Unterrichtung Durch Die Bundesregierung
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Deutscher Bundestag Drucksache 9/565 9. Wahlperiode Sachgebiet 703 Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1979/1980 sowie über Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ 50 GWB) Stellungnahme der Bundesregierung I. auf kurze Sicht notwendige Anpassungsprobleme dann erleichtern, wenn die dadurch erreichte zeit- Die deutsche Wirtschaft steht Anfang der achtziger weilige Dämpfung des Wettbewerbs konsequent Jahre auf den Inlands- und Auslandsmärkten unter dazu genutzt wird, die Ursachen der strukturellen einem erhöhten Wettbewerbsdruck und großen An- Schwäche einer Branche zu beseitigen, insbeson- passungszwängen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit dere Überkapazitäten abzubauen. Das Risiko, daß zu behaupten und zu steigern. In dieser Situation ist dies nicht im ausreichenden Maße geschieht und auch die Wettbewerbspolitik gefordert, zur Verbes- daß die Wettbewerbsbeschränkung sich verfestigt, serung der Rahmenbedingungen beizutragen. Sie ist jedoch hoch. Deshalb wird die Bundesregierung muß dafür Sorge tragen, daß sich die Leistungskraft vor allem auf europäischer Ebene weiterhin mit der Wirtschaft im Wettbewerb entfalten kann, nicht Nachdruck dafür eintreten, daß zeitweilige markt- aber in der Enge administrativer oder privater ordnende Maßnahmen, wie sie sich etwa im Stahlbe- Marktreglementierungen erstickt wird. reich als unvermeidbar erwiesen haben, stets mit der erforderlichen Umstrukturierung und insbeson- Stärkung der Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit dere dem Verzicht auf wettbewerbsverzerrende Er- erfordert ständige Bewährung der Unternehmen im haltungssubventionen verbunden werden. Wettbewerb. Demgegenüber bedeutet die Errich- tung protektionistischer Schutzzäune nach innen Mit der einstimmigen parlamentarischen Verab- wie nach außen Verlust der für die Bewältigung des schiedung der am 1. Mai 1980 in Kraft getretenen Strukturwandels unerläßlichen Flexibilität, Anpas- 4. Kartellgesetznovelle (BGBl. I S. 458) ist erneut der sungsbereitschaft und Innovationskraft. Ohne diese wettbewerbspolitische Grundkonsens in der Bun- Eigenschaften kann die deutsche Wirtschaft die öko- desrepublik Deutschland bestätigt worden, daß auch nomischen Herausforderungen der achtziger Jahre durch eine zeitgemäße Fortentwicklung des Wettbe- jedoch nicht bestehen. Daher bekräftigt die Bundes- werbsrechts die Voraussetzungen zur Offenhaltung regierung erneut ihre Überzeugung, daß sich die der Märkte für den Such- und Anpassungsprozeß Wettbewerbsprobleme, denen sich zahlreiche Wirt- des Wettbewerbs verbessert werden müssen. Die schaftszweige gegenübersehen, grundsätzlich nicht jetzt erforderliche Ausschöpfung des erweiterten mit den Mitteln der Wettbewerbsbeschränkung und kartellgesetzlichen Instrumentariums muß vorran- Marktabschottung lösen lassen. National wie inter- gig an dem Ziel ausgerichtet sein, Gefährdungen national können z. B. Kartellabsprachen allenfalls oder Verfälschungen des Strukturwandels infolge Zugeleitet mit Schreiben des Bundeskanzlers — 14 (42) — 610 10 — Ka 33/81 — vom 25. Juni 1981. Federführend: Bundesminister für Wirtschaft. Drucksache 9/565 Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode wettbewerbsschädlicher Unternehmenskonzentra- Unternehmen untersagt. Dieser Entscheidung liegt tion oder des Mißbrauchs von Marktmacht zu La- die Überlegung des Amtes zugrunde, die 16 Raffine- sten mittelständischer Unternehmen entgegenzu- riegesellschaften bildeten ein marktbeherrschendes wirken. Die neuen Vorschriften bedürfen nunmehr Oligopol. Das Amt stützt seine Auffassung im we- eines ausreichend langen Erfahrungs- und Bewäh- sentlichen auf längerfristig zu erwartende Verknap- rungszeitraums ohne voreilige weitere Novellie- pungen des Angebots und auf das verringerte Ge- rungsdiskussionen. wicht des unabhängigen Mineralölhandels sowie auf die zwischen den Mineralölgesellschaften bestehen- den Tauschmengenabkommen und sonstigen Bin- II. dungen. Die beteiligten Unternehmen haben Be- schwerde beim Kammergericht eingelegt. Ange- Die Konzentrationsentwicklung war in den letzten sichts des laufenden Verfahrens enthält sich die Jahren durch fortschreitende Zusammenschlußakti- Bundesregierung einer Stellungnahme zu der Dar- vitäten der Unternehmen gekennzeichnet. Die Fu- stellung des Amtes und seiner rechtlichen Bewer- sionsstatistik des Bundeskartellamtes hat zwar mit tung. 602 angezeigten Zusammenschlüssen für 1979 und 635 Fällen für 1980 eine neue Höchstmarke erreicht. Die Bildung von Gemeinschaftsunternehmen, auf Die monatlichen Zahlen zeigen jedoch seit Mitte die 1979/1980 knapp ein Viertel aller Zusammen- vergangenen Jahres eine deutlich abflachende Ten- schlüsse entfielen, hatte erneut einen erheblichen denz. Ob dieser Trend von Dauer sein wird und in- Anteil an der Konzentrationsentwicklung. Dies wieweit hierin auch eine stärkere generalpräventive stellt die Fusionskontrolle insofern vor besondere Wirkung der durch die 4. Kartellgesetznovelle ver- Herausforderungen, als an Gemeinschaftsprojekten besserten Fusionskontrolle zum Ausdruck kommt, vielfach bedeutende Großunternehmen mit starken entzieht sich derzeit noch einer gesicherten Feststel- Marktstellungen in verschiedenen Branchen betei- lung. ligt sind. Andererseits sind solche Projekte nicht sel- ten geeignet, zu einer Verbesserung der Marktver- Gewisse Anzeichen deuten jedenfalls darauf hin, sorgung insbesondere durch Sicherung von Roh- daß das verbesserte fusionsrechtliche Instrumenta- stoffbezügen aus dem Ausland beizutragen. Hier gilt rium inzwischen zu greifen beginnt. Ein Beleg dafür es kartellrechtlich tolerable Lösungen zu finden, um ist der erhebliche Rückgang der Anschlußfusionen, die Absicherung marktstarker Stellungen zu Lasten mit denen sich früher Großunternehmen kleine und kleiner und mittlerer Wettbewerber zu verhindern, mittlere Firmen ohne jede wettbewerbliche Kon- andererseits aber den Weg zu einer Belebung des trolle angliedern konnten. Dies hatte auch noch im Wettbewerbs durch ein verbessertes Rohstoffange- Berichtszeitraum in einzelnen Branchen zu Serien- bot nicht zu verbauen. Das Amt hat diesem Zielkon- käufen und in deren Folge zu einer zunehmenden flikt in einer Reihe von Fällen dadurch Rechnung Verengung mittelständisch strukturierter Märkte getragen, daß es insbesondere kleineren Wettbewer- geführt. Nach Absenkung der Eingreifkriterien sind bern aufgrund struktureller Zusagen der Zusam- nunmehr nur noch die in der Regel unproblemati- menschlußbeteiligten ermöglicht hat, sich durch schen Fälle, die etwa zwei Drittel der ursprünglich eine mittelbare Beteiligung an den Projekten eben- kontrollfreien Anschlüsse ausmachen, der Kontrolle falls Zugang zu den Rohstoffen zu verschaffen und durch das Amt entzogen. Die bedeutsameren Vor- sich so als selbständige Anbieter am Markt zu be- gänge dieser Art können jetzt in jedem Einzelfall haupten. Die Bundesregierung sieht hierin aller- auf ihre wettbewerblichen Auswirkungen hin über- dings keinen allgemeinen fusionsrechtlichen Frei- prüft werden, und zwar in zunehmendem Maße brief von Zusammenschlüssen zu Zwecken der Roh- schon bevor der Zusammenschluß vollzogen ist und stoffsicherung. Die Entscheidung erfordert vielmehr ehe Schäden an den Wettbewerbsstrukturen eintre- im Einzelfall eine sorgfältige Prüfung, ob das ge- ten können. Die Erweiterung der präventiven Kon- meinsame Rohstoffprojekt voraussichtlich zu einer trollmöglichkeiten des Amtes hat sich inzwischen in wesentlichen Verbesserung der Marktversorgung einem starken Anstieg der vor Vollzug angemelde- führt, die vor allem auch den anderen, weniger po- ten Zusammenschlüsse niedergeschlagen. Durch die tenten Konkurrenten zugute kommt. Stärkung der präventiven Kontrolle lassen sich auch die Probleme, die sich erfahrungsgemäß bei Was die internationalen Aspekte der Fusionskon- der Entflechtung bereits vollzogener und erst nach- trolle angeht, zu denen auch die Monopolkommis- träglich untersagter Fusionen in besonderem Maße sion in ihrem III. Hauptgutachten Stellung genom- stellen, schon im Ansatz vermeiden. men hat, hat sich nach Auffassung der Bundesregie- rung gezeigt, daß eine angemessene Berücksichti- Mit zwölf Untersagungen hat die Entscheidungspra- gung des Auslandswettbewerbs bei der fusions- xis des Amtes deutlichere Konturen gewonnen. Von rechtlichen Überprüfung von Zusammenschlüssen erheblicher Tragweite waren insbesondere die Ent- nach geltendem Recht nicht nur möglich, sondern scheidungen im Mineralölbereich und die Haltung sogar geboten ist. Die Entscheidungspraxis des Am- des Amtes zu Gemeinschaftsprojekten von Großun- tes ist dieser gesetzlichen Leitlinie auch nach der Er- ternehmen zu Zwecken der Rohstoffsicherung. weiterung der präventiven Kontrollmöglichkeiten durch die 4. Kartellgesetznovelle gefolgt. Die gegen In Sachen TEXACO/ZERSSEN und MOBIL/ die Novellierung von Teilen der Wirtschaft geäußer- MERTL hat das Amt die Beteiligung der beiden ten Bedenken, die erweiterten Pflichten zur vorheri- Mineralölgesellschaften an zwei überwiegend im gen Anmeldung größerer Fusionsvorhaben behin- regionalen Heizölhandel tätigen mittelständischen dere die Expansion deutscher Unternehmen im Aus- Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode Drucksache 9/565 land, sind durch die bisherige Praxis nicht bestätigt grund hat die Kommission wettbewerbspolitische worden. bzw. -rechtliche Überlegungen zur Netzträgerschaft, zu dem Angebot von Fernmeldeendgeräten, den Zu- Der trotz Verschärfung der Prävention steigende lassungsregeln für Fernmeldegeräte und der Be- Trend von Zusammenschlüssen mit Auslandsbezug