Ausgabe 01 | 2019 Das Magazin der Berner Klinik Montana

Thema Rezept Entwicklung der Therapie­ Nusstorte angebote in den letzten à la Olga Villella 25 Jahren. Seite 10 ab Seite 4

Rolland Collombin im Interview: «Ich vertraue meinen Instinkten.»

ab Seite 8 Vorwort Intern

Neuster Stand der Dachrenovation

Die erste Etappe der Sanierung des Kli­ nikdaches konnte letztes Jahr erfolg­ reich abgeschlossen werden. Im Rah­ men der zweiten Etappe wurde im März und April 2019 im Speisesaal und in der Cafeteria die Dachentwässerung der Dachwasserfallleitungen Süd vor­ 44 Jahre mit derselben bereitet. Die Fallleitungen führen, wie Leidenschaft am Herd schon in der ersten Etappe, von den Balkonen über das Erdgeschoss ins Untergeschoss, wo die Leitungen an die Dies ist bereits die zehnte Ausgabe des Magazins Rehavita. Eine bestehende Kanalisation angeschlos­ gute Gelegenheit, einen Blick zurück auf die Entwicklung der Kli- sen werden. nik in den letzten Jahrzehnten zu werfen. Ende März 2019 starteten die Vorberei­ Viel hat sich geändert, gerade in der Küche! Früher wurden die tungsarbeiten um das Gebäude herum. Menüs nach den Jahreszeiten und der Ankunft der Produkte zu- Das Gerüst wurde gestellt und die sammengestellt. So kauften wir beim Bauern ein halbes Kalb und Bauplatzinstallation mit Mulden und zerlegten es selbst. Heute erhalten wir das Fleisch in Stücke Containern wurde vorbereitet. Am 23. geschnitten, was uns sehr viel Arbeit erspart. Das Gemüse ernte- April 2019 begann der Abbruch der ten wir im eigenen Garten. Damals bestanden die Gerichte zweiten Dachhälfte. Die Arbeiten wer­ hauptsächlich aus Schweizer Spezialitäten. Heute sind die Menüs den bis ungefähr im Oktober dauern. viel abwechslungsreicher, internationaler und vor allem an die Nun hoffen wir und die Bauequipe auf verschiedenen Pathologien angepasst. gutes Wetter, damit die Renovations­ arbeiten planmässig voranschreiten. In all den Jahren durfte ich verschiedene Funktionen in der Küche ausüben, die meine Liebe zur Gastronomie entfachten. Nach 44 Jahren Tätigkeit in der Klinik wünsche ich mir für meine letzten Arbeitsmonate, dass unsere Patientinnen und Patienten ihre Vorteile bewusst wahrnehmen: Wir gehen auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche ein, berücksichtigen Unverträglich- keiten und Diäten. Und vergessen wir nicht, dass hinter jeder Mi- tarbeiterin und jedem Mitarbeiter ein Mensch steht, der seinen Beruf mit Leidenschaft zum Wohl der Patientinnen und Patienten ausübt.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.

Weitere Informationen zur Sanierung erhalten Sie am Info-Point bei der Eingangshalle. Olga Villella Köchin in der Berner Klinik Montana seit 1975

2 Berner Klinik Montana Agenda Juli bis September 2019

Engagement in der modernen multimodalen 11. bis 14. Juli 2019 Sport-Veranstaltung Forschung im Bereich Schlaganfall Jumping Longines Crans- Montana, Cry d’Er Die Berner Klinik Montana hat eine schränkungen. Dies führt dazu, dass Eleganz und Raffinesse: Stelldich­ lange Tradition als Vorreiterin in der wir einige unserer Therapiekon­zepte ein der weltbesten Springreiter. Entwicklung und Umsetzung neuer Be­ neu überdenken und die klinische Prä­ Weitere Informationen: handlungsmethoden. Sei es im Bereich sentation des Schlaganfalles neu ver­ jumpinglonginescransmontana.ch neuer Therapiemethoden zur Behand­ stehen lernen müssen. lung der Spastik bei der multiplen 9. und 10. August 2019 Sklerose oder in der robotergestützten Hier setzt die «TiMeS»-Studie an: Sie Musik-Festival Therapie mit dem ersten Gerät dieser vereint mehrere diagnostische Verfah­ Blues@The Lake Moubra Art in der Schweiz, dem Lokomaten. ren, um ein ganzheitliches Bild des Klein, aber fein: Gratis Blues- & Patienten zu gewinnen. Konkret wer­ Rock­­festival am Ufer des Moubra- Als nächster grosser Schritt in der Be­ den Patienten nach der Akutbehand­ Sees. handlung von Krankheiten gilt die auf lung im Spital in Sion wie üblich zur Weitere Informationen: blues-lake-moubra.ch den einzelnen Patienten zugeschnit­ neurologischen Rehabilitation der Ber­ tene Therapie. Hier wird der individu­ ner Klinik Montana zugewiesen. Hier elle Therapiebe­darf anhand objektivier­ erhalten sie das für sie erstellte Thera­ barer Parameter für jeden einzelnen pieprogramm, das sich in keiner Weise Patienten bestimmt, und zwar noch vom bisherigen Programm unterschei­ detaillierter als dies früher der Fall war. det, mit dem Ziel, die grösstmögliche Um dieses Diagnose- und Therapiekon­ Selbständigkeit wiederzuerlangen. In 24. und 25. August 2019 zept zum Nutzen zukünftiger Patienten die «TiMeS»-Studie eingeschlossene voranzubringen, engagiert sich die Ber­ Patien­ten werden jedoch einmalig einer Fan-Anlass ner Klinik Montana in der «TiMeS»-Stu­ erweiterten neurologischen Diagnostik 15. Internationales Fiat-500 & die der Universität Lausanne unter Lei­ zugeführt, die neben speziellen Kern­ Vespa Treffen tung von Prof. Hummel. «TiMeS» steht spinaufnahmen eine neuropsychologi­ Gratis-Event in Crans-Montana für «Towards individualized Medicine sche Untersuchung, die Ableitung der für alle Freunde der italienischen in Stroke», also «Auf dem Weg zur in­ Hirnströme (EEG), die transkranielle Fortbewegungsmittel. dividualisierten Medizin nach Schlag­ Magnetstimulation und eine Testung in Weitere Informationen: crans-montana.ch anfall» und ist ein Beispiel für moderne einer virtuellen Umgebung umfasst. multimodale Forschung im Bereich Hierdurch werden allfällige durch den 29. August bis 1. September 2019 Schlaganfall. Schlaganfall verursachte Schäden de­ Sport-Veranstaltung tailliert und aus mehr Perspektiven er­ Omega European Masters Aktuell sind in der Schweiz jedes Jahr fasst, als dies bisher der Fall war. Golf at its best: 72. Ausgabe des 16’000 Menschen von einem Hirnschlag Gleichzeitig werden die Fortschritte in legendären professionellen Golftur- betroffen. Lediglich 15 % der Betroffe­ der Therapie wie bisher von den Thera­ niers auf dem Walliser Hochplateau. nen erholen sich hiervon vollständig. peuten und Ärzten erfasst und fliessen Weitere Informationen: Der Grad der Invalidisierung bezie­- in die Therapieplanung ein. omegaeuropeanmasters.com hungsweise das Ausmass der Genesung 19. bis 22. September 2019 ist jedoch interindividuell äusserst un­ Eine Teilnahme an der Studie hat kei­ terschiedlich, was durch die bisherigen nerlei Einfluss auf den therapeutischen Volksmusik-Anlass diagnostischen Verfahren, im Allge­ Verlauf des Aufenthaltes in der Berner Eidgenössisches Volksmusik- meinen Schichtröntgen (CT) oder Kern­ Klinik Montana. Natürlich ist die Teil­ fest in Crans-Montana spintomographie (MRI), oft nicht aus­ nahme an der Studie freiwillig und wir Vergnügen für Jung und Alt: reichend erklärt werden kann. So hoffen, unsere therapeutischen Prozesse Ein besonderer Höhepunkt ist das zeigen manche Patienten in der Bildge­ durch die Erkenntnisse weiter verbes­ freie, spontane Musizieren der bung nur gering ausgeprägte Defekte, sern und individualisieren zu können, Volksmusik­formationen. in den motorischen oder kognitiven um zukünftigen Patienten eine noch Weitere Informationen: Fähigkeiten hingegen grosse Ein­ bessere Therapie bieten zu können. cransmontana2019.ch

Rehavita 01/2019 3 Thema ¦ Umfassendes Therapieangebot

Physiotherapeutin mit Leib und Seele

4 Berner Klinik Montana Thema

Wie haben sich Therapieangebot, Arbeitsweise, Geräte und Trainings­ räume in der Berner Klinik Montana in den letzten 25 Jahren entwickelt? Und vor allem, was hat sich für den Patienten verbessert? Niemand könnte diese Fragen besser beantworten als Véronique Lugon-Moulin. Die aufgestellte und einfühlsame Physiotherapeutin ist seit 1994 in der Berner Klinik Montana angestellt.

ie begegnet von morgens bis dem «Biodex kardiomed 700», erklärt gute, weil die Therapeuten mehr Zeit Sabends zahlreichen Menschen mit das alte Traggestell und führt vor, wie für die Behandlung haben. Zudem sei un­terschiedlichen Leiden, und das seit die Therapeuten die Beine der Patienten immer eine Therapeutin oder ein The­ 25 Jahren. Begrüsst Véronique Lugon-­ von Hand bewegt haben. Das sei auf­ rapeut anwesend, der beim Einstellen Moulin einen Patienten oder eine wändig und eine ziemlich grosse kör­ der Geräte helfen oder die korrekte Nut­ Patientin, tut sie das mit einem gewin­ perliche Belastung gewesen. Heute er­ zung erklären könne. Ganz alle Geräte nenden Lächeln. Sie arbeitet hochkon­ folgt das Gehtraining mit dem 2007 befinden sich allerdings nicht im MTT- zentriert und erkundigt sich während angeschafften Lokomat™. Der Lauf­ Raum. Den Patienten stehen nämlich der Behandlung immer wieder nach roboter ist wesentlich einfacher anzu­ zusätzlich der Vector™ und eine Klet­ Schmerzen, wenn sie eine Bewegung legen und die Stahlkonstruktion sorgt terwand zur Verfügung, die sich im ausführt, ist aber auch zum Scherzen für die Gewichtsentlastung der Patien­ Gruppentherapieraum im 3. Stock be­ aufgelegt. Wie macht sie das? «Ich mag ten, während sie über das Laufband finden. den Patientenkontakt. Dass jeder gehen. Ich frage die Patientin Elisabeth Mensch und jede Beeinträchtigung an­ Lehmann, wie sie die Robotiktherapie Jeder Mensch, jede Beeinträchti­ ders ist, macht die Arbeit abwechs­ empfindet. Super (hält Daumen hoch)! gung ist anders lungsreich und herausfordernd. Es ist Schon das erste Gehtraining mit dem Nach der Besichtigung des MTT-Raums spannend, herauszufinden, woher Lokomat™ hat meinem Gehirn auf die geht es ins Behandlungszimmer im Schmerzen kommen, verschiedene Sprünge geholfen. Es wusste nicht 2. Stock, wo Véronique Lugon-Moulin Techniken anzuwenden und zu mer­ mehr, wie man geht. Besonders das und ihre Kolleginnen und Kollegen die ken, wem was am meisten hilft. Man rechte Bein gehorchte mir nicht mehr. Einzeltherapien durchführen. Die erste hat nie ausgelernt», sagt sie erfreut. Heute laufe ich wieder gerade. Und es Patientin, Josette Schmitz-Krol, hat eine Auch die zahlreichen Weiterbildungs­ geht jedes Mal besser», erzählt sie er­ komplizierte Form des Beckenbruchs möglichkeiten, die die Berner Klinik freut. Auch das 2014 angeschaffte Anti- und klagt über Schmerzen im rechten Montana zulässt und den wöchentli­ Gravitations-­Laufband AlterG™ erfreut Bein. Sie stellt vorsichtig ein Bein vor chen einstündigen Austausch mit ihren sich grosser Beliebtheit und wird nach das andere. Véronique Lugon-Moulin Kolleginnen und Kollegen schätzt sie Knie- oder Hüftoperationen, bei ge­ behandelt sie einfühlsam und mit gros­ sehr. schwächten Patienten sowie bei neuro­ ser Sorgfalt. Zuerst leitet sie einige logischen Erkrankungen eingesetzt. Übungen am «Böckli» an, da das Gehen Mehr Zeit für die Patienten an Krücken noch nicht richtig gelingen Wir gehen durch den MTT-Raum im Laut Véronique Lugon-Moulin war es will, anschliessend folgen ein paar Kräf­ 2. Stock, der 2007 renoviert wurde. Der nicht immer so, dass alle Geräte in ei­ tigungsübungen. Es sei noch zu früh für Raum ist hell und freundlich. Überall nem Raum standen. Bei ihrem Stellen­ die Gehgruppe, befindet die erfahrene stehen Geräte, an manchen wird fleissig antritt seien die Trainingsgeräte der Physiotherapeutin. Es gelte, langsam trainiert. Véronique Lugon-Moulin er­ Berner Klinik Montana auf alle fünf vorzugehen. Frau Schmitz-Krol erklärt zählt von ausgemusterten Geräten wie Stockwerke verteilt gewesen: Moto­ nach der Therapie: «Das ist die Basis für meds, Stehgestelle, Kinetec und Lym­ meine Übungen im Bett. Knapp einen phomat. Dass sie heute an einem Ort Monat nach der Operation kann ich vereint sind, mache die Arbeit und das mich schon alleine drehen und die Véronique Lugon-Moulin überwacht die Fortschritte von Elisabeth Lehmann beim roboterunterstützten Training nicht nur angenehmer, son­ Toilette aufsuchen. Das habe ich der Gehtraining am Lokomat™. dern komme auch den Patienten zu­ Physiotherapie zu verdanken». Die

Rehavita 01/2019 5 Thema ¦ Umfassendes Therapieangebot

«Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man nie ausgelernt hat. Die Physiotherapie entwickelt sich ständig weiter.» Véronique Lugon-Moulin, Physiotherapeutin

Bedachtsam leitet die erfahrene Physiotherapeutin Praktikantin Coralie Guntern bei der Mobilisation von Myriam Kuehnis’ Ellenbogen an.

Richtig atmen will gelernt sein – und entspannt. Véronique Lugon-Moulin mit der Atemgruppe.

nächste Patientin ist eine elegant ge­ Nach der Mittagspause liegt Jean-Pierre oder doch lieber ein hautfarbenes, wie kleidete ältere Dame mit einem Ellen­ Bestenheider im Therapiezimmer. Eine beim letzten Mal. Der Effekt sei der glei­ bogen-Implantat. Ein seltener Fall für lange, breite Narbe zieht sich seitlich che, sie lacht ihr typisches Lachen. Herr die Physiotherapie. Coralie Guntern, fast über den gesamten rechten Ober­ Bestenheider erzählt von seinen Beob­ Praktikantin im zweiten Ausbildungs­ schenkel. Véronique Lugon-Moulin achtungen über das Care Tape und ver­ jahr der Schule für Physiotherapie in massiert vorsichtig das umliegende Ge­ lässt zufrieden den Raum. – «Das Tapen Leukerbad, nimmt die Behandlung an webe, bevor sie sich an die Narbe her­ ist eine neue Möglichkeit, um Muskeln Myriam Kuehnis vor und versucht sorg­ antastet. Dazwischen erkundigt sie sich zu stabilisieren oder zu entlasten», er­ fältig, ihren Arm in verschiedene Rich­ immer wieder beim Patienten, ob diese klärt die Physiotherapeutin. «Das hat es tungen zu mobilisieren. Dies natürlich oder jene Bewegung Schmerzen verur­ vor 25 Jahren noch nicht gegeben.» unter dem wachsamen Blick von Véro­ sache. Beispielsweise wenn sie sich sein nique Lugon-Moulin, die angehende Bein auf ihre Schulter legt, um es zu Auf demselben Wissensstand Physiotherapeutinnen und -therapeu­ mobilisieren. Herr Bestenheider ver­ Nach jeder Behandlung geben Véro­ ten ausbildet. Die Therapie zeigt eben­ neint. Sie unterhalten sich, manchmal nique Lugon-Moulin und ihre Prakti­ falls Wirkung: Frau Kuehnis kann ih­ lachen sie und zum Schluss fragt Véro­ kantin die vorgenommenen Schritte in ren Ellenbogen immer ein bisschen nique Lugon-Moulin, ob er ein Care den Computer ein. «Dies ist eine der mehr bewegen. Tape in fluoreszierendem Pink wolle grössten Veränderungen gegenüber frü­

6 Berner Klinik Montana Thema

her», sagt sie. «Bei meinem Stellenan­ tritt hatte jeder Therapeut seine Pläne Sébastien Gattlen, Physiotherapeut und Behandlungsschritte auf einem Sébastien Gattlen schloss 2009 die Phy- separaten Papier festgehalten. Heute siotherapieschule in Leukerbad ab und war hat dank dem Klinikinformations­ danach in der Praxis Medsport und in der Clinique de Valère in Sion tätig. 2013 über- system (KIS) jeder Zugriff auf die Dia­ nahm er in dieser Klinik die Leitung der gnose und andere wichtige Informatio­ Physiotherapie und wurde Vorstands- nen, ob Therapeut, Pfleger oder Arzt. mitglied bei physiovalais-wallis. Heute ist er Präsident des Verbandes und bringt Das gesamte Rehabilitations-Team ist berufliche, gesellschaftliche und als Ge- somit auf demselben neusten Stand. meinderat von Sion auch politische Tätig- Dies vereinfacht die Arbeit und fördert keiten unter einen Hut. den Überblick.» Ein weiterer Vorteil sei der heutige Austausch mit den Thera­ Neue Technologien und Teamarbeit peuten aus den anderen Fachrichtun­ gen wie Ergo-, Logo- und Psychothera­ Die Physiotherapieausbildung hat sich stark verändert: Die urs- pie sowie der Neuropsychologie und prüngliche Grundausbildung über das Rote Kreuz wurde 2002 zur beispielsweise der Ernährungsbera­ FH-Ausbildung und schliesst seit 2006 mit einem Bachelor ab. Der In- tung. – Eine Voraussetzung für den halt hat sich aber ungeachtet des Rahmens immer den technischen ganzheitlichen Rehabilitationsprozess. Fortschritten angepasst. Während vor 15 Jahren noch die Verwen- Schliesslich ist es eine wesentliche Ver­ dung diadynamischen Stroms gelehrt wurde, wird man in Zukunft besserung, dass die Patienten ihren Be­ gewiss darauf vorbereitet, Elektrostimulationsvorrichtungen über handlungsplan bereits am zweiten und das Smartphone zu steuern. nicht erst am dritten Tag erhalten, weil der Rehacoach noch am selben Tag Die Technologie ist allgegenwärtig. Ein (relativ) einfacher Gerätepark nach dem Eintrittsgespräch gemeinsam ermittelt Dysbalancen und führt isokinetische Messungen durch, mit dem Arzt und der Pflege über die was früher nur mit dem Cybex- oder Kintrex-Gerät möglich war. Zu- weitere Behandlung entscheiden kann. dem sind solche spezifischen Geräte fünf- bis zehnmal günstiger Die Behandlungspfade sind heute im geworden. Computer hinterlegt – beispielsweise nach einer Hüftoperation. Aber Véro­ Vor 15 Jahren blieben die Patienten nach einem Kniegelenk- oder nique Lugon-Moulin kann diese je nach Hüftgelenk-Totalersatz mehr als zehn Tage in der Akutpflege und den Bedürfnissen oder dem Befinden zwei bis drei Wochen in der Rehaklinik. Heute ist der Aufenthalt im ihrer Patienten in Absprache mit den Spital nur noch halb so lang und jener in der Rehaklinik gegenüber Ärzten anpassen. Zum Beispiel wenn der Krankenkasse immer schwieriger zu rechtfertigen, obschon sich sie findet, sie sollten in den Genuss von die Anforderungen an die Gehfähigkeit und die Gelenkbeweglichkeit Robotiktherapien, passiven Therapien nicht verändert haben. Patienten, die in die Rehaklinik eintreten, oder der Hippotherapie kommen. Denn sind deshalb allgemein in einem schlechteren Zustand als vor 15 Individualität wird heute eben auch Jahren. Die Physiotherapeuten müssen sich anpassen und dürfen grösser geschrieben als noch vor 25 die Patienten nicht mehr nur durch die «Physio-Brille» betrachten. Jahren. Echte Teamarbeit ist unablässig geworden.

Aber eines ist in dieser ganzen Zeit gleich geblieben: die manuelle Behandlung. Wir unterstützen die Patienten dabei, sich besser und schneller zu rehabilitieren und chronische Schmerzen zu lindern. Die Techniken und Instrumente entwickeln sich laufend weiter und auch die Weiterbildungsmöglichkeiten zwingen uns, nach vorn zu blicken. Zudem geht der aktuelle Trend hin zu mehr Verantwortung für die paramedizinischen Berufe. Dies wertet unsere Arbeit auf, die früher lediglich darin bestand, die Anweisungen der Ärzte zu befolgen.

Rehavita 01/2019 7 Interview ¦ Rolland Collombin

Der Draufgänger Roland Collombin, berühmter ehemaliger Skirennfahrer, steigt aus seinem schwar­ zen SUV und begrüsst uns mit einem Lächeln. Das Interview findet in seiner Ra­ clette-Bar «La Streif» in Martigny-Bourg statt, die ihm ein guter Freund verpachtet. Er schaut regelmässig selbst vorbei, denn seine Gäste wollen ihn treffen und die Geschichten des Lebemannes hören.

Herr Collombin, Sie kommen eben vom willkommen. Ich habe zum Beispiel Zwischen Ihnen und Skifahren. Wo waren Sie denn? , ein damaliger Freund, gab es Rivalität? In Bruson bei Verbier. Dort habe ich als getroffen. Sogar Schwarzenegger geht Ein bisschen, aber das ist normal bei Fünfjähriger das Skifahren gelernt. hin. Aber heute hat es eher zu viele Wettkämpfen! Aber Russi und ich wa­ Leute und es wird zu viel getrunken. ren schon damals gute Freunde. Sie sind von diesem Sport immer noch gleich begeistert? Was hat sich im Vergleich zu den Sieb­ Haben Sie ihn zu Beginn Ihrer Renn­ Absolut! Natürlich bin ich nicht mehr zigerjahren verändert? fahrerkarriere um Rat gefragt? 20 Jahre jung, also nehme ich es Damals war alles viel ruhiger und es Ja, am Anfang habe ich ihn ein oder gemächlicher. Aber ich fahre immer hatte nicht viele Zuschauer aus der zwei Dinge gefragt. Er war drei Jahre noch gleich gern Ski, oder sogar noch Schweiz. Wenn wir abends ein Bier in älter als ich und bereits Weltmeister. lieber. Auch wenn ich mit 68 nicht mehr einer Bar tranken, störte uns niemand. Dann wurden wir beide gleichzeitig ganz auf der Höhe bin (lacht). Es war wirklich angenehm! Heute Olympiasieger, er holte Gold und ich können die Rennfahrer nicht mehr in Silber. Haben Sie die Rennen in Kitzbühel mit­ den Ausgang. verfolgt? Wie wirken die Rennen von Kitzbühel Dieses Jahr leider nur am Fernsehen, Sehen Sie auch Bernhard Russi in Kitz­ auf Sie? aber nächstes Jahr gehe ich wieder hin. bühel? Ich war schon immer sehr beeindruckt, Die Atmosphäre vor Ort ist sehr speziell Nein, nicht wirklich, er hat ja in Kitz­ hier kommt man wirklich an seine und wir, die Ehemaligen, sind immer bühel auch nie gewonnen (lacht). Grenzen. Schon fast gefährlich!

8 Berner Klinik Montana Interview

«Die Streif ist meine beste Erinnerung. Ich habe sie zweimal gewonnen. Das prägt.» Roland Collombin, ehemaliger Skirennfahrer und Barbetreiber

Und jene von ? Und die Rennvorbereitung? Kurzbiografie: Roland Collombin Ich verfolge die Rennen in Wengen im­ Auch die Rennvorbereitung hat sich Roland Collombin (1951) lernte ursprünglich mer sehr gern. Auch sie sind einfach nicht sehr verändert, sie ist aber geziel­ Tiefbauzeichner. Der berühmte Skirennfahrer war bekannt für seinen risikoreichen Fahrstil. Zu legendär! ter. Heute hat jeder seinen eigenen seinen grössten Erfolgen zählen die Silberme- Coach. Damals trainierten wir alle zu­ daille in der Abfahrt an den Olympischen Spielen Was fasziniert Sie an diesem Sport sammen: Kraft, Geschwindigkeit, 1972 in () und seine acht Welt- heute noch? Beweglichkeit. Das Training draussen meistertitel 1973 und 1974. Nach einem schwe- ren Sturz im Val d'Isère, bei dem er sich mehrere Ich bin sechs Jahre lang Rennen gefah­ hat sich auch nicht gross verändert. Im Wirbel brach, musste er seine Karriere 1975 ren, zwei davon auf höchstem Niveau. Sommer trainierten wir auf den abrupt beenden. Er ist mit einer ehemaligen Skirennen fesseln mich nach wie vor Schweizer Gletschern und im Sep­ kanadischen Lehrerin verheiratet, mit der er eine Tochter und einen Sohn hat. und ich verfolge sie mit grossem Inte­ tember in Südamerika, in Portillo, resse. Ich bin auch immer wieder ers­ Chile, wo winterliche Verhältnisse her­ taunt, zum Beispiel über den Fahrstil rschten. von , der mir sehr gefällt. Was haben Sie nach dem jähen Ende Warum heisst die Bar «La Streif»? Wenn Sie etwas ändern könnten, was Ihrer Karriere aufgrund des zweiten Die Streif ist meine beste Erinnerung. würden Sie anders machen? schlimmen Unfalls gemacht? Ich habe sie zweimal gewonnen. Das Eigentlich nichts, ich war nie sehr be­ Zuerst habe ich einfach das Leben ge­ prägt. rechnend und bin immer meinem Ins­ nossen. Dann habe ich meine Frau tinkt gefolgt. Ich bereue nichts und kennengelernt und seit ich zwei Kinder Welchen Bezug haben Sie zu trauere nichts nach. Ich schaue nicht habe, bin ich vernünftig geworden Crans-Montana? zurück, sondern immer nach vorn! (lacht). Eine Zeit lang hatte ich ein Res­ In den Achtzigern organisierte ich dort taurant in Versegères, da, wo wir woh­ Junioren-Skilager im Sommer. Der Ort Aber Sie waren sehr risikofreudig? nen, aber ich habe es wieder verkauft. gefällt mir. Die Leute sind sehr sympa­ Ja, vielleicht, aber mit 20 Jahren ist Den Weinkeller habe ich noch. 1987 thisch und man ist immer willkommen. man sich dessen nicht so bewusst. Ich eröffnete ich einen Getränkehandel, hatte viel Glück und dafür bin ich sehr den ich aber auch wieder verkaufte. Ich Was tun Sie für Ihre Gesundheit? dankbar. belieferte das ganze Tal, vor allem Ver­ Im Sommer wandere ich und im Winter bier. Die Bar, in der wir uns befinden, fahre ich Ski. Ich gehe jeweils nach Bru­ Wenn Sie die Skirennfahrer von heute gehört meinem Freund Martinetti, ein son, ein wunderschönes Gebiet mit vie­ sehen, was hat sich in Bezug auf die damals sehr bekannter Schwinger. Ich len Möglichkeiten, das ich sehr gut Technik, das Material und die Pisten betreibe sie seit vier Jahren. kenne. Manchmal bin ich auch mit den geändert? Tourenski unterwegs, aber ich bin kein Die Technik ändert nie, wohl aber das Und Ihr aktueller Beruf ist Weinbauer? Masochist. Wenn eine Seilbahn vo­ Material. Das führt dazu, dass man Nein, ein Freund von mir ist Weinbauer. rhanden ist, nehme ich sie und gehe etwas anders fährt, aber man muss Ich stelle nur eine Auswahl zusammen dann mit den Steigfellen weiter. Ich nach wie vor in die Knie gehen und mit und bringe meine Etiketten an (zeigt liebe das Tiefschneefahren. Ja, und seinem Schwerpunkt arbeiten. Auch seine Flasche). Mein Angebot deckt alle dann versuche ich, etwas weniger zu die Pisten sind noch dieselben, ausser Walliser Weine ab: Fendant, Gamay, trinken (lacht). dass sie in den Siebzigerjahren etwas Pinot, Johannisberg und Petite Arvine. weniger gut präpariert waren. Wir wur­ Ich habe auch Kunden in der den mehr durchgerüttelt. Heute sind die Deutschschweiz, in St. Moritz und im Pisten glatter und der Buckel vor dem Tessin. Aber das ist eher ein Hobby als Ziel ist etwas abgeflacht. Arbeit.

Rehavita 01/2019 9 Rezept

Nusstorte

Zutaten

Für den süssen Hefeteig: Butter 200 g Eier 1.6 Salz 1 Prise Abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone 1 Mehl 400 g Kristallzucker 200 g Hefe 4 g

Für die Nussfüllung: Butter 100 g Rahm 35 % 150 cl Kristallzucker 120 g Regionaler Honig 60 g Geschälte Baumnüsse oder Baumnusskerne 240 g

Eigelb zum Bestreichen

«Ein traditioneller, kalorienreicher Kuchen, der aber immer wieder gut ankommt. Ideal zum Kaffee oder Tee.» Olga Villella, Köchin

Vorbereitung des Teigs: In einer Schüssel Butter, Zucker, Salz, Zitronenschale, Weinempfehlung: Hefe und Mehl vermischen. Eier hinzugeben, einen Le Graal Teigling formen und kühl stellen. Cave Cordonnier & Lamon, Flanthey Vorbereitung der Nussfüllung: Butter und Zucker karamellisieren, Honig und Rahm hin- Für diesen milden Gamay werden die zugeben. Sobald der Karamell flüssig ist, die Baumnüsse Trauben mit über 110 °Oe auf den hinzugeben und abkühlen lassen. Terrassen von Saint-Léonard gelesen. Ein toller Wein für all jene, die gebratene Vorbereitung des Kuchens: Foie Gras, schwarzes Schokoladen- Form mit der einen Hefeteighälfte auslegen. Nussfüllung mousse, schwarze Schokolade, hineingeben und Kuchen mit der zweiten Hefeteighälfte Nusstorte oder Melone lieben. bedecken. Ränder gut verschliessen und mit Eigelb bes- treichen. Bei Raumtemperatur geniessen.

Während 30 Minuten im 150 °C heissen Ofen backen.

10 Berner Klinik Montana Bilderrätsel

Haben Sie ein gutes Auge? Dann spielen Sie mit!

Wer sucht, der findet. In unserem Bilderrätsel sind 16 Bildausschnitte dargestellt. Doch nur 11 davon finden sich in diesem Heft wieder. Suchen Sie die 11 Bilder und notieren Sie sich die dazu­ gehörigen Buchstaben. In der richtigen Reihen- folge ergeben sie das Lösungswort. Haben Sie es I B N K herausgefunden? Dann senden Sie es ein und nehmen Sie am Gewinnspiel teil. Der Gewinnerin oder dem Gewinner winkt eine Fitnessuhr «Fitbit Inspire HR»! A T G H

Fitnessuhr von «Fitbit» zu gewinnen! E U F L

W D N C

Lösungswort:

Die Gewinnerin oder der Gewinner des Bilder­rätsels erhält ein topmoderner Gesundheits- und Fitness-­ Tracker «Fitbit Inspire HR» im Wert von CHF 119.–!

Senden Sie uns die richtige Lösung bis zum 30. Juni 2019 an: Berner Klinik Montana, Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Fango. Stichwort «Rehavita-Frage-Spiel», Impasse Palace Bellevue 1, 3963 Crans-Montana oder per E-Mail an Gewonnen haben Jacqueline Rottet und Daouia rehavita bernerklinik.ch. Bitte Name, Adresse und Wohnort angeben. @ Khelifi-­Rubin. Wir gratulieren den beiden Damen Die Gewinnerin/der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. zu den je zwei Tageseintritten ins Wellness-­­Zentrum Mitarbeitende der Berner Klinik Montana und ihre Familien sind von der Teilnahme ausgeschlossen. des Hotels «Art de Vivre» in Crans-Montana.

Rehavita 01/2019 11 Trend

Morgengymnastik

Zehen- und Fersenstand Einbeinstand Tandemstand

Übungsziel: Gleichgewicht und Stoff­ Übungsziel: Gleichgewicht und Wahr­ Übungsziel: Gleichgewicht. wechselanregung. nehmung. Ausgangsstellung: Stehen Sie mit dem Ausgangsstellung: Vor dem Lavabo, Ausgangsstellung: Halten Sie sich am rechten vor dem linken Fuss (Ferse be­ zum Beispiel während dem Zähneput­ Lavabo-Rand fest und stehen Sie nur rührt Zehen des hinteren Fusses). zen. auf dem rechten Bein. Instruktionen: Versuchen Sie, in die­ Instruktionen: Halten Sie sich am Instruktionen: Versuchen Sie so lange ser Stellung – ohne sich zu festzuhal­ Lava­­bo-Rand fest. Verlagern Sie Ihr wie möglich, in der Position zu verblei­ ten – zu verbleiben, so lange Sie sicher Gewicht langsam von der Ferse auf die ben. Wiederholen Sie die Übung, indem stehen können. Wiederholen Sie die Zehen und umgekehrt. Verbleiben Sie Sie nur auf dem linken Bein stehen. Übung anschliessend mit dem linken jeweils ein paar Sekunden auf der Ferse vor dem rechten Fuss. Steigerung: Wiederholen Sie die Übung, beziehungsweise auf den Zehen. Wie­ ohne sich festzuhalten. Schliessen Sie Steigerung: Zusätzlich den Kopf lang­ derholen Sie die Übung während 1 bis dabei die Augen (Hände zur Sicherheit sam von links nach rechts und zurück 2 Minuten. in der Nähe des Lavabos lassen). drehen.

Ihre Fragen und Anregungen Bemerkungen: Senden Sie uns Verbesserungs­ Regelmässiges Gleichgewichtstraining im Stehen kann die Gehsicherheit vorschläge, Lob und Rückfragen an: wesentlich verbessern und dient zur Sturzprophylaxe. [email protected]

Berner Klinik Montana Impasse Palace Bellevue 1 3963 Crans-Montana Telefon 027 485 51 21 Fax 027 481 89 57 Ausgabe 01 | 2019 [email protected] www.bernerklinik.ch Impressum Redaktion Berner Klinik Montana, Crans-Montana Konzept, Text und Gestaltung Werbelinie AG, Bern und Thun, www.werbelinie.ch Druck Rub Media AG, Wabern Auflage 8800 Exemplare (5400 deutsch, 3400 französisch) Bildnachweis Interview, Thema und Trend: Peter Schneider, Thun, fotoschneider.ch; Vorwort: intern BM; S.2: IAAG Architekten; S. 3: Crans-Montana Tourismus & Kongress/Lopez De Arenosa; S. 7: Archiv Sébastien Gattlen; S. 10 (Rezept und Weinempfehlung) und 11 (Rätsel): intern BM.