Bahnhofstraße ZEITUNG FÜR DAS AKTIVE ZENTRUM LICHTENRADE BAHNHOFSTRASSE AUSGABE 06 / 2020

Lichtenrade In dieser Ausgabe: Neue Lichtenrader weihnachtet Adventskaktionen Award für Mut und Menschlichkeit sehr Portrait Kleiner SchokoLaden 2 Editorial AUSGABE 06 / 2020

Liebe Lichtenraderinnen und Lichtenrader, es ist mal wieder Advent, und ein besonderes Jahr neigt sich dem Ende zu. Wer von uns hätte sich vor 12 Monaten vorstellen können, was da 2020 weltweit auf uns zukommen würde? Dass es dieses eine, alles beherrschende Thema gibt, hat natürlich auch Einfluss auf diese Zeitung. Allerdings eher indirekt – denn aus Lichtenrade gibt es mehr zu erzählen.

Da sind zum Beispiel die Adventsaktionen in der Lichtenrader Bahn- hofstraße. Deren Umfang hat im Vergleich zu 2019 sogar zugenom- men, was eine gute Nachricht ist. Lesen Sie mehr dazu auf den Seiten 4 und 5.

Oder der Lichtenrader Award für Mut und Menschlichkeit, über den wir auf den Seiten 8 und 9 berichten. Corona hat sicher seinen Beitrag dazu geleistet, dass die Gründer auf das Thema aufmerksam wurden. Ein wertvoller Beitrag zu einem guten Miteinander ist er aber in je- BILDERrätsel dem Fall.

Und auch unsere Weihnachtsumfrage (Seiten 6 und 7), in der wir Wo steht unser Weihnachtsmann? nach Ihren Erwartungen fürs neue Jahr gefragt haben, wird bei wei- Aufmerksame Leser senden die Antwort per Mail an uns. tem nicht so stark von der Pandemie beherrscht, wie wir dies viel- Unter den richtigen Einsendungen (bis 10.01.2021) ver­ leicht befürchtet haben. Das Leben geht also weiter, auch wenn gera- losen wir einen Einkaufsgutschein über 20 € für den Kleinen de nicht die besten Nachrichten vorherrschen. Schokoladen.

Zum Schluss haben wir noch ein richtiges Jahreszeiten-Thema für Sie: Gewinner des Essens mit Getränk im Restaurant Hanoi Town Schokolade! Spüren Sie beim Klang des Wortes auch diesen zarten ist Ariane Andersen. Die richtige Lösung war: ehemalige Schmelz auf der Zunge? Dann schnell auf in die Bahnhofstraße 39, Tankstelle und ehemaliger Gebrauchtwagenhandel in der wo Tanja Sie mit einem vorzüglichen Schokoladenangebot erwartet. Barnetstraße 53. Herzlichen Glückwunsch! Mehr dazu auf den Seiten 10 und 11. Neues Rätsel, neues Glück! Schicken Sie Ihre Lösung an: Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, trotz allem [email protected] besinnliche Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung für die frist- und Aktuelle und weiterführende Informationen zum AZ-Gebiet sachgerechte Übergabe der Sachpreise. finden Sie unter:www.az-lichtenrade.de

Unermüdlich auf der Bahnhofstraße unterwegs –Weihnachtsmann und Engel AUSGABE 06 / 2020 Aktuelles 3

Eine „Grüne Mitte“ für Tempelhof Juryentscheidung für ein städtebauliches Konzept

In der Mitte Tempelhofs soll ein vielseitiges Stadtquartier entstehen

Wenn ältere Lichtenrader sagen, sie müssten aussehen sollen. Damit Fachexperten, Abschlusswerkstatt setzte sich das Konzept „ins Rathaus“, dann haben viele noch das Verwaltung, lokale Akteure und Öffentlich- „Grüne Mitte Tempelhof“ von Teleinternet- imposante Gebäude am Tempelhofer Damm keit gemeinsam über dieses WIE diskutieren cafe Architektur und Urbanismus mit Treib- im Kopf. Denn bis zur Berliner Verwaltungs- können, wurde das Format des kooperativen haus Landschaftsarchitektur einstimmig als reform 2001 gehörte Lichtenrade zum Stadt- Werkstattverfahrens entwickelt. Im Ver-­ Sieger durch. bezirk Tempelhof, dessen Verwaltung dort laufe etwa eines Jahres entstand nun Die „Grüne Mitte Tempelhof“ bietet von al- ihren Hauptsitz hatte. Zwar hat das gesamte ein städtebaulich-freiraumplanerisches Ge­ len Entwürfen den größten Anteil an Grün­ Ensemble um das in den 1930ern errichtete samt­konzept für die 62 ha Gesamtfläche im fläche und setzt mit dem neuen Bildungs- Bürodienstgebäude einen Teil seiner Funk­ Dialog mit allen Akteuren. haus gegenüber dem Rathaus ein tionen an das Schöneberger Rathaus abge- Wie genau aber lief das Werkstattverfahren Aus­­rufungszeichen in die Stadtlandschaft. geben, aber nun erfährt die Gegend eine Auf- ab? Nach einer Eröffnungswerkstatt im Bezirksstadtrat Jörn Oltmann, der auch in wertung. Oktober 2019 stellten vier interdisziplinäre der Jury saß, dazu: „Mir hat der Siegerent- In der Mitte Tempelhofs soll ein vielseitiges Planungsteams in vier aufeinanderfolgen- wurf über die Maßen gut gefallen. Im Laufe Stadtquartier entstehen, im Zuge dessen den Werkstätten ihre Konzepte für das Areal des Werkstattverfahrens hat er städtebau- sind auch etwa 500 neue Wohnungen ge- vor. Im Rahmen dieser Werkstätten be­kamen lich unglaublich an Qualität gewonnen, hat plant. Gleichzeitig erfahren viele öffentliche die Teams Feedback aus einem Sachverstän- die steilste Entwicklungskurve hingelegt. Mit Einrichtungen im Bezirk wie Volkshochschu- digengremium und von der Öffentlichkeit, dem mutigen Bildungshaus am Tempelhofer le, Polizeistation, Bezirkszentralbibliothek, die bei drei der insgesamt vier Werkstätten Damm hat er einen erkennbaren Identifikati- Hallenbad und Musikschule eine städtebau- mitdiskutieren und Abgesandte in die Jury onspunkt und ein wirkliches Highlight ge- liche Neuordnung in Form einer sogenann- delegieren konnte. An vier Tischen, die reih- setzt.“ ten Rochade. Um dies umzusetzen, wurde um besucht werden konnten, stellten die Der Siegerentwurf dient nun als Basis für das Gebiet 2018 per Senatsbeschluss zum Teams jeweils den aktuellen Bearbeitungs- alle weiteren Maßnahmen in der „Neuen Städtebaufördergebiet „Neue Mitte Tempel- stand ihrer Konzepte vor und trafen dabei Mitte Tempelhof“. Aber auch die Bevölke- hof„ des Programms „Stadtumbau“ erklärt. auf ein neugieriges Publikum, das mit Wün- rung kann sich weiter in den Prozess einbrin- schen und Anregungen nicht hinterm Berg Wie alle Städtebauförderprogramme – auch gen – sei es bei geführten Rundgängen im hielt. Für die Teams wertvolle Informatio- das Programm „Lebendige Zentren und Gebiet, bei Workshops, beim sogenannten nen, denn wer kennt ein Gebiet besser als Quartiere“ (bis 2019 „Aktive Zentren“) in „Design Thinking“ oder in den formellen Be- die, die dort leben und arbeiten?! Lichtenrade – setzt der „Stadtumbau“, neu- teiligungsverfahren zur Bebauungsplanung. erdings unter dem Programmnamen „Nach- Nach einem intensiven, von Überarbeitun- haltige Erneuerung“ geführt, auf eine inten- gen, Empfehlungen und Diskussionen ge- Vom 17.12. bis zum 21.01.2021 gibt es sive Beteiligung und Information der prägten Gestaltungsprozess ging das koope- direkt vorm Rathaus Tempelhof eine Bevölkerung und lokaler Akteure. Die Frage rative Werkstattverfahren am 23. September Open-Air-Ausstellung zum Projekt. ist, WIE die Veränderungen vor Ort konkret 2020 mit einer Entscheidung zu Ende. Bei der

Visualisierung: Teleinternetcafé Architektur und Urbanismus und Treibhaus Landschaftsarchitektur 4 Adventsaktionen AUSGABE 06 / 2020 Nikoläuse, Märchenerzähler und Weihnachtssterne Wie die Lichtenrader Bahnhofstraße in Coronazeiten den Advent begeht

Das Bild können alle jederzeit problemlos abrufen: dichtes Gedränge, Fahrgeschäfte, Glühwein, heiße Mandeln, ein lustiger Aus- flug mit Freunden oder Familie, Weihnachts- Wo dieser Wagen steht, gibt’s Überraschungen! markt eben. War einmal. Dieses Jahr statt- dessen soziale Distanz, ein einsamer Kamillentee am Küchentisch, trauriges fensteraktionen, Ladenevents, Gutscheinak- der Einzelhändler und engagierte Akteure Knab­bern an einer steinharten Printe beim tionen und sonstige Medienkampagnen. Die oft mit Unterstützung des Geschäftsstra- trüben Schein einer erlöschenden Kerze? Es Umfrageergebnisse zeigen, dass professio- ßenmanagements auf die Beine stell(t)en. geht auch anders. nell geführtes City- und Stadtmarketing die Krise der deutschen Innenstädte organisato- Baumbeleuchtung In einer Befragung des City-Management- risch bewältigen kann. Zu ähnlichen Ergeb- Wie schon in den Vorjahren versetzt die Verbandes Ost (CMVO) wurde berichtet, dass nissen kommt eine bundesweite Umfrage Beleuchtung vieler Straßenbäume und die trotz der pandemiebedingten Absagen von der CIMA, einer Beratungsagentur mit Installation winterlicher Lichtelemente an Weihnachtsmärkten und anderen Großver- Schwerpunkt auf Citymanagement. Für die Gebäuden und Laternenpfählen die Bahn- anstaltungen alternative Aktionen möglich Lichtenrader Bahnhofstraße bedeutet dies, hofstraße in adventlich-vorfreudige Stim- sind, die adventliche Stimmung in die Ge- dass aus der Not eine Tugend gemacht wur- mung. Die erfreuliche Nachricht ist, dass sich schäftsstraßen bringen und somit den Ein- de und doch einiges auf die Beine gestellt noch mehr lokale Gewerbetreibende für die zelhandel stärken. In dieser Umfrage ist die werden konnte. Wir wollen Ihnen hier einen Aktion engagieren und sie finanziell unter- Rede von Weihnachtsbeleuchtung, Schau- kleinen Überblick geben, was die Lichtenra- stützen – ein wichtiger Aspekt für die ange- AUSGABE 06 / 2020 Adventsaktionen 5

strebte Verstetigung der Aktion in der Zeit Hilbertstraße 3, und am 17. Dezember im nach der AZ-Förderung. Zu erkennen sind die Languages, Hilbertstraße 2, statt. beteiligten Gewerbetreibenden an den rot- orangen Herrnhuter Sternen im Schaufens- Märchenhafte Laternen-Wald-Wanderungen ter, die den Aufdruck „Lichtspender“ tragen. An jedem Adventssonntag zwischen 16 und Und auch die beliebten Weihnachtsbäum- 18 Uhr bietet Gerhard Moses Heß außerdem chen wurden wieder vor vielen Geschäften eine Märchenwanderung an. Raus ins Freie der Straße platziert. mit einem Heißgetränk im Gepäck, dazu spannende Geschichten: hört sich nach ge- Adventskalender lungenen Adventsnachmittagen an. Treff- Jeden Tag ein Türchen öffnen zu können – punkt ist der Waldspielplatz in der Lortzing­ den Spaß daran kennen alle, die Kinder ha- straße, gegenüber des LortzingClubs. Herr ben und jeden Morgen die Begeisterung der Heß bittet die Teilnehmer, eine Laterne oder Kleinen beobachten, mit der sie ihre Überra- Taschenlampe mitzubringen. „Corona mag schungen auspacken. Im zweiten Jahr gibt es keine frische Luft“ meint der Märchenerzäh- 2020 den Lichtenrader Adventskalender, 24 ler abschließend, womit er recht hat. Die Türchen mit Angeboten ansässiger Läden Teilnahme ist kostenlos, aber es kann ge- und Dienstleister. Sie offerieren den Lichten- spendet werden. Um telefonische Anmel- Weihnachtliches Leuchten überall radern attraktive Angebote zum Weih- dung wird gebeten: 0163 /34 17 053. nachtsshopping und machen sie auf die lo- kale Gewerbe-Infrastruktur aufmerksam. Nikolaus und Weihnachtsengel Welches Geschäft am jeweiligen Tag ein An- Wer einmal die Wirkung weißbärtiger Män- Geschenke verstaute. Selfies, Small-Talk, gebot bereithält, zeigt ein weihnachtlich ge- ner in roten Wollmänteln auf Kinder gesehen schreiende Kinder beschwichtigen, Weih- stalteter Bollerwagen, der vor der Tür des hat, findet eine Erklärung dafür, warum die- nachtswünsche entgegennehmen – das Dou- Ladens parkt. se Lichtenrader Aktion nun auch schon ins ble meisterte die Anfragen ihrer „Klienten” vierte Jahr geht. Am 30. November drehte souverän und stets lächelnd. Mit einem don- Märchenstunden Weihnachtsmann Ruprecht mit Engelchen nernd-zwitschernden „Fröhliche Weihnach- Der Lichtenrader Geschichtenerzähler Ger- Frieda seine Runden über die Bahnhofstraße ten“ bestiegen er und sie gegen 18 Uhr ihren hard Moses Heß wird auch in diesem Jahr und verteilte unzählige der genannten Renntierschlitten auf Bahnsteig 2 des Märchenstunden für Groß und Klein anbie- Adventskalender sowie Süßigkeiten an Lich- S-Bahnhofs und glitten davon in Richtung ten – natürlich unter Einhaltung der aktuel- tenrader Kinderchen von 0 bis 99. Erleich­ Friedrichstraße. Zurückbleiben, bitte! len Vorschriften. Sie finden jeweils von 17 bis terung beim Schleppen erhielt der Alte durch 18 Uhr am 04.12. im besonderen Lädchen, den Bollerwagen, in dem er die kleinen Text und Fotos: Johannes Hayner 6 Straßenumfrage AUSGABE 06 / 2020

Worauf freust du dich im neuen Jahr? 2020 war wohl für uns alle eine Herausforderung. Auch wer nicht direkt von Covid 19 betroffen war und sich angesteckt hat, musste doch mit den weitreichenden Folgen der Pandemiebekämpfung umgehen. Wir haben die Lichtenraderinnen und Lichtenrader zum Jahresende gefragt, worauf sie sich im neuen Jahr freuen. Und siehe da: Es gibt noch andere Themen als Corona.

FRANK:

Ich freue mich auf das, worauf wohl die halbe Menschheit hofft: einen Impfstoff gegen -Co vid. Sobald es möglich ist, lasse ich mich auf jeden Fall impfen.

THORA: TANJA: Ich freue mich darauf, mit meinem Pferd zum ersten Mal an einem Ich freue mich darauf, endlich mal wie- Turnier teilzunehmen. Vorher bin der meinen Koffer zu packen und zu ver- ich sicher total aufgeregt, aber das reisen. Lichtenrade ist zwar super schön, wird toll! aber hin und wieder braucht man doch mal einen Ortswechsel.

GRETA:

Ich freue mich auf unsere Klassenfahrt im Mai. Dieses Jahr ist sie wegen Corona ausgefallen, aber bis dahin können wir sicher wieder verreisen.

THEA:

Ich freue mich darauf, mit meinem Freund zusammen in eine große Wohnung zu ziehen. AUSGABE 06 / 2020 Straßenumfrage 7

CORNELIA:

Ich freue mich darauf, dass Trump bald weg ist! Auch wenn er einen gewissen Un- terhaltungswert hat: Der Typ ist einfach unerträglich.

KERSTIN: SUZANA: Ich freue mich darauf, endlich mal wieder meine alten Eltern so richtig Ich wünsche mir, dass die Leute das lokale in die Arme zu nehmen. Seit fast Kleingewerbe stärker unterstützen und noch einem Jahr sind wir jetzt schon auf mehr interessante Dinge hier entstehen. Vor Dis­tanz. Ich besuche sie zwar regel- allem für junge Leute muss die Bahnhofstraße mäßig, aber das Ansteckungsrisiko attraktiver werden. ist mir einfach zu hoch. Deshalb im- mer mit Maske und möglichst an der frischen Luft.

JOHANN:

Ich freue mich darauf, dass nächstes Jahr meine Ausbildung als Video Editor vorbei ist. Zwar freue ich mich nicht auf die Abschlussprüfung, aber darauf, meine Urkunde in den Händen zu halten.

SUSI: KONSTANTIN: Ich habe totales Fernweh! Ich habe schon überall auf der Welt gewohnt, Ich freue mich, wenn die Baustelle hier in und jetzt will ich einfach mal wieder Lichtenrade planmäßig weitergeführt wird raus. und keine Verzögerungen auftreten. Die Bauzeit ist schon so lange genug.

Illustrationen: Malou Laqua 8 Lichtenrader Award AUSGABE 06 / 2020

„Lass uns einfach mal etwas machen, das wirklich viele Leute erreicht“ Der erste Lichtenrader Award für Mut und Menschlichkeit

In diesem Jahr wurde der Lichtenrader Award sozialen Netzwerken, rauer geworden. Auf der anderen Seite sieht sie für Mut und Menschlichkeit ins Leben gerufen. aber auch viele Menschen, die in diesen sonderbaren Zeiten mehr Wir wollten mehr darüber erfahren und ha- denn je zusammenhalten und ihre Hilfe anbieten. In ihrem ben uns mit der Initiatorin Suzana Stipic ge- Wohnhaus hat sie zum Beispiel einen Zettel hängen sehen, troffen, leider nicht bei einem Stück Kuchen auf dem steht: „Ich helfe älteren Menschen beim Ein- in ihrem Café in Lichtenrade, sondern digital kaufen“. per Zoom. „Ich bin es gewohnt alles ganz einfach Wie kam es zu der Idee? zu halten. Wenn ich die SPD will, „Das war eigentlich eine Schnapsidee“, dann gehe ich dahin und frage. sagt Suzana Stipic und lacht in die Kame- Und entweder heißt es Ja oder ra. Seit 2009 betreibt Suzana mit ihrer Mutter Das kleine Kaffeehaus in der Lich- Nein.“ tenrader Bahnhofstraße. Sie erzählt, dass viele der Gäste, vor allem ältere Menschen, Wenn man mit Suzana spricht, nicht nur wegen des leckeren Kuchens spürt man förmlich ihren Opti- kommen, sondern auch, weil sie sich ein- mismus und Aktionismus. Da sie sam fühlen und den sozialen Austausch su- „etwas richtig Großes“ aus dem chen. Dabei habe sie viele traurige, aber Award machen wollte, hat sie die auch schöne und ermutigende Lebensge- SPD, CDU-Vertreter aus der Politik schichten gehört. Daraus entstand die Idee und das AZ-Lichtenrade angefragt, für den Award. die von der Idee sofort begeistert­ waren. Das AZ-Lichtenrade unter- An wen richtet sich der Award? stützt bei der Öf­fent­lichkeitsarbeit. Mit der Auszeichnung sollen nicht nur ehren- Finanzielle Unterstützung für das amtliche Tätigkeiten geehrt werden, sondern Preisgeld kommt von Melanie Kühne- ganz unterschiedliche Formen des sozialen En- mann-Grunow, SPD, Mitglied des Abge- gagements, der Nachbarschaftshilfe oder der Be- ordnetenhauses, und im kommenden treuung und Pflege von Angehörigen. Menschen, die Jahr auch von Christian Zander, CDU-Be- im Kleinen Großes leisten. zirksverordneter. Denn natürlich soll die Verleihung des Awards mit Preisen verbun- Der Wunsch, einen Award für Mut und Menschlichkeit den sein. Kleinere Sachpreise, gespen- ins Leben zu rufen, habe sich in Zeiten von Corona ver- det von Lichtenrader Gewerbetrei- stärkt. Einerseits ärgert sich Suzana über Men- benden, Geldpreise und sogar schen, die nur auf sich fokussiert sind. Sie ein Pokal stehen für den Gewin- kann nur verständnislos den Kopf schütteln, ner Aussicht. wenn sie im Supermarkt jemanden sieht, der/die 10 Packungen Klopapier kauft. Auch sei ihrer Meinung nach der Ton, vor allem in den AUSGABE 06 / 2020 Lichtenrader Award 9

Wie geht es weiter mit dem Award? Suzana, die als Motivationstrainerin arbeitet, hat große Ambitionen, das merkt man. Zukünftig soll der Lichtenrader Award für Mut und Menschlichkeit zweimal im Jahr verliehen werden, im April und im November. Derzeit wird eine Imagebroschüre für den Award erstellt, finanziert über die Regionalkasse der Lichtenrader Regionalkoordina- tion vom Bezirksamt. Suzana freut sich, dass dadurch ein paar Auf- träge, wenn auch nur kleine, an Lichtenrader Grafiker, Texter und Fotografen vergeben werden konnten. „Sinn der Sache ist ja, dass wir nicht so klein bleiben, also dass wir wachsen, dass noch mehr Unter- stützer dazu kommen, dass sich daraus auch was anderes entwickelt, dass es auf andere Stadtteile überschwappt.“

Text: Juliane Schnitzer, Fotos: Suzana Stipic und Ildiko Dillner

VHS-Kursleiter*innen gesucht! In der Jury mit dabei: Ildiko Dillner Die Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg wird Wer steckt hinter dem Award? demnächst in die Alte Mälzerei einziehen. Da es keine Kriterien für Mut und Menschlichkeit gibt und die Begriffe für jeden etwas anderes bedeuten, war es Suzana wichtig, dass die Vorgesehen ist, hier Angebote aus allen Programmbereichen Auswahljury aus ganz unterschiedlichen Menschen zusammenge- anzubieten, beispielsweise Fremdsprachen, Berufliche Bildung setzt ist. Eines der Jurymitglieder ist Ildiko Dillner. Sie ist Bankange- oder Kultur und Gestalten. Auch eine nagelneue Lehrküche, stellte und zog 2002 mit der Geburt ihres Sohnes von nach ein Kunstraum und ein Bewegungsraum stehen bereit. Lichtenrade. Ildiko bedauert, dass in Zeiten von Corona das mensch- liche Miteinander viel zu kurz kommt. Doch auch Ildiko fällt auf, dass Für neue Kursangebote sucht die Volkshochschule noch es „weiterhin viele Menschen gibt, die voller Herzlichkeit stecken und Kursleiter*innen, besonders für die Bereiche: dies auch weitergeben, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.“ • Berufliche Bildung/EDV Da diese Menschen leider nur noch selten anzutreffen sind, sollten • Alphabetisierung und Grundbildung ihrer Meinung nach gerade sie durch den Award geehrt werden. Ildiko freut sich und ist stolz, bei der Auswahl für den Award dabei sein zu • Gesundheit und Bewegung (Yoga, Pilates, Feldenkrais etc.) dürfen. • Deutsch als Zweitsprache

Neben Suzana und Ildiko sitzen noch Christian Zander (CDU-Bezirks- • Kochkurse verordneter), Anneliese Friesecke (Unternehmerin und Gründerin der • ökonomische Verbraucherbildung, Inklusion, Diversity Facebook-Gruppe „Lichtenrade“) und Tarek Schweter (Polizist) in der Jury. Sie wohnen idealerweise in Lichtenrade oder angrenzenden Ortsteilen und haben Erfahrungen mit einem der oben Bis zum 30. November konnten Vorschläge eingereicht werden. genannten Bereiche? Oder haben Sie eine interessante Idee In den kommenden Tagen treffen sich die Jurymitglieder per Zoom für einen Kurs? Dann melden Sie sich! und wählen den Gewinner aus. Die Bekanntgabe und Preis-­ übergabe wird dann voraussichtlich Mitte Dezember stattfinden. Weitere Infos und Kontakt: Wo, ist noch unklar, es soll aber zu einer persönlichen Übergabe https://www.berlin.de/vhs-tempelhof-schoeneberg/ kommen. ueber-die-vhs/kursleitende/artikel.725339.php 10 Reportage AUSGABE 06 / 2020

Das Schaufenster nun von einer neuen Dekorateurin eingerichtet 114 Jahre – und noch lange nicht Schluss! Besuch bei der neuen Inhaberin des kleinen SchokoLadens

Exklusivgeschäft, dem kleinen SchokoLaden in der Bahnhofstraße 39. Die Inhaberfamilie führte Schokoladen-Fachgeschäfte in seit 1906. Okay, Azteken gab es damals nicht mehr, aber für ein Familien- unternehmen sind 114 Jahre doch auch eine stolze Zahl. Wobei, und nun sind wir mitten in unserer Geschichte gelandet, es werden auch nicht mehr als 114. Denn Susanne Anders, letzte Inhaberin aus der Gründerfamilie, verkaufte das Geschäft im April 2020, um sich zur Ruhe zu setzen. Schluss, Aus, Ende? Mitnichten …

Meine Energie und ihr Fachwissen – das musste gut werden!

Besuch bei der neuen Inhaberin, man möchte sich nach dem Erfolg der ersten Monate erkundigen. Freundlicher Empfang. „Nennen Sie mich ruhig Tanja, der Nachname spielt keine Rolle“, lacht die fröhli- che junge Frau. „Der Laden soll im Vordergrund stehen, ich bin dabei Xocóatl hieß ein beliebtes Getränk bei den alten Azteken. Bestandtei- doch nicht wichtig“, beschwichtigt sie Nachfragen. Okay, Tanja also, le des „Bitterwassers“, wie es auf Deutsch heißt: Vanille, Cayenne­ warum nicht?! pfeffer, Wasser und Kakao. Jetzt schauen Sie sich das Wort noch ein- Fangen wir mit dem Anfang an. Im April ist sie gestartet, mitten im mal genau an: Xocóatl. Sehen Sie es auch? Darin steckt die Urform totalen Lockdown. Glück im Unglück: Für die Verwaltung ist Schoko- des Wortes „Schokolade“, womit schon einmal geklärt wäre, wo Ka- lade eher Lebens- als Genussmittel. Deshalb durfte der Laden geöff- kao ursprünglich herkommt. Aus Lichtenrade jedenfalls nicht. Wobei, net bleiben, während viele andere schließen mussten. Trotzdem Schokolade, die gibt es hier schon länger. Seit 1955 auch in einem meinten damals viele ihrer Freunde: „Du bist aber mutig!“ Auch wenn AUSGABE 06 / 2020 Reportage 11

die ersten Monate nicht einfach waren, ist Tanja mit ihrer Entschei- dung im Reinen.

Ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit ist, dass Vorbesitzerin Susanne Anders mit ihrem Fachwissen weiterhin beratend zur Seite steht. Bei einem ersten Treffen wurde man sich schnell einig. Susanne Anders hatte auch andere Angebote, etwa für ein Kosmetikstudio. Aber ihr gefiel der Gedanke, dass der Laden erhalten bleibt und sagte ihre Unterstützung zu. „Mit meiner Energie und ihrem Fachwissen konnte das nur gut werden“, meint Tanja, die damals „ratzfatz“ den Laden übernahm. „Immer, wenn Sachen passen, geht es auch ein- fach“, freut sie sich noch heute.

Ihre berufliche Vorbildung im Süßwarenbereich ist allerdings- über schaubar: „Ich bin schon immer Schokoladen-Liebhaberin, das muss als Qualifikation reichen.“ Heute leitet sie ein dreiköpfiges Team, zu dem auch Frau Engelhardt gehört, die schon seit sieben Jahren hier rote, sogar in Lichtenrade produzierte Markise über dem Schaufens- arbeitet. Das ist wichtig für die Stammkunden, die ein bekanntes Ge- ter montiert werden, das neuerdings von einer Schaufensterdekora- sicht im Laden behalten, und für die neue Inhaberin, die sich auf die teurin eingerichtet wird. Außerdem setzt das Schoko-Team jetzt auf Expertise der erfahrenen Verkäuferin verlassen kann. Das Team er- Facebook und Instagram. Die Bemühungen tragen Früchte: Immer gänzt eine neue Kollegin, die aus Lichtenrade stammt und „super zu wieder kommen Neukunden, die erzählen, dass sie hier schon lange uns passt“. fast täglich entlang gehen, den Laden aber noch nie wahrgenommen Am Sortiment des Geschäftes hat Tanja nur kleine Veränderungen hätten. vorgenommen, Auswahl und Geschmack der Vorbesitzerin waren Viele Zulieferer des Schokoladens sind im Zuge der Coronakrise oder perfekt auf den Laden abgestimmt, wie sie sagt. Der Grundgedanke, durch andere Umstände in schwierige Fahrwasser geraten. Bei der Waren aus kleinen Manufakturen mit einem Schwerpunkt auf Ber- traditionellen Berliner Manufaktur Erich Hamann gab es letztlich ei- liner Herstellern anzubieten, bleibt erhalten. Viele Kunden kennen nen Brand, sie können seit zwei Monaten nicht liefern. Und Sawade das schon, verlangen gezielt die Walter-Dominosteine und geraten in Pralinen, seit 1880 ein Stück Berliner Genusskultur, haben gerade In- Panik, wenn das Gesuchte nicht am üblichen Platz steht, meint Tanja solvenz angemeldet. Für Tanja kein Grund, sie aus dem Sortiment zu kichernd. Gern wagt Tanja auch einen Blick hinter die Kulissen bei nehmen. „Wir müssen alle ein bisschen durchhalten, es ist eine ihren Zulieferern. Neulich war sie bei der Walter-Confiserie in Tempel- schwierige Zeit.“ hof zu Gast in der Produktion. „Wenn man dann sieht, was sie da machen und wie sie‘s machen, dann schätzt man die Produkte umso Mit dem beginnenden Weihnachtsgeschäft hingegen ist Tanja mehr mehr“, zeigt sie sich immer noch begeistert. als einverstanden. „Es läuft sehr gut an, ich glaube, das hat auch mit unseren Aktionen zu tun“, meint sie. Vielleicht, überlegt sie, haben Doch nicht alles im Schokoladen ist gleich geblieben. Vor allem am die kleinen Läden gerade auch einen Vorteil, weil viele Menschen zur Erscheinungsbild hat Tanja gearbeitet. Andere Lichter setzen jetzt die Zeit nicht in die großen Einkaufszentren gehen wollen. Wenn sie sich süßen Kostbarkeiten in Szene und die vormals blaue Farbgebung etwas wünschen könnte, wären das ein paar Parkplätze in der Nähe. wurde durch warme Rot- und Brauntöne ersetzt. Außerdem konnte Vor allem für ältere Kunden ist der Weg sehr weit. Im Moment sind mit Unterstützung des Geschäftsstraßenmanagements eine neue, vor der Ladenzeile Bushaltestellen, auch im Umfeld sind etliche Park- plätze weggefallen.

Welche Schokolade isst die frischgebackene Schokoladenladenleiterin denn nun selbst am liebsten? „Ich habe jede Woche einen neuen Lieb- ling, leider. Denn das ist nicht unbedingt von Vorteil für die Linie“, wie sie lachend zugesteht. Aber tatsächlich, Sawade-Pralinen und Wal- ter-Kekse – die gehören zu den Favoriten.

Also ist sie insgesamt rundum zufrieden, fragen wir Tanja, die seit 2014 in Lichtenrade wohnt? „Ja klar. Ich laufe zu Fuß zur Arbeit, brau- che fünf Minuten dafür. Drei Minuten weiter ist die Schule meiner Tochter. Es passt alles.“ Kurz überlegt sie, schaut in den grauen Win- terhimmel. „Und wissen Sie was? Das hier ist meine erste Arbeitsstel- le, bei der ich es kaum abwarten kann, zur Arbeit zu kommen.“ Wir hoffen mit Tanja, dass dies lange so bleibt. Die Voraussetzungen je- denfalls sind günstig. Frau Engelhardt (l.) und Tanja: ein Superteam!

Text und Fotos: Johannes Hayner Lichtenrader Rehagener Str.

Mellener Damm

Str. 6 Auf der Übersichtskarte Bahnhofstraße Zescher Str. zum AZ-Gebiet verorten wir Einrichtungen, die in der Zeitung redaktionell Erwähnung finden. Goltzstraße 5 1 AZ-Büro 2 Hier entstand das Titelfoto 3 Alte Mälzerei 4 Der kleine SchokoLaden 5 Rathaus Tempelhof 1 2 3 4 6 Dorfteich

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Impressum Adressen Ansprechpartner beim Bezirksamt Wirtschaftsförderung Tempelhof-Schöneberg Herausgeber: Bezirksamt Tempelhof- Tempelhof-Schöneberg: John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin Schöneberg, Organisationseinheit Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Anja Kraatz Sozialraum­orientierte Planungskoordination und Bauen: Jörn Oltmann (030) 9 02 77-28 35 John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin [email protected] Redaktion: Johannes Hayner, Volker Kuntzsch, (030) 9 02 77-22 61 www.berlin.de/lichtenrade-bahnhofstrasse Juliane Schnitzer, Maja Schudi, Ewald Schürmann [email protected] Ansprechpartner vor Ort: Redaktionsadresse: georg+georg Organisationseinheit Sozialraumorientierte Prozesssteuerung Gerichtstr. 23, Hof 3, Aufgang 2, Etage 4 Planungskoordination (OE SPK) Sabine Slapa, Inga Möller, 13347 Berlin John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin Lena Horst, Jana Degenkolb (030) 45 49 08 38 Jens-Peter Eismann [email protected] [email protected] (030) 9 02 77-67 63 Geschäftsstraßenmanagement (GSM) Luzia Weber Titelbild: Johannes Hayner Konstantin Knabe, Thea Dittrich (030) 9 02 77-67 60 Layout und Schriftsatz: georg+georg [email protected] [email protected] Druck: MegaDruck.de slapa & die raumplaner gmbh Stadtentwicklungsamt, Kaiser-Friedrich-Str. 90, 10585 Berlin V.i.S.d.P.: Johannes Hayner Fachbereich Stadtplanung (030) 6 66 29 71 - 0 Für den Inhalt der Zeitung zeichnet nicht John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin www.die-raumplaner.de der Herausgeber, sondern die Redaktion Andreas Baldow verantwortlich. www.az-lichtenrade.de (030) 9 02 77-31 15 AZ-Büro, Prinzessinnenstr. 31, 12307 Berlin [email protected] (030) 89 40 35 90 Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde von uns Sprechzeiten derzeit nur nach entweder die männliche oder weibliche Form von personen­ Vereinbarung bezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies impliziert keinesfalls die Benachteiligung eines Geschlechts. Jeder mag sich von den Inhalten unserer Zeitung gleichermaßen angesprochen fühlen.

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