Galerie Gruppe Teehaus, Bremen 1983 Kunsthalle Fritz Netzei, Worpswede Plastik im Freien, Kunstverein und Schloßpark Oldenburg 1984 Villa Ichon, Bremen Planungshaus am Dobben Galerie Küfner, Würzburg Plastiken auf der Ziegelhütte, Darmstädter Sezession 1985 Skulpturen im Park, Wallanlagen Bremen 1987 Messer-Ladwig, Berlin Germinations IV, Marseille, Breda, London, Bonn Kunsthalle Fritz Netzei, Worpswede Ars Mercabilis ’87, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen Achimer Kunsttage

31 32 v W^r-r* .

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