Die Riestrümmermassen Im Gebiet Zwischen Ussel Und Donau
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Berichte des naturwiss. Vereins für Schwaben, Augsburg Jahr/Year: 1984 Band/Volume: 88 Autor(en)/Author(s): Höfling Richard Artikel/Article: Die Riestrümmermassen im Gebiet zwischen Ussel und Donau (Blatt 7231 Genderkingen) 50-70 Die Riestrümmermassen im Gebiet zwischen Ussel und Donau (Blatt 7231 Genderkingen) von Richard Höfling* Inhalt Vorwort und Dank Vorwort und Dank Mit der vorliegenden Bearbeitung des Gebie 1. Einleitung tes zwischen Ussel und Donau auf Blatt Gen 2. Riestrümmermassen derkingen (7231) wird die im südwestlichen 2.1. Bunte Breccie und südlichen Vorries bereits durchgeführte 2.1.1. Kristallines Grundgebirge Spezialkartierung der Umgebung des Nörd- 2.1.2. Trias linger Rieses im Südosten fortgesetzt, die am 2.1.3. Jura Institut für Paläontologie und historische a) Schwarzer und Brauner Jura Geologie unter A. ROTHPLETZ und F. b) Weißer Jura BROILI zu Anfang dieses Jahrhunderts be 2.1.4. Kreide gonnen und vor allem von R. DEHM sehr 2.1.5. Tertiär erfolgreich weitergeführt wurde. a) Alttertiär unbestimmter Stufe Für die Anregung zu dieser Arbeit bin ich b) Obere Süßwassermolasse (OSM) meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. V 2.2. Allochthone Schollen FAHLBUSCH, zu tiefem Dank verpflichtet. 3. Aufgeschürftes Lokalmaterial Er verfolgte mit reger Anteilnahme den Fort 3.1. Jura gang der Untersuchungen und gab mir wert 3.2. Tertiär volle Ratschläge. Großer Dank gebührt auch 3.2.1. Äquivalente der Unteren Meeresmo meinem leider allzufrüh verstorbenen Freund lasse (UMM) und Kollegen Dr. HORST GALL, der mir 3.2.2. Obere Süßwassermolasse (OSM) aufgrund seiner reichen Erfahrungen in der 4. Tektonik Riesgeologie mit vielen Hinweisen zu speziel 4.1. Zertrümmerung im Autochthon len Problemen half. 4.2. Tektonik im Allochthon („Riestek tonik“) 1. Einleitung 5. Zusammenfassung Das Untersuchungsgebiet liegt im SE-Vorries Summary und gehört damit zur südwestlichen Franken 6. Literatur alb. Im N bildet die Ussel, im S die Donau eine natürliche Begrenzung, W- und E-Rand Der ist der Herr der Erde Wer ihre Tiefen mißt, sind jeweils durch einen GAUSS-KRÜGER- Und jeglicher Beschwerde Rechtswert markiert: 44 22 000 bzw. In ihrem Schoß vergißt 44 26 500 (Abb. 1). Die Entfernung zum Kra Wer ihrer Felsenglieder Geheimen Bau versteht terrand beträgt an der Westgrenze etwa 18 Und unverdrossen nieder km. Zu ihrer Werkstatt geht. Die als Kaisheimer Alb bezeichnete Südabda NOVALIS chung der Malmtafel zwischen Ussel und Do (aus „Heinrich von Ofterdingen“) nau (vgl. JÄTZOLD 1962: 18 f.) weist mit einigen länglichen, W-E verlaufenden, sanf ten Höhen ein relativ geringes Relief auf. Die höchste Erhebung bildet ein Hügel im „Öl schlag“ mit 525 m. Im waldreichen N schuf *) Dipl.-Geol. Richard Höfling, Institut für Paläontologie und historische Geologie der Universität München, Ri- die Ussel im Laufe ihrer Flußgeschichte steile chard-Wagner-Str. 10/11, 8000 München 2. Talflanken. An wenigen offenen, landwirt- 50 Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes (schraffiert) im südöstlichen Vorries. schaftlich ungenutzten Stellen breiten sich dem östlichen Blattrand - mit 390 m der Kalktrockenrasen aus. Bedingt durch die tiefste Geländepunkt. Postglaziale, sandige flach nach SE geneigten Jura-Schichtkalke und schlickreiche Aufschüttungen führten zu verliert das Ackerland im S zunächst allmäh geeigneten Ackerfluren. lich an Höhe, bevor es schließlich mit stärke Das mit wenigen Ausnahmen aufschlußlose rem Gefälle zum Donau-Alluvium abtaucht. Kartiergebiet umfaßt eine Schichtfolge des Aufgrund der niedrigen Gesamthöhenlage Untertithoniums (Weißjura-Zeta 3-5), die und einer ± dicken Lehmdecke ist ein dichtes von Sedimenten der Oberen Süßwassermolas Entwässerungsnetz ausgebildet. Im Nordab se und einer Decke aus oberseits verlehmten schnitt des Gebietes bringen mehrere Bäche Riestrümmermassen schwankender Mächtig ihr Wasser der mäandrierenden Ussel, süd keit überlagert wird. Mit GÜMBELs Blatt lich des erwähnten Hügelzuges fließen schma Ingolstadt (1:100 000) erschien 1889 erstmals le Rinnsale der Donau-Aue zu. Neben der eine geologische Darstellung des Gebietes. In Donau bestimmt also die Ussel die nach E der Folgezeit wurde es lediglich von FESE- gerichtete Hauptentwässerung, bevor sie FELDT (1962) im Rahmen seiner Spezialkar selbst nach ca. 5 km bei Rennertshofen - tierung 1:25 000 des autochthonen Weißjura außerhalb des bearbeiteten Blattes - in die zwischen Solnhofen und Donau erfaßt, die Donau mündet. Die durch eine Ausbuchtung SCHMIDT-KALER et al. (1970) in die geo bei Marxheim ziemlich breite Donau-Aue logische Übersichtskarte des Rieses und sei stellt östlich der Lechmündung eine abwechs ner Umgebung 1:100 000 generalisiert über lungsreiche Uferlandschaft mit Auwaldresten nommen haben. Zur Kenntnis um die Region und Altwasserschlingen dar. Hier liegt - nahe des südöstlichen Vorrieses tragen u.a. die 51 Arbeiten von KRUMBECK (1927 a; b), 2.1. Bunte Breccie DEHM (1932), BIRZER (1939 b; 1969), Als Bunte Breccie werden polymikte Trüm ZEISS (1968; 1977) und STREIT (1963; 1978) mermassen zusammengefaßt, deren Kompo bei. nenten wegen ihrer zu geringen Größe einzeln Bei nahezu allen bisherigen Bearbeitern wer nicht auskartierbar sind. In einer sandig-toni- den die postjurassischen Bildungen der Fran gen Grundmasse (Korngröße < 2 mm) befin kenalb nur als „lehmige Überdeckung“ er den sich in unsortierter, intensiv durchmisch wähnt. Ziel der vorliegenden Arbeit war es ter, wirrer Lagerung aus dem Krater stam deshalb, vor allem die lehmbedeckten nachju mende Gesteins-Bruchstücke, -Fetzen und rassischen Ablagerungen zu erfassen, wobei -Brocken von wenigen mm bis einigen dm besonders Zusammensetzung und Verbrei Größe, die stratigraphisch manchmal schwer tung der Bunten Trümmermassen in größerer einzustufen sind, sowie gelegentlich mecha Entfernung vom Rieskrater interessierten. nisch beanspruchte Einzelblöcke bis zu meh Dies machte eine systematische Kartierung reren m Durchmesser. Im Aufnahmegebiet mit dem Pürckhauer-Bohrstock erforderlich. tritt jedoch - über 20 km vom Riesrand ent Im Abstand von 50-100 m (manchmal auch fernt - kratereigenes Material mengenmäßig darunter) wurden fast 3000 Handbohrungen zugunsten von lokal aufgeschürften Molasse durchgeführt; die Bohrtiefe betrug in der Re gesteinen deutlich zurück. Im Bohrstock zeig gel 1 m, maximal 1,5 m. te sich sehr häufig die für das kraterfernere südöstliche Vorries typische, von OSM-Ma- terial geprägte, schlierige Bunte Breccie. 2. Riestrümmermassen Trotz der OSM-Vormacht ist die Zusammen Die Impaktgesteine des Rieses werden ent setzung des Trümmergesteins von Ort zu Ort sprechend ihrer Zusammensetzung und dem oft recht wechselhaft, so daß nur durch eine Grad ihrer Beanspruchung in Suevit, Poly- Vielzahl von Handbohrungen annähernd das mikte Kristallinbreccien sowie Bunte Trüm Gesamtspektrum der Komponenten erfaßt mermassen eingeteilt (vgl. Übersicht bei werden konnte. Hinzu kommt, daß nur die GALL et al. 1977: 117), von denen aus systematische Anwendung des Bohrstocks ei schließlich letztere im Untersuchungsgebiet in ne flächenhafte Kartierung der im Hangen größerer Verbreitung Vorkommen. Es sind den ± tief verlehmten Bunten Breccie zwi dies allochthone Auswurfmassen, bestehend schen den Weißjurazügen an Ussel und Do aus einem heterogenen Gemenge ehemals im nau ermöglichte. Kraterbereich anstehender Gesteine des kri Einige kleine Aufschlüsse befanden sich nord stallinen Grundgebirges und der sedimentä nordwestlich Marxheim in der inzwischen zu ren Überdeckung (Trias bis einschließlich geschütteten Sandgrube (R 22 400, H 01 710; Obermiozän), die heute in chaotischer Lage siehe Abb. 6; vgl. auch HÖFLING 1978: 136 rung im SE-Vorries als m.o.w. zusammen f. und 1979), sowie in kurzzeitig offenen Bau hängender Schleier unterschiedlicher Mäch gruben in Schweinspoint (R 22 720, H 02 400 tigkeit auf einem autochthonen Sockel aus und R 22 820, H 02 420) und Gansheim (R Weißjurakalken bzw. OSM-Gesteinen (OSM 23 090, H 05 100). = Obere Süßwassermolasse) liegen. Bei der Nachstehend werden die nachgewiesenen Be Rieskatastrophe wurden sie aus ihrem ur standteile der Bunten Breccie in stratigraphi sprünglichen Verband gerissen und ins Vor scher Reihenfolge näher beschrieben. land ausgeschleudert, wo sie auch Lokalma terial aufschürften und in sich aufnahmen (siehe 3.). Nach der Größe ihrer Komponen ten untergliedert man die Bunten Trümmer 2.1.1. Kristallines Grundgebirge massen in Bunte Breccie und Allochthone Vereinzelt konnten im westlichen Blattab Schollen. schnitt zwischen den Fluren „Bärenbauern 52 feld“ und „Oberm Wald“ 2-3 cm große ebenfalls zahlreich in den Trümmermassen Bröckchen von mürbem, chemisch stark zer auftretenden, sehr ähnlichen OSM-Tonmer- setztem Gneis erbohrt werden. Seine rosafar geln (vgl. 3.2.2.) ausschließen. benen Feldspäte sind überwiegend kaolini- siert, die Biotite olivgrün gefärbt. Selbst an 2.1.3. Jura den sehr kleinen Bruchstücken ist noch ein gewisses Parallelgefüge erkennbar. a) Schwarzer und Brauner Jura In der ehemaligen Marxheimer Sandgrube In zahlreichen Bohrstockproben fielen Fetzen trat an wenigen Stellen stark zerrütteter mit und kleine Schlieren von bläulichgrauen, teils telkörniger Granit in Knöllchen von 2,5-3 rostfleckigen, schiefrigen Tonmergeln auf, cm Durchmesser mit rötlichen, teilweise kao- die gelegentlich hellgrau gebleicht waren. Sie linisierten Feldspäten