83. Jahresbericht Des Altmärkischen Vereins Für Vaterländische Geschichte Zu Salzwedel E.V
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
83. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel e.V. Im Auftrag des Vorstandes herausgegeben von Ulrich Kalmbach und Dieter Fettback Salzwedel 2013 83. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel e.V. Im Auftrage des Vorstandes herausgegeben von Ulrich Kalmbach und Dieter Fettback Salzwedel 2013 Impressum Altmärkischer Verein für vaterländische Geschichte zu Salzwedel e.V. c/o Stadtarchiv Salzwedel, An der Mönchskirche 5, 29410 Salzwedel Redaktion: Ulrich Kalmbach, Dieter Fettback Druck: DruckManufaktur, Nicolaistraße 28, 39576 Stendal 3 Inhaltsverzeichnis Lothar Mittag Die Ausstellung „Schätze der Bronzezeit. Archäologische Kostbarkeiten aus der Altmark“ im Danneil-Museum Salzwedel 5 Matthias Friske Wiederentdeckte mittelalterliche Ausstattungsstücke aus Kirchen der Altmark 15 Gerhard Ruff Magister Christophorus Germanus (1530 - 1602) Der erste Arzt der alten und neuen Stadt Salzwedel (Altmark) 31 Reimar von Alvensleben Jagdübergriffe auf das Amt Klötze 1603 oder: der weiße Hirsch von Zichtau 95 Hartmut Bock Die Münzen eines Altmärkers zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges Ein sekundärer Verwahrfund aus Gardelegen 117 Frank Moldenhauer Ergänzungen zu den Trauregistern der Dörfer des Amtes Diesdorf/Altmark 129 Ulrich Kalmbach Hennigs von Treffenfeld und die Ruhmeshalle der deutschen Geschichte Eine Bronzebüste des Reitergenerals Hennigs von Treffenfeld 147 Ulrich Kalmbach Vereinsbericht 167 Henning Krüger Kassenbericht 179 Manfred Lüders Nachruf Günter Stappenbeck (1927-2012) 180 5 Die Ausstellung „Schätze der Bronzezeit. Archäologische Kostbarkeiten aus der Altmark“ im Danneil-Museum Salzwedel von Lothar Mittag Abb. 1 Funde aus allen bronzezeitlichen Perioden aus der Sammlung des J.-F.- Danneil-Museums Im Jahr 2012 war die Jahresausstellung des Johann-Friedrich-Danneil- Museums Salzwedel der Bronzezeit der Altmark gewidmet. Spätestens seit dem Entdecken der Himmelsscheibe von Nebra ist die Bronzezeit zumindest in Sachsen-Anhalt in aller Munde. Aber nicht nur der Süden des Landes war für diese Epoche von Bedeutung, wie es manchmal den Anschein erwecken mag. Auch im Norden fanden wichtige bronzezeitliche Entwicklungen statt. Am Beginn dieser Epoche hatten hier neben der Aunjetitzer Kultur, die die Frühbronzezeit Mitteleuropas prägte, insbesondere noch die späten jung- steinzeitlichen Kulturen Norddeutschlands und Südskandinaviens entschei- denden Einfluss. 6 Die Sammlung des Salzwedeler Museums umfasst eine große Anzahl an beeindruckenden bronzezeitlichen Exponaten, die es durchaus als ange- messen erscheinen ließ, diese unabhängig von der Dauerausstellung zu präsentieren. Eine detaillierte Geschichte der Bronzezeit der Altmark nach- zuzeichnen, war auf Grund der beschränkten Ausstellungsfläche und der begrenzten Ressourcen eines Regionalmuseums allerdings nicht möglich. Daher wurden in der Ausstellung anhand von bestimmten Funden und Fundkomplexen nur schlaglichtartige Einblicke auf diese ca. 1700 Jahre währende Zeitstufe gegeben. Eine Vielzahl von Funden aus allen bronze- zeitlichen Perioden der Altmark macht es trotzdem möglich, zu bestimmten bronzezeitlichen Entwicklungen Stellung zu nehmen. Gleich zu Beginn zeigt es sich, dass die Bronzezeit auch in der Altmark folgerichtig aus jungsteinzeitlichen Kulturen hervorgegangen und nicht etwa plötzlich „vom Himmel gefallen“ ist und dass sie am Ende relativ unspekta- kulär in der vorrömischen Eisenzeit aufging. Natürlich hat es in den ver- schiedenen Entwicklungsphasen immer Brüche gegeben. Weil die altmär- kische Landschaft aber zu allen Zeiten für die Einflüsse verschiedener Kul- turen offen war, profitierte auch die Bevölkerung davon. Die „Weltoffen- heit“ machte sich bezahlt. Denn selbst die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen am Ende der Bronzezeit sorgten hier für keinen Besiedlungs- abbruch. Noch in der vorrömischen Eisenzeit war die Altmark für ur- und frühgeschichtliche Verhältnisse dicht besiedelt und den meisten Menschen ging es allem Anschein nach recht gut. Die Bronzezeit war das erste Metallzeitalter der Menschheitsgeschichte. Sie dauerte in Mitteleuropa von etwa 2200 v. Christus bis etwa 550 v. Christus. In Norddeutschland setzte die bronzezeitliche Entwicklung später ein und endete auch später als in Süd- oder Mitteldeutschland. Das Klima während der späten Jungsteinzeit und der Bronzezeit war es etwas wärmer als heute, was ein Aufblühen der Landwirtschaft zur Folge hatte. Damit waren offen- sichtlich die Lebensbedingungen der Menschen dieser Zeit recht gut. Das zog auch ein bis dahin nicht gekanntes Repräsentationsbedürfnis nach sich. Aus diesem Grunde wurden auch sehr massive, oft aber unpraktische Schmuck- stücke geschaffen, von denen sich bis heute viele erhalten haben. Auch bei diesem Verhalten kann man Parallelen bis in die heutige Zeit finden. Wer viel besitzt, will das in der Regel auch zeigen, selbst wenn es völlig unpraktisch ist. Die Sammlung des Johann-Friedrich-Danneil-Museums in Salzwedel verfügt über eine große Anzahl an Fundstücken aus der Bronzezeit. Sie stammen 7 zum größten Teil aus der Altmark. Meist handelt es sich dabei um Exponate, die bereits im 19. Jahrhundert in die Sammlung des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte gelangten. Denn in dieser Zeit sind viele bronzezeitliche Fundplätze zerstört worden, ebenso wie die Mehrzahl der jungsteinzeitlichen Großsteingräber. Ursache dafür waren in der Regel die Landseparationen in Preußen sowie die folgende Industrialisierung der Landwirtschaft ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Neu verteilte Flächen, von denen viele vorher nur teil- oder sogar völlig unbewirtschaftet waren, wurden nun „unter den Pflug genommen“. Das setzte umfangreiche Flur- bereinigungen voraus. Viele bis dahin unberührte bronzezeitliche Grab- hügel, ja ganze Hügelgräberfelder wurden in der Folge zerstört. Manchmal gelangten Funde, die dabei entdeckt wurden, in die frühgeschichtlichen Sammlungen von Privatleuten oder Vereinen. Was infolge der Zerstörungen verloren gegangen ist, kann heute nicht einmal mehr erahnt werden. Aber nicht nur Gräber oder ganze Friedhöfe wurden vernichtet, vielen bronze- zeitlichen Kultplätzen erging es ähnlich. Spätestens während der Bronzezeit bekamen die Götter Namen und man schuf Plätze, um sie zu verehren. Heilige Steine, wie z.B. Menhire, wurden innerhalb von Steinkreisen aufgestellt und man begann, Schälchen oder Näpfchen in extra aufgestellte Steine zu schaben. Abb. 2 Schälchenstein auf dem Rodelberg von Jeetze 8 Einige dieser Schälchensteine findet man heute noch. Seit den 1990er Jahren sind bei Straßenbauarbeiten mehrere solcher Steine zum Vorschein gekommen und wurden, meist ohne die Schälchen darauf zu erkennen, neu aufgestellt. Der letzte Menhir der Altmark, der sich noch an seinem ursprünglichen Platz befindet, ist der sagenumwobene Lehnekenstein von Bonese. Die Mehrzahl der Metallfunde der Bronzezeit stammt aus Gräbern oder aus sogenannten Bronzehorten oder -depots. Aus unterschiedlichen Gründen wurden manchmal größere Mengen an Bronzegegenständen deponiert. Sie wurden kultisch dargebracht, versteckt oder einfach nur vergessen. Häufig sind heute die Fundumstände leider unbekannt, so dass meist unklar ist, ob es sich dabei um Opfergaben, Materialdepots oder Grabbeigaben handelte. Zu den wichtigsten Hortfunden der Altmark gehören die Bronzehorte von Kläden und Groß Schwechten im Kreis Stendal. Abb. 3 Der vollständige Klädener Hortfund mit zwei Leihgaben der Berliner Museen 9 Aus Jeebel bei Salzwedel kommt das einzige frühgeschichtliche Goldobjekt der Salzwedeler Sammlung. Dabei handelt es sich um einen Spiraldraht- Fingerring, der als Grabbeigabe diente. Ähnliche Fingerringe wurden erst kürzlich von dem bedeutenden bronzezeitlichen Schlachtfeld an der Tollense in Mecklenburg-Vorpommern geborgen. Auch in Dahrendorf, Lückstedt und Seethen befanden sich große bronze- zeitliche Friedhöfe der Altmark. In Beetzendorf wurde vor einigen Jahren zudem ein spätbronzezeitlicher Kultplatz entdeckt. Abb. 4 Goldener Fingerring von Jeebel Bei einem großen Teil der Stücke der Salzwedeler Sammlung sind die Fundumstände nicht bekannt. Als Beispiel dafür steht eine sehr schöne, gut erhaltene „Beinberge“ aus Pretzier. Die Ähnlichkeit mit einer ungewöhnlich großen Spiralplattenfibel aus der Nachbargemarkung Stappenbeck ist frappant. Diese hat man im Jahre 1843 zusammen mit zwei Beinringen und einem Armring in einem planierten Hügel entdeckt. Vielleicht war ursprünglich auch die Beinberge Bestandteil des Stappenbecker Komplexes. Solch ungewöhnliche Schmuckstücke wurden allerdings immer paarig getragen, das Gegenstück fehlt leider. Vielleicht wollte es der Finder behalten und übergab deshalb nur eines der Stücke, zudem mit der sehr unpräzisen Fundortangabe „Pretzier“, der Vereinssammlung. Zu Beginn der Bronzezeit wurden privilegierte Tote noch unverbrannt in großen Grabhügeln mit aufwändigen Einbauten aus Holz oder Stein bestattet. Im Verlauf der Bronzezeit ging man vollständig zur Leichen- verbrennung über. Am Anfang des Bestattungswandels verteilte man den sogenannten Leichenbrand noch anatomisch geordnet in großen Steinkisten, 10 später schüttete man ihn meist zusammenhangslos in Grabgefäße. Die Urnen wurden in kleineren Hügelgräbern, welche aus vielen kleinen Feldsteinen oder aus Erde aufgeschüttet waren, beigesetzt. Auf dem Boden im Hügel- zentrum befanden sich die Grabkammern, die meist aus ausgesuchten flachen Steinen bestanden. Für den Bau der Gräber suchte man nicht mehr wie zu Beginn der Bronzezeit