Deutscher Bundestag Drucksache 7/1803 7. Wahlperiode 13.03.74
Sachgebiet 1101
Bericht und Antrag des 1. Untersuchungsausschusses
zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Einsetzung eines Untersuchungsausschusses - Drucksache 7/780
und dem Änderungsantrag der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP - Drucksache 7/796 -
Seite A. Bericht der Abgeordneten Kleinert und Dr. Schäuble
Erstes Kapitel Einsetzung des Ausschusses und Gang des Verfahrens
A. Einsetzung des Ausschusses und dessen Auftrag 6 I. Einsetzungsbeschluß 6 II. Verfahrensregeln 6 III. Mitglieder des Untersuchungsausschusses 6
B. Vorgeschichte und Parallelverfahren 7 I. Vorgeschichte 7 II. Parallelverfahren 7
C. Ablauf des Untersuchungsverfahrens 7 I. Konstituierung, Berichterstatterbenennung 7 II. Beweisaufnahme 8 Drucksache 7/1803 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode
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Zweites Kapitel Ergebnis der Untersuchung
1. Abschnitt: Begründung (Auffassung der Mehrheit)
— Abg. Kleinert, FDP — A. Ist die Entscheidung des Zeugen Steiner über seine Stimmabgabe bei der Abstimmung über die Ostverträge in unlauterer Weise beeinflußt worden oder ist eine solche Beeinflussung versucht worden? 11 I. Gespräch der Zeugen Baeuchle, Steiner und Wienand am 29. März 1972 in Schelklingen 11 II. Gespräche der Zeugen Mertes, Dorn und Steiner 13 B. Ist die Entscheidung des Zeugen Steiner über seine Stimmabgabe bei der Abstimmung über den Mißtrauensantrag in unlauterer Weise beein- flußt worden oder ist eine solche Beeinflussung versucht worden? 13 I. Behauptete Gespräche und Verhandlungen der Zeugen Steiner und Wienand 13 II. Sonstige Beeinflussungssachverhalte? 22 III. Ist die Stimmkarte des Zeugen Steiner aus der Abstimmung über den Mißtrauensantrag im Zusammenhang mit einer unlauteren Be- einflussung besonders gekennzeichnet worden? 22
C. Welche Rolle spielte in dem genannten Zusammenhang der Zeuge Wienand, und was haben andere Personen darüber gewußt? 22
D. Haben im Zusammenhang mit einem erörterten Wechsel der Fraktion oder Partei durch den Zeugen Steiner Versuche unlauterer Beeinflus- sung eine Rolle gespielt? 22
E. I. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Beziehungen des Zeugen Steiner zu Nachrichten-, Geheim- oder ähnlichen Diensten inner- halb und außerhalb der Bundesrepublik Deutschland und seiner Entscheidung bei der Abstimmung des Deutschen Bundestages am 27. April 1972 über das konstruktive Mißtrauensvotum? 24 II. Sind die zuständigen Behördenleiter bzw. Ressortchefs durch ihre Behörden oder nachrichtendienstlichen Stellen oder durch andere Personen oder Stellen von diesen nachrichtendienstlichen Bezie- hungen oder Tätigkeiten in Kenntnis gesetzt worden, gegebenen- falls wann ist das geschehen und wen haben sie ihrerseits unter- richtet? 25
2. Abschnitt: Begründung (Auffassung der Minderheit)
— Abg. Dr. Schäuble, CDU/CSU —
A. Unlautere Beeinflussung der Entscheidung des früheren Abgeordneten Julius Steiner über seine Stimmabgabe bei der Entscheidung über die Ostverträge 25
I. Das Gespräch in Schelklingen 26 1. Übereinstimmende Zeugenaussagen zum Geschehensablauf 26 2. Würdigung der Aussagen 27 a) Gesamtzusammenhang der Gespräche 27 b) Übereinstimmung der Aussagen der Zeugen Eheleute Baeuchle, Steiner und Wienand 28 c) Glaubwürdigkeit 29 aa) der Zeugin Frau Baeuchle 29 bb) des Zeugen Baeuchle 30 cc) des Zeugen Steiner 31 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode Drucksache 7/1803
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d) Würdigung der Aussage des Zeugen Wienand 31 e) Zusammenfassende Wertung und Ergebnis 32
3. Sachverhalte, die das oben gewonnene Ergebnis bestätigen 33 a) Der Brief des Zeugen Baeuchle vom 31. März 1972 an den SPD-Landesverband 33 b) Das Gespräch des Zeugen Baeuchle mit dem Zeugen Prof. Dr. Schäfer am 27. April 1972 33 c) Das Gespräch des Zeugen Baeuchle mit dem Zeugen Wie- nand am 27. April 1972 33 d) Der Brief des Zeugen Baeuchle an den Zeugen Wienand vom 27. April 1972 34 e) Das Gespräch des Zeugen Baeuchle mit dem Zeugen Wie- nand am 3. Mai 1972 35 f) Der Brief des Zeugen Baeuchle an den Zeugen Wienand vom 18. Mai 1972 36 g) Kontakte des Zeugen Wienand mit dem Zeugen Bühringer 36 h) Telefongespräche des Zeugen Wienand mit der Zeugin Baeuchle 38
4. Ergebnis 38 -
II. Die Gespräche der Zeugen Mertes, Dorn, Moersch und Steiner 38
B. Unlautere Beeinflussung der Entscheidung des früheren Abgeordneten Julius Steiner über seine Stimmabgabe bei der Abstimmung vorn 27. April 1972 (Mißtrauensantrag) 38
I. Wurde der Zeuge Steiner im Zusammenhang mit seiner Stimmab gabe am 27. April 1972 vom Zeugen Wienand bestochen? 39
1. Unstreitiger Sachverhalt und Gegenüberstellung der Aussagen der Zeugen Steiner und Wienand 39
2. Aussagen zum Zeitpunkt der Geldübergabe 39 a) Widerlegung der Angaben des Zeugen Steiner 39 b) Irrtum des Zeugen Steiner bei seiner Aussage? 41 c) Motiv des Zeugen Steiner für eine bewußte Falschaussage 43
3. Kontakte zwischen den Zeugen Baeuchle, Steiner und Wienand am 25./26. April 1972 44 a) Gegenüberstellung der Aussagen der Zeugen Wienand und Steiner 44 b) Die Aussagen des Zeugen Baeuchle 45 c) Die Aussage des Zeugen Wienand 45 d) Würdigung der Zeugenaussagen 46 e) Die Aussage des Zeugen Baeuchle zu Kontakten am 26. April 1972 46
4. Sachverhalte, die weiteren Aufschluß über das Geschehen am 27. April 1972 und über die Glaubwürdigkeit der Zeugen geben 47 a) Der Brief des Zeugen Baeuchle an den Zeugen Wienand vom 27. April 1972 47 Drucksache 7/1803 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode
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b) Gespräche des Zeugen Baeuchle am 27. April 1972 mit den Zeugen Prof. Dr. Schäfer und Wienand 48 c) Gespräch des Zeugen Baeuchle mit dem Zeugen Wienand am 3. Mai 1972 48 d) Brief des Zeugen Baeuchle an den Zeugen Wienand vom 18. Mai 1972 48 e) Gespräche des Zeugen Baeuchle im Sommer 1972 49 f) Kontakte des Zeugen Wienand mit dem Zeugen Bühringer 50 g) Aufenthalt des Zeugen Bühringer in Schelklingen am 7. No- vember 1972 50 5. Innere Logik der Aussage des Zeugen Wienand 50 6. Glaubwürdigkeit 51 a) des Zeugen Steiner 51 b) des Zeugen Wienand 53 c) des Zeugen Baeuchle 57 7. Ergebnis 58 II. Herkunft der Bestechungssumme 58 1. Ausgangslage 58 2. Aussage des Zeugen Dr. Ehmke zu Zeitpunkt und Modalitäten der Anforderung und der Verwendung des Geldes 59 3. Würdigung der Aussage 60 4. Ergebnis 61
C. Unlautere Beeinflussungsversuche im Zusammenhang mit einem vom ehemaligen Abgeordneten Steiner erwogenen Fraktionswechsel 62
1. Die Gespräche zwischen den Zeugen Steiner, Dorn, Mertes und Moersch 62 2. Die Aussagen der Zeugen im einzelnen 62 a) zu den Gesprächen mit dem Zeugen Dorn 62 b) zu den Gesprächen mit dem Zeugen Moersch 63 3. Würdigung der Aussagen 63
D. Nachrichtendienstliche Beziehungen des ehemaligen Abgeordneten Steiner 64 1. Verbindungen des Zeugen Steiner zu nachrichtendienstlichen Stellen 64 a) zum französischen Nachrichtendienst 64 b) zum Landesamt für Verfassungsschutz in Stuttgart 64 c) zum Bundesnachrichtendienst 65 d) zu Behörden der DDR 65 2. Bestand ein Zusammenhang zwischen diesen Beziehungen und der Entscheidung bei der Abstimmung über das konstruktive Miß- trauensvotum? 65 3. Wer hatte Kenntnis von den nachrichtendienstlichen Beziehungen des Zeugen Steiner, a) von Steiners Kontakten zur Sûreté, zum Landesamt für Verfas- sungsschutz und zum Bundesnachrichtendienst 65 b) von Steiners angeblichen Kontakten zu Behörden der DDR 65 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode Drucksache 7/1803
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B. Antrag des Ausschusses 67
Anlagen Anlage 1: Zeugenliste 68 Anlage 2: Antrag der Abg. Dr. Klein (Göttingen), Dr. Schäuble, Vogel (Ennepetal) und Dr. Wittmann (München) betr. Vereidigung von Zeugen 70 Anlage 3: Beweisbeschlüsse in der Angelegenheit Steiner 71 Anlage 4: Liste der eingeholten Auskünfte und Stellungnahmen 75 Anlage 5: Gutachten des Regierungsdirektors Peppmeier vorn 4. Dezem ber 1973 79 Anlage 6: Beweisbeschluß in der Angelegenheit Geldner 87
Anmerkung: Die im Bericht in Klammern angegebenen Zahlen bezeichnen die Fundstellen in den Stenografischen Ausschußprotokollen, wobei die vor dem Schrägstrich stehende Zahl die Nummer der Sitzung und die hinter dem Schrägstrich angege- - bene Zahl die Seitenzahl des Sitzungsprotokolls wiedergibt. Die Abkürzung „Dok." kennzeichnet die zur Beweiserhebung beigezogenen Akten, schriftlichen Auskünften und sonstigen Unterlagen, die fortlaufend nume- riert wurden (vgl. Anlage 4). Drucksache 7/1803 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode
A. Bericht der Abgeordneten Kleinert und Dr. Schäuble
Erstes Kapitel Einsetzung des Ausschusses und Gang des Verfahrens
A. Einsetzung des Ausschusses und dessen Auftrag
I. Einsetzungsbeschluß dienstlichen Stellen oder durch andere Personen oder Stellen von diesen nachrichtendienstlichen Der 7. Deutsche Bundestag beschloß in seiner 43. Sit- Beziehungen oder Tätigkeiten in Kenntnis gesetzt zung am 15. Juni 1973 einstimmig, auf den Antrag worden, ggf. wann ist das geschehen und wen der Fraktion der CDU/CSU vom 13. Juni 1973 haben sie ihrerseits unterrichtet? (Drucksache 7/780) und auf den Änderungsantrag der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP vom 14. Juni 1973 (Drucksache 7/796) gemäß Artikel 44 Il. Verfahrensregeln GG einen Untersuchungsausschuß, bestehend aus 9 Mitgliedern (4 SPD, 4 CDU/CSU, 1 FDP), einzuset- Der Beschluß des Deutschen Bundestages lautet wei- zen zur Überprüfung folgender Fragen: ter: 1. Trifft es zu, daß Entscheidungen von Abgeordne- Dem Verfahren des Untersuchungsausschusses- wer- ten des 6. Deutschen Bundestages im Zusammen- den die Regeln zugrunde gelegt, die von Mitgliedern hang mit den Abstimmungen über das konstruk- der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft im tive Mißtrauensvotum oder über die Ostverträge Entwurf eines Gesetzes über Einsetzung und Ver- beeinflußt worden sind oder daß versucht worden fahren von Untersuchungsausschüssen formuliert ist, sie zu beeinflussen, wurden, soweit sie geltendem Recht nicht widerspre- — durch Hingabe, Zusage, Inaussichtstellen oder chen und wenn nach übereinstimmender Auffassung Ankündigen von Leistungen, Vorteilen oder der Mitglieder des Untersuchungsausschusses keine Nachteilen irgendwelcher Art, von Personen sonstigen Bedenken dagegen bestehen. oder Stellen innerhalb oder außerhalb der Bundesrepublik Deutschland — oder durch Schaffung oder Ausnutzung ge- Ill. Mitglieder des Untersuchungsausschusses schäftlicher Beziehungen Die Fraktionen haben folgende Ausschußmitglieder und daß in diesem Zusammenhang einzelne benannt: Stimmkarten aus der Abstimmung über das kon- struktive Mißtrauensvotum besonders gekenn- SPD Ordentliche Mitglieder zeichnet worden sind? Dr. Alfred Emmerlich 2. Welche Rolle hat in diesem Zusammenhang der Prof. Dr. Friedrich Schäfer (Tübingen) Abgeordnete Wienand gespielt, und was haben Hellmut Sieglerschmidt andere Personen darüber gewußt? Hans-Jürgen Wischnewski
3. Haben im Zusammenhang mit einem Wechsel Stellvertretende Mitglieder oder einem erörterten Wechsel der Fraktion oder Dr. Peter Glotz Partei durch Abgeordnete der 6. Wahlperiode Dr. Wilhelm Nölling Beeinflussungsversuche der unter Nummer 1 be- Dr. Willfried Penner nannten Art eine Rolle gespielt? Dr. Dietrich Sperling
4. Welche Beziehungen des früheren Abgeordneten CDU/CSU Ordentliche Mitglieder Julius Steiner zu Nachrichten-, Geheim- oder ähnlichen Diensten innerhalb und außerhalb der Prof. Dr. Hans Hugo Klein (Göttingen) Bundesrepublik Deutschland haben bestanden; Dr. Wolfgang Schäuble wer hat davon gewußt? Besteht ein Zusammen- Friedrich Vogel (Ennepetal) hang zwischen derartigen Beziehungen und sei- Dr. Fritz Wittmann (München) ner Entscheidung bei der Abstimmung des Deut- Stellvertretende Mitglieder schen Bundestages am 27. April 1972 über das konstruktive Mißtrauensvotum? Dr. Dionys Jobst Dr. Karl Miltner 5. Sind ,die zuständigen Behördenleiter bzw. Res- Wilhelm Rawe sortchefs durch ihre Behörden oder nachrichten Gerhard Reddemann Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode Drucksache 7/1803
FDP Ordentliches Mitglied erklärt habe, er sei ein Doppelagent, der mit Wis- Detlef Kleinert sen des Bundesnachrichtendienstes Kontakte mit der DDR unterhalte. Er habe dem Mißtrauensantrag nicht Stellvertretendes Mitglied zugestimmt, weil er glaube, daß der Abgeordnete Dr. Barzel nicht in der Lage sei, die Bundesrepublik Dr. Burkhard Hirsch zu regieren. Von materiellen Vorteilen sei nicht die An die Stelle des Abgeordneten Gerhard Redde- Rede gewesen. mann trat am 21. September 1973 der Abgeordnete In der Ausgabe Nr. 24/1973 der Illustrierten „Quick" Dr. Walter Wallmann. vom 7. Juni 1973 berichtete der ehemalige Abgeord- nete Steiner unter dem Titel „Die DDR hat mich gekauft" ebenfalls über seine Agententätigkeit. Weiter wurde auch die Stimmenthaltung bei der B. Vorgeschichte und Parallelverfahren Abstimmung über den Mißtrauensantrag geschildert, ohne daß von Bestechung oder Beeinflussung die Rede war. I. Vorgeschichte In der nächsten Ausgabe der Illustrierten „Quick", Der Einsetzung des Untersuchungsausschusses wa- der Nr. 25/1973 vom 14. Juni 1973, behauptete der ren Mutmaßungen und Gerüchte über mögliche Un- ehemalige Abgeordnete Steiner unter der Über- regelmäßigkeiten während der 6. Wahlperiode des schrift „Ich Julius Steiner gestehe ...", vom Parla- Deutschen Bundestages im Zusammenhang mit den mentarischen Geschäftsführer der SPD-Bundestags- Abstimmungen über den Mißtrauensantrag und über fraktion Karl Wienand 50 000 DM für sein Verhalten die Ostverträge sowie mit dem Fraktionswechsel bei der Abstimmung über den Mißtrauensantrag er- von Abgeordneten vorausgegangen. Sie wurden vor halten zu haben. allem ab etwa Mitte Mai 1973 zunehmend von Presse, Rundfunk und Fernsehen aufgegriffen und In den ersten Tagen des Juni 1973 wurde die Diskus- erregten die Öffentlichkeit erheblich. sion über diese Behauptungen und über die hieraus zu ziehenden Folgerungen zum beherrschenden Thema So meldete am 16. Mai 1973 die Bonner Redaktion der Berichterstattung in Presse,- Funk und Fern- der Südwest-Presse, daß der Verdacht, zwei frühere sehen. Es häuften sich die Meldungen, die von der Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion aus Einsetzung eines Untersuchungsausschusses des dem Raum Baden-Württemberg, die beide nicht mehr Deutschen Bundestages sprachen. Als Beispiele seien in den 7. Deutschen Bundestag gewählt worden die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Juni seien, hätten gegen entsprechende finanzielle Zu- 1973 und die Süddeutsche Zeitung vom selben Tag sagen dem Mißtrauensantrag am 27. April 1972 ihre erwähnt. Zustimmung versagt, sich immer mehr verdichte. Am 1. Juni 1973 berichtete die Südwest-Presse von einem Gespräch zwischen dem Parlamentarischen II. Parallelverfahren Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion Wie- nand und dem ehemaligen Abgeordneten Steiner am Ermittlungen des Generalbundesanwaltes 29. März 1972 an einem neutralen Ort, bei dem die Der Generalbundesanwalt leitete am 5. Juni 1973 Rede davon gewesen sei, wieviel die Stimmabgabe aufgrund der Veröffentlichungen über eine geheim- eines Mitgliedes des Deutschen Bundestages gegen dienstliche Tätigkeit des ehemaligen Abgeordneten seine eigene Fraktion wert sei. Steiner ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bun- wegen des Verdachts geheimdienstlicher Tätigkeit destagsfraktion Wienand erklärte am 4. Juni 1973 ein. Es richtet sich seit dem 30. August 1973 gegen gegenüber dem Deutschen Fernsehen in der „Tages- Julius Steiner als Beschuldigten. Das Ermittlungs 7 BJs 134/73 schau", daß er während der Zeit der Beratungen des verfahren — Aktenzeichen Moskauer und des Warschauer Vertrages mit vielen / I BGs 211/73 — war zum Abgeordneten der Opposition gesprochen habe, dar- Zeitpunkt der Berichterstellung noch nicht abge- unter möge auch Steiner gewesen sein, aber er habe schlossen. Bundesanwalt Buback unterrichtete den keine Beeinflussung versucht oder ein finanzielles Ausschuß mehrfach über den Stand dieses Verfah- Angebot gemacht. Am 6. Juni 1973 führte der Parla- rens. mentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestags- fraktion Wienand im „ZDF-Magazin" aus, daß er den ehemaligen Abgeordneten Steiner am 29. März 1972 C. Ablauf des Untersuchungsverfahrens in Schelklingen getroffen habe, dies aber bisher mit Rücksicht auf den ehemaligen Abgeordneten Baeuchle, der die Bekanntschaft mit Steiner vermit- L Konstituierung telt habe, verschwiegen habe. Über Geldangelegen- Der Ausschuß wurde am 15. Juni 1973 durch die heiten sei dabei nicht gesprochen worden. Präsidentin des Deutschen Bundestages konstitu- Am 4. Juni 1973 erschien in der Ausgabe Nr. 23 des iert. Er bestimmte nach den Vereinbarungen im Nachrichten-Magazins „Der Spiegel" ein Artikel Ältestenrat die Abgeordneten Prof. Dr. Friedrich mit der Überschrift „Die sind ja alle so mißtrauisch", Schäfer (Tübingen) zum Vorsitzenden und Friedrich der besagte, daß der ehemalige Abgeordnete Stei- Vogel (Ennepetal) zum Stellvertretenden Vorsitzen- ner im Bonner Büro des „Spiegel" am 29. Mai 1973 den. Drucksache 7/1803 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode
Der Ausschuß bestellte als Berichterstatter der Vorschriften über den Strafprozeß auf das Ver- fahren des Untersuchungsausschusses zur Vereidi- — für die Generalberichterstattung die Abgeordne gung aller Zeugen verpflichte, soweit nicht die Straf- ten Prof. Dr. Klein (Göttingen) und Kleinert, prozeßordnung ein Vereidigungsverbot enthalte — für die Angelegenheit Steiner die Abgeordneten (§ 60 StPO) oder die Möglichkeit offen lasse, einen Kleinert und Dr. Schäuble, Zeugen unvereidigt zu lassen, weil seine Aussage — für die Angelegenheit Geldner die Abgeordne nicht von wesentlicher Bedeutung sei (§ 61 Nr. 3 ten Wischnewski und Dr. Wittmann (München). StPO). Die Ablehnung der Vereidigung aller Zeugen insgesamt ohne eine genaue Prüfung eines jeden Einzelfalles sei mit dem geltenden Recht nicht zu vereinbaren; einer etwa entgegenstehenden Übung II. Beweisaufnahme könne keine rechtliche Bedeutung zukommen. Im übrigen sei nicht auszuschließen, daß die Vereidi- Der Ausschuß trat außer zu der konstituierenden gung von Zeugen die Sachaufklärung gefördert Sitzung insgesamt 49mal zusammen, davon dreimal hätte. in Tegernsee. Er vernahm in 24 öffentlichen Sitzun- gen sowie in weiteren nichtöffentlichen Sitzungen 50 Zeugen (Anlage 1) in der Angelegenheit Steiner Der Ausschuß zog zur Beweisaufnahme u. a. auch aufgrund ,der als Anlage 3 beigefügten Beweisbe- die einschlägigen Akten des Bundesnachrichten- schlüsse. Mehrere Zeugen wurden wiederholt ver- dienstes, des Bundesamtes für Verfassungsschutz, nommen und im Rahmen der Vernehmungen einander des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Würt- gegenübergestellt. In 25 nichtöffentlichen Sitzungen temberg, der Bundesanstalt für gesamtdeutsche Fra- erörterte der Ausschuß das Verfahren der Beweisauf- gen, des Landgerichts Hamburg sowie die Unter- nahme, die Beweiswürdigung und die Gestaltung lagen der Verwaltung beim Deutschen Bundestag des Berichts. Die Sitzungen in Tegernsee dienten der über die Mitarbeiter des ehemaligen Abgeordneten ersten Vernehmung des ehemaligen Abgeordneten Steiner und seine Reisekostenabrechnungen, die Steiner, der damals wegen einer Erkrankung nicht Fahrtenbücher der Fahrbereitschaft des Deutschen reisefähig war. Bundestages für die Zeit von April und Mai 1972 und die Notizbücher und Taschenkalender des ehe- maligen Abgeordneten Steiner aus den Jahren 1969, Die Zeugen blieben unvereidigt. Der Ausschuß 1970, 1972 und 1973 bei. Darüber hinaus wurden ins- lehnte mit Mehrheit die Anträge der der CDU/CSU- gesamt 62 schriftliche Auskünfte, Stellungnahmen Fraktion des Deutschen Bundestages angehörenden und sonstige Unterlagen vorwiegend von Behörden Ausschußmitglieder auf Vereidigung von 26 der und Parteiorganisationen eingeholt (Anlage 4). vernommenen Zeugen ab (Anlage 2). Der Ausschuß bestellte den Regierungsdirektor Die Mehrheit vertritt die Rechtsauffassung, daß ein Peppmeier, einen Beamten einer unabhängigen ober- Untersuchungsausschuß zwar Zeugen vereidigen sten Bundesbehörde, zum Sachverständigen im Sinne könne, daß jedoch im Gegensatz zum Strafverfahren der Strafprozeßordnung. Der Ausschuß beauftragte keine grundsätzliche Vereidigungspflicht bestehe, ihn, anhand der ihm vorliegenden Beweismittel die weil das Strafverfahren anderen Zwecken diene und wirtschaftlichen Verhältnisse des ehemaligen Ab- damit anderen Verfahrensgrundsätzen unterliege. geordneten Steiner daraufhin zu überprüfen, ob sich Artikel 44 Abs. 2 GG spreche nur von einer sinn- aus ihnen Hinweise für die Beantwortung der Fra- gemäßen Anwendung der Vorschriften über den gen des Einsetzungsbeschlusses ergeben. Sein Gut- Strafprozeß auf die Beweiserhebungen des parla- achten vom 4. Dezember 1973 ist diesem Bericht als mentarischen Untersuchungsausschusses. Die Beson- Anlage 5 beigefügt. derheiten des Verfahrens vor parlamentarischen Untersuchungsausschüssen könnten daher Berück- Der Ausschuß sah sich in einer öffentlichen Ver- anstaltung am 5. September 1973 im Studio der ARD sichtigung finden. Diese Besonderheiten führten je- - doch dazu, daß eine Vereidigung nicht gerechtfertigt in Anwesenheit des Parlamentarischen Geschäfts- erscheine. führers der SPD-Bundestagsfraktion Wienand sowie der ehemaligen Abgeordneten Baeuchle und Steiner So müsse berücksichtigt werden, daß ein vorgeschal- die Fernsehaufzeichnung der Abstimmung über den tetes Ermittlungsorgan fehle und daher eine dem Mißtrauensantrag am 27. April 1972 an. Strafprozeß entsprechende Trennung zwischen Zeu- gen und Beschuldigten nicht erreicht werden könne. Der Ausschuß nahm am 9. August 1973 die früheren Eine Vereidigung nur einiger Zeugen erscheine un- Büroräume des Parlamentarischen Geschäftsführers angebracht, weil sie zu unrichtigen Mutmaßungen Wienand im Alten Hochhaus des Bundeshauses in über die Glaubwürdigkeit einzelner Zeugen führen Anwesenheit des ehemaligen Abgeordneten Steiner könne. Eine Vereidigung nahezu aller Zeugen sei in Augenschein. zur Wahrheitsfindung nicht erforderlich und ent- Der Ausschuß vernahm ferner in öffentlicher Sitzung spreche auch nicht der Übung der Mehrzahl der den Abgeordneten Geldner gemäß dem als Anlage 6 Untersuchungsausschüsse des Deutschen Bundes- beigefügten Beweisbeschluß. Er führte die Beweis- tages und der Länderparlamente, die zunehmend aufnahme in dieser Angelegenheit jedoch nicht fort, von Zeugenvereidigungen abgesehen hätten. weil es zunächst nicht möglich war, die ladungs- Die Minderheit vertritt die Rechtsansicht, daß die im fähige Anschrift des als Zeugen benannten und sich Grundgesetz vorgesehene sinngemäße Anwendung derzeit im Ausland befindenden Fabrikanten Beyer
Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode Drucksache 7/1803 zu ermitteln, auf dessen Aussage nicht verzichtet a) Er nahm einstimmig folgenden Antrag der Ab- werden konnte. Im übrigen werden die Gründe da- geordneten Kleinert und Dr. Schäuble an: für, die Ermittlungen in dieser Angelegenheit nicht Es wird festgestellt, daß die Behauptung des fortzuführen, unten näher dargelegt. Zeugen Steiner nicht erwiesen ist, der Zeuge Wienand habe im Zusammenhang mit der Ab- Der Ausschuß faßte zu den Fragen des Einsetzungs- stimmung über das konstruktive Mißtrauensvo- beschlusses folgende Beschlüsse: tum den Zeugen Steiner durch Hingabe von 50 000 DM in unlauterer Weise beeinflußt.
1. Trifft es zu, daß die Entscheidung des früheren b) Er nahm mit 5 gegen 4 Stimmen folgenden An- Abgeordneten Steiner des 6. Deutschen Bundes- trag des Abgeordneten Kleinert an: tages im Zusammenhang mit der Abstimmung über die Ostverträge beeinflußt worden ist oder Es wird festgestellt, daß nicht aufzuklären war, daß versucht worden ist, sie zu beeinflussen, ob im Zusammenhang mit der Abstimmung über das konstruktive Mißtrauensvotum eine unlau- — durch Hingabe, Zusage, Inaussichtstellen oder tere Beeinflussung des Zeugen Steiner von an- Ankündigen von Leistungen, Vorteilen oder derer Seite erfolgt ist oder ob eine unlautere Be- Nachteilen irgendwelcher Art, von Personen einflussung des Zeugen Steiner überhaupt statt- oder Stellen innerhalb oder außerhalb der gefunden hat. Bundesrepublik Deutschland — oder durch Schaffung oder Ausnutzung ge- c) Er lehnte mit 5 gegen 4 Stimmen folgenden An- schäftlicher Beziehungen? trag des Abgeordneten Dr. Schäuble ab: Es besteht der 'dringende Verdacht, daß der a) Er nahm mit 5 gegen 4 Stimmen folgenden Antrag Zeuge Wienand den Zeugen Steiner durch Zu- des Abgeordneten Kleinert an: sage und Hingabe von mindestens 50 000 DM da- Es wird festgestellt, daß der Versuch einer un- zu veranlaßt hat, am 27. April 1972 nicht für den lauteren Beeinflussung des Zeugen Steiner durch Mißtrauensantrag der CDU/CSU-Fraktion zu den Zeugen Wienand in dem Gespräch in Schelk- stimmen. lingen hinsichtlich seines Stimmverhaltens bei der Abstimmung über die Ostverträge nicht er- d) Er lehnte mit 5 gegen 4 Stimmen folgenden An- wiesen ist. trag des Abgeordneten Dr. Schäuble ab: Es besteht der Verdacht, 'daß der Zeuge Professor b) Er lehnte mit 5 gegen 4 Stimmen folgenden An- Dr. Ehmke bei der Beschaffung des zur Beste- trag des Abgeordneten Dr. Schäuble ab: chung Steiners erforderlichen Geldbetrages mit- Es ist erwiesen, daß der Zeuge Wienand am gewirkt hat. 29. März 1972 in Schelklingen versucht hat, den Zeugen Steiner durch ein Angebot in. Höhe von e) Er lehnte mit 5 gegen 4 Stimmen folgenden An- etwa 250 000 DM zur Stimmabgabe für die Ost- trag des Abgeordneten Dr. Schäuble ab: verträge zu bewegen. Es haben sich keine Anhaltspunkte dafür erge- ben, daß die Entscheidung des Zeugen Steiner c) Er nahm einstimmig folgenden Antrag der Ab- über seine Stimmabgabe bei der Abstimmung geordneten Kleinert und Dr. Schäuble an: über den Mißtrauensantrag der CDU/CSU-Frak- Es wird festgestellt, daß der Zeuge Steiner nicht tion von anderen Personen oder Stellen inner- behauptet hat und sich auch keine sonstigen An- halb oder außerhalb der Bundesrepublik Deutsch- haltspunkte dafür ergeben haben, daß bei den land 'beeinflußt worden ist. seit Ende April 1972 zwischen dem Zeugen Steiner und den Zeugen Mertes, Dorn und Moersch ge- 3. Haben im Zusammenhang mit einem erörterten führten Gesprächen versucht worden ist, den Wechsel der Fraktion oder Partei durch den Zeugen Steiner zu einer Stimmabgabe für die früheren Abgeordneten Steiner Beeinflussungs- Ostverträge in unlauterer Weise zu 'beeinflus- versuche der unter Nummer 1 benannten Art sen. eine Rolle gespielt? Er nahm einstimmig folgenden Antrag der Abge- 2. Trifft es zu, daß die Entscheidung des früheren ordneten Kleinert und Dr. Schäuble an: Abgeordneten Steiner des 6. Deutschen Bundes- tages im Zusammenhang mit der Abstimmung Es wird festgestellt, daß nicht erwiesen ist, daß über das konstruktive Mißtrauensvotum beein- einer oder mehrere der vorn Ausschuß vernom- flußt ist oder daß versucht worden ist, sie zu menen Zeugen versucht hat, den Zeugen Steiner beeinflussen, im Zusammenhang mit seinem erörterten Frak- tionsaustritt unlauter zu beeinflussen. — durch Hingabe, Zusage, Inaussichtstellen oder Ankündigen von Leistungen, Vorteilen oder 4. Welche Beziehungen des früheren Abgeordneten Nachteilen irgendwelcher Art, von Personen Julius Steiner zu Nachrichten-, Geheim- oder oder Stellen innerhalb oder außerhalb der ähnlichen Diensten innerhalb und außerhalb der Bundesrepublik Deutschland Bundesrepublik Deutschland haben bestanden; — oder durch Schaffung oder Ausnutzung ge- wer hat davon gewußt? Besteht ein Zusammen- schäftlicher Beziehungen? hang zwischen derartigen Beziehungen und sei- Drucksache 7/1803 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode
ner Entscheidung bei der Abstimmung des Deut- Der Ausschuß hat in der Angelegenheit Steiner die schen Bundestages am 27. April 1972 über das notwendigen und möglichen Ermittlungen durchge- konstruktive Mißtrauensvotum? führt und die Untersuchung abgeschlossen. Die Er- Er nahm einstimmig folgenden Antrag der Abge- mittlungen zu den nachrichtendienstlichen Tätigkei- ordneten Kleinert und Dr. Schäuble an: ten des Zeugen Steiner wurden allerdings nur inso- weit abgeschlossen, als sie für die Beantwortung der Aufgrund der teilweise durchgeführten, aber mit anderen Fragen des Einsetzungsbeschlusses wesent- Rücksicht auf die Ermittlungen der Bundesan- lich waren, und im übrigen der dafür zuständigen waltschaft nicht weitergeführten Beweisaufnahme Bundesanwaltschaft überlassen. In den übrigen An- konnte nicht festgestellt werden, ob ein Zusam- gelegenheiten, die nach dem Einsetzungsbeschluß menhang zwischen den Beziehungen des Zeugen des Deutschen Bundestages zu überprüfen waren, Steiner zu Nachrichten-, Geheim- oder ähnlichen hat der Ausschuß dagegen die Ermittlungen nicht Diensten innerhalb und außerhalb der Bundes- aufgenommen oder — in der Angelegenheit Geld- republik Deutschland und seiner Entscheidung ner — nicht fortgeführt. bei der Abstimmung über das konstruktive Miß- Der Grund hierfür liegt darin, daß nach der überein- trauensvotum bestanden hat. stimmenden Ansicht der Mitglieder des Ausschusses 5. Sind im Zusammenhang mit einem unter Num- die Verfahrensregeln für Untersuchungsausschüsse mer 2 genannten Vorgang einzelne Stimmkarten Mängel aufweisen, die ein sachgerechtes Verfahren aus der Abstimmung über das konstruktive Miß- erheblich komplizieren und erschweren. Es erscheint trauensvotum besonders gekennzeichnet worden? deshalb vordringlich, das parlamentarische Unter- suchungsrecht zu verbessern. Er nahm einstimmig folgenden Antrag der Abge- ordneten Kleinert und Dr. Schäuble an: Dabei wird es zunächst darum gehen, eine eigen- ständige Verfahrensordnung für Untersuchungsaus- Es wird festgestellt, daß sich keine Anhaltspunkte schüsse zu schaffen, die den Besonderheiten dieses für eine Kennzeichnung der Stimmkarte des Zeu- Verfahrens gerecht wird. Denn es hat sich gezeigt, gen Steiner bei der Abstimmung über das kon- daß die in Artikel 44 des Grundgesetzes vorgeschrie- struktive Mißtrauensvotum ergaben, so daß eine bene sinngemäße Anwendung der Vorschriften über weitere Nachprüfung nicht erforderlich war. den Strafprozeß auf Beweiserhebungen der Unter- suchungsausschüsse wegen der grundsätzlichen Un- terschiede der beiden Verfahren, besonders hinsicht- Die Anträge zu 2. c) und d) wurden abgelehnt, weil lich der Zielsetzung und der Verfahrensbeteiligten die Ausschußmehrheit den Antrag auf Feststellung allenfalls teilweise möglich ist. eines fortbestehenden Verdachtes für unzulässig hielt. Eine solche Feststellung im Tenor des Unter- Im einzelnen wird vor allem die Einführung eines suchungsergebnisses ist nach ihrer Auffassung mit Vorverfahrens zu erwägen sein. Es hat sich nämlich der Aufgabe eines Untersuchungsausschusses und erwiesen, daß der Schutz des Bürgers vor einem den Grundsätzen eines rechtsstaatlichen Verfahrens Eingriff in seine Privatsphäre in einem Untersu- unvereinbar. chungsverfahren wegen des Fehlens eines Vorver- Die Ausschußminderheit vertritt demgegenüber die fahrens geringer ist als in jedem anderen Verfahren. Auffassung, daß die im Untersuchungsauftrag zur Während beispielsweise im Strafprozeß alle letztlich Aufklärung gestellten Fragen mit der bloßen Fest- unwesentlichen Beweismittel bereits im Vorverfah- stellung der Nichterweislichkeit nicht erschöpfend ren ausgeschieden werden, sind im Untersuchungs- verfahren auch die im Ergebnis nicht weiterführen- beantwortet sind. Die vom Untersuchungsausschuß den Ermittlungen im Hauptverfahren durchzuführen. ermittelten Sachverhalte, die den Verdacht der un- lauteren Beeinflussung begründen, bedürfen einer Der Ausschuß ist der Auffassung, daß der 1. Unter- Mitteilung auch im Untersuchungsergebnis. Dies gilt suchungsausschuß wegen der vordringlichen Reform um so mehr, als das Vertrauen in die Integrität der des parlamentarischen Untersuchungsrechts zunächst demokratischen Organe schon durch den Verdacht aufgelöst werden sollte. Der Deutsche Bundestag unlauterer Beeinflussung gefährdet wird, so daß wird nach der Verabschiedung eines' Gesetzes über auch im zusammengefaßten Untersuchungsergebnis die Einsetzung und das Verfahren von Untersu- mitzuteilen ist, inwieweit nach dem Ergebnis der chungsausschüssen über die weitere Erledigung des Untersuchung Verdacht besteht. Untersuchungsauftrags zu befinden haben.
Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode Drucksache 7/1803
Zweites Kapitel
Ergebnis der Untersuchung
Vorbemerkung:
Der Ausschuß hat beschlossen, die Auffassungen der Mehrheit und der Minderheit zum Ergebnis der Untersuchung jeweils in sich ge- schlossen darzustellen. Die Auffassung der Mehrheit, die im 1. Abschnitt dieses Kapitels wie- dergegeben ist, wird von den Abgeordneten Dr. Emmerlich, Kleinert, Dr. Schäfer (Tübingen), Sieglerschmidt und Wischnewski vertreten. Die von der Minderheit, den Abgeordneten Dr. Klein (Göttingen), Dr. Schäuble, Vogel (Ennepetal) und Dr. Wittmann (München), vertretene Auffassung ist im 2. Abschnitt dieses Kapitels dargestellt.
1. Abschnitt: Begründung sprächen bestätigte sich, daß der Zeuge Steiner die (Auflassung der Mehrheit) Verträge grundsätzlich befürwortete, jedoch die offene Abstimmung und damit die Auseinanderset- — Abg. Kleinert, FDP — zung mit seiner Fraktion scheute. Ist die Entscheidung des Zeugen Steiner über A. Ebenfalls sprach man über diejenigen Abgeordneten seine Stimmabgabe bei der Abstimmung über die Ostverträge in unlauterer Weise beeinflußt der Regierungs-Koalition, die ihre Fraktion gewech- worden oder ist eine solche Beeinflussung selt hatten. Im Verlauf der Erörterungen wurden versucht worden? auch Überlegungen angestellt, wie der Wert eines Mandats materiell einzuschätzen sei, wobei dei Zur Aufklärung der Frage, ob versucht worden ist, Zeuge Wienand Zahlen bis zu 300 000 DM nannte. die Entscheidung des ehemaligen CDU-Abgeordne- ten Julius Steiner über sein Votum bei der Abstim- Der Ausschuß hatte zu klären, ob die Nennung die- mung über die Ost-Verträge in unlauterer Weise ser Geldbeträge als ein Angebot an den Zeugen zu beeinflussen, hat der Untersuchungsausschuß zwei Steiner zu verstehen war, um seine Haltung bei der Komplexe untersucht: Abstimmung über die Ostverträge zu beeinflussen. Hierzu hat die Beweisaufnahme widersprüchliche Gespräche des Zeugen Steiner mit dem Zeugen 1. Schilderungen der beteiligten Zeugen ergeben. Wienand, 2. Gespräche des Zeugen Steiner mit Abgeordneten — So sei nach Aussagen des Ehepaars Baeuchle der FDP. der Zeuge Wienand noch vor Ankunft des Zeugen Steiner gefragt worden, wie man den I. Gespräch der Zeugen Baeuchle, Steiner und Wie- Zeugen Steiner dazu überreden könne, für die nand am 29. März 1972 in Schelklingen Ostverträge zu stimmen. Daraufhin habe der Zeuge Wienand drei Möglichkeiten genannt: Am 29. März 1972 fand auf Initiative des ehemaligen Man könne bar auf die Hand zahlen oder ins SPD-Abgeordneten Baeuchle in seinem Haus in Ausland überweisen, man könne aber auch Schelklingen ein Treffen zwischen ihm, den Zeugen eine Stellung anbieten. Auf die Frage, was Steiner und Wienand sowie den Zeuginnen Baeuchle denn da an Beträgen im Gespräch sei, habe und Steiner statt. Der Zeuge Wienand hatte auf der Zeuge Wienand einen Betrag zwischen seine Teilnahme an diesem zunächst als Privatbesuch 200- und 250 000 DM genannt. vereinbarten Treffen Wert gelegt, nachdem er von (6/87, 32 f., 146 f., 218f., 227; 29/189, 190, 195; dem Zeugen Baeuchle erfahren hatte, daß Steiner 34/86) einer derjenigen CDU-Abgeordneten sei, der eine positive Haltung zu den Ostverträgen einnehme, Weiterhin haben die Zeugen Baeuchle und jedoch noch nicht bereit sei, diese Haltung auch bei Steiner bekundet, in dem Teil des Gesprächs, der Abstimmung zu vertreten. das zwischen den drei Bundestagsabgeordne- Politisches Hauptthema bei dieser Zusammenkunft ten allein geführt worden sei, habe der Zeuge war die Frage der Ostverträge, deren Ratifizierung Wienand diese Möglichkeiten wiederholt im aufgrund der ablehnenden Haltung der CDU/CSU- Zusammenhang mit Äußerungen des Zeugen Opposition und der Verschiebung der Stimmverhält- Steiner, bei einer Stimmabgabe für die Ost- nisse im Bundestag zu scheitern drohte. Das kon- verträge befürchte er wirtschaftliche und son- struktive Mißtrauensvotum konnte noch nicht Ge- stige Schwierigkeiten. genstand dieser Unterhaltung sein, da es Ende (6/88, 146, 147, 174; 34/100; 8/79, 93; 9/63, 86; März 1972 noch nicht erkennbar war. In diesen Ge- 34/100 a) Drucksache 7/1803 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode
Demgegenüber hat der Zeuge Wienand aus- sen. Er habe es auf sich bezogen, weil der gesagt, daß er von Abfindungsmodalitäten Zeuge Wienand ja mit ihm gesprochen habe. und einer Geldsumme bis zu 300 000 DM nur Wenn ihm ein Teil seines „Quick"-Geständ- im Zusammenhang mit den Abgeordneten ge- nisses vorgehalten werde, nach dem der sprochen habe, die damals die Fraktion ge- Zeuge Wienand bemerkt haben soll, er könne wechselt hatten. Diese Zahl habe er genannt, dem Zeugen Steiner das Geld natürlich nicht als ausgerechnet worden sei, was insgesamt als Privatmann geben, sondern als Geschäfts- ein Abgeordneter in einer Wahlperiode be- führer der SPD-Fraktion, dann müsse er sa- komme oder was bei zwei zugesagten Wahl- gen, daß dies nicht richtig wiedergegeben sei. perioden, wie es im Fall Geldner der Fall ge- Er habe damals den Redakteuren der „Quick" wesen sei, habe ausgerechnet werden können. gesagt, er habe den Eindruck, daß dies Werte seien, die der Zeuge Wienand als Fraktions- (11/22 f., 55 h, 55 i, 92 f.; 29/183, 186, 189) geschäftsführer vielleicht auch von anderen Fraktionen oder von anderen Vorgängen in Bei der Prüfung der Frage, welche der Aussagen Erfahrung gebracht habe. den tatsächlichen Verlauf dieser Gespräche wieder- gibt, hatte der Ausschuß die Gesamtdarstellung der (8/79; 10/5; 34/97) Zeugen vor allem unter dem Gesichtspunkt zu unter- suchen, ob sie ein in sich geschlossenes Bild abge- Aufgrund dieser Aussagen ist festzustellen, daß die ben. Die vielfach gezeigte Unsicherheit des Zeugen Darstellung des Zeugen Wienand über den Verlauf Steiner und der Zeugen Baeuchle bei den Verneh- der Gespräche nicht als widerlegt anzusehen ist. mungen zu diesem Fragenkomplex spricht dafür, daß ihre Aussagen eine eindeutige Wertung nicht Allerdings hat er selbst bemerkt, daß die einzelnen zulassen. Denn keiner der vernommenen Zeugen Komplexe der Unterhaltung nicht immer sauber ge- vermochte sich dahingehend festzulegen, daß der trennt voneinander behandelt worden sind (11/5). Zeuge Wienand dem Zeugen Steiner ein Angebot Es ist daher nicht auszuschließen, daß die Gesprächs- gemacht hat. teilnehmer seine Darlegungen in eine Beziehung zu den Schwierigkeiten des Zeugen Steiner brachten, So hat die Zeugin Baeuchle bekundet, auf die dieser im Fall eines offenen Bekenntnisses für jeden Fall habe der Zeuge Wienand die Mög- , die Ostverträge befürchtete. Deshalb kann dahinge- lichkeiten aufgezählt, einen Abgeordneten ab- stellt bleiben, welche Tatsachen und Motive die zusichern, wenn ihm finanzielle Schwierig- Zeugin Baeuchle bewogen haben, gegenüber dem keiten entstehen würden. Dies sei aber nicht Zeugen Bühringer im November 1972 anzudeuten, genau auf den Zeugen Steiner gemünzt, son- in ihrem Hause sei über Geld gesprochen worden dern allgemein gesprochen gewesen. Sie habe (vgl. Baeuchle und Bühringer 36/64 f., 71, 74, 77, 90). nicht das Gefühl gehabt, daß das Gespräch Ebenso kann offenbleiben, ob die Zeugin Baeuchle darauf hingedeutet habe, daß man jetzt so- in einem Telephongespräch mit dem Zeugen Wie- fort etwas anbieten werde. Der Zeuge Wie- nand, das sie aus Wut über die schlechte Placierung nand habe nicht gesagt, man gebe dem Herrn ihres Ehemannes auf der Landesliste führte, ge- Steiner, sondern man könne evtl. in diesen äußert hat, sie habe gute Lust, etwas zu erzählen, Fällen ... . Es sei abstrakt gewesen. Be- und was sie mit dieser allgemein gefaßten Bemer- fragt, warum sie es denn auf Herrn Steiner kung gemeint haben will. (vgl. Fr. Baeuchle 6/221, bezogen habe, sagte die Zeugin, man habe 235 ff.; 29/221, 227 ff., 232 f.; Wienand, 11/36, 38, damals schließlich den Herrn Steiner erwartet 102; 12/22 ff.; 29/222 f., 225 f., 231) und sonst niemanden. Es kann nämlich nicht ausgeschlossen werden, daß (6/224 bis 226, 238 f.; 29/182, 189 f., 192, 195 a) die Selbstenthüllungen des Zeugen Steiner vor der Auch der Zeuge Baeuchle hat ausgesagt, die Öffentlichkeit im Mai 1973 dazu geführt haben, daß Aufzählung der Möglichkeiten sei nicht auf die Zeugen Baeuchle Vorgänge, die ihnen zum Zeit-- punkt des Geschehens unverfänglich erschienen, die Person des Zeugen Steiner bezogen, son- nachträglich anders bewertet haben, wobei dahin- dern ganz allgemein gehalten gewesen; im gestellt bleiben mag, ob bewußt oder unbewußt. Da- übrigen sei er sich bis zu diesem Tage (dem für spricht vor allem folgende Aussage des Zeugen Tag seiner Vernehmung vor dem Untersu- Baeuchle: chungsausschuß) noch nicht im klaren dar- über, ob dies ernsthaft gemeint gewesen sei. — Als ihm der Zeuge Steiner im Sommer 1972 gesagt habe, der Besuch in Schelklingen habe (6/87, 132 f., 146 f.) sich gelohnt, sei ihm, dem Zeugen Baeuchle, Bei seiner ersten Vernehmung hat der Zeuge nicht ganz klar gewesen, wie er dieses zu ver- Steiner bekundet, er habe die Äußerungen stehen gehabt habe. Heute erscheine ihm des Zeugen Wienand an sich nicht direkt auf diese Aussage in einem anderen Licht als da- sich bezogen. Auf Vorhalt dieser Aussage mals; heute könne er sich einen Vers darauf gegenüber seiner späteren, er habe sie auf machen. sich bezogen, antwortete er, daß nicht kon- (6/90, 99, 101) kret gesagt worden sei: „Herr Steiner, wenn sie das tun, gebe ich Ihnen diesen und diesen Somit ist nicht erwiesen, daß bei den Gesprächen Betrag." Es sei kein direktes Angebot gewe in Schelklingen zwangsläufig der Eindruck entste-
Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode Drucksache 7/1803 hen mußte, daß die Ausführungen des Zeugen Wie- Die Aussagen des Zeugen Steiner bei seinen Ver- nand über Abfindungsmodalitäten auf den Zeugen nehmungen vor dem Ausschuß lassen sich dahin Steiner bezogen sein sollten. Weiterhin ist nicht er- gehend zusammenfassen: wiesen, daß der Zeuge Wienand dies bezweckte. — Nachdem er in Gesprächen am 25. oder Der Zeuge Wienand hat seine Reise nach Schelk- 26. April 1972 mit dem Zeugen Wienand ver- lingen mit der Absicht erklärt, einbart habe, sich gegen Zahlung von 50 000 DM der Stimme zu enthalten, habe er bei der — er habe es als eine Aufgabe angesehen, die Abstimmung über den konstruktiven Miß- Ratifizierung der Verträge sicherzustellen. Er trauensantrag am 27. April 1972 eine weiße würde es für einen unverzeihlichen Unterlas- Stimmkarte abgegeben. Nach Bekanntgabe sungsfehler halten, sich nicht darum zu küm- des Abstimmungsergebnisses habe ein Tele- mern, wenn ihm von einem Fraktionsmitglied fongespräch zwischen ihm und dem Zeugen gesagt würde, da sei einer von der Opposi- Wienand stattgefunden, aufgrund dessen er tion, der in vielen Gesprächen gefestigt wor- sich noch am frühen Nachmittag in das Büro den sei, gegen die Ostpolitik der eigenen des Zeugen Wienand ins Alte Hochhaus be- Partei und für die Verträge. geben habe. Dort habe ihn der Zeuge Wie- (11/55) nand erwartet und ihm einen vorbereiteten Daraus folgt aber nicht, daß der Zeuge Wienand Briefumschlag übergeben, der fünfzig Eintau- dieses Ziel durch Einsatz unlauterer Mittel erreichen send-Markscheine enthalten habe. wollte. (8/81 ff., 94 ff.) Der Zeuge Wienand hat diese Darstellungen ins- Der Versuch einer unlauteren Beeinflussung des gesamt bestritten. Zeugen Steiner durch den Zeugen Wienand ist so- mit nicht erwiesen. Er hat ausgesagt, weder im Zusammenhang mit dem konstruktiven Mißtrauensvotum Kontakte mit dem Zeugen Steiner gehabt zu II. Gespräche der Zeugen Mertes, Dorn und Steiner haben, noch diesem 50 000 DM gezahlt zu Der Zeuge Steiner hatte seit Ende April Kontakte zu haben. Am 27. April 1972 habe er sein Büro den Zeugen Mertes und Dorn gesucht und sich dabei nicht betreten. als Befürworter der Ostverträge vorgestellt. Bei den (11/27 ff.; 31/34 ff.) politischen Gesprächen zwischen den genannten Zeu- Da diese Aussagen in unvereinbarem Widerspruch gen ging es bis zum Zeitpunkt der Abstimmung über zueinander stehen, hat der Untersuchungsausschuß die Ostverträge am 17. Mai 1972 um die Frage, ob geprüft, ob sonstige Tatsachen für die Beurteilung nicht durch Initiativen gegenüber anderen CDU-Ab- der Glaubhaftigkeit der einen oder anderen Aus- geordneten versucht werden könnte, weitere Befür- sage von Bedeutung sein könnten. Hierbei war vor worter zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, allem auf weitere Zeugenaussagen zurückzugreifen. regte der Zeuge Steiner gegenüber den Zeugen Die Schilderung der Einzelheiten über Verabredung Moersch und Dorn in der Zeit um den 10. Mai 1972 und Geldübergabe durch den Zeugen Steiner hat er- insbesondere die Verschiebung der Abstimmung um geben, daß nur eine Zeugin einen Teil seiner Dar- eine Woche an. Weder hat der Zeuge Steiner be- stellung hätte bestätigen können, nämlich die Sekre- hauptet noch ergeben sich sonstige Anhaltspunkte tärin des Zeugen Wienand, Frau Tetzlaff. Denn der dafür, daß bei diesen Gesprächen versucht worden Zeuge Steiner hat folgendes ausgesagt: ist, den Zeugen Steiner zu einer Stimmabgabe für die Ostverträge in unlauterer Weise zu beeinflussen. — Als er am 27. April 1972 in das Büro des Zeugen Wienand gegangen sei, um das Geld (15/6 ff., 52 ff., 129 ff.) abzuholen, habe er an der Tür des Vorzim- mers des Zeugen Wienand angeklopft. Die B. Ist die Entscheidung des Zeugen Steiner über Zeugin Frau Tetzlaff habe geöffnet. Er habe seine Stimmabgabe bei der Abstimmung über keinen Namen genannt, weil er nicht gewußt den Mißtrauensantrag in unlauterer Weise be- habe, inwieweit das vorangegangene fern- einflußt worden oder ist eine solche Beein- mündliche Gespräch zwischen dem Zeugen flussung versucht worden? Wienand und ihm streng vertraulich gewesen sei. Die Zeugin Tetzlaff habe gesagt, er sei Wesentlicher Gegenstand der Untersuchungen war der Herr, auf den der Zeuge Wienand warte. die Behauptung des Zeugen Steiner, er habe sich Sie habe ihn gleich hineingeleitet und dabei durch Zahlung von 50 000 DM dazu beeinflussen las- gesagt, der Besucher sei da. sen, sich am 27. April 1972 bei der Abstimmung über (8/96; 28/171; 31/9) den konstruktiven Mißtrauensantrag der CDU/CSU- Der Zeuge Wienand sei allein in seinem Zim- Fraktion der Stimme zu enthalten. mer gewesen. Er habe seiner Mappe ein neu- trales Kuvert entnommen und ihm übergeben. I. Behauptete Gespräche und Verhandlungen der In diesem Augenblick sei die Zeugin Tetzlaff Zeugen Steiner und Wienand unvorbereitet hereingekommen, und der Zeu- Der Ausschuß hatte dabei zu ermitteln, ob eine ge Wienand habe nur noch gesagt — er habe solche Beeinflussung durch den Zeugen Wienand es ganz geschickt angefangen —: „Das sind stattgefunden hat, wie es der Zeuge Steiner in einer Ihre Unterlagen, die Sie suchen." (Später: Veröffentlichung der Illustrierten „Quick" behaup- „Herr Kollege, nicht, nehmen Sie Ihre Sachen tet hatte. mit.") Er habe das Kuvert eingesteckt und