Regionales Raumordnungsprogramm für den Landkreis

ENTWURF 2015 (Stand: September 2015)

► Vorwort (erst in Endfassung des Regionalen Raumordnungsprogramms) ► Satzung (erst in Endfassung des Regionalen Raumordnungsprogramms) ► Beschreibende Darstellung ► Zeichnerische Darstellung Blatt Nord und Süd ► Begründung ► Umweltbericht

Regionales Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis

ENTWURF 2015

Beschreibende Darstellung

I N H A L T II

I N H A L T A B K Ü R Z U N G E N ...... 4

1 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR GESAMTRÄUMLICHEN ENTWICKLUNG DES LANDKREISES HEIDEKREIS ...... 1 1.1 Entwicklung der räumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis ...... 1 1.2 Einbindung in die norddeutsche und europäische Entwicklung ...... 2

2 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER SIEDLUNGS- UND VERSORGUNGSSTRUKTUR ...... 3 2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur ...... 3 2.1.1 Schwerpunkt- und Entwicklungsaufgaben ...... 4 2.1.2 Vorranggebiete industrielle Anlagen ...... 4 2.2 Entwicklung der Zentralen Orte ...... 5 2.3 Entwicklung der Versorgungsstrukturen ...... 6

3 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER FREIRAUMSTRUKTUREN UND FREIRAUMNUTZUNGEN ...... 9 3.1 Entwicklung eines landesweiten Freiraumverbundes und seiner Funktionen ... 9 3.1.1 Elemente und Funktionen des landesweiten Freiraumverbundes ...... 9 3.1.2 Bodenschutz ...... 9 3.1.3 Natur und Landschaft ...... 10 3.1.4 Natura 2000 ...... 11 3.1.5 Entwicklung der Großschutzgebiete ...... 11 3.1.6 Kulturlandschaften und kulturelle Sachgüter ...... 12 3.2 Entwicklung der Freiraumnutzungen ...... 12 3.2.1 Landwirtschaft...... 12 3.2.2 Forstwirtschaft ...... 13 3.2.3 Rohstoffgewinnung ...... 14 3.2.4 Erholung und Tourismus ...... 15 3.2.5 Wassermanagement, Wasserversorgung, Hochwasserschutz ...... 16

4 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER TECHNISCHEN INFRASTRUKTUR UND DER RAUMSTRUKTURELLEN STANDORTPOTENTIALE ...... 19 4.1 Mobilität, Verkehr, Logistik ...... 19 4.1.1 Entwicklung der technischen Infrastruktur, Logistik ...... 19 4.1.2 Schienenverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Fahrradverkehr ...... 19 4.1.3 Straßenverkehr ...... 21 4.1.4 Luftverkehr ...... 21 4.2 Energie ...... 21 4.3 Sonstige Standort- und Flächenanforderungen ...... 23 4.3.1 Altlasten ...... 23

I N H A L T III

4.3.2 Militärische Verteidigung ...... 23 4.3.3 Abfallwirtschaft ...... 24

A B K Ü R Z U N G E N IV

A B K Ü R Z U N G E N

BauGB Baugesetzbuch BGBl. Bundesgesetzblatt BImSchV Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Art. 1 d. V. zur Neufassung und Ände- rung von Verordnungen zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes) BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz – Gesetz über Naturschutz und Land- schaftspflege BSG besondere Schutzgebiete BVerwG Bundesverwaltungsgericht DB Deutsche Bahn dB (A) Dezibel DFS Deutsche Flugsicherung FFH Fauna-Flora-Habitat FStrG Bundesfernstraßengesetz LAI Länderausschuss Immissionsschutz LROP Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen ML Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Ver- braucherschutz und Landesentwicklung - Raumordnung und Lan- desentwicklung MS Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit NAGBNatSchG Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzge- setz NWaldLG Niedersächsisches Gesetz über den Wald und die Landschaftsord- nung NWG Niedersächsisches Wassergesetz NLWKN Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz OVG Oberverwaltungsgericht ROG Raumordnungsgesetz RROP Regionales Raumordnungsprogramm TA Lärm Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm

1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis 1

Anmerkung: In der Beschreibenden Darstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms wird zwi- schen verbindlichen Zielen (Fettdruck) und Grundsätzen (Normaldruck) der Raumord- nung unterschieden.

1 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR GESAMTRÄUMLICHEN ENTWICKLUNG DES LANDKREISES HEIDEKREIS 1.1 Entwicklung der räumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis 01 Die Grundsätze zur gesamträumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis orientieren sich an den Leitvorstellungen und den Grundsätzen der Raumordnung der §§ 1 und 2 Raumordnungsgesetz des Bundes (ROG) und den Grundsätzen des § 2 Niedersächsi- sches Raumordnungsgesetz (NROG). 02 Leitvorstellung ist eine nachhaltige räumliche Entwicklung des Landkreises Heidekreis. Diese soll die sozialen und wirtschaftlichen Ansprüche an den Raum mit seinen ökologi- schen Funktionen in Einklang bringen und zu einer dauerhaften, großräumig ausgewoge- nen Ordnung mit gleichwertigen Lebensverhältnissen führen. (LROP 1.1 02) 03 Planungen und Maßnahmen zur Entwicklung der räumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis sollen zu nachhaltigem Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Es sollen ► die Funktionsfähigkeit der Raum- und Siedlungsstruktur sowie der Infrastruktur gesi- chert und durch Vernetzung verbessert werden, ► die Raumansprüche bedarfsorientiert, funktionsgerecht, Kosten sparend und umwelt- verträglich befriedigt werden, ► flächendeckend Infrastruktureinrichtungen der Kommunikation, Voraussetzungen der Wissensvernetzung und Zugang zu Information geschaffen und weiterentwickelt wer- den. Dabei sollen ► die natürlichen Lebensgrundlagen gesichert und die Umweltbedingungen verbessert werden, ► belastende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Menschen, Tieren und Pflanzen vermieden oder vermindert werden, ► die Folgen für das Klima berücksichtigt und die Möglichkeiten zur Eindämmung des Treibhauseffektes genutzt werden, ► die Möglichkeiten zur Anpassung von Raum- und Siedlungsstrukturen an die Folgen von Klimaänderungen berücksichtigt werden, ► die Möglichkeiten der Reduzierung der Neuinanspruchnahme und Neuversiegelung von Freiflächen ausgeschöpft werden. (LROP 1.1 02) 2 1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis

04 Die Auswirkungen des demografischen Wandels, die weitere Entwicklung der Bevölke- rungsstruktur und die räumliche Bevölkerungsverteilung sind bei allen Planungen und Maßnahmen zu berücksichtigen. (LROP 1.1 03) 05 Der Landkreis Heidekreis soll, als ländlich geprägte Region, sowohl mit seinen gewerb- lich-industriellen Strukturen als auch als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum mit eige- nem Profil erhalten und weiterentwickelt werden. (LROP 1.1 07) 06 Im Landkreis Heidekreis sollen raumstrukturelle Maßnahmen dazu beitragen, ge- schlechtsspezifische Nachteile abzubauen. Bei raumbedeutsamen Planungen und Maß- nahmen sind die geschlechtsspezifischen Wirkungen zu berücksichtigen. (LROP 1.1 11) 1.2 Einbindung in die norddeutsche und europäische Entwicklung 01 Kooperationen zwischen den Verdichtungsräumen Bremen, Hamburg sowie Hannover und dem Landkreis Heidekreis sollen auf der Grundlage gemeinsamer und sich ergän- zender Ressourcen und Potentiale initiiert, intensiviert und ausgebaut werden. Dazu sind die bestehenden überregionalen Kooperationen des Landkreises Heidekreis mit ► dem Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover, ► der Metropolregion Hamburg, ► der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg weiterzuentwickeln. (LROP 1.1 09, 1.2 05) 2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur 3

2 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER SIEDLUNGS- UND VERSORGUNGSSTRUKTUR 2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur 01 Im Landkreis Heidekreis soll eine vielfältige, regionaltypische, ökologisch angepasste und an den Bedürfnissen Bevölkerungsgruppen ausgerichtete Siedlungsstruktur erhalten und entwickelt werden. (LROP 2.1 01) 02 Die Siedlungsentwicklung im Landkreis Heidekreis hat bedarfsgerecht und auf das zentralörtliche System ausgerichtet zu erfolgen. (LROP 2.1 01) 03 Vorrangig soll sich die weitere Siedlungsentwicklung auf die Hauptachsen des öffentlichen Personennahverkehrs konzentrieren. (LROP 2.1 02) 04 Bei allen Maßnahmen der Siedlungsentwicklung ist ein sparsamer Flächenver- brauch zu gewährleisten. Einer Inanspruchnahme von Freiflächen sind Maßnahmen der Innenentwicklung und die Umgestaltung vorhandener Siedlungsflächen vorzu- ziehen. (LROP 2.1 01) Dabei ist ein sorgfältiger Umgang mit innerörtlichen Freiflächen sowie eine ökologisch und landschaftsästhetisch verträgliche Gestaltung der Siedlungsränder und siedlungsnahen Bereiche zu berücksichtigen. Auf die Erhaltung und Schaffung von Siedlungsbereichen mit guter Durchgrünung durch Großbäume, Parks, Grünstreifen, Wiesenflächen und an- derem ist zu achten. (LROP 2.1 01) 05 Die Siedlungsentwicklung ist vorrangig auf die Zentralen Siedlungsgebiete der Zentralen Orte auszurichten. (LROP 2.1 02) 06 Außerhalb der Zentralen Siedlungsgebiete hat die weitere Siedlungsentwicklung im Rahmen der Eigenentwicklung zu erfolgen. (LROP 2.1 02) 07 Einer Zersiedlung der Landschaft ist durch eine Konzentration von Siedlungsflä- chen entgegenzuwirken. 08 Touristische Einrichtungen und Großprojekte sollen dazu beitragen, die Lebens- und Er- werbsbedingungen der ansässigen Bevölkerung zu verbessern, den Tourismus einer Re- gion zu stärken und die traditionellen Formen des Fremdenverkehrs und des Städtetou- rismus zu ergänzen und zu beleben. (LROP 2.1 05) 09 Durch die Realisierung von touristischen Großprojekten dürfen historisch wertvolle Kulturlandschaften sowie gewachsene Siedlungs-, Versorgungs- und Nutzungs- 4 2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur strukturen nicht wesentlich beeinträchtigt und der Erholungswert der Landschaft nicht gefährdet werden. (LROP 2.1 05) 10 Die Einrichtungen sollen räumlich und infrastrukturell an Zentrale Orte angebunden sein. (LROP 2.1 05) 2.1.1 Schwerpunkt- und Entwicklungsaufgaben 01 Für die Städte und Gemeinden im Landkreis Heidekreis werden folgende Entwick- lungsaufgaben als Ziele der Raumordnung in der Zeichnerischen Darstellung fest- gelegt: ► »Standort Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten«, ► »Standort Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Arbeitsstät- ten«, ► »Standort besondere Entwicklungsaufgabe Erholung« (siehe Kapitel 3.2.4 06), ► »Standort besondere Entwicklungsaufgabe Tourismus« (siehe Kapitel 3.2.4 06), ► »Regional bedeutsamer Erholungsschwerpunkt« (siehe Kapitel 3.2.4 07). (LROP 1.1 04) 02 Zur Sicherung und Entwicklung eines bedarfsgerechten Angebots an Wohnraum werden die in der Begründung aufgeführten Zentralen Orte als »Standort Schwer- punktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. 03 Zur Sicherung und Entwicklung eines bedarfsgerechten Angebots an Arbeitsstätten werden die in der Begründung aufgeführten Zentralen Orte als »Standort Schwer- punktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Arbeitsstätten« in der Zeichneri- schen Darstellung festgelegt. 2.1.2 Vorranggebiete industrielle Anlagen 01 In der Zeichnerischen Darstellung ist der Industriepark auf dem Gebiet der Gemeinde als »Vorranggebiet industrielle Anlagen und Gewerbe« fest- gelegt. Im Vorranggebiet müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangig festgelegten Zweckbestimmung vereinbar sein.

2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur 5

2.2 Entwicklung der Zentralen Orte 01 Zentrale Orte sind Oberzentren, Mittelzentren und Grundzentren. Die Funktionen der Ober-, Mittel- und Grundzentren sind zum Erhalt einer dauerhaften und ausge- wogenen Siedlungs- und Versorgungsstruktur in allen Landesteilen zu sichern und zu entwickeln. (LROP 2.2 01) 02 Art und Umfang der zentralörtlichen Einrichtungen und Angebote sind an der Nach- frage der zu versorgenden Bevölkerung und der Wirtschaft im Verflechtungsbe- reich auszurichten. Die Leistungsfähigkeit der Zentralen Orte ist der jeweiligen Festlegung entsprechend zu sichern und zu entwickeln. (LROP 2.2 03) 03 Die Oberzentren sind durch die jeweilige Landesplanung abschließend festgelegt. In Oberzentren sind zentralörtliche Einrichtungen und Angebote für den spezialisierten höhe- ren Bedarf zu sichern und zu entwickeln. Für den Landkreis Heidekreis übernehmen ► Bremen, ► Celle, ► Hamburg, ► Hamburg-Harburg, ► Hannover und ► Lüneburg oberzentrale Bedeutung, diese ist zu beachten. (LROP 2.2 03) 04 Durch das Landes-Raumordnungsprogramm als Mittelzentren abschließend festge- legt sind im Landkreis Heidekreis die Städte ► Munster, ► Soltau und ► Walsrode. In den Mittelzentren sind zentralörtliche Einrichtungen und Angebote für den geho- benen Bedarf zu sichern und zu entwickeln. (LROP 2.2 01, 03, 05) 05 Als Standorte mit der zentralörtlichen Aufgabe eines Grundzentrums werden im Regionalen Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis festgelegt ► , ► Bispingen, ► Bomlitz, ► , ► Neuenkirchen, 6 2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur

► Schneverdingen, ► Schwarmstedt, ► und ► Wietzendorf. In den Grundzentren sind zentralörtliche Einrichtungen und Angebote für den für den allgemeinen täglichen Grundbedarf zu sichern und zu entwickeln. (LROP 2.2 01 + 03) 06 Außerhalb der Zentralen Orte sind Einrichtungen und Angebote zur wohnortbezo- genen Nahversorgung der Bevölkerung zu sichern und zu entwickeln. (LROP 2.2 02) 07 Die sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und administrativen Einrichtungen sind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen in den zentra- len Orten zu konzentrieren. Die ausreichende Erreichbarkeit durch den ÖPNV und den MIV ist sicherzustellen. (LROP 2.2 02) 08 Zentrale Orte sind in dem Regionalen Raumordnungsprogrammen im Benehmen mit den Gemeinden räumlich als zentrale Siedlungsgebiete festzulegen. Zu den Zentralen Siedlungsgebieten zählen die Kernorte der festgelegten Mittel- und Grundzentren. (LROP 2.2 02) 2.3 Entwicklung der Versorgungsstrukturen 01 Zur Herstellung dauerhaft gleichwertiger Lebensverhältnisse sollen die Angebote der Da- seinsvorsorge und die Versorgungsstrukturen in allen Teilräumen in ausreichendem Um- fang und in ausreichender Qualität gesichert und entwickelt werden. Eine Anpassung der Einrichtungen und Angebote an die zentralörtliche Funktion der jeweiligen Gemeinde ist dabei zu beachten. Die Angebote sollen unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen von jungen Familien und der Mobilität der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen sowie der sich abzeichnenden Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung, der Alters- und der Haushaltsstruktur bedarfsgerecht in allen Teilräumen gesichert und entwickelt werden. Sie sollen auch im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung einander räumlich zweck- mäßig zugeordnet werden und den spezifischen Mobilitäts- und Sicherheitsbedürfnissen der Bevölkerung Rechnung tragen. Öffentliche Einrichtungen und Angebote der Daseinsvorsorge für Kinder und Jugendliche sollen möglichst ortsnah in zumutbarer Entfernung vorgehalten werden. (LROP 2.3 01)

2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur 7

02 Alle Gemeinden sollen für ihre Bevölkerung ein zeitgemäßes Angebot an Einrichtungen und Angeboten des allgemeinen täglichen Grundbedarfs bei angemessener Erreichbar- keit sichern und entwickeln. Maßstab der Sicherung und Angebotsverbesserung in der überörtlichen Daseinsvorsorge soll ein auf die gewachsenen Siedlungsstrukturen, die vorhandenen Bevölkerungs- und Wirtschaftsschwerpunkte und die vorhandenen Standortqualitäten ausgerichtetes, tragfä- higes Infrastrukturnetz sein. Im Hinblick auf die sich abzeichnenden Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur sollen frühzeitig regional und interkommunal abgestimmte Anpassungs- und Modernisierungsmaßnahmen zur Sicherung und Entwick- lung der überörtlichen Daseinsvorsorge eingeleitet werden. (LROP 2.2 02) 03 Verkaufsfläche und Warensortiment von Einzelhandelsgroßprojekten müssen der zentralörtlichen Versorgungsfunktion und dem Verflechtungsbereich des jeweiligen Zentralen Ortes entsprechen (Kongruenzgebot). Der Umfang neuer Flächen bestimmt sich auch aus den vorhandenen Versor- gungseinrichtungen und der innergemeindlichen Zentrenstruktur. Als Verflechtungsbereich für grundzentrale Funktionen gilt jeweils das Gebiet der Einheits- bzw. Samtgemeinde. (LROP 2.2 03) 04 Neue Einzelhandelsgroßprojekte sind nur innerhalb des zentralen Siedlungsgebie- tes des jeweiligen Zentralen Ortes zulässig (Konzentrationsgebot). (LROP 2.2 03) 05 Neue Einzelhandelsgroßprojekte, deren Kernsortimente innenstadtrelevant sind, sind nur innerhalb der städtebaulich integrierten Lagen zulässig (Integrationsge- bot). Diese Flächen müssen in das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs ein- gebunden sein. (LROP 2.2 03) 06 Neue Einzelhandelsgroßprojekte mit nicht innenstadtrelevanten Kernsortimenten sind auch außerhalb der städtebaulich integrierten Lagen an verkehrlich gut er- reichbaren Standorten innerhalb des zentralen Siedlungsgebietes des Zentralen Ortes zulässig, ► wenn die Verkaufsfläche für innenstadtrelevante Randsortimente nicht mehr als 10 vom Hundert der Gesamtverkaufsfläche und höchstens 800 qm beträgt oder ► wenn sich aus einem verbindlichen regionalen Einzelhandelskonzept die Raumverträglichkeit eines größeren Randsortiments ergibt und sichergestellt wird, dass der als raumordnungsverträglich zugelassene Umfang der Verkaufs- fläche für das innenstadtrelevante Randsortiment auf das geprüfte Einzelhan- delsgroßprojekt beschränkt bleibt. (LROP 2.2 03) 07 Neue Einzelhandelsgroßprojekte sind interkommunal abzustimmen (Abstimmungs- gebot). (LROP 2.2 03) 8 2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur

08 Ausgeglichene Versorgungsstrukturen und deren Verwirklichung, die Funktionsfä- higkeit der Zentralen Orte und integrierter Versorgungsstandorte sowie die ver- brauchernahe Versorgung der Bevölkerung dürfen durch neue Einzelhandelsgroß- projekte nicht wesentlich beeinträchtigt werden (Beeinträchtigungsverbot). (LROP 2.2 03) 09 Hersteller-Direktverkaufszentren sind Einzelhandelsgroßprojekte und aufgrund ihrer besonderen Ausprägung und Funktion nur zulässig, wenn sie den Anforde- rungen der Sätze 01 bis 08 entsprechen. (LROP 2.2 03) 10 Zur Verbesserung der Grundlagen für regionalbedeutsame Standortentscheidungen von Einzelhandelsprojekten sollen von den Gemeinden regionale Einzelhandelskonzepte er- stellt werden und in erforderlichen Abständen fortgeschrieben werden. (LROP 2.2 03) 11 Rechtskräftige Bebauungspläne sollen an die geltende Fassung des § 11 Abs. 3 ange- passt werden. Einzelhandel in Gewerbe- und Industriegebieten soll möglichst auch unter- halb der Schwelle der Großflächigkeit ausgeschlossen werden. 12 Aufgrund der Ergebnisse des »Konsensprojektes großflächiger Einzelhandel im Erweiter- ten Wirtschaftsraum Hannover« soll bei regional bedeutsamen Einzelhandelsvorhaben eine Abstimmung mit den benachbarten Trägern der Regionalplanung und den Partnern des »Netzwerkes Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover« erfolgen. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 9

3 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER FREIRAUMSTRUKTUREN UND FREIRAUMNUTZUNGEN 3.1 Entwicklung eines landesweiten Freiraumverbundes und seiner Funktionen 3.1.1 Elemente und Funktionen des landesweiten Freiraumverbundes 01 Die nicht durch Siedlungs- oder Verkehrsflächen in Anspruch genommenen Freiräume sollen zur Erfüllung ihrer vielfältigen Funktionen insbesondere bei der Sicherung der na- türlichen Lebensgrundlagen, dem Erhalt der Kulturlandschaften, der landschaftsgebunde- nen Erholung sowie der Land- und Forstwirtschaft erhalten werden. 02 Klimaökologisch bedeutsame Freiflächen sollen im Landkreis Heidekreis gesichert und entwickelt werden. (LROP 3.1.1 01) 03 Im Landkreis Heidekreis ist die weitere Inanspruchnahme von Freiräumen für die Siedlungsentwicklung, den Ausbau von Verkehrswegen und sonstigen Infrastruk- tureinrichtungen zu minimieren. 04 Bei der Planung von raumbedeutsamen Nutzungen im Außenbereich sollen möglichst große unzerschnittene und von Lärm unbeeinträchtigte Räume erhalten, naturbetonte Bereiche ausgespart und die Flächeninanspruchnahme minimiert werden. (LROP 3.1.1 02) 05 Siedlungsnahe Freiräume sollen im Landkreis Heidekreis erhalten und in ihren ökologi- schen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen gesichert und entwickelt werden. (LROP 3.1.1 03) 3.1.2 Bodenschutz 01 Böden sollen im Landkreis Heidekreis als Lebensgrundlage und Lebensraum, zur Erhal- tung der biologischen Vielfalt und in ihrer natürlichen Leistungs- und Funktionsfähigkeit gesichert und entwickelt werden. Flächenbeanspruchende Maßnahmen sollen dem Grundsatz des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden entsprechen; dabei sollen Möglichkeiten der Innenentwicklung und der Wiedernutzung brachgefallener Industrie-, Gewerbe- und Militärstandorte genutzt werden. (LROP 3.1.1 04) 02 Böden mit besonderen Standorteigenschaften, naturnahe Böden, Böden mit naturge- schichtlicher Bedeutung und seltene Böden sollen möglichst erhalten sowie in ihrer Funk- tion und in ihrem Wert geschützt werden. (LROP 3.1.1 04) 10 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

03 Böden mit einem hohen natürlichen Ertragspotential sollen vor weiterer Inanspruchnahme geschützt und für eine ordnungsgemäße Landwirtschaft genutzt werden. In der Zeichneri- schen Darstellung sind diese Böden als »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft« -auf Grund hohen Ertragspotenzials- festgelegt. (LROP 3.1.1 04) 04 In den Wassergewinnungsgebieten und Gebieten mit geringer Grundwasserüberdeckung sind Beeinträchtigungen des Bodenwasserhaushalts zu vermeiden. (LROP 3.1.1 04) 05 Belastete Böden sind zu erfassen, ihr Gefährdungspotential ist zu bewerten, langfristig sind sie zu sanieren und einer raumverträglichen Nutzung zuzuführen. (LROP 4.3 01) 3.1.3 Natur und Landschaft 01 Natur und Landschaft sind im besiedelten und unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen sowie zu entwickeln, dass die biologische Vielfalt, die Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts, die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungs- wert von Natur und Landschaft nachhaltig gesichert sind. Zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswer- tes von Natur und Landschaft sollen insbesondere Naturlandschaften und historisch ge- wachsene Kulturlandschaften vor Verunstaltung, Zersiedlung und sonstigen Beeinträchti- gungen bewahrt werden. Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen Natur und Landschaft beson- ders berücksichtigt werden. (LROP 3.1.2 01) 02 Zur nachhaltigen Sicherung von heimischen Tier- und Pflanzenarten und deren Po- pulationen einschließlich ihrer Lebensräume und Lebensgemeinschaften sowie zur Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen ist im Landkreis Heidekreis ein regionaler Biotopverbund auf- zubauen. Dabei sollen neben Flächen mit regionaler Bedeutung für den Biotopverbund auch Landschaftselemente Berücksichtigung finden, für die der Heidekreis eine besonde- re überregionale Verantwortung trägt. Auf Ebene der Regionalplanung werden zur Unterstützung der Umsetzung dieses Ziels in der Zeichnerischen Darstellung Vorbehaltsgebiete und Vorranggebiete Natur und Land- schaft, Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft, Vorranggebiete Grün- landbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung sowie Vorranggebiete Natura 2000 festge- legt. (LROP 3.1.2 02) 03 Für Natur und Landschaft besonders wertvolle Gebiete mit internationaler, nationa- ler, landesweiter und regionaler Bedeutung im Landkreis Heidekreis sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiete Natur und Landschaft« festgelegt. In den »Vorranggebieten Natur und Landschaft« müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein. (LROP 3.1.2 05) 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 11

04 Weitere für Natur und Landschaft wertvolle Gebiete sind in der Zeichnerischen Darstel- lung als »Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft« festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass die Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für Natur und Landschaft mög- lichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.1.2 05) 05 Großräumig unzerschnittene Räume im Landkreis Heidekreis sollen auf Grund ihrer be- sonderen Bedeutung für Natur und Landschaft sowie die naturnahe ruhige Erholung vor Zerschneidung durch raumbedeutsame Verkehrswege, Freileitungen sowie der Inan- spruchnahme durch Siedlungserweiterungen langfristig bewahrt werden. (LROP 3.1.1 02) 06 Grünlandgebiete im Landkreis Heidekreis mit besonderer Bedeutung für den Natur- schutz und die Landschaftspflege, die sich außerhalb von »Vorranggebieten Natur und Landschaft« befinden, werden in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorrang- gebiete Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung« festgelegt. Grünlandumbruch ist innerhalb der »Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, - pflege und -entwicklung« nicht zulässig. Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen müssen mit der vorrangigen Zweck- bestimmung der »Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, -pflege und - entwicklung« vereinbar sein. (LROP 3.1.2 05) 3.1.4 Natura 2000 01 Die im Landkreis Heidekreis gelegenen Gebiete des europäischen ökologischen Netzes Natura 2000 sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiete Natura 2000« festgelegt. Die »Vorranggebiete Natura 2000« sind entsprechend ihrer jeweiligen Erhaltungs- ziele zu sichern. (LROP 3.1.3 01) 02 In den »Vorranggebieten Natura 2000« sind raumbedeutsame Planungen und Maß- nahmen nur unter den Voraussetzungen des § 34 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) zulässig. (LROP 3.1.3 02) 3.1.5 Entwicklung der Großschutzgebiete 01 In dem überregional bedeutsamen »Naturpark Lüneburger Heide« soll die Kulturland- schaft von besonderer Eigenart und Schönheit erhalten und entwickelt, die nachhaltige Regionalentwicklung unterstützt, das Naturerleben gefördert und landschaftsschonende Erholungsangebote entwickelt sowie das Umweltbewusstsein gestärkt werden. 12 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

3.1.6 Kulturlandschaften und kulturelle Sachgüter 01 Die Kulturlandschaften im Landkreis Heidekreis sollen erhalten und entwickelt werden, um historische Landnutzungsformen und Siedlungsstrukturen sowie prägende Landschafts- strukturen und Naturdenkmale dauerhaft zu erhalten. Bei raumbedeutsamen Planung und Maßnahmen sollen diese weitestgehend berücksich- tigt werden. 02 Regional bedeutsame kulturelle Sachgüter, dazu zählen u.a. historische Bausubstanzen, historische Gärten und Parkanlagen, einzelne Kultur- und Bodendenkmale sowie histo- risch wertvolle Gegenstände, sollen nach Möglichkeit im Ensemble, an ihrem ursprüngli- chen Standort und in ihrem Kulturzusammenhang gesichert und erhalten werden. In der Zeichnerischen Darstellung sind regional bedeutsame kulturelle Sachgüter im Landkreis Heidekreis als »Vorbehaltsgebiet kulturelles Sachgut« festgelegt. Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen diese möglichst berücksichtigt werden. 3.2 Entwicklung der Freiraumnutzungen 3.2.1 Landwirtschaft 01 Die Landwirtschaft soll im Landkreis Heidekreis aufgrund ihrer vielfältigen Bedeutung für den Erhalt der Kulturlandschaft und der ländlichen Siedlungsstruktur, für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion, für die Produktion nachwachsender Rohstoffe, für die nachhal- tige Energiegewinnung auf Basis erneuerbarer Energieträger, für den Natur- und Klima- schutz und für die Erholung und den Tourismus erhalten und gesichert werden. (LROP 3.2.1 01) 02 Zum Schutz des Bodens als landwirtschaftliche Produktionsgrundlage werden Gebiete mit mittlerem, hohem, sehr hohem und äußerst hohem standortbezogenen natürlichen acker- baulichen Ertragspotential als »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund hohen Er- tragspotentials« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass die »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund hohen Ertragspotentials« in ihrer Eig- nung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. 03 Bestimmte Bewirtschaftungsformen der Landwirtschaft haben besondere Bedeutung für den Naturhaushalt, die Landschaftspflege, die Erholung sowie die Gestaltung und Erhal- tung der ländlichen Räume. Diese Gebiete werden als »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund besonderer Funktionen« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass die »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund besonderer Funktionen« in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.1 01) 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 13

04 Konzepte zur agrarstrukturellen Sicherung und Entwicklung des ländlichen Raums sollen weiterhin Anwendung finden. 3.2.2 Forstwirtschaft 01 Wald soll im Landkreis Heidekreis wegen seines wirtschaftlichen Nutzens, seiner Bedeu- tung für die Umwelt, das Klima, als nachwachsender Rohstoff und für die Erholung der Bevölkerung erhalten, vermehrt und durch eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung nach- haltig gesichert werden. (LROP 3.2.1 02) 02 Zur Sicherung und Entwicklung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Funktionen des Waldes werden regional bedeutsame Waldflächen in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiete Wald« festgelegt. Aus Gründen der Darstellbarkeit sind »Vorbe- haltsgebiete Wald« ab einer Größe von 5 ha in der Zeichnerischen Darstellung abgebil- det. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.1 02) 03 Wald soll durch Verkehrs- und Versorgungstrassen nicht zerschnitten werden. 04 Waldränder sollen im Landkreis Heidekreis aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen von stö- renden Nutzungen und von Bebauung in einem Abstand von mindestens 60 m freigehal- ten werden. (LROP 3.2.1 03) 05 Gebiete, die zur Erhaltung der landschaftlichen Strukturvielfalt von Aufforstung freigehal- ten werden sollen, sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiete von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet« festgelegt. Diese Freiflächen sollen aufgrund ihrer regionalen Bedeutung für Klima, Biotopschutz, Landschaftsbild und Erholung gesichert und entwickelt werden. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.1 04) 06 Für die Erholung bedeutsame Waldflächen sind in Abhängigkeit ihrer Bedeutung für das Landschaftsbild als »Vorbehaltsgebiete Erholung« oder als »Vorranggebiete ruhige Erho- lung in Natur und Landschaft« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für die Erholung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.1 02) 14 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

07 Waldflächen mit sehr hoher Bedeutung für Arten und Biotope sowie historisch alte Waldstandorte sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiete Natur und Landschaft« festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sind so abzustimmen, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für Natur und Land- schaft nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.1 02) 3.2.3 Rohstoffgewinnung 01 Oberflächennahe und tiefliegende Rohstoffvorkommen im Landkreis Heidekreis sind wegen ihrer aktuellen und künftigen Bedeutung als Produktionsfaktor der Wirtschaft und als Lebensgrundlage und wirtschaftliche Ressource für nachfolgen- de Generationen zu sichern. (LROP 3.2.2 01) Für ihre bedarfsgerechte Erschließung und umweltgerechte Nutzung sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vorranggebiete Rohstoffgewinnung« und »Vorbe- haltsgebiete Rohstoffgewinnung« festgelegt. (LROP 3.2.2 01) 02 Großflächige Lagerstätten (25 ha oder größer) im Landkreis Heidekreis von überre- gionaler Bedeutung, die aus landesweiter Sicht für einen Abbau zu sichern sind, werden in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiet Rohstoffgewinnung« festgelegt und räumlich näher konkretisiert. (LROP 3.2.2 02) Überregional und regional bedeutsame oberflächennahe Rohstoffvorkommen im Landkreis Heidekreis sind in der Zeichnerischen Darstellung auf Grundlage der ak- tuellen Rohstoffsicherungskarten als »Vorranggebiete Rohstoffgewinnung« festge- legt. (LROP 3.2.2 06) In den »Vorranggebieten Rohstoffgewinnung« müssen alle raumbedeutsamen Pla- nungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Nutzung vereinbar sein. (LROP 3.2.2 06) Planungen und Maßnahmen außerhalb von »Vorranggebieten Rohstoffgewinnung« dürfen die benachbarte Nutzung Rohstoffgewinnung in den dafür festgelegten Vor- ranggebieten nicht beeinträchtigen. (LROP 3.2.2 02) Durch eine Festlegung von Kompensationsflächen (Flächen für Ausgleich oder Er- satz von Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft) in Vorranggebieten »Roh- stoffgewinnung« darf die vorrangige Nutzung nicht beeinträchtigt den. (LROP 3.2.2 02) 03 Regional bedeutsame oberflächennahe Rohstoffvorkommen im Landkreis Heidekreis sind in der Zeichnerischen Darstellung auf der Grundlage der aktuellen Rohstoffsicherungskar- ten als »Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung« zur Sicherung des langfristigen Bedarfs festgelegt. (LROP 3.2.2 06) 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 15

Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen innerhalb der »Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung« sollen so abgestimmt werden, dass die Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für die Rohstoffgewinnung möglichst nicht beeinträchtigt werden. 04 Durch die in der Zeichnerischen Darstellung festgelegten »Vorranggebiete Roh- stoffgewinnung« von regionaler Bedeutung und »Vorbehaltsgebiete Rohstoffge- winnung« ist, zusammen mit den aus dem Landes-Raumordnungsprogramm über- nommenen »Vorranggebieten Rohstoffgewinnung« von überregionaler Bedeutung, im Landkreis Heidekreis eine langfristige Bedarfsdeckung chert. (LROP 3.2.2 06) Rohstoffvorkommen innerhalb der in der Zeichnerischen Darstellung festgelegten »Vorranggebiete Rohstoffgewinnung« und »Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewin- nung« sind möglichst vollständig auszubeuten. (LROP 3.2.2 01) Neue Abbauvorhaben sind möglichst auf die in der Zeichnerischen Darstellung festgeleg- ten »Vorranggebiete Rohstoffgewinnung« und »Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung« zu konzentrieren. An anderen Standorten sind neue Abbauvorhaben nur im begründeten Ausnahmefall zulässig. Die Folgenutzung von Abbaustätten oberflächennaher Rohstoffe soll mit der unteren Lan- desplanungsbehörde und den Fachbehörden abgestimmt werden. Entwicklungsmöglich- keiten für den Naturschutz und für die naturnahe Erholung sollen dabei besonders be- rücksichtigt werden. 05 Bereiche für obertägige Anlagen zur Förderung, Aufbereitung und Lagerung tieflie- gender Rohstoffe im Landkreis Heidekreis sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiete Rohstoffgewinnung« gesichert. In den »Vorranggebieten Rohstoffgewinnung« müssen alle raumbedeutsamen Pla- nungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Nutzung vereinbar sein. (LROP 3.2.2 09) 3.2.4 Erholung und Tourismus 01 Im Landkreis Heidekreis sollen Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft für die wohnungsnahe Erholung, die Naherholung im Umland der Zentralen Orte sowie zur Stärkung der landschaftsgebundenen Erholung und des Tourismus gesichert und wei- terentwickelt werden. (LROP 3.2.3 01) 02 Der landschaftsgebundene Tourismus soll aufgrund seiner Bedeutung für die wirtschaftli- che Entwicklung des Landkreises Heidekreis gesichert und entwickelt werden. (LROP 3.2.3 01) 03 Durch die Nutzung von Natur und Landschaft für Erholung und Tourismus sollen die öko- logischen Funktionen des Naturhaushalts und das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.3 01) 16 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

04 In der Zeichnerischen Darstellung sind Gebiete, die sich aufgrund ihrer landschaftlichen Vielfalt, Schönheit und Eigenart für die regionale Erholungsnutzung eignen als »Vorbe- haltsgebiete Erholung« festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.3 01) 05 In der Zeichnerischen Darstellung sind Gebiete, die aufgrund ihrer landschaftlichen Attraktivität für naturbezogene, ruhige Erholung und für ungestörtes Erleben der Natur und Landschaft geeignet sind als »Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft« festgelegt. In den »Vorranggebieten ruhige Erholung in Natur und Landschaft« sind alle raum- bedeutsamen Planungen und Maßnahmen so abzustimmen, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.3 01) 06 Zur standortbezogenen Sicherung und Entwicklung der Erholungs- und Tourismus- funktion sind in der Zeichnerischen Darstellung »Standorte besondere Entwick- lungsaufgabe Tourismus« und »Standorte besondere Entwicklungsaufgabe Erho- lung« festgelegt. Diese Standorte sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 2.1 04, 3.2.3 01) 07 Standorte mit regionaler und überregionaler Bedeutung für Naherholung und Tou- rismus sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Regional bedeutsame Erho- lungsschwerpunkte« festgelegt. Diese Erholungsschwerpunkte sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 3.2.3 01) 08 In der Zeichnerischen Darstellung sind Wanderwege von regionaler und überregio- naler Bedeutung für die Nutzungen Wandern und Radfahren als »Regional bedeut- same Wanderwege« festgelegt. Diese Wanderwege sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 3.2.3 01) 09 »Vorranggebiete regional bedeutsame Sportanlagen« für Golfplätze und Flugsport- anlagen werden in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Diese Sportanlagen sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 3.2.3 01) 3.2.5 Wassermanagement, Wasserversorgung, Hochwasserschutz 01 Die Gewässer des Landkreises Heidekreis sollen als Lebensgrundlage des Menschen, als Bestandteil des Naturhaushaltes und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen gesichert werden. (LROP 3.2.4 01) 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 17

Die Gewässer sind nachhaltig zu bewirtschaften. Eine nachteilige Veränderung des Zustandes der Gewässer ist zu vermeiden und Verbesserungen des Zustandes sind anzustreben. (LROP 3.2.4 02) 02 Die Einträge von Nähr- und Schadstoffen in die Oberflächengewässer sind zu ver- ringern. Ziel ist die Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines guten ökologischen und chemi- schen Zustandes der Oberflächengewässer. (LROP 3.2.4 02 + 03) 03 Die Einträge von Nähr- und Schadstoffen in das Grundwasser sind zu verringern. Das Grundwasser ist so zu bewirtschaften, dass keine nachteiligen Veränderungen des mengenmäßigen Zustandes entstehen. Ziel ist die Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines guten mengenmäßigen und chemischen Zustandes des Grundwassers. (LROP 3.2.4 03 + 05) 04 Die Deckung des gegenwärtigen und künftigen Bedarfs der öffentlichen Trinkwas- serversorgung ist im Landkreis Heidekreis sicherzustellen. Die erschlossenen Grundwasservorkommen sind für die öffentliche Trinkwasserversorgung zu si- chern. (LROP 3.2.4 06) Die Versorgung der Bevölkerung des Landkreises Heidekreis ist durch zentrale Wasserversorgungsanlagen zu gewährleisten. Dabei soll eine ortsnahe Wasserversorgung angestrebt werden. (LROP 3.2.4 07) 05 Zur langfristigen Sicherung der Wasserversorgung sind in der Zeichnerischen Dar- stellung »Vorranggebiete Trinkwassergewinnung«, »Vorranggebiete Heilquelle« und »Vorranggebiete Wasserwerk« festgelegt. In diesen Gebieten müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein. (LROP 3.2.4 09) 06 Entsprechend der regionalen Erfordernisse sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vor- behaltsgebiete Trinkwassergewinnung« festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass die Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für die Trinkwassergewinnung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.4 09) 07 Die Sicherheit der Wasserversorgung soll durch Verbindung einzelner Versorgungssys- teme erhöht werden. Zu diesem Zwecke sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vorranggebiete Fern- wasserleitung« festgelegt. (LROP 3.2.4 07) 18 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

08 In der Zeichnerischen Darstellung sind Abwasserbehandlungsanlagen von überört- licher Bedeutung als »Vorranggebiete Zentrale Kläranlagen« festgelegt. In diesen Gebieten müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein. (LROP 3.2.4 04) 09 Siedlungen, Nutz- und Verkehrsflächen sowie sonstige Anlagen sollen vor Schäden durch Hochwasser gesichert werden. Um hochwassergefährdete Bereiche zu sichern sind in der Zeichnerischen Darstel- lung Deiche entlang der Aller als »Vorranggebiete Deich« festgelegt. In diesen Gebieten müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein. Geplante Deiche sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiete Deich« festgelegt. (LROP 3.2.4 10) 10 In der Zeichnerischen Darstellung sind zur Gewährleistung des vorbeugenden Hochwasserschutzes die Überschwemmungsgebiete nach § 76 Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3 WHG sowie nach § 115 Abs. 2 des Niedersächsischen Wassergesetzes als »Vorranggebiete Hochwasserschutz« festgelegt. In diesen Gebieten müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung des vorbeugenden Hochwasserschutzes ver- einbar sein. (LROP 3.2.4 12) 11 In Bereichen, die bei einem Hochwasser mit geringer Wahrscheinlichkeit überflutet wer- den, sollen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen so abgestimmt werden, dass die Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für den vorbeugenden Hochwasserschutz möglichst nicht beeinträchtigt werden. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.4 12) 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 19

4 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER TECHNISCHEN INFRASTRUKTUR UND DER RAUMSTRUKTURELLEN STANDORTPOTENT IALE 4.1 Mobilität, Verkehr, Logistik 4.1.1 Entwicklung der technischen Infrastruktur, Logistik 01 Die funktions- und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur im Landkreis Heidekreis ist zu erhalten, bedarfsgerecht auszubauen und zu optimieren. Dies soll auf Basis der Festlegungen des Regionalen Raumordnungsprogramms und des Nahverkehrsplans eng aufeinander abgestimmt geschehen. (LROP 4.1.1 01) 02 Die Mobilität im Landkreis Heidekreis soll durch eine integrative Verkehrsplanung und eine darauf abgestimmte Siedlungsentwicklung flächendeckend gesichert und entwickelt werden. Dies soll in Abstimmung mit den Bedürfnissen der Bevölkerung und der Wirt- schaft erfolgen. (LROP 4.1.1 01) 03 Die Standortvoraussetzungen für eine zukunftsorientierte Güterverkehrsabwicklung sollen optimiert werden. Verlagerungsmöglichkeiten von Güterverkehren auf die Schiene sollen genutzt werden. Zur Unterstützung der Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vorranggebiete Anschlussgleis Industrie und Gewerbe« festgelegt. Diese sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 4.1.1 01 + 02) 04 Als »Vorranggebiet Regionales Güterverkehrszentrum« ist der Standort Soltau- Harber in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt und weiterzuentwickeln. 05 Die hohe Lagegunst des Landkreises Heidekreis an überregional bedeutsamen Straßenverbindungen ist für die Sicherung und Weiterentwicklung als Logistikregi- on zu nutzen. Dafür sind auf Ebene der Bauleitplanung geeignete Flächen zu si- chern. 4.1.2 Schienenverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Fahrradverkehr 01 Der öffentliche Personennahverkehr ist im Landkreis Heidekreis zu sichern und bedarfsgerecht auszubauen. (LROP 4.1.2 05) 02 Der Schienenverkehr soll sowohl für den Personen- als auch den Güterverkehr verbessert und so entwickelt werden, dass er größere Anteile am Verkehrsaufkommen als bisher übernehmen kann. (LROP 4.1.2 01) 20 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

03 Das Eisenbahnnetz soll im Landkreis Heidekreis erhalten und auf ein sicheres, leistungs- fähiges, dem Stand der Technik entsprechendes und den Dienstleistungsanforderungen gerecht werdendes Niveau gebracht werden. (LROP 4.1.2 02) 04 Die in der Zeichnerischen Darstellung festgelegten ► »Vorranggebiete Haupteisenbahnstrecke« und ► die »Vorranggebiete sonstige Eisenbahnstrecke« bilden im Landkreis Heidekreis das regional und überregional bedeutsame Schie- nennetz. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu sichern und bedarfsgerecht zu entwi- ckeln. (LROP 4.1.2 03 + 04) 05 Um den Zugang zum regional und überregional bedeutsamen Schienennetz zu ge- währleisten und den schienengebundenen Personenverkehr zu sichern und zu entwickeln sind »Vorranggebiete Bahnhof / Haltepunkt« in der Zeichnerischen Dar- stellung festgelegt. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu sichern und bedarfsgerecht zu entwi- ckeln. (LROP 4.1.2 04) 06 Um den Zugang zum regional und überregional bedeutsamen Schienennetz zu ge- währleisten, den schienengebundenen Personenverkehr zu sichern und zu entwi- ckeln sowie die Abstimmung zwischen straßen- und schienengebundenem öffentli- chen Personennahverkehr zu fördern sind ► »Vorranggebiete Bahnhof / Haltepunkt« und ► »Vorranggebiete Bahnhof mit Verknüpfungsfunktion für ÖPNV« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu sichern und bedarfsgerecht zu entwi- ckeln. (LROP 4.1.2 04 + 05) 07 Zur Verlagerung des motorisierten Individualverkehr auf den öffentlichen Perso- nennahverkehr und auf den Fahrradverkehr und um den Zugang zum regional und überregional bedeutsamen Schienennetz zu gewährleisten sind »Vorranggebiete Park-and-ride / Bike-and-ride« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu sichern und bedarfsgerecht zu entwi- ckeln. (LROP 4.1.2 04 + 05) 08 Der straßengebundene öffentliche Personennahverkehr ist zur Erschließung der Fläche zu sichern und bedarfsgerecht auszubauen. (LROP 4.1.2 05) 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 21

09 Die regional und überregional bedeutsamen Radwegerouten im Landkreis Heidekreis sollen gesichert und entwickelt werden. (LROP 4.1.2 07) 4.1.3 Straßenverkehr 01 Das regional und überregional bedeutsame Straßennetz im Landkreis Heidekreis, bestehend aus Autobahnen, Anschlussstellen und Hauptverkehrsstraßen wird in der Zeichnerischen Darstellung als ► »Vorranggebiete Autobahn«, ► »Vorranggebiete Anschlussstelle« und ► »Vorranggebiete Hauptverkehrsstraße« festgelegt. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu sichern und bedarfsgerecht zu entwi- ckeln. (LROP 4.1.2 07) 02 »Vorranggebiete Straße von regionaler Bedeutung« sind in der Zeichnerischen Darstellung zur Verknüpfung der Grundzentren untereinander bzw. der Grundzen- tren mit den nächstgelegenen Zentren höherer Bedeutung festgelegt. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu sichern und bedarfsgerecht zu entwi- ckeln. 03 Die Autobahn A 7 ist zwischen Autobahndreieck Walsrode und der Anschlussstelle Soltau Ost durchgehend sechsstreifig auszubauen. (LROP 4.1.3 01) 04 Die Anschlussstelle Allertal an der Autobahn A 7 ist in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiet Anschlussstelle« festgelegt. (LROP 4.1.3 02) 4.1.4 Luftverkehr 01 Die Anbindung des Landkreises Heidekreis an den nationalen und internationalen Luftverkehr ist über die Verkehrsflughäfen Bremen, Hamburg und Hannover- Langenhagen zu sichern und bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. (LROP 4.1.4 01) 02 Der Flugplatz Hodenhagen ist in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiet Verkehrslandeplatz« von regionaler Bedeutung festgelegt. 4.2 Energie 01 Für die Nutzung der Windenergie durch raumbedeutsame Windenergieanlagen im Landkreis Heidekreis sind in der Zeichnerischen Darstellung Vorranggebiete Ener- giegewinnung festgelegt. (LROP 4.1.2 04) 22 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

02 Vorranggebiete Windenergienutzung, die nach § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG zugleich die Wirkung von Eignungsgebieten haben, im Landkreis Heidekreis sind:

Gebietskörperschaft Name Vorranggebiet Größe in ha Windenergienutzung EG Bispingen BI-01-V04 67 EG Neuenkirchen NE-01-V04 32 Stadt Soltau SO-01-V04 37 Stadt Schneverdingen SV-01-V04 41 SV-03-V04 53 SG Schwarmstedt SW-01-V04 + SW-03-V04 332 (191 + 141) SW-02-V04 165 Stadt Walsrode WA-01-V04 194 WA-02-V04 + WA-03-V04 280 (180 + 100) WA-04-V04 + WA-08-V04 141 (99 + 42) WA-06-V04 59

03 Außerhalb der in der Zeichnerischen Darstellung festgelegten Vorranggebiete Windenergienutzung ist die Errichtung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen im Planungsraum Landkreis Heidekreis ausgeschlossen. (LROP 4.1.2 04) 04 In den festgelegten Vorranggebieten Windenergienutzung ist die Errichtung raum- bedeutsamer Windenergieanlagen zulässig, wenn alle weiteren im Einzelfall noch zu prüfenden rechtlichen Vorschriften eingehalten werden und öffentliche Belange im Sinne von § 35 Abs. 3 Satz 1 BauGB nicht entgegenstehen. (LROP 4.1.2 04) 05 Andere raumbedeutsame Nutzungen, die der Windenergienutzung entgegenstehen sind in den Vorranggebieten Windenergienutzung nicht zugelassen. (LROP 4.1.2 04) 06 Bei der Nutzung der Vorranggebiete Windenergienutzung ist auf eine minimierte Belastung der Bevölkerung durch Windkraftanlagen zu achten. Deshalb sind im- missionsschutzrechtliche Vorgaben möglichst durch Einhalten eines ausreichen- den Abstandes zu Wohnbebauung zu gewährleisten. In Ausnahmefällen kann da- von abgewichen werden, wenn die Einhaltung der immissionsschutzrechtlichen Werte durch geeignete technische Maßnahmen nachgewiesen wird. 07 Windenergieanlagen sollen zum Schutz des Landschaftsbildes sowie der Bevölkerung und auf Grund militärischer Belange im Landkreis Heidekreis eine Gesamthöhe von 150 m nicht überschreiten. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 23

08 Windenergieanlagen innerhalb eines Vorranggebietes Windenergienutzung sollen zum Schutz des Landschaftsbildes sowie der Bevölkerung im Landkreis Heidekreis möglichst eine gleichartige Gestaltung haben. 09 Für das Repowering gelten dieselben Regeln wie für die Neuerrichtung von Anla- gen. 10 Durch Repowering raumbedeutsame Windenergieanlagen sind in den festgelegten Vorranggebieten Windenergienutzung zulässig. Außerhalb der Vorranggebiete Windenergienutzung sind diese nicht zulässig. 11 Zur Sicherung und Entwicklung der regionalen und überregionalen Energieversor- gung sind in der Zeichnerischen Darstellung Leitungstrassen ab 110 kV, Um- spannwerke und Rohrfernleitungen für Erdgas sowie Erdöl als ► »Vorranggebiete Leitungstrasse«, ► »Vorbehaltsgebiete Leitungstrasse«, ► »Vorranggebiete Umspannwerk« und ► »Vorranggebiete Rohrfernleitung« festgelegt. (LROP 4.2. 10) 4.3 Sonstige Standort- und Flächenanforderungen 4.3.1 Altlasten 01 Altlastenverdächtige Flächen und Altlasten sind zu erfassen und hinsichtlich ihres Gefährdungspotenzials zu bewerten sowie dauerhaft so zu sichern, dass die Um- welt nicht gefährdet wird. Soweit technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar sind diese zu sanieren. Sie sind bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zu beachten. (LROP 4.3 01) 02 Als »Vorranggebiet Sicherung oder Sanierung erheblicher Bodenbelastungen / Alt- lasten« werden der Dethlinger Teich südöstlich von Munster sowie Altlastenflächen innerhalb des Truppenübungsplatzes Munster-Nord in der Zeichnerischen Darstel- lung festgelegt. (LROP 4.3 01) 4.3.2 Militärische Verteidigung 01 In der Zeichnerischen Darstellung sind die Truppenübungsplätze Munster-Nord, Munster-Süd und Bergen-Hohne als »Vorranggebiete Sperrgebiet« festgelegt. (LROP 4.3 01) 24 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

4.3.3 Abfallwirtschaft 01 An oberster Stelle in der Abfallhierarchie steht bei der Abfallwirtschaft des Landkreises Heidekreis die Vermeidung von Abfällen und die erneute Verwendung gebrauchter Pro- dukte. 02 Zur Sicherung und Entwicklung der regionalen und überregionalen Entsorgung sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vorranggebiete Abfallbeseitigung«, »Vor- ranggebiete Abfallverwertung« und »Vorranggebiete gung« festgelegt.

Regionales Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis

ENTWURF 2015

Begründung

I N H A L T II

I N H A L T T A B E L L E N ...... 4 A B K Ü R Z U N G E N ...... 5

1 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR GESAMTRÄUMLICHEN ENTWICKLUNG DES LANDKREISES HEIDEKREIS ...... 1 1.1 Entwicklung der räumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis ...... 1 1.2 Einbindung in die norddeutsche und europäische Entwicklung ...... 5

2 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER SIEDLUNGS- UND VERSORGUNGSSTRUKTUR ...... 9 2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur ...... 9 2.1.1 Schwerpunkt- und Entwicklungsaufgaben ...... 10 2.1.2 Vorranggebiete industrielle Anlagen ...... 11 2.2 Entwicklung der Zentralen Orte ...... 11 2.3 Entwicklung der Versorgungsstrukturen ...... 12

3 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER FREIRAUMSTRUKTUREN UND FREIRAUMNUTZUNGEN ...... 13 3.1 Entwicklung eines landesweiten Freiraumverbundes und seiner Funktionen . 13 3.1.1 Elemente und Funktionen des landesweiten Freiraumverbundes ...... 13 3.1.2 Bodenschutz ...... 19 3.1.3 Natur und Landschaft ...... 24 3.1.4 Natura 2000 ...... 45 3.1.5 Entwicklung der Großschutzgebiete ...... 47 3.1.6 Kulturlandschaften und kulturelle Sachgüter ...... 48 3.2 Entwicklung der Freiraumnutzungen ...... 54 3.2.1 Landwirtschaft...... 54 3.2.2 Forstwirtschaft ...... 57 3.2.3 Rohstoffgewinnung ...... 61 3.2.4 Erholung und Tourismus ...... 68 3.2.5 Wassermanagement, Wasserversorgung, Hochwasserschutz ...... 77

4 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER TECHNISCHEN INFRASTRUKTUR UND DER RAUMSTRUKTURELLEN STANDORTPOTENZIALE ...... 88 4.1 Mobilität, Verkehr, Logistik ...... 88 4.1.1 Entwicklung der technischen Infrastruktur, Logistik ...... 88 4.1.2 Schienenverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Fahrradverkehr ...... 90 4.1.3 Straßenverkehr ...... 100 4.1.4 Luftverkehr ...... 102 4.2 Energie ...... 102 4.3 Sonstige Standort- und Flächenanforderungen ...... 102 4.3.1 Altlasten ...... 102

I N H A L T III

4.3.2 Militärische Verteidigung ...... 104 4.3.3 Abfallwirtschaft ...... 107 L I T E R A T U R ...... 110 R E C H T S- U N D V E R W A L T U N G S V O R S C H R I F T E N ...... 113

Anhang Windenergienutzung

T A B E L L E N IV

T A B E L L E N

Tab. 1: Katasterfläche im Landkreis Heidekreis (Stand 31.12.2013) 1 Tab. 2: Bevölkerung im Landkreis Heidekreis (Stand 31.12.2014) 3 Tab. 3: Katasterfläche im Landkreis Heidekreis (Stand 31.12.2013) 14 Tab. 4: Räume mit relativ geringen Vorbelastungen für das Landschaftsbild und relativ verkehrsarme, unzerschnittene Räume im Landkreis Heidekreis 17 Tab. 5: Schutzwürdige Böden im Landkreis Heidekreis 21 Tab. 5: Bodentypen im Landkreis Heidekreis 22 Tab. 7: Flächennutzung im Landkreis Heidekreis, Biotoptypenkartierung 2007- 2010 26 Tab. 8: Naturschutzgebiete im Landkreis Heidekreis 32 Tab. 9: Festgestellte Bereiche des Niedersächsischen Moorschutzprogramms im Landkreis Heidekreis 34 Tab. 10: Landschaftsschutzgebiete im Landkreis Heidekreis 40 Tab. 11: FFH-Gebiete im Landkreis Heidekreis (Stand Mai 2015) 46 Tab. 12: EU-Vogelschutzgebiete im Landkreis Heidekreis (Stand Mai 2015) 47 Tab. 13: Vorbehalts- und Vorranggebiete Rohstoffgewinnung im Landkreis Heidekreis 66 Tab. 14: Bewertungskriterien Landschaftsbild sehr hoch + hoch 71 Tab. 15: Gästeübernachtungen 2014 im Landkreis Heidekreis 74 Tab. 16: Bereiche mit besonderer bzw. beeinträchtigter / gefährdeter Funktionsfähigkeit für Wasser- und Stoffretention im Landkreis Heidekreis (unterstrichen: Bereiche mit beeinträchtigter Funktionsfähigkeit) 78 Tab. 17: Heilquellen- und Wasserschutzgebiete im Landkreis Heidekreis 82 Tab. 18: Übersicht Schienennetz im Landkreis Heidekreis 92

A B K Ü R Z U N G E N V

A B K Ü R Z U N G E N

BauGB Baugesetzbuch BGBl. Bundesgesetzblatt BImSchV Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Art. 1 d. V. zur Neufassung und Ände- rung von Verordnungen zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes) BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz – Gesetz über Naturschutz und Land- schaftspflege BSG besondere Schutzgebiete BVerwG Bundesverwaltungsgericht DB Deutsche Bahn dB (A) Dezibel DFS Deutsche Flugsicherung FFH Fauna-Flora-Habitat FStrG Bundesfernstraßengesetz LAI Länderausschuss Immissionsschutz LROP 2008 Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen 2008 ML Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Ver- braucherschutz und Landesentwicklung - Raumordnung und Lan- desentwicklung MS Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit NAGBNatSchG Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzge- setz NWaldLG Niedersächsisches Gesetz über den Wald und die Landschaftsord- nung NWG Niedersächsisches Wassergesetz NLWKN Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz OVG Oberverwaltungsgericht ROG Raumordnungsgesetz RROP Regionales Raumordnungsprogramm TA Lärm Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm

1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis 1

1 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR GESAMTRÄUMLICHEN ENTWICKLUNG DES LANDKREISES HEIDEKREIS 1.1 Entwicklung der räumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis Zu 01 Vor Aufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms hat der Landkreis Heidekreis kein gesondertes Leitbild entwickelt. Daher greifen die Grundsätze zur gesamträumlichen Entwicklung die Leitvorstellungen und Grundsätze des Raumordnungsgesetzes des Bun- des (ROG) und des Niedersächsischen Raumordnungsgesetzes (NROG) auf. Zu 02 Tab. 1: Katasterfläche im Landkreis Heidekreis (Stand 31.12.2013)1

Tatsächliche Nutzung Katasterfläche (ha) Katasterfläche (%) Gebäude- und Freifläche 8.812 5 Betriebsfläche 397 unter 0,5 Erholungsfläche 1.204 1 Verkehrsfläche 7.312 4 Landwirtschaftsfläche 78.532 42 Waldfläche 60.495 32 Wasserfläche 1.776 1 Flächen anderer Nutzung 28.839 15

Der Landkreis Heidekreis befindet sich nordwestlich des Landkreises Celle. Daneben grenzt er an die Region Hannover, die Landkreise Nienburg / , Verden, Rotenburg (Wümme), Harburg, Lüneburg und Uelzen. Mit Stand vom 30.06.2014 lebten im Landkreis Heidekreis 136.396 Menschen, die sich auf einem Gebiet von 1.873 km2 verteilen. Dies ergibt eine Einwohnerdichte von 73 Ein- wohnern / qkm. Im Vergleich zum Land Niedersachsen mit 166 Einwohnern / qkm und dem Bundesdurchschnitt von 229 Einwohnern / qkm ein unterdurchschnittlicher Wert. Der Landkreis Heidekreis verfügt über kein eindeutiges, ausgeprägtes Zentrum und keine Stadt mit einer Dichte von mehr als 200 Einwohnern je qkm. Er verfügt mit 3 Mittelzentren sowie 8 Grundzentren über eine dezentrale Zentrenstruktur. Die größte Stadt ist Walsrode mit 23.262 Einwohnern gefolgt von Soltau mit 21.178 Einwohnern (Stand 31.12.2014). Rund 66 % aller Einwohner wohnen in den 5 größten Orten Bad Fallingbostel, Munster, Schneverdingen, Soltau und Walsrode. Alle genannten Kommunen verzeichnen seit eini- gen Jahren sinkende Einwohnerzahlen. In der Bewertung der Raumstruktur nach Zentrenerreichbarkeit und Bevölkerungsdichte, des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahre 2012, wird der Landkreis Heidekreis größtenteils als Zwischenraum geringer Dichte klassifiziert. Der

1 Landesamt für Statistik Niedersachsen: LSN-Online, Katasterfläche in Niedersachsen (Gebietsstand: 1.11.2013), Tabel- le Z0000001. 2 1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis westliche und östliche Teil wird jeweils den Peripherräumen sehr geringer Dichte zuge- ordnet. Im Norden des Landkreises, um Munster und Schneverdingen, sowie im Norden von Walsrode sind Bereiche als Peripherraum mit Verdichtungsansätzen klassifiziert.2 Aufgrund der Bevölkerungszahl und -dichte sowie aufgrund der räumlichen Struktur- merkmale zählt der Landkreis Heidekreis zu dem ländlich geprägten Raum. Die geringe Einwohnerdichte spiegelt sich in einem Anteil von knapp 10 % an Siedlungs- fläche im Landkreisgebiet wieder. Die anteilige Nutzung der Katasterfläche zeigt, dass 75 % der Landkreisfläche auf Freiraumnutzungen (Landwirtschaftsflächen, Waldflächen, Wasserflächen) entfallen. Im Vergleich mit anderen Planungsregionen stellt dieser Wert einen relativ hohen Anteil dar. Der hohe Anteil an Freiflächen ist als ein besonderer Wert der Region anzusehen. Diesen gilt es dauerhaft durch einen sorgsamen und sparsamen Umgang mit den Freiflächen zu schützen. Die Attraktivität des Landkreises Heidekreis als Wohn- und Arbeitsort sowie als Erho- lungs- und Fremdenverkehrsgebiet ist den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung entsprechend zu steigern und zu fördern. Um einen Anreiz zur Ansiedlung und zum Verbleib der Bevölkerung im Planungsraum zu schaffen und einer Abwanderung vor allem junger Bevölkerungsgruppen entgegenzuwir- ken, sind die Lebens- und Arbeitsbedingungen dauerhaft zu verbessern und zu entwi- ckeln. Ein wesentlicher Aspekt der räumlichen Entwicklung des Landkreises Heidekreis liegt in der abgestimmten Sicherung, Entwicklung und Ordnung von Siedlungsflächen, Infrastruk- tur und sonstigen raumbedeutsamen Nutzungen unter maximaler Schonung von natürli- chen Ressourcen. Die unterschiedlichen Nutzungsansprüche an den Raum sind abzustimmen und zu koor- dinieren. Die räumliche Entwicklung ist dabei auf das zentralörtliche System auszurichten. Die allgemein günstigen Umweltbedingungen und natürlichen Lebensgrundlagen im Landkreis Heidekreis sind nachhaltig zu sichern und zu verbessern. Zu 03 Planungen und Maßnahmen zur Entwicklung der räumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis sollen zu nachhaltigem Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Es sollen ► die Funktionsfähigkeit der Raum- und Siedlungsstruktur sowie der Infrastruktur gesi- chert und durch Vernetzung verbessert werden, ► die Raumansprüche bedarfsorientiert, funktionsgerecht, Kosten sparend und umwelt- verträglich befriedigt werden,

2 Grontmij und Stadtregion: Konversion und Regionalentwicklung in den Landkreisen Celle und Heidekreis Phase 2 - Analyse der Raumstruktur und der räumlichen Entwicklungstrends. Hannover und Bremen 2012, S. 14. 1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis 3

► flächendeckend Infrastruktureinrichtungen der Kommunikation, Voraussetzungen der Wissensvernetzung und Zugang zu Information geschaffen und weiterentwickelt wer- den. Dabei sollen ► die natürlichen Lebensgrundlagen gesichert und die Umweltbedingungen verbessert werden, ► belastende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Menschen, Tieren und Pflanzen vermieden oder vermindert werden, ► die Folgen für das Klima berücksichtigt und die Möglichkeiten zur Eindämmung des Treibhauseffektes genutzt werden, ► die Möglichkeiten zur Anpassung von Raum- und Siedlungsstrukturen an die Folgen von Klimaänderungen berücksichtigt werden, ► die Möglichkeiten der Reduzierung der Neuinanspruchnahme und Neuversiegelung von Freiflächen ausgeschöpft werden. (LROP 1.1. 02) Zu 04 Tab. 2: Bevölkerung im Landkreis Heidekreis (Stand 31.12.2014)3

Gebietskörperschaft Bevölkerung Fläche in qkm Einwohner je qkm Bispingen 6.266 128,13 48,9 Bomlitz 6.944 64,07 108,4 Bad Fallingbostel, Stadt 10.748 63,49 169,3 Munster, Stadt 15.018 193,41 77,6 Neuenkirchen 5.509 96,70 57,0 Schneverdingen, Stadt 18.676 234,60 79,6 Soltau, Stadt 21.178 203,25 104,2 Walsrode, Stadt 23.262 270,73 85,9 Wietzendorf 4.074 106,89 38,1 , SG 6.966 84,80 82,1 Rethem/Aller, SG 4.578 108,66 42,1 Schwarmstedt, SG 12.364 140,97 87,7 Osterheide, gemfr. Be- 617 177,99 3,5 zirk Heidekreis 136.200 1.873,70 72,7

Die Trends der Bevölkerungsentwicklung verliefen in den meisten kreiszugehörigen Städ- ten und Gemeinden ähnlich. Fast überall wechselte zwischen 2000 und 2014 das Vor- zeichen von plus auf minus. Die Bevölkerungsentwicklung für die Städte und Gemeinden seit dem Jahr 2000 zeigt, dass es in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts noch ein

3 Landesamt für Statistik Niedersachsen: LSN-Online, Bevölkerung im Landkreis Heidekreis (Stand 31.12.2014), Tabelle K1020014. 4 1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis ausgeprägtes Nebeneinander von Wachstum, Stagnation und Schrumpfung gegeben hat. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts hat sich das Blatt gewendet, es gibt nur noch ein sehr eingeschränktes Wachstum. Stagnation und Schrumpfung unterschiedlicher Intensi- tät sind kennzeichnend. Seit einigen Jahren hat der Landkreis Heidekreis Wanderungsverluste zu verzeichnen. Diese verstärken die natürlichen Verluste durch Sterbeüberschüsse. Gegenüber dem Landeswert sind die Bevölkerungsverluste überproportional hoch. Bisher wurde die Ein- wohnerentwicklung vor allem durch die Differenz von Zu- und Abwanderungen bestimmt. In Zukunft ist von erheblich steigenden Sterbeüberschüssen und damit von einem wach- senden Einfluss der natürlichen Entwicklung auf die Gesamtentwicklung auszugehen. Die Aussicht auf hohe Wanderungsgewinne, die die natürlichen Verluste ausgleichen könn- ten, besteht angesichts schrumpfender Zuwanderungspotenziale für die ländlichen Räu- me nicht. Mit der Stagnation und dem Rückgang an Einwohnern verstärkt sich die Alterung der Be- völkerung. Die geburtenstarken Jahrgänge sind mittlerweile weit über die Familiengrün- dungsphase hinausgewachsen, so dass die Geburtenzahlen immer kleiner geworden sind. Derzeit leben schon mehr 45- bis 60Jährige als 30- bis 45Jährige in den Städten und Gemeinden des Landkreises. Von der gesellschaftlichen Alterung sind alle Städte und Gemeinden betroffen. Trotz stagnierender und schrumpfender Einwohnerzahlen ist die Zahl der Haushalte in den letzten Jahren weiter angestiegen. Ursache dieser Entwicklung ist die stetige Zunah- me kleiner auf Kosten der größeren Haushalte. Obwohl in den meisten Städten und Ge- meinden im Landkreis Heidekreis überproportional viele Familienhaushalte leben, bringen es die Drei- und Mehrpersonenhaushalte nur noch auf eine Anteil von maximal einem Drittel. In den größeren Städten machen sie nur ein Viertel aus, dafür ist dort die Zahl der Einpersonenhaushalte überproportional hoch. Im Landkreis Heidekreis wird die Zahl der Einwohner weiter zurückgehen. Dabei werden die Verlustraten über dem Landesdurchschnitt liegen. Die Ursachen für den Bevölke- rungsrückgang sind hohe und steigende Sterbeüberschüsse sowie moderate Wande- rungsverluste. Von dem Bevölkerungsrückgang sind alle Städte und Gemeinden im Landkreis Heidekreis betroffen. Das beherrschende Merkmal der demographischen Entwicklung ist die Alterung der Bewohner. Diese Befunde verweisen auf die Notwendigkeit, die künftige regionale Entwicklungs- planung an den demographischen Veränderungen auszurichten.4

4 Stadtregion: Konversion und Regionalentwicklung in den Landkreisen Celle und Heidekreis - Demographische Entwick- lung. Hannover 2012, S. 11-15, 32, 53 + 54. 1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis 5

Zu 05 Im Sinne des Landes-Raumordnungsprogramms (LROP 1.1 07) soll der Landkreis Heide- kreis, als ländlich geprägte Region, sowohl mit seinen gewerblich-industriellen Strukturen als auch als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum mit eigenem Profil erhalten und weiter- entwickelt werden, um ► insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen ein geeignetes Umfeld bieten zu können, ► die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft zu verbes- sern und deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, ► die Auswirkungen des demografischen Wandels für die Dörfer abzuschwächen und sie als Orte mit großer Lebensqualität zu erhalten, ► die soziale und kulturelle Infrastruktur zu sichern und weiterzuentwickeln und die er- forderlichen Einrichtungen und Angebote des Bildungswesens in zumutbarer Entfer- nung für die Bevölkerung dauerhaft bereitstellen zu können, ► die natürlichen Lebensgrundlagen durch Maßnahmen zum Trinkwasser-, Gewässer- und Bodenschutz zu sichern sowie den vorbeugenden Hochwasserschutz zu unter- stützen sowie ► die Umwelt, die ökologische Vielfalt, die Schönheit und den Erholungswert der Land- schaft zu erhalten und zu verbessern. Zu 06 Mit den Festlegungen des RROP z.B. zu der Entwicklung der Siedlungs- und Versor- gungsstrukturen sowie zu der technischen Infrastruktur werden die Voraussetzungen ge- schaffen, Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe für alle Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises Heidekreis zu ermöglichen und zu schaffen. Damit wird ein Beitrag zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräu- men des Landkreises Heidekreis geleistet. Die Festlegungen des RROP sollen beispielwiese die Entwicklung unterstützen, dass Versorgungsangebote räumlich günstig den Bevölkerungsschwerpunkten zugeordnet werden und die Erreichbarkeit der Einrichtungen, auch für die in der Mobilität einge- schränkten Bevölkerungsgruppen, ermöglicht wird. 1.2 Einbindung in die norddeutsche und europäische Entwicklung Zu 01 Der Landkreis Heidekreis ist an folgenden überregionalen Kooperationen beteiligt: ► Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover, ► Metropolregion Hamburg und ► Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg. Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Das Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover wurde im Oktober 2010 als Nachfol- georganisation des Städtenetz EXPO-Region gegründet. Es verbindet die Städte Celle, Hameln, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine, Stadthagen, Walsrode und die Landkreise Celle, Hameln-Pyrmont, Heidekreis, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine und Schaumburg 6 1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis sowie die Region Hannover mit ungefähr einem Drittel der niedersächsischen Bevölke- rung in freiwilliger interkommunaler Kooperation. Die Netzwerkpartner tauschen sich in thematischen Foren aus, entwickeln gemeinsame Projekte und bündeln so aktiv ihre Stärken. Die Netzwerkpartner arbeiten in den folgenden Foren zusammen: ► Forum Landkreisthemen, ► Forum Städtethemen, ► Forum Stadt- und Regionalplanung, ► Forum Tourismus, ► Forum Verkehr / ÖPNV und ► Forum Wirtschaftsinfrastruktur. Wichtige Projekte des Netzwerks sind: ► Perspektiven der Nahversorgung, ► Konsensprojekt Großflächiger Einzelhandel, ► Kulturroute (EU-Projekt), ► Erweiterung des GVH-Bartarifs und ► EWHvernetzt - Verbundprojekt UrbanRural Solutions. Der Landkreis Heidekreis ist an allen genannten Foren und bei der überwiegenden Anzahl der aufgeführten Projekte mit beteiligt.5 Metropolregion Hamburg In der Metropolregion Hamburg leben 5 Millionen Menschen im Schnittpunkt wichtiger transeuropäischen Verkehrsachsen. Die Metropolregion Hamburg ist heute etabliertes Instrument der gemeinsamen internationalen Standortwerbung, der Daseinsvorsorge und des Flächenmanagements. Mitglieder der Metropolregion Hamburg sind Freie und Hansestadt Hamburg, Mecklen- burg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, die mecklenburg- vorpommerschen Landkreise Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg, die nie- dersächsischen Landkreise Cuxhaven, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Roten- burg (Wümme), Heidekreis, Stade und Uelzen, die schleswig-holsteinischen Kreise Dith- marschen, Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Pinneberg, Segeberg, Steinburg, Stor- marn sowie die kreisfreien Städte Hansestadt Lübeck und Neumünster. Die Metropolregion Hamburg bildet einen freiwilligen Zusammenschluss auf der Basis eines Staatsvertrages und eines Verwaltungsabkommens.

5 www.netzwerk-ewh.de, Stand 16.09.2015. 1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis 7

Die Zusammenarbeit Niedersachsens mit Hamburg war seit 1957 über die gemeinsame Landesplanung Hamburg/Niedersachsen organisiert. Bereits seit 1955 bestand die ge- meinsame Landesplanung Hamburg/Schleswig-Holstein. In den Jahren 1960/1962 wur- den die Förderfonds Hamburg/Schleswig-Holstein und Hamburg/Niedersachsen gegrün- det. Die Kooperation wurde ab 1992 zu einer trilateralen Zusammenarbeit mit kommuna- ler Beteiligung weiterentwickelt. Mit dem Regionalen Entwicklungskonzept für die Metropolregion Hamburg (REK) wurde 1994 erstmals ein Leitbild für die Gesamtregion erarbeitet. Die Weiterentwicklung des REK im Jahr 2000 stellte die Zusammenarbeit auf eine stabile und langfristige Grundlage. Im Jahr 2006 erfolgte eine Optimierung der Arbeitsstrukturen und eine inhaltliche Neuaus- richtung in den Schwerpunkten Internationale Wettbewerbsfähigkeit, Sicherung der Da- seinsvorsorge und Zusammenarbeit im Bereich der Raumstruktur und des Flächenmana- gements. Schwerpunkte der Metropolregion Hamburg sind: ► Stärkung der Partnerschaft von Stadt und Land, ► Förderung eines dynamischen Wirtschaftsraumes, ► Erhalt und Weiterentwicklung der grünen Metropolregion, ► Gewährleistung einer leistungsfähigen Infrastruktur und ► erfolgreiche Stärkung der gesamten Region in allen Teilräumen. Die Grundstruktur der Organisation der Metropolregion besteht aus Regionsrat, Len- kungsausschuss, Regionalkonferenz, gemeinsamer Geschäftsstelle und Facharbeits- gruppen.6 Metropolregion Hannover-Braunschweig- Göttingen-Wolfsburg In der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg arbeiten Kommunen, Unternehmen, Verbände, Hochschulen und das Land Niedersachsen an dem Ziel, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit im nationalen und internationalen Kontext langfristig zu sichern. In dem Gebiet der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen- Wolfsburg leben 3,8 Millionen Einwohner. Die Gesellschaft der Metropolregion GmbH wurde im Jahre 2009 von den vier namens- gebenden Städten, drei in Vereinen organisierten Zusammenschlüssen von Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft sowie dem Land Niedersachsen gegründet. Ein Aufsichtsrat mit 18 Mitgliedern wird im zweijährigen Wechsel von den Oberbürgermeistern der Städte Hannover und Braunschweig geleitet. Diese beiden Städte stellen jeweils auch einen Ge- schäftsführer. Die Gesellschafterversammlung der Metropolregion GmbH umfasst bis zu 42 Personen. Ein Parlamentarischer Beirat begleitet die Entwicklung der Gesellschaft. Jährlich wird als zentrales Treffen eine Metropolversammlung ausgerichtet.

6 www.ml-niedersachsen.de, Stand 16.09.2015; www.metropolregion.hamburg.de, Stand 16.09.2015. 8 1. Entwicklung des Landkreises Heidekreis

Die Metropolregion GmbH, der Verein Kommunen in der Metropolregion, der Verein Wirt- schaft in der Metropolregion sowie Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen in der Metropolregion treten als Träger und Partner von Projekten auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene auf. Die Metropolregion arbeitet auf der Grundlage von Arbeitsprogrammen, die bisher jeweils für den Zeitraum von zwei Jahren beschlossen wurden. Im September 2015 wird das neue Programm mit einer Laufzeit von fünf Jahren beschlossen. Die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg engagiert sich in den vier Themenfeldern: ► Verkehr und Elektromobilität, ► Energie und Ressourceneffizienz, ► Kultur- und Kreativwirtschaft sowie ► Gesundheitswirtschaft.7

7 www.metropolregion.de, Stand 16.09.2015. 2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur 9

2 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER SIEDLUNGS- UND VERSORGUNGSSTRUKTUR 2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur In Anpassung an die Vorgaben des Landes-Raumordnungsprogramms werden die darin enthaltenen Ziele und Grundsätze zur 2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur in das Regi- onale Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis übernommen. Die Ausfüh- rungen der Begründung des Landes-Raumordnungsprogramms gelten dementsprechend. Die spezifische Begründung zu diesem Themengebiet des Regionalen Raumordnungs- programms wird im weiteren Planungsverfahren abgegeben. Die Festlegung und räumliche Darstellung der Zentralen Siedlungsgebiete in der Zeichne- rischen Darstellung im Benehmen mit den Gemeinden ist erst möglich, wenn die erforder- lichen Basisdaten zu diesem Thema vollständig erfasst sind und mit den Gemeinden ab- gestimmt sind. Dieses Thema wird im Zuge des Beteiligungsverfahrens vollständig bear- beitet werden. Im Folgenden werden die Aussagen der Beschreibenden Darstellung zu Kapitel 2.1 nochmals wiedergegeben, um die Lesbarkeit zu erhöhen. Zu 01 Im Landkreis Heidekreis soll eine vielfältige, regionaltypische, ökologisch angepasste und an den Bedürfnissen aller Bevölkerungsgruppen ausgerichtete Siedlungsstruktur erhalten und entwickelt werden. (LROP 2.1 01) Zu 02 Die Siedlungsentwicklung im Landkreis Heidekreis hat bedarfsgerecht und auf das zent- ralörtliche System ausgerichtet zu erfolgen. (LROP 2.1 01) Zu 03 Vorrangig soll sich die weitere Siedlungsentwicklung auf die Hauptachsen des öffentlichen Personennahverkehrs konzentrieren. (LROP 2.1 02) Zu 04 Bei allen Maßnahmen der Siedlungsentwicklung ist ein sparsamer Flächenverbrauch zu gewährleisten. Einer Inanspruchnahme von Freiflächen sind Maßnahmen der Innenent- wicklung und die Umgestaltung vorhandener Siedlungsflächen vorzuziehen. (LROP 2.1 01) Dabei ist ein sorgfältiger Umgang mit innerörtlichen Freiflächen sowie eine ökologisch und landschaftsästhetisch verträgliche Gestaltung der Siedlungsränder und siedlungsnahen Bereiche zu berücksichtigen. Auf die Erhaltung und Schaffung von Siedlungsbereichen mit guter Durchgrünung durch Großbäume, Parks, Grünstreifen, Wiesenflächen und an- derem ist zu achten. (LROP 2.1 01) Zu 05 Die Siedlungsentwicklung ist vorrangig auf die Zentralen Siedlungsgebiete der Zentralen Orte auszurichten. (LROP 2.1 02) 10 2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur

Zu 06 Außerhalb der Zentralen Siedlungsgebiete hat die weitere Siedlungsentwicklung im Rah- men der Eigenentwicklung zu erfolgen. (LROP 2.1 02) Zu 07 Einer Zersiedlung der Landschaft ist durch eine Konzentration von Siedlungsflächen ent- gegenzuwirken. Zu 08 Touristische Einrichtungen und Großprojekte sollen dazu beitragen, die Lebens- und Er- werbsbedingungen der ansässigen Bevölkerung zu verbessern, den Tourismus einer Re- gion zu stärken und die traditionellen Formen des Fremdenverkehrs und des Städtetou- rismus zu ergänzen und zu beleben. (LROP 2.1 05) Zu 09 Durch die Realisierung von touristischen Großprojekten dürfen historisch wertvolle Kultur- landschaften sowie gewachsene Siedlungs-, Versorgungs- und Nutzungsstrukturen nicht wesentlich beeinträchtigt und der Erholungswert der Landschaft nicht gefährdet werden. (LROP 2.1 05) Zu 10 Die Einrichtungen sollen räumlich und infrastrukturell an Zentrale Orte angebunden sein. (LROP 2.1 05) 2.1.1 Schwerpunkt- und Entwicklungsaufgaben Zu 01 - 03 Siehe Beschreibende Darstellung Kapitel 2.1.1. Zu 02 Zur Sicherung und Entwicklung eines bedarfsgerechten Angebots an Wohnraum werden die Zentralen Orte der Städten und Gemeinden: ► Bispingen, ► Bomlitz, ► Bad Fallingbostel, ► Munster, ► Neuenkirchen, ► Schneverdingen, ► Soltau, ► Walsrode, ► Wietzendorf, ► Hodenhagen, ► Rethem/Aller und ► Schwarmstedt. als »Standort Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. 2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur 11

Zu 03 Zur Sicherung und Entwicklung eines bedarfsgerechten Angebots an Arbeitsplätzen wer- den die Zentralen Orte der Städten und Gemeinden: ► Bispingen, ► Bomlitz, ► Bad Fallingbostel, ► Munster, ► Neuenkirchen, ► Schneverdingen, ► Soltau, ► Walsrode, ► Wietzendorf, ► Hodenhagen, ► Rethem/Aller und ► Schwarmstedt. als »Standort Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Arbeitsstätten« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. 2.1.2 Vorranggebiete industrielle Anlagen Der Industriepark Walsrode ist ein gewachsener traditionsreicher Standort mit dem Schwerpunkt chemische und kunststoffverarbeitende Industrie. Die besondere Größe des Standortes, leistungsfähige Bahn- und Straßenverkehrsanbindungen, ein ausreichendes Energieangebot bei einer zulässigen Belastbarkeit der Umwelt mit genügend Wasservor- kommen und den leistungsfähigen Vorflutern Böhme und Bomlitz rechtfertigen die Fest- legung als Vorranggebiet für industrielle Anlagen. Die Abgrenzung des Vorranggebiets entspricht den im Flächennutzungsplan dargestellten Gewerbe- und Industrieflächen der Gemeinde Bomlitz. Im Industriepark Walsrode haben sich mehrere Unternehmen der chemischen und kunst- stoffverarbeitenden Industrie sowie Dienstleistungsgesellschaften und Vertriebsniederlas- sungen angesiedelt. Den ansässigen Betrieben und möglichen Neuansiedlern stehen um- fassende Dienstleistungen zur Verfügung, die alle Anforderungen industrieller Produktion erfüllen. Mit rund 1.800 Arbeitsplätzen ist der Industriepark Walsrode ein regional bedeut- samer Standort. 2.2 Entwicklung der Zentralen Orte In Anpassung an die Vorgaben des Landes-Raumordnungsprogramms werden die darin enthaltenen Ziele und Grundsätze zu 2.2 Entwicklung der Zentralen Orte in das Regionale Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis übernommen. Die Ausführungen der Begründung des Landes-Raumordnungsprogramms gelten dementsprechend. Die spezifische Begründung zu diesem Themengebiet des Regionalen Raumordnungs- programms wird im weiteren Planungsverfahren abgegeben. 12 2. Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur

2.3 Entwicklung der Versorgungsstrukturen Zu 01 In Anpassung an die Vorgaben des Landes-Raumordnungsprogramms werden die darin enthaltenen Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Versorgungsstrukturen in das Re- gionale Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis übernommen. Die Ausfüh- rungen der Begründung des Landes-Raumordnungsprogramms gelten dementsprechend. Die spezifische Begründung zu diesem Themengebiet wird im weiteren Planungsverfah- ren abgegeben. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 13

3 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER FREIRAUMSTRUKTUREN UND FREIRAUMNUTZUNGEN 3.1 Entwicklung eines landesweiten Freiraumverbundes und seiner Funktionen 3.1.1 Elemente und Funktionen des landesweiten Freiraumverbundes Zu 01 Unbelebte Landschaftsfaktoren und Lebewesen einer Landschaft stellen den Land- schaftshaushalt dar. Der Landschaftshaushalt ist in die Bereiche Naturlandschafts- und Kulturlandschaftshaushalt zu untergliedern. Beide Teilbereiche des Landschaftshaushaltes bestehen aus einzelnen Faktoren, die mit- einander in Beziehung stehen. Bestandteile der Naturlandschaft sind die naturbedingten biotischen und abiotischen Ge- ofaktoren bzw. Schutzgüter Relief, Boden, Wasser, Vegetation, Tierwelt, Klima und Luft. Sie werden synonym als natürliche und naturräumliche Geofaktoren bezeichnet. Die Kulturlandschaft setzt sich aus anthropogenen Faktoren zusammen. Kulturland- schaftsfaktoren sind vom Menschen gestaltete Bereiche wie z.B. Verkehrswege, Siedlun- gen, Industrie- und Gewerbeflächen, landwirtschaftliche Nutzflächen sowie Einrichtungen für Ver- und Entsorgung. Durch die Gestaltung des Kulturlandschaftshaushaltes übt der Mensch Einfluss auf die Schutzgüter des Naturlandschaftshaushaltes aus. Der ökologische Zustand des Land- schaftshaushaltes ergibt sich aus dem Grad der menschlichen Beeinflussung, der auf die natürlichen Schutzgüter wirkt. Der größte Teil des Naturlandschaftshaushaltes ist durch den Menschen geprägt. Der Mensch beeinflusst durch die Gestaltung der Kulturlandschaft den Zustand der naturland- schaftlichen Schutzgüter. Durch anthropogene Nutzungsansprüche werden die Schutzgü- ter Boden, Wasser, Vegetation, Tierwelt, Klima und Luft verändert. Der Eingriff des Men- schen in die Natur kann für die natürlichen Schutzgüter eine negative Auswirkung bedeu- ten. Es kommt zu einer Belastung der betroffenen natürlichen Schutzgüter. Belastungen werden z.B. verursacht durch: ► Verbrauch von natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser und Rohstoffe, ► Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in Boden, Wasser und Luft sowie ► Änderungen im Artengefüge. Das Raumordnungsgesetz legt in § 2 Abs. 2 Nr. 2 fest, dass der Freiraum durch übergrei- fende Freiraum-, Siedlungs- und weitere Fachplanungen zu schützen ist und ein groß- räumig übergreifendes, ökologisch wirksames Freiraumverbundsystem zu schaffen ist. Die weitere Zerschneidung der freien Landschaft und von Waldflächen ist dabei so weit wie möglich zu vermeiden. Die Flächeninanspruchnahme im Freiraum ist zu begrenzen. 14 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Zu 02 Tab. 3: Katasterfläche im Landkreis Heidekreis (Stand 31.12.2013)8

Tatsächliche Nutzung Katasterfläche (ha) Katasterfläche (%) Gebäude- und Freifläche 8.812 5 Betriebsfläche 397 unter 0,5 Erholungsfläche 1.204 1 Verkehrsfläche 7.312 4 Landwirtschaftsfläche 78.532 42 Waldfläche 60.495 32 Wasserfläche 1.776 1 Flächen anderer Nutzung 28.839 15

Mit Stand vom 30.06.2014 lebten im Landkreis Heidekreis 136.396 Menschen, die sich auf einem Gebiet von 1.873 km2 verteilen. Dies entspricht einer Einwohnerdichte von 73 Einwohnern / km2. Im Vergleich zum Land Niedersachsen mit 166 Einwohnern / km2 und dem Bundesdurchschnitt von 229 Einwohnern / km2 handelt es sich hierbei um einen unterdurchschnittlichen Wert. Die geringe Einwohnerdichte spiegelt sich in einem Anteil von knapp 10 % an Siedlungsfläche im Landkreisgebiet wieder. Die anteilige Nutzung der Katasterfläche zeigt, dass 75 % der Landkreisfläche auf Frei- raumnutzungen (Landwirtschaftsflächen, Waldflächen, Wasserflächen) entfallen. Im Ver- gleich mit anderen Planungsregionen stellt dieser Wert einen relativ hohen Anteil dar. Der hohe Anteil an Freiflächen ist als ein besonderer Wert der Region anzusehen. Diesen gilt es dauerhaft durch einen sorgsamen und sparsamen Umgang mit den Freiflächen zu schützen. Einen besonders massiven anthropogenen Eingriff in den Landschaftshaushalt stellt der Verbrauch von Freiflächen für Siedlungs- oder Verkehrsflächen dar. Deshalb sollen nicht in Anspruch genommene Freiräume im Landkreis Heidekreis zur Erfüllung ihrer vielfälti- gen Funktionen insbesondere bei der Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, dem Erhalt der Kulturlandschaften, der landschaftsgebundenen Erholung sowie der Land- und Forstwirtschaft erhalten werden. Aufgrund der geringen Einwohnerdichte und des geringen Anteils an Siedlungsflächen sowie des hohen Anteils an Freiflächen ist die allgemeine aktuelle Klimasituation im Landkreis Heidekreis als günstig einzustufen. Für das Klima kritische Bereiche ergeben sich in zentralen Orten mit hohem Versiege- lungsgrad und einem hohen Anteil an Industrie- und Gewerbeflächen. Der höhere Versie- gelungsgrad begünstigt eine stärkere Erwärmung. Im Bereich von Industrie- und Gewer- beflächen ist von höheren Emissionen auszugehen. Exemplarisch hierfür anzuführen sind die Mittelzentren Munster, Soltau und Walsrode sowie die Grundzentren Bad Fallingbostel und Bomlitz. Ausgleichende Strukturen hierfür stellen Parkanlagen, Gärten, Straßenbe- gleitgrün, Oberflächengewässer und siedlungsnahe Freiflächen dar.

8 Landesamt für Statistik: LSN-Online, Katasterfläche in Niedersachsen (Gebietsstand: 1.11.2013), Tabelle Z0000001. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 15

Von besonders hohem ökologischem Wert im Landkreis Heidekreis sind die in der Wald- funktionenkarte definierten Schutzwälder. Sie nehmen 10,9 % der Landkreisfläche ein und werden in die Kategorien Klima-, Lärm-, Sicht- und Immissionsschutzwälder eingeteilt. Klimaschutzwälder befinden sich nach den Darstellungen der Waldfunktionenkarte über- wiegend um klimatisch sensible Siedlungsbereiche. Im Rahmen der Bauleitplanung ist Sorge dafür zu tragen, dass in klimatisch kritischen Bereichen genügend ausgleichende Strukturen vorgesehen werden. Stark befahrene Straßen zählen ebenfalls zu den von Emissionen belasteten Bereichen im Landkreis Heidekreis. In diesem Zusammenhang sind die Bundesautobahnen BAB 7 und BAB 27 sowie die Bundesstraßen an erster Stelle zu nennen. Der große Anteil von ca. 75 % an Freiflächen übt einen positiven Einfluss auf das Klima im Landkreis Heidekreis aus. Feuchte Grünland- und Moorniederungen sowie Wasserflä- chen sind Sammelbecken von Kaltluftseen mit erhöhter Nebelbildung, die wie Waldflä- chen eine Luft erneuernde und abkühlende Wirkung auf angrenzende Bereiche ausüben. Die großen zusammenhängenden Waldflächen sowie Moore wirken als Kohlenstoffspei- cher und tragen somit zum Klimaschutz bei. Diese gilt es auch weiterhin zu er sichern und zu entwickeln.9 Zu 03 Durch Inanspruchnahme von Freiräumen für die Siedlungsentwicklung, den Ausbau von Verkehrswegen und sonstigen Infrastruktureinrichtungen kommt es zu zahlreichen negati- ven Auswirkungen auf den Naturhaushalt. Die Flächeninanspruchnahme wirkt sich unmittelbar auf den Boden aus. Bei der Durch- führung von Baumaßnahmen mit wasser- und luftundurchlässigen Materialien wird der Boden überdeckt und abgedichtet. Die Versiegelung des Bodens ist ein wesentlicher Belastungsfaktor innerhalb des Land- schaftshaushalts. Sie schränkt die Funktionsfähigkeit des komplexen Bodengefüges ein und führt in der Regel zu einem Verlust der Leistungsfähigkeit der natürlichen Bodenfunk- tionen. Aufgrund der engen Verknüpfung der Schutzgüter untereinander wirkt sich die Flächenversiegelung auch negativ auf die anderen Schutzgüter aus. Zur Entwicklung der Wirtschafts- und Siedlungsstruktur im Landkreis Heidekreis wird es weiterhin zu einer vermehrten Inanspruchnahme von Boden kommen. Es ist darauf zu achten, dass der Bodenbedarf einzuschränken ist und eine Versiegelung soweit wie mög- lich zu vermeiden ist. Bei der Siedlungsentwicklung im Planungsraum sind deshalb zwingend Maßnahmen an- zuwenden, die einen sparsamen Umgang mit der endlichen Ressource Fläche gewähr- leisten. Als wesentliche Maßnahme zählt dazu, dass der Innenentwicklung vor Außenent- wicklung Vorrang zu geben ist.

9 Landkreis Heidekreis: Landschaftsrahmenplan. Soltau 2013, S. 141-142. 16 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Folgende in der Zeichnerischen Darstellung festgelegte Gebietskategorien sorgen im Pla- nungsraum für die Sicherung der Freiräume: ► Vorranggebiete Natur und Landschaft, ► Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, -pflege, -entwicklung, ► Vorranggebiete ruhige Erholung, ► Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft, ► Vorbehaltsgebiete Wald, ► Vorbehaltsgebiete von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet, ► Vorranggebiete Trinkwassergewinnung sowie ► Vorranggebiete Hochwasserschutz. Zu 04 Verkehrsarme unzerschnittene Räume besitzen eine besondere Bedeutung für den Na- turschutz und die Landschaftsplanung. Die Zerschneidung der Landschaft durch viel be- fahrene Verkehrswege hat für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten die Beschränkung oder den Verlust des Lebensraums zur Folge. Für die ruhige Erholung der Bevölkerung in Na- tur und Landschaft bieten diese Räume zudem die besten Voraussetzungen. Aufgrund ihrer zahlreichen wichtigen Funktionen sind diese Bereiche zu erhalten und vor weiterer Zerschneidung zu sichern. Nach der Definition des UBA 2009 gelten als verkehrsarme unzerschnittene Räume Be- reiche über 100 km2 Größe, in denen folgende Landnutzungen nicht vorhanden sind: ► Bundesautobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen über 1.000 Kfz / 24 h, ► elektrifizierte Bahntrassen, ► Kanäle der Schifffahrtsklasse 4, ► Siedlungen über 93 ha, ► Flughäfen.10 Nach der genannten Definition zählt im Landkreis Heidekreis die Schotenheide zu den verkehrsarmen unzerschnittenen Räumen in Niedersachsen. Die Schotenheide ist im Sü- den des Landkreises in der unteren Allerniederung gelegen. Der aus dem Landes-Raumordnungsprogramm in das Regionale Raumordnungspro- gramm übernommene Auftrag große unzerschnittene und von Lärm unbeeinträchtigte Bereiche zu sichern, ist nicht nur auf die bundesweit festgelegten Räume zu beschränken. Der im Regionalen Raumordnungsprogramm formulierte Grundsatz ist im Landkreis Hei- dekreis auch auf kleinere ungestörte und wenig zerschnittene Landschaftseinheiten an- zuwenden. Diese Räume übernehmen im regionalen Kontext wichtige Funktionen für den Naturschutz und die ruhige Erholung und sind deshalb zu sichern und zu entwickeln. Bei

10 Landkreis Heidekreis 2013, S. 53. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 17 raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen die in der Tabelle 4 genannten unzerschnittenen verkehrsarmen Räume im Landkreis Heidekreis berücksichtigt werden.

Tab. 4: Räume mit relativ geringen Vorbelastungen für das Landschaftsbild und relativ verkehrsarme, unzer- schnittene Räume im Landkreis Heidekreis11

Lage Beschreibung/Erläuterung Westlicher Abschnitt der Wümme-Niederung bis Verkehrs- und siedlungsarmes Gebiet. Vor- zum Wümme-Moor; östlich etwa bis Ortslage Win- herrschend Landwirtschaft mit vergleichsweise ho- termoor hem Grünlandanteil. Zusammenhängendes Wald- gebiet NSG Fintautal. Wilseder Berg, Hohe Heide, Staatsforst Sellhorn Verkehrs- und siedlungsarmes Gebiet. südöstlich bis Autobahn A7 Vorherrschend Wald- und Forstwirtschaft sowie Heide. NSG Lüneburger Heide. Osterheide östlich von Schneverdingen (östlich der Nahezu siedlungsfreies Gebiet. B3), Klosterforst Soltau bis südöstlich Autobahn A7 Überwiegend Heideflächen und Forstflächen. Zerschneidung durch die K51 und K35 im Bereich des Klosterforstes Wümmemoor und Hemslinger Geestrand westlich Gering besiedeltes Gebiet. Einige kleine Dörfer von Schneverdingen bis Landkreisgrenze (Lünzen, Grauen) entlang des Geestrandes. L170 als einzige größere bzw. stärker befahrene Straße. Landschaftsraum mit relativ hohem Anteil an Wald und Grünland. Südlich von Schneverdingen bis Neuenkirchen im Im Osten bis etwa zur B3 und im Westen etwa bis Südwesten und Wolterdingen im Südosten zur L171 erstreckt sich Raum mit relativ geringer Besiedlung. Überwiegend landwirtschaftliche Nutzung mit eini- gen Wäldern und Mooren. Wümmeniederung westlich von Neuenkirchen Geringe Besiedlung. Wenige kleine Weiler und Ge- höfte. Keine überregionalen Straßen vorhanden; nur K43 quert den Raum. Extensive landwirtschaftliche Nutzung mit einem hohen Anteil an Grünland und hoher Anteil an Waldgebieten. Behninger Geest und Fallingbosteler Lehmplatte Raum mit sehr hohem Waldanteil und landwirt- westlich von Soltau schaftlicher Nutzung. Nur K16 und die Bahnstrecke in Richtung Visselhö- vede zerschneiden das Gebiet. Kaum größere Siedlungen vorhanden. Staatsforst Walsrode (Wisselhorst) zwischen Im Norden von der stark befahrenen B440 be- Bomlitz und grenzt. Im Süden etwa bis zur Ortslage Fallingbos- tel bzw. bis zur K 156. Überwiegend von forstlicher Nutzung geprägt. Keine Siedlungen. Stellichter Sunder und Grundloses Moor Zusammenhängendes Wald- und Forstgebiet mit dem NSG Grundloses Moor. Keine Siedlungen und geringe Störungen durch Verkehr (K128 im Norden des Sundern).

11 Landkreis Heidekreis 2013, S. 116-117. 18 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Vehmsmoor und landwirtschaftlich geprägter Raum Großflächiges NSG Vehmsmoor sowie umliegen- Thransheide südlich der Autobahn A27 des, intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet zwischen der A27, der B209 und der L160. Innerhalb des Raumes keine größeren Verkehrs- wege und lediglich nachgeordnete Straßen Düshorner Sande Große zusammenhängende Waldgebiete. Keine Siedlungen und geringe Verkehrsbelastung. Im Norden bis zur A27 und im Osten bzw. Süden bis zur A7 bzw. zur Ortslage von Hodenhagen rei- chend. Rethemer Talaue; Aller-Leine-Tal Großflächig zusammenhängender Raum mit über- wiegend landwirtschaftlicher Nutzung und hohem Grünlandanteil entlang Aller und Leine. Gering besiedelt; Ortschaften nur an den Talrän- dern. Verkehrsbedingte Belastungen überwiegend ge- ring. Entlang der B209 und der A7 starke Verlärmung und Zerschneidung der Landschaft Berkhofer Dünen- und Talsandgebiet Nördlich von Lindwedel und östlich bis zur A7. Ausgedehntes Dünen- und Talsandgebiet mit groß- flächig zusammenhängenden Nadelholzforsten. Lichtenhorster Dünen- und Talsandgebiet Das Gebiet der Schotenheide ist großflächig unzer- schnitten und weitgehend unbesiedelt. Lichtenmoor Moorgebiet ohne Siedlung und Verkehrsbelastung.

Zu 05 Siedlungsnahen Freiräumen kommt vor allem in dichter besiedelten und stärker bean- spruchten Bereichen eine wichtige ökologische, soziale und wirtschaftliche Bedeutung zu, die es zu sichern und zu entwickeln gilt. Im Landkreis Heidekreis sind dies um die zentra- len Orte gelagerte Freiräume. Hier erfüllen diese wichtige Funktionen indem sie ► das Landschaftsbild prägen, ► als leicht zu erreichende Naherholungsgebiete dienen sowie ► eine unverzichtbare klimaökologische Funktion übernehmen. Im Zusammenhang mit der klimaökologischen Funktion siedlungsnaher Freiräume haben im Landkreis Heidekreis die in der Waldfunktionenkarte definierten Klimaschutzwälder eine große Bedeutung. Nach den Darstellungen der Waldfunktionenkarte sind diese überwiegend um klimatisch sensible Siedlungsbereiche zu finden.12 Wegen der Funktionsvielfalt von siedlungsnahen Freiräumen ist dafür Sorge zu tragen, dass diese in ausreichendem Maße erhalten gesichert und entwickelt werden.

12 Landkreis Heidekreis 2013, S. 141-142. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 19

3.1.2 Bodenschutz Zu 01 Als Boden wird die oberste belebte Verwitterungsschicht der Erdoberfläche bezeichnet. Böden sind mit Wasser, Luft und Lebewesen durchsetzt. Sie entstehen durch die Um- wandlung von mineralischen und organischen Substanzen. Maßgeblich beeinflusst wird die Bodenbildung durch die Umweltfaktoren Klima, Wasser, Relief, Bodenorganismen, Vegetation und menschliche Tätigkeit. Die standortspezifische Ausprägung der bodenbil- denden Faktoren ist verantwortlich für die Entwicklung der unterschiedlichsten Bodenty- pen mit den verschiedensten charakteristischen Eigenschaften. Der Boden übernimmt innerhalb des Landschaftshaushaltes vielfältige Funktionen. Der Boden bildet den Lebensraum für das Edaphon. Für höhere Pflanzen dient er als Standort und versorgt sie mit Nährstoffen und Wasser. Damit bildet er die Grundlage für menschliches und tierisches Leben. Innerhalb des Wasserkreislaufs zeichnet sich der Boden durch seine regulierende Wir- kung aus. Er speichert das anfallende Niederschlagswasser und gibt es langsam wieder an die Oberflächengewässer und das Grundwasser ab. Eingriffe auf das bestehende Bo- dengefüge, z.B. durch Entfernen der schützenden Vegetationsdecke oder durch Versiege- lung von Flächen, können gravierende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt haben. Von großer ökologischer Bedeutung ist die Fähigkeit des Bodens Stoffe aus dem Sicker- wasser auszufiltern und zu absorbieren. Bei der Bodenpassage von Sickerwasser werden im Wasser enthaltene Stoffe durch den Boden mechanisch gefiltert und gebunden (Filter- funktion). Schmutz- und Schadstoffpartikel werden dadurch im Boden festgehalten. Ge- löste Schwermetalle und organische Schadstoffe können aufgrund der Pufferfunktion des Bodens an Bodenbestandteile adsorbiert werden. Für Lebewesen und Pflanzen schädli- che Stoffe werden dadurch immobilisiert und im Boden festgehalten. Die Filter- und Pufferfunktionen des Bodens bewirken, dass Wasser unter normalen Be- dingungen in gereinigtem Zustand in das Grundwasser gelangt und vor dem Eintrag von schädlichen Stoffen geschützt ist oder deren Wirkung zumindest abgeschwächt ist (Grundwasserschutzfunktion). Die Leistungsfähigkeit des Bodens Stoffe herauszufiltern und zu adsorbieren ist nur in begrenztem Umfang möglich. Eine Änderung des pH-Wertes durch Versauerung führt z.B. zu einer erheblichen Minderung der Pufferwirkung des Bodens. Der Boden übernimmt eine wichtige Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte. Die Nutzungsfunktion des Bodens stellt sich in seiner Eigenschaft als Rohstofflagerstätte, Fläche für Siedlung und Erholung, Standort für land- und forstwirtschaftliche Nutzung so- wie Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver- und Entsorgung dar. Im vorangegangenen Text sind die im Bundes-Bodenschutzgesetz § 1 verankerten Funk- tionen des Bodens aufgeführt. Die Funktionsvielfalt des Bodens belegt seine herausra- gende Bedeutung als natürliche Ressource. Das Raumordnungsgesetz nimmt Bezug auf die Bedeutung des Bodens, indem es als Grundsatz der Raumordnung in § 2 Abs. 2 Nr. 6 formuliert, dass der Raum in seiner Be- 20 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen deutung für die Funktionsfähigkeit u.a. der Böden zu entwickeln, zu sichern oder soweit erforderlich, möglich und angemessen, wiederherzustellen ist. Wirtschaftliche und soziale Nutzungen des Raums sind unter Berücksichtigung seiner ökologischen Funktionen zu gestalten. Dabei sind die Naturgüter sparsam und schonend in Anspruch zu nehmen. Die erstmalige Inanspruchnahme von Freiflächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke ist zu vermindern, insbesondere durch die vorrangige Ausschöpfung der Potentiale für die Wie- dernutzbarmachung von Flächen, für die Nachverdichtung und für andere Maßnahmen zur Innenentwicklung der Städte und Gemeinden sowie zur Entwicklung vorhandener Verkehrsflächen. Der vorsorgende Bodenschutz findet sich in weiteren Fachgesetzen auf Bundes- und Landesebene. Weitere Regelungen für den vorsorgenden Bodenschutz finden sich z.B. im Naturschutzgesetz (BNatSchG, NAGBNatSchG) und im Baugesetzbuch. Zur Umsetzung der Vorgaben des BBodSchG und des ROG, die Funktionen des Bodens nachhaltig zu sichern und wiederherzustellen, wird in der Beschreibung der Grundsatz festgelegt, dass Böden im Landkreis Heidekreis als Lebensgrundlage und Lebensraum, zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und in ihrer natürlichen Leistungs- und Funktions- fähigkeit gesichert und entwickelt werden sollen. Folgende in der Zeichnerischen Darstellung festgelegte Gebietskategorien stehen in un- mittelbarem Zusammenhang mit dem Schutz der Böden im Planungsraum: ► Vorranggebiete Natur und Landschaft, ► Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, -pflege, -entwicklung, ► Vorranggebiete ruhige Erholung, ► Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft, ► Vorbehaltsgebiete Wald, ► Vorbehaltsgebiete von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet sowie ► Vorranggebiete Hochwasserschutz. Zu 02 Eine besondere Bedeutung kommt dem Schutz der natürlichen Leistungs- und Funktions- fähigkeit von Böden zu. Hierbei ist unter Böden mit besonderen Standorteigenschaften, mit besonderer Bodenfruchtbarkeit, mit naturgeschichtlicher Bedeutung sowie seltenen und naturnahen Böden zu differenzieren. Diese Böden sollen möglichst erhalten sowie in ihrer Funktion und in ihrem Wert geschützt werden. Im Landkreis Heidekreis treten folgende Bereiche mit besonderen Werten von Böden auf: ► Böden mit besonderen Standorteigenschaften: Extremstandorte nass, Extremstand- orte trocken und nährstoffarm, ► Naturnahe Böden: Dünen, historisch alte Waldstandorte, naturnahe Moore, 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 21

► Böden mit kulturgeschichtlicher Bedeutung: Plaggenesch, Heidepodsol unter Heide, Heidepodsol unter Wald / Magerrasen, Wölbäcker, ► Seltene Böden: regional seltene Böden, landesweit seltene Böden ► Böden mit hoher natürlicher Fruchtbarkeit.13 Etwas mehr als 13 % der Landkreisfläche zählen zu der Gruppe der Extremstandorte mit besonders nassen bzw. besonders trockenen und nährstoffarmen Böden. Durch anthro- pogene Nutzungen kommt es zu einer Veränderung des ursprünglichen Bodenmaterials. Zu den naturnahen Böden im Landkreis Heidekreis zählen die Dünen, die historisch alten Waldstandorte und die naturnahen Moore. Diesen Böden kommt ein besonderer naturge- schichtlicher Wert zu, da diese bislang weitestgehend frei von Einflüssen sind. Historisch alte Waldstandorte nehmen nahezu 5 % der Fläche des Planungsraums ein. Diesen fol- gen mit etwas mehr als 2 % der Fläche naturnahe Moore und mit 1,5 % der Fläche Dü- nen.

Tab. 5: Schutzwürdige Böden im Landkreis Heidekreis14

Schutzwürdiger Boden Fläche in qkm Anteil an Landkreisfläche % Extremstandorte nass 66,56 3,54 Extremstandorte trocken und 179,39 9,53 nährstoffarm Naturnahe Böden: Dünen 28,56 1,52 Naturnahe Böden: historisch alte 89,47 4,76 Waldstandorte Naturnahe Böden: naturnahe 39,80 2,12 Moore Böden mit kulturgeschichtlicher 15,30 0,81 Bedeutung: Plaggenesch Böden mit kulturgeschichtlicher 77,92 4,14 Bedeutung: Heidepodsol unter Heide Böden mit kulturgeschichtlicher 487,68 25,92 Bedeutung: Heidepodsol unter Wald / Magerrasen Regional seltene Böden 1,33 0,07 Landesweit seltene Böden 15,82 0,84 Böden mit hoher natürlicher 43,55 2,31 Fruchtbarkeit Bodendauerbeobachtungsflä- - - chen Summe: 55,56

13 Landkreis Heidekreis 2013, S. 53. 14 Landkreis Heidekreis 2013, S. 124-126. 22 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Tab. 6: Bodentypen im Landkreis Heidekreis15

Bodentyp Bodentyp Fläche in qkm Anteil an Landkreisflä- Abkürzung che % AB Vega 18,65 0,99 B Braunerde 28,55 1,52 B-P Braunerde-Podsol 214,02 11,37 E//B Plaggenesch unterlagert von 1,66 0,09 Braunerde E//B-G Plaggenesch unterlagert von 0,95 0,05 Braunerde-Gley E//P Plaggenesch unterlagert von Pod- 12,37 0,66 sol E//S-B Plaggenesch unterlagert von Pseu- 0,33 0,02 dogley-Braunerde E/B Braunerde mit Plaggenauflage 0,18 0,01 G Gley 59,56 3,17 G-AB Gley-Vega 26,47 1,41 G-B Gley-Braunerde 7,77 0,41 G-P Gley-Podsol 225,50 11,98 HHv Erd-Hochmoor 32,91 1,75 HNv Erd-Niedermoor 56,42 3,00 HNv/G Gley mit Erd-Niedermoorauflage 85,84 4,56 O Syrosem 0,74 0,04 P Podsol 566,06 30,08 P-B Podsol-Braunerde 186,11 9,89 P-G Podsol-Gley 54,91 2,92 Q Regosol 0,16 0,01 S Pseudogley 37,86 2,01 S-B Pseudogley-Braunerde 123,01 6,54 S-P Pseudogley-Podsol 129,98 6,91 YUg-p Tiefumbruchboden 0,01 0,00 YUhh Tiefumbruchboden 4,56 0,24 YUhn Tiefumbruchboden 1,80 0,10 pQ podsoliger Regosol 4,61 0,24 pS Pseudogley; podsoliert 0,58 0,03 Summe: 1881,49 100

Kulturhistorisch bedeutsam sind die aus der Heidewirtschaft erhaltenen Plaggeneschbö- den mit einem Anteil von 0,81 % an der Landkreisfläche und Heidepodsolböden unter Heide mit einem Anteil von 4,14 % an der Landkreisfläche. Mit knapp 30 % sind die Hei- depodsolböden unter Wald / Magerrasen im Landkreisgebiet anzutreffen. Diese anthro-

15 Landkreis Heidekreis 2013, S. 123. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 23 pogen durch die Heidewirtschaft beeinflussten Böden liefern wichtige Informationen zu der Kultur- und Siedlungsgeschichte. Für die Bodenregion der Flusslandschaften sind im Landkreis die Bodentypen Gley- Podsol, Erd-Niedermoor, Gley mit Niedermoorauflage, Podsol, Podsol-Braunerde, Pseu- do-Gley, Pseudogley-Braunerde als regional selten einzustufen. Gley-Braunauenboden ist für die Bodenregion Geest regional selten.16 Zu 03 Am häufigsten im Landkreis Heidekreis vertreten sind mit 60,3 % an der Landkreisfläche die Bodentypen Podsol, Braunerde-Podsol, Gley-Podsol und Pseudogley-Podsol. Dies sind sandige und nährstoffarme Böden. Böden mit einem hohen natürlichen Ertragspotential sind im Landkreis Heidekreis auf einer Fläche von etwas mehr als 2 % anzutreffen. Aufgrund der Seltenheit ertragreicher Böden sind diese wegen ihrer günstigen Produktionsbedingungen für eine landwirtschaft- liche Nutzung zu sichern. Zu 04 Die am häufigsten im Landkreis Heidekreis vertretenen sandigen und nährstoffarmen Bo- dentypen, Podsol, Braunerde-Podsol, Gley-Podsol und Pseudogley-Podsol weisen eine geringe Puffer- und Speicherkapazität gegenüber Düngestoffen, Säure- und Schadstoffe- inträgen auf. Deshalb ist vor allem in den Wassergewinnungsgebieten und Gebieten mit geringer Grundwasserüberdeckung darauf zu achten, dass Beeinträchtigungen des Bo- denwasserhaushalts durch sachgerechte Nutzung vermieden werden. Zu 05 Müll- und Sondermülldeponien, sonstige Altablagerungen, Altstandorte und Rüstungsalt- lasten stellen Flächen mit erhöhtem Risiko des Schadstoffeintrags in den Boden dar. Die- se sind entsprechend zu erfassen, hinsichtlich ihres Gefährdungspotentials zu bewerten, zu sichern und ggf. zu sanieren. Eine Besonderheit stellen im Landkreis Heidekreis die Rüstungsaltlasten dar, die durch Produktion, Einsatz und Vernichtung chemischer Kampfstoffmunition sowie durch deren Ablagerung in Verbindung mit Munitionsresten entstanden sind. Diese kommen sowohl innerhalb des Truppenübungsplatzes Munster Nord als auch außerhalb vor. Da hier Sa- nierungen angesichts des Gefährdungspotentials nur unter dem Grundsatz der Verhält- nismäßigkeit betrachtet werden können, stehen Erkundungen und Grundwasserüberwa- chungen im Vordergrund. In der Zeichnerischen Darstellung ist als »Vorranggebiet Sicherung oder Sanierung von Altlasten« der Dethlinger Teich bei Munster festgelegt. Als »Vorranggebiete Sicherung oder Sanierung von erheblichen Bodenbelastungen« werden Altlastenflächen innerhalb des Truppenübungsplatzes Munster Nord in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Durch den Jahrhunderte lang betriebenen Erzbergbau im Harz ist es zu einem massiven Eintrag von Schwermetallen in Oker und Innerste gekommen. Von den Abraumhalden der

16 Landkreis Heidekreis 2013, S. 141-142. 24 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen ehemaligen Erzgewinnung und -verarbeitung im Harz wird noch heute erodiertes Feinma- terial in die Flüsse eingetragen und bei Überschwemmungen im Auebereich abgelagert. Wie Untersuchungen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Niedersachsen nachge- wiesen haben, gehören die Talauen der Harzflüsse zu den am stärksten mit Schwermetal- len kontaminierten Flächen. Die Auesedimente von Oker und Innerste weisen über eine weite Entfernung hohe Belastungen durch Schwermetalle wie Cadmium, Kupfer, Blei und Zink auf, die von ehemaligen Schachtanlagen und Abraumhalden stammen. Schwerme- tallbelastete Feinsedimente gelangen bis heute über Oker und Innerste in Aller und Leine und werden bei Hochwasser im Auebereich abgelagert. Im Rahmen eines Sonderprojektes der unteren Bodenschutzbehörde zur Erfassung von Altlasten im Landkreis werden im Aller-Leine-Tal Schwermetallablagerungen (Blei, Cad- mium) aus Abwässern des Harzer Bergbaus erfasst. Ziel ist eine Bodenplanungsgebiets- verordnung, die innerhalb festgesetzter Grenzen spezielle Regelungen für den Umgang mit den belasteten Böden trifft. Gemäß § 4 Niedersächsisches Bodenschutzgesetz (NBodSchG) kann die untere Boden- schutzbehörde in Gebieten, in denen flächenhaft schädliche Bodenveränderungen auftre- ten oder zu erwarten sind, per Verordnung ein Bodenplanungsgebiet festsetzen. Dadurch sollen die im Gebiet erforderlichen Maßnahmen des Bodenschutzes nach einheitlichen Maßstäben festgesetzt und aufeinander abgestimmt werden. Soweit die Sanierung der Böden nicht möglich oder unzumutbar ist, gilt gemäß § 4 Abs. 3 BBodSchG, dass sonsti- ge Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen durchzuführen sind. 3.1.3 Natur und Landschaft Zu 01 Das BNatSchG gibt den gesetzlichen Auftrag Natur und Landschaft im besiedelten und unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen sowie zu entwickeln, dass die biologi- sche Vielfalt, die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts, die Vielfalt, Ei- genart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft nachhaltig gesi- chert sind. Zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Er- holungswertes von Natur und Landschaft sollen insbesondere Naturlandschaften und his- torisch gewachsene Kulturlandschaften vor Verunstaltung, Zersiedlung und sonstigen Beeinträchtigungen bewahrt werden (§ 1 BNatSchG). Die heutige Landschaftsentwicklung des Landkreises Heidekreis hat nach dem Abklingen der Eiszeiten begonnen. Der Mensch hat damals nur unwesentlich in die natürliche Ent- wicklung der Landschaft eingegriffen. Bis auf Moore und offene Wasserflächen war das Kreisgebiet vollständig bewaldet. Bis ins Vormittelalter prägten ausgedehnte natürliche oder naturnahe Waldbestände das Landkreisgebiet. Im Vormittelalter ließ sich die Bevölkerung als Ackerbauern oder Vieh- züchter nieder, die Dreifelderwirtschaft wurde eingeführt und die Landschaft in Wald und Feldmark unterschieden. Die immer weiter fortschreitende Degradierung der Wälder nahm ihren Lauf. Neben der Abholzung überalterten und degenerierten die Wälder durch Beweidung und Waldstreunutzung. Durch die Entnahme von Laub und Rohhumus, die der Ackerdüngung dienten (Eschböden), wurde der Boden ausgezehrt und eine starke Auswaschung gefördert. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 25

Auf den gerodeten Waldflächen konnte sich auf den ausgelaugten Böden die Besenheide ausbreiten. Sie bildete die Grundlage der historischen Heidebauernwirtschaft. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Heide ihre größte Ausdehnung, und die Wälder waren über- wiegend verschwunden. Das gesamte Gebiet war aufgrund der geringen Bodenfruchtbarkeit dünn besiedelt. Es lagen aufgelockerte Haufendörfer, Streusiedlungen oder Einzelhöfe vor. In der fruchtba- ren Allerniederung entstanden kompakte Haufendörfer wie Schwarmstedt, Essel oder Hademstorf. Die Heidewirtschaft wurde immer unrentabler. Die übernutzte Heide devastierte und es traten vegetationsfreie Sandflächen auf, die zu Sandverwehungen führten. In den Fluss- und Bachniederungen wurde versucht das Problem der steigenden Bevölkerungsdichte und den steigenden Bedarf an Lebensgrundlagen Mitte des 19. Jahrhunderts durch neue landwirtschaftliche Methoden, wie dem Stauwiesenbau, zu begegnen. Das System er- möglichte höhere Viehbestände, die damals den Dünger für die Ackerwirtschaft lieferten. Eine endgültige Wende kam durch die Einführung des Mineraldüngers um 1870. Durch zusätzliche Intensivierung des Ackerbaues konnten die Erträge innerhalb von zehn Jah- ren fast verdreifacht werden. Dies führte auch zur Veränderung der Viehhaltung, die Fleisch- und Milchproduktion rückte in den Vordergrund. Weitere Veränderungen brachten die planmäßig und staatlich geförderten Aufforstungen in der Heide. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden jährlich bis zu 900 ha Heide in Wald umgewandelt. Dabei wurden Kiefern angepflanzt, da Eichen- oder Buchen- pflanzungen auf den versauerten, nähstoffarmen Böden fehlschlugen. Diese riesigen Auf- forstungen veränderten neben der Selbstausbreitung der Kiefer auf ehemaligen Heideflä- chen die Landschaft vollkommen und die Lüneburger Heide wurde wieder zu einem wald- reichen Gebiet. Die negative Einstellung zur Heidelandschaft änderte sich mit Gründung des Vereins Na- turpark 1910 zum Erhalt der Heidelandschaft. Im Jahre 1922 wurde das Gebiet um den Wilseder Berg und den Totengrund als Naturschutzgebiet »Lüneburger Heide« festgelegt. Der übrige Raum des Landkreises veränderte sich durch weitere Eingriffe in die Land- schaft. Mit dem Aufkommen der mineralischen Düngung und der zunehmenden Mechani- sierung nahm der Ackerbau immer mehr Flächen in Anspruch. Um diese vor den sommer- lichen Hochwässern zu schützen und den Abfluss der Aller zu beschleunigen, regulierte man die Aller, unternahm Entwässerungsmaßnahmen und begann mit dem Bau von Dei- chen. Auch andere Niederungen wurden entwässert, in Grünland umgewandelt und die Bachläufe reguliert. Des Weiteren gingen ungenutztes Öd- und Brachland sowie Moorflä- chen zurück und die landwirtschaftlich genutzte Fläche nahm zu.17 Nach der Biotoptypenkartierung 2007-2010 für den Landkreis Heidekreis werden rund 40 % der Landkreisfläche landwirtschaftlich genutzt. Bemerkenswert ist dabei der domi- nierende Anteil an ackerbaulicher Nutzung.

17 Landkreis Heidekreis 2013, S. 5. 26 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Im Vergleich zu der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist ein geringfügig höherer Anteil von 41 % der Landkreisfläche mit Wald bestanden. Etwas mehr als 6 % werden durch Heide und Magerrasen geprägt. Die Hauptverbreitungsgebiete sind das Naturschutzgebiet Lü- neburger Heide und die Truppenübungsplätze Bergen-Hohne und Munster. Mit 1,45 % Flächenanteil nehmen Moore und Sümpfe eine untergeordnete Rolle in der heutigen Landnutzung ein. Dies ist das Ergebnis früherer Abtorfungen und Entwässe- rungsmaßnahmen.

Tab. 7: Flächennutzung im Landkreis Heidekreis, Biotoptypenkartierung 2007-201018

Flächennutzung Fläche in qkm Anteil an Landkreisfläche % Siedlung 102 5,44 Acker 484 25,75 Grünland 269 14,32 Wald 781 41,54 Heide / Magerrasen 120 6,37 Moore, Sümpfe 27 1,45 Stillgewässer 9 0,47 Militärgebiete 301,5 16,0 Sonstiges 87 4,39

Der Landkreis Heidekreis setzt sich aus mehreren Teillandschaften zusammen, in denen es zu einer unterschiedlichen Ausprägung der naturräumlichen Ausstattung gekommen ist. In Abhängigkeit der naturräumlichen Voraussetzungen haben sich unterschiedlich ausgeprägte kulturräumliche Nutzungen entwickelt. Die naturräumliche Ausstattung des Landkreises Heidekreis mit ihrem hohen Naturpoten- tial sowie ihrer landschaftlichen Strukturvielfalt bildet die Grundlage für die Sicherung und Weiterentwicklung von Natur und Landschaft. Die naturräumliche Ausstattung im Landkreis Heidekreis wird aufgrund der in der Natur- räumlichen Gliederung ausgewiesenen naturräumlichen Haupteinheiten beschrieben. Die naturräumlichen Haupteinheiten im Landkreis Heidekreis sind Bestandteil der drei natur- räumlichen Regionen: ► Stader Geest (Region 3), ► Lüneburger Heide und Wendland (Region 5), ► Weser-Aller-Flachland (Region 6). Die naturräumlichen Haupteinheiten innerhalb des Landkreises Heidekreis sind: Stader Geest (Region 3) ► Wümmeniederung ► Achim Verdener Geest

18 Landkreis Heidekreis 2013, S. 5. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 27

Lüneburger Heide und Wendland (Region 5) ► Hohe Heide ► Südheide Weser-Aller-Flachland (Region 6) ► Aller-Talsandebene Wümmeniederung Die Gemeindegebiete von Neuenkirchen und Schneverdingen liegen zum Teil in der na- turräumlichen Haupteinheit Wümmeniederung. Diese untergliedert sich in die Teilbereiche Wümmebecken und Untere Wümmeniederung. Im Landkreis Heidekreis liegt ausschließ- lich das Wümmebecken. Hier haben sich Sande aus den Schmelzwassern der Wilseder Endmoränenzüge abgelagert. Der östliche Rand dieser Einheit besitzt lehmige Grundmo- räneninseln. Entlang der Landkreisgrenze herrschen in dieser naturräumlichen Hauptein- heit grundwasserbeeinflusste Böden wie Gley- und Niedermoorböden sowie Podsolböden vor.19 Achim Verdener Geest Ein kleiner Teilbereich der naturräumlichen Haupteinheit Achim Verdener Geest ist an der westlichen Landkreisgrenze im Bereich des Stadtgebietes von Walsrode gelegen. Typi- sches Merkmal dieser Einheit ist ein leicht gewelltes Grundmoränengebiet mit sandigleh- migen Böden, die podsoliert sind. In tieferen Lagen können Moore oder anmoorige Böden auftreten.20 Hohe Heide Im Nordosten des Landkreises Heidekreis, überwiegend in dem Gebiet der Gemeinde Bispingen, befindet sich die naturräumliche Haupteinheit Hohe Heide mit ihren atlantisch geprägten Wilseder Endmoränen. Diese naturräumliche Einheit bildete sich aus den Endmoränenzügen des Warthestadiums und hat, im Vergleich zu anderen Räumen des nordwestdeutschen Tieflandes, starke Reliefenergie (Wilseder Berg 169 m NN). Kennzeichnend sind in diesem Raum trockene Hügelkuppen, Hochplateaus, Dünen, peri- glaziale Trockentäler und Senken, die aus wasserdurchlässigen, ausgewaschenen, ver- sauerten, kiesig-sandigen Böden mit teilweise ausgeprägten Ortsteinschichten beste- hen.21 Südheide Südwestlich des Endmoränengebietes der Hohen Heide erstreckt sich die naturräumliche Haupteinheit Südheide. Diese nimmt ungefähr zwei Drittel des Landkreises Heidekreis ein. Die Südheide ist geprägt von ausgedehnten Sanderflächen, Grundmoränenplatten und Endmoränenresten älterer Eiszeiten. Insgesamt flacht dieses wellige bis sanft hügelige Gebiet durch die lange Abtragung der Gewässer zum Allerurstromtal ab. Die Böden sind

19 Landkreis Heidekreis 2013, S. 10. 20 Landkreis Heidekreis 2013, S. 10. 21 Landkreis Heidekreis 2013, S. 9. 28 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

überwiegend basenarm und durch lange Verheidung oft stark podsoliert. In flachen, ab- flusslosen Mulden entstanden im Laufe der Zeit Niedermoore und kleine Hochmoore. Die einzelnen Landschaftseinheiten unterscheiden sich in ihrem geologischen Aus- gangsmaterial und in ihren Anteilen an Geest, Moor und Niederungen.22 Aller-Talsandebene Die naturräumliche Haupteinheit Aller-Talsandebene liegt im Süden des Kreisgebietes und nimmt etwa ein Viertel der Gesamtfläche des Landkreises Heidekreis ein. Ihre Ent- stehung wurde durch Prozesse während und nach den Eiszeiten bestimmt. Im Warthestadium entstand das breite Aller-Urstromtal, das die Schmelzwasser vom nordöstlich liegenden Gletscherrand sammelte und über die Weser zum Meer leitete. Durch Wechsel von Warm- und Kaltzeiten führte die Aller unterschiedliche Wassermen- gen, so dass sie sich bei geringerer Wasserführung tiefer in das Tal einschnitt. Bei größe- ren Wassermengen trat sie über die Ufer und lagerte fluviatiles Material an den Rändern ab. Durch diesen Prozess entstanden Terrassen, die zum Teil bei saisonalem Hochwas- ser noch heute überflutet werden.23 Die dargestellten naturräumlichen und kulturräumlichen Besonderheiten des Landkreises Heidekreis sollen bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen besonders berück- sichtigt werden. Zu 02 Der Auftrag einen regionalen Biotopverbund aufzubauen, zu sichern und zu entwickeln geht von § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG sowie von § 20 und § 21 BNatSchG aus, und wird den gesetzlichen Vorgaben entsprechend als Ziel der Raumordnung in das Regionale Raum- ordnungsprogramm übernommen. Gemäß den Vorgaben des BNatSchG in den §§ 20 und 21 soll in Deutschland ein länder- übergreifender Biotopverbund geschaffen werden. Mindestens 10 % der Fläche eines jeden Landes soll der Biotopverbund umfassen. Der Biotopverbund gliedert sich in Kern- flächen, Verbindungsflächen und Verbindungselemente. Als Bestandteile des Biotopver- bunds sollen gesetzlich geschützte Teile von Natur und Landschaft aufgenommen wer- den. Dazu zählen Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Nationalparke, Bio- sphärenreservate, Naturparke, Naturdenkmale sowie Natura 2000-Gebiete. Weitere ver- bindende Flächen und Elemente können in den Biotopverbund aufgenommen werden, wenn sie für dessen Bildung erforderlich sind. Die räumlich-funktionale Verknüpfung der einzelnen Bestandteile des Biotopverbunds hat eine wesentliche Bedeutung. Ziel des Aufbaus eines landesweiten Biotopverbunds in Niedersachsen ist es zur nachhal- tigen Sicherung von heimischen Tier- und Pflanzenarten und deren Populationen ein- schließlich ihrer Lebensräume und Lebensgemeinschaften sowie zur Bewahrung, Wie-

22 Landkreis Heidekreis 2013, S. 10. 23 Landkreis Heidekreis 2013, S. 10. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 29 derherstellung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen bei- zutragen.24 In Entsprechung der §§ 20 und 21 BNatSchG enthält das Zielkonzept des Landschafts- rahmenplanes für den Landkreis Heidekreis die Planung eines Biotopverbundsystems, das einer räumlich-funktionalen Vernetzung von Lebensräumen im Sinne der Erhaltung von Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräumen dient und dabei besonders die Landschaftselemente berücksichtigt, für die der Landkreis Heidekreis eine besondere überregionale Verantwortung trägt.25 Unter Einbeziehung des aktuellen Zustands der Schutzgüter Arten und Biotope, Land- schaftsbild, Boden und Wasser sowie Klima und Luft wurden im Landschaftsrahmenplan räumlich differenzierte Zielvorstellungen des Naturschutzes entwickelt und in Form von Zielkategorien dargestellt.26 Es erfolgte dabei eine Zuordnung zu den Zielkategorien: ► »Sicherung« von Gebieten mit überwiegend sehr hoher Bedeutung für Arten und Biotope – einschließlich »Verbesserung beeinträchtigter Teilbereiche« dieser Gebie- te, ► »Sicherung und Verbesserung« von Gebieten mit überwiegend hoher Bedeutung für Arten und Biotope und hoher bis sehr hoher Bedeutung für das Landschaftsbild, für Boden und Wasser und Klima / Luft, ► »Vorrangige Entwicklung und Wiederherstellung« in Gebieten mit aktuell überwie- gend sehr geringer bis mittlerer Bedeutung für alle Schutzgüter, ► »Umweltverträgliche Nutzung« in allen übrigen Gebieten mit aktuell sehr geringer bis mittlerer Bedeutung für alle Schutzgüter.27 Die Zielkategorie »Vorrangige Entwicklung« beinhaltet die verbindenden Flächen und Elemente des Biotopverbundsystems. Es wird dabei unter Berücksichtigung der natur- räumlichen Gegebenheiten im Landkreis Heidekreis zwischen drei Entwicklungstypen unterschieden: ► Heide-/Moor-Vernetzung: Vorrangige Entwicklung zu Biotoptypen, die der Vernet- zung von magerem Offenland wie Heiden, Magerrasen, extensivem Grünland und lichten Waldbeständen dienen, ► Vernetzung naturnaher Wälder: Vorrangige Entwicklung zu Biotoptypen, die der Ver- netzung von naturnahen Wäldern wie Hecken, Feldgehölzen und Wäldern mit natur- naher Gehölzbestockung dienen,

24 LROP 2012: Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) vom 8. Mai 2008 (Nds. GVBl. S.132), zuletzt geändert durch Verordnung vom 24. September 2012 (Nds. GVBl. S.350). LROP 2012, 3.1.2 Na- tur und Landschaft, Ziffer 02. 25 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148. 26 Landkreis Heidekreis 2013, S. 1. 27 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148. 30 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

► Vernetzung von Grünlandgebieten: Vorrangige Entwicklung zu Biotoptypen, die der Vernetzung von (Feucht-)Grünlandlebensräumen dienen. Ackerbewirtschaftung unter Berücksichtigung der Habitatansprüche von Wiesenvögeln, Umwandlung von Äckern zu Grünland, Anlage von Tümpeln und anderen Kleingewässern.28 Auf Ebene der Regionalplanung werden zur Unterstützung der Umsetzung eines regiona- len Biotopverbundes in der Zeichnerischen Darstellung des Regionalen Raumordnungs- programms Vorbehaltsgebiete und Vorranggebiete Natur und Landschaft, Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft, Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, - pflege und -entwicklung sowie Vorranggebiete Natura 2000 festgelegt. Das Zielkonzept des Landschaftsrahmenplans ist bei der Festlegung der genannten Vor- behalts- und Vorranggebiete, im Sinne eines unverbindlichen Fachgutachtens, mit in den Entscheidungs- und Abwägungsprozess eingeflossen. Zu 03 Kapitel 3.1.2 Ziffer 05 des Landes-Raumordnungsprogramms gibt vor, dass bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen die Schutzerfordernisse der Gebiete mit international, national und landesweit bedeutsamen Biotopen, der Gebiete mit Vorkom- men international, national und landesweit bedeutsamer Arten, der Gebiete von gesamt- staatlich repräsentativer Bedeutung für den Naturschutz, der Gebiete mit landesweiter Bedeutung für den Moorschutz und der Gebiete mit landesweiter Bedeutung für den Fließgewässerschutz zu berücksichtigen sind. An die Träger der Regionalplanung wird der Auftrag erteilt die genannten Gebiete nach Abwägung ihrer Schutzerfordernisse in den Regionalen Raumordnungsprogrammen räumlich festzulegen und entsprechend ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung als Vor- ranggebiet oder Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft oder als Vorranggebiet oder Vor- behaltsgebiet Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung zu sichern. In Umsetzung der landesplanerischen Vorgabe sind in der Zeichnerischen Darstellung für den Naturschutz wertvolle Gebiete von internationaler, nationaler, landesweiter und regio- naler Bedeutung als Vorranggebiete Natur und Landschaft festgelegt. Ziel ist es, für den Naturhaushalt, die Tier- und Pflanzenwelt und für das Landschaftsbild wertvolle Gebiete, Landschaftsbestandteile und Lebensräume zu erhalten und zu sichern. Ein landesweiter Biotopverbund ist aufzubauen. In den Vorranggebieten Natur und Landschaft müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein.29

28 Landkreis Heidekreis 2013, S. 149. 29 Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.): Planzeichen in der Regionalplanung – Arbeitshilfe. Grundlagen, Hinwei- se und Materialien für die zeichnerische Darstellung der Regionalen Raumordnungsprogramme in Niedersachsen. Hannover, Stand November 2010, Planzeichen Nr. 2.2. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 31

Bei der Festlegung der Vorranggebiete Natur und Landschaft sind in der Zeichnerischen Darstellung folgende Parameter in die Abwägung mit einbezogen worden: ► Naturschutzgebiete (§ 23 BNatSchG i.V.m. § 16 NAGBNatSchG), ► Gebiete, die Voraussetzungen zur Unterschutzstellung nach § 23 BNatSchG i.V.m. § 16 NAGBNatSchG erfüllen (potentielle Naturschutzgebiete), ► gesetzlich geschützte Biotope (§ 30 BNatSchG i.V.m. § 24 NAGBNatSchG), ► Naturdenkmale in flächiger Ausdehnung (§ 28 BNatSchG i.V.m. § 21 NAGB- NatSchG), ► wertvolle Bereiche für den Naturschutz der landesweiten Biotopkartierung, ► wertvolle Bereiche gemäß nds. Moorschutzprogramm Teil I 1981, Teil II 1986 und Ergänzung 1994 ► Hauptgewässer des Niedersächsischen Fließgewässerschutzsystems, ► für Fauna wertvolle Bereiche, ► für Flora wertvolle Zusatzflächen, ► Zielkonzept Landschaftsrahmenplan Kategorie Sicherung + Sicherung/Verbesserung, ► aufgrund internationaler Abkommen / internationalen Rechts geschützte Gebiete (Im- portant Bird Areas und Feuchtgebiete internationaler Bedeutung), ► avifaunistisch wertvolle Bereiche internationaler, nationaler und landesweiter Bedeu- tung, Brutvögel, ► avifaunistisch wertvolle Bereiche internationaler, nationaler und landesweiter Bedeu- tung, Gastvögel, ► historisch alte Waldstandorte im Bereich von Biotoptypen sehr hoher + hoher Bedeu- tung (LRP 2013). Naturschutzgebiete In § 23 BNatSchG sind Naturschutzgebiete als rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete definiert, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen zur Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit erforderlich ist. Gemäß § 16 NAGBNatSchG wird die Naturschutzbehörde ermächtigt, Gebiete im Sinne von § 23 Abs. 1 BNatSchG durch Verordnung als Naturschutzgebiete festzusetzen. Im Landkreis Heidekreis existieren 27 nach § 23 BNatSchG i.V.m. § 16 NAGBNatSchG festgesetzte Naturschutzgebiete. Diese nehmen eine Gesamtfläche von 16.823,5 ha des Landkreisgebietes ein. Ihr Anteil beträgt knapp 9 % der Landkreisfläche. Das größte und bekannteste Naturschutzgebiet im Landkreis Heidekreis ist das NSG-LÜ 002 Lüneburger Heide mit einer Fläche von 13.222 ha. Ausführlich dargestellt sind die Ziele der Natur- schutzgebiete in den jeweiligen Schutzgebietsverordnungen. Der Landschaftsrahmenplan des Landkreises Heidekreis gibt zusammengefasst Auskunft über die Ziele in den beste- henden Naturschutzgebieten. 32 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Tab. 8: Naturschutzgebiete im Landkreis Heidekreis30

Kennzeichen Bezeichnung Fläche in ha NSG-LÜ 002 Lüneburger Heide 13.222,0 NSG-LÜ 005 Lönsgrab 14,0 NSG-LÜ 014 Hügelgräberheide bei Langeloh 27,5 NSG-LÜ 017 Lichtenmoor 236,0 NSG-LÜ 018 Oberes Fintautal 346,3 NSG-LÜ 021 Böhmetal bei Huckenrieth 96,0 NSG-LÜ 035 Ehbläcksmoor 39,7 NSG-LÜ 039 Birkensee 37,5 NSG-LÜ 045 Söhlbruch 8,0 NSG-LÜ 080 Moor bei Osterwede 51,0 NSG-LÜ 134 Großes Moor bei Becklingen 184,0 NSG-LÜ 146 Obere Wümmeniederung 190,0 NSG-LÜ 155 Allerniederung bei Kl. Häuslingen 138,0 NSG-LÜ 166 Brambosteler Moor 22,5 NSG-LÜ 171 Moor in der Schotenheide 37,0 NSG-LÜ 182 Vehmsmoor 255,0 NSG-LÜ 185 Grundloses Moor 295,0 NSG-LÜ 207 Tal der Kleinen Örtze 330,0 NSG-LÜ 243 Bansee 18,0 NSG-LÜ 245 Wietzendorfer Moor 210,0 NSG-LÜ 246 Wittenmoor 28,0 NSG-LÜ 250 Schwarzes Moor bei Dannhorn 40,0 NSG-LÜ 253 Ottinger Ochsenmoor 275,0 NSG-LÜ 260 Allerschleifen zwischen Hülsen 126,0 und Wohlendorf NSG-LÜ 291 Seemoor und Schwarzes Moor 160,0 bei Zahrensen NSG-LÜ 296 Lührsbockeler Moor 187,0 NSG-LÜ 298 Riensheide mit Stichter See und 250,0 Sägenmoor Gesamt 16.823,5

Gebiete, die Voraussetzungen zur Unterschutzstellung nach § 23 BNatSchG i.V.m. § 16 NAGBNatSchG erfüllen (potentielle Naturschutzgebiete) Bei der Aufstellung des Landschaftsrahmenplans für den Landkreis Heidekreis wurden unter Einbeziehung übergeordneter Fachplanungen Gebiete ermittelt, die Kriterien zur Ausweisung als potentielle Naturschutzgebiete nach § 23 BNatSchG i.V.m. § 16 NAGB- NatSchG erfüllen.

30 Landkreis Heidekreis UNB, Stand 28.08.2015. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 33

Außerhalb der Truppenübungsplätze erfüllen 13.418 ha Fläche (7 % der Landkreisfläche) die Kriterien eines Naturschutzgebietes. Zudem sind innerhalb der Truppenübungsplätze mehr als 16.000 ha Fläche naturschutzgebietswürdig. Eine Festsetzung als Naturschutz- gebiet ist während des laufenden Militärbetriebs nicht sinnvoll.31 Gesetzlich geschützte Biotope (§ 30 BNatSchG i.V.m. § 24 NAGBNatSchG) Bestimmte Teile von Natur und Landschaft, die eine besondere Bedeutung als Biotope haben, werden gemäß § 30 BNatSchG i.V.m. § 24 NAGBNatSchG gesetzlich geschützt. Im BNatSchG sind die gesetzlich geschützten Biotope benannt. Im Landkreis Heidekreis zählen naturnahe Fließ- und Stillgewässer mit ihren Uferbereichen und Überschwem- mungsgebieten, Moore, Sümpfe, Großseggenrieder und Röhrichte, binsen- und seggen- reiche sowie hochstaudenreiche Nasswiesen, Quellbereiche, Heiden, Magerrasen, offene Binnendünen, Bruch-, Sumpf- und Auwälder zu dieser Kategorie. Die gesetzlich geschützten Biotope werden in einem öffentlich zugänglichen Verzeichnis registriert. Im Landkreis Heidekreis sind diese Biotope zahlreich vertreten. Bislang sind in das Verzeichnis geschützter Flächen nur etwa 10 % der existierenden gesetzlich ge- schützten Biotope eingetragen.32 Handlungen, die zu einer Zerstörung oder einer sonstigen erheblichen Beeinträchtigung führen können, sind gesetzlich verboten. Naturdenkmale in flächiger Ausdehnung (§ 28 BNatSchG i.V.m. § 21 NAGBNatSchG) Gemäß § 28 BNatSchG sind Naturdenkmäler rechtsverbindlich festgesetzte Einzelschöp- fungen in der Natur oder entsprechende Flächen bis zu fünf Hektar, deren besonderer Schutz aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen o- der wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich ist. Die Naturschutzbe- hörde kann Naturdenkmale durch Verordnung festsetzen (§ 21 NAGBNatSchG Abs. 1). Die Beseitigung des Naturdenkmals sowie alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Be- schädigung oder Veränderung des Naturdenkmals führen können, sind verboten. Der Landkreis besitzt 50 Naturdenkmale, von denen 17 flächenhaft ausgeprägt sind und zusammen 90 ha Fläche einnehmen.33 Im Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Hei- dekreis sind die Ziele in den bestehenden flächigen Naturdenkmalen tabellarisch aufge- führt.34 wertvolle Bereiche für den Naturschutz der landesweiten Biotopkartierung Die für den Naturschutz wertvollen Bereiche der landesweiten Biotopkartierung in Nieder- sachsen werden von der Fachbehörde für Naturschutz (NLWKN: Niedersächsischer Lan- desbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) erfasst und in einem Karten- werk im Maßstab 1 : 50.000 veröffentlicht. Die in der Karte dargestellten Bereiche sind Flächen mit landesweiter Bedeutung für den Arten- und Ökosystemschutz sowie den Schutz erdgeschichtlicher Landschaftsformen.

31 Landkreis Heidekreis 2013, S. 171-172. 32 Landkreis Heidekreis 2013, S. 77. 33 Landkreis Heidekreis 2013, S. 172. 34 Landkreis Heidekreis 2013, S. 186-187. 34 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Die erfassten Flächen sind zum Zeitpunkt der Kartierung aus Sicht des NLWKN grund- sätzlich schutzwürdig als Naturschutzgebiete (§ 23 BNatSchG) bzw. flächenhaftes Natur- denkmal (§ 23 BNatSchG).35 Bei der landesweiten Biotopkartierung werden Biotoptypen erfasst, die eine Schlüssel- funktion für die landschaftliche Eigenart und Vielfalt Niedersachsens besitzen. Dabei wer- den sowohl die naturnahen Biotope als Relikte der ursprünglichen Naturlandschaft (z.B. Wattenmeer, Hochmoore, Seen, Flüsse, Wälder, Felsen usw.) als auch die typischen Elemente der extensiv genutzten Kulturlandschaft wie Heiden, Magerrasen, Feuchtwiesen und Wallhecken als von besonderer Bedeutung für den Naturschutz eingestuft. Die Ergebnisse der landesweiten Biotopkartierung werden als Grundlage für Aussagen über Bestand und Gefährdung der Niedersächsischen Biotope herangezogen. Des Weite- ren stellen sie die Basis für die FFH-Gebietsauswahl, die Rote Liste Biotoptypen, Bio- topschutzkonzepte und die Fachberatung in Fragen des Biotopschutzes dar.

Tab. 9: Festgestellte Bereiche des Niedersächsischen Moorschutzprogramms im Landkreis Heidekreis36

Kennzeichen Bezeichnung Fläche in ha 35 Lichtenmoor 192,2 42 Ostenholzer Moor 1008,3 469 Großes Moor (bei Wietzendorf) 247,6 468 Großes Moor (G. Hetendorf) 19,0 474 Wietzenmoor 273,5 484 Ochsenmoor 15,0 485 Hochmoor am Jarlinger Horst 19,2 486 Hochmoor am Steinberg 20,4 487 Grundloses Moor 290,2 490 Vehmsmoor 219,2 512 Großes Moor 50,9 513 Hochmoor bei Langeloh 24,7 514 Hochmoor bei Freyessen 90,2 515 Pietzmoor 275,7 516 Hochmoor bei Bockheber 44,0 517 Hochmoor am Tröchelbach 1,4 724 Meinholzer Moor 36,5 730 Sültinger Moor 36,8

35 www.nlwkn.niedersachsen.de, Stand 29.08.2015. 36 Landkreis Heidekreis 2013, S. 67-68. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 35

Für den Landkreis Heidekreis sind im Rahmen der landesweiten Biotopkartierung 17.390 ha Fläche als landesweit bedeutsam aufgrund der Biotoptypenausstattung erfasst worden. Schwerpunkte liegen im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide, im Camp Reinseh- len, auf den Truppenübungsplätzen, im Allertal, in den Bachtälern und in den erhaltenen Moorgebieten.37 wertvolle Bereiche gemäß nds. Moorschutzprogramm Teil I 1981, Teil II 1986 und Ergän- zung 1994 Das Niedersächsische Moorschutzprogramm wurde von der Landesregierung in zwei Tei- len in den Jahren 1981 und 1986 beschlossen. Im Jahre 1994 erfolgte eine Neubewer- tung. Ziele des Programms sind die Sicherung und der Schutz der Hochmoore sowie Kleinst- hochmoore als Torflagerstätte mit einer hohen Bedeutung für den Naturschutz bezie- hungsweise deren Erhalt durch Pflege und Entwicklung sowie Renaturierung nach erfolg- ter Nutzung durch die Bereitstellung von Fördermitteln. Im Landkreis Heidekreis befinden sich insgesamt achtzehn Moorkomplexe mit einem pro- zentualen Anteil von rund 1,5 %, die entweder in ihrer Gesamtheit oder in Teilen in- nerhalb des Betrachtungsraumes liegen und aufgrund ihrer Bedeutung aufgenommen und bewertet wurden. Dabei wurden als wertvollste Bereiche ohne Abtorfung das Lichtenmoor (Nr. 35), das Os- tenholzer Moor (Nr. 42) und das Große Moor (bei Wietzendorf) (Nr. 469) im 1. Teil des Programmes aus dem Jahre 1981 festgestellt. Im 2. Teil des Jahres 1986 wurden das Große Moor (Nr. 512), das Vehmsmoor (Nr. 490), das Hochmoor bei Freyersen (Nr. 514) sowie das Pietzmoor (Nr. 515) als natürliche und naturnahe Hochmoore erfasst. Alle übrigen erfassten Komplexe galten bei der Erhebung zu diesem Zeitpunkt als dege- neriertes oder stark verändertes Hochmoor.38 Hauptgewässer des Niedersächsischen Fließgewässerschutzsystems Ziel dieses Programms ist die vollständige Wiederherstellung der ökologischen Durch- gängigkeit von naturnahen Fließgewässern beziehungsweise deren Erhalt und die Ent- wicklung. Neben den so genannten Verbindungsgewässern, die Mindestanforderungen hinsichtlich der Wasserqualität und Gewässerstruktur aufweisen sollen, wird zwischen Hauptgewässern 1. und 2. Priorität unterschieden. Im Landkreis Heidekreis stellen Aller und Leine Verbindungsgewässer dar. Bei der Aller liegt der Schwerpunkt besonders auf dem Erhalt und der Schaffung auentypischer Struk- turen, der Reaktivierung von Überschwemmungsflächen sowie der Verbesserung der flussmorphologischen Verhältnisse.

37 Landkreis Heidekreis 2013, S. 75. 38 www.nlwkn.niedersachsen.de, Stand 29.08.2015. Landkreis Heidekreis 2013, S. 66-67. 36 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Bei der Festlegung von Vorranggebieten Natur und Landschaft sind folgende Hauptge- wässer des Fließgewässerschutzsystems in die Abgrenzung der Gebiete mit eingeflos- sen: ► Böhme ► Lehrde, ► Luhe, ► Meisse, ► Oertze, ► Seeve, ► Wümme. Die Wümme im Nordwesten sowie die Böhme im Nordosten des Landkreises gelten als Hauptgewässer 1. Priorität. Böhme, Meiße, Luhe und Seeve stellen Hauptgewässer 2. Priorität dar.39 für Fauna wertvolle Bereiche Grundlage für die für die Fauna wertvollen Bereiche in Niedersachsen sind die gebietsbe- zogenen Daten aus dem Tierartenerfassungsprogramm. Die aus diesen Gebieten vorlie- genden Daten werden, soweit sie nicht älter als 10 Jahre sind, tiergruppenweise bewertet. Wird bei diesem standardisierten Verfahren ein bestimmter Schwellenwert erreicht, so werden diese Gebiete als aus landesweiter Sicht für die Fauna wertvolle Bereiche einge- stuft.40 für Flora wertvolle Zusatzflächen Die im Rahmen des Pflanzenartenerfassungsprogramms erhobenen Daten sind eine wichtige Grundlage für den Naturschutz in Niedersachsen. Daraus werden vom NLWKN u.a. die aus landesweiter Sicht für den Pflanzenartenschutz wertvollen Bereiche ermittelt und in einer Karte der für die Flora wertvollen Zusatzflächen im Maßstab 1 : 50.000 dar- gestellt.41 Zielkonzept Landschaftsrahmenplan Kategorie Sicherung + Sicherung/Verbesserung Es wird an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass das Zielkonzept des Land- schaftsrahmenplans für die Festlegungen im Regionalen Raumordnungsprogramm im Sinne eines unverbindlichen Fachgutachtens mit in den Entscheidungs- und Abwägungs- prozess einbezogen wird. Im Zielkonzept des Landschaftsrahmenplans werden die Ergebnisse der Bestandsauf- nahmen und Bewertungen zu den Schutzgütern Arten und Biotope, Landschaftsbild, Bo- den und Wasser sowie Klima / Luft zusammengeführt.

39 Landkreis Heidekreis 2013, S. 68. 40 www.umwelt.niedersachsen.de, Stand 29.08.2015. 41 www.nlwkn.niedersachsen.de, Stand 29.08.2015. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 37

Die genaue Methodik des Zielkonzepts ist im Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Heidekreis beschrieben. Im Folgenden wird nur auf einige wesentliche Punkte des Ziel- konzepts eingegangen. Das Zielkonzept wurde unter Berücksichtigung übergeordneter Schutz- und Planungskon- zeptionen erarbeitet. Es trifft Aussagen welche Bereiche des Landkreises aus natur- schutzfachlicher Sicht zu sichern, zu verbessern, zu entwickeln oder wiederherzustellen sind. In Entsprechung der §§ 20 und 21 BNatSchG sowie mit den Zielen der Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie enthält das Zielkonzept des Landschaftsrahmenplanes für den Land- kreis Heidekreis die Planung eines Biotopverbundsystems, das einer räumlich- funktionalen Vernetzung von Lebensräumen im Sinne der Erhaltung von Tier- und Pflan- zenarten sowie deren Lebensräumen dient und dabei besonders die Landschaftselemen- te berücksichtigt, für die der Landkreis Heidekreis eine besondere überregionale Verant- wortung trägt.42 Unter Einbeziehung des aktuellen Zustands der Schutzgüter Arten und Biotope, Land- schaftsbild, Boden und Wasser sowie Klima und Luft wurden im Landschaftsrahmenplan räumlich differenzierte Zielvorstellungen des Naturschutzes entwickelt und in Form von Zielkategorien dargestellt.43 Es erfolgte dabei eine Zuordnung zu den Zielkategorien: ► »Sicherung« von Gebieten mit überwiegend sehr hoher Bedeutung für Arten und Biotope – einschließlich »Verbesserung beeinträchtigter Teilbereiche« dieser Gebie- te, ► »Sicherung und Verbesserung« von Gebieten mit überwiegend hoher Bedeutung für Arten und Biotope und hoher bis sehr hoher Bedeutung für das Landschaftsbild, für Boden und Wasser und Klima / Luft, ► »Vorrangige Entwicklung und Wiederherstellung« in Gebieten mit aktuell überwie- gend sehr geringer bis mittlerer Bedeutung für alle Schutzgüter, ► »Umweltverträgliche Nutzung« in allen übrigen Gebieten mit aktuell sehr geringer bis mittlerer Bedeutung für alle Schutzgüter.44 Bei der Festlegung der Vorranggebiete Natur und Landschaft ist die Zielkategorie »Siche- rung« von Gebieten mit überwiegend sehr hoher Bedeutung für Arten und Biotope – ein- schließlich »Verbesserung beeinträchtigter Teilbereiche« mit in den Abwägungs- und Ent- scheidungsprozess einbezogen worden. Die Gebiete der Zielkategorie »Sicherung« von Gebieten mit überwiegend sehr hoher Bedeutung für Arten und Biotope – einschließlich »Verbesserung beeinträchtigter Teilbereiche« wurden bei der Erarbeitung des Land- schaftsrahmenplans aus den Bewertungen der Schutzgüter abgeleitet. Innerhalb dieser

42 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148. 43 Landkreis Heidekreis 2013, S. 1. 44 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148. 38 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Zielkategorie wurden Zieltypen festgelegt, die das Entwicklungsziel der jeweiligen Lebens- räume definiert.45 Zu den Zieltypen der Kategorie »Sicherung« zählen: ► gehölzarmes, artenreiches Grünland der Auen und sonstiger Niederungen ein- schließlich ihrer Randbereiche und naturnaher Fließgewässer, ► durch Gehölze strukturiertes artenreiches Grünland der Auen und sonstiger Niede- rungen einschließlich ihrer Randbereiche und naturnaher Fließgewässer, ► naturbelassene, größtenteils bewaldete Auen und sonstige Niederungen ein- schließlich ihrer Randbereiche und naturnaher Fließgewässer, ► naturnahe Hoch- und Übergangsmoore, ► Heiden und Magerrasen, ► durch Gehölze strukturierte Agrargebiete außerhalb der Auen und sonstiger Nie- derungen.46 26,7 % der Landkreisfläche (503 km²) besitzen gemäß verfügbarer Grundlagendaten die Wertigkeit, die zwingend zu einer Einstufung in die Kategorie »Sicherung« führt. Innerhalb dieser Kategorie sind mehr als die Hälfte der Flächen verbesserungswürdig. In den Ge- bieten der Kategorie »Sicherung« nehmen die Zieltypen Heide und Moor den größten Teil ein, gefolgt von Wäldern und Niederungen.47 aufgrund internationaler Abkommen / internationalen Rechts geschützte Gebiete (Im- portant Bird Areas und Feuchtgebiete internationaler Bedeutung) Die besonderen Schutzgebiete (BSG) nach Artikel 3 und 4 der EU-Vogelschutzrichtlinie zählen zu den EU-Vogelschutzgebieten und fließen in die Festlegung der Vorranggebiete Natur und Landschaft mit ein. für Brut- und Gastvögel wertvolle Bereiche Vorkommen seltener und bedrohter Vogelarten (Brut- und Gastvögel) werden in Nieder- sachsen landesweit erfasst. Diese Gebiete und Kartierungen beruhen auf Vorgaben des NLÖ und des NLWKN. Die Fachbehörden haben das gesamte in der staatlichen Vogel- schutzwarte auf Meldebögen vorliegende avifaunistische Datenmaterial unter Anwendung landeseinheitlicher Kriterien ausgewertet. Die den Fachbehörden für Naturschutz von der staatlichen Vogelschutzwarte vorgelegten avifaunistischen Daten werden dabei gebietsbezogen bewertet. Diese Bewertung erfolgt getrennt für Brut- und Gastvögel nach standardisierten Bewertungsverfahren (Bewer- tungsstufen von »lokale« bis »internationale Bedeutung«, vgl. Informationsdienst Natur- schutz Niedersachsen 6/97). Für alle avifaunistisch wertvollen Bereiche liegen in der Staatlichen Vogelschutzwarte Wertungsbögen mit Gebietsabgrenzungen im Maßstab 1 : 50.000 vor.

45 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148. 46 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148. 47 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148, 151. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 39 historisch alte Waldstandorte Fast 5 % der Wälder im Landkreis Heidekreis stocken auf historisch alten Waldstandor- ten. Dies bedeutet, dass die Flächen nach Auswertung historischer Karten seit ungefähr 250 Jahren nicht gerodet wurden und durchgehend mit Wald bewachsen waren. Die Böden unter alten Waldstandorten können als naturnah bezeichnet werden, da sie über lange Zeit keiner anthropogenen Bearbeitung unterlegen haben und in ihrem Aufbau und ihren Funktionen unbeeinträchtigt sind. Diese Waldflächen sind vorrangig als naturnahe Wälder zu erhalten und zu entwickeln. Jegliche Bodenbearbeitung muss unterbleiben.48 Zu 04 Um zu gewährleiten, dass bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen die Gebiete mit international, national und landesweit bedeutsamen Biotopen, der Gebiete mit Vorkommen international, national und landesweit bedeutsamer Arten, der Gebiete von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung für den Naturschutz, der Gebiete mit landes- weiter Bedeutung für den Moorschutz und der Gebiete mit landesweiter Bedeutung für den Fließgewässerschutz ihrer Schutzerfordernisse entsprechend im Regionalen Raum- ordnungsprogramm Berücksichtigung finden, gibt Kapitel 3.1.2 Ziffer 05 des Landes- Raumordnungsprogramms vor, dass als weitere Gebietskategorie Vorbehaltsgebiete Na- tur und Landschaft in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt werden sollen. Als Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft sollen Gebiete und Landschaftsbestandteile festgelegt werden, die aufgrund ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder als Pufferzo- nen und Vernetzungsbereiche eine besondere Bedeutung für den Naturhaushalt, das Landschaftsbild und die Erholung haben. Die Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft ergänzen oder verbinden das Grundgerüst der regionalen Freiräume und unterstützen die Umsetzung der großräumigen ökologischen Vernetzung. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. Den mit dem Vorbehalt Natur und Landschaft verbundenen Belangen ist bei der Abwägung mit den konkurrierenden Belangen ein besonderes Gewicht beizumessen.49 Als Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft sind in der Zeichnerischen Darstellung fest- gelegt: ► Landschaftsschutzgebiete (§ 26 BNatSchG i.V.m. § 19 NAGBNatSchG), ► Gebiete, die Voraussetzungen zur Unterschutzstellung nach § 26 BNatSchG i.V.m. § 19 NAGBNatSchG erfüllen (potentielle Landschaftsschutzgebiete) ► geschützte Landschaftsbestandteile (§ 29 BNatSchG i.V.m. § 22 NAGBNatSchG) ► Nebengewässer des Niedersächsischen Fließgewässerschutzsystems, ► Zielkonzept Landschaftsrahmenplan 2013 Kategorie »Sicherung und Verbesserung«

48 Landkreis Heidekreis 2013, S. 238. 49 NLT 2010, Planzeichen Nr. 2.3. 40 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

► avifaunistisch wertvolle Bereiche regionaler und lokaler Bedeutung, Brutvögel ► avifaunistisch wertvolle Bereiche regionaler und lokaler Bedeutung, Gastvögel, ► alte Waldstandorte im Bereich von Biotoptypen mittlerer Bedeutung (LRP 2013) und ► Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Im Folgenden werden die einzelnen Kriterien näher beschrieben. Kriterien, die bei den Vorranggebieten Natur und Landschaft erläutert worden sind, werden in dem Abschnitt zu den Vorbehaltsgebieten Natur und Landschaft nicht wiederholt aufgeführt. Hier wird auf die entsprechenden Textpassagen zu den Vorranggebieten Natur und Landschaft verwie- sen. Landschaftsschutzgebiete In § 26 BNatSchG sind Landschaftsschutzgebiete als rechtsverbindlich festgesetzte Ge- biete definiert, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Natur- haushalts oder der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Natur- güter, einschließlich des Schutzes von Lebensstätten und Lebensräumen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder der besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Landschaft oder wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung erforderlich ist. Gemäß § 19 NAGBNatSchG wird die Naturschutzbehörde ermächtigt Gebiete im Sinne von § 26 Abs. 1 BNatSchG durch Verordnung als Landschaftsschutzgebiete festzusetzen. Im Landkreis Heidekreis existieren 27 nach § 26 BNatSchG i.V.m. § 19 NAGBNatSchG festgesetzte Landschaftsschutzgebiete. Diese nehmen eine Gesamtfläche von 17.445 ha des Landkreisgebietes ein. Ihr Anteil beträgt knapp 9 % der Landkreisfläche. Die größten Landschaftsschutzgebiete im Landkreis Heidekreis ist das LSG-SFA 016 Böhmetal mit einer Fläche von 3.513 ha und das LSG-SFA 036 Munster-Oerrel mit einer Fläche von 3.463 ha. Ausführlich dargestellt sind die Ziele der Landschaftsschutzgebiete in den jewei- ligen Schutzgebietsverordnungen. Der Landschaftsrahmenplan des Landkreises Heide- kreis gibt zusammengefasst Auskunft über die Ziele in den bestehenden Landschafts- schutzgebieten.

Tab. 10: Landschaftsschutzgebiete im Landkreis Heidekreis50

Kennzeichen Bezeichnung Fläche in ha LSG-HK 023 Riensheide 1.607 LSG-HK 044 Luhetal mit Brunau und Witten- 317 beck LSG-SFA 002 Gutspark Westendorf 3 LSG-SFA 005 Ehrenfriedhof Essel 35 LSG-SFA 006 Ausländerfriedhöfe bei Oerbke 40 LSG-SFA 007 Westenholzer und Esseler Bruch 3.432

50 Landkreis Heidekreis UNB, Stand 28.08.2015. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 41

LSG-SFA 008 Reiherhorst bei Ahlden 50 LSG-SFA 009 2 Hügelgräber 8 LSG-SFA 010 Hohes Leineufer 4 LSG-SFA 012 Warnautal, Neuverordnung 329 LSG-SFA 013 Bierder Koppel 64 LSG-SFA 014 Kreuzförtsbach 16 LSG-SFA 015 Krelinger Heide 173 LSG-SFA 016 Böhmetal 3.513 LSG-SFA 017 Borsteler Kuhlen und Brunautal 179 LSG-SFA 018 Ihl-Rihn und Lohmoor 25 LSG-SFA 019 Große Heide bei Bispingen 120 LSG-SFA 020 Barbusch und Vossberg 251 LSG-SFA 022 Ahlftener Flatt 35 LSG-SFA 024 Brock bei Leitzingen 10 LSG-SFA 025 Umgebung des Höllenberges 4 LSG-SFA 026 Höpener Heide und Höpener 183 Berg LSG-SFA 027 Barrler Dünen und Wacholder- 76 heide LSG-SFA 028 Oeninger Bruch 177 LSG-SFA 029 Heide am Poggenberg 17 LSG-SFA 030 Wilde Berge und Umgebung 338 LSG-SFA 031 Ehrenfriedhof 15 LSG-SFA 032 Bomlitztal 195 LSG-SFA 033 Allernbachtal 22 LSG-SFA 034 Hahnenbachtal 364 LSG-SFA 036 Munster-Oerrel 3.463 LSG-SFA 037 Jordanbach 146 LSG-SFA 038 Vethbach 87 LSG-SFA 039 Jettebruch 236 LSG-SFA 040 Steinförthsbach 400 LSG-SFA 041 Lehrdetal 1.000 LSG-SFA 042 Oberes Böhmetal 481 LSG-SFA 043 Kiessee bei Bothmer 30 Gesamt 17.445

Gebiete, die Voraussetzungen zur Unterschutzstellung nach § 26 BNatSchG i.V.m. § 19 NAGBNatSchG erfüllen (potentielle Landschaftsschutzgebiete) Bei der Aufstellung des Landschaftsrahmenplans für den Landkreis Heidekreis wurden unter Einbeziehung übergeordneter Fachplanungen Gebiete ermittelt, die Kriterien zur Ausweisung als potentielle Landschaftsschutzgebiete nach § 26 BNatSchG i.V.m. § 19 NAGBNatSchG erfüllen. 42 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Demnach erfüllen 11.500 ha der Landkreisfläche die Anforderungen an ein Landschafts- schutzgebiet. Eine Liste mit den betreffenden Gebieten und die Begründung für deren Schutzwürdigkeit sind im Landschaftsrahmenplan einzusehen.51 geschützte Landschaftsbestandteile (§ 29 BNatSchG i.V.m. § 22 NAGBNatSchG) Gemäß § 29 BNatSchG sind geschützte Landschaftsbestandteile rechtsverbindlich fest- gesetzte Teile von Natur und Landschaft, deren besonderer Schutz zur Erhaltung, Ent- wicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaus- halts, zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- und Landschaftsbildes, zur Abwehr schädlicher Einwirkungen oder wegen ihrer Bedeutung als Lebensstätten bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten erforderlich ist. Geschützte Landschaftsbestandteile im Sinne von § 29 Abs. 1 BNatSchG können gemäß § 22 Abs. 1 NAGBNatSchG innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile die Ge- meinden im eigenen Wirkungskreis durch Satzung, im Übrigen die Naturschutzbehörden durch Verordnung festsetzen. Zielkonzept Landschaftsrahmenplan 2013 Kategorie »Sicherung und Verbesserung« Bei der Festlegung der Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft ist die Zielkategorie »Si- cherung und Verbesserung« von Gebieten mit in den Abwägungs- und Entscheidungs- prozess einbezogen worden. Diese Zielkategorie setzt sich aus Gebieten mit überwiegend hoher Bedeutung für Arten und Biotope und hoher bis sehr hoher Bedeutung für das Landschaftsbild, für Boden und Wasser und Klima / Luft zusammen. Die Bereiche der Zielkategorie »Sicherung und Verbesserung« von Gebieten mit über- wiegend hoher Bedeutung für Arten und Biotope und hoher bis sehr hoher Bedeutung für das Landschaftsbild, für Boden und Wasser und Klima / Luft wurden bei der Erarbeitung des Landschaftsrahmenplans aus den Bewertungen der Schutzgüter abgeleitet. Innerhalb dieser Zielkategorie wurden Zieltypen festgelegt, die das Entwicklungsziel der jeweiligen Lebensräume definiert.52 Zu den Zieltypen der Kategorie »Sicherung und Verbesserung« zählen: ► die bei der Zielkategorie »Sicherung« bereits genannten Zieltypen, ► Grünland in Gebieten hoher Winderosionsgefährdung außerhalb der Niederungen, ► lichte Wälder, ► naturnahe Laubwälder außerhalb der Auen und sonstiger Niederungen, ► Stillgewässer außerhalb der Auen und sonstiger Niederungen, ► Siedlungsgebiete mit hohem Anteil an naturnahen Vegetationselementen, ► Gebiete mit Relevanz für Artenschutz.53

51 Landkreis Heidekreis 2013, S. 172, 175-178. 52 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148. 53 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148-149. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 43

Ein Viertel der Landkreisfläche (469,7 km²) besitzen gemäß verfügbarer Grundlagendaten die Wertigkeit, die zu einer Einstufung in die Kategorie »Sicherung und Verbesserung« führt.54 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Mit der Eingriffsregelung sollen negative Folgen von Eingriffen in Natur und Landschaft vermieden und minimiert werden. Nicht vermeidbare Eingriffe sollen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege ausgeglichen bzw. ersetzt werden. Die wichtigsten Rechtsgrundlagen bilden die §§ 14 und 15 des BNatSchG sowie die §§ 1a und 35 des Baugesetzbuchs. Zu 05 Verkehrsarme unzerschnittene Räume besitzen eine besondere Bedeutung für den Na- turschutz und die Landschaftsplanung. Die Zerschneidung der Landschaft durch viel be- fahrene Verkehrswege hat für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten die Beschränkung oder den Verlust des Lebensraums zur Folge. Für die ruhige Erholung der Bevölkerung in Na- tur und Landschaft bieten diese Räume zudem die besten Voraussetzungen. Aufgrund ihrer zahlreichen wichtigen Funktionen sind diese Bereiche zu erhalten und vor weiterer Zerschneidung zu sichern. Nach der Definition des UBA 2009 gelten als verkehrsarme unzerschnittene Räume Be- reiche über 100 km2 Größe, in denen folgende Landnutzungen nicht vorhanden sind: ► Bundesautobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen über 1.000 Kfz / 24 h, ► elektrifizierte Bahntrassen, ► Kanäle der Schifffahrtsklasse 4, ► Siedlungen über 93 ha, ► Flughäfen.55 Nach der genannten Definition zählt im Landkreis Heidekreis die Schotenheide zu den verkehrsarmen unzerschnittenen Räumen in Niedersachsen. Die Schotenheide ist im Sü- den des Landkreises in der unteren Allerniederung gelegen. Der aus dem Landes-Raumordnungsprogramm in das Regionale Raumordnungspro- gramm übernommene Auftrag große unzerschnittene und von Lärm unbeeinträchtigte Bereiche zu sichern, ist nicht nur auf die bundesweit festgelegten Räume zu beschränken. Der im Regionalen Raumordnungsprogramm formulierte Grundsatz ist im Landkreis Hei- dekreis auch auf kleinere ungestörte und wenig zerschnittene Landschaftseinheiten an- zuwenden. Diese Räume übernehmen im regionalen Kontext wichtige Funktionen für den Naturschutz und die ruhige Erholung und sind deshalb zu sichern und zu entwickeln. Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen die in der Tabelle 4 (siehe Kapitel 3.1.1) genannten unzerschnittenen verkehrsarmen Räume im Landkreis Heidekreis be- rücksichtigt werden.

54 Landkreis Heidekreis 2013, S. 148. 55 Landkreis Heidekreis 2013, S. 53. 44 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Mit der Festlegung von Vorbehalts- sowie Vorranggebieten Natur und Landschaft, Vorbe- halts- sowie Vorranggebieten Erholung sowie Vorranggebieten Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung in der Zeichnerischen Darstellung soll ein Beitrag zum Schutz von verkehrsarmen unzerschnittenen Räumen gewährleistet werden. Zu 06 Einführend wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass zwingend zu beachten ist, mit der Festlegung als Vorranggebiet Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung wird keine raumordnerische Vorentscheidung über Art und Intensität der Nutzung im Rahmen der ordnungsgemäßen Landwirtschaft getroffen. Grünlandgebiete und insbesondere Feuchtgrünländer mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz und die Landschaftspflege sind nach Kapitel 3.1.2 Ziffer 05 Landes- Raumordnungsprogramm als prägende Kulturlandschaften gegenüber entgegenstehen- den Nutzungsansprüchen in der Zeichnerischen Darstellung als Vorranggebiet Grünland- bewirtschaftung, -pflege und -entwicklung festzulegen. Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen müssen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein. Soweit entsprechende Gebiete aufgrund ihrer hohen naturschutzfachlichen Bedeutung schon als Vorranggebiete Natur und Landschaft festgelegt sind, bedarf es in der Zeichne- rischen Darstellung keiner überlagernden Festlegung als Vorranggebiet Grünlandbewirt- schaftung, -pflege und -entwicklung. Um eine regionalplanerische Entflechtung zu erreichen, werden Waldbereiche in den Vor- ranggebieten Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung nicht als Vorbehaltsge- biet Wald festgelegt. Die bestehenden Waldflächen haben Bestandsschutz, Neuauffors- tungen sind in Vorranggebieten Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung in der Regel nicht zulässig. Nach Einzelfallprüfung der Vereinbarkeit mit den vorrangigen Zielen des Grünlandschutzes können Ausnahmen zugelassen werden.56 Seit Oktober 2009 ist die Verordnung zur Erhaltung von Dauergrünland in Kraft, die jegli- chen Umbruch von Dauergrünland genehmigungspflichtig macht. Trotz der gesetzlichen Steuerung ist im Landkreis Heidekreis immer noch in größerem Ausmaß Grünlandum- bruch zugunsten von Ackernutzung zu beobachten. Des Weiteren werden extensiv ge- nutzte Grünlandflächen immer wieder einer intensiven Nutzung zugeführt. Ursachen dafür sind, dass durch die zunehmende Energiegewinnung aus Rohstoffen (Bi- ogasanlagen) sich der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen im Landkreis Heidekreis deutlich erhöht hat. Grünland leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zum Klima-, Gewässer- und Bodenschutz sowie hat eine große Bedeutung für das Landschaftsbild und die Erholung. Die Einflüsse des Grünlandumbruchs auf Tier- und Pflanzenarten und das Landschaftsbild sowie die Boden-Erosionsgefahr sind erheblich.57

56 NLT 2010, Planzeichen Nr. 2.4. 57 Landkreis Heidekreis 2013, S. 5-6. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 45

Um im Landkreis Heidekreis Grünlandgebiete mit besonderer Bedeutung für den Natur- schutz und die Landschaftspflege zu erhalten werden in der Zeichnerischen Darstellung Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung festgelegt. Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen müssen in diesen Gebieten mit der vor- rangigen Zweckbestimmung der Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, -pflege und - entwicklung vereinbar sein. Im Landkreis Heidekreis zählen zu Grünlandgebieten mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz und die Landschaftspflege insbesondere avifaunistisch wertvolle Gebiete für Wiesenbrüter (z.B. Großer Brachvogel), die offenes Grünland bevorzugen. Als Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung sind in der Zeich- nerischen Darstellung festgelegt: ► Gebiete mit vorherrschenden Grünland-Biotoptypen der Biotoptypenkartierung (2007- 2010; LRP Heidekreis 2013), ► Gebiete, in denen die Bewertung der Brutvogelgebiete des NLWKN (2010, ergänzt 2013) Vorkommen von Großem Brachvogel bzw. anderen Grünland bewohnenden Brutvögeln enthält, ► Verbindende Gebi.ete im Sinne eines Grünland-Biotopverbunds (LRP Heidekreis 2013) 3.1.4 Natura 2000 Natura 2000 bezeichnet das zusammenhängende ökologische Netz aus den Schutzge- bieten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie, 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992) und den Schutzgebieten der EU-Vogelschutzrichtlinie (2009/147/EG des Euro- päischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009) in Europa. Die Natura 2000-Gebiete dienen dem Schutz und der Erhaltung von natürlichen und na- turnahen Lebensräumen sowie von gefährdeten wild lebenden Tieren und Pflanzen. Die Umsetzung von Natura 2000 ist ein wesentlicher Beitrag zur Verwirklichung der Ziele des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt und entsprechender nationaler und niedersächsischer Strategien.58 Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) Bei FFH-Gebieten handelt es sich um spezielle Schutzgebiete, die nach der Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie ausgewiesen werden und dem Schutz von spezifischen Pflanzen (Flo- ra), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen die in mehreren Anhängen zur FFH-Richtlinie aufgelistet sind. Ziel ist die Erhaltung und Entwicklung von Gebieten für gefährdete Lebensräume und Arten und somit der biologischen Vielfalt in Europa. EU-Vogelschutzgebiete Die besonderen Schutzgebiete (BSG) nach Artikel 3 und 4 der EU-Vogelschutzrichtlinie zählen zu den EU-Vogelschutzgebieten.

58 NLWKN ohne Jahr (4): Natura 2000 / Biotopschutz. Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de 46 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Die Europäische Gemeinschaft schützt durch die Richtlinie über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten (EG-Vogelschutzrichtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 abgelöst durch die Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009) die Vogelarten Europas in ihrer Gesamtheit als Teil der europä- ischen Artenvielfalt. Nach der Richtlinie sollen sämtliche in der Gemeinschaft heimischen, wild lebenden Vogelarten in ihren natürlichen Verbreitungsgebieten und Lebensräumen erhalten werden. Insgesamt liegen achtzehn FFH-Gebiete entweder in ihrer Gesamtheit oder in Teilen in- nerhalb des Landkreises Heidekreis. Diese nehmen eine Gesamtfläche von rund 310 km² und einen Anteil von 16,5 % der Landkreisfläche ein. Neben den aufgeführten FFH-Gebieten befinden sich sechs EU-Vogelschutzgebiete ent- weder in ihrer Gesamtheit oder in Teilen innerhalb des Landkreises Heidekreis. Die Ge- samtfläche, die im Landkreis Heidekreis durch EU-Vogelschutzgebiete eingenommen wird beträgt etwa 327 km² und entspricht einem Anteil von 17,4 % der Landkreisfläche. Die Abgrenzungen der EU-Vogelschutzgebiete sind in weiten Teilen mit den Abgrenzun- gen der FFH-Gebiete identisch. Die Gesamtfläche der im Landkreis Heidekreis gelegenen Natura 2000-Gebiete beläuft sich auf ca. 376 km² (20 % der Landkreisfläche).59

Tab. 11: FFH-Gebiete im Landkreis Heidekreis (Stand Mai 2015)60

FFH-Nr. FFH-Name Fläche in ha 38 Wümmeniederung 229 70 Lüneburger Heide 13.183 71 Ilmenau mit Nebenbächen 21 77 Böhme 1.710 78 Grundloses Moor 289 79 Vehmsmoor 255 80 Moor- und Heidegebiete im 2.929 Truppenübungsplatz Munster Süd 81 Örtze mit Nebenbächen 612 82 Großes Moor bei Becklingen 143 83 Moor- und Heidegebiete im 4.200 Truppenübungsplatz Bergen- Hohne 90 Aller (mit Barnbruch), untere 5.172 Leine, untere Oker 91 Meißendorfer Teiche, Ostenhol- 1.470 zer Moor 212 Gewässersystem der Luhe und 101 unteren Neetze 243 Schwarzes Moor und Seemoor 82

59 Landkreis Heidekreis 2013, S. 17-26. 60 www.nlwkn.niedersachsen.de, Stand Mai 2015. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 47

258 Riensheide 140 276 Lehrde und Eich 210 422 Mausohr-Habitate nördlich Nien- 46 burg 442 Lichtenmoor 234

Tab. 12: EU-Vogelschutzgebiete im Landkreis Heidekreis (Stand Mai 2015)61

FFH-Nr. FFH-Name Fläche in ha V23 Untere Allerniederung 4.170 V24 Lüneburger Heide 13.183 V24 Truppenübungsplätze Munster 5.483 Nord und Süd V31 Ostenholzer Moor und Meißen- 1.466 dorfer Teiche V32 Truppenübungsplatz Bergen 8.329 V38 Große Heide bei Unterlüß und 30 Kiehnmoor

Zu 02 Nach den Vorgaben des Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen 2012 sind die Gebiete des europäischen ökologischen Netzes Natura 2000 in der Zeichnerischen Dar- stellung des Regionalen Raumordnungsprogramms entsprechend der jeweiligen Erhal- tungsziele durch Vorranggebiete Natura 2000 gesichert. In den festgelegten »Vorrangge- bieten Natura 2000« sind raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen nur unter den Voraussetzungen des § 34 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) zulässig. »Vorranggebiete Natura 2000« setzen sich zusammen aus den Gebieten, die: ► in die Liste nach Artikel 4 Abs. 2 Unterabschnitt 3 der Richtlinie 92/43/EWG des Ra- tes vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild le- benden Tiere und Pflanzen (ABl. EG Nr. L 206 S. 7) in der jeweils geltenden Fassung eingetragen sind (Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung), ► der Europäischen Kommission nach Artikel 4 Abs. 1 der Richtlinie 92/43/EWG be- nannt sind (FFH-Vorschlagsgebiete) oder ► Europäische Vogelschutzgebiete im Sinne des § 7 Abs. 1 Nr. 7 BNatSchG sind. 3.1.5 Entwicklung der Großschutzgebiete Der Naturpark Lüneburger liegt im Städtedreieck Hamburg, Bremen und Hannover. Er erstreckt sich von Buchholz in der Nordheide im Norden bis nach Soltau im Süden und von Schneverdingen im Westen bis an die Grenzen der Stadt Lüneburg im Osten. Er um- fasst Teile der drei Landkreise Lüneburg, Harburg und Heidekreis. Gebietsteile der Kom-

61 www.nlwkn.niedersachsen.de, Stand Mai 2015. 48 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen munen Bispingen, Munster, Neuenkirchen, Schneverdingen und Soltau gehören zum Na- turpark Lüneburger Heide. Die aktuelle Größe von über 107.000 ha besitzt der Naturpark Lüneburger Heide seit Feb- ruar 2007. Die im Landkreis Heidekreis gelegene Fläche des Naturparks Lüneburger Hei- de hat eine Größe von 44.200 ha. Kernstück des Naturparks Lüneburger Heide ist das etwa 23.400 ha große Naturschutz- gebiet Lüneburger Heide. Im Landkreis Heidekreis liegen 13.222 ha des Naturschutzge- bietes. Ziel des Naturparks Lüneburger Heide ist es die nachhaltige Entwicklung der Region als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum zu fördern. Der Naturpark Lüneburger Heide möchte dabei als Aufgaben übernehmen: ► die Kulturlandschaft zu erhalten und zu entwickeln, ► die nachhaltige Regionalentwicklung zu unterstützen, ► das Naturerleben zu fördern und landschaftsschonende Erholungsangebote zu ent- wickeln und ► das Umweltbewusstsein zu stärken. Der Naturpark Lüneburger Heide soll seiner besonderen Bedeutung für Kulturlandschaft, Natur, Erholung und Tourismus entsprechend geschützt und entwickelt werden. Entspre- chende Festlegungen in der Zeichnerischen Darstellung innerhalb der Grenzen des Na- turparks Lüneburger Heide sollen dies unterstützen. Der Grenzverlauf des Naturparks wird nachrichtlich in die Zeichnerische Darstellung des RROP übernommen. 3.1.6 Kulturlandschaften und kulturelle Sachgüter Zu 01 Das Raumordnungsgesetz formuliert in § 2 Abs. 2 Nr. 5 als Grundsatz der Raumordnung, dass Kulturlandschaften zu erhalten und zu entwickeln sind. Historisch geprägte und ge- wachsene Kulturlandschaften sind in ihren prägenden Merkmalen und mit ihren Kultur- und Naturdenkmälern zu erhalten. Eine weitere Grundlage für den Schutz von Kulturlandschaften bilden fachrechtliche Vor- gaben aus den Bereichen Denkmalpflege und Naturschutz. Nach § 4 Abs. 1 des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz (NDSchG) sind historische Kulturlandschaften, die die Voraussetzungen eines Kulturdenkmals erfüllen, in ein bei den Denkmalschutzbehörden öffentlich einsehbares Verzeichnis aufzunehmen. Zu den Kul- turdenkmalen zählen Baudenkmale, Bodendenkmale, bewegliche Denkmale und Denk- male der Erdgeschichte. Im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist in § 1 Abs. 4 verankert, dass zur dauerhaf- ten Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Landschaft insbesondere Naturlandschaften und historisch gewachsene Kulturland- schaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, vor Verunstaltung, Zersied- lung und sonstigen Beeinträchtigungen zu bewahren sind. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 49

Die Bedeutung der Kulturlandschaftsteile als Lebensraum für Pflanzen und Tiere oder für das Landschaftsbild steht bei der aufgeführten naturschutzrechtlichen Vorgabe im Vor- dergrund. Durch die Festlegung von geschützten Landschaftsbestandteilen gemäß § 29 BNatSchG können beispielsweise Alleen, einseitige Baumreichen, Bäume, Hecken oder andere Landschaftsbestandteile geschützt werden, weil sie das Orts- und Landschaftsbild gliedern und zur Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes beitragen. Ein Verzeichnis der geschützten Landschaftsbestandteile führt der Landkreis Heidekreis als untere Natur- schutzbehörde. Grundlegende Voraussetzung für den Schutz von historischen Kulturlandschaften ist de- ren Erfassung und Bewertung. Viele der Relikte früheren Wirtschaftens in Natur und Landschaft sind nicht gesetzlich geschützt und so meist einem schleichenden Verschwin- den ausgesetzt. Aufgrund fehlenden Bewusstseins werden Objekte zum einen nicht aktiv erhalten und zum anderen oft sogar durch Unwissen zerstört. Zur Erhaltung der noch in Resten vorhandenen Substanz von historischen Kulturland- schaften ist im Landkreis Heidekreis 1994, im Rahmen eines interdisziplinären For- schungsprojektes mit einer flächendeckenden Bestandsaufnahme begonnen worden. Ziel ist es damals gewesen ein Kataster anzulegen, das jederzeit fortschreibbar ist und sowohl für aktuelle Planungsentscheidungen als auch für die historische Informationsvermittlung verwendet werden kann. Es sind damals über 200 historische Kulturlandschaftselemente dokumentiert worden. Eine wichtige Erkenntnis nach Abschluss des Projekts ist gewesen, dass das Kulturlandschaftskataster damit nicht fertiggestellt ist, sondern die Führung ei- nes Kulturlandschaftskatasters als eine permanente Aufgabe der unteren Denkmal- schutzbehörde zu verstehen ist. In den Folgejahren sind für die Kommunen ► Bispingen, ► Munster, ► Neuenkirchen, ► Schneverdingen, ► Soltau und ► Wietzendorf Kataster von historischen Kulturlandschaftselementen erarbeitet worden. Im Aller-Leine-Tal wurden im Rahmen eines Flächen- und Maßnahmenpools die histori- sche Kulturlandschaft kartiert. 50 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Allen bislang erstellten Katastern haben gemein, dass zahlreiche Objekte erfasst sind, eine Klassifizierung der Objekte nach Bedeutung und Erhaltenswert fehlt und somit ihre praktische Anwendung nur eingeschränkt möglich ist.62 Im Jahre 2013 hat der Landkreis Heidekreis mit dem landesweiten Pilotprojekt »Kultur- landschaft Heidekreis!« erneut das Thema aufgegriffen dem Verschwinden kulturhistori- scher Landschaftselemente durch deren Erfassung entgegenzuwirken. Gemeinsam mit engagierten Menschen vor Ort werden Landschaftselemente in einem öffentlich zugängli- chen Kataster erfasst und über mögliche Maßnahmen zur In-Wert-Setzung diskutiert. Die Nutzung des öffentlich zugänglichen Kulturlandschaftselementkatasters KLEKs bietet dem Landkreis Heidekreis dabei die Möglichkeit, seine Objekte zu kartieren und künftig Infor- mationen öffentlich bereitzustellen.63 Im Landkreis Heidekreis ist eine Vielzahl an historischen Kulturlandschaftselementen an- zutreffen. Die Heideflächen selbst zählen zu den historischen Kulturlandschaftselemen- ten, die in engem Zusammenhang mit den Objekten stehen, die sich in bzw. auf den Hei- deflächen befinden wie Bienenzäune, Wälle oder Feldsteinhaufen. Ein Großteil der Heideflächen liegt im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide und ist ent- sprechend geschützt, aber auch außerhalb der geschützten Gebiete sind Heideflächen zu finden, die meist einer Verbuschung bzw. Verwaldung ausgesetzt sind oder in landwirt- schaftlich ertragreichere Flächen umgewandelt werden. Zum Schutz dieser Bereiche sind in der Zeichnerischen Darstellung Vorbehaltsgebiete von Aufforstung freizuhaltendes Ge- biet festgelegt. Exemplarisch werden im Folgenden einige historischen Kulturlandschaftselementen auf- geführt, die für den Landkreis Heidekreis typisch sind. Der »Eekenboltentun« aus gespaltenen Eichen, die dicht kreuzweise zusammengefügt und mit waagerechten Querhölzern verbunden wurden ist ein besonderes und nahezu verschwundenes Element. Imkereirelikte »Bienenzäune« (Immentune) waren in der gesamten Lüneburger Heide häufig verbreitet (vgl. Abb. 6). Die Bienen wurden in geflochtenen Körben gehalten, die im Bienenzaun aufgestellt waren. Dieser hölzerne Unterstand ist in der Lüneburger Heide mit Holz gedeckt.64 Große Teile der Lüneburger Heide wurden seit dem 18. Jahrhundert aufgeforstet, wovon noch heute Aufforstungsspuren zu erkennen sind. Die unter vielen Heideflächen entstan- dene fast wasserundurchlässige und kaum durchwurzelbare Bodenschicht (Ortstein), wurde oft vor der Aufforstung mit Tiefpflugstreifen in einem Abstand von 5 m aufgebro- chen.

62 BTE Tourismus- und Regionalberatung: KULTURLANDSCHAFT HEIDEKREIS!, Erfassung und Erhalt von historischen Kulturlandschaftselementen durch bürgerschaftliches Engagement, Projektbericht und Handlungsempfehlungen. Han- nover 2013, S. 4-5. 63 BTE 2013, S. 27. 64 BTE 2013, S. 11. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 51

Eine ähnliche Ausprägung besitzen die »Wölbäcker«, die in Wäldern des Landkreises Heidekreis vorhanden sind. Die Wölbäcker sind Produkte des Ackerbaus in Langstreifen, bei dem der Pflug die Schollen immer nach innen wendete. »Niederwälder« (Stühbüsche) bestehen aus Bäumen, die nach etwa 15-25 Jahren ge- schlagen werden. Vor allem Eichen und Hainbuchen konnten sich mit Hilfe von Stockaus- schlägen wieder regenerieren. »Wallhecken« sind langgestreckte Einhegungen von Acker oder Wald und dienten dem Schutz des Getreides oder der Bäume vor Viehverbiss. Sie waren ursprünglich mit einer dichten Strauchhecke bepflanzt. Im Landkreis Heidekreis, wurden sie meist als Abgren- zung der Heide zum Wald oder auch um Grenzverläufe zu markieren angelegt.65 »Brüder- oder Vielstammbäume« wurden aus mehreren Stecklingen gezogen. Sie bilde- ten eine größere Krone mit entsprechendem Fruchtansatz aus, der für die herbstliche Schweinemast genutzt wurde. Viele Straßen waren bis in das 20. Jahrhundert hinein unbefestigt. Erst im 19. und 20. Jahrhundert wurden Wege befestigt. Eine Seite des Weges wurde als Winterweg gepflas- tert und die andere wurde als Sommerweg unbefestigt gelassen.66 Die Kulturlandschaften im Landkreis Heidekreis sollen bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen weitestgehend berücksichtigt werden, um historische Landnutzungsfor- men und Siedlungsstrukturen sowie prägende Landschaftsstrukturen und Naturdenkmale dauerhaft zu erhalten. 02 Regional bedeutsame kulturelle Sachgüter, dazu zählen u.a. historische Bausubstanzen, historische Gärten und Parkanlagen, einzelne Kultur- und Bodendenkmale sowie histo- risch wertvolle Gegenstände, sollen nach Möglichkeit im Ensemble, an ihrem ursprüngli- chen Standort und in ihrem Kulturzusammenhang gesichert und erhalten werden. Folgende regional bedeutsamen kulturellen Sachgüter im Landkreis Heidekreis sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiete Kulturelles Sachgut« festgelegt: Samtgemeinde Ahlden ► Ahlden Ortslage: Schloß, Reste der Bunkenburg, Fachwerkbauten, Scheunenviertel, Park ► Ahlden Ortslage: Ahlden: Schlenke und Ahe Wald ► Eickeloh: Kirche, Fähre, Marsch mit Burgwall ► Eilte: Windmühle, Mühlenhof an der Aller ► Hademstorf: Allerschleuse ► Hodenhagen: Kirche in Hudemühlen ► Schwedenschanze: Dünen- und Moorlandschaftsbereich

65 BTE 2013, S. 13. 66 BTE 2013, S. 15. 52 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Stadt Bad Fallingbostel ► Bad Fallingbostel: Hof der Heidmark: historische Hofanlage, Liethwald im Böhmetal ► Dorfmark Ortslage: Böhmetal mit Kirche aus dem 18. Jhdt. und Park/Gutsanlage Gemeinde Bispingen ► Borsteler Kuhlen: Trockental mit Heideflächen und Grabhügeln ► Oberhaverbeck Ortslage: historisches Haufendorf mit umgebenden Heideflächen und altem Waldgebiet, Haverbecker Holzung mit Grabhügel ► Wilsede Ortslage: historisches Haufendorf mit umgebenden Heideflächen Gemeinde Bomlitz ► -Lohheide: Lohheide mit Grabhügeln und Borger Burg (frühgeschichtliche Befestigungsanlage) mit Böhme- und Warnautal ► Tietlinger Heide: Lönsheide, Denkmal mit Grabhügeln, Böhmetal Stadt Munster ► Altdorf Munster: Museumsanlage, Kirchenbereich, Örtzetal ► Munster: Siedlung Unnenkamp, vollständige Siedlung der 30er Jahre Gemeinde Neuenkirchen ► Neuenkirchen: historische Hofanlage (Springhornhof) mit Kirche ► Ruthenmühle: historische Mühlenhofanlage mit Hahnenbachtal ► Sprengeler Mühle: historische Galerieholländermühle an exponiertem Standort Gemeindefreier Bezirk Osterheide ► Siebensteinhäuser: Großsteingräber ► Ostenholz Ortslage: Fachwerkkirche ► Wense Ortslage: Gutsanlage mit Gutskapelle, Arbeiterhäuser, Allee Samtgemeinde Rethem ► Bierde: Waldgebiet Bierder Koppel mit Bierder Burg und Bierder See ► Böhme: Gut mit Park, Böhmetal mit Mühlenhof ► Groß-Häuslingen: Flugsand-Sicheldüne mit Grabhügeln ► Kirchwahlingen: Ort mit Kirche, Allee, vorgeschichtliche Siedlungsbereiche ► Klein-Häuslingen: Gutsanlagen in der Allermarsch mit Park, vorgeschichtliche Sied- lungsbereiche ► Rethem Ortslage: historischer Ortskern, Burgbereich, Bockwindmühle ► Stöcken: Hochmoorlinse mit Grabhügelfeld Stadt Schneverdingen ► Bockheber: historische Hofanlage mit umgebenden Heideflächen, Gräberhügelfeld ► Eggersmühlen: historische Mühlenhofanlage mit Fintautal ► Ehrhorn: historische Hofanlagen umgeben von Dünen und Naturwaldreservat ► Hügelgräberheide bei Langeloh 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 53

► Lünzen: historische Mühlenhofanlage mit Teich und Veersetal ► Pietzmoor: Hochmoor mit ehemaligem Torfabbau Samtgemeinde Schwarmstedt ► Bothmer/Gilten: Ortslage Bothmer mit Schloss und Gutsanlage ► Gilten: mit Marschlandschaft, Mühlenhof/Allee ► Grindau: Leinemarsch mit Hofanlagen Grindau/Klein Grindau ► Marklendorf: Allerschleuse ► Schwarmstedt: Gutsanlage mit Park Stadt Soltau ► Böhmewald: Böhmetal mit Gedenkhain, Villa mit Parkanlage ► Breidings Garten: Gründerzeitvilla in Parkanlage mit Obstanbau ► Meßhausen: historische Hofanlagen mit Lindenallee ► Soltau Innenstadt: Historischer Industriekomplex mit teilweiser musealer Nutzung (Felto - Filzwelt) ► Tetendorf: flächenhaftes Grabhügelfeld ► Woltem: historische Hofanlagen in Reihung an der Bomlitz ► Wolterdingen: historische Ortslage mit Kirchenbereich Stadt Walsrode ► Krelingen: Heidefläche, Ortslage mit Furten, Großsteingrab ► Meinerdingen Ortslage: Kirche aus dem 13. Jhdt. und Hofanlage ► Stellichte: Gutsanlage mit Park und Kirche, Mühlenanlage mit Lehrdetal ► Walsrode: historisch geplanter Innenstadtbereich, Klosteranlage mit Böhmetal ► Westenholz: Ortslage und Mühlenhof mit Bruchwald Gemeinde Wietzendorf ► Peetshof mit Wietzetal: historische Hofanlage mit renaturiertem Bachlauf Bei raumbedeutsamen Planung und Maßnahmen sollen die »Vorbehaltsgebiete Kulturel- les Sachgut« möglichst berücksichtigt werden.

54 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

3.2 Entwicklung der Freiraumnutzungen 3.2.1 Landwirtschaft Zu 01 Mit einer Gesamtfläche von 78.532 ha (Stand 31.12.2013) nehmen die Landwirtschafts- flächen einen Anteil von 42 % der Landkreisfläche ein. Mit dieser Größenordnung bilden sie einen prägenden Teil der Kulturlandschaft des Landkreises Heidekreis.67 Ungefähr 26.900 ha der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden als Grünland genutzt. Ein weitaus größerer Teil von 48.400 ha Fläche sind Ackerflächen.68 Im Jahre 2011 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im primären Sektor im Landkreis Heidekreis bei 1,8 %. Dies waren 0,6 %-Punkte höher als im Lande- durchschnitt. Ein weiteres Zeichen für die ländliche Prägung des Planungsraums.69 In den letzten Jahrzehnten ist die Landwirtschaft im Landkreis Heidekreis einem starken Strukturwandel unterworfen gewesen. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten im primären Sektor ist deutlich zurückgegangen. Die Anzahl der landwirt- schaftlichen Betriebe hat sich verringert. Die Schwerpunkte in der Viehhaltung haben sich verändert. Die Anzahl der Intensivtierhaltungsanlagen hat zugenommen. Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen für die Biogaserzeugung und die Produktion von Biodiesel haben die Anbaustruktur im Landkreis Heidekreis sichtlich verändert. Ausgehend von dem hohen Flächenanteil hat die Landwirtschaft einen hohen Stellenwert im Landkreis Heidekreis. Im Hinblick auf die Gestalt und den Erhalt der Kulturlandschaft sowie der ländlichen Siedlungsstruktur, für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion, für die Produktion nachwachsender Rohstoffe, für die nachhaltige Energiegewinnung auf Basis erneuerbarer Energieträger, für den Natur- und Klimaschutz und für die Erholung und den Tourismus hat die Landwirtschaft eine besondere Bedeutung. Im Sinne von § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG sind daher im Planungsraum ländliche Räume unter der Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen wirtschaftlichen und natürlichen Entwick- lungspotentiale als Lebens- und Wirtschaftsräume mit eigenständiger Bedeutung zu erhal- ten und zu entwickeln. Mit dabei zu berücksichtigen ist auch die Umwelt- und Erholungs- funktion des ländlichen Raums. Zu 02 Einen wesentlichen Faktor bei der landwirtschaftlichen Produktion von Nahrungs-, Fut- termitteln und von nachwachsenden Rohstoffen bildet die natürliche Ressource Boden als Produktionsgrundlage. § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG gibt vor, dass die räumlichen Voraussetzungen für die Land- und Frostwirtschaft in ihrer Bedeutung für die Nahrungs- und Rohstoffproduktion zu erhalten oder zu schaffen sind. Als wesentliche Produktionsgrundlage werden Böden mit einem hohen natürlichen ackerbauliche Ertragspotential (Wertstufe mittel, hoch, sehr hoch, äu-

67 LSN-Online: Tabelle Z0000001. 68 Landkreis Heidekreis 2013, S. 5. 69 Grontmij + Stadtregion 2012, S. 47. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 55

ßerst hoch) als »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund hohen Ertragspotentials« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Die Festlegung soll zur Erhaltung und Sicherung dieser für die landwirtschaftliche Produk- tion wichtigen Bereiche beitragen. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass die »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund hohen Ertragspotentials« in ihrer Eig- nung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. Grundlage für die Festlegung der »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund hohen Ertragspotentials« bildet die Karte des standortbezogenen natürlichen ackerbaulichen Ertragspotentials des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Die in der Karte dargestellten Ertragspotenzialklassen charakterisieren die Bodeneinheiten hinsicht- lich ihrer natürlichen Leistungsfähigkeit für Ackerbau. Das standortgebundene natürliche Ertragspotenzial gibt Auskunft über die Nutzbarkeit eines Bodens aufgrund seiner natürlichen Leistungsfähigkeit. Es entspricht dem nachhal- tigen durchschnittlichen Leistungsvermögen des Bodens bei optimaler Bewirtschaftung. Für das Ertragspotenzial sind natürliche Standortfaktoren von Bedeutung. Zu diesen zäh- len u.a. die Wasser- und potenzielle Nährstoffversorgung, die Durchwurzelbarkeit und das Klima. Die natürlichen Standortfaktoren gehen in die Auswertungsmethode ein.70 03 Neben den »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund hohen Ertragspotentials« wer- den im RROP weitere landwirtschaftliche Flächen als Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft - aufgrund besonderer Funktionen« festgelegt. Bestimmte Bewirtschaftungsformen der Landwirtschaft haben besondere Bedeutung für den Naturhaushalt, die Landschaftspflege, die Erholung und die Gestaltung und Erhaltung der ländlichen Räume. Diese Gebiete werden als »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft - aufgrund besonderer Funktionen« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass die »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund besonderer Funktionen« in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. Durch die Festlegung dieser Gebiete wird gewährleitet, dass gemäß § 2 Abs. 2 Nr. 5 ROG die räumlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Land- und Forstwirt- schaft ihren Beitrag dazu leisten kann, die natürlichen Lebensgrundlagen in ländlichen Räumen zu schützen sowie Natur und Landschaft zu pflegen und zu gestalten. Im Bereich der »Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft -aufgrund besonderer Funktionen« übernimmt die Landwirtschaft besondere Funktionen für den Naturhaushalt, die Land- schaftspflege, die Erholung und die Gestaltung und Erhaltung der ländlichen Räume. Im Landkreis Heidekreis leistet die Landwirtschaft einen maßgeblichen Beitrag zu Pflege, Erhalt und Sicherung der Kulturlandschaft. Weitere Funktionen übernimmt die Landwirt-

70 www.lbeg.niedersachsen.de, Stand 31.08.2015. 56 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen schaft im Bereich von Sonderkulturen oder Beregnungsflächen. Eine weitere wichtige Aufgabe kommt der Landwirtschaft bei regional bedeutsamen Freiräumen für Natur und Landschaft und für das Klima zu. Landwirtschaftlich genutzte Flächen können von erheb- licher Bedeutung als Lebensraum für bestimmte Arten sein. Sie können als Kaltluftentste- hungsgebiete oder Klimaschneisen dienen. Die landwirtschaftliche Flächennutzung sowie Bewirtschaftung und Produkte können wichtige Elemente in Rahmen der regionalen Erho- lungs- und Tourismusfunktion im Landkreis Heidekreis darstellen. Für die Landwirtschaft bieten die regionalen landschaftsgebundenen Erholungs- und Tourismuspotenziale gute Möglichkeiten für Nebenerwerbseinkommen im Bereich Urlaub und Erholung auf dem Lande. Zu 04 Es existieren die verschiedensten Instrumente zu einer agrarstrukturellen Sicherung und Entwicklung des ländlichen Raums. Im Landkreis Heidekreis finden u.a. Flurbereinigungs- verfahren, Dorferneuerungsplanungen sowie die Erarbeitung von Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten (ILEK) Anwendung. Verfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz sind ein Instrument zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse im ländlichen Raum. Die mit der Durchführung der Ver- fahren verfolgten Ziele passen sich dabei der jeweiligen herrschenden Situation an. Aktuelle Verfahren verfolgen Belange der Verbesserung der Agrarstruktur gleichrangig mit Zielen der gemeindlichen Entwicklung, des Naturschutzes und der Verwirklichung bedeu- tender Infrastrukturvorhaben. Die Hauptaufgabe von Flurbereinigungsverfahren ist die Bodenordnung, um konkurrie- rende Nutzungsansprüche an den Grund und Boden zu entflechten, bedarfsgerechte Grundstücke auszuweisen und landeskulturelle Nachteile zu beheben. Daneben haben Flurbereinigungen den Auftrag, zur Landentwicklung Anlagen zur Ver- besserung der Infrastruktur, wie landwirtschaftliche Wege, des Bodenschutzes sowie Pro- jekte zur Landschaftsgestaltung und zur Dorferneuerung herzustellen.71 Aufgabe der Dorferneuerung ist es, die ländlichen Siedlungen in ihrer charakteristischen Vielfalt zu erhalten, neuen funktionalen Anforderungen anzupassen und in die Landschaft einzubinden. Grundvoraussetzung für die Förderung im Rahmen der Dorfentwicklung ist, dass das be- treffende Dorf, die betreffende Dorfregion ins Dorfentwicklungsprogramm des Landes Niedersachsen aufgenommen wurde und ein anerkannter Dorfentwicklungsplan vorliegt. In den Dörfern des Dorferneuerungsprogramms werden Planungen, Umsetzungsbeglei- tung und Maßnahmen bezuschusst, die umfangreiche private und öffentliche Erneue- rungsvorhaben initiieren.

71 www.gll.niedersachsen.de, Stand 31.08.2015. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 57

Darüber hinaus werden viele Vorhaben angestoßen und auf den Weg gebracht, die auf der eher ideellen Ebene einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Le- bens auf dem Lande leisten. Mit Stand vom 01.01.2015 befinden sich die aufgeführten Dorfentwicklungsverfahren des Landkreises Heidekreis im Dorferneuerungsprogramm: ► Gemeindefreier Bezirk Osterheide: Osterheide, ► Stadt Walsrode: , Nordkampen, Verbunddorferneuerung , Düs- horn, Honerdingen, Krelingen und Westenholz, ► Gemeinde Neuenkirchen: Schwalingen, ► Verbunddorferneuerung entlang der Warnau (Gemeinde Bomlitz, Stadt Walsrode, Stadt Visselhövede).72 In Niedersachsen ist am 06. Juni 2014 das Verfahren für die Auswahl der zukünftigen LEADER- und ILE-Regionen gestartet worden. Mit den Förderinstrumenten LEADER und ILE (integrierte ländliche Entwicklung) werden Regionen im ländlichen Raum unterstützt, die unter aktiver Beteiligung der lokalen Bevölkerung und Interessensgruppen Entwick- lungskonzepte erstellen und diese mit einem Regionalmanagement umsetzen. LEADER- und ILE-Regionen werden im Rahmen des neuen ELER-Programms PFEIL und der GAK (Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz) gefördert. Das Auswahlverfahren der LEADER- und ILE-Regionen für die Förderperiode 2014-2020 ist abgeschlossen. In folgenden ausgewählten LEADER-Regionen sind Kommunen des Landkreises Heidekreis beteiligt: ► 324 Naturparkregion Lüneburger Heide, ► 332 Aller-Leine-Tal, ► 335 Hohe Heide, ► 336 Kulturraum Oberes Örtze Tal, ► 339 Vogelpark-Region.73 3.2.2 Forstwirtschaft Zu 01 Diese Festlegung basiert auf den gesetzlichen Vorgaben des Gesetzes zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz, BWaldG) sowie des Niedersächsischen Gesetzes über den Wald und die Landschaftsordnung (NWaldLG). Die beiden genannten Gesetzestexte führen jeweils in § 1 aus, dass es Zweck des Ge- setzes ist, den Wald wegen seines wirtschaftlichen Nutzens (Nutzfunktion) und wegen seiner Bedeutung für die Umwelt, insbesondere für die dauernde Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, das Klima, den Wasserhaushalt, die Reinhaltung der Luft, die Boden-

72 www.gll.niedersachsen.de, Stand 31.08.2015. 73 www.ml.niedersachsen.de, Stand 31.08.2015. 58 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen fruchtbarkeit, das Landschaftsbild, die Agrar- und Infrastruktur und die Erholung der Be- völkerung (Schutz- und Erholungsfunktion) zu erhalten, erforderlichenfalls zu mehren und seine ordnungsgemäße Bewirtschaftung nachhaltig zu sichern, die Forstwirtschaft zu för- dern und einen Ausgleich zwischen dem Interesse der Allgemeinheit und den Belangen der Waldbesitzer herbeizuführen. Zu 02 Das Ergebnis der Biotoptypenkartierung des Landkreises Heidekreis (2007-2010) zeigt, dass 78.100 ha Fläche mit Wald bestanden sind. Der Anteil der Waldflächen im Landkreis liegt damit bei 41 %. Der Landesdurchschnitt in Niedersachsen beträgt für Wald im Jahre 2013 knapp 22 %. Damit zählt der Planungsraum zu den waldreichen Gebieten in Nieder- sachsen. Um die ökologischen, ökonomischen und sozialen Funktionen der ausgedehnten Wald- gebiete im Planungsraum zu pflegen, zu sichern und zu entwickeln werden regional be- deutsame Waldflächen in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiete Wald« festgelegt. Grundlage für die Festlegung der »Vorbehaltsgebiete Wald« bildet die Biotoptypenkartie- rung (2007-2010) des Landkreises Heidekreis. Die im Rahmen der Biotoptypenkartierung erfassten Waldbestände wurden durch Waldflächen des Amtlichen Topographisch- Kartographischen Informationssystems aktualisiert. Aus Gründen der Darstellbarkeit sind »Vorbehaltsgebiete Wald« ab einer Größe von 5 ha in der Zeichnerischen Darstellung abgebildet. Es ist zu beachten, dass sich die Regelun- gen des Regionalen Raumordnungsprogramms auch auf die kleineren nicht dargestellten Wälder im Sinne des Waldgesetzes beziehen. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.1 02) Mit der Festlegung von »Vorbehaltsgebieten Wald« werden als Ziele verfolgt: ► Schonung und Erhaltung wertvoller naturnaher Wälder, alter Waldstandorte und von Waldflächen in den unzerschnittenen verkehrsarmen Räumen des Landkreises Hei- dekreis. ► Vermeidung von Waldumwandlungen und von Waldzerschneidungen durch Ver- kehrs- und Versorgungstrassen. ► Sicherung und Entwicklung der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes. Zu 03 Der Aus- und Neubau von Verkehrswegen und Leitungstrassen zur Ver- und Entsorgung soll nicht zu Lasten des Waldes erfolgen. Zum Schutz und zum Erhalt des Waldes soll mit dieser Festlegung erreicht werden, dass Waldumwandlungen und Waldzerschneidungen durch Verkehrs- und Versorgungstrassen verhindert werden. Dies soll u.a. die Verinselung von Lebensräumen, die Beeinträchti- gung der Erholungseignung und Nachteile in der Bewirtschaftung des Waldes vermeiden. Vorgabe für diese Festlegung bildet § 2 Abs. 2 Nr. 2 ROG. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 59

Zu 04 Waldränder besitzen vielfältige Funktionen im Landschaftshaushalt. Der Waldrand bildet eine Übergangszone zum eigentlichen Wald. Für den Wald und die Feldflur haben gestuf- te Waldränder sowie Feldgehölze eine große Bedeutung als Windschutz. Waldränder bieten Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen, in ihnen ist eine erhöhte Artenviel- falt anzutreffen. Darüber hinaus haben sie eine hohe Bedeutung für den Erholungswert der Landschaft und prägen das Landschaftsbild. Waldränder besitzen zudem wichtige Klima- und Artenschutzfunktionen. Aufgrund ihrer ökologischen Funktionen und ihrer Erholungsqualitäten sollen Waldränder grundsätzlich von Bebauung und sonstigen störenden Nutzungen freigehalten werden. Die Waldbrandvorsorge und die Gefahrenabwehr durch Windwurf erfordert die Einhaltung eines genügend großen Abstandes zwischen Bebauung und Waldrand. Das Landes-Raumordnungsprogramm schlägt als Orientierungswert zur Wahrung der vielfältigen Funktionen der Waldränder einen Abstand von ca. 100 Metern zwischen Wald- rändern und Bebauung bzw. sonstigen störenden Nutzungen vor, der bei Planungen zu- grunde gelegt werden kann. Dieser Abstand dient zur Wahrung des Landschaftsbildes, als Sicherheitsabstand bei Sturmschäden und zur Vermeidung von zusätzlichem techni- schen Aufwand bei der Waldbewirtschaftung (LROP 2008, Kapitel 3.2.1, zu Ziffer 03, Satz 2). Die Erfahrungen im Landkreis Heidekreis haben gezeigt, dass bei dem Waldreichtum im Planungsraum der vorgeschlagene Abstandswert von 100 m nicht realistisch angewendet werden kann. Die Praxis hat gezeigt, dass in der Regel ein maximaler Abstand der dop- pelten Baumlänge erforderlich ist, um für die Waldränder einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Wird eine durchschnittliche Baumlänge von 30 m angenommen, so liegt der maximal erforderliche Abstand zwischen Waldrand und Bebauung bei 60 m. Ausgehend von den praktischen Erfahrungen wird als Grundsatz festgelegt, dass ► zur Wahrung des Landschaftsbildes, ► zum Schutz der ökologischen Funktionen, ► als Sicherheitsabstand bei Sturmschäden und ► zur Vermeidung von zusätzlichem technischem Aufwand bei der Waldbewirtschaf- tung Waldränder im Landkreis Heidekreis aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen von störenden Nutzungen und von Bebauung in einem Abstand von mindestens 60 m freigehalten wer- den sollen. Ein Unterschreiten des festgelegten Abstands von 60 m ist nur im nachvollziehbar be- gründeten Einzelfall möglich. Zu 05 Die Vergrößerung des Waldanteils durch Aufforstungen darf nicht uneingeschränkt erfol- gen. Freiflächen, die der Landschaft eine besondere Prägung verleihen, wie Talauen, Quellgebiete, Moore, Heiden, Magerrasen, Dünen und grundwassernahe Feuchtwiesen sowie Flächen, die für heimische Tier- und Pflanzenarten besonders wertvoll sind, sollen von Aufforstung freigehalten werden. 60 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Gebiete, die zur Erhaltung der landschaftlichen Strukturvielfalt von Aufforstung freigehal- ten werden sollen sind, in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiete von Aufforstung freizuhaltenden Gebiete« festgelegt. Diese Freiflächen sollen aufgrund ihrer regionalen Bedeutung für Klima, Biotopschutz, Landschaftsbild und Erholung gesichert und entwickelt werden. Im Landkreis Heidekreis handelt es sich bei den betreffenden Flä- chen vor allem um Heide- und Moorflächen. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.1 04) Grundlage für die Festlegung der »Vorbehaltsgebiete von Aufforstung freizuhaltende Ge- biete« bildet die Biotoptypenkartierung (2007-2010) des Landkreises Heidekreis. Die im Rahmen der Biotoptypenkartierung erfassten Heide- und Moorflächen wurden durch Hei- de- und Moorflächen des Amtlichen Topographisch-Kartographischen Informationssys- tems aktualisiert. Zu 06 Um nach § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG und nach § 1 Nr. 1 c NWaldLG die Erholungsfunktion der Waldflächen zu sichern und zu entwickeln, sind für die Erholung bedeutsame Waldflächen in Abhängigkeit ihrer Bedeutung für das Landschaftsbild als »Vorbehaltsgebiete Erho- lung« oder als »Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft« in der Zeichne- rischen Darstellung festgelegt worden. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für die Erholung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.1 02) Zu 07 Fast 5 % der Wälder im Landkreis Heidekreis stocken auf historisch alten Waldstandor- ten. Unter historisch alten Wäldern sind Waldstandorte zu verstehen, die aufgrund von historischen Nachweisen seit mehreren hundert Jahren kontinuierlich existieren. Die Standorte wurden über einen langen Zeitraum nicht gerodet und waren durchgehend mit Wald bewachsen. Die Böden unter historisch alten Waldstandorten können als naturnah bezeichnet werden. Sie haben über lange Zeit keiner anthropogenen Bearbeitung unterlegen und sind in ih- rem Aufbau und ihren Funktionen unbeeinträchtigt. Die Wälder haben meist eine hoch- spezialisierte Flora und Fauna aufzuweisen und sind für Arten und Biotope von besonde- rer Bedeutung. Diese Waldflächen sind vorrangig als naturnahe Wälder zu erhalten und zu entwickeln. Jegliche Bodenbearbeitung muss unterbleiben.74 Auch außerhalb der historisch alten Waldstandorte sind naturnahe Wälder mit besonderer Bedeutung für Arten und Biotope das Ziel künftiger Erhaltung und Entwicklung. Diese sind beispielsweise im Bereich von Mooren und Bachtälern, auf den Truppenübungsplätzen, in

74 Landkreis Heidekreis 2013, S. 238. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 61 den großen Waldgebieten bei Oerrel, im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide, in der Schotenheide und an zahlreichen weiteren Standorten anzutreffen.75 Um Waldflächen mit sehr hoher Bedeutung für Arten und Biotope sowie historisch alte Waldstandorte in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für Natur und Landschaft vor Beeinträchtigung zu schützen, werden diese in der Zeichnerischen Darstellung als Vor- ranggebiete Natur und Landschaft festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sind so abzustimmen, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für Natur und Landschaft nicht be- einträchtigt werden. 3.2.3 Rohstoffgewinnung Zu 01 Die Versorgung mit Rohstoffen ist für die heimische Rohstoff verarbeitende Industrie und die nachgelagerten Wirtschaftsbereiche von volkswirtschaftlicher Bedeutung. Für eine ausreichende und räumlich geordnete Rohstoffversorgung aus heimischen La- gerstätten hat die Raumordnung Sicherungs- und Lenkungsfunktion. Gemäß § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG sind die räumlichen Voraussetzungen für die vorsorgende Sicherung sowie für die geordnete Aufsuchung und Gewinnung von standortgebundenen Rohstoffen zu schaf- fen. Für die geordnete Aufsuchung und Gewinnung überregional und regional bedeutsamer Rohstoffvorkommen sind Regelungen im Landes-Raumordnungsprogramm sowie in den Regionalen Raumordnungsprogrammen erforderlich. Um den Abbau von Lagerstätten im Landkreis Heidekreis auf Gebiete zu lenken, in denen Nutzungskonkurrenzen und Belastungen für die Bevölkerung sowie die Umwelt am ge- ringsten sind, werden in der Zeichnerischen Darstellung des Regionalen Raumordnungs- programms Vorbehaltsgebiete und Vorranggebiete Rohstoffgewinnung festgelegt. Durch die festgelegten Vorbehaltsgebiete und Vorranggebiete Rohstoffgewinnung werden abbauwürdige Lagerstätten planungsrechtlich von entgegenstehenden Nutzungen frei gehalten. Hohe Priorität kommt dem schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu. So- weit möglich soll der Bedarf an Rohstoffen durch Substitution, Recycling und Spartechno- logien vermindert werden. Grundlage für die Festlegung von Vorbehalts- und Vorranggebieten Rohstoffgewinnung in Raumordnungsprogrammen bilden die jeweils aktuellen Rohstoffsicherungskarten des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). In den Rohstoffsicherungskarten des LBEG werden für den Landkreis Heidekreis Roh- stoffvorkommen mit unterschiedlicher volkswirtschaftlicher Bedeutung dargestellt. Die Rohstoffsicherungskarten beinhalten drei Kategorien von Rohstoffsicherungsgebieten verschiedener Wertigkeiten:

75 Landkreis Heidekreis 2013, S. 89, 152. 62 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

► »Lagerstätten 1. Ordnung« sind gekennzeichnet durch eine besondere Qualität der Rohstoffe, die unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen nicht nur zur De- ckung des regionalen, sondern auch eines überregionalen Bedarfs dienen oder ge- eignet sind. Diese Lagerstätten sind von besonderer volkswirtschaftlicher Bedeutung. ► »Lagerstätten 2. Ordnung« sind Lagerstätten, die aufgrund qualitativer Einschrän- kungen des Rohstoffs oder ihrer ungünstigen geographischen Lage abseits der Hauptverbrauchsgebiete und von überregionalen Verkehrswegen vorwiegend einer regionalen Versorgung dienen oder dafür geeignet sind. Diese Lagerstätten sind von volkswirtschaftlicher Bedeutung. ► Rohstoffvorkommen sind Rohstoffgebiete, die aufgrund geringer Untersuchungsdich- te hinsichtlich des Lagerstätteninhalts und der wirtschaftlich bedeutsamen Qualitäts- merkmale noch nicht ausreichend bekannt sind, um sie als Lagerstätten einzustufen und für konkrete Planungen ausreichend exakt abgrenzen zu können. Sie werden vor allem dann rohstoffwirtschaftliche Bedeutung erlangen, wenn der Bedarf aus den be- kannten, gut untersuchten Lagerstätten nicht mehr zu decken ist.76 Im Landkreis Heidekreis gibt es tiefliegende und oberflächennahe Rohstoffvorkommen. Zu den tiefliegenden Rohstoffvorkommen im Landkreis Heidekreis zählen Erdöl, Erdgas sowie Kali- und Steinsalze. Momentan wird von den tiefliegenden Lagerstätten nur Erdgas gefördert. Die Förderung von Erdöl aus den im südlichen Landkreisgebiet gelegenen La- gerstätten ist eingestellt worden. Ebenso wird aus wirtschaftlichen Gründen aktuell keine Förderung von Kali- und Steinsal- zen betrieben. Die ehemaligen Schächte in Adolfsglück, Gilten, Grethem-Büchten, Groß und Klein Häuslingen sowie Lindwedel sind stillgelegt. An oberflächennahen Rohstoffvorkommen hat der Landkreis Heidekreis Lagerstätten von Kieselgur, Sand, Ton und Tonstein sowie Torf aufzuweisen. Zu 02 In der Anlage 2 des LROP 2012 sind großflächige Lagerstätten (25 ha oder größer) von überregionaler Bedeutung, die aus landesweiter Sicht für einen Abbau gesichert werden, als Vorranggebiete Rohstoffgewinnung festgelegt. Diese sind in die Regionalen Raum- ordnungsprogramme zu übernehmen und dort räumlich näher festzulegen. Für den Landkreis Heidekreis gibt das LROP 2012 als Vorranggebiete Rohstoffgewinnung Kieselgurlagerstätten im Raum Bispingen und Munster vor. Diese sind räumlich konkreti- siert in die Zeichnerische Darstellung des RROP übernommen worden. In der Zeichnerischen Darstellung des RROP festgelegte Vorranggebiete Rohstoffgewin- nung, die aus landesweiter Sicht für einen Abbau gesichert werden, basieren auf folgen- den Lagerstätten der Rohstoffsicherungskarten: Gemeinde Bispingen ► Lagerstätte 1. Ordnung, Kieselgur, Kg/1, TK 2926, im Süd von Hützel

76 www.lbeg.niedersachsen.de, Stand 31.08.2015. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 63

Stadt Munster ► Lagerstätte 1. Ordnung, Kieselgur, Kg/1+3, TK 2926, im Norden der Stadt Munster ► Lagerstätte 1. Ordnung, Kieselgur, Kg/3, TK 3026, im Südosten der Stadt Munster Kieselgur ist ein vielseitig verwendbarer Rohstoff. Er findet unter anderem Anwendung als Filtermedium (Abwässer, Getränke, Öle, Schwimmbäder), als Füllstoff (Wärmedämmun- gen, Baustoffe, Anstrichmittel, Kunststoffe, Papier, Tabletten, Pudern), als Schleif- und Poliermittel, als Abrasiv in Reinigungsmitteln, in der Tierfütterung, als Träger für Dünge- mittel, Biozide, Insektizide und Katalysatoren. In der Lüneburger Heide befanden sich die ersten Kieselgur-Abbauten weltweit. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges wurde nahezu der gesamte weltweite Bedarf an Kieselgur in dieser Region gefördert. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde der Kieselgurabbau in den 1970er Jahren in der Region eingestellt. Mit der Festlegung als Vorranggebiet Rohstoffgewinnung werden die in Deutschland sel- tenen Rohstoffvorkommen langfristig für eine zukünftige Nutzung gesichert. Im Landkreis Heidekreis haben sich im Bereich der Kieselgurvorkommen gemäß Land- schaftsrahmenplan teilweise Gebiete mit überwiegend sehr hoher Bedeutung für Arten und Biotope entwickelt, die sich aufgrund ihrer naturschutzfachlichen Wertigkeit zur Fest- legung als Vorranggebiete Natur und Landschaft eignen. Eine wirtschaftliche Bedeutung der Kieselgurförderung ist momentan in Deutschland nicht erkennbar. Bei der Übernahme und der räumlichen Konkretisierung der durch das LROP 2012 vorgegebenen Vorranggebiete Rohstoffgewinnung wurde deshalb bei besonders wertvollen Gebieten den Belangen von Natur und Landschaft Vorrang gegeben. Die La- gerstätten sind durch die Festlegung als Vorranggebiet Natur und Landschaft vor Über- bauung gesichert und können bei Bedarf der Rohstoffgewinnung zur Verfügung gestellt werden. Eine weitere räumliche Konkretisierung der in der Anlage 2 des LROP 2012 festgelegten Vorranggebiete Rohstoffgewinnung ist vorgenommen worden, wenn sich die Flächen mit Darstellungen eines Flächennutzungsplans überlagern, die nicht mit der Nutzung Roh- stoffgewinnung vereinbar sind. Neben der Konkretisierung der Vorrangfestlegungen des Landes- Raumordnungsprogramms ist es Aufgabe der Regionalplanung, regional bedeutsame Rohstoffvorkommen als Vorranggebiete zu sichern. Auf Grundlage der aktuellen Roh- stoffsicherungskarten (Stand Mai 2015) des LBEG sind weitere überregional und regional bedeutsame oberflächennahe Rohstoffvorkommen im Landkreis Heidekreis räumlich kon- kretisiert als Vorranggebiete Rohstoffgewinnung in der Zeichnerischen Darstellung festge- legt worden. Zur Festlegung herangezogen worden sind Lagerstätten 1. Ordnung sowie 2. Ordnung. Lagerstätten 2. Ordnung sind dann als Vorranggebiet Rohstoffgewinnung festgelegt wor- den, wenn der Bereich der Lagerstätte bereits durch ein Abbauvorhaben in Anspruch ge- nommen wird oder die unmittelbare Umgebung der Lagerstätte bereits durch Abbaugebie- te geprägt ist. Um die Belastungen der Bevölkerung sowie der Umwelt gering zu halten sollen diese Lagerstätten vorrangig, vor der Neuinanspruchnahme von noch nicht durch Abbau belasteten Bereichen, vollständig abgebaut werden. 64 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Bei der Festlegung der Vorranggebiete Rohstoffgewinnung sind als Kriterien für die Beur- teilung der Standorteignung und der Raumverträglichkeit eingeflossen: ► Einstufung der Lagerstätte gemäß LBEG, ► Größe der Lagerstätte, ► Erschließung der Lagerstätte, ► Nutzungen im Bereich der Lagerstätte, ► Vorbelastungen im Bereich der Lagerstätte, ► naturschutzfachliche Wertigkeit des Gebietes im Bereich der Lagerstätte, ► Festlegungen des RROP im Bereich der Lagerstätte, Als Vorranggebiete Rohstoffgewinnung überregionaler und regionaler Bedeutung sind in der Zeichnerischen Darstellung des RROP räumlich konkretisiert folgende Lagerstätten der Rohstoffsicherungskarten festgelegt worden: Gemeinde Bispingen ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/7, TK 2826, im Norden von Steinbeck Osterheide ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/9, TK 3025, im Westen von Dehnernbockel Stadt Munster ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/8, TK 2926, im Osten von Haus Ilster ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/7, TK 2926, im Norden der Stadt Munster Stadt Schneverdingen ► Lagerstätte 1. Ordnung, Sand, S/5, TK 2824, im Osten der Stadt Schneverdingen ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/8, TK 2925, im Südosten der Stadt Schneverdingen Stadt Soltau ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/5, TK 3025, im Norden von Lührsbockel Stadt Walsrode ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/15, TK 3122, im Norden von Groß Eilstorf ► Lagerstätte 1. Ordnung, Sand, S/4, TK 3123, im Nordosten der Stadt Walsrode Gemeinde Wietzendorf ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/1+10+11, TK 3025, im Osten von Marbostel ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/9, TK 3026, im Osten von Reddingen In den Vorranggebieten Rohstoffgewinnung müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Nutzung vereinbar sein. Um die Abbaubarkeit der Rohstoffe in den festgelegten Vorranggebieten Rohstoffgewinnung sicherzustellen, dürfen Planungen und Maßnahmen außerhalb von Vorranggebieten Rohstoffgewinnung die Ge- winnung des jeweiligen Rohstoffes, die Erschließung des Vorranggebietes und den Abbau nicht beeinträchtigen. Eine Beeinträchtigung liegt vor, wenn maßgebliche Bereiche des Vorranggebietes Roh- stoffgewinnung einem tatsächlichen Abbau entzogen werden. Orientierungswerte dabei 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 65 sind die Größe des Gebietes und der Verlust an gewinnbaren Rohstoffvorkommen hin- sichtlich Menge und Qualität. Es ist eine Beurteilung für den jeweiligen spezifischen Ein- zelfall erforderlich. In Vorranggebieten Rohstoffgewinnung ist die Festlegung von Ausgleichs- oder Ersatzflä- chen gemäß Niedersächsischem Naturschutzrecht, Baugesetzbuch oder anderen Fach- gesetzen nicht zulässig, wenn dadurch der vorrangige Rohstoffabbau beeinträchtigt oder unterbunden werden kann. Die Festlegung von Ausgleichs- oder Ersatzflächen innerhalb der Vorranggebiete Roh- stoffgewinnung ist jedoch möglich, wenn vorgesehen ist, dass die Kompensationsmaß- nahmen nach Beendigung des Bodenabbaus erfolgen und so zur Renaturierung der Ab- baustätte beitragen. Außerdem ist die Durchführung von Kompensationsmaßnahmen während des laufenden Abbaubetriebes in bereits vollständig abgebauten Teilabschnitten möglich, wenn gewährleistet ist, dass dadurch die vorrangige Nutzung Rohstoffgewinnung nicht eingeschränkt wird. Zu 03 Neben der Festlegung von Vorranggebieten Rohstoffgewinnung zählt es zu den Aufgaben der Regionalplanung regional bedeutsame Rohstoffvorkommen als Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung zu sichern. Dies gilt insbesondere für Lagerstätten geringerer Größe (kleiner als 25 ha) und für solche Rohstoffvorkommen, die aufgrund ihrer Qualität und Verfügbarkeit zusätzlich für die längerfristige regionale Bedarfsdeckung in Betracht kom- men. Für die Festlegung als Vorbehaltsgebiet Rohstoffgewinnung werden Lagerstätten 2. Ord- nung der Rohstoffsicherungskarten betrachtet und auf Standorteignung und Raumverträg- lichkeit geprüft worden. In der Zeichnerischen Darstellung sind folgende Lagerstätten der Rohstoffsicherungskar- ten als Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung räumlich konkretisiert festgelegt worden: Stadt Bad Fallingbostel ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/1, TK 3024, im Norden von Dorfmark Gemeinde Neuenkirchen ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/1, TK 2923, im Norden von Tewel ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/19, TK 2924, im Osten von Neuenkirchen ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/2, TK 2924, im Süden von Grauen Stadt Schneverdingen ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/9, TK 2925, im Süden von Heber Samtgemeinde Schwarmstedt ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/15, TK 3324, im Osten von Marklendorf ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/10, TK 3324, im Osten von Buchholz ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/11, TK 3324, im Südosten von Buchholz ► Lagerstätte 2. Ordnung, Kiessand, KS/1, TK 3324, im Süden von Buchholz ► Lagerstätte 2. Ordnung, Kiessand, KS/1, TK 3323, im Südwesten von Gilten 66 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Stadt Soltau ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/5, TK 2925, im Nordosten von Oeningen ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/7, TK 2925, im Nordwesten von Oeningen ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/4, TK 2925, im Westen von Stübeckshorn Stadt Walsrode ► Lagerstätte 2. Ordnung, Ton und Tongestein, To/6, TK 3122, im Südosten von Groß Eilstorf Gemeinde Wietzendorf ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/7, TK 3025, im Südwesten von Lührsbockel ► Lagerstätte 2. Ordnung, Kiessand, KS/14, TK 3025, im Süden von Lührsbockel ► Lagerstätte 2. Ordnung, Sand, S/3, TK 3025, im Süden von Suroide Zu 04 Die in der Zeichnerischen Darstellung des RROP festgelegten Vorbehalts- und Vorrang- gebiete Rohstoffgewinnung sollen im Landkreis Heidekreis den langfristigen Bedarf an Rohstoffen von mindestens 30 Jahren sichern.

Tab. 13: Vorbehalts- und Vorranggebiete Rohstoffgewinnung im Landkreis Heidekreis

Rohstoff Anzahl Vorbehaltsgebiete Fläche in ha Kiessand 3 222 Sand 13 435 Ton und Tonstein 1 18 Vorbehaltsgebiete gesamt 17 675 Rohstoff Anzahl Vorranggebiete Fläche in ha Kieselgur 3 218 Sand 11 515 Vorranggebiete gesamt 14 733 Vorbehaltsgebiete und Vorrang- 32 1408 gebiete gesamt

Um den Bedarf an neuen Aufschlüssen zu verringern ist im Rahmen von Abbaugenehmi- gungen darauf hinzuwirken, dass Lagerstätten möglichst vollständig ausgebeutet werden. Dabei sind die spezifischen Umwelt- und Standortbedingungen zu beachten. Durch die in der Zeichnerischen Darstellung festgelegten Vorbehalts- und Vorranggebiete Rohstoffgewinnung werden gemäß § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG die räumlichen Voraussetzun- gen für die vorsorgende Sicherung sowie für die geordnete Aufsuchung und Gewinnung von standortgebundenen Rohstoffen geschaffen. Um diesem Grundsatz der Raumord- nung zu entsprechen, sollen neue Abbauvorhaben möglichst ausschließlich innerhalb dieser festgelegten Gebiete genehmigt werden. Ausnahmen von dieser Regelung sollen nur im begründeten Einzelfall zugelassen werden. Bei der Festlegung von Folgenutzungen sollen Entwicklungsmöglichkeiten für den Natur- schutz und für die naturnahe Erholung besonders berücksichtigt werden, um den Außen- bereich vor einer baulichen Zersiedelung zu schützen. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 67

Zu 05 Zur Sicherung der Erdgasgewinnung im Landkreis Heidekreis werden die Anlagen zur Förderung, Aufbereitung und Lagerung tiefliegender Rohstoffe als Vorranggebiete Roh- stoffgewinnung in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Folgende dieser Anlagen existieren im Landkreis Heidekreis: Samtgemeinde Ahlden ► Hodenhagen E0840 Stadt Munster ► Munster SW ► Munster Z1 ► Munster-Nord Z1, Munster-Nord Z3 ► Munster-Südwest Z2 ► Dethlingen H1 Gemeinde Neuenkirchen ► Gilmerdingen ► Jerusalem ► Grauen Z1, Grauen Z2 ► Söhlingen Z13, Söhlingen Z14 ► Söhlingen-Ost Z1, Söhlingen-Ost Z2, Söhlingen-Ost Z4, Söhlingen-Ost Z5, Söhlin- gen-Ost Z7, Söhlingen-Ost Z8 Stadt Schneverdingen ► Soltau Z6 Stadt Soltau ► Huckenrieth ► Friedrichseck Z1, Friedrichseck Z2, Friedrichseck Z4 ► Imbrock Z1, Imbrock Z2 ► Soltau Z2, Soltau Z4, Soltau Z7 Stadt Walsrode ► Walsrode KS01 ► Walsrode Z5A ► Hamwiede Z3 ► Idsingen Z1a, Idsingen Z3, Idsingen Z4 ► Walsrode Z2, Walsrode Z8 ► Walsrode-West Z1, Walsrode-West Z4 Gemeinde Wietzendorf ► Halmern ► Munster-Südwest Z4 68 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

3.2.4 Erholung und Tourismus Zu 01 Der formulierte Grundsatz bezieht sich auf die Vorgaben des BNatSchG. In § 1 Abs. 1 Nr. 3 steht der gesetzliche Auftrag Natur und Landschaft im besiedelten und unbesiedel- ten Bereich so zu schützen, zu pflegen sowie zu entwickeln, dass der Erholungswert von Natur und Landschaft nachhaltig gesichert ist. Des Weiteren ist ausgeführt, dass zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Landschaft insbesondere Natur- landschaften und historisch gewachsene Kulturlandschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, vor Verunstaltung, Zersiedlung und sonstigen Beeinträchtigungen zu bewahren sind. Zudem sollen zum Zweck der Erholung in der freien Landschaft nach ihrer Beschaffenheit und Lage geeignete Flächen, vor allem im besiedelten und sied- lungsnahen Bereich, geschützt und zugänglich gemacht werden. (BNatSchG, § 1, Abs. 4, Nr. 2) Der Landkreis Heidekreis erstreckt sich zwischen dem Aller-Leine-Tal im Süden und dem Wilseder Berg im Norden. Er zeichnet sich durch die Vielgestaltigkeit seiner Bäche und Flüsse mit ihren Auen sowie seine einzigartigen Heideflächen, seine naturnahen Moore und ausgedehnten Wälder aus. Die Kulturlandschaft der Lüneburger Heide ist von überregionaler Bedeutung. Weitläufige Heideflächen und regional typische ländliche Siedlungen prägen die Region. Die Lüne- burger Heide ist heute mit einer Größe von 23.400 ha eines der größten deutschen Natur- schutzgebiete. Das Schutzgebiet im Kern wurde 2007 der erweiterte, rund 107.000 ha große Naturpark Lüneburger Heide gegründet, der außer Teilen des Landkreises Heide- kreis auch Gebiete in den Nachbarkreisen Lüneburg und Harburg umfasst. Ziele des Naturparks Lüneburger Heide sind die Kulturlandschaft zu erhalten und zu ent- wickeln, die nachhaltige Regionalentwicklung zu unterstützen, das Naturerleben zu för- dern und landschaftsschonende Erholungsangebote zu entwickeln und das Umweltbe- wusstsein zu stärken. Als eine gut ausgebildete Fluss- und Auenlandschaft mit hoher Wertigkeit für Erholung und Tourismus stellt sich das Aller-Leine-Tal im Süden des Landkreises dar. Überdies setzt sich das Fließgewässersystem aus zahlreichen Heidebächen wie Böhme, Örtze, Wietze, Lehrde und deren Auenlandschaften zusammen. Als naturschutzfachlich hochwertige Moore sind beispielhaft das Vehmsmoor und das Grundlose Moor bei Walsrode, das Lührsbockeler Moor bei Wietzendorf oder das Pietz- moor bei Schneverdingen zu benennen. Ein weiteres charakteristisches Merkmal für die Naturlandschaft des Landkreises Heide- kreis ist der hohe Waldanteil. In den genannten Naturräumen hat sich eine vielfältige Kulturlandschaft entwickelt. Auf- wändig erhaltene Kulturschätze sind Beispiele dafür. So sind steinzeitliche Großsteingrä- ber wie die Sieben Steinhäuser bei Ostenholz, archäologische Stätten aus der Bronzezeit, mittelalterliche Burgen im Aller Tal, das Schloss Ahlden, das Kloster Walsrode oder histo- rische ländliche Siedlungen wie Wilsede und Krelingen erhalten. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 69

Ein großes Potential des Landkreises Heidekreis liegt in seinem vielfältigen, einzigartigen Naturraum. Die wertvolle naturräumliche Ausstattung des Planungsraums sowie die histo- risch entwickelte Kulturlandschaft bilden eine hervorragende Grundlage für die woh- nungsnahe Erholung, die Naherholung im Umland der Zentralen Orte sowie zur Stärkung der landschaftsgebundenen Erholung und des Tourismus, das es zu sichern und weiter- zuentwickeln gilt. Zu 02 Der Landkreis Heidekreis hat aufgrund seiner Eignung für vielfältige Erholungsaktivitäten, seiner natur- und kulturgeschichtlichen Ausstattung große Bedeutung als Naherholungs- und Tourismusgebiet, die es zu sichern und zu entwickeln gilt. Wesentliche Voraussetzungen hierfür bilden die Vielfalt, Schönheit und Eigenart von Na- tur und Landschaft sowie die für die Heideregion typische historisch entwickelte Kultur- landschaft. Die einzigartigen Heideflächen, die ausgedehnten Wälder, die naturnahen Moore, die zahlreichen Fließgewässer und zahlreiche Kulturdenkmale stellen die Attrakti- vität der Region für Naherholungssuchende und Touristen dar. Mit 2.535.461 Gästeübernachtungen im Jahr 2014 steht der Landkreis Heidekreis hinter dem Landkreis Aurich und der Region Hannover, an dritter Stelle in Niedersachsen.77 Als weiterer Index spiegelt die Arbeitsplatzstruktur die große Bedeutung des Wirtschafts- zweigs Fremdenverkehr für die regionale Wirtschaft wieder. Dabei ist der hohe Anteil von 6% (Stand 2011) sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter im Gastgewerbe nur ein unzureichender Indikator für die Bedeutung des Tourismus. Die Zahl der vom Tourismus abhängigen Arbeitsplätze beschränkt sich bei weitem nicht auf das Gastgewerbe, auch in weiteren Bereichen des Dienstleistungsgewerbes sowie im Handel sind zahlreiche Ar- beitsplätze vom Tourismus abhängig.78 Der landschaftsgebundene Tourismus ist aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung für den Landkreis Heidekreis zu sichern und zu entwickeln. Zu 03 Bei der nachhaltigen Nutzung von Natur und Landschaft durch Erholungssuchende und Touristen sowie bei der Einrichtung der dazu erforderlichen Infrastruktur ist zu berücksich- tigen, dass die ökologischen Funktionen des Naturhaushalts und das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt werden. Zu 04 In der Zeichnerischen Darstellung sind Gebiete, die sich aufgrund ihrer landschaftlichen Vielfalt, Schönheit und Eigenart für die regionale Erholungsnutzung eignen, als »Vorbe- haltsgebiete Erholung« festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden.

77 LSN-Online: Tabelle K7360125, Stand 01.01.2015. 78 Grontmij + Stadtregion 2012, S. 48. 70 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Das Landes-Raumordnungsprogramm gibt als Merkmale für die Festlegung dieser Gebie- te ihre landschaftliche Vielfalt, Schönheit und Eigenart, die aktuelle und potenzielle Eig- nung für verschiedene Erholungsaktivitäten, die natur- und kulturgeschichtliche Bedeu- tung oder die aktuelle Naherholungs- und Fremdenverkehrsbedeutung an. Mit der Festlegung wird beabsichtigt, Gebiete, die sich aufgrund ihrer Struktur, Ungestört- heit und Erreichbarkeit oder ihrer kulturhistorischen Bedeutung für die landschaftsgebun- dene Erholung eignen, in ihren Erholungsfunktionen und gemäß ihres Erholungswerts für die Bevölkerung dauerhaft zu sichern und zu entwickeln.79 Für die Festlegung der »Vorbehaltsgebiete Erholung« ist die Bewertung des Landschafts- bildes für den Landschaftsrahmenplan verwendet worden. Das Landschaftsbild ist für das Landschaftserleben, die naturgebundene Erholungseig- nung und die Identifikation des Menschen mit seiner Umwelt von wesentlicher Bedeutung. Die Bewertung des Landschaftsbildes lässt sich durch Heranziehen von allgemeingültigen Kriterien vornehmen. Die Kriterien orientieren sich an den Bedürfnissen und Ansprüchen des Menschen und der Gesellschaft hinsichtlich des Erlebens und des ästhetischen Emp- findens einer Landschaft. Den Forderungen des Bundesnaturschutzgesetzes nach Erhalt von Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft werden diese Kriterien ebenfalls ge- recht. Die Bewertung des Landschaftsbildes für den Landkreis Heidekreis ist anhand der Krite- rien ► Vielfalt, ► Historische Kontinuität und ► Natürlichkeit (Naturnähe) bewertet worden. Das Relief und die Diversität vorkommender Vegetations- und Nutzungsstrukturen be- stimmen die Vielfalt einer Landschaft. Die Häufigkeit des Wechsels morphologischer For- men, die Vielfalt an landschaftsprägenden Kleinstrukturen und die Nutzungsvielfalt sind Indikatoren für die Vielfalt einer Landschaft. Die kultur- und siedlungshistorische Entwicklung des Raumes und seiner spezifischen Nutzungs-, Siedlungs- und Vegetationsformen ist für die Beurteilung der historischen Kon- tinuität eines Naturraumes zu berücksichtigen. Eine kulturhistorisch gewachsene Land- schaft bietet dem Menschen ein besonderes Maß an Identifikation, Orientierung und Hei- matgefühl. Eine sich in mehreren Generationen verändernde Landschaft wird vom Men- schen als charakteristisch akzeptiert und ist für die Identifikation und das Heimatgefühl des Menschen von großer Bedeutung. Die Eigenart einer Landschaft zeigt sich in der Ausprägung eines unverwechselbaren Charakters, der sich über lange Zeit hinweg entwi- ckelt hat. Demgegenüber sind überformte Landschaften durch einen Verlust an Eigenart gekennzeichnet.

79 NLT 2010, Planzeichen Nr. 3.3. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 71

Die Wirkung einer Landschaft auf den Menschen wird in ganz entscheidendem Maße von ihrer Natürlichkeit geprägt. Ein hoher Anteil natürlicher bzw. als natürlich empfundener Strukturen wird bei der Betrachtung eines Landschaftsraumes vom Menschen eher als attraktiv empfunden, als eine Landschaft mit hohem Anteil naturferner, künstlicher und vom Menschen beeinflusster Strukturen. Die Kriterien Vielfalt, historische Kontinuität und Natürlichkeit (Naturnähe) sind bei der Landschaftsbildbewertung für jede Landschaftsbildeinheit in fünf Stufen (sehr hoch – sehr gering) bewertet worden. Die ausführliche Beschreibung der Methodik der Landschafts- bildbewertung ist im Materialband zum Landschaftsrahmenplan erläutert.80 Als »Vorbehaltsgebiete Erholung« sind in der Zeichnerischen Darstellung Landschafts- bildeinheiten mit der Bewertungsstufe hoch festgelegt worden.

Tab. 14: Bewertungskriterien Landschaftsbild sehr hoch + hoch81

Kriterium / Vielfalt Historische Kontinuität Naturnähe Bewertung sehr hoch Sehr hohe Vielfalt ver- Sehr hohes Maß an histo- Sehr hoher Anteil naturna- 5 schiedener Flächennut- rischer Kontinuität. her bzw. naturnah emp- zungen; Unverwechselbarer Cha- fundener Elemente. Vegetationselemente und rakter einer Landschaft Natürliche Morphologie- Kleinstrukturen. Relief- und aufgrund erkennbar ge- elemente sind weit verbrei- Morphologieelemente er- wachsener kulturhistori- tet und leicht erlebbar. höhen die Vielfalt des er- scher Landschaftsentwick- lebbaren Raumes durch lung. sehr vielfältige Oberflä- Zeitlich hohe bis sehr hohe chenformen sowie wech- Konstanz der Strukturen. selnde Sichtbeziehungen. hoch Hohe Vielfalt verschiede- Hohes Maß an historischer Hoher Anteil naturnaher 4 ner Flächennutzungen, Kontinuität bzw. nur gerin- bzw. naturnah empfunde- Vegetationselemente und ger Verlust an gewachse- ner Elemente. Kleinstrukturen. nen Landschaftsstrukturen. Natürliche Morphologie- Relief- und Morphologie- Der gewachsene Charak- elemente elemente tragen durch ter einer Landschaft ist sind vorhanden bzw. er- wechselnde Oberflächen- noch weitgehend erhalten. lebbar. formen zur Erhöhung der Hohe Konstanz der Struk- Vielfalt bei. turen.

Zu 05 Als »Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft« sollen für die landschafts- bezogene Erholung geeignete Gebiete gesichert werden und zu ihrer Entwicklung beige- tragen werden. Durch die Festlegung »Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft« werden vorrangig landschaftlich attraktive und kulturhistorisch bedeutsame ruhige Erholungsgebiete festgelegt. Überlagerungen mit verträglichen Festlegungen ins- besondere als Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft sind möglich.82

80 Heidekreis 2013, Materialband, S. 67-68. 81 Heidekreis 2013, Materialband, S. 68. 82 NLT 2010, Planzeichen Nr. 3.2. 72 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Für die Festlegung der »Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft« ist, analog zu den »Vorbehaltsgebieten Erholung« die Bewertung des Landschaftsbildes für den Landschaftsrahmenplan herangezogen worden. Als »Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft« sind in der Zeichnerischen Darstellung Landschaftsbildeinheiten mit der Bewertungsstufe sehr hoch festgelegt wor- den. Diese Gebiete sind aufgrund ihrer landschaftlichen Attraktivität für naturbezogene, ruhige Erholung und für ungestörtes Erleben der Natur und Landschaft geeignet. In den »Vor- ranggebieten ruhige Erholung in Natur und Landschaft« sind alle raumbedeutsamen Pla- nungen und Maßnahmen so abzustimmen, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und be- sonderen Bedeutung nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.3 01) Im Planungsraum sind aufgrund der Landschaftsbildbewertung zur Festlegung als »Vor- ranggebiet ruhige Erholung in Natur und Landschaft« zahlreiche geeignete Gebiete inner- halb von »Vorranggebieten Natur und Landschaft« gelegen. Damit es im Bereich der na- turschutzfachlich sehr hochwertigen Bereiche zu keinen Nutzungskonflikten kommt, sind an diesen Stellen die »Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft« als »Vorbehaltsgebiete Erholung« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt worden. Zu 06 Zur standortbezogenen Sicherung und Entwicklung der Erholungs- und Tourismusfunktion sind in der Zeichnerischen Darstellung »Standorte besondere Entwicklungsaufgabe Erho- lung« und »Standorte besondere Entwicklungsaufgabe Tourismus« festgelegt. Diese Standorte sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 2.1 04, 3.2.3 01) Standort besondere Entwicklungsaufgabe Erholung Das Planzeichen »Standort besondere Entwicklungsaufgabe Erholung« dient der stand- ortbezogenen Sicherung und Entwicklung der Erholungsfunktion. Damit soll eine Konzent- ration und Bündelung der Erholungsfunktion auf bestimmte Gemeinden oder Gemeinde- teile und eine Abstimmung mit konkurrierenden Nutzungen erreicht werden. Als Kriterien können in die Festlegung mit einfließen: ► standortbezogene landschaftlich attraktive Erholungsbereiche (regional bedeutsam), ► vorhandene oder geplante erholungsrelevante Einrichtungen bzw. Infrastrukturen, Gastronomie, Dienstleister (mindestens regional bedeutsam), ► Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter (Dienstleistung), ► Anzahl erholungsrelevanter Betriebe, ► ÖV-Anbindung, B+R-Angebot. Das Planzeichen findet Verwendung für Standorte, die eine regionale Bedeutung für die Nah- und Kurzzeiterholung haben und entsprechend infrastrukturell ausgestattet oder zukünftig auszustatten sind.83

83 NLT 2010, Planzeichen Nr. 3.5. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 73

Im gesamten Landkreis Heidekreis wurde, ausgehend von der herausragenden land- schaftlichen Eignung und Attraktivität der Naturräume Lüneburger Heide und Aller-Leine- Tal, eine vielfältige Erholungs-, Freizeit- und Fremdenverkehrsinfrastruktur aufgebaut. Die Anlagen und Einrichtungen für die Erholung der Bevölkerung sind zu sichern und zu entwickeln. Als »Standort besondere Entwicklungsaufgabe Erholung« sind in der Zeichne- rischen Darstellung folgende Ortslagen dargestellt: ► Ahlden, Behringen, Bockhorn, Böhme, Dorfmark, Düshorn, Frankenfeld, Hodenha- gen, Hützel, Meinerdingen, Munster, Ober- und Niederhaverbeck, Steinbeck (Luhe), Tütsberg, Wilsede, Wolterdingen Die Festlegung der »Standorte besondere Entwicklungsaufgabe Erholung« ist noch nicht abschließend erfolgt. Die Festlegung und deren Methodik sind im weiteren Aufstellungs- verfahren des RROP nochmals kritisch zu überprüfen. Standort besondere Entwicklungsaufgabe Tourismus Die Festlegung »Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Tourismus« verfolgt das Ziel, Schwerpunktstandorte mit entsprechender Ausstattung und Bedeutung im regio- nalen Tourismus zu sichern und zu entwickeln und diese vorausschauend vor Beeinträch- tigungen durch konkurrierende Nutzungen zu schützen. Als Kriterien können in die Festlegung mit einfließen: ► Anzahl an Übernachtungen, Beherbergungsbetrieben, Campingplätzen, sozialversi- cherungspflichtig Beschäftigte (Dienstleistung), ► Staatliche Anerkennung als Erholungsort bzw. Kurort gemäß KurortVO, ► Hohes touristisches Entwicklungspotenzial, vorhandene Planungen zum Ausbau der Tourismusfunktion, ► touristisch relevante Einrichtungen (Hotel, Pensionen, Gastronomie, Freizeiteinrich- tungen, Freizeitbad, Golfplatz., Museum, Altstadt, Kirche etc.) von mindestens regio- naler Bedeutung, ► Motorisierte Individualverkehrsanbindung / Öffentliche Verkehrsanbindung.84 Die Festlegung der Standorte erfolgte in der Zeichnerischen Darstellung anhand der staatlichen Anerkennung als Erholungsort bzw. Kurort. Als weiteres Kriterium ist die An- zahl der Übernachtungen mit herangezogen worden. Die Festlegung der »Standorte mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Tourismus« wird in Anlehnung an § 1 Abs. 4 KurortVO für einen Teil oder mehrere Teile des Gemeindege- bietes getroffen. Bei der Anzahl der Übernachtungen wurden 50.000 Übernachtungen pro Jahr der Beurtei- lung zugrunde gelegt.

84 NLT 2010, Planzeichen Nr. 3.6. 74 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Tab. 15: Gästeübernachtungen 2014 im Landkreis Heidekreis85

Gebietskörperschaft Gästeübernachtungen Heidekreis 2.535.461 Ahlden (Aller), Flecken - Bispingen 988.686 Böhme - Bomlitz - Buchholz (Aller) - Essel - Bad Fallingbostel 150.562 Frankenfeld - Hademstorf - Häuslingen - Hodenhagen - Lindwedel - Munster, Stadt 32.150 Neuenkirchen 16.803 Rethem (Alller), Stadt - Schneverdingen (Alller), Stadt 157.274 Schwarmstedt 12.877 Soltau, Stadt 391.203 Walsrode, Stadt 146.499 Wietzendorf 467.054

Der gesamte Landkreis Heidekreis dient traditionell als Erholungs- und Tourismusgebiet für nationale und internationale Gäste. Als »Standorte mit der besonderen Entwicklungs- aufgabe Tourismus« sind in der Zeichnerischen Darstellung folgende Ortslagen darge- stellt: ► Bad Fallingbostel ► Bispingen: Erholungsort gemäß § 1 Abs. 1 KurortVO ► Neuenkirchen: Erholungsort gemäß § 1 Abs. 1 KurortVO ► Schneverdingen: Luftkurort gemäß § 1 Abs. 1 KurortVO ► Schwarmstedt: Erholungsort gemäß § 1 Abs. 1 KurortVO ► Soltau: Ort mit Sole-Kurbetrieb gemäß § 1 Abs. 1 KurortVO ► Walsrode ► Wietzendorf: Erholungsort gemäß § 1 Abs. 1 KurortVO

85 LSN-Online: Tabelle K7360125, Stand 01.01.2015. Geöffnete Beherbergungsbetriebe mit mindestens 10 Betten und geöffnete Campingplätze mit mindestens 10 Stellplätzen. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 75

Der als »Standorte mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Tourismus« festgelegte Be- reich bezieht sich jeweils auf das in der Karte der Anerkennungsurkunde gekennzeichnete Gebiet. Zu 07 Standorte mit regionaler und überregionaler Bedeutung für Naherholung und Tourismus sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Regional bedeutsame Erholungsschwerpunk- te« festgelegt. Diese Erholungsschwerpunkte sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 3.2.3 01) Mit dem »Regional bedeutsamen Erholungsschwerpunkt« werden einzelne Erholungsbe- reiche oder großräumige Erholungseinrichtungen festgelegt, die aufgrund iher regionalen und zum Teil überregionalen Bedeutung für die Naherholung und den Tourismus zu si- chern und zu entwickeln sind. Als Kriterien können in die Festlegung mit einfließen: ► Lage direkt in oder in Nähe zu einem Ort mit zentralörtlichen Funktionen, ► gute ÖPNV-Verbindung zu einem Ort mit zentralörtlichen Funktionen, Ein- bzw. An- bindung in das regionale Erholungswegesystem, ► Bestand bzw. Planung eines gebündelten und vielfältigen Angebots an Nah- und Kurzzeiterholungseinrichtungen für die Allgemeinheit, ► überregionale Bedeutung als Ausflugsziel. Mit dem Planzeichen werden Standorte festgelegt, an denen ein gebündeltes Angebot an Nah- und Kurzzeiterholungseinrichtungen gesichert oder entwickelt werden soll. Ziel ist der Ausschluss bzw. die Entflechtung von dem Erholungsschwerpunkt entgegenstehen- den Nutzungen oder Unverträglichkeiten. Bei den Erholungsschwerpunkten handelt es sich z.B. um große Freizeitparks, Center-Parks, ein massiertes und vielfältiges Freizeitan- gebot an Badeseen. Das Planzeichen dient der Sicherung und Entwicklung einzelner Flächen und ist klein- räumiger zu verstehen als die »Standorte besondere Entwicklungsaufgabe Erholung bzw. Tourismus«.86 Neben der herausragenden Bedeutung für landschaftsbezogene Erholung und Tourismus zeichnet sich der Landkreis Heidekreis durch einige besucherstarke touristische Attraktio- nen aus. Diese sind in der Zeichnerischen Darstellung als »Regional bedeutsame Erho- lungsschwerpunkte« festgelegt: ► Bispingen - Center Parcs, Horstfeld ► Hodenhagen - Serengeti Park ► Soltau - Therme, Heidepark ► Walsrode - Vogelpark

86 NLT 2010, Planzeichen Nr. 3.7. 76 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

► Wietzendorf - Südsee Camp Zu 08 In der Zeichnerischen Darstellung sind Wanderwege von regionaler und überregionaler Bedeutung für die Nutzungen Wandern und Radfahren als »Regional bedeutsame Wan- derwege« festgelegt. Diese Wanderwege sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 3.2.3 01) Die Festlegung soll zur Sicherung und Entwicklung dieser Wege beitragen und darüber die Erreichbarkeit und Vernetzung der verschiedenen Erholungsgebiete sichern. Dieses ist ein zentraler Bestandteil der Qualitätsstärkung der regionalen Erholungs- und Touris- musfunktionen. Wanderweg - Radfahren ► Radfernweg 4 - Leine-Heide-Radweg, ► Radfernweg 7 - Aller-Radweg, ► Radfernweg 13 - Holland-Heide-Radweg, ► Radfernweg 15 - Heide-Radweg. Wanderweg - Wandern ► Europäischer Fernwanderweg E1, ► Freudenthalweg, ► Heidschnuckenweg, ► Herrmann Billung-Weg, ► Jakobusweg. Zu 09 Mit der Festlegung werden Anlagen raumordnerisch gesichert bzw. entwickelt, die eine mindestens regionale Bedeutung haben und damit zur Attraktivität der Region auch für Touristen beitragen. Das Planzeichen dient der Differenzierung der Erholungsnutzungen und ermöglicht damit eine Trennung von Gebieten, die für bestimmte Erholungsnutzungen stark in Anspruch genommen werden und von denen in der Regel Lärmemissionen aus- gehen. Ausgewiesen werden können Flächen oder Standorte, die aufgrund ihrer Raumbeanspru- chung, ihrer Auswirkungen auf die Umwelt, ihrer Anziehungskraft auf Besucher und der damit verbundenen Auswirkungen auf die verkehrliche Erschließung oder aufgrund ihres Einflusses auf andere empfindliche Nutzungen eine überörtliche, mindestens regionale Bedeutung haben.87 »Vorranggebiete regional bedeutsame Sportanlagen« für Golfplätze und Flugsportanla- gen werden in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Diese Sportanlagen sind zu sichern und zu entwickeln. (LROP 3.2.3 01)

87 NLT 2010, Planzeichen Nr. 3.8. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 77

»Vorranggebiete regional bedeutsame Sportanlagen« im Landkreis Heidekreis sind: Flugsport ► Landeplatz Hodenhagen, ► Segelfluggelände Höpen, ► Segelfluggelände Walsrode-Luisenhöhe, ► Gleitsegelfluggelände Hörpel. Golfsport ► Golfplatz Hof Loh - Soltau, ► Golfplatz Munster-Kohlenbissen, ► Golfplatz Tietlingen – Walsrode. 3.2.5 Wassermanagement, Wasserversorgung, Hochwasserschutz Die Festlegungen zu dem Themenkomplex Wassermanagement, Wasserversorgung und Hochwasserschutz orientieren sich an den Grundsätzen der Raumordnung des ROG in § 2 Abs. 2 Nr. 6. Diese sehen vor, dass der Raum in seiner Bedeutung für die Funktions- fähigkeit der Böden, des Wasserhaushalts, der Tier- und Pflanzenwelt sowie des Klimas einschließlich der jeweiligen Wechselwirkungen zu entwickeln, zu sichern oder, soweit erforderlich, möglich und angemessen, wiederherzustellen ist. Die wirtschaftliche und so- ziale Nutzungen des Raums sind unter Berücksichtigung seiner ökologischen Funktionen zu gestalten. Dabei sind Naturgüter sparsam und schonend in Anspruch zu nehmen und Grundwasservorkommen zu schützen. Für den vorbeugenden Hochwasserschutz an der Küste und im Binnenland ist zu sorgen, im Binnenland vor allem durch Sicherung oder Rückgewinnung von Auen, Rückhalteflächen und Entlastungsflächen. Die Relevanz des Themas für den Landkreis Heidekreis soll anhand von Tabelle 16, in der Bereiche mit besonderer bzw. beeinträchtigter / gefährdeter Funktionsfähigkeit für Wasser- und Stoffretention dargestellt sind, verdeutlicht werden. Der Vergleich der Bereiche mit besonderer Funktionsfähigkeit mit den Bereichen mit be- einträchtigter Funktionsfähigkeit zeigt, dass die beeinträchtigten Bereiche meist den grö- ßeren Flächenanteil einnehmen. Entwässerte Moorböden nehmen beispielsweise nahezu viermal so viel Fläche ein wie die noch naturnah erhaltenen Moorböden. Die Bereiche mit hoher Nitratauswaschungsgefährdung liegen mit rund 17 % sehr hoch. Die summierte Länge der naturfernen Fließgewässer ist viermal so lang wie die der naturnahen Fließge- wässer.88

88 Heidekreis 2013, S. 129. 78 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Tab. 16: Bereiche mit besonderer bzw. beeinträchtigter / gefährdeter Funktionsfähigkeit für Wasser- und Stoffretention im Landkreis Heidekreis (unterstrichen: Bereiche mit beeinträchtigter Funktionsfähig- keit) 89

Bereiche mit besonderer bzw. Fläche in qkm Anteil in % beeinträchtigter / gefährdeter Funktionsfähigkeit für Wasser- und Stoffretention Nicht oder wenig entwässerte 40,18 2,1 Nieder-, Übergangs- und Hoch- moorböden sowie anmoorige Böden Entwässerte Nieder-, Übergangs- 146,52 7,8 und Hochmoorböden sowie an- moorige Böden Bereiche hoher Wassererosions- 0,53 0,1 gefährdung mit Dauervegetation Bereiche hoher Wassererosions- 1,32 0,1 gefährdung ohne Dauervegetati- on Bereiche hoher Winderosionsge- 69,71 3,7 fährdung mit Dauervegetation Bereiche hoher Winderosionsge- 294,19 15,6 fährdung ohne Dauervegetation Bereiche mit hoher Grundwas- 1,91 0,1 serneubildung und relativ gerin- gem Risiko von Stoffaustrag auf- grund der BÜK50 Bereiche mit sehr hoher Nit- 317,99 16,9 ratauswaschungsgefährdung Naturnahe Fließgewässer 454 km - Naturferne Fließgewässer 1.756 km - Naturnahe Fließgewässerränder 20,8 1,1 Naturferne Fließgewässerränder 24,6 1,3 Überschwemmungsbereiche mit 87,79 4,7 Dauervegetation Überschwemmungsbereiche 19,43 1,0 ohne Dauervegetation Potenzielle Überschwemmungs- 17,95 1,0 Erweiterungsgebiete Bereiche hoher Grabendichte 173,04 9,2

Zu 01 Für die Entwicklung und Sicherung des menschlichen, tierischen und pflanzlichen Lebens sind ein möglichst guter ökologischer und chemischer Zustand der Gewässer sowie im ausreichenden Umfange zur Verfügung stehende Wasserressourcen von grundlegender Bedeutung.90

89 Heidekreis 2013, S. 128. 90 ML, LROP 2008, zu 3.2.4, Ziffer 01. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 79

Wasser gehört zu den elementaren Lebensgrundlagen aller Organismen. Gewässer sind Teil der Landschaft, beeinflussen die klimatischen Verhältnisse eines Raumes und dienen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wasser ist in einen ständigen Kreislauf eingebunden und tritt dabei mit den Geofaktoren Luft und Boden in komplexe Wechselbeziehungen. Niederschlag, Verdunstung und Ab- fluss bilden wichtige Komponenten des Wasserhaushaltes. Ein Teil der gefallenen Nie- derschläge verdunstet in der Luft oder über die Pflanzen. Der Rest versickert über die Bodenschichten zum Grundwasser oder fließt in Bächen und Flüssen ab. Das Grundwas- ser bewegt sich, dem Gefälle folgend, durch den Untergrund und speist die oberirdischen Gewässer. Über die Flüsse gelangt das Wasser letztendlich in das Meer. Der Kreislauf wird durch die Verdunstung des Wassers von Meer und Seen geschlossen.91 In den natürlichen Wasserkreislauf greift der Mensch ständig ein. Die anthropogenen Eingriffe durch die Nutzung des Wassers z.B. als Lebensmittel, Brauchwasser, Betriebs- wasser, Verkehrsweg und Erholungsraum beeinträchtigen den natürlichen Zustand der Gewässer.92 Zu 02 Oberflächengewässer werden auf der Landoberfläche durch fließendes und stehendes Wasser gebildet. Fließgewässer setzen sich aus natürlichen Bächen und Flüssen sowie künstlich ausgebauten Kanälen zusammen. Zu den stehenden Gewässern zählen natür- lich entstandene Seen und Teiche sowie künstlich angelegte Seen wie Baggerseen und Talsperren. Innerhalb des Landschaftshaushaltes sind Oberflächengewässer bedeutsam, da sie: ► die Landschaft strukturieren, ► als Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen dienen, ► ausgleichend auf das Klima wirken, ► Wasser speichern, ► Flächen im Wassereinzugsgebiet entwässern sowie ► eingeschwemmte Stoffe verdünnen, transportieren und akkumulieren.93 Oberflächengewässer unterliegen zahlreichen nutzungsbedingten stofflichen und struk- turellen Belastungen. Stoffliche Belastungen entstehen durch den Eintrag von Stoffen, der punktuell von Einleitern oder diffus von Flächen erfolgen kann. Der ursprüngliche Charakter von Fließgewässern wird durch Baumaßnahmen an Gewässern überformt. Diese Eingriffe in die Struktur der Gewässer verändern in erster

91 Niedersächsisches Umweltministerium (MU) und Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (NLÖ): Umweltbericht 2001. CD-ROM. Hannover 2002, S. 32. 92 MU und NLÖ 2002, S. 32. 93 Bastian, Olaf und Karl-Friedrich Schreiber: Analyse und ökologische Bewertung der Landschaft. 2. Auflage. Heidelberg, Berlin 1999, S. 108-109. 80 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Linie die Gewässerdynamik und beeinflussen die Funktionen der Gewässer innerhalb des Landschaftshaushaltes in der Regel negativ. Eine Änderung von Gewässergüte und Gewässerstrukturgüte gibt Hinweise über die Einschränkungen der natürlichen Funktionsfähigkeit von Oberflächengewässern durch anthropogene Nutzungen. Die Gewässer sind nachhaltig zu bewirtschaften. Die Bewirtschaftung der Gewässer hat koordiniert über Kreis- und Gemeindegrenzen hinweg und unter Berücksichtigung der Wassernutzungen so zu erfolgen, dass eine nachteilige Veränderung des Zustandes der Gewässer vermieden und Verbesserungen erreicht werden. Die Einträge von Nähr- und Schadstoffen in die Gewässer sind zu verringern. Bei den oberirdischen Gewässern sind die biologische Durchgängigkeit und die Gewässerstruktur zu verbessern. Für die Nutzungen der oberirdischen Gewässer und der Küstengewässer, bei wasserbau- lichen Maßnahmen und bei der Unterhaltung der Gewässer sind die Bewirtschaftungszie- le nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) in Umsetzung der Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (ABl. EG Nr. L 327 S. 1) in der jeweils geltenden Fassung sowie die Belange des Naturhaus- halts und der Landespflege zu berücksichtigen.94 Die Einstufung des ökologischen Zustands bzw. Potentials der Fließgewässer nach Was- serrahmenrichtlinie im Landkreis Heidekreis zeigt, dass Veerse, Örtze und Kleine Örtze, der östliche Teil der Wietze, der Thransgraben bei Nordkampen und der Hohe Bach im Ostenholzer Moor einen guten ökologischen Zustand haben. Auffallend ist der schlechte Zustand des westlichen Teils der Aller mit Seitenbächen. Die Wasserrahmenrichtlinie eröffnet ferner die Möglichkeit der Ausweisung von künstli- chen und erheblich veränderten Fließgewässern in Niedersachsen. Zu den natürlichen Gewässern im Landkreis Heidekreis zählen Wümme, Fintau, Veerse, Aue, der östliche Teil der Wietze, Örtze und Kleine Örtze, Hohe Bach, Jordanbach und Leine. Der Großteil der Fließgewässer im Landkreis zählt zu den erheblich veränderten Fließgewässern.95 Zu 03 Das Grundwasser ist ein Bestandteil des natürlichen Wasserkreislaufes. Es stellt den größten und wichtigsten Süßwasserspeicher dar. Aus dem Grundwasser werden Quellen, Flüsse und Seen gespeist. Oberflächennahe Grundwasservorkommen versorgen Pflan- zen mit Wasser. Grundwasser füllt als unterirdisches Wasser die Hohlräume des Untergrundes zusam- menhängend aus. Die Grundwassermenge wird durch die vorhandenen Hohlräume wie Poren, Klüfte und Höhlungen im Grundwasserleiter bestimmt.

94 ML, LROP 2008, zu 3.2.4, Ziffer 02. 95 Heidekreis 2013, S. 131. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 81

Für die Erhaltung und Erneuerung der Grundwasservorräte ist die Grundwasserneu- bildung eine wesentliche Voraussetzung. Das Grundwasser bildet sich aus der Versicke- rung von Niederschlagswasser. Einflussfaktoren auf die Versickerungsmenge sind die Niederschlagsmenge, die Verdunstungsmenge im Jahresverlauf sowie der Anteil des oberflächlich oder oberflächennah abfließenden Wassers. Beeinträchtigungen der Grundwasserneubildung werden durch folgende menschliche Einwirkungen verursacht: ► Versiegelung des Bodens Unterbindet die Versickerung von Wasser völlig bzw. schränkt sie stark ein. Außer- dem wird bei Siedlungs- und Verkehrsflächen das Niederschlagswasser über die Kanalisation abgeführt. ► Bodenverdichtung Erhöht den Oberflächenabfluss sowie die Verdunstung aus Vernässungszonen. Bei der Versickerung und dem Fluss durch den Untergrund passiert das Grundwasser Gesteinsschichten von unterschiedlicher mineralischer Zusammensetzung. Entsprechend der Löslichkeit der Gesteine ergibt sich die natürliche Beschaffenheit des Grundwassers. Geogen bedingt kann das Grundwasser mit nachteiligen Stoffen versetzt sein, z.B. verur- sachen Erzvorkommen erhöhte Schwermetallgehalte des Grundwassers. Im Untergrund befindliche Salzlagerstätten führen zu einer erhöhten Salzkonzentration im Grund- wasser.96 Verunreinigungen des Grundwassers werden vor allem durch menschliche Aktivitäten bei der Bodennutzung verursacht. Besonders gefährdet ist das Grundwasser in Regionen, in denen die Grundwasserschutzfunktion des Bodens wenig ausgeprägt ist. Hier fehlen schützende Bodenschichten mit hoher Puffer- und Filterwirkung, die bei der Grundwas- serneubildung ein schnelles Eindringen von Schadstoffen verhindern und zu einer Beein- trächtigung der Grundwassergüte führen können. Aufgabe des Bodens ist es das Grund- wasser aufgrund seiner Filter- und Pufferwirkung vor Verunreinigungen zu schützen (Grundwasserschutzfunktion).

Mehr als 20 % der Böden des Landkreises Heidekreis sind vom Grundwasser beeinflusst. Diese Eigenschaft muss bei Eingriffsvorhaben und Grünlandumbruch bzw. Aufforstungen berücksichtigt werden.97 Das Grundwasser ist so zu bewirtschaften, dass keine nachteiligen Veränderungen des mengenmäßigen Zustandes und der hieraus gespeisten oberirdischen Gewässer und grundwasserabhängigen Landökosysteme entstehen.98 Zu 04 Der Landkreis Heidekreis verfügt über ein hohes Grundwasserdargebot. Über dieses wird die Bevölkerung des Planungsraums und darüber hinaus die Bevölkerung der Ballungs- räume Hannover und Hamburg mit versorgt (z.B. Wasserschutzgebiet Fuhrberger Feld,

96 MU und NLÖ 2002, S. 34. 97 Heidekreis 2013, S. 130. 98 ML, LROP 2008, zu 3.2.4, Ziffer 03. 82 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Wassereinzugsgebiet Nordheide). Die Wasserwerke für die Versorgung der Bevölkerung der Ballungsräume Hannover und Hamburg liegen außerhalb des Landkreises Heidekreis. Nach § 91 des Niedersächsischen Wassergesetztes in Verbindung mit § 51 des Wasser- haushaltsgesetzes können Wasserschutzgebiete im Interesse der öffentlichen Wasser- versorgung bzw. zum Wohl der Allgemeinheit festgesetzt werden. Ziel der Festsetzung ist es das Grundwasser im Gewinnungs- bzw. Einzugsgebiet einer Grundwasserentnahme vor nachteiligen Einwirkungen zu schützen. Eine Auflistung der Wasserschutzgebiete im Landkreis Heidekreis findet sich in der Tabel- le 17.

Tab. 17: Heilquellen- und Wasserschutzgebiete im Landkreis Heidekreis99

Schutzgebiet Schutzzone Heilquellenschutzgebiet Soltau I, II, III Wasserschutzgebiet Delmsen I, III Wasserschutzgebiet Düshorner Heide I, II, III A, III B Wasserschutzgebiet Fuhrberger Feld I, II, III A, III B Wasserschutzgebiet Schneverdingen I, III A, III B Wasserschutzgebiet Schüttenbusch I, II, III A, III B Wasserschutzgebiet Walsrode I, II, III Wasserschutzgebiet Wietzendorf I, III A, III B

Zu 05 Zur langfristigen Sicherung der Wasserversorgung sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vorranggebiete Trinkwassergewinnung«, »Vorranggebiete Heilquelle« und »Vorrangge- biete Wasserwerk« festgelegt. In diesen Gebieten müssen alle raumbedeutsamen Pla- nungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein. (LROP 3.2.4 09) »Vorranggebiet Trinkwassergewinnung« Als »Vorranggebiete Trinkwassergewinnung« sind in der Zeichnerischen Darstellung fest- gelegt: ► Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Munster, ► Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Nordheide, ► Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Oerbke, ► Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Steinbeck, ► Wassereinzugsgebiet westlich Schwarmstedt, ► Wasserschutzgebiet Delmsen, ► Wasserschutzgebiet Düshorner Heide,

99 LSN-Online: Tabelle K7360125, Stand 01.01.2015. Geöffnete Beherbergungsbetriebe mit mindestens 10 Betten und geöffnete Campingplätze mit mindestens 10 Stellplätzen. 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 83

► Wasserschutzgebiet Fuhrberger Feld, ► Wasserschutzgebiet Schneverdingen, ► Wasserschutzgebiet Soltau-Schüttenbusch, ► Wasserschutzgebiet Walsrode, ► Wasserschutzgebiet Wietzendorf. Bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sind die Schutzanforderungen der wasserrechtlich festgesetzten Wasser- und Heilquellenschutzgebiete und der festge- legten »Vorranggebiete Trinkwassergewinnung« zu beachten. In Anpassung an die Vorgaben des LROP 3.2.4 09 3 sind das Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Munster, das Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Nordheide, das Wasserein- zugsgebiet Wasserwerk Oerbke, das Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Steinbeck und das Wassereinzugsgebiet westlich Schwarmstedt aus dem LROP in die Zeichnerische Darstellung übernommen und als »Vorranggebiete Trinkwassergewinnung« dargestellt worden. Die Wasserschutzgebiete Delmsen, Düshorner Heide, Fuhrberger Feld, Schneverdingen, Soltau-Schüttenbusch, Walsrode und Wietzendorf sind zusätzlich als »Vorranggebiete Trinkwassergewinnung« festgelegt worden. Das Wasserwerk des Wassereinzugsgebiets Steinbeck ist seit Sommer 2008 stillgelegt. Die wasserrechtliche gehobene Erlaubnis ist noch gültig bis 30. Juni 2022. Um den Be- reich weiterhin für die Trinkwassergewinnung zu sichern, wird das Wassereinzugsgebiet des Wasserwerks Steinbeck weiterhin in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorrangge- biet Trinkwassergewinnung« festgelegt. »Vorranggebiet Wasserwerk« Zur weiteren Sicherung der Trinkwassergewinnung im Landkreis Heidekreis sind die Wasserwerke ► Düshorner Heide, ► Bomlitz, ► Munster, ► Oerbke, ► Schneverdingen, ► Soltau, ► Walsrode und ► Wietzendorf in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiete Wasserwerk« festgelegt. »Vorranggebiete Heilquelle« Im Stadtgebiet von Soltau wird aus einer Tiefe von 216 m eine Sole mit ca. 30 % Salzan- teil gefördert. Diese erreicht damit einen Mineralgehalt wie im Toten Meer. In der an die Quelle angeschlossenen Therme beträgt die Salzkonzentration im Wasser der Therme 2,5 bis 3,5 %. Sole hat auf zahlreiche akute und chronische Erkrankungen eine heilende 84 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Wirkung. Für die staatlich anerkannte Sole-Heilquelle ist ein Heilquellenschutzgebiet fest- gesetzt worden. Für den Bereich der Sole-Heilquelle hat die Stadt Soltau die Anerken- nung als Ort mit Sole-Kurbetrieb gemäß § 1 Abs. 1 KurortVO. In der Zeichnerischen Darstellung ist das Heilquellenschutzgebiet als »Vorranggebiet Heilquelle« in Verbindung mit »Vorranggebiet Trinkwassergewinnung« festgelegt. Zu 06 Entsprechend der regionalen Erfordernisse sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vor- behaltsgebiete Trinkwassergewinnung« festgelegt. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass die Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für die Trinkwassergewinnung möglichst nicht beeinträchtigt wer- den. (LROP 3.2.4 09) Als » Vorbehaltsgebiete Trinkwassergewinnung« sind in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt: ► Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Bomlitz(tal), ► Wassereinzugsgebiet Bomlitz-Jarlingen und ► Wassereinzugsgebiet Wasserwerk Munster. Das LROP sieht ein weiteres »Vorranggebiet Trinkwassergewinnung« bei Bomlitz vor. Ein in Bomlitz ansässiges Industrieunternehmen fördert aus den vorhandenen Brunnen des Wassereinzugsgebiets Bomlitztal Brauchwasser für den eigenen Bedarf. Als Trinkwasser- gewinnungsgebiet für die Bevölkerung steht das Gebiet aufgrund von potentieller Gefähr- dung durch die Industrie nicht mehr zur Verfügung. Die Trinkwassergewinnung ist hier im April 2009 eingestellt worden. Deshalb ist bei diesem Gebiet den Vorgaben des LROP nicht gefolgt worden. Zur weiteren Sicherung des Gebietes auf Ebene der Regionalpla- nung ist das Gebiet in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiet Trinkwasser- gewinnung« festgelegt. Im Wassereinzugsgebiet des Wasserwerks Munster befinden sich die Truppenübungs- plätze Munster Nord und Munster Süd. Aufgrund festgestellter Schadstoffe (leichtflüchti- ge, chlorierte Kohlenwasserstoffe, Arsen und Kampfmittelabbauprodukte) im Wasserein- zugsgebiet Munster mit potentieller Gefahr der Verunreinigung des Trinkwassers, wird für die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser nach neuen Lösungen gesucht. Neben der Sicherung des bestehenden Trinkwasserschutzgebiets sowie der Erweiterung der Ver- bundleitungen zu benachbarten Wasserversorgern, wird die Erkundung eines neuen Trinkwassergewinnungsgebiets außerhalb der Truppenübungsplätze geprüft. Das Pro- jektgebiet befindet sich westlich von Munster zwischen den Ortschaften Töpingen und Ilster und ist in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiet Trinkwassergewin- nung« festgelegt. Zu 07 Die Sicherheit der Wasserversorgung soll durch Verbindung einzelner Versorgungssys- teme erhöht werden. Zu diesem Zwecke sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vor- ranggebiete Fernwasserleitung« festgelegt. Das Verbundnetz der Fernwasserleitungen ist in seinem Bestand zu sichern und bedarfsgerecht auszubauen. (LROP 3.2.4 07) Die Verbundwasserleitungen sind als »Vorranggebiete Fernwasserleitungen« in der zeichnerischen Darstellung festgelegt und beinhalten Verbundleitungen zwischen einigen 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 85

Wasserwerken innerhalb des Landkreises Heidekreis sowie landkreisübergreifende Fern- wasserleitungen. Die Versorgungsleitungen dienen dazu, um bei Störungen im Förderbe- trieb eines Wasserwerkes die Versorgung zu gewährleisten und versorgen Gebiete im Planungsraum aus Trinkwassergewinnungsanlagen außerhalb des Landkreises Heide- kreis. Zu 08 In der Zeichnerischen Darstellung sind Abwasserbehandlungsanlagen von überörtlicher Bedeutung als »Vorranggebiete Zentrale Kläranlagen« festgelegt. In diesen Gebieten müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweck- bestimmung vereinbar sein. (LROP 3.2.4 04) In der Zeichnerischen Darstellung sind als »Vorranggebiete Zentrale Kläranlagen« festge- legt: ► Bad Fallingbostel, ► Bispingen (Steinbeck), ► Bomlitz (Uetzingen), ► Hodenhagen, ► Munster, ► Neuenkirchen, ► Oerbke, ► Rethem (Wohlendorf), ► Schneverdingen (Zahrensen), ► Schwarmstedt (Bothmer), ► Soltau (Tetendorf), ► Walsrode, ► Wietzendorf. Zu 09 Nach dem LROP 3.2.4 10 sollen Siedlungen, Nutz- und Verkehrsflächen sowie sonstige Anlagen vor Schäden durch Hochwasser gesichert werden. Planungen und Maßnahmen des Hochwasserschutzes sind in den ermittelten Risikogebieten (§ 73 Abs. 1 WHG) im Küstenraum und in den Flussgebietseinheiten Elbe, Weser, Ems und Rhein vorzusehen. In den Regionalen Raumordnungsprogrammen sind vorsorgend Flächen für Deichbau und Küstenschutzmaßnahmen zu sichern. Bei Maßnahmen des Küsten- und Hochwas- serschutzes sind die Belange der Siedlungsentwicklung, der Wirtschaft, der Landwirt- schaft, der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, des Denkmalschutzes, der Landschafts- pflege, des Tourismus und der Erholung sowie Klimaänderungen zu berücksichtigen. Um hochwassergefährdete Bereiche zu sichern sind in der Zeichnerischen Darstellung Deiche entlang der Aller als »Vorranggebiete Deich« festgelegt. In diesen Gebieten müs- sen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbe- stimmung vereinbar sein. (LROP 3.2.4 10) 86 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

Zur Gewährleistung eines ausreichenden Hochwasserschutzes sind im Planungsraum entlang der Fließgewässer Aller, Leine und Böhme Deiche gebaut worden. Diese werden als »Vorranggebiete Deich« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt, um Siedlungen, Nutz- und Verkehrsflächen sowie sonstige Anlagen vor Schäden durch Hochwasser zu sichern. Darüber hinaus sind entlang der Leine und der Aller weitere Deichvorhaben geplant, die als »Vorbehaltsgebiete Deich« festgelegt werden, da die erforderlichen Plan- feststellungsverfahren noch nicht durchgeführt oder abgeschlossen wurden. Zu 10 In der Zeichnerischen Darstellung sind zur Gewährleistung des vorbeugenden Hochwas- serschutzes die Überschwemmungsgebiete nach § 76 Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3 WHG sowie nach § 115 Abs. 2 des Niedersächsischen Wassergesetzes als »Vorranggebiete Hochwasserschutz« festgelegt. In diesen Gebieten müssen alle raumbedeutsamen Pla- nungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung des vorbeugenden Hochwasserschutzes vereinbar sein. (LROP 3.2.4 12) Diese Festlegung folgt den Vorgaben im LROP 3.2.4 12, dass Überschwemmungsgebiete in ihrer Funktion als natürliche Rückhalteräume, insbesondere in den Auen und an den Gewässern, zu erhalten sind. Landesweit sollen Wasserrückhaltemaßnahmen vorgese- hen und die natürliche Hochwasserrückhaltung verbessert werden. In den Regionalen Raumordnungsprogrammen sind zur Gewährleistung des vorbeugen- den Hochwasserschutzes die Überschwemmungsgebiete nach § 76 Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3 WHG sowie nach § 115 Abs. 2 des Niedersächsischen Wassergesetzes als Vor- ranggebiete Hochwasserschutz festzulegen. Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen sind dort nur zulässig, soweit sie mit den Anforderungen des Hochwasserschutzes vereinbar sind, insbesondere die Hochwasser- rückhaltung nicht beeinträchtigt wird, die Realisierung im überwiegenden öffentlichen Inte- resse liegt, Alternativstandorte außerhalb der Überschwemmungsgebiete nicht vorhanden sind und die Belange der Ober- und Unterlieger beachtet werden. § 76 Abs. 2 Satz 1 WHG besagt, dass die Landesregierung durch Rechtsverordnung in- nerhalb der Risikogebiete oder der nach § 73 Abs. 5 Satz 2 Nr. 1 zugeordneten Gebiete mindestens die Gebiete, in denen ein Hochwasserereignis statistisch einmal in 100 Jah- ren zu erwarten ist, und die zur Hochwasserentlastung und Rückhaltung beanspruchten Gebiete als Überschwemmungsgebiete festsetzt. Im Weiteren führt § 76 Abs. 3 aus, dass die noch nicht nach Abs. 2 festgesetzten Überschwemmungsgebiete zu ermitteln, in Kar- tenform darzustellen und vorläufig zu sichern sind. In ähnlicher Weise gibt § 115 Abs. 2 NWG vor, dass die Gewässer oder Gewässerab- schnitte nach Abs. 1 durch Verordnung als Überschwemmungsgebiete festzusetzen sind, in denen ein Hochwasserereignis statistisch einmal in 100 Jahren (Bemessungshochwas- ser) zu erwarten ist. Die Festsetzung erfolgt durch die Wasserbehörden auf der Grundla- ge der vom gewässerkundlichen Landesdienst erstellten Arbeitskarten. Satz 2 gilt ent- sprechend für die Gebiete nach § 76 Abs. 2 WHG. In der Zeichnerischen Darstellung sind die durch Verordnung festgesetzten Über- schwemmungsgebiete von 3. Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen 87

► Aller, ► Böhme, ► Bomlitz, ► Fulde und ► Soltau sowie die vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebiete von ► Aller, ► Alpe, ► Böhme, ► Kleine Örtze, ► Leine, ► Örtze und ► Suhrbach als »Vorranggebiete Hochwasserschutz« festgelegt. Zu 11 In Bereichen, die bei einem Hochwasser mit geringer Wahrscheinlichkeit überflutet wer- den, sollen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen so abgestimmt werden, dass die Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung für den vorbeugenden Hochwasserschutz möglichst nicht beeinträchtigt werden. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sollen so abgestimmt werden, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden. (LROP 3.2.4 12) 88 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

4 ZIELE UND GRUNDSÄTZE ZUR ENTWICKLUNG DER TECHNISCHEN INFRASTRUKTUR UND DER RAUMSTRUKTURELLEN STANDORTPOTENZIALE 4.1 Mobilität, Verkehr, Logistik 4.1.1 Entwicklung der technischen Infrastruktur, Logistik Zu 01 Die Erhaltung, der bedarfsgerechte Ausbau und die Optimierung des Verkehrsnetzes im Landkreis Heidekreis ist eine wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung der Raum- und Wirtschaftsstruktur und damit für die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse für alle Menschen. Disparitäten zwischen dem ländlich strukturierten Planungsraum und den umliegenden Verdichtungsräumen sollen dadurch abgebaut werden. Dabei kommt den überregionalen Straßen- sowie einem leistungsfähigen regionalen und überregionalen Schienennetz eine besondere Bedeutung zu. Eine wesentliche Bedeutung hat dabei die besondere Lagegunst des Landkreises Heide- kreis. Durch die Autobahnen A 7 und A 27 sowie die Bundesstraßen, ist der Planungs- raum gut an das überregionale Straßennetz angebunden. Des Weiteren leisten die über- regionalen Schienenverbindungen Hamburg - Soltau - Hannover (Heidebahn) und Bre- men - Soltau - Uelzen (Amerikalinie) ihren Beitrag zu der Lagegunst. Wesentliches Instrument für die Umsetzung sollen die Festlegungen des Nahverkehrs- plans und des Regionalen Raumordnungsprogramms bilden. Zu 02 Es ist zu berücksichtigen, dass die Ziele der Siedlungs-, Wirtschafts- und Verkehrsent- wicklung aufeinander abzustimmen sind. Durch eine geplante und ausgewogene Entwick- lung von Wohn- und Arbeitsstätten, Versorgungseinrichtungen, Tourismus- und Erho- lungsstätten, soll der Wegeaufwand minimiert, unnötige Verkehre vermieden und das Verkehrsangebot bedarfsgerecht sowie flächendeckend ausgebaut werden. Wichtige Aspekte dabei sollen die Verkehrsvermeidung, die Verkehrsverlagerung auf öko- logische Verkehrsformen und die Abstimmung und Verknüpfung der Verkehrssysteme sein. Dabei gilt es die Bedürfnisse der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und der Wirtschaft mit in die Planung einzubeziehen. 03 Die Standortvoraussetzungen für eine zukunftsorientierte Güterverkehrsabwicklung sollen optimiert werden. Durch die Ausschöpfung der Verlagerungsmöglichkeiten des Güterver- kehrs von der Straße auf die Schiene soll erreicht werden, dass einer Überlastung der Straßenverkehrsinfrastruktur entgegen gewirkt wird. Durch Sicherung und Entwicklung der Schienenanbindung von Industrie und Gewerbe mittels von »Vorranggebieten Anschlussgleis Industrie und Gewerbe« soll eine Güterver- kehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene erleichtert werden. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 89

Diese Festlegung kommt der Forderung nach, die Standortvoraussetzungen für eine zu- kunftsorientierte Güterverkehrsabwicklung zu optimieren. Durch Verhinderung einer Über- lastung der Straßenverkehrsinfrastruktur soll der schienengebundene Güterverkehr so verbessert und entwickelt werden, dass er größere Anteile am Verkehrsaufkommen als bisher übernehmen kann. Um die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene zu fördern, ist es unerlässlich, dass Betriebe ihre Güter direkt auf ihrem Firmengelände auf das Schienen- netz bringen können, um die Transportkosten durch so wenige Umladevorgänge wie mög- lich niedrig zu halten. Dafür sollen Trassen vorhandener Anschlussgleise vorgesehen werden.100 Zu 04 An der Autobahnanschlussstelle Soltau Ost, im Schnittpunkt der Autobahn A 7 und der Haupteisenbahnstrecke Bremen - Langwedel - Uelzen - Berlin ist eine Güterumschlagsan- lage für den kombinierten Verkehr Straße / Schiene errichtet worden. Ebenso ist die An- bindung an die Schienenverbindung Hamburg-Soltau-Hannover, die als sonstige Eisen- bahnstrecke in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt ist, in Soltau gegeben. Die vorhandene Infrastruktur der Güterumschlagsanlage ist zu nutzen und nach den Vor- gaben der Zeichnerischen Darstellung durch Ertüchtigung und Ergänzung als regional bedeutsames Güterverkehrszentrum zu entwickeln. Zu 05 Das Landes-Raumordnungsprogramm besagt in Kapitel 4.1.1 03 1 + 2, dass zur Stärkung der logistischen Potentiale Niedersachsens Logistikregionen entwickelt und deren logisti- sche Knoten gestärkt werden sollen. Als Logistikregion ist u.a. Soltau-Fallingbostel be- nannt. Die prinzipielle Eignung des Landkreises Heidekreis als Standort für logistikaffines Ge- werbe konnte im Rahmen eines Kooperationsprojektes der niedersächsischen Landkreise Cuxhaven, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Rotenburg, Heidekreis, Stade und Uelzen nachgewiesen werden. Das Projekt »Kooperative Planung in der südlichen Metropolregion Hamburg - Empfeh- lungen für die Regional- und Bauleitplanungsträger zur raumverträglichen Entwicklung von Gewerbestandorten für die Logistik-Branche (KOPLAS)« fasst für den Heidekreis zusammen, dass nicht nur die verfügbare Gesamtfläche gänzlich ausreichend erscheint, sondern die Mehrzahl der Standorte auch gut geeignet sind und ausreichend nah an der Autobahn liegen.101 Weiter ist als Ziel der Raumordnung angegeben, dass in den Logistikregionen verkehrlich gut angebundene, überregional bedeutsame Standorte zu bestimmen sind, die sich vor- nehmlich für Ansiedlungen der Logistikwirtschaft und zur Abwicklung des Güterverkehrs

100 NLT 2010, Planzeichen Nr. 10.7. 101 SCI Verkehr GmbH und Planquadrat Dortmund GbR: Kooperative Planung in der südlichen Metropolregion Hamburg. Empfehlungen für die Regional- und Bauleitplanungsträger zur raumverträglichen Entwicklung von Gewerbestandorten für die Logistik-Branche (KOPLAS), Abschlussbericht. Hamburg/Dortmund 2010, S. 116. 90 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale eignen. Sie sind in den Regionalen Raumordnungsprogrammen als Vorranggebiete fest- zulegen. Die Logistikregion Soltau-Fallingbostel umfasst den gesamten Landkreis. Aufgrund der geographischen Lage zwischen den Verdichtungsräumen Hamburg, Bremen und Hanno- ver und der hervorragenden verkehrlichen Erschließung durch die Autobahnen A 7 und A 27 haben sich im Landkreis insbesondere Unternehmen aus der Distributions- und Ver- kehrswirtschaft angesiedelt. Für den Landkreis Heidekreis liegt aktuell kein gesamträumliches Konzept zur Entwick- lung der Logistikregion vor, auf Grundlage dessen die durch das Landes- Raumordnungsprogramm geforderte Festlegung der Vorranggebiete fachlich fundiert ge- troffen werden könnte. Deshalb können für die weitere Entwicklung der Logistikregion Soltau-Fallingbostel aus- schließlich textliche Vorgaben gemacht. Die Logistikentwicklung im Landkreis Heidekreis hat sich auf verkehrlich gut erschlossene Standorte zu konzentrieren. Dies sind in der Regel die Anschlussstellen an den Autobah- nen. Standorte, an denen sich bereits Betriebe der Logistikwirtschaft angesiedelt haben, sind bevorzugt weiterzuentwickeln. Als solche Standorte sind zu benennen: Bad Fallingbostel, Soltau-Süd (Lührsbockel), Soltau-Ost, Walsrode-West (A 27-Park). Die Raum- und Umweltverträglichkeit einer Weiterentwicklung eines Standorts bzw. die Neuentwicklung eines Logistikstandorts ist jeweils gesondert nachzuweisen. 4.1.2 Schienenverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Fahrradverkehr Zu 01 Zur Erfüllung der nach dem Niedersächsischen Nahverkehrsgesetz bestehenden Aufga- ben ist der Landkreis Heidekreis seit 1996 an der Verkehrsgesellschaft Nord-Ost- Niedersachsen (VNO) beteiligt. Weitere Gesellschafter der VNO sind die Landkreise Cuxhaven, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Rotenburg (Wümme), Stade und Uelzen. Aufgabe der VNO ist die Unterstützung der Gesellschafterlandkreise bei allen den ÖPNV betreffenden Fragen und Aufgaben: ► Erarbeitung der Nahverkehrspläne sowie Bearbeitung der Prüfaufträge aus den Nah- verkehrsplänen, ► Planung, Koordinierung und Umsetzung von Nahverkehrskonzepten, ► Erarbeitung von Vorschlägen für die Einführung einheitlicher Tarife, ► Koordinierung und Kooperation mit benachbarten Tarif- und Verkehrsräumen, 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 91

► Durchführung der Verfahren für den Abschluss von Verträgen oder die Erteilung von Auflagen bei gemeinwirtschaftlichen Verkehrsleistungen nach § 4 NNVG und sonsti- gen Verkehren und ► Wahrung der Nahverkehrsinteressen der Gesellschafter gegenüber den Aufgaben- trägern für den ÖPNV in Niedersachsen und in den angrenzenden Bundesländern.102 Der im Heidekreis bestehende öffentliche Personennahverkehr ist auf Grundlage des Nahverkehrsplans und Landesnahverkehrsplans weiterzuentwickeln. Dabei sind die Ver- kehrsbeziehungen zu den zentralen Orten innerhalb des Planungsraums und zu den be- nachbarten Landkreisen, der Region Hannover sowie der Stadt Hamburg zu berücksichti- gen. Eine ausreichende flächenhafte Erschließung ist vorrangig auf die Mittelzentren und damit auch auf die Schienenstrecken auszurichten. Folgende Aufgabenschwerpunkte sind bei der Optimierung des ÖPNV im Landkreis Heidekreis zu setzten: ► Sicherung und Weiterentwicklung einer auf die Siedlungsstrukturen ausgerichteten, bedarfsgerechten Linienführung, ► Bedienungs- und Fahrplanmanagement unter Berücksichtigung der Umsteigebezie- hungen, ► Erhalt der integrierten Schülerbeförderung, ► Sicherung und Weiterentwicklung der lokalen und regionalen Tarifstrukturen, ► Berücksichtigung der besonderen Mobilitäts- und Sicherheitsbedürfnisse der ver- schiedenen Bevölkerungsgruppen, ► Integration der Erholungs-, Sport- und Freizeiteinrichtungen sowie Gewerbegebiete und ► Erhöhung der Akzeptanz des bestehenden ÖPNV-Angebotes durch Imageverbesse- rungen. Zu 02 + 03 Eine Übersicht über das Schienennetz im Landkreis Heidekreis und dessen Ausbaustan- dard bietet Tabelle 18. Für die nachhaltige und zukunftsfähige Sicherung der Mobilität im Landkreis Heidekreis ist ein sicheres, leistungsfähiges, dem Stand der Technik entsprechendes und den Dienst- leistungsanforderungen gerecht werdendes Niveau des Schienennetzes zwingende Vo- raussetzung. Dies soll die Attraktivität des SPNV im Landkreis Heidekreis steigern und die Erhöhung der Fahrgastzahlen fördern. Zudem wird durch ein gut ausgebautes und angepasstes Schienennetz die Erreichbarkeit der Zentralen Orte im Landkreis Heidekreis verbessert.

102 VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH: Nahverkehrsplan des Landkreises Heidekreis für den Zeit- raum 2010 bis 2014. Stade 2015, S. 15. VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH: Nahverkehrsplan des Landkreises Heidekreis für den Zeitraum 2010 bis 2014. Beschlossen durch den Kreistag des Heidekreises am 16.12.2011, S. 15. VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH: Nahverkehrsplan des Landkreises Heide- kreis für den Zeitraum 2010 bis 2014. Stade 2015, S. 15. VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH: Nahverkehrsplan des Landkreises Heidekreis für den Zeitraum 2015 bis 2019. Entwurf 2015, S. 15. 92 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

Tab. 18: Übersicht Schienennetz im Landkreis Heidekreis103

Strecke Verkehrsart Ausbaustandard Elektrifiziert KBS 116 / RB 37 Bre- SPNV / Güterverkehr eingleisig nein men - Soltau - Uelzen KBS 123 / RB 38 Buch- SPNV / Güterverkehr eingleisig nein holz - Soltau - Hannover Soltau - Bispingen - Touristischer Personen- eingleisig nein Hützel - Lüne- verkehr / Güterverkehr burg/Winsen Soltau - Wietzendorf - Touristischer Personen- eingleisig nein Celle verkehr / Güterverkehr Munster - Beckedorf - Touristischer Personen- eingleisig nein Celle verkehr / Güterverkehr Walsrode - Bomlitz Güterverkehr eingleisig nein

Neben der Binnenerschließung soll die Erreichbarkeit der umliegenden Zentren Hamburg, Hannover und Bremen, erhöht werden. Dies soll das Interesse von Pendlern steigern den SPNV zu nutzen, um Arbeits- und Ausbildungsplätze in den nahegelegenen Zentren au- ßerhalb des Landkreises Heidekreis zu erreichen. Zudem ist ein attraktives Angebot im Schienenverkehr ein wichtiger Faktor für die weitere Entwicklung des Tourismus in der Region. Hier ist die gute Anbindung des SPNV an wich- tige Umsteigebahnhöfe für den sanften Tourismus von besonderer Bedeutung. Zu einer zukunftsfähigen Gestaltung des Schienenverkehrs im Landkreis Heidekreis ge- hören: ► der Ausbau der Schieneninfrastruktur zur Stärkung der SPNV-Bestandsstrecken, ► der barrierefreie Umbau der Bahnhöfe und Haltepunkte zur Stärkung der SPNV- Bestandsstrecken, ► der Ausbau des Leistungsangebotes zur Stärkung der SPNV-Bestandsstrecken, ► die Verbesserung der Verknüpfung mit dem ÖPNV, ► die Reaktivierung von Strecken für den Personenverkehr.104 Vorrangige Ziele dabei sind die Erhöhung der Geschwindigkeit und die stärkere Durch- bindung von Zügen bis in die Oberzentren sowie regelmäßige Vertaktung. Zur Förderung der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene sind bei der Auswei- sung von Gewerbegebieten die Möglichkeiten zur Nutzung vorhandener oder zur Errich- tung neuer Gleisanschlüsse zu prüfen. Standorte an Verknüpfungspunkten verschiedener Verkehrsträger sind auf ihre Eignung und für den Betrieb eines Güterverkehrszentrums zu untersuchen. Am Standort Soltau-Harber ist ein regionales Güterverkehrszentrum zu ent- wickeln.

103 VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH 2015, S. 31. 104 VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH 2015, S. 31-32. VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost- Niedersachsen mbH 2011, S. 94-110. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 93

Zu 04 Dem Landes-Raumordnungsprogramms unter Kapitel 4.1.2 03 entsprechend ist die Stre- cke Hannover–Hamburg und Hannover–Bremen (Y-Trasse) für den Hochgeschwindig- keitsverkehr im europäischen Schienennetz in der Zeichnerischen Darstellung als »Vor- ranggebiet Haupteisenbahnstrecke« festgelegt. Die Eisenbahnstrecken zwischen Hannover, Hamburg und Bremen stellen wichtige euro- päische Verkehrsachsen für den Personenfern- und Güterverkehr dar. Zur Steigerung der Kapazität auf diesen Verbindungen wurde die sogenannte »Y-Trasse« 1992 in den Bun- desverkehrswegeplan aufgenommen. Für die geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke der Deutschen Bahn AG ist ein Raumord- nungsverfahren durchgeführt worden. Dieses wurde am 23.03.2001 mit der Landesplane- rischen Feststellung abgeschlossen. Im Jahr 2003 wurde die Trasse in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen. Im Jahr 2010 wurde im Zuge der Bedarfsplanüberprüfung durch den Bund beschlossen, die Deutsche Bahn AG zu beauftragen, Alternativen zur »Y-Trasse« zu untersuchen. Die DB AG hat daraufhin ab 2011 sieben Alternativvarianten in Form von Planungskorridoren betrachtet und Ende 2013 vorgestellt. Auf Betreiben des niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr ist das »Dialogforum Schiene Nord« ins Leben gerufen worden, um die vorliegenden Varian- ten und die Untersuchungen dazu kritisch zu würdigen sowie für die Planung relevante Kriterien zu identifizieren. Es ist mit dem Bund vereinbart, dass die Ergebnisse des Dialogforums in die Bundesver- kehrswegeplanung einfließen und damit bei der Trassenauswahl des Bundes berücksich- tigt werden. Erst dann folgen weitere Planungs- und Genehmigungsschritte (z.B. Raum- ordnungs- und Planfeststellungsverfahren). Die Gültigkeit der Landesplanerischen Feststellung vom 23.03.2001 ist verlängert bis zum 31.12.2016. Das Landes-Raumordnungsprogramm enthält den klassischen Verlauf der »Y-Trasse« weiterhin als Ziel der Raumordnung und erteilt über die Ausführungen in Ka- pitel 4.1.2 03 den Auftrag an die Träger der Regionalplanung diese in die Regionalen Raumordnungsprogramme zu übernehmen. In Anpassung an die Ziele des Landes-Raumordnungsprogramms wird die »Y-Trasse« in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiet Haupteisenbahnstrecke« festgelegt. Sollte es zu einer Realisierung der »Y-Trasse« im Landkreis Heidekreis kommen, sind bei der weiteren Planung die Möglichkeiten der Erschließung des Landkreises durch Halte- punkte und Güterverkehrsanschlüsse zu prüfen. Dem Landes-Raumordnungsprogramm unter Kapitel 4.1.2 04 entsprechend ist die Stre- cke Langwedel-Uelzen-Stendal (KBS 116, Amerikalinie) für den konventionellen Eisen- bahnverkehr im europäischen Netz in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiet Haupteisenbahnstrecke« festgelegt. Die Bedeutung der Strecke steigt wieder. Gründe sind der Tiefwasserhafen JadeWeser- Port und die weiter steigenden Gütermengen der Bremer Häfen, für die diese Strecke eine direkte Verbindung Richtung Osten bzw. Südosten darstellt. 94 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

In der zweiten Jahreshälfte 2012 wurde die Strecke zwischen Langwedel und Soltau ge- sperrt, um umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchzuführen, unter anderem 36 km Gleiserneuerung. Im Frühjahr 2013 wurde der Abschnitt zwischen Soltau und Ebstorf um- fangreich saniert, so dass das Gleis jetzt auf ganzer Länge inklusive aller Bahnhofsgleise in Soltau, Munster und außerhalb des Landkreises Heidekreis in Visselhövede sowie Ebstorf erneuert wurde. Eine Elektrifizierung dieses Abschnittes ist nicht in Sicht. Seit Dezember 2009 wird auf dieser Strecke wieder durchgehender Personenverkehr ab und bis Bremen angeboten. Es ist in Diskussion, die Strecke für den Güterverkehr als Anschluss zum JadeWeserPort zu elektrifizieren und auszubauen. Sie wurde im Bundesschienenwegeausbaugesetz 2004 mit vordringlichem Bedarf verzeichnet. Als Alternative zum Bau der Y-Trasse wird ein Ausbau der gesamten Strecke Uelzen-Langwedel diskutiert. Die in der Zeichnerischen Darstellung festgelegten »Vorranggebiete sonstige Eisenbahn- strecke« sind in ihrer Zubringerfunktion zu »Vorranggebieten Haupteisenbahnstrecke« zu sichern und bedarfsgerecht auszubauen. Die Festlegung der Vorranggebiete basiert auf Anlage 2 des Landes-Raumordnungsprogramms. Im Landkreis Heidekreis zählen zu den »Vorranggebieten sonstige Eisenbahnstrecke« ► die Strecke Buchholz - Soltau - Hannover (KBS 123 / RB 38, Heidebahn), ► die Strecke Soltau - Bispingen - Hützel - Lüneburg/Winsen, ► die Strecke Soltau - Wietzendorf - Celle, ► die Strecke Munster - Beckedorf - Celle und ► die Strecke Walsrode - Böhme. Als einzige der genannten Strecken wird die Heidebahn von Buchholz (Nordheide) über Soltau nach Hannover regelmäßig für den Personenverkehr genutzt. Die Ertüchtigung der Heidebahn Buchholz (Nordheide) - Soltau - Hannover startete im Mai 2009. Die Heidebahn wird dabei für eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 120 km/h ausgebaut. Der Ausbau der insgesamt 107 km langen Heidebahn-Strecke erfolgt in drei Abschnitten: ► 1. Bennemühlen - Walsrode (abgeschlossen) ► 2. Walsrode - Soltau (Inbetriebnahme geplant für Dezember 2016) ► 3. Buchholz (Nordheide) - Soltau (abgeschlossen) Im Zuge des Ausbaus wurden im Sommer 2010 die Haltepunkte Hademstorf und Eickeloh stillgelegt. Nach Beendigung des ersten Bauabschnitts fuhren zum Winterfahrplan 2011 die ersten Regionalbahnen mit 120 km/h. Hierdurch verkürzte sich die Reisezeit um zehn Minuten. Diese Verkürzung erfolgt durch Schließung und technische Aufrüstung von Bahnübergängen und die Ausstattung mit einer digitalen Zugbahnfunkverbindung. Der 3. Bauabschnitt ist im Jahre 2009 vor dem 2. Bauabschnitt begonnen worden. Bis Ende 2011 wurde der 46 Kilometer lange Streckenabschnitt des 3. Bauabschnitts ertüch- tigt, um die Geschwindigkeit der Züge von 80 km/h auf 120 km/h zu erhöhen. Die Reise- 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 95 zeit wurde damit um elf Minuten verkürzt. Der Haltepunkt Hemsen wurde im Zuge der Bauarbeiten seit November 2010 nicht mehr bedient. Der 2. Bauabschnitt erfolgt seit Juni 2015. Es ist geplant, sämtliche Baumaßnahmen bis zum Jahre 2017 fertigzustellen. Nach Beendigung des fehlenden Bauabschnittes können die 15-minütigen Aufenthalte in Soltau entfallen. Außerdem kann die Reisezeit zwischen Hannover und Buchholz auch bei einem durchgehenden Stundentakt reduziert werden. Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch den Ausbau für die Strecke Bremen-Uelzen, durch die Verlegung der Zugkreuzung von Dorfmark nach Soltau kann in Soltau ein optimaler Taktknoten zu den Zügen der Strecke realisiert werden. Nach vollständigem Ausbau der Heidebahn-Strecke wird sich die Fahrzeit auf der Strecke von Buchholz (Nordheide) nach Hannover von 2.24 h auf 1.50 h verringern. Die Fahrzeit von Walsrode nach Soltau sinkt von 31 auf 20 Minuten. Die Fahrt von Soltau nach Han- nover wird von 79 auf 67 Minuten verbessert werden. Alle 15 Bahnhöfe entlang der Stre- cke sollen bis zum Abschluss der Streckenertüchtigung modernisiert sein. Die Strecken Soltau - Bispingen - Hützel - Lüneburg/Winsen, Soltau - Wietzendorf - Celle, und Munster - Beckedorf – Celle dienen momentan dem gelegentlichen touristischen Per- sonenverkehr sowie dem Güterverkehr. Der planmäßige Personenverkehr ist auf der Strecke Walsrode - Böhme bereits seit 1964 eingestellt. Seit Dezember 2007 wird die Strecke von Güterzügen nicht mehr planmäßig befahren. Der touristische Gelegenheitsverkehr wurde ebenfalls beendet. Auf der Strecke ist kein künftiges Verkehrsaufkommen erkennbar. Deshalb wurde der Teilabschnitt Hollige - Böhme mit Bescheid des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Ver- kehr vom 09. November 2011 dauerhaft von Bahnbetriebszwecken freigestellt. In Anpassung an die geänderten Voraussetzungen ist dieser Teilabschnitt in der Zeichne- rischen Darstellung nicht, wie durch das Landes-Raumordnungsprogramm vorgegeben, als »Vorranggebiet sonstige Eisenbahnstrecke« festgelegt. Die Festlegung der momentan nicht durch den SPNV genutzten Stecken für die Perso- nenbeförderung als »Vorranggebiete sonstige Eisenbahnstrecke« dient der Sicherung dieser Strecken und soll diese vor Entwidmung schützen. Da der zukünftige Bedarf an Strecken für den SPNV für die Erfüllung der Mobilitätsansprüche im Landkreis Heidekreis momentan nicht absehbar ist, soll die Festlegung im RROP gewährleisten, dass das vor- handene Streckenpotential für zukünftige Nutzungen gesichert wird. Dies entspricht auch der Empfehlung im Entwurf des Masterplans ÖPNV für den Landkreis Heidekreis.105 Zu 05 Um den Zugang zum regional und überregional bedeutsamen Schienennetz zu gewähr- leisten sind »Vorranggebiete Bahnhof / Haltepunkt« und »Vorranggebiete Bahnhof mit Verknüpfungsfunktion für ÖPNV« in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu sichern und bedarfsgerecht zu entwickeln. (LROP 4.1.2 04)

105 VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH 2015, S. 31. 96 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

Die »Vorranggebiete Bahnhof / Haltepunkt« dienen der Sicherung und Entwicklung des schienengebundenen Personenverkehrs. Für die im Landes-Raumordnungsprogramm in Ziffer 4.1.2 02 geforderte Verbesserung der Angebotsqualität im schienengebundenen Personenverkehr und der Vertaktung von Fern-, Regional- und Nahverkehrszügen sind für die Planungsregion Bahnhöfe bzw. Haltepunkte unerlässlich. Sie sind dort besonders wichtig, wo schwerpunktartige Verdichtungen von Wohn- und Arbeitsstätten bestehen oder vorgesehen sind. Über den schienengebundenen Personenverkehr ergibt sich der Anschluss an die Fern- bahnhöfe und somit an das Fernverkehrsnetz. Das Landes-Raumordnungsprogramm verlangt in Ziffer 4.1.2 02, Sätze 2 und 3, eine Verbesserung dieser Vernetzungsfunktio- nen und der Erreichbarkeit der Umsteigebahnhöfe und empfiehlt daher generell eine An- bindung an den ÖPNV.106 »Vorranggebiete Bahnhof / Haltepunkt« in der Zeichnerischen Darstellung sind: ► Haltepunkt Lindwedel, ► Haltepunkt Soltau-Nord, ► Haltepunkt Wintermoor, ► Bahnhof Dorfmark und ► Bahnhof Wolterdingen. Zu 06 Um den Zugang zum regional und überregional bedeutsamen Schienennetz zu gewähr- leisten, den schienengebundenen Personenverkehr zu sichern und zu entwickeln sowie die Abstimmung zwischen straßen- und schienengebundenen öffentlichen Personennah- verkehr zu fördern sind »Vorranggebiete Bahnhof / Haltepunkt« und »Vorranggebiete Bahnhof mit Verknüpfungsfunktion für ÖPNV« in der Zeichnerischen Darstellung festge- legt. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu sichern und bedarfsgerecht zu entwi- ckeln. (LROP 4.1.2 04 + 05) Zur Sicherung und Entwicklung der Verknüpfungsfunktion von Bahnhöfen zwischen schienengebundenem Personenverkehr und dem ÖPNV werden in der Zeichnerischen Darstellung »Vorranggebiete Bahnhof mit Verknüpfungsfunktion für ÖPNV« festgelegt. Für die im Landes-Raumordnungsprogramm in Ziffer 4.1.2 02 geforderte Verbesserung der Angebotsqualität im schienengebundenen Personenverkehr und der Vertaktung von Fern-, Regional- und Nahverkehrszügen sind in der Region Bahnhöfe mit Verknüpfungs- funktion unerlässlich. Im Vergleich zu den »Vorranggebieten Bahnhof / Haltepunkt« erfüllen Bahnhöfe mit Ver- knüpfungsfunktion zugleich wichtige Funktionen für den ÖPNV. Einerseits in der internen Verknüpfung des ÖPNV-Netzes, andererseits in der Verknüpfung von Nah- und Regional- verkehr. Über den schienengebundenen Personenverkehr ergibt sich der Anschluss an die Fernbahnhöfe und somit an das Fernverkehrsnetz.

106 NLT 2010, Planzeichen Nr. 10.15. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 97

Das Landes-Raumordnungsprogramm verlangt in Ziffer 4.1.2 02, Sätze 2 und 3, eine Verbesserung dieser Vernetzungsfunktionen und der Erreichbarkeit der Umsteigebahnhö- fe und empfiehlt daher generell eine Anbindung an den ÖPNV.107 Um den öffentlichen Personennahverkehr auf Straße und Schiene zu stärken und höhere Nutzungszahlen zu erzielen, müssen im Landkreis Heidekreis Buslinien vermehrt über Bahnhöfe und Haltepunkte geführt werden. Bus- und Bahnfahrpläne sind aufeinander abzustimmen. »Vorranggebiete Bahnhof mit Verknüpfungsfunktion für ÖPNV« in der Zeichnerischen Darstellung sind: ► Bahnhof Bad Fallingbostel, ► Bahnhof Hodenhagen, ► Bahnhof Munster, ► Bahnhof Schneverdingen, ► Bahnhof Schwarmstedt, ► Bahnhof Soltau und ► Bahnhof Walsrode. Zu 07 Ziel der Festlegung von »Vorranggebieten Park-and-ride / Bike-and-ride« ist die Siche- rung und Entwicklung der Verknüpfungsfunktion zwischen Individual- sowie öffentlichem Verkehr und damit verbunden die Förderung des ÖPNV. Gemäß Ziffer 4.1.2 07 des Landes-Raumordnungsprogramms soll die Verlagerung von motorisiertem Individualverkehr auf den ÖPNV durch städtebauliche und verkehrliche Maßnahmen unterstützt werden. Dazu dienen Park-and-ride-Anlagen, die ein zügiges Umsteigen vom motorisierten Individualverkehr auf den ÖPNV ermöglichen. Die Attraktivi- tät des ÖPNV wird auch durch Bike-and-ride-Anlagen gefördert, da sie zugleich ein um- weltfreundliches und verkehrssystementlastendes Zubringerangebot darstellen.108 Grundlage für die Festlegung der »Vorranggebiete Park-and-ride / Bike-and-ride« in der Zeichnerischen Darstellung bilden die Aussagen in dem Entwurf des Masterplan ÖPNV für den Landkreis Heidekreis.109 »Vorranggebiete Park-and-ride« in der Zeichnerischen Darstellung sind: ► Bahnhof Wolterdingen und ► Haltepunkt Soltau Nord.

107 NLT 2010, Planzeichen Nr. 10.13. 108 NLT 2010, Planzeichen Nr. 10.24. 109 VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH 2015, S. 30. 98 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

»Vorranggebiete Park-and-ride / Bike-and-ride« in der Zeichnerischen Darstellung sind: ► Bahnhof Bad Fallingbostel, ► Bahnhof Dorfmark, ► Bahnhof Hodenhagen, ► Bahnhof Munster, ► Bahnhof Schneverdingen, ► Bahnhof Schwarmstedt, ► Bahnhof Soltau, ► Bahnhof Walsrode, ► Haltepunkt Lindwedel und ► Haltepunkt Wintermoor. Zu 08 Oberste Priorität des straßengebundenen ÖPNV im Landkreis Heidekreis hat die Sicher- stellung des Schülerverkehrs. Zudem soll die Grundversorgung der Bevölkerung erreicht werden.110 Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots im Landkreis Heidekreis stellen nach dem Nahverkehrsplan dar: ► die Verbindungen zwischen Orten - Grundzentren bzw. Mittelzentren werden so ver- bessert, dass zumindest eine genügende Bedienungs- und Verbindungsqualität er- reicht wird, ► die Verbindungen zwischen Grundzentren - Mittelzentren, größeren Orten (über 1.000 Einwohner) – Mittelzentren sowie Mittelzentren – Mittelzentren werden zumin- dest so verbessert, dass eine genügende Bedienungs- und Verbindungsqualität er- reicht wird, ► Verbindungen zwischen Grundzentren – Oberzentren, größeren Orte (über 1.000 Einwohner) – Oberzentren sowie Mittelzentren – Oberzentren werden zumindest so verbessert, dass eine genügende Bedienungs- und Verbindungsqualität erreicht wird, ► Einführung auch von Verbundeinzelkarten auf den Abschnitten der Heidebahn, auf denen der HVV-Tarif bzw. GVH-Tarif gilt, ► Kreisfahrplan herausgeben und Fahrplanauskunft ergänzen, Internet-Auftritt verbes- sern ► Behindertengerechte Umgestaltung von Haltestellen/ Fahrgastinformation an Halte- stellen, ► Erstellung eines Haltestellen-Katasters,

110 VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH 2011, S. 90-91. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 99

► Einrichten von zentrumsnahen Haltestellen bei schulbezogenem Linienverkehr und ► Ausstieg zwischen Haltestellen, ► Erhöhung des Anteils von Niederflurfahrzeugen oder Low Entry-Bussen, ► Mitnahme von Fahrrädern in Bussen, ► Schaffung eines Grundliniennetzes, ► Berücksichtigung des ÖPNV u.a. bei der Infrastrukturplanung und Siedlungsentwick- lung, ► Ertüchtigung der Heidebahn Hannover – Soltau – Buchholz (Nordheide), ► Ertüchtigung der Amerikalinie Uelzen – Soltau – Bremen, ► Verbesserung der Bahnhöfe.111 Zu 09 In der Zeichnerischen Darstellung sind Wanderwege von regionaler und überregionaler Bedeutung für die Nutzungen Wandern und Radfahren als »Regional bedeutsame Wan- derwege« festgelegt (siehe Kapitel 3.2.4 Erholung und Tourismus, Ziffer 08). Die Festlegung soll zur Sicherung und Entwicklung dieser Wege beitragen und darüber die Erreichbarkeit und Vernetzung der verschiedenen Erholungsgebiete im Planungsraum sichern. Dieses ist ein zentraler Bestandteil der Qualitätsstärkung der regionalen Erho- lungs- und Tourismusfunktionen. In der Zeichnerischen Darstellung sind folgende überregionale Radwege als »Regional bedeutsamer Wanderweg« festgelegt: ► Radfernweg 4 - Leine-Heide-Radweg, ► Radfernweg 7 - Aller-Radweg, ► Radfernweg 13 - Holland-Heide-Radweg, ► Radfernweg 15 - Heide-Radweg. Ein wesentlicher Aspekt der Sicherung und Entwicklung von Radwegen im Planungsraum liegt darin, dass diese einen Teil der nachhaltigen Verkehrsentwicklung darstellen. Der Landkreis Heidekreis stellt aktuell ein Radwegekonzept auf. Ergebnisse liegen bis- lang nicht vor. In dem weiteren Planungsverlauf des Regionalen Raumordnungspro- gramms ist darauf zu achten, ob Ergebnisse des Konzeptes mit in das Regionale Raum- ordnungsprogramm aufgenommen werden können.

111 VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH 2011, S. 94-110. 100 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

4.1.3 Straßenverkehr Zu 01 Der Landkreis Heidekreis verfügt durch die A 27 Bremen-Hannover und insbesondere die A 7 Hamburg-Hannover über eine gute Anbindung an das Autobahnnetz und damit an die Oberzentren Bremen, Hamburg und Hannover und die entsprechenden Flughäfen. Weiter ist das Verkehrsnetz mit Bundes-, Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen innerhalb des Landkreises Heidekreis und nach außerhalb gut erschlossen. Zur Sicherung und Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur sind in der Zeichnerischen Dar- stellung »Vorranggebiete Autobahn«, »Vorranggebiete Anschlussstelle« und »Vorrangge- biete Hauptverkehrsstraße« festgelegt. Diese sind ihrer Bedeutung entsprechend zu si- chern und bedarfsgerecht zu entwickeln. Gemäß Landes-Raumordnungsprogramm dient das vorhandene Netz der Autobahnen einschließlich der Ergänzungen entsprechend der Ausweisung im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen zur Förderung der Raumerschließung und zur Einbindung der Wirt- schaftsräume in das europäische Verkehrsnetz. In Anpassung an das Landes-Raumordnungsprogramm sind in der Zeichnerischen Dar- stellung folgende Strecken als »Vorranggebiete Autobahn« festgelegt: ► A 7 Hamburg - Hannover, ► A 27 Bremen - Walsrode. Als »Vorranggebiete Anschlussstelle« sind in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt: ► Anschlussstelle Schwarmstedt, ► Anschlussstelle Westenholz, ► Anschlussstelle Bad Fallingbostel, ► Anschlussstelle Dorfmark, ► Anschlussstelle Soltau-Süd, ► Anschlussstelle Soltau-Ost, ► Anschlussstelle Schneverdingen, ► Anschlussstelle Bispingen, ► Anschlussstelle Walsrode West und ► Anschlussstelle Walsrode Süd. In Anpassung an das Landes-Raumordnungsprogramm sind in der Zeichnerischen Dar- stellung als »Vorranggebiete Hauptverkehrsstraße « festgelegt: ► Bundestraße B 209, ► Bundestraße B 214, ► Bundestraße B 3, ► Bundestraße B 71 und ► Landesstraße L 161. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 101

Zu 02 Im großflächigen und dünnbesiedelten Landkreis Heidekreis ist der Motorisierungsgrad der Bevölkerung hoch. Der Individualverkehr ist zur Aufrechterhaltung der erforderlichen Mobilität im privaten und beruflichen Bereich unverzichtbar. Der existierende ÖPNV im Landkreis dient vorwiegend dem Schülerverkehr. Daher sind die Bereitstellung, die Erhal- tung und der Ausbau von straßengebundener Verkehrsinfrastruktur im Landkreis von be- sonderer Bedeutung. Zur Ergänzung des überregionalen Straßennetzes sowie zur Verknüpfung der Grundzen- tren untereinander bzw. der Grundzentren mit den nächstgelegenen Zentren höherer Be- deutung sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vorranggebiete Straße von regionaler Bedeutung« festgelegt. Weitere Maßnahmen im Bundesfernstraßennetz, insbesondere Ortsumgehungen und Straßenverlegungen, deren Bedarf im Fernstraßenausbaugesetz festgelegt ist, sind zur frühzeitigen Trassensicherung in den Regionalen Raumordnungsprogrammen als »Vor- ranggebiete Hauptverkehrsstraße« festzulegen. Der Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen enthält für den weiteren Bedarf die Ortsumge- hungen von Soltau (B 71), Munster (B 71), Walsrode (B 209), Rethem (B209) und Schwarmstedt (B 214). Zu den genannten Ortsumgehungen liegen die im Folgenden dargestellten Informationen vor: Die Ortsumgehung von Schwarmstedt wird von der Samtgemeinde Schwarmstedt nicht mehr verfolgt. Die geplante Trassenführung wurde aus dem Flächennutzungsplan her- ausgenommen. Die Ortsumgehung von Munster (B71) wird ebenfalls nicht mehr verfolgt. Ein hohes öko- logisches Risiko wurde festgestellt. Die geplante Ortsumgehung von Rethem führt durch geschützte Gebiete nach internatio- nalem Recht und wird ebenfalls nicht mehr verfolgt. Die Ortsumgehung von Soltau im Zuge der B 71 / B 3 sollte im Rahmen der Bauleitpla- nung mit einem Teilstück als kommunale Entlastungsstraße im Osten der Stadt vorberei- tet werden. Angesichts konfliktreicher Trassenführungen ohne Aussicht auf zeitnahen Bau im östlichen Stadtgebiet sind die Planungen von Seiten der Stadt Soltau vorerst einge- stellt worden. Aus den genannten Gründen werden die im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen ent- haltenen Ortsumgehungen in der Zeichnerischen Darstellung nicht als Vorbehaltsgebiete bzw. Vorranggebiete Hauptverkehrsstraße dargestellt. Der weitere Umgang mit den Ortsumgehungen ist im weiteren Aufstellungsverfahren des Regionalen Raumordnungsprogramms zu prüfen. Zu 03 Im aktuellen Bedarfsplan für Bundesfernstraßen ist der 6-streifige Ausbau der A 7 von der AS Soltau-Ost bis zum AD Walsrode im weiteren Bedarf mit Planungsrecht eingestuft. 102 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

In Anpassung an das Landes-Raumordnungsprogramm wird die Notwendigkeit des 6- streifigen Ausbaus der A 7 in das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Heidekreis für diesen Abschnitt der A 7 übernommen. Die Maßnahme des 6-streifigen Ausbaus ist in drei Abschnitte unterteilt: ► Abschnitt 1: von der AS Soltau-Ost bis nördlich der AS Dorfmark, ► Abschnitt 2: von nördlich der AS Dorfmark bis zur AS Bad Fallingbostel und ► Abschnitt 3: von der AS Bad Fallingbostel bis zum AD Walsrode. In den Abschnitten 1 und 2 läuft die Entwurfsplanung. Im Abschnitt 3 wurde das Planfest- stellungsverfahren am 22. August 2012 eingeleitet. Der Planfeststellungsbeschluss erging am 4. August 2015. Zu 04 Die Anschlussstelle Allertal an der Autobahn A 7 ist der Zeichnerischen Darstellung als »Vorbehaltsgebiet Anschlussstelle« festgelegt. Ihre Realisierung bedarf der weiteren Ab- stimmung. 4.1.4 Luftverkehr Zu 02 Der Flugplatz Hodenhagen ist in der Zeichnerischen Darstellung als »Vorranggebiet Ver- kehrslandeplatz von regionaler Bedeutung« festgelegt. Verkehrslandeplätze dienen unter anderem dem Zubringerverkehr zu den Flughäfen. 4.2 Energie Zu 01-10 Siehe Anhang Windenergienutzung. Zu 11 Zur Sicherung der Daseinsvorsorge sind in der Zeichnerischen Darstellung Leitungstras- sen ab 110 kV, Umspannwerke und Rohrfernleitungen für Erdgas sowie Erdöl als »Vor- ranggebiete Leitungstrasse«, »Vorbehaltsgebiete Leitungstrasse«, »Vorranggebiete Um- spannwerk« und »Vorranggebiete Rohrfernleitung« festgelegt. 4.3 Sonstige Standort- und Flächenanforderungen 4.3.1 Altlasten Zu 01 Der Begriff der Altlast fasst Altablagerungen und Altstandorte zusammen. Als Altablage- rungen gelten stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind. Altstandorte sind stillgelegte Anlagen und sonstige Flächen, auf denen mit umweltgefähr- denden Stoffen umgegangen worden ist. Eine Sonderform der Altstandorte sind die Rüs- tungsaltlasten. Zu ihnen zählen frühere Produktionsstätten der Rüstungsindustrie sowie stillgelegte militärische Liegenschaften. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 103

Zu 02 Im Landkreis Heidekreis existieren mehrere Rüstungsaltlasten. Diese sind in der Zeichne- rischen Darstellung als »Vorranggebiete Sicherung oder Sanierung erheblicher Bodenbe- lastungen / Altlasten« festgelegt. Bekanntester Standort ist der ehemalige Dethlinger Teich. Das Gelände des Dethlinger Teichs befindet sich liegt ca. 3 km südöstlich von Munster und ca. 2,5 km nördlich von Trauen. Er ist nahe der Bundesstraße 71 und der OHE-Strecke Munster-Celle gelegen. Der Dethlinger Teich wurde 1923 als Kieselgurabbaustätte angelegt. Der Abbau des Kie- selgurs wurde 1926 eingestellt. Danach lief die Abbaugrube mit Regen- und Grundwasser voll. Von 1942 bis 1952 wurden diverse Kampf- und Sprengmittel in Bomben und Fässern hier versenkt. Hinsichtlich der abgelagerten Munitionsmengen besteht aufgrund nicht vor- handener Unterlagen eine große Unsicherheit. Danach wurde der Teich mit Betonresten aus Bunkeranlagen und Boden abgedeckt. Seit 1957 gibt es Grundwassermessstellen im Bereich des Dethlinger Teiches. Seit 1971 werden Untersuchungen auf Arsen durchge- führt. Der Landkreis Heidekreis beschäftigt sich seit Mitte des Jahres 2014 mit dem Konzept für eine abschließende Gefährdungsabschätzung und der sich gegebenenfalls anschließen- den Sanierung bzw. Sicherung der Rüstungsaltlast Dethlinger Teich. Weitere Vorranggebiete für die Beseitigung erheblicher Bodenbelastungen / Altlasten be- finden sich innerhalb des Truppenübungsplatzes Munster-Nord. Durch die mehr als 100-jährige militärische Nutzung finden sich am Standort Munster ver- schiedenste Kontaminanten. Diese umfassen u.a. rüstungsspezifische Stoffe, chemische Kampfstoffe und konventionelle Kampfmittel, Kohlenwasserstoffe, Schwer- und Halbme- talle sowie weitere diverse organische und anorganische Schadstoffe. Diese belasteten Flächen stehen dem Übungsbetrieb nicht oder nur stark eingeschränkt zur Verfügung. Sie sind im Detail zu untersuchen und unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes zu sanieren. 1989 begann, neben den verdachtsflächenbezogenen Bodenuntersuchungen, die groß- flächige liegenschaftsübergreifende Untersuchung des Grundwassers. Eine Experten- gruppe hat 1994 den Sanierungsbedarf für das Grundwasser festgestellt. Nach der Sanie- rungsuntersuchung und einer zweijährigen Planungsphase mit pilot- und halbtechnischen Versuchen zur Erprobung der Aufbereitungstechnik wurde 1999 der Probebetrieb der Grundwassersanierungsanlage aufgenommen. In den 1980er und 1990er Jahren konnten nach Teilsanierungen und Teilräumungen grö- ßere Teilflächen des Truppenübungsplatzes für den Übungsbetrieb wieder freigegeben werden. Bis 2005 waren noch ca. 10 % der Fläche als sogenannte Rote Flächen für den Übungsbetrieb gesperrt. Mit Aufstellung eines neuen Truppenübungsplatzkonzeptes mit neuer Zielstruktur war für mehrere dieser Flächen die Wiedernutzbarmachung vorgesehen. Die Bundeswehr ent- schied sich daher für die Aufstellung und Umsetzung eines Gesamtkonzeptes zur Altlas- tensanierung und Kampfmittelräumung auf dem Truppenübungsplatz. Insgesamt 45 Flä- chen sollen im Rahmen eines 10 Jahre laufenden Programms wieder für den Übungsbe- trieb freigegeben werden. Zielsetzungen des Konzeptes sind: 104 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

► ganzheitliche Betrachtung unter Einbeziehung durchgeführter und laufender Maß- nahmen, ► Aufstellung eines Bearbeitungs- und Maßnahmenplans für kontaminationsverdächtig- te und kontaminierte Flächen, kampfmittelbelastete Flächen, Rückbau der Bausub- stanz von Altanlagen nach Prioritäten für einen Zeitraum von 10 Jahren, ► Grundlagenermittlung für die Aufstellung eines Planungskonzeptes, ► Ermittlung von Prioritäten und Kosten. Ab 2010 ist mit der planmäßigen Umsetzung des Projektes begonnen worden.112 4.3.2 Militärische Verteidigung Zu 01 Das Land Niedersachsen ist im Vergleich zu anderen Bundesländern stark vom Militär geprägt. Bezogen auf die Bundeswehr weist Niedersachsen neben Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die meisten Dienstposten je Einwohner auf. Im Jahr 2004 waren es in Niedersachsen 6,9 Dienstposten je 1.000 Einwohner, der Bun- desdurchschnitt lag bei 3,5 Dienstposten je 1.000 Einwohner. Von insgesamt 56.000 Dienstposten in Niedersachsen weist laut Aussage der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg der Landkreis Heidekreis 6.720 Dienstposten auf. Der Landkreis Heidekreis ist die Region mit der stärksten Präsenz und der stärksten Flä- chenbeanspruchung durch militärische Streitkräfte der Bundeswehr und Stationierungs- streitkräfte in Niedersachsen. Von 1.873 qkm Landkreisfläche sind ca. 324 qkm (17 %) durch die drei größten Truppenübungsplätze Munster-Nord, Munster-Süd und Bergen- Hohne sowie sonstige militärische Sperreinrichtungen der zivilen Nutzung weitgehend entzogen. Im Landkreis befinden sich folgende militärische Einrichtungen: ► Nato-Truppenübungsplatz Bergen-Hohne, ► Truppenübungsplatz Munster-Süd, ► Truppenübungsplatz Munster-Nord, ► Außenfeuerstellungen und ► Militärische Einrichtungen in Munster. Nato-Truppenübungsplatz Bergen-Hohne Er nimmt mit 186 qkm ca. 10 % der Landkreisfläche ein. Der Platz ist mit ca. 300 qkm bei einer Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung von 27 km und in Ost-West-Richtung von 18 km der größte militärische Übungsplatz in Westeuropa. Er nimmt mit 186 qkm ca. 10 % der Landkreisfläche ein. Er befindet sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland und wird von der Bundeswehr verwaltet. In weiten Teilen ist dieses Gebiet seit 1935/1936 militärisches Sperrgebiet.

112 Bundesministerium für Verteidigung: 25 Jahre Kontaminationsbearbeitung in der Bundeswehr. Das Altlastenprogramm der Bundeswehr. Bonn 2014, S. 53-56. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 105

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er 1945 von den britischen Besatzungs- truppen übernommen und kontinuierlich erweitert. Seit 1958 wird das Areal zudem von der Bundeswehr und Streitkräften der NATO als NATO-Truppenübungsplatz Bergen- Hohne genutzt. Auf dem Gelände befinden sich heute die Kommandantur, die Standortverwaltung, Pan- zerschießbahnen, Artilleriefeuerstellungen, Übungsdörfer für den Häuserkampf sowie Einrichtungen der Flugabwehr. Der Truppenübungsplatz erstreckt sich beiderseits der Grenze zwischen dem Landkreis Heidekreis und dem Landkreis Celle. Im Norden beginnt er unmittelbar an der Abfahrt Soltau-Süd der A 7. Von dort verläuft die östliche Platzgrenze bis Bergen zunächst nahe der Bundesstraße 3 und danach weiter an der Landesstraße L 298. Die westliche Grenze liegt parallel zur Autobahn A 7, an Bad Fallingbostel vorbei bis südlich des Autobahndrei- ecks Walsrode (A 7/A 27). Die Landschaft des Platzes ist geprägt durch Heide-, Wald- und Moorlandschaften. Die Heide liegt vor allem im mittleren Teil des Truppenübungsplatzes. Auf dem Gelände gibt es heute viele seltene, vom Aussterben bedrohte Tierarten, die sich an die Lebensbedin- gungen auf den Truppenübungsplätzen angepasst haben. Durch die militärische Nutzung und den damit verbundenen Ausschluss der Öffentlichkeit ist auf dem Truppenübungs- platz eine schützenswerte Landschaft entstanden. Ungefähr im Zentrum des Platzes be- finden sich die Sieben Steinhäuser, eine Gruppe von Großsteingräbern.113 Das Camp Oerbke liegt am westlichen Rand des Truppenübungsplatzes Bergen-Hohne in unmittelbarer Nähe zur A 7. Über den Hartemer Weg ist es direkt an die Autobahn und somit an den Fernverkehr angebunden. Über Vogteistraße / Fallingbosteler Straße oder über Deitemer Weg / Hartemer Weg ist das Camp direkt mit dem Kernort Bad Fallingbos- tel verbunden. Die Autobahn hat jedoch eine starke Barrierenwirkung. Sie begrenzt das Lagergelände nach Norden und Westen. Die innere Erschließung erfolgt im westlichen und östlichen Bereich schachbrettartig.114 Truppenübungsplatz Munster-Süd + Munster-Nord Der Truppenübungsplatz Munster-Süd ist rund 64 qkm groß (3,4 % der Landkreisfläche) und wird als Artillerieschieß- und Übungsplatz benutzt. Der Truppenübungsplatz Munster-Nord wurde 1913 als Gasplatz Breloh angelegt und 1919 durch eine Explosion völlig zerstört. 1935 baute die damalige Wehrmacht den Platz als Heeresversuchsanstalt für Kampfstoffe wieder auf. Nach Gründung der Bundeswehr wurde der Platz von 1956 an als nationaler Panzerschieß- und Übungsplatz genutzt. Der Platz besitzt eine Größe von rund 100 qkm und erstreckt sich über die Landkreise Celle und Heidekreis (davon über 60 qkm im Landkreis Heidekreis, 3,2 % der Landkreis- fläche).

113 Grontmij + Stadtregion 2012, S. 19-20. 114 Grontmij + Stadtregion 2012, S. 22. 106 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

Die Truppenübungsplätze Munster-Nord und Munster-Süd sind durch die Stadt Munster sowie mehrere Kasernenanlagen räumlich voneinander getrennt. Gleichzeitig mit der Ein- richtung des Truppenübungsplatzes im Jahre 1891 wurde ca. 1,5 Kilometer vom damali- gen Ortszentrum entfernt das Truppenlager Munsterlager errichtet. Seither wird das Ge- biet ständig als militärisches Manövergelände genutzt. Auf dem Gelände befinden sich folgende militärische Einrichtungen: ► Unterkünfte, ► Schießbahnen, ► Infanterie-Gefechtsbahnen und ► Zielbereiche für Luftwaffeneinsätze. Auf dem Gelände gibt es zahlreiche seltene, vom Aussterben bedrohte Tierarten, die sich an die Lebensbedingungen auf den Truppenübungsplätzen angepasst haben.115 Außenfeuerstellungen Aus den Außenfeuerstellungen östlich der Autobahn A 7 gelegen und zwischen dem Truppenübungsplatz Bergen und Munster-Süd wird ziviles Gelände durch Artillerie unter weitest gehender Ausklammerung geschlossener Ortschaften überschossen. Desgleichen kommen unbemannte Aufklärungsdrohnen zwischen den Truppenübungsplätzen zum Einsatz. Die Panzertruppenschule Munster ist die zentrale Ausbildungsstätte der gepan- zerten Truppen. Militärische Einrichtungen in Munster Das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien ABC-Schutz (WIS) in Munster, ist das einzige größere deutsche Institut, das sich mit dem Schutz vor der Wirkung biolo- gischer, chemischer oder nuklearer Massenvernichtungswaffen bereits seit 1958 beschäf- tigt. In Verbindung mit Altlastenerkundung und -sanierung ist das Institut für den Landkreis von besonderer Bedeutung. Das Ausbildungszentrum Panzertruppen in Munster ist eines der Zentren des Heeres und insbesondere verantwortlich für die Weiterentwicklung und Ausbildung der Panzertruppen. Die weltweit einmalige Verbrennungsanlage für chemische Kampfstoffe wird von der Ge- sellschaft des Bundes zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlas- ten mbH (GEKA) im Auftrage des Bundesministeriums der Verteidigung in Munster be- trieben. Ab dem 1.1.2001 hat die GEKA auch die bis dahin zur Truppenübungsplatzkom- mandantur Munster gehörenden Anlagen der Kampfmittelbeseitigungsanlage übernom- men. Neben der starken Bundeswehrpräsenz, waren um den Nato-Truppenübungsplatz Bergen in den Landkreisen Celle und Heidekreis rund 7.100 britische Soldaten einschließlich ihrer Familienangehörigen stationiert.

115 Grontmij + Stadtregion 2012, S. 22. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 107

Großbritannien hat zur Senkung des Verteidigungsetats seine Truppen aus Deutschland abgezogen. In Niedersachsen sind die Standorte Bergen, Celle, Hameln und Bad Falling- bostel aufgegeben worden. Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden durch den Abzug der britischen Streitkräfte aus Deutschland in der Region zusätzlich verstärkt und werden der Regional- entwicklung maßgeblich beeinflussen. Die Folgen des Abzugs der britischen Streitkräfte begrenzen sich räumlich jedoch nicht nur auf die direkt betroffenen Orte, sondern sie werden sich insgesamt auf der Regional- entwicklung auswirken. Bedingt durch den Abzug der britischen Streitkräfte und durch die damit verbundene Än- derung in der quantitativen und strukturellen Zusammensetzung der Bevölkerung sind Auswirkungen auf verschiedene raum- und strukturwirksame Bereiche der betroffenen Kommunen zu erwarten. Unter anderem ist mit Auswirkungen auf folgende Themenfelder zu rechnen: ► Handel, z.B. Verlust an Kaufkraft, ► Gewerbe, z.B. Verringerung der Auftragslage, Abbau von Arbeitskräften, ► Arbeitsmarkt, z.B. Überangebot an Arbeitskräften, ► Technische Ver- und Entsorgungsinfrastruktur (z.B. Wasserversorgung, Abwasser- entsorgung), z.B. Überangebot an Ver- und Entsorgungsangeboten, ► Wohnraumversorgung / Immobilienmarkt, z.B. Überangebot an Wohnraum, ► Soziale Infrastruktur, z.B. Überangebot an Einrichtungen. 4.3.3 Abfallwirtschaft Zu 01 Oberste Priorität besitzt im Landkreis die Abfallvermeidung, die mittels Abfallberatung gefördert und unterstützt wird. Die getrennte Sammlung und Verwertung von Wertstoffen erfolgt im Landkreis Heidekreis flächendeckend. Die Wertstoffe werden dem Wirtschafts- kreislauf wieder zugeführt. Nicht verwertbare Abfälle werden vor der Ablagerung in der Restabfallbehandlungsanlage Bassum, Landkreis Diepholz, mechanisch-biologisch vor- behandelt. Insbesondere Sperrabfälle werden in der Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm in Hamburg thermisch verwertet. Zu 02 Der Landkreis Heidekreis ist öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger. Zur Wahrnehmung seiner Pflichten übertrug der Landkreis zum Jahr 2008 der »Abfallwirtschaft Heidekreis – kommunale Anstalt des Landkreises Heidekreis« (AHK) seine Aufgaben. Die Aufgaben der AHK umfassen alle Bereiche der Abfallbewirtschaftung, wie bspw. Durchführung der Abfallentsorgung (Abholung mit eigenem Personal und Fuhrpark von Rest und Bioabfall sowie Altpapier und Sperrmüll), Gebührenerhebung, Abfallberatung, Betrieb bzw. Stilllegung, Rekultivierung und Nachsorge der vom Landkreis betriebenen Abfallentsorgungsanlagen, Abfallannahmestellen und Altdeponien. 108 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale

Für die Beseitigung gemischter Siedlungsabfälle aus anderen Herkunftsbereichen als privaten Haushaltungen ist die Abfallwirtschaft Heidekreis Service GmbH (AHS) zustän- dig. Bei der Behandlung der Restabfälle kooperiert der Heidekreis mit den Landkreisen Har- burg, Stade und Rotenburg (Wümme), indem ein gemeinsames Mengenkontingent bei der Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm (MVR) in Hamburg verhandelt wurde. Zudem besteht ein Deponiebewirtschaftungsverbund mit Harburg und Stade. Des Weite- ren hat dieser Verbund mit dem Landkreis Diepholz eine Zweckvereinbarung geschlos- sen, bei der dem Landkreis Diepholz die mechanisch-biologische Vorbehandlung des Restabfalls übertragen wurde, während der Heidekreis im Gegenzug den Output der MBA übernimmt und ablagert. Auf der Kommunalebene regelt die Abfallwirtschaft Heidekreis das Verhältnis zu ihren Benutzern aufgrund von Satzungen. Die Abfallentsorgungssatzung und die Abfallgebüh- rensatzung regeln viele Einzelheiten, für die in den übergeordneten Gesetzeswerken le- diglich der Rahmen abgesteckt wurde. Aktuell ist die »Satzung der Abfallwirtschaft Heidekreis über die Abfallentsorgung für den Landkreis Heidekreis« (Abfallentsorgungssatzung) in der Fassung vom 24.11.2014 in Kraft.116 Als Abfallentsorgungsanlagen stehen im Landkreis Heidekreis zur Verfügung: ► Deponie Hillern, ► Annahmestelle für Abfälle und Wertstoffe in Schwarmstedt, ► Kompostierungsanlagen Bomlitz und Munster-Alvern. Gemäß § 1 Abs. 3 Abfallentsorgungssatzung gehören folgende anlagen außerhalb des Kreisgebiets zur öffentlichen Einrichtung der Abfallentsorgung: ► Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm (Hamburg), ► Restabfallbehandlungsanlage Bassum (Landkreis Diepholz), ► Hausmülldeponie Wischhafen II (Landkreis Stade).117 Zur Sicherung und Entwicklung der regionalen und überregionalen Entsorgung sind in der Zeichnerischen Darstellung »Vorranggebiete Abfallbeseitigung«, »Vorranggebiete Abfall- verwertung« und »Vorranggebiete Sonderabfallbeseitigung« festgelegt. Als Vorranggebiete sind in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt: »Vorranggebiet Abfallbeseitigung - Siedlungsabfalldeponie« ► Siedlungsabfalldeponie Hillern

116 Abfallwirtschaft Heidekreis und Abfallwirtschaft Heidekreis GmbH: Abfallwirtschaftskonzept 2015-2019 für den Land- kreis Heidekreis. Hamburg Juni 2015, S. 15-16, 21. 117 Abfallwirtschaft Heidekreis und Abfallwirtschaft Heidekreis GmbH Juni 2015, S. 43 + 44. 4. Entwicklung der Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotentiale 109

»Vorranggebiet Abfallverwertung - Kompostierung« ► Kompostierungsanlage Bomlitz – Benefeld, ► Kompostierungsanlage Munster – Alvern. »Vorranggebiet Abfallverwertung - Mechanisch-biologische Abfallbehandlung« ► Behandlungsanlage für gefährliche Abfälle Klein Eilstorf ► Behandlungsanlage für gefährliche Abfälle Hambostel » Vorranggebiet Sonderabfallbeseitigung - Thermische Restabfallbehandlung « ► Verbrennung Munster Die Deponie Hillern in dem Gebiet der Stadt Schneverdingen ist die zentrale Abfallan- nahmestelle und Abfallentsorgungsanlage im Landkreis. Seit dem 03.01.2013 steht zu- sätzlich eine Annahmestelle für den Süden des Landkreises in Schwarmstedt zur Verfü- gung. Ein weiterer Standort für eine Annahmestelle ist im Gebiet der Stadt Walsrode in dem Gewerbegebiet Honerdingen geplant. In Bomlitz und Munster-Alvern werden Bio- und Grünabfälle des Landkreises von beauf- tragten Dritten kompostiert. Die Verträge laufen bis zum Jahr 2019. Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm Die Landkreise Heidekreis, Harburg, Stade und Rotenburg (Wümme) haben seit 1995 einen Vertrag mit der Stadtreinigung Hamburg über die Lieferung eines Kontingentes von insgesamt 120.000 t Restabfall pro Jahr an die MVR abgeschlossen. Dem Heidekreis stehen 30.000 t pro Jahr aus diesem Kontingent zu. Diese werden derzeit nicht ausge- schöpft. Der Vertrag mit der Stadtreinigung läuft noch bis April 2019. Deponiebewirtschaftungsverbund und Restabfallbehandlungsanlage Bassum Um die zur Verfügung stehenden Verbrennungskontingente und Deponiekapazitäten bes- ser auszulasten und Transportkosten zu optimieren, hat der Landkreis Heidekreis ge- meinsam mit den Landkreisen Harburg und Stade einen Deponiebewirtschaftungsverbund gebildet sowie eine Zweckvereinbarung mit dem Landkreis Diepholz bis zum Jahr 2019 abgeschlossen. Der Verbund verfügt über die Deponien Hillern und Wischhafen II (Landkreis Stade). Die Landkreise haben in einer Ergänzungsvereinbarung die Verteilung der abzulagernden Mengen beschlossen, sodass der Betrieb der Deponie Wischhafen II seit dem Jahr 2000 vorübergehend eingestellt wurde und die Deponie Hillern als Erstes verfüllt wird. Die 1983 errichtete Deponie Hillern war ursprünglich auf ein Volumen von rd. 2,1 Mio. m³ ausgelegt. Es wird erwartet, dass die Deponie etwa im Jahr 2018 verfüllt sein wird.118

118 Abfallwirtschaft Heidekreis und Abfallwirtschaft Heidekreis GmbH Juni 2015, S. 44 + 47. 110 L I T E R A T U R

L I T E R A T U R

Abfallwirtschaft Heidekreis und Abfallwirtschaft Heidekreis GmbH: Abfallwirtschaftskonzept 2015-2019 für den Landkreis Heidekreis. Hamburg Juni 2015. Bastian, Olaf und Karl-Friedrich Schreiber: Analyse und ökologische Bewertung der Landschaft. 2. Auflage. Heidelberg, Berlin 1999. Berkemann, Jörg: Windkraft aktuell: Steuerung und Haftung. vhw-seminare. 03. Dezember 2008. BTE Tourismus- und Regionalberatung: KULTURLANDSCHAFT HEIDEKREIS!, Erfassung und Erhalt von historischen Kultur- landschaftselementen durch bürgerschaftliches Engagement, Projektbericht und Hand- lungsempfehlungen. Hannover 2013. Bundesministerium für Verteidigung: Bundesministerium für Verteidigung: 25 Jahre Kontaminationsbearbeitung in der Bundes- wehr. Das Altlastenprogramm der Bundeswehr. Bonn 2014, S. 53-56. DEWI, E.ON Netz, EWI, RWE Transportnetz Strom, VE Transmission: Energiewirtschaftliche Planung für die Netzintegration von Windenergie in Deutschland an Land und Offshore bis zum Jahr 2020. Endbericht. Köln, 24.Februar 2005. döpel Landschaftsplanung: Windpotenzialstudie für den Landkreis Soltau-Fallingbostel (Niedersachsen). Göttingen, Juni 2009. döpel Landschaftsplanung: Schattenwurfgutachten für Windvorranggebiete im Landkreis Soltau-Fallingbostel (Nieder- sachsen). Göttingen, Juli 2009. Gatz, Stephan: Windenergieanlagen in der Verwaltungs- und Gerichtspraxis. Bonn 2009. Grontmij und Stadtregion: Konversion und Regionalentwicklung in den Landkreisen Celle und Heidekreis Phase 2 – Analyse der Raumstruktur und der räumlichen Entwicklungstrends. Hannover und Bremen 2012. Länderausschuss Immissionsschutz (LAI): Hinweise zur Ermittlung und Beurteilung der optischen Immissionen von Windenergiean- lagen (WEA-Schattenwurf-Hinweise). Stand: 13.03.2002. Landkreis Heidekreis: Landschaftsrahmenplan. Soltau 2013. Landkreis Soltau-Fallingbostel: Erfassung und Bewertung des Landschaftsbildes im Landkreis Soltau-Fallingbostel. Soltau 2009. Maslaton, Martin: Windrechtsfibel. Leipzig 2003. L I T E R A T U R 111

Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung - Raumordnung und Landesentwicklung -: Hinweise und Erläuterungen zum Niedersächsischen Gesetz über Raumordnung und Landesplanung (NROG). NROG-Arbeitshilfe. September 2008. Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Erlass des Niedersächsischen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Land- wirtschaft und Verbraucherschutz zur Festlegung von Vorrang- und Eignungsgebieten für die Windenergienutzung (Windenergieerlass) vom 26.01.2004. – Bezug: RdErl. d. MI vom 11.07.1996, Az. 39.1-32346 / 8.4. Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz: Wasserschutzgebiete. Ohne Jahr. Information aus dem Internet unter: www.umwelt.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Übersicht Biotop-Obergruppen. Ohne Jahr (1). Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Für den Naturschutz wertvolle Bereiche. Ohne Jahr (2). Information aus dem Internet un- ter: www.nlwkn.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): EU-Vogelschutzgebiete. Ohne Jahr (3). Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Natura 2000 / Biotopschutz. Ohne Jahr (4). Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.): Planzeichen in der Regionalplanung – Arbeitshilfe. Grundlagen, Hinweise und Materialien für die zeichnerische Darstellung der Regionalen Raumordnungsprogramme in Nieder- sachsen. Hannover, Stand November 2010. Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.): Naturschutz und Windenergie: Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglich- keitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen. Hannover, 3. Auflage, Stand 2009. Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.): Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen. Hannover, Stand Juli 2007. 112 L I T E R A T U R

Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.): Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen. Hannover, Stand Mai 2005. Niedersächsisches Umweltministerium (MU) und Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (NLÖ): Umweltbericht 2001. CD-ROM. Hannover 2002. SCI Verkehr GmbH und Planquadrat Dortmund GbR: Kooperative Planung in der südlichen Metropolregion Hamburg. Empfehlungen für die Regional- und Bauleitplanungsträger zur raumverträglichen Entwicklung von Gewerbe- standorten für die Logistik-Branche (KOPLAS), Abschlussbericht. Hamburg/Dortmund 2010 Spannowsky, Willy, Theophil Weick und Herbert Gouverneur: Raumordnerische Steuerung von Windenergienutzung im Lichte aktueller Rechtsspre- chung. – In: UPR 5 / 2004. VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH: Nahverkehrsplan des Landkreises Heidekreis für den Zeitraum 2010 bis 2014. Stade 2015, S. 15. VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH: Nahverkehrsplan des Landkreises Heidekreis für den Zeitraum 2010 bis 2014. Beschlossen durch den Kreistag des Heidekreises am 16.12.2011. VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH: Nahverkehrsplan des Landkreises Heidekreis für den Zeitraum 2015 bis 2019. Entwurf 2015. Stadtregion: Konversion und Regionalentwicklung in den Landkreisen Celle und Heidekreis - Demo- graphische Entwicklung. Hannover 2012.

R E C H T S- U N D V E R W A L T U N G S V O R S C H R I F T E N 113

R E C H T S- U N D V E R W A L T U N G S V O R S C H R I F T E N

4. BImSchV: Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen vom 2. Mai 2013 (BGBl. I S. 973, 3756), die durch Artikel 3 der Verordnung vom 28. April 2015 (BGBl. I S. 670) geändert worden ist. BBodSchG: Bundes-Bodenschutzgesetz vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 502), das zuletzt durch Artikel 101 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474) geändert worden ist. BNatSchG: Bundesnaturschutzgesetz – Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege in der Fas- sung vom 07.08.2013. DFS Deutschen Flugsicherung: Allgemeine Verwaltungsvorschriften zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen vom 24. April 2007 (NfL I 143/07). DSchG ND: Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz vom 30. Mai 1978. Letzte berücksichtigte Ände- rung: mehrfach geändert, § 22 a eingefügt durch Gesetz vom 26.05.2011 (Nds. GVBl. S. 135). FStrG: Bundesfernstraßengesetz vom 06.08.1953, neugefasst durch Bek. v. 28. Juni 2007 (BGBl. I S. 1206). LROP 2008: Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) vom 8. Mai 2008 (Nds. GVBl. S.132). LROP 2012: Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) vom 8. Mai 2008 (Nds. GVBl. S.132), zuletzt geändert durch Verordnung vom 24. September 2012 (Nds. GVBl. S.350). NAGBNatSchG: Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz v. 19. 02. 2010. NROG: Niedersächsisches Gesetz über Raumordnung und Landesplanung in der Fassung vom 7. Juni 2007. NROG: Niedersächsisches Gesetz über Raumordnung und Landesplanung vom 18. Juli 2012 (Nds. GVBl. S. 252), geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 25. Juni 2014 (Nds. GVBl. S. 168). NStrG: Niedersächsisches Straßengesetz vom 24. September 1980 (Nds. GVBl. S. 359 - VORIS 92100 01 00 00 000 -). 114 R E C H T S- U N D V E R W A L T U N G S V O R S C H R I F T E N

NWaldLG: Niedersächsisches Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung vom 21. März 2002 (Nds. GVBl. S. 112 - VORIS 79100 -), zuletzt geändert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 10. November 2005 (Nds. GVBl. S. 334). NWG: Niedersächsisches Wassergesetz (NWG) vom vom 19. Februar 2010 (Nds. GVBl. 2010, 64 - VORIS 28200 03 -), verkündet als Artikel 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Nie- dersächsischen Wasserrechts vom 19. Februar 2010 (Nds. GVBl. S. 64). ROG: Raumordnungsgesetz vom 18. August 1997 (BGBl. I S. 2081, 2102), zuletzt geändert durch Artikel 9 Nr. 2 Satz 2 der Verordnung vom 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986). TA Lärm: Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm, Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz vom 26. August 1998 (GMBl. Nr. 26 vom 28.08.1998 S. 503). WHG: Wasserhaushaltsgesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), zuletzt geändert durch Arti- kel 2 des Gesetzes vom 15. November 2014 (BGBl. I S. 1724)

Regionales Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis

ENTWURF 2015

Anhang Windenergienutzung

I N H A L T II

I N H A L T A B B I L D U N G E N ...... 5 T A B E L L E N ...... 6 A B K Ü R Z U N G E N ...... 7

1 EINLEITUNG ...... 1

2 VERFAHRENSABLAUF PLANUNG VORRANGGEBIETE WINDENERGIENUTZUNG FÜR DAS REGIONALE RAUMORDNUNGSPROGRAMM ...... 4

3 GRUNDLAGEN ...... 14 3.1 Planungsrechtliche Grundlagen ...... 14 3.1.1 Privilegierung - § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB ...... 14 3.1.2 Planungsvorbehalt - § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ...... 14 3.2 Raumordnung ...... 15 3.2.1 Aufgabe der Raumordnung - § 1 Satz 1 ROG ...... 15 3.2.2 Ziele Raumordnung ...... 16 3.2.3 Vorranggebiete ...... 16 3.2.4 Eignungsgebiete ...... 17 3.2.5 Raumordnungskategorien für die Steuerung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen ...... 18 3.2.6 Raumbedeutsamkeit ...... 18

4 GRUNDLAGEN DES PLANUNGSKONZEPTS ZUR STEUERUNG VON RAUMBEDEUTSAMEN WINDENERGIEANLAGEN IN DER REGIONALPLANUNG ...... 20 4.1 Allgemeine Anforderungen an das Planungskonzept ...... 20 4.2 Arbeitsschritte bei der Ermittlung von Vorranggebieten für Windenergienutzung für raumbedeutsame Windenergieanlagen ...... 21 4.2.1 Ausgangslage ...... 21 4.3 Harte und weiche Tabuzonen bei der Ermittlung von Vorranggebieten für Windenergienutzung ...... 23 4.3.1 Harte Tabuzonen ...... 23 4.3.2 Kriterienkatalog zur Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung angepasst an die aktuelle Rechtsprechung ...... 24 4.3.3 Zusammenhängende Waldgebiete ...... 25 4.3.4 Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung ...... 25 4.3.5 Immissionsschutzrechtliche Abstandsflächen ...... 26 4.3.6 Abstände von Wohnnutzung ...... 27 4.3.7 Landschaftsschutzgebiete (LSG): ...... 28 4.3.8 Gebiete landesweiter Biotopkartierung ...... 29 4.3.9 Avifaunistisch wertvolle Gebiete internationaler, nationaler und landesweiter Bedeutung: Brut- und Gastvögel ...... 29 4.3.9.1 Vorranggebiete Natur und Landschaft ...... 33 4.3.9.2 Vorranggebiete Erholung ...... 33

I N H A L T III

4.3.9.3 Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung ...... 34 4.3.9.4 Naturschutzgebiete (§ 16 NAGBNatSchG i. V. m. § 23 BNatSchG) ...... 35 4.3.9.5 Landschaftsschutzgebiete (§ 19 NAGBNatSchG i. V. m. § 26 BNatSchG) ...... 35 4.3.9.6 Naturdenkmale (§ 21 NAGBNatSchG i. V. m. § 28 BNatSchG) ...... 35 4.3.9.7 Geschützte Landschaftsbestandteile (§ 22 NAGBNatSchG i. V. m. § 29 BNatSchG) ...... 36 4.3.9.8 Gebiete der landesweiten Biotopkartierung ...... 36 4.3.9.9 Natura 2000 ...... 37 4.3.9.10 EU-Vogelschutzgebiete ...... 38 4.3.9.11 Avifaunistisch wertvolle Gebiete - internationaler, nationaler und landesweiter Bedeutung ...... 38 4.3.9.12 Wald ...... 38 4.3.9.13 Militärische Anlagen und Sperrgebiete ...... 39 4.3.9.14 Wasserschutzgebiete Zone I und II ...... 40 4.3.9.15 Siedlungsflächen Wohnbebauung im Innenbereich, sonstige bauliche Nutzung im Innenbereich, sonstige wohnbauliche Nutzung im Außenbereich) ...... 41 4.3.9.16 Bahnlinien ...... 45 4.3.9.17 Klassifizierte Straßen ...... 46 4.3.9.18 Hochspannungs-, Erdgas- sowie Erdölleitungen ...... 46 4.3.9.19 Erdgasförderplätze ...... 46 4.3.9.20 Flug- und Landeplätze ...... 47 4.4 Eignungsprüfung der Potentialflächen ...... 47 4.4.1 Erster Prüfschritt - Flächengröße ...... 48 4.4.2 Zweiter Prüfschritt ...... 49 4.4.2.1 Wirtschaftlichkeit – Windpotential ...... 49 4.4.2.2 Schattenwurf ...... 50 4.4.2.3 Landschaftsbild ...... 51 4.4.2.4 Richtfunktrassen ...... 53 4.4.3 Dritter Prüfschritt - Abstand der Potentialflächen ...... 53

5 ERMITTLUNG DER VORRANGGEBIETE WINDENERGIENUTZUNG ...... 54 5.1 Ergebnis der Potentialanalyse ...... 54 5.2 Ergebnis der Eignungsprüfung ...... 56 5.2.1 Erster Prüfschritt ...... 56 5.2.2 Zweiter Prüfschritt ...... 57 5.3 Ergebnisse der Umweltprüfung ...... 58 5.4 Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung ...... 58 5.4.1 Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung ...... 58 5.4.2 Vergleich RROP 2000 und 1. Änderung RROP 2000, Teiländerung Windenergienutzung ...... 60 5.5 Repowering ...... 62 5.6 Zusammenfassung - Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung ...... 63 L I T E R A T U R ...... 64

I N H A L T IV

R E C H T S- U N D V E R W A L T U N G S V O R S C H R I F T E N ...... 66 E N T S C H E I D U N G E N ...... 68

A B B I L D U N G E N V

A B B I L D U N G E N

Abb. 1: Definition Vorranggebiet 17 Abb. 2: Kriterien zur Beurteilung der Raumbedeutsamkeit 19

T A B E L L E N VI

T A B E L L E N

Tab. 1: Verfahrensablauf der Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung in der RROP-Teiländerung Wind 4 Tab. 2: Kriterienkatalog zur Planung von Vorrangstandorten für Windenergienutzung – Stand 07.12.2005 7 Tab. 3: Kriterienkatalog zur Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung – Stand 07.09.2006 8 Tab. 4: Kriterienkatalog zur Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung – Stand 02.09.2008 10 Tab. 5: Ergebnisse der Potentialanalyse Planungsvariante 1 - 4 (Stand: 02.09.2008) 12 Tab. 6: Ergebnisse der Potentialanalyse Variante 4 – 02.04.2009 13 Tab. 7: Kriterienkatalog zur Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung angepasst an die aktuelle Rechtsprechung 24 Tab. 8: Rechenwerk - harte und weiche Tabuzonen bezogen auf Tabuzonen 32 Tab. 9: Immissionsrichtwerte TA Lärm 45 Tab. 10: Ergebnis der Potentialanalyse – Juli 2009 54 Tab. 11: Ergebnis der Eignungsprüfung – Erster + Zweiter Prüfschritt 57 Tab. 12: Regionales Raumordnungsprogramms für den Landkreis Heidekreis 1. Änderung Teiländerung Windenergienutzung - Vorranggebiete Windenergienutzung 59 Tab. 13: Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung Teiländerung Windenergienutzung des RROP 2000 60 Tab. 14: Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung angepasst an neue Rechtsprechung 60

A B K Ü R Z U N G E N VII

A B K Ü R Z U N G E N

BauGB Baugesetzbuch BGBl. Bundesgesetzblatt BImSchV Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Art. 1 d. V. zur Neufassung und Ände- rung von Verordnungen zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes) BSG besondere Schutzgebiete BVerwG Bundesverwaltungsgericht DB Deutsche Bahn dB (A) Dezibel DFS Deutsche Flugsicherung FFH Fauna-Flora-Habitat FStrG Bundesfernstraßengesetz LAI Länderausschuss Immissionsschutz LROP 2008 Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen 2008 ML Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Ver- braucherschutz und Landesentwicklung - Raumordnung und Lan- desentwicklung MS Niedersächsisches Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit NWaldLG Niedersächsisches Gesetz über den Wald und die Landschaftsord- nung NWG Niedersächsisches Wassergesetz NLWKN Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz NNatG Niedersächsisches Naturschutzgesetz OVG Oberverwaltungsgericht ROG Raumordnungsgesetz RROP Regionales Raumordnungsprogramm TA Lärm Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm

1. Einleitung 1

Anmerkung: Die Festlegungen der 1. Änderung des Regionalen Raumordnungspro- gramms 2000, Teiländerung Windenergienutzung, sind angepasst an die aktuelle Recht- sprechung in die Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Landkreis Heidekreis übernommen worden. Geänderte Textpassagen sind durch Unter- streichen gekennzeichnet.

1 EINLEITUNG Das Regionale Raumordnungsprogramm 2000 des Landkreises Heidekreis (ehemals Soltau-Fallingbostel)hat unter der Ziffer D 3.5 05 verbindliche Ziele zur Steuerung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB festgelegt. Als Reaktion auf Urteile des OVG Lüneburg hat der Kreistag mit Beschluss vom 27.06.2008 die Festlegungen des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000 des Land- kreises Heidekreis bezüglich der Steuerung von Windenergie nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB für konkrete Bauvorhaben aufgehoben (Redaktioneller Hinweis zu dem Regiona- len Raumordnungsprogramm 2000 vom 29.09.2008). Um möglichst zeitnah wieder eine gesicherte Planungsgrundlage zu haben und den Bau von raumbedeutsamen Windkraftanlagen im Planungsgebiet nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB steuern zu können, ist am 18.02.2009 und 20.02.2009 das Verfahren der 1. Ände- rung des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000 für den Landkreis Heidekreis Windenergienutzung (RROP-Teiländerung Wind) eingeleitet worden. Durch die gesetzliche Regelung des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB wird die Errichtung von Windenergieanlagen im Außenbereich unter einen Planungsvorbehalt gestellt. Der Pla- nungsvorbehalt nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ermöglicht durch die Festlegung von Zie- len der Raumordnung (Vorranggebiete, Eignungsgebiete, kombinierte Vorrang- und Eig- nungsgebiete) im RROP die Windkraftnutzung zu steuern. Werden kombinierte Vorrang- und Eignungsgebiete festgesetzt, sind raumbedeutsame Windkraftanlagen gem. § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG außerhalb der Vorranggebiete in der Regel unzulässig (OVG Lüneburg, U.v. 17.10.2013, 12 KN 277/11, S. 23). Mit der Ausweisung von Standorten für Windenergienutzung nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB in der 1. Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000 für den Landkreis Heidekreis Windenergienutzung wird insbesondere angestrebt: ► die Steuerung der Windenergienutzung durch ein schlüssiges gesamträumliches Planungskonzept, ► die Schaffung von substantiellem Raum für Windenergienutzung, ► der Verspargelung der Landschaft durch planerisch gesteuerte Anlagenstandorte vorzusorgen, ► die Bündelung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen auf planerisch gesteuer- ten Standorten, ► die Konzentration von Windenergieanlagen auf aus Sicht der Regionalplanung mög- lichst konfliktarme Bereiche, ► der Schutz von Landschaftsteilen und Landschaftsbildern, 2 1. Einleitung

► die ökonomische Nutzung der Vorranggebiete Windenergienutzung unter gleichzeiti- ger minimierter Belastung für die Bevölkerung. Durch die Planung von Vorrang- und/oder Eignungsgebieten Windenergienutzung leistet der Landkreis Heidekreis mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien im Planungsraum einen aktiven Beitrag zur Einsparung von klimaschädlichen Emissionen sowie zur Siche- rung einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Energieversorgung. Mit Bekanntmachung der allgemeinen Planungsabsichten am 18./20. Februar 2009 wurde das Verfahren der 1. Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000, Teilän- derung Windenergienutzung, eingeleitet. Mit Schreiben vom 18.05.2009 wurden die Be- hörden, deren Aufgabenbereich von den Umweltauswirkungen der Teiländerungen be- rührt werden können, im Rahmen des Scoping-Verfahrens beteiligt, um Umfang und De- taillierungsgrad des Umweltberichtes festlegen zu können. Aufgrund der eingegangenen Stellungnahmen und des vorhandenen Datenmaterials wur- de der Entwurf der RROP-Teiländerung Wind erarbeitet, der vom Kreistag des Landkrei- ses Soltau-Fallingbostel in seiner Sitzung vom 18.09.2009 beschlossen wurde. Mit Schreiben vom 05.11.2009 wurde mehr als 200 Trägern öffentlicher Belange sowie Betreibern von Windenergieanlagen die Möglichkeit gegeben, bis zum 19.02.2010 zu dem Entwurf Stellung zu nehmen. Gleichzeitig hat der Entwurf in der Zeit vom 23.11. bis 23.12.2009 öffentlich ausgelegen, um auch der Öffentlichkeit Gelegenheit zur Stellung- nahme zu geben. Am 15.04.2010 hat ein Erörterungstermin stattgefunden, in dem mit den Beteiligten die Anregungen und Bedenken erörtert wurden. Gemäß § 8 Abs. 6 NROG in der Fassung vom 01.06.2007, wurde die RROP- Teiländerung Wind durch den Kreistag des Landkreises Heidekreis am 21.06.2010 als Satzung beschlossen. Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung - Regierungsvertretung Lüneburg - als oberste Landesplanungsbe- hörde hat gem. § 8 Abs. 6 des NROG (2007) das Regionale Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis mit Erlass vom 21. Dezember 2010 - Az.: RV LG 1.16-20303/58 genehmigt. Die Satzung wurde mit Begründung und Umweltbericht am 31. Januar 2011 ausgefertigt und am 11. Februar 2011 öffentlich bekannt gemacht. Die RROP-Teiländerung Wind wurde vom Heidekreis unter Beachtung der bis 2010 er- gangenen Rechtsprechung in Kraft gesetzt. Neue gerichtliche Entscheidungen haben zu einer Überarbeitung gezwungen, um die RROP-Teiländerung Wind zu erhalten. Mit Beschlüssen vom 13. April 2012 hat der Kreistag des Heidekreises zwei Ergänzungen und Änderungen der am 21.06.2010 beschlossenen Begründung und Abwägung be- schlossen und in einem weiteren Punkt den Beschluss des Kreistages vom 21.06.2010 nach erneuter Beratung und Abwägung bestätigt. Mit Erlass vom 15.02.2013 (Az.: RV LG.18 – 20303/58) hat das Niedersächsische Minis- terium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung - Regie- rungsvertretung Lüneburg – gem. § 12 Abs. 6 ROG in der Fassung vom 22.12.2008 (BGBl. I S. 2986), zuletzt geändert durch Artikel 9 des Gesetzes vom 31.07.2009 (BGBl. I S. 2585), in Verbindung mit § 5 Abs. 5 NROG vom 18.07.2012 (Nds. GVBl. S. 252) die 1. Einleitung 3 nach Behebung von Abwägungs- und Dokumentationsfehlern am 13.04.2012 vom Kreis- tag des Heidekreises durch Satzung (erneut) beschlossene Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000 rückwirkend zum 11.02.2012 genehmigt. Auf Grund eines Urteils des OVG Lüneburg vom 17.10.2013 (12 KN 277/11) ist zur Hei- lung der erkannten Mängel eine erneute Auslegung für die RROP-Teiländerung Wind auf der Grundlage einer den Anforderungen entsprechenden Planungskonzeption erforderlich geworden. Im Besonderen bezieht sich dies auf die vom Gericht gerügte unzureichende Durchführung bzw. fehlende Dokumentation der FFH-Verträglichkeitsprüfung. Die auf Grund der gerichtlichen Vorgaben überarbeiteten Inhalte der RROP-Teiländerung Wind werden in die Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Heidekreis übernommen. 4 2. Verfahrensablauf

2 VERFAHRENSABLAUF PLANUNG VORRANGGEBIETE WINDENERGIENUTZUNG FÜR DAS REGIONALE RAUMORDNUNGSPROGRAMM

Tab. 1: Verfahrensablauf der Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung in der RROP-Teiländerung Wind

Datum Planung 01.09.2001 Inkrafttreten RROP 2000 08.07.2005 Beschluss Kreistag Neuaufstellung RROP 30.09.2005 Bekanntmachung der allgemeinen Planungsabsich- ten 07.12.2005 Kriterienkatalog eines landkreisweiten Steuerungs- konzepts für die Festlegung von Vorrangstandorten für Windenergienutzung wird Ausschuss für Wirt- schaft, Verkehr, Landwirtschaft und Bau vorge- schlagen 13.12.2005 - 31.01.2006 Beteiligungsverfahren zu Kriterienkatalog vom 07.12.2005 05.09.2006 Kriterienkatalog für die Festlegung von Vorrang- standorten für Windenergienutzung wird Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Bau vor- gestellt 07.09.2006 Kreisausschuss beschließt Vorrangstandorte für Windenergienutzung auf Basis des Kriterienkatalogs zu ermitteln 27.06.2008 Kreistagsbeschluss bezüglich Anpassung der Steu- erung von Windenergie im RROP 2000 an höchst- richterliche Rechtsprechung 29.09.2008 Redaktioneller Hinweis zu dem Regionalen Raum- ordnungsprogramm 2000 02.09.2008 Ausschuss für Bau, Natur, Umwelt und Landwirt- schaft sowie Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Tourismus Vorstellung eines Entwurfs des Regiona- len Raumordnungsprogramms ohne Umweltbericht 04.09.2008 Kreisausschuss beschließt unter Vorbehalt einer Ergebnisprüfung Vorranggebiete für Windenergie- nutzung auf Basis der vorgestellten Planungsvarian- ten 1 bis 4 zu ermitteln 05.02.2009 Kreisausschuss nimmt Kenntnis vom vorgesehenen zukünftigen Vorgehen bei der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms 18.02.2009 + 20.02 2009 Amtliche Bekanntmachung der allgemeinen Pla- nungsabsichten der RROP 2000 Teiländerung Windenergienutzung 02.04.2009 Kreisausschuss nimmt das Ergebnis der Kriterien- überprüfung zur Kenntnis und beschließt unter Vor- behalt einer Ergebnisprüfung auf dieser Basis Tei- länderung des RROP 2000 weiter durch Verwaltung erarbeiten zu lassen 18.05.2009 Beginn schriftliches Scoping-Verfahren zur Festle- gung des Umfangs und des Detaillierungsgrades des Umweltberichtes

2. Verfahrensablauf 5

Datum Planung 18.09.2009 Kreistag beschließt Entwurf der RROP 2000 Teilän- derung Windenergienutzung 05.11.2009 Beginn des Beteiligungsverfahrens 15.04.2010 Erörterung der im Beteiligungsverfahren eingegan- genen Stellungnahmen 18.06.2010 Kreistag beschließt Satzung der RROP 2000 Tei- länderung Windenergienutzung 21.12.2010 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesent- wicklung - Regierunsvertretung Lüneburg - geneh- migt RROP 2000 Teiländerung Windenergienutzung 11.02.2011 Öffentliche Bekanntmachung der Satzung der RROP 2000 Teiländerung Windenergienutzung 13.04.2012 Kreistag beschließt Ergänzungen und Änderungen an der RROP 2000 Teiländerung Windenergienut- zung 15.02.2013 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesent- wicklung - Regierunsvertretung Lüneburg - geneh- migt Ergänzungen und Änderungen der RROP 2000 Teiländerung Windenergienutzung rückwirkend zum 11.02.2011 11.04.2013 Öffentliche Bekanntmachung der Genehmigung 17.10.2013 Entscheidung OVG Lüneburg macht erneute Über- arbeitung der RROP 2000 Teiländerung Windener- gienutzung erforderlich

6 2. Verfahrensablauf

Neuaufstellung RROP Am 08.07.2005 ist vom Kreistag die Neuaufstellung des RROP für den Landkreis Heide- kreis beschlossen worden. Die allgemeinen Planungsabsichten zur Neuaufstellung des RROP für den Landkreis Hei- dekreis sind gemäß § 8 Abs. 1 des Niedersächsischen Gesetzes über Raumordnung und Landesplanung (NROG) am 30.09.2005 bekannt gegeben worden. In der amtlichen Bekanntmachung vom 30.09.2005 ist ausgeführt, dass bei der Neuauf- stellung des RROP die Zielsetzungen des Landesraumordnungsprogramms umzusetzen und zu konkretisieren sind. Darüber hinaus beabsichtigt der Landkreis Heidekreis eigene Planungsziele unter Berücksichtigung vorliegender aktueller fachlicher Grundlagen im Rahmen der Neuaufstellung des RROP festzulegen.

Kriterienkatalog 07.12.2005 Für die Festlegung von Vorrangstandorten für Windenergienutzung werden dem Aus- schuss für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Bau Kriterien und Mindestabstände für ein landkreisweites Steuerungskonzept in der Sitzung vom 07.12.2005 vorgeschlagen. Die in dem vorgestellten Kriterienkatalog beinhalteten Kriterien und Mindestabstände ba- sieren auf dem Windenergieerlass des Niedersächsischen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 26.01.20041 sowie auf den Hinweisen zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen des Niedersächsischen Landkreistages2. In Ta- belle 2 ist der Kriterienkatalog vom 07.12.2005 abgebildet.

1 Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Erlass des Niedersächsischen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zur Fest- legung von Vorrang- und Eignungsgebieten für die Windenergienutzung (Windenergieerlass) vom 26.01.2004. – Bezug: RdErl. d. MI vom 11.07.1996, Az. 39.1-32346 / 8.4. 2 Niedersächsischer Landkreistag (Hrsg.): Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen. Stand Mai 2005. 2. Verfahrensablauf 7

Tab. 2: Kriterienkatalog zur Planung von Vorrangstandorten für Windenergienutzung – Stand 07.12.20053

Kriterium-Nr. Kriterium (Ausschlusskriterium) Mindestabstand K1 Vorranggebiete für Natur und Landschaft kein K2 Vorranggebiete für ruhige Erholung in Natur und Land- 500 m schaft K3 Vorranggebiete für Erholung mit starker Inanspruch- 500 m nahme durch die Bevölkerung K4 Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung kein K5 Vorranggebiete für Grünlandbewirtschaftung, -pflege 500 m und -entwicklung K6 Naturschutzgebiete (§ 16 NAGBNatSchG i. V. m. § 23 1.000 m BNatSchG) K7 Landschaftsschutzgebiete (§ 19 NAGBNatSchG i. V. m. 500 m § 26 BNatSchG) K8 (Flächenhafte) Naturdenkmale (§ 21 NAGBNatSchG i. kein V. m. § 28 BNatSchG) K9 Geschützte Landschaftsbestandteile (§ 22 NAGB- kein NatSchG i. V. m. § 29 BNatSchG) K10 Geschützte Biotope (§ 24 NAGBNatSchG i. V. m. § 30 kein BNatSchG) K11 FFH-Gebiete 1.000 m K12 Gebiete der landesweiten Biotopkartierung kein K13 Bereiche mit hoher Vielfalt, Eigenart und Schönheit: kein wenig eingeschränktes Landschaftsbild K14 EU-Vogelschutzgebiete 1.000 m K15 Avifaunistisch wertvolle Gebiete internationaler, natio- 1.000 m – 500 m naler und landesweiter Bedeutung: Brut- und Gastvögel K16 Avifaunistisch wertvolle Gebiete regionaler und lokaler 1.000 m – 500 m Bedeutung: Brut- und Gastvögel K17 Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft 200 m K18 Gebiete die Voraussetzungen für ein Naturschutzgebiet 1.000 m erfüllen K19 Gebiete die Voraussetzungen für ein Landschafts- 500 m schutzgebiet erfüllen K20 Militärische Anlagen und Sperrgebiete äußere Schutzbereichszone K21 Richtfunktrassen kein

3 Kriterien und Mindestabstände für die Festlegung von Vorrangstandorten für Windenergienutzung dem Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Bau am 07.12.2005 zur Kenntnis gegeben. 8 2. Verfahrensablauf

Kriterium-Nr. Kriterium (Ausschlusskriterium) Mindestabstand K22 Wasserschutzgebiete Zone I und II kein K23 Siedlungsflächen einschl. geplanter Erweiterungen kein K23a Wohnbebauung 1.000 m K23b sonstige wohnbauliche Nutzungen (auch Einzelhäuser) kein außerhalb von Ortslagen sowie Campingplätze u.ä. K24 Bahnlinien 200 m K25 Bundesautobahnen, Bundes-, Landes-, Kreisstraßen 200 m K26 Hochspannungsleitungen 200 m K27a Erdgas-, Erdölleitungen 200 m K27b Erdgasförderplätze kein K28 Flug- und Landeplätze Bauschutzzone K29 Abstand zwischen den Vorrangstandorten 5.000 m

Tab. 3: Kriterienkatalog zur Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung – Stand 07.09.20064

Kriterium-Nr. Ausschlusskriterium Mindestabstand (Pufferfläche) K1 Vorranggebiete für Natur und Landschaft kein 1 K2 Vorranggebiete für ruhige Erholung in Natur und Land- 500 m schaft K3 Vorranggebiete für Erholung mit starker Inanspruch- 500 m nahme durch die Bevölkerung K4 Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung kein K5 Vorranggebiete für Grünlandbewirtschaftung, -pflege 500 m und -entwicklung K6 Naturschutzgebiete 1.000 m (§ 16 NAGBNatSchG i. V. m. § 23 BNatSchG) K7 Landschaftsschutzgebiete 500 m (§ 19 NAGBNatSchG i. V. m. § 26 BNatSchG) K8 (Flächenhafte) Naturdenkmale kein (§ 21 NAGBNatSchG i. V. m. § 28 BNatSchG) K9 Geschützte Landschaftsbestandteile kein (§ 22 NAGBNatSchG i. V. m. § 29 BNatSchG) K10 Geschützte Biotope kein (§ 24 NAGBNatSchG i. V. m. § 30 BNatSchG) K11 FFH-Gebiete 1.000 m K12 Gebiete der landesweiten Biotopkartierung kein K13 Bereiche mit hoher Vielfalt, Eigenart und Schönheit: kein wenig eingeschränktes Landschaftsbild K14 EU-Vogelschutzgebiete 1.000 m K15 Avifaunistisch wertvolle Gebiete inter-nationaler, natio- kein pauschaler Mindestabstand, naler und landesweiter Bedeutung: Brut- und Gastvögel Einzelfallprüfung in Abhängigkeit der Vogelart

4 Kriterienkatalog vorgestellt im Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Bau am 05.09.2006 und durch Kreisausschuss am 07.09.2006 beschlossen. 2. Verfahrensablauf 9

Kriterium-Nr. Ausschlusskriterium Mindestabstand (Pufferfläche) K16 Avifaunistisch wertvolle Gebiete regionaler und lokaler kein pauschaler Mindestabstand, Bedeutung: Brut- und Gastvögel Einzelfallprüfung in Abhängigkeit der Vogelart K17 Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft 200 m K18 Gebiete die Voraussetzungen für ein Naturschutzgebiet kein erfüllen K19 Gebiete die Voraussetzungen für ein Landschafts- kein schutzgebiet erfüllen K20 Militärische Anlagen und Sperrgebiete äußere Schutzbereichszone K21 Richtfunktrassen - Anmerkung: wird nicht mehr als pauschales Aus- schlusskriterium verwendet, sondern bleibt der Einzel- fallprüfung überlassen. K22 Wasserschutzgebiete Zone I und II kein K23 Siedlungsflächen einschließlich geplanter Erweiterun- kein gen K23a Wohnbebauung 1.000 m K23b sonstige wohnbauliche Nutzungen (auch Einzelhäuser) 1.000 m außerhalb von Ortslagen sowie Campingplätze u.ä. K24 Bahnlinien Kipphöhe der WEA, mindestens 150 m K25 Bundesautobahnen, Bundes-, Landes-, Kreisstraßen Kipphöhe der WEA, mindestens 150 m K26 Hochspannungsleitungen kein K27a Erdgas-, Erdölleitungen kein K27b Erdgasförderplätze 200 m K28 Flug- und Landeplätze Bauschutzzone K29 Abstand zwischen den Vorrangstandorten 5.000 m Änderung im Vergleich zu Kriterienkatalog vom 07.12.2005

Auf Basis des am 07.12.2005 vorgestellten Kriterienkatalogs sind in dem Zeitraum von 13.12.2005 bis 31.01.2006 betroffene Träger öffentlicher Belange, Gemeinden, Institutio- nen, Verbände und Betreiber zur Abgabe einer Stellungnahme aufgefordert worden.

Kriterienkatalog 07.09.2006 Unter Einbeziehung der im Beteiligungsverfahren erhaltenen Stellungnahmen hat die Überarbeitung des Kriterienkatalogs stattgefunden. Die mit den Trägern öffentlicher Be- lange, Gemeinden, Institutionen, Verbänden und Betreibern abgestimmten Ausschluss- gebiete und Mindestabstände für die Festlegung von Vorrangstandorten für Windenergie- nutzung sind am 05.09.2006 dem Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Bau erneut vorgestellt worden. Der Beschluss des aufgestellten und abgestimmten Kriterienkatalogs mit Ausschlusskrite- rien und Mindestabständen zur Ermittlung von Vorrangstandorten für Windenergienutzung durch den Kreisausschuss ist am 07.09.2006 erfolgt (siehe Tabelle 3). 10 2. Verfahrensablauf

Planungsvarianten eins bis vier 02.09.2008 Ein Entwurf des neu aufgestellten RROP ohne Umweltbericht ist dem Ausschuss für Bau, Natur, Umwelt und Landwirtschaft sowie dem Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Tou- rismus in gemeinsamer Sitzung am 02.09.2008 von der Unteren Landesplanungsbehörde präsentiert worden. Für die Planung von Vorranggebieten für Windenergienutzung sind den Ausschussmit- gliedern die Planungsvarianten 1 bis 4 vorgestellt worden. In der Verwendung der Aus- schlusskriterien bleiben die vier Planungsvarianten konstant. Die vorgestellten Planungs- varianten 1 bis 4 unterscheiden sich durch die angewendeten Mindestabstände zu Natur-, Landschaftsschutzgebieten, Wald sowie Bebauung (siehe Tabelle 4). Die Ausschüsse haben Kenntnis von dem vorliegenden Entwurf des Regionalen Raum- ordnungsprogramms genommen und dem Kreisausschuss empfohlen, der Verwaltung den Auftrag zu erteilen, nach Aktualisierung der erforderlichen Unterlagen die Vorrangge- biete für Windenergienutzung für das RROP auf Grundlage der Varianten 1 bis 4 unter Vorbehalt einer Ergebnisprüfung weiter zu bearbeiten. Der Beschluss des Kreisausschus- ses ist am 04.09.2008 erfolgt.

Tab. 4: Kriterienkatalog zur Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung – Stand 02.09.20085

Kriterium-Nr. Ausschlusskriterium Mindestabstand V1 V2 V3 V4 K1 Vorranggebiete für Natur und Landschaft kein kein kein kein K2 Vorranggebiete für ruhige Erholung in Natur 500 m 500 m 500 m 500 m und Landschaft K3 Vorranggebiete für Erholung mit starker Inan- 500 m 500 m 500 m 500 m spruchnahme durch die Bevölkerung K4 Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung kein kein kein kein K5 Vorranggebiete für Grünlandbewirtschaftung, - entfällt, da nicht mehr in RROP ausge- pflege und -entwicklung wiesen K6 Naturschutzgebiete 1.000 m 1.000 m 1.000 m 500 m (§ 16 NAGBNatSchG i. V. m. § 23 BNatSchG) K7 Landschaftsschutzgebiete 500 m 500 m 500 m 200 m (§ 19 NAGBNatSchG i. V. m. § 26 BNatSchG) K8 (Flächenhafte) Naturdenkmale kein kein kein kein (§ 21 NAGBNatSchG i. V. m. § 28 BNatSchG) K9 Geschützte Landschaftsbestandteile entfällt, da keine aktuellen Daten verfüg- (§ 22 NAGBNatSchG i. V. m. § 29 BNatSchG) bar K10 Geschützte Biotope kein kein kein kein (§ 24 NAGBNatSchG i. V. m. § 30 BNatSchG) K11 FFH-Gebiete 1.000 m 1.000 m 1.000 m 1.000 m K12 Gebiete der landesweiten Biotopkartierung kein kein kein kein

5 Kriterienkatalog vorgestellt Ausschuss für Bau, Natur, Umwelt und Landwirtschaft sowie Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Tourismus 02.09.2008. 2. Verfahrensablauf 11

K13 Bereiche mit hoher Vielfalt, Eigenart und entfällt als pauschales Kriterium, Über- Schönheit: wenig eingeschränktes Land- prüfung im Einzelfall schaftsbild

Kriterium-Nr. Ausschlusskriterium Mindestabstand V1 V2 V3 V4 K14 EU-Vogelschutzgebiete 1.000 m 1.000 m 1.000 m 1.000 m K15 Avifaunistisch wertvolle Gebiete internationa- kein kein kein kein ler, nationaler und landesweiter Bedeutung: Brut- und Gastvögel K16 Avifaunistisch wertvolle Gebiete regionaler und entfällt als pauschales Kriterium, Über- lokaler Bedeutung: Brut- und Gastvögel prüfung im Einzelfall K17 Wald 200 m 200 m 200 m 100 m K18 Gebiete die Voraussetzungen für ein Natur- entfällt, da keine aktuellen Daten verfüg- schutzgebiet erfüllen bar K19 Gebiete die Voraussetzungen für ein Land- entfällt, da keine aktuellen Daten verfüg- schaftsschutzgebiet erfüllen bar K20 Militärische Anlagen und Sperrgebiete, inklusi- kein kein kein kein ve äußerer Schutzbereichszone K21 Richtfunktrassen entfällt als pauschales Kriterium, Über- prüfung im Einzelfall K22 Wasserschutzgebiete Zone I und II kein kein kein kein K23efg Wohnbebauung im Innenbereich 1.000 m 1.000 m 1.000 m 1.000 m K23ad sonstige bauliche Nutzung im Innenbereich 1.000 m 750 m 500 m 500 m K23bc sonstige wohnbauliche Nutzungen im Außen- 1.000 m 750 m 500 m 500 m bereich, Einzelhäuser (Wohngebäude) sowie Campingplätze u.ä. K24 Bahnlinien Kipphö- Kipphö- Kipphö- Kipphö- he der he der he der he der WEA, WEA, WEA, WEA, mind. mind. mind. mind. 150 m 150 m 150 m 150 m K25 Bundesautobahnen, Bundes-, Landes-, Kreis- Kipphö- Kipphö- Kipphö- Kipphö- straßen he der he der he der he der WEA, WEA, WEA, WEA, mind. mind. mind. mind. 150 m 150 m 150 m 150 m K26 Hochspannungsleitungen kein kein kein kein K27a Erdgas-, Erdölleitungen kein kein kein kein K27b Erdgasförderplätze 200 m 200 m 200 m 200 m K28 Flug- und Landeplätze kein kein kein kein geänderter Mindestabstand

12 2. Verfahrensablauf

Tab. 5: Ergebnisse der Potentialanalyse Planungsvariante 1 - 4 (Stand: 02.09.2008)

Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4

Anzahl Potential- 54 83 137 306 flächen gesamt Anzahl Potential- 6 10 13 31 flächen ab 30 ha kleinste Potential- 0,003 ha 0,003 ha 0,0005 ha 0,00006 ha fläche größte Potential- 127,67 ha 127,67 ha 151,26 ha 198,16 ha fläche Fläche Potential- 579,90 ha 1.058,31 ha 1.688,32 ha 3.328,20 ha flächen gesamt Fläche Potential- 435,13 ha 754,90 ha 1.127,24 ha 2.456,24 ha flächen ab 30 ha Anteil an Land- 0,23 % 0,40 % 0,60 % 1,31 % kreisfläche

1. Änderung RROP 2000 Windenergienutzung Das RROP 2000 des Landkreises Heidekreis hat unter der Ziffer D 3.5 05 verbindliche Ziele zur Steuerung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen festgelegt. In dem RROP 2000 sind zwei Vorrangstandorte für Windenergienutzung ausgewiesen. Außer- halb der Vorrangstandorte sind raumbedeutsame Windenergieanlagen ausgeschlossen gewesen. Als Reaktion auf Urteile des OVG Lüneburg hat der Kreistag mit Beschluss vom 27.06.2008 die Festlegungen des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000 des Land- kreises Heidekreis bezüglich der Steuerung von Windenergie nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB für konkrete Bauvorhaben zurückgenommen (Redaktioneller Hinweis zu dem Re- gionalen Raumordnungsprogramm 2000 vom 29.09.2008). Für konkrete raumbedeutsame Windenergievorhaben hat der Landkreis Heidekreis des- halb zu diesem Zeitpunkt in der Regel die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens vorgesehen, um raumbedeutsame Windenergieanlagenprojekte im Einzelfall auf ihre Raum- und Umweltverträglichkeit zu überprüfen. Um möglichst zeitnah eine gesicherte Planungsgrundlage zu haben und den Bau von raumbedeutsamen Windkraftanlagen im Planungsgebiet nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB steuern zu können, ist am 18.02.2009 und 20.02 2009 die 1. Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms 2000 für den Landkreis Heidekreis Windenergienutzung einge- leitet worden. Nachdem am 05.02.2009 der Kreisausschuss vom vorgesehenen zukünfti- gen Vorgehen bei der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms in Kenntnis gesetzt worden ist.

Kreisausschuss 02.04.2009 Am 02.04.2009 sind dem Kreisausschuss nach Überprüfung der angewendeten Kriterien und Mindestabstände die Planungsergebnisse basierend auf Variante 4 zur Kenntnis ge- geben worden. Es ist der Beschluss des Kreisausschuss erfolgt die Teiländerung Wind- energienutzung des RROP 2000 auf Basis der vorgestellten Planungen weiter durch die 2. Verfahrensablauf 13

Verwaltung erarbeiten zu lassen. Die vorgestellten Ergebnisse sind in Tab. 6 zusammen- gefasst dargestellt.

Tab. 6: Ergebnisse der Potentialanalyse Variante 4 – 02.04.20096

Bezug Wert Ergebnisse bezogen auf gesamte Landkreisfläche Anzahl der Potentialflächen 291 Größe kleinste Potentialfläche 0,00001456002 ha Größe größte Potentialfläche 202,67 ha Kreisfläche 187.300 ha Potentielle Flächen Windenergienutzung gesamt 3.176,67 ha Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung an 1,7 % Landkreisfläche Gesamtfläche potentielle Flächen Windenergienut- 2.281,7 ha zung ab 30 ha Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung ab 1,2 % 30 ha an Landkreisfläche

6 Ergebnisse der Potentialanalyse Variante 4 vorgestellt Kreisausschuss 02.04.2009. 14 3. Grundlagen

3 GRUNDLAGEN 3.1 Planungsrechtliche Grundlagen

3.1.1 Privilegierung - § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB Nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB sind Anlagen, die der Erforschung, Entwicklung oder Nut- zung der Wind- oder Wasserenergie dienen im Außenbereich bauplanungsrechtlich privi- legiert zulässig. Voraussetzung für die planungsrechtliche Zulässigkeit der privilegierten Windenergieanlagen im Außenbereich ist neben einer gesicherten Erschließung, dass ► der Errichtung von Windenergieanlagen keine öffentlichen Belange entgegenstehen (§ 35 Abs. 1 BauGB, § 35 Abs. 3 Satz 1 BauGB), ► raumbedeutsame Windenergieanlagen den Zielen der Raumordnung entsprechen (§ 35 Abs. 3 Satz 2 BauGB), ► für Windenergieanlagen durch Darstellung im Flächennutzungsplan oder als Ziele der Raumordnung im RROP keine Ausweisung an anderer Stelle erfolgt ist (§ 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB). Zu den öffentlichen Belangen im Sinne von § 35 Abs. 3 Satz 1 BauGB werden unter an- derem die Belange des Natur-, des Landschafts-, des Immissions- und des Denkmal- schutzes verstanden.

3.1.2 Planungsvorbehalt - § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB Durch die Regelung des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB hat der Gesetzgeber ein wirksames Steuerungsinstrument für die Planung von Windenergievorhaben im Rahmen der Regio- nal- und Flächennutzungsplanung eingeräumt.

§ 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ► ...»Öffentliche Belange stehen einem Vorhaben nach Absatz 1 Nr. 2 bis 6 in der Re- gel auch dann entgegen, soweit hierfür durch Darstellungen im Flächennutzungsplan oder als Ziele der Raumordnung eine Ausweisung an anderer Stelle erfolgt ist.« Durch diese gesetzliche Regelung wird die Errichtung von Windenergieanlagen im Au- ßenbereich unter einen Planungsvorbehalt gestellt. Einer raumbedeutsamen Windener- gieanlage (§ 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB) stehen in der Regel öffentliche Belange auch dann entgegen, soweit hierfür als Ziele der Raumordnung eine Ausweisung an anderer Stelle erfolgt ist (§ 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB). Voraussetzung des Planungsvorbehalts ist eine gebietsbezogene Festlegung über die Konzentration von Windenergieanlagen an bestimmten Standorten (z.B. Vorranggebieten Windenergienutzung) im RROP. Nach § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG kann mit der Festlegung ausgewählter Standorte für Windenergienutzung durch die Festsetzung von Vorrangge- bieten festgelegt werden, dass sie zugleich die Wirkung von Eignungsgebieten für raum- bedeutsamen Windenergieanlagen haben. Werden kombinierte Vorrang- und Eignungs- gebiete festgesetzt, sind raumbedeutsame Windenergieanlagen gem. § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG außerhalb der Vorranggebiete in der Regel unzulässig (OVG Lüneburg, U. v. 17.10.2013, 12 KN 277/11, S. 23).

3. Grundlagen 15

Der sogenannte Planvorbehalt nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ermöglicht durch die Fest- legung von Zielen der Raumordnung im RROP die Windkraftnutzung im Planungsraum planerisch zu steuern. Somit kann durch geordnete Planung für raumbedeutsame Wind- energievorhaben der Verspargelung der Landschaft vorgebeugt werden. Wird im Rahmen des RROP die Standortsteuerung durch Planung angewendet, so sind raumbedeutsame Windkraftanlagen nur innerhalb der für die Windkraftnutzung festgelegten Flächen zuläs- sig, im übrigen Planungsraum ist diese Art der Nutzung ausgeschlossen.

3.2 Raumordnung

3.2.1 Aufgabe der Raumordnung - § 1 Satz 1 ROG Aufgabe der Raumordnung ist es nach § 1 Satz 1 ROG den Gesamtraum der Bundesre- publik Deutschland und seine Teilräume durch zusammenfassende, überörtliche und fachübergreifende Raumordnungspläne und durch Abstimmung raumbedeutsamer Pla- nungen und Maßnahmen zu entwickeln, zu ordnen und zu sichern. Dabei sind ► unterschiedliche Anforderungen an den Raum aufeinander abzustimmen und die auf der jeweiligen Planungsebene auftretenden Konflikte auszugleichen, ► Vorsorge für einzelne Raumfunktionen und Raumnutzungen zu treffen. Aus diesen gesetzlichen Vorgaben sind die Aufgaben der Raumordnung abzuleiten, ► Nutzungskonflikte zwischen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen unterei- nander abzustimmen (Koordinierungsauftrag) und ► Vorsorge für einzelne Raumfunktionen und -nutzungen zu treffen (Vorsorgeauftrag).

Koordinierungsauftrag Zentrale Aufgabe der Raumordnung bei der Erstellung von Raumordnungsplänen und bei Abstimmung raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen ist es, unterschiedliche An- forderungen an den Raum und seine Ressourcen im Sinne einer sozial, ökonomisch und ökologisch verträglichen Raumnutzung und -entwicklung zu koordinieren. Zum einen sind die raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen untereinander abzu- stimmen. Zum anderen sind diese Planungen und Maßnahmen so auszugestalten, dass sie mit den Erfordernissen der Raumordnung übereinstimmen oder ihnen zumindest nicht widersprechen.7

7 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung - Raumord- nung und Landesentwicklung – (ML): Hinweise und Erläuterungen zum Niedersächsischen Gesetz über Raumordnung und Landesplanung (NROG). NROG-Arbeitshilfe. Stand: September 2008, S. 7. 16 3. Grundlagen

Vorsorgeauftrag Durch Festlegungen für bestimmte Raumfunktionen und Raumnutzungen in den Raum- ordnungsplänen in Form von Vorrang-, Vorbehalts- sowie Eignungsgebieten ist für einzel- ne raumbedeutsame Raumfunktionen und Raumnutzungen im Planungsraum Vorsorge zu treffen.8

3.2.2 Ziele Raumordnung Die Festlegung von Zielen in der Raumordnung kann ► sowohl verbal mit räumlich nicht konkretisierten Vorgaben im Rahmen des Textteiles (Beschreibung und Begründung) des RROP ► als auch zeichnerisch mit räumlichem Bezug in der Zeichnerischen Darstellung des RROP vorgenommen werden. Nach § 8 Abs. 7 ROG können als Grundsätze und Ziele auch Vorrang-, Vorbehalts- sowie Eignungsgebieten im Textteil und in der Zeichnerischen Darstellung des RROP bezeich- net werden. Für die Steuerung der Windenergienutzung in einem Planungsraum bieten sich als Ziele der Raumordnung sowohl die Festlegung von Vorranggebieten als auch die Festlegung von Eignungsgebieten an. Bauleitpläne sind an die Ziele der Raumordnung nach § 1 Abs. 4 BauGB anzupassen. Vorbehaltsgebiete stellen nach § 3 Nr. 3 ROG Grundsätze der Raumordnung dar und sind somit nicht für die Steuerung der privilegierten Windenergienutzung geeignet. Sie wirken als Gewichtungsvorgabe auf nachfolgende Abwägungs- oder Ermessensentscheidungen ein und dürfen durch öffentliche oder private Belange von höherem Gewicht überwunden werden. Damit haben sie nicht den Charakter eines raumordnungsrechtlichen Zieles nach § 3 Abs. 1 Nr. 2 ROG, also als verbindliche Vorgaben in Form von räumlich und sachlich bestimmten oder bestimmbaren, vom Träger der Raumordnung abschließend abgewoge- nen Festlegungen9.

3.2.3 Vorranggebiete Vorranggebieten im Sinne von § 8 Abs. 7 Satz 1 Nr. 1 ROG sind raumordnungsrechtliche Ziele gem. § 3 Abs. 1 Nr. 2 ROG. Potentielle Nutzungen werden im Vorranggebiet ausge- schlossen, soweit sie mit der vorrangig bestimmten Funktion in Widerspruch stehen. Die Festlegung eines Vorranggebietes hat allerdings nur innergebietlich eine Ausschlusswir- kung gegenüber unvereinbaren Nutzungen zur Folge. Eine außergebietliche Ausschluss- wirkung hat sie nicht, solange bei ihnen keine Festsetzung nach § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG erfolgt ist10.

8 ML 2008, S. 8. 9 Gatz, Stephan: Windenergieanlagen in der Verwaltungs- und Gerichtspraxis, 2. Auflage, Bonn 2013, Rn. 153, 154. 10 Gatz 2013, Rn. 151, 152. 3. Grundlagen 17

Nach § 3 Nr. 2 ROG sind Vorranggebiete verbindliche Vorgaben in Form von räumlich und sachlich bestimmten oder bestimmbaren, vom Träger der Landes- oder Regionalpla- nung abschließend abgewogenen textlichen oder zeichnerischen Festlegungen in Raum- ordnungsplänen zur Entwicklung, Ordnung und Sicherung des Raums. Sie sind als lan- desplanerische Belange im Sinne einer Letztentscheidung auf Ebene der Landes- bzw. Regionalplanung vorentschieden. Vorranggebiete sind nach § 8 Abs. 7 Satz 1 Nr. 1 ROG für bestimmte raumbedeutsame Funktionen oder Nutzungen vorgesehen und schließen andere raumbedeutsame Nutzun- gen in diesem Gebiet aus, soweit diese mit den vorrangigen Funktionen, Nutzungen oder Zielen der Raumordnung nicht vereinbar sind. Vorranggebiete können in nachfolgenden Abwägungsentscheidungen nicht überwunden werden. Der Einsatz von Vorranggebieten dient in der raumplanerischen Praxis entweder der Sicherung standortgebundener Nutzungen oder Funktionen oder deren gezielter Entwick- lung in einem bestimmten Gebiet.11

Vorranggebiete: ► sind nach § 3 Nr. 2 ROG Ziele der Raumordnung, ► sind für raumbedeutsame Funktionen oder Nutzungen vorgesehen, ► schließen andere raumbedeutsame Nutzungen aus, soweit diese mit den vorran- gigen Funktionen, Nutzungen oder Zielen der Raumordnung nicht vereinbar sind, ► weisen bestimmter Funktion oder Nutzung innerhalb des Gebietes einen Vorrang zu, ► sind in nachfolgenden Abwägungsentscheidungen nicht überwindbar, ► Konkretisierungsmöglichkeit besteht nur hinsichtlich Parzellenschärfe, ► sind für die Bauleitplanung bindend.

Abb. 1: Definition Vorranggebiet

3.2.4 Eignungsgebiete Eignungsgebiete im Sinne von § 8 Abs. 7 Satz 1 Nr. 3 ROG regeln, dass in ihnen be- stimmte raumbedeutsame Maßnahmen oder Nutzungen, die städtebaulich nach § 35 BauGB zu beurteilen sind, anderen raumbedeutsamen Belange nicht entgegenstehen. Eine Ausschlusswirkung im Sinne von § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG entfalten sie für sich allein nicht (ML 2008, S. 20). Die Wirkung des § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG entfalten Eignungsgebie- te erst in Kombination mit Vorranggebieten.12

11 ML 2008, S. 19. 12 Gatz 2013, Rn. 158; OVG Lüneburg, Urteil vom 17.10.2013, 12 KN 277/11. 18 3. Grundlagen

3.2.5 Raumordnungskategorien für die Steuerung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) ist die Aus- weisung von Ausschlussflächen für bestimmte Nutzungen nur zulässig, wenn der Aus- schluss dadurch ausgeglichen wird, dass sich die ausgeschlossene Nutzung auf anderen Flächen im Planungsraum durchsetzen kann und ihr in substanzieller Weise Raum ge- schaffen wird. Für eine rechtssichere Planung bieten sich nach § 8 Abs. 7 ROG bei der Auswahl geeig- neter Raumordnungskategorien für die Steuerung von raumbedeutsamen Windenergiean- lagen folgende Möglichkeiten an: ► die Festlegung von Vorranggebieten nach 8 Abs. 7 Satz 1 Nr. 1 ROG, ► die Festlegung von Eignungsgebieten nach § 8 Abs. 7 Satz 1 Nr. 3 ROG, ► die Festlegung von Vorranggebieten verbunden mit der Festlegung nach § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG, so dass die Vorranggebiete zugleich die Wirkung eines Eignungsgebie- tes nach § 8 Abs. 7 Nr. 2 ROG haben. § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG lässt bei raumbedeutsamen Vorhaben im Außenbereich die Kom- bination der raumordnungsrechtlichen Funktionen von Vorranggebieten und Eignungsge- bieten zu. Dadurch können Vorranggebiete mit der eigentlich nur Eignungsgebieten zu- kommenden Funktion einer gebietsexternen Ausschlusswirkung verbunden werden. Nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung kann dadurch der erforderliche Ausgleich erreicht werden.13 Es ist Ziel des Landkreises Heidekreis bei der Planung von Gebieten für Windenergienut- zung möglichst Vorranggebiete Windenergienutzung festzulegen, die nach § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG zugleich die Wirkung von Eignungsgebieten haben. Soweit die Festsetzung kombinierter Vorrangs- und Eignungsgebiete nicht möglich ist oder nicht erfolgen soll, erfolgt nur die Festsetzung von Vorranggebieten oder Eignungs- gebieten.

3.2.6 Raumbedeutsamkeit Mit dem Gesamtkonzept der Regionalplanung können grundsätzlich nur raumbedeutsame Windparks und einzelne raumbedeutsame Windenergieanlagen im Sinne von § 3 Nr. 6 ROG gesteuert werden. Nach der Legaldefinition in § 3 Abs. 1 Nr. 6 ROG ist ein Vorhaben raumbedeutsam, wenn es ► Raum in Anspruch nimmt oder ► die räumliche Entwicklung bzw. Funktion eines Gebietes beeinflusst.

13 BVerwG Urteil vom 13.03.2003 - 4 C 4/02 -, BVerwGE 118, 33, NVwZ 2003, 738. OVG Lüneburg, Urteil vom 28.01.2010, 12 KN 65/07, S. 13. 3. Grundlagen 19

Nach der Rechtsprechung des OVG Lüneburg sind im norddeutschen Flachland Wind- parks und Windfarmen generell sowie einzelne Windenergieanlagen ab einer Gesamthö- he von 100 m als raumbedeutsam zu beurteilen.14 Somit ist bei der Beurteilung der Raumbedeutsamkeit von Windenergieanlagen eine Gesamthöhe von 100 m als Orientie- rungswert anzusehen. Maßgeblich für die Beurteilung der Raumbedeutsamkeit eines Vorhabens ist die jeweilige Einzelfallbetrachtung. Dabei werden die Dimension der Windenergieanlagen auf Grund von Anzahl, Höhe und Rotordurchmesser der Anlagen betrachtet. Außerdem ist der Standort der Anlagen ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Raum- bedeutsamkeit. Neben der jeweiligen Lage der Anlagen im Raum werden auch u.a. die Auswirkungen auf vorgegebene bestehende Raum- und Landschaftsstrukturen überprüft. Zudem sind die Auswirkungen auf planerisch gesicherte Raumfunktionen als Beurtei- lungskriterium heranzuziehen. Hierbei kommt es zur Betrachtung von Zielen der Raum- ordnung, die sich z.B. auf den Schutz von Natur und Landschaft, Erholung und Fremden- verkehr sowie Immissionsschutz beziehen.

► Dimension der Windenergieanlagen: Höhe, Rotordurchmesser und Anzahl, ► besondere Merkmale des Standortes, ► die Auswirkungen auf planerisch gesicherte Raumfunktionen.

Abb. 2: Kriterien zur Beurteilung der Raumbedeutsamkeit

14 OVG Lüneburg, Urteil vom 28.01.2010 – 12 KN 65/07. OVG Lüneburg, Urteil vom 28.3.2006 – 9 LC 226/03 – ZfBR 2006, 794 = BRS 70 Nr. 35 (2006). 20 4. Grundlagen Planungskonzept

4 GRUNDLAGEN DES PLANUNGSKONZEPTS ZUR STEUERUNG VON RAUMBEDEUTSAMEN WINDENERGIEANLAGEN IN DER REGIONALPLANUNG 4.1 Allgemeine Anforderungen an das Planungskonzept Die Festlegung kombinierter Vorrang- und Eignungsgebiete hat den Ausschluss von raumbedeutsamen Windenergieanlagen außerhalb dieser Gebiete zur Folge. Die mit der Festlegung von kombinierten Vorrang- und Eignungsgebieten Windenergie- nutzung verbundene Ausschlusswirkung macht es erforderlich, dass sich die raumbe- deutsamen Windenergieanlagen innerhalb der Vorranggebiete gegenüber konkurrieren- den Nutzungen durchsetzen können und der Ausschluss aus Gründen der Planung ge- rechtfertigt ist. Damit der Ausschluss auf Ebene der Regionalplanung gerechtfertigt ist, muss der Regionalplan eine positive Wirkung für die Windkraftnutzung innerhalb der aus- gewiesenen Gebiete gewährleisten.15 Demzufolge hat der Planung ein schlüssiges gesamträumliches Planungskonzept zu- grunde zu liegen.16 Die grundsätzliche Privilegierung der Windkraftanlagen nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB durch den Gesetzgeber ist auch für die Regionalplanung eine ver- bindliche Vorgabe. Bei der regionalplanerischen Steuerung der Windenergienutzung ist deshalb darauf zu achten, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Positivflächen (Vorranggebieten Windenergienutzung) sowie Negativflächen (Ausschlussgebieten) im Planungsraum erlangt wird. Es muss für den Planungsraum gewährleistet sein, dass der privilegierten Nutzung durch Errichtung von Windenergieanlagen in substantieller Weise Raum geschaffen werden kann.17 Zusammengefasst sind bei der Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung im RROP folgende Aspekte zu erfüllen: ► ein schlüssiges gesamträumliches Planungskonzept, ► die Planung muss sicherstellen, dass sich die von der Ausschlusswirkung betroffenen raumbedeutsamen Windenergieanlagen innerhalb der Vorranggebiete gegenüber konkurrierenden Nutzungen durchsetzen und ► der Windenergienutzung ist in substantieller Weise Raum zu schaffen.

15 Spannowsky, Willy, Theophil Weick und Herbert Gouverneur: Raumordnerische Steuerung von Windenergienutzung im Lichte aktueller Rechtsprechung. – In: UPR 5 / 2004, S. 162. 16 BVerwG, Urteil vom 21.10.1999, 4 C 1.99, E 109, 371, 376. 17 J. Berkemann 2008, S. 127-129. 4. Grundlagen Planungskonzept 21

4.2 Arbeitsschritte bei der Ermittlung von Vorranggebieten für Windenergienutzung für raumbedeutsame Windenergieanlagen

4.2.1 Ausgangslage Der Landkreis Heidekreis beabsichtigt die Errichtung von raumbedeutsamen Windener- gieanlagen im Planungsraum grundsätzlich durch Festlegung von kombinierten Vorrang- und Eignungsgebieten zu steuern, die gemäß § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG Standorte für Windenergieanlagen außerhalb von ihnen ausschließen. Es kann aber auch die Festsetzung nur von Vorrang- oder nur von Eignungsgebieten er- folgen, wobei sich der Heidekreis darüber im Klaren ist, dass damit kein (vollständiger) Ausschluss von Standorten für raumbedeutsame Windenergieanlagen außerhalb der Ge- biete verbunden ist. Durch die Festlegung von kombinierten Vorrang- und Eignungsgebie- ten Windenergienutzung werden im Planungsraum Landkreis Heidekreis Gebiete ausge- wiesen, in denen vorrangig der Windenergienutzung Raum geschaffen wird. Andere raumbedeutsame Funktionen und Nutzungen sind in den festgelegten Gebieten ausge- schlossen, sofern diese mit der vorrangigen Funktion Windenergienutzung nicht vereinbar sind. Im Rahmen der Planung muss darauf geachtet werden, dass die festgelegten kombinierten Vorrang- und Eignungsgebiete und auch die festgelegen Vorrang- oder Eig- nungsgebiete Windenergienutzung sich auch tatsächlich für die vorgesehene vorrangige Nutzung durch Windenergie eignen und sich diese Art der Nutzung gegenüber anderen konkurrierenden Nutzungen in den betreffenden Gebieten durchsetzen kann. Ausgehend von einem schlüssigen gesamträumlichen Planungskonzept, unter Berück- sichtigung von entgegenstehenden öffentlichen Belangen für die Windenergienutzung sowie einer sachgerechten Abwägung, werden Flächen ermittelt, die sich für die Festle- gung als Vorranggebiet Windenergienutzung eignen. Das Planungskonzept muss die Erwägungen erkennen lassen, die zur Ausweisung eines Positivstandortes geführt haben. Ebenso sind die Gründe für den Ausschluss des restli- chen Planungsraums für Windenergieanlagen deutlich zu erläutern. Die Tiefe der Abwä- gung ist auf Ebene der Regionalplanung dem regionalplanerischen Maßstab (1 : 50.000) anzupassen. Das Planungskonzept muss von einer generell abstrakten Ebene zu Ent- scheidungen im Einzelfall führen. Auf der Grundlage des entwickelten schlüssigen gesamträumlichen Entwicklungskonzepts vollzieht sich die Ausarbeitung des Planungskonzepts abschnittsweise:18 ► Ausgehend davon, dass theoretisch alle Außenbereichsflächen im Kreisgebiet für die Windenergienutzung in Betracht kommen können, sind im Wege der Subtraktion in einem ersten Arbeitsschritt diejenigen Bereiche als „Tabuzonen“ auszusortieren, die für die Nutzung der Windenergie nicht zur Verfügung stehen (sollen).19 Die abzuzie- henden Tabuzonen sind zwischen harten und weichen zu unterscheiden. Diese For-

18 BVerwG, B. v. 15.09.2009, 4 BN 25.09, BRS 74 Nr. 112. 19 Gatz 2013, Rn. 70. 22 4. Grundlagen Planungskonzept

derung der neuen Rechtsprechung des BVerwG20 will der Landkreis Heidekreis er- füllen. Er wird das in der Begründung und Abwägung dokumentieren und dabei die Zuordnung der Ausschlusskriterien als hart und weich begründen. Das BVerwG ver- tritt in den zitierten Entscheidungen die Auffassung, dass harte und weiche Tabuzo- nen unterschiedlichen Regimen unterliegen. Harte Tabuflächen sind einer Abwägung zwischen den Belangen der Windenergienutzung und widerstreitenden Belangen nach § 1 Abs. 7 BauGB in der Bauleitplanung und § 7 Abs. 2 ROG in der Raumord- nungsplanung entzogen. Es besteht insoweit kein Planbedarf. Demgegenüber sind weiche Tabuzonen zu den Flächen zu rechnen, die einer Berücksichtigung im Rah- men der Abwägung zugänglich sind. ► Die nach Abzug der (harten und weichen) Tabuzonen verbleibenden Bereiche bilden die sogenannten Potentialflächen, die in einem zweiten planerischen Arbeitsschritt einer Abwägung unter Anwendung von § 7 Abs. 2 ROG zu unterziehen sind. Der Landkreis Heidekreis hat im Rahmen der Abwägung die öffentlichen und privaten Be- lange, die für oder gegen die Ausweisung von Potentialflächen als Vorrang- und Eig- nungsflächen für raumordnungsrechtliche Windenergieanlagen sprechen, ermittelt, gewichtet und abgewogen, wobei er die durch § 35 Abs. 1 Nr. 4 BauGB erfolgte Privi- legierung der Windenergie berücksichtigt hat.21 Dabei ist ihm bewusst, dass er durch § 35 Abs. 1 Nr. 4 BauGB nicht gehalten ist, alle diejenigen Bereiche als Vorrang- und Eignungsflächen für raumbedeutsame Windenergieanlagen festzusetzen, die sich tatsächlich und rechtlich dafür eignen. Der Gesetzgeber hat durch § 35 Abs. 1 Nr. 4 BauGB den Planungsträgern auf dem Gebiet der Raumordnung und der Bauleitpla- nung nicht den zwingenden Auftrag erteilt, die Windenergienutzung bestmöglich zu fördern. Die Träger der Raumordnungs- und Bauleitplanung sind einmal verpflichtet, die jeweils wirtschaftlich günstigsten Standorte als Vorrang- und/oder Eignungsflä- chen auszuweisen. Für die Eignung reicht aus, dass Windgeschwindigkeiten zu er- warten sind, die einen Anlagenbetrieb zulassen und die Netzanschlusskosten jeden- falls bei einer Verteilung auf mehrere Betreiber tragbar erscheinen lassen.22 ► Stellt sich nach durchgeführter Abwägung heraus, dass die in den beiden ersten Pla- nungsschritten ermittelten Vorrang- und/oder Eignungsflächen der Windenergie nicht den mit ihrer Privilegierung verbundenen substantiellen Raum verschaffen werden, muss sich der Planungsträger den weichen Tabuzonen abermals zuwenden. Er hat sie einer erneuten Betrachtung und Bewertung zu unterziehen mit dem Ziel, evtl. durch ihre Reduzierung im Wege einer kontrollierenden erneuten Abwägung größere Vorrang- und/oder Eignungsflächen zu ermöglichen und damit im Kreisgebiet der raumbedeutsamen Windenergienutzung eine bessere mit ihrer Privilegierung durch § 35 Abs. 1 Nr. 6 BauGB verbundene substantielle Bedeutung im Kreisgebiet zu ver- schaffen.23 In der Rechtsprechung des BVerwG gibt es keine bindenden Vorgaben

20 zum F-Plan: BVerwG Urteil vom 13.12.2012, 4 CN 1.11, DVBl 2013, 507; zum RROP: BVerwG Urteil vom 11.04.2013, 4 CN 2.12. 21 BVerwG, Urteil vom 13.12.2012, Rn. 5. 22 Gatz 2013, Rn. 88-90. BVerwG, U. v. 17.12.2002, 4 C 15.01, E 117, 287, 293. OVG Münster, U. v. 30.11.2001, 7 A 4857/00, BRS 64 Nr, 101. 23 BVerwG, Urteil vom 24.01.2008, 4 CN 2.07, NVwZ 2008, 559, 560. 4. Grundlagen Planungskonzept 23

für ein absolutes Mindestmaß für die Größe der der Windenergie zur Verfügung ste- henden Flächen. Das BVerwG ist der Auffassung, dass dies Aufgabe der Planungs- träger ist und die nachvollziehbar gemachten Entscheidungen nur eingeschränkten Kontrollen unterliegen.24 Das BverwG weist darauf hin, dass es verschiedene Mo- delle gäbe, mit denen der Plangeber der Windenergie die nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB i.V.m. § 35 Abs. 1 Nr. 6 BauGB erforderliche substantielle Bedeutung geben kann. Die von den Plangebern angewendeten Modelle und die von ihnen dadurch ge- fundenen Ergebnisse unterliegen der gerichtlichen Kontrolle nur darauf, ob sie von einem Rechtsirrtum infiziert sind, gegen Denkgesetze oder allgemeine Erfahrungs- sätze verstoßen oder ansonsten für die Beurteilung des Sachverhalts schlechthin un- geeignet sind.25 Einen Anhaltspunkt dafür, welche Verhältnisse zwischen dargestell- ten/festgesetzten Konzentrationszonen für Windenergieanlagen und den Gesamtflä- chen der Landkreise bzw. Kommunen von dem für Immissionsschutzrecht zuständi- gen 12. Senats des OVG Lüneburg für sachgerecht gehalten werden, geben dessen Urteil vom 09.10.2008 (12 KN 35/07: 0,51 %; U. v. 28.01.2010, 12 KN 65/07: 0,61 %; U. v. 12.12.2012, 12 KN 311/10: 1,25 %). In diesem Rahmen halten sich die vom Landkreis Heidekreis festgesetzten kombinierten Vorrang- und Eignungsflächen.

4.3 Harte und weiche Tabuzonen bei der Ermittlung von Vorranggebieten für Windenergienutzung

4.3.1 Harte Tabuzonen Das BVerwG verlangt zwar in seinen Urteilen vom 13.12.2012 und 11.04.2013, dass der jeweilige Plangeber eines steuernden Flächennutzungsplans und eines entsprechenden Raumordnungsplans zwischen harten und weichen Tabukriterien zu unterscheiden habe. Eine konkrete Ausfüllung dieser beiden von ihm erfundenen unbestimmten Rechtsbegriffe enthält seine Rechtsprechung jedoch nicht. Im Gegenteil: Es verkennt in seinem Urteil vom 13.12.2012 (Rn. 14) nicht, „dass die Abgrenzung zwischen harten und weichen Tabuzonen in der Planungspraxis mit Schwierigkeiten verbunden sein kann.“ Es meint jedoch, dass dem Plangeber „mit der Unterteilung in harte und weiche Tabuzonen ihm nichts Unmögliches abverlangt“ werde. Den Schwierigkeiten, die Differenzierungsforde- rung des BVerwG in der Praxis umzusetzen, könne jedoch dadurch Rechnung getragen werden, dass vom Plangeber nicht mehr gefordert werde, als was er in „angemessener Weise“ leisten kann. Die bisherigen Versuche unterer verwaltungsgerichtlicher Instanzen, bei der Überprüfung von F-Plänen und RROP die Vorgaben des Verwaltungsgerichts um- zusetzen, waren häufig nicht mit Erfolg gekrönt, worauf Hendler/Kerkmann (a.a.O., S. 1317) hinweisen. Das wird daran liegen, dass das vom BVerwG „entwickelte pla- nungsmethodische Grundkonzept der harten und weichen Tabuzonen … mit doktrinärer Strenge angewandt“ wurde. Die Befürchtung, die Stüer (DVBL 2013, 509) bereits in seiner

24 BVerwG, Urteil vom 13.12.2012, aaO, Rn. 18. BVerwG, Urteil vom 29.03.2010, 4 BN 65.09. 25 BVerwG, Urteil vom 13.12.2012, aaO, Rn. 18. BVerwG, Urteil vom 11.10.2007, 4 C 7.07, E 129, 307, Rn. 22. Gatz, 2013, Rn. 93 ff. 24 4. Grundlagen Planungskonzept ersten Anmerkung zum Urteil vom 13.12.2013 geäußert hat, scheint sich zu bewahrhei- ten. Um dieser Gefahr zu begegnen, ist es notwendig, dem Plangeber bei der ihm vom Bundesverwaltungsgericht übertragenen Aufgabe, zwischen harten und weichen Tabukri- terien zu unterscheiden, eine gewisse Flexibilität zu gewähren. Sie wird von Stüer (a.a.O., 510, 511) als „Beurteilungs- und Einschätzungsfreiheiten“ bezeichnet, von Hend- ler/Kerkmann (a.a.O. 1375) als „Beurteilungsspielraum und Typisierungsbefugnis“ be- zeichnet. Dem wird zuzustimmen sein. Zwar verneint das BVerwG im Urteil vom 13.12.2012 einen „Bewertungsspielraum“ des Plangebers; andererseits billigt es jedoch ausdrücklich die Vorgehensweise des OVG Berlin-Brandenburg, dass in seinem Beru- fungsurteil eine „überschlägige und schematisierende Prüfung des Planungsträgers für ausreichend gehalten hat“. Auf dieser Grundlage kommt der Landkreis Heidekreis zu dem Ergebnis, dass folgende Ausschlusskriterien zu harten Tabuzonen führen, weil auf ihnen die Errichtung und der Betrieb von raumbedeutsamen Windenergieanlagen aus rechtlichen und/oder tatsächli- chen Gründen schlechthin auszuschließen ist.

4.3.2 Kriterienkatalog zur Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung angepasst an die aktuelle Rechtsprechung

Tab. 7: Kriterienkatalog zur Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung angepasst an die aktuelle Rechtsprechung

Kriterium-Nr. Harte Tabuzone Weiche Tabuzone RROP Festlegungen K1 Vorranggebiete für Natur und Landschaft kein K2 Vorranggebiete für ruhige Erholung in Natur 500 m und Landschaft K3 Vorranggebiete für Erholung mit starker 500 m Inanspruchnahme durch die Bevölkerung K4 Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung kein Naturschutzrechtlich gesicherte Gebiete K6 Naturschutzgebiete (§ 16 NAGBNatSchG i. 500 m V. m. § 23 BNatSchG) K7 Landschaftsschutzgebiete (§ 19 NAGB- 200 m NatSchG i. V. m. § 26 BNatSchG) K8 (Flächenhafte) Naturdenkmale (§ 21 NAG- kein BNatSchG i. V. m. § 28 BNatSchG) K10 Geschützte Biotope (§ 24 NAGBNatSchG i. kein V. m. § 30 BNatSchG) K11 FFH-Gebiete 1.000 m K14 EU-Vogelschutzgebiete 1.000 m Naturschutzfachlich festgelegte Gebiete K12 Gebiete der landesweiten Biotopkartierung kein K15 Avifaunistisch wertvolle Gebiete internatio- kein naler, nationaler und landesweiter Bedeu- tung: Brut- und Gastvögel

4. Grundlagen Planungskonzept 25

Kriterium-Nr. Ausschlusskriterium Mindestabstand Nutzungen K17 Wald 100 m K20 Militärische Anlagen und Sperrgebiete kein K22 Wasserschutzgebiete Zone I und II kein K23a Wohnbebauung im Geltungsbereich eines siehe Kapitel 4.3.6 rechtskräftigen Bebauungsplans (§ 30 BauGB) oder im unbeplanten Innenbereich (§ 34 BauGB) K23b sonstige bauliche Nutzung im siehe Kapitel 4.3.6 Geltungsbereich eines rechtskräftigen Be- bauungsplans (§ 30 BauGB) oder im unbe- planten Innenbereich (§ 34 BauGB) K23c wohnbauliche Nutzung im Außenbereich siehe Kapitel 4.3.6 gem. § 35 BauGB, Siedlungssplitter und Einzelhäuser (Wohngebäude) sowie Cam- pingplätze u.ä. Infrastruktureinrichtungen K24 Bahnlinien Kipphöhe der WEA, mind. 150 m K25 Bundesautobahnen, Bundes-, Landes-, Kipphöhe der WEA, mind. 150 m Kreisstraßen K26 Hochspannungsleitungen kein K27a Erdgas-, Erdölleitungen kein K27b Erdgasförderplätze 200 m K28 Flug- und Landeplätze kein

4.3.3 Zusammenhängende Waldgebiete Nach § 8 Abs. 1 NWaldLG steht eine Waldumwandlung, wie sie in der Errichtung raum- bedeutsamer Windenergieanlagen in einem Waldgebiet zu sehen ist, unter einem Ge- nehmigungsvorbehalt. Die Voraussetzungen für eine solche Genehmigung nach § 8 Abs. 3 NWaldLG werde für raumbedeutsame Windenergieanlagen in der Regel zu ver- neinen sein. Das bestätigt in raumordnungsrechtlicher Hinsicht Ziff. 4.2. 04 LROP2008. Die Untere Naturschutzbehörde des Heidekreises kommt nach einer grundsätzlichen Prü- fung zu dem Ergebnis, dass gerade in der Lüneburger Heide der Schutz des Waldes ei- nen so hohen Wert hat, dass mit einer Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb raumbedeutsamer Windenergieanlagen, vor allem von Windparks, im Wald nicht zu rech- nen sei. Die sich daraus ergebende Konsequenz, ein zusammenhängendes Waldgebiet als Härtetabuzone anzusehen, dürfte inzwischen herrschende Meinung sein (z. B. OVG Münster U.v. 01.07.2013, 2 D 46/12. NEZNER 2013, 443, 445; Gatz, Windenergie, Rn. 76). Auch das BVerwG bezeichnet in seinem Urteil vom 07.12.2002 (4 CN 15.01, E117, 287, 295). „Zusammenhängende Waldflächen ausdrücklich als „Gemeindegebietsteile“, die für eine Windenergienutzung, aus welchen Gründen auch immer, nicht in Betracht kommt.“ Dieser Meinung schließt sich der Heidekreis an.

4.3.4 Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung In Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung, also Natur- und Landschaftsschutzgebie- te, FFH–Gebiet (Vogelschutzgebiet u. ä.) sind raumbedeutsame Windenergieanlagen wie 26 4. Grundlagen Planungskonzept andere störende Nutzungen generell unzulässig. Allerdings lassen die entsprechenden Schutzgesetze Ausnahmen und Befreiungen zu. Es handelt sich also, wie bei zusam- menhängenden Waldgebieten, um sogenannte „Befreiungslagen“ (Gaentzsch, Berliner Kommentar zum BauGB, 3. Auflage, § 1, Rn. 16). Deren Zuordnung zu den harten oder weichen Ausschlusskriterien wird in der Rechtsprechung und Literatur höchst kontrovers vorgenommen: In seinem Urteil vom 24.02.2011 (OVG 2 A 2.09, NuR 2011, 794), das Gegenstand der Revisionsprüfung durch das BVerwG im Urteil vom 13.12.2012 war, hält das OVG Berlin-Brandenburg diese Gebiete für harte Tabuzonen. Das BVerwG wider- spricht diese Einschätzung in seinem Urteil vom 13.12.2012 nicht, worauf Stüer (a.a.O., 510) zutreffend hinweist. Gegenteilige Auffassung vertritt der Bundesrichter Dr. Gaentz- sch, der dem Vernehmen nach das Urteil vom 13.12.2012 formuliert hat (Windenergiean- lagen, Rn. 73) mit folgender Formulierung: „Das geht indes zu weit, weil die Planung von Windenergieanlagen innerhalb von Natura-2000-Gebieten nicht zwingend unzulässig ist.“ Der Heidekreis stuft diese Schutzgebiete als „harte Tabuzonen“ ein und legt seiner Ent- scheidung die Auskunft seiner Unteren Naturschutzbehörde zugrunde, die die Auffassung vertritt, dass die genannten Schutzgebiete gerade in seinem Kreisgebiet einen so hohen Wert für Natur und Landschaft und den Fremdenverkehr haben, dass mit einer Genehmi- gung für raumbedeutsame Windenergieanlagen in derartigen Gebieten nicht zu rechnen sei. Sie schließt sich damit der Meinung von Hendler/Kerkmann (a.a.O., 1371) an, wo- nach von harten Tabuzonen „nur insoweit die Rede sein kann, als nach der prognosti- schen Beurteilung des Planungsträgers eine Zulassung ausscheidet.“

4.3.5 Immissionsschutzrechtliche Abstandsflächen In Rechtsprechung und Literatur ist seit dem Urteil des OVG Berlin-Brandenburg vom 24.02.2011 und des dieses Urteil bestätigenden Urteils des BVerwG vom 13.12.2012 un- bestritten, dass immissionsschutzrechtliche Abstandszonen insbesondere schützenswerte Wohnnutzungen sowohl harte als weiche Tabukriterien darstellen können. Das soll davon abhängen, ob es im Einzelfall aufgrund zwingender gesetzlicher Vorschriften unbedingt möglich ist, genau diese Abstandszonen festzulegen. Das Problem besteht darin, dass bei der Aufstellung die Standorte von Windenergieanlagen steuernden Plans noch nicht für alle Anwendungsfälle feststeht, welche Emissionen von raumbedeutsamen Windener- gieanlagen oder Windparks ausgehen. Gaentzsch (Windenergieanlagen, Rn. 77) möchte dem damit aufgeworfenen Problem in Anknüpfung an das Urteil des BVerwG vom 17.12.2002 (E 117, 287, 301) dadurch begegnen, dass „aus Gründen des Immissions- schutzes zwei Ringe um schutzwürdige Nutzungen“ gezogen werden.“ Der engere Ring, dessen Fläche eine harte Tabuzone bildet, ist die Freiheit der Fläche, die immissions- schutzrechtlich geboten ist, und um einen Bereich „Grauzone“ erweitert werden darf, um auf der sicheren Seite zu sein. Der weitere Ring, dessen Fläche eine weiche Tabuzone ist, ist eine Fläche, die die Gemeinde freihalten darf, weil sie die schutzwürdigen Nutzun- gen über das rechtlich gebotene hinaus schonen will.“ Als harte Tabuzonen in diesem Sinne werden dann nur die Abstandsflächen behandelt, „deren Freihaltung aus immissi- onsschutzrechtlichen Gründen unerlässlich“ sind (Hendler/Kerkmann, a.a.O., 1370). Das scheint auch die vom OVG Berlin-Brandenburg im Urteil vom 24.02.2011 vertretene Mei- nung zu sein, die vom BVerwG im Urteil vom 13.12.2012 gebilligt wird. Der Heidekreis tritt dieser Meinung dadurch bei, dass er als harte Tabuzone eine Fläche von 400 Metern um die zu schützende Wohnbebauung ansieht und die darüber hinausgehende Abstandsflä- che als weiche Tabuzone. Er ist sich darüber bewusst, dass im Einzelfall auch eine Ab- 4. Grundlagen Planungskonzept 27 standsfläche von mehr als 400 Metern als harte Tabuzone angesehen werden kann. Auf- grund der nach dem Urteil des BVerwG vom 13.02.2012 festzustellenden sich widerspre- chenden These in Rechtsprechung und Literatur sieht sich der Landkreis Heidekreis je- doch zu einer solchen Festlegung gezwungen, er schließt sich insoweit den pragmati- schen Standpunkten von Hendler/Kerkmann (a.a.O., 1374) an, nachdem „Schnittmengen“ bei der im Einzelfall vorzunehmenden Grenzziehung zwischen harten und weichen Tabuzonen unvermeidlich sind. Gleichwohl führen sie nicht zwingend dazu, den entspre- chenden Flächennutzungs- und Raumordnungsplan für unwirksam zu halten. Dem stehen folgende Thesen entgegen: ► In harten Tabuzonen dürfen keine konzentrierten Vorrang- und Eignungsflächen für die Windenergienutzung durch einen steuernden Flächennutzungs- und Raumord- nungsplan ausgewiesen werden, weil anderenfalls ein Verstoß gegen das Erforder- lichkeitsgebot vorliegt. ► Wird eine weiche Tabuzone als harte behandelt und somit der Abwägung entzogen, liegt ein beachtlicher Abwägungsfehler vor (§ 12 Abs. 3 S. 2 ROG bzw. § 214 Abs. 3 S. 2 BauGB); denn hätte der Planungsträger erkannt, dass er einen Abwägungsspiel- raum besitzt, wäre das Planungsergebnis möglicherweise anders ausgefallen. ► Wird eine harte Tabuzone in die Abwägung einbezogen, aber wegen höhergewichte- ter gegenläufiger Belange nicht als Vorranggebiet für die Windenergienutzung aus- gewiesen, besteht zwar ein Fehler im Abwägungsvorgang, der sich jedoch nicht auf das Planungsergebnis auswirkt und daher unerheblich ist (§ 12 Abs. 3 S. 2 ROG bzw. § 214 Abs. 3 S. 2 BauGB). Es ist jedoch zu beachten, dass auch bei rechtmäßi- gem Vorgehen keine Ausweisung einer kombinierten Vorrang- und Eignungsfläche erfolgt wäre. Diese drei Thesen führen im Zusammenhang mit der dem Planungsträger bei der Tren- nung zwischen harten und weichen Tabukriterien zuzubilligenden Flexibilität zu dem Er- gebnis, dass weder die Bewertung harter Tabukriterien als weich noch die Bewertung weicher Tabukriterien als hart bei der Annahme derartiger „Schnittmengen“ zwingend zur Unwirksamkeit des steuernden Planes führen muss.

4.3.6 Abstände von Wohnnutzung Wohnbebauung im Geltungsbereich von Bebauungsplänen mit Nutzungen der §§ 2, 3, 4a BauNVO sowie dem unbeplanten Innenbereich, dessen überwiegenden Nutzungen im Sinne von §§ 2, 3, 4 und 4a BauNVO geprägt ist: Mindestabstand als harte Tabuzone 400 Meter, als weiche Tabuzone 1.000 Meter. Sonstige schützenswerte Nutzung für be- sonders schützenswerte Sondergebiete nach § 11 Abs. 2 BauNVO (z. B. Kurgebiete, Ge- biete für Fremdenbeherbergung, Klinikgebiete): Mindestabstand 400 Meter als harte Tabuzonen sowie 1.000 Meter als weiche Tabuzonen. Sonstige bauliche Nutzungen im unbeplanten Innenbereich nach § 34 BauGB sowie Wohnnutzung im Außenbereich gemäß § 35 BauGB und Sondergebieten nach § 10 Abs. 1 BauNVO: Mindestabstand als harte Tabuzone 400 Meter, als weiche Tabuzone 500 Meter. Zur Begründung: Der Landkreis Heidekreis hält grundsätzlich in Übereinstimmung mit dem Trennungsgebot des § 50 BImSchG den einschlägigen Regeln der Technik (TA- 28 4. Grundlagen Planungskonzept

Lärm) sowie die Nutzung von Sondergebieten nach § 10 und § 11 Abs. 2 BauNVO für besonders schützenswert. Das gilt auch gegenüber den nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB privilegierten Windenergieanlagen. Diese Einschätzung stützt sich insbesondere auf die Tatsache, dass § 35 Abs. 3 S. 1 Nr. 2 BauGB derartige Immissionskonflikte als öffentliche Belange mit Nachbarschutz ansieht. Die besondere Siedlungsstruktur der Kommunen im Heidekreis veranlasst den Landkreis Heidekreis dazu, stärker als bisher von differenzier- ten Mindestabständen auszugehen. Nur die Wohnnutzung in Gebieten, in denen sie pla- nungsrechtlich überwiegt, sowie in Sondergebieten, deren Nutzung zu besonderen Emp- findlichkeit gegenüber Immissionen führt, hält der Heidekreis einen Mindestabstand von 400 Metern als hartes Ausschlusskriterium und darüber hinausgehend von 1.000 Metern als weiches Kriterium für notwendig. Wohnnutzung im Außenbereich, in Dorf- und Misch- gebieten sowie Nutzungsgebieten, die ohnehin stärkeren Emissionen und Immissionen ausgesetzt sind, hält sie eine niedrigere Zumutbarkeitsschwelle für angemessen, unter anderem um der Privilegierung der Windenergie Rechnung zu tragen. Dabei berücksich- tigt der Landkreis Heidekreis, dass es der historisch gewachsenen Siedlungsstruktur im Kreisgebiet entspricht, dass kleinere Siedlungsgebiete bestehen, bei denen die Abgren- zung zwischen einem Ortsteil nach § 34 Abs. 1 BauGB und einem Siedlungssplitter nach § 35 Abs. 3 S. 1 Nr. 7 BauGB schwierig ist. Die Wohnnutzung innerhalb derartiger Sied- lungsgebiete wird häufig landwirtschaftlich geprägt sein und damit auch dann, wenn es sich um Ortsteile im Sinne von § 34 Abs. 1 BauGB handelt, wie eine Außenbereichsnut- zung in einem Siedlungssplitter zu behandeln sein.

4.3.7 Landschaftsschutzgebiete (LSG): In Landschaftsschutzgebieten sind raumbedeutsame Windenergieanlagen grundsätzlich unzulässig. Sie würden den Zweck der Landschaftsschutzverordnungen verletzen und die geschützten Gebiete verunstalten. Der Landkreis Heidekreis hat alle rechtsverbindlich festgesetzten Landschaftsschutzgebiete im Kreisgebiet im Sinne von § 19 NAGBNatSchG i.V.m. § 26 BNatSchG darauf überprüft, ob für sie dieser Grundsatz Anwendung findet. Er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Schutzzweck der zugrunde liegenden Verord- nungen die Errichtung und den Betrieb von raumbedeutsamen Windenergieanlagen aus- schließt. Sie würden zu negativen Veränderungen des geschützten Landschaftsbildes führen, von dem Standpunkt eines gebildeten, für Gedanken des Natur- und Landschafts- schutzes aufgeschlossenen Betrachters als hässlich empfunden werden und dessen äs- thetisches Empfinden verletzen. Kein Landschaftsschutzgebiet im Kreisgebiet des Heide- kreises ist derart vorbelastet, dass der Schutzzweck der geltenden Landschaftsschutzver- ordnung oder die zu befürchtende Verunstaltung gegenüber dem allgemeinen Grundsatz reduziert würde. Die ursprüngliche Eigenart der geschützten Landschaft würde in allen förmlich festgesetzten Landschaftsschutzgebieten im Kreisgebiet durch die Errichtung und den Betrieb raumbedeutsamer Windenergieanlagen nachhaltig verändert werden. Des- halb erscheint es aus Sicht des Kreistages aufgrund seiner Ortskenntnis und eigenen Sachkunde ausgeschlossen, raumbedeutsame Windenergieanlagen in den förmlich fest- gesetzten Landschaftsschutzgebieten zuzulassen. Die Festsetzung von Vorrangflächen für raumbedeutsame Windenergieanlagen in diesen Gebieten würde die Errichtung und den Betrieb derartiger Anlage nicht sicherstellen können. 4. Grundlagen Planungskonzept 29

4.3.8 Gebiete landesweiter Biotopkartierung Dem Kriterium K12 liegen fachkundige Feststellungen des NLÖ und des NLWKN zugrun- de. Beide Fachbehörden haben nach landeseinheitlichen Kriterien Flächen festgestellt und kartiert, die landesweite Bedeutung für den Arten- und dem Ökosystemschutz sowie für den Schutz erdgeschichtlicher Landschaftsformen haben. Sie sind zum Zeitpunkt der Kartierung aus Sicht der Fachbehörden für Naturschutz grundsätzlich schutzwürdig als Naturschutzgebiet (§ 23 BNatSchG) bzw. flächenhaftes Naturdenkmal (§ 28 BNatSchG). Die Bereiche werden in einem Kartenwerk im Maßstab 1 : 50.000 dargestellt. Bei der landesweiten Biotopkartierung werden Biotoptypen erfasst, die eine Schlüssel- funktion für die landschaftliche Eigenart und Vielfalt Niedersachsens besitzen. Dabei wer- den sowohl die naturnahen Biotope als Relikte der ursprüngliche Naturlandschaft (z.B. Wattenmeer, Hochmoore, Seen, Flüsse, Wälder, Felsen usw.) als auch die typischen Elemente der extensiv genutzten Kulturlandschaft wie Heiden, Magerrasen, Feuchtwiesen und Wallhecken als von besonderer Bedeutung für den Naturschutz eingestuft. Die Ergebnisse der landesweiten Biotopkartierung werden als Grundlage für Aussagen über Bestand und Gefährdung der Niedersächsischen Biotope herangezogen. Des Weite- ren stellen sie die Basis für die FFH-Gebietsauswahl, die Rote Liste Biotoptypen, Bio- topschutzkonzepte und die Fachberatung in Fragen des Biotopschutzes dar. Der Heidekreis als Untere Naturschutzbehörde hat 2011 bis Anfang 2012 in Zusammen- arbeit und Abstimmung mit dem NLWKN den Entwurf für einen Landschaftsrahmenplan des Heidekreises hergestellt. Dabei sind die dem Heidekreis vom NLÖ und NLWKN mit dem Stand 1989/90 (aktualisiert 2007) mitgeteilten Kartierungen mit Zustimmung des NLWKN als noch aktuell und berechtigt eingeflossen. Die durch die heute noch aktuellen Kartierungen dokumentierten Schutzzwecke würden durch die Errichtung und den Betrieb von raumbedeutsamen Windenergieanlagen in diesem Gebiet nachhaltig beeinträchtigt werden. Dieser Beurteilung durch die Fachbehörden und die Untere Naturschutzbehörde schließt sich der Kreistag aufgrund eigener Ortskenntnis und Sachkunde an. In ihnen ist die Er- richtung und der Betrieb raumbedeutsamer Windenergieanlagen auszuschließen. Die Festsetzung von Vorranggebieten für raumbedeutsame Windenergieanlagen in diesen Gebieten würde deren Errichtung und Betrieb nicht sicherstellen können. Das rechtfertigt aus Sicht des Kreistages ihre Zuordnung zur Kategorie der harten Tabuzonen. Die Ein- schätzung und Entscheidung des Heidekreises stimmt insoweit mit der landesweiten Pla- nungspraxis der Raumordnungsbehörden überein.

4.3.9 Avifaunistisch wertvolle Gebiete internationaler, nationaler und landesweiter Bedeutung: Brut- und Gastvögel Auch diese Gebiete und Kartierungen beruhen auf Vorgaben des NLÖ und des NLWKN. Die Fachbehörden haben das gesamte in der staatlichen Vogelschutzwarte auf Meldebö- gen vorliegende avifaunistische Datenmaterial unter Anwendung landeseinheitlicher Krite- rien ausgewertet. Die den Fachbehörden für Naturschutz von der staatlichen Vogel- schutzwarte vorgelegten avifaunistischen Daten werden dabei gebietsbezogen bewertet. Diese Bewertung erfolgt getrennt für Brut- und Gastvögel nach standardisierten Bewer- tungsverfahren (Bewertungsstufen von »lokale« bis »internationale Bedeutung«, vgl. In- formationsdienst Naturschutz Niedersachsen 6/97). Diese Auswertung soll den 30 4. Grundlagen Planungskonzept

Unteren Naturschutzbehörden und auch den Behörden und Stellen, die Veränderungen in der Landschaft planen oder vornehmen, Hinweise auf bedeutende Vogellebensräume geben. Für alle avifaunistisch wertvollen Bereiche liegen in der Staatlichen Vogelschutzwarte Wertungsbögen mit Gebietsabgrenzungen auf Kartenausschnitten der TK 50 (Maßstab 1 : 50.000) vor. Die Gebietsabgrenzungen werden als digitale Daten zur Verwendung von Niedersächsischem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zur Verfügung gestellt. Der Heidekreis als Untere Naturschutzbehörde hat bei der oben bereits erwähnten Ausar- beitung des Entwurfs für den Landschaftsrahmenplan bis März 2012 die vom NLÖ und NLWKN zum Stand 1989/90 (aktualisiert 2006) mitgeteilten Auswertungen über die avifaunistisch wertvollen Gebiete überregionaler Bedeutung in den Entwurf des Land- schaftsrahmenplanes eingearbeitet. Das NLWKN hat dem Heidekreis mit Stellungnahme vom 05.01.2011 bestätigt, dass die von ihm mitgeteilten Auswertungen den gegenwärti- gen Zustand von Natur und Landschaft richtig wiedergeben. Daraus ergibt sich die Aktua- lität und die Richtigkeit der von den Fachbehörden vorgenommenen und dem Heidekreis mitgeteilten Kartierungen und Beurteilungen. Die Errichtung und der Betrieb von raumbe- deutsamen Windenergieanlagen würde die ursprüngliche Eigenart der zu schützenden Biotope nachhaltig beeinträchtigen. Auch insoweit hat der Kreistag die Beurteilungen und Kartierungen der übergeordneten Fachbehörden und der eigenen Unteren Naturschutzbehörde aufgrund eigener Orts- und Fachkenntnis überprüft. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Schutz der in den Gebieten lebenden gefährdeten und schützenswerten Tierarten die Zulassung von raumbedeutsa- men Windenergieanlagen ausschließt. Die Gebiete sind der Kategorie der harten Tabuzonen zuzuordnen. Die Entscheidung des Landkreises Heidekreis wird auch in die- sem Punkt dadurch bestätigt, dass sie landesweiter Entscheidungspraxis entspricht. Für den Fall, dass eine gerichtliche Überprüfung des Planungskonzepts des Heidekreises für raumbedeutsame Windenergieanlagen zu dem Ergebnis führen sollte, dass die Aus- schlusskriterien K7, K12 und K15 nicht der Kategorie der harten Tabuzonen im Sinne der Begriffsbestimmung durch das BVerwG im Beschluss vom 15.09.2009 zugeordnet wer- den dürfen, stellt der Kreistag folgende Hilfserwägungen an: Sollten die Ausschlusskriterien K7, K12 und K15 nach höherer richterlicher Weisheit nicht geeignet sein, zu harten Tabuzonen zu führen, dann sollen in den Gebieten, auf die die Ausschlusskriterien K7, K12 und K15 anzuwenden sind, gleichwohl keine raumbedeutsa- men Windenergieanlagen zugelassen werden. Ihr grundsätzlicher Ausschluss ist nach Auffassung des Kreistages aufgrund eigener Ortskenntnis und Sachkunde raumordnungs- rechtlich und planungsrechtlich in allen Gebieten zu rechtfertigen. Das hält der Kreistag hiermit vorsorglich als »eigene städtebauliche Kriterien« im Sinne der Definition von wei- chen Tabuzonen durch das BVerwG fest. Harte Tabuzonen sollen nach der Begriffsdefinition des BVerwG nur dann vorliegen, wenn »die Errichtung und der Betrieb von Windenergieanlagen aus tatsächlichen und/oder rechtlichen Gründen schlechthin ausgeschlossen« ist. Meinungsverschiedenheiten über das Vorliegen oder Nichtvorliegen harter Ausschlusskriterien knüpfen nach Informationen des Kreistages daran an, dass die zitierte Begriffsbestimmung des BVerwG harte 4. Grundlagen Planungskonzept 31

Tabuzonen nur dann zulässt, wenn Windenergieanlagen in einem Gebiet auf gar keinem Fall zugelassen werden können, also auch nicht ausnahmsweise. Eine solche Inhaltsbe- stimmung des Begriffes hält der Kreistag nach ausführlicher Diskussion für zu weitge- hend. Das gilt nach Auffassung des Kreistages jedenfalls dann, wenn Grundlage eines Planungskonzeptes für Windenergieanlagen zwingend die scharfe Trennung zwischen harten und weichen Ausschlusskriterien sein muss, wie sie vom BVerwG in seinem Be- schluss vom 15.09.2009 gerade nicht verlangt wird. Der Kreistag weist in diesem Zusam- menhang darauf hin, dass das RROP sich nur auf die Steuerung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen beschränkt, die erfahrungsgemäß erheblich stärkere negative Aus- wirkungen auf Natur und Landschaft haben. Schließlich zieht der Kreistag zur Rechtfertigung seiner Auffassung die Ausführungen des OVG Berlin-Brandenburg in seinem Urteil vom 24.02.2011 (OVG 2 A 24.09, Rn. 65 – 67) heran, in denen versucht wird, harte Ausschlusskriterien von weichen Kriterien zu unter- scheiden und zu trennen. In ihnen werden Landschaftsschutzgebiete ebenso wie die von oberen Landesbehörden vorgegebenen Schutzbereiche für Natur, Landschaft und Tierar- ten als grundsätzlich geeignet für harte Tabuzonen bezeichnet. Insgesamt hält der Landkreis Heidekreis die getroffene Entscheidung über die Zuordnung der Ausschlusskriterien zu den Kategorien harte und weiche Tabuzonen für von seinem Beurteilungsspielraum und seiner Befugnis zur Typisierung gedeckt. Auch das OVG Ber- lin-Brandenburg (Rn. 68) billigt den planenden Gemeinden und den planenden Raumord- nungsbehörden einen solchen Beurteilungsspielraum, verbunden mit einer Typisierungs- befugnis zu. Eine in diesem Rahmen getroffene Entscheidung sieht es nur dann als »feh- lerhaft« an, wenn sie »auf willkürlichen Annahmen oder offensichtlichen Unsicherheiten beruht, in sich widersprüchlich oder aus sonstigen Gründen nicht nachvollziehbar ist«. Davon kann nach Auffassung des Kreistages bei der Zuordnung der Ausschlusskriterien K7, K12 und K15 zu der Kategorie der harten Tabuzonen nicht die Rede sein. Maßgebende Motivation für die neue Rechtsprechung des OVG Berlin-Brandenburg, der das VG Hannover und das VG Lüneburg folgen wollen, ist ausdrücklich folgende Überle- gung: Auch eine steuernde kreis- und gemeindeweite Standortplanung von Windenergie- anlagen muss sich der Kontrollfrage stellen, ob sie der gesetzlich gewollten Privilegierung genügend Substanz einräumt. Wann das der Fall ist, lässt die Rechtsprechung weitge- hend offen. Das OVG Berlin-Brandenburg, das VG Hannover und das VG Lüneburg hal- ten es jedoch, angelehnt an einen Aufsatz von Dr. Gatz (DVBl. 2009, 737, 739) für sach- gerecht, diese Frage auf der Basis eines Vergleiches zwischen den Potentialflächen, die sich aus dem Abzug nur von harten Tabuzonen ergeben, mit der festgesetzten Konzent- rations-/Vorrangflächen zu beantworten. Um die Frage nach der ausreichenden Substanz für Windenergieanlagen im Kreisgebiet nachvollziehbar zu beantworten, legt der Heide- kreis das nachfolgende Berechnungswerk zugrunde, das die harten und weichen Tabuzonen von der Kreisfläche abzieht. Bei dem Abzug der harten Tabuzonen dokumen- tiert das Rechenwerk die Unterschiede, die sich ergeben würden, wenn man die Tabuzo- nen K7, K12 und K15 unberücksichtigt ließe. Das sich daraus ergebende Größenverhält- nis beweist nach Auffassung des Kreistages, dass das RROP des Heidekreises der Windenergie in Form von raumbedeutsamen Windenergieanlagen im Kreisgebiet genü- gend Substanz gewährt. 32 4. Grundlagen Planungskonzept

Aus diesem Rechenwerk ergibt sich zum einen, dass die Unterschiede zwischen der Be- rücksichtigung/Nichtberücksichtigung der Ausschlusskriterien K7, K12 und K15 bei Zu- ordnung zu der Kategorie der harten Ausschlusskriterien relativ geringfügig sind. Das ist darauf zurückzuführen, dass die unter naturschutzfachlichen Aspekten anzunehmenden Schutz- und Ausschlussgebiete sich überlappen. Lässt man also z.B. die unter Anwen- dung der Ausschlusskriterien K12 zu ermittelnden Schutzgebiete unberücksichtigt, dann führt das nicht dazu, dass diese Gebiete nicht zu den harten Tabuzonen gehören, weil sie bereits nach anderen Ausschlusskriterien harte Tabuzonen sind. Die relative Geringfügig- keit der Unterschiede schlägt sich entsprechend in den Prozentzahlen der letzten Spalte des Rechenwerks nieder. Des Weiteren dokumentiert das Rechenwerk die Unterschiede der Größenverhältnisse zwischen der Methode des BVerwG im Beschluss vom 15.09.2009 einerseits und der Rechtsauffassung des OVG Berlin-Brandenburg, des VG Hannover und des VG Lüneburg andererseits. Bezieht man die Vorranggebiete für raumbedeutsame Windenergieanlagen größenmäßig auf die gesamte Landkreisfläche, ergibt sich einheitlich ein Anteil von 0,74 %. Bezieht man die Flächen der Vorranggebiete für raumbedeutsame Windenergie- anlagen dagegen nur auf die Differenz zwischen der gesamten Landkreisfläche und den harten Tabuzonen, dann liegt der prozentuale Anteil der Vorranggebiete bei 2,80 % bzw. 2,67 %. Beide prozentualen Anteile erscheinen dem Kreistag des Heidekreises geeignet, der vom Gesetz privilegierten Windenergienutzung genügend Substanz einzuräumen. Damit spielt es für den Kreistag eine erhebliche Rolle, dass Regelungsgegenstand des Regionalen Raumordnungsprogrammes im Rahmen von § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB nur die raumbedeutsamen Windenergieanlagen sind. Wenn die Vorrangflächen für raumbe- deutsame Windenergieanlagen bezogen auf die gesamte Landkreisfläche einen Anteil von 0,75 % erhalten, bezogen auf die Differenz zwischen der gesamten Landkreisfläche und den harten Tabuzonen einen Anteil von 2,80 % bzw. 2,67 %, dann müssen diesen Ergebnissen nach Auffassung des Kreistages die Konzentrationsflächen hinzugerechnet werden, die die kreisangehörigen Gemeinden für nicht raumbedeutsame Windenergiean- lagen zulassen.

Tab. 8: Rechenwerk - harte und weiche Tabuzonen bezogen auf Tabuzonen Harte Tabuzonen K1 bis K28 K1 bis K28 K1 bis K28 K1 bis K28 ohne K7 ohne K12 ohne K15 Fläche Landkreis Heidekreis 187.300 ha 187.300 ha 187.300 ha 187.300 ha Fläche harte Tabuzonen 137.524 ha 135.043 ha 137.509 ha 137.522 ha Fläche potentielle Flächen Windenergie- 49.776 ha 52.257 ha 49.791 ha 49.778 ha nutzung nach Abzug harter Tabuzonen von Fläche Landkreis

Fläche Landkreis Heidekreis 187.300 ha 187.300 ha 187.300 ha 187.300 ha Fläche harte Tabuzonen und weiche 184.345 ha 184.345 ha 184.345 ha 184.345 ha Tabuzonen gesamt Fläche potentielle Flächen Windenergie- 2.955 ha 2.955 ha 2.955 ha 2.955 ha nutzung nach Abzug harter und weicher Tabuzonen von Fläche Landkreis

4. Grundlagen Planungskonzept 33

Fläche Vorranggebiete Windenergienut- 1.394 ha 1.394 ha 1.394 ha 1.394 ha zung gesamt

Anteil Vorranggebiete Windenergienut- 0,74 % 0,74 % 0,74 % 0,74 % zung gesamt an Landkreisfläche Anteil Fläche Vorranggebiete Windener- 2,80 % 2,67 % 2,80 % 2,80 % gienutzung gesamt an Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung nach Abzug harter Tabuzonen

4.3.9.1 Vorranggebiete Natur und Landschaft Für den Naturhaushalt, die Tier- und Pflanzenwelt und das Landschaftsbild wertvolle Ge- biete, Landschaftsbestandteile sowie Lebensräume sind zu erhalten und zu entwickeln. Zur nachhaltigen Sicherung von heimischen Tier- und Pflanzenarten und deren Populati- onen einschließlich ihrer Lebensräume und Lebensgemeinschaften sowie zur Bewahrung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen ist ein landesweiter Biotopverbund aufzubauen. Um diese Ziele umzusetzen, werden im RROP des Planungsraums Landkreis Heidekreis für Naturschutz und Landschaftspflege bedeutsame Gebiete, die in die Abwägung bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit einbezogen werden müssen als Vorranggebiete Natur und Landschaft festgelegt. In den Vorranggebieten Natur und Landschaft müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein, damit die mit der Festlegung verfolgte Zielsetzung erreicht wird.26 Im RROP festgelegte Vorranggebiete Natur und Landschaft eignen sich somit nicht als Standorte für raumbedeutsame Windenergieanlagen und werden deshalb in den Katalog der harten Tabuzonen mit aufgenommen. Ein zusätzlicher Pufferbereich um die Vorranggebiete Natur und Landschaft ist nicht vor- gesehen, da wichtige für Natur und Landschaft besonders wertvolle Bereiche, die als Ein- zelkriterien in die Ausweisung der Vorranggebiete Natur und Landschaft einfließen (z.B. Naturschutzgebiete), gesondert als Tabuzonen mit den jeweils spezifischen Pufferflächen im Kriterienkatalog der Tabuzonen aufgeführt sind.

4.3.9.2 Vorranggebiete Erholung

Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft Die vielfältigen Naturräume im Landkreis Heidekreis sind die Grundlage für landschafts- gebundene Erholung und naturbezogenen Tourismus. Vielfältige Wälder und ausgedehn- te Heideflächen durchzogen von Äckern, Wiesen und Weiden sowie Bächen und Flüssen sind ein besonderes Merkmal der Landschaft im Planungsraum.

26 LROP 2008, 3.1.2 01, 02 + 05 und zu 3.1.2 01, 02 + 05. 34 4. Grundlagen Planungskonzept

Als Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft werden im RROP Gebiete festgelegt und für die Erholungsnutzung gesichert, die auf Grund ihrer landschaftlichen Vielfalt, Eigenart und Schönheit für die ruhige, naturbezogene Erholung und für ungestör- tes Erleben der Natur besonders geeignet sind. Die Einschätzung von Windenergieanlagen durch Erholungssuchende erfordert eine diffe- renzierte Betrachtung. Von touristisch motivierten und technisch interessierten Land- schaftsbesuchern können Windenergieanlagen durchaus als Ausflugsziele und Besichti- gungsobjekte gesehen werden. Für Erholungssuchende, die die Landschaft zur ruhigen Erholung nutzen, stellen Windenergieanlagen eine Beeinträchtigung dar. Die besondere naturräumliche Beschaffenheit des Planungsraumes stellt das Erholungs- potential für die ruhige, naturbezogene Erholung und für ungestörtes Erleben der Natur dar. Der überwiegende Teil der Erholungssuchenden im Landkreis Heidekreis bevorzugt die Naturbeobachtung in stiller und weiter Landschaft. Die Intention, die sich hinter der Festlegung der Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft verbirgt, steht im Konflikt mit der Festlegung Vorranggebiet Windenergie- nutzung. Der Konflikt ist nur mit Ausschluss der betreffenden Bereiche als harte Tabuzo- nen zu lösen. Um der Erholungsnutzung einen besonderen Schutz zukommen zu lassen, wird eine Pufferzone von 500 m, als weiche Tabuzone, um die Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft gelegt.

Vorranggebiete Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung Mit der Festlegung Vorranggebiet Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Be- völkerung werden im RROP Gebiete gesichert, die auf Grund ihrer herausragenden land- schaftlichen Besonderheit bzw. auf Grund ihrer besonderen infrastrukturellen Ausstattung eine regionale Bedeutung haben und intensiv durch Erholungssuchende frequentiert wer- den. Auch diese Art der Funktion und Nutzung der Gebiete ist mit Windkraftnutzung nicht ver- einbar und wird daher im Rahmen des Planungskonzeptes als harte Tabuzone ausge- schlossen. Vorranggebiete Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung erhalten bei der Ermittlung von Potentialflächen für Windenergienutzung eine Pufferzone von 500 m.

4.3.9.3 Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung Die Sicherung der landesweit und regional bedeutsamen oberflächennahen Rohstoffvor- kommen erfolgt in der Zeichnerischen Darstellung des RROP als Vorranggebiet Rohstoff- gewinnung. Um das in diesen Gebieten festgelegte Ziel Rohstoffgewinnung zu sichern, müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein. Die festgelegten Gebiete erlauben keinerlei Überlagerung von Nutzungen oder Funktionen, durch die eine Gewinnung von Rohstoffen behindert wird. Aus diesem Grund werden die Vorranggebiete Rohstoffgewinnung in den Katalog der harten Tabuzonen aufgenommen. 4. Grundlagen Planungskonzept 35

4.3.9.4 Naturschutzgebiete (§ 16 NAGBNatSchG i. V. m. § 23 BNatSchG) Nach § 16 NAGBNatSchG i. V. m. § 23 BNatSchG dürfen in Naturschutzgebieten Natur und Landschaft ganz oder teilweise besonderen Schutzes, weil sie ► schutzbedürftigen Arten oder Lebensgemeinschaften wildwachsender Pflanzen oder wildlebender Tiere eine Lebensstätte bieten oder künftig bieten sollen, ► für Wissenschaft, Natur- oder Heimatkunde von Bedeutung sind oder der ► sich durch Seltenheit, besondere Eigenart oder Vielfalt oder hervorragende Schön- heit auszeichnen. Im Naturschutzgebiet sind alle Handlungen verboten, die das Naturschutzgebiet oder ein- zelne seiner Bestandteile zerstören, beschädigen oder verändern. Die Nutzung von Naturschutzgebieten durch Anlagen zur Windenergiegewinnung ist durch die naturschutzrechtlichen Vorgaben ausgeschlossen, daher werden diese den harten Tabuzonen zugeordnet. Zum Schutz von in den Gebieten auftretenden empfindli- chen Arten wird eine Pufferfläche von 500 m, als weiche Tabuzone, um Naturschutzge- biete angewendet.

4.3.9.5 Landschaftsschutzgebiete (§ 19 NAGBNatSchG i. V. m. § 26 BNatSchG) Zu Landschaftsschutzgebieten zählen nach § 19 NAGBNatSchG i. V. m. § 26 BNatSchG Gebiete, in denen Natur und Landschaft ganz oder teilweise besonderen Schutzes bedür- fen, weil ► die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts oder die Nutzbarkeit der Naturgüter zu erhalten oder wiederherzustellen ist, ► das Landschaftsbild vielfältig, eigenartig oder schön ist oder ► das Gebiet für die Erholung wichtig ist. Innerhalb von Landschaftsschutzgebieten sind Handlungen untersagt, die den Charakter des Gebietes verändern oder dem besonderen Schutzzweck der Landschaftsschutzver- ordnung zuwiderlaufen und insbesondere das Landschaftsbild oder den Naturgenuss be- einträchtigen. Der in den jeweiligen Landschaftsschutzverordnungen festgelegte Schutzzweck der Landschaftsschutzgebiete schließt die Errichtung von Windenergieanlagen aus. Deshalb werden die Landschaftsschutzgebiete als harte Tabuzonen festgelegt. Auf die nähere Begründung in Kapitel 4.3.2 »Kriterienkatalog zur Planung von Vorrangge- bieten Windenergienutzung angepasst an die aktuelle Rechtsprechung« wird verwiesen.

4.3.9.6 Naturdenkmale (§ 21 NAGBNatSchG i. V. m. § 28 BNatSchG) Unter Naturdenkmalen nach § 21 NAGBNatSchG i. V. m. § 28 BNatSchG sind einzelne Naturschöpfungen, die ► wegen ihrer Bedeutung für Wissenschaft, Natur- oder Heimatkunde oder ► wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit besonderen Schutzes bedürfen, zu verstehen. 36 4. Grundlagen Planungskonzept

Alle Handlungen, die das Naturdenkmal oder seine geschützte Umgebung zerstören, be- schädigen oder verändern, sind verboten. Deshalb werden Naturdenkmale als harte Tabuzonen in den Kriterienkatalog mit aufgenommen.

4.3.9.7 Geschützte Landschaftsbestandteile (§ 22 NAGBNatSchG i. V. m. § 29 BNatSchG) Nach § 22 NAGBNatSchG i. V. m. § 29 BNatSchG können Bäume, Hecken, Wasserläufe und andere Landschaftsbestandteile einzeln oder allgemein in einem bestimmten Gebiet durch Verordnung geschützt werden, wenn sie ► das Orts- oder Landschaftsbild beleben oder gliedern. ► zur Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts beitragen oder ► das Kleinklima verbessern oder schädliche Einwirkungen abwehren. Die Satzung oder Verordnung untersagt Handlungen, die die geschützten Landschaftsbe- standteile schädigen, gefährden oder verändern.

Gesetzlich geschützte Biotope (§ 24 NAGBNatSchG i. V. m. § 30 BNatSchG) Einen Katalog von Biotopen, die naturschutzrechtlich unter besonderen Schutz gestellt sind, enthält § 24 NAGBNatSchG i. V. m. § 30 BNatSchG. Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder sonst erheblichen Beeinträchtigung des besonders geschützten Biotops führen können, sind verboten. Der besondere Bio- topschutz bezweckt die Sicherung des derzeitigen Zustandes vor nachteiligen Verände- rungen. Um dem Schutzzweck dieser Biotope gerecht zu werden, werden diese bei der Ermittlung von geeigneten Flächen für Windenergienutzung als harte Tabuzonen ausge- schlossen.

4.3.9.8 Gebiete der landesweiten Biotopkartierung Das Ergebnis der landesweiten Biotopkartierung von Niedersachen sind die für den Na- turschutz wertvollen Bereiche der Fachbehörde für Naturschutz in Niedersachsen (NLWKN). Die in der landesweiten Biotopkartierung dargestellten Bereiche sind Flächen mit landesweiter Bedeutung für den Arten- und Ökosystemschutz sowie den Schutz erd- geschichtlicher Landschaftsformen. Die im Rahmen der landesweiten Biotopkartierung kartierten Bereiche werden in einem Kartenwerk im Maßstab 1 : 50.000 dargestellt. Bei der landesweiten Biotopkartierung werden Biotoptypen erfasst, die eine Schlüssel- funktion für die landschaftliche Eigenart und Vielfalt Niedersachsens besitzen. Dabei wer- den sowohl die naturnahen Biotope als Relikte der ursprünglichen Naturlandschaft (Wat- tenmeer, Hochmoore, Seen, Flüsse, Wälder, Felsen usw.) als auch die typischen Elemen- te der extensiv genutzten Kulturlandschaft wie Heiden, Magerrasen, Feuchtwiesen und Wallhecken als von besonderer Bedeutung für den Naturschutz eingestuft. Die Ergebnisse der landesweiten Biotopkartierung werden als Grundlage für Aussagen über Bestand und Gefährdung der niedersächsischen Biotope herangezogen. Des weite- 4. Grundlagen Planungskonzept 37 ren stellen sie die Basis für die FFH-Gebietsauswahl, die Rote Liste Biotoptypen, Bio- topschutzkonzepte und die Fachberatung in Fragen des Biotopschutzes dar.27 Die bei der landesweiten Biotopkartierung erfassten Flächen sind zum Zeitpunkt der Kar- tierung aus Sicht der Fachbehörde für Naturschutz grundsätzlich schutzwürdig als Natur- schutzgebiet (§ 16 NAGBNatSchG i. V. m. § 23 BNatSchG) bzw. flächenhaftes Natur- denkmal (§ 21 NAGBNatSchG i. V. m. § 28 BNatSchG). Um den Naturschutzwert der kartierten Biotope zu erhalten kommen diese als Standorte für Windenergieanlagen nicht in Betracht und werden als harte Tabuzonen ausgeschlossen.28 Auf die nähere Begründung in Kapitel 4.3.2 »Kriterienkatalog zur Planung von Vorrangge- bieten Windenergienutzung angepasst an die aktuelle Rechtsprechung« wird verwiesen.

4.3.9.9 Natura 2000 Natura 2000 bezeichnet das zusammenhängende ökologische Netz aus den Schutzge- bieten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie, 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992) und den Schutzgebieten der EU-Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979) in Europa. Die Natura 2000-Gebiete dienen dem Schutz und der Erhaltung von natürlichen und na- turnahen Lebensräumen sowie gefährdeten wild lebenden Tieren und Pflanzen. Die Um- setzung von Natura 2000 ist ein wesentlicher Beitrag zur Verwirklichung der Ziele des UN- Übereinkommens über die biologische Vielfalt und entsprechender nationaler und nieder- sächsischer Strategien.29 Nach dem Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen 2008 (LROP 2012 3.1.3 01) sind die Gebiete des europäischen ökologischen Netzes Natura 2000 entsprechend der jeweiligen Erhaltungsziele durch Vorranggebiete Natura 2000 zu sichern. In den Vorrang- gebieten Natura 2000 müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen den Erhaltungszielen der FFH-Gebiete und EU-Vogelschutzgebiete entsprechen.

Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) Bei FFH-Gebieten handelt es sich um spezielle Schutzgebiete, die nach der Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie ausgewiesen werden und dem Schutz von spezifischen Pflanzen (Flo- ra), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen die in mehreren Anhängen zur FFH-Richtlinie aufgelistet sind. Ziel ist die Erhaltung und Entwicklung von Gebieten für gefährdete Lebensräume und Arten und somit der biologischen Vielfalt in Europa. Um schädliche Auswirkungen durch raumbedeutsame Windkraftanlagen auf diese Gebie- te zu vermeiden und die Einhaltung der Erhaltungsziele nicht zu gefährden, werden sie den harten Tabuzonen zugeordnet. Damit negative Einflüsse auf die FFH-Gebiete von

27 Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Übersicht Biotop- Obergruppen. Ohne Jahr (1). Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de 28 NLWKN ohne Jahr (2): Für den Naturschutz wertvolle Bereiche. Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de 29 NLWKN ohne Jahr (4): Natura 2000 / Biotopschutz. Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de 38 4. Grundlagen Planungskonzept außerhalb hinreichend sicher auszuschließen sind und der Umgebungsschutz für die FFH-Gebiete gewährleistet ist, wird eine Mindestabstandsfläche von 1.000 m als weiche Tabuzone um die Gebiete gelegt.

4.3.9.10 EU-Vogelschutzgebiete Die besonderen Schutzgebiete (BSG) nach Artikel 3 und 4 der EU-Vogelschutzrichtlinie zählen zu den EU-Vogelschutzgebieten. Die Europäische Gemeinschaft schützt durch die Richtlinie über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten (EG-Vogelschutzrichtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979) die Vogelarten Europas in ihrer Gesamtheit als Teil der europäischen Artenvielfalt. Nach der Richtlinie sollen sämtliche in der Gemeinschaft heimischen, wild lebenden Vogelarten in ihren natürlichen Verbreitungsgebieten und Lebensräumen erhalten werden.30 Raumbedeutsame Windenergieanlagen und der Schutz bedeutender Vogellebensräume sind wegen der Auswirkungen auf die Vogelwelt nicht miteinander vereinbar. Um die EU- Vogelschutzgebiete vor Einwirkungen von Außen zu schützen und den Umgebungsschutz hinreichend sicher zu beachten, wird eine Mindestabstandsfläche von 1.000 m als weiche Tabuzone um die EU-Vogelschutzgebiete vorgesehen. Die Abstandsfläche kann sich im Einzelfall bei Auftreten von besonders empfindlichen Vogelarten erhöhen.

4.3.9.11 Avifaunistisch wertvolle Gebiete - internationaler, nationaler und landesweiter Bedeutung Vorkommen seltener und bedrohter Vogelarten (Brut- und Gastvögel) werden in Nieder- sachsen landesweit erfasst. Bei avifaunistisch wertvollen Gebieten (Brut- und Gastvögel) mit internationaler, nationaler und landesweiter Bedeutung wird den naturschutzfachlichen Belangen in der Abwägung mit der Windkraftnutzung höheres Gewicht beigemessen. Diese Gebiete werden in den Katalog der pauschalen Ausschlussflächen aufgenommen. Vögel reagieren in ihren Lebensräumen unterschiedlich auf Windkraftanlagen. Deshalb werden in Abhängigkeit von den Vogelarten und ihren Empfindlichkeiten gegenüber Windkraftanlagen in einem weiteren Abwägungsschritt einzelfallbezogene Abstände zu den betreffenden Gebieten festgelegt. Auf die nähere Begründung in Kapitel 4.3.2 »Kriterienkatalog zur Planung von Vorrangge- bieten Windenergienutzung angepasst an die aktuelle Rechtsprechung« wird verwiesen.

4.3.9.12 Wald Nach dem LROP 2012 3.2.1 02 (1) soll Wald, in Anlehnung an § 1 des Niedersächsischen Landeswaldgesetzes31, wegen seines wirtschaftlichen Nutzens und seiner Bedeutung für die Umwelt und für die Erholung der Bevölkerung in seinem Bestand gesichert und ver- mehrt werden.

30 NLWKN ohne Jahr (3): EU-Vogelschutzgebiete. Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de 31 NLWKN ohne Jahr (4): Natura 2000 / Biotopschutz. Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de 4. Grundlagen Planungskonzept 39

Der Wald erfüllt zahlreiche Schutz- und Nutzfunktionen und trägt damit als eines der na- turnächsten Ökosysteme dazu bei, die natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern. Zugleich dient er der Erholung und der Holzerzeugung. Innerhalb des Landschaftshaushaltes kommen Wald u.a. die Funktionen zu: ► Wasserschutz, ► Bodenschutz, ► Klimaschutz, ► Sichtschutz, ► Immissionsschutz, ► Lärmschutz, ► Biotopschutz sowie ► Erholungsfunktion. Da sich der durch die Aufstellung von Windkraftanlagen hervorgerufene Flächenanspruch negativ auf das Ziel der Walderhaltung auswirkt, werden Wälder bei der Potentialanalyse zur Ermittlung von geeigneten Flächen für Windenergienutzung als harte Tabuzonen her- angezogen. Eine weitere Vorgabe des LROP 2012 (3.2.1 03 (2)) ist es, Waldränder von störenden Nutzungen und von Bebauung freizuhalten, um dem besonderen Anspruch an Schutz und Pflege der Waldränder gerecht zu werden. Dieser lässt sich aus der erhöhten Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren als Übergänge zwischen dem Inneren des Waldes und der offe- nen Feldflur bzw. zu nahe gelegenen Siedlungsbereichen ableiten. Zudem weisen Wald- ränder eine wichtige Klima- und Artenschutzfunktion auf. Als Orientierungswert zur Wahrung dieser Funktionen wird im LROP 2008 ein Abstand von ca. 100 Metern zwischen Waldrändern und Bebauung bzw. sonstigen störenden Nut- zungen als geeignete Grundlage bei Planungen angesehen. Auf Grund dieser Basis wird um Waldflächen eine Pufferzone von 100 m als weiche Tabuzone definiert, um Nutzungskonflikte zu vermeiden und die vielfältigen Funktionen der Waldrandbereiche ausreichend zu schützen.

4.3.9.13 Militärische Anlagen und Sperrgebiete Die Zweckbestimmung von militärischen Anlagen lässt eine öffentliche Versorgungsfunk- tion nicht zu. Als militärische Sperrgebiete (z.B. Truppenübungsplätze) werden geographische Räume bezeichnet, die für Zivilpersonen grundsätzlich gesperrt sind und somit der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Sowohl militärische Anlagen als auch militärische Sperrgebiete werden auf Grund ihrer Funktion und Nutzung als Ausschlussgebiete definiert. 40 4. Grundlagen Planungskonzept

4.3.9.14 Wasserschutzgebiete Zone I und II Der Schutz der Gewässer vor Verunreinigungen ist in den Wassergesetzen als allgemei- ner Grundsatz formuliert und durch Einzelvorschriften geregelt. Für das Grundwasser gelten besonders strenge Schutzbestimmungen. Um das Grundwasser im Einzugsgebiet einer Wasserentnahme vor nachteiligen Einwir- kungen zu schützen, können nach § 91 des Niedersächsischen Wassergesetzes (NWG)32 in Verbindung mit § 51 des Wasserahushaltsgesetzes (WHG)33 im Interesse der öffentli- chen Wasserversorgung von den unteren Wasserbehörden Wasserschutzgebiete per Verordnung festgesetzt werden. In der Verordnung werden die erforderlichen Schutzbestimmungen gemäß §52 WHG für das jeweilige Gebiet getroffen. Durch die Schutzbestimmungen können bestimmte Hand- lungen verboten oder für beschränkt zulässig erklärt werden. Dabei kann das Wasser- schutzgebiet in Zonen mit unterschiedlichen Schutzbestimmungen eingeteilt werden: ► Schutzzone I: Fassungsbereich ► Schutzzone II: Engere Schutzzone ► Schutzzone III: Weitere Schutzzone

Schutzzone I Die unmittelbare Umgebung des Brunnens oder der Quelle wird als Fassungsbereich ausgewiesen. Die Schutzzone I soll vor jeder unmittelbaren Verunreinigung und Beein- trächtigungen geschützt werden. Diese Zone ist mit den strengsten Auflagen zum Was- serschutz verbunden.

Schutzzone II In der engeren Schutzzone sind im Allgemeinen die Gefährdungen nicht tragbar, die von bestimmten menschlichen Tätigkeiten und Einrichtungen ausgehen und mit Verletzung der schützenden Deckschichten verbunden sind. Insbesondere soll der hygienische Schutz vor bakteriellen Verunreinigungen sichergestellt werden.

Schutzzone III Die weitere Schutzzone soll das Grundwasser gegen chemische Verunreinigungen schüt- zen. Diese Zone erstreckt sich in der Regel bis zur Einzugsgebietsgrenze der Grundwas- serentnahme.34 Um Wasserschutzgebiete gemäß den gesetzlichen Anforderungen des NWG bei der Pla- nung von Vorranggebieten Windenergienutzung zu berücksichtigen, werden Gebiete der Schutzzone I und der Schutzzone II als harte Tabuzonen gewertet.

32 Niedersächsisches Wassergesetz (NWG) vom 19. Februar 2010 (Nds. GVBl. 2010, 64 - VORIS 28200 -), verkündet als Artikel 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Niedersächsischen Wasserrechts vom 19. Februar 2010 (Nds. GVBl. S. 64). 33 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 15. November 2014 (BGBl. I S. 1724). 34 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz ohne Jahr : Wasserschutzgebiete. Information aus dem Internet unter: www.umwelt.niedersachsen.de 4. Grundlagen Planungskonzept 41

4.3.9.15 Siedlungsflächen Wohnbebauung im Innenbereich, sonstige bauliche Nutzung im Innenbereich, sonstige wohnbauliche Nutzung im Außenbereich) Durch den Betrieb von Windenergieanlagen kommt es zu Belastungen durch Lärm, Licht- reflexe und Schattenwurf. Daher ist zur Vermeidung von negativen Einflüssen und daraus entstehenden Konflikten durch Windenergieanlagen auf Siedlungen und deren Bewohner ein Abstand zwischen Siedlungsflächen und Standorten für Windenergienutzung vorzuse- hen. Bei der Auswahl des geeigneten Abstandes soll gewährleistet sein, dass der Ab- stand nicht zu knapp bemessen ist und zukünftige Entwicklungen in der Anlagentechnik mit Berücksichtigung finden.

Lichtreflexe Durch Windenergieanlagen verursachte Lichtreflexe bzw. Lichtblitze (Disco-Effekte) sind periodische Reflexionen des Sonnenlichtes an den Rotorblättern der Anlage. Die durch Lichtreflexe erzeugten Belastungen treten zufällig und nur kurz anhaltend auf. Das Auftre- ten der Disco-Effekte über längere Zeit ist ausgeschlossen. Ursache für die Disco-Effekte sind spiegelnde Oberflächen. Sie sind abhängig vom Glanzgrad der Rotoroberfläche und vom Reflexionsvermögen der gewählten Farbe. Diese Art der Belastung hat heute an Bedeutung verloren, da die Oberflächen der Rotor- blätter regelmäßig mit matten, nichtreflektierenden Lackierungen versehen werden. Daher hat sich das Problem aus der Steuerungsplanung in die Einzelzulassung verschoben.35 Allerdings verbindet der Landkreis Heidekreis die Ausklammerung dieses Problems in der Regionalplanung mit der Erwartung, dass bei Einzelgenehmigungen Windenergieanlagen zum Gegenstand werden, die dem modernen Stand der Technik entsprechen und damit Disko-Effekte vermeiden.

Schattenwurf Schattenwurf ist der sich bewegende Schlagschatten, der bei Sonnenschein von den Ro- torflügeln verursacht wird. Das Auftreten des Schattenwurfs steht in Abhängigkeit zu ► den Wetterbedingungen, ► der Windrichtung, ► der Sonnenscheindauer, ► dem Sonnenstand, ► dem Betrieb der Anlage (Umlaufgeschwindigkeit), ► der Höhe der Anlage sowie ► dem Abstand der Anlage. Für die Annahme einer schädlichen Umwelteinwirkung im Sinne § 3 Abs. 1 und 2 BIm- schG existieren für Schattenwurf keine wissenschaftlich abgesicherten, gesetzlichen Grenzwerte.

35 S. Gatz 2009, S. 100, Rd.-Nr. 209 und S. 200, Rd.-Nr. 459. 42 4. Grundlagen Planungskonzept

Die Hinweise zur Ermittlung und Beurteilung der optischen Immissionen von Windener- gieanlagen des Länderausschusses Immissionsschutz (LAI)36 gehen bei der Prüfung der Zumutbarkeit eines Schattenwurfes von folgenden Kriterien aus: ► von der wahrscheinlichen Gesamtbelastung: ermittelt aus der statistischen Wahr- scheinlichkeit an wie vielen Stunden im Jahr die Möglichkeit eines Schattenschlages besteht. ► von der einzelnen Belastung: ausgehend von den maximal erreichbaren Minuten Schattenwurf an einem sonnigen Tag. Nach den Hinweisen der LAI wird eine Einwirkung durch zu erwartenden periodischen Schattenwurf als nicht erheblich belästigend angesehen, wenn die astronomisch maximal mögliche Beschattungsdauer unter kumulativer Berücksichtigung aller Windenergieanla- gen-Beiträge am jeweiligen Immissionsort in einer Bezugshöhe von 2 m über Erdboden ► nicht mehr als 30 Stunden pro Kalenderjahr und ► nicht mehr als 30 Minuten pro Kalendertag beträgt. Unter der astronomisch maximal möglichen Beschattungsdauer (worst case) ist die Zeit, ► bei der die Sonne theoretisch zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang durchge- hend bei wolkenlosem Himmel scheint, ► die Rotorfläche senkrecht zur Sonneneinstrahlung steht und ► die Windenergieanlage in Betrieb ist, zu verstehen.37 Eine erhebliche Belästigung durch periodischen Schattenwurf liegt dann nicht vor, wenn sowohl die Immissionsrichtwerte für die tägliche als auch die jährliche Beschattungsdauer unterschritten werden. Maßgebliche Immissionsorte sind schutzwürdige Räume, die als Wohnräume, Schlafräu- me, Unterrichtsräume, Büroräume, Praxisräume, Arbeitsräume sowie Schulungsräume genutzt werden.38 Bei Überschreitung der Werte für die astronomisch maximal mögliche Beschattungsdauer kommen unter anderem technische Maßnahmen zur zeitlichen Beschränkung des Betrie- bes der Windenergieanlage z.B. durch die Installierung einer Abschaltautomatik in Be- tracht. Durch die Abschaltautomatik wird mittels Strahlungs- oder Beleuchtungsstärkesensoren die konkrete meteorologische Beschattungssituation erfasst und somit die vor Ort konkret vorhandene Beschattungsdauer begrenzt. Da der Wert von 30 Stunden pro Kalenderjahr auf Grundlage der astronomisch möglichen Beschattung basiert, wird für Abschaltautoma-

36 Länderausschuss Immissionsschutz (LAI): Hinweise zur Ermittlung und Beurteilung der optischen Immissionen von Windenergieanlagen (WEA-Schattenwurf-Hinweise). Stand: 13.03.2002. 37 Länderausschuss Immissionsschutz (LAI), Stand: 13.03.2002, S. 2. 38 Länderausschuss Immissionsschutz (LAI), Stand: 13.03.2002, S. 2-3. 4. Grundlagen Planungskonzept 43 tiken ein entsprechender Wert für die tatsächliche, reale Schattendauer (meteorologische Beschattungsdauer) festgelegt. Der Wert für die meteorologische Beschattungsdauer liegt bei 8 Stunden pro Kalenderjahr.39 Für die Annahme einer schädlichen Umwelteinwirkung im Sinne § 3 Abs. 1 und 2 BImschG existieren für Schattenwurf keine wissenschaftlich abgesicherten, gesetzlichen Grenzwerte. Die bei vorliegendem Planungskonzept zu Siedlungsflächen gewählten pauschalen Ab- stände von 500 m bzw. 1.000 m bei der Potentialanalyse werden zunächst als ausrei- chend angesehen, um auf der Maßstabsebene der Regionalplanung die maßgeblichen Immissionsorte vor einer schädlichen Umwelteinwirkung im Sinne des BImschG genü- gend zu schützen. Für die weitergehende Untersuchung der Potentialflächen ist ein Schattenwurfgutachten erarbeitet worden, das jeden Standort unter dem Aspekt des Schattenwurfes nochmals eingehender beleuchtet und bei der Einzelfallprüfung der Potentialflächen zu einer Modifi- kation des Flächenzuschnitts führen kann. Bei der Genehmigung von Windenergieanlagen sind die standort- und anlagenspezifi- schen Auswirkungen des Schattenwurfes in einem speziellen Gutachten darzustellen und von der zuständigen Genehmigungsbehörde auf Einhaltung der Vorgaben nach BImSchG zu prüfen.

Lärmimmissionen Windkraftanlagen erzeugen durch das Getriebe und den Generator mechanische Geräu- sche. Durch die rotierenden Blätter und das Vorbeistreichen der Flügel am Mast (Blatt- schlagen) entstehen bei Windkraftanlagen zusätzlich aerodynamische Geräusche. Für die immissionsschutzrechtliche Beurteilung der Lärmbelastung durch Windenergiean- lagen gibt es keine normativen Vorgaben, nach denen die Auswirkungen eines Vorhabens eindeutig als schädliche Umweltauswirkungen nach § 35 Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 BauGB i.V.m. § 3 Abs. 1 BImSchG einzustufen sind. Durch den 7. Senat des BVerwG ist der TA Lärm40 in diesem Zusammenhang eine normkonkretisierende Bedeutung zugewiesen worden41. Somit können für die Bewertung der Lärmbeeinträchtigung von Windenergiean- lagen die Regelungen der TA Lärm herangezogen werden. In Tabelle 9 sind die Immissionsrichtwerte der TA Lärm für unterschiedliche Nutzungsbe- reiche dargestellt. Die angegebenen Richtwerte unterscheiden sich in Abhängigkeit der Tageszeit. Die zulässigen Nachtwerte sind dabei geringer als die Tagwerte. Bei der Festlegung der pauschalen Abstände zu Siedlungsflächen aus Gründen des Im- missionsschutzes im Rahmen des Planungskonzeptes zur Ermittlung von Vorranggebie- ten Windenergienutzung wird, abgeleitet aus dem Nachtwert der TA Lärm für reine

39 Länderausschuss Immissionsschutz (LAI), Stand: 13.03.2002, S. 3-4. 40 TA Lärm: Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm, Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes- Immissionsschutzgesetz vom 26. August 1998 (GMBl. Nr. 26 vom 28.08.1998 S. 503). 41 vgl. BVerwG, Urteil vom 29.08.2007 – 4 C 2/07-, BVerwGE 129, 209-219 = NVwZ 2008, 76-78. 44 4. Grundlagen Planungskonzept

Wohngebiete, bei Wohnbebauung im Innenbereich von einem zumutbaren Immissions- richtwert von 35 dB (A) ausgegangen. Der Wert für die Bemessung des Abstandes zu sonstiger wohnbaulicher Nutzung im bau- planungsrechtlichen Außenbereich sowie sonstiger baulicher Nutzung im Innenbereich orientiert sich an den Vorgaben der TA Lärm für Misch-, Kern- sowie Dorfgebiete von nachts 45 dB (A). Der Schallleistungspegel von Windkraftanlagen ist von der technischen Spezifikation der jeweiligen Anlagen abhängig und wird ausgehend von den allgemein üblichen Werten der heutigen Anlagen mit 103 dB(A) angenommen. Mit Hilfe einer im Internet zur Verfügung gestellten Software zur Berechnung des Schall- pegels in der Umgebung von Windkraftanlagen sind die Lärmimmissionen von einer Anla- ge pauschal berechnet worden.42 Die Berechnung hat ergeben, dass bei einer Windenergieanlage mit einem Schallleis- tungspegel von 103 dB (A) mit einem Schallpegel von 35 dB (A) in 800 m Entfernung zu rechnen ist. Der Schallpegel von 45 dB (A) ist danach in 300 m Entfernung erreicht. Um schädliche Umweltauswirkungen auf Siedlungen und deren Bewohner durch den Be- trieb von Windenergieanlagen zu vermeiden, werden als Schutz vor möglichen Lärmim- missionen die Mindestabstände festgelegt. Es wird auf die nähere Begründung in Kapitel 4.3.6 »Abstände von Wohnnutzung« ver- wiesen. Die bei dem vorliegenden Planungskonzept gewählten Mindestabstände zwischen 400 m bzw. 1.000 m sind als regionalplanerischer Ausschlussgrund gegenüber der Errichtung von Windenergieanlagen zu verstehen. Neben der Einhaltung der regionalplanerisch bedeutsamen Abstände ist bei der Geneh- migung von Windenergieanlagen eine konkrete immissionsschutzrechtliche Prüfung der Zulässigkeit von geplanten Anlagen im speziellen Einzelfall notwendig. Des weiteren wird auf die nähere Begründung in Kapitel 4.3.2 »Kriterienkatalog zur Pla- nung von Vorranggebieten Windenergienutzung angepasst an die aktuelle Rechtspre- chung« wird verwiesen.

42 siehe www.windpower.org. 4. Grundlagen Planungskonzept 45

Tab. 9: Immissionsrichtwerte TA Lärm43

Richtwerte TA Lärm Tag dB (A) Nacht dB (A)

2 Industriegebiet 70 70

Gewerbegebiet 65 50

Misch-, Kern-, Dorfgebiet 60 45

Allgemeines Wohngebiet 55 40

Reines Wohngebiet 50 35

Kurgebiete, Krankenhäuser, 45 35 Pflegeanstalten

4.3.9.16 Bahnlinien Nach schriftlicher Auskunft44 der DB Netz AG sind bei der Errichtung von Windenergiean- lagen im Bereich der Gleisanlagen der Deutschen Bahn im Folgenden beschriebene Ab- standsregelungen zu beachten: ► Grundsätzlich gilt, dass Windenergieanlagen einschließlich ihrer Energiekabel die Betriebsanlagen der Eisenbahn nicht unzulässig beeinflussen dürfen, ► der Bau von Windenergieanlagen in der Nähe von elektrifizierten Eisenbahnstrecken ist nur zulässig, wenn ein Abstand von mindestens 2 x Rotordurchmesser zur DB- Grenze eingehalten wird, ► bei Eisenbahnstrecken ohne Elektrifizierung ist der Abstand in Kipphöhe erforderlich, ► eine Errichtung von Windenergieanlagen im Bereich der planfestgestellten 110 kV Bahnstromleitungen ist nur zulässig, wenn ein Abstand von mindestens 3 x Rotor- durchmesser vom Turm der Windenergieanlage zum äußeren Leiterseil eingehalten wird, ► sollte dieser Abstand unterschritten werden, müssen schwingungsdämpfende Maß- nahmen eingebaut werden, die Kosten dafür hat der Veranlasser zu tragen. Bei der Teiländerung Windenergienutzung des RROP 2000 ist bei der Potentialanalyse zunächst zu Bahnstrecken ein pauschaler Mindestabstand von 150 m als weiche Tabuzo- ne angenommen worden, da die maximale Gesamthöhe der damals erbauten Windener- gieanlagen bei 150 m lag. , Dadurch ist gewährleistet gewesen, dass bei einem üblichen Rotordurchmesser von 70 m der Anlagen der von der DB Netz AG mindestens geforderte Abstand von 2 x Rotordurchmesser eingehalten wird. In der Zwischenzeit ist die Errichtung von bis zu 200 m hohen Windenergieanlagen mög- lich. Da durch den in 4.2 04 7 formulierten Grundsatz, dass Windenergieanlagen im Land-

43 TA Lärm: Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm, Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes- Immissionsschutzgesetz vom 26. August 1998 (GMBl. Nr. 26 vom 28.08.1998 S. 503). 44 Schreiben der DB Netz AG an den Landkreis Heidekreis vom 07. Oktober 2005. 46 4. Grundlagen Planungskonzept kreis Heidekreis eine Gesamthöhe von 150 m nicht überschreiten sollen, davon ausge- gangen werden muss, dass eine Gesamthöhe der Windenergieanlagen über 150 m nur im speziellen Einzelfall zulässig ist, wird der gewählte Mindesabstand von 150 m immer noch als vertretbar angesehen. Zudem muss beachtet werden, dass die exakte Formulie- rung des Mindestabstands Kipphöhe der Windenergieanlage, mindestens 150 m, lautet.

4.3.9.17 Klassifizierte Straßen Zu den klassifizierten Straßen gehören die Bundesautobahnen, die Bundes-, Landes- sowie Kreisstraßen. Entlang der klassifizierten Straßen sind die anbaurechtlichen Best- immungen gemäß § 9 FStrG bzw. § 24 NStrG entsprechend der Baubeschränkungszonen bzw. Bauverbotszone zu beachten: ► Bundesautobahnen 100 m, ► Bundesstraßen 40 m, ► Landes- und Kreisstraßen 20 m. Die gesetzlich vorgeschriebenen Bauverbote und Baubeschränkungen für klassifizierte Straßen sind in einer Pufferzone von mindestens 150 m enthalten. Der gewählte Abstand wird aus Vorsorgegründen bemessen und orientierte sich bei der Teiländerung Windenergienutzung des RROP 2000 am Stand der Technik der Windener- gieanlagen im Binnenland, nach dem damals 150 m Gesamthöhe bei raumbedeutsamen Anlagen erreicht wurden. In dem vorhergehenden Kapitel zu Bahnlinien wird darauf hingewiesen, dass von dem ursprünglich gewählten Mindestabstand nicht abgewichen wird. Dieselbe Argumentation ist auch auf klassifizierte Straßen anzuwenden.

4.3.9.18 Hochspannungs-, Erdgas- sowie Erdölleitungen Hochspannungs-, Erdgas- sowie Erdölleitungen dienen der Versorgung der Bevölkerung. Ihre Funktionsfähigkeit muss vor Störungen der Betriebssicherheit geschützt werden. Bei Hochspannungs-, Erdgas- sowie Erdölleitungen wird auf die Festlegung eines pau- schalen Mindestabstandes verzichtet. Es wird bei der Einzelfallprüfung darauf geachtet, dass die von den Energieversorgern geforderten Schutzabstände zu Versorgungsleitungen bei der Errichtung von Windkraftan- lagen eingehalten werden können. Für nachgeordnete Bauleitplan- und Genehmigungsverfahren wird auf die Einhaltung der Schutzabstände der Energieversorger hingewiesen.

4.3.9.19 Erdgasförderplätze Mit dem Abstand von 200 m zu Erdgasförderplätzen wird den Vorgaben des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, Außenstelle Celle zu notwendigen Sicherheitsabstän- de zwischen bergbaulichen Anlagen und Windenergieanlagen gefolgt. 4. Grundlagen Planungskonzept 47

4.3.9.20 Flug- und Landeplätze Da sich durch einen Flug- oder Landeplatz ein Nutzungskonflikt durch den Bau von Wind- energieanlagen ergeben würde, werden diese Flächen bei der Ermittlung von potentiellen Flächen für die Windenergienutzung nicht mit berücksichtigt.

4.4 Eignungsprüfung der Potentialflächen Im Rahmen der Potentialanalyse wurden die festgelegten weichen und harten Tabuzonen in automatisierten Arbeitsgängen mittels des Geographischen Informationssystems Ar- cGIS 9.2 (Auswertungsmodell Windenergie) in einheitlicher Form auf den gesamten Pla- nungsraum angewendet. Durch die Anwendung des digitalen Auswertungsmodells Windenergie wurden für den Planungsraum Potentialflächen für die Nutzung durch raumbedeutsame Windkraftanlagen ermittelt. Die ermittelten Potentialflächen wurden im weiteren Planungsverlauf einer weiterführen- den Eignungsprüfung auf konkrete Verträglichkeit der Gebiete für Windenergienutzung unterzogen. Mit in die Beurteilung jeder einzelnen Fläche fließen in die Abwägung u.a. mit ein: ► die Flächengröße, ► die Wirtschaftlichkeit der Gebiete (Windpotentialanalyse), ► eine Schattenwurfprognose für die Gebiete, ► die Erschließung der Flächen, ► die vorherrschenden Nutzungen im Einwirkungsbereich, ► die Vorbelastung des Standorts, ► das Landschaftsbild, ► regionalplanerische Festlegungen wie Vorbehaltsgebiet für Rohstoffgewinnung, Vor- behaltsgebiete Erholung sowie Natur und Landschaft, ► Aspekte des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie ► der Abstand der Vorranggebiete Windenergienutzung untereinander. Die Eignungsprüfung der Potentialflächen erfolgte in mehreren Prüfschritten. Zunächst wurden die Flächen in einem ersten Prüfschritt auf Grund ihrer Flächengröße beurteilt. Der zweite Prüfschritt beinhaltete die Beurteilung der Potentialflächen auf der Basis von z.B. Wirtschaftlichkeit, Erschließung, naturschutzfachlichen und landespflegerischen Ge- sichtspunkten, Vorbelastung sowie im Gebiet und Einwirkungsbereich vorhandenen oder geplanten Nutzungen. Als letzter Prüfschritt wurde der Abstand zwischen den potentiellen Vorranggebieten Windenergienutzung mit in die Beurteilung einbezogen. 48 4. Grundlagen Planungskonzept

4.4.1 Erster Prüfschritt - Flächengröße Ziel der Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung im Landkreis Heidekreis ist die Bündelung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen im Kreisgebiet auf möglichst konfliktarme Bereiche und das Freihalten des übrigen Außenbereichs von raumbedeut- samen Windenergieanlagen. Um die Bündelung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen in Konzentrationszonen zu erreichen, muss gewährleistet sein, dass auf den Potentialflächen mehrere Windener- gieanlagen errichtet werden können. Es wird davon ausgegangen, dass dem Ziel der Bündelung von raumbedeutsamen Wind- energieanlagen in Konzentrationszonen entsprochen wird, wenn die Flächen so bemes- sen sind, dass sie sich zur Errichtung einer Windfarm nach Ziffer 1.6, Spalte 2 des An- hanges zu § 1 der 4. BImSchV45 eignen46. Bei der Festlegung der Mindestflächengröße für die Potentialflächen wird für eine Wind- energieanlage ein durchschnittlicher Flächenbedarf von 7 Hektar pro Megawatt Leistung47 angesetzt. In der Regel ist bei dem Bau von Windenergieanlagen von einer durchschnittli- chen Nennleistung von 2 MW auszugehen. Daraus abgeleitet wird ein Flächenbedarf von ca. 10 ha für eine Windenergieanlage veranschlagt. Wird davon ausgegangen, dass ein Vorranggebiet Windenergienutzung, in Anlehnung an die Definition einer Windfarm nach dem Anhang der 4. BImSchV, Platz für mindestens drei Windenergieanlagen vorhalten sollte, so ergibt sich eine Mindestgröße für die Poten- tialflächen von 30 ha. Demzufolge wurden im weiteren Verlauf der Einzelfallprüfung Potentialflächen ab einer Mindestgröße von 30 ha betrachtet. Alle Potentialflächen mit einer Flächengröße kleiner als 30 ha sind von der weiteren Untersuchung ausgeschlossen worden. Liegen Potentialflächen in einem direkten räumlichen Zusammenhang zueinander, so werden sie nicht als getrennte Flächen betrachtet, sondern sie werden als eine zusam- mengehörende Fläche angesehen. Dies ist z.B. der Fall, wenn Flächen durch linienhaft ausgeprägte Elemente wie Straßen oder durch kleinflächige Landschaftsstrukturelemente wie Gehölze oder kleine Waldbereiche voneinander getrennt sind. Zwei in einem direkten räumlichen Zusammenhang zueinander liegende Potentialflächen werden als eine zusammengehörende Potentialfläche behandelt. Sind die Einzelflächen jeweils kleiner als 30 ha und die Summe der beiden Einzelflächen ergibt einen Wert gleich bzw. größer als 30 ha, so werden die beiden Einzelflächen als eine Potentialfläche in die

45 4. BImSchV: Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Art. 1 d. V zur Neufassung und Änderung von Verordnungen zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes) (Verordnung über geneh- migungsbedürftige Anlagen - 4. BImSchV), neugefasst durch Bek. v. 14.3.1997 I 504; zuletzt geändert durch Art. 3 G v. 23.10.2007 I 2470. 46 J. Berkemann 2008, S. 88. 47 DEWI, E.ON Netz, EWI, RWE Transportnetz Strom, VE Transmission: Energiewirtschaftliche Planung für die Netzin- tegration von Windenergie in Deutschland an Land und Offshore bis zum Jahr 2020. Endbericht, Köln, 24.Februar 2005, S. 10. 4. Grundlagen Planungskonzept 49 weitere Untersuchung mit aufgenommen und können gegebenenfalls als ein Vorrangge- biet Windenergienutzung festgelegt werden.

4.4.2 Zweiter Prüfschritt In den folgenden Unterkapiteln zu Kapitel 4.4.2 Zweiter Prüfschritt werden nähere Erläute- rungen zu ausgewählten Abwägungskriterien gegeben.

4.4.2.1 Wirtschaftlichkeit – Windpotential Für den Planungsraum Landkreis Heidekreis ist im Zusammenhang mit der Teiländerung des RROP 2000 Windenergienutzung eine flächendeckende Untersuchung des Windpo- tentiales durchgeführt worden.48 Ziel der Durchführung der Windpotentialstudie ist es gewesen: ► das Windpotential als eine wesentliche Datenbasis zur Ausweisung von Gebieten für die Nutzung der Windenergie bei der Neuaufstellung des RROP zu berechnen, ► die Festlegung von auf Grund der Windverhältnisse ungeeigneten Gebieten als Vor- ranggebiete Windenergienutzung zu vermeiden, ► durch Ausweisung von Gebieten mit ausreichendem Windpotential eine ökonomische Nutzbarkeit der festgelegten Vorranggebiete Windenergienutzung zu gewährleisten sowie ► die Auswahl von auf Grund der Windverhältnisse gut geeigneten Gebieten als Vor- ranggebiete Windenergienutzung durch die Windpotentialstudie zu unterstützen. Für das gesamte Landkreisgebiet ist für die 50 m, 80 m und 100 m über Grund Niveaus jeweils eine flächendeckende Windpotentialstudie erstellt worden. Das Niveau 100 m über Grund ist dabei als repräsentativ zu sehen. Auf Grundlage mehrjähriger Betriebsergebnisse bestehender Windenergieanlagen sowie NCARReanalysedaten ist mit einer Genauigkeit von 250 x 250 m Flächenauflösung die Leistungsdichte des Windes (W/m2) und die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit (m/s) des Windes berechnet worden. Zusätzlich zu der Leistungsdichte des Windes und der mittleren Jahresgeschwindigkeit des Windes ist für den Planungsraum ein 60 % Windschwellenwert auf der Grundlage des EEG ermittelt worden. Dieser Schwellenwert basiert auf Berechnungen des Windgut- achterbeirates des Bundesverbands Windenergie. Er gibt vor dem Hintergrund der 60 %- Regelung des EEG grobe Richtwerte an, bei denen der 60 %-Wert noch erreicht wird. Diese Werte dienen als unterer Schwellenwert für die Ermittlung von geeigneten Standor- ten mit ausreichendem Windpotential. Gebiete, die unter der so genannten 60 %-Schwelle liegen, weisen keinen Vergütungsanspruch auf.

48 döpel Landschaftsplanung, Windpotenzialstudie für den Landkreis Soltau-Fallingbostel (Niedersachsen). Göttingen, Juni 2009. 50 4. Grundlagen Planungskonzept

Für damals auf dem Markt repräsentative Anlagen der 1 bis 2 MW Klasse ergibt sich, dass in der Regel bei einer Windleistung ► von ca. 135 W/m² in 50 m Höhe über Grund, ► von ca. 160 W/m² in 80 m Höhe über Grund und ► von ca. 170 W/m² in 100 m über Grund das 60 % Kriterium gerade noch eingehalten wird. Die Windpotentialstudie weist, bezogen auf das Höhenniveau von 100 m über Grund, im Ergebnis in weiten Bereichen des Landkreises für das Binnenland ausreichende bis gute Windpotentiale aus: ► ¼ der Landkreisfläche weisen ein gutes bis sehr gutes Windpotential von über 250 W/m² auf. ► ¾ der Gesamtfläche zeichnen sich durch mäßiges Windpotential aus. In weiten Be- reichen davon ist das Windpotential ökonomisch nutzbar. Unter dem 60 %-Windschwellenwert liegen 1,17 % des Planungsraumes. Bezogen auf das Windpotential ergibt sich im Planungsraum eine Eignung für eine wirt- schaftliche Nutzung der Windenergie. Die Leistungsdichteverteilung für die Höhenniveaus von 80 m und 50 m über Grund liegen erwartungsgemäß entsprechend deutlich unter denen des 100 m Niveaus. Zur exakten Wirtschaftlichkeitsberechnung muss ein Vorhabensträger eines Windpark- Standortes jedoch zusätzlich eine spezifische Standortbewertung erstellen, da hier die punktgenaue standortspezifische Häufigkeitsverteilung des Windes im vertikalen Höhen- gradienten zu berechnen ist. Die Ergebnisse der Windpotentialstudie können auch weiterhin bei der Planung mit her- angezogen werden, da davon auszugehen ist, dass mit zunehmender Höhe der Wind- energieanlagen auch das Windpotential zunimmt und sich die Aussagen der Studie weiter positiv entwickeln.

4.4.2.2 Schattenwurf Da die ökonomische Nutzung der Vorranggebiete Windenergienutzung unter gleichzeiti- ger minimierter Belastung für die Bevölkerung gegeben sein soll, ist für die geplanten po- tentiellen Vorranggebiete Windenergienutzung vom Landkreis Heidekreis im Rahmen der Teiländerung RROP 2000 Windenergienutzung eine Untersuchung der potentiellen Schat- tenwurfbelastung in Auftrag gegeben worden.49 Ziel ist es bei der Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung, durch die Vermei- dung und Verminderung schädlicher Umwelteinwirkungen durch Immissionen, ► ein hohes Schutzniveau für die Umwelt zu erreichen (§ 1 BImSchG) und

49 döpel Landschaftsplanung: Schattenwurfgutachten für Windvorranggebiete im Landkreis Soltau-Fallingbostel (Nieder- sachsen). Göttingen, Juli 2009. 4. Grundlagen Planungskonzept 51

► gleichzeitig eine optimale Raumnutzung zum Zweck der Windenergiegewinnung zu gewährleisten. Im Ergebnis wird im Rahmen des beauftragten Gutachtens der Regionalplanung auf der Grundlage vorgegebener Flächen, mittels einer Schattenwurfberechnung unter Berück- sichtigung der Richtwerte des Staatlichen Umweltamts Schleswig ein Vorschlag zur modi- fizierten Abgrenzung von Windvorranggebieten an die Hand gegeben. Es soll damit gewährleistet sein, dass ausschließlich Gebiete mit entsprechender Eignung für die Windenergienutzung in dem Regionalplan ausgewiesen werden. Für die vorgegebenen Potentialflächen ist im Rahmen des Schattenwurfgutachtens die astronomisch maximal mögliche Beschattungsdauer für ausgewählte Immissionspunkte berechnet worden. Grundlage der Berechnungen ist jeweils eine nach fachlichen Kriterien festgelegte optima- le Auslastung der Potentialflächen mit modernen marktüblichen 2 MW Windenergieanla- gen gewesen. Unter Berücksichtigung der Richtwerte des Staatlichen Umweltamts Schleswig sowie der berechneten Resultate ist die Abgrenzung der Potentialflächen jeweils derart modifiziert worden, dass ► sowohl die maximale tägliche Belastung von 30 Minuten, ► als auch die jährliche Belastung von 30 Stunden nicht wesentlich überschritten werden.50 Das Ergebnis des Schattenwurfgutachtens wird im Rahmen der Ermittlung von Vorrang- gebieten Windenergienutzung bei der Eignungsprüfung der Potentialflächen mit in die Abwägung einbezogen.

4.4.2.3 Landschaftsbild Größe, Gestalt und Rotorbewegung der Windenergieanlagen führen dazu, dass von ihnen großräumige Wirkungen ausgehen. Da es sich bei Windenergieanlagen um technische Bauwerke handelt, können sie das Erscheinungsbild einer Landschaft maßgeblich verän- dern. Auf Grund der Merkmale von raumbedeutsamen Windenergieanlagen sind negative Aus- wirkungen auf das Landschaftsbild und eine Verunstaltung des Landschaftsbildes nicht auszuschließen. Daher fließen die Folgen auf das Landschaftsbild mit in die Beurteilung der Potentialflächen mit ein.

50 döpel Landschaftsplanung, Juli 2009, S. 12. 52 4. Grundlagen Planungskonzept

Dabei ist zu beachten, dass nach der Rechtsprechung des BVerwG Voraussetzungen für eine Verunstaltung im Sinne von § 35 Abs. 3 Satz 1 Nr. 5 BauGB sind, ► dass das Bauvorhaben dem Orts- und Landschaftsbild in ästhetischer Hinsicht grob unangemessen ist und ► auch von einem für ästhetische Eindrücke offenen Betrachter als belastend empfun- den wird.51 Die verunstaltende Wirkung von Windenergieanlagen auf das Landschafts- und Ortsbild entscheidet sich nach den Umständen des jeweiligen Einzelfalls. Eine Verunstaltung des Landschaftsbildes oder eine Beeinträchtigung der natürlichen Eigenart der Landschaft durch ein privilegiertes Vorhaben nach § 35 Abs. 3 Satz 1 Nr. 5 BauGB ist in aller Regel nur im Ausnahmefall anzunehmen. Bedingung ist, dass es sich ► um eine wegen ihrer Schönheit und Funktion besonders schutzwürdige Umgebung oder ► um einen besonders groben Eingriff in das Landschaftsbild handelt.52 Für die Beurteilung der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes im Rahmen der Eig- nungsprüfung der Potentialflächen für Windenergienutzung ist die Landschaftsbildbewer- tung für den Landkreis Heidekreis aus dem Jahre 2009 herangezogen worden. Hier ist das Landschaftsbild der abgegrenzten Landschaftsbildeinheiten für den gesamten Planungsraum nach den Kriterien Natürlichkeit, Historische Kontinuität und Vielfalt erfasst und bewertet worden. Die Bewertung jeder einzelnen Landschaftsbildeinheit ist nach einer fünfgliedrigen Skala von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch) erfolgt.53 Zum Schutze des Landschaftsbildes in dem überwiegend ländlich geprägten Planungs- raum des Landkreises Heidekreis und zur Gewährleistung einer minimierten Belastung für die Bevölkerung sollen raumbedeutsame Windenergieanlagen eine Gesamthöhe von 150 m nicht überschreiten. Nach den Allgemeinen Verwaltungsvorschriften zur Kennzeichnung von Luftfahrthinder- nissen vom 24. April 2007 (NfL I 143/07) der Deutschen Flugsicherung (DFS) sind bei Windenergieanlagen von mehr als 150 m Höhe über Grund zusätzliche Hindernisbefeue- rungsebenen am Turm erforderlich (Abschnitt 3, 15.2). Durch die zusätzliche Kennzeich- nungspflicht von Anlagen ab der genannten Höhe ist von einer Erhöhung der Beeinträch- tigungen für das Landschaftsbild auszugehen. Die Wirkungen von Windenergieanlagen auf das Landschafts- und Ortsbild sind für den jeweiligen Einzelfall zu beurteilen. Die Entscheidung über die Höhe von Windkraftanlagen bei der Realisierung eines Windparks ist durch den formulierten Grundsatz einer Abwä- gungs- oder Ermessensentscheidungen unterlegen. Als wesentliche Faktoren sind dabei

51 J. Berkemann 2008, S. 67 + 68. 52 J. Berkemann 2008, S. 71. 53 Landkreis Soltau-Fallingbostel: Erfassung und Bewertung des Landschaftsbildes im Landkreis Soltau-Fallingbostel, Soltau 2009. 4. Grundlagen Planungskonzept 53 die Auswirkungen auf Landschaftsbild und die Bevölkerung zu berücksichtigen. Dabei ist die angegebene Höhe von 150 m als Orientierungswert anzusehen. Es sei darauf hingewiesen, dass die zulässige Höhe von Windkraftanlagen von zahlrei- chen Faktoren beeinflusst wird (z.B. militärische, luftfahrtrechtliche, immissionsschutz- rechtliche Belange). Dies ist für jeden einzelnen Anlagenstandort in den nachgelagerten Genehmigungsverfahren zu prüfen. Außerdem wird in dem Zusammenhang mit der zulässigen Höhe von Windenergieanlagen im Planungsraum auf die Bauhöhenbeschränkung hingewiesen, die sich auf Grund der militärischen Tieffluggebiete ergibt.

4.4.2.4 Richtfunktrassen Durch das BauGB § 1 Abs. 6 Nr. 8d ist die Bauleitplanung der Gemeinden verpflichtet, die Belange des Post- und Telekommunikationswesens zu berücksichtigen. Daraus lässt sich der Anspruch ableiten, die genannten Belange mit in die Regionalplanung bei der Ermitt- lung von Vorranggebieten Windenergienutzung einzubeziehen. Da sich eine mögliche Beeinträchtigung von Richtfunktrassen nicht pauschal benennen lässt, sondern von vielfältigen Faktoren abhängig ist wie ► Frequenz, ► Modulation, ► Technik sowie ► Topographie werden die ermittelten Potentialflächen im Rahmen der Eignungsprüfung einzeln unter dem Aspekt der Beeinträchtigung von Richtfunktrassen untersucht.

4.4.3 Dritter Prüfschritt - Abstand der Potentialflächen

In Anlehnung an die Empfehlungen des Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernäh- rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 26.01.2004, dem sogenannten Wind- energieerlass, soll in der Regel zwischen raumbedeutsamen Vorrang- und Eignungsge- bieten für Windenergienutzung ein Abstand von 5.000 m eingehalten werden. Dies entspricht dem planerischen Ziel Windenergieanlagen an geeigneten Standorten zu konzentrieren und eine zu starke Prägung der Landschaft durch Windenergieanlagen durch das Einhalten eines ausreichenden Abstandes der Standorte untereinander zu ge- währleisten. Das überwiegend flache bis flachwellige Relief im Landkreis Heidekreis, durch das keine reliefbedingten Unterbrechungen der Sichtachsen gegeben sind, rechtfertigt zudem das Einhalten dieses Abstands. Als weiterer Effekt ist zu nennen, dass durch die Bemessung eines ausreichenden Ab- standes von Windparks untereinander, Flugkorridore für Vögel freigehalten werden. 54 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergienutzung

5 ERMITTLUNG DER VORRANGGEBIETE WINDENERGIENUTZUNG 5.1 Ergebnis der Potentialanalyse

Tab. 10: Ergebnis der Potentialanalyse – Juli 2009

Potentielle Flächen Windenergienutzung gesamt Anzahl der potentiellen Flächen Windenergienut- 283 zung Fläche kleinste potentielle Fläche Windenergienut- 0,00015 ha zung Fläche größte potentielle Fläche Windenergienut- 194 ha zung Landkreisfläche 187.300 ha Fläche harte Tabuzonen 137.524 ha Fläche harte und weiche Tabuzonen gesamt 184.345 ha Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung 49.776 ha nach Abzug harter Tabuzonen Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung 2.955 ha nach Abzug harter und weicher Tabuzonen Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung 1,58 % gesamt an Landkreisfläche Potentielle Flächen Windenergienutzung kleiner 1 ha (Splitterflächen) Anzahl der potentiellen Flächen Windenergienut- 135 zung kleiner 1 ha Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung 36 ha kleiner als 1 ha gesamt Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung 1,2 % kleiner 1 ha an potentiellen Flächen Windenergie- nutzung gesamt Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung 2.919 ha abzüglich Flächen kleiner 1 ha Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung 0,02 % kleiner 1 ha an Landkreisfläche Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung ab 1,56 % 1 ha an Landkreisfläche Potentielle Flächen Windenergienutzung kleiner 10 ha (nicht als Standort für raumbedeutsame Windenergieanlagen geeignet) Anzahl der potentiellen Flächen Windenergienut- 229 zung kleiner 10 ha Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung 423 ha kleiner als 10 ha gesamt Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung 14 % kleiner 10 ha an potentiellen Flächen Windenergie- nutzung gesamt Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung 2.532 ha abzüglich Flächen kleiner 10 ha Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung 0,2 % kleiner 10 ha an Landkreisfläche Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung ab 1,35 % 10 ha an Landkreisfläche

5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergiegewinnung 55

Potentielle Flächen Windenergienutzung ab 30 ha (auf Grund Flächengröße als Vorranggebiet geeignet) Anzahl der potentiellen Flächen Windenergienut- 29 zung ab 30 ha (Einzelflächen) Anzahl der potentiellen Flächen Windenergienut- 24 zung ab 30 ha (zusammengefasst) Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung ab 2.063 ha 30 ha gesamt Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung ab 70 % 30 ha an potentiellen Flächen Windenergienutzung gesamt Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung 892 ha abzüglich Flächen ab 30 ha Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung ab 1,1 % 30 ha an Landkreisfläche

In Tabelle 10 sind die Ergebnisse für den Planungsraum Landkreis Heidekreis nach Durchführung von Potentialanalyse 1 und Potentialanalyse 2 mit dem digitalen Auswertungsmodell Windenergie dargestellt. Durch die harten Tabuzonen werden 137.524 ha der Landkreisfläche nach Potentialana- lyse 1 belegt. Harte und weiche Tabuzonen nehmen zusammengefasst 184.345 ha der Landkreisfläche ein.

Potentielle Flächen Windenergienutzung gesamt Nach dem Abzug der harten und weichen Tabuzonen von dem Gesamtgebiet des Land- kreises Heidekreis ergibt sich eine potentiell für Windenergienutzung geeignete Gesamt- fläche von 2.955 ha. Bezogen auf die Fläche des Planungsraums entspricht dies einem Anteil von 1,58 % und einer Anzahl von 283 potentiellen Flächen Windenergienutzung (Potentialflächen).

Splitterflächen Mit in der Gesamtfläche von 2.955 ha enthalten sind sogenannte Splitterflächen (Flächen kleiner 1 ha), die sich durch die Überlagerung und Verschneidung der digitalen Daten von unterschiedlichem Ursprung und Maßstab ergeben. Die Splitterflächen sind als Da- tenungenauigkeit zu sehen und eignen sich für die Festlegung als Vorranggebiete Wind- energienutzung nicht. Sie werden deshalb von der weiteren Betrachtung ausgeschlossen. Bei der Potentialanalyse sind 135 Splitterflächen entstanden. Mit einer Fläche von 36 ha sind davon 1,2 % der Potentialflächen betroffen. Nach Abzug der Splitterflächen verbleibt eine potentiell für Windenergienutzung geeignete Gesamtfläche von 2.919 ha. Dies sind 1,56 % der Landkreisfläche.

Potentielle Flächen Windenergienutzung kleiner 10 ha Im Rahmen des Planungskonzeptes zur Steuerung von raumbedeutsamen Windenergie- anlagen wird davon ausgegangen, dass für die Errichtung einer raumbedeutsamen Wind- energieanlage eine Fläche mit einer durchschnittlichen Größe von 10 ha benötigt wird. 56 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergienutzung

Eine Anzahl von 229 Flächen der Potentialflächen ist kleiner als 10 ha54. Dies bezieht sich auf 423 ha der Gesamtfläche der Potentialflächen, die 14 % der Gesamtpotentialfläche ausmachen. Werden die Potentialflächen kleiner als 10 ha von der Gesamtfläche von 2.955 ha abgezogen, so bleibt eine Restfläche von 2.532 ha. Die Potentialflächen größer als 10 ha nehmen 1,35 % der Landkreisfläche ein.

Potentielle Flächen Windenergienutzung ab 30 ha Um dem Ziel der Bündelung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen im Kreisgebiet auf möglichst konfliktarmen Bereichen und das Freihalten des übrigen Außenbereichs von raumbedeutsamen Windenergieanlagen bei der Planung von Vorranggebieten Windener- gienutzung gerecht zu werden, ist eine Mindestflächengröße der Potentialflächen von 30 ha Voraussetzung. Diese Bedingung erfüllen 29 Einzelflächen. Liegen Potentialflächen in einem direkten räumlichen Zusammenhang zueinander, so werden sie nicht als getrennte Flächen betrachtet, sondern sie werden als eine zusam- mengehörende Fläche angesehen. Dies ist z.B. der Fall, wenn Flächen durch linienhaft ausgeprägte Elemente wie Straßen oder durch kleinflächige Landschaftsstrukturelemente wie Gehölze voneinander getrennt sind. Durch die Zusammenfassung von räumlich unmittelbar benachbarten Einzelflächen zu einer Einheit, ergibt sich eine Anzahl von 24 Potentialflächen ab einer Größe von 30 ha. Die 24 Potentialflächen ab einer Größe von 30 ha nehmen eine Gesamtfläche von 2.063 ha ein. Bezogen auf die Landkreisfläche von 187.300 ha ist dies ein Anteil von 1,1 %. Bei vorliegendem Planungskonzept wird davon ausgegangen, dass für die Festlegung von Vorranggebieten Windenergienutzung im RROP eine Mindestflächengröße von 30 ha benötigt wird. Deshalb stellt die Gesamtfläche von 2.063 ha die Referenzflächengröße für die Beurteilung der Ergebnisse der folgenden Planungsschritte dar.

5.2 Ergebnis der Eignungsprüfung

5.2.1 Erster Prüfschritt Auf die Potentialanalyse folgt bei der Ermittlung von Vorranggebieten Windenergienut- zung der Erste Prüfschritt der Eignungsprüfung. Durch den Ersten Prüfschritt werden alle Potentialflächen mit einer Flächengröße kleiner als 30 ha von dem weiteren Planungspro- zess ausgeschlossen. Dies entspricht dem Planungsziel durch die Festlegung von Vor- ranggebieten Windenergienutzung eine Bündelung von raumbedeutsamen Windenergie- anlagen in Konzentrationszonen zu erreichen. Wie in dem vorangehenden Kapitel 5.1 Ergebnis der Potentialanalyse dargestellt, führt Prüfschritt Eins der Eignungsprüfung zu 24 Potentialflächen mit einer Gesamtfläche von 2.063 ha und einem Anteil von 1,1 % an der Landkreisfläche, die in dem weiteren Pla- nungsverfahren einer Eignungsprüfung unterzogen werden.

54 Anmerkung: bei den Angaben sind auch die Splitterflächen kleiner 1 ha enthalten. 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergiegewinnung 57

5.2.2 Zweiter Prüfschritt

Tab. 11: Ergebnis der Eignungsprüfung – Erster + Zweiter Prüfschritt Ergebnis Erster Prüfschritt Flächengröße (auf Grund Flächengröße als potentielle Vorranggebiete geeignet) 3 Anzahl der potentiellen Flächen Windenergienut- 24 zung ab 30 ha Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung ab 2.063 ha 30 ha gesamt Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung ab 1,1 % 30 ha an Landkreisfläche Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung 70 % Erster Prüfschritt (potentielle Flächen Windenergie- nutzung ab 30 ha, Referenzflächengröße) an Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung gesamt Ergebnis Zweiter Prüfschritt Abwägungskriterien (auf Grund Flächengröße + Abwägungskriterien als potentielle Vorranggebiete geeignet) Anzahl der potentiellen Flächen Windenergienut- 11 zung ab 30 ha Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung ab 1.318 ha 30 ha gesamt Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung ab 0,70 % 30 ha an Landkreisfläche Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung 45 % Zweiter Prüfschritt an Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung gesamt Anteil potentielle Flächen Windenergienutzung 64 % Zweiter Prüfschritt an Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung Erster Prüfschritt (potentielle Flächen Windenergienutzung ab 30 ha, Referenz- flächengröße)

Die 24 Potentialflächen werden zunächst einzeln u.a. auf Grund der Abwägungskriterien ► Erschließung der Flächen, ► Windpotential, ► vorherrschende Nutzungen im Einwirkungsbereich, ► weitere regionalplanerische Festlegungen wie Vorbehaltsgebiete Erholung sowie Natur und Landschaft, ► Vorbelastung des Standorts, ► Landschaftsbild, ► Aspekte des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie ► der Abstand der Vorranggebiete Windenergienutzung untereinander abgewogen und beurteilt. Als Ergebnis des Zweiten Prüfschritts der Eignungsprüfung verbleiben von den 24 ur- sprünglichen Potentialflächen 11 Flächen. Die 11 ermittelten Flächen bilden eine Gesamt- fläche von 1.318 ha. Dies entspricht einem Anteil von 0,70 % an der Landkreisfläche und einem Anteil von 64 % an der Referenzfläche von 2.063 ha aus dem Ersten Prüfschritt. 58 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergienutzung

Die 11 im Rahmen des Zweiten Prüfschritts erhaltenen Potentialflächen sind als potentiel- le Vorranggebiete Windenergienutzung zu sehen und werden der Umweltprüfung unter- zogen.

5.3 Ergebnisse der Umweltprüfung Gemäß § 9 ff. ROG wird für die Teiländerung RROP 2000 Windenergienutzung eine Um- weltprüfung durchgeführt. In der Umweltprüfung werden die voraussichtlichen erheblichen Auswirkungen des Raumordnungsplans auf die Schutzgüter sowie die Wechselwirkung zwischen den Schutzgütern ermittelt und in einem Umweltbericht beschrieben bewertet (§ 9 Abs. 1 ROG). Als eigenständiges Dokument oder als gesonderter Teil der Begründung der Teiländerung RROP 2000 Windenergienutzung ist gemäß § 5 Abs. 2 Satz 1 NROG ein Umweltbericht zu erstellen. Die detaillierten Angaben zu Inhalten und Anforderungen eines Umweltberichts ergeben sich aus der Anlage 1 zu § 9 Abs. 1 ROG. Die detaillierten Inhalte der Umweltprüfung sind dem Anhang des Umweltberichts zu ent- nehmen.

5.4 Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung

5.4.1 Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung Nach Anwendung der Erkenntnisse aus der Umweltprüfung auf die Flächen der 11 potentiellen Vorranggebiete Windenergienutzung sowie der Endabstimmung der ein- zelnen Flächenabgrenzungen hat sich für die Festlegung von Vorranggebieten Windener- gienutzung in der 1. Änderung des RROP 2000, Teiländerung Windenergienutzung, eine Gesamtfläche von 1.401 ha ergeben. Die Anzahl von 11 Vorranggebieten Windenergie- nutzung ist unverändert geblieben. Durch nochmalige Überprüfung der einzelnen festgelegten Vorranggebiete Windenergie- nutzung im Rahmen der Anpassung an die Vorgaben der neuen Rechtssprechung hat sich für ein Gebiet eine Änderung ergeben: ► Vorranggebiet Windenergienutzung SV-03-V04, Gemeinde Schneverdingen: Anpas- sung Gebietszuschnitt an Ergebnis Klage bei OVG Lüneburg. Tabelle 12 bildet die 11 festgelegten Vorranggebiete Windenergienutzung ab, die in die Zeichnerische Darstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Landkreis Heidekreis übernommen werden. Die festgelegten Vorranggebiete Windenergienutzung sind in der Zeichnerischen Darstel- lung abgebildet. Das Planzeichen wird jeweils mit Angabe der Primärenergie (Wind) und unter Angabe der Kapazität in Megawatt in der Zeichnerischen Darstellung abgebildet. Die Kapazität ist in Bezug auf die installierte Leistung angegeben. Der für jedes Vorrang- gebiet Windenergienutzung in der Zeichnerischen Darstellung abgebildete Wert für die Kapazität der installierten Leistung ist als Mindestwert anzusehen. Dem Wert der Kapazität ist ein Flächenbedarf pro Windenergieanlage von ca. 10 ha, eine Leistung von ca. 1,5 bis 2 MW zugrunde gelegt. Zusätzlich fließen in die Festlegung der 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergiegewinnung 59

jeweiligen Werte der Flächenzuschnitt und die spezifischen örtlichen Gegebenheiten der einzelnen Vorranggebiete Windenergienutzung mit ein. Es wird nochmals darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung Vorranggebiet Windener- gienutzung zugleich die Wirkung als Eignungsgebiet nach § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG mitein- schließt. In dem RROP 2000 sind 2 Vorrangstandorte für Windenergienutzung mit einer Gesamt- fläche von 48 ha ausgewiesen gewesen. Durch die Neuplanung im Rahmen der Teilände- rung Windenergienutzung ergibt sich eine 30fache Steigerung der für Windenergienut- zung bestimmten Fläche im Landkreis. Bezogen auf die gesamte Fläche des Landkreises Heidekreis nehmen die neu festgeleg- ten Vorranggebiete Windenergienutzung einen Flächenanteil von 0,75 % ein. Mit Blick auf die räumliche Struktur im Landkreis Heidekreis wird das Ergebnis der regio- nalplanerischen Steuerung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen den mit der Pla- nung verbundenen Anforderungen gerecht. Durch das angewendete schlüssige gesamträumliche Planungskonzept für die Ermittlung von Vorranggebieten Windenergienutzung ist sichergestellt, dass sich die von der Aus- schlusswirkung betroffenen raumbedeutsamen Windenergieanlagen innerhalb der Vor- ranggebiete gegenüber konkurrierenden Nutzungen durchsetzen können und der Wind- energienutzung im Landkreis Heidekreis in substantieller Weise Raum geschaffen ist.

Tab. 12: Regionales Raumordnungsprogramms für den Landkreis Heidekreis 1. Änderung Teiländerung Windenergienutzung - Vorranggebiete Windenergienutzung

Gebietskörperschaft Name Vorranggebiet Größe in ha Windenergienutzung

4 EG Bispingen BI-01-V04 67

EG Neuenkirchen NE-01-V04 32 Stadt Soltau SO-01-V04 37 Stadt Schneverdingen SV-01-V04 41 SV-03-V04 53 SG Schwarmstedt SW-01-V04 + SW-03-V04 332 (191 + 141) SW-02-V04 165 Stadt Walsrode WA-01-V04 194 WA-02-V04 + WA-03-V04 280 (180 + 100) WA-04-V04 + WA-08-V04 141 (99 + 42) WA-06-V04 59

60 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergienutzung

Tab. 13: Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung Teiländerung Windenergienutzung des RROP 2000

Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Anzahl Vorranggebiete Windenergienutzung gesamt 11 5 Fläche Eignungs- / Vorranggebiete Windenergienut- 48 ha zung RROP 2000 Fläche Vorranggebiete Windenergienutzung gesamt 1.394 ha Anteil Vorranggebiete Windenergienutzung an 0,74 % Landkreisfläche Anteil Vorranggebiete Windenergienutzung an po- 68 % tentiellen Flächen Windenergienutzung ab 30 ha (Referenzflächengröße) Anteil Vorranggebiete Windenergienutzung an 47 % Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung gesamt

Tab. 14: Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung angepasst an neue Rechtsprechung

Ergebnis Festlegung Vorranggebiete Anzahl Vorranggebiete Windenergienutzung gesamt 11 6

Fläche Vorranggebiete Windenergienutzung gesamt ha Fläche Eignungsgebiete Windenergienutzung 67 ha Fläche Vorranggebiete Windenergienutzung gesamt 1.401 ha Anteil Vorranggebiete Windenergienutzung an 0,75 % Landkreisfläche Anteil Vorranggebiete Windenergienutzung an po- 68 69 % tentiellen Flächen Windenergienutzung ab 30 ha (Referenzflächengröße) Anteil Vorranggebiete Windenergienutzung an 46 % Fläche potentielle Flächen Windenergienutzung gesamt

5.4.2 Vergleich RROP 2000 und 1. Änderung RROP 2000, Teiländerung Windenergienutzung Bei den im RROP 2000 ausgewiesenen Vorrangstandorten für Windenergienutzung han- delt es sich um den ► den Vorrangstandort für Windenergienutzung Altenboitzen Nord auf dem Gebiet der Stadt Walsrode sowie ► den Vorrangstandort für Windenergienutzung Tewel auf dem Gebiet der Gemeinde Neuenkirchen.

Vorrangstandort für Windenergienutzung Altenboitzen Nord Der Vorrangstandort für Windenergienutzung Altenboitzen Nord (Stadt Waslrode) ent- spricht dem neu angewendeten Planungskonzept und wird als Vorranggebiet Windener- giegewinnung WA-06-V04 in etwas erweiteter Abgrenzung in die 1. Änderung des Regio- nalen Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis 2000, Teiländerung Wind- energienutzung übernommen. 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergiegewinnung 61

Vorrangstandort für Windenergienutzung Tewel Der Landkreis Heidekreis erkennt an, dass ► die Fläche des Vorrangstandorts für Windenergienutzung Tewel (Gemeinde Neuen- kirchen) in der Ursprungsfassung des RROP 2000 als Vorrangstandort für Windener- gienutzung festgelegt worden ist, ► für den Vorrangstandort Baugenehmigungen für fünf Windenergieanlagen erteilt wor- den sind, auf Grund derer ein Windpark entstanden ist. Trotzdem hat sich der Landkreis Heidekreis entschieden, die Fläche nicht mehr in die von dieser Änderung des RROP festgelegten Flächenkulisse von Vorranggebieten Windener- gienutzung mit der Wirkung von Eignungsgebieten im Sinne von § 8 Abs. 7 Satz 2 ROG aufzunehmen, da die Fläche unter folgende Ausschlusskriterien des neu aufgestellten Planungskonzepts fällt ► Mindestabstand Wohnbebauung im Innenbereich (innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile gem. § 34 Abs. 1 Satz 1 BauGB) 1.000 m und ► Mindestabstand zu sonstiger wohnbaulicher Nutzung im Außenbereich gem. § 35 BauGB 500 m. Die fünf Windenergieanlagen stehen in einem eng gegliederten Landschaftsraum. Im Norden und Osten wird die mit den fünf Windenergieanlagen bestandene Fläche von Wald in einer Entfernung von 100 bis 150 m begrenzt. Südlich der fünf Windenergieanla- gen in einem Abstand von 450 m liegt die Ortslage von Tewel. Westlich der Anlagen be- finden sich einige Einzelhäuser bzw. Splittersiedlungsteile. Auf Grund der räumlichen Ge- gebenheiten und der Größe der Fläche ist fraglich, ob auf dem im RROP 2000 festgeleg- ten Vorrangstandort Windenergienutzung Tewel nach heutigen Gesichtspunkten raumbe- deutsame Windenergieanlagen entstehen können, die den Anforderungen an das vorlie- gende Planungskonzept entsprechen. Der Landkreis Heidekreis stellt bei der Abwägung folgende Aspekte gegenüber: ► Auf den Bestand der errichteten Anlagen wirkt es sich nicht aus, dass die Neufas- sung des RROP für die betreffenden Grundstücke kein Vorranggebiet Windenergie- nutzung mit der Wirkung von Eignungsgebieten mehr festsetzt. Denn dadurch wird in den mit der Genehmigung verbundenen Bestandsschutz nicht eingegriffen. ► Allerdings erkennt der Landkreis Heidekreis das Interesse der Grundstückseigentü- mer und Betreiber daran, bei einem Abgang der jetzt vorhandenen Windenergieanla- gen an deren Stelle neu errichten zu wollen. ► Diesem Interesse steht das Interesse der Öffentlichkeit entgegen, raumbedeutsame Windenergieanlagen nur noch auf solchen Flächen im Kreisgebiet zuzulassen, die den Vorgaben des jetzigen RROP entsprechen. ► Nur auf diese Weise ist die Bündelung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen an relativ wenigen Standorten, die andererseits der privilegierten Windenergienut- zung im Kreisgebiet genügend Substanz gewähren, Rechnung zu tragen und eine darüber hinausgehende Verspargelung der Landschaft zu verhindern. ► Der Gesetzgeber hat die Privilegierungstatbestände des § 35 Abs. Nr. 2 - 6 BauGB von vornherein unter den Planvorbehalt des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB gestellt. Er 62 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergienutzung

hat damit nicht verbindlich entschieden, dass auf jedem beliebigen Außenbereichs- grundstück ein privilegiertes Bauvorhaben zulässig ist. Privilegierte Bauvorhaben hat der Gesetzgeber nur allgemein im Außenbereich für zulässig erklärt, jedoch keine Entscheidung über den konkreten Standort des Vorhabens getroffen. ► Diese Entscheidungen unterliegen zum einen der Steuerung durch die regionale Pla- nungsbehörde und die Gemeinde, zum anderen der Standortprüfung in konkreten bauaufsichtlichen Verfahren an dem Maßstab, ob öffentliche Belange entgegenste- hen.55

5.5 Repowering Repowering bedeutet den Ersatz von vorhandenen, älteren Windenergieanlagen durch neuere, leistungsstärkere Anlagen. Durch das am 01.01.2009 in Kraft getretene, novellier- te EEG sind vorübergehend neue Anreize zum Repowering geschaffen worden. In § 30 EEG (2009) sind die Bedingungen für einen höheren Vergütungsanspruch be- stimmter Windenergieanlagen des Repowering formuliert worden:56 ► Für Strom aus Windenergieanlagen, die im selben oder in einem angrenzenden Landkreis eine oder mehrere bestehende Anlagen endgültig ersetzen, ► die mindestens zehn Jahre nach den ersetzten Anlagen in Betrieb genommen wor- den sind und ► deren Leistung mindestens das Zweifache und maximal das Fünffache der ersetzten Anlagen beträgt. Durch die EEG-Novelle 2014 ist der sogenannte Repowering-Bonus wieder entfallen. Mit dem Repowering verbundene Vorteile sind dennoch ► eine effiziente, klima- und umweltfreundliche Stromprduktion, ► eine Steigerung des Energieertrags, ► eine bessere Ausnutzung der verfügbaren Standorte durch die Erhöhung der instal- lierten Leistung sowie ► eine Entlastung des Landschaftsbildes durch den Einsatz von weniger, leistungsstär- kerer Anlagen. Für den Ersatz von alten Windenergieanlagen durch leistungsstärkere neuere Anlagen gelten dieselben Regeln wie für die Neuerrichtung von Anlagen. Daher sind durch Repowering raumbedeutsame Windenergieanlagen in den festgelegten Vorranggebieten Windenergienutzung zulässig. Außerhalb der Vorranggebiete Windenergienutzung sind diese nicht zulässig.57

55 BVerwG, Urteil vom 20.01.1984, 4 C 43.81. OVG Lüneburg, Urteil vom 28.01.2010, 12 KN 65/07, S 17. S. Gatz 2009, S. 85-86, Rd.-Nr. 179. 56 S. Gatz 2009, S. 202, Rd.-Nr. 465. 57 S. Gatz 2009, S. 202, Rd.-Nr. 466. 5. Ermittlung Vorranggebiete Windenergiegewinnung 63

Durch Repowering bietet sich die Möglichkeit58 ► einzelne im Außenbereich gelegene Windenergieanlagen innerhalb der ausgewiese- nen Vorranggebiete in Windparks räumlich zusammenzufassen und ► durch eine neue Standortauswahl einen Beitrag zur Vermeidung von Immissionen zu Lasten benachbarter Wohnbebauung zu leisten und ► den Ausbau der erneuerbaren Energien zu unterstützen. Auf Grund der dargestellten Möglichkeiten des Repowering und der damit verbundenen positiven Auswirkungen auf den Planungsraum wird empfohlen, die ausgewiesenen Vor- ranggebiete Windenergienutzung NE-01-V04 in der Gemeinde Neuenkirchen und WA-06- V04 auf dem Gebiet der Stadt Walsrode, unter dem Aspekt des Repowering in der weite- ren Planung zu verfolgen.

5.6 Zusammenfassung - Festlegung Vorranggebiete Windenergienutzung Insgesamt lässt die vorliegende Planung des RROP bei einer Landkreisfläche von 187.300 ha eine Vorrangfläche für die Nutzung durch raumbedeutsame Windenergieanla- gen von 1.401 ha zu. Das entspricht 0,75 % der gesamten Landkreisfläche. Zusammen mit den Vorrangflächen für nicht raumbedeutsame Windenergieanlagen, die die Gemeinden innerhalb des Kreisgebietes durch ihre Flächennutzungspläne zulassen, wird damit der gesetzlich privilegierten Windenergienutzung im Kreisgebiet substantieller Raum geschaffen. Dabei ist die besondere Situation des Landkreis Heidekreis zu berücksichtigen, der das Zentrum der überregional bedeutsamen Tourismusregion Lüneburger Heide (Zitat Ziffer 2.3 03 Satz 10 LROP 2008) bildet. Sie ist neben großen Vorranggebieten für Erholung durch große Natur- und Landschaftsschutzgebiete geprägt. Außerdem sind im Landkreis- gebiet besonders große Waldflächen (50.472 ha) und Manövergebiete (30.182 ha) vor- handen, die für die privilegierte Nutzung durch raumbedeutsame und nicht raumbedeut- same Windenergieanlagen nicht in Betracht kommen. Wenn die Änderung des RROP trotz dieser einschränkenden Gegebenheiten 0,75 % des gesamten Kreisgebietes als Vorrangflächen für raumbedeutsame Windenergieanlagen festsetzt, leistet der Heidekreis damit einen angemessenen Beitrag zur substantiellen Entwicklung der Windenergie. Eine umfängliche Festlegung von geeigneten Vorrangsflä- chen bietet sich nach Einschätzung des Heidekreises demgegenüber nicht an.

58 S. Gatz 2009, S. 203, Rd.-Nr. 468. 64 L I T E R A T U R

L I T E R A T U R

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Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Für den Naturschutz wertvolle Bereiche. Ohne Jahr (2). Information aus dem Internet un- ter: www.nlwkn.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): EU-Vogelschutzgebiete. Ohne Jahr (3). Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Natura 2000 / Biotopschutz. Ohne Jahr (4). Information aus dem Internet unter: www.nlwkn.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.):: Naturschutz und Windenergie: Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglich- keitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen. 3. Auflage Stand 2009, Hannover. Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.):: Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen. Stand Juli 2007. Niedersächsischer Landkreistag (NLT) (Hrsg.):: Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen. Stand Mai 2005. Spannowsky, Willy, Theophil Weick und Herbert Gouverneur: Raumordnerische Steuerung von Windenergienutzung im Lichte aktueller Rechtsspre- chung. – In: UPR 5 / 2004.

66 R E C H T S- U N D V E R W A L T U N G S V O R S C H R I F T E N

R E C H T S- U N D V E R W A L T U N G S V O R S C H R I F T E N

4. BImSchV: Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen vom 2. Mai 2013 (BGBl. I S. 973, 3756), die durch Artikel 3 der Verordnung vom 28. April 2015 (BGBl. I S. 670) geändert worden ist. BNatSchG: Bundesnaturschutzgesetz – Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege in der Fas- sung vom 07.08.2013. DFS Deutschen Flugsicherung: Allgemeine Verwaltungsvorschriften zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen vom 24. April 2007 (NfL I 143/07). FStrG: Bundesfernstraßengesetz vom 06.08.1953, neugefasst durch Bek. v. 28. Juni 2007 (BGBl. I S. 1206). LROP 2008: Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) vom 8. Mai 2008 (Nds. GVBl. S.132). LROP 2012: Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) vom 8. Mai 2008 (Nds. GVBl. S.132), zuletzt geändert durch Verordnung vom 24. September 2012 (Nds. GVBl. S.350). NAGBNatSchG: Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz v. 19. 02. 2010. NROG: Niedersächsisches Gesetz über Raumordnung und Landesplanung in der Fassung vom 7. Juni 2007. NROG: Niedersächsisches Gesetz über Raumordnung und Landesplanung vom 18. Juli 2012 (Nds. GVBl. S. 252), geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 25. Juni 2014 (Nds. GVBl. S. 168). NStrG: Niedersächsisches Straßengesetz vom 24. September 1980 (Nds. GVBl. S. 359 - VORIS 92100 01 00 00 000 -). NWaldLG: Niedersächsisches Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung vom 21. März 2002 (Nds. GVBl. S. 112 - VORIS 79100 -), zuletzt geändert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 10. November 2005 (Nds. GVBl. S. 334). NWG: Niedersächsisches Wassergesetz (NWG) vom vom 19. Februar 2010 (Nds. GVBl. 2010, 64 - VORIS 28200 03 -), verkündet als Artikel 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Nie- dersächsischen Wasserrechts vom 19. Februar 2010 (Nds. GVBl. S. 64). R E C H T S- U N D V E R W A L T U N G S V O R S C H R I F T E N 67

ROG: Raumordnungsgesetz vom 18. August 1997 (BGBl. I S. 2081, 2102), zuletzt geändert durch Artikel 9 Nr. 2 Satz 2 der Verordnung vom 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986). TA Lärm: Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm, Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz vom 26. August 1998 (GMBl. Nr. 26 vom 28.08.1998 S. 503). WHG: Wasserhaushaltsgesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), zuletzt geändert durch Arti- kel 2 des Gesetzes vom 15. November 2014 (BGBl. I S. 1724). E N T S C H E I D U N G E N 68

E N T S C H E I D U N G E N

BVerwG: Urteil vom 21.10.1999 – 4 C 1.99. BVerwG: Urteil vom 17.12.2002 – 4 C 15.01. BVerwG: Urteil vom 13.03.2003 – 4 C 4/02. BVerwG: Urteil vom 29.08.2007 – 4 C 2/07-, NVwZ 2008. BVerwG: Urteil vom 11.10.2007 – 4 C 7/07. BVerwG: Urteil vom 24.01.2008 – 4 CN 2/07-, NVwZ 2008. BVerwG: Urteil vom 15.09.2009 – 4 BN 25.09. BVerwG: Urteil vom 29.03.2010 – 4 BN 65.09. BVerwG: Urteil vom 13.12.2012 – 4 CN 1.11. BVerwG: Urteil vom 11.04.2013 – 4 CN 1.12. OVG Berlin-Brandenburg: Urteil vom 24.02.2011 - 2 A 2.09; NuR 2011. OVG Lüneburg: Urteil vom 29.4.2004 - 1 LB 28/04 – BRS 67 Nr. 101. OVG Lüneburg: Urteil vom 28.3.2006 – 9 LC 226/03 – ZfBR 2006, 794 = BRS 70 Nr. 35 (2006). OVG Lüneburg: Urteil vom 13.06.2007 - 12 LB 25/07 und 12 LC 36/07, ZfBR 2007. OVG Lüneburg: Urteil vom 11.07.2007 - 12 LC 18/07. OVG Lüneburg: Urteil vom 09.10.2008 - 12 KN 35/07, ZfBR 2009. OVG Lüneburg: Urteil vom 28.01.2010, 12 KN 65/07. OVG Lüneburg: Urteil vom 12.12.2012, 12 KN 311/10. E N T S C H E I D U N G E N 69

OVG Lüneburg: Urteil vom 17.10.2013, 12 KN 277/11. OVG Magdeburg: Urteil vom 16.06.2005 - 2 L 533/02 - JMBl LSA 2006. OVG Münster: Urteil vom 30.11.2001, 7 A 4857/00. OVG Münster: Urteil vom 01.07.2013, 2 D 46/12. VG Lüneburg: Urteil vom 8.7.2003 - 2 A 62/02 - juris..

Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungs- programms für den Landkreis Heidekreis

Umweltbericht

September 2015

Umweltbericht im Rahmen der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Landkreis Heidekreis

Entwurf

Hinweis:

Der vorliegende Umweltbericht bezieht sich auf den Stand der zeichnerischen und textlichen Festlegungen aus der beschreibenden Darstellung/Begründung der Neuauf- stellung des RROP Landkreis Heidekreis, der bis zum Zeitpunkt der Umweltprüfung vorgelegen hat. Es besteht die Möglichkeit, dass sich im weiteren Planungsprozess Änderungen in den Festlegungen ergeben. Eine Prüfung der Umweltauswirkungen bisher noch nicht vorliegender Festlegungen bzw. von Änderungen erfolgt bei Bedarf im weiteren Verlauf des Planungsprozesses.

Erstellt durch

Stiftstr. 12 - 30159 Hannover Tel: (0511) 51 94 97 81 (Fax: -83) [email protected]

Projektleitung: Dipl.-Ing. Dietrich Kraetzschmer

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Dietrich Kraetzschmer Dipl.-Geogr. Martina Laske Dipl.-Ing. Dagmar Egge M.Sc. Robin Hüskes M.Sc. Anja Prochnow Cand. B.Sc. Julian Walter

Kartographie: M.Sc. Robin Hüskes Dipl.-Geogr. Martina Laske

I

Umweltbericht im Rahmen der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Landkreis Heidekreis

Gliederung

1 Einleitung ...... 1 1.1 Rechtsgrundlage, Verfahrensschritte und Ziele der Umweltprüfung ...... 1 1.1.1 Rechtsgrundlage und Ziele...... 1 1.1.2 Verfahrensschritte der Umweltprüfung und Inhalte des Umweltberichts ...... 1 1.1.3 Schutzgüter der Umweltprüfung ...... 2 1.1.4 Dokumentation der Prüfung der Umweltauswirkungen ...... 4 1.2 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Landkreis Heidekreis ...... 5 1.3 Für das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Heidekreis relevante Ziele des Umweltschutzes ...... 7 1.4 Durchführung der Umweltprüfung und verwendete Datengrundlagen ...... 10 1.4.1 Vorgehensweise bei der Prüfung von Umweltauswirkungen ...... 10 1.4.2 Datengrundlage ...... 13 1.5 FFH-Verträglichkeitsprüfung ...... 14 2 Umweltzustand und Status-Quo-Prognose bei Nichtumsetzung ... 15 2.1 Überblick ...... 15 2.2 Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit ..... 15 2.3 Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt ...... 17 2.4 Boden ...... 19 2.5 Wasser ...... 20 2.6 Klima und Luft ...... 22 2.7 Landschaft ...... 22 2.8 Kultur- und sonstige Sachgüter ...... 24 3 Prognose voraussichtlich erheblicher Umweltauswirkungen der Festlegungen des RROP-Entwurfs 2015 ...... 25 3.1 Ziele und Grundsätze zur gesamträumlichen Entwicklung des Landkreises Heidekreis ...... 25 3.1.1 Entwicklung der räumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis ...... 25 3.1.2 Einbindung in die norddeutsche und europäische Entwicklung ...... 25 3.2 Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur ...... 25 3.2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur ...... 25 3.2.1.1 Schwerpunkt- und Entwicklungsaufgaben ...... 26 3.2.1.2 Vorranggebiete industrielle Anlagen ...... 26 3.2.2 Entwicklung der Zentralen Orte ...... 26 3.2.3 Entwicklung der Versorgungsstrukturen ...... 26

II

3.3 Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen ...... 27 3.3.1 Entwicklung eines landesweiten Freiraumverbundes und seiner Funktionen ...... 27 3.3.1.1 Elemente und Funktionen des landesweiten Freiraumverbundes ...... 27 3.3.1.2 Bodenschutz ...... 27 3.3.1.3 Natur und Landschaft ...... 27 3.3.1.4 Natura 2000 ...... 28 3.3.1.5 Entwicklung der Großschutzgebiete ...... 28 3.3.1.6 Kulturlandschaften und kulturelle Sachgüter ...... 29 3.3.2 Entwicklung der Freiraumnutzungen ...... 29 3.3.2.1 Landwirtschaft ...... 29 3.3.2.2 Forstwirtschaft ...... 30 3.3.2.3 Rohstoffgewinnung ...... 31 3.3.2.4 Landschaftsgebundene Erholung ...... 53 3.3.2.5 Wassermanagement, Wasserversorgung, Küsten- und Hochwasserschutz ...... 55 3.4 Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der technischen Infrastruktur und der raumstrukturellen Standortpotenziale ...... 57 3.4.1 Mobilität, Verkehr, Logistik ...... 57 3.4.1.1 Entwicklung der technischen Infrastruktur, Logistik ...... 57 3.4.1.2 Schienenverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Fahrradverkehr ...... 57 3.4.1.3 Straßenverkehr ...... 58 3.4.1.4 Luftverkehr ...... 59 3.4.2 Energie ...... 59 3.4.3 Sonstige Standort- und Flächenanforderungen ...... 60 3.4.3.1 Altlasten ...... 60 3.4.3.2 Militärische Verteidigung ...... 60 3.4.3.3 Abfallwirtschaft ...... 61 3.5 Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung des RROP 2015 auf die Umwelt ...... 61 4 Gesamtbetrachtung ...... 63 4.1 Teilräumliche Kumulation von Umweltauswirkungen unterschiedlicher Festlegungen ...... 63 4.2 Allgemein verständliche, nichttechnische Zusammenfassung ...... 63 5 FFH-Verträglichkeit ...... 66 5.1 Rechtliche Grundlagen und Durchführung der FFH- Verträglichkeitsprüfung ...... 66 5.2 Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitsprüfung ...... 67 6 Verwendete Literatur und Informationsgrundlagen ...... 94

III

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Verfahrensschritte der Umweltprüfung ...... 2

Tab. 2: Inhalte des Umweltberichtes gemäß Anlage 1 zu § 9 Abs. 1 ROG ...... 4

Tab. 3: Bedeutsame querschnittsorientierte Ziele des Umweltschutzes ...... 7

Tab. 4: Bedeutsame schutzgutbezogene Ziele des Umweltschutzes...... 8

Tab. 5: Struktur der Dokumentation für die Teilprüfungen ...... 12

Tab. 6: Zusammenstellung der Datengrundlagen ...... 13

Tab. 7: Berücksichtigung des Schutzgut Menschen in der Umweltprüfung ...... 16

Tab. 8: Berücksichtigung des Schutzgutes Tiere und Pflanzen in der Umweltprüfung ...... 17

Tab. 9: Berücksichtigung des Schutzgutes Boden in der Umweltprüfung ...... 20

Tab. 10: Berücksichtigung des Schutzgutes Wasser in der Umweltprüfung ...... 21

Tab. 11: Berücksichtigung des Schutzgutes Klima und Luft in der Umweltprüfung ...... 22

Tab. 12: Berücksichtigung des Schutzgutes Landschaft in der Umweltprüfung ...... 23

Tab. 13: Berücksichtigung des Schutzgutes Kulturgüter in der Umweltprüfung ...... 24

Tab. 14: Tabellenvorlage für stark konzentrierte Ergebnisse der gebietsbezogenen Umweltprüfung für die VR / VB Rohstoffgewinnung ...... 33

II

Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

1 Einleitung

1.1 Rechtsgrundlage, Verfahrensschritte und Ziele der Umweltprü- fung

1.1.1 Rechtsgrundlage und Ziele Der Landkreis Heidekreis als Träger der Regionalplanung stellt gemäß §§ 7 - 10 des Raumord- nungsgesetzes (ROG) bzw. der §§ 4 - 6 und 8 des Niedersächsischen Raumordnungsgesetzes (NROG) sein Regionales Raumordnungsprogramm (RROP), datierend aus dem Jahr 2000, neu auf (Kreistagsbeschluss v. 08.07.2005). Die allgemeinen Planungsabsichten zur Neuaufstellung des RROP sind am 30.09.2005 bekannt gegeben worden. Gemäß § 9 des ROG ist bei der Aufstellung oder Änderung eines Raumordnungsplans eine Um- weltprüfung (UP) durchzuführen. Generelles Ziel der Umweltprüfung ist es, im Hinblick auf die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ein hohes Umweltschutzniveau sicherzustellen und dazu beizutragen, dass Umwelterwägungen bei der Ausarbeitung und Annahme von Plänen und Programmen einbezogen werden u. a. • als Beitrag zur wirksamen Umweltvorsorge durch europaweit einheitliche Verfahrensrege- lungen für diese Prüfung, • zur frühzeitigen, d.h. planungsbegleitenden Integration von Umweltbelangen in Planungs- und Entscheidungsprozesse, • um eine angemessene Prüfung von Planungsalternativen, unter Berücksichtigung von kumu- lativen und synergetischen Umweltauswirkungen sicher zu stellen, • um EU-weit ein hohes Niveau hinsichtlich der Dokumentations-, Beteiligungs- und Begrün- dungspflichten zu erreichen und gleichzeitig einen effizienteren Planungsrahmen für die Wirtschaft zu schaffen. Aus § 9 ROG und in Zusammenhang mit den vorgenannten Zielen leiten sich folgende Anforde- rungen an die Umweltprüfung ab: • Bei der Prüfung der Umweltauswirkungen sind die voraussichtlichen erheblichen Auswirkun- gen infolge der Neuaufstellung des RROP und der in Betracht kommenden anderweitigen Planungsmöglichkeiten auf die Schutzgüter Menschen, einschließlich der menschlichen Ge- sundheit, Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Klima / Luft und Land- schaft, Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie Wechselwirkungen zwischen den vorge- nannten Schutzgütern zu ermitteln und zu bewerten. Es sind sowohl erheblich negative als auch deutlich positive Umweltauswirkungen zu berücksichtigen. • Die Ergebnisse sind in einem Umweltbericht frühzeitig und strukturiert zu dokumentieren (§ 9 Abs. 1 ROG). Nach Anlage 1 zu § 9 Abs. 1 sind hierbei Möglichkeiten der Vermeidung, Ver- ringerung sowie Hinweise zur Ausgleichbarkeit anzugeben. • Unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen der Durchführung des Plans sollen frühzeitig ermittelt werden um in der Lage zu sein, geeignete Maßnahmen zur Abhilfe zu ergreifen (Überwachung gem. § 9 Abs. 4 ROG). Der Umweltbericht dokumentiert die Ergebnisse des planungsintegrierten Prüfprozesses. Kern- bestandteil des Umweltberichts ist die Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen des Programms und seiner Festlegungen.

1.1.2 Verfahrensschritte der Umweltprüfung und Inhalte des Umweltberichts Die Umweltprüfung wird als unselbständiger Teil des Aufstellungsverfahrens in die Verfahrens- schritte zur Aufstellung des RROP integriert. Die Verfahrensschritte für die Durchführung einer Umweltprüfung für Raumordnungspläne ergeben sich aus Anlage 1 zu § 9 Abs.1 ROG (vgl. Tab. 1).

1 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Tab. 1: Verfahrensschritte der Umweltprüfung

Verfahrensschritt der Hinweise zur Durchführung Umweltprüfung Vorprüfung des Einzelfalls gem. § 9 Abs. Eine Vorprüfung des Einzelfalls (Screening) war nicht durchzu- 2 NROG bei geringfügigen Änderungen, führen, da zweifelsfrei eine SUP-Pflicht besteht. um ggf. eine Ausnahme von der Prüfpflicht festzulegen. Festlegung des Untersuchungsrahmens Zur Beteiligung der in ihrem Aufgabenbereich berührten Behör- der Umweltprüfung und zum Umfang und den sowie von Umweltverbänden bei der Festlegung des Unter- Detaillierungsgrad des Umweltberichts suchungsrahmens wurde eine schriftliche Beteiligung durchge- gem. § 9 Abs. 1 ROG unter Beteiligung der führt (Schreiben des Landkreis Heidekreis vom 15.06.2015). öffentlichen Stellen, deren umwelt- oder Sie wurden ausgewertet und sind bei der Erarbeitung des Um- gesundheitsbezogener Aufgabenbereich weltberichts als Basis für die Ermittlung und Bewertung der Um- von Umweltauswirkungen des Raumord- weltauswirkungen des Plans berücksichtigt worden. nungsplans berührt werden kann. Erarbeitung des Umweltberichts gemäß Im Umweltbericht werden gemäß § 9 Abs. 1 und Anlage 1 ROG § 9 Abs. 1 und Anlage 1 ROG sowie § 10 Abs. 3 NROG die voraussichtlichen erheblichen Auswirkungen der Planung sowie vernünftiger Planungsalterna- tiven dargestellt und bewertet. Der hier vorliegende Umweltbericht zur Neuaufstellung des RROP dokumentiert die Ergebnisse der Ermittlung und Bewer- tung von Umweltauswirkungen. Behörden- und Öffentlichkeitsbeteili- Gegenstand der Beteiligung sind der Entwurf der Neuaufstellung gung sowie grenzüberschreitende Betei- des RROP mit Begründung und der Umweltbericht. Die Neuauf- ligung (§§ 9-10 ROG, § 10 NROG). stellung des RROP durchläuft einen umfassenden Abstim- mungs- und Beteiligungsprozess, in dem die Öffentlichkeit, Kommunen, sonstige öffentliche Stellen, Verbände, ggf. Nach- barländer und -staaten1 ihre Belange und Interessen in die Pla- nung einbringen können. Berücksichtigung der im Beteiligungs- Der Umweltbericht und die dazu vorgebrachten Stellungnahmen verfahren abgegebenen Stellungnahmen werden in der Abwägung und bei der Beschlussfassung über die bei der planerischen Abwägung und Ent- Neuaufstellung des RROP berücksichtigt. Die Berücksichtigung scheidung (§ 10 Abs. 1 ROG) sowie Erar- der Stellungnahmen begründet sich zugleich aus den Anforde- beitung einer zusammenfassenden Erklä- rungen an eine sachgerechte Abwägung. rung zur Bekanntgabe der Neuaufstel- Die zusammenfassende Erklärung dokumentiert die Berücksich- lung des RROP (§ 11 ROG). tigung des Umweltberichts inklusive der im Beteiligungsverfah- ren abgegebenen Stellungnahmen bei der planerischen Abwä- gung und Entscheidung über die Neuaufstellung. Zudem erfolgt eine Darstellung zu geplanten Überwachungsmaßnahmen. Abschließend wird die Neuaufstellung des RROP bekannt ge- macht. Überwachung der Auswirkungen der Die Überwachung (Monitoring) erfolgt während der Durchführung Plandurchführung auf die Umwelt (Monito- des neuaufgestellten RROP. Sie soll einer Nachkontrolle der im ring, § 9 Abs. 4 ROG). Umweltbericht getroffenen Annahmen und Prognosen zur Erheb- lichkeit der Umweltauswirkungen dienen. Ein Schwerpunkt des Monitorings soll auf unvorhergesehenen nachteiligen Umwelt- auswirkungen liegen, um frühzeitig geeignete Abhilfemaßnah- men ergreifen zu können.

1.1.3 Schutzgüter der Umweltprüfung Folgende Umweltgüter sind zu betrachten: • Das Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit wird durch die Sied- lungsbereiche (einschl. vorgesehener Erweiterungen) abgebildet, die – mit Ausnahme groß- flächiger Gewerbe- bzw. Industriegebiete – aus überörtlichem Blickwinkel Wohn- und Woh-

1 Eine grenzüberschreitende Beteiligung wird nur erforderlich, sofern bei der Durchführung des Plans erhebliche Umwelt- auswirkungen auf einen Nachbarstaat auftreten können.

2 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

numfeldfunktion besitzen. Außerhalb der Ortslagen sind die für die Erholung genutzten Be- reiche von Bedeutung. Weiterhin sind sauberes Trinkwasser, saubere Luft, unbelastetes Klima, Lärmfreiheit und die Möglichkeit der landschaftsbezogenen Erholung von wesentlicher Bedeutung. Im weiteren Text wird nur noch der Mensch genannt, dies schließt die menschliche Gesund- heit mit ein. • Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt: Die Bundesrepublik Deutschland hat sich zum Erhalt der Arten- und Lebensraumvielfalt (Individuen, Populationen und Arten der Fauna und Flora, sowie biologische Vielfalt als Bestandteil der Lebensraumvielfalt) in internationalen Abkommen verpflichtet und ist darüber hinaus als Mitgliedsstaat der Europäischen Union aufgefordert, einen Beitrag zum Schutzsystem „Natura 2000“ zu leisten. Die internationalen und europäischen Abkommen und Rechtsverpflichtungen – u. a. die 1994 völkerrechtlich in Kraft getretene Biodiversitätskonvention - finden ihre nationale und landesrechtliche Veran- kerung insbesondere in den Naturschutzgesetzen des Bundes und des Landes Niedersach- sen. Weitere Ziele des Umweltschutzes sind auf Landesebene sowie auf regionaler Ebene festgelegt. Im weiteren Umweltbericht wird das Begriffspaar „Arten und Biotope“ synonym für das Schutzgut Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt verwendet. • Die Böden sind ein empfindliches Teilsystem unserer Umwelt, das es zu schützen gilt: Bö- den sind Lebensraum und Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen. Sie wirken als Filter für das Grundwasser, speichern Nährstoffe und wandeln Stoffe um. Damit kommt ihnen eine Schlüsselrolle im Umweltschutz zu. Die Böden unterscheiden sich in Abhängigkeit von ihrem Ausgangsgestein, dem Relief, dem Wasserhaushalt und Klima voneinander. • Wasser: Das Grundwasser ist wichtiger Bestandteil des Naturhaushalts. Der Grundwasserflurabstand und dessen Nährstoffgehalt wirkt sich maßgeblich auf die Ausbildung von Biotopen aus und im Hinblick auf dessen Nutzbarkeit als Trink- und Brauchwasser ist das Grundwasser eine unersetzbare, wertvolle Ressource. Die Oberflächengewässer sind zum einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen , sie weisen jedoch auch wichtige Funktionen im Wasserhaushalt auf, Retentionsräume bzw. die ange- messen Ausgestaltung der Gewässer inklusive der Aue bewirken nicht nur einen schadfreien Hochwasserabfluss, sondern sind auch Voraussetzung für dynamische Biotopentwicklungen, die für die Funktionalität des Naturhaushalts essenziell sind. • Klima / Luft: Von Bedeutung sind die Teilaspekte Klimaschutz / Klimawandel, Luftreinhaltung sowie die klimaökologischen Raumfunktionen vgl. RROP Entwurf Kap. 3.1.1 Nr. 01, 02 u. 05:

Klimaschutz: Im Kyoto-Protokoll von 1997 hat sich die Europäische Union verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen in der Zeit von 2008 bis 2012 insgesamt um mindestens 8 % unter das Niveau von 1990 zu senken (Deutschland: 21 %). Die entsprechende EU-Richtlinie vom 13.10.2003 wurde 2004 u. a. mit dem Gesetz über den nationalen Zuteilungsplan für Treib- hausgas-Emissionsberechtigungen in der Zuteilungsperiode 2005 bis 2007 (Zuteilungsge- setz) in deutsches Recht umgesetzt. Ein rechtlich festgelegtes, quantifiziertes CO2- Emissionsziel für Niedersachsen gibt es nicht. Luftreinhaltung: Aufgrund des schwerpunktmäßigen Raum- bzw. Flächenbezuges der Rege- lungen des RROP-Entwurfs spielt die Luftreinhaltung im Rahmen der Umweltprüfung keine herausgehobene Rolle. Gleichwohl gehört die Sicherung der Luftqualität zu den grundlegen- den Zielen der Raumordnung (§ 2 Abs. 2 Nr. 8 ROG). Klimaökologische Raumfunktionen spielen für gesunde Lebensverhältnisse insbesondere urbanisierter Bereiche eine erhebliche Rolle. • Landschaft: Jede Landschaft - als Gesamtheit der in einem Raum vorhandenen natürlichen und durch den Menschen gebildeten Strukturen sowie Prozesse - verfügt über charakteristi- sche Eigenschaften. Diese Eigenart der Landschaft ist sowohl für den Naturhaushalt (vgl. Schutzgüter Boden, Wasser, Klima, Luft, Tiere und Pflanzen ) als auch für das Schutzgut Landschaft bedeutend. Als Landschaftsbild wird die sinnliche Wahrnehmung der Landschaft durch den Menschen hinsichtlich der visuellen Wahrnehmung, Geruch und Hören betrachtet. Landschaftsbildprägend ist das naturraumspezifische Zusammenspiel der natürlichen Ge- ländeformen, der standortbedingten, historisch gewachsenen landschaftstypischen Nut-

3 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

zungsstrukturen und der davon abhängigen Flora und Fauna, sowie als störend empfundene Anlagen und Nutzungen. • Kulturgüter und sonstige Sachgüter: Das kulturelle Erbe, einschließlich der architektonisch wertvollen Bauten und der archäologischen Schätze unterliegt zur Wahrung des Erbes ver- gangener Zeiten einem besonderen Schutz. Über das einzelne Objekt oder Ensemble hinaus können auch Landschaftsteile betroffen sein, die mit dem Schutzgut eine Einheit bilden. Auf- grund räumlicher Ausstrahlung kann zusätzlich ein angemessener Umgebungsschutz zu be- achten sein. Auch ganze Landschaften können aufgrund der historischen Kontinuität der Landnutzung schutzwürdig sein (s. Landschaft). Es sind nicht nur formell geschützte Objekte zu beachten sondern grundsätzlich Relikte früherer Nutzungen und Bräuche bzw. Kulturen. Hinzu kommt der Schutz des Bodens als kulturgeschichtliches Archiv (BBodSchG). Als Kul- turgüter sind für die Regionalplanung und den Umweltbericht insbesondere archäologische Fundstellen, kulturhistorische Elemente und Nutzungsformen außerhalb der Ortslagen von Bedeutung. Die Berücksichtigung von Sachgütern erfolgt i. A. im Rahmen volkswirtschaftlich ausgerichte- ter Bewertungen, nicht im Rahmen umweltbezogener Abwägungsbausteine. Nur sofern mit Auswirkungen auf Sachwerte gerechnet wird, die ihrerseits zu umweltbezogenen Folgewir- kungen führen, kann dies im Rahmen der Umweltprüfung relevant sein. Beispiel: ein geplan- ter Rohstoffabbau würde die Verlegung einer Straße nach sich ziehen. • Wechselwirkungen zwischen den vorgenannten Schutzgütern: Die zu den Schutzgütern dar- gestellten Umweltbestandteile sind in vielfältiger Weise miteinander verflochten. Unter Wechselwirkungen werden verstanden: • Wirkbeziehungen zwischen den einzelnen, das jeweilige Schutzgut kennzeichnenden Wert- und Empfindlichkeitsmerkmalen sowie • Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Schutzgütern. Im Hinblick auf die Umweltprüfung sind Wechselwirkungen von Bedeutung, die zu Wirkungs- verstärkung, -abschwächung oder -verlagerung von Belastungen zwischen den Schutzgütern führen können. Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern treten generell auf. Hierzu zählen Wechselbeziehungen zwischen den Merkmalen der Schutzgüter Boden und Wasser im Hinblick auf die Entwässerungsempfindlichkeit des Bodens, die Grundwasserneubil- dungsrate und die Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers. So können stoffliche Belastungen der Böden (Altlasten) zu einer schwerwiegenden und u. U. ausgedehnten Be- lastung des Grundwassers führen. Ein anderer Typ von Wechselwirkungen tritt besonders in Landschaften auf, in denen eine gesteigerte Dynamik der abiotischen Bedingungen besteht, wie dies beispielsweise aufgrund der Wasserverhältnisse in Flusstälern der Fall ist. Die Raumordnung berücksichtigt Wechselwirkungen bereits aufgrund ihrer generellen Quer- schnittsorientierung. Mediale Umweltziele und deren Umsetzung über raumordnerische In- strumente wie Vorrang- und Vorbehaltsgebiete entfalten daher meist eine Wirkung auf unter- schiedliche Schutzgüter.

1.1.4 Dokumentation der Prüfung der Umweltauswirkungen Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Aufbau dieses Umweltberichtes.

Tab. 2: Inhalte des Umweltberichtes gemäß Anlage 1 zu § 9 Abs. 1 ROG

Umsetzung innerhalb Inhalt des Umweltberichts gemäß Anlage 1 zu § 9 Abs. 1 ROG des vorliegenden Um- weltberichts in: Der Umweltbericht nach § 9 Abs. 1 ROG besteht aus 1. einer Einleitung mit folgenden Angaben: Kapitel 1 a) Darstellung der in den einschlägigen Gesetzen und Plänen festgeleg- Kapitel 1.1 ten Ziele des Umweltschutzes, die für das RROP des Landkreis Hei- dekreis von Bedeutung sind, und der Art, wie diese Ziele und die Um- weltbelange bei der Aufstellung berücksichtigt wurden b) Methodik und Aufbau der Umweltprüfung Kapitel 1.2

4 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Umsetzung innerhalb Inhalt des Umweltberichts gemäß Anlage 1 zu § 9 Abs. 1 ROG des vorliegenden Um- weltberichts in: 2. einer Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen, die in Kapitel 2 der Prüfung der Umweltauswirkungen nach § 9 Abs. 1 ermittelt wur- den, mit Angaben über a) die Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Kapitel 2.1 - Umweltzustands, einschließlich der Umweltmerkmale der Gebiete, die Kapitel 2.8 voraussichtlich erheblich beeinflusst werden, b) Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern Kapitel 2.9 3. einer Prognose der Umweltauswirkungen mit Kapitel 3 a) Grundsätzen und Zielen b) Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich nach- teiliger Auswirkungen Kapitel 3.1 c) in Betracht kommenden anderweitigen Planungsmöglichkeiten, wobei Kapitel 3.4 die Ziele und der räumliche Geltungsbereich des RROP berücksichtigt wurden d) Auswirkungen bei Fortgeltung des RROP 2000 4. einer Gesamtbetrachtung: Kapitel 4 a) Kumulation unterschiedlicher Festlegungen Kapitel 4.1 b) Summarische Betrachtung Kapitel 4.2 5. Ergebnis der FFH-Verträglichkeitsprüfung Kapitel 5

1.2 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Landkreis Heidekreis

Das RROP für den Landkreis Heidekreis als zusammenfassender, übergeordneter Raumord- nungsplan dient in Umsetzung der Raumordnungsgesetze des Bundes sowie des Landes Nie- dersachsen der Zielsetzung, raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen durch Abstimmung zu entwickeln, zu ordnen und zu sichern. Die unterschiedlichen Anforderungen an den Raum werden aufeinander abgestimmt. Zur Sicherung künftiger Entwicklungsmöglichkeiten wird Vor- sorge für einzelne Raumfunktionen und Raumnutzungen getroffen. Entsprechend dieser Quer- schnittsaufgabe enthält das RROP gleichermaßen Entwicklungskomponenten, Ordnungsziele und Sicherungsmaßnahmen im Sinne einer vorsorgenden Raumplanung. Die Aussagen erfolgen entsprechend §§ 3 und 4 ROG als textliche oder zeichnerische Festlegungen in Form von Zielen und Grundsätzen der Regionalplanung. Der neu aufgestellte Plan tritt an die Stelle des geltenden RROP 2000, der ohne eine Neuaufstellung seine Gültigkeit verlieren würde. Die Neuaufstellung des RROP bezieht sich in umfassender Weise auf sämtliche Regelungsberei- che der Regionalplanung. Dies sind: 1. Ziele und Grundsätze zur gesamträumlichen Entwicklung des Landkreises (Abschnitt 1). 2. Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur, mit den Schwerpunkten Siedlungsentwicklung und Standortfunktionen sowie Entwicklung der Ver- sorgungsstrukturen (Abschnitt 2). Die textlichen Festlegungen haben teils gesamt- oder teil- räumlichen Bezug, teils enthalten sie auf Gemeindeebene konkretisierte Aussagen, teils werden auch raumkonkrete/gebietsscharfe zeichnerische Festlegungen getroffen. 3. Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen (Ab- schnitt 3). Der Schwerpunkt zur Entwicklung eines regionalen Freiraumverbundes und seiner Funktionen stellt die entsprechenden Anforderungen dar und legt teils raumkonkret regionale

5 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Ziele des Freiraumschutzes fest. Der Schwerpunkt zur Entwicklung der Freiraumnutzungen konkretisiert die räumlichen Anforderungen der Land- und Forstwirtschaft, der Rohstoffge- winnung, von Erholung und Tourismus sowie der Wasserwirtschaft (Oberflächengewässer, Grundwasser, Trinkwasser, vorbeugender Hochwasserschutz). Die raumkonkreten Festle- gungen beziehen sich einerseits auf die konkreten Anforderungen der genannten Freiraum- nutzungen. Andererseits werden auch Festlegungen zum Schutz der natürlichen Nutzungs- grundlagen getroffen. 4. Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der technischen Infrastruktur und der raumstrukturel- len Standortpotentiale (Abschnitt 4). Der Schwerpunkt Mobilität, Verkehr, Logistik konkreti- siert neben den allgemeinen Anforderungen der Mobilitätsentwicklung insbesondere Anfor- derungen an Sicherung und Ausbau der erforderlichen Infrastruktur für die verschiedenen Verkehrsträger. Neben den allgemeinen Anforderungen der Entwicklung des Informations- und Kommunikationswesens werden Ziele und Grundsätze zur gewerblichen Wirtschaft, zur Energiewirtschaft festgelegt. Dabei bildet die Nutzung regenerativer Energiequellen, insbe- sondere der Windenergie, einen Schwerpunkt. Darüber hinaus werden Festlegungen zu Lei- tungstrassen getroffen.

Ein wesentliches Element der Planaufstellung besteht in der Abstimmung unterschiedlicher An- forderungen an den Raum im Rahmen der Moderationsfunktion der Raumordnung. Ziel ist die Abstimmung überörtlicher Gemeinwohlinteressen. Bei entgegenstehenden Belangen werden die auftretenden Konflikte im Rahmen einer Abstimmung unterschiedlicher öffentlicher Belange un- tereinander und gegeneinander ausgeglichen.

Beziehung zu anderen Plänen / Programmen Die Planung dient u. a. der Umsetzung der Planungsgrundsätze und Ziele des Landes-Raum- ordnungsprogramm Niedersachsen 2008/2012 (LROP; wird derzeit novelliert). Das RROP über- nimmt Festlegungen, die das Landes-Raumordnungsprogramm für seinen Geltungsbereich trifft und konkretisiert bzw. ergänzt diese bei Bedarf entsprechend der regionalen Gegebenheiten auf der Grundlage von § 7 ROG. Die Festlegungen des RROP sind behördenverbindlich. Bei den Zielen der Raumordnung handelt es sich um verbindliche Vorgaben in Form von räumlich und sachlich bestimmten oder bestimm- baren, vom Träger der Raumordnung abschließend abgewogenen textlichen oder zeichnerischen Festlegungen in Raumordnungsplänen zur Entwicklung, Ordnung und Sicherung des Raums, die zu beachten sind (vgl. § 3 Abs. 1 Nr. 2 ROG). Grundsätze der Raumordnung sind Aussagen zur Entwicklung, Ordnung und Sicherung des Raums, die in Abwägungs- oder Ermessensentscheidungen der nachfolgenden Planungsebene zu berücksichtigen sind (vgl. § 3 Abs. 1 Nr. 3 ROG). Die Festlegungen sind insbesondere im Rahmen der gemeindlichen Bauleitplanung zu beachten bzw. zu berücksichtigen. Auch die Fachplanungen bzw. Fachverwaltungen müssen in ihren Pla- nungen und Maßnahmen, soweit sie durch § 4 ROG erfasst werden oder es in anderen rechtli- chen Bestimmungen festgelegt ist, die im RROP konkretisierten Festlegungen beachten bzw. be- rücksichtigen. Andererseits sind bei der Erarbeitung des RROP auch die Entwicklungserfordernisse von Teil- räumen (Gemeinden) sowie Belange der Fachplanungen, die aus sektoraler Sicht Anforderungen an die Nutzung oder den Schutz des Raums definieren, zu berücksichtigen (sog. Gegenstrom- prinzip). Innerhalb der hierarchisch gestuften Raumplanung gibt es dadurch einen wechselseiti- gen Abgleich der Entwicklungsvorstellungen und Festlegungen zwischen den Planungsebenen sowie zwischen räumlicher Gesamtplanung und sektoralen Fachplanungen.

6 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

1.3 Für das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Heide- kreis relevante Ziele des Umweltschutzes

Entscheidend für die Bewertung der umweltbezogenen Wirkung des RROP ist die Frage, inwie- weit er einer Umsetzung von Zielen des Umweltschutzes dient. Daher wird dargestellt, welche für die Schutzgüter der Umweltprüfung relevanten (auf internationaler, EG-, Bundes- Landes- oder regionaler Ebene festgelegten) querschnitts- bzw. schutzgutbezogenen Ziele des Umweltschut- zes, für das RROP von Bedeutung sind dadurch dass sie durch das RROP beeinflusst werden oder als Ziele des Umweltschutzes Veranlassung für Festlegungen geben. Gemäß § 1 Abs. 2 ROG besteht für die Raumordnung die Leitvorstellung einer nachhaltigen Raumentwicklung, welche die sozialen und wirtschaftlichen Ansprüche an den Raum mit seinen ökologischen Funktionen in Einklang bringt und zu einer dauerhaften, großräumig ausgewogenen Ordnung mit gleichwertigen Lebensverhältnissen in den Teilräumen führt. Die in § 2 Abs. 2 ROG enthaltenen Grundsätze beinhalten Aussagen, die als Umweltziele auszulegen und im Sinne der nachhaltigen Raumentwicklung zu berücksichtigen und anzuwenden sind. Die Grundsätze aus § 2 ROG sind soweit erforderlich durch Festlegungen in Raumordnungsplänen zu konkretisieren und haben dementsprechend unmittelbare Bedeutung für das RROP (vgl. Tab. 3). Tab. 3: Bedeutsame querschnittsorientierte Ziele des Umweltschutzes

Umweltziel Rechtsquelle Erhalt der Umwelt- und Erholungsfunktion in ländlichen Räumen. § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG Gestaltung der wirtschaftlichen und sozialen Nutzungen des Raumes unter Berück- sichtigung seiner ökologischen Funktionen sowie sparsamer und schonender Inan- § 2 Abs. 6 Nr. 2 ROG spruchnahme von Naturgütern. Verminderung der erstmaligen Inanspruchnahme von Freiflächen für Siedlungs- und Verkehrsflächen, insbesondere durch die vorrangige Ausschöpfung der Potenziale für § 2 Abs. 6 Nr. 3 ROG die Wiedernutzbarmachung von Flächen und Maßnahmen zur Innenentwicklung der Städte und Gemeinden. Schaffung eines großflächig übergreifenden, ökologisch wirksamen Freiraumverbund- systems, Freiräume im besiedelten und siedlungsnahen Bereich einschließlich ihrer § 2 Abs. 2 Nr. 5 ROG Bestandteile […], sind zu erhalten und dort, wo sie nicht in ausreichendem Maße vor- § 1 Abs. 6 BNatSchG handen sind, neu zu schaffen).

Begrenzung der Flächeninanspruchnahme im Freiraum / Erneute Inanspruchnahme § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG bereits bebauter Flächen sowie Bebauung unbebauter Flächen im beplanten und un- beplanten Innenbereich (soweit nicht für Grünflächen vorgesehen), hat Vorrang vor § 1 Abs. 5 Satz 2 Inanspruchnahme von Freiflächen im Außenbereich. BNatSchG Dauerhafte Sicherung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter. § 1 BNatSchG Der Entwicklung sich selbst regulierender Ökosysteme / natürliche Dynamik ist in ge- eigneten Lebensräumen Raum zu geben. Sparsame und schonende Nutzung der sich nicht erneuernden Naturgüter. § 1 BNatSchG Erhalt unbebauter Bereiche wegen ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt und für die Erholung in der dafür erforderlichen Größe und Beschaffenheit. Renaturierung nicht § 1 BNatSchG mehr benötigter versiegelter Flächen. Verkehrswege, Energieleitungen und ähnliche Vorhaben sollen landschaftsgerecht geführt, gestaltet und so gebündelt werden, dass die Zerschneidung und die Inan- spruchnahme der Landschaft sowie Beeinträchtigungen des Naturhaushalts vermie- § 1 Abs. 5 Satz 3 und den oder so gering wie möglich gehalten werden. 4 BNatSchG Vermeidung, Ausgleich bzw. Minderung von Beeinträchtigungen von Natur und Land- schaft beim Aufsuchen und der Gewinnung von Bodenschätzen. Schutz von Menschen, Tieren und Pflanzen, Boden, Wasser, Atmosphäre sowie Kul- tur- und sonstigen Sachgütern und Vorbeugung vor dem Entstehen schädlicher Um- § 1 Abs. 1 BImSchG welteinwirkungen (Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnliche Umwelteinwirkungen).

Zuordnung raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen so, dass schädliche Um- § 50 BImSchG

7 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Umweltziel Rechtsquelle welteinwirkungen und von schweren Unfällen hervorgerufene Auswirkungen auf aus- schließlich oder überwiegend dem Wohnen dienende Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden.

Auch in verschiedenen Fachgesetzen (z. B. Bundesnaturschutzgesetz, Bundesimmissions- schutzgesetz, Baugesetzbuch) werden querschnittsorientierte Umweltschutzziele mit Bedeutung für das RROP formuliert. Insbesondere die nachfolgend genannten Umweltschutzziele des Bun- desnaturschutzgesetzes spiegeln sich in den oben angesprochenen Raumordnungsgrundsätzen wider und haben damit für die Aufstellung des vorliegenden Entwurfes besondere Bedeutung (vgl. Tab. 4). Darüber hinaus legt das LROP 2008/20122 folgendes fest: • Für den Naturhaushalt, die Tier- und Pflanzenwelt und das Schutzgut Landschaft wertvolle Gebiete, Landschaftsbestandteile und Lebensräume sind zu erhalten und zu entwickeln (3.1.2 01 LROP (Ziel)). • Die natürlichen Lebensgrundlagen sollen gesichert und die Umweltbedingungen verbessert werden, belastende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Menschen, Tieren und Pflanzen vermieden oder vermindert werden, die Folgen für das Klima berücksichtigt und die Möglichkeiten zur Eindämmung des Treibhauseffektes genutzt werden (1.1 02 Satz 3 LROP (Grundsatz)). • Geschädigte und an naturnaher Substanz verarmte Gebiete und Landschaftselemente sollen so entwickelt werden, dass die Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts verbessert wird (3.1.2 03 LROP (Grundsatz/Ziel)). • Eine nachhaltige räumliche Entwicklung soll die Voraussetzungen für umweltgerechten Wohlstand auch für kommende Generationen schaffen (1.1 01 Satz 1 LROP (Grundsatz)). Tab. 4: Bedeutsame schutzgutbezogene Ziele des Umweltschutzes

Schutzgut Umweltziel Rechtsquelle Menschen, Schutz der Gesundheit der Bevölkerung vor Luftverunreinigung. § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG; einschließlich §§ 1 u. 3 BImSchG der mensch- lichen Ge- Schutz der Allgemeinheit vor Lärm. § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG; sundheit §§ 1 u. 3 BImSchG; RL 2002/49/EG Erhaltung und Entwicklung geeigneter Freiräume für die Erholung so- § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG; wohl im siedlungsnahen Umfeld als auch in ländlichen Räumen. § 1 Abs. 1, 4 u. 6 BNatSchG Tiere / Erhalt und Entwicklung der räumlichen Voraussetzungen für funktions- § 2 Abs. 2 Nr. 5 ROG; Pflanzen (Bio- fähige Artengemeinschaften durch Flächenschutz und Biotopverbund. Art. 2 FFH-RL; logische Viel- Schaffung eines Biotopverbundes auf mindestens 10 % der Landesflä- Art. 1 u. 2 VS - RL; falt) che unter Integration der Natura 2000-Gebiete. §§ 20 u. 21 BNatSchG 3.1.2 02 LROP Nds. (Satz 1 Ziel, Satz 2 Grundsatz) Schutz der wild lebenden Tiere und Pflanzen und ihrer Lebensgemein- § 1 BNatSchG schaften in ihrer natürlichen und historisch gewachsenen Artenvielfalt; Schutz, Pflege, Entwicklung oder Wiederherstellung ihrer Biotope und ihrer sonstigen Lebensbedingungen. Besonderer Schutz bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten § 44 BNatSchG (Artenschutz, vgl. gesonderte Ausführungen)

2 Derzeit laufendes Verfahren zur Änderung der Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersach- sen (LROP); ab dem 25. November 2015 bis zum 6. Januar 2016 Beteiligungsverfahren zu den Entwurfsänderun- gen, mit Möglichkeit zur Stellungnahme.

8 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Schutzgut Umweltziel Rechtsquelle Boden Schutz von Böden und ihren Funktionen im Naturhaushalt, insbeson- § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG; dere von Böden mit besonders ausgeprägten Funktionen als Lebens- § 1 Bundesboden- raum für Tiere und Pflanzen , mit hoher Ertragskraft, mit besonderen schutzgesetz; Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungsfunktionen und Funktionen als § 1 Abs. 2 BNatSchG Archiv der Boden- und Kulturgeschichte. Begrenzung von Neuversiegelungen von Böden und Vermeidung von § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG; schädlichen Bodenveränderungen, insbesondere durch den Eintrag § 1 Bundesboden- von Stoffen. schutzgesetz; § 1 BNatSchG Nicht mehr genutzte versiegelte Flächen sind zu renaturieren oder, § 1 Abs. 3 Nr. 2 soweit eine Entsiegelung nicht möglich oder nicht zumutbar ist, der na- BNatSchG türlichen Entwicklung zu überlassen. Wasser Entwicklung, Sicherung und ggf. Wiederherstellung des Raumes in Be- § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG zug auf die Funktionsfähigkeit des Wasserhaushalts. Erhalt, Entwicklung oder Wiederherstellung möglichst natürlicher oder § 1 Abs. 3 BNatSchG; naturnaher Oberflächengewässer einschließlich deren Uferzonen und §§ 6 Abs. 1 u. 27 Abs. natürlicher Rückhalteflächen, bei künstlichen oder erheblich veränder- 1 WHG3; ten Oberflächengewässern mindestens Erhalt oder Erreichung eines guten ökologischen Potenzials. Vermeidung der Beeinträchtigung der ökologischen Funktionen von Oberflächengewässern und der von ihnen abhängenden Landökosysteme und Feuchtgebiete. Schutz der Oberflächengewässer vor Gewässerverunreinigung und §§ 6 Abs. 1 u. 27 Abs. Erhaltung bzw. Erreichung eines guten chemischen Zustands im Rah- 1 WHG; men ihrer Bewirtschaftung. Schutz von Grundwasservorkommen vor Verunreinigung und Erhal- § 2 Abs. 2 ROG; tung oder Erreichung eines guten chemischen Zustands. § 47 Abs. 1WHG

Erhaltung oder Erreichung eines guten mengenmäßigen Zustands des § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG; Grundwassers; Vermeidung von Änderungen des Grundwasserspie- § 47 Abs. 1 WHG; gels, die zu einer Zerstörung oder nachhaltigen Beeinträchtigung § 1 Abs. 3 BNatSchG schutzwürdiger Biotope führen können. Vorsorge für den vorbeugenden Hochwasserschutz; vor allem durch § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG Sicherung oder Rückgewinnung von Auen, Rückhalteflächen und Ent- lastungsflächen. Vermeidung der Vergrößerung und Beschleunigung des Wasserabflusses zum Schutz vor Hochwasser. Klima/Luft Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung von Gebieten mit güns- § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG; tigen klimatischen Wirkungen, insbesondere Wald sowie Luftaus- § 1 BNatSchG tauschbahnen. Sicherung und Entwicklung der räumlichen Erfordernisse zur Reinhal- § 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG; tung der Luft. § 1 Abs. 1 BImSchG; § 1 BNatSchG Vermeidung und Reduzierung von Beeinträchtigungen des Klimas, u. § 1 EEWärmeG; a. durch nachhaltige Förderung der Energieversorgung (Steigerung § 1 Abs. 2 EEWärmeG des Anteils der erneuerbaren Energien, Erhöhung der Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung und Effizienzsteigerung bei der Verstro- mung fossiler Energieträger). Bei der Energiegewinnung sollen Versorgungssicherheit, Effizienz und LROP Ziffer 4.2.0.1 Umweltverträglichkeit berücksichtigt werden. Unterstützung der Nut- zung erneuerbarer Energien. Landschaft Vermeidung neuer Flächeninanspruchnahme im Freiraum. § 2 Abs. 2 Nr. 2 ROG Vermeidung der Zerschneidung der freien Landschaft und von Wald- § 2 Abs. 2 Nr. 2 ROG; flächen, insbesondere durch Zusammenfassung von Verkehrswegen, § 1 BNatSchG Energieleitungen und ähnlichen Vorhaben.

3 zusammen mit dem Niedersächsischen Wassergesetz (NWG). Weitere Vorschriften zum Gewässerschutz sind in zugehörigen Verordnungen wie der Abwasserverordnung und der Verordnung zum Umgang mit wassergefährden- den Stoffen konkretisiert oder sie finden sich in weiteren bundesrechtlichen Regelungen wie dem Pflanzenschutz- gesetz.

9 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Schutzgut Umweltziel Rechtsquelle Berücksichtigung der natürlichen Landschaftsstrukturen bei der Pla- § 1 BNatSchG nung von Siedlungen, Infrastruktureinrichtungen und ähnlichen Vorha- ben. Dauerhafte Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des § 1 BNatSchG Erholungswertes von Natur und Landschaft. Erhaltung und Entwicklung von Kulturlandschaften. Kultur- / Erhaltung und Entwicklung von Kulturlandschaften, Erhaltung histo- § 2 Abs. 2 Nr. 5 ROG; sonstige risch geprägter und gewachsener Kulturlandschaften in ihren prägen- § 1 Abs. 4 BNatSchG Sachgüter den Merkmalen. Erhalt von Baudenkmälern, Bodendenkmälern und Denkmalbereichen § 1 Denkmalschutzge- sowie erhaltenswerten Ortsteilen; angemessene Berücksichtigung der setz Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege bei öffentlichen Planungen.

Die für das RROP bedeutsamen Umweltziele werden generell innerhalb der Begründung des RROP-Entwurfs dargestellt. Zur Vermeidung einer Doppeldokumentation wird im Umweltbericht nachfolgend ggf. auf den entsprechenden Abschnitt verwiesen.

Besonderer Artenschutz Der besondere Artenschutz gemäß § 44 BNatSchG4 ist auf tatsächliche Handlungen ausgerich- tet. Nicht die Vorbereitung einer Tötung ist verboten, sondern die Handlung des Tötens an sich, unabhängig von der Intention. Im Vorgriff auf die tatsächlichen Handlungen werden im Zulas- sungsverfahren die Risiken der Tatbestandserfüllung ermittelt. Häufig ist durch eine ökologische Bauüberwachung bzw. Beobachtungen im Betrieb ein Eintreten der Verbotstatbestände zu ver- meiden. Für die Regionalplanung ist der besondere Artenschutz als ein abwägungsrelevanter Belang des Naturschutzes besonders zu beachten, soweit geschützte Arten durch Wirkungen der Festlegun- gen in einer Weise beeinträchtigt werden können, die geeignet sind, gegen die Verbotstatbestän- de des § 44 BNatSchG zu verstoßen. Die Regionalplanung kann die Nutzung insoweit steuern, als dass sie z. B. in einem Vorranggebiet bestimmte Vorhaben privilegiert (§ 8 Abs. 7 Nr. 1 ROG). Eine Vorrangfestlegung ist hinsichtlich der maßgeblichen, in die Abwägung einzustellenden Be- lange abschließend abgewogen. Dies können auch Belange des besonderen Artenschutzes sein. Wenn nach Lage der Dinge unter Berücksichtigung der Status quo Prognose davon ausgegangen werden muss, dass ein durch die Regionalplanung vorbereitetes Vorhaben bei einem künftigen Zulassungsverfahren an artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen scheitern würde (sogen. Hineinplanen in einen Verbotstatbestand), ist die jeweilige Planung nicht umsetzbar und somit letztlich nicht erforderlich. Der Belang des Artenschutzes ist insbesondere dann bereits auf der Ebene der Regionalplanung von Bedeutung, wenn eine starke Steuerungswirkung in Form einer Festlegung kombinierter Vor- rang- / Eignungsgebiete (Ausschlussfunktion außerhalb) vorgesehen ist und zugleich Vorhaben geregelt werden, für die regelmäßig ein Eintreten artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände nicht ausgeschlossen werden kann.

1.4 Durchführung der Umweltprüfung und verwendete Datengrundlagen

1.4.1 Vorgehensweise bei der Prüfung von Umweltauswirkungen Gemäß § 9 Abs. 1 Satz 1 ROG sind in der Umweltprüfung voraussichtlich erhebliche Auswirkun- gen zu ermitteln5. Daraus ergibt sich, dass • Umweltauswirkungen näher zu untersuchen sind, wenn eine Erheblichkeitsschwelle über- schritten wird, und

4 Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG

5 Mit der hier erfolgten Darstellung erfolgen die gem. Nr. 3 a der Anl. 1 zu § 9 (1) ROG erforderlichen Angaben

10 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

• grundsätzlich sowohl positive als auch negative Umweltauswirkungen zu untersuchen sind. Der Schwerpunkt der Umweltprüfung liegt bei der Ermittlung und Bewertung der voraussicht- lich erheblichen negativen Umweltauswirkungen. Grundsätzlich sind sämtliche Planinhalte von denen erhebliche Umweltauswirkungen ausgehen können, einschließlich der erwogenen Alternativen, Gegenstand der Umweltprüfung. Konkrete Bindungswirkungen gehen von den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung und den mit entsprechenden Bindungswirkungen versehenen zeichnerischen Darstellungen aus (Festle- gungen). Für Erläuterungen zu den Zielen und Grundsätzen trifft das nicht zu; die Umweltprüfung bezieht sich deshalb auf die Festlegungen mit Bindungswirkungen (beschreibende und zeich- nerische Darstellung des RROP) und berücksichtigt die einleitenden Texte und Erläuterungen des RROP-Entwurfs nur, soweit dies zur Interpretation der verbindlichen Festsetzungen erforderlich ist. Im Rahmen der Umweltprüfung werden zunächst die Auswirkungen anhand der Betrachtung ein- zelner Planfestlegungen des Plans ermittelt. Stehen bestimmte Festlegungen in einem eindeuti- gen inhaltlich-konzeptionellen Zusammenhang, werden sie gebündelt bewertet. Soweit Alternati- ven zu den Planinhalten in Betracht kommen bzw. erwogen wurden, wird die dabei erfolgte Be- rücksichtigung von Umweltaspekten dokumentiert. Im Einzelfall werden ergänzend Hinweise zur Modifikation von Planinhalten unter Umweltgesichtspunkten gegeben. Bereits vorliegende, v. a. auf Vorhaben und Projektplanungen bezogene Prüfergebnisse werden im Einzelfall berücksich- tigt. In einem daran anschließenden Schritt werden ergänzend kumulative Auswirkungen ermittelt, die sich durch die Überlagerung der Auswirkungsbereiche mehrerer Planfestlegungen ergeben kön- nen. Abschließend wird der Entwurf des RROP in seiner Gesamtheit unter Berücksichtigung posi- tiver und negativer Umweltwirkungen sowie möglicher kumulativer Umweltauswirkungen und sonstiger umweltrelevanter Wechselwirkungen betrachtet (vgl. Umweltbundesamt 2010). Gemäß § 9 Abs. 1 Satz 3 ROG soll sich die Umweltprüfung auf das beziehen, was nach gegen- wärtigem Wissensstand und allgemein anerkannten Prüfmethoden sowie nach Inhalt und Detail- lierungsgrad des Raumordnungsplans angemessener Weise verlangt werden kann. Damit wird deutlich, dass der Abstraktions- und Konkretisierungsgrad der planerischen Festlegungen zu be- rücksichtigen ist. Die Festlegungen werden in der Regel auf nachgeordneten Planungsebenen und Genehmigungsebenen weiter konkretisiert. Erst dort stehen konkrete Projekte und Vorhaben sowie Rechtsverordnungen mit konkreten Regelungen (z. B. Naturschutzgebiets- oder Wasser- schutzgebietsverordnungen), deren Umsetzung erhebliche Umweltauswirkungen haben können, an. Insoweit haben die Festlegungen teils einen hohen Abstraktionsgrad, der sich auch in der Umweltprüfung widerspiegelt. Im Zentrum der Umweltprüfung stehen die Steuerungswirkungen des RROP für nachgeordnete Pläne und Projekte. Eine vertiefende Untersuchung bestimmter Umweltauswirkungen muss daher im Rahmen der sogenannten „Abschichtung“ der Umweltprü- fung z. B. in der Bauleitplanung erfolgen (vgl. Umweltbundesamt 2010; S. 16). Die für die Abarbeitung der Umweltprüfung zu berücksichtigenden Prüfaspekte ergeben sich aus Anlage 1 Nr. 2 zu § 9 (1) des Raumordnungsgesetzes (ROG). Die Teilprüfungen und ihre Doku- mentation folgen daher jeweils einem einheitlichen Schema (vgl. Tab. 5). Gesamtergebnis der Teilprüfung ist ein zusammenfassender verbaler Vergleich der prognostizier- ten Umweltauswirkungen mit der erwarteten Entwicklung der Umweltsituation ohne die vorgese- hene Festlegung. Bezüglich des Prüfumfangs und der Prüftiefe ergeben sich folgende Unter- scheidungen: • Räumlich nicht konkretisierte textliche Aussagen (Ziele / Grundsätze der Regionalpla- nung): Räumlich konkrete Umweltauswirkungen sind aufgrund solcher Festlegungen noch nicht er- kennbar, erst eine Umsetzung durch nachfolgende Planungen oder Inhalte der zeichneri- schen Darstellung kann räumlich konkrete Umweltauswirkungen mit sich bringen. Zu Um- weltauswirkungen sind nur verbale Trendeinschätzungen möglich. Die Prüfung kann keine räumlichen Umweltauswirkungen prognostizieren, sie erfolgt vielmehr unter Bezugnahme auf nicht raumbezogene Kriterien und Indizes zum Umweltzustand, wie beispielsweise der CO2– Emission oder der Entwicklung des Versiegelungsgrades.

11 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Tab. 5: Struktur der Dokumentation für die Teilprüfungen 1. Voraussichtliche Umweltauswirkungen Darstellung der Bedeutung der geprüften Festlegung bzw. einzelner Ziele / Grundsätze im Rahmen der Um- weltprüfung (belastend, entlastend, irrelevant) und Prognose der voraussichtlichen Umweltfolgen. 2. Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Hinweise auf Maßnahmen, die planungsebenen spezifisch geeignet sein können. 3. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwicklung Erläuterungen zur Berücksichtigung von Umweltzielen / -auswirkungen bei der Entwicklung von Alternativen, Verwendung umweltbezogener Abwägungskriterien bei der Erarbeitung des Programmentwurf soweit rele- vant. 4. Ergebnis Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse der auf einzelne textliche Festlegungen, Planzeichen oder Einzelflächen bezogenen Prüfung der Umweltauswirkungen und Bewertung vor dem Hintergrund der Nullva- riante – also bei Fortgeltung des derzeitigen Regionalplans.

• Für textliche bzw. zeichnerische Festlegungen zu raumbezogenen Nutzungen, die kei- nen gebietsscharfen Bezug erlauben –also etwa auf einen Ortsteil bezogen sind und da- mit einen weiten Rahmen setzen (Entwicklungsaufgaben der Gemeinden): Die Beurteilung erfolgt qualitativ-beschreibend unter Verwendung von GIS-gestützten Daten. Soweit eine in ihrem flächenmäßigen Ausmaß oder ihrer Intensität nicht exakt konkretisierba- re Intensivierung einer vorhandenen Nutzung festgelegt wird, können mögliche Auswirkun- gen nur qualitativ beschrieben werden. Vorgesehen ist eine tabellarische Dokumentation der Prüfergebnisse je Planzeichen. • Für zeichnerisch gebietsscharf konkretisierte Festlegungen: Ausgangspunkt für gebietsscharf konkretisierte Festlegungen im Umweltbericht ist eine zu- sammenfassende Darstellung zur Berücksichtigung von Umweltbelangen im Planentwurf. Die Beurteilung erfolgt unter Verwendung von GIS-gestützten Daten dem Planungsmaßstab entsprechend raumbezogen. Eine hohe Prüftiefe ist für gebietsscharfe Festlegungen erfor- derlich, soweit diese einen Rahmen für UVP-pflichtige Vorhaben setzen können. Die Beurtei- lung erfolgt einzelgebietsbezogen (Vorrang- (VR) bzw. Vorbehaltsgebiete (VB) zu Sied- lungsentwicklung, Rohstoffgewinnung, Verkehr, Leitungen, weitere). Beziehen sich Festlegungen ausschließlich auf den Schutz natürlicher Ressourcen, so wird in der Umweltprüfung eine summarische Prüfung für die jeweilige Gebietskulisse vorgesehen (z.B. VR bzw. VB zu Natur und Landschaft, Natura 2000, Hochwasserschutz). Für die Festlegungen zur Windenergie erfolgt eine Übernahme der Ergebnisse aus der im Rahmen des diesbezüglichen Änderungsverfahrens des RROP 2000 durchgeführten Um- weltprüfung. Die Dokumentation der Prüfergebnisse erfolgt je Planzeichen tabellarisch oder in Gebiets- blättern. Die Prüfung ist unter Verwendung eines geographischen Informationssystems (GIS) erfolgt. Als Datenbasis wurde die abgestimmte Flächenkulisse des RROP-Entwurfs 2015 verwendet. Es werden folgende Stufen der Erheblichkeit von Umweltauswirkungen unterschieden: Positive Umweltauswirkung zu erwarten. Kein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko erkennbar. Erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko zu erwarten. Besonderes Beeinträchtigungsrisiko zu erwarten.

Im Hinblick auf die räumliche Dimension der Auswirkungen erfolgt die Unterscheidung danach ob Wirkungen auf großen Flächenanteilen – d. h. dem überwiegenden Teil einer Fläche zu erwar- ten sind (> 50 % des jeweiligen Gebietes), Wirkungen auf erheblichen Teilflächen erwartet wer- den (>10 – 50 % des jeweiligen Gebietes), oder Auswirkungen lediglich auf kleinen Teilflächen (< 10 % des Gebietes) bzw. durch Randeffekte auf benachbarte Bereiche auftreten können. Da die Umweltprüfung das RROP in seiner Gesamtheit umfasst, ist der Inhalt des Umweltberichts nicht auf die Prüfung zu einzelnen Festlegungen des RROP beschränkt, sondern es ist auch eine übergreifende Betrachtung des Plans als Ganzes erfolgt. Abschließend erfolgt daher eine zu- sammenfassende Prüfung der Umweltauswirkungen der Neuaufstellung (Anl. 1, 2b-d ROG), die

12 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf sich einerseits auf mögliche teilräumliche Kumulationswirkungen, andererseits auf eine summari- sche Beurteilung der Umweltauswirkungen aller Festlegungen bezieht. Ausgehend von der Rege- lung im bisherigen RROP wird geprüft, ob die Änderungen voraussichtlich positive, negative oder aber keine relevanten Umweltwirkungen entfalten werden. Diese summarische Prüfung ist noch nicht Bestandteil des vorliegenden Umweltberichts. Da sich im weiteren Planungsprozess vo- raussichtlich Änderungen in den Festlegungen ergeben werden, wird die Durchführung einer summarischen Prüfung zu diesem Zeitpunkt als nicht sinnvoll erachtet. Eine abschließende Prü- fung der kumulativen Umweltauswirkungen erfolgt im weiteren Verlauf des Planungsprozesses. Als Grundlage für die summarische Prüfung erfolgt in Kap. 2 eine Darstellung zum Zustand der Schutzgüter im Landkreis Heidekreis. Die einzelnen Kapitel enthalten jeweils Angaben zu den schutzgutbezogen für die konkrete Prüfung relevanten Beurteilungsgrundlagen. Zudem erfolgen jeweils • zusammenfassende Angaben zum derzeitigen Zustand, • zusammenfassende Angaben zu bestehenden Umweltproblemen („Vorbelastungen“), • eine Prognose zur Entwicklung ohne Umsetzung des RROP (sogen. Prognose-Nullfall).

1.4.2 Datengrundlage Wesentliche Grundlage für die Ausführungen zum Umweltzustand sowie die Prognose der Um- weltauswirkungen sind Erläuterungen des Landschaftsrahmenplans. Ergänzend werden Daten der niedersächsischen Landesverwaltung verwendet (Niedersächsischer Landesbetrieb für Was- serwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG)) sowie verschiedene Fachgutachten. Des Weiteren werden als Datengrundlagen Luftbil- der (2010), Topographische Karten 1:50.000 und 1:25.000 sowie ATKIS-Daten verwendet. Die folgende Tabelle 6 enthält die wesentlichen Grundlagen. Tab. 6: Zusammenstellung der Datengrundlagen Information Quelle Nationalpark, Naturschutzgebiete, Naturdenkmäler, Land- schaftsschutzgebiete, Geschützte Landschaftsbestandteile, NLWKN (Naturschutz-WMS- FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete, Fließgewässerschutzsys- Dienst Stand September 2015) tem, landesweite Biotopkartierung, wertvolle Bereiche Fau- na/Brutvögel/Gastvögel Chemischer und ökologischer Zustand/Potenzial der Fließ- NLWKN (WRRL-WMS-Dienst und Stillgewässer gem. WRRL, chemischer und mengenmäßi- Stand September 2015) ger Zustand des Grundwasserkörpers Wasserschutzgebiete, Überschwemmungsgebiete (Verord- NLWKN (Hydro-WMS-Dienst nung/vorläufig gesichert) Stand September 2015) Gewerbeaufsicht (GAV-WMS- Straßen- und Fluglärm Lden (day-evening-night-Lärmindex) Dienst Stand September 2015) LBEG (Bodenkarten-WMS- Suchräume für schutzwürdige Böden, Bodenübersichtskarte Dienst Stand September 2015) Umweltdaten Niedersachsen Orthofotos, topografische Karten (Basisdaten-WMS-Dienst Stand September 2015) Landschaftsrahmenplan 2013 Landkreis Heidekreis 2013 Entwurf des RROP als Synthese der Auswertungen des Land- Landkreis Heidekreis 2015 kreises Heidekreis

13 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

1.5 FFH-Verträglichkeitsprüfung

In Kapitel 5 des Umweltberichtes erfolgen Aussagen zur Verträglichkeit von Einzelinhalten der Neuaufstellung mit den Schutzzielen der europäischen Schutzgebiete (FFH-/ VS Gebiete). Die FFH-Verträglichkeitsprüfung (FFH-VP) umfasst gemäß § 34 (1) BNatSchG i. v. m. § 7 Abs. 6 und § 9 ROG die Aufgabe zu überprüfen, inwieweit ein Natura 2000-Gebiet durch den Plan (allein o- der im Zusammenwirken mit anderen Planungen oder Projekten) in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigt werden kann. Dies gilt auch für Pläne und Projekte, die außerhalb eines Natura 2000-Gebietes geplant sind, sofern sie negative Auswirkungen auf den günstigen Erhaltungszustand des Gebietes haben können. Mit den Festlegungen des RROP können erhebliche nachteilige Auswirkungen auf Gebiete des europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ einhergehen. Ist dies im Einzelfall nicht aus- zuschließen, so werden für den jeweiligen Bestandteil Aussagen zur FFH - Verträglichkeit getrof- fen. Ergibt die Prüfung, dass erhebliche Beeinträchtigungen der für den Schutzzweck maßgebli- chen Bestandteile eines Natura 2000-Gebietes6 nicht ausgeschlossen werden können, so ist der Plan entsprechend der Regelung des § 34 (2) BNatSchG unzulässig. Ausnahmen sind möglich, soweit die Planung aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, ein- schließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art, notwendig ist und zumutbare Alternativen, den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne oder mit geringeren Beeinträchti- gungen zu erreichen, nicht gegeben sind (§ 34 (3) BNatSchG). Befinden sich in dem betroffenen Gebiet prioritäre Biotope oder prioritäre Arten, so ergeben sich erhöhte Anforderungen für etwai- ge Ausnahmeregelungen. So ist ggf. eine Stellungnahme der Kommission einzuholen (§ 34 (4) BNatSchG). Auswirkungen auf einzelne FFH-Gebiete und Europäische Vogelschutzgebiete wurden entspre- chend der Planungsstufe und dem Detaillierungsgrad des RROP geprüft und beurteilt. Die Doku- mentation der Ergebnisse erfolgt je Natura 2000-Gebiet als Gebietsblatt inklusive einer Textkarte. Für die Festlegungen zum Thema Windenergie erfolgt im RROP-Entwurf 2015 lediglich eine Übernahme der 2013 erfolgten 1. Änderung des RROP 2000 des Landkreis Heidekreis, Teilände- rung Windenergienutzung. Die zu den Vorranggebieten Windenergienutzung erfolgte FFH- Verträglichkeitsprüfung ist in Anhang 1 dieses Umweltberichtes dokumentiert.

6 Hinsichtlich der für bestimmte FFH-Lebensräume charakteristischen Arten ist eine Prüfung auf der Ebene der Regi- onalplanung in der Regel nicht möglich. Als Voraussetzung hierzu wäre die Kenntnis über die Lage der jeweils rele- vanten FFH-Lebensräume sowie zum konkreten Vorkommen von Populationen der generell charakteristischen Art innerhalb der konkret vorhandenen FFH-Lebensräume erforderlich.

14 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

2 Umweltzustand und Status-Quo-Prognose bei Nicht- umsetzung

2.1 Überblick

Die Ausführungen zum Umweltzustand beziehen sich auf die Inhalte gem. Anl.1 Nr. 2 a zu § 9 Abs. 1 ROG. Sie basieren i. W. auf den Erläuterungen des Landschaftsrahmenplans (2013) sowie den entsprechenden Darstellungen der Erläuterungen zum RROP-Entwurf 2015. Die naturräumlichen Einheiten des Heidekreises bilden das großräumige Gerüst für die Ausprä- gung und Wertigkeit der Böden und des Wassers und somit auch für das Schutzgut Tiere und Pflanzen (inklusive der biologischen Vielfalt) sowie die Nutzung der Freiräume und den sich nut- zungsbedingt ergebenden Zustand der Landschaft. Die Landschaft des Landkreises besteht aus Endmoränen, Grundmoränen und Niederungen, die während der Elster- und Saalekaltzeiten entstanden sind. Der Wilseder Berg bildet mit 169 m ü. NN den Höchsten Punkt des Landkreises. Richtung Südwesten nimmt die Höhe stetig ab und er- reicht bei Rethem im Allertal den niedrigsten Punkt mit 15 m ü. NN. Ausnahmen bilden die Rand- bereiche des Kreises, durch welche im Nordwesten in der Wümmeniederung ebenfalls Höhen von lediglich 40 m ü. NN und am Ostrand im Allertal Höhen von über 100 m ü. NN auftreten.

Die Fläche des Landkreises beträgt insgesamt 1.873 km². Den größten Anteil hieran haben die Waldstandorte des Kreises mit rund 42 %. Weiterhin sind 40 % der Fläche mit landwirtschaftlicher Nutzung bedeckt, rund 5 % sind Siedlungsbereich. Eine Sonderstellung nehmen die Heideflächen ein, die rund 6 % des Kreisgebietes bedecken. Die übrigen 7 % teilen sich auf Moore und Sümp- fe, Stillgewässer und sonstige Nutzungen auf. Ein Herausstellungsmerkmal ist ebenfalls die mili- tärische Nutzung, die mit 301,5 km² rund 16 % des Landkreises und damit wesentliche Flächen- anteile, vor allem Wald- und Heidegebiete, bedeckt.

2.2 Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit

Zustand und Umweltprobleme im Planungsraum Das Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit (nachfolgend auch „Schutzgut Mensch“) wird durch Siedlungsbereiche (einschl. vorgesehener Erweiterungen) abge- bildet, die aus überörtlichem Blickwinkel Wohn- und Wohnumfeldfunktion besitzen. Außerhalb der Ortslagen sind Streusiedlungen sowie die für die Erholung genutzten Bereiche von Bedeutung (vgl. Tab. 6). Mit durchschnittlich 73 Einwohnern pro km² gilt der Heidekreis als unterdurchschnittlich dicht be- siedelt. Dies ist auf die historisch kontinuierlich geringe Besiedlung aufgrund der geringen Ver- wertbarkeit des Bodens bezüglich der Ackerwirtschaft zurückzuführen. Schwerpunkte der Sied- lungsflächen sind im Bereich um die Mittelzentren Soltau und Munster gegeben. Weiterhin kon- zentriert sich die Siedlung auf das Gebiet des Mittelzentrums Stadt Walsrode mit den naheliegen- den Gemeinden Bomlitz und Bad Fallingbostel, die Grundzentren bilden. Weitere Grundzentren finden sich mit Rethem (Aller), Hodenhagen und Schwarmstedt im südlichen Teil des Heidekrei- ses in der Allerniederung; zudem im nördlichen Teil die Orte Schneverdingen, Neuenkirchen, Wietzendorf und Bispingen. Über den gesamten Heidekreis verteilt gibt es zudem weitere kleinere Gemeinden und Splittersiedlungen. Diese konzentrieren sich oft auf die Randgebiete der Mittel- und Grundzentren. Insgesamt gibt es allerdings auch viele Siedlungen, die sich nicht im direkten Umfeld zu den größeren Gemeinden finden. Eine Ausnahme bilden die Bereiche der Truppen- übungsplätze Bergen, Munster Nord und Munster Süd, die als militärisches Sperrgebiet nicht be- siedelt sind und große Teile des Landkreises im Nordwesten und Westen ausmachen. Gebiete für die ortsnahe Erholung sind auf der gesamten Fläche des Landkreises gegeben. Auch Wanderwege und Sportanlagen sind vorhanden. Als überörtlich für die Gesundheit relevante Umweltprobleme sind die Lärmemissionen entlang der großen Fernverkehrsachsen im Landkreis und im Wesentlichen auf den Straßenverkehr zu-

15 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

rückgehende erhöhte Feinstaubbelastungen relevant. Hier sind vor allem die Bundesautobahnen A 7 und A 27 sowie drei Bundesstraßen (B 209, B 3, B 71) zu nennen. Weiterhin ist der Heide- kreis mit einem gleichmäßig verteilten Netz regional bedeutsamer Straßen versehen, welches nur durch die Truppenübungsplätze unterbrochen wird. Je höher die teilräumliche Bevölkerungsdichte ist, desto mehr Menschen sind von diesen Umweltbelastungen betroffen. Tab. 7: Berücksichtigung des Schutzgut Menschen in der Umweltprüfung

Ziele des Umweltschutzes und Umsetzung in der Umweltprüfung: Information mit Quellenangabe ihre Rechtsquelle (Fettdruck soweit Instrument / Planungsleitsatz des Regionalplans) besondere Bedeutung / Emp- erhöhte Bedeutung / Empfindlich- findlichkeit besteht für... keit besteht für... Sicherung von Gebieten mit Wohn- und Siedlungsflächen7 (nachrichtliche Vorranggebiet ruhige Erholung in Na- Wohnumfeldfunktion vor Inanspruch- Übernahme FNP/RROP) tur und Landschaft nahme (§ 2 Abs. 2 ROG) Abstandszone zu Wohnbauflächen Vorbehaltsgebiet Erholung Vermeidung von Lärm- bzw. Schad- von 300 m Standorte mit der besonderen Entwick- stoffimmissionen in Gebieten mit Standorte mit der besonderen lungsaufgabe Erholung bzw. Touris- Wohn- und Wohnumfeldfunktion (§ 1(1) Entwicklungsaufgabe Erholung mus (im Einzelfall) sowie §§ 41, 45 und 50 BImSchG) bzw. Tourismus weitere Vorranggebiete regionaler Be- Erhalt der Landschaft als Erlebnis- und Regional bedeutsamer Erholungs- deutung (Sportanlagen, Wanderwege) Erholungsraum des Menschen (§ 2 schwerpunkt Großräumig unzerschnittene verkehrsar- Abs. 13 BNatSchG) me Räume (LRP) Vermeidung von Überwärmung und lufthygienischer Belastung von Sied- lungsgebieten (§ 2 Abs. 5 ROG, §2 Abs. 6 BNatSchG)

Status-quo-Prognose bei Nichtumsetzung Eine zuverlässige und genaue Prognose lässt sich nicht treffen. Es ist anzunehmen, dass im Landkreis Heidekreis die Zahl der Einwohner in den nächsten Jahren weiter zurückgehen wird. Dabei werden die Verlustraten über dem Landesdurchschnitt liegen. Die Ursachen für den Bevöl- kerungsrückgang sind hohe und steigende Sterbeüberschüsse sowie moderate Wanderungsver- luste. Von dem Bevölkerungsrückgang sind alle Städte und Gemeinden im Landkreis Heidekreis betrof- fen. Zukünftig werden sie sich nicht mehr dadurch unterscheiden, ob sie wachsen, stagnieren o- der schrumpfen, sondern nur noch, wie stark sie schrumpfen.8 Die Bevölkerungsprognose des Landesamtes für Statistik Niedersachsen9 (LSN) ergibt eine ne- gative Entwicklung der Einwohnerzahlen. So sinkt die Einwohnerzahl laut Prognose von 2015 bis 2025 um bis zu 6 %. Weiterhin wird die demographische Alterung angenommen. Dies kann mit- unter zur Herausforderung werden, da die Infrastrukturplanungen an die demographische Ent- wicklung angepasst werden müssen. Aufgrund der entfallenden Steuerung der Siedlungsentwicklung würde sich im Prognose Null Fall auf längere Sicht eine vermehrt disperse Verteilung der Wohnstandorte im Planungsraum erge- ben. Weiterhin würde die Belastung auf Siedlungsräume und Erholungsschwerpunkte durch kon- kurrierende Nutzungen und deren Auswirkungen bezüglich Immissionen, Flächenverlust und Zer- schneidung zu erwarten sein. Einzig für die Feinstaubbelastung ließe sich eine Abnahme auf- grund der technischen Weiterentwicklung annehmen lassen.

7 Siedlungsflächen werden in der Regionalplanung bei der Festlegung von Raumnutzungen i.d.R. als Ausschlussflächen berücksichtigt

8 Stadtregion 2012, S. 53-54.

9 http://www1.nls.niedersachsen.de/statistik/html/parametereingabe.asp?DT=K1010013&CM=Bev%F6lkerungsvoraus berechnung

16 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

2.3 Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt

Zustand und relevante Umweltprobleme im Planungsraum Als Lebensraum für die Pflanzen- und Tierwelt haben nicht oder nur extensiv genutzte natürliche, naturnahe und halbnatürliche Ökosysteme eine besondere Bedeutung. Dazu gehören die natur- nahen Biotope, die Relikte der ursprünglichen Naturlandschaft repräsentieren, wie Hochmoore, Flüsse und Wälder, sowie Biotope der Kulturlandschaft wie Heiden, Magerrasen, Feuchtwiesen, oder Gehölze. Das Schutzgut Tiere und Pflanzen sowie die biologische Diversität der wildleben- den Tiere und Pflanzen (nachfolgend „Schutzgut Tiere und Pflanzen “) wird durch die Vorbehalts- und Vorranggebiete Natur und Landschaft sowie die Natura 2000-Gebiete abgebildet (vgl. Tab. 8). Tab. 8: Berücksichtigung des Schutzgutes Tiere und Pflanzen in der Umweltprüfung

Ziele des Umweltschutzes und ihre Umsetzung in der Umweltprüfung: Information mit Rechtsquelle Quellenangabe (Fettdruck soweit Instrument / Pla- nungsleitsatz des Regionalplans) besondere Bedeutung / erhöhte Bedeutung / Empfindlichkeit besteht für Empfindlichkeit besteht für... Sicherung und Entwicklung von Gebieten mit be- Natura 2000-Gebiete / Vorrang- Vorbehaltsgebiet Natur und sonderer Bedeutung für den Arten- und Bio- gebiet Natura 2000 (werden in Landschaft, inkl. den darin topschutz und die Biodiversität; hierzu gehören die vielen Fällen als Ausschlussberei- integrierten naturschutzrecht- prägenden Ökosystemtypen in den unterschiedli- che für konkurrierende Nutzungen lichen Schutzgebieten, ins- chen Naturräumlichen Einheiten des Landkreisge- gewertet) bes. Landschaftsschutzgebie- bietes (ROG § 2 Nr. 8) 10 Vorranggebiet Natur und Land- ten (LSG), geschützten Land- Sicherung und Verbesserung der Durchgängigkeit schaft, inkl. den darin integrierten schaftsbestandteilen und na- vernetzter Biotopsysteme, insbes. fließge- naturschutzrechtlichen Schutzge- turschutzfachliche Gebiets- wässerbezogener Lebensräume (BNatSchG § 2 (1), bieten (Nationalpark, Natur- bewertungen des LRP (mittle- Nr. 4 sowie § 3) schutzgebiet, Naturdenkmal) na- re Wertstufen) Flächensicherung und Ergänzung für Naturschutz in turschutzfachliche Gebietsbewer- Landnutzung: Moor, Heide, Bereichen intensiver Siedlungsentwicklung (ROG § tungen des LRP (hohe und sehr Fluss, Bach, Binnensee, 2 Nr. 1 und Nr. 5) hohe Wertstufen) Teich etc. Sicherung großer, unzerschnittener und verkehrs- Naturpark armer Räume (ROG § 2 Nr. 8, BNatSchG § 2 (1), Nr. 12)

Die naturraumspezifischen Boden-, Relief- und Grundwasserverhältnisse beeinflussen die cha- rakteristische natürliche Vegetation sowie die Nutzung der Freiräume und somit auch den sich nutzungsbedingt ergebenden Zustand des Schutzgutes: • Der Teilraum Achim Verdener Geest (630) hat den kleinsten Anteil an der Fläche des Hei- dekreises. Er liegt westlich von Walsrode direkt an der Landkreisgrenze und wird von Wald und kleineren Fließgewässern geprägt. Bei der landwirtschaftlichen Nutzung handelt es sich größtenteils um Grünlandnutzung. Bruchwald- und Waldgebiete anderer Ausprägung haben hier hohe Bedeutung für den Naturschutz und das Schutzgut Tiere und Pflanzen . In den tie- feren Lagen des leicht reliefierten Gebietes sind Moorkomplexe vorzufinden. • Der Teilraum Wümmeniederung (631) liegt westlich von Schneverdingen und Neuenkirchen und besitzt keine großen Anteile am Heidekreis. In ihm dominiert die Acker- und Grünland- nutzung, durchsetzt von Fließgewässern und einzelnen Waldstrukturen. Standorte mit erhöhtem naturschutzfachlichem Wert umfassen hier, wie in großen Teilen des Heidekreises, feuchtegeprägte Standorte wie Auen und Moore sowie verschiedene Waldge- biete. • Der Teilraum Hohe Heide (640) nimmt nur einen kleinen Teil des Kreisgebiets nördlich des Truppenübungsplatzes Munster Nord, sowie das Gebiet nördlich von Schneverdingen und

10 gemäß der entsprechenden Hinweise des Niedersächsischen Landschaftsprogramms (ML 1989: Niedersächsisches Landschaftsprogramm) deren Konkretisierung durch die Landschaftsrahmenpläne sowie Stellungnahme des (ehe- maligen) NLÖ zur Bekanntmachung der Planungsabsichten, (BNatSchG § 2 (1), Nr. 8, 9 u. 12)

17 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Bispingen ein. Es dominieren Waldflächen, teils großflächig mit den Heideflächen durchsetzt. Entlang der A 7 und weiter östlich finden sich landwirtschaftlich genutzte Flächen. Der Teilraum weist eine insgesamt starke Reliefstruktur auf, kennzeichnend sind Hügelkup- pen, Hochplateaus, Dünen sowie Trockentäler und Senken mit kiesig-sandigen Böden. Naturschutzfachlich wertvoll sind Auen- und Niederungsbereiche sowie Waldstandorte un- terschiedlicher Ausprägung und großflächige Heidestrukturen. • Der Teilraum Südheide (641) nimmt als zentraler Teil des Heidekreises rund zwei Drittel der Kreisfläche ein. Die Südheide zeichnet sich zunächst ebenfalls durch einen hohen Anteil der landwirtschaftlichen Nutzung aus, wobei der Anteil des Grünlandes hier nicht so hoch ist wie der südlich angrenzende Teilraum Untere Aller-Talsandebene. Die Ackernutzung bedeckt weite Teile der Fläche. Weiterhin gibt es viele, teils kleinräumige, aber auch große, zusam- menhängende Waldstücke. Zudem sind auch hier einige Fließgewässer, Moor- und Sumpf- strukturen zu finden. Eine Besonderheit stellen die Truppenübungsplätze Munster Nord, Munster Süd und Bergen dar. Die Teile von ihnen, die im Kreisgebiet liegen, befinden sich gleichzeitig beinahe voll- ständig im Teilraum Südheide. Sie zeichnen sich durch große Heideflächen, Moorflächen und zusammenhängende Waldstücke aus, welche sich gerade bei den beiden Übungsplät- zen in der Nähe von Munster auch in die umliegende Landschaft ziehen. Ähnliche Strukturen sind ebenfalls östlich des Ortes Schneverdingen vorzufinden. Die Südheide weist im Gegensatz zur nördlich angrenzenden Hohen Heide geringere Relief- unterschiede auf. Neben den besonderen Gebieten auf den Truppenübungsplätzen sind in diesem Teilraum Feuchtbiotope wie Auenstandorte und wertvolle Waldstandorte und in fla- chen Mulden entstandene Nieder- und Hochmoore vorhanden. • Der Teilraum Untere Aller-Talsandebene (627), welcher rund ein Viertel der Kreisfläche einnimmt, zeichnet sich durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung aus. Die Allerniede- rung weist einen erhöhten Grünlandanteil auf. Im Überflutungsbereich der Aller sind Auwäl- der und verschiedene Röhrichttypen zu finden. Ackernutzung und Waldgebiete nehmen gro- ße Teile der Talsandebene ein. Im nordwestlichen Bereich des Teilraums befinden sich in- nerhalb des militärischen Sperrgebietes Moor- und Sumpfflächen sowie ein größeres Still- gewässer und kleinere Heideflächen. Diese finden sich ebenfalls an der südwestlichen Grenze des Landkreises. Die Talsandebene wird zudem regelmäßig durch Zuflüsse der Aller unterbrochen. Als wichtige Strukturen sind verschiedene Bruchwaldausprägungen an der Aller sowie Moor- Sumpf-, Feuchtgrünland- und Röhrichtstandorte zu nennen. Weiterhin sind Dünenwälder und verschiedene Eichen- und Buchenwälder wertgebend. Insgesamt liegen 18 FFH-Gebiete entweder komplett oder in Teilen im Gebiet des Heidekreises, welche eine zusammengenommene Fläche von 310 km² einnehmen. Dies entspricht einem Anteil an der Landkreisfläche von rund 16,5 %. Weiterhin gibt es auf rund 327 km² 6 EU- Vogelschutzgebiete, deren Abgrenzungen sich weitgehend mit den FFH-Gebieten decken. Zu- dem sind 27 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von 168 km² (9 % der Fläche) sowie 37 Land- schaftsschutzgebiete mit 160 km² (8,5 % der Landkreisfläche) und 50 (kleinflächige) Naturdenk- mäler vorhanden. Bei der Betrachtung der Schutzgebiete ist der Naturpark Lüneburger Heide herauszustellen. Er umfasst große Teile des nördlichen Kreisgebiets, stellt einen wichtigen Bestandteil des überregi- onalen Naturschutzes dar und macht mit rund 13.222 ha den größten Teil der Naturschutzgebiete aus. Nach den Aussagen Landschaftsrahmenplans LRP des LK Heidekreis kommt zudem rund einem Viertel der Landkreisfläche eine besondere Bedeutung für den Artenschutz zu. Diese Gebiete konzentrieren sich vor allem auf die Heidestandorte und umliegende Wälder sowie auf die Fluss- niederungen. Änderungen seit 2000 zeigen sich einerseits an Hand der mit der Fortschreibung des LRP er- folgten Analysen zum Zustand von Natur und Landschaft. Wesentlich ist darüber hinaus die zwi- schenzeitlich erfolgte Meldung von FFH-Gebieten. Soweit dies Bereiche betrifft, für die im RROP 2000 keine raumordnerische Festlegung für Natur und Landschaft getroffen wurde, kommt es zu Ausweitungen der Gebietskulisse für Natur und Landschaft. Ausführliche Erläuterungen zu der im Landkreis befindlichen Flächenkulisse Natura 2000 inklusive vorläufiger Hinweise zu Schutz- und Erhaltungszielen der Natura-2000-Gebiete, wie auch zu den Ergebnissen der Aktua-

18 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf lisierung des LRP und deren Konsequenz für die Konkretisierung der Planungsabsichten, sind in der Begründung zum RROP-Entwurf Kap. 3.1.4 enthalten. In verschiedenen Teilen sind erhebliche Umweltprobleme zu erwarten. Zu nennen ist hier insbe- sondere der Umbruch von Grünland, um dieses in die Ackernutzung zu überführen. Durch die ak- tuelle Gesetzgebung, vor allem durch die Verordnung zur Erhaltung von Dauergrünland, herrscht jedoch mittlerweile eine gewisse Steuerbarkeit,. Ein weiteres Problem ist die zunehmende Nutzung von Energie aus Biomasse. Durch den hohen Bedarf an Energiepflanzen zur Auslastung der Biogasanlagen entstehen großflächig Mais- Monokulturen, was zu einer homogenen Biotopstruktur und damit zwangsläufig zu einer Redukti- on an Biodiversität führt. Die Flächeninanspruchnahme durch Wohn-, Gewerbe-, und Industriestandorten sowie die Aus- weitung der Verkehrsinfrastruktur führt zu Zerstörung von Biotopstrukturen, Zerschneidungswir- kungen und zum Verlust von Biodiversität. Weiterhin bildet die Errichtung von Windenergieanlagen eine Gefährdung für einige Vogel- und Fledermausarten und bringt eine Veränderung für die Acker-Offenlandschaft und die daran ge- bundenen Arten mit sich.

Status-quo-Prognose bei Nichtumsetzung Bei Nichtumsetzung des Planes ist die fortschreitende Ausweitung der dargestellten Tendenzen zu erwarten. Ohne Steuerungsmöglichkeit ist von einer allgemeinen Verschlechterung des Schutzgutes Tiere und Pflanzen auszugehen. Durch die zunehmende Intensivierung der Land- wirtschaft und durch den Anbau von Monokulturen ist eine zunehmend homogene Landschaft zu erwarten. Gleichzeitig sorgt die Zunahme der Verkehrsinfrastruktur für eine Zerschneidung groß- flächiger Biotope und vernetzter Biotopstrukturen. Weiterhin sorgt der steigende Flächenver- brauch für eine Zerstörung wichtiger Lebensräume und Habitate. Eine Ausnahme herrscht hier bei der Gefährdung durch Grünlandumbruch, hier gibt es durch die Verordnung zur Erhaltung von Dauergrünland eine Steuerungsmöglichkeit.

2.4 Boden

Zustand und relevante Umweltprobleme im Planungsraum Grundlage zum Schutz des Bodens ist das Niedersächsische Bodenschutzgesetz von 1999 – ba- sierend auf dem Bundesbodenschutzgesetz, zusammen mit der Bundes-Bodenschutzverordnung und der Altlastenverordnung (vgl. Tab. 9). Informationen zu den Eigenschaften und zum Zustand der Böden liegen im Landkreisgebiet flächendeckend vor11. Hervorzuheben sind • naturnahe Böden, bei denen es sich überwiegend um Moorböden, Dünenböden und histo- risch alte Waldstandorte handelt, • Böden mit besonderen, z.B. extrem feuchten oder extrem trockenen und nährstoffarmen Standorten, bspw. Auenbereiche, • Böden, die als Zeugnis von Natur- und Kulturgeschichte dienen, bspw. Plaggenesche, Hei- depodsole oder Wölbäcker, • Böden, die regional oder landesweit als selten gelten, • Böden mit hoher natürlicher Fruchtbarkeit, • sowie die Bodendauerbeobachtungsflächen des LBEG. Kennzeichnend für den Heidekreis sind vor allem die in den nordwestlichen und südwestlichen Gebietsteile flächenhaft vorhandenen Heidepodsole. Insgesamt nehmen die verschiedenen Aus- prägungen rund 60,3 % der Fläche ein. Sie zeugen von der ehemals weit verbreiteten Heidebau- ernwirtschaft und werden mittlerweile meist von Wald oder Heide bedeckt. Ein weiteres Zeugnis für diese Nutzung sind die noch kleinflächig vorhandenen Plaggenesche. Ansonsten ist das Ge- biet durch Braunerden geprägt, die einerseits typischerweise von Wald bedeckt sind, andererseits aber oft landwirtschaftlich genutzt werden.

11 Niedersächsisches Bodeninformationssystem – NIBIS des LBEG, vormals NLfB

19 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Bereiche mit besonderen Böden ergeben sich in großen Teilen des Landkreises vor allem durch die Heidenutzung und weitere trockene und nährstoffarme Standorte. Weiterhin existieren durch Stauwasser oder Grundwasser beeinflusste Böden sowie Hochmoorböden. Besonders große Ausprägungen dieser grundwassernahen Standorte sind im Auenbereich der Aller-Leine- Niederung und anderer Gewässer zu erwarten. Besondere Bedeutung haben ebenfalls die noch vorhandenen naturnahen Standorte der historischen alten Waldstandorte, der Moor- und Dünen- böden sowie die zahlreichen Bodendenkmäler. Innerhalb der Siedlungsbereiche ist die Bodenoberfläche überwiegend versiegelt. Die ursprüngli- chen Böden sind hier nicht mehr vorhanden oder zu einem hohen Grad anthropogen überprägt. Besondere Umweltprobleme gibt es durch zunehmende Flächenversiegelung sowie durch die im Landkreis zahlreich vorhandenen Altlasten. Zum einen sind hier die gemeindlichen Altstandorte sowie die Altlasten der im Kreisgebiet weit verbreiteten militärischen Nutzung zu nennen. Einen herauszustellenden Punkt nehmen die Schwermetallablagerungen auf den angrenzenden Flä- chen der Aller und Leine ein. Durch die Fließgewässer Oker und Innerste werden Blei- und Cad- miumhaltige Abwässer in die Aller und Leine gespült. In Hochwassersituationen kommt es zur Ab- lagerungen der Schwermetalle in den Überflutungsbereichen12. Tab. 9: Berücksichtigung des Schutzgutes Boden in der Umweltprüfung

Ziele des Umweltschutzes und Umsetzung in der Umweltprüfung: Information mit Quellenangabe ihre Rechtsquelle (Fettdruck soweit Instrument / Planungsleitsatz des Regionalplans) besondere Bedeutung / Emp- erhöhte Bedeutung / Empfindlich- findlichkeit für... keit besteht für... Flächeneffiziente und flächenspar- Böden mit besonderen Standort- Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft auf- same Planung von Raumnutzungen eigenschaften: trocken / nass grund hohen, natürlichen, standortge- (Vermeidung der Neuversiegelung, seltene Böden bundenen landwirtschaftlichen Er- , Förderung von Entsiegelung) (ROG naturhistorisch bedeutende Böden tragspotentials § 2 Abs. 2 Nr. 6, § 1 Abs. 5 Satz 2 (z.B. Auenböden (Niedermoor, Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft auf- 13 BNatSchG) Gley)) grund besonderer Funktionen der (Bodenschutz auf Immissi- Minimierung v. Immissionen (BIm- kulturhistorisch bedeutende Böden Landwirtschaft onsflächen) SchG § 1 Abs. 1) Dauerbeobachtungsflächen Auen der Hauptgewässer des Nds. Fließ- Sicherung von Gebieten mit bedeut- samen Bodenfunktionen (insbeson- gewässerschutzsystems) dere Ertragsfunktion, Archivfunktion, Lebensraumfunktion) (§ 1 BBodSchG)

Status-quo-Prognose bei Nichtumsetzung Der Bodenzustand wird sich innerhalb des Planungshorizontes bei gesamträumlicher Betrach- tungsweise nicht maßgeblich ändern. Es ist allerdings mit einer zunehmenden Flächenversiege- lung zu rechnen.

2.5 Wasser

Zustand sowie relevante Umweltprobleme im Planungsraum Die Oberflächengewässer fließen im Landkreis überwiegend der Aller und der Wümme zu, die in Richtung Weser entwässern. Die Auen der größeren Gewässer stellen Retentionsräume dar, die bei größeren Hochwasserereignissen überflutet werden können. In der Begründung zum RROP-Entwurf 2015 ist eine ausführliche Darstellung zu den für das Schutzgut Wasser relevan- ten - auch fachrechtlichen - Zielen enthalten (Begründung 3.2.5 02-11). Tab. 10 stellt diejenigen

12 Weiterhin enthält der LRP Angaben zur Winderosion sowie zur Nitratauswaschungsgefährdung. Diese Angaben sind für das RROP nicht von Bedeutung

13 Von der Umweltministerkonferenz wurde 2004 im Rahmen der Festsetzung von Umweltindikatoren der Indikator Flächenverbrauch aufgenommen, der eine hohe Relevanz für die Raumordnung hat. Für Deutschland ist mit der 2002 beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel aufgestellt worden, die Flächeninanspruchnahme bis 2020 auf 30 ha pro Tag zu verringern.

20 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Umweltziele, die für die Prüfung der Umweltauswirkungen des Programms verwendet wurden, zusammen. Tab. 10: Berücksichtigung des Schutzgutes Wasser in der Umweltprüfung

Umsetzung in der Umweltprüfung: Information mit Quellenan- gabe (Fettdruck soweit zugleich Instrument / Planungsleitsatz Ziele des Umweltschutzes und RROP) ihre Rechtsquelle besondere Bedeutung / Emp- erhöhte Bedeutung / Empfind- findlichkeit besteht für... lichkeit für... Sicherung von Gebieten mit besonderer Vorranggebiet Hochwasser- Vorbehaltsgebiet Trinkwassergewin- Bedeutung für Grundwasserschutz, schutz nung -neubildung und -gewinnung (§ 2 Abs. 8 Vorranggebiet Trinkwasserge- Gesetzlich festgelegte Wasserschutz- ROG) winnung bzw. -Einzugsgebiete Schutz von Gewässern vor Schad- Hauptgewässer des Nds. Fließge- stoffimmissionen und anderen schädli- wässerschutzsystems einschl. Tal- chen Einwirkungen (insbes. § 2 Abs. 1 auen Nr. 4 BNatSchG) Gesetzlich festgesetzte Über- Sicherung von Gebieten mit besonderer schwemmungsgebiete (§ 92 NWG) Bedeutung für den Hochwasserschutz (§ 2 Abs. 8 ROG)

Eine aktuelle Auswertung zum Gewässerzustand im Sinne der Strukturgüte für die oberirdischen Gewässer im Planungsgebiet liegt nicht vor. Die Aussagen des Landschaftsrahmenplans von 2013 beruhen auf einer Bewertung des ökologischen Zustands und Potentials nach Wasserrah- menrichtlinie (WRRL) aus dem Jahr 2008. Demnach haben Veerse, Örtze und Kleine Örtze, östli- che Teilstücke der Wietze sowie der Thransgraben bei Nordkampen und der Hohe Bach im Os- tenholzer Moor einen guten Zustand. Vor allem im zentralen Bereich um Walsrode, Fallingbostel und Bomlitz herum, aber auch in den anderen nördlichen und südlichen Gebieten des Kreises, treten Fließgewässer mit mäßigem Zustand auf. Auffallend sind der schlechte Zustand der westli- chen Aller und ihrer Seitenbäche. Ein großer Teil der Gewässer ist als anthropogen erheblich verändert einzustufen. Nach dem Bewertungsverfahren der WRRL haben lediglich die Wümme, Fintau, Veerse, Aue, Teile der Wietze, Örtze und Kleine Örtze sowie der Hohe Bach, der Jordanbach und die Leine einen natur- nahen Zustand. Durch die Veränderung der natürlichen Struktur der oberirdischen Gewässer durch Verbauung, fehlende biologische Durchgängigkeit, Begradigung und Beseitigung von Ufervegetation mit anschließender intensiver Nutzung oder Bebauung der Uferbereiche und Nie- derungsflächen entstehen wesentliche Umweltprobleme. Die Beschaffenheit des Grundwassers wird durch eine Vielzahl natürlicher und anthropogener Faktoren beeinflusst. Aufgrund hoher Durchlässigkeit der Böden und großer Grundwasserflurab- stände ist für große Teile des Landkreises eine hohe Grundwasserneubildung zu verzeichnen. Eine aktuelle Auswertung zum Zustand für das Grundwasser im Landkreis liegt nicht vor. Die lan- desweite Bestandsaufnahme für das Grundwasser in Niedersachsen gemäß WRRL aus dem Jahr 2005 hat für den Planungsraum ergeben, dass sich der Grundwasserkörper mengenmäßig in einem guten Zustand befindet. Allerdings sind Belastungen durch diffuse Immissionsquellen vorhanden.

Status-quo-Prognose bei Nichtumsetzung Für die oberirdischen Gewässer ist bei Nichtumsetzung des RROP-Entwurfs 2015 eine Ver- schärfung der geschilderten Probleme insbesondere aufgrund eingeschränkter Steuerungsmög- lichkeiten zur Begrenzung der Bebauung von Auenbereichen zu erwarten, wenngleich das was- serrechtliche Instrumentarium möglicherweise ersatzweise greifen würde. Eine genaue Prognose zur Entwicklung des qualitativen Zustands für das Grundwasser lässt sich nur schwer treffen. Gefährdungsursachen sind hier vor allem die Zunahme der Entnahmemengen sowie Stoffeinträge aus diffusen Quellen. Problematisch ist die mögliche Zunahme der chemi- schen Belastung durch Stoffeinträge. Gleichzeitig ist insbes. durch das gültige Wasserrecht eine gewisse Steuerungswirkung gegeben.

21 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

2.6 Klima und Luft

Zustand sowie relevante Umweltprobleme im Planungsraum Großräumig betrachtet erhält der Landkreis aufgrund seiner Lage einen relativ hohen Luftaus- tausch durch kontinentale Luftmassen. Weiterhin zeichnet sich das Gebiet durch die relativ gerin- ge Beeinflussung der lokalen Klimafunktionen durch das Relief aus. Die Stadtkörper im Heidekreis erreichen keine so große Ausdehnung, als dass es zu extremen Überwärmungstendenzen käme. Gleichwohl sind für die Stadtkörper die umgebenden Freiräume von klimaökologischer Bedeutung. Das lokale Klima im Umkreis der Siedlungsräume ist aufgrund der großflächig vorhandenen Freiräume, in denen vorrangig großflächige Wälder vorhanden sind als gut zu bewerten. Zudem sorgen die relativ großräumigen Kaltluftentstehungsgebiete über Grünland- und Moorniederungen für gute lokalklimatische Verhältnisse.

Im Hinblick auf den Klimaschutz und die CO2-Bilanz bildet der Primärenergieverbrauch durch den Verkehr angesichts der in diesem Sektor nach wie vor anhaltenden Zunahme des Energiever- brauchs ein wesentliches Problem. Dies gilt angesichts der Infrastrukturachsen A 7, A 27 sowie B 209, B 3 und B 71 auch für das Planungsgebiet. Stoffliche Belastungen der Luftqualität entstehen durch unterschiedliche Ursachen mit großräu- mig bestehenden Belastungen durch Ferntransport, Individualverkehr sowie Belastungsschwer- punkten innerhalb der großen Städte. Tab. 11: Berücksichtigung des Schutzgutes Klima und Luft in der Umweltprüfung

Umsetzung in der Umweltprüfung: Information mit Quel- Ziele des Umweltschutzes und ihre lenangabe Rechtsquelle besondere Bedeutung erhöhte Bedeutung / Empfind- / Empfindlichkeit lichkeit besteht für... Verkehrseffiziente Planung und Zuordnung von Nicht relevant klimaökologische Ausgleichsfunktion Raumnutzungen insbes. zur Vermeidung von mittel bis hoch Luftschadstoffemissionen (LROP) Wald mit Klimaschutzfunktion incl. Sicherung von Gebieten mit besonderer Bedeu- Lärm- und Immissionsschutz tung für die Kalt- und Frischluftentstehung und -transport (LRP) Sicherung der Luftqualität (§ 2 Abs. 2 Nr. 8 ROG)

Status-quo-Prognose bei Nichtumsetzung (nur klimaökologische Raumfunktionen) Bei Nichtumsetzung des RROP-Entwurfs 2015 ist angesichts dann zu erwartender Dezentralisie- rungstrends bei der Ausweisung von Wohnbauland, aber auch von Versorgungseinrichtungen mit einem erheblichen Anstieg verkehrsbedingter Emissionen zu rechnen. Sofern klimaökologisch bedeutende Freiräume aufgrund mangelnder Sicherung bebaut oder durch Anlage von Dämmen o. ä. zerschnitten werden, kann deren Wirksamkeit in ganz erhebli- chem Umfang eingeschränkt werden.

2.7 Landschaft

Zustand sowie relevante Umweltprobleme im Planungsraum Die Landschaft im Heidekreis wird durch die Landschaftsräume des Weser-Aller-Flachlands, der Stader Geest sowie der Lüneburger Heide geprägt. Ein Großteil des Heidekreises mit einem Flächenanteil von 39,2 % wird von dem Landschaftstyp Waldland dominiert, welcher als positiv für das Schutzgut Landschaft anzunehmen ist14 und so-

14 Die Zustandsbewertung erfolgt i. W. basierend auf dem Landschaftsrahmenplan des Landkreises Heidekreis (Be- gründung 3.2.1).

22 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf wohl in den Bereichen der Geest als auch in den Niederungen des Weser-Aller-Flachlandes und großen Teilen der Lüneburger Heide ein charakteristisches Landschaftsbild bildet. Landschaftstypen der landwirtschaftlichen Nutzung nehmen rund 34,5 % Flächenanteil ein. Diese haben einen geringen Wert für das Schutzgut Landschaft und das Landschaftserleben, können aber durch abwechslungsreiche Strukturierung und in Ergänzung zu anderen Landschaftstypen zu einem bedeutsamen Landschaftscharakter beitragen. Abwechslungsreiche Räume mit kleinräumig wechselnden Nutzungen nehmen mit rund 16,2 % einen vergleichsweise hohen Anteil an der Landkreisfläche ein. Sie haben aufgrund ihrer Diversi- tät einen besonders hohen Wert für das Erleben der Landschaft. Die für den Landkreis charakteristischen Flächen der Heidenutzung machen rund 3,3 % der Flä- che aus und haben eine sehr hohe Bedeutung für das Landschaftsbild. Der vergleichsweise ge- ringe Anteil an der Fläche resultiert daraus, dass militärische Sperrgebiete, die einen großen An- teil der im Landkreis vorhandenen Heideflächen enthalten, in der Landschaftsbildbewertung nicht berücksichtigt wurden. Weiterhin sind mit rund 1,7 % Flächenanteil Moorflächen vertreten. Sie haben aufgrund ihrer be- sonderen Charakteristik ebenfalls einen hohen Wert für das Landschaftsbild.

Von der räumlichen Verteilung her sind die Gebiete der Lüneburger Heide im Norden des Land- kreises sowie die Niederungen im südlichen Teil herauszustellen. Flächenmäßig hohe Bedeutung erhalten auch die zusammenhängenden Waldgebiete nördlich und nordwestlich von Soltau. Ins- gesamt wird die Landschaftsqualität im ist als vergleichsweise hoch eingestuft. Tab. 12: Berücksichtigung des Schutzgutes Landschaft in der Umweltprüfung

Umsetzung in der Umweltprüfung: Information mit Quellenangabe Ziele des Umweltschutzes und (Fettdruck soweit zugleich Instrument / Planungsleitsatz RROP) ihre Rechtsquelle besondere Bedeutung / Emp- erhöhte Bedeutung / Empfindlich- findlichkeit für... keit besteht für... Sicherung von Gebieten mit besonderer Vorranggebiet Natur und Land- Vorbehaltsgebiet Erholung Bedeutung für das Landschafts- und Na- schaft Vorbehaltsgebiet Natur und Land- turerleben (§ 2 Nr. 8 ROG, § 2 Vorranggebiet Ruhige Erholung schaft BNatSchG) in Natur und Landschaft Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft (auf- Vermeidung der Überprägung von land- grund besonderer Funktion der Land- schaftlicher Eigenart und Vielfalt (§ 2 Nr. wirtschaft) 8 BNatSchG) Kulturlandschaftspflege Sicherung großer, unzerschnittener und Unzerschnittene verkehrsarme Räume verkehrsarmer Räume Realnutzung: Moor, Heide, Flüsse, Bä- Ziele zur Sicherung und Entwicklung der che, Seen, Teiche, Wald Landschaft aus dem Landschaftsrah- menplan

Umweltprobleme können durch vielfältige Beeinträchtigungen entstehen. Intensive Beeinträchti- gungen treten hier durch die Bundesautobahnen A 7 und A 27, Gewerbe und Industrie an ver- schiedenen Standorten, Hochspannungsleitungen, Bodenabbau, Deponien, Intensivlandwirtschaft mit Biogasanlagen, großen Stallbauten und deren Auswirkungen in Bezug auf visuelle Störung, Zerschneidung und intensivere Landnutzung, insbesondere Mais, auf. Zu nennen ist ebenfalls die großflächig vorhandene militärische Nutzung im Kreisgebiet, welche sich vor allem durch Lärmbe- lästigung, erhöhtem Verkehrsaufkommen sowie durch die Unzugänglichkeit großer Landschafts- teile auswirkt. Auch die Errichtung von Windenergieanlagen bewirkt visuelle Beeinträchtigungen. Die Windenergieanlagen überragen die herkömmliche Landschaftsgestalt um ein vielfaches und sind durch andere Elemente der Landschaftsräume kaum zu verdecken.

Status-quo-Prognose bei Nichtumsetzung Es ist damit zu rechnen, dass sich in Abhängigkeit der veränderten EU-Agrarpolitik sowie der Energiewende weiterhin erhebliche, für die Landschaft relevante Veränderungen ergeben wer- den. Zu nennen sind insbesondere der Anbau nachwachsender Rohstoffe sowie der Ausbau ei- ner dezentralen Nutzung regenerativer Energie (neben Wind insbes. Biogasanlagen sowie Pho- tovoltaikanlagen). Hierdurch, sowie durch eine Verstärkung der Zersiedelungstendenzen, ist bei Nichtumsetzung des RROP-Entwurfs teilräumlich mit einer Verstärkung belastender Tendenzen zu rechnen.

23 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

2.8 Kultur- und sonstige Sachgüter

Zustand und relevante Umweltprobleme im Planungsraum Aufgrund der siedlungsgeschichtlichen Entwicklung ist bei Kulturgütern mit Bezug auf die Heide- nutzung mit einer erhöhten Funddichte zu rechnen. Hierzu zählen beispielsweise die im Heidege- biet und in umliegenden Flächen typischen Heidewege, historische Gebäude und die Heideflä- chen selbst. Auch die Nutzung der Moore als Torfstiche sowie historische Waldnutzungsformen wie Hude- und Niederwälder sind im Heidekreis vertreten. Neben den sichtbaren Denkmalen sind auch die an der Oberfläche nicht sichtbaren Bodendenkmale (z.B. prähistorische Siedlungen, Friedhöfe, Feldstrukturen, Kultplätze) bedeutsam. Die von Menschen geschaffenen historischen Kulturlandschaften sind einem ständigen, natürli- chen Wandlungs- und Entwicklungsprozess unterworfen. Die besondere Qualität der kulturhisto- risch bedeutsamen Landschaftsräume besteht im Heidekreis in den großflächigen, namensge- benden Ausprägungen der Heide. Durch eine Übernutzung der Wälder und die Verwendung von Laub und Rohhumus zum Anlegen von Eschböden kam es zur Ausbreitung von Zwergstrauch- heiden, die noch heute ein Zeugnis der ehemaligen Landnutzung im Kreisgebiet und als solche schützenswert sind. Dabei gingen zwar große Teile der Waldflächen verloren, einige historisch alte Waldstandorte sind aber in Form von Nieder- und Hudewäldern erhalten geblieben, die es ebenfalls zu schützen gilt. Zudem sind Bodendenkmäler wie Wölbäcker und Plaggenesche und verschiedenste Klein- (bspw. Fisch-, Stau- oder Mühlenteiche) und Kleinstdenkmäler (bspw. Grenzwall, Grenzbaum, Kopfweiden) vorhanden. Neben den im Rahmen der Umweltprüfung berücksichtigten bedeutenden Fundstellen muss da- mit gerechnet werden, dass bislang noch nicht bekannte archäologische Fundstellen vorhanden sind. Die Kulturlandschaft kann durch eine Aufgabe der jeweils prägenden Landnutzungsformen oder durch eine Intensivierung der Landnutzung gefährdet sein. Auch zulässige Maßnahmen der land- und teils auch forstwirtschaftlichen Bodenbewirtschaftung können mit einer schleichenden Zerstö- rung dieser Landschaftsräume, aber auch von Bodendenkmalen verbunden sein. Hier spielen vor allem die nachwachsenden Rohstoffe im Sinne von Maisanbau für Biogasanlagen als auch Auf- forstungen und die Errichtung von Windenergieanlagen eine Rolle. Weiterhin wird die typische Kulturlandschaft durch mögliche Entwässerung von Niederungen oder durch die Aufgabe von Grünländern und deren Nutzung als Acker- oder Forstfläche. Auch der Infrastruktur- sowie Sied- lungsausbau kann sowohl archäologische Fundstellen zerstören als auch zu einem möglicher- weise großräumig wirksamen Verlust der Eigenart kulturhistorisch wertvoller Landschaften führen. Bei den Heideflächen ist aber aufgrund des relativ strengen Schutzstatus der Flächen der Lüne- burger Heide nicht in größerem Ausmaß mit Verlusten zu rechnen. Bodendenkmäler können häu- fig durch Rettungsgrabungen vor einer unwiederbringlichen Zerstörung gesichert werden. Tab. 13: Berücksichtigung des Schutzgutes Kulturgüter in der Umweltprüfung

Umsetzung in der Umweltprüfung: Information mit Quel- lenangabe (Fettdruck soweit zugleich Instrument / Pla- Für das RROP bedeutsame Ziele des nungsleitsatz RROP) Umweltschutzes besondere Bedeutung / erhöhte Bedeutung / Empfindlichkeit für... Empfindlichkeit besteht für... Sicherung von Gebieten und Einzelobjekten mit Vorbehaltsgebiet Kultu- Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft besonderer denkmalpflegerischer Bedeutung als relles Sachgut (aufgrund besonderer Funktion Kulturdenkmale, archäologische Bodendenkmale Bedeutende Einzelfunde der Landwirtschaft) (Kulturland- oder historisch bedeutsame Landschaften (§ 2 schaftspflege) Abs. 2 Satz 13 ROG, § 2 Abs. 1 Nr.14 BNatSchG, NDSchG) Schutz des Bodens als kulturgeschichtliches Ar- chiv (BBodSchG)

24 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Status-quo-Prognose bei Nichtumsetzung Bei Nichtumsetzung des RROP wird es möglicherweise bei Maßnahmen des Infrastrukturaus- baues, der Siedlungserweiterung sowie des Abbaus oberflächennaher Rohstoffe vermehrt zur Vernichtung von Bodendenkmalen kommen. Die Steuerungsmöglichkeiten setzen hier jedoch vornehmlich auf den nachgeordneten Planungsebenen an. Zudem muss aufgrund eines schwächeren Schutzes historisch wertvoller Landschaftsteile (soweit nicht bereits fachrechtlich geschützt) deren zunehmende Entwertung befürchtet werden.

3 Prognose voraussichtlich erheblicher Umweltauswir- kungen der Festlegungen des RROP-Entwurfs 2015

In diesem Abschnitt erfolgt die Prüfung der einzelnen Festlegungen. Für das Leitbild sowie die Begründung erfolgt keine Prüfung, die Inhalte werden jedoch bei der Auslegung der Festlegungen bzw. der Prognose der Auswirkungen berücksichtigt.

3.1 Ziele und Grundsätze zur gesamträumlichen Entwicklung des Landkreises Heidekreis

3.1.1 Entwicklung der räumlichen Struktur des Landkreises Heidekreis Die Festlegungen in diesem Abschnitt beziehen sich auf die gesamträumliche Entwicklung und die Raumstruktur im Landkreis. Es erfolgen keine raumkonkreten Darstellungen. Überwiegende Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP 2008/2012, daher kei- ne abweichende Steuerungswirkung. Keine erheblichen Umweltauswirkungen.

3.1.2 Einbindung in die norddeutsche und europäische Entwicklung Die Festlegungen in diesem Abschnitt beziehen sich auf grenzüberschreitende Kooperationen raumstruktureller Entwicklungs- und Planungsprozesse zwischen den Verdichtungsräumen Bre- men, Hamburg sowie Hannover und dem Landkreis Heidekreis zur Initiierung, Intensivierung und Ausbau gemeinsamer bzw. sich ergänzender Ressourcen und Potenziale. Es werden keine raumkonkreten Darstellungen gemacht. Überwiegende Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP 2008/2012, daher kei- ne abweichende Steuerungswirkung. Keine erheblichen Umweltauswirkungen.

3.2 Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Siedlungs- und Ver- sorgungsstruktur

3.2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur Ziel der Festlegungen ist eine zukunftsorientierte Sicherung bzw. nachhaltige Weiterentwicklung der Siedlungsstruktur mit einer Ausrichtung auf das zentralörtliche System und einer vorrangigen Innenentwicklung. Es erfolgen keine raumkonkreten Festlegungen. Überwiegende Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP 2008/2012, daher kei- ne abweichende Steuerungswirkung. Keine erheblichen Umweltauswirkungen.

25 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

3.2.1.1 Schwerpunkt- und Entwicklungsaufgaben Ziel der Festlegung ist Sicherung und Entwicklung eines bedarfsgerechten Angebots an Wohn- raum und Arbeitsstätten. Es erfolgt eine teilräumliche konkrete Festlegung als „VR Standort Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten“ bzw. „VR Standort Schwer- punktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Arbeitsstätten“. Die teilräumlich konkreten Festle- gungen „Standort besondere Entwicklungsaufgabe Erholung“, „Standort besondere Entwick- lungsaufgabe Tourismus“ und „Regional bedeutsamer Erholungsschwerpunkt“ werden in Kapitel 3.3.2.4 geprüft. Überwiegende Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP 2008/2012, daher kei- ne abweichende Steuerungswirkung. Keine erheblichen Umweltauswirkungen.

3.2.1.2 Vorranggebiete industrielle Anlagen Die zeichnerische Festlegung als "Vorranggebiet industrielle Anlage" (01) sichert den bestehen- den Standort Industriepark Walsrode und stellt diesen raumkonkret dar. Vorrangiges Ziel ist die Beachtung dieser Anlage bei allen regional- und landesplanerischen Abstimmungen. Überwiegende Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP 2008/2012, größten- teils Bestandsübernahme, keine weitergehende Steuerungswirkung. Keine erheblichen Umweltauswirkungen.

3.2.2 Entwicklung der Zentralen Orte Es erfolgt eine teilräumlich konkrete Darstellung als Planzeichen „Mittelzentrum“, „Grundzentrum“ sowie „Zentrale Siedlungsgebiete“. Ziel der Festlegungen ist die flächendeckende Sicherung ei- nes Mindeststandards an öffentlichen und privaten Einrichtungen und Dienstleistungen für die Bevölkerung sowie eine nachhaltige Entwicklung. Die Festlegungen zu den Mittel- und Grundzentren stellen eine Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP 2008/2012 dar, daher keine abweichende Steuerungswirkung. Im Bereich der zentralen Siedlungsgebiete sollen die Entwicklung von Siedlungsflächen und da- rauf bezogener Infrastruktur sowie Einzelhandelsgroßprojekte gebündelt werden. Diese Festle- gungen sind nicht direkt mit auf regionaler Ebene erkennbaren Umweltauswirkungen verbunden. Genauere Angaben zu möglicherweise erheblichen Umweltauswirkungen sind erst auf nachfol- genden Planungsebenen möglich. Insgesamt tragen die zeichnerischen und textlichen Festle- gungen zu einer Bündelung der Siedlungsflächenentwicklung unter Berücksichtigung der erfor- derlichen infrastrukturellen Voraussetzungen bei. Dies fördert eine flächen- und verkehrssparsa- me und somit ressourcen-schonende Siedlungsentwicklung. Keine erheblichen Umweltauswirkungen.

3.2.3 Entwicklung der Versorgungsstrukturen Ziel der Festlegung ist die flächendeckende Sicherung und Entwicklung der Angebote der Da- seinsvorsorge und der Versorgungsstrukturen in ausreichendem Umfang und in ausreichender Qualität. Es erfolgt keine räumliche Konkretisierung. Diese Festlegung bildet lediglich eine Rahmensetzung. Ein Bezug zu raum- und umweltrelevan- ten Planungen oder Entwicklungen wird nicht hergestellt. Überwiegende Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP 2008/2012, daher kei- ne abweichende Steuerungswirkung.

26 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

3.3 Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen

3.3.1 Entwicklung eines landesweiten Freiraumverbundes und seiner Funktionen 3.3.1.1 Elemente und Funktionen des landesweiten Freiraumverbundes Überwiegend Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP, daher keine abwei- chende Steuerungswirkung und keine erheblichen Umweltauswirkungen zu erwarten. Das Ziel, die Inanspruchnahme von Freiräumen durch Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung zu minimieren (3.1.1 03) kann zu einer Verhinderung bzw. Verringerung negativer Umweltauswir- kungen führen. Durch die Festlegung können diese Bereiche von beeinträchtigenden baulichen Anlagen bzw. Belastungen ggf. freigehalten werden, da der Innentwicklung Vorrang vor der Au- ßenentwicklung gegeben wird. Somit sind überwiegend positive Umweltauswirkungen auf nahezu alle Schutzgüter zu erwarten.

3.3.1.2 Bodenschutz Überwiegend Übernahme der Festlegungen des LROP. Die Grundsätze zum Bodenschutz sind im Sinne der Umweltprüfung als Festlegung regionaler Umweltziele zu verstehen, die einer Ver- ringerung negativer Umweltauswirkungen dienen. Sie weisen keine direkte Raumrelevanz auf. Eine Konkretisierung erfolgt im Zuge der siedlungsbezogenen Festlegungen dieses RROP (Kap. 3.2) und werden jeweils dort mitgeprüft. Darüber hinaus sind die Festlegungen auf der nachfolgenden Planungsebene der Bauleitplanung bzw. bei raumbedeutsamen Planungen zu beachten bzw. zu berücksichtigen. Die bewirkte Be- grenzung bzw. Steuerung von freiraumbeanspruchenden Nutzungen führt zu einer Vermeidung bzw. Minimierung belastender Umweltauswirkungen.

3.3.1.3 Natur und Landschaft Geprüfte Festlegung / Steuerungsziele Ein Schutz der für den Naturschutz und die Landschaftspflege wertvollen Bereiche erfolgt primär auf Grundlage des Naturschutzrechts. Die ergänzenden textlichen Festlegungen beruhen auf den Vorgaben des LROP und entfalten keine eigenständige Steuerungswirkung. Erhebliche Umwelt- auswirkungen werden nicht verursacht. Demgegenüber kann die gegenüber dem RROP 2000 veränderte zeichnerische Festlegung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für Natur und Landschaft sowie von Vorranggebieten Grün- landbewirtschaftung, -pflege, und -entwicklung erhebliche Umweltauswirkungen bewirken. Es er- folgt eine summarische Prüfung. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Die Festlegung von "Vorranggebieten Natur und Landschaft" verfolgt, zusammen mit den ent- sprechenden textlichen Festlegungen, eine insbesondere hinsichtlich des Flächenbezugs über die fachrechtlich (bspw. als Naturschutzgebiet) gesicherten Bereiche hinausgehende Sicherung. Dies gilt ebenfalls für die Festlegung von "Vorbehaltsgebieten Natur und Landschaft" mit ergän- zenden textlichen Festlegungen. Insgesamt werden durch die zeichnerische Festlegung von VR und VB Natur und Landschaft 936 km2 Fläche gesichert. In den Vorranggebieten/Vorbehaltsgebieten Natur und Landschaft sind raumbedeutsame Vorhaben, die dem Schutz von Natur und Landschaft entgegenlaufen, ausgeschlossen bzw. ist die Bedeutung für Natur und Landschaft im Rahmen der Abwägung besonders zu berücksichti- gen. Der Ausschluss bzw. die besondere Berücksichtigung bewirkt zwar keine tatsächliche Auf- wertung von Natur und Landschaft, doch insbesondere Flächen, die nicht bereits dem Schutzsta- tus eines NSG unterliegen, werden vor einer Inanspruchnahme durch Planungen und Maßnah- men der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung geschützt. Der Schutzzweck der Landschafts- schutzgebiete wird unterstrichen. Ohne die Festlegung kann ein geringerer Schutz gegeben sein, mit ggf. häufigeren Beeinträchtigungen durch raumbedeutsame Vorhaben. Dies trifft ebenfalls auf

27 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

die Festlegung von Vorranggebieten Grünlandbewirtschaftung, -pflege, und -entwicklung zu, 2 die insgesamt 36 km Fläche über die (fachrechtlich) gesicherten Bereiche hinaus sichern. Insgesamt dienen die Festlegungen einer weitergehenden raumordnerischen Umsetzung der ent- sprechenden landschaftsplanerischen bzw. naturschutzfachlichen Zielsetzungen im Rahmen pla- nerischer Entscheidungen und Abwägungen in Ergänzung zu den fachrechtlichen Instrumenten. Sie führen zu einer Vermeidung negativer Umweltauswirkungen bzw. können positive Umwelt- auswirkungen nach sich ziehen. Maßnahmen zur Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen sind nicht erforderlich. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Die Kulisse der festgelegten Flächen ist unter maßgeblicher Verwendung der naturschutzfachli- chen Grundinformationen insbesondere des aktuellen Landschaftsrahmenplans, aber auch der Landesebene entwickelt worden. Ziel war, eine abgestimmte und konsistente Integration von Fachinformationen zu gewährleisten. Ergebnis Die Festlegungen verhindern erheblich beeinträchtigende Umweltauswirkungen und bereiten konzeptionell Maßnahmen zur Verbesserung des Zustandes von Natur und Landschaft vor. Somit werden indirekt großräumig erhebliche positive Umweltauswirkungen auf nahezu alle Schutzgüter vorbereitet. Durch die RROP-Festlegung „Vorranggebiete Natur und Landschaft“ werden insge- samt 553 km2 geschützt, hinzukommen „Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft“ mit 382 km2 und „Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, pflege, und -entwicklung“ mit 36 km2. Gegenüber dem RROP 2000 nimmt die Flächenkulisse für den Schutz von Natur und Landschaft insgesamt um 72 km2 zu. Die erhebliche Vergrößerung von Flächen zur Sicherung und Entwicklung der Be- lange des Naturschutzes wird aufgrund der steuernden Wirkung der Festlegungen erheblich posi- tive Umweltauswirkung zur Folge haben. Gegenüber dem RROP 2000 wird im RROP-Entwurf 2015 die Sicherung eines Biotopverbundes aufgegriffen, dessen Aufbau, Sicherung und Entwicklung gem. LROP 2008/2012 und des BNatSchG § 21 eine vordringliche Aufgabe u.a. der Regionalplanung ist. Mit der Festlegung von Vorbehalts- und Vorranggebieten Natur und Landschaft, Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft, Vorranggebiete Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung sowie Vor- ranggebiete Natura 2000 werden Flächen für den genetischen Austausch sowie Wanderungs- und Ausbreitungs-/ Wiederbesiedlungsprozesse dauerhaft gesichert und funktional sowie räum- lich miteinander vernetzt, was mit erheblich positiven Umweltauswirkungen auf Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt verbunden ist.

3.3.1.4 Natura 2000 Natura 2000-Gebiete werden gemäß LROP 2012 im RROP festgelegt (Ziele und Grundsätze 3.1.3). Damit werden die Voraussetzungen für die erforderlichen besonderen Schutzmaßnahmen hinsichtlich der Lebensräume der in der EG-Vogelschutzrichtlinie aufgeführten Arten (Anhang I Artikel 4) sowie die Erhaltungsziele für die prioritären Lebensräume und prioritären Arten in die räumliche Ordnung eingestellt. Alle für den Landkreis gemeldeten Gebiete sind als "Vorranggebiet Natura 2000" in die Zeichneri- sche Darstellung aufgenommen worden. Die Festlegungen stellen als neuer Inhalt des RROP ei- ne Übernahme übergeordneter Umweltziele dar. Alternativen zu dieser Festlegung bestehen auf- grund der Vorgaben des LROP 2012 nicht. Es erfolgt keine Einbeziehung in die Umweltprüfung.

3.3.1.5 Entwicklung der Großschutzgebiete Geprüfte Festlegung / Steuerungsziele Textliche Festlegungen zu Erhalt und Entwicklung der Kulturlandschaft des Naturparks Lünebur- ger Heide, Unterstützung der nachhaltigen Regionalentwicklung, Förderung und Entwicklung des

28 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Naturerlebens sowie der landschaftsbezogenen Erholung und Stärkung des Umweltbewusst- seins. Die Grenze des Naturparks wird nachrichtlich in die zeichnerische Darstellung aufgenommen. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Die Festlegungen haben keinen konkreten Raumbezug und keine direkten Umweltauswirkungen zur Folge. Berücksichtigung der Festlegung durch konkretisierende Planungen kann sowohl zu positiven wie auch zu negativen Umweltauswirkungen führen. Ggf. ist dann eine Prüfung von Umweltauswirkung notwendig. Ergebnis Es werden keine erheblichen Umweltauswirkungen vorbereitet. Im RROP 2000 erfolgen keine Festlegungen zum Naturpark. Gegenüber dem RROP 2000 führen die Festlegungen daher im Vergleich zu eher positiven Umweltauswirkungen, da Raumnutzungen besser aufeinander abgestimmt werden können.

3.3.1.6 Kulturlandschaften und kulturelle Sachgüter Geprüfte Festlegung / Steuerungsziele Die Identität und das Heimatgefühl sowie das Landschaftserleben für Erholungssuchende sollen unter anderem durch den Schutz historischer Landnutzungsformen und Siedlungsstrukturen, prä- gende Landschaftsstrukturen und Naturdenkmale gesichert werden durch Erhalt und Entwicklung der Kulturlandschaft; Erhalt historischer Landnutzungsformen und Siedlungsstrukturen sowie prä- gender Landschaftsstrukturen und Naturdenkmale. Es erfolgt eine zeichnerische Darstellung als „Vorbehaltsgebiet kulturelles Sachgut“. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Der Schutz der kulturellen Sachgüter vermeidet beeinträchtigende Wirkungen durch raumbedeut- same Vorhaben und bedingt somit positive Umweltauswirkungen für das Schutzgut Kulturgüter und Landschaft, in einzelnen Fällen können indirekt sichernde Wirkungen für Tiere bewirkt wer- den (z.B. Fledermäuse in Gebäuden). Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen sind nicht erforderlich. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Die Kulisse der festgelegten Flächen entspricht überwiegend der bereits im RROP 2000 festge- legten, eine Darstellung entfällt (Hahnenberg nördlich Lünzen), zwei Gebiete kommen hinzu (Soltau Filzwelt, Neuenkirchen Springhornhof). Alternativen zu dieser zeichnerischen Darstellung wurden nicht geprüft. Ergebnis Die durch die textlichen und zeichnerischen Festlegungen bedingte Berücksichtigung im Rahmen von raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen wirkt sich deutlich positiv aus. Aufgrund der lediglich geringfügigen Änderung sind im Vergleich zum RROP 2000 keine erheb- lich negativen Auswirkungen zu erwarten.

3.3.2 Entwicklung der Freiraumnutzungen 3.3.2.1 Landwirtschaft Geprüfte Festlegungen / Steuerungsziele In den Grundsätzen sind Leitlinien für Erhalt, Sicherung und Entwicklung der Landwirtschaft als Wirtschaftszweig und in ihrer Bedeutung für die großräumige ökologische Vernetzung festgelegt.

29 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Diese Leitlinien werden durch die Festlegungen in der Begründung räumlich und sachinhaltlich hinterlegt. Die zeichnerische Festlegung als "Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft - aufgrund hohen Er- tragspotentials“ sichert die langfristige Nutzungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Standorte mit überdurchschnittlichem Ertragspotenzial. Die zeichnerische Festlegung als "Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft - aufgrund besonderer Funktionen“ sichert ländliche Räume, die gleichzeitig eine besondere Bedeutung für Natur, Landschaftspflege und Erholung aufweisen. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Sofern die textlichen Festlegungen indirekt eine Nutzungsintensivierung fördern, kann dies mit erheblichen negativen Umweltauswirkungen verbunden sein, eine Quantifizierung oder Lokalisie- rung solcher Wirkungen ist auf Ebene der Regionalplanung nicht möglich. Kleinflächig kann durch die Gewichtung der Landwirtschaft indirekt intensiveren erheblich beeinträchtigenden Umwelt- auswirkungen durch Infrastruktur und Siedlungsbau entgegen gewirkt werden. Der Erhalt der landschaftlichen Struktur wirkt sichernd auf das Landschaftsbild, kleinflächig werden Tiere und Pflanzen geschützt, auf mineralischen Böden und insbesondere durch Grünland wird der Boden geschützt. Allerdings hat die regionalplanerische Festlegung keinen Einfluss auf betriebliche Ent- scheidungen zur konkreten landwirtschaftlichen Nutzung. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Für die Festlegung als „Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft - aufgrund hohen Ertragspotenzials“ und "Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft - aufgrund besonderer Funktionen“ wurden Datengrundlagen des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zu Agrarertragspotenzialklassen zugrunde gelegt. Ergebnis Im Rahmen von behördlichen Entscheidungen zur Förderung der Landwirtschaft, z.B. durch landwirtschaftlichen Wegebau, können erheblich beeinträchtigende Umweltauswirkungen vorbe- reitet werden. Durch das Entgegenwirken der Festlegungen gegenüber siedlungsbaubedingten Umweltauswirkungen können im Einzelfall belastende Umweltauswirkungen vermieden werden. Bei Fortgeltung des RROP 2000 würden die mit dieser Festlegung verbundenen Ziele und Grundsätze weiterhin gelten. Es werden durch den RROP-Entwurf 2015 zeichnerisch 71.673 ha als „Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft“ festgelegt. Gegenüber dem RROP 2000 nimmt die Flä- chenkulisse deutlich um 16.427ha zu, was insbesondere am Anteil der VB Landwirtschaft auf- grund besonderer Funktionen liegt.

3.3.2.2 Forstwirtschaft Geprüfte Festlegungen / Steuerungsziele Die zeichnerische Festlegung zusammen mit den entsprechenden textlichen Festlegungen si- chert die regional bedeutsamen Waldbestände in ihrem Bestand als "Vorbehaltsgebiet Wald“. Eine besondere Schutzwürdigkeit kommt den Waldrändern zu, die als Übergangsbiotope vom Wald in das Offenland vielfältige Funktionen übernehmen (3.2.2 04). Bestimmte Bereiche sind aus Umweltschutzgründen für eine Bewaldung ungeeignet (z.B. schutzwürdige Offenlandbiotope, Kaltluftabflussbereiche). Gemäß 3.2.2 05 werden diese Berei- che von Aufforstungsmaßnahmen freigehalten. Darüber hinaus enthält das Kapitel Grundsätze für Freiflächen, die aufgrund ihrer regionalen Be- deutung für Klima, Biotopschutz, Landschaftsbild und Erholung von Aufforstung freizuhalten sind (im Landkreis insbesondere Heide- und Moorflächen). Es erfolgt eine zeichnerische Darstellung als „Vorbehaltsgebiet von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet“. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Die zeichnerische Festlegung von „Vorbehaltsgebiet Wald“ kann, soweit dies bei Umsetzung auf nachfolgenden Ebenen zu einer über die fachrechtliche Steuerung hinaus gehenden Sicherung

30 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf führt, mit erheblichen positiven Wirkungen verbunden sein, die jedoch auf regionaler Ebene nicht quantifizierbar sind. Die Festlegung 3.2.2 05 dient einer Vermeidung erheblicher belastender Umweltauswirkungen. Die gemäß 3.2.2 04 zu erfolgende Freihaltung von Waldrändern vor Bebauung und sonstigen stö- renden Nutzungen ist ebenfalls als positiv anzusehen. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Die Flächenabgrenzung der „Vorbehaltsgebiete Wald“ und „Vorbehaltsgebiete von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet“ erfolgte auf Basis der Biotoptypkartierung des Landkreises Heidekreis, im Abgleich mit Waldflächen bzw. Heide- und Moorflächen aus den ATKIS-Daten. Aufgrund der Be- standsorientierung der Festlegung gibt es keine Alternative. Ergebnis Die textlichen und zeichnerischen Festlegungen dienen überwiegend einer Sicherung der Wald- flächen und ihrer Funktionen sowie ihrer Entwicklung, aber auch einer Freihaltung von Auffors- tungen auf geeigneten Flächen. Damit sind sie mit positiven Umweltauswirkungen verbunden. Ei- ne Quantifizierung ist nicht möglich. Gegenüber dem RROP 2000 nimmt die Fläche der Gebietskulisse VB Wald um ca. 550 ha zu. Da die Änderung der Flächengröße vorwiegend aus einer gegenüber dem RROP 2000 genaueren Darstellungsweise des Waldbestandes resultiert, ergeben sich keine erheblichen Umweltauswir- kungen. Allerdings führt der Schutzabstand von 60 m (Ziffer 3.2.2 04) zum Waldrand - der erst- malig als Grundsatz der Raumordnung festgelegt wird - hinsichtlich heranrückender Bebauung zu erheblich positiven Umweltauswirkungen. Gegenüber dem RROP 2000 nimmt die Fläche der Gebietskulisse VB von Aufforstung freizuhal- ten deutlich um ca. 6.730 ha zu. Dies liegt insbesondere in den Festlegungen im Bereich der großflächigen Truppenübungsplätze (Bergen, Bergen-Nord, Munster) begründet. In diesen Berei- chen befinden sich aufgrund der Nutzungsintensität häufig Offenlandbiotope. Eine Freihaltung dieser wertvollen Biotope ist mit erheblich positiven Umweltauswirkungen verbunden.

3.3.2.3 Rohstoffgewinnung Geprüfte Festlegungen / Steuerungsziele Mit der zeichnerischen Festlegung von "Vorrang- und Vorbehaltsgebieten Rohstoffgewinnung" (Ziele und Grundsätze 3.2.3 (01-05)) in Zusammenhang mit den textlichen Begründungen 3.2.3 erfolgen flächenbezogene Vorgaben für die Konkretisierung von Nutzungsabsichten (02, 03). Mit der Festlegung werden die Rohstoffgebiete vor konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungsan- sprüchen geschützt (VR) bzw. wird ein Rohstoffabbau bei planerischen Abwägungsentscheidun- gen zur räumlichen Nutzung berücksichtigt (VB). Aufgrund der durch die zeichnerische Darstellung gegebenen Umweltrelevanz erfolgt eine Prü- fung der gesamten Flächenkulisse "Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiet Rohstoffgewinnung". Die textlichen Festlegungen sind im Wesentlichen aus dem LROP übernommen, so dass daraus kei- ne zusätzliche Steuerungswirkung resultiert. Die Inhalte der zeichnerischen Darstellung werden hingegen auch bei unveränderter Übernahme aus dem LROP geprüft, da aufgrund des Pla- nungsmaßstabes mögliche Umweltauswirkungen detaillierter erkennbar werden. Zur Sicherung der Erdgasgewinnung im Landkreis Heidekreis werden die Anlagen zur Förderung, Aufbereitung und Lagerung tiefliegender Rohstoffe als Vorranggebiete Rohstoffgewinnung (Erd- gas) in der Zeichnerischen Darstellung festgelegt. Voraussichtliche Umweltauswirkungen Die Sicherung bestehender Anlagen zur Förderung, Aufbereitung und Lagerung tiefliegender Rohstoffe bereitet keine Eingriffe in den Naturhaushalt vor. Erhebliche Umweltauswirkungen sind nicht zu erwarten. Aufgrund der zeichnerischen Festlegungen zum Rohstoffabbau sind erhebliche negative Umwelt- auswirkungen zu erwarten. Dies führt anlagebedingt zu einer auf den Abbauzeitraum befristeten Flächeninanspruchnahme mit visuell wirksamen Eingriffen sowie einer dauerhaften Veränderung

31 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

der natürlichen Reliefverhältnisse. Darüber hinaus sind, je nach verwendeter Abbautechnik, am Standort selbst in unterschiedlichem Ausmaß erhebliche betriebsbedingte Lärm- und Staubemis- sionen, Erschütterungen und Eingriffe in das Grundwasser zu erwarten. Belastungswirkungen können sich auch auf angrenzende Flächen erstrecken. Zudem werden durch den Transport im Bereich der verkehrlichen Erschließung erhebliche verkehrsbedingte Belastungen (Lärm-, Staub-, und Schadstoffemission, Erschütterungen) verursacht. Durch die Festlegungen können UVP- pflichtige Vorhaben gem. Anlage 1 Nr. 2.1 UVPG vorbereitet werden. Für die vorgesehenen "Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung" ist eine dem Pla- nungsmaßstab entsprechende flächenbezogene Prüfung erfolgt, deren Ergebnisse in der nach- folgenden Übersicht (vgl. Tab. 14) dargestellt sind. Zu jeder Fläche ist zunächst eine kurze Gebietsbeschreibung enthalten mit Angabe der Rohstoff- art, zum Zustand und zur aktuellen Nutzung der Fläche und ihres näheren Umfeldes, zu Vorbe- lastungen, sowie zu den jeweils zu berücksichtigenden umweltrechtlichen Festlegungen (raum- konkret festgelegte Umweltschutzziele). Die Analyse der räumlichen Empfindlichkeit und möglicher erheblicher Umweltauswirkungen er- folgt auf Grundlage einer GIS-gestützten Auswertung unter Verwendung der im Kapitel 2 darge- stellten Empfindlichkeitskriterien der Schutzgüter. Wesentliche Grundlage sind aktuelle Informati- onen aus dem Landschaftsrahmenplan des LK Heidekreis. Für die Interpretation der Bewertung werden folgende Hinweise gegeben: • Die Wirkungsprognose bezieht sich schwerpunktmäßig auf die mit der Festlegung verbunde- ne Flächeninanspruchnahme einer im Gebiet stattfindenden Rohstoffgewinnung. Angaben zur Art der Abbautätigkeit an den einzelnen Standorten und zu konkreten betriebsbedingten Wirkungen fließen nicht ein. Dies ist dezidiert erst auf der Ebene der Vorhabenzulassung möglich. Allenfalls kann aus der Lage der Flächen fallweise auf möglichen Nassabbau ge- schlossen werden. • Eine Berücksichtigung bereits zugelassener Abbautätigkeit erfolgt nur in allgemeiner Form als Vorbelastung, nicht jedoch unter Bezugnahme auf konkrete (Teil)flächen eines Prüfgebie- tes. • Für das Schutzgut Boden besteht aufgrund der Eingriffscharakteristik durchweg hohe Beein- trächtigungsintensität. Die Bewertung bezieht sich daher auf die möglicherweise betroffenen besonderen Werte und Funktionen der Böden. • Beim Schutzgut Wasser ergeben sich besondere Beeinträchtigungsrisiken, soweit Oberflä- chengewässer betroffen sind. • Für das Schutzgut Klima tritt die Bewertungsstufe "Besonderes Beeinträchtigungsrisiko" nicht auf. • Kulturgüter und sonstige Sachwerte sowie Wechselwirkungen wurden bei der Bewertung der Einzelflächen nicht einbezogen. • Einstufung: Eine zunehmende Relevanz belastender Umweltauswirkungen besteht von kein erhöhtes < erhöhtes < besonderes Beeinträchtigungsrisiko. Randeffekte werden im Einzelfall einbezogen. Der jeweils ermittelte Flächenanteil wird einer der folgenden Kategorien zugeordnet: Über- wiegender Flächenanteil betroffen (>50 %), erhebliche Teilflächen betroffen (10-50 %) bzw. kleine Teilflächen betroffen (<10 %). Im Ergebnisfeld erfolgt schließlich eine verbale Zusammenfassung der Bewertungsergebnisse sowie, soweit bereits erkennbar, auch der vorgesehenen Folgenutzung. Das Ergebnis der Umweltprüfung zeigt, dass sich umweltfachliche Konflikte ergeben können, ge- genüber einer Ausbeutung der Vorkommen ohne regionalplanerische Steuerungswirkung ist je- doch mit deutlich geringeren Umweltbeeinträchtigungen zu rechnen. Für einen großen Teil der vorgeschlagenen Gebiete besteht bereits eine Nutzung als Rohstoffabbau. Von den im RROP Entwurf 2015 enthaltenen 14 VR (733 ha) und 17 VB (674 ha) Rohstoffgewin- nung wurden 3 VR aus dem LROP 2008/2012 nach einer Konkretisierung des Flächenzuschnitts übernommen (Flächenumfang 298 ha). Damit weist der Landkreis Heidekreis über das LROP 2008/2012 hinaus noch 28 VR bzw. VB aus.

32 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Gegenüber dem geltenden RROP hat sich die Gebietskulisse für Vorranggebiete von 380 ha auf 733 ha erhöht, wobei die Anzahl der Gebiete mit 14 Abbaugebieten konstant bleibt. Für Vorbe- haltsgebiete reduziert sich die Gebietskulisse von 1.300 ha auf 674 ha beziehungsweise die An- zahl der Abbaugebiete reduziert sich von 29 auf 17 Standorte.

Tab. 14: Ergebnisse der gebietsbezogenen Umweltprüfung für die VR Rohstoffgewinnung

Nr. TK 3122 S/15 Lage: Galgenberg, nordwestlich von Groß Eilstorf Größe: 63,7 ha Vorbelastung: Im südwestlichen Bereich erfolgt bereits ein Sandabbau Zustandsbeschreibung: Die Fläche befindet sich in einem überwiegend als Acker genutzten Bereich, klein- flächig ist Nadelforst vorhanden. Durch bereits erfolgten Sandabbau im Südwesten auf zwei von einer Straße getrennten nördlichen und südlichen Parzellen sind bereits Offenbodenbereiche entstanden. Das Vorranggebiet ist überwiegend von Nadelforsten umgeben. Unmittelbar westlich an die südliche Abbau- parzelle angrenzend befindet sich ein nach § 30 BNatSchG geschützter Seggen-, Binsen- und Stauden-Sumpf. Zu einem als Naturdenkmal geschützten Erlen-Eschenwald der Auen und Quellbereiche besteht ein Abstand von über 200 m. Diesen Biotoptypen ist laut LRP eine sehr hohe Bedeutung beizumessen. Ein laut LRP LSG- würdiges Gebiet nordwestlich des Vorranggebietes liegt etwa 400 m entfernt. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der Bereich zur „ackerbaulich dominierten welligen Geest“, bzw. zur “Waldlandschaft der welligen Geest“. Das nordwestlich gelegene LSG-würdige Gebiet gehört zu einem sehr hochwertigen Bereich einer „von Nutzungsvielfalt geprägten Niederung“. Die umgebenden Bereiche sind im RROP als Vorbehaltsgebiet für Erholung vorgesehen. Laut LRP sind schutzwürdige Böden vorhanden. Es handelt sich um die angrenzenden bzw. benachbarten ext- rem nassen Standorte der Biotoptypen des Sumpfes und des Erlen-Eschenwalds. Das Siedlungsgebiet von Groß-Eilstorf liegt in einer Entfernung von über 300 m. Erhebliche Umweltauswirkungen: Erhebliche betriebsbedingte Umweltauswirkungen für die Anwohner sind nicht zu erwarten. Für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung entstehen erheblich beeinträchtigende Umweltaus- wirkungen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass hier bereits Vorbelastungen vorhanden sind. Die angrenzenden geschützten Biotope sowie der Erlen-Eschenwald der Auen und Quellbereiche sind nicht von zusätzlichen Umweltauswirkungen betroffen, da ein Abbau hier schon stattgefunden hat. Auch hinsichtlich der Böden sind die extrem nassen Standorte, (Standorte der genannten Biotoptypen) nicht von Umweltauswirkungen betroffen. Bewertung: Das Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung zieht nur geringe Beeinträchtigungsrisiken nach sich. Aufgrund der geringen Empfindlichkeit des Landschaftsbildes, u.a. aufgrund der Vorbelastung und der ab- schirmenden Wirkung des Waldes auf das hochwertige Landschaftsbild im Westen, sind keine erheblichen Be- einträchtigungsrisiken für Landschaftsbild und Erholung gegeben. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet TK 3122 S/15 werden in begrenztem Umfang erheblich negative Umwelt- auswirkungen in begrenztem Umfang vorbereitet. Abbauflächen können nach Abbauende und einer land- schaftsgerechten Herstellung, langfristig hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. so- gar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP wird das derzeitige Vorsorgegebiet als Vorranggebiet Rohstoffgewin- nung festgelegt. Die Fläche verkleinert sich von 138,1 ha um 74,4 ha auf 63,7 ha.

TK 2926 Kg/3, Kg/1 Lage: Nördlich von Munster, westlich der Breloh-Siedlung, nördlich der Bahnlinie Größe: 157,3 ha Vorbelastung: keine Zustandsbeschreibung: Das Vorranggebiet wird von der Örtze durchquert, grenzt im Südosten unmittelbar an die Breloh-Siedlung, im Norden an ein weiteres Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung (S/7) und an den Truppenübungsplatz Munster Nord sowie im Süden an die Bahnlinie Soltau-Munster. Das Vorranggebiet besteht aus einem vielfältigen Mosaik aus Biotoptypen. Neben kleineren forstwirtschaftlich, ackerbaulich und als Grünland genutzten Flächen kommen die naturnahen Bäche der Örtze, eines Nebenge- wässers und offene Wasserflächen größerer naturnaher nährstoffreicher Stillgewässer vor. Darüber hinaus ist ein vielfältiges Mosaik von Feuchtbiotopen, wie ein großer Birken- u. Kiefern-Bruchwald nährstoffarmer Stand- orte des Tieflandes, Birken- und Kiefern-Bruchwald, Birken- und Kiefernwald entwässerter Moore, Zwerg- strauch-Birken- und Kiefernmoorwald, Erlen- und Eschenwald der Auen und Quellbereiche, Erlen-Bruchwald, sonstiger Sumpfwald , Moorheide-Stadium von Hoch- und Übergangsmooren, Seggen-, Binsen- und Stauden- Sumpf, Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese, Pfeifengras-Moorstadium, sonstiges artenrei-

33 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

ches Feucht- und Nassgrünland, magere Nassweide, Landröhricht. Diesen Biotoptypen, die etwa zwei Drittel des Vorranggebietes ausmachen, misst der LRP eine überwiegend sehr hohe, z.T. hohe Bedeutung bei. Das gesamte Gebiet, mit Ausnahme des nördlichen mit Nadelforst bestandenen Randes und eines ackerbaulich genutzten Bereichs am südlichen Rand, bildet den Kernbereich des laut LRP überdurchschnittlichen Bereichs „Örtzeaue und Kienmoor nördlich von Munster“ und wird als NSG-würdig bewertet. Im östlichen Teil besteht landesweite Bedeutung für Säugetiere (Fischotter), Süßwassermollusken und Libellen (NLWKN 2006, 2008, 2010) sowie für die Flora wertvolle Zusatzflächen (NLWKN 2007) Das im westlichen Ge- bietsteil vorkommende Moorheide-Stadium von Hoch- und Übergangsmooren bildet ein geschütztes Biotop. Im RROP ist der nördliche Teil der Örtzeaue, außerhalb des Gebietes 2926 Kg/3, Kg/1 als Vorranggebiet für Natur und Landschaft vorgesehen, ebenso das südwestlich angrenzende Gebiet. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der östliche Bereich mit Örtzeaue und Nebengewässer laut LRP zum Typus des „von Nutzungsvielfalt geprägten Talraums“, dem eine sehr hohe Bedeutung beizumessen ist. Der angrenzenden „Waldlandschaft der welligen Geest“ kommt eine hohe Wertigkeit zu. Als Vorbehaltsgebiet für Erholung sieht das RROP die gesamte umgebende Landschaft vor – mit Ausnahme eines weiteren nördlich angrenzenden Vorranggebietes für Rohstoffgewinnung und des Sperrgebietes des Truppenübungsplatzes. Der über zwei Drittel umfassende östliche Teil des Vorranggebietes weist laut LRP schutzwürdige Böden auf. Neben extrem nassen Standorten kommen entwässerte Nieder-, Übergangs- und Hochmoorböden vor. Siedlungsgebiete der Stadt Munster befinden sich im Nordosten unmittelbar an das Vorranggebiet angrenzend, im Süden jenseits der Bahnlinie in einer Entfernung von bis zu 80 m und im Westen in einer Entfernung von ca. 250 m. Erhebliche Umweltauswirkungen: Das Vorranggebiet reicht nicht nur unmittelbar an die Siedlung Breloh heran, sondern umfasst auch einige Gebäude. Ausgehend von Annahme, dass Wohngebäude von dem Vor- ranggebiet ausgenommen werden soweit sie nicht bereits aufgegeben wurden, ist für die Anwohner mit erheb- lichen Umweltauswirkungen durch betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen, Erschütterungen und in Ab- hängigkeit von Transportwegen auch durch Verkehrsbelastungen zu rechnen. Betroffen sind die Straßen Am Wiesengrunde, Algenweg, Lange Wiese, Am Teich, Kieselgurweg, Bauerngehäge. Südlich der Bahnlinie sind keine erheblichen Umweltauswirkungen zu befürchten, da angrenzende Teile des Vorranggebietes bereits ab- gebaut sind. Eine Abgrabung des für den Biotopschutz herausragenden Bereichs mit wertvollen Feucht- und Nassbiotopen und seine Umwandlung in Stillgewässer bewirkt schwerwiegende Umweltauswirkungen. Ein geschütztes Bio- top ist ebenso betroffen wie landesweit wertvolle Flächen für den Naturschutz. Auch für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung werden schwerwiegende Umweltauswirkungen verursacht, da dieser Bereich zu den wenigen attraktiven Bereichen für das Naturerleben in der von Truppen- übungsplätzen umgebenen Stadt gehört. Hinsichtlich der Böden sind die schutzwürdigen extrem nassen und entwässerten, kleinflächig auch naturnahen Moorböden ebenfalls von erheblichen Umweltauswirkungen betroffen. Für die naturnahen Bäche Örtze und ihr Nebengewässer sind erhebliche Umweltauswirkungen zu befürchten, für die naturnahen Stillgewässer ist anzunehmen, dass sie durch Kieselgurentnahme entstanden sind und in ihrer Naturnähe durch eine vergrößerte Entnahme nur in geringem Maß zusätzlich belastet werden. Bewertung: Auf dem überwiegenden –östlichen- Flächenanteil des Vorranggebietes für Rohstoffgewinnung ist ein besonderes Beeinträchtigungsrisiko für das Schutzgut Tiere und Pflanzen zu erwarten. Die Vielfalt an hochwertigen Biotoptypen ist zwar zum Teil aufgrund der Kieselgurvorkommen erhalten bzw. konnte sich ent- wickeln und wurde keiner intensiven Nutzung unterworfen. Durch weiteren Abbau kommt es jedoch zu einer Vernichtung wertvoller Strukturen, Flora und Fauna und längerfristig zu Verlust von Fläche für gefährdete Ar- ten. Das Schutzgut Landschaft ist auf dem überwiegenden Flächenanteil von einem besonderen Beeinträchti- gungsrisiko betroffen. Das sehr hochwertige Landschaftsbild des von Nutzungsvielfalt geprägten Talraumes ist zwar zum Teil aufgrund der Kieselgurvorkommen so naturnah und vielfältig, wird jedoch durch weiteren Abbau gestört und verarmt an Strukturen. Auf kleinen Teilflächen der angrenzenden Siedlung Breloh sind für Anwohner besondere Beeinträchtigungsrisi- ken (unter 100 m Entfernung zum Vorranggebiet) bzw. erhöhte Beeinträchtigungsrisiken ( 100 bis 200 m ent- fernt) zu erwarten, soweit hier auf Teilflächen noch Kieselgur-Abbau erfolgt . Für die Erholung ist ebenfalls auf dem überwiegenden Flächenanteil mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen, falls die bereits abgebauten Flächen für eine Erholungsnutzung aufgewertet werden zugleich mit po- sitiven Auswirkungen. Eine Abgrabung von schutzwürdigen Böden auf einem überwiegenden Flächenanteil führt zu einem besonde- ren Beeinträchtigungsrisiko für das Schutzgut Boden. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet werden in großem Umfang erheblich negative Umweltauswirkungen vorbe- reitet. Abbaugewässer können jedoch nach einer landschaftsgerechten Herstellung langfristig hochwertige Bio- tope und Landschaftsräume entwickeln, was im westlichen Teil des Vorranggebietes zu einer Aufwertung füh- ren kann. Im östlichen Teil des Vorranggebietes wird es kaum zu einer zeitnahen Aufwertung kommen können.

34 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Im Vergleich mit dem geltenden RROP vergrößert sich das Vorranggebiet Rohstoffgewinnung um 25,3 ha, da in der geltenden Planung 132 ha in zwei Vorranggebieten festgelegt sind.

Nr. TK 2826 S/7 Lage: Nördlich von Steinbeck (Luhe), östlich der Druhwaldstraße (K50), nördlich der stillgelegten Bahnlinie Soltau-Lüneburg Größe: 8,9 ha Vorbelastung: In der nördlichen Hälfte des Vorranggebietes erfolgt bereits ein Sandabbau. Zustandsbeschreibung: Die Fläche befindet sich zur Hälfte bereits im Abbau, hier sind bereits Offenbodenbe- reiche entstanden, der südliche Teil wird indes noch ackerbaulich genutzt. Der südwestliche Randbereich der bestehenden Abbaufläche ist als artenarmes Heide- oder Magerrasenstadium erhalten, welches im Süden von einem Feldgehölz begrenzt wird. Das Gebiet TK 2826 S/7ist im Norden und Osten sowie westlich an das Heide-/ Magerrasenbiotop angrenzend von Nadelforsten umgeben, im Übrigen von Acker. Der südöstliche Bereich grenzt an das Siedlungsgebiet Steinbeck. Die Umgebung ist im RROP – mit Ausnahme des nordwestlichen Randbereichs - als Vorranggebiet für ruhige Erholung und als Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft vorgesehen. Das Vorranggebiet befin- det sich innerhalb eines Vorranggebietes für Trinkwassergewinnung, Wasserschutzzone III. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der Bereich laut LRP zur „Waldlandschaft der welligen Geest“, der hier eine sehr hohe Wertigkeit besitzt. Nordwestlich grenzt die „ackerbaulich dominierte wellige Geest“ an. Der LRP stuft das Vorranggebiet und seine Umgebung als LSG-würdig ein. Hinsichtlich der Böden gehören die mit Wald bestandenen Randbereiche des Vorranggebietes zu den extrem trockenen und nährstoffarmen Standorten. Die Siedlungsflächen von Steinbeck befinden sich z.T. in weniger als 100 m Entfernung zum Vorranggebiet. Erhebliche Umweltauswirkungen: Durch den Betrieb entstehen erheblich beeinträchtigende Umweltauswir- kungen durch betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie Erschütterungen für einige Anwohner, da das Vorranggebiet bis 90 m an die Ortschaft Steinbeck heranrückt. Auch für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung kommt es zu erheblichen beeinträchtigenden Umweltauswirkungen in diesem Bereich. Es ist zu berücksichtigen, dass auf der nördlichen Teilfläche bereits Vorbelastungen vorhanden sind. Das am nordwestlichen Rand befindliche vom Abbau bisher ausgenommene Biotop (artenarmes Heide- oder Magerrasen-Stadium und südlich angrenzendes Feldgehölz) würde durch den Abbau zunächst zerstört. Das Grundwasser ist durch eine Verminderung der grundwasserschützenden Deckschicht von Umweltbelas- tungen betroffen, zumal das Vorranggebiet innerhalb eines Vorranggebietes für Trinkwasserschutz liegt. Bewertung: Das Vorranggebiet Rohstoffgewinnung zieht kleinflächig ein besonderes Beeinträchtigungsrisiko, auf erheblichen Teilflächen ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko für die Bewohner von Steinbeck nach sich. Die Vorbelastung wirkt hier wenig mildernd, da das Vorranggebiet 500 m weiter an die Siedlung heranrückt Das Schutzgut Landschaft ist aufgrund seiner sehr hohen Wertigkeit auf dem überwiegenden Flächenanteil ebenfalls von einem besonderen Beeinträchtigungsrisiko betroffen, wie auch das Vorranggebiet für ruhige Er- holung, das durch die betriebsbedingten Umweltbelastungen in besonderem Maße belastet wird, wobei der umgebende Wald einen gewissen Schutz, insbesondere vor visuellen Umweltauswirkungen für Landschaftsbild und Erholung bietet. Das Restbiotop am südwestlichen Rand der bestehenden Abbaufläche ist nicht von einem erhöhten Beeinträchtigungsrisiko betroffen, da relativ schnell auf Offenbodenbereichen, wie sie durch den Ab- bau entstehen regenerierbar. Hinsichtlich des Trinkwasserschutzes ist ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko zu erwarten. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet TK 2826 S/7 werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Beeinträchtigungsrisiken für besonders betroffene Anwohner lassen sich durch einen größeren Abstand des Vorranggebietes vermeiden bzw. vermindern. Abbauflächen können nach Abbauende und einer landschaftsge- rechten Herstellung, langfristig hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar langfris- tig zu einer Aufwertung führt. Im Vergleich mit dem geltenden RROP handelt es sich um eine Neufestlegung.

Nr. TK 3025 S/9 Lage: Südlich von Soltau und der Ausfahrt Soltau Süd der A 7, westlich der B 3, am nördlichen Rand des Truppenübungsplatzes Größe: 16,8 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen der B 3 Zustandsbeschreibung: Das Vorranggebiet ist im Osten und Nordwesten von zwei Vorbehaltsgebieten für Rohstoffgewinnung umgeben, südwestlich grenzt der Truppenübungsplatz an das Vorranggebiet. Das Vorranggebiet wird überwiegend ackerbaulich genutzt, am nordwestlichen Rand befindet sich eine größe- re Ruderalflur.

35 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Umgeben ist das Vorranggebiet im Nordosten von einer artenarmen Heide oder einem Magerrasen, denen der LRP eine hohe Bedeutung beimisst. Im Südwesten grenzt das Vorranggebiet an einen Kiefern-Pionierwald. Südlich und östlich des Vorranggebietes (jenseits der B 3) befinden sich Ackerflächen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorranggebiet und seine nähere Umgebung laut LRP zur „ackerbaulich dominierten welligen Geest“. Dieser Landschaftsbildtyp hat nur eine geringe Bedeutung. Erhebliche Umweltauswirkungen: Es sind keine in besonderer Weise erheblichen Umweltauswirkungen zu erwarten. Bewertung: Für das Vorranggebiet Rohstoffsicherung sind nur geringe Beeinträchtigungsrisiken zu erwarten. Ergebnis: Aus den durch Bodenabbau entstehenden Abbaugewässern und offenen Sandflächen können sich langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwi- ckeln, was voraussichtlich zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP reduziert sich die Fläche des Vorsorgegebietes um 1,3 ha auf 16,8 ha.

Nr. TK 2926 S/8 Lage: Nördlich von Munster, am Rand des Truppenübungsplatzes Munster Nord, östlich der K49, nördlich des Ilsterwegs, östlich der Splittersiedlung Ilster Größe: 40,5 ha Vorbelastung: Eine ehemalige Abbaufläche ist vorhanden. Das Gebiet reicht im Os- ten in den Truppenübungsplatz Munster Nord hinein. Zustandsbeschreibung: . Das Gebiet besteht überwiegend aus Nadelforst, zudem einem Offenbodenbereich mit artenarmer Heide oder Magerrasen und einer Ruderalflur am Rand sowie einer kleinen Ackerfläche im Norden. Die Splittersiedlung Ilster befindet sich in einer Entfernung von über 200 m Das Vorranggebiet ist von Nadelforst umgeben, im Südosten reicht eine Magerrasenfläche, der laut LRP eine sehr hohe Bedeutung beizumessen ist, an das Vorranggebiet heran. Im Südwesten ist um einen ehemaligen Bodenabbaubereich ein landesweit wertvoller Bereich für Brutvögel entstanden (NLWKN 2006, 2010 und 2013) mit wertvollen Zusatzflächen für die Flora (NLWKN 2007). Dieser Bereich ist im RROP als Vorranggebiet für Natur und Landschaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört das Vorranggebiet laut LRP zur „Waldlandschaft der welligen Geest“. Dieser Landschaftsbildtypus hat einen hohen Wert. Im RROP ist der das Vorranggebiet umgebende Nadel- wald, abgesehen von dem militärischen Sperrgebiet, als Vorbehaltsgebiet für Erholung vorgesehen. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärmbelastungen, Erschütterung sowie erhöhtes Ver- kehrsaufkommen können zu Umweltbelastungen für die nahegelegene Siedlung Ilster führen. Auch für das hochwertige Landschaftsbild und die Erholungsnutzung kommt es zu erheblichen Umweltauswirkungen. Bewertung: Auf dem überwiegenden Flächenanteil ist ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko für das Schutzgut Landschaft und die Erholung zu erwarten. Für einige Anwohner von Ilster, die in etwa 200 m Entfernung zum Vorranggebiet sind Beeinträchtigungen möglich. Der das Vorranggebiet umgebende Nadelwald wirkt abschir- mend auf angrenzende Nutzungen. Ergebnis: Es werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbaugewässer und offene Sand- flächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP vergrößert sich das Vorranggebiet um 2,2 ha, da zusätzliche Bereiche im Südwesten des VR festgelegt werden.

Nr. TK 3025 Lage: Südlich von Wietzendorf, östlich des OT Marbostel, zwischen K12 und K38 S/1, S/10, S/11 Größe: 221 ha Vorbelastung: Bodenabbau in vier Teilbereichen Zustandsbeschreibung: Die Fläche wird z.T. ackerbaulich, z.T. forstwirtschaftlich und z.T. für Rohstoffgewin- nung genutzt. Auf der südlichen Abbaufläche sind drei naturferne Abbaugewässer entstanden. Im Nordosten reicht eine Artillerie Feuerstellung in das Vorranggebiet hinein. Angrenzend an das Vorranggebiet sind trockene Sandheide und Sandmagerrasen als Biotoptypen mit beson- derer Bedeutung vorhanden, an den Rändern teils mit Kiefern-Pionierwald bestanden. Das übrige östliche und südliche Umfeld besteht überwiegend aus Nadelforst, das Umfeld im Westen und Norden aus Ackerflächen, kleinflächig Nadelforst. Die Wohnbebauung des OT Marbostel reicht bis 100 m an das Vorranggebiet heran. Im RROP ist der Bereich der Feuerstellung als Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft vorgesehen, ebenso ein östlich an das Vorranggebiet angrenzender Nadelforstbereich im Wietzer Gehege.

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Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört das Vorranggebiet laut LRP im westlichen Teil des Vorranggebietes zur „ackerbaulich dominierten welligen Geest“, im östlichen Teil zur „Waldlandschaft der welligen Geest“, die sich weiter Richtung Osten erstreckt und eine mittlere Bedeutung hat. Westlich des Gebietes erstrecken sich in etwa 200 m Entfernung Flächen der „Waldlandschaft der ebenen Geest“ und der „Von Nutzungsvielfalt gepräg- ten Niederung“, denen eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Im RROP ist dieser Bereich westlich der K12 als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Die umliegenden Siedlungen Reddingen, Meyerhof und Rodenhorst liegen in einer Entfernung von über 300 m zum Vorranggebiet. Einige Bewohner von Marbostel wohnen in einer Entfernung von 100 bis 200 m. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen, Erschütterungen sowie erhöhtes Verkehrsaufkommen können zu Umweltbelastungen für die Bewohner des westlichen Ortsrandes von Marbostel führen. Für die übrigen Siedlungsflächen sind keine erheblichen Umweltauswirkungen zu erwarten. Erhebliche visuelle Umweltauswirkungen sind für den östlichen von Wald geprägten Landschaftsraum sowie für den Randbereich des hochwertigen Landschaftsbildes westlich des Vorranggebietes zu erwarten. Hier sind auch erhebliche Umweltauswirkungen auf die Erholung zu erwarten, nicht zuletzt aufgrund der Größe des Ge- bietes. Bewertung: Das Vorranggebiet zieht trotz Vorbelastungen ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko auf erhebliche Teilflächen im Osten des Vorranggebietes und in den westlichen Randbereichen für Landschaftsbild und Erho- lung nach sich. Auf kleinen Teilflächen kann es für einige Anwohner in Marbostel im Umfeld in bis 200 m Entfernung zum Vor- ranggebiet zu Beeinträchtigungen kommen. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbaugewäs- ser und offene Sandflächen können nach einer landschaftsgerechten Herstellung jedoch langfristig hochwerti- ge Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. voraussichtlich zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP vergrößert sich das bisherige Vorsorgegebiet um 19,6 ha und wird als zukünftig als Vorranggebiet festgelegt.

Nr. TK 3026 S/9 Lage: Südöstlich von Wietzendorf, östlich des OT Reddingen Größe: 38,1 ha Vorbelastung: Bodenabbau im Zentrum des Vorranggebietes Zustandsbeschreibung: Die Fläche wird überwiegend ackerbaulich genutzt, im Südosten reicht der Nadel- forst bis in das Vorranggebiet hinein. Nordwestlich der in Betrieb befindlichen Abbaufläche befindet sich ein Mosaik aus Feldgehölzen und Ruderalfluren, nordöstlich dieser Abbaufläche liegt ein durch Sandabbau ent- standenes naturfernes Stillgewässer mit angrenzendem Ruderalgebüsch und einem naturnahen nährstoffrei- chen Kleingewässer. Zu den ackerbaulich genutzten Rändern hin ist ein artenarmer Heide- oder Magerrasen- Bewuchs vorhanden. Der LRP weist dem naturnahen Gewässer eine sehr hohe Bedeutung bei, dem Heide- oder Magerrasenbereich eine hohe Bedeutung. Das Vorranggebiet grenzt im Nordosten jenseits der K11 an die Wietzeaue, der der LRP eine überdurchschnitt- liche Bedeutung für Biotoptypen beimisst. Ansonsten ist das Gebiet von Nadelforst und Ackerflächen umge- ben. Ein vermutlich ebenfalls durch Bodenabbau entstandenes größeres naturnahes nährstoffarmes Stillge- wässer südlich des Vorranggebietes weist eine besondere Bedeutung auf. Der LRP hält den bereits abgebau- ten Bereich des Vorranggebietes zusammen mit den östlich gelegenen Abbaugewässern am Fahlen Berg und der Wietzeaue für LSG-würdig. Im RROP sind die Wietzeaue, der Bereich um die Abbaugewässer am Fahlen Berg sowie die Nadelforste südlich des Vorranggebietes als Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft vor- gesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört das Vorranggebiet laut LRP im Norden des Vorranggebietes zur „ackerbaulich dominierten ebenen Geest“, im Südosten zur „Waldlandschaft der ebenen Geest“, die sich weiter Richtung Süden erstreckt. Der Landschaftsbildtypus des „von Nutzungsvielfalt geprägten Talraumes“ der Wietzeaue, dem laut LRP eine sehr hohe Bedeutung beizumessen ist, grenzt nördlich an. Die Wietzeaue nörd- lich der K11 ist im RROP als Vorranggebiet für ruhige Erholung vorgesehen. Die Siedlungsflächen von Reddingen und Halmern liegen in einer Entfernung von etwa 300 m. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen, Erschütterungen sowie erhöhtes Verkehrsaufkommen können in nur geringem Maße zu erheblichen Umweltbelastungen für den Sied- lungssplitter Halmern und die Bewohner des östlichen Ortsrandes von Reddingen führen. Für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung kommt es zu erheblichen Umweltauswirkungen insbesondere im nörd- lich angrenzenden Landschaftsraum. Die Abgrabung der Fläche führt zu einem Verlust von einem Heide- oder Magerrasenbiotop. Bewertung: Auf erheblichen Teilflächen, insbesondere von der Wietzeaue und zu den Abbaugewässern am Fahlen Berg sind erhöhte Beeinträchtigungsrisiken für das Schutzgut Landschaftsbild/Erholung zu erwarten. Auf kleinen Teilflächen kommt es für einige Anwohner im Umfeld in bis zu 200 m Entfernung zum Vorrangge-

37 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

biet für jeweils einen Anwohner in Halmern und in Reddingen zu einem erhöhten Beeinträchtigungsrisiko durch den Abbaubetrieb. Für das Schutzgut Tiere und Pflanzen besteht auf einer kleinen Teilfläche ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbaugewäs- ser und offene Sandflächen können nach einer landschaftsgerechten Herstellung jedoch langfristig hochwerti- ge Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP vergrößert sich die zukünftig als Vorranggebiet festgelegte Fläche (ak- tuell Vorsorgegebiet) um 18,4 ha.

Nr. TK 2824 S/5 Lage: Nordöstlicher Stadtrand von Schneverdingen, südlich der Alten Landestraße (K53) Größe: 23,2 ha Vorbelastung: Im zentralen nördlichen Bereich erfolgt bereits ein Sandabbau, an- grenzend Gewerbeflächen Zustandsbeschreibung: Die Fläche befindet sich im nördlichen Drittel bereits im Abbau, wo bereits Offenbo- denbereiche vorhanden sind. Südlich und südöstlich angrenzend befindet sich eine Heidefläche. Der südliche Teil des Vorranggebietes besteht aus Sand-/Silikat- und Zwergstrauchheide. Das Vorranggebiet ist im Westen von Siedlungsflächen (überwiegend Gewerbe), im Norden von Birken- und Zitterpappel-Pionierwald, Douglasienforst und Restflächen von Sand-/Silikat- und Zwergstrauchheide begrenzt. Das NSG Lüneburger Heide (LÜ 002) grenzt nördlich an das Vorranggebiet, im Osten besteht ein Abstand von ca. 150 m zwischen Vorranggebiet und NSG. Im RROP ist nördlich und östlich angrenzend ein Vorranggebiet Natur und Landschaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der gesamte Bereich südlich der bestehenden Abbaufläche sowie östlich des Vorranggebietes laut LRP zu den „Heiden der welligen Geest“, denen eine sehr hohe Bedeutung beigemessen wird. Nördlich grenzt die ebenfalls sehr hochwertige „Waldlandschaft der hügeligen Geest“ an das Vorranggebiet an, südlich die „Waldlandschaft der welligen Geest“, ihr wird eine mittlere Bedeutung bei- gemessen. Außerhalb des Siedlungsbereiches sieht das RROP für das Umfeld des Vorranggebietes für Roh- stoffgewinnung ein Vorbehaltsgebiet für Erholung vor. Erhebliche Umweltauswirkungen: Die Abgrabung führt zu einem Verlust eines laut LRP überdurchschnittli- chen Gebietes für Biotoptypen und der südlich angrenzenden ebenfalls sehr hochwertigen Zwergstrauchheide. Das Schutzgut Landschaft der südlichen Hälfte des Vorranggebietes sowie der angrenzenden Landschaft im Osten und Süden ist von erheblichen Umweltauswirkungen betroffen. Das Schutzgut Landschaft im Norden ist bereits vorbelastet. Aufgrund der Vorbelastung führen betriebsbedingte Lärm-, Staub-, Verkehrs- und visuelle Belastungen für Er- holungssuchende in der umgebenden Landschaft sowie für störungsempfindliche Brutvögel des landesweit bedeutsamen Gebietes nur eingeschränkt zu zusätzlichen Umweltauswirkungen. Bewertung: Das Vorranggebiet Rohstoffsicherung zieht ein besonderes Beeinträchtigungsrisiko auf dem überwiegenden Flächenanteil für das Schutzgut Tiere und Pflanzen nach sich. Für das Schutzgut Landschaft ist ebenfalls von einem besonderen Beeinträchtigungsrisiko auf erheblichen Teilflächen innerhalb des Vor- ranggebietes sowie vom östlich gelegenen NSG aus auszugehen. Im Hinblick auf die landschaftsbezogene Erholung entsteht keine Beeinträchtigung, da das Vorranggebiet an ein Gewerbegebiet grenzt. Ergebnis: Es werden erheblich negative Umweltauswirkungen insbes. für die Schutzgüter Tiere und Pflanzen sowie Landschaftsbild vorbereitet. Abbaugewässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. so- gar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP reduziert sich die festgelegte Fläche um 19,7 ha. Bislang wurden 26,7 ha durch ein Vorranggebiet Rohstoffgewinnung gesichert und weitere 10 ha durch ein Vorsorgegebiet.

Nr. TK 3026 Kg/3 Lage: Südöstlich von Munster, südlich des Oerreler Wegs

Größe: 27,9 ha Vorbelastung: ehemalig militärisch genutztes Gelände Zustandsbeschreibung: Das Vorranggebiet befindet sich auf einem ehemaligen militärischen Gelände. Ne- ben Nadelforst kommt in der nördlichen Hälfte auch sonstiger Pionier- und Sukzessionswald vor. Zahlreiche Baracken sind durch zwei Straßen erschlossen. Ein Graben quert das Gebiet. Umgeben ist das Vorranggebiet ebenfalls von Nadelforst und sonstigem Pionier- und Sukzessionswald. Nörd- lich grenzt es an eine Kaserne. Der nordwestlich an das Vorranggebiet angrenzende Nadelforst hat kleinflächi- ge Einsprengsel von naturnahen nährstoffreichen Kleingewässern, sonstigem Sumpfwald, Seggen-, Binsen-

38 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

und Stauden-Sumpf. und in Verbindung mit der Örtzeaue landesweite Bedeutung für die Avifauna (NLWKN 2010, 2013), für Säugetiere (Fischotter) (NLWKN 2006) Süßwassermollusken und Libellen (NLWKN 2010). Dieses Gebiet ist im RROP als Vorranggebiet für Natur und Landschaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorranggebiet und seine Umgebung zur „Waldlandschaft der ebenen Geest“, der der LRP eine mittlere Bedeutung beimisst. Der Landschaftsbildtypus „von Nutzungsvielfalt geprägter Talraum“ der Örtzeaue reicht von Westen kleinflächig in das Vorranggebiet hinein. Ihm wird eine ho- he Bedeutung beigemessen. Die umgebende Landschaft ist im RROP als Vorbehaltsgebiet für Erholung vor- gesehen. Als Siedlungsfläche ist eine Kaserne in über 300 m Entfernung relevant. Erhebliche Umweltauswirkungen: Erhebliche Umweltauswirkungen sind durch den Verlust von Waldflächen zu erwarten. Bewertung: Für das Vorranggebiet Rohstoffsicherung sind vergleichsweise geringe Beeinträchtigungsrisiken zu erwarten. Ergebnis: Aus den durch Bodenabbau entstehenden Abbaugewässern und offenen Sandflächen können sich langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwi- ckeln, was voraussichtlich zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP reduziert sich die festgelegte Fläche um 5,8 ha.

Nr. TK 2926 Kg/1 Lage: Nordöstlich von Bispingen, südlich von Hützel, Teilfläche 1 südlich des Campingplatzes Opalsee, nordöstlich der K 5 Teilfläche 2 südwestlich der K 5 Größe: 33,1 ha Vorbelastung: Im Süden des Vorranggebietes ist ein Kieselgurwerk vorhanden. Die Kreisstraße 5 quert das VR. Zustandsbeschreibung: Südlicher Teil: Der südliche Teil ist mit Nadelforst bestanden, während der nördliche Teil neben kleinen Nadelforstflächen aus einem Mosaik von naturnahen nährstoffreichen Kleingewässern, sonstigem mesophilen Grünland, Erlen- Bruchwald nährstoffreicher Standorte, sonstigem bodensauren Eichen-Mischwald macht einen wesentlichen Teil eines laut LRP Bereichs mit sehr hoher Bedeutung aus. Im Norden reicht das Vorranggebiet in den lan- desweit wertvollen LSG-würdigen Bereich der Luheaue (Brutvögel (NLWKN 2006), Fischotter (NLWKN 2006- Biotope, (LK SFA 2007) und für Flora wertvolle Zusatzflächen (NLWKN 2007)). Der südliche und östliche Teil des Vorranggebietes ist ausschließlich von Nadelforst umgeben, im Westen grenzen ein Kieselgurwerk sowie zwei größere naturnahe nährstoffreiche Stillgewässer, die vermutlich durch Kieselgurabbau entstanden sind, an. Nördlich grenzt neben sonstigem feuchtem Intensivgrünland und sonsti- gem Pionier- und Sukzessionswald, mäßig nährstoffreicher Sumpf und eine Basen- und nährstoffarme Nass- wiese, sonstiger bodensaurer Eichen-Mischwald als Biotoptypen mit hoher bis sehr hoher Bedeutung an. Die nördlich angrenzende Luheaue ist als Vorranggebiet Natur und Landschaft vorgesehen, die südlich angren- zende Landschaft als Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der südwestliche Teil zur „Waldlandschaft der welligen Geest“, der nordöstliche Teil zum „Von Nutzungsvielfalt geprägten Talraum“, beiden Landschaftsbildtypen misst der LRP eine hohe Bedeutung bei. Das Gebiet hat eine hohe Bedeutung für die Erholung, der Campingplatz Opalsee grenzt nordwestlich an. Die Landschaft um das Vorranggebiet ist im RROP als Vorbehaltsgebiet Erholung vor- gesehen. In der Luheaue liegen schutzwürdige entwässerte und kleinflächig wenig entwässerte Nieder-, Übergangs- und Hochmoorböden vor. Sie reichen im Nordosten in das Gebiet hinein. Der übrige Teil weist ebenfalls schutz- würdigen Boden auf (Extremstandort trocken und nährstoffarm). Nördlicher Teil: Im Vorranggebiet herrscht Grünlandnutzung vor. Der ausgebaute Wittenbach durchfließt das Gebiet im Osten. Folgende Biotoptypen mit sehr hoher Bedeutung befinden sich im Nordosten des Gebietes: Nährstoffreiche Nasswiese, Eichen-Mischwald lehmiger, frischer Sandböden des Tieflandes. Im Westen sind neben Baum- schulflächen zwei naturnahe nährstoffreiche Kleingewässer als Biotope sehr hoher Bedeutung vorhanden. Das Vorranggebiet grenzt nordöstlich an das Vorranggebiet Nr. 20, im Norden an die Siedlungsfläche von Hüt- zel, im Westen und Süden an landwirtschaftlich genutzte Flächen und im Nordosten an Tennisplätze. In der Aue des Wittenbachs sind Biotope sehr hoher Bedeutung vorhanden: Der Nordosten des Vorranggebietes ge- hört zu einem landesweit wertvollen Bereich, der für Brutvögel (NLWKN 2006), Fischotter (NLWKN 2006), §28a und 28b - Biotope, (LK SFA 2007) und für Flora wertvolle Zusatzflächen (NLWKN 2007) umfasst und laut LRP mit einigen Ergänzungsflächen im Nordosten des Vorranggebietes LSG-würdig ist. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört das Vorranggebiet zum „Von Nutzungsvielfalt geprägten Talraum“, dem der LRP eine hohe Bedeutung beimisst. Die südlich angrenzende Landschaft ist im RROP als Vorbe-

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haltsgebiet Erholung vorgesehen. In der Wittenbachsaue liegen mit entwässerten Nieder-, Übergangs- und Hochmoorböden und weiter südlich kleinflächig wenig entwässerten Nieder-, Übergangs- und Hochmoorböden schutzwürdige Böden vor. Die Siedlungsflächen am Alten Postweg, der Bispinger Straße, dem Wittenbergsweg sowie der K4 und K5 rei- chen z.T. bis in die Vorrangfläche hinein. Erhebliche Umweltauswirkungen: Südlicher Teil: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen, Erschütterungen sowie erhöhtes Verkehrsaufkommen können zu erheblichen Umweltbelastungen für einzelne Anwohner von Hützel sowie für den südlichen Bereich des Campingplatzes führen. Die Abgrabung der Flächen führt zum Verlust eines wertvollen Biotopkomplexes, der am nördlichen Rand des Vorranggebietes zu einem landesweit wertvollen Gebiet gehört. Auch für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung kommt es in diesen Bereichen zu erheblichen Umweltauswirkungen. Nördlicher Teil: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen, Erschütterungen sowie erhöhtes Verkehrsaufkommen können zu erheblichen Umweltbelastungen für Anwohner am Alten Postweg, der Bispinger Straße, dem Wittenbergs- weg sowie der K 4 und K 5 führen. Es wird davon ausgegangen, dass drei sich innerhalb des Vorranggebietes befindlichen Gebäudekomplexe nicht der Wohnnutzung dienen oder ausgenommen werden. Ein Erhalt der Straßen wird angenommen. Der Verlust von wertvollen Biotoptypen am Wittenbach, die zu einem landesweit wertvollen Gebiet gehören, führt zu erheblichen Umweltauswirkungen. Auch für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung kommt es zu in diesen Bereichen erheblichen Umweltauswirkungen. Bewertung: Südlicher Teil: Auf dem überwiegenden nördlichen Flächenteil ist für das Schutzgut Tiere und Pflanzen mit besonderen Beein- trächtigungsrisiken zu rechnen. Für einzelne Anwohner sowie Nutzer des Campingplatzes, die in einer Entfer- nung von unter 100 m zum Vorranggebiet wohnen, kommt es auf kleinen Teilflächen ebenfalls zu besonderen Beeinträchtigungsrisiken, für 100 bis 200 m entfernt Wohnende zu einem erhöhten Beeinträchtigungsrisiko. Für das Schutzgut Landschaft sind auf dem überwiegenden Flächenanteil erhöhte Beeinträchtigungsrisiken zu er- warten. Nördlicher Teil: Auf einer kleinen Teilfläche im Nordosten des Gebietes ist für das Schutzgut Tiere und Pflanzen mit einem be- sonderen Beeinträchtigungsrisiko zu rechnen. Für einige Anwohner, die in einer Entfernung von unter 100 m zum Vorranggebiet wohnen, kommt es auf kleinen Teilflächen ebenfalls zu besonderen Beeinträchtigungsrisi- ken, für 100 bis 200 m entfernt Wohnende zu einem erhöhten Beeinträchtigungsrisiko. Für das Schutzgut Landschaftsbild/Erholung sind auf dem überwiegenden Flächenanteil erhöhte Beeinträchtigungsrisiken zu er- warten. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbaugewässer und offe- ne Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was sogar zu einer Aufwertung führen kann. Für das Schutzgut Tiere und Pflanzen ist dies auf der südlichen Teilfläche nur z.T. zu erwarten. Beeinträchtigungsrisiken für besonders betroffene Anwohner lassen sich durch einen größeren Abstand des Vorranggebietes vermeiden bzw. vermin- dern. Im Vergleich mit dem geltenden RROP vergrößert sich die festgelegte Fläche um 6,3 ha. Bislang wurden die Rohstoffvorkommen durch zwei separate Vorranggebiete gesichert.

Nr. TK 3025 S/5 Lage: Südöstlich von Soltau, südlich der A 7, nordöstlich der Anschlussstelle Soltau Süd, im Wietzenbruch, südöstlich von Penzhorn Größe: 15,5 ha Vorbelastung: Im zentralen Bereich erfolgt bereits ein Sandabbau. Zustandsbeschreibung: Die Fläche befindet sich in einer überwiegend von Nadelwäldern geprägten Land- schaft mit eingestreuten Acker- und Grünlandflächen. Das Gebiet wird in seinem zentralen Bereich bereits ab- gebaut, so dass hier ein Offenbodenbereich vorhanden ist. Der nördliche Teil ist mit Nadelforst bestanden, der südliche Teil gehört laut LRP zu einem Gebiet mit sehr hoher Bedeutung. Wertgebende Biotoptypen sind ein Zwergstrauch-Birken- und -Kiefern-Moorwald, Kiefern-Pionierwald. Der fortgeschrittene Sandabbau hat diesen Teil u.U. bereits völlig in Anspruch genommen.

40 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Das Vorranggebiet ist von Nadelforst umgeben. Die nordöstliche Spitze reicht an eine Heidefläche und Rege- nerationsstadium Moor heran, ca. 100 m östlich ist großflächig ein Wollgras-Degenerationsstadium vorhanden. Dieses in einem Abstand etwa 100 m gelegene Gebiet hat laut LRP eine eine landesweite Bedeutung für die Avifauna und für Nachtfalter (NLWKN, 2006, 2010, 2013) sowie geschützte-Biotope (LK SFA, 2007). Dessen nördlicher Teil gehört zum LSG Wilde Berge und Umgebung (SFA 030). Der südliche Teil, inclusive des südli- chen Teil des Vorranggebietes ist laut LRP NSG-würdig. Im RROP ist dieser Bereich außerhalb des Vorrang- gebietes für Rohstoffgewinnung als Vorranggebiet für Natur und Landschaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der nördliche Bereich des Vorranggebietes laut LRP zur „Waldland- schaft der ebenen Geest“, der südliche Bereich zu den „Heiden der welligen Geest“. Beiden Landschaftsbildty- pen misst der LRP eine hohe Bedeutung zu. Westlich des Vorranggebietes, in einem Abstand von 50 bis 200 m, befindet sich die “offene Moorlandschaft“ mit einer sehr hohen Wertigkeit. Das Vorranggebiet ist von Erho- lungsflächen umgeben, die im RROP als Vorbehaltsgebiete für Erholung vorgesehen sind. Nord- und südöstlich an das Vorranggebiet angrenzend sind schutzwürdige entwässerte Nieder-, Übergangs- und Hochmoore. 200 m östlich des Vorranggebietes erstreckt sich ein extrem nasser Standort mit nicht ent- wässerten Nieder-, Übergangs- und Hochmoorböden (s.o. Regenerationsstadium Moor). Zu den Siedlungsflächen von Penzhorn besteht ein ausreichender Abstand von über 300 m. Ein Gehöft liegt in nur 100 m Entfernung südöstlich des Vorranggebietes. Erhebliche Umweltauswirkungen: Aufgrund des fortgeschrittenen Abbaus sind die laut LRP wertbestimmen- den Biotoptypen wahrscheinlich nicht mehr vorhanden. Betriebsbedingte Lärm-, Staub-, Verkehrs- und visuelle Belastungen führen zu erheblichen Umweltauswirkun- gen für Erholungssuchende in der umgebenden Landschaft. Das benachbarte Gehöft in 100 m Entfernung vom Vorranggebiet ist ebenfalls betroffen. Vorbelastungen sind hier jedoch bereits vorhanden. Für die östlich und südlich gelegenen naturschutzwürdigen Bereiche kann es zu Störungen der Avifauna kom- men. Darüber hinaus birgt die Abgrabung die Gefahr einer Entwässerung der östlich gelegenen feuchten und extrem nassen Standorte mit ihrem sehr hohen Biotopentwicklungspotenzial. Bewertung: Das Beeinträchtigungsrisiko für das Schutzgut Tiere und Pflanzen lässt sich aufgrund des fortge- schrittenen Abbaus nicht bewerten. Ein besonderes Beeinträchtigungsrisiko durch Entwässerung kann für die östlich gelegenen feuchten und ext- rem nassen Standorte mit ihrer herausragenden Bedeutung für Biotoptypen nicht ausgeschlossen werden. Für das Schutzgut Landschaft ist von einem erhöhten Beeinträchtigungsrisiko auszugehen. Die Vorbelastung und der umgebende Nadelwald wirken sich mindernd aus, so dass auch für den Belang Erholung nur ein er- höhtes Beeinträchtigungsrisiko zu erwarten ist. Ergebnis: Das Beeinträchtigungsrisiko einer weiteren Entwässerung der östlich angrenzenden Moorböden ist durch geeignete Maßnahmen zu vermeiden. Mit dem Vorranggebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbaugewässer und offe- ne Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP werden 4,7 ha weniger als Vorranggebiet festgelegt als bislang als Vorsorgegebiet Rohstoffgewinnung vorgesehen sind.

Nr. K 2925 S/8 Lage: Südöstlich von Schneverdingen, nordöstlich von Heber

Größe: 32,7 ha Vorbelastung: In einem Teilbereich nördlich der Straße Hof Bockheber erfolgt be- reits ein Sandabbau Zustandsbeschreibung: Die Fläche befindet sich in einem teils forstwirtschaftlich, teils ackerbaulich genutz- ten Bereich. Während der südliche Teil Ackerfläche darstellt, ist die übrige Fläche mit Nadelwald bestanden. Der Offenbodenbereich, in dem sich ein naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer befindet, weist in seinem Randbereich Grasfluren magerer Standorte und Ruderalfluren, kleinflächig artenarmes Heide- oder Magerra- sen-Stadium auf. Das Vorranggebiet ist in der nördlichen Hälfte von überwiegend Nadelforst, kleinflächig von Eichen-Mischwald armer trockener Sandböden umgeben. An die nordöstliche Spitze grenzt eine größere Sand-/Silikat- und Zwergstrauchheide. Der gesamte Bereich um das Vorranggebiet nördlich der Straße Hof Bockheber und öst- lich des Vorranggebietes sowie der noch nicht abgebaute westliche Bereich innerhalb des Vorranggebietes hat laut LRP eine sehr hohe Bedeutung für die Flora als wertvolle Zusatzflächen sowie laut NLWKN (2007 und 2010) für die Avifauna. Dieser Bereich – mit Ausnahme der Fläche innerhalb des Vorranggebietes für Roh- stoffgewinnung ist im RROP als Vorranggebiet für Natur und Landschaft vorgesehen. Das NSG Lüneburger Heide (LÜ 002) grenzt nördlich und nordöstlich unmittelbar an das Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung. Die südliche Hälfte ist überwiegend von Ackerflächen umgeben, in Teilbereichen von Nadelwald, im Süden klein- flächig von bodensaurem Eichen-Mischwald.

41 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der südliche Bereich laut LRP zur „Ackerbaulich dominierten Geest“, der nördliche Teil zur „Waldlandschaft der ebenen Geest“, deren Wert im Süden als mittel, im Norden als hoch eingestuft wird. Weiter östlich in minimal 25 m bis maximal 450 m Entfernung beginnen die „Heiden der welli- gen Geest“ mit sehr hoher Bedeutung des Landschaftsbildes. Der Bereich mit hoher bis sehr hoher Bedeutung für das Landschaftsbild, ausgenommen das Vorranggebiet Rohstoffgewinnung, ist im RROP als Vorbehaltsge- biet für Erholung vorgesehen. Das Gebiet ist in seinem westlichen Teil im RROP als Vorranggebiet Trinkwassergewinnung, Schutzzone III vorgesehen. Für Siedlungsflächen besteht ein ausreichender Abstand von über 300 m. Erhebliche Umweltauswirkungen: Für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung entstehen er- heblich beeinträchtigende Umweltauswirkungen durch betriebsbedingte Auswirkungen, wie Lärm, Staub, visu- elle Belastungen und Verkehrsbelastung. Die z.T. sehr wertvollen Biotope im Bereich der vorhandenen Abbau- fläche sind durch die Abgrabung entstanden, so dass die Umweltauswirkungen nur als wenig gravierend anzu- sehen sind. Negative Umweltauswirkungen auf das nördlich und östlich angrenzende NSG können durch Stö- rung der Avifauna entstehen. Vorbelastungen sind jedoch bereits vorhanden. Das Grundwasser ist durch Verminderung der grundwasserschützenden Deckschicht von Umweltbelastungen betroffen, zumal das Vorranggebiet teilweise innerhalb eines Vorranggebietes für Trinkwasserschutz liegt. Bewertung: Das Schutzgut Landschaft wird im nordöstlich angrenzenden Bereich aufgrund seiner hohen Wer- tigkeit kleinflächig besonders beeinträchtigt, der nördliche Teil aufgrund geringerer Empfindlichkeit von erhöh- ter Beeinträchtigung. Ebenso ist in diesem Bereich von einer Beeinträchtigung für die Erholung auszugehen. Die abschirmende Wirkung umgebender Waldbereiche mindert das Beeinträchtigungsrisiko. Für das Schutzgut Tiere und Pflanzen besteht ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko. Hinsichtlich des Trinkwasserschutzes ist auf erheblichen Teilflächen ein besonderes Beeinträchtigungsrisiko zu erwarten. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbaugewäs- ser und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwer- tige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP handelt es sich um eine Neufestlegung.

Nr. TK 3123 S/4 Lage: Nordöstlich von Walsrode, südwestlich von Lönsheide Größe: 8,8 ha Vorbelastung: Das Vorranggebiet ist bis auf eine Restfläche im Südosten bereits im Abbau befindlich. Südlich verläuft eine Bahnlinie Zustandsbeschreibung: Das Vorranggebiet besteht aus großen Offenbodenbereichen Im Südosten ist eine Ackerfläche sowie östlich angrenzend eine Ruderalflur trockenwarmer Standorte in Verbindung mit Offenbo- denbereich vorhanden. Von Südwesten grenzen folgende Biotoptypen mit sehr hoher Bedeutung an das Vorranggebiet: Eichen- Mischwald feuchter Sandböden, Erlen- und Birken-Erlen-Bruchwald nährstoffärmerer Standorte des Tieflandes und Birken- u. Kiefern-Bruchwald nährstoffarmer Standorte des Tieflandes. Nordwestlich reicht der Offenbo- denbereich über das Vorranggebiet hinaus und ist folgenden Biotoptypen geringer bis mittlerer Bedeutung um- geben: Lärchenforst, Kiefern-Pionierwald, naturfernes Stillgewässer. Der Biotoptyp Artenarmes Heide- oder Magerrasen-Stadium, das nordöstlich angrenzt, weist eine hohe Bedeutung auf. Das Siedlungsgebiet am Wacholderweg befindet sich in Entfernung von z.T. unter 100 m zum Vorranggebiet, das an der K35 z.T. unter 200 m. Erhebliche Umweltauswirkungen: Trotz Vorbelastungen sind zusätzliche erhebliche Umweltauswirkungen durch betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie Erschütterungen für die Anwohner zu erwarten, da die noch nicht abgebauten Bereiche sich siedlungsnäher befinden. Bewertung: Besondere Beeinträchtigungsrisiken sind nur auf kleinen Teilflächen für Anwohner zu erwarten, die in einer Entfernung von unter 100 m zum Vorranggebiet wohnen. Für Anwohner, die in einer Entfernung von 100 bis 200 m wohnen, ist ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko zu erwarten. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbaugewässer und offe- ne Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP verringert sich die Größe des Vorranggebietes um 8,8 ha.

42 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Nr. TK 2926 S/7 Lage: Nördlich von Munster, am Rand des Truppenübungsplatzes Munster Nord, westlich des OT Breloh, südlich des Ilsterwegs Größe: 46 ha Vorbelastung: Ehemaliger Bodenabbau im nördlichen Teil, Truppenübungsplatz, weiteres VR Rohstoffsicherung Zustandsbeschreibung: Das Gebiet ist überwiegend von Nadelforst bestanden, daneben zwei Ackerflächen. Ein Offenbodenbereich der ehemaligen Abbaufläche mit einer südöstlich angrenzenden Sukzessionsfläche befindet sich in der nord- westlichen Hälfte des Vorranggebietes. . Der Nadelforst ist als landesweit bedeutsamer Bereich mit für die Flo- ra wertvollen Zusatzflächen bewertet (NLKWN 2007). Das Gebiet ist von drei Seiten vom Truppenübungsplatz umgeben, Richtung Westen in einem Abstand von 200 m, Richtung Norden von einigen hundert Metern und im Osten von mindestens 800 m, mit dem OT Breloh dazwischen. Im Süden grenzt das Vorranggebiet an ein weiteres Vorranggebiet (Kieselgur). Im Nordosten des Gebietes besteht mageres mesophiles Grünland kalkarmer Standorte mit hoher Bedeutung Dieses Grünland gehört zur angrenzenden Örtzeaue nördlich von Munster, der laut LRP mit bodensaurem Ei- chen-Mischwald, Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese, Erlenwald entwässerter Standorte, Kiefern-Pionierwald, Birken- und Kiefern-Bruchwald ein sehr hoher Wert beigemessen wird. Im Südosten grenzt ein landesweit für Fischotter, Süßwassermollusken und Libellen sehr bedeutsames Gebiet (NLWKN. 2006, 2008 und 2010) mit wertvollen Zusatzflächen für die Flora (NLWKN 2007) an das Gebiet. Im Norden, Westen und Süden ist das Gebiet von Nadelforst umgeben. Die hochwertigen Bereiche der Örtzeaue und innerhalb des Vorranggebietes werden vom LRP als natur- schutzgebietswürdig angesehen. Im RROP ist der Bereich der Wietzeaue außerhalb des Vorranggebietes für Rohstoffgewinnung als Vorranggebiet für Natur und Landschaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorranggebiet und seine nähere Umgebung laut LRP zur „Waldlandschaft der welligen Geest“, der laut LRP ein hoher Wert beizumessen ist. Der nordöstlich angren- zende „von Nutzungsvielfalt geprägte Talraum“ der Örtzeaue hat sehr hohe Bedeutung. Das RROP sieht für die umgebende Landschaft ein Vorbehaltsgebiet für Erholung vor, soweit das militärische Sperrgebiet und das südlich angrenzende Vorranggebiet dies ermöglichen. Die Siedlungsflächen von Breloh befinden sich in einer ausreichenden Entfernung von über 300 m. Erhebliche Umweltauswirkungen: Erhebliche Umweltauswirkungen sind durch die Abgrabung von Flächen zu erwarten, denen der LRP und das NLWKN eine hohe bis sehr hohe Bedeutung beimisst. Dazu gehören die für die Flora wertvollen Zusatzflächen östlich des ehemaligen Abbaugebietes und das zur Örtzeaue gehörige Grünland im Nordosten. Durch den Bodenabbau kommt es möglicherweise zu einer Absenkung des Grund- wasserspiegels und zu einer Entwässerung der angrenzenden feuchtigkeitsgeprägten Biotoptypen der Örtze- aue. Neben den erheblichen Umweltauswirkungen auf das hochwertige Landschaftsbild des Vorranggebietes selbst kommt es zu erheblichen Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Landschaft der Örtzeaue, was wiederum zu Beeinträchtigung der Erholungsnutzung führt. Bewertung: Das Vorranggebiet Rohstoffsicherung zieht auf erheblichen Teilflächen im Nordosten besondere Beeinträchtigungsrisiken für Tiere und Pflanzen nach sich. Erhöhte Beeinträchtigungsrisiken in Bezug auf Landschaftsbild und Erholung sind ebenfalls auf erheblichen Teilflächen im Osten des Vorranggebietes zu er- warten. Ergebnis: Mit dem Vorranggebiet werden erheblich, auf Teilflächen schwerwiegende negative Umweltauswir- kungen vorbereitet. Abbaugewässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer land- schaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP vergrößert sich das Vorranggebiet um 10,4 ha.

Vorbehaltsgebiete für Rohstoffgewinnung Tab. 155: Ergebnisse der gebietsbezogenen Umweltprüfung für die VB Rohstoffgewinnung

Nr. TK 2925 S/5 Lage: Nordöstlich der A 7 – Anschlussstelle Soltau-Ost, östlich der A 7, westlich des Campingplatzes Scandinavia Größe: 15,6 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen von der A 7 Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet ist mit Nadelforst bestanden, nur nordöstlich reicht eine Acker- fläche in das Vorbehaltsgebiet hinein. Entlang eines von West nach Ost querenden Weges ist laut LRP eine Sand-/Silikat-Zwergstrauchheide vorhanden, der eine sehr hohe Bedeutung beigemessen wird. Südlich angrenzend befindet sich ebenfalls ein Bereich mit Sand-/Silikat-Zwergstrauchheide. Im Übrigen ist

43 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

das Vorbehaltsgebiet von Nadelforst umgeben. Im Westen grenzt die A 7 an. Der Campingplatz Scandinavia liegt 150 m östlich des Gebietes. Im RROP ist die umliegende Landschaft als Vorbehaltsgebiet für Natur- und Landschaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört das Vorbehaltsgebiet zur „Waldlandschaft der welligen Geest“, die hier laut LRP eine hohe Bedeutung hat. Im RROP ist die umliegende Landschaft als Vorbehaltsgebiet für Erho- lung vorgesehen. Der Boden des Vorbehaltsgebietes gehört laut LRP zu einem extrem trockenen und nährstoffarmen Standort. Das Vorbehaltsgebiet reicht bis 150 m an den Campingplatz heran. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie Erschütterungen können zu Umweltbelastungen für den westlichen Randbereich des Campingplatzes sowie für die Erholungs- nutzung führen. Angesichts der Vorbelastung durch die A 7 ist dies jedoch von untergeordneter Bedeutung. Drei durch das Gebiet führende Wege sind von einer möglichen Abgrabung betroffen. Auch für das Schutzgut Landschaft kommt es zu beeinträchtigenden Umweltauswirkungen. Bewertung: Ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko ist nur auf kleinen Teilflächen für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung zu erwarten. Ergebnis:. Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen in vergleichsweise ge- ringem Umfang vorbereitet. Abbaugewässer und offene Sandflächen jedoch langfristig, nach einer land- schaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. zu einer Auf- wertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP ist das zukünftig festgelegte Vorbehaltsgebiet um 4,6 ha kleiner als das bestehende Vorsorgegebiet Rohstoffgewinnung.

Nr. TK 3025 S/7 Lage: Südlich von Soltau und der Anschlussstelle Soltau Süd der A7, am Rand des Truppenübungsplatzes Bergen, westlich der B 3 Größe: 16,7 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen von der B 3, Rohstoffabbau, Truppenübungs- platz Zustandsbeschreibung: Das Gebiet wird überwiegend ackerbaulich genutzt. Im Südosten und auf einer kleinen Fläche im Nordwesten reicht Nadelforst in das Gebiet hinein. Ein mit einer beidseitigen Feldhecke gesäumter Weg teilt das Vorbe- haltsgebiet. Die Biotoptypen haben laut LRP eine allgemeine Bedeutung. Im Süden und Westen grenzt der Truppenübungsplatz an das Gebiet. Südwestlich des Vorbehaltsgebietes liegt ein Gehöft. Umgeben ist das Vorbehaltsgebiet überwiegend von Nadelforst und Acker. Im Südwesten reicht ein kleiner Ei- chen-Mischwald an das Vorbehaltsgebiet heran. Im Nordosten befindet sich eine kleine Fläche mit Sand- /Silikat-Zwergstrauchheiden. Diesen Biotopen misst der LRP eine sehr hohe Bedeutung bei. Das RROP hat den nordöstlich an das Vorbehaltsgebiet angrenzenden Nadelforst als Vorbehaltsgebiet für Natur und Land- schaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes ist das Vorbehaltsgebiet und seine nähere Umgebung dem Landschaftsbild- typus der „ackerbaulich dominierten welligen Geest“ zuzuordnen. Im Süden grenzt die hochwertige „Waldland- schaft der welligen Geest“ an. Das RROP sieht das südwestliche Umfeld sowie einen kleinen Randbereich im Nordosten i als Vorbehaltsgebiet Erholung vor. Das Siedlungsgebiet Lehmberg reicht bis 50 m Entfernung an das Vorbehaltsgebiet heran. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie Erschütterungen führen zu erheblichen Umweltauswirkungen für Anwohner und für Erholungssuchende in der umgebenden Landschaft. Bewertung: Das Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung kann auf einer kleinen Teilfläche ein besonderes Beein- trächtigungsrisiko für die Anwohner nach sich ziehen. Für Tiere und Pflanzen sowie das Schutzgut Landschaft und die Erholung sind nur geringe Beeinträchtigungsrisiken zu erwarten, da es sich bei dem randlich betroffe- nen hochwertigen Landschaftsbild um einen nur sehr schmalen Streifen am Rande des gesperrten Truppen- übungsplatzes handelt. Ergebnis: Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbaugewässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Bio- tope und Landschaftsräume entwickeln, was zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP kommt es zu einer Verkleinerung von 1,3 ha des Vorbehaltsgebietes im Vergleich zum bestehenden Vorsorgegebiet Rohstoffgewinnung.

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Nr. TK 3025 KS/14 Lage: Südlich von Soltau und der Anschlussstelle Soltau Süd der A7, am Rand des Truppenübungsplatzes Bergen, östlich der B 3 Größe: 37,8 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen von der B 3, nördlich des Vorbehaltsgebietes ist bereits ein Sandabbau erfolgt. Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet ist im Westen und Nordwesten von einem Vorranggebiet und einem Vorbehaltsgebiet Rohstoffgewinnung umgeben. Nordöstlich des Vorbehaltsgebietes liegt der Siedlungs- splitter Lührsbockel. Das Vorbehaltsgebiet selbst wird überwiegend ackerbaulich genutzt. Im Nordosten reicht ein Nadelforst in das Gebiet hinein. Die Biotoptypen haben laut LRP keinen über eine mittlere Bedeutung hinausgehenden Wert. Umgeben ist das Vorbehaltsgebiet im Osten von Bodensaurem Eichenmischwald und Sand-/Silikat- und Zwergstrauchheide sehr hoher Bedeutung, laut LRP mit Wertigkeit eines geschützten Landschaftsbestandteils, im RROP als Vorranggebiet Natur und Landschaft vorgesehen. Nördlich befindet sich ein weiterer Bodenab- bau, als Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft vorgesehen, der zu der Vorbehaltsfläche mit artenarmer Heide oder Magerrasen, Pionier- oder Sukzessionswald und Nadelforst abgegrenzt ist. Südwestlich ist das Vorbe- haltsgebiet von Ackerflächen umgeben. Die . Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorbehaltsgebiet und seine nähere südwestliche und westliche Umgebung überwiegend zur „ackerbaulich dominierten welligen Geest“. Im Norden grenzt die hochwertige „Waldlandschaft der welligen Geest“ an und reicht im Nordosten in das Gebiet hinein. Im Osten und Südosten reichen sehr hochwertige „Heiden der welligen Geest“ an das Vorbehaltsgebiet heran. Das RROP sieht das Umland des Vorbehaltsgebietes in Teilen als Vorbehaltsgebiete Erholung vor. Das Siedlungsgebiet Lührsbockel reicht bis 150 m Entfernung an das Vorbehaltsgebiet heran. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie Erschütterungen führen zu erheblichen Umweltauswirkungen für Anwohner und für Erholungssuchende in der umgebenden Landschaft. Darüber hinaus sind erhebliche negative Auswirkungen auf Randbereiche der Landschaft im Os- ten und Südosten zu erwarten. Dabei ist auch der Umfang der drei bzw. vier benachbarten Abbaugebiete zu berücksichtigen, deren Umweltauswirkungen sich z.T. addieren. Bewertung: Das Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung zieht auf einer kleinen Teilfläche ein erhöhtes Beein- trächtigungsrisiko für die Anwohner nach sich. Das Schutzgut Landschaft der Umgebung ist Richtung Osten auf erheblichen Teilflächen von Beeinträchtig betroffen. Die angrenzenden laut LRP besonders bedeutsamen Biotoptypen der Heide und des Eichen-Mischwaldes lie- gen außerhalb des Vorbehaltsgebietes und sind somit nicht direkt betroffen. Ergebnis: Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbauge- wässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hoch- wertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Von den drei benachbarten Gebieten für Rohstoffsicherung ist dieses Gebiet mit den höchsten Beeinträchti- gungsrisiken verbunden. Es ist zu prüfen, ob auf dieses Gebiet verzichtet werden kann oder zumindest Rich- tung Siedlungsgebiet Lührsbockel und empfindlicher Landschaftsräume im Osten verkleinert werden kann, um den Raum nicht übermäßig zu belasten, der durch seine Nähe zum Truppenübungsplatz nur eingeschränkte Möglichkeiten für das Landschaftserleben hat. Im Vergleich mit dem geltenden RROP handelt es sich um eine Neufestlegung.

Nr. TK 2925 S/9 Lage: Südlich von Heber, nördlich des Siedlungssplitters Hillern, östlich der Straße Hillern Größe: 89,6 ha Vorbelastung: keine Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet wird überwiegend ackerbaulich genutzt mit Einsprengseln von Gehölzen und als landwirtschaftliche Lagerfläche genutztes artenarmes Heide- oder Magerrasen-Stadium. Die Biotoptypen haben keinen über eine mittlere Bedeutung hinausgehenden Wert. Das Vorbehaltsgebiet grenzt im Norden an das Gelände des Reitclubs Heber und an ein Gehöft. Der Cam- pingplatz Lüneburger Heide liegt ebenfalls nördlich in einer Entfernung von über 300 m, ein Gehöft im Osten sowie zwei weitere im Südwesten und zwei Einzelhäuser befinden sich in einer Entfernung von ca. 200 m Richtung Westen. Jenseits der Straße Hillern ist das Gebiet von Nadelforst umgeben, ansonsten überwiegend von Ackerflächen oder artenarmem Grünland. Im Südwesten, Südosten und Osten grenzt kleinflächig Boden- saurer Eichen-Mischwald mit hoher Bedeutung an. Das NSG Lüneburger Heide (LÜ 002) grenzt im Südosten sehr kleinflächig an das Gebiet. Es hat eine sehr hohe Bedeutung für den Fischotterschutz (NLWKN, 2006) und als Vogelbrutgebiet (NLWKN, 2010, 2013). Das LSG Oberes Böhmetal (SFA 042) grenzt teilweise von Westen an. Die Landschaft westlich der Straße Hillern ist im RROP als Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft

45 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört das Gebiet zur „ackerbaulich dominierten ebenen Geest“. Im Westen und Osten grenzt die „Waldlandschaft der ebenen Geest“ an. Beide Landschaftstypen haben einen mittleren Wert. Der von Wald dominierte westliche und südöstliche Bereich ist im RROP als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Die umliegenden Gehöfte befinden sich in einer Entfernung von knapp 100 bis meist 200 m Entfernung vom Gebiet. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen, Erschütterungen sowie erhöhtes Verkehrsaufkommen können zu Umweltbelastungen für einige benachbarte Gehöfte führen. Auch für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung kommt es zu erheblichen Umweltauswirkungen, u.a. für Gäste des „Camping Lüneburger Heide“, da der in die Heide führende Weg „Am Flatthaus“ direkt am Gebiet vorbeiführt und auch als Transportweg genutzt werden könnte. Die Abgrabung der Fläche führt zu einem Ver- lust eines Heide- oder Magerrasenbiotopes. Bewertung: Das Schutzgut Landschaft der Umgebung ist von einem erhöhten Beeinträchtigungsrisiko betrof- fen, ebenso die Erholungsnutzung. Auf kleinen Teilflächen kann es für einige Anwohner im Umfeld bis 200 m des Vorranggebietes zu Belastungseffekten kommen. Für das Schutzgut Tiere und Pflanzen besteht auf einer kleinen Teilfläche ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko. Ergebnis: Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen in einem eher unter- durchschnittlichen Maße vorbereitet. Abbaugewässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. so- gar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP handelt es sich um eine Neufestlegung.

Nr. TK 2925 S/7 Lage: Nordöstlich von Soltau, nördlich von Oeningen, zwischen Museumsbahn und K 9

Größe: 55,1 ha Vorbelastung: angrenzende Straße Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet wird überwiegend ackerbaulich genutzt. Angrenzend an eine Entsorgungsfläche am nördlichen Ortsrand von Oeningen befindet sich ein Bereich, der mit Laubforst, einem Pionier- oder Sukzessionswald und einer Ruderalflur bestanden ist. Darüber hinaus gibt es zwei Feldhecken. ie vorkommenden Biotoptypen haben keinen über eine mittlere Bedeutung hinausgehenden Wert. Nördlich und westlich grenzt Nadelforst an, Richtung Osten und Süden Ackerflächen und zwei kleine Feldge- hölze. Das Siedlungsgebiet von Oeningen liegt in einer Entfernung von etwa 200 m, einzelne Wohngebäude auch nur 50 bis 100 m. Das LSG Oeninger Bruch (SFA 028) im Westen des Vorbehaltsgebietes reicht bis 400 m an das Vorbehaltsgebiet heran.. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört das Vorbehaltsgebiet zur „ackerbaulich dominierten welligen Geest“, an die im Osten die „Waldlandschaft der welligen Geest“ anschließt. Diesen Landschaftsbildtypen wird eine geringe und mittlere Bedeutung beigemessen. Das laut LRP hochwertige dörfliche Siedlungsgebiet von Oenin- gen reicht im Südosten bis etwa 100 m an das Vorbehaltsgebiet heran. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen, Erschütterungen sowie erhöhtes Verkehrsaufkommen führen zu erheblichen Umweltauswirkungen für die Bewohner von Oeningen. Auch für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung kommt es zu erheblichen Umweltauswirkungen insbesondere für Randbereiche im Südosten. Bewertung: Zu besonderen Beeinträchtigungsrisiken kann für die Anwohner, die in einer Entfernung von 50 bis 100 m wohnen kommen. Für die Anwohner, die in 100 bis 200 m Entfernung wohnen, sind erhöhte Beein- trächtigungsrisiken zu erwarten. Ebenfalls ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko ist für das Schutzgut Land- schaft des dörflichen Siedlungsgebietes zu erwarten. Ergebnis: Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen in einem eher unterdurchschnittli- chen Umfang vorbereitet. Abbaugewässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer land- schaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. zu einer Auf- wertung führen kann. Im Vergleich mit dem geltenden RROP sichert das Vorbehaltsgebiet 19,3 ha mehr Fläche zur Rohstoffgewin- nung als das Vorsorgegebiet des derzeitigen Planes.

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Nr. TK 3025 S/3 Lage: Südlich von Suroide, westlich des Truppenübungsplatzes Munster Süd, süd- lich der K 36 und östlich der K 10 Größe: 22,1 ha Vorbelastung: Boden-Nassabbau in der Mitte des Vorbehaltsgebietes, angrenzen- de Straßen Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet wird abgesehen von der Abbaufläche mit ihren Offenbodenbe- reichen und einem Stillgewässer, überwiegend ackerbaulich genutzt, z.T. kommt artenarmes Grünland vor. Von der K 10 reicht ein kleiner Laub-, und östlich angrenzend ein kleiner Nadelforst in das Vorbehaltsgebiet herein. Randbereiche des Gewässers sind mit Ruderalflur bestanden. Die Biotope haben keinen über eine mittlere Bedeutung hinausgehenden Wert. Umgeben ist das Gebiet von Acker bzw. Artenarmem Grünland, Nadelforst, kleinflächig von Laubforst. Ein kleiner Bodensaurer Eichen-Mischwald, dem der LRP eine besondere Bedeutung beimisst, befindet sich nörd- lich des Gebietes. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der Raum zur „ackerbaulich dominierten welligen Geest“, mit mittle- rer Bedeutung. Im Süden grenzt ein Ausläufer der hochwertigen „Waldlandschaft der welligen Geest“ an. Das Siedlungsgebiet Suroide reicht bis 80 m Entfernung an das Vorbehaltsgebiet heran. Erhebliche Umweltauswirkungen: Durch den Betrieb entstehen erheblich beeinträchtigende Umweltauswir- kungen durch betriebsbedingte Lärm-, Staub-, Verkehrs- und visuelle Belastungen. Bewertung: Das Vorbehaltsgebiet kann auf einer kleinen Teilfläche ein Beeinträchtigungsrisiko für die Anwoh- ner nach sich ziehen; durch die angrenzende Straße relativiert sich dies. Ergebnis:. Mit dem Vorranggebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen in einem eher geringen Ausmaß vorbereitet. Aus den durch Bodenabbau entstehenden Abbaugewässern und offenen Sandflächen können langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was zu einer Aufwertung führen kann. Im Vergleich mit dem geltenden RROP sichert das Vorbehaltsgebiet 2 ha weniger Fläche zur Rohstoffgewin- nung als das Vorsorgegebiet des derzeitigen Planes.

Nr. TK 2923 S/1 Lage: Nördlich von Neuenkirchen, nördlich von Tewel Größe: 30,4 ha Vorbelastung: keine Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet wird rein ackerbaulich genutzt und ist ebenfalls fast aus- schließlich von Ackerflächen Umgeben. Zudem ist kleinflächig Nadelforst vorhanden. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorbehaltsgebiet und seine Umgebung zur „ackerbaulich do- minierten ebenen Geest“ mit geringer Bedeutung. Das Siedlungsgebiet Tewel befindet sich in einer Entfernung von über 300 m. Erhebliche Umweltauswirkungen: Durch den Betrieb entstehen keine hervorzuhebenden erheblich beein- trächtigenden Umweltauswirkungen. Bewertung: Das Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung zieht nur geringe Beeinträchtigungsrisiken nach sich. Ergebnis: Aus den durch Bodenabbau entstehenden Abbaugewässern und offenen Sandflächen können sich langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwi- ckeln, was sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP verkleinert sich die durch das Vorbehaltsgebiet gesicherte Fläche um 22,5 ha.

Nr. TK 3323 KS/1 Lage: Nordwestlich von Schwarmstedt, nordwestlich von Norddrebber, südlich von Gilten Größe: 114,6 ha Vorbelastung: keine Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet wird überwiegend ackerbaulich genutzt, kleinflächig als (ar- tenarmes) Grünland und ist von einigen ausgebauten Bachläufen und Feldhecken durchzogen, denen eine mittlere Bedeutung beizumessen ist. Im westlichen Teil sind zwei kleinere Waldflächen mit Bodensaurem Ei- chen-Mischwald vorhanden und ein Naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer, beides Biotoptypen mit sehr hoher Bedeutung. Im östlichen Teil befindet sich zwischen zwei ausgebauten Bächen ein artenreiches Feucht- und Nassgrünlandmit sehr hoher Bedeutung.

47 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Ausgenommen von dem Vorbehaltsgebiet ist ein sehr hochwertiger mesophiler Eichen- u. Hainbuchen- Mischwald feuchter, basenärmerer Standorte mit sehr hoher Bedeutung und laut LRP NSG-würdig. Im Süden grenzt ein naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer mit Landröhricht an. Das übrige Umfeld besteht über- wiegend aus Ackerflächen. Im RROP ist der östlich angrenzende Bereich als Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören der östliche Teil des Vorbehaltsgebietes und seine Umgebung laut LRP zur „Von Nutzungsvielfalt geprägten Niederung“ mit mittlerer Bedeutung, der westliche zur von „Ackerbau dominierten Niederung“ mit geringer Bedeutung. Der östlich gelegene Bereich ist im RROP als Vorbehaltsge- biet Erholung vorgesehen. Siedlungsgebiete befinden sich in ausreichender Entfernung von mind. 1 km. Erhebliche Umweltauswirkungen: Die Abgrabung kann zu einem Verlust der hochwertigen Eichen- Mischwaldflächen führen. Darüber hinaus steht ein Abbauvorhaben dem Biotopentwicklungspotenzial, wie im LRP auf der westlichen Fläche vorgesehen, zunächst entgegen. Das Schutzgut Landschaft ist sehr großflächig von visuellen Störungen betroffen, was insbesondere zu erheb- lichen Umweltauswirkungen der hochwertigen östlich angrenzenden Niederungslandschaft führt. Auch für die Erholungsnutzung, die auf Wegen in und um das Vorbehaltsgebiet herum stattfindet, sind erhebliche visuelle und betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie transportbedingte Verkehrsbelastungen zu erwarten. Bewertung: Das Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung zieht auf kleinen Teilflächen besondere Beeinträchti- gungsrisiken für das Schutzgut Tiere und Pflanzen nach sich. Für das Schutzgut Landschaft und die Erholung sind auf dem überwiegenden Flächenanteil erhöhte Beeinträchtigungsrisiken zu erwarten. Ergebnis: Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbauge- wässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hoch- wertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Es ist darauf hinzuwirken, die naturnahen Laubwaldinseln zu erhalten. Im Vergleich mit dem geltenden RROP verkleinert sich das Vorsorgegebiet (Vorbehaltsgebiet) um 2,7 ha.

Nr. TK 2925 S/4 Lage: Nordöstlich der A 7 – Anschlussstelle Soltau-Ost, östlich der A 7, auf der Hö- he der Campingplätze Moränasee Größe: 15,6 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen von der A 7 Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet ist mit Nadelforst bestanden, nur nordöstlich reichen Ackerflä- chen in das Vorbehaltsgebiet hinein. Westlich grenzt die A 7, nördlich Ackerflächen, östlich sowie südlich Nadelforst an. Im RROP ist die umliegen- de Landschaft als Vorbehaltsgebiet Natur- und Landschaft vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört das Vorbehaltsgebiet zur „Waldlandschaft der welligen Geest“, die eine hohe Bedeutung hat. Im Vorbehaltsgebiet sind einige Wege vorhanden. Im RROP ist die umliegende Landschaft als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Der Boden des Vorbehaltsgebietes gehört in den Nadelforstbereichen laut LRP zu den extrem trockenen und nährstoffarmen Standorten. Erhebliche Umweltauswirkungen: Das Schutzgut Landschaft ist von erheblichen Umweltauswirkungen be- troffen. Bewertung: Die Festlegung lässt für das Schutzgut Landschaft auf der gesamten Fläche ein erhöhtes Beein- trächtigungsrisiko erwarten, was jedoch durch die on der A 7 ausgehende Vorbelastung relativiert wird. Ergebnis: Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen nur in unterdurch- schnittllichem Ausmaß vorbereitet. Abbaugewässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. so- gar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP ändert sich die Flächenabgrenzung geringfügig um 0,2 ha.

Nr. TK 2924 S/19 Lage: Östlich von Neuenkirchen, südlich der B 71 Größe: 36,3 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen der B 71. In einem Teilbereich im Südwesten ist bereits ein Sandabbau erfolgt. Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet wird z.T. ackerbaulich genutzt, ein anderer Teil besteht aus Nadelforst. Das ehemalige Sandabbau-Gebiet ist neben Ruderalgebüsch von einer sonstigen Grasflur magerer Standorte besiedelt, der eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Eine sehr hohe Bedeutung haben zwei Flä-

48 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

chen mit Trockener Sandheide im Osten des Vorbehaltsgebietes. Diese Heideflächen in Verbindung mit der ehemaligen Sandabbaufläche und hochwertigen Biotoptypen in Limbeck gehören laut LRP zu einem Gebiet mit hoher Bedeutung. Das Vorbehaltsgebiet grenzt nördlich an die B 71, im Übrigen überwiegend an Nadelforst. Östlich und südöst- lich reichen die im Vorbehaltsgebiet gelegenen Sandheideflächen in die umgebenden Nadelforstflächen hin- ein.. Ein Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft hat das RROP südlich des Vorbehaltsgebiets Rohstoffgewin- nung vorgesehen. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorbehaltsgebiet und seine Umgebung zur „Waldlandschaft der ebenen Geest“, eine mittlerer Bedeutung. Im RROP ist die umliegende Landschaft als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Der Boden des Vorbehaltsgebietes gehört in den Bereichen mit trockener Sandheide zu den extrem trockenen und nährstoffarmen Standorten. Entwässerte Nieder-, Übergangs- und Hochmoorböden des Hahnenbachtals reichen südlich bis 100 m an das Vorbehaltsgebiet heran. Die Siedlungsflächen von Hof Limbeck befinden sich in einer Entfernung von über 200 m zum Vorbehaltsge- biet. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen können kaum zu Belas- tungen für Anwohner und Gäste in Limbeck führen;denn die Vorbelastung durch die B 71 und die Abschirmung von Limbeck durch einen Nadelforst wirken sich belastungsmindernd aus. Erhebliche Umweltauswirkungen sind durch die Abgrabung von Biotoptypen hoher bis sehr hoher Bedeutung im Süden und auf Teilflächen entlang der Straße in Verlängerung der K 23 zu erwarten. Für das Schutzgut Landschaft und die Erholungsnutzung ergeben sich ebenfalls erhebliche Umweltauswirkungen. Bewertung: Hinsichtlich des Schutzgutes Tiere und Pflanzen sind auf erheblichen Teilflächen besondere Be- einträchtigungsrisiken zu erwarten. Für das Schutzgut Landschaft und die Erholung ergibt sich ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko. Ergebnis: Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbauge- wässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hoch- wertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP beschränkt sich das Vorbehaltsgebiet auf die Bereiche südlich der B 71, sodass es um eine Verkleinerung der Fläche um 57,5 m kommt.

Nr. TK 2924 S/2 Lage: Westlich von Schneverdingen, südlich von Grauen, östlich der K 22 Größe: 56,4 ha Vorbelastung: Im südwestlichen und nordöstlichen Bereich erfolgt bereits ein Bo- denabbau bzw. ist abgeschlossen. Zustandsbeschreibung: Die Fläche befindet sich in einem überwiegend als Acker, kleinflächig als intensives Grünland genutzten Bereich. Ein schmaler Streifen Nadelforst sowie eine Feldhecke erstrecken sich von Osten in das Gebiet. Im Nordosten und Südwesten sind Offenbodenbereiche vorhanden, wobei der südliche zu ei- nem außerhalb des Vorbehaltsgebietes liegenden weitgehend abgeschlossenen Abbaugebiet gehört. Die südwestlich des Vorbehaltsgebietes gelegene ehemalige Abbaufläche mit ihren zahlreichen Stillgewässern ist ein landesweit wertvoller Bereich für Brutvögel (NLWKN, 2006, 2010, 2013) Dieser Bereich ist im RROP als Vorranggebiet für Natur und Landschaft vorgesehen. Im Übrigen ist das Vorbehaltsgebiet von Ackerflächen umgeben, mit Ausnahme des südöstlichen Bereiches mit Nadelforst. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorbehaltsgebiet und sein nördliches und östliches Umfeld zur „Ackerbaulich dominierte wellige Geest“ mit geringer Bedeutung. Die südlich und westlich angrenzende „Wald- landschaft der welligen Geest“ hat eine mittlere Bedeutung. Im RROP ist die südliche, das Vorbehaltsgebiet umgebende Landschaft, als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Die Siedlungsfläche von Grauen reicht mit den Gehöften an der Straße „Hinter den Höfen“ 150 bis 200 m an das Vorbehaltsgebiets heran. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen können zu erheblichen Be- lastungen für Anwohner von Grauen führen. Der landwirtschaftliche Betrieb verursacht jedoch auch gewisse Lärm- und teilweise Staubbelastungen, so dass hier keine große Empfindlichkeit vorliegen dürfte. Der trans- portbedingte Verkehr durch die Ortschaft Grauen kann hingegen zu erheblichen Umweltauswirkungen führen. Hier sind bereits Vorbelastungen durch den bestehenden Abbau vorhanden. Für das Schutzgut Landschaft und die Erholung ergeben sich erhebliche Umweltbelastungen durch die Ab- bautätigkeit auch im Umfeld des Vorbehaltsgebietes. Bewertung: Für die landschaftlichen Bereiche im östlichen und südlichen Umfeld des Vorbehaltsgebietes ergibt sich für die Randbereiche ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko für das Schutzgut Landschaft und die Er- holung.

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Ergebnis: Mit dem Vorbehaltsgebiet werden erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet. Abbauge- wässer und offene Sandflächen können jedoch langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hoch- wertige Biotope und Landschaftsräume entwickeln, was ggf. sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP verringert sich die Größe des Vorbehaltsgebiets um 12,8 ha.

Nr. TK 3024 S/1 Lage: Nördlich von Dorfmark, nordwestlich von Obernhausen Größe: 20,2 ha Vorbelastung: Im südlichen Bereich ist bereits ein Bodenabbau erfolgt. Östlich des Gebietes wird eine Biogas-Anlage betrieben. Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet wird ackerbaulich genutzt. Ein Offenbodenbereich eines ehe- maligen Bodenabbaus befindet sich am südlichen Rand des Vorbehaltsgebietes. Südlich an diesen Offenbodenbereich angrenzend erstreckt sich das Gebiet „Abbaugewässer westlich von Obernhausen“, im RROP als Vorranggebiet für Natur und Landschaft vorgesehen, wo neben dem naturnahen nährstoffarmen Abbaugewässer folgende Biotoptypen hoher und sehr hoher Bedeutung vorhanden sind : Wei- den-Sumpfgebüsch nährstoffärmerer Standorte, Eichen-Mischwald armer, trockener Sandböden, Kiefern- Pionierwald, Halbruderale Gras- und Staudenflur. Im Übrigen ist das Vorbehaltsgebiet von artenarmen Grün- land und Acker umgeben, im Osten reichen Lagerflächen einer Biogas-Anlage an das Gebiet. . Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorbehaltsgebiet und seine Umgebung zur „Ackerbaulich do- minierten welligen Geest“ mittlerer Bedeutung. Die Siedlungsfläche von Obernhausen reicht bis 100 m Entfernung an das Vorbehaltsgebiet heran. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie transportbedingte Verkehrsbelastungen könnten zu Belastungen für Anwohner von Obernhausen führen. Der landwirtschaftliche Betrieb verursacht jedoch auch gewisse Lärm- und teilweise Staubbelastungen, so dass hier im Allgemeinen keine erhebliche Zusatzbelastung vorliegen dürfte. Erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter Tiere und Pflanzen sowie Landschaftsbild und Erholung sind nicht zu erwarten. Bewertung: Für das Vorbehaltsgebiet sind nur geringe Beeinträchtigungsrisiken zu erwarten. Ergebnis:. Aus den durch Bodenabbau entstehenden Abbaugewässern und offenen Sandflächen können sich langfristig, nach einer landschaftsgerechten Herstellung, hochwertige Biotope und Landschaftsräume entwi- ckeln, was sogar zu einer Aufwertung führen wird. Im Vergleich mit dem geltenden RROP verringert sich die Größe des Vorbehaltsgebiets um 3,9 ha.

Nr. TK 3324 S/15 Lage: Östlich von Buchholz-Marklendorf, Südöstlich der der A 7 Anschlussstelle Schwarmstedt Größe: 33,9 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen der A 7 Eine Straße durchquert das Gebiet. Zustandsbeschreibung: In unmittelbarer Nähe nordwestlich des Vorbehaltsgebiets liegt der Ortsteil Buch- holz-Marklendorf. Weiter entfernt, zwischen Marklendorf und der A 7, liegen zwei weitere Vorbehaltsgebiete. Nordöstlich liegen zwei Wochenendhaussiedlungen. Südöstlich liegt in rund 1 km Entfernung ein Reifentestge- lände. Das Vorbehaltsgebiet selbst wird zum größten Teil ackerbaulich genutzt. Östlich und nordöstlich reichen kleine Teile von Nadelforsten in das Gebiet hinein. Nördlich im Gebiet liegen kleine Abschnitte eines Erlenbruchwal- des sowie eines Seggen-Binsen-Staudensumpfes. Im Umfeld finden sich landwirtschaftlich genutzte Flächen östlich, westlich und teils nördlich. Diese sind meist ackerbaulich und selten als Grünland genutzt. Nordöstlich und südöstlich angrenzend finden sich Nadelforste, teils mit Laubforsten durchsetzt. Besondere Bedeutung kommt den sich nördlich fortsetzenden Gebieten mit Erlen-Bruchwald und Seggen-Binsen-Staudensumpf zu. Rund 400 m nördlich grenzen die Ausläufer der Aller- Leine-Niederung an. Nördlich angrenzend liegt nach dem RROP ein Vorranggebiet Natur und Landschaft, welches sich östlich der Fläche als Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft fortsetzt. Im Südosten grenzt ein Vorbehaltsgebiet Wald an. Weiterhin führt ein Vorranggebiet für eine Erdölfernleitung südlich am Gebiet vorbei. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehört der Bereich zur durch „Ackerbau dominierten Niederung“, die Flä- chen, die südöstlich an das Gebiet heranreichen, zur „Waldlandschaft der Niederungen“. Das Gebiet und das direkte Umfeld haben für die Erholungsnutzung eine geringe bis mittlere Bedeutung. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen, Erschütterungen sowie erhöhtes Verkehrsaufkommen führen zu erheblichen Umweltauswirkungen für die Bewohner in Buchholz- Marklendorf, welches bis zu 110 m an das Vorbehaltsgebiet heran reicht. Zudem ist Beeinträchtigung der Erho-

50 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

lungssuchenden im Wochenendhausgebiet nördlich des Gebietes nicht auszuschließen. Weiterhin sind die wertvollen Biotope am nördlichen Rand durch eine Abgrabung gefährdet. Bewertung: Das Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung zieht für die Bewohner von Marklendorf und für die Erho- lungssuchenden der Wochenendhaussiedlungen ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko nach sich. Die nördlich teils im Gebiet, teils außerhalb liegenden Gebiete mit hohem naturschutzfachlichen Wert stehen zwar nicht unter Schutz, sollten jedoch durch Einhalten eines Schutzabstandes vor Umweltbelastungen ge- schützt werden. Ergebnis: Für das Schutzgut Tiere und Pflanzen sowie für das Schutzgut Landschaft können sich mittel- bis langfristig positive Auswirkungen durch eine Renaturierung ergeben. Im Vergleich mit dem geltenden RROP handelt es sich um eine Neufestlegung.

Nr TK 3324 S/10 Lage: Direkt östlich angrenzend an die Anschlussstelle Schwarmstedt der A 7; nordöstlich von Buchholz (Aller) Größe: 18,4 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen der A 7 Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet ist durch Ackerbau und Intensivgrünland geprägt. Im Süden ist ein Nadelforst vorhanden, nördlich liegt ein Teil eines naturfernen Stillgewässers, welches von einem Offenbodenbereich und wertvollen Sandmagerrasen umgeben ist. Ein Graben sowie eine Feldhecke durchqueren das Gebiet. Westlich liegt die Anschlussstelle Schwarmstedt der A 7. Nördlich grenzt unmittelbar die Aller-Leine-Niederung an. 50 m südlich liegt ein weiteres Vorbehaltsgebiet für Rohstoffgewinnung. Das Gebiet wird größtenteils von intensiv genutzten Grünländern und Äckern umgeben. Östlich liegen in jeweils 120m Entfernung Siedlungsgebiete und dörflich- landwirtschaftlich geprägte Siedlungsstrukturen. Nördlich liegt ein naturnahes, nährstoffreiches Kleingewässer, westlich setzen sich die Sandmagerrasenstrukturen, die im Gebiet das naturferne Stillgewässer umgeben, fort. Das Vorbehaltsgebiet wird nach dem RROP von einem Vorranggebiet für Hochwasserschutz, welches sich auf die nördlich angrenzende Aller-Leine-Niederung bezieht, überlagert. Nördlich grenzt ein Vorranggebiet für Na- tur- und Landschaft sowie ein Vorranggebiet für die Ziele von Natura 2000 und ein Vorbehaltsgebiet für Erho- lung an. Rund 100 m östlich liegt ein Vorranggebiet für ruhige Erholung. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorbehaltsgebiet sowie die westlich, südlich und östlich lie- genden Flächen zur durch „Ackerbau geprägten Niederung“. Die nördliche und teils östliche Umgebung gehört zu den durch „Grünland dominierten Talräumen der Aller und Leine, die durchweg eine sehr hohe Bedeutung für das Schutzgut Landschaft haben. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie das erhöhte Ver- kehrsaufkommen stellen erhebliche Umweltbelastungen für die teils nur in 30 m Entfernung gelegenen Sied- lungsräume dar. Weiterhin stellen die genannten Faktoren eine erhebliche Umweltbelastung für die Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Erholung insbesondere nördlich des Vorranggebietes dar. Die mit sehr hoher Bedeutung ausgestatteten Sandmagerrasen-Biotope stehen nicht unter Schutz, werden aber erheblich belastet und im Falle einer Abgrabung zerstört. Erhebliche Umweltauswirkungen entstehen auch für das Schutzgut Landschaft am nördlichen Rand des Vorbehaltsgebiets. Bewertung: Es entstehen erhöhte Beeinträchtigungsrisiken vor allem für Anwohner in teils sehr geringer Ent- fernung sowie für Erholungssuchende der Aller-Leine-Niederung. Bei der Durchführung einer Abgrabung sollte auf einen Mindestabstand und ggf. auf einen Erhalt des abschirmenden Kiefernforstes im südöstlichen Teil des Gebietes geachtet werden. Weiterhin entsteht für die nördlich an das Vorbehaltsgebiet angrenzenden Gebiete ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko für das Schutzgut Landschaftsbild. Auf kleinen Teilflächen kommt es aufgrund der vorhandenen Sandmagerrasen zu erhöhten Beeinträchtigungs- risiken des Schutzgutes Flora, Fauna und biologische Vielfalt. Ergebnis: Aufgrund der Nähe einiger kleinräumiger Siedlungsstrukturen lässt sich das Beeinträchtigungsrisiko für das Schutzgut Mensch nicht vermeiden. Für das Schutzgut Tiere und Pflanzen und für das Schutzgut Landschaftsbild lassen sich langfristig positive Auswirkungen durch Renaturierungsmaßnahmen prognostizieren Im Vergleich mit dem geltenden RROP handelt es sich um eine Neufestlegung.

Nr. TK 3324 S/11 Lage: Östlich der A 7 auf Höhe Buchholz; zwischen A 7 und Buchholz-Marklendorf Größe: 24,8 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen der A 7 Zustandsbeschreibung: Im Vorbehaltsgebiet sind weitestgehend Ackerflächen vorhanden. Lediglich im Nor- den sowie im Osten reichen Ausläufer der umgebenden Nadelbaumforste sehr kleinflächig in das Gebiet hin-

51 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

ein. Weiterhin durchziehen Feldhecken sowie von Nord nach Süd ein Graben das Gebiet. Es sind ebenfalls mehrere Wege vorhanden. Westlich des Vorbehaltsgebiets liegt die A 7. Nördlich sowie südöstlich liegen in 90 bzw. 150 m die nächsten Siedlungsgebiete. In 100 Metern Entfernung westlich liegt, durch die A 7 vom Vorbehaltsgebiet getrennt, ein weiteres Siedlungsgebiet. Nördlich liegt in 50 m Entfernung ein weiteres Vorbehaltsgebiet Rohstoffgewinnung. Östlich grenzen ebenfalls Ackerfluren an. Nördlich und südlich sind Nadelforste vorhanden. Hinsichtlich des Landschaftsbildes gehören das Vorbehaltsgebiet und seine Umgebung größtenteils zur durch „Ackerbau dominierten Niederung“ mit geringer Bewertung. Erhebliche Umweltauswirkungen: Mögliche erhebliche Umweltbelastungen für die Anwohner in teils geringer Entfernung sind aufgrund der Vorbelastung durch die A 7 von untergeordneter Bedeutung. Bewertung: Beeinträchtigungsrisiken für die Anwohner der nahegelegenen Siedlungsgebiete sind zu vernach- lässigen. Das Schutzgut Landschaft erfährt aufgrund des ohnehin geringen Wertes kein erhöhtes Beeinträchti- gungsrisiko. Das Schutzgut Tiere und Pflanzen erfährt keine erhöhte Beeinträchtigung, da im Gebiet keine wertgebenden Strukturen vorhanden sind. Ergebnis: Von diesem Gebiet gehen nur in unterdurchschnittlichem Ausmaß belastende Umweltauswirkungen aus. Da mit der Durchführung einer Abgrabung Renaturierungsmaßnahmen einhergehen ist langfristig von positiven Auswirkungen für die Schutzgüter Tiere und Pflanzen sowie für das Schutzgut Landschaftsbild auszugehen. Im Vergleich mit dem geltenden RROP handelt es sich um eine Neufestlegung.

Nr. TK 3324 KS/1 Lage: Südlich Buchholz (Aller), östlich an die L 190 angrenzend Größe: 69,8 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen der L 190 und der A 7, bestehender Windpark südlich des Plangebietes Das Gebiet kreuzen mehrere Erdöl- und Gasfernleitungen. Zustandsbeschreibung: Das Gebiet selbst ist zum größten Teil durch die Ackernutzung geprägt. Einen kleineren Anteil nimmt die Grün- landnutzung ein. Gegliedert wird das Gebiet durch einzelne Feldhecken. Mittig ist ein kleiner Nadelforst vor- handen, mehrere Straßen führen durch das Gebiet. Das direkte Umfeld des Vorbehaltsgebietes definiert sich ebenfalls vor allem durch die landwirtschaftliche Ackernutzung. Im Süden sind Nadelforste zu finden. Westlich des Vorbehaltsgebiets liegt die L 190, östlich in einiger Entfernung die A 7. Im Norden beginnt in rund 60 m das Siedlungsgebiet von Buchholz. Südlich liegt in einiger Entfernung ein Windpark. Nordwestlich und südlich liegen in einiger Entfernung Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft. Das Schutzgut Landschaft der durch Ackerbau geprägten Niederung innerhalb des Gebietes erhält eine gerin- ge Bedeutung. Die südlich angrenzenden Nadelforste erhalten eine mittlere Bedeutung. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen und Erschütterungen kön- nen zu erheblichen Umweltauswirkungen für die Anwohner in Buchholz führen. Bewertung: Das Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung zieht für das Schutzgut Mensch ein erhöhtes Beeinträch- tigungsrisiko nach sich. Aufgrund ihres derzeitig geringen Wertes entsteht für das Schutzgut Landschaft und das Schutzgut Tiere und Pflanzen kein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko. Ergebnis: Für das Schutzgut Tiere und Pflanzen sowie für das Schutzgut Landschaft können sich mittel- bis langfristig positive Auswirkungen durch eine Renaturierung ergeben. Im Vergleich mit dem geltenden RROP verkleinert sich das Vorbehaltsgebiet um ca. 1 ha.

Nr. TK 3122 To/6 Lage: zwischen den Ortslagen Groß- und Klein Eilstorf, südlich der B 209 auf Höhe Groß Eilstorf Größe: 17,6 ha Vorbelastung: Verkehrsimmissionen der B 209, visuelle Belastung durch Windpark südwestlich des Vorbehaltsgebietes, westlich angrenzende Abfallbeseitigungsanlage Südwestlich liegt in 1 km Entfernung ein Vorranggebiet Windenergienutzung. Zustandsbeschreibung: Das Vorbehaltsgebiet bildet sich beinahe komplett aus Flächen in Grünlandnutzung, kleinere Teile befinden sich in Ackernutzung. Das Gebiet wird durch eine Feldhecke geteilt, eine Straße ver- läuft in West-Ost-Richtung durch das Gebiet. Östlich liegt die Ortslage von Klein-Eilstorf in 100 m Entfernung. Im weiteren Umfeld liegt im Nordwesten mit Groß-Eilstorf eine weitere Siedlung. Im Umfeld sind Flächen ebenfalls größtenteils landwirtschaftlich genutzt. Vor allem im Süden sind Waldflächen

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vorhanden, meist Nadelforste, vereinzelt aber auch Pionier- und Sukzessionswälder oder Laubwälder. Das Gebiet wird nach dem RROP östlich und westlich von einem Vorbehaltsgebiet Erholung eingegrenzt, Hinsichtlich des Landschaftsbildes liegt das Gebiet nach dem LRP beinahe vollständig in einer der „von Nut- zungsvielfalt geprägten welligen Geest“ und bekommt so beinahe vollständig eine hohe Bewertung. Lediglich ein kleiner, nordwestlich gelegener Teil liegt in der „ackerbaulich dominierten welligen Geest“ und hat damit einen geringen Wert. Erhebliche Umweltauswirkungen: Betriebsbedingte Lärm- und Staubbelastungen sowie ein erhöhtes Ver- kehrsaufkommen führen zu erheblichen Umweltauswirkungen für die Bewohner von Klein-Eilstorf. Weiterhin hat die Zerstörung des ortstypischen Landschaftsbildes eine erhebliche Umweltauswirkung. Bewertung: Es entstehen erhebliche Umweltrisiken für das Schutzgut Mensch durch die unmittelbare Nähe zu den Siedlungsflächen von Klein-Eilstorf. Weiterhin entstehen durch die Zerstörung der ortstypischen Land- schaftsstrukturen erhebliche Beeinträchtigungen für das Landschaftsbild. Ergebnis: Aufgrund der Nähe einiger kleinräumiger Siedlungsstrukturen lässt sich das Beeinträchtigungsrisiko auf das Schutzgut Mensch derzeit nicht vollständig ausschließen. Für das Schutzgut Tiere und Pflanzen lassen sich langfristig positive Auswirkungen durch Renaturierungs- maßnahmen abschätzen. Im Vergleich mit dem geltenden RROP handelt es sich um eine Neufestlegung.

3.3.2.4 Landschaftsgebundene Erholung Geprüfte Festlegungen / Steuerungsziele Die textlichen Festlegungen (3.2.4) beinhalten teilraumbezogene Ziele zu Erhalt und Entwicklung von Landschaftsräumen sowie touristischen Schwerpunkten und Projekten, welche der Erholung und Entwicklung der Wohn- und Lebensqualität und damit dem Wohlbefinden der Bevölkerung dienen. Darüber hinaus beinhalten die textlichen Festlegungen Grundsätze für einen naturver- träglichen Ausbau des Tourismus (3.2.4 03). Die Festlegungen haben den Charakter von Um- weltzielen, die vornehmlich für die Schutzgüter Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen so- wie Landschaft von Bedeutung sind. Durch die zeichnerischen Festlegungen (3.2.4) erfolgen raumkonkrete Vorgaben und eine Sicherung der vorhandenen Erholungsfunktion. Die regional bedeutsamen Wanderwege (Wandern, Radfahren) werden zeichnerisch dargestellt und sollen die Erreichbarkeit und Vernetzung der Erholungsräume verbessern. Voraussichtliche Umweltauswirkungen Die Festlegung „Vorbehaltsgebiet Erholung" bildet ebenfalls eine räumliche und zugleich inhalt- liche Konkretisierung des allgemeinen Ziels. Die Festlegung weist gegenüber der eines Vorrang- gebietes aufgrund von konkurrierenden Umweltzielen (z.B. Vorrang Natur und Landschaft / Natu- ra 2000) oder einer vergleichsweise geringeren Eignung eine schwächere Bindungswirkung auf. Die damit normierte Berücksichtigung des Belanges in Abwägungsprozessen kann zu einer Ver- meidung negativer Umweltauswirkungen beitragen. Sie ist nicht mit erheblichen negativen Um- weltauswirkungen verbunden. Die flächenhafte Festlegung als "Vorranggebiet ruhige Erholung in Natur und Landschaft“ konkretisiert das allgemeine Ziel räumlich. Die so erfolgende Sicherung wirkt als Vermeidung ne- gativer Umweltauswirkungen, während eine Entwicklung dieser Gebiete positive Wirkungen nach sich zieht. Als Folge können auf nachfolgenden Planungsebenen mögliche erhebliche Beeinträch- tigungen vermieden werden. Durch das Planzeichen selber werden keine Nutzungsentwicklungen befördert, die auf regionaler Ebene zu erkennbar erheblichen Umweltauswirkungen führen. Mög- liche kleinräumig erhebliche Beeinträchtigungen bei Vorhaben zur Förderung der Erholung, z. B. entsprechender Infrastruktur (Bänke, Rastplätze), können auf nachfolgenden Planungsebenen vermieden werden. Bereits durch die Abstimmung der Festlegung mit dem Vorrang für Natur und Landschaft kann ausgeschlossen werden, dass solche Einrichtungen vorrangig in aus Natur- schutzsicht hoch sensiblen Bereichen verwirklicht werden. Die Zielfestlegungen „Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Erholung“ bzw. „Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Tourismus“ dienen, zusammen mit den zeichnerischen Festlegungen, einer Stärkung der vorhandenen regional bedeutsamen Erholungs- bzw. Tourismusschwerpunkte. Die ortsteilbezogene Festlegung verweist auf vorhandene Einrich- tungen. Die Nutzung kann am Standort sowie dessen Umgebung mit einer erheblichen Vorbelas-

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tung insbesondere durch Freizeitlärm sowie durch Verkehrsbelastungen verbunden sein. UVP- pflichtige Vorhaben werden durch die Festlegung nicht vorbereitet. Aufgrund des Bezugs zu be- stehenden Einrichtungen verursacht die Festlegung keine erheblichen Umweltauswirkungen, es erfolgt daher keine raumbezogene Prüfung. Soll durch nachfolgende Planungen eine Entwicklung der Nutzung in diesen Bereichen, z. B. durch infrastrukturelle Maßnahmen, vorgesehen werden, so sind die relevanten Zulassungsvoraussetzungen zu erfüllen. Gegebenenfalls ist das Erforder- nis einer UVP zu prüfen. Die Zielfestlegung „Regional bedeutsamer Erholungsschwerpunkt“ ist zum Teil am Bestand orientiert. Soweit durch nachfolgende Planungen in diesen Bereichen eine Entwicklung der Nut- zung – z. B. durch infrastrukturelle Maßnahmen, vorgesehen wird, sind mögliche erhebliche Um- weltbelastungen zu berücksichtigen und die naturschutzrechtlichen Zulassungsvoraussetzungen zu erfüllen. Ggf. ist das Erfordernis einer UVP zu prüfen. Die festgelegten Ziele stellen, zusammen mit der zeichnerischen Festlegung "Vorranggebiet Regional bedeutsamer Wanderweg" eine Ergänzung der Planinhalte dar. Aufgrund der Be- standsorientierung sind die Festlegungen nicht mit erheblichen Umweltauswirkungen verbunden. Bei einer Wegeverlegung sind mögliche Umweltbelastungen zu berücksichtigen. Die Festlegung „Vorranggebiet regional bedeutsame Sportanlage“ sichert bestehende Einrich- tungen, Dies verursacht keine erheblichen Umweltauswirkungen, es erfolgt daher keine raumbe- zogene Prüfung. Bei Ausbaumaßnahmen in diesen Gebieten ist ggf. das Erfordernis einer UVP zu prüfen. Allerdingsentfällt gegenüber dem RROP 2000 eine Flugsportanlage. Dies ist mit erheb- lichen positiven Umweltauswirkungen verbunden

Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswir- kungen Aufgrund der Ausrichtung der geprüften Festlegungen auf den Bestand bzw. fehlenden Bezugs zu umweltbelastenden Maßnahmen sind solche Maßnahmen nicht relevant.

Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Für die Festlegung der „Vorranggebiete ruhige Erholung“ in Natur und Landschaft ist die Bewer- tung des Landschaftsbildes für den Landschaftsrahmenplan herangezogen worden. Im Planungs- raum sind zahlreiche aufgrund der Landschaftsbildbewertung zur Festlegung als „Vorranggebiet ruhige Erholung in Natur und Landschaft“ geeignete Gebiete innerhalb von „Vorranggebieten Na- tur und Landschaft“ gelegen. Damit es im Bereich der naturschutzfachlich sehr hochwertigen Be- reiche zu keinen Nutzungskonflikten kommt, sind an diesen Stellen die „Vorranggebiete ruhige Erholung in Natur und Landschaft“ als „Vorbehaltsgebiete Erholung“ in der Zeichnerischen Dar- stellung festgelegt worden.

Ergebnis Die textlichen Festlegungen führen zusammen mit den zeichnerisch festgelegten Inhalten (Vor- ranggebiet ruhige Erholung in Natur und Landschaft, Vorbehaltsgebiet Erholung, Vorranggebiet Regional bedeutsamer Wanderweg) zu einer Vermeidung negativer Umweltauswirkungen bzw. zu positiven Umweltauswirkungen bezüglich der Schutzgüter Bevölkerung / Wohlbefinden des Menschen sowie Natur und Landschaft. Für die übrigen Festlegungen (Standort besondere Entwicklungsaufgabe Erholung bzw. Touris- mus, Regional bedeutsamer Erholungsschwerpunkt sowie Vorranggebiet regional bedeutsame Sportanlage) gilt dies lediglich unter Bezug auf Bevölkerung / Wohlbefinden des Menschen. Die Flächenkulisse des VB Erholung (ehemals Vorsorgegebiet für Erholung) verringert sich ge- genüber dem geltenden RROP 2000 von 93.743 ha auf 84.524 ha, die Flächenkulisse der Vor- ranggebiets ruhige Erholung in Natur und Landschaft ist von 21.117 ha auf 4.087 ha verringert worden. Die Gebietsabgrenzung und -auswahl im aktuellen RROP erfolgte nach der Ausstattung und Funktion für ruhige Erholung sowie nach der im LRP von 2013 fachlich qualifiziert bewerteten besonderen Eignung für die landschaftsbezogene Erholung. Die Förderung des Wander- und Radwegenetzes ruft positive Umweltauswirkung hervor. Bei den Planzeichen zur Sicherung von Standorten mit einem gebündelten Angebot an regional bedeutsamen Nah- und Kurzzeiterholungseinrichtungen („Standort besondere Entwicklungsauf-

54 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf gabe Erholung“) reduziert sich gegenüber dem geltenden RROP die Anzahl von 42 auf 17 Stand- orte. Für das Planzeichen Standort besondere Entwicklungsaufgabe Tourismus verringert sich die Anzahl von ausgewiesenen Standorte von 13 auf 9 Standorte. Bei dem Planzeichen „Regional bedeutsamer Erholungsschwerpunkt“ bleibt die Anzahl konstant. Änderungen gegenüber dem RROP 2015 ergeben sich ebenfalls für die Vorranggebiete regional bedeutsame Sportanlage (Wassersport/Golfsport/Motorsport). Die Anzahl der Golfplätze bleibt mit 3 Standorten konstant. Die Anzahl der festgelegten Flugsportstandorte reduziert sich von 5 Standorten gegenüber dem RROP 2000 auf 4 Standorte. Für den Wassersport werden keine Festlegungen mehr getroffen. Dies kann negative Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch/ Er- holung haben, soweit keine Sicherung und Entwicklungsmöglichkeit für Wassersportanlagen durch das RROP mehr gegeben ist.

3.3.2.5 Wassermanagement, Wasserversorgung, Küsten- und Hochwasserschutz Geprüfte Festlegungen / Steuerungsziele Das Kapitel enthält Ziele und Grundsätze zu den Themenfeldern Wasserwirtschaft und vorbeu- gender Hochwasserschutz. Dazu gehören entsprechende Festlegungen in der zeichnerischen Darstellung. Die Kapitel Wassermanagement, Wasserversorgung und Hochwasserschutz werden im Zu- sammenhang betrachtet. Die Ziele und Grundsätze des Wassermanagements beziehen sich so- wohl auf die Oberflächengewässer als auch auf das Grundwasser. Die langfristige Qualität und Quantität bedeutsamer Wasservorkommen im Landkreis Heidekreis soll gewährleistet werden.

Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zur Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Die festgelegten Ziele und Grundsätze des Wassermanagements beziehen sich sowohl auf die Oberflächengewässer als auch auf das Grundwasser. Sie stellen räumlich nicht konkretisierte Umweltziele dar, deren Berücksichtigung über geltende fachrechtliche Erfordernisse hinaus im Rahmen nachfolgender Planungen zu einer Vermeidung belastender Umweltauswirkungen führt. Erhebliche Umweltauswirkungen dieser Festlegungen sind nicht erkennbar. Die Wasserversorgung wird durch die zeichnerische Darstellung als Vorrang- und Vorbehalts- gebiet Trinkwassergewinnung, Vorranggebiet Heilquelle sowie Vorranggebiet Fernwasser- leitung abgebildet. Die festgelegten Vorranggebiete Trinkwassergewinnung sichern die be- stehenden und geplanten Wasserschutzgebiete ebenso wie Einzugsgebiete bestehender Brun- nen. Die Berücksichtigung der Festlegung der „Vorranggebiete Trinkwassergewinnung“ über die ohnehin fachrechtlich vorgegebenen Standards hinaus sowie die erweiterte Flächenkulisse bewirkt als positive Umweltauswirkung für das Schutzgut Wasser eine langfristige nachhaltige Nutzbarkeit der regionalen Grundwasserressourcen und vermeidet Beeinträchtigungen dieser Nutzung. Bei einer Erhöhung der Grundwasser-Fördermengen sind zugleich Beeinträchtigungen insbesondere dann möglich, wenn direkt oder indirekt grundwasserabhängige schutzwürdige Le- bensräume betroffen sind. Z.T. wurden Vorranggebiete aufgrund von Schadstoffbelastungen still- gelegt, sodass zukünftig durch eine Neubewilligung Beeinträchtigungen möglich sind, wenn direkt oder indirekt grundwasserabhängige schutzwürdige Lebensräume betroffen sind. Die Festlegun- gen weisen jedoch keinen Bezug zu einer Planung von Projekten auf, die zu solchen Beeinträch- tigungen führen könnten. In kumulativer Betrachtung dienen die teils großflächigen Festlegungen einer nachhaltigen Nutzung der regionalen Grundwasserressourcen und damit einer Vermeidung von Umweltauswirkungen durch gebietsexterne Grundwassergewinnung. Der bestehende Solebrunnen in Soltau wird als Vorranggebiet Heilquelle zeichnerisch darge- stellt. Die Sicherung erfolgt in Verbindung mit der Festlegung "Vorranggebiet Trinkwassergewin- nung". Sie dient einer weitergehenden vorsorglichen Sicherung. Die Festlegungen bilden ein räumlich konkretes Umweltziel. Die Festlegung Vorranggebiet Fernwasserleitung und Vor- ranggebiet Wasserwerk sowie Vorranggebiete zentrale Kläranlage dienen der Bestandssiche- rung, sodass diese keine Umweltauswirkungen vorbereiten. In der zeichnerischen Darstellung werden die festgesetzten und gesicherten Überschwemmungs- gebiete als Vorranggebiet Hochwasserschutz abgebildet. Da sich die Gebiete teilweise auf be-

55 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

baute Bereiche beziehen bzw. mit anderen Vorrang- und Vorbehaltsgebieten kombiniert werden, dient die Festlegung einer Vermeidung von Umweltauswirkungen auf die Gewässer, jedoch auch bezogen auf das Schutzgut Gesundheit des Menschen / Bevölkerung sowie auf andere Schutz- güter. Als Ziel wird festgelegt, dass der Hochwasserschutz nicht durch den Schutz von Natur und Land- schaft beeinträchtigt werden darf. Dies kann sich jedoch nur auf die Festlegungen in diesem RROP beziehen, denn das LROP 3.2.4 10 S. 4 legt als Grundsatz deren Berücksichtigung fest und die für die Planung letztlich maßgeblichen Fachgesetze bedürfen der Einhaltung mit Abwä- gung aller Belange. Im Rahmen von Abwägungen kann die Festlegung jedoch eine geringere Gewichtung von Natur und Landschaft bewirken und insoweit zu erheblichen negativen Umwelt- auswirkungen führen. Die flächenkonkrete Festlegung zu Vorranggebiet Deich ist auf eine Sicherung der bestehenden Deiche ausgerichtet (Aller, Leine und Böhme). Die textlichen Festlegungen lassen keine Planun- gen zum Ausbau der Deiche erkennen. Die flächenkonkrete Festlegung zu Vorbehaltsgebiet Deich bereitet weitere Deichvorhaben an der Leine und Aller vor. Der Neu- Ausbau von Deichen ist regelmäßig mit erheblichen Umwelt- auswirkungen verbunden. Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswir- kungen Um negative Umweltauswirkungen auf grundwasserabhängige schutzwürdige Lebensräume zu verringern, ist bei einer Erhöhung der Grundwasser-Fördermengen durch die Genehmigungsbe- hörde auf eine maßvolle Grundwasserentnahme zu achten. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Generell sollen die raumordnerischen Festlegungen dazu beitragen, Nutzungsansprüche an die Ressource Wasser zu entflechten und umweltverträglich zu gestalten, sowie das Wasser als Le- bensgrundlage, für Menschen, Tiere und Pflanzen in seiner Qualität und Güte zu schützen bzw. zu verbessern. Sowohl die Vorranggebiete Trinkwassergewinnung als auch die Vorranggebiete Hochwasser- schutz beziehen sich in maßgeblicher Weise auf fachrechtliche Grundlagen des Wasserrechts. Alternativen sind daher nicht zu erkennen. Die Vorbehaltsgebiete Hochwasserschutz sichern dar- über hinaus Hochwasser gefährdete Bereiche. Ein Verzicht auf die Darstellung wäre aufgrund der dargestellten positiven Auswirkungen vergleichsweise ungünstiger zu bewerten. Die übrigen Festlegungen sind bestandsorientiert, Alternativen kommen daher nicht in Betracht. Ergebnis Die raumkonkreten Festlegungen zur Trinkwassergewinnung können sowohl negative als auch positive, die Festlegungen zum Hochwasserschutz positive Umweltauswirkungen haben. Für die Festlegungen zum Hochwasserschutz betrifft dies vor allem die Schutzgüter Mensch und Sach- güter. Aufgrund der auf nachfolgende Planungsebenen gerichteten Steuerung ist eine Quantifizie- rung von Umweltauswirkungen auf der Ebene der Raumordnung nicht möglich. Die Festlegungen zum VR/VB Deich verfolgen die Sicherung und den Ausbau der Deichanlagen. Die Festlegung des Ausbaus bereitet erheblich beeinträchtigende Umweltauswirkungen vor. Es ist jedoch zu bedenken, dass durch ein Überschwemmungsereignis auch massive Umweltauswir- kungen sowohl direkt durch das Wasser als auch indirekt durch beispielsweise Schadstoffe tech- nischer Anlagen zu erwarten wären. Gegenüber dem RROP 2000 ergeben sich Änderungen in den zeichnerischen Festlegungen. Bei den Vorranggebieten Wasserwerk entfallen gegenüber dem RROP 2000 zwei Standorte. Die An- zahl der Vorranggebiete zentrale Kläranlage bleiben mit 13 Standorten konstant. Weiterhin ist die Solequelle in Soltau als Vorranggebiet Heilquelle festgelegt. Mit dem Entwurf des RROP 2015 werden Vorranggebiete zum Hochwasserschutz mit einer Flä- che von 8.660 ha ausgewiesen. Die Festlegungen sind mit positiven Umweltauswirkungen ver- bunden.

56 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Durch die Festlegung Vorranggebiet Trinkwasserschutz werden mit 2.678 ha im RROP-Entwurf 2015 gegenüber 4592 ha im geltenden RROP deutlich weniger Flächen geschützt. Hingegen wird durch die Festlegung Vorbehaltsgebiet Trinkwasserschutz mit 1.984 ha im RROP-Entwurf 2015 gegenüber 536 ha im geltenden RROP ein deutlich größerer Flächenanteil für die Trinkwasser- gewinnung gesichert als bislang. Der Hintergrund ist, dass durch die Schadstoffbelastung alte Trinkwassergewinnungsgebiete tatsächlich nicht mehr zur Verfügung stehen und zukünftig neue Gebiete zur Trinkwassergewinnung erschlossen werden müssen. Die Festlegungen bereiten da- mit positive Umweltauswirkungen in erheblichem Umfang vor.

3.4 Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der technischen Infrastruk- tur und der raumstrukturellen Standortpotenziale

3.4.1 Mobilität, Verkehr, Logistik 3.4.1.1 Entwicklung der technischen Infrastruktur, Logistik Überwiegende Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP, daher keine abwei- chende Steuerungswirkung. Keine erheblichen Umweltauswirkungen.

3.4.1.2 Schienenverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Fahrradverkehr Geprüfte Festlegung / Steuerungswirkung Das Kapitel enthält Ziele und Grundsätze zum Schienenverkehr, zum ÖPNV und zum Fahrrad- verkehr. Die textlichen Festlegungen haben größtenteils erläuternden Charakter für die zeichneri- schen Festlegungen. In der zeichnerischen Darstellung erfolgt eine räumliche Festlegung als „Vorranggebiete Haupteisenbahnstrecke“, „Vorranggebiete sonstige Eisenbahnstrecke“, „Vor- ranggebiete Bahnhof / Haltepunkt“, „Vorranggebiete Bahnhof mit Verknüpfungsfunktion für ÖPNV“ und „Vorranggebiete Park-and-ride/Bike-and-ride“. Die Prüfung der zeichnerischen Darstellung von Rad- und Wanderwegen regionaler und überre- gionaler Bedeutung erfolgt in Kapitel 3.3.2.4. Die Bereiche Schienenverkehr (Ziele und Grundsätze 4.1.2 01-04), öffentlicher Personennahver- kehr (05-08) und Fahrradverkehr (09) werden zusammen betrachtet. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Für Festlegungen, die lediglich einer Bestandssicherung dienen sowie solche, die ohne weiterge- hende Konkretisierung aus dem LROP 2008/2012 übernommen werden, erfolgt keine Prüfung der Umweltauswirkungen. Diese Festlegungen verursachen keine zusätzlichen Umweltauswir- kungen, die nicht bereits durch die Nutzung im Bestand bzw. durch die übernommene Festlegung der Landesebene verursacht werden. Dies gilt durchgängig für die Darstellungen VR Haupteisen- bahnstrecke, VR sonstige Eisenbahnstrecke, VR Bahnhof mit Verknüpfungsfunktion für ÖPNV, VR Bahnhof / Haltepunkt und VR Park-and-ride/Bike-and-ride. Bei der Konkretisierung von Planungen zum Ausbau von Bahnhöfen, Haltestellen und Schienen- strecken sind auf den nachfolgenden Planungsebenen die naturschutzrechtlichen Zulassungsvo- raussetzungen zu erfüllen. Ggf. ist das Erfordernis einer UVP zu prüfen. Weitergehende Maßnahmen zur Verringerung bzw. zum Ausgleich belastender Umweltauswir- kungen durch die Umsetzung der getroffenen Festlegungen wurden nicht geprüft. Dies ist Ge- genstand der Untersuchungen im Rahmen einer Konkretisierung auf nachfolgenden Planungs- ebenen.

57 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Eine Prüfung von Alternativen beim Schienenverkehr erfolgt aufgrund der Vorgaben des LROP nicht. Die Darstellung der geplanten Bahnhöfe und Haltpunkte basiert auf vorbereitenden Untersuchun- gen des Nahverkehrsplans Heidekreis (2010-2014) bzw. des Landesnahverkehrsplans. In diesem Zusammenhang wurden auch Alternativen betrachtet. Aufgrund der an den gewählten Standorten bereits vorhandenen infrastrukturellen Anbindung sind Alternativen mit geringeren Umweltauswir- kungen nicht erkennbar. Ergebnis Für Festlegungen, die ohne weitergehende Konkretisierung aus dem LROP 2008/2012 über- nommen werden bzw. die den Bestand sichern, erfolgt keine Prüfung der Umweltauswirkungen; die Festlegung verursacht keine umweltrelevanten Auswirkungen, die nicht bereits durch die übernommene Festlegung der Landesebene oder durch den vorhandenen Bestand verursacht werden. Im Rahmen von Ausbaumaßnahmen kann es zu negativen Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter kommen, die auf den nachfolgenden Planungsebenen bei Konkretisierung ggf. zu prüfen sind. Sofern eine Verlagerung des KFZ-Verkehrs auf die Schiene erreicht werden kann, können insgesamt gesehen positive Umweltauswirkungen entstehen. Insgesamt sind die Festle- gungen aufgrund weitgehender Bestandsorientierung nicht mit erkennbar negativen Umweltaus- wirkungen verbunden. Im Vergleich zum RROP 2000 ergeben sich mit den Festlegungen im RROP 2015 keine relevan- ten zusätzlichen negativen Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter.

3.4.1.3 Straßenverkehr Geprüfte Festlegung / Steuerungswirkung Durch die textlichen und zeichnerischen Festlegungen wird das bestehende Straßennetz mit min- destens regionaler Bedeutung inklusive noch nicht gebauter Streckenabschnitte als vorhanden oder zu sichern festgelegt. Es erfolgt eine räumliche Konkretisierung durch die zeichnerische Darstellung als Vorranggebiete Autobahn, Vorranggebiete Anschlussstelle, Vorranggebiete Hauptverkehrsstraße, Vorranggebiete Straße von regionaler Bedeutung und Vorbehaltsgebiete Anschlussstelle. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Bei der Zielfestlegung der Ziffer 01 in Zusammenhang mit der zeichnerischen Darstellung VR Au- tobahn sowie VR Anschlussstelle und VR Hauptverkehrsstraße handelt es sich um eine Über- nahme von Festlegungen aus dem LROP 2008/2012 bzw. dem Bundesverkehrswegeplan. Eine Steuerungswirkung besteht nicht. Die Darstellung ist nicht mit erheblichen Umweltauswirkungen verbunden. Die textliche Zielfestlegung der Ziffer 02 bezieht sich, zusammen mit der zeichnerischen Darstel- lung von VR Straße von regionaler Bedeutung auf den entsprechenden Bestand (Sicherung) und ist insoweit nicht mit erheblichen Umweltauswirkungen verbunden. Der Ausbau der in der zeichnerischen Darstellung als Vorbehaltsgebiet Anschlussstelle festgeleg- ten Anschlussstelle im Bereich der Raststätte Allertal an der A 7 kann mit negativen (Lärm, Ver- siegelung etc.) als auch mit positiven (Entlastung der L180) Umweltauswirkungen verbunden sein. Es bestehen noch keine konkreten Planungen, die Realisierung bedarf der weiteren Ab- stimmung. Durch Ausbaumaßnahmen kann es generell zu relevanten umweltbezogenen Auswirkungen kommen. Wie und wo ein Ausbau erforderlich werden könnte, ist nicht erkennbar. Eine Konkreti- sierung kann erst auf nachfolgenden Planungsebenen stattfinden.

58 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Eine Prüfung von Alternativen beim Straßenverkehr erfolgt aufgrund der Vorgaben des LROP 2008/2012 und des Bundesverkehrswegeplans bzw. der überwiegenden Bestandsorientierung nicht. Ergebnis Insgesamt sind die Festlegungen (01-03) aufgrund weitgehender Bestandsorientierung sowie der Übernahme aus dem LROP 2008/2012 bzw. dem Bundesverkehrswegeplan nicht mit erkennba- ren negativen Umweltauswirkungen verbunden. Festlegungen, die über eine Bestandssicherung hinausgehen und Neuplanungen beinhalten (04), können positive und negative Umweltauswir- kungen hervorrufen. Eine Prüfung der Umweltauswirkungen muss ggf. bei Konkretisierung auf nachfolgenden Planungsebenen stattfinden. Im Vergleich zum RROP 2000 entfallen im RROP 2015 aus überwiegend naturschutzfachlichen Gründen die Ortsumgehungen von Schwarmstedt, Munster, Rethem und Soltau. Dies bewirkt ei- ne erhebliche, großflächig wirksame Vermeidung negativer Umweltauswirkungen.

3.4.1.4 Luftverkehr Geprüfte Festlegung / Steuerungswirkung Die textliche Festlegung in Ziffer 01 ist aus dem LROP 2008/2012 (4.1.4 01) übernommen (Ziffern 01, 02, 04). Das Ziel unter Ziffer 02 kann eine eigenständige Steuerung bewirken. Es erfolgt eine räumliche Konkretisierung als zeichnerische Darstellung Vorranggebiet Verkehrslandeplatz. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Die Festlegung dient der Sicherung des bestehenden Flugplatzes Hodenhagen. Mögliche Aus- baumaßnahmen können zu relevanten umweltbezogenen Auswirkungen führen. Eine Konkretisie- rung ist durch die Festlegungen nicht erkennbar. Es sind keine erheblich negativen Umweltaus- wirkungen zu erwarten. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Aufgrund der Bestandssicherung werden keine Alternativen geprüft. Ergebnis Die Festlegungen sichern den Bestand. Es sind keine erheblichen Umweltauswirkungen zu er- warten. Bei Fortgeltung des bestehenden RROP 2000 bleibt der Bestand erhalten.

3.4.2 Energie Hinweis zum Thema Windenergienutzung: Für die Festlegungen zum Thema Windenergie erfolgt im RROP-Entwurf 2015 eine Übernahme der 2013 erfolgten 1. Änderung des RROP 2000 des Landkreis Heidekreis, Teiländerung Wind- energienutzung. Für diese erfolgte bereits eine Umweltprüfung. Diese ist im Anhang 1 des Um- weltberichtes dokumentiert. Für die Neuaufstellung des RROP-Entwurfs 2015 erfolgt gleichwohl eine Einbeziehung in die FFH-VP. .

Geprüfte Festlegung / Steuerungswirkung Die textlichen und zeichnerischen Festlegungen zu den Leitungstrassen und den Umspannwer- ken sowie Rohrfernleitungen für Erdgas und Erdöl sind bestandsorientiert. Die Festlegung dient der Sicherung und Entwicklung bestehender Leitungstrassen ab 110 kV sowie Umspannwerke und Rohrfernleitungen. Es erfolgt eine räumlich konkrete Darstellung als „Vorranggebiete Lei- tungstrasse“, „Vorranggebiete Umspannwerk“ und „Vorranggebiete Rohrfernleitung“.

59 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Soweit die textlichen Festlegungen aus dem LROP 2008/2012 übernommen werden, resultieren keine erheblichen Umweltauswirkungen. Auch aus der bestandsorientierten zeichnerischen Dar- stellung resultieren keine erheblichen Umweltauswirkungen. Ausbaumaßnahmen bestehender Trassen können zu relevanten umweltbezogenen Auswirkun- gen führen. Eine Konkretisierung kann jedoch erst auf nachfolgenden Planungsebenen stattfin- den. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Aufgrund der Bestandsorientierung sind keine Alternativen zu prüfen. Ergebnis Die Festlegungen zielen auf eine Sicherung bestehender Infrastruktur ab. Erhebliche Umwelt- auswirkungen sind aufgrund der Bestandsorientierung nicht erkennbar. Im Fall von Ausbaumaß- nahmen können jedoch erheblich negative Umweltauswirkungen vorbereitet werden. Diese kön- nen jedoch erst auf nachfolgenden Planungsebenen konkretisiert werden. Gegenüber dem RROP 2000, in dem lediglich grundsätzliche Festlegungen zu den Leitungen und Rohrfernleitungen erfolgten, ergibt sich aufgrund der Festlegungen zu den Umspannwerken eine gesteigerte Steuerungswirkung mit insgesamt positiven Umweltauswirkungen. Die Länge der Rohrfernleitungen verkürzt sich gegenüber dem geltenden RROP um ca. 100 km, was mit positi- ven Umweltauswirkungen verbunden ist.

3.4.3 Sonstige Standort- und Flächenanforderungen 3.4.3.1 Altlasten Geprüfte Festlegung / Steuerungswirkung Die Festlegungen umfassen Ziele zu Altlasten im Landkreisgebiet. Ziffer 01 stellt eine Übernahme der Ziele aus dem LROP 2008/2012 dar. In Ziffer 02 erfolgt eine räumliche Konkretisierung dieser Altlastenflächen als zeichnerische Darstellung „Vorranggebiet Sicherung oder Sanierung erhebli- cher Bodenbelastungen / Altlasten“. Die textliche und zeichnerische Festlegung dient dem Schutz anderer Nutzungen und der Sicherung des Raumes für ggf. erforderliche Sanierungsmaßnah- men. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Ob eine Sanierung erfolgt, wird von der Festlegung nicht beeinflusst. Die Festlegung trägt zu ei- ner Vermeidung von Umweltgefährdungen bei und bereitet indirekt positive Umweltauswirkungen vor. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Keine Ergebnis Die Festlegungen bereiten indirekt positive Umweltauswirkungen vor. Gegenüber dem RROP 2000 vergrößert sich die Flächenfestlegung von 546 ha auf ca. 600 ha. Dies ist mit deutlich positiven Umweltauswirkungen verbunden.

3.4.3.2 Militärische Verteidigung Geprüfte Festlegung / Steuerungswirkung Die zeichnerische Festlegung als "Vorranggebiet Sperrgebiet" (01) sichert langfristig bestehende Standorte und stellt diese in die räumliche Ordnung ein.. Vorrangiges Ziel ist die Beachtung die- ser Anlagen bei allen regional- und landesplanerischen Abstimmungen.

60 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Aufgrund der Bestandsorientierung der zeichnerischen Festlegungen treten keine erheblichen Umweltauswirkungen auf. Die textlichen Festlegungen lassen keine Maßnahmen oder Planungen erkennen, die erhebliche Umweltauswirkungen bewirken könnten. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Aufgrund der Bestandssicherung werden keine Alternativen geprüft. Ergebnis Die Festlegungen erfolgen bestandsorientiert, es sind keine erheblichen Umweltauswirkungen zu erwarten. Bei Fortgeltung des bestehenden RROP 2000 bleibt der Bestand erhalten.

3.4.3.3 Abfallwirtschaft Geprüfte Festlegung / Steuerungswirkung Das Kapitel enthält Ziele und Grundsätze zur Abfallwirtschaft im Landkreisgebiet. Die zeichneri- schen Festlegungen als "Vorranggebiete Abfallbeseitigung“, „Vorranggebiete Abfallverwertung" und „Vorranggebiete Sonderabfallbeseitigung“ (02) sichern langfristig bestehende Standorte und stellen diese raumkonkret dar. Voraussichtliche Umweltauswirkungen / Maßnahmen zu Verhinderung, Verringerung und zum Ausgleich negativer Umweltauswirkungen Aufgrund der Bestandsorientierung der zeichnerischen Darstellung treten keine erheblichen Um- weltauswirkungen auf. Auch die textlichen Festlegungen lassen keine Maßnahmen oder Planun- gen erkennen, die erhebliche Umweltauswirkungen bewirken könnten. Alternativenprüfung / Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Alternativenentwick- lung Aufgrund der Bestandssicherung werden keine Alternativen geprüft. Ergebnis Die Festlegungen erfolgen bestandsorientiert, es sind daher keine erheblichen Umweltauswirkun- gen zu erwarten. Gegenüber dem RROP 2000 ergibt sich eine Änderung. Aufgrund einer Anpassung an den Be- darf kommt ein –bereits bestehender- Standort für VR Abfallverwertung bei Hambostel dazu. Die zusätzliche Festlegung ist nicht mit erheblich negativen Umweltauswirkungen verbunden.

3.5 Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung des RROP 2015 auf die Umwelt

Gemäß § 9 Abs. 4 ROG sind die erheblichen Auswirkungen der Durchführung der Raumord- nungspläne auf die Umwelt von der für die Regionalplanung zuständigen Stelle zu überwachen. Die durchzuführenden Überwachungsmaßnahmen sind im Umweltbericht und mit Abschluss des Planaufstellungsverfahrens in einer zusammenfassenden Erklärung zu beschreiben (Nr. 3 b der Anlage 1 ROG zu § 9 Abs. 1;). Ziel der Überwachungsmaßnahmen ist insbesondere, unvorhergesehene nachteilige Auswirkun- gen frühzeitig zu ermitteln und rechtzeitig geeignete Maßnahmen zur Abhilfe ergreifen zu können. Eine Pflicht, solche Maßnahmen zu ergreifen, besteht allerdings nicht (vgl. Umweltbundesamt 2010, S. 46). Der Leitfaden des Umweltbundesamtes zur Strategischen Umweltprüfung regt an, die Überwachung auf folgende Aspekte zu konzentrieren: • die im Umweltbericht angesprochenen erheblichen negativen Umweltauswirkungen,

61 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

• Maßnahmen, mit denen erhebliche negative Umweltauswirkungen verhindert, verringert oder kompensiert werden sollen, • Aussagen zu Art und Umfang von negativen Umweltauswirkungen, die mit deutlichen Unsi- cherheiten behaftet sind und bei denen mit höherer Wahrscheinlichkeit unvorhergesehene Entwicklungen eintreten können. Dies kann z. B. dann der Fall sein, wenn die Prognose der Umweltauswirkungen aufgrund fehlender Daten oder sonstiger Wissenslücken keine sichere Aussage über die zu erwartenden Umweltauswirkungen zulässt. In Abschnitt 3 wurde dargelegt, dass von vielen Festlegungen nicht unmittelbar voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen ausgehen, weil die getroffenen Festlegungen entweder einen abstrakten, nicht raumbezogenen Regelungscharakter haben (z.B. die Grundsätze zur Sied- lungsentwicklung oder zur Freiraumstruktur) oder soweit Regelungen erst auf der nachgeordne- ten Ebene der Bauleitplanung soweit konkretisiert werden, dass räumliche Auswirkungen auf Umweltschutzgüter erkennbar werden und somit beschrieben und bewertet werden können. Eine Überwachung von Umweltauswirkungen für diese Festlegungen auf der Ebene des RROP ist nicht möglich, sondern muss auf derjenigen nachgeordneten Planungsebene erfolgen, die ent- sprechende Regelungen in Form raumkonkreter Planungen oder Projekte konkretisiert. Das RROP beinhaltet auch Festlegungen, mit denen erhebliche negative Umweltauswirkungen verhindert, verringert oder kompensiert werden. Dies gilt beispielsweise für die Vorgaben an die nachgeordnete Bauleitplanung zur planerischen Steuerung der Nahversorgung. Auch hier liegt die konkrete Umsetzung bei der Bauleitplanung. Aufgrund der beschriebenen Steuerungswirkung für die Bauleitplanung müssen die Überwa- chungsmaßnahmen schwerpunktmäßig ebenfalls auf dieser Ebene ansetzen. Die Regionalpla- nungsbehörde wirkt dabei im Rahmen ihrer Aufsichtsfunktion mit die Einhaltung der regionalpla- nerischen Festlegungen zu überwachen. Bei der Überwachung der erheblichen Umweltauswirkungen kommt den in ihren Belangen be- rührten öffentlichen Stellen eine Mitwirkungspflicht zu. Gemäß § 9 Abs. 4 Satz 2 ROG unterrich- ten die in ihren Belangen berührten öffentlichen Stellen die Regionalplanungsbehörde, sofern nach den ihnen vorliegenden Erkenntnissen die Durchführung des Raumordnungsplans erhebli- che, insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt hat. Die Überwachung von erheblichen Auswirkungen der RROP-Änderung auf die Umwelt wird dem- zufolge auf zwei Wegen erfolgen (vgl. auch Umweltbundesamt 2010, S. 47): 1. einer Kontrolle der Umsetzung von Festlegungen des RROP bei nachgeordneten Pla- nungen sowie 2. einer von der Landes- und Regionalplanung unabhängigen Überwachung von Umweltzu- ständen.

62 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

4 Gesamtbetrachtung

4.1 Teilräumliche Kumulation von Umweltauswirkungen unterschied- licher Festlegungen Da sich im weiteren Planungsprozess voraussichtlich Änderungen in den Festlegungen ergeben werden, wird eine summarische Prüfung der Planzeichen zu diesem Zeitpunkt als nicht sinnvoll erachtet. Die summarische Prüfung der Umweltauswirkungen aller Festlegungen erfolgt im weite- ren Planungsverlauf.

4.2 Allgemein verständliche, nichttechnische Zusammenfassung

Der Landkreis Heidekreis als Träger der Regionalplanung stellt sein Regionales Raumordnungs- programm (RROP) neu auf. Das RROP dient in Umsetzung der Raumordnungsgesetze des Bun- des sowie des Landes Niedersachsen der Zielsetzung, raumbedeutsame Planungen und Maß- nahmen durch Abstimmung zu entwickeln, zu ordnen und zu sichern. Zur Sicherung künftiger Entwicklungsmöglichkeiten wird unter maßgeblicher Berücksichtigung der in den einschlägigen Gesetzen und Plänen festgelegten Ziele des Umweltschutzes (vgl. Kap. 1..3) Vorsorge für einzel- ne Raumfunktionen und Raumnutzungen getroffen. Die Aussagen erfolgen in Form von Zielen und Grundsätzen der Regionalplanung. Das RROP umfasst die folgenden Inhaltlichen Schwer- punkte: • Leitbilder und Grundsätze zur gesamträumlichen Entwicklung der Raumstruktur (Abschn. 1). • Grundsätze und Ziele zur gesamträumlichen Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungs- strukturen sowie der Siedlungsentwicklung, in Verbindung mit dem System der zentralen Or- te mit den Schwerpunkten Siedlungsentwicklung und Standortfunktionen sowie Entwicklung der Versorgungsstrukturen (Abschnitt 2). • Grundsätze und Ziele zu Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen (Abschnitt 3). Dies be- inhaltet Festlegungen zum Freiraumverbund und Bodenschutz, zu Natur und Landschaft so- wie zur Entwicklung der Freiraumnutzungen der Land- und Forstwirtschaft, der Rohstoffge- winnung, von landschaftsgebundener Erholung und Tourismus sowie der Wasserwirtschaft. . • Grundsätze und Ziele zur Entwicklung der technischen Infrastruktur und der raumstrukturel- len Standortpotentiale (Abschnitt 4) mit den Schwerpunkten Mobilität, Verkehr, Logistik sowie zur Energiewirtschaft mit Schwerpunkt auf die Nutzung regenerativer Energiequellen (Wind- energie). Im Rahmen der Neuaufstellung des RROP wurde gemäß § 9 des Raumordnungsgesetzes des Bundes (ROG) eine Umweltprüfung durchgeführt, bei der die Umweltauswirkungen auf 1. Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit sowie Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, 2. Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, 3. Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie 4. die Wechselwirkungen zwischen den vorgenannten Schutzgütern, beurteilt wurden. In Kap. 2 des Umweltberichts erfolgt aufgrund der gesamträumlichen Geltung des RROP eine gesamträumliche Darstellung der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzustands, (Nr. 2 a der Anlage zu § 9 ROG). . Entscheidend für die Beurteilung der Umweltauswirkungen ist der Zweck der regionalplaneri- schen Festlegungen, der aufgrund der Stellung des RROP in der Planungshierarchie im Wesent- lichen darauf zielt, steuernde Wirkung einerseits auf die nachfolgende kommunale Bauleitplanung zu entfalten, andererseits die raumbeanspruchenden Nutzungen im Raum zu ordnen. Diese Steuerungswirkung ist Gegenstand der Umweltprüfung. Stehen Festlegungen in einem eindeuti-

63 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

gen inhaltlich- konzeptionellen Zusammenhang, werden sie gebündelt bewertet. Die Beurteilung der steuernden Wirkung erfolgt dabei im Vergleich zu der Situation ohne die geprüften Festlegun- gen, das heißt bei einer Fortgeltung der „alten“ RROP-Festlegungen. Erhebliche Umweltauswir- kungen ergeben sich daher in den Fällen wesentlicher, nicht lediglich redaktioneller Änderungen von textlich oder zeichnerisch festgelegten Zielen und Grundsätzen der Regionalplanung. Soweit einzelne Ziele und Grundsätze in einem inhaltlichen Zusammenhang stehen, werden sie zusam- menfassend behandelt. Aufgrund der abstrakten Regelungsinhalte des RROP sind in vielen Fäl- len lediglich allgemeine Trendaussagen zu den zu erwartenden Umweltauswirkungen möglich. Konkrete umweltrelevante Auswirkungen werden häufig erst im Zuge der Beachtung bzw. Be- rücksichtigung der Ziele und Grundsätze auf den nachfolgenden Planungsebenen erkennbar und sind dann im Rahmen einer dort ggf. durchzuführenden Umweltprüfung zu ermitteln. Der Umweltbericht dokumentiert die Ergebnisse des Prüfprozesses gemäß der Anlage 1 zu § 9 Abs. 1 ROG. Kernbestandteil des Umweltberichts ist die Prognose voraussichtlich erheblicher Umweltauswirkungen der Festlegungen (Kap. 3). Hier wird dargestellt, ob und inwieweit von den vorgesehenen Zielen und Grundsätzen jeweils erhebliche Umweltauswirkungen ausgehen kön- nen. In einem zweiten Schritt (Kapitel 4) wird der RROP-Entwurf 2015 in seiner Gesamtheit unter Berücksichtigung positiver und negativer Umweltwirkungen sowie möglicher kumulativer Umwelt- auswirkungen und sonstiger umweltrelevanter Wechselwirkungen betrachtet. Dieser Schritt er- folgt im weiteren Planungsprozess. Folgende Ergebnisse sind hervorzuheben: RROP Kapitel 1: Gesamträumliche Entwicklung des Landkreises Heidekreis Die Festlegungen wirken rahmensetzend. Ein Bezug zu raum- und umweltrelevanten Planungen oder Entwicklungen wird nicht hergestellt. Zudem stellen die Festlegungen eine überwiegende Übernahme der Festlegungen des RROP 2000 / des LROP 2008/2012 dar, daher keine darüber hinaus gehende eigenständige Steuerungswirkung. Eine weitergehende Prüfung von Umwelt- auswirkungen ist dementsprechend nicht erfolgt. RROP Kapitel 2: Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur Zentrales Steuerungselement ist das System der zentralen Orte. Durch die Ausrichtung der Sied- lungsentwicklung auf die zentralen Orte. Hinsichtlich der Entwicklung von Wohnstätten, der Ar- beitsstätten und der Versorgung/Daseinsvorsorge wird eine möglichst nachhaltige Entwicklung ermöglicht. Da Siedlungsentwicklung immer mit erheblich beeinträchtigenden Umweltauswirkun- gen verbunden ist, trägt die nachhaltige Steuerung durch Bündelung der Siedlungsflächenent- wicklung unter Berücksichtigung der erforderlichen infrastrukturellen Voraussetzungen zu einer Vermeidung von Belastungen bei. Die Festlegungen fördern eine flächen- und verkehrssparsame und somit ressourcenschonende Siedlungsentwicklung. Aufgrund der verstärkten Steuerungswirkung zur Orientierung auf zentrale Funktionen führt die Berücksichtigung auf nachfolgenden Planungsebenen insgesamt zu einer Minimierung der durch Siedlungsentwicklung verursachten Versiegelung sowie von Umweltauswirkungen durch Trans- portprozesse. Ein Gegensteuern zu städtebaulichen Fehlentwicklungen führt zu einer Vermeidung unerwünsch- ter belastender Umweltauswirkungen. RROP Kapitel 3: Freiraumstrukturen und Freiraumnutzungen Durch die textlichen Festlegungen zu Biotopverbund und Freiräumen können sich positive Effekte für die Schutzgüter ergeben. • Natur und Landschaft, Natura 2000 und Großschutzgebiete (RROP Kap. 3.1.3 / 3.1.4 / 3.1.5) Die Festlegungen dienen der Sicherung von regionalen Umweltzielen, die durch den Schutz wertvoller und empfindlicher Landschaftsräume zu einer Vermeidung negativer Umweltaus- wirkungen und - soweit sie auf eine Entwicklung dieser Räume gerichtet sind - auch zu positi- ven Umweltauswirkungen führen. • Kulturlandschaften und kulturelle Sachgüter (RROP Kap. 3.1.6) Die Festlegungen führen zu positiven Umweltauswirkungen bzw. zur Vermeidung erheblicher negativer Umweltauswirkungen. • Landwirtschaft und Forstwirtschaft (RROP Kap. 3.2.1 / 3.2.2) Die Festlegung von Vorbehaltsgebieten Landwirtschaft kann zu positiven und negativen Um-

64 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

weltauswirkungen führen. Im Rahmen von behördlichen Entscheidungen zur Förderung der Landwirtschaft, können erheblich beeinträchtigende Umweltauswirkungen vorbereitet werden. Durch das Entgegenwirken der Festlegungen gegenüber siedlungsbaubedingten erheblich beeinträchtigenden Umweltauswirkungen können im Einzelfall indirekt belastende Umwelt- auswirkungen vermieden werden. Die Sicherung von bestehenden Waldflächen durch Vorbe- haltsgebiete Wald sowie die Freihaltung von schützenswerten Offenlandbereichen vor Auf- forstung führen zu positiven Umweltauswirkungen.

• Rohstoffgewinnung (RROP Kap. 3.2.3) Mit den Festlegungen wird eine Minimierung der durch den Abbau von Rohstoffen verursach- ten Umweltbelastungen bezweckt. • Erholung und Tourismus (RROP Kap. 3.2.4) Die Berücksichtigung der Ziele führt insgesamt zu einer Vermeidung von negativen Umwelt- auswirkungen bzw. zu positiven Auswirkungen auf die Schutzgüter Mensch / Gesundheit und Landschaft. Eine Nutzungsintensivierung in gering vorbelasteten Bereichen kann dagegen zu erheblichen negativen Umweltauswirkungen u.a. durch erhöhtes Verkehrsaufkommen führen. • Wassermanagement, Wasserversorgung, Hochwasserschutz (RROP Kap. 3.2.5) Die grundlegenden Festlegungen sind nicht mit erheblichen Umweltauswirkungen verbunden. Mit der Darstellung von Überschwemmungsbereichen im RROP werden die Umsetzung des Hochwasserschutzes und die Zurückgewinnung von Retentionsraum gefördert. Insoweit zei- gen sich erhebliche positive Umweltauswirkungen. RROP Kapitel 4: Technische Infrastruktur und raumstrukturelle Standortpotenziale • Mobilität, Verkehr, Logistik (RROP Kap. 4.1) Die Festlegungen sind weitestgehend bestandsorientiert. In Teilräumen und im Wirkungsbe- reich von durch potenziellen Ausbau betroffenen Standorten und Trassen kann es zu negati- ven Umweltauswirkungen kommen. Demgegenüber wird sich aber die Umweltsituation durch Verlagerung insbesondere von Güterverkehr auf die Schiene bzw. Effektivierung der Ver- kehrsströme im gesamträumlichen Zusammenhang verbessern. • Energie (RROP Kap. 4.2) Die Festlegungen zu den Rohrfernleitungen, Umspannwerken und Freileitungen sind be- standsorientiert. Eine vertiefte Prüfung von Umweltauswirkungen ist nicht erfolgt. • Sonstige Standort- und Flächenanforderungen (RROP Kap. 4.3) Die Festlegungen sind bestandsorientiert. Eine vertiefte Prüfung von Umweltauswirkungen ist nicht erfolgt. Kumulative Umweltauswirkungen Da sich im weiteren Planungsprozess voraussichtlich Änderungen in den Festlegungen ergeben werden, erfolgt die summarische Prüfung der Umweltauswirkungen aller Festlegungen im weite- ren Planungsverlauf. FFH-Verträglichkeitsprüfung Mit zeichnerischen Festlegungen des RROP können erhebliche Beeinträchtigungen von Gebieten des europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ vorbereitet werden. Daher wurde eine FFH-Verträglichkeitsprüfung (FFH-VP) als eigenständiger Baustein durchgeführt (Umweltbericht Kap. 5). Beeinträchtigungen von Natura 2000-Gebieten durch eine Umsetzung der Ziele des RROP sind in allen Fällen mittels einer konkretisierenden Planung, einer maßvollen Ausgestaltung auf der Projektebene und ggf. unter Berücksichtigung von Schadensvermeidungsmaßnahmen und ggf. Maßnahmen zur Kohärenzsicherung auszuschließen.

65 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

5 FFH-Verträglichkeit

5.1 Rechtliche Grundlagen und Durchführung der FFH- Verträglichkeitsprüfung Die gemäß der FFH-Richtlinie (RL 92/43/EWG) bzw. der EU-Vogelschutzrichtlinie (RL 2009/147/ EG) ausgewiesenen FFH (Flora, Fauna, Habitat)- und Vogelschutzgebiete bilden das europäi- sche Schutzgebietssystem Natura 2000. Dieses verfolgt die Zielsetzung, die in den Anlagen der genannten Richtlinien bezeichneten Arten und Lebensraumtypen zu schützen, zu erhalten und zu entwickeln. Zur Sicherung, Erhaltung und Entwicklung der Natura 2000-Gebiete sieht Art. 6 der FFH-RL eine besondere Verträglichkeitsprüfung von Plänen und Projekten vor, die potenziell den günstigen Erhaltungszustand von Natura 2000-Gebieten beeinträchtigen können. Dies ist für un- terschiedliche zeichnerische Festlegungen des RROP nicht generell auszuschließen. Daher wur- de eine FFH-Verträglichkeitsprüfung erforderlich. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung umfasst gemäß § 34 (1) BNatSchG die Aufgabe zu überprüfen, inwieweit ein Natura-2000-Gebiet durch den Plan (allein oder im Zusammenwirken mit anderen Planungen oder Projekten) in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigt werden kann. Ausdrücklich sind dabei auch Pläne und Pro- jekte einer Verträglichkeitsprüfung zu unterziehen, die außerhalb eines Natura-2000-Gebietes geplant sind, sofern sie negative Auswirkungen auf den günstigen Erhaltungszustand des Gebie- tes haben können. Ergibt die Prüfung, dass erhebliche Beeinträchtigungen der für den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteile eines Natura-2000-Gebietes nicht ausgeschlossen werden können, so ist der Plan entsprechend der Regelung des § 34 (2) BNatSchG unzulässig. Ausnahmen sind möglich, soweit die Planung aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art, notwendig ist und zumutbare Alternativen, den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen zu errei- chen, nicht gegeben sind (§ 34 (3) BNatSchG). Befinden sich in dem betroffenen Gebiet prioritäre Biotope oder prioritäre Arten, so ergeben sich erhöhte Anforderungen für etwaige Ausnahmerege- lungen. So ist ggf. eine Stellungnahme der Kommission einzuholen (§ 34 (4) BNatSchG). Für folgende Planzeichen erfolgte eine Einbeziehung in die Prüfung, da eine mögliche Beein- trächtigung von Natura - 2000 – Gebieten nicht generell ausgeschlossen werden konnte: • Vorbehaltsgebiet von Aufforstung freizuhalten • Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Rohstoffsicherung • Vorrang- / Vorbehaltsgebiet / Deich • Vorranggebiete Windenergienutzung.

Die Prüfung erfolgte an Hand der für die jeweiligen Gebiete des Netzes Natura 2000 festgelegten Schutz- und Erhaltungsziele. Mögliche Auswirkungen werden entsprechend der Planungsstufe und dem Detaillierungsgrad des RROP beurteilt. Daher bezieht sich die Prüfung nicht auf solche Festlegungen, die einen ausschließlich bestands- sichernden Charakter tragen. Festlegungen, die keine Beeinträchtigungen nach sich ziehen bzw. die sich positiv auf die Schutzwürdigkeit oder die Erhaltungsziele des FFH-Gebietes auswirken, wie bspw. Vorranggebiete Natur und Landschaft, wurden nicht in die Überprüfung einbezogen. Das gleiche gilt für nicht flächenscharfe Abgrenzungen bspw. bei der Siedlungsentwicklung, die erst nach einer Konkretisierung durch nachfolgende Planungsebenen zu erkennbaren, möglich- erweise erheblichen Beeinträchtigungen führen können. Nicht zu prüfen waren entsprechend der festzustellenden Steuerungswirkung daher • sämtliche ausschließlich textlich erfolgende Festlegungen, • Ziele und Grundsätze zur gesamträumlichen Entwicklung des Landkreises Heidekreis • sämtliche Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstruktur • sämtliche Festlegungen des Abschnitts zum Freiraumschutz • Festlegungen zur Entwicklung folgender Freiraumnutzungen: o Landwirtschaft o Landschaftsgebundene Erholung,

66 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

o Forstwirtschaft, bis auf Vorbehaltsgebiet von Aufforstung freizuhalten, Vorbe- haltsgebiet Wald zielt auf den Erhalt des Waldes ab. Das RROP kann die forst- wirtschaftliche Bodennutzung nicht steuern. o Wassermanagement, Wasserversorgung, Küsten- und Hochwasserschutz, bis auf Vorranggebiet Deich. Vorranggebiet Trinkwassergewinnung: dienen dem Schutz des Grundwassers vor anderen Nutzungen. Die Menge der Grundwas- serentnahme wird durch das RROP nicht gesteuert, somit wird keine erhebliche Beeinträchtigungen ggf. grundwasserabhängiger Lebensraumtypen vorbereitet. • Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der technischen Infrastruktur und der raumstruktu- rellen Standortpotenziale, aufgrund ihrer Bestandsorientierung bzw. Orientierung auf raumordnerische Sicherung vorhandenen Trasse vor entgegen stehenden Nutzungsan- sprüchen. Erhebliche Beeinträchtigungen sind auszuschließen bis auf VR Windenergie- nutzung.

Weitergehende Aussagen zu den Auswirkungen können bzw. müssen u. U. im Rahmen näherer Prüfung in nachfolgenden Planungen und Verfahren - im Rahmen der Bauleitplanung oder Vor- habengenehmigung – getroffen werden. Hierbei ist die Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen der jeweiligen Gebiete auf Grundlage der konkretisierten Planung vertieft zu prüfen. Dabei sind ggf. Schutzvorkehrungen und -maßnahmen zur Vermeidung erheblicher Beeinträchtigungen – wie z.B. die Einhaltung ausreichender Abstände zu den Gebieten (Pufferflächen bzw. Schutzzo- nen) oder die Durchführung technischer Maßnahmen zur Vermeidung z. B. von nachteiligen Im- missionen – und ihre Wirksamkeit zu konzipieren.

5.2 Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitsprüfung

FFH-Gebiet DE 2628-331 „Ilmenau mit Nebenbächen“ EU-Vogelschutzgebiet DE3027-401 „Große Heide bei Unterlüß und Kiehnmoor“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet)

67 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Fläche 5.381,85 ha Überwiegend naturnaher Fluss mit zahlreichen Nebenbächen. Feucht- waldkomplexe mit Erlen-Eschenwäldern, Erlen-Bruchwäldern, Eichen- Kurzcharakteristik Hainbuchenwäldern u.a. Außerdem Grünland, Hochstaudenfluren, Quellmoore und Sandheiden. Naturnahe Fließgewässer mit dem größten Komplex von Erlen- Eschenwäldern u. feuchten Eichen-Hainbuchenwäldern im Naturraum Schutzwürdigkeit D28. Verbesserung der Repräsentanz von Meer- und Flussneunauge. Vorkommen weiterer Tierarten (z.B. Grüne Keiljungfer). Stauwehre im Unterlauf, Gewässerausbau, Wassersport. Eintrag von Nährstoffen und Feinsedimenten in die Fließgewässer. Fischteiche. Gefährdung Teilweise intensive Grünlandnutzung. Aufforstung mit standortfremden Baumarten (z.B. Fichte, Hybridpappel). Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions (3150), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranuncu- lion fluitantis und des Callitricho-Batrachion (3260), Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit Erica tetralix (4010), Trockene euro- päische Heiden (4030), Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und –rasen (5130), Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden (6230), Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig- schluffigen Böden (Molinion caeruleae) (6410), Feuchte Hochstauden- fluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe (6430), Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) Wertbestimmende Lebens- (6510), Lebende Hochmoore (7110), Noch renaturierungsfähige de- raumtypen nach An- gradierte Hochmoore (7120), Übergangs- und Schwingrasenmoore hang I der FFH-Richtlinie (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Hainsimsen- Buchenwald (Luzulo-Fagetum) (9110), Atlantischer, saurer Buchen- wald mit Unterholz aus Stechpalme und gelegentlich Eibe (Quercion robori-petraeae oder Ilici-Fagenion) (9120), Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) (9130), Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) [Stellario- Carpinetum] (9160), Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur (9190), Moorwälder (91D0), Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salici- on albae) (91E0), Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus lae- vis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ul- menion minoris) (91F0)

Amphibien Triturus cristatus [Kammmolch] Aspius aspius [Rapfen], Cobitis taenia [Steinbeißer], Cottus gobio [Groppe], Lampetra fluviatilis [Flussneunauge], Lampetra planeri Fische [Bachneunauge], Petromyzon marinus [Meerneunauge], Rhodeus seri- ceus amarus ( = Rhodeus amarus [Bitterling]) Säugetiere Lutra lutra [Fischotter] Margaritifera margaritifera [Flussperlmuschel], Unio crassus [Gemeine Mollusken Flussmuschel] Insekten Ophiogomphus cecilia [Grüne Keiljungfer] Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (EU-VSG) Fläche 1.882 ha Kurzcharakteristik Großflächige Sandheiden mit angrenzenden Waldbereichen als Schießplatz genutzt, einbezogen auch Hoch- und Zwischenmoorreste mit naturnahen Wäldern, Grünland, Fließ- und Kleingewässern. Schutzwürdigkeit Herausragende Bedeutung als eines der letzten Vorkommen des Birk- huhns, wichtiger Brutplatz für Charakterarten der offenen und halboffe- nen Landschaft mit trocken-warmen Bedingungen. Gefährdung Intensivierung bzw. Änderung der Nutzung als Schießplatz, Intensivie- rung der forstwirtschaftl. Nutzung, Entwässerung der Moorreste.

68 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Arten nach Anhängen Vogelschutzrichtlinie (Fett gedruckte Arten besitzen besondere Planungsrele- vanz) Wertgebende Vogelarten nach NLWKN 2014: Birkhuhn, Raubwürger, Brachpieper, Heidelerche, Kranich. Ergänzend im Standarddatenbogen genannt: Krickente, Ziegenmelker, Schwarzstorch, Wachtel, Schwarzspecht, Baumfalke, Bekassine, Wendehals, Neuntöter, Raubwürger, Wiesenschafstelze, Stein- schmätzer, Pirol, Wespenbussard, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Waldschnepfe, Waldwasserläufer, Kiebitz FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können ausgeschlossen werden.

FFH-Gebiet DE 2924-301 „Böhme“

FFH-Gebiet „Böhme“, nördlicher Teil

FFH-Gebiet „Böhme“, südlicher Teil

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 1.711,71 ha Naturnah mäandrierender Bach mit gut ausgeprägten Gewässerstrukturen und fluten- Kurzcharakteristik der Wasservegetation. Z. T. hervorragend ausgeprägte Erlen-Quellwälder in Komplex mit Erlenbrüchen sowie mit Übergängen zu Erlen-Eschenwäldern. Naturnahes, komplexes Fließgewässersystem mit einer besonders großen Zahl von Schutzwürdigkeit Lebensraumtypen und Arten nach Anh. I und II in der Naturräumlichen Region Lüne- burger Heide. Gewässerausbau, Einleitungen, Anlage von Fischteichen in Quellbereichen, Grün- Gefährdung landumbruch, Entwässerung oder Nadelholzpflanzungen in naturnahen Laubwäldern, Gewässerunterhaltung, Siedlungserweiterung, Straßenbau, intens. Landwirtschaft u.a. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Salzwiesen im Binnenland (1340), Trockene Sandheiden mit Calluna und Empetrum Wertbestimmen- nigrum [Dünen im Binnenland] (2320), Dünen mit offenen Grasflächen mit Cory- de Lebensraum- nephorus und Agrostis [Dünen im Binnenland] (2330), Oligo- bis mesotrophe stehen- typen nach An- de Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoeto- hang I der FFH- Nanojuncetea (3130), eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Richtlinie Hydrocharitions (3150), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho- Batrachion (3260), Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit Erica tetralix

69 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

(4010), Trockene europäische Heiden (4030), Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und –rasen (5130), Artenreiche montane Borstgrasrasen (und sub- montan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden (6230), Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) (6410), Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe (6430), Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) (6510), Lebende Hochmoore (7110), Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) (9110), Atlantischer, saurer Buchenwald mit Unterholz aus Stechpalme und gelegentlich Eibe (Quercion robori-petraeae oder Ilici-Fagenion) (9120), Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) (9130), Subat- lantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) [Stellario-Carpinetum](9160), Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur (9190), Moorwälder (91D0), Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0) Fische Cottus gobio [Groppe], Lampetra planeri [Bachneunauge] Säugetiere Lutra lutra [Fischotter] Insekten Ophiogomphus cecilia [Grüne Keiljungfer] FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse Vorbehaltsgebiet Rohstoffgewinnung, Sand: Ein VB liegt 800 m westlich des Schutzgebietes am Ober- hausener Ortsrand. Ein weiteres grenzt unmittelbar an die Ostgrenze des Schutzgebietes bei Hillern an. Die aquatischen Erhaltungszielkomplexe der Aue können bei geeigneter Vorgehensweise durch den Sandab- bau profitieren, mögliche erhebliche Beeinträchtigungen sollten vermeidbar sein. Das zukünftige Abbauge- biet liegt außerhalb des Überschwemmungsbereichs. Erhebliche Beeinträchtigungen sind nicht zu erken- nen. Vorranggebiet Windenergie: WA-06-V04, Stadt Walsrode: Aufgrund der Entfernung von mind. 1,7 km können erhebliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können ausgeschlossen werden.

FFH-Gebiet DE 3023-301 „Grundloses Moor“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 290,00 ha Durch früheren Torfabbau und Entwässerung degeneriertes Hochmoor. Vorherr- Kurzcharakteristik schend sekundäre Kiefern-Birken-Moorwälder in überwiegend guter Ausprägung. Kleinflächig Regeneration von Hochmoorvegetation. Zwei dystrophe Seen.

70 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Naturnahe dystrophe Moorseen, z.T. mit Verlandungszonen aus Wollgras-Torfmoos- Schutzwürdigkeit Schwingrasen. Großflächige, überwiegend gut ausgeprägte Moorwälder. Kleinflächig Regeneration von Hochmoorvegetation. Vorkommen gefährdeter Arten. Gefährdung Beeinträchtigung durch früheren Torfabbau und Entwässerung. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Wertbestimmen- Dystrophe Seen und Teiche (1360), Noch renaturierungsfähige degradierte Hoch- de Lebensraum- moore (7120), Übergangs- und Schwingrasenmoore (7120), Torfmoor-Schlenken typen nach An- (Rhynchosporion) (7140), Moorwälder (91D0) hang I der FFH- Richtlinie Arten Keine FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können auf Ebene der Regionalplanung ausgeschlossen werden.

FFH-Gebiet DE 3026-302 „Moor- und Heidegebiete im Truppenübungsplatz Munster Süd“ EU-Vogelschutzgebiet DE3026-401 „Truppenübungsplätze Munster Nord und Süd“

EU-Vogelschutzgebiet DE3026-401 „Truppen- übungsplätze Munster Nord

71 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

EU-Vogelschutzgebiet DE3026-401 „Truppen- übungsplätze Munster Süd FFH-Gebiet „Moor- und Heidegebiete im Trup- penübungsplatz Muns- ter-Süd“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 2.932,00 ha Flachwelliges Gelände mit mehreren vermoorten Tälchen und Niederun- gen. Großflächige Sandheiden auf Geschiebedecksand. Wertvolle Moor- Kurzcharakteristik komplexe mit Moorheiden und Übergangsmooren. Oligotrophe Stillge- wässer mit Strandlings-Gesell. Einer der größten und wertvollsten Moor- und Heidekomplexe. Eines der drei bedeutendsten oligotrophen Stillgewässer mit Strandlings- Schutzwürdigkeit Gesellschaften. Das landesweit größte Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Wasser-Lobelie. Kiefernaufforstung, Verbuschung mit Birken und Kiefern, Wildäcker, Feu- Gefährdung erstellen, stellenweise Entwässerung. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Oligotrophe, sehr schwach mineralische Gewässer der Sandebenen (Lit- torelletalia uniflorae) (3110), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitan- tis und des Callitricho-Batrachion (3260), Feuchte Heiden des nordatlan- Wertbestimmende Lebens- tischen Raums mit Erica tetralix (4010), Trockene europäische Heiden raumtypen nach An- (4030), Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem hang I der FFH-Richtlinie europäischen Festland) auf Silikatböden (6230), Lebende Hochmoore (7110), Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore (7120), Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Moorwälder (91D0) Amphibien Triturus cristatus [Kammmolch] Säugetiere Lutra lutra [Fischotter] Arnica montana [Arnika, Berg-Wohlverleih], Lycopodium tristachyum ( = Pflanzen Diphasiastrum tristachyum [Zypressen-Flachbärlapp]) Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (EU-VSG) Fläche 7.583 ha Kurzcharakteristik Flachwelliges Gelände als Truppenübungsplätze genutzt mit großfl. Sandheiden, Moorkomplexen u. Übergangsmooren. Im zentr. Bereich größere Offenlandflächen, Randbereiche mit großen Anteilen Kiefern-, Misch- u. Bruchwäldern. Schutzwürdigkeit Wichtiges Brutgebiet für die Vogellebensgemeinschaft trocken-warmer Standorte mit einem hohen Anteil strukturreicher Wald-Heide-Übergänge. Herausragende Bedeutung als eines der letzten natürlichen Vorkommen

72 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

des Birkhuhns in Niedersachsen.

Gefährdung Kiefernaufforstung, Verbuschungen mit Birken und Kiefern, Strukturver- armung, Verlust von Rohbodenstandorten. Wertgebende Vogelarten nach NLWKN 2014: Birkhuhn, Raubwürger, Heidelerche, Waldwasserläufer, Schwarzstorch, Ziegenmelker, Wiedehopf, Raufußkauz, Eisvogel, Krickente, Reiherente, Flussregen- pfeifer, Schwarzstorch, Rohrweihe, Schwarzspecht, Baumfalke, Bekassine, Sperlingskauz, Kranich, Wendehals, Neuntöter, Raubwürger, Heidelerche, Rotmilan, Großer Brachvogel, Wespenbussard, Gar- tenrotschwanz, Schwarzkehlchen, Waldschnepfe, Zwergtaucher, Waldwasserläufer, Kiebitz FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse In einem Abstand von ca. 500 m nordöstlich des Schutzgebietes bei Munster befindet sich ein Vorrangge- biet Rohstoffgewinnung (Kieselgur) im Bereich der Örtze. Das VR liegt außerhalb des Überschwem- mungsbereichs der Örtze. Bei dem VR Rohstoffgewinnung Kieselgur handelt es sich um eine Übernahme aus dem Landesraumordnungsprogramm. Dieses ist räumlich näher festgelegt worden, aufgrund der Flä- chenrücknahme im Bereich des FFH-Gebietes können erhebliche Umweltauswirkungen sicher ausge- schlossen werden. VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Zwei Vorranggebiete Rohstoffgewinnung (Sandabbau) befinden sich in 350 und 700 m südwestlich des EU-VSG. In Folge der Festlegung VR Rohstoffgewinnung kann es zu Rohstoffabbau in erheblichen Flä- chenumfang kommen. Bei Abwicklung des Betriebsverkehrs und zeitnaher Ausbeutung des gesamten Vor- kommens kann es zu erheblichen Lärmbelästigungen und sonstigen Störwirkungen kommen. Auf der Grundlage aktueller Bestandserfassungen der Brut- und Gastvögel bzw. ihrer Reviere sind durch eine ent- sprechende Abbauplanung und Regelung des Betriebsverkehrs erhebliche Beeinträchtigungen der Er- haltungsziele auszuschließen. Grundsätzlich ist ein Abbau möglich, sofern Art und Weise des Abbaus so verträglich gestaltet werden, dass er nicht im Widerspruch zu den Erhaltungszielen für dieses Vogelschutzgebiet steht. Vorbehaltsgebiet Erholung: Die Festlegung legt Erhalt und Entwicklung der Erholungsnutzung fest. Die Festlegung konzentriert sich auf umliegende Bereiche des Schutzgebietes. Eine direkte Betroffenheit ist nicht erkennbar, da es sich ausschließlich um militärisches Sperrgebiet handelt. Vorranggebiet Sperrgebiet: Die Festlegung hat keine Wirkung, abgesehen von dem Ausschluss der mili- tärischen Nutzung entgegenstehender Nutzungen. Erhebliche Beeinträchtigungen sind auszuschließen Die Festlegung als VR Natur und Landschaft bewirkt positive Umweltauswirkungen. Die Festlegung als VB Natur und Landschaft bewirkt positive Umweltauswirkungen. Vorranggebiet Trinkwassergewinnung: Diese dienen dem Schutz des Grundwassers vor anderen Nut- zungen. Die Menge der Grundwasserentnahme wird durch das RROP nicht gesteuert, somit kann das RROP auch keine erheblichen Beeinträchtigungen ggf. grundwasserabhängiger Lebensraumtypen bzw. Standorten von Arten vorbereiten. Vorbehaltsgebiet Wald: Die Festlegung zielt auf den Erhalt des Waldes ab. Die forstwirtschaftliche Bo- dennutzung kann das RROP nicht steuern. Erhebliche Beeinträchtigungen sind auszuschließen. Vorranggebiet Sicherung oder Sanierung von erheblichen Bodenbelastungen: Die Altlastensanierung kann mit temporären Umweltauswirkungen verbunden sein. Diese sollen jedoch weitestgehend vermieden werden. Erhebliche Beeinträchtigungen sind auszuschließen. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können ausgeschlossen werden.

73 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

FFH-Gebiet DE 3026-301 „Örtze mit Nebenbächen“

FFH-Gebiet „Örtze FFH-Gebiet „Örtze mit Nebenbächen“, mit Nebenbächen“, nördlicher Teil südwestlicher Teil

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 1.772,00 ha Vielfältig strukturierte Flussniederung und Täler mehrerer Seitenbäche. Gut entwickel- Kurzcharakteristik te Wasservegetation. Zahlreiche Sümpfe, Riede, Röhrichte, Sumpfdotterblumenwie- sen und Flutrasen. Bachbegleitende Erlen-Auwälder. Repräsentatives Fließgewässer der Lüneburger Heide. Sehr bedeutende Vorkommen Schutzwürdigkeit von Anhang II-Arten (Fischotter, Groppe, Bachneunauge, Grüne Keiljungfer) Artenverarmung des Grünlandes durch intensive Nutzung bzw. Nutzungsaufgabe, Gefährdung Aufforstung von artenreichem Grünland, Eintrag von Schlamm und Sand (z. B. aus Fischteichen), stellenweise Flussbegradigung, Nadelholzforste in der Aue, Kanusport Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis [Dünen im Binnen- land] (2330), Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions (3150), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho- Batrachion (3260), Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit Erica tetralix (4010), europäische Heiden (4030), Formationen von Juniperus communis auf Kalk- Wertbestimmen- heiden und –rasen (5130), Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf de Lebensraum- dem europäischen Festland) auf Silikatböden (6230), Feuchte Hochstaudenfluren der typen nach An- planaren und montanen bis alpinen Stufe (6430), Magere Flachland-Mähwiesen (Al- hang I der FFH- opecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) (6510), Lebende Hochmoore (7110), Richtlinie Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchen- wald (Carpinion betuli) [Stellario-Carpinetum] (9160), Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur (9190), Moorwälder (91D0), Auenwälder mit Al- nus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0), Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris) (91F0) Fische Cobitis taenia [Steinbeißer], Cottus gobio [Groppe], Lampetra planeri [Bachneunauge] Säugetiere Lutra lutra [Fischotter] Insekten Ophiogomphus cecilia [Grüne Keiljungfer] FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse In einem Abstand von ca. 850 m westlich des Schutzgebietes bei Wietzendorf befindet sich ein Vorrang- gebiet Rohstoffgewinnung (Sand) im Bereich der Wietze. Erhebliche Beeinträchtigungen durch die Fest- legung VR Rohstoffgewinnung Sand sind durch entsprechendes Abbaumanagement (Vermeidung von Staub- und Nährstoffeinträgen in das FFH-Gebiet) auszuschließen. Mögliche negative Auswirkungen auf das Wasserregime des Gebietes und somit auf die wertgebenden Lebensraumtypen sind im Zuge des

74 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Rohstoffabbaus ebenfalls zu vermeiden. Zudem liegt das VR außerhalb des Überschwemmungsbereichs der Wietze. VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope / Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können ausgeschlossen werden.

FFH-Gebiet DE 3125-301 „Großes Moor bei Becklingen“

FFH-Gebiet „Großes Moor bei Becklingen“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 783,00 ha Durch Entwässerung u. früheren Torfabbau degeneriertes Hochmoor. Teilweise gut Kurzcharakteristik ausgeprägte Moorheide-Stadien mit Übergängen zu naturnaher Hochmoorvegetation. Pfeifengras-Stadien, Kiefern- u. Birken-Moorwälder, Feuchtgrünland u.a. Auf Teilflächen relativ gut ausgeprägte Hochmoorvegetation. Vorkommen gefährdeter Schutzwürdigkeit Arten. Teilweise strukturreiche Birken- und Kiefern-Moorwälder. Entwässerung. Auf Teilflächen intensive Grünlandnutzung. Kleinflächig Fichtenauf- Gefährdung forstungen. Moorstandorte z.T. durch Tiefumbruch bzw. Übersandung zerstört. Nähr- stoffeinträge (z.B. aus Klärteichen am Nordrand). Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Wertbestimmen- Dystrophe Seen und Teiche (3160), Trockene europäische Heiden (4030), renaturie- de Lebensraum- rungsfähige degradierte Hochmoore (7120), Übergangs- und Schwingrasenmoore typen nach An- (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Moorwälder (91D0) hang I der FFH- Richtlinie Arten Keine FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse In einem Abstand von 650 m befindet sich das Vorranggebiet Rohstoffgewinnung. Erhebliche Beein- trächtigungen durch die Festlegung VR Rohstoffgewinnung Sand in mind. 650 m Entfernung sind durch entsprechen-des Abbaumanagement (Vermeidung von Staub- und Nährstoffeinträge in das FFH Gebiet) auszuschließen. Mögliche negative Auswirkungen auf das Wasserregime des Gebietes und somit auf die wertgebenden Lebensraumtypen sind im Zuge des Rohstoffabbaus ebenfalls zu vermeiden. Zudem liegt das Abbaugebiet außerhalb des Überschwemmungsbereichs des Suhrbaches. VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen,

75 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können auf Ebene der Regionalplanung ausgeschlossen werden.

FFH-Gebiet DE 3124-301 „Moor- und Heidegebiete im Truppenübungsplatz Bergen-Hohne“ EU-Vogelschutzgebiet DE3124-401 „Truppenübungsplatz Bergen“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 7.101,00 ha Flachwelliges bis hügeliges Gelände mit vermoorten Mulden und Bachtälern. Aus- Kurzcharakteristik gedehnte Sandheiden auf Geschiebedecksand. Großflächige Moorheiden mit allen Übergängen zur feuchten Sandheide und zur Hochmoorvegetation. Einer der größten und wertvollsten Moor- und Heidekomplexe in Niedersachsen. Schutzwürdigkeit Wichtigstes repräsentatives Gebiet für Borstgras-Rasen, Dünenheiden, Feuchthei- den und Übergangsmoore im Naturraum Lüneburger Heide. Gefährdung Bachläufe z.T. begradigt. Stellenweise nicht standortgerechte Forste. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista [Dünen im Binnenland] (2310), Dü- nen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis [Dünen im Binnenland] (2330), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Flüsse der planaren bis montanen Stu- fe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion (3260), Wertbestimmende Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit Erica tetralix (4010), Trockene eu- Lebensraumtypen ropäische Heiden (4030), Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf nach An- dem europäischen Festland) auf Silikatböden (6230), Lebende Hochmoore (7110), hang I der FFH- Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchospori- Richtlinie on) (7150), Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur (9190), Moorwälder (91D0), Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0) Wertbestimmende Arten nach Anhang II FFH-Richtlinie Bufo calamita [Kreuzkröte], Pelobates fuscus [Knoblauchkröte], Rana arvalis Amphibien [Moorfrosch], Rana lessonae [Kleiner Wasserfrosch]

76 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Fische Cottus gobio [Groppe], Lampetra planeri [Bachneunauge] Insekten Lucanus cervus [Hirschkäfer] Reptilien Coronella austriaca [Schlingnatter], Lacerta agilis [Zauneidechse] Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (EU-VSG) Fläche 12.449 ha Kurzcharakteristik Flachwelliges bis hügeliges Gelände, als Truppenübungsplatz genutzt, mit großflä- chigen Sand- und Moorheiden sowie ausgedehnten Misch- und Nadelwäldern und naturnahen Bächen. Schutzwürdigkeit Wichtiges Brutgebiet für die Vogellebensgemeinschaft trocken-warmer Standorte mit strukturreichen Wald-Heide-Übergängen und lichten Waldbereichen, bedeu- tendster Brutplatz des Birkhuhns, auch Bruten von Schwarzstorch, See- u. Fischad- ler. Gefährdung Nicht standortgerechte Aufforstungen, Verbuschung mit Birken und Kiefern, Struk- turverarmung, Gewässerbegradigung.

Bemerkung - FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse Ein Vorranggebiet Rohstoffgewinnung befindet sich nördlich des FFH-Gebietes in einem Abstand von ca. 600 m. Erhebliche Beeinträchtigungen sind durch entsprechendes Abbaumanagement (Vermeidung von Staub- und Nährstoffeinträge in das FFH-Gebiet) auszuschließen. Mögliche negative Auswirkungen auf das Wasserregime des Gebietes und somit auf die wertgebenden Lebensraumtypen sind im Zuge des Rohstoffabbaus ebenfalls zu vermeiden. Zudem befinden sich im näheren Umfeld (Abstand mind. 400 m) zwei weitere Vorbehaltsgebiete zur Rohstoffgewinnung (Sand, Kiessand). Erhebliche Beeinträchtigungen sind durch entsprechendes Ab- baumanagement (Vermeidung von Staub- und Nährstoffeinträge in das FFH-Gebiet) auszuschließen. Mög- liche negative Auswirkungen auf das Wasserregime des Gebietes und somit auf die wertgebenden Lebens- raumtypen sind im Zuge des Rohstoffabbaus ebenfalls zu vermeiden. VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können auf Ebene der Regionalplanung ausgeschlossen werden.

77 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

FFH-Gebiet DE 3224-331 „Meißendorfer Teiche, Osterholzer Moor“ EU-Vogelschutzgebiet DE 3224-401 „Ostenholzer Moor und Meißendorfer Teiche“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 3.299,16 ha Ausgedehnter Teichkomplex mit gut ausgeprägter Verlandungs- und Teichboden- Kurzcharakteristik vegetation. Angrenzend Hochmoor-Degenerationsstadien (v. a. Pfeifengras-, Be- senheide- und Moorheide-Stadien, auch Birken- und Birken-Kiefern-Moorwald). Einer der größten Teichkomplexe in Niedersachsen, u. a. mit Teichbodengesell- schaften mesotropher und eutropher Gewässer. Ausgedehntes Hochmoorgebiet u. Schutzwürdigkeit a. mit Moorwald und z. T. gut ausgeprägten Moorheidestadien. Vorkommen von FFH-Arten. Moor: Entwässerung, Ausbreitung der Späten Traubenkirsche, früherer Torfabbau, großflächige Fichtenaufforstungen. Bäche überwiegend begradigt. IntensiveFrei- Gefährdung zeitnutzung am Hüttensee. Intensive Grünlandnutzung. Verbuschung von Brachflä- chen. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoeto-Nanojuncetea (3130), Natürliche eutrophe Seen mit einer Ve- getation des Magnopotamions oder Hydrocharitions (3150), Artenreiche montane Wertbestimmende Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden Lebensraumtypen (6230), Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen nach An- Böden (Molinion caeruleae) (6410), Lebende Hochmoore (7110), Noch renaturie- hang I der FFH- rungsfähige degradierte Hochmoore (7120), Übergangs- und Schwingrasenmoore Richtlinie (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Moorwälder (91D0), Auen- wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0) Bufo calamita [Kreuzkröte], Hyla arborea [Laubfrosch], Pelobates fuscus [Knob- Amphibien lauchkröte], Rana arvalis [Moorfrosch], Rana lessonae [Kleiner Wasserfrosch], Tritu- rus cristatus [Kammmolch] Lampetra planeri [Bachneunauge], Misgurnus fossilis [Schlammpeitzger], Rhodeus Fische sericeus amarus ( = Rhodeus amarus [Bitterling]) Lutra lutra [Fischotter], Myotis bechsteini [Bechsteinfledermaus], Myotis dasycneme Säugetiere [Teichfledermaus] Aeshna viridis [Grüne Mosaikjungfer], Leucorrhinia pectoralis [Große Moosjungfer], Insekten Ophiogomphus cecilia [Grüne Keiljungfer] Reptilien Coronella austriaca [Schlingnatter], Lacerta agilis [Zauneidechse]

78 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Luronium natans [Schwimmendes Froschkraut], Lycopodiella inundata [Moorbär- Pflanzen lapp] Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (EU-VSG) Fläche 3.376 ha Kurzcharakteristik Ausgedehnter Teichkomplex in überwiegend extensiver Nutzung mit gut ausgepräg- ter Verlandungs- und Teichvegetation, angrenzend Teil eines Truppenübungsplat- zes mit Hochmoor-Degenerationsstadien, z. T. in Wiedervernässung. Schutzwürdigkeit Wichtiger Brutplatz für Röhricht und Verlandungszonen besiedelnde Arten (Rohrdommel, Rohrweihe) und zudem bedeutendes Brut- und Nahrungshabitat für Schwarzstorch, Kranich, See- und Fischadler, eines der Reliktvorkommen des Birk- huhns. Gefährdung Entwässerung der Moorbereiche, Fichtenaufforstungen, Erholungsnutzung, Intensi- vierung der Teichwirtschaft, Gewässerausbau, intensive Grünlandnutzung, Störun- gen. Bemerkung Neuabgrenzung des 1983 gemeldeten Gebietes. FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können auf Ebene der Regionalplanung ausgeschlossen werden.

79 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

FFH-Gebiet DE 2626-331 „Gewässersystem der Luhe und unteren Neetze“

FFH-Gebiet „Gewäs- FFH-Gebiet „Gewäs- sersystem der Luhe sersystem der Luhe und unteren Neetze“, und unteren Neetze“, nordwestlicher Teil südlicher Teil

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen Fläche 2.479,40 ha Komplex von naturnahen und kanalisierten Fließgewässern sowie Gräben mit großer Bedeutung für Fische. Außerdem naturnahe Stillgewässer, Sümpfe und Feuchtgrün- Kurzcharakteristik land sowie zahlreiche Erlen-Eschen-Quellwälder, Erlen-Bruchwälder, Birken- Bruchwälder u.a. Eines der bedeutendsten Vorkommen von Meerneunauge, Flussneunauge, Schutzwürdigkeit Schlammpeitzger und Steinbeißer u.a.. Repräsentanz zahlreicher Lebensraumtypen und Arten in den Naturräumen D 24 und D 28. Aufgrund der Ausdehnung und teilweise siedlungsnahen Lage des Gebietes zahlrei- Gefährdung che Beeinträchtigungen durch Entwässerung, Nährstoffeinträge, Gewässerausbau, fischereiliche Nutzung, Ablagerung von Abfällen, standortfremde Baumarten u.a. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocha- ritions (3150), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Flüsse der planaren bis monta- nen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion (3260), Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit Erica tetralix (4010), Tro- ckene europäische Heiden (4030), Formationen von Juniperus communis auf Kalk- heiden und -rasen (5130), Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen Wertbestimmende bis alpinen Stufe (6430), Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, San- Lebensraumtypen guisorba officinalis) (6510), Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Hainsim- nach An- sen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) (9110), Atlantischer, saurer Buchenwald mit Un- hang I der FFH- terholz aus Stechpalme und gelegentlich Eibe (Quercion robori-petraeae oder Ilici- Richtlinie Fagenion) (9120), Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) [Stellario-Carpinetum] (9160), Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur (9190), Moorwälder (91D0), Au- enwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0), Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris) (91F0) Amphibien Triturus cristatus [Kammmolch] Aspius aspius [Rapfen], Cobitis taenia [Steinbeißer], Cottus gobio [Groppe], Lampet- Fische ra fluviatilis [Flussneunauge], Lampetra planeri [Bachneunauge], Misgurnus fossilis [Schlammpeitzger], Petromyzon marinus [Meerneunauge], Salmo salar [Lachs] Insekten Leucorrhinia pectoralis [Große Moosjungfer]

80 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse In einem Abstand von ca. 400 m bzw. direkt angrenzend befinden sich zwei Vorranggebiete Rohstoffge- winnung (Kieselgur, Sand). Erhebliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung VR Rohstoffgewinnung teilweise direkt angrenzend sind durch entsprechendes Abbaumanagement (Vermeidung von Staub- und Nährstoffeinträge in das FFH-Gebiet) auszuschließen. Mögliche negative Auswirkungen auf das Wasserre- gime des Gebietes und somit auf die wertgebenden Lebensraumtypen sind im Zuge des Rohstoffabbaus ebenfalls zu vermeiden. Bei dem VR Rohstoffgewinnung Kieselgur handelt es sich um eine Übernahme aus dem Landesraumordnungsprogramm. Dieses ist zwar räumlich näher festgelegt worden, aufgrund der Flächenrücknahme im Bereich des FFH-Gebietes können erhebliche Umweltauswirkungen jedoch sicher ausgeschlossen werden. Ergebnis Beeinträchtigungen des Natura 2000-Gebietes sind auszuschließen.

FFH-Gebiet DE 2924-331 „Riensheide“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 2.479,40 ha Kleine Moore und Moorheiden sowie nährstoffarme Gewässer (Schlatts) in ehemali- Kurzcharakteristik gem, heute überwiegend von Kiefernforsten geprägten Heidegebiet. In den Randbe- reichen der Moore noch Restflächen von Dünenheiden. Das Gebiet wurde vorrangig ausgewählt zur Verbesserung der Repräsentanz von Moorheiden, dystrophen Stillgewässern und Dünenheiden im Naturraum D 28. Au- Schutzwürdigkeit ßerdem bedeutsame Vorkommen von Übergangs- und Schwingrasenmooren sowie Moorwäldern. Zunehmende Bewaldung bzw. Aufforstung offener Bereiche. Nährstoffeinträge am Gefährdung West- und Nordostrand. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Wertbestimmen- Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista [Dünen im Binnenland] (2310), Dys- de Lebensraum- trophe Seen und Teiche (3160), Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit Eri- typen nach An- ca tetralix (4010), Trockene europäische Heiden (4030), Übergangs- und Schwingra- hang I der FFH- senmoore (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Moorwälder (91D0) Richtlinie Arten Keine FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse Analyse In einem Abstand von ca. 1.000 m befindet sich ein Vorbehaltsgebiet Rohstoffge- winnung (Sand). Erhebliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung VB Rohstoff-

81 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

gewinnung Sand sind durch entsprechendes Abbaumanagement auszuschließen, insbesondere da die maßgeblichen Lebensraumtypen des Schutzgebietes sensibel gegenüber Nährstoffeinträgen sind (Vermeidung von Staub- und Nährstoffeinträgen in das FFH-Gebiet). Mögliche negative Auswirkungen auf das Wasserregime des Gebie- tes und somit auf die wertgebenden Lebensraumtypen sind im Zuge des Rohstoffab- baus ebenfalls zu vermeiden. VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Ge- biete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbestandteile des Natura 2000-Gebietes können ausgeschlos- sen werden.

FFH-Gebiet DE 3022-331 „Lehrde und Eich“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 762,76 ha Lehrde: Naturnaher Bach. Stellenweise gut ausgeprägte Auenbereiche mit relativ ex- tensiv genutztem Grünland, kleinflächig u. a. Erlen-Auwälder, Moorwälder, Seggen- Kurzcharakteristik und Binsenriede. Eich: Geesthügel mit bodensaurem Buchenwald und Nadelholzbe- ständen. Lehrde: Verbesserung der Repräsentanz des Lebensraumtyps 3260 u. der Lebens- räume von Fischotter u. Grüner Keiljungfer im Nat. D 27. Eich: Eines der 10 größten Schutzwürdigkeit Vorkommen v. Hainsimsen-Buchenwald in D 28. Potenz. Jagdgebiet des Gr. Maus- ohrs. Fließgewässer: Teilweise begradigt bzw. eingedeicht. Eintrag von Feinsedimenten. Gefährdung Aue: Entwässerung, Grünlandumbruch. Anlage von Fischteichen. Aufforstung mit Fichten. Teilweise hohe Nadelholzanteile im Eich. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrochari- tions (3150), Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion Wertbestimmen- fluitantis und des Callitricho-Batrachion (3260), Feuchte Heiden des nordatlantischen de Lebensraum- Raums mit Erica tetralix (6410), Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und monta- typen nach An- nen bis alpinen Stufe (6430), Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, hang I der FFH- Sanguisorba officinalis) (6510), Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Torf- Richtlinie moor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo- Fagetum) (9110), Moorwälder (91D0), Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0)

82 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Fische Lampetra planeri [Bachneunauge] Säugetiere Myotis myotis [Großes Mausohr] Insekten Ophiogomphus cecilia [Grüne Keiljungfer] FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse Vorranggebiet sonstige Eisenbahnstrecke: Die Festlegung befindet sich z. T. innerhalb des FFH- Gebietes beziehungsweise im unmittelbaren Umfeld. Die Festlegung ist auf die Sicherung der vorhandenen Trasse ausgerichtet. Erhebliche Beeinträchtigungen sind auszuschließen. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können auf Ebene der Regionalplanung ausgeschlossen werden.

FFH-Gebiet DE 3021-335 „Mausohrhabitate nördlich Nienburg“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 175,10 ha Dachböden der Kirchen in Bücken und Kirchlinteln sowie nicht zusammenhängende Kurzcharakteristik Wald-, Dünen- und Moorgebiete Bedeutende Wochenstuben-Quartiere am nördl. Verbreitungsgebiet des Großen Mau- Schutzwürdigkeit sohrs sowie Jagdgebiete Baumaßnahmen an den Gebäuden, insbes. am Dach, häufiges Betreten des Quar- Gefährdung tiers während der Jungenaufzucht Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Wertbestimmen- Keine de Lebensraum- typen nach An- hang I der FFH- Richtlinie Säugetiere Myotis myotis [Großes Mausohr] FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse Analyse Vorbehaltsgebiet Erholung: Die Festlegung legt Erhalt und Entwicklung der Erho- lungsnutzung fest und überschneidet sich fast vollständig mit dem Schutzgebiet. Eine Beeinträchtigung des Großen Mausohrs insbesondere auch während der Jungenauf- zucht ist nicht erkennbar.

83 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Die Festlegung als VR Natur und Landschaft bewirkt positive Umweltauswirkungen. Vorbehaltsgebiet Wald: Die Festlegung zielt auf den Erhalt des Waldes ab. Die forstwirtschaftliche Bodennutzung kann das RROP nicht steuern. Erhebliche Beein- trächtigungen sind auszuschließen. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbestandteile des Natura 2000-Gebietes können ausgeschlos- sen werden.

FFH-Gebiet DE 3221-331 „Lichtenmoor“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 359,01 ha Ausgedehntes, weitgehend stark abgetrocknetes Hochmoor, das v. a. von Moorwäl- Kurzcharakteristik dern und Hochmoordegenerationsstadien geprägt wird. Verbesserung der Repräsentanz des Großen Mausohrs im Naturraum D 31 (nachge- Schutzwürdigkeit wiesenes Jagdhabitat). Darüber hinaus bedeutsame Vorkommen der Lebensraumty- pen „Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore“ und „Moorwälder“. Gefährdung Hochmoor durch Entwässerung und früheren Torfabbau beeinträchtigt. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Wertbestimmen- Dystrophe Seen und Teiche (3160), Trockene europäische Heiden (4030), Noch rena- de Lebensraum- turierungsfähige degradierte Hochmoore (7120), Moorwälder (91D0) typen nach An- hang I der FFH- Richtlinie Arten Keine FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können auf Ebene der Regionalplanung ausgeschlossen werden.

84 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

FFH-Gebiet DE 2725-301 „Lüneburger Heide“, EU-Vogelschutzgebiet DE 2825-401 „Lüneburger Heide“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 23.261 ha (FFH- und Vogelschutzgebiet identisch) Ausgedehnte Sandheiden mit Wachholderbeständen (größtes u. bedeutendstes Gebiet Deutschlands), außerdem Moorheiden, Hoch- und Übergangsmoore, Kurzcharakteristik bodensaure Eichen- und Buchenwälder, Still- und Fließgewässer u.a. zwischen Kernflächen großfl. Nadelholzforsten. Sehr wertvoller Biotopkomplex aus Heiden, Mooren, Wäldern und Gewässern. Eines Schutzwürdigkeit der größten Reliktvorkommen des Birkhuhns im Tiefland. Brutplatz für Charakterarten der halboffenen Heidelandschaften, Vorkommen zahlreicher gefährdeter Arten. Heiden teilweise durch Verbuschung und Vergrasung beeinträchtigt, Grundwasserent- Gefährdung nahme, Moore z.T. durch Entwässerung und früheren Torfabbau beeinträchtigt, großflächig Forste aus standortfremden Arten (z.B. Douglasie). Tourismus u.a.

Kulturhistor. / Historische Heidelandschaft in beispielhafter Ausprägung. geowiss. Geowissenschaftlich bedeutsame Moore und Landschaftsformen eiszeitlicher Bedeutung Entstehung. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista [Dünen im Binnenland] (2310), Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis [Dünen im Binnenland] (2330), Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uni- florae und/oder der Isoeto-Nanojuncetea (3130), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Wertbestim- Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und mende Lebens- des Callitricho-Batrachion (3260), Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit raumtypen Erica tetralix (4010), Trockene europäische Heiden (4030), Formationen von Junipe- nach An- rus communis auf Kalkheiden und –rasen (5130), Feuchte Hochstaudenfluren der hang I der FFH- planaren und montanen bis alpinen Stufe (6430), Lebende Hochmoore (7110), Noch Richtlinie renaturierungsfähige degradierte Hochmoore (7120), Übergangs- und Schwingrasen- moore (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Hainsimsen- Buchenwald (Luzulo-Fagetum) (9110), Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebe- nen mit Quercus robur (9190), Moorwälder (91D0), Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0) Amphibien Triturus cristatus [Kammmolch] Fische Cottus gobio [Groppe], Lampetra planeri [Bachneunauge] Insekten Leucorrhinia pectoralis [Große Moosjungfer]

85 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (EU-VSG) Fläche 23.286 ha Kurzcharakteristik Ausgedehnte Sandheiden mit Wacholderbeständen (größtes u. bedeutendstes Gebiet Deutschlands), außerdem Moorheiden, Hoch- und Übergangsmoore, bodensaure Ei- chen- und Buchenwälder, Still- und Fließgewässer u.a.. Zwischen Kernflächen großfl. Nadelholzforsten. Schutzwürdigkeit Sehr wertvoller Biotopkomplex aus Heiden, Mooren, Wäldern und Gewässern. Eines der größten Reliktvorkommen des Birkhuhns im Tiefland. Brutplatz für Charakterarten der halboffenen Heidelandschaften, Vorkommen zahlreicher gefährdeter Arten. Kulturhistor. / Historische Heidelandschaft in beispielhafter Ausprägung. Geowissenschaftlich be- geowiss. deutsame Moore und Landschaftsformen eiszeitlicher Entstehung. Bedeutung Gefährdung Heiden teilweise durch Verbuschung und Vergrasung beeinträchtigt, Grundwasser- entnahme, Moore z.T. durch Entwässerung und früheren Torfabbau beeinträchtigt, großflächig Forste aus standortfremden Arten (z.B. Douglasie). Tourismus u.a. Bemerkung FFH- und Vogelschutzgebiet sind identisch, Daten in 2007 zusammengefasst und alte BSG-Nr. (2825-401) an FFH-Nr. angepasst. Wertgebende Vogelarten nach NLWKN 2009: Birkhuhn, Heidelerche, Krickente, Raubwürger, Raufußkauz, Schwarzkehlchen, Schwarzspecht, Steinschmätzer, Waldschnepfe, Wendehals, Ziegenmelker. Ergänzend im Standarddatenbogen genannt: Raufußkauz, Brachpieper (NG), Flussregenpfeifer, Schwarz- storch, Kornweihe (Überwinterungsgast), Wiesenweihe, Wachtel, Wachtelkönig, Ortolan, Baumfalke, Be- kassine, Neuntöter, Rotmilan, Schafstelze, Großer Brachvogel, Wespenbussard, Gartenrotschwanz, Braunkehlchen, Waldwasserläufer, Kiebitz FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse Direkt angrenzend befinden sich zwei Vorranggebiete Rohstoffgewinnung (Sand) zwischen Schneever- dingen und Schutzgebietsgrenze beziehungsweise zwischen der L 170 nördlich von Heber und Schutzge- bietsgrenze. Erhebliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung VR Rohstoffgewinnung Sand sind durch entsprechendes Abbaumanagement auszuschließen, da die maßgeblichen Lebensraumtypen des Schutz- gebietes sensibel gegenüber Nährstoffeinträgen sind (Vermeidung von Staub- und Nährstoffeinträgen in das FFH-Gebiet). Mögliche negative Auswirkungen auf das Wasserregime des Gebietes und somit auf die wertgebenden Lebensraumtypen sind im Zuge des Rohstoffabbaus ebenfalls zu vermeiden. In einem Abstand von ca. 1.200 m befindet sich ein Vorranggebiet Windenergienutzung. Betroffenheit und erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele bzw. der wertbestimmenden LRT und Arten können ausgeschlossen werden. Außerhalb des Gebietes könnten ggf. charakteristische Fledermaus- und Vogel- arten (v. a. der Wald-LRT) und damit nur mittelbar Erhaltungsziele im FFH-Gebiet betroffen sein. Relevant sind hierbei nur besonders störempfindliche / schlaggefährdete Fledermaus- oder Vogelarten. Erhebliche Beeinträchtigungen könne ausgeschlossen werden: • Für die als planungsrelevant gekennzeichneten Vogelarten kann bezüglich des VSG aufgrund der Ent- fernung der Gebietes BI-01-V04 zum Schutzgebiet von mindestens 1 km und angesichts der im Be- trachtungsraum bestehenden schwerwiegenden Vorbelastungen eine erhebliche Beeinträchtigung möglicher Brutplätze innerhalb des Schutzgebietes grundsätzlich ausgeschlossen werden. • Dies gilt auch für alle zu den FFH- LRT potentiell relevanten charakteristischen Vogelarten angesichts der artbezogen empfohlenen Mindestabstände von maximal 1.000 m. • Als besonders schlaggefährdete Fledermausart wird der Große Abendsegler betrachtet. Nachweise im FFH-Gebiet sind nicht bekannt, sind aber nicht ausgeschlossen. Eine Beeinträchtigung müsste so gra- vierend ausfallen, dass sie zu einer erheblichen Beeinträchtigung von FFH-Lebensraumtypen im FFH- Gebiet führen würde. Dies kann aufgrund der großen Mindestentfernung von ca. 1.000 m zum FFH- Gebiet (200 m Mindestabstand gemäß NLT 2014b zu bedeutsamen Vorkommen werden eingehalten) ausgeschlossen werden. Südöstlich befindet sich in ca. 8 km Entfernung das EU-Vogelschutzgebiet DE 3026-401 “Truppenübungs- platz Munster Nord und Süd“. Zwischen beiden Gebieten wird eine Wechselbeziehung des vom Aussterben bedrohten, in beiden Gebieten als Schutz und Erhaltungsziel festgelegten Birkhuhns vermutet. Daher wurde zusätzlich die Möglichkeit einer erheblichen Beeinträchtigung aufgrund einer Beeinträchtigung von Wech- selbeziehungen zwischen diesen beiden Gebieten geprüft. Östlich von Borstel befindet sich eine kleinflä- chige Heidefläche, die potentiell als Trittsteinbiotop für das Birkhuhn geeignet ist (Grontmij/GfL 2010, S.12). Im Rahmen der zum Zulassungsverfahren durchgeführten Vogelkartierungen (Abia 2011) wurde daher auch eine „Sonderuntersuchung Birkhuhn“ durchgeführt. Ergebnisse (plan-GIS 2012, S. 17 ff). Eine Funkti- on der vorhandenen Heidefläche als Trittsteinbiotop ist im Ergebnis dieser Untersuchungen aufgrund der isolierten Lage nicht anzunehmen, Birkhuhnvorkommen wurden nicht festgestellt. Das Vorliegen eines Ver- netzungskorridors im Bereich der Fläche BI-01-V04 – als Voraussetzung für ein Vorhandensein von Wech-

86 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

selbeziehungen – kann aufgrund dieser Ergebnisse und darüber hinaus auch aufgrund der geringen Wan- derungsneigung der Art und angesichts der im Betrachtungsraum bestehenden Vorbelastungen sowie der dort gegebenen großflächigen Ackernutzung ausgeschlossen werden. Für die nach den vorliegenden Erkenntnissen ebenfalls in beiden Gebieten als Brutvögel vorkommenden und für den Betrachtungszeitraum planungsrelevanten charakteristischen Arten, Schwarzstorch, Wiesen- weihe, Kornweihe, Rotmilan sowie Rohrweihe und Kranich können regelmäßige (häufige) Wanderungsbe- wegungen bzw. -korridore (Wechselbeziehungen) zwischen den in den beiden Schutzgebieten vorhande- nen unterschiedlichen Brutplätzen wegen der innerartlichen Konkurrenz bzw. für die Wiesenweihe, auf- grund der nur in kleinräumigem Verbund bestehenden Funktionsbeziehungen lokaler Brutgemeinschaften generell ausgeschlossen werden. VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile können ausgeschlossen werden. Ein Auftreten erheblicher Beeinträchtigungen durch das Vor- ranggebiet Windenergienutzung der Schutz- und Erhaltungsziele kann, auch unter Berücksichtigung von Wechselbeziehungen mit dem VSG DE 3026-401, ausgeschlossen werden.

FFH-Gebiet DE 2723-331 „Wümmeniederung“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet)

Fläche 8.578,95 ha Kurzcharakteristik Naturnahe Flussniederung mit Altarmen, Feuchtwiesen, Sümpfen, Hochstaudenflu- ren, Erlenbrüchen und Erlen-Eschenauwäldern. Randlich Hochmoore, Übergangs- moore, Moorheiden, Sandheiden, Feuchtgebüsche und Eichen-Mischwälder. Schutzwürdigkeit Repräsentatives Fließgewässersystem für die Region Stader Geest mit zahlreichen Lebensraumtypen und Arten des Anh. II. Neben dem Fließgewässer kommen Feuchtwaldkomplexe, Dünengebiete, Schwingrasenmoore und Hochmoorkomplexe vor. Gefährdung Entwässerung, Gewässerausbau, Nährstoff- und Feinsedimenteinträge in die Gewäs- ser, Artenverarmung von Grünland durch starke Düngung, Umbruch und intensive Nutzung. Anlage von Fischteichen, Aufforstung von Offenlandbiotopen, Torfabbau

87 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele)

Salzwiesen im Binnenland (1340), Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista [Dünen im Binnenland] (2310), Trockene Sandheiden mit Calluna und Empetrum nig- rum [Dünen im Binnenland] (2320), Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis [Dünen im Binnenland] (2330), Natürliche eutrophe Seen mit einer Vege- tation des Magnopotamions oder Hydrocharitions (3150), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion flui- tantis und des Callitricho-Batrachion (3260), Feuchte Heiden des nordatlantischen Wertbestimmen- Raums mit Erica tetralix (4010), Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden de Lebensraum- und –rasen (5130), Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem typen nach An- europäischen Festland) auf Silikatböden (6230), Feuchte Hochstaudenfluren der hang I der FFH- planaren und montanen bis alpinen Stufe (6430), Magere Flachland-Mähwiesen (Al- Richtlinie opecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) (6510), Lebende Hochmoore (7110), Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore (7120), Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150), Hainsim- sen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) (9110), Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) [Stellario-Carpinetum] (9160), Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur (9190), (91D0), Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0) Cobitis taenia [Steinbeißer], Cottus gobio [Groppe], Lampetra planeri [Bachneunau- Fische ge], Petromyzon marinus [Meerneunauge], Lampetra fluviatilis [Flussneunauge], Mis- gurnus fossilis [Schlammpeitzger] Säugetiere Myotis dasycneme [Teichfledermaus], Lutra lutra [Fischotter]

Insekten Leucorrhinia pectoralis [Große Moosjungfer], Ophiogomphus cecilia [Grüne Keiljung- fer] FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse

In einem Abstand von ca. 1.200 m befindet sich ein Vorranggebiet Windenergienutzung. Da das Vor- ranggebiet deutlich außerhalb des FFH-Gebiets liegt, können unmittelbare Betroffenheiten und erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele bzw. wertbestimmenden LRT und Arten ausgeschlossen werden. Außerhalb des Gebietes könnten allenfalls Fischotter, Teichfledermaus und ggf. charakteristische Fleder- maus- und Vogelarten v. a. der Wald LRT und damit nur mittelbar Erhaltungsziele im FFH-Gebiet betroffen sein. Eine relevante (erhebliche) Betroffenheit des Fischotters als EHZ im Gebiet ist hierbei aufgrund der Entfernung und Lage der Vorschlagsfläche (landwirtschaftlich genutztes Offenland, Freihaltung des Ge- wässers Stellbach) bzw. fehlender Wirkungen ebenfalls auszuschließen. Hinsichtlich der Teichfledermaus wäre allenfalls die Kollision als Wirkung relevant, die Art zählt jedoch nicht zu den besonders schlaggefähr- deten Arten. Zudem wurde im Zuge der Fledermauserfassung zum geplanten Windpark Horst die Art im Untersuchungsgebiet nicht nachgewiesen (Sinning, 2010). Eine Betroffenheit kann vor diesem Hintergrund ausgeschlossen werden. Somit verbleiben nur mögliche Betroffenheiten ggf. vorkommender gegenüber WEA empfindlicher charak- teristischer Arten der LRT (besonders störempfindliche / schlaggefährdete Fledermaus- oder Vogelarten). Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können ausgeschlossen werden. Dies gilt auch unter Berücksichti- gung möglicher mittelbarer erheblicher Beeinträchtigungen der den wertbestimmenden Lebensraumtypen zugeordneten charakteristischen Arten außerhalb des FFH-Gebiets.

88 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

FFH-Gebiet DE 2824-331 „Schwarzes Moor und Seemoor“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 82,52 ha Kurzcharakteristik Vermoorte Mulden zwischen flachwelligen Dünen, z. T. durch Torfstiche zerkuhlt. Großflächige Zwischenmoor-Schwingrasen, flutende Torfmoose, Schlattgewässer mit klarem Wasser. An den Rändern Moorheiden, Sandheiden und Scheidenwollgras- Kiefernbruch. Schutzwürdigkeit Ausgewählt aufgrund des Nebeneinanders von Dünenheiden und Feuchtheiden, dys- trophen Gewässern sowie Übergangs- und Schwingrasenmooren, sowie des Vor- kommens der Großen Moosjungfer im Naturraum Stader Geest. Gefährdung Keine Angaben möglich. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele)

Wertbestimmen- Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista [Dünen im Binnenland] (2310), Tro- de Lebensraum- ckene Sandheiden mit Calluna und Empetrum nigrum [Dünen im Binnenland] (2320), typen nach An- Dystrophe Seen und Teiche (3160), Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit hang I der FFH- Erica tetralix (4010), Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Moorwälder (91D0) Richtlinie Insekten Leucorrhinia pectoralis [Große Moosjungfer] FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse In einem Abstand von ca. 600 m befindet sich ein Vorranggebiet Windenergienutzung. Da das Vorrang- gebiet deutlich außerhalb des FFH-Gebiets liegt, können unmittelbare Betroffenheiten und erhebliche Be- einträchtigungen der Erhaltungsziele bzw. wertbestimmenden LRT und Arten ausgeschlossen werden. Die Große Moosjungfer ist als Libellenart (Strukturgebunden an Gewässer, überwiegend niedrig fliegend) gegenüber WEA nicht kollisionsgefährdet. Somit verbleiben nur mögliche Betroffenheiten ggf. vorkommen- der gegenüber WEA empfindlicher charakteristischer Arten der LRT (besonders störempfindliche / schlag- gefährdete Fledermaus- oder Vogelarten). Eine erhebliche Beeinträchtigung dieser kann unter Berücksich- tigung der umliegenden abschirmenden Wälder ausgeschlossen werden. Zusätzlich wurde das Vorrang- gebiet Windenergienutzung am Südostrand deutlich verkleinert, um vorsorgeorientiert Konflikte durch die Nähe zum FFH-Gebiet beziehungsweise zum ökologisch sensiblen Waldrand zu vermeiden. VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können auf Ebene der Regionalplanung ausgeschlossen werden.

89 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

FFH-Gebiet DE 3122-301 „Vehmsmoor“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 256 ha Durch früheren Torfabbau und Entwässerung degeneriertes Hochmoor. Überwiegend Kurzcharakteristik sekundäre Kiefern-Birken-Moorwälder in vielfach guter, torfmoosreicher Ausprägung. Teilweise Regeneration von Hochmoorvegetation. Großflächige, überwiegend gut ausgeprägte Moorwälder. Regeneration von Hoch- Schutzwürdigkeit moorvegetation in ehemaligen Torfstichen. Vorkommen gefährdeter Arten. Gefährdung Beeinträchtigung durch früheren Torfabbau und Entwässerung. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Wertbestimmen- Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore (7120), Torfmoor-Schlenken de Lebensraum- (Rhynchosporion) (7150), Moorwälder (91D0) typen nach An- hang I der FFH- Richtlinie Arten keine FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse In einem Abstand von ca. 1.000 respektive 1.500 m befindet sich ein Vorranggebiet Windenergienutzung (WA-02-V04 und WA-03-V04). Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbestandteile können ausgeschlossen werden. Dies gilt auch unter Be- rücksichtigung möglicher mittelbarer erheblicher Beeinträchtigungen der den wertbestimmenden Lebens- raumtypen zugeordneten charakteristischen Arten außerhalb des FFH-Gebiets. VB von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet: Die Festlegung führt zu positiven Umweltauswirkungen, da schützenswerte Offenlandbiotope beziehungsweise Gebiete mit einer offenen und reich strukturierten Kulturlandschaft vor Aufforstung oder der natürlichen Sukzession geschützt werden. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können ausgeschlossen werden.

90 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

FFH-Gebiet DE 3021-331 „Aller (mit Barnbruch), untere Leine, untere Oker“ EU-Vogelschutzgebiet DE 3222-401 „Untere Allerniederung“

Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (FFH-Gebiet) Fläche 18.030,69 ha Niederungen relativ naturnaher Tieflandflüsse mit vielfältigem Biotopmosaik. Oft durch Flutmulden und Dünen bewegtes Gelände. Zahlreiche Altwässer, Auengrünland, Kurzcharakteristik Sandmagerrasen, gehölzfreie Sumpfvegetation, Auwälder u. a., Kirchengebäude in Ahlden. Bedeutendster Flussniederungskomplex im Weser-Aller-Flachland. Wichtig u. a. für Repräsentanz von feuchten Hochstaudenfluren, eutrophen Seen, Hartholz- Schutzwürdigkeit Auenwäldern, mageren Flachland-Mähwiesen, Otter, Biber, Mausohr, Grüner Keil- jungfer. Teilweise Wasserverunreinigung, Gewässerausbau (Staustufen, Uferbefestigungen), Gefährdung Eindeichungen, intensive Grünlandnutzung, Nutzungsaufgabe von Extensivgrünland, Angelsport, Zerschneidung durch Verkehrswege. Störungen der Fledermauskolonie. Auf dem Dachboden der Kirche in Ahlden befindet sich eine bedeutende Wochenstu- Bemerkung be des Großen Mausohrs. Der Lebensraumtyp 7210 konnte 2002 nicht bestätigt werden. Status und/oder Mög- Sonstiges lichkeiten der Wiederansiedlung/-herstellung sind zu prüfen. Arten und Lebensraumtypen nach Anhängen FFH-Richtlinie (Erhaltungsziele) Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista [Dünen im Binnenland] (2310), Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis [Dünen im Binnenland] (2330), Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoëto-Nanojuncetea (3130), Natürliche eutrophe Seen mit ei- ner Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions(3150), Dystrophe Seen und Teiche (3160), Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ra- nunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion (3260), Flüsse mit Schlammbänken Wertbestim- mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p. (3270), Trockene mende Lebens- europäische Heiden (4030), Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden raumtypen und –rasen (5130), Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem nach Anhang I europäischen Festland) auf Silikatböden (6230), Pfeifengraswiesen auf kalkreichem der FFH- Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) (6410), Feuchte Richtlinie Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe (6430), Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) (6510), Über- gangs- und Schwingrasenmoore (7140), Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallianae (7210), Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo- Fagetum) (9110), Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) (9130), Subatlanti- scher oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald (Carpinion betu- li) [Stellario-Carpinetum] (9160), Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur (9190), Moorwälder (91D0), Auenwälder (91E0), Hartholzauenwälder

91 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

(91F0) Amphibien Triturus cristatus [Kammmolch] Cobitis taenia [Steinbeißer], Cottus gobio [Groppe], Lampetra fluviatilis [Flussneunau- Fische ge], Lampetra planeri [Bachneunauge], Petromyzon marinus [Meerneunauge], Rho- deus amarus [Bitterling], Misgurnus fossilis [Schlammpeitzger] Castor fiber [Biber], Lutra lutra [Fischotter], Myotis bechsteini [Bechsteinfledermaus], Säugetiere Myotis dasycneme [Teichfledermaus], Myotis myotis [Großes Mausohr] Ophiogomphus cecilia [Grüne Keiljungfer], Leucorrhinia pectoralis [Große Moosjung- Insekten fer] Gebietsbeschreibung nach Standarddatenbogen (EU-VSG) Fläche 5.387 ha Kurzcharakteristik Niederungsgebiet auf 80 km Länge eines Tieflandflusses mit vielfältigem Biotopmosa- ik, größtenteils offenes, teilw. auch mit Hecken durchsetztes Grünland, mit Flutmul- den, Altarmen, Röhrichten und Auwaldresten. Schutzwürdigkeit Hohe Bedeutung als Brut- und Nahrungsgebiet für Weißstorch und Verbindungsachse von der stabilen ostdeutschen Population, Vorkommen des Schwarzmilans, bei Win- terüberschwemmungen Rastgebiet für nordische Schwäne und Gänse. Gefährdung Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, insbes. Grünlandumbruch, wasser- wirtschaftl. Maßnahmen, insbes. Entwässerung, Gewässerausbau, Deichbau, Besei- tigung von Hecken, Windenergienutzung, Störungen, Verminderung winterl. Hoch- wässer. Bemerkung Neuabgrenzung des 1983 gemeldeten Gebietes. Arten nach Anhängen Vogelschutzrichtlinie (für fett gedruckte Arten besteht besondere Planungsrele- vanz) Vegetationsreiche Acrocephalus schoenobaenus [Schilfrohrsänger], Porza- Ufer/Schilf na porzana [Tüpfelsumpfhuhn]. Arten vegetati- Charadrius dubius [Flussregenpfeifer], Haematopus ostralegus [Austernfischer] onsarmer Ufer En- Anas clypeata [Löffelente], Anas platyrhynchos [Stockente], Anas querquedula [Knäk- ten/Rallen/Gänse/ ente], Anas strepera [Schnatterente], Anser albifrons [Bläßgans], Anser fabalis [Saat- Schwäne/Säger/ gans], Cygnus columbianus bewickii [Zwergschwan (Mitteleuropa)], Cygnus cygnus Taucher [Singschwan], Cygnus olor [Höckerschwan], Mergus merganser [Gänsesäger], Podi- ceps cristatus [Haubentaucher], Podiceps nigricollis [Schwarzhalstaucher], Rallus aquaticus [Wasserralle], Tadorna tadorna [Brandgans] Feld und Wiesen- Corvus frugilegus [Saatkrähe], Gallinago gallinago [Bekassine], Motacilla flava brüter [Schafstelze], Tringa totanus [Rotschenkel], Vanellus vanellus [Kiebitz] Gehölzarten Lanius collurio [Neuntöter], Lanius excubitor [Raubwürger], Luscinia megarhynchos [Nachtigall], Saxicola rubetra [Braunkehlchen], Saxicola torquata [Schwarzkehlchen] Wälder Oriolus oriolus [Pirol] Fasanenartige Coturnix coturnix [Wachtel], Crex crex [Wachtelkönig] Greifvögel Circus aeruginosus [Rohrweihe], Milvus migrans [Schwarzmilan], Milvus mil- vus [Rotmilan], Pernis apivorus [Wespenbussard] Spechte Dryocopus martius [Schwarzspecht] Sonstige Arten Ardea cinerea [Graureiher], Ciconia ciconia [Weißstorch], Ciconia nigra [Schwarzstorch], Circus cyaneus [Kornweihe] FFH-Verträglichkeitsprüfung – Analyse Östlich der A 7 grenzen drei Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung (Sand) teilweise direkt an das Schutzgebiet an. Bei Gilten befindet sich ein Vorbehaltsgebiete Rohstoffgewinnung (Kiessand) in ca. 450 m Entfernung. Erhebliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung VB Rohstoffgewinnung Sand/Kiessand sind durch entsprechendes Abbaumanagement auszuschließen. Mögliche negative Aus- wirkungen auf das Wasserregime des Gebietes und somit auf die wertgebenden Lebensraumtypen und Ar- ten sind im Zuge des Rohstoffabbaus ebenfalls zu vermeiden. Das direkt angrenzende Vorbehaltsgebiet

92 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

Rohstoffgewinnung (Sand) überschneidet sich zu überwiegenden Teilen mit dem Überschwemmungsge- biet der Allerniederung, sodass der Rohstoffabbau den Erfordernissen des Umweltschutzes angepasst er- folgen muss, um im Falle eines Hochwassers keine negativen Umweltauswirkungen resultieren. Vorbehaltsgebiet Deich: Zum Hochwasserschutz wurden im Bereich des FFH-Gebietes drei Vorbehalts- gebiete Deich festgelegt, da Deichvorhaben geplant sind. Der Deichbau ist regelmäßig mit negativen Um- weltauswirkungen verbunden. Das Vorbehaltsgebiet sichert den Bereich vor konkurrierenden Nutzungen. Inwieweit negative Umweltauswirkungen durch den Deichbau vorbereitet werden ist auf dieser Planungs- ebene nicht erkennbar. In einem Abstand von ca. 1.300 respektive 1.700 m zum FFH- und Vogelschutzgebiet befindet sich ein Vorranggebiet Windenergienutzung. Das Vorranggebiet WA-04-V04 und WA-08-V04 liegt südlich bzw. westlich des Ortes Groß Eilstorf an der B 209. Die Teilgebiete besitzen eine Fläche von 99 ha (WA-04-V04) und ca. 42 ha (WA-08-V04). Sie liegen innerhalb einer ausgeräumten, weitgehend ackerbaulich dominier- ten Flur. Ein hoher Grünlandanteil zeigt sich für die Fläche WA-04-V04. Südlich der Flächen, in Richtung auf die benannten Schutzgebiete befinden sich bewaldete Binnendünen und an diese angrenzend die Orts- lagen Altenwahlingen und Groß Häuslingen. Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile können ausgeschlossen werden. Dies gilt auch unter Berücksichtigung möglicher mittelbarer erheblicher Beeinträchtigungen der den wertbestimmenden Lebensraumtypen zugeordneten charakteristi- schen Arten außerhalb des FFH-Gebiets. Ergebnis Erhebliche Beeinträchtigungen der gebietsspezifischen Erhaltungsziele bzw. der maßgeblichen Gebietsbe- standteile des Natura 2000-Gebietes können auf Ebene der Regionalplanung ausgeschlossen werden.

93 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht

6 Verwendete Literatur und Informationsgrundlagen

Literatur LANDKREIS SOLTAU-FALLINGBOSTEL, 2000: Regionales Raumordnungsprogramm 2000. Beschrei- bende Darstellung, Begründung, zeichnerische Darstellung.

LANDKREIS HEIDEKREIS, 2015: Regionales Raumordnungsprogramm für den Landkreis Heidekreis. Entwurf 2015. Beschreibende Darstellung, Begründung, zeichnerische Darstellung. Landkreis Heidekreis, Bad Fallingbostel.

LANDKREIS HEIDEKREIS, 2013 (Hrsg.): Landschaftsrahmenplan. Landkreis Heidekreis, Bad Falling- bostel.

NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ - NLWKN (2011) Standarddatenbogen der FFH-Gebiete und EU-Vogelschutzgebiete.- http://www.nlwkn.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=8039&article_id=4610 4&_psmand=26 (Stand: 20.08.2015).

NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT, VERBRAUCHERSCHUTZ UND LANDESENTWICKLUNG, 2008: Hinweise und Erläuterungen zum Niedersächsischen Ge- setz über Raumordnung und Landesplanung – NROG-Arbeitshilfe, Hannover.

NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT, VERBRAUCHERSCHUTZ UND LANDESENTWICKLUNG: Landesraumordnungsprogramm in der Fassung vom 22.05.2008, Aktualisierung 2012.

STADTREGION, 2012: Konversion und Regionalentwicklung in den Landkreisen Celle und Heide- kreis - Demographische Entwicklung, Hannover.

UMWELTBUNDESAMT, 2009: Leitfaden zur Strategischen Umweltprüfung (SUP), F+E-Vorhaben FKZ 206 13 100 i.A. des UBA, Dessau-Roßlau.

Gesetze, Richtlinien, Erlasse BUNDESBODENSCHUTZGESETZ – GESETZ ZUM SCHUTZ VOR SCHÄDLICHEN BODENVERÄNDERUNGEN UND ZUR SANIERUNG VON ALTLASTEN (BBodSchG) in der Fassung vom 09.12.2004.

BUNDESIMMISSIONSSCHUTZGESETZ – GESETZ ZUM SCHUTZ VOR SCHÄDLICHEN UMWELT-EINWIRKUNGEN DURCH LUFTVERUNREINIGUNGEN, GERÄUSCHE, ERSCHÜTTERUNGEN UND ÄHNLICHE VORGÄNGE (BImSchG) in der Fassung vom 26.09.2002.

BUNDESNATURSCHUTZGESETZ – GESETZ ÜBER NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE (BNatSchG) in der Fassung vom 22.12.2008.

ERNEUERBARE ENERGIEN GESETZ (EEG) Novellierung vom Juni 2008.

GESETZ ZUR NEUFASSUNG DES RAUMORDNUNGSGESETZES (ROG) vom 22.12.2008; geltend ab 30.06.2009.

GESETZ ZUR ORDNUNG DES WASSERHAUSHALTS (WHG) in der Fassung vom 22.12.2008.

GESETZ FÜR DIE ERHALTUNG DIE MODERNISIERUNG UND DEN AUSBAU DER KRAFT-WÄRME-KOPPLUNG (KRAFT-WÄRME-KOPPLUNGSGESETZ) in der Fassung vom 01.04.2002.

NIEDERSÄCHSISCHES DENKMALSCHUTZGESETZ (DSCHG ND) VOM 30.05.1978, letzte berücksichtigte Änderung: mehrfach geändert, § 22 a eingefügt durch Gesetz vom 26.05.2011 (Nds. GVBl. S. 135)

NIEDERSÄCHSISCHES NATURSCHUTZGESETZ (NNatSchG) vom 11.04.1994; zuletzt geändert am 27.01.2003.

94 Neuaufstellung des RROP im Landkreis Heidekreis – Umweltbericht Entwurf

NIEDERSÄCHSISCHES WASSERGESETZ (NWG) in der Fassung vom 19.02.2010, zuletzt geändert am 18.12.2014.

RdErl. d. MI v. 26.01.2004, Az. 303-/32346/8.1: Empfehlungen zur Festlegung von Vorrang- oder Eignungsgebieten für die Windenergienutzung.

RICHTLINIE 2002/49/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm vom 25.06.2002.

RICHTLINIE 2001/42/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über die Prüfung der Um- weltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme (UP-Richtlinie) vom 27.06.2001.

RICHTLINIE 2000/60/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES zur Schaffung eines Ord- nungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (Was- serrahmenrichtlinie) vom 23.10.2000.

RICHTLINIE 79/409/EWG DES RATES über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutz- Richtlinie) vom 02.04.1997.

RICHTLINIE 92/43/EWG DES RATES zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildle- benden Tier und Pflanzen (FFH-Richtlinie) vom 21.05.1992.

Internet Basisdaten-WMS-Dienst, Stand September 2015, Niedersächsische Umweltkarten 2014, Um- weltdaten Niedersachsen.

Bodenkarten-WMS-Dienst, Stand September 2015, Niedersächsischen Bodeninformationssystem (NIBIS®) des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG).

GAV-WMS-Dienst, Stand September 2015, Niedersächsische Umweltkarten 2014, Gewerbeauf- sicht.

Hydro-WMS-Dienst, Stand September 2015, Niedersächsische Umweltkarten 2014, Niedersäch- sische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN): Statistik Bevölkerungsvorausberechnung für den Landkreis Heidekreis.

Naturschutz-WMS-Dienst, Stand September 2015, Niedersächsische Umweltkarten 2014, Nieder- sächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

WRRL-WMS-Dienst, Stand September 2015, Niedersächsische Umweltkarten 2014, Niedersäch- sische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Allgemeine Informationen (Landkreis Heidekreis) • Topographische Karten (TK 50) • Farb-Orthophotos • naturschutzrechtlich geschützte Gebiete, insbes. Abgrenzungen

95

Anhang zum Umweltbericht: Gebietsprüfung VR Windenergienutzung

im Rahmen der ersten Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Heidekreis

Teiländerung Windenergie

erstellt im Auftrag des Heidekreises

Hannover, im September 2015

Projektleitung: Dipl.-Ing. Dietrich Kraetzschmer

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Margrit Logemann Dipl.-Geogr. Martina Laske Kartographie: Dipl.-Geogr. Martina Laske

Stiftstr. 12 - 30159 Hannover Tel: (0511) 51 94 97 81 (Fax: -83) [email protected]

I

1 Umweltauswirkungen der Vorschlagsflächen

1.1 Vorranggebiet Windenergienutzung BI-01-V04

Vorranggebiet BI-01-V04, Gemeinde Bispingen

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Gebiet BI-01-V04 liegt etwa 2 km nördlich von Bispingen im Nordosten des Landkreises Heidekreis. Die Fläche ist ca. 67 ha groß und befindet sich in einer intensiv genutzten Ackerflur. Kleinflächig ist Grünland vor- handen. Die Landschaftsbildbedeutung ist als gering bewertet. Innerhalb der Fläche befindet sich ein mit einem Wäldchen bestocktes Hünengrab. In der Umgebung setzt sich nach Norden die Ackerflur fort, während sich westlich und östlich größere Nadelwäl- der befinden. Im Süden fließt die Brunau durch Wälder und Grünland. Das Landschaftsbild der angrenzenden Waldlandschaften ist mit mittel (an der BAB A7) bis sehr hoch (Wälder nördlich der Brunau) beurteilt.

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Die Ortslage Volkwardingen (Innenbereich) befindet sich in einer Entfernung von mind. 1.000 m in nördlicher Richtung des vorgesehenen Vorranggebietes. In südöstlicher Richtung befindet sich ebenfalls in einer Entfer- nung von mind. 1 km die Ortslage Hützel. In südlicher Richtung befindet sich die als sonstige wohnbauliche Nutzung im Außenbereich eingestufte Splittersiedlung Borstel in der Kuhle in einem Abstand von mind. 500 m, sowie, in einem Abstand von ca. 1,3 km, die Siedlung Borstel. Die westlich der BAB A7 gelegene Ortslage Beh- ringen weist gleichfalls einen Abstand von mind. 1,3 km auf. Die als Vorranggebiet vorgesehene Fläche ist durch die BAB A7, die L212, eine direkt nördlich angrenzende Biogasanlage, durch das südlich der Brunau befindliche Kartcenter und den Snow Dome sowie durch einen Sendemast stark vorbelastet. Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Für das Vorranggebiet BI-01-V04 sind in zwei verschiedenen Planungen insgesamt sieben WEA vorgesehen. Die BImSchG-Anträge sind in Bearbeitung. Die Ausweisung des Vorranggebietes Windenergienutzung BI-01- V04 als kombiniertes Vorrang- und Eignungsgebiet in der 1. Änderung des RROP 2000 (Teiländerung Wind- energienutzung) hat der 12. Senat des OVG Lüneburg mit Urteil vom 17.10.2013 (12 KN 277/11) für unwirksam erklärt. Dies hat für die Fläche zur Folge, dass es an der raumordnerischen Zielaussage fehlt und ein raumord- nungsrechtlich weißer Bereich entsteht. Die Fläche wird zum planungsrechtlichen Außenbereich und § 35 Abs. 3 Satz 3 steht der Errichtung von Windenergieanlagen nicht entgegen. Daher besteht eine generelle Zulässigkeit dieser Planungen. Aus den in den laufenden Zulassungsverfahren vorgelegten Gutachten (s. w. u.) sind keine Belange erkennbar, die eine Windenergienutzung an diesem Standort grundsätzlich ausschließen könnten. Ob bei Nichtumsetzung der Planungsabsichten für die nähere Zukunft eine Umsetzung der beschriebenen Pla- nung inkl. Ausbau des Wegenetzes im Gebiet sowie eine Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen zu erwar- ten ist, kann derzeit nicht beurteilt werden (s. w. u). Weitere Änderungen in der Landnutzung und des Umweltzu- standes sind nicht absehbar. Da die Zulassung noch nicht erfolgt ist, wird der aktuell bestehende Zustand als Vergleichsbasis für die Prognose der Umweltauswirkungen herangezogen. Relevante Umweltziele Das Vorranggebiet Windenergienutzung befindet sich innerhalb eines Vorsorgegebietes für Erholung (RROP 2000). • 1.000 m westlich des Gebietes befindet sich das NSG „Lüneburger Heide“; knapp 3.000 m südöstlich liegt das NSG „Söhlbruch“. • Südlich und östlich in 200 m Entfernung befindet sich das LSG „Borsteler Kuhle und Brunautal“. • Das teils in ca. 200 m Entfernung befindliche Brunautal ist als Vorranggebiet für Natur und Landschaft aus- gewiesen. • Die Brunau ist als Nebengewässer des Niedersächsischen Fließgewässerschutzprogramms festgelegt.

Natura 2000-Gebiete • Nordwestlich des Vorranggebietes befindet sich ca. 1.000 m entfernt das FFH-Gebiet DE 2725-301 / EU- Vogelschutzgebiet (SPA) DE 2825-401 „Lüneburger Heide“. • 2.500 m südöstlich befindet sich das FFH-Gebiet DE 2626-331 „Gewässersystem der Luhe und der unteren Neetze“. Erhebliche Beeinträchtigungen können ohne weitere Prüfung ausgeschlossen werden. • Südöstlich befindet sich knapp 7.000 m entfernt das EU-Vogelschutzgebiet DE 3026-401 „Truppenübungs- platz Munster Nord und Süd“. Ergebnis der FFH-Verträglichkeitsprüfung: • FFH-Gebiet DE 2725-301: Ein Auftreten erheblicher Beeinträchtigungen der Schutz- und Erhaltungsziele kann ausgeschlossen werden. • EU-Vogelschutzgebiet (SPA) DE 2825-401: Ein Auftreten erheblicher Beeinträchtigungen der Schutz- und Erhaltungsziele kann, auch unter Berücksichtigung von Wechselbeziehungen mit dem VSG DE 3026-401, ausgeschlossen werden.

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewertung

Bevölke- Im Zuge der Immissionsschutzrechtlichen Zulassungsverfahren sind die erforderli- rung / Ge- chen Schall- und Schattenwurfprognosen für die nächstliegenden Gebäude erstellt sundheit worden. Es konnte festgestellt werden, dass es in Bezug auf die Schallentwicklung des Men- nicht zu einer Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte kommt. Für Gebäude schen am nördlichen Rand von Borstel i. d. Kuhle wurde jedoch bezüglich Schattenwurf eine Überschreitung des zulässigen Grenzwertes prognostiziert, Vermeidungs- maßnahmen werden erforderlich (Abschaltautomatik) (Grontmij/GfL 2010, S. 11) sehr negativ

Aufgrund der Lagebeziehungen sind gleichwohl temporäre (zumutbare) Belästi- gungen durch Lärm bzw. Schattenwurf bei tiefstehender Sonne und Reflexionen 3

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewertung insbes. für den nicht sichtverstellten östlichen Ortsrand von Behringen zu erwarten, negativ während für Hützel aufgrund vorgelagerter Gehölzbestände überwiegend eine Sichtverschattung gegeben ist. Die Außenbereiche der 1.000 m entfernt liegenden Ortslage von Volkwardingen haben teilweise gute Sicht auf das Gebiet. Eine erhebliche randliche Beeinträchtigung entsteht auch für das der ruhigen Erho- lung dienende Brunautal. Zudem kann aufgrund der für Volkwardingen und Hützel bestehenden Festlegung als Standorte mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Erholung von einer Beeinträchtigung der Erholungsnutzung im Landschaftsraum ausgegangen werden. negativ

Tiere und Wertvolle Biotope werden nicht beeinträchtigt. indifferent Pflanzen Wertvolle Vogellebensräume mit hoher Empfindlichkeit gegenüber WEA sind im (biol. Viel- Bereich des Vorranggebietes nicht bekannt. Das NSG, FFH- und Vogelschutzge- falt) biet „Lüneburger Heide“ als wichtiger Brutvogellebensraum liegt mindestens 1.000 m entfernt. Der südöstlich gelegene Truppenübungsplatz Munster-Nord be- findet sich knapp 7 km entfernt. Zwischen beiden Gebieten wurde zunächst eine Wechselbeziehung des vom Aussterben bedrohten Birkhuhns vermutet. Östlich von Borstel befindet sich eine kleinflächige Heidefläche, die potentiell als Trittsteinbio- top für das Birkhuhn geeignet ist (a. a. O., S. 12). Im Rahmen der durchgeführten Vogelkartierungen (Abia 2011) wurde daher auch eine „Sonderuntersuchung Birk-

huhn“ durchgeführt. Ergebnisse (plan-GIS 2012, S. 17 ff): • Geringe Bedeutung des Kerngebietes für die Avifauna, verarmte Brutvogelfau- na, lediglich die Feldlerche wird als empfindlich beschrieben. Jedoch wurde sehr nega- durch den VNP für 2013 ein Rotmilanbrutvorkommen in dem westlich angren- tiv zenden Wald gemeldet (VNP 2013).

• Birkhuhnvorkommen wurden nicht festgestellt. Eine Funktion der vorhandenen Heidefläche als Trittsteinbiotop ist aufgrund der isolierten Lage nicht anzuneh- men. Das Vorliegen eines Verbundkorridors wird aufgrund der geringen Wan- derungsneigung der Art und angesichts der im Kerngebiet und den in direktem indifferent Umfeld bestehenden Vorbelastungen (insbes. Autobahn A7) sowie der dort gegebenen großflächigen Ackernutzung ausgeschlossen.

• Geringe Bedeutung des Gebietes für Gastvögel, dabei geringe Frequenz von Greifvogelsichtungen; geringe Auswirkung auf Gastvögel. indifferent • Im Zuge der Zulassungsverfahren durchgeführte Fledermauskartierungen mit Ein- (Döpel 2011, Pankoke 2011) kommen zu folgenden Ergebnissen (plan-GIS schrän- 2012, S.43 ff): An den vorgesehenen Maststandorten werden bis auf zwei kung nega- Standorte keine zulassungsrelevanten Konflikte erwartet. tiv

Wasser Gewässer werden nicht in erheblichem Maße beeinträchtigt. indifferent Landschaft Durch eine Ansiedlung von WEA im Betrachtungsraum wird das Landschaftsbild des Offenlandes nachhaltig verändert. Die Anlagen sind von der L212 sichtbar. Neben der ästhetischen Beeinträchtigung der Landschaft wird im Nahbereich bis ca. 1 km Entfernung von den Anlagen das Landschaftserleben durch Lärmimmissi- negativ onen und Schattenwurf der Rotoren beeinträchtigt. Dies wirkt sich insbesondere randlich auf den angrenzenden, als LSG festgelegten Talraum der Brunau aus. Da der Raum durch Straßen und die Freizeit- und Tourismusinfrastruktur vorbelastet

ist, wird die Beeinträchtigung im direkten Standortumfeld darüber hinaus als gering- fügig bewertet. Der 7 km entfernte Wilseder Berg bildet als höchste Erhebung der Lüneburger Heide einen Aussichtspunkt regionaler Bedeutung. Die derzeit geplanten WEA werden laut der durchgeführten Sichtbarkeitsanalysen jedoch nicht sichtbar sein. negativ Weiterhin befindet sich ein bedeutsamer Aussichtspunkt oberhalb des Totengrun- des in etwa 5 km Entfernung der Fläche BI-01-V04. Die von Seiten der Antragstel- ler durchgeführten Fotomontagen zeigen, dass die Rotoren des Windparks zwar sichtbar sein würden, sich jedoch außerhalb der am Totengrund bestehenden Hauptsichtachse, eher am Rande des Sichtfeldes befinden (plan-GIS 2012, S. 100). Aufgrund der Entfernung kann die Wirkung gleichwohl als negativ qualifiziert werden. Kulturelles Eine Fernwirkung auf die Lüneburger Heide als bedeutende Kulturlandschaft ist indifferent Erbe / aufgrund der im Nahbereich wie auch in größerer Entfernung wegen des Wald- Sachgüter reichtums ausgeprägten Sichtverschattung und der Entfernung der bedeutsamen mit Ein- 4

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewertung großflächigen Heidegebiete nicht erheblich. schrän- Demgegenüber ergibt sich für das auf der Fläche vorhandene einzelne Hünengrab kung nega- (Grontmij/GfL 2010) eine Beeinträchtigung des Umfeldes, wenngleich das Kultur- tiv denkmal in seinem Bestand erhalten werden kann.

Hinweise zu Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen Gehölzpflanzungen zur Landschaftsgliederung, Sichtverschattung der Ortslage Volkwardingen, sowie Maßnah- men zum Ausgleich im Zuge der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung wurden in den Gutachten von plan-GIS (2012) und Eco-cert (2013) entwickelt. Auch Maßnahmen zur Vermeidung des Eintretens artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände werden dort vorgeschlagen. Die dort gegebenen Empfehlungen sind bei den Entscheidun- gen im Immissionsschutzrechtlichen Zulassungsverfahren zu berücksichtigen und entsprechend umzusetzen. In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des LK Heidekreis sind Maßnahmen vorgesehen, um ar- tenschutzrechtliche Konflikte zu vermeiden (sog. CEF-Maßnahmen, a. a. O. S. 67 ff). An zwei der Maststandorte wird aufgrund der Datenlage die Installierung eines Fledermausmonitorings mit bedarfsweiser Festlegung von Abschaltzeiten vorgeschlagen (a. a. O. S. 64, Landkreis Heidekreis 2013 b). Zusätzlich fordert der Landkreis Heidekreis die Durchführung eines Monitorings für den gesamten Standort und daran gekoppelt Einhaltung von Abschaltzeiten zum Schutz des lokalen Brutvorkommens des Rotmilans / Ver- meidung von Verbotstatbeständen (LK Heidekreis 2013 b). Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozess sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort nur mit erheblichen Einschränkungen geeignet. Ein erhöhtes Konfliktpotential aufgrund von Fernwirkungen für das Schutzgut Landschaft ist zu erwarten. Auf- grund der zum Schutz des lokalen Brutvorkommens des Rotmilans im Zusammenhang mit einem Monitoring vorzusehenden Abschaltzeiten bietet sich unter Umweltgesichtspunkten für den Standort die Festlegung eines Eignungsgebietes an.

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1.2 Vorranggebiet Windenergienutzung NE-01-V04

Vorranggebiet NE-01-V04, Gemeinde Neuenkirchen

VorranVorrangggebietgebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das ca. 32 ha große Gebiet NE-01-V04 befindet sich südöstlich der Ortslage von Ilhorn in einer intensiv landwirt- schaftlich genutzten Flur der welligen Geest. Teils besteht Grünlandnutzung. Das Landschaftsbild wurde in diesem Bereich als gering bewertet (Hansa Luftbild 2008). Die Umgebung ist durch Acker- und Grünlandnutzung sowie Nadelwälder geprägt. Dem westlich angrenzenden Waldbereich und den benachbarten nördlichen Bereichen kommt aufgrund ihrer Nutzungsvielfalt eine hohe Bedeu- tung für das Landschaftsbild zu. Umgebende Siedlungen sind die 1.000 m entfernt liegende Ortschaft Ilhorn und die als sonstige wohnbauliche Nut- zung im Außenbereich eingestuften Einzelhöfe Steinberg sowie die teils in größerer Entfernung befindliche Ortslage Gilmerdingen.

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Im zu betrachtenden Raum befinden sich fünf WEA unter 150 m Gesamthöhe. Die Fläche ist zudem mit einem östlich gelegenen regional bedeutsamen Modellflugplatz (RROP 2000) sowie einer südwestlich verlaufenden Freileitung vorbelastet. Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Es sind keine maßgeblichen Änderungen des Umweltzustands zu erwarten. Relevante Umweltziele Das vorgesehene Vorranggebiet Windenergienutzung liegt z. T. innerhalb eines Vorsorgegebietes für Erholung. Nordöstlich befinden sich in ca. 1.500 m Entfernung das NSG „Hügelgräberheide bei Langeloh“, das auch Bestandteil des Moorschutzprogrammes ist, und 2.900 m entfernt das NSG „Birkensee“. Natura 2000-Gebiete Südlich des Vorranggebietes befindet sich ca. 2.800 m entfernt das FFH-Gebiet DE 2924-331 „Riensheide“. Eine erhebliche Beeinträchtigung ist aufgrund der Entfernung auszuschließen.

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Bewer- Schutzgut Erläuterungen tung Bevölkerung/ Das Vorranggebiet und die vorhandenen WEA sind von der 1.000 m entfernt liegenden Gesundheit Ortslage von Ilhorn und den als sonstige wohnbauliche Nutzung im Außenbereich mit Ein- des Men- eingestuften Einzelhöfen Steinberg sowie von der mehr als 1.000 m entfernt befindli- schrän- schen chen Ortslage von Gilmerdingen aus bedingt einsehbar, damit ist nur eine geringe kung nega- Beeinträchtigung gegeben. tiv Für die Erholungs-/ Freizeitnutzung kommt es durch Beanspruchung eines Vorsorge- gebietes für Erholung zu Beeinträchtigungen. Tiere und Wertvolle Biotope werden nicht beeinträchtigt. indifferent Pflanzen Wertvolle Vogellebensräume mit hoher Empfindlichkeit gegenüber WEA sind auf der (biol. Vielfalt) Fläche des Vorranggebietes nicht bekannt. Regional bedeutsame Brutvogelhabitate indifferent liegen 1.500 m östlich. Aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch WEA und Modellflugplatz erfolgt durch die Übernahme der Festlegung keine Verstärkung der Belastung. Wertvolle Fledermauslebensräume sind innerhalb und in der Umgebung des zu prü- indifferent fenden Standortes nicht bekannt, können aber in den benachbarten Wäldern vorkom- men. Andere gefährdete oder besonders geschützte Tierarten sind nicht bekannt. Er- hebliche Beeinträchtigungen sind nicht erkennbar. Wasser Gewässer werden nicht beeinträchtigt. indifferent Landschaft Durch die Ansiedlung von WEA im Betrachtungsraum wurde das Landschaftsbild am Standort nachhaltig verändert. Das Vorranggebiet wird zu keinen weiteren erheblichen indifferent Beeinträchtigungen führen. Auch hinsichtlich der erheblichen Fernwirkung der bereits bestehenden WEA sind keine weiteren Beeinträchtigungen zu erwarten. Allerdings hat das Gebiet im Hinblick auf die Bündelungswirkung einen ungünstigen Zuschnitt. Kulturelles Beeinträchtigungen von historisch bedeutenden Landschaftselementen sind nicht er- indifferent Erbe / Sach- kennbar. güter Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen Nicht erforderlich. Im Falle eines Repowering sindin nachfolgenden Verfahren im Sinne der Eingriffsregelung erhebliche Eingriffe in Boden, Biotope und Landschaftsbild angemessen zu kompensieren. Im Falle eines Vorkommens pla- nungsrelevanter Fledermaus- und Vogelvorkommen müssen ggf. Abschaltzeiten festgelegt werden. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort geeignet. Angesichts der bereits umgesetzten Planung sind erhebliche Umweltauswirkungen nicht zu erwar- ten. Im Falle eines Repowering können, abhängig von der jeweiligen Planung schutzgutbezogen positive wie nega- tive Umweltauswirkungen auftreten.

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1.3 Vorranggebiet Windenergienutzung SO-01-V04

Vorranggebiet SO-01-V04, Stadt Soltau

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Gebiet SO-01-V04 befindet sich westlich von Soltau in einer intensiv genutzten Ackerflur der Geest. Es setzt sich aus einer nördlichen ca. 28 ha großen Fläche und einer südlichen ca. 9 ha großen Fläche zusammen. Das Landschaftsbild wurde in diesem Bereich als gering bewertet (Hansa Luftbild 2008, UMP 2013). Westlich befindet sich die Niederung der Bomlitz, deren Landschaftsbild im südlichen Teil als sehr hoch, nördlich von Frielingen als hoch bewertet ist. Den östlichen Waldbereichen wird eine mittlere Bedeutung beigemessen, ebenso dem vielfältigen Bereich entlang der Bahnlinie Soltau-Visselhövede nördlich des geplanten Vorranggebietes (UMP 2013). Die Splittersiedlung Frielingen befindet sich mind. 700 m von dem geplanten nördlichen Vorranggebiet entfernt, die Ortslage sowie die Siedlungssplitter von Woltem befinden sich in mind. 700 m Entfernung sowohl vom nördlichen als auch vom südlichen Vorranggebiet mit den bereits bestehenden WEA. Zum Siedlungssplitter Aver (sonstige wohn-

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bauliche Nutzung im Außenbereich) wird ein Abstand von mind. 500 m zur geplanten Vorrangfläche eingehalten. Die im Nordosten gelegene Ortslage Leitzingen befindet sich in mind. 1.100 m Entfernung vom nördlichen Vorranggebiet Auf der südlichen Teilfläche SO-01-V4 befinden sich bereits zwei WEA. Auf der nördlichen Teilfläche sind drei WEA genehmigt und für zwei weitere ist ein Bauvorbescheid erteilt. Die Fläche ist zudem durch die nördlich verlaufende K16 vorbelastet. Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Für das Vorranggebiet SO-01-V4 sind im südlichen Teil bereits zwei Anlagen realisiert, für den nördlichen Teil sind drei WEA genehmigt und für zwei weitere WEA ist ein Bauvorbescheid erteilt. Bei Nichtumsetzung der Planungsabsichten ist eine Errichtung der drei genehmigten Anlagen zu erwarten. Darüber hinaus sind keine grundsätzlichen Änderungen in der Landnutzung und des Umweltzustandes absehbar. Die Vorbe- lastung durch die beiden WEA im südlichen Vorranggebiet bleibt aufgrund des Bestandsschutzes bestehen. Relevante Umweltziele Das Vorranggebiet Windenergienutzung überlagert eine Festlegung des Regionalplans als Vorsorgegebiet für Landwirtschaft sowie Vorsorgegebiet Erholung. Frielingen ist als Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Erholung gekennzeichnet (RROP 2000). Die westlich gelegene Bomlitz-Niederung ist als Vorranggebiet für Natur und Landschaft sowie als Vorranggebiet für ruhige Erholung ausgewiesen (RROP 2000). Die östlich angrenzenden Waldflächen sind ebenfalls Vorsorgegebiet für die Erholung. Nordöstlich befindet sich in 370 m Entfernung das LSG „Brock bei Leitzingen“. 1.500 m nördlich liegt das LSG „Riensheide“ sowie das NSG „Riensheide“. Natura 2000-Gebiete Nördlich des Vorranggebietes befindet sich ca. 1.800 m entfernt das FFH-Gebiet DE 2924-331 „Riensheide“. Eine erhebliche Beeinträchtigung wird aufgrund der Entfernung ausgeschlossen.

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewertung Bevölke- Hinsichtlich möglicher Lärmbelastungen ist aufgrund der Entfernung des Vorranggebie- mit Ein- rung/ Ge- tes zu den Splittersiedlungen Frielingen, Aver und Woltem sowie zu der Ortslage Wol- schränkung sundheit tem ist aufgrund der Entfernung des Vorranggebietes mit der Einhaltung der jeweiligen negativ des Men- gebietsspezifisch zulässigen Immissionsrichtwerte der TA-Lärm zu rechnen. Hinsicht- schen lich des Schattenwurfs können Belastungen nicht ausgeschlossen werden. mit Ein- Für die nächstgelegenen Orte Frielingen, Aver, Woltem und Bostel besteht aufgrund schränkung der Lage im gehölzreichen Tal der Böhme zum Großteil gute Sichtverschattung. Teils negativ besteht durch ausgeräumte Flur Sicht auf die zu prüfende Fläche: Eine erhebliche Beeinträchtigung ist gegeben. Obwohl das geplante Vorranggebiet laut RROP keine bedeutende Erholungsfunktion negativ aufweist, ist eine Beeinträchtigung der unmittelbar benachbarten Vorranggebiete für Erholung sowie der Entwicklungsaufgabe Erholung zu erwarten. Tiere und Wertvolle Biotope sind auf der Fläche nicht vorhanden. indifferent Pflanzen Hinsichtlich der Avifauna sind folgende Erkenntnisse hervorzuheben: (biol. Viel- • falt) Geringe Bedeutung des geplanten Vorranggebietes für Brutvögel. Lediglich die Feldlerche (Rote-Liste-Art) wurde mit wenigen Brutpaaren festgestellt (ROHLOFF mit Ein- 2010). Bezüglich der artspezifischen Empfindlichkeit der Avifauna des Untersu- schrän- chungsgebietes gegenüber WEA bewertet ROHLOFF Mäusebussard, Turmfalke, kung nega- Kranich, Feldlerche, Wiesenpieper, Grünspecht als mittel bis gering. Für den Rot- tiv milan wird sie zwar höher bewertet, der Brutplatz lag jedoch außerhalb des Unter- suchungsgebietes von ROHLOFF. Die möglichen Beeinträchtigungen werden als gering eingeschätzt. • Als Nahrungshabitat des Schwarzstorchs hatte die Bomlitz-Niederung eine beson- dere Bedeutung (landesweit bedeutsamer Brutvogellebensraum) und kann derzeit indifferent noch als potentielles Nahrungshabitat angesehen werden. Ehemalige Brutplätze befinden sich in 5-6 km Entfernung. Erhebliche Beeinträchtigungen sind nicht zu erwarten. • Als Gastvogellebensraum hat das Untersuchungsgebiet keine besondere Bedeu- indifferent tung.

• Als Fledermausarten wurden im UG festgestellt der Große Abendsegler, die Breit-

flügelfledermaus, die Fransenfledermaus und die Zwergfledermaus. Für den gro-

ßen Abendsegler ist ein erhöhtes Kollisionsrisiko im nördlichen Teil des geplanten

Vorranggebiets südlich der K16 anzunehmen, was von ÖKOFAKT (2011), jedoch

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Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewertung als unerhebliche Beeinträchtigung eingeschätzt wird, da dieser Bereich nur eine mit Ein- geringe Bedeutung als Funktions- und Lebensraum habe. Auch als Balzquartier schrän- habe das UG keine besondere Bedeutung. Für die Fransenfledermaus ist auf- kung ne- grund der Entfernung ihres Lebensraums zum geplanten Vorranggebiet keine Be- gativ einträchtigung zu erwarten. Da für die Breitflügelfledermaus das UG nur eine ge- ringe bis mittlere Bedeutung als Funktions- und Lebensraum hat, sind auch für diese Art keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Bei Einhaltung eines Abstandes von 100 m von WEA zum Waldrand sind auch für die häufig vorkom- menden Zwergfledermäuse keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten (ÖKOFAKT 2011). Andere gefährdete oder besonders geschützte Tierarten sind nicht bekannt. Wasser Gewässer werden nicht in erheblichem Maße beeinträchtigt. indifferent Landschaft Aufgrund der Vorbelastung durch bereits bestehende WEA im südlichen Teil des indifferent Vorranggebiets sind für den Bereich südöstlich von Woltem keine erheblichen Beein- trächtigungen zu erwarten.

Im nördlichen Betrachtungsraum wird das Landschaftsbild durch den Bau zusätzli- cher WEA in deren Nahbereich bis ca. 2 km Entfernung von den Anlagen – in Abhän- negativ gigkeit von möglichen Sichtbarrieren – erheblich beeinträchtigt. Besonders betroffen ist die Bomlitz-Niederung mit ihrer sehr hohen Wertigkeit des Landschaftsbildes. Auch für den östlich an das geplante Vorranggebiet grenzenden Waldrand ist eine erhebliche Überprägung der Landschaft zu erwarten. Für den Offenlandbereich südlich und nörd- lich der Bahnlinie bei der Splittersiedlung Frielingen (in 1-2 km Entfernung) ist ebenfalls von Beeinträchtigungen auszugehen, wenngleich die WEA weniger dominant wirken. Die Fernwirkung ist aufgrund der angrenzenden Wälder vergleichsweise gering. Kultur. Erbe Beeinträchtigungen von historisch bedeutenden Landschaftselementen oder Bauwer- indifferent / Sachgüter ken sowie ein Verlust von Sachgütern sind nicht zu erwarten. Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen Im Sinne der Eingriffsregelung erhebliche Eingriffe in Boden, Biotope und Landschaftsbild sind im Rahmen des Zulassungsverfahrens zu ermitteln und angemessen zu kompensieren. Im Falle eines Vorkommens planungsrele- vanter Fledermaus- und Vogelvorkommen müssen ggf. Abschaltzeiten festgelegt werden. Im Besonderen sind Ge- hölzpflanzungen zur Sichtverschattung für Frielingen, Aver und Woltem angebracht. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort grundsätzlich geeignet. Ein erhöhtes Konfliktpotential ist für das Schutzgut Mensch (Erholung im Freiraum / Fernwirkungen auf angrenzende Ortslagen) zu erwarten. Hinsichtlich der Avifauna und der Fledermausfauna ist ein vergleichsweise geringes Kon- fliktpotential erkennbar.

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1.4 Vorranggebiet Windenergienutzung SV-01-V04

Vorranggebiet SV-01-V04, Stadt Schneverdingen

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Gebiet SV-01-V04 liegt im äußersten Nordwesten des Landkreises Heidekreis. Die Fläche wird vom Stellbach in einen nördlichen 13 ha großen und einen südlichen 28 ha großen Bereich geteilt und befindet sich in einem von Nutzungsvielfalt geprägten Gebiet. Die Acker- und Grünlandflächen werden durch Feldhecken und -gehölze struktu- riert. Das Landschaftsbild ist als mittel bewertet. Im Umfeld befinden sich das Königsmoor, das Hammoor (LK Harburg), die Wümmeniederung, kleinere Laub- und Nadelforste sowie mehrere Kleingewässer. Die Splittersiedlung Horst liegt in 500 m Entfernung, die Siedlungssplitter Schiel und Wümmegrund in 800 bis 1.000 m Entfernung zum Vorranggebiet (mit Ausnahme eines Gehöftes in 500 m). Die Fläche ist randlich durch die K31 vorbelastet.

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Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Für das Vorranggebiet SV-01-V04 sind derzeit sieben WEA geplant. Die BImSch-Anträge sind in Bearbeitung. Auf Grund von Hinweisen zu der vorgesehenen Entwicklung in der angrenzenden Wümmeniederung (Landkreis Harburg) ist mittelfristig gegenüber des derzeitigen Zustands mit einer weiter zunehmenden Bedeutung des Gebie- tes u. a. für Brutvögel zu rechnen. Relevante Umweltziele Das Vorranggebiet Windenergienutzung überlagert ein Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft und ein Vorsorge- gebiet für Erholung (RROP 2000). Der das Gebiet trennende Stellbach ist ein Nebengewässer des Niedersächsi- schen Fließgewässerschutzprogramms. Im Umfeld sind folgende Festlegungen relevant: • Östlich der K31 grenzt der Naturpark Lüneburger Heide an das Vorranggebiet. • Im Süden schließt sich in 100 m Entfernung ein Vorranggebiet für Natur und Landschaft an (RROP 2000). • Ca. 1.000 m nördlich befindet sich das NSG „Obere Wümmeniederung“. Das NSG Oberes Fintautal befindet sich in südlicher Richtung mehr als 2,5 km entfernt. • Auf der südlich angrenzenden Fläche sind geschützte Biotope der Hoch- und Übergangsmoore ausgewiesen. • Teilflächen des Hammoor und des Königsmoor sind im Moorschutzprogramm II-Teil enthalten. • Die Wümme ist Hauptgewässer des Niedersächsischen Fließgewässerschutzprogramms. Natura 2000 Gebiete Nördlich des Vorranggebietes befindet sich ca. 1.000 m entfernt das LK-übergreifende FFH-Gebiet DE 2723-331 „Wümmeniederung“. Daher wurde eine FFH-Prüfung durchgeführt (vgl. Kap. 5 Umweltbericht) Ergebnis: Ein Auftreten erheblicher Beeinträchtigungen der Schutz- und Erhaltungsziele kann ausgeschlossen wer- den.

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung Bevölkerung/ Bezüglich der Schallentwicklung ist mit der Einhaltung der jeweiligen gebietsspezifisch Gesundheit zulässigen Immissionsrichtwerte der TA-Lärm zu rechnen. Eine Beeinträchtigung durch des Men- Schattenwurf, die über das empfohlene Maß von 30 Stunden /Jahr astronomisch maxi- mit Ein- schen mal möglicher Dauer hinausgeht, kann für den nördlichen Teil der Ortschaft Horst sowie schrän- das südlich von Wümmegrund gelegene Gehöft nicht ausgeschlossen werden (DÖPEL kung LANDSCHAFTSPLANUNG 2009), jedoch erfolgt ggf. durch technische Maßnahmen negativ (Abschaltzeiten) eine Minderung der Belastung soweit notwendig. Die Ortschaft Wümmegrund hat teilweise ungehinderte Sicht auf die zu prüfende Fläche. mit Ein- Hier kann es zu Störwirkungen kommen. Die Ortschaft Horst ist durch sichtverschatten- schrän- de Gehölze am Ortsrand weniger betroffen. kung negativ Aufgrund der Festlegung als Vorsorgegebiet Erholung und den angrenzenden Naturpark sind Beeinträchtigungen der Erholungsnutzung zu erwarten. negativ Tiere und Bekannte wertvolle Biotope werden nicht beeinträchtigt. Durch erhöhten Grünland- und mit Ein- Pflanzen Gehölzanteil kommt es zu einer höheren Beeinträchtigungsintensität als auf reinen schrän- (biol. Vielfalt) Ackerstandorten. kung Das Vorranggebiet liegt in einem bedeutsamen Brutvogelhabitat. Die angrenzende negativ Wümmeniederung und das Fintautal sind ebenfalls als wertvolle Brutvogelhabitate be- wertet (lokal, regional und landesweit). negativ Untersuchungen zur Vogelwelt am Standort (BÜRO FÜR ÖKOLOGIE, NATURSCHUTZ UND RÄUMLICHE PLANUNG 2011) kommen zu folgenden Ergebnissen:

• Bedeutung des Gebietes für die Bodenbrüter Goldammer und Feldlerche. Be-

einträchtigungen während der Bauphase sind vermeidbar.

• Bedeutung für weitere gefährdete Brutvogelarten, wovon die Wachtel und der Große Brachvogel durch die Errichtung von WEA beeinträchtigt würden (die Ar- ten meiden das 100 m Umfeld von WEA mit ihren Revierzentren, zusätzliche Beunruhigung durch Wegeerschließung; weiter gehende Wirkungen möglich). Die Wiesenweihe wurde nur einmalig als Brutvogel festgestellt. Sie kann als unempfindlich angesehen werden; jedoch bestehen im nahen Horstumfeld Kol- lisionsrisiken.

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Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung • Regionale Bedeutung der näheren Umgebung des Vorrangstandortes (mehr als 500 m Entfernung) als Rastplatz für Kraniche. Erhebliche Beeinträchtigun- gen sind aufgrund der geringen Empfindlichkeit der Art nicht zu erwarten.

• Für den an der Wümme vorkommenden Schwarzstorch stellt die offene Land-

schaft des Vorranggebietes kein bevorzugtes Nahrungshabitat dar, eine Nut- zung am Stellbach kann aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Es sind keine Beeinträchtigungen zu erwarten. mit Ein- Das Fledermausvorkommen umfasst mit neun Arten (Zwergfledermaus, Breitflügelfle- schrän- dermaus, Großer Abendsegler, Große und Kleine Bartfledermaus, Rauhautfledermaus, kung Großes Mausohr sowie Braunes und Graues Langohr) das für die Region zu erwartende negativ Artenspektrum. Das Vorranggebiet muss in Teilbereichen als potentieller Konfliktstand- ort für Fledermausschlag eingestuft werden (BÜRO FÜR ÖKOLOGIE, NATURSCHUTZ indiffe- UND RÄUMLICHE PLANUNG 2010). Durch Maßnahmen zur Vermeidung / Verminde- rent rung können erhebliche Beeinträchtigungen vermieden werden. Andere gefährdete oder besonders geschützte Tiergruppen sind nicht bekannt. Wasser Der Stellbach durchfließt das Gebiet von Ost nach West. Beeinträchtigungen während der Bauphase sind vermeidbar. negativ Aufgrund der Gebietscharakteristik ist u. U. oberflächennah anstehendes Grundwasser zu erwarten. Es besteht insbes. baubedingt ein erhöhtes Beeinträchtigungsrisiko. Landschaft Durch eine Ansiedlung von WEA wird das Landschaftsbild des kleinräumig strukturierten kaum vorbelasteten Gebietes erheblich verändert. Die Fernwirkung wird durch die gut negativ strukturierte Flur abgemildert. Kulturelles Beeinträchtigungen von historisch bedeutenden Landschaftselementen oder Bauwerken indiffe- Erbe / Sach- sowie ein Verlust von Sachgütern sind nicht erkennbar. rent güter Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen Folgende Maßnahmen im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung werden zum Artenschutz vorge- schlagen (BÜRO FÜR ÖKOLOGIE, NATURSCHUTZ UND RÄUMLICHE PLANUNG 2010 und 2011, UNB): • Baumaßnahmen außerhalb der Brutzeit der Bodenbrüter; sind ggf. Abschaltzeiten zum Schutz der Wie- senweihe erforderlich. • Kompensationsmaßnahmen für die Brutvögel Wachtel und Großer Brachvogel außerhalb des betroffenen Gebietes. • Einhaltung eines ausreichenden Abstandes der WEA zu Wegen und hohen, dichten Baumhecken zum Schutz der Zwergfledermaus. Ersatzweise kann ein Monitoring an den betroffenen Standorten oder vor- sorglich eine Abschaltung während der Sommermonate in den Nachtstunden vorgenommen werden. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort eingeschränkt geeignet. Der Standort weist im Vergleich mit anderen Vorschlagsgebieten aufgrund der extensiven Landnutzung der Fläche selber und insbesondere auch von deren Umfeld ein deutlich erhöhtes Konflikt- potential auf. Hervorzuheben sind erhöhte Belastungsrisiken für die Schutzgüter Landschaft sowie Tiere / Pflanzen (insbesondere Avifauna) in Zusammenhang mit der insgesamt durch Wasserreichtum charakterisierten Landschaft.

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1.5 Vorranggebiet Windenergienutzung SV-03-V04

Vorranggebiet SV-03-V04, Stadt Schneverdingen

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Vorranggebiet SV-03-V04 liegt etwa 3.300 m nordwestlich von Schneverdingen in einem intensiv ackerbau- lich genutzten Gebiet, dessen Landschaftsbild als gering bewertet wurde. Das Gebiet wird im Norden, Süden und Osten durch Nadelforste begrenzt. Die umliegenden Ortslagen von Großenwede, Haswede und Schultenwede befinden sich in ca. 1.000 m Entfer- nung vom Vorranggebiet; Osterwede ist mind. 600 m entfernt. Vorbelastungen sind durch die bereits realisierten acht WEA in diesem Gebiet gegeben. Darüber hinaus bildet die K30 eine Vorbelastung.

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Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Die Planungsabsichten sind mit dem Bau von acht WEA bereits weitgehend umgesetzt. Eine weitere Ansiedlung von 2 WEA ist in Planung. Darüber hinaus sind keine Änderungen zu erwarten. Relevante Umweltziele Das Vorranggebiet Windenergienutzung befindet sich innerhalb eines Vorsorgegebietes für Erholung (RROP 2000). Im Umfeld sind folgende Festlegungen relevant: • Umgebende Wälder sind als Vorrang- oder Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft deklariert (a. a. O.). • Westlich von Großenwede (in über 1.000 m Entfernung ist die Landschaft als Vorranggebiet für ruhige Erho- lung ausgewiesen (a. a. O.) • 1.000 m nordöstlich des Gebietes befindet sich das NSG „Moor bei Osterwede“. • 600 m südöstlich liegt das NSG „Seemoor“. Natura 2000 Gebiete Südöstlich des Vorranggebietes befindet sich ca. 600 m (nördliche Teilfläche) und ca. 1.200 m (südliche Teilflä- che) entfernt das FFH-Gebiet DE 2824-331 „Schwarzes Moor und Seemoor“. Eine Beeinträchtigung kann nicht ausgeschlossen werden. Daher wurde eine FFH-Prüfung durchgeführt (vgl. Kap. 5 Umweltbericht). Ergebnis: Ein Auftreten erheblicher Beeinträchtigungen der Schutz- und Erhaltungsziele kann ausgeschlossen werden.

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung Bevölke- Die Immissionswerte für Lärm und Schattenwurf der im Vorranggebiet errichteten indifferent rung/ Ge- WEA überschreiten nicht die Grenzwerte bzw. empfohlenen Belastungswerte. sundheit Von der Ortschaft Großenwede besteht in der welligen Geestlandschaft offene Sicht indifferent des Men- auf die Vorrangfläche. Aufgrund der Vorbelastung durch vorhandene WEA ist keine mit Ein- schen weitere Beeinträchtigung zu erwarten. schränkung negativ Aufgrund der Betroffenheit eines Vorsorgegebietes für Erholung sind Beeinträchti- gungen nicht auszuschließen. Tiere und Bekannte wertvolle Biotope werden innerhalb des Vorranggebietes nicht beeinträch- indifferent Pflanzen tigt. (biol. Viel- Das Vorranggebiet liegt zum größten Teil in einem lokal bedeutsamen Vogellebens- mit Ein- falt) raum. In der Umgebung befinden sich weitere wertvolle Brutvogelhabitate. Das schrän- avifaunistische Gutachten von RÖHRS (2007) hat ein hohes bis sehr hohes Gefähr- kung ne- dungspotential für folgende Vogelarten ermittelt, aufgrund der bereits weitgehend gativ erfolgten Umsetzung der Planungsabsichten ist nicht mit weiteren Beeinträchtigun- gen zu rechnen: • Brutvögel: für Braunkehlchen (Nordwesten und Nordosten des Gebietes), Kiebitz (zentraler Bereich). • Der Kranich brütet in angrenzenden Feuchtwäldern, HANDTKE (2008) er- wartet keine Beeinträchtigung für den Kranich als Brutvogel, da die Distanz zum Brutplatz sich in verschiedenen Studien als ausreichend erwiesen hät- te.

• Zug- und Rastvögel sowie Wintergäste: Goldregenpfeifer und Kranich. Im Untersuchungsgebiet wurden zehn Fledermausarten festgestellt, die sämtlich nach der Roten Liste Niedersachsen als gefährdet gelten. Erhebliche Beeinträchti- mit Ein- gungen können für den Großen und Kleinen Abendsegler während des Fledermaus- schrän- zuges im Herbst nicht ausgeschlossen werden (PANKOKE 2007). kung ne- Andere gefährdete oder besonders geschützte Tierarten sind nicht bekannt. gativ indifferent Wasser Gewässer werden nicht beeinträchtigt. indifferent Landschaft Durch die Ansiedlung von WEA im Betrachtungsraum wurde das Landschaftsbild am mit Ein- Standort nachhaltig verändert. Das Vorranggebiet wird zu keinen weiteren erhebli- schrän- chen Beeinträchtigungen führen. kung ne- Hinsichtlich der erheblichen Fernwirkung der bereits bestehenden WEA sind keine gativ weiteren Beeinträchtigungen zu erwarten. 15

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung indifferent Kulturelles Beeinträchtigungen historisch bedeutender Landschaftselemente oder Bauwerke Erbe / sowie Verlust von Sachgütern sind nicht erkennbar. indifferent Sachgüter Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen Im Sinne der Eingriffsregelung erhebliche Eingriffe in Boden, Biotope und Landschaftsbild sind im Rahmen des Zulassungsverfahrens zu ermitteln und angemessen zu kompensieren. Soweit im Rahmen der Realisierung von WEA innerhalb des Vorranggebietes noch nicht erfolgt: • Ausgleichsmaßnahmen nach RÖHRS (2007) für die Avifauna, • Maßnahmen nach PANKOKE (2007) hinsichtlich des Schlagrisikos von Fledermäusen, • Gehölzpflanzungen zur Sichtverschattung der Ortslage Großenwede. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort grundsätzlich geeignet. Das erhöhte Konfliktpotential für das Schutzgut Tiere, insbesondere für die Avifauna und ggf. für Fledermausarten, sowie für die Schutzgüter Menschen und Landschaft wurde im Rahmen der Standortplanung (naturschutzrechtliche Eingriffsregelung) reduziert.

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1.6 Vorranggebiet Windenergienutzung SW-01-V04 und SW-03-V04

Vorranggebiet SW-01-V04 und SW-03-V04, Samtgemeinde Schwarmstedt

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Die Teilgebiete liegen etwa 1.200 m südlich des Ortes Buchholz (SW-01-V04) bzw. 1.000 m südlich von Marklen- dorf (SW-03-V04) im Süden des Landkreises Heidekreis an der BAB A7 in einem weitgehend ackerbaulich ge- nutzten und durch Nadelforste begrenzten Bereich. Beide Flächen sind in ähnlicher Abgrenzung im F-Plan der Gemeinde Schwarmstedt als Sondergebiet für Windenergie dargestellt. Die westliche Fläche SW-01-V04 hat eine Größe von ca. 191 ha, die östliche Fläche SW-03-V04 von ca. 141 ha. Der Landschaftsraum ist insgesamt stark vorbelastet. Hierfür sind neben den bestehenden 20 WEA (SW-01-V04 mit zwölf, SW 03-V04 mit acht Anlagen) die BAB A7 mit Verlärmung und Schadstoffeinträgen sowie das im Osten gelegene Reifenversuchsgelände verantwortlich. Dem Landschaftsbild ist unter Berücksichtigung der Vorbelas- tungen nur noch ein geringer Wert beizumessen.

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Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Die Planungsabsichten sind mit dem Bau von 20 WEA umgesetzt. Darüber hinaus sind keine Änderungen zu erwarten. Relevante Umweltziele Innerhalb des Vorranggebietes Windenergienutzung befinden sich die südlichen Teilflächen im Wasserschutzge- biet „Fuhrberger Feld“ Zone-III A. Darüber hinaus besteht im Gebiet sowie angrenzend die Festlegung Vorsorge- gebiet für Natur und Landschaft sowie für Erholung (RROP 2000). Natura 2000-Gebiete Nördlich des Vorranggebietes, ca. 2.000 m entfernt, befinden sich das FFH-Gebiet DE 3021-331 „Aller (mit Barn- bruch), untere Leine, untere Oker” und das EU-Vogelschutzgebiet DE 3222-401 „Untere Allerniederung”. Eine Beeinträchtigung kann ausgeschlossen werden. Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung Bevölke- Für Marklendorf und Buchholz werden die Grenz- und tolerierbaren Belastungswerte für rung/ Ge- Lärm und Schattenwurf eingehalten. Gleichwohl ist eine erhebliche Beeinträchtigung zu indiffe- sundheit verzeichnen, die durch die Planung jedoch nicht verstärkt wird. rent des Men- Aufgrund der Vorbelastung durch bestehende WEA ist keine weitere Beeinträchtigung zu indiffe- schen erwarten. rent Tiere und Wertvolle Biotope werden nicht beeinträchtigt. indiffe- Pflanzen Aufgrund der bereits umgesetzten Planungsabsichten sind keine erheblichen Beein- rent (biol. Viel- trächtigungen zu erwarten. Hinweis: Vogellebensräume und Funktionsräume für Fleder- falt) mäuse mit hoher Empfindlichkeit gegenüber WEA wurden in den Vorranggebieten nicht indiffe- ermittelt (REGIONALPLAN & UVP 2006a, 2006b, 2007). BIOLAGU (2007) weist darauf rent hin, dass der Betrieb der WEA in den Sommermonaten während der Nacht in bestimm- ten Bereichen zu erheblichen Beeinträchtigungen führen kann. Die Auswertung der Faunistischen Gutachten (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2008) hat erhebliche Beeinträchti- gungsrisiken für folgende Arten ermittelt: Rastvögel: Kiebitz Fledermäuse: Von neun festgestellten Arten wurde der Große Abendsegler als gegen- über WEA eingriffssensible Art herausgestellt (a.a.O.). Es wurden Abschaltzeiten festge- legt Andere gefährdete oder besonders geschützte Tierarten sind nicht bekannt. Wasser Zusätzliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind nicht zu erwarten. indiffe- rent Landschaft Durch die Ansiedlung von WEA im Betrachtungsraum wurde das Landschaftsbild am Standort nachhaltig verändert. Die Sichtverschattung durch die das Vorranggebiet um- gebenden Waldflächen kommt dem Siedlungsgebiet Buchholz und dem südlichen Sied- lungsbereich von Marklendorf zugute. Das Vorranggebiet wird zu keinen weiteren erheblichen Beeinträchtigungen führen. Auch indiffe- hinsichtlich der erheblichen Fernwirkung der bereits bestehenden WEA sind weitere rent erhebliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten. Kulturelles Beeinträchtigungen historisch bedeutender Landschaftselemente oder Bauwerke sowie Erbe / ein Verlust von Sachgütern sind nicht erkennbar. indiffe- Sachgüter rent Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen

In der UVP mit integriertem LBP (REGIONLAPLAN & UVP 2007, 2008) sowie im LBP (3. Fortschreibung, PLANUNGS- GRUPPE GRÜN 2009) zur Erweiterung des Windparks wurden Maßnahmen zur Vermeidung / Minderung und zum Ausgleich von Beeinträchtigungen erarbeitet. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort geeignet. Angesichts der bereits umgesetzten Planung sind erhebliche Umweltauswirkungen nicht zu erwarten.

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1.7 Vorranggebiet Windenergienutzung SW-02-V04

Vorranggebiet SW-02-V04, Samtgemeinde Schwarmstedt

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Vorranggebiet SW-02-V04 – mit einer Fläche von knapp 165 ha – liegt im südwestlichen Landkreis Heide- kreis innerhalb einer weitgehend ausgeräumten, intensiv genutzten Ackerflur mit wenigen Grünländern. Entlang der Wege finden sich Baumreihen und teilweise Hecken. Die südwestlich bzw. nördlich angrenzenden Bereiche werden durch Wälder aufgewertet und haben einen hohen bzw. mittleren Wert für das Landschaftsbild. Das Vorranggebiet liegt in ca. 800 m Entfernung zur Ortslage Nienhagen, die nördlichen Ausläufer von Su- derbruch befinden sich in einer Entfernung von ca. 500 m zum Vorranggebiet. Zur Hofanlage Grewiede besteht ein Abstand von 600 m, zum Siedlungssplitter Hufe nur knapp 500 m. Die Fläche ist durch dreizehn bestehende WEA vorbelastet.

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Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Die Planungsabsichten sind mit dem Bau von dreizehn WEA bereits weitgehend umgesetzt. Eine weitere Ansied- lung von WEA ist nicht auszuschließen. Darüber hinaus sind für die nähere Zukunft keine grundsätzlichen Ände- rungen der Landnutzung und des Umweltzustandes absehbar. Relevante Umweltziele Das Vorranggebiet ist überlagert von einem Vorranggebiet für Trinkwassergewinnung. Die nördlich von Nienha- gen gelegenen Waldbereiche sind als Vorsorgegebiete für Natur und Landschaft festgelegt, kleinflächig grenzt ein Vorranggebiet für Natur und Landschaft (Waldgebiet nordwestlich von Suderbruch) an (RROP 2000). Natura 2000-Gebiete In der Umgebung der Fläche sind keine Natura 2000-Gebiete vorhanden.

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer wer- tung Bevölkerung / Die Lärmbelastungen liegen innerhalb der Grenzwerte der TA-Lärm, hinsichtlich der Gesundheit des Beschattung wird ebenfalls das tolerierbare Maß eingehalten (DÖPEL LAND- Menschen SCHAFTSPLANUNG 2009b). Freie Sicht auf den Windpark hat insbesondere für Nienhagen, das Einzelgehöft Grewiede und – in 1,5 km Entfernung – für Rodewald zu indiffe- erheblichen Veränderungen geführt. rent Aufgrund dieser Vorbelastung ist eine weitere erhebliche Beeinträchtigung durch das Vorranggebiet nicht zu erwarten. Tiere und Wertvolle Biotope werden nicht beeinträchtigt. indif- Pflanzen (biol. Aufgrund der Vorbelastung ist eine erhebliche Beeinträchtigung durch das Vorrang- ferent Vielfalt) gebiet nicht zu erwarten • Für die Avifauna wurde lediglich für ein Wachtelvorkommen ein erhöhtes indif- Konfliktpotential ermittelt (MÜLLER 2010). ferent • In Bezug auf das Vorkommen von zehn (nach der Roten Liste Niedersach- sen gefährdeten) Fledermausarten wurde kein erhebliches Gefährdungspo- tential festgestellt MÜLLER (2010). • Andere gefährdete oder besonders geschützte Tierarten sind nicht bekannt. Wasser Zusätzliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind nicht zu erwarten. indif- ferent Landschaft Die dreizehn WEA im Vorranggebiet haben das Landschaftsbild bereits erheblich verändert. Das Vorranggebiet wird zu keinen weiteren erheblichen Beeinträchtigungen indif- führen. Auch hinsichtlich der erheblichen Fernwirkung der bereits bestehenden WEA ferent sind weitere erhebliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten. Kulturelles Er- Beeinträchtigungen historisch bedeutender Landschaftselemente oder Bauwerke indif- be / Sachgüter sowie ein Verlust von Sachgütern sind nicht erkennbar. ferent Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen Im LBP (DÖPEL LANDSCHAFTSPLANUNG 2010b, 2011) zur Errichtung von acht WEA wurden Maßnahmen zur Vermeidung / Minderung und zum Ausgleich von Beeinträchtigungen erarbeitet. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort grundsätzlich geeignet. Angesichts der bereits umgesetzten Planung sind erhebliche Umweltauswirkun- gen nicht zu erwarten.

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1.8 Vorranggebiet Windenergienutzung WA-01-V04

Vorranggebiet WA-01-V04, Stadt Walsrode

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Vorranggebiet WA-01-V04 (194 ha) liegt westlich des Ortes Krelingen in der „Düshorner Heide“ an der BAB A27. Es befindet sich innerhalb einer überwiegend durch artenarme Grünländer geprägten Flur, umgeben von ausge- dehnten Waldflächen. Das Gebiet wird im Westen durch eine Bahnlinie und die L163, im Osten durch die BAB A27 begrenzt. Im Umkreis von 1 km um das Vorranggebiet befinden sich die Ortslagen Düshorn, Krelingen und Siedlung Beeten- brück. Zu den Siedlungssplittern Krusenhausen sowie Beetenbrück und dem außerhalb liegenden Gehöft hält das Vorranggebiet den Abstand von mind. 500 m ein. Vorbelastungen bestehen durch die Verkehrswege BAB A7, die L190, die Bahnlinie, sowie einen derzeit (Früh- sommer 2014) im Bau befindlichen Windpark mit dreizehn WEA. 21

Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Nach Inbetriebnahme des Windparks und Umsetzung der festgelegten Kompensationsmaßnahmen sind keine grundsätzlichen Änderungen der Landnutzung und des Umweltzustandes absehbar. Relevante Umweltziele Innerhalb des Gebiets existieren Festlegungen zum Wasserschutzgebiet „Düshorner Heide“ Zone III A und III B (randlich) und Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft (RROP 2000). Südlich grenzen teils nach § 24 NAGBNatSchG i. V. m. § 30 BNatSchG geschützte und als Vorranggebiet für Natur und Landschaft festgelegte Flächen an. Natura 2000-Gebiete Westlich liegt in etwa 1.900 m Entfernung das FFH-Gebiet DE 2924-301 „Böhme“. Eine Beeinträchtigung kann aufgrund der Entfernung ausgeschlossen werden. Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung Bevölke- Die Ansiedlung von WEA wird zu erheblichen Sichtbeeinträchtigungen insbesondere für rung/ Ge- den angrenzenden Siedlungsteil Beetenbrück führen. Auch Düshorn und Krelingen, als indiffe- sundheit am Rande der Beeinträchtigungszone liegende Ortslagen, sind von Sichtbeeinträchtigun- rent des Men- gen betroffen. Die Siedlung Beetenbrück ist von Schattenwurf belastet, was jedoch durch schen vorhandene Eingrünung gemindert wird (DÖPEL LANDSCHAFTSPLANUNG 2009). Zu- sätzliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind nicht zu erwarten. Tiere und Wertvolle Biotope werden nicht beeinträchtigt. indiffe- Pflanzen Wertvolle Vogellebensräume mit hoher Empfindlichkeit gegenüber WEA sind auf Teilflä- rent (biol. Viel- chen durch eine Kartierung nachgewiesen (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2011). Für fol- falt) gende Arten wurde ein erhebliches Beeinträchtigungsrisiko ermittelt (zusätzliche Beein- indiffe- trächtigungen durch die Festlegung sind nicht zu erwarten): rent • als Brutvögel: Wachtel, Kiebitz, Großer Brachvogel, Rotmilan • als Gastvogel (Nahrungshabitat). Rotmilan, Mäusebussard Von den sieben vorkommenden Fledermausarten (gefährdet nach Roter Liste Nieder- sachsen) reagieren folgende Arten empfindlich gegenüber WEA: Breitflügelfledermaus, Großer Abendsegler, Rauhautfledermaus und Zwergfledermaus. Innerhalb des Vorrang- gebietes haben zwei quer zur BAB A27 liegende Wege eine besondere Bedeutung als Fledermaushabitate. Hier sind erhebliche Beeinträchtigungen zu erwarten, sofern keine ausreichenden Abstände der WEA eingehalten werden (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2011). Andere gefährdete oder besonders geschützte Tierarten sind nicht bekannt. Wasser Zusätzliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind nicht zu erwarten. indiffe- rent Landschaft Durch die Ansiedlung bzw. Verdichtung von WEA im Vorranggebiet wird das überwiegend hochwertige Landschaftsbild nachhaltig verändert. Die Fernwirkung ist erheblich, wird indiffe- jedoch durch die umliegenden Wälder gemindert. Da das betroffene Gebiet durch Lärm- rent belastungen der Verkehrswege und den entstehenden Windpark bereits gestört ist, sind keine zusätzlichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Kulturelles Beeinträchtigungen historisch bedeutender Landschaftselemente oder Bauwerke sowie indiffe- Erbe / ein Verlust von Sachgütern sind nicht erkennbar. rent Sachgüter Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen In dem LBP (PLANUNGSGRUPPE GRÜN 2011) zur Errichtung des Windparks Düshorner Heide wurden Maßnah- men zur Vermeidung / Minderung und zum Ausgleich von Beeinträchtigungen erarbeitet. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort WA-01-V04 geeignet. Angesichts der bereits umgesetzten Planung sind erhebliche Umweltauswirkungen nicht zu erwarten.

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1.9 Vorranggebiet Windenergienutzung WA-02-V04 und WA-03-V04

Vorranggebiete WA-02-V04 und WA-03-V04, Stadt Walsrode

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Vorranggebiet, mit seinen Teilflächen WA-02-V04 und WA-03-V04, liegt nordöstlich des Ortes Nordkampen (WA-02-V04) bzw. östlich der Ortschaft Hamwiede (WA-03-V04) an der BAB A27 innerhalb einer weitgehend durch Ackernutzung dominierten Flur der welligen Geest. Die Gebiete besitzen eine Fläche von 162 ha (WA-02- V04) und 100 ha (WA-03-V04). Auf den Flächen befinden sich drei naturnahe nährstoffreiche Kleingewässer mit Verlandungszone. Der nordöstli- che Teil der Fläche WA-02-V04 ist durch einen höheren Grünlandanteil charakterisiert. Das Landschaftsbild ist aufgrund der großflächigen ackerbaulichen Nutzung als geringwertig eingestuft. Westlich der Fläche WA-02-V04 befinden sich Nadelforste und kleinere Laubwald-Jungbestände. Im Osten liegt hinter kleineren Anhöhen das Vehmsmoor. Westlich und östlich des Vorranggebietes WA-03-V04 befinden sich Laub- und Nadelforste. Für die angrenzenden Landschaftsräume besteht, wie auch im östlichen, grünlandgeprägten Bereich des Gebietes WA- 02-V04 eine mittlere Bedeutung des Landschaftsbildes. 23

Die Ortslagen Nordkampen und Hamwiede liegen jeweils in mind. 800 m Entfernung von den beiden Teilflächen des Vorrangebietes, zu den Splittersiedlungen Hegersberg und Helmsen wird ein Abstand von 500 m eingehal- ten. Durch die bereits erfolgte Umsetzung der Planung für die Teilfläche WA-02-V04 des Vorranggebietes mit zwölf WEA besteht eine erhebliche Vorbelastung. Die BAB A27 ist ebenfalls als Vorbelastung zu berücksichtigen. Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Für die südlich gelegene Fläche WA-02-V04 ist bereits eine Durchführung der Planungsabsichten erfolgt, für die nördlich gelegene Fläche WA-03-V04 ist ein Antrag für weitere sieben WEA genehmigt, deren Bau – inkl. einer Umsetzung der im Zulassungsverfahren festzulegenden Kompensationsmaßnahmen – in näherer Zukunft auch bei Nichtumsetzung der Planungsabsichten zu erwarten ist. Darüber hinaus ist für die nähere Zukunft keine weite- re Änderung der Landnutzung und des Umweltzustandes absehbar. Relevante Umweltziele Angrenzende Flächen: • Östlich befindet sich in 1.000 m Entfernung das NSG „Vehmsmoor“ (Moorschutzprogramm II). • In 1.900 m Entfernung befindet sich das NSG „Grundloses Moor“, ebenfalls Gebiet des Moorschutzprogrammes II-Teil. • 300 m westlich der Fläche WA-03-V04 befindet sich das Naturdenkmal „Mehrstämmige Buche bei Hamwiede“ (ND-SFA 063). • Östlich des Vorranggebietes WA-03-V04 ist angrenzend ein Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft im Be- reich der Flächen für Landwirtschaft dargestellt. Die Gesamtfläche ist zudem als Vorsorgegebiet für Erholung dargestellt (RROP 2000). • Auch östlich des Gebietes WA-02-V04 befindet sich ein Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft. • Der Ort Nordkampen hat die besondere Entwicklungsaufgabe Erholung (RROP 2000). Natura 2000-Gebiete • Östlich des Vorranggebietes befindet sich in 1.000 m Entfernung das FFH-Gebiet DE 3122-301 „Vehms- moor“ und in 1.900 m Entfernung das FFH-Gebiet DE 3023-301 „Grundloses Moor“. • Westlich der Fläche liegt in ca. 2.500 m Entfernung das FFH-Gebiet DE 3022-331 „Lehrde und Eich“. Eine erhebliche Beeinträchtigung kann aufgrund der Entfernung für die Gebiete DE 3023-301 und DE 3022-331 ausgeschlossen werden. Für das Gebiet DE 3122-301 ist eine erhebliche Beeinträchtigung aufgrund der Entfer- nung nicht grundsätzlich auszuschließen, so dass eine FFH-Prüfung erfolgt ist. Ergebnis: Ein Auftreten erheblicher Beeinträchtigungen der Schutz- und Erhaltungsziele kann ausgeschlossen werden.

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung Bevölke- Die Grenzwerte hinsichtlich Lärmimmission und tolerierbaren Belastungswerte zum rung/ Ge- Schattenwurf werden eingehalten, lediglich ein Einzelhaus in Hegersberg ist in stärke- indiffe- sundheit rem Maße von Schattenwurf betroffen (DÖPEL WIND CONSULT 2009). Zusätzliche rent des Men- Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind für die südliche Teilfläche nicht zu er- schen warten. Von erheblichen Sichtbeeinträchtigungen sind insbesondere Nordkampen, Vethem und der Siedlungssplitter Hegersberg betroffen. Die Ortslage von Hamwiede und die Split- negativ tersiedlung Helmsen werden durch Gehölze / Wald abgeschirmt, so dass hier geringe- re Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Tiere und Wertvolle Biotope werden nicht beeinträchtigt. indiffe- Pflanzen Auf der Teilfläche WA-02-V04 des Vorranggebietes ist es bereits zu erheblichen Beein- rent (biol. Viel- trächtigungsrisiken für folgende gegenüber WEA empfindliche Vögel und Fledermäuse falt) gekommen (BÜRO FÜR ÖKOLOGIE, NATURSCHUTZ UND RÄUMLICHE PLANUNG 2010b), zusätzliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind nicht zu erwarten:

• Brut- und Rastvogelart Kiebitz. indiffe- • Sechs eingriffssensible Fledermausarten, wovon Abendsegler in der Zugzeit rent (Juli bis September) besonders betroffen ist. Für die Teilfläche WA-03-V04 muss für folgende Arten von erheblichen Beeinträchti- gungsrisiken ausgegangen werden (BÜRO FÜR ÖKOLOGIE, NATURSCHUTZ UND RÄUMLICHE PLANUNG 2011b): negativ • Brutvogelarten: Wachtel, Kiebitz. negativ • Fünf eingriffssensible Fledermausarten: Breitflügelfledermaus, Großer und 24

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung Kleiner Abendsegler, Rauhautfledermaus und Zwergfledermaus, wovon Zwergfledermaus und Großer Abendsegler von Mai bis September besonders betroffen sind. Andere gefährdete oder besonders geschützte Tierarten sind nicht bekannt. Wasser Gewässer werden nicht in erheblichem Maße beeinträchtigt. indiffe- rent Landschaft Durch die bereits erfolgte Errichtung von zwölf WEA südlich der BAB A27 ist das Landschaftsbild bereits erheblich verändert. Durch die Errichtung von weiteren sieben WEA nördlich der A27 rücken die Beeinträchtigungen weiter in den nördlichen Raum vor. Während hinsichtlich der Fernwirkung der WEA lediglich eine eingeschränkte negativ zusätzliche Belastung zu erwarten ist, führt die Erweiterung des Windparks in der Sichtachse Idsingen - Sieverdingen zu einer deutlichen Veränderung des Landschafts- bildes. Für die übrigen Bereiche wirken die ausgedehnten Waldflächen sichtverschat- tend. Kulturelles Beeinträchtigung historisch bedeutender Landschaftselemente oder Bauwerke sowie indiffe- Erbe / ein Verlust von Sachgütern sind nicht zu erwarten. rent Sachgüter Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen • Gehölzpflanzungen zur Sichtverschattung der Ortslage Nordkampen bzw. Splittersiedlung Hegersberg. • In den LBPs (GAMESA 2011, BÜRO FÜR ÖKOLOGIE UND RÄUMLICHE PLANUNG (Sinning) 2013) zur Errichtung der Windparks Thransheide und Hamwiede wurden Maßnahmen zur Vermeidung / Minde- rung und zum Ausgleich von Beeinträchtigungen erarbeitet. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung sind die Standorte grundsätzlich geeignet. Ein erhöhtes Konfliktpotential für das Schutzgut Tiere und Pflanzen ergibt sich teilräumlich für die Fläche WA-03-V04 in deren östlicher Randzone. Angesichts der bereits umgesetzten Planung sind erhebliche Umwelt- auswirkungen durch die Teilfläche WA-02-V04 nicht zu erwarten.

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1.10 Vorranggebiet Windenergienutzung WA-04-V04 und WA-08-V04

Vorranggebiet WA-04-V04 und WA-08-V04, Stadt Walsrode

Vorranggebiet Windenergienutzung

Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Vorranggebiet WA-04-V04 und WA-08-V04 liegt südlich bzw. westlich der Ortslage von Groß Eilstorf an der B209 und hat eine Fläche von 99 ha (WA-04-V04) bzw. 42 ha (WA-08-V04) innerhalb einer ausgeräumten, weitge- hend ackerbaulich dominierten Flur. Ein hoher Grünlandanteil zeigt sich für die Fläche WA-04-V04. Südlich der Flächen befinden sich bewaldete Binnendünen und an diese angrenzend die Ortslagen von Alten- wahlingen und Groß Häuslingen. In nordöstlicher Richtung schließt sich im Bereich einer Geländestufe ein von Nadelforsten und Grünlandnutzung geprägter Bereich mit dem Ort Groß Eilstorf an. Dagegen setzt sich in nord- westlicher sowie südöstlicher Richtung die ausgeräumte Ackerlandschaft der Standorte fort. Zu den Siedlungsflächen wird ein Mindestabstand von ca. 1.000 m gewahrt. Lediglich eine Bebauung im Außenbe- reich von Groß-Eilstorf liegt nur 500 m vom Vorranggebiet entfernt.

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Das Vorranggebiet ist mit 17 realisierten WEA bereits erheblich vorbelastet. Auch die B209 stellt eine Vorbelastung dar. Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Die Planungsabsichten sind bereits umgesetzt, für die nähere Zukunft sind keine weiteren grundsätzlichen Ände- rungen in der Landnutzung und des Umweltzustandes absehbar. Relevante Umweltziele Westlich der B209 existiert eine Festlegung Vorsorgegebiet Natur und Landschaft. Zudem ist der westliche Teil der Fläche WA-04-V04 und der östliche Rand der Fläche WA-08-V04 als Vorsorgegebiet Erholung festgelegt (RROP 2000). Folgende Festlegungen in der Umgebung sind hervorzuheben: • Die umgebenden Wald- und Grünland dominierten landwirtschaftlichen Flächen sind als Vorsorgegebiete für Natur und Landschaft sowie für Erholung festgelegt (RROP 2000). • Nordöstlich des Gebietes WA-04-V04 befindet sich in ca. 150 m Entfernung ein Naturdenkmal. • Im Umfeld befinden sich nach § 24 NAGBNatSchG i. V. m. § 30 BNatSchG geschützte Biotope. • 1.300 m südlich liegt die im niedersächsischen Schutzprogramm für Feuchtgrünland ausgewiesene Aller- niederung. Natura 2000-Gebiete Südlich des Vorranggebietes befindet sich ca. 1.300 m (WA-08-V04) bzw. 1.700 m (WA-04-V04) entfernt das FFH- Gebiet DE 3021-331 „Aller (mit Barnbruch), untere Leine, untere Oker“ / EU-Vogelschutzgebiet DE 3222-401 „Unte- re Allerniederung“. Eine erhebliche Beeinträchtigung kann aufgrund der Entfernung für die Gebiete DE 3023-301 und DE 3022-331 ausgeschlossen werden. Für das Gebiet DE 3122-301 ist eine erhebliche Beeinträchtigung aufgrund der Entfernung nicht grundsätzlich auszuschließen, so dass eine FFH-Prüfung erfolgt ist. Ergebnis: Ein Auftreten erheblicher Beeinträchtigungen der Schutz- und Erhaltungsziele kann ausgeschlossen werden.

Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung Bevölkerung/ Die südlich gelegenen Ortslagen Altenwahlingen und Groß Häuslingen haben bedingt Gesundheit durch die vorgelagerten bewaldeten Binnendünen nur in Teilbereichen freie Sicht auf des Menschen die Flächen. Auch die Ortslagen von Groß und Klein Eilstorf werden durch Nadelforste indiffe- weitgehend abgeschirmt, obgleich diese Wirkung aufgrund des Reliefs eingeschränkt rent ist. Lediglich ein ausgelagerter Einzelhof südlich von Groß Eilstorf ist erheblich durch die Belastungswirkung des dort auf 500 m herangerückten Gebiets betroffen, da hier nur teilweise eine Sichtverschattung gegeben ist. Die tolerierbaren Belastungswerte für Schattenwurf können für die Bebauung im Außenbereich westlich von Groß Eilstorf ohne Abschaltzeiten nicht generell eingehalten werden. Zusätzliche Beeinträchtigun- gen durch die Festlegung sind aufgrund der bereits umgesetzten Planungsabsichten nicht zu erwarten. Eine Beeinträchtigung von lokalen Erholungsschwerpunkten in der Umgebung der indiffe- Standorte ist nicht erkennbar. rent Tiere und Wertvolle Biotope werden nicht beeinträchtigt. indiffe- Pflanzen (biol. Auf den Teilflächen des Vorranggebietes ist es zu erheblichen Beeinträchtigen für rent Vielfalt) folgende gegenüber WEA empfindliche Vogel- und Fledermausarten gekommen (ROHLOFF 2010), zusätzliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind nicht zu erwarten: • Brutvögel: Rotmilan (Brutstandort nördlich der Fläche WA-04-V04), Kiebitz indiffe- • Vier eingriffssensible Fledermausarten, von denen Zwergfledermaus, Breit- rent flügelfledermaus und Großer Abendsegler in der Hauptjagdzeit (Mai bis Juli) besonders betroffen sind (TILLMANN 2010). Wasser Gewässer werden nicht in erheblichem Maße beeinträchtigt. indiffe- rent Landschaft Durch eine Ansiedlung von WEA im Betrachtungsraum wurde das Landschaftsbild nachhaltig verändert. Aufgrund der in nordwestlicher und nordöstlicher Richtung an- indiffe- grenzenden ausgeräumten Landschaft, sowie der nordöstlich anschließenden Gelän- rent destufe ergibt sich zudem eine erhebliche Fernwirksamkeit. Zusätzliche Beeinträchti-

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Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung gungen durch die Festlegung sind aufgrund der bereits umgesetzten Planungsabsich- ten nicht zu erwarten. Kulturelles Er- Beeinträchtigung historisch bedeutender Landschaftselemente oder Bauwerke sowie indiffe- be / Sachgüter ein Verlust von Sachgütern sind nicht zu erwarten. rent Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen Umsetzung der CEF-Maßnahmen sowie der in den LBP (GEO-NET 2011) zur Errichtung des Windparks Groß Eilstorf geplanten Maßnahmen zur Vermeidung / Minderung und zum Ausgleich von Beeinträchtigungen. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses und aus Gründen der Eingriffsbündelung geeignet; für den nördlichen Abschnitt der Fläche WA-04-V04 eingeschränkte Eignung aufgrund eines benachbarten Rotmi- lanbrutstandortes. Angesichts der bereits umgesetzten Planung keine erheblichen Umweltauswirkungen.

1.11 Vorranggebiet Windenergienutzung WA-06-V04

Vorranggebiet WA-06-V04, Stadt Walsrode

Vorranggebiet Windenergienutzung

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Umweltmerkmale / Umweltzustand Das Vorranggebiet WA-06-V04 mit einer Fläche von 59 ha befindet sich südwestlich von Walsrode in einer über- wiegend intensiv ackerbaulich genutzten welligen Geestlandschaft im Bereich eines Höhenrückens. Kleinflächig ist Grünland sowie ein naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer vorhanden. Das Landschaftsbild wurde mit mittel, im östlichen Teil mit hoch bewertet. In der Umgebung schließt sich ausgeräumte Ackerlandschaft an, die ringsum von Waldflächen abgegrenzt ist. Die umliegenden Ortslagen von Schneede und Hollige sowie die Split- tersiedlungen Sindorf und Hellberger Mühle liegen in einer Entfernung von mind. 700 m zum Vorranggebiet. Die Fläche ist durch zehn bestehende WEA vorbelastet. Die querende K117 gilt ebenfalls als Vorbelastung. Ein Teil der Fläche ist von der Gemeinde Walsrode im F-Plan als Sondergebiet für Windenergie ausgewiesen. Voraussichtliche Entwicklung bei Nichtdurchführung Die Planungsabsichten sind mit dem Bau von zehn WEA weitgehend umgesetzt, für vier dieser Anlagen wurde ein Antrag auf Repowering gestellt. Relevante Umweltziele Folgende Festlegungen in der Umgebung sind hervorzuheben: • Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft im nordöstlichen Teil des Vorranggebietes (RROP 2000). • Zone III des WSG „Walsrode“ (Vorranggebiet für Trinkwassergewinnung) nördlich angrenzend. • Zwei kleinere Waldflächen als Vorranggebiete für Natur und Landschaft östlich angrenzend. • LSG „Böhmetal“ in 1,1 km Entfernung im Süden. • LSG „Jordanbach“ in ca. 350 m Entfernung im Westen. Natura 2000-Gebiete Südlich des Vorranggebietes befindet sich ca. 1.700 m entfernt das FFH-Gebiet DE 2924-301 „Böhme“. Aufgrund der Entfernung können erhebliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden. Voraussichtliche erhebliche Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter: Schutzgut Erläuterungen Bewer- tung Bevölke- Die Siedlungssplitter Schneeheide und Sindorf sowie die Hellberger Mühle werden wei- rung/ Ge- testgehend von Gehölzen und Waldflächen gegenüber dem Vorranggebiet abgeschirmt. sundheit Jedoch besteht von der Ortslage Hollige sowie dem nördlichen Ortsrand von Altenboit- indiffe- des Men- zen teils freie Sicht. Hier treten erhebliche Beeinträchtigungen auf. Mögliche erhebliche rent schen zusätzliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind aufgrund der bereits weitest- gehend umgesetzten Planungsabsichten nicht zu erwarten bzw. im Zuge des Repowering zu lösen. indiffe- Der für Schneeheide festgelegte Erholungsschwerpunkt (RROP 2000) wird aufgrund der rent Vorbelastung trotz relativ geringer Entfernung nicht erheblich beeinträchtigt. Tiere und Eine erhebliche Beeinträchtigung wertvoller Biotope ist nicht erkennbar. indiffe- Pflanzen Auf den Vorrangflächen ist es zu erheblichen Beeinträchtigungsrisiken für folgende rent (biol. Viel- gegenüber WEA empfindliche Vogel- und Fledermausarten gekommen (GLU 2013), falt) zusätzliche erhebliche Beeinträchtigungen durch die Festlegung sind aufgrund der be- reits weitestgehend umgesetzten Planungsabsichten nicht zu erwarten : • Brutvögel: Kiebitz, Wachtel, Rotmilan; Rastvögel: Kiebitz. • Vier eingriffssensible Fledermausarten, von denen der Große Abendsegler von Juli bis September besonders betroffen ist (GLU 2013b). indiffe- rent Andere gefährdete oder geschützte Tierarten sind nicht bekannt. Wasser Gewässer werden nicht in erheblichem Maße beeinträchtigt. indiffe- rent Landschaft Durch die Ansiedlung von 10 WEA ist das Landschaftsbild des Vorranggebietes bereits erheblich verändert. Die Eingrünung der Ortsränder von Schneeheide, Hollige, Hellber- indiffe- ger Mühle und Sindorf mit einem parkartigen Baumbestand vermindert die Auswirkun- rent gen. Der Windpark entwickelt auch eine erhebliche Fernwirkung Richtung Altenboitzen, Kirchboitzen. Kultur. Er- Beeinträchtigungen historisch bedeutender Landschaftselemente oder Bauwerke sowie indiffe- be/ Sach- ein Verlust von Sachgütern sind nicht zu erwarten. rent güter Vermeidung/ Minderung und Ausgleich von Umweltauswirkungen

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• Ausgleichsmaßnahmen für Beeinträchtigungen der Brut- und Rastvögel. • Minimierungsmaßnahmen zum Schutz der Fledermäuse durch Monitoring und ggf. zeitweise Abschal- tung betroffener WEA. • Gehölzpflanzungen zur Sichtverschattung der Ortslage Altenboitzen. Zusammenfassende Bewertung Vor dem Hintergrund des durchlaufenen Abwägungsprozesses sowie aus Gründen der Eingriffsbündelung ist der Standort geeignet. Angesichts der bereits umgesetzten Planung sind erhebliche Umweltauswirkungen nicht zu erwarten.

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Anlage Vertiefung FFH-Verträglichkeitsprüfung: Prüfung einer möglichen Beeinträchtigung charakteristischer Arten durch VR Windenergienutzung /

Zu betrachten sind nur indirekte Betroffenheiten außerhalb der FFH-Gebiete über Wirkun- gen auf charakteristischen Arten von FFH-Lebensraumtypen. Die Arten sind jedoch nicht direkt Gegenstand der Erhaltungsziele. Eine entsprechende Beeinträchtigung müsste daher so gravierend ausfallen, dass sie zu einer erheblichen Beeinträchtigung von FFH- Lebensraumtypen im FFH-Gebiet führen würde. Einzelne auf Jagd-, Transferflügen oder während der Zugzeit innerhalb der Vorschlagsfläche auftretende Individuenverluste sind ohne Relevanz für den Gebietsschutz.

1 FFH-Gebiet DE 2725-301, „Lüneburger Heide“ / Vorranggebiet BI-01-V04, Gemein- de Bispingen Folgende Lebensraumtypen weisen planungsrelevante charakteristische Arten auf: 2310, 2320:Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista bzw. mit Empetrum nigrum, 2330: Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis, 3160 : Dystrophe Seen und Teiche, 4010, 4030: Feuchte bzw. trockene Heiden, 5130: Wacholderbestände auf Zwergstrauchheiden oder Kalkrasen, 6430: Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, 6510: Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis), 7110: Lebende Hochmoore, 7120: Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore, 7140: Übergangs- und Schwingrasenmoore, 9110: Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 9190: Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Stieleiche 91D0: Moorwälder Insgesamt werden folgende charakteristische Arten als planungsrelevant berücksichtigt: Brutvögel: Birkhuhn (Tetrao tetrix), Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Kranich (Grus grus), Baumfalke (Falco subbuteo), Kiebitz (Vanellus, vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Wachtelkönig (Crex crex), Weißstorch (Ciconia ciconia), Uferschnepfe (Limosa limosa), Korn- weihe (Circus cyaneus), Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria), Sumpfohreule (Asio flammeus), Rotmilan (Milvus milvus) Der empfohlene Mindestabstand von 500 - 1.000 m zu pot. Brutvorkommen wird durch die Entfernung zum FFH-Gebiet von 1.000 m prinzipiell eingehalten. Aus der Überschreitung des empfohlenen Mindestabstandes zu pot. Brutvorkommen für den Rotmilan von 1.500 m resultieren aufgrund der Landnutzung des Gebietes in Zusammenhang mit der Vorbelastung keine populationsrelevanten Risiken. Es sind keine Beeinträchtigung zu erwarten.

Fledermäuse: Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri). Nachweise im FFH-Gebiet sind nicht bekannt. Ein Vorkommen kann dennoch nicht ausgeschlossen werden. Eine erhebliche Beeinträchtigung kann aufgrund der großen Mindestentfernung von ca. 1.000 m zum FFH- Gebiet (200 m Mindestabstand gemäß NLT 2014b zu bedeutsamen Vorkommen werden eingehalten) unter Berücksichtigung der bestehenden Vorbelastung (insbes. Zerschneidung / Vorbelastung durch die BAB A7) ausgeschlossen werden. Ergebnis Erhebliche mittelbare Beeinträchtigungen der den wertbestimmenden Lebensraumtypen zugeordne- ten charakteristischen Arten außerhalb des FFH-Gebiets können nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden.

2 FFH-Gebiet DE 2723-331 „Wümmeniederung“ / Vorranggebiet SV-01-V04, Stadt Schneverdingen Folgende Lebensraumtypen weisen planungsrelevante charakteristische Arten auf: 2310, 2320:Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista bzw. mit Empetrum nigrum, 2330: Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis, 31

3160 : Dystrophe Seen und Teiche, 4010: Feuchte Heiden, 5130: Wacholderbestände auf Zwergstrauchheiden oder Kalkrasen, 6230: Artenreiche montane Borstgrasrasen, 6430: Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, 6510: Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis), 7110: Lebende Hochmoore, 7120: Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore, 7140: Übergangs- und Schwingrasenmoore, 9110: Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum), 9160: Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) [Stel- lario-Carpinetum], 9190: Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Stieleiche, 91D0: Moorwälder. Insgesamt werden folgende charakteristische Arten als planungsrelevant berücksichtigt: Brutvögel: Birkhuhn (Tetrao tetrix) Ziegenmelker (Caprimulus europaeus), Kranich (Grus grus), Baumfalke (Falco subbuteo), Kiebitz (Vanellus, vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Wachtelkönig (Crex crex), Weißstorch (Ciconia ciconia), Uferschnepfe (Limosa limosa), Korn- weihe (Circus cyaneus), Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria), Sumpfohreule (Asio flammeus), Schwarz- storch (Ciconia nigra) Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzmilan (Milvus migrans), Wespenbussard (Pernis apivorus), Der empfohlene Mindestabstand von 500 - 1.000 m zu pot. Brutvorkommen wird durch die Entfernung zum FFH-Gebiet von 1.000 m prinzipiell eingehalten. Der empfohlene Mindestabstand von 3.000 m zu pot. Brut- vorkommen des Schwarzstorchs wird jedoch nicht eingehalten, allerdings befinden sich nachgewiesene ehe- malige Brutplätze erst in 5-6 km Entfernung (Hauptteil S. 31). Aus der Überschreitung des empfohlenen Min- destabstandes zu pot. Brutvorkommen für den Rotmilan von 1.500 m resultieren aufgrund der Landnutzung des Gebietes in Zusammenhang mit der Vorbelastung keine populationsrelevanten Risiken. Erhebliche Be- einträchtigungen sind daher nicht zu erwarten. Fledermäuse: Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri). Nachweise im FFH-Gebiet sind nicht bekannt. Ein Vorkommen kann dennoch nicht ausgeschlossen werden. Eine erhebliche Beeinträchtigung kann aufgrund der großen Mindestentfernung von ca. 1.000 m zum FFH- Gebiet (200 m Mindestabstand gemäß NLT 2014b zu bedeutsamen Vorkommen werden eingehalten) unter Berücksichtigung der bestehenden Vorbelastung (insbes. Zerschneidung / Vorbelastung durch die BAB A7) ausgeschlossen werden. Ergebnis Erhebliche mittelbare Beeinträchtigungen der den wertbestimmenden Lebensraumtypen zugeordne- ten charakteristischen Arten außerhalb des FFH-Gebiets können nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden.

3 FFH-Gebiet DE 2824-331 „Schwarzes Moor und Seemoor“ / Vorranggebiet SV-03- V04, Stadt Schneverdingen Folgende Lebensraumtypen weisen planungsrelevante charakteristische Arten auf: 2310, 2320:Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista bzw. mit Empetrum nigrum, 3160 : Dystrophe Seen und Teiche, 4010: Feuchte Heiden, 7140: Übergangs- und Schwingrasenmoore, 91D0: Moorwälder. Insgesamt werden folgende charakteristische Arten als planungsrelevant berücksichtigt: Brutvögel: Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Birkhuhn (Tetrao tetrix), Kranich (Grus grus). Baumfalke (Falco subbuteo), Kiebitz (Vanellus, vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Kranich (Grus grus). Der empfohlene Mindestabstand von 500 - 1.000 m zu pot. Brutvorkommen wird durch die Entfernung zum FFH-Gebiet von 1.000 m prinzipiell eingehalten. Erhebliche Beeinträchtigungen sind daher nicht zu erwarten.

Ergebnis Erhebliche mittelbare Beeinträchtigungen der den wertbestimmenden Lebensraumtypen zugeordne- ten charakteristischen Arten außerhalb des FFH-Gebiets können nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden.

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4 FFH-Gebiet DE 3122-301 „Vehmsmoor“ / Vorranggebiet Windenergienutzung WA- 02-V04 und WA-03-V04 Folgende Lebensraumtypen weisen planungsrelevante charakteristische Arten auf: 7120: Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore, 91D0: Moorwälder. Insgesamt werden folgende charakteristische Arten als planungsrelevant berücksichtigt: Brutvögel: Bekassine (Gallinago gallinago), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Sumpfohreule (Asio flammeus), Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Kranich (Grus grus), Der empfohlene Mindestabstand von 500 - 1.000 m zu pot. Brutvorkommen wird durch die Entfernung zum FFH-Gebiet von > 500 m prinzipiell eingehalten. Der empfohlene Mindestabstand von 1.000 m zu pot. Brut- vorkommen der Sumpfohreule wird jedoch nicht eingehalten, allerdings befinden sich im Gebiet keine nach- gewiesenen Brutplätze und es besteht eine Abschirmung durch großflächige Waldbestände.. Erhebliche Be- einträchtigungen sind daher nicht zu erwarten. Ergebnis Erhebliche mittelbare Beeinträchtigungen der den wertbestimmenden Lebensraumtypen zugeordne- ten charakteristischen Arten außerhalb des FFH-Gebiets können nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden.

5 FFH-Gebiet DE 3021-331 „Aller (mit Barnbruch), untere Leine, untere Oker“ / Vor- ranggebiet Windenergienutzung WA-04-V04 und WA-08-V04 in ca. 1.300 m (WA-08-V04) bzw. 1.700 m (WA-04-V04) Entfernung Folgende Lebensraumtypen weisen planungsrelevante charakteristische Arten auf: 2310:Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista, 2330: Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis, 3160: Dystrophe Seen und Teiche, 4030: Trockene Heiden 5130: Wacholderbestände auf Zwergstrauchheiden oder Kalkrasen, 6230: Artenreiche montane Borstgrasrasen, 6430: Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, 6510: Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis), 7140: Übergangs- und Schwingrasenmoore, 9110: Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum), 9130: Waldmeister-Buchenwald 9160: Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald (Carpinion betuli) [Stel- lario-Carpinetum], 9190: Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Stieleiche, 91D0: Moorwälder / 91F0 Hartholzauewälder Insgesamt werden folgende charakteristische Arten als planungsrelevant berücksichtigt: Brutvögel: Birkhuhn (Tetrao tetrix). Ziegenmelker (Caprimulus europaeus), Kranich (Grus grus). Baumfalke (Falco subbuteo), Wachtelkönig (Crex crex), Weißstorch (Ciconia ciconia), Uferschnepfe (Limosa limosa), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Kiebitz (Vanellus vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago), Schwarz- storch (Ciconia nigra) Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzmilan (Milvus migrans), Wespenbussard (Pernis apivorus), Seeadler (Haliaetus albicilla), Der empfohlene Mindestabstand von 500 - 1.000 m zu pot. Brutvorkommen wird durch die Entfernung zum FFH-Gebiet von 1.300 m prinzipiell eingehalten. Der empfohlene Mindestabstand von 3.000 m zu pot. Brut- vorkommen des Schwarzstorchs und Seeadlers wird jedoch nicht eingehalten. Das Vorranggebiet ist jedoch mit 17 bereits realisierten WEA bereits erheblich vorbelastet. Auch die B 209 stellt eine Vorbelastung dar. Erhebliche zusätzliche Beeinträchtigungen im Bestand sind daher nicht zu erwarten, zumal pot. Brutvorkom- men des Schwarzstorchs in 1.300 m Entfernung zusätzlich durch dazwischen liegende Wälder abgeschirmt werden. Gleiches gilt für den Seeadler. Erhebliche Beeinträchtigungen sind daher nicht zu erwarten. Fledermäuse: Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri). Nachweise im FFH-Gebiet sind nicht bekannt. Ein Vorkommen kann dennoch nicht ausgeschlossen werden. Eine erhebliche Beeinträchtigung kann aufgrund der großen Mindestentfernung von ca. 1.000 m zum FFH- Gebiet (200 m Mindestabstand gemäß NLT 2014b zu bedeutsamen Vorkommen werden eingehalten) unter Berücksichtigung der bestehenden Vorbelastung (insbes. Zerschneidung / Vorbelastung durch die BAB A7) ausgeschlossen werden. Ergebnis Erhebliche mittelbare Beeinträchtigungen der den wertbestimmenden Lebensraumtypen zugeordne- ten charakteristischen Arten außerhalb des FFH-Gebiets können nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden.

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