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Gemeinde

Begründung

zur Neuaufstellung des Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“

Vorentwurf

Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs - und Katasterverwaltung, © 2017 (unmaßstäbliche Darstellung)

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Auf gestellt:

Niedersächsische Landgesellschaft mbH Geschäftsstelle Lüneburg Wedekindstraße 18 21337 Lüneburg Tel. 04131 / 9503-27 Fax 04131 / 9503-30 [email protected]

Stand: Mai 2018

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INHALT Teil A 1 Einführung ...... 4 1.1 Anlass und Erforderlichkeit der Planung ...... 4 1.2 Lage und Abgrenzung des Plangebietes ...... 5 2 Bestandsituation ...... 7 2.1 Vorhandene Bebauung und Nutzung ...... 7 2.2 Anbindung an den überörtlichen Verkehr ...... 12 2.3 Ver- und Entsorgung ...... 12 3 Planungsvorgaben ...... 12 3.1 Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen ...... 12 3.2 Regionales Raumordnungsprogramm Landkreis Lüchow- ...... 15 3.3 Flächennutzungsplanung ...... 22 3.4 Rechtsverbindliche Bebauungspläne ...... 23 4 Planinhalt ...... 23 4.1 Textliche und zeichnerische Festsetzungen...... 23 4.1.1 Art der baulichen Nutzung ...... 23 4.1.2 Maß der baulichen Nutzung ...... 25 4.1.3 Bauweise und überbaubare Grundstücksflächen ...... 26 4.1.4 Nebenanlagen/ Garagen ...... 26 4.1.5 Bauverbotszone ...... 26 4.1.6 Festsetzungen zum Verkehr ...... 26 4.2 Örtliche Bauvorschriften ...... 27 4.2.1 Geltungsbereich ...... 27 4.2.2 Gestaltung der Gebäude ...... 27 4.2.3 Regenerative Energien ...... 27 4.2.4 Ordnungswidrigkeiten ...... 27 4.3 Hinweise ...... 27 4.3.1 Bodenfunde ...... 27 4.3.2 Altablagerungen/ Altstandorte ...... 27 4.4 Nachrichtliche Übernahmen ...... 28 5 Umweltbelange ...... 28 6 Immissionsschutz ...... 29 7 Klimaschutz und Klimaanpassung ...... 31 8 Flächenbilanz ...... 32 9 Rechtsgrundlagen ...... 32

Teil B - Vorentwurf des Umweltberichtes zur Neuaufstellung des Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“ der Gemeinde Zernien, Stand Mai2018

Anlage - Höhenlinienkarte M 1: 4.000 vom LGLN (Ausschnitt für das Plangebiet), Stand 29.11. 2017

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1 EINFÜHRUNG 1.1 Anlass und Erforderlichkeit der Planung Für das vorliegende Plangebiet wurde bereits der Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ aufgestellt und am 14. Juli 2011 vom Gemeinderat Zernien als Satzung beschlossen. Dieser wurde in einer Normenkontrollklage rechtlich überprüft. Es stellte sich heraus, dass der Bebauungsplan gegen das Anpassungsgebot des § 1 Abs. 4 BauGB verstößt, da er mit dem raumordnerischen Ziel hinsichtlich der Mindestabstandsregelung zu Waldgebieten ohne wichtige Schutzfunktionen unvereinbar ist (vgl. Kap. 3.3. Ziff. 07 RROP 2004). Es hätte demnach ein Zielabweichungsverfahren stattfinden müssen. Unter anderem aufgrund dieses Versäumnisses wurde der Bebauungsplan durch Gerichtsurteil des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts vom 04. November 2015 (Az.: 1 KN 199/13) für unwirksam erklärt. Mit der vorliegenden Neuaufstellung des Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“ beabsichtigt die Gemeinde vorrangig planungsrechtliche Sicherheit für die existierende Biogasanlage zu schaffen, um deren Bestehen und Entwicklung zu sichern. Der nördliche Bereich des Plangebiets (ehemals GI-1) wird als Sondergebiet (SO) mit der Zweckbestimmung „Biogasanlage“ ausgewiesen (vgl. Abb. 1 und Abb. 2). Diese Ausweisung dient zum einen der Bestandssicherung der aktuellen Nutzung und schafft zum anderen Entwicklungsmöglichkeiten für die Biogasanlage. Die Nutzung als Sondergebiet wird aufgrund der Nähe zu Wald in zwei Teilbereiche untergliedert. Der Teilbereich SO-1 dient als Fläche für die Unterbringung der baulichen Anlagen zur Biogaserzeugung. In dem an das Waldgebiet grenzenden Teilbereich SO-2 sind nur Anlagen zur Lagerung der Biomasse (Silagen) sowie bauliche Nebenanlagen gemäß § 14 BauNVO zulässig.

Abb. 1: Ausschnitt aus dem unwirksamen Bebauungsplan Abb. 2: Ausschnitt aus dem vorliegenden Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ „Biogasanlage Zernien“

Der südlich an das Sondergebiet angrenzende Bereich wird nicht wie ursprünglich geplant als Industriegebiet (GI), sondern als Gewerbegebiet (GE) festgesetzt. Der Hauptort Zernien ist geprägt durch gewerbliche Betriebe. Hierfür sprechen insbesondere eine verkehrsgünstige Lage des Hauptorts und eine gute technische Infrastruktur. Zur Stärkung und Weiterentwicklung vorhandener Betriebe und zur Ansiedelung von neuen Gewerbebetrieben in Zernien soll das neue Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Die Gemeinde Zernien verfolgt mit dieser Neuaufstellung in erster Linie die Schaffung planungsrechtlicher Sicherheit für die Biogasanlage. Weitere Ziele sind die Sicherung einer zusätzlichen Einkommens- und Entwicklungsperspektive für die lokale Wirtschaft, die Stärkung und Weiterentwicklung von regionalen Wertschöpfungsketten sowie eine standortverträgliche Einbindung des Gewerbegebiets in das Orts- und Landschaftsbild.

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1.2 Lage und Abgrenzung des Plangebietes Das Plangebiet befindet sich in der Gemeinde Zernien und liegt südöstlich des Hauptortes Zernien. Im Norden grenzt das Plangebiet an die zurzeit stillgelegte Eisenbahnstrecke Uelzen-Dannenberg-Dömitz- Ludwigslust-Schwerin. Die westliche Grenze des geplanten Areals bilden landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen, welche im rechtsgültigen Flächennutzungsplan als gewerbliche Bauflächen ausgewiesen sind. Westlich der Ackerflächen befindet sich ein Gewerbegebiet. Dieses ist durch die Industriestraße mit dem Plangebiet verbunden. Südlich schließen sich ein Gewerbegebiet und ein Dorfgebiet an das geplante Areal an. Über den Braascher Weg ist das Plangebiet an die Bundesstraße 191 Uelzen-Lüchow angebunden. Östlich des Plangebiets erstrecken sich landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen mit der Flurbezeichnung „Keilstück an der Landstraße“. Die Grenzen des Plangebietes bzw. des Geltungsbereichs des vorliegenden Bebauungsplanes entsprechen im Wesentlichen den ursprünglichen Grenzen des unwirksamen Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“ aus dem Jahr 2011, mit Ausnahme einer südöstlichen Grenze des Plangebietes und einer südlichen Grenze des Braascher Weges. Aufgrund der leicht veränderten Führung der Erschließungsstraße der Biogasanlage wurde die südöstliche Grenze des Geltungsbereichs geringfügig erweitert. Diese wurde somit an den Verlauf der privaten Verkehrsstraße angepasst (vgl. Abb. 3 und Abb. 4). Die südliche Grenze wurde ebenfalls an die aktuellen Grenzen des ausgebauten Einmündungsbereichs des Braascher Weges angepasst.

Abb. 3: Geltungsbereich des unwirksamen Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“ (Anpassungsbereiche – rot markiert)

Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs - und Kataste rverwaltung, © 2011 (unmaßstäbliche Darstellung) 5

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Abb. 4: Geltungsbereich des vorliegenden Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“

Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs - und Katasterverwaltung, © 2017 (unmaßstäbliche Darstellung)

Der Geltungsbereich des Bebauungsplans umfasst komplett die Flurstücke 30/3, 30/91, 30/93, 30/95 und 34/5 sowie teilweise die Flurstücke 30/90, 30/92, 30/94, 34/4, 67/4, 37/7, 37/8 und 69/2 der Flur 1 der Gemarkung Zernien. Die Größe des Plangebiets beträgt ca. 6,22 ha.

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2 BESTANDSITUATION 2.1 Vorhandene Bebauung und Nutzung Im nördlichen Bereich des Plangebiets befindet sich eine Biogasanlage der Firma Bioenergie Zernien GmbH & Co.KG. Zu deren Anlagenkomplex gehören ein Substratlagerbehälter, eine Vorgrube, ein Nachgärer und ein Fermenter. Westlich des Fermenters ist noch ein Blockheizkraft-Container inkl. Gaskühlung und Heizungsverteilung auf dem Gelände vorhanden. Eine Waage und ein Wiegehaus gehören ebenfalls zu den baulichen Anlagen. Südlich der besagten Anlagen befindet sich ein Regenrückhaltebecken. Im Norden des Areals der Biogasanlage wird ein Teilbereich als Lagerfläche für Holzschnitzel und Planen genutzt. Der nordöstliche Teilbereich der Biogasanlage dient der Silagelagerung (vgl. Abb. 5 - Abb. 8). Ein asphaltierter privater Erschließungsweg verläuft auf dem Gelände der Biogasanlage.

Abb. 5: Biogasanlage und Wiegehaus (rechts) Abb. 6: Silagelager (rechter Abschnitt)

Abb. 7: Silagelager (linker Abschnitt) Abb. 8: Lagerfläche (Quelle: NLG)

Der südwestliche Bereich des Plangebiets wird landwirtschaftlich als Ackerfläche genutzt. Auf der südöstlich des Plangebiets gelegenen Grünlandfläche weiden derzeit Pferde. Auf dieser Fläche befindet sich auch ein gemäß § 30 BNatSchG geschütztes Biotop „Seggen-, Binsen und Staudensumpf“ (vgl. Abb. 9). Dieses Biotop ist durch eine Einfriedung von der restlichen Fläche getrennt, wodurch das Biotop vor Beeinträchtigungen durch anderweitige Nutzungen geschützt ist. Östlich der Silagelager befindet sich eine ca. 0,2 ha große Eichen-Mischwaldfläche. Die primär vorhandene Baumart ist die Stieleiche. Die Strauchschicht, welche am Rand sehr ausgeprägt ist, besteht aus 7

Begründung │ Neuaufstellung Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ der Gemeinde Zernien vorwiegend Schwarzem Holunder, Schlehe und Wildpflaume. Hieran angrenzend befindet sich eine Krautschicht aus Brennnesseln und Disteln. Südlich der Waldfläche liegt eine Grünfläche geringer Größe. An die Waldfläche grenzt im Osten direkt eine mit Wildschutzzaun eingefriedete Aufforstungsfläche (vgl. Abb. 10 - Abb. 12).

Abb. 9: Weide mit Biotop Abb. 10: Östlicher Waldrand und Zaun

Abb. 11: Weg, Grünfläche, Waldrand Abb. 12: Waldfläche Ansicht vom Braascher Weg (Quelle: NLG)

Die in dem Bebauungsplan aus dem Jahr 2011 festgesetzten Kompensationsmaßnahmen wurden bereits teilweise umgesetzt.

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Abb. 13: Ausschnitt mit Kompensationsmaßnahmen aus dem unwirksamen Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“

Das gemäß § 30 BNatSchG geschützte Biotop „Seggen-, Binsen und Staudensumpf“ auf der im südlichen Bereich des Plangebiets gelegenen Grünlandfläche hat weiterhin Bestand. Es ist durch Einfriedung vor Beeinträchtigungen geschützt und auch die umliegende Fläche stellt weiterhin die tatsächliche Nutzung als Grünland dar (Festsetzung 7). Das Gelände der Biogasanlage ist vollständig von einem begrünten ca. 1,5 m hohen Wall umschlossen. Entlang der örtlichen Fahrbahn in Richtung des Braascher Weges wurden die geforderten Anpflanzungen mit Obstbäumen vorgenommen (Festsetzung 6.4; vgl. Abb. 14). Die westlich des Waldes gelegene Fläche, welche zu Eichen-Mischwald zu entwickeln ist, wurde bepflanzt, eingezäunt und ist somit vor Wildverbiss geschützt (Festsetzung 5.2; vgl. Abb. 15 – Abb. 17).

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Abb. 14: Anpflanzungen entlang örtl. Fahrbahn Abb. 15: Waldfläche und begrünter Wall (Quelle: NLG)

Zwischen der südlichen Grünfläche mit dem Biotop und dem Sondergebiet (ehemals GI-1) sollte eine Feldhecke als Abgrenzung zwischen den unterschiedlichen Nutzungen entwickelt werden (Festsetzung 6.2). Diese Bepflanzung ist nicht erfolgt.

Abb. 16: Wall zwischen Grünfläche und Biogasanlage Abb. 17: Wall zwischen Grünfläche und Biogasanlage (Quelle: NLG)

Die Feldhecke nördlich der Silagelagerfläche ist weiterhin vorhanden (Festsetzung 6.1). Allerdings wurde in dem nordöstlichen Randbereich des Plangebiets noch keine Feldhecke angelegt, in welche die vorhanden Feldhecke zu integrieren ist (Festsetzungen 6.1 und 6.2; vgl. Abb. 18 und Abb. 19).

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Abb. 18: Vorhandene Feldhecke Abb. 19: Nordöstlicher Randbereich für vorgesehene Feldhecke (Quelle: NLG)

Auf der Fläche südlich des Gewerbegebietes (ehemals GI-2) soll als Zäsur zwischen gewerblicher und landwirtschaftlicher Nutzung eine Feldhecke angelegt werden (Festsetzung 6.3). Diese Anpflanzungen wurden ebenfalls noch nicht realisiert. Derzeit werden die Gewerbe- und Ausgleichsflächen noch als landwirtschaftliche Ackerfläche genutzt. Die Maßnahme ist erst umzusetzen, wenn das Gewerbegebiet entwickelt wird. Zur vollständigen Übersicht werden in der nachstehenden Tabelle Details zu den einzelnen Festsetzungen der ursprünglich geplanten Kompensationsmaßnahmen aufgeführt.

Grünordnerische Festsetzungen 5.1 Zur Sicherung des Erhalts und der Entwicklung von wertvollem Lebensraum für Pflanzen und Tiere, naturnahen Boden-Wasser-Verhältnissen sowie einer landschaftsgerechten Einbindung des Plangebietes ist die Waldfläche zu erhalten. 5.2 Die Fläche innerhalb der Umgrenzung für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft ist zu Eichen-Mischwald zu entwickeln. (…) Die Pflanzung ist dauerhaft zu erhalten und gegen Wildverbiss durch geeignete Maßnahmen (Wildschutzzaun) zu schützen. 6.1 Die vorhandene Feldhecke aus Schlehe, Pappel und Holunder nördlich des GI-1 ist zu erhalten und in die zu entwickelnde, nordöstlich des GI-1 gelegene Feldhecke zu integrieren. 6.2 Im nordöstlichen Randbereich des Plangebietes sowie zwischen der südlichen Grünlandfläche und dem GI-1, ist auf einer Länge von rund 300 m und einer Breite 10 m eine fünfreihige Feldhecke aus Acker zu entwickeln. (…) 6.3 Am südwestlichen Plangebietsrand, auf einer Länge von 100 m und einer Breite von 20 m ist eine Feldhecke aus Acker zu entwickeln. (…) Die Feldhecke ist dauerhaft zu erhalten und vor Wildverbiss und agrarischer Überarbeitung zu schützen. (…) 6.4 Entlang der Südseite des privaten Erschließungsweges sind im Seitenraum des Weges vom Braascher Weg bis zur Grünlandfläche ca. 14 St. Standortheimische hochstämmige Laubbäume zu pflanzen. Hier ist auch die Verwendung von Obstbäumen in regionaltypischen Sorten oder Wildobstarten zulässig. Die Fläche unter den Bäumen (Wegeseitenraum) ist wie bei den Feldhecken extensiv zu pflegen, damit sich eine dem Standortangepasste halbruderale Gras-und Staudenflur entwickeln kann. 7 Innerhalb der Umgrenzung von Flächen mit Bindung für Bepflanzungen und für die Erhaltung von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen sowie von Gewässern befindet sich in einer natürlichen Senke ein gemäß § 30 BNatSchG geschütztes Biotop (binsenreicher Supf). Zum Schutz des Biotops ist die umliegende Fläche dauerhaft als Grünland zu erhalten. Erhebliche Beeinträchtigungen des Sumpfbiotops sind nicht zulässig. Tab. 1: Festsetzungen zu Kompensationsmaßnahmen aus dem unwirksamen Bebauungsplan "Biogasanlage Zernien"

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2.2 Anbindung an den überörtlichen Verkehr Die verkehrliche Erschließung des Plangebiets erfolgt über den Braascher Weg, welcher derzeit nicht vollständig ausgebaut ist (vgl. Abb. 20). Der Braascher Weg verbindet den Ort Braasche mit dem Hauptort Zernien und mündet in Zernien in die Bundesstraße B 191, die von Celle über Uelzen, Dömitz nach Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern führt. Über den Braascher Weg ist die Zufahrtsmöglichkeit zur Biogasanlage sichergestellt. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit wurde der Einmündungsbereich zwischen dem Braascher Weg und der Bundesstraße B 191 gemäß der ursprünglichen Planung erweitert. Der Einmündungsbereich wurde räumlich aufgeweitet, so dass Begegnungsverkehr problemlos möglich ist: Die Schwerlasttrans- porte können ungehindert in die Einmündung ein- und ausfahren. Dadurch konnte die Rückstaubildung auf der B 191 vermieden werden. Westlich ist das Plangebiet auch über die Industriestraße an die vorhandenen Gewerbegebiete bzw. an den Ortskern angebunden (vgl. Abb. 21).

Abb. 20: Braascher Weg Richtung B 191 Abb. 21: Industriestraße Richtung Gewerbegebiet (Quelle: NLG)

2.3 Ver- und Entsorgung Die Ver- und Entsorgung innerhalb des Plangebiets erfolgt über die vorhandenen Netzsysteme und wird über die jeweiligen Versorgungsträger sichergestellt. Die Abfallentsorgung im Plangebiet bzw. im Sondergebiet „Biogasanlage“ findet zentral durch den Landkreis Lüchow-Dannenberg statt. Der Löschwasserbedarf als "Grundschutz" wird im Allgemeinen nach dem DVGW/Arbeitsblatt 405 ermittelt. Demnach ist für das Sondergebiet und Gewerbegebiet eine Löschwassermenge von mindestens 96 m³/h über mindestens 2 Stunden zur Verfügung zu stellen. Die von der Feuerwehr zu verlegende Förderstrecke sollte 150 m nicht überschreiten. Die Grundversorgung mit Löschwasser im Plangebiet ist durch die vorhandenen Wasserleitungen im Bereich der Industriestraße und des Wiesenwegs gesichert.

3 PLANUNGSVORGABEN 3.1 Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen Das Landes-Raumordnungsprogramm (LROP) Niedersachsen aus dem Jahr 2017 enthält verbindliche Aussagen zu raumbedeutsamen Nutzungen wie z.B. Siedlungsentwicklung, Verkehrswege, Rohstoffgewinnung und soll dazu dienen, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Interessen aufeinander abzustimmen. Die geänderte Verordnung des LROP ist am 26. September 2017 nach ihrer

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Veröffentlichung im Niedersächsischen Gesetz – Verordnungsblatt (Nds. GVBl. Nr. 20/2017, S. 378) in Kraft getreten. Der zeichnerischen Darstellung (Anlage 1) des LROP sind keine raumordnerischen Ziele für das Plangebiet zu entnehmen. Die beschreibende Darstellung (Anlage 2) des LROP hingegen enthält für die Planung relevante Ziele (Z) und Grundsätze (G) der Raumordnung, welche im Folgenden erläutert werden.

Zum Thema Elemente und Funktionen des landesweiten Freiraumverbundes und zum Bodenschutz (Kap. 3.1.1 LROP) werden folgende Ziele und Grundsätze vorgegeben: Z Kap. 3.1.1 Ziff. 01 LROP „Die Freiräume sind zu einem landesweiten Freiraumverbund weiterzuentwickeln. Die Funktionsvielfalt des landesweiten Freiraumverbundes ist zu sichern und zu entwickeln.“ Z Kap. 3.1.1 Ziff. 02 LROP „Die weitere Inanspruchnahme von Freiräumen für die Siedlungsentwicklung, den Ausbau von Verkehrswegen und sonstigen Infrastruktureinrichtungen ist zu minimieren.“ G Kap. 3.1.1 Ziff. 01 LROP „Die nicht durch Siedlungs- oder Verkehrsflächen in Anspruch genommenen Freiräume sollen zur Erfüllung ihrer vielfältigen Funktionen insbesondere bei der Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, dem Erhalt der Kulturlandschaften, der landschaftsgebundenen Erholung sowie der Land- und Forstwirtschaft erhalten werden.“ Durch die vorliegende Planung werden Flächen des landesweiten Freiraumverbundes nicht in Anspruch genommen. Der Freiraumverbund wird durch die geplanten grünordnerischen Maßnahmen verbessert. Der Waldbestand bleibt erhalten und wird durch die angrenzenden Bepflanzungsmaßnahmen erweitert. Das in der Mitte des Plangebiets gelegene gemäß § 30 BNatSchG geschützte Biotop „Seggen-, Binsen und Staudensumpf“ wird gesichert (vgl. Umweltbericht). Die Grünlandfläche, auf welcher sich das Biotop befindet, wird aufgewertet, indem für diese Fläche Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft festgesetzt werden (Grünlandextensivierung). Somit wird diese Fläche zukünftig einen vielfältigen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten darstellen. Den besagten Zielen und Grundsätzen der Raumordnung wird durch die vorliegende Planung entsprochen. G Kap. 3.1.1 Ziff. 02 LROP „Bei der Planung von raumbedeutsamen Nutzungen im Außenbereich sollen - möglichst große unzerschnittene und von Lärm unbeeinträchtigte Räume erhalten, - naturbetonte Bereiche ausgespart und - die Flächenansprüche und die über die direkt beanspruchte Fläche hinausgehenden Auswirkungen der Nutzung minimiert werden.“ G Kap. 3.1.1 Ziff. 04 LROP „Böden sollen als Lebensgrundlage und Lebensraum, zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und in ihrer natürlichen Leistungs- und Funktionsfähigkeit gesichert und entwickelt werden. Flächenbeanspruchende Maßnahmen sollen dem Grundsatz des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden entsprechen; dabei sollen Möglichkeiten der Innenentwicklung und der Wiedernutzung brachgefallener Industrie-, Gewerbe- und Militärstandorte genutzt werden. Böden, welche die natürlichen Bodenfunktionen und die Archivfunktionen in besonderem Maß erfüllen, insbesondere Böden mit einer hohen Lebensraumfunktion, sollen erhalten und vor Maßnahmen der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung besonders geschützt werden.“

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Im vorliegenden Bebauungsplan werden nur begrenzt neue Bauflächen ausgewiesen, ansonsten bereits beanspruchte bzw. für diese Nutzung vorgesehene Flächen planrechtlich gesichert. Die beplanten Flächen sind im rechtswirksamen Flächennutzungsplan bereits als gewerbliche Bauflächen festgesetzt. Es soll lediglich die Nutzungsbestimmung einer Teilfläche von gewerblicher Baufläche in Sondergebiet verändert werden. Wertvolle Böden werden hier nicht beansprucht.

Das Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen 2017 schreibt für die Themen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei (Kap. 3.2.1 LROP) folgende Ziele und Grundsätze vor: G Kap. 3.2.1 Ziff. 02 LROP „Wald soll wegen seines wirtschaftlichen Nutzens und seiner Bedeutung für die Umwelt und für die Erholung der Bevölkerung erhalten und vermehrt werden. Seine ordnungsgemäße Bewirtschaftung soll nachhaltig gesichert werden.“ „In waldarmen Teilräumen sollen Waldflächen vergrößert und der Waldanteil erhöht werden.“ Diesem Grundsatz wird durch die Neuaufstellung des Bebauungsplanes entsprochen, da Aufforstungen als Ersatzmaßnahmen im Plangebiet vorgesehen sind, obwohl es aufgrund der Planung nicht zum Verlust von Waldflächen kommt. Durch die Planung wird somit zum Erhalt des wirtschaftlichen Nutzens und des Erholungswertes der Waldflächen beigetragen. G Kap. 3.2.1 Ziff. 03 LROP „Waldränder sollen von störenden Nutzungen und von Bebauung freigehalten werden.“ Dieser Grundsatz der LROP wird im RROP des Landkreises Lüchow-Dannenberg genauer definiert (siehe Kapitel 3.3 Forstwirtschaft Ziff. 07 RROP 2004). Im Kapitel 3.2 dieser Begründung wird darauf näher eingegangen.

In Hinsicht auf das planungsrelevante Thema Energie (Kap. 4.2 LROP), werden durch das LROP 2017 eine Reihe von Zielen und Grundsätzen vorgegeben. Z Kap. 4.2 Ziff. 01 LROP „Vorhandene Standorte, Trassen und Verbundsysteme, die bereits für die Energiegewinnung und –ver- teilung genutzt werden, sind vorrangig zu sichern und bedarfsgerecht auszubauen.“ Innerhalb des Plangebiets wird seit dem Jahr 2011 eine Biogasanlage betrieben. Durch den Bebauungsplan wird dieser Standort planrechtlich gesichert. Ferner bietet die Umplanung eines Teils der bereits als gewerbliche Bauflächen ausgewiesenen Flächen zum Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Biogasanalage“ die Möglichkeit, die Biogasanlage bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Entsprechend dem raumordnerischen Ziel dient die vorliegende Planung somit der Sicherung der Energiegewinnung. G Kap. 4.2 Ziff. 01 LROP „Die Nutzung einheimischer Energieträger und erneuerbarer Energien soll unterstützt werden.“ „Die Träger der Regionalplanung sollen darauf hinwirken, dass unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten der Anteil einheimischer Energieträger und erneuerbarer Energien insbesondere der Windenergie, der Solarenergie, der Wasserkraft, der Geothermie sowie von Biomasse und Biogas raumverträglich ausgebaut wird.“ G Kap. 4.2 Ziff. 02 LROP „Bei der Entwicklung der regionalen Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen sollen die Möglichkeiten der Energieeinsparung und der rationellen Energieverwendung unter Berücksichtigung örtlicher Energiepotenziale ausgeschöpft werden.“

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Diesen energiebezogenen Zielen und Grundsätzen wird durch die vorliegende Planung in vollem Umfang entsprochen. Planungsgegenstand ist die Ausweisung eines Sondergebiets mit der Zweckbestimmung „Biogasanlage“, welche der Energieerzeugung in Form von Strom und Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen (Biomasse) dient. Für die regenerative Energieerzeugung werden nachwachsende und lokal verfügbare Rohstoffe genutzt. Im Gegensatz zur Wind- oder Solarenergie ist diese Form der Energieerzeugung witterungsunabhängig. Die Produktion von Biogas ist zudem CO 2-neutral. Es wird kein zusätzliches Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, sondern lediglich das, was die Pflanze innerhalb ihrer Wachstumsphase fixiert hat. Durch die vorliegende Planung wird folglich sowohl die erneuerbare Energie im Raum Zernien gefördert als auch das Potenzial einheimischer Energieträger genutzt.

Zusammenfassend lässt sich festzustellen, dass der vorliegende Bebauungsplan mit den Zielen und Grundsätzen des LROP konform geht. Somit gilt die gesetzliche Vorgabe, wonach die Bauleitpläne den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung anzupassen sind, als hinreichend erfüllt.

3.2 Regionales Raumordnungsprogramm Landkreis Lüchow-Dannenberg Das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) für den Landkreis Lüchow-Dannenberg aus dem Jahr 2004 legt die räumlichen und strukturellen Entwicklungsziele für den Landkreis Lüchow-Dannenberg konkret fest. Aktuell laufen zwei Verfahren zur Änderung des RROP 2004 (1. und 2. Änderung des RROP 2004). Diese Änderungen befassen sich ausschließlich mit dem Thema Windenergie und sind daher für die vorliegende Planung nicht relevant. Im Folgenden werden die Angaben der zeichnerischen Darstellung des RROP 2004 für den Hauptort Zernien mit entsprechenden Zielen und Grundsätzen dargestellt. Darauf folgend werden sonstige für die Planung relevante Ziele und Grundsätze der Raumordnung beleuchtet. Gemäß der zeichnerischen Darstellung des RROP 2004 nimmt der Hauptort Zernien in der Gemeinde Zernien die besondere Entwicklungsaufgabe Erholung wahr. In der zeichnerischen Darstellung sind für den Hauptort Zernien die Hauptverkehrsstraßen von regionaler (Kreisstraße 21) und überregionaler Bedeutung (Bundesstraße 191) dargestellt. Nördlich des Geltungsbereichs des Bebauungsplans ist die vorhandene Haupteisenbahnstrecke eingetragen mit der Kennzeichnung „Elektrischer Betrieb – erforderlich, bedarf weiterer Abstimmung“. Ferner liegt das Plangebiet im Naturpark Elbhöhen-Wendland sowie im Naturraum Ostheide. Laut den zeichnerischen Darstellungen des RROP 2004 befindet sich das Plangebiet fast vollständig innerhalb des Vorranggebietes 1 für Trinkwassergewinnung. Weiterhin liegt das Plangebiet in der Nähe eines Vorranggebiets für ruhige Erholung in Natur und Landschaft, eines Vorbehaltsgebiets2 für Natur und Landschaft, eines Vorbehaltsgebiets für Forstwirtschaft sowie in der Nähe eines kulturellen Sachguts. Für alle oben aufgeführten zeichnerischen Angaben werden nachfolgend die für die Planung relevanten Ziele und Grundsätze des RROP 2004 beschrieben. Im RROP 2004 werden für Standorte mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Erholung die nachstehenden Ziele definiert. Z Kap. 3.8. Ziff. 06 (RROP 2004) „In der zeichnerischen Darstellung werden als Standorte mit der besonderen Entwicklungsaufgabe "Erholung" mit * Kennzeichnung gemäß 3.1.08 festgelegt: (…) * Braasche/Zernien.

1 Vorranggebiete sind gemäß § 8 Abs. 7 Nr. 1 Raumordnungsgesetz (ROG) Gebiete, die für bestimmte raumbedeutsame Funktionen oder Nutzungen vorgesehen sind und andere raumbedeutsame Nutzungen in diesem Gebiet ausschließen, soweit diese mit den vorrangigen Funktionen oder Nutzungen nicht vereinbar sind. 2 Vorbehaltsgebiete sind gemäß § 8 Abs. 7 Nr. 2 ROG Gebiete, in denen bestimmten raumbedeutsamen Funktonen oder Nutzungen bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen besonderes Gewicht beizumessen ist. 15

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An den Standorten sowie in ihrer Umgebung ist eine attraktive und abwechslungsreiche Landschaft zu entwickeln und zu pflegen, vor Beeinträchtigungen zu schützen und zu sichern. Erholungsformen des sanften Tourismus, d.h. eines Tourismus, der die Umweltressourcen und das vorhandene naturräumliche Potential schonend nutzt und seine Aktivitäten an den vorhandenen Angeboten ausrichtet, sollen an diesen Standorten entwickelt werden.“

Zum Thema Erholung wird im Kapitel 3.8. Ziff. 02 (RROP 2004) außerdem auf die nachrichtliche Übernahme der Grenzen des Naturparks Elbhöhen-Wendland hingewiesen, wobei keine Ziele oder Grundsätze der Raumordnung für den Naturpark definiert sind. Die Flächen innerhalb des Plangebiets sowie im direkten Umfeld werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Aufgrund der vorherrschenden Nutzung konnten sich keine abwechslungsreiche Landschaft und keine Qualitäten entwickeln, welche für die landschaftsgebundene Erholung besonders relevant sind. Außerdem fehlt hier eine infrastrukturelle Ausstattung der Flächen für die Erholungsnutzung. Südlich und westlich des Plangebiets sind bereits Gewerbebetriebe angesiedelt. Außerdem verläuft die Bundesstraße 191 südlich des Plangebiets, welche eine hohe Verkehrsfrequenz aufweist. Der Erholungscharakter des Plangebiets ist somit nicht gegeben, wodurch eine Inanspruchnahme der Flächen für die gewerbliche Nutzung als vertretbar angesehen wird. Auch die Erholungsfunktion des Naturparks Elbhöhen-Wendland wird innerhalb des Plangebietes nicht ausgeübt und kann somit durch die geplante gewerbliche Nutzung nicht beeinträchtigt werden.

Für das Vorranggebiet für Trinkwassergewinnung werden im RROP 2004 die folgenden Ziele und Grundsätze vorgegeben. Z Kap. 3.2. Ziff. 05 (RROP 2004) „Ställe für Tierbestände oberhalb der Grenzen der Ziff. 7.1, Spalte 1, der 4. BImSchV zum Bundes- Immissionsschutzgesetz sind mit der Zweckbestimmung der Vorranggebiete für Natur und Landschaft, für Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung, für ruhige Erholung und für Trinkwassergewinnung in den voraussichtlichen Schutzzonen I, II und IIIa nicht vereinbar.“ In der vorliegenden Planung ist die Errichtung von Ställen für Tierbestände nicht vorgesehen. Z Kap. 3.3. Ziff. 02 (RROP 2004) „In den (…) Vorranggebieten für Trinkwassergewinnung (…) ist der Waldanteil zu erhalten. Bei Waldflächenverlusten in diesen Gebieten muß die aufzuforstende Ersatzfläche innerhalb des jeweiligen Gebiets liegen. In den Vorranggebieten für Trinkwassergewinnung und in den Gemeinden mit einem geringen Waldanteil, hier insbesondere in den Gebieten zur Vergrößerung des Waldanteils und zur Verbesserung der Landschaftsstruktur, ist der Waldanteil zu erhöhen.“ Z Kap. 3.3. Ziff. 09 (RROP 2004) „Bei Waldflächenverlusten in Vorbehalts- und Vorranggebieten für Trinkwassergewinnung muß die Ersatzfläche innerhalb dieser Gebiete liegen; Verluste in einem Vorranggebiet können nur in diesem ausgeglichen werden.“ Durch die Ausweisung des Plangebiets wird der Waldbestand nicht beeinträchtigt. Stattdessen sind der Erhalt der vorhandenen Waldfläche und angrenzend die Entwicklung einer neuen Waldfläche vorgesehen. Somit werden die Ziele bezüglich Walderhalt und -entwicklung im Vorranggebiet für Trinkwasser- gewinnung durch die vorliegende Planung unterstützt. Z Kap. 3.9.1. Ziff. 02 (RROP 2004) „In der zeichnerischen Darstellung werden die Einzugsgebiete bestehender oder geplanter Trinkwassergewinnungsanlagen als Vorranggebiete für Trinkwassergewinnung festgelegt. Entnahmen für

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Begründung │ Neuaufstellung Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ der Gemeinde Zernien andere Zwecke sind nicht zulässig. Ausnahmsweise können andere Grundwassernutzungen in dem Umfang zugelassen werden, wie die öffentliche Trinkwassergewinnung nicht beeinträchtigt wird. Diese Gebiete sind vor Planungen, Maßnahmen oder Nutzungen zu schützen, die das Grundwasser beeinträchtigen können. Das Schutzgut der noch nicht durch Wasserrecht umgesetzten Vorranggebiete bestimmt sich nach der Verordnung über Schutzbestimmungen in Wasserschutzgebieten und der voraussichtlichen Schutzzoneneinteilung. Liegen Siedlungsgebiete oder Planungen und Maßnahmen in Vorrang- oder Vorbehaltsgebieten für Trinkwassergewinnung, sind in der Bauleitplanung bzw. der Zulassung von Vorhaben Grundwasser- beeinträchtigungen entsprechend der voraussichtlichen Schutzzoneneinteilung auszuschließen.“ Das Plangebiet befindet sich zum Großteil innerhalb eines Vorranggebietes für Trinkwassergewinnung bzw. im Trinkwassergewinnungsgebiet Wibbese in der Wasserschutzzone III B. Hier ist folglich die entsprechend geltende Wasserschutzgebietsverordnung zu berücksichtigen. In der Schutzzone III B ist gemäß § 4 Abs. 16 b der Verordnung über die Festsetzung eines Wasserschutzgebietes für das Wasserwerk Wibbese des Wasserbeschaffungsverbandes Elbufer – Drawehn das Planungsvorhaben zulässig. Das Grundwasser wird durch die vorliegende Planung nicht beeinträchtigt.

In der beschreibenden Darstellung des RROP 2004 werden für Hauptverkehrsstraßen von überregionaler und regionaler Bedeutung sowie für Haupteisenbahnstrecken die folgenden Ziele festgelegt. Z Kap. 3.6.3. Ziff. 02 (RROP 2004) „(…) Darüber hinaus wird in der zeichnerischen Darstellung der Aus-/Neubau von Hauptverkehrsstraßen von überregionaler Bedeutung, auch als Vorschlag für eine Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans und des Bedarfsplans des Landes, festgelegt: - B 191: Ausbau auf den Querschnitt 2+1 im Drawehn, - B 191/ B 216: Ortsumgehung Dannenberg () und Lüggau *), (…)“ Z Kap. 3.6.3. Ziff. 03 (RROP 2004) „In der zeichnerischen Darstellung wird der Aus-/Neubau von Hauptverkehrsstraßen von regionaler Bedeutung, tlw. auch als Vorschlag für eine Fortschreibung des Bedarfsplans des Landes, festgelegt: (…) - K 21: Verlängerung von Riebrau zur L 253.“ Z Kap. 3.6.2. Ziff. 02 (RROP 2004) „(…) Der Schienenpersonennahverkehr ist auf den Relationen Dannenberg - Wustrow, Dannenberg - Dömitz - Ludwigslust, Dannenberg - Uelzen, Wustrow - Salzwedel wiederaufzunehmen mit einem Ausbaustandard von min. 80 km/h .“ G Kap. 3.6.2. Ziff. 02 (RROP 2004) „Mit der Reaktivierung des Regionalverkehrs sollen über die festgelegten Haltepunkte hinaus siedlungsnahe Nahverkehrshalte vorgesehen werden. Auf eine Wiedereröffnung des Güterverkehrs auf diesen Strecken ist hinzuwirken.“ Mit der vorliegenden Planung werden die oben aufgeführten Darstellungen des Regionalen Raumordnungsprogramms 2004 nicht berührt. Die Wiederaufnahme der Haupteisenbahnstrecke Dannenberg-Uelzen wird sich positiv auf die Entwicklung des Plangebietes bzw. die Ansiedlung der potenziellen Gewerbebetriebe auswirken, da die Gemeinde Zernien und vor allem hierbei der Hauptort Zernien dadurch stärker in des ÖPNV-Netz integriert werden kann. Für den Naturraum Ostheide werden im RROP 2004 u.a. folgende Grundsätze definiert. 17

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G Kap. 1.7. Ziff. 02 (RROP 2004) - „Sicherung und Entwicklung von naturnahen Laubwäldern, - Erhaltung und Förderung der extensiven Grünlandnutzung in den Niederungen und Tälern der Fließgewässer, tlw. auch eigendynamische, naturnahe Entwicklung, - Erhaltung von Eichen-Birkenwäldern, Eichen-Hainbuchenwäldern, bodensauren Buchenwäldern, Erlenbruchwäldern, Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Auenwäldern“. Durch die Planung werden die für den Naturraum Ostheide relevanten Grundsätze nicht beeinträchtigt. Einen besonderen Stellenwert für das Plangebiet haben die Grundsätze Sicherung und Entwicklung von naturnahen Laubwäldern, die Erhaltung von Eichen-Birkenwäldern und der Erhalt bzw. die Förderung extensiver Grünlandnutzung.

Zum Thema Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft wird der folgende Grundsatz im RROP 2004 vorgeschrieben. G Kap. 2.1. Ziff. 02 (RROP 2004) „In der zeichnerischen Darstellung werden als Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft die für den Naturhaushalt, die Tier- und Pflanzenwelt und das Landschaftsbild wertvollen Gebiete und Landschaftsbestandteile festgelegt.“

Für die in den zeichnerischen Darstellungen festgelegten Vorbehaltsgebiete für Forstwirtschaft wird der nachstehende Grundsatz definiert: G Kap. 3.3. Ziff. 02 (RROP 2004) „In der zeichnerischen Darstellung werden Vorbehaltsgebiete für Forstwirtschaft festgelegt. Diese Gebiete und auch kleine standortheimische Restwaldflächen, Feldgehölze und innerörtliche und ortsnahe Waldflächen, auch wenn sie tlw. wegen ihrer geringen Größe nicht dargestellt sind, sollen wegen ihrer Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen in ihrem Ausmaß und ihrer räumlichen Verteilung erhalten werden.“

Zum Thema Vorranggebiete für ruhige Erholung in Natur und Landschaft schreibt das RROP 2004 folgendes Ziel vor. Z Kap. 3.8. Ziff. 01 (RROP 2004) „In der zeichnerischen Darstellung werden Vorranggebiete für ruhige Erholung in Natur und Landschaft festgelegt. Es handelt sich um Gebiete, die wegen ihrer besonderen landschaftlichen Attraktivität dem ungestörten Erleben der Natur vorzuhalten sind. Ihre Zugänglichkeit für jedermann ist zu gewährleisten, ggf. zu verbessern. Ihre eignungsbestimmenden Grundlagen sind zu erhalten; insbesondere dürfen ihr Landschaftsbild und ihre schutzwürdigen Teile von Natur und Landschaft nicht beeinträchtigt werden, auch nicht durch die Erholungsnutzung. Die Gebiete sind von emittierenden Anlagen und Betrieben, vom Freizeitwohnen und von das Gebiet zerschneidenden oberirdischen Verkehrs- und Leitungstrassen freizuhalten. In den Vorranggebieten ist vom Schutzgrad allgemeiner Wohngebiete auszugehen. Vorhaben nach § 35 (1) Nr. 1 BauGB können ausnahmsweise zugelassen werden, wenn sie landschaftsverträglich gestaltet und eingegrünt werden; solche der Tierhaltung nur unterhalb der Grenzen gemäß 3.2.05. Standorte in besonders eignungsbestimmenden Landschaftsteilen der Vorranggebiete sind zu meiden. Auf die regional bedeutsamen Wanderwege ist entsprechend Rücksicht zu nehmen.“ Das Plangebiet liegt außerhalb des Vorranggebietes für ruhige Erholung in Natur und Landschaft und außerhalb des Vorbehaltsgebietes für Natur und Landschaft sowie für Forstwirtschaft und weist keine negativen Auswirkungen auf die angrenzenden besagten Gebiete auf. Das Plangebiet wird im Bereich der

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Biogasanlage landschaftsverträglich gestaltet und eingegrünt, eine Tierhaltung ist an dieser Stelle nicht vorgesehen.

Zu dem Thema kulturelles Sachgut schreibt das RROP 2004 die nachstehenden Ziele und Grundsätze vor. G Kap. 2.6 Ziff. 03 (RROP 2004) „In der zeichnerischen Darstellung werden Bodendenkmale mit dem Planzeichen 'kulturelle Sachgüter' nachrichtlich dargestellt.“ Laut der Begründung des RROP 2004 zu diesem Grundsatz handelt es sich im Bereich von Zernien dabei um urgeschichtliche Grabhügel (S. 67 RROP 2004). Das Plangebiet liegt in der Nähe dieses kulturellen Sachguts, das sich allerdings nördlich der Bahnlinie befindet, welche eine räumliche Zäsur zwischen dem Plangebiet und dem Sachgut darstellt. Somit sind keine Auswirkungen der Planung auf die Bodendenkmale in Zernien zu erwarten.

Nachstehend werden sonstige Ziele und Grundsätze aus dem textlichen Teil des RROP 2004 aufgeführt, die für die Planung relevant sind. Für zentrale Orte, zentralörtliche Funktionen und Standorte mit besonderen Funktionen werden folgende Ziele formuliert. Z Kap. 1.6. Ziff. 02 (RROP 2004) „Um die Zentralen Orte werden der Mittelbereich und die Nahbereiche (Verflechtungsbereiche) festgelegt; jedem Grundzentrum (mit derzeit zu versorgenden Einwohnern) werden folgende Gemeinden als Nahbereich zugeordnet: (…) Dannenberg (Elbe) (14.514) , Dannenberg (Elbe), , , , Langendorf, Zernien“. Z Kap. 1.6. Ziff. 07 (RROP 2004) „Mitgliedgemeinden von Samtgemeinden haben ihre Entwicklung vorrangig auf nur einen Ortsteil, ihren Hauptort zu konzentrieren. Die Entwicklung der Hauptorte ist in dem Umfang zulässig, wie (…) der Umfang den Eigenbedarf der Gemeinde nicht überschreitet (…) Der Eigenbedarf nach Gewerbegebieten ergibt sich aus dem Bedarf der in der Mitgliedsgemeinde vorhandenen Betriebe. Flächen für die Neuansiedlung können ausnahmsweise zugelassen werden, wenn sich die Flächen der Wirtschfts- und Siedlungsstruktur des Hauptortes unterordnen“. Im Rahmen der vorbereitenden Planung, der 71. Änderung des Flächennutzungsplans der Samtgemeinde (für den Bereich Hauptort Zernien), wurde ein Nachweis der Erforderlichkeit für die Neuausweisung der gewerblichen Bauflächen unter der Betrachtung des Eigenbedarfs der Gemeinde nach Gewerbeflächen erbracht. Somit ist hier davon auszugehen, dass der Umfang der ausgewiesenen Gewerbeflächen den Eigenbedarf der Gemeinde nicht überschreitet. Durch die vorliegende Planung soll für die bereits in der besagten Flächennutzungsplan-Änderung ausgewiesenen gewerblichen Bauflächen planrechtliche Sicherheit geschaffen werden. Die Entwicklung bleibt demnach auf den Hauptort der Gemeinde Zernien konzentriert und wird nicht erweitert. Folglich werden die hier aufgeführten Ziele des RROP 2004 bezüglich der grundzentralen Funktion vom Hauptort einer Mitgliedsgemeinde sowie der Entwicklung der bestehenden Gewerbenutzung eingehalten.

Für den Bodenschutz wird in dem RROP 2004 folgender für die Planung relevanter Grundsatz vorgegeben.

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Begründung │ Neuaufstellung Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ der Gemeinde Zernien

G Kap. 2.2. Ziff. 01 (RROP 2004) „Böden, insbesondere Böden mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt, für die Biotopentwicklung, den Bodenwasserhaushalt und als Standort für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, sollen vor Beeinträchtigungen geschützt werden. Planungen, Maßnahmen und Nutzungen sollen so erfolgen, daß die umfassende, dauerhafte Nutzbarkeit einer möglichst großen Bodenfläche mit möglichst hoher Leistungsfähigkeit erhalten bleibt. Insbesondere sollen (…) für Maßnahmen, die zu einem weitgehenden Verlust der Böden und ihrer Leistungsfähigkeit führen wie Versiegelung oder Abgrabung, vorrangig solche Standorte genutzt werden, die als Folge von Veränderungen bereits erheblich oder nachhaltig in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind“. In Folge der Vorhabensausführung wird es durch Versiegelung zum Verlust der Bodenfunktion kommen. In Anspruch genommen werden dabei vorwiegend die bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen bzw. Böden, welche im RROP 2004 nicht als Standort für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung gekennzeichnet sind. Die im Plangebiet vorhandenen Böden mit besonderer Bedeutung für die Biotopentwicklung werden gemäß der Festsetzungen erhalten. Auch Böden mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt wie z.B. Böden unter Waldflächen werden durch die vorliegende Planung nicht beeinträchtigt, sondern in ihrer Funktion erhalten und weiterentwickelt.

Zum Thema der energetischen Nutzung im Landkreis Lüchow-Dannenberg schreibt das RROP 2004 die nachstehenden Ziele und Grundsätze vor. G Kap. 3.5. Ziff. 01 (RROP 2004) „Bei der Planung von Baugebieten und in bestehenden verdichteten Siedlungsstrukturen soll der Einsatz bzw. die Umstellung auf Nahwärme bzw. Kraft-Wärme-Kopplung angestrebt werden. Die Energie- erzeugung auf regenerativer Basis ist zu unterstützen und zu fördern, insbesondere regionale biologische Nebenprodukte wie Schwachholz oder Biogas sollen zur Energiegewinnung weitest möglich genutzt werden.“ Durch den vorliegenden Bebauungsplan wird eine Planungsgrundlange für die Entwicklung bzw. eine potenzielle Erweiterung der vorhandenen Biogasanlage geschaffen. Somit trägt die Planung zu dem Energiegrundsatz bei, die Energieerzeugung aus regenerativen Energien zu fördern. Die Ziele bezüglich der energetischen Nutzung im Landkreis Lüchow-Dannenberg werden ausschließlich bezüglich der Windenergienutzung hinreichend konkretisiert. Eine Konkretisierung hinsichtlich der Energieerzeugung durch Biogas findet nicht statt. Somit steht die Planung den konkret formulierten Zielen des RROP in diesem Punkt nicht entgegen.

Für die gewerbliche Wirtschaft wird im RROP 2004 das folgende Ziel formuliert. Z Kap. 3.1. Ziff. 02 (RROP 2004) „Entsprechend 1.6 sind vorrangig in den Gewerbe- und Industriegebieten des Mittelzentrums und der Grundzentren gewerbliche Betriebe zu sichern, auszubauen und neue anzusiedeln. Industrie- und Gewerbebetriebe, öffentliche Betriebe und Einrichtungen einschließlich Anlagen gemäß § 1 Nr. 1 Raumordnungsverordnung (ROV) sind, wenn sie erheblich emittieren, nur in den Zentralen Orten unterzubringen.“ Da mit der vorliegenden Planung keine neuen Gebiete für Industrie und Gewerbe ausgewiesen werden, steht die Planung dem Ziel nicht entgegen. Die betroffenen Flächen sind im rechtswirksamen Flächennutzungsplan bereits als gewerbliche Baufächen ausgewiesen. Mit der Planung soll primär eine Teilfläche der gewerblichen Bauflächen in Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Biogasanlage“ umgeplant werden.

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Begründung │ Neuaufstellung Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ der Gemeinde Zernien

Besonders relevant für diese Planung ist das Ziel Kap. 3.3. Ziff. 07 RROP 2004, welches den Abstand zwischen Waldgebieten und baulicher Nutzung regelt. Z Kap. 3.3. Ziff. 07 (RROP 2004) „Zwischen Waldrändern und baulicher Nutzung ist ausreichend Abstand zu halten, wobei vorhandene bauliche Nutzungen Bestandsschutz genießen: - 100 m zu festgelegten Waldgebieten mit wichtigen Schutzfunktionen und - mindestens 35 m zu den sonstigen Waldgebieten.“ Für das vorliegende Plangebiet wurde im Jahr 2011 bereits der Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ vom Rat der Gemeinde Zernien als Satzung beschlossen. Dieser Bebauungsplan widersprach jedoch dem oben genannten Ziel des RROP 2004. Es hätte demnach ein Zielabweichungsverfahren stattfinden müssen, das nicht eingeleitet wurde. Gegen diesen Bebauungsplan wurde geklagt und durch Gerichtsurteil des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts vom 04. November 2015 (Az.: 1 KN 199/13) wurde der Bebauungsplan für unwirksam erklärt. Mit der vorliegenden Neuaufstellung des Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“ wird die Gewährleistung der Planungssicherheit für die existierende Biogasanlage vorrangig angestrebt. Im nordöstlichen Bereich des Plangebietes befindet sich eine kleine Waldfläche von ca. 2000 m², die sich durch einen wertvollen Laubbestand (überwiegend Eichen, einzelne Birken) auszeichnet. Diese ist zu erhalten. Der Abstand zwischen der Waldfläche und der Baugrenze des an den Wald direkt angrenzenden Baugebiets, in dem eine Biogasanlage vorhandenen ist, beträgt 11 m. Dieser Abstand begründet sich aus den technischen bzw. baulichen Erforderlichkeiten des Planungskonzeptes für die Errichtung der Biogasanlage – die Vergrößerung des Abstandsstreifens war somit aus funktioneller bzw. konzeptioneller Sicht nicht möglich. In diesem 11 m breiten Streifen ist die Errichtung von baulichen Anlagen, Nebenanlagen und Garagen nicht zulässig. Der Bau der Biogasanlage wurde durch die zuständige Baubehörde zwar vollständig genehmigt, wird jedoch im Rahmen der Neuaufstellung des Bebauungsplanes vom Landkreis als Neuplanung nach Inkrafttreten des RROP 2004 gesehen bzw. bewertet. Damit genießt die Anlage in diesem konkreten Fall keinen Bestandsschutz. Der geforderte Mindestabstand vom 35 m zu den sonstigen Waldgebieten wird hier somit nicht einhalten. Der im RROP 2004 genannte Mindestabstand von 35 m zu sonstigen Waldgebieten begründet sich mit der Gefahrenabwehr, insbesondere dem Brandschutz, und mit der Sicherung des Erholungswertes solcher Flächen, die nicht durch bauliche Anlagen beeinträchtigt werden sollen. Außerdem soll die Waldbewirtschaftung durch diesen ausreichenden Abstand weiterhin ermöglicht werden. Ferner wird dem Waldrand als Übergangszone in die freie Feldmark eine wichtige Lebensraumfunktion für zahlreiche Arten freilebender Tiere und wildwachsender Pflanzen zugesprochen. Solch eine Artenvielfalt ließe sich weder im Innern des Waldes noch auf den freien landwirtschaftlich genutzten Flächen finden. Hinsichtlich des Brandschutzes ist festzustellen, dass der vorhandene Laubbestand der Waldfläche im Vergleich zum Nadelwald schwerer entflammbar ist und somit ein geringerer Brandschutz nötig ist. Im vorliegenden Bebauungsplan wird die Fläche für die Biogasanlage als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Biogasanlage“ ausgewiesen, wobei im nordöstlichen zum Wald angrenzenden Teilbereich ein Sondergebiet SO-2 festgesetzt wird, dass nur die Errichtung von Anlagen zur Biomasselagerung (Silagen) und zugehöriger Nebenanlagen zulässig ist. Die Unterbringung von Silagen im östlichen Bereich des Sondergebietes stellt somit keine Nutzung im direkten Umfeld der Waldfläche dar, von der eine große Brandgefahr ausgeht. Durch die Festsetzung des SO-2 werden potenzielle Gefahren durch Waldbrand oder Sturm im Hinblick auf die benachbarte Waldfläche minimiert. Aufgrund der isolierten Lage der Waldfläche und der fehlenden Zugangsmöglichkeiten ist der Erholungswert der Waldfläche derzeit als äußerst gering einzustufen, sodass auch hier eine Abstandsverringerung zwischen Sondergebiet und Wald zu keiner erheblichen Nutzungsbeeinträchtigung

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Begründung │ Neuaufstellung Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ der Gemeinde Zernien der Waldfläche führt. Außerdem findet im betroffenen Wald keine Waldbewirtschaftung statt. Sollte die Waldbewirtschaftung dort künftig wieder aufgenommen werden, bietet der 11 m breite Abstandsstreifen ausreichend Platz. Die ökologischen Funktionen des Waldrandes als Lebensraum werden durch einen verringerten Abstand zum Sondergebiet nicht beeinträchtigt. In der Waldparzelle kommt neben einigen Birken hauptsächlich die Stieleiche vor. In der Strauchschicht, die vornehmlich am Rand ausgeprägt ist, sind Schwarzer Holunder, Schlehe und Wildpflaume vorhanden. Die Krautschicht ist durch halbruderale Vegetation mittlerer Standorte geprägt. Die Fläche dient Vögeln als Brut- und Nahrungshabitat und ist Lebensraum für viele Insekten und Kleinsäuger. Somit hat die kleine Waldfläche eine hohe Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften. Da die Bebauung jedoch nur einseitig an den Wald heranrückt und zudem im Bebauungsplan eine deutliche Vergrößerung des Waldes und damit der Waldrandbereiche durch Neuanpflanzung festgesetzt ist, werden insgesamt betrachtet die ökologischen Funktionen des Waldrandes als Lebensraum durch einen verringerten Abstand zum Sondergebiet nicht beeinträchtigt. Auch als strukturierendes Element in der Feldmark und als Abgrenzung des Baugebietes zur freien Landschaft ist dem Wäldchen eine hohe Bedeutung beizumessen. Durch die Planung bleibt der Wald in vollem Umfang erhalten. Der nordwestlich an die Waldparzelle angrenzende Bereich und eine südlich gelegene Fläche werden als Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft festgesetzt. Östlich der Waldparzelle ist eine Fläche zur Waldentwicklung festgelegt. Diese vielfältige Gestaltung des nahen Umfeldes der Waldfläche bietet den ansässigen Arten genügend Raum, um sich auszubreiten. Somit führt der verringerte Waldabstand von 11 m zu keiner erheblichen Auswirkung auf die Waldparzelle. Der Betreiber der Biogasanlage unterliegt der allgemeinen gesetzlichen Verkehrssicherungspflicht, d.h. er hat Sicherungsmaßnahmen gegen voraussehbare, nahe liegende Gefahren zu treffen. Diese Gefahren werden in der Begründung zum RROP 2004 u.a. als umstürzende Bäume und herabfallende Äste mit erheblicher Gefahr für Leib und Leben von Menschen definiert. Der verringerte Waldabstand und die Tatsache, dass die angrenzende Fläche nicht z.B. als Wohnfläche sondern lediglich als Lagerfläche genutzt wird, genügen als Maßnahme zur Sicherung vor dieser Gefahr.

Insgesamt soll durch die Ausweisung des Sondergebietes mit der Zweckbestimmung „Biogasanlage“, insbesondere durch die baulich eingeschränkte Nutzung des an die Waldfläche angrenzenden Teilgebietes der Schutz des Waldrandes gewährleistet sein. Aufgrund dessen wird beim Landkreis Lüchow-Dannenberg ein Zielabweichungsverfahren beantragt. Nach der Durchführung des Zielabweichungsverfahrens und einem positiven Bescheid wird die vorliegende Planung den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung entsprechen.

3.3 Flächennutzungsplanung Im rechtswirksamen Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Elbtalaue sind derzeit die Flächen der Biogasanlage sowie die südlich angrenzenden Flächen als gewerbliche Bauflächen dargestellt. Da im vorliegenden Bebauungsplan die Flächen der Biogasanlage als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Biogasanlage“ ausgewiesen werden, soll vor dem Hintergrund des Entwicklungsgebots gemäß § 8 Abs. 2 Satz 1 BauGB auch der Flächennutzungsplan geändert werden. Gemäß § 8 Abs. 3 BauGB erfolgt die Änderung des Flächennutzungsplanes im Parallelverfahren zur Neuaufstellung des Bebauungsplanes. Die geplante Ausweisung der 94. Änderung des Flächennutzungsplanes beinhaltet somit eine ca. 2,16 ha große Fläche „Sondergebiet Biogasanlage“. Neben der vorgesehenen Ausweisung zeigt die Darstellung der 94. Änderung des Flächennutzungsplanes eine Grünfläche und nachrichtliche Übernahmen, nämlich die Grenzen des Trinkwassergewinnungs- und Landschaftsschutzgebietes sowie die private Erschließungsstraße.

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Abb. 22: 94. Änderung des Flächennutzungsplanes/ OT Zernien – geplante Ausweisung

Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs - und Katasterverwaltung, © 2017 (unmaßstäblich)

3.4 Rechtsverbindliche Bebauungspläne Der Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ aus dem Jahr 2011 wurde per Gerichtsurteil des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts vom 04. November 2015 (Az.: 1 KN 199/13) für unwirksam erklärt. Somit bestehen keine rechtsverbindlichen Bebauungspläne für den betreffenden Geltungsbereich.

4 PLANINHALT 4.1 Textliche und zeichnerische Festsetzungen 4.1.1 Art der baulichen Nutzung Im Bebauungsplan werden ein Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Biogasanlage“, das in zwei Teilgebiete SO-1 und SO-2 unterteilt wird, sowie ein Gewerbegebiet festgesetzt. Das Sondergebiet SO-1 dient der Unterbringung einer Anlage zur Erzeugung von Biogas, elektrischer Energie und Wärme aus Biomasse und von technischen bzw. betriebsnotwendigen Anlagen und Einrichtungen. Im Sondergebiet SO-1 sind insbesondere folgende technische Anlagen und Einrichtungen zulässig: − Anlagen und Einrichtungen zur Annahme, zur Lagerung und zur Trocknung von angelieferter Biomasse, insbesondere Annahmebehälter für Gülle, Silage-Lagerflächen, bauliche Anlagen zur Abgrenzung von Lagerflächen, Waage, Trocknungshalle; − Anlagen und Einrichtungen zur Erzeugung von Biogas aus Biomasse, insbesondere Fermenter (Hauptgärbehälter), Nachgärer, Gärproduktlager, Pumpenraum;

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− Anlagen und Einrichtungen zur Erzeugung und Verteilung von Elektrizität und Wärme aus der Verbrennung von Biogas, insbesondere Blockheizkraftwerk (BHKW), Transformator zur Stromübergabe, Wärmeübergabecontainer; − Anlagen und Einrichtungen zur Aufbereitung von Biogas mit dem Ziel, eine Einspeisung in das Gasnetz zu ermöglichen; − Anlagen und Einrichtungen zur Lagerung und zum Vertrieb von Prozessrückständen aus der Erzeugung von Biogas aus Biomasse, insbesondere Anlagen für Befüllung, Entnahme und Transport von Stoffen. (Rechtsgrundlage: § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB i. V. m. § 11 Abs. 2 BauNVO) Die nichtabschließende Aufzählung der zulässigen Anlagen basiert auf einem Produktions- und Verwertungsprinzip einer Biogasanlage. Durch die nur beispielhafte Aufzählung der jeweils zugehörigen technischen Einrichtungen soll erreicht werden, dass im Rahmen der allgemeinen Zweckbestimmung des Sondergebiets auch technische Innovationen zulässig sind. Außerdem dürfen nur nachwachsende Rohstoffe und Gülle zur Vergärung in der Biogasanlage verwendet werden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das produzierte Biogas giftiges und hochentzündliches Schwefelwasserstoff nicht oder nur in so geringen Mengen aufweisen kann, dass davon auch bei schweren Unfällen keine Gefahren ausgehen. Im Sondergebiet SO-2 sind als Bestandteile für den Betrieb der Biogasanlage nur Anlagen zur Lagerung von Biomassen zulässig. Hierunter fallen insbesondere Silageflächen für die Bevorratung der geernteten Substrate sowie die Anlagen zur Lagerung der Gärreste auf dem Gelände. Zulässig ist außerdem die Errichtung von Nebenanlagen gemäß § 14 BauNVO, die einerseits dem Nutzungszweck des Baugebietes selbst dienen und seiner Eigenart nicht widersprechen (§ 14 Abs. 1 BauNVO) und die andererseits der Versorgung des Baugebietes mit Elektrizität, Gas, Wärme und Wasser oder zur Ableitung von Abwasser dienen (§ 14 Abs. 2 BauNVO). Andere gewerbliche Nutzungen sind damit unzulässig. Durch diese Festsetzung und eine differenzierte Bestimmung der zulässigen Höhen baulicher Anlagen soll vor dem Hintergrund der Einhaltung eines angemessen Waldabstandes gewährleistet werden, dass die Hauptanlagenbestandteile der Biogasanlage (Gärbehälter und BHKW) nur im SO-1 untergebracht werden dürfen. Aus städtebaulicher Sicht ist die ausschließliche Nutzung des Sondergebietes durch eine Biogasanlage als sinnvoll zu erachten, denn die Gemeinde hat in anderen Gebieten derzeit keine geeigneten Standorte für die Errichtung von Biogasanlagen zur Verfügung. Aus diesem Grund ist es erforderlich, diese auch immissionsschutz- und naturschutzfachlich relativ unbedenkliche Entwicklungsfläche speziell für die Nutzung durch eine Biogasanlage zu sichern. Südlich des Sondergebietes SO-1 wird im Bebauungsplan ein Gewerbegebiet ausgewiesen. Das Gewerbegebiet dient vorwiegend der Unterbringung von nicht erheblich belästigenden Gewerbebetrieben gemäß § 8 Abs. 1 BauNVO i.V.m. § 1 Abs. 4 BauNVO sowie § 1 Abs. 9 BauNVO. Dadurch wird eine Neuansiedlung und Erweiterung gewerblicher Betriebe im Hauptort Zernien ermöglicht. Da die Biogasanlage nach ihrer Art zu den allgemein zulässigen Gewerbebetrieben gehört, bestehen somit keine Unverträglichkeiten der benachbarten Baugebiete miteinander. Innerhalb des Gewerbegebietes sind gemäß § 8 Abs. 2 BauNVO folgende Nutzungen allgemein zulässig: − Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze und öffentliche Betriebe, − Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude, − Tankstellen, − Anlagen für sportliche Zwecke.

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Ferner sind im Gewerbegebiet gemäß § 8 Abs. 3 BauNVO ausnahmsweise zulässig: Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonal sowie für die Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem Gewerbegebiet zugeordnet und ihm gegenüber in Grundfläche und Baumasse untergeordnet sind. Um den im Gewerbegebiet allgemein zulässigen Betrieben die entsprechenden Entwicklungs- möglichkeiten zu sichern, sind solche Nutzungen ausgeschlossen, die mit ihrer Funktion den zentralen Standorten vorbehalten sein sollen, die aufgrund ihrer höheren Wertschöpfung derartige Gewerbebetriebe verdrängen oder die allein aufgrund ihrer Zulässigkeit zu Bodenwertsteigerungen führen können, die eine Ansiedlung dieser Gewerbebetriebe erschweren. Zu solchen Nutzungen gehören insbesondere Vergnügungsstätten und Einzelhandelsbetriebe. Aus diesem Grund sind innerhalb des Gewerbegebiets die gemäß § 8 Abs. 2 i.V.m. § 1 Abs. 5 und 6 BauNVO ausnahmsweise zulässigen Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale und gesundheitliche Zwecke sowie Vergnügungsstätten ausgeschlossen. Zusätzlich sind im Gewerbegebiet Einzelhandelsbetriebe unzulässig. Für diese Nutzungen gibt es besser geeignete Standorte in städtebaulich integrierten Lagen der Gemeinde bzw. Samtgemeinde.

4.1.2 Maß der baulichen Nutzung Gemäß § 16 Abs. 2 BauNVO wird im vorliegenden Bebauungsplan das Maß der baulichen Nutzung durch die Grundflächenzahl und die Höhe der baulichen Anlagen festgelegt. Im Sondergebiet ist eine Grundflächenzahl (GRZ) von 0,8 festgesetzt. Die Festsetzung erlaubt, dass bis zu 80% der Baugebietsfläche durch die Hauptnutzung beansprucht werden darf. Die GRZ-Festsetzung orientiert sich an der in § 17 BauNVO festgesetzten Obergrenze für Sondergebiete, denn Biogasanlagen sind flächenintensive Nutzungen, die eine hohe GRZ erfordern. Eine entsprechend hohe Ausnutzung ist auch für eine potentielle Erweiterung der Biogasanlage planerisch erforderlich. Die Grundflächenzahl von 0,8 gilt auch für das angrenzende Gewerbegebiet. Im Plangebiet ist eine Höhenbegrenzung für bauliche Anlagen vorgesehen, damit das Orts- und Landschaftsbild nicht durch zu hoch herausragende Gewerbebauten gestört wird. Die maximale Gebäudehöhe im Gewerbegebiet und Sondergebiet wird real auf 12 m über Grund festgelegt, so dass zu einem das Plangebiet hinreichend flexibel für die Errichtung von gewerblichen Anlagen (Hallenbauten) sein und zum anderen eine grüngestalterische Einfassung mit sichtabschirmenden Gehölzstrukturen ermöglicht werden kann. Für die technische Anlagen (z.B. Fermenter, Gärrestbehälter und Gasspeicher) sowie untergeordneten technischen Bauteilen (z.B. Schornsteine, Antennen) wird eine maximale Gebäudehöhe von 20 m über Grund festgesetzt. Die Bestimmung der Höhe über Normalnull (NN) erfolgt im System und nach Maßgabe des Deutschen Haupthöhennetzes (NHHN) nach dem Stand von 1992 (vgl. Anlage: Höhenlinienkarte). Im vorliegenden Bebauungsplan wird die Festsetzung der Höhe baulicher Anlagen gemäß § 16 Abs. 2 Nr. 4 BauNVO wie folgt formuliert: Im SO-1 und GE gilt eine maximale Gebäudehöhe von 100,00 m ü. NN (real ca. 12 m über Grund). Für technische Anlagen (z.B. Gasspeicher) inkl. untergeordneten technischen Bauteilen (z.B. Schornsteine, Antennen) wird eine maximale Gebäudehöhe von 108,00 m ü. NN (real ca. 20 m über Grund) festgesetzt. Im SO-2 gilt eine maximale Gebäudehöhe von 104,00 m ü. NN (real ca. 12 m über Grund). Für technische Anlagen (z.B. Gärrestbehälter) inkl. untergeordneten technischen Bauteilen (z.B. Schornsteine, Antennen) wird eine maximale Gebäudehöhe von 112,00 m ü. NN (real ca. 20 m über Grund) festgesetzt.

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4.1.3 Bauweise und überbaubare Grundstücksflächen Im vorliegenden Bebauungsplan wird gemäß § 22 Abs. 4 BauNVO eine abweichende Bauweise festgesetzt. Im Vergleich zur offenen Bauweise sind auch Gebäudelängen von über 50 m innerhalb der abweichenden Bauweise im Sondergebiet und Gewerbegebiet zulässig. Dadurch wird eine unerwünschte Beschränkung der Nutzungsflexibilität bei gewerblichen Bauten vermieden. Ansonsten gelten die Regelungen der offenen Bauweise. Die überbaubaren Grundstücksflächen werden innerhalb der Baugebiete durch Baugrenzen definiert. Von den Baugrenzen zu den Grenzen der Baugebiete wird ein Mindestabstand von 3 m festgelegt, wodurch eine effiziente Flächenausnutzung beispielweise im Zuge einer möglichen Erweiterung der Biogasanlage im Sondergebiet ermöglicht werden kann. Im SO-2 soll hingegen ein größerer Abstand zu benachbarten Nutzungen eingehalten werden: zum östlich angrenzenden Waldgebiet beträgt der Abstand 11 m und zur südlich anliegenden Grünfläche 7 m. Innerhalb des 7 m breiten Korridors ist die Anlage einer internen Erschließungsstraße vorgesehen.

4.1.4 Nebenanlagen/ Garagen Gemäß § 14 BauNVO sind Nebenanlagen untergeordnete Anlagen und Einrichtungen, die dem Nutzungszweck der in dem Baugebiet gelegenen Grundstücke oder des Baugebiets selbst dienen und allgemein zulässig sind, soweit sie der Eigenart des Baugebietes nicht widersprechen. Die Zulässigkeit kann nach § 14 Abs. 1 BauNVO jedoch auch eingeschränkt oder ausgeschlossen werden. Nebenanlagen gemäß § 14 BauNVO sowie Garagen und Stellplätze gemäß § 12 BauNVO sind im Sondergebiet und im Gewerbegebiet außerhalb der überbaubaren Fläche unter folgenden Bedingungen zulässig: Die in der Planzeichnung festgesetzten Gebäudehöhen dürfen nicht überschritten werden. Notwendige Trafostationen sind, soweit erforderlich, zulässig. Ausnahmsweise sind Aufschüttungen für Wälle außerhalb der überbaubaren Fläche zulässig.

4.1.5 Bauverbotszone Die östlich im SO-2 liegende Fläche dient dem Schutz des direkt an den Geltungsbereich angrenzenden Waldgebietes und ist somit von der Bebauung freizuhalten. Innerhalb dieser Fläche sind jegliche bauliche Anlagen wie z.B. Garagen und Stellplätze gem. § 12 BauNVO sowie Nebenanlagen gemäß § 14 BauNVO ausgeschlossen. Durch die Festlegung einer Bauverbotszone soll ein Sicherheitsabstand von baulichen Anlagen zum Wald gewährleistet werden.

4.1.6 Festsetzungen zum Verkehr Der Teilabschnitt vom Braascher Weg, der von der Bundesstraße B 191 bis zur Zufahrt zur Biogasanlage führt, ist im Bebauungsplan als öffentliche Straßenverkehrsfläche festgesetzt, da sie auch eine Verbindung zum Ortsteil Braasche herstellt. Die Zuwegung zum Sondergebiet „Biogasanlage“ ist im Bebauungsplan als Verkehrsfläche mit der besonderen Zweckbestimmung private Erschließungsstraße ausgewiesen, da sie ausschließlich der Erschließung der Biogasanlage dient.

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4.2 Örtliche Bauvorschriften 4.2.1 Geltungsbereich Der Geltungsbereich der Örtlichen Bauvorschriften über die Gestaltung baulicher Anlagen gemäß § 84 NBauO ist der Geltungsbereich des Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“.

4.2.2 Gestaltung der Gebäude Die äußere Gestaltung der Fassaden baulicher Anlagen und technischer Einrichtungen ist innerhalb des Plangebietes in gedeckten Farbtönen (Beige-, Braun-, Grün- oder Grautönen) zu halten. Grelle Farbgebungen sowie reflektierende oder blendende Materialien sind unzulässig. Hiermit soll die farbliche Eingliederung der Gebäude in das Landschaftsbild sichergestellt werden.

4.2.3 Regenerative Energien Zur Förderung regenerativer Energien bei der Entwicklung des Sondergebietes „Biogasanlage“ aber auch des Gewerbegebietes und damit zum vorsorgenden Klimaschutz wird eine Bauvorschrift formuliert, wonach Materialien und baulich notwendige Maßnahmen zur Nutzung regenerativer Energien, insbesondere der Solarenergie, ausdrücklich zulässig sind. Es muss mindestens ein Abstand von 0,5 m zum Randabschluss des Daches eingehalten werden.

4.2.4 Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig gemäß § 80 Abs. 3 NBauO handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig dieser Bauvorschrift zuwiderhandelt. Gemäß § 80 Abs. 3 NBauO i.V.m. § 80 Abs. 5 NBauO können Ordnungswidrigkeiten mit einer Geldbuße bis zu 500.000,00 EUR geahndet werden.

4.3 Hinweise 4.3.1 Bodenfunde Sollten bei den geplanten Bau- und Erdarbeiten ur- oder frühgeschichtliche Bodenfunde (das können u.a. sein: Tongefäßscherben, Holzkohleansammlungen, Schlacken sowie auffällige Bodenverfärbungen u. Steinkonzentrationen, auch geringe Spuren solcher Funde) gemacht werden, sind diese gemäß § 14 Abs. 1 des Nds. Denkmalschutzgesetzes (NDSchG) meldepflichtig und müssen der unteren Denkmalschutz- behörde des Landkreises Lüchow-Dannenberg unverzüglich gemeldet werden. Meldepflichtig ist der Finder, der Leiter der Arbeiten oder der Unternehmer. Der Beginn der Erdarbeiten ist mindestens 14 Tage vorher der Kreisarchäologie des Landkreises Lüchow-Dannenberg anzuzeigen. Bodenfunde und Fundstellen sind nach § 14 Abs. 2 des NDSchG bis zum Ablauf von 4 Werktagen nach der Anzeige unverändert zu lassen bzw. für ihren Schutz ist Sorge zu tragen, wenn nicht die Denkmalschutz- behörde vorher die Fortsetzung der Arbeiten gestattet.

4.3.2 Altablagerungen/ Altstandorte Sollten bei den geplanten Bau- und Erdarbeiten Hinweise auf Altablagerungen bzw. Altstandorte zutage treten, so ist unverzüglich der Fachdienst Untere Wasserbehörde/Abfallbeseitigung, Landkreis Lüchow- Dannenberg, zu benachrichtigen.

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4.4 Nachrichtliche Übernahmen Im Osten des Plangebietes liegt eine Teilfläche innerhalb eines Landschaftsschutzgebietes LSG DAN 027 „Elbhöhen Drawehn“. Ferner liegt das Plangebiet überwiegend im Trinkwassergewinnungsgebiet Wibbese, in der Wasserschutzzone lll B. Im südlichen Bereich des Plangebietes befindet sich das gesetzlich geschützte Biotop Seggen-, Binsen und Staudensumpf (§ 30 BNaSchG). Die Abgrenzung des Landschaftsschutzgebietes, des Trinkwassergewinnungsgebietes und des geschützten Biotops wird gemäß § 9 Abs. 6 BauGB in den Bebauungsplan nachrichtlich übernommen. Die innerhalb des Landschaftsschutzgebietes und des Trinkwassergewinnungsgebietes gemäß der Festsetzungen des vorliegenden Bebauungsplanes zulässigen Nutzungen sind mit den Bestimmungen der Schutzgebietsverordnungen kompatibel.

5 UMWELTBELANGE Vor der Errichtung der Biogasanlage wurde die Fläche des Plangebiets östlich der Ortschaft Zernien überwiegend ackerbaulich genutzt. Neben diesen aus Naturschutzsicht wenig bedeutenden Flächen sind auch wertvolle Biotope vorhanden, nämlich ein kleiner Eichenmischwald, eine Feldhecke und ein Binsensumpf innerhalb von Grünland. Diese Biotope wurden bereits in dem für unwirksam erklärten Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ als zu erhalten festgesetzt. Ebenso wurde der überwiegende Teil des Grünlandes durch ein Erhaltungsgebot gesichert. Die für den Bau der Biogasanlage beanspruchten Flächen waren ausschließlich Ackerflächen. Mit dem Bau der Biogasanlage ergaben sich Umweltauswirkungen wie Flächenversiegelung und Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes, welche ausgeglichen werden müssen. Die Eingriffe in Natur und Landschaft werden unter Berücksichtigung anerkannter Beurteilungsmaßstäbe bewertet. Die voraussichtlichen Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter, die durch die Umsetzung der Planung entstehen können, sowie im Bebauungsplan ergriffene Maßnahmen zur Vermeidung, zur Minderung und zum Ausgleich sind im Umweltbericht ausführlich beschrieben und nachfolgend zusammengefasst: - Der Verlust von Bodenfunktionen durch Versiegelung kann durch die Aufwertung von Boden innerhalb des Plangebietes (Anpflanzungen, extensive Pflege) sowie durch externe Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen werden. - Der erhöhte Oberflächenwasserabfluss kann durch Versickerung auf den Grundstücken und durch eine Drosselung im Regenrückhaltebecken vermindert werden. - Die Veränderung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen kann durch Erhalt wertvoller Strukturen sowie Schaffung neuer Lebensräume innerhalb des Plangebiets (v.a. Gehölzpflanzungen) und auf externer Fläche (Maßnahmen zur Anlage von Ackerrandstreifen) ausgeglichen werden. - Die Auswirkungen auf das Schutzgut „Landschaft“ werden durch Erhaltungs- und Anpflanzungsmaßnahmen gemindert. Die im Bebauungsplan „Biogasanlage Zernien“ festgesetzten Kompensationsmaßnahmen wurden bereits teilweise umgesetzt. Näheres dazu wird im Umweltbericht erläutert.

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6 IMMISSIONSSCHUTZ Um mögliche Beeinträchtigungen durch von der Biogasanlage verursachte Schall- und Geruchsimmissionen zu ermitteln und ggf. geeignete Maßnahmen zur deren Minimierung zu treffen, wurden für die Errichtung bzw. Erweiterung der Biogasanlage innerhalb des Sondergebietes im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens zwei Fachgutachten erarbeitet: − Ausbreitungsberechnung für Gerüche im Umfeld einer Biogasanlage in Zernien vom 23.07.2012 der öko-control GmbH durch Hr. Dipl.-Phys. Stark, − Ermittlung der Ausbreitung von Lärm im Umfeld der Biogasanlage Zernien vom 02.40.2012 der öko- control GmbH durch Hr. Dipl.-Phys. D. Krahmer. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Fachgutachten zusammenfassend dargestellt. Gerüche Im Rahmen des Geruchsgutachtens fand die Beurteilung der Erheblichkeit der Geruchseinwirkung durch die Biogasanlage auf die nächstgelegenen schutzbedürftigen Wohngebäude statt, welche ca. 260 m nördlich (Birkenweg 22), ca. 435 m westlich (Göhrdestraße 16) und ca. 425 m südlich (Wiesengrund 3 A-D) der Biogasanlage liegen. Gemäß der Geruchsimmissionsrichtlinie (GIRL) gelten Geruchsimmissionen in der Regel als erheblich belästigend, wenn die Gesamtbelastung folgende Immissionswerte überschreitet: − Wohngebiete/Mischgebiete (WA/ MI): 10 % der Jahresstunden − Gewerbe-/Industriegebiete (GE/GI): 15 % der Jahresstunden − Dorfgebiete (MD): je nach Ausprägung 10 bis 15 % der Jahresstunden. Die Gesamtbelastung setzt sich aus der gegebenen Vorbelastung und der zu erwartenden Zusatzbelastung zusammen. Südlich der geplanten Biogasanlage befinden sich zwei Schweinemastanlagen, welche als Vorbelastung anzusehen sind. Bei der Berechnung der Gesamtbelastung werden diese mit dem Faktor 0,75 berücksichtigt. Durch die Biogasanlage wird es zu Zusatzbelastungen kommen. Die Geruchsimmissionen werden auf dem Betriebsgelände durch folgende Geruchsquellen verursacht: die Fahrsiloanlage mit Mistlagerung, die Vorgrube, der Abgasschornstein des BHKW, der Silagesickerwasserbehälter, der Dosierer und weitere diffuse Quellen (wie z.B. verschmutzte Fahrwege). Unter der Einbeziehung dieser Geruchsquellen ergaben sich für die nächstgelegenen schutzbedürftigen Wohnnutzung folgende Zusatzbelastungen und die daraus resultierende Gesamtbelastung.

Zusatzbelastung (% der Gesamtbelastung (% der Immissionsort Jahresstunden) Jahresstunden)

Birkenweg 22 (WA/ MI) 1,0 2,7

Göhrdestraße 16 (WA/ MI) 1,2 4,0

Wiesengrund 3 A-D (MD) 0,6 10,4

Daraus lässt sich ableiten, dass die anzusetzenden Grenzwerte der Jahresstunden an allen drei Immissionsorten deutlich unterschritten werden. Laut Gutachten wird die Irrelevanzschwelle der Geruchsimmissionsrichtlinie von 2 % eingehalten, d. h. dass durch die Biogasanlage verursachte Geruchsimmissionen keine negativen Auswirkungen auf die nächstgelegenen schutzbedürftigen Wohnnutzung zu erwarten sind.

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Lärm Im Rahmen des Lärmgutachtens wurde eine Schallimmissionsprognose zur Überprüfung der Einhaltung der TA-Lärm-Bestimmungen erarbeitet. Bei der Ermittlung der Ausbreitung von Lärm im Umfeld der Biogasanlage wurde festgestellt, dass eine Betrachtung der Vorbelastungen an dieser Stelle nicht notwendig ist, da die Zusatzbelastungen die Immissionsrichtwerte der TA-Lärm an den maßgebenden Immissionsstandorten um mehr als 6 dB(A) unterschreiten. Für die Zusatzbelastung der Biogasanlage im Vergleich zu den um 6 dB(A) reduzierten Immissionsricht- werten ergaben sich die nachstehenden Werte:

Reduzierte Richtwerte TA-Lärm in dB(A) Beurteilungspegel in dB(A) Immissionsort Tag Sonntag Nacht Tag Sonntag Nacht

Birkenweg 22 49,0 49,0 34,0 35,6 34,4 23,2

Göhrdestraße 16 54,0 54,0 39,0 39,9 39,8 28,4

Wiesengrund 3 A-D 54,0 54,0 39,0 42,4 42,2 30,2

Baugrenze WA 49,0 49,0 34,0 47,3 45,7 30,8

Baugrenze MI 54,0 54,0 39,0 44,0 43,7 32,5

Aus der Tabelle geht hervor, dass die Richtwerte der TA-Lärm im vorliegenden Fall eingehalten werden. Des Weiteren hat die Untersuchung ergeben, dass die ermittelten Beurteilungspegel, die durch An- und Abfahrverkehr zur Biogasanlage auf öffentlichen Straßen für den Normalbetrieb und für den zusätzlichen Betrieb der Erntezeit verursacht werden, an allen Immissionsorten sicher unter den Immissionsgrenz- werten der 16. BImSchV liegen. Bei der Untersuchung der tiefen Frequenzen wurde für die Baugrenze zum Mischgebiet eine Terzfrequenz von 80 Hz ermittelt. Verursacht werden die tiefen Frequenzen an dieser Stelle durch den Kamin (Abgasmündung) des BHKWs. Dies kann nach Einschätzung des Gutachters möglicherweise beeinträchtigend auf künftige Gebäude im Mischgebiet wirken. Da keine Angaben über das künftige Mischgebiet (insbesondere Dämmspektren der Außenhülle) vorliegen, ist diese Aussage nur als eine Abschätzung zu betrachten (vgl. Lärmgutachten 2012, S. 28). Des Weiteren wurde die potentielle Immissionsproblematik auch im südlich des SO-1 geplanten Gewerbegebiet betrachtet, insbesondere vor dem Hintergrund der im weiteren Umfeld des Gebietes vorhandenen schutzbedürftigen Wohnnutzung. Die Abstände vom am Ortsrand gelegenen Gewerbestandort zur nächstliegenden Wohnbebauung betragen in alle Richtungen > 300 m und sind ausreichend groß, um unzulässige Beeinträchtigungen durch Immissionen auszuschließen. Aufgrund der bestehenden Entfernung sind somit Immissionskonflikte aus bauplanerischer Sicht nicht zu erwarten. Da auf der nachgeordneten Genehmigungsebene rechtsverbindlich gewährleistet wird, dass die Belange des Immissionsschutzes im weiteren Umfeld des Gewerbegebietes gewahrt bleiben, ist eine vertiefende Konfliktbewältigung auf der Ebene der Bauleitplanung in diesem Fall entbehrlich (Prinzip der Abschichtung, d.h. die Vermeidung von Mehrfachprüfungen mit dem Ziel der Beschleunigung und Entlastung von Planverfahren ). Für alle im geplanten Gewerbegebiet künftigen Betriebe und Anlagen muss ein nachgeordnetes Baugenehmigungsverfahren (oder ein Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz) durchgeführt werden. Die zuständige Immissionsbehörde hat im verbindlichen Genehmigungsverfahren sicherzustellen, dass die Technischen Bestimmungen zum Schutz vor Lärm-, Geruchs- und Schadstoffimmissionen (TA Lärm, TA Luft und GIRL) an diesem Standort eingehalten werden.

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7 KLIMASCHUTZ UND KLIMAANPASSUNG Gemäß § 1 Abs. 5 Satz 2 BauGB soll „den Erfordernissen des Klimaschutzes sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpassung an den Klimawandel dienen, Rechnung getragen werden. Der Grundsatz nach Satz 1 ist in der Abwägung nach § 1 Absatz 7 zu berücksichtigen“. Maßgeblich für den Klimaschutz ist die Verringerung des CO 2-Ausstoßes und die

Bindung von CO 2 aus der Atmosphäre durch Vegetation. Die kommunale Bauleitplanung kann in vielfältiger Weise direkt und indirekt einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Unter anderem kann durch städtebauliche Festsetzungen wie z.B. die Begrenzung der Höhe der baulichen Anlagen und Einschränkung der überbaubaren Fläche eine kompakte, flächensparende Bauweise im festgesetzten Baugebieten gefördert werden. Solche Bauweisen sind aus Sicht des Klimaschutzes günstig. Der Bebauungsplan trifft Festsetzungen zur Ausweisung eines Sondergebietes mit der Zweckbestimmung „Biogasanlage“. Hiermit wird das Ziel des Regionalen Raumordnungsprogrammes des Landkreises Lüchow-Dannneberg, die Energieerzeugung auf regenerativer Basis zu fördern, insbesondere regionale biologische Nebenprodukte wie Biogas zur Energiegewinnung zu nutzen, unterstützt (vgl. Kap. 3.5. Ziff. 01 RROP 2004). Gemäß den örtlichen Bauvorschriften ist die Anwendung von Materialien und baulich notwendigen Maßnahmen zur Nutzung regenerativer Energien, insbesondere der Solarenergie, zudem ausdrücklich erwünscht. Ferner dienen der Erhalt von Gehölzbeständen und die vorgesehenen Anpflanzmaßnahmen im Plangebiet aus folgenden Gründen der Klimaanpassung:

− Gehölzen kommt eine klimatische Ausgleichsfunktion zu, da durch die CO 2-Bindung und O2-Produktion Frischluft produziert wird. − Durch Gehölzpflanzungen angrenzend an die Baugebiete werden Windgeschwindigkeiten reduziert. − Durch die Verdunstungsabkühlung der Gehölze werden Folgen der Bebauung (Aufheizen versiegelter Flächen ) abgemildert. Auch die geplante Regenwasserversickerung mindert die prognostizierten Folgen des Klimawandels mit vermehrten Starkregenereignissen bei gleichzeitig verringerten Niederschlagsmengen im Sommer. Insgesamt werden die Belange des Klimaschutzes und der Klimaanpassung angemessen berücksichtigt.

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8 FLÄCHENBILANZ

Geltungsbereich 62.165 m²

Sondergebiet „Biogasanlage“ 21.589 m²

Gewerbe gebiet 9.616 m²

Private Grünfläche 19 .180 m²

Wald 7.283 m² Öffentliche Verkehrsfläche 3.219 m²

Private Verkehrsfläche 1.278 m²

9 RECHTSGRUNDLAGEN Baugesetzbuch (BauGB) i. d. F. der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (Bl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel 2 Absatz 3 des Gesetzes vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634) Baunutzungsverordnung (BauNVO) i.d.F. der Bekanntmachung vom 23. Januar 1990 (BGBl. I S. 132), geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3786) Planzeichenverordnung (PlanzV) i. d. F. vom 18. Dezember 1990 (BGBl. 1991 I S. 58), geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 4. Mai 2017 (BGBl. I S. 1057) Niedersächsische Bauordnung (NBauO) i. d. F. vom 03. April 2012 (Nds. GVBI. S. 46) zuletzt geändert durch Art. 2 des Gesetzes vom 25. September 2017 (Nds. GVBI. S. 338) Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) vom 17. Dezember 2010 (Nds. GVBl. S. 576), zuletzt geändert durch Art. 2 des Gesetzes vom 02. März 2017 (Nds. GVBI. S. 48) Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S.2542), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. September 2017 (BGBl.IS.3434)

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Teil B der Begründung Vorentwurf des Umweltberichtes zur Neuaufstellung des Bebauungsplanes „Biogasanlage Zernien“ der Gemeinde Zernien, Stand Mai 2018

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