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Geschichtliche Entwicklung der Gemeinde

1308 erste urkundliche Erwähnung. Die Originalurkunde ist im Staatsarchiv vorhanden. Bis 1375 gehörte Jübar dem Kloster Isenhagen, 1375 an das Kloster in verkauft. Diesdorf- Augustiner Kloster war für Jübar der rechtliche Besitzer und übte auch Gerichtsbarkeit. (1551 wurde das Kloster säkularisiert - verweltlicht) Aus dem Kloster wurde ein Dominant des Kurfürsten von Brandenburg und späterer König von Preußen bis zum Jahre 1810. Ab 1810 konnten sich die Bauern in Jübar vom Staat freikaufen. (Weltliche Macht des Dorfes) Die kirchliche Macht übten die Herren von dem zu Kolborn und Corwib. Im 19. Jahrhundert kauften sich die Bauern frei durch die Ablösung der feudalen Lasten. (Jährliche Abgaben und Dienste an Diesdorf) Mitte des Jahrhunderts kam die Separation (Auflösung der 3-Felderwirtschaft und Neuvergabe der Äcker an die Bauern). Nach dieser Separation wurden 3 Höfe verkauft (dismembriert, aufgeteilt). Danach entstanden viele Grundsitze und Handwerkerstellen. Folge: Bebauung der Bahnhofstraße Frachtstraße Bromer Straße 2. Teil Schützenstraße Göhrmann, Ebert von 1850 bis 1900. Vorher war Jübar ein ovaler Rundling (Breite Straße von der Kirche bis Otto Ritzke). 1863 ist der untere Teil abgebrannt und es erfolgte der Durchbruch der Salzwedeler und Wittinger Straße. Im 18. Jahrhundert wurde die Kleine Gasse ausgebaut und der vordere Teil der Schützenstraße durch Kirchengrundsitzer. In der Dorflage waren bis 1911 3 Teiche, die zum Tränken des Viehs, Wasserentnahme zum Waschen usw. genutzt wurden. Trinkwasserversorgung erfolgte in über 30 m tiefen Ziehbrunnen. 1 Pfarrhof 1 Böwing 1 Schwieger Die Teiche wurden 1911 beim Bahnbau zugeschüttet. Bis Mitte des 19. Jahrhundert berührte Jübar eine stark befahrene HandeIsstraße. Hauptstrecke: Harnburg, Lüneburg, Lindhof, Jübar, (heute Fuhrweg und Frachtstraße) Mellin, , Magdeburg, Leipzig usw. Bis zur Auflösung dieser Straße war in Jübar auch ein Zollamt (Rernmel), 2 gute Gaststätten - Schwieger und wo Otto Ritzke wohnt. Jübar hatte extra eine Poststation "Extrapost". 2

Jübar existierte schon im Jahre 1240

(Leider erst im Jahre 1995 bekannt geworden) Durch Unkenntnis verpasste Jübar die 750-Jahr-Feier

Der Zufall brachte es ans Tageslicht die Gemeinde Jübar hat mindestens schon im Jahre 1240 existiert. Die alte Urkunde, in der der Hinweis gefunden wurde, war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Hartmut Bock war in den vergangenen Sommerwochen auf den historischen Hinweis gestoßen. In einem von Walter Töllner veröffentlichtem Buch über "Die Urkunden und Besitzaufzeichnungen des Stifts Hamersleben“ hat der Autor auf Urkunden zurückgegriffen, die bis dato noch nicht nachgedruckt und veröffentlicht worden waren. Da habe er nicht schlecht gestaunt, so Hartmut Bock, als er tatsächlich auf den Hinweis gestoßen war. Und er vermutet, so manche Gemeinde in der Region würde auch überrascht sein, welche Datensammlung da plötzlich noch zu beachten sein wird, wenn es um die ersten urkundlichen Erwähnungen der Dörfer geht. Bisher war er davon ausgegangen, dass die erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde in das Jahr 1308 zurückreicht. Damals hieß Jübar noch Jubere. 1337 die nächste Erwähnung als Jobere und 1375 war in den Urkunden von Juber die Rede. Aus der nun bekannt gewordenen Urkunde von 1240 geht allerdings vor, dass "Graf Werner von Lüchow bekundet, dass ein gewisser Hoger und seine Geschwister dem Stift Hamersleben eine Hufe in Bergmoor übergeben haben". Eine Hufe, das ist eine Hofstelle mit rund 3 Morgen Land. Und der gewisse Hoger stammte aus Jubere. Die Urkunde liegt im Staatsarchiv in Magdeburg und ist in lateinischer Sprache abgefasst. Ob das nun die tatsächlich erste urkundliche Erwähnung Jübars ist? Hartmut Bock schließt nicht aus, dass durchaus noch weitere Entdeckungen im Laufe der Jahre möglich wären. Allen Ortschronisten empfiehlt er einen Blick in das neue Buch. In Jübar stellt man sich der veränderten Situation und plant nun eine 760-Jahr-Feier im Jahr 2000.

Briefe zeugen von der Lebensart um 1850

Manöver hat viel Spaß gemacht

Einblick in die Lebensart der Jübarer im vorigen Jahrhundert geben die jetzt aufgetauchten Briefe der Emilie Warnecke , geborene Kloß. Im folgenden Zitat aus einem Brief an ihre Schwester vom 5. September 1860. Beschrieben wird ein Manöver im Raum Jeeben. „Das hat ungemein viel Spaß gemacht. Es lässt sich gar nicht beschreiben, wie schön das war. Wir, mit Equipage, immer mitten im Gefecht und Kanonendonner, die Pferde bäumten sich davor ... Einmal waren wir von drei Seiten so im Feuer, dass es beständig um uns knatterte und ein anderes Mal hatten wir vor uns Infanterie, die verfolgt wurde von Husaren. Das Dorf Jeeben war durch und durch lebendig ... überall wurde geschossen, gejubelt und gelärmt. Wir haben beinahe einem Soldaten den Kopf abgefahren und seine Frau fast überfahren. Ein Kind wurde am nächsten Tag im Graben tot aufgefunden. Ich sah, dass zwei Pferde gegeneinander sich bäumten, das eine seinen Reiter abwarf, der bald darauf gestorben ist. Ein anderer Husar wurde auch abgeworfen, blieb mit einem Bein hängen, wurde geschleift und getreten vom Pferd und ist auch bald gestorben, das sieht wer, wird beiseite geschafft und dann geht’s weiter. Hübsch anzusehen ist das Ganze, man möchte selbst dazwischen sein, aber eine Quälerei ist es doch ...“ (Volksstimme vom 29. Mai 1993)

Jübar erhielt Zuwachs

Um 1860 ist die Zahl der Einwohner Jübars von 385 auf 613 angestiegen. Diesen enormen Zuwachs erklärt Hartmut Förster mit dem verstärkten Zuzug von Handwerkern aus dem Lüneburgischen sowie einiger Hugenotten-Familien. 3

Zuflucht in der Kirche

Am 24. Juni 1863 zerstörte ein großer Hagelschlag die gesamte Ernte in Jübar und richtete immense Schäden an. „Viele Menschen kamen in das Pfarrhaus gelaufen, zitternd und verstört, als dieses Unwetter aufzog. Wir wollen mit ihnen gemeinsam sterben, Herr Pfarrer“, notierte Alfred Bock. Er berichtete weiter von hühnereiergroßen Hagelkörnern. Bis in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts feierte man in Jübar an diesem Tage eine „Hagelfeier“ genannten Gedenkgottesdienst, so Hartmut Bock. Die Jübarer hatten deshalb für das kommende Jahr kaum noch etwas zu essen und fuhren mit einem Leiterwagen in die Nachbargemeinden, um sich Lebensmittel zu erbetteln.

Ein Philosoph

Im Jahre 1885 war im Raum Jübar ein Divisionsmanöver. Der letzte Tag des Manövers war herangekommen. Die Generalität hält in der Nähe des Ochsenbusches. Auf einem Brachfeld hütet der Schäfer Leusmann seine Herde. Er trägt einen uralten Schafwollmantel, der ihn täglich begleitet. Auf dem Kopf hat er eine nach oben spitz zugehende Mütze von bräunlicher Farbe. Seine Rechte umschließt den Schäferstock. Er schaut – ebenso wie die hohe Militärs – auf die sich sammelnden Soldaten. Die Helmspitzen blitzen in der Sonne. Ein General reitet an den Schäfer heran und fragt ihn: „Nun, alter Mann, wie gefällt euch das?“ Fest schaut ihn der Schäfer Leusmann an und sagt: „Hurrah! Glänzendes Elend! – Hurrah! Goldener Friede!“ Der General hat das Erlebnis am Abend erzählt. Auch meine Mutter war anwesend. Der Erzähler fügte am Ende hinzu: „Es war ein Philosoph!“ Im Anschluss an diese Anekdote sei noch folgendes berichtet. Derselbe General, der diesen Philosophen kennen gelernt hatte, war im Verlauf des Manövers auch in Bodenteich einquartiert. In beiden Orten, Jübar und Bodenteich, muss es den Soldaten und ihren Kommandeuren gut gefallen haben. Der Inhalt einer Dankeskarte von dem General von Golz, an die Bodenteicher gerichtet, war auch in Jübar bekannt geworden. Ich habe mir von einem Bodenteicher Herren den genauen Wortlaut sagen lassen. Hier ist er: „Im ganzen deutschen Reich gibt es nur ein Bodenteich, aber über Jübar geht nichts drüber!“

Ausspruch von 1885

Einen für Jübar zum Schlagwort gewordenen Ausspruch prägte im Jahre 1885 der General Freiherr von Golitz nach einem Kaisermanöver: „Im ganzen deutschen Reich gibt’s nur ein Bodenteich, doch über Jübar geht nichts drüber“. Jübars Pfarrer Hartmut Förster und Geschichtsforscher Hartmut Bock vermuten, dass der preußische Befehlshaber damit auf die Unterbringung der Generalität während des Manövers in der in den Orten Bodenteich und Jübar anspielte.

Jübar im Zeichen neuer technischer Errungenschaften

In Jübar verschloss man die Augen vor den Errungenschaften der Technik nicht. Als in den 80-ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein zweirädriges Fahrgestell erfunden sei, dass man Veloziped nannte, wurde der Wunsch bei vielen jungen Leuten wach, sich auch ein solches Vehikel anzuschaffen. Herrmann Leusmann von hier kaufte eins, wenn auch ein gebrauchtes. Es war nicht leicht, auf so ein Ungetüm hinaufzukommen, denn der Sattel befand sich über dem vorderen großen Tretrat. Ein kleineres hinteres Rad stützte den Sattel. Mein Onkel aus , ein Nähmaschinenhändler, besaß ebenfalls schon so ein Rad und besuchte uns damit in Jübar. Er erklärte uns, dass wenn er unterwegs umschmeiße auf dem Feldweg, ein Wiederaufsteigen erst dann möglich wäre, wenn ein größerer Feldstein oder ein Baumstumpf in der Nähe gefunden würde, um von ihnen aus sich wieder in den Sattel schwingen zu können. Nach 1890 erfuhren die „Räder“ eine Verbesserung. Zwar war das Vorderrad immer noch etwas größer als das Hinterrad, aber sie waren schon durch einen Rahmen verbunden, der auch die Treteinrichtung trug. Das obere Rahmenrohr war nicht waagerecht, sondern etwas nach unten geneigt. Die Bereifung war Vollgummi. So ein Rad erstand als erster der Dechslermeister Wilhelm Wrede von hier um 1890. Er fuhr mit ihm und das war erstaunlich – nach . Im Jahre 1897 ließ der Maurermeister Heinrich Siebert für sich und meinem Vater zwei Opel-Fahrräder kommen, deren Rahmen gedrehte Röhren hatten, letztere 4

Einrichtung sollte eine absolute Haltbarkeit gewährleisten. Da mein Vater aber ein Fahren ablehnte, wurde mir das Rad überlassen. Bald darauf hatten auch Heinrich Hamann und Hermann Böwing ein Rad. Was lag nun näher, als einen Radfahrverein zu gründen? Ein Foto zeigt uns im Verein mit meinem Bruder Heinrich. Ein an der Erde stehendes Plakat nennt seinen Namen: Amicita! Bei diesen neuen Rädern war die obere Rahmenstange bereits waagerecht, da beide Räder gleich groß waren. Auch hatten sie bereits Pneumatik. Es dauerte gar nicht lange, so wurde die Tretkraft des Menschen durch einen Motor ersetzt und das Motorrad war da. Der erste Käufer eines Motorrades, wenn auch eines schon gebrauchten, war Malermeister Fritz Schütze von hier (1904/05). Dieses Rad hatte leider noch alle Kinderkrankheiten, wie es bei allem Neuen ja einmal ist. Der Weg von Jübar nach Hanum, so erzählte mir der Malermeister, bestände meist aus 5-6 Etappen, wo das Motorrad immer eine kleine Streikpause einlegte. Das alles aber hat sich ja bis heute wesentlich gebessert. Das erste Automobil kaufte in Jübar der Maurermeister Heinrich Siebert, es war, so glaube ich im Jahre 1907 oder 1908. Er lud mich zu einer Fahrt nach Isenbüttel ein, die erste in meinem Leben. Auch in der Landwirtschaft regten neue Erfindungen zur Verbesserung des Betriebes an. Bis Ende der 80-ziger Jahre des 19. Jahrhunderts war der gute alte Dreschflegel das einzige Mittel, das Korn aus den Ähren zu bringen. Den ganzen Winter hindurch klapperten die Dreschflegel auf den Tennen der Bauernhöfe; denn etwa 1200 Stiegen Roggen allein mussten ausgedroschen werden. Jetzt aber war den Großbauern Gelegenheit gegeben, sich einen Dreschsatz zu leisten (Lokomobile und Dreschkasten). Die beiden Stellmachermeister Ellenberg und Behne in Lüdelsen besaßen je einen solchen Dreschsatz, mit dem sie in die umliegenden Dörfer kamen. Die Bauern und größeren Kossaten hier machten davon Gebrauch, während die kleineren Kossaten und Grundsitzer davon Abstand nahmen, weil es ihnen zu teuer war. Aber auch ihnen erwuchs eine brauchbare Hilfe in Gestalt des Pferdegöpels, der aber auch von Kühen betrieben werden konnte. Den ersten dieser Art legte sich um das Jahr 1890 der Kossat Dannenberg-Schulz an. Das machte Schule. Nun konnte auch ein kleinerer Dreschkasten in die Scheune eingebaut werden. Aber auch die Großbauern legten bald Göpel an, um sie zum Antrieb für ihre Häckselmaschinen zu nutzen. Letzteres wurde in großen Mengen gebraucht als Beigabe zum Pferde- und Kuhfutter. Wie ich in Erfahrung gebracht habe,. Dienten Göpel zum Antrieb für Dreschmaschinen bis zum Jahre 1907, als in Jübar das Elektrizitätswerk gebaut wurde. Da aber das Elektrizitätswerk als Hauptaufgabe die Versorgung des Dorfes mit Lichtstrom hatte, konnte Kraftstrom nur in geringen Mengen abgegeben werden. So blieb der Göpel weiterhin Kraftlieferant. (Aussage des Bauern Hehlig). Der Otto-Motor fand so gut wie keinen Eingang, da er, wie mir auch gesagt wurde, noch nicht betriebssicher genug war. Dennoch liefen hier im Ort zu Anfang des Jahrhunderts bereits zwei Motoren. 1904 ließ sich der Stellmachermeister Krause einen Benzolmotor in seiner Werkstatt einbauen. Im Jahre 1906 bekam die neu erbaute Wittesche Dampfmühle einen Sauggasmotor, der aber bereits 1907 durch eine Heißdampflokomobile ausgewechselt wurde. Erst im Jahre 1934, als Jübar an das elektrische Hochspannungsnetz angeschlossen wurde, trat der Elektromotor in Kraft. In der Ackerwirtschaft musste der eisenbereifte Ackerwagen dem sogenannten Gummiwagen weichen. Die ersten Dieser Art waren selbst hergestellt. Achsen und Räder von unbrauchbar gewordenen Autos dienten als Unterbau; der darauf gesetzte Kastenwagen war selbst gezimmert. Hersteller: Heinrich Heymann und Berndhard Roloff, beide besaßen solche Wagen. Ende der zwanziger Jahre konnte man fabrikmäßig hergestellte Gummiwagen käuflich erwerben. Als neue Zugkraft trat allmählich der Traktor in Erscheinung, als erster Besitzer einer solchen Zugmaschine ist der Bauer Hehlig in Jübar zu nennen, der 1928 einen solchen käuflich erwarb. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ von Alfred Bock)

Der Schützenverein

Aufstellung der Schützen zum Schützenfest „Unter den Eichen“ in Jübar 1912 5

Schützengilden oder Schützenvereine waren Vereinigungen von Bürgern, die sich im Schießen üben wollten. Um die Pfingstzeit herum veranstalteten sie ihre großen Feste, die immer in einem Preisschießen gipfelten. Entstanden sind sie nach der Art der Handwerkerzünfte. Es waren also organisierte Verbände. Im Mittelalter waren die Bürger der Städte verpflichtet, ihre Städte im Notfall zu verteidigen. Der Gebrauch des Spießes war an und für sich nicht schwer, aber der Gebrauch der Armbrust und der Flinte musste geübt werden. So bildeten sich allmählich Vereinigungen, die an Sonntagen ihre Schießübungen abhielten. Zum Leiter wählten sie sich einen Hauptmann, außerdem einen Pritschenmeister, der in lustiger Weise die Bestrafung der schlechten Schützen vornahm, während der Hauptmann die Verteilung der Ehrenpreise vornahm. Der beste Schütze wurde als König ausgerufen (Schützenkönig). Schon im Mittelalter wurden alljährlich große Schützenfeste gefeiert. Nach der Einführung des stehenden Heeres verloren die Schützenvereine an Bedeutung. In Kursachsen hielten sich die Schützenvereine am längsten, in Dresden sogar bis 1809, während in die Vereine schon rund 100 Jahre eher aufgehoben wurden. Die Aufgabe der früheren Schützenvereine ging dann nach französischen Muster auf die Nationalgarden über. Die Schützenvereine, die nur einen kleineren Teil der wehrpflichtigen Männer umfassten, bestanden lediglich als Vergnügungsvereine. Sie führten unter anderem das sogenannte Vogelschießen ein. Die Festlichkeiten, die sie veranstalteten, nahmen aber immer mehr an Umfang zu. Auf dem Festplatz standen Schaubuden, Würfelbuden, Verkaufsstände, Karussells usw. Dagegen trat das Schießen immer mehr zurück. Es war ein Volksfest, welches zuweilen eine ganze Woche in Anspruch nahm. Als um Mitte des 19. Jahrhunderts die Pflege des nationalen Gedankens die Turner ganz Deutschlands zusammenführte, machten sich ähnliche Bestrebungen auch unter den Schützen geltend, und es wurde nach dem Vorbilde des schweizerischen Freischießens 1861 ein allgemeines Schützen- und Turnfest in Gotha gehalten. Dabei wurde die Gründung eines allgemein deutschen Schützenbundes verabredet und angebahnt. Unser Schützenverein wurde im Jahre 1849 gegründet. Auf der grünen Fahne steht das Jahr 1849, darunter „Schutz und Trutz“. Sein Fest feierte der Verein alljährlich um Pfingsten herum „Unter den Eichen“. Ich führe eine Notiz aus dem Gemeindebuch an: 1860 „Die Eichen zu dem Schützen Saal seien Abgeschetz zu 4 Rth, was die Schützenkasse an die Gemeinde zahlen muss.“ Hieraus geht hervor, dass man vorhatte, ein Schützenzelt (Schützensaal) anzuschaffen. Wahrscheinlich hatte man sich bislang mit einem geborgten Zelt ausgeholfen. Nach dem oben angegebenen Preis kann es sich wohl nur um dünne Eichenstämme gehandelt haben, die imstande waren, das Gerüst eines Zeltes zu bilden. Leider gehen die Aufzeichnungen der Bücher des Schützenvereins nur bis 1863 zurück. Immerhin kann man aus ihnen entnehmen, dass die Vereinigung bis zum Jahre 1882 bestand. Warum der Verein damals sich, wenn auch nur vorübergehend auflöste, konnte ich nicht feststellen. Jedenfalls hat er zehn Jahre geruht. Im Jahre 1892 wurde beschlossen, den Schützenverein wieder ins Leben zu rufen. Fast alle Männer schlossen sich dem Verband an. Nach dem alles gründlich vorbereitet war bis zum ausgearbeiteten Statut, wurde die Schützenfestfeier festgelegt. Ich entsinne mich noch sehr genau an dieses Fest. Bereits zwei Tage vorher brachten Wagen ungeheure Mengen Tannen-, Eichenzweige und Birken. Tannen- und Eichenzweige wurden zu Girlanden verarbeitet und zu wahren Prachtbögen gemacht. Fast alle 50 m wurde so eine Girlande gespannt oder aufgestellt. Transparente mit Willkommensgrüßen waren an ihnen befestigt. Je 4 oder 5 Familien taten sich zusammen und jede Gruppe versuchte, die andere zu übertreffen an Prachtleistungen. Zu beiden Seiten der Straßen wurden Birkenbäume aufgestellt, die der Ochsenbusch reichlich bot. Auf allen Straßen wimmelte es von Menschen; der eine hiermit, der andere damit beschäftigt. Am Schluss wurden die Straßen gesäubert, damit das festliche Kleid nicht zerstört wurde. Währendessen waren geschickte Männer, vor allem Zimmerleute, auf dem Festplatz unter den Eichen tätig, die Festzelte herzurichten, dazu ein Schenkzelt und ein großes Würstchenzelt. Der Paradeplatz wurde geebnet und bereitgemacht, schießerfahrene Schützenbrüder hatten in der Lehmkuhle den Schießstand bereits festgelegt. Hier sollte am anderen Tage festgestellt werden, wer der beste Schütze war und damit die Königswürde erlangen konnte. Der Ausschank war unter den drei Gastwirten ausgelost und der Betroffene bezog das Schankzelt. 30 Tonnen Bier warteten auf durstige Kehlen. Die Würstchenbude hatte selbstverständlich der Fleischermeister Otto Müller, der die ungeheuer gefragten „weltberühmten“ Würstchen herstellte. Das Fest konnte beginnen. Ehe die Dämmerung am Vorabend kam. Sah man die Schützen zum Festplatz eilen. Sie trugen eine grau-grüne Uniformjacke, auf dem Kopf die rot gespaspelte Schützenmütze und in der Hand das Gewehr, welches in allen möglichen Modellen vertreten war: vom Feuerschlossgewehr bis zur Mauserbüchse. Die Offiziere trugen einen Degen, General und Hauptmann waren beritten. Der Umzug sollte beginnen. Wir Kinder standen und gafften. Dann formatierten sich die Schützen unter ihren Offizieren, Kommandos erschallten und das Bataillon stand marschbereit da. An der Spitze der Tambourmajor, darauf die große Musikkapelle, dann folgten der General mit seiner Begleitung beritten, anschließend der Fahnenträger mit den beiden Begleitern. Jetzt nahte der Hauptmann; sein 6

Pferd tänzelte, es ist aufgeregt, aber er bändigt es. Dann zieht er seinen Degen – fest ist sein Blick auf das Bataillon gerichtet. Der Tambourmajor wendet sich und hebt den Stab, das Kommando „Bataillon marsch!“ erwartend – herunter führt der Tambourmajorstab – die Tamboure schlagen an – das Bataillon marschiert! Wenige Schritte nur – wieder wendet sich der Tambourmajor – die große Trommel gibt ein Zeichen – herunter fährt der Stab und die Musik setzt ein: „Kling-kling, sching-bum und sching-dada Zieht im Triumpf der Perser Schah? Und brausend um die Ecke brichts Wie Tuba-Ton des Weltgerichts – Voran der Schellenträger ...“ Ähnlich verlief der nächste Tag. Zwar wurde auch noch wieder nach der Scheibe geschossen, aber diesmal um schöne Preise. Der dritte Tag galt den Kindern, die ihr Kinderschützenfest ähnlich wie die Großen feierten. Auch sie schossen um die Königswürde, allerdings mit einer Luftbüchse. Der Genuss der Königswürde war in den letzten Jahren eine teure Angelegenheit. Nicht allein die Ausschmückung des Hauses und des Vorplatzes mit Girlanden und farbigen Glühlampen, sondern auch die Bewirtung aller Schützen und dann das frugale Königsessen waren eine recht kostspielige Angelegenheit. Aber das wurde alles hingenommen, denn es war ja Schützenfest und die Beihilfe, die der Verein gab, war nicht gering. Wie schon eingangs gesagt, war das Schützenfest ein wahres Volksfest. Zwar hatte es militärischen Anstrich, aber das war ja mehr als verständlich. Fast jeder hatte nach seiner Schulentlassung erst wieder beim Militär eine gewisse Schulung durchgemacht, die zwei bis drei Jahre dauerte und das blieb haften, wie jeder aus Erfahrung weiß. Man feierte, von dieser Seite gesehen, eigentlich nur alte Erinnerungen. Kriegerisch war jedenfalls die Stimmung keineswegs. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ von Alfred Bock)

Der Flottenverein

Jahres-Mitgliedskarte für 1906 für den Flottenverein Jübar

„Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser“, so lautete ein Ausspruch unseres Kaisers um die Jahrhundertwende. Das Wort fing Feuer und das Interesse am Aufbau unserer Flotte wurde größer. Die Begeisterung im Volk kam darin besonders zum Ausdruck, dass sich in unzähligen Orten sogenannten Flottenvereine bildeten, die dem Aufbau der Flotte fördernd zur Seite standen. Bereits im Jahre 1906 wurde hier in Jübar ein Flottenverein gegründet, den Anstoß dazu gab allerdings ein Geschäftsführer namens Brandt aus Hannover. Letzterer war mit dem Maurermeister Siebert hier befreundet, der damals den Aufbau des Fibrolawerkes plante (Werk zur Herstellung von Asbest-Zement-Ziegeln) und in dieser Branche arbeitete auch Brandt, der ein begeisterter Flottenfreund war. Der Verein wurde ins Leben gerufen und zum Vorsitzenden wählte man den Maurermeister Siebert und Schriftführer wurde der Lehrer Paul Benecke. In der ersten Sitzung wurde beschlossen, ein Flottenfest zu veranstalten, verbunden mit einem großen Feuerwerk am Abend, das um den größten Teich herum, der dem Vereinslokal gegenüber lag, abgebrannt werden sollte. Der Lehrer Alfred Bock hatte zu diesem Tage das Modell eines Kriegsschiffes „Friedrich der III.“ gebaut, das eine Länge von 1,25 m hatte. Es wurde angetrieben durch eine Schiffsschraube, die wieder durch einen Heißluftmotor bewegt wurde. Das kleine Schiff fuhr auf dem Teich seine Kreise, während das Feuerwerk abgebrannt wurde. Hunderte von Zuschauern aus Jübar und den benachbarten Dörfern umsäumten den Teich, um das brilliante Feuerwerk mitzuerleben. Besondere Aufmerksamkeit schenkte man dem kleinen Kriegsschiff, das stolz seine Bahn durch das Wasser zog. Wie der Lehrer Alfred Bock später erfuhr, hatte das Dorf seine Feuerwehr alarmiert, weil man glaubte, in Jübar sei ein Großbrand ausgebrochen. Nach dem Feuerwerk gab es natürlich ein seemännisches Essen für den Verein. Es gab Bierkrapfen. Nach dem Essen wurden alle, die dem Vorsitz angehörten, seemännisch dekoriert. Herr Bock bekam ein Abzeichen, die sonst ein Schiffsingenieur trug. Eine illustrierte Vereinszeitung, die allmonatlich erschien, gab der gesamtdeutsche Flottenverein auch heraus, unter dem Namen die „Flotte“. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ von Alfred Bock) 7

1907 – Jübar erhält elektrischen Strom

Als eines der ersten Dörfer in der Altmark bekam Jübar im Jahre 1907 elektrischen Strom, so Hartmut Bock. Dieser wurde mittels eines Dynamos im damaligen Dampfsägewerk des Ortes erzeugt.

Bau der Eisenbahn

Das eindrucksvollste und für den Ort in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutenste Ereignis war sicherlich der Bau unserer Eisenbahn, der Linie – Zasenbeck. Dort in Zasenbeck fand sie Anschluss an die Bahn – Oebisfelde. Die Firma Fritsche, Magdeburg hatte die Arbeit übernommen. Im Frühjahr 1910 begann der Bau und wurde 1911 im Herbst vollendet. Als Arbeiter waren hier besonders Kaschuben und Russen tätig, aber auch Einheimische fanden sich zur Arbeit ein. Es war der überaus trockene Sommer 1911, wo von Ostern bis Oktober kein Regen fiel. Ende Mai sah der Roggen auf höher gelegenen Feldern schon ganz weiß aus, hinter den Höfen war in der Ohre kaum noch Wasser zu finden, so dass die Bahnarbeiter Mühe hatten, ein Rinnsal zu finden, in dem sie die staubigen Füße waschen konnten. Bis zum 1. Oktober wurde der Bau pünktlich fertig. Schmucke Empfangsgebäude waren auf jeder Station entstanden. Girlanden schmückten die Bahnhöfe, als der erste Zug am Einweihungstag am Nachmittag einlief, besetzt mit vielen freudigen Menschen, denn er fuhr ja frei. Dazu regnete es in Strömen, zum ersten Male wieder seit fast einem halben Jahr. Die Fröhlichkeit wurde durch dies „Ereignis“ besonders noch erhöht. Der Lehrer Alfred Bock erstand am anderen Tag die Fahrkarte Nr. 1. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ von Alfred Bock)

Bahnbau zwischen Jübar und Hanum durch Fremdarbeiter, 1911

Der 1. Weltkrieg

Der 1. Weltkrieg brach aus. Am 01.08. wurde der Mobilmachungsbefehl an die Friedenseiche geheftet. Am folgenden Tag fanden sich Neugierige auf der Straße zusammen und bildeten diskutierend Gruppen. Die ersten abfahrenden Gruppen werden von der begeisterten und mitfühlenden Bevölkerung zum Bahnhof begleitet, man gibt noch mit, was man gerade kaufen kann. Schon tauchen die ersten Gerüchte auf, überall schwirrt es. Man weiß nicht, wo sie zuerst aufgetaucht sind: „Die Wasserleitung der Festung Metz ist durch Pestbazillen vergiftet.“ „In Ohrdorf verteilt eine fremde Frau an Kinder Bonbons.“ „Durch Deutschland fahren Autos mit Franzosen, die Gold nach Russland bringen sollen.“ Diese letzte Parole schien wahr zu sein, oder sie wurde höheren Orts geglaubt, denn es wurden Straßensperrungen verlegt. Ein- und Ausgang des Dorfes wurde durch starke Ketten abgeriegelt. Tag und Nacht standen Wachen dabei, mit Gewehren bewaffnet. Diese Gerüchte können nur durch 8 verkappte Beauftragte und Spione aufgekommen sein. Im März 1916 ging auch der Lehrer Alfred Bock hinaus und kam kurz vor Weihnachten 1918 wieder nach Hause. Kriegsende, Revolution, Kaiserflucht, Inflation, Präsidentenwechsel, Kapp-Putsch, alles das wurde hier ohne jede Erregung quittiert. Man verdiente und hatte immer gut zu essen, das genügte. Eines ist dem Lehrer Alfred Bock gleich nach dem ersten und dann auch nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgefallen. Die Menschen waren eigentümlich verändert, sie zeigten sich unfreundlich, abweisend und vor allem recht unhöflich! Oft hörte man verdrießlich geflüstert: „Einer ist der Deuwel des anderen.“ Erst allmählich klang diese Erscheinung wieder ab, die Tarnung trat wieder an seine Stelle. Viel philosophischer Geist gehört wohl nicht dazu, um dies zu erklären. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ von Alfred Bock)

Kriegerdenkmal

Das erste Kriegerdenkmal der Gemeinde wurde im Jahre 1913 vom Kriegerverein Jübar aufgestellt. Es wurde den Gefallenen der Kriege 1864/66 sowie von 1870/71 gewidmet. Nach 1945 verschwand dieser Gedenkstein und wurde bis 1987 als Trittstein für einen Stall benutzt. Am 6. Oktober 1987 hatten dann einige Bürger den Mut gefasst und das Denkmal wieder aufgestellt. Doch bereits eine Stunde später war Großalarm im Dorf. Die Staatssicherheit, Markus Peikert von der Abteilung Inneres des Rates des Kreises und die Kriminalpolizei tauchten auf. Das Denkmal musste entfernt werden, mit der Begründung: die Aufstellung war nicht genehmigt worden. Im Nachhinein stellte der ortsansässige Historiker Hartmut Bock einen Antrag auf Aufstellung. Und – man höre und staune – die Genehmigung dazu kam noch vor der Wende. Das zweite Kriegerdenkmal der Gemeinde Jübar, ein Feldsteinmonument mit einem Adler der auf einem Stahlhelm saß und einer Bronzeplatte mit den Namen der Gefallenen, wurde in den Jahren 1920/21 errichtet. Ursprünglich als Mahngedenkstätte dem 1. Weltkrieg gewidmet, ist im Vorfeld und in der Ära des dritten Reiches statt der Mahnung zunehmend die Heldenverehrung in den Mittelpunkt gerückt worden. Doch während die Kriegsdenkmäler im ostdeutschen Grenzgebiet von den einmarschierenden Alliierten zum Kriegsende oft flächendeckend zerstört wurden, blieben die meisten Denkmäler in der Altmark unverändert stehen. Eine Ausnahme dieser Regel ereignete sich in Jübar: Dort wurde nach der Gründung der DDR auf Eigeninitiative eines Bürgermeisters und einiger FDJ-ler Gedenktafel, Adler und Helm heruntergenommen und zerstört. Handlungen, die um so bemerkenswerter erschienen, da sich in anderen Orten weder Bürgermeister noch andere Bürger für derartige Zerstörungsaktionen missbrauchen ließen. Eine dritte Gedenkstätte für die Gefallenen des zweiten Weltkrieges entstand am Feuerwehrhaus in Richtung Friedhof. Dort wurden noch vor Kriegsende zehn nicht aus Jübar stammende Kriegsgefangene beerdigt. Eine zeitlang erinnerten Holzkreuze und eine Namensliste an die Toten. Später wurden die Gräber eingeebnet.

Gefallene des 1. Weltkrieges 1914 - 1918

H. Bartels H. Heus C. Müller A. Busse O. Heinemann O. Pakebusch W. Benecke P. Heymann O. Quickenstedt H. Bührig F. Lange F. Schulz E. Bierschenk O. Lütkemüller H. Schulz M. Delf H. Landsmann A. Schröder F. Gätke H. Meyer H. Speckhahn B. Höhner F. Melzer

Gefallene des 2. Weltkrieges 1939 – 1945 9

H. Bansi F. Krüger E. Reinicke H. Behnke H. Krause E. Redlich W. Christensen W. Kaiser R. Schulz G. Christensen C. Kassau H. Schulz H. Drenkmann W. Lindenau A. Schulz J. Dreßen G. Lütgerding F. Schulz H. Dierks G. Leusmann M. Schulz F. Fischer H. Leusmann E. Schulz O. Fischer O. Lahmann H. Schulz O. Fritz H. Meier H. Schulz O. Gätke G. Nahrendorf O. Schulz H. Grothe H. Preetz G. Taube O. Gieselmann H. Pasemann G. Taube F. Gratz W. Pasemann F. Tiedge O. Herms A. Prehm A. Wendorf A. Herlitz E. Quickenstedt E. Vockeroth H. Jordan H. Reinicke E. Schwerin M. Knoke F. Reinicke F. Schwerin E. Kahrens O. Reinicke F. Hermann H. Körner H. Reinicke H. Kammer H. Kommert A. Reinicke

Eine Wollspinnerei in Jübar

Der Grunds für das rapide Anwachsen Jübars in der Mitte des vorigen Jahrhunderts war darin zu sehen, dass drei große Höfe vereinzelt wurden. Jetzt konnte mancher sparsame Hausbesitzer sich ein Grundstück erwerben. Auch kamen von außerhalb einzelne Bewerber. Nun weiß jeder tüchtige Geschäftsmann, dass dort, wo Bauern siedeln auch Geschäfte zu machen sind und das hat sich in Jübar auch gezeigt. Um das Jahr 1866 kam zu uns der Wollspinner Georg aus Salzwedel. Dort war er geboren und hatte das Spinnen und Weben erlernt. In Diesdorf hatte er sich zuerst niedergelassen, aber eine starke Konkurrenz vertrieb ihn von dort. In Jübar bezog er anfangs das Haus, in dem Herr Busse seine Bäckerei hatte. Doch noch im gleichen Jahre begann er mit dem Bau eines eigenen Hauses, das im Besitz von Walter Bierstedt ist. In einer geräumigen Werkstatt des Hauses war die Spinnanlage untergebracht, die gleichzeitig etwa 25 Spulen füllen konnte. Es war selbstverständlich Handbetrieb. Den Rohstoff, also die Wolle , kaufte er bei den Bauern der näheren Umgebung, besonders in den benachbarten Hannoverschen Dörfern. Die Zubereitung der Wolle zum Spinnen und das Färben besorgten Salzwedeler Fachleute. Mit einem Hundegespann brachte er die Wollballen nach Rohrberg – der Weg über Mehmke war für so ein Gespann ungeeignet und ein dort wohnender Verwandter schaffte mit dem gleichem Gespann die Rohwolle nach Salzwedel. Auf gleiche Weise kam der spinnfertige Rohstoff zurück nach Jübar. Wie aus einem hinterlassenen Geschäftsbuch hervorgeht, hatte Georg sehr guten Umsatz. Im Jahre 1894 verlegte er sein Geschäft nach der Bromer Straße, wo er sich ein neues Haus erbaut hatte. Bis kurz vor dem 1. Weltkrieg konnte sich der Betrieb noch halten, dann ging er ein. Aber erst 1919 wurde die Spinnanlage – leider – verschrottet. So berichtete Herr Schulz, der die Enkelin Georgs im gleichen Jahre geheiratet hatte. Noch ein zweiter Wollspinner aus Diesdorf – Schröder – versuchte in Jübar Fuß zu fassen, hatte aber wenig Erfolg und stellte deshalb die Tätigkeit bald wieder ein. Das war in den 90-ziger Jahren. Er wurde Landwirt, was ihm sicherlich mehr einbrachte. Spöttisch nannte man hier die Wollspinner „Wollbrummer“ oder auch „Wollkratzer“. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ von Alfred Bock)

Eine Reichstagswahl

Gleich nach der Jahrhundertwende hatte ich Gelegenheit, eine Reichstagswahl mitzumachen, wenn auch inaktiv; ich war noch nicht wahlberechtigt damals. Aber als Schriftführer war ich brauchbar und angenehm. Was mich in Erstaunen setzte, war die Naivität und auch wieder die Harmlosigkeit, die man dieser doch so wichtigen politischen Angelegenheit entgegenbrachte. Vor allem waren die Dorfwortführer ja darauf bedacht, ihre eigene Meinung, durch die Stimmzettel natürlich, auch zur 10

Meinung der anderen zu machen. Und das geriet ihnen mit Hilfe des „Wahlkastens“, der Wahlurne ... Sie war so gebaut, dass alle eingeworfenen Zettel sich wunderbar so aufeinanderlegten, also der Reihe nach, dass man an Hand der hergestellten Liste genau sagen konnte, was jeder gewählt hatte und das war fast jedem bekannt und – man zog daraus auch den richtigen Schluss: Vorsicht. Nun so weit gingen ja die Meinungen unserer Einwohner nicht auseinander. Konservativ waren beinahe alle. Liberal, oder gar demokratisch gesonnen zu sein, das brachte bestimmt in den Verdacht, zu den „Teilern“ zu gehören. Man glaubte hier in dem damals schon „bartlosen“ Dorf, es jedem schon an der Nasenspitze ablesen zu können, wie es politisch denke. „Hei is nich tau glöb’n, hei hat’n Demokrot’nbort!“ Einige wenige trugen aber doch einen Schnurrbart und die fielen dann auch sicher unter obiges Sprichwort. Das Wahllokal war wie üblich das Schulzimmer. Einen „Verschlag“ habe ich nicht gesehen. Auf dem Bodenbrett des Katheders lag ein achtel Bier, daneben stand eine Flasche Kognak; bestimmt für artige Wähler. Wer zum Wählen nicht kam, nun, der kam eben nicht. Man regte sich darüber nicht auf. Schon früh war die Wahl vorbei. Der Kasten wurde umgestülpt und der Wahlzettel vom Wähler Nr. 1 lag promt oben, dann folgte logisch Nr. 2 und so fort. Zettelzahl und Wählerzahl stimmten, wie man am Schlusse festgestellt hatte, überein. Alles war in Ordnung, zufrieden war man auch, ein paar nationalliberale Stimmen – na, das geht noch und – das konnte man sich auch denken. „Ick hefft jä glieks sägt.“ Jetzt kam der gemütliche Teil. An einem großen Tisch nehmen wir Platz, ein großer Kloß Gehacktes wurde hingestellt, Brot und Butter war reichlich da, Bier und Kognak waren auch noch vorhanden, das Essen konnte beginnen und wurde in bester Laune beendet. Dass die Wahlurnen bald einer gesetzlichen Verordnung unterstellt wurden, dürfte bekannt sein. Ich habe bis jetzt sämtliche Wahlen in irgendeiner Funktion hier mitgemacht. Vieles hat sich doch geändert! O, tempora, omores! (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ von Alfred Bock)

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 1 KKnneecchhttee uunndd MMääggddee

Die rechtlichen Verhältnisse

Die Knechte und Mägde im agraren Bereich nahmen in der Feudalzeit zumeist eine eigenartige rechtliche Stellung ein. Zunächst waren die Kinder der gutsuntertänigen Bauern nach den herrschenden Gesetzen selbst zwangsdienstverpflichtet. Das heißt, dass im Prinzip jeder Bauer und jede Bäuerin in ihrer Jugend selbst als Knecht oder Magd gedient hatten, sofern sie zur Grundherrschaft eines Gutes gehörten. Der Zwangsdienst betrug bis zu drei Jahre, falls er in Anspruch genommen wurde. Meist war jedoch im 18. Jahrhundert bereits durch eine einmalige Abfindungssumme an den Feudalherren abgelöst. Weiterhin erbten in der Altmark gewohnheitsrechtlich die ältesten Söhne bzw. die zur Wirtschaft tüchtigen Kinder den Hof und die verbleibenden Kinder arbeiteten als Knecht oder Magd auf dem „eigenen“ Hof oder verdingten sich auf fremden Höfen. Noch im 18. Jahrhundert stellten auf diese Weise die Bauernfamilien selbst die meisten Knechte und Mägde, wie das Beispiel der erhaltenen Personalzusammenstellung des Dorfes Faulenhorst, Kreis Kalbe, von 1745 zeigt. Diese Gepflogenheit barg in sich naturgemäß viele Wiedersprüche, die nach einer obrigkeitlichen Ordnung verlangte, zumal sich auch immer völlig fremde Knechte und Mägde einmieteten, was erst recht einer juristischen Fixierung bedurfte. Bereits seit dem 16. Jahrhundert wurden deshalb im damaligen Brandenburg die rechtlichen Belange von „Herrschaften“ und „Gesinde“ schriftlich festgelegt und in unregelmäßigen Abständen aktualisiert. Im 18. Jahrhundert besaß die Altmark eigene Gesindeordnungen, die erst 1810 aufgehoben wurden und in die vereinheitlichte Gesindeordnung Preußens einflossen. Zu allen Zeiten aber vertrat die obrigkeitliche Gesindeordnung vorrangig die Rechte der Herrschaft und war eigentlich mehr ein Pflichtregister für Knechte und Mägde. Allerdings genossen sie in der Feudalzeit stets Familienzugehörigkeit, was unter patriarchalischen Bedingungen oft jedoch mehr einer Strafe gleich kam und das Gesinde manchmal zum Entlaufen aus dem Dienst veranlasste. Dieser Familienanschluss war sicherlich aus den beschriebenen natürlichen Gegebenheiten heraus erwachsen. Gleichzeitig war aber die Familie als Produktionsfamilie – einschließlich der Mägde und Knechte bzw. Gesellen und Lehrlinge – die wichtigste Wirtschaftseinheit der Feudalzeit. Die Bauernfamilie bestand aus Eltern und Kinder, die sobald sie irgendwie mithelfen konnten, in den Produktionsprozess mit einbezogen wurden, sowie aus Verwandten oder Fremden, die als Mägde oder Knechte dienten. Nachfolgende zeitgenössische Aufstellung verdeutlicht die bevölkerungspolitische Entwicklung auf dem Lande im damaligen Kreis Salzwedel zwischen 1750 und 1800:

1750 1800 Männer 3679 4703 Frauen 3423 5257 Söhne 2891 4545 Töchter 3284 5572 Knechte 577 1301 Jungen 487 962 Mägde 744 1709

Aus der patriarchalischen Ordnung und der Rechtlosigkeit des Gesindes erwuchsen Konsequenzen, die heute kaum vorstellbar sind. So war es z. B. durchaus in der Regel, dass ein Bauer statt des militärpflichtigen Sohnes den Knecht zum Militärdienst abstellte. Das geschah mit obrigkeitlichem Einverständnis. War eine Hofübernahme verbundene Heirat möglich, konnte eine vorzeitige Entlassung aus dem Militärdienst erwirkt werden. Auch zur Ableistung der Dienst beim Gut und Amt wurden meist Knechte oder Mägde geschickt, was oft Klagen der Gutsherren oder Amtsvorsteher zur Folge hatte, weil das Gesinde den Dienst nicht ordentlich verrichtete. Da die Bauern selbst das Hauptaugenmerk auf ihre eigenen Wirtschaften legten und ihnen die Qualität der Dienstverrichtungen auf dem Gut oder Amt im Prinzip gleichgültig war, lag dem Gesinde fraglos daran noch viel weniger. Betrachtet man die Handhabung der Löhne für Knechte und Mägde, wird die Unlust zu Diensten auf fremder Wirtschaft noch deutlicher motiviert. 2

Lohnverhältnisse

Entsprechend dem völligen Familienanschluss und der unterschiedlichen Herkunft der Knechte und Mägde (Verwandtschaft oder fremdes Gesinde) wurde auch die Lohnzahlung durchgeführt. In den Gesindeordnungen gab es keine konkreten Lohnfestsetzungen. Die Auszahlung und Berechnung lag auch in den einzelnen Landwirtschaften unterschiedlich und richtete sich nach dem gewohnheitsrechtlichen Herkommen und waren breit gefächert. Nichteinhaltung von versprochenem Lohn oder manchmal jahrelang verabsäumte Zahlungen führten zu vielen Klagen, deren schriftlicher Hinterlegung wir überhaupt erst Kenntnisse über Löhne des Gesindes verdanken (neben Aufzeichnungen in erhaltenen bäuerlichen Anschreibebüchern). Im allgemeinen war in der Zeit des Feudalismus die Lohnzahlung in Form von Geld unterentwickelt. Es erfolgten vielmehr hauptsächlich Naturalzahlungen oder andere materielle Vergünstigungen über das ganze Jahr verteilt. Das Kalenderjahr galt für gemietetes Gesinde als festgelegter Umfang, der im beiderseitigen Einverständnis nach Ablauf entweder aufgelöst oder wiederum für ein weiteres Jahr erneuert werden konnte. Der konkrete Termin der Einstellung wechselte im Laufe der Zeit mehrfach und hat sich dann landschaftlich unterschiedlich eingepegelt. (1. Januar, Martini, 1. April u.a.) der Vertrag erfolgte mündlich unter Gabe eines Annahmegeldes, des sogenannten Mietpfennigs oder Mietstalers an Knecht oder Magd. Die Annahme des Mietstalers wurde einer Vertragsunterschrift gleichgestellt. Das jugendliche Gesinde wurde zunächst als Hütejunge oder Kuhmädchen (Koodern) eingestellt und erhielt dann mit den Dienstjahren andere erweiterte Aufgaben. In der Rangfolge bildete die höchste Stufe Großknecht bzw. Großmagd. Im 18. Jahrhundert galt das jedoch noch nicht allgemein, weil die Höfe meist nur einen Knecht oder eine Magd beschäftigen und unterhalten konnten. Um Vorstellungen über den Lohnumfang zu erhalten, sollen einige Beispiele folgen, die als Streitsachen in den Akten bzw. als Notizen in Anschreibebüchern erhalten blieben und überliefert sind: 1668 führte ein Knecht gegen den Bauern Schnobbel in Hilmsen beim Amt Diesdorf Klage über vorenthaltenen Lohn. Dabei wurde folgende Rechnung erstellt:

Es wurde dem Knecht versprochen Er hatte erhalten 2 Hemden 1 Hemd 2 Paar Strümpfe 1 Paar Schuhe 6 Gulden 1 Paar Strümpfe 2 Paar Buchsen 1 Paar Buchsen 1 Rock 3 gute Groschen 1 guter Groschen zu Pfingsten 1 Rock Gesamtwert: 3 Taler, 17 gute Groschen

Da der Knecht vorzeitig den Dienst verließ und nur von Weihnachten 1666 bis Pfingsten 1667, also 22 Wochen auf dem Hof des Bauern Schnobbel tätig war, stellte das Amt folgende Rechnung auf:

1 Rock 1 Taler 12 Groschen 2 Paar Schuhe 1 Taler 12 Groschen 2 Hemden 1 Taler 12 Groschen 2 Paar Buchsen 1 Taler 52 Groschen Strümpfe 1 Taler 12 Groschen Geldlohn 4 Taler 12 Groschen 9 Groschen zu Pfingsten 9 Groschen 10 Taler 21 Groschen

Entspräche dem Jahreslohn des Knechtes, er hat für 22 Wochen den Wert von 3 Taler und 17 Groschen erhalten, also hat ihm der Bauer Schnobbel noch 12 Groschen zu zahlen.

Auch der Geldverleih aus den Händen der unterprivilegierten Schichten war keinesfalls so ungewöhnlich, wie das zunächst scheinen mag. In den folgenden Jahrzehnten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts änderten sich die Höhe und die Art und Weise des gezahlten Lohnes nur unwesentlich bei steigender Tendenz, die aber durch gleichzeitig steigende Preise herausgefordert wurde. Der Jahreslohn eines Knechtes in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entsprach bei Verrechnung der Naturalien bzw. Kleidungsstücke um 10 bis 12 Taler dem Wert eines rüstigen Arbeitspferdes (in einem erhaltenen Inventarverzeichnis eines Hofes in Maxdorf, Kreis Salzwedel werden 1720/21 die Pferde entsprechend ihrem Alters zwischen vier und elf Talern taxiert). In der Magdeburger Börde lagen die Löhne um das Doppelte höher, weil hier stets mit einer Abwanderung in die Städte und in die 3 entstehenden Industriebetriebe gerechnet werden musste. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts zeigten sich erste Tendenzen einer Kapitalisierung der Landwirtschaft auch in der Altmark. Dazu gehörten maßgeblich die eingeleitete Ablösung der Dienst und die Separation (Neuaufteilung des Landes), die aber zunächst erst vereinzelt durchgeführt wurden. Die Funktion des Geldes erhielt dadurch immer größere Bedeutung und das Gesinde war immer mehr daran interessiert, statt der üblichen Naturalien Geld als Lohn zu erhalten. Es verknüpfte damit die größer werdende Chance, eigenen Grund und Boden zu erwerben oder doch wenigstens eine Büdnerstelle zu kaufen. Durch Preußens Niederlage 1806 und die Angliederung der Altmark an das französisch regierte Königreich Westphalen erfolgte eine bürgerliche Gesetzgebung, die der Bereits eingesetzten Kapitalisierung weiteren Vorschub leistete. Nach der Rückgliederung an Preußen erhielten die Steinschen Agrarreformen auch für die Altmark ihre Gültigkeit. Damit trat die neue preußische Gesindeordnung von 1810 auch für die Altmark in Kraft. Die allgemeine Lage des Gesindes änderte sich bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus dadurch jedoch nicht. Seit der Zeit um 1820 wurden Ablösung der feudalen Dienst und Separation allgemein durchgeführt. Sie waren die wichtigste Voraussetzung für die restlose Kapitalisierung der landwirtschaftlichen Produktionsweise. Dieser Prozess erstreckte sich bis über die Mitte des Jahrhunderts und fand seinen Abschluss in der Altmark erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er hatte die Auflösung der alten feudalen Dorfgemeinschaft zur Folge. In diesem Prozess der Kapitalisierung bildete sich als deren Folge und Grundlage der doppelt freie Lohnarbeiter auf dem Lande heraus, ohne den eine kapitalistische Landwirtschaft nicht funktioniert. So trat der freie Lohnarbeiter (Landarbeiter) als neue Kategorie des Gesindes neben die Knechte und Mägde. Das Verhältnis von Bauern zu den Knechten und Mägden veränderte sich dadurch anfangs nur unmerklich. Sie blieben auch weiterhin in traditioneller Weise in die Familie des Bauern integriert. Langsam änderte sich das Verhältnis jedoch zuerst in den großen Bauernwirtschaften. Das Beispiel des freien Landarbeiters, der beliebig seinen Arbeitsplatz wechseln konnte, wirkte sich auch auf die Knechte und Mägde aus. Die jetzt ständig steigenden Löhne hoben sich durch gleichzeitig steigenden Lebenshaltungskosten auf. Für Knechte und Mägde blieb auch bis in das 20. Jahrhundert hinein eine Teilzahlung des Lohnes in Naturalien erhalten, wie nachfolgende Beispiele zeigen: Verdienste von Mägden Mitte 19. Jahrhundert bis zum 1. Weltkrieg:

1847 8 Taler, Kattunkleid, Hausjacke, baumwollener Rock, 10 Ellen Leinwand 1855 (Kleinmagd) 12 Taler, buntes Kleid, grünes baumwollenes Kleid, 2 Pfund Wolle, ein Viert Lein, blaue Schürze, 2 Paar Schuhe 1885 (Großmagd) 60 Taler, Kleidung 1914 bis 400 Mark, ein gutes Kleid, ein baumwollenes Kleid, ein Unterrock, ein Tuch, drei Paar Pantoffeln, 10 Pfund Strickgarn, 2 Schürzen, ein Fuder Holz, ein Fuder Tannennadeln, ein viertel Morgen Kartoffelland oder 10 Zentner Kartoffeln, 5 Metzen Leinsamen

Bisher unberücksichtigt blieben Sonderabgaben, die Knechte und Mägde unter reicher Brauchtumsentfaltung bis in die jüngste Zeit hinein von den Bauern erhielten bzw. abverlangten (z.B. in Form von Heischegängen zum Faoslaomd oder zu Pfingsten).

Arbeitszeit

Die Arbeitszeit der Knechte und Mägde richtete sich zu allen Zeiten ganz nach den notwendigen Verrichtungen in der landwirtschaftlichen Produktion. Sie ist für das 17. und 18. Jahrhundert nicht schriftlich überliefert. Die Gesindeordnungen legten auch keine Arbeitszeiten fest. Normalerweise wurde von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet und zur Versorgung der Pferde hatte der Dafür verantwortliche Knecht noch darüber hinausreichende Verpflichtungen. Zu saisonbedingten Arbeiten wie z.B. zur Ernte wurden noch erhöhte Anforderungen an Knechte und Mägde gestellt. Allerdings war dann auch die Versorgung besser und es gab bis zu sieben Mahlzeiten täglich. Zumeist betrug die Arbeitszeit vom Frühjahr bis zum Herbst 12 bis 14 Stunden täglich und im Winter ebenfalls bei jedoch weitaus geringerem Arbeitsanfall. Im wesentlichen dürften die Verhältnisse vorher nicht anders gewesen sein. Im Winter spielten allerdings damals Arbeiten noch eine größere Rolle, die das 20. Jahrhundert nicht mehr in diesem Umfang kannte. Darunter waren auch solche, die durch den Einsatz von Maschinen wegfielen. Das waren einmal die Flachsbearbeitung und das Spinnen und vor allem der Getreidedrusch mit der Hand. Trotzdem war der Freizeitbereich, soweit davon überhaupt die Rede sein konnte, im Winter größer. 4

Ernährung

Auch das Essen und Trinken richtete sich nach den Gewohnheiten des Bauern, bei dem die Knechte und Mägde beschäftigt waren. In der Regel gab es täglich fünf und in der Roggenernte sieben Mahlzeiten. Gegessen wurde in der Hauptsache das, was in der bäuerlichen Wirtschaft produziert wurde. Das erste Frühstück wurde bereits um 6.00 Uhr nach Erledigung der wichtigsten Arbeiten (Versorgung des Viehs in den Ställen) gereicht. Es bestand aus einer Mehl- oder Biersuppe mit Brot. Gegen 9.00 Uhr oder 10.00 Uhr gab es das zweite Frühstück. Bei Arbeiten auf dem Felde wurde bereits um 8.00 Uhr gefrühstückt. Jetzt gab es Brot, Butter, Schinken, Wurst und Käse (im Wechsel) und dazu einen Kornschnaps. Um 12.00 Uhr kam die Mittagsmahlzeit auf den Tisch. Meist wurde für einige Tage im voraus gekocht. Vor der Verbreitung der Kartoffel, die in der Altmark erst verhältnismäßig spät und gegen den beharrlichen Widerstand der Bauern um 1800 erfolgte, bestand die Mittagsmahlzeit aus Suppen mit Brot oder Eierkuchen. Eine Pökelfleischeinlage enthielt die gereichte Suppe meist nur zwei Mal in der Woche. Gegen 16.00 Uhr wurde gevespert und es gab zum Brot Wurst und Speck oder Schmalz- und Butterbrote mit Käse. Das Abendbrot bestand meist aus unterschiedlichen Stippen und dazu gereichter saurer Milch mit Brot. Die Suppen und Stippen wurden aus einer Schüssel bzw. Pfanne gegessen. Nachdem die Kartoffeln allgemeine Verbreitung fanden, ersetzten diese nach und nach das Brot zur Mittags- und zur Abendmahlzeit, meist in Gestalt von Pellkartoffeln. Noch bis in das 19. Jahrhundert hinein waren vor jeder Mahlzeit längere Tischgebete üblich, die später bei den meisten Bauernfamilien aus dem täglichen Leben verschwanden. Für das 19. Jahrhundert sind in jedem Fall auch Tischtücher und Tischlaken überliefert. Zur Tischordnung und den Gepflogenheiten bei Tische lassen wir einen altmärkischen Chronisten zu Worte kommen: Bei Tische war der Platz der Dienstboten streng geordnet. Obenan saßen der Bauer und die Bäuerin; dann reihten sich an, der Großknecht, der erste Hofknecht, der Schäfer, der Kleinknecht und der Junge, ferner die Großmagd, die Kleinmagd und schließlich die Kinder. Die Großmagd hatte für das Tischdecken und das Auftragen der Speisen zu sorgen. Ehe der Bauer nicht am Tische erschien, nahm keiner der Tischgenossen Platz. Jeder wartete hinter seinem Stuhle. Nach dem vom Bauern oder dem Großknecht gesprochenen Tischgebet ließ sich alles auf den Stühlen nieder. Die Tischplatte des mächtigen ungefügen Eichentisches war mit dem von der Bäuerin selbstgewebten blauen Leinenlaken bedeckt. Die Teller waren aus Holz, rund und flach und dienten nur zum Schneiden des Fleisches oder des Specks. Suppenteller waren noch nicht gebräuchlich; das Gemüse oder die Morgen- und Abendsuppen wurden aus einer gemeinsamen Schüssel gegessen. Später verwendete man als Tischgeschirr ausschließlich gelbes oder blaues Steingutgerät. Zum Essen bediente man sich hölzerner Löffel, die nach dem Gebrauch bis zur nächsten Benutzung hinter einem daumenbreiten Lederriemen, der an die Wand genagelt war, aufbewahrt wurden. Die männlichen Tischgenossen hatten für ein Messer selbst zu sorgen; sie nahmen das „Klappmesser“, das ständig in der Hosentasche getragen wurde. In vielen Bauernwirtschaften war es üblich, das Messer nach Gebrauch in die Ritzen der Wandtäfelung zu stecken. Bei Tische wurden Gespräche nicht geführt, am allerwenigsten durfte sich ein jüngeres Mitglied der Tischgesellschaft erdreisten, durch Schwatzen und Erzählen die Mahlzeit zu stören. Höchstens richtete der Bauer hin und wieder an den Großknecht eine knappe Anfrage geschäftlicher Art. Die vom Fleisch befreiten Knochen warf man kurzerhand unter den Tisch, wo Katzen und Hunde der Leckerbissen schon harrten. Viel Ziererei gab es beim Essen nicht. Ob die Gabel von der linken oder rechten Hand geführt wurde, oder ob man statt der Gabel nur die Finger benutzte, das war gleich; wie es jedem hand- und mundgerecht war. Aß man saure Milch, so tunkte jeder mit seinem Löffel in die inmitten des Tisches stehende gemeinsame „Satte“. Ebenso wurde es beim Essen der Pellkartoffeln gehandhabt. Die Großmagd schüttelte die dampfenden Kartoffeln auf das blaue Laken. Dann wühlten flinke Hände ein Loch in den Kartoffelberg, legten den „Schöttelkranz“ hinein, und auf diesen setzte man die braune Schüssel mit dem gebratenen Speck oder dem siedenden Öl. In manchen Gemeinden war es Gepflogenheit, dass die Mägde ihre Mahlzeiten stehend einnehmen mussten.

Unterkunft

Hinsichtlich der Unterkunft der Knechte und Mägde bestanden immer Unterschiede zwischen den Geschlechtern. In jedem Falle wohnten die Mägde im Bauernhaus und die Knechte in oder über den Ställen aber auch manchmal in anderen Wirtschaftsgebäuden des Hofes. In der nordwestlichen Altmark war das niederdeutsche Hallenhaus beheimatet, in dem ohnehin Mensch und Tier unter einem Dach hausten. Erst gegen 1820 wurde das niederdeutsche Hallenhaus nach und nach durch mitteldeutsche Haus- und Hofanlagen abgelöst, in bzw. auf denen Mensch und Vieh in getrennten 5

Gebäudeteilen oder Gebäuden Unterkommen fanden. Wir müssen also bei der Betrachtung der Unterkünfte des Gesindes vom niederdeutschen Hallenhaus ausgehen, das bis in das 19. Jahrhundert hinein die typische bäuerliche Hausform in der nordwestlichen Altmark darstellte. Eines dieser Gebäude steht heute im Freilichtmuseum Diesdorf und dort können auch die alten Wohnverhältnisse eingesehen werden. Ein niederdeutsches Hallenhaus ist stets in seinem Grundriss vom Giebel her aufgeschlossen. Das heißt, es ist so in den Verband des Hofes und des Dorfes eingebunden, dass immer der Giebel mit der großen Toreinfahrt dem Hof oder dem Dorfplatz zugewandt ist, so dass bequem mit Fuhrwerken eingefahren werden kann. Hinter der Toreinfahrt liegt der zentrale Hauptraum des Hauses, die Diele (oder Halle, daher die Bezeichnung "Hallenhaus"). Rechts und links der Diele befinden sich die Ställe für Rinder und Pferde sowie eine Milchkammer. Über den Ställen sind meist noch mehrere Gelasse und Futterkammern. Im hinteren Teil der Diele befindet sich eine Herdstelle, im 18. Jahrhundert noch ohne Schornstein, so dass der Rauch seinen Weg durch offene Türen, Fenster oder das Dach nahm. Der hintere Teil des Hauses wird vom sogenannten Kammerfach gebildet. Hier liegen in der Regel eine Stube, die von der Diele aus beheizt werden konnte und einige Kammern mit Alkoven, der in der Altmark "Butze" genannt wurde. In den Sommermonaten wurde das Kammerfach am Tage kaum genutzt. Lediglich die Familie des Bauern schlief hier. In der Wand zwischen der Stube des Bauern und der Diele befand sich ein kleines Fenster, durch das zu jeder Zeit nach dem Rechten gesehen werden konnte. So waren Gesinde und auch das Vieh stets unter Kontrolle. In der Nacht wurde in dieses Fenster eine "Tranfunzel" gestellt und angezündet, um die Diele schwach zu beleuchten. Das Fenster trug deshalb auch den Namen "Ölfenster". In manchen Hallenhäusern befand sich ein solches Fenster auch in der "Butze", in der die Bauernfamilie schlief, so dass der Bauer oder die Bäuerin auch bei Krankheit und in der Nacht die Diele überwachen konnten. Das tägliche Leben spielte sich jedoch in der Hauptsache auf der Diele ab. Hier wurde gekocht und gegessen, das Vieh versorgt und notwendige tägliche Arbeiten verrichtet. Von der Herdstelle aus, die im 18. Jahrhundert meist aus einem sogenannten Schwibbogen bestand, konnte im Winter die Stube des Bauern beheizt werden. Es war neben den Ausdünstungen des Viehs die einzige Wärmequelle des Hauses. Im Winter war deshalb die Stube Aufenthaltsraum für alle Mitglieder der Familie einschließlich der Knechte und Mägde. Zur Nachtzeit blieben Knechte und Mägden unbeheizbare Räume im Haus übrig. Die Magd schlief in der Milchkammer neben dem Kuhstall und der oder die Knechte in oder über dem Pferdestall. Da gleich neben der großen Toreinfahrt im Giebel der Pferdestall lag, wird so die mündliche überlieferte Beschreibung der Schlafstätte eines Kuhjungen aus Hanum deutlich, er habe hinter der "grot Dör schlapen". Der Eindruck vom Wohnen in einem niederdeutschen Hallenhaus war für Fremde, die aus einer anderen Hauslandschaft kamen, gewissermaßen exotisch. Wir lassen deshalb einen auswärtigen Zeitgenossen zu Worte kommen, der 1808 Diesdorf besuchte: "Ich lief noch gegen Abend nach Schadewohl, um die eigentümliche Bauart dieser Leute kennen zu lernen. Es schaudert einem, wenn man in das große Tor der Giebelseite des Hauses eintritt, nun in einem großen schwarzgeräucherten Raum steht, unter sich die Scheunendiele, über sich die Getreidescheune sieht, zur rechten und linken vom Vieh angeschnoben wird, und im Hintergrund die lichte Flamme auf dem niedrigen Feuerherde erblickt. Die Wohnstube an der Gegenseite des Giebels ist niedrig, dunstig und hat auf der Seite einige noch niedrigere Nischen, in welchen die Menschen nach den Mühen des Tages auf unüberzogene Betten Ruhe suchen und finden". In der Zeit des Feudalismus hatten die Höfe meist nur einen Knecht und eine Magd, die in der nordwestlichen Altmark zumeist mit im Hause Unterkunft fanden. Es ist aber auch sowohl aus der Altmark als auch aus anderen norddeutschen Landschaften überliefert, das die Knechte in anderen Wirtschaftsgebäuden untergebracht waren – z.B. im Backhaus. Als eine Folge der Kapitalisierung der Landwirtschaft genügte schließlich bei mittleren und größeren bäuerlichen Wirtschaften in der nordwestlichen Altmark das niederdeutsche Hallenhaus mit seinen weiteren kleinen Wirtschaftsgebäuden den Ansprüchen nicht mehr. Nach und nach fand deshalb bei Neubauten der mitteldeutsche Hof den Vorzug, bei dem Wohn – und Wirtschaftsgebäude getrennt wurden. Daneben löste sich durch Ablösung und Separation der alte feudale Dorfverband auf und der soziale Abstand zwischen Bauern und Gesinde wurde größer. Damit veränderte sich natürlich auch das bisher familiäre Verhältnis zwischen Bauern und Gesinde. Die alte feudale Hausordnung wurde immer mehr zur Ausnahme. Der deutsche Volkskundler Wilhelm Peßler durchreiste in den Jahren um 1900 u.a. auch die Altmark, zumeist mit dem Fahrrad, und überlieferte als eine bemerkenswerte Ausnahme das alte patriarchalische Verhältnis beim Lehnschulzen Tiedge in Wöpel, Kreis Salzwedel. Hier, so berichtete er, speiste die Bauernfamilie noch mit dem Gesinde gemeinsam in der erst kürzlich von der "groten del" abgetrennten "husdel". Es muß allerdings quellenkritisch angemerkt werden, dass W. Peßler das besonders auffiel, weil es sich hier um einen Großbauern handelte, denn in der Regel änderte sich das Verhältnis zwischen Bauern und Gesinde in der Form, wie es aus den nachfolgenden mündlichen Berichten unserer Gewährsleute hervorgeht. Als gegenteiliges Beispiel folgt die Beschreibung des Gesindebesatzes und die Lage der Unterkünfte in einem zwischen 1812 6 und 1820 neuerbauten großem mitteldeutschen Hof (Vierseithof mit "Nur – Wohnhaus") in Eversdorf, Kreis Salzwedel. Neben der Bauernfamilie wohnten auf dem Hof ein Großknecht, ein Kleinknecht, ein Hütejunge, eine Großmagd, eine Kleinmagd und die unverheiratete Schwester des Besitzers (Tante). Davon wohnte im Bauernhaus neben der Familie des Bauern nur das weibliche Gesinde (Mägde und Tante), während die Knechte im Pferdestall und in einer "Timmerbau" (Zimmerbude neben dem Kälberstall, in der Stellmacherarbeiten durchgeführt wurden) schliefen. Die von den beiden Mägden gemeinsam bewohnte kleine Kammer im Erdgeschoss des Hauses hatte, wie auch die danebenliegenden Speisekammern, vergitterte Fenster. Alle vom Gesinde bewohnten Räume waren nicht zu beheizen. Eine Ausnahme bildete lediglich die im Hause gelegene gemeinsam benutzte Gesindestube.

Kleidung

Die Kleidung der Knechte und Mägde in der Feudalzeit und in der Periode des Übergangs zur kapitalistischen Produktionsweise lässt sich aus bäuerlichen Anschreibebüchern, Streitangelegenheiten, Lohnverzeichnissen, Nachlassaufzeichnungen und auch polizeilichen Suchanzeigen entlaufenen Gesindes sowie anderen schriftlichen Hinterlassenschaften annähernd rekonstruieren. Die Kleidung kann zu dieser Zeit nicht viel anders gewesen sein als die regional übliche Kleidung der bäuerlichen Klasse, die wir als Tracht bezeichnen. Nur war sie in jedem Fall weniger wert, weil die Bauern in der Kostbarkeit der zur Kleidung verwendeten Textilien und dem Beiwerk (z.B. Schmuck, Seidenbänder u.a.) ihr Statussymbol sahen, durch das sie sich vom Gesinde und anderen unterprivilegierten Schichten ganz bewusst unterscheiden wollten. Durch die Form der Entlohnung, die ja zu einem großen Teil in der Vergabe von Kleidungsstücken abgegolten wurde, bestimmten sie im wesentlichen die Art und Weise der Kleidung des Gesindes. Auf die Einhaltung des ungeschriebenen Gesetzes dieser von den Bauern bestimmten "Kleiderordnung" wurde auch unbedingt geachtet und größter Wert gelegt. In der Altmark ist das nicht wesentlich anders zu dieser Zeit (18. Jahrhundert), wie die bereits aus den Quellen sezierten Löhne mit Aufführung der Kleidungsstücke zeigen. Dass auch hier in der Altmark Mägde einen Jahreslohn oder für ihre Verhältnisse große Summen für besonders kostbare Kleidungsstücke ausgaben, beweisen auch unsere Quellen: Die Jübarer Magd Caterina Maria kauft 1767 für sechs Taler "Brautzeug", also ihre Brautausstattung und die Magd Catarina kauft für einen Taler und 12 Groschen ein seidenes Tuch (siehe unter Lohnverhältnisse). Bei den jährlich im Lohn verankerten Kleidungsstücken handelte es sich in der Regel sicher um solche zur täglichen Arbeit, die einem natürlichen Verschleiß unterlagen und deshalb jährlich neu mit dem Lohn abgegolten wurden. Daneben hatten aber auch Knechte und Mägde Sonntagskleidung, die nur zum Kirchgang oder zu festlichen Gelegenheiten getragen wurden. Für 1780 wird die Grundausstattung eines Hütejungen in Liesten, Kreis Salzwedel mit folgenden Kleidungsstücken überliefert, die den Lohn ausmachten: "Ein Kittel von Dreikamm, ein solches Kamisol, drei Hemden, drei paar leinene Hosen, ein paar Schuhe, ein Brusttuch, ein Halstuch, ein Hut, zwei paar Strümpfe, ein paar haarneue und ein paar angeknüttete Handschuhe." Durch die Auflösung der feudalen Dorfgemeinschaft um die Mitte des 19. Jahrhunderts und die bereits genannte zunehmende Geldentlohnung gab es immer mehr Knechte und Mägde, die einen großen Teil ihres Lohnes für Kleidungsstücke ausgaben und damit gegen das überlieferte Statussymbol der Bauern verstießen. 1834 veröffentlichte ein sich selbst als "Außenstehender" bezeichnender Autor im Salzwedeler Wochenblatt seine Beobachtungen über die Stadt Salzwedel und klagt über "den Luxus, den man jetzt herrschend findet", und "Schwerlich wird man Dienstboten in ihrer Kleidung von den Töchtern und Frauen der Vornehmsten unterscheiden können." Auch erinnert sich eine 1844 geborene Bäuerin aus Möckern, Kreis Osterburg, in ihren Memoiren an folgende Begebenheit aus ihrer Kindheit: "Die Kleidung war recht einfach. Die meisten Leute hatten nur eine gute Hose, Jacke, Weste und einen Rock, den sie sich zur Trauung geschafft hatten. Diesen trugen sie auch Sonntags in der Kirche, sonst immer die Jacke, auch an Festtagen. Mein Vater aber hatte schon einen dunkelblauen, baumwollenen Rock für Sonntags neben dem Traurock für die Kirche, und meine Eltern sagten auch manchmal: Jetzt wird bald keiner mehr Sonntags in der Jacke ausgehen, sie schaffen sich jetzt alle blaue Röcke (an)." Nach Mitte des 19. Jahrhunderts legten sowohl die Bauern als auch das Gesinde schrittweise die traditionelle Kleidung ab, um städtische Modekleidung zu tragen. Die Bauern haben möglicherweise dazu den Anstoß gegeben, indem sie zuerst der Modekleidung den Vorrang gaben. Aber auch das Gesinde hatte zu dieser Zeit keine Veranlassung mehr, die traditionelle Kleidung zu tragen, sofern es finanziell dazu in der Lage war, die auch schon konfektionell in der Stadt hergestellte Kleidung zu erwerben. 7

Das Alltagsleben der Knechte und Mägde in der Zeit von 1900 – 1945

Die ehemalige Magd Emma Roloff auf dem Hof Bierstedt in Jübar, Kreis Klötze in ihrer Arbeitskleidung, 1946

Zur sozialen Struktur

An der Schwelle zum 20. Jahrhundert war der „preußische Weg des Kapitalismus in der Landwirtschaft“ auch in der Altmark fast abgeschlossen. Durch „Ablösung“ der feudalen Lasten und die sich anschließende „Separation“ hatte sich in allen altmärkischen Dörfern die Sozialstruktur wesentlich verändert. Die alte feudale Dorfgemeinschaft befand sich in der Auflösung, und nur hier und da hielten sich noch Relikt bis in die Zeit nach 1945. Einen besonderen Ausdruck findet diese Entwicklung in der sich immer mehr differenzierenden Bauernwirtschaft. Die Anzahl der Ackerhöfe, die Jahrhunderte lang in den Dörfern konstant blieb, nahm zu Gunsten einer ärmeren dörflichen Schicht, den Grundsitzern, ab. Durch die allgemeinen Konjunkturen und Krisen bedingt, wurden häufig ehemalige Ackerhöfe in Parzellen verkauft, also dismembriert. Dadurch bildete sich eine Vielzahl kleinerer Wirtschaften heraus. Das sieht man auch an der Veränderung der Dorfstruktur Jübars:

1804 18 98 Ackerleute 12 9 Kossaten 3 3 Bündner / Einlieger 16 0 Grundsitzer 0 103 Sonstige 10 6 Insgesamt 41 121

Dieses wahllos herausgegriffene Beispiel zeigt eine für das 19. Jahrhundert typische Tendenz in der Entwicklung der altmärkischen Dörfer. Diese zu beginn des 20. Jahrhundertsentstandene Agrarstruktur sollte auch das Alltagsleben der Bauern, ihres Gesindes und ihrer Tagelöhnerin der Dörfern der nordwestlichen Altmark wesentlich bestimmen. Die immer wohlhabender werdenden Bauern ließen ihre eigenen Kinder nicht mehr als Gesinde auf den Höfen dienen. Es kam dennoch immer vor, das ihre Kinder auf dem eigenen Hof bis zur Verheiratung ohne Entgelt mitarbeiteten. Heirateten sie nicht, dann verblieben sie als „Tante“ oder „Onkel“ auf dem Bauernhof. Sie mussten gleich Knechten und Mägden Hand anlegen und wurden beköstigt, gekleidet und mit einem Handgeld versehen – ein Relikt der alten Dorfgemeinschaft. Die Hauptquelle für das Gesinde bildeten nunmehr die Grundsitzerfamilien. Diese konnten sich von ihrem geringen Besitz, der zwischen 0,5 ha und 5 ha schwankte und auch manchmal darüber hinausging, nicht ernähren. Häufig betrieben sie einen Nebenerwerb, oft ein Handwerk; um noch Geld hinzu zu verdienen. So übten 1898 von 103 Grundsitzern in Jübar 28 einen beruf neben der kleine Wirtschaft aus:

1 Barbier 2 Maurer 3 Stellmacher 3 Gastwirte 2 Postboten 3 Schumacher 2 Kaufleute 1 Sattler 1 Tischler 1 Lehrer 2 Schmiede 2 Wollspinner 1 Maler 3 Schneider 1 Zimmermeister 8

Die Kinder dieser Grundsitzer erlernter entweder einen handwerklichen Beruf, wanderten selten in die Stadt ab oder mussten sich als Gesinde bei einem Bauern verdingen. Oft nutzen die Grundsitzer, die meistens mit Kühen wirtschafteten („Kuhbauern“) das Gespann der Ackerleute, um ich eigenes Land zu bestellen. Denn was ein Pferdegespann beim Pflügen in einem halben Tag schaffte, dazu brauchet die Kühe 1 ½ Tage, also die 3fache Zeit. Außerdem war die Arbeit mühseliger. (W. Hövermann, Hanum) Für einen Tag Nutzung von Knecht und Pflug musste der Grundsitzer drei Tage auf dem Feld des Bauern abarbeiten. Hatte er an einem Tag nur die Pferde und das Gerät geborgt, diente er für zwei Tage.

Soziale Herkun ft von 36 befragten Gewährspersonen (Knechte und Mä gde) 1 Schweine hirte / Nachtwächter 4 Tagelöhner 3 Handwerker 24 Grundsitzer 4 Arbeiter

(Behnitz 1912) Dadurch erhielten die Bauern besonders in der arbeitsreichen Zeit zusätzliche Arbeitskräfte. Aber auch Kinder von Tagelöhnern, Guts-, Wald- und Fabrikarbeitern, seltener von Handwerkern und Dorfarmen arbeiteten als Knechte und Mägde auf den Bauernhöfen. Während der beiden imperialistischen Weltkriege kam es of vor, dass Kriegsgefangene fü r die Knechte, die ja an der Front für den deutschen Imperialismus ihr Leben lasen mussten, eingesetzt wurden. Diese wohnten teilweise in kleinen Lagern im Ort bzw. auch bei den Bauern selbst.

Herkunft

Bei der Untersuchung nach der Herkunft des Gesindes kristallisierte sich deutlich etwas heraus. Größtenteils verdingten sich die Mädchen und Burschen immer bei den Bauern des eigene Ortes oder in den Dörfern der Nachbarschaft. Nur selten taucht hier und da ein Knecht oder eine Magd aus weiter entfernten Gebieten auf z.B. Bayern, Bremen. Polen und Pommern. Ein Beispiel soll hier folgen - Das Gesinde eines Groß bauernhofes in Radenbeck kam um 1930 aus folgende n Ortschaften:

Großmagd – Jübar Kleinmagd – Tylau Großspänner – Jübar Kauer – Altendorf Kleinspänner – Boizenhagen Tagelöhner – Radenbeck

Die Reihe der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Die Anzahl des Gesindes war auf den einzelnen Höfen sehr unterschiedlich. Es hing von mehreren Faktoren ab, wie viel Knechte und Mägde auf dem Hof dienten. Grundlegend war die Größe des Hofes maßgebend. Hinzu kam der Personalbesatz der eigenen Familie und die Tatsache, ob Tagelöhner zum Hof gehörten. Es lässt sich jedoch eine ungefähre Regel entsprechen d den Hofgrößen ermitteln. Höfe bis zu 100 ha wurden fast ausschließlich von der Familie des Besitzers bewirtschaftet. Erst größere Höfe brauchten das Gesinde und konnten diese finanzieren.

Die Einstellung des Gesindes

In der Regel kamen Kleinmagd und Kleinknecht nach ihrer Schulentlassung in den „Dienst“. Das verlief ohne große Formalitäten. Entweder ging der Bauer selbst zu einem Grundsitzer, um dessen Kind zu „mieten“, oder die Eltern suchten einen Bauern auf, um ihr Kind zu „vermieten“, wie es hieß. So wurde zum Beispiel gefragt: „Könn’n wie denn de Minna hemm as Magd?“ „Jo“ (Lüdelsen 1926) Dieser Vertrag wurde teils mit Handschlag, aber immer mit einem „Mietstaler“ (3 Mark) besiegelt. In der zeit des II. Weltkrieges und nach 1945 verschwand dieses Annahmegeld. Die Bezeichnung hierfür ist sehr unterschiedlich. Im nordwestlichen Bereich war es der „Mietstaler“ (Benitz, Bierstedt, Hanum, Hilmsen, Jübar, Langenapel, Lüdelsen, Mehrin, Püggen, Stöckheim) in Tangeln, Mellin und Nettgau hieß er „Diensttaler“. In Dannefeld und Immekath war es der „Mietspfennig“ und in Wassensdorf im Drömling wurde er „Meldetaler“ genannt. Gutsarbeiter erhielten auf dem Rittergut Kunrau um 1925 das „Annahmegeld“ in Höhe von 25 Reichsmark. Hatte der Diensttaler den Besitzer gewechselt, so galt dies als abgeschlossener Vertrag, der rechtskräftig war. Die 1985 noch im Immekath lebende 86jährige Minna Wesch hatte als Magd auch den „Mepenn“ (Mietspfennig) in Form von 3 Mark erhalten. Sie ging dann aber nach vier Wochen von ihrer Dien ststelle weg, weil es dort einen Streit 9 gegeben hatte. „Dunn’n kem de Schendarm (Polizist), un ick musst werrer hen no Krusen, weil ick den Mepenn annohmen hall. Denn bin ick do noch twe Jahr bleb’n.“

Zum Wechsel der Dienststelle

Im Allgemeinen erfolgte der Wechsel der Dienststelle bis 1945 an einem bestimmten Tag. Das war im nordwestlichen Bereich der Altmark Neujahr (1.1.) jeden Jahres. (Bierstedt, Drebenstedt, Ellenberg, Hanum, Hilmsen, Immekath, Jübar, Lindhof, Lüdelsen, Mellin, Stöckheim, Tangeln) In den Drömlingsdörfern Dannefeld, Taterberg und Wassensdorf geschah dies noch bis um 1930 am Martinstag. (10.11.) In den hannoverschen Grenzdörfern Radenbeck und Benitz wechselten die Dienstboten vor 1918 am Michaelstag (29.9.) ihren Dienstherren. Auch der 1.4. wird in den 20er Jahren in manchen Orten (Bierstedt, Mellin, Radenbeck, Zasenbeck) als Termin genannt. Das galt sicher für die Dienstaufnahme der Schulentlassenen. Der Michaelstag bedeutete für jene Großknechte wieder den Dienstanfang, die im September vom Militär entlassen waren. Den Einzug oder Umzug der Dienstboten hatte in jedem Fall der Dienstherr zu besorgen. Mit einem Pferdewagen holte er die wenige Habe, meist nur ein „Koffer“ (Truhe) mit der Wäsche der Magd oder des Knechtes, ab oder er fuhr dies zum neuen Dienstherren oder in die Wohnung des Gesindes. Besonders schwer war es für schulentlassene Halbwüchsige, sich in das neue, harte Leben einzuordnen. Noch halb Kind mussten sie, gleich den übrigen älteren Mägden und Knechten, die schwere Arbeit verrichten. Obwohl sie oft kaum wenige Kilometer von ihren Eltern entfernt waren, weinten einige manche nacht vor Heimweh und wegen des unabänderlichen Loses, dem sie ausgesetzt waren. „Alle hatten Befehlsgewalt über sie und konnten sie jagen.“ (Walter Bierstedt, Hanum 1910) Auf mittleren Ackerhöfen, auf denen sie die einzige Magd oder der einzige Knecht waren, mussten sie sofort alle anfallenden Arbeiten verrichten, obwohl sie körperlich dazu noch nicht in der Lage waren. Schon Tage vor dem Stellungswechsel, aber besonders am Neujahrstag, wurde von de n Knechten und Mägden ein Lied gesungen, bei dem oft manche Trän e geflossen sein soll: „Heute muss ich fort von hier und muss Abschied nehmen. Scheiden, das bringt Tränen. Hab ich dich so treu geliebt Über alle Massen. Und muss ich dich verlassen! Und muss ich dich verlassen!“ (Siedengrieben) Heinrich Neuschulz

Lohn

Bereits Wochen vor Dienstbeginn war am Tag des „Mietens“ der Lohn zwischen dem Bauern und den Eltern des „Gemieteten“ ausgehandelt wurden. Hierbei hielt man sich zumindest vor 1918 keinesfalls an gesetzliche Vorschriften. Nach alter Observanz erreichte der Lohn eines Großknechtes die Menge des Geldes, die der Bauer zu dieser Zeit für eine gute Milchkuh erhalten hätte. Um 1910 kostete eine sehr gute 13 bis 14 Zentner schwere Milchkuh ca. 500 Mark. Das war also auch der Höchstverdienst eines Großknechtes in einem Arbeitsjahr. Eine Großmagd erhielt ungefähr 50 bis 100 Mark weniger. Zu diesem baren Geld kamen noch allerlei Naturalien, auch „Deputat“ genannt, hinzu. Einige Beispiele sollen nun folgen. Der Lohn eines Knechtes Hermann Schulz (Jübar) steigerte sich jährlich seit seiner Schulentlassung (14jährig) auf einem Hof in Bödden stedt wie folgt:

1897 – Kl einknecht 1898 – Kleinknecht Deputat bleibt 36 Mark in bare m Geld 135 Mark an ba rem Geld Deputat: Deputat bleibt 1 Winteranzug 1899 – Großknecht 1 Sommeranzug 180 Mark an barem Geld 3 selbstgewebte Hem den Deputat bleibt 2 Paar Strümpfe 1900 bis 1903 – Großknecht 2 Paar Handschuhe 225 Mark (75 Taler) an 2 Löbgen Aussaat für Flac hs barem Geld 10

Um 1913 erfolgte die Entlohnung der Knechte auf den größeren Höfen in Benitz bereits wie folgt: Vom ersten Dienstjahr 150 Mark (14-jähriger Kleinknecht) erhöhte sich der Lohn jedes Jahr, bis er 450 Mark erreichte. Der Großknecht erhielt 500 Mark. Hinzu kamen jährlich:

1 Winterarbeitsanzug 2 Paar Strümpfe 1 Paar Lederstiefel 1 Sommerarbeitsanzug 2 Leinenhemden 1 Handtuch

So hat zwar das bare Geld zugenommen, aber die Deputate waren ungefähr gleich geblieben. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich bei den Mägden. Der Lohn der Magd Elise Pasemann (Jübar) betrug 1896:

240 Mark in barem Geld 10 Mark für Schuhe und 3 Schürzen (2 blau, 1 weiß) 20 Mark für 1 Kleid Pantoffeln 24 Ellen Leinwand 3 Mark für Strumpfgarn 1 Tag Ackern

1913 gestaltete sich die Entlohnung der Mägde in Benitz folgendermaßen: Eine Kleinmagd erhielt im ersten Dienstjahr 130 Mark. Das erhöhte sich bis auf 400 Mark. Die Großmagd erhielt 450 Mark. Als Deputat bekam sie:

1 Winterarbeitskleid 1 Paar Arbeitshandschuhe 2 Leinenhemden 1 Sommerarbeitskleid 2 Paar Strümpfe 1 Handtuch 3 Schürzen (2 blau gefärbte für alle Tage und 1 weiße für das Garbebinden zur Getreideernte)

Auch hier zeigt sich eine ähnliche Entwicklung wie bei den Knechten. Essen und Trinken waren frei. Hinzu kamen manchmal einige Sonderzuwendungen. So zum Beispiel Trinkgelder für Dorffeste. Die Knechte in Wassensdorf erhielten 5 Mark zum Schützenfest und Landwehrfest. (1917) Die Mägde und Knechte aus Drebenstedt konnte 5 Mark zum Erntefest verfeiern. (1930) Die Dannefelder Knechte erhielten zu Ostern und Pfingsten 2 bis 3 Mark „Festgeld“. (1913) Nur sehr selten bekam man ein Trinkgeld. Die Bauern gingen damit sparsam um. Eine besondere Art von zusätzlichen Einnahmen waren das „Halftergeld“ und das „Schwanzgeld“. Das erste nahmen die Knechte vom Viehverkäufer ein, wenn ein Pferd verkauft wurde. Das waren 5 bis 10 Mark. (Püggen 1925) Die Mägde erhielten beim Kuh – und Schweineverkauf oft ein Schwanzgeld in Höhe von 50 Pfennig bis zu 2 Mark pro Tier vom Viehhändler zugesteckt. (Drebenstedt, Lüdelsen, Mellin, Püggen, Stöckheim, Zasenbeck) Das war aber nicht in allen Ortschaften und auf allen Höfen üblich. Besonders nach dem I. Weltkrieg, als die Deputate mehr und mehr wegfielen, schenkten die Herrschaften ihren Dienstleuten zu Weihnachten, seltener zum Geburtstag, Wäsche und Kleidungsstücke. Das war seit den 20er und 30er Jahren der Fall. Die Inflation störte das Lohngefüge gänzlich. Hier wurden zunächst die Löhne entsprechend den monatlichen Getreidepreisen festgelegt. (Püggen) Es kam auch vor, dass die Entlohnung in Form von Sachwerten erfolgte, z.B. ein Kleiderschrank und eine Anrichte (Radenbeck) oder der Lohn wurde in anderen Naturalien vergütet. (Mellin)

Während der Weimarer Republik hatte sich das Lohngefüge weiter verändert: Kleinknecht 600 RM (Drebenstedt) Großknecht 720 bis 960 RM (Drebenstedt, Immekath) der Lohn schwankte nach den Getreidepreisen Kleinmagd 120 RM (Zasenbeck) Mittelmagd 360 RM (Zasenbeck) Großmagd 720 RM (Zasenbeck)

Die Löhne erfuhren eine Erhöhung, aber die Kaufkraft sank ja gleichzeitig. In dieser Zeit waren die Arbeitgeber gezwungen, die Kranken – und Altersversicherung zu zahlen. Dieses Geld zogen sie entweder ganz oder halb von den zu zahlenden Löhnen ab. (Immekath, Radenbeck, Tangeln, Taterberg) Bis zum 1. Weltkrieg erfolgte die Auszahlung der Löhne, die ja Jahreslöhne waren, auch jährlich. Das geschah oft in Form von Goldmünzen. Bei Bedarf (Festen, Familienfeiern u.a.) konnte sich das Gesinde bereits einen Vorschuss geben lassen. In den 20er Jahren setze allmählich die monatliche Auszahlung ein. Der ehemalige, jetzt 75jährige Knecht Albert Pennigsdorf aus Immekath berichtet darüber: „Die ersten Jahre blieb der Lohn stehen bis Neujahr. Dann wurde er zur Kasse gebracht. Im ersten Jahr wurde noch ausgemacht ein guter Anzug, Stiefel, 2 Schürzen, Hemden, aber nur für 1 Jahr. (1929) Später gab es nur Geld und es wurde in jedem Monat ausgezahlt. Dann kam bald die Weltwirtschaftskrise und es ging mit dem Lohn gewaltig herunter, einige Jahre. Trinkgeld gab es nur beim Verladen von Rüben und Kartoffeln: 65 Pfennig pro Person, 2 Bier und 1 Zigarre. Geschenke gab es nur zu Weihnachten, auch Geld: 20 RM für alle pro Person. Die Tagelöhner verdienten im Winter in der Woche nur 9 RM und da gingen noch 40 Pfennig für SV ab. Sie hatten im 11

Jahr zwei Morgen Roggen und einen halben Morgen Runkeln und in jedem Monat noch 50kg Weizen. Die Arbeiten wurden vom Betrieb mit gemacht. Auch erhielten sie ein großes Fuder Holz.“ Zieht man eine Schlussstrich unter die ganze Lohnfrage des Gesindes der nordwestlichen Altmark, so kommt doch ein klägliches Ergebnis dabei heraus. Ein großes Vergnügen konnte sich weder Knecht noch Magd geschweige ein Tagelöhner anhäufen. Doch reichte das Ersparte bei einer sehr genügsamen Lebensweise gerade aus, um einen Familienstand zu gründen, der meist wiederum der eines Grundsitzers oder Tagelöhners blieb. Bei der Heirat wechselten notgedrungen Knecht oder Magd ihre Dienststelle, um als Tagelöhner oder weiterhin als Gesinde auf einem Hof zu dienen. In einigen Fällen erhielten sie zum Abschied ein Hochzeitsgeschenk. Das konnte die Ausrüstung einer Hochzeitsfeier sein (Püggen), ein Essservice (Mellin) oder ein Tischlaken. (Mellin)

Unterbringung

Sehr menschenwürdig, ja oft sogar unhygienisch, war die Unterbringung des Gesindes auf den Bauernhöfen. Das galt besonders für die Knechte. Diese schliefen und wohnten vereinzelt noch bis nach 1945 im Pferdestall. Ihr Schlafraum war meistens vom Pferdegang aus zu erreichen und grenzte immer an die Stallräume. Diesen „Verschlag“ trennte manchmal nur eine Bretterwand von den Pferden, so dass die Männer besonderes im Winter den feuchten und stinkenden Brüden ausgesetzt waren, die sich in der Kleidung festsetzten. Hier standen die betten des Groß– und Kleinknechtes und des Jungen, die manchmal wie auch die Mägde zu zweit mit einem Bett vorlieb nehmen mussten. Die Betten selbst waren mit grau-weiß-kariertem oder blau–weiß–rot–kariertem Leinen bezogen und wurden in der Regel nur alle viertel Jahr abgezogen und gewaschen. Jeder besaß eine Truhe, Koffer genannt. In ihr wurden die gewaschene Arbeitskleidung und Kleinigkeiten aufbewahrt. Die übrige Kleidung hing an Nägeln, die in Bretter und Balken geschlagen waren. Es gab mitunter halb blinde, zerbrochene Spiegel, keine Bilder! Zuweilen hingen an den Wänden auf den Schützenfesten geschossene Papierblumen. Manchmal gehörten zum Inventar auch grob gezimmerte Bänke oder Stühle und ein Tisch. (Wassensdorf 1917) Der Koffer beinhaltete wie bereits erwähnt, die Arbeitssachen: 1 Arbeitsanzug, der andere wurde getragen, 2 Arbeitshemden, Wäsche und Strümpfe. Die besten Sachen hingen in einem Schrank im Bauernhaus, der später auch manchmal im Schlafraum selbst stand. (Ellenberg 1910) Gewaschen wurde sich im Pferdegang. Hier stand auch manchmal das Fahrrad, der bedeutendste Besitz vieler Knechte und Mägde! Die Bauern begründeten diese „alte und unschöne Observanz“ damit, dass die Knechte so ständig die Pferde beobachten könnten z.B. bei Koliken, beim Festliegen und bei Geburten! Der Bauer A. Wernecke (Immekath) berichtet hierüber: „In den letzten Jahren war es nicht mehr erwünscht, dass Knechte im Pferdestall schliefen. Selbige wollten aber unbedingt dort weiter schlafen. Dort waren sie unbeaufsichtigt und wollten die volle Freiheit nicht mit Imhausschlafen eintauschen., weil im Hause die Türen um 22 Uhr zugeschlossen wurden... Der Bauer sollte nicht hören, wann man ins Bett ging. Die Großknechte wussten dann, welche Magd ihr Fenster „versehentlich“ nicht zugesteckt hatte, und so kam man sehr oft erst „früh“ nach Hause. Daraus sind viele Ehen entstanden:“ Besonders in den 20er und 30er Jahren entstanden in den neu gebauten Pferdeställen feste Knechtkammern. Mitunter wohnte dieser auch in einer Stube im Speicher, (Zasenbeck 1929) in einer Bodenkammer, im Backhaus (Hanum 1925) oder in einer kleinen Kammer in der Futterküche. (Hilmsen 1935) Das waren insgesamt heute kaum vorstellbare Wohnverhältnisse. Etwas besser hatten es die Mägde. Sie schliefen grundsätzlich in einer kleinen Stube, einer ausgebauten Giebel – oder Bodenkammer der Bauern. Das geschah „von wegen der strengen Kerls“, so meinte man mitunter. (Kunrau 1921) Auch die Kammern der Mägde waren nur mit dem notwendigsten Mobiliar ausgerüstet und konnten meist nicht beheizt werden. Alle Einrichtungsgegenstände gehörtem dem Bauern, bis auf den Koffer oder in späteren Jahren die Kommode, die die hiesige Mägde selbst mitbrachten und bei einem eventuellen Stellenwechsel wieder mitnahmen. Ein Beispiel aus einer Vielzahl ähnlicher herausgegriffen, soll uns ein Bild einer Einrichtung einer Mägdekammer vermitteln. Die zwei Mägde des Bauern Helmke (Mellin) schliefen in einer kleinen Kammer. Hier standen zwei Betten, ein Koffer, eine Kommode. An den Wänden hingen ein Spiegel und einige Bilder. Die Kommode bzw. die Truhe beinhaltete die Wäsche der Mägde. Lisa Eickhoff bewahrte in ihrer Kommode die Unterwäsche, Strümpfe und Kleinigkeiten wie Schreibzeug, Seife und Waschzeug auf. Im Schrank, der auf dem Flur stand, hingen die „Guten Kleider“ (Sonntagskleider) der Mägde. (Mellin 1935) Gab es in einer Mägdekammer keinen Schrank, dann konnten die Mädchen gleich den Männern ihre „Sonntagskleider“ in einen Schrank, den die Bauern bereitstellten, aufbewahren. Die Arbeitsschürzen der Mägde blieben häufig im Haus, im Schweinestall und im Kuhstall hängen. Hier band man sie dann erst zur Arbeit um. (Drebenstedt 1935) 12

Zum Ablauf eines Arbeitstages und zur Ernährung

Hart und lang war der Arbeitstag des Gesindes. Das galt besonders für die Sommerzeit. Die Wintertage waren Kürzer. Hier konnte die Herrschaft die Arbeitskraft ihrer Dienstleute nicht voll ausnutzen. Immer wieder erfährt man dazu folgende unmenschliche Aussprüche, die dieser und jener Grossbauer getan haben soll: „In’n Herwst müsst man de Kerls unnerpläug’n und im Freujahr wedder utpläu’n könn’n.“ „In’n Herwst mütt’n de Deist’n indim’t werd’n.“ Wie verlief nun ein Arbeitstag auf einem Bauernhof? Es kann hier nur ein formales Bild vermittelt werden, denn von Hof zu Hof und von Jahreszeit zu Jahreszeit war dies natürlich unterschiedlich. Es richtete sich nach der Größe, dem Personalbesatz und dem Grad der Technisierung des Betriebes. Der Tag begann im Sommer zwischen 4 und 5 Uhr. Der „Chef“ klopfte dann an die Tür der Mägdekammer und rief: „Aufstehen!“ Auch die Knechte wurden durch Zuruf geweckt. Man zog sich an. Die Mägde banden entsprechend ihrer Aufgaben eine Schürze um: Das war für die Hausarbeit eine blaue selbstgewebte Leinen schürze und für die Stallarbeit eine Sackschürze. Der Dämpfer wurde angeheizt von der Kleinmagd. Dann hieß es, in der Küche die Hände zu waschen denn das Melken der Kühe begann. Währenddessen hat die Großmagd bereits mit dem Melken begonnen. Auf größeren Höfen besorgte dies Arbeit oft eine extra dafür angestellte „Schweizerfamilie“. In der Zwischenzeit fütterte der Großspänner die Pferde. Er holte hierzu das Korn von dem Kornboden, und der Kleinspänner den notwendigen Häcksel. Kleinspänner und Drittspänner misteten inzwischen den Pferdestall aus und besorgten Stroh für den frischen Einstreu. Dann wurden die Pferde gestriegelt. Gegen 6 Uhr war diese Arbeit erledigt, auch die Kühe waren inzwischen abgemolken. Die Milch wurde für den zu erwartenden Milchwagen in Kannen heraus gestellt. Erst jetzt machten sich die Mägde „glatt“. Sie wuschen das Gesicht, kämmten sich und machten sich zum Kaffeetrinken fertig. Das geschah oft auf ihren Zimmern oder in der Küche. Hierbei durften sie eine eventuell im Hause bereits vorhandene Badestube nicht benutzen. (Drebenstedt 1935) Selbst die Benutzung der Außentoiletten unterschied man auf vielen Höfen zwischen einer für die Herrschaft und einer für das Dienstpersonal. Auf großen Ackerhöfen mit vielen Leuten rief ein Holzklapper (Brett mit Griff und Hammer dran) oder eine Glocke (Jübar) zum Kaffeetrinken. (Stöckheim 1911 und Drebenstedt 1935) Wohin wurde nun das Gesinde gerufen? Auf vielen altmärkischen Bauernhöfen galt noch das Prinzip der bäuerlichen Hausgemeinschaft. So wie beim Arbeiten und auch beim Essen zählten Knecht und Magd mit zur Familie. Das war besonders auf Höfen bis 40ha der Fall und vor 1918 die Regel. Bereits als Schulentlassene wurde hier oft die Magd mit folgenden Worten empfangen: „Nu hör tau, du bist nu ok uns Dern! Ick bin dien Vadder und dor is Mutter!“ (Ristedt 1901) Das wurde aber zunehmend seltener, und immer mehr distanzierten sich besonders die wohlhabenderen Bauern mit viel Dienstpersonal von ihrem Gesinde. Sie ließen sich mit „Sie“ „Chef“ und „Frau“ anreden. Das Essen erfolgte hier und da bereits in einer Gesindestube, in der es dann wahrscheinlich auch andere Speisen gab, als sie die begüterte Bauernfamilie selbst genoss.

Von 39 gefragten Gewährspersonen ergab sich folgendes Bild: 26 (67%) aßen mit der Familie des Bauern gemeinsam 10 (26%) aßen getrennt in einer Gesindestube „Volkstuw“ (7%) Zwischenformen

Eine detaillierte Untersuchung ergab folgendes Ergebnis:

Hofgröße vor 1918 1918 bis 1945 1945 bis 1952

10 – 40ha 4 gemeinsam 7 gemeinsam 3 gemeinsam

40 – 75h 2 gemeinsam 5 gemeinsam 1 gemeinsam 1 gemeinsam, nur nicht bei Besuch 4 getrennt

75 – 300ha 1 gemeinsam 2 gemeinsam keine 1 Bauer isst mit dem Gesinde Gewährsperson 1 Bauerfamilie isst in Gesinde- Stube an getrennten Tischen 3 getrennt 13

über 300ha 2 getrennt 1 getrennt enteignet

Das gemeinsame Essen an einem Tisch überwog also bei den kleineren und mittleren Höfen in der nordwestlichen Altmark. Hierbei war es oft so, dass das Dienstpersonal auf Bänken an der Küchen wand und die Familienangehörigen auf Stühlen saßen. Eine festgelegte Sitzordnung lässt sich für unser Territorium nicht ermitteln, jedoch hatte jeder auf dem jeweiligen Hof seinen festen Platz am Tisch. Das war überall unterschiedlich. Hatte der Bauer Platz genommen, begann die jeweilige Mahlzeit. Gebete wurde nicht. A. Wernecke (Immekath) berichtet hierüber: „Zuerst nahm der Bauer, dann der Großknecht, Kleinknecht, Hütejunge; dann die Frau und Mägde Platz. Wer zu langsam war beim Essen, hatte oft das Nachsehen. Stand der Großknecht, auf, standen auch die anderen Knechte und Mägde auf ... Die Knechte hatten ein Taschenmesser, welches nach dem Essen durch den Mund gezogen und dann an der Hose abgewischt wurde. Die Mägde benutzten Küchenmesser und Gabel und hatten dasselbe Verfahren. An der Wand war in der Essensstube ein Lederriemen angenagelt mit einer Schlaufe, dahinter steckte jeder nach dem Essen sein Messer und seine Gabel.“ Im allgemeinen wurden die Tische jedoch bereits mit Geschirr und Besteck gedeckt, zum Abendessen nur mit „Pellkartoffellaken“, Gabel und Löffel. Das galt also auch für den Kaffeetisch, die erste Mahlzeit des Tages. Es stand Schmalz, Marmelade oder Pflaumenmus da. Getrunken wurde Malz – oder Zichorienkaffe. Letzterer wurde von den Bauern manchmal selbst hergestellt, (Drebenstedt 1935) oder Zichorie wurde angepflanzt und in der dörflichen Brennerei gebrannt. (Jübar 1900) Am Kaffeetisch erfolgte auch die tägliche Arbeitseinteilung durch den Bauern, wenn dieser dies nicht bereits vorher erledigt hatte. Oft an den Großknecht, der dann die Befehlsgewalt genoss. War der Bauer zur Jagd, übernahm der Großspänner seine Rolle. „Ein kluger Bauer ließ seinem Großknecht viel Befehlsgewalt, und dieser war stolz auf das Befehlen und zog damit die anderen Knechte und Mägde zu höheren Leistungen heran. Auch bekam der Großknecht heimlich ein gutes Trinkgeld für gute Leistungen.“ (Immekath) Zwischen 6 und 7 Uhr ging es im Sommer mit dem Gespann vom Hof, um die jeweils anfallenden Feldarbeiten durchzuführen. Die Knechte arbeiteten mit dem Pferdegespann, die Mägde übten Handarbeiten, wie Steine lesen, hacken, harken, jäten usw. aus. Gegen 9 Uhr wurde die Arbeit durch eine viertel - bis halbstündige Pause unterbrochen. Es wurde Frühstück gegessen. Zum Feld gab es für jeden ein „Bünzeltuch“ mit, welches die Bäuerin vorbereitet hatte. Das war ein blaues quadratisches Leinentuch, das „über Eck zusammen geknotet“ „Schierspeck“, 1 Stück Wurst, Brot und oft eine kleine Flasche mit „Gewöhnlichem“ (einfacher Kornschnaps) enthielt. Die Knechte legten es auf den Ackerwagen oder banden es am Stiel der Pferde an. Die Mägde nahmen es in die Hand oder legten es in einen eventuell mitgenommenen Korn oder Eimer. Auf dem Acker angekommen, wurde es an einem Baum bis zum Frühstück aufgehängt. Mitunter trugen es auch die Pferde weiter. Gegessen wurde mit dem Taschenmesser „über dem Daumen“. Das heißt, man nahm den Speck zwischen Daumen und Zeigefinger und das Brot in die Faust der linken Hand und schnitt mit dem Taschenmesser stückweise ab. (Ellenberg 1910) Nach und nach enthielten die Bünzeltücher jedoch bereits bestrichene Brote. Während der Ernte und anderer gemeinsamer Arbeiten packte die Großmagd mit der Bauersfrau die Essenskiepe, die zum Acker mitgenommen wurde. Auf einem ausgebreitetem Leinentuch lagen dann Wurst, Brot und Speck. Als Getränk wurde Kaffee in braunen Tonflaschen mitgenommen. Man trank aus „Ziegesern“ (braune Tontassen) oder „Bleckpötten“. (Blechtassen) Die Mittagspause unterbrach wieder die Feldarbeit eine Stunde lang. Die Knechte fütterten auf dem Hof die Pferde ab und nahmen dann das Mittagessen ein. Nur während der Ernte wurde das Essen manchmal zum Feld gebracht. Zum Mittagessen gab es mehrmals die Woche Eintopf, also Suppe, aber auch Fleischgerichte mit Kartoffeln und Gemüse. Auch Kartoffelpuffer, Eierkuchen oder Hering. Das Fleisch wurde häufig in gepökelter Form gereicht, da dies die zweckmäßigere Konservierungsmethode war. Assen Bauern und Gesinde an verschiedenen Tischen, kam es vor, dass der Großknecht die Fleischschüssel umtauschte. „Dann wurde an keinem Tisch gesprochen.“ (Immekath) Ab 13 Uhr wurde die Ackerarbeit bis zum Abend (18 bis 19 Uhr, oder auch länger) fortgesetzt, nur von einer „Vesperpause“ unterbrochen. Gevespert wurde wieder aus Bünzeltuch oder Kiepe. Nach tagschwerer Arbeit aßen die Bauern und Gesinde Abendbrot. Pellkartoffeln, Bratkartoffeln oder seltener Muskartoffeln wechselten ab. Zu den am häufigsten gereichten Pellkartoffeln gab es Ölstippe, (Öl mit Zwiebeln und Salz) Speckstippe, (ausgebratener Speck mit Zwiebeln) warme Sülze, Mehlstippe, Salzhering oder lose Wurst. Die Pellkartoffeln wurden auf ein Laken geschüttet, mit der Gabel abgepellt und dann in die entsprechende Stippe eingetaucht. Damit diese sowieso schon billige Essen noch sparsamer wurde, durfte die Kartoffel in die Stippe nur mit dem runden Ende eingestippt und nicht gedreht werden. Eine große Satte mit dicker Milch, die mit Zucker, auch Brotkrumen bestreut war, diente als Zukost. Alle stippten in die gleiche Pfanne oder den gleichen Tiegel und alle aßen mit dem Löffel aus dem gleichen Gefäß. „Die stippten do ok in, wo wie instippten“, so äußerte sich die 97jährige Minna Langleist zu ihrer Dienstzeit in Ristedt. Auf manchen 14

Höfen gab es auch noch zusätzlich Brot, Butter und Wurst zum Abendbrot. Die Wurststücke teilte man mitunter auch dem Gesinde genau zu. (Drebenstedt 1935) Nun war der Arbeitstag aber noch nicht beendet. Die Kühe wurden vor dem Abendbrot bereits abgemolken. Auch die Schweine waren gefüttert worden. (In arbeitsreicher Zeit erfolget dies auch nach dem Abendbrot) Die Mägde hatte dann noch abgewaschen. Gegen 22 Uhr fütterten die Knechte noch die Pferde ab. So ging jahrein jahraus ein arbeitsreicher Tag für das Gesinde zu Ende. Besonders von Frühjahr bis Herbst blieben nur wenige Stunden zur Erholung übrig. Selbst an regnerischen Tagen wurden die Feldarbeiten verrichtet. Hierzu zählten das Mistfahren und Mistbrechen, eine schwere Arbeit, an der sich auch die Mägde beteiligen mussten! Bei einzelnen Feldarbeiten waren die verschiedenen Aufgaben genau festgelegt. Pflügen: Auf mittleren und größeren Höfen wurde mit 3 Gespannen gepflügt. Der Großknecht führte stets das erste Gespann, ihm folgten der Kleinknecht und der Drittknecht. „Kleverland“ wurde mit vier Pferden gepflügt. Dabei musste der Kleinknecht die Pferde antreiben. Beim Eggen hatte jeder ein Gespann. Drillen: Bevor das Drillen aufkam, säten der Bauer und er Großknecht mit einem umgehängten Laken das Korn mit der Hand. Später, als die Drillmaschine immer mehr Eingang fand, ging der Kleinknecht links von den Pferden und führte das Gespann. Der Großknecht schüttete das Getreide ein und ging hinter der Maschine mit einem „Stöller“ her, um aufzupassen, ob richtig gedrillt wurde. Er achtete auf Verstopfung und stellte die Maschine ein. Das erledigte in kleineren Wirtschaften der Bauer selbst. Anschließend erfolgte das Einlegen der Saat durch den Großknecht. Getreideernte: Die Getreideernte erfolgte im August, im „Aust“. Bevor die Maschinen aufkamen, mähte man das Getreide mit der Sense. Es stellten sich Paare in genauer Reihenfolge auf: Großknecht / Großmagd Kleinknecht / Kleinmagd Drittknecht / Drittmagd Tagelöhner / Frau „Kuhbauer“ (Grundsitzer) / Frau als Saisonarbeiter

Der Bauer stellte meist Stiegen auf. Wurden die Erntetage durch Regen unterbrochen, so begann sofort das Stalldungverfahren und das Unterschälen. Auch die Mägde beteiligten sich beim Miststreuen. Die Maschinen lösten in den 20er und 30er Jahren die Handarbeit zunehmend ab. Dies Auswahl der Feldarbeit soll genügen. Im Spätherbst verkürzten sich die Arbeitstage. Die Herrschaft weckte das Dienstpersonal erst gegen 6 Uhr. Die winterliche Arbeit begann. Hierzu zählte für die Knechte: Holz schlagen, sägen, hacken, Buschholz bündeln für den Dämpfer, Besen binden und Reparaturarbeiten. Die Mägde spannen, webten und stopften Säcke oder fertigten Handarbeiten an. Natürlich hörte die tägliche Versorgung des Viehs zur Winterarbeit. Eine wichtige Tätigkeit für die Knechte und Mägde war das Dreschen. Nur noch selten hörte man zu Beginn unseres Jahrhunderts die Dreschflegel durch das winterliche Dorf hallen. Hier wurden alle Arbeitskräfte gebraucht, auch der Bauer drosch mit. Je 20 Garben wurden in Kreisform auf ein Leinenlaken geschmissen, die Ähren nach innen. Nun begann das Flegeln. Besonders, wenn man mit sechs Personen flegelte, kam es auf den richtigen Takt an, um Unfälle zu verhüten. Folgender Spruch wurde aufgesagt:

„Schlag du tau, ick kann nich“ (Lindhof) oder „Philipper Kolosser“ (Hanum)

Hatte ein Bauer nicht genug Dienstleute, so konnte er zwei Tagelöhner zum „Schnäppadöschen“ (Scheffeldreschen) verakkordieren. Auf je 10 gedroschene Scheffel Korn erhielten sie je 1 Scheffel Korn als Lohn. Immer mehr setzte sich die Dreschmaschine durch. Sie wurde mit dem Göpel, der Dampfmaschine, später mit Diesel – und Elektromotoren angetrieben. Größere Bauern schafften sich bald selbst eine an. Kleinere waren auf Dreschgemeinschaften (Genossenschaften) angewiesen. Auch beim Dreschen hatte jeder seine Aufgabe. Der Drittknecht trieb 4 Pferde an. Die den Göpel betrieben. Der Bauer selbst legte die Garben ein. Der Großknecht sackte das Getreide ab und trug es auf den Kornboden. Der Kleinknecht steckte das Stroh weg und die Mägde und Tagelöhnerfrauen banden das ausgedroschene Stroh und packten es wieder in die Banse, von der die auszudreschenden Garben ständig herunter geworfen wurden. Der Kuhjunge war für das anfallende Kaff verantwortlich. (Ellenberg 1910) Die Essenszeiten unterbrachen in gewohnter Regelmäßigkeit auch die Winterarbeiten. Zum Frühstück wurde häufig tagelang nicht Butter, Wurst und Speck zum Brot gegessen, sondern Semmelwurst, Sülze und lose Wurst. Das war ein billigeres Essen, welches satt machte. Dauerte diese Gericht zu lange an, dann sagte der Großknecht: „Uns Frau holt jeden Dag 15

Los Wost ut’n Keller, dätt stickt se mit’n Gräber aff!“ (Immekath) Der Mittagstisch wurde weiterhin durch Suppe und Pökelfleisch gestaltet. Zum Abendbrot gab es mitunter auch Tiegelbraten vom Rind oder Hammel. An Sonn – Feier – und Festtagen ruhte die Arbeit auf dem Hof. Nur das Vieh wurde versorgt und morgens der Hof gefegt. Der Sonntag Vormittag diente dem Kirchgang. Hier wechselten sich die Bauernfamilien und das Gesinde regelmäßig ab. Es gab für das Gesinde pro Person einen Groschen für den „Klingelbeutel“ mit, (Stöckheim 1910) der auch manchmal, wenn die Kirche nicht im gleichen Dorf lag und eine Kontrolle nicht vorhanden war, im Dorfkrug landete. (Wassensdorf 1917) In der Kirche setzten sich die Knechte und Mägde in den „Stuhl“ des Bauern, bei dem sie verpflichtet waren und den die Familie des Bauern oft schon seit Generationen einnahm. Dabei saßen die Frauen links und die Männer rechts. Diese Sitzordnung wird teilweise bis in die Gegenwart eingehalten. In den Dörfern Hilmsen / Ellenberg gab es nach dem morgendlichen Kirchgang am Sonntag stets ein warmes Frühstück. Das waren gekochte gelbe Erbsen oder weiße Bohnen mit darin gekochtem Schinken oder Speck. Den Nachmittag nutzten einige, um die Eltern mit dem Fahrrad zu besuchen. Bei sommerlichem Wetter konnte man auch strickende oder plaudernde Mädchengruppen im Dorf sehen, die auch von den Knechten besucht wurden.

Gestaltung der Freizeit

Wie gestaltete sich die wenige Freizeit, die das Gesinde hatte? Mit dem „Einmieten“ des Konfirmanden endete die Kindheit und das Jugendalter begann. In den Orten des ehemaligen Kreises Salzwedel wurden die Jugendlichen durch das „Inhänseln“ (Böddenstedt, Dambeck) nach dem Osterfeuer durch die Ausgabe eines Schnapses bei einer Feier im Gasthaus in die Gemeinschaft der Burschen aufgenommen. Diese Gruppe nannte sich „Koppel“ oder „Köppel“. Gewöhnlich zählten die 14 bis 17 jährigen zum „Burschenköppel“, aus dem sie durch abermaliges „Inhänseln“ zum „Kerl“ wurden und mit dem 18. Lebensjahr in das „Kerlsköppel“ aufgenommen wurden. Das erfolgte meistens Fastnacht. Damit durften sie in der Spinnstube erscheinen und auch die Pfeife rauchen. Der Kleinknecht wurde zum Großknecht. Alle Kleinknechte hatten bis 22 Uhr die Strasse zu verlassen. Das war ungeschriebenes Gesetz. Wagten einiges dies nicht einzuhalten, trieb sie der Großspänner mit Peitschenknall in ihrer Unterkunft. Auch setzte es manchmal Hiebe! (Dannefeld, Jübar vor 1918) In kleineren Ortschaften hielt sich das einhänseln noch bis in die Zeit nach 1945. In Wendischbrome mussten alle Jugendlichen, die die Schule verlassen hatten, sich durch 10 Mark oder eine kleine Flasche Schnaps in die Gemeinschaft der Dorfjugend „einhänseln“. Innerhalb des Dorfes gestaltete sich auch die wenige Freizeit der Knechte und Mägde, die entsprechend ihrer Herrschaft sehr unterschiedlich bemessen war. Sassen einige von ihnen bereits auf der Bank vor dem Bauernhof, so kamen andere gerade von der Feldarbeit heim und fielen nach getaner Arbeit müde ins Bett. Jeder Hofeigentümer hatte, so war es in der nordwestlichen Altmark üblich, vor seinem Hof an der Strasse eine Bank stehen. Hier sammelten sich die Dorfbewohner nach Altersgruppen nach Feierabend. Die Mädchen und Burschen erzählten, sangen Lieder und es wurden auch Spiele gemacht. Die Bänke füllten sich durch Jung und Alt besonders an Sonntagen. Die Winterabende verbrachten die Mägde zu Beginn unseres Jahrhunderts noch mit Spinnen und Weben. Die Aussteuer für die Bauerntöchter aber auch die eigene Aussteuer musste angefertigt werden. In vielen Ortschaften blieben alle auf einem Hof. (Ristedt) Andere fanden sich auch in Gruppen in sogenannten Spinnstuben ein. (Hanum) Auch die Knechte stellten sich hier oft ein. Die Pfeife brannte, es wurde gesungen und gescherzt. Und mancher Schabernack wurde getrieben: So wurde oft der Faden beim Spinnen abgerissen, Flachs weggenommen und versteckt und manchmal erlosch das Licht, und bald konnte man das Quieken und Kreischen der Mädchen hören. (Radenbeck 1910) Da schönste am Spinnen war die „Rugoerstied“. (Pause) Hier wurden Spiele gemacht, wie das „Ja– und Neinwort holen“, „Hans Adam“, der „Rassabock“, der „Kluckhohndans“, der „Ruller“ oder das „Heeplustern“. Nach dem ersten Weltkrieg lösten sich die Spinnstuben allmählich auf. Hier und da wurde noch Schafwolle gesponnen. Reparaturarbeiten an der Kleidung, (stopfen, flicken, nähen) stricken und Handarbeiten traten nun an diese Stelle. Vor allem musste von den Mägden auch in der Futterküche Säcke gestopft werden. Daneben wurden Hülsenfrüchte ausgepalt und Federn gerissen. Die Männer halfen bei Letzterem oft. Sie spielten auch gerne Karten. (Skat, Schafskopf und 17+4) Das geschah in den Leutestuben, mitunter aber auch im Dorfkrug, in dem sie von den Herrschaften nicht gerade erwünscht waren. Dort hatten sie auch ihren eigenen Tisch, meistens mit Bank, gleich am Eingang zur Gaststätte, auch „Handwerksburschentisch“ genannt. (Hanum und Stöckheim) Nach Aufkommen des Films besuchte man mitunter das Landkino, das während der faschistischen Zeit als Propagandamittel aufs Land zog. (Lüdelsen 1935) In manchen Orten beteiligten sich diese dörflichen Schichten (Grundsitzer, Tagelöhner und Gesinde) auch verstärkt am dortigen Vereinsleben, z.B. 16

Gesangsvereinen, Kriegervereinen, Sportvereinen, Turnvereinen u.a. Hierbei kam es in einigen Ortschaften zu beachtlichen Leistungen. So führte der Gesangsverein in Hanum im Ort mehrere Jahre hindurch Theatervorstellungen auf: „Wilhelm Tell“, „Minna und Barnhelm“ und „Wallensteins Lager“. Die Kostüme bezog man aus Hannover. Es wurden große Erfolge. Zu den Darstellern gehörte kaum ein Bauer. Das galt besonders für die Zeit vor 1918. Diese vertraten die Meinung: „Wie stell’n uns doch nich up Bühn un’n spöan uns Lüh watt vör!“ Besonders nach 1945 änderte sich die Feierabendbeschäftigung der nunmehrigen Landarbeiter. Mancher griff zum Buch. Es wurde Radio gehört oder eine handarbeit angefertigt. Die Bänke blieben aber weiter auf der Strasse besetzt. Es wurde gesungen oder auch einmal die „Kneipe“ aufgesucht. Selbstverständlich wurde auch das Tanzbein geschwungen. Durch die FDJ erhielt das Leben eine andere Richtung. Gerade das Gesinde war es, das an vielen alten Bräuchen festhielt und dafür sorgte, dass sie nicht verloren gingen. Waren doch vielfach diese Bräuche das einzige Vergnügen, das man zur Abwechslung von der schweren Arbeit hatte. Hierzu zählten vor allem die Fastnachtsbräuche, die Pfingstbräuche, die Osterbräuche, das Vergodendeel und die Weihnachtsbräuche, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Bei Familienfesten feierte das Gesinde im allgemeinen nicht mit. An tagen wie Kindstaufen, Hochzeiten und Beerdigungen wurden nur die nötigsten Arbeiten auf dem Hof erledigt. Die Mägde und die Knechte wurden in die Vorbereitung der Feier mit einbezogen. (Schlachten, Essen zubereiten, Saubermachen, Zeltaufbau, Pferde abfüttern u.a.) Sie nahmen nicht direkt am Familienfest teil, erhielten aber das entsprechende Essen. Auf Hochzeiten durften sie nach getaner Arbeit einen Tanz „auf dem Zelt“ wagen. Die Knechte, die ihre Herrschaft zur Hochzeit fahren mussten, saßen abseits von der Gesellschaft am sogenannten Kutschertisch. (Immekath) Auch bei Beerdigungen war kein Arbeitstag. Erhielten Knecht oder Magd schwarzes Zeug (Hose bzw. Kleid) vom Bauern geschenkt, dann zogen sie diese Trauerkleidung an, sonst nicht. (Ristedt 1910) Krank durfte ein Knecht oder eine Magd möglichst nicht werden. Krankheit galt als „Schande“. Obwohl im allgemeinen SV Beiträge vom Lohn abgezogen, also Arzt und Arbeitsausfall geringfügig finanziert wurden, musste oft weiter gearbeitet werden, bis es wirklich nicht mehr ging. Einen Arzt holte man nur in Ausnahmefällen. Länger andauernde Krankheiten mussten entweder im Elternhaus oder im Krankenhaus auskuriert werden. Bei Kleinigkeiten übernahm manchmal die Bauersfrau die Pflege.

Ein Resümee

Zieht man zum Schluss der Betrachtung ein Resümee über das Alltagsleben eines Teiles der unterprivilegierten Schicht in den Dörfern der nordwestlichen Altmark, also der Knechte und Mägde, so kann man feststellen, dass diese ein hartes und teilweise entbehrungsreiches Leben führen mussten. Schon als 14jährige den Anweisungen des älteren Gesindes und der Herrschaft unterworfen, waren sie zu schwerer Arbeit verpflichtet. Dabei gab es wenig Lohn und kaum Freizeit, von Urlaubstagen ganz zu schweigen. Man kannte es ja nicht anders! Nach und nach lösten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch die letzten Reste der alten feudalen Dorfgemeinschaft gänzlich auf. „Familiäre“ Bindungen des Gesindes fielen ganz weg. Die Distanzierung der agrarkapitalistisch wirtschaftenden Grossbauern von ihrem Gesinde nahm zu und Knecht und Magd wurden mehr und mehr ein Teil der Schicht der Landarbeiter. Natürlich lässt sich dies nicht verallgemeinern. Auch hier gab es von Bauernhof zu Bauernhof Unterschiede. Mancher Bauer behandelte sein Gesinde „gut“ und mancher “schlecht“, wie es hier im Volksmund heißt. Alle aber hatten ihre Arbeitskraft dem Bauern zur Verfügung zu stellen. Abschließend muss noch vermerkt werden, dass vorliegendes Dokument aufgrund seines Umfangs keine Gesamtdarstellung geben kann und will. Es konnten nur Ausschnitte aufgezeichnet werden und im zweiten Teil wurde besonders Wert gelegt auf persönliche Aussagen von Gewährspersonen. Wesentliche Erfolge des Kampfer der Landarbeiter, wie z.B. Tarifordnungen nach der Novemberrevolution mit festen Tarifen, Arbeitszeitregelungen und Krankenversicherungen klingen nur an. Knechte und Mägde unterlagen dem ständigen ideologischen Einfluss und der Aufsicht des Bauern. Hinzu kam naturgemäß eine Zersplitterung durch die Arbeit auf dem Lande im Gegensatz zur Konzentration des Proletariats in den Industriegebieten. Die Altmark gehörte zu den Gebieten, die erst spät industrialisiert wurden und es hielten sich deshalb tatsächlich sehr lange feudale Relikte. Unter diesen extremen Bedingungen hatten es die Arbeiterparteien und an der Spitze die KPD besonders schwer, ihren Einfluss auf die Landarbeiter auszuüben. Der Erlebnisbericht des Salzwedeler KPD Funktionärs, Antifaschisten und Aktivisten der ersten Stunde Ewald Lüders vermittelt einen Eindruck vom Kampf der KPD um die Aktionseinheit der Arbeiterklasse und die Einbeziehung der Landarbeiter in der nordwestlichen Altmark in den Jahren 1931 und 1932: 17

„Sonntags war obligatorisch für alle Genossen Landeinsatz angesetzt zur Agitation. Der Kreis Salzwedel war damals Unterbezirk des Bezirks Wasserkante (Hamburg) und erstreckte sich bis Vietze und Gatow and der Elbe. Die Organisation dieser Einsätze war denkbar einfach. Alle Orte bis zu einer Entfernung von 15 km mussten von den Genossen besucht werden, die nicht im Besitz eines Fahrrades waren, also zu Fuß. Für die anderen, die Fahrradbesitzer, blieben die Orte über diese Entfernung. Es ging also jeden Sonntag übers Land. Wie oft wurden wir von den Bauern unter Gewaltandrohung von den Höfen getrieben, obwohl auch sie die allgemeine Armut schon sehr spürten.“ ... „Es verging kaum ein Tag, dass in der Altmark nicht ein Hof zwangsweise versteigert wurde.“ ... „Wir selbst hatten damals, wenn ich mich noch recht erinnere, kleine Gruppen von Genossen in den Orten Vietze, Gatow, , Dähre und Diesdorf. Die ganze Aufklärungsarbeit für das große Gebiet mit mehr als 200 Orten lag bei der Ortsgruppe Salzwedel. Das bedeutete ein gewaltiges Pensum von Arbeit, dessen Erfolg immer erst bei den Wahlen sichtbar wurde.“ (Entnommen aus „Knechte und Mägde“ – Vom Leben der armen Leute in der nordwestlichen Altmark – von Hartmut Bock und Peter Fischer)

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 1 GGeesscchhiicchhtteenn

Sedanfeier

Zur Kaiserzeit wurden in der Schule jährlich 3 Tage festlich begangen. Es waren dies der Geburtstag des Kaisers am 27. Januar, die Kaiserproklamation am 18. Januar und der Sedantag am 2. September. Die Sedanfeier wurde besonders groß aufgezogen. Sämtliche Schulen des Konferenzbezirkes Jübar feierten gemeinsam: dazu gehörten Lüdelsen, Hanum, Jübar, Mellin, Gladdenstedt, Nettgau und Wendischbrome. Die Feierorte wechselten und waren „Dicke Eiche“ bei Lüdelsen, „Kleiner Wismar“, der Wald bei Gladdenstedt und der „Saal“. Der Sammelort für die benachbarten Schulen war zunächst Jübar, jedenfalls marschierten die Schüler der Schulen Hanum, Jübar und Lüdelsen immer geschlossen zum Wismar. Lüdelsen und Jübar besaßen am Ende des vorigen Jahrhunderts bereits ein Trommelkorps, und so zog man mit Trommelschlag hinaus, z.B. nach dem Wismar. Viele Erwachsene schlossen sich dem Zug natürlich an. Ein rühriger Wirt tat sein Bestes, indem er eine kleine Waldschänke eingerichtet hatte und trug damit zur fröhlichen Unterhaltung bei. Die Feier wurde immer von dem stets zu diesem Anlass anwesenden Kreisschulinspektor eröffnet. Dann begann das lustige Treiben: Tauziehen, Seilklettern, Sackhüpfen, Topfschlagen und so weiter. Besonders gute Leistungen wurden mit kleinen Geldspenden belohnt. Gegen 7Uhr abends war dann die Feier zu Ende. Während die Melliner, Wendischbromer und Nettgauer getrennt ihre Heimatorte aufsuchten, marschierten die Schüler und erwachsenen aus Lüdelsen und Jübar wieder unter Trommelklang nach Jübar zurück, wo man sich trennte. So wurde das Sedanfest hier bis in die Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts gefeiert. Als junger Lehrer in Hanum setzte ich die Sedanfeier in der bekannten Form fort. Nun liegt ja jedem Kind daran, dass es beim Spiel etwas gewinnen kann, also Preise. Einige größere Kinder gingen schon Wochen vorher im Dorf umher und sammelten. Die Spenden waren gut und man konnte viele schöne Sachen davon kaufen. Da die Eltern auch gern an der Feier teilnehmen wollten, wählten war als Feiertag immer den nächstliegenden Sonntag, der auf den 2. September folgte. Um 13 Uhr zog man geschlossen nach einem Ummarsch im Dorf zum Festplatz, voran die Trommler und Pfeifer, auch die schöne Schulfahne war dabei. Der Festplatz war „Könnekes Eichen“. Diese standen im Norden in einem Halbrund und schützten einen sonnigen trockenen Wiesenplatz der um Spielen recht geeignet war. Bald stellten sich auch dann die Erwachsenen ein. Die Frauen brachten Kaffee in braunen Kruken und Kuchen, die Männer konnten bald an den Tischen Platz nehmen, die der rührige Gastwirt Lilge dort aufgestellt hatte. Denn ein Skat sollte trotz Zuschauens sein. An Getränken fehlte es natürlich auch nicht. Der Nachmittag wurde des öfteren durch ein Schauspiel eröffnet, das auf einer natürlichen Freilichtbühne dargeboten wurde. Die Kinder vergnügten sich dann mit Sackhüpfen, Topfschlagen, Armbrustschiessen und Kreisspielen. Preise wurden dabei verteilt. Auch ein Heißluftballon wurde einmal aufgeblasen und machte eine nette Reise, allerdings nur 6km. Am Drebenstedter – Dankensener Weg landete er. Eine angefügte Postkarte wurde uns von dort zurückgesandt. Am Sonnenuntergang wurde der Rückmarsch ins Dorf angetreten. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Das Karussell im Dorf

Alle Jahre kam im Frühsommer nach Jübar ein Karussellbesitzer. Vor der Schmiede (Hof Nr. 3) baute er sein Karussell auf. Man versetze sich nun in die Zeit um 1890. Gegen heute waren die Karussells denkbar einfach. Zwar fehlte es nicht an Samtbehängen, die mit glitzernden Glasperlen besetzt waren. Zwei nebeneinander befestigte Holzpferde hatten hinter sich eine einfache Kutsche mit gegenüberliegenden Sitzen. Solche Zusammenstellungen waren etwa 10 vorhanden. Das Ganze trug ein aus Brettern bestehender breiter Ring. Wählte man den Wagen, dann zahlte man 1 Pfennig, bestieg man ein Pferd, 2 Pfennig. Bewegt wurde das Karussell durch Jungen, die oben auf einem Laufband gehend das Karussell drehten. (man nannte es schieben) Jeder Junge stemmte sich gegen eine der vielen Tragehölzer, eine ziemlich anstrengende Arbeit. Nun begann die Drehorgel mit lustigen Weisen. Für das Schieben bekamen die Jungen so und so viel Freifahrten. Eine Freifahrt konnte man sich auch auf andere Weise erwerben. In Reichweite von einem Pferdchen aus war ein Pfahl eingegraben, der an einem kleinen Galgen einen birnenartigen Holzklotz trug, an dessen Unterseite 2 ein schlitz war, in dem einkleiner Ring eingeklemmt saß. Er guckte soviel heraus, dass man ihn im Vorbeifahren mit einem Finger heraus ziehen konnte. Manchmal gelang es. Dann konnte der Reiter umsonst fahren. Der Ring diente als Zahlung. In dichten Mengen umstand Jung und Alt, besonders an Sonntagen, das Karussell. Die Arbeit, die die Jungen leisten mussten, wurde später durch Zugkraft eines Pferdes ersetzt. Heute macht es der Elektromotor. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Fast’lom

Am Sonntag und Montag vor Aschermittwoch wurde hier regelmäßig Fast’lom gefeiert. Damit setze automatisch Tanzruhe bis zum Osterfest ein. Es war ein „Tanz“ sonst wie alle anderen, vielleicht mit dem Unterschied, dass sich hier auch die Alten ziemlich vollzählig beteiligten, wenn auch nicht gerade mittanzten. Gerade erst der Montag charakterisierte diesen „Abschiedstanz“. Am Vormittag versammelten sich die Jungkerls und Mädchen zum „Wurstschnurren“. Einige „Kerls“ kleideten sich als Bettelweiber, einige Mädchen als „Stromer“ um. Eine der letzteren trug eine „Gäffa“, eine früher beim Handdreschen benutzte zweizinkige Holzgabel. Die ersten trugen je einen Korb und eine Kiepe. Mit diesen Utensilien wurden die „geschurrten“ Sachen transportiert. Einige der Begleiter trugen auch Masken. So begann nun der Umzug durchs Dorf, voran selbstverständlich die Musik. Fast in jedes Haus ging’s hinein, wenigstens die, die mit den Transportmitteln versehen waren. Die Musik spielte 2 Stücke, eventuell auf Wunsch ein Lieblingsstück des „Spendanten“. Dann gab man Eier, Butter, Speck oder Wurst. Die Würste trug das „Bettelweib“ hoch an der Gabel. Glaubte man genug zu haben für die geplante Mahlzeit, dann wurde der Rückmarsch ins Wirtslokal angetreten. Die Tische in der Gaststube wurden zu langen Tafeln zusammengerückt und von den Mädchen gedeckt. Die Wurstsorten wurden, gewissenhaft sortiert, auf den Tafeln verteilt. Inzwischen hatte die Wirtsfrau unter Mithilfe einiger Mädchen den „Eierback“ fertiggestellt. Mehrere Pfannen kamen auf die Tafeln. Brot und Butter waren mehr als reichlich vertreten. Das Essen begann unter Lachen und Schwatzen. Übrig blieben höchstens ein paar Würste die nicht „nach Geschmack“ waren. Man schenkte sie großmütig der Wirtin. Nachdem das Essen verdaut und man sich wieder in „Tanzkluft“ geschmissen hatte, setzten flotte Tänze der Kapelle die Beine wieder in Bewegung. Wie der Leser gemerkt haben wird, war man hier um das leibliche Wohl recht besorgt. Anschließend will ich deshalb noch kurz erwähnen, wie man diese für den Magen äußerst wichtige Frage am ersten Tage löste. Von jedem „Hofe“ brachte die Großmagd zum „Nachtkostät’n“ ein prall gefülltes „Bünsadauk“ mit. Und wer nicht über ein solches verfügte, wurde freundlichst zum „Mitfuttern“ eingeladen, denn mitnehmen wollte man nichts wieder. Dieser Karneval war der Heimat hier angepasst und urwüchsig in seiner Gestaltung. Heute hat man dafür Rosenmontag importiert, der sich aber hier weder „rheinisch“ noch rosig ausmacht. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Streusand in der Stube

Kam man so vor 30 bis 40 Jahren noch an einem Sonnabend Nachmittag in irgend ein haus hier, so traf es sich oft, dass man die Frau oder ein Mädchen damit beschäftigt fand, die Wohnstube zu scheuern. War sie sauber und dann einigermaßen trocken, dann erschien der dienstbare „Geist“ wieder mit etwas Sand, schneeweiß von der Farbe, in der Schürze. Immer kleine Mengen, mit leicht gekrümmter Hand fassend, wurde er fein verteilt über den Boden gestreut, wie der Bauer es bei Säen macht. Dieser Wurf gelang längst nicht jedem. Warum Sand? Nun, die draußen beschäftigten Männer kamen so, wie sie den Stall oder das Feld verließen, in die Stube zum Essen. „Abtreten“, das hielt nur auf, und ein Gerät dazu war meistens auch gar nicht vorhanden. Aber der Sand am Fußboden verhinderte das Verdrecken. Frisch und angenehm roch es in der Stube nach dem Scheuern. Blenden weiß war auch die aus Lindenholz gefertigte, frisch gescheuerte Tischplatte. Die schneeweißen Kalkwände reflektierten das ins Zimmer fallende Sonnenlicht. Altmodisch, aber freundlich, so sah eine Stube aus und gesunde Luft, trotz allem, war darin. Der Streusand war nicht immer und auch nicht in jeder Sandkuhle zu finden. War eine Ader gefunden, so durfte nur in kleinen mengen davon geholt werden. Der Aufbewahrungsort war durchweg der Flur unter der Treppe, wo ein Verschlag angebracht war. Lack, Linoleum und Tapeten schafften hier, wenn auch langsam, modernere Zimmer. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock) 3

Döschflega

„Hast du es mal gesehen, lieber Leser, das Dreschen mit dem Dreschflegel?“ Ich glaube, wenige haben es noch gesehen und noch weniger können es heute noch. Ich habe es noch in voller „Pracht“ miterlebt, Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts, habe es auch selbst öfter ein bisschen mitgemacht mit einem besonders leichten Flegel. Aber dabei habe ich mir dann auch eine böse Kopfwunde geholt, das Schlagholz fällt auch, wenn man nicht aufpasst, nach hinten runter, und dann kann es eben passieren, aber wie gesagt, nur bei Ungeschicklichkeit. Sehen wir uns zunächst einmal den „Döschflega“ an. Er ist zweiteilig. Zum Halten dient ein etwa 1,60 m langer, sauber rundgedrehter Hartholzstiel. Oben sind zwei parallel laufende Nuten eingedreht, die die Halteriemen des Schlagholzes aufnehmen können. Letzteres ist etwa 50 cm lang und ebenfalls aus Hartholz, meistens Buche. Es ist etwa 5 cm dick und 8 cm breit. Durch Riemen aus bestem Scheinsleder, das mehrmals gekreuzt durch das Schlagholz hindurch gezogen ist, kann es so an dem Stiel befestigt werden, dass es sich nicht nur von vorn nach hinten, sondern mit Hilfe der Nutenbandringe auch um die Achse des Stiels bewegen kann. Das ist notwendig, damit nie eine Kante des Schlägers die Garben trifft. Hebt der Drescher den Flegel, so beginnt sich der bewegliche Schläger nach dem Drescher zu, eine Kreisbewegung beginnend, nach oben zu drehen. Hat der Arbeiter mit dem Flegel die höchste Lage erreicht, dann bilden Stiel und Schlagholz eine Linie, und nun saust das schwere Holz mit voller Kraft auf die Garben. Hoffentlich hat der Leser dieser „langen Rede, kurzen Sinn“ verstanden. Eine Kunst ist es wirklich, dies Gerät richtig zu handhaben. Ein alter „Scheunendrescher“ hat mir von seinem Tagwerk einmal erzählt, ich halte mich an seine Ausführungen. Nun folgt mir der Leser auf eine Dreschdiele. Wir dürfen ruhig schon morgens um 3 Uhr das Bett, und recht warm angezogen das haus verlassen. Es ist bereits Dezemberfrost, richtiges Dreschwetter. Kaum auf der Strasse stehend, hörten wir schon nahe bei und auch aus der Ferne die rhythmische „Musik“ der Drescher. Wir sehen nichts. „Wie viel dreschen hier?“ Das sind 3, aber dort dreschen 5 und ganz fern erklingt der „Philipper – Colosser – Schlag“. Dort sind 6 in Gange. Ich täuschte mich in der Anzahl nie. Weit offen stehen die Scheunentore, mattes Licht von einem Kienspan, in einer eisernen Tülle an der Wand steckend, erleuchtet den Raum. – Jawohl, du hast richtig gelesen, das wurde gemacht, es sei immer gut gegangen. Einige kräftige Männer, besonders Tabakfreunde, rauchen schon so früh, die „Halblange“ zwischen den Zähnen haltend. Gerade sind sie dabei, zur zweiten Lage, also etwas weiter nach links, über zu wechseln. Sie stehen sich nämlich zu dritt gegenüber, so dass eine Gruppe immer rückwärts treten muss. Etwas schwächer werden die Schläge dabei, aber der straffe Rhythmus leidet nicht im geringsten. Jetzt ist die richtige Stellung erreicht, und nun sausen die Flegel wieder mit voller kraft auf die „neuen“ Garben. Die Körner sausen knisternd gegen die Wände. Nun bewegt sich die andere Drittgruppe rückwärts. Fertig diese Doppellage. Der „Vordrescher“ lässt seinen Flegel unten, die 5 anderen schlagen noch zu, aber nicht noch einmal, denn sonst wäre ein „Havösa“ als Strafe fällig. Die Flegel werden in die Ecke gestellt. 2 Drescher ergreifen je eine „Gräfin“, das ist eine geschälte Birkenholzgabel von etwa 1,50 m Länge, sie hat besonders lange Zinken. Mit ihnen fahren sie unter die ausgedroschenen Garben, um noch hängen gebliebene Körner auszuschütteln. Dann macht sich jeder Drescher ein Strohband, das er aus 2 Strohenden kunstgerecht knotet. Den Knoten kann nur der Geübte machen. Es liegt nun hinter jedem. Man bückt sich und rafft sorgfältig das Stroh vor sich auf und legt es so auf das Band, dass das untere Ende des Strohs umfasst werden kann. Ist alles aufgenommen, werden die Bunde fest verknotet. Dann stellt man das Bund hoch und bindet oben noch einmal mit 2 Zopfenden. Kräftige Fäuste werfen die Bunde zum Tor hinaus, wo sie sich bald zu einem Berg auftürmen. Das ausgedroschene Korn wird mit dem Harkenrücken an die Wand geschoben. Bald liegen wieder 20 Garben aus der „Banse“ auf der Diele bereit, zu 10 in einer Lage, mit den Ähren nach innen. Die Flegel werden ergriffen, der Anschlag erdröhnt und dann geht es „Philipper, Colosser, Philipper, Colosser“. Ich sah es zu gern, dies Dreschen. Leicht biegen sich die Leiber beim Schlag, immer ja auch im Takt, leicht nach vorn, um sich dann wieder aufzurichten. Der Pfeifendampf weht manchem, vom Luftzug bewegt, um die Ohren. Es wird allmählich tag. Der Bauer, der selbst mitdrischt, sagt für heute Schluss an. „Könnt rinn tau’n Ät’n“ Am Tag sind noch wichtige Arbeiten zu machen. Ein kräftiges Frühstück steht bereit, reich ist der Tisch gedeckt. Das Taschenmesser wird hervor geholt, und nun essen und trinken sie, wie die „Scheunendrescher“. Auch dies Stück „Poesie“ ist vorbei. Ja, man glaube nicht, dass das Dreschen mit der Maschine keine Arbeit ist. Ein Vorteil war es gewiss, dass das Getreide in der „Banse“ erst mal richtig nachreifen und austrocknen konnte. Dazu wurde gedroschen, wenn keine Feldarbeit mehr drängte. Gefahren, wie bei der Dreschmaschine, waren gerade nicht vorhanden, aber dem Dreschflegel schenkte man starke Beachtung. Wehe, wenn ein Riemen reißen sollte beim wuchtigen Niederschlag! Die Drescher standen sich gegenüber! Und nun stelle man sich den fortsausenden Schläger von 2 – 3 kg Gewicht vor! Ein zertrümmerter Schädel 4 konnte die Folge sein. Aber diese Geräte unterlagen einer ständigen Kontrolle, und der geringste fehler wurde sofort behoben. Beim so genannten „Schnäppadöschen“ verakkordierten sich 2 tüchtige Drescher mit einem Bauern. Sie bekamen je 10 abgedroschene Scheffel, 1 Scheffel voll Korn als Lohn. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Baukwaiten – Grütt

Ein beliebtes Essen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war, besonders in den Dörfern unserer Gegend, die Buchweizen – Grütze. Sie erschien des Morgens, des Mittags und des Abends auf dem Tisch. Die Morgengrütze ersetze den Kaffee, erst allmählich verschwand sie vom Frühstückstisch, der Mode zu Liebe. Die Herstellung des Gerichtes war denkbar einfach, aber sie musste gekonnt sein. Milch, Wasser und etwas Salz, nach Belieben auch etwas Zucker, waren die Zutaten. Durch das Kochen entstand ein Brei, der in eine große Schüssel gefüllt auf den Tisch kam. Mit einem Löffel drückte die Hausfrau in die Mitte des Breies eine Vertiefung, in die sie ein Stück frische Kuhbutter gleiten ließ. Nun griffen alle zum Löffel, holten mit der Spitze desselben ein Klümpchen heraus und tauchten es in die inzwischen weich gewordene Butter. Das Essen begann. Das Gericht, ich habe es selbst probiert, schmeckte herrlich, war bekömmlich und sehr nahrhaft. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts habe ich es auf manchem Tisch stehen sehen. Buchweizen wurde besonders in der Lüneburger Heide und im Westteil der Altmark angebaut. Während hier ein Anbau so gut wie eingestellt ist, schenkt man ihm dort noch ziemliche Beachtung. Er ist anspruchslos und gedeiht auf jedem Boden. Anfang Mai wird der Buchweizen gesät und Mitte Juli steht er bereits in voller Blüte. Herrlich sah dann so ein Feld aus: Die rötlich schimmernden Stengel und die weithin leuchtenden weißen Blüten. Da er ein guter Nektarspender ist, hatten die Bienen reiche Ernte. Der Honig hat einen dunklen Schimmer und ist von angenehm würzigem Geschmack. Die Ernte begann Mitte August, wo man ihn mit der Sense in Schwaden aufs Stoppelfeld legte. Nach Einbringung des reifen und gut trockenen Kornes begann der Drusch und nach trockener Lagerung bis zum Herbst wurde er dann zu Grütze verarbeitet. Fast in jedem Dorf befanden sich eine oder mehrere Grützemühlen, soviel ich weiß arbeitete auch in Hanum und Jübar eine. Wie mir Frau Bierstedt aus Jübar erzählte, hatte ihr Großvater eine solche und arbeitete für Jübar und sogar für seine nähere und weitere Umgebung. Jede Mühle besaß eine liegenden und darüber einen beweglichen Mahlstein, der für verschiedene Weiten einstellbar war. Ein Holzmantel umschloss beide, und der Deckel trug in der Mitte den Einfülltrichter. Der Antrieb geschah durch eine Treteinrichtung. Ein Erwachsener oder auch 2 Kinder waren imstande, den oberen Mahlstein in Drehung zu bringen. Das war eine schwere Arbeit. In Schulterhöhe war auch ein Halteholz angebracht, um beim hoch gegen des Tretbrettes den Körper ein wenig anheben zu können, damit die Geschwindigkeit des Steines nicht gebremst wurde. Das war eine schwere körperliche Arbeit. Bevor nun das eigentliche Grützemachen begann, mussten zuerst die so genannten Bauschen – das sind die Umhüllungsschalen des dreikantigen Buchweizenkorns – entfernt werden. Dazu wurden die beiden Steine möglichst weit von einander entfernt, so das beim Drehen die eingeschütteten Körner wohl berührt, aber nicht zerrieben werden konnten. Die Bauschen platzten hierbei und fielen ab. Durch eine Schütte gelanget alles nach außen. Korn und Bauschen wurden von einem darunter stehenden Himten aufgefangen. (Himten ist ein Kornmaß) Um die Bauschen vom Korn zu trennen wurden sie in einen so genannten Buller geschüttet. Das ist eine Maschine, die eine sich schnell drehende Windleistenfege besaß, sie wurde mit der Hand gedreht. Die leichten Bauschen trieb der Windstoss hinaus und die schweren Körner fielen durch ein Sieb nach unten. Die Sieb hatten den Zweck, noch mit gerissene Bauschen zurück zu halten. Jetzt erst war das Korn zur Vergrützung brauchbar. Der Abstand zwischen den Mahlsteinen wurde verkleinert und das Grützen konnte beginnen. Wieder fing der Himten die aus der Schütte stürzende Masse auf. Die nun folgende Arbeit bestand darin, die eigentliche Grütze vom Grützmehl zu trennen. Dazu benutze man ein himtengroßes Handsieb, das sehr feine Maschen hatte. Das nun von der Grütze getrennte Mehl wurde auch mit der Grütze an den Eigentümer zurück gegeben. Aus diesem Mehl wusste die Hausfrau eine feine Grützmehlsuppe zu zuzubereiten. Mir ist bekannt, dass Konditoren diese Mehl auch aufkauften, um daraus feine Backwaren herzustellen. Wie mir Frau Bierstedt erzählte, fuhr ihr Großvater mit seinem Einspänner in die umliegenden Dörfer, um seine Grütze zu verkaufen, die er reißend los wurde. In Hanum hatte, wie mir Fritz Backmeister erzählte, sein Onkel Heinrich Backmeister die Herstellung der Grütze für das Dorf übernommen. Sie arbeitete genau so wie die Jübarer Mühle, hatte aber außerdem einen seitlich heraus ragenden Hebelarm, der sich waagerecht hin und her bewegte, wenn die Mühle lief. Da Herr Backmeister auch noch Hafergrütze herstellte, und diese Körner dem Stein mehr Widerstand boten, war eine Hilfskraft notwendig. Der erwähnte Hebelarm bekam ein Zugseil und so konnte noch eine Person mithelfen. Fritz Backmeister hat an 5 manchem Winterabend seinem Onkel bei der Arbeit geholfen. In keinem Haushalt durfte damals diese gute Grütze fehlen. War eine Hausschlachtung, dann wurde auch immer die „Lose Wurst“ gekocht, wozu unbedingt die Buchweizengrütze benutz wurde. Wer kannte nicht die wunderbare Buttermilchgrütze, die kaltgestellt beim Abendbrot, die vom Feld zurück gekehrten Mäher und Binderinnen herrlich erfrischte. Zu Beginn des Jahrhunderts, um 1904 errichtete der Grundsitzer Krösch auf seinem Grundstück eine Großgrützmühle, die als Antriebskraft eine Pferdegöpel hatte. Sie vereinigte die bisher üblichen 3 Mahlgänge zu einem einzigen. Da hier in der Umgebung zu wenig Buchweizen angebaut wurde, wandte er sich an Bauern der Lüneburger Heide, wo er die nötigen Mengen Buchweizen aufkaufen konnte. So war es ihm möglich, an den Großhandel zu liefern. Doch konnte man bei ihm auch kleine Mengen käuflich erwerben. Schon nach einigen Jahren ersetze er den Göpelantrieb durch einen Benzinmotor. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Beim Abendbrotessen

So habe ich es noch gesehen: Um den großen Tisch herum sitzen alle vom Hof, bereit zum Abendessen. Auf dem selbstgewebten Tischtuch liegen nur Gabeln vor jedem, zum Griff bereit. Die Großmagd tritt in die Stube mit einem großen Topf dampfender, geplatzter Pellkartoffeln. Alle packen jetzt das Tischtuch und halten die Ränder hoch, so das sich eine leichte Mulde bildet. Nun schüttet das Mädchen die Kartoffeln mitten auf den Tisch. Keine rollt hinab, das Pellen beginnt. Man macht es geschickt mit der Gabel. Hat jeder so viel abgepellt wie er glaubt essen zu können, steht das Mädchen wieder auf und kehrt gleich darauf mit dem dreibeinigen Tiegel zurück, in dem das „Speckstippäs“ noch zischt. Sie setzt ihn auf die inzwischen frei gemachte Mitte des Tisches. Jetzt werden Kartoffelstücke auf die Gabel aufgespießt und etwas in die Tunke getaucht. Gesprochen wird nicht beim Essen. Sind alle hiervon gesättigt, kommt der Tiegel hinaus, und eine große Schüssel schöner „dicker Milch“ kommt an seine Stelle. Mit inzwischen ausgeteilten Löffeln isst jeder daraus, soviel er mag. Brot und Wurst gibt es nicht, das gab es bereits zum Vesper. Man wartet, bis alle fertig sind, dann steht jedem frei zu tun, was er will. Das Plaudern beginnt auch allmählich. Der Großspänner füttert die Pferde ab. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Dädabron

Ohne Tiegelbraten ist hier eine richtige Hochzeit nicht denkbar, wenn er auch in der heutigen Zeit nicht mehr im heißen Tiegel auf die Tafel kommt. Kein Kochbuch gibt, soweit ich weiß, über die Herstellung dieses altmärkischen Nationalgerichtes Auskunft. Darum will ich versuchen, seine Herstellung zu schildern. Rindfleisch mit ziemlich viel Markknochen und der Pansen kommen in einen Kessel und werden nicht ganz gar gekocht. Dann wird alles heraus gezogen und von Knochen befreit. Das Knochenmark wird heraus geschlagen, Pansen und das andere Fleisch in größere Würfel zerschnitten und dann wieder in die Brühe zurück gegeben. Man würzt mit Salz, ganzen Pimentkörnern, etwas Ingwer und Lorbeerblättern. Einige Künstler sollen noch bestimmte Raffinessen hinzu tun. Nun lässt man bei mäßiger Hitze die Brühe ziemlich stark eindicken. Dann eine Geschmacksprobe, und das Gericht ist fertig. In Kruken gefüllt bildet es, wenn es erkaltet ist, eine Art „Corned Beef“. Und nun folgt mir der Leser auf eine Hochzeitsfeier, wie sie vor etwa hundert Jahren stattgefunden hat. Rund 400 Personen sind eingeladen und alle werde kommen, auch die entfernter wohnen. Tagelang vorher beginnen die Vorbereitungen. Eine fette Kuh, 2 bis 3 schwere Schweine, ebenso viele Kälber und Schafe werden geschlachtet. An die 60 Butterkuchen richten helfende Frauen her. Die große Bauerndiele, die Scheunendiele, ja jeder verfügbare Raum wird mit langen Tafeln und Bänken möbliert, bis man weiß das alle Platz haben. Zwischen9 und 10 Uhr kommen alle Gäste, von den Musikanten durch Musik begrüßt. Die Frauen haben, fast alle, eine größere Buttergabe, die sie verdeckt auf einem Teller mitbringen. Alle begeben sich, ohne irgend welche Formalitäten erledigen zu müssen, in die festlich hergerichteten Räume. Wo bereits Butterkuchen und dampfender Kaffee aufgetragen ist. – Heute gibt es keine Mehlsuppe- Nicht zu viel wird dem Butterkuchen zugesprochen, es wartet ja noch so viel! Nach kurzer Zeit verschwinden Kuchen, Tassen und Kannen vom Tisch, und weiß beschürzte Helferinnen bringen dreibeinige Tiegel, die eben vom Herd gekommen sind und den noch brodelnden „Dägabron“ enthalten. Teller und Gabeln sind inzwischen ausgeteilt, und man widmet sich dem köstlichsten aller Braten. „Weit’nkuwa“ (großes Weißbrot) wird dazu gegessen. Er nimmt die herrliche Brühe auf und wird eingebrockt. Verschiedene 6 mit Kornschnäpsen gefüllte „Havösa“ kreisen um den Tisch, aus denen bei diesem essen Männlein und Weiblein trinken. Die fette Speise will verdaut sein! Noch liegt kein „Gansaugentischlaken“ auf der Platte, die glänzt ja in sauberem gescheuerten Weiß. Ist auch der letzte Rest „Kopfwurst“ (Grütze mit Kopffleisch) verzehrt, die jedem Tiegel als Beigabe zugefügt war, wird abgetragen und das kalte Frühstück erscheint: Rot – und Leberwurst, Sülze und Rindergehacktes, außerdem große, aua Muschelformen gestülpte Butter Halbkugeln. Die Männer nehmen ihr Klappmesser aus der Westentasche, „helfen sich mit den Frauen aus“ and man probiert wenigsten noch von dem und jenem. Man ist gesättigt. „Häst ornlich watt hinnerpackt?“ so fragt man den Tischnachbarn und setzt sich mit ihm und noch ein paar Freunden zum „Schopskopp“ nieder am längst ausgesuchten Platz. Ja, so war es hier allgemeiner Brauch. Bis zur Trauung wurde Karten gespielt, dabei braucht man ja nicht viel zu sprechen. Die Frauen besprachen inzwischen ihre Wirtschaftssorgen. Mir ist erzählt worden, dass es Hochzeiten gegeben habe, die 8 Tage lang gefeiert wurden. Es musste allerdings inzwischen noch mal gebacken und geschlachtet werden. Vielleicht wird der Leser den Kopf schütteln, aber er darf nicht von der hohen Warte aus urteilen, auf der er jetzt steht. Taufe, Geburtstage, Konfirmation und Silberhochzeit wurden damals nicht gefeiert. Butterkuchen gab es nur an den 3 kirchlichen Festen. Torte und Gebäck waren unbekannt. Den Kaffe ersetzte Mehlsuppe oder Grützmus. So war es. Wie haben sich die Leute damals wohl auf so eine Hochzeit gefreut! (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Urgeschichtliche Funde

Ich war ein Junge von vielleicht 8 Jahren, als ich eines Tages von meinem Vater, der eine kleine Sammlung von Petrefakten besaß, die mich auch sehr interessierten, hörte, dass Herr Pastor Lehmann eine Steinaxt von einem Hanumer Bauern geschenkt bekommen hatte. Ich dürfe sie mir ansehen. Voller Spannung rannte ich sofort hin. Das Pastorenhaus in Jübar lag unserem Schulhaus gegenüber. Ich hatte schon von Steinwerkzeugen gehört. Aber dass auch in unserer Gegend so ein Gerät gefunden werden konnte, das war für mich gar nicht denkbar. Wie oft hatten wir, meine Muter, mein Vater und ich schon an Steinhaufen gesessen und uns ein Steinbeil als Fund gewünscht. Und nun lag das Stück vor mir. Ich war begeistert. Noch heute sehe ich die Axt vor meinen Augen, obwohl ich das Stück nicht wieder gesehen habe. Es war eine Bootsaxt, sie war wunderbar geschliffen und unverletzt. Der Finder war Knecht beim Kossath Pasemann in Hanum, der Fundort das Felddreieck zwischen Wismar und Gladdenstedter Weg. Das Stück übergab der Pastor dem Museum in Salzwedel. Leider ließ er als Fundort Jübar eintragen. Als ich auf der Präparande in Osterburg war, hatte ich gleich im zweiten Jahr meine Aufenthalts dort das Glück, beim Botanisieren eine wunderbare unverletzte germanische Urne (bei Zedau) zu entdecken. Die enthielt einen Dolch und ein zusammen gebogenes Schwert aus Eisen. Der Fund wurde einem Museum in Berlin übergeben. Als im Jahr 1902 in Hanum als Lehrer angestellt war, machte ich meine Schulkinder gleich mit der Möglichkeit vertraut, bei einiger Aufmerksamkeit gewiss mal ein Steinbeil zu finden. Gleich am anderen Tag brachte mir Hermann Darges ein Beil aus Grauwicke. Er habe es beim Rüben aufziehen gefunden, Es stimmte, was er mir berichtete. Und nun kamen Fund auf Fund in meine Hand. Das schönste Stück war ein Feuersteinbeil von 32cm Länge und 20cm Schnittbreite, ein Prachtstück. Ich ließ mir immer genau die Fundorte angeben, so dass ich ein genaueres Bild des Platzes bekam, der bejagt, respektive bewohnt wurde von den Herstellern der Waffen und Geräte. Das Fundgebiet reichte im Norden etwa 1,5km über den Ort hinaus, im Süden etwa 2km, nach Osten etwa 1km. An der nach Jübar ansteigenden Grenze ist nie etwas gefunden worden. Als ich im Jahr 1906 beim Ausheben von Baumlöchern in meinem Garten (Schulplan) beschäftigt war, fiel es mir auf, dass häufig genug Urnenscherben zum Vorschein kamen. Sie gehörten natürlich Urnen an, die hier beim Ackern zerstört wurden. Der genannte Schulacker bis zum Gehöft Weber war, wie ich in den folgenden Jahren feststellen konnte, ein Urnenfeld gewesen. Dieses Gebiet ist der höchste Teil des Dorfes. Im Jahr 1953 hub der Landwirt Weber einen Keller aus. Dabei stieß er in 0,75m Tiefe auf eine aus großen Feldsteinen aufgeführte Säule. Ich wurde hin gerufen. Was ich sah, schien ein Brennofen zu sein. Ich rief die Museumsleitung in Salzwedel an, aber bis zum Abend ließ sich niemand sehen. Da die Bauarbeiten eilig waren, konnte man nicht länger warten. Der Ofen wurde zerstört. 2 Fuder Steine lieferte er. Der Ofen war konisch gebaut. Die lichte Weite betrug oben etwa 1 m und unten etwa 1,80m. Die Wand war rund 60cm stark. Im Inneren war eine graue, etwa 30cm hohe, vollkommen harte Aschenschicht, auf der ein vollkommen zertrümmerter Topf lag. Ob die angegebenen Masse stimmen, kann ich leider nicht mehr sagen, ich habe den Notizzettel nicht mehr zur Hand. Ich habe die Masse aber, gleich nach dem Auffinden des Ofens, dem Salzwedeler Museum übermittelt. Bei den Erdarbeiten beim Bahnbau 1911 wurde dort, wo jetzt die Auffahrt von der Chaussee ist, etwa 30m von ihr entfernt, eine etwa 3m² große Brandstelle freigelegt. Reste von Urnen und ziegelartige Brocken lagen in Mengen herum. Das ganze 7

Fundbett lag 50cm unter der Oberfläche. Der Herd selbst war aus Feldsteinen aufgebaut. In etwa 50m Entfernung, auf der anderen Seite der Chaussee, wurde im gleichen Jahr beim Sand ausheben auf dem, dem Bauern Fr. – W. Bornhuse gehörenden Acker, in etwa 3m Tiefe eine Art Höhlenwohnung freigelegt. Diese Höhlenwohnung war vielleicht durch eine Brand zerstört worden, denn alle Pfahlreste und Schutteile waren kohlig. Sogar verkohlte Früchte, beerenartige Gebilde fand ich dort. Leider zerfielen die Gebilde vollkommen, wenn man sie aufnehmen wollte. Ferner wurde beim Ausheben des Grabens längs des Bahnkörpers, jenseits der Ohre ein Knüppeldamm freigelegt. Feste eichene Bohlen, vollkommen schwarz, hatte man zum Bau eines Knüppeldamms, der exakt in Richtung der oben erwähnten Höhlenwohnung führte, verwendet. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Kaisers Geburtstag

Am 27. Januar war der Geburtstag des ehemaligen deutschen Kaisers Wilhelm II. Selbstverständlich war dieser tag schulfrei. Aber an allen Schulen fand am Vormittag diese Tages eine Schulfeier statt, bei der durch eine Ansprache eines Lehrers, des Kaisers gedacht wurde. In allen Städten und Dörfern des Reiches waren es die Kriegervereine die den Anlass nahmen, den Geburtstag des Kaisers durch irgendeine Feier festlich zu gestalten. So war es auch in Hanum und Jübar. In Hanum z. B fand alljährlich der so genannte Kriegerball statt. Schon Wochen vorher übte eine Laienspielgruppe allabendlich an einem kleinen Schauspielstück, mit dem der Kriegerball am genannten Tag eröffnet werden sollte. Es waren meistens Stücke aus dem Soldatenleben. Freundliche Spender ließen es sich nicht nehmen, den Übenden eine Kanne Grog oder eine Lage Würstchen zu spendieren. Gegen 3 Uhr waren alle Mitglieder des Kriegervereines im Gasthaus Klähn versammelt. Um Punkt 3 Uhr ließ der Kommandant den Verein antreten, um die Fahne abzuholen, die nicht im Gasthaus aufbewahrt wurde. Unter den Klängen eines flotten Marsches, gespielt von der Kapelle Pasemann Hanum, wurde die Fahne geholt und in den Vereinssaal gebracht. Um 6 Uhr begann nach alter Tradition das Festessen. Wie immer gab es Schweinebraten und Bratwurst, dazu eine Flasche Wein. Während des Essens hielt der Vorsitzende die Festansprache. Um 7 Uhr wurde dann durch die schon erwähnte Theateraufführung der Ball eröffnet. Während der Darbietung servierte die Wirtin Schmalzkuchen und Rotweingrog. Auch war es Sitte in der Tanzzeit Kaffee und Kuchen zu sich zu nehmen. Der Ball hielt gewöhnlich bis in die frühen Morgenstunden an. Am nächsten Vormittag versammelten sich die Vereinsmitglieder wieder im Gasthaus Klähn, um die Fahne ordnungsgemäß mit Musik zurück zu bringen. Die Feier fand stets im Klähn’schen Gasthaus statt, der Herr Klähn der Gründer des Vereins war, und aus dem Gasthaus Lilge niemand Soldat gewesen war. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Separation, Mergelkuchen und Bernsteinfund

Im Jahr 1847 wurde hier die Separation durchgeführt. Bunt verteilt lagen bisher die Ackerstücke der Bauern auf der Feldmark, was höchst unpraktisch in der Bearbeitung war. Besonderen Anstoß zur Separation gab wohl die Stein’sche Reform. Man teilte jetzt den einzelnen Besitzern die zustehende Fläche im zusammenhängenden „Plan“ zu. Dabei ist wohl etwas gemogelt worden, denn mancher Bauer hatte kompetente Freunde in der Kommission. Aber die Umplanung war eine große wirtschaftliche Verbesserung für das Dorf. Gleich daran schloss sich die Mergelung des Ackers. Hatte doch der Chemiker Liebig gesagt: „Ohne Kalk kein Klee.“ Kalk war aber hier nicht zu haben. Darum grub man hier, wie in den Nachbardörfern, den Kalk in Form von Mergel aus der Erde. Tiefe gruben entstanden im nördlichen Teil der Feldmark. Manche waren so tief, dass man mit Etagen arbeiten musste. Hatte man eine Ader gefunden, die wohl kalk enthalten konnte, so wurde die Probe gemacht. Man goss „Scheidewasser“ das ist Schwefelsäure, auf das zu Prüfende. Schämte es stark auf, so war Kalk enthalten. Und nun begann die Ausbeute. Gleich von der Kuhle aus wurde der Mergel auf den Acker gefahren. Der Erfolg zeigte sich bald. Bei diesem Graben, besonders in der Schweineweide un Umgebung, fand man auffallend leichte Steine. Man wusste zunächst nicht was es war. Der Stein ließ sich leicht schneiden. Man nahm größere Stücke mit nach Hause, wo ich viel später einzelne Stücke auf den Fensterbänken liegen sah. Man gab sie mir. Ich fragte, als ich an einem Stück Absplitterungen sah, warum sie das gemacht hätten? „Wir räuchern damit gegen Zahnschmerzen, es hilft!“ Schöne gelbrote und milchige Stücke waren gefunden worden. Auch beim Steine ablesen fand man hin und wieder ein Stück. Wohl wussten einige, das es Bernstein war, was sie gefunden hatten. Der alte Bauer Pasemann erzählte mir, dass ein Knecht (er hat ihn mir damals auch genannt) ein Stück von der 8

Größe eines Brotes gefunden habe, das er leider gerade in der Mitte mit der Spitzhacke verletzt habe. Der Knecht wurde mit dem Stück nach Salzwedel geschickt zu einem Goldschmied, der ihm sagte, dass es Bernstein sei. Für das Verkaufsgeld konnte sich der Finder einen schönen massiv eichenen Koffer machen lassen. Ich habe leider einige Stücke verschenkt. (eines an das Museum Diesdorf) (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

„Konterbandieren“ Ein paar Schmugglergeschichten

Bis zum Jahr 1866 war hier die Ohre bekanntlich zwischen den beiden Königreichen Hannover und Preußen. Noch heute stehen im Nordwesten der Feldmark 2 hohe Sandsteinsäulen, die eingegraben die Signien „K.H. und K.P.“ tragen. Sie sind heute symbolisch. Grenzjäger die in Jübar stationiert waren, bewachten den Verkehr. Personen konnten ungehindert passieren, aber nicht Waren und Vieh. Zollpflicht! Nun kamen aber leider so viele begehrte Sachen in den Hafen jenseits der Grenze an, die man hier aber erst, durch hohen Zoll versteuert, erstehen konnte. Dazu gehörten vor allem Tabak, Zucker, Reis und besonders Rum aus Jamaika. Wer diese Sachen von „jenseits“ einschmuggeln konnte, verdiente sehr viel Geld. Das lohnte sich. Grossunternehmer und Schmuggler standen hier im Geheimen unter einem Dach. Verwegene, gerissene Kerle, noch heute entsinnt man sich ihrer, wurden Konterbandierer. Zu zweit gingen sie nur in besonders ausgewählten Nächten. Die Gewohnheiten der Jäger waren studiert und genau bekannt. Besonders gefürchtet war der „schlaue Wenzel“. Beim Schulmeister in Ohrdorf, so habe ich erfahren, war das Abhollager. Ziellager war Apenburg. Auftrag war diesmal Überseetabak. Der Hinweg klappte spielend. Sie befinden sich schon wieder auf dem Rückweg. Die Schweineweide ist durch gegangen. Sie halten zusammen, beide mit vollen Säcken auf dem Rücken. Er Inhalt ist aber nicht der gleiche. Ein Sack wird sowieso abgestellt, wenn er seinen Zweck erfüllt hat. „Kammloh, kiek do!“ zischt der eine leise. Ja, der Träger des „echten“ Sackes sieht sie auch. Jetzt heißt es laufen. Das freie Feld muss benutzt werden, da sieht man jede Überraschung noch einigermaßen. Aber sie sind nun auch bemerkt worden. Ein Träger fällt plötzlich, kommt wieder hoch und hinkt. Er ist bald gestellt. „Was ist in dem Sack? Aha, Tabak!“ – „Nee, Päerschied!“ – „So, kennen wir. Ausschütten!“ Man vermutet, dass unter der Schicht Mist der Tabak liegt. Die Jäger stülpen den Sack um. Tatsächlich, der Kerl hat Recht. Also keine Konterbande. Sie müssen den Inhalt wieder einfüllen und tun es unter Fluchen und Schimpfen. Leider ist eben Mist nicht zollpflichtig und sollte er aus Ohrdorf sein. Der Bauer Matthies hat 2 Kühe an einen Ohrdorfer Bauern verkauft und gleich sein Geld bekommen. Aber die Tiere müssen hinüber geschafft werden, ohne den hohen Zoll natürlich! Matthies und sein Knecht treiben die Kühe zur Wiese an der „Kunkelfreiecke“. Ein scharfer Hund, an der Leine geführt, begleitet sie. Der Käufer weidet bereits seine Kühe jenseits der Ohre. Die Grenzer kommen. Matthies spricht von nebensächlichen Dingen. Der Knecht holt Birkenreisig aus dem nahen Wald. Da nähern sich die Kühe der Ohre. Matthies läuft hin. Der Hund reißt sich los. Der Knecht kommt von der falschen Seite. Die Kühe rasen durch die besonders flache Ohre und stehen erst, als sie sich in der Schar ihrer Artgenossen drüben befinden. Da schimpft es aber von jenseits: „Verdammtes Pack, watt het jei mokt! Könn’n jei nich uppass’n!“ Wirrwarr drüben bei den Kühen. „Hüt ob’nd is nisst mehr tau mok’n, kümmt morg’n und hoats wä!“ Schimpfend, er fände die fremden Tiere jetzt nicht heraus, treibt er die Herde nach Ohrdorf zu. Auf diese Seite ist es nicht besser. Jeder gibt die Schuld dem anderen. Selbst die Zöllner sind ratlos. Aber als Herr und Knecht außerhalb der Hörweite sind, lach sie „Hätt klappt!“ Viele solcher Schnippchen wurden hier um 1900 noch erzählt. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Arbeit der Zimmerleute

Meistens an Ort und Stelle, ich habe das selbst gesehen, wurde von Zimmerleuten, die oft im Ort wohnten, nachdem das Fundament fertig war, mit dem Beahauen der Baumstämme begonnen. Das behauen ging so vor sich: 2 starke Behaublöcke wurden mit einem oder 2 Stämmen belegt. Dann wurde mit der Axt zunächst die Rinde entfernt, wo man mit einer mit Holzkohle geschwärzten Schnur den Leitstrich anschlagen konnte. Der Faden wurde dabei von 2 Leuten, je an einem Ende des Baumes Stehend, Straff gespannt und fest gehalten. Ein dritter Zimmermann trat nun an die Mitte des Fadens, zog ihn im rechten Winkel zur Anschlagstelle hoch und ließ los. So ging es weiter, bis die beiden Stämme gezeichnet waren. Nun traten die Zimmerleute, an jedem Ende des Stammes einer, 9 heran und schlugen mit der Axt, etwas außerhalb der Markierung, das überschüssige Holz ab, das in großen Schwaden zur Erde fiel. War der Grobbehau beendet, kam das Breitbeil, dessen Schneide etwa 30cm lang war, dran. Nun schlug man genau auf den Strich. Geschickte Arbeiter machten es so sauber, das man annehmen konnte, es sei gehobelt worden. Nun kamen die behauenen Blöcke auf die Zulage, auf der dann die einzelnen Teile des Fachwerks fertig wurden. Die Zapfenlöcher wurden mit der so genannten Queraxt eingeschlagen. Das Gerät hatte eine Quer – und eine Längsschneide, die man wunschgemäss durch einfaches Drehen mit der Hand, ohne auch nur einen Moment inne zu halten, benutzen konnte. War das Haus gerichtet, dann begann, sollte es Lehmfachwerk werden, und das hatten bis dahin noch fast alle Scheunen, das Ausfüllen der Wände mit Lehm. (Das Schulhaus hier hat bei den Innenwänden immer noch Lehm) Hierzu traten, so weit ich es noch gesehen habe, nur Frauen an. Die Zimmerleute hatten Latten so zurecht gehauen, dass sie in eine Führungsnut, oben und unten eines Faches, leicht eingeschoben werden konnte. Das geschah erst dann, wenn jedes einzelne Stück mit Stroh umwickelt und mit Lehm, damit das Stroh festsaß, beschmiert war. Unter großem Gelächter und Gekreische, denn mancher Spritzer flog der Nachbarin ins Gesicht, ging das Ausfüllen der Wände vonstatten. Der Lehm wurde mit der hand hinein geworfen. War nun alles beendet, gab es die „Kleibverköst“. Bei solchen Arbeiten trieb auch der Volkswitz seinen Mutwillen: Die Frauen waren gerade fertig geworden mit der Lehmarbeit an der Scheune des Kaufmann Warnecke in Jübar. Ich stand mit noch einem Jungen an der Scheune, wir hatten zugeschaut. Die Arbeit war also beendet. Da sagte der Mann, der den Lehm zubereitet hatte, zu den Frauen plötzlich: „Nanu, drei Wand stähd nich groh, die Lehm sitt scheif.“ Nun wurden wir fort geschickt, vom Bauern Heymann die „Wandscher“ (Wandschere) zu holen, damit die Wand gerade gerichtet werden könne. Wir gingen ahnungslos hin, sogar etwas stolz, auch noch mitgeholfen zu haben. Der Bauer sah uns an, auch sein Sohn war bei uns, und meinte, wir müssen etwas warten, er wolle sie aber gleich holen. Er verschwand in einem Schuppen, kam aber nach kurzer Zeit mit einem zugebunden Sack wieder. Den sollten wir schnell hin tragen, so sagte er, was drinnen sei dürfte nicht lange draußen sein. Wir schleppten den schweren, jetzt so geheimnisvollen Sack, zu viert zum Bau. Dort stand die Gesellschaft, einige ernst, einige heiter kichernd. „Na, denn moa hä!“ sagte der Lehmarbeiter. Wir setzten ab. Der Sack wurde geöffnet, und was war drin? Einige Feldsteine und ein Stück Latte. „Jei infomt’n Krabb’n, watt bring’n jei mick hier?“ Die Frauen lachten und höhnten. Nun, ihr Zweck war erreicht. Wir liefen eilig weg und schworen Rachen. Rache, die nie ausgeführt wurde. Zu ähnlichen Schnurrpfeifereien bot sich im Dorf des öfteren Gelegenheit. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ – von Alfred Bock)

Vom Leinsamen bis zum Handtuch

Nicht übertriebene Sparsamkeit oder gar Geiz, auch nicht Ablehnung von Neuem, hat den Bauern veranlasst, noch weit bis in dieses Jahrhundert hinein in seinem Wohnzimmer den Webstuhl aufzustellen. „Unsere von der Handarbeit rauen Hände brauchen selbstgewebte Handtücher zum Abtrocknen, und unsere Hände müssen viel her halten beim Mähen und Säcke schleppen. Das feine, gekaufte Zeug taugt nichts für uns!“ So sagte mir mal ein Bauer. Auf einem Stück besten Ackers, das möglichst unkrautfrei war, wurde Anfang Mai der Leinsamen gesät. Unter fleißigen Wieten und Jäten (Flasswein) wuchs der Flachs auf. Um Johanni (24. Juni) bildete das Feld ein blaues Meer, er blühte. Im August hatte er seine Reife erreicht und konnte gezogen werden. (Flasstrekke) Das war Musterarbeit, denn kein Unkrauthalm durfte mit in die Bündchen geraten, in die man den Flachs nun band. Diese Bunde wurden zu Stiegen zusammen gestellt, um den Halm zu trocknen und den Samen zu reifen. Nach der Trocknung vereinigte man die Bunde einer Stiege zu einem großen Bund und brachte alles auf die Scheunendiele, wo das „Reepen“ begann. Unter Reepen versteht man die Entfernung der Samenkapseln. Zu diesem Zweck war quer durch die Scheune, in Brusthöhe, ein Balken gelegt, auf dem eiserne Kämme befestigt werden. Mit beiden Händen fasste man nun ein Flachsbündel, schlug es in den Kamm und zog es rückwärts zu sich, so dass die Samenbollen abgerissen wurden. Man wiederholte es solange bis die Halme kapselleer waren. Die abgestreiften Halme wurden nun wieder zu großen Bunden zusammengefasst, um der Weiterverarbeitung entgegen geführt zu werden. 2 Wege zur Weiterbehandlung des Flachses standen jetzt dem Bauern offen: Der 1. war der einfachste und bequemste. Mein breitete die Flachsstengel auf einem Stoppelfeld möglichst dünn aus und setzte in dadurch bis Mitte September allen Witterungseinflüssen aus. (Flassprahe) Der 2. Weg war umständlicher, er gab aber später einen weißeren Flachs, es war das „Röthen“. Der Flachs, in kleinere Bündel geteilt, kam in ein passendes Wasserloch, (Röthekuhle) wo er sachgemäß eingesackt und mit Brettern und darauf gelegten Steinen beschwert wurde, damit er bei der eintretenden Gährung nicht nach oben gehoben wurde. Aufsteigende Bläschen und ein penetranter Geruch zeigten die Gärung an, die ebenfalls Mitte September, nach etwa 4 Wochen, 10 beendet war. Danach wurde er wieder heraus geholt und ähnlich wie beim 1. in Stiegen wieder aufgestellt, (Flassstücken) damit er austrocknen konnte. Nach vollständiger Austrocknung wurde er dann zur Weiterverarbeitung auf den Hof geholt. Mit dieser Tätigkeit ist der 1. Arbeitsgang im Flachsanbau beendet. Bis Mitte November hatten Bauer und Bäuerin noch mit Feldarbeiten zu tun, dann aber hieß es eines Tages: „Nu mütt maschint wähn.“ Das galt dem Flachs. 2 Maschinen waren nötig, um den Flachs weiter verarbeiten zu können. Es kam zunächst darauf an, den Flachs von den holzigen Stengelteilen zu befreien. Dazu musste er vorbereitet werden. Vor allen Dingen musste er knack trocken sein. Das erreichte die Bäuerin dadurch, dass sie die Flachsbunde in den vom Backen noch heißen Ofen schob. Knochenhart wurden hier die Holzteile und damit leicht zerbrechlich. Nun erst konnte die Brachmaschine in Tätigkeit treten. (Brockmaschine) Sie hatte große Ähnlichkeit mit einer Wäscherolle, nur dass hier die Walzen nicht glatt, sondern mit tiefen Riefen versehen waren, die ineinander fassten. Diese Walzen, die mit der Hand gedreht wurden, musste der Flachs einige Male passieren, was durch vor und rückwärts dehne leicht zu machen war. Hatte der gesamte Flachs die Brachmaschine passiert, wartete die Schwingmaschine auf ihn, die die Aufgabe hatte, die zerbrochenen Holzteile aus dem Flachs zu entfernen. Sie hatte ein propellerartiges Schwungrad von 1m Durchmesser und konnte durch eine ziemlich große Übersetzung, mit der Hand in rasende Bewegung gebracht werden. Die Flügel (Propeller) schlugen dabei ganz dicht an einem, auf der flachen Kante befestigten Brett vorbei. Man schenkte ein Flachsbündel auf diese Brettkante und die Flügel schlugen auch das letzte Holzstück heraus. (Schäw) Bemerken möchte ich noch, dass jeweils 2 Frauen an jeder Maschine standen, die sich abwechselten. Denn das fertige Material musste sauber gebündelt werden. Der Flachs war aber noch längst nicht spinnfähig. Er musste noch eine weitere Prozedur über sich ergehen lassen, das war das Hecheln. (Häcken) Für dies Arbeit standen meist ein paar Frauen im Dorf bereit, die eine besondere Geschicklichkeit hierin besaßen. Sie kamen auf Bestellung und brachten das nötige Gerät, die Hechel, mit. Es war ein Brett von 20 x 20 cm Größe, auf dem Hunderte von Nadeln mit der Spitze nach oben angebracht waren. Diese Gerät war wieder auf einem längeren Brett befestigt, das auf einen Tisch geschraubt war. Vor diesem Tisch nahm nun die Hechlerin ihren Platz ein und begann mit der Arbeit. Sie fasste ein Bündel Flachs mit beiden Händen, schlug es fleißig in den Kamm hinein und zog den Flachs hindurch, was sie mehrmals wiederholte, bis der Flachs brauchbar war und gekämmtem Haar glich. Die Hausfrau selber sammelte die anfallende „Hede“ auf, die sie noch in Grob – Mittel und Kleinhede sortierte. Der erste Durchstoß war die Grobhede und der letzte die Kleinhede. Aus ersterer spann und webte man Sackleinen, aus der mittleren Leinwand für Beutel und Schürten. Der gehechelte Flachs wurde zu einem Zopf vereinigt, dessen Menge gerade zur Herstellung eines Wockens für das Spinnrad ausreichte. Ende November, wenn die Felder blank waren, griffen die Hausfrau, die Mägde und die Töchter nach den Spinnrädern. In Ordnung waren sie, denn der im benachbarten Ort wohnende Drechslermeister hatte im Sommer die Räder einer gründlichen Kontrolle unterzogen. Im Gebrauch war im allgemein das einspulige Tretrad. Erfunden wurde es 1530 von einem Hans-Jürgen aus Wattenbüttel bei Braunschweig. Der Vorgänger diese Rades war das Handspinnrad gewesen, das sich aus der einfachen Drehspindel entwickelte und bereits 1298 erwähnt wird. Gesponnen wurde früher hauptsächlich in den Spinnstuben, in den späteren Jahren wurde das Hausspinnen mehr gepflegt. Die Spinnerinnen eines Hauses mussten darauf bedacht sein, dass alle Fäden möglichst gleichmäßige Stärke hatten, denn beim Weben würde ein zu dicker Faden sich sehr heraus heben. Bei Sack und Schürzenleinwand, wo der Rohstoff die Hede bildete, kam es nicht so genau darauf an. Waren mehrere Spulen gefüllt, dann trat die Haspel in Tätigkeit, Es war ein mehrarmiges Rad, dessen Arme Querhölzer trugen, um das zu haspelnde Garn aufzunehmen. An der Welle war eine Hammereinrichtung angebracht, die nach 60 Umdrehungen einen Schlag auslöste. Nun wurden die darauf liegenden Fäden zu einem Gebinde abgebunden, mehrere Gebinde ergaben dann einen Strähn, dessen Länge nach dem Aufzug auf den Webstuhl berechnet war. Für gewöhnlich wurde die Hede zuerst gesponnen, damit man seine ganze Aufmerksamkeit dem guten Flachs zuwenden konnte. Erwähnen möchte ich noch, dass am Samstagabend die Spinnräder ruhten und beiseite gestellt wurden. Bis Januar war das Spinnen beendet und das gehaspelte Garn war zum Weben bereit. Die Strähnen bildeten 14 Schöcker, (1 Schock = 60) 16 Schöcker waren Handtuchbreiten, 18 bis 22 waren Handtuchbreiten, die glatt gewebt wurden, d.h. einfache Webart. Beim Weben der Handtücher konnte man mehrere Muster herstellen: Meskendrell, Treppendrell, Gansaugen und Brunmackendrell. Die Muster erhielt man durch verschiedene Kämme, die durch Pedale „trähn“ bedient wurden. Schwierige Muster verlangten bis zu 10 Pedale. Das Gleiche gilt auch für Tischtücher. Das Weben war eine große Kunst. Größte Genauigkeit verlanget der Aufzug des gesponnenen auf das Webtau. Jeder einzelne faden musste sauber verknüpft werden, eventuell auch durch die Öffnungen der Kämme gezogen werden, wenn er neu war. Bei gebrauchten Kämmen ließ man nach der Fertigkeitsstellung des Gewebe die Fäden drin. Man zog sie also nicht ganz heraus und brauchte bei Neubeginn nur die einzelnen Fäden anzubinden, was allergrößte Genauigkeit erforderte, denn alle Fäden mussten unbedingt parallel laufen. Und nun der Anfang, nämlich das Stück Garnbündel, das vor den Kämmen seinen Platz fand. Das gehaspelte 11

Garn wurde zunächst gewaschen und getrocknet und dann auf große Spulen gezogen. Bei 14 Schöcker auf 14 große Spulen bei 16 große Spulen, bei 18, 20, 22 dasselbe. Das Garn dieser Spulen wurde nun auf einen Ziehrahmen gebracht, von diesem dann wieder angekettet; somit war es nun vorbereitet zum Aufzug auf den Webebaum des Webtaus, wozu 4 Personen nötig waren. Meistens zog man Garn für 3 Webstücke von je 30 Ellen auf. Die Länge des aufgezogenen Garnes bestimmte die Länge des Webstückes. Die Weberin, früher die Großmagd oder die Haustochter, konnten nun den Webstuhl besteigen und auf einer Bank am hinteren Ende des Webstuhles Platz nehmen. Sie ergriff die Schottspule. Die Schottspule ist ein Schiffchen, das eine kleine Granspule aufnehmen kann („Speuaken“); auf sie wird das Webegarn aufgespult. Die Spule ist ein hohles Rohr, das aus dem sogenannten Spülchenrohr hergestellt wurde (Riedgras). Das Röhrchen war ungefähr 10 cm lang und trug je am Ende eine Umwicklung aus Pechdraht, damit der aufgewickelte Faden nicht abrutschen konnte. Solche Spulen waren bis zu 50 Stück vertreten. Das Aufspulen geschah auf einem Spinnrad, das dafür eine Einrichtung hatte. Die Kinder im Haus übernahmen meistens diese Arbeit. Das benutzte Garn war durchweg etwas dicker, als das Garn, des Aufzuges. Diese Spülchen waren nicht in der Schottspane zu befestigen und auszuwechseln. Nun konnte das Weben beginnen. Die Weberin trat auf das erste Pedal, das den Kamm betätigte, der die Hälfte der Fäden aufhob und somit eine Öffnung entstand, durch die das Schiffchen („Schottspana“) hindurch gleiten konnte. Das Schiffchen nahm den Faden mit, der mit der Kammlade nun festgehalten wurde. Nun trat die Weberin das linke Pedal, es hob sich die andere Fadengruppe und das Schiffchen konnte zurück wandern und so fort. Später ging man dazu über, das Schiffchen mit dem sogenannten Schneller zu bedienen, was wesentlich rascher ging. Diese geschilderte Webart bezog sich aber nur auf die Herstellung von schlichtem Leinen, Säcken und blauen Schürzen. War nun eine Bahn von etwa 30 Ellen Länge fertig, so trennte man hier ab, ein Stück von ungefähr einer Elle Länge ließ man aber drin, um es wieder an der Aufrollvorrichtung, die ja jetzt frei wurde, zu befestigen, damit eine neue Bahn in Angriff genommen werden konnte. Das fertige Stück wurde an den Enden mit Ösen versehen, um es beim Bleichen auf der Wiese fest spannen zu können. Das Bleichen erforderte auch einige Arbeit; abwechselnd Sonne und Regen mussten da sein. Auch Kochen und Begießen der Stücke wurde zu Hilfe genommen, bis das „scheeigte“ Leinen da war. Bei starkem Wind belegte man die Bahnen mit schweren Rundhölzern, um ein losreißen zu verhindern. Das aus guter Hede gewebte Leinenstück gab man in eine Färberei, um es dort blau färben zu lassen. Die Handtuchleinwandballen blieben bis zum Winter im Koffer, um sie dann zu verarbeiten. Auch an künstlerische Webarten ging man heran. So webte man buntkarierte Bettüberzüge, deren Aufzug sehr schwierig war und auch Beiderwand. Letztere meistens aus grüner oder blauer Baumwolle hergestellt. Für die Mutter des Hause4s und für die Töchter fertigte man daraus Kleider. Aber auch an das Weben von Anzugstoffen für die männlichen Angehörigen des Hauses ging man heran: Wollener Dreikamm und Fünfkamm. Die Wolle lieferte dazu die Schafherde. Gesponnen wurde sie ebenfalls von den Angehörige4n des Hauses und als Farbton wählte man meistens schwarz. Es war Sitte, dass damals die Knechte zum Weihnachtsfest den Stoff für je einen Anzug bekamen. Später, als auf den Bauernhöfen das Spinnen und Weben mehr und mehr eingestellt wurde, gab man den Knechten und Mägden keine Webeware mehr, sondern nur noch den geernteten Flachs von jeweils einem „löpchen“ Fläche. (Entnommen aus „Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark“ von Alfred Bock)

Spinnstube

Uralt ist das Spinnen und sehr alt sicher die "Spinnstube". Ich habe sie noch im Original erlebt. Mitte November, wenn für die Frauen und Mädchen die Feldarbeit vorbei war, begann hier in fast jedem Haus das Spinnen des selbstgeernteten Flachses. Die Spinnräder wurden hervorgeholt, vielleicht war das eine oder andere noch schnell vom Drechsler Wilhelm Wrede, dem Spezialisten aus Jübar, geholt worden, das im Spätsommer der Eignungsprüfung nicht standgehalten hatte. Das Abendbrot ist verzehrt, Bauersfrau, Magd und Tochter tragen schnell ab, "hüt obnd is Spinnstuw, Vorer, wettst doch!" Die Räder werden ergriffen, man tritt aus der Tür, kalter Wind lässt die Kopftücher flattern. Ein Ruck und das Spinnrad ist fest an der Hüfte. Die Mutter steuert nach links und die beiden Mädchen gehen entgegengesetzt in den "Jungenkoppel". Sie treten in die durch eine Öllampe, die an der Decke hängt, schwach erleuchtete, aber mollig warme Stube. Freundliches Grüßen. Kichern, und man setzt sich. Bald surren die Räder, alle sind versammelt. Da kommen die Jungkerls; einer hat eine Handharmonika. "Sah ein Knab ein Röslein stehn" wird gleich angestimmt. Es stört durch seinen Rhythmus nicht die Spinnbewegung. Neuigkeiten schwirren jetzt, die neu`sten Liebschaften werden bekannt gemacht, die Wangen der noch Schüchternen glühen. Nun werden alte Rätsel aufgegeben. Sie klingen verteufelt zweideutig, aber ihre Lösung ergibt das harmloseste Ding. Bauernwitz. Dann singt man wieder, auch mal ein recht altes, aber auch wieder zweideutiges Lied. Außer Obst wird viel 12 gegessen, ein Likörchen gibt es nur, wenn jemand Geburtstag hat. Fast immer ist eine alte Frau "gardezmadame" anwesend, aber sie weiß genau, dass sie auch einmal jung war. Ich entsinne mich genau an eine Spinnstube der "Alten", zu der ich von meinem älteren Freund, Tischlermeister Garz, eingeladen war. Ich ging pünktlich hin. Es waren aber fast alle schon versammelt, die Uhren gingen immer schon eine halbe Stunde "vor", meine leider nicht. Die Männer saßen im Sofa und auf den Stühlen, ich wurde hinzugebeten. Auf dem Tisch lag ein golden schimmernder "Flachszopf". Eine Vorsichtige hatte sie zur Ergänzung mitgebracht. Wir Männer rauchten, die Frauen plauderten leise, mal unterbrochen durch ein Auflachen. Auch ein Lied wurde gemeinsam gesungen. Schön war es in diesem Kreise und anheimelnd gemütlich. Am Schluss so ziemlich schon, hielt eine der Frauen an. Sie ergriff den "Zopf" und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Nun löste sie die "Flechte" und steckte das eine dünne Ende fest hinter den Schürzengurt. Jetzt breitete sie sorgfältig und recht gleichmäßig den Flachs auf dem Schoß auseinander. Dabei bewegte sich pendelartig die rechte Hand hin und her während die Linke gleichmäßig die kleinen Strähnen vom Zopf löste. Nun ergriff sie den leeren "Wockenhalter" und rollte, nachdem sie das haltende Ende aus dem Schürzengurt gelöst hatte, den ausgebreitet liegenden Flachs auf. Nun band sie ein rotes Band um die dickere untere Hälfte, damit sich der Wocken nicht wieder auflöste. Der Haltearm des Rades nahm ihn dann wieder auf; und gleich surrte es weiter. Kurz vor dem Aufbrechen wurde der bekannte "Ruller" gefordert, eine ganz kecke Frau errötete etwas und lehnte ab. "Dieser Besuch heute." Aber ich ermunterte, da ich ja neugierig war. Die Frau hockte nieder, zog den vorderen Rand des Kleides etwas unter den Körper durch und hielt ihn mit beiden Händen fest. Jetzt, nachdem sie den Kopf fest nach unten gedrückt hatte, glich sie einer dicken Walze. Und nun rollte sie unter Kreischen der anderen Frauen ein paar mal in der Stube auf und ab – eine schöne sportliche Leistung. Wir gingen, es schneite etwas. Entfernt auf der Straße kichern, schwatzen; auch Männerstimmen sind dazwischen. Pünktlich war auch dort Schluss gemacht. Gute, schöne alte Zeit! Hier war sie wirklich noch, wenn auch nur für den, der Behaglichkeit, Geruhsamkeit und Gemütlichkeit liebte. (Entnommen aus "Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark" – von Alfred Bock)

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 1 FFrreeiiwwiilllliiggee FFeeuueerrwweehhrr JJüübbaarr

Jübar, eine aufstrebende Gemeinde

Straßen – und Feuerwehrgerätehaus / Bau in einem Jahre / Motorspritze wird eingeweiht Am heutigen Sonntag hat man in Jübar allen Anlass, freudige Gesichter aufzusetzen, denn aus der Gemeinde heraus wurden Werke vollbracht, die mit vollem Recht zu nennen sind. In den Mittelpunkt des Interesses ist heute der Winkel am Schützenplatz gerückt. Da ist zuerst die neu ausgebaute Schützenstraße, für die ein Lob zu zollen ist. Im Frühjahr wurde hier erst mit den Arbeiten begonnen, und dass es damit höchste Zeit war, weiß jeder, der sich daran erinnern kann, wie holprig vordem das Pflaster war und wie lustig hier bei Niederschlägen die Wasser vom Dorfplatz her und vom Kahnberg herunter zusammenströmten. Die Schützenstraße, die fraglos die Schlechteste des ganzen Ortes war, kennt man jetzt kaum wieder mit ihren Hochborden. Zum Glanzpunkt an diesem Straßenzug ist das neue Feuerwehrgerätehaus geworden, dessen siebzehn Meter hoher Turm weit über die Häuser ragt. Von Sachverständigen wurde dieser Bau der fortschrittlichste in den ländlichen Gemeinden des Regierungsbezirkes genannt. Der eigentliche Geräteraum ist 16 m lang, an dessen Hinterwand sich eine Schlauchwascheinrichtung entlang zieht. Im zweiten Geschoss liegen zwei Unterrichtsräume, die sich im Winter heizen lassen. Untergebracht werden in dem neuen Gebäude ein sechssitziges Mannschaftsauto, eine Handdruckspritze, ein Zubringer, ein Schlauchwagen und verschiedene Leitern und schließlich auch die neue Motorspritze, die in diesen Tagen erst abgenommen wurde und aus Spenden angeschafft werden konnte. Heute Vormittag werden nun in Jübar die Löschzugführer des Kreises Salzwedel tagen. Nachmittags wird dann das Gerätehaus geweiht und die Motorspritze übergeben. Es folgen Geräte – und Fußübungen und endlich eine großzügige Angriffsübung, bei der allein vier Motorspritzen eingesetzt werden sollen. Vierzehn Löschzüge wollen dazu als Gäste nach Jübar kommen. (Entnommen Zeitungsausschnitt vom 11. September 1938 "Der Mitteldeutsche" Nr. 124 – Eigentümer Gustav Lehmann)

Gemeinschaftsgeist in Jübar trug Früchte

Kreisverbandstag der Feuerlöschpolizei – Weihe des neuen Gerätehauses und Übergabe der neuen Motorspritze an den Löschzug Jübar Mit dem vergangenen Sonntag hat die Gemeinde Jübar einen Tag erlebt, dem die eine besondere Seite in dem Buch ihrer Ortschronik widmen kann. Galt es doch, sich zu freuen über vollbrachte 2

Werke, die für eine Gemeinde von der Größe Jübars eine bemerkenswerte Leistung ist und die nur zustande kommen konnte in dem gemeinsamen Willen aller zur Erfüllung der Ideen des Führers: nur durch gemeinsames Schaffen kann Großes geleistet werden. In unserer Sonntagsausgabe haben wir schon im Bildbericht gezeigt die neuausgebaute Schützenstraße und das an ihrem Ende befindliche neue Feuerwehrgerätehaus, das in seiner Form, Ausstattung und Zweckmäßigkeit nach Ansicht der Männer vom Fach wohl der fortschrittlichste Bau dieser Art in den ländlichen Gemeinden unseres Regierungsbezirkes ist. Ist es da zu verwundern, wenn da die gesamte Einwohnerschaft mit stolzer Freude die neue Straße zu ihrem neuen Feuerwehrdepot zieht, an dem hohen Steigerturm hinaufschaut oder durch die drei massigen, weit geöffneten Tore in die große Halle blickt, wo die Geräte stehen, die es ihrem tapferen Löschzug nun ermöglichen, mit ganz anderen Mitteln als bisher ihr Hab und Gut vor Vernichtung durch Feuer zu schützen. Ein freudiger Stolz leuchtet aus den Augen der Feuerwehrmänner und ein Gesicht der Geborgenheit prägt sich in den Mienen der Bewohner aus, so dass gewiss keinem die Opfer reuen, die er gebracht hat.

Die Wehrführer – Tagung Der geräumige Saal der Gastwirtschaft Herms vermag die große Zahl der erschienenen Wehr – und Löschzugführer und Feuerwehrkameraden nicht zu fassen, so dass auch noch die Vorräume besetzt sind, als Kreisfeuerwehrführer Beuchelt den Kreisverbandstag mit den Worten der Begrüßung eröffnet, die vor allem gelten dem erschienenen Landrat, dem Kreiskommissar der Landfeuersozietät, dem Bezirkswehrführer, dem Bürgermeister von Jübar, sowie den Amtsvorstehern und Bürgermeistern der Umgebung. Der Kreiswehrführer widmete Worte der Anerkennung den Leitern der Gemeinde und des Löschzuges. Worte anspornender Ermahnung richtete er an alle, nicht stehen zu bleiben bei dem Erreichten, sondern mit aller Anspannung der Kräfte zu arbeiten am weiteren Auf – und Ausbau aller Möglichkeiten der Brandverhütung und Bekämpfung.

Aufbau im Löschwesen! Dann kam man zum Bericht über das Jahr 1937/38, den der Kreisfeuerwehrführer in erschöpfender Weise selbst gab. Arbeit und Dienst seien gewaltig gesteigert worden und nur der freudigen Pflichterfüllung auch fast aller Wehr – und Löschzugführer sei es zu danken, dass alles ordnungsgemäß hätte erfüllt werden können. Aber auch in Zukunft gelte es: äußerste Pünktlichkeit und strikte Erfüllung aller Dienstvorschriften. Man hoffe, dass man im 5. Jahre zu einem wesentlichen Abschluss der Arbeiten, besonders in der Ausrüstung und Uniformierung kommen werde. In der Einrichtung der Gerätehäuser sei man auch ein gutes Stück vorwärts gekommen, aber leider seien oft noch schwere Beanstandungen zu machen, und es sei dringendste Pflicht der betreffenden Löschzugführer und Bürgermeister, hier Abhilfe zu schaffen. Von den 153 Gerätehäusern im Kreise seien 12 mit sehr gut, 72 mit gut, 59 mit mangelhaft und 10 mit schlecht zu bezeichnen. Ein Teil der Gemeinde habe noch sehr dürftige Geräte, ein Teil noch gar keine. Das dürfte es heute nicht mehr geben, dass man sich auf nachbarliche Hilfe verlasse. Jeder muss in der Lage sein, sich selbst zu helfen! Die Einberufung der jüngeren Mannschaften zum Arbeitsdienst und Heer müsse Veranlassung geben, fortgesetzt für Ergänzung zu sorgen. Als wichtigstes Ereignis bezeichnete er die Erstellung der Provinzialfeuerwehrschule Heyrothsberge und dankte hierbei allen Kameraden für die gebrachten Opfer für diesen Zweck. Er verwies darauf, dass bis 1940 alle Löschzugführer durch diese Schule gegangen sein müssen, andernfalls ihre Abberufung erfolgen muss. Die Maschinistenlehrgänge an der Schule seien fortgesetzt übergemeldet, so dass Zurückstellungen erfolgen müssen. Die Zahl der Brände sei im Berichtsjahre mit 20 um 4 höher als im Vorjahr gewesen. Der Kreiswehrführer sprach der Landfeuersozietät seinen besonderen Dank für die stets umfangreiche Unterstützung der Wehren aus. Mit einem Vergleich zu früheren Katastrophen und ernsten Worten für eine durchgreifende Ausbildung in der Vorbeugung, Verhütung und Brandbekämpfung schloss er seinen ausführlichen Bericht. Weiter wurde der Bericht über die Kreisfeuerwehrverbandskasse gegeben und dem Kassierer Entlastung erteilt. Ebenso wurde der Haushaltsplan für 1938/39 einstimmig genehmigt. Abschließend wurde betont, dass bis 1940 wahrscheinlich die allgemeine Motorisierung durchgeführt sein muß.

Auf die Führung kommt es an! Landrat Dr. Zilch gibt seiner Freude Ausdruck über die Gelegenheit, auf solchen Tagungen persönlichen Kontakt mit den Feuerwehren zu bekommen. Es sei ihm eine besondere Freude gewesen, in den 5 Jahren, die er an der Spitze des Kreises stehe, die stete Aufbauarbeit innerhalb der Wehren feststellen zu können, was neben der umsichtigen Arbeit der Bürgermeister, Amtsvorsteher und Löschzugführer ein besonderer Verdienst des Kreisfeuerwehrführers sei, der unzweifelhaft der rechte Mann auf diesem Posten sei. Und darum gelte sein besonderer Dank auch ihm, mit dem er in gemeinsamer Arbeit jederzeit für den weiteren Ausbau der Wehren eintreten wolle. Kreiskommissar Stavenhagen gibt seiner Anerkennung für die geleistete Arbeit Ausdruck und verspricht namens der Direktion weitere wirksame Unterstützung. 3

Feueralarm! Um 13 Uhr marschieren die Wehrmänner zum neuen Gerätehaus, wo nach stolzen Worten der Befriedigung seitens des Bürgermeisters Herms und des Amtsvorstehers Lehmann das neue Gerätehaus unter der Devise "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr" geweiht wurde und dem Löschzugführer Reinecke die Schlüssel übergeben wurden, der versprach, mit seiner Mannschaft, mit dem neuen Gerätehaus und den Geräten sich voll und ganz für das Wohl und Wehe der Gemeinde in Feuers – und Wassernot einzusetzen. Danach treten die Wehren zum Exerzier – und Gerätedienst an, der eingeleitet wird mit Vorführungen eines Salzwedeler Mustersteigertrupps unter dem Kommando von Brandmeister Preuß am neuen Steigerturm. Anschließend folgen Mustervorführungen einer Salzwedeler Mannschaft an der Motorspritze, dann gemeinsame Geräteübungen und Fußexerzieren.

Gerätehaus – Weihe Wenige Minuten vor 15 Uhr ertönen im Dorf Feueralarm – Signale. Auf dem Hehligschen Hofe stehen Scheune und Stallungen "in Brand" und schwere Gefahr besteht für die Nebengebäude auf dem Krauselschen Grundstück. Im Eiltempo rücken die Wehren ab, und ehe die zahlreichen Zuschauer an der angenommenen Brandstelle ankommen, stehen 3 Motorspritzen bereits in flottem Kampf gegen den Brandherd, während eine Handdruckspritze den Schutz der gefährdeten Gebäude übernommen hat, wobei trotz emsigen Einsatzes aber wieder die Unzulänglichkeit dieses Gerätes bewiesen wird. Nach Beendigung dieser Alarmübung marschiert ein imposanter Zug unter Vorantritt eines Tambourkorps und der Huhnschen Kapelle zum Festplatz, wo bei einem kurzen Kommers der Kreisfeuerwehrführer in seiner Kritik die Zufriedenheit über die in allen Teilen als gut gelungen zu bezeichnenden Übung ausspricht. Mit Worten nochmaliger Ermahnung zu immer treuer Pflichterfüllung kann der offizielle Teil der Veranstaltung geschlossen werden und der anschließende gemütliche Teil bei Gesang und Tanz zeigen, dass die Wehrmänner auch hier ihren Mann zu stehen wissen. (Entnommen Zeitungsausschnitt vom 13. September 1938 "Der Mitteldeutsche" Nr.216 – Eigentümer Gustav Lehmann)

Satzung Der Freiwilligen Feuerwehr in Jübar, Kreis Salzwedel e.V. von 1934

§ 1. Name und Sitz

Der Verein "Freiwillige Feuerwehr Jübar e.V.", in dieser Satzung kurz Wehr genannt, hat seinen Sitz in Jübar.

§ 2. Zweck

Der Verein hat den Zweck, im Rahmen des Gesetzes über das Feuerlöschwesen v. 15.12.1933 GS. S. 484 im Auftrag des Ortspolizeiverwalters die Gefahren abzuwehren, die der Allgemeinheit oder dem Einzelnen durch Schadenfeuer drohen. Diesem Zweck dient der Verein insbesondere dadurch, dass er a) die Mitglieder der Wehr im Sinne des nationalsozialistischen Staates zu opferwilliger Gefolgschaft, zum mutvollen und unermüdlichen Einsatz ihrer besten Kräfte für Volk und Vaterland und zu treuer Kameradschaft und Pflichterfüllung erzieht; b) die Mitglieder der Wehr den Dienstvorschriften entsprechend schult und zu Einheitsfeuerwehrmännern ausbildet, so dass sie befähigt sind, in Brandfällen und bei anderen Gefahren Menschenleben retten und schützen, Brände erfolgreich bekämpfen und dabei Sachschäden nach Möglichkeit verhindern zu können; c) die Mitglieder der Wehr durch Vorträge und sportliche Übungen an Geist und Körper ertüchtig

§ 3. Geschäftsjahr

Das Geschäftsjahr läuft vom 1.4. eines jeden Jahres bis zum 31.3. des nächsten Jahres. Die Rechnungslegung und Erstattung des Jahresberichtes erfolgt alljährlich.

§ 4. Mitgliedschaft

Die Wehr besteht aus: 1. den aktiven Mitgliedern, 4

2. den Mitgliedern der Altersabteilung, 3. den Ehrenmitgliedern.

§ 5. Erwerb der Mitgliedschaft

1. Aktive Mitglieder a) Als solche werden nur gesunde, kräftige und gewandte Männer, die den Anforderungen des Dienstes in der Wehr zu genügen imstande sind, einen guten Ruf haben und arischer Abstammung sind, das 18. Lebensjahr vollendet und das 40. Lebensjahr möglichst nicht überschritten haben, aufgenommen. Sie müssen Bürger der Gemeinde J ü b a r und dürfen keine Vertreter von Feuerwehrgerätefabriken oder hiermit im Zusammenhang stehenden Geschäftsunternehmen sein; b) Aufnahmegesuche sind unter Beifügung eines Lebenslaufes an den Wehrführer zu richten. Ein ärztliches Gesundheitszeugnis und polizeiliches Führungszeugnis kann angefordert werden. Der Führerrat entscheidet allein über die Aufnahme und Ablehnung des Aufnahmegesuches. Er ist nicht verpflichtet, eine Ablehnung zu begründen; c) Die Anzahl der aktiven Mitglieder für die Wehr ist durch die Dienstvorschrift festgesetzt; d) Jedes neu aufgenommene aktive Mitglied wird zunächst durch den Wehrführer als Feuerwehrmann – Anwärter für mindestens 6 Monate verpflichtet; e) Nach erfolgreicher Ausbildung, vorwurfsfreier Dienstzeit und abgelegter Prüfung vor versammelter Mannschaft beschließt der Führerrat über die endgültige Aufnahme. Bei der endgültigen Aufnahme hat das neue Mitglied folgende Erklärung abzugeben: "Ich gelobe, im Sinne des nationalsozialistischen Staates meinen Führern gehorsam und meinen Kameraden ein treuer Kamerad zu sein, meine freiwillig übernommenen Pflichten pünktlich und gewissenhaft zu erfüllen, und mich als freiwilliger Feuerwehrmann unter Einsatz meiner ganzen Kraft bereit zu halten: "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr"; f) Die Dienstzeit für die aktiven Mitglieder endet für Führer und Mannschaft mit Vollendung des 60. Lebensjahres. Mitglieder, die aus vertretbaren Gründen für längere Zeit an der Dienstleistung verhindert sind, oder solche, die das 55. Lebensjahr erreicht haben, können von dem Wehrführer von dem Dienst in der Wehr beurlaubt werden.

2. Mitglieder der Altersabteilung sind: aktive Mitglieder, die das 60. Lebensjahr vollendet oder infolge körperlicher Gebrechen den Dienst in der Wehr nicht mehr ausüben können. Bei außergewöhnlichen Ereignissen sowie bei Aufmärschen können sie zum Dienst einberufen werden. Sie bleiben im Genuss der Wohlfahrtseinrichtungen der Wehr und haben die Pflicht, an den regelmäßigen Versammlungen der Wehr teilzunehmen und den Kameradschaftsgeist in der Wehr zu pflegen.

3. Ehrenmitglieder Werden auf Vorschlag des Führerrates von dem Wehrführer ernannt; Ehrenmitglieder können werden: a) besonders verdiente Feuerwehrkameraden der Altersabteilung, b) deutsche Männer, die sich ganz besondere Verdienste um das Feuerlöschwesen erworben haben. Die Ehrenmitglieder sind von der Beitragspflicht befreit. Sie haben die Berechtigung, an allen Veranstaltungen der Wehr, außer Übungs– und Löschdienst, teilzunehmen.

4. Jedes Mitglied erhält bei seiner endgültigen Aufnahme ein M i t g l i e d s b u c h , in das alle wichtigen Vorfälle, insbesondere Beförderungen und Auszeichnungen, eingetragen sind.

§ 6. Erlöschen der Mitgliedschaft

1. Die Mitgliedschaft erlischt: a) durch Austrittserklärung, b) durch Verlust der Rechtsfähigkeit, c) durch Tod, d) durch Eintritt der Liquidation des Vereins, e) durch Ausschluss, f) durch Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. 2. Der Austritt kann zu jedem Vierteljahresersten erfolgen und ist dem Wehrführer 4 Wochen vorher unter Angabe der Gründe schriftlich mitzuteilen. 3. Der Ausschluss kann erfolgen durch Beschluss des Führerrates. 4. Der Ausschluss muß erfolgen: 5

a) auf Anordnung des Ortspolizeiverwalters oder des Kreisfeuerwehrführers, b) wegen unehrenhafter Handlung, c) bei Schädigung des Ansehens oder der Belange der Wehr, d) bei fortgesetzter Nachlässigkeit im Dienst, d.h. wenn der Betreffende zu den festgesetzten Übungen oder zu Bränden dreimal hintereinander ohne genügende oder rechtzeitige Entschuldigung nicht erschienen ist, e) bei wiederholter Trunkenheit im Dienst, f) wegen ordnungswidriger Benutzung oder mutwilliger Beschädigung von Dienstkleidung, Ausrüstungsstücken, Geräten und sonstigem Besitz der Wehr oder Gemeinde. 5. Der Ausschluss eines Mitgliedes erfolgt nach Anhörung des Führerrates durch den Wehrführer. Gegen den Beschluss ist innerhalb 4 Wochen bei dem Kreisfeuerwehrführer Berufung zulässig. Dieser entscheidet nach Anhörung des Wehrführers endgültig. Die Berufung hat keine aufschiebende Wirkung. Der Rechtsweg über den Grund des Ausschlusses ist unzulässig. 6. Das ausscheidende Mitglied hat innerhalb 3 Tagen sämtliche Ausrüstungsstücke usw. bei der Kammer abzugeben, andernfalls er ein klagbares Schuldverhältnis zu der Wehr anerkennt. 7. Das ausscheidende Mitglied verliert jeden Anspruch an das Vermögen der Wehr. Verpflichtungen gegenüber der Wehr bleiben bestehen, soweit sie aus der Mitgliedschaft herrühren.

§ 7. Pflichten der Mitglieder

1. Die Mitglieder sind zur pünktlichen Teilnahme an den Übungen, zum Erscheinen bei Feueralarm und zur Ausführung der von den Führern im Rahmen der Aufgaben der Wehr gegebenen Befehle verpflichtet. 2. Die Mitglieder müssen die ihnen obliegenden Geschäfte und Arbeiten pflichttreu und gewissenhaft ausführen. 3. Jedes Mitglied ist verpflichtet, nach Kräften zur Erfüllung der Zwecke der Wehr beizutragen. 4. Die Mitglieder sind zur Zahlung der festgesetzten Beiträge verpflichtet. 5. Jedes Mitglied der Wehr ist verpflichtet, die Unfallverhütungsvorschriften genauestens zu beachten. 6. Die sonstigen Pflichten sowie die Rechte der Mitglieder werden durch die von dem Ortspolizeiverwalter und dem Kreisfeuerwehrführer genehmigte Dienstvorschrift für die Wehr geregelt.

§ 8. Kasse

1. Die Einnahmen bestehen aus: a) den Mitgliedsbeiträgen, b) den Zuweisungen der Gemeinde, c) den Wachgeldern, d) den Vertragsstrafen. 2. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge wird alljährlich bei der Beratung des Haushaltsplanes durch die Mitgliederversammlung festgesetzt. Der Wehrführer ist zu einer anderweiten Festsetzung der Beitragshöhe in Einzelfällen befugt. 3. Die Prüfung der Jahresabrechnung erfolgt durch 2 Personen, die von dem Ortspolizeiverwalter alljährlich ernannt werden. 4. Dem Kreisfeuerwehrverbande sind auf Anfordern der Haushaltsplan und die Jahresabrechnung vorzulegen.

§ 9. Organe der Wehr

Organe der Wehr sind: a) der Wehrführer, b) der Führerrat, c) die Mitgliederversammlung.

§ 10. Der Wehrführer und der Führerrat

1. Die Wehr wird nach dem Führerprinzip geleitet. Der Führerrat besteht aus dem Wehrführer als Vorsitzenden, einem Stellvertreter, dem Schriftführer und Kassenwart, dem Gerätewart und den erforderlichen weiteren Mitgliedern. Bei der Auswahl dieser Mitglieder sollen in erster Linie die Führer der Löschzüge und Abteilungen berücksichtigt werden. 6

2. Der Führerrat führt die Geschäfte und bildet den Vorstand der Wehr. Er wird im Sinne des § 26 des BGB durch den Wehrführer als allein zur Vertretung berechtigtes Mitglied oder in dessen Vertretung durch seinen Stellvertreter vertreten. 3. Insbesondere hat der Führerrat folgende Aufgaben: a) die Aufstellung des Haushaltsvoranschlages für jedes Jahr, b) die Aufstellung der Jahresabrechnung, c) die Aufstellung des Dienstplanes und der Dienstvorschriften für die Wehr; diese müssen von dem Kreisfeuerwehrführer genehmigt sein. 4. Die Sitzungen des Führerrates beruft der Wehrführer oder in dessen Verhinderung sein Stellvertreter ein. 5. Über jede Sitzung ist eine Niederschrift zu fertigen, die von dem Wehrführer zu unterzeichnen ist. 6. Die Mitglieder des Führerrates üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus; die baren Auslagen können ihnen erstattet werden. 7. Der Wehrführer, die Löschzugführer und die Halbzugführer werden im Einvernehmen mit dem Ortspolizeiverwalter und dem Kreisfeuerwehrführer von dem Führer des Provinzialfeuerwehrverbandes aus den Reihen der Mitglieder der Wehr ernannt und abberufen. Die technische Leitung steht dem Leiter der Berufsfeuerwehr zu. 8. Die übrigen Mitglieder des Führerrates werden im Einvernehmen mit dem Ortspolizeiverwalter von dem Wehrführer ernannt und abberufen. 9. Für die Ausbildung und Bezeichnung der Führer sind die ministeriellen Bestimmungen maßgebend.

§ 11. Mitgliederversammlung

1. Die Mitgliederversammlung besteht aus den Mitgliedern der Wehr. 2. Die Mitgliederversammlung beschließt in allen Angelegenheiten der Wehr, soweit die Beschlussfassung nicht anderen Organen übertragen ist, insbesondere über die Höhe der Mitgliedsbeiträge. 3. Die ordentliche Mitgliederversammlung nimmt innerhalb zweier Monate nach Beendigung jedes Geschäftsjahres den Bericht des Führerrates über die Tätigkeit der Wehr während des abgelaufenen Geschäftsjahres entgegen und beschließt hierüber sowie über den vom Führer vorgelegten Haushaltsvoranschlag und die Jahresabrechnung; sie beschließt auch über die Entlastung des Führerrats hinsichtlich der Geldverwaltung. 4. Außerordentliche Mitgliederversammlungen werden auf Anordnung des Wehrführers oder seines Vertreters oder dann einberufen, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder die Berufung schriftlich unter Angabe des Zweckes und des Grundes 2 Wochen vorher verlangt. 5. Die Mitgliederversammlung wird von dem Wehrführer oder von einem durch diesen zu bestimmenden Stellvertreter geleitet. 6. Die Mitgliederversammlung ist beschlussfähig, wenn alle Mitglieder ordnungsgemäß eingeladen sind. Jedes Mitglied hat eine Stimme. Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit gefasst. Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag. Anträge können nur dann zur Abstimmung gebracht werden, wenn sie dem Wehrführer spätestens eine Woche vorher schriftlich eingereicht sind. 7. Über die Verhandlungen wird eine von dem Vorsitzenden zu unterzeichnende Niederschrift aufgenommen. 8. Die Einladungen zur Mitgliederversammlung erfolgen entweder durch den Dienstplan oder schriftlich unter Mitteilung der Tagesordnung vom Führerrat mindestens 3 Tage vor dem Sitzungstage. Die Versicherung des Führerrats, dass die Einladungen zur Bestellung gegeben worden sind oder durch den Dienstplan erfolgt sind, genügt, um die ordnungsmäßige Berufung der Mitgliederversammlung festzustellen.

§ 12. Teilnahme an Sitzungen

An den Sitzungen aller Organe der Wehr können der Ortspolizeiverwalter, dessen Vertreter und die Polizeiaufsichtsbehörden sowie die Vorstandsmitglieder des Kreis – und des Provinzialfeuerwehrverbandes und des Feuerwehrbeirates teilnehmen.

§ 13. Gliederung der Wehr

1. Die Wehr besteht aus: a) dem Löschzug I b) dem Löschzug II 7

c) dem Löschzug III d) dem Halblöschzug IV e) dem Halblöschzug V 2. Der Schriftwechsel mit dem Ortspolizeiverwalter, der Stadtverwaltung, dem Kreisfeuerwehrverband usw. geht ausschließlich durch die Hand des Wehrführers. Die erforderlichen Brandberichte sind ihm innerhalb 24 Stunden zu erstatten.

§ 14. Die sachliche Ausrüstung der Wehr

1. Die von der Gemeinde gemäß § 16 des Gesetzes über das Feuerlöschwesen der Wehr zur Verfügung gestellten Ausrüstungsstücke und Einrichtungen, sind pfleglich zu behandeln. Anträge auf Neuanschaffungen, Verbesserungen und Vervollständigungen sind durch die Hand des Kreisfeuerwehrführers dem Ortspolizeiverwalter einzureichen. 2. Jedes Mitglied der Wehr erhält die nötigen Bekleidungs– und Ausrüstungsstücke von dem Gerätewart gegen Empfangsschein ausgehändigt. Das Mitglied hat für die ihm übergebenen Sachen aufzukommen und sie stets in gutem und sauberem Zustande zu erhalten. Beschädigte oder abhanden gekommene Stücke hat das Mitglied zu ersetzen, sofern es nicht nachweist, dass sie im Dienste ohne sein Verschulden beschädigt oder abhanden gekommen sind.

§ 15. Versicherung

1. Die Mitglieder der Wehr sind gegen Unfälle nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen versichert. 2. Alle Unfälle und Krankheiten, wegen der Anspruch auf Entschädigung erhoben werden soll, müssen unverzüglich dem Wehrführer gemeldet werden, welcher die Meldung unverzüglich an den Polizeiverwalter weiterzuleiten hat.

§ 16. Vertragsstrafen

1. Die Mitglieder der Wehr verpflichten sich: a) für jedes selbstverschuldete verspätete Erscheinen bei einer Übung oder bei einem Brande...0,25 RM b) für jedes nichtgenehmigte Fehlen bei einer Übung, bei einem Brande oder einer Versammlung – abgesehen von zwangsläufiger Behinderung... 0,50 RM als Vertragsstrafe zu zahlen. Der Löschzugführer stellt den Tatbestand in den vorgenannten Fällen fest. 2. Die Entscheidung über die Ahndung von Verstößen gegen diese Satzung oder die Dienstordnungen steht dem Wehrführer zu. Er ist befugt: a) eine Verwarnung zu erteilen, b) einen gelinden Verweis zu erteilen, c) einen strengen Verweis vor versammelter Mannschaft zu erteilen, d) den vorläufigen sofortigen Ausschluss zu verfügen. Die Strafen c und d müssen in das Mitgliedsbuch des Mitgliedes eingetragen werden. Bei einwandfreier Führung kann die Eintragung nach Ablauf von fünf Jahren wieder gelöscht werden.

§ 17. Leitung und Geschäftsführung

Die Leitung der Wehr und die Führung ihrer Geschäfte ist, unbeschadet des Aufsichtsrechts des Ortspolizeiverwalters, in allen Punkten der Aufsicht und den Anordnungen des Vorstandes des Provinzial – und des Kreisfeuerwehrverbandes unterworfen.

§ 18. Satzungsänderungen

1. Die Mitgliederversammlung ist befugt, Änderungen der Satzung der Wehr zu beschließen. 2. Der Wehrführer als Vorsitzender des Vorstandes ist ermächtigt, Änderungen dieser Satzung, soweit sie lediglich die Fassung betreffen, allein zu beschließen und zur Eintragung in das Vereinsregister anzumelden.

§ 19. Auflösung der Wehr

Die Wehr kann aufgelöst werden: 8

1. Durch den einstimmigen Beschluss einer Mitgliederversammlung von ¾ der stimmberechtigten Mitglieder. Der Beschluss ist dem Ortspolizeiverwalter sofort schriftlich anzuzeigen, die Auflösung wird 6 Monate nach erfolgter Anzeige wirksam. 2. Im Falle der Auflösung fällt das Vermögen der Wehr der Gemeinde zu, die es einer später zu errichtenden freiwilligen Feuerwehr übergeben oder für andere Feuerlöschzwecke verwenden muß.

§ 20. Schlussbestimmungen

Diese Satzung tritt nach Genehmigung durch die Polizeiaufsichtsbehörde in Kraft. Über alle aus Anlass der Auslegung dieser Satzung entstehenden Streitigkeiten entscheidet die Polizeiaufsichtsbehörde nach Anhörung des Wehrführers endgültig.

M e m o i r e n – aufgeschrieben von Otto Hehlig im April 1978

Vom Brand hörte ich aus Jübar. Das Gehöft vom Ackermann Wullschläger brannte vollständig ab. Ursache: Man hatte ein offenes Licht in einen Wandschrank beim Füttern gestellt. Etwa 1900 - Das Gehöft stand nördlich der Kirche. Später baute dort August Schröder, Christensen (Harms). Etwa 1902, ich besuchte die Schule in Lüdelsen, brannte Ehricke in Jübar neben Kardinal ab – Strohdach. Wir hatten in Lüdelsen Pause, da landeten noch glimmende Strohbüschel zwischen uns. 2 km starker Wind von West. Wir hatten bis 1928 eine Pflichtfeuerwehr. Ein Gespannhalter bekam vom Ortsvorsteher ein Schild „Spritze“ der Nachbar (Wasserwagen und Mannschaftswagen, die Bedienung trug Armbinden). Nach einem Einsatz gingen Schilder und Binden weiter. Der Führer beim Einsatz war meistens der Schmied. In Jübar kam die Feuerwehr zum Einsatz W. Schulz (Jakubik) Scheune. Die Scheune Witte an der Dampfmühle. – Dachstuhlbrand bei Georg Schulz. Kleiner Brand durch Asche bei Remmel (gegenüber Klein). Nach Hanum bei Siebert (Selbstentzündung). Einen Einsatz in Zasenbeck. – Zwei Einsätze in Gladdenstedt. – Ein Waldbrand in Nettgau – 2 ha. Eher ich nach Jübar kam brannte eine kleine Arbeiterwohnung der Witwe Queckenstedt neben Schillings. Es erfolgte Alarm. Es brannte das Vorgebäude von Heinrich Schwerin in Lüdelsen. Die Wehr von Lüdelsen sicherte das Übergreifen auf die Grundstücke von Otto Ehlies und bekämpfte den Brand von der Straßenseite. Wir mussten die Seitengebäude schützen. Wir zogen unsere Spritze in Richtung Bach, denn wir mussten von dort auf den Hof. Der Anmarsch war schwierig (steil). Es wurde geschafft. Kaum hatten wir den Kampf aufgenommen, das vertrieb uns die Lüdelsener Wehr absichtlich. Es sollten die alten Seitengebäude abbrennen und H. Schwerin die Versicherungsgelder bekommen. Wir machten Stellungswechsel und haben die Gebäude gehalten. Einen Waldbrand – Gemeinde Drebenstedt – haben wir schnell bekämpft (an der Grenze Ochsenbusch). Es brannten 0,5 ha lichter Mischwald, Kiefern, Birken und hohes Heidekraut. Mit Sträuchern, Hacken und Spaten war die Gefahr schnell behoben, Brandwache blieb. Fr. Schulz und ich gingen zur Gemeindearbeit. Wir gingen in der Mitte der Straße. Wir waren genau vor dem Haus von Jakubik, da hörten wir einen ängstlichen Schrei und sahen eine Stichflamme im Zimmer. Wie der Wind waren wir im Haus. Die Frauen hatten geplättet auch ein Kleid, das mit Benzin gereinigt war. Alle Wäsche brannte auch die Vorhänge und Gardinen. Alles was brannte warfen wir auf einen Haufen, Decke darüber und dann mit den Stiefeln alles ausgelöscht. Fr. Schulz hatte noch leichte Brandverletzungen. Augenbrauen versengt. Wir waren bei der Ernte, hatten gegessen, standen auf dem Flur und beobachteten ein starkes Gewitter. Ein heller Blitz und starker Donner. Es hat eingeschlagen. Nach 1 Minute sahen wir bereits Rauch in Richtung Herms. Wir liefen bei starken Regen zur Brandstelle. Es war soviel Rauch, dass wir nichts sahen. Wir fassten uns bei den Händen und wollten gemeinsam retten, vergeblich. Da entdeckte ich auf dem Hof am hinteren Saalausgang mehrere Fässer Benzin. Herms bedienten die Tankstelle vor der Post. Wir rollten dann die Fässer über den Saal auf die Straße vor das Haus. Sehr gefährdet waren die Gebäude von Thieles und Busse.

26. Februar 1928 – Gründung der Freiwilligen Feuerwehr e.V.

Otto Hehlig – 1. Wehrleiter 1928 - 1932 Gustav Lehmann Heinrich Drenkmann August Seinicke Otto Herms Fritz Schulz 47 Wilhelm Schwerin Paul Mager Walter Kardinal Heinrich Dupont Heinrich Reinecke Walter Friedrichs Gustav Ritzke Fritz Drenkmann Otto Pasemann Otto Trump 9

Otto Göhrmann Martin Siebert Fritz Schröder Wilhelm Stein Wilhelm Bartels Hermann Kommert August Busse Heinrich Dirks Otto Gädke Fritz Wrede Heinrich Schulz 78 Heinrich Quickenstedt Alfred Kreuzberg Hermann Grebin Otto Grahn Bernhard Roloff August Bornhuse Friedrich Tiedge Fritz Sültmann

1928 – 1988 60 Jahre Freiwillige Feuerwehr Jübar

60 Jahre „Freiwillige Feuerwehr“ in Jübar. Das ist Grund genug, dieses Jubiläum festlich zu begehen. Es ist aber auch ein Grund zum Danken für den Dienst den unsere FFw seit Bestehen getan hat. Diese 60 Jahre sind aber nur ein kleiner Zeitabschnitt in der Geschichte des Feuerwehrvereins unseres Dorfes. Vor 60 Jahren – 1928 – haben Männer der Gemeinde Jübar sich entschlossen, zur Brandbekämpfung und zum Brandschutz eine feste Organisation zu gründen, auch wenn das Helfen bei Bränden es wohl schon seit der Zeit gegeben hat, als sich hier Menschen ansiedelten. 20 Jahre von den 60 Jahren der organisierten FFw Jübar habe ich als Pfarrer dieser Gemeinde miterlebt. Dies war für mich Anlass in dieser „kleinen“ Festschrift mein Dank zum Ausdruck zu bringen. Ich denke, dass sich diesem Danke auch alle Gemeindemitglieder anschließen.

Pfarrer Förster

Die Geschichte der Feuerwehr

Die Geschichte des „Feuerwehrens“ ist so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zu dem Zeitpunkt, als menschlichen Sippen das Feuer zur Zubereitung der Nahrung, zur Wärmung und zum Schutz diente, da war auch die Erkenntnis da, wie gefährlich das Feuer für Leben, Hab und Gut ist. So sind Brandschutz und Brandbekämpfung schon in der weitesten Geschichte der Menschheit vorhanden gewesen. Wo auch immer Feuer Leben, Hab und Gut bedrohte, da wurde es mit seinen natürlichen Feinden bekämpft – mit Sand und Wasser. Ein ernstes Problem wurde aber die Brandbekämpfung und der Brandschutz, als größere menschliche Siedlungen und die Städte entstanden. Die engen Straßen, die meisten Häuser aus Lehm, Holz und Stroh gebaut, das machte einen geordneten Brandschutz und geordnete Brandbekämpfung notwendig. Die älteste Überlieferung von der Aufstellung einer Löschmannschaft und Brandschutzverordnung (wie sie viele Jahrhunderte später sich in ähnlicher Form in Verordnungen Europas wiederfinden) stammt aus dem Jahr 564 vor der Zeitrechnung aus dem ostchinesischen Reich Sung. Da wurde festgelegt, dass das Militär den Brandschutz abzusperren hat, dass die Nachbargebäude niederzureißen sind, um ein Ausbreiten des Feuers zu verhindern, dass gefährdete Gebäude durch Bewerfen mit feuchter Erde zu schützen sind, dass Wasserkanäle angelegt wurden, dass eine regelmäßige Kontrolle und Instandhaltung von Behältnissen und seilen für den Wassertransport. Ein Wunderwerk der Technik wurde unter den israelischen König Hüskias, zur Zeit des Propheten Jesaja, vollbracht. Es wurde ein 500 Meter langer Stollen durch das Felsenmassiv der Stadt Jerusalems angelegt, der die Stadt nicht nur bei Belagerung mit Wasser versorgte, sondern auch das Wasser zum Löschen von Bränden lieferte. Um 400 vor der Zeitrechnung gibt es einen Bericht aus Ägypten über die Verwendung von Schläuchen, die sicherlich vorrangig zur Trinkwasserversorgung benutzt wurden, aber auch das Wasser bei Bränden lieferte. Um 20 vor der Zeitrechnung wurde die berühmte „Bronze Pumpe“ entwickelt, die Saug- und Druckventile besaß. Leider sind die Aufzeichnungen bei dem Brand der Bibliothek von Alexandria verloren gegangen. Jedoch alle Entwicklungen von Löschpumpen bauten auf diesem Saug-Druck-Prinzip auf. Mit der Entwicklung der Löschtechnik war aber auch eine organisierte Feuerwehr notwendig, auch wenn überall, wo Menschen in dörflicher oder städtischer Gemeinschaft labten, sich bei Bränden gegenseitig geholfen haben. Die erste ständige zivile „Feuerwehrtruppe“ der Welt entstand in Rom. Auch eine Wachtruppe wurde in Rom aufgestellt, deren Aufgabe es war, Brände zu verhüten und zu melden. Zusätzlich hatten die reichen Bürger in Rom und auch in vielen anderen Großstädten der Antike eine private Löschtruppe, in der auch Sklaven Dienst tun mussten. Im Jahre 6 vor der Zeitrechnung hatte Kaiser Augustus eine 600 Mann starke Feuerwehr. Jedoch wird angenommen, dass etwa 5.000 bezahlte Brandschützer es gab, die in Feuerwehrkasernen untergebracht waren. Erstmals in der Geschichte der Feuerwehr wurden auch verschiedene Brandschutz- und Brandbekämpfungstruppen geschaffen. Es gab Wasserträger, Spritzenleute, Löschdeckenträger und 10 für die Nacht so wichtige Beleuchter (Laternenträger). Als Löschwerkzeuge dienten Wassereimer, Äxte, Beile, Sägen, Hämmer, Leitern, Einrisshaken, Schwämme, Spritzen und nasse Löschdecken. Trotzdem kam es in der Geschichte weiterhin zu großen Bränden – vor allem durch Brandstiftung und in Kriegszeiten. Der wohl schlimmste Brand, von Rom durch eine Brandstiftung im Jahre 64 unserer Zeitrechnung. Nero ließ Rom anzünden, um dann eine großangelegte Christenverfolgung zu starten, denen er den Brand anlastete. Auch wenn sich im Laufe der Jahrhunderte die Löschtechnik weiterentwickelte, aber so fand sie letztlich nur Anwendung in den großen Städten. In Deutschland entwickelte sich ein geregeltes Löschwesen und erste Feuerlöschverordnungen im 12. Jahrhundert. Harte Strafen gab es bei Fahrlässigkeit beim Umgang mit offenen Feuer. Brandstifter wurden sogar mit dem Tode bestraft. Eine stürmische Entwicklung nahm der Brandschutz und die Brandbekämpfung nach der Reformation vor allem weil die Erfindung der Buchdruckkunst durch Guttenberg es möglich machte, technische Entwicklungen und erlassenen Ordnungen zu verbreiten. Dennoch entwickelte sich das Feuerwehrwesen in Deutschland recht träge. Um 1840 gibt es die ersten freiwilligen Feuerwehren (auch mit diesem Namen) und 1851 gibt es in Berlin die erste Berufsfeuerwehr Deutschlands, was dann bald in allen größeren Städten der Fall war. Auch auf den Dörfern setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, Brandschutz und Brandbekämpfung fest zu organisieren. Löschgemeinschaften und Pflichtfeuerwehr sind wohl jene Vorläufer der freiwilligen Feuerwehren auf dem Lande gewesen.

Der große Brand in Jübar

Wenn heute ein Brand im Dorf entsteht, so kann er fast immer auf das brennende Haus beschränkt werden. Massive Bauart und fehlende Strohdächer sind die Garantie dafür. Ganz anders war es noch im vorigen Jahrhundert. Ganze Dörfer, oder doch meistens ein großer Teil des Dorfes wurden beim Ausbruch eines Feuers ein Raub der Flammen. Am 27. September 1862 brach in Jübar ein Feuer aus, welches fast die ganze Hälfte (südliche) des Dorfes in Schutt und Asche legte. Darunter fielen die Gehöfte: Neumann (Quickenstedt – Loose) Sannemann (Siegl) Neuschulz (Fritz Drenkmann) Klopp (Boy – Fischer – Brabetz) Griemann – Bock (Heinz Drenkmann) Schröder (ehemals Mager) Karll (Bollmann – Teickner)

Nach einer mündlichen Überlieferung soll das Feuer von der Magd aus Rache gelegt worden sein. Dieses Mädchen war in dem Gehöft Schröder tätig. Sie soll zwischen den Gehöften Neumann und Neuschulz ein Feuer entfacht haben in der Meinung, die Flammen würden dann auf die andere Seitenstraßenseite hinüberschlagen und die dort stehenden Häuser in Brand stecken. Es kam jedoch anders. Die Gehöfte Neumann und Neuschulz brannten zunächst und dann zog sich das Feuer im Halbkreis herum bis zum Gehöft von Klopp, wo es zum Stoppen gebracht wurde. Im Gemeindebuch wird nun von diesem Brand berichtet und wie den Betroffenen geholfen wurde. So haben die Gemeinde Ohrdorf 16 Reichstaler und 16 Groschen, die Gemeinde Teschendorf 4 Reichstaler und die Gemeinde Schneflingen 5 Reichstaler gespendet. Die Abgebrannten fuhren mit Leiter- und Kastenwagen in alle umliegenden Dörfern, um Gaben zu sammeln. Jeder gab nun etwas wie z. B. Stroh, Getreide, Kartoffeln, Brot, Speck und Schinkenseiten, sowie auch kleine Geldbeträge. Durch dieses Helfen war es immer möglich, an einen Neuaufbau heranzugehen. Eine Feuerversicherung gab es ja in den Dörfern um dieses Zeit noch nicht. Dennoch brauchten eben die Abgebrannten nicht hoffnungslos zu sein, da es wirklich tätige Nächstenliebe gab. Außerdem wurde sogar für die Gemeinde Jübar beschlossen, dass für die durch Brand Geschädigten durch die Nichtgeschädigten bestimmte Gaben aufgebracht werden mussten. So hatten die Grundsitzer, Großbauern, Halbbauern, Schöppen, Kossaten und die Kirchengrundsitzer einen bestimmten Betrag (Gaben) zu geben, um eben den durch Brand Geschädigten einen Neuanfang zu ermöglichen, was ja auch letztlich im gesamten Interesse Des Dorfes war. Nach diesem Brand wurde der Durchbruch (heute Salzwedeler Straße) in Richtung Lüdelsen/Neuenstall vollzogen.

Aus der Geschichte der Feuerwehr vor 1928

Der älteste schriftliche Hinweis auf das Bestehen einer Feuerwehr in Jübar findet sich im Gemeindebuch, das im Klötzer Kreisarchiv liegt. Es wird berichtet, dass es um 1830 eine Menge großer Brände in der näheren und weiteren Umgebung von Jübar gegeben hat. Von 1836 bis 1840 wird im Gemeindebuch von 11 großen Bränden berichtet, die unter anderem von der Feuerwehr Jübar 11 mit bekämpft wurden. „Die mit Hilfe unserer Spritze bekämpft wurden“. Bei diesen Bränden werden die Orte Brome, Audorf, Dähre, Darnebeck, Bergen und Gehrendorf erwähnt. Es erscheint für uns heute etwas wunderlich, dass man zu Bränden in den doch sehr weit von Jübar entfernten Orten wie Bergen und Gehrendorf „fuhr“, um zu helfen. Dabei muss man auch bedenken, dass die Wege und Straßen damals sehr schlecht waren. Brände in der damaligen Zeit vernichteten jedoch nicht nur ein Haus oder Gehöft, sondern oft ein ganzes Dorf. Oftmals dauerte ein Brand mehrere Tage. So wussten die „Feuerwehrleute“, dass trotz einer mehrere Stunden dauernden „Fahrt“, der Einsatz ohne Hilfe sein würde. Der Grund für die vielen Brände in früherer Zeit waren die offenen Öldochtlampen und die Petroleumlaternen. Diese und auch manchmal die leichtsinnige Handhabung des Kienspanes waren es, die das trockene Strohdach in Brand setzten. Brannte erst ein Strohdach, dann griff bei ungünstigem Wind das Feuer sehr schnell von einem Strohdach auf das andere über. Dem Gemeindebuch ist zu entnehmen, dass die vielen Brände dazu geführt haben, in Jübar eine Löschgemeinschaft zu bilden. Mehrere Orte haben sich um und nach 1830 dieser Löschgemeinschaft angeschlossen. Die Zentrale war Jübar. Es wird in dem Gemeindebuch auch erwähnt, dass es Löschabteilungen gegeben hat, die abwechselnd eingesetzt wurden. Dies ist dann wohl der späteren Pflichtfeuerwehr ähnlich, wo die zur Brandbekämpfung eingeteilten Gemeindemitglieder nach jedem Brand wechselten. Zu dieser Löschgemeinschaft gehörten Jübar, Lüdelsen, Hanum. Bornsen, Mellin, Gladdenstedt und Haselhorst. Wie lange nun diese Löschgemeinschaft und die Löschabteilungen im Bereich Jübar existierten ist nicht feststellbar. Auf jeden Fall haben Gemeindemitglieder sich zu allen Zeiten, auch eben vor der Zeit einer fest organisierten Form der Feuerwehr, verantwortlich gefühlt, Leben und Gut der Mitmenschen zu retten und zu schützen.

Die Geschichte der FFw Jübar von 1928 - 1945

Wann genau es die erste wirklich „echte“ freiwillige Feuerwehr in Deutschland gegeben hat, darüber streiten sich die Feuerwehrhistoriker. Auf jeden gab es neben den ersten Berufsfeuerwehren in den Großstädten um 1860 auch freiwillige Feuerwehren, Löschcorps, Löschgemeinschaften und wohl auch die fast in jedem Ort existierenden Pflichtfeuerwehren waren letztlich schon eine Art freiwilliger Feuerwehr, denn neben dem Muss stand ja da die Erkenntnis der Notwendigkeit und der Verantwortung aus Nächstenliebe. Die FFw ist eine Organisation, in der Bürger freiwillig tätig sind, das Leben und die Gesundheit der Mitbürger, das gesellschaftliche und persönliche Eigentum, vor Bränden und anderen Gefahren zu schützen. Das war und ist das Grundanliegen der FFw, auch wenn es im Laufe der Zeit manchmal unter anderen Vorzeichen stand. 1928 wurde die FFw Jübar gegründet. Um das Jahr 1928 wurden in der altmärkischen Heimat sehr viel Wehren gegründet. In den 60-ziger Jahren, seit Gründung der FFw Jübar, haben sich die gesellschaftlichen Verhältnisse geändert und damit auch die gesellschaftliche Stellung. Eine FFw ohne gesellschaftliche Aktivitäten in der Gemeinde wäre heute nicht mehr denkbar. Auch die FFW Jübar hat eine Wandlung im Blick auf ihre gesellschaftliche Stellung und Bedeutung durchlebt. Jedoch das Hauptanliegen haben die Mitglieder letztlich wohl zu keiner Zeit aus den Augen verloren. Es geht um das Leben der Mitmenschen, um Hab und Gut – dies galt und gilt es zu schützen und zu retten. Ein besonderes Ereignis im ersten Teil der Geschichte der FFW Jübar war die Einweihung des Gerätehauses im Jahre 1938. Es wurde als fortschrittlichster Bau in ländlichen Gemeinden des Regierungsbezirkes bezeichnet. Im gleichen Jahr bekam die Wehr auch eine neue Motorspritze (TS 4 Koebel), die von der Firma Delf gespendet wurde. Die Einweihung des Gerätehauses wurde jedenfalls ganz groß gefeiert. 14 Wehren aus der Umgebung waren zu dem festlichen Umzug gekommen. Von 4 Wehren wurde eine Leistungsschau der Brandbekämpfung durchgeführt. Voller Stolz konnten die Kameraden der Wehr auf die doch sehr gute technische Ausrüstung schauen, die im Gerätehaus nun untergebracht werden konnte. Zu erwähnen sei noch, dass bis 1939 der Dorfteich als Löschwasserversorgung diente. 1939/40 wurde die zentrale Wasserversorgung fertiggestellt und somit verbesserte sich auch die Löschwasserversorgung.

Die Geschichte der FFW Jübar nach 1945 – ein Neubeginn

In den Kriegsjahren wurde das Gerätehaus der FFW teilweise zweckentfremdet genutzt. Es diente zur Unterbringung von Kriegsgefangenen und als Lager für Baustoffe. Trotzdem haben alle Geräte der Feuerwehr diese Zeit überstanden und waren einsatzbereit. Die technische Ausrüstung bestand damals aus einer TS Koebel 400 t Leistung – eine Handdruckförderpumpe und einer Handdruckspritze. Die Wehr bestand 1945 aus den Kameraden: Otto Pasemann August Busse August Schröder 12

Fritz Schulz Fritz Drenkmann Heinrich Böwing Gustav Ritzke Heinrich Dirks Alfred Kreuzberg Martin Siebert Walter Friedrichs Otto Remmel Paul Mager Wilhelm Schwerin Wilhelm Bartels Die meisten von ihnen waren Gründungsmitglieder von 1928. Es soll aber auch daran gedacht werden, dass nicht wenige Mitglieder ein Opfer jenes schrecklichen Krieges geworden waren. 1949 wurde in der Wehr Jübar eine FDJ – Löschgruppe gebildet. Sie wurde von den Kameraden August Busse und Otto Pasemann ausgebildet und angeleitet und für den Dienst in der FFW vorbereitet. Diese Gruppe bestand aus folgenden Mitgliedern: Heinz Roloff Fritz Tiedge Hans Pytrezik Günter Ziebell Fritz Steinlage Karl-Heinz Kaduk Hermann Schulz Henry Pasemann Für die Jugendlichen war diese Aufgabe schon eine tolle Sache. Gearbeitet und geübt wurde natürlich erst einmal an der alten Technik. Im zweiten Jahr durfte dann auch mit dem TS 4 Koebel gearbeitet werden. Wichtig war auch die ideologische Vorbereitung auf den Dienst, um zu erkennen und zu verstehen, welch große Verantwortung die FFW im gesellschaftlichen Leben hat. Als Uniformen wurden alte Wehrmachtsuniformen eingefärbt. Stolz waren die Jugendlichen, als sie Kameraden der FFW sein durften. Große Begeisterung erfüllten die Gedanken und Herzen und es wurde eine Laienspielgruppe gebildet. Mit dieser "Theaterkunst" sollte für den Dienst in der Feuerwehr geworben werden. Die "Auftritte", die in plattdeutscher Sprache vorgetragen wurden, reichten bis in den Raum Diesdorf. Schade, dass es so etwas heute nicht mehr bei uns gibt. Bis 1958 wurden die Fahrten zu den Brandeinsätzen durch sogenannte Vorspanndienste bzw. mittels Handzug durchgeführt. 1958 bekam dann die Wehr ein eigenes Fahrzeug. Es war ein altes Wehrmachtsfahrzeug vom Typ Opel 3,6 t. Mit diesem Fahrzeug, das als Zug – und Hilfsfahrzeug diente, bekam die Wehr einen TSA mit TS 8. 1962 wurde der Opel 3,6 ausgesondert und man bekam ein Löschfahrzeug vom Typ "Phänomen K 27". Mit diesem Fahrzeug erhöhte sich auch gleichzeitig der Wirkungsgrad und die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr. Zu diesem Zeitpunkt (1962) bestand die Wehr aus 21 aktiven Kameraden. Mit der Mechanisierung in der Landwirtschaft und der Konzentration der Betriebe erhöhten sich auch die Aufgaben der FFw. Die Qualifizierung, der Ausbildungsstand und die Einsatzbereitschaft musste mit der Entwicklung in Industrie und Landwirtschaft Schritt halten. Neue Einsatztechnik, neue Löschverfahren mussten geschult werden. Ein besonderes Ereignis in der Geschichte der FFw Jübar war dann das Jahr 1969, als die ersten Frauen in die Wehr aufgenommen wurden. Die ersten Kameradinnen waren: Margrit Kunz Ingrid Bartels Elke Krause Brigitte Tiedge Dies war im Oktober. Schon einen Monat später verstärkte sich die Frauenbrandschutzgruppe durch die Kameradinnen Sieglinde Jordan Waltraud Roloff Karin Ziebell Ursel Granse Edith Roloff Ebenfalls ein Höhepunkt im Jahr 1969 war, dass der Wehr die Leistungsstufe zuerkannt wurde. Mit dieser hohen Auszeichnung zählte nun die Wehr zu den drei besten Wehren des Kreises Klötze. Mit der Bildung der Frauenbrandschutzgruppe aktivierte sich auch die Arbeit im vorbeugenden Brandschutz. Seit dieser Zeit werden regelmäßig Brandschutzkontrollen im Frühjahr und Herbst eines jeden Jahres durchgeführt. Mancher Brand und wohl auch damit menschliches Leid konnte durch aufgedeckte Mängel und Nachlässigkeiten verhindert werden. Auch 1969 wurde in der Wehr Jübar ein modernes Löschfahrzeug vom Typ "LO 1800" stationiert. Dieses Löschfahrzeug wird allen Forderungen der modernen Brandbekämpfung gerecht. Weiterhin wurde die technische Ausrüstung durch einen TSA – TS 8 mit einem Einsatzhänger mit Löschwasserbehälter vervollständigt. Dieser Einachshänger wurde in Gemeinschaftsarbeit von Hängerbau Bornsen und dem Schmiedemeister Gustav Lehmann (Jübar) geschaffen. Ein sicherlich für alle Kameradinnen und Kameraden der Wehr war das Jahr 1979 ein ganz besonderer Höhepunkt. Der Wehr wurde der Titel "Vorbildliche Feuerwehr" zuerkannt. 1981 folgte dann die Kollektivauszeichnung "Für Verdienste im Brandschutz". Heute im 60sten Jahr seit Gründung der FFw Jübar ist die Wehr Stützpunkt für 12 Gemeinden und hat 48 Kameradinnen und Kameraden. Wehrleiter von 1945 an : 1945 – 1950 Kam. Otto Pasemann 1950 – 1953 Kam. Hans Pytratzik 1953 – 1958 Kam. Paul Mager 1958 – 1976 Kam. Fritz Tiedge 1976 – 1979 Kam. H.J. Bornemann 1979 – heute Kam. Joachim Dirks 13

Größere Brände im Ausrückbereich: 1. 1949 – Remmel – Scheune – Breite Str./Ackerstraße 2. 1957 – LPG Hanum – Stallanlage 3. 1961 – Leusmann Lüdelsen – Scheune 4. 1963 – Pasemann Hanum – Scheune 5. 1965 – Bierstedt Gladdenstedt – Scheune 6. 1967 – Alter Konsum – Jübar, Breite Str. 7. 1971 – Pferdestall in Nettgau 8. 1979 – Kluge Tangeln – Scheune/Stall 9. 1979 – Krämer Mellin – Scheune 10. 1986 – Rinderstallanlage in Bornsen

Einige ganz "besondere Ereignisse" !

1. 1951 – Die Wehr war knapp bei Kasse. Was machen wir? Ganz einfach: Wir machen eine Brandschutzkontrolle und überzeugen die Bürger, dass bei Mängel eine Strafe bezahlt werden muss. Das "ERGEBNIS" war 548 Mark! 2. Sonntag früh läuft die Sirene - Feueralarm! Alle Kameraden sind schnell am Gerätehaus. Ein Kamerad erscheint sogar im Schlafanzug. Man soll ja schließlich möglichst schnell am Gerätehaus sein. Aber der Opel springt und springt nicht an. Es muss Georg Schulz geholt werden mit seinem Lanz-Bulldog. Das Schleppen um die Eichen herum hilft auch nichts. In der Zwischenzeit kam die Meldung: Das Feuer ist aus! Nun hatte man ja Zeit, den Fehler zu suchen. Was war der Fehler? Ein rausgefallenes Zündkabel. 3. Waldbrand im Revier Jübar - Einsatzbereitschaft, das Ausrücken - alles ging eben „schnell wie bei der Feuerwehr“. Flott ging auch die Fahrt durch das Dorf in Richtung Gladdenstedt. Aber auf dem Weg zum Wald, da blieb der Opel plötzlich stehen. Alle Bürger aus Jübar, die auch zur Brandbekämpfung eilten, ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß, die überholten die Feuerwehr! Der Fehler wurde auch bald gefunden. Der Opel hatte zwei Tanks und der Zweite war nicht umgeschaltet. 4. Der "Phänomen K 27" war nicht gerade besonders schnell - höchstens 60km/h und mehr nicht. Wie sollte man da von "der schnellen Feuerwehr" reden können. Nach langer Überzeugungsarbeit (! ! !) willigte der Bürgermeister E. Kamieth ein, dass das Fahrzeug einen neuen Motor bekommen soll. Gesagt - getan! Aber was geschah dann plötzlich auf der Fahrt vom Gerätehaus zur Werkstatt? Der „Phäno“ lief und lief 80, 90 und 100 km/h und das im Beisein des Bürgermeisters. Das war ja eigentlich richtig gemein von dem „Phäno“. 5. Dieser „Phänomen K 27“ hatte noch ein ganz besonderes Übel an sich, was natürlich nicht unbedingt die Meinung aller Kameraden (vor allem Kameradinnen) war. Er blieb grundsätzlich, wenn aus dem Ausrückbereich herausgefahren wurde - wie zum Beispiel zu einer kreislichen Veranstaltung - blieb der „Phäno“ aus technischen Gründen vor einer Gaststätte stehen. 6. Kommentar einiger besonders "guter Löschkameraden": Ach ja, das waren noch Zeiten mit unserem "Phäno"! Schade, dass unser "LO 1800", dieses schöne und moderne Löschfahrzeug, nicht auch so ein Phänomen ist wie unser "alter Phäno"! ! ! 14

BSG Traktor Jübar-Bornsen

Der Verein FC Jübar/Bornsen e.V. führt den Namen Fußball Club Jübar/Bornsen von 1950 e.V. und hat seinen Sitz in Jübar. Beschlossen am: Jübar, den 11. Januar 1991 gez. H. Förster

Der Verein ist an das Vereinsregister des Amtsgerichtes Klötze eingetragen. Der Verein bezweckt die gemeinsame Pflege des Fußballs und der Geselligkeit seiner Mitglieder

F. d. R. Landsmann Vorstandsmitglied

40 Jahre 70 Jahre BSG Jübar-Bornsen Fußball in Jübar 26. Mai 1990 Grußwort des Fußballpräsidenten der DDR Dr. Moldenhauer

Liebe Fußballfreunde! Ein herzliches Willkommen Ihnen allen zu diesem Fußballspiel zwischen den Altrepräsentativen der DDR und Niedersachsen. Wir befinden uns in einer ereignisreichen, komplizierten, aber schönen Zeit, denn vieles ist möglich, wovon wir früher nur träumen konnten. So können wir uns dafür bedanken, dass es Fußballfreunde gibt, die nunmehr mit viel Initiative solche Veranstaltungen wie die heutige vorbereiten und durchführen. Unlängst fand ein Spiel einer Weltauswahl gegen eine gesamtdeutsche Auswahl der Altrepräsentativen in Dresden statt. Ein weiterer Fußballknüller dann in Cottbus, wo sich die beiden Mannschaften der DDR und BRD von 1974 gegenüberstanden. Dieses Spiel reiht sich auch ein in die Reihe der besonderen sportlichen Ereignisse nach der Wende. Ich sage ein herzliches Danke für die Einladung. Dem Veranstalter Jübar/Bornsen und Pastor Hartmut Förster wünsche ich im Namen des Fußballverbandes der DDR einen großartigen Erfolg am heutigen Tag. gez. Dr. Moldenhauer

Grußwort!

Werte Sportfreunde - Sportkameraden - diesseits und jenseits der Noch-deutsch-deutschen Grenze! Werte Sportfreunde im östlichen Niedersachsen und in der Altmark! 70 Jahre Fußballverein Jübar und 40 Jahre Betriebssportgemeinschaft "Traktor" Jübar/Bornsen. Vor 70 und vor 40 Jahren wurde ein Stück kleine Fußballgeschichte im Rahmen der großen Fußballgeschichte begonnen. Erinnerung an 2 Zeitpunkte – ein Jubiläum - in einer geschichtlich bedeutungsvollen Zeit - nicht nur für Deutschland, sondern für Europa und vielleicht für die Welt. Mauern - bildlich und wortwörtlich - sind gefallen, die noch vor einigen Monaten "100 Jahre stehen werden". Aber auch 1920 und 1950 waren geschichtlich bedeutungsvolle Zeitpunkte. 1920 war der Aufbruch des Fußballsports in vielen Dörfern Deutschlands. Es war die Freude am Mannschaftssport und die Sehnsucht nach Gemeinschaftsleben. Doch 1945 zerbrach das Gute und auch der Missbrauch des Sportes - des Fußballsportes. Eine neue und hoffnungsvolle Zeit begann nach jenen Schrecken des 2. Weltkrieges. Doch 1949 begannen zwei Wege des Sports - auch des Fußballsports - im nun geteilten Deutschland. Auf der einen Seite eine freie Entwicklung der Sportvereine, auf der anderen Seite ein von der Partei (dem SED-Staat) organisierter, reglementierter und kontrollierter Sport. Sport wurde zum Politikum. Jedoch die Freude am Fußballsport war geblieben. Leutemangel bedingte, dass aus den ehemaligen Fußballvereinen „Adler“ Hanum, FV Wendischbrome, FV 15

Lüdelsen, FV Jübar, MTV Jübar und FV Bornsen (sie alle gab es aber 1950 schon nicht mehr) die Betriebssportgemeinschaft Jübar/Bornsen gegründet wurde. Wenige Jahre später Aufstieg in die Bezirksklasse Staffel 1 und trotz mancher "schweren" Zeiten ist die Mannschaft nie abgestiegen. Der größte Erfolg war der Staffelsieg 1973/74. Es gab große Höhepunkte. Freundschaftsspiele gegen Stahl Blankenburg, Lok , den 1. FC Magdeburg und jene ersten offiziellen Freundschaftsspiele gegen Hagen-Mahnburg nach der Wende vom 9. November 1989. Nun aber steht am 26. Mai 1990 wohl der absolute Höhepunkt der Vereingeschichte an. Dieses Freundschaftsspiel zwischen der WM- Nationalmannschaft der DDR von 1974 und einer Repräsentanten-Auswahl Niedersachsens wird ein Fußballspektakel werden - aber im positiven Sinne! Den Anstoß werden Dr. Moldenhauer, Präsident des Fußballverbandes der DDR und E. Nelle, Fußballpräsident des Norddeutschen Fußballverbandes, vornehmen. Freuen wir uns auf dieses Fußballfest. Ein Dank sei auch allen Helfern, Unterstützern und Verantwortlichen der nahen und weiten Vergangenheit gesagt - auch denen der Gegenwart. gez. H. Förster

Aus der Geschichte von 1920 bis 1945 1920 wurde der FC Jübar gegründet. Schon ein Jahr zuvor wurde "Adler" Hanum gegründet. In vielen Dörfern wurden Sportvereine und eben auch Fußballvereine nach dem 1. Weltkrieg gegründet, die am Punktspielbetrieb bis Mitte der dreißiger Jahre teilnahmen. In Jübar wurde kurze Zeit nach der Gründung des FC Jübar der MTV Jübar gegründet, dessen aktive Mitglieder an Leichtathletiksportfesten, Turnwettkämpfen und Fußballpunktspielen teilnahmen. Ein Aktivposten im MTV war der vor wenigen Jahren verstorbene Martin Siebert, der 1920 bei FC Jübar in der ersten Mannschaft gespielt hat. FC Jübar und MTV Jübar haben im Punktspielbetrieb stets einen guten Mittelplatz erreicht, aber auch manchen Pokal bei Turnieren errungen. 1934 wurde die SG Bornsen gegründet. Leider sind viele Dokumente aus der Zeit bis 1945 vernichtet worden, weil es Menschen gab, die damit die Vergangenheit auslöschen wollten. Schade, dass durch so viel Blindheit auf dem Gebiet der Sowjetzone wertvolles Geschichtsmaterial von neuen Fanatikern beseitigt wurde. So gibt es nur ein Protokollbuch von Hanum und Lüdelsen, sowie Akten und Protokolle von Bornsen aus den Jahren 1937/38. Ein spektakuläres Ereignis fand z. B. am 1. Pfingsttag 1938 statt, als die SG Bornsen gegen Alsergrund Wien spielte. Zwei Wiener spielten dann einige Zeit bei Bornsen. 1945 endet zwar ein Stück Geschichte, aber Fußball gehörte schon kurze Zeit nach Kriegsende wieder zum gesellschaftlichen Leben in Deutschland. Doch zwei Entwicklungen kündigten sich an, die dann mit der Gründung von 2 Staaten endgültig besiegelt wurden.

Aus der Geschichte von 1945 bis 1950 1946 nahm Jübar wieder am Punktspielbetrieb teil. Begeisterung und manche Unterstützung durch passive Fußballanhänger machten es möglich. Erster Vorsitzender war Ernst Püchel, der sich große Verdienste im Vorfeld der dann neuen Entwicklung ab 1949 für den Fußballverein Jübar erworben hat.

Die Gründung der BSG "Traktor" Jübar/Bornsen 1950 und die Geschichte bis 1990 Mit der Gründung des DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund der DDR) begann ein neuer Weg in der Geschichte des Sportes auf deutschem Boden - damit auch des Fußballsports. Hier der Sport in der BRD - da der Sport in der DDR. Noch sollte es bis Ende der fünfziger Jahre sportliche Vergleiche zwischen den beiden deutschen Staaten auf "unserer Ebene" geben, aber diese Grenze war ein Stör- und Zerstörungsfaktor, die mehr oder weniger an jenem 9.11.1989 endeten. Die DDR war eine Tatsache. Was sollte man machen? Die Freude am Sport war da. So kam es nach manchem Für und Wider 1950 zur Gründung der BSG "Traktor" Jübar/Bornsen. Initiatoren waren W. Kottisch , M. Schulz R. Haase, G. Pinkenburg. F. Lüthe, Spieler jener ersten Jahre waren: H. Jäger, W. Lüthe, G. Lahmann, D. Ellenberg, W. Kampe, E. Heins, M. Lüder, H. Bührig, D. Granse, 0. Sonnemann, G. Ratzburg, H. Tafelski. R. Swete, K. H. Melzian,

Ein erster Höhepunkt war 1954, als Jübar/Bornsen Kreismeister wurde und in die Bezirksklasse aufstieg. Dieser Klassenerhalt konnte bis heute erhalten bleiben. Alle Fußballanhänger, als aktiven und passiven Mitglieder wissen, dass all die Jahre von manchem Hoch und Tief bestimmt war. Manchmal wurde im letzten Spiel der Klassenerhalt gesichert – so 1967/68 und 1979/80. Ein 16 großartiger Erfolg war die Staffelmeisterschaft 1973/74, die im letzten Spiel gegen Lok Haldensleben errungen werden konnte. Auch wenn der Aufstieg in die Bezirksliga nicht erreicht wurde, so war es ein Erfolg, der sich auch positiv auf den Nachwuchsbereich auswirkte. Leider hat sich die gute Nachwuchsarbeit in der Vergangenheit nicht so ausgezahlt wie man sich erhofft hatte. Ab der die Abwanderung guter Spieler hat auch vor den "Toren" von Jübar/Bornsen nicht halt gemacht. Höhepunkte in der Geschichte der letzten 15 Jahre waren die Freundschaftsspiele gegen Stahl Blankenburg, Lok Stendal (beide damals DDR-Liga) und gegen den 1. FC Magdeburg. Vieles in all den Jahren wäre nicht ohne gute Vorstandarbeit und engagierten Vorsitzenden möglich gewesen. Einen großen Verdienst für den Verein haben in all den Jahren 0. Teickner, G. Pinkenburg, H. Trump, A. Kreuzberg, W. Schulze und nun in letzter Zeit K. Borchert. Sicherlich müssten die vielen Helfer auch noch genannt werden. Ein Danke aber gilt all den Betrieben, die zum Teil in wirklich selbstloser Weise den Verein unterstützt haben. Ob das in Zukunft noch so sein wird, das ist zur Zeit offen. Es sind die LPG-en im gesamten Bereich Jübar und Wüllmersen, es sind das Kunststeinwerk und der Hängerbau Bornsen, es sind die Firma Gädeke und die PGH "Hoch- und Tiefbau" Jübar. Mit Ihrer Hilfe wird auch dieses Jubiläum einen guten Lauf haben.

Bau des neuen Sportplatzes und Sportlerheimes Zwei Namen sind untrennbar mit dieser zweifellos großartigen Sportanlage verbunden. Es sind Otto Teickner (Vorsitzender der BSG) und Bürgermeister Eberhard Kamieth, der leider wenige Wochen später tödlich verunglückte. 0. Teickners Wunsch nach einer neuen Sportanlage fand bei E. Kamieth Gehör. Beide haben dann mit viel Mühe und nie bei auftretenden Schwierigkeiten aufgegeben. Sicherlich wäre das Werk nicht gelungen, wenn es die vielen Helfer nicht gegeben hätte. Im Juli 1977 konnte dann die feierliche Einweihung stattfinden. Erwähnt sei auch die umfangreiche Unterstützung durch die Betriebe und den Sportbund der DDR.

Auch das gab es in der Geschichte Es gab zwischen dem FC Jübar und den Fußballvereinen der Nachbarschaft oftmals spannende Auseinandersetzungen. Meistens waren die Ergebnisse sehr knapp. Jedoch als sehr schmerzlich hat man sicherlich die Niederlage 11:0 - Niederlage in der Spielsaison 1933/34 gegen FC Lüdelsen empfunden. Eine solche hohe Niederlage hat es in der gesamten Geschichte nicht wieder gegeben. Dem gegenüber steht dann der 11:2 - Sieg der BSG "Traktor" Jübar/Bornsen gegen Motor Salzwedel in der Saison 1969/70.

Fußballverein Jübar im Trainingslager in Wustrow an der Ostsee 1949 organisierte der Vorstand eine mehrtägige Fahrt nach Wustrow an der Ostsee. Einerseits sollte es zur Vorbereitung auf die neue Saison dienen. Es wurde jeden Tag trainiert. Anderseits aber sollte auch der Mannschaftsgeist gefestigt werden. Leider hat es so etwas nie wieder gegeben. Sicherlich hat es noch manch besonderes Ereignis gegeben, das einfach vergessen wurde. Einmalig ist aber die Tatsache, dass ein echter Pastor 4 Jahre in der 1. Mannschaft von Jübar/Bornsen gespielt hat. Es gab damals (1968 bis 72) nur noch 2 Pfarrer in der DDR, die in einer Fußballmannschaft spielten - einer in der Kreisklassenmannschaft, einer in der Alt-Herren-Mannschaft. Übrigens erzählte man sich 1968, als Jübar/Bornsen im letzten Spiel den Klassenerhalt sicherte, dass die Mannschaft nachträglich doch absteigen sollte, weil sie die 2. Halbserie ständig mit 12 Mann gespielt hat. Wieso mit 12 Mann? Grund: Wenn Pastor mitspielt, dann spielt auch der liebe Gott mit. Heute ist Pastor H. Förster Mitglied des Vorstandes und spielt hin und wieder bei den Alten Herren mit.

Nach der Wende Wer hätte das vor einem Jahr gedacht, dass plötzlich wieder Sportvergleiche zwischen Mannschaften der DDR und BRD auf "unterer Ebene" möglich wären. So schnell können sich die Zeiten ändern. Es war schon eine tolle Sache, dieses erste offizielle Hin- und Rückspiel zwischen Hagen-Mahnburg und "Traktor" Jübar/Bornsen. Vor allem das Rückspiel mit Fernsehen und großer Fete. Nun hat es inzwischen mehrere freundschaftliche Begegnungen der ersten, der zweiten Mannschaft und der Alten Herren mit Mannschaften aus dem Landkreis gegeben. Jedoch der absolute Höhepunkt - wohl auch der Geschichte des Vereins - wird am 26. Mai 1990 um 16 Uhr in Jübar stattfinden, wenn der Fußballpräsident des Norddeutschen Fußballverbandes E. Nelle und Dr. Moldenhauer, Fußballpräsident der DDR, zum Fußballfreundschaftsspiel zwischen der WM-Nationalmannschaft der DDR von 1974 und einer Repräsentantenauswahl Niedersachsens den Anstoß vornehmen werden. Freuen wir uns auf dieses sicherlich spektakuläre deutsch-deutsche Fußballergebnis. 17

Fibrola Werke - Schieferherstellung

Im Jahre 1910 entstanden in Jübar die Fibrola Werke. Es wurde Schiefer hergestellt, damit wurden auch in Jübar viele Dächer gedeckt. Durch dieses Werk gab es Aufschwung in der Gemeinde, denn es fanden viele Menschen einen Arbeitsplatz. Dieses Werk beschäftigte durchschnittlich 80 - 100 Arbeitskräfte und das war viel für den kleinen Ort Jübar. Der Schiefer wurde nach Afrika, Amerika, Australien usw. exportiert. Es war eine weltbekannte Firma. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Werk demontiert, was sehr schade war.

Belegschaft des Fibrola-Werkes um 1910 vor dem Betrieb

PGH "Hoch und Tiefbau"

Die PGH "Hoch und Tiefbau" wurde am 26. September 1959 gegründet. Sie zog in die Gebäude der ehemaligen Fibrola Werke ein. So konnten die Gebäude sinnvoll weiter genutzt werden. Die PGH "Hoch und Tiefbau" wurde aus zwei Baubetrieben gegründet. Baubetrieb Göhrmann - Baubetrieb Meyer Zur Gründung bestand die PGH "Hoch und Tiefbau" aus 24 Mitarbeitern: x 19 Maurer x 1 Bauarbeiter x 2 Lehrlinge x 2 Maurermeister Später wurde dann auch die Tischlerei Schulz übernommen. Die PGH baute nicht nur in Jübar größere Objekte - wie 1974 den Konsum, 1988 den Kindergarten und 14 WE Block - sondern sie waren auch im gesamten Umkreis bekannt und beliebt, sie arbeiteten von Jübar über Stendal bis Berlin. Es ist zu bedauern, dass per 30.06.1994 der Konkurs bekannt gegeben werden musste.

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 1 GGeesscchhääffttsswweelltt –– PPoosstt -- SScchhuullee

Die Geschäftswelt von 1938 in Jübar

Otto Göhrmann Baugeschäft Hoch – u. Tiefbauarbeiten Friedrich Schröder Sägewerk Holzhandlung, Hobelwerk, Zimmerei Otto Krause Stellmacherei und Wagenbau Friedrich Schütze Malermeister Otto Remmel Fachgeschäft für Elektrotechnik Gustav Lehmann Schmiedemeister Hufbeschlag, Wagenbau Fritz Bernau Opel – Vertrieb, DKW – Motorräder, Fahrräder, Nähmaschinen Hermann Grebien Schuhwaren Martin Gratz Friseurmeister Herren u. Damen-Frisiersalon WalterBrüning Uhren, Gold– und Silberwaren, die neuen Rundfunkgeräte aller Fabrikate, Röhrenprüfstelle – Teilzahlung gestattet Ländliche Spar – und Darlehenskasse 1938 40 jähriges Bestehen Salon Herlitz Friseurmeister – sämtliche Parfümerie-Artikel Hermann Heidmann Kolonialwaren – Drogen – Weine – Sämereien – Briketts Kaffee Schulz Feinste Torten und Dessertstücke Otto Herms Gasthaus "Zur alten Linde" W. Steins Gasthaus – Bewirtschaftung des Schankzeltes des Kreisfeuerwehr – Verbandsfestes Bültges Gasthaus Molkerei Genossenschaft

Am 11. April 1945 kamen in Jübar sechs Angehörige der Wehrmacht ums Leben. Die Amerikaner zogen durch Jübar. Panzer rollten aus Richtung Brome in Richtung Stöckheim. Die sechs Angehörigen der Wehrmacht befanden sich auf dem Rückzug. Es handelte sich vermutlich um versprengte Truppenteile. Ein Hauptmann Rudolf Lütge aus Brockstedt in Holstein wurde direkt auf dem Posthof von den Amerikanern erschossen.

1952 Zwangsumsiedlungen und Enteignungen in Jübar

Nach Öffnung der unseligen Grenze besuchten viele Familien ihre ehemaligen Wohnorte, die sie innerhalb von 2 Stunden damals verlassen mussten. Sie mussten ihr Haus, Vieh und alles Hab und Gut hinterlassen. Nach zwei Stunden hatten sie sich am Lastwagen einzufinden, der sie dann abtransportierte. Bei ihren Besuchen erkennen viele Vertriebene noch das Eigentum ihrer Eltern und Großeltern, z.B. Schränke, Tische, Lampen und Ölgemälde. Bei der Rückgabe von Eigentum handelt es sich bei den meisten älteren Menschen um ein menschliches und weniger um ein rechtliches Problem.

Hier nun die Namen der Vertriebenen aus der Gemeinde Jübar:

™Frieda Meier, geb. 29.3.30 in Kolling, Jübar, Breite Str. 31, Landarbeiterin ™Heinrich Helig, geb. 18.10.20 in Jübar, Jübar, Breite Str. 38 ™Rudolf Eichler, geb. 24.07.19 in Obernick, Kreis Breslau, Jübar, Bromer Str., Laborant in der Molkerei, Ehefrau Christa, geb. Lier, geb. am 19.12.22 in Gleiwitz und zwei Kinder 2

™Otto Gades, geb. 25.11.87 in Jübar, Jübar, Breite Str. 29, Arbeiter, Ehefrau Emilie, geb. Kades, geb. 11.4.90 in Jübar, - Dahinter der handschriftliche Vermerk – Ehefrau ist hier geblieben, auf Entscheid der Kommission. Ehemann ist fort. ™Gustav Lehmann, geb.16.06.94, Ehefrau Marie, geb. Wolter, geb.28.05.93 in Jübar ™Hermann Kommert, geb. 30.09.89 in Jübar, Angestellter und Ehefrau Else, geb. Lilge ™Josef Gärtner, geb. 24.04.12, Werkstattmeister im Sägewerk. ™Heinrich Streicher, geb. 09.07.14 in Bochum, parteilos, wohnhaft Jübar, Breite Str. 19, Beruf Fleischer, jetzt Rentenempfänger. Begründung: Er ist Kriegsversehrter und aus diesem Grunde Rentenempfänger. Seine Unterstützung, die er vom Staate empfängt, hindert ihn nicht daran, in trunkenem Zustand Gerüchte übelster Art gegen unsere DDR zu verbreiten. Streicher ist außerdem ein Mensch, der sich gerne in Schlägereien einlässt. Auch hat er bereits eine Schlägerei mit einem sowjetischen Offizier veranlasst. Angehörige: Ehefrau Anna, geb. Keiser, geb. 17.03.20, 2 Kinder Hiltraud 8 Jahre, Elke 6 Jahre. ™Brünning, Walter, geb.27.07.1905 in Schoppenstedt, wohnhaft Jübar, Breite Str. 17 - Begründung: Brünning ist selbständiger Uhrmacher. Er ist ein großer Gegner der DDR, welches dadurch zum Ausdruck kommt, dass er laufend versucht, seine Kunden negativ zu beeinflussen. Als Geschäftsmann preist er den Kunden alles westliche als vorzüglich, gegenüber alle Erzeugnisse aus der DDR als minderwertig an. Hierbei versteht er es aber, sich meisterhaft zu tarnen. Ehefrau Ilse, geb. Schulz, geb. 03.06.1915 in Jübar, 1 Kind Waltraud, geb. 28.12.1942. ™Paschke, Rudolf, geb. 24.06.1906 in Lauenburg/Pomm. wohnhaft Jübar, Wittinger Str. 2 Beruf: Elektrotechniker, z.Zt. arbeitslos. - Begründung: Paschke diskutiert das Umsiedlerproblem in der Form, dass er sagt, den Umsiedlern ginge es allen schlecht, hätten keine entsprechenden Wohnungen, würden schlecht behandelt, zum anderen erkennt er die Oder – Neiße – Friedensgrenze in keiner Weise an. Sein Verkehr erstreckt sich in die Kreise der LDP und NDPD. Er hat Umgang mit dem 2. Sekretär der NDPD Langleist und mit dem bereits Großbauern Hehlig. Bei der Bevölkerung ist er nicht beliebt. Angehörige: Ehefrau Marie, geb. Kranz, geb. 06.03.1906, 2 Kinder, Inge geb. 1941, Armin geb. 1943, Mutter Emilie Paschke, geb. Dezelske, geb. 16.02.1881. ™Langleist, Wilhelm, geb. 04.10.1909 in Jübar, wohnhaft Jübar, Ackerstr. 1, Beruf: Landwirt von 9,96 Hektar. - Begründung: Langleist ist gegen die Regierung negativ eingestellt. Er brachte dieses in der Form zum Ausdruck, indem er sich über das Symbol des Friedens (weiße Taube) abfällig äußerte, indem er sagte:" Die Friedenstaube hat die Katz gefressen." Zum anderen schwebt gegen ihn ein Verfahren wegen Besitz von Schwarzflächen. Sein Umgang ist mit negativen Elementen. In seiner Eigenschaft als zweiter Vorsitzender der NDPD lehnt er die Vorschläge der SED in den Blocksitzungen stets ab. ™Benecke, August, geb. 09.05.1891 in Salzwedel, wohnhaft Jübar, Beruf Vertreter, jetzt arbeitslos, 1. Vorsitzender der Ortsgruppe der NDPD. - Benecke war vor 1945 1. Kreisleiter der DAP Salzwedel. In der späteren Folge begleitete er in Lodz einen höheren Posten der Partei und laut Aussagen von Genossen soll er 1933 den Pastor in Immekath mit abgeschnittenen Haaren durch Salzwedel geführt haben. Seine jetzige Einstellung ist negativ, was aus dem Umgang mit staatsfeindlichen Elementen bedingt ist. Wohl diskutiert er in der Öffentlichkeit scheinbar positiv, ist jedoch als Gegner unserer Regierung bekannt, was durch seine ablehnende Haltung in den Blockausschusssitzungen gegenüber der SED zum Ausdruck kommt. Angehörige: Ehefrau Emma, geb. Schulz, geb. 18.09.1898, 2 Kinder Hildegard 08.07.34, Rolf 28.02.38.

(Diese Angaben sind der Presse vom 29. Oktober 1991 entnommen)

250 Jahre altmärkisch – prignitzisches Gesangbuch 1734 – 1984

PROGRAMM Zu den Jubiläumsfeiern anlässlich der erstmaligen Ausgabe des altmärkisch – prignitzisches Gesangbuches vor 250 Jahren

12. Mai 1984 13:30 Uhr Posaunenkonzert Ausführende: Bläser aus dem Kirchenkreis Bad Wilsnack/Westprignitz 14:15 Uhr "Der Havelberger Dom" Lichtbildervortrag 15:00 Uhr Kaffeetrinken Saal der Gaststätte "Zur alten Linde" 3

16:00 Uhr Chorkonzert Ausführende: Der Havelberger Domchor 16:45 Uhr Das ev. Kirchenlied Vortrag von Probst Dr. E. Schmidt, Stendal 17:15 Uhr Schlussandacht

13. Mai 1984 13:30 Uhr Posaunenkonzert Ausführende: Der Diesdorfer Posaunenchor 14:15 Uhr Chorkonzert mit den Chören aus Oebisfelde, Kusey, Klötze 15:00 Uhr Kaffeetrinken Saal der Gaststätte "Zur alten Linde" 16:00 Uhr Chorkonzert Ausführende: Der Kirchenchor Gardelegen 16:30 Uhr FESTGOTTESDIENST 17:45 Uhr Abschluss auf dem Kirchplatz

VORWORT Am 12. und 13. Mai 1984 findet in Jübar ein besonderes Jubiläum statt. Es ist das Gedenken an ein Gesangbuch. Vor 250 Jahren wurde die erste Ausgabe des Altmärkisch – prignitzischen Gesangbuches bei der Firma Heller ( vorher Schuster und später wieder Schuster ) in Salzwedel gedruckt. Die Vorrede zu diesem Gesangbuch trägt das Datum: Stendal, den 12. Mai 1734. Nun soll dieses Jubiläum keine Wiederbelebung des alten Gesangbuchs sein, sondern es soll an die große Bedeutung des evangelischen Kirchenliedes in der Geschichte der Evangelischen Kirche erinnern. Ferner soll auf diese Weise ein Stück altmärkische Heimatgeschichte festgehalten werden. So wie man sich in der Geschichte bedeutender Menschen und besonderer Ereignisse erinnert, hat dieses Gesangbuch unser Gedenken verdient. Die Festschrift will einen Blick auf die Vorgeschichte und Geschichte des Gesangbuches werfen lassen. Allen Lesern soll ein kleiner Einblick ermöglicht werden. Wichtige Ausgaben sollen erklärt und der Bedeutung zweier Jübarer Pastoren besonders gedacht werden. Es möge deutlich werden, dass dieses Gesangbuch ein Stück altmärkische Geschichte ist und damit ein Stück unserer Geschichte im Heute, denn " Erinnerung ist wie das Blühen von Rosen im Winter."

Jübar, im April 1984 gez. Hartmut Förster, Pastor

EINLEITUNG Die Bibel, das Gesangbuch und der Heimatkalender waren vor 100 Jahren das "geistige Brot" des Volkes in deutschen Landen; natürlich galt dies auch für die Altmark. Eine besondere Geschichte hat dabei das Gesangbuch, das Altmärkisch – prignitzische Gesangbuch. Zu allen Zeiten haben Menschen gesungen. Die Lieder wurden mündlich überliefert. Singen gehörte wie das tägliche Brot zum Leben der Menschen. Daran hat sich ja in den letzten zwei Jahrzehnten manches geändert. Radio und Kassettenrecorder haben das allgemeine Singen verdrängt. Es gab früher viele Anlässe, bei denen gesungen wurde; bei der Arbeit, unter der Dorflinde bei Feierabend, auf dem Markt, zu fröhlichen Festen und bei traurigen Anlässen. In den Kirchen wurde bis zur Reformation leider nicht in deutscher Sprache gesungen. Dies änderte sich mit der Reformation gründlich. 1524 kann als die Geburtsstunde des deutschsprachigen, evangelischen Gesangbuches gelten. Es war Luthers "Geistliches Gesangbuchleyn" und andere Gesangbücher der Reformationszeit, die überall den Anbruch einer neuen Zeit verkündeten. Und damit verkündeten sie weithin die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes. Allerdings fanden die Gesangbücher natürlich vor dem Dreißigjährigen Krieg nicht die Verbreitung, die man sich hätte wünschen können, denn viele Menschen konnten nicht lesen und ein Gesangbuch war für viele Christen einfach zu teuer. So wurden die Lieder weiterhin auswendig gelernt. Erst um 1700 änderte sich dies, weil nun das Lesen zur allgemeinen Volksbildung gehörte. Damit wuchs in vielen Gebieten Deutschlands bei den Menschen der Wunsch nach einem eigenen, einem Heimatgesangbuch. Überall erblühten wie Blumen im Frühling auf deutschen Boden eine Vielzahl Gesangbücher. Sie spiegelten die geistigen und religiösen Anschauungen wieder. 1734 wurde der Wunsch in Altmark und Prignitz nach einem eigenen Gesangbuch erfüllt. Jedoch ein "wirkliches Buch des Volkes" wurde es erst nach 1850, als es sich durch verbilligten Druck jede Familie in Stadt und Land leisten konnte. Wie viel Segen aus diesem Altmärkisch – prignitzischen Gesangbuch in die Herzen und das Leben der Altmärker im Laufe der Zeit geflossen ist, weiß Gott allein. Das Gedenken an die Geschichte dieses Gesangbuches ist damit ein Stück Nachdenkens über Glaubensgeschichte.

Die Vorgeschichte des altmärkisch – prignitzischen Gesangbuchs

Die allgemeine Geschichte des evangelischen Gesangbuches Mit der Reformation änderte sich in den evangelisch gewordenen Ländern für den Gottesdienst Zweierlei: die Predigt wurde in deutscher Sprache gehalten und der Gesang ebenfalls Deutsch, wurde 4 eingeführt. Damit war die Gemeinde nicht mehr nur hörende, sondern auch singende Gemeinde. In diesem Gesang spiegelte sich der lebendige Glaube an den ewigen Gott, an Jesus Christus seinen Sohn und an das Wirken des Heiligen Geistes wieder. Das Singen im Gottesdienst war Loben, Danken und Bitten. Die ältesten evangelischen Gesangbücher entstanden um 1524, wie zum Beispiel das Wittenberger Achtliederbuch. Allerdings war der Gebrauch der Gesangbücher nur jenen Christen vorbehalten, die lesen konnten, alle anderen lernten die Lieder auswendig. Vor allem Lutherlieder fanden rasche Verbreitung durch mündliches Weitergeben. Ziel der Kirchenliederdichter war es, die Gemeinden zu belehren, sie im Glauben zu stärken und ihnen Trost zu spenden. In der nachreformatorischen Zeit erlebte das evangelische Kirchenlied eine erste Blüte. Es wurde für das gesamte kirchliche Leben des Volkes von großer Bedeutung. Eine Vielzahl Dichter ( vor allem Pastoren ) schrieben eine große Menge von Liedern, die in territorialen Gesangbüchern Aufnahme fanden. Lutherlieder waren aber in allen Gesangbüchern vorhanden. Die Gesangbücher vor und nach dem Dreißigjährigen Krieg waren keine von Kirchen sanktionierten Bücher, wie wir es heute kennen, sondern sie waren Privatunternehmungen einzelner Verleger oder Herausgeber. Viele territoriale Gesangbücher im mittel – und norddeutschen Raum hatten als einen Teil das " wittenbergische Gesangbuch" und fügten einen territorialen Liederteil und anderes Sonderliedgut an. Bis 1640 kann etwa folgender Aufbau eines Gesangbuches festgestellt werden: 1. Gottesdienst – und Festlieder; 2. Katechismus – und eventuell Psalmgesänge; 3. Lob – und Danklieder; 4. Abend – und Morgenlieder; 5. Lieder über Tod und ewiges Leben. Eine neue Bewegung in der Geschichte des Gesangbuches begann um 1640 – bedingt durch die große Zahl der inzwischen gedichteten Lieder. Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung des Altmärkisch – prignitzischen Gesangbuches waren das Hannoversche Gesangbuch von 1646 und das Krüger'sche Gesangbuch aus Berlin von 1655. Dieses war in der Altmark sehr verbreitet. In der Prignitz war der sogenannte "Porst" im Gebrauch. Immer wurde in den Ausgaben der territorialen Gesangbücher betont, dass sie zur Privatandacht und zum Hausgebrauch bestimmt seien. Für viele nach 1660 entstandene Gesangbücher waren das Krüger'sche und Hannoversche Gesangbuch zur Grundlage geworden. Nach 1700 erlangten das Hallesche Gesangbuch (1704 und 1714) und der schon erwähnte Porst (Berlin 1708/1709) grundlegende Bedeutung. Diese Gesangbücher waren ihrem Inhalt nach von einer neuen Frömmigkeit geprägt. Die Lieder dienten der Erbauung und betonten Buße, Bekehrung und Heiligung des Menschen. In vielen Gegenden blieb man allerdings der Tradition verhaftet, dass das Kirchenlied vor allem Lied für den Gottesdienst zu sein hatte, dazu gehörten die Altmark und die Prignitz. Um 1750 wurde die Entwicklung des Gesangbuches wieder in eine andere Richtung gedrängt. Es war die Zeit der Aufklärung. Die alten Lieder wurden in schrecklichster Weise umgedichtet oder gänzlich aus den Gesangbüchern entfernt. Die "neuen Gesangbücher" konnten zum Teil nur unter kirchenbehördlichem Druck eingeführt werden. In der Altmark und der Prignitz wehrten sich viele Pfarrer und Gemeinden mit Erfolg gegen die Einführung der neuen Gesangbücher (Osterburger Gesangbuchstreit und der Widerstand in der Stadt Lenzen seien als Beispiele genannt). Um 1820 begann eine allgemeine Gegenbewegung. Die Forderung nach der Einführung der alten Lieder war begleitet von dem Ruf nach einem einheitlichen Gesangbuch. 1829 erschien das erste evangelische Reformierte Gesangbuch – das Berliner Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch für die Evangelischen Gemeinden. 1854 wurde das Deutsche Evangelische Gesangbuch herausgegeben. Die Einheitsbestrebungen verstärkten sich nach dem ersten Weltkrieg und fanden ihren Höhepunkt in dem 1950 erschienenen Evangelischen Kirchengesangbuch, das im ganzen deutschsprachigen Raum Verbreitung fand. In diesem Gesangbuch finden wir 394 Lieder reformatorischer und nachreformatorischer Kirchenliederdichter, sowie in Anhängen Sonderliedgut. So war es möglich, dass ein Gemeindemitglied, zu welcher Landeskirche es auch immer gehören mochte, "sein" Gesangbuch überall benutzen und bekannte Lieder mitsingen konnte.

Die verschiedenen Ausgaben des altmärkisch – prignitzischen Gesangbuches Im Laufe von fast zwei Jahrhunderten gab es Ausgaben in verschiedensten Formaten und Schriftbildern. Die schmale, in Salzwedel 1734 gedruckte Ausgabe erlebte nur 5 Auflagen. Sie wurde zugunsten der handlicheren Oktavausgabe aufgegeben. Von dieser sind von 1737 bis 1780 10 Auflagen bekannt. Ab 1784 begann eine neue Zählung dieser Ausgabe, die bis 1911 32 Auflagen erlebte. Die letzte Auflage spielt für den letzten Teil der Geschichte des Altmärkisch – prignitzischen Gesangbuches eine Rolle. Alle Ausgaben hatten einen Gebetsanhang und ein Register. Wichtig und interessant ist die Tatsache, dass im vorigen Jahrhundert einige geschäftstüchtige Druckereien meinten, mit illegalen Nachdrucken des Gesangbuches verdienen zu können. Die Firma Schuster, ehemals Heller, musste einen über 60 Jahre dauernden Prozess führen, bis ihr schließlich 1879 das alleinige Recht zugestanden wurde, das Altmärkisch – prignitzische Gesangbuch zu drucken und zu vertreiben.

Der Liedumfang des altmärkisch – prignitzischen Gesangbuches 5

Die erste Auflage von 1734 enthielt 771 Lieder. Diese bildeten den festen Bestandteil bis zur letzten Auflage. Bis 1780 vermehrte sich die Zahl der Lieder auf 936. 1765 wurde durch den Generalsuperintendenten Werckenthin zu Stendal eine Sammlung neuer geistlicher Lieder angekündigt und als selbständiges Gesangbuch herausgebracht. 1780 wurde es als Anhang mit dem Altmärkisch – prignitzischen Gesangbuch zusammengefügt. 1828 kam ein Lied für Konfirmationsfeiern von Pfarrer Crusius aus Kleinau hinzu, so dass 1129 Lieder im Gesangbuch zu finden waren. Ein Gesangbuch, dass das bewährte Altmärkisch – prignitzische ablösen sollte, ließ 370 Lieder einfach weg, darunter viele sogenannte Kernlieder: Erhalt und Herr bei deinem Wort, Nun freut euch lieben Christen g'mein, Es ist das Heil uns kommen her, Wachet auf, ruft uns die Stimme, Wie schön leuchtet der Morgenstern, O Jesus Christe, wahres Licht, Fröhlich soll mein Herze Springen, Ich steh' an deiner Krippe hier, und andere.

Mit diesem ausgedünnten Gesangbuch versuchten die Anhänger des Rationalismus die Glaubensfrömmigkeit zu zerstören, die das Altmärkisch – prignitzische Gesangbuch ausstrahlte. Unterstützt wurden solche rationalistischen Unternehmungen von dem Superintendenten Oldecop aus Salzwedel. Sie scheiterten aber am Widerstand vieler Gemeindemitglieder und Pastoren. Noch 1812 druckte man die weggelassenen Lieder als Anhang und 1818 erschien das Gesangbuch wieder im alten Umfang. 1818 bis 1861 war eine Zeit ruhiger Entwicklung. 1861 wurde das Gesangbuch um weitere 71 Lieder erweitert. In der Auflage des Jahres 1842 kam eine Neuheit hinzu: August Schuster und Pastor Pahl aus Jübar fügten den Liedern die Namen der Liederdichter hinzu. 1861 umfasste das Altmärkisch – prignitzische Gesangbuch 1200 Lieder. Diese Anzahl genügte aber den Ansprüchen der Gemeinden der Altmark noch immer nicht. Es fehlten Missionslieder für Missionsstunden und – feste. Die Altmärker hatten ein offenes Herz für die Anliegen der Missionsgesellschaften. Es wurde viel gespendet, um die Missionsarbeit in Afrika, Asien und Südamerika zu unterstützen. Pfarrer G. Schulze aus Walseleben stellte eine Sammlung von 25 Missionsliedern zusammen, die dem Gesangbuch als Anhang angefügt wurden (1882). Doch auch damit war das Sammeln und Anfügen noch nicht beendet. 1881 wurde ein evangelisches Gesangbuch für die Kirchenprovinz Sachsen herausgegeben. Daraus entnahm man für das Altmärkisch – prignitzische Gesangbuch 75 Lieder. Sie sollten im " Ausland " lebenden Altmärkern den Gebrauch ihres Gesangbuches ermöglichen. Ebenso konnten " Ausländer " in der Altmark ihr Gesangbuch weiterbenutzen. Eine kirchenrechtliche Entwicklung, die aber für das Altmärkisch – prignitzische Gesangbuch ohne Einfluss blieb, soll nicht unerwähnt bleiben: 1815 wurden nach der Auflösung der Generalsuperintendantur Stendal die Altmark und die Prignitz getrennt. Die Altmark kam zur Kirchenprovinz Sachsen und die Prignitz zur Evangelischen Kirche von Berlin – Brandenburg. Natürlich versuchte nun die Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen ein einheitliches Gesangbuch einzuführen. Diesem Bestreben setzte die Altmark und in besonderem Maße die westlichen Teile Widerstand entgegen. Es kam sogar zur Gründung eines Vereins zur Erhaltung des Altmärkisch – prignitzischen Gesangbuches. 1898 fand die Entwicklung des Gesangbuches einen Abschluss. Es hatte inzwischen einen Umfang von 1300 Liedern und gehört damit in die Reihe der bedeutendsten Gesangbücher.

Postgebühren von 1938

BRIEFE Im Ortsverkehr bis 20 g 8 Pfennig über 20 – 250 g 16 Pfennig über 250 – 500 g 20 Pfennig Im Fernverkehr bis 20 g 12 Pfennig über 20 – 250 g 24 Pfennig über 250 – 500 g 40 Pfennig Zur Inlandtaxe auch nach Danzig, Luxemburg und Österreich. Ausland bis 20 g 25 Pfennig jede weiteren 20 g 15 Pfennig nach der Tschechoslowakei und nach Ungarn bis 20 g 20 Pfennig 6 für jede weiteren 20 g nach der Tschechoslowakei 15 Pfennig, nach Ungarn 10 Pfennig

POSTKARTEN Im Ortsverkehr 5 Pfennig Im Fernverkehr 6 Pfennig (auch Danzig usw. wie oben) Ausland 15 Pfennig, nach der Tschechoslowakei und nach Ungarn 10 Pfennig

DRUCKSACHEN Offene Drucksachen 3 Pfennig Drucksachen bis 20 g 3 Pfennig bis 50 g 4 Pfennig bis 100 g 8 Pfennig bis 250 g 15 Pfennig bis 500 g 30 Pfennig, Meistgewicht 500 g. Ausland je 50 g 5 Pfennig, nach Ungarn Inlandgebühren, jedoch 500 – 10.000 g 40 Pfennig

PÄCKCHEN Meistgewicht 2 kg. Größe: Länge, Breite und Höhe zusammen 90 cm, 40 Pfennig.

POSTANWEISUNGEN Meistbetrag 1.000 RM bis 10 RM 20 Pfennig bis 25 RM 30 Pfennig bis 100 RM 40 Pfennig bis 250 RM 60 Pfennig bis 500 RM 80 Pfennig bis 750 RM 100 Pfennig bis 1.000 RM 120 Pfennig Postanweisungen sind auch telegraphisch zulässig. Eilbotenlohn wie für Briefe. Vorausbezahlung des Bestellgeldes ist gestattet.

POSTGUT Die neue billige Kleingutsendung der Deutschen Reichspost ab 15.12.1933 Höchstgewicht: 7 kg Zugelassen: a) bei gleichzeitiger Einlieferung von mindestens 3 Sendungen nach dem selben Bestimmungsort bei allen Postanstalten; b) ohne Rücksicht auf die Zahl der Sendungen in einer Reihe größerer Orte für bestimmte Verkehrsbeziehungen. Unversiegelte Wertsendungen und Nachnahmesendungen zulässig. Eilzustellung und Einlieferung sperriger Postgüter zugelassen. Den Postgütern muss eine besondere Postgutkarte beigegeben sein, die in drei Formen auf grünem Papier ausgegeben wird, als gewöhnliche Postgutkarte, als Nachnahmepostgutkarte mit anhängender Postanweisung oder Zahlkarte. Kennzeichnung der Sendungen durch Angabe "Postgut" im Kopf der Anschrift, der Paketkarten durch Angabe "Postgut" im umrandeten Raum oberhalb der Anschrift. Keine Zustellgebühr.

Zone I Zone II Zone III Zone IV Zone V bis 75 km 75-150 150-375 375-750 über 750 km bis 5 kg 0,30 0,40 0,40 0,50 0,60 bis 6 kg 0,35 0,45 0,50 0,60 0,80 bis 7 kg 0,40 0,50 0,60 0,70 1,00

Die Jübarer Schule

Von den Anfängen der Jübarer Schule bis zum Jahre 1945 Wann in Jübar zum ersten Mal die Kinder Schulunterricht erhielten, wird wohl kaum je festzustellen sein. Mit Sicherheit ist aber zu sagen, dass im Jahre 1578 bereits ein "Küster" Dionysius Müller in einer alten Kirchenkladde erwähnt wird. Ihm folgten dann viele andere, die ihr Amt recht und schlecht 7 versahen. In einem Brief an die Altmärkische Prignitzische Kriegs – und Domänenkammer in Stendal berichtet der Amtmann von Diesdorf 1788, der auch für die Jübarer Schule in staatlicher Verwaltung die Verantwortung trug, dass das Schulwesen der Gegend wohl "das erbärmlichste und verbesserungswürdigste" des ganzen Königreiches Preußen sei, was sicherlich nicht ganz stimmte. Er schreibt, "dass vom ganzen Bäuerlichen Stande dieser Gegend, ein oder ein paar Jahre nachher, wenn sie zum Abendmahl (Konfirmation; der Verfasser) gewesen, wenige nur noch erträglich lesen, von 10 kaum einer seinen Namen schreiben kann". Das war eine klägliche Bilanz. Aber es war auch kein Wunder, denn nur in wenigen Orten der Altmark gab es bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wirkliche Schulmeister. Größtenteils waren sie wie auch in Jübar hauptamtlich als Küster angestellt und hatten vorwiegend kirchliche Dienste zu verrichten. Dazu gehörte das Vorsingen in der Kirche, das Läuten, das Aufziehen der Kirchturmuhr, das Reinigen der Kirche, das Putzen der Abendmahlgeräte und das Läuten bei Gewitter u.a. Nur im Winter fand der Unterricht in der Kleinen Stube, in der der Küster auch seine Schumacherwerkstatt eingerichtet hatte, statt. Das Schulinventar bestand 1715 aus einem langen Tisch und einer alten Bank. So klagt 1720 der Jübarer Küster und Schulmeister Johann Christoph Brüning: "Das diese Jübersche Gemeinde, bei Winters Zeit, ihre Kinder, da manche wohl 3 bis 4 haben, gar sparsam in die Schule Schicken, sondern dieselben lieber das ganze Jahr müßig, und in Boßheit lassen herumgehen, die ich aber noch bekommen und selbe treu und fleißig informiert, von solchen habe und bekomme ich kein Schulgeld und wenn ja noch endlich etwas ist, ist es ein wenig Acker; welcher wen er von mir bestellet, aus Boßheit, durch ihre Vieh hin und wiederum verdorben, und abgehütet wird". Und weiterhin schreibt er: "....denn da hält man die Kinder lieber ab, nicht in die Schule zu kommen, daß dem Küster wöchentlich für seine Arbeit 6 Pfennig für einem Kinde zu reichen". Nach diesen Worten ist es wohl verständlich, dass der Schulmeister sein Brot durch einen anderen Beruf verdienen musste. Brüning war Schuhmacher. Seine Vorgänger und Nachfolger übten den gleichen Beruf aus oder versuchten als Schneider noch etwas dazuverdienen. Im Jahre 1737 waren von 20 Küstern der Salzwedelschen Schulinspektion 8 Schneider, 6 Leineweber, 2 Schuster, 1 Buchbinder und lediglich 3 ohne einen offiziellen Beruf. Da war das Einkommen, das sie als Küster erhielten, schon etwas besser. So erfahren wir von den Einnahmen Johann Christoph Brünings als Küster im Jahre 1715 folgendes: "Hat ein altes baufälliges Häuslein, woran ein kleiner Viehstall gebauet ist, hat auch von der Bauernschaft einen kleinen Kohlgarten, in der Gemeinde Weide, muss selbst zäunen". Er erhält aus Jübar (Die Einkünfte aus den Filialdörfern Hanum, Mellin, Bornsen und Lüdelsen sind nicht genannt!) x von jedem Ackermann 1 Himten Roggen x von jedem der 4 Coßaten ¼ Himten Roggen x auf Michaelis (29.9) von jedem Wirt 1 Brot x vom vollen Hofe 5 vom Halben Hof 3 Wettergaben "davor er beim Donner Gewitter läuten muß" x auf Ostern von jedem Hofe 5 Eier o vom halben Hof 3 Eier o vom viertel Hof 2 Eier Accidentien (Nebeneinnahmen) des Küsters x Trauung o Läuten 1 Groschen 6 Pfennig o Lichteranzünden 1 Groschen 6 Pfennig o Singen 3 Groschen o Taufen 9 Pfennig x Sechswöchnerin 9 Pfennig x Privatcomminion 1 Groschen 6 Pfennig x Leichgang 1 Groschen 6 Pfennig x Singen vor der Tür - Prozession - Kirche 3 Groschen x Von einem Kind, das zur Schule geht 6 Pfennig wöchentlich x Mahlzeiten bei den Ausrichtungen 3 Groschen

So und in ähnlicher Weise müssen wir auch das Leben und Wirken der Vorgänger und Nachfolger des Küsters Brünings betrachten, und es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Schüler kaum lesen und schreiben, geschweige rechnen konnten. Stand doch auch der Religionsunterricht an erster Stelle in der Schule. Eine Ausbildung hatten all diese Schulmeister nicht erhalten. Die Prüfung zur Aufnahme in das Lehramt erfolgte durch den Superintendenten, der einige Fragen aus der Bibel und dem Katechismus stellte. Wurden sie gut beantwortet, so war die Prüfung bestanden. Der erste Küster und Lehrer Jübars, der auch eine geringe Ausbildung in der Lehrmethode auf dem Seminar in Hannover erhalten hatte, war Tolle. Er begann hier 1816 seine Tätigkeit. Auch sein Nachfolger Kranz war in Hannover. Seine Amtstüchtigkeit wird als: "Ist brauchbar" von dort bestätigt. Lehrer Herrmann war auf 8 dem Seminar in Gardelegen und erhielt bereits ein Zeugnis mit: "Ziemlich gut". Während seiner Dienstzeit erhielt Jübar 1853 das erste Schulhaus mit Schulstube (heutiges Hartgebäude) und eine Schulscheune. Auch wurde nach und nach das Einkommen erhöht – 1863 bereits auf 244 ¾ Taler im Jahr. Als der von 1873 bis 1876 auf dem Seminar in Osterburg ausgebildete Lehrer Heinrich Bock die Schule in Jübar übernahm, war das Gehalt für den Lehrerdienst bereits auf 808 M und für die Küsterei auf 217 M gestiegen. Mit ihm zogen eine bessere Disziplin und neue Lehrmethoden in der Jübarer Schule ein. Die ehemalige Schülerin Berta Meyer aus Neuenstall erinnert sich daran (1938): "1877 starb der alte Lehrer an Herzschlag, und an seiner Stelle kam ein junger Lehrer Namens Bock. Nun gab es in dem Schulbetrieb eine große Umwandlung. Wenn der alte Lehrer in der Schule eine Frage gestellt hatte, die von allen immer sehr leicht zu lösen war, so standen zur Beantwortung bereit fast die ganzen Kinder hoch aufgerichtet und den Arm noch höher in der Luft fuchtelnd auf, und jeder rief nach allerbestem Können: Ich, ich Herr Herrmann oder Herr Lehrer! So nun auch in der ersten Schulstunde beim neuen Lehrer Bock. Dieser erzürnt über unser wüstig zu Worte melden, nahm den Stock, fuhr zwischen und lehrte uns vorerst ein bescheidenes und auch schickliches Melden. Ich muss wohl sagen, der neue Lehrer war sehr streng. Ich muss aber anmerken, dass der Lehrer ehrlich bemüht war, uns Kindern Wissen und Form im Auftreten und Benehmen zu geben. Auch durften wir nicht mehr ohne Holzpantoffeln und barfuss in die Schule kommen ..." Wenn die "Stockmethode" auch nicht die Beste war, so konnte sich der damalige Lehrer bei 125 Schulkindern in einem Klassenraum wohl kaum anders durchsetzen. Die Schülerzahl nahm weiter zu (1893 – 138 Kinder), so dass nach vielen Bittgesuchen des Lehrers und der Gemeinde an die Königliche Regierung endlich 1897 von dieser eine zweite Schulstelle genehmigt wurde. Ein neues Schulhaus wurde bis zum Herbst des Jahres gebaut (heutige Essenküche), und Jübar bekam seinen zweiten Lehrer. Durch das weitere Anwachsen der Einwohnerzahl der Gemeinde konnte im Jahre 1913 eine dreiklassige Schule eingerichtet werden. Diese blieb bis zum Jahre 1945 bestehen, natürlich mit einer immer besseren Ausstattung an Lehr – und Lernmitteln. Bis zum Ende des Deutschen Kaiserreiches war der Kreis Salzwedel in zwei Schulinspektionsgebiete eingeteilt, und der hiesige Pastor war Kreisschulinspektor und außerdem als Pfarrer unserer Dörfer gleichzeitig Lokalschulinspektor. Das änderte sich nach der Novemberrevolution. Die Kirche wurde vom Staat getrennt, und es wurden hauptamtliche Schulinspektoren eingesetzt und der Religionsunterricht in der Schule abgeschafft. Beide unheilvollen Weltkriege wirkten sich auch negativ auf den Schulunterricht aus. Die Lehrkräfte wurden zum Kriegsdienst einberufen, so dass zeitweilig nur ein Lehrer den Unterricht notdürftig durchführte. Die Machtübernahme der Faschisten wirkte sich auch auf das Jübarer Schulleben aus. Ich zitiere die Schulchronik Jübar. Der Lehrer Alwin Timme schreibt: "Im Lande tobt ein scharfer innenpolitischer Kampf. Das Volk ist zersplittert in 33 Parteien. Wahl folgt auf Wahl. Der Kampf scheint sich zuzuspitzen auf Marxismus und Nationalsozialismus. Am 30. Januar 1933 erhält der Führer der Nationalsozialisten – Adolf Hitler – die Führung der Regierung... Hier in Jübar herrscht Revolutionsstimmung. Lehrer und alle anderen Beamte werden als Sozialdemokraten verdächtigt. Das führt zu allerhand Auswüchsen. Die hiesigen Nationalsozialisten scheuen selbst nicht zurück, dass sie einen nationalen Mann verdächtigen, marxistische Schriften zu besitzen und zu verbergen. Bei diesem Mann, nämlich Kollegen Wölbing, findet eine Haussuchung statt, die natürlich ein negatives Ergebnis hatte". So übernahmen die Faschisten in Jübar das Sagen. Die Erziehung der Kinder erfolgte ganz im Sinne des Faschismus. Nach der Zerschlagung der faschistischen Herrschaft brach endgültig das alte Schulsystem zusammen und machte einem neuen, besseren Platz.

Die Entwicklung der Schulgeschichte im Raum Jübar von 1945 bis 1968 Durch die Schulreform änderte sich auch in Jübar einiges. Von Anfang an gingen die Bestrebungen dahin, Zentralschulen aufzubauen und den Mehrstufenunterricht zu überwinden. Freilich musste das Schritt für Schritt geschehen. Im Jahre 1953 wurde auch unsere Schule eine Zentralschule. Die oberen Jahrgänge aus den umliegenden Dörfern Hanum, Gladdenstedt, Wendischbrome und Lüdelsen kamen zu uns. In den weiteren Jahren gab es in den Gemeinden Gladdenstedt und Wendischbrome keinen Unterricht mehr. Die Schulverhältnisse in Jübar gestatteten jedoch kein voll ausgebautes System, so dass bis 1968 in Nettgau noch der Mehrstufenunterricht mit zwei Klassen durchgeführt wurde. Die vorhandenen Klassenräume in Hanum und Lüdelsen wurden von unserer Schule zum Unterricht in der "oberen Schule" (heutiges Hortgebäude) und der "unteren Schule" (heutige Schulküche) mit genutzt. Oft gaben sich die Lehrer die Hand, wenn sie eiligen Schrittes während der Pause vom unteren zum oberen Schulgebäude wanderten; das bereits im Jahre 1852 erbaut wurde und in der Epoche des Kapitalismus voll ihren Zweck erfüllten. In dieser Zeit genügte es, der heranwachsenden Jugend elementare Grundkenntnisse zu vermitteln. Die höhere Bildung blieb einer ausgewählten Schicht des Volkes vorbehalten. Im Zeitalter der Raumfahrt und der technischen Revolution stellen uns die Anforderungen aus dem einheitlichen sozialistischen Bildungsgesetz vor die Tatsache, schrittweise bessere materielle Voraussetzungen zu schaffen. So wurden in erster Linie von dem damaligen Pädagogenkollektiv unter Leitung des Genossen Helmut Heinze die ideellen 9

Voraussetzungen geschaffen. Denn es galt, die wissenschaftlichen Methoden und präzisierten Lehrpläne täglich in guter Qualität umzusetzen. Von diesem Gedanken ausgehend, wurde hier in Jübar mit großzügiger Unterstützung aller staatlicher Organe ein Schulneubau vorbereitet. Viele Beratungen, Standortbesichtigungen und die Einholung notwendiger Unterlagen waren erforderlich, um die von unserem Staat zur Verfügung gestellte Summe von fast einer halben Million Mark zweckmäßig, nutzbringend und nach neuesten Erkenntnissen anzuwenden. Nach Erteilung der Baugenehmigung konnte mit dem ersten Spatenstich begonnen werden. Gräben wurden ausgehoben, damit die Wasserleitung zum Bauplatz auf dem ehemaligen Sportplatz verlegt werden konnte. Nachdem eine Planierraupe die meisten Erdmassen aus Keller und Fundamenten geräumt hatte, setzte die LPG "1. Mai" ihre Technik ein. Nun konnte die PGH "Hoch– und Tiefbau" in Jübar mit der Baustelleneinrichtung beginnen. Die ersten Baumaterialien rollten an. Zu einem feierlichen Akt gestaltete sich die Grundsteinlegung am 27. Juli 1966. Der Pionier Barbara Ungnad sprach das Gedicht: "Ja, Häuser bauen". In dieser Zeit mauerte der Baubrigadier, Heinz Körner, die Kassette mit der Urkunde und die "Volksstimme" vom gleichen Tage in das Fundament. Der damalige Bürgermeister, Genosse Eberhard Kamieth, rief den anwesenden Pionieren zu: "Lernt und meistert das Leben, denn ihr seid die Erbauer der neuen Gesellschaft." Der Schuldirektor verlas den Text der Urkunde und gab die Verpflichtung der Lehrer ab, dass nach der Fertigstellung der neuen Schule, in diesem Gebäude die humanistischen Ideale eines Diesterweg, verbunden mit dem Kampf Ernst Thälmanns, verwirklicht werden.

Die Einweihung des neuen Schulgebäudes Mit der Einweihung des neuen Schulgebäudes und der Aufnahme des Unterrichts in dieser modernen Bildungsstätte präsentierte sich dem von Lüdelsen kommenden Besucher gewissermaßen als Blickfang am Ortseingang Jübars, wo ehemals eine alte Baracke stand, das helle Gebäude der neuen Schule. Am 2. September des Jahres 1968 war es dann soweit. Ein langgehegter Wunsch ging in Erfüllung. 358 Mädchen und Jungen nahmen in 12 modernen, neueingerichteten und hellen Unterrichtsräumen ihre Lerntätigkeit auf. Lehrer, Eltern und die gesamte Öffentlichkeit waren stolz auf dieses neue Objekt, für das unser Arbeiter – und Bauern – Staat über 800.000 Mark zur Verfügung stellte und das unsere fleißigen Bauschaffenden in zweijähriger Bauzeit errichteten. Ein weiterer, ein sozialistischer Meilenstein in der Geschichte des Schullebens von Jübar wurde gesetzt. So wurde der 2. September 1968 ein Feiertag für die Bürger unserer damaligen Grenzgemeinde. Mädchen und Jungen in den blauen Blusen der FDJ oder den weißen Hemden der Jungen Pioniere, Bürger aus Jübar und den umliegenden Orten des Einzugsbereiches der Schule, Repräsentanten unseres Kreises waren erschienen, um diesen schönen Augenblick mitzuerleben. Und da Jübar neben vielen anderen guten Dingen auch ein eigenes Blasorchester aufzuweisen hatte, gab dieses dann den musikalischen Auftakt für die Einweihungsfeier. In seiner Festrede sprach der Ratsvorsitzende des Kreises allen beteiligten Baubetrieben, den örtlichen Räten der Gemeinden des Einzugsbereiches, den LPG und vielen ehrenamtlichen Helfern wie Genossenschaftsbauern, Lehrer und Erziehern, Handwerkern und Jugendlichen, Dank und Anerkennung aus. Diese Feststellung wurde unterstrichen durch die Tatsache, dass immerhin 60.000 Mark in Eigenleistung aufgebracht wurden. Nicht zuletzt darum konnte das ursprüngliche Bauvorhaben durch einen Initiativbau ergänzt werden, wodurch zusätzlich drei Klassenräume und die notwendigen Nebenräume geschaffen wurden. Als Anerkennung zeichnete der Ratsvorsitzende die Schule mit der "Goldenen Aufbaunadel" der Nationalen Front aus. Einige Bürger, die sich beim Schulneubau besonders verdient gemacht haben, sollen hier noch einmal lobend hervorgehoben werden. Dazu gehörten die Mitglieder der örtlichen Bauleitung, bestehend aus dem Bürgermeister, Eberhard Kamieth, Schuldirektor, Hellmuth Heinze, dem damaligen Bezirkstagsabgeordneten und Vorsitzenden der LPG "1. Mai" Jübar, Gottfried Veit, und Leitungskadern der PGH "Hoch – und Tiefbau". Aber auch der Lehrer Hansjürgen Bornemann soll hier erwähnt werden, der sich bei der Einrichtung und Ausgestaltung der Fachräume für den naturwissenschaftlichen Unterricht verdient gemacht hat.

Die weitere Entwicklung der Schulgeschichte von 1968 bis 1988 Nun konnte die Lernarbeit im neuen Schulgebäude losgehen. Bessere materielle Bedingungen für Lehrer und Schüler waren vorhanden. Ein neuer Zaun, gefertigt von Schmiedemeister Gustav Lehmann, angebracht von der Baubrigade der LPG und Hausmeister Erwin Höppner, schmückten ein Jahr später den Schulneubau. Auch die Außenanlagen wurden weiter verschönert. Es entstand eine Kleinsportanlage in gesellschaftlich-nützlicher, unbezahlter Arbeit. In dieser Zeit wurde auch der Kleinsportplatz geschaffen, durch den Fleiß von Lehrer, Schülern und vielen Einwohnern der Gemeinde. Damit verbesserten sich in dieser Zeit erheblich die Bedingungen für den Schulsport. Natürlich vollzog sich nichts im Selbstlauf. Viele Probleme waren offen geblieben. Es fehlte der Schule immer noch eine Sporthalle. Im Jahre 1973 konnte die ehemalige Werkhalle der Fibrola-Werke als 10

Sporthalle übergeben werden. Dieses Gebäude wurde auch erstmalig 1974 für die Jugendweihefestveranstaltung genutzt. Die Schulküche im ehemaligen Schulgebäude der alten unteren Schule hatte keine günstigen Voraussetzungen, weder für die Küchenfrauen zum Kochen, noch für die Schüler bei der Esseneinnahme. Das Gebäude der alten oberen Schule und jetzige Hortgebäude entsprach ebenfalls nicht mehr den Bedingungen dieser Zeit. Es sollte jedoch noch eine geraume Zeit vergehen, bis auch hier bessere Bedingungen geschaffen werden konnten. Erwähnt werden soll an dieser Stelle unbedingt, dass in der Zeit nach dem Schulneubau trotz vieler Bemühungen der damaligen Direktoren, eine Reihe von Problemen in der Bildungs- und Erziehungsarbeit auftraten. Von 1967 bis 1973 waren nicht weniger als vier Direktoren tätig, die Kollegen Helmuth Heinze, Claus Eckhardt, Günter Roloff und Helga Oschütz. Mit dem Wirken der Kollegin Oschütz bis zum Jahre 1979 stabilisierte sich das Kollektiv. Die Fluktuation im Lehrerkollektiv war aber dennoch zu hoch, um solide Bildungs- und Erziehungsarbeit leisten zu können. Erst um 1980 kristallisierte sich unter der Leitung des Kollegen Horst Fischer das Kollektiv der POS Jübar heraus, das auch im wesentlichen noch heute an der Schule tätig ist. Den weiteren inhaltlichen Aufgaben der Bildung und Erziehung konnte nun mehr Augenmerk geschenkt werden. So ist es sicherlich auch ein Erfolg aller an der Erziehung und Bildung beteiligten Kräfte, wenn unsere Einrichtung in den letzten Jahren junge Menschen heranbildete, die ihren Platz im Berufsleben einnehmen. Wenn heute keine Schulstrafen mehr ausgesprochen werden müssen, so ist das ein Ergebnis aller am Erziehungsprozess beteiligten Menschen. In der Freizeitgestaltung unserer Schüler änderte sich einiges. Die Arbeitsgemeinschaften legten hier eine wesentliche Grundlage, die Schüler auch am Nachmittag für bestimmte Aufgaben zu begeistern. Si sind es insbesondere die Arbeitsgemeinschaften auf sportlichen und wehrsportlichem Gebiet, bei denen sich unsere Kinder wohlfühlen. Es ist ein Verdienst der Leiter dieser Arbeitsgemeinschaften, wenn sie erfolgreich arbeiten. Erreichte unsere Schule 1969 bei der Kreis-Kinder- und Jugendspartakiade nur 6 Medaillen, so waren es 1981 schon 47. Auf gleichartige Erfolge kann auch die Arbeitsgemeinschaft Nachrichtentechnik an unserer Schule verweisen. Im Jahre 1967 gegründet, konnten die Mitglieder 1980 für ihre zielstrebige und eifrige Arbeit mit dem Ehrennamen „GO Dr. Richard Sorge“ der GST ausgezeichnet werden. Immer angagierten sich Eltern und Lehrer gleichermaßen, wenn es darum ging, das Schulgebäude innen und außen für unsere Schüler zu verschönern. Dafür stellte unser Staat gerade dem Bereich der Volksbildung großzügige Mittel zur Verfügung, um die Einrichtung in einem guten Zustand zu halten. So tragen nicht zuletzt das heutige Hortgebäude, 1982 fertiggestellt und die Erweiterung der Außenanlagen zur Verschönerung des Dorfes bei. Hier gilt unser Dank der damaligen Hortleiterin, Margrit Boy, und der ehemaligen Hausmeisterin, Ingrid Striecks. Bis zum heutigen Tag hat die jetzige Hausmeisterin, Edelgard Kampe, einen großen Anteil an der Gestaltung des Schulhortes. Durch ihre besondere Umsicht wurde nicht nur die Hofauffahrt gepflastert, sondern auch der neue Küchenraum geschaffen. Auch die schön gestalteten Innenräume lassen unsere Jüngsten jeden Tag gern in den Hort gehen. Besonderer Anziehungspunkt für groß und klein ist das „Märchenzimmer“. Es wurde mit viel Liebe von der jetzigen Hortleiterin, Linda Lengert, gestaltet. Jede Entwicklung ist gekennzeichnet durch Höhen und Tiefen. Und so blieb auch unsere Schule am 20. Mai 1979 von einem „Tief“ im wahrsten Sinne des Wortes nicht verschont. An diesem Tag wurde nach einem Gewitterguß das gesamte Kellergeschoß der Schule überschwemmt und ein enormer Schaden angerichtet. Besonders betroffen waren natürlich dadurch der Werkraum, der Heizraum, ein Klassenraum und das damalige Pionierleiterzimmer. Nur Mühselig, in wochenlanger Kleinarbeit konnte alles vom Schlamm und Schmutz befreit werden. Auch hier waren Eltern, die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde, Einwohner, Lehrer und Schüler, die gemeinsam anpackten, um dieser Katastrophe Herr zu werden. Wie bereits schon festgestellt, vollzogen sich in den 80-ziger Jahren die größten Werterhaltungsmaßnahmen an unserer Schule. Die effektive Nutzung dieser Mittel hing in einem entscheidenden Maße davon ab, wie es die Bauschaffenden immer wieder verstanden, die vorgesehenen Bauvorhaben zu realisieren. Mit Beginn der großen Ferien im Jahre 1981 übernahm die Brigade Werner Beneke von der PGH „Hoch- und Tiefbau“ Jübar ein sehr aufwendiges Vorhaben. Das Ziel bestand darin, die Fundamente des Schulgebäudes zu isolieren. Ein Jahr zuvor wurde eine Schutzmauer gegen die Wassermassen bei möglichen starken Regengüssen errichtet. Eine wichtige Sache, denn wer wollte schon, dass sich eine Überschwemmung von 1979 wiederholte? Die Brigade Körner von der PGH „Hoch- und Tiefbau“ Jübar löste diese Aufgabe. Unser altes Hortgebäude konnte 1982 rekonstruiert werden. Eine neue Hinterfront, Innentoiletten, ein neuer Giebel an der Südseite und ein Heizraum entstanden. Die Brigade Josef Franz von der PGH „Hoch- und Tiefbau“ Jübar führte diese Baumaßnahmen durch. Die Rekonstruktion der Schulküche erfolgte im Jahre 1983 durch die Brigade Gerhard Melzian vom gleichen Betrieb unseres Ortes. Damit verbesserten sich in einem weiteren Bereich unserer Einrichtung die Arbeits- und Lebensbedingungen. Innerhalb unseres Schulgebäudes sorgt außerdem bis zum heutigen Tage der Handwerksbetrieb des Malermeisters Klaus Busse für ein freundliches Aussehen. Im materiell-technischen Bereich konnten die 11

Fachunterrichtsräume Mathematik, Musik/Zeichnen, Heimatkunde und Russisch/Englisch ausgestaltet werden. Auch die Kartenbühne für das Fach Geographie, in den Winterferien dieses Jahres erstellt, erleichtert nicht nur den Fachlehrern, sondern auch den Schülern die Arbeitsbedingungen. Ein besonderes Dankeschön gilt dem Kollegen Helmut Tiedtke, Stellvertreter des Direktors. Er hat sich durch die Fertigung verschiedener Unterrichtsmittel für den Mathematik-, Heimatkunde- und Astronomieunterricht auch den Rahmen unserer Schule hinaus einen Namen gemacht. Er erleichtert den Schülern durch diese Anschaulichkeit das Lernen. Nun wird mancher, der diese Zeilen liest, denken irgendwann muss doch mal ein Ende abzusehen sein. Stillstand in einer Entwicklung wird es nie geben, auch an unserer Schule nicht. So gab es mit Beginn des Schuljahres 1987/88 neue Vorschläge zur Gestaltung des Schulhofes. Es sollte für unsere Schüler in den Pausen noch schöner werden. Viele Berater standen uns zur Seite. Ein Projekt wurde erstellt. Im März dieses Jahres konnte mit den Vorarbeiten begonnen werden. Erde wurde abgetragen, Sand aufgefahren. Besonderen Anteil bei den vorbereitenden Arbeiten hatte die Technikbrigade der LPG (P) Jübar und unser Hausmeister, Kurt Ziebell. Am 5. April 1988 begannen Eltern und Schüler aus den oberen Klassen mit der Pflasterung des Schulhofes. Von erfahrenen Ingenieuren und Bauleuten, wie Norbert Schulz, Werner Beneke und Karl Scholz unterstützt und unter Leitung des Direktors, Horst Fischer, sind die Arbeiten noch in vollem Gange. Schon jetzt ist für jeden ersichtlich, wie schön es einmal sein wird.

Der Kampf um die Verleihung des Namens Polytechnische Oberschule „Ernst Thälmann“ Jübar Mit der Freundschaftsratswahl und der Wahl der GOL der FDJ im Jahre 1980 gab es weitere Höhepunkte im gesellschaftlichen Leben unserer Einrichtung. So übernahmen Schüler, Pädagogen und technische Kräfte die verpflichtende Aufgabe, um die Verleihung des Namens POS „Ernst Thälmann“ Jübar zu kämpfen. Gedanken und Vorschläge gab es bereits in den Jahren zuvor. Gehörten wir doch zu den wenigen Schulen des Kreises, die immer noch keinen Namen hatten. Bisher trug nur die Pionierfreundschaft der Schule den Namen „Geschwister Scholl“, die FDJ- Grundorganisation besaß keinen Namen. Mit Beginn des Schuljahres 1980/81 sollte dieses Vorhaben nun konkret werden. Ein Antrag wurde gestellt und im Mittelpunkt der Arbeitsplanung der Pioniere, FDJler, der Lehrer und Erzieher sollte nun für zwei Jahre eine umfangreiche Forschung an der Biographie des deutschen Arbeiterführers Thälmann folgen. Wichtig war es deshalb, alle Aufgaben und Vorhaben zur Erreichung dieses Zieles gut zu koordinieren und zu konkretisieren. So erhielten alle Klassen ihren speziellen, abrechenbaren Auftrag. Jeder sollte einbezogen, keiner durfte vergessen werden. Die Erforschung des Lebens, bestimmte Lebensjahre Ernst Thälmanns wurden stärker unter die Lupe genommen. Denn nicht zuletzt trägt ja unsere Pionierorganisation ebenfalls den Namen dieses großen Arbeiterführers. Eine doppelte Verpflichtung also für jeden einzelnen. Wie sahen nun die Forschungsaufträge der Klassen zum damaligen Zeitpunkt aus? Die Klassen 1 und 2 legten Forschungsmappen an. Die Pioniere der Klassen 3 und 4 nahmen Briefkontakte zu einer Thälmann-Oberschule im Nachbarkreis Salzwedel auf und besuchten sie in den Winterferien, um einen Erfahrungsaustausch zu führen. Die Klasse 5 sorgte für die Errichtung eines Gedenksteines auf dem Schulgelände. Die Klassen 6 und 7 pflegten Briefwechsel mit einer Thälmann-Schule in der Sowjetunion. Außerdem stand der Besuch einer gleichnamigen Schule im Kreis Staßfurt auf ihrem Plan. Der Arbeiterveteran, Genosse Adolf Bär, aus Salzwedel berichtete mit sehr beeindruckenden Worten aus seiner politischen Arbeit während der Zeit des Faschismus. Tiefbewegt erzählte er unseren Pionieren auf einer Veranstaltung von seiner ersten Begegnung mit Ernst Thälmann. Das war in einer KPD-Versammlung 1929 in Hamburg, als er aus den Händen Ernst Thälmanns wenig später das Mitgliedsbuch der KPD erhielt. „Den Händedruck werde ich nie vergessen. Diese Begegnung war ausschlaggebend für mein ganzes Leben“, erzählte Genosse Bär unseren aufmerksam zuhörenden Mädchen und Jungen. Die Klasse 8 hatte sich verpflichtet, gemeinsam mit dem Jugendstundenleiter ihre Jugendstunden lebensnah zu erfüllen. Die Klasse 9 übernahm die Gestaltung einer Thälmannwand im Geschichtskabinett. Die damalige 10. Klasse widmete der Schule als konkreten Beitrag ein Thälmann-Relief für den Gedenkstein. Klar war auch, dass das Lernen am Vorbild Ernst Thälmanns zur Hauptaufgabe aller Pioniere und FDJler wurde. In bestimmten Abständen zogen Lehrer und Schüler der Schule Bilanz über den erreichten Stand der Aufträge, berichteten Pionier- und FDJ-Gruppen über Probleme bei der Realisierung ihrer Vorhaben. Doch können wir hier sagen, dass sich der Fleiß und die Mühe gelohnt haben. Nun stand dem eigentlichen Tag der Verleihung nichts mehr im Wege, und daran hatte jeder seinen konkreten Anteil.

Der 16. April 1982 – Der Tag der Namensverleihung Zweieinhalb Jahre haben Pioniere und FDJler gemeinsam mit ihren Lehrern und Erziehern eine umfangreiche Forschungsarbeit geleistet. Es haben alle um diesen Ehrennamen gekämpft. Anlässlich des 96. Geburtstages von Ernst Thälmann erhielt unsere POS Jübar am 16. April 1982 den verpflichtenden Namen. Dazu fand ein feierlicher Appell statt, auf dem Genosse Fischer, Direktor der Schule, Vertreter der breiten Öffentlichkeit herzlich begrüßen konnten. Voller Freude und Spannung 12 folgten das gesamte Schulkollektiv und die Ehrengäste der Festansprache des Genossen Leeder, Sekretär für Agitation und Propaganda der SED-Kreisleitung. In seinen Ausführungen würdigte er die kontinuierliche Bildungs- und Erziehungsarbeit, verwies er auf die gute Qualität der Pionier- und FDJ- Arbeit zur Erfüllung dieses Auftrages. Es war schon ein bewegter Augenblick, als die Aufschrift POS „Ernst Thälmann“ in weißen Lettern an der Giebelfront der Schule sichtbar wurde und als Vertreter der Klassenkollektive und Gäste Blumengebinde am Gedenkstein niederlegten und wir alle mit unserem Chor, unter Leitung der Kollegin Heidrun Striecks, das Thälmannlied sangen. Traditionell wird nun jährlich zum Thälmanngeburtstag im April eine Festwoche durchgeführt. Bewährt haben sich hier der Crosslauf, Zeichen- und Rezitatorenwettbewerbe, sportliche Wettkämpfe und das Fest der russischen Sprache. Der gestaltete Patenschaftsvertrag mit den in Jübar stationierten sowjetischen Truppen und der Schule wird immer wieder mit Leben erfüllt. Besonders dem Engagement der Kollegin Heidemarie Bollmann ist es zu verdanken, dass das keine leeren Worte sind. Nur so können wir den Freundschaftsgedanken, wie ihn Ernst Thälmann uns lehrte, bei unseren Schülern weiter vertiefen.

Sekundarschule

Quellen- und Literaturverzeichnis Archiv der Kirche Jübar (Akten ohne Bezeichnung) Archiv der Marienkirche Salzwedel Rep. III F. VI Nr. 3 (1722) Rep. III F. VI Nr. 12 (1762) Staatsarchiv Potsdam Rep. 40 A kurmärkisches Konsistorium Nr. 2618 (1715) Bock, Alfred – Chronik von Jübar (Maschinenschrift 1959) Schulchronik von Jübar (handschriftlich, mehrere Autoren, 1912 – 1969) Bock, Hartmut – Das Jübarer Schulleben im Wandel der Zeiten Volksstimme – 22. Jahrgang, Nr. 207, 29. August 1968 Volksstimme – 22. Jahrgang, 30. August 1967 „Von zehn einer seinen Namen schreiben kann ...“ Altmärkischer Heimatkalender Salzwedel 1971, 10. Jahrgang, S. 39 ff Bollmann, Heidi Wir kämpfen um den Ehrennamen POS „Ernst Thälmann“, Volkstimme, Lokalseite Klötze, 1. Juli 1981 Thälmann-Festwoche an der Schule, Volkstimme, Lokalsite Klötze, 12. Juli 1986 Dobbert, Rommy Verpflichtender Name ist uns stets Ansporn, Volkstimme, Lokalseite Klötze, 23. Juli1982 Fischer, Horst In einer ansehnlichen Schule fühlen sich die Schüler wohl, Volksstimme Lokalseite Klötze, 15.09.1981 Heinze, Hellmuth Grundstein für eine neue Schule in Jübar gelegt, Volkstimme, Lokalseite Klötze, 20. Jahrgang Nr. 193, 16. August 1966 Herschelmann Ein neuer Zaun – Volksstimme, Lokalseite Klötze, 4. Juli 1969 Leinau, Ralf 13

Um ein Schmuckstück reicher geworden – Volkstimme, Lokalseite Klötze, 4. September 1969 Pioniere der Klasse 6 Er begegnete Ernst Thälmann - Volkstimme, Lokalseite Klötze, 7. Mai 1983 Pressearchiv POS Jübar Schüler betreiben eine umfassende Forschung, Volkstimme, Lokalseite Klötze, 7. Januar 1981

Herausgeber: POS „Ernst Thälmann“ Jübar Redaktion: Hartmut Bock, Stefanie Fischer Text: Hartmut Bock (Anfänge bis 1945), Stefanie Fischer (1945 – 1968), Horst Fischer (1968 bis heute) Gestaltung: Karl Müller, Salzwedel Satz und Druck: Buchdruckerei Wolfgang Koch, Haberstadt

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 1 DDiiee JJüübbaarreerr KKiirrcchhee

Leider hat sich trotz intensiven Suchens im Pfarrhaus bis heute der Inhalt der alten Kirchturmkugel nicht angefunden. Er hätte sicherlich noch ein wenig mehr Licht in das Dunkel der Geschichte der Kirche von Jübar gebracht. So müssen nun noch manche Punkte ungeklärt bleiben. Jedoch hat die Renovierung der Kirche 1969/70 viel dazu beigetragen, die Kenntnis über unsere Kirche zu erweitern. Durch wiederentdeckte Fresken (Wandmalereien) aus der ältesten Zeit der Kirche und durch Münzfunde bei Grabungen (durch Hartmut Bock) im Westteil der Kirche mussten einige frühere Ansichten über die Geschichte der Kirche geändert werden. So ist aber dennoch nach Abschluss der wohl umfangreichsten Renovierung unserer Kirche auch das Bild über unsere Kirche vollständiger geworden. Der Einweihungstag (oder die Grundsteinlegung) ließ sich aber nicht feststellen. Vielleicht wird es noch einmal möglich sein, wenn irgendwann einmal eine Urkunde oder ein Bericht sich findet. Schon vor Jahrtausenden begruben die Menschen ihre Verstorbenen auf Hügel. Erinnert sei an den Urnenhügel auf dem Acker von Willi Schulze (Jübar) am Bornsener Weg. Auch die Kirchen wurden größtenteils auf Hügel erbaut. Der Platz ringsherum diente oft als Gottesacker, was heute noch vielerorts feststellbar ist. Der Hanumer Kirchhof trägt heute noch den Namen „Engelsberg“. Seine erhöhte Lage fällt nur darum nicht mehr auf, weil sich der herumführende Straßendamm im Laufe vieler Jahre um einen halben Meter gehoben hat. In Jeeben und Rohrberg ist der „Kirchberg“ noch deutlich zu sehen – ebenfalls ja auch in Jübar. Wenn sich aber kein erhöhter Platz im Dorf oder am Dorfrand fand, dann wurde er künstlich aufgetragen. So hat z.B. unser Kirchhof teilweise eine Erhöhung bis zu 80 Zentimeter bekommen. Dass unser Kirchhof früher ein Gottesacker gewesen ist, das ist bei Baggerarbeiten 1968 festgestellt worden, als man in fast 2 Meter Tiefe Menschenknochen fand. Als man im alten Jubere an den Bau einer Kirche (oder einer Kapelle) ging, da sah das obere Ende des Rundlings (unseres Dorfes) anders aus als Heute. Das Dorf endete nämlich bei der damaligen einzigen Einfahrt, der heutigen Ackerstraße (Kommerts Twecht). Der nördliche Teil des Dorfes ist erst später hinzugekommen. Es besteht nun kein Zweifel, dass der Hufner (Bauer), der seinen Hof dort hatte, wo die Kirche und der Pfarrhof liegen, einen neuen Hofplatz gleich nördlich davon bekam. Der Rundling wurde damit im Norden bei der Twecht durchbrochen. Wann unsere Kirche erbaut wurde, das ist zwar nicht festzustellen, aber der Grundstein dürfte im 13. Jahrhundert gelegt worden sein. Wahrscheinlich war es eine Feldsteinkapelle oder eine kleine Holzkirche. Die Erbauer, so wird angenommen, sind Diesdorfer Mönche gewesen. 1256 erbauten sie die Kirche von Ohrdorf, die eine der schönsten Kirche in dieser Gegend ist. Die Diesdorfer Kirche selbst wurde 1161 eingeweiht. Die Kirche von Jübar ist in vier Bauabschnitte aufzuteilen. Der älteste Teil ist der Westteil. Dann wurde der östliche Teil gebaut, im vorigen Jahrhundert die Absis. 1899 wurde der Kirchturm in der heutigen Form gebaut. Wohl könnte man annehmen, dass der östliche Teil (ohne Absis) der Kirche der älteste Teil ist, da er zugemauerte Wehrfenster aufweist. Jedoch die Fresken stammen aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, während die Fresken im westlichen Teil der Kirche weitaus älter sind. Drei Weihekreuze aus verschiedenen Epochen, 2 Hirsche und die Darstellung des Heiligen Hubertus (Schutzheiliger der Jäger) stammen aus der ältesten Zeit des Kirchenbaues unserer Kirche. Einige Fresken jüngeren Datums (z.B. die Darstellung des heiligen Christopherus) sind in der Barockzeit durch die Vergrößerung der Fenster stark zerstört worden. Die anderen 2 Gestalten sind nicht zu 2 deuten. Alle drei Gestalten wurden bei der Renovierung 1969/70 übermalt. Die Grabungen im Westteil, die einige Münzen zu Tage förderten, beweisen, dass dieser Teil der Kirche vor 1470 erbaut wurde. Leider war die Renovierung im Ostteil schon so weit fortgeschritten, dass Grabungen in diesem Teil nicht mehr möglich waren. Vielleicht läßt sich durch Grabungen an der Außenwand des Ostteiles noch etwas finden, was weiteren Aufschluss über die Entwicklung unserer Kirche gibt.

Bericht über die Grabung von Hartmut Bock: Der Aufmerksamkeit der Bauarbeiter der Brigade A. Plumhoff ist es zu verdanken, dass wertvolle Funde nicht verloren gingen, sondern erhalten blieben. Hierzu gehören vor allem einige Münzen, die von den Maurern H. Steinlage, R. Fischer, K. Scholz und W. Faesche gefunden wurden. Diese „Hohlpfennige“ aus der Zeit des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich II. (1440 – 1470) kamen unter dem Kopfsteinpflaster, welches aus dem Kirchenschiff entfernt wurde, zutage. Es handelte sich hierbei in der Hauptsache um „Adlerpfennige“. Diese einseitig geprägten Münzen von ca. 1 cm Durchmesser zeigen innerhalb eines Strahlenkranzes einen brandenburgischen Adler. Außer diesen kam eine Prägung mit dem Stendaler Wappen vor und ein halber Hohlpfennig aus der Salzwedeler Münze, auf dem das Salzwedeler Wappen zu sehen ist. Der nun angelegte Suchgraben erbrachte für die Baugeschichte einige interessante Entdeckungen. Die wichtigste Entdeckung war wohl diese, dass die Kirche dreimal abgebrannt ist und der letzte Brand vor rund 500 Jahren stattgefunden hat. Auch konnte unter der ältesten Brandschicht ein Teil des mutmaßlich ersten Kirchenbaues festgestellt werden. Dieser ist ein mit Feldsteinen durchsetzter Lehmstampfboden, der direkt auf der ursprünglichen Muttererde ruht. Jene Kirche, die auch ein Holzbau gewesen sein kann, wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert errichtet (vielleicht auch schon im 12. Jahrhundert), nachdem das Augustinerkloster im Jahre 1161 entstand und mit der die Christianisierung unserer Gegend begann.

Als Baumaterial wurden die Findlingsblöcke benutzt, die zu Tausenden auf der Feldmark herumlagen. Es waren sichtbare Reste der letzten Eiszeit in der Altmark. Viele dieser Steine waren durch die Gletscher auf einer Seite so glatt geschliffen, so dass sie ohne weiteres die äußere Seite der Kirchenwände bilden konnten. Als Mörtel diente den Bauleuten gebrannter Kalk, der sehr wahrscheinlich aus den Kalkbrüchen von Altmersleben bei Kalbe/Milde stammte. Er wurde erst an Ort und Stelle gebrannt, als man mit dem Bau begann. Eine Frage ist sicherlich dabei: Wie haben die Menschen damals die zentnerschweren Blöcke nach oben bekommen? Ein alter Maurer aus Hanum hat Herrn Alfred Bock erzählt, dass bei der Hochziehung der Wände der Hanumer Kirche die schiefe Ebene angewandt wurde. Mit Seilen wurden dann die schweren Steine hinaufgezogen. Vielleicht wurde diese Methode auch beim Bau unserer Kirche angewendet. Als Dach wurde anfangs Stroh benutzt, da ja Dachsteine, wie es sie heute gibt, unbekannt waren. Größere Kirchen wurden mit sogenannten Schindeln bedeckt. Das waren dünne, aus Eichenholz geschnittene Platten, die etwas kleiner waren als die heutigen Biberschwänze. So hatte der Turm der Zasenbecker Kirche um die Jahrhundertwende noch ein solches Schindeldach.

Ob die Kirche von Jübar, einen Glockenturm anfangs schon gehabt hat, das ist nicht zu beweisen. Es ist bekannt, dass die kleinen Kirchen (Dorfkirchen) oft keinen Turm hatten. Dies ist für Jübar auch anzunehmen. Ob aber eine Glocke die Menschen zum Gottesdienst rief, das ist ebenfalls nicht beweisbar. Die älteste, im Jahre 1866/67 umgegossene Glocke stammt aus dem Jahre 1618 (Brief des Glockengießers Gotthelf Grosse aus Dresden). Falls es eine Glocke vorher gegeben hat, so war sie sicherlich an irgendeiner Seitenwand außen angebracht unter einem kleinen vorspringenden Dachschutz. Ein tief herabhängender Glockenstrang ermöglichte ein Läuten der Glocke von der Erde aus. So war es z.B. noch in Hanum bis zum Jahre 1966.

Dass das Innere der Kirche mit Altar, Kanzel und Bänke versehen war, ist ja selbstverständlich. Das Baumaterial für den Altar waren auch wieder Feldsteine. „Es hat auch der Maurer-Meister den Altar an beiden Seiten, weil er versunken gewesen, abnehmen müssen“. (Alte Kirchenkladde von Jübar – begonnen 1548) Wahrscheinlich waren die Feldsteine des Altars so schwer, dass sie im Laufe der Jahrhunderte tiefer gesunken sind (oder an dieser Stelle hat sich das Vorhandensein des alten Friedhofs bemerkbar gemacht). Die Reste des alten, aus Sandstein geformten Taufbeckens, das bis zum Anbau der Absis in der Kirche stand, befinden sich noch heute im Pfarrgarten. Vielleicht können sich bei der Herstellung des neuen Taufbeckens für die Kirche Verwendung finden.

Zu jeder Kirche gehört ja auch ein Priester. Es ist nun sicher, dass sich nicht jedes Dorf, das eine Kirche hatte, einen Pastor leisten konnte. Außerdem gab es nicht genügend Priester. Es ist auch nicht bekannt, dass zu damaliger Zeit die Klöster im Predigen ausgebildete Mönche auf die Dörfer schickten, die dort Gottesdienste und die bekannten kirchlichen Amtshandlungen durchführten. Diese Wanderpriester hießen „Leutpriester“ – auch „Weltpriester“ genannt. Vielleicht sollte durch diese 3

Bezeichnung der Unterschied zwischen der geistlichen Welt (dem geistlichen Stand) der Klöster und der Außenwelt dokumentiert werden. Diese „Leutpriester“ predigten in der entsprechenden Mundart, da ja die lateinische Sprache (als Kirchensprache) von der Bevölkerung nicht verstanden wurde. Es hat nun oft sehr lange gedauert bis sich die eine oder andere Gemeinde einen eigenen Pastor leisten und anstellen konnte. Diese “Pastöre“, wo sie an einer Muttergemeinde angestellt wurden, versorgten auch die Nachbargemeinden. Die Kirchen mit Prediger nannte man „Mutterkirchen“. Jübar gehörte anfangs zur Mutterkirche Lüdelsen. Warum dies feststand, das ist unbekannt. Vielleicht war Lüdelsen damals größer als Jübar. Dies änderte sich nicht bis zu dem Zeitpunkt, als die Kirche und das Dorf Lüdelsen wüst wurden. Das war wahrscheinlich in der Zeit zwischen 1458 und 1483. Irgendwann um 1500 wurde Jübar dann Muttergemeinde. Warum dies geschah bleibt im Dunkel. Ein Grund könnte dieser gewesen sein: Nachdem Lüdelsen eine Wüstung wurde, hat man von Seiten des Diesdorfer Klosters an einen Wiederaufbau der Kirche nicht gedacht, sondern das Vorwerk Lüdelsen aufgelöst. In dieser Zeit (wahrscheinlich etwas später) fällt die bereits erwähnte Erweiterung des Kirchenschiffes von Jübar. Jedoch kann die Auflösung des Ortes Lüdelsen nicht ein Grund für die Vergrößerung der Kirche von Jübar gewesen sein. Wahrscheinlich wurde die Vergrößerung deshalb notwendig, weil man an den großen kirchlichen Feiertagen in der Mutterkirche versammelte. Für diese Tage war die Kirche von Jübar zu klein. Deshalb wurde ein Umbau – eine Vergrößerung – vorgenommen. Andere Begründungen sind zur Zeit nicht möglich. Die zwei Fresken an der Süd- und Nordwand des Ostteiles der Kirche zeugen davon, dass die Vergrößerung der Kirche jedoch noch vor der Reformation – vor der Zeit, als Jübar evangelisch wurde – stattgefunden hat. Als Pastor für diese Zeit wird in einer Urkunde Peter Wernikens genannt. Er war wahrscheinlich Priester an der Mutterkirche in Lüdelsen und dann in Jübar. Wie lange er im Amt war und ob er vielleicht protestantisch geworden ist, das ist nicht nachzuweisen. Als erster Pfarrer wird Conradus Schultze genannt. Er aber muss der erste protestantische Pfarrer gewesen sein, da er der Kirchenkladde von Jübar als erster Pfarrer genannt wird. Da bereits 1539 (43) im Brandenburgischen die neue protestantische Kirchenordnung eingeführt wurde, ist die Annahme wohl genügend beweiskräftig. Die Kladde beginnt: „Neue Churfürstliche Brandenburgische Ordnung wegen der Pfarre zu Juber und dazugehörige Filialen.“ Damit dürfte um 1550 in Jübar die Reformation bereits durchgeführt sein. Mit der Durchführung der Kirchenordnung wurden die Pfarrer bekannt gemacht. Eine Konferenz dazu fand in Diesdorf statt. (Protokoll in der Kirchenkladde) Wahrscheinlich wurde auch in dieser Zeit ein kleiner Glockenturm errichtet. Er rief die Gemeindemitglieder mit seiner Glocke zum Gottesdienst, da es ja in keinem Haus eine Uhr gab. 1618 bekam Jübar ein neues Geläut – bestehend aus 2 Bronzeglocken. (Brief des Glockenmeisters Gotthelf Grosse, Dresden) Wie lange er genau Pastor in Jübar gewesen ist, darüber gibt die Kladde jedoch keine genaue Auskunft. Er dürfte bis 1590 Pfarrer in Jübar gewesen sein. Sein Nachfolger wird Joachimus Wolter. Er hat 1618 die bereits erwähnten 2 Glocken angeschafft. Ebenfalls wurde von ihm das erste Pfarrhaus von Jübar gebaut. (Bericht in der Kirchenkladde) Dessen Nachfolger war Georgius Müller, in dessen Amtszeit (bis 1670) mehrere Kirchenplünderungen stattfanden, denn auch die Altmark blieb vom Dreißigjährigen Krieg nicht verschont. Für 1642 findet sich in der Kirchenkladde folgender Bericht: „Kirche Jübar, der Kelch und Kirchenordnungen sind geraubt. Kirche Mellin, Das Kirchenornat ist weg. Kirche Hanum, der Kelch ist geraubt, Messgewand ist alt.“ In Jübar sind sicherlich auch die Leuchter entwendet worden. Die heute noch vorhandenen Leuchter tragen die Inschriften der Spender (Heinrich Bock 1652, Elias Schulze 1653). Der Nachfolger von Müller wurde Johannes Güsen. Er hat sein Amt um 1670 angetreten. Er hat 1674 das Taufregister für die Parochie Jübar angefangen. Er hat eine bauliche Veränderung des Kirchturmes erwirken wollen, da er bauliche Mängel aufwies. Jedoch konnte er bei den Patronatsherren auf Colborn Corvin die Errichtung von Strebepfeilern nicht durchsetzen. 1689 wird Henningius Reichwald Pfarrer in Jübar. Er war nicht nur ein fleißiger Mann der Feder, wie es die Kirchenkladde zeigt, sondern auch ein eifriger Bauherr. Seine erste Sorge galt der Kirche, die nun inzwischen große Mängel zeigte. Er ließ die Löcher in den Wänden auffüllen und versah das Innere der Kirche mit einem Kalkanstrich. An jeder Mutterkirche war auch ein Kustos (Küster). Er war die rechte Hand des Pfarrers. Er musste die Glocken läuten, die Kirche fegen und säubern, die Altarkerzen anzünden und die Abendmahlgeräte in Ordnung halten. Diese Küster waren oft altgediente Soldaten. Sie konnten lesen und schreiben und wurden dazu angehalten, sich der Dorfjugend anzunehmen. Auch hierüber berichtet die Kirchenkladde. Nachfolger von Henning Reichwald wurde sein Neffe Johann Conrad Reichwald (von 1720 – 1756). In seiner Zeit wurden wahrscheinlich einige neue Kirchenbänke angeschafft. Sein Nachfolger wird sein Sohn Adam August Reichwald (1756 – 1793). In seiner Amtszeit wurde auch wieder an der Kirche renoviert. Im Kirchenrechnungsbuch ist zu lesen: „Ausgaben 1756 und 1757 ... bleiben noch 81 Rth. 22 ggr., welche dem H. Pastori Reichwald in Verwaltung gelassen worden und die nötigen Reparationen der Kirche erforderliche Materialien ankaufen, und übrige Ausgaben tun zu können, indem die letzterer Rechnungsabnahme resolvierte, und mit dem Maurer Meister Beyer zu Distorff bereits accodirte Reparation wegen besagten Maurer 4

Meisters ableben noch nicht geschehen. Da inzwischen vorgestelles worden, daß die Gemeinde hieselbst, in Sonderheit doch die Neuen Anbauer sich sehr vermehret, und dahero die Kirche nicht räumlich genug sey, und es an nöthigen Plätzen fehle, mithin die Erweiterung der Verlängerung der Kirche unumgänglich erforderlich worden, so ist resolviret (beschlossen) worden, zuforderst hiervon einen genauen Anschlag anfertigen zu lassen, und nach dessen Erhaltung mit denen übrigen H. Kirchen Patronen dieserhalb zu conferiren und nach Befindung der Umstände gemeinschaftlich Resolution zu nehmen.“ Welche Erweiterung damit gemeint ist, das ist nicht feststellbar. Vielleicht ist es eine Erweiterung zum Kirchturm hin. Um eine Klärung zu finden, wird eine Nachforschung notwendig sein. Weiter heißt es in dem Kirchenrechnungsbuch: „Ausgaben 1780 und 1781 ... zur unumgänglichen Ausbauung der Kirche und Ausbesserung des Turmes, auch zur Erbauung einer Sakristey und Verfertigung eines Knopfs auf dem Turm ist noch eine besondere Berechnung verwandt. 250 Rth.“ Das gerade der Kirchturm den Pastoren oft Sorge bereitete, das ist durchaus verständlich. Er war ein Fachwerkbau und verlangte des öfteren Ausbesserungsarbeiten. Vielleicht ist der Turmkopf mit Wetterfahne dieser in der Rechnung erwähnte Knopf gewesen, der bis 1890 die Kirchturmspitze zierte. Wo die in der Rechnung erwähnte Sakristei gewesen ist, das ist heute nicht mehr zu klären.

Aus der Zeit von Christian Friedrich Dilschmann /1793 – 1841) gibt es wenig zu berichten, was die Kirche anbetrifft. Jedoch unter Wilhelm Pahl wurden wieder einige Arbeiten an der Kirche durchgeführt. Dieser war der Großvater des heute noch in Jübar lebenden ehemaligen Kantors Alfred Bock. Unter Wilhelm Pahl erlebte Jübar einen großen Aufstieg. In kaum 40 Jahren wuchs Jübar um über 200 Seelen. Die Kirche war nun viel zu klein, um alle Besucher fassen zu können. Wilhelm Pahl hat nun mit Erfolg versucht, diese Lage zu meistern. 1866 wurde eine Orgel angeschafft. Den Bau der Orgel führte die Firma Trogg (Troch) aus Haldensleben. Nun sollte die Kirche auch ein neues Geläut haben. Die beiden kleinen Glocken aus dem Jahre 1618 gefielen nicht mehr. Pastor Pahl setzte sich mit der Glockengießerei Gotthelf Grosse aus Dresden in Verbindung. Das war im Jahre 1866. Grosse erschien, um sich den Turm anzusehen, der die Glocken aufnehmen sollte. Ein schweres, schönes Geläut sollte es werden, ein jubelnder Dur-Dreiklang. Die beiden alten Glocken wurden nach Dresden geschickt, um dort umgeschmolzen zu werden. 1867 war das Geläut fertig. Es wurde von Stendal, wo der nächste Bahnhof damals erst war, abgeholt. Zu diesem Zweck hatte man einen besonders breiten Wagen hergerichtet, denn die größte Glocke hatte im Kranz einen Durchmesser von über einem Meter. Bald darauf hing das Geläut in den aus schweren Eichenbohlen angefertigten Glockenstuhl. Die große Glocke hatte zwei Zugschwengel, während die anderen beiden je einen hatten. Der Ton der großen Glocke war „fis“, der mittleren „ais“ und der kleineren „cis“. Das Zusammenspiel ergab einen wunderbaren Dur-Dreiklang. Um die Krone der kleinen Glocke stand in Buchstaben gegossen: „Seid fröhlich in Hoffnung“, bei der mittleren: „Geduldig in Trübsal“, bei der großen: „Haltet an am Gebet!“. Getreu diesen Worten hatte man jeder einzelnen Glocke ihre Bestimmung gegeben. Die kleine Glocke ertönte bei Kindergottesdiensten, Taufen und Hochzeiten; die mittlere bei Begräbnissen. An Festtagen läuteten alle drei Glocken in drei Touren. Jedoch noch immer war der Platzmangel der Kirche von Jübar nicht geklärt. Was war zu tun? Pastor Pahl machte den Vorschlag, die Ostwand der Kirche auszubrechen und dort eine Absis zu bauen. 1875 wurde dieser Vorschlag ausgeführt. Der alte Altar und die Kanzel darüber wurden entfernt. In die Absis kam ein neuer Altar, geschmückt durch ein Ölgemälde „Das große Abendmahl“. An der Südwand wurde eine neue Hochkanzel gebaut. Unter der Kanzel waren für die Kirchenältesten die Bänke und die Bank der jeweiligen Kantorfamilie. Gegenüber waren die Bänke der Gottesdienstbesucher aus Bornsen. Wohl war etwas mehr Platz geschaffen, aber es reichte bei weitem noch nicht aus. Eine lange Empore (Prieche) an der Nordwand entlang bis zur Orgelempore sollte die Platznot beheben. Dieses Vorhaben wurde dann auch verwirklicht. Interessant ist ein Teil der Vorderfront dieser Empore. Sie besteht aus einem eigentümlichen Gefüge des Gebälks, das mit kleinen gedrehten Pfeilern geschmückt ist. Vielleicht hat es einmal einer alten Kirche zur Zierde gedient. Nun war die Prieche fertig und 80 – 100 Menschen konnten dort Platz finden. Die Raumnot in der Kirche war damit überwunden. Zu erwähnen sei noch, das die Vorderwand der Bank, wo die Kirchenältesten saßen, aus dem Jahre 1682 stammt. Was diese Zahl für die Kirche zu bedeuten hat, ist leider nicht festzustellen.

Unter dem Nachfolger von Pastor Pahl – Rudolf Lehmann – sind keine baulichen Veränderungen oder Renovierungen geschehen. 1892 trat Paul Dienemann sein Amt hier an. In seiner Amtszeit wird der alte Kirchturm völlig erneuert, so wie er sich heute zeigt. Jedoch bis es zum Neubau kam, waren viele Schwierigkeiten zu überwinden. Die Patronatsherren wollten diesem Vorhaben der Gemeinde Jübar nicht zustimmen. Alle Bitten und Vorschläge wurden abgelehnt. Dem Vorstand und dem Pastor riss schließlich die Geduld und man wandte sich an die Regierung in Magdeburg. Das half. Endlich bequemte sich das Patronat, die Genehmigung zum Bau eines neuen Turmes zu erteilen. Das war im 5

Jahre 1897. Der gesamte Bau wurde dem Zimmermeister Schröder übergeben. Die Maurerarbeiten übertrug man dem Maurermeister Heinrich Siebert – Jübar. Die Dachdeckerarbeiten führte der Dachdeckermeister Meier aus Jübar aus. Im Frühjahr 1899 wurde begonnen und schon am Ende des Jahres hatte Jübar einen neuen Kirchturm. Auf die Spitze kam der Turmknauf. Er enthält in einer wasserdichten Kugel zeitgemäße Dokumente. Der alte Glockenstuhl wurde auch wieder eingebaut und war bereit, das Geläut wieder aufzunehmen. Weiterhin war jetzt der Klang der Glocken der Kirche von Jübar zu hören.

1909 wurde Johannes Dienemann, der Sohn von Paul Dienemann, in Jübar neuer Pfarrer. In seiner Amtszeit wurden vor allem am Pfarrhof viele Veränderungen gemacht. Er ließ das alte Pfarrhaus abreißen und ca. 30 Meter nach Osten ein neues Pfarrhaus erbauen. Was ja noch heute steht. Während des 1. Weltkrieges wurden die Bronzeglocken von Jübar eingezogen, um sie für Kriegsmaterial zu verwenden. Nur die kleine Glocke blieb in Jübar. Sie wurde nach dem 1. Weltkrieg von Lüdelsen gekauft, als die Gemeinde sich eine neue Kirche baute. Pastor Dienemann bestellte bereits 1921 ein neues Gussstahlgeläut bei der Glockengießerei Bockenem am Harz. Das neue Geläut sollte ebenfalls wieder aus drei Glocken bestehen. Die Töne sollten „e“, „g“ und „b“ sein. Wegen dieses Dreiklangs kam es noch zu einem Streit zwischen Pastor Dienemann und dem Organisten Göhler aus Salzwedel. Jedoch konnte Pastor Dienemann seinen Vorschlag durchsetzen. Der alte Glockenstuhl musste einem stählernen weichen. Als dies Werk vollendet war, da trat bereits ein neues Problem auf. Die Balken im Kirchenschiff waren für viele kein schöner Anblick. Sie wurden verkleidet und die Zwischenfelder erhielten einen Asbestschieferplattenbelag. Seit dieser Zeit ist nichts mehr in Jübar an der Kirche gemacht worden.

Nachfolger von Pastor Johannes Dienemann waren Pfarrer Kannegießer, der ebenso, als er sich für Jübar bewarb, abgelehnt wurde wie der Pfarrer Langbein. 1930 wurde dann nach einer Probepredigt Pastor Heinrich Bansi, Pfarrer der Parochie Jübar. 1945 wurde Paul Hausberg sein Nachfolger. Er war bis zum 31.12.1966 Pfarrer in Jübar. In seiner Amtszeit fällt die Elektrifizierung des Geläuts. Im November 1967 wurde der Pfarrer im Hilfsdienst Hartmut Förster zum Probejahr nach Jübar durch die Kirchenleitung in Magdeburg geschickt. Nach einem Jahr bewarb er sich um die Pfarrstelle und wurde nach seiner Wahl durch den Gemeindekirchenrat am 28.12.1968 in Jübar durch den Superintendenten des Kirchenkreises Beetzendorf W. Wilke eingeführt. Er war jung und brachte viel Schwung und Elan für seine Arbeit als Pfarrer mit. So wurde nun auf Grund seiner Initiative die Möglichkeit einer Renovierung der Kirche von Jübar im Gemeindekirchenrat bedacht.

Heute ist der 19.121970 und am morgigen Tag soll in der renovierten Kirche der erste Gottesdienst stattfinden, in dem der Probst der Altmark Eichenberg die Festtagspredigt halten wird. Als Pfarrer dieser Gemeinde möchte ich nun nach dem geschichtlichen Abriss über die Kirche von Jübar einen Bericht über die sicherlich umfangreichste Renovierung der Kirche von Jübar versuchen. Dieser Bericht möchte nicht nur die Tatsache der Renovierungsarbeiten festhalten, sondern auch ein Dank sein, der es würdig ist, festgehalten zu werden, allen denen, die mitgeholfen haben dieses Werk zu vollenden. Jedem Besucher der Kirche von Jübar präsentierte sich diese düster und grau. Drei Stalllaternen erleuchteten den Kirchenraum. Wie sollte da wirklich Lob zur Ehre Gottes und wahre Freude aufkommen. Trübes Licht und unbequeme Bänke – das war das Innere der Kirche von Jübar. Schon wenige Wochen nach meinem Einzug wurde mir wieder von Gemeindemitgliedern der Wunsch vorgetragen, die Kirche doch irgendwie mal zu renovieren. Vorstellungen und Vorschläge aber waren nicht konkret genug. In der Sitzung des Gemeindekirchenrates im Dezember 1968 trug ich diesen Wunsch der Renovierung der Kirche vor. Bei dieser Sitzung war es vor allem Heinrich Otte, der darauf drängte, dieses Werk in Angriff zu nehmen. Inzwischen war das Pfarrhaus in einen würdigen Zustand versetzt, auch wenn es für dieses noch so manches zu tun gibt. So lag es auf der Hand, dass auch mal wieder an die Kirche gedacht wurde. Bei meiner Einführung als Pfarrer der Parochie Jübar habe ich bei den Abkündigungen nach der Predigt auf das Vorhaben aufmerksam gemacht. Ca. 100 Besucher hörten nun, dass ein von vielen Gemeindemitgliedern gehegter Wunsch beschlossen war und verwirklicht werden sollte. Der Aufruf zu einer Spende für solch eine Renovierung war notwendig, da Renovierungen von Kirchen eine Angelegenheit der Gemeinde selbst sind. Dieser Aufruf wurde verschiedenartig aufgenommen. Teils wurden Spenden gegeben, worüber man sich wirklich freuen konnte, anderseits aber waren einige Spenden wirklich beschämend. Aber diese Tatsache hat mich und den Gemeindekirchenrat nicht davon abhalten können, langsam aber sicher auf diese Generalrenovierung hinzuarbeiten. Leider wurde Alfred Kreuzberg, als Glied des Gemeindekirchenrates, unerwartet aus diesem Leben abberufen. So verlief ohne besondere sichtbare Zeichen das Jahr 1969 bis zum November. Immer wieder hatte ich auf ungeduldige Fragen zu antworten: „Wann geht es denn endlich mit der Renovierung los? Ob es überhaupt etwas wird?“ Sicherlich ist diese Ungeduld zu verstehen, jedoch sollte so ein Vorhaben nicht überstürzt werden. 6

Inzwischen hatte der Baumeister im Ruhestand Otto Göhrmann eine Skizze (Zeichnung) für eine Renovierung entworfen und einen Kostenvoranschlag gemacht. Auf jeder Sitzung des Gemeindekirchenrates stand das Problem der Renovierung der Kirche auf der Tagesordnung. 7.000 Mark waren inzwischen an Spenden eingegangen. Es musste also unbedingt etwas geschehen. Dies war der Gemeindekirchenrat der Gemeinde schuldig. Gottesdienste wurden im renovierten Konfirmandenraum abgehalten, obwohl noch hätte man in die Kirche gehen können. Jedoch war der Konfirmandenraum vor allem durch die Junge Gemeinde in einen schönen Gottesdienstraum verwandelt worden. Was sollte nun mit der Kirche werden. Nach Absprache mit Heinrich Otte, der mir in jeder Hinsicht tatkräftig zur Seite stand, wurde beschlossen, im November 1969 einen ersten Angriff auf die düstere und unfreundliche Kirche von Jübar zu starten. Im November 1969 begann das „Zerstörungswerk“. Alles, was nicht niet und nagelfest war, das wurde abgerissen. Diesem Tatendrang einiger Jugendlicher fiel die Empore, die Kanzel und der Altar zum Opfer. Wüst sah es in und um die Kirche herum aus. Jedoch wurde die Kirche für den Heilig Abend in einigermaßen sauberen Zustand versetzt. Schon an diesem weihnachten 1969 machte das Innere der Kirche einen freundlichen Eindruck. Besonders zu erwähnen ist der Fleiß von Erhard Kampe, Norbert Liermann und Andreas Kardinal. Allen anderen Jungs der Jungen Gemeinde, die nicht genannt sind, gebührt aber ebenfalls ein Lob. Wie aber sollte es weitergehen? Die Genehmigung für die Renovierung seitens des Rates des Kreises lag noch immer nicht vor. Würde die Renovierung 1970 möglich sein? Immer wieder wurde diese Frage gestellt: Wann geht es weiter? ...und es ging weiter. Im Frühjahr wurden von den Jungs der Jungen Gemeinde alle Bänke aus der Kirche entfernt. Der größte Teil von den in Brettern zerlegten Bänken wurden für den Aufbau der Jugendräume verwandt. Inzwischen war auch die Bewilligung von 6.000 Mark Beihilfe und 2.000 Mark Darlehen von der Kirchenleitung bewilligt. Das Werk konnte also begonnen werden. Aber noch lag keine Genehmigung durch den Rat des Kreises vor. Endlich im Mai 1970 kam diese. Nun aber begann das Wettrennen mit der PGH „Hoch- und Tiefbau“ von Jübar, die die Maurerarbeiten durchführen sollte. Diese Arbeiten sind ja die wichtigsten Arbeiten, die durchgeführt werden sollten. Ende Juli stand dann endgültig fest, dass nach den Bauarbeiten am Hause Heinecke/Ratzeburg in der Frachtstraße, die Brigade Adolf Plumhoff mit den Maurerarbeiten beginnen würde. Innerhalb weniger Wochen veränderte sich dann das Innere der Kirche derartig, dass viele wieder zu hoffen begannen – Nun wird die Kirche wohl doch bis Weihnachten fertig. Während dieser Maurerarbeiten wurden dann die schon erwähnten Münzfunde und Grabungen gemacht. Sie erbrachten neue Erkenntnisse über die Geschichte der Kirche von Jübar. Wohl glich der Kirchplatz einem Bauplatz und viele Gemeindemitglieder konnten sehen, dass sich in der Kirche etwas tut. Dennoch war der Teil der Gemeindemitglieder nicht klein, die an einer Vollendung des Werkes zweifelten. Manche Gerüchte kamen immer wieder auf, die nicht gerade zur Förderung der Planung beitrugen. Wochen vergingen, Monate vergingen. Immer näher rückte die Zeit, wo auf Grund des Wetters intensive Arbeiten nicht möglich waren. Heinrich Otte, Otto Göhrmann und ich waren ständig in Bewegung. Dort wurde gefragt, dort wurde gebeten, doch mit den begonnenen arbeiten nicht aufzuhören. Dann kam ein Ereignis, das in einem Sonderbericht vermerkt wird, was kaum noch die Hoffnung aufkommen ließ, dass 1970 die Renovierung beendet wird. Jedoch Ende Oktober ging es weiter. Die Dachdecker Egon Job und Rudi Jahnke, unter Mithilfe von Dieter Krause, renovierten das Kirchendach. Auch erschienen nun die Zimmerleute, um wichtige Arbeiten durchzuführen. Mit viel Geduld, wie es schon die Maurer aufbringen mussten, führten sie alle Vorschläge von Otto Göhrmann durch, dem immer wieder neue Gedanken kamen. Ihm ist es wohl zuerst zu verdanken, dass sie Kirche von Jübar heute sich in einem solchem Glanz präsentiert. Was es für die Kirchenrenovierung geleistet hat, das ist von der Gemeinde nicht mit Geld zu bezahlen. Ebenso steht an seiner Seite Heinrich Otte, der durch sein organisatorisches Talent viele Dinge ermöglicht und möglich gemacht hat, die heute noch ein Problem wären. Endlich, nach dem Buß- und Bettag, erschien der Malermeister Wolfgang Bierstedt, der der Kirche ein würdiges Aussehen geben sollte. Dies ist ihm zweifellos gelungen. Seiner Arbeit ist es zu verdanken, dass die Fresken im Westteil der Kirche über die Geschichte der Kirche von Jübar viel Unentdecktes zutage gebracht hat. Diese alten Fresken, die aus der ältesten Zeit der Kirchengeschichte von Jübar stammen können von jedem Besucher bewundert werden. Ebenso sind die Fresken im Ostteil des Kirchenschiffes sehenswert, auch wenn sie aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen. Nun schien es doch Wirklichkeit zu werden, dass der erste Gottesdienst in der Kirche von Jübar vor dem Ende des Jahres 1970 stattfinden würde. Nach Bitten fertigte Tischler Schulze aus Beetzendorf und der Steinmetz Appelt wichtige Arbeiten. Zu erwähnen ist unbedingt, dass Tischler Schulze innerhalb von drei Wochen die Fenster für die Kirche herstellte. Ihm ist es zu verdanken, dass am 4. Advent (dem 20.12.1070) die Kirche für den ersten Gottesdienst fertig war. Alle Arbeiten überstürzten sich. Otto Göhrmann und Heinrich Otte waren nur noch auf dem Weg zur Kirche zu sehen. Wenn irgendjemand etwas von ihnen wollte, dann konnte nur die Antwort kommen „Die sind bestimmt in der Kirche anzutreffen“. Heinrich Otte organisierte und Otto Göhrmann war ständig da, um dem Inneren der Kirche den letzten Schliff zu geben. Beiden kann die 7

Gemeinde für ihre Aktivität wohl niemals genug danken. Mittelpunkt aber aller Arbeiten war zweifellos Otto Göhrmann. Er lenkte und leitete alle Renovierungsarbeiten und war wohl manchen Tag in der Kirche mehr als zu Hause.

Heute ist nun der 19.12.1970, der Tag , an dem die letzten Arbeiten in und um die Kirche gemacht wurden. Leider ist Heinrich Otte im Krankenhaus und kann den Festtag morgen nicht miterleben. Jedoch werden wir seiner gedenken. Viele große und kleine Arbeiten waren notwendig, damit unsere Kirche in solch einen Zustand versetzt wird. Manches Gemeindemitglied wird sicherlich staunen und hoffentlich auch ein wenig erfreut sein. Wohl wird es im kommenden Jahr noch einige Kleinigkeiten geben, aber die wichtigsten Arbeiten sind abgeschlossen. Mancher Name könnte und müsste noch erwähnt werden, was in einer zukünftigen Chronik über die Geschichte der Kirche von Jübar auch erwähnt wird. Hier nun sei dies erst einmal erwähnt, dass den vielen freiwilligen Helfern großer Dank gebührt, auch solle der Dank für jede Spende nicht vergessen sein. Möge diese Renovierung auch ein ganz klein wenig das Gemeindeleben in Jübar beleben. Unsere Kirche steht heute nicht mehr im Aussehen des Inneren im Schatten von Lüdelsen oder Hanum. Sie kann mit jeder Kirche im Kirchenkreis, ja der Altmark, konkurrieren.

(Dieses Material stammt aus dem Besitz von Gustav Lehmann)

Der Friedhof

Auf dem jetzigen Friedhof fanden im Jahre 1840 die ersten Beerdigungen statt. Die Erdbestattungen fanden von Haus aus statt. Das bedeutet, der Verstorbene wurde im Wohnhaus aufgebahrt und dann mit einem Wagen zum Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Dem Toten folgte der Trauerzug. Die letzte Erdbestattung von Haus aus wurde bei Schlossermeister Fritz Bernau im Jahre 1965 vorgenommen. Danach wurden die Beerdigungen von Bestattungsinstituten ausgestattet und durchgeführt. Die Trauerrede wurde vom Pastor oder für den der kein Kirchenmitglied war von einem Redner gehalten. Die erste Feuerbestattung fand im Jahre 1938 statt. Das bedeutet, dass der Verstorbene nicht im Sarg, sondern in einer Urne beigesetzt wurde. Die erste Urnenbeisetzung war August Eyssner. 1983 fand in einer neuen Trauerhalle die Trauerfeier von Herbert Trump statt. Diese Trauerhalle entstand in Freizeitarbeit, also nach Feierabend, Sonnabend und Sonntag. Der Organisator zum Bau dieser Trauerhalle war der Abgeordnete Walter Friedrichs. Er organisierte für jedes Wochenende die Arbeitskräfte. Dieser Bau zählt mit als Schmuckstück für den gesamten Friedhof.

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 3300 JJaahhrree LLPPGG „„11.. MMaaii““ JJüübbaarr

Die Entwicklung der Landwirtschaft in Jübar bis zum 35. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik

Hartmut Bock – Wolfgang Gründer – Heinz Mahlke – = Ernst Püchel – Gottfried Veit

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 1. Die Entwicklung der Landwirtschaft in Jübar von den ältesten Nachrichten bis zum Jahre 1945 x Die Landwirtschaft in Jübar in feudaler Zeit x Die Landwirtschaft in Jübar in kapitalistischer Zeit 2. Die Sozialstruktur und die Wirtschaftsweise der Landwirtschaft in Jübar 1945 bis zum Vorabend des sozialistischen Frühlings 1960 3. Die Gründung und Entwicklung der LPG „1. Mai“ Jübar von 1953 bis 1972 x Die Gründung der LPG „1. Mai“ und das erste Jahr genossenschaftlicher Produktion 1953 x Die Entwicklung der LPG „1. Mai“ von 1953 bis 1972, dargestellt an den ökonomischen Kennzahlen 4. Die Entwicklung kooperativer Beziehungen im Bereich Jübar 5. Die Bildung der kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) Jübar und ihre Entwicklung der LPG (P) von 1972 bis 1983

Vorwort

Die Werktätigen der sozialistischen Landwirtschaft im Agrar- und Grenzkreis Klötze können heute, im 35. Jahr des Bestehens unserer Republik, eine erfolgreiche Bilanz der Agrarpolitik unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei ziehen. In einem historisch kurzen Zeitraum ist es gelungen, sozialistische Produktionsverhältnisse auf dem Lande durchzusetzen und weiterzuentwickeln. Zur weiteren erfolgreichen Bewältigung unserer Aufgaben in Gegenwart und Zukunft ist die umfassende Darstellung dieser Prozesse von hoher Bedeutung. Begrüßenswert ist deshalb die vorliegende Chronik zum 30. Jahrestag der Gründung der LPG „1. Mai“ Jübar zur Entwicklung der Landwirtschaft vom Feudalismus bis zum Sozialismus. Im Jubiläumsjahr unserer Republik 1984 wird damit deutlicher denn je, welche Lebenskraft die großen Ideen von Karl Marx, Friedrich Engels und W.I. Lenin besitzen. Gerade die Hinwendung zur Geschichte des eigenen Heimatortes, des eigenen Betriebes, macht diese für unsere Werktätigen nachvollziehbar und erfüllt sie mit Stolz auf das Erreichte. Die Chronik trägt zu unserer marxistischen Geschichtsschreibung und zur weiteren Herausbildung unseres sozialistischen Geschichtsbewusstseins in unserem Kreis bei. Die Meisterung der Aufgaben bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, unterstrich der X. Parteitag, bedarf des Wissens um die Erfahrungen der Vergangenheit und überlieferte Zeugnisse menschlicher Schöpfungskraft und wertvolle Einsichten dienen der Ausprägung kommunistischer Ideale und Wertvorstellungen. Deshalb danke ich allen Autoren und Mitarbeitern, die zum Entstehen dieser Jubiläumsschrift beigetragen haben. Die tiefere Einsicht in die bedeutenden Errungenschaften der DDR weckt auch bei unseren Werktätigen neue Impulse, um die anspruchsvollen Aufgaben der kommenden Jahre lösen zu helfen.

Oktober 1984 Ulrich Koppe Vorsitzender des Rates des Kreises Klötze Dreschmaschine auf dem Hof des Bauern Heymann in Jübar – technischer Fortschritt auf dem Lande um 1920 – einer der ersten Elektro-Motore hier

Hartmut Bock

1. Die Entwicklung der Landwirtschaft in Jübar von den ältesten Nachrichten bis zum Jahre 1945

1.1 Die Landwirtschaft in Jübar in feudaler Zeit Als die ersten Ackerbauern und Viehzüchter in der Altmark vor 5.000 bis 7.000 Jahren ihre Siedlungen anlegten, werden auch in der Umgebung von Jübar oder sogar hier selbst einige Sippen sesshaft geworden sein. Davon zeugen viele vorgeschichtliche Funde und die beeindruckenden Grabanlagen, die Hünengräber, die man überall in unserer Gegend bewundern kann. Wann das Dorf Jübar selbst in seiner heutigen Ortslage entstanden ist, läßt sich mit Sicherheit nicht nachweisen. Es wird vermutet, dass es eine slawische Siedlung ist, die in den letzten Jahrhunderten des ersten Jahrtausends entstand. Auch an unserem Dorf Jübar ging der Feudalisierungsprozess des deutschen Feudaladels nicht vorüber. Wie Überall in Frankreich und dem späteren Deutschen Staat unterwarfen sich größere und kleinere Feudalherren nach und nach die freien Bauern und zwangen diese in ihre Abhängigkeit. Erst als dieser lange Prozess abgeschlossen war und die Feudalherren um ihren Besitz stritten oder ihn verkauften, wird Jübar erstmalig erwähnt. Die ältesten schriftlichen Nachrichten reichen so bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts zurück. Damals waren die Feudalherren von dem Knesebeck und Wolff von Bezendorf die Besitzer unseres Ortes. Im Verlaufe dieses Jahrhunderts erwarb jedoch das Kloster Isenhagen nach und nach alle Rechte an Jübar und wurde somit neuer Feudalherr der Jübarer Bauern. Dieser Prozess begann am 23. August 1308. An diesem Tage verkaufte Gerhard, genannt Wolff von Bezendorf, dem Kloster Isenhagen vier Hufen (1 Hufe = ca. 30 Morgen) mit ihren Einkünften zu Jubere und neun ½ Hufen zu Ludelsen für 25 Mark Stendaler Silber. In den Jahren 1337, 1338 und 1340 verkauften auch Wasmod und Huner v.d. Knesebeck ihre Anteile an Jobere bzw. Jubere nach Isenhagen. Somit gehörte das ganze Dorf Jübar dem Kloster Isenhagen, welches er jedoch 1375 an das Kloster Diesdorf verkaufte, das nunmehr der Feudalherr der Jübarer Bauern vorerst bleiben sollte.1161 als Augustinerkloster gegründet, eignete es sich bald eine große ökonomische Macht an. Im 15. Jahrhundert gehörten ihm 41 Dörfer, darunter auch Jübar. Aus weiteren 34 Ortschaften bezog es Einkünfte. Im Zuge der Reformation wurde das Klostergut 1551 säkularisiert und in eine Domäne (Staatsgut) umgewandelt. Der jetzige Feudalherr der Jübarer Bauern war nun ihr Landesfürst geworden, der in Diesdorf einen Amtmann einsetzte, um die Domäne zu verwalten und von den Bauern die Hand- und Spanndienste und Abgaben zu erpressen. Dieser fertigte 1585 ein sogenanntes „Amtserbregister“ an, in dem er genau alle Einnahmen aufschrieb, die er aus jedem Dorf erhalten musste. Damals lebten in Jübar 15 Bauern, die 3 bis 1 Hufe Land besaßen und 2 Kossaten. Welche Abgaben hatten sie an das Amt zu entrichten? Der Dorfschulze, der gleichzeitig den Dorfkrug neben seiner Ackerwirtschaft besaß, hatte dem Amt 3 Gulden Kruggeld und 1 Rauchhuhn zu geben. Alle anderen Bauern entrichteten fast in gleicher Höhe, entsprechend ihrer Hufenzahl, die verschiedensten Abgaben. So erhielten die noch in einem kleinen Stift verbliebenen „Klosterjungfrauen“ Roggen und Hafer. Der Landreiter des Kreises Salzwedel, der einzige Polizeibeamte jener Zeit, erhielt für seine Pferde Hafer und er selbst 6 Gänse und 2 Hühner sowie Geld. Für den kurfürstlichen Hof mussten die Bauern Abgaben, die sich „Heidelager“ oder „Lager“ nannten, aufbringen. Diese bestanden aus Hafer, Eiern, Hühnern und Geld. Eine besondere Abgabe (Hafer, Hühner und Geld) erhielten die v.d. Knesebeck auf Tylsen und Langenapel dafür, dass die Jübarer Bauern Wiesen auf der wüsten Feldmark Gladdenstedt benutzen durften. Denn das ehemalige Dorf Gladdenstedt gehörte damals mit seiner Feldmark dem v.d. Knesebeck. Erst 1711 wurde hier wieder ein Dorf angelegt. Eine Abgabe besonderer art zog das adlige Geschlecht von Bartensleben auf Brome ein. Sie bestand aus der Abgabe von „Zollbroten“ und „Grafeneiern“. Hinter dieser eigenartigen Benennung verbirgt sich folgendes: Jeder Bauer hatte zu Weihnachten je ein Brot und zu Ostern mehrere Eier nach Brome abzuliefern, um mit seinem Vieh so Zollfreiheit zu erhalten, wenn er dieses zum Markte über die brandenburgisch-lüneburgische Grenze trieb. Einige Bauern hatten an die Kirche zu Wittingen und in Jübar noch mehrere Scheffel Roggen und Hafer abzugeben. Aber damit nicht genug. Auch der brandenburgische Staat selbst fordert die Staatsst euer, die sich aus dem Viehgeld, dem Aussaatgeld, dem Feuerstellengeld und der Kontribution (Kriegssteuer/Kriegsentschädigung) zusammensetzte. Auch die preußische Armee forderte für ihre Pferde in Jübar ihre Naturalfouragelieferung. Sie bestand im Jahre 1719 aus 16 Scheffel, 6 Metzen Hafer, 960 Pfund Heu und 1.348 Pfund Stroh. Eine weitere Geldabgabe war der H u f e n - und Giebelschoß, der seit 1521 von den Äckern und Häusern der Feudalbauern erhoben wurde. In Jübar wurde diese Steuer 1706 neu festgelegt und hierzu alle Gebäude gezählt. Es waren 22 Wohnhäuser und 52 Stallungen, Backhäuser, Scheunen, Torhäuser und andere Gebäude. Der Gesamtwert der Gebäude eines Bauernhofes lag demnach zwischen 40 und 50 Talern. Das Gehöft des Bauern Griemann (heute H. Drenkmann) bestand z.B. aus einem Wohnhaus, zwei Ställen, einer Scheune und dem Torhaus, das den Abschluss zum Dorf bildete. Auch der Pfarrer und der Küster des Dorfes wollten entlohnt werden. So erhielt der Pfarrer in Jübar 1715 von jedem Ackerhof 1 Himten Roggen, 1 Brot, 1 Wurst und 1 Knobbe Flachs zu Michaelis. Außerdem musste auch für das Abendmahl in jedem Vierteljahr 3 Pfennig und 2 Eier abgegeben werden. Zu Pfingsten erhielt er 1 Schilling, zu Ostern einen Viehdreier und 1 Gänseei. Die kirchlichen Handlungen mussten die Bauern extra bezahlen. Der Küster bekam von jedem Ackerhof 1 Himten Roggen zu Michaelis, 1 Brot, 5 „Wettergarben“ („davor er beym Donner Gewitter läuten muß“) und zu Ostern 5 Eier. Auch der Oberförster von Diesdorf musste durch die Bauern entlohnt werden. Das erfolgte in Form von Getreide. Die Jübarer Bauern leisteten hierzu einen Beitrag von 3 Scheffel. Wurde in Diesdorf Gericht gehalten, so waren es auch die Amtsbauern, die die Unkosten tragen mussten und den Abtransport des Delequenten ins Staatsgefängnis nach Berlin durchführten.

Zu diesen vielen drückenden feudalen Natural- und Geldrenten, die auf unseren Feudalbauern in Jübar lasteten, kam nun noch der Frondienst. Dieser musste auf dem Vorwerk Lüdelsen verrichtet werden. Das Dorf Lüdelsen war im 15. Jahrhundert eine Wüstung (verlassene Siedlung und Flur) geworden. Deshalb legte das Kloster hier ein Vorwerk an, um die Äcker des ehemaligen Dorfes und die des wüsten Dorfes Klein Ahlen zu bewirtschaften. Lüdelsen selbst wurde erst im 18. Jahrhundert wieder neu aufgebaut. Hierher waren alle Bauern aus Mellin, Hanum, Jübar, Mehmke, Wüllmersen, Drebenstedt, Bornsen und 2 Bauern aus Stöckheim verpflichtet, um ihre Dienste zu tun. Von morgens 6:00 Uhr bis abends 18:00 Uhr dauerte die Spann- und Handdienste, die je nach Größe des Besitzes (Ackerleute 2 Tage in der Woche mit Gespann; Kossaten 1 Tag in der Woche mit der Hand; Kätner 7 Tage im Jahr) durchgeführt und verlangt wurden. Die Mäher und Binder erhielten als sogenannten „Pröben“ pro Tag 4 ½ und 3 Pfennige als Entlohnung für die harte Arbeit. War das Korn geerntet und ausgedroschen, wurden die Jübarer Bauern wie alle anderen Amtsbauern auch aufgefordert, zwei Kornfuhren nach Celle, Braunschweig, Lüneburg oder Tangermünde zu unternehmen, damit der Amtmann das Getreide hier verkaufen konnte.

Immer wieder kam es vor, dass sich die Bauern gegen ihre feudale Obrigkeit wehrten. Das drückt sich in vielfältigen Formen des Klassenkampfes aus. Man erschien zu spät oder gar nicht zum Frondienst oder leistete eine oberflächliche Arbeit. So war es auch im März 1765. In einem Brief vom 29.03.1765 klagte der Amtmann Buchholz über den Ungehorsam der Bauern: „Des vorgestrigen Tages die Jüberschen, Bornser und Hahner Gemeinden zum pflügen auf den Königlichen Vorwerk Lüdelsen mit strikter Bedrohung beordert werden sollten, und solches in Sonderheit Michael Nieschultzen in Gegenwart der Jüberschen engepfarrten Gemeinden auf das allernachdrücklichste angedeutet. So sind dennoch Hahner auf gestern ungehorsamliche Weise ausgeblieben weshalb heute Früh der Amts Vogdt Schröder dahin gesandt, um dieselben auszupfänden, dem Schultzen Cersten Bornhusen und Michael Nieschultzen aber anher zu citieren.“ Nieschultz wurde „ ... auf 2 Stunden in die Braake gestellet, der Schulze aber, weilen er nicht zuertse angespannet auf so lange ins Gefängnis gebracht.“ Diese Strafen schüchterten die Bauern jedoch nicht ein, und immer wieder versuchten sie, die Ausbeutung zu bekämpfen.

Wie sahen nun die Wirtschaftsform, die Art der Feldfrüchte und ihr Ertrag sowie der Viehbestand in Jübar im 18. Jahrhundert aus? Wie überall herrschte auch bei uns das Prinzip der Dreifelderwirtschaft. Der gesamte Acker war in drei Felder aufgeteilt. Da waren das Winterfeld, auf dem durchweg Roggen angebaut wurde, das Sommerfeld, welches neben Roggen etwas Gerste, Hafer, Erbsen, Feldbohnen, Buchweizen und Flachs trug, und die Brache. Neben einem Feldgarten, der besonders zum Anbau von Kohl und Rüben diente, besaßen die Bauern auch ihre Hausgärten – hier standen Obstbäume. So hatte z.B. der Dorfschulze in Jübar 1720 zwei Gärten mit 13 Birnbäumen, 16 Apfelbäumen, 20 Kirschbäumen, 39 Pflaumenbäumen, 3 Walnussbäumen sowie 3 große Eichen und 16 Weiden. Birnen, Pflaumen und Äpfel wurden gedörrt und als „Backobst“ für den Winter aufbewahrt. Das geschah häufig in den eichenen Särgen, die für die Altsitzer oft bereits auf den Hausböden standen. Es klingt etwas makaber, aber die Kinder sangen im 19. Jahrhundert nach mündlicher Überlieferung, wenn ein Bauer starb: „Laßt uns den Leib begraben, die Bratschen wollen wir selber haben!“ Die vielen Pflaumen lieferten außerdem das Pflaumenmus. Weiterhin bauten die Bauern braunen und weißen Kohl, weiße und gelbe, rote Rüben, Erbsen, Bohnen, Mohrrüben und Küchengewürze an. Vereinzelt gab es bereits auch andere Gemüsesorten und auch Beerensträucher. Die ersten Kartoffeln pflanzten die Jübarer Bauern gegen ihren Willen auf Befehl des Diesdorfer Amtmannes im Jahre 1749. Die Feldbestellung erfolgte mit eigenem Ackergerät und Zugvieh – entweder Zugochsen bzw. Pferde. Auf dem bereits erwähnten Schulzenhof befanden sich neben Hausgerät und Werkzeugen folgende landwirtschaftliche Geräte:

2 Blockwagen 2 Misthaken 1 großer Holzschlitten 2 Pflüge mit Zubehör 3 Mistforken 1 Hammer 4 Eggen mit hölzernen 3 Ochsenjoche mit Ketten 1 Zange Zacken 1 Heuforke 1 Mistbürge 4 Ernteleitern 1 Schottforke 2 Trekken

An Vieh wurde folgendes gehalten:

3 Kühe 4 Pferde 10 Enten 1 Bulle Schafvieh 20 Hühner 2 Rinder 16 Schweine 4 Zugochsen 16 Gänse

Das ganze Dorf hatte um 1720 50 Pferde, 169 Rinder und 658 Schafe. Als Einstreu für die Viehställe dienten oft Heideplaggen, da das Stroh zum Decken der Häuser, aber besonders als Häcksel für das Vieh genutzt werden musste, denn der Ertrag der Ernte war sehr gering. Im Durchschnitt erntete man im 17. Jahrhundert das 2,3-fache der Saat. Oft war das Futter für das Vieh so knapp, dass der Bauer begann, das Dachstroh zu verfüttern und sehnsüchtig auf den Weideaustrieb wartete. Die Arbeit auf Hof und Feld leisteten im allgemeinen der Hofwirt mit seiner Frau, den Kindern und den Geschwistern, die so lange auf dem Hof ohne Lohn arbeiteten, bis sie heirateten. Dann wurde ihnen das Erbgut ausgezahlt. So erhielt I. Novers aus Hanum 1720, als sie heiratete:

2 Kühe 4 Scheffel Roggen 1 Himten Buchweizen 6 Schafe 1 Ochsen 1 Himten Hafergrütze 1 Kiste 3 Hammel 1 Himten Salz 1 Kleiderschrank 1 Schwein 100 Gulden (ca. 58 Taler) 5 Tonnen Bier 4 Gänse

Das war eine große Summe. Oft zahlten die Bauern jahrelang an den Mitgiften. Auch die Altenteiler erhielten eine Entschädigung, die in einem Altenteilsvertrag festgelegt war. Diese Verträge wurden vereinzelt in Jübar noch so lange ausgestellt, solange es einzelbäuerliche Wirtschaften gab. Einer der letzten Verträge aus dem Jahre 1947 wurde bei der Hofübergabe des Bauern Sültmann ausgefertigt. Hierin beanspruchen die Altenteiler jährlich x 20 Zentner Kartoffeln x 1 Schwein von 3 Zentner x 3 Schock Hühnereier x 4 junge Hähnchen x 2 fette Gänse x 2 fette Enten x 1 Zentner Äpfel x 1 Zentner Pflaumen x zu jedem hohen Festtag 1 Butterkuchen, 1 Napfkuchen x monatlich 10,00 Mark x wöchentlich 2 Pfund Butter, 1 Brot, 1 frische Semmel in Brotform x täglich1 Liter Milch x freie Heizung und Licht x „freien Schritt und Tritt überallhin mit Ausnahme der Schlafräume der Annehmerin“ x Taschengeld 70,00 Mark monatlich x freie Pflege bei Krankheiten x ortsüblich angemessenes Begräbnis und Grabpflege So oder ähnlich war auch der Inhalt der Altenteilsverträge des 18. Jahrhunderts.

Waren auf dem Bauernhof zu wenig Arbeitskräfte, wurden auch Knechte und Mägde eingestellt. Diese traten Martini jeden Jahres in Dienst und bekamen 1 Taler Annahmegeld. Damit waren sie verpflichtet, ein Jahr bei dem Bauer zu dienen. Der Lehnschulzenknecht, der Martini 1709 in den Dienst trat, erhielt für 1 Jahr Arbeit: an Lohn 4 Taler 6 Groschen 1 Rock 1 Taler 12 Groschen 2 Paar Schuhe 1 Taler 12 Groschen 1 leinene Hose 8 Groschen 1 tuchene Hose 12 Groschen 1 Paar leinene Strümpfe 4 Groschen 1 Paar wollene Strümpfe 8 Groschen

Die Anzahl der Ackerhöfe und Kossatenstellen blieb in feudaler Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert fast konstant. Es kamen nur noch einige Büdner hinzu. So verlief, mit Unterbrechung des 30-jährigen Krieges, der seine Spuren auch in Jübar hinterließ, das Leben der Dorfbewohner in gleichförmigen Bahnen. Eine Änderung brachte erst das 19. Jahrhundert mit sich.

1.2 Die Landwirtschaft in Jübar in kapitalistischer Zeit Nach dem Zusammenbruch Preußens im Jahre 1806 gehörte die Altmark zum Königreich Westfalen. In der neuen Verwaltungsstruktur zählte der Kanton Jübar zum Distrikt Salzwedel und somit zum Elbdepartment. Jübar wurde Verwaltungsort mit 43 Ortschaften. Zu diesen gehörten auch unsere jetzige Kreisstadt Klötze. Damit unterlagen die Jübarer Bauern zeitweise der französischen Fremdherrschaft, aber auch der fortschrittlichen bürgerlichen Gesetzgebung, die eine kapitalistische Entwicklung der Landwirtschaft zu Folge hatte. Es kam im 19. Jahrhundert zu einigen wesentlichen Prozessen, die die Tage der Bauern und die Struktur Jübars wesentlich veränderten. Das waren erstens die „Ablösung“ der feudalen Dienste und Abgaben durch Freikauf und zweitens die „Separation“ die Neuaufteilung der Feldmark, was die Auflösung der Dreifelderwirtschaft und Einführung der Fruchtwechselwirtschaft zur Folge hatte. Auch wurde in diesem Zusammenhang 1810 das Domänenamt Diesdorf aufgelöst. Es begann nun der Freikauf der einzelnen Bauern von ihren feudalen Fesseln. Aber nur die reichen Bauern konnten diese Summe sofort aufbringen. Einige kleinere Höfe waren bis in unser Jahrhundert hinein damit noch belastet. Erst nach und nach gelang es allen Feudalbauern, sich in kapitalistischer Zeit der feudalen Fesseln zu entledigen. Das Jahr 1838 brachte dem Dorf Jübar ein Ereignis außerordentlicher Tragweite. Die 1832 von zwei Bauern beantragte Separation war beendet. Die Vermessung wurde durchgeführt, die Bodengüte bestimmt und das Land neu aufgeteilt. Die Feldmark Jübar umfasste damals 1.996 Morgen Ackerland 1.220 Morgen Holz und Weide 48 Morgen Umland 340 Morgen Gemeinschaftliche Nutzung 69 Morgen private Besitzungen (Hofräume, Gärten usw.) Insgesamt 3.695 Morgen 45 Ruten umfasste die Feldmark mit Dorflagen. Es existierten danach: 3 Ackerhöfe mit 3 Hufen 2 Ackerhöfe mit 2 ½ Hufen 6 Ackerhöfe mit 2 Hufen 6 Ackerhöfe mit 1 Hufen 5 Grundsitzstellen, von welchem 2 jeder 1/8 Anteil eines wüsten Ackerhofes besaßen 3 jeder 1/4 Anteil eines wüsten Ackerhofes besaßen 2 Grundsitzstellen, welche Anteil an einem Grundvermögen hatten 5 Kirchengrundsitzer (hatten sich auf Kirchenweide aufgebaut) 4 Grundsitzerstellen ohne Grundvermögen des Dorfes Nicht alles Land konnte bei der Separation neu aufgeteilt werden. Es blieben Gartenländereien, kleine Ackerflächen, baumbestandene Flecken (z.B. „Unter den Eichen), Lehm- und Kiesgruben u.a. über. Dies erwarben verschiedene Interessenten des Ortes und bildeten die sogenannte Separationsgemeinde. Sie verpachteten das Land und verkauften Holz und Laub. Die Einkünfte wurden dann entsprechend ihrer Anteile ausgezahlt oder für Neuanpflanzungen u.a. wieder angewandt. Diese Entwicklung zeigt uns deutlich, die Sozialstruktur von 1860. Die Altmark und somit auch Jübar gingen mit der Ablösung und der Separation den „preußischen Weg“ der Entwicklung des Kapitalismus in der Landwirtschaft, den Lenin folgendermaßen charakterisierte: "Es wächst die fronherrliche in eine Junkerherrschaft hinüber, wobei die Bauern unter Herausbildung einer kleinen Minderheit von Großbauern zu Jahrzehnten qualvollster Expropriation (Enteignung) und Knechtung verurteilt werden." Die neue Wirtschaftsweise, die Fruchtwechselwirtschaft, bedingte den Anbau neuer Feldfrüchte. Immer stärker wurde die Kartoffel angebaut. Ihr folgten Futterpflanzen, wie Klee und Luzerne; und nicht zuletzt begann der Anbau der Zuckerrübe im 19. Jahrhundert. Nun setzte auch die erste künstliche Düngung ein. Hierzu dienten die Mergelkuhlen, die rings um Jübar angelegt wurden. Das war kalkhaltiger Sand bzw. Lehm, den man auf den Acker brachte. Das geschah bis um die Jahrhundertwende, als man verstärkt Kunstdünger kaufen konnte. Es setzte eine verstärkte Rodetätigkeit ein. Trotz alledem änderte sich der Viehbestand, verglichen zu früheren Jahrhunderten, vorerst kaum. Im Jahre 1843 gab es in Jübar 53 Pferde, 79 Rinder, 612 Schafe, 7 Ziegen, 56 Schweine und 126 Gänse. Die Zahl der Hühner und Enten ist unbekannt. Für das Hüten der Tiere hielt man sich im Dorf 2 Hirten: den Kuhhirten und den Schweinehirten. Mehrere Schäfer, meist junge Burschen, betreuten die vielen Schafe. Der Schweinehirte war gleichzeitig Nachtwächter des Ortes. Dafür erhielt er als Nachtwächter für 1 Jahr 16 Taler und als Schweinehirte 16 Scheffel Roggen. Die Hirten bewohnten gemeinsam ein Hirtenhaus im Ort (heute Pott). Außerdem hatten sich die Jübarer Bauern einen Feldhüter angestellt. Er erhielt 43 Taler 12 Silbergroschen Jahreslohn und hatte auf Diebstähle zu achten und das Vieh der Bauern, vor allem das Federvieh, von ihren Feldern fernzuhalten. In den folgenden Jahrzehnten unterlagen auch die Jübarer Bauern den allgemeinen Konjunkturen und Krisen der kapitalistischen Wirtschaft. Das beweisen mehrere Verkäufe von großen Ackerhöfen, die die Herausbildung einer differenzierten Bauernschaft zur Folge hatten. Nach zwei Hofverkäufen um 1840 entstanden 11 Gehöfte am Bromer Weg und 7 Gehöfte an der Frachtstraße. Nach zwei weiteren Dismembrierungen im Jahre 1889 und 1892 wurde auch die Gladdenstedter Straße bebaut. So gab es um 1860 nur noch 13 Bauernhöfe, 6 Kossaten und 41 Grundsitzerstellen. 28 weitere Gehöfte trugen keinen landwirtschaftlichen Charakter. Zu ihnen zählen 2 Kaufleute, der Pfarrer, der Lehrer, 2 Müller, 1 Zimmermeister, 2 Schneider und ein Sattler. Die Grundsitzer hatten meistens eine kleine Eigenwirtschaft mit Kühen. Sie liehen sich oft das Zugvieh der Bauern aus und verrichteten dafür "schlicht um schlicht" Arbeiten auf dem Hof der größeren Bauern, oder sie verdingten sich für Tagelohn auf den Höfen. Besonders schwer hatten es oft die Knechte und Mägde bei den Großbauern. Wurden sie ehemals mehr oder weniger als Familienmitglieder betrachtet, so distanzierten sich mitunter die wohlhabend werdenden Bauern immer mehr von ihnen. Sie durften nicht mit den Bauern an einem Tisch essen, sondern bekamen die Nahrung in der Gesindestube. Die Knechte hatten nur einen Verschlag im Pferdestall, die Mädchen eine Mägdekammer. Der Lohn war gering. So erhielt die Magd Elise Pasemann in Jübar 1885 84 Taler, 10 Mark für Schuhe und zum Bettzeug und 2 Löbgen Leinsamen. Besonders im 20. Jahrhundert nimmt der Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen, vor allem auf den mittleren und größeren Höfen, zu. Hierzu zählen Lokomobilen, Dreschmaschinen, Drillmaschinen, Mähbinder u.a.. Kleinere Wirtschaften taten sich zusammen und kauften gemeinsam eine Dreschmaschine oder man drosch beim Großbauern. Viele Arbeiten wurden jedoch weiter mit der Hand verrichtet. So kam 1890 der erste Pferdegöpel nach Jübar, Ende der zwanziger Jahre wurde der erste gummibereifte Wagen gebaut, und 1928 fuhr der erste Traktor durch das Dorf. Nach dem Bau der Molkerei im Jahre 1895 endete auch allmählich das Buttern mit der Hand. Auch der Viehbestand nahm zu. Die Schafhaltung wurde mehr und mehr durch die Schweinehaltung abgelöst. Das Inventar des Hofes Kreuzberg , der 1922 32 Morgen eigenes Land und 10 Morgen Pachtland umfasste, gibt uns einen Einblick in die Wirtschaft vor 60 Jahren:

Tierbestand: 70 Hühner 1 Karrenpflug 2 Pferde Geräte: 1 Häufelpflug 4 Milchkühe 1 Dreschmaschine 2 Eggen 1 einjährige Kuh 1 Getreidemäher 2 Pferdegeschirre 2 Kälber 1 Rübenschneider 2 Halfter 6 Mastschweine 1 Kartoffeldämpfer 6 Wassereimer 7 Läufer 1 Jagdwagen 1 Stalllaterne 1 Gans 1 Schwungpflug 3 Stallschaufeln 3 Stallgabeln 4 Hacken 1 Säge 2 Milchkannen 4 Dunggabeln 3 Spannketten 6 Kuhketten 6 Kartoffelkörbe 1 Dezimalwaage 1 Kartoffelquetsche 3 Leitern 25 Getreidesäcke 4 Sensen 2 Äxte 4 Harken 1 Beil

Vorräte Getreide (Februar 1922) Futterrüben - 100 Zentner Weizen - 1 Zentner Verbrauch für Monat Januar 1922 Roggen - 20 Zentner 52 Pfd. Weizen 31 Liter Vollmilch Hafer - 15 Zentner 200 Pfd. Roggen 16 Liter Magermilch Kartoffeln - 125 Zentner 130 Pfd. Hafer 6 Pfund Butter

So und ähnlich sah es auch auf den anderen Höfen aus. Die Großbauern hatten natürlich ein weit umfangreicheres Inventar. Das Getreide zum Eigenbedarf wurde in der im Jahre 1907 in Jübar erbauten Dampfmühle gemahlen. Andere Mahlgäste ließen ihr Getreide auf der Wintermühle von Horey, die am Mehmker Weg lag bis nach 1945 in Betrieb war, zerkleinern. Der Vorgänger der 1907 erbauten Dampfmühle war ebenfalls eine Windmühle. Sie lag zwischen Bromer Weg und Gladdenstedter Weg auf dem Bromer Berg. Aber beide Windmühlen wurden erst im 19. Jahrhundert errichtet. In feudaler Zeit waren die Jübarer Bauern gezwungen, das Mehl in der Lüdelsener Wassermühle, die 1586 erbaut wurde, mahlen zu lassen. Am 1.10.1911 wurde die Kleinbahn Beetzendorf – Zasenbeck in Betrieb genommen. Sie berührte auch Jübar, wodurch ein besserer Transport sowohl für Dünger als auch für alle landwirtschaftlichen Produkte ermöglicht wurde. Auch der von den deutschen Imperialisten entfesselte I. und II. Weltkrieg ging an unserem Dorf nicht spurlos vorbei. Viele Bauernsöhne mussten nun für die unsinnigen Ziele der Ausbeuterklasse ihr Leben lassen. Ihr Tod ist uns heute eine Mahnung für den Frieden. Erst nach der Zerschlagung des Faschismus begann ein antifaschistisch – demokratischer Neuaufbau, der die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft folgen sollte. Das veränderte auch viel in der Landwirtschaft in Jübar.

2. Die Sozialstruktur und die Wirtschaftsweise der Landwirtschaft in Jübar 1945 bis zum Vorabend des Sozialistischen Frühlings 1960 Nach der Zerschlagung des Faschismus durch die Sowjetarmee begann auch in Jübar ein neues Leben, wenn der Anfang auch schwer war. Neben ersten Erfolgen der antifaschistisch – demokratischen Umwälzung, wurde die historische Chance auf dem Territorium der heutigen DDR für eine Bodenreform genutzt. Nach dem Aufruf der KPD vom 11. Juni 1945 wurden damit wesentliche Voraussetzungen für eine friedliche demokratische Entwicklung und für die Errichtung der Arbeiter – und – Bauern – Macht geschaffen. Die demokratische Bodenreform berührte Jübar insofern nur am Rande, weil die Höfe über 100 ha, die enteignet wurden, nicht vorhanden waren. Lediglich landarme Bauern erhielten aus den enteigneten Wäldern des Grafen von der Schulenburg Waldparzellen dazu. Nach der demokratischen Bodenreform, durch die die Klassenstruktur auf dem Dorfe wesentlich verändert wurde, hatte die Landwirtschaft eine erfolgreiche Entwicklung genommen. Gemäß ihrer Bündnispolitik unterstützte die SED die neuen sozialökonomischen Verhältnisse auf dem Lande mit allen ihr damals zur Verfügung stehenden Mitteln. Als Beispiele seien die differenzierten Abgabepflichten, die Steuer – und Kreditpolitik, Preisstützungen und der weitere Ausbau der MAS als Stützpunkte der Arbeiterklasse auf dem Lande erwähnt. So war auf den Feldern der Gemeinden Hanum, Jübar und Lüdelsen die MAS – Brigade I im Einsatz. Mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 durch die das Bündnis zwischen der Arbeiterklasse und den werktätigen Bauern eine staatliche Grundlage erhielt, war die antifaschistisch – demokratische Umgestaltung auf dem Territorium abgeschlossen und die Voraussetzungen für den sozialistischen Aufbau geschaffen. Aber Anfang der fünfziger Jahre zeichnete sich ein immer größer werdender Widerspruch zwischen der einzelbäuerlich betriebenen Landwirtschaft und dem vorherrschenden sozialistischen Sektor in den übrigen Zweigen der Volkswirtschaft ab. Die Entwicklungsmöglichkeiten des bäuerlichen Einzelbetriebes waren erschöpft. Im Frühjahr 1952 hatten werktätige Bauern in der Republik, die zum Teil bereits gute Erfahrungen in der gemeinschaftlichen Produktion gemacht hatten, ihren Entschluss zur Bildung landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften bekräftigt. Im Zeitraum bis zur II. Parteikonferenz der SED im Juli 1952, die den planmäßigen Aufbau der Grundlagen des Sozialismus in der DDR und in der Landwirtschaft die Bildung von Produktionsgenossenschaften auf freiwilliger Grundlage beschloss, wurden die ersten LPG gegründet. Gleichzeitig mit dieser Entwicklung setzte eine umfangreiche gegnerische Tätigkeit ein, die bis zu Sabotageakten reichte. Revolutionäre Veränderungen, wie die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft, noch dazu an der Staatsgrenze zum Imperialismus, mussten gegen den härtesten Widerstand des Gegners durchgesetzt werden und stellten hohe Anforderungen an die Politik der Partei der Arbeiterklasse. Die Verleumdungen gegen die Agrarpolitik der SED hatten das Ziel, Unsicherheit auf dem Lande zu verbreiten. Ein nicht zu unterschätzendes Problem stellte die gezielte Abwerbung werktätiger Bauern und LPG – Mitglieder im Grenzkreis Klötze durch den Imperialismus der BRD für die weitere Entwicklung der sozialistischen Landwirtschaft dar, da die jungen Genossenschaften, die selbst noch mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen hatten, die verlassenen Flächen mit bearbeiteten. Im Kreis Klötze wurde am 26. Juni 1952 die erste LPG Typ III "Ernst Thälmann" in Kunrau gegründet. Im Jahre 1953 schlossen sich auch Bauern und Landarbeiter in Jübar diesem Schritt an. Aus fünf örtlichen Landwirtschaftsbetrieben, deren Eigentümer teilweise Republikflucht begangen hatten, entstand die 1. LPG in unserem Dorf. Sie nannte sich „1. Mai“. Bis 1960 traten zwei weitere Bauern der Genossenschaft bei. Im Jahre 1960 wurde auch unser Dorf vollgenossenschaftlich. Der schritt vom „Ich zum Wir“ war getan. Wie sah nun die Agrarstruktur am Vorabend dieses wichtigen Ereignisses in Jübar aus? In einem langen Prozess hatte sich vom 16. bis 20. Jahrhundert die Sozialstruktur des Dorfes sehr verändert.

Die Entwicklung der Sozialstruktur von Jübar vom 16. bis 20. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Landwirtschaft

Jahr Ackerleute Kossaten Büdner/ Landw. Sonstige insgesamt Einlieger Hofstellen Feuerstellen gesamt 1585 15 3 6/1 17 0 0 1608 9 5 4 18 0 0 1690 15 0 4 19 0 0 1749 15 3 6/1 25 10 35 1804 12 3 8/8 31 10 41 1842 16 5 22 43 31 74

Grundsitzer

1860 13 6 41 60 28 88 1898 9 3 103 0 0 0 1931 10 0 64 74 62 136 1960 0 0 0 65 + LPG

1960 bestanden 65 einzelbäuerliche Wirtschaften und die LPG „1. Mai“. Von einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von insgesamt 800,79 ha bewirtschaftete die LPG „1. Mai“ lediglich nur 177,75 ha. Das waren 22,2 % der Gesamtfläche.

ha Anzahlder ha bäuerliche landwirtschaftl. Betriebe gesamt Einzelwirtschaft Nutzfläche gesamt 1 - 5 13 41,45 6,6 % 5,2 % 5 . 10 39 303,51 48,8 % 37,9 % 10 – 20 8 101,55 16,3 % 12,7 % 20 – 50 4 118,62 19,0 % 14,8 % über 50 1 57,91 9,3 % 7,2 % gesamt 65 623,04 100,0 % 77,8 % LPG 1 177,75 22,2 % gesamt 66 800,79 100,0 % 100,0 %

Hieraus ist klar ersichtlich, dass fast die Hälfte der bäuerlichen Wirtschaften zwischen 5 bis 10 ha groß waren, also zu den Mittelbauern gehörten. Es gab zwar 13 Kleinbauern, aber nur 5 Großbauern.

Sozialstruktur der bäuerlichen Einzelwirtschaften in Jübar 1960

40 – 50 ha 1 35 – 40 ha 1 20 – 35 ha 3 15 – 20 ha 1 10 – 15 ha 7 5 – 10 ha 39 2 – 5 ha 10 1 – 2 ha 3

Einwohnerverzeichnis von Jübar um 1860

Haus – Nr. Besitzer des Hauses um 1860 Bewohner um 1970

1 Gastwirt Warnecke Ritzke / Schütze 1a 2 Ackermann Bock Drenkmann 3 Witwe Neuschulz Post 3 a zwei Nebenhäuser Remmel / Henneike 3 b 4 Achermann Friedrich Schulz Quickenstedt / Tiedge 4 a 5 Grundstück Cords Schlachter Meyer 6 Grundstück Brockelmann Lehmann 7 Ackermann Zimmermann H. Meyer 16 Heins 20 Stenzel 8 Kaufmann Lagemann Stein - Jordan 9 Ackermann Meyer II Sültmann - Jordan 11 Ackermann Meyer I Hehlig – LPG-Büro 10 Kossat Behne Krause 35 Golz 12 Grundstück Schulz Börger – Schulz 14 Kossat Häle H. Schulz 34 Kreuzberg 15 Schule Schule 17 Grundstück Lange Gieseler (1968 abgebrochen) 18 Grundstück Fr. Schröder Klein 19 Kossat Kommert Kommert 21 Ackermann Bornhuse E. Meyer / O. Pasemann 21 a 22 Grundstück Schilling Schilling 23 Grundstück Schwerin Queckenstedt / Klinge 24 Kossat Gieseler Wagenführ 25 Grundstück Bühring Daske 26 Grundstück Kersten Schulz 27 Ackermann Wullschläger Grebbin / Kautz / Peters 28 Pfarre Pfarre 29 Schulze / Heymann Gädeke 30 Ackermann Jordan Jordan 31 Ackermann Chr. Schulz Jordan 32 Kossat Böwing Böwing 33 Kossat Gades Kreuzberg 36 Grundstück Heinrich Schröder H. Schulze 37 Ackermann Gestering Ungnad / Mager 37 a 38 Grundstück Herms Schwieger 39 Grundstück Neus Eierabgabe (1980 abgebrochen) 40 Grundstück Wrede Thiele 41 Kaufmann Tiedcke Konsum 42 Ackermann Sannemann Siegl / Delf 43 Ackermann Busse Delf / Kinderkrippe 44 Grundstück Lahmann Erwin Pasemann 45 Grundstück Neuschulz Dupont 46 Grundstück Schweneke Sültmann 47 Grundstück Steffen August Schröder 48 Grundstück Massel Mohrmann 49 Grundstück Drenkmann Neuling 50 Grundstück Lilge Lilge 51 Grundstück Otto Meyer Otte 52 Grundstück Christoph Meyer A. Meyer 53 Tenner Dierks 54 Chist. Dierks Berndt 55 Schneider / Behne Otto Schulz 56 Schneider / Schulz Schröder 57 Das Armenhaus Zemke 58 Grundstück Backmeister Friseur Meyer 59 Grundstück Backmeister Musiker Meyer 60 Grundstück Darges Pott 61 Müller / Witte Schwesternstation 62 Grundstück Dierks Ehrecke / Veit 63 Grundstück Betge Rahn 64 Grundstück Christ. Schulz Rahn (a) 65 Grundstück Nack Prehm (1967 abgebrochen) 66 Grundstück Gestering Willi Schulz 67 Grundstück Hei. Meyer Ritzke 68 Grundstück Schütze Ziebell 69 Grundstück Wilhelm Meyer Barthels 70 Grundstück Danneberg Friseur Dierks 71 Grundstück Böse / Schulz August Seinecke 73 Grundstück Reineke Witwe Anna Pasemann 73 Grundstück Bühring Bührig 75 Grundstück Siebert Thunecke 76 Grundstück Witwe Beneke Bäcker Schulz 41 b Sattler Debau Gadow 76 Müller Müller Horey 50 a Zimmermeister Schröder Kindergarten 6 a Leusmann Leusmann 72 a Pasemann Bäcker Busse 48 a Banier Lagemann

1 – 5 ha 28. Schulze II, Else 56. Siebert, Martin 1. Lehmann, Gustav 29. Barthels, Wilhelm 57. Dupont, Heinrich 2. Schwerin, Fritz 30. Ratzeburg, Gerhard 58. Kreuzberg, Alfred 3. Pasemann, Anna 31. Steinlage, Hermann 59. Schwieger, Oskar 4. Meyer, Walter 32. Roloff, Bernhard 60. Schwerin, Wilhelm 5. Reitzenstein, Martha 33. Ehreke, Erwin 20 – 50 ha 6. Sültmann, Hermann 34. Heins, Martin 61. Jakobik, Albert 7. Pasemann, Magda 35. Schulz 17, Hermann 62. Wullschläger, Heinrich 8. Ritzke, Gustav 36. Pasemann, Otto 63. Quickenstedt, Heinrich 9. Tiedge, Fritz 37. Mohrmann, Karl 64. Jordan 50, Ilse 10. Friedrichs, Heinrich 38. Daske, Otto über 50 ha 11. Bierstedt, Walter 39. Schulz 4, Willi 65. Drenkmann, Elise 12. Gädeke, August 40. Kommert, Gerhard 13. Pasemann, Erwin 41. Buhnig, Willi 5 – 10 ha 42. Mann, Siegfried 14. Ziebel, Helga 43. Schulz 21, Hermann 15. Trump, Otto 44. Dierks, Heinrich 16. Meyer, Otto 45. Meyer, August 17. Böwing, Heinrich 46. Friedrichs, Walter 18. Busse, August 47. Otte, Heinrich 19. Christensen, Erna 48. Lilge, Heinrich 20. Steinlage, Fritz 49. Lagemann, Otto 21. Schulz 47, Fritz 50. Jordan, Frieda 22. Prenzel, Richard 51. Schilling, Hermann 23. Schröder, August 52. Klinge, Otto 24. Queckenstedt 36, Heinr. 10 – 20 ha 25. Thuneke, Hermann 53. Lange, Heinrich 26. Gädke, Emma 54. Jordan 51, Hermann 27. Kardinal, Walter 55. Sültmann, Martha Betrachten wir nun den Viehbestand der Höfe, so ergibt sich folgendes Bild:

ha Rindvieh Schweine Pferde Schafe Hühner Stück Hof Stück Hof Stück Hof Stück Hof Stück Hof 1 - 5 43 3,1 98 7,0 - - 12 0,8 245 17,5 5 – 10 340 8,7 289 7,4 19 0,5 71 1,8 1077 27,6 10 – 20 114 14,3 231 28,9 15 1,9 25 3,1 245 30,6 20 – 50 136 34,0 273 68,0 8 2,0 36 9,0 220 55,0 über 50 61 61,0 126 126,0 4 4,0 20 20,0 120 120,0 gesamt 694 1017 46 164 1907 LPG 132 180 12 - 200 gesamt 826 1197 58 164 2107

Aus der Tabelle ist deutlich das Anwachsen des Tierbestandes nach Hofgrößen zu ersehen. Die Kleinbauern besaßen keine Zugpferde. Auch die Hofstellen von 5 bis 10 ha waren nur zur Hälfte mit Pferdegespannen ausgerüstet und auf ihr Kuhgespann, die Unterstützung der MTS oder die Hilfe größerer Bauern angewiesen, bei denen sie dann in der Feldarbeit oder beim Drusch aushelfen mussten. Interessant ist auch die Betrachtung der Mechanisierung der Agrarwirtschaften im Dorf Jübar.

Art der 1 – 5 ha 5 – 10 ha 10 – 20 ha 20 – 50 ha Über 50 gesamt Mechanisierung nach Ausstattung Anz. d. Höfe (14) (39) (8) (4) (1) Traktoren - 11 4 4 1 20 Hänger 9 50 14 11 30 87 Dreschmasch. - 22 8 4 1 35 PKW - 5 2 3 1 11 Motorrad 3 28 7 1 1 41 Fernseher 1 21 5 4 - 31

Nur die größeren Bauernwirtschaften waren gut mechanisiert. Sie besaßen Traktoren, Hänger und auch Dreschmaschinen. Nur sie konnten sich einen PKW bzw. Motorrad leisten. Das gilt auch für einen Fernsehapparat, der heute aus keinem Haushalt mehr wegzudenken ist. Um einen genauen Einblick in eine einzelbäuerliche Wirtschaft um 1960 zu gewinnen, soll uns wiederum das Inventar des Hofes Kreuzberg dienen. Der Hof umfasste nunmehr 12 ha Eigentum und 1 ha Pachtland. Außerdem gehörten 2 ha Wald dazu. Zu den Hofgebäuden zählten ein Wohnhaus mit sieben Zimmern, eine Scheune, ein Kuhstall, ein Schweinestall, ein Pferdestall und ein Hühnerstall. Hinzu kamen Maschinenschuppen und ein Silo für Rübenblatt.

Viehbesatz des Hofes: 2 Pferde 7 Kühe 60 Hühner 2 Kälber 40 Schweine 2 Fersen 10 Enten Landwirtsch. Geräte: 1 Traktor 1 sechsteilige leichte Egge 1 Handluftpumpe 1 Zweischarpflug 2 Gummiwagen 1 Motorrad 1 Mähbinder 2 Kastenwagen 4 Fahrräder 1 Schatzgräber 1Karrenpflug 1 Auto 1 Grubber für Traktoren 2 Häufelpflüge 1 Handwagen 1 Grubber für Pferde 1 Maschine für Gräser 3 Arbeitsgeschirre für Pferde 1 Drillmaschine 1 Kartoffellochmaschine 2 Zaumzeuge für Pferde 1 Strohpresse 1 Unkrautstriegel 1 Elektrodämpfer 1 Hackmaschine 1 Rübenrodepflug 5 Kartoffelkörbe 1 Kartoffelsortiermaschine 4 Kartoffelhacken 100 Kartoffelsäcke 1 Dreschmaschine 1 Rübenmühle 50 Getreidesäcke 1 Düngerstreuer 1 Schrotmühle 4 Rübenkopfschaufeln 1 Kartoffelhäufelgerät 1 Häckselmaschine 3 Sensen 1 zweiteilige schwere Egge 1 Dezimalwaage 1 Melkmaschine 1 Mistkarre 3 Kartoffelforken 2 Sägen 1Kartoffelzuschieber 2 Kiepen 1 Kreissäge 4 Schippen 5 Eimer 3 Spaten 1 Holzschippe 4 Milchkannen 1 Jauchepumpe 6 Harken 2 Beile 1 Jauchfass 3 Rübenforken 2 Äxte

Aussaat, Ernte und Verbrauch

Feldfrucht Aussaat Aussaat Ernte Verbrauch (in dt) pro ha gesamt ha dt dt/ha Futter Saat Soll Freier Verkauf Kartoffeln 16 dt 2,5 500 200 300 40 160 - Roggen 140 kg 5,0 140 28 73 7 60 - Weizen 140 kg 0,5 12 24 14,3 0,7 - - Hafer 160 kg 1,5 48 32 45,6 2,7 - - Zuckerrüben 40 kg 2,0 600 300 - - 400 200 Klee - 1,5 - - Futter - - - Gerste ------

Die Bewirtschaftung des Hofes erfolgte durch 3 Personen und einer weiblichen Arbeitskraft, die neben der vollen Verpflegung 120 Mark im Monat erhielt. Außer diesem Hof hatten nur noch vier weitere größere Höfe ständig Arbeitskräfte, wobei eine männliche Arbeitskraft 220 Mark, also 100 Mark mehr als eine weibliche Arbeitskraft erhielt. Trotzdem waren das sehr geringe Löhne. Auch Saisonkräfte, besonders für die Rübenpflege, die Getreide-, Kartoffel- und Rübenernte hatten nur die Höfe über 10 ha. Die Saisonarbeiter erhielten entweder einen Stundenlohn von 1,50 bis 2,00 Mark oder wurden halbtags mit 5,00 Mark entlohnt. Nun etwas zur Wirtschaftsweise der Höfe selbst. Bei der Fruchtwechselwirtschaft folgten im allgemeinen Hackfrucht auf Halmfrucht. Hierbei wurden alle vier Jahre Zuckerrüben angebaut. Das sah ungefähr so aus: Kartoffeln – Roggen – Zuckerrüben – Hafer – Roggen – Rotklee – Kartoffeln – Zuckerrüben – Weizen – Kartoffeln – Roggen – usw. Jeder Bauer hatte hier eine ähnliche, doch unterschiedliche Fruchtfolge. Wie erfolgte nun die Bodenbearbeitung und die Ernte? Beim Wintergetreide wurde der Boden gepflügt, geeggt und gewalzt. Dann erfolgte die Einsaat mit anschließenden Eggen. Das Getreide wurde nach der Reife mit der Hand, der Mähmaschine oder dem Mähbinder abgemäht, gebundene Garben zu Stiegen von 20 Garben aufgestellt. Danach musste das Getreide trocknen, um es in die Scheune mit dem Leiterwagen einzufahren. Es erfolgte der Drusch mit der Dreschmaschine. Ähnlich war die Ackerbestellung und die Ernte des Sommergetreides, dessen Aussaat im Frühjahr erfolgte. Der Kartoffelacker wurde gepflügt, geschleppt und dann mit der Lochmaschine gelocht. Das Pflanzen geschah mit der Hand. Anschließend erfolgte das Anhäufeln. Danach wurde der Acker 2 – 3 mal geeggt oder gestriegelt, um das Unkraut zu bekämpfen. Die Kleinbauern machten das auch mit der Hacke. Die Ernte erfolgte mit dem Kartoffelpflug und dann mit der Hand. Bei den Rüben wurde das im Herbst gepflügte Land im Frühjahr gegrubbert und abgeschleppt. Nach Eggen und Walzen erfolgte die Saat. Nun wurden die Rüben mit der Handhacke versetzt und verzogen. Danach musste noch weiter das Unkraut bekämpft werden. Die Rüben wurden dann mit der Hand geköpft und mit dem Rübenpflug herausgepflügt. Man benutzte auch den Rübenheber. Anschließend wurden sie mit der Hand zusammengeworfen, mit der Forke aufgeladen und zum Bahnhof gebracht. Die Düngung mit Mineraldünger geschah meistens im Frühjahr. Den Grunddünger Kali und Kalk streute man vor der Bestellung aus. Stickstoff bekamen die Kulturen durch das Ausstreuen aus dem Sähkasten mit der Hand. Nur die Kartoffeln und Rüben erhielten Stalldung. Im Vergleich zur heutigen Zeit hatten die Einzelbauern einen langen und harten Arbeitstag. Besonders in der Sommerzeit reichte ein 8 – Stundentag bei weitem nicht aus. Um 5.00 Uhr begann der Arbeitstag. Es wurde gemolken und das Vieh versorgt. Gegen 7.00 Uhr gab es die erste Mahlzeit. Sie bestand meistens aus Kaffee, Brot, Butter, Schmalz, Marmelade und Pflaumenmus. Dann ging es auf das Feld. Die Feldarbeit wurde gegen 9.00 Uhr durch das Frühstück unterbrochen, das manchen Bauern noch im "Bünzeltuch" mitgegeben wurde. Es bestand aus Brot, Speck, Wurst. Dann wurde die Feldarbeit fortgesetzt. Von 12.00 bis 13.00 Uhr war die Mittagspause. Fast immer wurden Milch – und Fruchtsuppen bzw. Eintopf gekocht. Natürlich gab es auch Gerichte mit Fleisch, häufig Pökelfleisch und Kartoffeln. Bis 18.30 Uhr wurde die Feldarbeit fortgesetzt. Nun musste noch das Vieh versorgt werden. So gab es gegen 19.00 bis 19.30 Uhr Abendbrot. Dies bestand entweder aus Brat – oder Pellkartoffeln, zu denen es Sülze, Öl, Stippe oder auch Lose Wurst gab. Manchmal stellten die Bauersfrauen auch Bratheringe, Salzheringe oder saure Heringe dazu auf den Tisch. Brot, Butter und Wurst wurden selten gereicht. Die Wintertage waren etwas kürzer. Man stand erst gegen 6.00 Uhr auf. Kaffee und Frühstück wurden zusammen eingenommen. Anstatt der Feldarbeiten erfolgten Arbeiten auf dem Hof. Hierzu gehörten das Dreschen, Holzhacken, Mistfahren, Besenbinden und Instandsetzungsarbeiten. Aber auch der Wintertag umfasste 12 Arbeitsstunden, denn gegen 18.00 Uhr gab es erst das Abendbrot. Urlaub konnte sich ein Bauer kaum leisten, da das Vieh ja ständig versorgt werden musste. So waren die Familienfeiern und die Dorffeste, besonders das Erntefest, oft die einzigen Vergnügungen der Bauern. Trotz großer Anstrengungen und großen Fleißes konnten die Bauern die heutigen Hektarerträge bis auf Zuckerrüben nicht erreichen. Nach dem Dorfwirtschaftsplan der Gemeinde Jübar von 1957 wurden in den Vorjahren folgende durchschnittlichen Hektarerträge erzielt:

Getreide - 25 dt/ha Faserpflanzen - 43 dt/ha Speisehülsenfrüchte - 12 dt/ha Zuckerrüben - 300 dt/ha Ölfrüchte - 12 dt/ha Kartoffeln - 260 dt/ha

Um die Produktion weiter zu steigern und die soziale Lage der Bauern weiter zu verbessern, war um 1960 die Zeit des genossenschaftlichen Zusammenschlusses herangereift. Die Überlegenheit der sozialistischen Großproduktion gegenüber den einzelbäuerlichen Betrieben trat immer deutlicher hervor. Die Produktionsverhältnisse der Einzelbauernwirtschaften hemmten immer mehr die volle Entfaltung der hochentwickelten Produktivkräfte auf dem Land. Durch die Zersplitterung der Flächen waren auch die großen Maschinen nicht einsetzbar. Der volle Übergang zur sozialistischen Großproduktion in der Landwirtschaft der DDR war unaufschiebbar geworden. Nach der 7. Tagung des ZK der SED Ende 1959 begann die entscheidende Etappe in der Gewinnung der Bauern für die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft. Auch die 1. Sekretäre der Bezirksleitung der SED beschlossen am 27.1.1960 auf der Beratung des ZK der SED die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft. Deshalb organisierte die Partei gemäß ihren Prinzipien der Bündnispolitik die breite Aufklärungsarbeit unter den Bauern. Sie wurde unterstützt durch 30 Industriearbeiter aus Magdeburg, die im Auftrag der Bezirksleitung der SED im Kreis Klötze eingesetzt waren. So wurden auch die Jübarer Bauern für diesen Schritt gewonnen. In einer Bauernversammlung vom 11. März 1960 beschlossen die 66 Jübarer Einzelbauern, ihr Land nunmehr gemeinsam zu bewirtschaften. Sieben Bauern gründeten die LPG Typ I mit 62 ha Land, die anderen Bauern schlossen sich der LPG Typ III an und brachten ihr Vieh und ihre Geräte mit in die Genossenschaft ein. Von den Mitgliedern wurde in die LPG eingebracht (1960):

Pferde 46 Stück Milchkühe 179 Stück Färsen, tragend 15 Stück Jungvieh über 2 Jahre (gedeckt) 17 Stück Jungvieh über 2 Jahre (nicht gedeckt) 13 Stück Jungvieh 1 – 2 Jahre weiblich 62 Stück Jungvieh 3 – 12 Monate weiblich 36 Stück Jungvieh 3 Monate 14 Stück Jungvieh 3 – 12 Monate männlich 1 Stück Jungvieh unter 3 Monate männlich 10 Stück Sauen 55 Stück Schweine Mast über 100 kg 3 Stück Schweine Mast 80 – 100 kg 23 Stück Schweine Mast 60 – 80 kg 106 Stück Schweine Läufer 40 – 60 kg 135 Stück Schweine Läufer 20 – 40 kg 232 Stück Ferkel bei Sauen 111 Stück Schafe 100 Stück

Der Sozialismus hatte auch in der Landwirtschaft gesiegt. Für viele Bauern war dieser Schritt mit einer völlig neuen Lebens- und Denkweise verbunden. Das fiel ihnen zuerst sehr schwer, sich von den alten Lebensgewohnheiten zu trennen. Jedoch auch die Jübarer Bauern begriffen die Notwendigkeit und gewöhnten sich sehr schnell an die Genossenschaft. Der gute Entwicklungsstand der Genossenschaft in Jübar nahm nun einen weiteren Aufschwung. Das sollen abschließend einige Zahlen beweisen: 1957 1961 1963 Rinder 507 Stück 603 Stück 634 Stück Legehennen 3169 Stück 3595 Stück 3810 Stück

1958 1960 1962 Getreideablieferung 2130 dt 2564 dt 2907 dt

1958 1959 1961 Kartoffeln 5562 dt 8692 dt 9373 dt

Tierische Produkte 1958 1960 1962 Milch je ha 627 kg 784 kg 942,8 kg Rind je ha 69 kg 70 kg 65,5 kg Schwein je ha 114 kg 123 kg 139,0 kg

Dieser gute Start wurde in den folgenden Jahren mit steigenden Ergebnissen fortgesetzt. Jübar war nunmehr ein sozialistisches Dorf. Die Genossenschaftsbauern lebten mit ihren Familien in sozialer Sicherheit, viele verbrachten zum ersten Mal einen Urlaub. Die Arbeits- und Lebensbedingungen wurden durch die Entstehung der LPG verändert sowie Voraussetzungen für ein neues geistiges und kulturelles Leben geschaffen.

= Ernst Püchel

3. Die Gründung und Entwicklung der LPG „1. Mai“ Jübar von 1953 bis 1972

3.1. Die Gründung der LPG „1. Mai“ und das erste Jahr genossenschaftlicher Produktion 1953 Die 2. Parteikonferenz der SED, die vom 9. bis 12. Juli 1952 stattfand, fasste den Entschluss, in allen Bereichen der Gesellschaft planmäßig die Grundlagen des Sozialismus zu schaffen. Dieser Schritt, für den die Arbeiterklasse gekämpft und Opfer gebracht hatte, wurde von den Delegierten begeistert begrüßt. Es eröffnete sich damit eine Perspektive, die sich die Arbeiterklasse und alle Werktätigen lange ersehnt hatten. Die 2. Parteikonferenz legte die Aufgaben fest, die beim planmäßigen Aufbau der Grundlagen des Sozialismus in der DDR gelöst werden mussten. Es galt, die sozialistische Staatsmacht und die führende Rolle der Arbeiterklasse mit der marxistisch-leninistischen Partei und ihr Bündnis mit den werktätigen Bauern und den anderen Werktätigen zu festigen. Als eine Hauptaufgabe wurde durch die 2. Parteikonferenz die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft in der DDR beschlossen, die auf der Grundlage des leninschen Genossenschaftsplanes durchgeführt wurde. Immer mehr Bauern erkannten, zielstrebig geführt durch eine umfangreiche politisch- ideologische Aufklärungsarbeit der SED, dass die Landwirtschaft der besseren Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und der Industrie mit Rohstoffen nur nachkommen konnte, wenn sie zur gemeinschaftlichen Produktion überging. Entsprechend den objektiven Gesetzen der gesellschaftlichen Entwicklung beschloss die 2. Parteikonferenz, den freiwilligen Zusammenschluss von werktätigen Bauern und Landarbeitern voll und ganz zu unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt und bis zum Frühjahr 1953 hatte die Gemeinde Jübar 5 örtliche Landwirtschaftsbetriebe mit einer Nutzfläche von 181 Hektar zu verwalten. Jeder Betrieb wurde für sich getrennt unter der Leitung eines vom Bürgermeister eingesetzten Bauern bewirtschaftet. Die finanzielle Abrechnung erfolgte ebenfalls für jeden Betrieb gesondert durch einen hierfür beauftragten Buchhalter. Diese Form der Wirtschaftsführung war auf die Dauer nicht tragbar, und es wurde deshalb erwogen, daraus eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft zu gründen nach dem Muster einiger bereits seit der 2. Parteikonferenz bestehenden Genossenschaften. In mehreren Aussprachen durch Beauftragte des Rates des Kreises, dem Bürgermeister und Funktionären der MAS mit den in den einzelnen Betrieben beschäftigten Arbeitskräften wurde allgemein der Vorteil einer gemeinsamen Bewirtschaftung erkannt. Am 11. April 1953 fand die erste gemeinsame Beratung der Arbeitskräfte der örtlichen Landwirtschaftsbetriebe und einiger Bauern mit Vertretern vom Rat des Kreises Klötze statt. Die gemeinschaftliche Bewirtschaftung auf genossenschaftlicher Grundlage nach sozialistischen Prinzipien wurde beschlossen. Als eigentlicher Gründungstag kann der 28. April 1953 angenommen werden. Es war der Tag, an dem sich die 11 Mitglieder unter ihrem neunen Vorsitzenden Genosse Adolf Scriwane, einem Umsiedler und ehemaligen Landwirt, den Namen für ihre Genossenschaft wählten. Der Ort und der Zeitpunkt ist wohl nicht alltäglich und deshalb auch erwähnenswert. Am Vormittag des 28. April 1953 erfolgte ein telefonischer Anruf vom Rat des Kreises, wonach die LPG aufgefordert wurde, umgehend ihren „Namen“ mitzuteilen. Da nun aber eine Namensgebung bisher noch nicht erfolgt war, berief der Vorsitzende die Mitglieder nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Betriebsküche zu einer Beratung zusammen. Die Vorarbeiten zur Frühjahrsbestellung waren in vollem Gange und die wenigen Mitglieder arbeiteten täglich von früh bis spät in den Abend, so dass die Mittagspause zwar ein nicht gewöhnlicher Versammlungstermin, in diesem besonderen Falle doch als der günstigste Zeitpunkt angesehen wurde, wo auch alle Mitglieder anwesend sein konnten. So standen um 13:00 Uhr die Mitglieder der Genossenschaft im Halbkreis um ihren Vorsitzenden, der sie mit dem Gegenstand der Beratung vertraut machte, nachdem vorher noch zwei Mitglieder, die schon von Anbeginn mitgearbeitet hatten, auf ihren Antrag als Mitglieder aufgenommen wurden. Da bereits die Vorbereitungen zum 1. Mai, dem Kampftag aller Werktätigen, auch in der Genossenschaft angelaufen waren und die erstmalige Beteiligung aller LÖG-Mitglieder mit einem geschmückten Festwagen am Umzug im Dorf bevorstand, war es naheliegend, den Namen „1. Mai“ für die Genossenschaft vorzuschlagen. Nach erfolgter Abstimmung und einmütiger Zustimmung aller Mitglieder führt seither die Genossenschaft den Namen: LPG „1. Mai“ Jübar . An diesem Tag der Namensgebung waren folgende Mitglieder anwesend: 1. Otto Ahrends geb. 18.05.1915 Landarbeiter 2. Adolf Scriwane geb. 10.01.1889 Landwirt 3. Werner Scriwane geb. 03.02.1934 Landarbeiter 4. Klaus Hass geb. 05.02.1937 Landarbeiter 5. Grete Heinze geb. 05.01.1925 Landarbeiterin 6. Frida Plettke geb. 21.06.1919 Landarbeiterin 7. Manfred Poschmann geb. 18.04.1937 Landarbeiter 8. Margot Höher geb. 14.05.1935 Landarbeiterin 9. Erika Scriwane geb. 14.05.1931 Landarbeiterin 10. Heinrich Gädeke geb. 27.04.1904 Industriearbeiter 11. Ernst Püchel geb. 05.11.1912 Buchhalter

Von den Beschäftigten, die wenig später als Mitglieder aufgenommen wurden, waren zugegen:

1. Hedwig Pakebusch Köchin der LPG 2. Minna Rempert Geflügelhalterin und Küchenhilfe

Von den aufgeführten Mitgliedern traten im laufenden Jahr wieder aus: am 10.06.1953: Otto Ahrends Manfred Poschmann Margot Höher zum 15.09.1953: Klaus Hass Grete Heinze Frida Plettke Während des Gründungsjahres wurden noch folgende Mitglieder aufgenommen:

1. Fritz Schröder geb. 15.09.1896 Bauer 2. Else Lahmann geb. 18.02.1904 Bäuerin 3. Gustav Lahmann geb. 12.11.1931 Jungbauer 4. Siegfried Bammel geb. 17.04.1937 Landarbeiter 5. Minna Rempert geb. 10.02.1901 Hausfrau 6. Hedwig Pakebusch geb. 09.06.1905 Hausfrau (Köchin der LPG) 7. Inge Bammel geb. 29.05.1930 Landarbeiterin 8. Hilde Aust geb. 19.05.1930 Landarbeiterin 9. Horst Brehmer geb. 30.05.1921 Melker 10. Elfriede Brehmer geb. 04.11.1921 ohne erlernten Beruf 11. Helmut Kaerstens geb. 27.01.1930 Landarbeiter 12. Elfriede Kaerstens geb. 20.09.1938 ohne erlernten Beruf 13. Elvira Gädecke geb. 20.09.1938 ohne erlernten Beruf

Im ersten Jahr der genossenschaftlichen Arbeit 1953 wurden Produktionsbrigaden gebildet, die wiederum im Komplex zusammenarbeiten, da nicht genügend Arbeitskräfte für die Feldarbeit vorhanden waren. Es bestanden eine Feldbaubrigade mit durchschnittlich 12 Personen und eine Tierzuchtbrigade mit etwa 6 Personen. In der Buchhaltung arbeiteten ein Buchhalter und ein Mitglied in der Ausbildung. Da der Vorsitzende zumeist bei allen Feldarbeiten anwesend war, wurden die innerbetrieblichen Arbeiten vom Buchhalter übernommen. Die Zahl der Mitglieder am 31.12.1953 betrug 21, davon 10 Männer und 11 Frauen, davon 3 Jugendliche. Die Betriebsgröße betrug 181,20 ha, davon 129,13 ha Ackerland, 3,53 ha Wiesen, 11,77 ha Weiden, 0,60 ha Garten, 29,99 ha Wald und 6, 18 ha sonstige Flächen. An Hauptfrüchten wurden Zuckerrüben, Kartoffeln, Roggen, Weizen und Hafer angebaut. Die Genossenschaftsmitglieder begannen ihre gemeinsame Arbeit unter denkbar schlechten Wirtschaftsbedingungen. Bei dem übernommenen Acker handelte es sich größtenteils um verlassene Flächen von republikflüchtigen Bauern. Nur zwei Betriebe von werktätigen Einzelbauern schlossen sich 1953 im Anschluss an die erfolgte Gründung der LPG „1. Mai“ an. Die übernommenen Ackerflächen waren teils sehr verunkrautet, mangelhaft gedüngt und in schlechtem Vorbereitungszustand übernommen worden. Das Vieh entsprach zahlenmäßig nicht annähernd der Zahl des Viehhalteplanes der Gemeinde. In einem der übernommenen Betriebe war das gesamte Vieh in sehr schlechtem Futterzustand, von einem anderen Betrieb wurde z.B. nicht ein Kopf Rindvieh übernommen. Für die Viehwirtschaft standen anfangs genügend qualifizierte Kräfte zur Verfügung. Die in der Viehzucht beschäftigten Mitglieder versahen mangels der wenigen Arbeitskräfte noch zusätzlich Arbeit auf dem Feld. Wenn in der pflanzlichen und tierischen Produktion im Wirtschaftsjahr 1953 die gestellten Planziele nicht erreicht wurden, so lag es keinesfalls – das sei besonders hervorgehoben – an einer schlechten Arbeitsleistung der Mitglieder. In der Feldarbeit währte der Arbeitstag von vor 6:00 Uhr morgens bis nach 20:00 Uhr abends bis zum Dunkelwerden, so wie die Bauern im früheren eigenen Betrieb nicht anders kannten. Erst im folgenden und darauf folgenden Jahr wurde eine geregelte Arbeitszeit nach einer ausgearbeiteten „Betriebsordnung“ eingeführt und danach die Vorteile der genossenschaftlichen Arbeit offensichtlich. Während 1953 ein realer Wert von 6,00 Mark für eine „geleistete Arbeitseinheit“ errechnet wurde, konnten im folgenden Jahr durch den Fleiß aller Mitglieder und eine zielstrebige Wirtschaftsführung bereits eine Steigerung auf 9,58 Mark erreicht werden. Es wurde von Beginn an nicht nach Stundenableistung bezahlt, sondern die von den Mitgliedern geleistete Arbeit wurde nach Normen gemessen und in „Arbeitseinheiten“ umbewertet. Für die geleistete Arbeit wurden aus einem Katalog für Arbeitsnormen, der von der Mitgliederversammlung bestätigt war, von dem Brigadeleiter für jedes Mitglied täglich die geleisteten Arbeitseinheiten errechnet, schriftlich festgehalten, so dass am Monatsende nach Übergabe der Arbeitsabrechnungslisten in der Buchhaltung eine Vorschusszahlung nach dem Leistungsanteil für jedes Mitglied errechnet werden konnte. Als sogenannter Vorschuss wurde ca. 70 bis 80 % des geplanten Wertes der Arbeitseinheit, d.h. 1953 7,00 bis 8,00 Mark gezahlt, die Restzahlung erfolgte dann zum Jahresabschluss nach bestätigtem Jahresabschlussbericht durch den Rat des Kreises und die Deutsche Bauernbank in Klötze. In jedem Monat fand neben Vorstandssitzungen auch eine Mitgliederversammlung statt, wo nicht nur die Ziele der Arbeit zur Debatte standen, sondern schon damals der monatliche Finanzbericht vom Buchhalter erläutert wurde. So war jedes Mitglied über alle wirtschaftlichen Vorgänge unterrichtet. An einer Außenwand der Verwaltungsgebäudes hing eine „Planuhr“, deren Zeiger, ständig nach dem Produktionsstand gestellt, sichtbar den Stand der Erfüllung anzeigten. Alle Mitglieder wurden überzeugt, dass jede Arbeitsleistung sich organisch einfügen musste wie ein Rad im Getriebe, womit die gemeinsame Produktionsarbeit zu vergleichen war. Weil jedes Mitglied mit dieser Überzeugung, immer das Planziel vor Augen, an die tägliche Arbeit ging, konnten Erfolge nicht ausbleiben. Eine in den Anlagen erarbeitete Übersicht zeigt in allen Kennziffern eine stetige Steigerung als Beweis für die zielstrebige Arbeit und als Folge verkennbar, zu den besten Genossenschaften des Kreises zu zählen. Als Vorbild stand die bereits 1952 gegründete LPG „Freier Bauer“ Rohrberg. In der LPG wurden bereits genossenschaftliche Fonds gebildet, wenn auch noch nicht in der geforderten Höhe. Anfangs musste die finanzielle und materiell Befriedigung der Mitglieder im Vordergrund stehen, da nur ein ansteigender Wohlstand neben den Vorzügen der gemeinsamen Arbeit noch andere Dorfbewohner zum Eintritt in die LPG überzeugen konnte. Zum anderen trug diese Maßnahme zur inneren Festigung unserer Genossenschaft bei. Die Akkumulationsrate (Anhäufung) betrug nur 15,5 % im ersten Jahr; es wurden dem „Unteilbaren Fonds“ der bescheidene Betrag in Höhe von 5.703 Mark zugeführt. Jedenfalls wurde eingesehen, dass nicht die gesamten Geldeinkünfte verteilt werden konnten, sondern auch etwas „auf die hohe Kante“ gelegt werden musste. So herrschte schon im allgemeinen im ersten Jahr das Sparsamkeitsprinzip. Die Zahlung des vollen Wertes der Arbeitseinheit wurde mit 9,50 Mark Geldwert, wie es der Plan vorsah, auf Vorschlag des Rates des Kreises und erfolgten Mitgliederbeschluss, neben einem Naturalwert von 1 kg Getreide und Kartoffeln vorgenommen. Der hierfür aufgenommene Kredit, für die Endzahlung benötigt, war wie es den Mitgliedern auf der Jahreshauptversammlung erläutert wurde, bereits gedeckt. 30 Schweinemastverträge im Wert von ca. 21.000 Mark und Saatgut im Wert von 1.200 Mark standen auf dem Konto zum Verkauf von 1954 bereitgestellten Erzeugnissen, wofür die Verkaufserlöse im Februar 1954 realisiert wurden. Die Restsumme von etwa 3.000 Mark sollte aus Mehrerlösen des neuen Wirtschaftsjahres gedeckt werden, die normale Zuckerrübenernte konnte dies absolut garantieren. Hierbei wurde die richtige Verwendung einer vom Staat zur Verfügung gestellten „Wirtschaftsbeihilfe“ nicht einmal einkalkuliert. So war schließlich die Jahreshauptversammlung mit der Rechenschaftslegung und den beratenden Diskussionen und Beschlüssen über neue Planziele ein besonders hervorzuhebendes Ereignis. Trotz nicht voll erreichter Zielstellung muss das Gesamtergebnis der genossenschaftlichen Arbeit doch positiv gewertet werden. Neben den Einkünften aus der genossenschaftlichen Arbeit erhielt jedes Mitglied entsprechend dem Statut der LPG noch eine Ackerfläche von 0,25 ha zur Eigenbewirtschaftung zugeteilt, damit jeder Haushalt sich nach eigenem Ermessen eine „individuelle Viehhaltung“ aufbauen konnte, die sich jedoch in den Grenzen des empfangenen Futters von der Genossenschaft zu halten hatte. Nicht unbeträchtlich waren damit auch noch die aus der persönlichen Hauswirtschaft erzielten Einkünfte für jedes Mitglied, wenn man bedenkt, dass der Erlös aus dem Verkauf eines Schweines für den „freien Verkauf“ etwa 1.000 bis 1.200 Mark und darüber betrug. Mitglieder, welche ihre Naturalien nicht in Anspruch nahmen, stellten diese der LPG zur Verfügung und erhielten dafür die gesetzlich zugelassenen Preise vergütet, z.B. 1 dt Getreide 45 Mark. Neben den Mitgliedern gab es viele freiwillige Helfer aus dem Dorf, die als Saisonarbeitskräfte in den Arbeitsspitzen die Genossenschaft tatkräftig unterstützten. Alle erdenkliche Hilfe und insbesondere Anleitung wurden seitens der Partei der Arbeiterklasse, der SED, gegeben. So wäre hier besonders hervorzuheben, dass der Genosse Dammert, von 1964 bis 1984 Vorsitzender des Rates des Kreises Klötze, einige Wochen als Instrukteur nach Jübar delegiert wurde. Er gab täglich den Leitungsmitgliedern und der Verwaltung beispielshafte Anleitung; auch packte er bei allen anfallenden Arbeiten mit zu. Infolge seiner guten Menschenführung erwarb er sich bald das Vertrauen aller Mitglieder der LPG, so wie er sich später als Vorsitzender des Rates des Kreises das Vertrauen aller Bewohner im Kreis erwarb. Persönlich hatte er mit Pferdegespann und gummibereiften Wagen die erste Arbeitsschutzkleidung wie Wattejacke, Gummistiefel und Werkzeuge für die Mitglieder aus Beetzendorf vom damaligen staatlichen Kreiskontor für landwirtschaftlichen Bedarf herangeholt. Motorisierte Fahrzeuge waren außer einem Fahrrad mit Anbaumotor nicht vorhanden. Die MTS (Maschinen-Traktoren-Station) als Stützpunkt der Arbeiter auf dem Lande half mit den wenigen zur Verfügung stehenden Traktoren und Landmaschinen die Arbeitsspitzen zu brechen. Einige Traktoren und Traktorenpflüge besaß die LPG nicht. Die MTS-Tarife waren sehr niedrig – Ausdruck der Hilfe unseres Arbeiter- und Bauernstaates. Meist wurde im Vergleich später eingeführter Arbeitsverfahren nach den überlieferten Methoden gearbeitet. Die schwere Handarbeit herrschte noch vor und wurde erst viel später mit der fortschreitenden Entwicklung durch die verbesserte Technik abgelöst. Schwer war die Einbringung der Getreideernte. Es standen wie üblich noch die gebundenen Garben, von Hand aufgestellt, auf den Feldern. Nach langen Regentagen mussten alle Garben neu zum Trocknen umgestellt werden, ehe sie mit den großen von Hand gepackten Erntefuhren in die Scheunen gefahren werden konnten. Durch Witterungseinflüsse erschwert war auch die Kartoffelernte, wobei die Kartoffeln mit der Hand in Körbe eingesammelt und auf den Wagen geschüttet, dann oft nur mit Pferdegespannen in Kartoffelmieten gefahren wurden. Die Zuckerrüben wurden mit Abstoßern vom Blatt befreit uns nach dem Auspflügen – mit Pferdepflügen – zur Verladung zum Bahnhof Jübar gefahren. Im Eisenbahnwagen erfolgte der Transport zur nächsten Zuckerfabrik nach Salzwedel. So war das erste Jahr der genossenschaftlichen Arbeit für die wenigen Mitglieder ein schwerer Anfang. Jedoch großer Fleiß und Strebsamkeit von Leitung und Mitgliedern in der Produktion sowie der Wille, dem Fortschritt zu dienen und voranzuhelfen, führten bald dazu, die ersten bemerkenswerten Erfolge zu erreichen.

3.2 Die Entwicklung der LPG „1. Mai“ von 1953 bis 1972, dargestellt an den ökonomischen Kennzahlen Bei der Darstellung und Beurteilung der ökonomischen Kennzahlen, die ja deutlich die wirtschaftliche Entwicklung der LPG aufzeigen, muss eine Trennung in drei Zeitabschnitte erfolgen. Der erste Abschnitt umfasst die Jahre 1953 bis 1960 , die Entwicklung der LPG vom Zeitpunkt der Gründung bis zur Bildung des vollgenossenschaftlichen Dorfes nach dem Eintritt aller Bauern in die LPG im Frühjahr 1960. Der zweite Abschnitt umfasst die Jahre 1960 bis 1972 , als der Zusammenschluss der drei benachbarten LPGen Jübar, Hanum und Lüdelsen zur LPG „1. Mai“ Jübar, also unter Weiterführung des alten Namen, erfolgte. Die Übernahme der LPG Typ I Jübar im Jahre 1970 ist nicht besonders zu berücksichtigen, da sich die landwirtschaftliche Nutzfläche nur um 51 Hektar und die Mitgliederzahl um 37 erhöhte. Die Beeinflussung des Ergebnisses war unbedeutend. Der dritte Abschnitt zeigt die weitere Entwicklung ab 1972 nach Bildung der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion und der Bildung der LPG „Tierproduktion“ auf.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche verändert sich nur unwesentlich, sie betrug 1953 – 181 Hektar und 1959 – 177 Hektar. Die geringe Minderung entstand durch eine geringfügige Vergrößerung der individuellen Flächen. Die Anzahl der Mitglieder veränderte sich nicht und blieb bei den 27 Mitgliedern bestehen. Kleinere Abgänge wurden durch Neuzugänge ausgeglichen. Die Anzahl der Arbeitskräfte betrug 15 Mitglieder, die 100 ha bewirtschafteten. Auf jede Arbeitskraft entfiel eine zu bewirtschaftende Fläche von durchschnittlich 6,5 Hektar. Einbezogen sind hier jedoch auch die Mitglieder, die im komplexen Einsatz noch das Vieh zu betreuen hatten. In der Hauptsache halfen Bewohner des Ortes, die ihren Privatacker von der LPG bearbeiten ließen oder sich bei Eigenbearbeitung Pferde und Gespannwagen sowie Ackergeräte ausliehen. Als Gegenleistung boten sie ihre Arbeitskraft an; die Entlohnung erfolgte nach den gesetzlich vorgeschriebenen Tariflöhnen. Die Hauptproduktionseinrichtungen der LPG lagen in den ersten Jahren und noch darüber hinaus in der Milchwirtschaft, der Produktion von Schweinefleisch und der Eierproduktion. In der Pflanzenproduktion lag eine Spezialisierung anfangs nicht vor. Die geernteten pflanzlichen Produkte wurden nach Abgabe des Pflichtablieferungssolls an die staatlichen Aufkaufbetriebe (VEAB) zur Verwertung in der Tierproduktion eingesetzt. Die Zuckerrüben wurden nach der Ernte restlos der Zuckerfabrik Salzwedel zugeführt. Die Verladung erfolgte per Eisenbahnwaggons von der Bahnstation Jübar. Erst ab 1955 wurden bereits spezialisierte Saat-Anbauverträge mit der Deutschen Saatanbaugesellschaft Salzwedel (DSG) abgeschlossen, so beispielsweise für Pflanzkartoffeln, Rotklee, Gras und andere Futtersaaten wie Serradella und Futtererbsen. Sehr gute Erträge wurden ausnahmslos im Anbau von Raps erzielt. Infolge des hierzu geeigneten Ackerbodens wurden vorwiegend Winterroggen und Winterweizen sowie Kartoffeln und Rüben angebaut. Die Milchproduktion stieg von 1953 mit einem Jahresergebnis von 27.678 kg bis zum Jahre 1959 auf 117.111 kg an. Das bedeutet eine Steigerung von 423 %, also eine sehr hohe Steigerung. Die Milchproduktion je Kuh stieg von der äußerst niedrigen Leistung 1953 mit 1.886 Liter auf 2.788 Liter an., lag jedoch in den Jahren 1955 bei 3.213 Liter und 1958 bei 3.137 Liter, also einem normalen Ergebnis. Das vorübergehende Absinken hing mit einer Dürreperiode im laufenden Wirtschaftsjahr zusammen, wo die Weiden, ausnahmslos Ackerweiden, wenig Futter hergaben. Die Erhöhung der Leistung hatte mehrere Gründe, zum einen durch eine wesentliche Intensivierung der Futterwirtschaft in Verbindung mit der Ausmerzung leistungsschwacher Kühe und zum anderen durch den Zukauf neuer guter leistungsfähiger Herdbuchtiere sowie dem Ankauf eigener Zuchtbullen mit hoher Zuchtwertklasse. Die Besamungstechnik war damals noch wenig verbreitet. Ein wesentlicher Anteil an der Leistungssteigerung ist der guten Arbeit des Melkers Horst Brehmer zuzuschreiben, der nach seinem Eintritt mit seiner Ehefrau die Kühe betreute und die neue Herdbuchzucht-Herde aufbaute. Es erfolgte planmäßig der Aufbau der Herdbuchzucht sowie die Tbc-Freimachung. Für seine ausgezeichneten Leistungen wurde der Kollege Horst Brehmer vom Ministerrat der DDR mit der Medaille und einer Geldprämie als „Hervorragender Genossenschaftler“ ausgezeichnet. Ebenso wie die Milchleistung stieg auch die Produktion von Rindfleisch von 1953 mit 46 dt bis 1956 auf 65 dt. Ab 1957 stieg die Ablieferung von Rindfleisch auf 117 dt an und erreichte 1960 mit der Produktion von 216 dt die höchste Leistung. Der Anstieg der Produktion ist in der Ausmerzung der Tbc behafteten Tiere zu suchen, da in diesen Jahren, wie schon erwähnt, die völlige Tbc-Freimachung und der Aufbau der Herdbuchzucht erfolgte. Die Steigerung der Rindfleischproduktion musste zwangsläufig aus den gegeben Umständen eintreten. Auch in der Schweinehaltung wurden einschneidende Maßnahmen unternommen, um hier eine wesentliche Steigerung der Produktion von fleisch zur Versorgung der Bevölkerung zu erreichen. Es erfolgte der Ankauf neuer Zuchtsauen mit guten Zuchteigenschaften, wodurch sich die Wurfzahl der Ferkel wesentlich erhöhte. Weiterhin wurde eine planmäßige zusätzliche Sauenbedeckung vorgenommen aus dem Bestand der Mastschweine, um eine größere Anzahl von Schweinen zur Aufmast zur Verfügung zu haben. Auch ein größerer Posten Läuferschweine wurde hinzugekauft, um zunächst die Zeit der Mast zu verkürzen. Durch die ständige Überwachung der Bedeckungen wurden die erforderliche Anzahl an Mastschweinen erreicht, die notwendig war für eine wesentliche Steigerung der Schweinefleischproduktion. Durch die Verbesserung der Aufzuchtgrundlagen war sogar die Möglichkeit gegeben, eine größere Anzahl von Läuferschweinen abzugeben. Im Jahre 1954 konnte so schon die doppelte Fleischmenge erzeugt werden und betrug 209 dt, das sind 114 kg je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Im Jahre 1957 war eine Jahresproduktion von 242 dt Schweinefleisch zu verzeichnen, d, h. 138 kg/ha LN. Nach der Aufstellung eines neuen Hühnerhauses in Holzbauweise und die Aufstockung der Anzahl der Legehennen wurde die jährliche Produktion an Eiern von 1953 mit 8.322 Stück bis 1959 auf 21.731 Stück erhöht, wobei 1958 sogar die Anzahl von 28.074 Hühnereiern abgeliefert werden konnte. Der größere Anteil hiervon konnte dem „Freien Aufkauf“ zugeführt werden, wodurch infolge des erhöhten Preises eine höhere Geldeinnahme erzielt wurde. Die Legeleistung je Huhn erhöhte sich nur unwesentlich von 92 auf 103 Stück pro Jahr. Die Anzahl des jährlichen Verbrauchs an Arbeitseinheiten (AE) stieg von 5.983 AE im Jahre 1953 stetig auf 11.318 AE im Jahr 1959 an. Bei gleichbleibender Mitgliederzahl stieg der Verbrauch je mitarbeitendes Mitglied von 200 AE je Mitglied 1953 auf 365 AE im Jahre 1959 und je Hektar von 33 auf 63 AE. Zwei Ursachen Führten hierzu: 1. Die Arbeitsnormen im ersten Jahr lagen zu niedrig, so dass in den Folgejahren eine Erhöhung in der Einzelbewertung vorgenommen und damit eine Angleichung an die Nachbar-LPG erreicht wurde. 2. Mit der Steigerung der Leistung in allen Produktionszweigen musste, da ja nach Leistung abgerechnet wurde, die Leistungssteigerung auch einen Mehrverbrauch an Arbeitseinheiten nach sich ziehen. Der Wert einer Arbeitseinheit betrug 1953 – 6,00 Mark und stieg im Jahr 1958 auf 10,18 Mark an. Im „Dürrejahr“ 1959, wo vom Frühjahr bis zum Herbst keine Niederschläge fielen, sank der Wert natürlicherweise nochmals auf 7,93 Mark ab. Um den Wert künftig stabil halten zu können, wurde im folgenden Jahr ein Reservefonds geschaffen. Der wert für die Arbeitseinheit war in den Anfangsjahren zumeist der Messwert bei Vergleichen zwischen den LPGen des Kreises. Die Erlöse stiegen von 71.800 Mark von 1953 über das Dreifache bis 1959 auf 261.386 Mark an. Bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche lagen die Erlöse 1953 bei 396 M/ha LN und 1959 bei 1.475 M/ha LN. Infolge von intensiver Bodenbewirtschaftung, erhöhtem Düngemitteleinsatz, Ankauf von Saat- und Pflanzgut für Vermehrungs- und Zwischenfruchtanbau sowie vermehrtem Einsatz hochwertiger Futtermittel in der Viehwirtschaft wurden hierdurch höhere Erlöse erzielt, jedoch stiegen auch proportional hierzu die Gesamtkosten. Die Kosten des Bruttoumsatzes beliefen sich 1953 auf 35.000 Mark und stiegen bis 1959 auf 147.581 Mark an, das sind je ha LN 834 Mark. Durch eine stetige Übersicht und Auswertung des Produktions- und Finanzplanes war es zumeist möglich, vorausberechnete wirtschaftliche Ausfälle durch rechtzeitig eingeleitete Gegenmaßnahmen abzufangen. Die konsequente Anwendung der wirtschaftlichen Rechnungsführung war das rechte Mittel in der Hand der Leitungsmitglieder unserer LPG. Vom Leitungsmitglied bis zum Mitglied in der Produktionsbrigade wurde mitgerechnet. Der Leitsatz: „Plane mit, arbeite mit, regiere mit!“ wurde in die Tat umgesetzt. Die Produktionsauflagen waren beispielsweise schriftlich ausgehängt und ein ständiger Vergleich war regelmäßig möglich. Ursachen einer Nichterfüllung wurden nach Feststellung auch diskutiert. Diese fruchtbaren Diskussionen in den monatlichen Beratungen oder direkt am Arbeitsplatz, waren mitbestimmend für die stetige Aufwärtsentwicklung unserer Genossenschaft. Hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang der Einsatz von qualifizierten Mitgliedern mit Fachschulstudiumabschluss in der Leitung als Agronom oder Zootechniker, deren Erkenntnisse es oft ermöglichten, Maßnahmen in der Pflanzen- und Tierproduktion zu treffen, die notwendig erschienen, noch vorhandene Missstände abzustellen und eine Steigerung in allen Produktionszweigen herbeizuführen. Die wirtschaftliche Gesamtleitung lag in den entscheidenden Entwicklungsjahren in den Händen des Agronom Gottfried Veit. Die Feldbaubrigade wurde von dem Mitglied Gustav Lahmann als Feldbaubrigadier geleitet. Um die gestellten Ziele des V. Parteitages in der landwirtschaftlichen Produktion zu erreichen, beschloss die 7. Tagung der SED im Dezember 1959, die Erträge auf dem Feld und in der Viehwirtschaft wesentlich zu steigern. Die entscheidende Voraussetzung dafür bestand aber darin, alle Bauern für den freiwilligen Eintritt in die LPG zu überzeugen. In zielstrebiger Arbeit durch die Kreisparteiorganisation mit Unterstützung von Mitarbeitern des Staatsapparates wurden die Einzelbauern in Jübar – Anfang März – zu Aussprachen in die Gaststätten Schwieger und Bültge eingeladen, um sie für den Eintritt in die LPG zu gewinnen. Nach mehreren Zusammenkünften entschieden sich am 15. März 1960 außer sieben Einzelbetrieben, alle zum freiwilligen Eintritt in die LPG Typ III „1. Mai“ Jübar, deren Vorsitzender Erich Reimer war. Von den übrigen sieben Betrieben wurde eine LPG Typ I „Neues Leben“ gegründet. Damit war die sozialistische Umgestaltung in Jübar am 15. März 1960 abgeschlossen.

Mit dem Jahr 1960 begann im Frühjahr für die Genossenschaft eine entscheidende Phase in der Weiterentwicklung. Am 15. März 1960 wurde der Kreis Klötze als 3. Kreis des Bezirkes Magdeburg vollgenossenschaftlich. Sowohl während des Ringens um die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft als auch im sozialistischen Frühling und bei der Festigung der LPG arbeiteten fortschrittliche Parteilose und Mitglieder der befreundeten Parteien der Arbeiterklasse zusammen. Zur weiteren Festigung der Genossenschaften nach dem sozialistischen Frühling empfahl die Partei, nun mehr alle LPG-Mitglieder mit dem Statut vertraut zu machen und die innergenossenschaftliche Demokratie auf dessen Grundlage zu entwickeln. Es galt jetzt, die Vorzüge des Sozialismus in der Landwirtschaft umfassend zu nutzen und die gesamte Produktion planmäßig zu entwickeln. Am 25. Mai 1960 wurde der LPG Jübar durch die MTS Beetzendorf der Einsatz der Technik, die bis zu diesem Termin durch die MTS-Brigade die Feldbearbeitung durchführte, eigenverantwortlich übertragen. Zur Deckung der dafür entstandenen Kosten wurden mit der LPG im ersten Jahr 100 %, im zweiten Jahr 70 % und im dritten Jahr 40 % Subventionen vereinbart. Die vereinbarte Höhe der Subventionen war wiederum an die planmäßige Senkung der Selbstkosten gebunden, die auch mit aller Kraft angestrebt wurde. Die leihweise Unterstellung der Technik war eine wichtige Maßnahme zur Verbesserung der Bedingungen der einheitlichen Leitung der LPG für den Maschineneinsatz und der Arbeit der Feldbaubrigade zur Unterstützung der Genossenschaft durch den Arbeiter- und Bauernstaat. Sie war Ausdruck des festen Bündnisses der Arbeiterklasse mit den Genossenschaftsbauern. Der Zeitwert der leihweise untergestellten Technik betrug 340.300 Mark. Zur weiteren Durchsetzung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung in den sozialistischen Landwirtschaftsbetrieben und zur Erhöhung der materiellen Interessiertheit der Genossenschaftsbauern und auch aus Gründen der vollen Auslastung und ordentlichen Pflege der Technik kaufte die LPG diese vom Kreisbetrieb für Landtechnik ab. Laut Kaufvertrag vom 5. Mai 1966 wurde die leihweise übergebene Technik zum Schätzpreis von 80.036 Mark erworben, worauf noch eine Ermäßigung von 56.028 Mark kam. Das war eine großartige Unterstützung für unsere Entwicklung, für die Festigung unserer Genossenschaft durch unseren Arbeiter- und Bauernstaat. Die Mitgliederzahl stieg 1960 von 27 auf 152 Mitglieder an. Der Arbeitskräftebesatz je 100 Hektar wurde etwas günstiger, denn es entfielen auf 100 ha statt wie bisher 15 nun mehr 21 Mitglieder. Die zu bewirtschaftende Fläche je Arbeitskraft sank von 6,5 ha je Mitglied wie bisher nun auf 4,7 ha je Mitglied herab. Auch in der Viehwirtschaft wurde der Arbeitskräftebesatz nun günstiger. Hier mussten jedoch einschneidende Maßnahmen erfolgen durch Auflösung kleinerer Viehställe und Zusammenlegung von größeren Vieheinheiten in hierfür zunächst vorhandene größere Stallanlagen. Es war schon ein Vorteil, dass in der alten LPG ein größerer Kuhstall, ein Rinderoffenstall und ein größerer Pferdestall gebaut worden waren. Durch sofort eingeleitete Umbaumaßnahmen wurden vorhandene Stallkapazitäten erweitert. Bausachverständige, vom Rat des Kreises delegiert, entwarfen in tagelanger Kleinarbeit die Bauzeichnungsentwürfe für die Rekonstruktionsmaßnahmen. Eine Baubrigade wurde aus hierfür geeigneten Mitgliedern gebildet, die sofort mit großem Eifer mit den Bauarbeiten begann. Die Milchkühe und der größte Teil der Schweine konnte dann auch bald in den neuen erweiterten Stallanlagen untergebracht werden. Ein Idealzustand war es zwar nicht, da vor allem das Auseinanderfahren des Futters und Einstreu in die weit auseinanderliegenden Einzelställe im Dorf sehr zeitaufwendig war und stets organisiert werden musste. Transportkosten und Arbeitskosten für die Futterverteilung stiegen zwangsläufig an. Sicher wäre es vielleicht besser gewesen, gleich neue Viehställe mit größeren Kapazitäten zu bauen. Solche Pläne lagen jedoch damals noch nicht vor. Die Weisung lautete, durch Rekonstruktionsmaßnahmen mehr Plätze für das Vieh zu schaffen. In der Feldwirtschaft wurden mit dem Zugang der Einzelbauern vorerst zwei Feldbaubrigaden gegründet, die ihre zu bewirtschaftende Feldflur, ihre Maschinen und Geräte sowie Gespanne fest zugeteilt bekamen. Die Feldbaubrigade I wurde unter Leitung des bisherigen Feldbaubrigadiers Gustav Lahmann gestellt und für die Leitung der Feldbaubrigade II wurde Gerhard Ratzeburg eingesetzt. Für die Bewältigung der Arbeiten in der Viehwirtschaft wurde eine Brigade gebildet und ein Brigadeleiter eingesetzt, der sich ausschließlich in Zusammenarbeit mit der Leitung und der Feldwirtschaft um die Belange des gesamten Viehbestandes zu kümmern hatte. In der Beurteilung der Leistungen in der Viehhaltung im Vergleich zu den Vorjahren muss man von den Ergebnissen des Jahres 1961 ausgehen, da 1960 etwa ¼ Jahr der Produktion von Milch und Fleisch von den Einzelbetrieben selbst erwirtschaftet und die Erlöse noch auf die Privatkonten flossen. Die Jahresmittelproduktion stieg von 117.111 kg im ersten Jahr des Bestehens der vergrößerten LPG auf 559.500 kg an. Die Milchleistung je Kuh, die 1959 noch 2.788 kg betrug, wurde nicht erreicht, denn die Durchschnittsleistung einer Kuh lag im Jahr 1961 nur bei 2.443 Liter. Erst im Laufe der Jahre stieg die Leistung allmählich auf 4.618 Liter je Kuh an, eine Milchleistung, die man schon als sehr gut bezeichnen konnte. In diesem Zeitraum wurde fast ausschließlich die Besamungstechnik angewandt, wodurch Nachzucht mit hoher Leistungsklassifizierung herangezogen wurde. In der Leistung wurde ein Viehregister geführt, worin alle Kennzahlen der Entwicklung für jedes Tier aufgezeichnet wurden. So war stets eine genaue Übersicht über Ziel und Leistungsstand des gesamten Viehbestandes vorhanden. In Verbindung hiermit stand die Auswertung der Rentabilität aus der Buchhaltung, wo nach Einführung der Kostenträgerrechnung jeder Viehstall nach Kosten und Erlösen einzeln abgerechnet wurde. Die Auswertungen wurden öffentlich sichtbar angebracht. Die wirtschaftliche Rechnungsführung machte Schule, und in einer Rundfunksendung wurden unsere Methoden in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. In jener Zeit fanden viele Besuche von Leitungsmitgliedern anderer LPGen, auch aus Nachbarkreisen statt, die sich mit der neuen Form der Leitung einer LPG vertraut machen wollten. Der innerbetriebliche sozialistische Wettbewerb sah eine Prämierung der jeweils besten Kollektive vor und nahm damit Einfluss auf die Steigerung der Produktion in der Feld- und Viehwirtschaft. Die Produktion von Schweinefleisch stieg von 189 dt im Jahr 1959 auf 880 dt im Jahr 1961 und erreichte 1972 1.780 dt. Dies bedeutete eine Zunahme von 123 kg je ha LN auf 230 kg je ha LN. Die Legeleistung je Huhn stieg von 128 Stück je Legehenne im Jahr auf 185 Stück an. Die Hühnerhaltung stellte jedoch nur eine Nebenproduktionsrichtung dar und wurde 1970 aufgegeben. Die Erlöse des Betriebes insgesamt stiegen von 1,2 Mio. Mark auf fast das Fünffache an und betrugen 1972 5,5 Mio. Mark, das sind Erlöse je ha LN 1960 = 1.517 Mark und 1972 = 7.089 Mark. Mit der ansteigenden Leistung musste auch der Verbrauch der Arbeitseinheiten Schritt halten. Bei unwesentlicher Veränderung der Mitgliederzahl stieg der Verbrauch der Arbeitseinheiten von 53.470 AE auf 71.195 AE im Jahr 1972 an. Der Wert je Arbeitseinheit betrug 1961 = 11,90 Mark und erreichte 1967 den höchsten Wert mit 15,00 Mark. Im Jahr 1972 wurden dann nur 13,44 Mark ausgezahlt, da andere Richtlinien erhöhte Akkumulationsraten festlegten. Die Akkumulationsrate wurde von 1961 von 16,5 % bis 1967 auf 27,2 % angehoben. Im Jahr 1972 steigerte sich diese zu Kosten der Konsumtion (Verbrauch) auf sogar 44,6 %. Die Konsumtion je Hektar betrug 1961 = 955 Mark, stieg bis zum Jahr 1967 bei Zahlung des bisher höchsten Wertes für die AE von 15,00 Mark auf 1.785 Mark an und fiel bis 1972 auf 1.511 Mark/ha zurück. Infolge der erhöhten Zuführungen zum Investfonds war es jedoch möglich, die langfristigen Kredite und alle anfallenden Investitionen aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Darüber hinaus konnte die LPG einen Betrag von ca. 300.000 Mark der Bank für Landwirtschaft zur besonderen Verwendung vertraglich zur Verfügung stellen, wofür die Genossenschaft allerdings erhöhten Zinssatz erhielt. Außerdem erhöhte die LPG am Jahresende ständig den Rücklagefonds. Begonnen wurde mit der Rücklage einer Geldreserve 1960 mit 20.000 Mark, nach stetigen Steigerungen betrug die Reserve an Geldmitteln, die im Notfalle zur Verteilung herangezogen werden konnte, evtl. bei schlechten Ernten, 592.177 Mark bis 1972. So hatte sich die LPG „1. Mai“ Jübar durch gute Wirtschaftsführung unter Leitung des Vorsitzenden Gottfried Veit zu einer wirtschaftsstarken Genossenschaft entwickelt. Der höchste Lohn hierfür war die Auszeichnung der LPG mit dem Orden „Banner der Arbeit“ im Jahre 1974.

Wolfgang Gründer

4. Die Entwicklung kooperativer Beziehungen im Bereich Jübar

Nach der Vollgenossenschaftlichkeit im Frühjahr 1960 wurde die Aufmerksamkeit in den LPGen des Bereiches auf die Überwindung der Anfangsschwierigkeiten und die Festigung der Genossenschaften gelegt. Die vier Genossenschaften vom Typ III und die beiden LPG Typ I entwickelten sich in den sechziger Jahren zu stabilen landwirtschaftlichen Betrieben mit einer sicheren und zuverlässigen Produktion. Den neuen Erfordernissen der weiteren Errichtung der sozialistischen Gesellschaft entsprechend, arbeitete die SED die Agrarpolitik weiter aus. Es ging vor allem darum, die sozialistischen Produktionsverhältnisse auf dem Lande weiter zu festigen und die Produktivität schneller zu steigern. Die sozialistischen Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion, besonders aber der Pflanzenproduktion, wurde durch verstärkte Ausrüstung mit hochwertigen und leistungsfähigen Maschinen und Zugmitteln vorrangebracht. Die Bereitstellung so leistungsfähiger Erntemaschinen wie dem Mähdrescher E 512, der Kartoffelkombine E 671 und anderen neuentwickelten Maschinen und Geräte führten in der Pflanzenproduktion zu einer erheblichen Steigerung der Arbeitsproduktivität. Sie schafften die Vorraussetzungen, neue Formen in der Zusammenarbeit zwischen den LPGen heranzubilden. Die kooperative Zusammenarbeit zwischen den Genossenschaften erwies sich als die geeignetste Form, die industriemäßige Produktion in der sozialistischen Landwirtschaft durchzusetzen. Der VII. Parteitag der SED vom 17. bis 22. April 1967 beriet und beschloss Maßnahmen zur weiteren planmäßigen und proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft. In der Landwirtschaft mussten die Kooperationsbeziehungen der LPGen untereinander weiterentwickelt und industriemäßige Produktionsmethoden angewandt werden. In Vorbereitung des IX. Bauernkongresses wurde auch im Bereich Jübar, nach Beschlussfassung in den einzelnen Vollversammlungen der sechs Genossenschaften, ein Kooperationsrat gebildet und unter der Leitung des Vorsitzenden der LPG „1. Mai“ Jübar, Kollege Gottfried Veit. Jede LPG war in diesem Kooperationsrat vertreten und erste Schritte der gemeinsamen Zusammenarbeit in der Pflanzenproduktion wurden dort beraten. Als erste gemeinsame Investition wurden unserem Kooperationsbereich drei Stalldungstreuer T 087, die ersten dieser Art im Kreis Klötze, bereitgestellt.

Die LPGen Typ III in Hanum, Jübar und Nettgau finanzierten je einen Hänger und waren auch für die Bespannung mit einem Traktor verantwortlich. Der gemeinsame Einsatz und die Reihenfolge wurden durch die Verantwortlichen der Pflanzenproduktion in den Genossenschaften vorgenommen und festgelegt. Die erbrachten Leistungen wurden gegenseitig verrechnet. Diese neue Technik brachte eine wesentliche Erleichterung bei der Ausbringung und Verteilung des Stalldungs mit sich. Handarbeitskräfte wurden dadurch freigesetzt und der Rückgang an Arbeitskräften in der Landwirtschaft konnte durch moderne Technik ersetzt werden. Weitere Formen der kooperativen Zusammenarbeit entwickelten sich beim gemeinsamen Einsatz der vorhandenen Mähdrescher E 175 sowie der Rübenerntetechnik. Im Jahre 1967 wurde mit dem gemeinsamen Einsatz begonnen, wobei jeweils die LPG „Philipp Müller“ Hanum und die LPG „Helmut Just“ Nettgau, sowie die LPG „1. Mai“ Jübar und die LPG „Hartau“ Lüdelsen mit ihrer Technik zusammenarbeiten.

Die beiden LPGen Typ I wurden von den LPGen des Typ III nach Bedarf mit betreut. Im Jahre 1969 konnten der Kooperationsgemeinschaft Jübar die ersten drei Mähdrescher der neuen Generation vom Typ E 512 bereitgestellt werden, die noch heute im Einsatz sind. Mit der Einführung dieser Erntetechnik wurde eine erhebliche Leistungssteigerung bei den Erntearbeiten erreicht sowie eine Einsparung von Arbeitskräften erzielt. So konnten von den alten Mähdreschern E 175, von denen 9 in der Kooperation vorhanden waren, 6 ausrangiert werden. Nur die drei noch am besten laufenden E 175 kamen auf kleineren Flächen zum Einsatz. Der Einsatz der neuen Erntetechnik wurde über den Kooperationsrat von der LPG „1. Mai“ Jübar aus gesteuert. Als Einsatzleiter dieser Technik bewährte sich der Brigadier der Technikbrigade Jübar, der Genosse Hubert Rateischak, der auch heute noch in der LPG P Jübar den Mähdrescherkomplex von jetzt acht Mähdreschern E 512 leitet.

Zu der Zusammenarbeit in der Spezialkultur aller LPGen des Bereiches Jübar, der Kartoffelproduktion, wird an anderer Stelle noch eingehend berichtet werden. Der Kartoffelanbau, speziell die Vermehrung und Erzeugung von Pflanzkartoffeln, bestimmte ja zu einem sehr wesentlichen Teil die Rentabilität der Pflanzenproduktion. Diese Produktionsrichtung gab letztendlich auch den entscheidenden Anstoß zur Bildung der gemeinsamen Pflanzenproduktion. Der Anbau von Zuckerrüben bestimmte besonders in den LPGen in Hanum, Jübar und Lüdelsen zu einem wesentlichen Anteil den Arbeitsablauf in jedem Wirtschaftsjahr. Bestellung, Aussaat und besonders Pflege dieser Kulturart musste von jeder Genossenschaft selbst bewältigt werden. Aber bei den Erntearbeiten im Herbst wurde durch den gemeinsamen Einsatz der dreireihigen Köpflader E 732 der dreireihigen Rodelader E 765 ein gemeinsamer Einsatz der Technik vorgenommen. Jeweils zwei LPGen arbeiteten zunächst wieder zusammen. Der Vorteil lag darin, dass die Gärfuttersilos, in denen das Rübenblatt einsiliert wurde, schneller gefüllt werden konnten und die eingesetzten Arbeitskräfte und Technik besser ausgelastet wurden. Der Ausfall einer Erntemaschine konnte besser überbrückt werden und führte nicht zum Stillstand der Arbeiten. Aber nicht nur der Einsatz der neuen, modernen Technik wurde in der Kooperationsgemeinschaft gemeinsam genutzt, auch andere Fragen der Zusammenarbeit unter den Genossenschaften des Bereiches Jübar spielten eine Rolle in den sechziger Jahren. Die Getreideerträge mussten gesteigert werden, denn der Bedarf der Tierproduktion an Kraftfutter stieg mit der erhöhten Leistung der Tiere an. So wurden in guter Abstimmung unter den vier LPGen des Typ III die Absaatenerzeugung bei den einzelnen Getreidearten vorgenommen.

Neue, leistungsfähige Getreidesorten wurden nach der Neuzulassung in einer LPG vermehrt und das erzeugte Saatgut den anderen Betrieben im darauffolgenden Jahr bereitgestellt. So konnten neue Sortenentwicklungen schnell in allen LPGen angebaut werden. Keine Genossenschaft brauchte sich mit der Erzeugung von kleinsten Mengen an Saatgut nur für den eigenen Bedarf beschäftigen. Nach Abschluss eines jeden Wirtschaftsjahres wurden die gelieferten Mengen verrechnet und Differenzen ausgeglichen.

So entwickelten sich ab der zweiten Hälfte der sechziger Jahre bis 1972 hin umfangreiche Kooperationsbeziehungen zwischen den LPGen des Bereiches Jübar. Diese Beziehungen zueinander bildeten die Voraussetzung für die Gründung der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) Jübar zum 1. Januar 1973 , die von den vier bestehenden Genossenschaften vom Typ III gebildet wurde. Zusammenfassend können wir feststellen, dass sich die vielfältigsten Beziehungen zwischen den Genossenschaftsbauern des Bereiches Jübar schrittweise entwickelt haben. Die Menschen kamen sich untereinander näher und lernten sich besser kennen. Alle diese Entwicklungsetappen waren die Grundlage, dass die Produktion pflanzlicher Erzeugnisse in der großen Gemeinschaft ab 1973 im Bereich Jübar weiter aufwärts ging. Mit der ständig steigenden Produktion wurde die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges bestätigt.

Heinz Mahlke

5. Die Bildung der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) Jübar und ihre Entwicklung zur Pflanzenproduktion von 1972 bis 1982

Anfang der siebziger Jahre wurde der Inhalt des Bündnisses der Arbeiterklasse der Genossenschaftsbauern wesentlich davon geprägt, den Übergang zur industriemäßigen Produktion pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse in spezialisierten LPG, VEG und kooperativen Einrichtungen und die Herausbildung von Agrar-Industrievereinigungen in der sozialistischen Landwirtschaft durchzusetzen. Dieser Zielstellung entsprach die Orientierung des VIII. Parteitages der SED 1971, zur Verwirklichung der Hauptaufgabe schrittweise spezialisierte Produktionseinheiten größeren Umfangs herauszubilden. Nur durch industriemäßige Produktionsmethoden in der Landwirtschaft war eine noch bessere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und eine umfangreiche Rohstoffbereitstellung für die Industrie zu erreichen. Deshalb stand im Mittelpunkt der politisch- ideologischen Arbeit der Partei die Aufgabe, alle Genossenschaftsbauern von der Richtigkeit dieser neuen Entwicklung zu überzeugen. Die Genossenschaftsbauern des Bereiches Jübar im Grenzkreis Klötze hatten Ende der sechziger Jahre erste Erfahrungen bei der Herausbildung von Kooperationsbeziehungen sammeln können. In Vorbereitung des IX. Bauernkongresses war nach Beschlussfassung in den Vollversammlungen der einzelnen LPGen ein Kooperationsrat gebildet und erste Schritte der gemeinsamen Zusammenarbeit in der Pflanzenproduktion beraten worden. Formen der kooperativen Zusammenarbeit entwickelten sich beim gemeinsamen Einsatz der Technik. Im Jahre 1967 wurde mit dem gemeinsamen Einsatz begonnen, wobei jeweils die LPG „Philipp Müller“ Hanum und die LPG „Helmut Just“ Nettgau, sowie die LPG „1. Mai“ Jübar und die LPG „Hartau“ Lüdelsen mit ihrer Technik zusammenarbeiten. Im Jahre 1969 konnten der Kooperationsgemeinschaft Jübar die ersten drei Mähdrescher der neuen Generation vom Typ E 512 bereitgestellt werden. Mit der Einführung dieser Erntetechnik wurde eine erhebliche Leistungssteigerung bei den Entearbeiten und die Einsparung von Arbeitskräften erzielt. Die bis 1972 entwickelten umfangreichen Kooperationsbeziehungen zwischen den vier LPGen des Bereiches Jübar bildeten günstige Vorraussetzungen für die Gründung der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) Jübar am 1. Januar 1973. Bei der Weiterentwicklung der kooperativen Zusammenarbeit im Kreis Klötze orientierten die Kreisparteiorganisationen und die staatlichen Organe darauf, die Steigerung der pflanzlichen Produktion als Grundlage für erhöhte Leistungen in der Tierproduktion den Vorrang geben. Eine wesentliche Voraussetzung für die Bildung der KAP Jübar bildete die gemeinsame Hauptproduktionsrichtung aller vier LPGen – die Produktion von Pflanzkartoffeln. Allen Leitern und allen Mitgliedern war klar, dass die mit hohem Arbeitsaufwand verbundene Kartoffelproduktion ohne den Bau einer Kartoffellagerhalle und deren kooperative Nutzung nicht mehr zu bewältigen war. Ursache war, das sich die Zahl der Arbeitskräfte in den LPGen des Bereiches im Zeitraum von 1960 bis 1970 wesentlich verringerte und dass sich auch die Altersstruktur negativ entwickelt hatte. Es musste also lebendige Arbeit durch vergegenständliche ersetzt werden. Die Vorbereitung des Baues der Kartoffelhalle wurde von den damaligen vier Vorsitzenden der LPGen Jübar, Hanum, Lüdelsen und Nettgau, den Kollegen Veit, Mahlke, Thätner und Schaefer, zielstrebig vorbereitet. Es wurden aus den Handwerkerbrigaden der einzelnen LPGen eine gemeinsame Baubrigade gebildet und entsprechende Bautechnik angeschafft. Die Leitung der Baubrigade übernahm der Kollege Manfred Rahn. Er selbst und alle Mitglieder der Brigade standen zunächst vor großen Schwierigkeiten, denn niemand von ihnen hatte es jemals mit einem derart großen Bauvorhaben zu tun gehabt. Niemand hatte Erfahrungen in der Montagebauweise, in der die Kartoffellagerhalle errichtet werden sollte. Sie alle mussten also lernen und Erfahrungen sammeln. Aber noch wichtiger war – sie mussten zu einem Kollektiv werden. Jeder musste den für ihn geeignetsten Platz im Kollektiv finden. Das war nicht einfach – aber es gelang. Die Kartoffellagerhalle wurde termingerecht fertiggestellt und konnte bereits im Jahre 1971 kooperativ genutzt werden. Produktion und Ernte in allen vier LPGen lag in den Händen des Kollegen Horst Jürges, der als der fähigste Leiter für die Kartoffelproduktion im Bereich galt. Für die Aufbereitung und die Einlagerung in der Kartoffelhalle wurde der Kollege Heinz Besenroth als Verantwortlicher eingesetzt. In der gemeinsamen Kartoffelproduktion kamen – wie in der Baubrigade – Menschen zusammen zu gemeinsamer Arbeit, die sich vielfach nur vom Sehen her kannten. Auch sie mussten Kontakt aufnehmen, miteinander „warm werden“, ihren Platz im Kollektiv finden. Schließlich sollten sie alle – und das war das Wichtigste zu diesem Zeitpunkt – die Notwendigkeit dieser gemeinsamen Arbeit, dieser kooperativen Zusammenarbeit, erkennen. Alles was die Menschen begreifen sollten, musste schließlich durch ihren Kopf hindurch – nur wenn der Kopf begriffen hat, worum es geht, können die Hände das Richtige tun. Das sind keine leeren Schlagworte, das sind Tatsachen. Die ideologische Vorbereitung zur Bildung der KAP war also von großer Bedeutung. Neben vielen anderen Fragen, Argumenten und Problemen stand immer wieder im Mittelpunkt der Diskussion: Welcher ökonomische Nutzen ergibt sich, wenn wir die Pflanzenproduktion gemeinsam durchführen? Wege mussten aufgezeigt werden, es mussten Erfolge bewiesen werden anhand von Erfahrungen fortgeschrittener LPGen.

Hier mussten von allen Genossen, Leitern, Vorstandsmitgliedern und anderen aktiven LPG- Mitgliedern umfangreiche ideologische Arbeit geleistet werden. Diese ideologische Arbeit wurde intensiv gelenkt und unterstützt durch die Genossen der Kreisleitung der SED, von den staatlichen Organen sowie den Grundorganisationen der Partei der Arbeiterklasse und den Blockparteien. Viele Diskussionen wurden geführt, es wurde beraten und debattiert. Sie führten immer wieder zu der Frage: Warum überhaupt Bildung der KAP, warum diese gewisse „Trennung“ zwischen Tier- und Pflanzenproduktion? Nicht in jedem Fall wurde Übereinstimmung der Ansicht erreicht. Die Richtigkeit dieser Entwicklung musste erst durch die Praxis erwiesen werden. Die Bildung der KAP war vorgesehen. In allen Mitgliederversammlungen wurde ein entsprechender Beschluss gefasst. Mit der organisatorischen Vorbereitung hatte ein Jahr zuvor schon der spätere Ökonom der KAP, der Kollege Dieter Schaefer, begonnen. Am 1. Oktober 1972 nahmen der Leiter der KAP, Kollege Wolfgang Gründer und sein Stellvertreter, der Kollege Heinz Mahlke, ihre Tätigkeit auf. Die Hauptbuchhalterin , Kollegin Gisela Herrmann, begann mit dem Aufbau der Verwaltung und des Rechnungswesens. Die wirtschaftliche Grundlage jeder KAP ist der Grund und Boden, der zur Bewirtschaftung zur Verfügung steht. Von den LPGen wurden in die KAP folgende Flächen eingebracht:

Ackerland Grünland Landwirtschaftliche Nutzfläche LPG „1. Mai“ Jübar 717,58 111,30 828,88 LPG „Philipp Müller“ Hanum 453,77 201,03 654,80 LPG „Hartau“ Lüdelsen 423,37 118,69 542,06 LPG „Helmut Just“ Nettgau 846,93 212,30 1059,23 Gesamt 2441,65 643,32 3084,97

Für die Bewältigung der Arbeit in der KAP wurden folgende Arbeitskräfte von den LPGen delegiert:

Männlich Weiblich Gesamt LPG „1. Mai“ Jübar 48 37 85 LPG „Philipp Müller“ Hanum 29 29 58 LPG „Hartau“ Lüdelsen 28 26 54 LPG „Helmut Just“ Nettgau 51 69 120 Gesamt 156 161 317 davon Traktoristen 53

Arbeitsumfang und zeitlicher Anfall der Arbeiten in der Pflanzenproduktion waren durch die vorbereitenden Analysen des Istbestandes vom Ökonom ermittelt. Sie fanden ihren Ausdruck in technologischen Karten. Sie führten zur Erarbeitung der zweckmäßigen Organisationsform und der Leitungsstruktur. Es wurden nach reiflicher Prüfung von Varianten eine Organisationsstruktur gewählt, die produktorientiert und arbeitsartenorientiert kombiniert war. Eine territoriale Organisation wurde auf Grund der relativ geringen Größe unserer KAP nicht erwogen. Sie hätte auch nur eine Unterteilung in Nord- und Südbereich ermöglicht, und das wäre taktisch falsch gewesen, da im Südbereich, bedingt durch geringe Güte des Grund und Bodens, ungünstigere Produktionsbedingungen vorherrschten als im Nordbereich. Die 1973 eingeführte Organisations- und Leitungsstruktur ist bis zum jetzigen Zeitpunkt unverändert beibehalten worden. Die Erfolge und die erzielten Ergebnisse der KAP bestätigen die Richtigkeit des damals eingeschlagenen Weges. Natürlich erfolgte die Zusammenarbeit in der KAP nicht problemlos. Die Mitglieder untereinander, Leiter und Kollektiv und die Leiter als Leitungskollektiv mussten zueinander finden. Sie alle kamen aus eigenständige LPGen mit eigenen Ordnungen und Gewohnheiten. Es mussten oftmals Kompromisse gefunden werden. Ein einheitliches Vergütungssystem wurde erarbeitet. Dabei mussten die Relationen zur Tierproduktion gewahrt werden. Vereinbarungspreise für den Verkauf von Futterprodukten von der KAP an die LPG wurden im Kooperationsrat erarbeitet und von den Mitgliederversammlungen beschlossen. Diese Vereinbarungspreise wurden in der Zeit seit 1973 mehrmals überarbeitet, bedingt durch Preisänderungen bei Marktprodukten und im Interesse der Gestaltung eines einheitlichen Reproduktionsprozesses in den LPGen T und LPGen P des Kooperationsbereiches.

Die ebenfalls vom Kooperationsrat erarbeitete und von den Mitgliederversammlungen bestätigte „Kooperationsvereinbarung“ bildete die Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Pflanzenbauern und Tierproduzenten. Sie nach Buchstaben und Inhalt zu erfüllen, das ist unsere ständige Aufgabe. Ausführlich wurde das Problem der Verteilung der Ergebnisse der Produktion – sowohl materiell als auch finanziell – anhand mehrerer Varianten diskutiert. Es wurden Lösungen gefunden, die für diese Zeit verändert und verbessert. Als Kommission des Kooperationsrates wurde die Futterkommission gebildet, die sich bald als sehr notwendig erwies. Durch ihre immer bessere kontinuierliche Arbeit, bei der sie durch moderne Organisationshilfsmittel, wie bei der Errechnung des Jahresfutterbedarfes des Tierbestandes über EDV u. V. unterstützt wird, trägt sie zur guten stabilen Produktion in den LPG T wesentlich bei. Im ersten Jahr der Arbeit in der KAP gab es noch verschiedentlich ernsthafte Mängel im Arbeitsablauf. Trotz der Festlegung der Aufgaben aller Leiter im Funktionsplan waren die Verantwortungsbereiche nicht genügend abgegrenzt, oft waren die Kompetenzen noch unklar. Auch die Koordinierung der Arbeiten machte teilweise Schwierigkeiten. Das Umdenken von der eigenen LPG, der man ja noch angehörte, zur KAP war nicht einfach und fiel manchem Mitglied schwer.

Infolge der vorliegenden Erfahrungen bei der kooperativen Arbeit in der Getreideernte, Kartoffelproduktion und Rübenernte lief es in diesen Bereich von Jahr zu Jahr besser. Anders war das bei Produktionen und Arbeitsarten, die bisher noch nicht kooperativ betrieben wurden. Das galt insbesondere für den Bereich der Futterproduktion. Erschwert wurde hier die Situation noch durch unzureichende Technik nach Anzahl und Leistungsfähigkeit. Erst durch Veränderungen in der Anbaustruktur in der Futterproduktion sowie durch die Neuzuführung von Technik konnte im Laufe der nächsten Jahre hier eine positive Entwicklung erreicht werden und die Anforderungen der Tierproduktion konnten immer besser befriedigt werden. Das gilt insbesondere in qualitativer Hinsicht. Dazu trug auch bei, dass es gelang – beginnend mit dem Bau der 600er Milchviehanlage Nettgau – mehr feste Horizontalsilos zu bauen, so dass das gesamte zu konservierende Futter nun in festen Silos siliert werden kann. Im Jahre 1981 konnte ein Betonsilo mit einem Fassungsvermögen von 9.500 m³ erstmalig genutzt werden. Durch diese Maßnahmen wurde die Qualität der Silage verbessert, die Rand- und Oberflächenverluste wurden vermindert.

Diese Entwicklung wurde gekrönt durch die Erreichung des 1. Platzes in der Auswertung des Silagewettbewerbs im Kreis aus der Produktion des Jahres 1981. Das durfte jedoch kein Ruhekissen sein. Zunächst galt es, mehr und besseres Futter zu erzeugen. Bei einem Grünlandanteil von 18 % lag es auf der Hand, vor allem hier den Hebel anzusetzen. Das begann zunächst mit meliorativen Maßnahmen, die von und mit Hilfe der Meliorationsgenossenschaft Kusey durchgeführt wurden. Die begonnene qualitative Verbesserung der Graslandbestände durch Umbruch und Neuansaat wurde gezielt und konsequent fortgesetzt, nachdem durch die in der DDR zentral durchgeführte „Graslandeinschätzung“ eine exakte Bestandsaufnahme erfolgt war. Durch die Erweiterung der Beregnungsanlagen, z. B. Anlage Nettgau von 50 ha auf 175 ha, die teilweise Umstellung auf Elektroantrieb und der Einsatz von rollenden Regnerflügeln konnte die Auslastung und Effektivität dieser Anlagen verbessert werden. Das wurde honoriert durch nicht unerhebliche jährliche finanzielle staatliche Zuschüsse.

Im Jahre 1981 erreichten wir in unserer Wettbewerbsgruppe den 1. Platz im Bezirk Magdeburg. Da diese Anlagen vorrangig auf Intensivweiden eingesetzt wurden, blieb das nicht ohne positive Auswirkungen auf die Qualität dieser Flächen. Da auch andere Maßnahmen auf dem Grasland Früchte trugen und die Beweidung aller Flächen durch die Tierproduktion ebenfalls vorbildlich erfolgte, konnten wir im Weidewettbewerb des Bezirkes im Jahre 1982 den 3. Platz erringen. Das ist Lohn für anstrengende Arbeit beider Partner, aber auch Ansporn für weitere zielgerichtete Arbeit. Die KAP übernahm mit ihrer Bildung logischerweise die finanziellen Anteile an der ZGE Trocknungswerk Diesdorf in der Höhe von etwa 500.000 Mark. Dieses Werk war von den bisher beteiligten LPGen schon mehr oder weniger gut genutzt worden. Nach der Bildung der KAP waren dazu bessere Voraussetzungen (durch Anbaukonzentration, mehr Schlagkraft der Technik) gegeben. Diese wurde umfassend genutzt. Die Produktion von Trockengrüngut konnte in den 70-ziger Jahren von 350 t bis maximal 730 t gesteigert werden. Erst durch die Veränderung in der Energieversorgung war diese Tendenz in den letzten Jahren rückläufig. Insgesamt gesehen kann also von einer positiven Entwicklung im Bereich Futter gesprochen werden. Dazu trug sicher die Arbeit aller Mitglieder in diesem Bereich bei, sicherlich auch die Arbeit der Futterkommission, in der alle Fragen und Probleme sachlich, kritisch und perspektivisch behandelt wurden. Das im Jahre 1982 ausgearbeitete Futterwirtschaftsprogramm für die Kooperation hat alle diesbezüglich Probleme analysiert und die Aufgaben in diesem Sektor für die nächsten Jahre festgelegt.

Zur Kartoffelproduktion wurde bereits ausgeführt, dass die Erzeugung von Pflanzkartoffeln im Vordergrund stand. Durch gute Erfahrungen und Aufgeschlossenheit für alles Neue auf dem Gebiet gelang es uns, die Erträge zu steigern und zu stabilisieren. Da wir die Qualität der Produktion nicht unbeachtet ließen, konnten wir uns einen guten Ruf als Pflanzkartoffelvermehrer erarbeiten. In diesem Zusammenhang darf der Name des Lagerwartes in der Kartoffellagerhalle, Gerhard Ratzburg, nicht unerwähnt bleiben. Eine neue Aufbereitungstechnologie und neue Rodetechnik wurden 1981/82 angeschafft. Damit wird die Ernte auf dem Feld in der Zukunft nur von Mechanisatoren erfolgen.

In der Zuckerrübenproduktion konnten im Zeitraum von 1972 bis 1982 die Erträge nur unwesentlich gesteigert werden. Dafür gab es verschiedene Ursachen, an deren Beseitigung ständig weiter gearbeitet werden musste. Der Aufwand an lebendiger Arbeit in der Pflege konnte etwas verringert werden, jedoch nicht in ausreichenden Maße. Anders war es dagegen bei der Ernte, wo es durch die Bereitstellung von neuer Technik zur Erhöhung der Schlagkraft und zur Senkung des Arbeitsaufwandes insgesamt kam.

In der Getreideproduktion konnten im Bereich Jübar im Berichtszeitraum gute Erfolge erzielt werden. Als Hauptursache sahen wir hier in erster Linie das angebotene verbesserte Sortenspektrum; aber auch eigene Erfahrungen und Weiterbildung, die sich in Maßnahmen des wissenschaftlich- technischen Fortschritts ausdrückten, sind nicht ohne Wirkung geblieben. Geeignete Sortenwahl, Einhaltung der agrotechnischen Termine und der EDV-Düngungsempfehlungen spielten eine wesentliche Rolle für die Steigerung der Erträge und deren Stabilisierung speziell in den Jahren 1977 bis 1982. Sicherlich wurden hier noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Durch den Zukauf von zwei Mähdreschern 1981 verfügten wir nunmehr über acht Stück und wurden damit schlagkräftiger. In Ansprache mit der Tierproduktion wurden zeitweilig Belüftungssilos in der Mühle Jübar für die Trocknung feuchten Getreides genutzt. Also auch hier sinnvolle Zusammenarbeit Tierproduktion – Pflanzenproduktion.

Die Gemüseproduktion wurde von der LPG Nettgau in die KAP „eingebracht“. Es wurden 1979 angebaut: 50 ha Gemüsebohnen – 50 ha Grünerbsen – 10 ha Spargel Die ökonomischen Ergebnisse waren hier von Jahr zu Jahr unterschiedlich. In Jahren mit normalen Witterungsbedingungen konnten gute Ergebnisse und sehr günstige Kostensätze erreicht werden. Auf Grund der Tatsache, dass der Arbeitsaufwand bei allen Arten doch erheblich ist, musste 1979 der Anbau von Gemüsebohnen aufgegeben werden. Es war nicht mehr möglich, mit den weniger werdenden Mitgliedern – vor allem in den Feldbaubrigaden – Kartoffelernte und Bohnenaufbereitung im Frühherbst gemeinsam zu verkraften. Als im Jahre 1981 etwa 50 ha Ackerland für Verteidigungszwecke bereitgestellt wurden, waren neue Überlegungen erforderlich, um die Futterversorgung weiterhin voll zu sichern. Es spielten aber auch arbeitswirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle, als entschieden wurde, keine Grünerbsen in Zukunft anzubauen. Somit waren nun noch 5 ha Spargel, 5 ha Porree und 3 ha Kohl im Anbau.

In den ersten Jahren nach der Bildung der KAP, das wurde schon betont, gab es auf einigen Gebieten in der Pflanzenproduktion unserer Kooperation Probleme, die nicht auf Anhieb gelöst werden konnten. Unterschiedliche Ausgangsbedingungen in den einzelnen LPGen mussten erst auf einen Nenner gebracht werden. Daran wurde jedoch zielstrebig gearbeitet. Auf Grund der Betriebsgröße der KAP war es möglich, sehr bald einen besseren Überblick und die Dinge in den Griff zu bekommen. Probleme der Bodenfruchtbarkeit, der Humuswirtschaft wurden zunehmend besser beherrscht. Abgesehen von Veränderungen, die durch staatliche Auflagen einige Male entstanden, konnten wissenschaftlich begründete feste Fruchtfolgen eingerichtet werden. Eine EDV gerechte Schlagkartei wurde gebaut. Der exakte Nachweis der Bodenfonds ist im wesentlichen abgeschlossen. Durch die Einstellung einer Verantwortlichen für Pflanzenschutz und Düngung konnte die Zusammenarbeit mit dem ACZ verbessert werden. Der Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit wurde durch die Erarbeitung von schlagbezogenen Humusbilanzen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. In Absprache mit der Tierproduktion wurden Fortschritte erreicht in bezug auf die erhöhte Produktion und die bessere Behandlung von Stalldung. Die Aufgaben in dieser Richtung wurden im Jahre 1981 im erarbeiteten „Programm zur effektiven Bodennutzung“ für den Zeitraum 1981 bis 1985 aufgezeigt und entsprechende Maßnahmen festgelegt. Dieses Programm sollte Richtschnur des weiteren Handelns sein. Durch die zielgerichtete politisch-ideologischen Arbeit, aber auch durch den ständigen, kontinuierlichen Kampf um hohe Produktionsergebnisse, blieben die Erfolge nicht aus. Die KAP Jübar nahm eine gute Entwicklung. Mit einer GE-Leistung je ha LN von 50 ab 1974 – ausgenommen die „Trockenjahre“ 1975 und 1976 – nahm sie stets einen der beiden vorderen Plätze im Kreis und einen geachteten Platz im Bezirk ein. Ihre Leistungen wurden mehrmals durch die Bezirksleitung der SED gewürdigt. Daran hatten alle Genossen, Mitglieder und Beschäftigte ihren Anteil. Die Betriebsparteiorganisation der SED unter ihren Sekretären, Gerhard Herrmann und Hubertus Rateischak, wurde ihrer führenden Rolle stets gerecht. Solche Mitglieder wie Heinrich Lilge, Dieter Pasemann, Walter Schnaugst, Heinrich Pohlmann, Gerhard Stöhr, Hans Hanauer, Heinz Wagenführ und viele andere wirkten durch ihre qualifizierte Arbeit als Motoren der Entwicklung. Aber auch viele Kolleginnen aus den Feldbaubrigaden wie Elfriede Seifert, Hulda Gust, Elfriede Buschermöhle, Martha Schulz, Ruth Thiele, Henny Ratzeburg, Christine Quickenstedt, Emma Jürgens, stellvertretend für viele andere genannt, leisteten hervorragende Arbeit. Die erzielten Ergebnisse sind um so mehr zu würdigen, wenn man bedenkt, dass bei 350 ha im unmittelbaren Grenzgebiet Erschwernisse in der Produktion zu verzeichnen waren. Die gesellschaftliche Entwicklung duldete keinen Stillstand. Im Zuge der Arbeit der KAP kristallisierte sich zwangsläufig der Trend zur Bildung einer juristisch selbstständigen Genossenschaft heraus. Dieser logische Schritt wurde von der Partei der Arbeiterklasse und den staatlichen Organen gefördert. Er wurde in der Kooperation Jübar schrittweise vorbereitet. Statut und Betriebsordnung wurden erarbeitet, beides in Abstimmung und in Zusammenarbeit mit den bestehenden LPG des Kooperationsbereiches. In der Vorbereitungsphase leisteten die Mitglieder Gisela und Gerhard Herrmann hervorragende Arbeit.

Am 10. Februar 1978 erfolgte die Bildung der LPG Pflanzenproduktion Jübar . Als Vorsitzender wurde der Genosse Wolfgang Gründer (bisheriger KAP-Leiter). Einige Arbeitsgruppen berieten im Verlauf des Jahres 1975 alle Fragen der künftigen Leitungsebene, Betriebsordnung, Vergütung und Nutzung der vorhandenen Stallkapazitäten. Am 1. Januar 1976 erfolgte der Zusammenschluss der drei LPGen unter dem Namen LPG „1. Mai“ Jübar. Auf der Gründungsversammlung am 3. Februar 1976 wurde der neue Vorstand gewählt, dem Mitglieder von Hanum, Jübar und Lüdelsen angehörten. Als 1. Vorsitzender der neu gegründeten LPG wurde der bisherige Vorsitzende der LPG Jübar, Gottfried Veit, gewählt. Er war in dieser Funktion bereits seit 1960 tätig war. Genosse Heinrich Darges übernahm die Funktion des Stellvertreters und Produktionsleiters. Als Hauptbuchhalterin der LPG wurde Frau Editha Friedrichs bestätigt (bisher Hauptbuchhalterin der LPG Hanum). Der Genosse Thätner, bisheriger Vorsitzender der LPG Lüdelsen, übernahm die Aufgabe des Futterökonomen. Die Arbeit der Leistungsebene wurde territorial und nicht tierartenspezifisch aufgebaut. Die Verwaltung der neuen LPG wurde durch einen Ringtausch mit dem alten Büro auf dem Hof Hehlig in Übereinstimmung mit dem Rat der Gemeinde in den Räumen der ehemaligen Molkerei Jübar eingerichtet, die sich dafür besonders gut eigneten. Mit dem Zusammenschluss war beabsichtigt, die bisher stabile tierische Produktion weiter zu festigen und den weiteren zu festigen und den weiteren Übergang zur industriemäßigen Produktion auch in der tierischen Produktion stufenweise durchzusetzen. Es galt nun, die Mitglieder der bisherigen drei LPGen zusammenzuführen, wobei große ideologische Aufgaben vor der Leitung standen. Die meisten Probleme wurden zwar in der Vorbereitungsphase koordiniert, aber die Praxis zeigte neue Probleme, die einer Klärung zugeführt werden mussten. Mit dem Zusammenschluss änderten sich die Viehbestände wie folgt:

‡ Bestand ‡ Bestand 1975 1976 Rinderbestand insgesamt 585 Stück 1275 Stück davon Kühe 336 Stück 758 Stück Schweine insgesamt 1453 Stück 4200 Stück davon Sauen 86 Stück 415 Stück fGV-Besatz insgesamt 668 fGV 1607 fGV davon Rinder 455 fGV 992 fGV davon Schweine 213 fGV 615 fGV

Entwicklung der Mitgliederzahl und VbE nach dem Zusammenschluss:

1975 1976 1981 Mitglieder insgesamt ? 199 231 Davon männlich ? 95 113 Davon weiblich ? 104 118 Davon Jugendliche ? 10 9 VbE insgesamt 108 145 171

Entsprechend der materiellen Produktion veränderte sich die finanzielle Seite nach dem Zusammenschluss beim Bruttoprodukt von 2432 TM auf 5798 TM. Die Kosten stiegen in diesem Prozess von 2358 TM auf 5422 TM. Die Zuordnung der 616er Milchviehanlage ab 1978 zur LPG Jübar brachte leistungsmäßig kaum Veränderungen, da diese zu diesem Termin durch die Buchhaltung der LPG bereits abgerechnet wurde und die Anlage verantwortliche Leiter hatte. Nicht günstig ist dabei die Tatsache, dass die in der MVA beschäftigten Mitglieder zu den Vorstandssitzungen und Vollversammlungen nach Jübar fahren mussten. Die Bruttoproduktion je VbE zeigt aber, dass der Entwicklungsprozess richtig war. Sie nahm folgenden Lauf:

1975 = 22.519 M Bruttoproduktion je VbE 1976 = 39.988 M Bruttoproduktion je VbE 1981 = 49.381 M Bruttoproduktion je VbE

So machte sich beispielsweise erforderlich, mit dem Zusammenschluss der drei LPGen einige Veränderungen in der Tierhaltung in den einzelnen Abteilungen vorzunehmen. So wurde die Kälberhaltung nur in Jübar und Hanum durchgeführt. Die Kälber aus der Abteilung Lüdelsen werden aus den Kuhställen nach Jübar umgesetzt. Alle Jungrinder über 1 Jahr werden in der Abteilung Hanum gehalten, wo auch die Erstbesamung erfolgte. Die Kuhhaltung wird in allen Abteilungen durchgeführt. Die Haltung und Betreuung erfolgt noch on insgesamt 13 Altställen und in der Milchviehanlage Nettgau. Die Arbeit in den Altställen ist nach wie vor sehr schwer und es ist nicht einfach, die erforderlichen Arbeitskräfte zu gewinnen. Im Verlauf des Jahres 1982 wurde in Hanum im Kuhstall Hof 20, eine Kratzerkette sowie eine neue Rohrmelkanlage M 622 eingebaut und mit Stalleintrieb in Betrieb genommen. Das ist eine erhebliche Arbeitserleichterung und Rationalisierung. Die LPG Jübar gehörte immer zu den Schrittmachern in der Milchproduktion im Kreis und erhielt dafür als Anerkennung den Orden „Banner der Arbeit“, was alle mit Stolz erfüllte.

Neben der Hauptproduktion Milch wurde auch nach dem Zusammenschluss die Schweinemast mit eigener Reproduktion und einem Teil Läuferverkauf beibehalten. Die Sauenhaltung wurde in allen drei Abteilungen durchgeführt, aber in Hanum und Lüdelsen mehr konzentriert. Durch umfangreiche Rekonstruktionsmaßnahmen in den Jahren 1980 bis 1982 wurden die Bedingungen für hohe Aufzuchtergebnisse wesentlich verbessert und die Arbeit erleichtert. Die Aufzuchtergebnisse in den noch 11 Sauenställen sind zwar noch differenziert, sie haben sich aber insgesamt von 1979 bis 1982 um 2,4 Ferkel je Sau und Jahr verbessert. Die Läuferproduktion wird überwiegend in der Abteilung Lüdelsen durchgeführt, wofür die damalige LPG Lüdelsen bereits einen Stall mit 450 Plätzen eingerichtet hatte. Ein Teil der jährlich zu verkaufenden 3.000 Läufer wird in der Abteilung Hanum aufgezogen. Die Schweinemast erfolgt überwiegend in der Abteilung Jübar und Hanum in 11 Altställen und ist noch mit körperlicher schwerer Arbeit verbunden. Es wird eine kontinuierliche Hackfruchtmast durchgeführt. Die Futterkartoffeln werden gedämpft und für den Sofortverbrauch bzw. die Einsilierung durch die Pflanzenproduktion geliefert. Außerdem wird das Kartoffeldämpfen durch Arbeitskräfte der LPG T unterstützt. Die gesamte Futteranfuhr bis in die einzelnen Ställe erfolgt über die LPG Pflanzenproduktion. Auf der Basis einer Kooperationsvereinbarung werden auch alle Reparaturen an den Traktoren der Tierproduktion ebenfalls durch die Werktätigen der LPG P vorgenommen. Die LPG T Jübar ist auch Trägerbetrieb der Arbeitsgruppe Elektriker. Der Arbeitsgruppe gehören 3 Arbeitskräfte an. Sie wird von Fritz Kelbassa geleitet. Sie erledigt alle anfallenden Elektroreparaturen aller LPGen im Kooperationsbereich, sowie auch in den individuellen Hauswirtschaften.

Eine sehr wichtige betriebliche und soziale Einrichtung ist die Betriebsküche, welche ebenfalls durch die LPG T unterhalten wird. Diese Einrichtung steht unter der Leitung von Frau Gertrud Schweigel, welche schon seit 15 Jahren Küchenleiterin ist. Die Betriebsküche ist im ehemaligen Butterraum der Molkerei untergebracht. Das schmackhafte Essen wird auch für die Abteilung Hanum zubereitet. Ebenso werden alle zeitweiligen Arbeitskomplexe direkt auf dem Feld mit warmen Essen versorgt. Damit ist auch dokumentiert, dass es mit der Arbeitsteilung und der Herausbildung der LPG Pflanzen- und Tierproduktion zu keiner Trennung der Betriebe, sondern zu einer echten Kooperation zwischen den Partnern zum gegenseitigen Vorteil, wie es auch der X. Parteitag der SED zum Ausdruck brachte. Gekommen ist.

Die Zufriedenheit der Mitglieder und der Dorfbevölkerung des Territoriums ist auch mit von der Entwicklung und Gestaltung des geistig-kulturellen und sportlichen Lebens abhängig. Dafür tragen insbesondere die ansässigen Betriebe eine große Mitverantwortung. Die LPG Jübar ist dieser Aufgabe stets vorbildlich nachgekommen. Als Trägerbetrieb der Blaskapelle Jübar gibt sie dieser Kulturgruppe, die über die Grenzen der Gemeinde hinaus wirksam ist, jegliche Unterstützung. Mit der Gründung wurde die Anschaffung der Blasinstrumente finanziert, es werden auch die anfallenden Reparaturkosten für die Blasinstrumente getragen. Durch die Kapelle werden auch betriebliche Veranstaltungen und Höhepunkte umrahmt. Mit viel Stolz schauen alle Bürger der Gemeinde auf diese Kulturgruppe, in welcher unsere Mitglieder und Bürger der verschiedensten Altersgruppen mitwirken. Mit der kontinuierlichen Entwicklung der LPG verbesserten sich auch die Arbeits- und Lebensbedingungen in Jübar und in den übrigen Gemeinden der Kooperation. Dafür wurden auf vertraglicher Vereinbarung erhebliche materielle und finanzielle Mittel durch die LPG bereitgestellt. So zum Beispiel für den Einbau des Parkettfußbodens in der Sporthalle, für den Straßenbau in Jübar und Hanum, für den Wasserleitungsbau in Lüdelsen und Nettgau, sowie den Ausbau von Abwasserleitungen. Große Unterstützung wurde dem Bau des schönen Sportplatzes in Jübar mit den Umkleideräumen gegeben. Der Schulneubau in der jetzigen Größenordnung entstand auch nur durch erhebliche finanzielle Unterstützung durch die LPG, womit eine moderne Bildungseinrichtung für unsere Kinder geschaffen wurde. Die Einrichtungen für die Vorschulerziehung, Kindergarten und Kinderkrippe in Jübar, stehen den Familien für ihre Kinder von Jübar und auch den übrigen Gemeinden des Kooperationsbereiches zur Verfügung. Unsere Mitglieder wissen ihre Kinder in guter Obhut und können ihrer Arbeit ohne Sorgen nachkommen. Außerdem steht allen Mitgliedern des Kooperationsbereiches ein gut eingerichtetes Landambulatorium für die gesundheitliche Betreuung zur Verfügung. Auch dazu wurde für die Ausstattung finanzielle Unterstützung durch die LPG geleistet. Die Wohnungen, für die die LPG verantwortlich ist, wurden in Jübar seit 1972 alle um- und ausgebaut und modernisiert. Im Jahr 1980 wurde das Wohnhaus der LPG, Breite Straße 29, abgetragen und durch einen Neubau mit 5 WE ersetzt. Die Finanzierung dieses Objektes übernahm die Kommunale Wohnungsverwaltung Beetzendorf. Für die Versorgung unserer Mitglieder steht ein neuerbautes ländliches Einkaufzentrum zur Verfügung. Außerdem hat unsere Gemeinde für die Bevölkerung eine neueingerichtete, geräumige Zentralbibliothek, die neben Büchern auch Schallplatten ausleiht. Es hat sich mit der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft auch das gesamte Leben im Dorf und die Wohn- und Lebensbedingungen zum Wohle aller verändert. Wozu auch die LPG ihren Beitrag geleistet hat und darauf sind wir alle stolz. Mit der Durchsetzung des Systems, der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft wurden Beschlüsse zur sozialen Verbesserung unserer Bevölkerung wirksam.

Mit der Einführung der Fünftage-Arbeitswoche und der Erhöhung des Erholungsurlaubs auf 18 Tage, erhöhte sich auch die Freizeit unserer Mitglieder. Für die notwendige Erholung und angenehme Gestaltung der Freizeit wurde im Oktober 1974 im Kooperationsrat über den Erwerb eines Grundstücks und den Aufbau von zwei Bungalows in Boltenhagen als Urlaubsobjekt für die LPG beraten und beschlossen. Es wurde noch im Herbst mit dem Aufbau begonnen. Die Einweihung dieser ersten Urlaubseinrichtungen erfolgte am 29. Mai 1975. Als erste Feriengäste benutzten diese Einrichtung die Familie Hans Klopp aus Wendischbrome, Lothar Gase aus Stöckheim, Hans Franz aus Nettgau, Walter Meyer aus Wendischbrome und Willi Schweigel aus Nettgau. Außer dieser Ferieneinrichtung wurden durch die Kooperation je ein Bungalow in Wernigerode, Sehma und Neustadt-Glewe über längere Zeit gemietet, die zum Erholungs- und Ferienaufenthalt von den Mitgliedern genutzt werden. Betrachten wir die Etappe der 30-jährigen Entwicklung der LPG Jübar und die heute in dieser LPG zusammengeschlossenen LPG Hanum (gegründet 1953) und Lüdelsen (gegründet 1958), sowie der LPG Nettgau (gegründet 1953) so bestätigt sich, dass sich die gesetzmäßige Entwicklung auch in der Landwirtschaft, deren Weg von Karl Marx, Friedrich Engels und W. I. Lenin vorgezeichnet wurde, als richtig erwiesen hat. Abgesehen von der vielen Kleinarbeit und den damit verbundenen Schwierigkeiten, erfüllt es uns mit Stolz bei dieser großen und schönen Aufgabe mitgeholfen zu haben. Wir schätzen uns glücklich, dass wir mit unserer erfolgreichen Entwicklungsgeschichte unseren Beitrag dazu leisten, dass sich unser Arbeiter- und Bauernstaat politisch und ökonomisch festigte und großes Ansehen in der Welt erreichte und dass während dieser Zeit uns allen hierdurch der Frieden erhalten blieb. (Entnommen aus „30 Jahre LPG „1. Mai“ Jübar“)

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 1 11999900

Gemeindevertretung

Heinz-Walter Kamieth – Bürgermeister Hartmut Förster – stellv. Bürgermeister Heinz Daske Norbert Schulz Walter Friedrichs Hans-Jürgen Bornemann Lisa Heins Dr. Hans-Heinrich Leopold Hartmut Bock Horst Fischer Dr. Hans-Heinrich Jordan

Ausschüsse

Finanzausschuss : HeinzDaske HorstFischer Hans-Jürgen Bornemann Helga Lilge Kultur- und Sozialausschuss : Hartmut Bock Margitta Teickner Lisa Heins Hartmut Förster

Die Gemeindeverwaltung

2 Angestellte und 1 Arbeiter: Heinz-Walter Kamieth – Bürgermeister Helga Lilge – Verwaltungsangestellte Günter Kassau – Gemeindearbeiter

Der Gemeindearbeiter bekommt durch den Einsatz von ABM-Kräften Unterstützung bei seiner Arbeit, um das Dorfbild und die Friedhofsanlage in einen schönen und sauberen Zustand zu versetzen.

Bis 1993 waren in der Gemeinde auch insgesamt 3 Zivildienstleistende angestellt. Unter ihnen auch der Jübarer Helge Loose. Ein weiterer Einsatz von Zivildienstleistenden wurde dann von höherer Stel- le untersagt, da die Gemeinde für solche Maßnahmen zu klein sei.

Daten der Gemeinde

Landkreis: Klötze Landesgericht: Klötze Art der Gemeinde: Agrargemeinde Flächenausmaß der Gemeinde: 9,25 km² Flächennutzungsplan seit 1994 erstellt 2

Bebauungsplanseit 1994 erstellt Schulen und Kindergarten 1 Grundschule 1 Hort 1 Sekundarschule 1 Kindertagesstätte Ärztliche Versorgung 1 Facharzt für Allgemeinmedizin – Dr. Klocke 1 Zahnarzt–Dr.Göhrmann Polizei 1990 gab es noch eine Meldestelle der Polizei, diese wurde jedoch bald eingestellt. Feuerwehr Die Gemeinde verfügt über eine einsatzfähige FFw. ÖffentlicheVerkehrsversorgung Die Gemeinde ist an den Autobusverkehr angeschlos- sen. Post Die Einrichtung der Post besteht seit 1861. Telefonanschlüsse 1. Anschluss 1886 Heute sind es 115 Anschlüsse Wasserversorgung istvorhanden – Die Gebiete um das Wasserwerk und um den Wasserturm sind zum Wasserschutzgebiet erklärt. Dieses Schutzgebiet entfällt, sobald die Trink- wasserversorgung vom Wasserwerk Tangeln über- nommen wird. Elektrizitätsversorgung ist vollständig vorhanden Abwasserentsorgung vorhanden Müllentsorgung Wird von den zuständigen Betrieben regelmäßig durchgeführt.

Pfarreien in der Gemeinde

Evangelisches Pfarramt Jübar, mit den Filialen Hanum Lüdelsen mit Kirche Neuenstall Gladdenstedt Nettgau Früher gehörten noch folgende Filialen dazu Bornsen Mellin Nicht dazu gehörte Wendischbrome

Vereine in der Gemeinde

Vereine Mitglieder gegründet Schützenverein 70 1848 (1992) Tennisverein 103 1992 „BlaskapelleJübar“ 15 1964 Männergesangsverein 35 1869 (1992) Frauenchor 27 1992 „Junge Archäologen der Altmark e.V.“ 63 1972 (1992) SportvereinFC-Jübar/Bornsen 85 1950 FreiwilligeFeuerwehr-Jübar- 40 1928

Wohnhäuser 3

Anzahl der Einfamilienhäuser – 134 Anzahl der Mehrfamilienhäuser – 19

Gemeindebauten

1 Gemeindeamt 1 Kindertagesstätte 1 Grundschule 1 Sekundarschule 1 Rüsthaus der Freiwilligen Feuerwehr

Kulturbauten

Der Friedhof der Gemeinde wurde im Jahre 1844 angelegt. Vorher wurde auf dem Kirchhof beerdigt.

Um das zerstörte Kriegerdenkmal wieder Instandzusetzen bildete sich eine Interessengemeinschaft zur Instandsetzung und Pflege des Denkmals. Die Mitglieder leisteten viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Hier sind insbesondere die Bürger Gustav Lehmann, Gustav Leusmann, Heinz Felde, Rudolf Kunz und Alfred Scholz hervorzuheben. Ein Dank gilt aber auch den anderen freiwilligen Helfern. Die Finanzierung der Instandsetzung konnte mit Hilfe des Gemeinderates, der Kriegsgräberfürsorge und durch Spendenaktionen bewältigt werden. Es wurden der Adler mit Kugel aus Bronze erneuert und die Gedenktafeln. Alljährlich zum Schützenfest wird von den Schützenbrüdern ein Kranz zum Gedenken an die gefallenen Soldaten niedergelegt. Eine weitere Ehrung erfolgt am Volkstrauertag. Die Gedenk- stätte für die Opfer des 2. Weltkrieges befindet sich auf dem Ortsfriedhof. Der Gedenkstein wurde von Herrn Fritz Drenkmann zur Verfügung gestellt.

Wirtschaftsbauten

Jübarer Agrargenossenschaft „Spar-Markt“ Hoch- und Tiefbau GmbH „FF-Markt“ Friedrichsbau GmbH Getränkeshop „Lederwaren Horst Gädeke“ Filiale „Sparkasse Altmark West“ Malergeschäft – Klaus Busse Filiale „Volksbank Klötze e.G.“ Malergeschäft – Ralf Schierhorn Filiale „Bäckerei Freund“ Beetzendorf Elektrogeschäft – Joachim Jakubik Filiale „Gärtnerei Richter“ Klötze Friseur – Kurt Radebach „Allianz-Versicherung“ Elisabeth Meyer Damen- und Herrenfriseur „Charmant“ „Nürnberger-Versicherung“ Horst Fischer Damen- und Herrenfriseur „Kerstin Meyer“ „DAS“ Versicherungen Harald Kühn Gaststätte „Zur Linde“ Schwieger Heißmangel Gaststätte „Zur Kastanie“ Wulkau Bibliothek Gaststätte „Landbierstübchen“ Pasemann Videothek Gaststätte „Schlemmereck“ Plicket Schälkartoffelbetrieb

Separation hat überlebt

Als einzige Gemeinde im Landkreis Klötze hat Jübar noch eine Separationsgemeinschaft. „Das ist der Grund, warum die Gemeinde kein eigenes Land hat“, so der Geschichtsforscher Hartmut Bock. Als Anfang des 19. Jahrhunderts das Feudalsystem abgeschafft wurde, teilte man die Flächen der ehe- mals Leibeigenen Bauern neu auf. Nicht nutzbare Flächen und Besitztümer wurden von einer Gruppe von Leuten anteilmäßig gekauft und das Gemeinschaftseigentum der Separationsgemeinde verwaltet. Diese Leute versprachen sich damals von dieser einmaligen Ausgabe jahrzehntelange Gewinne, er- klärte Hartmut Förster. Diese Gewinne stammen zum Beispiel aus der Verpachtung dieser Flächen, von Fischverkäufen aus Dorfteichen, Gelder die die Kiesgrube einbrachte und ähnlichem. Die Mitglie- 4 der der Separationsgemeinschaft teilten diese Einnahmen entsprechend ihrer Anteile auf. Später wur- den die Gewinne nicht mehr unter den Nachfahren der Separationsmitglieder aufgeteilt, sondern zum Beispiel an die Gemeinde weitergegeben. Auch nahm man das Geld, um gemeinsam Feste zu feiern, erzählte Pfarrer Hartmut Förster, der auch Mitglied der Gemeinschaft ist. (Volksstimme vom 29. Mai 1993)

Politisches Geschehen

Ab 1. Juli 1990 gibt es eine neue Währungseinheit – die D-Mark. Das Vermögen der ehemaligen DDR-Bürger wurde halbiert bzw. 4.000 Mark wurde 1 : 1 umgetauscht. Zum neuen Nationalfeiertag wird nicht mehr der 7. Oktober, sondern ab sofort der 3. Oktober, der „Tag der deutschen Einheit“ erklärt.

Einwohner

Im Jahre 1990 betrug die Bevölkerung in der Gemeinde 670 Gemeindebürger. x 6 Eheschließungen x 7 Geburten x 9 Sterbefälle

Alter insgesamt männlich weiblich 0-5 45 33 12 5-10 44 26 18 10-15 38 16 22 15-20 40 20 20 20-25 50 26 24 25-30 55 31 24 30-35 43 22 21 35-40 35 16 19 40-45 28 15 13 45-50 49 24 25 50-55 63 32 31 55-60 49 28 21 60-65 36 17 19 65-70 31 12 19 70-75 16 6 10 75 und älter 48 9 39 insgesamt 670 333 337

Kulturbericht

Laienspieltheater aus Radenbeck – Diese Theatergruppe sorgte mit ihren Darbietungen für Unterhal- tung in der Gemeinde.

Nach der Wende findet alljährlich ein Weihnachtsmarkt auf dem Dorfplatz statt. Dieser wird kulturell von der Blaskapelle umrahmt. Auch die Händler sind bisher über die Besucher und den gemachten Umsätzen sehr zufrieden. Natürlich fehlte auch der Weihnachtsmann mit seinen Überraschungen nicht. 5

Pressemitteilungen

In Jübar (DDR) wird jetzt das erste Mauermahnmal gebaut Es soll kein Denkmal werden – und kein Abklatsch der Mauer: Das Mahnmal, das Pastor Hartmut Förster auf dem Kirchplatz in Jübar bauen möchte, soll aber die Menschen daran erinnern, was sie dort in 22 Jahren im Grenzgebiet erlebt haben. (Isenhagener Kreisblatt vom 1. März 1990)

Volkskammer-Kandidat Plönnigs stellte sich vor In Anwesenheit von einem Dutzend Sozialdemokraten aus dem Isenhagener Land kamen im Jübarer Sportlerheim rund 40 Interessierte zusammen, um sich über die Ziele der erst im vergangenen Herbst wiedergegründete SPD im einzelnen zu informieren. (Isenhagener Kreisblatt vom 7. März 1990)

Die Jäger machen sich Sorgen um die Zukunft Große Sorgen um die Zukunft machen sich nicht nur die Politiker, sondern auch die Jäger. Das Jagen wird auf keinen Fall so wie in der Vergangenheit möglich sein. Die Forstwirtschaft wird nicht träger der Jagd bleiben. Wird es so kommen, wie in der Bundesrepublik? Wird man Reviere pachten müssen? Wie wird das Pachtsystem aussehen? (Altmark-Zeitung vom 13. März 1990)

Bürger in Jübar gegen das Mahnmal Am 4, März wurde in Jübar der Grundstein für ein Mahnmal gelegt. Die Initiatoren wollten die Erzwin- gung der Grenzöffnung im November 1989 durch die Bevölkerung darstellen und dokumentieren. Schon bei der Grundsteinlegung wurden Stimmen laut, die gegen die Errichtung des Mahnmals argu- mentierten. ... Eine Idee in der Altmark geboren, wird nun wohl einer anderen Gemeinde Popularität verleihen. (Altmark-Zeitung vom 16. März 1990)

Ein sportlicher Knüller am 26. Mai! Fußball-WM-Mannschaft der DDR von 1974 spielt in Jübar gegen eine Alt-Herren-Auswahl von Nie- dersachsen. (Volksstimme vom 27. März 1990)

Hartmut Bock Vorsitzender 17 Altmärker, Freunde des Freilichtmuseums und Gäste zur Rekonstituierung des 1911 gegründeten Wohlfahrtsvereins Diesdorf/Altmark e.V. trafen sich am 28. April im Kulturhaus Diesdorf. Der Verein bestand bis um 1951/52, ohne aufgelöst oder verboten zu werden – einfach, weil die objektiven Ge- gebenheiten fehlten, ruhte er. (Altmark-Zeitung vom 5./6. Mai 1990) 11999911 Politisches Geschehen

Die Wahl des Gemeindevorstandes fand am 6. Mai 1990 statt.

Es kandidierten:

Name Partei Anzahl der Stimmen Mandat Schulz, Norbert BFD 116 1 Förster, Hartmut CDU Friedrichs, Walter CDU 177 2 Daske, Heinz DBD 89 1 Bornemann, Hans-Jürgen SPD 175 1 6

Heins, Lisa VS 39 1 Dr. Leopold, Hans-Heinrich BGJ Bock, Hartmut BGJ 422 4 Fischer, Horst BGJ Dr. Jordan, Hans-Heinrich BGJ Kamieth, Heinz-Walter – 224 1 Meyer, Gerd – 36

Zum Bürgermeister wurde Heinz-Walter Kamieth gewählt. Stellvertreter des Bürgermeister wurde Hartmut Förster.

Einwohner

Im Jahre 1991 betrug die Bevölkerung in der Gemeinde 673 Gemeindebürger. 4 Eheschließungen 6 Geburten 11 Sterbefälle

Wirtschaftliches Geschehen

Im September 1990 wurde die LPG (P) und die LPG (T) umbenannt in LPG. Am 15.01.1991 war die offizielle Zusammenschluss zur Agrargenossenschaft e.G. Diese Umbenennung war erforderlich, da die Eigentumsform „LPG“ im Bürgerlichen Gesetzbuch nicht zulässig ist. Deshalb gründete man die Agrargenossenschaft e.G. Die Gründer dieser Genossenschaft waren: Wolfgang Gründer Lothar Gase Wilhelm Schulze Heinrich Harms Es wurde erforderlich die Eigentümer von Grund und Boden festzustellen. Das Eigentum der Agrarge- nossenschaft e.G. ist bis zum heutigen Tage zum größten Teil geklärt. Es hat sich kein Bauer selb- ständig gemacht. Es wurde zwar der Boden zurückgenommen und dieser dann an andere Pächter verpachtet.

Baugeschehen

Der Weg am Friedhof wird von der Hoch- und Tiefbau GmbH Jübar neu gestaltet. Es wird ein Pflaster aus grauem Betonstein und für den Gehweg roter Betonstein verwendet.

Verbrechen

Im August 1991 hat Heinz Lehmann den dreijährigen Renè Göding aus Jübar ermordet. Renè Göding wurde in der Jauchengrube tot aufgefunden. Heinz Lehmann wurde für die Tat verurteilt.

Pressemitteilungen

Funkanlage stört das Zusammenleben Der Gemeinde liegen 28 Anträge von Bürgern auf Rücküberführung ihres Eigentums vor. Es ginge hierbei auch um die Rückführung des Landes, auf dem die Garnison der Westgruppe der sowjetischen 7

Streitkräfte befände. Inzwischen ist der kalte Krieg vorbei und die Jübarer würden die Anwesenheit der Armisten nicht mehr verstehen. (Isenhagener Kreisblatt vom 8. Januar 1991)

Hubschrauber auf dem Sportplatz Während einer Ausbildungsmaßnahme des Bundesgrenzschutzes werden Hubschrauberlandungen auf dem Sportplatz erfolgen. (Volksstimme vom 7. Mai 1991)

Archäologischer Verein für alle interessierten Bürger offen Kürzlich traf sich der Archäologische Verein der Altmark e.V. zu seiner ersten Mitgliederversammlung seit Gründung im Frühjahr 1990. (Volkstimme vom 9. April 1991)

Sportwoche ein Jübar Vom 25. Mai bis zum 1. Juni veranstaltet der FC Jübar/Bornsen eine Sportwoche, um Bürger zum Sporttreiben oder wenigstens zum Zuschauen zu gewinnen. (Volkstimme vom 24. Mai 1991)

Jübars Straßen werden erneuert Mit der Erneuerung der Straße zwischen Hanum und Jübar soll in den nächsten Tagen begonnen werden. Dabei erhält auch gleich die Ortsdurchfahrt Richtung Lüdelsen einen neuen Belag. Noch in diesem Jahr soll noch der Ausbau der Straße Jübar - Gladdenstedt einschließlich die Ohre-Brücke vorgenommen werden. Des weiteren sind Arbeiten an der Friedhofsstraße, der Sportplatzstraße, der Ackerstraße und dem Fuhrweg vorgesehen. (Volksstimme vom 24. Juli 1991)

Zuständigkeiten sind nun geklärt Die ehemalige sowjetische Garnison wurde vom Bundesvermögensamt übernommen. Außerdem wurden in den letzten Tagen das Außentor, die Tür zum Feuerwachturm und die Klärgrube gesichert. Es muss damit gerechnet werden, dass scharfe Munition zurückgelassen wurde. (Volksstimme vom 25. Juli 1991)

Wird das Sägewerk nächste Woche entgültig stillgelegt? In Jübar stehen die Sägen und anderen Holzbearbeitungsgeräte still. Die Werkhalle macht in ihrem verwaisten Zustand fast einen gespenstischen Eindruck. Den letzten sechs Mitarbeitern bleiben nur noch Aufräumungsarbeiten, um das Gelände in Ordnung zu halten. (Volksstimme vom 2. August 1991) 11999922 Gemeindevertretung

Bock, Hartmut Daske, Heinz Fischer, Horst Förster, Hartmut Friedrichs, Walter Heins, Lisa Dr. Jordan, Hans-Heinrich Kamieth, Heinz-Walter Dr. Leopold, Hans-Heinrich Schulz, Norbert 8

Am 28.04.1992 scheidet der Abgeordnete Hans-Jürgen Bornemann aus dem Gemeinderat aus. Es war sein eigener Wunsch.

Einwohner

Im Jahre 1992 betrug die Bevölkerung in der Gemeinde 668 Gemeindebürger. 4 Eheschließungen 5 Geburten 4 Sterbefälle

Alter insgesamt männlich weiblich 0-5 39 25 14 5-10 42 29 13 10-15 43 23 20 15-20 32 13 19 20-25 49 28 21 25-30 67 36 31 30-35 46 25 21 35-40 39 23 16 40-45 35 15 20 45-50 30 17 13 50-55 67 29 38 55-60 52 30 22 60-65 37 17 20 65-70 25 11 14 70-75 28 13 15 75 und älter 37 7 30 insgesamt 668 341 327

Baugeschehen in der Gemeinde

Familie Horst Fischer bezieht im „Flurweg“ das neu erbaute Einfamilienhaus. Auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens nach der Grenzöffnung, wird die Straße nach Hanum erneuert. Auch für die Jüngsten des Ortes wurde „Unter den Eichen“ ein Kinderspielplatz durch ABM- Kräfte und dem Gemeindearbeiter geschaffen. Dieser Spielplatz findet großen Anklang.

Die feierliche Einweihung des Kriegerdenkmals konnte pünktlich nach Fertigstellung am 15.11.1992 (Volkstrauertag) stattfinden. Am gleichen Tag fand auch die Einweihung der Gedenkstätte für die Op- fer des 2. Weltkrieges auf dem Friedhof statt. An dieser Einweihung nahm eine Delegation der Bun- deswehr teil.

Vereinsleben

Im Jahre 1992 bildeten sich in der Gemeinde verschiedene Vereine: Tennisverein Die Initiative zur Gründung eines Tennisvereins unternahm Carsten Borchert. Es entstand auch ein Tennisplatz. Der Standort gefällt zwar dem Schützenverein nicht, weil der Schießplatz der Tennisan- lage weichen musste. 9

Schützenverein Der Vorsitzende des Schützenvereins ist Horst Gädeke. Es fand in diesem Jahr der erste Umzug des Schützenvereins nach der Wende statt. Als Gäste begrüßten wir Schützenvereine aus den umliegen- den Orten wie z.B. Lüdelsen, Zasenbeck, Radenbeck, Ohrdorf, Wettendorf, Beetzendorf usw. Erster Schützenkönig wurde Uwe Gädeke. Männergesangsverein Auf Initiative von Jürgen Schwieger und Norbert Schulz wurde der Männergesangsverein wieder ins Leben gerufen. Es ist endlich gelungen eine Chorleiterin aus Apendorf – Dagmar Alex – zu angagie- ren. Frauenchor Für die Leitung des Frauenchores erklärte sich Frau Sigrid Brabetz bereit. Beide Chöre sind eine Be- reicherung für das kulturelle Leben in der Gemeinde und in den umliegenden Orten.

13 Asylanten aus Rumänien kamen über das Lager in Halberstadt nach Jübar. Sie waren hier vom 21.05.1992 bis 22.01.1993 polizeilich gemeldet. Ihre Unterkunft befand sich in den ehemaligen Kultur- räumen der LPG. Nach der Räumung hinterließen die Asylanten diese Unterkunft in einem chaoti- schem Zustand.

Pressemitteilungen

Panzersperre geschenkt Unbekannte Einwohner machten ihrem Pastor Hartmut Förster , zum 51. Geburtstag, ein schwerge- wichtiges Geschenk. Er entdeckte eine Panzersperre am Eingang zu seinem Grundstück. Das es ein Geschenk war belegt eine Karte, die an dem Gestell hing. (Altmark-Zeitung vom 18./19. Januar 1992)

Schwarzenbach im Umweltfieber – fast 250 Jübarer hellauf begeistert Drittes Gastspiel der Schauspielgruppe Radenbeck war ein voller Erfolg. (Volksstimme vom 23. Januar 1992 / Altmark-Zeitung vom 22. Januar 1992)

Hermann Jordan Der ehemalige Gastwirt feierte seinen 81. Geburtstag. (Volksstimme vom 28. Januar 1992)

Entschieden: Jübar erhält Tennisplätze Der Jübarer Tennisverein hat Land für den Bau von zwei Tennisplätzen. Der Vorstand plädiert für den Kauf der Grundstücke.(Volksstimme vom 29. Januar 1992)

Vertreten alle Schüler im Kreis: Jeannine und Katja Katja Ewert, Schülerin der Klasse 9a der Sekundarschule Jübar, arbeitete gemeinsam mit Eltern und Lehrern einen neuen Busfahrplan aus. Damit die Wartezeiten nicht so lange sind. (Volksstimme vom 4. Februar 1992)

Prosit: Jübarer Wehr unterm eigenen Dach Räumlichkeiten über dem Gerätehaus wurde nun Freizeit-Treff der Feuerwehr. (Volksstimme vom 10. Februar 1992)

Jetzt 176 Leseratten in Jübarer Bibliothek In diesem Jahr stellte der Bund und das Land knapp 50.000 DM für die Jübarer Bibliothek zur Verfü- gung, mit denen weitere Neuanschaffungen realisiert und Einrichtungsgegenstände modernisiert wur- den. (Volksstimme vom 15. Februar 1992) 10

„124-jährige“ Chorknaben warten auf ersten Auftritt Vier Monate gibt es nun wieder den Männergesangsverein Jübar, der mit mancher Pausenzeit (22 Jahre – mangels Dirigenten) und mancher Durststrecke 1993 sein 125-jähriges Jubiläum feiern möch- te. (Volksstimme vom 18. Februar 1992)

Else Schulze (87) Else Schulze hat ihr Leben lang in der Landwirtschaft gearbeitet und nun feierte sie ihren 87-jährigen Geburtstag. (Volksstimme vom 18. Februar 1992)

Produktions-Stopp aufgehoben Die Treuhand verhängte ein Produktionsstopp für den über hundert Jahre alten Betrieb. Gegründet wurde das Unternehmen von der in Jübar gebürtigen Familie Schröder, die das Sägewerk am 1. Juni 1991 wieder in den Familienbesitz übernahm. Erich und Oliver Lunk, Vater und Sohn, heißen die jetzi- gen Betreiber des Sägewerkes, die Gelände und Geräte vom Besitzer pachteten. (Volksstimme vom 26. Februar 1992)

Ausstehende Zahlungen belasten Jübarer Etat 14 Wohnungen im Block an der Bahnhofsstraße werden zum Kauf angeboten. Der Block soll kosten- deckend verkauft werden. (Volksstimme vom 20. März 1992)

Interessengemeinschaft Denkmäler gegründet Ziel der Interessengemeinschaft ist, das Kriegerdenkmal in der Breiten Straße und die Gedenkstätte auf dem Friedhof neu herzurichten. (Volksstimme vom 3. April 1992)

2.000 Mark für neuen Spielplatz Die modernste Außenstelle der Volksbank Klötze e. G. hat seine Pforten geöffnet. Vorstandsmitglied Erich Fäsecke überreichte an Bürgermeister Heinz Walter Kamieth einen Scheck in Höhe von 2.000 Mark für einen Spielplatz. (Volksstimme vom 6. April 1992)

Staatsanwalt sieht Tat als Mord an Ein kleiner Junge der im August 1991 angeblich entführt und dann in einer Großfahndung gesucht worden war und kurze Zeit später in einer Fäkaliengrube tot aufgefunden wurde. Es wurde gegen einen 59 Jahre alten Melker, der zuletzt in Jübar wohnhaft war, Anklage erhoben. (Altmark-Zeitung vom 15. April 1992)

Dorfkonsum übernehmen ab 1993 zwei Einheimische Horst und Uwe Gädeke, Lederwarenhersteller aus Jübar erhielten den Zuschlag für die ehemaligen Konsumverkaufsstelle. (Volksstimme vom 22. April 1992)

Dorffest in Jübar soll viele Besucher anlocken Am Freitag den 12. Juni steigt ein großes Dorffest in der Gemeinde Jübar. Geplant ist ein Abend der Volksmusik, mit der Ohrdorfer Blaskapelle und dem Ohrdorfer Männer- und Frauenchor. Am 13. Juni geht es dann flott weiter. Das Markttreiben um die Eichen und die Endspiele des Fußballturniers sollen viele Besucher anlocken. Für Kinder wird ein Luftballonfliegen, eine Mal- und Bastelstraße, Büchsen- werfen und Sackhüpfen veranstaltet. Am Abend treten die Hermannsburger Spieldeel und der Jübarer Männerchor auf. Ein Preisschießen wird von dem Schützenverein veranstaltet. Damit das Tanzbein kräftig geschwungen wird, sorgt die Kapelle Harmonie für gute Stimmung. Am Sonntag beginnen wir dann mit einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr. Der Markt lockt natürlich auch wieder, mit den Händlern und Gewerbetreibende, die ihre Waren zum Kauf anbieten. Die Blaskapelle Jübar und die Weddendorfer Bläser werden den Frühschoppen musikalisch ausgestalten. Zum Schluss der Kinder- tanz mit dem Alleinunterhalter Busse. (Altmark-Zeitung vom 22. Mai 1992)

Auf den Spuren der Vorfahren Seit nunmehr als 20 Jahren steht die Archäologie bei den Schülern von Jübar hoch im Kurs. Regel- mäßig haben sie in den Sommermonaten an Ausgrabungen teilgenommen. Wie auch in den Jahren zuvor, fuhren sie nach Osterwohle, wo sie sich auf dem Gräberfeld betätigten. 11

(Altmark-Zeitung vom 3. Juli 1992)

Borchert: „Viel Eigeninitiative notwendig.“ Die neue Tennisanlage mit zwei Plätzen ist seit dem 1. Juli spielbereit. Die offizielle Einweihung der Anlage soll aber Mitte August stattfinden, wenn die Werbeflächen angebracht sind. (Altmark-Zeitung vom 10. Juli 1992)

FF-Markt in Jübar Der FF-Markt öffnete gestern in einer ausgebauten Scheune in Jübar. (Volksstimme vom 13. August 1992)

Acht Tonnen Gerste weg Unbekannte Täter erbeuteten einen Anhänger mit acht Tonnen Gerste. Die Täter sind auf das Hofge- lände der Agrargenossenschaft gelangt und haben den unter einem Schauer abgestellten Hänger gestohlen. (Volksstimme vom 15. August 1992)

Brenzlig: Kinder spielten mit Feuer Gestern Vormittag brannte auf einer Hofstelle in Jübar unter einem Schleppdach einer Lagerhalle ein mit Stroh beladener Anhänger völlig nieder. Bei dem Brand wurde auch das Dach beschädigt. Zwei Kinder im Alter von 10 und 12 Jahren, konnten als Brandstifter ermittelt werden. Der Sachschaden betrug etwa 10.000 Mark. (Altmark-Zeitung vom 21. August 1992)

Spaziergang im Freilichtmuseum Zur Seniorenfahrt hatte der Bildungs- und Kulturausschuss der Gemeinde Jübar eingeladen. Die Fahrt führte die etwa 40 Teilnehmer zunächst in das bei Uelzen gelegene Kloster Ebstorf und dann zum Bauernmuseum in Hösseringen bei Suderburg. (Volksstimme vom 17. September 1992)

Ein lebensfroher Vulkan singt das Wort Gottes Die schwarze Sängerin Melbra Rai gastierte gestern in den gutbesuchten Kirchen in Jübar und Klötze. Wenn sie singt, kann das Mikrophon ausgeschaltet werden. (Altmark-Zeitung vom 21. September 1992)

Neue Laternen An der Straße, die an der Kindertagesstätte und dem Tennisplatz vorbeiführt, sollen Laternen aufge- stellt werden. Die Kosten belaufen sich dafür auf etwa 3.000 Mark. (Altmark-Zeitung vom 23. September 1992)

Kartoffelfest-Premiere gelang Die Premiere des ersten Jübarer Kartoffelfestes verlief erfolgreich. Sonnabend stand im Zeichen der kleine Leute. Die Pfälzer Puppenbühne lockte mit dem Märchenstück „Der Räuber Hotzenplotz als Schlossgespenst“. Anschließend wurde der neue Spielplatz eingeweiht. Am Abend tanzten die Er- wachsenen nach den Klängen der Kapelle „Harmonie“. Der Sonntag begann um 9:30 Uhr mit Sire- nenalarm. Es wurde eine Alarmübung durchgeführt, um die Einsatzbereitschaft der Wehren zu über- prüfen. Um 11:00 Uhr begann in der Sporthalle der Frühschoppen mit den „Bismarker Blasmusikan- ten“. Die ortsansässige Agrargenossenschaft bot 14 verschiedene Kartoffelsorten zur Verkostung an, je nach Geschmack ergänzt mit Hering, Sülze oder Zwiebeln. (Volksstimme vom 28. September 1992)

Hinweise gesucht: Unbekannter schändete Grab – Eine unbekannte männliche Person schändete ein Grab auf dem Friedhof in Jübar. Einbrüche mit karger Beute – Von einem Melkstand der Agrargenossenschaft wurde eine Milchpumpe mit Motor entwendet. Achtjährige entwischte einem Kidnepper – Lydia Steinlage ist auf dem Weg nach Hause und wird von fremden Mann angesprochen. Er will sie zum einsteigen überreden. Sie ignoriert die Aufforderung und läuft davon. (Volksstimme vom 30. September 1992) 12

Neue Gullydeckel für die Frachtstraße Die größten Unfallquellen sollen beseitigt werden und im nächsten Jahr kommen die restlichen Deckel dran. (Volksstimme vom 4. November 1992)

Otto Trump Der Dachdeckermeister und Fußballfan Otto Trump beging seinen 90. Geburtstag. Er war selbst akti- ver Fußballer und gehörte seit 1920 dem Jübarer Sportverein an. (Volksstimme vom 5. November 1992)

Dritter Weihnachtsmarkt in Jübar Der Jübarer Weihnachtsmarkt, scheint mittlerweile seinen sicheren Platz im Terminkalender des Ortes zu haben. Es haben sich etwa 40 Stände angemeldet. Der Markt fand am 28. und 29. November statt. (Altmark-Zeitung vom 11. November 1992)

Kriegerdenkmal in Jübar eingeweiht Vor der Wiedereinweihung des nun rekonstruierten Kriegerdenkmals sprachen Pfarrer Ulrich Jung aus Hannover und Hartmut Förster aus Jübar während eines Gottesdienstes zu den zahlreichen Zuhörern. Nach dem Gesang des Beetzendorfer Männergesangvereins und den Klängen der Jübarer Bläser weihte Pfarrer Förster das Kriegerdenkmal. (Volksstimme vom 16. November 1992)

Konzert der Don-Kosaken am 1. Advent Der 1991 neu gegründete Wolga-Don-Kosakenchor wird im Jübarer Gemeindesaal ein Konzert geben. (Altmark-Zeitung vom 23. November 1992)

15 Jahre für Jübarer Kindesmörder Der Richter verkündet den Urteilsspruch gegen den 59-jährigen Kindesmörder Heinz L. aus Jübar. Er lautet auf 15 Jahre Freiheitsentzug und die Anordnung, L. in einer psychiatrischen Klinik unterzubrin- gen. (Volksstimme vom 27. November 1992)

Einbrecher dingfest gemacht In Jübar nahm die Polizei einen Mann fest, der in die Kindertagesstätte einbrechen wollte. Die Polizei vermutet, dass der Mann für sechs weitere Einbrüche in die Kindertagesstätte in Frage kommt. (Altmark-Zeitung vom 5. Dezember 1992)

Viele musikalische Grüße am Heiligen Abend Bereits zur Tradition geworden ist das Konzert zum Heiligabend vor dem Weihnachtsbaum in Jübar. Seit 24 Jahren erklingen weihnachtliche Lieder, gespielt von der Blaskapelle Jübar. (Volksstimme vom 28. Dezember 1992)

15 Wohnhäuser werden gebaut Etwa 15 Wohnhäuser sollen in der nächsten Zeit in Jübar im Bereich des Fuhrweges gebaut werden. Neun Flurstücke wurden schon von Privatpersonen gekauft oder auf Erbpacht von der Kirche erwor- ben. (Altmark-Zeitung vom 30. Dezember 1992) 11999933

Die Gemeindevertretung kämpft um die Rückübertragung der Vier- und Acht-WE-Blöcke. Weiterhin ist der Gemeinderat bemüht um eine Klärung der weiteren Bewirtschaftung oder Nutzung des ehemali- gen Russenobjektes.

Am 26. Januar 1993 eröffnen die Filialen der Bäckerei Freund und der Gärtnerei Richter. 13

Baugeschehen

Die LII0 118Lüdelsen – Jübar – Hanum erhält einen neuen Dünnschichtbelag. Es werden 3 neue Straßenlampen installiert. (Fuhrweg, Kindertagesstätte, Wulf) Der Bau der Ackerstraße hat begonnen. Im Sommer 1993 wurde Jübar an die Erdgasleitung angeschlossen. So erhalten viele Haus- halte die Möglichkeit umweltfreundlicher zu heizen. Es werden auch Heizungsumstellungen in den kommunalen Gebäuden durchgeführt, so z.B. Sporthalle, FFw, Gemeindehaus, Wulkau. In der Gartenstraße entstehen 5 neue Eigenheime. (Boy, Bollmann, Borchert, Lenz, Schmidt) Im November nehmen die ABS-Kräfte die Einzäunung der Müllgrube vor.

Einwohner

Im Jahre 1993 betrug die Bevölkerung in der Gemeinde 686 Gemeindebürger. 1 Eheschließung 1 Geburt 9 Sterbefälle

Kulturbericht

Auch in diesem Jahr gibt es wieder einige kulturelle Höhepunkte in der Gemeinde. Eines der Höhe- punkte ist das Schützenfest, das jährlich eine Woche nach Pfingsten durchgeführt wird. Der Schüt- zenkönig in diesem Jahr heißt Dieter Roloff. Dieses Fest wurde von der Blaskapelle Jübar und dem Frauen- und Männerchor der Gemeinde kulturell umrahmt. Dank gilt auch den Betrieben des Ortes und den Betrieben der Nachbarorte für ihre Spenden. Auch in diesem Jahr nahmen Schützenvereine der Nachbargemeinden an unserem Schützenfest teil. Die Mitglieder des Vereins hoffen, dass sie 1994 den Bau eines eigenen Schießplatz in Angriff nehmen können. Die Bereitschaft der Mitglieder beim Bau mitzuhelfen liegt vor. Auch andere Vereine sind bereit uns mit Material zu unterstützen.

Auch der Männer- und Frauenchor tritt bei kulturellen Veranstaltungen in der Gemeinde und den Nachbargemeinden auf. (Lüdelsen, Neumühle, Wittingen, Ohrdorf usw.)

1993 wurde anlässlich des Weihnachtsmarktes auch der neu gestaltete Dorfplatz vom Bürgermeister Heinz Walter Kamieth eingeweiht. Dieser Einweihung gingen jedoch einiger Ärger und Aufregung voraus. So wie der Dorfplatz von der „Hoch- und Tiefbau GmbH“ gestaltet wurde, konnte er vom Inge- nieurbüro Biernat nicht akzeptiert werden. Es wurden nicht die erforderlichen Pflastersteine verwen- det, die Gullydeckel wurden nicht normgerecht eingebaut und weitere Kleinigkeiten wurden noch be- anstandet. Nachdem die Fehler alle korrigiert waren, konnte die Einweihung dann doch noch zur Er- öffnung des Weihnachtsmarktes stattfinden. Auch dieser Weihnachtsmarkt war wieder für alle Beteilig- ten ein voller Erfolg. Die Kinder kamen mit Hilfe des Weihnachtsmannes auf ihre Kosten und die Eltern konnten den Gesang der Chöre lauschen.

Jubiläen und Ehrungen

1993 feierte Jübar das 100-jährige Postjubiläum. Vertreter der Gemeinde gratulierten zu diesem An- lass der Familie Drenkmann. Die musikalischen Grüße überbrachte die Blaskapelle Jübar. Anlässlich dieses Jubiläums wurde auch ein Sonderstempel gefertigt. 14

Pressemitteilungen

Jübarer Tankstelle dicht Heinrich Ebert war neun Jahre Betreiber der Minol-Tankstelle. Am Silvestertag zapfte er zum letzten mal Benzin. Seit dem Neujahrstag ist die Tankstelle geschlossen. (Altmark-Zeitung vom 5. Januar 1993)

Radenbecker gastierten in Jübar Die Theatergruppe aus Radenbeck gastierte bereits zum vierten mal in der Gemeinde Jübar, in die- sem Jahr mit dem turbulenten Lustspiel „Der Schneckenprofessor“. (Volksstimme vom 20. Januar 1993)

„Namenlose“ heißt jetzt Gartenstraße Die bislang namenlose Straße zwischen Fuhrweg und Breite Straße in Jübar erhielt einen Namen. Aus der Bevölkerung sind Vorschläge eingegangen und in einer geheimen Abstimmung entschieden sich die meisten für „Gartenstraße“. (Volksstimme vom 22. Januar 1993)

Frische Blumen und Kuchen jetzt in Jübar In der Frachtstraße öffneten sich zum ersten mal die Türen eines Backwarengeschäfts und eines Blumenladens. Bäckermeister Hans-Joachim Freund aus Beetzendorf wird dafür sorgen, dass es in Zukunft auch knusprige Brötchen zum Frühstück gibt. In der Filiale des Gartenbaubetriebes von Klaus Richter aus Klötze, wird es Grünpflanzen, Schnittblumen und zum Frühjahr auch Jungpflanzen zu kaufen geben. (Altmark-Zeitung vom 27. Januar 1993

Der Spar-Laden Mit Marktleiter Uwe Gädecke öffnete in Jübar. Über 3200 Artikel werden auf 370 Quadratmeter Ver- kaufsfläche angeboten. Das Angebot umfasst, neben den üblichen Artikeln auch Lotto/Toto und Schuh- und Lederwaren. (Volksstimme vom 6. Februar 1993)

Panzerschrank geknackt Auf etwa 10.000 Mark wird der Schaden, der bei einem Einbruch in die Sekundarschule entstanden ist, geschätzt. Der Panzerschrank wurde aufgebrochen und der Inhalt der Bürokasse, etwa 250 Mark ist weg. Besonders schmerzlich ist der Diebstahl des Computers mit den gespeicherten Daten. (Altmark-Zeitung vom 6. Mai 1993)

Große Einweihungsfete im Jugendclub Im Mai 1993 wird der neue Jugendklub eingeweiht. Er wurde von den Jugendlichen selbst gestaltet. Das Inventar wurde von den Eltern oder von anderen Mitbürgern gespendet. (Altmark-Zeitung vom 11. Mai 1993)

Sonderstempel: 125 Jahre Poststelle in Jübar Die Jübarer Poststelle wird am 16. Mai 125 Jahre alt. Deswegen wird ein Sonderstempel und ein Erst- tagsbriefumschlag erhältlich sein. Der 125. Geburtstag ist mit zwei weiteren Jubiläen verbunden. Seit genau 100 Jahren ist die Poststelle in der Hand einer Postlerfamilie und seit 100 Jahren befindet sich die Post in ein und denselben Haus. Während der erste Postagent der Bauer und Gastwirt Heinrich Warnecke war, sortiert und befördert jetzt seit drei Generationen die Familie Drenkmann die Briefe und Pakete in Jübar. (Volksstimme vom 14. Mai 1993)

Sieben neue Vereine in Jübar gegründet Binnen kurzer Zeit gründeten sich in der Gemeinde sieben neue Vereine und Interessenvereinigun- gen, so der Handels- und Gewerbeverein, der Heimkehrerverband und die Interessengemeinschaft Denkmalpflege. Es gibt auch den Männergesangsverein, den Frauenchor, den Tennisverein und den Verein „Junger Archäologen der Altmark“. (Altmark-Zeitung vom 21.Mai 1993) 15

Bau des Dorfplatzes beginnt heute Der Traum, den Dorfplatz zu befestigen bestand in Jübar schon zu DDR-Zeiten. Jedoch fehlte immer das notwendige Geld. Heute beginnt der Umbau mit der Verlegung der Erdgasrohre. (Volksstimme vom 24. Mai 1993)

Wachturm wird gebraucht Der Feuerwachturm in Jübar soll wieder Bestandteil des Waldbrandschutz-Systems des Kreises Klöt- ze werden. So jedenfalls will es die Kreisverwaltung. Noch wird der Turm jedoch von der Treuhand verwaltet. Vor der Wende lag das Objekt in dem Territorium der damaligen Sowjetarmee. Der Land- kreis verhandelt jetzt mit der Treuhand, um den Turm wieder für die Forst zu erhalten. Da der Kreis dann zwei Wachtürme hätte, soll es so möglich sein, die genaue Entfernung zu Waldbränden zu bestimmen. (Volksstimme vom 29. Mai 1993)

Dieter Roloff regiert die Jübarer Schützen Dieter Roloff ist seit gestern neuer Schützenkönig von Jübar. Kronprinz ist für ein Jahr Robert Red- weik und als Kinderschützenpaar wurden Martin Wullschläger und Jasmin Jakubik eingeführt. (Volksstimme vom 7. Juni 1993)

Jübarer Sportfest: Diesmal auch viele „Oldies“ dabei Höhepunkt war ein Spiel der ehemaligen Spieler des FC Jübar/Bornsen gegen die derzeitige 1. Fuß- ballmannschaft. Am Abend folgte dann der Sportlerball. (Altmark-Zeitung vom 30. Juni 1993)

Jübarer Sekundarschulleiter mehrheitlich bestätigt Hans-Jürgen Sternagel heißt der neue Direktor der Sekundarschule in Jübar. Damit bleibt der amtie- rende Schulleiter im Amt, der sich mit seinem Mitkonkurrenten Carsten Borchert um den Direktor- Posten beworben hatte. (Volksstimme vom 15. Juli 1993)

In den Ferien soll neu gepflastert werden Der Schulhof der Jübarer Grundschule soll in den Ferien gepflastert werden. Rund 100 Quadratmeter Pflastersteine müssen verlegt werden und rund fünf Tage wird das ganze dauern. (Altmark-Zeitung vom 22. Juli 1993)

Archäologen fanden seltene Glasperlen Bei den Ausgrabungen auf dem Gräberfeld fanden Hartmut Bock und seine Helfer zwei Milleflori- Glasperlen. Der seltene Fund stammt aus Alexandrien, die Perlen wurden dort aus geschmolzenen, farbigen Glasfäden hergestellt und zur Zeit Karl des Großen durch den Handel mit den Sachsen in die Region gebracht. (Altmark-Zeitung vom 22 Juli 1993)

April 1945: Sechs Tote in Jübar 11. April 1945 kamen in dem Dorf sechs Angehörige der Wehrmacht ums Leben. Die Leute haben versucht wegzulaufen und wurden von den Amerikanern erschossen. Ein Gedenkstein, der auf dem Friedhof an der Rückseite des ehemaligen Rathauses aufgestellt wurde, soll daran erinnern. (Altmark-Zeitung vom 9. November 1993)

Tränen der Wut in Jübar Unbekannte Täter waren in der Nacht in den Jugendklub eingebrochen und hinterließen ein Werk der Zerstörung. Sämtliche Fensterscheiben waren zertrümmert und die Einrichtung völlig demoliert. (Volksstimme vom 18. November 1993)

Ratsmandat niedergelegt: Jübar sucht Nachrücker Der Jübarer Gemeinderat muss auf zwei seiner Mitglieder verzichten. Horst Fischer und Hartmut Förs- ter, der auch stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde war, entschieden sich aus beruflichen Gründen auszuscheiden. (Altmark-Zeitung vom 16.Dezember 1993) 16 11999944 Politisches Geschehen

Der Abgeordnete Horst Fischer scheidet aus beruflichen Gründen aus dem Gemeinderat aus. Ab 1. Januar 1994 scheidet der Abgeordnete und stellvertretende Bürgermeister Hartmut Förster aus dem Gemeinderat aus beruflichen Gründen aus. Es ist erforderlich einen neuen stellvertretenden Bürgermeister aus den Reihen der Abgeord- neten zu benennen. Die Abgeordnete Lisa Heins erklärte sich bereit bis zur Wahl dieses Amt zu übernehmen. Zum neuen Gemeindevertretervorsteher wird der Abgeordnete Hartmut Bock ernannt. Als neues Gemeinderatmitglied wird der 31-jährige Lehrer Carsten Borchert von der Freien Wählergemeinschaft in den Gemeinderat aufgenommen. Die CDU-Ortsgruppe der Gemeinde Jübar löst sich per 01.01.1994 wegen Mangel an Beteili- gung auf.

Am 12. Juni 1994 fand die Europawahl, die Kreistagswahl und die Gemeinderatswahl statt. In Jübar war die Unabhängige Wählergemeinschaft erfolgreich. Es galt 10 Sitze in Jübar zu besetzen. Es traten die UWG und 4 Einzelbewerber zur Wahl an. Gewählt wurden für die Unabhängige Wählergemeinschaft: Hagen Drenkmann (174 Stimmen) Gerd Steinlage (86 Stimmen) Udo Schweigel (142 Stimmen) Heinz Daske (73 Stimmen) Jürgen Schwieger (101 Stimmen) Dietmar Job (57 Stimmen) Nachrücker sind: Günther Kassau (45 Stimmen) Ursula Heymann (24 Stimmen) Hartmut Thiele (25 Stimmen) Hannelore Behnecke (16 Stimmen) Als Einzelbewerber ziehen: Anneliese Bührig (160 Stimmen) Uwe Gädecke (89 Stimmen) Margitta Teickner (126 Stimmen) Berndt Schulz (88 Stimmen) in den Gemeinderat ein. Einziger Kandidat für den Posten des Bürgermeisters war Carsten Borchert, der 32-jährige Sekundar- schullehrer, stellet sich für die Unabhängige Wählergemeinschaft zur Verfügung und wurde mit 259 Stimmen gewählt.

Am 17. Juni 1994 fand die letzte Sitzung des alten Jübarer Gemeinderates statt. In der Einwohnerver- sammlung wurde der Bürgermeister Heinz Walter Kamieth und der alte Gemeinderat verabschiedet. Es wurde noch einmal Rückschau auf die vergangene Wahlperiode gehalten. Der scheidende Bür- germeister wies darauf hin, dass die Jübarer mehr Achtung vor dem Geschaffenen haben sollten und nicht alles als selbstverständlich hinnehmen. Dem neuen Gemeinderat gab er den Rat, beispielsweise die Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm weiterhin anzustreben und auch in Zukunft für den Erhalt der Jübarer Sekundarschule zu kämpfen.

Am 26. Juni 1994 fand die Landtagswahl und Landratswahl statt. Jübar: Landtagswahl, Erststimme: Dr. Gies 144 Stimmen 46,154 Prozent Wiechmann 81 Stimmen 25,962 Prozent Timme 6 Stimmen 1,923 Prozent Krause 54 Stimmen 17,308 Prozent Nahr 21 Stimmen 6,731 Prozent Schulz 6 Stimmen 1,923 Prozent Landtagswahl, Zweitstimme CDU 148 Stimmen 46,395 Prozent SPD 100 Stimmen 31,348 Prozent 17

FDP 42 Stimmen 13,166 Prozent Bündnis 90/Grüne 11 Stimmen 3,448 Prozent Republikaner 6 Stimmen 1,881 Prozent

Landratswahl: Dr. Jordan 156 Stimmen Ostermann 77 Stimmen Leider schaffte Dr. Hans Heinrich Jordan (CDU) die Wahl zum Landrat mit insgesamt 20.871 Stimmen vom Großkreis nicht. Er musste Hans-Jürgen Ostermann (SPD) den Vortritt mit 21.785 Stimmen las- sen. Wenn es auch ein knapper Sieg des Gegners mit 51,1 Prozent war.

Ab 1. Juli 1994 sind die Kreise Gardelegen, Klötze und Salzwedel zum Großkreis zusammenge- schlossen. Dies erfolgt im Zuge der Gebietsreform. Der Großkreis heißt jetzt Salzwedel. Für Kennzei- chen der Fahrzeuge lautet die Abkürzung jetzt WAM – Westliche Altmark. Die offizielle Amtsübergabe am 1. Juli 1994

Die Verpflichtung der neuen Gemeindevertreter und die offizielle Amtsübergabe an den neuen Bür- germeister Carsten Borchert – diese Tagespunkte standen in der Jübarer Gemeinderatssitzung an erster Stelle. Zur stellvertretenden Bürgermeisterin wurde Anneliese Bührig gewählt. Näheres über die amtlichen Endergebnisse der Wahl berichtete Heinz Walter Kamieth. Bei der anschließenden Bestäti- gung der Ergebnisse durch die Abgeordneten gab es keine Einwände. Bestätigt wurde von den neuen Abgeordneten auch gleich, dass die alte Hauptsatzung der Gemeinde weiterhin Gültigkeit hat, bis eine neue beschlossen worden ist. Das soll in der nächsten oder übernächsten Sitzung erfolgen. Auch die Entscheidung über die zu bildenden Ausschüsse wurde erst einmal vertagt.

Am 16. Oktober 1994 fand die Wahl des 13. Deutschen Bundestages statt. Von 509 Wahlberechtigten gaben in Jübar 407 ihre Stimme ab. Die Stimmabgabe setzt sich wie folgt zusammen.

Erststimme – Wahlkreisabg. CDU 183 Perschau, Hartmut CDU 174 SPD 148 Weis, Reinhard SPD 144 FDP 11 Klappstein, Wilfried FDP 11 PDS 41 Scholz, Angelika PDS 55 Grüne 9 Halfpaap, Dietrich Grüne 11 REP 7 Dr. Krause, Rudolf REP 8 Graue 3 MLPD 0 ÖDP 0 PASS 1

Zweitstimme – Landesliste (Partei)

Einwohner

Im Jahre 1994 betrug die Bevölkerung in der Gemeinde 695 Gemeindebürger 1 Eheschließung 4 Geburten 2 Sterbefälle

Männlich 350 Hws 344 deutsche Staatsangehörige 1 ausländischer Staatsangehöriger Nws 5 deutsche Staatsangehörige 0 ausländische Staatsangehörige 18

Weiblich 345 Hws 336 deutsche Staatsangehörige 0 ausländischer Staatsangehöriger Nws 9 deutsche Staatsangehörige 0 ausländische Staatsangehörige

Der Kampf um die Rücktragung der Vier- und Acht-WE-Blöcke, das Sporthallenareal samt Halle, der Bereich der Verladerampe am Bahnhof, mehrere Straßenzüge und des Friedhofes haben sich ge- lohnt. Die Oberfinanzdirektion in Magdeburg hat entschieden, dass diese Objekte der Gemeinde über- tragen werden.

Baugeschehen

1994 wird der Bau der Ackerstraße durchgeführt. An den Kosten beteiligten sich auch die An- lieger. Befestigung des Mehmker Weges mit Betonplatten von der ehemaligen Grenze. Diese Arbei- ten wurden von der Firma Wiesensee aus Radenbeck durchgeführt. Seitens der Gemeinde- verwaltung wurde der Bau durch zwei ABS-Arbeiter unterstützt. Der Anfahrtsweg zum Kies- werk hat sich dadurch wesendlich verbessert. Durch die im Ort eingesetzten ABS-Kräfte wird die Bepflanzung aller Feldwege vorgenommen.

Kulturbericht

Die Theatergruppe aus Radenbeck, die ihr 10-jähriges Jubiläum feiert, kam am 15. Januar 1994 zum 5. Mal mach Jübar. Es fanden 2 Aufführungen auf dem Gemeindesaal statt. Dieses Mal wurde das lustige Volksstück „Ärger beim Kronen-Max“ gespielt. Die Jübarer Bevölkerung war begeistert von den Darbietungen.

Vom Männergesangsverein wurde das Wintervergnügen durchgeführt. Der Schützenverein schloss sich mit seinem Vergnügen an. Schützenfest vom 27. – 29. Mai 1994 Traditionsgemäß fand auch in diesem Jahr unser Schützenfest wieder eine Woche nach Pfingsten statt. Am Freitag wurde es durch den Dorfgemeinschaftsabend eröffnet. Dort wirkten die Blaskapelle Jübar, der Frauenchor und der Männergesangsverein mit. Höhepunkt dieses Abends war das Show- ballett aus Klötze. Es bekam für seine Darbietung sehr viel Beifall. Doch vor diesem gemütlichen Teil fand ein Umzug mit der Blaskapelle und dem Schützenverein statt. Es wurden der König Dieter Roloff, das Kronprinzenpaar und der Fahnenträger von zu Hause abgeholt. Vor dem Königshaus wurden dann verschiedene Auszeichnungen von Schützenbrüdern und Schützenschwestern vorgenommen. Dann ging es weiter zum Festzelt. Am Sonnabend wurde der neue Kinderschützenkönig ausgeschos- sen. In diesem Jahr wurde Tobias Meyer Schützenkönig, die Schützenkönigin wurde Cindy Wulkau. Sie lösten die alten Schützenkönige Martin Wullschläger und Jasmin Jakubik ab. Am Nachmittag mar- schierte der Schützenverein zum Elternhaus der Familie Wullschläger um den Kinderkönig aus dem Jahre 1993 würdig zu verabschieden. Dort fand ein Umtrunk statt und von dort aus wurde zum neuen Kinderschützenkönig, zum Elternhaus von Tobias Meyer marschiert und die Schützenscheibe wurde feierlich übergeben und am Haus angebracht. Im Anschluss daran fand „Unter den Eichen“ eine Kin- derdisco statt. Für Omas und Opas wurde Kaffee und Kuchen angeboten. Am Abend war eine Tanz- veranstaltung für alle Gäste aus nah und fern mit einer tschechischen Kapelle. Am Sonntag war nun der Höhepunkt dieses Schützenfestes. Ein Umzug mit verschiedenen Gastschützenvereinen, z. B. Weddendorf, Wittingen, Lüdelsen, Ohrdorf, Beetzendorf, Zasenbeck, Grußendorf, fand durch den Ort statt. Das Königspaar Dieter Roloff und das Kronprinzenpaar Redweik wurden mit der Kutsche vom Königshaus abgeholt, dann ging der Umzug weiter zum Kriegerdenkmal, wo die Gefallenen von Dr. Hans-Heinrich Jordan mit Worten und vom Königspaar mit der Kranzniederlegung geehrt wurden. Der Umzug ging dann weiter bis „Unter den Eichen“, wo die Proklamation des neuen Königspaares Dieter Krause und seine Gattin Elke und des Kronprinzenpaares Dieter Müller und Gattin Inge statt fand. 19

Dann wurde zum Festzelt marschiert, wo es ein kräftiges Essen gab. Auf dem Festzelt spielten dann die Blaskapelle Jübar, die Blaskapelle Weddendorf und die Tschechische Kapelle abwechselnd zur Unterhaltung und zum Tanz auf. Gegen 18.00 Uhr wurde dann zum Königshaus marschiert, wo die Schützenscheibe angebracht wurde. Dort wurden dann auch noch Bier und Schnaps für den Schüt- zenverein und Blaskapelle vom Schützenkönig spendiert. Für alte und neue Majestäten, Offiziere, Fahnenträger und gute Freunde wurde dann noch ein Abendessen vom Königshaus Krause ausge- geben. Es war wieder ein gelungenes Fest. Höhepunkt beim Essen im Königshaus war die Einladung von Wilhelm Stein, einem ehemaligen Jüba- rer Bürger, der jetzt in Aachen lebt, zu seinem 70. Geburtstag nach Aachen zu kommen und dort am Reiterfest in der Soers teilzunehmen. Wir nahmen dieses Einladung gern und dankend an. Am !8. Juni fuhren dann 20 Schützenbrüder und Schützenschwestern nach Aachen um Oberst a.D. Wilhelm Stein zum 70. Geburtstag zu gratulieren und um am Reiterfest teilzunehmen. Wir wurden von Wilhelm Stein und seiner Gattin fürstlich bewirtet. Das Reiterfest wurde zu einem kulturellen Höhepunkt in unserem Leben. Dieses Fest hautnah miterleben zu dürfen wird uns ewig in Erinnerung bleiben. Zum Abschluss durften wir der Verabschiedung von Wilhelm Stein als Vorsitzenden der CHIO in Aachen miterleben.

Jubiläen

125 Jahre – Männergesangsverein 40 Jahre – Tanzkapelle „Harmonie“ 30 Jahre – Blaskapelle Jübar Chronik des Männergesangsvereins Jübar

1869 - Gründung des Männergesangsvereins Jübar 1869 – 1877 - dirigiert Herr Herrmann (Lehrer) den Männergesangsverein 1877 – 1884 - leitet Heinrich Bock (Lehrer) den MGV Jübar, er muss wegen eines Nervenleidens die Arbeit im Verein niederlegen 1879 - das erste mit einem Programm belegte Auftreten des Vereins findet statt 1882 - findet ein Konzert des MGV Jübar mit Programminhalt statt 1901 - in der Schulchronik werden alle Vereine des Dorfes benannt, der MGV wird nicht erwähnt, das Vereinsleben ruhte offenbar 1913 - Wiederbelebung des MGV Jübar durch 41 Mitglieder, - die Satzung wurde erarbeitet und zur Genehmigung vorgelegt - der Vorstand wurde gewählt: 1. Vorsitzender – Kaufmann Schulz 2. Vorsitzender – Hermann Cordes Schriftführer – Otto Herms Kassierer – Fritz Drenkmann Dirigent – Georg Traue (Lehrer) - Beitrag – vierteljährlich 50 Pfennig - es finden 2 Übungsabende wöchentlich statt – Dienstags und Freitags - die Beitragsregelung wurde nochmals geändert und es wurde festgelegt – Fehlen ohne genügende Entschuldigung – 20 Pfennig 1914 - Festlegung des Vereinslokals durch Abstimmung – Gasthaus Herms 1914 – 1919 - zur Zeit des 1. Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit 1919 - die erste Gesangsstunde findet am 15. Februar statt - die Strafgelder für verspätetes Kommen entfallen - das Vereinslokal wird der Bahnhof - jährliche Wintervergnügen mit Programm finden bis 1939 statt 1920 - Beschluss der Mitglieder – es dürfen nur Männer über 20 Jahre als Mitglieder aufge- nommen werden 1924 - der Verein besteht aus 24 Sängern und 42 passiven Mitgliedern 1929 - am 14. und 15. Juli findet das Fest der Fahnenweihe in Jübar statt am 20. Juli erfolgt die offizielle Nagelung der Fahnennägel der Vereine – Hanum, Hilmsen, Bornsen, Tangeln, Höddelsen, Zasenbeck, Gladdenstedt, Diesdorf, Abben- dorf und Dülseberg 20

1939 – 1948 - das Vereinsleben ruht während der Zeit des 2. Weltkrieges und den Nachkriegswir- ren 1948 - am 17. März „gründen“ 20 interessierte Sänger im Vereinslokal Herms erneut den MGV - die Übungsabende werden auf den Dienstag jeder Woche festgelegt 1949 - am 1. Mai tritt der Männergesangsverein öffentlich auf 1950 - am 9. Juli nimmt der MGV Jübar am Sängertreffen in Lüdelsen teil - weitere Auftritte folgen, zum 90-jährigen Bestehen des MGV Brome dürfen die Jüba- rer Sänger nicht reisen 1951 - am 1. Februar wird der MGV Jübar als Mitglied der Deutschen Volksbühne aufge- nommen - der Verein hat 27 Mitglieder 1952 – 1958 - rege Vereinstätigkeit mit vielen Auftritten 1959 – 1964 - das Vereinleben kommt weitestgehend zum Erliegen, weil sich kein Dirigent findet - Herr Fritz Jensen übernimmt den Verein, jedoch für nur ein Jahr 1964 - übernimmt der Lehrer Walter Milster als Dirigent den MGV Jübar 1968 - wird das 100-jährige Bestehen des MGV Jübar gefeiert (Gründungsjahr 1869) 1969 – 1970 - es erfolgt ein Zusammenschluss mit dem Frauenchor zum gemischten Chor - als Dirigent wird der Lehrer Horst Prager aus Klötze gewonnen - der Verein stellt seine Aktivitäten weitestgehend ein – es fehlt am Dirigenten 1991 - am 10. Oktober erscheinen 10 sangeswillige Männer im Vereinslokal Schwieger („Zur Linde“) – es wird über eine Neugründung beraten - als erster Übungsabend wird der 17. Oktober festgelegt - als Dirigentin bzw. Chorleiterin wird Dagmar Alex gewonnen 1992 - dem Verein gehören 33 Sänger und 3 passive Mitglieder an - eine Satzung wird erarbeitet - der Verein wird in das Register des Amtsgerichtes in Klötze eingetragen - erster öffentlicher Auftritt ist das 20-jährige Bestehen des Archäologenvereins am 14. März 1992 1993 - weitere öffentliche Auftritte folgen 1994 - der 30. Auftritt des MGV findet aus Anlass des Schützenfestes statt - seit der Wiederbelebung des Vereins im Oktober 1991 sind bis zu diesem Jubiläum 114 Übungsabende vergangen

Namentliche Aufstellung des MGV Jübar

1. Tenor: Jörg Ahlemann 2. Tenor: Fritz Drenkmann Walter Friedrichs Günter Ziebell Fritz Steinlage Albrecht Fischbeck Jörg Darges Horst Fischer Gerd Meyer Uwe Gädecke Walter Meyer Heinrich Lilge Günter Wetzel Heinz Körner Hartmut Förster Jürgen Schwieger

1. Bass: Joachim Diercks 2. Bass: Gustav Lehmann Joachim Thiele Günter Schwerin Hartmut Bock Hagen Drenkmann Rolf Elfert Otto Schulz Jörg Friedrichs Ralf Prohaska Frank Thiele Rüdiger Schulz Norbert Schult Hartmut Thiele Ralf Schierhorn

Vorstand des Vereins: 1. Vorsitzender – Norbert Schulz Schatzmeister – Jürgen Schwieger Schriftführer – Uwe Gädecke Revisionskommission: Hartmut Bock, Fritz Drenkmann 21

Dirigenten ab 1913

Georg Traue 1913 – 1914 Wilhelm Bode 1950 – 1952 Alwin Timme 1919 – 1925 Otto Herms 1952 – 1955 H. Peters 1925 – 1926 Wilhelm Kayser 1955 – 1958 Erich Rübe 1926 – 1931 Fritz Jensen 1958 – 1958 Otto Herms 1931 – 1939 Walter Milster 1964 – 1969 Wilhelm Bode 1948 – 1949 Horst Prager 1970 – 1971 Walter Milster 1949 – 1950 Dagmar Alex 1991

Chronik der Tanzkapelle „Harmonie“ Jübar

1952 - erste Anfänge und Proben 1954 - offizielle Gründung von „Harmonie“ durch Heinrich Busse und Otto Lenecke - Namensvorschlag „Harmonie“ durch Otto Lenecke (Lüdelsen) 1960 – 1980 - Erweiterung der Mitgliederzahl mit leicht wechselnder Besatzung – zeitweise 2 Ka- pellen unter dem gleichen Namen „Harmonie“ - Mitglieder zu der Zeit waren z.B.:

Arthur Busse Lutz Mann Rudi Kunz Heinrich Gädecke Uwe Ketelsen Reiner Pötschke Otto Rohde Jürgen Zander Dietmar Zeplin Siegfried Mann Heinrich Dupont Gerhard Meyer Bernhard Wagenführ Günter Becker Otto Lenecke Alfred Kreuzberg Gerd Schramme Heinrich Busse Harald Müller Erich Schramme

1952 – 1979 - Kapellenleiter – Heinrich Busse – Jübar 1979 - Tod von Heinrich Busse 1979 – heute - Kapellenleiter – Gerd Busse – Jübar 1979 - mehrere staatliche Auszeichnungen während der DDR-Zeit 1970 – 1985 - Ausfall mehrerer Mitglieder durch Tod und Krankheit 1979 - Besetzung der Kapelle: Harald Müller Thorsten Becker Gerd Schramme Gerd Busse Gerhard Meyer 1987 - Tod von Harald Müller – Schlagzeuger bei „Harmonie“ über 25 Jahre 1954 – 1994 - Auftritte zu bisher ca. 4.000 Veranstaltungen aller Art 1979 – 1994 - ständige Erweiterung der Bandtechnik - wechselnder Einsatz von Schlagzeugern durch den Tod von Harald Müller – zwi- schenzeitlich Fred Jaeger danach und davor Harald Faeske - Veranstaltungen, welche am längsten von „Harmonie“ bis heute ununterbrochen bespielt wurden und werden: - Zelttanz Hohengrieben 24 Jahre - Weihnachtstanz Rohrberg 12 Jahre - Silvestertanz Jübar ca. 30 Jahre - Feuerwehrball Jahrstedt ca. 20Jahre 1994 - die Besetzung der Kapelle heute: Harald Faeske – Dähre Thorsten Becker – Ahlum Gerd Busse – Jübar bei Ummärschen Bärenleier Jahrstedt + Fastnacht Gladdenstedter Trompeter Gerhard Meyer – Hanum - Auftritte als Alleinunterhalter, zu zweit, zu dritt oder mit 4 Mann bei Ummärschen 22

Chronik der Blaskapelle Jübar

1964 - im Februar fand auf Initiative von Heinrich Gädeke in seiner Wohnung die Gründungsversammlung der Blaskapelle statt - Mitbegründer waren: Lehrer Fritz Jensen (Dirigent) Werner Kitzki Karl-Heinz Mohrmann Heinrich Lilge Otto Rohde Fritz Schröder Hans Tafelski - die ersten Übungen fanden mit eigenen oder geborgten Instrumenten statt - im Zusammenhang mit der Gründung bot der Vorsitzende der „LPG 1. Mai“ – Gott- fried Veit – finanzielle Hilfe des Betriebes an - am 07.10. war für die Kapelle der erste öffentliche Auftritt auf „Bültges Saal“ mit dem Stück „Lied vom Vaterland“ 1965 - in diesem Jahr nahm die Gruppe am ersten Leistungsvergleich der Blasorchester auf Bezirksebene in Haldensleben teil, weitere folgten in Wernigerode, Halberstadt und Gardelegen 1967 - es wurden die ersten grauen einheitlichen Jacken im Versandhaus gekauft 1972 - die „LPG 1. Mai“ unterstützte die Blaskapelle nicht nur ständig bei der Reparatur und dem Neukauf von Instrumenten, sondern auch bei der Anschaffung von einheitlicher Kleidung (blaue Jacken und graue Hosen) 1981 - die Blaskapelle wurde für ihre guten Leistungen mit dem Titel „Ausgezeichnetes Volkskunstkollektiv“ geehrt 1984 - die Blaskapelle bestand 20 Jahre – mit einem Sternmarsch an der die Kapellen Hör- singen, Altenhausen, Bismark und Arneburg teilnahmen – feierte die Jübarer Blaska- pelle - „Unter den Eichen“ fand anschließend ein Platzkonzert statt - zu diesem Anlass spendierte die „LPG 1. Mai“ Jübar einen Gutschein für einheitliche Kleidung – dunkelblaue Jacke, rote Weste, graue Hose 1986 - die Leistungen bei vielen öffentlichen Auftritten des Blasensembles wurden mit dem Titel „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ geehrt 1989 - das 25-jährige Bestehen wurde mit einer Festsitzung und einem Konzert auf dem Gemeindesaal zusammen mit den Gastkapellen Hörsingen und Bismark gefeiert. - in diesem Zusammenhang erhielt das Blasorchester die „Ehrenurkunde“ der SED- Kreisleitung Klötze 1989/90 - während der Wende kam es zu ersten Kontakten zu den Blaskapellen Niedersach- sens – Betzhorn, Ohrdorf, Wettendorf 1990/91 - am 6. Januar marschierte die Blaskapelle bei der Grenzöffnung Hanum – Zasenbeck voran und gab anschließend ein Konzert - Generalüberholung aller kapelleneigener Instrumente aus eigenen Mitteln durch Unterstützung von Rudolf Markward (Brome) 1993 - zum 100-jährigen Postjubiläum in Jübar spielte die Blaskapelle erstmalig in einer privat gekauften, neuen Uniform (knallrote Jacken, schwarze Hosen) 1994 - in 30 Jahren entwickelte sich eine reichhaltige Tradition – die Blaskapelle spielt nicht nur bei ca. 15 Auftritten in Nah und Fern, sondern sie gestaltet das Dorfleben aktiv mit: Weihnachtsblasen am Weihnachtsbaum und Heiligabend in der Kirche Umzüge für Vereine und Kinder Frühschoppen der Gemeinde und Ausgestaltung öffentlicher Feste im Ort Besetzung der Blaskapelle Jübar 1994

Fritz Jensen Dirigent (Musikalischer Leiter) UlrichRedweik 1. Trompete KarstenJordan 1. Flügelhorn 23

Karl-Heinz Mohrmann 1. Flügelhorn Heinz-Walter Kamieth 2. Flügelhorn HeinrichHerms 1. Tenorhorn Bernd Schulz 2. Tenorhorn Ralf Büst 3. Tenorhorn ReneèKassau Althorn Fritz Jordan Althorn Falk Jordan Althorn RingoBüst Tuba Heinz-Hermann Schulz Tuba UlfJordan Schlagzeug

Ball der Vereine

Am 26.11.1994 – Vorabend des Weihnachtsmarktes – veranstaltete die Gemeindevertretung erstmals in Jübar einen Ball der Vereine. Diese Idee ist der neuen Gemeindevertretung gekommen. Die Teil- nahme bestätigte den Erfolg dieser Veranstaltung. Das kulturelle Programm und die Tombola fanden reges Interesse. Die Veranstalter bedankten sich für die Spenden für die Tombola. Es wurde bis nach Mitternacht das Tanzbein geschwungen.

Weihnachtsmarkt

Auch in diesem Jahr wurde der Weihnachtsmarkt in Jübar wieder durchgeführt. Er fand letztmalig unter Leitung von Horst Gädecke statt, auf Grund von Auseinandersetzungen in der vorangegange- nen Ratsitzung der Gemeinde. Im nächsten Jahr soll laut Gemeindevertreter ein beruflicher Bürger eingesetzt werden, um diesen Weihnachtsmarkt zu organisieren. Obwohl es vorher an Aufregung und Ärger nicht mangelte, war dieser Weihnachtsmarkt doch ein voller Erfolg. Die Chöre sind in diesem Jahr nicht aufgetreten, aber die Blaskapelle und der Weihnachtsmann sorgten für weihnachtliche At- mosphäre. Auch die Händler sind auf ihre Kosten gekommen, der Umsatz stimmte.

Umzug der Bibliothek

Die Gemeinde war bisher Mieter im Grundstück Delf, wo die Bibliothek untergebracht war. Da die Kosten für die Gemeinde nicht mehr aufzubringen sind und es sich anbietet in das neue Dorfgemein- schaftshaus, was der Gemeinde gehört, die Bibliothek unterzubringen. Es bedarf großer Mühe die gesamten Bücher, Schallplatten und Videos ordnungsgemäß einzupacken und dann wieder am neuen Standort auszupacken und zu sortieren. Die Bibliothekarin – Hannelore Beneke – wurde dabei von zwei ABM-Kräften unterstützt. Der Umzug ist pünktlich zum 01.12.1994 erfolgt.

Friedhof

Der Jübarer Friedhof ist in einem ordentlichen und sauberen Zustand. Dafür sorgen Walter Friedrich und Günter Kassau mit Unterstützung von ABM-Kräften. In diesem Jahr wurde die Hecke zum Mehm- ker Weg entfernt und durch einen Jägerzaun ersetzt. 24

Pressemitteilungen

Schießstand für Jübar Der Jübarer Schützenverein soll einen neuen Schießstand erhalten. Zwischen Tennisanlage und Sportplatz soll er entstehen. Eine 50-Meter-Bahn könnte als geschlossener Schießstand installiert werden. Lärmbelästigung und die Gefährdung von Personen wären so ausgeschlossen. (Altmark-Zeitung vom 3. März 1994)

Erstmals Frauen im FC-Vorstand Zum ersten mal werden zwei Frauen, Anke Grigat und Manuela Benecke, künftig im Vorstand des Sportvereins FC Jübar-Bornsen mitarbeiten. (Altmark-Zeitung vom 22. März 1994)

10 von 14 Mietern kaufen Zehn von 14 Mietern des ehemaligen Armeeblocks wollen ihre Wohnung kaufen. Auch für die anderen vier Wohnungen gibt es bereits kaufwillige Interessenten. (Volksstimme vom 24. März 1994)

Kandidatensuche schwieriger als gedacht Die Unabhängige Wählergemeinschaft wird in Jübar wohl die einzige Gruppierung bleiben, die Kandi- daten für das neue Gemeindeparlament aufstellt. In vollem Gange ist die Suche nach Mitarbeitern, ein möglicher Kandidat der UWG für das Bürgermeisteramt ist gefunden. Carsten Borchert (UWG) ist möglicher Anwärter für den Bürgermeisterposten in Jübar. (Altmark-Zeitung vom 21.April 1994)

Nächstes Mal im Polizeigebäude Offiziell übergeben an die Gemeinde ist jetzt das ehemalige Polizeigebäude. Wie das Gebäude ge- nutzt werden soll, darüber entscheidet das neue Gemeindeparlament. (Altmark-Zeitung vom 28. April 1994)

UWG: Zehn Kandidaten für neuen Gemeinderat aufgestellt Die Gemeinde noch schöner und lebenswerter gestalten, das ist das Ziel der Unabhängigen Wähler- gemeinschaft, die sich zum ersten Mal offiziell der Öffentlichkeit vorstellte. In geheimer Wahl wurden zehn Kandidaten für den Gemeinderat gewählt und Carsten Borchert kandidiert für das Bürgermeis- teramt. (Altmark-Zeitung vom 5. Mai 1994)

Gefeuerte Arbeiter gehen vor Gericht Weidemann hatte sowohl im Dährer Sägewerk als auch im Jübarer Werk keine Pacht bezahlt, hatte fremden Wald abgeholzt, Arbeiter ohne Entlohnung beschäftigt und weigert sich nach wie vor, deren Papiere herauszugeben. Der Mann aus Celle scheint es auch mit den Sozialabgaben für die bei ihm Beschäftigten nicht besonders ernst genommen zu haben. Nun befasst sich die Staatsanwaltschaft mit dem Fall. (Altmark-Zeitung vom 3. Juni 1994)

Kamieth: „Erreichtes nicht als selbstverständlich hinnehmen“ Abschied nehmen hieß es am Freitagabend in einer Einwohnerversammlung, zu der der alte Gemein- derat eingeladen hatte, für Bürgermeister Heinz Walter Kamieth. Nach fast 10 Jahren gibt er jetzt das Amt an das neue Gemeindeoberhaupt Carsten Borchert ab. (Altmark-Zeitung vom 20. Juni 1994)

Hoch- und Tiefbau: Antrag auf Konkurs Die Jübarer Hoch- und Tiefbau hat beim Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfah- rens gestellt. Damit bestätigte sich endgültig das Ende des Baubetriebes. 35 Mitarbeiter erhielten vor wenigen Tagen ihre Kündigung. (Altmark-Zeitung vom 7. Juli 1994)

Verdienst: Zwölf Taler und eine blaue Schürze Jübar ist ein Dorf mit Geschichte. Wer das bisher nicht gewusst hat, kann sich jetzt bei der Jübarerin Uta Bernau schlau machen. Seit gut einem halben Jahr arbeitet sie an der Chronik des Dorfes. 25

(Altmark-Zeitung vom 21.Juli 1994)

Nach dem dritten Einbruch wird im Markt übernachtet Bereits zum dritten Mal wurde jetzt in den Jübarer Sparmarkt eingebrochen. Mit Brechstangen wurden die Eingangstüren aufgehebelt. Zigaretten, Holzkohle, Schnaps, Bier, Wurstkonserven, sogar Milch wurde gestohlen. Der Schaden betragt etwa rund 800 DM, allerdings ohne Reparaturkosten, für die Eingangstür. (Altmark-Zeitung vom 22. Juli 1994)

Dorfgemeinschaftshaus zum Feiern Jübar wird ein Dorfgemeinschaftshaus mit Bibliothek, Gemeindebüro und einem großen Raum zum Feiern erhalten. Das ehemalige Polizeigebäude in der Bahnhofsstraße soll dazu umfunktioniert wer- den. (Altmark-Zeitung vom 17. August 1994)

Jugendfeuerwehr Jübar wird „eine dufte Truppe“ Die Freiwillige Feuerwehr Jübar baut eine Jugendfeuerwehr auf. 17 Kinder kamen zur Gründungsver- sammlung. (Altmark-Zeitung vom 28. November 1994)

Freude über neues Feuerwehrfahrzeug Bürgermeister Carsten Borchert freute sich, das neue Fahrzeug an seine Wehr übergeben zu können. Einige Kameraden waren am frühen Morgen in Richtung Dissen (Osnabrück) gestartet, um den VW- Turbo Diesel abzuholen. Gerade rechtzeitig war auch der Umbau am Gerätehaus abgeschlossen worden. (Altmark-Zeitung vom 27. Dezember 1994)

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 1 11999955 Kulturbericht

Schützenfest vom 09. – 11. Juni 1995 Auftakt zum Schützenfest war wieder ein Dorfgemeinschaftsabend, an denen die beiden Chöre und die Blaskapelle der Gemeinde sowie die Tanzgruppe Hagen-Mahnburg das Programm gestalteten. Am Sonnabend wurde das alte Kinderkönigspaar Cindy Wulkau und Tobias Meyer verabschiedet und es fand die Proklamation des neuen Kinderkönigspaares Nadine Daske und Martin Jordan statt. Im Anschluss daran war Kindertanz angesagt. Am Abend fand ein öffentlicher Tanzabend statt. Am Sonntag wurde nach dem Festumzug, an dem auch Gastvereine teilnahmen, das alte Königspaar Elke und Dieter Krause verabschiedet und die Proklamation des neuen Königspaares Lori und Klaus Benecke vorgenommen. Das Kronprinzenpaar heißt in diesem Jahr Liane und Dietmar Heins.

Weihnachtsmarkt In diesem Jahr wurde wieder ein Weihnachtsmarkt organisiert. Umrahmt wurde dieser vom Männergesangsverein, der weihnachtliche Stimmung aufkommen ließ. Im Anschluss an den Marktbesuch hatten die Senioren die Möglichkeit an der Weihnachtsfeier auf dem Saal der Gaststätte Wulkau teilzunehmen. Dort hatte der Frauenchor den kulturellen Teil übernommen.

Ball der Vereine Zum Jahresabschluss fand traditionsgemäß der Ball der Vereine statt. Die Tombola wurde von fleißigen Sponsoren zusammengestellt. Für die kulturelle Umrahmung sorgte ein Büttenredner und die Kapelle „Harmonie“. Es war ein gelungenes Fest, dass bei allen Vereinen großen Zuspruch fand und sicher jeder schon auf das nächste Jahr freut.

Jubiläum 75-jähriges Bestehen des FC Jübar/Bornsen

Der FC Jübar/Bornsen feierte am 8. Juli und 9. Juli 1995 bei hochsommerlichen Temperaturen sein 75-jähriges Jubiläum im Dorfstadion. Eine Festschrift machte die wechselhafte Geschichte des Vereins deutlich. Vorsitzender Hartmut Förster verwies auf die sportlichen Erfolge, aber auch auf die Tiefen in all den Jahren, die überwunden werden mussten. Auch Friedrich Drenkmann – Gründungsmitglied des Vereins – jetzt 94 Jahre alt, nahm an der Veranstaltung teil und wurde von den Fans herzlich begrüßt. Hartmut Förster würdigte in seinen Ausführungen die gute Arbeit der Mitglieder und Funktionäre des Vereins und versprach, auch weiterhin die Jugendarbeit zu fördern. Ferner bedankte er sich für die gute Unterstützung der Sponsoren und Mitglieder des Fördervereins. Friedrich Drenkmann und Otto Teickner wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt und erhielten Geschenke für ihre verdienstvolle Arbeit. Auch Siegfried Landsmann erhielt ein Präsent, außerdem wurden etliche Sportler für ihre hervorragenden Leistungen ausgezeichnet. Verabschiedet wurden aus der ersten Mannschaft Wolfgang Teickner, Dietmar Job und Detlef Kralowetz. Sie stehen in der neuen Saison der zweiten Mannschaft zur Verfügung. Erfolgreichster Torschütze der C-Jugend (36 Treffer) ist Felix Stork. Bürgermeister Carsten Borchert bedankte sich bei allen Vereinsmitgliedern und übergab einen Jubiläumsteller sowie eine Geldprämie. Manfred Lietze, stellvertretender Vorsitzender des Kreissportbundes Altmark West, zeichnete Hartmut Förster für seine langjährige Tätigkeit im Verein mit der Ehrennadel des Landessportbundes in Gold aus. Von ihm bekam der Verein eine Geldprämie von 250 DM. Siegfried Landsmann übergab dem Vorsitzenden im Auftrag des Landessportbundes eine Ehrenplakette anlässlich des 75-jährigen Jubiläums und im Auftrag der Sponsoren erhielt die zweite Mannschaft einen Satz Trikots. Die Jubiläumsfeier klang in fröhlicher Runde aus. 2

Vereinsleben

In den Monaten Januar und Februar wurden auch in diesem Jahr die schon zur Tradition gewordenen Wintervergnügen der Vereine, wie z. B. des Schützenvereins, des Gesangvereins und der FFw durchgeführt. Diese Vergnügen bereiten allen Beteiligten sehr viel Freude.

Waldbrand bei Jübar – Haselhorst

Zu einem Großbrand von ca. 15 ha Wald kam es am Sonntag dem 6. August 1995. 22 Wehren kamen zum Einsatz, darunter Gardelegen, Gifhorn, Beetzendorf, Jübar, Diesdorf, Röwitz, Jahrstedt und Siedenlangenbeck. Die Fahrzeuge konnten gar nicht genug Wasser heranschaffen, wie es zum Löschen notwendig war. Als Brandursache wird ein in Brand geratener Mähdrescher vermutet. Die Feuerwehrleute wurden rund um die Uhr von freiwilligen Helfern, in erster Linie Ehefrauen der Feuerwehrleute Jübar, mit Essen und Trinken versorgt. Zur Verpflegungsstelle wurde die Gaststätte „Zur Kastanie“ – Wulkau erklärt.

Pressemitteilungen

Gastspiel in Jübar „Der Zweck heiligt die Mittel“ heißt das Theaterstück, das die Radenbecker Theatergruppe heute in der Jübarer Gaststätte „Zur Kastanie“ zeigt. (Altmark-Zeitung vom 14. Januar 1995

Ohne Technik und Mikrofon Andächtig lauschten die Zuhörer den Liedern der „Original Schwarzmeer Kosaken“, die in Jübar gastierten. (Altmark-Zeitung vom 20. Januar 1995)

Übungsabend: im Marschritt nach Nettgau Die Jübarer Blaskapelle gibt es inzwischen seit über 30 Jahren – nicht zuletzt ein Verdienst des Jübarer Fritz Jensen. Als Leiter und Dirigent der Kapelle ist Jensen von Anfang an mit dabei gewesen. Er feiert heute seinen 80. Geburtstag. (Altmark-Zeitung vom 27. April 1995)

Tradition in Jübar: Platzkonzert unter dem Maibaum Platzkonzert unter dem Maibaum mit der Jübarer Blaskapelle – das ist am Vorabend zum ersten Mai in Jübar schon lange Tradition. Auch der Fackelumzug mit anschließender Maifeier ist seit vielen Jahren ein guter alter Brauch. (Altmark-Zeitung vom 2. Mai 1995)

Rund 200 Gäste zum Maisingen in Jübar Zum Maisingen eingeladen hatte dieses Mal der Jübarer Frauenchor. Zum Sängerfest gekommen waren ebenfalls der Männergesangsverein Ohrdorf, der gemischte Chor Zasenbeck und der gemischte Chor Dähre und natürlich fehlte auch der Jübarer Männergesangsverein nicht. (Altmark-Zeitung vom 16. Mai 1995)

14-WE-Block: Hälfte verkauft Genau die Hälfte, also insgesamt sieben Wohnungen des 14-WE-Blocks wurden inzwischen verkauft. (Altmark-Zeitung vom 14. Juni 1995)

Wald bei Jübar stand in Flammen: Großeinsatz Zu einem Waldbrand mussten gestern Nachmittag über 20 Wehren nach Jübar ausrücken. In Richtung Haselhorst stand nach ersten Angaben ein Waldstück von etwa acht bis zehn Hektar in Flammen. (Altmark-Zeitung vom 7. August 1995) 3

Regensburger Domspatzen nach Jübar Am 16. Oktober kommen die Regensburger Domspatzen nach Jübar und geben ein Konzert in der Mehrzweckhalle. Der Chor besteht aus 54 Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 14 Jahren bzw. von 17 bis 19 Jahren. Die jungen Sänger werden privat in Jübar und Lüdelsen untergebracht. (Altmark-Zeitung vom 6. September 1995)

Überrascht: 750-Jahr-Feier wurde verpasst Da hätte die Gemeinde Jübar 1990 ihre 750-Jahr-Feier begehen können und niemand wusste etwas davon. Eine alte, bisher in Vergessenheit geratene Urkunde brachte es an den Tag. Das Dorf ist älter als bislang erwartet. (Altmark-Zeitung vom 7. September 1995)

Ehrung für Männerchor Der Jübarer Chor feierte im vergangenen Jahr seinen 125. Geburtstag. Dafür wurde ihm die Zelter- Plakette verliehen. Überreicht hat sie Kultusminister Karl-Heinz Reck im Auftrag des Bundespräsidenten Roman Herzog. (Altmark-Zeitung vom 18. Oktober 1995)

Umgezogen Die Gemeindeverwaltung in Jübar ist umgezogen. Sie hat seit diesem Wochenende ihr Domizil im neuen Dorfgemeinschaftshaus, dem ehemaligen Polizeigebäude an der Straße nach Gladdenstedt. (Altmark-Zeitung vom 28. Oktober 1995)

Gemeinde Jübar soll für Einsatz 65.000 DM zahlen 291 Kameraden waren mit 52 Fahrzeugen am 6. August beim Waldbrand in Jübar im Einsatz. Dazu kommen noch zahlreiche freiwillige Helfer und der Arbeitsausfall. Da der Verursacher nicht ermittelt ist, soll die Gemeinde für die Kosten aufkommen. (Altmark-Zeitung vom 2. November 1995)

Wehr begeistert Der Rat hatte eine Finanzierung eines Tanklöschfahrzeugs beschlossen. Kamerad Udo Schweigel hatte sich in Cottbus ein Tanklöschfahrzeug (mit aufgesetzter Spritze) vom Typ W 50, Baujahr 1987 angesehen. Neuigkeiten gibt es auch zu den Zahlungsforderungen für den Großbrand im Sommer. Positives hatte Ordnungsamtsleiter Heinz Walter Kamieth allerdings nicht zu vermelden. Stattdessen ist die Summe von anfangs 65.000 DM inzwischen bis an 80.000 DM angewachsen. (Altmark-Zeitung vom 28. November 1995)

Jungen Archäologen erhalten Ehrenpreis Mit einer tollen Überraschung wartete der Vorsitzende der Jungen Archäologen Hartmut Bock bei der Jahreshauptversammlung auf. Der Verein wird den Denkmalpflegepreis des Landes Sachsen-Anhalt erhalten. (Altmark-Zeitung vom 10. Dezember 1995)

Die Jübarer Feuerwehr hat nun ein eigenes Tanklöschfahrzeug Seit Monaten im Gespräch war der Kauf eines Tanklöschfahrzeuges. Am Freitag nun kam das Fahrzeug, das der Gemeinde nur 17.500 DM kostete. (Altmark-Zeitung vom 11. Dezember 1995)

In Jübar bald eine Postagentur Die bisherige Poststelle schließt Ende 1995 ihre Tore. Am 3. Januar eröffnet dafür eine Postagentur im Lebensmittelgeschäft von Uwe Gädecke in der Breiten Straße Nummer 24. (Altmark-Zeitung vom 15. Dezember 1995)

Archäologen haben ihr Domizil Eine Einweihungsfeier, des neu entstandenen Vereinszimmers auf dem Dachboden der Jübarer Sekundarschule, fand nun statt. Dank an viele fleißige Helfer. (Altmark-Zeitung vom 18. Dezember 1995) 4 11999966 Einwohner

Zum 1. Januar 1996 zählte die Gemeinde 699 Einwohner. Zum Jahresende waren es noch 703. Eine Familie ist weggezogen. Tätigkeitsbericht

Am 12. Januar 1996 fand eine Einwohnerversammlung statt, auf der vom Bürgermeister Rechenschaft über die vergangene Zeit gezogen wurde. Es wurde festgestellt, dass sich im Ort viel verändert hat und auch viel geleistet wurde. Der Umzug des Gemeindebüros war soweit abgeschlossen, ein „Tag der offenen Tür“ zur Besichtigung des Gemeindebüros und der Bibliothek wurde festgelegt. Die Gemeinde ist bemüht, die vorhandenen Bauplätze zu verkaufen, um das Loch in der Gemeindekasse zu stopfen. Die Gemeinde ist sehr daran interessiert in den Dorferneuerungsplan 1996 aufgenommen zu werden. Es gibt im Dorf genug zu tun, Schwerpunkt sind die Gehwege. An der Bahnhofsstraße soll ein Verkehrsgarten gleich hinter dem Gemeindehaus entstehen. Die durchzuführenden Arbeiten werden von ABS-Kräften ausgeführt. In der Einwohnerversammlung am 26. März wurde das Thema der Dorferneuerung diskutiert. Die Einwohner zeigten reges Interesse. In diesem Jahr wird geplant und im nächsten Jahr fließt das Geld. Hauptaugenmerk liegt bei der Erneuerung der Dächer, Fenster, Fassaden, Türen und Tore. Aber auch Grünanlagen vor den Häusern können gefördert werden. Die Anträge zur Förderung können erst Anfang des nächsten Jahres gestellt werden. Wenn dann das Amt für Landwirtschaft in Salzwedel selbst die Fördermittel zur Verfügung hat, können die Gelder auch vergeben werden. Es wird eine Dorfbegehung mit dem Bauausschuss und dem Arbeitskreis Dorferneuerung durchgeführt. Alle Objekte, die in der Dorferneuerung eventuell gefördert werden können, sollen begutachtet und erfasst werden. Die Gemeinderatsmitglieder besichtigen die Kindertagesstätte. Diese Einrichtung wurde am 7. Oktober 1989 eingeweiht. Nach den 7 Jahren wäre nun einiges anzuwenden, so z. B. Malerarbeiten, die unbedingt notwendig sind, aber auch im Keller fällt der Putz schon von den Wänden.

Baugeschehen

Nach einem Unfall werden auf der Straße zwischen Jübar und Lüdelsen Leitplanken gesetzt. Der Haushaltsplan nach der ersten Lesung sieht vor, dass das Gerätehaus der Feuerwehr eine neue Heizung erhält. Mit den Mitteln aus der Investitionspauschale will die Gemeinde die Toiletten im Gemeindesaal umbauen. Die Kosten betragen ca. 70.000 DM. Der Schützenverein plant den Bau eines Schießstandes, die Unterlagen sind eingereicht, der erste Bauabschnitt genehmigt. Jetzt geht es nur noch um die Höhe der Fördermittel. Das Ortskabel der Telefonleitung wurde bei Tiefbauarbeiten zerrissen, dadurch waren die Telefone immer besetzt.

Vereinsleben

Den Auftakt des Vereinslebens bildete das Wintervergnügen des Schützenvereins. Dieses Fest wurde erstmalig mit den Schützen der Nachbargemeinde Lüdelsen zusammen gefeiert. Die Stimmung war ausgezeichnet. Großen Anklang fand die Tombola, wo fast jeder einen Gewinn erhielt. Der Höhepunkt 5 der Stimmung wurde erreicht, als die Steinhorster Herzbuben mit ihrem Programm auftraten, dadurch wurde die Kapelle „Harmonie“ etwas entlastet. Die Schützen feierten im März gleich weiter. Am 23. März fand der Kreisschützentag in Jübar statt. Die Vereine mit Jübarer Blaskapelle zogen durch den Ort. In der Sporthalle fand dann die Rechenschaftslegung des Kreisvorstandes statt. Am Abend fand ein Kreisschützenball statt, der nicht so gut besucht war, aber trotzdem war die Stimmung ausgezeichnet. Höhepunkt des Schützenvereins war dann Ende Mai das Schützenfest. Es wurde wieder für viel Unterhaltung gesorgt. Die Proklamation des neuen Königspaares fand bei strömenden Regen statt. Das neue Königspaar war Helmut und Lisa Heins, das Kronprinzenpaar Heinz und Uta Bernau.

Die Jahreshauptversammlung der Archäologen fand großes Interesse. Der Rückblick zeigte, dass vieles geleistet wurde. So z. B. die Schaffung des Vereinsraumes in der Schule, dessen Kosten nur 14.000 DM statt der geplanten 30.000 DM betrugen. Dies ist der großen Eigeninitiative der Mitglieder zu verdanken. Höhepunkt des Jahres 1995 war natürlich die Übergabe des Bodendenkmal-Preises, der mit 15.000 DM dotiert war.

Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr am 16. Januar 1996 Über den Waldbrand im August 1995 wurde nicht mehr viel diskutiert, es stand fest, es war nicht alles in Ordnung, wie es gelaufen ist. 8 Einsätze wurden gefahren. Die Wehr erhielt ein neues Fahrzeug, ein Tankkraftspritzenfahrzeug von 2.500 Litern. Eine Kleiderkammer soll eingerichtet werden. Für die Jugend sind neue Uniformen nötig, doch es geht um die Finanzierung, sie würden 1.000 DM kosten. In Eigeninitiative wurden bereits Sponsoren gefunden, die ein Teil der Kosten – 4.000 DM – aufgebracht haben. Am 15. April haben die Kameraden der FFw den Dorfteich entschlammt und wieder mit Wasser gefüllt. Bei der Bekämpfung der Krähen in den Eichenbäumen zeigte sich die Feuerwehr ebenfalls sehr einsatzfreudig.

Vorkommnisse

Eine schöne Tradition unserer Schule ist es geworden, dass die achten Klassen jedes Jahr einen Skikurz im Oberharz durchführen. Der Skilehrer – Carsten Borchert – kommt aus der Schule und dadurch können die teuren Kosten für einen fremden Skilehrer gespart werden. Jübar bleibt Sekundarschulstandort! Die Ausnahmegenehmigung für die Sekundarschule Jübar ist vom Regierungspräsidium in Magdeburg auch für das kommende Schuljahr erteilt worden. Die Schüler der 5. – 9. Klassen besuchten das Erlebnisbad in Diesdorf. Dort lernten sie die Rettungsgriffe kenne, wenn ein Mensch droht zu ertrinken. Dies wurde von Rettungsschwimmern und der Schwimmmeisterin den Schülern erläutert.

Pressemitteilungen

Zweigstelle eröffnet Eine Zweigstelle der Barmer Klötze wird heute in Jübar eröffnet. Verona Gädecke wird die Betreuung der Mitglieder übernehmen. (Altmark-Zeitung vom 2. Januar 1996)

Agentur eröffnet Die Postfiliale hatte am 30. Dezember 1995 geschlossen. Gestern wurde stattdessen die Postagentur geöffnet. Die Agentur ist im Lebensmittelmarkt von Uwe Gädecke zu finden. (Altmark-Zeitung vom 4. Januar 1996)

Drei dicke Bände über die Geschichte der Gemeinde Jübar Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) als Chronistin läuft aus. Uta Bernau hatte die vergangenen zwei Jahre ganze Arbeit geleistet. (Altmark-Zeitung vom 15. Januar 1996) 6

Verkehrsgarten an Bahnhofstraße Die Armee-Baracken hinter dem Neubaublock an der Bahnhofstraße sind abgerissen. Jetzt ist die ABS Beetzendorf dabei, den Schutt wegzuräumen. Ein Verkehrsgarten soll dort aufgebaut werden. Außerdem könnten noch Parkplätze entstehen. (Altmark-Zeitung vom 16. Januar 1996)

Zaun am Sportlerheim wurde kurz und klein geschlagen Randalierer hatten am Wochenende den Parkplatzzaun vor dem Sportlerheim des FC Jübar/Bornsen zerstört. Jübars Ortschef hat inzwischen in der Beetzendorfer Polizeistation Anzeige gegen Unbekannt erstattet. (Volksstimme vom 18. Januar 1996)

Unterschlagung: Zehn Monate Haft für ehemaligen Pächter (fordert Staatsanwalt) Verpächter wirft W. folgendes vor: Er habe Maschinen und Schrott vom Sägewerk verkauft oder verschenkt, ohne Wissen des Verpächters. Unter anderem wären ein Förderband, ein Anhänger, ein Häcksler und diverser Schrott vom Sägewerk verschwunden. Ein Schaden von 20.000 DM. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 7 Monaten Haft. (Altmark-Zeitung vom 16. Februar 1996)

Kreis setzt Leitplanken Nach einem schweren Unfall zwischen Lüdelsen und Jübar reagierte damals Ordnungsamtsleiter Heinz-Walter Kamieth mit einem Schreiben an den Landkreis mit der Bitte, die Straßenverhältnisse zu verbessern. (Altmark-Zeitung vom 20. Februar 1996)

Kein Geld vom Land: Aufruf zur Solidarität Jübars Bürgermeister Carsten Borchert ist sauer, sauer auf die Landespolitiker. Sie hatten nach dem Großbrand im Sommer vergangenen Jahres Unterstützung zugesagt, am Ende war davon aber nichts zu spüren. Die Gemeinde muss also für die Kosten alleine aufkommen. (Altmark-Zeitung vom 4. März 1996)

Kein Geld vom Kreis Bettina Krasberg vom MDR Radio Sachsen-Anhalt sprach gestern mit Jübars Bürgermeister über den Großbrand (Altmark-Zeitung vom 29. März 1996)

Drei Stunden lang durchs Dorf Dieses Jahr ist Jübar ins Dorferneuerungsprogramm aufgenommen worden. Im ersten Jahr gilt es zu analysieren, wo etwas für die Verschönerung des Dorfes getan werden kann. Am Montag sah sich die Arbeitsgruppe im Ort um. (Altmark-Zeitung vom 17. April 1996)

Zwei Mann auf einem Fahrrad Zwei Jübarer hatten es am Montag besonders eilig. Heinz Walter Kamieth, als Ordnungsamtsleiter in Beetzendorf in Dorfbegehungen erfahren, hatte sich vorsichtshalber mit seinem Fahrrad ausgerüstet. Und tatsächlich musste Bürgermeister Carsten Borchert schnell weg. Der Drahtesel war das einzig greifbare Fahrzeug. Borchert schwang sich auf den Gepäckträger und schon verschwanden beide hinter der Hausecke. (Altmark-Zeitung vom 17. April 1996)

Viel Besuch im neuen Haus der Gemeinde Jübar Das Dorfgemeinschaftshaus in Jübar ist fertig. Über den Umbau informierte der Bürgermeister beim „Tag der offenen Tür“ und er hatte auch die eine oder andere Geschichte zu den Kellerräumen des einstigen Polizeigebäudes parat. (Altmark-Zeitung vom 22. April 1996)

„Ein Arzt gehört aufs Dorf“ Die lange Suche nach einem Arzt hat für die Jübarer ein Ende gefunden. Am Dienstag übernahm Diplom-Mediziner Jens Leonhardt offiziell die Praxis von seinem verstorbenen Vorgänger Dr. Lothar Klocke. (Altmark-Zeitung vom 4. Juli 1996) 7

Dauerthema Waldbrandkosten Bis Jahresende sei der Gemeinde das Geld gestundet worden (rund 75.000 Mark), dann aber müsse an die anderen Gemeinden gezahlt werden, die im Sommer 1995 mit ihren Feuerwehren zur Brandbekämpfung nach Jübar ausgerückt seien. (Altmark-Zeitung vom 5. Oktober 1996)

Verkehrsgarten nimmt Gestalt an Die ersten Grundrisse eines Wegenetzes werden hinter dem Jübarer Dorfgemeinschaftshaus erkennbar. Dort bauen ABM-Kräfte der ABS Beetzendorf derzeit einen Verkehrsgarten. Geld für die Ausstattung stellte das Kultusministerium bereit. (Altmark-Zeitung vom 30. Oktober 1996)

Jübars ältester Bürger blieb seinem Geburtsort treu Zu seinem 95. Geburtstag konnte Jübars ältester Bürger, Friedrich Drenkmann, viele Gratulanten begrüßen. Der ehemalige Postler war vor Jahren in der Fernsehsendung „Außenseiter-Spitzenreiter“ als ältester Briefträger Deutschlands zu sehen. (Volksstimme vom 5. November 1996)

Heute geht’s los: Anwohner atmen auf Ab heute ist die Ortsverbindung von Jübar nach Gladdenstedt gesperrt. Nachdem bereits die Straße von Gladdenstedt nach Nettgau repariert worden war und jetzt der Abschnitt Gladdenstedt - Jübar dran ist, atmen besonders Anwohner in der Region auf. (Volksstimme vom 18. November 1996)

Alter Mist brannte im verlassenen Stall Am Ortsrand in Richtung Bornsen brannte in einem verlassenen Stall der ehemaligen LPG alter Kuhmist. Weil das Feuer an zwei Stellen ausgebrochen war, gehen die Kripobeamten von Brandstiftung aus. An dem Stall der abgerissen werden soll, entstand minimaler Schaden. (Volksstimme vom 25. November 1996)

Schießstand in nur drei Monaten hochgemauert Mit dem Gießen der Betondecke war der Rohbau der neuen Schießbahn in den Mittagsstunden abgeschlossen worden. Am Nachmittag wurde ein zünftiges Richtfest gefeiert. (Volksstimme vom 25. November 1996)

Dorfzeitung für Jübar Eine „Dorfzeitung“ fanden die Einwohner gestern erstmals in ihren Briefkästen. Unter dem Titel „Jübarer Informationsblatt, 1. Ausgabe Dezember 1996“ haben Uta Bernau und Martina Lenz in den vergangenen Tagen und Wochen das kleine Blatt vorbereitet und erstellt. (Volksstimme vom 11. Dezember 1996)

Dannefeld und Jübar sind jetzt die schönsten Dörfer im Kreis Sieger beim Landeskreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ in der Gruppe 2 (Orte mit mehr als 500 bis 3000 Einwohner) wurde Jübar und erhielt eine Prämie von 4.000 DM. (Altmark-Zeitung vom 12. Dezember 1996) 11999977 Einwohner

Zum 1. Januar 1997 zählte die Gemeinde 711 Einwohner. 5 Eheschließungen 7 Geburten 7 Sterbefälle 8

Tätigkeitsbericht

Gehwegbau Die Gehwege in der Breiten Straße, Frachtstraße und Bromerstraße wurden von der Firma Friedrichs Bau GmbH erneuert. Dieses wurde im Rahmen der Dorferneuerung ermöglicht. Die Frachtstraße wurde durch die Mitarbeiter der Umwelt- und Landschaftssanierung Altmark GmbH Beetzendorf, mit Bäumen bepflanzt. Die gleiche Firma bessert auch den Fuhrweg mit Splitt aus. Die Breite Straße wurde von Familie Meyer bis Familie Schulz von der Firma Jünger aus Beetzendorf neu gestaltet.

Verkehrsgarten Nach dem der Bau eines Verkehrsgartens eine beschlossene Sache war und die Finanzierung durch Fördermittel, Sponsoren und Gemeinde fest stand, wurde die Umwelt- und Landschaftssanierung Altmark GmbH aus Beetzendorf mit dem Bau beauftragt. Es gab sich die Möglichkeit, dass 10 Arbeitslose für ein Jahr eine Arbeit zugewiesen bekommen konnten. Die ehemaligen Baracken mussten abgerissen und die Fläche planiert werden. Es musste Erde, Sand und Schotter aufgetragen werden. Die Wege wurden mit einer Bitumendecke und Rasenkantensteine befestigt. Die Rasenfläche wurde mit Bäumen begrünt. Es wurden u. a. Bäume des Jahres gepflanzt. Zur Abgrenzung wurde zur Sicherheit der Anlage ein Zaun gezogen. Nach anstrengender Arbeit war dann am 3. Juli 1997 die Einweihung des Verkehrsgartens. Viele Gäste sind angereist. Es konnte der Kulturminister von Sachsen-Anhalt, Herr Reck und der Landrat des Altmarkkreises Salzwedel, Herr Ostermann begrüßt werden. Außerdem waren Fernseh- und Rundfunk, die Presse, viele weitere Gäste und auch die Jübarer Bevölkerung, stark vertreten. Die Schüler der Grundschule und des Kindergartens wurden besonders von den Ehrengästen begrüßt und zu dieser schönen Anlage beglückwünscht. Höhepunkt war die Fahrt mit dem kleinsten Fahrrad der Welt, wo Adina Borchert ihr Können bewies – sie fuhr Weltrekord. Die Schüler, der Kultusminister, Herr Reck und der Landrat, Herr Ostermann, weihten den Verkehrsgarten mit einer Radtour ein. Für das leibliche Wohl gab es Erbsensuppe aus der Gulaschkanone.

Planungen

Im Plan wurde der Bau einer neuen Sporthalle aufgenommen. Anträge zur Förderung sind eingereicht, der notwendige Anteil zur finanziellen Beteiligung der Gemeinde ist abgesichert.

Zwischen den Gemeinden Jübar und Bornsen soll ein Radfahrweg entstehen, um die Schüler sicher zur Schule befördern zu können. Die Finanzierung soll durch Fördermitteln und aus Eigenmitteln der Gemeinden Jübar und Bornsen erfolgen.

Kulturbericht

Zum Auftakt des neuen Jahres gastierte wieder die Radenbecker Laienspielgruppe in Jübar. Die Zwei Veranstaltungen fanden bei der Jübarer Bevölkerung großen Anklang.

Beginn einer Städtepartnerschaft Die Gemeinde Jübar knüpft durch den Bürgermeister Carsten Borchert, mit der Gemeinde Maria Lankowitz in Österreich partnerschaftliche Beziehungen. Für die Jübarer Schüler wurde ein Skilehrgang organisiert an dem auch andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teilgenommen haben. Es wurden Kontakte mit den Vereinen aus Maria Lankowitz aufgenommen. So werden uns in der ersten Septemberwoche die Mitglieder der Gemeindeverwaltung und der gemischte Chor einen Gegenbesuch abstatten. 9

Vereinsleben

Das Wintervergnügen des Schützenvereins wurde am 18. Januar 1997 wieder zusammen mit den Lüdelsener Schützen gefeiert. Die Organisation lag in diesem Jahr bei Lüdelsen. Großen Anklang fand auch wieder die Tombola. Es wurde bis in den frühen Morgenstunden getanzt. Das Wintervergnügen des Männergesangsvereins fand am 25. Januar 1997 statt. Die Kapelle „Color“ sorgte für die musikalische Unterhaltung. Das Jahresvergnügen der Mitglieder der FFw fand am 1. März 1997 auf dem Saal bei Wulkau – Gaststätte „Zur Kastanie“ statt. Der Bürgermeister überreichte dem Wehrleiter ein Gastgeschenk von der künftigen Partnergemeinde Maria Lankowitz – eine Uhr – sie findet im Vereinsraum sicher ihren Platz. Getanzt wurde bis zum frühen Morgen. Die Leibliche Versorgung war so ausreichend, dass man gezwungen war, sich am nächsten Tag noch mal zum Frühschoppen einzufinden. In der Zeit vom 23. bis 25. Mai fand wieder das Schützenfest statt. Der Schirmherr in diesem Jahr war der Bürgermeister Carsten Borchert. Das Fest lief traditionsgemäß wie jedes Jahr ab. Freitag – Dorfgemeinschaftsabend mit Blaskapelle Sonnabend – Krönung Kinderkönig – Kindernachmittag – Tanz mit der Kapelle „Harmonie“ Sonntag – Krönung des neuen Königs und des Kronprinzen – Umzug mit Gastvereinen und Blaskapellen – Katerfrühstück Der diesjährige König ist Klaus-Peter Arndt und seine Gattin Dagmar aus Wittingen. Das Kronprinzenpaar ist Andreas und Birgit Krahl. Am 20./21. Juni 1997 wurde das 20-jährige Bestehen des Sportplatzes würdig begangen. Es fand ein Fußballspiel mit Spielern aus Blankenburg statt, die bereits vor 20 Jahren bei der Einweihung auch gespielt haben.

Jubilare

Otto Rhode – 90. Geburtstag Johanna und Fritz Kardinal – Goldene Hochzeit (50 Jahre) Friedrich Drenkmann – 96. Geburtstag (ältester Jübarer) Hedwig und Walter Meyer – Goldene Hochzeit

Unfälle, Katastrophen, Verbrechen

In einem Jübarer Vorgarten endete die Fahrt eines 16-jährigen. Mit dem Auto seines Vaters fuhr der Jugendliche aus Lüdelsen in Richtung Jübar. Vor der Sekundarschule kam er nach links von der Straße ab und durchbrach eine Mauer. Ein Moped, verschiedene Motorenteile und diverses Werkzeug wurden aus einer Garage gestohlen. Unbekannte sind in dem Spar-Markt eingedrungen. Sie stahlen diverse Gegenstände im Wert von etwa 6.000 Mark. Ein ehemaliger Kuhstall stand plötzlich in Flammen und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die Polizei schätzt den Schaden auf 50.000 DM. Die Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen, da sie von Brandstiftung ausgeht.

Pressemitteilungen

Jübar und Mellin können aufatmen Die Rechnungen, die ihnen nach der Bekämpfung zweier Großbrände vom August 1995 auf den Tisch flatterten, sollen vom Land beglichen werden. (Volksstimme vom 14. Januar 1997) 10

Wohnblock privatisiert Der Neubaublock an der Bornsener Straße ist privatisiert. (Altmark-Zeitung vom 25. Januar 1997)

Der Anfang einer Partnerschaft 39 Schülerinnen und Schüler, sowie 9 Begleiter knüpfen seit Sonntagabend in der österreicherischen Steiermark Kontakte, aus denen später eine Partnerschaft werden soll. (Altmark-Zeitung vom 3. Februar 1997)

Hannelie Ebeling und Jens Frerk sind neues Grünkohl-Königspaar Geschick und gute Laune mussten die Mitglieder des Jübarer Schützenvereins unter Beweis stellen. Bei der traditionellen Grünkohlwanderung wurde durch witzige Spiele das neue Grünkohl-Königspaar ermittelt. (Altmark-Zeitung am 11. Februar 1997)

Jubiläums-Faltblatt Zum 25-jährigen Jubiläum wird ein Faltblatt herausgegeben. In 25 Jahren haben die Jübarer Archäologen insgesamt zehn Ausgrabungslager aufgeschlagen: 1972 Hilmsen - 1973 Tangeln - 1974 Niedergörne - 1975 Hilmsen - 1976 Rohrberg - 1978 bis 1985 Wallstawe - 1986 Hohenböddenstedt - 1988 bis 1995 Osterwohle - 1996 Maxdorf (Altmark-Zeitung vom 8. März 1997)

„Leider ein seltener Moment“ Landrat Hans-Jürgen Ostermann konnte gestern die Straße zwischen Gladdenstedt und Jübar dem Verkehr übergeben. Der 3.700 Meter lange Streckenabschnitt hat 1,2 Millionen DM gekostet. (Altmark-Zeitung vom 4. April 1997)

Mit Minitritten Weltmeister Gerade einmal neun Jahre ist Adina Borchert aus Jübar. Seit vergangenen Donnerstag kann sie sich nun Weltmeister nennen. Für diesen Titel, der ins Guinness-Buch der Rekorde verewigt wird, brauchte sie ein Training von zehn Minuten. (General Anzeiger vom 9. Juli 1997)

Dr. Jordan ist neuer CDU-Kreischef Dr. Hans-Heinrich Jordan ist Bürger unseres Dorfes. (22. September 1997)

Partnerschaft ist in „Sack und Tüten“: Im November wird die Urkunde unterzeichnet Im nächsten Monat ist die Gemeindepartnerschaft zwischen Jübar und dem österreichischen Maria Lankowitz in „Sack und Tüten“. Eine Delegation aus Österreich wird in Jübar zu Gast sein. Dann wird der Partnerschaftsvertrag unterzeichnet werden. (9. Oktober 1997) Für die beiden Ortschefs „ein historischer Augenblick“, Carsten Borchert und Josef Riemer unterzeichnen die Partnerschaftsurkunde zwischen Jübar und Maria Lankowitz. (November 1997)

Jübar ist schönstes Dorf geworden Die Entscheidung im bezirklichen Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden, unser Dorf hat Zukunft“ ist gefallen. Von 28 Teilnehmern hat die Gemeinde Jübar den ersten Platz belegt und sich damit für den Landesausscheid qualifiziert. (1. November 1997)

Für moderne Technik gerüstet Nach 14 Monaten Bauzeit wurde gestern der Anbau des Jübarer Feuerwehrdepots eingeweiht. (November 1997) 11 11999988 Einwohner

2 Eheschließungen 6 Geburten 14 Sterbefälle

Pressemitteilungen

Eine Silberhochzeitsnacht in „Aphrodites Zimmer“ Radenbecker Theatergruppe gastiert zum neunten Mal in Jübar (17. Januar 1998)

Fritz Jordan wird feierlich verabschiedet Führungswechsel bei der freiwilligen Feuerwehr von Jübar. Wehrleiter Fritz Jordan wird sein Amt in jüngere Hände übergeben. Zu seinem Nachfolger soll Rüdiger Roloff ernannt werden. (30. Januar 1998)

Stimmung im Saal – Nach dem Schmaus wurde das Tanzbein geschwungen Tombola – gutes Essen – viel Musik – Zusammen mit den Lüdelsener Verein feierten die Jübarer Schützen am Sonnabend ihr traditionelles Wintervergnügen. (31. Januar 1998)

Schmalzstullen schmeckten am See 30 Wanderlustige machten eine Grünkohlwanderung des Jübarer Schützenvereins mit. (Februar 1998)

Der Männergesangsverein wird ab sofort von Sigrid Brabetz geleitet. (Februar 1998)

Blumenparadies Die Floristin Ines Förster hat in der Frachtstraße einen Blumenladen eröffnet. Dort dreht sich alles um Schnitt- und Topfpflanzen und was dazugehört. Aber auch Pflanzen und Blumen für den Garten werden hier angeboten. (März 1998)

Häuschen im Fachwerkstil Die alte Buswartehalle in Jübar wurde diese Woche abgerissen. Auf der anderen Straßenseite entstand ein neues Fachwerkhäuschen. (März 1998)

Beim Ball der Vereine gewann Kathrin Leusmann ein Schwein Zum vierten Mal feierten Jübarer Vereine gemeinsam. Firmen der Gemeinde steuerten Preise für die große Tombola bei. (März 1998)

Alle Mitglieder packten beim Bau des Schießstandes mit an Schützen stellten ihr Haus am Sonntag der Öffentlichkeit vor. Entstanden ist im Laufe der zweijährigen Bauzeit, ein unterirdischer wettkampfgerechter Schießstand und ein Klubraum. (April 1998)

Landtagswahl 1998 Wahlberechtigte Bürger in Jübar 523 An der Wahl teilgenommen 383 12

= 73,23 % gültige Stimmen 370 (26. April 1998)

Jübar schrammte knapp am Sieg vorbei Ganz knapp fiel die Entscheidung für das schönste Dorf Sachsen-Anhalts aus. Die Gemeinde Jübar belegte einen guten zweiten Platz. Zur Siegerehrung gab es dann nicht nur eine Urkunde, sondern auch noch „Bares“ in Form eines Fördermittelbescheides über 100.000 Mark. (16. Mai 1998)

70 Jahre Feuerwehr: Jübar feierte drei Tage Die Ortsfeuerwehr wurde 70 Jahre alt. Am 26. Februar 1928 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet. 1949 wurde die erste Feuerwehr-FDJ-Gruppe im Kreis in Jübar ins Leben gerufen. Am 6. Februar 1969 traf das dienstälteste Feuerwehr-Fahrzeug in Jübar ein. Im gleichen Jahr wurde die Frauengruppe gegründet. (Mai 1998)

Vorsitzender Horst Gädeke ist jetzt auch Schützenkönig Zehn Schützenvereine zogen mit einem Ummarsch durch den Ort. Mit tollen Schießergebnissen wurden Christoph Meyer und Sandra Pasemann zum neuen Kinderschützenkönigspaar. Das neue Schützenkönigspaar von Jübar heißt Horst und Siegrid Gädeke. Neues Kronprinzenpaar wurden Siegfried und Gisela Gust. (5. – 7. Juni 1998)

Judo-Crocodiles Jübar seit Montagabend eigenständig In Jübar fand die Gründung der Judo-Crocodiles statt, die aus der Judo-Sparte des FC Jübar/Bornsen hervorgegangen sind. Harald Kühn wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. (Juli 1998)

Unfallserie gibt Polizei Rätsel auf Schwer verletzt ist ein 25-jähriger Diesdorfer nach Hannover geflogen worden. Kurz hintereinander hatte der Mann auf der Straße zwischen Jübar und Bornsen zwei Unfälle verursacht. Zuerst fuhr er mit seiner Frau und einem Opel Corsa auf gerader Strecke gegen einen Baum. Die Frau befreite sich und lief weiter Richtung Bornsen. Eine 18-jährige Jübarin kam dazu und wollte helfen. Der Mann stahl ihr Auto und wollte seiner Frau hinterherfahren. Aber nur knapp 400 Meter weiter krachte er gegen eine Birke. (Juli 1998) Tragödie auf der Landstraße: Ehefrau mit Scherbe bedroht Wegen eines „versuchten Tötungsdeliktes“ ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Stendal. (August 1998)

Jübars Grundschüler lernen unter einem neuen Dach Das komplette Dach der Grundschule wird erneuert. Das alte Dach, es bestand noch aus Well- Asbestplatten, hatte bereits stark unter dem Zahn der Zeit gelitten. Die Kosten belaufen sich auf rund 30.000 Mark. (August 1998)

Schule feiert Geburtstag: Ehemaligentreffen zum 30. Sekundarschule Jübar wurde am 1. September 1968 eingeweiht. Grundsteinlegung war am 27. Juli 1966 und die Kosten betrugen 800.000 Mark. Sie wurde mit zwölf Unterrichtsräumen übergeben und die ehemalige Werkhalle der Fribola-Werke wurde 1973 als Sporthalle genutzt. Ein Gewitterguß setzte am 20. Mai 1979 den kompletten Keller unter Wasser und viele Unterlagen wurden dabei vernichtet. Große Werterhaltungsmaßnahmen in den 80-ziger Jahren unter Direktor Horst Fischer wurden vorgenommen, z. B. der Schulhof wurde gepflastert, der Werkraum ausgebaut und der Parkplatz betoniert. (August 1998)

Bundestagswahl 1998 Wahlberechtigte 520 Abgegebene Stimmen 415 + Briefwahl 36 = Wahlteilnahme 86,7 % (September 1998) 13

709 Schüler mit Abschluss 30-jähriges Bestehen der Jübarer Sekundarschule wird gefeiert. Am 1. Tag gab es sportliche Wettkämpfe mit anderen Sekundarschulen aus der Umgebung. Am Freitag standen ehemalige Lehrer und Leiter der Schule im Mittelpunkt. Gemeinsam mit den ehemaligen und einigen heutigen Schülern feierten sie in der Sporthalle der Lehranstalt. (22. und 23. Oktober 1998)

20 Kilogramm Scherben, ein Messer und Tierzähne gefunden Kiloweise verzierte Scherben, Dutzende von Tierzähnen und ein Messer – das ist die Ausbeute der Grabungsarbeiten am Radweg bei Hanum. Drei Wochen lang war der „Verein junger Archäologen der Altmark“ auf historische Spurensuche gegangen. Der Grund: Leiter Hartmut Bock hatte den Grundriss eines Grubenhauses aus der Kaiserzeit entdeckt. (Oktober 1998)

Im Guinness-Buch der Rekorde verewigt Die Tochter des Bürgermeisters Carsten Borchert hatte am 3. Juli 1997 zur Einweihung des Verkehrsgartens in Jübar gleich zwei Weltrekorde aufgestellt, zum einen fuhr sie das kleinste Fahrrad der Welt und zum anderen gemeinsam mit Erbauer Otto Troppmann das kleinste Tandem. Dieser Rekord wurde anerkannt. (Oktober 1998)

Friedrich Drenkmann feierte seinen 97. Geburtstag 1945 war Drenkmann zwei Monate Bürgermeister, weil die amerikanische Besatzungsmacht einen Mann mit Bankerfahrung suchte. Bis 1934 war er Landwirt, ab 1934 Geschäftsführer der Jübarer Sparkasse bis sein Sohn die Stelle übernahm. Mit 60 Jahren fing er an die Post zuzustellen und half auch in seinen „80-zigern“ noch mit aus – ob mit Fahrrad oder mit dem Moped. Mit 97. Jahren ist er der älteste Bürger des Dorfes. (November 1998)

Don Kosaken sorgten für großartiges Konzert bei toller Akustik 102 Gäste erlebten das Konzert der Don Kosaken am zweiten Weihnachtstag in der Jübarer Kirche. (26. Dezember 1998)

Weihnachtskrippen Jübars Pfarrer Hartmut Förster sammelt Weihnachtskrippen und Weihnachtspostkarten aus aller Welt. Er besitzt 182 Nachbildungen und Originale aus ganz Europa, Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und dem Orient. (Dezember 1998)

Ehrenschützenkönig auf Lebenszeit Alfred Scholz erhielt einen Titel der in der Altmark einmalig ist „Ehrenschützenkönig auf Lebenszeit“. (Dezember 1998) 11999999 Einwohner

1 Eheschließungen 2 Geburten 9 Sterbefälle 14

Pressemitteilungen

Funkloch ade – Jübar taucht aus der Versenkung auf Eine Verstärkeranlage für das D1-Netz wurde im Kirchturm installiert, denn das schönste Altmark-Dorf steckte inmitten eines Funkloches. (Januar 1999)

„Unschuldig geschieden“ – Radenbecker mit viel Witz Seit der Wende ist es schon Tradition geworden, dass die Radenbecker Theatergruppe immer Anfang des Jahres ein Stück zum besten gibt. Die lustige Verwechslungskomödie zog mehr als 200 Zuschauer an und ein kleines Jubiläum wurde am Sonnabend gefeiert, denn schon zum 10. Mal waren die Radenbecker zu Gast in Jübar. (30. Januar 1999)

Kohlblatt am Revers und einen ausgeben Rund 50 Wanderer machten sich am Sonnabend in Jübar auf zur Grünkohlwanderung. Es ging zum Lüdelsener See, wo ein wärmendes Lagerfeuer wartete. Rüdiger Fritz und Heike Pasemann fungierten in diesem Jahr als Grünkohlkönigspaar und zum Schluss gab es in der Gaststätte Schwieger deftigen Grünkohl zu essen. (Februar 1999)

Untere Frachtstraße bekommt jetzt einen Gehweg Ein neuer Gehweg wird in der Frachtstraße, von Arbeiter einer ortsansässigen Firma, ausgebaut. Auf einer Länge von rund 350 Meter entsteht dort ein 1,20 Meter breiter Gehweg. Es wurden Straßenlampen aufgestellt, Grünanlagen angelegt und Bäume gepflanzt. (März 1999)

Mitgliederzuwachs in Jübar Einen rasanten Mitgliederzuwachs verzeichnet die CDU in Jübar. Von einst drei Parteimitgliedern kletterte die Zahl zwischenzeitlich auf fünf und nun auf neun Mitglieder. Auch ein prominenter Mann unterschrieb die Mitgliedschaft, Carsten Borchert, Bürgermeister von Jübar. (März 1999)

Jübars Brandschützer stiegen ihrem Depot aufs Dach Rund 18 Quadratmeter Dach hat das Feuerwehrhaus. Die Männer um Wehrleiter Rüdiger Roloff sahen kein Problem darin, die Ziegel selbst aufzulegen. Die Gemeinde hatte das Material gekauft und mit der notwendigen Technik gab es auch keine Probleme. 19 Kameraden kamen zum Sondereinsatz. (März 1999)

Ortschef und Pfarrer gratulierten Emma Friedrichs feierte ihren 90. Geburtstag. (20. März 1999)

Viele Preise für die Gäste Ein großes kaltes Büfett stand für die etwa 80 Gäste des traditionellen Ball der Vereine bereit. Zuerst galt es die vielen Preise, die gesponsort wurden, an den Mann bzw. Frau zu bringen. Dann ging es auf die Tanzfläche, bei flotter Musik und manch einer Sondereinlage von Gerd Busse. (April 1999)

Platz für Eigenheime schaffen Die ausgebrannte und eingefallene Scheune an der Breiten Straße wird abgetragen. Ein kleines Wohngebiet soll dort entstehen. (April 1999)

Gartenstraße mit 15 Bäumchen gesäumt Anwohner der Gartenstraße haben sich mit Schippe und Spaten und Schubkarre bewaffnet und pflanzten 15 junge Rotdornbäume ein. Die Bäume hat die Gemeinde den Anwohnern spendiert. (Mai 1999) 15

Zum ersten Mal vergeben Seit dem vergangenen Wochenende hat die Gemeinde Jübar eine Ehrenbürger. Franz Klug heißt er, ist 60 Jahre alt und kommt aus Jübars Partnergemeinde Maria Lankowitz. (Mai 1999)

Jubiläum Günther Ziebell und Heinz Roloff gehören mit zu den ältesten Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr von Jübar. Seit 50 Jahren sind sie dabei und wurden dafür ausgezeichnet. (Mai 1999)

150 Jahre Schützenverein Jübar Der Schützenverein Jübar wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. 1849 wurde der Jübarer Schutzverein in Schützenverein umbenannt. Von 1882 bis 1892 ruhte der Verein zehn Jahre lang und auch mit Beginn des Zweiten Weltkrieges gab es eine weitere Ruhepause. Ab 1939 wurden keine Schützenfeste mehr gefeiert und ab 1943 erfolgte keine Eintragung mehr ins Vereinsregister und ab 1945 waren Vereine dann verboten. Nach dem Fall der Mauer klappte die Wiederbelebung des Vereins, das war 1992. Der Schützenverein zählt nun schon über 80 Mitglieder und hat auch schon allerhand auf die Beine gestellt. Zu nennen wäre da, die neue Schießsportanlage und das neue Vereinsheim, das sich zur Zeit im Bau befindet. (Mai 1999)

Jübars Schützen feierten drei Tage lang 150-jähriges Jubiläum ihres Vereins Das neue Königspaar, Gisela und Siegfried Gust, sowie das Prinzenpaar Heike und Dirk Pasemann übernahmen die Regentschaft. 22 Gastvereine hatten sich zum Jubiläumsfest in Jübar angemeldet. So kam eine stattliche Länge des Umzuges zusammen. (Mai 1999)

CDU-Mitglieder haben „Ortsverband Jübar“ gegründet Die Parteimitglieder sind aus den Gemeinden Jübar, Hanum, Nettgau und Lüdelsen. Elf Mitglieder hat der Verband und es sollen 15 bis 20 einmal werden. (4. Juni 1999)

König übernachtete in Jübar Auf eine 400-jährige Geschichte kann die Gaststätte „Zur Linde“ in Jübar verweisen. In einer solch langen Zeit kehrten dort viele Menschen ein und aus. Unter ihnen auch eine Berühmtheit: Der 1808 gekrönte dänische König Friedrich VI. übernachtete in Jübar. Er weilte am 12. September 1814 unter den Namen Graf von Falster in der Gaststätte. Jürgen Schwieger besitzt die Quittung seines Urahnen namens Hansemann. (5. Juni 1999)

Anwohner bauen ihren Gehweg in Jübar selber Die Gemeinde hat mit den Anwohnern der Bahnhofstraße eine Vereinbarung getroffen. Das Baumaterial wird aus der Gemeindekasse bezahlt, die Arbeit leisten die Anwohner selber. (10. Juni1999)

Kreistagswahl 516 Wahlberechtigte 410 Wähler = 79,5 % Stimmen für unseren Bürgermeister Carsten Borchert: 1793 innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf und 78 außerhalb. Mit insgesamt 1871 Stimmen steht er innerhalb der CDU an 3. Stelle. Im Rahmen der 48 gewählten Vertreter im Kreistag nimmt er mit 1871 Stimmen den 8. Platz ein. (13. Juni 1999)

Zweiter Arbeitsmarkt verändert Jübar Durch die ABS Beetzendorf werden zwei neue Volleyballfelder angelegt und der angrenzende Fußballplatz wird in Schuss gebracht und der Schotterbelag durch Rasen ersetzt. (10. Juli 1999)

Straße wird verbreitert Die Kreisstraße 118 zwischen Jübar und Lüdelsen wird erneuert. Die Randstreifensanierung verbreitert die Straße von derzeit 5,50 auf 6 Meter. Durch die Oberflächenbehandlung werden Unebenheiten ausgeglichen. Die Maßnahme kostet 199.000 Mark. (3. August 1999) 16

Das Jahrhundertereignis Das Naturschauspiel einer totalen Sonnenfinsternis war in der Altmark recht gut zu beobachten. (11. August 1999)

Vorsitzenden gewechselt Der Gemeinschaftsausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Beetzendorf hat einen neuen Vorsitzenden. Die Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden wählten Carsten Borchert einstimmig in dieses Amt. (3. September 1999)

Schuldenfrei ins Jahr 2000 Die Gemeinde geht schuldenfrei ins neue Jahrtausend. Innerhalb von fünf Jahren konnte der Schuldenberg von 975.000 DM abgebaut werden. (29. September 1999)

130 Jahre Männergesangsverein Seit 130 Jahre gibt es in Jübar den Männergesangsverein. Er war aus unterschiedlichen Gründen mal mehr und mal weniger aktiv. Seit der Wende ist die Chorgemeinschaft unter Vorsitz von Norbert Schulz sehr aktiv. Zu ihrem Fest luden die Sänger eine Menge Gäste ein, um in fröhlicher Runde ein Chorkonzert zu genießen. (1. September 1999)

Blau-weißes Wochenende Vor 35 Jahren wurde die Blaskapelle Jübar gegründet. Und der Altmarkgemeinde wieder ein Grund, tüchtig zu feiern – dieses Mal zünftig auf bayerisch. Maßbierstemmen, Festbier und natürlich viel Blasmusik gehören zum ersten Oktoberfest in der Gemeinde. (8. September 1999)

100 Jahre Kirchturm Jübar und zehn Jahre Kirchturmspitzenfest Beide Ereignisse würdigte Pfarrer Hartmut Förster in einem Festgottesdienst. Die Kirche selbst wurde 1845 erbaut. Etwa 50 Jahre später ersetzten die Jübarer den alten etwas unscheinbaren Kirchturm durch einen größeren. (11.September 1999)

Anzeige wurde erstattet Schon zum dritten Mal wurden Spielgeräte auf dem Spielplatz „Unter den Eichen“ mutwillig beschädigt. Als Täter kämen Jugendliche des Ortes in Frage. Der Bürgermeister hat es mehrmals im Guten versucht, nun hat er Anzeige erstattet. (22.September 1999)

Diebe suchten Geld Unbekannte drangen gewaltsam in das Büro der Jübarer Agrargenossenschaft ein. (Oktober 1999)

Radfahrer bei Unfall schwer verletzt Auf der Landstraße zwischen Gladdenstedt und Jübar ereignete sich ein Verkehrsunfall, bei dem ein Radfahrer schwer verletzt wurde. Eine 18-jährige Autofahrerin hatte den Führerschein erst drei Monate und reagierte zu spät. (23. Oktober 1999)

Amerikanisches Ensemble in Jübar Die Mitglieder der Gruppe „American Gospel Caravan“ begeisterte das Publikum in der Jübarer Kirche mit Spirituals und Fieldsongs. (11. Dezember 1999)

Jübar und Steimke sind die „Schönsten“ im Kreis „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“, so lautet in diesem Jahr das Motto des vierten Landeswettbewerbs. In der Gruppe 2 (Orte von 500 bis 3.000 Einwohner) konnte Jübar den Kreisausscheid für sich entscheiden. Die Siegergemeinden bekamen eine Prämie von 3.000 Mark. (12. Dezember 1999)

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler 1 22000000 Einwohner Jübar hat 680 Einwohner – Stand: 6. Dezember 1999

Pressemitteilungen

Dank für ehrenamtliche Arbeit Für die ehrenamtliche Arbeit an der Chronik der Gemeinde Jübar bedankte sich Bürgermeister Cars- ten Borchert bei Sigrid Brabetz mit einem Präsentkorb. (Januar 2000)

101-jähriges Protokollbuch des MTV Jübar gefunden Am 4. Februar 1899 wurde der „Männerturnverein Jübar“ (MTV) gegründet. Der „Fußball-Klub Jübar“ erblickte vor genau 80 Jahren das Leben in der Fußballwelt und vor 50 Jahren schlossen sich die Kicker von Bornsen und Jübar zum FC Jübar-Bornsen zusammen. Hartmut Förster arbeitet zur Zeit an einer Festschrift für dieses Sportjubiläum. Dafür hat er ein historisches Dokument mit für die Vereins- geschichte unschätzbarem Wert in die Hände bekommen – das Protokollbuch des MTV aus dem Jah- re 1899. Das buch hat er in den Unterlagen seines Großvaters entdeckt. Wie die Nachforschungen ergaben, stammt das Dokument aus dem Nachlass von Paul Beneke, der wiederum ein Großonkel von Hartmut Bock war. (10. Februar 2000)

Ich werde für den Verein da sein Der Schützenverein der Gemeinde bekam einen neuen Vorstand. Der frisch gewählte Vorsitzende heißt Dirk Pasemann. Er folgt Horst Gädeke nach, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für den Vorstand kandiert hatte. Gädeke wurde zum Ehrenmitglied ernannt, denn er war seit 1992 Vorsit- zender des Vereins. (12. Februar 2000)

Grünkohl übergeben Heike Pasemann und Rüdiger Fritz, die scheidenden Grünkohl-Majestäten, führten die zirka 40 Jüba- rer bei der alljährlichen Wanderung an. In Schwiegers Gaststätte kam anschließend deftiger Grünkohl mit Bregenwurst auf die Tische. In der Gaststätte wurden dann auch die neuen Majestäten ernannt. Für ein Jahr Grünkohlkönigin ist Elke Krause und als König übernimmt Gerhard Berndt die Regent- schaft. (22. Februar 2000)

Konstruktive Kritik überall angesetzt Mit Andreas Keßler an der Spitze wählten die Mitglieder des FC Jübar/Bornsen einen neuen Vorstand. (21. März 2000)

Jübar will sich für die Schule stark machen Durch das neue Schulgesetz sei, was die Schülerzahlen betreffe, der Standort Jübar gefährdet. Die Sekundarschule ist von der Schließung bedroht. Das will die Gemeinde verhindern. (30. März 2000)

Die Sporthalle 60-ziger Jahre : Eine ehemalige Tischlerei wird zur Sporthalle umgebaut. 80-ziger Jahre : Die Eigeninitiative der Jübarer rächt sich – der Neubau einer Sporthalle wird abgelehnt, weil bereits eine, wenn auch provisorische, Sporthalle vorhanden ist. Juli 1997 : Erneut wird über einen Neubau nachgedacht. Dezember 1997 : Von einem Neubau wird Abstand genommen. Die damals geschätzten Kos- ten – 2,5 Millionen Mark. 2

Januar 1999 : Bürgermeister Carsten Borchert drängt – bis 2002/2003 sollte eine Sanierung erfolgen – Kosten etwa 400.000 Mark. März 1999 : Hoffnung auf Sanierung – das Förderprogramm „Goldener Plan Ost“ könnte den nötigen Geldsegen bringen. Doch er bleibt aus. November 1999 : Erstes Gespräch mit einem Investor über einen Sporthallenneubau. 27. März 2000 : Der Kreistag beschließt eine finanzielle Unterstützung für das 1,76 Millionen- DM-Projekt in Höhe von 567.000 DM. 13. April 2000 : Baubeginn der neuen Sporthalle. (14. April 2000)

Verein will sich gründen Jübars Pfarrer Hartmut Förster hat beschlossen einen Krippenverein zu gründen. Denn die Weih- nachtskrippen-Sammlung platzt aus allen Nähten. Ziel des Vereins soll sein, das erste internationale Weihnachtskrippen-Museum Sachsen-Anhalts einzurichten. (28. April 2000) Der 1. Altmärkische Weihnachtskrippenverein wurde gegründet. Pfarrer Hartmut Förster – Besitzer von 298 Krippen aus 47 Ländern – wurde zum Vorsitzenden gewählt. (Juni 2000)

20 Jahre Frauenchor Der Frauenchor hatte am 8. Mai 1955 seinen ersten öffentlichen Auftritt. Mit etwa zehn Frauen begann die Geschichte des Vereins. Die erste Chorleiterin war die Grundschulleiterin Fräulein Blume. Sie verließ Jübar 1960 und Heidrun Striecks übernahm die Leitung des Chores. Horst Prager dirigierte dann ab 1965 die Sangesschwestern und im Jahre 1967 entstand der Gemischte Chor. Erst im April 1992 wurde der Gedanke geäußert, den Frauenchor wieder aufleben zu lassen. Zur Zeit zählt der Chor 26 Mitglieder. (20. Mai 2000)

Eine Schatulle für die Nachfahren Das halbe Dorf war versammelt, um den Grundstein für Jübars neue Errungenschaft – die Sporthalle – zu legen. (31. Mai 2000)

Frauenchor feierte 20-jähriges Bestehen Die Sängerinnen des Frauenchores haben am vergangenen Wochenende zum Maisingen in den Saal des Gasthauses „Zur Kastanie“ eingeladen. Anlass war das 20-jährige Bestehen des Frauenchores. (14. Juni 2000)

Schützen ließen es kräftig krachen Ein Wochenende im Zeichen der Schützen liegt hinter den Jübarern. Traditionelle Dinge und ausge- lassenes Feiern wechselten sich ab. Beim Umzug waren Schützen unter anderem aus Ahlum, Apen- burg, Beetzendorf, Estedt, , Lüdelsen, Ohrdorf, Ristedt, Rohrberg, Wettendorf und Zasenbeck dabei. Die neuen Majestäten waren Gerhard und Sieglinde Berndt. (16. bis 18. Juni 2000)

Ein Fundstück gibt Rätsel auf Im Jahre 1968 hat Pfarrer Hartmut Förster einen Stein im Pfarrgarten ausgegraben und als Sitzbank benutzt. 1982 erkannte der Archäologe Hartmut Bock, das es sich hier um einen Taufstein handelt. Seit her hat man vermutet, das der Stein aus der Jübarer Kirche stammt. Siegfried Hausberg erkannte aber den Stein wieder. Zusammen mit seiner Schwester Sieghilde Hehlke habe er den Stein mit einer Schubkarre in den Jübarer Friedhof verfrachtet. Der Stein kann eigentlich nur aus der alten Lüdelse- ner Kirche auf dem Kirchberg stammen. Seit 1470 sei diese Kirche dem Verfall preisgegeben. Mit den Steinen wurden Straßen gepflastert. (27. Juni 2000)

Richtfest in Jübar Auf die neue Sporthalle wurde die Richtkrone gesetzt. Trotz des leichten Regens war die Freude bei den Jübarern und den Bauhandwerkern ungetrübt. (29. Juli 2000) 3

1240 gab es schon eine Kirche Bei Malerarbeiten in der Jübarer Kirche tauchten Fresken auf, die nach 1470 entstanden sein müssen. Darunter befinden sich drei Weihekreuze, die darauf hinweisen, dass die Kirche bis dahin schon drei- mal abgebrannt sein musste. (31. August 2000)

50 Jahre FC Jübar/Bornsen 101 Jahre alt ist die Geschichte des Sports in Jübar. Mitglieder – 159 (davon 2 Frauen, 77 Jugendli- che unter 18) 4. Februar 1899 – Gründung des MTV Jübar 1920 – Gründung des FC Jübar 1934 – Gründung der SG Bornsen 1945 – SV Bornsen spielt in Bezirksklasse, der SV Jübar nimmt den Spielbetrieb in der Kreis- klasse auf 1949 – Jübar steigt in Bezirksliga, Staffel Nord, auf 1950 – Zusammenschluss des SV Jübar und der SG Bornsen zum FC Jübar/Bornsen, Neuan- fang in der Kreisliga 1954 – Aufstieg in die Bezirksklasse 1975 – Bau des neuen Sportplatzes 1977 – Bau Sportlerheim 1993 – Abstieg in Kreisliga 2000 – Bau der Sporthalle

Erfolge 1954 – Kreismeister 1969/70 – Dritter in der Bezirksklasse 1973/74 – Bezirksstaffelsieger 1984 und 1998 – Kreismeister der Alten Herren (26. August 2000)

760 Jahre Jübar - Festwoche vom 7. bis 10. September 2000 Chorkonzert mit dem „Posener Knabenchor“ in der Sporthalle (7. September 2000) Öffentliche Festsitzung im Festzelt „Unter den Eichen“ – Auftritt der Jübarer Chöre – Tanz mit der Gruppe „K & S“ (8. September 2000) Historischer Umzug durch Jübar – Kinderfest mit „Ralf’s Disco“ im Festzelt mit Kaffee und Kuchen – Großer Tanzabend mit der Formation „Neid – Klapp“ (9. September 2000) Gottesdienst in der Kirche – Musikalischer Frühschoppen im Festzelt mit den Blaskapellen aus Wet- tendorf und Jübar (10. September 2000)

„Der Wille zur 100“ Ihren 90. Geburtstag feierte Gertrud Beckert aus Jübar. Sie kam 1972 nach Jübar und wohnte bis dahin in Dessau. Wurde aber in Leipzig geboren. (22. September 2000)

Zwei Steine Die Linde auf dem Potsdamer Platz in Jübar steht nun inmitten zweier Findlinge. Der eine erinnert an die erste Erwähnung des Ortes, der andere an den 3. Oktober 1990, den Tag der deutschen Einheit. (5. Oktober 2000)

Bis 1970 fuhr Eisenbahn durch Jübar 89 Jahre Bahnhof Jübar im Überblick Anfang des 20. Jahrhunderts – entschließt sich die Altmärkische Kleinbahn AG, die kleineren Orte der Region an das Streckennetz der Reichsbahn anzuschließen. 4

1911 – erhält auch Jübar einen eigenen Bahnhof. Heinrich Müller bekommt die Stelle des Eisenbahners. Am 1. Oktober 1911 – wird die Strecke von Rohrberg nach Zasenbeck in Betrieb genommen. Auch in Jübar wird gehalten. Am 1. Oktober 1947 – übernimmt Wilhelm Müller, Sohn von Heinrich Müller, zusammen mit seiner Frau Ilse Müller die Leitung des Bahnhofs. Seit den 50-er – Jahren gehört der kleine Bahnhof der Deutschen Reichsbahn an. Er wird Volkseigentum. Am 21. November 1961 – wird der Personenverkehr im Grenzgebiet um Jübar eingestellt. Seit dem 1. März 1977 – bleibt auch die Gaststätte des Bahnhofes geschlossen. Der Bahnhof wird von nun an als Wohnhaus genutzt. Familie Müller wohnt auch heute noch im Bahnhofs- gebäude. (9. Oktober 2000)

Heimkehrerverein Rund 45 Jahre mussten Männer in und um Jübar warten, bis sie ihren Verein gründen durften. Am 1. Oktober 1990 war es dann soweit. In der Gaststätte „Schwieger“ kamen 18 Männer zusammen, um ihren Heimkehrverein zu gründen. Sie alle waren Soldaten im schrecklichen Zweiten Weltkrieg, gerie- ten in Gefangenschaft und standen nach der Entlassung fast vor dem nichts. (20. Oktober 2000)

Jübar auf Platz zwei gewählt Die Gewinner des vierten Landeswettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“ stehen fest. Jübar wurde auf Platz zwei gewählt. Ein schöner Anblick allein reicht für den Wettbewerb nicht. Gefragt sind Aktivitäten in der Gemeinde. (21. Oktober 2000)

Computer gestohlen Unbekannte Täter drangen gewaltsam in die Jübarer Sekundarschule ein. Die Täter nahmen einen Computer mit komplettem Zubehör mit. Außerdem gehörten 120-Watt-Boxen, ein Fernseher und Vi- deorecorder zum Diebesgut (6. November 2000) Das schlechte Gewissen plagte offenbar die unbekannten Täter, denn sie stellten komplett und unbe- schädigt das Diebesgut am Jübarer Sportlerheim wieder ab. (26. Januar 2001) 22000011 Pressemitteilungen

Arbeiten an Jübars neuer Sporthalle wieder aufgenommen In den Technik- und Geräteräumen der Jübarer Sporthalle haben die Arbeiter begonnen, die Grund- platte zu säubern, um die Fußböden einzubringen. (10. Januar 2001)

„Ski heil“ hieß es für Jübarer Schüler Seit 1996 gibt es für die Jübarer Sekundarschüler jährlich die Möglichkeit, an einem Skilager in Maria Lankowitz teilzunehmen. In der zweiten Januar-Woche war es wieder soweit. Schüler, Lehrer und Eltern verlebten einige tolle Tage in der österreicherischen Partnergemeinde. 23. Januar 2001)

Borchert neuer Chef Carsten Borchert ist zum neuen Vorsitzenden des CDU-Ortsverbandes Jübar gewählt worden. (25. Januar 2001) 5

Schandfleck verschwunden Gemeinde, Agrargenossenschaft und Bauunternehmen haben gemeinsam die Siloanlage, am Ortsausgang Richtung Bornsen, zurückgebaut. Stattdessen gebe es dort bald viel Grün. Direkt neben dieser planierten Fläche sollen Eigenheime entstehen. (1. Februar 2001)

Auslaufen vorverlegt Schulstandort Jübar soll schon früher auslaufen, als es vom Altmarkkreis geplant war. Jübar soll schon ab 2002/03 statt 2004/05 schließen. (6. Februar 2001)

Achte Winterwanderung der Schützen Fast 30 Jübarer nahmen an der jährlichen Grünkohlwanderung teil. Die zehn Kilometer lange Route führte vom Sägewerk über Neuenstall zum Lüdelsener See. Anschließend bei Grünkohlessen und gemütlicher Runde, wurde das neue Grünkohlkönigspaar gewählt. Inge Müller und Dieter Roloff wur- den das neue Grünkohlkönigspaar 2001. (20. Februar 2001)

Borchert kandidiert „Ich trete wieder an“, sagte Jübars Bürgermeister Carsten Borchert während einer Ratssitzung. Er wird am 6. Mai für die CDU zur Wahl als Bürgermeister in Jübar antreten. (28. Februar 2001)

Name für Jübarer Sporthalle beschlossen In sechs bis acht Wochen soll der Bau der neuen Sporthalle abgeschlossen sein. Die Sporthalle brau- che noch einen Namen und Borchert unterbreitete einen Vorschlag: „Kahnberg-Halle“. Einstimmig wurde dieser Vorschlag angenommen. Die Sporthalle liegt am Fuß des Kahnberges und der Schrift- zug wird am Giebel angebracht. (28. Februar 2001)

Gaststätte im Interesse der Gemeinde veräußern Der Pachtvertrag der gemeindeeigene Gaststätte „Zur Kastanie“ läuft zum Ende des Jahres aus. Die derzeitigen Pächter wollen den Vertrag aus Altersgründen nicht verlängern und auch der bauliche Zustand lässt zu wünschen übrig. Die Gemeinde sucht nun einen Käufer. (7. März 2001)

Brautwerben auf die zivilisierte Art Die Gemeinde Bornsen hat 374 Einwohner und trotzdem ein attraktives Häppchen. Um Bornsen be- mühen sich die Nachbargemeinden Jübar und Diesdorf. Beide Bürgermeister warben für einen Beitritt. (7. März 2001)

Theatergruppe Zasenbeck mit Frauenpower Der Vorhang ging nach einem Jahr Pause wieder im Saal der Gaststätte „Zur Kastanie“ wieder auf. Die Laienspielgruppe Zasenbeck trat zum ersten Mal in Jübar auf. Sie zeigten den Wahlkampf- Schwank „Frauenpower“. Über 80 Jübarer waren dabei. (20. März 2001)

Junge Archäologen sind im Internet Der Verein „Junge Archäologen der Altmark“ präsentiert sich nun auch im Internet. Er stellt seine Ar- beit vor und hofft, junge Leute für dieses außergewöhnliche, aber interessante Hobby zu begeistern. Der Verein ist unter www.jungearchaeologen.de anzuklicken. (20. März 2001)

Älteste Bürgerin Jübars Emma Friedrichs feierte ihren 92. Geburtstag und ist damit die älteste Bürgerin Jübars. (21. März 2001)

Theaterstücke lockern den Unterricht auf Zum dritten Mal waren die fünf Akteure des Forum-Theaters aus Wien in Jübar zu Gast. Sie führten Kleists Theaterstück „Der zerbrochenen Krug“ auf. Den Sekundarschülern wurde ein Einblick in die Sprache und das Zeitgeschehen des 19. Jahrhunderts geboten. (24. März 2001) 6

Ein Wahrzeichen für Jübar Wer feste arbeitet, soll auch feste Feiern, meinte der Jübarer Gemeinderat und lud die Feuerwehrleute sowie Handwerker und Helfer zur Schlauchturmeinweihung ein. Von November bis März wurde der Turm grundhaft saniert. Für rund 90.000 DM erneuerten die Handwerker das Dach, klinkerten den Turm ein und reparierten die Lüftungsschlitze und Turmluken. (26. März 2001)

Zweiter Platz für alte Profis Zum zweiten Mal bekam Jübar eine Urkunde vom Regierungspräsidenten Gerhard Miesterfeldt als schönstes Dorf. Vor drei Jahren war Jübar als Sieger hervorgegangen. Dieses Mal wurde der zweite Platz belegt und damit qualifizierte sich Jübar wiederum für den Landesausscheid. (6. April 2001)

Ein Kandidat: Borchert Carsten Borchert ist der einzige Kandidat, der sich um das Bürgermeisteramt in Jübar bewirbt. Die Mitglieder des Jübarer Gemeinderates votierten bei ihrer Sitzung geschlossen dafür, Borchert zur Wahl zuzulassen. (12. April 2001)

Kreis klagt gegen Schulamt Mit 15 zu 12 Stimmen entschied sich der Kreistag für den Klageweg. Vor dem Verwaltungsgericht Magdeburg soll durchgesetzt werden, dass die Sekundarschulstandorte Brunau, Henningen und Jü- bar vorerst weiter Bestand haben sollen. (18. April 20019

Ohne Beute auf und davon Unbekannte Täter sind in das Gebäude der Agrargenossenschaft eingestiegen. Ein Fenster wurde aufgehebelt und beschädigt. Ob die Täter gestört wurden ist nicht bekannt, denn es wurde nichts ge- stohlen. (April 2001)

Altersgruppe aus der Taufe gehoben Die Freiwillige Feuerwehr Jübar hat nun eine zehnköpfige Altersabteilung. (zwischen 65 und 78 Jah- ren) Zum Vorsitzenden wurde Fritz Jordan gewählt. Die altgedienten Kameraden wollen die Feuer- wehrmänner im aktiven Dienst tatkräftig unterstützen. (12. April 2001)

Als Friseur wird man nicht reich Kurt Radebach ist Herrenfriseur aus Leidenschaft. Der Hanumer schneidet und rasiert in einem 100 Jahre alten Frisiersalon in Jübar die Haare seiner Stammkunden. Seit beinah 60 Jahren übt er seinen Traumberuf schon aus. Heute wird der Figaro 76 Jahre alt. (26. April 2001)

Nase vorn In neun Gemeinden der VWG Beetzendorf trat nur ein Bürgermeister zur Wahl an. Es war jeweils der alte Amtsinhaber. Interessant war in diesen Gemeinden nur, wie viel ungültige Stimmen registriert wurden. In der Wählergunst hatte Jübars Bürgermeister Carsten Borchert die Nase vorn. Mit 95,87 Prozent der gültigen Stimmen erreichte er das beste Ergebnis. Wahlberechtigte – 578 Zahl der Wähler – 363 Ungültige Stimmen – 15 Gültige Stimmen – 348 (6. Mai 2001)

Sporthalle für Jugend von morgen gebaut Für 1,8 Millionen DM wurde eine neue Zwei-Feld-Sporthalle in Jübar gebaut. Sie ist damit die kleinste Gemeinde im , die eine solche Halle vorweisen kann. Der Neubau wurde im Beisein von etwa 250 Kindern aus der Grundschule, der Sekundarschule und der Kindertagesstätte seiner Bestimmung übergeben. (9. Mai 2001) 7

Funke der Herzlichkeit sprang auf die Zuhörer über Man musste ihnen einfach zuhören und war begeistert. Der tschechische Weltklasse-Mädchenchor „Jitro“ riss mit seinem Gesang die Gäste in der neuen Jübarer Sporthalle von den Sitzen. Über 400 Besucher waren begeistert von den Sangeskünsten der Mädchen und der Freude an der Musik, die sie vermitteln. Unter der Leitung von Jiri Skopal demonstrierten sie die gute Akustik in der neuen Sporthalle. (12. Mai 2001)

Jeder soll es wissen: „Jübar hat gesiegt“ „Jübar hat gesiegt!“ Lautstark tönt es aus dem Lautsprecher eines Feuerwehrautos. Alle Bürger sollen es wissen: Jübar ist das schönste Dorf Sachsen-Anhalts. Die Gemeinde hatte am Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden, unser Dorf hat Zukunft“ teilgenommen. Bürgermeister Carsten Bor- chert konnte in Ummendorf von Landwirtschaftsminister Konrad Keller die Siegerurkunde entgegen- nehmen. Am Abend wurde mit Freibier und Bockwurst gefeiert. (25. Mai 2001)

Kleines Volksfest am Gerätehaus Der Tag der offenen Tür bei der Freiwilligen Feuerwehr Jübar war ein voller Erfolg und hatte schon fast Volksfestcharakter. Groß und Klein waren auf den Beinen, sahen sich im Gerätehaus um oder tobten sich auf der Hüpfburg aus. (30. Mai 2001)

Ein Schatz aus altem Papier Mit feiner Feder und rabenschwarzer Schrift: In altdeutscher Schrift steht geschrieben, was das Jüba- rer Schützenwesen ab 1863 ausmachte. Das Hauptbuch und das Protokollbuch des Schützenvereins galt lange Zeit als verschollen. Nun wurde es auf einem Dachboden wiedergefunden. (8. Juni 2001)

Schützenfest in Jübar Die Gästeliste der Jübarer Schützen wird zum Schützenfest immer länger. In diesem Jahr konnten elf Schützenabordnungen aus der Region begrüßt werden. Außerdem war eine Schützenabordnung aus Österreich aus der Partnergemeinde gekommen. Schützenkönigspaar war in diesem Jahr Günther und Jutta Kassau. Schützenkönig und Schützenkönigin der Jugend war Sabrina Grobauer und Marco Kralowetz. (13. Juni 2001)

Borchert vereidigt Jübars Bürgermeister Carsten Borchert wurde im Dorfgemeinschaftshaus von der Gemeinderatälteste Anke Jordan vereidigt. Nach 1994 wurde er 2001 erneut gewählt. (23. Juni 2001)

Ausgrabungsstätte bei Vitzke gibt erste Geheimnisse preis Dass der Boden der Altmark noch so manche Geheimnisse birgt, weiß Hartmut Bock, Chef der Jun- gen Archäologen der Altmark, nur zu gut. Die derzeitige Grabung bei Vitzke bestätigt das erneut. Auf einem 3,50 Meter breitem und 30 Meter langem Ackerstreifen legen die Jugendlichen Reste einer eisenzeitlichen Siedlung frei. (26. Juni 2001)

Jübars Sänger brachten Chor in Maria Lankowitz Ständchen Fünf Tage lang weilten die Sängerinnen und Sänger der Jübarer Chöre mit ihren Ehepartnern in der Partnergemeinde Maria Lankowitz in Österreich. Anlass war das 80-jährige Jubiläum des Hafner- Chores der Gemeinde. Die Jübarer Chöre gestalteten das Festprogramm mit. (7. Juli 2001)

Erster Weltrekordversuch geglückt Zum zweiten Mal wurde gestern in Jübar ein Weltrekord von Winfried Ruloffs (62) und Otto Tropp- mann (59) aufgestellt. Sie fuhren das kleinste zweisitzige Motorrad der Welt. Bislang gab es noch nicht einen solchen Versuch zum Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde. Ein Jahr lang bauten die Männer aus Niedersachsen an dem Motorrad mit einem Achsabstand von 200 Millimetern. Vor vier Jahren hatten sie in Jübar das kleinste Fahrrad präsentiert. Der Rekord steht heute noch. (21. August 2001) 8

Einheitlich pflastern Hinter dem Potsdamer Platz entlang der Breiten Straße wird ein Fahrweg gepflastert. Es wird eine drei Meter breite und 160 Meter lange Fahrbahn. Im Rahmen der Dorferneuerung wird auch die Kleine Gasse ausgebaut. Sie ist 220 Meter lang. Außerdem wird ein neuer Gehweg auf der rechten Seite der Breiten Straße vom Einkaufsmarkt bis zum Ortsausgang gepflastert. Dort wie auch in der Kleinen Gasse werden insgesamt 10 Straßenlampen aufgestellt. Alle Maßnahmen kosten etwa 250.000 DM. (22. August 2001)

Volksfeststimmung herrschte in der Gemeinde Jübar Am Montag war die Bundesjury des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“ in der Gemeinde zu Gast. Exakt drei Stunden Zeit standen der Gemeinde zur Verfügung, um die Juroren zu beeindrucken. Zeit, in der die 680 Einwohner der Gemeinde mit dem Bürgermeister an der Spitze, engagiert für ihren Ort stritten. Wieso Jübar Landessieger wurde und nun um den Titel des Bundeswettbewerbs bewirbt, offenbarte der obligatorische Spaziergang durch das Dorf. Nicht nur die liebevoll gepflegten Häuser sondern auch die vielfältig genutzten Sportangebote und die tip-top ge- pflegten Sportanlagen sprachen für sich. Ergänzt wurde das Bild durch das von den Vereinen organi- sierte kulturelle Rahmenprogramm, das das lebendige Gemeinde- und Vereinsleben dokumentierte. Mit dabei auch Gäste aus der Partnergemeinde Maria Lankowitz sowie acht Tenöre des Posznaner Knabenchores, die die Gäste mit einem kleinem Ständchen begrüßten. (26. August 2001)

Traum vom Krippenmuseum scheint vorerst geplatzt Seit drei Jahren bemüht sich Hartmut Förster darum, auf dem Gelände des ehemaligen Ferienobjekts bei Diesdorf eine Heimatstube für seine Weihnachtskrippen und altmärkisches Brauchtum einrichten zu können. Doch der Traum scheint vorerst ausgeträumt. Ein Kaufangebot für Land und Gebäude lehnte die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) ab. (29. August 2001)

Bei Lüdelsen Gräber aus dem frühen Mittelalter entdeckt In den Blickpunkt des Vereins „Junge Archäologen der Altmark“ ist jetzt die Gemeinde Lüdelsen ge- rückt. Auf dem Kirchberg am Rande des Dorfes konnten bisher sechs Reihengräber und Teile eines Grubenhauses sichtbar gemacht werden. (4. September 2001)

Bronze für Jübar im Bundeswettbewerb um schönstes Dorf Zweimal wurde Jübar Sieger im Altmarkkreis Salzwedel als schönstes Dorf, zweimal gewann die Ge- meinde im Regierungsbezirk Magdeburg wurde beim zweiten Anlauf auch Landessieger und erreichte den Bundesausscheid. Dafür gab es gestern die Bronze-Plakette. Ergebnisse: 19 Dörfer haben beim 20. Bundeswettbewerb die Plakette in Gold erhalten. Aus Sachsen- Anhalt ist Immendorf mit dabei. 11 Dörfer bekamen Silber. 11 Dörfer bekamen die Plakette in Bronze. Mit dabei sind Jübar und Winkel aus Sachsen- Anhalt. (15. September 2001)

Junge Menschen in der Altmark halten Die Jugendclubs in Apenburg und Jübar werden ausgebaut. Und das zum Nulltarif. Möglich wird das durch ein Modellprojekt des Bundes mit dem Ziel, die Jugend auf dem Lande zu halten. Wichtige Vor- raussetzung dabei: Die Jugendlichen sollen selbst mit Hand anlegen. (19. Oktober 2001)

Borchert überzeugte Wähler mit Erfolgen in Jübar Mit Tränen in den Augen nahm Carsten Borchert die Glückwünsche seiner Parteifreunde entgegen. In einem Wahlmarathon von drei Stunden ist er als Direktkandidat der CDU für den Bundestag im Wahl- kreis 65 (Altmark) nominiert worden. Borchert konnte sich gegen vier Mitbewerber aus dem Landkreis Stendal durchsetzen. (10. November 2001) 9 22000022 Pressemitteilungen

An ehemaligen Schandfleck entstehen sechs Eigenheime Am Ortsausgang in Richtung Bornsen entsteht ein Baugebiet. Ein privater Investor erschließt dort sechs Parzellen. Die Gemeinde unterstützt ihn dabei, oft auch über das übliche Maß hinaus. (15. Januar 2002)

Siegerehrung der schönsten Dörfer Beim 20. Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“ errang das altmärkische Dorf Jübar, Landessieger 2001, die Bronzemedaille. Die Siegerehrung erfolgte im Rah- men der „Grünen Woche“ in Berlin. (19./20. Januar 2002)

Jugendliche präsentieren stolz ihr Schmuckstück Die Gemeinde hat nun offiziell einen Jugendklub. Bei einem Tag der offenen Tür präsentierten die Jugendlichen den Jübarern ihr neues Domizil. Mit Hilfe einiger Eltern hatten sie in den Monaten zuvor den ehemaligen Schuppen nach ihren Vorstellungen umgestaltet. (4. Februar 2002)

Nicht voll einsatzbereit Eine Ruhepause gönnt sich die Jübarer Blaskapelle in diesem Jahr. Allerdings zwangsläufig. Denn – Den insgesamt 15 Mitgliedern fehlt mindestens eine Melodiestimme. Nun suchen die geselligen Musi- kanten Nachwuchs für ihre Kapelle. (Februar 2002)

Wahlen wurden verschoben – keiner für das Amt bereit Die Sportlerehrung für das Sportlerjahr 2001 sowie Vorstandswahlen standen im Mittelpunkt der Jah- reshauptversammlung der Judo Crocodiles in Jübar. Doch was als Routine-Versammlung begann, endete in einem von Unstimmigkeiten überschatteten Fiasko, in deren Folge Versammlungsleiter Ro- ger Meyer die Wahl eines neuen Vorstandes aus Mangel an Kandidaten vertagen musste. 10. Februar 2002)

Das Bock’sche Werk als Buch Großer Bahnhof für ein Buch. Landesarchäologen, Staatssekretär, Landrat, Bürgermeister und Verle- ger gaben sich die Klinke der Mönchskirchtür (Salzwedel) in die Hand, als die „Jungen Archäologen der Altmark“ mit dem Jübarer Lehrer Hartmut Bock an der Spitze ihr Werk vorstellen. Das Buch heißt „Archäologie in der Altmark – Hühnengräber, Siedlungen, Gräberfelder“ und 39 Auto- ren wirkten an diesem Buch mit. (2. März 2002)

24.100 Euro aus der PS-Lotterie gingen an 39 Grundschulen des Altmarkkreises Die stolze Summe von 24.100 € konnte Ulrich Böther, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Altmark West, an die Leiter der 39 Grundschulen des Landkreises überreichen. Je nach Schulgröße entfielen zwischen 500 und 900 € auf die einzelnen Einrichtungen. Jübar erhielt einen Scheck über 500 € und wird dieses Geld für Anschaffungen von Lehrmitteln verwenden. (7. März 2002)

Mimosen klappen die Blätter zu Bei Elektromeister Joachim Jakubik wachsen Kiwis, Bergfeigen und Passionsfrüchte. Winterharte Fuchsien, Nektarinen, ein Mammutbaum und Pinien in seinen Garten. Der Elektromeister hat viel Freude an seinem Garten und offenbar eine glückliche Hand. Warum bei ihm die südländischen Pflanzen so problemlos wachsen, weiß er auch nicht so genau. Vielleicht steckt da ein Geheimnis dahinter, dass der Jübarer einfach nicht verraten will. Der außergewöhnlichen Pflanzenwelt gesellen sich mehrere Tierarten dazu: Muffelwild, Seidenhühner und verschiedene Kaninchenrassen, wie z. B. die Holländer-Urzwerge. (20. März 2002) 10

Im Jahr 2007 nur noch 10 Abc-Schützen Die Sekundarschule in Jübar wird im kommenden Schuljahr keine 7. Klasse mehr haben. Die Schüler besuchen die Schule in Beetzendorf. Das sind die ersten Maßnahmen des Auslaufmodells der Jübarer Schule. Im darauffolgenden Jahr werden die 7. und 8. Klassen in Beetzendorf beschult. Kindermangel belastet auch die Jübarer Grundschule. In diesem Jahr werden immerhin noch 20 Sprösslinge mit der Schultüte ihren ersten Tag feiern. Im kommenden Jahr sind es nur noch 17. Kritisch könnte dann das Jahr 2007 werden, wenn nur noch 10 Kinder in die 1. Klasse gehen. (21. März 2002)

Jubilare bekamen ihre eigene Fahne Mit zahlreichen Grußworten und Geschenken wurden die Leistungen des Vereins „Junger Archäolo- gen der Altmark“ in Jübar gewürdigt. Der Verein um Hartmut Bock feierte seinen 30. Geburtstag. Dazu bekam der Verein eine Fahne überreicht. Vor 30 Jahren, am 15. März 1972, trafen sich zum ersten Mal sieben Schüler der Oberschule Stöckheim, um sich in einer Arbeitsgemeinschaft der Erforschung der Archäologie ihrer Heimat, der Altmark, zu widmen. 1992 wurde aus der Arbeitsgemeinschaft „Jun- ge Historiker“ in Kleinau und Stöckheim der Verein „Junge Archäologen der Altmark“. Heute zählt der Verein 101 Mitglieder. Der Ex-Kultusminister Karl-Heinz Reck überreichte an den Vorsitzenden Hartmut Bock, den Orden „Aktivist der Archäologie“. (25. März 2002)

Das Glück kam aus der Milchkanne 15 Wochen lang kämpfen in der MDR-Länderzeit Gemeinden im 44-Meter-Lauf gegeneinander. Aus einer großen Milchkanne werden nach dem Zufallsprinzip die Teilnehmer gezogen. Nun wurde die Gemeinde Jübar ausgelost. Die Dorfreporterin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) besuchte den Ort. Der Drehtag begann am Morgen mit einem 44-Meter-Lauf, zu dem Schüler antraten. Weitere Stationen waren die Frisör-Salons, das Gemeindeamt, die Kirche und der Verkehrsgarten. Eine große Anzahl Jübarer Bürger waren enttäuscht: kaum Sehenswürdigkeiten, zu lange in 3 Fri- seursalons, Bürgermeister ohne Nennung und nur von hinten ... (19. April 2002)

Landtagswahl Wahlberechtigte Bürger 539 Wähler (einschl. 20 x Briefwahl) 355

Teilnahme 65,86 % (21. April 2002)

Klares Votum für den Nachbarn Die Entscheidung bei der Bürgeranhörung in Lüdelsen fiel klar aus: Die Mehrheit der wahlberechtigten Einwohner von Lüdelsen möchten sich nach Jübar eingemeinden lassen. 75 Prozent (114 Stimmen) der Wahlberechtigten wollten die Eingemeindung nach Jübar. (21. April 2002)

Altmärker erhalten Archäologiepreis Eine herausragende Auszeichnung konnte der Verein „Junge Archäologen der Altmark“ entgegen- nehmen. In Neuruppin wurden die Mitglieder um ihren Vorsitzenden Hartmut Bock mit dem „Deut- schen Archäologiepreis 2002“ geehrt. Er wird von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühge- schichte (DGUF) vergeben. (12. Mai 2002)

Dreimal wird marschiert Zum zehnten Mal nach der Wiederbelebung feierten die Jübarer Schützen drei Tage lang ihr Schüt- zenfest. Höhepunkte waren am Freitag der Dorfgemeinschaftsabend, am Sonnabend das Kinder- schützenfest und der große Ummarsch mit den Gastvereinen am Sonntag. Neues Kinderkönigspaar Mathias Heins und Marie-Christin Beyer. Das neue Königspaar Heinz Bernau und Ehefrau Uta, Kron- prinzenpaar ist Jens Frerk und Claudia Lenz. (27. Mai 2002) 11

Jübars „Bullenwinkel“ bekommt neues Pflaster Die Arbeiten am größten Projekt in der Gemeinde haben begonnen. Für rund 95.000 Euro sollen in der Gemeinde eine Straße und Gehwege gestaltet werden. Arbeiter einer Kuseyer Firma haben be- gonnen, im sogenannten „Bullenwinkel“ das alte Pflaster aufzunehmen und die Straße auszukoffern. (6. Juni 2002)

Käufer für russische Altlast gefunden. Das Bundesvermögensamt in Magdeburg hat wieder eine Altlast aus DDR-Zeiten verkauft. Die Grenz- kasernen im Raum Klötze waren bereits veräußert. Jetzt, elf Jahre nach dem Weggang der russischen Truppen, ist auch der Verkauf der Jübarer Radarstation gelungen. (6. Juni 2002)

Von Mensch zu Mensch Archäologische Grabungen bringen nicht nur Gegenständliches zu Tage. Sie animieren vor allem, sich ein Bild über die Menschen in unserer Vorgeschichte zu machen. Die Besucher der Grabungsstelle bei Vitzke erfuhren von Hartmut Bock folgendes: Dass im 9. und 10. Jahrhundert die Sachsen bei Vitzke siedelten. Sie stammen ursprünglich aus Skandinavien. Ein Teil siedelte in England – die Angelsachsen, ein weiterer in unserer Region – die Niedersachsen. Ihren Namen verdanken sie den Kriegern, die ein Kurzschwert „Sachs“ trugen. Die Menschen begnügten sich in damaliger Zeit mit einer Wohnfläche von 15 bis 25 Quadrat- meter – einer Größe, die heute in etwa einem Kinderzimmer entspricht. Haarspangen bestanden damals aus Knochen, Tongefäße wurden mit Kämmen verziert. (20. Juni 2002)

Unihockey erobert den Altmarkkreis ... zur Geschichte (international) Als Sommervariante des Eishockeys hatte Unihockey seinen Ursprung in den USA und ganz beson- ders in Schweden. In Schweden und Finnland ist Unihockey neben Fußball bereits die bekannteste Sportart. Das lässt das Potential erahnen, das in dieser Sportart steckt. Seit 1986 gibt es einen Weltverband: IFF (International Floorball Federation). 1996: Erste WM in Schweden. Endspiel in der Globe-Arena Stockholm mit 15.000 Zuschauern (Schweden 5 : 0 Finnland) 2000: WM in Schweden. 1.700 Vereine mit 100.000 lizensierten Spielern (Profiliga) Unihockey wird in 22 Staaten der Welt organisiert gespielt. Hochburgen sind Schweden, Finnland, Schweiz, Tschechien, Japan, Russland, Norwegen und seit Anfang der 90-ziger Jahre (Wende) auch Deutschland. Vor allem in Ostdeutschland (Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen).

... zur Geschichte (national) 1992: Gründung des Deutschen Unihockeybundes (DUB). Erste deutsche Meisterschaften. 1994: Aufnahme des DUB in den IFF-Weltverband. Bildung der ersten deutschen National- mannschaft. 1996: Erste WM-Teilnahme Deutschlands in Schweden (8. Platz). Aufnahme des Ligaspielbe- triebes in sechs ostdeutschen Mannschaften. 1997: Gründung des Unihockeybundes Sachsen-Anhalt. Start Bundesliga Damen. Aufnahme der Sportart in den Schulplan und in das Wettkampfprogramm „Jugend trainiert für Olympia“ in Sachsen. 1998: Start Bundesliga Herren. 1999: Die Zahl der Verbandsmitglieder steigt auf über 1.000. Gemeinsame Jugendliga mit neun Vereinsmannschaften aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Erster Unihockey- Cup für Schulmannschaften mit über 100 Mannschaften. 2000: Der DUB hat über 2.000 Mitglieder. Bewerbung Deutschlands um die Junioren-WM 2003 und die Herren-WM 2006. (3. Juli 2002)

Marschieren in der Altmark trainiert Rund 120 Soldaten der Bundeswehr und neun der 6. Panzer-Kavalleriebrigade aus Stargard in Polen verbrachten ihren Sonntag mit Marschieren. Sie trainierten für den Vier-Daagse-Marsch in Nijmegen in den Niederlanden. Schon am Freitag führte die Route durch Immekath, Sonntag ging es von Boizen- 12 hagen über Radenbeck nach Jübar. In Jübar war der einzigste Rastplatz der 23 Kilometer langen Strecke aufgebaut. (10. Juli 2002)

Auf Kanossa-Pflaster die Schützenstraße entlang Die dritte Maßnahme im Dorferneuerungspaket der Gemeinde wird abgearbeitet. Eine Kuseyer Firma hatte drei Baumaßnahmen in einem Los von der Gemeinde bekommen. Nachdem der Bullenwinkel am Feuerwehrgerätehaus befestigt wurde, pflasterten die Bauarbeiter einen Gehweg an der Salzwe- deler Straße. Nun folgt der Bau eines neuen Gehweges entlang der Schützenstraße von der Kleinen Gasse bis zur Salzwedeler Straße hin. Wie überall in Jübar, wird der Gehweg mit Kanossa-Pflaster befestigt. Statt Rasenkantensteinen werden Pflastersteine längs als Läuferzeile in Beton gesetzt. Der Gehweg ist 1,40 Meter breit. (9. August 2002)

Land unter im Unterdorf „Das war eine Extremsituation“, sagte Bürgermeister Carsten Borchert über eine kräftigen Regen- schauer, der sich am Donnerstag gegen 18.45 Uhr über Jübar ergoss. Die Schützenstraße verwandel- te sich binnen weniger Minuten in einen See. Knietief stand dort das Wasser. Keller liefen voll. Inner- halb von 15 Minuten fielen 19 Millimeter Niederschlag. (10. August 2002)

Audienz bei der dänischen Königin? Dänemarks Königin Margarete wird ihn vermutlich heute in der Post haben. Den Brief der „Jungen Archäologen der Altmark“. Hartmut Bock hat ihn Sonnabend abgeschickt. Der Inhalt: Die Bitte um eine Audienz bei der Majestätin, die auch studierte Archäologin ist und Band I der „Archäologie in der Alt- mark“ als Dankeschön. (13. August 2002)

Gesunde Lebensweise Der älteste Einwohner Jübars, Walter Meyer, feierte seinen 90. Geburtstag. Berufsmusiker ist er früher gewesen. Er spielte Saxophon und Klarinette und sang auch in dem Männerchor der Gemeinde mit. (19. August 2002)

Fleißige Hände Bei einer Geburtstagsparty wurde in Jübar von Andreas und Tobias Meyer, sowie von Thomas Müller und Michael Köppe die Idee geboren, direkt am Deich zu helfen. Sie packten ein Auto mit Arbeitsma- terial und etwas Verpflegung voll und machten sich auf den Weg nach Barby/Schönebeck, um den Opfern der Flutkatastrophe vor Ort zu helfen. (24. August 2002)

Die Sonne zeigt sich tausendfach auf Jübarer Feld Die Sonne hatte sich mit Ausnahme der zweiten Augusthälfte in diesem Sommer recht rar gemacht. Dafür strahlt sie nicht nur im September noch kräftig vom Himmel, sondern zeigt sich auch tausend- fach auf zwei Flächen am Jübarer Ortsrand. Anderorts sieht man in der Altmark kaum noch größere Sonnenblumenfelder. Für Landwirte ist der Sonnenblumenanbau kaum lohnend. (September 2002) 13

Schindluder mit Leid anderer getrieben Eine Jübarerin zog in ihrem Dorf von Haus zu Haus und sammelte Spenden für die Flutopfer. Angeb- lich im Auftrag der Gemeinde. Doch das stimmte nicht. In einem Eilverfahren wurde sie wegen Betru- ges in 15 Fällen vor dem Amtsgericht in Gardelegen zu sieben Monaten Haft verurteilt. (6. September 2002)

Neues zu Grabungen in der Altmark Allen Grund zur Freude haben Hartmut Bock und seine Mitstreiter der Arbeitsgemeinschaft „Junge Archäologen der Altmark“ aus Jübar. Es konnte der zweite Buchband zu ihren Erkenntnissen über die Zeit vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit in der Altmark entgegen genommen werden. In dem von insgesamt 41 Autoren verfassten Buch geht es vorrangig um Städte, Dörfer und Friedhöfe in der Re- gion. Die Bücher erscheinen im Dr. Ziethen Verlag Oschersleben in der „Heimatlichen Reihe“ als Band 7 und 8. (21. September 2002)

Bundestagswahl Wahlberechtigte 533 Wähler am Ort 434

Wahlteilnahme 87,8 % (22. September 2002)

Weis ist drin, Borchert nicht CDU-Bundestagskandidat Carsten Borchert hat den Sprung in den Bundestag nicht geschafft. Mit 45,7 % der Erststimmen bleibt Reinhard Weis (SPD) im Bundestag. Herausforderer Carsten Borchert (CDU) unterlag mit 30,7 %. Katrin Kunert (PDS) erhielt 14,7 %, Peter Timme (FDP) 5,7 %. Reinhard Weis wird die Altmark im Bundestag weiterhin allein vertreten. (23. September 2002)

MDR dreht Film über Weihnachtskrippen Zur Weihnachtszeit wird der Mitteldeutsche Rundfunk einen Film über den Jübarer Pfarrer Hartmut Förster, seine Krippensammlung sowie seine Freundschaft zum polnischen Kulturbotschafter der Eu- ropäischen Union und Chorleiter Wojciech A. Krolopp ausstrahlen. (30. September 2002)

Jübars schnelle Truppe hat seit gestern einen eigenen Platz Mit einem zünftigen Fest im Feuerwehrhaus feierte gestern Vormittag die Gemeinde zusammen mit der FFw den Abschluss der Straßenbauarbeiten (Kleine Gasse, Schützenstraße, Bullenwinkel) im Dorf. Nicht nur die Straßen wurden offiziell freigegeben. Auch der Platz vor dem Feuerwehrhaus be- kam einen Namen. Als jüngstes und als ältestes Mitglied enthüllten Dominik Jordan (4 Jahre) und Heinz Roloff (70 Jahre) die Tafel mit der Aufschrift „Feuerwehrplatz“. (21. Oktober 2002)

Borchert beim Bundespräsident Zum offiziellen Abschluss des Bundeswettbewerbes „Unser Dorf soll schöner werden“ begrüßte Bun- despräsident Johannes Rau als Schirmherr am Dienstag in Berlin die Bürgermeister der gekürten Gemeinden. So auch Jübars Bürgermeister Carsten Borchert und seine Lebensgefährtin Elke Albert. (7. November 2002)

Mustersammlung altmärkischer Obstlokalsorten Im Jahre 1776 pfropfte der Jübarer Pastor Adam Reichwald zahlreiche Apfel- und Birnbäume und hielt Sortennamen sowie Herkunft der Edelreiser in einem Anschreibebuch fest. Die meisten dieser Sorten sind heute vollkommen unbekannt oder kaum noch zu beschaffen. Alte Obstsorten, besonders jene, die nur eine lokale Verbreitung besaßen, sind Raritäten geworden, weil sie seit vielen Jahrzehnten von keiner Baumschule mehr vertrieben wurden. Bereits vor geraumer Zeit konnten die letzten, in ihrem Fortbestand stark bedrohten altmarktypischen Apfel- und Birnensorten durch Abveredelung gesichert werden. Sie zeichnen sich durch Robustheit aus und sind ideal an die Boden- und Klimabedingungen ihres ehemaligen Verbreitungsgebietes an- gepasst. Obstbäume vor den Hofeinfahrten prägten einst das Ortsbild Jübars. Sie sind ein Teil der überlieferten ländlichen Tradition, die bewahrt werden muss. 14

Diese Sammlung von Mustern altmärkischer Lokalsorten wurde im Herbst 2001 auf Gemeindeflächen angelegt. Sie verfolgt das Ziel, dieses lebendige Kulturgut auch an kommende Generationen weiter- zugeben.

Altmärkischer Brautapfel – Die kleinen Früchte dieser Sorte wurden bei Hochzeiten von der Braut an die Kinder des Dorfes verteilt. Altmärkischer Goldrenette – Vermutlich vor 1800 aus der Gruppe der Borsdorfer Äpfel ent- standen (Synonym – Sommerborsdorfer). Altmärkischer Wintergewürzapfel – Die Früchte sind lange lagerfähig und zeichnen sich durch ein würziges Aroma aus (Synonym – Hyazinthapfel). Hasenkopf – Altbekannte und geschätzte Herbstsorte, die früher in keinem Obstgarten fehlte (Synonym – Klapperapfel). Pokaleitsche – Wohlschmeckende, sehr alte Birnensorte, deren Bezeichnung slawischen Ur- sprung vermuten lässt. Volkmarser – Uralte Birnensorte mit kleinen aromatischen Früchten, die der Jübarer Pastor 1776 bereits pfropfte. Graubirne – Diese Sorte war sehr beliebt und darum häufig auch als Hausbaum vertreten. (Synonym – Graukerbirne). Mehlbirne – Kleine, nur kurze Zeit haltbare Früchte, die traditionell in großen Mengen im hof- eigenen Backhaus getrocknet wurden. (20. November 2002)

Den Festplatz gewechselt An frostigen Temperaturen störten sich die Besucher des Jübarer Weihnachtsmarktes nicht. Sie konn- ten sich mit Getränken und im Feuerwehrgerätehaus aufwärmen. Denn: Der Markt fand in diesem Jahr erstmals nicht auf dem Potsdamer Platz, sondern auf dem Feuerwehrplatz statt. (11. Dezember 2002)

Krippen-Ausstellungen tragen für Museum erste Früchte Jübars Pfarrer Hartmut Förster macht mit Ausstellungen seiner Weihnachtskrippensammlung gegen- wärtig von sich reden. Im Wörlitzer Schloss und im Havelberger Dom sind gegenwärtig jeweils 80 Exponate aus 40 Ländern zu sehen. Und am 15. Dezember strahlt der MDR unter der Rubrik „Lebens- läufe“ einen Film über Försters Sammelleidenschaft aus. (12. Dezember 2002) 22000033 Pressemitteilungen

Wie kleine Mosaiksteine Bevor mit dem Bau des Radweges von Rohrberg nach Beetzendorf begonnen wird, machten sich dort die Archäologen an die Arbeit. Fast 30 Jahre nach der jüngsten Ausgrabung an dieser Stelle wurden die Archäologen wieder fündig. (9. Januar 2003)

Verzweifelte Suche nach einem Hausarzt Täglich klingelt bei Jübars Bürgermeister Carsten Borchert das Telefon. Die Bürger beschweren sich über mangelnde ärztliche Versorgung. Martina Lenz aus Jübar hat sich das Problem angenommen. Sie will eine Bürgerinitiative ins Leben rufen. (24. Januar 2003)

Mit Handschlag die Rollen getauscht Lars Hüttenberndt, Wehrleiter in Hanum, war seit 1995 als Sprecher der Jugendwarte in der VG Beet- zendorf tätig. Aus beruflichen Gründen hat er nun mit seinem bisherigen Stellvertreter Falk Jordan aus Jübar einen Rollenwechsel vollzogen. (24. Januar 2003) 15

Pfarrer trat in RTL-Show auf „Den kenn ich doch!“, wird sich am Freitag bei der RTL-Show „Wer wird Millionär“ mancher Zuschauer aus der Altmark gedacht haben. Pfarrer Hartmut Förster aus Jübar gehörte dort zu den Kandidaten. Auch wenn es diesmal nicht „bis auf den Stuhl“ gereicht hat, war es für ihn doch ein Erlebnis. (3. Februar 2003)

Am See bei Lüdelsen wurde ein Lagerfeuer entfacht Grünkohlwanderung des Jübarer Schützenvereins – Lisa Heins und Robert Redweik sind das diesjäh- rige Grünkohl-Köni gspaar und gaben den Startschuss zur Wanderung. (1 0. Februar 2003)

Große Ehre für Jübarer Hobby-Archäologen Die Deutsche Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte berief Hartmut Bock als einzigsten Laien in ihren wissenschaftlic hen Beirat. (1 1. Februar 2003)

Dringend Hausarzt gesucht Auf der Suche nach einem neuen ortsansässigen Hausarzt gehen die Bürger in Jübar und Umgebung einen ungewohnten Weg. In den nächsten Tagen starten sie eine Unterschriftenaktion. Seit Mai ver- gangenen Jahres gibt es keinen Hausarzt mehr. (12. Februar 2003)

Ehemaliges Militärgelände wird bald zivil genutzt Lange gedauert hat es, das ehemalige Militärgelände am Dorfrand von Jübar zu vermarkten. Im ver- gangenen Jahr fand sich ein Interessent. Die Baufirma Wiesensee aus Niedersachsen ist neue Eigen- tü merin. Begonnen wurde inzwischen, das Areal für eine spätere Nutzung aufzuräumen. (21. Februar 2003)

Straße am Wohngebiet heißt „Am Eichelkamp“ Ein neues Wohngebiet in Jübar ist perspektivisch geplant. Es ist nicht erschlossen und e s gibt keinen Bebauungsplan. Alle rdings stehen die Parzellen fest. Im Rahmen des Flurordnungsverfahrens wurden die Grundstücke bereits vermessen. (25. Februar 2003)

Hubschrauber in Jübar Von einem traurigen Zwischenfall war der Kreisausscheid im Unihockey in der Jübarer Sporthalle überschattet. Ein Mä dchen der Beetzendorfer Sekundarschule wurde während eines Spiels verletzt. (1 9. März 2003)

Abdruck von geschmolzener Glocke in Jübar aufgetaucht Von der bei einem Brand geschmolzenen 700 Jahre alten Wüllmersener Bronzeglocke ist überra- schend ein Relie fabdruck aufgetaucht. Dabei handelt es sich um die Figur des Heiligen Laurentius. Hartmut Bock aus Jübar hatte den Papierdruck vor Jahren angefertigt. Bei einem Neuguss der Glocke könnte das Relief wieder eingefügt werden. (5. April 2003)

Hanumer Wehr löschte Brand Im Wäldchen zwischen Lüdelsen und Jübar war auf einem Sonnabend gegen 15:00 Uhr ein Brand ausgebrochen. Hanumer Einsatzkräfte waren die Ersten an der Brandstelle, danach trafen die Jübarer Brandschützer mit ihrem Tanklöschfahrzeug ein und der Brand wurde gelöscht. (14. April 2003)

Wir hatten nichts mehr – nur noch Angst vor der Zukunft In einem der dunklen Kapitel der DDR-Geschichte, der Zwangsaussiedlung aus dem Grenzgebiet, ging der Befehl 3 8/52 als Aktion „Ungeziefer“ in die Geschichte ein. Acht Schüler der Sekundarschule Jübar und ihr Lehrer Hartmut Bock drehten über dieses emotionale Thema einen Dokumentarfilm. (16. April 2003)

Vor 167 Jahren bekam Jübar die erste Feuerwehrspritze Mit einer großen Festveranstaltung feierte die FFw Jübar ihr 75-jähriges Bestehen. Als besondere Ehrengäste konn te dabei eine Anordnung der FFw aus der österreichischen Partnergemeinde Maria Lankowitz begrüßt werden. (12. Mai 2003) 16

Einzigste Hoffnung: Ganz viel Regen Die Landwirte blicken schlechten Zeiten entgegen. Nicht allein, dass sie mit einem nassen Winter zu kämpfen hatten, nun macht ihnen die extreme Trockenheit zu schaffen. Die Jübarer Agrargenossenschaft baut auf insgesamt 2.000 Hektar Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps und Spargel an. Bleibt der Rege n aus, werden nicht nur die Gewinne schmaler ausfallen, son- dern wird auch die Reininvestition beeinflussen. „Keiner wird in Zukunft investieren können“, fürchtete Heinrich Herms. (4. Juni 2003)

Die Krone für Krauses – Schützenfest Bei der Proklamation nahmen die neuen Majestäten – Dieter und Elke Krause – unter den gekreuzten Säbeln Aufstell ung. Kronprinzenpaar war Burkhart und Martina Lenz und Tobias Lenz und Linda Mey- er sind das neue Jübarer Kinder-Schützenkönigspaar. (16. Juni 2003)

Mann verstarb nach Verkehrsunfall Ein Mann war mit seinem Mazda zwischen Jübar und Gladdenstedt unterwegs, als der Wagen in einer Rechtskurve nac h links von der Fahrbahn abkam und frontal gegen einen Baum stieß. Dabei ist der Fahrer in dem Pkw eingeklemmt und so schwer verletzt worden, dass er noch am Unfallort verstarb. (30. Juni 2003)

Hunde versetzten Jübarer in Schrecken Zwei große Hunde die in der Gemeinde bisher noch nicht gesehen wurden, versetzten Einwohner in Angst und Schrecken. Ein Kraftfahrer habe sich schnell in seinen Pkw gerettet, weil die Tiere auf ihn lo sgingen. Zeitungen seien verspätet zugestellt worden, da die Hunde die Zustellerin bedrohten und Kinder wagten sich nicht aus dem Haus. Dann haben sie sich unter einer Stallwand hindurchgewühlt und 15 Meerschweinchen getötet. (11. Juli 2003)

Urnen aus der römischen Kaiserzeit werden eingegipst 19 Urnen aus der römischen Kaiserzeit vor etwa 1.700 Jahren entdeckten die Jungen Archäologen der Altmark wäh rend ihres Grabungslagers in der Nähe von Dahrendorf. (1 1. Juli 2003)

Feuer am Mähdrescher setzte Getreidefelder in Brand Feuer auf einem Getreideschlag zwischen Jübar und Lüdelsen. Umgehend wurden die Wehren alar- miert. Als die E insatzkräfte eintrafen, war die größte Gefahr gebannt. Die Agrargenossenschaft Jübar hatten zwei Traktoren mit Pflügen am Schlag stehen. Die umgehend eine Brandsperre gepflügt ha- ben. Für die Feuerwehrleute gab es trotzdem noch gen ug zutun. Etwa 3 Hektar Roggen sind von den Flammen vernichtet worden. Auch in der Nähe von Dönitz setzte ein Mähdrescher ein Getreidefeld in brand. (22. Juli 2003)

Lohn der Mühe: 5. Platz für Video zur Zwangsaussiedlung Mit diesem Erfolg haben wohl die wenigsten gerechnet: Der von sieben Schülern der Jübarer Sekun- darschule erste llte Videofilm zur Zwangsaussiedlung aus dem DDR-Grenzgebiet belegte beim Ge- schichtswettbewerb des Bundespräsidenten den fünften Rang. (25. September 2003)

Frachtstraße für den Verkehr wieder frei gegeben Die Frachtstraße in Jübar ist fertig. Arbeiter der Kuseyer Firma, die die Straße grundhaft ausgebaut haben, wollen sie für d en Verkehr wieder freigeben. Auf einer Länge von ca. 490 Metern wurden die Fahrbahn und der Gehweg mit Residenzpflaster ausgelegt. (25. Oktober 2003)

In Sekundarschule soll 2004 Grundschule ziehen In der Jübarer Sekundarschule ist es leer geworden. Nur noch die Hälfte der Schüler des vorange- gangenen Jahres le rnen dort. Im kommenden Schuljahr 2004/2005 könnten alle Klassenräume leer stehen. (30. Oktober 2003) 17

Nach den Krippen folgen die Engel Nach dem großen Erfolg der Weihnachtskrippenausstellungen hat Jübars Pfarrer Hartmut Förster ein weiteres Gebiet für seine Ausstellungen erschlossen. Zur Zeit wird eine Präsentation von Engeln aus aller Herren Länder in Landsberg bei Halle aufgebaut. (5. November 2003)

Jübar hat ab Januar wieder eine Arz tpraxis Eine Wittinger Gemeinschaftspraxis dreier Ärzte hat sich bereit erklärt, eine Außenstelle in Jübar ein- zurichten. Mehrere Objekte wurden besichtigt, doch erst beim Dorfgemeinschaftshaus erfolgte die Zusage der Ärzte. Zwei Praxisräume sollen im vorde ren Bereich des Hauses eingerichtet werden. Unter den Ärzten ist Dr. Steiniger – Facharzt für innere Medizin und Allgemeinmedizinerin Dr. Ulrike Böhm. (12. November 2003)

Gesuchter Mann gefasst Beamte der Klötzer Polizei kontrollierten auf der Straße zwischen Jübar und Gladdenstedt eine Rad- fahrer. Dabei stellten sie fest, dass gegen den Mann ein Haftbefehl aus Niedersachsen vorlag. Der Mann hatte ein Damenfahrrad dabei, über dessen Herkunft er nichts sagen wollte. Er ist der Polizei wegen weiterer Eigentu msdelikte bekannt. (1 3. November 2003)

Nachwuchs-Brandschützer besitzen jetzt eigenes Fahrzeug Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Jübar verfügen seit gestern über ein eigenes Fahrzeug. Der LO hatte bisher seine Dienste für die Mitglieder der aktiven Wehr um Wehrleiter Rüdiger Roloff geleistet. Zur Verschrottung war das Fahrzeug einfach noch zu schade. (17. November 2003)

Gemeinde Jübar verteidigte zum dritten Mal ihren Titel 14 Gemeinden und 6 Gemeindeteile im Altmarkkreis Salzwedel sind dem im Mai gestarteten Aufruf zum fünften Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“ gefolgt. In der Zeit vom 22. bis 29. September machte sich die Bewertungskommission dann auf, die teilneh- menden Gemeinden im Rahmen der ersten Etappe (Landeskreiswettbewerb) zu besichtigen und zu bewerten. Den ersten Platz belegte nun zum dritten Mal in Folge die Gemeinde Jübar. (21. November 2003)

Diese Entscheidung hat mir einen richtigen Stich versetzt Die Sekundarschule wird zum 31. Juni 2004 geschlossen. Die zu geringe Schülerzahl war Grund für den Landkreis, die Schule zu schließen. (26. November 2003)

Dank’ schön Edith Prock Pfarrer Hartmut Förster begrüßte Sonntagabend Edith Pr ock im Saal der Gaststätte „Zur Kastanie“. Der Pfarrer hatte den Volksmusikstar im Sommer besucht und für ein Konzert in die Altmark eingela- den. 250 Besucher feierten die Sängerin. (23. Dezember 2003) 22000044 Pressemitteilungen

Zweigsprechstunde be fristet bis 2005 Nach wie vor hat der Umbau des Jübarer Dorfgemeinschaftshauses für den Einzug der neuen Arzt- praxis nicht begonnen. Grund sind Unstimmigkeiten mit der Kassenärztlichen Vereinigung des Lan- des, die jetzt sogar das ganze Pr ojekt in Gefahr bringen. (16. Januar 2004) 18

Großsteingräber kommen in einem Buch zu neuen Ehren Der Verein „Junge Archäologen der Altmark“ macht erneut mit einem Projekt von sich reden. Jetzt bereiten die Hobby-Archäologen ein Buch über die Großsteingräber in der Altmark vor. (13. Februar 2004)

Sport als Quelle neuen Lebens Ein gutes Konzept ist die halbe Miete und die will sich die Gemeinde Jübar nicht entgehen lassen. Mit wenig Aufwand will der Rat um Bürgermeister Carsten Borchert die Sekundarschule kostendeckend zu einem kleinen Sportzentrum umfunktionieren. (2. März 2004)

Funker aus der Region auf Land esmeisterkurs Einen kalten Start in die Wettbewerbssaison erlebten kürzlich die Funkamateure aus den Altkreisen Klötze und Salzwedel. Diese hatten auf dem Kahnberg am Ortsrand von Jübar ihre Zelte und Anten- nenmasten aufgebaut und beteiligten sich am VH F-, UHF-, Mikrowellen-Wettbewerb des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC). (2 0. März 2004)

Mit Kreis einig Der Kreistag hat mit dem Schulentwicklungsplan das Aus der Sekundarschule Jübar zum Ende des Schuljahres beschlossen. Ab nächstes Schuljahr soll in dem Gebäude die Grundschule untergebracht werde, die bislang an der Breiten Straße war. (21. April 2004)

Sechs Bauplätz e Vor zweieinhalb Jahren wurde mit der Erschließung des Wohngebietes am Ortsausgang von Jübar Richtung Bornsen begonnen. In den nächsten Wochen sollen die Bauarbeiten vollendet werden. Die neue Feldstraße wird an die Breite Straße ang ebunden. (23. April 2004)

Schützenfest Vom 4. bis 6. Juni 2004 fand das alljährliche Schützenfest statt. Claudia Lenz und Jens Frerk regieren als neues Königspaar die Jübarer Schützen für ein Jahr. Unterstützt werden sie von Helmut und Lisa Heins als Kronprinzenpaar. Tony Geserigk aus Lüdelsen ist der neue Jübarer Kinderschützenkönig. (7. Juni 2004)

Auch ohne Lan dessieg vermutlich weiter im Wettbewerb Jübar konnte den Titel aus dem Jahr 2001 als schönstes Dorf in Sachsen-Anhalt nicht verteidigen. Für Jübar gab es nur eine Ehrenurkunde und eine Ulme, die jeder Teilnehmer bekommen hat. (11. Juni 2004)

Kreistagswahl 1.178 Stimmen 567 wahlberechtigte Bürger 399 Wähler = 70,37 % (13. Juni 2004)

Fuhrweg mit Banddurchschnitt freigegeben Die nä chsten 175 Meter Straße in Jübar sind fert ig. Innerhalb von sechs Wochen konnten die Arbeiten abgesch lossen werden. Der zweite Bau abschnitt des Fuhrweges wurde nun mit einem Banddurch- schnitt freigegeben. Auf einer Breite von 4,20 Metern war der Weg ausgebaut worden. (2. Juli 2004)

Zuwachs um 14 Einwohner Gleich 14 Einwohner hatte die Gemeinde am Ende des vergangenen Jahres mehr aufzuweisen. Es sind nun 676 Einwohner insgesamt. (8. Juli 2004)

Dicht wie noch nie Der Teich am Potsdamer Pl atz wurde mit Hilfe des Dorfsanierungsprogrammes saniert. Eine Beton- sanierungsfirma aus Reichardtswerben bei Weißenfelds hat diese Aufgabe übernommen. (9. Juli 2004) 19

Ausschüsse neu besetzt Bauausschuss Anke Schulz Falk Jordan Hagen Drenkmann Martina Lenz Anne Bührig Udo Schweigel Lisa Heins Finanzausschuss Dr. Helge Loose Kerstin Meyer Lisa Heins berufene Bürger Uwe Gädeke Uwe Gädeke Dietmar Job Lutz Seidenberg Hagen Drenkmann Horst Fischer berufene Bürg er berufene Bür ger Kulturausschuss Benno Schulz Heinz-Walter Kamieth

Anke Schulz wurde wieder zur stellv ertretenden Bür germeisterin gewählt . (7. Juli 2004)

In 45 Jahren Schuldienst ein Stück G eschichte geschr ieben Generationen von Jübarern haben bei ihr Lesen un d Schreiben gelernt. Nun hieß es für die Grund- schulleiterin Heidrun Striecks, nach 45 Jahren Abschied nehmen. (8. Juli 2004)

Neue Leiterin der Grundschule Die Jübarer Grundschulkinder bekommen mit Schuljahresbe ginn auch eine neue Leiterin. Ab 1. Au- gust wird Dorit Bock die Geschicke der Einrichtung lenken. (9. Juli 2004)

Frachtstraße neu gepflastert Der letzte Teil der Frachtstraße in Jübar wurde mit Hilfe des Dorferneuerungsprogrammes ausgebaut. Etwa 70.000 Euro wurden investiert. Auf einer Länge von etwa 175 Metern wurde eine fünf Meter breite Straße kombiniert mit Gehweg befestigt. Mit Residen zsteinpflaster wurde sie befestigt und be- kam auch im Z uge der Baumaßnahme neue Lampen. (1 7. August 2004)

Umzug beendet: Heute zieht Leben in die Klassenräume Heute beginnt der erste Unterrichtstag des neuen Schuljahres. Für Jübars Grundschüler heißt es da- bei auch, sich in einem neuen Gebäude zurecht zu finden. Denn ab sofort lernen sie in der ehemali- gen Sekundarschule. Der Umzug verlief reibungslos. (19. August 2004)

Jübars Pfarrer Hartmut Förster mit festlichem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet Noch eine Nacht verbringt Familie Förster im Pfarrhaus von Jübar. Dann kommt der Möbelwagen und die Familie zieht nach Lüdelsen. Fast 37 Jahre lang lebte der Pfarrer Hartmut Förster im Pfarrhaus. Er wurde mit einem festlichen Gottesdienst verabschiede t. Superintendent Michael Sommer überreichte ihm die Entlassung surkunde. (3 1. August 2004)

Bekannte Sängerin gab zweites Konzert in Jübarer Gemeindesaal Zu einem Konzert weilte die bekannte Sängerin der Volksmusik, Edith Prock, am Wochenende in Jü- bar. Im Gemeindesaal gab sie ein Konzert bekannter Melodien. (1. September 2004)

3 Jubiläen in Jübar Männergesangsverein – 135 Jahre Harmonie – 50 Jahre „Wir spielen alles von Walzer bis AC/DC – je nachdem, was gew ünscht wird“, sagte Gerd Busse. Seit 34 Jahren spielt er in der Gruppe. Vor 25 Jahren hat er die Leitung übernommen. In der ersten Hälfte der 50-jährigen Erfolgsgeschichte hatte sein Vater, Heinrich Busse, die Fäden in der Hand. Gemein- sam mit Otto Lenec ke hatte er 1954 die Tanzkapelle gegründet. In den Folgejahren kamen immer mehr Musiker dazu. Bis auf 20 Musike r war „Harmonie“ angewachsen. Die Musiker spielten oftmals in drei Gruppen zeitgleich an verschiedenen Orten. Blaskapelle – 40 Jahre An einem Donnerstag im Juni 1964 trafen sich sieben Musik begeisterte Männer aus Jübar und Um- gebung in der Wohnung von Heinrich Gädeke, um eine Blaskapelle zu gründen. Sie hatten nicht ein- 20 mal im Traum daran gedacht, dass die Blaskapelle auch über die Grenzen des ehemaligen Kreises Klötze den Ruf eines be- und anerkannten und vor allem gern gehörten Ensemble bekommt. (September 2004)

Dreiste Diebestour unbewusst gesehen Als die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Jübar am Morgen zur Ernte am Kartoffelacker ankamen, stand dort kein Bauwagen mehr, in dem sie sich in den Pausen aufhalten können. (22. September 2004)

Altes Schlachthaus wird zur Wiege der h eiligen Familie Das erste Krippenmuseum der Altmark entsteht derzeit in Lüdelsen. Jübars pensionierter Pfarrer Hartmut Förster will hier schon bald seine reiche Sammlung an Weihnachtskrippe p räsentieren, die er aus 61 Ländern zusamm engetragen hat. (1 2. Oktober 2004)

Echtes Schmuckstück 120 neue Fensterelemente wurden in den vergangenen zwei Wochen in der Grundschule eingebaut. Um die Arbeiten komplett zu machen, hatte eine Jübarer Firma auch neue Regenrinnen angebracht. Neben dem Schulge bäude wird aber auch der Hof neu gestaltet. Einige Väter stellen in Eigenregie eine Schaukel, Wippe und Kletterbalken auf. (2. November 2004)

Wehrleiter tritt zurück Zum Jahresende tritt Rüdiger Roloff als Wehrleiter von Jübar zurück. Ringo Büst wird ab den 1. Janu- ar 2005 neuer Chef der Feuerwehr Jübar. (26. November 2004)

Hartmut Förster eröffne te sein Altmärkisches Krippenmuseum Nach wochenlanger Vorbereitung ist das Altmärkische Krippenmuseum in Lüdelsen gestern feierlich eröffnet worden. In einem ehemaligen Sch lachthaus präsentiert Hartmut Förster eine Auswahl seiner gesammelten Schätze von vier Kontinenten. (1 3. Dezember 2004) 22000055 Pressemitteilungen

Ordentlich gerummst Das Kasernengebäude soll auf Wunsch des Eigentümers biedergelegt werden. Ob das möglich ist, testete die Sprenggruppe des TH W Braunschweig. In der unteren Etage wurden in einem Fenstersims drei Bohrlöcher übereinanderge baut, deren Sprengladung miteinander verbunden war. Ein lauter Rumms und schon war das Fenster doppelt so breit. Der Versuch verlief für das THW absolut Zufrie- denstellend. (17. Januar 2005)

Volksentscheid über die zukünftige Kinderbetreuung in Sachsen-Anhalt am 23. Januar 2005 Abstimmungsberechtigte 532 Abgestimmt haben 95 Ja-Stimmen 41 Nein-Stimmen 54 Abstimmungsbeteiligung 17,8 %

„Verzeihen ja – verge ssen nie“ Von der „Aktion G“ am 29. Mai 195 2 wa ren in der Region insgesamt 208 Personen betroffen. Unter 67 Kindern und 147 Erwachsenen war en s ieben Großbauern, 28 Bauern, neun Gewerbetreibende, sechs Handwerker, acht Angestellte , drei A rbeiter, 72 Bürger ohne Beruf und acht Landarbeiter. Die 21

Zwangsaussiedlung zog sich die Zonengrenze entlang und berührte im heutigen Altmarkkreis Salzwe- del unter anderem die damalig en Grenzdörfer Nettgau, Gladdenstedt, Jübar, Hanum, Holzhausen, Dolsleben, Cheine, Barnebeck, Zießau, Jahrsau. (Quelle H. Bock) Hinter der „Aktion Ungeziefer“ stand System. Insgesamt wurden aus den Dörfern an der deutsch- deutschen Grenze – von Thüringen bis zur Ostsee – 3.000 bis 4.000 Menschen verbannt. Wie Hohn musste es klingen, wenn das DDR-Regime die Zwangsaussiedlungen, die ganze Familien trennten und bald danach schon Enteignungen nach sich zogen, mit dem Begriff „Aufenthaltsbeschränkung“ umschrieb. Nach dem Bau der Mauer gab es ähnliche Aktionen , die den Tarnnamen „Kornblume“ trugen. (20. Januar 2005)

Alten Stall in Anlaufstelle für kranke Vierbeiner verwandelt Die Gemeinde verfügt wieder über eine eigene Tierarztpraxis. Zu verdanken ist diese Tatsache Dr. Helge Loose, der sich nach Anschluss seines Studiums der Veterinärmedizin in Leipzig entschloss, in seinen Heimatort z urückzukehren und dort zusammen mit seiner Ehefrau Constanze eine Praxis zu eröffnen. (7. Februar 2005)

Erst Stille, dann WUMM! Acht Stunden lang hatten die THW-Helfer den Sprengstoff Eurodyn mit dem Ladestock in die Löcher gestopft und vor allem jedes Sprengloch miteinander verknüpft. Außer dem großen Knall war von der Druckwelle in Jüba r nichts zu spüren. Eigentümer Rolf Wiesensee bedankte sich bei den THW-Helfern ausdrücklich, hatten sie ihm doch durch ihre Sprengübung eine Menge Arbeit bei den Abrissarbeiten des Kasernengebäudes a bgenommen. (21. Februar 2005)

Mit Drahtbürsten und Harken legten junge Archäologen Hünengrab frei Sprichwörtlich aus dem Dornröschenschlaf erweckt haben 25 Junge Archäologen das Großsteingrab auf dem kleinen Trappenberg bei Kläden. An der Straße zwischen Kläden und Grünenwulsch hatte es sich unter dichten D ornen Sträuchern verborgen, kein Weg führte mehr dorthin. Doch der Verein Jun- ger Archäologen der Altmark nahm sich jetzt des fast vergessenen Ensembles an, das wohl vor über 5.000 Jahren angelegt worden ist. (18. April 2005)

Liebesromane sind bevorzugte Lektüre Anna Pawelzik feierte ihren 90. Geburtstag. Die gelernte Schneiderin wurde in Ostpreußen geboren. Nach Kriegsende musste sie flüchten und schließlich verschlug es ihre Familie nach Jübar. (29. April 2005)

Als die Musiker ein Ständchen brachten, griff das Geburtstagskind zum Taktstock Fritz Jensen, langjähriger Dirigent der Jübarer Blaskapelle feierte seinen 90. Geburtstag. (10. Mai 2005)

Schützenkönig als Einzelkämpfer Ditmar Heins und seine Frau Liane regieren die Jübarer Schützen für ein Jahr. Sie standen allein un- ter den gekreuzten Säbeln, da sich für das Kronprinzenamt keiner der Schützen zur Verfü gung stellte. Steven Pasema nn zum neuen Jübarer Kinderkönig proklamiert. (2 4. Mai 2005)

Schulleiterin lobte Engagement der Eltern Zu einem Tag der offenen Tür waren dieser Tage Interessierte in die Jübarer Schule eingeladen ge- wesen. Schulleiterin Doritt Bock meinte, dass diese Veranstaltung als verspätete Einweihungsfeier zu werten sei. (3 1. Mai 2005)

Großes Prosit auf 55 Jahre FC Jübar/Bornsen Bevor auf dem Saal bei Familie Schwieger gefeiert wurde, ließ es sich der Vorsitzende Andreas Keß- ler nicht nehmen, verdienstvolle und langjährige Mitglieder zu ehren. 22

Ehrennadel Fußballverband in Bronze Wolfgang Teickner Verdienstvolle Mitglieder Stephan Meyer Lutz Seidenberg Hans-Harald Fricke Karl-Heins Schulz Im mo Tanke Walter Friedrichs Il ona Kralowetz Ehrennadel Landessportbund in Bronze Spielerverabschiedungen Margit Steinlage Lars Queckenstedt Lisa Heins Renè Brückner Friedhelm Lilg e

(23. – 26. Ju ni 2005)

Ihren „Bienenkind ern“ bleibt Marlies Schulz weiterhin tr eu 15 Jahre lang hatte Marlies Schulz die Kindertagesstätte in Jübar unte r ihren Fittichen. Aus privaten Gründen gibt sie die Leitung ab August an Angela Wulkau ab. (2 0. Juli 2005)

Versuchte Einbrecher sind gefasst Einen Einbruchsversuch in den Jübarer Jugendklub konnte die Polizei jetzt aufklären. Zunächst ver- suchten sie durch das Fenster in den Raum einzudringen. Doch die dahinter angebrachte Vergitterung machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. D er anschließende Versuch die Tür auf- zubrechen, sch eiterte ebenfalls. Offenbar aus Frust über den misslungenen Coup tobten sich die Tä- te r dann an der Tischtennisplatte aus, die Schäden davon trug. (20. Juli 2005)

Dirk Wulkau setzt die Familientradition fort Dirk Wulkau, der Sohn der bisherigen Pächterin, hat sich bereit , die Gaststätte in dem gemeindeeige- nen Haus fortzuführen. Erst im vergangenen Jahr hatte die Gemeinde sehr viel Geld in die Sanierung von Saal und Gaststätte gesteckt. Die Gaststätte „Kastanie“ ist ein richtiges Schmuckstück geworden. (20. Juli 2005) ......

Aus der Chronik der Gemeinde Jübar überarbeitet und zusammengefasst von Annett Zeisler