VORKONZERT ZU DEN HÄNDEL-FESTSPIELEN 2015 Max Emanuel Cencic Countertenor

ARMONIA AETERNA George Petrou Dirigent

28.9.14 GROSSES HAUS ROKOKO GALA-KONZERT MAX EMANUEL CENCIC Musik von Johann Adolf Hasse

Johann Adolf Hasse Artemisia Sinfonia (1699 – 1783) Allegro assai – A tempo giusto – Presto

Notte amica, oblio de mali Il cantico de tre fanciulli

Solca il mar e nel periglio

Siroe re di Persia Sinfonia Vivace e staccato – Un poco lento – Allegro

Saper ti basti o cara Il trionfo di Clelia

Siam navi all’onde algenti L’Olimpiade

– PAUSE –

Concerto für Mandoline G-Dur op. 3 Nr.11 Allegro – Largo – Allegro

La sorte mia tiranna re di Persia

De folgori di Giove Il trionfo di Clelia

Concerto in F-Dur op. 4 Nr. 1 Allegro – Un poco Andante – Menuet

Dei di Roma, ah, perdonate Il trionfo di Clelia

Vo disperato a morte Tito Vespasiano KOMPONIST DESANCIEN RÉGIME Obgleich Hasse zu Lebzeiten „der Vater lange Verbindung mit Metastasio, jenem der Musik“ genannt und in ganz Europa Pfeiler der Schicklichkeit alten Stils in Lite- als „teurer Sachse” verehrt wurde, wurde ratur und Theater, ist bezeichnend. Charles sein Tod im Jahre 1783 kaum zur Kenntnis Burney schrieb: „Dieser Dichter und dieser genommen. Es dauerte fast 40 Jahre, bis Musikus sind die beiden Hälften, welche für sein Grab in Venedig überhaupt ein gleich Platos Androgyne ehmals ein Gan- Grabstein erworben und von dem Musik- zes ausmachten”. Burney meinte später: liebhaber Franz Sales Kandler aufgestellt „Unter den Dichtern, Tonkünstlern und wurde. Dieser stand als Marinebeamter ihren Anhängern herrscht zu Wien eben- in Venedig im Dienst des österreichischen so viel Kabale als anderwärts. Man kann Hofkriegsrates und hatte auch eine Bio- sagen, dass Metastasio und Hasse an der graphie des Komponisten verfasst, in der Spitze einer der vornehmsten Sekten ste- er ihn, etwas wehmütig, als „eines der hen, und Calzabigi und Gluck an der Spitze wahren Genies im 18. Jahrhundert in der einer andern.“ Hier berichtet Burney von bezaubernden Kunst von Klang und Ge- Hasses anscheinend gänzlicher Opposi- sang“ bezeichnete. Noch vier Jahrzehnte tion gegen die modernisierenden „Refor- später, 1866, schrieb der belgische Musik- mopern“ Glucks wie Orfeo ed Euridice forscher Fétis: „… Nur wenige Künstler (1762) und meint dazu: „Die andre Partei hatten einen derartigen Erfolg oder höhe- hält mehr auf theatralische Wirkung, rich- res Ansehen als Hasse. Wenige sind heute tig gehaltene Charaktere, Einfalt in der so in Vergessenheit geraten.“ Der Grund Diktion und musikalischen Ausführung, als dafür, dass Hasse nach seinem Tod (und auf das, was sie blumenreiche Beschrei- bis in die jüngste Zeit) fast völlig vergessen bung, überflüssige Gleichnisse, spruchrei- wurde, beruht viel leicht gerade auf sei- che und frostige Moral auf der einen, mit nem Erfolg in der Welt des „alten Europas„ langweiligen Ritornellen und gedehnten der anciens régimes vor Napoleon. Hasses Gurgeleien auf der anderen Seite nennen.“

2 Das ist etwas ungerecht. Wie jeder Kom- Opera des Hasse; weil aber der Papa nicht ponist mit einer so langen Karriere hatte ausgeht, kann ich nicht hinein. Zum Glück Hasse sich der Zeit und dem wechselnden weiß ich schier alle Arien aus wendig, Geschmack seiner Dienstherrn und seines und also kann ich sie zu Hause in meinen Publikums angepasst; andernfalls wäre er Gedanken hören und sehen“ [Brief vom 2. wohl bald in Ungnade gefallen und hätte November 1771 an Mozarts Mutter]. Der seine Arbeit verloren. stets diplomatische Hasse meinte über Mozart: „Wenn seine Entwicklung mit dem Das letzte Wort soll hier der junge Wolf- Alter Schritt hält, wird ein Wunder aus gang Amadeus Mozart haben. Hasse und ihm“ [aus einem Brief an Giovanni Maria er begegneten einander 1771 in Mailand, Ortes vom 30. September 1769]. wo Ruggiero, Hasses letzte Oper und letzte gemeinsame Arbeit mit Metastasio, Obgleich Mozarts Leben viel härter und gleich zeitig mit Ascanio in Alba, einer kürzer war als das seines älteren Kolle- Oper des 15-jährigen Mozart, aufgeführt gen, verfuhr die Geschichte mit Mozarts wurde. Mozarts Vater Leopold verkündete Andenken wesentlich freundlicher. Hasse stolz: „die Serenata des Wolfg: hat die hatte den Nachteil, so sehr als Kind seiner opera von Haße so nieder geschlagen, Zeit zu gelten, dass man lange meinte, er daß ich es nicht beschreiben kann“; doch könne nicht darüber hinaus wirken (Hän- sein Sohn äußerte sich mit mehr Einsicht. dels Opern erlitten lange Zeit das gleiche Sechs Jahre zuvor hieß es bereits in einer Schicksal). Dank der heutzutage unvorein- Widmung an Königin Charlotte vom 18. genommenen Sicht auf die Vergangenheit Januar 1765, die Leopold Mozart für seinen ist nun der beste Zeitpunkt für den Beweis Sohn verfasst hat: „ich werde unsterblich des Gegenteils gekommen. wie Händel und Hasse sein“; und über Ruggiero meinte Mozart: „Heute ist die Nicholas Clapton

3 JOHANN ADOLF HASSE, PADRE DELLA MUSICA

Johann Adolf Hasse lebte in der Epoche (ein öffentliches, kommerzielles Theater des streng hierarchisch geprägten Ancien der „Freien und Hansestadt Hamburg“). Régime; dennoch war sein gesellschaftli- Im folgenden Jahr ging er an den Hof des cher Aufstieg bemerkenswert. Nach sei- Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel, ner Jugend in der norddeutschen Provinz an dem seine erste Oper Antioco am wurde er 50 Jahre lang als „il caro Sasso- 11. August 1721 uraufgeführt wurde. Hasse ne“ („der teure Sachse“) oder sogar als „il soll selbst die Titelrolle gesungen haben. divino Sassone“ („der göttliche Sachse“) Bald darauf ging er von Deutschland nach an nahezu allen europäischen Opernhäu- Italien und verbrachte viele Monate in Ve- sern und Höfen gefeiert. nedig, Bologna, Florenz und Rom, bevor er sich im Sommer 1724 in Neapel niederließ. Der in Bergedorf (jetzt ein Stadtteil von Alle diese Städte waren bedeutende Zen- Hamburg) geborene Hasse wurde am tren für die italienische , daher 25. März 1699 getauft. Er stammte aus konnte Hasse die Vielfalt dieser äußerst einer Familie bekannter örtlicher Musiker; wichtigen Vokalgattung genauer kennen sein Vater Peter war Organist, seine Mut- lernen. Unbekannt ist, wovon er während ter Christina Klessing war die Tochter ei- dieser Wanderjahre lebte. Es gibt keinen nes ehemaligen Bürgermeisters der Stadt. Beleg dafür, dass er in Italien gesungen Johanns Begabung für Musik zeigte sich hat, also könnte er bezahlten Urlaub von erstmals in seiner Gesangsstimme. Mit 15 seinen Dienstherren in Deutschland be- Jahren ging er zum Studium nach Ham- kommen haben; allerdings ist auch dies burg und erhielt 1718 eine Stelle als Tenor nirgendwo dokumentiert. Bei seiner An- an der berühmten Oper am Gänsemarkt kunft in Neapel hatte er zweifellos reiche

4 Gönner: Einer, Tommaso de Vargas Machu- in Venedig in der Karnevalsaison 1730 ur- ca, Marchese di San Vicente, könnte den aufgeführt) war sein erstes Auftragswerk jungen deutschen Protestanten für den außerhalb von Neapel und seine erste Ver- Übertritt zum römisch-katholischen Glau- tonung eines Librettos, das – zumindest ben gewonnen haben, der am 1. August ursprünglich – von dem berühmten Dichter 1724 vollzogen wurde. Ein weiterer Gönner, und Dramatiker Pietro Trapassi, genannt der königliche Rat Carlo Carmignano, ließ Metastasio, stammte. Hasse wurde spä- Hasses Serenata Antonio e Cleopatra im ter Metastasios bevorzugter Komponist; September 1725 aufführen. Dabei war auch den Ruhm und die Langlebigkeit dieses ein deutscher Landsmann von Hasse zuge- Werkes bezeugen auch dessen zweimalige gen, der Komponist und Flötist Quantz, der Überarbeitung, die (in London) als Pastic- berichtete, dass Johann den bestmögli- cio gezeigt wurde, und die Tatsache, dass chen Lehrer gewählt habe, um die Geheim- es sich in 25 zeitgenössischen Abschriften nisse des italienischen Stiles zu erlernen: (von Teilen oder der gesamten Oper) erhal- den ehrwürdigen Komponisten Alessandro ten hat. Zwei Arien aus dem 2. Akt, „Per Scarlatti. Hasses Ansehen kamen auch questo dolce amplesso“ und „Pallido il sein Librettist Francesco Ricciardi, der sole“, erlangten einen nahezu legendären Impresario des ältesten neapolitanischen Ruf, als Farinelli sie unzählige Male dem Opernhauses, des Teatro Solisten zugute: mehr oder weniger umnachteten Philip V. der berühmte Sopran Kastrat Carlo Bro- von Spanien vorsang – ein Versuch, den schi, genannt Farinelli, und die angesehe- König von seiner mysteriösen Hypochon- ne Altistin Vittoria Tesi. Diese Aufführung dria gravis zu heilen. Dies ist nur ein Bei- trug Hasse wohl den ersten Auf trag von spiel dafür, welchen Einfluss Hasses Name einem neapolitanischen Theater ein; die und seine Kompositionen viele Jahre lang Premiere seiner Oper Il Seso strate fand im europäischen Musik eben aus übten. im Teatro San Barto lomeo am 13. Mai 1726 Offiziell war er von 1730 bis 1763 „Primo statt, dem neunten Geburtstag der jungen maestro di cappella di S[ua] M[aestà] Re Erzherzogin Maria Theresia, Tochter des Augusto di Polonia ed Elettore di Sasso- römisch-deutschen Kaisers Karl VI., der nia“ („Königlich Polnischer und Kurfürst- seit 1714 auch König von Neapel war. Has- lich Sächsischer Kapellmeister“); weitere se war auch so klug, sein Werk dem Vize- Persönlichkeiten von gleichem oder sogar könig, Kardinal Althann, zu widmen. Tradi- größerem Ansehen unter stützten ihn, tionsgemäß wurden am selben Abend ein schrieben für ihn und führten seine Werke komisches Intermezzo oder eine Reihe von auf. Friedrich der Große, König von Preu- Scene buffe, ebenfalls von Hasse, mit dem ßen, kopierte selbst eine verzierte Fassung Titel Miride e Damari zwischen den Akten der Arie „Digli ch’io son fedele“ aus dem des ernsten Werkes gegeben. Nach dem 2. Akt von Cleofide (1731); die bekanntlich viel versprechenden Beginn seiner Karrie- hochgebildete und musikalisch talentierte re in Italien wurde Hasse bald zu einem der bayerische Prinzessin Maria Antonia Wal- erfolgreichsten Komponisten sowohl erns- purgis schrieb den Text für zwei umfang- ter als auch komischer Opern in Neapel reiche Kantaten, die Hasse 1747 für sie während des 18. Jahrhunderts, und sein zur Aufführung komponiert hat; besonders Ruhm verbreitete sich schnell in ganz Ita- bemerkenswert war wohl die Aufführung lien. (am Teatro San Grisostomo seiner Litaniae per la Beatissima Vergine

5 Maria, von der eine Abschrift mit dem Ein- dels Lebensbeschreibung). Diese abgewo- trag „cantata dalla famiglia Imperiale il 5to gene Antwort könnte wohl seine wahren Agosto l’anno 1762” („gesungen von der Gedanken verschleiert haben – weshalb kaiserlichen Familie, 5. August 1762“) exis- sollte er sich mit seiner sicheren Stellung tiert; zwei der schwierigsten Arien daraus am Dresdner Hof unter einem Dienstherrn, wurden von der Kaiserin Maria Theresia Friedrich August II. (August III. von Polen), selbst gesungen. der die Oper liebte, auf das Risiko des kom- merziellen Theaters in London ein lassen? Auch wenn Hasses unleugbares Talent Um 1737 löste die Opera of the Nobility im großen Maß zu seinem Ansehen bei- sich auf; und obgleich Hasse den Vergleich trug, wußte er freilich auch genau, wie mit Händel wirklich gefürchtet haben mag, er mit den Menschen umgehen musste, schätzte dieser ihn sehr: Immer hin ver- ob Kaiser, Prinzessinnen oder, wohl am wendete er 49 Arien aus 15 Opern Hasses schwierigsten von allen, Sänger. (Er war in den sieben Pasticci, die er zwischen selbst ein ausgebildeter Sänger und zudem 1730 und 1734 in London aufführte. In mehr mit einer der berühmtesten Sopranistinnen als 40 Jahren schrieb Hasse zahlreiche der Zeit, Faustina Bordoni, verheiratet.) Opern, die in Rom, Turin, Venedig, Neapel, Im Unterschied zu seinem großen (etwas Bologna, Pesaro, Dresden, Hubertusburg älteren) Zeitgenossen Händel entsprach (eine weitere Residenz von August III.) und dieses Verhalten nicht seinem Charakter, Warschau (August war auch König von sondern seinem diplomatischen Geschick. Polen) uraufgeführt wurden, sowie an ent- Als Rivalitäten zwischen seiner Frau fernteren Orten wie Malta und Versailles und ihrer Nachfolgerin als Prima donna gegeben wurden. Obgleich er für ernste in Dresden, Regina Mingotti, den Erfolg Bühnenwerke besonders berühmt war, seiner Oper Adriano in Siria 1752 gefähr- schuf er auch zahl reiche Kantaten (einige deten, erlitt er einen schweren Gichtan- nur mit Continuo, mehr als 30 mit vollem fall; ob echt oder vor getäuscht, Faustina Orchester), weitere Serenate und komi- wurde erfolgreich abgelenkt und Mingotti sche Intermezzi, zahlreiche geistliche unauffällig entfernt. Er zeigte auch ein Werke, darunter etwa ein Dutzend län- bemerkens wertes Gespür dafür, nicht zu gere Oratorien, Triosonaten, sol feggi, überstürzt vorzugehen. Als er nach London Flötenkonzerte und sogar einige Cembalo- eingeladen wurde, um eine Oper für die stücke, die 1758 als sein op. 7 in London Opera of the Nobility (eine 1730 als Kon- erschienen. Dresden wurde im Verlauf kurrenzunternehmen zu Händel gegründe- des Siebenjährigen Krieges (1756 – 63) te Gesellschaft) zu komponieren, „lautete schwer in Mitleidenschaft gezogen; doch sein erste merkwürdige Frage so: auch, als das Opernhaus zerstört war, litt ‚Ist Händel tot?‘ Als man ihm nun mit Nein Hasse keine Not. Obgleich sich Sachsen in antwortete, wollte er gar nicht kommen, einer schweren Finanzkrise befand und die sondern hielt dafür, wo sein Landsmann Hofmusik stark beschnitten wurde, waren sei, denn sie waren beide Sachsen von Hasse und seine Frau so angesehen, dass Geburt, da könne so leicht niemand von ei- man ihnen 12.000 Taler (zwei Jahresgehäl- nerlei und derselben Profession in Aufneh- ter für jeden von ihnen) statt einer Pension men geraten“ (Mainwaring, Memoirs of zahlte, bevor sie nach Wien gingen, wo sie the Life of Handel; dt. Georg Friedrich Hän- anschließend fast ein Jahrzehnt lang leb-

6 ten. Dort kam Hasse die Freundschaft mit stark von Arthritis geplagt war. Seine ge- dem Hofdichter Metastasio zugute, auch liebte Frau starb nach 51-jähriger Ehe am war er bei der kaiserlichen Familie bereits 4. November 1781, doch er arbeitete wei- hoch angesehen. Fünf seiner letzten acht ter und vollendete 1783 sein vorletztes Opern entstandendort sowie seine letzten umfangreiches Werk, die Terza Messa beiden Oratorien, neukomponierte Fas- für Dresden. Am 16. Dezember dessel- sungen von Sant’Elena al Calvario (1772) ben Jahres starb er (mit 84 Jahren!) und und Il cantico de’ tre fanciulli (1774). Zu wurde mit einer kleinen Zeremonie in dem Zeitpunkt war die ganze Familie nach der Kirche San Marcuola beerdigt, am Venedig übergesiedelt, wo Hasse weiter Platz gegenüber des Hauses, in dem er tätig war, unterrichtete, frühere Werke gewohnt hatte. Fast 40 Jahre lang blieb überarbeitete und auch noch komponierte, seine Grabstelle unbezeichnet. vornehmlich geistliche Musik. Er reiste viel weniger als in den Jahren zuvor, da er Nicholas Clapton

7 DIE ARIEN

NOTTE AMICA, OBLIO DE’ MALI Arie des Misaele IL CANTICO DE’ TRE FANCIULLI (Wien, 18. Dezember 1774) Libretto: Stefano Benedetto Pallavicino

Notte amica, oblio de’ mali Freundliche Nacht, die du die Menschen de’ mortali, ihr Ungemach vergessen lässt, bel ristoro alla fatica, die Müden erquickst, il silenzio tuo profondo deine tiefe Ruhe sia facondo helfe, den zu preisen, a esaltar chi ti creò. der dich geschaffen hat.

Giorno, e tu, che de’ tuoi rai Und du, Tag, der du mit deinen Strahlen pompa fai su l’emisfero, die Welt im Glanz erscheinen lässt, gloria rendi al sommo impero rühme den Höchsten, che tua luce dilatò. der dein Licht gespendet hat.

SOLCA IL MAR E NEL PERIGLIO Arie der Tigrane (Napoli 1729) Libretto: Francesco Silvani

Solca il mar e nel periglio Das Meer durchpflügend, senza speme, il nocchier ohne Hoffnung in der Gefahr, s’adira e freme. zürnt der Steuermann und zittert. Giunto poi nel caro lido, Hat er das teure Gestade erreicht, più non teme il vento infido fürchtet er den tückischen Wind nicht mehr, che lo spinse a naufragar. der ihn Schiffbruch erleiden ließ.

Più del misero naviglio Das armselige Schiff, Che lasciò fra l’onde assorto das er den Wellen preisgab, non gli preme, e sol del porto bedrückt ihn nicht mehr, er genießt a godendo, e sprezza il mar. die Sonne des Hafens und verachtet das Meer.

8 LA SORTE MIA TIRANNA Arie des Siroe Siroe re di Persia I, 13 (1763) Libretto:

La sorte mia tiranna Mein tyrannisches Schicksal farmi di più non può. kann mir nichts mehr anhaben. M’accusa e mi condanna Mich beschuldigen und verdammen un’empia ed un germano, eine Schändliche und ein Bruder, l’amico e il genitor. der Freund und der Vater.

Ogni soccorso è vano, Jede Hilfe ist vergeblich, che più sperar non so, denn ich habe keine Hoffnung mehr, perché fedel son io, denn ich bin treu, questo è il delitto mio, das ist mein Vergehen, questo diventa error. das macht den Irrtum aus.

L’OLIMPIADE II, 5 (1756) Arie der Aminta Libretto: Pietro Metastasio

Siam navi all’onde algenti Wir sind Schiffe auf eiskalten Wellen, lasciate in abbandono; die aufgegeben wurden; impetuosi venti ungestüme Winde i nostri affetti sono; sind unsere Neigungen; ogni diletto è scoglio; jede Freude ist ein Fels; tutta la vita è mar. das ganze Leben ist ein Meer.

Ben qual nocchiero in noi Wie ein Steuermann wacht veglia ragion; ma poi in uns der Verstand; doch dann pur dall’ondoso orgoglio lässt er sich fortreißen si lascia trasportar. von wogendem Stolz.

9 DE’ FOLGORI DI GIOVE Arie des Orazio Il trionfo di Clelia III, 8 (1762) Libretto: Pietro Metastasio

De’ folgori di Giove Im Glanz der Blitze Jupiters Roma pugnando al lampo wird Rom auf dem Schlachtfeld trarrà compagni in campo alle Götter als Kampfgefährten tutti gli dei con sé. auf seine Seite ziehen.

Sarà per tutto altrove Allerorten wird es a’ posteri d’esempio die Nachwelt daran erinnern, il memorando scempio in welchem Blutbad endet, di chi tradì la fé. wer Verrat begangen hat.

DEI DI ROMA, AH, PERDONATE Arie des Orazio Il trionfo di Clelia II, 2 (1762) Libretto: Pietro Metastasio

Dei di Roma, ah, perdonate Götter Roms, ach, verzeiht, se il mio duol mostro all’aspetto, wenn ich zeige, wie sehr mich schmerzt, nello svellermi dal petto dass ich mir aus der Brust sì gran parte del mio cor. einen so großen Teil meines Herzens reiße.

Avrà l’alma, avrà la palma Er wird den Mut haben, er wird de’ più cari affetti suoi; über seine teuersten Neigungen siegen; ma è ben dura anche agli eroi doch auch für Helden ist questa specie di valor. diese Art von Tapferkeit recht hart.

VO DISPERATO A MORTE Arie des Sesto Tito Vespasiano III, 6 Libretto: Pietro Metastasio

Vo disperato a morte; Ich gehe verzweifelt in den Tod, né perdo già costanza verliere aber nicht meine Standhaftigkeit a vista del morir. im Angesicht des Todes.

Funesta la mia sorte Wie schlimm ist mein Schicksal, la sola rimembranza da als einzige Erinnerung bleibt, ch’io ti potei tradir. dass ich dich betrogen habe.

10 Johann Adolf Hasse 11 MAX EMANUEL CENCIC Countertenor

Von Publikum und Kritik gefeiert, mit den die sensationelle Wiederentdeckung von bedeutenden Preisen der Klassikwelt Leonardo Vincis letzter Oper Artaserse, ausgezeichnet – u. a. “Diapason d’or“, die sowohl auf der Tour 2012 als auch auf „Echo Klassik Preis“ (zweimal), „Preis der CD begeisterte Reaktionen hervorrief. Deutschen Schallplattenkritik“ und „Ara- Parnassus neue Produktion, Händels bella de Platine Preis“ – gehört Cencic zu Alessandro, in der er die Titelrolle singt, den renommiertesten Vertretern seines ist nun mitten in ihrer erfolgreichen Eu- Fachs. Mit einem Repertoire, das von Nero ropatour, nachdem die CD bei Decca be- in Monteverdis L’Incoronazione di Pop- reits sechs Preise erhalten hat, darunter pea und mehreren Händel-Helden bis zu „Opern-CD des Jahres 2013“ von opera- Mozart- und Rossini-Arien, Orffs Carmina awards.com. Burana und dem Herold in der Weltpremie- re von Reimanns Medea reicht, ist Cencic 2014 gab Cencic sein Debüt an der Oper in vielen der bedeutendsten Spielstätten Frankfurt in Glucks . Sein neues und der Welt aufgetreten hat dabei mit Diri- erfolgreiches Programm Venezia ist von genten wie Riccardo Muti, William Christie Montpellier bis St. Petersburg zu hören, und René Jacobs zusammengearbeitet. und Rokoko, die Hommage an Händels großen Zeitgenossen Johann Adolf Hasse Als Künstlerischer Leiter von Parnassus erschien im Januar auf CD. Arts Productions war Cencic für Konzep- tion, Aufsicht und Durchführung mehrerer Werke der italienischen Barockbühne verantwortlich, darunter erst kürzlich

12 GEORGE PETROU Dirigent

Der gebürtige Grieche George Petrou Leipzig, Händels Giulio Cesare in Egitto im machte nach seinem Musikstudium am Megaron von Thessaloniki, Händels Tamer- Konservatorium Athen, am Royal College lano beim Athens Festival, Glucks Orfeo und an der Royal Academy of Music in ed Euridice an der Griechischen National- London und vor seiner Dirigentenlaufbahn oper, Alessandro Scarlattis Il Tigrane am bereits als Konzertpianist Karriere. Der Saarländischen Staatstheater und Händels Gewinner bedeutender Wettbewerbe in Semele am Theater Bern. George Petrous England, Italien, Tschechien und Japan CD-Einspielungen von Händels Oreste, konzertierte in der Barbican Hall, der Queen Ariana in Creta und Tamerlano für das La- Elizabeth Hall und der Wigmore Hall in bel MDG erhielten hohe Auszeichnungen London, der Carnegie Hall in New York, der wie „Echo Klassik“, „Choc du Monde de la Berliner Philharmonie und dem Rudolfinum Musique“, „Diapason 5“ und „Gramophon- Prag. Er musizierte unter anderem mit dem Editor’s Choice“. Philharmonia Orchestra, dem Orchestre Nationale du Capitole de Toulouse und dem Tschaikowski-Symphonieorchester Moskau sowie unter der Leitung von Dirigenten wie Vladimir Fedoseyev und Michelle Plasson.

Als Dirigent spezialisierte sich George Pe- trou auf Alte Musik und leitete unter ande- rem Opernproduktionen von Glucks Alceste im Megaron von Athen und an der Oper

13 ARMONIA ATENEA ORCHESTRA

Armonia Atenea ist der neue internationale Sir Neville Marriner. Das Orchester ist Name für die Camerata Athen. 1991 wurde auf vielen renommierten Podien zu Gast. das Orchester von der „Gesellschaft der Freunde der Musik“ in Verbindung mit Das Orchester hat eine reichhaltige der Eröffnung der Athener Konzerthalle Diskographie. Zu den letzten Veröffent- Megaron gegründet. Seitdem fungiert die lichungen gehören die Weltpremiere- Armonia Atenea als deren Hausorchester. Aufnahmen von Händels Alessandro Seit 2011 tritt das Orchester wechselweise Severo und Glucks Il Trionfo di Clelia. im Megaron und im neuerbauten Onassis- Die jüngste Einspielung der Armonia Kulturzentrum in Athen auf. Atenea, Händels Oper Alessandro mit einer Starbesetzung, die Max Emanuel Die Armonia Atenea ist sowohl mit der Cencic, Karina Gauvin, Julia Lezhneva und historischen als auch mit der modernen Xavier Sabata beinhaltet, ist bei Decca Aufführungspraxis bestens vertraut. Das erschienen und von der athener „Gesell- Orchester setzt sich mit einem weitgefäch- schaft der Freunde der Musik“ gesponsert erten Konzertrepertoire von der Barock- worden. Auch sie hat von der internatio- musik bis hin zur zeitgenössischen Musik nalen Presse höchstes Lob geerntet. des 21. Jahrhunderts auseinander wie auch mit Opern- und Ballettaufführungen. In der Saison 2013/14 wurden fünf neue Der Dirigent und Echo-Klassik-Preisträger Aufzeichnungen veröffentlicht, darunter George Petrou ist derzeit der Künstleri- Rokoko, das Soloalbum des berühmten sche Leiter des Orchesters und steht damit kroatischen Countertenors Max Emanuel in der Nachfolge von Persönlichkeiten wie Cencic.

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BILDNACHWEISE IMPRESSUM

UMSCHLAG beetroot HERAUSGEBER CENCIC Julian Laidig BADISCHES STAATSTHEATER PETROU Ilias Sakalak KARLSRUHE ARMONIA ATENEA ORCHESTRA Pappas GENERALINTENDANT Decca Top Price Peter Spuhler

TEXTNACHWEISE VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier Parnassus Arts Productions F O L D Übersetzung der Texte LEITENDER DRAMATURG OPER C M Y B von Nicholas Clapton:H ChristianeEAD Frobenius Carsten Jenß HEAD Übersetzung der Arien: Gudrun Meier OPERNDIREKTOR Sollten wir Rechteinhaber übersehen Michael Fichtenholz haben, bitten wir um Nachricht. REDAKTION P 2014 Under exclusive licence from Parnassus Arts ProductionsCarsten Jenß © 2014 Decca Music Group Limited Executive Producers: Max Emanuel Cencic, Georg Lang KONZEPT Recording Producer: Giovanni Prosdocimi DOUBLE STANDARDS BERLIN Recording Engineer: Peter Ghirardini www.doublestandards.net Assistant Engineers: George Mathioudakis, Alex Aretaios, Nikos Espialidis, Bobby Blazoudakis Tape Editor: Giovanni Prosdocimi GESTALTUNG Mixing & Mastering: Jean-BADISCHESDaniel Noi rSTAATSTHEATER Danica Schlosser Recording Location: DimitrKARLSRUHEis Mitropo u2014/15,los Ha ll, Megaron, The Athens Concert Hall, Athens, 5–14 July 2013 Programmheft Nr. 207 DRUCK Publisher: Copyright Contrwww.staatstheater.karlsruhe.deol medialogik GmbH, Karlsruhe All Notes by Nicholas Clapton, Except Mandolin Concerto, Max Emanuel Cencic French Translations by Dennis Collins, Except Mandolin Concerto, Noémie Gatzler German Translations by Christiane Frobenius, Except Mandolin Concerto, Leandra Rhoese Introductory Notes & Translations © 2014 Decca Music Group Limited Photos: Cover, Back Inlay & Booklet Back © Julian Laidig; P.2 © Ilias Sakalak; P.5 © Chaucer C M C M 119.5MM Y B Fine Arts Ltd; P.8 Private Collection / The Bridgeman Art Library; P.13 Château de Versailles / Y B The Bridgeman Art Library; P.23 Deutsches Historisches Museum, Berlin / © DHM / (4.71”) The Bridgeman Art Library; P.33 Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden / © Staatliche Kunstsammlungen, Dresden / The Bridgeman Art Library; P.48 © Charis Akriviadis handel: alessandro Booklet Editing & Art Direction: WLP Ltd Cencic/Lezhneva/Gauvin Armonia Atenea/Petrou With the support of 3 CDs 478 4699 Mit freundlicher Unterstützung der Hasse

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0 1 1 2 2 3 3 4 4 25 25 50 50 75 75 100 100 95 95 97 97 99 99 0 1 1 2 2 3 3 4 4 25 25 50 50 75 75 100 100 95 95 97 97 99 99 … VON ALLEN ITZT LEBENDEN KOMPO- NISTEN DER NATÜRLICHSTE, ELEGAN- TESTE UND EINSICHTSVOLLSTE … GLEICH FREUND DER POESIE UND DER STIMME, ZEIGT ER EBENSO VIEL BEUR- TEILUNG ALS GENIE, SOWOHL IM AUS- DRUCK DER WORTE ALS IN BEGLEITUNG DER LIEBLICHEN UND ZÄRTLICHEN MELODIEN, WELCHE ER DEN SÄNGERN GIBT. ER BETRACHTET BESTÄNDIG DIE STIMME ALS DEN HAUPTGEGENSTAND DER AUFMERKSAMKEIT AUF DER BÜHNE UND UNTERDRÜCKT SIE NIEMALS DURCH EIN GELEHRTES GESCHWÄTZ MANNIGFALTIGER INSTRUMENTE ODER ARBEITENDER BEGLEITUNGSSÄTZE, VIEL MEHR IST ER IMMER DARAUF BEDACHT, IHRE WICHTIGKEIT ZU ERHALTEN, GLEICH EINEM MALER, WELCHER DER HAUPTFIGUR IN SEINEM GEMÄLDE DAS STÄRKSTE LICHT GIBT.

CHARLES BURNEY