Mur - Südlich Graz 6014
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bmlfuw.gv.at HOCHWASSERRISIKO- MANAGEMENTPLAN 2015 RISIKOGEBIET: Mur - südlich Graz 6014 IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT Stubenring 1, 1010 Wien DVR (Datenverarbeitungsregister-Nummer): 0000183 Gesamtkoordination: BMLFUW Sektion IV: Wasserwirtschaft Fachlich/rechtliche Bearbeitung: BMLFUW Abteilung IV/6 Schutzwasserwirtschaft, Abteilung IV/1 Wasserlegistik und -ökonomie Technische Bearbeitung: Umweltbundesamt GmbH Druck: Gedruckt nach der Richtlinie "Druckerzeugnisse" des Österreichischen Umweltzeichens. Zentrale Kopierstelle des BMLFUW, UW-Nr. 907. Alle Rechte vorbehalten. Wien, 06.11.2015 1. ALLGEMEINES ZUR BESTIMMUNG VON RISIKOGEBIETEN Die vergangenen Jahre waren für das Hochwasserrisikomanagement in Österreich eine besondere Herausforderung und Chance zugleich: Die Bewältigung der für unser Empfinden in letzter Zeit immer häufiger und wuchtiger auftretenden Hochwässer erforderte den Zusammenhalt aller Österreicherinnen und Österreicher. Österreich hat seine Strategie zum Schutz vor Naturgefahren seit dem Hochwasserjahr 2002 deutlich weiterentwickelt. Ziel ist ein "integrales Risikomanagement", das eine möglichst große Sicherheit vor Hochwasser durch ein sinnvolles Zusammenwirken von naturnahen, raumplanerischen, bautechnischen, organisatorischen und bewusstseinsbildenden Maßnahmen gewährleistet. Die sogenannten "Jahrhunderthochwässer" 2002 und 2013 sind gegenwärtig noch sehr stark im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Speziell das Ereignis 2002 hat nicht nur in Österreich sondern auch international einen Prozess initiiert, der im Jahr 2007 zum Erlass der sogenannten EU-Hochwasserrichtlinie führte. Diese Richtlinie hat zum Ziel, einen Rahmen für die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken zu schaffen. Hochwasser wird als zeitlich beschränkte Überflutung von Land, das normalerweise nicht mit Wasser bedeckt ist, definiert. Hochwasserrisiko ist eine Kombination der Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Hochwasserereignisses und der hochwasserbedingten potenziellen nachteiligen Folgen auf die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten. Die EU-Hochwasserrichtlinie wurde im Österreichischen Wasserrechtsgesetz implementiert und wird in regelmäßigen Abständen (6 Jahre) in jeweils drei Arbeitsschritten umgesetzt. Der erste Arbeitsschritt "Vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos und Ausweisung von Gebieten mit potenziellem signifikantem Hochwasserrisiko (= Risikogebiete)" beinhaltet die Analyse von bundesweit einheitlichen und leicht verfügbaren Datensätzen zu vergangenen Hochwässern sowie zu Bevölkerung, Landnutzung, Infrastruktur, Gebäuden etc. Anhand dieser Grundlagen wurde eine Bewertung des Hochwasserrisikos durchgeführt und als Ergebnis wurden 391 Risikogebiete bestimmt. Dieser Arbeitsschritt wurde im Jahr 2011 fertiggestellt. Im zweiten Arbeitsschritt wurden bis Ende 2013 für zumindest diese Risikogebiete Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten erstellt. Die Gefahrenkarten zeigen die Überflutungsflächen für drei unterschiedliche Hochwasserwahrscheinlichkeiten und geben Auskunft über mögliche Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten während eines Hochwassers. Die Risikokarten verschneiden die Information aus den Gefahrenkarten mit Informationen zur Bevölkerung, Infrastruktur, Landnutzung sowie zu weiteren Schutzgütern und weisen damit auf mögliche Schäden an diesen Schutzgütern hin. Auf Grundlage der beiden ersten Arbeitsschritte wurden bis Ende 2015 im dritten Arbeitsschritt sogenannte Hochwasserrisikomanagementpläne erstellt. Im Rahmen dieser Pläne wurden Ziele zur Risikoreduktion definiert, Maßnahmen zum Erreichen der Ziele ausgewählt sowie die Rangfolge der Umsetzung der Maßnahmen festgelegt. Der Schwerpunkt der Maßnahmen war dabei auf Vermeidung, Schutz und Vorsorge zu legen. Die Ergebnisse aller drei Arbeitsschritte sind auf der Homepage des BMLFUW (http://wisa.bmlfuw.gv.at) öffentlich zugänglich. --- Seite 1 von30 --- 2. BESCHREIBUNG DES RISIKOGEBIETES 1.) Im gegenständlichen Risikogebiet Mur - südliche Graz 6014 ergeben sich aus der vorläufigen Risikobewertung Folgen für alle 4 Schutzgüter (Menschliche Gesundheit, Kulturerbe, Umwelt und Wirtschaftliche Tätigkeiten). Das Gesamtrisiko wird als hoch bewertet und verteilt sich auf die Schutzgüter wie folgt: Menschliche Gesundheit: hohes Risiko, Kulturerbe: mäßiges Risiko, Umwelt: hohes Risiko, Wirtschaftliche Tätigkeit: hohes Risiko. Die Risikoeinschätzung bleibt für die potentiell zukünftigen Hochwasserereignisse für die Schutzgüter Menschliche Gesundheit, Umwelt und Wirtschaftliche Tätigkeit gleich, wohingegen das Schutzgut Umwelt kein Risiko mehr erfährt. 2.) Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich immer auf die Szenarien in der Reihenfolge HQ30, HQ100, HQ300 Betroffene Flächen: 3824,78 ha, 5154,62 ha, 5785,95 ha Betroffene Personenanzahl: 2173, 4162, 5302 Bahnstreckentyp: A,C, A,C, A,C Kindergärten: 2, 4, 3 Schulen: 3, 5, 5 Seniorenheime: 1, 1, 1 Straßen: 2, 3, 3 LN Industrie- und Gewerbegebiet: 8,41 ha, 16,12 ha, 16,22 ha LN Land- und Forstwirtschaft, Sonstige Grünflächen: 3011,89 ha, 4032,87 ha, 4455,46 ha LN Siedlungsbereich Nutzung: 80,34 ha, 99,17 ha, 108,38 ha LN vorwiegend Wohnen: 356,20 ha, 610,96 ha, 779,19 ha Deponie: 6, 7, 7 PRTR Betrieb: 0, 1, 3 Seveso Betriebe: 0, 0, 1 Natura 2000 PCSI: 45,83 ha, 46,64 ha, 47,87 ha Natura 2000 SPA: 45,83 ha, 46,64 ha, 47,87 ha Wasserschongebiet: 494,08 ha, 966,2 ha, 1177,30 ha 3.) Topographie: Zentrale Ostalpen Hydraulische, hydrologische Kenngrößen: Länge APSFR 6014 Mur - südl. Graz: 43,871 km Zubringer: Kainach, Laßnitz, Sulm u.a. Hydrographische Daten: Einzugsgebietgröße [km²]: Beginn Mur: 7065; Beginn Kainach: 851,6 Mündung Kainach: 853 Ende Mur: 9550 Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich immer auf die Szenarien in der Reihenfolge HQ1, HQ5, HQ10, HQ30, HQ50, HQ100, HQ300 [m³/s] Beginn Mur: 440, 710, 770, 1000, 1190, 1350, 1736; Beginn Kainach: 117, 213, 258, 334, 370, 407, 488 Mündung Kainach: 117, 214, 259, 335, 371, 408, 490, Ende Mur: 710, 970, 1200, 1460, 1550, 1750, 2250 Relvante Ereignisse: Mur, 22.05.1938 - 24.05.1938 >HQ50; Datenquelle Unterlagensammlung Lautscham Folgen für Menschliche Gesundheit, Umwelt, Kulturerbe, Wirtschaftliche Tätigkeiten Mur, 22.08.1966 >HQ50 Datenquelle Unterlagensammlung Lautscham Folgen für Menschliche Gesundheit, Umwelt, Kulturerbe, Wirtschaftliche Tätigkeiten Kainach, 02.08.1965 >HQ50 Datenquelle Unterlagensammlung Lautscham Folgen für Menschliche Gesundheit, Umwelt, Kulturerbe, Wirtschaftliche Tätigkeiten --- Seite 2 von30 --- Wildon/Mur 21.07.2012 - 22.07.2012 ca. HQ18; Datenquelle OBI d. V. Herbert Putz (BFV LB), Pittino ZT GmbH Die Mur im Abschnitt von Feldkirchen bis Spielfeld, Fl-km 138 bis Fl-km 180, mit einer Länge von 42km ist charakterisiert von Vorlandabflüssen mit einer Ausbreitung von bis zu 2,5 km in Fl-km 157 (Ortsbereich von Gundersdorf, Ragnitz, Gralla) sowie extremen Engstellen, wie beispielsweise in Fl-km 168 bei Werndorf sowie in Fl-km 152 bei Hasendorf durch die der vornehmlich linksufrige Vorlandabfluss abgeführt werden muss. Besonders zu beachtende Verhältnisse treten in den Mündungsbereichen der rechtsufrigen Zubringer Kainach, Sulm und Gamlitzbach auf. Linksufrig wird die Hochwassersituation der Mur überlagert mit jenen des Raababaches, des Grambaches, des Ferbersbaches und der Stiefing. Im gegenständlichen APSFR befinden sich 8 Murkraftwerke mit entsprechenden Anlagenbereichen bestehend aus Dämmen im Stauraum und Sohleintiefungen im Unterwasserbereich. Die Wassertiefen betragen im Mittel bei HQ30 < 0,6m, liegen bei HQ100 im Bereich 0,6 - 1,5m und steigen bei HQ300 lokal bis > 1,5m. Die Geschwindigkeiten betragen im Mittel bei HQ30 < 0,6 m/s, liegen bei HQ 100 auf 0,6 - 2,0m/s und erreichen hauptsächlich im Bett der Mur Geschwindigkeiten > 2,0m/s. Die Überflutungsflächen bei HQ30, HQ100 und HQ 300 unterscheiden sich generell gesehen nicht wesentlich. Örtlich betrachtet gibt es nur im Ortsbereich von Obervogau deutliche Unterschiede in den Hochwasserausbreitungen bei unterschiedlichen Abflüssen. Die auftretenden Risiken sind Wohnen in den Siedlungsbereichen und dazwischenliegend Landwirtschaft. Der Hydrographische Dienst Steiermark stellt hydrographische Monatsberichte/Jahresbericht für die Fachbereiche Niederschlag, Oberflächenwasser und Grundwasser zur Verfügung (Internet). --- Seite 3 von30 --- 3. ABSTIMMUNG DER MASSNAHMENPLANUNG Die Erstellung der HWRMP in der Steiermark erfolgte federführend durch die Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung. Zwischen der Abteilung 14 des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung und der WLV Sektion Steiermark wurde die Vereinbarung getroffen die Bearbeitung wie folgt durchzuführen: Bearbeitung durch die WLV: Risikogebiete mit Gewässern ausschließlich in der Kompetenz der WLV Bearbeitung durch die BWV: Kombinierte Risikogebiete (BWV/WLV), sowie Risikogebiete mit Gewässern ausschließlich in der Kompetenz der BWV Die durch die BWV bearbeiteten HWRMP wurden auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene koordiniert inkl. Einbeziehung von risikogebietsspezifischen interessierten Stellen. Die Maßnahmen des Maßnahmenkatalogs wurden in Submaßnahmen unterteilt, um die unterschiedlichen verantwortlichen Stellen gezielt ansprechen zu können. Dazu wurden Checklisten in Form von Excel- Formularen entwickelt, die den aktuellen Stand der Maßnahmen, die Statusentwicklung und die geplanten Vorhaben als Inhalt haben.