FC St.Gallen – FC Luzern, 24. Mai 2021
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Sieben Fragen Vier Köpfe FCL-Präsident Stefan Wolf und sein Fabio Celestini, Marius Müller, Pascal St.Galler Amtskollege Matthias Hüppi Schürpf und Varol Tasar führten den über ihre Erwartungen an den Final. 3 FCL in den Cupfinal. 5 Cupfinal 2021 FC St. Gallen – FC Luzern, 24. Mai 2021 Jubelnde Luzerner nach der Qualifikation für den Cuphalbfinal – solche Bilder erhoffen sich die FCL-Fans auch am Pfingstmontag. Bild: Martin Meienberger/Freshfocus (Lugano, 13.April 2021) Verlagsbeilage vom 21. Mai 2021 Luzerner Zeitung • Zuger Zeitung • Nidwaldner Zeitung • Obwaldner Zeitung • Urner Zeitung • Bote der Urschweiz 3 Freitag, 21. Mai 2021 Cupfinal 2021 «Das passiert sonst nur einem Trainer» Im Herbst haben sich die Wege von Stefan Wolf und Matthias Hüppi im Verwaltungsrat des FC St.Gallen getrennt. Wolf wurde Präsident des FC Luzern. Nun treffen sie im Cupfinal aufeinander. Wir haben die beiden Präsidenten einzeln befragt. Stefan Wolf, geschäftsführender Präsident des FC Luzern. Bild: Dominik Wunderli Matthias Hüppi, Präsident des FC St.Gallen. Bild: Urs Bucher Was haben Sie gedacht, als In erster Linie habe ich mich über unsere Finalqualifikation gefreut – unabhängig Wir haben uns kurz ausgetauscht und festgestellt, dass es nun schon zur vierten klar war, dass Sie im Cupfinal vom Gegner. Dass sich der FC St.Gallen schlussendlich auch qualifiziert hat, ver- Begegnung St.Gallen – Luzern kommt, seit Stefan den Transfer vollzogen hat.Das ausgerechnet auf St.Gallen spricht einen attraktiven und hochklassigen Final. ist und bleibt sehr speziell. Vermutlich ein Novum in der Fussballwelt: in der glei- mit Matthias Hüppi/auf Luzern chen Saison Verwaltungsrat beim einen und Präsident beim anderen Finalisten. mit Stefan Wolf treffen? Das könnte sonst nur einem Trainer passieren, der hier Mitte Saison entlassen und dort postwendendend engagiert wird. Das kommt glücklicherweise aber eher selten vor. Bis im vergangenen Herbst Es waren für mich gute Lehrjahre in einem tollen Team, das gemeinsam am glei- In unserem Verwaltungsrat kann und konnte jeder von den Erfahrungen und gehörten Sie beide dem chen Strick gezogen hat. Dies ist sicherlich etwas, das wir auch beim FC Luzern Stärken der anderen profitieren. Die unerschütterliche Vertrauensbasis ist ent- Verwaltungsrat des FC St.Gallen zukünftig vorleben wollen. scheidend. Das ist bei uns auch nach Stefans Abgang genauso der Fall. Er hat an. Was haben Sie voneinander prima in unser Gremium gepasst und ich hoffe, dass er in Luzern ebenso glücklich gelernt? und gut aufgehoben ist. Was hat der Präsident des Mir imponiert an Matthias, dass er mit seiner Redegewandtheit Leute begeistern Wir haben uns im Verwaltungsrat des FC St.Gallen bestens ergänzt und sind ver- Cupfinalgegners für Charakter- und in seinen Bann ziehen kann. mutlich beide zufrieden mit unseren Stärken. Mit den Schwächen können wir eigenschaften, die Sie auch mittlerweile wohl gut umgehen. gerne hätten? Mit welchen Erwartungen treten Wenn man im Cupfinal steht, will man diesen gewinnen, ganz klar. Daher kann Es sind viel mehr Hoffnungen und Wünsche als Erwartungen. Ich wünsche mir Sie die Reise nach Bern ins Stadion es für uns nur dieses Ziel geben. Egal wie der Gegner heisst. also ein spannendes und schönes Spiel mit einem Triumph für Grünweiss. Auch Wankdorf an? und vor allem als Geschenk für die St.Galler Fussballfans, die uns in dieser for- dernden Zeit so grossartig unterstützen. Was ist Ihre schönste Cupfinal- Ich habe einige schöne Erinnerungen an den Cupfinal. Sei es die Stimmung vor Als Knirps habe ich den Cupfinal 1969 mit dem 2:0-Sieg unseres FC St.Gallen Erinnerung? den Spielen oder dann natürlich auch vor 40 000 Fans im Wankdorf spielen zu gegen Bellinzona zwar aus der Distanz, aber trotzdem sehr intensiv verfolgt. Ein können. Und natürlich der Cupsieg 1992 mit dem FC Luzern – ein grossartiges Foto der Ehrenrunde mit Grünig, Nafziger und Torhüter Biaggi ist in meinem Büro Erlebnis. Früher war der Cupfinal immer ein Pflichttermin für alle Fussball- prominent platziert. Jean-Paul Biaggi wurde damals von meinem Vater in Rechts- begeisterten in der Schweiz. Leider ist dem nicht mehr so und ich finde, dass der fragen beraten. Er kam dann und wann zu uns nach Hause zum Essen. Eine SFV dem Schweizer Cup wieder mehr Beachtung und Stellenwert geben sollte. Riesensache für mich! Welches ist Ihre schmerzhafteste Sicherlich die Niederlage mit Luzern gegen den FC Sion 1997. Wir führten bis kurz Wie für die meisten St.Galler der Final 1998, der auf dem Gipfel begann und Erinnerung an den Cupfinal? vor Schluss, bevor wir nach einem harten Elfmeter in die Verlängerung mussten im Tal der Tränen endete. Ich war dabei, nicht als TV-Reporter, sondern als und im Penaltyschiessen noch verloren. FC-St.Gallen-Fan, also alles andere als neutral, was nur in meiner Freizeit erlaubt war. Ein Cupfinal mit dieser Affiche Sehr gross. Beide Mannschaften dürfen auf eine grosse Unterstützung zählen und Es tut richtig weh für unsere Fans. Aber wir haben uns früh in dieser Coronazeit wäre ausverkauft. Wie gross ist die entsprechend wäre das Wankdorf ein Tollhaus geworden. Aber die Situation ist dafür entschieden, die unverrückbaren Entscheide der Behörden zu akzeptieren, Wehmut, dass keine Fans dabei leider wie sie ist, und wir müssen akzeptieren, dass dies im Moment einfach nicht auch wenn es schwerfällt. Das beste Schmerzmittel wäre es also, den Final in den sein können? möglich ist. kommenden Jahren gleich nochmals zu erreichen. Stefan Wolf Matthias Hüppi Der Luzerner aus Fischbach spielte zwischen 1990 und 2006 als Profi für Luzern, Der St.Galler war 32 Jahre Moderator des «Sportpanoramas». Eine Ära prägte Sion, Servette und St.Gallen. Seine grössten Erfolge errang der 14-fache Interna- Matthias Hüppi als Skikommentator mit Bernhard Russi. An der WM in St.Moritz tionale 1999 mit dem Meistertitel und 2001 mit dem Cupsieg bei Servette. Den Cup im Februar 2017 beendeten die beiden nach 31 Jahren die Laufbahn als kongeniales hatte er bereits 1992 mit Luzern gewonnen. Seit Februar 2021 ist Wolf geschäfts- Kommentatorenduo. Im Dezember 2017 dann die Überraschung, die schweizweit führender Präsident des FC Luzern. Zuvor war er zwischen 2017 und 2020 Verwal- Schlagzeilen machte: Nach insgesamt 38 Jahren verliess Hüppi SRF und wech- tungsrat des FC St.Gallen. Wolf hat eine Webagentur und Stiftung, er ist 50-jährig, selte zum FC St.Gallen, wo er vollamtlicher Präsident wurde. Hüppi ist 63-jährig, verheiratet und Vater zweier Kinder. (dw) verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. (pl) 5 Freitag, 21. Mai 2021 Cupfinal 2021 Trainer Fabio Celestini Torhüter Marius Müller Fabio Celestini ist seit Januar 2020 beim FC Luzern. Seine erste Auf- Ein positiv verrückter Typ bereichert seit Juli 2019 die Mannschaft des gabe war damals, die Mannschaft aus der ungemütlichen Lage zu FC Luzern: Marius Müller. Der 27-jährige Deutsche ist von Anfang an befreien. Der neue Coach schaffte es in Rekordtempo, den FCL aus als zugänglicher Typ aufgefallen, der seine Sicht der Dinge eloquent, der Abstiegszone ins Mittelfeld zu führen. Mit vier Siegen in Serie ist offen und ehrlich darlegt. Vor allem zählen jedoch die sportlichen vor ihm noch kein Trainer beim Inner-schweizer Fuss- Fähigkeiten des Torhüters, der früher in der 2. Bundesliga beim Tra- ballaushängeschild gestartet. ditionsverein 1. FC Kaiserslautern zwischen den Pfosten stand und Nach einem grösseren Umbruch der schliesslich via Rasen-Ballsport Leipzig zum FCL wechselte. Mannschaft verlief der Start in die Müller hatte genug davon, beim Red-Bull-Dosenklub nur die zwei- neue Saison schlecht. Das hatte te oder dritte Geige im Tor zu spielen. Obwohl er nach eigenen Gründe, weil die meisten Neuzugänge Angaben viel von der Professionalität und Konzentrations- erst Mitte Oktober zum Kader gestos- stärke der Nummer 1, Peter Gulacsi, abschauen konn- sen waren. Deshalb brauchte die Celestini- te und ihn im Training die Schüsse der Topangrei- Elf relativ lange, bis sie sich auch in der zu Ende fer Timo Werner, Yussuf Poulsen und Emil gehenden Saison aus der Abstiegszone verabschie- Forsberg forderten. «So fuhr ich in die dete. Um auf die Erfolgsspur zu kommen, benötigte das Team Schweiz, schaute mir das Ganze an», er- zudem eine Korrektur der zu offensiven Spielweise. Nach der zählte Müller. Nach Gesprächen mit Sport- schmerzlichen 3:4-Heimniederlage gegen Basel im April war die chef Remo Meyer und dem damaligen Zeit dafür reif: In der Folge blieb der FCL sechs Liga- und zwei Trainer Thomas Häberli entschied er sich Cupspiele unbesiegt – kassierte im Schnitt statt 1,75 Gegentore zum Luzern-Transfer. pro Match nur noch deren 0,6. Bereut hat Marius Müller diesen Schritt nie. In seiner ersten Die Abwehr steht seither tiefer, aber trotzdem gehört der FCL zu- Saison hielt der 1,92 Meter grosse und explosive Goalie sammen mit dem FC Basel immer noch zu den Teams, die hinter überragend. Auf Anhieb wurde er zum Rückhalt seiner Meister Young Boys die meisten Tore erzielen. Dieses gepflegte Mannschaft und avancierte zu einem Liebling der und meist erfolgreiche Offensivspiel, das wenn möglich in der FCL-Fans. Daran hat sich auch in der zweiten eigenen Zone ausgelöst wird, hat Celestini dem Team beigebracht. Saison, die fast ohne Publikum gespielt werden musste, nichts Im Cupfinal wird der Coach gegen die wahrscheinlich mutig an- geändert. Geändert hat sich nur, dass sich Müller fussballerisch ver- laufenden und pressenden St.Galler das richtige taktische Rezept bessert hat – und er zusammen mit Ehefrau Vivien seit dem 18. Sep- finden müssen. Celestini darf sich nicht darauf verlassen, wie im tember 2020 glücklicher Vater von Sohn Levi Romeo ist. letzten Heimspiel gegen die Ostschweizer einen 0:2-Rückstand aufzuholen, die Partie zu drehen und mit 4:2 zu gewinnen. Dank dem gefeierten Held von Lugano überhaupt im Cupfinal Dass der FCL am Pfingstmontag im Cupfinal steht, hat er zu einem Positive Erinnerungen an Cupfinal gegen St.Gallen grossen Teil seinem Keeper zu verdanken: Im Viertelfinal in Luga- Für den 45-jährigen Lausanner ist der Cupfinal der erste no war Marius Müller der Matchwinner und gefeierte Held, der ganz Höhepunkt seiner Trainerkarriere.