Die Josephs-Akademie Im Wiener Josephinum
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Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN Brigitte Lohff Die Josephs-Akademie im Wiener Josephinum Die medizinisch-chirurgische Militärakademie im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik 1785–1874 Böhlau Verlag Wien Köln Weimar Veröffentlicht mit freundlicher Unterstützung durch das Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin sowie die Medizinische Universität Wien Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp: //dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildungen : Josephinum um 1787. Kolorierte Radierung von Karl Schütz (1745–1800) gezeichnet, und gestochen von Karl Schütz und Johann Ziegler. Wien: Artaria, um 1800. © Bildarchiv Josephinum - Ethik, Geschichte und Sammlungen der Medizin der Medizinischen Universität Wien © 2019 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Korrektorat : Volker Manz, Kenzingen Einbandgestaltung : Michael Haderer, Wien Satz : Michael Rauscher, Wien Druck und Bindung : Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf chlor- und säurefrei gebleichtem Papier Printed in the EU Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-23277-3 Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN Inhalt 1 Einführung ................................... 9 1.1 Die Quellen .................................. 19 2 Die Anfänge der Josephs-Akademie .................... 23 2.1 Unterschiedliche militärchirurgische Ausbildungswege ............. 25 2.2 Das Lehrpersonal der ersten Professorengeneration ............... 29 3 Die ersten 20 Jahre mit und nach Giovanni Alessandro Brambilla ... 47 3.1 Inhärente Konfliktlagen aus dem Akademie-Konzept .............. 52 3.2 Josephs-Professoren als Direktoren von 1796 bis 1805 ............. 65 4 Die Zöglinge und die Preise an der Josephs-Akademie bis 1817 .... 71 4.1 Überblick über die 1781 bis 1817 aufgenommenen Zöglinge .......... 74 4.2 1786 bis 1806: Die Preise der Akademie .................... 79 5 1806 bis 1820. Das Direktorat unter Anton Beinl von Bienenberg ... 83 5.1 Die zweite Professorengeneration ....................... 87 5.2 Ungewisse Jahre 1817 bis 1822 .........................103 6 1822 bis 1841. Neubeginn unter dem Direktorat von Johann Nepomuk Isfordink Edler von Kostnitz ...................113 6.1 Die dritte Professorengeneration 1823 bis 1827 .................117 6.2 Die neu berufenen Professoren der 1830er Jahre ................136 6.3 Die neuen Ausbildungsbestimmungen .....................145 6.4 Die ersten Assistenten an der Josephs-Akademie 1832 bis 1848 .........153 7 Die Josephs-Akademie im Vormärz unter dem Direktor Ignaz Rudolph Bischoff ...............................164 7.1 Zur Biographie von Ignaz Rudolph Bischoff (1784–1850) ...........166 7.2 Das Jahrzehnt vor der 1848er-Revolution ...................174 8 1849 bis 1854. Die Jahre des Feldärztlichen Instituts ..........187 5 Inhalt 9 Die letzten 20 Jahre unter dem Direktorat Carl Heidler von Egeregg in der Zeit der Zweiten Wiener Medizinischen Schule ..........195 9.1 Die Organisationsstruktur und die Ausbildungsverordnungen der Josephs- Akademie 1854 bis 1874 ............................198 9.2 Die Josephs-Professoren der theoretischen Medizin ...............207 9.3 Die neuberufenen Kliniker 1854 bis 1870 ...................244 9.4 Assistenten als Josephs-Professoren 1854 bis 1874 ...............266 9.5 Josephs-Professoren in akademischen Gesellschaften ..............278 10 1851 bis 1874. Die öffentliche Diskussion über die Josephs- Akademie ....................................293 10.1 1867 bis 1869: Die Enquête-Kommission zur Reorganisation des Sanitätswesens 303 10.2 Das lange Ende der Josephs-Akademie .....................314 10.3 Der militärärztliche Kurs, die Applikationsschule und das endgültige Ende der speziellen militärärztlichen Ausbildung in der k. u. k. Monarchie .........321 11 Die medizinisch-chirurgische Josephs-Akademie als Objekt konkurrierender Interessen im langen 19. Jahrhundert .........330 12 Anhang .....................................354 12.1 Liste der Assistenten der Josephs-Akademie in chronologischer Reihenfolge 1832–1874 ..................................354 12.2 Liste der Professoren und Dozenten der Josephs-Akademie 1854–1874 .....359 12.3 Liste der Professoren an der Josephs-Akademie 1785–1874 ...........368 12.4 Liste der Professoren an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien 1785–1874 ..................................371 12.5 Liste der Rektoren und Dekane der Medizinischen Fakultät 1785–1874 .....376 13 Quellen ......................................386 13.1 Abkürzungsverzeichnis ............................386 13.2 Ungedruckte Quellen .............................386 13.3 Gedruckte Quellen ..............................391 13.4 Sekundärliteratur ...............................401 13.5 Abbildungsnachweis ..............................413 Danksagung .....................................416 Register .......................................418 6 Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN Dieselbe Katastrophe steht früher oder später der Josephs-Akademie wieder bevor, wenn man mit ihr Veränderungen vornimmt, welche dem Principe ihrer Restauration widerstreiten. Aus dem handschriftlichen Manuskript Pro memoria von Stabsfeldarzt Professor Dr. Johann Traugott Dreyer 1843 Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN 1 Einführung »Nur die Noth des Gesundheitswesens der Heere eines großen Staates besseren Hän- den zu vertrauen, hat den wissenden und wohltätigen Kaiser Joseph bewogen, erst eine kleine Schule in Gumpendorf und bald hernach die Akademie in der Währinger Gasse zu errichten.«1 Mit diesen Worten im Protokoll der Sanitäts-Commission von 1795 fasste Johann Adam Schmidt zusammen, auf welche Weise Joseph II. (1741–1790)2 eine der wegweisenden Forderungen umzusetzen beabsichtigte, um der Verantwortung der Herrschenden für ihre Soldaten im damaligen Habsburgerreich gerecht zu werden : Die Verwirklichung dieser durch die Aufklärung entwickelten Idee begann im 17. Jahr- hundert, als vonseiten der Philosophie darüber nachgedacht wurde, ob es nicht auch zum Staatsverständnis und zur Verantwortung eines Herrschers gehöre, den Untertanen einschließlich der Soldaten eine angemessene medizinische Versorgung zukommen zu lassen.3 Das beinhaltete ebenfalls, eine solidere Ausbildung für Wundärzte und Feldchi- rurgen zu ermöglichen. Eine logische Konsequenz daraus war, dass Feldärzte und deren Gehilfen eine spezialisierte Ausbildung erhalten mussten. Bereits mit der Gründungs- absicht für die Chirurgische Schule für Feldärzte in Gumpendorf wurde von Joseph II. am 3. April 1781 dieses Ziel angestrebt : Meine Absicht geht keineswegs dahin, dass den Chirurgen, die hier formirt werden sollen, nur die Oberfläche von einer jeden der angegebenen Wissenschaften beigebracht und sie blos mit der Kenntniss der Kunstwörter und einer übereilten und seichten Lehre von hier abgefertigt werden. Ich will vielmehr, dass sie ihre Kenntnisse gründlich fassen und mit solchen versehen zu den Regimentern zurückkehren.4 1 Protokoll der unterthänigsten Militär Sanitäts-Commission, die Verbesserung der k. k. Josephs-Akademie und des gesammten Militär-Sanitätswesens betreffend [2. Mai 1795], in : Johann Habart/Robert Ritter von Töply (Hg.) : Unser Militärsanitätswesen vor hundert Jahren, Wien : Šafrář 1896, S. 60 [= Protokoll 1795]. 2 Die Lebensdaten der Personen, die biographisch dargestellt werden, werden an gegebener Stelle im Text oder in den Anmerkungen erwähnt, um den Lesefluss nicht zu sehr zu stören. 3 Brigitte Lohff : »… dass eines der größten Erfolge der wahren Sittlichkeit und Politik die Herstellung einer besseren Medizin sein wird.« Leibniz’ Vorstellung zur medizinischen Versorgung, in : Michael Kempe (Hg.) : Der Philosoph im U-Boot. Praktische Wissenschaft und Technik im Kontext von Gottfried Wilhelm Leib- niz, Hannover : GWB 2015, S. 87–111. 4 Zit. nach Theodor Puschmann : Die Medicin in Wien während der letzten 100 Jahre, Wien : Perthes 1884, S. 99. 9 Einführung Diese Idee wollte Joseph II. unter der Mitwirkung und konzeptionellen Ausgestaltung seines Leib- und Proto-Chirurgen Giovanni Alessandro Brambilla mit der Gründung der Medizinisch-Chirurgischen Josephs-Akademie verwirklichen. Ähnliche Vorstellungen nach einer besseren Ausbildung angehender Zivil- und Mi- litärchirurgen bestanden in allen europäischen Staaten des 18. Jahrhunderts und beför- derten die Einrichtungen chirurgischer und militärchirurgischer Ausbildungsanstalten.5 In diese staatsphilosophisch begründeten Pläne lassen sich die Gründungen von Chi- rurgenschulen, zum Beispiel in Paris, Wien oder Berlin, einordnen. Allerdings blieb in allen europäischen Ländern der Chirurgenstand den Ärzten untergeordnet6 – wie es zum Beispiel im Chur-Brandenburgischen Medizinaledikt von 1685 festgelegt worden war. Es wurde verlangt, dass die zukünftigen Chirurgen, einschließlich der Feldschere, Basis- wissen in der Anatomie beherrschten und wie alle Medizinstudenten am anatomischen Unterricht und an Sektionen teilzunehmen hatten. Diese Forderung konnte erstmalig im deutschsprachigen Raum eingelöst werden, da Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) unmittelbar nach seiner Krönung zum König in Preußen 1713 das Theatrum Anatomicum und 1713/24 das Collegium medico-chirurgicum im preußischen Berlin eröffnete. Es sollte die erste Chirurgenschule im Heiligen Römischen Reich