Historisch Aue und TSV 1860 Vor 30 Jahren

Wismut gewinnt Derby der Anhänger hinein. Beim angereisten Tabel- lenvierten herschte dagegen pure Enttäuschung. gegen FC Karl-Marx-Stadt Die erste Halbzeit verschlief man regelgerecht. Blicken wir doch bei den zwei Vereinen, die sich So mussten die zahlreichen Schlachtenbummler heute gegenüberstehen, einmal 30 Jahre zurück. aus der Bezirkshauptstadt von den bis dahin ge- Im März 1984, genau am 17., empfing Wismut zeigten Leistungen ihrer Mannschaft enttäuscht Aue am 18. Spieltag der DDR-Oberliga den FC sein. Im zweiten Durchgang boten die Himmel- Karl-Marx-Stadt zum 55. Bezirksderby. Ausge- blauen bei deutlicher Feldüberlegenheit und rechnet im Hinspiel, im September 1983, startete einem Eckenverhältnis von 13:1 zumeist brotlose der FCK mit einem 2:0-Sieg über die Lila-Weißen Kunst. zu einer imposanten Serie von 13 ungeschla- Wismut Aue spielte in jener Saison eine entspan- genen Punktspielen. Das Ende der Serie kam nte Mittelfeldrolle ohne jegliche Abstiegssorgen. beim Rückspiel im Otto-Grotewohl-Stadion. Vor Ab dem 9. Spieltag hatte man die Plätze sieben 18.000 (zweitbester Heimbesuch der Saison) ge- und acht förmlich abonniert. Zum Saisonende lang unserer BSG ein 2:0-Erfolg. Harald Mothes sprang der achte Rang heraus. Bemerkenswert (22.) und Steffen Krauß (70.) trafen. war in der ersten Halbserie die makellose Heim- Für die Veilchen, zu dem Zeitpunkt Tabellensie- bilanz von sechs Siegen in sechs Punktspielen benter, stimmte an diesem Vorfrühlingstag alles. im heimischen Stadion, der Zuschauerschnitt lag „Aus verhältnismäßig wenigen Chancen schos- bei rund 12.240 pro Heimpunktspiel. sen wir einen verdienten Sieg heraus. Auch an Leider ist das letzte Duell um Punkte auf dem Ra- der kämpferischen Einsatzbereitschaft gibt es sen nun schon über zehn Jahre her. Am 12. April keine Abstriche zu machen”, lobte Trainer Hans- 2003 kam es zum bisher letzten Punktspiel, das Ulrich Thomale. So untermauerten die Einhei- Aue zu Hause mit 3:0 gegen den CFC gewann. mischen nicht nur ihre Heimstärke (noch keine Im Sachsenpokalfinale gab es am 14. Mai 2010 Niederlage im neunten Heimspiel!), sondern einen Chemnitzer 3:2 Erfolg. Achtzigmal standen spielten sich wieder etwas mehr in die Herzen sich beide Rivalen in Punkt- und verschiedenen

Uwe Heß vom FCK, Wolfgang Kör- ner (Aue), Frank Uhlig (FCK) sowie Steffen Krauß und Bernd Lippold (Aue, von links) in einer Szene der Partie vom 17. März 1984. Foto: Frank Kruczynski

Nebenstehende Seite: Eintrittskarte der Sechziger aus Bayernligazeiten, hier vom Schla- gerspiel 1860 gegen Fürth (6:1) am Gründonnerstag (19.4.1984), als über 30.000 Zuschauer Augenzeu- gen waren. Quelle: Archiv löwenbomber.de

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Pokalspielen gegenüber. Die Himmelblauen be- die . Der TSV 1860 München spielte sitzen mit 33 Siegen und 21 Remis ein Plus in der 1983/84 in der damals drittklassigen Bayernliga. Gesamtbilanz. Zwei Jahre zuvor wurde dem Bundesligaabstei- ger am Ende der Saison 1981/82 in der 2. Liga Löwen mit desolatem die Lizenz verweigert; die Sechziger belegten damals den vierten Platz. Nutznießer des Lizenz- ­Auftritt in ­Augsburg entzugs war die SG Wattenscheid 09, die als ei- Und was machte der TSV 1860 München vor 30 gentlicher Absteiger die Klasse hielt. Jahren? Die Sechziger gingen am 17. März 1984 Der Zwangsabstieg in die Bayernliga 1982 be- in der Bayernliga als Verlierer vom Platz. Mitte deutete einen starken Umbruch in der Löwen- November 1983 war das zuletzt der Fall beim Mannschaft. Nachdem 14 Spieler den Verein 1:2 gegen Unterhaching ge- wesen. Die 2:3-Niederlage bei Schwaben Augsburg vor 4.000 Zuschauern im Ro- senaustadion löste bei den TSV-Verantwortlichen und Schlachtenbummlern hefti­ ge Reaktionen aus. „Ich bin maßlos enttäuscht”, schimpfte 1860-Trainer über die deso- late Vorstellung seiner Truppe, die eine Stunde verlassen hatten, wurden 20 neue verpflichtet. lang beim Abstiegskandidaten keinen Fuß auf Dennoch reichte es 1983 nicht zum Wiederauf- den Boden brachte. In der Schusslinie der ei- stieg: Platz sechs mit 24 Punkten Rückstand auf genen Anhänger stand Löwen-Keeper Ge­rald Meister Unterhaching. In der folgenden Saison Hillringhaus, der mit einem katastrophalen Fang- 1983/84 wurde man Erster mit einem Punkt fehler nach einem harmlosen Distanzschuss die Vorsprung vor Bayern München (Amateure) und Führung der Augsburger begünstigte (31.). Auch zwei Punkten vor der SpVgg Unterhaching. In beim zweiten Tor nach 55 Minuten machte er der folgenden Aufstiegsrunde (Südgruppe) zur keine gute Figur. Erst nach dem dritten Treffer 2. Liga belegten die Sechziger nur den vierten der Schwaben (62.) rafften sich die Löwen zum und letzten Platz (3:9 Punkte), obwohl man beim Endspurt auf. In der hektischen Schlussphase letzten Spiel in Bürstadt noch Chancen auf den konnten Birol Aydemir (77.) und (81.) Aufstieg besessen hatte. Weitere sieben Spiel- noch auf 2:3 verkürzen. zeiten verbrachten die Löwen in der Bayernliga, In der Saison 1983/84 spielte erstmals kein Klub ehe man 1991 den ersehnten Aufstieg in die 2. aus Bayern in der 2. Bundesliga. Seit Einführung Bundesliga schaffte. Allerdings stieg der Verein im Jahr 1974 hatten insgesamt zwölf bayerische da gleich wieder in die Bayernliga ab. Das jedoch Vereine die Liga verlassen – elf nach unten in die nur für ein Jahr, dann begann mit Werner Lorant Bayernliga, einer, der 1. FC Nürnberg, hoch in der Durchmarsch in die Bundesliga. (Burg)

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