Unterrichtung Durch Die Bundesregierung
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Deutscher Bundestag Drucksache 10/243 10. Wahlperiode Sachgebiet 703 Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1981/1982 sowie über Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ 50 GWB) Stellungnahme der Bundesregierung I. Abbau von Subventionen auf mittlere Sicht. Fehl- entwicklungen auf diesen Feldern haben zu teilwei- Die Festigung des marktwirtschaftlichen Systems sem Marktversagen geführt. Die notwendigen Kor- ist eine der Grundvoraussetzungen für die Lösung rekturen erfordern eine möglichst konsequente An- der derzeitigen Wachstums- und Beschäftigungs- wendung wettbewerblicher Prinzipien auf allen Fel- probleme ohne Dirigismus und Protektionismus. dern der Wirtschaftspolitik, also auch dort, wo das Dabei müssen durch eine effiziente Wettbewerbs- wirtschaftliche Handeln der öffentlichen Hand ordnung die notwendigen Freiräume für die Wirt- nicht dem Kartellrecht unterliegt. schaft gewährleistet und ihr genügend Anreize ge- boten werden, diese Freiräume zu nutzen. Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen als Im Zentrum der wirtschaftspolitischen Bemühun- Kernstück unserer Wettbewerbsordnung hat sich in gen der Bundesregierung werden in der nächsten den 25 Jahren seines Bestehens bewährt. Verände- Zeit Maßnahmen stehen mit dem Ziel, Vorausset- rungen am Instrumentarium sind auf absehbare zungen und Anreize zu schaffen, um private Initia- Zeit nicht erforderlich. Vier Novellierungen — zu- tive im Rahmen einer funktionsfähigen Wettbe- letzt 1980 — haben zu einer erheblichen Verfeine- werbsordnung zu beleben. Es geht darum, Investi- rung der wettbewerbsrechtlichen Instrumente ge- tionen, Innovation und Leistungsbereitschaft voll führt. Behörden, Gerichte und Wirtschaft sollen zur Entfaltung zu bringen und so die Voraussetzun- sich auch hier auf konstante Rahmenbedingungen gen für mehr Wachstum und Beschäftigung zu si- einstellen können. Wirksamkeit und Grenzen des chern. Dementsprechend gehört zu den dringlich- geltenden Rechts müssen nun über einen längeren sten ordnungspolitischen Aufgaben, die wirtschaft- Anwendungszeitraum erprobt werden. liche Betätigung des Staates zurückzuführen, bü- rokratische Einengungen zu beseitigen und ausrei- Die Bundesregierung anerkennt die Leistungen des chende Spielräume für die Übernahme unterneh- Bundeskartellamtes, das seinen Ruf als „Hüter des merischer Risiken zu erhalten bzw. zu schaffen. Wettbewerbs" in den nunmehr 25 Jahren seiner Tä- Nicht minder bedeutsam sind die Konsolidierung tigkeit ständig gefestigt hat, trotz mancherlei Kritik der öffentlichen Finanzen und der entschlossene aus Kreisen der Wirtschaft, des Rechts und der Po- Zugeleitet mit Schreiben des Bundeskanzlers — 14 (42) — 610 19 — Ka 39/83 — Vom 13. Juli 1983 gemäß § 50 Abs. 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen. Drucksache 10/243 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode litik in Einzelfragen. Es hat zusammen mit der verfälschungen gegenüber kleineren Konkurrenten marktwirtschaftlich ausgerichteten Wirtschaftspoli- Anlaß geben könnten, konsequent entgegengetre- tik ein breites wettbewerbliches Bewußtsein ge- ten wird. schaffen, das bei Einführung des Kartellgesetzes noch kaum vorstellbar war. Die Wirksamkeit des Nach wie vor hatte ein bedeutender Teil der ange- Systems der Sozialen Marktwirtschaft wird am be- zeigten Zusammenschlüsse Auslandsbezug. Bei sten dadurch gewährleistet, daß Ordnungs- und mehr als 30 % der Inlandszusammenschlüsse, bei Wettbewerbspolitik ihren herausragenden Rang be- denen das erworbene Unternehmen seinen Sitz im halten und folgerichtig betrieben werden. Inland hatte, waren ausländische Erwerber betei- ligt. In knapp 14 % aller Zusammenschlüsse sind Unternehmen mit Sitz im Ausland erworben wor- II. den. An rd. 30 % dieser Auslandszusammenschlüsse waren deutsche Unternehmen beteiligt, der Rest Die Konzentrationsentwicklung war im Berichts- von 70 % entfiel auf ausländische Erwerber. Die Da- zeitraum von nachlassenden Zusammenschlußakti- ten unterstreichen erneut, daß angesichts der zu- vitäten der Unternehmen gekennzeichnet. Entge- nehmenden weltwirtschaftlichen Verflechtung Zu- gen dem steigenden Trend früherer Jahre hat sich sammenschlüsse mit grenzüberschreitender Wir- die Zahl der Zusammenschlüsse seit Mitte 1980 kung in der fusionsrechtlichen Praxis eine erhebli- leicht, aber stetig vermindert. Nach den Feststellun- che Rolle spielen. gen des Bundeskartellamtes sind die dort angezeig- ten Zusammenschlüsse mit 618 Fällen im Jahre 1981 und 603 Fällen im Jahre 1982 etwa auf das Dies stellt die Fusionskontrolle insofern vor beson- Niveau von 1979 zurückgegangen. Die Bundesregie- dere Herausforderungen, als es einer schwierigen rung begrüßt die hierin zum Ausdruck kommende Gratwanderung bedarf, zwischen dem Schutz der Tendenz, die auch von den Ergebnissen des 4. nationalen Märkte vor wettbewerbsschädlichen Hauptgutachtens der Monopolkommission gestützt Konzentrationsvorgängen einerseits und anderer- wird. Danach sind derzeit keine eindeutigen Anzei- seits der Erhaltung eines ausreichenden Spiel- chen für ein Fortschreiten der Unternehmenskon- raums für die Beteiligungsinvestitionen der deut- zentration erkennbar. Zugleich sieht sich die Bun- schen Wirtschaft im Ausland wie für ausländische desregierung in ihrer Einschätzung bestätigt, daß Unternehmen im Inland. Die hierin liegende Be- möglichen wettbewerbsschädlichen Konzentra- währungsprobe hat die Fusionskontrolle nach Auf- tionsprozessen mit dem geltenden fusionskontroll- fassung der Bundesregierung bisher bestanden. rechtlichen Instrumentarium wirksam begegnet werden kann. Dies gilt um so mehr, als sich der Die teilweise von ausländischer Seite geäußerte Schwerpunkt der Kontrollpraxis aufgrund der mit Kritik, die in der Untersagungspraxis des Bundes- der 4. Kartellnovelle erreichten Verbesserungen auf kartellamts vor- allem einen Ansatz zum Schutz der die präventive Fusionskontrolle verlagert hat, mit deutschen Wirtschaft vor der Übernahme durch der wettbewerblich unvertretbare Zusammen- ausländische Konkurrenten sieht oder auch umge- schlüsse bereits vor ihrem Vollzug und damit noch kehrt den völkerrechtlich unzulässigen Versuch, die vor Eintritt schwer rückgängig zu machender Wett- Zusammenschlußaktivitäten ausländischer Unter- bewerbsschäden unterbunden werden können. nehmen auf Auslandsmärkten zugunsten der hei- mischen Wirtschaft zu reglementieren, erscheint Mit 13 förmlich untersagten Zusammenschlüssen der Bundesregierung nicht gerechtfertigt. Der hat sich die Anzahl der Untersagungsentscheidun- Mehrheitserwerb der französischen THOMSON- gen gegenüber dem vorangegangenen Berichtszeit- BRANDT an der deutschen TELEFUNKEN RUND- raum nur unwesentlich erhöht. Zur Beurteilung der FUNK UND FERNSEH GMBH belegt, daß Aus- Effizienz der Fusionskontrolle müssen — abgese- landsinvestitionen, die die Wettbewerbsordnung im hen von ihrer allgemeinen generalpräventiven Wir- Inland nicht gefährden, kartellrechtlich unbean- kung — insbesondere auch die Projekte gesehen standet bleiben. Bei der Untersagung des Auslands- werden, die von den beteiligten Unternehmen frei- zusammenschlusses PHILIP MORRIS/ROTH- willig aufgegeben werden, nachdem mit einer kar- MANS hat sich gezeigt, daß das Bundeskartellamt tellbehördlichen Freigabe nicht gerechnet werden in Auslandsfällen bereits bei der Entscheidungsfin- konnte. Ihre Zahl ist im Berichtszeitraum um wei- dung die völkerrechtlichen Aspekte prüft und dem tere 25 Fälle auf nunmehr 86 gestiegen. völkerrechtlichen Einmischungsverbot dadurch Schwerpunkte der Untersagungspraxis lagen vor Rechnung tragen kann, daß es die Rechtswirkung allem im Pressesektor und erstmalig auch im Han- seiner Entscheidung streng auf das Inland be- delsbereich, wo das Bundeskartellamt die durch die schränkt. 4. Kartellnovelle eröffneten Möglichkeiten zur Kon- trolle von Firmenaufkäufen auf den für den Handel Von den 13 Untersagungsentscheidungen des Bun- besonders bedeutsamen Regionalmärkten in zu- deskartellamtes haben lediglich zwei zu Anträgen nehmendem Maße ausgeschöpft hat. Die Bundesre- auf Ministererlaubnis geführt. Der Zusammen- gierung sieht hierin einen wichtigen Beitrag der schlußfall IBH HOLDING/WIBAU betraf den Fusionskontrolle zur Begrenzung der Nachfrage- Markt für Asphaltmischanlagen. Das Bundeskar- macht im Handel, indem bereits dem Aufbau tellamt hatte den Erwerb des größten deutschen marktstarker Positionen, die zu Mißbräuchen auf Herstellers von Asphaltmischanlagen WIBAU der Nachfragerseite und zugleich zu Wettbewerbs durch die zu den zehn größten internationalen Bau- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/243 maschinenkonzernen gehörende IBH untersagt, III. weil hierdurch nach Auffassung des Amtes die überragende Marktstellung von WIBAU gegenüber Die Bemühungen der Bundesregierung, die vielfäl- kleinen und mittleren Wettbewerbern gestärkt wür- tigen staatlichen Tätigkeiten verstärkt an wettbe- de. Demgegenüber hatte die Monopolkommission werblichen Prinzipien auszurichten, werden sich im Ministererlaubnisverfahren wegen der zu erwar- unter anderem auf die künftige Medienordnung, die tenden überwiegenden Verbesserungen der inter- neuen Kommunikationsmärkte und das öffentliche nationalen Wettbewerbsfähigkeit und damit ver- Auftragswesen erstrecken. bundenen Sicherung von Arbeitsplätzen empfohlen, den Zusammenschluß zu erlauben. Der Bundesmi- In der Regierungserklärung vom 4. Mai 1983 hat die nister für Wirtschaft ist dieser Empfehlung im Er- Bundesregierung angekündigt, daß sie sehr bald gebnis gefolgt. Er hat seine Entscheidung