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Fachprogramme Raumfahrt

Aktualisierung 2002/2003 Raumfahrtmanagement

Herausgeber:

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. Raumfahrtmanagement Königswinterer Str. 522 – 524 53227 Bonn-Oberkassel

Fachprogramme Raumfahrt Aktualisierung 2002/2003 Gliederung

TEIL 1 - ALLGEMEINE ASPEKTE 1. PROGRAMMRAHMEN UND -UMFELD ...... 5 2. STRUKTUR UND MITTELEINSATZ ...... 6 TEIL 2 - FACHPROGRAMME EINFÜHRUNG...... 11 1. FACHPROGRAMM KOMMUNIKATION ...... 13 2. FACHPROGRAMM NAVIGATION ...... 23 3. FACHPROGRAMM ERDBEOBACHTUNG ...... 31 4. FACHPROGRAMM ERFORSCHUNG DES WELTRAUMS...... 43 5. FACHPROGRAMM FORSCHUNG UNTER WELTRAUMBEDINGUNGEN...... 55 6. FACHPROGRAMM RAUMSTATION ...... 69 7. FACHPROGRAMM RAUMTRANSPORT ...... 79 8. FACHPROGRAMM TECHNIK FÜR RAUMFAHRTSYSTEME...... 85 ANHANG VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN ...... 95

Teil 1: Allgemeine Aspekte 1. Programmrahmen und -umfeld MitKabinettsbeschlussvom16.Mai2001wurdedasDeutscheRaumfahrtprogrammalsProgramm derBundesregierunginKraftgesetzt.DenEntwurfdiesesProgrammshattedasDLRineinemin- tensiven Beratungs- und Abstimmungsprozess mit den zuständigen Bundesressorts, den Bera- tungsgremiendesDLR-ProgrammkommissionundProgrammausschüsse-,mitWissenschaftund Industrie,mitderESAundmitdenRaumfahrtorganisationeneuropäischerPartnererarbeitet. DasDeutscheRaumfahrtprogrammfügt • diedeutscheBeteiligungandeneuropäischenProgrammenvonESAundEUMETSAT, • dieProjektförderungimNationalenProgrammsowie • dasFuE-ProgrammimSchwerpunktRaumfahrtdesDLRimRahmenderHGF-Förderungdes BundesundderLänder zueinemabgestimmten,strategischausgerichtetenGesamtansatzzusammen.Eswirdergänztund flankiert durch Raumfahrtforschung in der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Helmholtz- Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren(HGF),derDeutschenForschungsgemeinschaft(DFG) undinInstitutenundSonderforschungsbereichenderHochschulensowiedurchBeiträgezuinter- nationalenNutzer-undBetreiberorganisationen. WesentlicheEckpunkteundLeitliniendesRaumfahrtprogrammssind: • einekonsequenteAusrichtungaufNutzenundBedarfalsBeitragzurLösunggesellschaftli- cherAufgabenundzurErschließungneuer,kommerzielltragfähigerGeschäftsfelder; • eineverstärkteeuropäischeZusammenarbeitimSinneeinerBündelungderKräftealsunab- dingbare Maßnahme zur Behauptung der europäischen Raumfahrtindustrie im globalen Wettbewerb; • eine Konzentration auf thematische Schwerpunkte und Kernfelder im Sinne wissenschaftli- cherExzellenzbeziehungsweiseaussichtsreicherkommerziellerPerspektivenundmitdenZie- lenderBesetzungvonSpitzenpositionenindiesenBereichenundderSteigerungderKoope- rationsfähigkeit Deutschlands und Europas bei nichtdemWettbewerbunterliegendenVor- habenglobalenAusmaßes; • eineweitereSteigerungderEffizienzdurchRationalisierungimRahmenarbeitsteiligereuro- päischerNetzwerke,mehrWettbewerb,AktivierungprivatwirtschaftlichenEngagementsfür ‚Public-Private-Partnerships‘(PPP)undAbbauvonEffizienzhemmnissen. Fast20JahrenachVerabschiedungdes4.WeltraumprogrammssindmitderVorgabeübergeord- neter politischer Ziele und Rahmenbedingungen die programmatischen Handlungsfelder neu be- stimmt.DasProgrammderBundesregierungweistderdeutschenRaumfahrteinepolitischeRich- tungundgibtdiefinanziellePerspektivevor.FürdiePartnerinIndustrieundWissenschaftschafft esTransparenzundPlanungssicherheitfüreigenverantwortlicheEntscheidungenundunternehme- rischesHandeln;gegenüberunsereneuropäischenPartnernwirdunsereAttraktivitätundVerläss- lichkeitalsKooperationspartnerundWettbewerbergestärkt;dasDLRalsManagementorganisation setztdasProgrammumundschreibtesinAnlehnungandieWeiterentwicklungderFinanzplanung fort.

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Letzteremdienendiehiermitvorgelegtenfortgeschriebenen Fachprogramme Raumfahrt des DLR. DiesebeschreibendiegeplanteUmsetzungderdurchdasProgrammderBundesregierungvorge- gebenenübergeordnetenZieleinabgestimmteEinzelmaßnahmenzukonkretenRaumfahrtprojek- ten.DerenAuswahlfolgtdenmaßgeblichenKriteriendesProgrammsderBundesregierung:nach- weislicher Nutzerbedarf, günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis, wissenschaftliche Exzellenz bezie- hungsweisewirtschaftlichePerspektive.DiesePlanungrichtetdasDLRfürdenmittelfristigenZeit- raumanderFinanzplanungderBundesregierungausundlegtdarüberhinausauchlängerfristige PlanungsperspektivenjenseitsdesfinanziellenPlanungshorizontesdar. DokumentiertwirdderProgrammstatusperDezember2002.Jüngste,teilweisedramatischeErei- gnisseundEntwicklungen(ARIANE517-Fehlschlag,Galileo-Disput,Columbia-Unfall)müssen-so- baldihreprogrammatischenAuswirkungengeklärtsind-innerhalbdesaktuellenProgramm-und Vorhabensmanagementaufgenommenundbewältigtwerden. 2. Struktur und Mitteleinsatz DasDeutscheRaumfahrtprogrammintegriertdieElementeESA-ProgrammundEUMETSAT-Aktivi- täten,NationalesProgramm(Projektförderung)sowiedasForschungs-undEntwicklungsprogramm des DLR (HGF-Förderung) zu einem harmonisierten Gesamtansatz. Hinzu treten Aktivitäten der universitärenundaußeruniversitärenForschunginDeutschlandsowieeuropäischeProgrammemit Raumfahrtbezug(kostenteiligeFörderungim6.ForschungsrahmenprogrammderEU,EUMETSAT), ferneröffentlicheMärkteimnationalenundeuropäischenRahmen.DasProgrammumfasstacht Fachprogramme für die wesentlichen Forschungs-, Anwendungs- bzw. Technologiebereiche der Raumfahrt.

ESA-Programm ESA NP DLR Weitere und Kommunikation EUMETSAT Navigation Nationales Programm Erdbeobachtung Erforschung des Weltraums

DLR/HGF Forschung unter Weltraumbedingungen FuE-Programm Raumstation

Raumtransport Weitere Aktivitäten -EU,BMBF-Programme Technik für Raumfahrtsysteme -DFG,Universitäten -FhG,HGF,MPG -öff.Nutzer,Industrieetc.

Abbildung 1 Struktur des Deutschen Raumfahrtprogramms

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Mio.Mio. € € EUMETSATDLR FuE (HGF) DLR FuE (HGF) 1000 Nationales Programm 1000 Nationales Programm ESA-Programm ESA-Programm EUMETSAT 800800

600600

400400

200200

0 0

n n g R . n rt e t io io n W ng io o m en at at tu s di at sp te m ik g h e e t n s e n vi ac d -B s ra Sy g u a b g R m t F- na m N o n W au m R a m be hu r R u r M o d sc te Ra fü k Er r n k le fo u i Te Er g hn un ec ch T rs Fo

Abbildung 2 Mitteleinsatz in den Programmen, kumuliert über den Zeitraum der mittelfristigen Finanzplanung 2002-2006

• DiedeutschenBeiträgezumESA-ProgrammwerdenüberwiegendausMittelndesBMBFfinan- ziert.DieprogrammatischeSchwerpunktsetzungundRessourcenzuordnungfürdenMittelfrist- zeitraumistmitdenBeschlüssenderESA-MinisterratskonferenzvomNovember2001inEdin- burg bestätigt worden. Die Satellitenprogramme des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg)zurAufklärungundKommunikationsindnichtGegenstanddesESA-oderdesNationa- lenProgramms,allerdingsarbeitetDLRimManagement-undInstitutsbereichimAuftragdes BMVganallenProjektenmit.

• FürdasNationaleProgrammwerdendieMittelausschließlichvomBundesministeriumfürBil- dungundForschung(BMBF)bereitgestellt.SiewerdenimRahmenvonAufträgenundZuwen- dungenüberwiegendfürProjekteundProgrammeinderdeutschenIndustrieundForschung eingesetzt.DasNationaleProgrammbietetgrößereHandlungs-undGestaltungsmöglichkeiten zurDurchsetzungnationalerInteressenalsdasESA-Programm.EsbeinhaltetauchdieKosten desdeutschenRaumfahrtmanagements.

• ZudengrundfinanziertenFuE-AktivitätendesDLRtragennebenderHGF-Förderungausdem HaushaltdesBMBFauchMitteldes(BMVg)undderBundesländer(10%)bei.DieseMittelsetzt dasDLRfürseineForschungsschwerpunkteRaumfahrt,Luftfahrt,EnergieundVerkehrein.In- halteunddieMitteldesBMBFstehenunterdemVorbehalteinerpositivengutachterlichenBe- urteilungdurchdieHGF.

• Zu ausgewählten Projekten mit überwiegend öffentlichem Interesse stellen weitere Ressorts Mittel bereit, insbesondere das BMVBW mit den deutschen Beiträgen für das ESA-Satelliten- navigationsprogramm GalileoSat sowie die meteorologischen ESA-Programme MSG und

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METOP.DarüberhinausfinanziertdasBMVBWüberseineBeiträgezuEUMETSATdieoperatio- nellenNachfolgeeinheitenzuMSGundMETOP,derenBeschaffungdurchdieESAerfolgt.

• EineVielzahlvonoperationellenAktivitätenwerdendurchnachgeordneteBundesbehördenin Eigenfinanzierung sowie in Ko-Finanzierung mit dem NationalenProgrammdurchgeführt;sie werdenergänztdurchFuE-AktivitäteninForschungseinrichtungenundUniversitäten.

• Im EU-Forschungsrahmenprogramm war die Raumfahrt bisher lediglich indirekt - als Quer- schnittsaktivität(Informations-undKommunikationstechnologien,Telekommunikation,Umwelt und Klima, Verkehr) - in Erscheinung getreten. Im jetzt angelaufenen 6. EU-Forschungs- rahmenprogramm(Ende2002–Ende2006)erhältdieRaumfahrterstmalsalsTeilderThemati- schenPriorität4(Luft-undRaumfahrt)einenausgewiesenenPlatz.DasfürdieRaumfahrtvor- geseheneBudgetvon235Mio.LverteiltsichfolgendermaßenaufdieAktivitätsbereiche: - GALILEO 100Mio.L - GMES 100Mio.L - SatellitengestützteTelekommunikation 35Mio.L. Außerhalb des Forschungsrahmenprogramms stellt die Europäische Union für die GALILEO- Entwicklungsphasebis2005weitere450Mio.LausdemTEN-HaushaltzurVerfügung.

DienachfolgendegrafischeundtabellarischeÜbersichtderProgrammfinanzierungreflektiertden derzeitgültigenmittelfristigenPlanungsstand.

Telekommunikation 4% Management u. Sonstiges 6% Navigation Technik für 2% Raumfahrtsysteme 5% Erdbeobachtung 21% Raumtransport 883 Mio. € 17%

Erforschung des Weltraums 15%

Forschung unter Raumstation Weltraumbedingungen 24% 6%

Abbildung 3 Mitteleinsatz für das Jahr 2002

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 Summe Angaben in Mio. € (gerundet) 2002 2003 2004 2005 2006 2002-2006

Telekommunikation 14 10 20 22 28 94

Navigation 5 0 0 0 0 5

Erdbeobachtung 46 46 80 103 118 392

Erforschung des Weltraums 88 86 88 90 93 445

Forschung unter Weltraumbedingungen 19 18 23 29 16 104

Raumstation 221 217 217 169 188 1012

Raumtransport 128 127 95 108 78 536

Technik für Raumfahrtsysteme 14 12 12 12 13 62

Management, allgemeine Studien etc. 29 26 27 28 29 139

Summe BMBF 562 542 562 562 562 2789

Navigation BMVBW *) 1 30 50 54 16 150

Erdbeobachtung/EUMETSAT BMVBW 64 56 48 38 32 238

Summe BMBF + BMVBW 627 628 660 653 610 3178

*) einschl. vorläufige Ansätze für Galileo

Tabelle 1: Aufteilung der deutschen Beiträge zu den ESA- und EUMETSAT-Programmen im Zeitraum 2002-2006 (Stand: März 2003; Abweichungen in den Zeilen- und Spaltensummen möglich wg. Rundungen)

Summe Angaben in Mio. € (gerundet) 2002 2003 2004 2005 2006 2002-2006

Telekommunikation 14 11 14 12 12 62

Navigation 5 6 7 8 8 33

Erdbeobachtung 36 35 42 38 32 183

Erforschung des Weltraums 33 30 26 31 36 157

Forschung unter Weltraumbedingungen 19 17 19 20 20 95

Raumstation 1 1 1 1 1 5

Raumtransport 6 7 5 4 5 26

Technik für Raumfahrtsysteme 14 18 21 20 19 91

Management 21 24 24 25 25 121

Summe (BMBF) 149 149 159 159 159 773

Tabelle 2: Aufteilung des Nationalen Programms im Zeitraum 2002-2006 (Stand: März 2003; Abweichungen in den Zeilen- und Spaltensummen möglich wg. Rundungen)

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Summe Angaben in Mio. € (gerundet) 2002 2003 2004 2005 2006 2002-2006

Telekommunikation 3 3 3 3 3 15

Navigation 5 5 5 5 5 25

Erdbeobachtung 40 42 43 44 44 214

Erforschung des Weltraums 16 14 15 13 13 71

Forschung unter Weltraumbedingungen 11 11 11 11 11 56

Raumstation 0 0 0 0 0 0

Raumtransport 16 16 17 17 17 83

Technik für Raumfahrtsysteme 16 15 15 15 15 76

Summe 107 107 108 108 108 538

Tabelle 3: Aufteilung des HGF-finanzierten DLR-internen FuE-Programms Weltraum im Zeitraum 2002-2006 (Stand: März 2003; Abweichungen in den Zeilen- und Spaltensummen möglich wg. Rundungen)

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Teil 2: Fachprogramme

Einführung

DieFachprogramme Raumfahrt des DLR umfassendieachtTeile: • Kommunikation • Navigation • Erdbeobachtung • ErforschungdesWeltraums • ForschungunterWeltraumbedingungen • Raumstation • Raumtransport • TechnikfürRaumfahrtsysteme Die nachstehende Abhandlung dieser acht Programmlinien folgt einer einheitlichen Struktur; da- durchwerden-wosinnvoll-Quervergleichemöglich. AusgehendvoneinerKurzanalysehinsichtlichBedarfundMarkt,KundenbeziehungsweiseNutzer sowiederspezifischendeutschenStärkenundDefiziteeinschließlichderdarausfolgendenWett- bewerbssituationimeuropäischenundglobalenKontextwerdendieBedeutungunddieAusgangs- lagedesProgrammsherausgestellt(Abschnitt X.1). DerdarauffolgendeAbschnittbeschreibtdenaktuellenStatusdesProgramms(Abschnitt X.2).Hier wirdeinediedreiElementeeuropäischeProgramme(ESA-undEUMETSAT-Beteiligung),nationales Förderprogramm und DLR-internes Forschungs- und Entwicklungsprogramm integrierende, zu- sammenfassendeÜbersichtderlaufendenVorhaben,einschließlicherwarteterErgebnissegegeben. Danachwerden-anknüpfendanundkonformmitdenstrategischenZielsetzungendesDeutschen RaumfahrtprogrammsderBundesregierungvomMai2001-füreinenPlanungszeitraumvonetwa fünf Jahren konkrete, operative Ziele sowie die zugehörigen Maßnahmen und Meilensteine be- nannt(Abschnitt X.3).DiehiervorgestelltenProjekteundAktivitätenorientierensichandergülti- gen mittelfristigen Finanzplanung. Darüber hinaus werden weitere programmatische Vorausset- zungen(politischeRahmenbedingungen,Partnerschaften)sowieerkennbareRisikenaufgeführt. SchließlichwirdeinAusblickaufeinenPlanungshorizontvonetwa15Jahrengegeben.Hier(Ab- schnitt X.4)wirdabgeschätzt,wohindieheuteerkennbarenglobalenTrendszeigen,undeswird skizziert,inwelcheRichtungsichdieAktivitätenfürdasjeweiligeProgrammoderFachgebietent- wickelnsollen.DiedeutschenPrioritätenwerdenbenannt,dermöglichedeutscheBeitragzuden Langfristzielen wird identifiziert und neue programmatische Akzente werden herausgearbeitet. DieseorientierensichnichtinjedemFallstriktaneinerkonstantenFortschreibungdermittelfristi- genFinanzlinie,sollenjedochauchnichtüberzogeneErwartungenwecken.

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Fachprogramm Kommunikation 1. Fachprogramm Kommunikation 1.1 Bedeutung des Programms, internationaler Kontext Die Satellitenkommunikation ist von allen Raumfahrtanwendungen mit Abstand der kommerziell erfolgreichsteSektormitweltweitenUmsätzenvon34,5MilliardenUS$imJahr2000.Dabeierzielt dieVermarktungderEndgeräteundDienstleistungen,beizunehmenderNachfragenachbreitban- digenKommunikations-Dienstleistungen,diehöchsteWertschöpfung.Darüberhinausexistiertder „klassische“MarktderBroadcast-DiensteimTV-BereichaufeinemhohenkommerziellenNiveau. Zwar konkurriert die satellitengestützte Informationsinfrastruktur mit Glasfaserverbindungen und terrestrischenMobilfunknetzen,wirddieseaber-wieschonheuteinderFernsehsignalverteilung- inZukunftalsunverzichtbaresElementsinnvollergänzen.InBallungszentrenerhältdieterrestrische InfrastrukturdenVorzug,SatellitensinddagegenfürdiegroßflächigeInformationsverteilungvon Vorteil.BesondersindenBereichenMultimedia,InternetanbindungundinstrukturschwachenGe- bietenauchbeidenMobilfunksystemender3.und4.GenerationwerdenzukünftigeSatellitensy- steme maßgeblich zur Entlastung der terrestrischen Netze beitragen und darüber hinaus eine globale Verfügbarkeit von Informationen, Daten und Diensten ermöglichen. Um ausreichende KapazitätenfürdiedannanfallendenDatenmengengewährleistenzukönnen,istdieErschließung höherer Frequenzbereiche (Ka-Band) für eine breitbandigere Übertragung sowie die In-Orbit- Vernetzung der Satellitensysteme (SkyLan) notwendig. Die zur Zeit eingesetzten und geplanten Satellitensysteme für asynchrone und vollständige DSL (Digital Subscriber Line)- InternetverbindungenviaSatellit(z.B.SES-ASTRA,EUTELSAT)verdeutlichenaberbereitsheutedas vorhandenePotentialauchfürdendeutschenMarkt,derübereineguteterrestrischeInfrastruktur verfügt.MitBlickaufdieEU-Osterweiterung–oftmalsFlächenstaatenmitschlechtererInfrastruktur –eröffnensichweiterevielversprechendeMärkte. NebenihrerBedeutungfürdie„GlobalInformationInfrastructure“hatdieSatellitenkommunikati- onauchinKrisensituationenwiez.B.Naturkatastrophen,beiFriedenssicherungsmissionenundfür die Wahrung der inneren Sicherheit eine zunehmendwichtigerelogistischeFunktion.DieDaten- undKommunikationsanbindungistinSituationen,wokeineterrestrischeInfrastrukturbestehtoder diese zerstört wurde, unverzichtbar. Insbesondere in Entwicklungsländern spielen Satelliten eine zunehmendgrößereRollefürdieAus-undWeiterbildungsowiedieGrundversorgungderBevölke- rungmitInformationen. DiegesamteInformationstechnologie-BrancheerlebteimJahr2001weltweiteinenwirtschaftlichen Einbruch,dersichauchindenAufträgenundPlanungendersatellitengestütztenKommunikation niederschlug.SoerwiessichetwaderMarkteintrittvonSatellitenkonstellationen(Iridium,Global- star)alsmassiverFehlschlag,derdenInvestorenerheblicheVerlustebescherteunddasVertrauenin dieRentabilitätvonKonstellationssystemenimLEO/MEO-Orbitnachhaltiggeschwächthat.Fürden ErfolgzukünftigerKonstellationenwirdentscheidendsein,dassdereninhärenteVorteile(z.B.die Abdeckung höherer Breitengrade etwa für Luftfahrtanwendungen) konsequent genutzt, die Sy- stemkostendrastischreduziertunddieSystemeindieterrestrischeInfrastrukturintegriertwerden. DerkonjunkturelleEinbruchaufdemKommunikationsmarkt,der2002begann,unddiedamitein- hergehende Zurückhaltung potenzieller Investoren berührt das gesamte Satellitengeschäft, auch dasMarktsegmentdergeostationärenSatellitenundDienste.DerunausweichlicheKonzentrations- prozessindieserBranchemachteswahrscheilich,dassinwenigenJahrenstattbisherdreiSatelli- tenherstellerninEuropa(Alenia,AlcatelundAstrium)lediglicheinervertretenseinwird,dereinem oderzweiamerikanischenKonkurrentengegenübersteht.DiesmussmiteinerstrategischenWei- chenstellungeinhergehen:EinempolitischinEuropafestverankertenautonomenZugangzumAll sollengleichermaßeneuropäischeFähigkeiteninderSatellitentechnologiegegenüberstehen.Deut- scheRaumfahrtfirmenmüssendabeiauchweiterhinmitsignifikantenundtechnologischhochwer- tigen Anteilen in eine europäische Satelliten-Industrie eingebunden sein und eine global wettbe- werbsfähigeRollespielen.

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TrotzderderzeitigenMarktschwächeindergesamtenKommunikations-undIT-Brancheundder KonsolidierungderIndustrieistdasWachstumspotenzialfürdieSatellitenkommunikationbeträcht- lich.In2001erstellteMarktprognosensindweiterhinalsrealistischeinzustufen,beiallerdingsge- streckter Zeitachse. Demzufolge wird erwartet,dassbis2010derAnteilanInternet-Dienstenvia Satellitevon5auf18Prozentsteigen,währendderreineDatenverkehrvonmomentan40auf20 Prozentsinkenwird.DieEntwicklungvondediziertenKa-BandSystemenwirdsichdaherverzögern, dadiezuerwartendenKapazitätsvolumina,u.a.durchdenEinsatzvonDatenkompressionstechni- ken, von Ku-Band Systemen abgedeckt werden können. Entgegen dem Markttrend steigt die Nachfrage nach militärischer Satellitenkommunikation in Europa zur Zeit stark an. Dabei werden zunehmendkompletteend-to-endDienstleistungenvonderIndustriegefordert. 1.2 Gegenwärtiger Status, laufende Projekte DasKommunikationsprogrammwirdindreiunterschiedlichenProgrammelementendurchgeführt. DasNationale Förderprogramm, obwohletwasniedrigerdotiertalsdasESA-Programm,istdiezen- trale Komponente des Kommunikationsprogramms, da hier alle Entwicklungen, die im internationalen Wettbewerb durchgeführt werden, unterstützt werden können. Das Technologieprogramm ARTES (Advanced Research in Telecommunication Systems) im ESA- ProgrammunterstütztundergänztdieAktivitätenkomplementärzumnationalenFörderprogramm und fördert insbesondere die Konsortialfähigkeit der deutschen Industrie für den außereuropäischenWettbewerb.DasDLR-interne Forschungs- und Entwicklungs-Programmistder Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen der Satellitenkommunikation gewidmet. Es zielt dabei auf eine Unterstützung der Industrie im vorwettbewerblichen und grundlagenorientierten Bereich. Diese Bedarfsorientierung mit AusrichtungaufSchrittmacher-undSchlüsseltechnologien hatsichbewährtundwirdfortgeführt. Nationales Förderprogramm DasnationaleFörderprogrammwirdinZusammenarbeitmitForschungsinstitutenundIndustriefir- men – bei letzteren auf Basis einer Eigenbeteiligung – durchgeführt, wobei Kooperationen zwi- schenIndustrieundForschungangestrebtwerden.EsistaktuellinsechsProgrammlinienunterteilt: a)Satellitennetze–Grundlagen DieseLiniedientderAnalyselangfristigerTrendsundderVorbereitungkünftigerEntwicklungslini- en.DementsprechendwerdenhiervornehmlichStudienundUntersuchungendurchgeführt,wel- chedieRollevonSatellitensystemen–inAbgrenzungzuterrestrischenGlasfaser–undMobilfunk- netzen–beiderBereitstellungfixerundmobilerDienstebeleuchten.Aktuellstehtdietechnische undwirtschaftlicheBedeutungnicht-geostationärerSatellitensystemefürdieVerteilungvonBreit- banddienstenimVordergrund. b)NutzlastgeräteundAntennen-Flughardware DieseProgrammliniestelltdasRückgratdesFachprogrammsKommunikationdar.Esbeinhaltetdie industriellenEntwicklungenderklassischenNutzlastgeräte,insbesondereimC-undKu-Frequenz- band:Verstärker,Filter,Schalter,Multiplexer,aktiveundpassiveAntennenmitdenensichdiedeut- scheIndustrieerfolgreichamMarktetablierenkonnte.BeieinigenNutzlastgerätenwirdiminter- nationalenWettbewerbvondendeutschenFirmenderersteoderzweitePlatzamWeltmarktein- genommen.DieseerreichtePositiongilteszusichernundweiterauszubauen. c)Multimedia ZieldiesesProgrammteilsistdieStärkungderdeutschenIndustrieinIhrerRollealsführendeKom- ponenten-undSubsystemlieferantenunddamitalspotenzielleSystempartnerinSatellitensystemen

14 für breitbandige Multimedia-Dienste, vornehmlich im Ka-Band. Das zentrale Element ist dabei COMED(ConstellationsandMultimediaProgramme).InCOMED-Phase1werdendieTechnologien für Konstellationsprogramme entwickelt und sollen nachfolgend im Weltraum demonstriert wer- den.HierbeiwirdeinbreitesSpektrumanBustechnologien(Solargeneratoren,AODS-Systeme,Se- rienfertigungskonzepte) und Nutzlasttechnologien (Ka-Band-Verstärker, On-Board-Processing- Komponenten,Bauteilekonzepte)abgedeckt. d)OptischeKommunikation FürdenAufbauvonSatellitenkonstellationenmitInterSatelliteLinks,aberauchfürdieVernetzung vonGEO-SatellitenfüreineeffizientereNutzungvonOrbitpositionen–stelltdieoptischeKommu- nikationmitLaserterminalseinehöchstattraktiveTechnologiedar.OptischeVerbindungenbieten eminente Vorteile (hohe Datenraten, geringe Störempfindlichkeit, keine Frequenzkoordination), aufgrund derer sie auch in der Satellitennavigation oder in Erdbeobachtungs-Konstellationen mit KleinsatellitenzumEinsatzkommenkönnten.DurcheingroßangelegtesFörderprogrammhaben deutscheFirmeneineweltweiteFührungspositionbeiderEntwicklungkleinerundleistungsfähiger LaserCommunicationTerminals(LCTs)eingenommen.VordringlichistnundiefrühzeitigeIn-Orbit- Verifikation(IOV)dieserTerminals,umpotenzielleKundenvonderLeistungsfähigkeitundZuverläs- sigkeitdieserinnovativenTechnologiezuüberzeugen.GegenwärtigwerdenverschiedeneSzenarien füreineIOVsowohlderLCT-alsauchderCOMED-Technologienuntersucht. e)Bodengeräte ZieldiesernochrechtjungenLinieistdieErhöhungdesdeutschenAnteilsindiesemumsatzkräfti- genSegmentinderWertschöpfungskettederSatellitenkommunikation.DeutscheFirmenverfügen bereitsinspeziellenNischenübereineguteMarktposition(INMARSAT-Terminals,Pager).Diesesoll aberfürdenEndgerätemarktimMultimediabereich,wobereitsNachfragebesteht,deutlichausge- bautundverstärktwerden.DaheristeinsignifikanterAufwuchsdieserLinievorgesehen.Einwich- tigesVorhabenistSANTANA(SmartAntennaTerminal).HiersolldertechnologischeGrundsteinfür einevollausgebauteaktiveTerminal-AntennemitderFähigkeitzumDigitalBeamFormingimKa- Bandgelegtwerden.ZielistderAufbaueineshochintegriertenModulsmitmindestens3x3An- tennenelementeninklusivezugehörigerSende-undEmpfängerschaltungenunddigitalerSignalver- arbeitung.DieserTechnologiedemonstratorvereintalsSub-EinheiteinesTerminalsbereitsvieleder technischenEigenschaften,dieeineTerminalantenneauszeichnet. f)BustechnologienfürMEO-Kommunikationssatelliten NeueingerichtetwurdeeineProgrammlinie,diederEntwicklungvongenerischenPlattformtechno- logienfürnicht-geostationäreSatellitengewidmetist.NachdemVerlustderSystemfähigkeitfür GEO-SatelliteninDeutschlandsollhiermitdieSystemfähigkeitfürMEO-KonstellationeninDeutsch- landaufgebautundverankertwerden. FürdenZeitraum2002–2006stehendemGesamt-Programm59Mio.LzurVerfügung.Fürdie größerenProjekte,dieindenverschiedenenProgrammlinienrealisiertwerden,sindimfolgenden LaufzeitenundKostenangegeben.

Projekt Laufzeit Kosten (Mio. €) Optische Kommunikation 2001 – 2005 25 COMED 2001 – 2004 18 Multimedia 2001 – 2005 14 Antennentechnologie (Santana) 2001- 2005 3

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ESA-Programm ARTES DasARTES-Programm(AdvancedResearchinTelecommunicationsSystems)sollderAufrechterhal- tungundVerbesserungderKapazitätundWettbewerbsfähigkeitderIndustriederTeilnehmerstaa- tenaufdemWeltmarktfürSatellitenkommunikationdienen.EsbestehtausmehrerenProgramm- teilen,vondenenjederinnerhalbeinesgesondertenFinanzteilrahmensfinanziertwird.Deutschland beteiligtsichandenElementen: • ARTES-1:VorstudienundUntersuchungen • ARTES-3:Multimedia-Satelliten • ARTES-5:InnovativeSystemeundTelekommunikationsgeräte • ARTES-8:GroßeSatellitenplattform ARTES-1istdasStrategie-undStudienprogrammderESA.EshatdieFunktioneinesEinstiegspro- grammsfürdieSatellitenkommunikation.InhaltistdieDurchführungvonMissions-,System-und allgemeinenKonfigurationsstudien,umneueProgrammaktivitätenvorzubereiten,sowievonStan- dardisierungsaktivitäten. Mit ARTES-3 versucht Europa Anschluss an die Ka-Band-Technologie zu finden und den in den nächstendreiJahrenaufdenWeltmarkt–auchnachEuropa–drängendenamerikanischenSyste- men eigene Systeme entgegenzusetzen. In einem wachsenden Markt für Internetdienste hat die Ka-Band-TechnologieeinestrategischeBedeutungfürEuropa,vergleichbarmiteinemeigenenSa- tellitennavigations- oder einem eigenen Trägersystem. Wesentliches Kennzeichen ist die 50%ige EigenbeteiligungderIndustrie. ARTES-5istdaszentraleESA-TechnologieprogrammfürsatellitengestützteTelekommunikation.Es beinhaltet die fortlaufende Entwicklung von Subsystemen und Komponenten für kommerzielle Anwendungen. Übergeordnete Zielsetzung ist, die technologische Kompetenz der europäischen RaumfahrtindustrieinThemenbereichenmithohenMarkterwartungenzustärken. DerProgrammteilARTES-8sollsicherstellen,dassdieeuropäischeIndustrieaufdemWeltmarktfür Nachrichtensatelliten der Leistungsklasse oberhalb von 12 KW wettbewerbsfähig wird. Untersu- chungenüberdieMarktentwicklungimBereichderSatellitenkommunikationhabengezeigt,dass zur Deckung des Bedarfs der Betreiber zukünftig größere Plattformen benötigt werden. Plattfor- mendieserLeitungsklassesetzendieEntwicklungverschiedensterinnovativerTechnologienvoraus. Das Programm schließt außerdem die Entwicklung von ausgewählten Nutzlasten sowie des ent- sprechenden Bodensegments samt präoperationellem Betrieb mit ein. Die Beschaffung und der StarteinesflugfähigenPrototypsgarantierteineIn-Orbit-VerfikationderentwickeltenTechnologien undsichertdamitdieWettbewerbschancendereuropäischenundkanadischenIndustrieindiesem Marktsegment. Die Entwicklung der Plattform wird in enger Zusammenarbeit zwischen dem CNES und der ESA durchgeführt und wurde über eine nationale französische Förderung bereits eingeleitet. Für die EntwicklungderNutzlastenunddesBodensegmentssowiedenBetriebunddieMissionsdurchfüh- runghabenbereitsmehrereMitgliedsstaatenihrInteressebekundet.NebenderEntwicklunggene- rischerTechnologienfürdiePlattformselbst,könnendeutscheFirmeninsbesondereimBereichder Payload-EntwicklungunddesBodensegmentsihreIndustriekompetenzeinbringenundsomitihre Wettbewerbsfähigkeitsteigern. AufderESA-MinisterratstagungimNovember2001inEdinburghwurdeeineneuePrioritätimESA- RahmenmitderdeutlichenVerstärkungderdeutschenBeteiligunganderEntwicklungvonMulti- mediasatellitengesetzt.DiesesGebietdürftesichindenkommendenJahrenzueinembedeuten- denGeschäftsfeldfürdieTelekommunikationsindustrieinEuropaentwickeln.Deutschlandhatdie ARTES-ProgrammefürdenZeitraum2002-2006miteinemBudgetvon75,8Mio.Lgezeichnet,die sichwiefolgtaufteilen(inKlammern:D-AnteilamGesamtprogramm):

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Element D-Kosten (in Mio I) D-Anteil Laufzeit ARTES 1: 3,7 (7,4 %) 2002- 2006 ARTES 3: 53,0 (11,4 %) 2002 - 2006 ARTES 5: 14,5 (3,92%) 2002 - 2006 ARTES 8: 4,6 (0,92 %) 2002 – 2006 Ein zusätzlicher Faktor für zukünftige Erfolge in der Kommunikation ist der Kooperationsansatz zwischenESAundEuropäischerKommission.DieEUgibtinihremsechstenForschungsrahmenpro- grammweitereImpulsefürdiegenerellenAnforderungenderInformationsgesellschaft.DasSatelli- tenkommunikations-Budget, als Element des thematischen Programms Luft- und Raumfahrt be- trägtdarin35Mio.LfürdenZeitraum2002-2006undunterstütztdreitechnologischeGebiete: • InteroperabilitätvonNetzwerkundDienst Ziel ist die nahtlose Integration der Satellitenkommunikationsstrukturen mit terrestri- schenSystemen. • End-to-EndSatellitenkommunikationssysteme ZielistdieIntegrationundValidierungvoninnovativenundkostengünstigenTechnolo- gienundSystemen,beiderdieSatellitenkommunikationeinenpotenziellenVorteilge- genüberterrestrischenInfrastrukturenhaben. • Konvergenz und Integration der Satellitenkommunikation mit anderen Anwendungen im Weltraum ZielistdieIntegrationderSatellitenkommunikationskapazitätenmitdenGALILEO-und GMES-InfrastrukturenunddieEntwicklungoptimierterArchitekturenundTechnologien durchdieKopplungunterschiedlicherSatellitendienste. DLR-internes FuE-Programm Komplementär zu den Aufgaben der Industrie bearbeitet das DLR wissenschaftliche Fragen der Satellitenkommunikation:EntwicklungvonVerfahrenundProtokollensowiedieUntersuchungvon Netzaspekten,insbesonderezurIntegrationvonSatellitenkommunikationssystemenindieglobale Kommunikations-Infrastruktur. BeiderZusammenarbeitmitterrestrischenBreitbandnetzensehensichSatellitennetzeHerausforde- rungenbezüglichDienstkosten,Kapazität,SkalierbarkeitundFlexibilitätausgesetzt.Dieserfordert eine ständige Weiterentwicklung von Verfahren und Protokollen und die Schaffung einheitlicher Standards. ZielistdaherdieEntwicklungvonKonzeptenundProtokollenfürdasRaumsegmentbreitbandiger Satellitennetze.DiesumfasstdieEntwicklungeinesdurchgängigenMPLS-basierten(MultiProtocol Label Switching) Datentransfersystems für breitbandige GEO- und MEO-Satellitenkonstellationen. Durchgehend optische Transportnetze ermöglichen den Aufbau eines höchstratigen weltweiten Backbone-Netzesfüreinleistungsfähiges„Internet-in-the-Sky“. EinweiteresInteressegiltderEntwicklungvonVerfahrenundProtokollenfürdieAnbindungmobi- lerTeilnehmeranbreitbandigeSatellitennetze.DiesumfasstdieEntwicklungvonToolsfüreininte- grales Systemdesign aeronautischer Satellitensysteme und die Entwicklung von Verfahren für die Anbindung landmobiler Teilnehmer (Vielfachzugriff, Multicast). Primäre Anwendungen der aero- nautischen Satellitenkommunikation sind live TV-Broadcastdienste, Internetdienste, GSM/UMTS- Anbindung,Flugsicherung/AirTrafficControl.AufderBasisvonFlugverkehrs-undMarktda-

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tensollenverschiedeneSatellitenkonstellationenimDesignverglichen,AnforderungenandasAn- tennendesigndefiniertundeineKapazitätsdimensionierungfürdasNetzdurchgeführtwerden. DerEinsatzaktiverAntennenmitrelativhohemGewinn,verbundenmitintelligenterStrahlformung wirddieZuverlässigkeit,LeistungsfähigkeitundMessgenauigkeitzukünftiger(kombinierter)Naviga- tions-,Kommunikations-undErderkundungssystemeentscheidendverbessern.DieRealisierungvon mehreren unabhängig voneinander steuerbaren Antennenkeulen kann mit Hilfe der digitalen Strahlformung elegant gelöst werden. Sie verbinden die Eigenschaften einerMehrkeulenantenne mitdenVorteilenderbewährtenPhased-Array-Technologie,jedochohneaufwendigeArchitektu- renundelektronischgesteuerteHochfrequenzkomponenten.DenSchlüsselhierzubildetdieverteil- te Signalverarbeitung mittels Mikroprozessoren. Intelligente Antenne und Signalempfänger ver- schmelzenzueinerintegriertenEinheit.DieseTechnologiesollbis2007soweitentwickeltwerden, dassihrEinsatzaufoperationellenmobilenPlattformenmöglichwird. FürdieAktivitätenimDLRFuE-ProgrammstehenimZeitraum2002-2006demBereichKommuni- kation17,6Mio.LzurVerfügung. 1.3 Operative Ziele, Meilensteine Nationales Programm Die Entwicklung der optischen Laserterminals(LCTs)hatinDeutschlandeinentechnischenStand erreicht, der insbesondere im Hinblick auf die Verfügbarkeit eines raumfahrttauglichen Lasers weltweiteineSpitzenpositionmarkiert.DieVorteilevonInterSatelliteLinkssindamMarktprinzipi- ellakzeptiert,nachdenerfolgreichenExperimentenmitderoptischenSILEX-NutzlastaufARTEMIS ist das Interesse an optischer Datenübertragung stark gestiegen. Was fehlt, ist die In-Orbit- DemonstrationderLeistungsfähigkeitundZuverlässigkeitvonLCTs.VordringlichistdaherdieBe- reitstellungeinerFluggelegenheitfürdieLCTs.Daserstevoninsgesamt2flugtauglichenLCTssoll Ende2004aufdemErderkundungssatellitenTerraSARintegriertunddienotwendigeDemonstarti- on zunächst als Space-to-Ground-Experiment geplant und ausgeführt werden. In einem solchen ExperimentsindallewesentlichenundkritischenAspekteeinesInter-Satellite-Links(z.B.Orbitvor- hersage, Relativbewegungen, Dopplershift, Störungen) mit einem reinen Satellite-to-Satellite- Szenariovergleichbar.ZusätzlichkönnenaberdieatmosphärischenEinflüsseaufkohärenteÜber- tragungsverfahrenuntersuchtwerden–einThema,dasnichtnurvonwissenschaftlichemInteresse ist,sonderninsbesonderefürdieEntwicklungterrestrischerundluftfahrttechnischerKommunika- tionsanbindungenviaLaserterminalsgenutztwerdenwird.ParallelzudieserPlanungstehenweite- reDemonstrationsplattformenzurDiskussion,beispielsweisederGEO-Multimedia-Satellit„Ka-Sat“ derESA(WeiterführungEuroSkyWaybzw.West/Web),dasebenfallsüberdieESAverfolgte„Geo- dem“-Konzept,dasaufdieEntwicklungbzw.NutzungkostengünstigerPlattformenfürTechnolo- giedemonstrationenabzielt,sowiekommerzielleundinstitutionelleSatellitenindenUSA. Nach wie vor ist auch eine In-Orbit-Verifikation ausgewählter Technologieentwicklungen – wenn diesfürihrekommerzielleVerwertungnotwendigist–ausderCOMED-Phase1geplant.Idealer- weisesolltesiezusammenmitderLCT-IOVerfolgen,denkbaristaberauchdieNutzunganderer Fluggelegenheiten. DieneueingerichteteProgrammliniezurTechnologieentwicklungfürnicht-geostationärePlattfor- men soll die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Satellitenindustrie in Konstellationsprogrammen stärkenundmittelfristigindenVorhaben„NewTeledesic“unddemNavigationssystemGalileozur Anwendungkommen.Hierwirdesdaraufankommen,intechnologischerHinsichtflexibelaufdie AnforderungenderavisiertenSystemezureagierenunddarüberhinausdiedeutschenIndustriein- teressenauchpolitischzustützen. InAnbetrachtdermittelfristigdeutlichgedämpftenUmsatzerwartungenderSatellitenindustrieund derdamitverbundenenhöherenwirtschaftlichenRisikenbiszumMarkteintrittfürinnovativeTech- nologiensolltediebisherstriktgeforderte50%-EigenbeteilungderIndustrieimEinzelfallüberdacht

18 werden,insbesonderebeiderDurchführungvonIn-Orbit-DemonstrationsexperimentenfürLCT& COMED. DarüberhinausistimAnwendungsbereicheineengeAbstimmungmitrelevantennationalenFör- derprogrammensowiedem6.ForschungsrahmenprogrammderEUanzustreben. ESA-Programm Die Schwerpunkte im ARTES-Programm werden im Wesentlichen komplementär zum nationalen Förderprogrammdefiniert.MitdenzurVerfügungstehendenMittelnimARTES-1-Programmwer- den von deutscher Seite in erster Linie Studien für die Bereiche Technologie, Marktentwicklung sowieStandardisierungs-Initiativen/Aktivitätenunterstützt.DasMultimediaprogramm ARTES-3bil- det z.Z. den Hauptschwerpunkt innerhalb der deutschen ESA-Kommunikationsaktivitäten. Die in ThemenbereichezusammengefasstenProjektvorschlägediesesProgrammsstammendirektvonder europäischenIndustrie.DiemarktnaheProduktentwicklungmitkommerziellemFokusunddiein- ternationale Kooperationsbereitschaft werden durch dieses Programm unterstützt. Die Bereiche Mobilfunk (z.B. S-UMTS), Air Traffic Management, Tele-Medizin, Tele-Education, Network- Management, Security, Low Cost Equipment, High Power Equipment und High-End Multimedia ApplicationsgenießenhierVorrang.DarüberhinausistdiedeutscheBeteiligunganderEntwick- lung der Multimediasysteme West/Web und EuroSkyWay von fundamentaler Bedeutung, auch wennzumjetzigenPlanungstand,aufgrundderbereitsangesprochenenZurückhaltungbeiInvesto- ren und Satellitenbetreibern, diese Systeme nur als Mitfluggelegenheiten (piggy-back) realisiert werdenkönnen.DiekommerzielleAusrichtungderunterstütztenProjektehatindiesem,zu50% geförderten,ProgrammabsolutePriorität.VorhabenausdenBereichenAntennentechnologie,akti- ve Mikrowellengeräte, Multimedia- und NetzwerksystemesowiedieApplikationsentwicklungzei- gendiekommerziellenEinsatzgebietederdeutschenIndustrie. ImGegensatzdazusind100%igeFörderungenvoninnovativenTechnologieninnerhalbdesARTES- 5-ProgrammsfürdiedeutscheIndustrieebensounerlässlich.Hierwerden,inFortführungderAkti- vitäten in ARTES-1, innovative Netzwerktechnologien und -managementsysteme, Codierungsver- fahren und Protokollentwicklungen im Rahmen von Demonstratoren bearbeitet. Die (Weiter- )EntwicklungvonFlug-undBodenhardwarenimmtnaturgemäßeinenbreitenRaumfürdiePro- jektförderungein,umderdeutschenIndustriedienotwendigeKompetenzindenBereichenMulti- BeamAntennen,On-BoardProcessing,Sende-undEmpfangselektronikundTerminalentwicklung imEnd-UserSegmentzusichern.IndiesemZusammenhanghatdieIn-Orbit-Verifikationderent- wickeltenKomponenteneinenbesondershohenStellenwert.DieseVerifikationsgelegenheitensol- lenauchfürdienationalgefördertenThemenzurVerfügungstehen. Obwohl die Gesamtzeichnung der ARTES-Programme aufgewertetwurde,istdieaktuelleBeteili- gungimARTES-8-Programmnichtausreichend,umderdeutschenIndustrieeinefrühzeitigeMitge- staltungderProgramminhaltesowiedieBesetzungstrategischwichtigerPositionenimRahmender geplanten internationalen Zusammenarbeit ermöglichen zu können. Von größter Bedeutung ist dabeidieTeilnahmeanplattform-relevantenEntwicklungen,anNutzlastentwicklungensowiedie RolleimBodensegment.EindeutschesInteresseindiesenBereichenmussallerdingsauchmitent- sprechendenBudgetshinterlegtwerden,umwichtigeThemenwiezumBeispielSolargeneratoren, LageregelungssystemeoderelektrischeTreibwerkeinangemessenerFormindieEntwicklungder grossenPlattformeinbringenzukönnen.DieseTechnolgiensindalsgenerischzubetrachtenund auchunabhängigvomErfolgdesARTES-8ProgrammsmitentsprechenderPrioritätzubelegen. 1.4 Langfristige Zielsetzung Strategische Ziele Trotz ihrer Marktreife ist die Satellitenkommunikation eine immer noch sehr forschungsintensive Technologie. Weltweit werden in Programmen der öffentlichen Hand Satellitentechnologien und

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Übertragungsverfahrengefördert,derenzukünftigeskommerziellesPotenzialheutenichtabschlie- ßendbewertetwerdenkann.ImEinklangmitderZielsetzungdesdeutschenRaumfahrtprogramms, nämlichdenWeltraumfürWissenschaftundWirtschaftzuerschließen,zielenESA-Programmund nationaleFörderungimBereichSatellitenkommunikationaufdieerfolgreicheBeteiligungdeutscher FirmenindergesamtenWertschöpfungskette,bestehendausGesamtsystem,Satellitennutzlast,- Bus,EndgerätenundDienstleistungen.IndenBereichenNutzlastundApplikationensollderderzei- tigeWeltmarktanteildeutlichgesteigertwerdenunddiedeutscheIndustrieinderRolleeinesLiefe- ranten von Satelliten-Kernkomponenten (Systempartner) und Diensteanbieters gestärkt werden. DarüberhinausistderErhaltderSystemkompetenzfürwesentlicheSubsystemeundfürKonstella- tioneneinwichtigesZiel.

GeradeinZeitendesMarkteinbruchskommtdenFuE-ProgrammenabergesteigerteBedeutungzu, da mit den freien Industriekapazitäten anti-zyklisch neue Produkte für den wiederanziehenden Marktvorbereitetwerdenkönnen. StrategischesZielderFörderunginderSatellitenkommunikationistdieStärkungdiesesWirtschafts- zweigs,imprimären-aberauchangegliedertenMärkten,sowiederErhaltderdeutschenundeuro- päischen Technologiekompetenz. Jedoch ist diese Zielsetzung gerade im Bereich der Satelliten- kommunikationeinschwierigesUnterfangen–wieunsdieunvorhergesehenenMarktentwicklun- genderjüngstenVergangenheiteindrucksvollgezeigthaben.InKonkurrenzzuzukünftigenterre- strischenInfrastrukturen,mitSystemen,diebeiBedarfdiebenötigtenNetzeintelligentneukonfi- gurierenkönnen,istdieIdentifikationdernotwendigenTechnologienfürSatellitennetzelangfristig gesehenfastunmöglich.Zielrichtungmusses,sowohlaustechnologischer,aberauchauslogisti- scherSichtsein,dieSatellitenkommunikationzueinemintegralenBestandteildieserhochentwickel- tenterrestrischenInfrastrukturzumachen.FürdieAkzeptanzsolcherSatellitendienstemüssendie Bereitstellungskosten für Inhalte und Kapazitäten um Faktoren gegenüber dem heutigen Niveau fallen.FürdienahtloseIntegrationinbestehendeNetzwerkewirdaußerdemdiesogenanntePoint- to-Point-Verbindungimmerwichtigerwerden,unddieEntwicklungdernotwendigenTechnologien mussVorrangvordenklassischenBroadcast-Technologienhaben.DieSatellitensystemedernäch- stenGenerationmüssendenKapazitätsanforderungendurchentsprechendeEntwicklungenimKu- ,Ka-undV-Band,On-Board-Processing,CodingsowieimBereichvonNetzwerkmanagement,Clu- stering und damit verbunden Inter-Satellite-Links gerecht werden. Gerade diese Themen sollen prioritärimESA-undimnationalenProgrammvorrangetriebenwerden,obwohldieMulticast-und Broadcast-AnwendungenweiterhineinRückgraddieserBrancheseinwerden.Darüberhinausmuss DeutschlanddieChancenimRahmenderLargePlatformMission(ARTES-8)nutzenundseineBetei- ligungmöglichstausbauen.VorrangigwerdenhierdieBereichederSolargeneratoren,derLagere- gelung,derAntriebe,aberauchdieEntwicklungdermultimedialenNutzlasterachtet. Im Verbund mit Marktanalysen und dem Feedback seitens der deutschen Industrie und Wissen- schaftkönnengrobstrategischeZieleaustechnologischerSichtfüreinenlängerenZeitraumidenti- fiziertwerden. Roadmap der nationalen und ESA-Aktivitäten FolgendeThemenwerdenfürdienächstenJahreanvisiert: • In-Orbit-VerfikationvonentwickeltenTechnologien, beispielsweiseimRahmenderLCT&COMED-Programme • DefinitioneinesnationalenLeitprojekt • ErhaltvonSystemkompetenzfürSatellitensysteme; • EntwicklungvonMultimedia-Satellitensystemen: - BereitstellungvonmobilenundbreitbandigenInternet-undMultimediadiensten;

20 - deutscheBeteiligungandenKa-SatSystemenderESA(EuroSkyWay,West/WEB); - Plattformentwicklungen entsprechend den Anforderungen der Multimedia-Nutzlasten überARTES-8. • EntwicklungvonSatellitenkomponenten: - On-Board-Processing-Technologie; - RekonfigurierbareMultibeam-Antennen; - Kodierungs-undModulationsverfahren; - Ka-BandundV-Band-Technologien; - Aufbau von intelligenten Netzwerktechnologien und –konzepten, Implementierung von InterSatelliteLinks. • EntwicklungvonKomponentenfürdasBodensegment: - Integration von terrestrischerundsatellitengestützterInfrastrukturundErweiterungdes Diensteangebotes(Mobilfunk,DigitalesFernsehen,DigitalRundfunk,SoftwareDefined Radio,etc.); - IntelligenteCache-VerfahrenfürdieÜbertragungvonInternet-undVideoinhalten; - UnterstützungvonStandardisierungs-Initiativen. Nationale und globale Trends Zusammenfassendkanngesagtwerden,dassesauchweiterhindievorrangigeAufgabeseinwird, risikobehaftete Technologieentwicklungen, sowohl im Raum- alsauchimBodensegment,zuför- dern.BesonderesAugenmerkverdientdarüberhinausdieApplikationsentwicklung,diemitihren Diensten erst die Akzeptanz und die Marktrelevanz für die entwickelten Systeme herbeiführen wird. Das Zusammenwachsen von Erdbeobachtungs-, Navigations- und Kommunikationsdiensten wird den Nutzer vom Leistungspotenzial der Satellitentechnologie überzeugen und so langfristig den kommerziellenMarktsichern. DieKomplementaritätdesnationalenProgrammsunddesESA-Programmsermöglichteinensinn- vollenEinsatzderzurVerfügungstehendenMittelmitdenZielen: NationalesProgramm(inkl.DLRinternesFuE-Programm): - Stärkenerhaltenundausbauen! (beispielsweiseAntennen,Avionik,elektrischeAntriebe,Drallräder,Mikrowellenverstär- ker,Filter,Mikrowellenschalter,Multiplexer,Solargeneratoren) ESA-Programm: - StärkungdurchKooperationimeuropäischenundglobalenUmfeld; - InternationalePräsenzalsMarketingelement; - Chancen nutzen zur Vergrößerung der Marktanteile in der gesamten Wertschöpfungs- kette. HauptzielderFörderpolitik-nationalodereuropäisch-isteslangfristig,dieAbhängigkeitderin- dustriellenFuE-AktivitätenvonstaatlichenMittelnzumindern.DieSchaffungeiner„flightherita- ge“alsVoraussetzungfürdenMarktzugangneuentwickelterTechnologien,ProdukteoderDienste übersteigtjedochinvielenFällendieEigenfinanzierungsmöglichkeitenderFirmen.Darüberhinaus

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werdenfürmarktferneodertechnologischrisikobehafteteEntwicklungenweiterhinstaatlicheUn- terstützungnotwendigsein,ggf.sogarüberdiederzeitüblichenFörderquotenhinaus.Hieristnach wievorstaatlicheUnterstützungnotwendig. UmdiedeutscheRaumfahrt-IndustrieerfolgreichunterstützenzukönnenunddeutscheKompeten- zenfürdeninternationalenMarktweiterauszubauen,isteineBündelungderInteressenausdem primären, dem sekundären und dem tertiärenSegmentnotwendig.DarüberhinauswirddieZu- sammenarbeit mit Frequenzregulierungsinstitutionen und mit internationalen Standardisierungs- gremienanBedeutungzunehmen.DieerfolgreicheEntwicklungdeseuropäischenDVB-Standards, dermittlerweileweltweiteingesetztwird,isthierfüreingutesBeispiel.DerAufbaueinerCommuni- tyunterEinbeziehungderöffentlichenInstitutionen(Agenturen,Bundesressorts,ESA,EU,Gremien) unddieFörderungvonKooperationenderFirmenuntereinanderistdahereinvordringlichesZiel.

22 Fachprogramm Navigation 2. Fachprogramm Navigation 2.1 Bedeutung des Programms, internationaler Kontext DiesatellitengestützteNavigationstellteineTechnologiedermobilenInformationsgesellschaftdar, diedurchdieraschanwachsendeZahlvonAnwendungsfelderneinenzunehmendgrößerwerden- denStellenwerterlangtundgleichzeitigeinenormesMarktpotenzialverspricht. DiebeidenexistierendenSatellitennavigationssystemeGPS(USA)undGLONASS(Russland)stehen unter militärischer Kontrolle und waren ursprünglich für die rein militärische Nutzung konzipiert. Inzwischennutzenweltweitmehrals100MillionenMenschendieGPS-SatellitenzurPositionsbe- stimmung. Die weltweiten Erträge durch den Verkauf von GPS-Ausrüstung betrugen nach US-Angaben in 2000ca.8Mrd.US$,wobeimehrals50%derGPS-GerätevonamerikanischenHerstellerfirmen vertriebenwurden.Für2002wirdeinAnstiegaufetwa12Mrd.US$prognostiziertundfür2003 werdenbereits16Mrd.US$erwartet. DerUmfangdeseuropäischenMarktesfürSatellitennavigationwirdaufca.1Mrd.Lfür1999be- ziffert (davon 70%ausdemMarktsegmentFahrzeugnavigation),Schätzungenfür2005ergeben etwa6Mrd.L.LautAngabenderEuropäischenKommission(EK)hatdieeuropäischeIndustriebis- her(in2001)nureinenAnteilvon5%amheutigenWeltmarktfürNavigationsgeräte,derAnteil ameuropäischenMarktselberbeträgtca.15%.InsgesamtwirddasglobaleMarktvolumenfürden VerkaufvonEmpfängernundangebotenenDienstleistungenauf40Mrd.Lin2005geschätzt.Der Bau des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo wird entsprechend den Aussagen der Kommissionbis2008ca.100.000ArbeitsplätzeimBereichEmpfangsgeräteundDienstleistungen schaffen.DerNutzeneffektvonGalileobis2020wirdauf17,8Mrd.Langesetzt. Das auf dem amerikanischen Satellitensystem basierende Dienstleistungsangebot in Deutschland nimmtlaufendzu.EsreichtvomFlottenmanagementgroßerSpeditionen,derlogistischenSteue- rungvonContainerninHäfenbiszuAnwendungeninderLandwirtschaftoderbeiderDeutschen BahnAG.AuchfürPKWsbietenFahrzeugherstellerzunehmendTelematik-Dienstean,dieimFahr- zeug abgerufen werden können (Navigation, Notruf, Pannenhilfe, Verkehrsinformationen, Aus- kunftsdienste).DieinKraftfahrzeug-NavigationssystemeneingesetztenNavigations-Chipsstammen hauptsächlichausdenUSA,währendalleanderenKomponenteninDeutschlandentwickeltwer- den. Neben der Nutzung von GPS zur genauen Ortsbestimmung gewinntauchderhochgenaueGPS- ZeitstandardanBedeutung,derz.B.beiderSynchronisationvonTelekommunikationsnetzen,bei derMessungvonEnergieentnahmezeitenbeidenEnergieversorgernoderbeiderpräzisenDatie- rungkomplexerTransaktionenimBank-,Finanz-undVersicherungswesengenutztwird. WegendesamerikanischenQuasi-MonopolsaufdemFeldderSatellitennavigationsindeuropäische AnbieterauswesentlichenBereichenderWertschöpfungskette-vonderSatellitentechnikbiszur Empfängertechnologie - ausgeschlossen. Gleichzeitig haben amerikanische Konkurrenten einen VorsprungbeiderEntwicklungvonzivilenundmilitärischenEmpfängernundDiensten,dasieindie kontinuierliche Weiterentwicklung der GPS-Infrastruktur eingebunden sind, lange bevor europäi- scheFirmenZugangzudennötigenInformationenundStandardsbekommen. DieSatellitennavigationssystemeGPSundGLONASShabendieEinsatzmöglichkeitenderSatelliten- navigationineindrucksvollerWeisedemonstriert.JedochsindbeideSystemeaufmilitärischeAn- wendungen zugeschnittenundgarantierennichtdiefürsicherheitsrelevanteundhoheitlicheAn- wendungennotwendigenGrundanforderungennachKontinuität,IntegritätundPräzision.Dieshat sichauchmitderAbschaltungder„künstlichenUngenauigkeit“vonGPS(SelectiveAvailibility:SA) seitdem02.Mai2000nichtgeändert.InsbesonderefürAnwendungsbereichemithohenAnsprü- chenandieGenauigkeitundZuverlässigkeit,wiez.B.demvollautomatischenPräzisionsanflugim Luftfahrtbereich,reichtdieSignalqualitätnachwievornichtaus.

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ZieldereuropäischenAnstrengungeninderNavigationistdaherderAufbaueinesglobalenSatelli- tennavigationssystemsunterzivilerKontrollemituneingeschränkterZulassungfüralleAnwendun- gen,d.h.mitgarantierterGenauigkeit,VerfügbarkeitundKontinuitätsowiemitHaftungsregelun- gen.DamitsollnebenderUnabhängigkeitvonnationalkontrolliertenSystemenaucheinangemes- senerAnteilamwachsendenWeltmarktderNavigationsgeräteund-anwendungenfürdieeuropäi- scheIndustriegesichertwerden. EinsolcheszivilesSystemeröffnetneuekommerzielleChancenindergesamtenWertschöpfungs- kette,wasvorallemdereuropäischenInformations-undTelekommunikationsindustriehelfenwür- de, neue Marktsegmente und Dienstleistungen für den europäischen Binnenmarkt und darüber hinauszuerschließen. ErsterSchrittinRichtungaufeineuropäischesNavigationssystemistderAufbaueinerzivilen,euro- päischen Systemerweiterung zu GPS, dem European Geostationary Navigation Overlay System. EGNOSisteineErgänzungzudenbereitsbestehendenSystemenderUSAundRusslandsundwird bereitszu30%durchzivileNutzer(u.a.nationaleFlugsicherungsorganisationen)finanziert.Inei- nemzweitenSchritterfolgtdieRealisierungdesunterzivilerKontrollevorgesehenenSatellitennavi- gationssystemsGalileo(30SatellitenindervollenAusbaustufe),dessenEntwicklungs-undValidie- rungsphase mit der positiven Entscheidung des EU-Verkehrsministerrats am 25./26. März 2002 beginnenkann. DiezukunftsweisendenEntscheidungenzumAufbauderSystemeEGNOSundinsbesondereGalileo warenauchvonverkehrspolitischenAspektengeleitet.GalileokannzumSchlüsselelementfürden Aufbau einer verkehrsträgerübergreifenden Infrastruktur in den Anwendungsbereichen Luftfahrt, SchifffahrtundLandverkehrwerdenunddamiteinenwesentlichenBeitragzurwirksamerenNut- zung der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur, zur Erhöhung der Sicherheit, zur Verringerung der Umweltbelastung und des Energieverbrauchs, sowie zurSchaffungeinesintegriertenGesamtver- kehrssystemsinEuropaleisten. 2.2 Gegenwärtiger Status/laufende Projekte ARTES ImRahmendesESA-ProgrammsARTES(AdvancedResearchinTelecommunicationSystems)betei- ligtsichDeutschlandu.a.andenElementenARTES5undARTES9.LetztereswidmetsichdenAkti- vitäten auf dem GebietderSatellitennavigationundbeinhaltetdenAufbauderzivilenSystemer- gänzungEGNOSsowieVorbereitungsarbeitenfürGalileo,vorallemdieErstellungvonKonzepten unddieEntwicklungneuerTechnologien. ARTESElement5(auchgenanntASTE:AdvancedSystemsTelecommunicationsEquipment)istdas Hauptprogramm für vorbereitende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf dem Gebiet der Satelliten-Kommunikation.ARTES5beinhaltetaberauchNavigationsthemen(z.B.Empfängertech- nologien,FuEzuAnwendungenimTransportsektor,BahnkontrollevonSatelliten),andenensich Deutschlandebenfallsbeteiligt. EGNOS MitEGNOSwirdinEuropaeineNavigationsinfrastrukturbis2004aufgebaut.DieEGNOS-Boden- anlagen empfangen und verarbeiten Signale von Navigationstranspondern auf 3 geostationären Satelliten(2Inmarsat-EinheitenundArtemis)unddenSystemenderUSAundRusslands,berech- nen Korrekturdaten und leiten diese über die in 36.000 km Höhe befindlichen Satelliten an die NutzeraufderErdeweiter.DadurchwirddiePositionsgenauigkeitdesverfügbarenzivilenSignals (ca.20Meter)imeuropäischenRaumaufetwa±7Meterverbessert,jedochimmerinAbhängigkeit von den vorhandenen Systemen als Kernelementen in diesem Szenario. Die Entwicklung von EGNOShatEnde1998begonnenundwirdalsESA-Programmdurchgeführt.DieFinanzierunger- folgtgemeinsamdurchEKundESA,wobeisichdieGesamtkostengegenwärtigaufca.325Mio.L

24 belaufen.DerfinanzielleAnteilderESA,andemsich11europäischeStaaten,Kanadaund8Flug- sicherungsorganisationen beteiligen, umfasst ca. 247 Mio. L Hierbei beträgt der deutsche Pro- grammanteilca.16%undwirddurchBeiträgeausdemBundeshaushaltundderDeutschenFlugsi- cherung(DFS)gedeckt,diesichvonEGNOSKostenreduktionenfürdieLuftfahrtverspricht.EGNOS wirdgetragendurchdieZusammenarbeitvonEU,ESAundEurocontrolindersogenannten„Euro- päischenDreiergruppe(ETG)“.FürdenzukünftigenBetriebvonEGNOShabendiebeteiligtenFlug- sicherungsorganisationendieGesellschaft„EuropeanSatelliteServicesProvider“(ESSP)gegründet. Ähnliche regionale Erweiterungssysteme entstehen in den USA („Wide Area Augmentation Sy- stem“)undJapan(„SatelliteBasedAugmentationSystem“)mitderZielsetzungeinerglobalenAb- deckung und Standardisierung, damit Anwender alle drei Systeme mit einheitlichen Empfängern nutzenkönnen. Galileo DasProgrammGalileo,welchesaufeinerInitiativederEuropäischenKommission(EK)beruht,kann eine Vorreiterrolle mit Blick auf zukünftige europäische Raumfahrtprogramme einnehmen, da es sich um das erste Großprojekt handelt, das in enger Zusammenarbeit zwischen der EK und der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) realisiert wird. GalileoumfasstzumeinendieEntwicklung undValidierungdesRaum-undBodensegments,wasalsseparatesESA-ProgrammGalileoSatauf- gelegtist.DieanderenThemenwieDienstekonzept,öffentlich-privatePartnerschaftPPP,Frequen- zen,SecurityundVerhandlungenmitanderenLändernliegenwesentlichimAufgabenbereichder EK. DieSteuerungdesGalileoProjektessollüberdasGalileoJointUndertaking(GJU)erfolgen,dessen GründungsmitgliederdieEuropäischeKommissionunddieESAsind.DieBeteiligungvonPrivatinve- storen ist nicht ausgeschlossen, sofern gewährleistet ist, dass daraus keine Interessenskollisio- nen/Wettbewerbsverzerrung erwachsen (Anbieter auf Ausschreibungen der GJU sollten nicht gleichzeitigGJU-Mitgliedersein).DasGJUistSammelbeckenfürdieöffentlichenFinanzmittel(ESA und EK) für die Entwicklungs- und Validierungsphase sowie ggf. für Mittel der Privatwirtschaft. SeineAufgabebestehtimManagementundderDurchführungderGalileoEntwicklungsphasebis Ende2005undinderBeauftragungderESAfürdietechnischenManagementarbeitenimRahmen vonGalileoSat.DesweiterenistdasGJUverantwortlichfürdieSicherstellungeinerfinanziellenBe- teiligungderPrivatwirtschaftaufderBasisvonAusschreibungenfürdieAusbauphasevon2006bis 2008unddernachfolgendenBetriebsphase.NebendenzukünftigenStrukturenfürdenoperatio- nellenBetriebunterprivaterVerwaltungistaucheinezukünftigeEuropäischeAgenturfürSatelli- tennavigation, inkl. deren terrestrischen Anwendungen, mit Blick auf hoheitliche Aufgaben und Aufsichtvorzubereiten. NachderzeitigerPlanungsollinderEntwicklungs-undValidierungsphasevonGalileoimZeitraum 2003bis2004imRahmenvonGSTB(GalileoSystemTestBed)eineexperimentelleGalileoNutzlast imOrbitgetestetwerden.In2005werdendann3bis4PrototypenderGalileo-Satellitenein„In OrbitValidationandTestProgramme"durchlaufen.ParallelzudieserTestphasebeginntbereitsdie Serienproduktion der restlichen Satelliten. In diesem Zeitraum müssen die endgültigen Frequenz- ZuweisungenfürRadionavigationaufderWRC–2003(WRC=WorldRadioConference)erfolgen. BiszumJahr2008sollGalileodannmit27Satelliten(+3Ersatzsatelliten)undentsprechendenBo- densegmentenglobalinvollemUmfangzurVerfügungstehenundprivatwirtschaftlichbetrieben werden.DieUSAsehenfürdengleichenZeitraumeineErneuerungihresSystemsvor,mitbesonde- remBlickaufzivileAnwendungen.DieserZeitpunktistfürEuropavonbesondererBedeutung,weil daserneuerteamerikanischeSystemneueEmpfängererfordertundsichsomitzudiesemZeitpunkt fürGalileoundfürandereSystemeeinMarktfensteröffnet. HinsichtlichderMarktakzeptanzvonGalileoistauchdasvorläufigeDienstekonzeptzusehen,auf dessenBasisdieAusschreibungfürdasGalileoSat-Systemerfolgt.DiesesKonzept,welchesbisEnde 2003 von den Verkehrsministern endgültig zu bestätigen ist, sieht im wesentlichen folgende Dienstevor:a.)einenkostenlosenDienst von allgemeinem InteressezuOrtungs,-Navigations-und

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Zeitsynchronisationszwecken,dessenHauptanwendungimStraßenverkehrundalsZeitstandardzu sehen ist; b.) einen kommerziellen Dienst mit Zusatzinformationen zur Aufwertung der Produktpalette von Diensteanbietern. Dieser mit einer an den Diensteanbieter zu entrichtenden Gebühr versehene Dienst soll einer Zugangskontrolle unterliegen und ist für den professionellen Endanwenderz.B.indenBereichenVermessungswesen,Netzsynchronisation,Flottenmanagement gedacht;c.)einenSafety-of-Life DienstmitSchwerpunktaufsicherheitskritischenAnwendungenin derLuft-undSchifffahrtsowiebeimBahnverkehr;d.)einen Dienst von öffentlichem Interesse,der ein Signal mit sehr hoher Genauigkeit, Qualität, Zuverlässigkeit und Integrität für hoheitliche AnwendungenbereitstelltundauchinKrisenzeitenzurVerfügungstehensollunde.)einenDienst fürSuch-undRettungszwecke.ÜberdieForderungnacheinerIntegrationvonEGNOSstelltGalileo auchdieÜberprüfungundVerbesserungderGPS-Signalesicher,wodurchsichfürdieNutzereine hoheVerfügbarkeitundRedundanzderSignaleimGesamtsystemergibt. DieKostenfürdieEntwicklungundErprobungvonGalileoinHöhevon1,1Mrd.Lwerdenjezur Hälfte von EU und ESA getragen. Die öffentlichen Gelder stammen sowohl aus EU-Programmen (TranseuropäischesNetzwerkTEN,5.und6.Forschungsrahmenprogramm)alsauchausdenBei- trägenderESA-MitgliedsstaatenindasESA-ProgrammGalileoSat(Gesamtvolumen547Mio.L). Nationales Programm / DLR FuE-Programm WährenddaseuropäischeSatellitennavigationsprogrammaufdenAufbaudernotwendigenInfra- struktur abzielt, konzentriert sich das nationale Programm sowie das DLR-interne FuE-Programm aufdieEntwicklungvonwichtigenSchlüsseltechnologien.HierbeihabennebendemGalileo-Raum- segmentunddemAufbaudernotwendigenBodeninfrastrukturinsbesonderederBereichderzu- künftigen Nutzerendgeräte sowie neue Anwendungsprojekte zur Verbreiterung der Nutzerbasis einegroßeBedeutung.ImRahmendesNationalenProgrammswerdenvorallemDemonstrations- projekte für zukünftige Anwendungen in den Bereichen Landverkehr, Luftfahrt und Vermessungswesengefördert,umdenattraktivenBereichderDienstleistungenzustimulieren. DasDLRFuE-ProgrammzurSatellitennavigationistaufdenAufbauunddieImplementierungder Navigationsinfrastruktur, ihre Applikation indenBereichenVerkehr,InfomobilitätundWeltraum- wetter sowie die Entwicklung innovativer Endgeräte ausgerichtet. Neben der Modellierung und VermessungvonSatellitenuhrensowiederEntwicklungvonVerfahrenzurUhrensynchronisationin NavigationssatellitenstelltdieVerifikationderGalileo-SignalewährendderGalileoTest-undVali- dierungsphaseeinewichtigeAufgabedar.EinweitererSchwerpunktliegtaufdemGebietderakti- ven Antennen, die durch intelligente Strahlformung eine drastische Verbesserung des Signal-zu- Rausch-Verhältnissesermöglichen. IndermittelfristigenFinanzplanungsindfürdasnationaleFörderprogrammca.7-8Mio.Lp.a.ein- gestellt.DurchdieEigenbeteiligungderIndustrieistdasGesamtbudgetderMaßnahmenaberhö- heranzusetzen. ImRahmendesDLRinternenFuE-ProgrammswerdenproJahrca.3,5-4Mio.LfürPersonalmittel, SachkostenundInvestitionenfürArbeitenaufdemGebietderSatellitennavigationeingesetzt.We- genderwachsendenBedeutungdiesesGebietesisteineweiterePersonalaufstockungimDLRFor- schungs-undEntwicklungsbereichbeschlossenworden. DarüberhinausistimAnwendungsbereicheineengeAbstimmungmitrelevantennationalenFör- derprogrammensowiedem6.ForschungsrahmenprogrammderEUanzustreben. 2.3 Operative Ziele, Meilensteine EGNOS DieimRahmendesProgrammsEGNOSdurchgeführtenEntwicklungsarbeitensollenAnfang2004 mit der Überprüfung der Betriebsbereitschaft des Systems abgeschlossen werden. Da das ESA- ProgrammnichtdenBetriebunddieErhaltungderentwickeltenInfrastruktureinschließt,solldas

26 SystemdannaneineBetreibergesellschaftübertragenwerden.BiszumErreicheneinesvollständi- genkundenfinanziertenBetriebskönntefüreinenÜbergangszeitraumeinezusätzlicheFinanzierung notwendig werden. Nach Integration der EGNOS-Infrastruktur in Galileo könnte die geplante BetreibergesellschaftfürEGNOSindieVerantwortungderkünftigenBetreiberorganisationfürGali- leoübergehen. Galileo MitderpositivenEntscheidungderEU-VerkehrsministerEndeMärz2002kanndieEntwicklungs- undValidierungsphasevonGalileobeginnen.DerZeitplanfürdenAufbauvonGalileogestaltetsich wiefolgt: BisMärz2002 verlängerteDefinitionsphasemitPreliminaryDesignReview beiBeendigung 2003bisEnde2005 GalileoEntwicklungs-undValidierungsphase - 2003bis2005 -PhaseC/DmitCriticalDesignReviewAnfang2004und SystemQualificationReviewAnfang2005 - bisEnde2005 -In-OrbitValidationmitReview 2006bisEnde2007 AusbauzumoperationellenSystem Ab2008 operationellerBetrieb Die vorgesehen Aufgaben des Galileo Joint Undertaking (GJU) sind das Management und die DurchführungderGalileo-Entwicklungs-undValidierungsphasesowieaufderBasisvonAusschrei- bungeneinefinanzielleBeteiligungderPrivatwirtschaftfürdieAusbauphase(2006bis2007)und diesichanschließendeBetriebsphaseab2008sicherzustellen.WeiterhinsinddieModalitätenfür einezukünftigeEuropäischeAgenturfürSatellitennavigationzuerarbeiten. ParallelzudengenanntenAktivitätendesGJUverhandeltdieEuropäischeKommissionmitdenUSA überdieFrequenznutzung.ZuihrerUnterstützunghatdieKommissionimMärz2001eine„Signal TaskForce“(STF)etabliert,dieausExpertenderMitgliedsstaaten,derESA,derIndustriesowieaus VertreternderindenLändernfürFrequenzenzuständigenBehördenbesteht(inD:Regulierungs- behördefürTelekommunikationundPost).EinederAufgabenderSTFistdieBehandlungderInte- roperabilitätvonGalileoundGPS.VordiesemHintergrundisteinFrequenz-undSignal-Designfür Galileozuentwerfen,welcheseinegrößtmöglicheLeistungsfähigkeitvonGalileoauchimHinblick aufdiebereitzustellendenDienstegarantiert.Andererseitsistsicherzustellen,dassdievonGalileo verwendetenSignalekeineunzulässigenStörungenderGPS-Signaleverursachen.HierwerdenSi- cherheitsbelangetangiert,diebegleitendeAbstimmungsgesprächenotwendigmachen. AufnationalerEbenesolldieangestrebtehoheBeteiligungDeutschlandsamESA-ProgrammGali- leoSatzudemindustriepolitischenZielführen,dass die deutsche Industrie entsprechend dem finanziellen Beitrag Deutschlands am ESA- ProgrammteileineFührungsrolleeinnimmt.EinweiteresZielistes,dassdeutscheFirmen beiderEntwicklungunddemVerkaufvonNutzerendgerätensowieaufdemGebietzu- künftiger Dienstleistungen, also am Ende der Wertschöpfungskette, eine bedeutende Rolle spielen. Dazu ist es notwendig, dass deutsches Know-how in wesentliche Felder beiderAuslegungdesGesamtsystemsundderBeauftragungfürSubsystemewieSatelli- tenundBodenanlagensowiebeiSatellitennutzlasten,BussystemenundNutzerendgerä- teneinfließtunddeutscheIndustriestandorteinangemessenemUmfanganEntwicklung undProduktionbeteiligtwerden.Eswirdangestrebt,dassnachdemAbschlussderEnt- wicklungsphase von Deutschland eine wesentliche Rolle im Galileo-Systembetrieb

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wahrgenommen wird. Dies dient sowohl dem Erhalt und Ausbau von Know-how als aucheineradäquatenwirtschaftlichenBeteiligunginderBetriebsphaseundistdamitder SchlüsselzulangfristigenVorteilenfürdenHochtechnologie-StandortDeutschland. DeutschlandhatbereitsbeiderKonzeptdefinitionundderFestlegungneuerStandards,insbeson- dere für Satellitennutzlasten, gestaltend mitgewirkt. Hier werden die Weichen für die späteren EmpfängertechnologienundNutzerendgerätegestellt,welchediegrößtenkommerziellenWirkun- generwartenlassen.MitBlickaufzukünftigeintegrierteAnwendungenausdenDisziplinenTele- kommunikation,NavigationundErdbeobachtungistdieEinrichtungeinesAnwendungszentrumsin Deutschlandvorgesehen.EinsolchesZentrumsollmitLänderhilfeamDLR-StandortOberpfaffenho- fenaufgebautwerden(Mercator-Park),umneueNutzerundEntwicklervonEndgerätenanGalileo heranzuführen und innovative Dienstleistungen zu fördern, damit schon frühzeitig und aktiv der EintrittindiesichöffnendenMärktevorbereitetwird. Nationales Programm / DLR FuE-Programm Die Aktivitäten im nationalen Förderprogramm und im DLR internen Forschungs- und Entwick- lungsprogramm werden verstärkt auf kommerziell umsetzbare Technologiefelder und auf Mehr- wertdiensteausgerichtetwerden. ImRahmendesnationalenProgrammswirdbisEnde2004eineGalileo-Test-undEntwicklungsum- gebungGATEentwickelt,derenZieldieSchaffungeinernationalenInfrastrukturist,dieForschung undIndustriefrühzeitigeineVorentwicklungneuerGalileo-ProdukteundwertschöpfenderDienste ermöglicht,dieLeistungsfähigkeitundChancenDeutschlandsfürdieBeteiligungankünftigenGali- leo-EntwicklungsprojektenverbessernundeinenfrühenEinblickindieLeistungsfähigkeitdeseuro- päischenSatellitennavigationssystemsgewährensoll. GATE wird eine „end-to-end“-Testumgebung darstellen, die von der Generierung und Ausstrah- lungvonGalileo-TestsignalenbishinzurdreidimensionalenPositionierungundNavigationdiege- samteMesskette möglichstrealitätsnahabbildensoll.DadaseigentlicheGalileo-Raumsegmenterst einige Jahre später zur Verfügung stehen wird, sollen bei GATE die Satelliten durch statische und/oderbewegteSignalquellen(Ausstrahlungvonz.B.Türmen,Flugzeugenetc.)ersetztwerden, jedochsoweitwiemöglichdietatsächlichenDopplerverhältnissezwischenSatellitundNutzerwi- derspiegeln.MitdieserkostengünstigenLösungsollendannimBereichdesNutzersegmentesdie ausgestrahltenGalileo-TestsignaleempfangenunddarausZeit,GeschwindigkeitundPositionermit- teltwerden. NochwährenddesAufbausvonGATEwirdmiteinemExperimentalprogrammbegonnen.Mitihm sollenAnwenderfrüheErfahrungenmitdenGalileo-SignalensammelnsowieentsprechendePro- dukte und Dienstleistungen entwickeln und testen können. GATE wird für diesen operationellen BetriebalsServiceeinrichtungausgelegt. ImDLRFuE-ProgrammunterstütztdasProjektGalileoNAVdurchMitwirkunganderEntwicklungs- undValidierungsphasevonGalileodieAktivitätenvonEUundESAzumAufbauundzurVerifikati- on von Galileo. Weiterhin werden frühzeitige Vorarbeiten für die Endgeräteentwicklung und die spätereNutzungdesSystemssowieseineDurchsetzungamMarktgeleistet.Diedurchzuführenden Arbeiten sollen die Beteiligung an externen Studien und Projekten - besonders der EU und ESA, aberauchderIndustrie-unterstützenundergänzen,undumgekehrtdieVoraussetzungenzurBe- teiligungdesDLRansolchenStudienundProjektenschaffenundverbessern. DasVorhabenGNSS2/NeueDiensteundProdukteumfasstdieEntwicklungGNSS2-basierterneuer DiensteundProduktedurchVerknüpfungmitKommunikationundErdbeobachtungalsergänzen- deArbeiten,sowiedieVorlaufforschungfürdieIndustrieindenBereichenkombinierteKOM/NAV- Endgeräte(E-Kit)undlokaleKomponentenfürneueDienste(„SpaceWeather“).Weiterhinbeinhal- tetdasVorhabendieDemonstrationvonPilotanwendungen(„EyeintheSky“)unddieVerifikation GNSS2-basierter neuer Dienste und Produkte unter Verwendung und Adaption des DLR-Verifi- kationsnetzwerkes (LORAN-C-Komponente) zur Ausführung von experimentellen Leistungsnach-

28 weisen (Test- und Vergleichsmessungen inklusive Analyse) sowie durch Überführung erzielter Ex- pertiseninneueAnwendungen/Regionen. 2.4 Langfristige Zielsetzung NachBeendigungderEntwicklungs-undValidierungsphase(2002–2005)undderdarauffolgen- denErrichtungsphase(2006–2007)sollab2008diekommerzielleBetriebsphasevonGalileobe- ginnen.DieserZeitpunktisteinwichtigerMeilenstein,dadieUSAgegenwärtigdieModernisierung vonGPSplanenundimselbenZeitraummitdemBetriebvonerstenSatellitenderneuenGenerati- on GPSIII möglich ist. Da mit GPSIII auch neue Dienste verbunden sind, können die künftigen Marktanteile von Galileo nur gesichert werden, wennderZeitplanfürdessenErrichtungweitge- hendeingehaltenwird. Um auch über die erste Generation von Galileo hinaus gegenüber dem amerikanischen System konkurrenzfähigzubleibenunddieMarktpositionvonGalileozustärken,istesnotwendig,bereits frühzeitigdieAnforderungenfürdiezweiteGenerationvonGalileozudefinieren.DieseDefinition darfnichtalleinemitBlickaufdenEinsatzneuerTechnologienerfolgen(z.B.C-Band,dasfürdie ersteGenerationvonGalileonochnichtinFragekommt),sondernmussauchdieAnforderungen desMarktesberücksichtigen,dessenBedürfnissesichmitGalileoundGPSIIIweiterentwickelnund ändernwerden.HierbeiwirddieVerknüpfungvonKommunikation,NavigationundTeilbereichen derErderkundungzunehmendanBedeutunggewinnen. MitGalileosindwirineinenvölligneuenBereichdereuropäischenRaumfahrteingestiegen.Kurz- bismittelfristigesZielistdieeuropäischeUnabhängigkeitundlangfristigsollGalileokontinuierlich dertechnologischenEntwicklungangepasstwerden.Darüberhinauseröffnensichfürdieeuropäi- scheIndustrievielfältigeChancen-nichtnurimRaumsegment-esgiltdiegesamteWertschöp- fungskettebishinzuinnovativenEndgerätenundDienstleistungenfürdenBürgerzubedienen.

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Fachprogramm Erdbeobachtung 3. Fachprogramm Erdbeobachtung 3.1 Bedeutung des Programms, internationaler Kontext DieErdbeobachtungunterstützteinbreitesFeldöffentlicher,kommerziellerundwissenschaftlicher Anwendungen. Sie bildet eine unverzichtbare Grundlage für die tägliche Wettervorhersage und meereskundliche Routineprodukte wie Karten der Eisbedeckung und Oberflächentemperatur, für die Erstellung von digitalen Karten und der Dokumentation von Umweltveränderungen wie z.B. Ozonabbau,FolgendesKlimawandelsaufdenLandoberflächen,denMeerenundderAtmosphäre. DanebendientdieErdbeobachtungauchdemSchutzderUmwelt(z.B.durchMonitoringderMee- reaufÖlundAlgenblüten),wieauchin(inter-)nationalenKrisenundKatastrophensituationenzur EvaluationderEreignisseundzurUnterstützungvonMaßnahmen(z.B.beiHochwassersituationen). Satelliten liefern bereits heute Daten für Raumordnung, Biotopkartierungen und Monitoring- Aufgaben in vielfältigen öffentlichen und privaten Bereichen, z.B. in der Optimierung landwirt- schaftlicherSubventionsmaßnahmen,beimAufbauvonMobilfunksystemenoderfürdieUnterstüt- zung von internationalen Krisen- und Katastropheneinsätzen. Damit stehen wir derzeit erst am AnfangkünftigeroperationellerDienstedurchEinsatzvonSatellitendaten.DieEuropäischeKom- missionhatEnde2000gemeinsammitderESAdieEuropäischeWeltraumstrategieverabschiedet. EinwesentlichesElementderStrategieistdieEinrichtungeinerunabhängigeneuropäischenInfor- mationsinfrastrukturfüreuropäischePolitikenunterEinbeziehungderErderkundung,genanntGlo- balMonitoringforEnvironmentandSecurity(GMES).DerEuropäischeRathatbeimGipfelinGöte- borg im Juni 2001 den politischen Auftrag präzisiert und gefordert, die Gemeinschaft solle„zur SchaffungeinereuropäischenKapazitätfürdieglobaleUmwelt-undKlimaüberwachungbiszum Jahr2008beitragen“.DerEU-ForschungsministerrathatimOktober2001aufderGrundlageeiner MitteilungderKommissionübereinenAktionsplanfüreineGMES-VorbereitungsphasederDurch- führungeinerGMES-DefinitionsphaseimZeitraum2001bis2003zugestimmt.Einenentsprechen- denEntschlusszumBeitragderESAhierzuhatderESA-MinisterratimNovember2001gefasst. Für dieses Anwendungsspektrum benötigte operationelle Beobachtungssysteme erfordern hohes Leistungspotential und eine internationale Wettbewerbsfähigkeit in technologischer und wissen- schaftlicherHinsicht,dieinDeutschlandinsbesondereaufdenfolgendenGebietenerreichtwurden:

• in der Radar-Technologie (X-Band SAR mit SRTM, TerraSAR und SARLupe) und Auswertung (u.a.ErzeugungdigitalerHöhenmodelleausinterferometrischenSAR-Daten);

• imBereichderFernerkundungderAtmosphäresowiederEntwicklungenvonFernerkundungs- sensorenfürKlimaforschungundGeowissenschaften(z.B.hochauflösendeoptischeAtmosphä- renspektrometerimUV-,VIS-undIR-BereichwieSCIAMACHYundMIPAS,Lidar-SystemeAeo- lus/ADMundWALES,InfrarotMissionBIRD);

• inderSystemführungbeimBaukompletterSatellitensysteme-diedeutscheIndustriewarbzw. ist Hauptauftragnehmer bei den ESA-Umweltsatelliten (ERS-1, ERS-2, ENVISAT, Cryosat) und beimBauvondediziertenKleinsatellitenwieCHAMPundGRACE;

• in der Bodeninfrastruktur: Nutzlastbodensegmente mit festen und mobilen Bodenstationen weltweit, schnelle Datennetze, robotergestützte Archivierung und Verteilung, Hochgeschwin- digkeitsprozessoren und Datenauswertungssysteme sowie Vorentwicklungen von Fernerkun- dungsinstrumenten und deren Validierung durch den Einsatz hochspezialisierter Forschungs- schiffeund-flugzeuge.

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Auf diesen Stärken aufbauend werden die Prioritäten der Erdbeobachtung auf folgendeGebiete ausgerichtet:

• dieFörderungvonPilot-undLeitprojektenmitdemZielderEntwicklungprivatwirtschaftlicher FernerkundungssystemesowieentsprechenderProdukteundDienstleistungen,diediegesamte Wertschöpfungskette abdecken und moderne Arbeitsplätze insbesondere auch bei Dienstlei- stungsunternehmenundKMUsschaffen;

• dieWeiterentwicklungundStärkungstaatlicherVorsorgesystemeindenBereichenMeteorolo- gieundOzeanographie,Umweltbeobachtung,Klimamonitoring,Verifikationvoninternationa- len Vereinbarungen (u.a. Kyoto-Deklaration) und Krisenüberwachung, unter Mitwirkung aller betroffenenRessorts;

• dieWeiterentwicklungvonwissenschaftlichenMethodenderSignal-undInformationsverarbei- tungalsBasisfüreineanwendungs-undnutzungsorientierteInformationstechnologie;

• die Durchführung eines kontinuierlichen europäischen wissenschaftlichen Erdbeobachtungs- programms, das die Stärken Deutschlands in der satellitengestützten Fernerkundung optimal einbindet. DieGestaltungdesProgrammswirdsichweiterhinstarkamNutzungsbedarforientieren. VomAnwendungsbezugherwirddasProgrammindieTeilprogrammeÖffentliche Anwendungen, Kommerzielle AnwendungenundWissenschaftliche Erdbeobachtunguntergliedert. 3.2 Gegenwärtiger Status, laufende Projekte 3.2.1 Öffentliche Anwendungen der Erdbeobachtung AnwendungenderErdbeobachtungfüröffentlicheAufgabenhabeneinehohePrioritätimDeut- schen Erderkundungsprogramm. Die derzeit bekannteste öffentliche Anwendung besteht im Be- reichderWettervorhersage,ihrweitererAusbauhaterheblichenvolkswirtschaftlichenNutzen,der weitüberdeneingesetztenInvestitionenliegt.TeilederWettervorhersageproduktewerdenkom- merziellgenutzt,z.B.beiderUmsetzunginInformationsproduktefürdenLuft-undSchiffsverkehr. WeitereöffentlicheAnwendungenderErderkundungergebensichausdengesetzlichvorgeschrie- benenAufgabendesBundes,derLänderundderEU.SiereichenvonsicherheitspolitischenAufga- benoderderÜberwachunginternationalerAbkommenbeimUmweltschutz,bishinzuDienstlei- stungsaufgaben,wiez.B.dieBereitstellungvonBasiskarten,Verkehrs-,Umwelt-oderstatistischen InformationensowiedemBetrieboperationellernationalermeteorologischerundmaritimerDien- ste. Zur Koordination der Anwendungen von allgemeinen Geoinformationen auf Bundesebene wurdederIMAGI(Inter-MinisteriellerAusschussfürGeo-Informationswesen)eingerichtet,derden AufbaueinernationalenGeodaten-Infrastrukturbetreibt. Teil der Beschlüsse der Unispace III-Konferenz von Wien in 1999 war der Aufbau einesglobalen Umweltbeobachtungssystems über die Integrated Global Observing Strategy (IGOS). Im „Ersten BerichtderRegierungderBundesrepublikDeutschlandübersystematischeKlimabeobachtungenin Deutschland zum 3. Nationalbericht nach dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen überKlimaänderungen“(DWD,2001)wirddieBedeutungweltraumgestützterBeobachtungenfür das„GlobalClimateObservingSystem(GCOS)“besondershervorgehoben.Im„IPCCSpecialRe- portonLandUse,LandUseChangeandForestryLULUCF“(IntergovernmentalPanelonClimate Change (IPCC), 2000) werden die gegenwärtigen Potenziale der Fernerkundung beschrieben. Im europäischenRahmenwirddieÜberwachungderUmweltunddieEinhaltungabgeschlossenerVer- trägeunterderEU/ESA-InitiativeGMESverfolgt.DieerweiterteKonventionvonEUMETSATschließt nunoperationelleKlimaüberwachungeinundlegtdieÜbernahmeentsprechenderBetreiberaufga- bennahe.

32 Neben der bereits routinemäßigen meteorologischen und meereskundlichen Anwendung haben bisherigeStudienundPilotprojekteerheblicheEinsatzpotenzialederErdbeobachtungfürdieBelan- ge der Bundesressorts aufgezeigt. Satellitengestützte Fernerkundung kann überdieoperationelle NutzunginderraumgestütztenMeteorologieundAufklärunghinausauchbeianderenöffentlichen AufgabenzueinerdeutlichenEffizienzsteigerungbeitragenoderganzneueInformationenbereit- stellen. ImRahmenvonGMESwerdeneinerseitsvonderESAAusschreibungenzurSchaffungvonDienst- leistungendurchgeführt,indenenaufderGrundlagevonPilot-undDemonstrationsprojektennun dieÜberleitungindieoperationelleNutzung(marktreifeServices)vollzogenwerdensoll.Vonder Europäischen Kommission werden im Rahmen des 6. Forschungsrahmenprogramms andererseits AusschreibungenzurVorentwicklungvonneuenGMES-Servicesdurchgeführt.DasDLRhatdafür einenDialogaufRessortebeneundzwischenAnbieternundAnwenderninitiiert,umaufbauendauf konkreten undprioritärendeutschenNutzeranforderungendieBildungvonKonsortienzudiesen Ausschreibungen anzuregen. Als Resultat sind eine Reihe von Anwendungen dargelegt worden, z.B. in der Landwirtschaft, bei Biotopkartierungen, dem Energiewetter, der maritimen Überwa- chung,derhumanitärenHilfe,zurWaldbeobachtung,zumKatastrophen-undHochwassermana- gement. Mit den neuen Wettersatelliten der EPS/METOP-Serie bereitet Europa derzeit seinen Beitrag zum künftigeninternationalenSystempolarumlaufenderSatellitenfürmeteorologische,ozeanographi- scheundumweltrelevanteDienstevor.IndiesemRahmenwerdensogenannteSatellite Application Facilities(SAF)inEuropaeingerichtet,dieDatenzujeweilsspeziellenThemenaufbereitenundvor allemfüröffentlicheNutzerbereitstellen.InDeutschlandwirdderDWDeinKlima-SAFbetreiben. Daneben existieren weitere SAF-Aktivitäten mit deutscher Beteiligung in Europa. Damit werden umfassendeundlangzeitlicheDatensätzebereitstehen,dieauchDatenausanderenQuellenum- fassenundnotwendigeInformationenunteranderemfürdieKlimaforschungliefern.Dabeisetzt METOPwieauchschonMeteosataufexperimentellenSensorentwicklungenderESAauf:Aufden METOPSatellitenwerdendiebisherigenOzonbeobachtungenmitGOMEaufERS-2fortgesetzt.Der Start des ersten geostationären Meteosat-Satelliten der zweiten Generation MSG ist im August 2002erfolgt.MitderMSG-Serie(MSG-2Anfang2005,MSG-3in2009)wirdEUMETSATdasbishe- rigeMeteosat-Systemzukünftigablösen. MitderBeauftragungderOHBSystemAGzumBauvonSAR-LupewirderstmaligeinSatellitensy- stemfürdieBelangedesBundesministeriumsfürVerteidigung,entwickeltundgebaut.SAR-Lupe wirdderBundeswehralsnationalesAufklärungssystemdienenundschaffteineunabhängigeAuf- klärungskapazität.DasSAR-LupeSystemwirdvorallemfürAufklärungszweckeoptimiertundbe- dientsichdabeiimUnterschiedzumwissenschaftlich/kommerziellausgerichtetenTerraSAR-XSatel- liteneinerklassischenRadar-Technologie. GegenwärtigbeinhaltetdasdeutscheErdbeobachtungsprogrammfolgendeKernelemente:

• Meteorologie:BeiträgezudenProgrammenMeteosatSecondGenerationundpolaresSystem EPS/METOP-mitca.64Mio.Lin2002ausMittelndesBMVBWfürESAundEUMETSATsowie BeteiligungandenSAF´s;

• NutzungvonWissenschaftssatellitendurchöffentlicheAnwender(machtebeiERSca.20%der gesamtenNutzungaus,zukünftigdurchENVISAT),z.B.EisdienstimBundesamtfürSeeschiff- fahrtundHydrographieundErstellungvonOzonkartenimDeutschenWetterdienstunddurch dasEZMW(EuropäischesZentrumfürmittelfristigeWettervorhersage).

• Entwicklung und Bereitstellung von Daten und Produkten sowie die Betreuung von Nutzern durchaufdiesenGebietentätigeDLRInstitute,z.B.AktualisierungvonCORINE(CoORdination ofInformationoftheEnvironment)LandcoverbeimDeutschenFernerkundungsdatenzentrum imDLR(DFDimAuftragdesUmweltbundesamtes)undHerstellungvonOzonkarten;

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• PilotprojekteöffentlicherAnwender,gefördertausdemnationalenWeltraumprogramm.Diese ProjektehabendenZweck,dieoperationelleNutzungimöffentlichenBereich(Bundes-,Landes- oderKommunalbehörden)durchDemonstrations-undPilotprojektezuentwickeln(inderRegel beieiner50%igenEigenbeteiligung).Anwendungsfeldersind:Naturschutz,Hydrographiebzw. Hochwasservorhersage,Landschaftsplanung,Land-undForstwirtschaft(z.B.Unterstützungder BundeswaldinventurbeiderBundesanstaltfürForst-undHolzwirtschaftBFH),marinesMonito- ring.

• SicherheitsrelevanteErdbeobachtung:StudiendesBMVgundAmtfürMilitärischesGeowesen (AmilGeo),DatenauswertungimSatelliten-ZentrumderWEUinTorrejon(derdeutscheAnteil liegtbei17%,entsprechend6,6Mio.Lp.a.,ausdemEinzelplandesAA)undsicherheitsrele- vanteinterneFuE-ArbeitendesDLR; 3.2.2 Kommerzielle Erdbeobachtung DerWeltmarktfürErdbeobachtungssatellitenteiltsichderzeitzuca.63%aufU.S.-amerikanische Raumfahrtprogramme mit einem mehrheitlich militärisch ausgerichteten Programmanteil, zu ca. 26%aufProgrammeausEuropaundzu11%aufProgrammeandererNationenauf.Dersichan- schließendeMarktanDatenproduktenundDienstleistungenwirdfürEuropaindenkommenden Jahren auf ca. 220 Mio. L p.a. abgeschätzt. Im Dienstleistungsbereich werden die größten Zu- wachsratenerwartet.SchätzungenfürdenweltweitenDaten-undDienstleistungssektorvariieren zwischen0,5bis1Mrd.Lp.a.. Die deutsche Industrie ist im Begriff, sich einen angemessenen Anteil an den bestehenden und künftigen Märkten der Erderkundung zu sichern. Die Vorbereitung hierauf soll staatlich flankiert werden, insbesondere dort, wo Deutschland aufgrund einer technologischen Spitzenstellung be- reitsguteVoraussetzungenmitbringt.WettbewerbsentscheidendwerdenzudemfrühzeitigeMarkt- reife („first-to-market“) und die dafür notwendigen Strukturen sein, z.B. globale Vertriebswege. InternationalePartnerschaftenwerdenhierindustrie-undagenturseitigangestrebt.Dasmittelfristi- geZielvonöffentlichgefördertenVorhabenistderTransferinsichdauerhaftselbsttragendepri- vatwirtschaftlicheUnternehmungen. DiederzeitlaufendenVorhabenundProjekteumfassenimTeilprogramm„kommerzielleAnwen- dungen“ die Planung, Entwicklung und Fertigung von Satelliten bzw. Sensoren, die Entwicklung neuerProdukteundDienstleistungen,technologischeEntwicklungen,dieFörderungvonPilot-und DemonstrationsvorhabenzumNachweisderEinsatzreifeunddieDurchführungvonPilotprojekten zurstaatlichenFlankierungerfolgversprechenderkommerziellerUnternehmungen. Beispiele für die kommerzielle Anwendung von Satellitendaten sind digitale topographische und thematische Karten, digitale Höhen- und Geländemodelle - u.a. für die Auslegung terrestrischer Mobilfunknetze-,landwirtschaftlicheNutzungwiezumBeispieldieSchätzungvonErtragsmenge und -qualität, Monitoring von Landnutzungsflächen, Überwachung der Umwelt und Umweltver- schmutzung,diezunehmendeIntegrationvonInformationsprodukteninGeo-Informationssysteme unddieErstellungvonMultimediaprodukten. DieöffentlicheHand(z.B.auchüberGMES)stelltalsNachfragervonDaten,ProduktenundDienst- leistungen ein wichtiges kommerzielles Marktsegment dar. Abnahmegarantien der öffentlichen BedarfsträgerwürdenalsverlässlicheGrundlagefüreigeneInvestitionsentscheidungenderIndustrie denAufbaukommerziellerSystemedeutlicherleichtern.DadurchsolltensolcheSystemeverstärkt indenprivatwirtschaftlichenBereichverlagertwerdenkönnen. 1999wurdendiebeidenindustriegeführtenProjekteInfoterra/TerraSARundRapidEyebegonnen. Sie werden Geodaten anbieten - beispielsweise zur Kartierung, für „Precision Farming“-Anwen- dungen, Warenterminbörsen und Versicherungen, Tourismus und Immobiliengeschäft, aber auch UmweltmonitoringundDatenmitsicherheitspolitischemAnwendungspotenzial.

34 TerraSARisteinPilotprojektzurÜberführungderinDeutschlandentwickeltenSAR-Technologiein einoperationelles,indernächstenGenerationsichselbsttragendesRadar-Satellitensystem(X-Band- plusL-Band-SAR)mitderhohenräumlichenAuflösungvonetwa1bis2Metern.AufdiesemSektor sollTerraSAReineweltweitführendeMarktpositionerreichen.TerraSARwirdhochauflösendeDa- tenundInformationenfürAufgabendesStaatesundderWirtschaftwiefürdieÜberwachungder Umwelt,z.B.demWaldmonitoring,fürdieRegionalplanungdurchdieBereitstellunggroßmaßstäb- licherthematischerKarten,fürdenKatastrophenschutzdurcheineschnelleundvonWetterund TageslichtunabhängigeDatenlieferungundfürdenLuftverkehrsowiefürmobileTelekommunika- tionsdienstedurchdieBereitstellungtopographischerInformationbieten.FürdenTerraSAR-X-Band Satellitenwurdeam25.03.2002einePPP-VereinbarungzwischendemBundundderIndustriege- schlossen,dieeinewissenschaftlicheundkommerzielleNutzungderDatenzumZielhat.ZurEuro- päisierungvonInfoTerra/TerraSARwurdedasSystemalsVorschlagimESA-Earth-Watch-Programm eingereicht und eine Konsolidierungsphase beschlossen, um einerseits die Realisierung des kom- plementären L-Band-TerraSAR und damit die Gesamtmission und andererseits auch die Nutzung vonInfoTerra/TerraSARmiteuropäischenPartnernvorzubereiten.FolgendeweitereProjektezielen derzeitaufdieVorbereitungentsprechenderAnwendungen: • DasProjektProSmartdientderVorbereitungvonProduktenvonInfoTerra/TerraSARdurchSer- vicepartnerschaftenmitInstitutenundPilotkunden. • ImProjektLISAwerdendienotwendigenVorbereitungenfüreineNutzungdesSystems RapidEyegeschaffen. • KommerzialisierungschancenbietetauchdervomDLRentwickeltenKleinsatellitBIRD,derseit Oktober 2001 erfolgreich Daten zu Hochtemperaturereignissen wie Vulkanausbrüchen und Waldbrändenliefert.ZudemistdasDLRanderEarthWatchBridgingPhasezuFUEGObeteiligt undhatgemeinsammitderIndustriediePhase-A-StudiefürdasProjektFOCUSerfolgreichab- geschlossen.KonkreteVorschlägezumEinsatzdieserTechnologiewerdenderzeitimZugevon ProjektenderEntwicklungszusammenarbeitgeprüft.DeutscheIR-Technologiekönntedabeiim Auftrag hoheitlicher Endbedarfsträger zum Einsatz kommen. Denkbar wäre zudem auch ein teilweisekommerziellesServiceelementimRahmeneinesWaldbrand-GMES-Services. VondenweltraumorientiertenFernerkundungssystemenprofitierenauchterrestrischeAnwendun- gen:DieimDLRentwickeltedigitaleKameratechnologiewurdeimRahmeneinerWagniskooperati- onmitderIndustriebeiflugzeuggetragenenKamerasindenMarkteingeführt.Damitbeginntauch imBereichderBefliegungendieAblösungderklassischenAnalogkameras.DasUnternehmenstrebt dabei die Marktführerschaft an. Die bisherigen, erfolgreichen Privatisierungen bestätigen den kommerziellenNutzen:DurchAusgründungausdemDLRbzw.alsNeugründungenmitUnterstüt- zungdesDLRsindbereitsneueFirmenentstanden,derenGeschäftsfelderdieAkquisition,Prozes- sierungunddenVertriebvonFernerkundungsdatenumfassen.WeitereGründungenwerdenfol- gen. 3.2.3 Wissenschaftliche Erdbeobachtung WissenschaftlicheErdbeobachtunghatzweiunterschiedlicheZielsetzungen:

• Entwicklungneuer,zukunftsträchtigerFernerkundungsmethodenund–anwendungen;

• NutzungvonSatellitendatenfürwissenschaftlicheFragestellungen. DieSatellitenfernerkundungistindenvergangenenJahrenzueinemwichtigenInstrumentzurLö- sungdringenderwissenschaftlicherFragestellungengeworden.Atmosphären-,Klima-,Geo-,Polar- und Meeresforschung sind ohne Satellitendaten nicht mehr denkbar. In diesen Forschungsberei- chennimmtDeutschlandinternationaleineSpitzenstellungein.Wissenschaftlicheundindustrielle BeiträgeausDeutschlandhabenwesentlichzurWeiterentwicklungderinternationalenErdbeobach- tungbeigetragen.DeutscheWissenschaftlerhabendasUmweltsatelliten-unddasWissenschafts- programm (Living Planet Programme) der ESA wesentlich geprägt. Der Auswahlprozess zu

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neuen Erdbeobachtungsmissionen findet routinemäßig unter Beteiligung der einschlägigen Fach- programmedesBMBF,derDFGunddesNationalenKomiteesfürGlobalChangeForschungstatt. InnovativeEinsatzfelderfürkünftigeAnwendungenwerdendurchentsprechendeGrundlagenfor- schungeröffnet,wiedasBeispielderSAR-InterferometrieundderaktivenSondierungderAtmo- sphäremitHilfederLIDARTechnologiezeigt.InbeidenBereichennehmendeutscheWissenschaft- lertechnologischundanwendungsbezogenFührungspositionenein. Der Umweltsatellit ENVISAT wird nach Abschluss seiner Commissioning Phase die bisher erfolg- reichsteeuropäischeUmweltmissionERS-2fortsetzen.ERS-2liefertweiterhinDatenzudenTeilsy- stemen Ozean/Eis/Land und deren Wechselwirkung: ERS-2 erlaubt mit den Höhenmessdaten des RA-Instruments–aufENVISATdasRA-2-dieMeerestopographiezubestimmenunddarausindi- rekt auch Strömungsfelder abzuleiten. Mit dem Ozon-Instrument GOME – auf ENVISAT SCIAMACHYundGOMOS-hatEuropaerstmalseineigenesundauchvomMessprinzipherunab- hängiges Instrument zur Überwachung der stratosphärischen Ozonschicht, was mit Blick auf die Umsetzung des Montreal-Protokolls und dem inzwischen beobachteten Ozonschwund auch auf der Nordhalbkugel von besonderer Bedeutung ist. Deutsche Wissenschaftler haben den größten AnteilandenimWettbewerbausgeschriebenenERS-DatenfürihreForschungsarbeiten.DasDeut- scheFernerkundungsdatenzentrumbetreibtimAuftragderESAdiesogenanntePAF(„Processing andArchivingFacility“)undhateinweltweitverteiltesBodenstationsnetz(u.a.eineAntarktisstati- on) im Einsatz. Die Kontinuität der ERS-Beobachtungen wird durch verbesserte Sensoren auf ENVISATsichergestellt. FürdieBestimmungundBeurteilungsowohldesaktuellenZustandsdesErdsystemsalsauchseiner VeränderungenwerdendenForschernmitdemEinsatzdesUmweltsatellitenENVISAT(gestartetam 01.03.02)dieseitlangemgefordertenAtmosphären-DatenzurVerfügungstehen.Sowerdendie mitGOMEbegonnenenMessungendurcherheblichesnationalesEngagementbeiderAtmosphä- rennutzlastdesUmweltsatellitenENVISATundbeiderProzessierungsowieeffektivenVerteilung, Archivierung und Nutzerunterstützung der Daten der Atmosphärennutzlast fortgesetzt. SCIAMACHYbautinseinemMessprinzipdirektaufGOMEaufundweitetdasSpektrumderbeob- achtbarenSpurengaseaufdiewesentlichendirektamOzonabbaubeteiligtenSpurengaseaus.Zu- sätzlich ermöglicht SCIAMACHY erstmals wichtige Spurengase in der gesamten Atmosphäre, bis hinabindieTroposphärezubeobachten.MitMIPAS,dessenProjektwissenschaftlerausDeutsch- landstammt,wirdderbeobachteteSpektralbereichtiefinsIRausgeweitetunddadurchZugriffauf eineganzentscheidendeFamilieweitererSpurengase,darunterauchallewesentlichenReservoirga- se,ermöglicht.MitwesentlichenBeiträgenbeiderProzessierungderGOMOS-Datenstehenweitere unabhängigeDatenfürPräzisionsprofiledesOzonsinderoberenAtmosphärezurVerfügung.Wie beiERSbetreibtdasDLRdasnationale„Processing and Archiving Center“,indemhöherwertige Datenprodukteerstelltwerden.DerAtmosphärensondiererSCIAMACHYaufENVISATwurdevon Deutschland zusammen mit den Niederlanden und unter Beteiligung von Belgien gebaut. Mit MERIS stehen Daten eines abbildenden Spektrometers für Biosphärenforschung und Meeresfor- schungzurVerfügung,sodassdiemitdemDLR-InstrumentMOS begonnenenUntersuchungenauf diesemGebietnahtlosfortgeführtwerdenkönnen. ImnationalenRaumfahrtprogrammwerdenNutzungsvorhabenmitSchwerpunktValidation,Pilot- und Demonstrationsprojekte sowie methodische Entwicklungen unterstützt. Besondere Priorität genießtdabeidieFörderungvonVorhabenzurKalibrationderSensorenSCIAMACHYundMIPAS. UnterBeteiligungderWissenschaftlerwurdedafüreinProgrammzusammengestellt,dassdieer- forderlichenMessungenvonFlugzeugen,vonBallonaufstiegenundvomBodensowiederenAus- wertungen umfasst. Wissenschaftliche Nutzungsvorhaben zu ENVISAT werden über die Fachpro- grammedesBMBFunddieDFGgefördert. DerEinsatzvonInfrarotsensorenzurErkennungundKlassifizierungvonHochtemperaturereignissen wieWaldbränden,brennendenÖlfeldernundaktivenVulkanenwurdemitHilfedesexperimentel- len BIRD-Satelliten erprobt. Zwei verschiedene Kameras und ein on-board-Prozessierungssystem habensichz.B.beidenverheerendenBusch-undWaldbrändeninderUmgebungvonSydneyzum Jahreswechsel2001/2002besondersbewährt.DieEmpfindlichkeitderSensorenerlaubtdieErken-

36 nungvonkleinerenFeuernimMeterbereichundbietetsodieMöglichkeitzurFrüherkennunggrö- ßererWaldbrände. DurchdieMissionenGRACEundderenVorläuferCHAMPwirdeineum2-3Zehnerpotenzenge- nauereBestimmungdesErdschwerefeldesmöglich.DadurchlassensichEffektewiedieMantelkon- vektion,Plattentektonik,postglazialeHebungderKontinente,ÄnderungenimkontinentalenWas- serhaushalt und großräumige Ozeanströmungen erforschen. Darüber hinaus ist die Kenntnis des GravitationsfeldeseinwichtigerParameterbeiderexaktenBahnbestimmungvonSatelliten(z.B.für dieSatellitennavigation).DerStartderCHAMP-MissionerfolgteimJuni2000inderVerantwortung des Geoforschungszentrums Potsdams. Als deutsch/amerikanische Kooperation bestimmt GRACE (Startwaram16.03.2002)mitbisherhöchsterAuflösungundPräzisiondasSchwerefeldderErde. 3.3 Operative Ziele, Meilensteine Im nationalen Förderprogramm wird das Projekt TerraSAR zur Vorbereitung und Unterstützung wissenschaftlicher, öffentlicher und kommerziellerAnwendungenderErdbeobachtungdengröß- tenAnteilindennächstenvierJahrenhaben. DiewissenschaftlicheErdbeobachtungwirddarüberhinausimESA-Programmdurchgeführtwer- den, während die öffentlichen Anwendungen, schwerpunktmäßig in der Förderung durch das GMES-Earth-Watch-Element,mitderzeitnochgeringerenAnsätzenmitMittelnausdemnationalen unddemDLR-FuE-Programmergänztwerden.AlledieseAktivitätensindderForschung und Ent- wicklungzuzuordnen,dieMeteorologie–undinzunehmendenMaßedieMeereskunde-dagegen als operationelle Nutzungsbereiche der Erdbeobachtung dominieren derzeit die öffentlichen An- wendungen.MitderErweiterungdesEUMETSATMandatswerdennunaberersteVorbereitungen zurOperationalisierungderKlimabeobachtungeninAngriffgenommen. 3.3.1 Öffentliche Anwendungen der Erdbeobachtung ZielistdieNutzungdersatellitengestütztenFernerkundungfürstaatlicheAufgaben.Diekontinuier- liche Bereitstellung von Umweltinformationen, hergestellt in integrierten Systemen, die auf allen dafürnotwendigenMess-undAnalysesystemenbasieren,stelltdenwesentlichenSchwerpunktdar. DiesgiltinsbesondereimHinblickaufdieEignungvonFernerkundungsdatenfürdieÜberwachung internationalvereinbarterKonventionen(Klima,Wüstenbildung,Biodiversitätetc.),fürdieAnalyse vonUmweltstressfaktorenundfürdieUnterstützunghumanitärerMaßnahmenimZusammenhang mit Naturkatastrophen im Rahmen von GMES.Zunächstwirddiesmitdenüberwiegendwissen- schaftlich ausgerichteten Erderkundungssystemen in entsprechenden Pilotphasen vorbereitet. EUMETSAT liefert mit seinen Meteosat–Satelliten und mit seinen Langzeitarchiven bereits heute wertvolle Beiträge zur Klimabeobachtung und wird dies mit den MSG- und METOP-Satelliten in ZukunftinverstärktemMaßetun.SpäterwerdenfürdieseAufgabenauchkommerzielleSysteme (z.B.TerraSAR,RapidEye)genutztwerden.DasDLRwirdsichhieranimVerbundmitBedarfsträgern und Kompetenzzentren auf der Anwendungsseite mit Forschungskapazitäten inseinenInstituten undderErstellunglangfristigerDatensätzeaktivbeteiligen.EinbesondererSchwerpunktinnerhalb derumweltorientiertenThemenbildetderEinsatzderErderkundungfürdieKartierungdesWald- zustandes(z.B.Bundeswaldinventur). DurchfolgendeMaßnahmensollendieo.g.Zieleerreichtwerden:

• Durchführung von Datennutzungsprojekten zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen,mitdenendieöffentlichenAufgabeneffizienteralsbishererledigt werdenkönnen; • Aufbau und Pflege eines ArchivsvonDatenundErzeugungbedarfsgerechterPro- duktefürdieöffentlicheNutzung;

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• DLR-interne Forschung und Entwicklung für die sicherheitsrelevante Erdbeobach- tungimRahmenderBMVg-Finanzierung; • Unterstützung und Beratung des Auftraggebers Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in technischen Fragestellungen beim Aufbau eines Radar- SatellitensystemsSAR-LupefürdiestrategischesicherheitsrelevanteAufklärung; • EntwicklungdernächstenGenerationvonmeteorologischenSystemennachMeteo- sat Second Generation (MSG) und EUMETSAT European Polar System (EPS) sowie vonSensorenzurBeobachtungvonklimarelevantenGrößen,wiez.B.Spurengasen; • KonkretisierungeinesnationalenAnteilsaneinemglobalenUmweltüberwachungs- systemimRahmenvonGMESundEarthWatch.InfoTerra/TerraSAReinerseitsund Vorbereitung von GMES Service Netzwerken unter Einbeziehung hoheitlicher Nut- zereinrichtungenandererseitssinddieSchwerpunktederStrategie.Deutschlandhat dazuInfoTerra/TerraSARalsElementeinerzukünftigeneuropäischenBeobachtungs- infrastrukturinEarthWatcheingebracht.SechsNationenausEuropabeteiligensich bisher daran. Außerdem wurde das EarthWatch-Programm „GMES Service Ele- ment“beschlossen,indemdieVoraussetzungfüreineroutinemäßigeNutzungvon FernerkundungsdatenfüreuropäischePolitikengeschaffenwerdensollen. ImRahmenvonGMESsoll:

• eineangemesseneBeteiligungdeutscherFirmenundNutzerbeimAufbaueinereu- ropäischenInformationsinfrastrukturinstrategischwichtigenAnwendungsbereichen sichergestelltwerden; • durcheinaktivesMitgestaltenindenentsprechendenGremieneingeeignetesZu- sammenspiel zwischen den Anbietern von Satellitenfernerkundungsinformationen (ESA, EUMETSAT, Agenturen, Industrie, EU Kommission Forschung) einerseits und Nutzern (nationale Behörden, Ministerien, Kommunalverbände, EU Kommissariate Umwelt,Landwirtschaftetc.)erreichtwerden; • dielogischeundzeitlicheAbfolgevonMethodenentwicklungenundPilot-undDe- monstrationsvorhaben – bezogen auf örtlich begrenzte Probleme und Testgebiete undüberwiegendgefördertdurchnationaleProgramme–aufüberregionalebiseu- ropäische und globale Dienstleistungen – gefördert durch die ESA und das For- schungsprogrammderEuropäischenKommission–ausgeweitetwerden.Nachde- ren Etablierung und dem Aufbau entsprechender Zentren soll anschließend eine nachhaltigeNutzungdieserDienstleistungenunddieZusammenführungmitande- renDatenströmen(terrestrischeMessnetze,sozioökonomischeDatenetc.)durchdie nationalenundeuropäischenöffentlichenAnwendererreichtwerden. WesentlicheKriterienfürdieFörderunganwendungsbezogenerEntwicklungsprojektewerdensein:

• engeKooperationvonAnwendernundWissenschaftlernzurAbsicherungdesnot- wendigenKnow-how-Transfers; • Langzeitnutzung der Daten - unterstützt durch ein operatives Bodensegment (Da- tensicherung,-aufbereitungund-verteilung,ErstellungvonStandardprodukten); • VernetzungderfürdieOperationalisierungnotwendigenDatenquellen(terrestrisch undFernerkundung),ModellierernundDienstleistungsunternehmern; • AussichtaufeineumfangreicheFolgenutzungimErfolgsfall.

38 3.3.2 Kommerzielle Erdbeobachtung Ziel ist der Transfer von mit öffentlichen Mitteln entwickelten Systemen in eine sich dauerhaft selbsttragende privatwirtschaftliche Nutzung. Darauf basierende Märkte und Mehrwertdienstlei- stungen sollen private und volkswirtwirtschaftliche Gewinne generieren sowie hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen. Wesentliche Voraussetzung für die Förderung kommerziell ausgerichteter VorhabenisteinemaßgeblichefinanzielleEigenbeteiligungderIndustrie. DasProjektTerraSARistdaserstevollständignationaleErderkundungsprojekt,daszudemeinPilot- projekt für die Kommerzialisierung darstellt. Dazu wurde frühzeitig eine Partnerschaft zwischen demDLRunddemkommerziellenBetreiberabgeschlossen,diedieInteressendesBundesaufder wissenschaftlichen Seite sowie die kommerziellen Interesse der Firma Astrium GmbH regelt. Der BundverfügtdemnachüberdasDLRüberdieausschließlichenNutzungsrechteallerDatendesX- Band SAR Satelliten „TerraSAR-X“zuwissenschaftlichen,nichtkommerziellenVerwertungszwek- ken.DieFirmaAstriumverfügtüberdieausschließlichenNutzungsrechteallerDatenzumZwecke derKommerzialisierungundfinanziertindiesemZusammenhangdenAufbaudesgesamtenSer- vice- und Vertriebsteils des Bodensegmentes. Weitere TerraSAR-Systeme sind geplant und sollen mitMittelnderIndustriegebautwerden. DasProjektRapidEyezieltaufdenAufbaueinessatellitengestütztenoptischenFernerkundungssy- stems,dasvonjedemPunktderErdemindestenseinmaltäglicheinemultispektraleStereo-Aufnah- mederErdoberflächemitca.5mAuflösungbereitstellenkann,sofernBewölkungs-undSichtver- hältnisseausreichendsind.ErreichtwerdensolldiesdurcheineKonstellationvonKleinsatelliten.Die Daten,diemitdenRapidEye-Satellitenaufgenommenwerdensollen,stellenzuTerraSARkomple- mentäreInformationendar.FürdieDatenrechtewerdenähnlicheKonditionenangestrebtwiebei TerraSAR.DerAufbauvonRapidEyesollimwesentlichenineinerFinanzierungdurchdieNutzer, durchdenEinsatzvonRisikokapital,einerLänderbeihilfeauseinemderneuenBundesländersowie durchMittelausdemnationalenErderkundungsprogrammerfolgen. DiegrößteWertschöpfungfindetinFormvonkommerziellenProduktenundDienstleistungenstatt. Die bisherigen Förderthemen sollen daher in Kooperation mit anderen Förderprogrammen der Bundesregierungerweitertwerdenum:

• Kombinierte Anwendungen von Kommunikation, Navigation und Erdbeobachtung (Geo- Telematik),sowiedurchFusionvonDatenausverschiedenenQuellen;

• AnteiligeUnterstützungvonProduktentwicklungeninKooperationmitdenEndnutzern. 3.3.3 Wissenschaftliche Erdbeobachtung Bei der Umsetzung von Projekten im Rahmen der wissenschaftlichen Erdbeobachtung sollen fol- gendeRandbedingungenberücksichtigtwerden:

• AusrichtunganprioritärenwissenschaftlichenThemen,orientiertannationalenForschungspro- grammen,insbesondereansolchenimBereichderUmwelt;

• EinbindungininternationaleProgramme,insbesondereindiederEUundESA;

• VerkürzungderbisherfürsatellitengestützteEinsätzetypischenEntwicklungszeiträume;

• LangfristigeVerfügbarkeitvonSensoren(Operationalität). Das Erdbeobachtungs-Rahmenprogramm der ESA („Earth Observation Envelope Programme“, EOEP)bildetdaszentraleElementderErdbeobachtunginEuropa.DasEOEPbasiertaufderEuro- päischenWeltraumstrategie,diegemeinsamzwischenESA,EUundEUMETSATverabschiedetwor- denist.DamitisteinlangfristigeseuropäischesProgrammzurErkundungdesPlanetenErdeund unserer Umwelt eingerichtet worden. Es stützt sich auf das „Living Planet Programme“, das mit einerVielzahlvonWissenschaftlernundFernerkundungsnutzerninEuropaumfassendabgestimmt

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wurde. Deutschland beteiligt sich an der zweiten Phase des EOEP mit über 22% und ist damit größterBeitragszahler.DasProgrammsolljeweilsin5-Jahres-Phasenverlängertwerden. UnterdemDachdesRahmenprogrammswerdenfolgendeProgrammkomponentenzusammenge- fasst:

• EARTH EXPLORER-Kernmissionen und „Opportunity“-Missionen (Kleinsatelliten, Instrumente) mitwissenschaftlicherZielsetzung;

• Entwicklungs- und Nutzungskomponenten, unterteilt in: Technologieentwicklung und Instru- mentenvorentwicklung,Nutzungs-undMarktentwicklungsaktivitäten,ErhaltungundNutzung vonDatenarchivenderESA,BetrieblaufenderMissionen(z.B.ERS),EntwicklungundDemon- strationneuerAnwendungen. Auf mehreren europäischen Konferenzen wurden Missionsvorschläge für Kernmissionen unter maßgeblicherBeteiligungdeutscherWissenschaftlerabgestimmt.

• DieGravity and Ocean Circulation Mission (GOCE) wirdvonKlimaforschernseitlangemgefor- dert.DieBestimmungdesErdschwerefeldesmithoherräumlicherAuflösungisteineVorausset- zung,umMeeresströmungenausSatelliten-Höhenmessdatenableitenzukönnen.Datenüber Meeresströmungen und Meeresspiegelhöhen wiederum sind wesentliche Parameter zum Bei- spiel für Untersuchungen des El Niño-Effektes oder auch von Klimaeinflüssen auf den Golf- strom.GOCEsetztdieMissionenCHAMPundGRACEab2005mitdeutlichverbesserterräum- licherAuflösungfort.

• DieAtmospheric Dynamics Mission (Aeolus/ADM),diein2007gestartetwerdensoll,zieltauf diegroßskaligeBestimmungdesWindfeldesalseinSchlüsselparameterfürdienumerischeWet- tervorhersage und die Klimaforschung. Wettervorhersagen können durch präzise Winddaten um 1 bis 2 Tage ausgedehnt werden. Zudem dienen entsprechende Messungen der Erfor- schungdesWindfeldesindenTropenundaufderSüdhemisphäre,wobishernurwenigeBe- obachtungsstationenexistieren.ZentralesInstrumentwirdeinWind-LIDARsein.DasDLRwird dieAeolus/ADMMissionmiteinemeigenenflugzeuggetragenenWind-Lidarunterstützen. GOCEundADMwurdenalsvordringlichbewertetundihreRealisierungbeschlossen.Dreiweitere MissionskandidatensindEarthCloudsAerosolandRadiationExplorer(EarthCARE),WaterVapour Lidar Experiment in Space (WALES) und Surface Processes and Ecosystem Changes Through Re- sponseAnalysis(SPECTRA).NebendenKernmissionenwirdeskleinededizierteOpportunityMissi- onsgeben.ZweispeziellaufaktuelleFragestellungenausgerichteteMissionenwurdenausgewählt:

• CRYOSAT BestimmungundBeobachtungderglobalenEis-undSchneebedeckungen (Start:2004);

• SMOS BestimmungderBodenfeuchteunddesSalzgehaltesderOzeane(Start:2006). ImRahmendesEOEP-ProgrammssollenzudemgemeinsammitpotenziellenPartnerndienotwen- digenVorbereitungenimHinblickaufmöglicheoperationelleMissionen(„EarthWatch“-Missionen) getroffenwerden. DieNutzungderErdbeobachtungsdatenistnichtBestandteilderESA-Programme.Einefinanzielle Förderung von entsprechenden Nutzungsvorhaben zu denESA-VorhabenerfolgtimRahmender nationalenundderEU-Programme.AufnationalerEbenewurdeu.a.zurAbstimmungderFörder- zuständigkeiten ein ENVISAT-Förderleitfaden zwischen dem BMBF, der DFG und der DLR verein- bart.NutzungsvorbereitungzumZweckderSchaffungeinerunabhängigeneuropäischenInforma- tionsinfrastruktur(GMES)dagegenistBestandteildesentsprechendenEarthWatch-Programmsund TeilderESA/EU-Strategie.

40 DasnationaleFörderprogrammRaumfahrtkonzentriertsichaufnutzungsvorbereitendeAufgaben, insbesondere in Ergänzung zu den ESA- und EUMETSAT-Missionen. Dies wirdsowohldieFörde- rungvonPilot-undDemonstrationsvorhabenumfassenalsauchdieDurchführungvonVorhaben zuAlgorithmenentwicklungenundzurDatenqualifikation.ZudemsollennationaleVorentwicklun- genzuneuenInstrumentenundFernerkundungsverfahrendurchgeführtwerden,umdieKonkur- renzfähigkeitiminternationalenWettbewerbintechnologischenundwissenschaftlichenSchlüssel- bereichenzuerhaltenoderauszubauen.InsbesonderefürdieAuswahlkünftigerESA-Missionengilt es,langfristigtechnologisch/wissenschaftlicheVorbereitungenzutreffen.Ansätzehierfürsinddie EntwicklungvonTechnologienfürweltraumgestützteLidarezumZweckderaktivenAtmosphären- sondierungundAnwendungaufderErdoberfläche,aufdieErarbeitungvonGrundlagenfürpassive AtmosphärensondierungvomgeostationärenOrbitaussowieaufhyperspektraleErderkundungals nächsteGenerationvonhochauflösendenabbildenden„Geo-Informations“-Sensoren.ImSARBe- reichstehendieVerbesserungderbisherigenSysteme,neueundkostengünstigeAntennenkonzep- te,softwaregesteuerteSAR-Systemesowiebi-undmultistatischeKonstellationenimFokuszukünf- tigerEntwicklungen. Das DLR FuE-Programm hatdieSchwerpunkte:Vorentwicklungneuer,zukunftsträchtigerFerner- kundungsmethoden und deren Anwendungen; Beteiligung an der Durchführung nationaler und ESA-Missionen im Raum- und Bodensegment; Demonstration des Nutzungspotenzials der satelli- tengestützten Erdbeobachtung durch geeignete Anwendungs- und Technologietransferprojekte. SowohlSAR-alsauchLIDAR-AnwendungenwerdenhierzweiSchwerpunktefürdieEntwicklung künftigerFernerkundungstechnologienbilden. 3.4 Langfristperspektive EinewesentlicheAufgabederZukunftwirdsein,dieNachfrageeinerwachsendenWeltbevölkerung nach Ressourcen wie Boden, Luft, Trinkwasser, Wälder und fossile Brennstoffe im Sinne einer nachhaltigen weltweiten Bewirtschaftung so zu steuern, dass auch nachfolgende Generationen lebenswerteBedingungenvorfinden.DazubedarfesobjektiverundglobalerÜberwachungsmetho- denfürWetter,Klima,Landnutzung,Überschwemmungen,Erosion,Umweltmonitoring,Desertifi- kation,El-Niño-Effekte,Vulkanausbrüche,Brände,Schadstoff-oderVerkehrsströme.Wichtigwird sein, die Konsequenzen menschlichen Handelns für das System Erde von jenen natürlichen Ur- sprungsabgrenzenundinihremZusammenwirkenbeurteilenzukönnen.Hierbietenheuteabseh- bareneuetechnischeMöglichkeitenderFernerkundungausdemWeltraumdieChance,wichtige neue Erkenntnisse überdieglobalenZusammenhängezugewinnen.Dieselangfristigangelegten ForschungenbildeneinenSchwerpunktsowohlimESA-,imnationalenalsauchimDLRFuEPro- gramm. EUMETSATsollaufderBasisseinerFähigkeiten,KapazitätenundErfahrungendieführendeRolle beimBetrieboperationellerSatellitensystemeindenFeldernMeteorologie,Klima-undUmweltmo- nitoring übernehmenundausbauen.DiesschließtdieBereitstellungvonDatenbezüglichOzean, Atmosphäre und Biosphäre sowie Naturkatastrophen ein. EUMETSAT soll darüber hinaus einen unabhängigenundkomplementäreneuropäischenBetragzuglobalenProgrammenderErdbeob- achtungbezüglichMeteorologieundKlimaliefern,dieaufinternationalenVereinbarungenbasie- ren.HierfürwirdEUMETSATnichtnurSatellitenbetreiben,sondernauchrelevanteDatenanderer weltweiterBetreiberbeschaffenundLangzeitarchiveunterhalten. Geoinformationen bilden weltweit ein Wirtschaftsgut ersten Ranges mit zunehmender volkswirt- schaftlicherBedeutung.SiesindindermodernenWissensgesellschafteinewichtigeGrundlagefür planerisches Handeln in vielen Bereichen (z.B. Standort- und Investitionsentscheidung, Telema- tik/Verkehrslenkung, Umwelt/Naturschutz, Landesverteidigung, Zivilschutz, und Bürgerbeteiligung anVerwaltungsentscheidungen).DarüberhinausistdieHerstellung,EntwicklungundNutzungder auf die Verarbeitung von Geoinformationen angelegten Technologie ein wichtiger arbeitsplatz- schaffenderWachstumsbereich.Zielistesdaher,denZugangzuGeodatendurcheineverbesserte KoordinierungsowieAusschöpfungderMöglichkeitendermodernenInformationstechnologiefür

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Verwaltung,Wirtschaft,WissenschaftunddenBürgerwesentlichzuerleichternundkosteneffizien- terzugestalten.ImnationalenInteresseistesnotwendig,öffentlicheAnwendungenderFerner- kundung zu verstärken und langfristig unter angemessener Berücksichtigung aller Elemente der Datenkette–vomSensorbishinzurEinrichtungzurHerstellungderInformationsprodukte–fürdie operationelleNutzungzusichern. Die Beteiligung an globalen und europäischen Beobachtungssystemen für Umweltüberwachung undVerifikationvonAbkommensowiezumManagementvonKrisen-undKatastropheneinsätzen imIn-undAuslandgehörtzudenZielenimRahmenvonGMES,dieinZusammenarbeitmitden verantwortlichenRessortserreichtwerdensoll.DabeimussalswesentlicheVoraussetzungzurer- folgreichen Implementierung solcher Systeme, neben der Platzierung von Satelliten im Orbit,ge- meinsam mit den Bundesressorts und der europäischen Kommission eine nachhaltige und über- gangsloseFörderungvonderMethodenentwicklungüberPilot-undDemonstrationsvorhabenbis hinzuprä-operationellenNutzungsvorhabenerreichtwerden,andiesichletztlichdieoperationel- lenNutzungenanschließen. Als konkrete Maßnahme sollen in Vorbereitung auf ein internationales Umweltüberwachungssy- stemgeeigneteInstrumenteaufderBasisbestehenderoptischerSondierersowieSAR-undLIDAR- Systeme für langfristig angelegte, operationelle Beobachtungsaufgaben entwickelt werden. Im ersten Schritt wird dies entsprechende Analysen zum Abgleich der Anforderungen an solche In- strumenteerfordern.MittelfristigsolldiesimRahmendesnationalenWeltraumprogrammsineine voroperationellePilotmissionmitinternationalerBeteiligungmünden. BeidenSatellitensystemenwerdenzunehmendautonomeFernerkundungssystemebenötigt,diein der Lage sein werden, Nutzern direkt und in Echtzeit Informationen zu liefern. Passive Systeme werden vielfach durch aktive, wie Radar und LIDAR, ergänzt werden. „On-Board Prozessierung“ wirdeinezunehmendeRollespielen,umdieSensoren„intelligenter“zumachenunddieDaten- menge auf den aktuellen Bedarf zu konzentrieren. Das Kosten/Nutzen-Verhältnis muss laufend verbessertwerden,wobeidieEntwicklungpreiswertererRadartechnologieunddiekontinuierliche MiniaturisierungSchlüsselbereicheseinwerden.BeiderVerarbeitungderDatenwerdennebender Sensor- und Datenfusion informationstechnologische Entwicklungen wie intelligente Datensuche, Online-Architekturen, Prozessierung-on-demand sowie GIS-Technologien eine Schlüsselrolle spie- len.VerfahrenzumautomatischenBildverstehen,zuinhaltsbasiertenSuchfunktionenundzum„In- formationMining“ingroßenheterogenenFernerkundungsdatenbeständenandenenderzeitu.a. imInstitutfürMethodikderFernerkundungdesDLRgearbeitetwird,sinddabeivonentscheiden- derBedeutung.FürdenkommerziellenErfolgderErdbeobachtungamMarktwirddieReduktion derGesamtsystemkostenundderSchrittvondendatenlieferndenSatellitenvonheutezuInforma- tions-undDienstleistungssystemenvonmorgenentscheidendsein.FürdiekünftigenMärkte,z.B. imBereich„PrecisionFarming“undForstwirtschaft,werdenmultispektraleScannerundRadarsy- stemeimWeltraumwichtigeInformationenliefern.EtablierteundzukünftigeSystemeausNaviga- tion/Ortung und Kommunikation spielen bereits heuteeinewichtigeRollealsunterstützendeSy- stemezurErdbeobachtungundwerdenauchzukünftigausEffizienz-undKostengründenindas Gesamtkonzeptzuintegrierensein.DieinverschiedenenInstitutendesDLRvorhandeneErfahrung mitverschiedenstenSensorensollendazugezielteingesetztundweiterentwickeltwerden.. Auch weiterhin sollen im nationalen Programm neue Instrumente und Missionen zur Erreichung von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zielen realisiert werden. Dies soll unter Fortsetzung der bewährten Beteiligung an bi- oder multilateralen Kooperationen erreicht werden.DieseitzweiJahrzehntenandauerndeKooperationmitdenUSAinderErdbeobachtung auchnachAbschlussderSRTM-,CHAMP-undGRACE-MissionenistdafüreingutesBeispiel.Für das ESA-Programm verfolgt Deutschland das längerfristige Ziel, das Erdbeobachtungs- WissenschaftsprogrammalsPflichtprogrammweiterzuführen.

42 Fachprogramm Erforschung des Weltraums 4. Fachprogramm Erforschung des Weltraums 4.1 Bedeutung des Programms, internationaler Kontext DieErforschungdesWeltallsisteinerderspektakulärstenBereichederRaumfahrt.SowohldieEr- kundungunsereseigenenPlanetensystemsmitdenzahlreichenPlaneten,Monden,Kometen,Aste- roidenundnichtzuletztderSonne,alsauchdieErforschungdesKosmosmitWeltraumteleskopen übteinegroßeFaszinationaus.WissenschaftlichstehenFragennachderStellungdesMenschenin derunermäßlichenGrößedesWeltalls,nachderEntstehungundVerbreitungvonLebenundnach denphysikalischenGrundgesetzenimVordergrund. ImFachprogrammErforschungdesWeltraumsstellenfolgendeFragendiederzeitigenForschungs- schwerpunkteindreiUnterprogrammendar: 1. ErforschungunsereseigenenSonnensystems • WieentwickeltesichdasfrüheSonnensystem? • WieverliefdieEntwicklungderKörperimSonnensystem? • WieistderLebensraumErdeindasSonnensystemeingebettetundwiewirdervonder Sonnebeeinflusst? 2. Weltraumastronomie • WieistdasUniversumentstanden? • WiebildetensichGalaxienmitihrenSchwarzenLöchern,SterneundPlaneten? • Worausbestehtdienichtleuchtende(dunkle)MaterieimKosmos? • GibtesLebenaufanderen-extrasolaren-Planeten? 3. FundamentalePhysik • GibtesAntimaterieimWeltraum? • WelchegrundlegendeTheorieverbindetdieQuantenphysikmitderGravitationundder Raum-ZeitaufkleinenundgroßenSkalen? BeimVersuch,AntwortenaufdieseFragenzufinden,erweitertdieWeltraumforschungunserWis- senundöffnetneueHorizontefürdasSelbstverständnisdesMenschen.Weltraumforschungbegei- stertdiejüngereGeneration,legtKreativitätspotenzialfreiundträgtsoauchzurInnovationsfähig- keitderGesellschaftbei.ÜberdasInteresseanextraterrestrischenFragestellungenlassensichins- besonderejungeMenschenandieNaturwissenschaftenheranführen.Deshalbsinddienachhaltige Förderung und Ausbildung des wissenschaftlich-technischen Nachwuchses wesentliches Element desWirkensderbeteiligtenInstitutebishinzumHervorbringenweltweitanerkannterSpitzenfor- scher.DiebesondersbeeindruckendenBeobachtungsergebnissederextraterrestrischenForschung, dieerstdurchdenEinsatzvonRaumfahrtsystemenerschlossenwerdenkonnten,findeninderbrei- tenÖffentlichkeitgroßesInteresse. DieRaumfahrtermöglichtunsheute,Sonne,Planeten,MondeundKleinkörperunseresSonnensy- stems,wieKometenundAsteroideausderNähezuerkundenunddenKosmosmitWeltraumtele- skopen auch in den Bereichen des elektromagnetischen Spektrums zu untersuchen, die von der Erdeausnichtzugänglichsind,z.B.Röntgen-undGammastrahlungsregionensowieTeiledesIn- frarot-undSubmillimeterbereichs.DamitwirddieRaumfahrtzumunverzichtbarenInstrumentder extraterrestrischenForschungkomplementärzuundabgestimmtmitderbodengebundenenAstro- nomiesowiemitLaborexperimenten,dievonderPhysikbiszurMineralogiereichen. FürExperimentederFundamentalenPhysikbietetderWeltraumBedingungen,wiesiesichinterre- strischenLaboratoriennichtdarstellenlassen.ZumeineneröffnetdieseinenZugangzurfundamen- talenFragederVerbindungvonQuantenphysikmitderGravitationbzw.derRaum-Zeit.Zumande- renhabenneueMethodendesQuantenengineeringinderMetrologie,QuantenoptikundAtom-

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physikPräzisionsgradeerreicht,derenfundamentalephysikalischeGrenzennurunterWeltraumbe- dingungenerreichbarwerden. ÜberdiebestehendenVernetzungenmitanderenNaturwissenschaftenhinausentwickelnsichheu- tegrundlegendeZusammenhängeeinerseitszwischenderQuanten-bzw.Elementarteilchenphysik undderAstrophysiksowieandererseitszwischenGeowissenschaftenundSonnensystemforschung. Die DFG Sonderforschungsbereiche Astro-Teilchenphysik und Quantenlimitierte Messprozesseso- wiedieerwähntenDFG-SchwerpunktetragendieserEntwicklungbereitsRechnung. DieErforschungdesWeltraumsistindenletztendreiJahrzehntenzueinembreitenSpektrumvon Disziplinen aufgefächert mit primären und sekundären Nutzern aus Ausbildung, Forschung und Bildung. Institutionell spiegelt sich dies in Deutschland in 7 Max-Planck-Instituten, 2 Wilhelm- Gottfried-Leibniz-Instituten, 4 Sonderforschungsbereichen bzw. Schwerpunkten der DFG und ca. 25Hochschulinstitutenwider.InfastallenBereichenderErforschungdesWeltallshabendeutsche WissenschaftlereineinternationalbeachteteStellungerarbeitet. MehrnochalsindenvergangenenzweiJahrzehntenwirdindennächsten20JahrenderVersuch imVordergrundstehen,denKosmosalsGanzes,d.h.dieEntstehungundEntwicklungvonRaum, ZeitundMaterie-konzentriertinGalaxien,Sternen,Planetenundinterstellarem/interplanetarem GasundStaub-aufphysikalischerGrundlagezuverstehen.ZudiesemThemafördertdieDFGden Sonderforschungsbereich Galaxien im jungen Universum, die Schwerpunkte Physik der Sternent- stehung undMars und die terrestrischen Planeten;einSonderforschungsbereich-TransregioExtra- solare PlanetenistinVorbereitung. RaumfahrtprojekteerfordernvonderIndustrieneuetechnischeEntwicklungenanderGrenzezur MachbarkeitundstellenimmeraufsNeueeinebesondereHerausforderunganPhysikerundInge- nieuredar.DiedabeigewonneneProblemlösungskompetenzqualifiziertauchfüranderetechnisch- wissenschaftliche Aufgaben. In Teilbereichen der deutschen Industrie wirkt die Extraterrestrik als wichtigertechnologischerImpulsgeber. DeutschlandhataufdemGebietderExtraterrestrik,dasinternationaleinerseitsdurchKooperation, andererseitsdurchscharfeninnerwissenschaftlichenWettbewerbcharakterisiertist,einenhervorra- gendenPlatzerrungen.WegenihrerwissenschaftlichenundtechnischenKompetenzsinddeutsche WissenschaftlerbeidenMissionenimWissenschaftsprogrammvonNASAundESAgefragtePart- ner. Beteiligungen an ESA Programmen Das ESA-Wissenschaftsprogramm „Horizonte 2000“ und das Nachfolge-Programm „COSMIC VISION2020“(vgl.Kapitel4.3)stelltfürDeutschlanddasRückgratderAktivitätenimExtraterrestrik- Programmdar.DeutschlandträgtbeidiesemsehrerfolgreichenESAPflichtprogrammeinenFinan- zierungsanteil von rund 24%. In den letzten zehn Jahren hat dieses Programm erhebliche Lei- stungssteigerungenerzielt.AußerdemwurdedurchEinsatzneuerTräger,Wiederverwendungvon PlattformenundSubsystemensowieneuenManagementmethodendieEffizienzgesteigert.Inden kommendenJahrenisteineErhöhungderMissionsfolgevorgesehen,damitdaswissenschaftliche Programm im weltweiten Wettbewerb seine exzellente Position beibehalten und seiner strategi- schenRollealsInformationsquellegerechtwerdenkann. Ergänzt wird das ESA Programm durch nationale Programmelemente mit kleinen Missionen und Beteiligungen an multinationalen Projekten, die aus dem nationalen Haushalt finanziert werden. DiezukünftigenSchwerpunktewerdensichandenBereichenorientieren,indenendeutscheWis- senschaftlerinternationalwettbewerbsfähigsind,unddieeinhohesPotenzialfürwissenschaftliche undtechnischeInnovationenaufweisen. Vondenca.37Mio.LproJahrdesnationalenProgrammswerdenetwa50%zurInstrumentie- rungundDatenaufbereitungbeiESA-Missioneneingesetzt.DievondenInstitutenaußerhalbdes DLRzusätzlichimRahmenderErforschungdesWeltraumseingesetztenEigenmittelbetragenab-

44 hängigvonderBewertungdesAufwandsfürInfrastrukturrund35bis55Mio.L.Weitereca.15 Mio.LsetztdasDLRaneigenenForschungs-undEntwicklungsmittelnvornehmlichinderPlaneten- forschungein.DarüberhinausbeteiligtsichDeutschlandam„Esrange-AndoyaSpecialProject“.Es dientderBereitstellungderInfrastrukturundderDurchführungvonHöhenforschungsraketen-und BallonkampagnenindenForschungsbereichenobereAtmosphäre,Klimaforschung,Validierungvon ErdbeobachtungssatellitenundMikrogravitation. Situation der Forschungsinstitute auf dem Gebiet Extraterrestrik Die Extraterrestrik in Deutschland wird von zahlreichen Gruppen an Universitäten, Max-Planck-, DLR-, Leibniz-, Fraunhofer- und Landes-Instituten getragen. Dabei hat sicheineintensiveZusam- menarbeitzwischendiesenForschungseinrichtungenentwickelt.DieBehandlungextraterrestrischer ThemenistimLehr-undAusbildungsbetriebanUniversitätenerheblichgewachsen.Eswirdange- strebt,diesenTrendaufbreitererBasisalseinenwichtigenBestandteilnaturwissenschaftlicherAus- bildungfortzusetzen. FürdieDurchführungundwissenschaftlicheBetreuungderProjektestellendiebeteiligtenInstitute erhebliche eigene Ressourcen zur Verfügung. Anregungen für neue Programme und Projektvor- schlägekommenüberwiegendvoneinzelnenWissenschaftlernoderWissenschaftlergruppen.Über ein umfangreiches Beratungs- und Begutachtungswesen, an dem die wissenschaftlichen Nutzer sichaktivbeteiligen,werdendiekonkretenInhaltederProgrammedefiniert.KünftigsolldieNut- zungderSatellitenunddieNutzungderbodengebundenenInfrastruktur,wieTeleskope,nochen- germiteinanderverknüpftwerden. Rolle des DLR DasDLRsetztseinewissenschaftlicheundtechnologischeKompetenzkooperativmitundkomple- mentärzuanderenForschungseinrichtungen,insbesonderederMPG,UniversitätenundHochschu- len,ein.ÜbergreifendesZielistdieengeVerzahnungderastronomischen,planetenwissenschaftli- chenundtechnologisch-methodischenAspektevonderwissenschaftlichenIdeeundderKonzept- studie, über die Geräteentwicklung und Kalibrierung, Experimentdurchführung und Datenerfas- sung,bishinzurvollständigenDatenaufbereitungundderDatenauswertung,dieinderRegelin nationaler und internationaler Kooperationstattfindet.DieBeiträgedesDLRzurErforschungdes WeltraumssinddabeikonzentriertaufdieBeteiligunganESAEckpfeiler-Missionenundweiteren internationalenVorhabenderPlanetenforschung. ZusätzlichstelltdasDLRdasKontroll-undOperationszentrumGSOCfürSatellitenmissionen(wie ROSAT) und die weltweit einsetzbaren mobilen Startanlagen für Höhenforschungsraketen (MORABA)bereit. 4.2 Gegenwärtiger Status, laufende Projekte DieprogrammatischeAusrichtungderlaufendenProjektewirdgeprägtdurchdieMissionsfolgedes WissenschaftsprogrammsHORIZONTE2000 derESA.DieUntersuchungszieleimProgrammErfor- schung des Weltraums lassensichwiefolgtzusammenfassen: • Entstehung,EntwicklungundgroßräumigeStrukturdesUniversums • EntwicklungderGalaxienundRollederSchwarzenLöcher • SternentwicklungundinterstellareMaterie • Stern-undPlanetenentstehung • EntstehungundEntwicklungdesSonnensystems • VergleichzwischenErdeund„terrestrischenPlaneten“

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• DieSonneundihreWechselwirkungmitihrerUmgebungeinschl.derErde • ZustandundDynamikderoberenAtmosphäre • SuchenachLebensspuren(auchextrasolar) • ÜberprüfungphysikalischerGrundgesetze,KlärungvonfundamentalenFragender PhysikundderNachweisvonGravitationswellen DiekonkretenwissenschaftlichenZielederextraterrestrischenForschungwerdenlangfristigimna- tionalen Programmausschuss, im ad-hoc-Gutachterausschuss sowie in internationalen Gremien abgestimmt.

Mission wissenschaftliches Ziel Start Vorgesehenes Missionsende Hubble Space Telescope Astronomie im Sichtbaren und Nahinfrarot-Bereich 04/1990 ca. 2010 ULYSSES Sonnenforschung außerhalb der Ekliptik 10/1990 2004 SOHO Sonnenforschung 12/1995 2007 HUYGENS/CASSINI Saturn und Saturnmond Titan 10/1997 2008 XMM Newton Röntgenastronomie 10/1999 2006 CLUSTER (4 Sonden) Wechselwirkung von Sonnenwind mit Erdmagnetfeld Mitte 2000 2005 Integral Gammastrahlen-Observatorium 10/2002 2005 SMART-2 Technologie-Erprobung für Merkurmission am Mond 2003 2005 Mars Express Fernerkundung und Landung auf dem Mars 06/2003 2006 ROSETTA Fernerkundung und Landung auf einem Kometen 2004 2013

Missionen des ESA-Wissenschaftsprogramms HORIZONTE 2000 ObwohlEuropaaufeinigenGebietenwieRöntgenastronomie,Infrarotastronomie,Astrometrieund derFundamentalenPhysikführendist,sinddieUSA(NASA)weiterhinSchrittmacherimgesamten Spektrum der extraterrestrischen Astronomie und bei der Exploration des Sonnensystems. Der SchwerpunktderinBetriebbefindlicheneuropäischenMissionenliegtderzeitbeiderErforschung desSonnensystems;imLangzeitmittelistdasVerhältniszurDisziplinAstronomieausgeglichen.Die TeilprogrammewerdenimFolgendenbeschrieben. Astronomie Zielistes,dieEntwicklungdesKosmosundseinerObjektevonseinenfrühestenAnfängenherzu verstehen.UmelektromagnetischeWellenvonweitentferntenProtogalaxienundausderFrühzeit desKosmoszuempfangen,istesnotwendig,TeleskopeundDetektorenmithoherEmpfindlichkeit fürdievisuellenundvonderErdatmosphäreabsorbiertenWellenlängenjenseitsirdischerStörungen oberhalbderTransmissionsgrenzenzupositionieren. DieDenkschriftAstronomie/AstrophysikdesRatesdeutscherSternwartenimAuftragderDFGgibt dieForschungsschwerpunktefürbodengebundeneundweltraumgestützteAstronomievor,diesich gegenseitigergänzensollen.DiederzeitigenWeltraummissionenmitdeutscherBeteiligungkonzen- trieren sich auf die Hochenergie-Astrophysik und die Infrarot-Astronomie: die Röntgenmissionen CHANDRAundXMM-NewtonsowiedieDatenaufbereitungderISO-Mission.Darüberhinaussind deutsche Wissenschaftler wesentlich an der Nutzung des NASA/ESA Hubble Weltraumteleskops

46 beteiligt. Im Rahmen des ESA-Wissenschaftsprogramms ist mit dem Gamma-Observatorium INTEGRAL(2002)einweitererEnergiebereichfürspektroskopischeMessungengeöffnetworden. NachdererfolgreichabgeschlossenenMissiondes„InfraredSpaceObservatory“(ISO)derESA,an der deutsche Wissenschaftler und die deutsche IndustriewegenihrerKompetenzimBereichder Kryotechnologieüberproportionalbeteiligtwaren,konzentriertsichdieForschungaufdiesemGe- bietindennächstenJahrenaufdasflugzeuggetrageneInfrarotteleskopSOFIA(Erprobungsphase ab2003).ZumGamma-Strahlen-TeleskopmitgroßerSammelflächeGLAST(Start:2006)derNASA solleinGammaBurstMonitorbeigestelltwerden. COROTisteinefranzösischeMissionmitdeutscherBeteiligung.DieMissionsollhochgenaueLang- zeituntersuchungenanetwa20bis30Sternenvornehmen,mitähnlicherZielsetzungwiedieESA MissionEddington,diemitCOROTvorbereitetwerdensoll. Planetenforschung und die Erforschung der kleinen Körper im Sonnensystem ZielderSonnensystemforschungistes,Entstehung,StrukturundEntwicklungderKörperinunse- remSonnensystemzuverstehen,insbesondereangesichtsderSonderstellungdesPlanetenErdemit seinemeinzigartigenkomplexenÖkosystem. BisheutehabenmitwissenschaftlichenGerätenausgerüsteteRaumflugkörpernahezuallePlaneten desSonnensystemssondiert,DatenundBilderüberdieMondeunddieRingsystemederäußeren Planeten,überKometenundAsteroidegeliefert.BisaufVenus,dievoneinerdichtenAtmosphäre umgebenist,konntendieOberflächendererdähnlichenPlanetenimoptischenBereichdirektbeo- bachtetwerden,dasgleicheermöglichtedieGALILEO-SondebeimehrerenJupitermonden.ImFall von Erdmond, Venus, Mars und sogar der Jupiteratmosphäre waren in-situ Messungen möglich. VomErdmondsowievonMarsundAsteroidenliegensogarGesteinezurdirektenLaboruntersu- chung vor. Damit wurden die Körper des Sonnensystems geo-wissenschaftlichen Forschung zu- gänglich,umFragenihrerStruktur,EntstehungundEntwicklungzubeantworten. Das Verständnis unseres Sonnensystems ist weiterhin ein Schlüssel zur Beantwortung der Frage, wiePlanetenbeifremdenSternenentstehen-bisheutekonntenzahlreicheextrasolarePlanetensy- stemenachgewiesenwerden-undfürdieFragenachLebenaußerhalbunseresSonnensystems. GegenwärtigistDeutschlandanderJupitermissionGALILEO(Missionsende:2003),anderaufdem WegzumSaturnbefindlichenNASA/ESARaumsondeCASSINI/HUYGENS,anMarsExpress(Start: 2003),andenMarsExplorationRover(Start:2003)undandenNetLandern(TeildesCNESPREMIER Programms;Start:2007),ander„sample-return“-KometenmissionSTARDUST(RückkehrzurErde 2006)undinsbesondereandereuropäischenKometenMissionROSETTAmitvielenInstrumenten unddemRosettaLanderbeteiligt. DemPlanetenMarskommtalserdähnlichstemKörperunseresSonnensystemsundalsBindeglied zwischendeminnerenundäußerenSonnensystemeinebesondereBedeutungzumitBlickaufdie (unterschiedliche)EntwicklungdererdähnlichenPlanetenVenus,ErdeundMarssowiewegensei- nerBedeutungfürFragennachextraterrestrischenLebensformen.AnzukünftigenESA-undNASA- MissionenzurdetailliertenErforschungdesPlanetenbeteiligtsichDeutschlandwissenschaftlichmit Instrumentbeistellungen.ImMittelpunktwirddieBeteiligungander2003startendenESA-Mission MARS-EXPRESSstehen.DurchdenDFGSchwerpunkt„MarsunddieterrestrischenPlaneten“erge- bensichgewollteSynergienzudenMars-MissioneninderVorbereitungkünftigerMissionenundin derAnalysederDatenaktuellerExperimente. Die Kometensonde ROSETTA (dritte Eckpfeiler-Mission der ESA) soll 2004 starten und ab etwa 2013einenKometenaufseinemFlugumdieSonnebegleiten.DieTochtersondeROSETTA-Lander, dieunterDLR-Führungentwickeltwird,sollaufdemKometenlandenunddenKometenkernin-situ analysieren.MitROSETTAundNASAKometen-MissionenwieSTARDUSTwerdenzentraleUntersu- chungenzumVerständnisprimitiverMaterieimSonnensystemdurchgeführt.

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DieErforschungderPhysikdesGasesunddesStaubsimSonnensystem,zuderverschiedeneWelt- raummissionenbeitragen,erhältnachderEntdeckungderinterstellarenKomponentenzunehmen- deBedeutung. ImRahmenderCASSINI/HUYGENS-MissionsinddeutscheWissenschaftleranderErforschungder AtmosphäredesSaturnmondesTitan,diedurchdieHUYGENS-Sondeanalysiertwerdensoll,und andervierjährigenErkundungdesSaturnsystems(Ankunft:2004)mitdemCASSINI-Orbiterbetei- ligt. Sonnenforschung ZielderSonnenforschungistdasphysikalischeVerständnisderSonneundihrerHeliosphäre,d.h. desvonPlasmaundMagnetfelddesSonnenwindeserfülltenRaumeszwischendenPlaneten.Die SonneistunsernächsterSternunddereinzige,andemsichfundamentaleastrophysikalischePro- zessemithoherAuflösung„vorOrt“studierenlassen.DieESA-RaumsondenSOHOundULYSSES erforschenzurZeitdieSonneundihreHeliosphäre.DasRaumsonden-QuartettCLUSTERIIerforscht seitdemJahr2000dieWechselwirkungdesSonnenwindesmitdemMagnetfeldderErde;diessoll auchzurbesserenVorhersagevon„Weltraumwetter“führen,dasvongewaltigenEruptionenauf derSonnenoberflächebestimmtwird,welchedieElektronikvonKommunikations-undWettersa- tellitenundsogarterrestrischeStrom-undComputernetzebeschädigenkönnen.DieNASAMission STEREOwirdab2004koronaleMassenauswürfederSonneuntersuchen,an3von4Instrumenten sinddeutscheInstitutebeteiligt.Dieräumlich,zeitlichundspektralhochaufgelöstenBeobachtun- genderSonnemitdemBallon-TeleskopSUNRISE(Erstflug:2005)dienendabeiauchderVorberei- tungderESAFlexi-MissionSolarOrbiter(Start:ca.2012). Fundamentale Physik ZieldiesesBereichesistdieÜberprüfungphysikalischerGrundgesetzesowiedieKlärungfunda- mentaler Fragestellungen der Physik. Hierzu zählennebenderÜberprüfung,obNaturkonstanten wirklich Konstantensind,auchäußerstpräziseTestsderAllgemeinenRelativitätstheoriewieder NachweisunddieMessungvonGravitationswellen.DieESA/NASA-MissionLISA(LaserInterfero- meterinSpace)versuchtGravitationswellenzumessen.BeiErfolgbötedieseinvölligneuesBeob- achtungsfenster,dasuns-überdenHorizontoptischerBeobachtunghinaus-einenZugangbiszu denAnfängenunseresUniversumserlaubte.DasInstrumentAMS(AlphaMagnetometerinSpace) unterwissenschaftlicherLeitungdesNobelpreisträgersTing,sollanderRaumstationdieMaterie- AntimaterieSymmetrieüberprüfenund„DunkleMaterie“imWeltraumaufspüren. 4.3 Operative Ziele, Meilensteine DieForschungsstrategiederextraterrestrischenGrundlagenforschungfolgtdernachstehendenSe- quenz, die in den Programmen, soweit esdietechnischenundfinanziellenRahmenbedingungen erlauben,schrittweiseabgearbeitetwird:

Schritt Astronomie/Astrophysik Erforschung des Sonnensystems 1 Erschließung neuer Beobachtungsfenster Vorbeiflug/Orbitermissionen 2 Durchmusterung Landungen und in-situ Messungen 3 Spektroskopie und hochaufgelöste Einzelobjekte Probenrückführungs-Missionen

Forschungsstrategie bei der Erforschung des Weltraums DabeiüberlappensichdieverschiedenenSchritte,weilimZugewachsenderErkenntnisseundver- besserter Technologien vorhergehende Experimente mit „sensibleren“ Instrumenten (höherer

48 räumlicher, zeitlicher, spektroskopischer und radiometrischer Auflösung; größerer Beweglichkeit; mitneuenAnalyseverfahren)„verbessert“werden.DieSchrittesindnichtnotwendigkonsekutiv. DeutschlandspieltbeidieseninternationalverflochtenenForschungeneinebedeutendeRolle.Zwar kannesnichtalleDisziplinenderextraterrestrischenGrundlagenforschungmiteinergleichmäßigen Tiefe abdecken. Die deutschen Wissenschaftler nutzen jedoch die Potenziale der internationalen Kooperationen,insbesondereinnerhalbEuropasundmitdenUSA.DasProgrammErforschung des WeltraumsfördertdieBeteiligungdeutscherWissenschaftleraninternationalenProjektenderWelt- raumastronomie und der Exploration des Sonnensystems und führt ausgewählte eigenständige Missionen in Gebieten speziellen deutschen Interesses/Kompetenz ggf. auch in Kooperation mit Partnerndurch. ZwischenESA-undnationalemProgrammbestandbishereineArbeitsteilung,beiderESAdieKo- stendesRaumfahrzeugsundderMissionfinanzierteunddiebeteiligtenLänderdieFinanzierung fürInstrumenteunddieDatennutzungübernahmen.DieseAufteilungmussüberprüftwerden,da das nationale Programm - imGegensatzzumESAProgramm-einemständigenKaufkraftverlust ausgesetzt war. Es ist nicht zu erwarten, dass immer mehr ESA-Missionen von den nationalen (schrumpfenden) Budgets der Mitgliedsländer mit wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet werdenkönnen.UmauchinZukunftexzellenteWissenschaftzuermöglichen,werdendieMessin- strumente weiterhin Unikate an der vordersten Front der Entwicklung sein müssen. Sie werden teuerbleiben.EineSteigerungderFinanzierungdernationalenBeistellungenistnichtzuerwarten. HiermüssenESAunddienationalenAgenturengemeinsameineLösungfinden.Dabeiwirdeszu Verschiebungen der Finanzierung von (Teilen von) Instrumenten weg von den nationalen Pro- grammenhinzuESAkommenmüssen. ImMai2002stelltedieESAihrneuesehrgeizigesProgrammCOSMICVISION2020vor,indem10 MissionenindennächstenzehnJahrenrealisiertwerdensollen(sieheTabelle).DieMissionenwur- den nach wissenschaftlichen Kriterien selektiert, und stellen eine Balance zwischen den unter- schiedlichenDisziplinenderExtraterrestrikher.DiehoheMissionsfrequenzsolldafürsorgen,dass auf den Gebieten, in denen europäische Wissenschaftler Spitzenpositionenerrungenhabenoder anstreben,einkontinuierlichesAngebotanauszuwertendenDatenvorhandenist. Mission wissenschaftliches Ziel geplanter Start Venus Express Erforschung der Venus-Atmosphäre 2005 SMART-2 Technologie -Mission zur Vorbereitung von LISA 2006 Herschel/Planck IR-Astronomie/kosmischer Strahlungshintergrund 2007 Eddington Astroseismologie und extrasolare Planeten 2008 JWST James Webb Space Telescope 2010 BepiColombo Fernerkundung und Landung auf dem Merkur 2011 LISA Gravitationswellenastronomie 2011 GAIA Astrometrie-Mission 2012 Solar Orbiter Sonnenforschung 2012

Missionen des ESA-Wissenschaftsprogramms COSMIC VISION 2020 AußerhalbderESAwirddasEngagementinderAstronomieundSonnensystemforschungininter- nationalerKooperation,insbesonderemitderNASA,fortgesetzt.

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Astronomie/Astrophysik DieFern-Infrarot-ESA-Eckpfeiler-MissionHerschel(früherFIRST)istdie4.Eckpfeiler-MissionimWis- senschaftsprogramm. Sie soll 2007 gemeinsam mit dem Satelliten Planck gestartet werden. Mit HerschelwerdenastronomischeMessungenimFern-Infrarot-undSubmillimeter-Wellenlängenbe- reichdurchgeführt.SchwerpunktderwissenschaftlichenZielsetzungistdieErforschungderEntste- hungvonMilchstraßensystemen,insbesondereindenfrühenPhasendesUniversums.MitPlanck soll die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung sehr genau vermessen werden. Wegen der großenBeteiligunganHerschelwurdevereinbartdieMitarbeitbeiPlanckaufdasDatenzentrumzu beschränken.Die hochgenaue Bestimmung der Positionen, der Parallaxen und Bewegungen von mehr als 1 Milliarde Sternen sowie derenKatalogisierungistdasZieldergeplantenAstrometrie- MissionGAIA(geplanterStart:2012),einedernächstenEckpfeiler-MissionenderESA.ImInfrarot- BereichsollJWST(JamesWebbSpaceTelescope,Start:2010)unterBeteiligungderESAdieerfolg- reichenArbeitendesHubbleSpaceTeleskopsfortsetzen.HelioseismologieunddieSuchenachex- trasolarenPlanetenistdasZielderEddingtonMission,dieimL2-Lagrange-Punktin1,5Mio.km Entfernung die Strahlungsschwankungen von Sternen genau messen soll. Technologisch bereitet ESA im Hinblick auf die kommenden Eckpfeiler-Missionen 8 und 9dienächsteGenerationeines Röntgen-Observatoriums(XEUS)undeinerInfrarot-Mission(Darwin)vor. Erforschung des Sonnensystems DiezentralenFragestellungendergegenwärtigenErforschungdesSonnensystemssind:

• die Untersuchung der Entwicklung primitiver Materie im Sonnensystem. Sie kann einerseits AuskunftgebenüberdieEntstehungvonPlanetesimalen-kleinenKörpern,diesichausderur- sprünglichgasförmigenMateriegebildethabenundalsGrundlagefürdasWachstumderPla- neten betrachtet werden - und das Wachstum von Planeten und andererseits über die che- misch/mineralogischenGrundvoraussetzungenderspäterenEntwicklungdesLebens. • die Untersuchung der Entwicklung der terrestrischen Planeten. Sie gelten als mögliche „be- wohnbare“Planeten,aufdenensicheineBiosphäreausbildenkannundalsmöglicheZeugen frühererbiologischerAktivität. • dieUntersuchungderEntwicklungplanetarerAtmosphären.SiestellendieRandbedingungen fürdieEntstehungundEntwicklungderBiosphärendarunddienenals"Anschauungsobjekte" zumbesserenVerständnisunserereigenenterrestrischenAtmosphäre. Auch an zukünftigen ESA- und NASA-Marsmissionen zur detaillierten Erforschung des Mars will sichDeutschlandwiedermitwissenschaftlichmitInstrumentbeistellungenbeteiligen. NächstesZielnachderErforschungdesMarsmitMarsExpressundderVenusmitVenusExpressist dieUntersuchungdesnochrelativunerforschtenPlanetenMerkurmitderanspruchsvollenMission BepiColombo bestehend aus einem Magnetosphären-Orbiter, einem planetaren Orbiter (Ferner- kundung)undeinemLander.DieseMissionstelltwegenderSonnennähehohetechnologischeAn- forderungen. DieVenusExpress-MissionkanndurchdieVerwendungdesDesignsderMarsExpress-Missionrela- tiv kostengünstig durchgeführt werden. Sie soll die Venusoberfläche erforschen und weitere Er- kenntnisse über die Zusammensetzung und Struktur derverschiedenenAtmosphäreschichtenlie- fern. Sonnenforschung DieRaumsondenSOHOundULYSSESerforschenbereitsseit7bzw.12JahrendieSonneundihre Heliosphäre.DievierCLUSTERII–SatellitenmessenseitdemJahr2000dieWechselwirkungendes SonnenwindesmitdemMagnetfeldderErdeundsolarterrestrischenBeziehungen.ZukünftigeMis-

50 sionen zur Sonne, STEREO und Solar Dynamics Observatory (SDO; NASA), Sunrise (national) und SolarOrbiter(ESA)werdenvorbereitetodersindinderPlanung.DabeisollenzwischenSolarOrbi- ter,deraufeinersonnennahenBahnfliegenwird,undderMerkurmissionBepiColomboSynergie- potenzialezurÜberwindunggemeinsamertechnologischerHerausforderungengenutztwerden. TraditionellhatSonnenforschunginDeutschlandeinenhohenStellenwert;daherwirdeineBeteili- gung an den zukünftigen NASA-Missionen mit Beiträgen zu den Instrumenten weiterhin ange- strebt. Fundamentalphysik WährenddieAstrophysikdieGültigkeitderNaturgesetzefürdieDeutungdermitRaumsondenund bodengebundenenDetektorenbeobachtetenPhänomenevoraussetzt,befasstsichdieFundamen- tal Physics insbesondere mit der Überprüfung von Naturgesetzen und grundlegenden Prinzipien selbst.AlsBeispieleseienerwähnt:DereuropäischeProjektvorschlagHYPER(HyperPrecisionAto- minterferometryinSpace)sowiediedeutscheInitiativeOPTIS,diebeideverschiedeneTestszurAll- gemeinenRelativitätstheoriezumZielehaben,belegendieherausragendePositiondeutscherWis- senschaftleraufdemGebietFundamentalerPhysik. DeutschlandnimmtindiesemBereicheineinternationalhervorragendeRolleeinundbeabsichtigt, im Rahmen der ESA/NASA-Kooperation einen substanziellen technologischen und wissenschaftli- chenBeitragzumProjektLISAzuleisten. Bedeutung der Raumstation DieInternationaleRaumstationbietetderExtraterrestrikeinigeinteressanteForschungsmöglichkei- tenwieSOL-ACESaufdemGebietderErforschungderWechselwirkungSonne/ErdeundAMSzur MessungkosmischerTeilchenstrahlung.BeiderErkundungdesSonnensystemskommteshingegen aufnaheVorbeiflügeundin-situMessungenan.FürdieAstronomieistdieRaumstationbedingt geeignet,dadieInstrumentedortdurchdieUmgebungsbedingungenderGefahrderVerschmut- zungausgesetztsindunddieStationalsBasiszurhochgenauenAusrichtungvonTeleskopennur eingeschränkt genutzt werden kann. Bei ESA laufen Voruntersuchungen zu Instrumentierungen, dieunterdiesenRandbedingungenarbeitenkönnenundVorteiledurchdieMöglichkeitenzurIn- stallation großflächiger Detektoren nutzen wollen, wie einen Teilchendetektor, ein Teleskop zur DurchmusterungdesHimmelsbei,imVergleichzuROSAT,hartenRöntgenstrahlen(ROSITA)und denXMM-NewtonNachfolgerXEUS. Umsetzung des Programms Die Festlegungen auf der Ministerkonferenz in Edinburgh im November 2001 geben dem ESA- WissenschaftsprogrammeinestabileFinanzierungsbasis.UmimBudgetrahmenmöglichstvieleMis- sionen realisieren zu können, soll aufbauend auf der bisher gewonnenen technologischen Basis, durchWiederverwendungbereitsentwickelterUntersysteme,durchVerkürzungvonEntwicklungs- zeiten, durch stärkere Übertragung von Verantwortung an die industriellen Auftragnehmer und durchverstärkteinternationaleKooperationerheblicheEinsparpotenzialeaktiviertwerden.Sower- deninZukunftdieKostenrahmenfür„Eckpfeiler“-Missionenvonüber2auf1,5Jahresbudgetsund diefür„Mittlere“,heute„Flexi“-MissionenvoneinemaufeinhalbesJahresbudgetreduziert.Da außerdemkleine,TechnologievorbereitendeMissionen(„SMART“)eingeführtwerden,steigertsich die Effizienz des ESA-Wissenschaftsprogramms erheblich, und das Programm gewinnt Flexibilität fürdieUmsetzungneuer,wissenschaftlichherausfordernderProjekte. AlserstesErgebnisderDiskussionmitESAzuBeistellungenvonInstrumentenbeiknapperennatio- nalenMittelnplantESA,gemeinsammitdennationalenAgenturen,inZukunftdieBeistellungen aufdiefürdieWissenschaftessenziellenElementezureduzieren,interneNahtstellenzustandardi- sierenunddieWissenschaftlerinderWeiterentwicklungihrerGerätezuunterstützen.Ausdeut-

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scherSichtmussESAinZukunftdieFinanzierungallerKerninstrumenteeinerMissionübernehmen, sowiedasauchimErdbeobachtungsprogrammstattfindet. SofernesdieEntwicklungdesnationalenRaumfahrtprogrammserlaubt,sollenaucheigenständige KleinsatellitenmissionenwiederinBetrachtgezogenwerden,umdendeutschenWissenschaftlern undderIndustrieeineTeilnahmeansichtbaren„Leuchtturmprojekten“zuermöglichen. Als Maßnahme zur Sicherung der Qualität der deutschen Extraterrestrik ist eine stärkere Vernet- zungzwischendenwissenschaftlichenArbeitenimWeltraumundamBodengeplant,insbesondere durchdieNutzungderFörderinstrumentederDFG,aberauchderUniversitätenundMax-Planck- Institute. Hier wirkt insbesondere die Selbstorganisation der Astronomen und Sonnensystemfor- scher,diedieseAktivitäteneigenständigvorantreiben. IndiesemZusammenhangistvonBedeutung,aufdiewichtigeRollederVerbundforschunghinzu- weisen.DurchsieistesinsbesonderefürUniversitätenmöglich,sichimkonkurrierendenWettstreit mitanderenBewerbernwissenschaftlichanzahlreichenProjektenderExtraterrestrikzubeteiligen. DiesesFörderprinzipistauchinZukunftunverzichtbar,diebestgeeignetenFördermodalitätenhier- zuwerdenzurZeituntersucht. 4.4 Langfristperspektive DieWeltraumforschungderletzten30JahrehatdasVerständnisdesPlanetenErde,desSonnensy- stemsunddesUniversumsrevolutioniert;siewirdim21.JahrhundertvielenochbestehendeGe- heimnisse, und dadurch die Fragen nach der Entstehung und Entwicklung des Kosmos und des LebenseinerAntwortnäherbringen.

LangfristigeMissionszieleimdeutschenExtraterrestrik-Programmsind:

• MitwirkunganderErforschungdesMarsbishinzurProbenrückführung,

• ErforschungderKometenimRahmenderMissionenROSETTAundSTARDUST,

• ErforschungdessonnennächstenPlanetenMerkur,

• BeobachtungderSonneundihrerWechselwirkungmitderErde.

• angemesseneBeteiligunganderESA-MissionHERSCHEL/PLANCK,

• NachfolgeteleskopvonHubble:„JamesWebbSpaceTelescope“(JWST),

• Gravitationswellenastronomie:LISA,

• Astrometrie:GAIA,

• EntdeckungundUntersuchungerdähnlicherextrasolarerPlaneten:Darwin,

• EntstehungundEntwicklungdesheißenUniversums:XEUS,

• RegelmäßigeDurchführungeinernationalenKleinmission. WährendinderErforschungdesSonnensystemsfrüherdieFernerkundungundphysikalischeFra- gestellungenimVordergrundstanden,istsiejetztinsbesonderedurchaußerordentlichverbesserte in-situ-Messmöglichkeiten sowie durch mögliche Probenrückführung auf die Erde um geo- und biowissenschaftlicheAspekteerweitertwordenundhatsichimgewissenSinnezueineminterdiszi- plinären Teilgebiet der Geowissenschaften entwickelt. Die fortschreitende Miniaturisierung sowie

52 innovativeAnalyse-undgeophysikalischeProspektionstechnikenführendazu,dassüberdiebisher zugänglichenKörperdesSonnensystemsfastsovielbekanntistwieüberdenMeeresbodenaufder Erde.Hinzukommt,dassderSchlüsselfürdieletzte,bishervölligungeklärteMenschheitsfrage,der nachdemÜbergangvonunbelebterzubelebter(reproduktiver)Materiemöglicherweiseim„Welt- raum“ liegt. Diese Fragestellung motiviert die Kometen- und Asteroidenforschung und relevante astronomischeBeobachtungen. DeshalbsindWeltraummissionenzurErkundungdesSonnensystems-insbesonderedesMarsund der Kometen -, zum tieferen Verständnis der Sonnendynamik, der Heliosphäre und der - terrestrischen Beziehungen bereits jetzt Bestandteil der Planungen verschiedener nationaler und internationalerPartnerorganisationendesDLRwieCNES,ASI,ESA(CosmicVision2020)undNASA („Origins“-Programm). MitdemHubble-Weltraumteleskop(HST)dringenwirzwarimmertieferindieRandbereichedes erfahrbarenUniversums,dennochsindweiteBereichedesWeltraums„terraincognita“. MankönntedieErforschungdesKosmosmitderErkundungunsererErdevergleichen.Vor1000 Jahrenwarnichtbekannt,wosichdieKontinentebefinden.DieseEntdeckungenwurdenerstvor 400Jahrengemacht.AufungefährdiesemNiveaubefindenwirunsderzeitinderKosmologie.Wir sindgeradedabei,dieUmrisseeinerGeneralkartedesKosmoszuerstellen.Undallmählichbegin- nenwir,DetailsderEvolutionzuverstehen.EineEvolution,dieausnahezustrukturlosenAnfängen hoherSymmetrie(„Einfachheit“)ineinemexpandierendenWeltraumzukomplexenStrukturenwie Atome,Zellen,Spiralnebel,PlanetensystemenodergarzubelebtenBiosphärenführte. DieErforschungdesKosmos,dieEntschleierungderstrahlendenFormenvonimmerweiterentfern- tenGalaxien,QuasarenundkosmologischenStrahlungsquellenunddieExplorationderKörperun- seresSonnensystems-spätervielleichtauchmitbemanntenMissionen-werdenderzeitweltweit vorangetrieben. DievomHerscheI-TeleskopaufgefangenenInfrarot-undSubmillimeterwellenwerdenweitereDe- tails über die Geburt der Sterne enthüllen sowie Signale entstehender Galaxien aus der Frühge- schichtedesUniversumsdokumentieren.HeuteherrschteinegroßeBeobachtungslückezwischen denweitentferntenQuasarenunddernochfrüheremittiertenMikrowellen-Hintergrundstrahlung. HerscheIwird-inErgänzungzuJWST-eineneuePerspektiveindiesedunkleEpochederkosmi- schenEvolutionbringen. DadasUniversuminderFrühphaseundurchsichtigwar,könnenwirmitelektromagnetischenWel- lennichtsehen,wasimAnfangpassierte.UnserBlickendetinderkosmischenPhotosphäre,wodie vom ESA-Satelliten PLANCK genau zu vermessende Mikrowellen-Hintergrundstrahlung ihren Ur- sprung hat. Um in noch frühere Zeiten „zurückzuschauen“, benötigt man andere Informations- quellen, z.B. Gravitationswellen, die das für 2010 geplante ESA/NASA-Interferometer LISA nach- weisensoll. In der Hochenergieastrophysik ist das Observatorium XEUS der nächste geplante Schritt im ESA- Programm.MiteinerWinkelauflösungvonwenigenBogensekundenundimkeV-Bereicheinerum einen Faktor 100 bessere Empfindlichkeit als XMM-Newton soll XEUS die Röntgenstrahlung der frühesten,imjungenUniversumentstehendenaktivenGalaxienentdeckenunddirektdierelativisti- schenEffekteimstarkenSchwerefeldihrerzentralenSchwarzenLöchervermessen. MitHilfederstellarenInterferometriewirdesmöglichwerden,erdähnlichePlaneteninderUmge- bungandererSonnenzubeobachten.BereitsheutesindschoneinegrößereZahlextrasolarerPla- netensysteme mit indirekten Methoden entdeckt worden. Mit der in Planung befindlichen ESA- Stellar-Interferometrie-Mission Darwin oder dem NASA-Projekt „Terrestrial Planet Finder“ (TPF) wollenwirderAntwortaufdieFrageeinenSchrittnäherkommen:Sind wir allein im Kosmos?.

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Fachprogramm Forschung unter Weltraumbedingungen 5. Fachprogramm Forschung unter Weltraumbedingungen 5.1 Bedeutung des Programms, internationaler Kontext Allephysikalischen,chemischenundbiologischenProzesselaufenaufderErdeunterUmgebungs- bedingungenab,zudenennebenTemperatur,Druck,elektromagnetischenFeldernundStrahlung auchdieSchwerkraftzählt.DerenBedeutungwirdjedochhäufigübersehen,dasieallgegenwärtig ist,dochstehenbereitseinfachsteMoleküleundProzessesowiealleOrganismenvomEinzellerbis hinzumMenschenseitAnbeginnderEvolutionvorrund4Mrd.JahrenunterSchwerkrafteinfluss. DieUntersuchungSchwerkraft-beeinflussterPhänomenewirdaufderErdedadurcherschwert,dass sich die Schwerkraft nach heutigem Kenntnisstand nicht abschirmen lässt. Sie kann nur durch TrägheitskräftezuhöherenWertenverändernwerdenz.B.inZentrifugen.DerZustandderSchwe- relosigkeitkannaufderErdenurfürkurzeZeitabschnitteim„freienFall“realisiertwerden,z.B.im Fallturm.ErstdurchExperimenteimErdorbit-Weltraumexperimente-könnennaturwissenschaftli- che Phänomene in Abwesenheit der Schwerkraftwirkung ausreichend lange analysiert werden. Insbesondere können Effekte offengelegt und untersucht werden, die durch die Wirkung der Schwerkraftüberdecktsind. NebenderSchwerelosigkeitaufantriebslosenRaumfahrzeugenimWeltraum,häufigauchMikro- gravitation genannt, hat auch die im Weltraum herrschende Strahlung erheblichen Einfluss auf Organismen.QualitätundQuantitätdieserStrahlung,insbesondereinKombinationmitderMikro- gravitationkönnenaufderErdenurunzureichendsimuliertwerden.HierbietenWeltraumexperi- mentedieeinzigeMöglichkeitfürdiesbezüglicheUntersuchungen. ForschungunterWeltraumbedingungenistkeineigenständigesForschungsgebiet,sonderneröffnet -eingebettetinentsprechendeterrestrischeAktivitäten-neueDimensionenfürdieerkenntnis-und anwendungsorientierte Forschung in vielen Bereichen der Bio- und Materialwissenschaften und leistetentscheidendeBeiträgezurBeantwortunggrundlegenderFragenwie:

• WelchenEinflusshatderParameter„Schwerkraft“aufphysikalische,physikalisch-chemische, biologischeundhumanphysiologischeProzesse/Systeme?

• WiekönnenErkenntnissezumParameter„Schwerkraft“oderdieMikrogravitationsbedingun- genselbstzurOptimierunggängigerbzw.zurEntwicklungneuerindustriellerProzesstechnolo- gienoderdesmedizinischenFortschrittsgenutztwerden?

• WelcheRollespieltenbzw.spielenSchwerkraftundWeltraumstrahlungbeiderEntstehungund AusbreitungdesLebensundseinerEvolution? Während Deutschland auf ausgewählten Feldern eine international anerkannte Spitzenstellung erreicht hat, decken die USA nahezu das gesamte Themenspektrum ab und nehmen auf Grund ihrer häufig verfügbaren orbitalen Fluggelegenheiten insgesamt eine Führungsposition ein. Die HauptaktivitätenimbiowissenschaftlichenProgrammderUSAliegenbeiUntersuchungen,dieVor- aussetzungfürkünftigebemannteLangzeitmissionenz.B.zumMarssind.Russlandhatdankder -StationundihrerVorläuferumfangreicheErfahrungenaufdemGebietForschungunterWelt- raumbedingungen gesammelt. Allerdings standen vorwiegend technisch-operationelle und welt- raummedizinischeAspektezumBetriebvonbemanntenRaumstationenimMittelpunktdesInteres- ses.FrankreichhatsichvorallemdurchseineKooperationmitRusslandinderbemanntenRaum- fahrtaufdieHumanphysiologieundauffluidphysikalischeUntersuchungenkonzentriertunddabei eineanerkannteExpertiseerarbeitet.JapanhatErfahrungaufzuweisenindenBereichenVerbren- nungsforschung und Strahlenbiologie, weniger in der Humanphysiologie. Hier eröffnen sich auf- grunddesjapanischenRaumstationsmodulswichtigeneueKooperationsmöglichkeitenfürDeutsch- land. Deutschland konzentriertsichimProgrammForschungunterWeltraumbedingungenaufaktuelle Themen,beidenenwissenschaftlichrelevanteundexzellenteErgebnissebereitserzieltwurdenund

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weiterezuerwartensindundaufneueForschungsthemenvorzugsweisederanwendungsorientier- tenForschung,dievomParameterSchwerelosigkeitprofitierenkönnen. DiesgiltindenBiowissenschafteninsbesonderefürFragenderHumanphysiologieundGesunder- haltung des Menschen in extremen Umwelten,SchwerkraftwahrnehmungundSchwerereizverar- beitung in Pflanzen und Mikroorganismen, die biologische Stabilität aquatischer bioregenerativer LebenserhaltungssystemesowiefürdieStrahlenbiologieinVerbindungmitAnwendungeninterre- strischerUmwelt.SowurdeninWeltraumexperimentenneueErkenntnissezurBlutdruckregulation, zur Regulation des Körperflüssigkeits-Haushalts, zur Lungendurchlüftung und zur Funktion des Gleichgewichtssystemsgewonnen,sodassbisherigeModell-VorstellungeninwesentlichenPunkten verbessertwerdenkonnten.NeuemethodischeAnsätzefandenAnwendunginderArbeitsphysio- logieingroßenHöhen.IndenletztenJahrenfandenArbeitenzurVestibularforschungundintegra- tiven Physiologie (Ernährung, Knochenstoffwechsel, Flüssigkeitshaushalt) einen krönenden Ab- schlussdurchdieVerleihungvonbegehrtenForschungspreisen. In den Materialwissenschaften/Physikalischen Grundlagen gelang es erstmals, Erkenntnisse aus Weltraumexperimenten exemplarisch in Anwendungen bei terrestrischen Produktionsverfahren (AluminiumgussvonAutomobil-undFlugzeugteilen,StranggussvonLagermetallen)zutransferie- ren. Ergebnisse aus Weltraumexperimenten fanden Eingang in neue Lehr- und Fachbücher und wurdenmitForschungspreisengewürdigt.EinüberzeugendesResultatwardieAufklärungdesEin- flusses verschiedener schwerkraftabhängiger und -unabhängiger Mechanismen des Wärme- und StofftransportsaufdieQualitätvongezüchtetenSilizium-Kristallen.WegweisendeAkzentewurden auch bei der präzisen Messung thermophysikalischer Stoffparameter gesetzt, mit denen bereits verbesserte numerische Simulationsmodelle für industrielle Prozesse entwickelt wurden. Ausge- wählte Fragestellungen zu diesen Themenkomplexen und weiteren aus der Fluidphysik und Verbrennungsforschungsollen–ausgerichtetanwissenschaftlicherExcellenzundamindustriellen Nutzerbedarf-auchkünftigbearbeitetwerden.VergleichsweisejungimProgrammForschungun- ter Weltraumbedingungen und von hoher Forschungsaktualität sind Aktivitäten aus dem Bereich Fundamentalphysik. DieBedeutungderForschungunterWeltraumbedingungeninderWissenschafthatimVerlaufder 90er Jahredeutlichzugenommen,unddieführendeRolleDeutschlandsinEuropaindiesemBe- reichwurdegefestigt.DieQuantitätundQualität(Zitierungsverhalten)derPublikationendeutscher Wissenschaftleristsignifikantangestiegen,insbesondereimVergleichzudensog.Mutterdiszipli- nen-Biologie,Medizin,PhysikundMaterialforschung.GemessenanderenGesamtaktivitätenre- präsentiertForschungunterWeltraumbedingungeneinenkleinenAnteil.Evaluationenaufinterna- tionaler,europäischerundnationalerEbenehabenjedochbelegt,dassWeltraumexperimentewich- tige wissenschaftliche Beiträge in den jeweiligen Mutterdisziplinen leisten können. Es wird daher erwartet,dasskünftigsolcheBereichevonhohemgesamtgesellschaftlichenInteressewieGesund- heit,BiotechnologieundNeueMaterialiendurchoriginäreBeiträgeausderForschungunterWelt- raumbedingungenverstärktsignifikanteImpulseerfahren.NutzenfürdenMenschenaufderErde durchNutzungderInternationalenRaumstationstehtdabeiimVordergrund. DiedeutscheIndustriehatdurchdieEntwicklungvonWeltraum-Experimentieranlageneinebeson- dere Expertise erlangt. Die meisten Anlagen konnten kostengünstig eingesetzt werden, weil die internationalenPartnerimAustauschfürderenanteiligeNutzungdieFlugkostenübernahmen.Die so erworbene Spitzenstellung in der Experimentiertechnologie hat dazu geführt, dass deutsche Anlagen,derenBeistellungfürdieInternationaleRaumstationausdemnationalenProgrammge- plant ist, weltweite Attraktivität genießen. Dadurch können die Experimentiermöglichkeiten für deutscheNutzerkünftiggezielterweitertundgleichzeitigimGegenzugderZugriffaufsonstnicht zugänglicheExperimentieranlagenallerRaumstationspartnereröffnetwerden.

56 5.2 Gegenwärtiger Status, laufende Projekte Das Programm Forschung unter Weltraumbedingungen nutzt die besonderen Bedingungen des erdnahenWeltraumsfürerkenntnis-undanwendungsorientierteForschung.BisherwarendieFor- schungsmöglichkeitenhinsichtlichregelmäßigerundkurzfristigerVerfügbarkeitstarkeingeschränkt unddamitvorallemfürdieindustrielleForschungnichtattraktiv.ErstdieInternationaleRaumstati- on,ausgerüstetmitmodernenExperimentieranlagen,ermöglichteinenregelmäßigenundkurzfri- stig realisierbaren Experimentierbetrieb. Wesentlicher Bestandteil des vorliegenden Programms ist dieSicherstellungeinereffizientenNutzungdieses„LaborsimWeltraum“fürSpitzenforschungals Erweiterung der terrestrischen Forschungsinfrastruktur für akademische und industrielle For- schungsarbeiten.FürdieNutzungsvorbereitungsowiefürKurzzeitexperimentewerdenverfügbare Fluggelegenheiten für Mikrogravitationsexperimente (Fallturm, Flugzeug, Höhenforschungsrakete, Wiedereintrittssatellit,SpaceShuttle)weiterhineffizienteingesetzt. ZielderForschungunterWeltraumbedingungenistdieGewinnungvonwissenschaftlichen Erkenntnissen und die Erschließung neuer Anwendungsgebiete durch Forschung in den Bio- und Materialwissenschaften unter Nutzung der besonderen Bedingungen des Welt- raums,vorallemmitdenerweitertenMöglichkeitenderInternationalenRaumstation. 5.2.1 Biowissenschaften BiowissenschaftlicheForschungbefasstsichmitallenLebensvorgängensowiedenWechselwirkun- genderOrganismenuntereinanderundmitderunbelebtenUmwelt.ImRahmendervorgegebenen genetischen Programme steuern äußere Faktoren wie Licht, Temperatur, elektromagnetische Fel- der, chemische Konzentrationsfelder undnichtzuletztdieSchwerkraftalszentralerRichtungspa- rameter, welche Wege in der Entwicklung oder im Verhalten eingeschlagen werden. Die Wahr- nehmungundVerarbeitungdieseräußerenFaktoren(Reize)insog.Signal-Transduktions-Kettenist dahervonaußerordentlicherBedeutungfüralleOrganismen,dieAufklärungdieserVorgängeein SchlüsselzumVerständnisdesLebens,seinerEntstehungundseinerEvolution. Drei Schwerpunktbereiche werden aufgrund der vorne dargestellten Kriterien für das deutsche Programmdefiniert:GrundfragenderBiologie(SignaltransduktionvonSchwerkraftreizundWelt- raumstrahlung),NutzungvonMikrogravitationzurVerbesserungbiotechnologischerProzesseund IntegrativeHumanphysiologie. IntegrativeHumanphysiologie In der Integrativen Humanphysiologie steht der Mensch ganz im Mittelpunkt des Interesses. Da auchseineEvolutioninGegenwartdeskonstantenFaktorsSchwerkraftstattgefundenhat,ruftjede VariationdiesesParametersdirektoderindirekteineKaskadevonmiteinanderverbundenenVerän- derungen in den verschiedenen Systemen des menschlichen Körpers hervor. Interessanterweise ähnelneineganzeReihedieserEffekte,diedurchMikrogravitationoderdurchdienachderRück- kehrzurErdenotwendigeRückanpassungandieSchwerkrafthervorgerufenwerden,physiologi- schenVeränderungenbeibestimmtenKrankheitenoderbeimAlterungsprozessdesMenschen.Im UnterschiedzudiesemstellensichdieVeränderungenbeidenAstronautensehrvielschnellerein undsindweitgehendreversibel.Weltraumexperimenteermöglichendaher,dieunterterrestrischen BedingungenerarbeitetenKonzeptefürdasFunktionierenderSystemedesmenschlichenKörpers undihrintegrativesZusammenspielzuüberprüfen(Alterungsprozess/KrankheitenimZeitraffer).In dennächstenJahrensollenfolgendeZielezuerreichtwerden: • AufklärungdesintegrativenZusammenspielsgravitationsabhängigerVeränderungenvon Kreislauf,Salz-Wasser-Haushalt,BlutsowiedesMuskel-undKnochenstoffwechselsein- schließlichihresZusammenhangsmitErnährungaufsystemischerundzellulärerEbene; • VergleichentsprechenderphysiologischerAnpassungsmechanismeninHöhen-, Bettliege-,IsolationsstudienundinderAntarktis(MenschinextremenUmwelten);

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• Aufklärung der Mechanismen des Abbaus von Muskeln und Knochen (Weltraum- Osteoporose,Muskelatrophie); • Aufklärung der Mechanismen von Orientierung und Bewegungskoordination im Raum (u.a. Auge-Hand-Koordination, Zusammenspiel Auge, Gleichgewichts- und Tastsinn bei StörungenderBewegungssteuerung–Raum-oderReisekrankheit); • psycho-physiologischeErfassungderLeistungsfähigkeitvonAstronauten. DarüberhinausistfürdieRolledesAstronautenalsForscheranBordderInternationalenRaumsta- tion,aberauchalsVorbereitungzumAufbruchzuheutevisionärenZielenwiezumMarsdieErar- beitungundVerbesserungvonMaßnahmenzurErhaltungseinerGesundheitundLeistungsfähig- keiteineunabdingbareVoraussetzung.Dieobenerwähnten,zunächstmehrgrundlagenorientier- tenFragestellungenbeinhalteninderRegelauchdieAnwendungderErgebnisseimHinblickauf dieEntwicklungvonverbessertenGegenmaßnahmen.DiesgiltinsbesonderefürdieBereicheHerz- Kreislauf-Regulation und Muskel-/Knochenabbau, bei denendurchbesondersgeförderteAnwen- dungsprojektederESAunterdeutscherFederführungneuartigeAnsätzeverfolgtwerden.Mitden AnstrengungendesDLR-InstitutsfürLuft-undRaumfahrtmedizinimBereichTelemedizinwerdenin dermehroperationellausgerichtetenWeltraummedizinfolgendeZieledefiniert:

• Entwicklung von Interventionen, die effektivdemErhaltvonStruktur-undFunktionsei- genschaftenderverschiedenenSystemedesmenschlichenKörpersdienen; • EntwicklungeinerwebbasiertenTelematik-PlattformalsBeitragzurglobalenStandardi- sierung(„elektronischeGesundheitsakte“)zurVerbesserungderDiagnostikundTherapie vonGesundheitsproblemennichtnurwährendbemannterWeltraummissionen,sondern auchanentferntenOrtenaufderErde. DieErkenntnisseausderhumanphysiologischenWeltraumforschungsowiedieimZusammenhang mitWeltraumexperimentenentwickelteninnovativen,oftnicht-invasivenDiagnose-undTherapie- methodenwerdennichtnurdemAstronautendienen,sondernüberalldortAnwendungsperspekti- veninderterrestrischenMedizinhaben,woesumLeistungsfähigkeitundrelativesWohlbefinden des Menschen in der mobilen Gesellschaft geht (Arbeits-, Sport-, Tourismus-Medizin, aber auch Rehabilitations-, Kur- und Alters-Medizin). Darüber hinaus wird die Raumfahrtmedizin - bedingt durchdasoperationelle,auchsicherheitsrelevanteInteresseanphysiologischenSystemparametern- ein besonderes Stimulans für Fortschritte in der integrativen Systemphysiologie (der Mensch als ganzheitlichesSystem)sein,dernachMeinungvielerExpertenohnehindieZukunftgehört. GrundfragenderBiologie Im Schwerpunkt Grundfragen der Biologie, der die Forschungsfelder Gravitations-, Strahlen- und Exobiologieumfasst,stehenfolgendeZieleimMittelpunktderForschungindennächstenJahren: • AufklärungderRollevonSchwerkraftaufWachstumundEntwicklungbiologischerSy- stemeundvonOrganismen(Embryonalentwicklung,Multigenerationsexperimente,Gra- vigenomicsundGraviproteonomics); • AufklärungdesMechanismusvonWahrnehmungundVerarbeitungvonSchwerkraftin verschiedenenModellorganismenaufzellulärerundmolekularerEbene(Signaltransduk- tion: Beteiligung verschiedener Botenstoffe – „Second Messenger“, Ionenkanäle, Cy- toskelettproteine,Schwerkraft-regulierteGene). DiesedetailliertereAufklärungaufmolekularerEbeneistdasvorrangige-undaufgrundderExper- tisedeutscherWissenschaftleraucherreichbare-ZielindennächstenJahren,umsoauchdiewis- senschaftlichen Grundlagen sowohl für anwendungsorientierte Projekte in der Biotechnologie als auchfürintegrativeAnsätzeinderHumanphysiologiezulegen. Fragen zu Wirkungsmechanismen der Weltraumstrahlung und zur Exobiologie werden in diesem SchwerpunktangegangenmitfolgendenZielen:

58 • FortführungderStrahlungsmessungen(Dosimetrie)imWeltraumalsnotwendigeGrund- lage zur Abschätzung des Strahlenrisikos für bemannte Missionen (weltweit führende RolledesInstitutsfürLuft-undRaumfahrtmedizindesDLR)unterbesondererBerücksich- tigungderTiefendosisverteilungimmenschlichenKörper; • Aufklärung des Mechanismus der Reparatur von Strahlenschäden („DNA-Repair“) auf molekularerEbene(BeiträgezurRisikovorhersageundzumStrahlenschutz); • ÜberprüfungderPanspermie-Hypothese(EntstehungdesLebensnichtaufderErdeund VerbreitungdurchdenWeltraum)mittelsExperimentenzurÜberlebensfähigkeitvonOr- ganismenimWeltraum(u.a.aufdenexternenPlattformenderISS). Biotechnologie Da die Schwerkraft eine Reihe biotechnologischer Prozesse und Verfahren nachteilig beeinflusst, gehtesindiesemSchwerpunktumdieNutzungderMikrogravitationsbedingungenzurVerbesse- rungsolcherProzesse.NacherfolgreichenExperimentenzurElektrophoreseundzurElektrozellfusi- onkonzentriertsichdieseForschunginDeutschlandindennächstenJahrenaufForschungsprojek- tezurKristallisationvonbiologischenMakromolekülenwieProteinensowiezumdreidimensionalen GewebewachstuminMikrogravitation.BisherigeErgebnisseausWeltraumexperimentenzurProte- inkristallisationzeigen,dassetwain25%derFällegrößereundvorallemperfektereKristalleent- standen-häufigVoraussetzungfürdieverbesserteAufklärungderStrukturdieserVerbindungen unddamitderentscheidendeAusgangspunktfüreinezielorientierteProduktentwicklunginPhar- mazieundBiomedizin(„DrugDesign“).ZukünftigeExperimentewerdenaufdieOptimierungdes Kristallisationsprozessesausgerichtetsein,umdieErfolgswahrscheinlichkeitfürdieStrukturaufklä- rungzuerhöhenunddadurchverstärktkommerzielleNutzerzuinteressieren.Hinsichtlichdesdrei- dimensionalen Wachstums von Geweben in vitro (im Reagenzglas) wird in den nächsten Jahren durchneueBioreaktortechnologieneinschließlichinnovativerSensorsystemefürdeutscheWissen- schaftler ein relativ neues Forschungsfeld mit beträchtlichem Anwendungspotenzial („künstliche Organe“)eröffnetwerden.DamitsinddieZieleimBereichBiotechnologiefürdienächstenJahre definiert: • OptimierungderKristallisationvonProteinenzurverbessertenStrukturaufklärung; • EntwicklungvonbiologischenLebenserhaltungssystemen/BioreaktorenmitLangzeitstabi- litätundKontrollsystemenaufMikrosystembasisundneuenStrategienzurAbfallbeseiti- gung; • AnalysederMechanismenfürdreidimensionalesWachstumvonGewebenundOrganen („TissueEngineering“u.a.vonKnorpelmatrixundLeberersatzsystem). DiedreisichwechselseitigbefruchtendenSchwerpunktbereichedesbiowissenschaftlichenTeilpro- grammswerdenindennächstenJahrenvorallemdurchdieNutzungderISSalsdasLaborimAllzu neuen wichtigen Erkenntnissen über die Entstehung, Ausbreitung und Zukunft des Lebens und seinesFunktionierensführen.DadurchwerdensichneueMöglichkeitenderPrävention,Diagnostik, Therapie von Krankheiten sowie der Rehabilitation und neue Anwendungsmöglichkeiten in der modernenBiotechnologieerschließen. 5.2.2 Materialwissenschaften/Physikalische Grundlagen DiesesTeilprogrammnutztdieSchwerelosigkeitumPhänomenezuuntersuchen,dieunterterre- strischen Bedingungen durch hydrostatischen Druck, Konvektion oder Sedimentation überdeckt und daher einer quantitativen Analyse unzugänglich sind. Über das Grundlagenwissen hinaus ist dieNutzungdergewonnenenErkenntnissebeiderEntwicklunginnovativerterrestrischerTechno- logienundneuerWerkstoffeeinwesentlicherAspekt.

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DieForschungsaktivitätensindaufdreiSchwerpunktbereicheausgerichtet:Materialdesignausder Schmelze,Fluidphysik/VerbrennungsmechanismensowieFundamentalphysik. MaterialdesignausderSchmelze Materialwissenschaftlicher Forschung zur Herstellung neuer Materialien und zur Entwicklung lei- stungs-undumweltgerechtererVerfahrenstechnikenkommteineentscheidendeRollebeimInno- vationsprozess in vielen Technologiefeldern zu.DieRelevanzderAktivitätengründetsichaufdie Tatsache,dassetwa90%deraufderErdeeingesetztenmetallischenundhalbleitendenWerkstoffe über schmelzmetallurgische Verfahren hergestellt werden - Erstarrung und Kristallzüchtung sind Basistechnologien unserer Informationsgesellschaft. Die Optimierung der bestehenden und die EntwicklungneuertechnologischerVerfahrenerfordertzunehmendeingrößeresDetailverständnis derzugrundeliegendenVorgänge.EffizienteMethodenzurSimulationdesErstarrungsweges(Vir- tualMaterialsDesign)müssenentwickeltwerden,umenergie-undzeitaufwendigeVorversucheim großtechnischenMaßstabsoweitwiemöglichzureduzieren. DieUntersuchungvonSchmelzenundderenErstarrungunterdendurchdieSchwerelosigkeiter- möglichtenBedingungenderKonvektions-undSedimentationsfreiheit,isteinwesentlicherVorteil, umdieWechselbeziehungenzwischenErstarrungsbedingungen,Werkstoffgefügeundresultieren- den Eigenschaften aufzuklären. Am Beispiel von metallischen Legierungen mit großer Anwen- dungsnähe,z.B.inderFahrzeugindustrieoderalsbiokompatiblerImplantatwerkstoff,sollenErstar- rungsvorgänge detaillierter erforscht und gefügeoptimiert geführt werden. Gleichfalls sollen Me- chanismen der DefektentstehungundMethodenderDefektminimierungbeiderKristallzüchtung vonHalbleiterlegierungenausderSchmelze,diez.B.fürneuartigeRöntgendetektorenundHoch- frequenzbauelementegeeignetsind,untersuchtwerden.InSynergiemitderKristallzüchtunganor- ganischerMaterialiensolldiegezielteErforschungwachstumskinetischerVorgängebeiderKristalli- sationvonbiologischenMakromolekülen(Proteinen)ausderLösungmittelsmodernerDiagnostik aufgenommenwerden. FolgendeZielewerdendaherindennächstenJahrenverfolgt: • NachweisvonchemischerNahordnunginbinärenLegierungsschmelzenundquantitati- veBestätigungihresEinflussesaufVorstadienderKristallisationundaufthermophysi- kalischeEigenschaften; • Quantitative Beschreibung der Zusammenhänge zwischen Keimbildung und Kristall- wachstumbeiderGefügeausbildungausunterkühltenSchmelzen; • Aufklärung der Erstarrungsmechanismen mehrkomponentiger, mehrphasiger Werk- stoffe, die in Form von Materialverbunden als neuartige Komposit-Werkstoffe einge- setztwerdenkönnen; • Aufklärung des Einflusses von Wachstumsdefekten auf die Qualität anwendungsrele- vanter Halbleiterkristalle mittels wandfreier Technologien unter Anwendung externer MagnetfelderzurKontrollederRestkonvektion; • Aufklärung der Kristallisationsmechanismen von Proteinen durch neuartige in-situ- Diagnostik. FürdieQualitätnumerischerSimulationenspieltnebendemphysikalischenVerständnisderander ErstarrungbeteiligtenVorgängeinsbesonderedieverlässlicheKenntnisderzurModellierungnot- wendigen thermophysikalischen Parameter der Schmelzen eine entscheidende Rolle. Die ersten erfolgreichenPräzisionsmessungenimBereichtiefunterkühlterbzw.hochreaktiverSchmelzenmit- tels der im Rahmen dieses Programms entwickelten Spacelab-Levitationsanlage TEMPUS sollen künftigsystematischfortgesetztwerden,vorallemausgerichtetamBedarfderIndustrieforschung. Hierzu zählen Messungen an geschmolzenen Ni-Basis-Superlegierungen, verwendet in Hochtemperatur-Turbinenschaufeln, und Ti-Legierungen, verwendet in Implantaten. Gezielt wird aufdie

60 • VerbesserungundEntwicklunginnovativerberührungsfreierMessverfahrenfürPräzisi- onsmessungenanlevitiertenHochtemperaturschmelzenoderSchmelzenimmetastabi- lenZustandderUnterkühlung. DurchprogrammatischvernetzteProjekteunterEinbindungderIndustrieisteinedeutlicheVerkür- zungderEntwicklungszeitneuerWerkstoffe,diehäufiginDekadenzählt,zuerwarten. Fluidphysik/Verbrennungsmechanismen

Die Fluidphysik besitzt eine Schlüsselfunktion im Sinne einer interdisziplinären Ausstrahlung strö- mungsmechanischer Vorhersagen. Diese erstrecken sich auf fluide Vorgängen in Organismen, in metallurgischenProzessenbishinzuplanetarenStrömungserscheinungen.

Es werden speziell Fragestellungen zur Charakterisierung von geophysikalischen sowie kapillaren Strömungenaufgegriffen,diekeineexperimentellenAnalogienimterrestrischenLaborzulassen.So sind Strömungsvorgänge im Erdinneren bezüglich der Zentralkraftwirkung unseres Planeten nur unterSchwerelosigkeitdurcheinkünstlichesGravitationsfeldimKugelspaltmodellsimulierbar.Ziel isteshierbei, • dieauftretendenKonvektionsmusterzuanalysierenundderenStabilitätsgrenzenimBe- reichdergeophysikalischrelevantenParameterquantitativzuermitteln. DiesesModellsystemfürdenflüssigen(äußeren)Erdkern,derfürdasEigendynamoverhaltenund diemagnetischePolumkehrderErdeverantwortlichist,wurdebereitsinKurzzeitversuchenerfolg- reichvondeutschenWissenschaftlerngetestet. AusderEntwicklungeinerneuenGenerationvonSatellitentanks,indenenkapillareAnordnungen zumTransportvonTreibstoffdirektzumTriebwerkeingesetztwerdensollen,resultiertdieFrage nach der maximal zulässigen Transportmenge, ohne dass der Treibstoffstrom kollabiert und die Triebwerksversorgungunterbricht.NaturgemäßkönnennurunterWeltraumbedingungendie • Stabilitätsgrenzen des kapillaren Fluidstromes sowie tolerierbare äußere Beschleunigungsstörungen exaktgemessenwerden.AufderErdeistdieFunktionsweisederkapillarenAnordnungenimTank durchdieWirkungdeshydrostatischeDrucksüberdeckt.DiegeplantenVersucheaufderISSstellen dieeinzigeMöglichkeitdar,denfürdenAnwendungsfallrelevantenParameterbereichimModell- experimentzudurchfahren. EinweiteresProgrammzielderanwendungsorientiertenGrundlagenforschunginderFluidphysikist die • AufklärungderhydrodynamischenMechanismenzurBildungvonMetallschäumenmit höhererProduktqualität. HierbeisollenunterschiedlicheHerstellungsmethodenvonMetallschäumenuntersuchtundmagne- tischeFelderzurKontrollederPorenverteilungwährenddesSchäumungsprozesseseingesetztwer- den.DasWeltraumexperimentliefertdieEntkopplungvonstörendenDrainageeffektenunddamit einenvereinfachtenZugangfürdasphysikalischeVerständnis. VerbrennungsprozessebildendieGrundlagefüretwa85%derWeltenergieerzeugung.Gleichzeitig machensieaberaucheinenbedeutendenAnteilderatmosphärischenUmweltbelastungaus.Un- geachtetgroßerFortschritteinderOptimierungderProzessesindgrundlegendeVerbrennungsme- chanismennochunverstanden. ImMittelpunktdesProgrammsstehtdieVerbrennungvonTropfenundSprays.Beiflüssigzerstäub- ten Kraftstoffen in stationären Gasturbinen und Flugantrieben wird zur Reduzierung des Schad- stoffausstoßeseineVorverdampfungundguteVormischungmöglichstmagererKraftstoffgemische angestrebt. So sind, um einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen und eine vorzeitige

61

Zündungzuvermeiden,detaillierteKenntnissederphysikalisch-chemischenProzessederSelbstzün- dungerforderlich.AufgrundvonhydrodynamischenÄhnlichkeitsgesetzenlassensichunterMikro- gravitationangutbeobachtbarengroßenTropfendieerforderlichenBasisdatenmitfolgendemZiel gewinnen: • Aufklärung der Zündmechanismen und Erarbeitung detaillierterer Prozessmodelle zur VerbrennungvonflüssigenTreibstoffenunterHochdruckbedingungen. Fundamentalphysik ÄhnlichwieimProgramm„ErforschungdesWeltraums“werdenauchindiesemProgrammgrund- legendeFragenderPhysikuntersucht.UnterFederführungdeutscherWissenschaftlerwerdendie nachfolgendenphysikalischenFragestellungenvonfundamentalerNaturverfolgt. Mit der experimentellen Entdeckung (1994, MPI für Extraterrestrische Physik) eines geordneten Zustands (Plasmakristall) in einem mit Partikeln angereicherten Niedertemperaturplasma – dem gewöhnlichungeordnetstemZustandderMaterie-wurdeeinTorfüreinneuesForschungsgebiet aufgestoßen. Weltweit ist seither ein äußerst dynamischer Anstieg der Forschungsaktivitäten zu densog.Komplexen Plasmenzuverzeichnen. Die Eigenschaften eines mit Kolloidpartikeln versetzten ionisierten Gases lassen sich in 3- dimensionalerAusdehnungnurunterSchwerelosigkeiterforschen.AufderErdesedimentierendie Partikel und können nur durch ein starkes elektrisches Feld in der Nähe der Elektroden in der Schwebegehaltenwerden(imWesentlichen2-dimensionalePlasmakristalle).Vorallemdynamische Vorgänge wie Phasenübergänge fest-flüssig-gasförmig und das Verhalten von „Gitterdefekten“ sindimUnterschiedzumrealenFestkörperaufPartikelebene(im1/10mmBereich)optischbeob- achtbar.DarauserwachsenfolgendeZielstellungen: • Aufklärung der Struktur und Dynamik dreidimensionaler Plasmakristalle in komplexer Zusammensetzung(PartikelunterschiedlicherGrößeundForm,magnetischePartikel); • QuantifizierungderSimulierbarkeitmikroskopischerVorgängeinkondensierterMaterie mittelseines(makroskopischen)Plasmakristalls. DadiesesGebietnochsehrjungist,stehtdieErforschungderGrundlagenimVordergrund.Länger- fristigePerspektivenundAnwendungspotenzialederAktivitätenzeichnensichbeiderPlasmatech- nologieab,z.B.inderChipherstellungundSolarzellenfertigungsowiebeidermöglichenDepositi- onvonPlasmakristallenaufSubstrate.Bereitsheuteistschonabsehbar,dasssichhierzweiwichtige Technologiezweige treffen – die Plasmatechnologie und die Kolloidtechnologie – und zu einem neuenTechnologiebereich(„trockene“Kolloidtechnologie)vereinen. Astro- und atmosphärenphysikalische Fragestellungen bilden den Hintergrund für die geplanten Untersuchungen zu grundlegenden physikalischen Wechselwirkungen von (festen und flüssigen) Partikelnuntereinander,mit(neutralem)GasundmitLicht.Gezieltwirdaufdie • experimentelleSimulationvonProzesseninterrestrischenWolken(Aerosolphysik)und beiderBildunglockererStaubaggregate(Planetenentstehung)sowieaufdieMessung der mechanischen und optischen Eigenschaften von feinkörnigem, extrem locker ge- schichtetenMaterial(Regolith),dasaufderOberflächevonKleinkörpernimSonnensy- stemerwartetwird. EsbestehtdieAbsicht,dieseanspruchsvollenZielstellungenimBereichderKomplexen Plasmenund derPartikelwechselwirkung in kosmischen and atmosphärischen Systemensynergetischsozubün- deln,dasssieineinerneuenExperimentieranlagederzweitenGenerationaufderInternationalen RaumstationübereinenlängerenZeitraumintensivverfolgtwerdenkönnen.

62 5.3 Operative Ziele, Meilensteine DieImplementierungderProgrammzieleerfolgtineinemabgestimmtenstrategischenGesamtan- satzimRahmenderdeutschenBeteiligungamESA-Programm(‚Mikrogravitation‘),imNationalen Raumfahrtprogramm (Fachprogramm ‚Forschung unter Weltraumbedingungen‘) und durch die Aktivitäten der entsprechenden DLR-Institute (DLR-internes FuE-Programm) im Forschungsbereich „Verkehr und Weltraum“ der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF). Aus Forschungsideen,diesichimwissenschaftlichenWettbewerbnachstrengenMaßstäbendurchge- setzthaben,werdenExperimenteentwickelt,dieunterNutzunggeeigneterExperimentieranlagen aufFlugmissionenrealisiertwerden. DemNationalen ProgrammkommthierbeieinezentraleSteuerungsfunktionzu.SämtlicheProjekt- FördermaßnahmenfürdeutscheWissenschaftleranUniversitätenundanderenForschungseinrich- tungen, d. h. die Experimentvorbereitung, -durchführung und -auswertung, werden hier vorge- nommen.DieBereitstellungvonExperimentieranlagenundFluggelegenheitenerfolgtabgestimmt und komplementär sowohl durch das nationale als auch durch das ESA-Mikrogravitations- Programm. Im ESA-Mikrogravitations-Programm wird, abgestimmt mit den Teilnehmerstaaten, vor allem die Forschungsinfrastruktur für den europäischen Teil der Internationalen Raumstation (Columbus- Labor)imRahmendesTeilprogrammsMFC(‚MultiuserFacilitiesforColumbus‘)entwickeltundge- baut.DerenNutzungsvorbereitungschließtauchdieBereitstellungvon„kleineren“Fluggelegenhei- ten(Fallturm,Parabelflüge,MAXUS,TEXUS,MASERusw.)undbenötigterExperimentieranlagenfür Grundlagen-undangewandteForschungindenBereichenBiowissenschaftenundMaterialwissen- schaften/Physikalische Grundlagen im Rahmen des Teilprogramms EMIR (‚European Microgravity Research Programme‘) ein. Beide Teilprogramme werden durch das auf der ESA-Ratstagung auf Ministerebene im November 2001 beschlossene Programm ELIPS (‚European Programme for Life andPhysicalSciencesandApplicationsutilisingtheInternationalSpaceStation‘)gebündeltfortge- führt.DasELIPS-ProgrammbildetkünftigdasRückgratdereuropäischenNutzungderInternationa- lenRaumstation,insbesonderedesColumbus-Labors. EinenÜberblicküberdieTeilprogrammedesESA-Mikrogravitations-Programmsmitdenjeweiligen LaufzeitensowiediegezeichnetendeutschenBeiträgeundGesamtaufwendungen(gerundet)gibt dienachstehendeTabelle. Laufzeiten Beiträge Gesamtaufwendungen EMIR-2 1996 - 2004 12 % 55 Mio. I EMIR-2 Erweiterungsprogramm 2000 - 2004 8 % 10 Mio. I MFC 1997 - 2005 40 % 106 Mio. I ELIPS (Periode 1) 2002 - 2006 11 % 36 Mio. I Gesamt 207 Mio. €

ESA-Programm ‚Mikrogravitation‘ ImNationalen Programmwerdenderzeitca.80hochqualifizierteundinkorrespondierendeterre- strischeForschungeneingebundeneWissenschaftlergruppendurchZuwendungenanrund50Uni- versitäten und andere Forschungseinrichtungen gefördert. Neben der Beteiligung am ESA- Mikrogravitations-ProgrammwirddeutschenSpitzenforschernimRahmenvonbi-undmultilatera- len Kooperationsprojekten Forschung unter Weltraumbedingungen ermöglicht. Hierbei stellt die deutscheSeitehäufig‚high-tech‘-ExperimentieranlagenundderPartneranderebenötigteRessour- cen(Fluggelegenheit,Crew-Zeitusw.),vorallemaufderInternationalenRaumstation,bereit. Durch kostengünstige, national verfügbare Kurzzeit-Experimentiergelegenheiten im Fallturm Bre- menundaufTEXUS-RaketenwirddieNutzungderRaumstationsanlageneffektivvorbereitetund begleitet.ErgänztwerdendieseAktivitätendurchdieBereitstellungvonExperimentiermöglichkei-

63

ten auf Parabelflügen der Fa. NOVESPACE, Frankreich. Günstige Bedingungen im Rahmen eines bilateralen Abkommens bietet auchdieNutzungvonunbemanntenrussischenFOTON-Rückkehr- SatellitenfürmaterialwissenschaftlicheundbiologischeLangzeit-Experimente. DurchdieseMaßnahmenimNationalenProgrammsolldieSpitzenstellungdeutscherWissenschaft- lersichergestellt,weiterausgebautundflexibelaufexperimentelleAnforderungenausderakade- mischen und industriellen Forschung reagiert werden. Auch in den kommenden Jahren werden dafürdiejährlichenMittelansätzeetwazugleichenTeilenfürForschungsförderung(Weltraumexpe- rimente)anUniversitätenundanderenEinrichtungen,EntwicklungundBauvonspezifischenExpe- rimentieranlagensowieBereitstellungvonFluggelegenheitenverwendet. DasDLRbringtmitseinenFuE-AktivitätenindenInstitutenfürWeltraummedizinundRaumsimula- tionsubstanzielleeigeneForschungs-undEntwicklungsarbeitenausderWeltraumphysiologie,der BiodiagnostikinderRaumfahrt,derMedizintelematik,demMaterialdesignausderSchmelzeund derTelescienceundTeleoperationsein.DieDLR-AktivitätenstimulierenneueForschungsfelder,die EntwicklunginnovativerTechnologienundAnlagenfürnicht-invasivehumanphysiologischeUnter- suchungen mittels Infrarottechnik sowie für physikalische Untersuchungen an industrierelevanten Legierungsschmelzen.AußerdemwirddieNutzergemeindebeiderVorbereitungundDurchführung von Weltraumexperimenten fach- und anlagenspezifisch durch das deutsche Raumfahrt- Nutzerunterstützungs-ZentrumMUSC(‚MicrogravityUserSupportCenter‘)imDLRunterstützt. 5.3.1. Anlagenentwicklungen ImRahmendesNationalen ProgrammssollenimPlanungszeitraum(2002-2006)dienachfolgenden AnlagenfürForschungunterWeltraumbedingungenbereitgestelltwerden.Fürhumanphysiologi- scheUntersuchungenaufderInternationalenRaumstationwerdenzurHerz-undKreislaufregulati- onsowiedesGleichgewichtssystemsmodernstenicht-invasiveDiagnoseeinheitenentwickelt,diein internationalerKooperationgenutztwerden: • CARDIOLAB:EinemodulareAnlagefürHerz-Kreislauf-UntersuchungenaufderInternationalen Raumstation (DLR/CNES-Kooperation) als deutsch-französische Beistellung für die ‚European PhysiologyModules‘derESAfürColumbus. • ETD-EyeTrackingDevice:EinehochintegrierteAnlagezurUntersuchungdesGleichgewichts- sinns über die dreidimensionale Analyse der Augenbewegung (DLR/NASA-Kooperation) als deutscheBeistellungzurNASA‚HumanResearchFacility‘imUS-Labor. • NEUROLAB 2000: Eine modulare Anlage zur Messung psycho-physiologischer Parameter im RahmenderAnalysevonStressundLeistungsfähigkeitvonKosmonautenalsdeutsch-russische KooperationzwischenderFUBerlin,DLRHamburgunddemIBMPMoskauimrussischenTeil derInternationalenRaumstation. • TRAC:EineVersuchsanordnungzurUntersuchungderFeinmotorikundderAuge-HandKoordi- nationbeiAstronautenalsdeutsch-kanadischeKooperationaufderInternationalenRaumstati- on. Längerfristig sollen auch moderne, auf Mikrosystemtechnik und Biosensortechnologie beruhende AnalysenvonbiologischenundhumanphysiologischenProbenanBordderRaumstationinnochzu entwickelndenAnlagenerfolgen. DieMessungthermophysikalischerEigenschaftenanHochtemperaturschmelzenoderSchmelzenim metastabilen Zustand der Unterkühlung mittels behälterfreier Prozesstechniken sowie die Erfor- schungKomplexerPlasmenisteineDomänedeutscherSpitzenforschung.Im Nationalen Programm werdenhierfürzumEinsatzaufderInternationalenRaumstationfolgendeAnlagenentwickelt: • PKE – Plasma-Kristall-Experiment: Eine Anlage zur Messung fundamentaler physikalischer Ei- genschaften Komplexer Plasmen in deutsch-russischer Kooperation. Die Anlage befindet sich seit Februar 2001 auf der Internationalen Raumstation, hat bereits ausgezeichnete wissen-

64 schaftlicheErgebnisseermöglichtundsollbisEnde2003weitergenutztwerden.DieFortfüh- rungderKooperationmittelsNachfolgeanlagenwurdebegonnen. • EML –ElectromagneticLevitatorExperimentUnit:KernstückdergemeinsammitESAzuent- wickelnden Anlage MSL-EML zur Präzisionsmessung von Erstarrungsvorgängen und thermo- physikalischenEigenschaftenmetallischerSchmelzenmitdemZielderEntwicklungneuerMate- rialien. Der Einsatz der neuen, korrespondierenden Parabelflug-Anlage TEMPUS für vorberei- tendewissenschaftlicheForschungsarbeitenundtechnologischeWeiterentwicklungenistjähr- lich geplant. Bereits seit Herbst 2002 wird letztere fürdieIndustrieforschunginSynergiemit demPIN-ProjektdesDLR(‚PromotionindustriellerNutzerderInternationalenRaumstation‘)ge- nutzt. FürdieindeninternationalenBegutachtungenalsbestebewertetenExperimentvorschlägewerden die apparativen Voraussetzungen auf der Internationalen Raumstation vor allem im Rahmen des ESA-Mikrogravitations-Programms,aberauchdurchdieo.g.nationalenBeistellungensowiesolche derinternationalenRaumstationspartnergeschaffen. Insbesondere wurde für Präzisionsmessungen thermophysikalischer Eigenschaften an Legierungs- schmelzen mittels containerloser Prozesstechnik von einem internationalen Wissenschaftlerteam unter deutscher Führung die Anlage MSL-EML vorgeschlagen. Neben dem Potenzial exzellenter GrundlagenforschungzeichnetsicheinindustriellerForschungsbedarfab.EntwicklungundBaudes MSL-EML(DoppelrackinColumbus)solldurchdieRaumfahrtindustrieinDLR/ESA-Kooperationer- folgen. Das sprunghaft gestiegene internationale Interesse an der Erforschung Komplexer Plasmen soll durcheingeeignetesRaumstationslaborimESA-Rahmenbefriedigtwerden.HierzuliegtderPro- jektvorschlagIMPF(‚InternationalMicrogravityPlasmaFacility‘)voneineminternationalenWissen- schaftlerteam unter deutscher Führung vor. Gleiches gilt für die Untersuchung fundamentaler WechselwirkungeninkosmischenundatmosphärischenPartikelsystemenunterderProjektbezeich- nungICAPS(‚InteractionsinCosmicandAtmosphericParticleSystems‘). 5.3.2. Nutzung von Fluggelegenheiten ImPlanungszeitraum(2002-2006)wirddieVorbereitungderNutzungderInternationalenRaumsta- tionimMittelpunktstehen.Hierzuwerden–wieobenbeschrieben–dienotwendigenExperimen- tieranlagen entwickelt und die Vorbereitungen der wissenschaftlichen Experimente begonnen. DurchdieregelmäßigeNutzungvonFluggelegenheitenwiedesFallturmsBremenundvonParabel- flügen, die Durchführung der TEXUS-undMAXUS-MissionensowiedieBeteiligunganderShut- tle/Spacehab-Mission STS-107 (2003) und an der FOTON-M1-Mission (2002) sowohl im Rahmen des ESA-Mikrogravitations-Programms, als auch in ergänzender Weise national, werden bereits FragenausdenBereichenbiologischeSignaltransduktion,Materialdesign,FluidphysikundVerbren- nungsforschung bearbeitet. Verbesserte Proteinkristalle werden - unter maßgeblicher Beteiligung deutscherWissenschaftler-ebenfallsausdiesenundvonanderendurchdieNASAbereitgestellten Shuttle-Missionenerwartet. Aufgrund der exzellenten Ergebnisse der in deutsch-russischer Kooperation durchgeführten Plas- makristall-ExperimentesolldieNutzungdesrussischenServicemodulsderInternationalenRaumsta- tionkonsequentfortgeführtwerden.FürhumanphysiologischeUntersuchungensinddieMöglich- keitenvorderoperationellenPhasederInternationalenRaumstationweitgehendbegrenzt.Parabel- flüge,jährlichvonESAundinDLR/CNES-Kooperationdurchgeführt,bietendieMöglichkeit,schnel- leSchwerkraft-bedingteVeränderungenderverschiedenenSystemedesmenschlichenKörperszu untersuchen. Gemeinsame Langzeit-Liegestudien in Kooperation mit ESA und CNES werden als terrestrische Simulationsszenarien zu bemannten Missionen im Abstand von etwa 18 Monaten durchgeführt und ergeben Aufschlüsse über das integrierte Zusammenspiel der Systeme unter SchwerelosigkeitauchalsVorbereitungfürLangzeitmissionen.

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DieTabelleaufSeite67gibteinenÜberblicküberdieindennächstenJahrendurchdeutscheWis- senschaftlererwartetenBeiträgeindenverschiedenenForschungsgebietenunterNutzungderent- sprechendenExperimentieranlagenundFluggelegenheiten. 5.4 Langfristperspektive DieWeiterentwicklungdereuropäischenZusammenarbeitimESA-ProgrammELIPSunterEinbezie- hungeuropäischerForschungsnetzwerke(EU-Förderprogramme)istvongrößterWichtigkeit,umin internationalerKooperation,aberauchimWettbewerb,einengrößtmöglichenwissenschaftlichen undtechnologischenRückflussvonderInternationalenRaumstationzuerzielen.Dadurchwirdauch eineStärkungdereuropäischenWettbewerbspositionerwartet. Dem Ausbau der engen Verflechtung mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft und anderen Fördereinrichtungen–wiesieauchinderPotenzialanalysevon2001‚ForschungunterSchwerelo- sigkeit‘desFhG-InstitutsISI(InstitutfürSystemtechnikundInnovationsforschung,Karlsruhe)emp- fohlenwird-undderFreisetzungsynergetischerWechselwirkungensowiederverstärktenEinbin- dungderIndustrieforschungkommteinestrategischeBedeutungzu.ErsteDiskussionen,beispiels- weiseüberdieEinrichtungvongemeinsamenSonderforschungsbereichen,wurdeneingeleitet. Neben der Intensivierung der Zusammenarbeit auf internationaler, europäischer und nationaler EbenesolleinweiteresstrategischesZielimeuropäischenRahmeninAngriffgenommenwerden: ForschungunterWeltraumbedingungenisteinüberwiegendwissenschaftlichesProgramm.Daher solldasESA-Mikrogravitations-Programm–sowieheuteschondas‘SpaceScienceProgramme‘– langfristigzueinemPflichtprogrammmitBeiträgenallerESA-Mitgliedsländerweiterentwickeltwer- den,umihmüberlängereSichteinestabileBasiszuschaffen. Durch Integration aller Anstrengungen von Wissenschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft, ein- schließlich ‚Public-Private-Partnership‘-Ansätzen in anwendungsrelevanten Feldern der Forschung unterWeltraumbedingungen,solldieeffizienteNutzungderweltraumgestütztenGroßforschungs- anlageInternationaleRaumstationfürWissenschaftundindustrielleForschungsichergestelltwer- den. Das integrative Herangehen hat zukunftsweisenden Charakter und soll den Bereichen Ge- sundheit,BiotechnologieundNeueMaterialieninnovativeImpulseverleihen.

66 ISS

e g lü b lf a m e S 7 l r S U 0 b io tu b U X -1 S A F a P l ra X S C B C l M rd D N F a a E A T M E P io P a T B R F P T M S E S A B E C E L H Biologische Grundfragen - Gravitationsbiologie √ √ √ √ √ √ - Strahlenbiologie √ √ Biotechnologie - Proteinkristallisation √ √ - Gewebewachstum √ √ Integrative Humanphysiologie - Herzkreislauf-System √ √ √ √ - Knochen / Muskel √ - Hormone/Stoffwechsel √ √ - Neurovestibular-System √ √ √ - Operationelle Medizin √ √ √ ESA-Anlagen: EMCS - European Modular Cultivation System, SEBA - Space Exposure Biological Assembly, APCF – Advanced Protein CrystallisationFacility,EPM-EuropeanPhysiologyModules,DLR-Anlagen:ETD-EyeTrackingDevice,LBNP-LowerBodyNegativePres- sureDevice,DLR/CNES-Anlagen:Cardiolab,NASA-Anlagen:HRF-HumanResearchFacility ISS

e F g FM S lü L / P lf F A m e S 7 M Q IC r S U N 0 E S / tu b U X O -1 - / F l ra X T S E L F P L R F a E A O T IK K S G S D C Fa P T M F S K P M L IM F E F Materialdesign - Erstarrung und Kristallzüchtung √ √ √ √ √ - Materialparam. von Schmelzen √ √ √ √ Fluidphysik/Verbrennung - Hydrodynamik komplexer Fluide √ √ √ √ √ √ - Stabilität kapillarer Strömungen √ √ √ √ √ - Tropfen und Sprays √ √ √ Fundamentalphysik - Komplexe Plasmen √ √ √ - Partikelwechselwirkungen √ √ √ √ ESA/DLR-Anlagen:MSL-EML–MaterialsScienceLab-ElectromagneticLevitator(geplant),ESA-Anlagen:LGF/SQF-MaterialsSciences Lab/LowGradientFurnace/SolidificationandQuenchingFurnace,IMPF/ICAPS–InternationalMicrogravityPlasmaFacility/Interactionin CosmicandAtmosphericParticleSystemsFacility(geplant),FSL-FluidSciencesLab,EDR-EuropeanDrawerRack,NASA-Anlagen:FCF- FluidandCombustionFacility,DLR-Anlagen:KIK-KonvektionimKugelspalt(Shuttle-Nutzlastbucht),PKE-Plasma-Kristall-Experiment, FMF–MaterialsScienceLab-FloatingZoneFurnacewithMagneticField

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Fachprogramm Raumstation 6. Fachprogramm Raumstation 6.1. Bedeutung des Programms, internationaler Kontext Europa beteiligt sich im Rahmen der ESA an der Internationalen Raumstation (ISS), dem bisher größtentechnisch-wissenschaftlichenProjektderMenschheit.DiesesProjekthateinePilotfunktion fürdieglobaleKooperationzurfriedlichenNutzungdesWeltraumes.FürdieZusammenarbeitder PartnerländeraufzahlreichenwissenschaftlichenundtechnologischenGebietensetztdieISSneue, zukunftweisendeAkzenteineinerglobalenDimension.DieEinbindungRusslandsindasProgramm trägtinbesondererWeisezueinerStabilisierungderinternationalenBeziehungenineinemverän- dertenweltpolitischenUmfeldbei.DievertraglicheGrundlagefürdieZusammenarbeitbeiderISS bildet ein Abkommen zwischen den Regierungen der beteiligten Partner USA, Russland, Japan, KanadaundEuropa–‚IntergovernmentalAgreement‘(IGA)-,dasam29.Januar1998unterzeich- net wurde. Das europäische Raumstationsprogramm beruht auf einer gemeinsamen Initiative Deutschlands und Italiens. Weitere Staaten (Italien, Brasilien, Ukraine) beteiligen sich an der Ent- wicklungvonElementenderRaumstationimRahmenbilateralerVereinbarungenmitdenUSAund mitRussland. In den letzten drei Jahrzehnten hatsichDeutschlandalsHochtechnologiestandorteinenSpitzen- platzinderinternationalenRaumfahrtbeiderEntwicklungundNutzungvonOrbitalsystemenund ExperimentanlagenerarbeitetundsichdabeihoheinternationaleAnerkennungerworben.Beider DurchführungdererfolgreichennationalenSpacelab-MissionenD1(1985)undD2(1993)inenger PartnerschaftmitdenUSA,beidennationalenMissionenMIR’92undMIR’97inKooperationmit Russland,beiderBeteiligunganEUROMIR’94und’95imRahmenderESA,undbeiBeteiligungen anweiterenSpacelab-Flügeninbi-undmultilateralenAbkommenhatDeutschlandumfangreiche ErfahrungimMissionsmanagement,inderNutzerunterstützung,inderAstronautenausbildungund imBetriebkomplexerbemannterRaumfahrtvorhabengesammelt.DieseExpertiseinIndustrieund ForschunggiltesmitdenneuenMöglichkeitenderInternationalenRaumstationeffizientzumNut- zen und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Deutschlandeinzusetzen. Die ISS ist nach der Außerbetriebnahme der russischen Raumstation MIR die einzige permanent zugänglicheForschungs-undTechnologieerprobungsplattformimWeltraum.AufgrundihrerBahn- neigungvon51,6Gradüberfliegtsie90%derbewohntenErdoberfläche.IhrePositionaußerhalb derAtmosphäreunddieUmgebungsbedingungenwieMikrogravitationundHochvakuummachen siezueinereinzigartigen,multidisziplinärnutzbarenForschungsstation.DieISSbietetinihrerver- einbartenEndausbaustufeeinefürdenNutzerbedarfausreichenddimensionierteelektrischeEner- gieversorgung,austauschbarestandardisierteLabormodulezurUnterbringungvonNutzlastenund ExperimentenindenvondenUSA,Russland,JapanundEuropabereitgestelltenForschungslabors, NutzlastplattformenaufderAußenstrukturderStationsowieeineleistungsfähigesSystemfürDa- tenerfassung und -verarbeitung. Drei auf der Außenstruktur der Station angebrachte Robotersy- steme(bereitgestelltvonKanada,JapanundEuropa)ermöglichendieDurchführungvonMontage- undWartungsarbeitenundunterstützenAstronautenbeiArbeitenaußerhalbderStation. DeutschlandengagiertsichbeiderNutzungdesinternationalenOrbitallabors,uminnovativeFor- schungsvorhaben der wissenschaftlichen Spitzenklasse zu fördern und um Potenziale für anwen- dungsorientierte und industrielle Vorhaben mit Marktrelevanz zu erschließen. Dabei wickelt DeutschlandseinEngagementhauptsächlichüberdasESA-ProgrammabundrealisiertimRahmen seinerProgrammbeiträgeauchwichtigeAnteilederdeutschenIndustrieamAufbauderISS-Infra- struktur. Im Frühjahr 2001 wurden geschätzte Kostenüberläufe von ca. 4,8 Mrd. US$ im NASA-ISS- ProgrammfürdieHaushaltsjahre2002bis2006festgestellt.AlsReaktionaufdieMissständewurde vonNASAunddemOfficeforManagementandBudget(OMB)desWeißenHauseseineKommis- sion(IMCE,InternationalSpaceStationManagementandCostEvaluationTaskForce)eingesetzt, dieunabhängigundexterneineBegutachtungundEinschätzungderKosten,desBudgetsunddes ManagementsderISSvornehmensollte.ZudemwurdedieKommissionbeauftragt,Empfehlungen

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zur maximalen Nutzung der ISS innerhalb des vom Präsidenten genehmigten Budgets für das Haushaltsjahr2002abzugeben.DieErgebnissederKommissionwurdenimNovember2001veröf- fentlichtunddemNASAAdvisoryCouncil(NAC)präsentiert(sog.„YoungReport“).Diewesentli- chenEmpfehlungensinddieAufgabederInfrastrukturelementeWohnmodul,CrewReturnVehicle (CRV),Knoten3undCupola(Aussichtskuppel),dievorläufigeVerringerungderMannschaftsstärke von7auf3Astronauten,dieReduzierungderShuttle-Versorgungsflügevon6auf4proJahrund damit einhergehend die Verlängerung der Crew-Rotationsperiode von 4 auf 6 Monate. Da eine Umsetzung dieser Empfehlungen die Nutzungsmöglichkeiten der ISS stark eingeschränkt hätte, untersuchtdieNASAderzeitjedocheineneueEndausbaustufederISS,dieunterdengegebenen Budgetzwängen eine maximale Nutzung, und damit einhergehend auch eine Mannschaftsstärke vonmehrals3Astronauten,ab2006absichert.EineRealisierungderimRahmendesIGAgetroffe- nenAbmachungenbleibtdamitweiterhininFragegestellt. Mit der Verabschiedung der Resolution 4 („Resolution on the International Space Station Pro- gramme“)anlässlichderESA-Ministerratskonferenz2001inEdinburghundimDezemberdesglei- chenJahresimRahmeneinerAnhörungderISS-PartnervordemNACwurdendieUSAüberein- stimmendaufgefordert,ihrenVerpflichtungenimRahmenderIGA/MOUAbkommenvollundganz nachzukommen.ZurZeitfindenintensiveKonsultationenzwischendemeuropäischenPartnerund derNASA,deramerikanischenRegierungundMitgliederndesKongressesstatt,umzueinervon allenISS-PartnerngetragenenLösungdesProblemsnochimJahr2003zukommen. DieUmsetzungderUS-SparplänekönntezuÄnderungendeseuropäischenZeitplans,zuerhebli- chenEinschränkungenbeiderDurchführungdeseuropäischenNutzungs-undBetriebsprogramms undzuNeuverhandlungenderIGA/MOUAbkommenführen. 6.2 Gegenwärtiger Status/laufende Projekte Die deutsche Beteiligung an der ISS erfolgt überwiegend imRahmenvonESA-Programmen.Das ‚MannedSpaceProgramme‘derESAbeinhaltetfolgendeTeilprogramme: Element Gesamtkosten  D-Beteiligung Europäischer Hauptbeitrag 3,1 Mrd. I 41%

- Entwicklung, Bau und Inbetriebnahme des Columbus-Labormoduls

- Entwicklung, Bau und Erprobung des unbemannten, automatischen Transportfahrzeugs (ATV), das als Oberstufe der ARIANE-5 für Versor- gungsflüge und zur periodischen Bahnanhebung der ISS eingesetzt wird

- Astronautenaktivitäten

- Nutzungsvorbereitung

- Definitionsstudie für ein Crew-Transportfahrzeug und Datenauswertung des Demonstrationsflugs einer unbemannten Kapsel (ARD) Liefergegenstände (Laborausrüstung, Datenmanagementsystem für das russi- 0,3 Mrd. I 41% sche Servicemodul, Robotikarm) für den Aufbau der Raumstation Europäische Beteiligung am Betriebsprogramm (frühe Tätigkeiten) 0,4 Mrd. I 35% Europäische Beteiligung am Betriebsprogramm (Periode 1, 2002-2006) 1,0 Mrd. I 35% Europäische Beteiligung mit Technologiekomponenten am NASA Projekt ei- 0,07 Mrd. I 85% nes Wiedereintrittsdemonstrators (X-38) für ein künftiges Rettungsfahrzeug (incl. TETRA) Europäische Beteiligung am amerikanischen Rettungsfahrzeug CRV 0,11 Mrd. I 38% (ohne ‚supplementary contributions‘). [Programm abgebrochen; s. Seite 73]

Elemente des ‚Manned Space Programme‘ der ESA

70 Imnationalen und im DLR-FuE-ProgrammkonzentriertDeutschlandseineRaumstationsaktivitäten ergänzendzudenESA-Aktivitätenprimärauf

• dieVorbereitungdermultidisziplinärenwissenschaftlich-technischenNutzunginausgewählten Feldern,wobeiimBereichderanwendungsorientiertenForschungeinezunehmendindustriel- le/kommerzielleBeteiligungangestrebtwirdund

• dieHeranführungderNicht-RaumfahrtindustrieandasNutzungspotenzialderRaumstation. Europäischer Hauptbeitrag Die deutsche Raumfahrtindustrie hat sich mit der Rolle als Hauptauftragnehmer für Entwicklung undBaudesForschungslaborsColumbus,durchdieBeteiligunganderEntwicklungvonUntersy- stemendesVersorgungsfahrzeugsATVunddurchdieProduktionsverantwortungfürdasATVer- folgreich positionieren können. Die konstruktiven Arbeiten und Erprobungen an verschiedenen Testmodellenbzw.amFlugmodelllassenguteFortschrittederIndustriearbeitenerkennen. NASAerhältvonEuropaalsGegenleistungfürdenStartdesColumbus-LaborsmitdemUS-Shuttle weitereElementefürdenAufbauderStation.UnteranderemsinddieszweiVerbindungsknoten, LaborgefriereinrichtungenundeineBeobachtungskuppel.DieDefinitions-undKonstruktionsarbei- tenfürdieEntwicklungundHerstellungderverschiedenenElementeverlaufenerfolgreich. DasESA-ProgrammumfasstnebendemBaudesRaumlaborsauchdieEntwicklungundVorberei- tungderBodeninfrastrukturfürdenspäterenBetriebunddieAusbildungderAstronauten. DasDLRwirdvonseinemKontrollzentrumGSOCinOberpfaffenhofendenBetriebdesForschungs- laborsColumbusunddashierzuerforderlicheKommunikationsnetzwerksteuern. ImSinnederverstärkteneuropäischenIntegrationundimHinblickaufeineeffektiveNutzungder Ressourcen haben die an der ISS beteiligten ESA-Mitgliedstaaten ihre nationalen Astronauten zu einemgemeinsameneuropäischenAstronautenkorpsunterVerantwortungderESAzusammenge- führt.DieserAstronautenkaderhatseinenSitzimEuropeanCenter(EAC)inKöln-Porz. ImEACfindetdieBasisausbildungdereuropäischenAstronautenunddasdarüberhinausgehende missionsspezifische Training aller Astronauten der internationalen Partner an den europäischen InfrastrukturelementenundExperimentiergerätenstatt.MitdemEAC,dessenTeamsichausESA- und DLR-, CNES- und ASI-Personal zusammensetzt, sowie dem DLR-Institut für Luft- und Raum- fahrtmedizin am gleichen Ort verfügtDeutschlandübereineuropäischesKompetenzzentrumfür astronautischeAktivitäten. DieimRahmendesESA-NutzungsvorbereitungsprogrammsvorgesehenenArbeitspaketesind

• allgemeine Aktivitäten wie z.B. die Durchführung von Nutzungs-Workshops und Symposien sowiedieErstellung,VerbreitungundAuswertungderAusschreibungen; • Kauf/EntwicklungvonSystemundNutzlastunterstützendenGerätenundAnlagen(z.B.Nutz- last-Racks,Avionik-Komponenten,Nutzlast-Computer); • NutzlastintegrationundBetrieb(z.B.UntersuchungenzurAkkomodationderExperimentefür diefrühePhasederNutzung,Definition/ImplementierungderAufgabenderdezentralenNut- zerunterstützungszentren)und • Nutzungspromotion (z. B. finanzielle Unterstützung von Experimenten und Anlagen aus den Fachdisziplinen und der Technologie; Übernahme von Flugkosten / Startkosten; Implementie- rungeinesNutzerinformations-undUnterstützungszentrumsinESTEC). DieseAktivitätenverlaufenplanmäßigundimvorgesehenenKostenrahmen(Zeitraum1996-2003). DievielfältigenNutzungspläneerforderneinhohesMaßaninternationalerKoordinationzwischen denRaumstationspartnern(ESA,NASAu.a.)undführenzueinerneuenQualitätderglobalenKo- operationinderWissenschaftundForschung.AufdieESA-AufforderungzurAbgabevonExperi-

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mentvorschlägenfürdiefrüheexterneNutzungderISSab2002gingeneuropaweitüber100Vor- schlägeein.DiegroßeResonanzdereuropäischenwissenschaftlichenGemeindeundderIndustrie auf weitere Ausschreibungen zur Abgabe von Experimentvorschlägen für die Nutzung des US- LaborsaufderISSimBereichderLebenswissenschaften(1996und1998),derMaterialwissenschaf- ten,BiotechnologieundindustrienaherAnwendungen(1998)warbeeindruckend.DeutscheWis- senschaftlersindmitihrenExperimentvorschlägenimESA-Auswahlprozessaußerordentlicherfolg- reich. Über die Vorbereitung öffentlicher Forschung hinaus bereitet die ESA den kommerziellen ZugangzumLaborvor. DieVorbereitungundDurchführungderNutzerunterstützungerfolgtimAuftragderESAdezentral in einem Netzwerk nationaler Nutzerzentren unterBeteiligungdesdeutschen"MicrogravityUser SupportCenter"(MUSC)inKöln.DasMUSCkonzentriertseineAktivitätenaufdieUnterstützung wissenschaftlicherNutzer.InderVorbereitungsphasederRaumstationsnutzungwerdenvomMUSC u.a.dieSchnittstellenzudenBodenanlagendefiniertundaufgebaut,undesistberatendtätigbei derEntwicklungunddemBauderColumbus-LaborschränkeundderTechnikenzuminteraktiven Experimentbetrieb.NebendemMUSCinKölnwurdedasZentrum"BremenEngineeringOperati- onsScience"(BEOS),inKooperationvonAstriumGmbH(Industrie),OHB-SystemAG(Industrie)und ZARM(Wissenschaft),aufgebaut.EshatseinezentraleAufgabeinderUnterstützungkommerziel- lerNutzerundistdeshalbnichtTeildesNetzwerkesnationalerZentren.InderPhasedeskontinuier- lichen Raumstationsbetriebes voraussichtlich ab 2004/2005 wird in den Zentren der Experiment- undAnlagenbetriebwahrgenommen. Betriebsvorbereitung und Astronautenaktivitäten FürdieindeutscherVerantwortungliegendenBetriebsaktivitätensindbedarfsgerechteImplemen- tierungsmaßnahmen erforderlich, die zum Teil bereits eingeleitet worden sind. Der Aufbau des Columbus-Kontrollzentrums(Col-CC)beimDLRinOberpfaffenhofenwurdeEnde2000begonnen undsoll2003abgeschlossenwerden. MitderUnterzeichnungdesAbkommenszumEinsatzeinesgemeinsamenTeamsfürdieAstronau- tenausbildungzwischenESAundDLRwurdedasEACalseuropäischesKompetenzzentrummitder erforderlichenPersonalstärkeausgestattet.Hierdurchwurdesichergestellt,dassdieAstronautenak- tivitäten an einem Ort in Europa lokalisiert, die vorhandenen Kapazitäten und das spezifische Know-howinDeutschlandadäquateinbezogenundKostensteigerungendurchMehrfacharbeiten vermiedenwurden. Liefergegenstände für den frühen Aufbau der Station DieeuropäischenEntwicklungsarbeitenfürSpezialgerätederISS-Laborausrüstung(u.a.Tiefkühlein- richtungund‚Glovebox‘fürbiologischeProben,AusrichtsystemfürBeobachtungsinstrumenteso- wie für das Robotiksystem zur Montage von russischen Stationselementen) verlaufen erfolgreich undimKostenrahmen.DasunterdeutscherSystemführungentwickelteDatenmanagementsystem fürdiezentraleKontrolledesrussischenServicemodulswurdeerfolgreichfertiggestellt,imJuli2000 vonRusslandgestartetundanBorddesServicemodulsZvezdainBetriebgenommen.DieMicrogra- vityScienceGlovebox(MSG),vonAstriumBremengefertigt,wurdeimJuni2002alseinerderer- stenLaborausrüstungsgegenständegestartetundinBetriebgenommen. FürdieLieferungderverschiedenenGeräteerhältEuropaNutzungsrechteinderfrühenAufbau- phasederStationaufdemamerikanischenStationsteilsowieKomponentenfürdasATVvonrussi- scherSeite. Europäische Beteiligung am Betriebsprogramm (Exploitation Programme) BasierendaufeinemBeschlussderMinisterratskonferenzinBrüsselimMai1999wurdendiesoge- nannten frühen Aktivitäten des europäischen Betriebsprogramms in Angriff genommen. Diese

72 beinhalten u.a. Ersatzteilbestellungen, Buchungen der ARIANE5-Starts und vorbereitende Maß- nahmenzurProduktiondesATV. Auf der Ministerratskonferenz in Edinburgh im November 2001 wurde beschlossen, 60% der fi- nanziellenMittelderverbindlichenPhase(2002-2004)derPeriode1(2002-2006)biszurKlärung derNASABudgetsituationzublockieren.Deutschlandbeteiligtsichmit37,7%andenfestenund mit25%andenvariablenKostendeseuropäischenTeilsdesStationsbetriebs.DiePeriode1be- stehtauszweiZeiträumen:fürdieJahre2002-2004existierenverbindlicheBeitragszusagenwäh- rendfürdenZeitraum2005-2006lediglichprovisorische,in2004zubestätigendeBeitragszusa- gengetätigtwurden. DasBetriebsprogramm(Periode1bis2006)umfasstdieKategorienManagementdesBetriebspro- gramms,ManagementderDurchführungvonISS-InkrementensowieManagementvonAstronau- tenaktivitäten.DieBetriebsaktivitätensollenalsend-to-end-ServicevoneinemIndustriekonsortium, geführt durch Astrium und Alenia, durchgeführt werden, wobei ESA eine koordinierende Rolle übernimmt.DiesePlanungistaufGrundderunklarenNASA-Budgetsituationunddarauseventuell resultierender Programmanpassungen sowie Schwierigkeiten seitens des Industriekonsortiums bei derBildungeinerrechtlichenEinheitfürdieUnterzeichnungdesend-to-end-Vertragszeitlichverzö- gert.IneinerInterimsphasewirdeinintegriertesTeam(ESA,nationaleAgenturenundIndustrie)die Betriebsaktivitätengemeinsamdurchführen. Europäische Beteiligung am amerikanischen Wiedereintrittsdemonstrator X-38 Die anfänglichen Definitionsarbeiten zu einem rein europäischen bemannten Transportfahrzeug wurden1998umorientiertmitderZielsetzung,durchBeteiligungamamerikanischenDemonstrator eines Rettungsfahrzeugs (X-38) technologisches Wissen und Erfahrung auf dem für zukünftige wiederverwendbare Raumtransportsysteme entscheidenden Gebiet des atmosphärischen Wieder- eintrittszugewinnen.DiedeutscheIndustrieundForschungkonntebeiX-38eineführendeRolle bei der Entwicklung von Schlüsseltechnologien (heiße Strukturen, Avionik, Aerothermodynamik) innerhalbEuropasbesetzen,dieihrinkünftigenProgrammenzurVorbereitungkommerziellnutz- barer, wiederverwendbarer Raumtransportsysteme eine günstige Ausgangsposition verschaffen soll.NebendenlaufendenEntwicklungsarbeitenimRahmendesESA-ProgrammsistDeutschland andenArbeitenzuX-38substanziellmitdemnationalenProjektTETRAbeteiligt.DurchdenAb- bruchdesProjektsseitensNASAkönnenwederdienationalenBeiträgenochdieESA-Beiträgeihrer Bestimmungentsprechendverwendetwerden. Europäische Beteiligung am amerikanischen Rettungsfahrzeug CRV AufgrunddereinseitigenBeendigungdesX-38ProjektsdurchdieNASAkannauchdasCRVnicht mehrrealisiertwerden,daX-38dasDemonstratorfahrzeugfürCRVwar.DasCRVProgrammsoll als ‚Crew Transport Vehicle‘ (CTV) im Rahmen der Space Launch Initiative (SLI) neu ausgerichtet werden.DieseKonzeptesindauchunterdemBegriff‚OrbitalSpacePlane‘(OSP) bekannt.ImDe- zember 2002 haben die beteiligten Raumfahrtagenturen beschlossen, dass ab 2006 zusätzliche SojuskapselndieRettungsfunktionfüreineMannschaftsstärkevonbiszu6Personenübernehmen sollen,biseinCTVoderOSPzurVerfügungsteht.EineeuropäischeBeteiligunganOSPistderzeit offen. Nationales und DLR FuE Programm Als nationales Zentrum für Luft- und Raumfahrt verfolgt das DLR das Ziel, die vielfältigen Nut- zungspotenziale der ISS von Betriebsbeginn an imRahmenverschiedenerDLR-FuE-Programmein denDisziplinenBiowissenschaften(Medizin,Biologie),Materialwissenschaften,Technologie,Erdbe- obachtungundExtraterrestriksowieimBereichNutzerunterstützungauszuschöpfen.DerSchwer- punkt der Aktivitäten liegt auf anwendungsorientierter und kommerziellausgerichteterNutzung. DeutschlandbeteiligtsichbereitsanderfrühenNutzungmitmehrerennationalfinanziertenExpe-

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rimenten.DieswirddurcheinESA-NASA-Abkommenermöglicht,dasEuropa-alsKompensation fürdieLieferungvonLaborgeräten-NutzungsrechteaufdemamerikanischenStationsteilbereits währendderISSAufbauphaseeinräumt. Insgesamtwerdenz.Z.(Ende2002)inDeutschlandüber50Experimentevorbereitet,davonetwa 20 aus den Biowissenschaftenund20ausdenPhysicalScienceseinschl.Materialwissenschaften, weitere 10 Experimente kommen aus den Bereichen Technologie, Kommunikation, Astronomie undErdbeobachtung. DaswirtschaftlichePotenzialderISSwirdbereitsbeiderfrühenISS-NutzungsphasevonderIndu- strie genutzt. Ein Experiment mit Industriebeteiligung (beteiligt sind die Unternehmen Daimler- Chrysler,FORTISundTEMIC)istGTS(GlobalTransmissionService),das-aufdemrussischenSer- vicemodul(StartJuli2000)installiert-hochgenaueZeitsignalefürfunkgesteuerteArmbanduhren undSteuerungs-undInformations-SignalefürSicherheitssystemeu.a.inKraftfahrzeugenübermit- telt.DieexperimentelleBetriebsphasekonnteAnfang2002begonnenwerden.BeidiesemVorha- benwerdenetwa90%derExperimentkostenvonderIndustriegetragen. Um den Zugang zur Nutzung der ISS auf kommerzieller Basis insbesondere für deutsche Unter- nehmenzufördern,wurdevomDLReinKooperationsabkommenmitdeutschenRaumfahrtfirmen geschlossen.AllePartnerbeabsichtigen,ihreAktivitäteninderMarktvorbereitung(wiez.B.dasPIN ProjektdesDLR)aufeinanderabzustimmenundinsbesonderedenZielmarktDeutschlandzubear- beiten. ImRahmenderlangjährigenerfolgreichenbilateralenZusammenarbeitzwischenDeutschlandund denUSAaufdemGebietderForschungimWeltraumsindzweiNutzungsvorhabenzunennen.Das in internationaler Zusammenarbeit weiterentwickelte, bereits auf Spacelab geflogene Vorhaben ‚AlphaMagneticSpectrometer‘(AMS)unterLeitungdesNobelpreisträgersProf.Ting,mithöchster PrioritätaufamerikanischerSeite,sollkosmischeAntimaterieteilchendetektieren;substanzielleBei- trägezudieserGroßanlagekommenvonderRWTHAachen.DasExperimentACCESSwirdhoch- energetischekosmischeStrahlungmessen.DeutscheInstitutesindindasProjekteingebunden. DasPlasmaKristallExperimentPKE,dasmitUnterstützungdesDLRundMittelndesBMBFundmit Beteiligung der Industrie entwickeltundgebautwurde,istseitMärz2001aufderISSinstalliert. BereitsdieersteISSBesatzunghatca.5StundenBasisexperimentedurchgeführt.Bishersindmit PKE bereits 40 Stunden im Forschungsgebiet „Kolloidale Plasmen“ von unterschiedlichen Besat- zungenanBordderISSerfolgreichabsolviertworden.Plasma-undKolloidtechnologiesindwichti- geinnovativeWirtschaftszweige,dieeinerheblichesZukunftspotentialbeiderHerstellungvonSo- larzellen,derHalbleiterbearbeitung,beiderHerstellungvonFarbpigmentenfürDruckerundande- rerkomplexerMaterialienhaben. 6.3 Operative Ziele, Meilensteine Infrastruktur WesentlichesZielistes,dieEntwicklungdereuropäischenElementezurInternationalenRaumstati- onerfolgreichabzuschließenunddieseinBetriebzunehmen.Deutschlandbestehtaufderstrikten Forderung,dassderfestgelegteKostenrahmenfürdasESA-EntwicklungsprogrammimSinnedes Prinzips ”Design to Budget” eingehalten wird. Dies erfordert, dass die Entwicklungspläne insbe- sonderefürElementemitFestpreisverträgeneingehaltenwerden. ZurEinhaltungderKostenansätzeistesweiterhinerforderlich,dassderStartdesColumbus-Labors undderersteFlugdesATVwievorgesehenimJahr2004erfolgen.DasCRVkannvonderNASA ausKostengründennichtimursprünglichgeplantenRahmenrealisiertwerden.BiszurVerfügbar- keiteinesOrbitalSpacePlanesollenabdemJahr2006zusätzlicheSojuskapselndieRettungsfunkti- ongewährleisten.HierzuisteinzusätzlichesModulfürdasAndockennotwendig,dessenFinanzie- rungnochnichtgesichertist.

74 Nutzungsvorbereitung und Nutzung DieISSisteinherausragendesPilotprojektfüreinezukünftigeglobaleZusammenarbeitvonNatio- nen.vonWissenschaftundIndustrie.UmdieISSalsGroßanlagefürwissenschaftlicheundindus- trielleForschungeffektivundeffizientnutzenzukönnen,müssenRahmenbedingungengeschaffen werden,dievonallenRaumstationspartnernakzeptiertwerden.VorallemdiekommerzielleNut- zung der ISS ist ohne ein nutzerfreundliches Regelwerk nicht denkbar. Dazu sind vor allem eine abgestimmte einheitliche Preispolitik für Transport zur und Ressourcen auf der ISS, Datenschutz- undPatentrechteundeinschneller,wenigreglementierterZugangerforderlich.Imnationalenund imDLR-FuE-ProgrammkonzentriertDeutschlandinZukunftseineRaumstationsaktivitätenaufdie VorbereitungundDurchführungvonmultidisziplinärenwissenschaftlich-technischenNutzungsvor- habeninausgewähltenFeldern,wobeiimBereichderanwendungsorientiertenbzw.industrierele- vantenForschungeinezunehmendekommerzielleBeteiligungangestrebtwird.Dienationalenwis- senschaftlichenNutzungsvorhabenwerdenindeninternationalenWettbewerbumdieRessourcen derRaumstationeingebracht.DieNutzungderISSwirddabeinichtalsisolierteodereigenständige ForschungsondernalsErweiterungundintegralerBestandteilterrestrischerForschungbetrachtet. Esgilt,diemultidisziplinärenNutzungspotenzialeaufderBasisdermitdeninternationalenPartnern getroffenenVereinbarungenumfassendauszuschöpfen. MittelfristigisteinestärkereEinbindungallerNutzerundBedarfsträgerinGestaltungundFinanzie- rung der Raumstationsnutzung erforderlich, um eine ausgewogene Nutzung in einem sinnvollen Umfang zu ermöglichen. Ein verstärktes Engagement raumfahrtfremder Forschungsfördereinrich- tungen,derUniversitätenundeineengeEinbindungderEUundihrerspezifischenFördermöglich- keitenwirdangestrebt.EineFörderungvonausgewähltenVorhabendurchdieo.g.Einrichtungen wirdsichaufForschungundEntwicklungkonzentrieren,währenddieRaumfahrt-Fördermittelfür eineÜbergangszeitalsAnreizzurKompensationzusätzlicherKostenfürdieQualifikationalsRaum- fahrtexperimentesowiefürTransport,LogistikundBetriebeingesetztwerdensollen.DieErhöhung privatwirtschaftlich finanzierter Nutzung ist ein wesentliches Ziel. Neben den Bestrebungen des DLR,auchnicht-raumfahrtorientierteöffentlicheForschungsbudgetsandieNutzungderISSheran- zuführen,wirdauchdieErschließungderISSfürkompletteigenfinanzierte(d.h.kommerzielle)Nut- zerunterstützt. Die Ministerkonferenzen von 1999 und 2001 haben die ESA beauftragt, die Kommerzialisierung derNutzungderRaumstationvoranzutreiben.Dazusollu.a.ein„BusinessDeveloper“tätigwerden, dessenHauptaufgaben1.)inderPromotionundVermarktungderkommerziellenNutzung,2.)der AuswahlderkommerziellenKundenund3.)derZuweisungvonRessourcenundDienstleistungen liegen.DieEinrichtungeines„BusinessDevelopers“wirdvonDeutschlandnachhaltigunterstützt. Hierüber wird derzeit zwischen den Raumstations-Partnern, mit unterschiedlichen Nutzergruppen undderIndustrieintensivdiskutiert.EinabgestimmtesKonzeptüberAufgabenundVerantwortung des„BusinessDevelopers“sollbisEnde2002vorgelegtwerden. Nach Abschluss der Aufbauphase steht die Internationale Raumstation als Großforschungsanlage zur Verfügung, die sowohl wissenschaftliche Spitzenforschung in allen Disziplinen als auch eine intensiveBeteiligungderIndustrieanForschungundBetriebermöglicht.NebenderForschungver- stärken sich die Interessen aus Werbung, Bildung, Unterhaltung und Kunst. In der Werbung ist kurzfristig auch die größte Investitionsbereitschaft von Wirtschaftsunternehmen zu erwarten. Es gilt,sovielprivateInitiativeundVerantwortungwiemöglichundsowenighoheitlicheRegulierung wienötigzuverwirklichen. Betriebsprogramm DiedeutscheRaumfahrtindustriestrebteineFührungsrollebeiderDurchführungdesBetriebspro- grammsan.EineeuropäischeIndustriegruppierungunterBeteiligungderDLR-Betriebseinrichtung GSOChatimMärz2000einvorläufigesAngebotmitFestpreiszusagefüreinenerstenZeitabschnitt desBetriebsprogrammsundmiteinerPreisobergrenzefürdieFolgephasenunterbreitet.

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MitderVerlagerungderBetriebsaktivitäteninindustrielleVerantwortungsollenfolgendeZieleer- reichtwerden:

• Effizienzsteigerung,weitgehendeRisikoübernahmedurchdieIndustriegruppierungundEinhal- tungderKostenobergrenzemitZielsetzungweitererEinsparungen;

• Einsatz eines kommerziellen Agenten, der einen Anteil europäischer Nutzungsmöglichkeiten vermarktet,sodassEinnahmensichbeitragsminderndfürdieTeilnehmerstaatenauswirken;

• umfassendeAufgabendelegationaneinIndustriekonsortiumimZusammenwirkenmitnationa- lenBetriebszentren;

• BegrenzungderESAVerantwortungaufAufgabengemäßdeninternationalenAbkommenauf dieDurchführungssteuerungunddasNutzungsmanagement. Die Durchführung des Betriebsprogramms erfolgt in Phasen, über die im Abstand von 3 Jahren jeweilsvondenTeilnehmerstaatenzuentscheidenist.DieEntscheidungüberdieBeteiligungander Periode1(2002-2006)desISSBetriebsprogrammswurdeaufderMinisterratskonferenzimNo- vember2001getroffen. DiePlanungderESAgehtderzeitvon24-25MissionenfüreuropäischeAstronautenzurISSimZeitraum 2002-2013aus.DieaktuelleKorpsgrößevon16AstronautenliegtdaherdeutlichüberdenAnforde- rungen.HeutesindallenationalenAstronautenindasESAAstronautenkorpsintegriert. 6.4 Langfristperspektive Nach erfolgreichem Abschluss des Infrastrukturentwicklungsprogramms im Jahre 2004 wird sich dieDurchführungdesBetriebsprogrammsaufeinenZeitraumvonmindestens10JahrenindieZu- kunft erstrecken.Esistzuerwarten,dasseinigeZeitnachAnlaufendesBetriebsprogrammsund AuswertungvonErfahrungensicheinBedarffürModernisierungundErweiterungderInfrastruktur entwickelt,z.B.hinsichtlich • einerleistungsfähigerenDaten-undVideoverarbeitung; • einesLebenserhaltungssystemsmitgeschlossenemKreislauf; • EntlastungderAstronautencrewsvonRoutinearbeiten,z.B.durchEinsatzvonRoboternfürdie BedienungvonExperimentanlagen; • EinsatzneuerExperimentanlagenmitentsprechendemAustauschderErstausstattung; • ErweiterungderRessourcenbereitstellung,z.B.durchzusätzlicheLabors/Modulefürspezifische Aufgaben wie Produktion, verbesserte Energieversorgung, Erhöhung der Besatzungs-Anzahl, LeistungssteigerungbeiderKommunikationmitBodenstationen; • Einführung neuer Betriebskonzepte, z.B. hinsichtlich Bord-Boden-Autonomie und Steuerung mitMethodendervirtuellenRealität. AusheutigerSichtlassensichDetailseinerModernisierungundInfrastrukturerweiterung,diesich ausdemkünftigenBedarfergebenwerden,nochnichthinreichendkonkretisieren.Einedeutsche BeteiligunganneuenAktivitätenwirdfürdenFallangestrebt,dasssichbislangnichterkannteNut- zungsperspektiven eröffnen, die Chancen für innovative Entwicklungen mit Marktpotenzial und Multiplikatoreffektenversprechen. Eswirderwartet,dassvondenaufderISSgewonnenenLangzeiterfahrungenzukünftigeMissionen zuPlanetenundMondenimSonnensystemprofitieren.BevorzugteKandidatenfürbemannteMis- sionensinddabeiMondundMars.DieISSkannalsKnotenpunktzwischenderErdeundanderen HimmelskörperndienenundsomiteinWegbereiterzurumfassendenErschließungdesSonnensy-

76 stems sein. Die ISS könnte elementarer Teil eines zukünftigen Gesamtszenarios werden und die nachfolgendenSchrittepositivbeeinflussenoderunterstützen: • EntwicklungvonkostengünstigenRaumtransportsystemenundentsprechenderInfrastruktur; • EntwicklungvonCrew-Transfer-Fahrzeugen; • ersteNutzunglunarerundplanetarerRessourcen; • weitererAusbauderorbitalenInfrastrukturunterBerücksichtigungdesBedarfsundderMartkt- lage; • ErrichtungvonKommunikations-undNavigationsplattformenundNetzwerken; • Entwicklungvonteil-undvollautonomenService-FahrzeugenzurInspektionundWartungorbi- talerInfrastrukturen; • EntwicklungundInstallationvonUmweltmonitoring-SystemenfürErdeundWeltraum. Mit der Internationalen Raumstation wird ein weitreichender Schritt zur Erschließung des Welt- raumsdurchdenMenschenindererstenHälftedes21.Jahrhundertsunternommen.Deutschland hatdurchseineführendeRolleinEuropaZugangzuSchlüsseltechnologienfürorbitaleInfrastruktu- ren erworben. Diese Erfahrungen gilt es auch in Zukunft zu nutzen und in eine Wertschöpfung umzusetzen.

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Fachprogramm Raumtransport 7. Fachprogramm Raumtransport 7.1 Bedeutung des Programms, internationaler Kontext Raumtransport,d.h.dieFähigkeit,NutzlastenindenWeltraumzutransportieren,istdieGrundvor- aussetzungfürjeglicheNutzungdesWeltraums.EuropahatbereitsseitAnfangdersechzigerJahre ProgrammezurSchaffungeinereuropäischenTransportkapazitätverfolgt;diesesZielistinzwischen mitderARIANE-Trägerraketeerreicht. Strategische Zielsetzung bleibt die Sicherstellung eineseigenständigenwettbewerbsfähigeneuro- päischen Zugangs zum Weltraum. Der Bedarf für Satellitenstarts insbesondere im kommerziell wichtigsten Segment der geostationären Kommunikationssatelliten hat einen hart umkämpften wirtschaftlichinteressantenweltweitenMarktfürRaumtransportdiensteentstehenlassen,indem daseuropäischeARIANE-SystemaufGrundseinerWettbewerbsfähigkeitheuteeineSpitzenposition einnimmt.DieSicherungdieserMarktstellungeinschließlichderindustriellenKapazitätenundder ErhaltdeseigenständigenZugangszumWeltraumalseinerstrategischenKernfähigkeitdespoliti- schenAkteursEuropabedingeneinandergegenseitig:OhneeinenlangfristigwirtschaftlichenErfolg desARIANE-SystemswäredasnotwendigestaatlicheEngagementwederfinanzielldurchzuhalten nochvolkswirtschaftlichzurechtfertigen. Neben der ARIANE drängen eine Reihe von Konkurrenzprodukten mit nicht-marktwirtschaftlich kalkulierten-unddamitsehrniedrigen-StartpreisenausLändernwieRusslandoderChinaaufden Markt.AuchdieUSAversuchen,durchweitereVerbesserungenbeidenexistierendenTrägerngrö- ßereMarktanteilezugewinnen.DarüberhinaushatdasUS-VerteidigungsministeriumdieEntwick- lungeinerneuenTrägerfamilieeingeleitet,welchemodularaufgebautistundgegenüberdenheute eingesetzten Systemen zu einer weiteren Kostenreduktion führen soll. Insbesondere besitzen die amerikanischenHerstellerfirmendurchgarantierteMindestauslastungenüberregelmäßigemilitäri- sche Satellitenstarts einenmassivenökonomischenVorteilgegenüberdereuropäischenIndustrie. Hinzukommt(in2004und2005zumindest)einejährlicheSummevonrd.140Mio.US$mitdem dieUSAirForcediejährlichenBetriebskostenderneuenTrägergeneration(ATLAS5undDeltaIV) subventioniert. InsgesamtkannvoneinerdeutlichenVerschärfungderKonkurrenzsituationimlaufendenJahrzehnt ausgegangen werden. Die erwarteten Umsätze auf dem Trägermarkt werden dabei trotz anstei- gendenTransportvolumensannäherndkonstantbleibenoderzeitweisesogarrückläufigsein.Vor diesemökonomischschwierigenHintergrundwirdmitderARIANE-5eineSicherungdesMarktan- teilsangestrebt,unddamitauchderErhaltdermitderSerienfertigungdesTrägersverbundenen Arbeitsplätze. Die europäische Zusammenarbeit im ARIANE-Programm erfolgt im Rahmen von ESA und ARIANESPACE. Gegenwärtig vorhandene bzw. in naher Zukunft zu erwartende ARIANE-Konkur- rentensindDELTA-2bis4,ATLAS-2,3und5,ZENIT-Sea-LaunchundPROTON-M.AuchJapanver- folgt mit der H2-A Trägerrakete das Ziel, ebenfalls kommerziell konkurrenzfähig zu werden. DanebenwerdenindenUSAerheblicheMittelfürdieVorentwicklungwiederverwendbarerTrans- portsysteme aufgewendet, in der Hoffnung, dass der Schritt zu solchenFahrzeugenzudrastisch gesenktenTransportkostenführenwird.Wegengegenwärtigstagnierender,inTeilbereichensogar sinkenderNachfragenachSatellitenstartsistdamitzurechnen,dasseszueinerVerringerungder AnzahlderAnbieteraufdemMarktkommenwird.IndieserSituationliegtderGedankenahe,in- ternationale Allianzen einzugehen. Eine erweiterte Zusammenarbeit,z.B.mitdenUSA,Russland, Japan,ChinaundIndien,wirdindesnurmöglichsein,wenndabeidenpolitischenundwirtschaftli- chen Interessen der Partner in ausreichender Weise Rechnung getragen werden kann. Dies er- scheintaufgrundderstrategischenbzw.sicherheitspolitischenBedeutungdesRaumtransportsal- lerdingsschwerrealisierbar. DeraktuelleFehlschlagdesFlugesAR517imDezember2002wirdweitreichende,zurZeitnoch nichtvölligüberschaubareAuswirkungenaufdielaufendenBemühungenzurRestrukturierungund Konsolidierung des europäischen Trägersektors haben und zu Änderungen insbesondere in den

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ESA-Programmenzwingen.HauptgegenstandderDiskussionisteinevorläufigeBeschränkungdes weiter unten genannten Entwicklungsprogramms „ARIANE-5 Plus“, um kurzfristig Mittel zur Fehlerbehebungfreizusetzen. 7.2 Gegenwärtiger Status/laufende Projekte DerRaumtransportistEckpfeilereuropäischerundzentralesAktionsfelddeutscherRaumfahrtpoli- tik. Da die Entwicklung eines Trägersystems in Europa die MöglichkeiteneineseinzelnenStaates übersteigt,könnensolcheVorhabennurinarbeitsteiligerKooperationüberLändergrenzenhinweg bewältigtwerden.DiesführtebeiderARIANE-EntwicklungzurEntstehungspezifischerKompeten- zenaufIndustrieseiteundbeinationalenRaumfahrtorganisationen. MitderTrägerraketeARIANE-4waresEuropagelungen,einenMarktanteilvonüber50%deszu- gänglichen Satellitenmarktes zu erringen. Bei einem für 2000 erreichten Gesamtumsatz von fast 1,1Mrd.L(D-Anteilvonca.240Mio.L)istdaseuropäischeARIANE-Trägersystemdaskommerziell erfolgreichste Trägersystem der Welt. Hohe Zuverlässigkeit, Kundenorientierung und Flexibilität (möglicheStartfrequenz:alle19Arbeitstage)kennzeichnendasSystem.Mitderleistungsstärkeren ARIANE-5, die im Dezember 1999 den operationellen Betrieb aufgenommen hat, soll an diesen Erfolgangeknüpftwerden.DerletzteARIANE-4FlughatimMärz2003stattgefunden. Bereitsjetztistallerdingsabzusehen,dassdieSatellitenherstellerzunehmendschwerereSatelliten mitMassenvon5000kgundmehrzurMarktreifebringenwerden.Umdiefürdenkommerziellen ErfolgderARIANEunerlässlicheDoppelstartfähigkeitfürzweisolcheSatellitenindenGTO(geosta- tionäreÜbergangsbahn)zuerhalten,wirddieTransportkapazitätdurchzusätzlicheModifikationen und Weiterentwicklungen schrittweise angehoben.KünftigeSystemoptimierungenwerdeninder Hauptsache auf Kostenreduktion bei der Herstellung und im Betrieb der Raketen sowie auf Effi- zienzgewinninderStrukturundOrganisationderindustriellenKonsortienzielen. InDeutschlandbildendieBereicheAntriebeundOberstufen-SystemverantwortungzentraleBetäti- gungsfelder. So konnte bei der ARIANE-4 die Systemverantwortung für die zweite Raketenstufe übernommenwerden.FernerhatdiedeutscheIndustriedasTurbopumpensystemfürdasViking- Triebwerk gebautunddieBrennkammerfürdaskryogeneOberstufentriebwerk(HM7-B)entwik- kelt,dasauchimARIANE-5/Plus-Programm(fürdieESC-AOberstufe)zumEinsatzkommenwird. Bei der ARIANE-5 besitzt Deutschland die Systemführung sowohl für die bereits im Einsatz befindlicheOberstufemitlagerfähigenTreibstoffen(EPS),alsauchfürdieOberstufemitkryogenen Treibstoffen(ESC-A).FürdiealsnächstenEntwicklungsschrittgeplante(ebenfallskryogene)ESC-B- OberstufemitdemneuentwickeltenVINCI-TriebwerklägedieSystemführungauchinDeutschland. Das hypergole Oberstufentriebwerk AESTUS, die Brennkammer des kryogenen Triebwerks VULCAIN-I/IIunddieGehäusederFeststoffboosterwerdenindeutscherVerantwortungrealisiert. NebenderIndustrie(Astrium,MAN-Tundca.170kleinenundmittlerenUnternehmen)sinddeut- sche Forschungs- und Versuchseinrichtungen (DLR und IABG) maßgeblich an den Entwicklungs-, Qualifizierungs- und Flugabnahmeversuchen aller Flüssigkeitstriebwerke der ARIANE-5 beteiligt. DurchdiesesEngagementnimmtdiedeutscheIndustrieinnerhalbEuropaseineführendeRollein der Raketenantriebsentwicklung ein, insbesondere als Systemverantwortlicher für Raketenstufen sowiealsHerstellerwesentlicherUntersystemeundEinzelkomponenten(BrennkammernfürFlüssig- undFesttreibstoffe,wesentlicheStrukturteile). Die Weiterentwicklung des ARIANE-5-(Basis-)Systems erfolgt z.Z. innerhalb von zwei sich zeitlich überschneidendenARIANE-Programm-Elementen.Dasbereits1995beschlosseneundbisca.2004 laufende ARIANE-5/Evolution-Programm beinhaltet die Vergrößerung und die Weiterentwicklung der Antriebsleistung der ARIANE-5-Grundstufe (Vulcan Mk. II-Triebwerk) sowie der erweiterten Doppelstart-Vorrichtung(SYLDA-5).

80 DasARIANE-5/Plus-ProgrammzurWeiterentwicklungderOberstufedesTrägerswirdinmehreren Phasendurchgeführt.DerdeutscheGesamtanteilandiesemProgrammbeträgtca.29%desFi- nanzrahmens,entsprechendca.370Mio.L. Der Entwicklungsumfang beinhaltet neben der Verbesserung der bisherigen Oberstufe (ARIANE- 5/EPS)mitlagerfähigenTreibstoffendieEntwicklungeinernochnichtwiederzündfähigenkryoge- nen Oberstufe (ARIANE-5/ESC-A mit dem bewährten HM-7B-Triebwerk der ARIANE-4). Die Ge- samtnutzlastkapazitätimDoppelstartwirddamitfrühestensab2004aufca.9.000kgimGTOge- steigertwerden. IneinerweiterentwickeltenVersionderkryogenenOberstufe(ARIANE-5/ESC-Bmiteinemneuen, mehrfachzündbarenTriebwerkVINCI)könntedieGesamtnutzlastkapazitätweiteraufca.11.600 kg gesteigert werden. Über diesen im „ARIANE-5/Plus“-Programm prinzipiell vorgesehenen Ent- wicklungsschritt wird eine definitive Entscheidung erst Ende 2004/Anfang 2005 erwartet, in Ab- hängigkeit von den bis dahin erzielten Fortschritten bei der Fehlerbehebung des Fluges AR-517 bzw.dendannnochverfügbarenFinanzmitteln. Mit den Beschlüssen der ESA-Ministerratskonferenzen vom Mai 1999 und November 2001 kann die deutsche Raumfahrtindustrie im Trägerbereich ihre Entwicklungs- und Fertigungsanteilenicht nurerhalten,sondernsiesogarnocherweitern.DiesedeutscheBeteiligungumfasstnunmehrdie SystemführungbeiderOberstufemitlagerfähigenTreibstoffen,dieneuhinzukommendeSystem- führung bei den Oberstufen mit kryogenen Treibstoffen (ESC-A, ESC-B), die Entwicklung der Brennkammer,Triebwerks-undStufentestsinLampoldshausensowiewesentlichegroßeStruktu- ren. Die nachstehende Tabelle gibt eine Kostenübersicht der größeren europäischen Programme und ProgrammelementeimBereichTräger.

Programm / Vorhaben Deutsche Kosten D-Anteil Laufzeit ca. in Mio. I (W.B. 2001) ca. in % ARIANE-5 Evolution 230 17,7 1995 - 2004 ARIANE-5 plus 370* 29* 1998 - 2007 AR-5 / ARTA 48 16,4 2003 - 2006 CSG Kourou 110 23 2002 - 2006 AR-5 / Infrastruktur 16 6,5 2002 - 2005

*eineteilweiseUmwidmungdieserMittelzugunstenderFehlerbehebungAR-517istwahrscheinlich 7.3 Operative Ziele, Meilensteine Vor dem skizzierten Hintergrund eines heftigen Wettbewerbs und einer gegenwärtig prekären wirtschaftlichenLagederweltweitenStartdienste-IndustrieistfürdenMittelfristzeitraumvorrangi- gesZiel,diemitdenProgrammenARIANE-5EvolutionundARIANE-5/PluseingeleitetenVerbesse- rungen termingerecht und im Kostenrahmen zu realisieren, um damit die Wettbewerbsfähigkeit desARIANE-TrägerszusichernundparalleldazuProduktionskostenzusenken.DieKomplettierung des europäischen Raumtransportangebotes für kleinere und mittlere Nutzlasten soll mittelfristig durch Kooperation der europäischen Raumtransportindustrie bei bereits existierenden russischen, ggf. auf westlichen Standard zu modifizierenden Trägersystemen erfolgen. Staatliche Unterstüt- zung soll dabei die Nutzung des europäischen Startgeländes in Kourou ermöglichen und in der Finanzierungggf.aufAnschubmaßnahmenbeschränktbleiben. EinweitererwesentlicherAspektistdaskommerziellePotenzial,dasderRaumtransportungeachtet deraktuellenwirtschaftlichenProblemelangfristigeröffnet.DieWechselwirkungzwischensinken-

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denTransportkostenundeinerAusweitungderTransportnachfrageistindergegenwärtigenEnt- wicklungmiteinerannäherndenHalbierungderTransportkostenundgroßerKapazitätsüberschüs- sebishernichteingetreten.SoferndieTransportkostenweiterdrastischsinken,wirdlängerfristig ein Nachfrageschub und damit eine deutliche Erholung des Trägermarktes erwartet. Es gilt, die europäischeunddeutschePositionindiesemZukunftsmarktvorzubereitenundabzusichern. Darüber hinaus spielt die strategisch-politische Bedeutung des uneingeschränkten europäischen ZugangszumWeltraumweiterhineinewichtigeRolle.DeutschlanderkenntdieseBedeutungund trägtsolidarischseinenTeilderLasten,diezumErhaltdieseFähigkeitnotwendigwerden. Hierzu gehören insbesondere die Programme zur Anpassung der ARIANE an die sich ändernden MarkterfordernissemitdemZielderEffizienzsteigerung(Weiterentwicklungs-Programme).Flankie- rendestaatlicheMaßnahmensindfüreineÜbergangszeit-ausGründenderWettbewerbsgleich- heit-erforderlich,weildieARIANEüberallaufderWeltmehroderwenigerstaatlichfinanzierten Systemengegenübersteht.Mittel-undlangfristigesZielmussesjedochsein,dieVerantwortungfür Entwicklung,Produktion,VermarktungundBetriebaufdieIndustriezuübertragenunddieUnter- stützungdurchöffentlicheMittelabzubauen.AufdieseZielsetzunghinistdienotwendigeAnpas- sungderIndustriestrukturauszurichten.DerStaatkönntesichdannaufdieEntwicklungzukünftig benötigterTechnologienkonzentrieren. WieeinesolcheStrukturaussehenkönnte,undobamEndeeinessolchenProzesseseine„einzige“ GesellschaftzurEntwicklung,Produktion,VermarktungundBetriebderARIANEstehenwird-wie von Deutschland gefordert -, muss sich letztlich aus einem industrie-internen Integrationsprozess ergeben.DieBeschlüssederESA-Ministerratskonferenz2001fördernlangfristigdieSchaffungei- neseinzigenHauptauftragnehmersfürARIANE. Verschiedene Formen einer ‚Public-Private-Partnership‘ können diesen Prozess begleiten. Dabei musseineangemesseneRollederdeutschenKompetenz-Standorteundderdortigenhochwertigen Arbeitsplätzegesichertwerden.AufabsehbareZeitwirddasARIANE-Programmallerdingsaufflan- kierendeMaßnahmenvonstaatlicherSeiteangewiesensein.DiesestaatlicheUnterstützungerfolgt inAbhängigkeitvomerwartetentechnologischenRisikogradderdurchzuführendenAufgabenund unterBerücksichtigungderweiterenEntwicklungdesTrägermarktes. ZudenrisikoarmenVorhabenmitausgesprochenerMarktnäheundeinerteilweiseetabliertenoder zuerwartendenKommerzialisierunggehörendieEntwicklungundderBetriebkleinerTrägersyste- me,insbesondereaufBasisbereitsinderVergangenheitentwickeltermilitärischerSysteme.Indie- sem Bereich hat die deutsche Industrie in Zusammenarbeit mit Russland Angebote entwickelt. StaatlicheHilfenwurdennurinFormeinerBundeskreditbürgschaftinAnspruchgenommen. Mit dem Begleitprogramm ARIANE-5/ARTA (ARIANE ‚Research and Technology Accompaniment Programme‘)werdendieGeräte,diebereitsimoperationellenBetriebsind,z.B.durchQualifikati- ons-undDauerbelastungstestsamBodenständigweiteruntersucht. DasBegleitprogrammARIANE-5/Infrastrukturwurdeinitiiert,umdenfürdieTrägerARIANE-4und- 5inderÜbergangsphaseerforderlichen,unwirtschaftlichenparallelenBetriebvonzweiverschiede- nenStartanlagensowiezweiProduktionslinieninKourouundEuropafinanziellzuunterstützen.An diesemProgrammbeteiligtsichDeutschlandimVergleichzudentechnologischanspruchsvolleren EntwicklungsprogrammennurmiteinemBeitragsschlüsselvon6,41%. DerBetriebdeseuropäischenStartgeländesinKourou(CSG)istVorrausetzungjeglicherunabhän- giger europäischer Träger- und Raumfahrtaktivitäten und wird deshalb als gemeinsame grundle- gendeAufgabederESA-Staaten,ähnlichdemPflichtprogramm,betrachtet.Deutschlandistdaher auchhieranmitstaatlichenMittelnbeteiligt. 7.4 Langfristige Zielsetzung DiebislangeingeleitetenWeiterentwicklungensinddaraufangelegt,dieWettbewerbsfähigkeitder ARIANE-5unddamitihrenwirtschaftlichenErfolgüberdasJahr2010hinausaufrechtzuerhalten.

82 AbhängigvondenLeistungenderWettbewerber,insbesondereausdenUSA,wirdlängerfristigein bedeutenderMarktanteilnurzuhaltensein-unddamiteinwirtschaftlichtragbarereigenständiger ZugangEuropaszumAllgarantiertwerdenkönnen-wennesgelingt,dieTransportkostenerheb- lichzusenken.DieswirdzuverbindenseinmitverbesserteroperationellerFlexibilität,Systemzuver- lässigkeit und Umweltverträglichkeit (‚Green Propellants‘). Eine wirklich signifikante Senkung der TransportkostenwürdezudemmitgroßerWahrscheinlichkeiteineSteigerungdesTransportbedarfs und damit des Trägergeschäfts zurFolgehaben.AlsMesslattefürsolchedrastischenKostensen- kungmüssendabeidieKostengelten,dieinetwa10-20Jahrenvondenderzeitigenkonventio- nellenSystemendurchbereitslaufendeKostenreduktionsprogrammeerreichtseinwerden. Die derzeit meist diskutierte Möglichkeit, die Kosten weiter signifikant zu senken, sind teilweise odervollständigwiederverwendbareTrägersysteme(‚ReusableLaunchVehicles‘,RLV),d.h.tech- nisch eine radikale Abkehr von den heutigen Systemen (‚Expendable Launch Vehicles‘, ELV), bei deneneineSenkungderHerstellungskostenu.a.durchÄhnlichkeitvonKomponenten,optimierte FertigungsverfahrenundSerienfertigunggrößererLoseerreichtwerdenkann.VordiesemHinter- grundistnochnichteindeutiggeklärt,(1)obdieWiederverwendbarkeitdasZieleinerdeutlichen Kostensenkungerreichenwirdund(2)welchesSystemkonzept(damitverbunden:welcherGradder Wiederverwendbarkeit)dieniedrigstenKostenverspricht. Im Lichte der Bemühungen, die industrielle Verantwortung im Raumtransportsektor zu stärken, muss dabei auch besonders die Frage der Rentabilität eines neuen Systems, insbesondere unter BerücksichtigungdererheblichenEntwicklungskosten,betrachtetwerden.AlsuntereGrenzekön- nen hier die Entwicklungskosten der ARIANE-5 (rd. 7,5 Mrd. L nach Ende des AR-5-Plus-Pro- gramms) angenommen werden. Aus europäischer Sicht ist es deshalb dringend erforderlich, die Zukunft der europäischen Raumtransportkapazität im Hinblick auf das Systemkonzept sowie die notwendigenTechnologieentwicklungenimVorfeldeinermöglichenEntwicklungsentscheidungzu untersuchen. AufderMinisterratskonferenzvomNovember2001wurdedieESAaufgefordert,innaherZukunft ein ‚Future Launcher Preparatory Programme‘ (FLPP) aufzulegen. Dieses Programm, über das im Jahre2004zuentscheidenseinwird,soll-gemäßderinEdinburghverabschiedetenResolution- auchElementefürVerbesserungenandennichtwiederverwendbarenTrägern(AR-5,Vega)bein- halten.ZieldesFLPPistes,dieTeilnehmerstaatenindieLagezuversetzen,innerhalbdernächsten 10JahreübereineuropäischesEntwicklungsprogramm(RLVoderELV)entscheidenzukönnen.Im FLPPwerdenauchdieMöglichkeitenundChanceneinerinternationalenKooperation(USA,Japan, vorallemabermitRussland)einereingehendenPrüfungunterzogen. Ergänzt werden soll das FLPP durch Projekte und Demonstrator-Missionen im Bereich des atmo- sphärischenWiedereintrittssowiedurchkleinereAktivitätenindenESA-Technologieprogrammen. MitdiesenArbeitenverfolgtEuropadasZiel,entwederimeuropäischenRahmendietechnologi- schenGrundlagenfürdieautonomeEntwicklungeineskostengünstigerenRaumtransportsystems der nächsten Generation verfügbar zu machen oder aber Europa als unverzichtbaren Kooperati- onspartnerbeiderglobalenRealisierungeinessolchenSystemszuetablieren. DieUSAgehengegenwärtigunterEinsatzerheblicherprivaterundöffentlicherMittel(insgesamt mehrals5Mrd.US$)einenanderenWeg.DiedortbetriebenetatsächlicheVorentwicklungwieder- verwendbarerTransportsystemekonzentriertsichmitdemProjekteines‚OrbitalSpacePlane‘(OSP) inersterLinieaufdiebemannteRaumfahrt.SowurdedieursprünglicheVorstellung,nochindie- sem Jahrzehnt ein einstufiges System (SSTO) verfügbar zu haben, mittlerweile aufgegeben. Die NASA,zusammenmitderUS-Luftwaffe,zieltaberweiterhinaufeinvollständigwiederverwendba- resSystem. DeutschlandhatimnationalenundimESA-RahmenumfangreicheVorarbeitenzukritischenTech- nologien sowie zur Systemanalyse für ein künftiges ggf. wieder verwendbares Raumtransportsy- stemgeleistet.DamithabenForschungseinrichtungenundIndustrieinDeutschlandinzwischeneine Spitzenstellung im Bereich hochbelasteter heißer Strukturelemente und der Aerothermodynamik

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erreicht. Sie wurden dadurch gefragter Partner der NASA in den Projekten X-38 und CRV, auch wenndieRealisierungbeiderProjekteinzwischenseitensderUSAgestopptgewordenist. Auch auf dem Gebiet der Flüssigkeitsraketenantriebe werden die mit den ARIANE-Programmen erworbenendeutschenKernfähigkeiten,vorallemaufdemGebietderSchubkammernfürkryoge- newieauchlagerfähigeTreibstoffe,ausgebaut.DiedeutscheIndustriebesitztdadurchindiesem TeilbereichdesAntriebseineinEuropaführendePosition. AufdieserGrundlagestrebtDeutschlandauchbeiderEntwicklungeineszukünftigeneuropäischen TransportsystemseineangemesseneBeteiligungmiteinerFührungsrolleinwichtigenBereichenan. DerUmfangsollteetwademdeutschenESA-Pflichtbeitrag(25%)entsprechenunddiedeutschen VorarbeitenundKompetenzenangemesseneinbeziehen.Deutschlandkonzentriertderzeitdiefür diesen Bereich bereit gestellten Ressourcen auf das nationale Programm „Ausgewählte Systeme undTechnologienfürRaumtransport-Anwendungen“(ASTRA)mitdenZielsetzungen:

• zuuntersuchen,obdieWiederverwendbarkeitdasZieleinerdeutlichenSenkungderLebenszy- kluskosten(LCC)erreichenwird; • dieAuswahldeskostengünstigstenSystemkonzepts(unddamitverbunden:desUmfangsder Wiederverwendbarkeit)vorzubereitenund • diejenigenTechnologienzuidentifizierenundvoranzutreiben,diegleichzeitigdasPotenzialzur Kostensenkungbesitzen,notwendigzurBeantwortungdero.g.Fragenundgeeignetsind,der deutschenIndustrieeineSpitzenpositionzusichernbzw.zuverschaffen. ASTRAwirdabgestimmtmitdeneinschlägigenESA-Programmendurchgeführt.Deutschlandstrebt an,ASTRAinhaltlichzueinemTeilelementdesgeplantenFLPP-Programmeszumachen. Ein Hauptinteressensfeld der deutschen Industrie liegt beim Betrieb eines künftigen wieder ver- wendbaren Fahrzeuges. Das Interesse gründet auf der Tatsache, dass der Bau eines wieder ver- wendbarenSystemsdieHerstellungeinerrelativkleinenFlottevonFahrzeugenbeinhaltenwürde und - anders als im Falle der ARIANE-Raketen - keine regelmäßigen industriellen Umsätze durch wiederholten Fahrzeugbau generieren könnte, der Betrieb des Systems hingegen das Hauptge- schäftsfelddarstellenwird. DieUmsetzungvonASTRAimZeitraum2000-2004stellteinenErfolgversprechendenWegdar, die deutschen Interessen in das europäische Kooperationsszenario mit angemessenem Gewicht einzubringen.ImRahmendesinternenFuE-ProgrammssindDLR-InstitutesowiedreiDFG-finanzier- teSonderforschungsbereichemiteinemTeilihrerArbeiteneingebunden.Darüberhinaushatdas LandBremeneinesubstanziellefinanzielleBeteiligunganArbeitenderdortansässigenIndustriefir- menübernommen.InsgesamterreichtdasASTRA-ProgrammeinenUmfangvonfast50Mio.L. DieselangfristigangelegtentechnologischenVorbereitungsmaßnahmenundderinsAugegefasste UmfangeinerdeutschenBeteiligungzielendaraufab,derdeutschenIndustriedieRolleeinesmit- entscheidenden und unverzichtbaren Programmpartners im Rahmen eines zukünftigen europäi- schenEntwicklungsprogrammszusichern,einenentsprechendenAnteilamWertschöpfungspoten- zialeineszukünftigenTransportsystemsnachDeutschlandzuholenunddeutscheBeiträgeauchin einemöglichetransatlantischeoderglobaleKooperationeinbringenzukönnen. ImErgebnismussdielangfristigeEntwicklungdereuropäischenTransportkapazitätdaraufabzielen, die wirtschaftlich und/oder politisch-strategisch interessante Palette künftiger Nutzlasten kosten- günstig,zuverlässig,flexibelundumweltverträglichbedienenzukönnen.Damitkönnenderauto- nome und sichere Zugang Europas zum Weltraum gewährleistet, die Position der europäischen Industrie imglobalenWettbewerbgestärktsowiehochqualifizierteArbeitsplätzeundWertschöp- funggesichertwerden.

84 Fachprogramm Technik für Raumfahrtsysteme 8. Fachprogramm Technik für Raumfahrtsysteme 8.1 Bedeutung des Programms, internationaler Kontext Im Programm Technik für Raumfahrtsysteme ist ein technologisch breitgefächerter Aufgabenbe- reichindenProgrammlinienRobotik,Kleinmissionen,Wiedereintrittstechnologien,Systemtechno- logien und Unterstützungsaktivitäten zusammengefasst. Im Rahmen der Programmlinien werden komplementär zu den ESA-Technologieprogrammen unter strategischen Aspekten Basis- und Querschnittstechnologienentwickelt.SiedieneneinerseitsderForschung,andererseitsderVerbes- serungderweltweitenWettbewerbsfähigkeitderdeutschenRaumfahrtindustrieundleistenunver- zichtbareUnterstützungfürdasnationaleRaumfahrtprogramm(BetriebeinesnationalenSatelliten- kontrollzentrums; Betrieb eines nationalen Testzentrums; Qualitätssicherung und Sicherung von Bauteileverfügbarkeit). ZurErreichungdieserZielesindfolgendeMittelvorgesehen: Angaben in Mio. € 2002 2003 2004 2005 2006 allgem. Raumfahrt-Technologien ESA (GSTP) 2 0 0 0 0 ESA Pflichtprogramm (TRP) 12 12 12 12 13 nationales Programm 2 4 3 1 2 Infrastruktur (A&R, Reentry etc.) nationales Programm 4 5 9 10 11 DLR-internes FuE-Programm 9 9 9 9 9 Unterstützungsaktivitäten nationales Programm 8 9 9 9 6 DLR-internes FuE-Programm 7 6 6 6 6 Gesamt (AbweichungendurchRundung) 44 45 48 47 47 Robotik Automation und Robotertechnik sind im industriell produzierenden Gewerbe zur Basis für hohe ProduktivitätundKonkurrenzfähigkeitgeworden.InderRaumfahrtsollenAutomatenundRoboter eingesetzt werden, um Astronauten bei sicherheitskritischen, monotonen oder routinemäßigen Arbeitenzuunterstützen,zuentlastenundzuersetzenaberauch,umKostenzusenkenunddie Zuverlässigkeitzuerhöhen.Robotik-EntwicklungeninderRaumfahrtprofitierenvonterrestrischen Entwicklungen.UndumgekehrtsindA&REntwicklungenausderRaumfahrtbereitserfolgreichauf terrestrische Anwendungen (Fertigungsautomaten, Medizintechnik, Computertechnik) übertragen worden.DieswirdauchbeizukünftigenEntwicklungenangestrebt. RobotiksystemebietenEinsatzperspektivenimWeltraumhinsichtlich: • operationellemBetriebvonorbitalenInfrastrukturenundRaumfahrzeugen; • Experiment-Vorbereitungund-BedienunginnerhalbundaußerhalbvonRaumstationen; • Inspektions-,Wartungs-undReparaturtätigkeitenanorbitalenInfrastrukturen; • EntsorgungvonWeltraummüll; • Erforschung und Erschließung von Planeten und anderen Himmelskörpern (Aufbau unbemannterundbemannterForschungsstationen,eventuellauchRessourcennutzung). Mit der Entwicklung und dem Betrieb des experimentellen Manipulatorsystems ROTEX auf der Spacelab-MissionD2(1993)hatDeutschlandeineweltweitbeachtetePositioninderRaumfahrtro- botikerreicht.

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Hierauf aufbauend wurden mit dem Fernziel der Entwicklung eines „Robonauten“ Bodenfunkti- onsmodelleeinesLeichtbauarms(7Freiheitsgrade)undeinerneuenGenerationvonEndeffektoren, derDLR-4-Finger-Hand(12aktiveGelenke;EinbeziehungvonmikrosystemtechnischenKomponen- ten)realisiert.DieEntwicklungenaufdemGebietderMechatronik-derIntegrationvonMechanik, Sensorik,ElektronikundInformatikbeimSystemdesign-sowieaufdemGebietdermultisensoriel- lenIntelligenz(SelbstlernendurchVergleich)habendiedeutscheSpitzenstellunginternationalgefe- stigt. Die Telepräsenz und virtuelle Realität wurden soweit vorangetrieben, dass diese Techniken schonjetztbeiAnwendungensowohlamBodenalsauchbeiRaumfahrtsystemenerprobtundein- gesetztwerden.Die„virtuelleBemannung“vonRaumlaborsistingreifbareNähegerückt.Virtuell bemannteRaumfahrtheißt,dasseinRaumfahrtsystemgegenüberdemBedieneraufderErdereali- stisch simuliert wird und dass die Simulation gleichzeitig mit dem realen System kommuniziert. Dadurchwirderreicht,dassdieSimulationautomatischderRealitätfolgt.EsentstehtderEindruck, derOperateurwäretatsächlichvorOrt.SeineAktionenindieservirtuellenUmgebungwerdenvor OrtrealausgeführtundeserfolgtsofortdieRückmeldungausderrealenindievirtuelleWelt. DalangfristigeinBedarffürwissenschaftlicheundoperationelleAnwendungenderRaumfahrtro- botik zu erkennen ist, wird Deutschland verstärktVorhabenzurErprobungundAnwendungder entwickelten Technologien durchführen, um seinen Spitzenplatz in der Raumfahrtrobotik zu si- chern. Kleinmissionen AlsKleinmissionenwerdenderBauundBetriebvonNano,Micro-undMinisatellitenalsoderGe- wichtsklassenvon1bis10kg,10bis100kgund100bis500kgbezeichnet.HinzukommenMis- sionenimRaumstationsszenario.SiezeichnensichdurchfolgendeVorteileaus: • kurzeRealisierungszeitenundschnelleVerfügbarkeitderErgebnisse; • schnelleDurchführungvonExperimentenundErprobungvonneuenrisikobehaftetenTech- nologienbeivertretbaremfinanziellemAufwand(„test-bed“); • ErprobungneuerTest-,Integrations-,Dokumentations-,Verifikations-undManagementme- thoden; • NutzungkostengünstigerStartmöglichkeitenalsSekundärnutzlastenbzw.„Piggyback“; • schnelleWiederflüge; • geringeKosten(wenigerals10Mio.L). Daher sind Kleinmissionen mit wissenschaftlichen und technologischen Experimenten besonders geeignet zur Aus- und Weiterbildung von Nachwuchskräften inForschungseinrichtungenundan Hochschulen. Mikrosatellitenprogramme werden in mehreren Ländern Europas sowie Nord- und Südamerikasdurchgeführt. IminternationalenVergleichgibtesaufdemGebietderKleinmissionenfürForschungundAusbil- dung im Bereich der Hochschulen in Deutschland mit den Satelliten BREMSAT, TUBSAT, BIRD, GRACEundCHAMPeinefundierteWissensbasis. Wiedereintrittstechnologien Zukunftsorientierte Raumfahrt benötigt die Fähigkeit zum gezielten zerstörungsfreien Wiederein- trittmitwiederverwendbarenStrukturen.FürihreEntwicklungwerdenjedochinnovativeundneue Technologiengebraucht,derenErforschung,EntwicklungundValidierungindenletztenJahrenin vielenVorhabenerfolgreichvorangetriebenunddemonstriertwordensind.Beispielhaftseienhier dieEXPRESS-undMIRKA-Kapselngenannt,mitdenenu.a.neueHitzeschutzmaterialienbeimWie- dereintritterfolgreichgetestetwurden.

86 DerSchwerpunktderimRahmenderRaumfahrtsystemtechnikgefördertenTechnologienliegtda- beiaufdemGebietderMaterialienundStrukturen.DabeifindeteineengeAbstimmungmitden AktivitätendesRaumtransportszuwiederverwendbarenRaumtransportsystemenstatt. DieTechnologieaktivitätenkonzentriertensichbisheraufdiemitderamerikanischenWeltraumbe- hörde NASA gemeinsam betriebene Entwicklung des Technologiedemonstrators X-38, auf dem neueundwiederverwendbareTechnologienbeieinemWiedereintrittsfluggetestetwerdensollten. Nach dem Abbruch der x-38-Entwicklung durch NASA wird die Nutzung des bisher erzieltenEr- kenntnisstandesimRahmennationalerAktivitätengeprüft. Satelliten- und Systemtechnologien ErstdurchdieVorentwicklungvonkritischenTechnologienwirdeinefundierteBeurteilungdesUm- fangsundderRisikenvonProjektensowiederMarktchancendeutscherUnternehmenmöglich.Die Markteintrittschancen für neue Systeme und Produkte können durch eine erfolgreiche Demon- strationimOrbit,aufErprobungsträgernwieKleinsatellitenoderderInternationalenRaumstation erheblichverbessertwerden. ImRahmenderProgrammlinieSystemtechnologienwerdeninErgänzungzudenESA-Technologie- programmenBasis-undQuerschnittstechnologienfürSonden-undSatellitenbusseentwickelt.Die- seTechnologienunterstützendiedeutscheIndustriebeiSicherungundAusbauihrerMarktposition. So wurden in der Vergangenheit durch staatliche Förderprogramme Entwicklungen angestoßen, aus denen international konkurrenzfähige Produkte z.B. in der Positions- und Lageregelung, der EnergieversorgungundbeiKleintriebwerkenentstanden. Esgilt,insbesonderemitBlickaufkünftigekommerzielleSatellitensysteme,indiesenBereichenund bei Satellitenbetriebssystemen eine deutliche Steigerung des deutschen Anteils am Weltmarkt zu erreichen. NebendenMarktchancenwirddasInnovationspotenzialvonTechnologieneinentscheidendesFör- derkriteriumsein.InanderennationalenodereuropäischenFörderprogrammengeschaffeneWis- senspotenzialewerdenimSinneeines„Spin-on“inderRaumfahrtangewendet(z.B.Werkstoffwis- senschaften, Informationstechnik und Mikrosystemtechnik). Dies reduziert Raumfahrtaufwendun- gen und stimuliert zugleich neue Anwendungen der Technologie. In gleicher Weise werden die Technologieentwicklungen der Raumfahrt auf ihre Anwendbarkeit außerhalb der Raumfahrt ge- prüft. Unterstützungsaktivitäten ProjektunabhängigeBodeneinrichtungenfürSatellitenbetrieb(‚GermanSpaceOperationsCenter‘, DLR-GSOC), für Höhenforschungsraketen (‚Mobile Raketen Basis‘, DLR-MORABA) und für Tests (‚Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft Raumfahrttestzentrum‘, IABG RTZ) sowie Aktivitäten zur Qualitätssicherung und Bauteilequalifikation haben wesentlich zu den Erfolgen des deutschen Raumfahrtprogrammsbeigetragen.ZielderFördermaßnahmenwares,nebenderWeiterentwick- lung von Betriebstechniken wirtschaftlichere Verfahren zum Betrieb von Bodeneinrichtungen zu finden. VomDLR-GSOCwurdendieBodenkontrolleallerdeutschenForschungs-undTechnologiesatelliten sowieauchderNutzlastbetriebderdeutschenSpacelab-undMIR-Missionendurchgeführt.Dieer- forderlichenKompetenzenundInfrastrukturen(Kommunikationssysteme,Kontrollräumeetc.)wur- denschrittweiseausgebaut.DasGSOCübernimmtauchAufträgein-undausländischerOrganisa- tionenundderIndustrieteilweiseinAbstimmungmitdenEinrichtungendesCNESundderESA. DiemobileRaketenbasisdesDLRisteineinEuropaeinmaligeEinrichtungfürdenStartvonHöhen- forschungsraketen von wechselnden Startplätzen. Das DLR erbringt diese nicht marktgängige DienstleistungimsatzungsgemäßenAuftragfürHochschulenundForschungseinrichtungen,wobei

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auchAufträgeDritter,z.B.vonNASAundESA,durchgeführtwerden.DLRundIndustriearbeiten beidenRaketenflügenzurMikrogravitationsforschungkomplementär:dieMORABAdesDLRführt UnterstützungstätigkeitenimIndustrieauftragdurch.DieBereitstellungdersehraufwendigenAn- lagen(Raketenstartrampen,Telemetrie-Empfangsstation,Bahnverfolgungsstation)fürIndustrieauf- trägeundForschungsunterstützungkannderzeitnichtkostendeckenddurchgeführtwerden. MitdemRaumfahrttestzentrumderIABGbeiMünchenverfügtDeutschlandübereineeuropaweit genutzteEinrichtung,umUmwelttestsallerArtanRaumfluggerätendurchzuführen.Ähnlichenicht firmengebundeneTestzentrengibtesinFrankreich(Intespace)undbeiderESA.DieseZentrenko- ordinierenihreAufgabenundAnlagenentwicklungenunterFederführungderESA.DerBetriebund dieWartungderESA-AnlagenerfolgenbereitsheutedurcheineprivatwirtschaftlicheZusammenar- beitvonIABGundIntespacealsGesellschafterderFirmaEuropeanTestServices(ETS),diealsBV nachniederländischemRechtimRahmeneinesJointVentureseingetragenist. Qualitätssicherung ist eine unverzichtbare Voraussetzung für ein erfolgreiches deutsches Raum- fahrtprogramm. Hierzu gehört eine konsistente Produktsicherung in den Projekten, sowohl beim AuftraggeberalsauchbeimAuftragnehmer,dielangfristigeSicherstellungderVerfügbarkeitraum- fahrtqualifizierterBauteilezuwettbewerbsfähigenKostenauseuropäischerunddeutscherProduk- tionundnichtzuletzteininternationalanerkanntesQualitätsmanagementimRaumfahrt-Agentur- bereich. 8.2 Gegenwärtiger Status, laufende Projekte Robotik DietechnologischeBasisfür„Raumfahrt-Roboter“istinDeutschlandsehrgutentwickelt;kritische Technologien werden beherrscht. Die vorhandene Expertise muss schrittweise und kontinuierlich über Demonstrationsprojekte ausgebaut und im Weltraum verifiziert werden. Pilotprojekte, rein national,aberauchinbi-undmultilateralerZusammenarbeitwerdenunterBeachtungdesvorhan- denenFinanzrahmensundunterBerücksichtigungvonKooperationsmöglichkeiten(auchnational mit terrestrischen Anwendern) definiert. Das Spektrum der Aktivitäten reicht von Durchführbar- keitsstudien (z. B. Technology Satellite for Demonstration and Verifikation of Space Systems, TECSASPhaseA),überVerifikationsmissionen(z.B.RobotikKomponentenVerifikationaufderISS, ROKVISS) und Entwicklungsprojekten (z. B. Ground Control Concept/System für den Canadarm undSPDM)bishinzukonkretenApplikationen(VirtualRealitySystemfürdieColumbus-Nutzungs- vorbereitung,VITALIV).AufBasisderdarauszuerwartendenErgebnisseundErfahrungenwerden danndiezukünftigenMissionenundVorhabenzuServicingundNutzungorbitalerInfrastrukturen sowiederwissenschaftlichenErforschungunseresSonnensystemsgeplant. Kleinmissionen Als neues Element des Deutschen Raumfahrtprogramms ist mittelfristig -d.h. ab ca.2004- eine fachdisziplinübergreifendeProgrammlinieKleinmissionengeplant.Zielistes,wissenschaftlicheEx- perimentesowieneuartigeTechnologienundMethodenschnellzurealisieren. Wiedereintrittstechnologien ImRahmendesnationalenProjektesTETRA(TechnologienfürzukünftigeRaumtransportsysteme) wurdeunterLeitungdesRaumfahrtmanagementsdesDLRflugessentielleHard-undSoftwarefür denX-38-TechnologiedemonstratorderNASAentwickeltundintegriert,umsieaufeinemrealen Rückkehrvehikel zu testen. Wegen der bereits angesprochenen Entwicklung in den USA erfolgt jetztdieSicherungdesbisherigenErgebnissesimHinblickaufkünftigeeuropäischeRLV-Aktivitäten. ZugehörigeEntwicklungs-undForschungsarbeitenbesitzenmultidisziplinärenCharakterundsind programmübergreifendorganisiert.

88 MitderAuswertungdesX-38-FlugesV201wärenwesentlicheErkenntnissedesnationalenTETRA- ProjektsunddesESA-X-38-VorhabensimBereichdesWiedereintrittsundbeihochwarmfestenBau- teilen und Materialien für künftige Raumtransportentwicklungen gewonnen worden. Diebisheri- genArbeitenindiesenProgrammenhabenjedochbereitseineSpitzenpositiondeutscherIndustrie unddeutscherForschungseinrichtungenbeihitzebeständigenBauteilenundWerkstoffenbegrün- det. Schon jetzt wird das Folgeprogramm ASTRA durchgeführt, um die bereits vorliegenden Er- kenntnisseumzusetzen.DieErgebnissesollenindas‚FutureLauncherPreparatoryProgramme‘der ESA eingebracht werden, das die Aktivitäten für Wiedereintrittstechnologien im europäischen Rahmenkünftigbündelnwird. DesweiterenbeteiligtsichDeutschlandamESA-ProgrammART(AppliedReentryTechnology)mit ca.10Mio.L,indessenRahmenebenfallsHard-undSoftwarefürX-38bereitgestelltwird. MitdenBeistellungenausTETRAundARTinHöhevoninsgesamtca.60Mio.LstelltDeutschland denweitausgrößtenAnteilandergesamteneuropäischenBeteiligungamX-38-Projekt,diemehr als70Mio.Lbeträgt. Satelliten- und Systemtechnologien ZieledieserProgrammliniesindimRahmendermittelfristigenPlanungdieEntwicklungneuartiger, leistungsfähigererundkostengünstigererEnergiesystemeundKomponentenzurEnergieumwand- lung,SpeicherungundVerteilung,KleintriebwerkefürorbitaleundinterplanetareAufgaben(che- mische und zunehmend elektrische Antriebssysteme), Lageregelungssysteme und Komponenten sowieoptischeSensoren(alsSchlüsselkomponentenfürvielfältigeEinsatzgebieteinderRaumfahrt- technik).

• Energieversorgung InsbesonderezweiEntwicklungslinienwerdenmitHinblickaufdieErhaltungderWettbewerbsfä- higkeit der deutschen Raumfahrtindustrie bei der Entwicklung neuartiger, Raumfahrt-Solarzellen- undGeneratorenverfolgt: • Die Entwicklung kostengünstiger ultradünner Solarzellen bzw. Dünnschichtsolarzellen z.B.

der CIS-Solarzelle, (CuInSe2 = Kupfer-Indium-Diselenid),miteinemgegenüberexistierenden Solarzellen-ModulenumdenFaktor30reduziertenLeistungsgewicht(MasseproWatt)mit einer hohen Strahlungsbeständigkeit, zudem einem gegenüber Silizium- sowie GaAs- SolarzellenhohenPotentialfürwesentlichniedrigereHerstellungskosten. Diese Entwicklungslinie bildet nachfolgend die Basis für die Weiterentwicklung zu extrem leichtenflexiblenSolargeneratorenmitneuartigenAufständerungenundEntfaltungsmecha- nismen,fürdenEinsatzbeiwissenschaftlichenSatellitenwieauchbeiSatellitenmitKommu- nikations-bzw.NavigationsnutzlastenimBereich,derKlassederLEO-undMEO-Satelliten. • DieEntwicklungvonhocheffizientenGaAsMultikaskaden-(z.B.sog.Triple-undQuadruple- Junction)Solarzellenbzw.Konzentrator-Solarzellen,mitWirkungsgradenvonbiszu27%. DieErgebnissedieserEntwicklungensinddieVoraussetzungfürderzeitnochnichtverfügba- reHochleistungssolargeneratorenderLeistungsklasseüber20KW,wiesieinnaherZukunft fürderzeitgeplanteTelekommunikationssatellitenmithohenSendeleistungenfürdengeo- stationärenOrbitbenötigtwerden. • Kleinantriebe WährendbeichemischenTriebwerkenimSchubbereichzwischen1und400Ndiedeutsche IndustriebereitseinengefestigtenMarktanteilbesitztundnurtechnischeOptimierungenhin- sichtlich Hochtemperaturbeständigkeit von Materialien (Wirkungsgrad/spez. Impuls), neuer ungiftiger Treibstoffkombinationen sowie kostengünstigerer Produktion erforderlich sind, werden im Schubbereich unter 1 N zunehmend chemische oder auch Kaltgastriebwerke

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durch sog. elektrische Triebwerke ersetzt werden, die den verfügbaren Treibstoff um eine Größenordnungeffektivereinsetzenkönnen,alsherkömmlicheAntriebe. FürzukünftigeAntriebeaufdemSektor„ElektrischeAntriebe“wurdenfürdienächstendreiJahre zunächstdreiSchwerpunktedefiniert: • WeiterentwicklungderRadiofrequenz-Ionenantriebs-TechnologiealsBasiskünftigerAntriebs- systemefürkommerzielleundwissenschaftlicheSatellitenundRaumfahrzeuge. Dieses Vorhaben ist eingebettet in die Harmonisierungsbestrebungen der ESA, gemeinsam mitandereneuropäischenFirmeneinEuropäischesIonenantriebssystemunterdeutscherFüh- rung zu entwickeln. Begleitet wird dieses Vorhaben durch die Förderung weiterer For- schungsvorhabenmitdemZiel,kritischeTechnologien,derensichereBeherrschungzurErrei- chungderZielsetzungnotwendigist,inDeutschlandverfügbarzumachen.Hierzugehören: - PlasmadiagnostischeUntersuchungenanIonentriebwerken ZurUnterstützungdertheoretischenundnumerischenUntersuchungenderbestimmen- denProzesseinIonentriebwerkensindexperimentelleUntersuchungenderPlasmapara- meterimEntladungsgefäßundinGitternäheerforderlich.ZielderUntersuchungenistein tieferes wissenschaftliches Verständnis der Phänomene innerhalb der Plasmaentladung unddamitdieVerbesserungdesPlasmaantriebs. - EntwicklungeinesHF-Neutralisators BisherverwendenalleIonen-ebensowiedieHall-Effekt-TriebwerkeausschließlichHohl- kathoden-Plasmabrücken-ElektronenquellenmitGleichstromlichtbogenalsStrahlneutrali- sator.DieseStandardquellenbesitzeneinigeNachteilewiekomplizierteBauweise,teure Herstellung, Störanfälligkeit, geringe Lebensdauer, thermische Trägheit, Sauerstoffemp- findlichkeit. DasEntwicklungsmodelleinerHF-Elektronenquellesollsoweitoptimiertwerden,dasses mitdenPlasmabrücken-Neutralisatorenkonkurrierenkann.EinsolcherrobustererNeutra- lisator für Plasmaquellen wäre auch für terrestrische Anwendungen von großer Bedeu- tung. • Sensorik MitihrenSternsensorenhatsichdiedeutscheIndustrieaufdemWeltmarktetablierenkönnen,nun werdenneuartigeSternsensorenaufBasisderCMOSActivePixelSensor(APS)Technologieentwik- kelt.GegenüberdenderzeitnochgebräuchlichenCCD-SensorenbietenCMOSActivePixelSenso- renerheblicheVorteilehinsichtlichdertechnischenLeistungsparameter(keineAusblüh-bzw.Über- strahleffekte, hoher Dynamikbereich, einzelne Adressierbarkeit bzw. Auslesbarkeit der Detektor- elemente(Pixel),niedrigereVerlustleistung,niedrigereHerstellkostenetc.);zudemkanndieAnsteu- er-undAuslese-ElektronikineinemChipgemeinsammitdenSensorelementenaufBasisderThin- Film-on-CMOS(TFC)bzw.Thin-Film-on-ASIC(TFA)-Technologierealisiertwerden. Als Schlüsselkomponenten für raumfahrttechnische Anwendungen, sind CMOS-Active Pixel- Sensoren einsetzbar, als wesentlicher Bestandteil zukünftiger Fernerkundungs-/Erdbeobachtungs- Instrumente, sowie Focal Plane Arrays, für astronomische Teleskope, ebenso für astrometrische InstrumentewieauchalsBasiskomponentezurEntwicklungneuartigerErd-,Sonnen-Stern-bzw. AOCS-Sensoren; zudem ist deren Einsatz auch für den Aufbau optischer Satellitenortungs- und Überwachungssystemevorgesehen. Unterstützungsaktivitäten ImRahmenderNeustrukturierungdesDLR-SatellitenbetriebszentrumsGSOCwirddieInfrastruktur fürSatellitenführungmodernisiertundfürMultimissionsbetriebausgelegt.MethodenundTechno- logienzurSteigerungderEffizienzdesBetriebsundderBodenanlagenwerdeneingeführt.Hierzu gehören ein integriertes Telemetrie-System, Funktionen für einen autonomen Missionsbetrieb

90 undeinTeleoperationskonzeptfürMikrosatellitenundNutzlastenaufderRaumstation. VonderMORABAwerdenlaufendHöhenforschungskampagnenmitRaketenundBallonenaufden GebietenAeronomie,MagnetosphäreundAstronomieinstrategischenPartnerschaftenmitNASA, ESA,BrasilienundSchwedendurchgeführt.ParallelwerdenAnlagenlaufendmodernisiert(Teleme- triestation:inEntwicklung,GPS-EmpfängeraufRaketen:operationell). DieRahmenfördervereinbarungmitderIABGfürdasRaumfahrttestzentrumläuftmitdeutlichab- nehmenderFörderungbis2005.HierbeiwurdeninnerhalbdiesesVorhabensMittelfürdenAufbau eines„NeuenSchallLabors“zurBeschallungvonRaumfahrtstrukturenbewilligt. DLR-ProjektewerdenroutinemäßigvonQualitätsmanagementbegleitet.NebenderQualifizierung vonBauteilendeutscherHerstellerinAbstimmungmitESAwerdenauchKonzeptefürdieVerwen- dungvonelektronischenBauteilenfürMinisatelliten/KleinsatellitenmitSchwerpunktaufkommer- ziellerhältlichenBauteilenuntersucht. 8.3 Operative Ziele, Meilensteine Robotik AufderBasisderErgebnissevonDurchführbarkeitsstudiensollmiteinemRobotik-Demonstrations- projektbegonnenwerden.AlseineOptionwirdeinexperimentellerSatellitmit„Servicing“-Funkti- onen (Rendezvous, Inspektion, Einfang, Stabilisation, Orbit-Transfer etc.) an nicht kooperativen ZielobjektenimOrbituntersucht. DanebenwerdenimRahmeneinerMissionaufdemrussischenServicemodulderISSneuentwickel- teundfürdenexternenEinsatzqualifizierteLeichtbau-RobotikkomponentenineinemLangzeitex- perimentverifiziert. DieArbeitenzurBereitstellungfortschrittlicherEndeffektorenwerdenweitergeführtmitdemZiel, siemittelfristigfürRaumfahrtanwendungenqualifizierenzukönnen. ImBereichderA&RControl-Softwareistvorgesehen,inZusammenarbeitmitKanada,Japanund ggf.auchESAeinGroundControlConceptfürdieRobotiksystemeaufderISSzuerarbeiten.Auf dieser Grundlage wird dann eine entsprechende Bodenkontrollstation entworfen undaufgebaut, für die in Deutschland wesentliche Anteile der Steuerungssoftware auf der Basis von bereits im EinsatzbefindlichenSystemenentwickeltwerden. ImThemengebiet„virtuelleRealität“wirddasimVorhabenVITALentwickelteSoftwaresystemzur praktischenAnwendungimMUSCgebracht.Darüberhinausistgeplant,aufderBasisdersichaus demUmgangmitdemSystemergebendenErfahrungen,seineWeiterentwicklungvoranzutreiben unddieVerbesserungendenNutzernverfügbarzumachen. Kleinmissionen AufbauendaufdenvorhandenenErfahrungengiltes,diePositionDeutschlandsnichtnurzufesti- gen,sondernauszubauen.DiePlanungsiehtMikrosatelliten-undNanosatellitenmissionenineinem dreijährigen Programmzyklus ab 2004 vor. Diese sollen im Wettbewerb für „non-profit“- Organisationendisziplinübergreifendausgeschriebenwerden.DieNutzlastistausdentechnischen und wissenschaftlichen Disziplinen beizustellen und wird ausgeschrieben. Deutschland hat mit BREMSAT,TUBSATundBIRDbereitserfolgreichMikrosatelliteninZusammenarbeitmitHochschu- lenentwickelt.DiesesbewährteModellsollausgebautwerden.

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Satelliten- und Systemtechnologien

• Energieversorgung BiszumJahre2005solleninEuropakommerziellinternationalkonkurrenzfähigeHochleistungszel- lenfürdieRaumfahrtzurVerfügungstehen.WährendamerikanischeZellenheuteWirkungsgrade vonca.27%beiderUmwandlungdesSonnenlichtsinelektrischeEnergieerreichen,liegendiein Europa (RWE Solar) erzielten Werte von ersten Entwicklungs- bzw. Labormustern, bei ca. 25%. DieseraufdenerstenBlickkleineUnterschiedhatjedochaufgrundderindirektenAuswirkungen aufdieStartmassedeutlichenEinflussaufdieGesamtkosteneinesmodernenKommunikationssa- telliten.

• Kleinantriebe ZielallerAktivitätenimBereichderelektrischenAntriebeistdieEntwicklungeinerweltweitkonkur- renzfähigen Technologie für ein Ionentriebwerk nach dem Prinzip des Radiofrequenz-Ionentrieb- werks (RIT) der Schubklasse 100-150 mN, das sowohl für geostationäre Anwendungen (N/S- Stationkeeping und GTO-GEO-Transfer) als auch für LEO-Konstellationen (Orbit Raising, Station- keeping, Constellation Maintenance und Deorbiting) sowie für interplanetare Missionen genutzt werdenkann. DieskanndurchdieBündelungundKoordinationderbereitsinEuropanationalvorhandenenEx- pertisenerreichtwerden.AufgrundseinerbisherigenAktivitätenwirddiedeutscheIndustriehierbei eineführendeRolleübernehmenkönnen.

• Sensorik Mit den unter 8.2 beschriebenen Schwerpunktsetzungen soll die gute Marktposition deutscher UnternehmenundInstituteaufdemGebietderActivePixelSensorikundderSternsensorengefe- stigtundweiterentwickeltwerden.ZielistdiemittelfristigeVerfügbarkeiteinespreislichundtech- nischkonkurrenzfähigenSternsensorsaufAPS-BasisfürkommerzielleRaumfahrtanwendungen. Unterstützungsaktivitäten DasDLR-SatellitenbetriebszentrumssollzueinemführendenZentrumfürRaumflugbetriebausge- bautwerdenundinAbstimmungmitESAundCNESwissenschaftlicheundkommerzielleMissions- projektenationalerundeuropäischerOrganisationensowiederIndustriedurchführen.Durcheine fortschreitendeModernisierung(Multimissionsbetrieb,OrbitautonomiederSatelliten)sollwachsen- deKosteneffizienzerzieltwerden.IneinemerstenSchrittinRichtungderVernetzungderBodenbe- triebszentrenhateineKoordinationsgruppemitBeteiligungvonESA,CNES,DLRundderitalieni- schenRaumfahrtagenturASIdieArbeitaufgenommen. DieWettbewerbsfähigkeitdesIABG-TestzentrumsistVoraussetzungfüreineguteAusgangspositi- onbeidenVerhandlungenübereinNetzwerkderZentrenimBereichRaumfahrtumwelttests.Die VerhandlungenübereinenVerbundderTestzentrenundeinegleichzeitigeIndustrialisierungsind zielführendfortzusetzen. Die Verbesserung des Qualitätsmanagements für Raumfahrtprojekte wird umgesetzt durch ein Qualitätsmanagementhandbuch, ein Anforderungsdokument für Raumfahrtprojekte und daraus erstellteindividuellerechnergestützteAnforderungsprofilefürProjekte.Darüberhinauswerdenin einem strategischen Ansatz europäische Standards zur Durchführung von Raumfahrtvorhaben (ECSS‚EuropeanCoordinationforSpaceStandardization‘)mitgestaltet.DiesesolleninZukunftbei derDurchführungallerRaumfahrtprojekteinEuropaverbindlichvorgeschriebenwerden.DieStruk- tur des europäischen Spezifikationssystems zur Qualifikation und Beschaffung von Bauteilen soll verbessertundMethodenzurQualifizierungvonkommerziellenBauteilenuntersuchtwerden.

92 8.4 Langfristige Zielsetzung Robotik DieSicherungdererreichtendeutschenPositionistnurübereinekonsequenteFortsetzungundIn- tensivierungderEntwicklungundErprobungdernotwendigenTechnologieinDemonstrationspro- jektenmöglich. ImRaumstationsszenariowerdendaherfolgendeZieleangestrebt: • EntwicklungeinesmobilenHandhabungs-RoboterszurEntlastungderAstronautenvonmo- notonenundsichwiederholendenTätigkeiteninnerhalbderRaumstation.DiesesZielsollin internationaler Zusammenarbeit und in Abstimmung mit NASA und ESA erreicht werden. AusgangspunktkanndieZusammenarbeitinbi-bzw.multilateralenProjektenmitESA,CSA undNASDAimBereich„GroundControlderISS-Manipulatoren“sein. • DiedreiManipulator-SystemederRaumstation,daskanadische‚SpaceStationRemoteMani- pulator System‘ (SSRMS), der europäische Roboterarm ERA derESAamrussischenTeilder Raumstationundderjapanische‚ExternalRoboticArm‘(JEM-ERA)sindfürMontage-,War- tungs-,Inspektions-undBedienaktivitätenaußenanderRaumstationvorgesehenundwer- denz.T.bereitsgenutzt.MitdiesenSystemensindjedochnichtalleBereichederRaumstation erreichbar.DieGefährdungderAstronautenundderAufwandfürAußenaktivitäten(‚Extra- vehicularActivity‘,EVA)werdendurchdieseManipulatorenstarkreduziert,dieknappeRes- source„Crewzeit“abernuringeringemUmfangfürandereAufgabenfreigesetzt,dadie RobotervondenAstronautenanBordbetriebenwerdenmüssen.UmdieserProblematikzu begegnenwirddaherineinemerstenSchrittangestrebt,dieFernsteuerungderbestehenden SystemevomBodenindasISS-Betriebkonzepteinzuführen.DernächstelogischeSchrittist danndieEntwicklungeinesmobilen,weitgehendautonomenundvonderErdeauszuüber- wachendenSystemsfürWartungs-,Reparatur-undHandhabungstätigkeitenanExperimen- ten(SatellitmitRobotikfunktionen).Dieses‚ServiceVehicle‘musssich„frei“inderRaumsta- tionsumgebungbewegenkönnen.DieStationdientalsVersorgungsbasis(Treibstoff,Werk- zeuge,Ersatzteile).VorarbeitenzurEntwicklungeinessolchen‚ServiceVehicle‘gibtesinver- schiedenenLändern.ZieldesdeutschenProgrammsistes,einesolcheEntwicklungmitzuge- staltenundsichaneineminternationalenProjektzurRealisierungzubeteiligen. DeroperationelleodergarkommerzielleEinsatzvonferngesteuertenoderautonomenRoboternfür dasServicingvonSatellitenistheutevorstellbar.ZuverlässigeTechnologienstehenzurVerfügung undwerdengegenwärtigmitBlickaufihreRaumfahrttauglichkeiterprobt.DieSatellitendernäch- stenGenerationmüssentechnischdafürausgelegtwerden,umdieWirtschaftlichkeitvonSatelli- ten-ServicingimOrbitzuerreichen.DieskannbereitsjetztimEinzelfallundsogarfürganzeMissi- ons-Klassennachgewiesenwerden.AufbauendaufdenErkenntnissenausdenlaufendenProjekten sowieeinerMarktanalysesollendieEntwicklungeninRichtungaufeinenoperationellen„Service Satelliten“ weitergeführt und die Entwicklung servicefähiger Satelliten angestoßen werden. Die SzenarienfürdieWirtschaftlichkeitvonSatelliten-ServicingunddemBetriebgroßerStrukturenin GEOalsTrägerfürKommunikations-,Navigations-undwissenschaftlicheNutzlastensollenunter- suchtundweitereSchrittezurErprobungdernotwendigenTechnologienfestgelegtundumgesetzt werden. Kleinmissionen Durch systematische Entwicklung und Erprobung von miniaturisierten Satellitensubsystemen mit HilfederMikrosystemtechnikwerdenlangfristighoheKostenvorteiledurchkleinereundleichtere Satelliten(beigleichenLeistungen)angestrebt.

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Satelliten- und Systemtechnologien Neben der ständigen Weiterentwicklung auf den Gebieten Energieversorgung, Sensorik und An- triebeisteinelangfristigeZielsetzungindieserProgrammlinie-inengerAbstimmungmitderPro- grammlinie„Kleinmissionen“-dieEntwicklungvonSatelliten-undBetriebstechnologienfürSatelli- tenmissionen. Vordringlich ist die Entwicklung von Entwurfs- und Simulationswerkzeugen, von neuenVerfahrenfürTest,Integration,DokumentationundVerifikation,vonneuenBetriebsverfah- ren und von miniaturisierten Subsystemen unter Anwendung der Mikrosystemtechnik. Hauptau- genmerk wird zukünftig auf die Erprobung der Technologien auf Kleinsatellitenmissionen gelegt werden. Unterstützungsaktivitäten Die Bodeneinrichtungen müssen für Forschung und Industrie erhalten werden bei gleichzeitiger Entlastung des nationalen Raumfahrtbudgets. Dies soll durch eine Vernetzung der technischen Fachzentren in einem europäischen Verbund („Union der Zentren“) erreicht werden, ggf. unter Abbau von vorhandenen Überkapazitäten. Die Möglichkeiten und Perspektiven der Industrialisie- rungderBetriebs-undTesteinrichtungen(Einbringungineine‚Public-Private-Partnership‘)unddie MöglichkeitderEinführungeinerverändertenPreiskalkulation(gesamtkostendeckendePreise)müs- sengeprüftwerden. EinezustarkeKonzentrationderBodenbetriebseinrichtungenaufeuropäischerEbenekönnteden WettbewerbhemmenundsichnachteiligaufInnovationenundPreiseauswirken.Dahermüssenim europäischenRahmenneueStrukturengefundenwerden,dieeseinerseitsermöglichen,dieVortei- le einer europaweiten Vernetzung in einer „Union der Zentren“ mit angemessener Industrialisie- rungauszunutzen,andererseitsabereinenkostendämpfendenWettbewerbnichtausschalten. Im Falle des IABG-Testzentrums wird die Option untersucht, dieses Zentrum über das Jahr 2005 hinaus weiter zu fördern, um ein industrieunabhängiges und neutrales Testzentrum zu erhalten. Eine Finanzierung der IABG-Anlagen ausschließlich über Kundenaufträge ist mittelfristig nichter- reichbar. QualitätsmanagementmussbeiweitgehenderEinführungundVervollständigungdereuropäischen Raumfahrt-Standardsweiterentwickeltwerden.DasBauteile-Spezifikationssystemistineuropawei- terAbstimmungzupflegenunddieZertifizierungdeutscherHerstellerzuintensivieren.

94 Anhang

Abkürzungen/Akronyme A&R Automation und Robotik ACES Atomic Clock Ensemble in Space ACES Auto-Calibrating EUV/UV Spectrometers, AMilGeo Amt für Militärisches Geowesen AMS Alpha Magnetic Spectrometer, AODS Attitude and Orbit Control Systems APCF Advanced Protein Crystallisation Facility AR-5 Trägerrakete des Typs ARIANE-5 ARIANE europäische Trägerrakete ARIANESPACE Vermarktungs- und Betriebsgesellschaft für ARIANE ARTA Research and Technology Accompaniment Programme ARTEMIS Telekommunikationssatellit der ESA ARTES ESA-Programm „Advanced Research in Telecommunication Systems“ ARTES ESA-Programm ‚Advanced Research in Telecommunication Systems‘ ASTRA nationales Programm „Ausgewählte Systeme und Technologien für Raumtransport-Anwendungen“ ATLAS US-amerikanischer Trägerrakete ATV europäischer unbemannter Transporter (zur Versorgung der ISS) BEOS Bremen Engineering Operations Science BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMVBW Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen BMVg Bundesministerium der Verteidigung BWB Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung CNES Centre National d’Etudes Spatiales COMED Constellations and Multimedia Programme CORINE CoORdination of Information of the Environment CRV Crew Return Vehicle, Mannschafts-Rückkehrfahrzeug (für Notfälle) CRV Crew Return Vehicle CSA Canadian Space Agency CSG Centre Spatial Guinee (Kourou) DELTA US-amerikanischer Trägerrakete DFD Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum im DLR DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft DFS Deutsche Flugsicherung DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. DSL Digital Subscriber Line DWD Deutscher Wetterdienst

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EAC European Astronaut Center (der ESA, gelegen in Köln-Porz) EDR European Drawer Rack EGNOS European Geostationary Navigation Overlay System EK Europäische Kommission ELV Expendable Launch Vehicles EMCS European Modular Cultivation System EMF Exobiology Multiuser Facility EML Electro Magnetic Levitator EOEP Earth Observation Envelope Programme der ESA EP External Payload EPM European Physiology Module EPS European Polar System (früher Metop) ESA ESSP European Satellite Service Provider ESTEC Europäisches Raumfahrt-Technologiezentrum (der ESA) ETD Eye Tracking Device EU Europäische Union EUMETSAT European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites EuroSkyWay Multimedia Satellitensystem finanziert aus ARTES-3, Linie 3 EUSO Extreme Universe Space Observatory EuTEF European Technology Exposure Facility EXPOSE Exobiology Research, ESA, EMIR EZMW Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage FAME Full-sky Astrometric Mapping Explorer FIRST FernInfrarot- und Submillimeter Weltraumteleskop, today: Herschel FLPP Future Launcher Preparatory Programme (der ESA) FMF Floating Zone Furnace with Magnetic Field FSL Fluid Science Laboratory FuE Forschung und Entwicklung GAIA Global Astrometric Interferometer for Astrophysics (the ultimate galaxy mapper) Galileo europäisches SatNav-System GATE Galileo Test- und Entwicklungsumgebung GCOS Global Climate Observing System GEO Geosynchronus Earth Orbit, 35.786 km GJU Galileo Joint Undertaking GLAST Gamma-ray Large Area Space Telescope, NASA GLONASS russisches SatNav-System Globalny Navigationy System Sputniki GMES Global Monitoring for Environment and Security GPS Global Positioning System, US-amerikanisches SatNav-System GRO Gamma Ray Observatory (Compton) GSM Global System for Mobile Communications GSOC Kontrollzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen

96 GSTB Galileo System Test Bed GSTP ESA-Programm GTO Geostationärer Transfer-Orbit HRF Human Research Facility HRSC High Resolution Stereo Camera HST Hubble Space Telescope IABG Indusrieanlagen-Betriebsgesellschaft IGA Abkommen/Vertrag zwischen den Regierungen der ISS-Partnerländer IGOS Integrated Observing Strategy IMPF International Microgravity Plasma Facility Inmarsat International Mobile Satellite Organisation Integral International Gamma Ray Astrophysics Laboratory IOV In-Orbit-Verification IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change IR Infra-roter Bereich des elektromagnetischen Spektrums IR Infrarot Spektralbereich ISO Infrared Space Observatory ISS Internationale Raumstation JWST James Webb Space Telescope (früher: NGST - Next-Generation Space Telescope) Ka-Band 10 – 30 GHz Ka-Sat GEO-Multimedia-Satellit (ESA-Demonstrationsprojekt) KIK Konvektion im Kugelspalt Ku-Band 12 – 17 GHz LBNP Lower Body Negative Pressure Device LCT Laser Communication Terminal LEO Low Erath Orbit, 300 – 1.500 km LEO Low Earth Orbit LGF Low Gradient Furnace LISA Large / Laser Interferometer Space Antenna, mission searching for gravitational waves LSE Laboratory Support Equipment MELFI Minus Eighty Degree Frieezer MEO Medium Earth Orbit. 10.000 – 20.000 km MEO Medium Earth Orbit MER Mars Exploration Rover METOP Meteorological Operational Polar Satellite of EUMETSAT MFC Microgravity Facilities for COLUMBUS MORABA Mobile Raketenbasis (des DLR) MOU Memorandum of Understanding MPLS MultiProtocol Label Switching MSF Material Science Facility MSG Meteosat 2nd Generation MSL Material Science Laboratory

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MUSC Microgravity User Support Center (des DLR in Köln-Porz) NASDA National Space Development Agency of Japan OBP On Board Processing PCDF Protein Crystallisation Diagnostics Facility PKE Plasma-Kristall-Experiment PLUTO Planetary Underground Tool PPP Public Private Partnership Premier Programme de retour d’échantillons martiens et installation d’expériences en réseau PROTON-M russische Trägerrakete PWC PriceWaterhouseCoopers RA Radar Altimeter RLV Reusable Launch Vehicles ROSITA Röntgen Survey with an Imaging Telescope Array, on ISS ROTEX experimentelles Manipulatorsystem auf der Spacelab Mission D2 (1993) SAF Satellite Application Facilities SANTANA Smart Antenna Terminal (Vorhaben) SAR Synthetisches Apertur Radar SatNav Satellitennavigation SDO Solar Dynamics Observatory SEBA Space Exposure Biological Assembly SIRTF Space Infrared Telescope Facility, NASA SMALL Small Mission with A Lunar Lightcraft SMART Small Missions for Advanced Research in Technology SOFIA Stratosphere Observatory for Infrared Astronomy, IR / FIR -Astronomie vom Flugzeug SOL-ACES Solar EUV Spectrometer, Auto-Calibrating EUV/UV Spectrometers, I SPDM Special Purpose Dextrous Manipulator SQF Solidification and Quenching Furnace SRTM Shuttle Radar Topography Mission (Feb. 2000) STEP Satellite Test of Equivalence Principle (NASA) STEREO Solar Terrestrial Relations Observatory STF Signal Task Force (zu Galileo) STSP Solar Terrestrial Science Program S-UMTS Satellite UMTS TETRA nationales deutsches Programm „Technologien für zukünftige Raumtransportsysteme“ TETRA Technologien für zukünftige Raumtransportsysteme TPF Terrestrial Planet Finder UMTS Universal Mobile Telecommunications System UV ultra-violetter Bereich des elektromagnetischen Spektrums Vega Kleine europäische Trägerrakete (in Entwicklung) VIS für das menschliche Auge sichtbarer Bereich des elektromagnetischen Spektrums West/Web Multimedia Satellitensystem finanziert aus ARTES-3, Linie 3 WGL Wilhelm-Gottfried-Leibniz (WGL - Institute)

98 WRC World Radio Conference X-38 Wiedereintrittsdemonstrator (Prototyp des CRV) XMM Newton X-ray Multi Mirror Mission ZENIT-Sea- Gemeinschaftsunternehmen von US-, russischen und ukrainischen Firmen zur Vermarktung der Trä- Launch gerrakete ZENIT

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